Allgemeine Militär-Zeitung [45]

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Allgemeine

Militär

Zeitung.

-

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Herausgegeben

von

einer Gesellschaft

deutscher

Gffiziere und

Militärbeamten.

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HP

112

w Ally .

Fünfund vierzighter Jahrgang.

1870.

Mit drei lithographirten Karten.

Darmstadt & Leipzig.

Eduard

106

9

3ernin.

829 53.00/

20211

I

A.

Hauptblatt.

Auffäß e.

(Die Zahlen deuten auf die Nummern.)

Zum Neujahr 1870. 1. Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zer streute Gefecht. I. 1. 2. 3. 4. Skizzen über die Englische Armee. (Von einem früheren f. Groß britannischen Offizier.) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben , k. preußischem Generallieutenant. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Rückzug en échiquier. 3. Ueber Chiffreschrift. 3. Ein Darlehns-Fonds für Offiziere der norddeutschen Armee. 5. Reitende oder fahrende Jäger ? 6. Die Verwendung der Photographie zu militärischen Zwecken. 6. Der große König im großen Kriege (Ein Fragment). 7. 8. 9. Französisches Bulletin über den „ Sieg" Napoleons bei Leipzig . 8. Aphorismen über Ausbildung der Infanterie. ( Offener Brief eines Hergerlichen). 9. Das 50jährige Jubiläum des t. preußischen 34. , 37. und 40. Infanterieregiments. 10. 11. Die Bewaffnung der europäischen Heere im Jahre 1869. 10 . Zur Taktik der Zukunft. 11. 12. Das neue Militär - Erziehungs - System in Oesterreich und ſeine Gegner. I. 12. II . 13. Bemerkungen über die bayerische Armee. 13. Auch ein Wort über etn Darlehensionds für Offiziere der nord deutschen Bundesarmee. 14. Distanzschätzen oder = Messen ? Von Ernst von Paschwiß. 14. 15. Una encamisada" des 19. Jahrhunderts. 14. 15. Erinnerungen an das Gefecht von Laufach am 13. Juli 1866. 15. 16. Ein französisches Urtheil über die Herbstmanöver des 2. Armee corps der preußischen Armee. 15. Ein neuer Cavalleriesattel. 16. Die Subalternoffiziere. Ihre Stellung und ihr Beruf. (Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden.) 16. 17. 18. 19. Die Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny . Von Balduin Frhrn. v. Schele. 17. 18. Ein Wort über die Taktik der Artillerie. 17. 18. bayerische Armee seit 1866. 19. Die Die Einzelladungsgewehre von F. Betterli. 19. 20. Noch einmal der Darlehensfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee. 20. Militärische Zeitfragen in England. (Das Heerwesen und die Armeeorganisation . Das Militär-Budget und die Reductionen .

Die Mängel des Kaufsystems Das neue Artillerieweſen. Die Aussichten für die allgemeine Wehrpflicht.) 20. 21. 22. Die Verfassung der t. t . österreichischen Militärgrenze. 21. 22 . Historische Wahrheit. Von Arkolay. 21. Ueber Beförderungs -Verhältniſſe. 22 . Offiziers-Kleidungs Magazine. 22. Metz, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandſchaften in der Operationslinie Mainz Mannheim-Paris . Von Cardinal v. Widdern , t. preuß. Premier Lieutenant. 23. 24 25. 26. 27. Die Unteroffiziere. 23. Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. 23. 24. 25. 26. 27. 28. Ueber prismatisches Pulver und Hartgußgeschoffe . 24. Stehende Heere oder Milizeu ? Nach einem Votum des k. baye rischen Generalquartiermeiſters Generalmajors Grafen von Botbmer. 25. Die Eröffnung des Lagers von Chalons von 1870. 25 . Noch einmal die Offiziers -Kleidungs-Magazine. 26. Der Krieg in Paraguay. (Nach dem 99 Moniteur de l'armée" bearbeitet von v. S. ) 26. Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner hiſtoriſchen Entwicklung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. 27. 28. 29. 30. 31. 32. Die drei Cavalleriegefechte in der Schlacht bei Königgräß am 3. Juli 1866 28. Krieg oder Frieden ? 29. Das Festungswesen und die heutige Kriegführung. 29. 30. 31 . Militärische Reisebriefe aus Frankreich. I. Das Lager von St. Maur. 29. II. Die sociale Stellung des Offiziers . 30. 31. Der Ausbruch des Krieges. 30. Die französische Panzerflotte. 30. Die ersten Feindseligkeiten. 31. Fleischbrod für den Soldaten. Von Dr. A. Koch in Stuttgart. 31. 32. Die ersten Kriegsoperationen. 32. Die Verbindung der Waffen in der französischen Armee im Feld zug gegen Preußen 1806. 32. 33. 34. Militärische Reisebriefe aus Frankreich. III. Die Organisation der Armee. 32. 33. 34. IV. Allgemeine Betrachtung über Offi zier und Soldat. 35. Die ersten Kriegsentscheidungen. 33. Bericht des Generals Frossard über den Angriff auf Saarbrücken am 2. August 1870. 33. Der erste Abschnitt des Krieges. 34. Das Treffen bei Saarbrücken am 6. Auguſt 1870. (Mit einer Terrainskizze.) 34.

Das Gefecht bei Saarbrücken am 2. August 1870. 34. Der Beginn der Entscheidung . 35. Uebersicht der Schlachten 2c. zwischen den Deutschen und Franzosen in den Jahren 1792, 1793 und 1794. 35. Die Barbarei in europäischen Kriegen. 35. Der Fortgang der Kriegsoperationen. 36. Die Kämpfe bei Metz am 14., 16. und 18. August. (Mit einer Specialfarte.) 36. 37. Die großen Offiziersverluste in den Kriegen der Neuzeit. 36. Militärische Briefe vom Kriegsschauplatz. I. 36. II . 37. III . IV. 38. V. VI. 39. VII , VIII . 40. IX. 41. X. XI. 42. XII . XIII, 43. XIV. 44. XV . 45. XVI . XVII . 46. 47. XVIII. 48. 49. 50. XIX. XX. 50 51. XXI. 51. 52. XXII, 52. Der zweite Abschnitt des Krieges. 37. Die Befestigung von Paris. 37. Die Vorbereitung der Krists. 38. Die einzelnen Truppenkörper der deutschen Armeen im Kriege von 1870. (Bis zum Abschluß der Capitulation von Sedan.) 38. 39. Ueber Kriegs-Gesundheitspflege. 38. 39. Ein neues Stadium der Kriegsoperationen . 39 . Der dritte Abschnitt des Krieges . 40 . Die Mitrailleusen. 40 Die Erbswurst als Mundverpflegung im Kriege. 40. Das Hinausziehen der Kriegsoperationen . 41. Die deutsche und die französische Kriegskunst. (Von einem f. f. Stabsoffizier.) 41. Das französische Kriegsmaterial. 41 .

Das Zeltbaradenlazareth im Großherzoglichen Hof-Orangeriegarten bei Darmstadt. 41. Die Vermehrung der Kriegsschaupläge 42. Die Schlacht bei Sedan. (Mit einer Specialfarte ) 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. Ist den bedeutenden Offiziersverlusten im Kriege vorzubeugen ? Erwiederung auf den Aufſatz in Nr. 36 der Allg. Mil. -Ztg . 42. Das Herannahen der Krisis. 43. Die Krisis. 44. Die Belagerung von Paris. (Beurtheilt von einem Offizier der Armee von Paris.) 44. 45 . Der vierte Abschnitt des Krieges . 45. Der Beginn des letzten Actes des Krieges. 46. Der neue Fortgang der Kriegsoperationen. 47 . Der Beginn neuer Entscheidungskämpfe . 48. Erwiederung auf einen Artikel in Nr. 46 der Allg. Mil.-Ztg. von General Coffinières de Nordec. 48 . Die letzten feindlichen Widerstandsversuche. 49. Die deutsche Kriegführung von 1870. (Von einem kaiſerlich ruſſi schen Offizier ) 49. 50. Die Niederlage der feindlichen Offensivstöße. 50. Die Fortsetzung der feindlichen Niederlage. 51. Einige Bemerkungen über die deutsche und französische Krieg : führung. 51. Der Stand des Krieges am Jahresschluß. 52. Ueber die Verwendung der Cavallerie, namentlich der bayerischen, im deutsch-französischen Kriege. 52.

Nachrichten.

Adjustirung. Desterreichische Monarchie 19. Adjustirungs - Vorschrift. Desterreichische Monarchie 21. Artillerie. Ein Wort über Taktik der A. 17. Desterreichische Monarchie 7. Preußen 11. 12. Schweiz 18. Auskunfts - Bureau. Heſſen 46. Ausrüstung . Großbritannien 3. Avancement. Preußen 15. Baden. Kammerverhandlungen über das Militär-Budget für 1870 und 1871 und über das Contingentsgesetz 1. Verstärkung von Rastatt 5. Errichtung einer Unteroffiziersschule in Ett lingen 16. Außerordentlicher Militärcredit für die Festung Rastatt 16. Neues Militär- Strafgesetzbuch 27. Bayern. Bemerkungen über die bayerische Armee 13. Die t. bayerische Armee ſeit 1866 19. Ueber die Verwendung der Cavallerie, namentlich der bayerischen , im deutsch-franzöfifchen Kriege 1870. 52. Errichtung von Intendanturen und Corps Kriegskassen 1. Verordnung, die Unterstützung aus den Mili tär-Unterstützungsfonds betr. 1. Der neue militärwissenschaft liche Cursus der Kriegsschule 2 Schießprämien für Linie und Landwehr 3. Aversionalbeiträge für die Unterhaltung der Gesetz Musik- Instrumente der Infanterie und Jäger 3. entwurf, einen Credit für außerordentliche Militärbedürfniſſe betreffend 7. Neue Vorschriften für die militärischen Ehren gerichte 9. Personalchronik : Major Graf von Seinsheim †. 12. Kammer-Verhandlungen über den Gesetzentwurf, betreffend die außerordentlichen Militärbedürfnisse 15. Das Votum des Generalquartiermeisters Grafen von Bothmer über die Militär frage 23. Das Kolb'sche Referat über das Militärbudget 25. 26. Versuche mit Kugelspritzen 40 Befestigungswesen. Dänemark 29. Niederlande 20. 24. Preußen 5.

Belagerungs- Uebung. Desterreichiſche Monarchie 21. Preu Ben 9. Belgien. Gesetzentwurf, einen außerordentlichen Militärcredit von ca. 2 Millionen betr. 36 . Bewaffnung , die , der europäischen Heere im Jahr 1869 10. Oesterreichiste Monarchie 19. Rußland 27. Schweiz 15. Blücher, die Rettung des Fürsten B. in der Schlacht bei Ligny Von B. Frhrn. v. Stele 17. 18. Braunschweig. Aufbebung des Kriegs- Collegiums 3. Briefe , militärische vom Kriegsschauplatz I. 36. II . 37. III . IV . 38. V. VI. 39. VII. VIII. 40. IX. 41. X. XI. 42. XII, XIII. 43. XIV. 44. XV. 45. XVI, XVII. 46. 47. XVIII . 48. 49. 50. XIX. 50. 51 XX. 50. XXI. 51. 52. XXII, 52. Bulletin, französisches , über den „ Sieg“ Napoleons bei Leip zig 8. Capitulationen , die, der neueren Geschichte 39 . Cavallerie. Ueber die Verwendung der C. , namentlich der bayerischen, im deutsch französischen Kriege 52. Schweiz 15. Cavallerie - Sattel , des Herrn Schmidt in Kiel 16. 24 Cavallerie - Verein. Schweiz 15. Chalons, die Eröffnung des Lagers von C. von 1870 25. Chiffreschrift , über C. 3. Commissionen , wissenschaftliche. Desterreichische Monarchie 13. 19. Rußland 52. Dänemark. Außerordentlicher Militärcredit 1. Beabsichtigte Errichtung einer Torpedo-Compagnie beim Ingenieurbataillon 16. Verhandlungen des Volksthing über die Anschaffung von gezogenen Geschüßen für die Seeforts und Torpedos 19. Per sonalchronik: Generallieutenant von Lüttichau †. 21 . Das Lager bei Hald 27. 200jährige Jubiläumsfeier des 4. Dra

gonerregiments 27. Beabsichtigte Befestigung Kopenhagens auf ter Landseite 29. Babsichtigte Reorganisation der Militär strafgesetzgebung 44. Darlehns - Fonds , ein, für Offiziere der norddeutschen Armee 5. Auch ein Wort über einen Darlehnsfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee 14. Noch einmal der Darlehnsfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee 20. Denkmal. Preußen 5. 28. Dermbach, das Gefecht von D. , dargestellt von A. v . Goeben 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Distanzschäßen oder Meſſen ? von E. v. Paschwitz 14. 15.

Ehrengericht . Bayern 9 . E i ſe n bahn - Abtheilung . Preußen 15 . Eisschuh. Preußen 11. Encamisada , una. des 19. Jahrhunderts 14. 15. Erbs wurst , die, als Mundverpflegung im Kriege 40. Erfindungen , militärische. Großbritannien 26. Exerciren , das , der preußischen Infanterie, nach seiner histo rischen Entwicklung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt 27. 28. 29. 30. 31. 32. Exercir Reglement. Schweiz 18. Festungen und Festungsbauten. Baden 5. 16. Däne mark 29. Preußen 17. Festungswesen , das, und die heutige Kriegführung . 29. 30. 31. Fleischbrod für den Soldaten. Von Dr. A. Koch 31. 32. Frankreich. Militärische Reisebriefe aus Frankreich. 1. Das Lager von St. Maur_29, II. Die sociale Stellung des Offis ziers 30. III. Die Organiſation der franzöſiſchen Armee 32. 33. 34. IV. Allgemeine Betrachtungen über Offizier und Soldat 35 Die französische Panzerflotte 30. 31. Die Verbindung der Waffen in der französischen Armee im Feldzuge gegen Preußen 1806 32. 33. 34. Die Befestigung von Paris 37. Errichtung einer Detation für Soldaten der Republik und des ersten Kaiserreichs 1. Das Exposé de la situa tion de l'empire für 1869 4. Personalchronik : Marschall Regnault de Saint- Jean d'Angely †. 7. Der „ Constitutionel" über die Armeeorganiſation 10. Die Reduction des Jahres: contingents von 100,000 auf 90,000 Mann 11. Capitän Bourelly's Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde 13. Die diesjährigen Lagerübungen 14. Capitän Bourelly's zweiter Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde 22. General Leboeuf über die strategische Bedeutung der Gotthard bahn 27. Vortrag des Stabsarztes Dr. Morache über die Er nährung des Soldaten 30. Kaiserliches Decret, die Errichtung von vierten Bataillonen und einem Depot bei den 100 Linien Infanterieregimentern betr. 31.

Heere und Milizen 46. 47. Der Times- Correspondent Ruſſel über die Feldartillerie 46. 47. Das Thurmschiff „Captain“, Green's neues Hinterladungsgewehr 48. Einführung der Mitrailleuse 51. Die Henry-Martini- Büchse 51 . Heerwesen. Baden 1. Frankreich 4. Italien 47. Nieder lande 20 24. Desterreichische Monarchie 21. Rußland 8. Schweiz 21. Spanien 2. Württemberg 17. 20. Henry - Martini - Büchſe. Großbritannien 51 . Hessen Errichtung eines Auskunftsbureau über verwundete oder kranke Soldaten 46. Stiftung eines Militär - Sanitäts kreuzes, sowie eines Militär-Verdienstkreuzes 51. Hinterladungs - Geschüße. Desterreichische Monarchie 24. Preußen 12. Hinterladungs - Gewehre. Großbritannien 48. 51. Preu Ben 48. Rußland 27.

Jäger , reitende oder fahrende ? 6. Preußen 47. Infanterie. Aphorismen über Ausbildung der 3. 9. Frank retch 31 . Intendanturen. Bayern 1 Italien. Ergebnisse des Preisausschreibens für die besten Unter richtsbücher in Regimentsschulen 17. Beabsichtigte Reformen in der Armee 47. Jubiläum. Das 50 jährige J. des t. preuß. 34., 37. u . 40. Infanterie - Regiments 10. 11. Dänemark 27. Preußen 9. 11. 28.

Kanonen. Preußen 20. She. auch Geſchüße. Kartätschen. Desterreichische Monarchie 36. Königgräß , die 3 Gavallerie- Gefechte bei K. am 3. Juli 1866 28. Kreuz , eisernes . Preußen 31. Krieg , der , von 1870. Krieg oter Frieden ? 29. Der Aus bruch des Krieges 30. Die ersten Feindseligkeiten 31. Die ersten Kriegsoperationen 32. Die ersten Kriegsentscheidungen 33. Der erste Abschnitt des Krieges 34. Der Beginn der Entscheidung 35. Der Fortgang der Kriegsoperationen 36 . Der zweite Abschnitt des Krieges 37. Die Vorbereitung der Krisis 38. Ein neues Stadium der Kriegsoperationen 39. Der dritte Abschnitt des Krieges 40. Das Hinausziehen der Kriegs operationen 41. Die Vermehrung der Kriegsschaupläge 42 . Das Herannahen der Krisis 43. Die Krisis 44. Der vierte Abschnitt des Krieges 45. Der Beginn des letzten Acts des Krieges 46. Der neue Fortgang der Kriegsoperationen 47. Der Beginn neuer Entscheidungskämpfe 48. Die letzten feind lichen Widerstandsversuche 49. Die Niederlage der_feindlichen Offensivstöße 50. Die Fortsetzung der feindlichen Niederlagen 51. Der Stand des Krieges am Fahresſchluß 52. She auch Met, Saarbrücken , Sedan. Kriegführung , die deutsche , von 1870 49. 50. Einige Be: merkungen über die deutsche und französische K. 51 . Kriegs - Akademie. Preußen 1. Schweden und Norwegen 5. 49. Kriegs - Cassen. Bayern 1 . Kriegs - Collegium. Braunschweig 3. Kriegs - Gesundheitspflege 38. 39. Kriegs - Kunst , die deutsche und französische, 41. K g 8- Material , das franzöſiſche 41 . Kriegsschulen. Bayern 3. Preußen 18. Kugelsprize. Bayern 40. She. auch Mitrailleuse.

Gage. Desterreichische Monarchie 3. Garde. Preußen 27. Gebirgsbatterien. Desterreichische Monarchie 7. Geschütze . Dänemark 19. Deſterreichiſche Monarchie 13. Preu Ben 12. Schweiz 18. Gewehre. Desterreichische Monarchie 7. Shweiz 18. She, auch Hinterladungsgewehre. Gotthard # Bahn. Frankreich 27 . Großbritannien. Skizzen über die englische Armee. (Von einem früheren f. großbritannischen Offizier) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10 11 12. 13. Militärische Zeitsragen in England 20 21 22. Neues Infanterie-Ausrüstungssystem des Oberst Carter 3. Bau eines neuen Panzerwidders „ Rupert" 3. Per ſonalchronik : General Sir de Lacy Evans + 6. Neue Straf Lager. Dänemark 27. Frankreich 14. Desterreichische Monarchie 9. She and Chalons. bestimmungen gegen Trunkenheit 9 Das Militär- und Marine i Budget 10. Neue Verbesserungen der Moncrieff-Laffette 16. Landwehr. Oesterreichische Monarchie 24. Belohnungen für militärische Erfindungen 26 Versuche mit Laufach , Erinnerungen an das Gefecht von L. am 13. Juli 1856 15. 16. Luftballons 40. Versuche mit Torpedos 44. Das Urtheil der Lazarethwesen. Preußen 37. 38. Engländer über den deutsch-franzöſiſchen Krieg 46. 47. Stehende

Lebensmittel - Conserven. Preußen 17. Luftballon. Großbritannien 40.

Marine. Preußen 5. 6. Marine- Offiziers - Aspiranten. Preußen 18. Marine- Budget. Großbritannien 10. Metermaß. Preußen 7. 9. 43. 52. Meß , die Mosel- und Saarlinie. Von Cardinal von Widdern , Premierlieutenant . 23 24. 25. 26. 27. Die Kämpfe bei Metz am 14., 16. und 18. August 1870. ( Mit einer Specialkarte.) 36. 37. Militär - Bildungswesen und Bildungsanstalten. Bayern 3. Preußen 1. 18. Militär - Budget. Baden 1. 16. Bayern 7. 15. 25. Belgien 36. Dänemark 1. Großbritannien 10. Desterreichische Mo narchie 3. Schweden und Norwegen 8. Schweiz 18. Militär - Dotation. Frankreich 1 . Militär - Erzi e h u n g 8 - Syſtem , das neue , in Deſterreich I. 12. II. 13. Militär- Etablissements. Preußen 15. Militär - Etat. Preußen 22. Militär- Journalistik. Desterreichische Monarchie 19. 21. Militär Lebensversicherungs - Gesellschaft. Preu Ben 9. Militär - Musik. Bayern 3. Militär - Sanitätsfrenz. Heffen 51 . Militär - Strafen. Großbritannien 9. Militär Strafgesetzbuch. Baden 27. Dänemark 44. Militär - Unterſtüßungs - Fonds. Bayern 1 . Militär - Verdienstkreuz. Hessen 51 . Mitizen. Großbritannien 46. Mitrailleusen , die , 40. Großbritannien 51. She. auch Moncrieff-Laffete.

Großbritannien 16.

Neujahr , zum 1. Niederlande. Neuer Landesvertheidigungs- und Befestigungs plan 20. Der neue Landesvertheidigungsplan 24.

Offiziere. Deſterreichiſche Monarchie 3 Preußen 9. Offizier Kleidungs- Magazine 22. Noch einmal die D. 26. Offiziers - Verluste , die großen, in den Kriegen der Neuzeit 36. Ist den bedeutenden Offiziers-Verlusten im Kriege vorzu bengen ? 42. Organisation. Frankreich 10. , Schweiz 21. Württemberg 20. Desterreichische Monarchie Das neue Militär-Erziehungs System in Desterreich und seine Gegner 1. 12 II . 13. Die Verfassung der k. . Desterreichischen Militärgrenze 21. 22. Das Militär-Budget für 1871 3. Beabsichtigte Erhöhung der Gagen der Obersten und Oberstlieutenants 3. Veantragte Ein führung der Gebirgsbatterien für Gebirgsprovinzen 7. Be: währung der Wänzi- und Werndt-Gewehre 7. Militärwiſſen schaftlige Vorträge des Oberlieutenant Eschenbacher und des Oberst Fischer 8 Das Barackenlager für die Bocche di Cattaro 9. Militärwissenschaftliche Vorträge des Hauptmanns Kropat ſchek und des Hauptmanns Rußky 10. Personalchronik : General Fürst Schwarzenberg †. 12 Commission zur Prüfung der glatten und gezogenen Geschüße 13. Personalchronik: Feld marschall Heßt. 17. Die Schießversuche der Geschütz-Enquete Commiſſion 19. Menderung in der Bewaffnung und Adjusti rung der Armee 19. Sistirung des „Kamerad“ 19. Neue Adjustirungs Vorschrift für die Armee 21. Schießzversuche gegen Panzerplatten nach Thiele'schem und Krupp'ichem System 21. Bevorstehende Belagerungsübung bei Omüß 21. Gegen wärtiger Stand der Armee 21. Beschlagnahme der „Vedette" 21. Gegenwärtiger Stand der österreichisch-ungarischen Land chießversuche mit einem Hinterladungsmörjer , mit webr 24. Büchsenkartätschen und mit Lenk'schen Feldgeschützen mit Gegen

zügen 24. Anschaffung einer Heller'schen Hinterladungskauone 24. Die Schießversuche zur Feststellung der Leistungen der ge zogenen 4 und 8 Psünder 28. Personalchronit : Sectionschef Ritter von Streffleur † 29. Versuche mit Zelten französischer Construction im Lager von Bruck 33. Bevorstehende Schieß versuche mit Büchsenkartätschen 36. Personalchronik : General Major Grivicic t. 37. Die erste Ausbildung der Recruten 41 42 Vorträge des Wiener militärwissenschaftlichen Vereins im Wiener Militär- Caſino 49. 50.

P anzer = Geschüßstand. Preußen 2. 7. Panzer- Platten. Desterreichische Monarchie 21 . Panzer- Shiffe. Großbritannien 3. Preußen 6. Schweden und Norwegen 2 Paraguay, der Krieg in P. 26. Paris , die Befestigung von P 37. Die Belagerung von P. Peurtheilt von einem Offizier der Armee von Paris 44. Personalchronik. Bayern (Major Graf von Seinsheim) 12. Dänemark (Generallieutenant von Lüttichau 7. ) 21. Frank reich (Marschall Regnault de St. Jean d'Angely † ) 7. Groß britannien (General Sir de Lacy Evans †) 6. Desterreichische Monarchie (General Fürst Schwarzenberg † ) 12. (Feldmar ſchall Heß †) 17. (Sectionschef Ritter von Streffleur †) 29. (Generalmajor Grivicic ) 37. Preußen (Generallientenant Fischer Treuenfeld †) 30. Vereinigte Staaten von Nordamerika (Admiral Farragut †) 35. ( General Lee †) 43 . Photographie , die Anwendung der P. zu militärischen Zwecken 6. Präsenz - Zeit Baden 1. Preisfragen Italien 17. Schweden und Norwegen 5. Preußen. Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zerstreute Gefecht I. 1. 2. 3. 4. Ergebniß der letzten Aufnahmeprüfung für die Kriegs-Akademie und Ausschreiben der nächsten Prüfung 1. Das verbesserte Zündnadelgewehr 2. Schieß versuche mit dem Grüson'schen Panzergeschützstand 2. Die angeb= lichen Versuche mit einer Revolverkanone in Königsberg 4. Ein übung der Recruten 5. Die Celler Denkmals- Angelegenheit 5. Die Verbesserung des Dreyſe'ſchen Zündnadelgewehrs 5. Thätig keit im Marinewesen 5. Die Befestigungsanlagen bei Cuxhaven 5. Die Indienststellung des norddeutſchen Panzergeſchwaders 6. Einführung des metrischen Maßzes in der Militär-Technik 7. Eröffnung der neuen Session des Reichstags 9. Festungs- und Belagerungsübungen 9. Anwendung des Metermaßes bei den Bauprojecten der Militärverwaltung 9. Der Plan einer Lebens versicherungsgesellschaft für Offiziere 9. Die 50jährige Jubiläums feier der Militär-Literatur- Zeitung 9. 11. Die Einstellung der Administrations-Fuhrwerke C/69 in den 4pfünd. Batterien, sowie der Munitionswagen C/64 11. Bremsvorrichtungen , Knebeltaue 11. Versuche mit einem Eisſchuh 11. Bevorſtehende Veränderungen in der Benennung der Geschütze und Geschosse 12. Verbesserungen des ſchweren Hinterladers 12. Die Feuergeschwindigkeit der Hinter Ladungsgeschütze 12. Bevorstehende Einführung eines kurzen 24-Pfünders in der Festungsartillerie 12. Die dießjährigen Truppenübungen 14. Versuche mit den beiden Modellen ab geänderter Zündnadelgewehre 14 Die Stimmung der nord schleswig'schen Soldaten 14. Bevorstehendes Militär-Avance ment 15. Errichtung einer Feldtelegraphen- und Eisenbahn. Abtheilung in Berlin 15. Vermehrung der Militär-Etabliſſe ments in Spandau 15. Wiedereinführung der Shrapnels in der Feldartillerie 15. Das aptirte Zündnadelgewehr 16. Die beabsichtigten Erweiterungen der Festungswerke von Mainz und Cöln 17. Bevorstehende Versuche mit Lebensmittel- Conserven 17. Der Zudrang zu den Kriegsschulen 18. Die Ausbildung der Seeoffiziers Aspiranten 18. Die gezogene kurze 15 cm. Kanone 20. Der Militäretat des norddeutschen Bundes 22. Die Schrift des Ausschusses des Verbandes norddeutscher Festungsstädte über das Rayongesetz 22. Bevorstehende Säcu larfeier der Geburt des Königs Friedrich Wilhelm III. 22. Bestimmungen über die Entlassung der Reserven und die Einstellung der Recruten 26. Die Ausbildung der Gardetruppen -

27. Die bevorstehenden Neuwahlen zum preußischen Landtage und norddeutschen Reichstage 28. Die Säcularfeier des Ge burtstags des Königs Friedrich Wilhelm III. 28. Das Sieges: denkmal auf dem Königsplatz 28. Personalchronik : General lieutenant von Fischer Treuenfeid † 30. Cabinetsordre , die Wiedereinführung des Ordens des eisernen Kreuzes betreffend 31. Das Lazarethwesen 37. 38. Einführung des Metersystems bei Messung der Recruten von 1871 43. Neuer Raketen-Tele graph des Capitäne Papasy 44. Formation des 1. Reserve : Jägerbataillons 47. Vorschlag der Umwandlung der erbeuteten Chaffepot Gewehre nach dem Beaumont-System 48. Die An wendung des Metermaßes bei dem Militär-Ersatz-Geschäft 52. Pulver, über prismatisches P. und Hartgußgeschosse 24.

Rateten Telegraph. Preußen 44. Rayon Gesetz Preußen 22. Recruten. Desterreichische Monarchie 41 42. Preußen 5. 26. 43. Reduction. Frankreich 11. Reformen. Italien 47. Rußland 52. Schweden und Nor= wegen 50. Repetir Gewehr. Schweiz 15. 19. Reserven. Preußen 26. Revolver - Kanonen. Preußen 4. Rüdzug en échiquier 3. Rußland. Gegenwärtiger Stand der Armee und des Heer wesens 8. Das dießjährige Uebungsgeschwader der Marine in der Ostsee 20. Gegenwärtiger Stand der Bewaffnung der Armee mit Hinterladern 27. Einsetzung zweier Commissionen zur Berathung einer neuen Armee-Organiſation 52.

Saarbrüden. Bericht des Generals Froſſard über den An griff auf S. am 2. August 1870 33. Das Gefecht bei S. am 2. August 1870 34. Das Treffen bei S. am 6. August 1870. (Mit Terrainsfizze) 34. Sachsen- Coburg - Gotha. Militärwissenschaftliche Vorträge 13. Schießprämien. Bayern 3. Schießversuche Desterreichische Monarchie 19. 21. 24. 28. Preußen 2. Schweiz 21. Schweden und Norwegen. Verhandlungen der Militär Gesellschaft über die Panzerschiffe 2. Preisfragen der triegs wissenschaftlichen Akademie für 1870 5. Das Militärbudget für 1870/71 8. Jahresfest der kriegswissenschaftlichen Akademie 49. Beabsichtigte Reorganisation der Armee 50.

Schweiz. Bewaffnung der Cavallerie 15. Das neue Repetir gewehr 15. Cavallerie-Verein 15. Herabſeßung des eidgenösst schen Militärbudgets 18. Umänderung der Positionsgeschütze 18. Neue Exercirreglements 18. Umänderung von Vorder ladungsgewehren in Hinterlader 18. Die Fabrikation der neuen Repetirgewehre 19. Gegenwärtiger Stand des Bundes beeres 21. Beabsichtigte Aenderungen in der Militärorgani ſation 21. Schießübungen des Infanterievereins von Baſel 21 . Beschränkungen der Formalitäten der Dienstcorreſpondenz 21. Shrapnels. Preußen 15. Sedan, die Schlacht bei S. (Mit einer Specialkarte.) 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. Spanien. Geſetzentwurf, die Stärke der Armee pro 1870/71 betreffend 2. Subaltern - Offiziere , die, 16. 17. 18.

Tattit, zur, der Zukunft 11. 12. Telegraphen- Abtheilung . Preußen 15. Thurmschiffe. Großbritannien 46. 47 . Torpedos. Dänemark 19. Großbritannien 44. Torpedo ፡ Compagnie. Dänemark 16. Webungen. Preußen 14. She. auch Lager. Uebungs - Geschwader. Rußland 20. Unteroffiziere , die 23. Unteroffiziers - Schule. Baden 16.

Vereinigte Staaten von Nordamerika. Perjonal chronik: Admiral Farragut † 35. Personalchronit : General Lee 43. Versuche. Bayern 40. Großbritannien 40. 44. Desterreichische Monarchie 33. 36. Preußen 11. 14. 17. Vetterli Gewehr , das. 19. 20. Vorträge , militärwiſſenſchaftliche. Coburg Gotha 13. Frank reich 13 22. 30. Desterreichische Monarchie 8. 10. 49. 50.

Württemberg. Die neue Organisation des Truppencorps 17. Beabsichtigte Veränderungen in der Organisation der Armee 20.

Zelte. Desterreichische Monarchie 33 . Zelt Baraden - Lazareth , das , im Großherzoglichen Hof Orangeriegarten bei Darmstadt 41. Zündnadelgewehr . Preußen 2. 5. 14. 16.

1

B.

Titeraturblatt.

Verzeichniß der angezeigten Schriften, Karten und literarischen Nachrichten.

Abänderungen zu der Dienſtvorschrift für die Unteroffiziere der t. preuß. Artillerie. 35. Althaus , she Carlyle. Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte von J. v. H(ardegg). 2. Aufl. 9 Lfg. 1. 10. Lig . 36. 37. Antheil , der , des zweiten Magdeburgiſchen Füsilier-Regiments Nr. 36 an den Kämpfen von Met. 45. Arkolay. Myſterien der Artillerie. Zweite Auflage. 21. 22 . 23. Ausin , Horn , Macher , Reiser , Veith u. Weißmann, die Elemente der Kriegs- und Militär - Dienſt - Wiſſenſchaften. 1. Thl. 1. und 2. Lig . 5. d'Auvergne , le Prince Eduard de la Tour, Waterloo. 38.

Barre - Duparcq , Ed . de la. Das Glück im Kriege . Aus dem Französ. von Karl Edler von Gebler. 30. Bazaine , Marschall , Summarischer. Bericht über die Opera tionen der Rhein Armee vom 13 August bis 29. October 1870. Aus dem Französischen von Mels. 51. 52. Besser , L. v , Cavalleristische - Mosaiken. 28. Bismarc N Bohlen. Ueber die Aufgaben und Verwendung der Reiterei im Kriege Vortrag . 28. Böch , R., des deutschen Volks Žahl und Sprachgebiet in den europäischen Staaten. 38 39. Borman, Nouvel obus pour bouches à feu rayées . 7. Boulangé , P. Le, Description et Emploi du Chronographe Le Boulangé. 5. Brialmont, A.. Traité de fortification polygonale . 2 tomes. 33. 34. 35. Briefe , militärische, an den Herrn Abgeordneten Kelb. 29.

Campagne de 1870. 48. 49. Erwiederung auf die Kritik dieser Schrift 50. Carlyle , Th., Geschichte Friedrichs II . von Preußen , genannt Friedrich der Große. Deutsch von 3. Neuberg , fortgesezt von Friedrich Althaus 5. u . 6. Bd . 3 4. Cavallerie frage , die, in Süddeutschland. 31 . Chesney , Ch. C., Waterloo = Vorlesungen. Zweite Auflage . 2. Conférences militaires. No. 1-15 . 14. 15. 16. 17. 18. 19. Cornaro , L. v . Strategische Betrachtungen über den Krieg im Jahr 1812 48. Crousaz, A. v ., das Exerciren der Infanterie des norddeutschen Bundesheeres , wie es jetzt ist. 4. Aufl 44. der Landwehrdienst des preußischen und norddeutschen Heeres. 46.

Denison , G. T. jun. , die Cavallerie nach dem Geiste der jetzigen Kriegführung . Aus dem Engl. von E. v. Xylander. 39. Directiven für die Schießzübungen der Artillerie-Brigaden. 26. Dommalen , G. F. von, Essai sur les moyens de transport et de secours en général etc. 32. Doppelmair , C. v. , die preussischen Hinterladungs - Ge schütze grossen Calibers aus Gussstahl etc. 12. 13. Dudik , Dr. B. , Erinnerungen aus dem Feldzuge 1866 in Italien. 1. Dürr, L., Zweck und Anwendung des Charto-Meter. 42.

Erhard , A.. Kriegsgeschichte von Bayern , Franken , Pfalz und Schwaben von der ältesten Zeit bis 1273. 34. Esmarch , Dr. F , der erste Verband auf dem Schlachtfelde.. 12. Zweite Auflage 35. Euphrat - Bahn , die, von einem f. t. Offizier. 8.

Fontane, Th. , der deutsche Krieg von 1866. 1. Bd. Der Feldzug in Böhmen und Mähren. 1. Halbband . 2. 1. Bd . 2. Hlbd. 43. Fragmente , taktische, von H. G. 6.

Gebler , she. Barre- Duparcq. Gefecht , das , der combinirten Brigade von einem deutschen Offizier. 39 Gesetze , die , und Miniſterial: Erlaſſe , betreffend das Vorspann wesen im Frieden und Kriege. 3. Goeben , A. v , das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. 24. Graser , B. von, Norddeutschlands Heeresmacht. 37. Großmann , J., des Grajen Ernst von Mansfeld lezte Pläne und Thaten. 37. Gurlt, Dr. E., der internationale Schuß der im Felde ver wundeten und e krankten Krieger und die freiwillige Kriegs krankenpflege in Preußen. 6.

Handbuch für Reserve- und Landwehr- Cavallerie-Offiziere. 28 . Hand- und Taschenbuch für Offiziere der preuß. Feld-Artillerie. Zweite Auflage. 10. Hardegg . 3. v. , she. Anleitung . Heilmann , J. , Kriegsgeschichte von Bayern , Franken , Pfalz und Schwaben von 1501-1651 . 2. Bd . 2. Abth. 17.

Helfert , 3. A. Frhr. , Geschichte Desterreichs vom Ausgange des Wiener October - Aufstandes 1848. II. Revolution und Reaction im Spätjahre 1848. 39. Helmuth , A. , Geschichte der letztvergangenen vier Jahre des 2. Magdeb. Infanterie-Regiments Nr. 27. 11 . Hermann , Dr. A. G., Compendium der Kriegs -Chirurgie. 9. Hozier, G. M., der britische Feldzug nach Abessinien. Autori sirte Uebersetzung. 47.

Paris. L'art naval à l'exposition universelle de Paris en 1867. 22. Perizonius , H. Tattit. 3. Aufl. 25. 26. Peter, Heinrich , der Krieg des grossen Kurfürsten gegen Frankreich von 1672-75. 42. 43. Pfister , R., Monstre- Geschütze der Vorzeit. 32. Pontonier- Exercir , tgl. preuß. und Dienst-Reglement. 19. Pontonier- Exercir- , königlich preußisches , und Dienſt Reglement. Erster, vierter und fünfter Abschnitt . 40.

Janto , W. Edler von, Laudons Leben. 8. 9. Infanterie, über die preußische 1869. 11 . Instruction für den Führer einer Munitionscolonne.

Quistorp , B. v. Der grosse Cavalleriekampf bei Stresetitz in der Schlacht von Königgrätz. 50.

37 .

Karten, über , und Pläne und deren Werth für die f. f. Truppenoffiziere. 50. 51. 52. Keranstret , Mr. de, Taktik für Widderschiffe. Aus dem Französischen von Dittmer. 45. Knorr, E., der Feldzug des Jahres 1866 in West- und Süd deutschland. 2. Bd. 2. Abth. 18. Kosch, Geschichte des Hohenzollernschen Füsilier - Regiments Nr. 40. 15. 16. Krane, Fr. v., Anleitung zur Ausbildung der Cavallerie - Re monten. 8. 9. Krieg , der, von vormals und heute von C. v . H. und H. W. 2. Aufl. 19. 33. Kummer, v., Grundzüge der Heeres-Organisation in Dester reich-Ungarn , Rußland , Italien , Frankreich und Deutschland. 16. 31. 32. 33. Kurz, she. Napoleon's Correspondenz. Kuzmany, she. Semecin. L., R., die Artillerie im Brucker Lager 1869. 41 . Lecomte , F. , études d'histoire militaire. 1. vol. 30. Leithner , A., Wehr-Katechismus. 27 . Lüdinghausen gen. Wolff, Ferd. Bar. von, die Ausbildung und Taktik der französischen Armee. 34. Majendic , Vivian Dering and C. Orde Browne , Military breech-loading-rifles . 21 . Marx , F., die praktischen Aufgaben der Humanität im Krieg und Frieden. 51. Meinece , Frankreichs Militär - Bildungs - Anstalten und seine technischen Justitute. 4. Mels , she. Bazaine. - she. Ursachen der Capitulation von Sedan. Mercer , Cavalie, Journal of the Waterloo- Campaign . 19. Meynert , Dr. H. , Geschichte des Kriegswesens und der Heeresverfassungen in Europa, 1. Bd . 5. 2. und 3. Bd. 27. 28. Napoleons I., ausgewählte Correspondenz. Aus dem Französ. von Heinr. Kurz 2. und 3. Bd . 26. Nahmer , G. E. v. , Georg Christoph von Nazmer, Chef der weißen Husaren. 41 .

Oden she. Tackels. Oesterreichs Kämpfe im Jahre 1866, bearbeitet durch das k. k. Generalstabs - Bureau für Kriegsgesch. V. Bd . 20. 21. 22. Orientirung , zur, über die französische Armee. 34. Orléans , Robert d ' , un visite à quelques champs de bataille de la vallée du Rhin. 10. Orleans , R. d' , Ein Besuch auf einigen Schlachtfeldern des Rheinthales. Autor. Uebersetzung v. Gradlinger. 10. P., C. v . die Europäischen Heere .

40 .

Ranke , L. v., Geschichte Wallensteins . 2. Aufl. 14. Rathgeber für die Offiziere des Beurlaubtenstandes aller Waffen von H. G. 32. Ravn , J. T. Fremstilling af Krigs begivenhederne paa Als fra den 18. April til den 1. Juli 1864. 29. Rees , A. van, Erinnerungen aus der Laufbahn eines indischen Offiziers. Aus dem Holländischen von W. Berg 1. Serte. 1. u. 2. Thl. 23. Réglement sur le service des bouches à feu , approuvé par le ministre de la guerre le 17. Avril 1869. 20. Reibniz , Frhr. v., Mittheilungen aus den erften fünfzig Jahren des westphäl. Füsilier-Regiments Nr. 37. 15. 16. Reitinstitut, ein, für die Cavallerie von F. v. K. 20. Reuß , L. , der Dienst einer Batterie im Kriege. I. und II . Theil. 1. Riese , A. Die dreitägige Schlacht bei Warschau 28.--- 30. Juli 1656. 13 Rose , Dr. Edm. Das Krankenzerstreuungssystem. 2. Aufl . 31. Rothstein , H. Leitfaden zur Instruction der Lehrergehülfen für die gymnaſtiſchen Uebungen 2c. neu bearbeitet v. Stocken. 3. Aufl. 38. Rückblicke , praktische, auf den Feldzug von 1866. 7. 24. Rüffer, E. Die Strategen und die Strategie der neuesten Zeit. 6. 7. Rußlands Heeresmacht, ihre Neugestaltung und politiſche Be deutung von ***. 10. 11. Salis , C. Frhr. v. , Taktik der drei Waffen . 2. Aufl. 25. 26. Sarauw , C. v. , Russlands commercielle Mission in Mittel asien. 50. Schellendorff , Bronsart von . Ein Rückblick auf die „tafti schen Rückblicke" und Entgegnung auf die Schrift : „ über die preußische Infanterie 1869". 2. Aufl. 20. Schmidt , A. Elsaß und Lothringen. 3. Auflage. 44. 45. 46. 47. Semedin, L. Verträge über Seetaktik nud Evolutione zur See gehalten. Aus dem Russischen von K. Kuzmany. 47. Sentrup , J., der Fourieroffizier. 3. Stizze, genetische , des Lehrstoffs für den Unterricht in der Fortification auf den könig Kriegsschulen. 15. Specht , F. A. K. v . , Geſchichte der Waffen. 3 4. 5. Lfg. 25. Stocken , Uebungs-Tabellen für den systematischen Betrieb der Militär- Gymnastik. 7. Aufl. 38. Strauß, Dr. F. A., Heerpredigten 18. 2. Aufl. 49.

Zadels, C. 3. , Kriegsfeuerwaffen . Aus dem Franzöfifchen von Oden. 24. Taubert. Der Gebrauch der Artillerie im Feldkriege. 27. 28. Troschke , Th. Frhr. v. Die Militär- Literatur seit den Be freiungskriegen 12. Trotha , F. v. Anleitung zum Gebrauch des Kriegsspiel Apparates zur Darstellung von Gefechtsbildern . (Antikritik ) 13. 14.

Ursachen, die, der Capitulation von Sedan. Aus dem Fran. zösischen von A. Mels. 48. 49. Usinger, R. Die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich . 48 Xylander she. Denison .

Vandevelde. La tactique appliquée au terrain . Tome premier. 2 3. Vernois , J. v. Verdy du, Studien über die Truppenführung. Erstes Heft. 29. 37. Berordnungen über die Ausbildung der Truppen für den Felddienst 2c. 36. Vivenot , Dr. Alfr. Ritter v. , Korssakoff und die Betheiligung der Russen an der Schlacht bei Zürich am 25. und 26. September 1799. 25.

W., A. L. Der Feldzug am Mittelrhein in den Monaten Mai , Juni und Juli 1794. 35. Wagner, R. 1 rundriss der Fortification. 30 . Waldstätten , J. Bar v. Die Terrainlehre. 2. Aufl. 4 . Die Taktik. 3. Aufl 25. 26 . Walleiser , die kgl. Militär- Schießſchule in Spandau. 17. Weber , Dr. K. v. Moritz Graf von Sachſen, Marschall von Frankreich. Volksausgabe. 36. Widdern , Cardinal G. v. Der Rhein und die Rheinfeld züge. 10 Wiest, G Unterhaltungsstunden über Feldwache - Patrouillen, Marschsicherung 2c. 2. Aufl 46. Wille, Ueber das Einheitsgeschütz der Feldartillerie. 31. 32 . Wolfi , sbe. Lüdinghausen. Wolfrum , B. Anleitung zum Studium der Militär - Geo graphie und zur militärischen Länderbeschreibung. 42. 43. Würdinger, J. Kriegsgeschichte von Bayern , Franken , Pfalz und Schwaben von 1347-1506 . 2. Bd . 23.

Anciennetätsliste der Offiziere der norddeutschen Bundes armee , sowie der bayerischen , württembergischen und badischen Offiziere von G. W. 18. Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte von J. v. H(ardegg) . 26. Ansichten des Kriegsschauplaßes. Originalaufnahmen nach der Natur. Blatt 1-20. 47. Antheil des k. sächsischen Armeecorps am Feldzuge 1866 in Desterreich. Zweite Auflage. 1 .

Baden- Pritchard , H. Die Photographie in ihrer Anwen dung zu militärischen Zwecken. 5. Baldamus , E. Die Literatur des deutsch-französischen Krieges im Jahre 1870. 1. Abtblg. 38. Baldamus , E. Die literarischen Erscheinungen der letzten 5 Jahre 1865-1869 etc. 17. Barni , Jules , Napoleon 1. und ſein Geschichtsschreiber , deutſch von A. Ellissen 16 . Bazaine , Rapport du maréchal , Bataille de Rezonville le 16. Août 1870. 48 Beißte, Dr. H. Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813/1814 . Dritte Aufl 31 . Bewegung , die der Bevölkerung des preussischen Staates in den Jahren 1865, 66 and 67. 37. Borbstaedt , Geschichte des deutsch - franzöſiſchen Feldzugs im Jahre 1870. 38. Bosi , Pio, Dizionario storico biografico, topografico, militare d'Italia . 37 . Büchting , Ad . Bibliotheca militaris et hippologica etc. 4. Jahrg. 1869. 17.

Campaign , the, of August 1870. 46. Casse , A. du , le général Vandamme et sa correspondance. 26. Catalogue des cartes publiées par l'état-major général de la Russie. 22. Chenu , Dr. De la mortalité de l'armée . 17 . Chevalier , Emile L'histoire politique et militaire de la Prusse . 32 Chiala , L. Cenni storici sui preliminari della Guerra del 1 1866. 47. Conférences militaires belges . 1. série. 10. Conférences militaires, nouvelle partie. 29.

Dietz , F. Parade der Grossherzoglich Badischen Division vor Sr. Majestät dem König von Preussen in Carlsruhe am 21. September 1867. Photographirt von O. Albert. 36. Drapeau , le. 51 :

Eintheilung und Standquartiere der gesammten deutschen Armee 9 Ellissen , she. Barni. Erckmann - Chatrian , Le blocus , épisode de la fin de l'Empire. 6. édition. 9 .

Fadejew , die russische Kriegsmacht und Politik. 30. Franch and Prussian armies and the Campaign in France. 46. Franz II. , des Kaisers , Correspondenz mit seinen Feldherrn 1792--1801 . 10.

Gümer , C. v., she Lanfrey. Grenadier - Regimenter , die beiden k. sächsischen , erstes (Leib-) Grenadier-Regiment Nr . 100 und zweites Grenadier Regiment König Wilhelm von Preußen . 19. Grenzregulirung , zur französischen. 42. Handlingar . Kongl. Krigs Vetenkaps- Akademiens och Tids krift 1870. 17. Hardegg ) , 3. v., she. Anleitung. Hoffbauer , Th. Liederbuch für preußische Soldaten. 31 . Holland J. Trevenen and Henry Hozier. Record of the Expedition to Abyssinia . 25. Horschelt , Skizzen aus dem Kaukasus, Blatt Nr. 7. 34. Kamerad , der, österreichiſch-ungarische Wehrzeitung . 32. Kamerad , der deutsche. 51. Keisel, Cv Der Krieg Deutſchlands gegen Frankreich im Jahre 1870 38. Krieg , der deutsch-französische , im Jahre 1870 von H. v . B. 38. Kriegszeitung , herausgegeben von G. v. Glasenapp . 32 Kuhn , F. M. L. Frhr. v., der Gebirgskrieg . 41 .

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Militär - Zeitung , Neue , herausgegeben von Oberlieutenant Plaim. 45. Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie wesens . Erster Jahrgang. 1870. 16. Moltzheim , A. de. L'artillerie française. 22.

Napoléon I. , Correspondance.

28. Bd.

9.

Oesterreichs Kämpfe im Jahre 1866. 5. Bd . 9. Ordre de bataille , erste, der preußischen Armee gegen Frank reich. 46. Organ des Wiener militär-wissenschaftlichen Vereins. 43. Orleans , Herzog von , die französischen Feldzüge in Algerien von 1835-1848 . 14.

Bilbort. Das Werk des Herrn von Bismarck 1863-1866 , autorisirte deutsche Ausgabe. 18. Virchow, Gesundheitsregeln für die deutschen Soldaten im Felde. 37. Wanderungen , kritische und unkritische , über die Gefechts felder der preußischen Armee in Böhmen . 22. War, the, between France and Germany. 46. Weihe Einde , A. Frhr. v. Die historische Persönlichkeit des Max Piccolomini im Schillerschen Wallenstein 2c . 25. Zeitschrift, Desterreichische militärische, herausgegeben von V. R. v. Streffleur. 11. Jahrg . 2 .

* Petermann , Dr. A. Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt. 1870. 30. Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer An stalt etc. 16. Jahrgang. 10 .

Boech und Kiepert. Historische Karte von Elsaß und Loth ringen. 46.

Raumer , F. v. Hiſtoriſches Taschenbuch, fortgesetzt von W. H. Riehl. 41. Jahrg . 40.

Dänemark , topographische Karte des Königreichs , heraus gegeben von dem k, dänischen Generalstab. 36.

Schlachten album , deutsches. 48 . Smith , Samuel, The Franco-German war. 45. Stankope , C. Geſchichte Englands , umfaſſend die Zeit von der Regierung der Königin Anna bis zum Utrechter Frieden. 19. Stepanow und Grigoriew. Zum Andenken an das Jubi läum des kaiserlichen Ordens des heil. Märtyrers Siegbringers Georg. 5 . Techniker, der Militär- , Beiblatt der österreichisch-ungariſchen Wehrzeitung der Kamerad“ . 29. Trautenau , das Gefecht bei , dargestellt vom t. f. General ſtabe. 22. Troschke , Th. Frhr. v. Skizze der Militär- Literatur seit den Befreiungskriegen. 14. ――― Ernst Siegfried Mittler, Lebensbild. 26 .

Karte , Französische, für den Feldzug von 1870. 42 . Kriegsschauplah , Karten vom , 1870. 34.

Metz , Plan von, und Umgegend im Masstab von 1 : 50,000. 36.

Paris , Uebersichtsplan von " und Umgegend in 1 : 80,000. 41. Paris , Plan von, und Umgegend in 1 : 80,000 . 41 . Perthes , J., und Mey- Widmayer. Kriegskarten. 32. Schlachtfelder , die, des deutsch-französischen Krieges von 1870. 41.

Verzeichniß der angezeigten außerdeutschen Militärzeitschriften

Colburn's United Service Magazine and Naval and Military Journal. 1869, August 2. September 5. October 9. No vember 12. December 18. 1870, Januar 23. Februar 26. März 29. April 38. Mai 40. Juni 46. Juli 50. Handlingar , Kongl. Krigs - Vetenkaps - Akademiens och Tidskrift. 1869. Juli und August 6. September 7. Octo ber 10. November 15. December 19. 1870. Januar 24. Februar 27. März 34. April 42. Mai 44. Juni 47. Juli 49. August 52 Journal , Army and Navy ; Gazette of the regular and volunteer forces . 1869. Juli 1. August 3. September 8. October 11. November 13. December 18. 1870. Januar 22 Februar 26. März 30. April 43. Mai 46. Juni 50. Journal de l'armée belge. Recueil d'art , d'histoire et de sciences militaires 1869. August 3. September 5. October 11. November 15. December 19. 1870. Januar und Februar 33 März und April 35. Mai 43. Juni 45. Juli 48. August 51. Journal des sciences militaires des armées de ct de terre mer. 1869. August und September 7. |

Revue militaire française . 1869. Juli 1 . August 3. Sep tember 6. October 10. November 13. December 16 . 1870. Januar 21. Februar 25. März 28 . April 42. Mai & Juni 50. Revista militar. Periódico quinzenal. 1869. Juli 1. August 4. September 7. October 11 November 14. December 20. 1870. Januar 24 Februar 28. März 29 Rivista militare italiana. Raccolta mensile de scienza, arte e storia militare . 1869. Juli 2. August 4 September 8. October 11. November 14. December 20. 1870. Januar 24. Spectateur , le , militaire. Recueil de science , d'art et d'histoire militaires . 1869. August 2. September 5. Octo ber 9. November 12. December 16. 1870. Januar 21 . Februar 25. März 27. April 36. Mai 39. Juni 44. Spectator , de , militaire. Tijdskrift voor het Leger in Ne derland. 1869. August 4. September 6. October 10. November 15. December 19. 1870. Januar 23. Tidsskrift for Krigsväsen, udgivet af en Forening af Offi cerer. 1869. 5. Heft 20.

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Militärbibliographie.

Belgische. 5. 16. 21. 23. 45. Deutsche. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. Englische. 2. 4. 10. 11. 17. 19. 25. 27. 35. 43. 45. 46. 47.

Französische. 6. 8. 13. 20. 22. 26. 28. 29. 30. 32. 34. 35. 36. 43. 44. 48. Holländische. 1. 7. Italienische. 3. 12. 15. 18. 19. 20. 26. 41. 49. 52. Nordamerikanische. 2. 27. 36. 42. 43.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 1.

Jahrgang.

Darmstadt, 5. Januar.

1870.

Inhalt : Auffähe. Zum Neujahr 1870. Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zerstreute Gefecht. I. — Skizzen über die englische Armee. [ Von einem früheren k. großbritannischen Offizier.] Nachrichten. Preußen. Ergebniß der lezten Aufnahmeprüfung für die Kriegs-Akademie und Ausschreiben der nächsten Prüfung. Bayern. Errichtung von Intendanturen und Corps-Kriegscaſſen. Verordnung, die Unterstützungen aus den Militär “Naterſtüßungsfonos betr. - Baden. Kammerverhandlungen über das Militär- Budget für 1870 und 1871 und über das Contingentsgeseß. Dänemark. Außerordentlicher Militärcredit. - Frankreich. Errichtung einer Dotation für Sol daten der Republik und des ersten Kaiserreichs.

Zum Neujahr 1870. Ein neues Jahr ist herangezogen , ein Jahr mit alten und neuen Hoffnungen , alten und neuen Be fürchtungen, wie sie des Menschen Brust an einem solchen bedeutungsvollen Zeitabschnitt stets zu bewegen pflegen. Da ist es wohl am Ort, daß ein öffentliches Organ wie eine Militär- Zeitung sich , wie dieß auch der einzelne Mann thut, noch einmal umschaut auf die lezte Wegstrecke, welche durchschritten wurde, und den Weg überdenkt, den man ferner zu wandeln hat. Das verflossene Jahr, dessen weltgeschichtliche Be deutung durch die beiden Hauptmomente auf dem Wege der Civilisation : Bau der großen trans : atlantischen Eisenbahn und Eröffnung des Canals von Suez , gekennzeichnet wird , war für Europa , wie sein Vorgänger , im Wesentlichen ein Jahr des Friedens . In Frankreich warnte die Gesundheit des Kaisers vor welterschütternden Plänen ; den Mann, den man als Hauptgegner der Erstarkung Deutsch lands bezeichnete , deckte die Erde , und Niels Nach folger scheint sich zunächst mit der Verbesserung des jenigen zu beschäftigen, was der Marschall an organi : satorischen Aenderungen verfehlt haben soll. Doch hat Napoleons Takt und geistige Ueberlegenheit bei Ges

legenheit der Wahlfrage seinen Gegnern gezeigt, daß die Schärfe seines Verstandes ebenso wenig wie seine Menschenkenntniß erloschen ist. Spanien sucht noch immer nach Frieden und König ; die glimmende Asche hat einzelne Funken auf portugiesischen Boden gestreut , indessen bilden Meer und Byrenäen wesentliche Isolirungsmittel gegen den Export dieser unruhigen Stoffe in andere Länder. Der Kaiser von Rußland hat durch Verleihung

seines höchsten Kriegsordens an König Wilhelm der altrussischen antideutschen Partei ein deutliches Zeichen seines Willens gegeben , und die die Verleihung be gleitenden Worte sind ein starkes Dementi des Glaubens an eine französisch-russische Allianz . Der ägyptisch - türkische Conflict ist durch die Weisheit des Vicekönigs rasch und ruhig vorüber: gegangen , ohne der orientalischen Frage näher zu treten. Desterreich sah sich gegen Ende des Jahres zum Ergreifen der Waffen gezwungen. Durch schwere mußten begangene Verwaltungsfehler gefühnt Opfer Opfer mußten werden, ohne daß ein glückliches Resultat zu erzielen war. Man scheint jezt den heilsamsten und natür lichsten Plan in der Besehung und Absperrung der dalmatinischen Küste gefunden zu haben und es der aufrührerischen Flamme zu überlassen , ohne weitere Einwirkung von selbst zu erlöschen.

wandelt so seine

eines Offiziers der leichten Infanterie spannen , sein

ſichere Bahn , daß über ihn wenig zu berichten ist. Drei Armeecorps haben unter den Augen des Ober feldherrn geübt und der hohe Kriegsherr sprach sich ebenso günstig über die Leistungen der Truppen aus, wie die zahlreichen fremden Offiziere. Die süddeutschen Armeen haben größere Herbstmanöver gehalten : die Bayern hatten das Lager von Schweinfurt bezogen und die Württemberger zum erstenmal ganz die preußischen Allerhöchsten Verord nungen zur Richtschnur ihrer Uebungen genommen .

Nachdenken in so hohem Grade anregen, wie das oben angeregte, welches ihm den Kern seines Lebensberufs vor Augen stellt ; es führt ihn aber gleichzeitig in ein gefährliches Fahrwasser , denn so Großes Preußens Infanterie in dem glorreichen Kriege des Subres 1866 geleistet hat , so fest an und für sich Grund: fanteristen principien über Ausbildung des leichten stehen, so wird man doch zugeben müſſ · daß noch an sich vor nicht das erreicht ist, was zu erreichen gejezt hat. Der Verfasser wird also bei Behandlung dieser Aufgabe nicht nur dabei stehen bleiven dürfen , die leichte Infanterie und ihre Ausbildung zu schildern wie sie ist, sondern wie sie angestrebt wird. Hier kommen aber die Klippen ', denn wir müssen zugegeben , daß der erwünschte Punkt der Aus auch nach den bildung noch nicht erreicht ist Mängeln und den Ursachen derselben forschen, gleich seitig aber auch nach den Wegen, auf denen dieselben zu beseitigen sind . In letterem Punkte hat Verfasser dieser Arbeit leider nicht die Erfahrung , ob die an

Der norddeutsche Bund

Der ungewissen Zukunft entgegen schauen die Heere fast aller civilisirten europäischen Staaten im Glanze ihrer Waffen. Ueberall ist das militärische Bestreben, im Rüsten nicht nachzulassen . Noch ist das Ideal nicht gefunden , die stärkste Waffenleiſtung mit der geringsten Bedrückung zur Zeit des Friedens zu vereinigen. Troß aller Anfechtung ist in dieser Be ziehung unstreitig die norddeutsche Wehrverfassung am weitesten voran, da sie allein die Garantie gibt, daß die Millionen , die für sie verwendet werden , nicht nublos vergeudet sind , sondern in den Stunden der Gefahr ihre reichen Früchte tragen werden, - Früchte , die durch Preußen und mit Preußen für Deutschland reifen . Im Ganzen und Großen glauben wir sonach das neue Jahr 1870 mit frohen Hoffnungen begrüßen und antreten zu können. Sollte in demselben ein Krieg ausbrechen, nun, dann komme was da kommen mag : der norddeutsche Bund mit den verbündeten jüddeutschen Staaten ist stark genug , um es selbst mit einem ge= waltigen Gegner aufnehmen zu können !

Preußens

leichte Infanterie

und deren Aus

bildung für das zerstreute Gefecht. I. Vorwort. (Viele der in nachstehender Arbeit ausgesprochenen Ansichten finden sich auch in anderen Schriften, vorzugsweise in der Bro chüre: Ueber die Ausbildung unserer Infanteries . "; wir können jedoch pflichtmäßig versichern , daß dieselbe kein Plagiat ist , sondern daß Verfasser den Aufsaß , der bereits im Februar v. J. von einem hoheren Vorgeseßten kritisirt wurde, Wenn von Offi im Winter 1867,68 niedergeschrieben hat. zieren, die getrennt arbeiteten, so ähnliche Ansichten ausgesprochen werden, so müssen diese doch etwas Wahres enthalten ! Allerdings können auch wir nach Ansicht des Autors der oben citirten Schrift (Seite 34), der übrigens auf Seite 43 die Compagnie, und Seite 57 Nr. 3 ſelbſt größere Abtheilungen an die Degenspite threr Führer bindet , in den Verdacht kommen, als wollten wir Chiggewäs aus unseren Füsilieren machen; wir versichern jedoch , daß uns dieß sehr fern liegt. Wir möchten unsere Leute uur nicht zu Maschinen , sondern zu verständigen Menschen, gewissermaßen zu Jägern ausbilden, denen jede Form geläufig ist !) [E. v. U. ] Che wir zu unserer Aufgabe übergehen, sei es uns vergönnt, einige Worte über diese selbst zu sagen. Es kann wohl kein Thema so sehr das Interesse

zuführenden Wege auch zum Ziele führen , er kann daher nur seine Ideen aussprechen, ohne sie als maß gebend hinstellen zu wollen. Herr General von der Mülbe jagt in seiner Kritik über eine im Winter 1858 angefertigte Arbeit des Verfassers : Viele von den vom Verfasser auf gestellten Ansichten theile ich allerdings nicht , jedoch liegt es in der Aufgabe , auch kritische Ansichten, be sonders der Vergleichung , auszusprechen “ 2c. In diesem Sinne soll die Aufgabe behandelt werden , und es möge uns verziehen werden , wenn wir mit unseren Ansichten anstoßen sollten . Kaiser Napoleon I. sagt : „Ich brauche nur eine Infanterie , diese muß aber gut sein und unter allen Verhältnissen fechten konnen ! " , jedoch lehrt die Ge= schichte, daß man fast zu allen Zeiten, namentlich aber in diesem Jahrhundert, gestrebt hat, leichte Infanterie nach Sitte und Geist der Zeit zu schaffen. Blicken wir auf die Kriegführung früherer Zeiten, so finden wir das Fußvolk in dichte , große Haufen getheilt, die so lange geschlossen blieben, bis man mit dem Feinde zusammen war und der Kampf Mann gegen Mann begann. Je weiter die Bewaffnung und mit ihr die Taktik fortschritt, desto kleiner, desto mehr organisch gegliedert wurde dieser Haufen, bis wir das etwa 1000 Mann starke Bataillon als taktische Einheit finden. So lange der geworbene Mann nur Rad der wohlgeordneten Maschine war, der eben nur gehorchen durfte , so lange die Feuerwaffen in ihrer Unvoll kommenheit verblieben , war natürlich an eine leichte Infanterie im Sinne der heutigen Zeit kaum zu denken; seit dem Anfang dieses Jahrhunderts ist aber ein großer Umschwung in Bezug auf die Organisation der Heere, die Bewaffnung und in Preußen speciell auch . auf die Bildung des Soldaten eingetreten.

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An Stelle des geworbenen Mannes, den man doch | Formation von 41 leichten Bataillonen in Frankreich immer mehr oder weniger in dichten Haufen halten beantworten sie mit einem deutlichen „Ja“, denn es mußte , um ihn am Ausreißen zu hindern , trat der ist daraus zu ersehen , wie man allgemein daran Bürger, der Bauer , der seinen eigenen Heerd , sein arbeitet , einem Theil der Fußtruppen eine höhere eigenes Vaterland vertheidigte , oder für deren Ehre Ausbildung für das zerstreute Gefecht zu geben. und Existenz focht. Der Geist, der zur Zeit der Frei Zur Entscheidung von Schlachten wird man immer heitskriege das preußische Volk unter die Waffen rief, die geschlossene Maſſe , die einen kräftigen Stoß aus hat sich bis heute erhalten , hat Preußens Heere im zuführen vermag, oder die in entwickelter Linie durch Jahre 1866 begeistert und wird sich mit Gottes Hülfe die Masse ihres Feuers wirkt , gebrauchen; aber zur auch auf die fernsten Geschlechter vererben. Einleitung eines Gefechts , zum Abbrechen desselben, zum Festhalten besonderer Dertlichkeiten , deren Besit Wenn nun auch Preußen durch Ausschließung des Systems der Stellvertretung seinen Truppen Elemente für den Gang der Schlacht von Wichtigkeit ist , zu Recognoscirungen , Deckung von gefährdeten Trans aus den besseren Ständen zuführte und für die Bil porten und manchen anderen Unternehmungen des dung auch der unteren Volksclaffen Sorge trug , so kleinen Krieges , wie auch in belagerten Festungen, würde man hierdurch , so lange man bei der Kampf weise des vorigen Jahrhunderts geblieben wäre , zu bedarf man einer Truppe , in der jeder Einzelne ein ganzer Mann ist, in welcher der leiseste Wink zwischen einer Scheidung der Infanterie in schwere und leichte eben nur berechtigt gewesen sein , die Annahme der Führer und Untergebenen verstanden wird , von der fein Schuß nußlos abgegeben , jeder Vortheil benußt zerstreuten Fechtart aber im Verein mit der enormen Vervollkommnung der Feuerwaffen bedingt eine solche Scheidung. Die zerstreute Fechtart oder Perpendicular- Taktik, zuerst in dem amerikanischen Unabhängigkeitskriege aufgetreten , von dem Marschall v. Broglio , Ménil Durand , Joly de Maizeroy und Anderen in ein System gebracht und in den Kriegen der Republik wie in denen des Kaiserreichs trop des französischen Reglements von 1791 mit Vortheil angewendet, fordert von dem Soldaten eine gewisse Selbstständig keit : der Mann , der früher nur gehorchen durfte, deſſen rohen Händen man ein gezogenes Gewehr kaum anzuvertrauen wagte, soll jest denken, ja, in gewissen Momenten selbsthandelnd auftreten , den Vortheil, welchen ihm eine vorzügliche Waffe bietet , gehörig ausnußen können . Bringen wir diese Forderungen mit dem vorher citirten Ausspruch des Kaisers Napoleon zusaminen, so drängen sich uns zwei Fragen auf, die eng verbunden sind, nämlich : 1) Ist die große Masse der dienstfähigen Mann schaft im Stande, diesen Anforderungen zu genügen ? 2) Wird der befähigtere Theil in seiner Aus bildung für das zerstreute Gefecht nicht über die Maßen zurückgehalten, so lange er nicht in bestiminte Truppenkörper abgesondert wird?

Der große Kaiser zeigt selbst, daß die erste Frage mit „Nein" zu beantworten ist, denn er ließ nicht nur die Grenadier- Compagnien bestehen, sondern retablirte 1802 auch die Voltigeur-Compagnien, welche mit den Grenadieren für das Tiraillement speciell bestimmt und aus den besten Mannschaften der compagnies du centre gebildet wurden . Die Beantwortung der zweiten Frage führt uns auf unser eigentliches Thema , und die Vermehrung der Jägerbataillone , später die Absonderung der Füsiliere in besondere Regimenter in Preußen , die Bildung der Kaiser - Jäger nebst 32 Jägerbataillonen in Desterreich und die in kurzer Zeit ausgeführte

Das Urbild eines solchen leichten Infanteristen ist der Waidmann, der seines Schusses sicher ist, dem der ftete Aufenthalt in Feld und Wald die Sinne ge= schärft, das Orientirungsvermögen gestärkt hat , und dessen Muth in früher Jugend durch die Gefahren, mit welchen Wild- und Holzdiebe ihn bedrohen, gestählt wird ; allein je mehr eine geordnete Verwaltung den leßtgenannten das Handwerk legt, je mehr die Güter, die Jagddistricte parcellirt werden , die Gärtner die Aufsicht über das Holz übernehmen , desto weniger solcher Männer wird es geben , und desto größere Schwierigkeiten wird man bei Bildung leichter In fanterie im wahren Sinne des Wortes zu überwinden haben. In früheren Zeiten , in denen die Ritter und Herren einen großen Troß von Jägern , Bogen schüßen u. s . w. unterhielten, waren es natürlich zu nächst dieje, welche entboten wurden, die Fehden ihrer Herren auszukämpfen ; später scheint es Pflicht der Forstbeamten gewesen zu sein , bei der Defension des Landes mitzuwirken, denn wir finden z . B. 1656 auf Befehl des großen Kurfürsten die Haidereuter, Hasen hegner, Schüßen, Jäger und Jägerburschen der Alt-, Mittel- und Neumark zu diesem Zwecke zusammen berufen, worauf 118 Mann zu Pferd erschienen . Auch 1674, bei der Belagerung von Bonn, ist im branden= burgischen Heere eine piemontesische Jäger- Compagnie erwähnt (gebildet aus Piemontesen , welche in Branden burg Schuß für ihre Religion gesucht und gefunden hatten), die von den Laufgräben aus mit ihrer besseren Waffe dem Feinde beträchtlichen Schaden zufügten. Die ersten Spuren eines wirklichen Jägercorps in der preußischen Armee zeigen sich erst im Jahre 1740 . König Friedrich II. berief bei dem Beginn des ersten schlesischen Krieges 60 berittene Jäger zusammen, welche jedoch zunächst nur als Führer , zur Deckung der Ingenieur- Geographen und zu Recognoscirungen verwendet wurden.

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Bei Ausbruch des zweiten schlesischen Krieges ward dieß reitende Feldjägercorps auf 112 Mann vermehrt ; gleichzeitig aber sandte auf Befehl des Königs die kurmärkische Domainenkammer ein Rundschreiben an sämmtliche Oberförster, welches wir hier anführen, da es gewissermaßen die Stiftungsurkunde der preußischen Jäger und Schüßen, Preußens leichter Infanterie, ist. Das Schreiben ist vom 18. Juni 1744 datirt und lautet : „ Demnach Se. Königliche Majestät von Preußen, Unser Allergnädigster Herr, entschlossen sind, ein gewisses Corps Feldjäger zu Fuß, von lauter, so viel möglich, einheimischen Forstbedienten- Söhnen, oder auch andern bekannten Jägern zu errichten , und dabei declariret, wie es Deroselben zu besonders gnädigem Gefallen gereichen würde , wenn Dero Forstbediente sich alle Mühe geben würden , einige geschickte und ehrliche Jägerburschen , auf die man sich ihrer Treue halber sicher verlassen könne , zu engagiren , und welche sie alsdann an den Herrn General - Major Grafen von Hacke, deme die Errichtung dieses Corps besonders aufgetragen , zu addressiren und sofort abzuschicken hätten, wobei höchst ermeldete Se. Königliche Majestät teinen Zweifel tragen, es werden sich dergleichen junge Jägerbursche um so viel lieber zu solchem Corps be geben, indem sie hiernächst, wenn sie einige Jahre als Feldjäger gedient , sich gewisser Employ versichern könnten." Auf diesen Erlaß ſtellten sich 300 Jäger , die in zwei Compagnien vertheilt, den Feldzug mitmachten . Seit dieser Zeit hat Preußen eine wirkliche leichte Infanterie, wie sie kaum in einem anderen Staate, wo Stellvertretung zulässig ist, geschaffen werden kann . Es würde zu weit führen , genau auf die weitere Entwickelung von Preußens leichten Truppen und deren Leistungen einzugehen ; wir greifen daher nur Einzelnes heraus . Mit Beginn des siebenjährigen Krieges auf 400 Mann vermehrt und compagnieweise bei den Armeen vertheilt, zeichneten sich die Jäger zuerst in der Schlacht bei Breslau , am 22. November 1757 , aus , wo sie im Verein mit dem Frei - Bataillon Kalben unter General Brandeis einen Verhau hinter Dorf Pilsnit trog dreimaligen Angriffs der Desterreicher den ganzen Tag hielten. Leztere verloren bei der ersten Attaque allein 22 Offiziere und 400 Mann . In den folgenden Jahren und während des bayerischen Erbfolgekrieges fanden die Jäger mehrfach Gelegenheit, ihrer Waffe Geltung zu verschaffen, und zwar zum Theil auf Schlachtfeldern, die 1866 wieder mit dem Blute preußischer Truppen getränkt wurden, wie 1758 am 3. August im Thiergarten bei Skaliy, 1779 im Höllengrund bei Trautenau. 1759 wurden sie in den Winterquartieren auch zum ersten Mal für Ausübung des Vorpostendienstes , der bis dahin von den Husaren vorzugsweise versehen war , durch ihren genialen Führer , Capitain und Flügeladjutant von Gaudy, geschult.

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Bei der Belagerung von Schweidnig leisteten sie in der Stärke von nur 1 Offizier, 2 Oberjägern und 50 Jägern in den Laufgräben so gute Dienste , daß nach Angabe des Feindes ihr Feuer mehr Schaden gethan hatte als das der Artillerie. Im Jahre 1761 auf 4 Compagnien (600 Mann) vermehrt, wurden die Jäger im Frieden 1763 wieder auf 2 Compagnien à 150 Köpfe reducirt, von denen aber der bei weitem größere Theil jährlich 10 Monate beurlaubt wurde ; eine Ausbildung im Exerciren und Liniendienst fand nicht statt.

Das Corps , das bisher nur aus einheimischen gelernten Jägern bestanden hatte , die meist ihre eigenen Büchsen führten, erlitt 1773 eine eigenthüm liche Veränderung. Auf die Klagen der Infanterie regimenter hin wurde bestimmt, daß die 5 Fuß 5 Zoll und darüber messenden gelernten Jäger als canton pflichtig von der Infanterie eingezogen werden durf ten, so daß nur die kleineren für das Jägerbataillon übrig blieben. Da man das Corps gleichzeitig auf 5 Compagnien brachte, so wurde gestattet , daß auch Ausländer angenommen wurden . In jeder Compagnie ward nur der erste Zug in Stärke von 30 Jägern (meist Ausländer) mit Büchsen bewaffnet , während die übrige Mannschaft das glatte Infanteriegewehr mit dem kürzlich erst eingeführten Bajonnet erhielt . Daß man hierdurch einen Rückschritt machte, liegt auf der Hand . Hauptmann Gumtau schreibt die Ver änderung in der Bewaffnung einem Unfalle , den die Jäger 1760 als Arrièregarde des Generals v. Hülsen zwischen Berlin und Spandau erlitten, mehr aber noch dem Einfluß des Generals Anhalt , Adjutanten des Königs, zu. Während des bayerischen Erbfolgekriegs wurde eine 6. Compagnie errichtet ; im Frieden trat wieder die zehnmonatliche Beurlaubung des größten Theils der Mannschaft ein , so daß das Bataillon nur zu den Uebungen im Auguſt und September complet war. Den Hauptdienstzweig sollte das Schießen bilden, jedoch wurden für jeden Jäger jährlich nur 9 Schuß grobes Infanteriepulver geliefert , die Kugeln waren eiserner Bestand und die Uebungen nicht von großem Nugen ; die Leute suchten daher während des Urlaubs Gelegenheit , die für ihr Fach nöthige Fertigkeit im Schießen zu erlangen . (Fortseßung folgt.)

Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] [C. W. v. T. ] Es ist eine höchst eigenthümliche Er scheinung, daß die Briten einen ganz besonderen Werth darauf legen und darin einen Vorzug ihrer Armee vor denen der Continentalmächte suchen , daß ihr Landheer nur aus Freiwilligen , d . b . eigentlich solchen

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Soldaten und Unteroffizieren bestehe, die sich freiwillig gegen Empfang von Geld dem Kriegsdienste widmen. Diese Ansicht ist in England fast allgemein verbreitet, und es ist schwer , derselben dort entgegenzutreten ; man will aus Gründen der persönlichen Freiheit, die in diesem Falle gewiß falsch angewendet worden, sich zu keinem Recrutirungsgesez verstehen. Die Nachtheile, welche ein durch Werbung aufgebrachtes Heer mit sich führen muß , treten in der britischen Armee sehr schroff an das Licht. Der erste derselben ist, daß es nur schwer vollzählig zu erhalten ist ; namentlich ver mindert sich der Zudrang in Kriegen sehr bedeutend, und man muß zur Anwerbung und Errichtung von Fremdenlegionen seine Zuflucht nehmen , wie z . B. während der Napoleonischen Kriege. Zweitens sind die bei der Werbung sehr oft angewendeten Mittel nicht immer moralischer Natur, — nur die unterſten Volksclaffen lassen sich im Allgemeinen anwerben , was zur Folge hat , daß das Volk sein Heer als Ganzes hochschäßt , den einzelnen Soldaten aber über die Schulter ansieht und den geselligen Verkehr mit ihm meidet, er ist nur auf den Umgang mit den Claſſen beschränkt, aus denen er stammt, also mit den niederen. Die Art und Weise der Werbung ist eigenthümlich genug und mag die aufgestellte Behauptung beweisen. Im vereinigten Königreiche sind Unteroffiziere mit dem Geschäft der Werbung betraut , die entweder in einem Orte ihr Werbebureau feststehend haben , oder von Ort zu Ort reisend , ein fliegendes Bureau etabliren , und zwar in der Regel in Gasthäusern. Offiziere befassen sich mit der eigentlichen Anwerbung im engsten Sinne des Wortes nicht. Sehr häufig wird die Anwesenheit eines Werbers in einer Ort schaft durch große Anschlagzettel bekannt gemacht, ebenso die Bedingungen des Eintritts für die Recruten, sowie der Truppentheil , von welchem der Werber ausgesendet ist, und für welchen er das Geschäft aus schließlich betreibt. In großen Städten findet man dergleichen Affichen unter Glas und Rahmen an den Straßenecken, dem St. James -Palast 2c.; nicht selten ist denselben die Abbildung eines Soldaten in voller Uniform des Regiments beigefügt , welches der Re cruten bedarf. Das ganze Werbegeschäft wird von jedem Regiment selbstständig betrieben ; ein Aussuchen der Angeworbenen für eine ihrer Körperconstitution, ihrer Intelligenz entsprechende Truppengattung findet seitens der Regimenter nicht statt , der Werber sucht sich seine Leute selbst aus und hält vorzüglich auf die genau bestimmte Größe der Recruten für seinen Truppentheil. Mit dem Alter wird es nicht so streng genommen, ――――――― das gewöhnliche ist von 18 bis 26 Jahren - es ließe sich auch hier sehr schwer ein Nachweis führen , da der Angeworbene keinerlei Pa piere oder Zeugnisse bei sich zu führen braucht. Die Nennung seines Namens genügt ; ob derselbe der richtige oder ein falscher ist, danach wird nur in dem Fall geforscht , daß man den Recruten in Verdacht hat , bereits bei einem anderen Regimente Handgeld

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| genommen oder gar von einem solchen deſertirt zu sein. Die Werber , welche auf den Straßen und öffentlichen Pläßen Recruten anlocken wollen , gehen stets im vollen Paradeanzuge, den Tschako oder Helm mit seidenen fliegenden blauen , weißen und rothen | Bändern verziert. Wir geben zu , daß der britische | Recrut auch edlere Motive haben kann , zum Heere zu gehen, ― bei den meisten ist es jedoch die Lockung des Handgeldes (gewöhnlich 6 Pfund Sterling) , der sie nicht widerstehen, die hübsche Uniform, Sucht nach Abenteuern oder ein in anderer Stellung nicht zu er schwingender Lebensunterhalt. Die Aussicht auf Avancement ist ebenso ungewiß als die auf strenge Behandlung sicher, der Begriff der persönlichen Frei | heit selbst außer Dienst schwindet auf ein Minimum, das weiß der Anzuwerbende recht gut, ―- wenn er über haupt bei der Anwerbung selbst noch etwas weiß, denn es gehört gar nicht zu den ungewöhnlichen | Mitteln, Recruten anzuwerben, indem man sie vorher betrunken macht und ihnen in diesem Zustande den Queens- Shilling in die Hand drückt , der , wenn an genommen , die Anwerbung besiegelt. Der Queens= Shilling wird der Shilling genannt, den der Recrut sofort von seinem Handgelde erhält und jene bindende Kraft besißt. Die ärztliche Untersuchung erfolgt erst später bei dem Regiment selbst oder bei bestehenden Werbebureaur in diesen. Wird ein Angeworbener für untüchtig befanden , so ist dieser Schilling in der Regel verloren und befindet sich längst in den Taschen eines Bier- oder Branntweinverkäufers . Das Re clamiren von Angeworbenen ist nur von Erfolg, wenn es einen Lehrling betrifft und von dessen Lehrherrn erfolgt. Es ist zu verwundern , daß man bei dieſem Ersagſyſtem in der englischen Armee so viele, wirklich schöne Soldaten sieht ; daß sie kräftig werden , dafür wird schon bei der Truppe mehr durch tüchtige Nah rung als körperliche Uebung gesorgt. - Die Aus bildung der Recruten erfolgt in besonderen Depots innerhalb der drei Königreiche ; sie werden erst voll ständig auserercirt vom Regimentscommandanten den Compagnien überwiesen und in diese eingestellt. Es kann dieß nicht zu regelmäßigen Zeiten geschehen, da die Werbung das ganze Jahr fortdauert , also auch fortwährend Recruten eintreffen und alte Mannſchaften entlassen werden. Die Dienstzeit wird vom Tage der Anwerbung berechnet. Bei Regimentern im Ausland kann beides jedoch nur zu bestimmten Terminen ge schehen und werden zu diesem Zwecke die Recruten oder Entlassenen in Transporte vereinigt. Ein anderes Mittel, die Armee dringenden Falls zu ergänzen, be steht darin, daß man Milizregimenter einzieht und so lange im Dienst behält, bis sich eine Anzahl der Mannschaften freiwillig zum Enlistment" in das stehende Heer meldet. Diese „Freiwilligkeit “ erscheint als eine ziemlich erzwungene , sie trifft einen ganzen Truppentheil, der durch die oben angegebene Maßregel - die natürlich nicht officiell ausgesprochen wird länger im Dienst bleiben muß, als es sonst erforder

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wäre ; die Milizmänner thun das Mögliche , bald wieder nach Hause zu kommen , und es ist nichts Seltenes, daß fie deßhalb zusammensteuern, um jenen aus ihrer Mitte noch ein Ertrahandgeld zu geben, welche in das Heer eintreten wollen, wo sie außerdem noch das übliche Handgeld empfangen. Unter solchen Umständen dürfen wir wohl das Recht der Briten.

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bezweifeln , ihre Armee deßhalb höher als die des Continents zu stellen, weil dessen Soldaten durchaus " Freiwillige" seien. Es kommt freilich darauf an, wie man ein Wort auffaßt und versteht , oft be zeichnet ja ein und dasselbe Wort die verschiedensten Dinge ! (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

Preußen. ** Berlin , 23. Dec. [Ergebniß der leßten Aufnahmeprüfung für die Kriegsakademie und Ausschreiben der nächsten Prüfung.] Die Vorschläge, welche unlängst die Allg. Mil.-Ztg. in Bezug auf eine Erweiterung der Berliner Kriegs- Akademie ge bracht hat, sind hier mit Intereſſe gelesen und besprochen worden ; ihre Aufnahme in unseren maßgebenden Kreisen scheint nicht ungünstig zu sein , so daß zu hoffen steht, daß an die Ausführung jener Idee die Hand gelegt werden wird. In Nr. 1 der Allg . Mil.-Ztg. v. v . J. meldeten wir Ihnen Näheres über das Ergebniß der Prüfung der pro 1868 eingelaufenen freiwilligen Arbeiten zur Aufnahme in die Kriegs- Akademie und theilten zu gleich die von der Studien Commission der Kriegs- Aka demie für die auf Anfang März 1869 anberaumte Prü fung aufgestellten Themata mit ; heute können wir Ihnen aus einem neuen Erlaß der General - Inspection des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens auch über das Resultat der letten Prüfung berichten . Es waren für die Bewerbung zum letzten Curs im Ganzen 91 Arbeiten eingegangen, von welchen 18 mit dem Prädicat „ vorzüg lich " , 27 mit dem Prädicat „ gut “ und 31 mit dem Prädicat befriedigend" von der Studien- Comission be zeichnet worden sind , welches im Ganzen als ein sehr erfreuliches Ergebniß, als ein Resultat guter wissenschaft licher Fortbildung unserer Offiziere betrachtet werden muß, das auch die General - Inspection für ein ihren Er wartungen entsprechendes erklärt hat. - Die nächstjährige Prüfung für die Kriegs-Akademie wird zu Anfang März 1870 stattfinden. Für dieselbe sind folgende Themata von der Studien-Commiſſion aufgestellt worden : 1 ) Nachweis des engen Zusammenhangs von Geo graphie und Geschichte. 2) Kann ausschließlich die Sprache als das unter scheidende Merkmal der Nationalität angesehen werden ? 3) Was hat den König Gustav Adolph von Schweden zur Betheiligung an dem großen deutschen Kriege des 17. Jahrhunderts veranlaßt ? 4) Das Verhältniß Deutschlands zu Napoleon beim Beginn dieses Jahrhunderts hat man mit der Lage Griechenlands gegenüber Philipp von Macedonien ver

glichen. Worin liegt die Aehnlichkeit und worin die Ver schiedenheit? Auch dießmal dürfen die Arbeiten den Raum von 8-10 halbgebrochenen Bogen nicht überschreiten und müssen die benutzten Quellen vollständig angegeben sein. Die Bekanntmachung dieser Themata erfolgt deß halb so früh, damit den Bewerbern um die Aufnahme in die Kriegs-Akademie eine längere Frist zur Vorbereitung und Bearbeitung in den durch den praktischen Dienst weniger in Anspruch genommenen Wintermonaten verz bleibe.

Der Nußen der ganzen Maßregel dieser Prüfungs arbeiten muß nach einem früheren Erlaß des Herrn Generals v. Peucker darin gefunden werden, daß in den jungen Offizieren eine erweiterte geistige Thätigkeit her vorgerufen wird , daß solche zu einem ausgedehnten Quellenstudium genöthigt werden , und daß gelungene Prüfungsarbeiten von Hause aus die Aufmerksamkeit der Unterrichtsbehörde auf hervorragende geistige Dispositionen zu lenken vermögen ; hiernach wird man auch die Wahl der vorstehend aufgeführten Themata als eine gewiß sehr zweckentsprechende bezeichnen müſſen.

Bayern. München , 22. December. [Errichtung von Intendanturen und Corps = Kriegscassen. Verordnung , die Unterstüßungen aus den Militär - Unterstüßungsfonds und dem In validenfonds betr. ] Durch Allerhöchste Entschließung Sr. Majestät des Königs vom 17. d. Mts . ist für den 1. Januar 1870 genehmigt worden : 1 ) die Errichtung der Corps - Intendanturen bei den General Commandos München und Würzburg in ihrer vollen Geschäftsausdehnung als Verwaltungs- und Re visions - Behörden , der Corps - Kriegscaſſen bei diesen General = Commandos mit der Function der Rechnungs stellung für sämmtliche dem General Commando unters stellte Truppentheile , ausschließlich der Localverwaltungen und der Divisions - Intendanturen bei den vier Armee Divisions-Commandos als Verwaltungsbehörden der diesen Commandos unmittelbar unterstellten Truppentheile ; 2) die unmittelbare Unterordnung der Corps -Kriegs cassen , der Divisions - Intendanturen und sämmtlicher

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Localverwaltungen einschließlich jener in den Festungen unter die betreffende Corps-Intendantur in Bezug auf die Commandantschafts- , Localverpflegs- und Krankenhaus Verwaltung ; 3) die Einziehung der Stellen der Localcommissäre in den Festungen . ――― Se. Majestät der König haben ferner durch Allerhöchste Entschließung vom 4. d. Mts. die Zuständigkeit in Be zug auf die Verleihung von Unterstützungen aus den Militär-Unterstüßungsfonds und dem Invalidenfonds vom künftigen Jahre anfangend den Generals und Corps Commandos und der Militär-Fonds -Commiſſion zu über weisen und demgemäß allergnädigst zu bestimmen geruht, daß a) der Militär- Fonds -Commission unter Vorsiz des Vorstandes derselben , sowie unter Beiziehung der zwei ältesten Obersten der Garnison München, dann des ersten Fiscalats: und des ersten Verwaltungs- Beamten die commissionelle Prüfung , Würdigung und Verbescheidung 1) sämmtlicher Unterstützungsgesuche der Offiziere und Militärbeamten , sowie der übrigen am Offiziers- Unter stübungs-Fonds statutengemäß participirenden Angehörigen drr activen Armee, 2 ) der Darlehnsgesuche jener activen Offiziere und Militär-Beamten , welche in den Stand der Centralstellen, der unmittelbaren Commandantschaften und des Gensdarmeriecorps zählen , 3) der von den pensionir ten Offizieren und Militär- Beamten einkommenden Ge suche um Unterstützung aus dem Invalidenfonds , endlich 4) der Unterstützungsgesuche der nicht im Verbande der General- und Corps - Commandos stehenden und zu Unter ftübungen aus dem Unteroffiziers- und Soldaten-Unter stüßungsfonds statutengemäß berechtigten Unteroffiziere und Soldaten , dann b) den General- und betreffenden Corps-Commandos, abgesehen von den Fällen der Lit. a, Ziffer 2 , ausschließlich die Bewilligung von Darlehen aus dem Offiziers - Unterſtüßungsfonds auf eigene Verant wortlichkeit übertragen werde. Die von der Militär Fonds Commission über die Verwaltung der Militär Unterstützungsfonds alljährlich vorzulegende Abrechnung ist durch das Militär -Verordnungsblatt bekannt zu geben .

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der Budgetperiode von 1868 hergestellt worden ist und sich als eine tüchtige und wirksame erweist , wieder in Frage zu stellen. Im Budgetbericht ist dargethan , daß bei der Recrutenquote des Contingentsgesetzes von 4700 Mann die Durchschnittsdienstzeit des Mannes sich auf nicht ganz 2 Jahre beläuft , wenn die Ersparniß von 200,000 fl. vollzogen werden muß. Damit ist die irr thümliche Meinung einer dreijährigen Präsenz hinreichend widerlegt. Was das Budget des Kriegsministeriums be trifft , so war dasselbe für 1870 auf 4,776,664 fl., für 1871 auf 4,770,325 fl. , somit um 97,217 fl. , resp. 103,556 fl. niedriger als die für 1869 bewilligte Summe beantragt. Die Schlußanträge der Commission gehen auf eine Bewilligung von 4,675,353 fl . für 1870 und 4,667,244 fl. für 1871 , oder für 1870 weniger 101,311 fl., für 1871 103,081 fl. Die Verminderung des Kriegsbudgets gegen 1869 wird sich daher auf etwa 175,000 fl . belaufen. Ueber die dem Chef der Kriegs verwaltung , General v. Beyer , mit Rücksicht auf seine früheren Bezüge im königlich preußischen Heer bei ſeinem Eintritt in den badischen Dienst zugesagte Gagirung heißt es in dem Bericht : "1 Man hat unseres Wissens seither stets angenommen, daß die Frage, ob ein Präsident oder ein Staatsminister zu ernennen sei , lediglich von der Krone zu entscheiden sei. Hiernach ist die wirkliche Differenz der jetzigen Bezüge des Kriegsministers von denen , die er ohne Vorhandensein der vorliegenden be sonderen Verhältnisse anzusprechen hätte , mit Rücksicht darauf, daß ihm eine Dienstzulage nach Maßgabe seines Ranges nicht versagt werden könnte , nicht von großer Bedeutung. Die Umstände , unter denen der dermalige Chef der Kriegsverwaltung eingetreten ist , rechtfertigen indeß die Verwilligung der im Budget aufgenommenen Summe durch die einfache Betrachtung , daß die Ein führung der norddeutschen Heereseinrichtung durch einen ausgezeichneten , damit vollständig vertrauten und auch im Felde erprobten Militär als Chef der Kriegsverwal

tung dadurch ermöglicht worden ist. " (Der Kriegs minister bezieht einen Gehalt von 6000 fl. und eine Dienstzulage von 7000 fl .) Baden. Am 20. d. Wits . berieth nun das Abgeordnetenhaus das Budget des Kriegsministeriums und den Gesezentwurf * Carlsruhe , 22. December. [Kammerverhand lungen über das Militär : Budget für 1870 wegen Verlängerung der Gültigkeit des Contingentsgesetzes und 1871 und über das Contingents geseh .] auf 2 Jahre. Der Kriegsminister General v . Beyer empfahl die Vorschläge der Commiſſion und ſette die In diesen Tagen wurden die Berichte der Budget Gründe auseinander, die ihn bewogen hätten , die durch commission der zweiten Kammer (Berichterstatter der Ab dieß Budget herbeigeführte Einrichtung der Präsenzzeit geordnete Staatsrath Lamey ) über das Budget des Kriegs ministeriums für 1870 und 1871 und über die Ver für annehmbar zu erklären . Es seien dieß nicht mili längerung der Gültigkeit des Contingentsgesetzes vom tärische, sondern gewichtige andere Gründe. Nach seiner 12. Februar 1868 auf 2 Jahre (bis 31. December 1871 ) militärischen Ueberzeugung würde er sich gegen jede Ver ausgegeben. Um feine Disharmonie zwischen dem Con kürzung der Präsenzzeit ausgesprochen haben. Der Kriegs tingentsgesetz und dem Budget beſtehen zu laſſen, ſchlägt | miniſter führt dieß im Einzelnen aus und bemerkt als dann : „ Aber dennoch haben mich sehr gewichtige Gründe die Commission zu dem einzigen Artikel des Entwurfs den Zusaß vor : „ dasselbe ist innerhalb der Bewilligungen zur Annahme des Vorschlags der Commission bewogen , des Budgets zu vollziehen . " Im Uebrigen wird dessen Gründe, die außerhalb der militärischen Sphäre , die be Annahme beantragt. Es hat sich in der Budgetcommission sonders in den, dem Lande durch die neue Wehrverfassung kein Antrag geltend gemacht, der darauf abzielte, die be= auferlegten Lasten liegen. Die Kriegsverwaltung hat stehende Organisation unserer Wehrkraft , die im Laufe | alſo bei dieser Frage nach thunlichſter Verminderung dieser

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Lasten die Grenze aufgesucht, wo noch die Möglichkeit be folgenden Bericht des Herrn von Forcade an den steht, den Recruten im ersten Dienstjahr so weit zu führen, Kaiser : Sire ! Bei Gelegenheit des hundertjährigen Ge daß er bis zum Abschluß seiner Recrutenausbildung ge burtstages Napoleons wollte Ew. Majestät das Loos langt . Es war dieß ein Rechenerempel. Danach ergaben der Waffengefährten des Gründers der Dynastie durch sich 30 Wochen zu dieser ersten Ausbildung , 8 Wochen Zusicherung einer Leibrente von 250 Francs verbessern. Zu diesem Zwecke wurde vom gesetzgebenden Körper in zum Recrutenererciren, welche thatsächlich bloß 6 Wochen ſind, da immer 14 Tage vergehen, bis die unbrauchbaren der letzten Session ein Gesetz angenommen, und mehr als Leute ausgeschieden sind , dann für die ersten taktischen vierzigtausend Gesuche alter Soldaten der ersten Republik und des ersten Kaiserreichs wurden nach Bestätigung Ausbildungen in der Compagnie 6 Wochen, im Bataillon 6 Wochen, ferner 6 Wochen für die Sommerbeurlaubungen ihrer Ansprüche durch den Staatsrath zugelassen. Allein und endlich 6 Wochen für Regiments- und Brigade | die Obsorge des Kaisers ging noch weiter. Ew . Majestät Exerciren und Feldmanöver. Hierauf basirt der mit der war willens , die Gründung einer Stiftung zu veran = Commiſſion vereinbarte Vorschlag. Als ich mir die laſſen , wo die alte und die junge Armee sich gleichsam Eventualität, noch weiter die Präsenzzeit herabzusehen, in begegneten und durch ein Band gegenseitiger Wohlthätig= ihren Consequenzen vor Augen rief , kam ich zu dem keit vereinigt, sich derselben Vortheile erfreuen sollen . Es Resultat : es könne dieß nur durch umfassende Winter handelt sich darum , die gegenseitigen Unterstützungen in einem so großartigen Maßstabe zu organisiren , daß sie beurlaubungen geschehen, so daß außer den zu entlassenden alle Mannschaften der Land- und See Armee , ohne Reserven noch eine ebenso große Zahl gedienter Soldaten Unterschied des Grades und ohne Rücksicht auf den Zeit entlassen und alsbald die Recruten einberufen werden punkt ihres Dienstaustritts , umfaßt. Zur Ausführung müßten. Das Reſultat würde sein, daß im Winter nur 20 altgediente Leute in der Compagnie wären , wodurch dieses Planes wird in Paris unter dem Namen eines der allereinfachste Dienstbetrieb unmöglich würde. Es Patronats Comités eine Commission niedergefest werden, wäre das Facit einer solchen Dienstzeit folgendes : 20 deren Aufgabe es ist, in der Hauptstadt und in den Departements die Bildung von Gesellschaften zu gegen= Mann mit zweijähriger Dienstzeit , 20 Mann mit 18 monatlicher und 5 Mann mit 16monatlicher, ein Ver Unterstützung, bestehend ausschließlich aus ausge= ein Verseitiger hältniß , welches militärisch ganz unstatthaft ist. “ Nach dienten oder noch dienenden Soldaten, zu befördern. Die lebhafter Debatte wurde bei der Abstimmung das Budget Wirksamkeit des Patronats-Comités wird durch die Frei des Kriegsministeriums mit sehr großer Mehrheit, ebenso gebigkeit des Kaisers, der ihm die Summe von 500,000 bei namentlicher Abstimmung die Verlängerung des Con Francs zur Verfügung gestellt hat, noch erleichtert werden. tingentsgesetzes bis 31. December 1871 mit allen gegen Durch diese Stiftung. die Ew. Majestät an die hundert 5 Stimmen angenommen. jährige Geburtstagsfeier Napoleons I. knüpfen wollte, werden alle diejenigen , welche mit Bescheidenheit oder Auszeichnung ihrem Lande dienten, in der edlen Kamerad Dänemark. schaft, welche sie in den Tagen vereinigte, erhalten bleiben , * Kopenhagen , im December. [ Außerordent und sie werden diese Waffenbrüderschaft , die ihre Kraft und ihre Ehre war , im bürgerlichen Leben unter einer licher Militäṛcredit. ] Der Kriegsminister fährt mit der Beantragung von Maßregeln und Anstalten fort, die anderen Form fortseßen ". Im Anschluß an diesen Vortrag veröffentlicht das dazu bestimmt sind, das Land möglichst kriegstüchtig und schnell bereit zu machen. Er fordert für das nächste amtliche Blatt ein kaiserliches Decret , durch welches die von dem Minister des Innern vorgeschlagene Stiftung Finanzjahr folgende außerordentliche Bewilligungen : 10,000 Rthlr. für einen Versuch mit Aussendung schneller Ein für eine Einrichtung von öffentlichem Intereſſe erklärt berufungs - Ordres , 379,770 Rthlr. für das See- und wird. Nach den diesem Decret beigefügten Statuten der Küstenvertheidigungswesen , 89,200 Rthlr. zur Vervoll Stiftung ist der Kaiser ihr Ehrenpräsident, und ſind die ständigung des Materials der Armee , 158,310 Rthlr. Minister des Kriegs und der Marine ihre Ehren-Vice zur Errichtung von Gebäuden unter dem Kriegsministerium, präsidenten. Ein Comité, welchem sämmtliche Marschälle 600,000 Rthlr. zu Neubauten auf dem Kriegswerft, des Kaiserreichs (Vaillant, Varaguay, d'Hilliers, Nandon, - in= 60,000 Rthlr. zur Anschaffung von Material für unter Canrobert , Regnault de Saint Jean d'Angely ſeeische Minen, 46,000 Rthlr. zu gezogenen Kanonen für zwischen verstorben — , Mac Mahon, Forey und Bazaine), die Marine. Noch andere Forderungen finden sich unter der Admiral Tréhouart, die Generale Palikao, Ladmireault, Castelnau , de Failly , d'Autemarre d'Erville , Bourbaki, dem Marineminiſterium . Frossard, die Vice Admiräle Bouët-Willaumez, la Roncière le Noury u. s. w ., kurz die Spißen der Armee und Flotte Frankreich. angehören , verwaltet die Stiftung , deren Einkünfte aus * Paris , 22. Dec. [Errichtung einer Dota dem Erträgniß der Subscriptionen, den Zinsen der in der tion für Soldaten der Republik und des Depositencasse niedergelegten Fonds und aus Schenkungen ersten Kaiserreichs.] Das officielle Journal bringt und Vermächtnissen bestehen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. -

Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

Darmstadt,

No. 2.

Jahrgang.

12. Januar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v . Goeben , t. preußischem Generallieutenant. Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zerstreute Gefecht. 1. (Fortsetzung.) Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier.] (Fortsetzung.) Schießversuche mit dem Grüsonschen Panzergeschüsstand. Nachrichten. Preußen. Das verbesserte Zündnadelgewehr. Spanien. Gefeßentwurf, Schweden und Norwegen. Verhandlungen der Militär-Gesellschaft über die Panzerschiffe. die Stärke der Armee pro 1870/71 betreffend.

Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben, f. preußischem Generallieutenant. Der am Nachmittag des 3. Juli für den folgenden Tag ausgegebene Armeebefehl bestimmte , daß die Division Beyer nach Hünfeld, die Division Goeben nach Tann , das Corps Manteuffel nach Vacha marschire. Demgemäß erhielt die Brigade Kummer den Befehl, Morgens 5 Uhr von Dermbach abzurücken und bis auf Weiteres auf den nach Oberalba hin steil abfallenden Höhen zwischen diesem Orte und Dechsen Stellung zu nehmen, um einem etwaigen Vordringen des Feindes entgegentreten zu können. Die übrigen Truppen der Division wurden vorläufig auf Geisa dirigirt. Am Abend aber sah sich General v. Falckenstein durch die inzwischen im Hauptquartier eingegangenen Meldungen über das Erscheinen feindlicher Streitkräfte bei Urnshausen und bei Dermbach veranlaßt, die ge troffenen Dispositionen theilweise abzuändern. Ein zweiter Armeebefehl ordnete an , daß die Division Goeben am Morgen früh die etwa im Anmarsch befindlichen feindlichen Colonnen durch einen kurzen Vorstoß zurückzuwerfen und sich demnächst wieder zur Fortseßung des allgemeinen Vormarsches in der Rich

tung auf Fulda am Abend längs der Straße von Dechsen nach Geisa unter Besetzung dieser beiden Punkte zu echelonniren habe. Zugleich wurde befohlen, daß ein starkes Detachement vom Corps Manteuffel am 4. Juli früh nach Lengsfeld vorgehe und diesen Punkt beseße , ein Detachement der Division Beyer dagegen Geisa bis zum Eintreffen der Division Goeben besetzt halte. Das Hauptquartier wurde nach Buttlar bestimmt. Dieser Befehl , gegen Mitternacht im Divisions stabsquartier Gehaus eingetroffen , wurde von dem Offizier, welcher ihn entgegennahm , erst nach 4 Uhr Morgens dem Divisions - Commandeur eingehändigt. Nun wurden zwar die erforderlichen neuen Anord nungen so rasch wie möglich erlassen, die ganze Ope ration war aber durch jenes Versehen nothwendig um mehrere kostbare Stunden verspätet worden, und einem Theile der Truppen konnten, da sie beim Eingehen der neuen Befehle bereits in der am vorigen Tage vor geschriebenen Richtung in Bewegung gesezt waren, erhebliche Umwege nicht erspart werden. Vor Allem ging dem General v. Kummer die Weisung zu , Halt zu machen und die Ankunft des Divisionscommandeurs und der Brigade Wrangel abzuwarten , um demnächst zum Angriff zu schreiten. Zugleich erhielt General v. Wrangel den Befehl, seine Truppen schleunigst auf Dechsen zusammenzu



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ziehen und sie , nachdem dort das Gepäck abgelegt, nach Dermbach zu führen. General v. Tresckow wurde zunächst nach Gehaus dirigirt ; sobald indeſſen festgestellt war , daß die bayerischen Truppen die am vorigen Tage von ihnen beseßten Punkte noch immer innehatten , wurde die Reserve gleichfalls auf Derm bach in Marsch gesezt. Nur ein Bataillon blieb als Bedeckung der bei Gehaus zu parkirenden Colonnen und Bagagen dort zurück. Der Divisionscommandeur eilte darauf selbst zum General v. Wrangel nach Dechsen und weiter zum General v. Kummer , mit welchem er in Oberalba zusammentraf. Dieser führte nun seine Truppen nach Dermbach zurück , wo noch die Nachhut der Brigade stand ; die beiden ihr zugetheilten Escadrons aber wurden einerseits auf Neidhartshausen und anderer anderer seits auf Roßdorf vorgetrieben, um baldmöglichst Le stimmte Kunde zu schaffen, ob der Feind noch da sei. Schwere Regengüsse verhinderten dabei jede Ueber sicht , und der tief aufgeweichte Boden erschwerte alle Bewegungen auf das äußerste. Während der Nacht hatten feindliche Vorposten sowohl vor Neidhartshausen , eine halbe Meile süd lich, wie vor Wiesenthal, fast ebenso weit östlich von Dermbach entfernt, gestanden ; auf beiden Seiten hatte sich der Feind durchaus passiv verhalten. Es war aber außer den am Tage vorher erhaltenen Nach richten jest auch ferner festgestellt , daß Wiesenthal von zwei bayerischen Bataillonen und das eine kleine halbe Meile weiter gegen Osten gelegene Roßdorf ven einer etwas stärkeren Abtheilung beseßt , und ebenso daß auf der anderen Seite in Kalten-Nordheim, nicht ganz eine Meile von Neidhartshausen entfernt , am Abend das Hauptquartier des Prinzen Carl von Bayern , des Oberbefehlshabers des südwestdeutschen Bundesheeres , etablirt gewesen war. So konnte es denn kaum einem Zweifel unterliegen, daß der Divi : sion bedeutend überlegene Streitkräfte nahe gegenüber standen. In der That war die auf die Nachricht von der Capitulation der Hannoveraner aus der Gegend von Meiningen behufs der Vereinigung mit dem von Frank furt her im Anmarsch begriffenen 8. Bundes Corps links abmarschirte bayerische Armee in Veranlassung des Zusammenstoßes bei Dermbach noch am 3. Juli möglichst concentrirt worden. Die 3. Infanteriedivi sion unter Generallieutenant Freiherrn v. 3oller stand während der Nacht im Bivouac oder in engen Cantonnements gefechtsbereit bei Zella und Fischbach ; sie hatte ein Jägerbataillon nach Neidhartshausen vorgeschoben , ein Bataillon nach Laun , ein anderes nach Wiesenthal detachirt. Hinter ihr bivouaquirte bei Kalten-Nordheim , dem Hauptquartier des Ober befehlshabers , die 1. Division unter Generalmajor Stephan, während die 2. Division unter General lieutenant v. Feder von diesem Punkte aus , den ihre Tête am Abend erreicht hatte , rückwärts bis Bettenhausen echelonnirt war. Von der 4. Diviſion

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endlich unter Generallieutenant Ritter v . Hartmann ſtand eine Brigade bei Roßdorf, die zweite in Eckardts und den zunächst gelegenen Ortschaften bis nach Depfershausen hin ; ein Jägerbataillon war nach Wiesenthal vorgeschoben und stand dort zusammen mit dem vorher erwähnten Bataillon der 3. Infanterie division . Ursprünglich nach Dermbach bestimmt, war das lettere in Folge der Beseßung dieses Punktes durch preußische Truppen in jenem Dorfe stehen ge blieben. Die ganze bayerische Armee, mit Ausnahme allein der über Fulda marichirenden Reserve- Cavalerie, war demnach am Morgen des 4. Juli südwärts und oft wärts von Dermbach in solcher Art dislocirt, daß sie in wenigen Stunden zu gemeinschaftlicher Action voll ständig vereinigt sein konnte.

Die der Division Goeben gestellten Aufgaben waren wohl geeignet , gewichtige Bedenken hervorzu rufen. Zuerst in schwierigem , der Vertheidigung überall außerordentlich günstigem Terrain ein kurzer Vorstoß gegen den zweifellos sehr überlegenen und der Division nach zwei Richtungen hin gegenüber stehenden Feind ! Und dann angesichts des angegriffenen Feindes der rechtzeitige Abzug , um noch am Abend bis nach Geisa hin , zwei Meilen rückwärts von Dermbach, zum weiteren Vormarsch echelonnirt zu stehen! Da durfte sich wohl ernstliche Besorgniß geltend machen. Am Erfolge freilich des auszuführenden Angriffs zweifelte Niemand . Aber wenn der Feind auch ge= worfen wurde , so war doch damit sehr wenig ge wonnen ; es war ja nicht möglich , den errungenen Vortheil weiter zu verfolgen und auszubeuten : dazu fehlten Zeit und Kräfte angesichts des unabweislichen Rückmarsches . So war denn im Gegentheil beſtimmt vorauszuseßen , daß der Feind , sobald er die rück gängige Bewegung der preußischen Truppen erkannte, seinerseits zur Offensive übergehen werde, wahrschein lich selbst verstärkt durch herangezogene frische Trup pen. Und selbst wenn er dann troß der so günstigen Situation im besten Fall keine wesentlichen Erfolge weiter erreichte , so würde doch schon die Thatsache des schließlichen Vorgehens ausreichen , um ihn mit dem Scheine der Berechtigung den Sieg für sich in Anspruch nehmen zu lassen. Welchen Eindruck aber mußte ein solcher Abschluß des ersten ernsteren Kampfes auf die Truppen machen, so hüben wie drüben! Das waren die Erwägungen , welche sich noth = wendig aufdrängten . Sie führten dann zu dem Er gebniß, daß die befohlene und nunmehr den Charakter einer gewaltsamen Recognoscirung annehmende Ope ration, um erfolgreich zu sein, mit Kraft zugleich und mit höchster Vorsicht ausgeführt werden müsse , und daß die Anordnungen für dieselbe in stetem Hinblick auf die Schlußaufgabe zu treffen seien : auf die Er

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möglichung des rechtzeitigen Abbruchs des Gefechts und die Verhütung eines Echecs beim Abzuge. Der Divisionscommandeur beschloß demgemäß, den Vorstoß in der Richtung auf Kalten = Nordheim , und also gegen die vermuthliche Hauptmacht des Feindes, auszuführen ; er hoffte , dieselbe durch einen ent schiedenen Angriff über die Sachlage zu täuschen und fie zu lähmen, während zugleich der demnächstige Ab zug der dabei engagirten Truppen auch großer Ueber Legenheit gegenüber durch die Configuration des Terrains begünstigt wurde, welches nur geringe Front : entwickelung gestattete und Umgehungen erschwerte. Zur Deckung dieses Vorstoßes beschloß er ferner, gleichzeitig eine Demonstrativ-Bewegung gegen die bei Roßdorf stehende feindliche Abtheilung vorzunehmen, allen Eventualitäten gegenüber aber eine starke ge meinschaftliche Reserve bei Dermbach disponibel zu halten. Seitens der zur Recognoscirung entsendeten Es❘ cadrons war sehr bald gemeldet worden, daß sowohl | Wiesenthal wie Neidhartshausen noch vom Feinde besezt seien. Stunden aber vergingen , bevor die Brigade Wrangel , deren Truppen theilweise bis zu anderthalb Meilen zurückzulegen hatten, bei Dermbach eintreffen konnte ; es war 8/2 Uhr geworden , als endlich die Meldung einging, daß ihre Tête Unteralba erreicht habe.

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gar nicht in's Gefecht zu kommen , glaubte er unter diesen Umständen noch in den Grenzen seines Auf trages zu bleiben, indem er die Fulda überschritt und über Lindenau in der Richtung auf Wiesenthal vor ging. Die Batterie fuhr bei Lindenau auf und feuerte zwei Schüsse anf feindliche Truppen ab , welche sich in der Nähe jenes Dorfes zeigten. Dem Oberst ging nun freilich der Befehl zu, Halt zu machen. Die Folge war aber doch , daß der Divisionscommandeur , als er demnächst mit der in zwischen herangekommenen Brigade Wrangel bei Lindenau eintraf und ein Bataillon bereits weit gegen Wiesenthal vorgeschoben sah, zur Vermeidung von Hin und Hermärschen angesichts des Feindes nun mehr die beiden Bataillone des 13. Infanterieregiments dem General v. Wrangel zuwies und dagegen dessen drei lezte Bataillone zur eigenen Disposition zurück behielt. Und als dann General v. Kummer um Ueberweisung seiner Reſerve bat, während schon leb hafter Kanonendonner von Zella her verkündete, daß sich dort ein ernster Kampf entſpinne , wurden diese drei Bataillone - das 1. und das Füsilierbataillon

des 15. und das Füsilierbaillon des 55. Infanterie regiments - nebst der 4pfündigen Batterie der Bri gade Kummer unter Oberst Stolz auf Neidharts hausen in Marsch gesezt und an die Befehle dieſes Generals gewiesen. General v. Wrangel aber erhielt den Auftrag, Damit nicht noch mehr Zeit verloren werde , er mit den beiden Bataillonen des Oberst v . Gellhorn , hielt General v. Kummer jezt den Befehl, sich auf den drei ihm verbleibenden Bataillonen seiner eigenen. Neidhartshausen in Marsch zu sehen . Der ihm er theilte Auftrag ging dahin , den Feind , wo er ihn Brigade, seinen beiden Batterien und drei Escadrons treffe, kräftig anzugreifen, sich jedenfalls jenes Dorfes Husaren die bei Wiesenthal stehende feindliche Ab theilung anzugreifen und zu vertreiben, alsdann aber und demnächst Zella's zu bemächtigen und bei diesem hinter dem dortigen Abschnitt Stellung zu nehmen Orte Stellung zu nehmen und die weiteren Befehle zu erwarten. Nach der Karte war dort eine gute Defen und so nach jener Richtung hin den vom General v. Kummer auszuführenden Hauptstoß zu decken. sivstellung und zugleich der Einblick in das jenseits vorliegende Terrain gegeben . Die Reserve unter General v. Tresckow hatte Zwei Bataillone und die 4pfündige Batterie der | inzwischen auch ihrerseits bereits die Höhe über Ober Brigade behielt der Divisionscommandeur für den alba erreicht und wurde nun gleichfalls nach Derm Augenblick zu seiner Disposition zurück ; sie sollten bach herangezogen. dem General v. Kummer als dessen Reserve folgen, So entspannen sich denn zwei Gefechte , welche sobald die Brigade Wrangel bei Dermbach an= zwar auf preußischer Seite troß der räumlichen Ent fernung stets ein Ganzes bildeten , indem der vor langen würde. Kaum aber war jener General aufgebrochen , als läufig im Mittelpunkt bei Lindenau verbleibende von den vorgeschobenen Posten die Meldung einging, Divisionscommandeur die Bewegungen der beiden, daß von Wiesenthal her feindliche Infanterie im An von gemeinschaftlicher Basis ausgehenden und auf marsch sei, wahrscheinlich durch Patrouillen veranlaßt, eine gemeinschaftliche Reserve angewiesenen Detache da von dort her, soweit bekannt, größere Abtheilungen ments nach den Bedürfnissen der allgemeinen Lage im nicht vorgegangen sind. Bei dem den Umblick häufig Großen leitete und anordnete , deren jedes aber auf auf wenige Schritte beschränkenden Unwetter konnte bayerischer Seite um so mehr als selbstständiges Ge solche Täuschung leicht vorkommen . Der Divisions | fecht aufgefaßt ist, da dort eine gemeinschaftliche Ober commandeur gab in Folge davon dem Oberst von leitung nicht möglich war und selbst einer jeden der Gellhorn , Commandeur des 13. Infanterieregi angegriffenen Divisionen der gleichzeitige Kampf der ments, welcher die zurückgehaltenen Truppen befehligte, anderen unbekannt blieb. Dem entsprechend sind sie die Weisung, an der Fulda Stellung zu nehmen, um denn auch in der bayerischen officiellen Darstellung das Debouchiren der Brigade Wrangel zu sichern . gesondert als Gefecht bei Zella und als Gefecht bei Oberst v. Gellhorn fand keinen Feind vor sich. Roßdorf bezeichnet. (Fortseßung folgt. ) Wohl mit getrieben von der Besorgniß , als Reserve

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und deren Aus- | namentlich aber lernten sie in den Kriegen gegen die Republik 1792-94 , in welchen sich die „ Chasseurs bildung für das zerstreute Gefecht. mit dem Strick", wie die Franzosen unsere Jäger I. zum Unterschiede von den gleichfalls grün gekleideten (Fortsetzung.) Füsilieren " Chasseurs mit dem Kukuk" ihres Achsel [E. v. U. ] Die durch Natur und Verhältnisse be bandes wegen nannten, bei den . Feinden bald in Re dingte Kampfweise, mit welcher die Bewohner Nord spect seßten. Amerikas den europäischen Heeren siegreich entgegen In diesen drei Jahren verlor das Corps , dem traten, veranlaßte schon 1784 den großen König, den 2 Ansbach'sche Jägercompagnien, die in Amerika mit Begründer und Meister in der Linear = Taktik, eine gekämpt, einverleibt waren, 21 Offiziere, 468 Jäger : Vermehrung der leichten Infanterie zu beschließen, da über ein Drittheil seiner Stärke ; es wurde aber 1795 er voraussah , daß diese Fechtart auch auf Europas wieder auf 10 Compagnien ( 120 Unteroffiziere, 1440 Schlachtfelder übertragen werden würde , die reine Jäger in 3 Bataillonen) ergänzt , mit Stecherbüchsen Linear-Taktik ihr gegenüber im Nachtheil sei , allein und Hirschfängern zum Aufpflanzen bewaffnet , und der Tod hinderte ihn, sein Werk zu vollenden. bestimmt, daß nur gelernte Jäger eingestellt werden König Friedrich II. ordnete also in genanntem dürften. Jahre die Errichtung von 4 neuen Jägercompagnien Major v. Yorck , der 1799 Commandeur dieser an , auch hinterließ er seinem Nachfolger einen aus Truppe wurde , widmete ihrer Ausbildung ein ganz führlichen Plan für Formation von 3 Frei Regis besonderes Interesse ; da aber die Schießübungen ge mentern. ring blieben, waren hierin auch die Resultate , selbst (Der Frei-Bataillone hatte man sich schon früher auf 150 und 100 Schritt, unbedeutend . zur Führung des kleinen Krieges als leichter Truppen In den unglücklichen Jahren 1805 und 1806 bedient.) waren die Jäger vermöge ihrer Fechtweise noch am Aus öconomischen Rücksichten erreichten die Jäger meisten geeignet, dem Colonnensystem und Tiraillement erst 1786 ihren vollen Etat , und zwar unter dem der Franzosen , jenem „",, Spuk Gespenst" der Taktik, Namen Feldjägerregiment (2 Bataillone à 5 Com das unsere übrigen Truppen verwirrte , mit Erfolg pagnien, jede zu 120 Mann ). Bewaffnung und Er entgegenzutreten , doch war ihre Zahl zu gering , um gänzung blieben aber die alte , bis es den unaus den feindlichen Massen gegenüber den Ruin der gefeßten Bemühungen des Oberstlieutenant v. Valentini preußischen Armee aufhalten zu können. 1787 gelang , sämmtlichen Jägern wieder Büchsen zu Wir finden sie bei Schleiz am 9. October 1806 verschaffen , wie auch die Bitten und Vorstellungen im Verein mit dem Füsilierbataillon Rosen, bei Jena dieses Offiziers dahin führten, daß von 1789 an den am 14. October rühmlichst erwähnt ; ebenso zeichneten Infanterieregimentern die Berechtigung genommen sich 6 Compagnien Jäger und 3 Füsilierbataillone wurde, 5 Fuß 5 Zoll und darüber große Jäger oder unter Oberst v. Yorck am 26. October aus , wo sie Unterförster - Söhne in ihren Cantons einzuziehen; den Uebergang des Herzogs von Weimar über die vielmehr wurden diese jeßt sämmtlich dem Feldjäger Elbe bei Sandau deckten ; auch in der Nossentin’ſchen regiment verpflichtet, nebenbei wurden auch Ausländer Haide zwischen Wahren und Nossentin am 1. November zugelassen. hielten sie sich als Arrièregarde ausgezeichnet. Statt der 3 Frei-Regimenter formirte 1787 König Bei der Vertheidigung der Festungen Colberg, Friedrich Wilhelm II. aus den Garnison - Regimentern Danzig, Graudenz , wohin sich viele versprengte oder und den Frei Truppen 24 Füsilierbataillone , die in aus der Gefangenschaft entflohene Jäger begeben 8 Brigaden vertheilt wurden.*) Zu dieser Zeit erhielt hatten, waren sie von großem Nugen ; Gumtau hebt auch jede Füsiliercompagnie 20 , jede Infanteriecom ihre Verwendung hierbei , wie in den Gefecht en von pagnie 10 mit gezogenen Bajonnetbüchsen bewaffnete Sandau und Wahren, besonders als zweckentsprechend Scharfschüßen, deren Schießfertigkeit aus Mangel an hervor. Uebung nur sehr untergeordneter Art war. Ferner Mit der Reorganisation der Armee 1808 hörte wurde für die Jäger und die leichte Infanterie ein das Feldjäger-Regiment , wie es bis dahin genannt Reglement ausgegeben, nach welchem sie im Tiraille war, zu bestehen auf, und es wurden an seiner Stelle ment geübt werden sollten ; da jedoch diese Fechtart errichtet : zu der Zeit noch gar keinem System unterworfen. 1808 ein Garde - Jägerbataillon und ein ost war, blieben die Uebungen nur sehr unvollkommen . preußisches Jägerbataillon , beide bestehend aus den dung nheit l Bessere Gelege , ihre Ausbil zu vervol Mannschaften des ehemaligen Feldjäger-Regiments . kommnen , fanden die Jäger in den Feldzügen in Die Bataillone hatten 4 Compagnien à 10 Ober Holland , 1787 , wo das durchschnittene Terrain für jäger, 3 Hornisten, 112 Jäger . die Verwendung dieser Truppe sehr günstig war ; Später wurden formirt :

Preußens

leichte Infanterie

*) Eine andere Quelle, Geschichte des 6. Infanterieregiments, sagt, es seien nur 20 Füsilierbataillone in 5 Brigaden mit 10 Schüßen per Compagnie errichtet worden .

1808 im November das schlesische Schüßen bataillon aus den besten Leuten der 1806 und 1807 in Schlesien gebildeten leichten Compagnien ;

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1814 im Mai das Garde - Schüßenbataillon in Neufchatel und Valengin ;

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wo sie aber dem Sinne der Waffe gemäß zur Ver wendung gebracht wurden, haben die Jäger auch die 1815 im Juni das Magdeburgische Jägerbataillon ; Gelegenheit benußt , den alten Lorbeeren neue hinzu 1815 im October das rheinische Schüßenbataillon zufügen. aus freiwilligen Jägern. Als besonders zweckmäßig wird der Gebrauch Unter dem 27. März 1809 hatte Se. Majestät dieser Truppe (ostpreußisches Jägerbataillon) 1812 der König eine Instruction erlassen, welche die Grund vor Riga bezeichnet, wo sie auf Vorposten selbst mit züge der zerstreuten Fechtart enthielt, und nach welcher den renommirten Kosaken in Wachsamkeit rivalisirten die Jäger und Schüßen ausgebildet wurden ; gleich und sich im Verein mit Füsilieren in den Gefechten zeitig waren sehr erweiterte Schießübungen und Aus bei St. Olay am 22. August und bei Garossen-Krug am 1. October rühmlichst hervorrhaten. bildung im Linien - Ererciren befohlen , auch arbeiteten 1813 fanden zwei Compagnien des ostpreußischen Generalmajor v. Yorck als Inspecteur und Major v. Wizleben unablässig an der Vervollkommnung Jägerbataillons bei Baußen am 20. und 21. Mai, dieser Truppe. das schlesische Schüßenbataillon bei Peterswalde am Erst in Folge 1809 und 1810 angestellter Ver 29. August Gelegenheit, sich auszuzeichnen ; ebenso am suche fand eine gleichmäßige Bewaffnung der Jäger 4. Februar 1814 zwei Compagnien erstgenannten und Schüßenbataillone, von denen bisher die ver Bataillons, welche durch ihr überlegenes Büchsenfeuer ſchiedenartigsten Büchſen geführt waren, statt ; sämmt alle Angriffe des an Zahl stärkeren Feindes zurück wiesen. liche Hirschfänger wurden zum Aufstecken eingerichtet und die Kriegs - Chargirung auf 60 Patronen in der Der Angriff des Hauptmanns v. Neumann am 14. Februar 1814 auf feindliche Cavalerie ist viel Cartouche, 30 im Pulverkarren pro Kopf festgesezt . Die 1805-1807 gemachten Erfahrungen hatten leicht nicht jägermäßig, gewiß aber gut preußisch, auch gelehrt , daß die wenigen Scharfschüßen , welche ent zeigt er, was ein Führer mit einer Truppe, die ihm weder als Tirailleurs verwendet oder an den Ecken vertraut, leisten kann . Da dieser tapfere Offizier von der Colonnen postirt waren , bei Annahme der neuen seiner Stellung aus der Cavalerie, welche unsere aus Fechtart nicht mehr genügten ; es wurden daher die Jeanvilliers abziehenden Bataillone hart bedrängte, Fusilierbrigaden aufgelöst und mit dem 1. Januar nicht beikommen konnte , ging er mit seinen Schüßen 1808 jedem Infanterieregiment ein Füsilierbataillon (ca. 230 Mann) des schlesischen Schüßenbataillons zugetheilt. mit aufgepflanztem Hirschfänger und Hurrah der Dieß , wie das 3. Glied der übrigen Bataillone Cavalerie auf den Leib, degagirte die Infanterie und sollte aus den vorzüglichsten Leuten formirt , mit den wies die nun auf sein Knäuel gehenden Angriffe des besten (glatten) Gewehren bewaffnet nnd besonders Feindes auf 50 Schritt durch wohlgezieltes Feuer ab . Am selben Tage hatte er das Glück, durch Besetzung für das zerstreute Gefecht ausgebildet und verwendet einer bewaldeten, den Eingang zum Defilé von Etoges werden ; außerdem hatte die Compagnie 20 bis 30 Mann als Reserve für das 3. Glied in gleicher dominirenden Höhe den Rückzug von 4 Batterien und unserer Cavalerie decken zu können , indem seine Weise zu dressiren. Da man dem Kolbenhals der Infanteriegewehre Büchsen die feindlichen Reiter von weiterer Verfolgung eine Biegung gegeben hatte , so wurde es möglich, abhielten . Am 23. Februar 1814 an der Brücke von Mery nun auf den einzelnen Mann zu schießen, doch blieb troß der sehr rasanten Flugbahn der Rundkugel die zeigten die ostpreußischen Jäger und Schüßen der Füsiliere , welche die Ruſſen in dieser Stellung ab Wahrscheinlicheit des Treffens in Folge der bedeuten den Seitenabweichungen wie des Mangels einer Ziel lösten , nicht nur ihre Geschicklichkeit im Schießen, vorrichtung nur sehr gering ; auch wurden für die sondern auch im Decken ; denn während die Russen jährliche Uebung nur 20 Patronen pro Kopf, 10 auf ohne Erfolg am Vormittag hier gegen 500 Mann 100 Schritt, 10 auf 150 Schritt gewährt. verloren hatten , brachten sie in kurzer Zeit mit ge ringem Verlust (1 Offizier , 5 Jäger) das feindliche Zwölf Unteroffiziere per Compagnie erhielten Feuer völlig zum Schweigen. Büchsen , durften selbst jedoch niemals schießen, son dern mußten an geeigneter Stelle ihre Waffe einem In der Schlacht bei Ligny am 16. Juni machten es 2 Compagnien des schlesischen Schüßenbataillons guten Schüßen geben. In den Kämpfen der Jahre 1812-15 standen | durch zweckmäßige Vertheidigung des Schloffes den Hunderttausende einander gegenüber : Divisionen Franzosen unmöglich, von dieser Seite her einzudringen ; rangen, wie Gumtau sagt, um den Besit einer wich ebenso rühmlich werden 11½ Compagnien dieses Ba tigen Stellung , und die Entscheidung der Schlachten taillons erwähnt, welche am 2. Juli zwischen Moulineau wurde durch die Verwendung mächtiger Infanterie und Issy mehrere Stunden lang die hartnäckigſten colonnen , massenhafter Artillerie oder ungeheurer Absichten des Feindes , vorzudringen , vereitelten und Cavaleriecorps an den entscheidenden Punkten herbei und so die Bewegungen der 1. Brigade gegen Meudon deckten. geführt. Zu einer solchen Zeit konnte also das kleine (Fortsetzung folgt.) Jägercorps nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen ;

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Skizzen über die engliſche Armee. [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier.] (Fortseßung.)

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Barackenarrestant, der zu allen Diensten herangezogen wird , von früh 6 oder 8 Uhr bis Abends 6 oder 8 Uhr jede Stunde auf dem Casernenhofe oder dem Waffenplaß erscheinen ; jedesmal wird der Anzug und die Bewaffnung dazu bestimmt, und ist ersterer mög lichst variirt, und 10 Minuten bis zu einer Viertelstunde erercirt. Die Aufsicht hierbei führt ein Sergeant, der zu dem Ende täglich vom Regimente aus dazu com = mandirt und orderly sergeant genannt wird. Dieſe Strafart darf bis zur Dauer von 14 Tagen an= gewendet werden. Der strenge Arrest wird in zwei Classen getheilt, in solchen mit und ohne harte Arbeit. Bei beiden Arten besteht die Kost aus Waſſer und Brod, den dritten Tag gibt es warme Kost, harte Lagerstatt, doch wird eine wollene Decke verabreicht und der Mantel mit in das Arrestlocal genommen . Die harte Arbeit besteht je nach Umständen in Casernenarbeiten, Steineklopfen und dergleichen, oder in der Zelle selbst im Kugeltragen , zu welchem Ende an zwei Seiten viereckige Räume angebracht sind, in welchen Kanonen kugeln liegen, welche der Arrestant, ohne sie zu rollen, in einer gewissen Zeit von dem einen Raum in den anderen bringen muß, — eine Beschäftigung, die ebenso anstrengend als nuglos ist und eben nur angewendet wird, wo es nichts Nüßlicheres zu thun gibt. Das Tageslicht wird den Arrestanten nicht entzogen, ebenso auf Reinlichkeit wie frische Luft in den Localen streng gehalten , wo sich dieß nur immer thun läßt. Die körperliche Züchtigung wird nur bei Vergehen ven Soldaten der 2. Classe angewendet. Der Verurtheilte

[C. W. v. T.] Nach der Schilderung des Materials, aus dem sich das englische Landheer der Hauptsache nach ergänzt, sowie der Art und Weise, wie die Er gänzung in erster Linie erfolgt , muß es eigentlich Wunder nehmen , dieß Heer im Ganzen in so vor züglichem Stande zu sehen. Hierfür gibt es mehrere Ursachen. Die erste derselben ist die eiserne Disciplin, die zweite die gute Bekleidung, Nahrung , hohe Löh: nung, die bei guter Aufführung mit den Dienstjahren steigt, die Möglichkeit , sich ein kleines Vermögen zu erwerben, und die Gewißheit, als Invalid nicht Sorge und Noth leiden zu müssen. Ein sehr tüchtiges Unter offiziercorps trägt nicht wenig , ja , jogar das Meiste Dazu bei, den englischen Soldaten zu dem zu machen, was er in Wirklichkeit ist , und Niemand wird ihm das Zeugniß der Kriegstüchtigkeit versagen. Beginnen wir mit der Disciplin , die wir als eine eiserne bezeichneten. Die meisten Strafen tragen den Charakter , mehr auf den Körper als auf das Ehr: gefühl einwirken zu sollen, doch ist deren Verhängung der Willkür einzelner Vorgeseßten möglichst entrückt und die Strafgewalt derselben so beschränkt, daß z . B. der Capitain Strafarrest gar nicht auferlegen kann, und die Gewalt des Regimentscommandeurs nur bis zu sieben Tagen strengen Arrestes gegen den Gemeinen "private" geht. Trunkenheit und in den meiſten Fällen als eine Folge davon die Widerseglichkeit sind empfängt sie vor versammeltem Regimente ; er wird, nachdem er ärztlich untersucht worden ist , ob er die Hauptvergehen, die sich in der britischen Armee vor finden. Gegen dieſe ſind die Kriegsartikel hauptsäch: Strafe ohne dauernden Nachtheil für seine Gesundheit lich gerichtet , namentlich begegnet man dem Worte ertragen kann , an eine aufrecht stehende Leiter ge „mutiny" mindestens in zwanzig derselben ; jedenfalls bunden, der Oberkörper entblößt, und die Hiebe fallen ist es als Product der Nothwendigkeit zu betrachten, auf den nackten Rücken. Das Züchtigungsinstrument, daß dem so ist, denn es liegt im Zeitgeist ; wenigstens die nine tailecat (neunschwänzige Kaye), besteht aus in den deutschen Heeren bedarf man bei den sehr ge einem hölzernen Stiel von 1 Fuß Länge , an dessen ringen Fällen von Meuterei nicht solcher Vorsichts oberem Ende neun ebenso lange , federkielſtarke Schnuten befestigt sind ; an dem Ende jeder derselben maßregeln , - die 52 preußischen Kriegsartikel ent befindet sich ein kleiner Knoten. Die Strafe selbst eit oder Widerseßlichk mit sich welche drei, nur halten Meuterei befassen. Außer denjenigen Strafen, welche wird von Signalgebern vollzogen und gewährt einen die Ausstoßung aus dem Soldatenstande verlangen, ekelhaften Anblick. Verfasser dieses sah das Spieß ――― es erschien ihm noch mild gegen sind die hauptsächlichsten der Barackenarrest, der strenge ruthenlaufen , diese englische Züchtigungsm ethode ! Die Brandmarkung Arrest, das Versehen in die 2. Claſſe mit körperlicher Züchtigung (neunschwänzige Kage), Brandmarkung bei wird bei wiedererlangten Deserteurs in der Art vor: Deserteuren, die wiedererlangt wurden , Löhnungsab genommen, daß man ihnen ein D auf die linke zug bis zu täglich 1 Pence bei gewohnheitsmäßigen Schulter brennt oder einäßt . Früher mußten die Säufern. Der Barackenarrest besteht keineswegs wie Aerzte dieje Operation vollziehen, jezt geschieht es nur Deutschland gebräuchliche Cajernen und im Beisein eines solchen vom Profoßen. Als Deſertion Quartierbeschränkung bloß in dem Zwange , diese wird nur eine länger als 52 Tage dauernde eigen außer bei ienstlichen Beschäftigungen nicht verlassen mächtige Abwesenheit betrachtet , wenn zugleich nach zu dürfen, sondern auch in wiederholtem Antreten und gewiesen werden kann , daß sich der Soldat dem Je nach der Jahreszeit muß der Kriegsdienst ganz entziehen wollte ; nahm er aber bei Strafererciren. einer anderen Truppe Dienst, um dort das Handgeld zu erhalten , wie dieß öfters geschieht , so fällt die *) Wir sprechen hier nur von Strafen, die gegen „ privates" Brandmarkung weg. (Fortsetzung folgt.) angewendet werden , mit Ausnahme der Degradation der Unter offiziere.

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Nachrichten.

Preußen.

Einübung seiner Reſerven und in Berücksichtigung ſeiner lagernden Vorräthe an Munition , seine lang verkannte Waffe auch jest wieder in der kürzesten Zeit auf den gewünschten und erforderlichen Standpunkt zu erheben. fähig ist. Das königliche Kriegsministerium wird im Stande sein, einen genügenden Erfolg der Bestrebungen ſeiner Institute in dieser Hinsicht constatiren zu können, auch ohne den Zweifel der Tagesblätter, den sie aus dem Motiv resultiren wollen : „ daß in dem Etat des nächsten Jahres eine Summe für Gewehr- Umänderung noch nicht angesezt ist“ . Eine derartige Mittheilung bleibt jenen Blättern post festum vorbehalten ! Der in diesen Blättern schon öfters berührte , durch die Artillerie Prüfungscommission in Versuch gestellte Panzergeschüßstand aus Harteisen von Commerzien= rath Grüson aus Buckau bei Magdeburg auf dem Tegeler Schießplate selbst gegossen ist in den leyten Tagen der Beschießung durch den 72Pfünder und den 96Pfünder auf 400 und 200 Schritt erlegen.

** Berlin , 5. Januar. [ Das verbesserte Zündnadelgewehr. ― Schießversuche mit dem Grüsonschen Panzer geschütz ſt an d. ] Hiesige Zeitungen besprachen unlängst Versuche mit einem neuen verbesserten Zündnadelgewehr , welches „ bis zur Maſſen verwendung und der unmittelbar praktischen Erprobung vorgeschritten " sei. Unseres Wissens soll jedoch das neue verbesserte Zündnadelgewehr kein neues Zündnadelgewehr, sondern eine den techniſchen Fortschritten in der Hand feuerwaffenfrage entsprechende Aptirung des bestehenden und anerkannt bewährten alten Dreyse'schen Zündnadel gewehrs sein . Diese Aptirung soll unsere National waffe, deren Verbesserungsfähigkeit an maßgebender Stelle, insbesondere bei der k. Militärschießſchule zu Spandau, nie verkannt und in einſichtsvoller Weise stets im Auge bes halten wurde, auf die Höhe des gegenwärtigen techni chen Standpunktes bringen und sie zu einer den neuesten Hinterladungs-Constructionen ebenbürtigen Waffe erheben . Schweden und Norwegen. Wie hiesige Blätter erwähnen, wird die Wirksamkeit des * Stockholm, 31. December. [ Verhandlungen. Zündnadelgewehrs , d. i . seine Wirkung des einzelnen Schusses , durch ein verändertes Geschoß , ein Langblei der Militär - G e ſellschaft über die Panzer፡ kleineren Kalibers erhöht , bis beinahe zu derjenigen schiffe.] In einer vor einigen Wochen stattgefundenen Kugelwirkung , wie sie aus den Waffen des kleinsten Verhandlung der schwediſchen Militärgeſellſchaft „ über die Kalibers resultirt. Diese Erhöhung der Wirkung läßt Panzerschiffe gegenüber den Geſchüßen der Jeßtzeit “ kamen auch jene Schießversuche zur Sprache , die im Monat die Nachtheile der Geschoß-Führung durch den Langblei zündspiegel bei dieser Waffe großen Kalibers entschieden. October bei Finspong stattgefunden hatten. Herr Capitän mehr in Hintergrund treten, eine Fügsamkeit, welche Palmstjerna war Berichterstatter ; seinem Bericht zu für andere Constructionen nicht gegeben ist . Nach jenen folge war das Beurtheilungs- Comité zu dem Er Blättern garantirt auch eine wesentliche Veränderung des gebnisse gelangt , daß die gezogene 8,083öllige Hinter Mechanismus und der Construction eine erhöhte Feuer ladungskanone im Allgemeinen der glattläufigen 12,83 geschwindigkeit und größere Handlichkeit der Waffe. kurz, zölligen Borderladungskanone vorzuziehen sei, und daß die eine Kraft und Zeitersparniß , eben zu Gunsten des er Monitorthürme , so wie sie jest aus mehreren Lagen heblicheren Schnellfeuers. Nach dieser Mittheilung hat zusammengefügter Platten bestehen , nicht nur nicht im Stande seien, der Beschießung mit gröberen gezogenen nämlich die Uebertragung einzelner Theile des Verschlusses Geschüßen zu widerstehen , sondern , selbst wenn sie nicht des französischen Chassepot- Gewehrs auf die preußische Zünduadelwaffe ſtattgefunden. Diese Convertirung, welche vollständig durchschossen werden, doch in Folge der vielen durch die treffenden Kugeln abgerissenen und umher durchaus kein neues verbessertes Gewehr“ beansprucht, soll nur sehr geringe Kosten beanspruchen und eine geworfenen Splitter dem innen befindlichen Material und wesentlich bedeutendere Feuergeschwindigkeit in Folge von der Mannschaft nur schlechten Schuß gewähren. Palmstjerna e e pstellt daher als seine Ueberzeugung hin , daß es das vereinfachter Handhabung dadurch erzielen, daß das feste Zuschlagen des Verschlusses durch ein einfaches Zudrehen | Natürlichste wäre , ein Schußmittel aufzugeben , welches desselben ersetzt wird. Die einsichtsvolle Direction des dem gegenwärtigen Geschüß doch nicht Widerstand leisten bewährten preußischen Instituts der f. Militärschießschule föune , und zu hölzernen Schiffen zurückzukehren. Gäbe hat sich eingehend in den letzten Jahren mit derartigen. man diesen die größtmögliche Geschwindigkeit , und ver Aptirungen der preußischen Waffe beschäftigt , und sollen sähe sie mit dem stärksten Geschütz, das sie tragen können, mehrere Verbesserungsvorschläge die gerechteste Würdigung so erreichte man auf einmal , daß sie mit Erfolg gegen Panzerschiffe auftreten , durch ihre Geschwindigkeit einem und Prüfung auf der Schießschule und bei den Truppen erfahren haben. Preußen , welches bei seinen colossalen unvortheilhaften Kampfe entgehen und im Kampf dem -- Gegen diesen Vorräthen an Zündnadelwaffen nicht im Stande ist, Feinde das Treffen erschweren könnten. brevi manu zu einem anderen System der Hinterladung Vorschlag trat Prinz Oscar von Schweden auf, indem er hervorhob, daß, selbst wenn hölzerne Schiffe die größt überzugehen , hat auch in dieser Frage mit seiner alten mögliche Geschwindigkeit erhielten, sie doch nicht so schnell Zähigkeit einen Weg eingeschlagen, der mit den geringsten entschlüpfen könnten , daß sie nicht wiederholt getroffen Kosten und mit der geringsten Störung in Betreff der

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würden, und Schüsse aus den starken gezogenen Kanonen 80,000 Mann festseßte , hatte er die Ehre , die Gründe eine zerstörende Wirkung auf dem hölzernen Schiffe an= darzulegen, welche die Regierung nöthigten, mit der größten richteten. Während er daher ſolche Schiffe zum Gebrauch Behutsamkeit vorzugehen , ehe sie eine Verminderung der im Kriege nicht empfehlen könnte , räumte er doch ein, Streitkräfte des Landes vorſchlage, und dieß um so mehr, daß das gegenwärtige System des Baues der Monitor als es sein persönlicher Wunsch gewesen wäre, die Zahl thürme noch schlechter sei. Denn der Monitorthurm lasse der Soldaten in einem solchen Verhältniß zu verringern, sich mit einem einzigen Schusse durchschießen , und des daß sich Ersparnisse in dem Ausgabe : Budget seines Schiffes Schicksal sei dann entschieden , indem durch den Miniſteriums einführen ließen, ohne den dringendsten Be einen Schuß so zu sagen des Schiffes Hirn , Herz und dürfnissen des Dienstes zu schaden . Troßdem ist es ihm Lunge getroffen würden , da der Thurm den lenkenden gelungen , eine nicht unbeträchtliche Verminderung der Willen , die wirkende Kraft und die Bedingung dafür, Ausgaben zu erzielen. Wie die Herren Abgeordneten daß die Beſaßung Athem hole , einschließe. Der Prinz zu bemerken Gelegenheit gehabt, hätte er eine bei weitem legte danach einen Plan zum Bau von Panzerschiffen größere Verringerung des Armeebestandes und daher auch vor, den er in Berathung mit dem Werkmeister auf dem ſeines Budgets erreichen können , wenn beklagenswerthe, Motala - Werfte und einem Constructionsoffizier ausgeübrigens aber vorhergesehene Ereignisse den unterzeichneten arbeitet hatte. Derselbe ging darauf aus : im Schiffsbau Minister nicht genöthigt hätten, in einem kritischen Augen denselben Gedanken durchzuführen, der den Festungswerken blick 5000 Mann der activen Armee einzuberufen. In der Gegenwart zu Grunde liege. Wie man bei diesen dem der Kriegsminister auf's Neue vor den Cortes ers Erdwälle zum Schuße der Festungsmauern verwende, ſo | scheint , um die Festsetzung der Streitkräfte des Landes solle man bei den Schiffen schräg gehende Panzer für das Finanzjahr 1870/71 zu verlangen , nachdem er gebrauchen. Eine vorgelegte Zeichnung stellte solch einen erst vor Kurzem ein ähnliches Verlangen gestellt, sieht er Monitor dar. Auf diesem war das Steuerhaus weg- sich, gestützt auf die vergangenen und in Voraussicht auf genommen und die Wände im obersten Dritttheil des neue mögliche Ereignisse , gezwungen , den Bestand der Armee auch nicht um einen Mann zu schwächen, obgleich Thurmes schräg angebracht mit 45 Grad Neigung und zu einer Dicke verstärkt , welche in der Richtung des dieß seinen Wünschen, die Staatslaſten möglichst zu vers Schuffes einer Dicke von 20 Decimalzoll entsprechen ringern, entgegen ist. Andererseits würde eine bedeutende sollte. An diese schräge Wand ſchloß sich eine Fortsetzung Verminderung der Truppencadres die Armee vollſtändig desorganisiren, ohne deßhalb doch zu großen Ersparnissen der Panzerbekleidung , angebracht in einem Winkel von 17 Grad , und endlich war diese lette Panzerbekleidung zu führen, da es immer die Pflicht des Schates mit dem Rande des Schiffes vereinigt durch ein Glacis ist, die Dienste von Heerführern , Offizieren und Soldaten nicht unberücksichtigt zu lassen , von 4-6 Grad Senkung, so daß die Verbindung dieser mit verschiedenen Senkungen angebrachten Panzer eine die sich um das Vaterland verdient gemacht haben, indem von außen gesehene concave Linie bildete. Durch diese sie mehr als einmal ihr Blut für die Vertheidigung der Construction hoffte er den Vortheil zu gewinnen, daß die Freiheiten und der Beſchlüſſe der verfaſſunggebenden Cortes durchbrechende Kraft einer treffenden Granate entfernt vergossen. Reductionen von geringerem Umfang würden würde , je nachdem sie gegen des Panzers Seite glitte, nicht allein keine großen öconomischen Vortheile gewähren , Alles unter der Vorausseßung , daß das Projectil nicht | sondern auch, was man auf diese Weise erlangte , würde mit der Spize selbst, sondern mit einem seiner gebogenen dem ausgesetzt sein, wieder verloren zu gehen, wenn außer oder cylindrischen Theile den Panzer träfe. Durch die ordentliche Umstände, die unglücklicher Weise deßhalb aber Neigung, welche alle Seiten bekämen , sollte der Panzer keineswegs selten sind , die Regierung zur Erhöhung der überall in der Richtung des Schusses eine Dicke von 20 Ausgaben zwängen , indem sie genöthigt wäre , für die Decimalzoll erhalten, ohne daß das Schiff durch, die ver geringere Anzahl der Truppen durch deren größere Be weglichkeit Ersatz Ersatz zu zu leisten. leisten . Auf Grund dieser Er mehrte Stärke des Panzers genöthigt wäre , mehr als 3 Zoll tiefer zu stechen als der vierte schwediſche Monitor. wägungen hat der unterzeichnete Miniſter, von Sr. Hoh. dem Regenten dazu ermächtigt, und in Uebereinstimmung Spanien. mit dem Ministerrath die Ehre , den Berathungen der Cortes folgenden Gesezentwurf zu unterbreiten : Alleiniger * Madrid , im December. [ Gesez entwurf, die Artikel. Die Stärke des stehenden Heeres für den Dienst Stärke der Armee pro 1870/71 betreffend.] der Nation ist für das Finanzjahr 1870/71 auf 80,000 Der Kriegsminister Marschall Prim hat den Cortes Mann festgesezt. folgenden Gesezentwurf vorgelegt , in dem er die früher Madrid, 22. November 1869. vielfach gehoffte Verminderung des stehenden Heeres für Juan Prim. " unausführbar erklärt und unter das alte Marimum von 80,000 Mann nicht heruntergeht : Die Epoca bemerkt hierzu , daß sie sich „ aus " Als im vorigen April der unterzeichnete Minister Klugheitsgründen , welche sie nie freiwillig beiseite sebe, " den Cortes den Gesezentwurf vorlegte, welcher die Höhe eines jeden Commentars zu der Vorlage wie zu den der des stehenden Heeres für das Finanzjahr 1869/70 auf selben vorausgeschickten Motiven enthalte. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.



Vesond ottolin

E

Allgemeine

Militär- Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünf und vierzigster

Darmstadt,

No. 3.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

19. Januar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben , f. preußischem Generallieutenant. (Fort 1 jebung.) — Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zerstreute Gefecht. 1. (Fortsetzung.) Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier. ] (Fortsehung.) Ueber Chifferschrift. Miscellen. Rückzug en échiquier. Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Das Militärbudget für 1871. Beabsichtigte Erhöhung der Gagen der Obersten — und Oberstlieutenants. Bayern. Der neue militärwissenschaftliche Eurſus der Kriegsschule. Schießprämien für Linie - Braun und Landwehr. - Aversionalbeiträge für die Unterhaltung der Musik-Instrumente der Infanterie und Jäger. schweig. Aufhebung des Kriegscollegiums. Großbritannien. Neues Infanterie-Ausrüstungssystemi des Oberst Carter. - Bau eines neuen Panzerwidders Rupert".

Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v . Goeben, f. preußischem Generallieutenant. (Fortsetzung.) Von Kalten- Nordheim aus zieht sich das Thal der Felda bis gegen Dermbach , in der oberen Hälfte in fast nordwestlicher, in der unteren in etwa nördlicher Richtung, zwischen 400 bis 500 Fuß hohen und viel fach mit Holzung bedeckten Rändern hin, welche meistens steil abfallen und wenig gangbar sind. Die Dörfer Fischbach und Diedorf in der oberen , das Dorf Neidhartshausen in der unteren Hälfte liegen in der schmalen Thalsohle am Flusse, der auf langen Strecken zwischen sumpfigen Wiesen hinfließt. Schloß und Dorf Zella dagegen, zwischen Diedorf und Neid hartshausen gerade in der Biegung des Thales ge= legen , blicken von einem aus dem linken Thalrande isolirt hervortretenden schmalen Bergrücken in das Thal hinab und beherrschen dasselbe aus dieser gün stigen Position weithin nach beiden Richtungen hin. In dieses langgestreckte Thal führte Generalmajor v. Kummer kurz nach 81/2 Uhr sein aus 4 Batail lonen , 2 Escadrons und einer 6pfündigen Batterie bestehendes Detachement, indem er das 5. westphälische

Infanterieregiment Nr. 53 unter Oberst v. Trescow , unterstüßt von der Batterie , zur Ausführung des Angriffs bestimmte, das Füsilierbataillon des 1. west phälischen Infanterieregiments Nr. 13 aber nebst den beiden Escadrons Husaren in zweiter Linie folgen ließ. Der gerade zu dieser Zeit herabströmende Regen mochte, indem er das Vorgehen der Truppen erschwerte, zugleich die Veranlassung sein , daß dasselbe erst spät vom Feinde bemerkt wurde. Die bayerische 3. Infanteriedivision unter General lieutenant Freiherrn v. 3oller hatte , des Angriffs gewärtig , mit Tagesanbruch dieselben Stellungen wieder eingenommen , welche sie schon am vorigen Tage bis spät Abends innegehabt hatte. Sie zählte, nach Abgang der detachirten Abtheilungen , an Ort und Stelle noch 8 Bataillone und 2 Compagnien In fanterie, 4 Escadrons und 16 Geschüße. Davon waren, als gegen 9 Uhr der Anmarsch des Detache ments Kummer gemeldet wurde , 1 Jägerbataillon und 1 Schüßencompagnie in und bei Neidhartshausen, 1 Bataillon und 1 Compagnie mit 2 Geschüßen und 3 Escadrons in und bei Zella , und 1 Bataillon in einer Aufnahmestellung bei der Seemühle postirt, während 5 Bataillone mit 1 Escadron und 14 Ge schüßen unter Generalmajor von Ribaupierre zwischen Diedorf und Fischdorf Stellung genommen hatten.

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Der Feind eröffnete nun von dem mit Holzung bedeckten Hange aus ein lebhaftes und das Thal weithin flankirend beherrschendes Feuer , welches von der die östliche Lisière des Dorfes beherrschenden 1. Compagnie erwidert wurde. Er mußte von dort vertrieben werden. Oberst v . Tresckow ertheilte daher dem Major v. Franckenberg den Befehl, das 1. Bataillon zum Angriff der Höhe zu führen. Die drei noch geschlossenen Compagnien brachen dem gemäß , sowie sie herankamen , entweder durch das Dorf oder südlich um dasselbe herum gegen die Höhe vor, indem sie größtentheils die drei Fuß tiefe Felda durchwateten. Sie erstiegen wetteifernd den steilen Abhang und drangen in den Wald ein , in welchem nun das Bataillon, dem sich die 1. Compagnie rasch

| anschloß , allmählig mehr und mehr Boden gewann, den Feind im Schüßengefecht langsam zurückdrängend . Die bei Neidhartshausen nicht zur Action gelangten Compagnien des Füsilierbataillons führte Major v. Rosenzweig inzwischen westlich am Dorfe vorbei gegen Zella vor ; ihnen folgte alsbald die in das Dorf eingedrungene 10. Compagnie. Durch sumpfiges und bedecktes Gelände drang das von der feindlichen Artillerie erfolglos beschossene Bataillon bis zu einem Ravin vor , in welchem es sich gegenüber dem steil abgefeßten Rücken, auf welchem Zella liegt , festsette. Durch die Schüßen wurde von dort einerseits die Lisière des Orts beschossen, während sie sich anderer seits gegen die neben demselben aufgefahrenen Ge schüße wendeten und sie schließlich , nachdem sie um= sonst mit Kartätschen zu wirken versucht , unter be deutendem Verlust an Menschen und Pferden zum | Abfahren nöthigten. Das mit dem Angriff von Zella beauftragte 2. Bataillon hatte , wie früher bemerkt , einen am | linken Thalrande direct dorthin führenden Weg ein geschlagen. So in halber Höhe marschirend, kam es zuerst den feindlichen Geschüßen in Sicht und wurde. | von ihnen beschossen ; es drang jedoch, in Compagnie colonnen formirt und zwei Züge rechtshin zum Um fassen der feindlichen Position detachirend , bis zum Fuß der Höhe vor , auf welchem Schloß und erf Zella gelegen sind. Dort sette es sich fest , indem es sich immer weiter nach rechts hin ausdehnte, während die Schüßen ein lebhaftes Feuergefecht mit den im Dorfe, deſſen Enceinte zur Vertheidigung ein gerichtet und stellenweise mit Schießscharten versehen war, etablirten Bayern unterhielten. Als dann das Feuer des Feindes schwächer wurde , gab Major v. Gontard den Befehl zum Angriff. Er selbst | sank einen Augenblick nachher tödtlich getroffen vom Pferde , das Bataillon aber stürmte mit Hurrah die Höhe hinan und drang in das Dorf ein. Und gleichzeitig trat noch weiter rechts auch das Füsilierbataillon des 13. Infanterieregiments unter Major v. Brause in Thätigkeit. Ursprünglich in zweiter Linie zurückgehalten, war es nach der raschen Wegnahme von Neidhartshausen vom General von Kummer rechts auf den Hang des Thalrandes ge zogen und hatte sich, in zwei Halbbataillone unter den Hauptleuten Klipfel und v. Stockhausen. formirt, hinter dem 2. Bataillon des 53. Infanterie regiments weg allmählig bis auf den rechten Flügel desselben vorgeschoben. Als nun dieses Bataillon zum Angriff schritt, stürmten auch die beiden Halbbataillone unter lebhaftem Feuer ihrer Schüßen vorwärts und | drangen, nur sehr geringen Widerstand findend , von der Südwestseite her ebenfalls in das Dorf ein. So von zwei Seiten her angegriffen , wich ein Theil der Bayern eilends auf Diedorf zurück, während sich andere Abtheilungen dagegen im Orte selbst noch hartnäckig vertheidigten. Einige feindliche Trupps, | welche abgeschnitten wurden, ſuchten sich durchzuschlagen

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General v. Kummer ließ etwa 1000 Schritt von Neidhartshausen entfernt die 3. 6pfündige Batterie unter Hauptmann v. Eynatten I. auffähren und, da das Wetter sich aufgehellt hatte , die bei jenem Dorf sichtbaren Truppen beschießen. Als aber un mittelbar darauf die bei Zella postirten feindlichen Geschüße ihr Feuer auf die im Vormarsch begriffenen Colonnen eröffneten , wurden unter den größten Schwierigkeiten anfangs zwei Geschüße , von denen eins indessen umstürzte, und dann auch die übrigen vier auf den felsigen lehmigen Hang zur Rechten ge= schafft. Die feindliche Artillerie ward alsbald zum Schweigen gebracht , worauf noch einige Schüsse auf Neidhartshausen abgefeuert wurden , welches indessen im nächsten Augenblick schon genommen war. Oberst v. Tresckow hatte das Füsilierbataillon des 53. Infanterieregiments unter Major v. Rosen zweig längs der Chauffée und links von demselben längs der Felda das 1. Bataillon unter Major v. Frandenberg - Proschliß gegen Neidharts hausen vorgehen lassen. Das 2. Bataillon unter Major v. Gontard wurde dagegen auf einem, am Abhang des linken Thalrandes direct auf Zella führenden Wege gegen dieſen Ort dirigirt mit dem Befehl, ihn, da er augenscheinlich durch seine Lage in der Front sehr fest war , womöglich nach rechts hin umfassend anzugreifen. Die beiden gegen Neidhartshausen vorgehenden Bataillone wurden auf etwa 400 Schritt mit Gewehr feuer empfangen. Die Schüßen erwiederten das Feuer lebhaft ; die Têten - Compagnien aber , die 1. unter Hauptmann Sendel und die 10. unter Hauptmann Wunderlich, drangen längs dem Flusse und auf der Straße unaufhaltsam vor und stürzten sich von beiden Seiten mit Hurrah auf die Liſière des Dorfes. Im ersten Anlauf wurden die zwar verbarrikadirten, aber schwach vertheidigten Eingänge genommen , und die im Dorfe stehenden drei Compagnien zogen sich, einen Hauptmann mit einer Anzahl Soldaten gefangen zurücklaffend, eilends auf den Abhang der den rechten Thalrand bildenden Taufstein - Höhe zurück , wo sie von zwei dort postirten Jägercompagnien aufgenommen wurden.

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und warfen sich, als dieß mißlang , in die nächsten Gebäude ; einer von ihnen , der aus einer Scheune heraus auf die wiederholte Aufforderung , sich zu er geben , nur mit Schüssen antwortete , wurde schließ lich im Handgemenge, bei dem Kolben und Bajonnet zur Wirkung kamen , bis auf wenige Mann niedergemacht. Die feindlichen Geſchüße waren kurz vor der Wegnahme von Zella in Folge der durch das Feuer der Füsiliere erlittenen Verluste an Mannschaft und an Pferden zurückgezogen ; ein Munitionswagen konnte jedoch nicht mehr fortgeschafft werden und fiel in die Hände der preußischen Truppen . Auch die drei bayerischen Escadrons , welche anfangs durch Ar tilleriefeuer gelitten und sich dann vergebens der west lich um Zella herum vorgehenden und sie beschießenden Schüßenschwärme durch eine Attaque zu entledigen versucht hatten , waren bereits auf Diedorf zurückge: gangen. Vier gezogene Geschüße aber , welche bald nach Eröffnung des Gefechts zwischen diesem Dorfe und Zella aufgefahren waren und die am Hange linken Thalrandes etablirte preußische Batterie ohne Wirkung beschossen hatten, wurden nach dem Verlust von Zella gleichfalls bis nahe an Diedorf zurückge zogen, wo inzwischen das Gros der bayerischen 3. Jn fanteriedivision Stellung genommen hatte. General v. Kummer seinerseits zog, sobald Zella wohl gegen 11 Uhr genommen war , die



| Cürassierregiment wurden vorläufig als Reserve bei | Neidhartshausen placirt. Dem inzwischen , wie von Zella aus zu übersehen war , längs dem jenseitigen Thalrande bis gegen Diedorf hin vorgedrungenen 1. Bataillon des 53. Infanterieregiments aber ging der Befehl zu , die von ihm occupirte , bastionartig vorspringende Höhenmaſſe des Taufſteins festzuhalten, | darüber hinaus jedoch nicht vorzugehen. Dieses Bataillon hatte das in Verbindung mit einer Infanterie = Compagnie ihm gegenüberstehende bayerische Jägerbataillon, nachdem es die Lisière des den Westhang des Tauffteins bedeckenden Waldes genommen , anfangs nach der Höhe hinauf zurück gedrängt . Indem es aber mit dem rechten Flügel die Anlehnung an das Thal festhielt, hatte es zugleich | allmählig eine Rechtsschwenkung vorgenommen, wäh rend es andererseits , da es von der Höhe herab wiederholt in der linken Flanke bedroht wurde , sich mehr und mehr dorthin und endlich bis auf den | Rücken hinauf ausgedehnt hatte. In solcher Art den Feind langsam vor sich herschiebend , bemächtigte es sich der ganzen Höhe, bis die Bayern endlich genöthigt waren, wieder in das Thal hinabzuſteigen, und theils | auf Diedorf, theils auch in der Richtung auf Fisch bach zurückwichen. Der rechte Flügel bestand gleichzeitig auch noch ein lebhaftes Feuergefecht mit dem in der Gegend der Seemühle postirten feindlichen Bataillon, welches seine Schüßen längs der Felda postirt hatte, indeſſen 6pfündige Batterie nach dem Höhenrücken hinauf, und gleichfalls zum Rückzug auf Diedorf gezwungen wurde. als bald darauf noch die vom Divisions commandeur nachgesandte 4. 4pfündige Batterie unter Hauptmann (Fortseßung folgt.) Weigelt eintraf, wurde auch sie dorthin vorgenommen. Einem etwaigen feindlichen Angriff gegenüber waren demnach nun 12 gezogene Geschüße auf diesem, das Preußens leichte Infanterie und deren Aus Thal weithin beherrschenden Punkte vereinigt. bildung für das zerstreute Gefecht. Der dem Detachement Kummer ertheilte Auftrag I. war vollständig ausgeführt. Der General entschloß (Fortsetzung.) ſich demgemäß, der erhaltenen Instruction entsprechend, nicht weiter vorzugehen, vielmehr in der gewonnenen [ E. v. U. ] Der Frieden gab der Jägerwaffe, wie ſtarken Poſition, von der aus die Stellung der feind vorher gesagt , ein sechstes Bataillon ; am 13. April lichen Truppen vollständig übersehen wurde , die 1821 wurden die vier Bataillone der Linien - Jäger weiteren Befehle abzuwarten . Er disponirte zu diesem und Schüßen in acht Abtheilungen à 2 Compagnien Zweck , während die Batterien in einen lebhaften getheilt und jedem Armeecorps eine Abtheilung zu gewiesen ; 1843 wurde für die Linie der Name Kampf mit der feindlichen gezogenen Batterie ver " Schüßen" durch die Benennung „ Jäger“ erseßt und wickelt wurden , sie aber , ohne selbst zu leiden , da 1848 die Vermehrung der Linienbataillone auf drei fast alle Geschosse zu hoch gingen, bald nöthigten, bis in die Höhe von Fischbach zurückzugehen , über die Compagnien und 752 Mann Kriegsstärke befohlen ; 1852 ward der Etat für sämmtliche Jäger und übrigen Truppen der Art, daß das Füsilierbataillon Garde- Schüßen auf 4 Compagnien und 1002 Mann des 13. und das 2. Bataillon des 53. Infanterie regiments die Vertheidigung des Dorfes und des Kriegsstärke festgesezt. *) Die Bestimmung, daß in das Garde-Jägerbataillon Höhenrückens übernahmen , während das Füsilier bataillon dieses Regiments an der Straße unterhalb nnr gelernte Jäger einzustellen seien, hörte 1866 auf ; Zella Stellung nahm. Das mit der 4pfündigen Bat die Jägerbataillone haben aber ebenso wie die 1860 " terie eingetroffene Füsilierbataillon des 55. Infanterie aus den Reserve - Regimentern (Garniſontruppen) ge regiments und ebenso das an Stelle der vom Divi bildeten Füsilierregimenter ausgesuchten Ersaß. ſionscommandeur wieder zurückgezogenen beiden Ba= taillone des 15. Infanterieregiments demnächst dem *) Eine Bleiſtiftnotiz in Gumtau gibt ſtatt der beiden leßten Jahreszahlen die Daten 1846, resp. 1848 . Detachement nebst der reitenden Batterie überwiesene

Wir haben uns bei dieſem, dem geſchichtlichen Theil | Rückſichten geboten ; andere Truppen würden daſſelbe unſerer Arbeit vielleicht zu lange aufgehalten ; man geleistet, ihre Verluste aber leichter ersetzt haben. ersieht aber daraus , daß die Umformungen , welchen Die Thätigkeit des schlesischen Schüßenbataillons, wie vorher angeführt , am 14. Februar 1814 bei Preußens leichte Infanterie unterworfen ist , nicht Jeanvilliers und Etoges unter Hauptmann v . Neu immer zweckmäßig zu nennen sind, und daß seit 120 mann , gibt ein hübsches Bild für das , was leichte Jahren sowohl das Wesen der leichten Truppen, wie Infanterie zu leisten hat ; sie kann Alles , selbst Ca = die an sie zu stellenden Anforderungen sich vielfach geändert haben. valerie auf freiem Felde angreifen , ist überall , wo Im Anfange finden wir ein kleines Corps , das Truppen bedrängt sind oder der Feind sich eine Blöße auf eigene Hand eine Art Parteigängerkrieg führt, auf gibt , und weiß durch richtige Benutzung der Waffe oder des Terrains die feindlichen Angriffe abzuschlagen den Märschen die Truppen cotoyirt , den Feind so zu sagen „ anpirscht“ , oder aus sicherer Deckung durch und die eigenen Verluste zu vermindern . Die neueste Zeit hat nun die leichten Truppen wohlgezieltes Feuer ihm das Vordringen unmöglich macht. vermehrt , und die zunehmende Bildung hat die Er gänzung solcher Corps erleichtert, der defensive Charak Das Auftreten einer neuen Fechtart zu Ende des ter derselben verliert sich also mehr und mehr, Jäger vorigen Jahrhunderts gebietet für diese Truppe eine Vermehrung und besondere Ausbildung , allein die wie Füsiliere werden Angriffswaffe, gleichviel, ob in Kostspieligkeit der gezogenen Waffe , sowie die der Ebene oder im coupirten Terrain, und zwar um so mehr, da die Perpendicular-Taktik, welche_im_An Schwierigkeit, den Recruten in Führung derselben zu fang dieses Jahrhunderts, oder vielmehr zu Ende des üben , halten die Vermehrung in Grenzen , welche vorigen erschaffen wurde , sich immer mehr vervoll hinter dem Wünschenswerthen zurückbleiben, selbst noch kommnet hat. zu einer Zeit, in welcher durch Zuführung besser ge Der Staat, welcher zuerst in diesem Sinne leichte bildeter Elemente der lettgenannte Uebelstand be Truppen gebildet hat , ohne vorher etwas der seitigt war. Erst die ziemlich gleichzeitig in allen Staaten statt- preußischen Jägerwaffe Gleiches zu beſißen, iſt Frank: findende allgemeine Einführung gezogener Gewehre reich ; dort schuf man in der kurzen Zeit von 1838, erlaubte die Vermehrung der leichten Truppen ; das in welchem Jahre der Herzog von Orleans provisorisch Uebergewicht , welches die bessere Waffe dem Jäger eine Compagnie Chasseurs formiren durfte, bis 1856 bisher verliehen hatte , wurde hierdurch aufgehoben, an leichten Truppen 41 Bataillone. (Die Zouaves und die Chasseurs d'Alger ge= wenigstens vermindert, und da die schwere Infanterie dasselbe Gewehr führt wie die leichte , so ist jetzt der hören ihrer Ausbildung nach mit dazu, wenn sie auch Unterschied zwischen beiden nur noch in der sehr viel nicht den Namen infanterie légère führen.) Früher hatte Frankreich, wie die meisten anderen höheren Ausbildung der leßtgenannten im Schießen. und den Zweigen des leichten Dienstes , wozu sie Staaten, nur nominell leichte Infanterie ; es sonderte in den Bataillonen die fähigeren Elemente für die durch Answahl der Mannschaft befähigt wird , zu suchen. Flügelcompagnien , Grenadiere und Voltigeure , ab ; . diese Art des Elite Systems genügte aber für die Auch die Verwendung der leichten Truppen mußte, Kämpfe in Algier nicht mehr, abgesehen davon , daß wenn auch nicht eine Aenderung , so doch eine Er durch eine solche Maßregel der Werth der compagnies weiterung erfahren. General v . Yorck schickte seinen du centre sehr herabgedrückt wurde. Erläuterungen über einzelne Zweige des leichten (In neuester Zeit , 1867 , ist auf Vortrag des Dienstes, Vertheidigung und Angriff eines Abschnitts , Kriegsministers vom Kaiser Napoleon verfügt , daß Defilés u . s. w . als feststehenden Grundsaß voraus, „ daß die Taktik der leichten Infanterie in der Fähig | jede Füsiliercompagnie ( du centre) 10 Soldaten 1. Classe erhalte. ) keit überhaupt liege, die jedesmaligen, nach Maßgabe Wie den Römern in ihren Kriegen gegen die des vorliegenden Falls, geschlossenen Bewegungen mit Barther erging es den Franzosen in den Feldzügen einem überlegenen , wohlgezielten Feuer (was nur durch eine aufgelöste Linie zu bewirken sei) so zu gegen die flüchtigen Araber : wie jene gezwungen wurden , den Hastaten und Triariern (schwere Trup verbinden , wie es die Umstände und das Terrain pen) die Veliten (leichte Corps , Bogenschüßen) zur erfordern", nicht, wie irrig hier und da angenommen wurde , nach einer beliebig angenommenen Form in Seite zu stellen, so sahen die Franzosen ein, daß ihre aufgelöster Linie stehend oder bewegend zu feuern . Infanterie nach der bisherigen Ausbildung nur mit erheblichen Verlusten gegen einen Feind kämpfen Dieser Grundsatz ist auch heute noch in voller würde, dessen man nicht habhaft werden konnte , der Kraft; es ist nur zu bemerken , daß damals nur die auf flüchtigem Pferde schnell wie der Bliz kam und Jäger leichte Truppen waren, diese aber, weil schwer der verschwand, ehe die erlittene Unbill gerächt war. zu ergänzen , nicht gern als Angriffstruppe in der Ebene oder wenig coupirtem Terrain verwendet Hier reichten die Elite Compagnien nicht mehr aus , hier handelte es sich darum , eine Truppe zu wurden. Wo dieß, wie bei Dennewiß, bei dem Sturm auf Möckern 2c. dennoch geschah, war es durch höhere | ſchaffen, die mit gezogenen Gewehren bewaffnet , auf

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weitere Entfernungen dem Feinde Schaden zufügen | preußisches Bataillon sich dadurch hätte einſchüchtern Lassen. konnte und die möglichst theilbar und beweglich war. Der Herzog von Orleans war, wie erwähnt, der Doch wird man fragen , was diese Betrachtungen Begründer einer solchen leichten Infanterie in Frank | mit Preußens leichter Infanterie zu thun haben. reich, und nachdem das erste durch ihn ausgebildete Erstens glauben wir, daß die Bildung von Frank Bataillon, 1840 nach Afrika geschickt, dort mit Aus reichs leichten Truppen das Motiv zu der Reorgani= zeichnung gekämpft hatte , wurde noch in demselbensation der preußischen gewesen ist, zweitens aber haben Jahre die Formation von 9 Bataillonen nach dem | wir noch ein paar Worte über leichte Infanterie und selben Muster befohlen. Herr Major Ollech sagt : die Ansichten, welche darüber herrschen, zu sagen, ehe „Alles, was in der franzöſiſchen Infanterie an jugendwir zu deren Ausbildung übergehen. licher Kraft , an Bildungsfähigkeit , an militärischem Wir haben gesagt , daß wohl jedes preußische Ehrgeize vorhanden war, concurrirte zum Eintritt in Bataillon der französischen Fechtweise gewachſen ſei, eine Truppe , der eine glänzende Zukunft verheißen denn man hat bei uns dahin gestrebt, die ganze In schien." fanterie möglichst leicht , das heißt in den kleinsten Truppenkörpern selbstständig zu machen ; die Bildung Lettere Erwartung bestätigte sich ; die neu ge bildeten , bald weiter vermehrten leichten Bataillone von 41 Bataillonen Elite- Truppen in einem anderen Staate konnte aber wohl nicht unbeachtet bleiben. fanden, nachdem sie in den Kämpfen gegen die Araber Bisher hatte die Infanterie der beiden Staaten unter recht schwierigen Verhältnissen Kriegserfahrungen gesammelt, die ersten Lorbeeren gepflückt hatten , auf ziemlich auf gleicher Stufe gestanden ; wie Frankreich den Schlachtfeldern in der Krim und in Italien Ge seine Grenadier- und Voltigeur - Compagnien auf die Legenheit , neuen Ruhm zu ernten und ihrem Namen Flügel stellte und für das Tiraillement speciell be: durch ganz Europa und weiter Achtung zu gewinnen. stimmte, so verwendete Preußen sein 3. Glied eben Man sagt , daß diese Truppen nach preußischem dazu und formirte die Züge daraus hinter den Flügeln Jägermuster gebildet seien ; es ist jedoch nur geringe oder an der Queue zc. der Colonne ; leßtgenannter Aehnlichkeit vorhanden. An wirklichen Jägern ist Staat schwächte hierdurch die mittleren Compagnien Frankreich sehr viel ärmer als Preußen, es sucht je | nicht in ihrem Werth, wie es in Frankreich der Fall war. Die Bestimmung, daß dem 3. Gliede und den doch , wie dieses , für seine leichten Truppen die fähigsten Elemente aus ; während aber bei uns das Füsilierbataillonen die fähigsten Elemente zugewieſen Hauptgewicht auf das Schießen gelegt wird, bei den werden sollten , ist nur in einzelnen Fällen zur Aus führung gebracht , und wenn wir auch nicht wissen, Jägern das Laufen selbst in der Schüßenlinie nur im Nothfall gestattet ist, man dahin strebt, den einzelnen weshalb die Leute für das 3. Glied nicht ausgesucht Mann möglichst selbstständig zu machen, stellt Frank | wurden, so können wir uns wohl erklären , daß bei der Vertheilung der Recruten bei einmaligem Sehen reich bei der Ausbildung seiner Chasseurs 2c. die Beweglichkeit, oder sagen wir richtiger, die Schnellig = es sehr schwer sein mußte, die wirklich fähige Mann keit in den Vordergrund, während die Schießübungen schaft auszuwählen , und daß man einen Austausch erst in zweiter Linie stehen , das Tiraillement im zwischen den Bataillonen , nachdem man die Leute kennen gelernt hatte, gern vermied , so daß also die coupirten Terrain aber gar nicht geübt wird. Diese Verschiedenheit in der Ausbildung wird be besseren Elemente (abgesehen von den Jägerbataillonen) dingt durch den nationalen Charakter, die Lebhaftig in der gesammten Infanterie vertheilt blieben. keit des Franzosen hindert seine Ausbildung im Die Verhältnisse in Afrika zwingen Frankreich, Schießen , dagegen ist er , wie die meisten Militär besondere Corps aus ausgewählter Mannſchaft zu schriftsteller sagen , erfinderisch in der Benußung des bilden; diese Corps erringen Erfolge in Algier , be Terrains ; die dem Deutschen innewohnende Ruhe währen sich den Heeren Rußlands und Desterreichs befähigt diesen, ein guter Schüße zu werden, dagegen gegenüber, nachdem sie im Anfang der fünfziger Jahre ist er im Allgemeinen weniger umsichtig und den vermehrt worden, und 1860 etablirt Preußen die 1787 heftigen Bewegungen nicht so geneigt , wie sein leb❘ gebildeten Füsilierbrigaden , indem es die Reserve hafterer Nachbar. Regimenter (wie 1787 Garnison - Truppen, also gleich Die Erfolge, welche Frankreichs leichte Infanterie zeitig wieder eine Vermehrung der Feld : Armee) in errungen, führten zu der Ansicht, daß die französische Füsilierregimenter umwandelte , und zwar unter der Ausbildung die einzig richtige für ein leichtes Corps Benennung „leichte Infanterie" . Ist es ein Irrthum, wenn man unter diesen Umständen einen Zusammen sei ; die umfassenden Versuche, welche auch in Preußen angestellt wurden , haben gezeigt , daß der Schnellighang zwischen dem französischen chasseur und dem keit der Bewegung (dem Laufschritt) nicht die hohe | preußischen Füsilier vermuthet ? (Schluß folgt.) taktische Bedeutung beizulegen ist, welche man ihr zu geben geneigt war. Die ungestümen Angriffe der Zouaven , Turkos mochten einen im Tiraillement weniger geübten Gegner verwirren ; wir glauben nicht , daß ein

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Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] (Fortseßung.) [C. W. v. T. ] Jeder zu bestrafende Soldat wird zu der von dem Regimentscommandeur Lestimmten Stunde diesem vorgeführt , und zwar von dem Feld: webel oder Wachtmeister , welcher das Compagnie: strafbuch bei sich hat ; der Hauptmann oder ein Offi zier der betreffenden Compagnie tritt als Ankläger auf, Adjutant und Profoß sind zugegen, ebenso etwa nöthige Zeugen. Nach der Größe des Vergehens spricht der Oberstlieutenant die Strafe aus, und zwar ist seine höchste Strafgewalt, wie wir schon erwähnten, 7 Tage strenger Arrest, jedoch ohne harte Arbeit, oder 14 Tage Barackenarrest. Größere Vergehen müssen müſſen kriegsrechtlich behandelt werden ; bis zum Zusammen: tritt des Gerichts kommt der Soldat in Gewahrſam. Die englischen Kriegsrechte unterscheiden sich ganz wesentlich darin von den in Deutschland gebräuch lichen , daß die Richter nur Offiziere , und juristisch gebildete Auditeure nicht dabei zugegen sind ; über haupt gibt es dergleichen bei den britischen Regi mentern gar nicht , selbst die judge advocates bei den Kriegsgerichten sind meistentheils Offiziere , und nur der judge advocate general muß Rechtsgelehrter sein. Man unterscheidet dreierlei Arten von Kriegs rechten: das general court martial district oder garrison court martial , und das regimental court martial. Alle diese Court martials haben ihre be stimmte Strafgewalt , deren Grenzen sie nicht über schreiten dürfen. Ein general court martial wird von den Horseguards so heißt das Kriegsministerium — von seinem Hauptsize , den es im St. James - Palast hat , so genannt , welches von Schildwachen zu Fuß und zu Pferd dieses Regiments oder der Sifeguards bewacht wird , oder auf Befehl eines Armeecomman danten oder Gouverneurs einer größeren Festung außerhalb des Königreichs . Das Urtheil eines solchen muß unter allen Umständen vor seiner Vollstreckung an die Horseguards eingereicht werden , welche es entweder selbst bestätigen oder verwerfen, oder in be sonderen Fällen die Königin um dessen Genehmigung anzugehen haben . Ein general court martial hat als Vorsitzenden stets einen General ; die Beisißer sind Field officers , d. h. Stabsoffiziere ; der Präsident muß stets in höherem Range stehen als der An geklagte , die Richter womöglich auch in höherem, mindestens in gleichem mit dem lepteren. Die Zahl der Richter wechselt zwischen 4, 6 oder 8, den Präsi denten nicht mitgezählt ; das ganze Collegium besteht stets aus einer ungeraden Anzahl von Offizieren und muß . bei jeder Verhandlung vollzählig sein ; auch dürfen die Mitglieder während der Dauer eines Prozesses ohne die dringendste Veranlassung nicht ge= wechselt werden. Die Anklagen gegen Generale und Stabsoffiziere , sowie die schweren gegen Capitäns

und Subalternoffiziere gehören vor das Forum eines solchen general court martial. Auch ist ein judge advocate herbeizuziehen , um die Verhandlungen nöthigenfalls indirect zu leiten, indem er sich mit dem Präsidenten über den Gang derselben bespricht . Er hat keine Richterstimme und darf an den Angeklagten selbst keine Frage richten. Das District oder Garrison court martial wird vom Districts- oder Garnisonscommandanten berufen ; dessen Präses ist ein Stabsoffizier, die Beisißer sind 4 oder 6 Capitäns, ein Brigademajor *) fungirt gewöhnlich als judge advocate. Capitäns und Subalteinoffiziere werden, wenn nöthig, von diesem gerichtet, Unteroffiziere und Soldaten im Falle schwerer Vergehen. Das Regi mental court martial endlich besteht aus einem Capitän als Präses und 4 Subalternen ; ein judge advocate wird nicht berufen ; es wird über Unter offiziere und Soldaten gehalten, deren Pflichtverletzung zu bestrafen die Strafgewalt des Regimentscomman= danten überschreitet. Letterer commandirt die Offi ziere dazu . Ein Regimentskriegsgericht kann über Unteroffiziere Arrest , über Soldaten strengen Arrest mit oder ohne harte Arbeit bis zu 42 Tagen , Ver segung in die 2. Classe und bis zu 42 Hieben mit der neunschwänzigen Kaße in einzelnen bestimmten Fällen verurtheilen ; es sind das thätliche Widerſetz lichkeit gegen Vorgeseßte , Kameradendiebstahl , un erlaubtes Plündern und gewohnheitsmäßige Trunken heit; als solche wird es angesehen, wenn der Angeklagte innerhalb 12 Kalendermonaten dreimal deßhalb be= straft wurde. Findet der Oberst die Niedersehung eines Kriegs gerichtes nothwendig , so hat der Capitän der Com pagnie oder dessen Stellvertreter vorerst ein species facti über den betreffenden Fall schriftlich an ersteren einzureichen ; dann werden die zu dem Gericht nöthigen Offiziere commandirt , und 24 Stunden vor Beginn der Verhandlung dem Arrestanten von dem Adjutanten mitgetheilt, daß und weßhalb er vor ein Kriegsgericht kommen werde ; gleichzeitig hat ersterer seine etwaigen Entlastungszeugen leßterem namhaft zu machen , der Ein Kriegsgericht sie dann zum Verhör vorladet. versammelt sich in der Regel früh 9 Uhr und hält seine Sigung längstens bis 4 Uhr. Sollte ein solches mehrere Tage in Anspruch nehmen, so sind die dabei fungirenden Offiziere während dieser Zeit nicht ver pflichtet, außerdem einen anderweitigen Dienst zu thun.

*) Ein Brigademajor hat in der Regel den Rang eines Capitans und ist nicht persönlicher Adjutant eines Brigadiers, wohl aber der einer Brigade. (Fortseßung folgt.)

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Miscellen . Rückzug en échiquier. [ 24.] Diese taktische Bewegung wurde zuerst von Scipio , dem Besieger Hannibals , in Spanien vor Nu mantia (jetzt Soria) , 133 v. Chr., ausgeführt, und zwar mit Reiterei. Er theilte sie in zwei Abtheilungen , ließ jede abwechselungsweise auf die feindliche Reiterei an sprengen , die Wurfspieße gegen dieselbe schleudern , als bald umkehren , rückwärts der anderen Abtheilung sich aufstellen und sofort das Manöver wiederholen , so daß immer nur ein Theil dem Feinde die Stirne bot, während der andere nach einer rückwärtigen Stellung eilte , um sich von dieser aus dem nachseßenden Feinde entgegen zu stürzen, ohne ihn jedoch anders als mit den Fernwaffen zu erreichen. — Heutigen Tages wird Neiterei den Rückzug en échiquier nur ausführen können , wenn sie beſſer beritten ist als die feindliche ; so war es auch da= mals vor Numantia. Die damaligen Wurfspieße würden. nunmehr durch Hinterladungs- Geschosse ersetzt werden, und der Rückzug müßte von den geraden wie von den ungeraden Abtheilungen in der Art ercentrisch ausgeführt werden, daß in der Mitte eine große Lücke entſtände , damit ſo wohl innerhalb dieses Raumes als auf den Flügeln Flankenangriffe mit der blanken Waffe ausgeführt werden. können. Weber Chifferschrift. *

Vor längerer Zeit las man in den Zeitungen, daß dem f . f. Generalcommando in Dalmatien bei der Weg nahme des Gepäcks durch die Insurgenten auch der Schlüssel zur Chifferschrift genommen sei und in Wien

auf's schleunigste ein neuer Schlüssel ausgearbeitet werde. Dieß erscheint um so räthselhafter, als es nichts ein facheres gibt, als eine vollständig unlösbare Chifferſchrift (für Nichteingeweihte) herzustellen. Nehmen wir an, daß der Generalstab im Felde und eine im Lande zurückbleibende Canzlei, mit welcher corre= spondirt werden soll , je ein Eremplar ein und desselben Werkes besitzen, so wird eine Seite dieses Buches bezeich net , vermittelst welcher correspondirt wird. Römische Ziffern bezeichnen die Zeilen der Seite, deutsche die Buch staben in der Zeile , wobei ch , ß , st 2c. stets als zwei Buchstaben zählen. Das Buch kann unbeschadet des Geheimniſſes ab: handen kommen, wenn nur die Seite nicht verrathen wird, ist eine Dechiffrirung unmöglich. ――――― Diese Art, geheime Depeschen zu schicken, ist im Jahre 1848 von der Honved Armee angewendet worden. Ein Beispiel folgt hierunter, wobei indessen bemerkt wird , daß bei größerer Routine im Ablesen , Gedankenstriche , wie sie hier nach jedem Worte eingefügt sind , füglich fortfallen können . Wir nehmen als Schlüssel die Allgemeine Militär Zeitung Nr. 1 dieses Jahres , Seite 3 , Spalte 1. I. 9 II. 1 I. 5 - XIV. 24 I. 16 II. 17 V. 17 I. 15, 11, 36 VII. 3 I. 23, 24, 26 II. 5 - IV. 18 I. 36, 37, 5 III. 9 I. 2, 8, 21 ――― VI. 28, 29, 30 - XXIII. 26, 27 I. 4, 5 II. 5 I. 14 XI. 2 IV. 3 II. 33 XII. 23, 24, 25 ――――― I. 17 III. 6, 17 XXIII. 37, 38, 39 XLII. 1 , 2 III. 33, 36, 38 - III. 7,8 -- VI. 11 XVI. 1 , 2, 3 XVI. 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26 I. 4 II. 31 , 32 III . 3, 6, 11 , 29 VI. 20, 29 X. 24 XIII. 4, 5, 6 -XI. 3, 4.

Nachrichten.

Oesterreichische Monarch i e. * Wien, 7. Januar. [ Das Militärbudget für ――――― 1871. Beabsichtigte Erhöhung der Gagen der Obersten und Oberstlieutenants.] Gegen= wärtig ist man im Reichs- Kriegsministerium mit der Ausarbeitung der Vorlagen für die Erfordernisse des Militärbudgets pro 1871 vollauf beschäftigt , und haben die bezüglichen Abtheilungen die Elaborate bereits beendet. Dieselben werden gegenwärtig einer nochmaligen Prüfung unterzogen und wird hierauf die Zusammenziehung vor genommen, mit welcher man noch im Laufe des Monats Januar fertig zu werden hofft. Die Erfordernisse werden. sich im Wesentlichen von den im Jahre 1870 nicht unter scheiden und würden um eine namhafte Summe geringer ausgefallen sein , wenn nicht die Unruhen in Dalmatien eine außerordentliche Bedeckung erforderlich machen würden. Der Reichs-Kriegsminister wird dießmal auch um die Bewilligung der im abgelaufenen Jahre vertagten Gage Erhöhung für die Oberstlieutenants und Obersten, dann

für die nicht berücksichtigten Militärbeamten den Antrag stellen und diesen durch erzielte Ersparnisse bei der Monturs- und Ausrüstungs -Veischaffung eingehend moti viren.

Bayern. * München , 3. Januar. [ Der neue militär wissenschaftliche Cursus der Kriegsschule. Schießprämien für Linie und Landwehr. Aversionalbeiträge für die Unterhaltung der Musikinstrumente der Infanterie und Jäger.] Zum Eintritt in den regelmäßig am 1. März beginnen den militärwissenschaftlichen Curs der Kriegsschule haben ſich bis jetzt gegen 60 Aspiranten gemeldet ; hierzu kommen noch diejenigen Unteroffiziere des Vorbereitungs curses der Kriegsschule , welche mit der Bestehung der Ausmusterungsprüfung die Ermächtigung zum Übertritt in den militärwissenschaftlichen Curs erhalten. An die Frequentanten dieses Curses wird in Zukunft auch Be lehrung in der Anatomie des Menschen ertheilt, insofern



als diese zum Verständniß der beim Turnen vorkommen den Bewegungen und lebungen erforderlich und beim Ertheilen des Unterrichts ersprießlich ist, und werden die betreffenden Vorlesungen von einem Professor der Uni versität in dem Akademie : Gebäude an jedem Sonntag: vormittag ertheilt. - Zum militärwissenschaftlichen Curs wird wegen Ueberfüllung des ersten ein Parallelcurs er richtet. Um Preise in baarem Gelde oder in nüßlichen Gegen ständen für besonders gute Leistungen der Unteroffiziere und Mannschaft im Scheibenschießen und Distanzschäßen nebst Diplomen an die Preiſeträger vertheilen und das Preisschießen selbst festlich einrichten zu können , wird jedem Infanteriebataillon ein jährliches Averjum von 72 fl. und jedem Jägerbataillon ein solches von 90 fl. bewilligt. Ferner werden jedem Landwehrbataillon in jenen Jahren , in welchen dasselbe zu größeren Uebungen zu jammengezogen wird , 60 fl., und in jenen Jahren , in welchen dasselbe nur compagnieweise die kleineren Uebungen abzuhalten hat, für je eine Compagnie 10 fl. zu Schieß prämien bewilligt. Für den Unterhalt der Musik- Instrumente wurde jedem Infanterieregiment ein jährliches Averſum von 260 fl., und jedem Jägerbataillon , Cavalerie- und Ar tillerie , sowie dem Genie Regiment ein solches von 220 fl . bewilligt , ferner für den Unterhalt der Signal Instrumente jedem Infanterie- und Jägerbataillon 48 fl., jedem Cavalerieregiment 40 fl., jedem Artillerieregiment 76 l . und dem Genieregiment 80 fl.

Braunschweig. * Braunschweig , 30. December. [Aufhebung des Kriegscollegiums. ] Das herzogliche Staats ministerium macht bekannt, daß in Folge der in Ansehung der Verwaltung der Militärangelegenheiten durch die Bundesverhältnisse herbeigeführten Veränderungen die amtliche Thätigkeit des Kriegscollegiums mit dem Ab laufe dieses Jahres aufhören werde . Großbritannien. * London , 2. Januar. [ Neues Infanterie : Ausrüstungssystem des Oberst Carter. ――――― Bau eines neuen Panzerwidders Rupert".] Ein neues System der militärischen Ausrüstung , be sonders aber der Gepäckvertheilung, ist jüngst von Oberst Carter , der sich schon früher mit Verbesserungen auf diesem Gebiete beschäftigt hatte , einer Commission von Offizieren vorgelegt und so vortheilhaft beurtheilt worden, daß zunächst in vier verschiedenen Regimentern damit Versuche gemacht werden sollen , um bei günstigen Er gebnissen die ganze Armee in dieser Weise auszurüſten. Der Tornister nach diesem neuen System ist in der Form dem bisher gebräuchlichen ähnlich , schließt sich jedoch be quemer dem Rücken an. Die Tragbänder gehen über die Schultern und werden vorn an eisernen Stangen be

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festigt, die unter den Tornister geschraubt sind und rechts und links hervorragen. Den Armen bleibt dadurch freier Spielraum und jeder Druck auf die Brust wird ver mieden. Der Mantel wird unter der Klappe getragen und das Kochgeschirr , oval in der Form und an den Kanten abgerundet, oben auf den Tornister gepackt. Die zu dem Kochgeschirr gehörige Pfanne ist unterhalb ein gefügt und der Deckel ist so eingerichtet , um als Teller bienen zu können. Der Leibgurt trägt nichts als die Bajonnetscheide. Feldflasche und Brodbeutel hängen an den vorerwähnten eisernen Torniſterſtangen , und für die Munition hat der Mann nur eine Tasche, die, ohne viel größer zu sein als die gegenwärtig im Gebrauch befind lichen Patrontaschen , 50 Patronen in Packeten und 20 lose faßt. Was den Tragriemen dieſer Taſche anbelangt, so geht derselbe von der Mitte der Rückwand der Tasche breit bis in Schulterhöhe hinauf , theilt sich dann um über beide Schultern und endet rechts und links 6 bis 8 Zoll über der Gurthöhe in zwei Ringen. Von jedem dieser Ringe gehen dann zwei Riemen aus , einer ver bindet sich mit der betreffenden Seite der Rückwand der Patrontasche, der andere mit dem Leibgurt am Schloſſe. Auf der Staatswerfte von Chatham ist mit dem Bau eines Panzerwidders begonnen worden , welcher sowohl was Offensiv als auch Defenſivkraft betrifft, das furcht barste Schiff der englischen Marine und furchtbarer als irgend ein Fahrzeug einer anderen Kriegsflotte werden soll. Im Gegensatz zu den bisher gebauten Widderschiffen soll bei dem Rupert" die Geschüßkraft der Widderkraft untergeordnet werden. Die Dimenſionen sind nur mäßig, 250 Fuß lang und 53 Fuß breit , bei einem Tiefgang von 221/2 Fuß und einem Gehalt von 3159 Tonnen, also doch noch immer etwas größer als bei den franzö sischen Widderschiffen . Gegen jeden Angriff wird der selbe besser geschüßt sein als die meisten anderen Schiffe, denn der Eisenpanzer ist 12 Zoll dick , und der hölzerne Rumpf ist nochmals mit einer Eiſenſchicht von 11/4 Zoll Dice bekleidet. Die beiden 18 Tonnen schweren Geschüße, welche die Armatur des „ Rupert " bilden sollen , werden in einem einfachen Drehthurm, und zwar nahezu 11 Fuß über der Wasseroberfläche , Platz finden , so daß sie bei jeder Witterung verwendbar sind . Zum Schuß des Thurms ist das Deck mit einer schwer gepanzerten Brust wehr versehen. Der Bugwidder hat die Form eines Speers und wird etwa 8 Fuß unter dem Wasser und etwa 10-12 Fuß , ehe der Schaft nach aufwärts geht, seinen spitzen Winkel haben , io daß der „ Rupert" im Stande sein wird , Panzerschiffe an ihrer schwächſten Stelle, nämlich an den schwachen Seitenplatten unter dem Panzer, anzugreifen , denn bei keinem bisher gebauten Schiffe reicht der Panzer mehr als etwa 6 Fuß unter die Wasseroberfläche. Die Maschinen von 700 Pferde fraft werden eine Zwillingsschraube in Bewegung setzen und vermuthlich eine Fahrgeschwindigkeit von 12 Knoten erzielen. Im Uebrigen erhält das Schiff nur zwei leichte Masten und einige wenige Segel.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlégers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfundvierzigster

No. 4.

Darmstadt,

Jahrgang.

26. Januar.

1870.

Inhalt : Auffähe. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben , f. preußischem Generallieutenant. (Fort — jebung.) Preußens leichte Infanterie und deren Ausbildung für das zerstreute Gefecht. 1. ( Schluß.) — Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren t. großbritannischen Offizier. ] (Fortseßung.) Nachrichten. Preußen. Die angeblichen Versuche mit einer Revolverkanone in Königsberg. - Frankreich. Das Exposé de la situation de l'empire für 1869.

Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v . Goeben, f. preußischem Generallieutenant.

(Fortsetzung.) Der Natur der Dinge nach mußte freilich das Bataillon , indem es diese Erfolge errang , während des langwierigen Waldgefechts und der damit ver bundenen complicirten Bewegung nothwendig in be= denklicher Weise aus einander kommen. Die Ueber sicht und die Leitung des Ganzen aber hörten um so mehr auf, da die berittenen Offiziere in dem so coupirten Terrain vielfach nicht durchkommen konnten und abjihen mußten. Die Compagnien und oft auch die Züge agirten daher bald nach eigenem besten Er messen , indem sie sich nur bemühten , die allgemein gegebene Richtung und, soweit möglich, die Verbindung mit den Nebentruppen festzuhalten . Unter diesen Umständen hatte sich der Commandeur Major v. Franckenberg persönlich an die Spize von zwei Schüßenzügen gestellt und sie im Walde vorwärts geführt. Als er dann die jenseitige Lisière erreichte, sah er sich vollständig in der Flanke der bei Diedorf aufgestellten feindlichen Division , und da er nicht wußte, daß General v. Kummer bei Zella Halt gemacht hatte, wohl aber lebhaftes Geschüßfeuer

von dort herüber schallen hörte , glaubte er durch rasches Eingreifen seinerseits wesentlich nüßen zu können. Umsonst aber versuchte er rasch Verstärkungen heranzuziehen. So beschloß er denn, das kleine Häuf lein, welches noch um ihn versammelt war, zum An griff der nahe vor ihm im Thale gelegenen Felda Mühle zu führen, um sich zuvörderst dieses wichtigen Punktes zu bemächtigen. Der Angriff mißlang. Die Mühle war vom Feinde stark beseßt , und auf beiden Seiten waren Schüßenlinien längs der Felda postirt ; auch abgesehen von der geringen Zahl der Angreifer war es kaum möglich , unter solchem Feuer das zwischenliegende offene Terrain zu überschreiten. Der tapfere Major v. Franckenberg selbst fiel schwer verwundet an der Spige der kleinen Schaar , und kaum gelang es einigen sich neben ihn niederwerfenden braven Mus ketieren , dem Feinde gegenüber , der nun seinerseits dorthin vorzudringen suchte , durch sicheres Feuer den. Plaz zu behaupten und so den verwundeten Com mandeur vor Gefangenschaft zu bewahren. Erst als die Bayern später abzogen , war es möglich, ihn zu= rückzubringen. Wie in solcher Weise unmittelbar Diedorf gegen= über , so kam überhaupt auf dem rechten Ufer der Felda das Gefecht mit der vollständigen Besißnahme der vom Taufsteine aus vorspringenden Bergmasse

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zum Stehen. Die Compagnien beseßten die Liſière | auf den übrigen drei Seiten durch 400 Fuß und selbst des Waldes auf dem südlichen Abhang, indem sie die bis zu 600 Fuß hohe und großentheils waldgekrönte darüber hinaus vorgegangenen Schüßen zurückriefen ; Bergrücken ganz umſchloſſen erscheint. In einer tiefen, von dort aus unterhielten sie fortan ein hinhaltendes in der oberen Hälfte überall gangbaren , späterhin Feuergefecht mit dem im Thale postirten Gegner, aber als schroffe Schlucht eingeschnittenen Einsenkung welcher dann erfolglos versuchte , seinerseits wieder durchzieht diesen Kessel von den südlichen , den be zur Offensive überzugehen . Einzelne Trupps waren, deutendsten Höhen aus ein Bach , welcher demnächſt abgedrängten feindlichen Abtheilungen folgend , auch am westlichen Fuße des gegen Norden denselben ab noch weiter links auf dem Rücken bis zum hohen Rain schließenden Bergrückens hin der Felda zustrebt. hin vorgegangen : sie wurden zum Bataillon zurück Die Umschließung des Thalkessels hat jedoch eine genommen. Lücke: die im Osten ihn begrenzende Höhe, der Nebel So beschränkte sich denn, da die Bayern auch eine genannt , hängt mit jenem nördlichen Abschlußrücken, von Diedorf aus begonnene Offensiv - Bewegung sehr dem Horn, nicht unmittelbar zusammen ; er biegt seine rasch wieder aufgaben, das Gefecht nunmehr auf der nördliche Hälfte scharf nach Osten hin zurück, ſo daß ganzen Linie auf eine, freilich noch Stunden lang sie sich dem Horn gegenüber fast parallell hinzieht, anhaltende Kanonade und ein vor Zella bald ganz durch eine breite und tiefe Mulde von ihm getrennt. ersterbendes und auch vom Taufsteine aus dem dort Wiesen nehmen die Sohle derselben ein. Am östlichen Ausgange dieser Mulde liegt das Dorf Roßdorf hinter sehr lebhaften feindlichen Feuer gegenüber nur schwach unterhaltenes Schüßenfeuer. General v. Kummer den Nebel geschmiegt, so daß es von dem Thalkessel aus nicht sichtbar ist. erhielt inzwischen schon gegen 1 Uhr mit der Mit Auch Wiesenthal liegt tief in der Wiesenniederung theilung, daß auch General v . Wrangel den Feind der oben bezeichneten Bachsenkung und wird dem von bei Wiesenthal geworfen habe, den Befehl, mit einer Dermbach aus Herankommenden erst sichtbar , wenn starken Arrièregarde vorläufig bis Glattbach zurück er das Dorf fast erreicht hat. Die Straße , welche zugehen und dort Stellung zu nehmen . Es war da die beiden Ortschaften verbindet , zieht sich am nörd bei die Erwartung ausgesprochen , daß sich , im Fall lichen Abhange des Nebels hin. der Feind dem Detachement folge , vielleicht die Ge Es war, wie früher erwähnt wurde, die bayerische legenheit biete, ihm noch einen Schlag zu geben. Der General wünschte indessen vor dem Abmarsch | 4. Infanteriedivision unter Generallieutenant Ritter v. Hartmann , welche nach dieser Seite hin den in alle Verwundeten, Preußen wie Bayern, zu sammeln und sie, da ihm die Krankenträger- Compagnie mit den Dermbach postirten preußischen Truppen gegenüber beim leichten Feldlazareth befindlichen Transportwagen stand. Die 8. Brigade unter Generalmajor Cella gefolgt war , der besseren Pflege wegen mit sich nach hatte während der Nacht mit 4 Bataillonen , 2 Es Dermbach zu führen , wo das Lazareth etablirt war. cadrons und 4 Geschüßen Roßdorf besezt gehalten, während 1 Bataillon mit 4 Geſchüßen rückwärts nach Freilich wurde der Abmarsch dadurch bedeutend ver zögert ; angesichts der vorzüglichen Position, welche das Rosa verlegt , 1 Jägerbataillon dagegen zuſammen Detachement inne hatte , erschien dieses aber um so mit den von der 3. Infanteriedivisien dorthin deta weniger bedenklich, da sehr bald die Nachricht eintraf, chirten 4 Compagnien nach Wiesenthal*) vorgeschoben daß auch die Truppen des Generals v. Wrangel war. Die 7. Brigade unter Generalmajor Faust noch bei Roßdorf engagirt seien und also auch nicht cantonnirte dagegen mit 5 Bataillonen, 2 Escadrons so rasch, wie beabsichtigt, ihren Abzug bewerkstelligen und 8 Geschüßen in den südwärts gelegenen Ort würden. Dagegen hatte diese Verzögerung die wich schaften von Eckardts an bis nach dem etwa eine tige Folge , daß das Detachement Kummer die Meile von Roßdorf entfernten Depfershausen. Die Division bestand demnach außer den zu ihr Stellung bei Zella noch inne hatte , als nach 3 Uhr Nachmittags die bayerische Division ihrerseits den gestoßenen 4 Compagnien aus 11 Bataillonen, 4 Es Rückzug auf Kaltennordheim antrat . Der Oberbefehls cadrons und 16 Geschüßen , unter denen 8 gezogene haber Prinz Carl von Bayern hatte beschlossen, 6Pfünder . die ganze Armee daselbst zu concentriren. Schon gegen 8 Uhr hatten nun nach der bayerischen Nach dem Abzuge des Feindes , dessen Truppen Darstellung die Vorposten den Anmarsch starker, aus bis gegen Fischbach hin von den Batterien beschossen allen Waffengattungen bestehender preußischer Colonnen wurden , sezte auch General v. Kummer sein De gemeldet, worauf General Cella seine Truppen ſofort tachement auf Dermbach in Marsch. allarmiren ließ. Er sandte zunächſt 1 Bataillon , 1 Escadron und 2 Geschüße rasch voraus und führte Das Dorf Wiesenthal, gegen welches der General major Freiherr v. Wrangel die ihm überwiesenen 5 Bataillone, 3 Escadrons und 2 Batterien vorführte, liegt in einem weiten Thalkessel, der, nach der Felda hin geöffnet, dem vom Flußthale her Eintretenden als

*) Die bayerischen Infanteriebataillone hatten 6, die Jäger bataillone nur 4 Compagnien. Von dem ursprünglich nach Dermbach bestimmten 1. Bataillon des 6. Infanterieregiments standen 4 Compagnien in Wiesenthal , 2 in Zella und Neid hartshausen. Auf beiden Seiten nahm demnach das Bataillon am Gefechte Theil.



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dann auch die übrigen Truppen , denen sich die in Rosa stehenden bald anschlossen, in Gefechtsformation längs der Straße nach Wiesenthal vorwärts . Bevor indessen das Gefecht selbst dargestellt wird, empfiehlt es sich, die in Bezug auf dasselbe bedeutend von einander abweichenden Zeitangaben klar zu stellen, was gerade in diesem Falle ausnahmsweise leicht ist. Nach der bayerischen Auffassung hätte der Angriff auf Wiesenthal früher als der auf Neidhartshausen stattgefunden: dort wird in Verbindung mit der vor stehend bezeichneten Meldung der Beginn des Feuers auf 1/29 Uhr angeseßt , während das Anrücken der Preußen gegen Neidhartshausen erst gegen 9 Uhr be merkt wäre. Es war gerade umgekehrt. Das Detache ment Kummer , nach 8½ Uhr von Dermbach auf brechend , näherte sich allerdings gegen 9 Uhr Neid hartshausen : die preußischen Notizen stimmen darin mit den bayerischen überein. Erst nach dessen Ab rücken aber, etwa um 83/4 Uhr, wurden die Truppen des Oberst v. Gellhorn , welche doch wohl jene, die Allarmirung der Brigade Cella veranlassende Meldung hervorgerufen haben müssen, von Dermbach aus in Bewegung geseßt. Und der Angriff des Detachements Wrangel , auf den und nicht etwa auf die beiden isolirten Kanonenschüsse des Oberst v. Gellhorn — sich die bayerische Angabe über den Beginn des Feuers bei Wiesenthal augenscheinlich be zieht , da der vorgängigen längeren Recognoscirung mit Jufanterie- und Husarenpatrouillen gedacht wird, dieser Augriff fand nicht vor 91/2 Uhr statt. Eine Differenz also in Bezug auf das gemeldete Anrücken der Colonnen wie auf den Beginn des Feuers von einer ganzen Stunde , die wohl nur in der Annahme einer ebenso bedeutenden Abweichung im Gange der verschiedenen Divisionsuhren ihre Er klärung finden kann. Es war in der That kurz nach 9 Uhr , als sich General v . Wrangel , die Felda überschreitend, auf Wiesenthal in Marsch seßte. Die beiden unter sein Commando gestellten Bataillone des 1. westphälischen Infanterieregiments Nr. 13 , welche bereits über Lindenau hinaus standen , bildeten dabei , mit dem 2. Bataillon im ersten Treffen , unter Führung des Oberst v. Gellhorn den rechten Flügel , während das 2. Bataillon des 2. westphälischen Infanterie regiments Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) als erstes Treffen des vom General persönlich ge führten linken Flügels längs der Chaussée vor ging , gefolgt von dem 1. und dem 2. Bataillon des 6. westphälischen Infanterieregiments Nr. 55 und den beiden Batterien. Eine Escadron war bereits zur Aufklärung gegen Wiesenthal vorgeschoben , 2 Escadrons schlossen sich der linken Flügelcolonne an. Ein heftiger Regenguß verhinderte auch hier an fangs jede Ümsicht. Sowohl die Husaren wie die Schüßen des 13. Infanterieregiments erhielten jedoch, als sie sich dem Dorfe näherten, Infanteriefeuer, und als gleich nachher der Regen aufhörte, eröffnete auch

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feindliche Artillerie ihr Feuer auf die vorgehenden Colonnen. General v. Wrangel , welcher damit zugleich einen ersten Ueberblick über das vorliegende Terrain gewann , sah sich gegenüber am nördlichen Abhange des Nebelberges auf beiden Seiten der Straße eine dem Anscheine nach von Roßdorf her im Anmarsch begriffene Abtheilung ; sie wurde auf etwa 4 Bataillone mit einigen Escadrons und einer Batterie geschäßt. Er zog daher die 3. 4pfündige Batterie unter Hauptmann Coester links heraus auf eine flache Kuppe , wo die 7 Geschüße derselben in einer günstigen Position alsbald gegen die feindlichen Trup pen in Wirksamkeit traten. Das 2. Bataillon des 13. Infanterieregiments unter Oberstlicutenant v. Dürre ging gleichzeitig, in zwei Halbbataillone formirt , von Lindenau her zum Angriff auf Wiesenthal vor. Die beiden bayerischen Bataillone räumten indessen das zwar verbarricadirte, aber für die Vertheidigung sehr ungünstig gelegene Dorf und zogen sich langsam in der Richtung auf den Nebelberg zurück. Oberstlieutenant v. Dürre überschritt darauf die Wiesenniederung ohne Wider= " stand und schob seine Schüßen , den Feind langsam vor sich herdrängend , über die jenseits derselben zu nächst vorliegende flache und mit hohem Getreide be deckte Erhebung vor. Er erhielt indessen alsbald den Befehl, nicht weiter vorzugehen , so daß beide Halb bataillone nahe jenseits dem Dorfe Halt machten. Von der linken Fügel : Colonne hatte General v. Wrangel das 2. Bataillon des 15. Infanterie regiments unter Major Rüstow mit 3 Compagnien links von der Batterie vorgeschoben , während die 6. Compagnie an der Chaussée stehen blieb. Auch das 2. Bataillon des 55. Infanterieregiments unter Major v. Goskow zog er in das 1. Treffen vor und schob es zwischen jene beiden Bataillone ein ; es ging bis an Wiesenthal hinan , und seine Schüßen folgten dem Feinde in Gemeinschaft mit denen des Bataillons Dürre. Das 1. Bataillon des 13. und das 1. des 55. Infanterieregiments nebst den Husaren und der 3. 12pfündigen Batterie blieben weiter rück wärts verdeckt stehen. Das Feuer der gezogenen Batterie , welche aus ihrer Stellung das vorliegende offene Terrain bis zum Nebelberge vollständig beherrschte , hatte sich in zwischen außerordentlich wirksam erwiesen. Zwei weit gegen Wiesenthal hin vorgegangene bayerische Ge schüße für den Augenblick unbeachtet lassend , feuerte sie ausschließlich anf die von Roßdorf her avancirenden Truppen, und gleich die ersten Schüsse schlugen in Die feindliche Cavalerie , von der eine Es cadron als Deckung jener beiden Geschüße diente, ging alsbald aus dem Feuerbereich zurück, und auch die Infanterie vermochte nur kurze Zeit Stand zu halten : die Bataillone suchten entweder Deckung hinter dem Nebelberge oder zogen sich in das die Kuppe desselben bedeckende Gehölz. Auch die beiden vor geschobenen Geschüße , welche bis dahin ohne irgend

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eine Wirkung auf die Batterie gefeuert hatten, fie | ständen anpaſſen zu können , ohne daß er auf seinen - folgten gehörten der bayerischen glatten Batterie anPlag geführt wird, oder eine lange Instruction nöthig der allgemeinen Bewegung , als sich jetzt das Feuer wird. Es ist an einer anderen Stelle auch angeführt, auf sie richtete , und vereinigten sich mit den übrigen 6 Geschüßen der Batterie, welche weit rückwärts nach daß der Deutsche diese Fähigkeit von Natur nur in geringem Maße besite ; Berenhorst behauptet von ihm Roßdorf hin nördlich von der Straße aufgefahren maren. sogar, er sei nur geeignet, eine Pike zu führen, doch zeigt die Kriegsgeschichte, daß Preußens Jäger zeitweise Die Batterie Coester stellte darauf ihr Feuer den Ansprüchen entsprachen, welche an wirklich leichte um so mehr ein , da ein neuer heftiger Regenguß Infanterie zu machen sind ; sollte es nun bei der be= auch die Aussicht wieder auf längere Zeit störte. deutend vorgeschrittenen Bildung und Bewaffnung (Fortſeßung folgt.) nicht möglich sein , daß bei richtiger Anleitung der preußische Füsilier annähernd das lernt, was der ge= Preußens leichte Infanterie und deren Aus lernte Jäger bei seinem Eintritt mitbringt ? Der Glaube, daß die feindlichen Kugeln den Sol bildung für das zerstreute Gefecht. daten in der Benutzung des Terrains , der Deckung I. schnell genug unterweisen, ist zwar vielfach verbreitet, aber (Schluß.) gefährlich, denn er führt einerseits leicht zur Unthätig= [E. v. U.] Was nun die Ansichten über leichte keit, andererseits ist der Krieg ein sehr strenger Lehr meister. Der Felddienst kann nicht genug geübt Infanterie betrifft, so sind diese unendlich verschieden . Wenn man auch in neuester Zeit mehr denn je der werden , denn wie leicht die einheitliche Leitung ver Meinung ist , daß eine Scheidung der Infanterie in loren geht, lehren die Manöver noch immer; auch in den glücklichen Jahren 1864 und 1866 hat man diese schwere und leichte nöthig sei, so ist man doch keines wegs ganz einig über die Ausbildungsmethode oder Erfahrung mehrfach gemacht, und ist in Folge dessen vielmehr über die Anforderungen , welche an leßtere die Zahl der Gegner leichter Infanterie wohl nicht zu stellen sind. erheblich vermindert seit jener Zeit. An wirklich leichter Infanterie hatten wir zu jener Der Eine sucht nach dem Beispiel Frankreichs , welches übrigens in lezter Zeit von der Anwendung Zeit nur 10 Bataillone Jäger , deren Hauptüber des Laufschritts sehr zurückgekommen sein soll , der gewicht , der bessere Schuß , jedoch seit allgemeiner leichten Truppe möglichst große Schnelligkeit zu ver Einführung der Zündnadelgewehre stark vermindert war. leihen ; ein Anderer glaubt für sie etwas ganz Neues Zwar zählten bereits seit 1860 die Füsilierregi erfinden zu müssen ; für eine sehr, sehr große Mehr zahl ist die leichte Infanterie aber entweder ein un menter zur leichten Infanterie , allein wer sich die erreichbares Ideal oder ein Corps , das man in Frage auf Gewissen beantwortet , wird eingestehen, daß bisher noch kein wesentlicher Unterschied zwischen Preußens Infanterie für überflüssig oder wenigstens für unwesentlich hält. Die beiden ersten Ansichten diesen und der schweren Infanterie existirte. Allerdings hatten einzelne jener Regimenter Ge theilen wir geradezu nicht, gestehen aber ein, daß die wirklich leichte Infanterie ein Ideal ist , dem man legenheit , Tüchtiges zu leisten , wie die 35er bei Düppel, Garde Füsiliere bei Soor , Königgräß und aber nachstreben muß, soweit es möglich ist. Was Verfasser vom leichten Infanteristen fordert, Königinhof , die 37er bei Nachod und die 38er bei hat er am Anfang dieser Arbeit gesagt, und wenn es | Skaliß ; allein würde man nicht den anderen Regi möglich ist , eine Truppe zu schaffen , in welcher der mentern zu nahe treten, wenn man diese Erfolge be= Einzelne selbstständig, Jeder ein ganzer Mann ist, dem sonders hervorheben wollte, da Alle Gleiches geleistet, bisher ja auch Alle gleiche Ausbildung erhalten hatten, unter allen Umständen nicht nur das Herz , sondern wenn auch in Bezug auf den Ersaß die Füsiliere be auch der Kopf auf dem rechten Fleck sigt , so kann reits begünstigt waren ? eine solche Truppe nie unwesentlich oder überflüssig sein. Haben nicht das 1. und 2. Garde = Regiment bei Wir haben an derselben Stelle auch erwähnt, daß Rosberit, Soor und Königinhof, das 18. bei Düppel der wahre Jäger ein solcher Mann sei ; es würde also und Gitschin (Burkauer Höhen), das 26. und 27. durch ihre musterhafte Waldvertheidigung bei Benatek sich darauf ankommen , dem Füsilier in den drei Jahren seiner Dienstzeit wenigstens annähernd das beizu ebenso ausgezeichnet , und wurden nicht mit vielen anderen Regimentern , welche einzeln zu nennen zu bringen, was der Jäger von Jugend auf gelernt hat, weit führen würde , ebensolche und vielleicht noch ihn selbstständig zu machen. Hierunter verstehen wir nicht etwa, daß Jeder auf eigene Hand agiren solle, nein , der Mann soll die Fähigkeit erlangen , aus eigenem Verständniß, sobald er aus der geschlossenen Abtheilung herausgeschickt ist, richtig zu handeln, das heißt , sein Verhalten dem der Truppe und den Um

größere Erfolge errungen ? Preußen hatte also, wie gesagt, in jenem Kriege, da die Jäger den kämpfenden Massen gegenüber ver schwinden, eigentlich nur eine Infanterie"; diese war aber, wie Kaiser Napoleon verlangt , gut , sie wußte

29 ――― in jedem Terrain zu kämpfen, und das verdankte sie | und den Füsilierbataillonen aufgehoben sein soll. den weisen Einrichtungen und der vorzüglichen Be | ( Ersteres hat sich bestätigt.) Preußen hat nun: waffnung, die ihr gegeben waren . • • 1 Bataillon, 1 Garde-Jägerbataillon Doch kehren wir zum Jahre 1860 zurück. • • • 1 1 Garde-Schüßenbataillon Unter dem 4. August 1860 erließ Se. Majestät 11 11 Jägerbataillone der König nachstehende Allerhöchste Cabinetsordre : " • 3 " Da ich die Füsilierregimenter , ihrer Benennung " 1 Garde-Füsilierregiment • • • 33 " 11 Füsilierregimenter . gemäß, in leichte Infanterie umzubilden beabsichtige, Summa so bestimme Jch auf Ihren Vortrag Folgendes : • 49 Bataillone ; 1 ) Sie haben zunächst ein Modell zu einem ver hierzu kommen noch : kürzten Zündnadelgewehr mit Haubajonnet nach Maß | das mecklenburgische Füsilierregiment Nr. 90. . gabe Meiner mündlichen Weisungen anfertigen zu 3 Bataillone, Lassen , nach dessen Genehmigung die zur Ausrüstung mecklenburgische Jägerbataillon das Nr. 14 • sämmtlicher 9 Füsilierregimenter mit dieser Waffe er= · 1 Bataillon, forderlichen Gewehre sofort in Bestellung zu geben Summa 53 Bataillone, sind . Sobald solche in den Besit der betreffenden Norddeutschland hat somit 53 Bataillone leichter Truppen kommen , werden deren bisherige Seiten Infanterie , deren Organisation und Ausbildung wir gewehre an die Depots abgegeben. in Folgendem näher in's Auge fassen wollen. 2) Wegen thunlichster Erleichterung des Gepäcks und der Kopfbedeckung der genannten Regimenter be halte Jch Mir weitere Entschließungen vor. Skizzen über die engliſche Armee. 3) Um den Füsilierregimentern die Elemente zu [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier. ] zuführen , welche für ihre Bestimmung als leichte (Fortsetzung.) Truppen am geschicktesten sind, haben Sie die Gene [C. W. v. T.] Wenn die Offiziere des Kriegsge= ral- Commandos anzuweisen, diesen Truppentheilen bei künftigen Aushebungen diejenigen Mannschaften zu richts sich zur bestimmten Stunde versammelt haben, zutheilen, welche bei geringer Größe durch natürliche übergibt der Regiments adjutant dem Präses einen Körperkraft und Gewandtheit, durch Geschick und An Bogen Papier, der als Ueberschrift den Ort des stelligkeit, soweit solche aus den bisherigen Be: Kriegsgerichts , das Datum, die Jahreszahl, den Namen schäftigungen, dem Bildungsgrade 2c. der Ersaßmann und die Charge dessen, der es zusammenberief, ſowie den Namen dessen, über den es abgehalten werden soll, schaften zu entnehmen sind , jener Bestimmung am meisten zu genügen versprechen . Ich erwarte Ihren enthält. Die Anklage selbst ist ein vom Adjutanten Vortrag darüber , inwieweit diese Meine Anordnung angefertigter , ganz kurzer Auszug aus dem species ohne eine allgemeine Veränderung der Ersaßbezirke facti ; es wird im Namen der Königin ausgestellt, ausführbar erscheint." und darf sich der Untersuchende von dem Wortlaut 4) (Enthält die Bestimmung , daß die Füsiliere derselben nicht entfernen , und muß sogar über Ver schwarzes Lederzeug erhalten und das weiße abgeben gehen wegsehen , die hierbei an den Tag kommen sollen.) sollten, die aber nicht in der Anklage enthalten sind . Dieser Allerhöchsten Cabinetsordre waren andere Nachdem die Offiziere an einem Tische Plaß ge vorhergegangen, welche die Bildung des 3. Bataillons nommen, führt der Profoß den Arrestanten ungefesselt bei dem Garde- Füsilierregiment , die Aenderung in vor ; der Präsident fragt leßteren, ob er gegen einen der Benennung , sowie die Heranziehung der Land der Richter in Beziehung der Beurtheilung seiner wehr-Stammbataillone zu Regimentern 33-40, welche Angelegenheit etwas auszusehen habe , für welchen damals noch das Minié - Gewehr führten, unter dem Fall an dessen Stelle ein Anderer commandirt wird, 31. Mai und 4. Juli 1860 befahlen. eine Sache, die äußerst selten vorkommt. Nun läßt Das Militär-Wochenblatt vom 13. November 1867 der Präsident die Richter den Eid auf die Bibel ab= (Nr. 78) bringt die nichtofficielle Notiz : legen , daß sie recht richten wollen nach Pflicht und „Jeder Armeecorpsbezirk ergänzt außerdem fortan Gewissen , und Verschwiegenheit über das zu fällende sein Füsilierregiment , welches seinen Ersak , ebenso Urtheil bewahren wollen , bis es bestätigt und voll wie die Specialwaffen des Corps aus dem ganzen zogen wird. Dann küßt Jeder die Bibel, worauf der Bezirk des letteren erhält." Präsident unter gleicher Ceremonie den Richtereid Wir wissen nicht, ob diese Maßregel bereits offi leistet. Nachdem man wieder Plaz genommen , liest ciell befohlen ist , fügen nur zum Schluß des ersten der Präsident dem Arrestanten die Anklage vor und Theils unserer Arbeit hinzu, daß 1867 die Jäger um richtet die Frage : schuldig oder nicht schuldig (guilty or not guilty) ? an denselben. Bekennt sich der An 3 Bataillone, die Füfiliere um 3 Regimenter (Nr. 73, Nr. 80 und Nr. 86) vermehrt sind , und nach einer geklagte schuldig , so müssen dennoch die wichtigsten Verfügung, die wir jedoch nicht haben finden können, drei Belastungszeugen vernommen werden ; plaidirt der Unterschied zwischen den Grenadier- (Musketier-) er nichtschuldig , so beginnt die Vernehmung sämmt

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licher Belastungszeugen. Diese müssen den Zeugeneid❘ gleichfalls auf die Bibel schwören, und ihre Aussagen werden ―― natürlich in Gegenwart des Arrestanten zu Protocoll genommen . Es ist nicht statthaft , daß der Präsident oder einer der Richter Kreuzfragen an den Angeklagten stellt , um ihn zum Geständniß zu bewegen, wohl aber darf leßterer dergleichen an jeden seiner Belastungszeugen richten, nachdem sie ihre Aus sage beendet haben. Die Zeugen werden einzeln vor geführt, damit keiner die Aussagen des anderen kenne ; find sie sämmtlich vernommen , oder doch mindestens so viel, daß man einen genügenden Aufschluß erhält, so wird der Angeklagte zu seiner Vertheidigung auf gefordert und zugelassen, sowie zur Vernehmung seiner Entlastungszeugen geschritten. Ist dieß geschehen , so führt der Profoß den Arrestanten ab , und der Ge richtshof beräth, ob jener des angeklagten Vergehens schuldig sei oder nicht. Das jüngste der anwesenden Mitglieder gibt zuerst sein Urtheil ab, der Präsident zuleßt ; sein Votum entscheidet , wenn die Stimmen der ersteren nach beiden Richtungen hin gleich sein follten . Wird der Angeschuldigte frei gesprochen, so wird er sofort seines Arrestes entlassen , und zwar ohne erst die Einwilligung des Regimentscomman danten deßhalb einzuholen ; ist das Gegentheil der Fall, so wird er wieder in Gewahrsam gebracht und der Regimentsadjutant vor das Gericht berufen . Nachdem auch er den Zeugeneid geleistet , legt ihm der Präsident folgende Fragen zur Beantwortung vor : Ist der Angeklagte auf die Kriegsartikel verpflichtet ? Wie lange dient er ? Ist ihm vor 24 Stunden mit getheilt worden, daß er heute vor Kriegsgericht kommt und weßwegen ? Wie war seine bisherige Aufführung (character) ? 3ft er schon kriegsrechtlich bestraft, weß wegen und wie oft ?" ―― Nachdem dieß beantwortet, tritt der Adjutant ab, und seine Aussagen geben jegt den Maßstab ab zur Abmessung der Strafe selbst, insoweit die Regulative ein höheres oder niedrigeres Maß gestatten. Auch hier gibt der jüngste Offizier sein Urtheil zuerst ab , so folgen sich die Offiziere in der Reihefolge nach oben ; das arithmetische Mittel wird aus der Summe der verschiedenen Specialurtheile gezogen und wird zum Endurtheil, das nur der Be

stätigung des Regiments commandeurs bedarf, um voll zogen zu werden ; eine Appellation dagegen findet nicht statt. Der Präsident allein unterschreibt das Protocoll, versiegelt es und behält es bei sich bis zur nächsten täglichen Parade , wo das ganze Regiment versammelt ist , das ein offenes Quarré bildet mit der Front nach innen. Dort werden sämmtliche Arrestanten des Regiments aufgestellt', und zwar mit entblößtem Haupte. Nun übergibt der Präsident des Kriegsgerichts dem Regimentscommandeur das ver siegelte Protocoll , nach der Durchsicht verliest der Adjutant Anklage und Urtheil ; ist der Oberst nicht mit letterem einverstanden , so unterbleibt die Pu blication , er befiehlt denselben Offizieren die Revision desselben , um es aber , nachdem diese erfolgt , voll ziehen zu lassen. Das Urtheil wird im anderen Fall auf der Stelle vollstreckt, sowohl was die Abführung in den Strafarrest , als die Erecution körperlicher Züchtigung betrifft. Das System hat den Vortheil, daß es langes Hinziehen von Militärgerichten, lange Untersuchungshaften in den meisten Fällen unmöglich macht , dem Angeklagten alle Mittel zu seiner Ver theidigung bietet , aber auch den Nachtheil , daß es stets eine Menge Offiziere dem wirklichen Dienst wenigstens für Tage entzicht, und was den regimental court martial betrifft , fünf Offiziere nöthig macht, wo ein einziger Untersuchung führender Offizier nebſt Unteroffizieren als Beisißer genügen dürfte. Es liegen derartige Kriegsgerichte in der Richtung der Zeit , sie sind nichts Neues , denn schon die Lands knechte hatten sie , wenn auch in veränderter Form. In wichtigen Fällen sind sie auch ganz am Plaze ; aber schon deßhalb ein solches niederzusehen, weil der Arrestant nach dem Gesetze 8 Tage strengen Arrest zu verbüßen haben dürfte, während der Regiments commandeur ihm bloß 7 Tage auferlegen kann, scheint uns die Sache etwas weit getrieben , oder vielmehr die Strafgewalt des leßteren den wirklichen Verhält nissen gegenüber eine zu beschränkte zu sein. - Alle Civilverbrechen werden auch von den Civilgerichten beurtheilt , vor deren Forum auch alle Civilrechts sachen der Soldaten gehören ; das Regiment befaßt sich nicht damit. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Preußen. [G.H.] Königsberg , im Jan. [ Die angeblichen Versuche mit einer Revolverkanone. ] Die Allg. Mil.-3tg. brachte bereits in Nr. 34 des Jahrgangs 1868 eine der " Ostpreußischen Zeitung " entnommene , ziemlich genaue Beschreibung einer Revolverfanone , sowie einen Bericht über die Reſultate der zu Königsberg i . P. damit vorgenommenen Versuche. Beim Durchlesen dieses Auf

ſayes , was erst jezt , etwa 11/2 Jahr nach dem Er scheinen jener Nummer, geschehen ist , konnte ich die Be merkung nicht unterdrücken , daß man nicht vorsichtig genug sein kann , Zeitungsnachrichten , besonders über Gegenstände, welche nicht in das Bereich des betreffenden Blattes gehören , für baare Münze zu nehmen und den= selben unbedingten Glauben zu schenken . Ich werde zu dieser Bemerkung durch ein fast komisch zu nennendes Factum berechtigt, welches hier mitzutheilen ich nicht für

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unintereſſant, ja, nicht einmal für unwichtig halte, wobei | begeben haben sollten. Der horchende Literat aus jener ich jedoch voranschicke , daß es mir durchaus fern liegt, Restauration aber weiß voraussichtlich heute noch nicht, der Redaction Ihres geschäßten Blattes den Abdruck jener welche geistreiche Ente er hat in die Welt hinaus fliegen Notiz auch nur im Mindesten zu verdenken, - sind doch lassen ! noch recht viele Redactionen weitverbreiteter Blätter und Frankreich. Zeitungen genau in derselben Weiſe „ reingefallen " . *1* Paris , 31. December. [ Das Exposé de Als ich im August des Jahres 1868 eben in Stock: holm angelangt war, las ich daselbst in einer der größten la situation de l'empire für 1869. ] Die Re schwedischen Zeitungen einen mit ,,Preußen“ überschriebenen, gierung hat ſoeben das alljährlich dem Senat und dem der 79 Times" entnommenen Artikel, welcher aus Königs gesetzgebenden Körper vorgelegte Blaubuch" im Druc berg berichtete, daß dort Versuche mit einer Revolver kanone erscheinen lassen. Wir entnehmen demselben folgende, das ausgeführt worden scien, wie dieselben ausgefallen u . f. w., Kriegsdepartement betreffende Details . kurz, der in schwediſcher Ueberſeßung daſſelbe enthielt, was Militärische Operationen. Auf dieſem Gebiet die oben angeführte Nummer Ihres Blattes mittheilte. ist keine einzige aufzuführen , welche neu unternommen oder fortgesezt worden wäre ; eine Infanteriebrigade ist Da Königsberg meine Garnison ist , und ich dieselbe zu in Civita Vecchia unverrückt stehen geblieben , das Tell der Zeit , in welcher die Versuche stattgefunden haben sollten , noch nicht verlassen hatte, ich auch eine ziemlich Gebiet in Algier ist vollkommen ruhig geblieben , nur ausgebreitete Bekanntschaft in den militärischen Kreisen einzelne schwache Aufstandsversuche sind in den Provinzen der Garnison besaß , so erſchien es mir wunderbar , daß Oran und Constantine gemacht , jedoch sofort energisch ich über einen mich so sehr interessirenden Gegenstand unterdrückt worden. während meiner Anwesenheit so gar nichts erfahren haben Organisation und Recrutirung. Die Regierung war daher nach meiner in meine zweite des Gesetzes vom Garniſon eifrig bestrebt , etwas Näheres über diese An 1. Februar 1868 auf die jährliche Recrutirung in völlig geregelter Weise vor sich gegangen ist , so daß die Be gelegenheit zu erfahren , erhielt aber auf meine wieder Holten Erkundigungen bei den Kameraden der verschiedenen völkerung sich mit dem Geist dieses Geſeßes völlig be Hier garnisonirenden Infanterieregimenter nur kopfschüttelnd freundet hat. Es haben sich 23,120 junge Soldaten der die Antwort : von derartigen Versuchen sei hier nichts Classe von 1868 bis jest durch Stellvertreter ersehen bekannt. Endlich erfuhr ich zufällig durch einen Herrn lassen, indeſſen hat man nur 64,000 junge Soldaten zu aus dem Civilstande, daß er etwas dem Aehnliches in der dem Land- und Seedienst einberufen; die Zahl jener „Ostpreußischen Zeitung " gelesen habe. (Ich bemerke Vertretenen pflegt in der Regel bei der Zusammenziehung hierbei, daß dieses Blatt, welches ein von der conservativen der jungen Soldaten der 2. Classe in den Instructions Partei nur mühsam erhaltenes Leben fristet , hier wenig depots und bei der Einberufung der Marinesoldaten noch etwas anzuwachsen. Die Ziffer der Eingeschriebenen hat und selbst nicht einmal von Militärs gelesen wird. ) Diese Mittheilung benutzend, seßte ich meine Erkundigungen fort sich für 1869 auf 310,280 gehoben, d . i . 17,116 mehr als im Jahr 1868. 61,312 Conscribirte konnten weder und gelangte in der That zu folgendem gewiß seltsamen Resultat. lesen noch schreiben, 7671 konnten bloß lesen ; die Zahl Einige Infanterieoffiziere , welche eines Nachmittags jener jungen Leute, die sich vollständig ohne Bildung dem Schießen mit der neu construirten „Wallbüchse “ bei befinden, übersteigt immer noch 20 pCt. (im Jahre 1868 gewohnt hatten, waren nach demselben in eine Restauration waren es 21 pCt. ) ; in Preußen ist dieß Verhältniß wie eingekehrt , wo sie sich lebhaft über die Ergebnisse des 3:94. Effectivstand der Armee. Am 1. October 1869 Schießens unterhielten, als sie bemerkten, wie ein in der hatte die active Armee einen effectiven Bestand von Nähe ſizender Herr aufmerksam zuhörte und sich von Zeit zu Zeit Notizen machte. „ Na, dem wollen wir ' was 434,000 Mann, wovon 65,000 in Algerien und 5000 aufbinden !" sagte einer der Offiziere , ein äußerst geist in Rom sich befanden. Hiervon ſind jedoch 109,000 Mann als im Urlaub unter verschiedenen Titeln befindlich in reicher und gebildeter junger Mann , und begann nun Abzug zu bringen. Die Reserve beträgt 213,000 Mann, geradezu einen Bericht über eine Revolverkanone zu er finden und mit genauen Details und Zahlenangaben mithin Armee und Reserve zusammen 647,000 Mann. auszuschmücken. Zwei Tage darauf lasen die Conser Dotation der Armee. Das Militärdepartement vativen der Stadt Königsberg das Phantasieſtück jenes hat einen Gesezentwurf vorbereitet , der nächstens dem Offiziers als wahre Begebenheit und berechneten schon geseßgebenden Körper vorgelegt werden soll, um im In mit neu erwecktem Stolz, wie sehr die Unüberwindlichkeit teresse der Reengagirten die Zinsen der reservirten Prämien aus der Dotationscasse zu verwenden. Diese Zinsen der preußischen Armee durch diese schöne Erfindung erhöht worden sei. Vierzehn Tage darauf hatten bereits die würden die hohe Soldzulage von 10 und 20 Centimes pro Tag ermöglichen, welche den Reengagirten von 7 bis Kreuzzeitung ", der " Moniteur ", die „ Times " u . ſ. w. diesen Bericht mit mehr oder weniger werthvollen Zu 14 Dienstjahren und darüber zu gewähren sein würden. fäßen und Gedanken darüber abgedruckt , und auch ich ― Durch eine kaiserliche Entschließung vom 8. September erfuhr , wie erwähnt , durch die Zeitungen in Stockholm, ist die Lage des Personals der militärischen Centralver was für militärische Wunderdinge sich in meiner Garnison waltung ohne irgend eine Budgetbelastung verbessert

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worden, hauptsächlich durch angemessenere Eintheilung der zeugen , welche im Jahre 1868 beendet wurde , ist 1869 Arbeiten. Das Gesetz vom 10. April 1869 hat fortan in Bezug auf den Brückentrain vervollständigt worden. Geniecorps. Von der Staatsanleihe des Jahres die Pensionsberechtigung auf die Wittwen solcher Offi 1868 im Betrage von 329 Millionen sollen 32 Millionen ziere erstreckt , welche nach 25 Dienstjahren im activen Dienst gestorben sind. für die bessere Ausrüstung der Waffenplätze verwendet Instructionslager. Die Ausbildung der Armee werden, um ihnen jene Vertheidigungskraft zu gewähren, im Lagerdienst wurde im verflossenen Jahr mit großer welche der fortgeschrittenen Artilleriewirkung zu begegnen Thätigkeit betrieben. 15 Infanteriedivisionen und 11 Ca im Stande ist. Die hauptsächlichsten in der Ausführung valeriebrigaden haben Uebungen abgehalten, und zwar in begriffenen Arbeiten begreifen die Hinausrückung der Enceinten von Lille, Dünkirchen, Lyon , Toulon und Belle dem Lager von St. Maur, bei Châlons, bei Lannemezan, bei Versailles , Luneville und in dem großen Lager bei Ile. Speciell find hier aufzuführen die Vollendung eines Forts zu Havre , von drei Forts zu Lyon , eines Forts Lyon. Interessante Versuche sind dabei angestellt worden, namentlich in Bezug auf das Schießen und die Militär auf den Inseln d'Hyères und eines Forts zu Brest, ferner der Bau von fünf neuen Forts zu Metz, eines Forts zu telegraphie. Belfort , von zwei Forts zu Langres , sowie von Ver: Regimentsschulen. Im Ganzen haben 176,249 schanzungen bei Toulon. Mann während des Schuljahres 1868/69 den Regiments unterricht der ersten und zweiten Claſſe genossen ; nach Eisenbahnwesen . Eine Commiſſion von Gene dem Urtheil des General-Inspecteurs ist von allen Waffen ralen, höheren Beamten des Departements der öffentlichen Arbeiten und von Eisenbahndirectoren ist mit der Prüfung Befriedigendes geleistet worden. Infanterie. Die Revisionsarbeit des Erercir und der Fragen betraut worden, welche sich auf den Truppen transport durch Eisenbahnen beziehen. Manövrirreglements vom 17. April 1862 , welche gegen Ende 1868 einer Commission von Marschällen und Militärverwaltung. Das Blaubuch constatirt, Corps-Commandeurs*) übergeben worden war, hat unter daß die Zahl der Aspiranten für den Militärſanitätsdienst dem 16. März 1869 die kaiserliche Sanction erhalten. zum ersten Mal jene der wirklich Zugelassenen bedeutend Bereits sind die umgeänderten Titel I - VI des Regle überwiegt. Es steht sonach zu hoffen , daß für die Er ments (Grundlage der Ausbildung, Schule für den Sol gänzung des Sanitätscorps, namentlich durch die Schule daten, für das Peloton und das Bataillon , nebst der von Straßburg , fortan in genügender Art gesorgt ist. Zudem soll General Leboeuf augenblicklich mit der Ver Schießinstruction) als reglementarische Bestimmungen den Truppen übergeben worden ; der Titel VII (die Evo besserung der Lage der Militärärzte ernstlich beschäftigt sein. lutionen der Linie) wird jezt noch geprüft. Train. Durch Decret vom 28. Januar 1869 Mobile Nationalgarde. wurden die bestehenden fünf Escadrons des Trains der Im Ganzen ſind 560,714 Mann für die mobile Nationalgarde vorgemerkt Linie aufgelöst und dafür 3 Regimenter formirt. Die worden, und zwar aus den Classen 1864-1868 . Die Depots sind jest besser organisirt wie früher, ohne daß Formirung der Cadres in Paris ist beendet, im Uebrigen die Kosten vermehrt wurden. Kriegsdepot. Es wurden im Jahre 1869 die ist sie bei den drei ersten Armeecorps genügend vorge= schritten, um für den Fall , daß dieß die Umstände noth topographischen und geodätischen Arbeiten fortgesetzt, welche zur Herausgabe einer Karte von Algerien im Maßstab wendig machen, die eingeschriebenen Leute in den Bezirken jener drei großen Commandos unmittelbar zu concentriren. von 1 : 80,000 führen sollen . Die 32. Lieferung der Cavalerie. Einer ähnlichen Revisionsarbeit wie | topographischen Karte von Frankreich in gleichem Maßstab bei der Infanterie unterliegt in diesem Augenblick das ist kürzlich erschienen ; eine Karte von Europa im Maßstab von 1 : 320,000 wird vollendet. Die Preis - Reduction Manövrirreglement der Cavalerie vom 6. December 1829 ; von 7 auf 4 Fres. pro Blatt hat den Absatz der Karte ein eigenes Comité ist dafür eingeſeht worden . wesentlich gefördert : seit Anfang 1869 sind bis jetzt 2200 Artillerie. Die Ausrüstung der Waffenplätze mit Blätter verkauft worden , eine weit größere Zahl als im gezogenen Geschützen hat große Fortschritte gemacht. Die ―――― Außer diesen Arbeiten wurden von den lezten Jahr. vier kaiserlichen Gewehrfabriken stellen etwa 1000 Chasse Kriegsdepots noch mancherlei Studien über des Offizieren Gewehre pot pro Tag her ; vom 1. Januar bis zum Kriegskunst , Kriegsgeschichte , Militär- Statistik , Eisen 31. December 1869 werden sie der Armee 322,900 Stück bahnen c. gemacht. geliefert haben. Die Gesammtzahl dieser Gewehre wird In Vorstehendem glauben wir einen zwar gedrängten, nach Abzug der an die Marine abgegebenen nicht weniger aber nichts Wesentliches (außer Algerien und die Marine) als 926,000 betragen. Die Arsenale enthalten eine Aus übergehenden Auszug aus dem Erposé geliefert zu haben ; rüstung von 120 Millionen Patronen des Chassepot man sieht , das Actenstück ist sehr reichhaltig , vielleicht Gewehrs und 81 Millionen Patronen für die umgeänderten Gewehre. - Die Ausrüstung der Feldartillerie mit Fahrs kommen wir später auf einzelne Details zurück.

Berichtigungen. Jn Nr. 2 der Allg. Mil. - Ztg. auf Seite 11 , Spalte 1, Zeile 4 v. u. und Spalte 2 , Zeile 3 v. o. bitten wir Felda statt Fulda zu lesen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

*) Die France militaire" bemerkt hierzu , daß diese Com miſſion thatsächlich nur aus dem Brigadegeneral Clinchamp und den Obersten Wolff und Arnaudeau bestanden habe.

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Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 5.

Darmstadt,

Jahrgang.

2. Februar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Ein Darlehns-Fonds für Offiziere der norddeutschen Armee. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben, t . preußischem Generallieutenant. (Fortseßung.) - Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier.] (Fortsetzung.) Die Verbesserung des Dreyse'schen Nachrichten. Preußen. Einübung der Recruten. - Die Celler Denkmals - Angelegenheit. Zündnadelgewehrs. Thätigkeit im Marinewesen. — Die Befestigungsanlagen bei Curhaven. - Baden. Verstärkung von — Rastatt. -Schweden und Norwegen. Preisfragen der kriegswissenschaftlichen Akademie für 1870.

Ein Darlehns -Fonds für Offiziere der nord-

deutschen Armee. [X ] Die hochherzige Fürsorge , welche der Erz herzog Albrecht durch die von ihm in's Leben gerufene und durch ihn zuerst mit 115,000 fl. so reich dotirte Stiftung, den Offiziers - Darlehns - Fonds , für das Offiziercorps der österreichischen Armee bethätigt hat , erweckt in den österreichischen Staaten auch bei den Privatpersonen die regste Theilnahme und Sym pathie, wie dieß die vielfachen Zuwendungen bekunden,*) welche dieser Stiftung von allen Seiten in kleinen und großen Gaben zufließen, und es ist dieß ein deut licher Beweis, daß diese Maßregel als eine heilsame, als eine zeitgemäße anerkannt wird. Vor Allen hat Se. Majestät der Kaiser in erhabenen Worten dem Stifter seinen Beifall gezollt und durch den freigebigen Zuschuß von 100,000 fl. und entsprechende Bestim mung der Stiftung Gedeihen erheblich befördert. Welche lohnende Genugthuung muß für diese hohen Geber und Alle , welche sich an deren Wachsen be theiligen , der Gedanke sein, durch diese Einrichtung vielleicht manchen jungen hoffnungsvollen Offizier aus *) Die Stiftung ist den neuesten Nachrichten zu Folge be reits auf über 1/2 Million Gulden angewachsen.

einer , sei es durch verschuldete oder unverschuldete Verhältnisse herbeigeführten, bedrängten Lage, welche zulezt zu seinem gänzlichen Untergange geführt haben würde, gleich anfänglich herauszureißen und die Mög lichkeit zu gewähren, ohne den beutegierigen Wucherern mit ihren lawinenmäßig anschwellenden Forderungen in die Hände zu fallen, sich zu arrangiren ! Wer das Treiben dieser Harpyen kennt , wer da weiß , mit welcher Schlauheit sie zu Werke gehen , um einen jungen Offizier, der augenblicklich sich in einer kleinen Geldverlegenheit befindet und nicht weiß, wo er eine Summe zur Deckung erhalten kann, in ihre Nege zu ziehen, mit welcher Blutgier, gleich einer Spinne, fie ihr armes Opfer umstricken, wer da weiß , wie viele solcher Opfer schon gefallen sind, der kann nur be klagen, daß nicht früher schon eine so segensreiche Einrichtung Plag gegriffen hat. Fragen wir nun : ob denn nicht auch für die Offiziere der norddeutschen Bundesarmee eine ähn liche Stiftung begründet werden künnte? so will es uns bedünken , als ob dieß hier ebenso gut , wenn nicht noch besser, zu realisiren sei. Die verschiedenen Souveräne der vereinigten Staaten, die Prinzen des königlich preußischen Hauses, die ja mit Leib und Seele Soldaten sind , die ge sammte Aristokratie, die mit dem Offiziercorps so eng

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verwachsen ist , nicht minder die reiche Bourgoisie,*) | ein so gewiegter Finanzmann wie Herr von der Heydt Alle würden gewiß sich gern betheiligen , wenn nur sich vor einem Deficit nicht bewahren, soll es da nicht zuerst eine hohe Persönlichkeit die Initiative ergriffe. bei einem jungen Offizier entschuldbar sein ? Wo aber Vor Allen aber würde Se. Majestät der König von die Mittel hernehmen, eine anfänglich vielleicht nur Preußen, der ein so warmes Herz für seine Offiziere kleine Schuld zu decken ? Nur zu oft wird da die hat , der ihnen bei so vielen Gelegenheiten seinen bereitwillige Offerte des Wucherers angenommen, der Dank für ihre Hingebung, Treue und Tapferkeit aus leider weiß, daß, wenn das Opfer nur erst den ersten gesprochen , seine volle Zustimmung zur Begründung Schritt gethan hat , es seinen Schlingen schwer ent einer solchen Stiftung geben. gehen kann. Wer aber dem Teufel erst einen Finger Wird uns aber die Frage entgegengestellt : ob gibt, den hat er auch bei der ganzen Hand ! Die Zeit denn überhaupt eine solche Stiftung segenbringend ist ? kommt , wo der Wucherer bezahlt werden muß , die Mittel fehlen , neue Frist mit neuen Opfern , und ob sie nicht gerade eine Veranlassung ist für den Offizier, Schulden zu machen ? so sei es gestattet, dieß lawinenartig wächst die Schuld . Wie viele hoffnungs hier etwas näher zu beleuchten. volle Offiziere sind auf diese Weise zu Grunde ge= Daß Offiziere ohne Verschulden in die Lage gangen, denen geholfen wäre, wenn sie rechtzeitig ein kommen können, Schulden machen zu müssen , bedarf Darlehen, dessen Zurückzahlung im Wege der Amorti wohl kaum des Beweises . Es ist dieß mit schlagen sation erleichtert , erhalten konnten ! den Gründen in dem Berichte, welchen der Erzherzog Der Offizier sieht hier den Weg, wie er zu einem Albrecht dem Kaiser von Desterreich bei der Bitte um geordneten Zustand zurückkehren kann , es wird ihn diese Aussicht zur Sparſamkeit anreizen, während das Genehmigung des Darlehnsfonds unterbreitet hat, Anwachsen seiner Schuld bei dem Wucherer ihn in hervorgehoben worden , denn es geht der trefflich motivirte, in jedem Gedanken die edelste und humanste einen Zustand verseßt , in welchem er diese Trost: losigkeit zu betäuben sucht, d. h. durch ein fortgesettes Absicht bekundende Vortrag von der Erkenntniß aus, Schuldenmachen und leichtsinniges Leben. Es läßt daß den Offizieren , welche kein eigenes Vermögen haben , durch ihre Gage nur ein knappes Aus sich sonst die Verblendung, mit welcher junge Offiziere sich in den bodenlosen Abgrund hineinstürzen , gar kommen" gewährt ist, welches durch meistens unver nicht erklären. meidliche, in dem Stande und der Genossenschaft des Wie groß mag wohl die Zahl an Offizieren in Offiziercorps begründete Abzüge derartig geschmälert wird, daß es unmöglich ist, „sich die kleinste Summe der norddeutschen Armee, welche jährlich durch Wucherer zu Grunde gehen, sein ? Und wenn nur ein Theil der= für unvorhergesehene Ereignisse zurückzulegen “ . Wir sehen hier selbstverständlich ab von solchen selben durch ein derartiges Institut gerettet wird , so Offizieren, welche durch leichtsinniges, schwelgerisches , ist es ein so segenbringendes , daß ein Jeder , der Sympathie für unsere schöne Armee und ihr Offizier luxuriöses , überhaupt über ihre Verhältnisse hinaus gehendes Leben sich in Schulden und in einen Zu corps hat, deſſen Zustandekommen von Herzen wünſchen stand verseßen , der sie dem Abgrunde entgegenführt. muß. Für diese soll die Stiftung wahrlich nicht in's Leben gerufen werden. Sie sind in ihrer oft unbegreiflichen Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Verblendung den finsteren Mächten verfallen ! Aber wer, der irgend mit dem Leben der Offiziere vertraut Dargestellt von ist , weiß nicht , daß bei aller Sparsamkeit , bei aller A. v. Goeben, Berechnung die Innehaltung des Etats , den sich ein f. preußischem Generallieutenant. Jeder nach seinem Einkommen machen muß , doch ab (Fortsetzung.) und zu nicht gut möglich und eine Ueberschreitung unvermeidlich ist. dem Detachement Wrangel auch denn So war es zwar ohne ernsteren Kampf und Feind, den Wer weiß nicht, daß sich oft am Jahresschluß gelungen, kleine Rechnungen ansammeln , deren Addition eine und fast ohne jeden eigenen Verlust , zurückzuwerfen Summe ergibt , die der Schuldner sich gar nicht so und entschieden auf die eigene Defensive zu verweisen ; nur in einem matten Schüßengefecht auf dem rechten hoch gedacht hat, wer weiß nicht, daß unvorhergesehene Ausgaben, Manöver, Krankheiten, Verlust an Pferden, Flügel dauerte der Kampf noch kurze Zeit fort. Verseßungen, kurz, eine Menge Ursachen, die nicht in Zugleich hatte es sich in einer sehr festen Stellung dem freien Willen des Offiziers liegen , Etatsüber etablirt, in welcher es dem Angriff selbst eines weit schreitungen im Gefolge haben und ein Deficit her überlegenen Feindes mit Zuversicht entgegensehen horrufen. Kommen doch auch in den geordnetsten konnte. Die dem Detachement gestellte Aufgabe war Staatsverwaltungen Deficits vor, und konnte selbst damit schon jezt vollständig gelöst. In dieser Auffassung hatte denn auch General *) Mehrere Bankiers in Desterreich haben namhafte Sum v. Wrangel seinen Truppen Halt geboten, so sehr men zur Albrecht - Stiftung beigetragen , so z. B. der Bankier dieselben auch vorwärts drängten, und in dieser Auf Ritter v . Todesto 60,000 fl . in 5procentigen Staatsschuldver fassung wurden auf die Meldung des Geschehenen die schreibungen.

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Befehl zum Rückmarsch erfolgen könne. Dieser brachte weiteren Anordnungen seitens des Divisionscomman deurs getroffen. denn die Nachricht zurück, daß der Nebelberg erstürmt werde! Dieser hatte seinen Standpunkt vorläufig in der Nähe Eine halbe Stunde wohl standen die Bataillone von Lindenau genommen. Die ersten Meldungen von des ersten Treffens , nachdem ihnen Halt geboten, in Neidhartshausen her und der von dort herüberschallende den von ihnen eingenommenen Stellungen, der weiteren Kanonendonner hatten ihn veranlaßt, in Vorausseßung eines hartnäckigen Widerstandes seitens des Feindes, die Befehle gewärtig ; auch die Batterie hatte, wie früher erwähnt , das Feuer eingestellt. Die Truppen aber, zu seiner Disposition zurückbehaltenen 3 Bataillone nebst kampfbegierig, da sie jezt endlich zum ersten Mal im der 4. 4pfündigen Batterie in jener Richtung in Marsch Gefecht waren, drängten vorwärts : den Feind so nahe zu setzen. Die beiden Bataillone des 15. Infanterie gegenüber ruhig stehen zu lassen , erschien ihnen un regiments wurden indessen in Folge der weiter von natürlich. Die Schüßen, namentlich die des rechten dort einlaufenden Nachrichten wieder zurückgenommen Flügels, folgten noch eine kurze Strecke den von ihnen und nach Lindenau gezogen , wogegen das Füsilier umfaßten und langsam zurückweichenden Bayern, und bataillon des 55. Infanterieregiments und die Batterie die Commandeure selbst baten um die Erlaubniß, dem General v . Kummer definitiv überwiesen wurden. dieselben zum wenigsten noch weiter zurückwerfen zu Auf das Ansuchen dieses Generals wurde dem Detache dürfen. Denn die beiden aus Wiesenthal abgezogenen ment desselben nach dem Eintreffen der Reserve auch bayerischen Bataillone, welche vor dem Wiedereintreten noch das Türassierregiment mit der reitenden Batterie zugetheilt , während die beiden Bataillone des 2. des dunklen Wetters der gezogenen Batterie noch nicht in Sicht gewesen und also auch nicht beschossen waren, posenschen Infanterieregiments Nr. 19 an der Felda: hatten sich, da sie nicht weiter gedrängt wurden, nur brücke nahe Lindenau postirt wurden. Dort standen demnach 4 Bataillone als allgemeine Reserve zur bis zum Fuß des Nebelbergs zurückgezogen. Verwendung bereit. Auch dem General v. Wrangel aber mußte es, Als nun dem Divisionscommandeur , nachdem er je länger die Situation andauerte , um so mehr für schon vorher die Nachricht erhalten , daß Neidharts alle Fälle wünschenswerth erscheinen, den Feind über die vorliegende Höhe hinaus zu treiben. Er nahm hausen fast ohne Verlust genommen sei , auch die Meldung zuging, daß Wiesenthal beseßt sei und der demselben damit den Einblick in das diesseitge Terrain und gewann dagegen seinerseits einen weiteren Um Feind in der Stärke von etwa 5 Bataillonen , einer Batterie und einigen Escadrons auf Roßdorf zurück | blick. So ertheilte er denn , als der Regenguß endlich gehe, da wiederholte er zuvörderſt den schon mündlich gegebenen Befehl , nicht zu weit vorzugehen , da das aufgehört hatte und die Sachlage zu übersehen war - es wird gegen 11 Uhr gewesen sein Detachement lediglich die Bestimmung habe , die im , dem Oberst v. Gellhorn den Befehl , das Commando Felda - Thale operirenden Truppen zu decken. Und über die beiden bei Wiesenthal stehenden Bataillone als dann gegen Mittag die weitere Meldung des Generals v. Kummer über die Einnahme von Zella zu übernehmen und sie gegen den westlichen Abhang und freilich verfrüht über den Rückzug des des Nebelbergs vorzuführen ; er empfahl ihm dabei, Feindes in der Stärke von 8 Bataillonen, 2 Batterien den Angriff unter möglichster Umfassung des Feindes und 1 Cavalerieregiment auf Kaltennordheim eintraf, nach rechts hin auszuführen. Zugleich wies er den Major Rüstow , Commandeur des 2. Bataillons des da erging an diesen General der Befehl , mit starker Arrièregarde zurückzugehen und diese bis auf Weiteres 15. Infanterieregiments, an, mit den 3 Compagnien, mit denen er links von der Batterie vorgeschoben bei Glattbach Stellung nehmen zu lassen ; General war , in die vorliegende Wiesenniederung hinab zu v. Wrangel aber erhielt zugleich die Weisung, sich steigen und von dort aus auf die rechte Flanke des nunmehr auf Dermbach abzuziehen. Dem Oberbefehlshaber , welcher an diesem Tage Feindes zu wirken ; die schon früher vom Bataillon so unwohl war, daß er die Absicht, dem Gefecht bei abgezweigte 6. Compagnie wurde an der Chaussée zuwohnen, nicht ausführen konnte, sich vielmehr direct belassen und schloß sich demnächst den beiden Batail lonen des Oberst v. Gellhorn an. Den beiden nach dem neuen Hauptquartier Buttlar begeben mußte, wurde von den auf beiden Seiten erlangten Erfolgen, Batterien endlich ging der Befehl zu, den Angriff zu sowie von dem ertheilten Befehl zum Rückmarsch unterstüßen . Meldung erstattet. Die gezogene Batterie richtete demgemäß ihr Feuer Bei Wiesenthal aber hatte sich die Sachlage in auf die am Abhange des Nebelberges sichtbaren zwischen wesentlich verändert. In der That schallte Truppen, welche sich alsbald in das den Rücken des schon längst wieder Kanonendonner von dort herüber, selben bedeckende Gehölz zogen . Die 3. 12pfündige weßhalb der Divisionscommandeur , als Meldungen Batterie führte Hauptmann v. Eynatten II. links an nicht eingingen und also ein feindlicher Angriff nicht jener vorbei und erst 300 Schritt, dann aber, da fich vorausgesezt wurde, einen Adjutanten mit der noch dort die Entfernung als zu groß erwies , noch 600 maligen dringenden Mahnung hinübergesandt hatte, Schritt, so weit das Terrain es gestattete, weiter vor ; keinenfalls weiter vorzugehen, da jeden Augenblick der sie eröffnete das Feuer anfangs auf die feindliche

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Batterie und beschoß , als diese bald abfuhr, dem nächst die freilich sehr entfernte Infanterie. Den von Wiesenthal aus vorgehenden beiden Bataillonen war eine schwere Aufgabe gestellt. Sie hatten zuvörderft die gegen 1500 Schritt breite und mit hohem Getreide bedeckte Fläche zu überschreiten, welche sich in ganz flacher Wölbung von der Wiesen thaler Senkung bis zu dem den westlichen Fuß des Nebelberges umsäumenden schmalen Wiesenstreifen erstreckt und vollständig vom feindlichen Feuer be herrscht wurde. Und dann sollten sie den Berg selbst ersteigen , der , über 400 Fuß hoch und waldgekrönt, von überlegenen feindlichen Streitkräften besetzt war ! Auf preußischer Seite ahnte man freilich nicht, daß schon jest 7 bayerische Bataillone zur Ver theidigung jener formidablen Position disponibel, und daß weitere 5 Bataillone im Anmarsch begriffen waren. Selbst nach dem Abbruch des Gefechts noch wurde die Stärke des Feindes als etwa 5 Bataillone be= tragend angegeben. Der Nebel , das Object des befohlenen Angriffs, zieht sich übrigens von den den Thalkessel von Wiesen thal nach Süden hin begrenzenden Höhen, mit denen er durch einen Sattel zusammenhängt, in der Richtung von Süden nach Norden hin, bis er sich jenem Dorfe gegenüber nach Often hin zurückbiegt, um 7 bis 800 Schritt weiter mit steilem Abfall nach dem Kessel von Roßdorf hin zu enden. Sein felsig abgesetter Rücken aber ist auf dieser leßten Strecke und noch etwa 400 bis 500 Schritt über die Biegung hinaus mit dichtem Gehölz bedeckt, während er von da an südwärts ganz offen ist. Der ganzen Sachlage nach hätte es sich unter ge wöhnlichen Verhältnissen wohl als selbstverständlich dargeboten , daß das der rechten Flügelcolonne an gehörende Bataillon des 13. Infanterieregiments auch auf dem rechten , das Bataillon des 55. Infanterie regiments dagegen auf dem linken Flügel belassen wurde ; die Compagnie des 15. Infanterieregiments vermittelte dann , längs der Straße vorgehend , die Verbindung mit ihrem Bataillon . Oberst v. Gell horn aber sah sich durch die Umstände veranlaßt, anders zu disponiren . Wohl mit von dem Gedanken getrieben , dem beim Angriff betheiligten Bataillon seines eigenen Regiments , bei dem er sich persönlich befand, die voraussichtlich schwierigere Aufgabe zuzu weisen , gab er dem Oberstlieutenant v. Dürre Be fehl , sein in zwei Halbbataillone unter den Haupt leuten v. Mayer und Ritgen formirtes Bataillon auf der kürzesten Linie nach dem Nebelberge und gegen den Wald zu führen. Dem Major v . Gozkow dagegen befahl er , sich mit dem 2. Bataillon des 55. Jufanterieregiments rechts neben das Bataillon Dürre zu seßen und so gegen den linken Flügel der feindlichen Stellung umfassend vorzugehen. Ja, ſelbſt der vom General v. Wrangel bereits über Wiesen thal hinaus vordirigirten 6. Compagnie des 15. Jn= fanterieregiments ging durch durch irgend ein Miß

verständniß jezt die Weisung zu , sich rechts zu ziehen. Die Folgen dieser Anordnungen waren bedenklich. Oberst v. Gellhorn hatte vorausgeseßt , daß das erst in jenem Augenblick seinem Befehle unterstellte Bataillon Goßkow noch vereinigt hinter Wiesenthal stehe . Dem war aber nicht so . Von dem in vier selbstständige Compagnie colonnen formirten Bataillon war schon beim ersten Vorrücken die 5. Compagnie unter Hauptmann von Kaweczynski , von der jedoch ein Zug zur Ar= tillerie abcommandirt war , links vom Bataillon Dürre und später auch die 6. Compagnie unter Hauptmann v. Wedelstaedt noch weiter links vor geschoben. Jeßt, im Moment des Vorgehens , sollten sie von dem linken nach dem rechten Flügel geworfen werden! Hauptmann v. Wedelstaedt konnte , als ihm dieser Befehl zuging, den dem Feinde gegenüber aus geschwärmten Schüßenzug nicht mehr zurücknehmen, ohne sich der Gefahr auszusehen , mit der ganzen Compagnie überall zu spät zu kommen : er ließ ihn in der Feuerlinie stehen und seßte sich schleunigst mit den beiden anderen Zügen in Marsch. Ganz ebenso ließ auch Premierlieutenant v. Dewall seinen auf gelösten Schüßenzug an der Chaussée zurück und zog sich mit nur zwei Zügen rechts . Von der 5. Com pagnie lieb der unter der persönlichen Führung des Hauptmanns von Kaweczynski ausgeschwärmte Schüßenzug gleichfalls in der Feuerlinie, während der erste Zug ――― der zweite war detachirt - der allge= meinen Bewegung nach rechts hin folgte. Zu dem allen kam noch hinzu, daß das Bataillon Dürre und mit ihm natürlich die übrigen vorn be= findlichen Abtheilungen bereits antraten , bevor die stehenden beiden Compagnien das hinter Wiesenthal Wies Dorf passirt hatten. Major v. Goßkow ertheilte daher dem Hauptmann Lüders den Befehl , ' sich mit der 7. Compagnie halbrechts zu wenden und den Versuch zu machen, noch in die erste Linie, und zwar auf ihren rechten Flügel , zu gelangen. Der rasch vorgeworfene Schüßenzug erreichte sie wirklich , aber nur dadurch, daß er von der ursprünglichen Richtung abkam und sich schließlich, als schon der Berg er stiegen wurde, neben den Zug des Hauptmanns von Kaweczynski in die Feuerlinie einschieben konnte. Die beiden anderen Züge aber , welche sich dem Be fehle gemäß nach dem äußersten rechten Flügel zogen, trafen , so sehr sie auch vorwärts eilten , doch erst etwas später als die erste Linie auf der Höhe des Berges ein. (Fortsetzung folgt.)

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Penny baar erhalten. Durch dieses System wird die tägliche Berechnung der Löhnung, welche dem Manne [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] auszuzahlen ist , eine sehr complicirte , wie denn in (Fortseßung.) der englischen Aimee unendlich viel gerechnet und be [C. W. v. T.] Wie Großbritannien mit einem un rechnet wird , und zwar in den Compagnien selbst, gebeuren Aufwande an Geld seine Armee schafft , so während es der Zahlmeister nur im großen Ganzen erhält es sie auch mit Hülfe desselben Mittels . Der thut und sich um die Details nicht kümmert. Um zu wissen , welcher Bekleidungs- oder Ausrüstungsstücke Engländer sucht einmal mit Geld Alles zu erreichen, erreicht auch sehr Vieles ; deßhalb ist das beinahe der Mann bedarf, wird jeden Sonnabend die Com pagnie mit ihren sämmtlichen Effecten aufgestellt und ausschließliche Streben , in Besit des Geldes zu kommen von diesem Standpunkte aus sehen wir lettere auf das minutiöseste durchgesehen , und zwar vom Capitän selbst ; das Fehlende wird dem Manne namentlich ihre überseeischen Besißungen an gleich gleich zeitig der Wunsch, daß die Kosten, welche diese ihnen notirt , er erhält es und genießt bis zu dessen Be verursachen , von ihnen reichlich zurückgezahlt werden. zahlung obigen Löhnungsabzug. In der Regel foll Wir möchten , ohne eine Beleidigung aussprechen zu Ende jeden Monats die Schuld in dieser Weise ge= wollen , was die materielle Existenz des englischen deckt sein ; dieß ist aber unmöglich, denn wenn zu Soldaten im Frieden betrifft , die Sorgfamkeit der Ende des Monats eine Kleinigkeit gefaßt werden muß, Regierung dafür , wo oft Tausende von Einwohnern so läßt sich dieß ebenso wenig im gegebenen Zeitraum hungern, Hunderte verhungern , in derselben Ursache ausgleichen , als wenn der Soldat den 1. ein Paar Schuhe faßt, die 16 Schillinge kosten. Dieses System suchen, aus welcher man oft die Pferde im Frieden bei den Continental-Armeen bis zum Uebermaß schont, hat das Gule, daß es die Leute sehr rasch an Ord weil sie viel Geld kosten, --- ein Punkt, der, was die nung gewöhnt, aber den großen Nachtheil sehr com Menschen der lesteven betrifft , ungleich niedriger implicirter Rechnung und fast steter Differenzen zwischen Preise steht. Aus bloßer Vorliebe zum Comfort würde den Compagnien, dem Zahlmeister und dem Quartier der englische Soldat wahrlich nicht so reichlich gekleidet, meister. So vorzüglich die Menage der englischen genährt und besoldet werden , wenn er dem Staate | Soldaten ist , so ist sie doch immerhin eine ziemlich nicht ein theures Material wäre, das sich nicht immer theure. Vier Penny zieht der Zahlmeister a priori leicht ersehen läßt. für täglich 11/2 Pfund Weißbrod und 1/2 Pfund Fleisch Der Recrut erhält bei seinem Eintritt Waffenrock, pro Kopf ab, 2 Penny behält die Compagnie zurück, zwei Paar Tuchbeinkleider , zwei Paar Schuhe , eine wofür der Soldat früh Thee, Mittags Gemüse , des Zur Führung der lederne schwarzlackirte Halsbinde nebst Meſſingschloß, Abends wieder Thee erhält. einen Mantel mit zweijähriger, die übrigen Bekleidungs | letteren Compagniemenage wird ein Unteroffizier com stücke mit zwölfmonatlicher Haltezeit ; die Müße, mandirt ; die Accorde wegen des Fleisches und Brodes Aermelweste , Handschuhe, ein Leinwandkittel und die schließt der Quartiermeister mit Lieferanten ab , und Wäsche werden ihm von den 6 Pfund Sterling Hand ist bei der Ausgabe derselben an die Truppe nebst geld abgezogen, ebenso das Puzzeug , Messer, Gabel dem Capitän du jour (captain of the day) und dem und Löffel. Ausrüstung und Bewaffnung sind Staats Rondenoffizier zugegen. Leßtere haben die Intereſſen eigenthum, mit Ausnahme der verschiebbaren Tornister der Mannschaften hierbei in Schuß zu nehmen, wäh und des Feldflaschenriemens , welche Eigenthum des rend ersterer aus leicht begreiflichen Gründen mehr Mannes sind und gleichfalls von ihm bezahlt werden. auf Seite der Lieferanten steht. Wir wollen hier müssen. Jeder durch Abnußung, oder Verlieren, oder nicht weiter auf das eigenthümliche Verhältniß der Verkaufen von allen diesen Stücken nöthige Ersaß Zahl- und Quartiermeister eingehen , es mag dieß wird dem Mann gegen Bezahlung geleistet ; die Be später geschehen und wird zeigen, wie weit der Geist zahlung erfolgt durch Abzüge von seiner Löhnung, da des Handels selbst im britischen Heer in gewissen in dieser das Bekleidungsgeld mit enthalten ist, ohne Kreisen Platz gegriffen hat. Jeder Arreſtant (mit als solches besonders bezeichnet zu sein. Ausnahme der sich in Untersuchung befindenden) er Jeder Soldat erhält täglich 12 Penny oder 1 leidet einen Löhnungsabzug bis zu 4 Penny täglich, Schilling Löhnung , außerdem im vereinigten König- | welche dem Profoß zu jenes Verpflegung von der reich und da, wo nicht Rum in natura geliefert wird, Compagnie aus übergeben werden ; jeder im Hospital 1 Benny beer money oder Biergeld. Von dieser als Kranker Aufgenommene zahlt täglich dort gleich Löhnung werden vorerst seitens der Compagnie täg falls 4 Penny von seiner Löhnung , erleidet aber lich zwischen 5 bis 7 Penny für die Menage ein keinen Abzug an derselben, sondern es wird ihm der behalten , der Rest dem Manne baar ausbezahlt. | Ueberschuß nach seinem Eintreffen bei der Compagnie Braucht er nun wenig oder keine kleinen Bekleidungs von dieser ausgezahlt. Fernere Geldabzüge erleidet stücke oder Schuhwerk, hält er sie selbst gut in Stand, der Soldat durch die sogenannten Barrakdamages so hat er wenig oder keine ferneren Abzüge ; ist dieß (Barackenschäden) und Carriages ( Transportkosten der nicht der Fall , so erhöhen sich diese je nach Bedarf, zu fassenden Effecten). Die Barrakdamages ſind doch muß selbst der verschuldetſte Soldat täglich einen eine wahrhaft qualvolle Erfindung. Sowie ein Trup Skizzen über die englische Armee.

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pentheil die Baracken verläßt , oder auch während er sie noch bewohnt , nimmt der Barackenmeister — in kleinen ein Unteroffizier , in großen ein Offizier — eine genaue Besichtigung vor ; jede zerbrochene Fenster: scheibe , jedes unbrauchbar gewordene Stück Möbel, jedes defecte Zelt muß von den Compagnien bezahlt werden , und zwar gleichfalls durch Löhnungsabzüge. Es ist dem Verfasser dieses der Fall bekannt , daß befohlen wurde, sogenannte Zeltgräben um die Zelte zu ziehen, und als das Lager verlassen wurde, brachte die Ausführung dieses Befehls den Compagnien den noch Barrakdamages , denn gegen lettere gibt es keinen Recurs. Die Carriages sind nicht minder wunderbar. Da bei auswärts stehenden Truppen die Bekleidungsstücke und das Schuhwerk , welches der Soldat auf seine Kosten faßt, von den Quartiermeistern aus England contractlich bezogen werden, so werden die Transportkosten auf die verschiedenen Artikel re portirt und zu deren Preis geschlagen , so daß z . B.

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dasselbe Paar Schuhe im vereinigten Königreich den Soldaten auf 20 Schillinge zu stehen kommt, in Gibraltar aber 1 bis 2 Penny mehr , was sich bei wachsender Entfernung steigert. Wir erwähnen dieſe Um stände hier nur oberflächlich und wollen später das Wirthschaftsgetriebe der englischen Armee schildern, — es weht ein ganz eigener Hauch durch dasselbe , ein Hauch, der uns Deutschen troß aller Sparsamkeit doch sehr ungewohnt erscheinen dürfte. - Zur See er leidet jeder Soldat bei vollkommen freier Verpflegung einen täglichen Löhnungsabzug von 6 Penny für die selben ; der Rest des Soldes wird nicht auf dem Schiff selbst täglich , sondern nach der Ausschiffung für die Dauer der ganzen Reise ausgezahlt. Zulagen werden den Soldaten nach mehrjähriger guter Dienst zeit als good conduct pay gegeben ; ebenso erhalten die besten 200 Schüßen jedes Bataillons täglich 2 Penny, - gewiß ein gutes Mittel , um deren Eifer anzuregen. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Preußen. ** Berlin , 25. Januar. [Einübung der Re cruten. - Die Celler Denkmals : Angelegen heit. - Die Verbesserung des Dreyse'schen Zündnadelgewehrs. ―― Thätigkeit im Marine wesen. - Die Befestigungsanlagen bei Cur haven.] In unseren militärischen Kreisen herrscht eine stille , aber emsige Thätigkeit. Die Hauptarbeit des Troupiers bildet in diesem Augenblick das Recruten Ererciren, welches, wenn auch die Einstellung der jungen Soldaten dießmal etwas früher stattgefunden wie im Vorjahr , doch die größten Anstrengungen erheischt , um die erste Ausbildung zu den entsprechenden Terminen. beendet zu haben. Die Kammerverhandlungen bieten augenblicklich nichts besonders Interessantes und scheinen auch in nächster Zeit ihren stagnirenden Charakter beibe halten zu wollen. Ihren Lesern wird die Nachricht be fannt sein, daß sowohl das Garnisonscommando zu Celle, als auch das Generalcommando des 10. Armeecorps in Hannover in der bekannten Denkmals : Angelegenheit in erster Instanz zu einer Geldstrafe verurtheilt wurde ; beide Behörden haben indeſſen appellirt. Die von Ihnen in Nr. 2 der Allg . Mil .-Ztg. über die Verbesserungen des Dreyse'schen Zündnadelgewehrs gebrachten Mittheilungen sind im Allgemeinen zutreffend ; gleichwohl fahren einzelne in und ausländische Blätter fort, Unrichtigkeiten zu verbreiten, und stellen namentlich eine durchaus neue Umänderung unserer Nationalwaffe, resp. eine Ersehung derselben durch ein völlig anderes Modell in Aussicht. * ) Was wir über diesen Sachverhalt *) So schrieb_man neulich der Pariser France militaire aus Berlin unter dem 14. Januar Folgendes : . . ,,Je sais de bonne source que les personnes qui prennent cette transformation pour une mesure radicale se trompent , car l'idée d'un arme

als zuverlässig mittheilen können , ist etwa Folgendes. Es sind zwei Modelle vorhanden , in welchen die neue Ver= besserung des Dreyse'schen Gewehrs gegenwärtig erprobt wird. Conform für beide Umänderungsvorschläge wird die Uebertragung der tête mobile und des Kautschukrings des Chassepot-Gewehrs in die Kammer des Dreyse’ſchen Gewehrs angewandt ; die eine Construction ist Eigenthum des königlichen Inspectors in der Zündspiegelfabrik Redlich zu Spandau , die andere ist von dem Werk führer Beck in der dortigen Gewehrfabrik vorgeschlagen. Fünf Infanteriebataillone der Garnisonen Berlin und Potsdam sind mit der Maſſenprüfung beider Constructionen beauftragt worden. Eine wesentliche Aenderung der Pa -- in richtiger Würdigung aller obwaltenden trone hat nicht stattgefunden. Das in Nr. 2 der Verhältnisse : Allg. Mil. 3tg. erwähnte einfache Zudrehen des Ver= schlusses , an Stelle des durch das bisherige Zuschlagen - Anpressen von bewirkten hermetischen Gasabschlusses, Rohr und Kammermund - wird wohl durch die allegirte Annahme des Kautschukrings ersezt oder mit durch die Adoptirung von gasdichten Stoffen für den Boden der Patrone erreicht. Daß die Dreyse'sche Waffe, wie es in dem citirten Artikel heißt, " auf den gewünschten und er forderlichen Standpunkt zu erheben fähig ist " , beweiſen die Resultate der Feuergeschwindigkeit. Hiernach sind mit beiden Waffen im Marimum 15 , im Durchschnitt 12 gezielte Schüsse in der Minute mit 50 pCt. Treffer auf 400 Schritt erreicht worden ; mit zur Hand gelegten ment nouveau n'est nullement abandonnée. Seulement, le fusil actuel nous plaçait dans un état d'infériorité indéniable vis-à vis des autres puissances et il était urgent de perfectionner notre arme pour que , une fois le modèle futur arrêté , le gouvernement pût , comme le ministère de la guerre anglais, arriver à constituer son approvisionnement dans un nombre d'années déterminé au moyen des ressources du budget ordi naire."

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Patronen sollen einige geübte Schüßen liegend in der Minute 22 ungezielte Schüsse abgegeben haben. Wenn auch die Behauptung richtig ist, daß die Zündnadelgewehre überhaupt nicht mehr dem gegenwärtigen technischen Stand punkte entsprechen, so ist doch andererseits der Saß nicht zu widerlegen , daß Preußen seine Waffe mit der ge ringsten Störung in Betreff der Einübung seiner Res serven und in Berücksichtigung seiner lagernden Vorräthe an Munition in der kürzesten Zeit auf den gewünschten und erforderlichen Standpunkt zu erheben fähig ist. Auch auf dem Gebiet unserer zwar immer noch jungen, aber nunmehr schon ganz ansehnlichen Marine herrscht ein reges Leben. So ist durch eine Allerhöchste Ordre vom 18. November v. J. auf Vortrag des Kriegs- und Marineministers genehmigt worden , daß an Stelle des Marinedepots zu Kiel eine Werft mit der durch das Organisationsreglement für die Marinestationen , die Werften , die Depots 2c. vom 19. Juni 1862 vorges schriebenen Organisation eingesetzt werde. Der Kriegs und Marineminister bringt dieß mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß , daß die fönigliche Werft zu Kiel mit dem 1. Januar 1870 ihre amtliche Thätigkeit angetreten hat. - Weiter ist , um den Offizieren des Landheeres Gelegenheit zu geben , sich eine allgemeine Kenntniß der maritimen Verhältnisse zu verschaffen , ge= stattet worden , daß dieselben auf ihren Wunsch und nach Maßgabe des dienstlichen Interesses künftig zu Marineübungen abcommandirt werden und an größeren Uebungsfahrten Theil nehmen können . Eine Uebersicht über die nautische Thätigkeit der Marine erhält man, wenn man die durch königliche Ordr für 1870 vorgeschriebenen Indienststellungen betrachtet : Sr. Maj. Panzerschiff „ König Wilhelm “ mit 700 Mann Besazung vom 1. April ab auf 6 Monate; die Panzer fregatten " Prinz Friedrich Carl" und „Kronprinz" , je mit 500 Mann , vom 1. April auf 6 Monate. Diese drei Schiffe sollen das dießjährige Panzergeschwader bilden und erhalten als Tenderschiff den Dampfaviso „ preuß. Adler". Es bleiben im Dienst die Schraubencorvetten

Die Befestigungsarbeiten an der unteren Elbe, welche seit Eintritt der rauhen Witterung zu Anfang November eingestellt worden, sollen baldmöglichst wieder aufgenommen werden. Wir hatten in Nr. 40 der Allg. Mil.-Ztg. v. v. J. berichtet, daß der früher beabsichtigte Bau eines großen Werks in der Nähe von Curhaven auf bedeutende Schwierigkeiten gestoßen und daher gänzlich aufgegeben sein solle, und sind heute in der Lage, diese Mittheilung dahin zu berichtigen , daß der Ausbau des fraglichen Werkes nunmehr doch eine beschlossene Sache ist. Es wird jezt beabsichtigt, an der Mündung der Elbe, in der Nähe der sogenannten Kugelbaake unterhalb Curhaven ein dem Grauerorte Werke ähnliches Werk im Binnen deich zu errichten und sind bereits die dazu erforderlichen Erdarbeiten im verflossenen Spätherbst in Angriff ge= nommen worden. Mit der Leitung des Baues ist der königliche Hauptmann von der 4. Ingenieur - Inspection Hermens betraut, und sind die für diese beiden Werke bei Grauerort und an der Kugelbaake bestimmten be deutenden Lieferungen ( 5 Millionen Ziegelsteine , 8000 Tonnen Cement , 4000 Centner Traß 2c.) bereits aus geschrieben worden. Außer diesen beiden Werken sind neuerdings noch einige Punkte, wovon einer etwas unter halb Brunshausen und zwei in der Nähe von Curhaven an der holsteinschen Küste liegen , zur Errichtung ähn licher Werke in's Auge gefaßt werden , doch sind die leşteren zunächst noch bloße Projecte. * Glogau , 20. Januar. [ Ausbruch der granu lösen Augenkrankheit.] Seit einiger Zeit ist bei Truppen der hiesigen Garnison die granulöſe Augen krankheit ausgebrochen und hat bereits eine ziemlich große Eine aus Militärärzten be Ausdehnung genommen. stehende Commission hat die in den umliegenden Dörfern dislocirten Truppen inspicirt, auch ist der als Augenarzt rühmlichst bekannte Regimentsarzt des 2. niederschlesischen Infanterieregiments Nr. 47 Oberstabsarzt Dr. Neid = hardt aus Ravicz vorläufig hier stationirt worden. Leider hat die unheilvolle Krankheit immer noch nicht abgenommen, es sind namentlich Mannschaften der posen= schen Infanterieregimenter Nr. 58 und 59 davon befallen Ueber die Entstehung dieser Augenkrankeit worden. waren fasche Gerüchte verbreitet ; so wollte man die Urs sache auch in der schlechten Beschaffenheit der Wacht stuben, aber ganz besonders in den vorgenommenen vielen Felddienstübungen" suchen , eine Annahme , welche vom Generalcommando des 5. Armeecorps folgende Berichtigung erfahren hat : „ Den genannten Regimentern sind mit dem dießjährigen Ersatz aus den Kreisen Kosten , Bomst, Meseris, But, Kröben, Krotoschin, Adelnau und Schildberg 196 Recruten mit granulösen Augenleiden verschiedener

„Hertha “ und „ Meduſa “ für die ostasiatischen Gewässer, ferner die Schraubencorvette „ Arcona" und das Dampf kanonenboot " Meteor “ für die Station Westindien und Central Amerika, und das Dampfkanonenboot " Delphin" im Orient; sämmtlich auf 12 Monate. - Die Fregatte „Gefion “ bleibt als Admiralsschiff im Kieler Hafen 12 Monate in Dienst und erhält zum Tender die Brigg "Hela", welche auf 6 Monate in Dienst gestellt wird. Das Panzerschiff „Prinz Adalbert “ bleibt auf 12 Monate als Wachtschiff auf der Elbemündung. - Die Schul ſchiffe , und zwar Cadettenschiff Corvette ,,Niobe" und Schiffsjungenbriggs ,,Rover" und "Musquito" bleiben. gleichfalls 12 Monate im Dienst. Die königliche Dampfs | Grade zugeführt worden. In Summa aber find vor den Hacht ,,Grille" verbleibt noch 3-4 Monate im Dienst. | Departements - Ersaßcommiſſionen der 19. und 20. In fanteriebrigade, welche das Ersaßgeschäft im Bereiche des Zum Schuß der Nordseefischerei wird ein Kanonenboot Regierungsbezirks Posen ausüben, im Herbst v. J. nicht 1. Classe auf 8 Monate und für den Hafen zu Kiel ein weniger als 301 dienstpflichtiger Mannschaften, welche mit Kanonenboot 2. Claſſe auf 12 Monate in Dienſt gestellt. granulösen Augenkrankheiten behaftetet gewesen sind , zur Der Transportdampfer "Rhein" wird gleichfalls für 12 Gestellung gekommen und zum großen Theile dieserhalb Monate im Dienst verbleiben.



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ausgemustert worden. Wenn man berücksichtigt, daß vor den Departements- Ersaßcommissionen nur ein sehr kleiner Bruchtheil der Bevölkerung erscheint , so liegt die Ver muthung nahe , daß der große Theil der übrigen Ein : wohner jener zahlreichen Ortschaften , welche granulöse Augenkraute zur Aushebung zu stellen pflegen, an dieser Krankheit mit proportionalen Quoten betheiligt sein wer den. Diese Thatsachen werden genügen , darzuthun, daß die Quellen, aus welchen die augenkranken Mannschaften der posenschen Infanterieregimenter Nr. 58 und 59 stammen, weder die Wachtstuben noch die Felddienstübungen find , sondern die ländliche Bevölkerung des Regierungs bezirks Posen, aus denen sich jene Truppentheile recrutiren. “ Baden.

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1) Welchen Einfluß wird das neue schnellfeuernde Hinterladungsgewehr auf die Taktik ausüben können ? 2) Welche Schußwaffe eignet sich am besten für die schwediſche Cavalerie ? 3) Welches Material und welche Art der Construction ist für Schweden die geeignetste bei Anschaffung von ge zogenen Geschüßen von schwerem Kaliber? 4) Ist die Infanterie- und Artillerie Taktik durch . Einführung der neuen Feuerwaffen so sehr verändert worden, daß die Anschaffung von Bataillonskanonen an gezeigt erscheint, und wenn dieß der Fall , welche Forde rungen müſſen dann an solche Kanonen gestellt werden ? 5) In welchem Verhältniß müſſen die Batterien in Bezug auf die Munitionssorten ausgerüstet sein ? 6) Wie müssen stehende Festungswerke in einem so gebirgigen und coupirten Terrain angelegt werden , wie sich dasselbe in manchen Gegenden von Schweden, nament lich an der Südseite von Stockholm befindet ? 7) Was verlangt die Kriegskunst auf ihrem gegen= wärtigen Standpunkte von den Genietruppen einer Armee, und wie können diese Forderungen in der schwedischen Armee am besten erfüllt werden ? 8) Wie müssen drehbare Eisenblendungen für Festungsartillerie beſchaffen sein, um bei den verschiedenen Vorkommnissen zu genügen ? 9) Welche zuverlässige Höhenbestimmungen finden sich in Skandinavien und in welcher Ausdehnung vermögen sie einen Begriff von Schwedens Höhenbildung zu geben ? 10) Wie groß kann und muß das Krankenwärter personal beschaffen werden , welches der schwedischen Armee auf dem Kriegsfuß entspricht, und wie ist dasselbe zu organisiren ? 11) Welche Geschüße sind gegenwärtig die zweck mäßigsten zur Armirung der Küstenfestungen und Kriegs schiffe von Schweden ? 12) Können unterſeeiſche Minen bei der gegenwärtigen Entwickelung des Minenwesens wesentlich zur Vertheidigung der Scheeren und des inneren Fahrwassers beitragen und wie ?

Carlsruhe , 8. Januar. [Verstärkung von Rastatt.] Man wird wohl kaum in der Annahme irren, daß die leßte Inspection der ehemaligen Bundesfeftungen wesentlich dazu beitragen werde , Manches in deren Ver vollkommnung zu fördern, was außerdem noch lange un geschehen geblieben wäre. In dem außerordentlichen Budget unseres Kriegsministeriums für 1870 und 1871 find für die Festung Rastatt zu fortificatorischen Anlagen, Umwandlung einer Anzahl glatter Geschüßrohre in ge zogene , Beschaffung des Ladezeugs und der Munition 124,951 fl. , zur Erhöhung der Munitionsdotation für die gezogenen Geschüße 133,534 fl. in Ansatz gebracht. Die Einführung der gezogenen Geschütze hat den Werth der auf den Wällen vorhandenen Hohltraversen theilweise in Frage gestellt , und sollen dieſelben daher entweder durch Eisenpanzerung gegen die Angriffsgeschütze besser gedeckt, oder durch entsprechende Abänderung lediglich als Unterstands - Casematten hergerichtet werden. Ebenso er fordert die Einführung der gezogenen Geschüße die Her stellung gesicherter , gedeckter Schußhohlräume , Ladungs räume und Zünderreservoirs. Was die Erhöhung der Munitionsdotation für die gezogenen Geschüße betrifft (diese Munition kann nicht erst im Bedarfsfall hergestellt werden), so werden dabei die festen , auf Erfahrung ge= stüßten Normen zu Grunde gelegt , welche für die 13) Welchen Begriff muß man mit dem jezt so häufig vorkommenden Wort Volksbewaffnung" verbinden ? Festungen des norddeutschen Bundes hinsichtlich der Aus rüstung der Vertheidigungsgeschüße mit Munition bestehen. Welche Wahrheit liegt in dem Gedanken, daß Schweden In der Begründung dieser Anforderungen heißt es : ,,Bei sein Landesvertheidigungssystem auf die Volksbewaffnung der hohen Bedeutung der Festung Rastatt als Grenzplay | gründen und in dieser Richtung ſeine Militärorganiſation bedarf es keiner Ausführung, wie sehr sich die großherzog | entwickeln muß ? liche Regierung für verpflichtet halten muß , die Festung 14) Welchen Einfluß muß die allgemeine Wehrpflicht in einen Stand zu setzen, in welchem dieselbe ihre wichtige in ihrer ausgedehnten Anwendung auf die kriegsmäßige Aufgabe zu erfüllen vermag." So ist sich die badische Ausbildung üben ? Außerdem nimmt die Akademie Schilderungen von Regierung stets und überall ihrer nationalen Pflicht bewußt. persönlichen Erlebniſſen in den letzten Kriegen entgegen, Schweden und Norwegen. auch überläßt sie den Bewerbern die eigene Wahl des ** Stockholm , 6. Januar. [ Preisfragen der Stoffes aus den verschiedenen Zweigen der Kriegswiſſen kriegswissenschaftlichen Akademie für 1870.] schaften. Die Concurrenzarbeiten müſſen bis Ende August Die königlich schwedische Akademie der Kriegswissenschaften bei dem Secretär der Akademie eingereicht werden ; die hat in dem vorletzten Heft ihrer Zeitschrift folgende von ihr besten sollen durch Medaillen in Bronze oder Gold präs für das Jahr 1870 aufgestellten Preisfragen veröffentlicht : miirt werden. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Gadsia JIMING

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Allgemeine

Militär- Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 6.

Darmstadt,

Jahrgang.

9. Februar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben, f. preußischem Generallieutenant. (Fort febung.) — Reitende oder fahrenbe Jäger? - Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren f. großbritanniſchen Offizier.] (Fortsetzung.) Miscelle. Die Verwendung der Photographie zu militärischen Zweden. Machrichten. Preußen. Die Indienststellung des norddeutschen Panzergeschwaders. - Großbritannien. Personalchronit : General Sir de Lacy Evans t.

Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben, f. preußischem Generallieutenant.

(Fortsetzung.) So war denn die zum Angriff vorgehende lang gedehnte Linie schließlich der Ärt formirt , daß die beiden Halbbataillone vom 13. Jnfanterieregiment die Mitte derselben einnahmen, an welche sich nach links hin vier neben einander aufgelöste Schüßenzüge*) von vier verschiedenen Compagnien des 15. und des 55. Infanterieregiments und nach rechts hin erst ein aus: geschwärmter Zug und dann zwei Compagniecolonnen jener beiden Regimenter anschlossen , deren jede in deffen nur zwei Züge zur Stelle hatte. Eine eben falls aus nur zwei Zügen bestehende Compagnie des lestgenannten Regiments suchte noch auf den rechten Flügel dieser Linie zu gelangen, der als einzige Re: serve die 8. Compagnie des Bataillons Gostow unter Premierlieutenant König auf einige hundert Schritt folgte. Der herrliche Geist, welcher diese braven Truppen beseelte , gestattete freilich , sie selbst in solcher For Um jene Beit war ein Zug zum Gefecht noch durch schnittlich 70-75 Mann start.

mation mit Vertrauen zum Angriff zu führen. Mit ihnen durfte man Alles unternehmen. In stetigem Vorgehen überschritt die ganze Linie die weite Fläche, anfangs nur durch das hohe Korn und durch den tief aufgeweichten Boden aufgehalten, bald aber auch von der jenseits der Chauffée aufge fahrenen feindlichen Batterie und von den auf dem Nebelberge postirten Bataillonen lebhaft beschossen. Am Fuße desselben schlossen sich dann die kleinen Colonnen nochmals fester zusammen , und vorwärts drang Alles den Abhang hinan und gegen den ihn krönenden Wald vor , in den sich jeßt die bayerische Infanterie geworfen hatte , um dem Feuer der ge= zogenen Batterie zu entgehen, und von dessen Lisière aus sie die vorrückenden Truppen mit Rugeln über schüttete. Meistens zwar pfiffen sie von hoch oben herab unschädlich über ihr Ziel hinweg. Mancher brave Offizier und Soldat aber sant doch getroffen nieder ; dem tapferen Führer , dem Oberst v. Gell . horn, wurde zwei Mal das Pferd unterm Leibe ver wundet. Langsam nur konnte der Abhang erstiegen werden. Auf der unteren Hälfte desselben erschwerte der zähe Lehmboden jeden Schritt, und je höher hinauf, desto steiler stieg er an, und stellenweise wurde er selbst ganz ungangbar durch abschüssige Felsstreden und durch niedrige Mauer-Abfäße. Die berittenen Offiziere



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mußten akſißen, um mit vorwärts kommen zu können. Wiederholt geboten die Führer einen kurzen Halt, wenn möglich hinter solchem schüßenden Absaß , um die erschöpften Leute einen Augenblick ruhen zu lassen und zugleich festere Ordnung herzustellen ; denn Viele konnten ihrer Truppe schon nicht mehr folgen und kletterten ihr nach , so gut sie es vermochten. Aber immer wieder gingen die Schüßenlinien , das Feuer des Feindes erwidernd , und gingen , jest in gleicher Höhe mit den Schüßen , die immer mehr zusammen schmelzenden Häuflein mit schlagenden Tambours und die Offiziere vor der Front wetteifernd vorwärts, unbekümmert um die niederstürzenden Todten und Verwundeten , bis sie endlich mit jubelndem Hurrah in die Lisière des Waldes eindrangen. Im nächsten Augenblick erschallte ein donnerndes Hoch dem König. Der Feind räumte die angegriffene südliche Hälfte des bewaldeten Rückens , indem er theils durch das dichte Gehölz zurückging und theils , wo das der steilen Felshöhen wegen nicht möglich war, nach rechts und nach links hin auswich. Auf dem rechten Flügel folgte Hauptmann v. Wedelstaedt dieser Bewegung, sobald er sie erkannte , und führte so seine beiden Züge zum Angriff der äußersten südlichen Spiße des Gehölzes , in welcher der Feind vergebens sich festzu sezen versuchte. Dann umging er dasselbe südwärts und erstieg den hier ganz offenen Rücken des Berges, von welchem er die beiden Züge nach kurzer Rast, da kein Feind mehr vor ihm war , den jenseitigen Hang in der Richtung auf Roßdorf hinabführte. Auf dem linken Flügel aber entspann sich ein heißer Kampf, da dort die Hauptmacht der Bayern in und hinter der östlichen Hälfte des Gehölzes ver einigt war und sie hartnäckig vertheidigte. Die ge zogene Batterie hatte ihr Feuer eingestellt, als sich die preußischen Truppen der feindlichen Stellung näherten, weil sie auf so große Entfernung - 3000 Schritt Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden ver mochte. So konnten die Bayern wieder aus dem Walde hervortreten, was sie sofort zu einem Offenſiv Stoß benußten. Kaum war die Lisière von den preußischen Truppen gewonnen , und noch suchten die Führer vergebens die erschöpften Leute zu ordnen, als sich in ihrer linken Flanke ein bayerisches Bataillon zeigte , welches auf dem offenen Abhange längs der Lisière zum Angriff vorging. Hauptmann Ritgen ließ das kleine Häuflein , welches er noch um sich hatte , eilends wieder in's Freie hinaus treten und, mit dem rechten Flügel an das Gehölz gelehnt, irgend wie eine Linie bilden. So trat er , unterstüßt von den eifrig sich ihm anschließenden Schüßen , dem Feinde entgegen, der indessen , nachdem er eine wirkungslose Salve abgefeuert , vor dem gegen ihn eröffneten Schnellfeuer Kehrt machte und verschwand. Die beiden Halbbataillone und mit ihnen die uns mittelbar rechts und links neben ihnen auf den Nebel berg gelangten drei Züge vom 55. Regiment wandten

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| sich, als dieser Angriff abgeschlagen war , wieder der bis dahin verfolgten Richtung zu. Sie drangen , die feindlichen Schüßen vor sich hertreibend , in das Ge hölz ein und unter großen Schwierigkeiten, über den steilen Felsrücken weg schließlich bis zur jenseitigen Lisière durch. Als sie dort aber auf den offenen Abhang hinaus zu treten versuchten , wurden sie so wohl von dem östlichen Ende der bewaldeten Kuppe her durch die feindliche Infanterie, wie auch von den gegenüber liegenden Höhen aus durch die inzwischen eingetroffene gezogene Batterie lebhaft beschossen , so daß sie wieder im Gehölz Schuß suchten. Einzelne Abtheilungen wandten sich darauf in demselben links gegen die in jenem östlichen Theile des bewaldeten Rückens postirten Bayern , während Oberstlieutenant v. Dürre mit den übrigen den Saum des Gehölzes zu beseßen und sie, da sie in demselben nur noch mehr durch einander gekommen waren, möglichst zu sondern und zu ordnen suchte. Ein Zug der Reservecompagnie schloß sich ihnen hier an. Sie hatte jezt auch den Rücken erstiegen, sich aber ebenso wie die 6. und 7. Compagnie des Bataillons Gozkow und die 6. Compagnie des 15. Infanterieregiments nach dem offenen Theile desselben rechts von der Waldkuppe gewendet. Auf der anderen Seite des Gehölzes waren dem nach gar keine Truppen zurückgeblieben. Und doch erneuerten die Bayern sehr bald den Versuch , auf dem nordwestlichen Abhange des Nebelbergs vorzu | dringen, und sie konnten, da weder ein zweites Treffen noch eine Reserve zur Hand war , leicht den nur nach vorn hin ausschauenden preußischen Truppen vollständig in den Rücken gelangen . Dem aber traten zwei Züge entgegen, welche jezt das Gefechtsfeld er: reichten und ohne Zögern hier ebenso entschloſſen ein griffen und Flanke und Rücken der kämpfenden Trup pen weit überlegenen feindlichen Massen gegenüber ebenso wirksam sicherten , wie es wenige Tage später bei Kissingen auch wieder in rühmlichster Weise durch einige vereinzelte Züge ausgeführt wurde. Die Schüßenzüge der 6. Compagnie des 15. und der 6. Compagnie des 55. Infanterieregiments unter dem Secondelieutenant Müller und dem Portepée | fähnrich v. Mansberg waren , wie früher erwähnt wurde, bei dem eiligen Rechtsabmarsch ihrer Com pagnien an der Chauffée und links von derselben zu rückgelassen . Als sie die allgemeine Vorwärtsbewegung sahen, gingen auch sie vor, und zwar anfangs längs | der Chaussée. Da aber die Distanz zwischen ihnen und dem den linken Flügel der stürmenden Truppe bildenden Zuge des Hauptmanns v. Kaweczynski immer größer wurde und sie jene dann den Nebel berg ersteigen sahen, wandten auch sie sich endlich nach rechts hinüber. Begierig, auch ihrerseits am Kampfe theilzunehmen, erstiegen nun diese beiden Züge die Höhe etwa in der Richtung auf die nordwestliche Ecke der Wald kuppe , und so waren sie rechtzeitig zur Hand und

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auf dem richtigen Punkt , um den Kampf gegen die von Neuem vordringenden Bayern aufzunehmen. Auf dem offenen Hang sich ihnen entgegen werfend, nöthigten sie durch ihr Schnellfeuer die feindlichen Colonnen wiederholt zurückzugehen und gewannen selbst allmählig Terrain , bis sie, nachdem auch ein Schüßenzug vom Bataillon Rüstow von links her zu ihnen gestoßen, schließlich bis zur Liſière des Gehölzes vordrangen. Die Details aber der auf beiden Hängen des Nebelbergs bis zur Räumung desselben seitens der Bayern stattgehabten Kämpfe entziehen sich der Be schreibung um so mehr, da keine obere Leitung dabei thätig sein konnte, und in der That jeder Offizier und man kann sagen jeder Mann da im Drange des Moments nach eigener guter Eingebung handelte. Als Thatsache steht jedenfalls das Resultat fest , daß auf den nördlichen Hängen bayerische Bataillone mehrere Male vorgingen und jedes Mal von jenen Schüßenzügen zurückgewiesen wurden , und daß von der Ostseite her der Divisionscommandeur General lieutenant v. Hartmann selbst die bayerischen Truppen vergebens wieder gegen die Höhe vorführte : fie mußten vor dem Feuer der vom Oberstlieutenant v. Dürre am Waldſaume eiligst zusammengerafften Schüßen zurückweichen. Oberſtlieutenant v. Dürre wurde hier verwundet, der topfere Hauptmann v. Kaweczynski fiel.

Daß aber die Bayern, zu deren Unterstüßung jeßt auch schon Truppen der 7. Jnfanteriebrigade auf dem Gefechtsfeld eingetroffen waren , troß ihrer großen Ueberlegenheit und troß aller Bemühungen ihrer Führer, von denen General Faust an der Spiße eines Bataillons den Heldentod starb, die Höhe endlich ganz aufgeben mußten , dazu trug wesentlich das kräftige Eingreifen der vom Major Rüstow geführten drei Compagnien des 15. Infanterieregiments bei. In entscheidendster Weise kam es jezt zur Wirkung. Major Rüstow hatte , als er den Befehl zum Vorgehen erhielt, die 8. Compagnie unter Hauptmann Weissich vorgenommen ; ihr folgten die 5. und die 7. Compagnie als Halbbataillon. In dieser Formation stieg er in den von Roßdorf her zwischen dem Nebel und dem Horn herabziehenden Wiesengrund hinab. Die 8. Compagnie ging dann durch denselben hin durch und trieb eine kleine, anscheinend als Flanken deckung dort postirte feindliche Abtheilung auf dem unteren Hange des Horns vor sich her , bis sie sich weit rückwärts auf den von dieser Höhe aus unter dem Namen des langen Rain nach Roßdorf hin vor gestreckten niedrigen Rücken zurückzog. Dort wurde fie nicht weiter beachtet ; fie feuerte indessen forts während in die Flanke und demnächst in den Rücken des Bataillons und führte troß der Entfernung von über 1000 und selbst 1200 Schritten jeßt, da sie ihr Feuer durchaus unbelästigt abgeben konnte , noch mehrfache Verluste herbei.

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Die 8. Compagnie stieg darauf wieder nach dem Grunde hinab und drang bis zu einem halbwegs zwischen Roßdorf und Wiesenthal in demselben be findlichen Teiche vor. Von dort aus beschoß sie auf etwa 600 Schritt Entfernung die bayerische glatte Batterie, welche nördlich von der Chaussée aufgefahren war und auf die den Nebelberg stürmenden Bataillone, sowie auf das Halbbataillon Rüstow feuerte. Nach dem die Batterie die hinter Dämmen sehr gut etablirte Compagnie umsonst durch ihr Feuer zu vertreiben ge sucht hatte , proßte sie auf und ging nach Roßdorf zurück. Das Halbbataillon hatte inzwischen , als die 8. Compagnie den Abhang links erstieg , seinerseits die Schüßenzüge beider Compagnien aufgelöst ; sowohl von der feindlichen Infanterie wie auch mit Granaten und Shrapnels von der Batterie beschoffen , ging es in der Niederung selbst vor. Von dort aus übersah Major Rüstow den Abhang des Nebelberges voll ständig , so daß er sowohl die Ersteigung desselben durch die vom Oberst v. Gellhorn geführten Truppen wie auch die Bewegungen der Bayern be obachten konnte. Als er jeßt die Preußen die Lifière des Gehölzes erreichen und zugleich bayerische Batail lone auf dem nördlichen Abhange des Nebels vor rücken sah , beschloß er auch seinerseits zum Angriff zu schreiten. Das Halbbataillon , von dem jezt noch ein dritter Zug ausschwärmte, ließ er rechts schwenken und eilte dann selbst zur 8. Compagnie vor, um den Hauptmann Weissich zu avertiren, welcher nach dem Abfahren der Batterie soeben gegen ihn bedrohende Chevaurlegers Quarré formirt hatte , ohne jedoch attaquirt zu werden. (Fortseßung folgt.)

Neitende oder fahrende Jäger ? *** Die Frage : „Empfiehlt es sich eine be rittene Jägerwaffe einzuführen ?" ist in der Vergangenheit oft aufgeworfen und verschieden be= antwortet worden. Wir glauben , daß sie in der Gegenwart von Neuem angeregt zu werden verdient und übergeben nachfolgende Betrachtungen zu dem alleinigen Zweck der Oeffentlichkeit, um diesen Gegen stand einem größeren militärischen Publicum vor Augen zu führen und gewandtere Federn zur Besprechung dieser militärischen , speciell cavaleristischen , nach unserer Ansicht nicht unwichtigen Angelegenheit auf zufordern. Es bedarf keiner weitläufigen Einleitung, um ein Bedürfniß zu constatiren , welches sich der Cavalerie bei jeder größeren selbstständigen Unternehmung fühl bar macht : das Bedürfniß der Unterstüßung durch Feuerwirkung nämlich. Der besten Cavalerie ist ein coupirtes Terrain, insbesondere eine Waldung von größerer Ausdehnung , ein jedes nicht zu umgehende Defilé von einiger Bedeutung, beseßt durch eine noch

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so geringe Anzahl feindlicher Schüßen, ein Hinderniß, | beizugeben , um sie im Bedarfsfalle gebrauchen zu können ? welches zu überwinden sie nicht im Stande ist , steht ihr die eigene Infanterie nicht secundirend zur Seite. Skizzen über die englische Armee. Dieß Factum eingestanden, wird man ihr also Jäger [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier.] oder Infanteristen zur Begleitung geben. Wird dann (Fortsetzung.) jedoch die Cavalerie ihre bei weit ausholenden Unternehmungen besonders wichtige Eigenschaft , die [C. W.v. T. ] Betreten wir eine englische Baracke, Schnelligkeit , zur Entfaltung bringen können ? sei es eine steinerne oder hölzerne , wie lettere sich Wird diese Frage verneint, so bleibt nichts übrig, namentlich in Shorncliffe , Aldershot und in den Colonien vorfinden, - in Indien die Bungalanos mit um der Infanterie die Möglichkeit zu geben, mit der etwas veränderter Construction so fällt vor Allem anderen Waffe gleichen Schritt zu halten, als sie auf Wagen zu seßen. Wer aber je eine solche , aus die große Ordnung und Sauberkeit derselben angenehm Bauernwagen der verschiedensten Größe , Haltbarkeit in das Auge ; es herrscht die äußerste Reinlichkeit, denn hierin sucht man einen ganz besonderen Ruhm, und Bespannung zuſammengeseßte Colonne unter seinem Commando hatte , wird mit Grausen an diese unbe und wird mit größter Strenge darauf gehalten. Alle Cafernen und Lager sind dem Zutritt Unbefugter hülfliche Maschine zurückdenken. Um z . B. nur ein halbes Bataillon auf Wagen zu transportiren, bedarf verschlossen, die Lager deßhalb stets rings mit Schild wachen umgeben , aber auch die Soldaten dürfen nur man , auf den zweispännigen Wagen 6 Mann , die Compagnie zu 150 Mann gerechnet , bereits 50 Ge= zu bestimmten Stunden dasselbe verlassen , und zwar gewöhnlich in den Abendstunden von 4 bis 9 Uhr, fährte und mehr. Wie ein lästiger Hemmschuh hindert diese , mindestens 600 Schritt tiefe Colonne die Ca: sonst nur gegen einen von ihrem Compagniecomman danten unterzeichneten Paß , der auf ersteren Namen valerie an jedem raschen Fortkommen , und nur mit der größten Energie ist ein Aufgeschlossenbleiben der lautet. Da man nun nicht immer waschen, scheuern einzelnen Wagen zu bewirken und ein fortwährend sich und exerciren kann, auch nicht stets die ganze Mann wiederholendes Stocken zu vermeiden. schaft auf Wache steht, -- es ist das auch eine Eigen Mit welcher Leichtigkeit würde sich dagegen ein thümlichkeit in der englischen Armee , möglichst viele Cavalerie Detachement bewegen können , würden ihm und oft sehr unnöthige Wachen innerhalb ihres Rayons statt Jäger auf Bauernwagen Jäger zu Pferde zu aufzustellen , denn Schildwachen sieht man in den getheilt ! Die Entscheidung für und wider dürfte wohl Städten höchst selten, und dann nur vor königlichen, nicht zweifelhaft ausfallen, wäre diese berittene Truppe nicht aber vor Staatsgebäuden , deren Bewachung so sucht man dem eine vorhandene Größe. In der Ausbildung einer der Polizei überlassen bleibt solchen Truppe liegt aber eine faſt unüberwindliche Soldaten den Aufenthalt innerhalb der Caſerne mög Schwierigkeit, natürlich in der Vorausseßung, daß die lichst angenehm zu machen ; es ist keine Seltenheit, gesetzliche Dienstzeit nicht überschritten werden darf. daß man in ihnen Lesesäle und Bibliotheken antrifft, Der Jäger sowohl wie der Reiter kann im Verlauf eine Cantine (Marketenderei) , welche unter strenger von 3 Jahren vollständig ausgebildet werden ; ein Controle steht , ist stets da. Der Waffenplag dient Individuum jedoch, welches die beiden Waffengattungen nicht selten zum Criquet, wo sich die Soldaten dieſem in sich vereinigen soll, wohl schwerlich. Legt man das Nationalvergnügen mit Leidenschaft hingeben, und an Hauptgewicht auf die Ausbildung als Schüße, so muß dem auch die Offiziere troß aller ihrer sonstigen Ab der Reitdienst vernachlässigt werden , oder umgekehrt, geschlossenheit von den Mannschaften und Unteroffi verwendet man zu viel Zeit auf das Reiten , so zieren öfters Theil nehmen. Verläßt der englische kann man eben keinen tüchtigen Schüßen ausbilden. Soldat außer Dienst die Caserne , so ist er stets im Die russische Armee bemühte sich bekanntlich , eine Waffenrock ; Sonntags trägt er Helm oder Frack, solche Zwittergestalt in den Dragonern heranzubilden, Wochentags die Müße , das Bajonnetkuppel oder doch auch bei ihr ist dieser Versuch mißlungen. Man Säbelkuppel umgeschnallt, die Waffen selbst aber läßt er zurück (nur Offizieren und Unteroffizieren ist es kann eben nicht zweien Herren dienen. Was bleibt uns also übrig , als wieder auf die gestattet , auch außer Dienst bewaffnet Caserne oder fahrenden Jäger zurückzukommen, und drängt sich uns Lager zu verlassen) ; der Infanterist hat gewöhnlich zum Schluß dieser kurzen Betrachtung die Frage auf: ein Stöckchen , der Cavalerist eine Reitgerte in der Würde es nicht möglich sein , die oben angeführten Hand . Vor dem Ausgehen wird im Regiment unter Mißstände, wenn auch nicht gänzlich, so doch größten dem captain of the day gewöhnlich um 31/2 Uhr theils dadurch zu beseitigen, daß man schon im Frieden angetreten, der Anzug durchgesehen, und dann ist es gestattet, die Caserne oder das Lager zu verlaſſen, dazu Vorkehrungen träfe ? Würde es sich nicht empfeh= len, einen zweckmäßigen, leichten und doch dauerhaften wenn nicht besondere Verhältnisse dieß verhindern. Um 9 Uhr muß Alles wieder in den Quartieren sein, Wagen zu construiren , ihn mit Trainpferden zu be spannen und einer jeden Division oder der Avantgarde die Feldwebel laffen die Compagnien einzeln antreten, eines jeden Armeecorps einige solcher Wagen als verlesen sie , verzeichnen die Fehlenden , arretiren die Transportmittel für etwa 2 oder 3 Compagnien | Trunkenen 2c.

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Gleichzeitig wird die Stadt, wo das Regiment garni | Sergeanten find schon in gewisser Weise Gentleman, sonirt, oder die Ortschaften um das Lager, in welchem in den Casernen und Baracken haben sie ihr Zimmer für sich , ebenso ihren eigenen Mittagstisch - die es sich befindet, von 10-20 Mann starken Patrouillen sergeants-mess " sowie auch einen besonderen durchstreift, welche jedoch bei der Infanterie das Ge wehr nicht bei sich führen. Sie haben den Zweck, Speisesaal. Sie sind der besonderen Aufsicht des Ad alle Soldaten, welche sie zu dieser Stunde noch ohne jutanten unterstellt und können nur von einem district } Legitimation antreffen , zu arretiren , ebenso etwaige oder garrison court martial degradirt werden. Excesse derselben durch Einschreiten und Arretiren aller Vielfach unrichtig wird im Auslande die Stellung gegenwärtigen Militärpersonen zu schlichten. Sie kehren sowie der Bildungsgrad des englischen Offiziers in der Regel vor Mitternacht zurück und geben die beurtheilt , letterer sowohl in ſocialer als militäriſcher Arretirten auf den Wachen ab. Nie darf sich ein Beziehung. Man begnügt sich hier im Allgemeinen Soldat den Weisungen eines Policeman widerseßen, damit , ihn für einen sehr tapferen Soldaten mit wenn er außerhalb des Lagers oder der Caserne sich buldoggartigem Muthe , aber wenig Dienstkenntniſſen zu halten , denn die Stellen werden ja gekauft , und befindet, ja, er muß sogar demselben folgen, wenn es da ist der Besitz der ersteren weniger nöthig als Geld ; dieser verlangt. Indessen hüten sich dieselben, ohne die dringendste Noth gegen einen Soldaten einzuschreiten. | man beurtheilt sie nicht selten nach wahrhaften_Ca= Die Hauptstüße des Dienstes und der Disciplin | ricaturen von Milizoffizieren , die oft in verschossener find die Unteroffiziere , die man besser wohl in Uniform und unförmlichen dreieckigen Hüten an keiner anderen Armee trifft ; sie haben aber auch in Höfen oder bei Paraden erscheinen und uns aller keiner anderen einen so großen Wirkungskreis wie hier. dings öfters ein Lächeln abnöthigen. Des Verfaſſers Sie zerfallen in zwei Hauptclassen : die Sergeanten Ansicht ist etwas anders. Der englische Offizier ist mit wenigen Ausnahmen und die Corporale ; leßtere werden aber eigentlich nicht ganz in unserem Sinne betrachtet, ihre Stellung ein Gentleman , der Sohn einer angesehenen , wenn ist mehr die eines Obergefreiten im norddeutschen nicht vornehmen Familie, und genoß als solcher eine Bundesheere, außerdem existiren noch die sogenannten standesgemäße Erziehung ; die Formen der Geſellſchaft -mindestens der britischen , die allerdings von den Lancecorporals , Gefreiten. Jede Compagnie hat 5 deutschen in vieler Beziehung abweichen ―― sind ihm Sergeanten, deren ältester , der Coloursergeant , die Stelle unseres Feldwebels einnimmt, nur ist er vom geläufig. Bei Beginn seiner Laufbahn versteht er in Rechnungswesen befreit, was bei der schon erwähnten wissenschaftlicher Beziehung etwas Mathematik, Latein, Complicirtheit desselben sich schwer mit seinen übrigen Geschichte , Geographie , radebrecht wohl auch mehr oder weniger gut die deutsche oder französische Sprache. zahlreichen Pflichten vereinigen ließe. Zu diesem Zwecke wird ein zweiter, der Paysergeant, verwendet, Militärische Kenntnisse gehen ihm , wenn er nicht in die übrigen stehen in der Compagnie. Die Sergeanten einer Militärſchule des In- oder Auslandes erzogen erhalten Kleider von feineren Stoffen als die Cor: ist , fast immer gänzlich ab. Sie werden auch noch porale und Mannschaften und haben auf den Waffen nicht verlangt. Nachdem er mit Bewilligung des röcken gelbe , wo jene weiße Knöpfe führen , auf Regiments commandeurs das Examen als ensign ab welchen die Regimentsnummer ausgeprägt ist. Die gelegt hat, das Offiziercorps seinen Eintritt in seine Coloursergeants , im Felde speciell mit zur Deckung Mitte genehmigte , trägt er bei den Horseguards der Fahnen bestimmt, welche, wie bekannt, von Offi um Anstellung an , sendet das Kaufgeld ein , welches zieren - ensigns getragen werden , haben schon reglementsmäßig festgesezt ist , und diese schlagen ihn die Offiziersschärpe. Außer diesen hat jedes Regiment | denn Ihrer Majestät zur Ernennung vor. Ist diese noch Stabssergeanten , und zwar einen derselben als erfolgt, so beginnt die praktische Schule mit dem Er sergeant-major, einen bei dem Zahlmeiſter, einen bei lernen des Dienstes im Regiment ; seine Lehrmeister dem Quartiermeister, einen dritten als Profoßen, einen sind im Anfang die Unteroffiziere. Man würde leicht vierten als Musikmeister. Der sergeant-major soll zu dem Glauben geneigt sein, daß erstere dadurch an sämmtlichen Unteroffizieren und Mannschaften als Respect verlören ; das ist aber durchaus nicht der Musterbild dienen ; er ist fast immer ein ebenso Fall, denn der Kastengeist ruht zu tief im englischen hübscher Mann als tüchtiger und erfahrener Soldat : Volke , der geborne Gentleman steht in der Ansicht ohne diese beiden Eigenschaften würde er schwerlich zu der niederen Classen zu hoch , es trennt ihn eine seiner Stellung gelangt sein. Er ist der Adjutant des riesige Kluft von ihnen , die nie zu überspringen ist. Adjutanten , der Exercirmeister der eintretenden Offi Man verlangt von jedem Offizier , daß er 4 Jahre ziere sowie der Unteroffiziere , er stellt mit dem Ad = in seiner Charge geblieben sei , bevor er die nächſt jutanten das Regiment, und erst wenn das geschehen höhere, natürlich wenn er an der Reihe ist , erkaufen ist , treten die Offiziere auf ihre Pläße. - Wir be könne. Er muß für den nächsten folgenden Grad merkten schon , daß die Sergeanten eine besondere die nöthigen praktiſchen Kenntnisse besißen ; auch in den theoretischen wird er bis zu seiner Aufrückung zum Classe für sich bilden, die möglichst wenig , außer im Dienste, mit den Mannschaften in Berührung kommt, Capitän von einer aus den Öffizieren des Regiments obgleich sie aus deren Mitte hervorgegangen ist. Die gebildeten Commiſſion geprüft. Es erhöht sich der

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und Skizzen des feindlichen Landes angewendet worden. Regimentspreis einer Stelle bis zu der des Regiments commandeurs ; von da an fällt er weg . Es ist im Zum Entwerfen von Schlachtplänen , Marschrouten 2c. Grunde genommen auch nur eine Caution , denn der zeigten sich diese Photographien äußerst nüglich, und es Betreffende erhält ihn bei seiner Verabschiedung zu sind davon während des Krieges über 4000 angefertigt worden. Außer dem , was in den Hauptquartieren ge= rück, sobald diese eine ehrenvelle ist. In der Wirk lichkeit gestalten sich diese Verhältnisse freilich etwas schah , hatte jede Armeedivision einen Photographen für anders , hier spielt das Geld wieder seine rein kauf vorkommende Fälle bei sich. Als General Sherman zur männische Rolle. Wenn z . B. ein reicher junger legten entscheidenden Schlacht aufbrach , wurden alle auf Mann Ensign oder Cornet ist , vielleicht der zweite die beabsichtigte Route bezüglichen Karten und Pläne ge= zum Lieutenant, so trifft er mit zweien seiner Vorder sammelt und wohl 100 Copien von jeder in der Armee vertheilt. Gegenwärtig verwendet man die Photographie Leute gegen Zahlung einer Extrasumme das Abkommen, in Amerika im Kriegs - Museum, beim Küstenvermeſſungs daß diese in Halbsold gehen. Die Stellen werden dadurch vacant , und er erreicht seinen Wunsch. So | Bureau und beim Schaßamt. besteht das "Stellenkaufen " jezt in der Praxis ; der II. Belgien. Das belgische Kriegsministerium frühere noch größere Mißbrauch, sich von einem Regis wendet die Photographie vielfach im topographischen ment in das andere verseßen zu lassen und dort in Departement an. Wenn die Sachen eilig gebraucht die Anciennetät dessen zu treten, den man auskaufte, werden, so geschieht das Copiren häufig mittelst Hervor ist verschwunden. Ob ein Offizier, der an der Reihe rufung. steht zu avanciren, aber den Preis für die Stelle nicht III. Frankreich. Hier hat man der Photographie zahlen kann , befördert werden soll , hängt von der in der Armee viel Aufmerksamkeit geschenkt. Man hat Gnade der Königin ab ; natürlich kann eine so er mit sehr gutem Erfolge mit Lausfedat's photographischem langte Stelle auch nicht verkauft werden , man nennt Meßapparat und mit Chevalier's Meßtisch gearbeitet fie officiell without purchase , im Gegensatz zu den und seht die Versuche noch fort. Leider ist der Erfinder erkauften , welche with purchase genannt werden. ſinnreichen Instruments todt, und so werden manche dieſes Der Gebrauch des Stellenkaufens hat jest wohl nur Verbesserungen und Modificationen , die er noch wichtige noch den Zweck , nicht unbemittelte Subalternoffiziere wollte , wohl verloren sein. Herr Chevalier anbringen oder Capitans in der Armee zu haben , denn diese versicherte , mittelst seines Instruments mit Hülfe zweier müssen, selbst bei ſtrenger Wirthschaft, bald zu Grunde Photographen im Stande zu sein , selbst während der gehen. Die Kaufsumme ist demnach nichts als eine Nacht mit größter Sicherheit die Richtung des Feuers Caution, die sich durch die Zahlung des Gehalts ver zu reguliren und den genauen Winkel anzugeben , in ― zinst, den Mißbrauch deuteten wir schon oben an welchem die Reflectoren des elektrischen Lichts gegen irgend leider kommt er , namentlich im Frieden , sehr häufig einen Punkt der Attaque gerichtet werden sollten. Dann vor. er das Feuer einer oder mehrerer Batterien cor wollte Die Dienstkenntnisse des englischen (Infanterie-) rigirend auf einen bestimmten Punkt leiten, und zwar in Offiziers lassen sich streng in drei Theile trennen ; es Seine Vorschläge sind erstens die, welche er auf dem Erercirplaße der Nacht so leicht wie am Tage. , daß schon eine so beachtenswerth Kaiser dem erschienen braucht , zweitens die genaue Instruction über die war , als unglücklicher anbefohlen Versuchen von Reihe Kriegsartikel und das Formelle der Kriegsrechte, end Weise der Erfinder starb. (Wir Deutsche sind gegen der= lich drittens die der Administration . gleichen französische Erfindungen zuweilen etwas mig Wir müssen hier etwas näher auf die Verhältnisse Das Copiren von Karten und Plänen wird trauisch.) eingehen, da diese von den in den deutschen Armeen in Frankreich fast in derselben Weise betrieben wie in bestehenden ganz wesentlich abweichen und eigenthüm Southampton ; außerdem hat man noch eine empfehlens licher Weise doch auch zum Ziele führen. Alle Gegenstande der mili werthe Praris eingeführt. (Fortseßung folgt.) tärischen Ausrüstung und was irgendwie gebraucht wird, hat man photographirt und mit einer Beschreibung vers sehen , an die Offiziere und Magazinsaufseher vertheilt. Miscel I e. Auf diese Weise ist , wenn irgend etwas gebraucht wird, Die Verwendung der Photographie zu militärischen ein Mißverständniß oder eine falsche Bestellung , was früher nichts seltenes war, taum möglich. Zwecken. IV. Niederlande. In Verbindung mit dem Nach der von Herrn H. Baden - Pritchart vom photographischen Etabliſſement im Kriegsdepartement zu Kriegsministerium eriſtirt eine photographische Anstalt in Woolwich unter obiger Ueberschrift veröffentlichten Schrift | Gravenhaag unter Direction des Hauptmanns van der Das Photographiren wird hier in einiger ist bis jest Folgendes geschehen, um in den verschiedenen Beed. das für Nußen praktiſchen Photographie der aus Ländern Ausdehnung betrieben ; man hat unter Anderem mittelst Militärwesen zu ziehen : derselben eine Sammlung von Skizzen von Artilleries I. Amerika. Hier ist die Photographie während Requisiten hergestellt. Chromolithographirte Karten wer des lesten Krieges hauptsächlich zum Copiren von Karten den angefertigt wie auch andere militärische Sachen.

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V. Desterreich. Während des letzten Kriegs | beschlossene Sache, obgleich noch keine entscheidenden Schritte geschehen sind. " Wir können diese Notizen dahin ver wurden von Seiten der Regierung keinerlei Schritte gethan, um die Photographie im Felde anzuwenden , doch hat vollständigen , daß die photographische Anstalt zu mili man im militärischen geographischen Institut eine größere tärischen Zwecken in das neue Generalstabsgebäude aṁ Anzahl Pläne von den wichtigeren Städten und Festungen Königsplate kommen wird , wo alle Einrichtungen dazu in Preußen uud Sachsen theils mittelst der Photo bereits vorbereitet sind. Im Bodengeschoß desselben soll lithographie , theils auf die gewöhnliche photographische ein sehr geräumiges photographisches Atelier mit den ers Manier hergestellt. forderlichen Nebenräumlichkeiten eingerichtet werden , um VI. Preußen. Herr Baden-Pritchart sagt hierüber : namentlich die Generalstabskarten nach der in neuerer Zeit üblichen Methode durch Photographie auf Kupfer „ In Preußen wurde während des leßten Feldzugs kein platten zu übertragen. (Zur Zeit werden diese Arbeiten. officieller Gebrauch von der Photographie gemacht , doch in der königlichen Staatsdruckerei und in dem Institut hört man aus sicherer Quelle , daß kurz vor dem Aus der Herren Gebrüder Burchard in Berlin ausgeführt. ) bruch des Krieges seitens der Regierung diese Kunst an Daß man ferner die Resultate der Schießversuche in gewendet wurde , um sich landſchaftliche Ansichten von Preußen schon seit Jahren photographiren läßt , ist be= Böhmen und anderen interessanten Punkten zu verschaffen. fannt. Uebrigens ist die Errichtung einer photographischen Anſtalt

Nachrichten.

Preußen. ** * Aus Norddeutschland , im Januar. [Die Indienststellung des norddeutschen Panzer geschwaders.] In diesem Jahre wird zum ersten Mal ein norddeutsches Panzergeschwader in See stechen. Die Indienststellung erfolgt vom 1. April ab auf 6 Monate. Das Geschwader wird durch die drei Panzerfregatten „König Wilhelm " , "Kronprinz " und " Prinz Friedrich Karl" gebildet werden , zu denen als Tenderschiff der Dampfaviso „ Preußischer Adler " treten wird. Es ist jedenfalls von Interesse , die specielle Einrichtung der in Frage kommenden Schiffe kennen zu lernen , wozu das Nachfolgende beitragen soll. Die drei norddeutschen Panzerfregatten haben in ihrer Bauart das gemeinsam , daß sie auf ihrem ganzen Um fang einen gleichweit über die Wasserlinie nach oben und unten hinaus ragenden, etwa 12 Fuß hohen Panzergürtel tragen. Ueber demselben erhebt sich im mittleren Theil des Schiffs die nach den Breitſeiten hin mit stärkeren, nach den Kielenden zu mit schwächeren Platten , resp. Holzrücklagen gepanzerte Batterie , welche den Geschüßen eine gesicherte Aufstellung gewährt, während der Panzer gürtel das Fahrzeug selbst an den am meisten gefährdeten Stellen, sowie die Maschine deckt. Schraube und Steuer ruder finden durch ihre tiefe Lage gegen Geschosse Schuß. Was vor und rückwärts der Batterie sich über den Panzergürtel erhebt, wird im Gefecht aufgegeben. Man ist der Haltbarkeit und gesicherten Bewegung des Schiffes halber genöthigt , seine Ertremitäten auf diese Weise zu entlasten. Die stärkste Panzerung hat "! König Wil helm ", nämlich 8 Zoll Eisen mit 20 Zoll Hinterlage von Teakholz auf den gefährdetsten Stellen ; die beiden anderen Schiffe, welche früheren Datums ſind, haben nur 53öllige Platten. " König Wilhelm " hat zwei , das Ober deck überragende gepanzerte Halbthürme zur Aufnahme von je 1 Geschüß.

Der Schiffskörper besteht bei allen drei Fregatten aus Eisen mit doppeltem Boden bis zur Wasserlinie . Die Dimensionen sind nach Werner's „ Buch von der nord deutschen Flotte" folgende : „König Wilhelm “ , Länge 360 Fuß, Breite 56 Fuß, mittlerer Tiefgang 26 Fuß, Höhe der Stückpforten über der Wasserlinie 10 Fuß;

"Kronprinz" und „Friedrich Carl ", welche nach gleichem Modell erbaut sind , Länge 300 Fuß , Breite 53 Fuß, Tiefgang 221 Fuß , Höhe der Stückpforten 7 Fuß 2 300l. Die Tragfähigkeit beträgt beim ersten 5938 , beiden letzteren 3400 Tonnen (à 20 Centner).

bei

"König Wilhelm " hat einen starken Widder, welcher 10 Fuß unter Wasser liegt ; die beiden anderen haben einen Sporn mit abgerundeter Spitze. " Friedrich Carl" hat einen gepanzerten Thurm mit zwei Etagen , die obere für den Commandanten, die untere für die Leute, welche das Steuerruder handhaben. Bei „König Wilhelm " ist derselbe weggelassen. Wenn auch Dampfschiffe , so sind sie doch alle drei getakelt , und zwar König Wilhelm " wie eine Fregatte, die beiden anderen als Barkschiffe , d. h. bei ersterem haben alle drei Masten Raaen , bei letteren fehlen sie am hinteren. " König Wilhelm “ und „Kronprinz" haben eiserne Untermasten und stählerne Unterraaen, ?! Friedrich Carl" hat eiserne hohle Masten und ebenfalls stählerne Unterraaen. Die Bestückung beträgt bei „König Wilhelm“ 27 Geschüße, davon 12 auf jeder Breitſeite, 1 als Rückzugs geschüß in der Batterie , 2 in den gepanzerten Halb thürmen. Sie sind 9zölligen Kalibers (96Pfünder). Die beiden anderen haben je 16 72Pfünder (8zöllig), und zwar 14 in der Batterie , 2 auf Oberdeck, davon 1 als Jagdgeſchüß hinter der Panzerung des Bugs, nach rechts herausschießend.

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Die Bemannung beträgt bei „König Wilhelm" 700, | zum Obersten erstieg er in überraschend kurzer Zeit und bei den anderen 500 Mann . verdankte jede Beförderung besonderer Auszeichnung vor dem Feinde. Im Jahre 1814 focht er mit großer Die nominelle Pferdekraft ist für „König Wilhelm “ 1150 , "Kronprinz " 800 , "Friedrich Carl" 950 , die Bravour in Nordamerika und stürmte mit einer sehr ge= ringen Mannschaft das Congreßhaus ; im Frühjahr 1815 effective 7000, 4800, resp. 4000. Die Geschwindigkeit beträgt bei allen drei 13-14 Knoten. Feuerung führen fam er gerade zur rechten Zeit , um Wellington nach fie auf 8 Tage, resp. mit reducirter Geschwindigkeit auf Flandern zu folgen und bei Quatre-Bras und Waterloo 10-11 Tage. mitzufechten. In der leztgenannten Schlacht wurden ihm Die Kosten beliefen sich bis Ende 1868 für "König wieder, wie bei manchen Gelegenheiten vorher , zwei Pferde unter dem Leibe erschossen. In Wellingtons Stab Wilhelm " auf 2,702,438 Thlr., „Kronprinz " 1,923,800 Während der folgenden Thlr., Friedrich Carl" 1,990,533 Thlr.; mit Armatur zog er mit in Paris ein. Friedensperiode stürzte sich der nunmehr ziemlich bes dürfte der erstere auf 31 Millionen Thaler kommen. „Kronprinz “ und „Friedrich Car!" sind beide auf schäftigungslose Soldat in den damals hochgehenden Strudel der Politik , und sein Name war bald als der Bestellung , und zwar ersterer bei Gebrüder Samuda in eines vorgeschrittenen Radicalen dem Publicum bekannt. London, letterer auf den Werften der Société des forges et chantiers de la Méditerranée in La Seyne bei Toulon Im Jahre 1835 ging er an der Spitze der englischen Legion von 10,000 Mann mit Bewilligung der Regierung in 13 Jahren gebaut. König Wilhelm" war bei der Thames Irons Works Company (London) seitens der nach Spanien , um für die Königin Iſabella gegen die Carlisten zu kämpfen. Gegen das Verfahren der Ne türkischen Regierung als Panzerschiff „ Fatikh " im Jahr 1865 in Bestellung gegeben. Wegen Geldverlegenheit, in gierung in dieser Angelegenheit wurden damals ebenso laute Vorwürfe in England erhoben, wie gegen die Legion welcher sich diese befand , mußte der Vau sistirt werden, und gelegentlich gegen ihren Führer ; allein Oberst Evans und da die englische Regierung nicht hoch genug bot, so wurde das Schiff 1867 der preußischen Regierung übers rechtfertigte sich bei seiner zwei Jahre später erfolgenden laſſen und lief am 25. April 1868 vom Stapel ; zu Heimkehr so , daß ihm das Commandeurkreuz des Bath= Anfang vorigen Jahres wurde es nach Deutschland über ordens als Anerkennung zu Theil wurde. Für West minster war er inzwischen zweimal wiedergewählt worden, geführt. nKronpring " ist am 6. Juli, Friedrich Carl" Letzterer und wenn er auch im Jahre 1841 geschlagen wurde und am 16. Januar 1867 vom Stapel gelaufen. Letterer auf eine Zeitlang vom Unterhause ausgeschlossen blieb, erlitt bei der Ueberfahrt nach England im October 1867 eine Beschädigung an der Bemaftung, welche eine größere so führte ihn die nächste Neuwahl doch wieder dahin zu rüd , und er behauptete sich auch als Vertreter dieses Reparatur nöthig machte. " Wahlfleckens, bis er im Jahre 1865 wegen Altersschwäche Der Raddampfer Preußischer Adler “ , ein früheres seine politische Laufbahn schloß. Das Jahr 1844 hatte Postschiff der Regierung, hat sowohl 1849 als 1864 an Sir de Lacy die Beförderung zum Generalmajor gebracht, der Action gegen Dänemark Theil genommen und ist als und der Ausbruch des Krimkrieges trug ihm das Patent sehr gutes Schiff bekannt. als Generallieutenant und das Commando der zweiten Außer den genannten drei Fregatten zählt die nord Division ein. An der Alma und vor Sebastopol bedeckte deutsche Panzerflottille noch zwei Thurmschiffe : „ Arminius " er sich, als Führer und als unerschrockener tapferer Mann, und " Prinz Adalbert ". Im Vau ist die Corvette Hansa" (8 Geschüße) auf der Marinewerft zu Danzig , sowie mit neuem Ruhm. Der Kanonendonner von Inkermann zwei Thurmschiffe : „ Großer Kurfürst “ und „Friedrich der schlug an sein Ohr, als er krank und erschöpft an Bord eines Kanonenbootes darniederlag . Er fuhr vom Lager Große" (à 7 Geſchüße ) in Wilhelmshaven , resp. Ellerbeck auf und eilte zu ſeinen Truppen, und um dem das Com bei Kiel. Beabsichtigt ist es , bis 1878 die Zahl der mando führenden General Pennefather nicht die Ehre des Panzerschiffe auf im Ganzen 16 zu bringen. Tages zu rauben , focht er unter dessen Befehl . In Großbritannien. Tagesbefehlen, Bulletins und föniglichen Proclamationen * gerühmt, kehrte er im folgenden Februar als Invalide London , 11. Januar. [Personalchronit : nach England zurück , empfing in Person den Dank des General Sir de Lacy Evans †. ] Einer der ältesten und zugleich tapfersten Offiziere der englischen Armee, Unterhauses in voller Sigung für seine ausgezeichneten dessen Ruf weit über die Grenzen seines Vaterlandes Dienste in der Krim,*) wurde von der Universität Orford hinausreicht, ist gestorben : Generallieutenant Sir de Lacy zum Doctor der Rechte ernannt und erhielt das Großkreuz Evans. Derselbe war ein Sohn der grünen Insel , ge= des Bathordens und das Groß-Offizierkreuz der Ehrenlegion. boren in Moig im Jahre 1787 und trat im Jahre 1806 bis 1807 in bdie Armee ein. Seine erste Schule machte *) Hierüber gibt es jedoch verschiedene Lesarten. General er in Indien durch , war später bei der Wegnahme von Sir de Lacy Evans soll kurz vor oder nach der Schlacht von Mauritius zugegen und schloß fich 1810 der unter Inkerman alle Haltung verloren und dem Lord Raglan den Vor Wellington stehenden Armee auf der spanischen Halbinsel schlag gemacht haben, die englischen Truppen einzuschiffen und die Franzosen ihrem Schicksal zu überlassen , welcher Vorschlag an. Jede Stufe in der militärischen Rangordnung bis 1 jedoch von Lord Raglan sofort zurückgewiesen wurde. D. Reb. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Drud von Georg - Otto in Darmſtadt.

In man ay mangplot Godinetik (nic

2014

S

1

Mon

Allgemeine

Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 7.

Darmstadt,

Jahrgang.

16. Februar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der große König im großen Kriege. [ Ein Fragment.] - Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Dargestellt von A. v. Goeben , f. preußischem Generallieutenant. (Fortseßung.) - Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier.] (Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Beantragte Einführung der Gebirgsbatterien für Gebirgsprovinzen. — Bewährung der Wänzl- und Werndl-Gewehre. - Preußen. Einführung des metrischen Maßes in der Militär-Technik. - Bayern. Gefeßentwurf, einen Credit für außerordentliche Militärbedürfnisse betreffend. - Frankreich. Personalchronik: Marschall Regnault de Saint-Jean d'Angely . Berichtigung. Der große König im großen Kriege. [Ein Fragment. ]

[G. L. W.] Einhundert und sieben Jahre sind es am 15. Februar 1870 , daß ein langer Kampf endete , der dem gewaffneten Europa Friedrichs des Großen Unbesiegbarkeit darthat . am Friedrich begann diesen Krieg ungern ; 17. August 1756 schrieb er eigenhändig dem englischen Gesandten Lord Mitchell (französisch) : " Sie werden in dem beiliegenden Billet alle schändlichen Pläne meiner Feinde finden . Sie werden die unumgängliche Nothwendigkeit ersehen , in der ich bin , ihnen zuvor zukommen. Es gibt kein anderes Mittel , diesen gordischen Knoten zu entwirren , als denselben mit dem Schwert zu durchschneiden. " In einem zwei Tage später wiederum an Mitchell gerichteten Briefe heißt es: "Meine Feinde nöthigen mich, den Krieg zu machen ; ich werde den Tag segnen , welcher ihn be endet. "*) Friedrichs Monarchendevise lautete : Le devoir c'est mon guide ; zum Felherrnwahlspruch wählte er in dem seinen Staat mehrmals sehr bedenklich be drohenden großen Kriege die Worte : Vaincre ou mourir !

*) Raumer : König Friedrich und seine Zeit".

Sein Ziel — einen ehrenvollen Frieden — ſtets vor Augen habend , geht Friedrich seinen dornigen Pfad und vollbringt mit großgearteter Treue, was ihm als Regent und als Generalissimus Pflicht dünkt. Friedrich ist im Felde sein eigener Heerführer und Minister des Auswärtigen , gleichzeitig aber auch Generalstabschef, Generalintendant, Kriegs- und Finanzminister. Vier Tage nach dem Siege von Lowosit schreibt er eigenhändig an den auf dem sächsischen Kriegsschauplay commandirenden General Prinz Moriß von Anhalt : „Ich wollte gern nach Sachsen, wenn es möglich wäre; allein ich kann Ihnen versichern, daß ich hier unumgänglich nothwendig bin, weil ich vom Kleinen bis zum Großen hier Alles selbst besorgen muß." Den 24. Januar (Friedrich's Geburtstag) 1760 verlautbart sich Friedrich brieflich seinem Bruder Heinrich über seine Lage und sagt u . A.: Enfin on ne saurait se donner plus de peine que je m'en donne pour reformer l'armée, pour arranger les finances et les magasins, et pour amener les esprits à la paix. Wenn Friedrich etwas errungen, rastet er nicht, er denkt sofort an die weiteren Aufgaben und hält sich fern von Illusionen. Ohne Ruhmredigkeit seinen Sieg bei Prag verkündend , benachrichtigt er am- 9. Mai 1757 die Prinzeß Anna von Oranien (französisch) : Den 6. d. Mts. haben wir den Feind angegriffen,

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und wir waren glücklich genug, ihn in die Flucht zu schlagen. Nun wird der Widerstand der Stadt Prag, die Stärke oder Schwäche ihrer Magazine unfer Schicksal und das des ganzen Feldzuges entscheiden . Wenn auf die eine oder andere Art diese Belagerung zwischen jezt und drei Wochen endet , werde ich im Stande sein, starke Detachements dahin zu dirigiren, wo die Nothwendigkeit es erfordert. Wenn en re vanche andere Feinde über mich herfallen, bevor diese Unternehmung durchgeführt ist , werde ich mich in neuen Verlegenheiten befinden und in einer sehr schwierigen Lage." Schließlich aber bittet der König die Prinzeß, diese Calamitäten der Welt zu verheim lichen, von denen er ihr eine wahrheitsgemäße Mittheilung machen zu müssen glaube.*) Nach dem Siege von Liegniß ( 15. August 1760) theilt Friedrich dem (für des Königs Sache hochbes geisterten) gelehrten Freunde Marquis d'Argens in Berlin mit: "Dieß ist ein großer Vortheil , den wir nicht erwarten konnten ; aber es ist noch nicht Alles gesagt, und man muß noch ansteigen gegen den steilen --Fels, auf dem angelangt das Werk zu krönen ist. In einem gewöhnlichen Kriege wäre unser Sieg etwas Bedeutendes , in dem gegenwärtigen wird er nur ein Scharmützel , und meine Angelegenheiten im Allge meinen sind nicht gefördert. " Troß der starken Eindrücke , welche verschuldetes und unverschuldetes Mißgeschick auf Friedrichs Seele machten,**) und obwohl Friedrich dem Zufall eine im voraus unermeßbar große Einwirkung auf die Ge= staltung der künftigen Ereignisse einräumt , hält er fest an dem Vorsaß, unverzagt zu bleiben , und an dem Bedürfniß, kräftig zu handeln . In einem Briefe an die Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha, aus Freiberg 18. December 1759 , sagt Friedrich : „Wir haben hier (in Sachsen) alle Arten Unglück er litten (Katastrophe von Maren 2c. ) in einer Zeit, wo wir dasselbe am wenigsten erwarten sollten. Indeß es bleibt uns Muth und Hoffnung." Am 5. März 1760 richtet Friedrich folgende Zeilen an die Herzogin : „Ich fürchte irgend ein Mißverständniß, welches unser Vorhaben (Friedensvorschläge in Frankreich) scheitern Sicherlich ist der Friede sehr zu Lassen könnte. wünschen. Ich habe eine Zukunft vor mir, die nichts weniger als lachend ist , und ich würde lieber die Ställe des Königs Augias reinigen , als von einem Ende Deutschlands zum anderen eilen , um mich der Menge meiner Feinde zu widerseßen und vielleicht noch neue Unglücksfälle zu erdulden. Man muß für das Beste arbeiten , so viel man kann , ohne zu erschrecken, wenn die Dinge sich anders gestalten, als man voraussah ; denn die einſichtigsten Politiker wiſſen *) Briefwechsel , mitgetheilt von Leopold v. Nanke , in den Abhandlungen der königlichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin 1868. **) ,,La nature m'a donné une ame sensible"; mit diesen Worten beginnt Friedrich einen Brief an die oranische Prinzeſſin, d. d. Dresden, 5. Februar 1757.

von der Zukunft nicht mehr als der einfältigſte aller Menschen." In einem bald darauf folgenden Briefe sagt der König, nachdem er (der Herzogin) mitgetheilt, er werde nun bald genöthigt sein , die Freiberger Gegend zu verlassen, um sich dahin zu wenden, wo der Feind die größten Anstrengungen macht“: „ Die Zukunft ist uns durch einen undurchdringlichen Schleier verhüllt. Die wandelbare Schicksalsgunst entflieht oft vom Einen zum Andern ; vielleicht widerfährt mir in diesem Feldzug so viel Glück als im vorigen Un: glück. Ich sehe die mich umgebenden Gefahren ; sie entmuthigen mich nicht, und indem ich mir vornehme, mit aller möglichen Festigkeit zu handeln, überlasse ich mich dem Strom der Ereignisse , welcher mich ganz gegen mein Wollen fortreißt. " War ein aus jener Zeit stammendes Gedicht (mit seinem Commentar : Tom. XVIII 188 der Oeuvres de Frédéric le Grand , in welchem Friedrich anmerkt , daß er den Zufall anders auffasse, als ihn das Heidenthum dar gestellt habe*) gewissermaßen ein philosophisches Feld zugsprogramm , so enthalten Friedrichs Briefe vom 22. November und 4. December 1760 ein philo sophisches Facit dieses Feldzugs : „ Sicherlich zeichnet fich der gegenwärtige Krieg aus vor allen anderen durch eine gewisse hartnäckige Erbitterung, welche den Geist unserer neuesten Politiker charakterisirt. Dieser Feldzug istfür mich der fürchterlichste von allen ge wesen." Friedrich war des Blutvergießens müde. Er erwidert der Herzogin auf die Mittheilung, daß man ihm in London große Ehre erwiese : MWenn Ihr Londoner Correspondent Augenzeuge einer dieser Schlachten (Liegniß, Torgau) gewesen wäre, so würde er sich derselben nur mit gerechtem Abscheu erinnern. → Zwei Mal bin ich aus großen Gefahren errettet worden ; aber der Krug geht so lange zu Wasser, bis *) Am 8. Mai 1760_richtet Friedrich wiederum nach Gotha einen Brief in gleichem Tone : „ Hinsichtlich der Einwirkung der Vorsehung kann ich mich des Vorurtheils nicht entäußern , daß Gott im Kriege für die starken Escadrons Partei nimmt. Bis jezt befinden sich die starken Schwadronen auf des Feindes Seite. Ich habe meine metaphysischen Träumereien hierüber in ein poetisches Gewand gekleidet.“ Der König meint ſeine Epitre sur le hazard, in der er u. A. sagt : Dans la noble carrière, ou le héros s'élance Son génie au hazard dispute l'influence. Dans ce métier si dur, et pourtant plein de charmes, Souvent un rien peut nuire , et dérober le fruit Du plus savant dessein presque à sa fin conduit. Friedrich belegt nun durch historische Beispiel seine Ansicht über den Einfluß des Zufalls auf das Schicksal des Feldherrn. Sodann schildert er seine eigene Lage: Les dangers, les éceuils remplissent mes chemins De nos fleuves germains tous les bords sont couverts De peuples rassemblés des bouts de l'univers ; A leur nombre accablant il faut que je m'oppose. Si je couvre un pays, c'est l'autre que j'expose. Der König schließt dieſe, ſeiner Schwester Amalie gewidmeten Verse mit dem Ausspruch : Der Stolz beherrsche die Zukunft nicht , man müsse das Mißgeschick dulden , ohne sich beugen zu lassen; von der Zeit solle man das kommende Glück erwarten und festhalten an dem, was die Pflicht zu thun gebietet.

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wurde es dabei mit lebhaftem Gewehrfeuer empfangen. er bricht. Ein unglücklicher Augenblick kann Alles über den Haufen werfen. Weshalb also uns mit und von der Seite von Roßdorf her auch mit Granaten beworfen. Alles aber stürmte vorwärts, so rasch es die Glück schmeicheln, angesichts der niederdrückenden Zahl Kräfte gestatteten , und troß des tief aufgeweichten der Feinde, die sich zu meiner Vernichtung verschworen haben ?" Lehmbodens fielen die kleinen Colonnen wiederholt in Laufschritt , bis sie endlich die Chaussée erreichten Ebenmäßig verlautbart sich Friedrich d. d. Neu und sich erschöpft hinter dem niedrigen Damm der= stadt bei Meißen 21. November 1760 seinem zur Zeit in Berlin befindlichen Vorleser de Catt: „ Sie machen selben niederwarfen. Sowohl den Abhang des Berges hinauf wie nach Sich eine zu glänzende Vorstellung von unserer Lage. „Ailleurs on nous envie , ici nous gemissons." der Seite von Roßdorf hin eröffneten sie nun ihrer (Vers aus Voltaire's Sémiramis.) Ich erwarte Sie, seits ein lebhaftes Feuer. Auf dem linken Flügel , als dem gefährdetſten mein Lieber , in Meißen , wo die Gebrechlichkeit der dortigen Erzeugnisse (Porzellan) dem Glück der Punkte , hatte Major Rüstom die Schüßen selbst vorgeführt ; gleichzeitig mit ihnen erreichte er die Menschen gleicht. *) In der zweiten Hälfte des Juni 1761 auf dem Chauffée. Da traf ihn eine Flintenkugel, welche zu schlesischen Kriegsschauplaß befindlich, drückt sich gleich sein Pferd verwundete, so daß es in der Rich tung nach dem Wiesengrunde hin durchging. Eine Friedrich folgendermaßen aus in einem Schreiben an d'Argens hinsichtlich seiner Situation : „Rechnen Sie zweite Kugel streckte ihn gleich nachher zu Boden, und in diesem Jahre nicht auf den Frieden. Troß als er dann hinter einem Heuhaufen verbunden wurde, machte ein Schuß vom langen Rain her dem Leben bündigster Vernunftschlüsse, troß verschiedener Wahr scheinlichkeiten wird es damit nichts sein. Verläßt dieses ritterlichen Offiziers ein Ende. Hauptmann mich das Glück nicht, so ziehe ich mich aus der Sache Weissich übernahm die Führung des Bataillons. Der Kampf um die Waldkuppe hatte bis dahin so gut ich kann ; aber wenn es Seiner apostolischen Majestät, Sr. allerchristlichsten Majestät und Sr. sehr noch fortgedauert. Dreimal waren bayerische Batail moskowitischen Majestät beliebt zu sagen : „ Spring lone auf dem nördlichen Abhange vorgegangen , um Marquis !" (Anspielung auf zwei Scenen in Reynard's die ihnen gegenüberstehenden schwachen Abtheilungen Joueur) so werde ich noch im nächsten Jahre auf von der Höhe hinab zu werfen , und dreimal sahen dem Seil tanzen und den gefahrvollen Sprung machen die Fünfzehner mit Jubel , wie die feindlichen Co lonnen da oben vor dem Feuer der braven Schüßen müssen." Als im Jahr 1770 die Landgräfin von Hessen zurückwichen. Als aber die drei Compagnien sich der Darmstadt dem König einen berühmten, in Mannheim Chaussée näherten , da verschwanden die geschlossenen angestellten Balletmeister anpries, entgegnete der König, Abtheilungen, in der Flanke bedroht, im Gehölz, und nur noch dichte Schüßenlinien blieben am Saum des derartige Schaustellungen seien ihm zu kostbar. „ Uns haben Desterreicher , Ruffen und Franzosen während selben und am oberen Abhang sichtbar. Die 8. Com 7 auf einander folgender Jahre so viel tanzen laſſen, | pagnie nahm zur Sicherung der Flanke gegen Roßdorf hin an der Chaussée Position , der rechte Flügel da daß wir den Geschmack am theatralischen Tanz ver loren haben oder doch mindestens die Ausgaben dafür gegen suchte bald weiter vorzudringen. Da das Feuer beschränken." von dort unten hinauf nach dem Gehölz wenig wirk (Fortſeßung folgt.) sam war, führte Premierlieutenant Bene, sobald die Mannschaften zu Athem gekommen waren, zwei Züge Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. der 5. Compagnie einige hundert Schritt weiter hinauf bis zu einem Absaß , von dem aus sie die Liſière Dargestellt von günstiger bestreichen konnten. Der den äußersten A. v. Goeben, Flügel der Schüßenlinie bildende Schüßenzug dieser f. preußischem Generallieutenant . Compagnie aber unter Lieutenant v. Rosché war schon (Fortsetzung .) beim Vorgehen des Bataillons mehr nach rechts hin dirigirt und hatte so die nach jener Seite hin weiter Das nur noch aus drei geschlossenen Zügen be stehende Halbbataillon unter Premierlieutenant Schütte von der Kuppe entfernte Chaussée schon etwas früher auf dem rechten und die 8. Compagnie auf dem linken überschritten. Im Feuergefecht mit den feindlichen Flügel mit den Schüßenzügen davor und dazwischen, Schüßen war er am Hange des Rebels langsam hinaufgestiegen. Dort traf er nun mit dem Zuge des so überschritt das schwache Bataillon zuerst den Wiesen grund und erstieg dann den etwa 600 Schritt breiten Lieutenants Müller zusammen , und als die Bayern und ganz offenen flachen Hang zwischen demselben und bald nach dem Gehölz hin zurückgingen , drangen beide der Chaussée. In der Front und in der linken Flanke den Weichenden nach. Schon erreichten sie den Rand der offenen Fläche vor dem Waldsaume, als der Feind *) In einer Zuſchrift an Voltaire, d. d. 31. October 1760 nochmals Front machte ; er wurde indessen geworfen, heißt es: Plus que je faix ce métier (la guerre) , et plus je me und die Schüßen drangen in die Lisière des Gehölzes persuade que la fortune y a la plus grande part. ein. Auch der Versuch geschlossener feindlicher Ab

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theilungen , mit dem Bajonnet vorzubrechen , wurde | fortwährend mit Granaten und Shrapnels beschossen, durch das Feuer der beiden Züge zurückgewiesen, allerdings mit sehr geringer Wirkung, da die Mann welchen sich kleine Trupps vom 13. und vom 55. Jn | schaften vorzüglich gut gedeckt waren. Mit Sehnsucht erwarteten diese Züge den Augen fanterieregiment angeschlossen hatten. Hier fiel der tapfere General Faust , Commandeur blick, wo die von ihnen erhoffte weitere Offensive sich kundgeben und sie zugleich aus ihrer inzwischen sehr der bayerischen 7. Infanteriebrigade. Eine Kugel exponirten Lage befreien werde. Statt dessen erhielten streckte ihn todt nieder, indem er an der Spiße seiner Schüßen den andringenden Preußen entgegentrat. sie, während der Feind sich ihnen gegenüber bedeutend Schon als die preußischen Truppen über den verstärkt hatte und selbst zum Angriff übergehen zu Rücken des Nebelbergs hinweg bis zum jenseitigen wollen schien, endlich die Nachricht , daß das Gefecht abgebrochen werde und sie sich auf den Nebelberg Saum der bewaldeten Kuppe durchdrangen , scheinen zurückzuziehen haben. einzelne bayerische Abtheilungen auf Roßdorf zurück General v. Wrangel hatte, während die beiden gewichen zu sein. Jeßt , nachdem das Bataillon Bataillone des Oberst v. Gellhorn die Höhe er Rüstow bis zur Chaussée vorgedrungen war, wurde der Rückzug allgemein. Nach stundenlangem Ringen stiegen, bereits den Befehl erhalten, das Detachement ―――――――― war endlich es wird nach 1 Uhr gewesen sein nach Dermbach zurückzuführen. Bevor indessen die der Wald und damit der ganze Berg definitiv ge dafür nothwendigen Anordnungen getroffen waren, nommen. hörte man plößlich vom äußersten rechten Flügel der Die abziehenden Truppen wurden , bis sie das Bayern her, anscheinend in der Nichtung von Berns eiligst verbarricadirte Roßdorf erreichten, sowohl von hausen, lebhaften Kanonendonner herüberschallen , und der Chaussée aus und von der Höhe hinab, wie auch sowohl der Truppen wie des Generals selbst be in der linken Flanke von den inzwischen schon vom mächtigte sich der Gedanke , daß dort befreundete rechten Flügel aus bis nahe an jenes Dorf vorge: Truppen, vielleicht vom Corps Manteuffel , in's drungenen Zügen des 55. Infanterieregiments be Gefecht eingriffen. So gab denn nun der General schossen. im Gegentheil den Befehl, den Angriff kräftigst durch Während der Kampf um die östliche Hälfte der zuführen und den Nebel jedenfalls vollständig zu bewaldeten Kuppe noch fortdauerte, hatte Hauptmann nehmen. Zweifellos rührte jene Kanonade von der jenseits v. Wedelstaedt die von ihm geführten beiden Züge der 6. Compagnie um den Wald herum und im Feuer Roßdorf aufgefahrenen bayerischen Batterie her, welche ihr Feuer eröffnete , sobald die preußischen der feindlichen gezogenen Batterie den offenen jen seitigen Abhang hinunter geführt. Er erstieg dann Truppen auf dem Rücken jenes Berges sichtbar eine zweite , nahe vor Roßdorf aufsteigende niedrige wurden , und lediglich der zwischen den hohen wald Höhe und setzte sich dort in einem Steinbruch fest ; gekrönten Thalrändern so mächtige Wiederhall hatte die Täuschung hervorgerufen. In jedem Falle aber dort schloß sich ihm zunächſt Hauptmann Lueder mit einem Zuge der 7. Compagnie und dann auch ein war es wohl zweckmäßig , den Angriff , nachdem er Theil der 8. Compagnie an. Dem ersteren war schon einmal begonnen , nun auch vollends zu Ende zu oben auf der Höhe mitgetheilt , daß der Befehl des führen. Der Divisionscommandeur erklärte denn auch, als Generals v. Wrangel eingetroffen sei, nicht zu weit vorzugehen ; er hatte aber , da der Befehl nicht auf | ihm die Meldung von dem Geschehenen zuging , daß Zurückgehen lautete und er seine Mannschaften nicht zwar der gehörte Kanonendonner nur auf Täuſchung im Granatfeuer stehen lassen konnte , vorgezogen , sie beruhen könne , daß er indessen mit den getroffenen im Laufschritt bis in jene Position vorzuführen , wo Anordnungen ganz einverstanden sei. Er befahl aber fie neben der 6. Compagnie den jenseitigen Rand eines zugleich , nunmehr den Abzug auf Dermbach ohne Verzug anzutreten, und bald darauf, als das Kanonen tief eingeschnittenen Hohlweges beseßten. Die auf dem rechten Flügel mit diesen Abtheilungen feuer noch immer fortdauerte , ritt er selbst zum General v. Wrangel vor , um den Abbruch des zusammen bis auf den Nebelberg gedrungenen beiden Gefechts möglichst zu beschleunigen. Denn es war Züge der 6. Compagnie des 15. Infanterieregiments inzwischen 2 Uhr Nachmittags geworden , und die unter Premierlieutenant v. De wall deckten jezt die Truppen , ermüdet , wie sie es sein mußten , durch rechte Flanke, indem sie sich dem südlich von Roßdorf Marsch und Kampf bei ungünstigstem Wetter und auf gelegenen und vom Feinde stark beseßten Wald gegen über etablirten. tief durchgeweichtem Lehmboden, hatten noch zwei und theilweise selbst gegen drei Meilen zu marschiren. Von jener vorgeschobenen Position aus führten General v. Wrangel hatte die von Oberst nun die dorthin vorgedrungenen Züge , im Ganzen v. Gellhorn mit der Meldung von dem ungeord wohl gegen 300 Mann stark, etwa anderthalb Stunden lang ein ruhiges Feuergefecht gegen die, die Enceinte neten Rückzug der Bayern nachgesuchte Genehmigung von Roßdorf besezt haltenden bayerischen Schüßen. zum weiteren Vordringen und zum Nachschieben des Gleichzeitig wurden sie aber von der nahe am Kirch noch hinter Wiesenthal stehenden zweiten Treffens hof von Roßdorf aufgefahrenen gezogenen Batterie | versagt und dagegen befohlen , keinenfalls über den

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Nebel hinaus den Feind zu verfolgen. Dann aber für viele. Bei einem Manöver hatte eine Jägercom ertheilte er dem Oberstlieutenant v. Böcking , Compagnie Batteriedeckung ; die Batterie fuhr dicht an mandeur des 1. Bataillons 55. Infanterieregiments , dem Rande einer Höhe auf, die so steil emporstieg, den Befehl , mit seinem Bataillon nebst den 3 Escadaß es nur sehr gewandten Kletterern gelungen wäre, drons Huſaren und der 12pfündigen Batterie durch von feindlicher Seite hinauf zu gelangen. Ein Stabs Wiesenthal vorzugehen , die auf dem Nebelberge offizier stellte nun die Jägercompagnie geschlossen in stehenden drei Bataillone abzulösen , ihren Abzug zu Linie dicht vor der Batterie am Hang auf , wo ein decken und ihnen demnächst auf Wiesenthal zu folgen. Front- Angriff unmöglich war, ebenso wenig ein Hinab Das 1. Bataillon des 13. Infanterieregiments blieb steigen in das Thal, wo sie von den eigenen Geschützen auch jetzt westlich von diesem Dorfe in Reserve. überschossen wurde und den schönsten Kugelfang für die feindliche Batterie bot, denn alle zu kurz gehenden Oberstlieutenant v. Böcking führte den schwie Kugeln mußten in sie einschlagen ! Von dem aller rigen Auftrag erfolgreich aus. Er ließ die Batterie geringsten Grade der Kenntniß der Taktik ist bei der etroa 1000 Schritte östlich von Wiesenthal auf der Mehrzahl der Subalternoffiziere nicht die Rede , und flachen Schwellung rechts der Chauffée so auffahren, leiden auch viele Stabsoffiziere (Fieldofficers) an daß sie den Abhang des Nebelbergs vollständig be= einem sehr bedenklichen Mangel daran. Der Offizier herrschte ; auch die Husaren ließ er in diesem offenen geht auf den Paradeplay , dort exerciren Sergeanten Gelände zurück. Das Bataillon dagegen führte er, die Abtheilungen, nie einer der ersteren ; diese treten in Compagniecolonnen aus einander gezogen , den nun in die geschlossene Compagnie ein, wo der Haupt Nebel hinauf und bis an die westliche Lisière des mann auf dem rechten Flügel, die Subalternen hinter Gehölzes vor ; dort blieben zwei Compagnien ſtehen, der Front stehen, da jede Compagnie nur einen Zug während die 3. und 4. unter Hauptmann v . Below bildet, der in vier Sectionen zerfällt. ,- Nach dem oben längs desselben bis an das östliche Ende der be= Gesagten würden die Subalternoffiziere sehr wenig waldeten Kuppe vorgingen und sich dort etablirten. Gelegenheit haben, sich praktische Kenntniß vom Exer Der Schüßenzug der 4. Compagnie unter Lieutenant ciren zu verschaffen ; dafür wird aber in anderer Detmer wurde dann den jenseitigen Hang hinab Weise gesorgt : der Adjutant und der Sergeant-Major und so weit vorgeschoben, daß er die Verbindung mit sind ihre Lehrmeister, wenn beide das Regiment ein den unter Hauptmann v. Wedelstaedt im Stein üben, was der Hauptsache nach ihre Sache ist, denn bruch und im Hohlwege von Roßdorf steckenden wenn der Oberstlieutenant kommt, muß es schon gehen, (Schluß folgt.) schwachen Abtheilungen herstellte. mit Erklärungen und dem „ drill " befaßt er sich nicht ; dann treten die Subalternen als Zugführer ein und erlernen auf diese Weise das Wissenswerthe . Man beschäftigt sich vier Tage in der Woche mit Linien Skizzen über die engliſche Armee. exerciren ; die Scenen kommen denen sehr nahe , wie [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] man sie zu den Zeiten der Linear-Taktik nöthig hatte ; (Fortsetzung.) zweimal in der Woche , gewöhnlich Dienstags und Freitags, find sogenannte Fielddays, in denen Feld [C. W.v. T. ] Wenn wir Deutschen sagen : Rube märsche und Manöver geübt werden. Von großer ist die erste Bürgerpflicht", so will dieß noch gar nichts gegen die Ruhe zu bedeuten haben , die man körperlicher Anstrengung ist dabei selten oder nie die Rede, gegen solche legt der Regimentsarzt sehr leicht vom englischen Soldaten in Reih' und Glied verlangt und die wirklich Automaten mit Neid erfüllen könnte. ein Veto ein, dem sich selbst der Regimentscommandeur Steadymen, dieß hört man unendlich oft, steadiness beugen muß. Man glaube nicht, daß wir übertreiben, und cleanliness sind die Haupttugenden, welche dem wollte man aber den Dienstbetrieb auf den englischen Soldaten anerzogen und eingedrillt werden , ―― die Exercirpläßen auch auf dem Continent einführen , so würde man die allertraurigsten Erfahrungen machen, Tapferkeit versteht sich von selbst und ist Naturgabe. die dort nur deßhalb nicht so klar an das Licht treten, Bei dieser bis zur Pedanterie getriebenen steadiness weil man ausgezeichnete alte Unteroffiziere und Sol ist es kein Wunder, daß dem Ganzen eine eigenthüm liche Steifheit innewohnt , die möglicher Weise einen daten in Menge hat , in verhältnißmäßig größerer Anzahl als sie selbst in der französischen Armee Pedanten in Entzücken verseßt, einem denkenden Sol existiren, und weil sich jene bestreben, ihre Stelle richtig daten aber doch vielen Stoff zu ernsten Betrachtungen auszufüllen, die Aussicht auf Avancement ist doch bietet und sich in vieler Beziehung nicht mit dem Geiste der Taktik der Neuzeit verträgt, der mehr den Kampf nur eine Satyre , und kein englischer Soldat glaubt. oder hofft je Offizier zu werden. ――――― Wesentlich viel in ausgedehnter als in geschlossener Ordnung verlangt. unnüße Zeit wird auf den Uebungspläßen mit der Wir glauben, daß in leßterer Beziehung die englische Durchsicht des Anzuges und der Waffen nicht nur Infanterie ziemlich unübertroffen, in ersterer aber in ihrer Kindheit dasteht. Wir haben Verwendung von gebraucht, sondern geradezu verschwendet ; sieht man das Exerciren eines englischen Bataillons von An einzelnen Compagnien oder Plänklern gesehen , die wahrhaft grauenerregend waren. Nur ein Beispiel fang bis zu Ende mit an , so kommt der Gedanke

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unwillkürlich : die müſſen viel Zeit übrig haben, was auch bei der Art ihres Dienstbetriebes wirklich der Fall ist. Man darf annehmen , daß der englische Soldat viermal so viel Zeit zum Scheuern und ―― Waschen braucht, von dem eigentlichen Pußen hier ――― abgesehen als er auf dem Exercirplaß oder über haupt mit wirklichen militärischen Uebungen verbringt. Die Stunden des Dienstes im Regiment -- und es wird aller Dienst vom Regiments commandeur be fohlen ―――――― richten sich ganz nach der Lebensweise des

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Offiziercorps , nur Dienstags und Freitags wird eine Ausnahme gemacht. Der Dienst wird nämlich so eingerichtet, daß er nicht vor dem breakfast - früh 9 Uhr beginnt, um 11 Uhr beendet ist, wo die Mann schaften effen, die Offiziere ihr zweites Frühstück, das Luncheon, einnehmen ; des Nachmittags erfolgen ge= wöhnlich nur Aufstellungen unter dem Adjutanten und Sergeant : Major , und sicher ist aller Dienst beendet, wenn sich die Offiziere um 6 Uhr zu Tisch seßen. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Desterreichische Monarch i e. * Wien , 5. Febr. [Beantragte Einführung der Gebirgsbatterien für Gebirgsprovinzen. ― Bewährung der Wänzl- und Werndl - Ge : wehre.] Die Vorgänge in Dalmatien haben das Reichs Kriegsministerium veranlaßt , eine aus Fachmännern zu fammengesetzte Commiſſion einzuberufen , welche sich mit der Frage zu beschäftigen hatte, ob und in welcher Weise eine Vermehrung der Gebirgsbatterien wünschenswerth erscheint. Diese Commission hat sich einstimmig für eine Vermehrung derselben ausgesprochen und namentlich darauf hingewiesen , daß die gegenwärtige Anzahl von Gebirgs= batterien mit Rücksicht auf die Gebirgsprovinzen lange nicht hinreiche. Es wurde beantragt , für jedes dieser Kronländer, speciell aber für Dalmatien und Siebenbürgen, eigene stabile Gebirgsbatterien einzuführen , die lediglich den . Zweck der Verwendung in den benannten Provinzen erhalten würden. In militärischen Kreisen spricht man seit einigen Tagen Vieles über Ordensverleihungen, welche den Mit gliedern jener Fachcommission zugedacht seien , auf deren Anrathen für die österreichische Infanterie das Wänzle und das Werndl-Gewehr adoptirt worden sind. Die nach dem Syſtem Wänzl umgearbeiteten Waffen, wie auch die neuen Werndl - Gewehre , mit denen vorläufig erst die Jägerbataillone bewaffnet sind, sollen sich bei den jüngsten Gefechten in Dalmatien so vortrefflich bewährt haben, daß der Kriegsminister daraus Veranlassung genommen habe, dem Kaiser die Mitglieder der vorerwähnten Commission zur Decorirung vorzuschlagen. Preußen. ** Berlin , im Februar. [ Einführung des metrischen Maßes in der Militär Technik] In Folge der für den norddeutschen Bund nunmehr beschlossenen Einführung des metriſchen Maßes trat die Frage für die Anwendung , resp . Ein führung dieses Systems in der Militär- Technik , insbe sondere bei der Artillerie, auch an die königliche General Inspection der Artillerie heran. Die endliche Beseitigung der seither so überaus störenden Maßverschiedenheiten wird

in Deutschland freudig von allen Seiten, selbst gegenüber den unvermeidlichen Schwierigkeiten eines derartigen Uebergangs für alle Zweige des königlichen Dienstes, be grüßt ; die ebenso langwierigen als langweiligen Maßs verwandlungen in den nord und süddeutschen Staaten mit ihren rheinländischen , resp. dem französischen Meter system angepaßten Maßen werden nunmehr durch diesen langersehnten Wechsel glücklich überwunden. Treten auch die etwas zu ängstlich deutschen Benennungen, wie Neuſtab, Neustrich 2c. den in alle Zweige der Industrie und des Handels bis in die einfachsten Gewerbe bereits völlig eingebürgerten ursprünglichen Benennungen Meter, Centi meter u. s. w. störend entgegen, so sind dieß unbedeutende, kaum nennenswerthe Kleinigkeiten gegenüber dem riesigen Fortschritte der Annahme des einzig und allein natur gemäßen Metermaßes. Hoffentlich wird der letzte deutsche Staat, Desterreich, sich auch bald entschließen, sein Wiener Maß mit dem correcteren französischen System zu ver ―― tauschen, ein Wunsch , der schon wiederholt in diesen Blättern Ausdruck gefunden hat. Dem energischen Vorgehen der königlichen General Inspection der Artillerie gebührt ebenso wie in vielen anderen wichtigen Punkten - die entschiedenste An erkennung, daß sie auch sofort diese weiteingreifenden Maß nahmen in die Praris eintreten läßt, indem sie für die in Angriff genommene neue Bearbeitung des im Jahre 1860 erschienenen , so überaus werthvollen Handbuchs für die Offiziere der königlich preußischen Artillerie " die An= wendung des metrischen Maßes , resp. die Reduction für dasselbe beantragt und angeordnet hat. In Ueberein stimmung mit dem allgemeinen Kriegsdepartement wird hiernach nicht allein das metrische System als Längen maß an Stelle der seitherigen rheinländischen Ruthe und ihrer Unterabtheilungen für die Artillerie , sondern auch als Entfernungsmaß eingeführt. Mit Schmerzen sieht der heutzutage selbst in allen Waffen erforderliche, wenn auch stets irrende " Distanzschäßer" sich seines liebsten und entschieden praktiſchſten Schäßungsmittels beraubt , indem nach der erwähnten Anordnung der ges bräuchliche Schritt ganz wegfällt , und alle anzugebenden -― Entfernungen selbst in den Haltetabellen und Schuß ― tafeln nur in Metern ausgedrückt werden.

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Wenn auch die Einführung des Metersystems für das Munition wird dem Kriegsministerium als Ergänzung des durch Gesetz vom 29. April 1869 vorläufig bewilligten eigentliche Längenmaß als die dringendste Nothwendigkeit bezeichnet werden muß, so ist doch das gänzliche Verlassen Betrags von 1,100,000 fl. ein weiterer außerordentlicher Credit von 3,665,000 fl. eröffnet. Art. 2. Der König des Schrittmaßes , dieses echt deutschen und außer den deutschen Landen nur noch in Rußland üblichen Mittels liche Staatsminister der Finanzen ist ermächtigt , zur zum Schäßen der Entfernungen , zu beklagen. Eine Deckung des im Art. 1 festgesezten Bedarfs ein auf die wzingende Folge der berührten Einführung lag keines | Staatsfonds zu versicherndes Anlehen von 3,665,000 fl. wegs vor. Wir legen stets und zwar mit Recht im aufzunehmen und das Anlehnscapital um den Betrag der Hinblick auf unsere Heeresorganisation einen großen Werth Anlehens -Aufbringungskosten und der Zinsen während des darauf, daß keine Neuerung eine so tief greifende Folge Laufes der X. Finanzperiode zu erhöhen. Das Anlehen hat, sie sei denn von einer Wichtigkeit , welche alle Be wird als eine Fortsetzung der bisher aufgenommenen denken zur Seite seßt. Warum nun ein jedem Menſchen | Militäranlehen erklärt. Die Bestimmungen über die übliches und geläufiges Mittel des Ausdrucks zum Schäßen Tilgung und über die fernere Verzinsung nach Ablauf der Entfernungen nehmen ? Was ist naturgemäßer und der X. Finanzperiode werden den jeweiligen Finanzgeſeßen correcter für dieſes Maß als der Schritt , ganz einerlei, | vorbehalten.“ ob derselbe zu 2,4 Fuß rheinländiſch bisch -= 75,32 cm. oder, Die dem Entwurf beigegebenen Motive besagen unter wie meist üblich , zu 3 Fuß süddeutſch = 75 cm. an= Anderem : genommen wird. Jeder schäßt nach Schritt und controlirt "I Bei der Dringlichkeit der Sache und zur Vermeidung sich bei seinen Anfangsübungen durch Abschreiten ; jezt der bedenklichen Nachtheile und Verlegenheiten, welche im schäßen wir nach Metern bei diesen Uebungen, controliren Fall nicht rechtzeitiger Sicherstellung der erforderlichen weiteren Geldmittel durch eine Stockung der bereits im uns gleichfalls durch Abschreiten nach Schritt und ver Gang befindlichen Arbeiten und Anschaffungen eintreten wandeln diese schließlich wieder in Meter ! Genau der selbe Fall, wie seither nach unserem Erercirreglement der würden , erachtet das Kriegsministerim für nothwendig, Batterie der Zugchef die Entfernung in Schritt schäßte abgesondert von dem ordentlichen und außerordentlichen Militär- Etat für 1870 und 1871 die Bewilligung der und commandirte , um sie sofort in Zoll und Sechszehn theilzoll oder Grad zum Stellen des Auffazes verwandelt zur Fortseßung und Vollendung der Gewehr-Anschaffung Der Gesammt= erforderlichen Mittel zu beantragen. zu sehen. War es auch sehr anerkennenswerth, das uns vom Ausland gebotene Gute anzunehmen , so scheint es bedarf für die Anschaffung von 100,000 Rückladungs፡ gewehren für die Infanterie nebst dazu gehöriger Munition doch nicht absolut dringend , etwas Naturwüchsiges und ist bereits in der ursprünglichen Vorlage vom 17. Februar gewiß der Praris Entsprechendes zu verwerfen ! 1869 mit 4,765,000 fl. nachgewiesen. Da hiervon durch Würde sich das königliche Kriegsministerium ent Gesetz vom 29. April v. J. 1,100,000 fl . bewilligt das schließen können , das Metermaß als Mittel zum wurden, so wird nunmehr der Rest mit 3,665,000 fl. Distanzschäßen fallen zu lassen und den Schritt zu in den zur Bewilligung beantragt, welcher voraussicht) Dreiviertel Meter - 75 Centimeter anzunehmen, so stände Jahren 1870 und 1871 zur Verwendung kommen wird. allen Vergleichungen ballistischer Reſultate u. s . w. nicht Da die budgetmäßigen Einnahmen der X. Finanzperiode das geringste Hinderniß entgegen, und die Schäßungsfehler Bestreitung der laufenden Staatsausgaben erforderlich zur des doch stets mangelhaften Distanzschäßers würden mit erscheinen, Erübrigungen nicht zur Verfügung stehen, und dieser Einrichtung gegenüber dem Metermaß nur in die hier in Frage befindliche Ausgabe nur eine einmalige arithmetischem statt in geometrischem Verhältniß wachsen. und vorübergehende ist , so wird es sich als zweckent In den Brigade- und Abtheilungsschulen wird bei sprechend darstellen, die erforderlichen Geldmittel im Wege dem Unterricht in der Mathematik der Einführung des der Anlehensaufnahme durch Fortsetzung der bisherigen metrischen Maßes eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet, Militäranlehen zu beschaffen. — Die Zahl der überzähligen um den betreffenden Schülern das neue Maß selbst , so: Offiziere und Militärbeamten, welche in Folge der Kriegs wie die gegenseitige Uebertragung in's alte und neue aufstellung des Heeres von 1866 noch vorhanden sind, System geläufig zu machen. beträgt 552, und zwar 2 charakterisirte Generallieutenants, Die erforderlichen Umrechnungen in das Metermag 6 Rittmeister , 9 Hauptleute 1. Claſſe , 135 Hauptleute finden durch eine Special- Commission bei der königlichen 2. Claſſe, 255 Oberlieutenants und 145 Unterlieutenants . Artillerie-Prüfungs - Commission statt. Es kann eine jährliche Abnahme von einem Viertel an genommen werden . - Die Ausrüstungsbedürfniſſe des Bayern. Heeres , für welche das Kriegsministerium im Ganzen München , 30. Januar. [Gefeßentwurf, eine Summe von 758,200 fl. postulirt, sind : Aenderung einen Credit für außerordentliche Militär von Armatur - Lederwerk der Infanterie und Cavalerie bedürfnisse betr.] Die Regierung hat der Kammer 108,000 ft., Anschaffung von Feldkochgeschirren 40,400 fl., folgenden Gesetzentwurf eines Credits für außerordentliche Handfeuerwaffen für Berittene 196,800 fl., achtzig In Militärbedürfnisse vorgelegt : fanteriekanonen mit Zubehör 150,000 fl . , Anschaffung von Zelten 60,000 fl. , Anschaffung von 90 Fahrzeugen " Art. 1. Zur Vollendung der Anschaffung neuer Rück ladungsgewehre für die Infanterie nebst dazu gehöriger | 45,000 fl., erste Einrichtung der Schießschule 10,000 fl.,

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Bau einer Baracke für 100 Mann 10,000 fl. , Ver- | Widerstand gegen 30,000 Desterreicher , welcher dem vollständigung der Einrichtung der Militärbildungsanstalten General Mac Mahon gestattete , die den rechten öster: 5000 fl. , für Beschaffung der ersten Einkleidung der reichischen Flügel umgehende Bewegung auszuführen, Landwehr 1,520,000 fl., für Schießplätze an den Com welche die Entscheidung der Schlacht herbeiführte. Am pagnie Siten der Landwehr 16,000 fl., Zug-Equipagen, Abend der Schlacht ward er zum Marschall ernannt. Bugzeug und Pferderequiſiten für 32 Landwehrbataillone Bei Solferino vollendete das Gardecorps die Niederlage 30,000 fl. , im Ganzen also 2,191,200 fl. Hiervon des Centrums der großen österreichischen Armee. Mit können jedoch 470,000 fl. durch vorhandene Mittel ge= dieser Waffenthat schloß die kriegerische Laufbahn des deckt werden, und die Summe von 963,000 fl . soll für Marschalls, der 47 Jahre zuvor dieselbe mit der Schlacht 1870/71 noch zurückgestellt werden , so daß sich für die an der Moskwa begonnen hatte. Erwähnenswerth ist X. Finanzperiode ein Bedarf von 758,200 fl . ergibt. noch, daß er als Kriegsminister vom 9. bis 24. Januar Die Garnisons -Neubauten, welche das Kriegsministerium 1851 dem Prinz-Präsidenten den großen Dienst leistete, beantragt , find : 1) Casern- und Stallbau in Augsburg den General Changarnier seines Commandos der Armee 184,000 fl.; 2 ) Casernbau in Erlangen 130,000 ft.; von Paris zu entheben. 3) Casernbau in Speier 100,000 fl.; 4) Krankenhaus in München 160,000 fl.; 5) Krankenhaus in Nürnberg Berichtigung. 170,000 fl .; 6 ) Bureaulocale für die höheren Commando ſtellen in Würzburg 100,000 fl.; 7) Bureaulocale für Mit Bezug auf die in Nr. 2 der Allg. Mil. : 3tg. die Militärbezirksgerichte nebst Gefängnissen 100,000 fl.; enthaltene Mittheilung , daß der zum Versuch gestellte 8) Reitschule in Dillingen 20,000 fl.; 9 ) Reitschule in Grüson'sche Geschüßstand der Beschießung des 72 und Speier 20,000 fl.; 10) Fourage-Magazin in Nürnberg I 96Pfünders erlegen sei , werden wir durch den jour 14,000 fl.; 11 ) Fourage-Magazin in München 100,000 fl .: nalistischen Vertreter der genannten Firma in Berlin um im Ganzen also 1,098,000 fl. Hiervon können jedoch Aufnahme folgender Zeilen ersucht. 50,000 fl. durch vorhandene Mittel gedeckt, und die Summe "1 Die in der Allg . Mil. -Ztg. enthaltene Mittheilung von 94,000 fl. soll für 1870/71 noch zurückgestellt werden, beruht auf einer irrthümlichen Auffaſſung. Der Grüſon'ſche so daß sich für die X. Finanzperiode ein Bedarf von Geschüßstand ist in der Reihenfolge der mit demselben 954,000 fl. ergibt. stattgehabten Versuche auch einer Breschelegung unterzogen worden. Es handelte sich dabei um eine Erprobung des Frankreich. Materials , und ist auf 400 und schließlich 200 Schritt * Paris , 6. Februar. [Personalchronik : Mar dabei mit sieben Schüssen des 96- und 72Pfünders die ſchall Regnault de Saint - Jean d'Angely t.] Hauptplatte durchbrochen worden. Dieser Vorgang lag Marschall Regnault Am 2. d. Mts. ist in Cannes der indeß in der bei diesem Versuch verfolgten Absicht , und de Saint-Jean d'Angely gestorben ; seine Leiche ist von der Stand selbst ist so wenig erlegen oder zerstört , daß dort nach Paris gebracht und vorläufig bis zum Tage derselbe vielmehr noch einer Beschießung mit dem 11 der Bestattung, der noch nicht festgesetzt ist, im Invalidens zölligen Krupp'schen Hinterladungsgeschüß unterworfen ―――― Hotel beigesetzt worden. Marschall Regnault de Saint werden soll , dessen Eintreffen demnächst erwartet wird. Jean d'Angely war geboren zu Paris am 29. Juli 1794, Herr Commerzienrath Grüson beabsichtigt bei der be= er stand mithin im 76. Jahre. Aus der Militärschule treffenden Behörde die Erlaubniß nachzusuchen , den von St. Cyr trat er 1811 in die Cavalerieſchule von factischen Sachverhalt in seinen Einzelnheiten und mit St. Germain ; im Jahre darauf nahm er an dem ver: den entsprechenden Belegstücken veröffentlichen zu dürfen, hängnißvollen russischen Feldzuge Theil und ward nach und wird für den Fall der Gewährung nicht zögern, der dessen Beendigung Capitän und Ordonnanzoffizier des geschäßten Redaction diese Mittheilung zugehen zu lassen. Kaisers ; 1815, im 21. Jahre , ernannte ihn Napoleon Bis dahin bittet derselbe aber jene Nachricht zu wider zum Escadronschef. Im Jahre 1825 machte er als rufen, mindeſtens doch zu modificiren und auf den wirk Freiwilliger den Feldzug in Morea mit. Von 1830 bis lichen Sachverhalt zurückzuführen. 1841 durchlief er die Grade eines Oberst Lieutenants , Unmittelbar mit dem Eingehen der erwähnten Er Obersten und Brigadegenerals, und am 10. Juli 1848 laubniß wird sich Herr Commerzienrath Grüson , oder ernannte ihn Cavaignac zum Divisionsgeneral. Als werde in seinem Auftrage ich mir erlauben , Ihnen die solcher nahm er 1849 an der Belagerung von Rom Theil Einzelnheiten dieses interessanten Versuchs zugehen zu und erhielt bei Ausbruch des Krimkriegs das Commando laſſen." der kaiserlichen Garde und bald darauf das des dritten Corps, von dem er aber nach dem fruchtlosen Angriffe Wir sehen hiernach der gefälligen Mittheilung der Einzelnheiten jenes Versuchschießens seiner Zeit entgegen auf Sebastopol vom 18. Juni wieder zurücktrat. Im und werden dieselben sodann baldmöglichst zum Druck italienischen Feldzuge befehligte er das Gardecorps und befördern . leistete mit 5000 Mann Grenadieren und Zuaven an D. Red. der Brücke von Magenta einen mehrstündigen heroischen Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Om de fabitt.

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigfter

No. 8.

Jahrgang.

Darmstadt, 23. Februar.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der große König im großen Kriege. [Ein Fragment .] (Fortseßung.) - Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866. Skizzen über die englische Armee. [Von Dargestellt von A. v. Goeben, f. preußischem Generallieutenant. (Schluß.) einem früheren f. großbritannischen Offizier.] (Fortschung.) Miscelle. Französisches Bulletin über den Sieg" Napoleons bei Leipzig. Monarchie. Militärwissenschaftliche Vorträge des Oberlieutenant Eschenbacher und des Oberst Nachrichten. Desterreichische Schweden und Norwegen. Das Fischer. - Rußland. Gegenwärtiger Stand der Armee und des Heerwesens. Militärbudget für 1870/71.

Der große König im großen Kriege. [Ein Fragment. ] (Fortsetzung.) [ G. L. W.] Fragen wir nach dem, was den König aufrichtet und erheitert während seiner riesigen Ar beiten und fürchterlichen Seelenschmerzen,*) so finden wir , daß es neben seinem unwandelbaren fürstlichen und soldatischen Pflichteifer der fortdauernde Verkehr mit den Wissenschaften ist , nebst dem vertraulichen Briefwechsel mit einer kleinen Zahl Freunde, die dem Kriegsschauplatz fern, sowie auch das Vergnügen am poetischen Produciren und an der edeln Musica. Schließlich behauptet Friedrichs Hang zur Satyre sein Gewohnheitsrecht. Am 15. October 1757 hatte Friedrich das Marsch quartier in Leipzig. Drei Stunden nach seinem Ein treffen dort ließ er den Professor Gottsched zu sich rufen und unterhielt sich mit ihm während 31/2 Stun den über Philosophie, Geschichte, Dichtkunst, Veredtsam *) Der englische Gesandte Mitchell, Friedrichs Feldzugsbegleiter, berichtet am 2. Januar 1757 nach London: Der König macht die größten Anstrengungen , er spannt jeden Nerv an." Friedrich schildert sich in seiner Correspondenz mit Voltaire, d. d. 19. November 1759 und 24. Februar 1760 : 11 ein armer Löwe, ermüdet , abgejagt, zerfraßt , zerbissen , lahm und zer schunden." „Wenn Sie mich wiederſähen, würden Sie mich kaum wieder erkennen; ich bin alt, gebrochen, grau, runjelig."

keit 2c., wie Gottsched sagt , einem Gelehrten gleich, der sein Lebenlang mit nichts Anderem beschäftigt gewesen". Im December 1760 nahm der König sein Winterquartier in Leipzig und hielt während desselben über sämmtliche Leipziger Universitätsprofessoren nach und nach eine " Specialrevue". Mit Gellert hatte Friedrich am 11. December 1760 die bekannte zwei stündige Unterredung . Ueber Friedrichs Lectüre in den Mußestunden des Winterquartiers 1756 zu 57 erfahren wir aus einem Briefe von Mitchell : " Der König studirt die Feldzüge von Turenne, Eugen und Malborough". Ein könig liches Schreiben, d. d . Neustadt, 21. November 1760, an den Vorleser de Catt (Oeuvres de Frédéric XXIV, 4) bietet uns einen Einblick in den umfäng lichen Bücherbedarf für die nächsten Monate. Dem Marquis d'Argens theilt Friedrich am 8. April 1762 mit , aus dem Hauptquartier Breslau , er lese jest wieder die Kirchengeschichte von Fleury , und dieß werde vorhalten bis zum Juli ; c'est une pièce de résistance qui fournit des aliments pour une demi campagne ". Friedrich zeigte seiner Umgebung und seinen Unter gebenen nie ein betrübtes Gesicht. *) Unmittelbar *) Friedrich erinnert sich in seinem 18. Capitel des Anti Machiavel der Worte Voltaire's im Oedipe (Act III, Scene 1):

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nach der Niederlage von Hochkirch sah man den König „heiter und aufgeräumt “ , wie Mitchell in die Heimath berichtet. Ein in dieser Zeit mit Depeschen nach Berlin reisender Feldjäger schreibt auf einer schlesischen Poſtſtation einem in dieser Provinz wohnenden Freunde zur Beruhigung : Unser lieber Friß befindet sich noch gesund und ziemlich content". - Am leßten Tage des Unglücksjahres 1759 schließt Friedrich sein Schreiben. an den treu theilnehmenden d'Argens mit den Worten : Ich seufze im Stillen ; dieß ist Alles, was ich thun kann. Mein Kummer ist für mich ; ich muß ihn tragen, aber nicht mittheilen". Zwölf Tage nach dem Siege bei Liegnig schreibt er demselben : " Sie können sich nicht eine genaue Vorstellung machen von den Gefahren , die den Staat bedrohen. Ich weiß die: selben , verberge sie , behalte alle Befürchtungen für mich und theile dem Publicum nur die Hoffnungen mit oder die wenigen guten Nachrichten , welche ich geben kann“. Nur unter Brief und Siegel gestattet Friedrich fich , seinem Gram Ausdruck zu geben. Waren die trüben Gedanken in Schriftzüge übertragen , dann kehrte der Gleichmuth zurück. Friedrichs Tristien sind hier und da gewürzt mit geistreichem Soldatenhumor , oder enthalten Kund gebungen der unbeugsamen königlichen Energie, sowie auch des philantropischen Bedauerns der Kriegsgräuel. In einer Zuschrift an Voltaire, d. d. 28. September 1758 ; bezeichnet sich Friedrich als nordischen Don Quixote, welcher das Leben der Dorfkomödianten führt, die bald auf dem einen, bald auf dem anderen Theater arbeiten , manchmal ausgepfiffen , manchmal beklatscht. „ Das lezte Stück (Zorndorf) war la Thebaide (sive „die feindlichen Brüder", Tragödie von Racine) , in welchem kaum der Lampenanstecker übrig bleibt." Als Voltaire dem König seinen Wunsch verlautbart, es möchten die Schwerter in die Scheide zurückkehren, erwiedert Friedrich, d . d . 22. September 1759 : " Meine Lage ist nicht so verzweifelt, wie meine Feinde dieselbe verkünden. Ich werde meinen Feldzug noch gut beenden ; mein Muth ist noch nicht gesunken. Hinsichtlich des Friedens, über den Sie mir, ich weiß nicht was, haben wissen lassen wollen, werde ich von zwei Punkten niemals ablassen : 1 ) ihn im Verein mit meinen treuen Verbündeten zu machen, 2) ehren voll und rühmlich. Sehen Sie , es bleibt mir nur die Ehre ; ich werde sie aufrecht halten für den Preis meines Blutes .“

„ Un seul mot, un soupir , un coup d'oeil nous trahit", indem er von den Blicken spricht , welche fortwährend auf den Fürsten gerichtet sind. Im 12. Capitel der principes généraux de la guerre erörtert Friedrich die Nothwendigkeit, als commandirender General seine Befümmernisse zu verheimlichen 2c. Friedrich war in seinen Jugendjahren durch die Umstände genöthigt worden , seine Gedanken und Empfindungen zu ver schleiern. Specielles hierüber, gelegentlich eines Tauffestes beim General v. Grumbkow am 20. März 1724, s. Droysen : „Frie drich Wilhelm 1. ", Band II, S. 42, Note 2.

Dem Grafen Algarotti in Bologna macht Friedrich, d . d . 10. März 1760 , folgende Mittheilung : „ Wir haben uns im verflossenen Feldzug beinahe in der Lage der Römer befunden , nach der Schlacht bei Cannae. Man hätte ebenfalls das Wort des Barca an Hannibal auf die Feinde anwenden können : ,,Vincere scis , Hannibal ; victoria uti nescis". Zum Unglück für mich hatte ich zu Ende der Cam pagne einen heftigen Gichtanfall. . . . Eingestehen muß man , daß wir einer ungeheuren Gegnerzahl vis- à-vis sind ; es bedarf der äußersten Anstrengungen, um ihr zu widerstehen , und man muß nicht erstaunen, wenn wir oft eine Schlappe erleiden. Der ewige Jude, wenn er jemals gelebt, führte kein so raſtloses Leben wie ich. - Erbärmliche Narren, die wir sind ; nur eine kurze Frist ist unserem Dasein zugemeſſen, wir machen uns dieselbe so rauh wie möglich , wir gefallen uns darin , die Meisterwerke der Gewerb thätigkeit und der Zeit zu zerstören und ein schauder haftes Andenken an unsere Verwüstungen und die daraus hervorgehende Trübsal zurückzulaſſen !“ Einen sehr genauen Ausweis über Friedrich's Gemüthszustand während der Kriegspause 1760/61 findet man in einem königlichen Briefe an d'Argens, d. d. Meißen, 25. März 1761 : Ich habe unablässig die mir obliegende schwierige Aufgabe vor Augen. Ich besiße nur einen Vorrath guten Willens und eine unverleßliche Anhänglichkeit an den Staat ; dieß sind meine gesammten Waffen. Echließlich stürze ich mich mit geschlossenen Augen in ein von den Gewalten des Aeolus bewegtes Meer, ohne zu wissen , wo ich an segeln werde. Dieß ist der Kern meiner Aussichten in die Zukunft. Ich trachte , ruhig zu scheinen ; in deß beurtheilen Sie selbst , ob die Philosophie dieſe völlige Unfähigkeit zum Leiden einem Menschen geben kann , der wie ich mit lebhaften Passionen geboren. it." Den 8. Juni 1762 bittet Friedrich den Marquis (d'Argens) , einen armen Teufel nicht zu vergessen, der sich in seinem Harnisch entseßlich quält und wie ein Verdammter lebt. "*) Friedrich sagt in einem Schreiben an Voltaire, d. d. 18. April 1759 , von seinen schriftstellerischen und dichterischen Beschäftigungen inmitten der Waffen : Pour moi, je n'écris que pour me dissiper. Dem als wiſſenſchaftlicher Geſellſchafter im königlichen Haupt quartier Breslau Ende 1757 erwarteten Marquis d'Argens stellt Friedrich eine Sündfluth von Verſen“ in Aussicht , " welche im Lauf des Feldzugs meiner Feder entflossen ". Am Abend vor der Schlacht bei Zorndorf nahm Friedrich zwei Rousseau'sche Strophen zur Hand und corrigirte dieselben . *) Nimmer hätte Preußen ungeschädigt aus all' dieſen Wirrnissen hervorgehen können , wenn nicht Friedrich's geniale Erkenntniß und betriebsame Ausbeutung feindlicher Schwächen, im Verein mit Friedrich's bewundernswerther philoſophiſcher Ruhe in jenen Zeiten, „wo's schief ging", des Preußenstaates und der Hohenzollern Dynastie Rettungsanker gewesen wäre. Es geht dieß recht deutlich hervor aus Friedrich's vertraulichen Briefen während jenes denkwürdigen Krieges.

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Bekanntlich widmete Friedrich aus freier Wahl | lange Zeit . Denn die Krankenträger-Compagnie und seine Musikliebe der Flöte und brachte es auf diesem die Fahrzeuge des leichten Feldlazareths waren nach Instrument zur Meisterschaft. Der Böhme Georg Zella dirigirt , da nur dort ein ernsteres Gefecht er wartet wurde, und in Wiesenthal, von wo die Bayern. Caspari , welcher von Friedrich zur Erinnerung an seinen eigenen berühmten Lehrer den Namen „Benda“ das Fuhrwerk mitgenommen hatten, fand sich nur ein erhielt , begleitete während des Feldzugs von 1760 einziger armseliger Ochsenwagen vor. Friedrich's Flötenspiel. (Dieser Benda war bis 1748 In dieser Noth wandte sich Hauptmann Weiſsich, in Friedrich's Capelle zweiter Violinist und trat dann der Führer des Bataillons , um Hülfe an den Chef als Capellmeister in den Dienst des Herzogs von der 12pfündigen Batterie , und Hauptmann von Gotha.) Der wirkliche Benda, mit Vornamen Franz, Eynatten entschloß sich , da es bei der augenblick= seit 1738 in Friedrich's Umgebung, folgte mit seiner lichen Sachlage ohne Gefahr zulässig erschien , einen leeren Munitionswagen und einige Proßen vorzu Bratsche dem König in's Feld. Der Componist Graun und die übrigen Concertisten wurden nur in's Winter: senden. Obgleich von der feindlichen Artillerie be quartier befohlen . In Meißen accompagnirte der schoffen , führten sie ihre Mission aus und transpor Director der Porzellanfabrik, Klipfel, den königlichen tirten eine Anzahl Schwerverwundeter nach Wiesenthal. Dort sollten dieselben nach dem vom Divisions - Com Flötisten und durfte ihm manches " Bravo " zurufen . Wie lieb und werth die Flöte für Friedrich war, mandeur erlassenen Befehl mit dem nöthigſten ärzt entnehmen wir seiner wehmüthigen Klage an Benda, lichen Personal zurückgelassen und der Obhut der als Zahnlücken und Hand: Gichtgeschwulst während des Local-Behörde übergeben werden. So konnte denn - es mochte 3 Uhr geworden bayerischen Erbfolgekrieges Friedrich nöthigten , das ―― – Flöteblasen aufzugeben. Ich habe meinen besten sein auch auf diesem linken Flügel der Abzug endlich bewerkstelligt werden . Freund verloren !" Eine Umschau in der Literatur der „fliegenden Am schwierigsten aber war es, die da vorn nahe Blätter" aus der 7jährigen Kriegszeit ist ein sehr vor Roßdorf eingenisteten Züge des 55. Regiments zurückzunehmen. Als der Ordonnanz- Offizier des ergözliches Supplement für die genauere Bekanntschaft mit dieser hochinteressanten Periode. Da wir hier Generals v. Wrangel , Lieutenant v. Fransecky , nur fragmentarisch des großen Königs Thun und ihnen den Befehl überbrachte, ſich ſo rasch wie mög lich an die übrigen Truppen heranzuziehen , da er Leiden im großen Krieg erörtern wollen , müssen wir davon absehen , Friedrich zu schildern , wie er als warteten sie schon jeden Augenblick den wieder for= Satyriker offensiv und defensiv mit seinen Feinden mirten und verstärkten Feind zum Angriff , für den in's Gericht geht. *) er sich augenscheinlich vorbereitete, vorbrechen zu sehen . (Schluß folgt.) Und dabei mußte der lange und ganz offene Hang des Nebelberges nun im wirksamsten feindlichen Feuer wieder ersticgen werden! Hauptmann v. Wedelstaedt ordnete in dieser Dargestellt von bedenklichen Lage an, daß die Züge der verschiedenen A. v. Goeben, Compagnien nach einander und immer in weit auf f. preußischem Generallieutenant. gelöster Ordnung aufbrachen, um dann den Hang so (Schluß.) rasch wie möglich zu ersteigen und sich erst oben am Allen bisher im Gefecht gewesenen Truppen wurde Gehölz zu sammeln und zu formiren. Und in der nunmehr der Befehl zum Abzug auf Wiesenthal ge That gelang es , so in scheinbarer Unordnung den geben. Mit Ueberraschung aufgenommen, da Niemand Abzug troß des lebhaften feindlichen Granat- und nach den errungenen glänzenden Erfolgen einen solchen Gewehrfeuers mit sehr geringem Verlust zu bewerk Abschluß erwartete , wurde er doch überall so rasch stelligen; nur der zuleßt zur Deckung allein zurück ausgeführt , wie es die Verhältnisse und namentlich gebliebene Zug der 8. Compagnie unter Portepée= die Rücksichten auf die Verwundeten irgend gestatteten. Fähnrich Seger , welcher den übrigen Truppen Vom West Abhang des Nebelbergs waren dieselben einige hundert Schritte Vorsprung ließ , wurde im Augenblick, da er seinerseits aufbrach, vom anstürmen schon großentheils nach Wiesenthal zurückgebracht ; an der Chaussée und bis zum Wiesengrunde hin , sowie den Feinde angegriffen und erreichte , dicht gedrängt, am nördlichen Abhange lagen aber noch viele Ver die Höhe nur mit dem Verlust von 15 Vermißten.. Als dann alle bis dahin im Gefecht gewefenen wundete umber, Preußen wie Bayern : die von Major Rüft om geführten drei Compagnien hatten nicht Truppen zurückgegangen waren, ordnete Oberstlieute weniger als 2 Offiziere und 87 Mann verloren, da nant v. Böcking auch den Rückmarsch seiner beiden von die am meisten nach Roßdorf hin vorgeschobene vorgeschobenen Compagnien an. Die beiden hinter 8. Compagnie allein 46 Mann . Sie mußten vor dem Gehölz zurückgebliebenen waren schon vorher an Allem zurückgeschafft werden , und darüber verging | die Chaussée zurückgezogen, worauf die 2. Compagnie längs derselben bis zu der Höhe des Gehölzes vor ging. *) Droysen jun. hat Einiges über dieses Thema veröffentlicht. Das Gefecht bei Dermbach am 4. Juli 1866.

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Der Abzug fand ohne jede Schwierigkeit statt : der Feind folgte nicht nach. Nachdem die 3. und 4. Compagnie den Fuß des Berges erreicht , gingen sie an den dort postirten beiden Compagnien vorbei geradewegs auf Wiesenthal zurück. Der 2. Compagnie gegenüber zeigten sich nun auf 4-600 Schritt Ent fernung feindliche Schüßen, mit denen sich ein mattes Feuergefecht entspann ; dann wurde auch sie zurück beordert, und die 1. Compagnie, welche die Arrière garde übernahm, kam nicht mehr in den Fall , einen Schuß zu thun. Die Escadrons und die Batterie gingen unmittelbar vor diesen beiden leßten Com= pagnien durch das Defilé zurück. Das Bataillon Böcking hatte seine Aufgabe mit dem Gesammtverlust von 1 Todten und 6 Verwun wundeten ausgeführt . Die aus dem Gefecht zurückgekommenen Batail Ione waren , sobald sie sich hinter Wiesenthal voll ständig formirt hatten, weiter auf Dermbach dirigirt. Auch die übrigen Truppen wurden nunmehr dorthin in Marsch geseßt. Die Batterie Coester fand in deffen, bevor sie aus der Position abfuhr, welche sie seit dem Beginn des Gefechts unverändert inne ge habt hatte, nochmals Gelegenheit , in Wirksamkeit zu treten. Am nördlichen Abhange des Nebelbergs zeigten sich nämlich wiederum Colonnen, dem Anschein nach, wie am Vormittag, von Roßdorf aus vorgehend : einige Schüsse der gezogenen Batterie genügten , um sie hinter der Höhe verschwinden zu lassen . Es blieb nichts weiter vom Feinde sichtbar. Die Bayern gingen in der That nicht weiter vor. Wie schon früher erwähnt, hatte der Oberbefehlshaber Prinz Carl von Bayern , ohne übrigens Kunde von dem Gefecht zu haben , in welches die 4. Jn fanteriedivision verwickelt war, die Concentrirung der ganzen Armee in der Gegend von Kaltennordheim beschlossen ; die 4. Diviſion wurde nach Oberkata be stimmt. Dieser jeßt dem Generallieutenant v. Hart mann zugehende Befehl veranlaßte ihn , die beab fichtigte Bewegung auf Wiesenthal aufzugeben . Ge=

sichert durch eine bis gegen Abend bei Roßdorf stehen bleibende starke Arrièregarde, marſchirte die Diviſion auf Oberkata ab. Gegen 5 Uhr Abends hatten die leßten Truppen des Detachements Wrangel Dermbach wieder erreicht, während das Detachement Kummer bei Glattbach Stellung genommen hatte. Angesichts der auf Seiten der Bayern in solcher Nähe entwickelten bedeutenden Streitkräfte erachtete es indeffen der Diviſionscom mandeur nicht für zulässig, jenen wichtigen Punkt für die Nacht aufzugeben ; er ertheilte daher dem General v. Kummer Befehl , mit seiner Brigade dieselbe Stellung wie am vorhergehenden Tage einzunehmen. Das Feldlazareth der Division verblieb ebenfalls in Dermbach mit dem Auftrage, auch die in Wiesenthal zurückgelassenen Verwundeten , Bayern wie Preußen, aldmöglichst dorthin zu schaffen. Die Truppen der Brigade Wrangel und die der Reserve wurden dagegen nach den der Diviſion zu gewiesenen Cantonnements von Dechsen bis nach Geisa hin in Marsch gesezt, nach welcher Stadt auch das Divisions- Stabsquartier verlegt wurde. Als sie die hinter Oberalba steil aufsteigenden Höhen erstiegen, sahen sie sich freudig begrüßt von der Avantgarde des Corps Manteuffel , welche der General ſelbſt dorthin vorgeführt hatte, um, wenn nöthig, zu rascher Unterstüßung bereit zu sein. Erst spät am Abend, zum Theil selbst erst gegen Mitternacht, erreichten die erschöpften Truppen ihre Quartiere.

Die Verluste der preußischen Truppen bei Derm bach beliefen sich auf 6 Offiziere, 44 Mann, 5 Pferde todt, 8 267 3 verwundet, " " " ― vermißt, 20 "1 " " Summa 14 Offiziere, 331 Mann, 8 Pferde. Sie vertheilen sich auf die einzelnen Truppen in folgender Weise:

I. Detachement Kummer. Off. 3 M. todt 1. westph. Inf. Reg . Nr. 13, Füs. -Bataillon 5. Nr. 53, 1. Bataillon - " " " " "I 2. 1 3 "1 " 1 " Füs.-Bataillon " westphälisches Cürasfierregiment Nr. 4 " " 1. westphälisches Husarenregiment Nr. 8 " ―――――― " ----- " " westph. Feld-Art. -Reg. Nr. 7, 3. 6pf. Batt. Summa 1 Off. 11 M. todt

Detachement Kummer

Gefecht bei Zella. -

2

Off. 6 M. verw. "I 17 " " 17 " " 15 " " 1 " " " " 2 " " "

3 Off. 58 m. verw.

Off. - M. verm. 2 " " " "1 P " " " " "I " " " Off.

2 M. verm .

Zella ―――― Total-Verlust 4 Offiziere, 71 Mann, 5 Pferde.

!

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――― Gefecht bei Roßdorf. II. Detachement Wrangel 11

=

Detachement Wrangel -

M. verm. 1

―――― 16 ---

"1 #1 " "1 " #1 "

===

Off. M. todt 1 Off. ―――― M. verw. ― Brigadestab Off. ――― 1 " 1. westph. Inf. -Reg. Nr. 13, Reg. - Stab " " "1 "I 16 "1 3 "1 81 "1 2. Bataillon 2 " "1 "1 "1 2. 1 82 "1 11 "I Nr. 15, 2. #1 "1 "1 "I " " 1 "1 6 "1 6. Nr. 55, 1. " "I "1 "1 "1 "! . 2. 37 "1 "I "I " " 1 " 1. westphälisches Husarenregiment Nr. 8 !! " " "1 " "I 1 westph. Feld-Art.- Reg. Nr. 7, 3. 12pf. Batt. "1 "I "/ "! "1 "1 " Off. Summa 5 Off. 33 M. todt 5 Off. 209 M. verw.

"1 " " " " "

18 m. verm.

Roßdorf ―― Total-Verlust 10 Offiziere, 260 Mann, 3 Pferde.

Diese Zahlen repräsentiren , was die Zahl der Torten und Verwundeten anbelangt , die Sachlage am Abend des 4. Juli : die erst später an ihren Wunden Gestorbenen sind als verwundet berechnet. In die Zahl der Verwundeten sind auch diejenigen unter ihnen 3 Offiziere - eingeschlossen , welche Streifschüsse oder Contusionen erhalten , ihre Truppe aber nicht verlassen haben. Der Munitions - Verbrauch vom 4. Juli betrug : beim Detachement Kummer ――――― Zella - 10,105 Infanteriepatronen , 180 Granaten , beim Detache ment Wrangel - Roßdorf - 18,785 Infanterie Patronen, 330 Granaten und Shrapnels . Die Verluste der Bayern, welche in den im Jahr 1866 veröffentlichten officiellen Berichten auf 34 Offi : ziere und über 800 Mann angegeben waren , haben nach der ebenfalls officiellen Darstellung des Antheils der bayerischen Armee am Kriege nur betragen : bei Zella 3 Offiziere 7 Mann 18 Pferde todt, 69 17 3 verw., " "I "I 1 2 46 verm., "I "I !! Summa 7 Offiziere 122 Mann 37 Pferde ; bei Roßdorf 9 Offiziere 43 Mann 8 Pferde todt, 18 Offiziere 274 Mann 10 Pferde verw., —― ――――― 59 verm., "I " " Summa 27 Offiziere 376 Mann 18 Pferde. Total-Verlust 34 Offiziere, 498 Mann, 55 Pferde. Davon waren außer vielen in das preußische Lazareth aufgenommenen Verwundeten 1 Offizier und 60 Mann gefangen. Der Munitionsverbrauch der bayerischen Truppen ist nicht bekannt.

Skizzen über die engliſche Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier.] (Fortseßung.) [C. W. v. T.] Wenn man die Art und Weise des Dienstbetriebes auf dem Uebungsplaße beobachtet, so muß man sich hüten , daraus auf die Tüchtigkeit auf dem Schlachfelde zu schließen , die wohl ziemlich unübertroffen dasteht ; schon Marschall Soult rechnete die englische Infanterie zur besten Europas. Das

hat aber seinen Grund in der , wir möchten sagen, bulldoggartigen Tapferkeit und dem hohen Grade kalten Blutes der Soldaten und Offiziere , in der Aussicht auf Belohnung durch Medaillen und die da mit verbundenen Zulagen, in der Gewißheit, im Un glücksfalle für seine und der Seinigen Zukunft nicht besorgt sein zu müssen, der Aussicht auf Beutegelder, endlich dem hohen Grad von Nationalstolz, der nicht nur jeden Soldaten als Briten beseelt , sondern den er auch für sein Regiment hegt, das ihm ja Alles ist und gewährt. Von Neuerungen ist er ein abgesagter Feind, namentlich wenn sie Abänderungen an der Uniform oder besondere Abzeichen derselben betreffen. So saben wir ein englisches Regiment , das hellgelbe Kragen hatte (irren wir nicht , so waren es die ,,buffs" ); mit Staunen bemerkten wir, daß über den hinteren Theil des ersteren ein schwarzes Roßhaar geflecht herabhing. Auf Befragen berichtete man uns von glaubwürdiger Seite , daß dieses Haargeflecht früher zum Schuße des Kragens gegen den Schmuß des Puders vom Haarbeutel gedient habe und seit dieser Zeit fortgeführt wurde ! Wer erinnert sich nicht an die Tracht der hochschottischen Regimenter ? Wir sind fest überzeugt , daß diese so braven Truppen zum Aeußersten gebracht würdeu , wollte man ihnen Hosen anziehen ; man hat es einmal versucht, und sie hingen dieselben an die Bajonnette oder Kilt- und Lederbums - Rahmen, sogar der fürchterliche Dudel sack ist ihnen lieber als die herrlichste Inſtrumental musik. Es braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden, daß dieser Corpsgeist ganz außerordentlich gepflegt wird, und zwar direct und indirect. Direct geschieht es dadurch, daß jedes Regiment außer der Queens colour - der königlichen Fahne mit den Landes farben - noch eine regimentar colour - Regiments fahne -- hat , deren Grundfarbe die der Aufschläge des Regiments ist ; ihr gebühren dieselben Ehren erweisungen als jener. Außer dem Andreaskreuz be findet sich in der oberen Ecke des Fahnentuches ein goldenes Feld, in welches alle Schlachten eingeſchrieben werden, welchen das Regiment beiwohnte. Im Felde verloren gegangene Fahnen werden nie wieder erseßt, wegen Meuterei aufgelöste Regimenter nie wieder er richtet, - ihre Nummer bleibt unbesezt und wird in

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der Army-List mit der Bemerkung : wegen Meuterei | sonders hoch stellen wollen . Getrommelt und ge trompetet wird in den Lagern und Baracken fast den in dem und dem Jahre aufgelöst“, weitergeführt. Ein Regiment, das seine Fahne im Gefecht verliert , hat ganzen Tag : zum Aufstehen , zum Essen , vor dem auch die farbigen Kragen und Aufschläge ab- und Dienst zum Fertigmachen , zum Ausrücken , in der Zwischenzeit ruft das Horn auch die Baracken dafür rothe von der Farbe des Rockes anzulegen. Arrestanten alle Stunden, - dieser übertriebene bruit Es kann nicht fehlen, daß die verschiedenen Nationali de guerre ist aber national und in der ganzen Armee täten von Einfluß auf den Geiſt und die Führung der Truppen selbst sind. Der Nationalengländer ißt stark, | eingeführt. Wer in seinem Leben keinen Ton Muſik trinkt start , betrinkt sich aber weit seltener als der gehört hat, mit dem möchten wir wetten, daß er nach 14 Tagen in englischem Dienste das god save the Frländer, der am Krakehl sein Vergnügen findet und sich vielleicht deßhalb so wenig mit jenem verträgt, Queen musterhaft weiß , denn er bekommt es täglich weil dieser den Sohn der grünen Erins, den Paddy, mindestens dreimal zu hören : unter seinen Klängen über die Schultern anzusehen pflegt. Der Hochländer schläft er ein , denn der Zapfenstreich schließt damit, ist außerordentlich sparsam und mäßig , abgeschlossen bei jedesmaligem Präsentiren der Wache dieselbe und für sich; man sieht ihm an , daß er sich seines Melodie, es ist der einzige Präsentirmarsch , und bei Werthes bewußt ist. Im britischen Heere gilt die Tische kann es nie fehlen , daß es das Musikcorps Redensart als allgemein anerkannte Wahrheit , daß, spielt , wenn es in die Messe befohlen wurde. Wir wenn er sich gut schlagen soll , der Engländer satt achten die Loyalität auch in äußeren Zeichen , aber gegessen , der Irländer halb betrunken , der Schotte das stete Abspielen ein und derselben Melodie bei den halb verhungert sein müſſe. Ein eigenthümlicher Ge verschiedensten Gelegenheiten langweilt entweder, oder brauch in der englischen Armee ist es, daß jedes Regi verfehlt den Zweck, daß man den Segen Gottes auf ment in der Regel ein Thier als Eigenthum besißt, Ihre Majestät herabflehen soll , unter 100 gewiß 99 Mal! (Fortsetzung folgt. ) das überall hin mitgeführt wird, bei Parademärschen fogar hinter der Musik her. Es ist bekannt , daß die englische Infanterie keine Seitengewehre führt ; an Miscel I e. Stelle desselben trägt sie das Bajonnet in einer Scheide, das nur auf Wache oder im Felde , wenn es noth | Französisches Bulletin über den „, Sieg “ Napoleons bei Leipzig. wendig ist, aufgesteckt wird. Die Einrichtung ist hier um so mehr am Plaze, da der gemeine Soldat doch [C. v. W. ] Nachstehend lassen wir die Copie eines außer Dienst nie Waffen tragen darf , ein Seiten: während der Belagerung von Danzig 1813 seitens des gewehr ihn also im Dienste nur unnöthig beschweren Commandanten (General Graf Rapp) an die Garnison. würde ; ein großer Mangel aber ist der , daß die ausgegebenen Bulletins, betreffend den Sieg Napoleons Mannschaft auch keinerlei Schanzzeug trägt, sondern bei Leipzig , folgen . Entweder waren falsche Nach dieſes unter Aufsicht und Verschluß des Quartier richten zu Chren der französischen Commandantur ge meisters in zwei Kisten verpackt mit der Bagage langt , oder man bemühte sich seitens der letteren , den transportirt wird. Die Folge davon ist sehr oft die, gesunkenen Eifer namentlich des deutschen Bruchtheils der daß es nicht zur Hand ist, wenn man dessen bedarf ; Garnison durch absichtlich erfundene Siegesbulletins auf so geschah es z. B. am Schlachttage von Waterloo, eine Weile wieder zu beleben. daß das 2. leichte Regiment kein Schanzzeug hatte, um Ordre du jour du 31. 8re 1813 . das von ihm so ruhmvoll vertheidigte Gehöft la Haye Officier général de Service du 1 ° au 2º gre sainte besser befestigen zu können, denn das Maulthier, Monsieur le général Cavaignac. welches die Kisten trug, war abhanden gekommen. Einen großen Theil der Zeit des Soldaten nimmt der Le général en chef vient de recevoir les nouvelles. Wachtdienst in Anspruch , obgleich nur Posten in suivantes dont il s'empresse de faire part à la Casernen, Lagern oder vor den Schlössern der Königin garnison. aufgestellt werden , hier aber auch wahrhaft massen Après les avantages brillants que l'empereur avait haft ; man kommt unwillkürlich auf den Gedanken, obtenu près Dessau, l'ennemi s'était vu forcé de revenir der eine Soldat sei aufgestellt , um den anderen zu sur la rive droite de l'Elbe et à évacuer la tête de bewachen. Nicht minder umfangreich als die Wacht pont , mais ayant repassé de nouveau cette rivière et mannschaftenzahl ist nun auch der Wachtrapport , in ayant opéré sa jonction avec differentes corps d'armée welchem der wachthabende Offizier mindestens sechsmal il fit un mouvement sur Grosskengel pour y attaquer sein Ehrenwort zu geben hat , z. B .: ich versichere le corps du maréchal Duc de Raguse qui résista auf mein Ehrenwort, daß ich die Schildwachen Nachts depuis le 15. jusqu'au 17. 8re à tous les efforts de 11 Uhr visitirt habe , ich versichere auf mein l'armée combinée , dans cette affaire le prince de Ehrenwort , daß ich früh 9 Uhr das Lazareth visi: Mecklenburg *) fut blessé et fait prisonnier par les : tirte u. f. f. Wir kennen keine Armee, in der so Français. viel musicirt wird als die englische , ohne daß *) Brigadecommandeur im Corps York. wir die Kunstleistungen der Regiments capellen be =

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Le Roy de Saxe qui était resté à Dresde avec le Maréchal St. Cyr et un corps de trente mille hommes y fut attaqué par des forces très supérieures , et le même champ de bataille qui deux mois auparavant avait été si funeste à l'ennemi devint de nouveau pour lui le théatre d'une déroute complète. Cependant l'Empereur s'était porté au secours du Duc de Raguse le 18. 8re. Il deploya dans la pleine au deça de Leipzig trois cent mille hommes dont soixante de cavallerie. Le 19. l'ennemi prévoyant sa défaite jetta quatre ponts derrière lui sur l'Elbe aux environs de Pretsch près Wittenberg. Le 20. le Roy de Prusse a reçu deux blessures . La rétraite de l'armée combinée commença le même soir , elle fut suivie et écrasée par la cavalerie sur les ordres de Roy de Naples. Les corps Russes de Wintzingerode, de Langueron et les corps Prussiens de York qui formaient l'arrière

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garde ont été presque entièrement détruits de l'aveu même de l'ennemi. Plus de trente généraux tués ou blessés , ainsi qu'un grande nombre de prisonniers , de canons , de caissons d'équipage sont tombés au pouvoir de l'armée française. La déroute continuait encore le 22 ° et à chaque instant les résultats de cette bataille colossale devinaient plus brillantes encore pour l'empereur, qui en profite avec tout l'ascendant de son génie . " Le général en chef ordonne que 101 coups de canons seront tirés à midy pour celebrer ces grandes événements. Le général en chef d'état major gl. D'Hericourt P. C. C. Le chef d'Etat major de la 31 ° Division Dubout Pour copie conforme Le colonel Commandant D'Egloffstein (manu propria) .

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. * Wien , 13. Februar. [Militärwissenschaft : liche Vorträge des Oberlieutenant Eschen bacher und des Oberst Fischer. ] Die im Militär: Casino gehaltenen Vorträge waren besonders in der letzten Woche von großem Interesse : es sprachen am 7. Februar der Artillerie Oberlieutenant Eschenbacher über „ Panzer und Panzerschiffe " , und am 11. der Oberst Fischer über „ Einfachheit und Sicherheit im Kriege " , letterer im Aus schluß an seine früheren Vorträge. Der erstere besprach zunächst die Wichtigkeit des Gegenstandes und hob den Wettstreit zwischen Schiffs-Ingenieuren und Artilleristen hervor , die sich gegenseitig in der Riesenhaftigkeit der Construction von Panzern und Geschossen überbieten . Auf die Panzerplatten übergehend , behandelte er deren Material, Dimensionen und Fabrication , wobei er eines neuen Prozesses erwähnte, um das Plattenmaterial, bevor es in die Kokillen kommt , vorzuwärmen . Man wendet hierzu das Kreosotöl an, dessen Dämpfe eine solche Wärm= kraft beſißen , daß der Erzeugungsprozeß bedeutend abge kürzt wird. Obwohl der Vortragende das Walzen der Platten sehr detaillirt auseinandersetzte , so wird sich der Laie , welcher die Manipulation mit so riesigen glühenden Eisenmassen noch nicht gesehen hat , hierüber faum eine Vorstellung machen können. Von den Schiffs panzern sprechend , bezeichnete der Redner den Vortheil einer Contraplatte im Schiffsraum als sehr vortheilhaft. Der Querschnitt der Panzerung des „Herkules " lag in Zeichnung vor. In Bezug der Panzergeschosse wurde deren Material , Form und Wirkungsweise klar gemacht. In letterer Hinsicht discutirt der Redner die beiden Zerstörungsprincipien der Panzer , wobei England das

Durchbohrungs-, Amerika ausschließlich das Erschütterungs princip repräſentirt. Das erstere wird als das vorzüg= lichere hingestellt und dieß aus den Versuchen des eng lischen Artillerie - Capitans Nobel demonstrirt. Anläſſig der vortheilhaftesten Geschoßform wurden die Whitworth Versuche kurz berührt. Den Schluß des Vortrags bildete eine Skizze der gepanzerten Forts. Der Redner wußte durch eine gewählte Sprache den für den Laien trockenen Gegenstand anziehend zu machen. Herr Oberst Fischer behandelte dießmal speciell " Angriff und Vertheidigung “. Nach Feststellung beider Begriffe wirft er sich sogleich zum beredten Anwalt des Angriffs auf und perhorrescirt mit Entschiedenheit die Vertheidigung. Nach dem Studium des Redners war in allen Schlachten seit 1796 bis auf die Gegenwart der Vertheidiger stets der unterliegende Theil. Nur bei Caldiero und Talavera reuſſirte der Vertheidiger. Der Vortragende kommt daher zu dem Schlusse, daß die Vertheidigung stets zu meiden sei. Die Ursachen der Niederlage des Vertheidigers sind gewöhnlich Täuschungen , von welchen derselbe befangen ist. Der Vertheidiger hofft in der Front seiner Stellung angegriffen zu werden und trifft hiernach seine Dispositionen ; dieß erfolgt jedoch in den seltensten Fällen. Die Reserven, welche Flanken und Rücken zu decken bestimmt sind, kommen gewöhnlich zu spät in Action . Der Werth des Bodens wird oft fehlerhaft und in den meisten Fällen zu hoch geschäßt. Den Nachtheil, in der Flanke angegriffen zu werden , trachtet man durch eine entsprechende Form der Stellung auszugleichen, nimmt deßhalb entweder eine schiefe Stellung oder macht nach mehreren Seiten hin Front , wodurch man nach vorne ercentrisch wirkt , nach rückwärts dagegen ein und denselben Raum durch mehrere Truppen vertheidigen läßt. Der Vertheidiger kann nur

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im verschanzten Lager mit Aussicht auf Erfolg kämpfen ; alle sonstigen passageren Verschanzungen des Schlachtfeldes werden ihm sehr wenig nüßen, indem mit dem Falle eines oder mehrerer Punkte die übrigen geräumt werden müſſen. Doch ist das verschanzte Lager zu kostspielig , und end lich , wenn der Angreifer mit Geist vorgeht , wird selbst hier sein Erfolg nur ein Fragepunkt der Zeit werden. Beinahe jede Vertheidigungsstellung hat eine falsche Front, da der Vertheidiger fast immer den Hauptangriff von einer Seite erwartet, von welcher er nicht erfolgt. Selten sind die Kräfte des Vertheidigers beisammen , gewöhnlich zersplittert er sie. Die Vertheidigungs- Dispositionen sind stets divergenter, die Angriffs- Dispositionen hingegen con= vergenter Natur. Die Defensive ist sehr theuer, und das Ausharren in einer Stellung ist erfahrungsgemäß immer mit mehr Opfern verbunden als das Angreifen. Der Vertheidiger schäßt selten den Werth der Zeit hoch. Aus allen Niederlagen lernt die Schule der Vertheidigung nichts. Einen Vortheil kann man jedoch der Vertheidigung nicht streitig machen , das ist : die Bequemlichkeit und die Verantwortungslosigkeit. In der Erläuterung dieses Punktes geißelt der Redner die Anhänger der Ver theidigung mit schueidendem Sarkasmus. - Die Ver theidigung ist keine Kampfform, sondern sie soll nur ein vorübergehender Zuſtand ſein, in welchen ein Heer durch erlittenes Mißgeschick gelangen kann , wobei aber immer. die Tendenz gewahrt bleiben soll , sobald als möglich wieder aggressiv vorzugehen. Diese Art von Vertheidigung nennt der Redner berechtigte Vertheidigung und jeden anderen Begriff derselben will er aus der Militärwiſſen schaft gestrichen wissen. Zur Erläuterung seines Vor trages wählte der Redner den Entsaz Mantua's durch Wurmser, bei welcher Gelegenheit er die Ansichten von Clausewitz scharf angriff.

Rußland. [S.] Petersburg , 15. Jan. [ Gegenwärtiger Stand der Armee und des Heerwesen s .] Der „Invalide" brachte am gestrigen und vorgestrigen Tage in seinen beiden ersten Nummern des neuen Jahres eine Uebersicht über die russischen Heeresverhältnisse, der wir folgende Daten entnehmen . Das Landheer war am 1. Januar 1869 727,000 Mann stark , am 31. December 726,000 Mann ; der Stand desselben hatte sich also nur um 1000 Mann, bei einer solchen Masse eine ganz verschwindende Größe, verändert. Die Reserve des Heeres bestand am 1. Jan. 1870 aus 518,000 Mann ; man erwartet einen Zugang zu derselben von 35,000 Mann , so daß die Größe der Reserve im Laufe des Jahres 553,000 Mann ausmachen würde. Im Jahre 1869 betrug die Anzahl der Re ſerviſten 511,000 , 1868 : 460,000 , 1867 : 410,000 , 1866 : 333,000 , 1865 : 190,000 . 3ur Completirung des Heeres auf den Kriegsfuß sind nur 430,000 Mann erforderlich.

Der jährliche Abgang im Offiziercorps wird zu der enormen Zahl von 2400 Individuen angegeben. Zum Ersatz des Offiziercorps kommen jährlich 500 junge Männer aus den Kriegsschulen ; die Junkerschulen ſollen den übrigen Bedarf decken, können dieß bis jezt aber noch nicht in genügendem Maße, denn die Anzahl der Junker in den 14 bis dahin errichteten Schulen beträgt nur 3130, und der Cursus ist ein zweijähriger. In den sieben Fabriken, in denen die Transformirung der ehemaligen Vorderlader in Hinterladungsgewehre nach den Systemen von Karle und Kriek vorgenommen wird, arbeitet man mit einer solchen Energie , daß im April des laufenden Jahres das ganze Werk beendet sein wird . ;? Rußland wird dann einen Vorrath von 965,000 Hinters nach Krieks ladungsgewehren haben , davon 622 System , 60,000 Berdan : Gewehre und der Rest nach Karle's und Terry-Normans System. Sämmtliche Geschüße, mit Ausnahme der 11zölligen, werden jest in Rußland selbst verfertigt, und zwar wurden im verflossenen Jahre 400 Stück Festungs- , Belagerungs und Küstengeschüße construirt, ſo daß die Zahl der neuen Geschüße dieser Art jezt 1000 Stück beträgt. Die Ausgaben füe das Heer stellen sich auf 140 Millionen Rubel, oder 4 Millionen mehr als im Vorjahr. Davon werden aber nur 105-107 Millionen Rubel baar verausgabt , und der Rest besteht aus Natural lieferungen, die in Geld veranschlagt sind .

Schweden

und Norwegen.

[S] Stockholm , 28. Januar. [Das Militär : budget für 1870/71 .] Dem kürzlich zusammengetretenen Reichsrath ist ein Ausgabebudget für 1870/71 von 45,693,000 schwed. Thaler vorgelegt worden , bei einer Einnahme von 42,880,000 Thlr. Die Ausgaben für das Heer stellen sich auf 10,666,800 Thlr., also 23,4 Procent der Gesammtausgaben. Die Flotte beansprucht 4,232,000 Thlr. , und Heer und Flotte zusammen also ein Drittheil des Ausgabebudgets . Für die Flotte find gar keine außerordentlichen Forderungen gestellt, sondern das Flottenbudget hält sich ganz innerhalb der dem Reichsstatut gemäß für dasselbe festgesezten Summen. Auch das Heerbudget überschreitet diese nur um 889,600 Thlr., darunter 280,000 Thlr. für Waffen und Munition und 281,600 Thlr. für Befestigungen. Für die Speis fung der Garnisonstruppen sollen 100,000 Thlr. und für die Uebungen der eingetheilten Truppen 40,000 Thlr. mehr verwendet werden. Der Kriegsminister schlägt ferner die Errichtung eines neuen eingetheilten Regiments und zweier neuer eingetheilten Jägercorps , dahingegen die Herabsetzung eines Regiments zu einem Jägercorps , und endlich die Verwandlung des Marineregiments in ein Auch wünscht er geworbenes Scharfschüßencorps vor . eine Umregulirung sämmtlicher eingetheilten Truppentheile, um ihre Stärke und ihre Districte annähernd gleich groß zu machen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Tapno

Allgemeine

Militär- Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 9.

Darmstadt,

Jahrgang.

1870.

2. März .

Inhalt : Auffäße. Der große König im großen Kriege. [ Ein Fragment.] (Schluß.) - Aphorismen über Ausbildung der Infanterie. [Offener Brief eines Aergerlichen.] Skizzen über die englische Armee. [ Von einem früheren k. großbritannischen Offizier. ] Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Das Barackenlager für die Bocche di Cattaro. — Preußen. Eröffnung der neuen Session des Reichstags. — Festungs- und Belagerungsübungen. - Anwendung des Metermaßes bei den Bauprojecten der Militärverwaltung . Der Plan einer Lebensversicherungsgesellschaft für Offiziere. Die 50jährige Jubiläumsfeier der Militair-Literatur- Zeitung. - Bayern. Neue Vorschriften für die militärischen Ehrengerichte. — Großbritannien. Neue Strasbestimmungen gegen Trunkenheit. Der große König im großen Kriege. [Ein Fragment. ] (Schluß.) [G. L. W.] Am 24. August 1756 berichtet Mitchell aus Berlin dem Hofe von St. James : Die Soldaten, stolz auf das Andenken früheren Erfolges, ziehen aus mit der vollen Ueberzeugung des Sieges " . Den 7. April 1757 schreibt derselbe : " Des Königs Heer hält fich für unüberwindlich, so lange er es anführt ". Durchlesen wir die Volks- und Soldatenlieder aus der Zeit des 7jährigen Krieges,*) so bestätigt sich die Fortdauer dieser Zuversicht auf den königlichen Ober feldherrn ; die Liebe und Hingebung seiner Soldateska eint sich mit unbeirrtem Feldzugshumor. In einem der Schlacht von Zorndorf gewidmeten Liede heißt es : Fridericus, König und Held, Den Teufel haun wir aus dem Feld, Thust Du uns commandiren !" Ein ebenfalls 1758 gedichtetes Lied, betitelt : „ die politische Staats- und Kriegs : Leineweberei ", enthält das Folgende : *) T. W. Freiherr v. Ditfurth , 100 historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675-1866. Berlin , bei Mittler und Sohn.

Daß Friß ein großer Kriegsheld ist, Muß Freund und Feind gestehen. Sehr höflich gegen Jedermann, Vertraulich gegen wenig, Verschwiegen und doch viel gethan ; So macht's der Preußenkönig." Ein Lied nach beendetem Feldzug 1758 schließt : Fridericus, der König soll leben ; Fridericus, der König und Held ! Jhm haben wir uns ergeben, Zu streiten für ihn im Feld. Und sollen wir auch einst sterben Und fallen im blutigen Streit : Victoria! der Ruhm, den wir vererben, Der bleibet für alle Zeit." Nach der Niederlage bei Kunersdorf sang man : „Malheur, Malheur ! Wir sind geschlagen! Sehr übel sind wir zugerichtet. Es währet solch Malheur nicht lange, Den Laudon kriegen wir schon noch. Sind wir gestellt nur wieder besser, So schneiden wir mit unserm Messer Ihm in die Rechnung gleich ein Loch." Friedrichs geduldige und ermuthigende Theilnahme an allen Gefahren, Anstrengungen und Entbehrungen gab ihm eine großgeartete Macht über die Willens stärke seiner Mitstreiter. Ein 1762 ohne Angabe des Autors und des Druckorts erschienenes Schriftchen : " Geheime Zeitgeschichten des Weltweisen von Sans

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Wenn der König zu Felde ist , so Souci" meldet : pflegt er wie einer der gemeinsten Soldaten die größten Strapazen auszustehen und im Nothfall mit der schlechtesten Kost vorlieb zu nehmen. Er achtet keinen Schlaf, sondern ist immerfort wachsam und vigi lant." Bei der Wahl des königlichen Hauptquartiers ent schied die militärisch zweckgemäßeste Lage. *) Friedrich begnügte sich oft mit einer elenden Bauernhütte , in welcher manchmal kaum Raum genug war , um die Situationskarten auszubreiten. Des Königs Vorleser de Catt berichtet dem Grafen Algarotti am 3. October 1761 : " Se. Majeſtät , unaufhörlich beschäftigt , hat vom 26. August bis 10. September alle Nächte in einer Redoute (des Bunzelwißer Lagers ) zugebracht. " Am 15. Sept. 1761 theilt der General v. Möllendorf den Seinigen in der Heimath mit , wie er seit Ver einigung der Russen und Desterreicher, Mitte August, vier Wochen lang nicht eine einzige Nacht seiner Kleider ledig und meist zu Pferde gewesen sei. „ Se. Majestät hat dasselbe gethan. Wir geben das Bei spiel. " Beständig mußten während der Nacht zwei Pferde gesattelt sein , um dem König sofort zur Disposition zu stehen, falls von den Vorposten her ein ungewöhn licher Lärm hörbar wurde. Nach einem Marsch in Feindes Nähe stieg der König erst dann vom Pferde, wenn er die Aufstellung der Vorposten geordnet und den Lagerplatz der Truppen besichtigt hatte. Sehr charakteristisch für Friedrichs persönliche Einwirkung auf den exacten Sicherheitsdienst ist folgende Anekdote. In einer Zeit , wo dem König die scharfe Aufmerksamkeit der Vorposten besonders wichtig war, ritt er früh und spät revidiren. Ein langjähriger Kriegskumpan von den Gardes du corps sah bei nächtlicher Weile und naßkaltem Wetter seinen alten Frig" aus solchem Stabsoffizier du jour-Dienst heim fehren ; treuberzig und respectvoll rief der Gardes du corps dem unermüdlichen Feldherrn die Worte zu : „Gute Nacht, Euer Majestät. Möchten Sich doch auch mal ablösen lassen von diesem Patrouillenreiten!" Da Friedrich sich in frühester Jugend mit wenig Gerichten und einfachen Speisen hatte begnügen müssen, fiel es ihm nicht schwer, während der Feldzüge à la fortune du pot zu leben. Er schreibt, d . d. 18. No vember 1760, der Gräfin Camas , Oberhofmeisterin seiner Gemahlin : " An Marschtagen besteht mein Diner aus einer Taſſe Chocolade". Waren die Lebensmittel im Lager knapp, so nahm der König wochenlang vor lieb mit gewöhnlichem Rindfleisch und Brod von aus gesiebtem Feldmagazins : Mehl . Er enthielt sich während des 7jährigen Krieges der Abendmahlzeiten,,,comme incompatibles avec le métier que je suis obligé de faire."

*) Ein Nachweis sämmtlicher Nachtquartiere bes Königs während des 7jährigen Krieges befindet sich im Militär-Kalender 1800.

Friedrich vermochte es, aus tiefstem Schlaf geweckt, sofort geschäftsfähig zu sein. Andererseits war es ihm auch möglich , seiner geistigen Anspannung Schweigen zu gebieten , um rasch in festen, kräftigen Unmittelbar vor der den Schlummer überzugeben. überzugehen. Schlacht bei Leuthen schlief er 3 Stunden lang so, wie ein sorgloser, gesunder Mensch zu schlafen pflegt. Das höchste Maß der Körperruhe , welches sich Frie drich in der Kriegszeit täglich gönnte, war 5 Stunden. Aus der königlichen ,, contenance" und persé vérance", die wir im Vorstehenden mannigfaltig exemplificirt haben , entsprang des kleinen Preußen heeres energische Widerstandskraft. Friedrich bezeichnet in seinen nachgelassenen historischen Aufzeichnungen "I Muth und Beharrlichkeit" als diejenigen Verbündeten, unter deren Beistand es ihm schließlich möglich ge worden, ehrenvoll aus einem „traurigen" Kriege her vorzugehen. Des großen Königs Ausdauer stählte und erneute sich in dem langen, wechselvollen und er bitterten Kampfe , weil sein felsenfester königlicher | Patriotismus Kern und Stern war im Thun und Leiden. Das im Juli 1757, nach Friedrichs erster Glücks wende also, vom König niedergeschriebene, „dem Staat und der Nachwelt Rechenschaft ablegende" militärische Testament schließt mit der feierlichen Erklärung : Ich bezweifle nicht , daß es in der Welt viele Leute ge geben haben mag, die viel geschickter wie ich. Ich bin sehr überzeugt davon , von der Vollkommenheit weit entfernt zu sein ; aber wenn es sich um Liebe zum Vaterland handelt und um Eifer für dessen Erhaltung und um seinen Ruhm , so mache ich dieß aller Welt streitig , und ich werde dieſe Gefühle bis zu meinem leßten Athemzuge bewahren.“ Friedrich ist und bleibt eben am bewunderns werthesten als Feldherr in jenen Lagen, wo das Un glück ihn auf harte Probe stellt. Unter diesem Gesichtspunkt sehen wir in dem an denkwürdigen Leistungen so reichen großen Kriege ein ganz eigen thümliches historisches Denkmal für das Hand in Hand gehen eines edelgearteten, thatkräftigen Stoicis mus mit einer zur äußersten Stufe der Vollkommen heit entwickelten Kriegskunst.

Aphorismen über Ausbildung der Infanterie. [Offener Brief eines Aergerlichen.] - Denn sie wissen nämlich Alle nicht genau, wie es werden wird , was man Ausgleich der ver schiedenen Ansichten nennt ! Die Einen wollen sich lang hinlegen und 25 Schuß in der Minute thun, - die Treffer geben sie nicht an ―――――― die Andern machen Stoß vorwärts mit Ausfall, und Alle theilen sich in -ja, was denn? Das ist eben das Divisionsexempel, zu dem die Probe noch nicht gemacht ist ! Wenn nach der Regel die Wahrheit auch hier in der Mitte liegt, so wird sie wohl wieder einmal übel zugerichtet

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werden. Der Dreyse wie der Chassepot haben bis | Parteigänger vom Nord -Ufer des Chickahominy, aber Auswahl des Terrains, auch des Wetters , denn jezt nur einseitige Erfahrungen gemacht, und Niemand weiß, wie sie gegenseitig sich ihren Schaden besehen bei schneidendem Nordost mit Sprühregen paßt kein Mensch auf , noch lernen die Leute rasch Deckungen werden ! Es dürfte ebenso fraglich sein , ob hinter suchen, darin laden , schießen und sie verlassen. Bei gepackten Tornistern liegende Leute so unvorsichtig der Kritik dieser Uebungen endlich darf sich das Wohl sein würden, bei befohlenem Avanciren durch Aufstehen wollen nicht dadurch äußern , daß man bei dem ge ihre Kinder 2c. in die Lage zu versehen , ungesunde ringsten Fehler schreit : Werft das Scheusal in die Väter, krank geschossene Onkel 2c. zu erhalten, als es leisem Zweifel unterworfen scheint , ob sich die vor Wolfsschlucht!" geschlagenen Argyraspiden nicht , einer entschloffenen Jst man durch die Witterung an geschlossene Räume Haubajonnet-Attaque gegenüber , als reines Blech“ gebannt, so lasse man die Leute nicht Griffe machen erweisen dürften. Auch macht es sich ganz nett, tak und Vorübungen zum Eiertanz im langsamen Schritt, tische Fossilien als : tiefe Colonnen, lange Linien, aus daß sie schließlich „nächtlich Grauen“ erfaßt , wenn „alter Kirchen ehrwürdiger Nacht“ hervortauchen und sie nur das Gewehr sehen , sondern man mache munter auf dem Papier umherlaufen zu sehen. Als rationelle Zielübungen, turne, fechte, exercire zweimal ob Formen das furchtbare Ringen entscheiden könnten, wöchentlich, aber dann stramm zwei Stunden lang im in dem zwei schneidige Armeen mit Hinterladern und Schießanzuge , ohne Rücksicht auf Abnutzung der gezogenen Geschüßen sich messen . Heiliger Arko Tornister ! Für Faulpelze mag das Exerciren täglich Lay ! So gewiß eine Armee , der straffe , jahrelang eine Strafe sein. eingedrillte Formen fehlen, nichts ist als ein Haufen Dieser Dienstbetrieb ist etwas unbequem, besonders bewaffneter Jungen , so sicher ist es , daß diese wenn man erwägt , daß jüngere Offiziere angelernt Formen in der Schlacht selbst Nebensache sind . — sein wollen, was nur durch ihre Vorgeseßten geschehen Breußen hat seine Offiziere, bis zum Oberst meisten kann, aber er wird seine Früchte tragen darin , daß theils, 20 Jahre lang auf die Formen der Compagnie er eine Armee schafft, wie es die preußische theilweise colonne ausgearbeitet , ohne daß sie deßhalb immer ist, in der das Material im Fonds tadellos ist, und darin gefochten hätten , noch fechten werden . Nicht es nur einiger Manöverwochen , noch besser Wochen neue Formen verlangt der Hinterlader , sondern des Lagerlebens in Abtheilungen von mindestens 8000 eisernen Fleiß der Herren Offiziere auf dem Schieß = Mann aller Waffen (wir haben aus guten Gründen stand und bei der Felddienstübung. Nicht mit nur von und für Infanterie gesprochen) bedarf , um 40-50 Mann auf den Schießstand gehen und 3-4 die Räder der Maschinen zusammenzuseßen und ihre Stunden lang Löcher in die Natur schießen, daß schließ: Friction zu überwinden. lich die Offiziere wie unteres Aufsichtspersonal stumpf Gegen eine solche Infanterie lassen Sie Roland und gleichgültig cigarrenrauchender Weise einen Fehler sammt allen Schildträgern vorgehen , die hinteren nach dem andern übersehen, ohne in - ernsthaft ge= Glieder mit System Henry-Martini, meinetwegen auch sprochen heiligen Zorn zu gerathen ; nicht im Martini -Henry bewaffnet , 25 Schuß in der Minute Winter oder Herbst höchstens ein Dußend Felddienst: und 985/12 Procent Treffer in die Scheibe auf 400 übungen machen , damit nur ja dem geliebten Ver Schritt , - das Resultat erwarten wir mit schaden dummungsdienst auf dem Casernenhofe nicht zu viel frohem Gesicht. Zeit entzogen, die Leute" - daß Gott erbarm ' nicht aus der Haltung kommen !" Das Alles nicht thun, sondern mit höchstens 20 Mann zum Schießen. gehen, ( Offiziere und Unteroffiziere müssen aber ſelbſt Skizzen über die engliſche Armee. schießen können) dann sich aber mit jedem einzelnen [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] Mann sorgsam beschäftigen , jeden Schuß nicht nur (Fortseßung.) auf dem Papier , sondern im Abdrücken controliren. [C. W.v. T.] Die Offiziere der englischen Armee Da liegt's ! Bei 20 Mann kann man von Offizieren sind mit nur sehr wenigen Ausnahmen von Geburt wie Unteroffizieren die gespannteste Aufmerksamkeit, Gentlemen ; diese Eigenschaft trägt sich natürlich auf die äußerste Pflichttreue verlangen , denn länger wie ihre sociale Stellung über , und sie verkehren außer anderthalb Stunden wird's nicht dauern , wenn der unter sich gesellig nur mit Civilpersonen , welche der Offizier erst „sehen " gelernt hat. Das ist langweiliger gentry oder nobility angehören , in deren Kreiſen aber schwerer und verdienstvoller als neue Formen sie auch sehr gern gesehen sind. Es gibt wohl kein der Taktik zu erfinden , oder Argyraspiden , Linear Taktif, Tirailleurs indigènes und andere Gespenster | Heer in der Welt , wo im Ganzen die Offiziere so ausschließlich unter sich leben als das englische ; alle in ihrer wohlerworbenen Grabesruhe zu stören ! geselligen Einrichtungen in den Regimentern sind das Ferner bei den Felddienstübungen , kleine Aufgaben für Zeugen . Nicht läugnen läßt es sich, daß hier (nie ohne Plazpatronen , und wenn nur fünf auf durch der Geist der Kameradschaft eine mächtige Stüße jeder Partei zum Markiren der Böcke) ohne unver findet , daß aber auch leicht Einseitigkeit eintreten meidliche General - Ideen , mit dem unvermeidlichen

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kann ; um das lettere zu vermeiden , haben sich die Offiziere selbst gewisse Geseze gegeben, die streng be folgt werden. Die Offiziere jedes Regiments haben ein gemein fames Clublocal , das kurzweg die "/ Messe" genannt wird. Es liegt dieß in der Regel innerhalb der Caserne selbst und besteht mindestens aus einem Vor zimmer, einem Speiſeſaal , den nöthigen Küchen und Wohnräumen für den Wirth Messman ―――― und

sogenannten shelljacket , ciner Jacke oder Spencer von der Farbe der Uniform, je nach den Regimentern mehr oder minder reich verziert, bei einzelnen wird die Cartouche , bei anderen die Schärpe dazu angelegt ; die Infanterie trägt die Jacke offen und darunter eine weiße Piquéweste mit kleinen goldenen Uniform knöpfen . Eine Gradabzeichnung wird bei diesem An zuge nicht getragen , der jüngste Ensign ist genau ſo gekleidet wie der Oberst. Das gilt natürlich von dem Diner, welches in der Regel Abends 6 Uhr beginnt. dessen Personal. Im Lager wird ein großes Zelt, Unentschuldigtes Ausbleiben ist dienstlich verboten ; das Meßzelt, aufgeschlagen, das zu diesem Zwecke die nur Krankheit, Arrest oder eine Einladung dispensiren Regimenter mit sich führen. Man hat auch vielfach vom Besuch der Messe , doch muß im leßteren Falle in Deutschland angefangen , mindestens gemeinsame Mittagstische für die unverheiratheten Offiziere ein der betreffende Offizier schriftliche Anzeige machen und dabei auf sein Ehrenwort versichern , daß er wirklich zuführen, doch weichen diese wesentlich von jenen ab. eingeladen sei. Mit der weiteren Verbreitung und -Die Messe eines englischen Offiziercorps ist je nach Ausbildung des Meßsystems haben die Offiziere auch der Länge des Bestehens eines Regiments oder dem königliche Zulagen in Form von Weingeldern erhalten, Reichthum desselben und einzelner Mitglieder mehr dagegen die Verpflichtung , bei jedem Diner auf die oder minder luxuriös ausgestattet, alles Mobiliar Gesundheit der Königin zu trinken ; andererseits ſind und Geschirr gehört dem Regiment , ohne daß ein aber auch wieder viel Verordnungen seitens der einzelnes Mitglied ein persönliches Anrecht daran hat. Horseguards erlassen worden, um dem übermäßigen Das feinste Tischzeug , eine Menge Silbergeschirr, Lurus zu steuern, der sich nach und nach eingeschlichen schöne Gläser und Porzellan trifft man in jeder Meſſe ; und entwickelt hat , und der für manche Offiziere ge in der Regel ist eine Bibliothek, ein Spielzimmer, ein Billiardsaal damit verbunden, ein Piano fehlt selten. | radezu ruinös wurde. Auch der Ton scheint hin und Die Wände sind mit Portraits oder Gemälden von wieder Veranlassung zu Rügen gegeben zu haben, so hat Feldmarschall Herzog Wellington eine Ordre mehr oder minder hohem Werthe geschmückt , die erlassen, in welcher er das Boren bei Tisch unterſagen Meubel ebenso bequem als geschmackvoll . Jeder in mußte. Man kann wohl sagen, der englische Offizier ein Regiment tretende Offizier erleider zuerst einen monatlichen Abzug in den Meßfonds, der zur Unter lebt eigentlich in seiner Messe . Früh 8-10 Uhr ist ein kräftiges Frühstück aufgetragen, wie es der Eng haltung des Mobiliars und Geſchirrs verwendet wird, länder liebt: Thee , Kaffee , Chocolade , Fisch , kalter - Alles , was er in der Messe genießt , wird extra bezahlt. Jedes Offiziercorps wählt unter sich , ohne Braten, Roastbeef, Chester-Käse u. s. w. Man zahlt für ein solches breakfast gewöhnlich 1 oder 2 Ansehen des Ranges , einen Präsidenten und einen Schilling und kann für dieſen Preis essen und trinken Vicepräsidenten, doch darf der Regimentscommandeur so viel man will. Um 12 Uhr steht das zweite Früh keine dieser Stellen bekleiden ; ihnen zur Seite steht stück, das Luncheon, auf der Tafel , das aus Käse, für das Rechnungswesen das Meßcomité, welches drei Brod , Sardinen , Anchovis besteht ; dazu wird ge= Offiziere zählt. Diese fünf bilden nun nicht nur das eigentliche Deconomie Departement, sondern die beiden | wöhnlich Porterbier, Ale, Wein oder auch Cognac zc. getrunken . Um 2 Uhr muß der Speisesaal geräumt ersten sind gleichsam die Repräsentanten des zu einer werden , damit die Dienerschaft die nöthigen Vor Messe vereinigten Offiziercorps , denen Jeder inner bereitungen zum Diner treffen könne , das , wie wir halb derselben unbedingt Folge leisten muß. Der bemerkten, um 6 Uhr beginnt und selten vor 8 Uhr Präsident sitt an der Tafel oben an , am anderen beendet ist , wo der Präsident sich erhebt , sein Glas Ende der Vicepräsident, die anderen Offiziere nehmen erfaßt, welchem Beispiel alle Anwesenden folgen, und ihre Pläße an beiden Seiten nach Belieben ein. Als mit den Worten : gentlemen - the queen ! die Ge Grundsäße gilt allgemein , daß kein Offizier bewaff sundheit der Königin ausbringt. Nun verschwindet net oder mit der Kopfbedeckung in der Hand in den Speisesaal trete, daß in demselben keinerlei Meldungen | das Tiſchtuch, indem es von allen Seiten weggerollt, angenommen oder abgestattet werden, - was Alles im von den Dienern weggetragen wird ; jest beginnt erst Vorzimmer geschieht, in dringenden Fällen wird man. das Trinken, in welchem ziemlich viel geleistet wird. Waren Damen bei Tafel, so haben sich diese erhoben dahin berufen ―― ein Unteroffizier darf den Speise: und in den Anteroom begeben ; nun tritt auch die saal selbst nicht betreten. Ausstellungen an den Speisen, Cigarre in ihr, man möchte beinahe sagen, urſurpirtes Verweise an die Dienerschaft sind dem Präsidenten zu Recht. - Bei diesem Leben kann es nicht fehlen, daß überlaſſen, bei dem überhaupt alle Klagen vorzutragen find. Kein Offizier darf sich eher erheben oder den schließlich doch eine gewisse Einförmigkeit und Ein tönigkeit eintreten müßte, schüßte die Engländer nicht Tisch verlassen , bis jener die Tafel aufgehoben hat ; davor die Macht der Gewohnheit - und ihr Phlegma. wird es dennoch nöthig , so muß er ihn um Erlaub ―――― Es ist wirklich bewundernswerth , mit welch' stoischer niß bitten. Der Anzug der Offiziere besteht in der

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Ruhe ſie oft die fürchterlichste Langeweile ertragen, | Ursache der geringen Zahl verheiratheter Offiziere oder langweilige Beschäftigungen vornehmen. Die liegt aber in der großen Leichtigkeit und verhältniß angeführte Einförmigkeit wird durch den oftmaligen mäßigen Billigkeit , sich eine Maitresse zu halten. Garnisonwechsel abgeschwächt , und da lettere nicht Danach fragt kein Vorgeseßter ; kein hypermoralischer bloß sich von einer Stadt zur anderen, sondern mit Oberst, der Frau und Kinder hat , wird es riskiren , unter von einem Welttheile zum anderen erstrecken, über ein solches Verhältniß einem Ensign Vorwürfe zu machen , und würde er damit auch nicht durch so findet sich schon einige Veränderung , sowohl was den Dienst, das Klima, die Lebensweise, endlich auch kommen. Die jungen Offiziere ziehen es demnach vielfach vor, ein derartiges , leicht zu lösendes Band die Genüsse anbelangt, mögen sie in Speise und Trank zu schließen , als sich mit einer Kette zu fesseln , die bestehen oder auch geistiger Natur sein. So viel steht aber fest und ist eine Schattenseite des Meßlebens, im Unglücksfall nach den bestehenden Geseßen sehr daß es eigentliches wissenschaftliches Leben nicht gerade schwer und nur mit enormen Kosten zu zerbrechen ist. fördert, denn dazu können wir das oft krankhafte Der Engländer , sei er wie er sei , hat vor allen Dingen stets seinen Nußen vor Augen ; was diesen Studium der vorhandenen Zeitungen kaum rechnen, — oft das einzige Gedruckte , was junge englische Offi fördert, das thut er, was ihn behindert , das unter läßt er in den meisten Fällen. Er ist weltklug genug, ziere nebst einigen Romanen, den Queens regulations und Addendas (Reglements ) leſen. um Egoist zu sein. Es ist mir amerikanisch vorge= kommen, daß, wenn der deutsche Offizier etwas kauft, Die englischen Offiziere können sich verheirathen, er fragt oder gefragt wird : wie theuer" oder „ wie wann und mit wem sie wollen ; es ist weder eine viel kostet es ?" während der Engländer fragt : „how Caution zu stellen noch irgend welche dienstliche Er laubniß dazu nöthig , eigentliche Mesallianzen cheap is it ?" (wie billig ist es) . Die Sache ist aber existiren in der englischen Gesellschaft überhaupt nicht, | bezeichneno , und das „ how cheap is it" spielt da Rang und Würden des Mannes an die Frau in namentlich in der Adminiſtration des Heeres insofern vollem Maße auch in der Meinung der Welt über eine große Rolle, als dem Staate seitens der Truppen gehen. Die Tochter des Kärrners wird Vollblutlady, Alles ersetzt werden muß , von dem sich nur irgend sowie ein Lord ihr seine Hand vor dem Altare ge nachweisen läßt , daß es nicht unbedingt an Alters reicht hat ; nur umgekehrt ist der Fall anders : die schwäche oder vor dem Feind zu Grund gegangen ist. geborne Lady, welche einen Kärrner heirathet , bleibt Da läßt es sich gut pfundweise geben, wenn man es tros dessen Lady und führt ihren Titel fort . Die doch lothweise , aber sicher wieder einzuziehen weiß ! Offiziersdamen führen den Namen und die Geburts Wir werden bei Besprechung der Armee-Adminiſtration darauf zurückkommen und dürfen wohl hoffen, einiges titel, nie aber den Diensttitel ihres Mannes, wie wir Licht darüber zu verbreiten , das einerseits der eng= das in Deutschland noch hin und wieder finden. Nach den geschilderten Einrichtungen dürfte man lische Geldsack verdunkelte , andererseits Privat - In leicht zu der Annahme verleitet werden , daß eine teressen nicht aufkommen ließen . Bei dem steten Nomadenleben, welches der Haupt übergroße Zahl von verheiratheten Offizieren in der Armee diene , oder viele Ehen leichtsinnig ein sache nach die Offiziere Großbritanniens führen und gegangen würden , welche die Betreffenden in Noth | führen müssen , bei ihrem angebornen Hange zum und Sorge stürzen müßten. Dem ist aber im Al Comfort kann es nicht fehlen, daß sie sich selbst jenes gemeinen nicht so. Die Ursachen mögen folgende sein. so angenehm als möglich zu machen suchen , wozu Der englische Offizier ist ein viel zu guter Rechner, ihnen die erfindungsreiche Industrie und Technik ―― als daß er in den meisten Fällen aus bloßer reichlich die Mittel bietet , wenn sie nur den Preis Leidenschaft oder Liebe - sich verrechnen sollte. Ent: dafür zahlen können, da das Commissariat die Grenzen weder hat er selbst Vermögen, oder die künftige Gattin für das Gewicht des Gepäcks etwas bedeutend weiter gezogen hat , als man dieß in den Heeren des Con besitt solches ; sehr oft trifft beides zuſammen, und die Zukunft des jungen Ehepaares ist gesichert. Im Fall tinents gewohnt ist und findet ; freilich sind auch daß dem nicht so ist , gehört ein Fortdienen für die Entfernungen der Dislocirungen andere , es ist ein Unterschied, ob man von Thorn nach Mainz, oder den Subalternoffizier wohl zur Unmöglichkeit ; er ver kauft dann seine Stelle und sucht eine andere Carrière, von Aldershot nach Delhi verseßt wird. Ich selbst wozu sich ihm in England oder den Colonien sicher zog im Jahre 1849 als Lieutenant einer mittel Gelegenheit bietet, wenn er nur etwas Connexion hat. deutschen Armee mit nach Schleswig - Holstein ; mein Der Staat selbst hat freilich im Verhältniß zu anderen ganzes Gepäck durfte nur in einem sorgsam nachge= wenig derartige Stellen zu vergeben , doch hat sich wogenen und in seiner äußeren Form abgemessenen dieß seit Uebernahme der indischen Compagnie und Koffer von 40 Pfund Last bestehen. In englische deren Länder durch die Regierung zum Besseren ge Dienste getreten, führte ich dagegen bei der Einſchiffung es hieß nach Calcutta , es ging aber nur bis wendet, aber Eisenbahncompagnien, Schifffahrtsgesell Skutari und Umgegend - Folgendes mit mir : 1 Leder schaften , große Fabrikanlagen bieten einem solchen koffer mit Wäsche , 1 desgleichen mit Uniformstücken, Offizier fast immer sehr bald ein gesichertes Brod für 1 Blechkoffer mit Büchern und der Compagniecaſſe, fich und seine Familie. Eine nicht zu übersehende

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1 Reisetasche, 1 blecherne Tschakoschachtel, 1 Feldbett | Feldzuge mein Zug allein so stark war. Aber die Liebe zum Comfort steckt an, ich selbst war auch da mit Matraße , 3 wollene Decken und Bettwäsche zum Zusammenrollen (sah aus wie ein Wollsack im Leder von angesteckt und noch lange nicht der am schwersten futteral), eine Reisetasche , eine Cantine im Umfange ausgerüstete ! Hatte doch unser Brigademajor eine einer großen Trommel, für 2 Personen vollständiges ganze Kiste voll Flaschen mit allen möglichen künst Eß- und Trinkgeschirr enthaltend, ebenso Kohlentopf, lichen Saucen bei sich, während andererseits die ganze Thee und Kaffeekanne , Thee , Zucker , Kaffee und Feldequipage eines anderen in einem Flaschenkorbe voll ― leerer Flaschen bestand. Darum kümmert sich Senf, sowie Pfeffer und Salzbüchsen, Casserolle, Be stecke , Becher , Löffel , kurz Alles . War sie leer , so aber Niemand. Dieß als Intermezzo , dem ich noch diente der untere Theil als Wassereimer , der obere beifügen will, daß auch sehr bald das schwere Gepäck als Waschbecken. Außerdem ein Feldtisch und zwei der Verheiratheten in Gestalt von Geliebten und die Geliebten von jungen Offizieren anlangten, ·- anfangs Feldstühle. Ich war freilich damals Capitän und Chef einer Compagnie , welche nur die Stärke von zur Freude, später zum Entsezen ! 100 Mann erreichte , während im früher erwähnten (Fortsetzung folgt. )

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie. [H. v. O.] Wien , 21. Februar. [ Das Baracken lager für die Bocche di Cattaro. ] Seit dem Be ginn der Vorwoche ist vor der Nordfront des großen Wiener Arsenals ein für ein Bataillon berechnetes Barackenlager ausgestellt , welches nach Cattaro bestimmt ―― ist. Es hat sich herausgestellt , daß der Aufstand in der Bocche lediglich Folge der Friction , welche die Ein führung von dem höchsten Culturleben entnommenen Institutionen nothwendig in Provinzen herbeiführen mußte, die sich noch im Zustande der unglaublichsten Ver wilderung befanden. Der Bergdistrict von Cattaro ist allerdings eine der wildesten Gegenden der Kalkalpen, und die meteorologischen Verhältnisse wie die Boden beschaffenheit für den Verkehr und jede höhere Bodencultur äußerst ungünstig . Die Rohheit der Morlachen , welche die Berge bewohnen , ward erhalten durch den analogen Culturzustand der stammverwandten Grenzbewohner , der Montenegriner, mit welchen die Bocchesen von je einen fortdauernden Räuberkrieg führen. Diese Verhältnisse haben es der Regierung an sich sehr schwer gemacht, für die Civilisirung der Berglande, welche sich erst seit 1815 in Besitz Desterreichs befinden, Namhaftes zn thun, thats sächlich hat man aber auch äußerst wenig dafür gesorgt. Man begnügte sich, einige Grenzposten gegen die Monte: negriner zu errichten , wozu Dragali und Stanjevic ge= hören, und die Bergbewohner sonst hauptsächlich auf die Selbstvertheidigung zur Sicherung von Leben und Eigen: thum zu verweisen. Es wurde ihnen deßhalb das Führen von Waffen gestattet. Die neue Landwehrordnung, welche man in offenbar zu bureaukratischer Weise durchzuführen versuchte, hat dann durch Mißverständniß von Zweck und Tragweite der Land wehrpflicht den Aufstand veranlaßt , deſſen Unterdrückung bei der Eigenthümlichkeit der Gegend, der Nothwendigkeit, jeden Conflict mit Montenegro zu vermeiden , eine Auf gabe war, welche vor Allem Zeit verlangte, und jeden falls eine längere Zeit , als der bei Ausbruch des Auf

standes schon nahende Winter, welcher die Berggegenden ganz unwegsam macht , gewährte. Der Versuch , die mangelnde Zeit durch Ueberschuß von Kraft zu erſeßen, strafte sich bekanntlich ähnlich , wie fast jeder vor ent sprechender Vorbereitung unternommene Sturm. ――――― Jezt hat der Winter und der Abschluß von der Küste , von wo die Bergbewohner ihre Hauptnahrung beziehen, Kraft und Muth der Aufständischen gebrochen und sie willig gemacht , ſich nöthigenfalls unter jeder Bedingung zu unterwerfen. Aber begreiflicher Weise kann und will die Regierung diese Nothlage nicht ausnuten, da es sich um die eigenen Unterthanen handelt, die durch den Aufstand schon jest so heruntergekommen sind , daß ohne Unter stüßung sie elend verkümmern würden. Man kann ihnen sogar nicht einmal die mißbrauchten Waffen nehmen, weil man sie sonst nicht vor den Räubereien der Montenegriner zu schüßen vermag. Während deßhalb mit Recht die äußerste Nachsicht und Milde gegen die Reuigen geübt wird , hat doch die Regierung andererseits den Entschluß gefaßt , große An= strengungen zu machen , um Langversäumtes nachzuholen und die Culturzustände in der Bocche möglichst raſch und durchgreifend zu verbessern. Um die bezüglichen Vor nahmen sicher und energisch durchführen zu können , hat man es für nothwendig erachtet, local größere Truppen massen zu concentriren, als in den vereinzelten, zum Theil zerstörten Gehöften der Berge untergebracht werden fönnen. ― Das obenerwähnte Barackenlager soll dieſen Mangel ersehen. Die Baracken sind zum Auseinander nehmen eingerichtet ; alle Theile sind leicht , um auf dem Rücken der Lastthiere transportirbar zu sein. Die selben können auf dem harten Felsboden aufgerichtet werden, und dienen fast nur Schrauben zur Befestigung. Die Baracken bestehen aus einem sehr einfachen Balken gerippe mit Belag von Brettern , deren Fugen durch überliegende Latten geschlossen sind. Die Bedachung ist durch Ueberzug von getheerter Leinwand wasserdicht ge= macht. Die Beleuchtung geschieht durch schmale , aber lange , zum Aufklappen eingerichtete Fensterchen. Die

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Mannschaftsbaracken haben die Form eines Mansarden : daches ; die lichte Weite am Boden beträgt 21 Fuß, die Länge 80 Fuß. Die Firste des Daches ist 9 Fuß vom Boden entfernt, der nicht gedielt ist. In der Baracke sind feste Pritschen längs den Seiten von 7 Fuß Breite, ſo daß also in der Mitte ein 7 Fuß breiter Gang frei bleibt. Weitere Ventilationsvorrich tungen sind nicht vorhanden , und das dürfte ein Nach theil sein. ( Die vom General Baron v. Scholl seiner Zeit auf dem Lido erbauten Baracken waren im Baſiliken styl construirt und hatten eine vortreffliche Ventilation.) Die Heizung geschieht durch einen kleinen gußeisernen Kuppelofen. - Die Verpflegsbaracken sind ähnlich con struirt und gehören dazu große, etwa 18 Eimer fassende Bottiche, zur Aufnahme des in jenen Gegenden mangeln den Trinkwassers . Die Dächer sind deßhalb mit Rinnen versehen, welche das Wasser sammeln und in die Bottiche führen. - Die Offiziersbaracken find 11 Fuß hoch, haben gerade Seitenwände und sind in kleine , den Schiffskojen ähnliche Abtheilungen gesondert, welche auf beiden Seiten des durch die Mitte gehenden, etwa 5 Fuß breiten Ganges liegen. Die Halbinsel Lustizza, welche nur durch einen schmalen Landstrich , zwischen den Baien von Traste und Karkoli, mit der Zupa zusammenhängt und für Landungen sowie zur Concentrirung von Truppen besonders günstig gelegen ist , soll zunächst für die Aufstellung des Barackenlagers in Aussicht genommen sein. Vor Allem handelt es sich um Anlage beſſerer und sicherer Communicationen zwischen der Küste und den Grenzposten und zwischen diesen leşteren. Es versteht sich von selbst , daß diese militärischen Maßnahmen nur das Correlat national-öconomischer und culturhistorischer Reformen sind , auf welche der neue Landesvertheidigungsminister , gerade weil er die Cultur zustände der Bocche aus eigener Anschauung auf das gründlichste kennt , größeres Gewicht legt als auf die militärischen. In dem Offiziercorps der Grenzregimenter, unter denen eine Quote für die Verwaltung systematisch ausgebildet ist, besißt Oesterreich zum Glück das Material, durch welches Aufgaben wie die Civilisirung der Morlachen mit Aussicht auf Erfolg versucht werden können .

Preußen. ** Berlin , 22. Februar. [ Eröffnung der Festungs neuen Session des Reichstags . Anwendung und Belagerungsübungen. ― des Metermaßes bei den Bauprojecten der Militärverwaltung. -- Der Plan einer Lebens ――― versicherungsgesellschaft für Offiziere. Die 50jährige Jubiläumsfeier der Militair Literatur- Zeitung.] Nachdem am 12. d . Mts. die Situngen des Landtags geschlossen worden , hat bereits 2 Tage darauf die Eröffnung der Session des nord deutschen Reichstags durch Se. Majestät den König statt gefunden. Die königliche Ansprache betonte es besonders, daß die Wehrkraft eines jeden Landes nur zum Schuße eigener, nicht zur Beeinträchtigung fremder Unabhängig

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keit berufen sei, und hob ferner bei Erwähnung der Be ziehungen zwischen Nord- und Süddeutschland , die von der wechselnden Woge politischer Leidenschaft unabhängige Festigkeit hervor, die jenen Beziehungen durch die Gemein samkeit der höchsten deutsch - nationalen Interessen , durch das verpfändete Wort deutscher Fürsten und durch das Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit verliehen wird. Wir denken , daß diese Worte auch bei unseren Herren Kameraden jenseits der Mainlinie ein lebhaftes Echo ge= funden haben werden ! Gegenwärtig finden Inspicirungen von Festungen durch die Inspecteure der Artillerie statt. Bei dieser Gelegenheit sind für die Offiziere und Unteroffiziere der Festungsartillerie Uebungen im Festungs- und Belagerungs dienst angeordnet worden, welche eine Dauer von 3 Tagen haben sollen. Es handelt sich also nicht um größere Belagerungsmanöver, wie sie schon der großen Kosten wegen ― nur alle 2 Jahre etwa einmal von den hierzu zusammengezogenen Artillerieabtheilungen und Pionier bataillonen 2c. während der Dauer mehrerer Wochen vor genommen werden , sondern um gewissermaßen eine Auf rüttelung der im Verhältniß zur Feldartillerie eine ges wisse Ruhe bewahrenden Compagnien der Festungs artillerieregimenter. In Nr. 7 der Allg. Mil. Ztg. war mitgetheilt worden, daß das metrische System sowohl als Längenmaß für die Artillerie , wie auch als Entfernungsmaß angenommen worden sei. Wir können diese Nachricht noch dahin ver vollständigen , daß in der gesammten Militärverwaltung bei allen für dieselbe bearbeiteten Bauprojecten und Kostenvoranschlägen die alleinige Anwendung des Meter Eine vom Handelsminiſter im maßes stattfinden soll. Einverständniß mit dem Kriegsminister erlassene deßfallsige Bestimmung hat diesen neuen Fortschritt angebahnt. Der Plan zur Bildung einer auf Gegenseitigkeit be ruhenden Lebensversicherungsgeſellſchaft für Offiziere der Armee und Marine , welcher bekanntlich innerhalb des Kriegsministeriums angeregt worden, ist wieder eine Strecke weiter seiner Verwirklichung entgegengeführt : Se. Majestät der König hat den Betrag von 300,000 Thalern als Gründungsfonds anzuweisen geruht. Somit dürfte die Gesellschaft schon in nächster Zeit in Wirksamkeit treten. Dieselbe soll nur die Eigenschaft einer Privat - Ver: sicherungsanstalt erhalten , welche unter dem Protectorat des Königs steht ; ihre Verwaltung kann also nur äußers lich etwa dahin mit dem Kriegsministerium zusammen hängen , daß einzelne Beamte die Leitung als Nebenamt mit übernehmen. Am 28. d. Mts. wird die Jubiläumsfeier des 50 jährigen Bestehens der hiesigen Militair-Literatur-Zeitung festlich begangen werden. Das erste Heft dieser Zeitung wurde am 29. Februar 1820 ausgegeben ; dieselbe wird daher auch erst am 28. Februar d. J. (und nicht , wie wir früher mittheilten, am 1. Januar) den Gedächtnißtag ihres factischen ersten Erscheinens vor 50 Jahren celebriren. Das Fest, zu welchem Einladungen an einheimische wie fremde Mitarbeiter ergangen sind, dürfte eine große Zahl | bewährter Freunde des Blattes versammeln, für welche ein

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Bankett in Arnims Hôtel bestimmt ist. Als eine ebenso schöne wie seltene Erscheinung muß es bezeichnet werden, daß dieselbe Persönlichkeit , welche die Herausgabe der Militair-Literatur Zeitung vor nunmehr vollen 50 Jahren begann, der Buchhändler-Veteran Herr E. S. Mittler , noch heute als Chef der Verlagshandlung fungirt , in deren Verlag diese Zeitung (wie auch bekanntlich das Militair-Wochenblatt, das Armee = Verordnungsblatt, das Archiv für k. preußische Offiziere der k. preußischen Ar tillerie und des Ingenieurcorps 2c.) ununterbrochen bis heute erschienen ist. Die von dem f. Generallieutenant. Frhrn. v. Troschke bearbeitete Jubiläumsschrift : „die Militär-Literatur seit den Befreiungskriegen mit besonderer Bezugnahme auf die Militair-Literatur-Zeitung während der ersten 50 Jahre ihres Bestehens von 1820 bis 1870 2c. " ist bereits im Drucke erschienen ; ihr Ertrag ist zum Besten der Victoria-National- Invaliden- Stiftung bestimmt. Möge die " Militair-Literatur-Zeitung " , das ausführlichste kritisch-militärische Blatt, welches die deutsche Militärliteratur beſißt, eine Zeitschrift, welche insbesondere in der Form stets die gute Sitte gepflegt hat und die Fahne der Unparteilichkeit aufrecht zu halten bemüht ge wesen ist , noch viele und lange Jahre dem militärischen Publicum erhalten bleiben und ersprießliche Dienste leisten ! Bayern. München , 20. Februar. [Neue Vorschriften für die militärischen Ehrengerichte. ] Die über die Ehrengerichte im Heere bestehenden Vorschriften find einer Revision unterzogen worden . Während sich die

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ein anderes für Stabsoffiziere und Generale , deren. Niederſeßung in jedem einzelnen Falle angeordnet wird. Die Zahl der Mitglieder der Ehrengerichte ist einschließlich des Vorstandes auf zehn festgesetzt. Die sich für das Ausscheiden des Beschuldigten aus den Standesverhält niſſen aussprechenden Beſchlüſſe werden dem Kriegs ministerium zur weiteren Veranlassung vorgelegt , die übrigen aber den General und Corpscommandos zur Bestätigung vorgelegt. Großbritannien. [27] London , 15. Februar. [ Neue Strafbe = ftimmungen gegen Trunkenheit.] Die Trunkſucht ist ein in den germanischen Racen so verbreitetes Laster, daß jede zu ihrer Beseitigung getroffene Maßregel von allgemeinem Interesse ist. Seit in England der Stock nicht mehr gegen dieses Vorgehen zur Anwendung kam , hatten sich die Fälle verdreifacht. Das Obercommando der englischen Armee will deßhalb den Versuch machen, ob Geldstrafen nicht besser ziehen als Arrest. Zu dem Ende hat es folgende Westimmungen erlassen : Den Truppenbefehlshabern wird das Recht eingeräumt, die Trunkenheit durch Geldstrafen zu rügen . Zu dem Ende wird folgender Straftarif aufgestellt : Der erste und der 2. Trunkenheitsfall wird nach dem Gutdünken des betreffenden Vorgesezten durch einen Ver weis und eine Arreststrafe geahndet. Für jeden folgenden Fall nach dem zweiten innerhalb 3 Monaten findet ein allmähliger Abzug von 7 Schilling 6 Pence (4 fl. 30 kr.) statt , innerhalb des 3. und 6. Monat von 5 Schilling

Thätigkeit dieser Gerichte bisher auf die möglichste Beis (3 fl. ) , innerhalb des 6. und 9. Monat von 2 Schilling legung von Privatbeleidigungen und Streitigkeiten be 6 Pence (1 fl. 30 kr. ) und innerhalb dem 9. und 12. Monat schränkte , bei welchen Offiziere betheiligt waren , werden von 1 Schillig 3 Pence (45 kr. ). Nach 12 Monaten der ehrengerichtlichen Zuständigkeit nunmehr eine Reihe beginnt die Tour von Neuem. Sind 4 Fälle innerhalb nach den Dienstesvorschriften strafbarer , in das Militär 12 Monaten vorgekommen, so folgt ein Zuschlag von 2 strafgesetzbuch nicht aufgenommener Handlungen von Offi Schilling 6 Pence ( 1 fl. 30 kr.). Die Strafen steigern sich mit der Wiederholung und zieren zugewiesen , unter denen sowohl die Ehre des nehmen im Verhältniß der dazwischen verflossenen Zeit ab. Einzelnen als die Würde des ganzen Offizierſtandes leidet, In der Regel werden täglich 3 Pence ( 18 fr.) ab: namentlich charakterwidriges und leichtsinniges Schulden machen , Verlegung des Ehrenworts , charakterwidriges gezogen, ist aber der Strafbetrag auf 10 Schillinge ge Betragen 2c. Als Aufgabe der Ehrengerichte wird be= stiegen, 4 Pence. Der Soldat hat bei jeder Bestrafung das Recht, an zeichnet: 1 ) zur Wahrung der Standesehre sowohl des einzelnen Offiziers als auch des Offiziercorps gegen die ein Kriegsrecht zu appelliren. Bei erschwerten Fällen können mit der Geldstrafe jenigen Standesangehörigen , deren Benehmen dem rich tigen Ehrgefühl oder den Verhältnissen des Offizierſtandes noch Arreststrafen verbunden werden. Nach jedem Trunkenheitsfall erhält der Soldat 24 nicht entspricht, auf dem durch die neue Verordnung Stunden Caſernenarrest. vorgeschriebenen Wege vorzugehen und, wo es nöthig ist, Strafarrest soll dagegen nur in schweren Fällen mit die Entfernung unwürdiger Standesgenossen zu veran= lassen ; 2 ) als Schiedsrichteramt die Ehrenbeleidigungen der Geldstrafe verbunden werden. Alle Geldstrafen werden in das Strafbuch eingetragen und Privatstreitigkeiten , bei welchen Offiziere betheiligt find, möglichst zu vermitteln. Diese neuen Bestimmungen und durch Regimentsbefehl veröffentlicht. Ausbleiben über Nacht wird einem Trunkenheitsfall wurden mit Rücksicht auf die seit dem Jahre 1843 in gleich geachtet und bestraft. Preußen und seit dem Jahre 1867 in Desterreich bez stehenden bewährten Einrichtungen getroffen. Es werden Der Straftarif ist in jedem Mannschaftszimmer auf zwei Arten von Ehrengerichten gebildet , nämlich ein | zuhängen. -Der Ertrag der Geldstrafen wird gesammelt ständiges für die Offiziere vom Hauptmann abwärts, und und zum Besten der Mannschaft verwendet. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. -

Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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mrvilian 637 Skand 2 puntos

Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 10.

Darmstadt,

Jahrgang.

9. März.

1870.

Inhalt : Die Bewaffnung der europäischen Auffäße. Das 50jährige Jubiläum des f. preußischen 34., 37. und 40. Jnfanterieregiments. 1 Heere im Jahre 1869. Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier. ] (Fortseßung. ) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Militärwissenschaftliche Vorträge des Hauptmanns Kropatschef und des Hauptmanns Ruzky. — Frankreich. Der " Constitutionnell" über die Armee-Organisation. — Großbritannien. Das Militär- und Marine-Budget.

Das 50jährige Jubiläum des k. t. preußischen 34., 37. und 40. Infanterieregiments .

mit Schwedisch - Pommern übernommenen Regimenter „Königin"*) und von Engelbrechten" als 33. Jn fanterieregiment in den Verband der preußischen Armee übernommen werden sollten. Die Formation des Regiments zu 3 Bataillonen erfolgte in Stettin. Das ostpreußische Füsilierregiment Nr. 33 feierte am 12. und 13. December 1865 sein 50jähriges Stiftungsfest in Cöln. Am 12. Februar 1820 befahl König Friedrich Wilhelm III., daß aus dem 1. Bataillon des 33. Jn

*** Am 12. Februar 1870 feierten zu gleicher Zeit drei f. preußische Füsilierregimenter das Fest ihres 50jährigen Bestehens : das pommersche (Nr. 34) zu Frankfurt a. M., das westphälische (Nr. 37) zu Posen, und das hohenzollernsche (Nr. 40) zu Trier. Alle drei Regimenter begingen ihren Ehren tag in festlichster Weise , wie es der Seltenheit und hohen Bedeutung des frohen Ereignisses angemessen fanterieregiments und aus kriegstüchtigen Mannschaften der Garnisonsbataillone das 34. Infanterieregiment war. Bevor wir die Schilderung der Einzelnheiten in der Stärke von 2 Bataillonen gebildet werde. Da dieser Feste unternehmen, dürfte es geeignet erscheinen, das 1. Bataillon des 33. Infanterieregiments ganz einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der genann aus dem schwedischen Leib- Regiment Königin" her ten Regimenter, sowie auf den Ursprung der 8 älteren vorgegangen, so tragen alle Offiziere und die Mann preußischen Füsilierregimenter (Nr. 33-40) zu werfen, schaften des 1. und 2. Bataillons des gegenwärtigen da gerade über die Abstammung dieser Truppentheile pommerschen Füsilierregiments Nr. 34 an den Helmen immer noch manche Unklarheit herrscht. auf fliegendem Bande, sowie die Fahnen die Inschrift : Auf die großen Kriegsjahre 1813-1815 folgten Für Auszeichnung dem vormaligen königlich schwe sehr zahlreiche Truppenformationen in der preußischen dischen Leib- Regiment Königin". Die Formation des Armee, hauptsächlich bedingt durch die Vergrößerung Regiments erfolgte in Graudenz. der Monarchie. Nachdem im März 1815 allein 8 neue Linien-Infanterieregimenter (Nr. 25-32) formirt Das 35. Infanterieregiment wurde am 12. März 1816 aus dem von Preußen übernommenen herzog und diese Zahl als vorläufig ausreichend erkannt worden, dachte man an die Bildung von Reserve regimentern. Eine Allerhöchste Cabinetsordre vom *) Das f. schwedische Leib-Regiment „Königin" ist bereits 13. December 1815 befahl, daß die beiden schwedischen, vor 150 Jahren errichtet worden (f. S. 75).

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lich nassauischen Regiment „Nassau - Oranien" zu 2 Bataillonen formirt und erhielt noch in demselben Jahre ein Füsilierbataillon , aus welchem 1820 das 36. Infanterieregiment hervorging . Von 1816-20 hieß das Regiment 34. Infanterieregiment (2. Reserve: regiment) , von 1820-60 : 35. Infanterieregiment (3. Reserveregiment ) , von da ab brandenburgisches Füsilierregiment Nr. 35. Das Regiment feierte am 18. April 1866 sein 50jähriges Bestehen. Am 1. April 1820 wurde das 36. Infanterie regiment aus kriegstüchtigen Mannschaften der auf gelösten Garnisonsbataillone, aus Recruten, sowie aus dem Füsilierbataillon des ehemaligen 34. Infanterie regiments (jeßigen brandenburgischen Füsilierregiments Nr. 35) in der Stärke von 2 Bataillonen formirt. Das Regiment erhielt den Namen 4. Reserveregiment ; seine Formation erfolgte zu Trier. Das 37. Infanterieregiment wurde am 12. Februar 1820 aus felddienstfähigen Mannschaften der Garni sonsbataillone , aus Recruten und durch Abgabe des Füfilierbataillons des ehemaligen 35. Jnfanterieregi = ments (jeßigen schlesischen Füsilierregiments Nr. 38) zu 2 Bataillonen formirt. Das Regiment führte die Bezeichnung 37. Infanterieregiment (5. Reserveregi ment) ; seine Formation erfolgte in Schweidniß . Am 3. Februar 1818 wurde das 38. Infanterie regiment aus kriegstüchtigen Mannschaften der Garni sonsbataillone als 35. Infanterieregiment (3. Reserve regiment) zu 3 Bataillonen in Breslau errichtet. Unter dem 12. Februar 1820 wurde das Füsilierbataillon abgegeben, um daraus das jeßige westphälische Füst lierregiment Nr. 37 zu bilden , während das 1. und 2. Bataillon den Namen 38. Infanterieregiment (6 . Reserveregiment) erhielt. Das Regiment feierte am 3. Februar 1868 ſein 50jähriges Stiftungsfest in Görlig. Gleichfalls am 3. Februar 1818 wurde das 39. Infanterieregiment aus felddienstfähigen Leuten der Garnisonsbataillone als 36. Infanterieregiment (4. Reserveregiment) zu 3 Bataillonen errichtet , von welchen 1820 das Füsilierbataillon zur Errichtung des 40. Infanterieregiments abgegeben wurde , während das 1. und 2. Bataillon das 39. Infanterieregiment (7. Reserveregiment) bildeten. Die Formation geschah in Luremburg. Das Regiment feierte sein 50jähriges Bestehen am 3. Februar 1868 in Düsseldorf. Das 40. Infanterieregiment endlich wurde am 12. Februar 1820 aus dem Füsilierbataillon des ehe maligen 36. Infanterieregiments (4. Reserveregiments ) in Luremburg gebildet , wozu noch felddienstfähige Leute der Garnisonsbataillone hinzutraten. Das Garde- Füsilierregiment um auch dessen Geschichte hier einzuflechten wurde am 30. März 1826 in Potsdam zu 2 Bataillonen formirt . Schon im Jahr 1822 waren aus der Garde-Landwehr Offi ziere und Mannschaften abgegeben worden , um das Lehr- Garde -Landwehrbataillon zu bilden ; aus diesem Bataillon und aus Abgaben sämmtlicher Garde-Land-

| wehrregimenter entstand das Garde-Füsilierregiment. Das 1. Bataillon hat heute noch die Fahne des Lehr- Garde-Landwehrbataillons, das 2. Bataillon er hielt am 18. Juni 1826 eine neue Landwehr-Fahne. Im Jahr 1860 wurde das Regiment , welches bis 1851 Garde-Reserve-Infanterie- (Landwehr-) Regiment und von da ab Garde- Reserveregiment hieß , auf 3 Bataillone verstärkt und empfing die Bezeichnung Garde-Füsilierregiment. Das 3. Bataillon erhielt am 18. Januar 1861 eine neue Garde-Fahne. Die Linien Füsilierregimenter führten von 1820 bis 1860 die Bezeichnung Reserveregimenter , da sie | ausschließlich zur Beseßung der Festungen, insbesondere der ehemaligen Bundesfestungen Mainz , Luremburg und Rastatt , bestimmt waren. Sie hatten alle nur 2 Bataillone und wurden erst im Jahr 1860 auf 3 Bataillone gebracht , welche aus Abgaben der Regi menter selbst und den correspondirenden Landwehr bataillonen gebildet wurden. Das 1. und 2. Bataillon waren Musketierbataillone , das 3. Füsilierbataillon. Als unter dem 4. Juli 1860 die Reserveregimenter zu Füsilierregimentern erhoben wurden , erhielten die Füsilierbataillone die Bezeichnung 3. Bataillon. Im | Jahre 1861 bei der großen Fahnenweihe erhielten die 3. Bataillone neue Fahnen. Die Uniformirung der Füsilierregimenter ist die selbe wie die der übrigen Infanterieregimenter , nur trägt das ganze Regiment schwarzes Lederzeug und führen die Offiziere aller Bataillone den Füsilierſäbel. Bewaffnet sind die Füsilierregimenter mit dem Füsilier gewehr M/60 ohne Bajonnet und an Stelle des lepteren mit dem Füsilier- Seitengewehr M/60, welches sich auf das Gewehr aufpflanzen läßt. So viel von der Geschichte der Füsilierregimenter ; gehen wir jezt zu den einzelnen Festbeschreibungen über. A. Jubiläumsfeier des 34. Regiments in Frankfurt a. M. Nachdem bereits am 10. und 11. Februar eine große Anzahl früherer Regimentskameraden aus allen Provinzen der Monarchie in Frankfurt eingetroffen, und auch Se. Excellenz der commandirende General des 11. Armeecorps , General der Infanterie v. Plonski , der Einladung des Offiziercorps gefolgt war, begrüßte am 11. Abends das Offiziercorps seine Gäste in den Räumen des festlich geschmückten und glänzend er leuchteten Militär- Casinos. Ein herzlicher und leb hafter Austausch der Erinnerungen an gemeinſam Erlebtes hielt die Versammlung auch nach beendigtem Souper noch lange in fröhlichster Stimmung bei sammen. Am 12. Februar, dem Stiftungstage, fand Vor mittags 11 Uhr ein Regimentsappell auf dem Hofe der Carmelitercaserne statt. Das Regiment war dort in einem offenen Quarré aufgestellt , in deſſen Mitte die enthüllten Fahnen standen. Die offene Seite des | Quarré's wurde demnächst von der Generalität , den

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alten Regimentskameraden, den Offiziercorps der noch | „Oberst in der Armee", Capitains mit dem Titel " Major in der Armee", und Lieutenants mit dem hier in Garnison stehenden Truppen , sowie einer Menge ehemaliger Unteroffiziere und Soldaten des Titel „ Capitän in der Armee" . Außerdem genoß das Regiments , die in Frankfurt a. M. und Umgegend Regiment den Vorzug, von der jedesmaligen Königin leben , eingenommen . Nachdem Se . Excellenz der eine Leib-Fahne mit deren Familienwappen zu erhalten. commandirende General erschienen war , hielt der Gleich nach seiner Formation rückte das Regiment nach Pommern in die Garnisonen Stralsund und Regimentscommandeur Oberst Wahlert folgende An sprache an die Mannschaft : Greifswald. Ebenso wurde das ein Jahr später er richtete Regiment von Engelbrechten nach Pommern ,,Kameraden ! in Garnison verlegt. Beide Regimenter recrutirten vorzugsweise aus Pommern und führten den Bei Das Fest , das wir heute begehen , gilt dem 50 jährigen Bestehen unseres Regiments, denn heute vor namen deutsche Regimenter". Das Leib-Regiment hat nun während seines 100 50 Jahren befahl Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm III., gesegneten und glorreichen An= jährigen Bestehens fast in allen Kriegen der Kronè denkens daß aus dem 1. Bataillon des 33. Jn Schweden mitgefochten , zumeist im engen Verbande fanterieregiments und kriegstüchtiger Mannschaft der mit dem Regiment von Engelbrechten. 1734 marschirte ein combinirtes Bataillon als Garnisonbataillone das 34. Infanterieregiment in der Stärke von 2 Bataillonen gebildet werde. Reichscontingent gegen die Franzosen an den Rhein. 1757-1762 , während des 7jährigen Krieges, Das 33. Infanterieregiment war nun zu Anfang des Jahres 1816 aus den vormals k. schwedischen fochten beide Regimenter rühmlichst gegen Preußen in Regimentern, dem Leibregiment „ Königin“ und „ von kleineren Unternehmungen, deren Basis Stralsund war. 1788, als die dänisch-norwegische Armee in Schwe= Engelbrechten" hervorgegangen , und zwar das 1 . Bataillon ganz aus dem Leib - Regiment. Das Leib den einfiel, wurden beide Regimenter nach Schweden Regiment Königin ist somit unser Stamm-Regiment, übergesezt und bezogen Winterquartiere in Schonen. und tragen deßhalb auch das 1. und 2. Bataillon 1789-1790 wurden sie auf der Orlogs Flotte unseres Regiments auf Allerhöchsten Befehl in den eingeschifft und fochten siegreich gegen die Russen, in Fahnen und an den Helmen als Denkmal der Tapfer der Nähe von Reval , in der 2tägigen Schlacht bei keit unseres Stammregiments die Inschrift : „Für Kronstadt und dem 2tägigen Gefecht beim Wiborger= Auszeichnung dem vormaligen königlich schwedischen Wyck. 1807 vertheidigten sie ruhmvoll Stralsund gegen Leibregiment Königin." Es sei mir nun gestattet , in kurzen Zügen die die Franzosen. Geschichte unseres und des Stammregiments anzu 1808 1809 waren beide Regimenter wiederum führen ; ich beginne mit dem letteren. auf der Flotte eingeschifft und kämpften mit Aus zeichnung in mehreren kleinen Gefechten gegen die Das Leib Regiment Königin wurde aus zwei Russen. schwedischen Regimentern, dem westgothischen und up ländischen, im Jahre 1720 gestiftet, und erhält unser 1812, als die Franzosen mitten im Frieden in Schwedisch- Pommern einrückten und sich aller Ein heutiges Fest hierdurch eine doppelte Bedeutung , in dem wir zugleich mit dem 50jährigen Bestehen unseres künfte bemächtigten, wurden zuerst die Deutschen beider Regimenter entlassen und dann die wenigen National Regiments die vor 150 Jahren erfolgte Errichtung unseres Stammregiments feiern. Schweden als Kriegsgefangene nach Frankreich geführt. 1813, als der französische Stern zu erlöschen be Das Leib Regiment Königin hatte 2 Bataillone ; jedes Bataillon 6 Compagnien ; die Compagnie war gann, wurden beide Regimenter schnell wieder formirt und nahmen nun thätigen Antheil am deutschen Be 100-120 Köpfe stark. Auf dem rechten Flügel jeder Compagnie war eine Anzahl auserlesener Leute als freiungskriege in den Jahren 1813 und 1814. Grenadiere und auf dem linken Flügel eine solche Das Leib Regiment wohnte den Schlachten bei ――――― als Jäger formirt. Die Uniform des Leib- Regi : Groß-Beeren, Dennewiß und Leipzig , sowie den Be ments hat häufig gewechselt ; 1815 trug das Regiment lagerungen von Rendsburg, Friedrichsort, Jülich und die schwedischen Nationalfarben , dunkelblaue Bein Mastricht bei und kehrte dann in seine Garnisonen Stralsund und Greifswald zurück. kleider und Röcke mit gelben Kragen, Aufschlägen und Rabatten , und waren diese Abzeichen mit weißen 1815 den 4. Juni gelangte Schwedisch-Pommern durch Tausch an die Krone Preußen und mit dieser Lizen geziert. Provinz auch die beiden deutschen Regimenter. Die Grenadiere hatten rothe , die Jäger grüne und die übrige Mannschaft weiße wollene Epauletts Im October 1815 wurden sie durch den schwedischen mit Franzen. Am Tschako befand sich ein gepreßter Generallieutenant von Boye ihres Eides entbunden Wappenstern mit dem pommerschen Greif. und der Krone Preußen übergeben, und im December desselben Jahres erließ Se . Majestät der König Die Offiziere trugen hellblaue Uniform mit gelben Abzeichen und Generals - Epauletts ; sie besaßen zumeist Friedrich Wilhelm III. eine Allerhöchste Cabinetsordre Rangerhöhungen. So gab es Majors mit dem Titel an den damaligen Kriegsminister , den Generalmajor

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v. Boyen , Vater unseres hier anwesenden Herrn | Truppen bis zum Ausmarsch im Jahre 1866 un Divisionscommandeurs, in welcher es wörtlich heißt : getrübt aufrecht zu erhalten. 1866 im Kriege gegen "1 Da mit der Provinz Schwedisch- Pommern auch Desterreich war das Regiment mit dem ostpreußischen die beiden dortigen Regimenter, nämlich das Leib Füsilierregiment Nr. 33 zu einer Füsilierbrigade ver einigt und der Elb - Armee zugetheilt. Es trat zur Regiment Königin und das Infanterieregiment von 16. Reservedivision und wohnte in diesem Verhältniß Engelbrechten , übernommen worden sind , so habe Ich in der Rücksicht, daß sie bisher einen Theil der dem Gefecht bei Münchengräß und der Schlacht bei schwedischen stehenden Armee ausgemacht und sich Königgräß bei. stets brav bewiesen haben, beschlossen, sie in Meine Wenn das Regiment keinen thätigeren Antheil genommen , so ist dieß der beste Beweis für die Linien-Infanterie aufzunehmen, aus ihnen aber, da Tapferkeit der übrigen Diviſionen der Elbarmee : fie fie beide noch nicht die Stärke eines Linien - In fanterieregiments Meiner Armee erreichen, nur ein bedurften eben keiner Unterſtüßung , sie warfen den Feind da, wo sie ihn trafen. Regiment , und zwar das 33., formiren zu lassen . Kameraden! laßt uns in diesem feierlichen Augen Dieß Regiment soll den nämlichen Etat wie die übrigen Regimenter Meiner Armee erhalten . Seine blick auf's Neue unserem geliebten Könige, dem Vater Formation geschieht in Stettin , und es tritt zur seiner Armee, Treue geloben bis in den Tod ; - laßt 6. Brigade 2c.“ uns ferner geloben : in Zucht und Ordnung und mit Das hiernach zu 3 Bataillonen formirte 33. Jn allen unseren Kräften dahin zu streben , daß das fanterieregiment wurde 1817 nach Schweidniß und Regiment im Frieden tüchtig werde für den Krieg. Glogau verlegt, 1818 dem Generalcommando des 1 . Es lebe unser Allergnädigster König und Herr! E3 lebe Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, Armeecorps zugetheilt und nach Graudenz und Thorn Statthalter von Pommern ! verseßt. In Graudenz fand nun 1820 die Formation Es lebe das ganze Königliche Haus jezt und unseres Regiments statt. Geleitet wurde sie vom da immerdar ! maligen Commandeur des 33. Infanterieregiments , dem Oberstlieutenant v. Pfuel, der gleichzeitig zum Hoch! Hoch! Hoch!" Commandeur unseres Regiments ernannt wurde. Aus Während des Schlusses der Ansprache ſtand das Regiment unter präsentirtem Gewehr und stimmte, der 1. und 2. Compagnie des 33. Infanterieregiments während die Fahnen sich senkten, begeistert ein in das wurden die Stämme der vier Compagnien des 1 . dreifache Hoch. Bataillons und aus der 3. und 4. Compagnie die Nach beendigtem Appell begaben sich die Mann Stämme der vier Compagnien des 2. Bataillons unseres Regiments gebildet. Von dem Offiziercorps schaften in die festlich decorirten Casernenräume zum Mittagsmahl, wobei ungetrübter Frohsinn und Heiter des 33. Infanterieregiments wurde in allen Chargen keit herrschte . (Schluß folgt.) die Hälfte zu unserem Regiment verseßt. Das Ver hältniß, wonach das 33. und 34. Infanterieregiment unter einem Regimentscommandeur stand , hörte erst 1829 auf; von da ab erhielt jedes Regiment seinen Die Bewaffnung der europäischen Heere im eigenen Commandeur. Oberstlieutenant v. Pfuel Jahre 1869. nahm seinen Aufenthalt bei unserem Regiment und [73. ] Das Februarheft der Militärischen rückte nach beendigter Formation mit demselben nach Blätter" v. d. J. gibt eine interessante Rundschau Pommern in die Garnisonen Stralsund (Regiments stab und 1. Bataillon), Colberg (2. Bataillon) . Jn der Bewaffnung der europäischen Heere im Jahre In 1869 ", und zwar der Handfeuerwaffen sowohl als diesen Garnisonen verblieb das Regiment bis zum auch der Geschüße. Bezüglich der englischen Gewehr Jahre 1834 , wo es in die westlichen Provinzen ab commandirt wurde. Seine Garnisonen waren hier : frage sind indeß in dem Aufsaße einige Irrthümer, resp . 1834-1849 Aachen und Jülich , 1849-1852 Cöln, Ungenauigkeiten unterlaufen, welche die nachstehenden 1852-1854 Trier, 1854-1860 Mainz. Im Jahre Zeilen soweit als thunlich mit zu berichtigen versuchen 1860 , in Folge der großen Reorganisation unserer werden. Armee, ――― die jedes Soldatenherz mit Jubel begrüßte Es ist daselbst nämlich gesagt : „daß im Jahre und die sich so glänzend bewährte - wurde das 3. 1869 die Anschaffung einer neuen Waffe , des so= genannten Henry Winchester Gewehrs , in England Bataillon unseres Regiments aus dem Landwehr: bataillon (Ortelsburg) Nr. 34 und aus Abgaben des beschlossen worden ". Diese Mittheilung muß auf einem Irrthum oder einer Verwechslung beruhen. 1. und 2. Bataillons gebildet, und erhielt das Regi Die im Jahr 1869 in England nach langen und ment auch in demselben Jahre seinen jeßigen Namen eingehenden Concurrenz - Versuchen mit Einzelladern „pommersches Füsilierregiment Nr. 34". Das zu 3 provisorisch adoptirte Waffe kleinen Kalibers (0,45 Bataillonen formirte Regiment wurde 1860 als Zoll englisch = 11,43 mm.) ist nicht das Henry Bundescontingent in die Bundesfestung Rastatt ver Winchester , sondern das Martini - Henry - Gewehr. legt. Hier gelang es ihm, die gute Kameradschaft mit den großherzoglich badischen und k. k. österreichischen | Die Construction des Verschluß - Mechanismus dieser

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Die „Militärischen Blätter" charakterisiren das Waffe ist von Martini in Frauenfeld (Schweiz) , die jenige des Laufes von dem Engländer Henry (nicht englische System ferner wie folgt : „ Das Henry= von dem amerikanischen Constructeur des Repetir Winchester Gewehr ist nach demselben System ver gewehrs dieses Namens *) . Die Munition dieser fertigt wie Henry's Repetirgewehr , nur mit dem Waffe führt die Borer-Hülse ; das Geschoß, in Con Unterschiede , daß es eben ausschließlich Einzellader struction und Material , sowie dessen eigenthümliche ist. Die Engländer haben sich also noch nicht ent Fettung ist von Henry angegeben, wonach die Munition schließen wollen , die Magazinsladung anzunehmen . “ auch den Namen Borer-Henry-Munition führt. Am Bei den englischen Versuchen mit Einzelladern con= currirte ein Hinterlader des Engländers Henry wohl 11. Februar 1869 wurde in dem Rapporte des Prüfungs - Comité's die definitive Annahme des Mar: mit, kam aber, als Syſtem für sich betrachtet , nicht tini ፡ Henry = Gewehrs mit der zugehörigen Munition zur Annahme, sondern, wie erwähnt, nur seine Lauf construction. Von einer Modification dieſes Henry'schen beantragt. Einzelladers durch Winchester ist uns nichts bekannt, Die "IMilitärischen Blätter" geben ferner an : ebenso wenig, ob sich das in England „ jezt adoptirte „ Dann aber ist das Gewicht des Henry - Winchester Gewehrs mehr als doppelt so gering als das der Modell ohne große Schwierigkeiten in ein Magazins gewehr umändern läßt."*) Enfieldbüchse nach ihrer Umgestaltung ; denn während Das in der Allg . Mil .-Ztg. über den bayerischen diese 4,2 kilo wiegt , beläuft sich das Gewicht des ersteren nur auf ungefähr 2 Kilo, und ist alsó eins Separatismus schon öfter erhobene Bedenken findet der leichtesten, die es überhaupt gibt". Der englische auch in diesem Artikel der " Militärischen Blätter" wieder die nachstehende Berücksichtigung : „In Bayern Soldat wäre sicher dem Herrn Verfasser sehr zum Dank verpflichtet , wenn er in seiner Waffe wirklich hat man denn wirklich das Werder - Gewehr adoptirt. nur 2 Kilo zu transportiren hätte ! Das englische Daß dieses Gewehr eine ganz gute brauchbare Waffe Gewehr __ sofern von der englischen Kriegswaffe die ist , braucht man nicht zu bezweifeln , um es noch Rede ist ―――― hat sich indessen auch bequemen müssen, wunderbar zu finden , daß die bayerische Regierung ein Gewicht zu erhalten, wie es für sämmtliche Kriegs sich durch die vermeintlichen Vorzüge dieses Gewehrs in so hohem Grade blenden ließ, daß sie darüber das handfeuerwaffen nur durch die wissenschaftlich fest höhere Ziel , die Gleichheit der Bewaffnung aller gestellten und nicht zu umgehenden Gewichtsverhältnisse deutschen Truppen- Contingente , aus den Augen ver der Waffe, des Geschosses und der Ladung überhaupt for !" Suum cuique ! erzielt und nicht ermäßigt werden kann. Nach au Weniger schmerzensreich lautet das Urtheil bezüg = thentischen Quellen beläuft sich das Gewicht des neuesten lich des bayerischen Werder- Gewehrs und des öfter Umänderungs- Modells nach Snider auf 9 lbs 2 oz (= 4,139 Kilo) , gegenüber von 9 lbs 41/2 oz (= 4,21 | reichischen Werndl- Gewehrs in der Zeitschrift für die schweizerische Artillerie" im Decemberheft vom vorigen Kilo) für das Martini-Henry- Gewehr. Jahre in einem Artikel : "" Fusils d'infanterie de Dem Herrn Berichterstatter ist bei diesen Gewichts : divers pays" wie folgt : "1 Nach den eingehendsten angaben die Verwechslung des Gewichtes des Henry Versuchen in Bayern trug das Werder - Gewehr den Laufes - der 4 lbs 6 oz = 1,984 kilo , also Sieg davon ; den zweiten Rang erwarb sich die neue ,,ungefähr 2 Kilo" beträgt - mit dem Gewichte der österreichische Waffe kleinen Kalibers , das Werndl ganzen Henry - Waffe von 9 lbs 41/2 oz unterlaufen, Gewehr. In Hinsicht der Präcision und Handlichkeit und fällt daher dessen hieran geknüpfte Reflexion von stehen beide Waffen gleich , dagegen ist die bayerische selbst in sich zusammen. Das in Frage stehende von Winchester verbesserte gewehre zur praktischen Anwendung gebracht sind. So lange Henry ፡ Repetirgewehr , das s. g . Henry = Winchester keine der Großmächte dieſem Beiſpiel folgt, wird unſerer Ansicht Gewehr, ist in seiner ursprünglichen Construction, so nach jenes Land mit dieser Bewaffnung vereinzelt dastehen. weit uns bekannt, nirgends zur Einführung gelangt. Sollte aber ein größeres Heer auch mit Magazinsgewehren aus Der technische Director der Gewehrfabrik in Neuhausen | gerüstet werden , so würden die anderen Mächte gleichfalls ge bei Schaffhausen , Herr Friedrich Vetterli , hat eine zwungen sein , sich zu der enormen Ausgabe zu entschließen, welche mit der Anschaffung von Magazinsgewehren für eine wesentlich verbesserte Modification des Repetirsystems ganze Armee verbunden ist. Heutzutage ist ein wesentlicher Henry = Winchester dem Schweizer Bundesrathe vor Unterschied in der Bewaffnung der Armeen in Europa auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten.“ gelegt, welche nach den ausgedehntesten Versuchen in den Jahren 1867 und 1868 als Ordonnanzwaffe *) In dem weiter unten citirten Aufsaße der Zeitschrift durch Bundesbeschluß vom 8. Januar 1869 als für die schweizerische Artillerie" wird die Waffe eines Mr. Henry aus Schottland erwähnt , welche derselbe dem Kriegsminister ,,Vetterli-Repetirgewehr“ adoptirt wurde.*) Belgiens vorgelegt hatte. Der Mechanismus erforderte 3 Tempos, und wurden auf 500 Meter 10 Schuß in 47 Secunden mit 4 Treffern erzielt. *) B. Tyler Henry aus New-Haven in Connecticut. In dem illustrirten reichhaltigen Werke des f. bayerischen *) In dem vorigen Jahrgange der „Militärischen Blätter" Hauptmanns Mattenheimer : " Die Rückladungsgewehre" ist auf Tafel 83 ein Einzellader von Henry aus Edinburg aufge= ist einem Hefte eine äußerst correcte und schöne Lithographie dieser Waffe beigegeben. Die Schweiz", fährt die Rundschau nommen , vielleicht eben die in Belgien zur Disposition gestellte fort , ist also das erste Land in Europa , wo die Magazins Waffe.

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Waffe in der Feuergeschwindigkeit überlegen. Geübte | wollte man annehmen, daß in der Kleidung oder dem Schüßen erreichten auf 200 Schritt gegen eine 1,2 Haarschnitt eine licentia poetica nachgelassen oder Meter breite und 3 Meter hohe Scheibe per Minute gestattet sei ; - das würde der englischen strengen Dis mit dem Werder- Gewehr 16 Schuß und Treffer , mit ciplin direct entgegenstehen , und der Engländer hält dem Werndl Gewehr 10 Schuß und Treffer. Als auf die Formen der Kleider beinahe mehr als auf die der Sitten , namentlich wenn er in seinem eigenen Vorzüge des Werder- Gewehrs werden bezeichnet : ein fachere Fabrikation, geringerer Preis , schnelleres Zer | Lande ist. Es kann nicht fehlen , daß bei diesen Insulanern legen und Zusammenseßen, die größere Solidität der einzelnen Theile." Das Werder - Gewehr soll nach die Seetransporte eine Hauptrolle spielen und Alles dazu vorbereitet ist, wenigstens sein soll . Daß dieser Mittheilung eine solche Feuergeschwindigkeit be= fißen , daß in 90 Secunden dieselbe Schußzahl wie ein solcher ganz andere Vorbereitungen verlangt als ein Eisenbahntransport, sieht Jedermann ein , was aus einer Magazinswaffe abgegeben werden könne. Nach 120 Schuß oder 2 Minuten hat sie die Maga | aber Alles dazu gehört, was Alles verlangt wird, um zinswaffe überflügelt. Nur während der ersten 40 ein Bataillon nur 50 Meilen weit zu transportiren, - das ist wirklich entseßlich ! Wir wollen hier Secunden, d. i. der 14 ersten Schüsse, behauptet das Repetirgewehr den Vorrang. - Hierbei ist übrigens nicht von den verschiedenen Front : Rapporten und die Leistung eines bestimmten Repetirgewehrs nicht Etats sprechen , nicht von den Befehlen , mit denen man so lange überſtürzt wird , daß man endlich thut, angegeben. was man selbst für das Beste hält, das dann auch von Anderen dafür gehalten wird ; daß man Alles mitnimmt, was nicht niet- und nagelfest ist, denn be Skizzen über die engliſche Armee. zahlen muß man es auch , wenn man es zurückläßt ; [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier.] daß man dem Quartiermeister ganz ernst erklärt, man (Fortsetzung.) brauche weder seine Kisten , noch Tabak , noch Seife [C.W.v. T.] Hazardſpiele ſind den englischen Offi für seine Compagnie, man werde ſelbſt dafür sorgen ; caß man, wenn er endlich vom Bataillonscommandeur zieren bei Cassation untersagt , doch wird vingt-un einen Befehl des Inhalts erpreßt hat, daß die Com nicht dazu gerechnet, ebenso wenig die höchsten Wetten. Im Uebrigen spielen sie Whist oft zu Preisen , die das Verbot der Hazardspiele illusorisch erscheinen Lassen. Duelle sind bei gleicher Strafe verboten ; in den Queens regulations steht darüber, daß Ihre Majestät wiffe, die Offiziere seien Gentlemen, und für solche fielen gegenseitige Beleidigungen als nicht gentlemanlike aus. Sollte aber eine vorkommen , so sei es ehren werther für den Beleidiger , sein Unrecht einzusehen und Abbitte zu leisten , anstatt auf demselben zu be harren und sein Recht durch einen Zweikampf be= weisen zu wollen. Ehrengerichte bestehen nicht . Haben wir so einen Blick in das innere , wir möchten sagen häusliche Leben der britischen Offiziere geworfen , ihre parades und field days überflogen, so müssen wir doch vorerst noch etwas über deren Anzug sagen. Die Fancy (Phantasieausschmückungen), welche sich englische Offiziere so vielfach auf dem Continente gestatten und womit sie sich vor jedem Sach verständigen recht lächerlich machen, kommen in ihrem eigenen Lande um so weniger vor , als eisern streng auf probemäßigen Anzug gehalten wird. Außer Dienst darf der Offizier Civilkleider tragen , im Dienst muß er stets nach Vorschrift angezogen sein, und ein vor lauter Vatermörder" würde ebenso streng in die Halsbinde zurückgeschreckt werden wie die glänzendste, weißeste Manschette , wollte sie unter dem Uniforms ärmel an das Tageslicht kommen . Weiß man doch, daß erst nach der Schlacht von Inkerman die Jn fanterie Erlaubniß erhielt , Schnurrbärte zu tragen ! Also nach obiger Richtung hin irrt man sich sehr,

pagnien die vorhandenen Vorräthe auf eigene Rech nung übernehmen müßten, sich leßteren nochmals mit der eigenhändigen Unterschrift des Herrn Comman deurs versehen gehorsamst ausbittet , was dieſer ver weigert, denn sonst müßte er den Schaden selbst tragen ! Schließlich packt der Quartiermeister seine sieben zusammen und denkt Sachen ――- stores genannt bei sich : Ihr müßt sie doch nehmen und die carriages oder Transportkosten dafür extra bezahlen ! Der Zahlmeister stellt an dem Tage , wo das Schiff be= treten wird , seine Zahlungen so lange ein , bis die Truppe am Ziele der Reise ankommt ; zwar bietet er jedem Capitän bedeutende Löhnungssummen an, aber man hütet sich, diese anzunehmen, - auszahlen darf man nicht , man hätte nur die Verantwortung für fremdes Geld an einem Orte , wo leicht Unheil ge schehen kann und, leider sei es gesagt, namentlich auf den Transportschiffen die Ehrlichkeit gewisser Leute nicht auf eine zu starke Probe gestellt werden darf. Also der Herr Zahlmeister muß sein Geld , der Herr Quartiermeister seine Waaren behalten ; ersterer hat - Wenn nun Capitains- , leßterer Lieutenantsrang. endlich die Stunde der Einschiffung da ist, wenn alle Gefahren überstanden sind, welche bis hierher drohten, alle Gläubiger der einzelnen Leute befriedigt, obgleich diese hierauf keinerlei Anspruch haben , da in jeder Garnison mittelst Trommelschlag öffentlich von Seiten der Truppen selbst bekannt gemacht wird , daß Nie mand einem Soldaten etwas borgen sell, so geht es über die Schiffbrücke nach dem Schiffe selbst, oder in Böten an deffen Seite. Die erstere Art der Ein

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schiffung ist die bequemste und kürzeste ; die leßtere Art wird nur da angewendet , wo das Wasser zu feicht ist , um mit dem Transportschiff dicht an das User, resp. die Schiffbrücke gelangen zu können . Ein Transportschiff der Neuzeit , und zwar ein solches, wie es noch zu Lebzeiten des Dichters Seume wäh rend des amerikanischen Befreiungskrieges benußt wurde , um Truppen nach dem fernen Westen über das Meer zu bringen, scheint sich allerdings wie Licht zum Schatten zu verhalten, wenn man jenes Mannes Schilderungen liest ; indessen ist das Licht noch immer hin ein ziemlich trübes ! Gilt es rasch eine größere Anzahl Truppen über See zu befördern , so werden dazu in der Regel sogenannte „ Auswandererschiffe", die der oder jener Steam Navigation Company an gehören , gemiethet und der Gesellschaft Alles in Ac cord gegeben. Der Raum wird auf das genaueste berechnet und ausgemessen ; kein Zollbreit geht ver loren oder bleibt unbenußt , oft auf Kosten der Ge sundheit der Soldaten, der Tüchtigkeit der Armatur und Bekleidungsstücke ; man stellt eben die großen Töpfe vor die kleinen, damit man lettere nicht sieht. Was am Raum fehlt , muß durch den höchsten Grad von Reinlichkeit - wenn auch nothdürftig - erseßt

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werden ; man scheuert und lüftet so viel als es nur irgend möglich ist, ――― das einzige Mittel, Krankheiten fern zu halten , was doch nicht möglich sein würde, hätte die Kraft des Dampfes nicht die Dauer der Reisen verkürzt. Wenn man bei aller Beschränktheit des Raumes ſich ruhig überlegt , wie eng zusammen geschichtet Mannschaften und Unteroffiziere unter: gebracht werden , wie verhältnißmäßig räumlich die Offiziere, und deßhalb nie bei ersteren Unzufriedenheit entsteht , so kommt man immer wieder auf den Ge danken zurück: der Soldat sieht den Offizier für ein Wesen an , das auch von Geburt höher steht als er selbst, das eine unübersteigliche Kluft von ihm trennt, und zwar für immer , das alle Gefahren mit ihm theilt , aber nicht die Entbehrungen. Betrachten wir dieß etwas näher, und wir sprechen aus eigener Erfahrung, was unseren Worten etwas mehr Glaub würdigkeit verleihen wird als denen, die aus Büchern zusammenschreiben , ohne selbst gesehen , selbst erlebt, selbst für ihre Untergebenen ein Herz gehabt zu haben, das fühlt ein Herz, das den deutschen Soldaten dem englischen Egoismus gegenüber wenn auch oft ver geblich ― - doch zu vertreten strebte. (Fortsetzung folgt.)

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie. * Wien , 21. Februar. [Militärwissenschaft = liche Vorträge des Hauptmanns Kropatschek und des Hauptmanns Ruky. ] Die militärwissenschaftlichen Vorträge im Miltär- Casino cr hielten in der letzten Woche werthvolle Bereicherungen ; es sprachen der Hauptmann Kropatichek über „ ver gleichende Beurtheilung der Treffwahrscheinlichkeit vers schiedener Feldartillerien " (am 14. Februar), und der Artilleriehauptmann Rußky über " Zündersysteme und Universalzünder" ( am 18. Februar). Herr Hauptmann Kropatichek hatte die österreichischen , franzöſiſchen, italienischen und preußischen Feldgeschüße zum Vergleiche herangezogen. Was Präcision des Schusses anbelangt, so rangiren die verglichenen Geschützrohre folgendermaßen : 1) die preußischen , 2 ) die österreichischen , 3) die fran zösischen, 4) die italienischen. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die preußischen Geschüße Hinterlader sind , welche, als Feldgeschütze gebraucht , mit großen Nachtheilen ver bunden sind, die durch die etwas größere Präcision des Schusses nicht aufgewogen werden. Von den bestehenden europäischen Vorderladern sind tie österreichischen Bogen zug Geschütze die besten. Bei der Deduction der Bor theile, die der Infanterist aus der Kenntniß der mittleren wahrscheinlichen Längen und Seitenabweichungen ziehen kann, war der Vortragende unglücklich, denn der Laie ist durch dieselben zu dem Glauben berechtigt gewesen , daß

dasjenige Geschütz das beste sei , welches am schlechtesten schießt . Hierbei ist zu berücksichtigen, daß das Errathen des mittleren Treffpunktes im Felde nicht so leicht mög lich sei als an der Tafel, und die Truppe, der eine be stimmte Stellung in der Schlachtordnung angewiesen ist, nicht nach Belieben auf dem Schlachtfelde herummarschiren kann. Uebrigens wird, weicht die Truppe dem Artillerie feuer aus , man sie mit einem präcis schießenden Ge schüße augenblicklich wieder erreicht haben, was bei einem solchen , dessen Geschosse auf's Geradewohl auf dem Schlachtfelde herumirren , nicht möglich ist. Der Vor wurf, daß die österreichische Artillerie im Jahre 1866 im Verhältniß zu der verbrauchten Munition schlecht ges schossen habe, ist unbegründet ; man muß eben den Feld zug in einer Batterie mitgemacht haben und muß Kennt niß besißen , wie die Munitionsausweise ausgefertigt werden, um hierüber ein Urtheil fällen zu können. Herr Hauptmann Rutky classificirte in seinem Vor trage die Zündersysteme. Er besprach nicht weniger als 24 verschiedene Zündermodelle , deren Zeichnungen in Farben im vergrößerten Maßstab vorhanden waren . Der größte Theil der neueren Zünder lag in natürlichen Modellen vor , wovon ein Theil selbst scharf adjuſtirt war , unter Anderem der von der schweizerischen Artillerie Commiſſion preisgekrönte Romberg'sche Zünder. Bei Be sprechung des Universalzünders erwähnte er auch der Universalgeschosse ; da aber lettere nie die Wirkung der betreffenden Specialgeschosse erreichen können , man daher

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immer diesen den Vorzug geben wird , so ist hierdurch | Offiziere resp . 89 oder 7g, denn von 350 Platoffizieren der Univerſalzünder entbehrlich, deſſen Construction nicht ſind nur 39, und von 777 Gendarmerieoffizieren 92 in so leicht durchzuführen ist. An passender Stelle kündigte | Militärschulen gewesen. -- Jm Artillerie und Armee der Vortragende ein neues Project an, mit dem derselbe fuhrwesen geht das gesammte Offiziercorps aus den Unter demnächst an die Oeffentlichkeit treten will , d . i. Pfeiloffizieren hervor. -― Es ist mithin wahrheitswidrig , zu geschosse aus glatten Rohren zu schießen , wodurch man behaupten, daß sich eine unübersteigliche Schranke dagegen eine kräftige Hohlgeschoßwirkung mit einer eben solchen aufrichtet , daß der einfache Soldat in einem gegebenen Kartätschwirkung zu verbinden im Stande ist. Falle den Marschallstab in seiner Patrontasche finden kann. "

Frankreich.

Großbritannien.

* Paris , 14. Februar. [ Der „ Constitutionnel " über die Armee - Organisation. ] Man liest im "Constitutionnel " folgende Mittheilung : " Die unversöhn lichen Journale haben ganz nuhlos alle Mittel versucht, um die Bevölkerung gegen die Armee zu heben und Un einigkeit in die Reihen der letteren zu werfen . Sie haben nicht aufgehört zu behaupten , daß unsere ganze Militär Organisation dem Avancement der Unteroffiziere und der aus der Truppe hervorgegangenen Offiziere gewiſſe un übersteigliche Schranken entgegenstellte. Wir wußten aus Erfahrung, daß diese Behauptungen grundlos sind, allein ehe wir auf dieſelben antworten wollten, lag uns daran, fichere Erkundigungen einzuziehen, um die Verleumdungen der Demagogen in's Nichts zurückzuschleudern . Unsere Erkundigungen in dieser Beziehung sind von lelbhaftem Interesse nicht allein für die Armee, sondern für die ganze Nation. Die französische Armee zählt augenblicklich mit Einschluß des Corps der Intendantur 18,643 Offiziere, von denen 11,347 aus der Truppe, 7292 aus den Mili tärschulen hervorgegangen und 4 im Juli 1830 aus dem Civilstande unmittelbar zu Offizieren ernannt worden sind. Die aus den Truppen hervorgegangenen Offiziere zerfallen dem Range nach in : 2 Marschälle (Bazaine , Randon) , 11 Divisionsgenerale, 27 Brigadegenerale, 76 Obersten, 60 Oberstlieutenants , 373 Bataillons- oder Escadrons chefs , 4397 Capitains , 3263 Lieutenants und 3102 | Unterlieutenants. Eine bemerkenswerthe Thatsache ist,

* London , 24. Februar. [Das Militär- und Marine Budget. ] Die Voranschläge für Heer und Flotte liegen vor und zeigen gegen das Budget des ver Was zu gangenen Jahres erhebliche Veränderungen . nächst die Armee-Ausgaben anbelangt , so sind dieselben um 1,136,908 Pfund Sterling geringer angesezt als im vorigen Jahre. Damals standen auf den Anschlägen 14,111,900 Pfund Sterling , heute finden wir als Ge= ſammtbetrag 12,975,000 Pfund Sterling aufgeführt. Die Ersparnisse vertheilen sich folgendermaßen : General stab, Regiment und sonstige Offiziersgage und Sold für Mannschaften 461,200 Pfund Sterling , Medicinalwesen 10,500 Pfund Sterling, Inspections- und sonstige Kosten bei der Miliz 50,200 Pfund Sterling. Jm Verpflegungs- , Heizungs- und Transport - Departement 260,400 Pfund Sterling. Für Montirungen 93,600 Pfund Sterling, Kriegsmaterial 130,600 Pfund Sterling , Anlagen und Gebäulichkeiten 179,800 Pfund Sterling, Militärſchulen 18,900 Pfund Sterling , und vermischte Ausgaben 13,200 Pfund Sterling. Die ganze Kopfstärke der Armee ist auf 115,037 Mann gegen 127,366 im vorigen Jahr angegeben , die Verringerung beläuft sich mithin auf 12,306 Mann und vertheilt sich wie folgt : Linien Cavalerie 231 Mann, Artillerie 307 , Infanterie 5711 , westindische Regimenter 987 , Colonialcorps 1572 Mann. Durch Verschmelzung des Train mit Intendantur und anderen Verwaltungszweigen 604 Mann , Depotſtämme in England für die in Indien stationirten Regimenter 3201 Mann. Die Flotten-Voranschläge weisen mit 9,250,530 Pfund Sterling gegen 9,996,641 Pfund Sterling im vorigen Jahre 746,111 Pfund Sterling an Ersparnissen auf. Dieselben fallen namentlich unter drei Hauptpoſten : 300,897 Pfund Sterling für Dampfmaschinen und Schiffe, 207,652 Pfund Sterling für Docks und Werfte hier und im Ausland , und 203,411 Pfund Sterling für Lebensmittel und Bekleidung. Dabei werden 69,622 Pfund Sterling weniger für Löhnung angerechnet. Andererseits sind die Summen für Halbfold- und Ruhestands - Gehalt um 58,869 Pfund Sterling , für Marinepensionen und Zulagen um 65,935 Pfund Sterling , und für Civil --- Die pensionen um 64,568 Pfund Sterling erhöht.

daß das Corps der Intendantur 4 Intendanten , 23 Unter -Intendanten und 9 Adjuncten zählt , welche als Unteroffiziere gedient haben. - In der Infanterie und Cavalerie übersteigt das Verhältniß der aus der Truppe hervorgegangenen Offiziere zwei Drittheile der Gesammt zahl der Offiziere. - Der Generalstab natürlich , der sich ausschließlich aus den Schulen recrutirt , zählt nicht einen Offizier , der direct der Truppe entnommen wäre ; mehrere Offiziere jedoch , die ihm angehören , haben vor ihrem Eintritt in St. Cyr in den Regimentern gedient. In der Artillerie liefern die Unteroffiziere zwei Fünftel der Offiziere, im Genie-Corps fällt dieses Verhältniß auf unter ein Fünftel herab ; man darf hierbei aber nicht vergessen , daß diese zwei Specialwaffen Specialschulen beſizen und daß die höheren Offiziere vom Capitain auf wärts diesen nothwendiger Weise angehört haben müſſen. Unter den Playoffizieren hingegen und in der Gendarmerie ist die Proportion der aus der Truppe hervorgegangenen

Kopfstärke an Seeleuten beträgt 47,000 Mann (gegen 49,000 Mann im vorigen Jahre) und die an Marine soldaten 14,000 Mann.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. -

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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10 buk

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Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 11.

Darmstadt ,

Jahrgang.

16. März .

1870.

Inhalt : Auffäße.—Das 50jährige Jubiläum des t. preußischen 34., 37. und 40. Infanterieregiments. (Schluß.) - Zur Taktik der Zukunft. Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier. ] (Fortseßung. ) Nachrichten. Preußen. Die Jubiläumsfeier der Militair Literatur - Zeitung. — Die Einstellung der Administrations - Fuhrwerke C/ 69 in die 4pfündigen Batterien, sowie der Munitionswagen C/64. - Bremsvorrichtungen , Knebeltaue. Versuche mit einem Eisschuh. Frankreich. Die Reduction den Jahrescontingents von 100,000 auf 90,000 Mann.

Am Eingang des Saales stand ein Doppelposten Das 50jährige Jubiläum des t. preußischen 34., 37. und 40. Infanterieregiments . (Schluß.) *** Um 3 Uhr versammelte sich das Offiziercorps mit seinen Gästen in dem ebenso reich wie geschmack voll decorirten Saale des Hôtel l'Union zum Diner. Der Saal war geschmückt mit den Bildnissen der drei Könige, unter denen das Regiment gedient: Friedrich Wilhelm III., Friedrich Wilhelm IV. und des jezt regierenden Königs Majestät, sowie dem Bildniß Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen, sämmtlich kunst voll, über Lebensgröße, gemalt von talentvollen jungen Malern , die zur Zeit als einjährig Freiwillige im — Regiment dienen, ferner mit dem sprechend ähn: lichen Delbilde des ersten Commandeurs des Regi ments, des verstorbenen Generallieutenants v. Pfuel, welches die drei Söhne desselben dem Regiment in sinnreicher Weise an seinem Ehrentage zum Geschenk gemacht. Außerdem war der Saal mit Blumen, Fahnen, kriegerischen Emblemen und Wappenschildern geziert , unter welch' leßteren das 12 Fuß große preußische Wappen eine besondere Freude erregte, als man in den Köpfen der Schildhalter die wohlge troffenen Porträts zweier im Regiment dienender Öffi ziere erkannte.

in der Uniform der Grenadiere des Leibregiments „Königin". Die Reihe der Toaste eröffnete Se. Excellenz der commandirende General mit dem Toast auf Se. Majestät den König , der mit einem unbeschreiblichen Enthusiasmus aufgenommen wurde. Hierauf verlas der Regiments commandeur folgen des eben eingegangene Telegramm Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen : " Zum heutigen Festtage sende ich dem Regiment Meinen Glückwunsch, bedauernd , verhindert zu sein, persönlich unter den fern von ihrer heimathlichen Provinz stehenden braven Pommern zu erscheinen, denen auch aus der Ferne stets die Theilnahme Ihres Statthalters und commandirenden Generals folgt. Friedrich Wilhelm , Kronprinz." Der Jubel über dieß huldvolle Telegramm wurde noch gesteigert , als der Commandant von Frankfurt, Generalmajor Freiherr v. Loen , hieran anknüpfend, einen Toast auf Se. Königliche Hoheit den Kron prinzen ausbrachte. Sodann folgte ein Toast Sr. Excellenz des Herrn Divistonscommandeurs v. Boyen auf das Regiment, demnächst ein solcher des Herrn Oberst Wahlert auf die Gäste und die alten Regiments- Kameraden, und zum Schluß trank der Aeltefte der anwesenden

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früheren Regiments - Kameraden , der Generalmajor | das Leben gab, an welchem das Regiment auf Befehl Freiherr Schuler v . Senden , ein ftilles Glas auf Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm III. er die verstorbenen Kameraden des Regiments . richtet wurde. Werfen wir einen flüchtigen Blick auf Das Diner, welches dem Wirth des Union-Hôtel die Vergangenheit des Regiments, so finden wir, daß alle Ehre machte, verlief in der heitersten Weise. Die es demselben von dem Tage seiner Stiftung am Stimmung wurde noch besonders gehoben , als der 12. Februar 1820 bis zum Jahre 1866 nicht ver= Regiments adjutant, Herr Premierlieutenant Schlitte, gönnt war , an kriegerischen Actionen der Armee die in großer Zahl eingegangenen Glückwünsche von irgend welchen Antheil zu nehmen , seine Tüchtigkeit auswärtigen Kameraden und von den gleichfalls ihr und Hingebung auf blutgedüngten Schlachtfeldern zu 50jähriges Bestehen feiernden Füsilierregimentern bethätigen. Das Regiment fand aber in jenen 46 Nr. 37 und 40 verlas. Friedensjahren ebenso wohl Gelegenheit, militärischen Während des Diners spielte das Musikcorps des Geist und straffe Disciplin zu seinem bleibenden Regiments und führte unter anderen zwei eigens zu Eigenthum zu machen und weiter zu pflegen , als es diesem Tage componirte Festmärsche aus , zwei treff von tüchtigen , ausgezeichneten Offizieren geführt und liche Compositionen , die eine vom Musikdirigenten geleitet , sich auch in allen Dienstzweigen zu einer Parlow, und die andere von einem talentvollen jungen brauchbaren und zuverlässigen Truppe auszubilden und vielfach die Allerhöchste Anerkennung zu erwerben Musiker, der zur Zeit als einjähriger Freiwilliger im Regiment dient. verstand. Im Jahre 1860 erhielt das Regiment durch Allerhöchste Cabinetsordre den Namen west In den Casernen , die zu dem Feste eigens mit Gas beleuchtet waren und in schönstem Flaggen und phälisches Füsilierregiment Nr. 37. Sechs Jahre später Blumenschmuck prangten , herrschte am Abend ein rief der mit Desterreich beginnende Krieg auch das munteres Leben. Es hatten sich in den großen Tanz Regiment auf das Schlachtfeld und gab ihm die sälen außer den Offizieren mit ihren Damen auch längst ersehnte Gelegenheit, seine treue Hingebung für eine Menge Familien aus der Stadt eingefunden, die König und Vaterland mit dem Blute zu besiegeln, das schöne Fest mitfeiern wollten. Ueberall erweckte jenen im Frieden gepflanzten und gepflegten mili die echte soldatische Heiterkeit das Bewußtsein , daß tärischen Geist im ernsten Waffentanze zu bewähren . Es nahm rühmlichen Antheil an allen nennenswerthen diese Tage Allen unvergeßlich sein würden. Der 13. Februar versammelte Mittags 12 Uhr Gefechten des braven 5. Armeecorps, und die Gefechte nochmals das Offiziercorps des Regiments mit seinen von Nachod und Skalih , sie werden für alle Zeiten ehemaligen Regiments - Kameraden im Militär- Caſino ein ebenso redendes als ehrenvolles Zeugniß sein von zu einem Dejeuner , bei welchem der Herr General der Tapferkeit und zähen Ausdauer des Regiments im major v. Wittich im Namen der alten Regiments: Kampfe, von seiner Zuverlässigkeit und Opferfreudigkeit Kameraden für die Aufnahme, die sie gefunden, dankte, unter den schwierigsten Umständen. Jene Gefechte flochten die jüngere Generation aufforderte, die echte soldatische das erste grüne Lorbeerreis um die flatternden Fahnen . Kameradschaft, wie sie von altersher in der preußischen der siegreichen Bataillone , -- sie werden mit dem Armee zu ihrem Ruhme und ihrer Ehre gehegt und Namen des Regiments für ewig auf das engste ver gepflegt worden, weiter zu pflegen, und in 50 Jahren, bunden sein. Ein Orden pour le mérite, 27 andere bei der Feier des hundertjährigen Bestehens des Regi Orden , 10 Militär- Ehrenzeichen 1. , 120 Militär ments , auch der dann Dahingeschiedenen der Ver Ehrenzeichen 2. Classe, und die Auszeichnung , welche dem Regiment durch die Ernennung Sr. Excellenz des sammlung in Liebe zu gedenken . So schloß ein Fest, das in den Herzen aller An= Generals der Infanterie v . Steinmeß zum Chef des wesenden, sowie in der Geschichte des Regiments eine Regiments zu Theil wurde , gaben die Allerhöchste bleibende Stätte gefunden hat. Anerkennung des königlichen Kriegsherrn für das Verhalten des Regiments kund , die einen Jeden mit B. Jubiläumsfeier des 37. Regiments in Posen. stolzer Befriedigung erfüllen mußte. Die Beendigung Das westphälische Füsilierregiment Nr. 37 war am des siegreichen Feldzuges führte mit der Armee auch Vormittag des 12. Februar 1870 um 11 Uhr zu das westphälische Füsilierregiment im Herbst 1866 zu einem Regiments ፡ Appell im Volksgarten - Saale ver friedlichen Garnisonen zurück , und Alles fügte sich sammelt worden. Der Oberst und Commandeur des wieder den Anforderungen einer ruhigen Zeit. Unter Regiments , Herr v. Heinemann , richtete hier. den Segnungen des Friedens begrüßt das Regiment den heutigen Ehrentag , es begrüßt ihn in der alten folgende Ansprache an die aufgestellte Mannschaft : Treue für seinen König und Kriegsherrn, in der un ,,Soldaten ! veränderten Anhänglichkeit und Hingebung an das Der Appell versammelt im gegenwärtigen Augen theure Vaterland. So dürfen wir mit Befriedigung blick das westphälische Füsilierregiment Nr. 37 in und Genugthuung an dem heutigen Fest- und Geburts seinen Garnisonen, um den Tag feierlich zu begrüßen, tag des Regiments auf seine Vergangenheit , auf ein welcher demselben unter dem Namen des 37. Jn halbes Jahrhundert voll angestrengter Thätigkeit und fanterieregiments (5. Reserveregiment) vor 50 Jahren Arbeit, auf seine Leistungen im Kriege wie im Frieden

83 zurückblicken , - wir dürfen es ebenso unumwunden und offen ohne Ueberschäßung aussprechen , daß der heutige Tag das westphälische Füsilierregiment in Zucht und Ordnung, von treuer Pflichterfüllung und gutem Geiste beseelt, vorfindet. Aber der befriedigende Hinblick auf die Vergangenheit des Regiments , auf jene 50 Jahre voll angestrengter Thätigkeit und Arbeit, die Ueberzeugung und der Glaube, daß auch wir, die jetzigen Kinder der einen großen Familie , bis dahin unsere Pflicht und Schuldigkeit gethan haben , fie dürfen uns im gegenwärtigen Augenblick nicht genügen. Der festliche Tag , den heute die Sonne herauf führt, den im Regiment mit erleben und feierlich be gehen zu dürfen uns die Vorsehung begnadigt hat, ―――― er tritt auch mit der Mahnung zu uns , mit den besten und lautersten Vorsäßen den vor uns liegenden neuen Lebensabschnitt des Regiments zu beginnen und uns durch die gewissenhafte Erfüllung dieser Vor fäße einer Vergangenheit weiter würdig zu machen. Der heutige Tag fordert von uns auch ferner Treue und Ergebenheit gegen den König, Ehrfurcht und Be reitwilligkeit , fie bis zum leßten Athemzug zu ver= theidigen vor unseren Fahnen, Mannszucht und straffe Disciplin, volle Hingebung an den königlichen Dienſt, Ausdauer und Freudigkeit bei Ertragung von Stra pazen, gute Kameradschaft aller Orten und aller Zeit. Geloben wir daher in diesem Augenblick feierlich, nach dem Besiße jener Soldatentugenden , ohne die auch der schwache Feind nicht überwunden wird , ernstlich und unausgesezt zu streben , um mit ihnen jeden Augenblick dem Rufe des Königs und des Vaterlandes folgen, den erkämpften Siegen neue Siege, den feuer: getauften Fahnen des Regiments frische Lorbeeren hinzufügen zu können. Dann wird unsere Familie und zweite Heimath ferner gedeihen und an Tüchtig feit groß werden, dann wird der Geist derer, die dem Regiment in seiner ersten Kindheit würdige Erzieher, Lehrer und Führer waren , auf uns freudig nieder ___ schauen, dann wird man nach wieder 50 Jahren, wenn der Appell das Regiment zu der 100jährigen Stiftungsfeier zusammenruft und uns nicht mehr in ſeinen Reihen findet , auch unserer Zeit nachrühmen, daß wir in ihr den guten Namen des Regiments hoch in Ehren zu halten , daß auch wir treue , gehorsame und tüchtige 37er zu sein wußten. Diesem Gelöbniß wollen wir lauten, bis an die Stufen des königlichen Thrones schallenden Ausdruck geben durch ein donnerndes Hoch auf Se. Majestät unsern Aller gnädigsten König und Kriegsherrn . Se. Majestät der König Wilhelm I. von Preußen - Er lebe !" Das Fest für die Mannschaft , welches in den Räumen des Volksgarten Saals Abends stattfinden sollte, mußte der eingetretenen Kälte halber auf eine günstigere Jahreszeit verschoben werden . Um 2 Uhr versammelte sich das Offiziercorps mit den Festgästen zu einem Diner im großen Saale des Bazars . Der älteste unter den anwesenden Gäſten war ein hiesiger Bürger, der Bäckermeister und Feldwebel a. D.

| Hunger , welcher dem genannten Regimente bei seiner Errichtung im Jahre 1820 überwiesen wurde. Das Festdiner selbst verlief in der würdigsten Weise. C. Jubiläumsfeier des 40. Regiments in Trier.

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Das Festprogramm ordnete für den 11. Februar Abends eine kameradschaftliche Vereinigung der Offi ziere und eingeladenen Gäste im Militär- Casino an, welche denn auch am Freitag zur festgesezten Stunde in den geschmückten Räumen des alten kurfürstlichen Palastes stattfand . Leider konnte das Offiziercorps zu seinem größten Bedauern seinen erlauchten Regi ments-Kameraden, den Fürsten von Hohenzollern , Königliche Hoheit , nicht in seiner Mitte sehen : eine eines alten Fußübels wegen erst kürzlich unternommene Cur verhinderte denselben am Reisen, und er hatte sich zu seinem großen Leidweſen entschließen müssen , die schon fest vorgenommene Reise wieder aufzugeben. Von den übrigen eingeladenen Gästen war unter Anderen auch der Generallieutenant v. Bose zum großen Bedauern des Offiziercorps am Erscheinen ver hindert (er war mehrere Jahre Commandeur des 40. Regiments und ist derselbe, der das Gefecht bei Podol und die Umgehung bei Blumenau geleitet hat) . Auch General v. Wedell , welcher lange Jahre hindurch Commandeur des 3. Bataillons war und sich im böhmischen Feldzuge als Commandeur des Grenadier regiments Nr. 4 in hervorragender Weise ausgezeichnet hat, er hatte die Freude, als in der Schlacht von Königgräß das 40. mit dem 4. Regiment durch irgend einen Zufall zusammentraf, von seinem alten Bataillon mit wahrhaft rührendem Enthusiasmus begrüßt zu werden war zum großen Leidwesen des Regiments am persönlichen Erscheinen verhindert. Von den ein getroffenen Gästen aber erwähnen wir vor allen Anderen Se. Excellenz den commandirenden General des 8. Armeecorps , den General Herwarth von Bittenfeld ; der greise Held , der weiland Führer der Elbarmee war, hatte es sich nicht nehmen laſſen, das Fest in der Mitte des Regiments , welches er ſeit dem Feldzug des Jahres 1866 fest in sein Herz ein geschlossen hat, mitzufeiern , und es ist leicht erklär lich , ein wie hoch willkommener Gast dem Offizier corps der Feldherr war, unter dessen heldenmüthiger Führung das Regiment die Feuertaufe empfangen und seine ersten Lorbeeren gepflückt hatte ! Auch General v. Schachtmeyer , bis zum Feldzuge langjähriger Commandeur des Regiments, war zur großen Freude des Offiziercorps erschienen ; ebenso ehrten das Regi ment durch ihre Anwesenheit der Oberst des Barres, Commandeur des 85. Regiments , bekannt durch die heldenmüthige Quarré- Vertheidigung bei Langensalza, und viele andere Offiziere aller Grade, welche früher dem Regiment in den verschiedensten Stellungen an gehört hatten. Alle diese Gäste versammelten sich nun zur fest= gefeßten Stunde gemeinschaftlich mit dem Offiziercorps des Regiments im Palaste ; erst eine Stunde später

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erschien General v. Herwarth , der mit dem leßten Zuge eingetroffen war und von den Anwesenden be geistert empfangen wurde. Ueber den weiteren Ver lauf dieses Abends läßt sich nur berichten, daß er in ungestörter Heiterkeit und ungetrübter Freude statt fand. Erst um 1 Uhr trennten sich die freudig er regten Festtheilnehmer , um durch einige Stunden Schlaf frische Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln. Am 12. Februar, dem officiellen Festtage, prang ten schon früh Morgens alle Casernen im festlichsten Schmucke ; von den Gebäulichkeiten hingen riesige Tannen- Guirlanden und fast aus allen Fenstern weh ten preußische und norddeutsche Fahnen ; außer diesen schmückten den Palast in seiner ganzen Front die 60 Schilder des preußischen Wappens. Vormittags um 10 Uhr hatte der Regiments commandeur , Oberst Freiherr v. Eberstein , das Regiment zu einem Appell berufen ; zu dieser Zeit standen die drei Ba taillone im Paradeanzug, mit den enthüllten Fahnen, neben einander in Compagniefront- Colonne ; es hatten sich zu dieser Feierlichkeit außer dem Corpscomman deur alle Gäste , die Generalität und das gesammte Offiziercorps der Garnison, sowie troß der sehr strengen Kälte ein überaus zahlreiches Publicum aus allen Ständen der städtischen Bevölkerung als Zuschauer eingefunden. Mit dem Glockenschlage Zehn präſen= tirten die Bataillone auf Commando ihrer Comman= deure, worauf Se. Excellenz der commandirende General mit seiner glänzenden Suite die Front ent lang ging und jedes Bataillon freundlich begrüßte, ein Gruß, der von den Truppen mit lebhaftem Zu rufe erwiedert wurde. Nachdem hierauf wieder ge schultert worden und die Flügelbataillone nach innen eingeschwenkt waren, ergriff der Oberst Freiherr von Eberstein das Wort und gedachte unter Anderem in einer kurzen, aber zündenden Rede der historischen Momente, die das Regiment durchlebt hat ; er erinnerte daran, wie an dem Tage, an welchem das Regiment seine Fahne erhalten hatte , der damalige Comman deur ihm zugerufen habe, daß es mit den Fahnen die Bürgschaft größter Treue, höchster Pflichterfüllung und aufopferndster Hingebung für König und Vaterland übernommen habe ; er fügte hinzu, daß sich das Regi: ment dieser Pflichten stets bewußt gewesen sei , und daß es im Jahre 1866 allen Erwartungen, die König und Vaterland von ihm gehegt haben , glänzend er füllt hätte ; und er schloß mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König , in welches das Regi ment mit nicht enden wollender Begeisterung einfiel. Nachdem hierauf der commandirende General be: redte Worte höchster Anerkennung zum Regiment und insbesondere die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß das Regiment bleiben möge, was es immer gewesen : die Freude seines Königs , der Stolz der Armee und der Schrecken der Feinde ! - formirte sich dasselbe vor der Front des Palastes zum Parademarsch, worauf die einzelnen Bataillone zugweise vor den Gästen vorbeidefilirten.

Gleich nach Beendigung des Parademarſches rückte das Regiment zu einer gemeinschaftlichen , festlichen Speisung in die Casernen ein, während sich die Feld= webel und decorirten Unteroffiziere sowie einige ein geladene Ehrengäste um 1 Uhr zu einem Diner in dem großen Saale des Offizier Casinos versammelten. Kurz nach Beginn desselben erschien hier mit dem gesammten Offiziercorps des Regiments sowie allen eingeladenen Gästen Se. Excellenz der commandirende General und brachte in kurzen, zum Herzen sprechen den Worten ein Hoch auf Se. Majestät den König aus , der , wie er ausrief, sich hoch freuen würde, wenn er es sehen könnte , wie so brave , tüchtige Männer jezt auf seine Gesundheit tränken . Die Offiziere versammelten sich zum Festdiner um 2 Uhr in dem prächtig geschmückten Saal des Kauf hauses . Bei allen Festtheilnehmern griff schnell eine freudige und dem Feste angemessene Stimmung um sich , die ihren Culminationspunkt aber erreichte , als General Herwarth v. Bittenfeld in meisterhafter Rede das Wohl Sr. Majestät des Königs ausbrachte und die Versammlung mit höchster Begeisterung , ac compagnirt von dem Tusch der Musik und dem . Donner der Böller, auf das dreifache Hoch ein und Heil Dir im Siegerkranz " anstimmte. Diesem Toast reihte sich einer des Obersten Freiherrn v . Eberstein auf Se. Königliche Hoheit den Fürsten von Hohen zollern- Sigmaringen an, welchen, wie der Redner in warmen , beredten Worten hervorhob , das Offizier corps heute leider nicht in seiner Mitte sehen könnte, da er, durch Krankheit verhindert, dem Jubelfest des Regiments nicht beiwohnen könne, dem aber Gott das höchste irdische Gut des Menschen , die Gesundheit, recht bald wiederschenken möge ! Se. Ercellenz der Generallieutenant und Divisionscommandeur Freiherr v. Barnekow brachte dann in zum Herzen sprechen den Worten ein Hoch auf das hohenzollern'sche Füsilierregiment aus , indem er die Hoffnung aus sprach, daß das Regiment wie bisher stets __ auch fernerhin streben werde , seine hohen Pflichten gegen den König und das Vaterland zu erfüllen. Nachdem hierauf der Generalmajor und Brigadecommandeur v. Glümer in warm empfundenen, beredten Worten einen Toast auf den General Herwarth v. Bittenfeld, ,,den Sieger von Alsen und den heldenmüthigen Führer der Elbarmee", welcher durch sein Erscheinen dem Feste gleichsam die Weihe gegeben habe , der Oberst Freiherr v. Eberstein auf die Gäste, und der Stellvertreter des Oberbürgermeisters, der Beigeordnete Schömann, auf das Regiment ein Hoch ausgebracht ―――― hatte, Toaste, welche den allgemeinsten und wärm sten Anklang fanden und der General v. Herwarth seinen und der General v. Schachtmeyer den Dank der Gäste ausgesprochen hatte , wurde das Diner in durch die Reden freudig erregter und begeisterter Stimmung fortgescht. Im späteren Verlauf der Tafel las der Oberst Lieutenant und Commandeur des 2. Bataillons von

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Henning die Gratulations - Telegramme vor, die von Zur Taktik der Zukunft. nah und fern für das Regiment eingetroffen waren ; ** Nach den vorliegenden Erfahrungen und That zuerst eins von Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern, dem er ein donnerndes Hoch aus sachen ist es nicht zweifelhaft, daß der gezogene Hinter brachte , in das die Versammlung mit größtem Ent lader der Infanterie dem früheren glatten Steinschloß husiasmus einstimmte. Es folgten Beglückwünschungen Vorderlader , mit welchem seiner Zeit die Schlachten von vielen Offizieren aller Grade, Truppentheilen und geliefert worden ſind , in Hinsicht auf Lade- und Feuer Privatpersonen. fertigkeit mindestens vierfach überlegen ist , und daß, Gegen Ende der Tafel ergriff Se. Excellenz der wenn man auch die Leistungsfähigkeit beider Gewehre als gleich voraussetzt , die Wirkung des ersteren General Herwarth v. Bittenfeld noch einmal vierfach größer sein und hiernach auch die vierfach das Wort und theilte dem Regiment ein soeben ein größere Zahl von Tödtungen und Verlegungen herbei getroffenes , von des Königs Majestät an ihn ge führen muß, als dieß mit dem früheren glatten Vorder richtetes Telegramm mit, laut dem Se. Majestät ihn lader der Fall war. Zieht man noch folgende Fac ersucht, Allerhöchstseinen Dank und Glückwunsch „ dem toren in Betracht , welche bei dem leßteren wegfallen braven Regimente , auf deſſen Treue und Tapferkeit und dem ersteren zu gut kommen , daß nämlich der Er sich zu jeder Zeit verlassen werde ", auszusprechen. Am Abend herrschte in den Casernen die un Hinterlader eine Tragweite von mehr wie 1200 Schritt hat , bei welcher Entfernung immer noch ein . gezwungenste Heiterkeit, es wurde getanzt, gespielt und Visirschuß und folglich eine Wahrscheinlichkeit des gejubelt, überall herrschte Freude, Frohsinn und Lust. Treffens stattfindet, welche bei dem Vorderlader selbst Von dem Herrn Hauptmann Kosch war eine schon auf 400 Schritt nicht mehr vorhanden war ; Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern daß darum der Hinterlader , wenn er auch erst auf gewidmete Regimentsgeschichte zu dem Jubiläum im Druck erschienen , welche alle wichtigen Momente des eine Entfernung von 800 Schritt sein Feuer beginnt, Regiments , nach den Acten und Kriegstagebüchern dieses um 400 Schritt früher thun kann , als es die desselben bearbeitet, eingehend schildert und besonders | Beschaffenheit des glatten Vorderladers mit Aussicht auf einigen Erfolg gestattete ; daß mithin die Zahl den Angehörigen des Regiments ein sehr willkommenes Erinnerungsbuch sein wird . der von dem Hinterlader entsendeten Geschosse nicht das Vierfache, sondern das Achtfache ist ; bringt man Noch einer wohlthätigen Stiftung haben wir bei endlich in Erwägung, daß bei trefflicher Beschaffenheit dieser Veranlassung zu erwähnen : durch den Sohn der Hinterlader in der Hand eines tüchtigen Schüßen des ersten Regiments - Commandeurs Major Baron mehr zu leisten vermag als der Vorderlader und ſelbſt v. Beaufort war dem Regiment der Betrag von die frühere Jägerbüchse, und daß für die Ausbildung 125 Thlrn. für Veteranen des Regiments übersandt worden. Diese Summe ist als Grundcapital unter des Soldaten als Schüße unendlich mehr geschieht als dem Namen „Beaufort- Stiftung " angelegt und durch früher , wo eigentlich nichts geschah : so kann wohl ohne Uebertreibung die Behauptung aufgestellt werden, Beiträge des Offiziercorps auf 300 Thlr. erhöht worden; von den Zinsen sollen den bedürftigen | daß der Hinterlader , ganz abgesehen von dem über wiegenden Erfolge vor der Scheibe und eigentlich nur Veteranen Unterstüßungen gewährt werden . das Gefechtsverhältniß in's Auge gefaßt, den glatten Vorderlader nicht , wie oben nachgewiesen , um das So feierten im Osten und Westen der Monarchie Achtfache , sondern um das Zwölffache an Wirksam drei brave Regimenter das Fest ihres 50jährigen Be keit übertreffen muß und daher und in Betracht der stehens. Früher lange Jahre hindurch die legten zahlreicheren Heere in der Folge auch die Verluste so Regimenter der Armee*) und nur 2/3 der Stärke der viel mal größer sein werden , als sie früher gewesen anderen Linien-Infanterieregimenter umfassend, wurden sind, wenn nicht, um ihnen zu begegnen , wesentliche die Reserveregimenter bei der Reorganisation der Modificationen in der Taktik der Infanterie und deren Armee im Jahre 1860 nicht allein in der Stärke den Verwendung im Terrain eintreten. anderen Regimentern gleich gestellt, sondern als Füſi Wenn auch Manches in dieser Beziehung geschehen lierregimenter zu einer Art leichter Elite Infanterie und versucht worden ist, so bleibt doch noch Vieles zu erhoben. Als solche haben sie sich besonders während beseitigen und zu erstreben übrig, wie die Beleuchtungen der in den verschiedenen Armeen in dem verwichenen. der Feldzüge 1864 and 1866 wohl bewährt , und werden dieß gewiß in aller Zukunft zu thun im im Jahr stattgehabten Kriegsübungen darthun, in welchen Stande sein! vielfach die bei der Verwendung der Truppen hervor getretenen Fehler bezeichnet wurden. Als oberster 40 Jahre lang war das 40. Regiment der Nummer nach Grundsaß bei der militärischen Ausbildung sollte das letzte Infanterieregiment der Armee; jeßt führt das leßte preußische Regiment die Nr. 96 , das leßte norddeutſche die gelten : was nicht für den Krieg taugt , taugt auch Nr. 108. nicht für den Frieden. Also weg mit allen Parade Theaterschaudarstellungen , auf die eine kostbare Zeit verwendet wird , und nur das Praktische im Auge !

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in weit größerem Verhältniß muß daher bei der Was der Natur der Dinge nach gleichmäßig betrieben werden kann , muß auch in beiden Verhältnissen , so gegenwärtigen Beschaffenheit der Feuerwaffe jene weit möglich, ausgeführt werden , damit der Soldat Ueberlegenheit stattfinden. Denn der Angreifer gibt wie der Führer nicht im Zweifel ist , wenn es zum während seines Vorschreitens seinen ganzen Körper wirklichen Kampf kommt. bloß , während von dem Vertheidiger in gedeckter Stellung nur der Kopf, und zwar auch nur im Mo Hiernach sind, theils um die mögliche verheerende ment des Abfeuerns des Gewehrs, sichtbar ist. Nimmt Wirksamkeit der gegenwärtigen Handfeuerwaffen her man nun jenen etwa als den fünften Theil der ganzen beizuführen, theils um sich gegen dieselbe zu schüßen, für die individuelle Ausbildung des Infanteristen Körperlänge an und zieht man ferner in Betracht, folgende Gegenstände der Unterweisung als die wesent: daß der Angreifer am raschen Laden gehindert und durch die Aufregung , in welche er geräth , ein rich lichsten zu bezeichnen und der sorgfältigsten Beachtung tiges und ruhiges Zielen nicht anzunehmen ist, was zu empfehlen : rasches und sicheres Laden des Gewehrs in allen Lagen , schnelles und richtiges Zielen in der bei dem Vertheidiger nicht stattfindet : so darf wohl den gegebenen Verhältnissen gemäß als richtig an= Plänklerkette , richtiger Anschlag in der geschlossenen genommen werden , daß auf Seiten des letterer die Ordnung, Distanzschäßen , zweckmäßige Benußung des Wahrscheinlichkeit des Treffens fünfmal größer ist als Terrains als Deckungsmittel , rasche, elastische Be auf Seiten des ersteren , wonach sich denn auch die weglichkeit auf dem Terrain mit Ordnung, weit aus gehende Märsche unter voller Belastung. Die Be gegensetigen Verluste bemeſſen laſſen . lehrungen und Uebungen bezüglich dieser Gegenstände (Schluß folgt.) müssen in der eingehendsten Weise betrieben werden, bis sich der Soldat dieselben vollständig angeeignet hat, bei ihm , wie man zu sagen pflegt , in's Fleisch Skizzen über die engliſche Armee. ind Blut übergegangen sind . Ein in diesen Beziehungen [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier.] gut geschulter Mann , der überdieß das moralische (Fortseßung.) Seug eines braven Soldaten in sich trägt , nämlich Treue, Gehorsam, Tapferkeit , Ehrgefühl und Vater [C.W.v. T. ] Als wir 1855 in Portsmouth ein -landsliebe , ist aber auch nur dann ein tüch geschifft wurden , da staunte ich über den fabelhaft tiges Instrument in der Hand eines tüchtigen Führers | engen Raum, der meiner Compagnie angewiesen war : und bietet die Chance der Wahrscheinlichkeit günstiger das der Länge nach getheilte halbe Unterdeck sollte Erfolge. gegen 90 Mann aufnehmen. Ohnedieß ward es durch die aufgeschlagenen Hängematten so niedrig , daß Bei den Evolutionen , die auf den einfachsten keiner meiner kleinen Leute mit dem Tschako auf dem Grundsäßen beruhen sollten und es auch können, hat Kopfe gerade stehen konnte ; die an den Wänden be der Soldat wenig selbstständige Thätigkeit ; was ihm festigten Klapptische und Bänke , welche man herab in dieser Hinsicht zu wissen und zu lernen nöthig ist, kann er sich in kurzer Zeit aneignen. - Für jene geschlagen hatte, verengten den Raum um ein Drittel der Breite. Tageslicht gab es nicht, nur zwei Laternen gewährt das Compagniecolonnen - System eine feste spendeten vom Vorder- und Hintertheile des Deckes Grundlage, denn es bietet , richtig begriffen und an ein höchst spärliches Licht . Der Adjutant des Hafen gewendet, das sichere Mittel dar, sich in schwierigem Terrain und in allen Lagen leicht und rasch zu be Admirals , der uns Capitäns die Räumlichkeiten für die Compagnien anwies , nahm auf meine sehr be wegen und sich in der kürzesten Zeit zum Feuergefecht zu formiren. Dieses System wird der Angreifer un gründeten Gegenvorstellungen , daß der Raum für umgänglich annehmen müssen , wenn er einen der meine Compagnie zu beschränkt sei , durchaus keine Natur der Dinge nach sehr zweifelhaften Erfolg er Rücksicht ; obgleich er nur Lieutenant war , so fühlte er sich doch innerlich erhaben über einen deutschen reichen will ; denn wenn er es wagen wollte, den in Linie und gedeckt stehenden Vertheidiger in entwickelter Offizier : er entgegnete mir, es sei so befohlen “, und Linie oder gar in der bisher üblichen Sturmcolonne damit war die Sache vorläufig abgemacht. Nun aber anzugreifen, so wird er dem von letteren rechtzeitig er erschien die Compagnie in dem engen Raum ; es war öffneten vernichtenden Schnellfeuer unzweifelhaft unter eine Luft zum Ersticken , die der Theergeruch des liegen. Schiffes noch mehr verpestete. Der Aufenthalt war Die in dem vorstehenden Saß gemachten Auf um so gräßlicher , als wir vorher an Gottes freie Luft im Zeltlager gewöhnt waren , wo die Aerzte stellungen sind keine vagen Behauptungen, sondern sie wegen der ausgebrochenen Cholera auf eine Venti beruhen auf gemachten Erfahrungen und auf in der Natur der Dinge liegenden Verhältnissen . Schon bei | lation hielten , die oft markerschütternd wirkte und den früheren mangelhaften Handfeuerwaffen war eine dem kalten Fieber mehr Vorschub leistete, als sie jener Krankheit entgegentrat. Der alte gute Soldaten richtig geführte Vertheidigung selbst dem Angriff eines grundsaß : „Was befohlen ist, ist heilig ! " mußte auch zahlreicheren Gegners überlegen , wofür die zwischen hier genau befolgt werden ; unter unwillkürlichen den Engländern und Franzosen in Spanien und bei Rippenstößen und Kopfnüssen wurde Tschako und Waterloo gelieferten Schlachten den Beweis geben ;

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Tornister vor der Hand vor die Füße gelegt , dann | vielen zusammengedrängten Menschen , den Theer: sectionsweise unter die Tische gestellt , während die geruch und die Folgen der Seekrankheit ; muß man Gewehre -gebräunte Enfield - Rifles - dicht vor sich längere Zeit in diesen Räumen aufhalten , ſo den äußeren Wänden des Decks in offene Reihen gehören starke Nerven dazu, um nicht krank zu werden. Die Ventilation kann im Unterdeck nur durch Luft gestellt wurden , wo sie der Nässe und dem durch schläuche , welche neben den Treppen vom Oberdeck fickernden Meerwasser im höchsten Grade ausgesezt herabhängen, nothdürftig hergestellt werden. waren, um recht gründlich zu verrosten, was auch ge schah , - denn von Gewehrrevisionen und Gewehr Ganz anders ist der Aufenthalt der Offiziere, der an Eleganz und Comfort Alles bietet , was man in pußen konnte selbstverständlich nicht die Rede sein, wenn stürmisches Wetter und Seekrankheit im innigen der ersten Cajüte eines Dampfschiffes erwartet. Unter Verein jede Oberaufsicht unmöglich machte , folglich dem Quarterdeck läuft in der ganzen Länge der Salon auch davon dispenſirten , ― mit oder ohne Be hin, den die Offiziere gemeinschaftlich als Speise- und willigung der höheren Vorgeseßten. Etwas besser be Gesellschaftszimmer benußen. Hier fehlt es weder an fanden sich die Compagnien im Zwischendeck, sie hatten einem Kamin mit Marmorsims , noch an Divans, wenigstens Licht und Luft. Hängematten waren auch Tischen, gepolsterten Bänken 2c.; die Wände sind mit nicht in genügender Anzahl vorhanden, denn es fehlt Delfarbe angestrichen , mit Arabesken und großen Spiegeln verziert , der Boden mit weichen Teppichen bei großen Truppentransporten in der Regel an Raum, sie aufzuschlagen ; wohl aber hat jeder Mann bedeckt. Die Cabinen der Offiziere befinden sich neben eine wollene Decke, die er zum Darauflegen oder Zu dem Salon ; sie sind sehr klein , in jeder befinden sich decken benußen kann. Jede Compagnie wird in drei an den Wänden, je nach der Größe , zwei oder vier Wachen abgetheilt, nicht um Wache zu stehen, sondern Betten, je zwei über einander befestigt, auch ein Waſch Ein gleichzeitiges Aufstehen und um regelmäßig den Aufenthalt zu wechseln, so daß bei tisch ist darin. schlechtem Wetter stets der dritte Theil der Mann Toilettemachen der Insassen ist freilich ein Ding der schaft auf dem Verdeck sein muß, bei gutem hingegen Unmöglichkeit. Möglichst werden Offiziere gleichen so viel als es fassen kann ; sogar das Quarterdeck, Ranges in einer Cabine untergebracht , denn so sehr dieser geheiligte Raum der Offiziere, wird des Nachts jeder Rangunterſchied in England außer Dienst ver den Mannschaften als Lagerplaß angewiesen. Bei schwindet, so streng wird er auf dem Schiff zu jeder dem ganzen Arrangement kommt natürlich viel auf Zeit aufrecht erhalten. Der Aufenthalt der Offiziere die Bauart des Schiffes an ; der Aufenthalt der ist, mit dem der Mannschaften verglichen, ein pracht Mannschaften und Unteroffiziere ist aber sicher auf voller und dürfte ohne Schaden bei Truppen - Trans keinem Transportschiff zu den angenehmen zu zählen portschiffen, welche der Regierung gehören, zum Nußen und wird bei schlechtem , stürmischem Wetter fast un der lezteren etwas beschränkt werden. (Fortsetzung folgt.) erträglich. Man denke sich nur die Ausdünstung der

Nachrichten.

Preußen.

Militärschriftsteller hochleben. Die sinnige Festkarte des Malers Friz Schulz, der den Feldzug von 1866 mitgemacht, erklärte in wißiger Weise der Geh. Hofrath L. Schneider, der zweitälteste Mitarbeiter der Militair- Literatur-Zeitung. ―――― Ihn lohnte rauschender Beifall. Nachdem Oberst Borbstädt das Glückwunschschreiben der Darmstädter Col legin vorgelesen, brachte zum Schlusse des Festes General v. Troschke dem „ Soldatenfreunde" und seinen 37 ver dienstvollen Jahren ein Hoch der Anerkennung . So ver lief das schöne, seltene Fest in würdiger Weise.

[P.] Berlin , 2. März. [ Die Jubiläumsfeier der Militair - Literatur - Zeitung. ] Es war eine stattliche Versammlung glänzender Männer und Uniformen, welche am 21. Februar c. in Arnims Hôtel Abends 8 Uhr die Feier des 50jährigen Bestehens der Militair Literatur-Zeitung beging. Nachdem Se. K. H. der Prinz Albrecht von Preußen erschienen war, hielt Se. Excellenz der Generallieutenant Freiherr v. Troschke die Festrede, die einen gedrängten Auszug aus seiner Jubelſchrift : ** Berlin , 3. März. [ Die Einstellung der „die Militair : Literatur seit den Befreiungskriegen " bot, welche zum Besten der Victoria-National-Invaliden- Stif Administrations : Fuhrwerke C/69 in die 4 tung bei Mittler erschienen ist. -- Bei der Tafel brachte | pfündigen Batterien , sowie der MunitionsSe. Ercellenz der General Freiherr v. Moltke den ersten wagen C/64. Bremsvorrichtungen , Knebel = ―― taue. Toast Sr. Majestät dem Könige, dem Protector der Militär Versuche mit einem Eisschuh. ] Die Literatur, General v. Peucker den zweiten der Militair durch die königliche Artillerie - Prüfungscommission auf Literatur-Zeitung. Dankend forderte der jeßige Redacteur gestellten Neuconſtructionen der Adminiſtrations -Fahrzeuge Oberst Borbstädt die Anwesenden auf , den Geſchiedenen Vorrathswagen und Feldschmieden - haben die Ges ein stilles Glas zu weihen. General v. Webern ließ die | nehmigung des königlichen Kriegsministeriums erhalten.

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Diese Administrations -Fahrzeuge C/69 find nunmehr für die 4pfündigen Fußbatterien der Feldartillerie bei den Artillerie werkstätten zur Neubeſchaffung in Bestellung gegeben worden. Es scheiden die Vorrathswagen und Feldschmieden C/42 , sowie die Packwagen demnächst aus und werden zur Com pletirung des Materials der Feld-Reserve-Batterien vers wendet. In der nächsten Zeit werden aus diesen Batterien auch die Munitionswagen C/42 und C/61 ausscheiden und an deren Stelle mit den 4Pfünder Munitionswagen C/64 ausgerüstet. Das Material der 4Pfünder Batterien be= steht hiernach für die Röhre , Laffeten und Munitions wagen aus den Constructionen 1864 , und für die Ad ministrationsfahrzeuge aus den Constructionen 1869. Diese Administrations-Fahrzeuge sind mit Bremsvor ― richtungen analog denjenigen der Frachtfuhrwerke versehen, deren Bremsbacken hinter den Rädern der Hinters wagen angreifen. Diese Bremsvorrichtungen sollen auch die Munitionswagen von 1842 und 1864, die Vorraths wagen und Feldschmieden von 1842 , sowie die Patronen wagen von 1859 erhalten. Die Zweckmäßigkeit dieser Constructionen , welche für die vom Sattel gefahrenen Fahrzeuge bestimmt ist , wird durch Versuche im Laufe dieses Jahres geprüft werden. Diejenigen Fahrzeuge dagegen, welche vom Bock aus gefahren werden , wie die Sanitäts-Fahrzeuge, haben eine von oben auf das Hinter rad wirkende Bremsvorrichtung , welche vom Bocke aus durch ein Hebelwerk in Thätigkeit gesetzt wird. Für die Geschüße der Feldartillerie ist die Construction einer Hemmvorrichtung immer noch eine offene Frage. An deren Stelle ist einstweilen ein Knebeltau zum Hem men nach vorhergegangener Prüfung eingeführt worden. Die neueste Probe dieses Knebeltaus ist ein Artillerie Zugtau von der Länge des Vordertaues (100,8 30 ) mit dem platten Zughaken. Auf die Läuge eines Hinters taues (73,8 Zoll ) vom Zughaken aus ist ein Ring mit einem kleinen hölzernen Korbel , ein solcher größerer am Ende des Knebeltaus angebracht. Zum Gebrauch werden die beiden Knebeltaue jedes Geschüßes mit dem Hafen ende unter den Achssigen um die hintere Achse geschlungen, in den Haken eingelegt und dasselbe mit einem Sperr riemen geschlossen. An jedem kurzen Knebel greift außer halb der Taue nach dem Geleise zu hinter dem Geschütz ein Mann, an jedem langen Knebel dagegen zwei Mann an. Nach gemachtem Gebrauche werden die Taue um die Achse geschlungen , befestigt , um sie während des Marsches ohne Anhalten lösen zu können . Vei Märschen in der Ebene sollen sie in dem Munitionswagen des be= treffenden Geschüßes aufbewahrt werden. Eine Verwen dung der Knebeltaue als Zugtaue oder zu Handhabungs arbeiten ist nach Entfernung der beiden Knebel vorgesehen. Diese neue Einrichtung erscheint ganz praktisch in mehr hügeligem Terrain und bei nicht ermüdeter Bedienungs mannschaft. In entschieden gebirgigem Terrain , bei steileren und lange anhaltenden Böschungen dürfte ihre Verwendung die Kräfte auch einer nicht ermüdeten Bedienung zu sehr in Anspruch nehmen und nicht unter allen Umständen

ausreichend sein. Die Umwicklungen um die Achse ers scheinen doch etwas zu complicirt , um im Marsch gelöst und wieder befestigt werden zu können. Das Befestigen im Marsch kann indessen bis zum nächsten Halt unter lassen und die Taue auf die Achssize gelegt werden. Im Laufe dieses Winters wurden Versuche mit einem neuen Eisschuh ausgeführt, welcher auch ohne den Hemm schuh verwendet werden kann . Mit Hülfe eines Ketten stückes kann der Eisschuh in Verbindung mit der Hemm fette für alle Fahrzeuge der Feldartillerie, mit Ausnahme der Adminiſtrations -Fuhrwerke von 1869 , benutzt werden .

Frankreich. * Paris , 28. Februar. [Die Reduction des Jahrescontingents von 100,000 auf 90,000 Mann. ] Der Constitutionnel " behandelt heute das Thema der Abrüstung , indem er an den Beschluß der französischen Regierung , das jährliche Contingent von 100,000 auf 90,000 Mann zu vermindern , anknüpft. Frankreich ist stark genug, Er sagt darüber Folgendes : um sich nicht durch Rücksichten der Eitelkeit aufhalten zu lassen, wenn es sich darum handelt, einen Beweis seiner Willfährigkeit für die Meinung des gebildeten Europa in Betreff der Herabjeßung der Militärlast zu geben. Allein es muß darauf aufmerksam gemacht werden , daß der Armeestand Frankreichs keineswegs außer Verhältniß zu dem Umfang seines Gebiets , zur Ziffer seiner Be völkerung und den Ansprüchen seiner Stellung in der Welt ist. Unsere militärische Stärke ist ungefähr dieselbe ge= blieben, die sie unter der Juli Regierung war , obgleich wir jet drei Departements mit einer Million Einwohner mehr als im Jahr 1848 zählen. Man kann also sagen, daß die kaiserliche Regierung , indem sie für 1871 eine Herabsetzung des Jahrescontingents mit 10,000 Mann vorschlägt, damit den Beweis gibt , wie sehr es ihr am Herzen liegt, der öffentlichen Meinung in Frankreich eine Genugthuung zu geben , während sie damit ferner con= statirt , daß die auswärtige Lage sich in dem friedlichſten Lichte zeigt. Judem Frankreich so eine Probe seines guten Willens gibt , wird es , bevor es auf dieser Bahn fortfährt, erwarten dürfen , daß sein Beiſpiel Nachahmer finde. In erster Reihe steht, wenn es sich um Abrüstung handelt, noch immer Preußen als Präsidialmacht des norddeutschen Bundes. Nun ist es allbekannt , daß die Bundesverfassung den Militär- Etat des Bundes bis zum 31. December 1871 firirt hat. Wir sind also nicht mehr weit von dem Zeitpunkte, wo das preußisch-deutsche Con tingent von 1872 durch ein neues , an Stelle des Ar tikels 64 der Bundesverfassung tretendes Gesetz wird festgestellt werden müssen. Der Augenblick rückt heran, in welchem Preußen zeigen kann , ob es geneigt ist , die militärischen Kräfte des Bundes mit den friedlichen Wünschen der deutschen Staaten in Einklang zu bringen. Die Entschließungen des Berliner Cabinets werden für den Lauf der Ereignisse in Europa ein bedeutendes Ges wicht in die Wage legen ".

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druď von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 12.

Darmstadt,

Jahrgang.

23. März .

1870.

Inhalt : Auffäße. Das neue Militär- Erziehungs- System in Desterreich und seine Gegner. I. — Zur Taktik der Zukunft. (Schluß.) Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren f. großbritannischen Offizier.] (Fortsetzung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Personalchronik : General Fürst Schwarzenberg t — Preußen. Bevorstehende Ver Die Feuer änderungen in der Benennung der Geschüße und Geschosse. — Verbesserungen des schweren Hinterladers. geschwindigkeit der Hinterladungsgeschüße. - Bevorstehende Einführung eines furzen 24Pfünders in der Festungsartillerie. Bayern. Personalchronik : Major Graf von Seinsheim f.

Das neue Militär- Erziehungs - System in Oesterreich und seine Gegner. I. [A. V.] Das neue Erziehungssystem in den Mili tär-Bildungsanstalten Desterreichs hat einzelne Gegner gefunden ; insbesondere finden wir eine Bekämpfung desselben in Nr. 15 und f. der Wiener Militär-Zeitung, deren Argumentation wir, wenn wir selbst auch Gegner der darin zu Tage tretenden Haupttendenz sind , eine theilweise Berechtigung nicht versagen. Ihr Verfasser, der gewiß von redlichen Intentionen erfüllt ist , legt an das neu inaugurirte Eystem den Maßstab einer strengen Kritik, und da sich diese in den Schranken jenes Anstandes bewegt, der allein die öffentliche Discussion wichtiger Fragen ermöglicht , so möge er in der Art , mit welcher ihm hier freimüthig geant wortet wird , nur die Aufforderung erblicken , den Austausch unabhängiger Meinungen über eine große und ernste Frage zum allgemeinen Besten weiter sort zuführen, um auch auf diesem Wege zur Klärung der Ansichten, zur gegenseitigen Belehrung der Gegner beizutragen. Der Verfaffer jener Artikel, der sich „Fachmann“ nennt, glaubt die Zeit sehr nahe, in welcher seine erfahrenen Gesinnungsgenossen , gleich ihm über das neue System den Stab brechend, bedenklich die Köpfe

schütteln werden ; er glaubt , daß es sehr bald auch im großen Publicum nicht an Personen fehlen dürfte, welche dieser Bedenklichkeit lauten Ausdruck geben werden. Nichts wäre erwünschter als das lettere, und gewiß wird es dem derzeitigen Kriegsminister der sich ja offen zum Schöpfer des neuen Er ziehungs- Systems bekennt, der dieses System im Großen und Ganzen selbst projectirt hat und nicht vom Vor stand der 6. Abtheilung projectiren ließ , wie dieß im ersten der vorerwähnten Artikel irrthümlicher Weise — vorausgesezt wird ! - höchlich willkommen sein, wenn an seine Schöpfung der Maßstab einer ernsten und wohlmeinenden Kritik gelegt wird. Trägt ja der Reichskriegsminister , und er allein , die Verantwort lichkeit für ein System, über welches heute schon end gültig abzuurtheilen , und wäre es selbst von Seite eines noch so erfahrenen Fachmannes, ein verfrühtes Beginnen sein dürfte. Gleich bei Antritt des wichtigen Amtes, zu welchem den Feldmarschalllieutenant Baron Kuhn das Ver trauen des Kaisers im Jahre 1868 berief, erschien eine Broschüre ,*) welche gewissermaßen die Inaugu ration des neuen Erziehungs Systems gebildet hat. Es ist gewiß nicht bedeutungslos , daß gerade diese Schrift es war , welche als die erste reformatorische *) Ueber Reorganisation der Militär - Bildungsanstalten. Wien 1868, Seibel und Sohn.

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That des neuernannten Ministers bezeichnet werden | Mangel an Vaterlandsliebe. Das neue System kann , und in der Thatsache , daß sie es war , liegt strebt nach dem Höchsten ; es strebt danach, den Sole der Beweis dafür , wie mächtig der Schöpfer des daten zum selbstthätigen , pflichtgetreuen , frei und neuen Systems von dem Gedanken erfüllt und durch patriotisch denkenden Menschen zu erziehen." drungen war: dem Verfall der Militär ፡ Bildungs Mögen auch noch so viele verständige, vorurtheils anstalten, d. i . dem Verfall der Armee, die schließlich frei denkende Männer vor ihm dieselben Gedanken gehegt haben , die in der Schrift des Feldmarschall den Zerfall des Staates nach sich ziehen müßte, Ein halt zu gebieten. Und so war es denn auch der be: Lieutenants Baron Kuhn ausgesprochen sind , so liegt das Entscheidende darin , daß vor ihm diese Herren rufene Arzt, der sogleich das Heilmittel erkannte, das allein noch Rettung versprechen konnte. alle ihre edlen reformatorischen Ideen in ihrem Innern sorgsam bei und mit sich herumtrugen , der Heichs Daß das bisherige Erziehungswesen , ja , das kriegsminister aber sie öffentlich und ohne Umschweife ganze System der österreichischen Militär- Cultur zu ausgesprochen hat, sonach zuerst mit jenen Ideen öffent den pitoyabelsten Ausgeburten der Reactions - Periode lich auftrat, die in außerordentlicher Weise nicht nur gehörte , wird heute schwerlich irgend Jemand be in unserem Vaterland allein, sondern auch von allen streiten, der den ungeheuren Unterschied dessen , was ehemals war und dessen , was neu werden soll und bisherigen in nord- und mitteldeutschen Militärkreisen gangbaren Anschauungen abweichen. Hierin liegt eine muß, d. h. dessen, was durch die eiserne Nothwendig Thatsache von schwer wiegender Bedeutung . keit der Dinge uns unerbittlich vorgeschrieben ist, so fern wir weiter existiren wollen, zu hoffen im Stande Wir glauben unserem „Fachmann“ nicht unrecht ist. Die Mängel und die Folgen des alten Syſtems, zu thun , wenn wir ihn troß seines herben Tadels nicht als unversöhnlichen Gegner eines besseren für welches in der Militär- Zeitung unser geehrter Systems als des vor dem bestehenden maßgebend "Fachmann" manche Lanze einlegt, lagen ja so offen: kundig zu Tage , daß die radicale Umwälzung im gewesenen betrachten. Woran er sich hauptsächlich System mit vollem Recht ein Gebot dringender Noth stößt, ist, wenn wir ihn richtig verstehen , nicht das wendigkeit genannt werden muß. Diese radicale Um Betreten einer neuen Bahn, sondern die Voraussetzung, wälzung allein berechtigt zu jenen schönen Hoffnungen, daß zwischen den guten Gedanken des Kriegsministers die wir in die junge , aufblühende Generation seßen, und der Ausführung eine weite Kluft gähnt . Er be da sich ja leider die alte so entseßlich impotent an fürchtet vor Allem , daß unsere Jugend in ungebundener bedeutenden und charaktervollen Männern erwiesen Freiheit, ohne Gehorsam , ohne Moral erzogen wird , und daß dereinst die reifen Männer nach der tollen hat. Sie allein vermochte die Hoffnung neu zu be leben in dem Manne , der , unter dem alten System Jugendfaschingszeit blasirt dastehen werden, in ihrem aufgewachsen, sich die Unbefangenheit des Blickes be Kazenjammer das alte wohlbekannte Lied wehmüthig wahrt hatte, die Mängel, an denen jenes alte System trällernd : "Zum Teufel ist der Spiritus, unheilbar krank daniederlag, zu erkennen . Das Phlegma ist geblieben. " Die Erziehungsmittel , die diesem großen Zwecke, Hierin liegt der eigentliche Schwerpunkt der der Neugestaltung , dienen sollen , zeugen - so wie ganzen Frage , sowie auch der Opposition des Herrn sie in der Broschüre des Kriegsministers hervortreten Fachmanns ", und hierauf die Antwort in einem - wie von höchstem Wohlwollen , so von Sachvers ständniß und Scharfblick. So Manche , die den Ur anderen Artikel zu ertheilen behalten wir uns sprung dieser kleinen belehrenden Schrift nicht kannten, demnächst vor. Für heute sei uns nur noch die Bemerkung erlaubt, daß die außerdem in den Kampf mußten auf einen bürgerlichen Reformator als Verfasser geführten Argumente , die jedenfalls nur nebensäch= rathen. Und wenn ein bedeutender deutscher Gelehrter, der Professor Heinrich Wuttke , erst vor Kurzem den licher Natur sind, von jedem Unbefangenen, d. h. in Ausspruch gefällt hat , daß für Oesterreich der wich: seinen Privatverhältnissen durch diese oder jene Ent tigste Mann der Unterrichtsminister ist , so konnte scheidung nicht Betroffenen , als solche erkannt werden man gerade aus der Schrift des österreichischen Kriegs werden müssen , die den Gesichtspunkt des Staats : minister die Wahrheit dieser Behauptung am deuts Interesses zu sehr aus dem Auge verlieren. Wir lichsten kennen lernen , und man konnte sich dessen lesen sehr gern des Fachmanns Wahlspruch : „ Reli : gion, Wißbegierde und Entschlossenheit sollen das Ziel freuen , daß die Schrift , welche Jeder , der sie las, einem bürgerlichen Unterrichtsminister zuzuschreiben der Erziehung sein", obgleich wir gewünscht hätten, geneigt war, aus der Feder eines Militärs und Kriegs: daß der alte Kinski und mit ihm der Fachmann " das Wort Vaterlandsliebe nicht ganz vergessen ministers entsprossen war. Aber was sagt denn diese Schrift ? werden die hätten. mit der Streitfrage unbekannten Leser des vorliegen Es ist sehr leicht möglich , daß die Ausführung den Artikels fragen . Es ist in wenigen inhaltsschweren des neuen Systems hinter den Zielpunkten zurückbleibt, Worten gejagt : „ Das alte System erzog Maschinen, die sich der Schöpfer desselben vorgesteckt hat. Aber da wäre es im Interesse der Sache, Argumente vor es erzog Knechte statt Soldaten ; es erzog in Be dientenseelen den Servilismus , den Nepotismus, den zubringen , die das Wohl des Ganzen allein in's

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Auge fassen. Wer das Gute erstrebt , wird jeden überlegenen Kräften geführten Angriff mit Erfolg billigen Rath , jeden gutgemeinten Tadel verwinden Widerstand zu leisten und den Gegner zugleich durch und beherzigen. Das Motto der Broschüre des Umgebungen seiner Flanken zu bedrohen und ihm Verlegenheiten zu bereiten. Kriegsministers : „das Höchste anstreben , um Es gibt Manche, die auf elementar - taktische Formen das Mögliche zu erreichen" zeigt , daß der Verfasser sowohl seine Ziele als auch die Werkzeuge | keinen oder nur geringen Werth legen , darin nur kennt, deren er sich nothgedrungen bedienen muß. Es eine Zwangsjacke für den Befehlshaber erblicken und es dieſem überlassen wollen, je nach den Bedürfnissen ist eben dem Zwecke nicht sehr förderlich, wenn deſſen des Augenblicks seine Vorkehrungen zu treffen , was Vertreter tagtäglich im Kampfe liegen muß mit Zu ständen und Organen, die zum Theil nach dem alten begreiflich zu Mißverständnissen und deren nachtheiligen Schlendrian erzogen sind , und denen eben , wie sie Folgen führen kann . Solche Formen sind aber, wenn sich auch immer drehen mögen, „ der Zopf am Rücken fie Einfachheit zur Grundlage haben und allen An= forderungen jeweiliger Gefechtslagen genügen, sowohl hängt". Mögen aber wenigstens die „Fachmänner“, die für den Befehlshaber wie für den Untergebenen, dieses unseligen Zopfes glücklich ledig sind , endlich namentlich in kritischen Momenten, von nicht zu unter schäßender Bedeutung, weil dann Jeder weiß, was er die neue Zeit, welche die neuen Ideen bedingt, studiren ; mögen vor Allem die zur Erziehung der zu thun hat. Eine derartige Form bietet die Com Jugend Berufenen sich in das neue System hinein pagniccolonne dar , mit oder ohne welche Sieg oder denken und es in seiner Natur erfassen ; dann hoffen Niederlage verbunden sein und derjenige Theil die wir , daß dieses neue System für Desterreich gute Oberhand erhalten wird, welcher sich derselben bedient, Früchte tragen wird , wenn es auch , gleich allem vorausgeseßt , daß die ſich bekämpfenden Heere an Menschlichen, nicht von jedem Gebrechen frei und jeder Haupt und Gliedern gleich tüchtig sind. Nehmen Verbesserung noch fähig ist. beide jene Form an, dann gibt, wie zu allen Zeiten, das launenhafte Glück und der außer aller Berechnung liegende Zufall den Ausschlag. Wer die hier aus gesprochenen Erwartungen als sanguinisch bezweifelt Zur Taktik der Zukunft. und ihnen die Berechtigung nicht zugesteht, aus einer (Schluß.) im Verhältniß zum großen Ganzen so winzigen Sache ** Es wird hin und wieder die Behauptung auf so große Folgerungen zu ziehen , den verweisen wir gestellt, in der Taktik seien gar keine Veränderungen auf die Geschichte und insbesondere auf die Kriegs eingetreten , sie sei in der Gegenwart wie sie in der geschichte, worin zu finden ist, daß nicht selten kleine Vergangenheit gewesen und wie sie in der Zukunft Ursachen große Weltereignisse hervorgebracht haben. sein werde. Diese Phrase wird durch die Thatsachen uns auf das Gebiet der Taktik beschränkend , mögen widerlegt. In keinen Zweig der Kunst und Wissen nachbemerkte Thatsachen als Belege dienen. Im ersten schaft sind häufiger Wechsel eingetreten, als in Bezug schlesischen Kriege waren es nicht die damals sehr auf die Kriegführung . Die Taktik im 30jährigen zweifelhafte geniale Führung des Heeres von Seiten Krieg war sicher eine andere , wie sie im 7jährigen des Königs Friedrich II. (später mit Recht der Große war , und diese wurde durch die Napoleonische ver genannt) und die ungelenke Taktik , welche in der drängt, welche in den Wandlungen der Gegenwart | Schlacht von Mollwiß den Sieg herbeiführten, wodurch der preußische Staat nicht nur vom Untergang gerettet, durch die Verbesserung der Feuerwaffen gleiches Schick sal erfahren hat. Früher wählte man die Ebene zum sondern sogar der Grund zu seiner späteren Größe gelegt wurde, sondern beides war dem eisernen Lad Schlachtfeld , gegenwärtig sucht man , wenigstens der Ebenso wenig war es die im Vertheidiger, das bedeckte und durchschnittene Terrain stock zu verdanken. eigenen Lager als mangelhaft erkannte strategische auf. Früher erkannte man in der Offensive das Mittel zum Sieg , jeßt findet man in der Defensive Leitung und taktische Führung des preußischen Heeres,*) die Ueberlegenheit. Früher suchte man durch brüsten welche in dem Krieg des Jahres 1866 leßterem so Angriff mit überlegenen Kräften den Vertheidiger zu reiche Lorbeeren , dem Staate eine alle Erwartung übertreffende Machtfülle, Desterreich aber an den Ab überwältigen, in der Zukunft wird man es vortheil hafter finden , den Gegner durch Bedrohung seiner grund des Verderbens brachte, sondern die vernichtende Flanken zu nöthigen , seine Vertheidigungsstellung zu Wirkung des Zündnadelgewehrs , ohne welche die — verlassen und selbst zum Angriff überzugehen. Auch Preußen, troß der mangelhaften Bewaffnung und der die Strategie wird ihre Grundsäße nach den jeweiligen in anderen Beziehungen noch mangelhafteren Zustände Wandlungen der Taktik ihre Grundsäße modificiren ihrer Gegner, statt des Sieges von einer Niederlage müssen. So wird z. B. der bisher so wichtig erachtete nicht ferne waren , die unberechenbare Folgen nach Besiz der inneren Linien eines Kriegsschauplaßes durch sich ziehen konnte. die , durch die erhöhte Feuerwirkung gesteigerte Ver *) Zum Beleg verweisen wir auf die in Berlin erschienenen theidigungskraft an seinem Werth verlieren, weil der beiden Broschüren : „Taktische Rückblicke auf 1866 “ und „ Zur Vertheidiger dadurch befähigt wird , einem selbst mit Taktik der Zukunft“.

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Gleich der Infanterie wird auch die Reiterei | Zweckmäßigkeit des Verhaltens mißkennend , vielmehr ein Trachten darin erblickt , sich der Gefahr zu ent= Aenderungen in ihrer Taktik eintreten lassen müſſen. Sie hat , der gesteigerten Feuerkraft der Infanterie ziehen , was sie dem Mangel an Muth zuschreibt. Darum sollte der Beritt der Offiziere im Frieden gegenüber, aufgehört , in der offenen Feldschlacht die fein, wie er im Kriege Bedürfniß ist , womit zugleich Entscheidung zu geben und wird sich künftighin mit dem bescheidenen , nicht weniger ehrenvollen Loos be der weitere Vortheil verbunden wäre , daß die Be= gnügen müssen , das Auge der Armee zu sein und schaffung der Pferde minder kostspielig sein würde. Man weist den berittenen Offizieren ihre Stellen besonders durch weitausgehende Unternehmungen in die statt hinter der Front vor derselben an, welch' leßtere ſie Flanken und den Rücken der feindlichen Armee Ser jedoch, sobald das Gefecht beginnt, nothgedrungen ver störung und Vewirrung anzurichten . Um diesen An lassen müssen, um jene einzunehmen , was stets ſtatt forderungen genügen zu können , wird sie neben der Taktik noch manche ihrer inneren Einrichtungen ändern finden sollte, weil sie dann ihre Truppen besser über müſſen. Vielleicht weniger zahlreich, wird ihr Bestand sehen und zugleich wahrnehmen können, was bei dem an Mann und Roß ein durch Intelligenz , Thatkraft Feind vorgeht. Ein solcher Wechsel der Stellungen und Ausdauer ausgezeichneter sein und namentlich in bei eintretender Gefahr macht aber auf den Soldaten erster Beziebung das Offiziercorps einen hervorragen= keinen günstigen Eindruck, der die Nothwendigkeit des den Standpunkt einnehmen müssen. In vorstehenden selben nicht einsieht , sondern demselben vielleicht andere Motive unterschiebt. Also auch hier gilt der Aeußerungen liegt gewiß nicht die Absicht, diese ritter: liche Waffe irgendwie herabzusehen und ihre Opfer: Sat : was im Kriege zweckmäßig, muß auch im fried willigkeit zu bezweifeln, sondern es sollte nur auf die lichen Verhältniß geschehen. Es ist oben nachgewiesen worden , wie es zum Natur der Dinge hingewiesen werden, welche Niemand, persönlichen Schuß unumgänglich ist , den einzelnen auch mit dem besten Willen, beseitigen kann . Auch die Taktik der Artillerie , von welcher man Mann wie geschlossene Abtheilungen zur umsichtigsten glaubte , daß sie in ihren Leistungen das non plus Benußung des Terrains anzuleiten und ihn zu diesem ultra erreicht habe , ist im Kriege des Jahres 1866 Zweck, wenn nöthig, niederknicen oder sich niederlegen weit hinter den gehegten Erwartungen zurückgeblieben zu lassen. Bei den friedlichen Uebungen , wo die und wird Modificationen zu erleiden haben , deren Nothwendigkeit eines solchen Thuns nicht hervortritt, Tragweite jedoch erst dann bemessen werden kann, wird nicht immer nach kriegsmäßiger Weise verfahren : der Mann und die Truppe stehen, wo sie knieen oder wenn der praktische Werth der Geschüße und Geschosse festgestellt sein wird , der in neuester Zeit sehr in liegen sollten, vielleicht aus Bequemlichkeit oder auch Frage gestellt worden ist , wobei sich sogar Stimmen . zur Schonung der Montirungsstücke. Vielleicht ist erhoben haben , welche zur Rückkehr zum früheren der leßtere Punkt das Hauptmotiv zu diesem zweck System mahnen. widrigen Verhalten ; man gebe daher dem Soldaten Zum Schluß noch einige Bemerkungen über ver für die friedlichen Uebungen einen bequemen Anzug schiedene, dem Anschein nach unbedeutende, gleichwohl von grauem Zwillich, den er nicht zu schonen nöthig hat. Es ist von hoher Bedeutung , sich bis zu ein durch ihre Folgen nicht unwesentliche Zustände bei der Infanterie. tretender Thätigkeit auf dem Gefechtsfeld unsichtbar Die Commandeure , wie überhaupt die berittenen zu halten, theils um dem Gegner nicht zur Zielscheibe Offiziere bedienen sich in der Regel hoher Pferde ; zu dienen , theils um ihn über unser Dasein und unsere Stärke in Ungewißheit zu erhalten. Darum dieß mag sich bei friedlichen Paraden ganz gut aus follte man jedes glänzende Abzeichen von der Rüstung, nehmen und ist auch im Frieden ganz irrelevant, insbesondere aber von der Kopfbedeckung entfernen . wird sich aber im Kriege ganz anders gestalten. Ein Mancher Soldat hat diesen äußeren Glanz mit dem Gefecht wird nicht lange dauern , und jene Offiziere Leben büßen müssen oder ist zum Krüppel geworden . werden bei den weittragenden, scharf schießenden Ge wehren zu Boden liegen. Dieß ist aber nicht bloß Früher, wo ein eigentlicher Visirschuß nicht vorhanden war , sondern wo mehr der Zufall waltete , konnte bedauerlich für die Betroffenen , sondern auch ganz ein solcher glänzender Schmuck gleichgültig erscheinen, besonders nachtheilig für den Dienst, weil sie in dem Augenblick , wo sie am wirksamsten werden könnten bei den jeßigen Feuerwaffen wird er zum Verderben führen. und sollten, ihrer Thätigkeit entzogen werden. Darum läge es wohl im Interesse des Dienstes , daß diese Offiziere für das Gefecht mit kleineren Pferden , auf Skizzen über die englische Armee. welchen sie kaum über die Truppe hinausreichten, ver [Von einem früheren k. großbritanniſchen Offizier.] sehen wären , die Terrainschwierigkeiten mit größerer (Fortsetzung.) Leichtigkeit passiren und , wenn nöthig , schneller ab und wieder aufsteigen könnten. Es dürfte aber auf [C. W.v. T.] Die Kost ist gut und genügend, wenn das Wetter erlaubt, richtig zu kochen ; die Sol die Truppe keinen guten Eindruck machen , wenn der daten erhalten früh Thee , Mittags Salzfleisch mit Offizier, welcher im Frieden auf hohem Noß sißt, im Gefecht auf kleinerem Pferde reitet , weil sie, die trockenem Gemüse, einmal in der Woche Pudding, des

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Abends wieder Thee, eine Ration Rum und Schiffs | lischen Offiziere im Gegensaße zu dem der Mann zwieback, so viel sie haben mögen, freilich ist derselbe schaften hinzustellen ; dieß tritt überall in Kraft, nur in Thee genießbar ; Brod gibt es nicht. Für wo es die Verhältnisse irgend gestatten. Ersterer ge = diese Kost werden dem Soldaten täglich 6 Pence von hört eben einer höheren Classe der Gesellschaft an der Löhnung abgerechnet. Das Kochen wird von und lebt demgemäß. dazu befehligten Soldaten in der Schiffsküche besorgt, Der tägliche Dienst auf dem Transportschiff be: steht in einer Wache , welche auf dem Verdeck ohne bei dem Vertheilen des Essens müssen stets die dienst Gewehr bloß mit dem Bajonnet aufzieht und zwei habenden Offiziere der Landtruppen zugegen sein . Die Offiziere selbst werden wahrhaft luxuriös verpflegt, und Posten an den Schiffstreppen , sowie einen vor dem hat der Schiffskoch ―――― ein Künstler in seiner Art Gewehr aufstellt. Von den Offizieren werden zu Auf rechthaltung der Ordnung , Empfang und Ausgabe deren Speisen zuzubereiten. Man darf wohl sagen, daß, den geringen Dienst abgerechnet , man auf dem der Lebensmittel täglich ein captain of the day und drei Rondenoffiziere (Subalterne) commandirt , von Transportschiffe nichts thut als eſſen, trinken, schlafen oder auf das Meer blicken. Für die Verpflegung er denen einer sich stets auf dem Deck befinden muß. leidet der Offizier einen täglichen Gehaltsabzug von Gestattet es das Wetter , so wird hier und da eine Instructionsstunde gehalten , oder die Effecten noth= 3 Schillingen ; dagegen legt der Staat sehr viel zu, dürftig gereinigt ; viel läßt sich freilich nicht thun, wir glauben täglich 6 oder 8 Schilling pro Kopf. und eine Truppe, welche ein Transportschiff verläßt, Früh 8 Uhr ist Breakfast , wo es selbst an frisch bietet einen nichts weniger als propren Anblick. Die gebackenem Weißbrod nicht fehlt ; außer Thee, Kaffee, ―――――― Milch, - denn an Bord befindet sich auch, wo immer schlimmsten Tage für den Dienst sind die nach der Ausschiffung , wo den Soldaten die Löhnung aus möglich, eine melkende Kuh für die Herren Offiziere bezahlt wird , welche sie auf der See ersparten , bei schlechtem Wetter Rothwein, werden Fische, Fleisch, täglich 6 Pence pro Mann. Die Leute suchen sich Käse und Eier , gerösteter Schinken und dergleichen für die ertragenen Entbehrungen schadlos zu halten, aufgetragen. Um 12 Uhr kommt das zweite Früh und gewöhnlich durch Betrinken. An solchen Tagen stück, das Luncheon , bei dem es keinen Wein gibt, kann ein Vorgeseßter kaum sagen : „ welche Luſt, wohl aber Bier und alle möglichen Arten von englischem Branntwein. Hier bekommt man auch Schiffszwie | Soldat zu sein !" Man weiß dieß, man kennt es als back , der - unter dem Namen biscuit nur für unabänderlich und läßt die Zügel etwas nach ; iſt das die Offiziere aus dem feinsten Mehle in dünnen Geld fort, so kehrt die Disciplin wieder. Bei langen Seereisen würden die Leute bedeutende Sunimen er Scheiben in der Größe eines Thalers gebacken wird sparen ; um dieß zu vermeiden , müſſen ſie vor An und mit den eigentlichen Cakes durchaus keine Aehn tritt derselben die sogenannten sea necessaries faſſen, lichkeit hat ; seine Verabreichung ist nur Seemannssitte, deren Betrag ihnen von der Löhnung abgezogen wird. genossen wird sehr wenig davon . Das Mittagsessen Dieselben bestehen in Leinwandkitteln , Marineſeife, findet um 4 Uhr statt, es gleicht an Vielheit der Ge= Tabak, wollener Leibwäsche und dergleichen , Dinge, richte , der Art und Weise des Servirens ganz dem die wohl nüßlich ſind , aber das Gepäck_unendlich ver in der Messe. Ein Salzbraten wird mit aufgetragen, bleibt aber gewöhnlich unberührt , da es nicht an mehren, denn außer dem Tornister muß jeder Soldat noch einen großen, leinenen Kleiderbeutel haben , die frischem Fleisch, Geflügel und Fischen fehlt , denn es bei der Ausschiffung in die sogenannten Mantelsäcke wird Schlachtvieh lebend mitgeführt. Nie fehlt es von schwarzem Leder verpackt werden. Es hat jede bei Tafel an den verschiedenen Mehlspeisen , Wein Compagnie deren vier. So lange man zur See ist, kann man nach Belieben trinken , und zwar wird hat man wenigstens Alles beisammen , wenn auch in Portwein und Sherry zur Ration gerechnet , Claret noch so beschränktem Raume ; aber mit dieser Unmaſſe und Champagner aber müssen besonders bezahlt wer den. Bei Tisch erscheint Alles in voller Uniform . Sachen zu Lande marschiren zu müssen, sie auf Vor spannwagen oder Commissariatskarren verladen und Um 6 Uhr wird Thee gereicht, von 9-10 Uhr wird verzettelt zu sehen, dieß ist im hohen Grade lästig und Whiskey , Brandy , Cognac und Rum , heißes und beschwerlich. Ein englisches Regiment auf dem Marsche kaltes Wasser sowie Zucker servirt, man mischt sich hat mehr Wagen bei sich als in Deutschland eine seinen Grog selbst ; hat die lettere Stunde geschlagen, Armeedivision ; man bedenke nur, daß unter anderen so geht man zu Bett , denn es herrscht Finsterniß : ww nüßlichen oder unnüßen Dingen auch die Zelte mit alle Lichter werden ausgelöscht . Wir erwähnen geführt werden. (Schluß folgt.) diese Dinge nur , um das luxuriöse Leben der eng

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Nachrichten. Oesterreichische Monarchie.

* Wien, 8. März. [Personalchronit : General Fürst Schwarzenberg t.] Fürst Friedrich Schwarzen berg, bekannt unter dem Namen der Landsknecht " , ist vor gestern früh hier verschieden. Er war am 13. Oct. 1800 in Wien geboren ; sein Vater war der bekannte Generalis fimus der alliirten Armee im Jahre 1813 . 1816 als Cadet in die Armee getreten und mit Leiden schaft Soldat ; sein Majoratsrecht hat er nach dem Tode seines Vaters (1820) auf seinen Bruder Carl übertragen. Er kämpfte u. A. 1830 mit den Franzosen als Volontär in Algier und erhielt auf dem Schlachtfelde von Belida das Kreuz der Ehrenlegion ; 1832 quittirte er den Militärdienst und machte darauf Reisen nach dem Orient und Skandinavien. Er kämpfte 1838 in der carlistischen. Armee, wurde aber, als er über französischen Boren sich zu einem anderen Corps, dem Cabrera's, begeben wollte, in Bayonne verhaftet und in Bordeaur internirt. Nach dem Uebertritte des Don Carlos nach Frankreich kehrte er nach Ungarn zurück, wo er in seinem Schloſſe Marien thal, einem ehemaligen Klostergebäude, sein „ Wanderbuch eines verabschiedeten Landsknechtes " zu schreiben begann. Als die galizischen Unruhen 1846 ausbrachen , legte er wieder seine Husarenuniform an und eilte zu Erzherzog Ferdinand, den er in Tarnow traf. Für seine in Galizien geleisteten Dienste erhielt er den Oberstencharakter. Bei Beginn des Sonderbundskrieges wurde ihm von katholischen Cantonen ein Commando angetragen, das er als Fremder ablehnte ; er trat jedoch als Volontär , und zwar als Generaladjutant des Generals Ealis, ein . Nach der Niederlage der katholischen Cantone rettete er sich mit Lebensgefahr über die Furca und durch den Canton Teſſin italienischen Unruhen nach Mailand. Bei Ausbruch der italienischen stellte er sich dem Leiter der Tyroler Landesvertheidigung, Erzherzog Johann , zur Verfügung , ließ sich sofort als einfacher Landesschüße in die Compagnie des Hauptmanns v. Wörl einreihen und marschirte mit dieier gegen Chiesa. Später wurde er nach Mailand berufen , wo ihn Radetzky dem F.-M.-L. Schönhals zutheilte. Auch an dem nach folgenden Zug gegen Wien und dem Feldzug in Ungarn unter Haynau nahm er Theil, erkrankte aber vor Komorn und wurde nach Raab transportirt , wo er beinahe den Insurgenten in die Hände gefallen wäre. Nachseiner Genesung ließ er sich zu dem unter dem Commando seines Bruders Carl stehenden 4. Armeecorps nach Vorarlberg übersetzen und folgte dieſem hierauf nach Mailand. Als dieser 1852 als Militär- und Civil : Gouverneur nach Siebenbürgen versezt wurde , kehrte Friedrich mit dem Generalscharakter nach Marienthal zurück.

Preußen. # Aus Norddeutschland , 14. März. [ Be vorstehende Veränderungen in der Benennung der Geschüße und Geschosse. -Verbesserungen des schweren Hinterladers . - Die Feuer = geschwindigkeit der Hinterladungsgeschüße .

Bevorstehende Einführung eines turzen 24 fünders in der Festungsartillerie.] Mit der vom Jahre 1872 ab eintretenden Einführung des metrischen Maß- und Gewichtssystems wird die nord beutsche Artillerie einer Antiquität verlustig gehen, welche sich durch viele Geschlechter fortgeerbt hat. Die Remi niscenz an die alte Steinkugel , welche uns bis heute noch zur Bezeichnung der Kaliber bei Haubißen und Mörsern gedient hat, wird fallen, und man wird zu der jetzt noch einzig rationellen Benennungsweise der Ge= schüßtaliber, d. i. im Längenmaß des Bohrungsdurch messers, und zwar in Centimetern ausgedrückt , für das ganze Artilleriesystem übergehen. Bei den gezogenen Geschüßen wird also die ebenso widersinnige Bezeichnung nach dem Gewicht der kalibermäßigen Vollkugel ihr Ende nehmen. Hoffentlich wird Süddeutschland, welches ja auch zur Fahne des Metermaßes geschworen hat , nicht säumen, diesem Vorgang zu folgen und so vielleicht eine endliche internationale Einigung in dieser Hinsicht anz gebahnt werden , zur gewissen Freude aller derer , welche ihre artilleristischen Studien über die Grenzpfähle der eigenen Heimath hinaus erstrecken. (Wir verweisen auf einen Artikel im " Militair Wochenblatt" Nr. 64 v. v. J., welcher die gegenwärtig in dieser Beziehung eingeriffene Begriffsverwirrung darlegt. ) Was speciell unsere gezogenen Geſchüße betrifft, so werden wir fünftig ſtatt von 4-, 6-, 12 , 24 , 36-, 72- und 96Pfündern von 8 , 9 , 12 , 15 , 17-, 21 und 24 cm . -Kanonen hören, wozu für Schiffe noch ein 26-, für Küstenbatterien ein 28 cm . Kanon treten wird. Beim Aufsatz steht eine andere Einrichtung bevor, insofern die Längeneinheiten desselben mit den zugehörigen Entfernungszahlen, resp. den entsprechenden Gradwerthen beschrieben werden sollen. Die Schußtafeln werden hier durch für manche Fälle entbehrlich, unter allen Umſtäuden aber vereinfacht. Auf die Regulirung der Geschoßgewichte bei den einzelnen Geschüßen legt man jezt einen großen Werth. Indem man einer und derselben Batterie Geschosse einer bestimmten Gewichtsclasse zutheilt und auch diese wiederum möglichst gleichmäßig an die Geschüße ausgibt , gewinnt man ein Mittel, die Trefffähigkeit noch zu erhöhen , wo gegen die zeitraubenden Vorbereitungen, wie Classificirung und Bezeichnung der Geschosse, als außer Gewicht fallend angesehen werden können. Man hat in Erfahrung gebracht , daß selbst bei den spielraumlosen Hinterladungsgeschüßen die Abgangswinkel der Geschosse nicht mit den Richtungswinkeln identisch sind, wie man lange Zeit annahm , und leitet dieß daraus her, daß bei dem mit dem gezogenen Theil concentrischen Ladungsraum die Geschosse excentrisch in die Züge treten. Ein Mittel hiergegen wird sich ergeben , indem man die Achse des Ladungsraums über die des gezogenen Theils legt, wie man dieß bei schweren Geschüßen schon gethan hat. Die an sich so vollkommenen Richter'schen Zeit zünder für gezogene Shrapnels ergeben in ihren Brenn

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zeiten doch eine große Abhängigkeit von den Witterungs verhältnissen. Das prismatische Pulver dagegen zeigt außer seinen bekannten Vorzügen noch den einer viel größeren Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen , als es beim gewöhnlichen Pulver der Fall ist , und somit auch eine viel regelmäßigere Wirkung als dieses. Als constructive Neuerung ist die bei den schweren Hinterladern jezt beliebte Anbringung des Zündlochs im Verschlußkeil zu erwähnen . Abgesehen von der jedenfalls günstigeren Entzündungsweise der Ladung , erwächst namentlich der Vortheil, daß alle Gefahr, welche das in der Wand des Rohres liegende Zündloch für letzteres bringt, damit wegfällt. Man discutirt häufig die Feuergeschwindigkeit unserer Hinterladungs- Feldgeschüße. Dieselbe dürfte unter ges wöhnlichen Verhältnissen im Kartätschfeuer auf 2 Schuß per Minute , im Granatfeuer dagegen auf 4 Schuß in 3 Minuten anzunehmen sein . Die im Kartätschfeuer erzielten Treffreſultate beliefen sich bei den Schießübungen des Jahres 1867 wie folgt : der 6Pfünder auf 300-450 Echritt 11,7 Treffer pro Schuß, davon 9 scharf, derselbe auf 500-700 Schritt 7,8 Treffer , davon nur 6 scharf, der 4Pfünder auf 200-450 Schritt 11,4 Treffer (8 scharf), auf 5-600 Schritt 7,3 Treffer (5 scharf) . Das Ziel war eine 6 Fuß hohe , 40 Schritt lange Scheibe ; der 6fünder hat 41 5löthige , der 4Psünder 48 3löthige Zinkkugeln . Gegen dasselbe Ziel hatte der glatte 6fünder nach den älteren officiellen Zusammen: stellungen auf 400 Schritt 13 , auf 600 Schritt 10 Treffer, der lange 12Pfünder auf 400 Schritt 15 , auf 600 Schritt 12 Treffer. Hieraus dürfte sich ein ziem lich zuverlässiger Maßstab für das Verhältniß der Kartätschwirkung gezogener und glatter Geschüße ergeben. Auf unbekannten Entfernungen hatte man bisher die Manier , sich geſchüßweiſe an das Ziel heranzuſchießen, vielfach in Anwendung gebracht. Jest beabsichtigt man, dieſes ſo zu bewerkstelligen, daß die Correcturen von allen Geschüßen gleichzeitig vorgenommen werden, so daß , wenn die Entfernung richtig getroffen ist, alle Geschütze bereits die richtige Elevation haben. Geringe Veränderungen in letterer bei einem bereits gerichteten Geſchüß vermag man hinreichend genau durch Drehung der Kurbel der Richtmaschine zu nehmen , wenn man sich nur merkt , in welchem Verhältniß die Drehung auf die Aenderung der Höhenlage des Rohrs wirkt. Vorstehende Notizen entnehmen wir zum Theil der kürzlich bei Strikker erschienenen „ Anleitung zur Cor rectur beim Schießen aus gezogenen Geschüßen. Auf dienſtliche Veranlassung gedruckt. Berlin , 1869 " . Sie repräsentirt gewissermaßen die auf der königlichen Ar tillerieſchießſchule seit den 21/2 Jahren ihres Bestehens (fie begann am 15. Februar c. bereits ihren 6. Cursus ) gemachten Erfahrungen mit gezogenen Geschützen und combinirt sie gleichzeitig mit den in früherer Zeit ge= wonnenen Resultaten. Die kleine Schrift ist von be= jonderem Intereſſe, indem sie einerseitts einen tieferen

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Einblick in die Natur dieses Geschüßes gewährt, anderers seits auf einen möglichst rationellen Gebrauch deſſelben hinarbeitet. Sie erörtert zunächst die auf die Trefffähigkeit gezogener Geschüße einwirkenden Elemente , charakterisirt die Leistungsfähigkeit derselben und gibt die Anleitung zur Correctur beim Schießen. Daß über dem Artilleristischen auch das Taktische nicht Noth leidet, beweist der Eifer, mit welchem in allen Regimentern das Kriegsspiel betrieben wird. Als etwas Neues ist die Anwendung desselben auf die Verhältnisse des Festungskriegs zu erwähnen . In Kürze steht die Einführung eines neuen gezogenen Geſchüßes für die Festungs- und Belagerungsartillerie bevor , und zwar eines kurzen 24Pfünders ; also ganz ähnlich, wie man seiner Zeit im System der glatten Geschüße einen langen und einen kurzen 24Pfünder hatte, wird man dieselben nun auch in dem der gezogenen wiederfinden, sie führen aber den Namen 15cm.-Kanone. Das kurze 15cm.-Kanon wird zum Erſaß der schweren Haubißen und der 25pfündigen Bombenkanonen dienen.

Bayern. [19.] München , 10. März. [ Personalchronik : Major Graf von Seinsheim t.] Am 24. Februar Nachts 10 Uhr wurde dahier nach längerem Leiden der königlich bayerische Major Julius Graf von Seinsheim zum letzten großen Appell berufen. Da der Verklärte ein mehrjähriger fleißiger Mitarbeiter der Allg. Mil. 3tg. war , erachten wir es für eine Pflicht, demselben hier einige Zeilen ehrenvoller Erinnerung zu widmen. Einem altadeligen fränkischen Geschlecht angehörend, welches gegenwärtig im bayerischen Lande mehrfach ver zweigt kräftig blüht , wurde Seinsheim am 10. Januar 1822 zu München als der älteste Sohn des königlich bayerischen Kämmerers und Reichsrathes August Graf von Seinsheim geboren , dem er schon nach wenigen Monaten im Tode gefolgt ist. Sobald derselbe das Gymnasium absolvirt hatte , trat er am 9. Juli 1841 freiwillig als Gemeiner und Cadet , seinen militärischen Neigungen entsprechend, in das 4. Chevaurlegersregiment König, wo er bereits unter dem 9. October Vicecorporal wurde und somit auf der Stufe zur höchsten Macht stand. Die Charge des Junkers erreichte der Verlebte am 25. October 1842 im 3. Chevaurlegersregiment Herzog Mar, jene des Unterlieutenants am 31. October 1845 im 1 . Cürassierregiment Prinz Carl, welchem er nunmehr , ab gesehen von vorübergehenden kurzen Unterbrechungen, während eines Vierteljahrhunderts angehören sollte. Seine Beförderung zum Oberlieutenant brachte ihn am 28. Februar 1852 in das 2. Cüraſſierregiment Prinz Adal bert, aus welchem er jedoch schon am 11. October des folgenden Jahres in das . 1. wieder zurückversezt und hier am 15. September 1856 deſſen Regimentsadjutant wurde. Von der am 5. Mai 1859 erlangten Stellung als Brigade-Adjutant enthob ihn seine unter dem 27. März 1860 erfolgte Beförderung zum Rittmeister im 5. Che: vaurlegersregiment vacant Leiningen (jezt Prinz Otto). Seit dem 27. August 1862 fungirte der Verblichene als

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Oberhofmeister der Prinzessin Amalie , wurde noch am 13. December des nämlichen Jahres in das 1. Cüraſſier regiment versezt, und kurz darauf von der oben erwähn ten Function auf Ansuchen entbunden. Nunmehr konnte Seinsheim sich wieder mit vollem Eifer dem Unterricht seiner Schwadron hingeben, wobei er besonders für eine verbesserte Felddienst Ausbildung thätig war; so regte 3. B. das rasche Zurückmelden der Vortruppen mittelst praktischer Zeichengebung häufig sein Nachdenken an. Bei solchem verdienstlichen Streben konnte er es lächelnd hin nehmen, wenn manchmal achselzuckend gesagt wurde , „er operire gern nach eigenen taktischen Heften “ . Während des Feldzugs von 1866 wurde er zum Depotcomman danten seines Regiments bestimmt, so daß er leider nicht mit ſeinen Kameraden deren Beschwerden und Gefahren im Felde theilen, ihnen dagegen durch seine Rührigkeit und Umsicht im Nachschub von Mannschaft und Pferden gleichwohl äußerst nüßlich sein konnte. Das lebhafte - einem Interesse des Heimgegangenen, welches derselbe vernünftigen Fortschritt huldigend an allen Fragen feiner Waffengattung nahm , war hohen Orts durchaus nicht unbemerkt geblieben , und so erfolgte im Januar 1867 seine Berufung in das Kriegsministerium, woſelbſt er dem Cavaleriereferenten als Hülfsarbeiter beigegeben wurde. In dieser Verwendung, welche ihm sein Gesundheitszustand theilweise wünschenswerth erscheinen ließ, erhielt Seinsheim am 24. Mai 1868 den Charakter als Major. Seine Vorliebe für den Truppendienst und die Erwägungen über den Fortgang seiner Laufbahn veranlaßten ihn jedoch bald zur Beibringung des Nachweises seiner Kriegsdiensttaug lichkeit, worauf den 4. März v. J. seine Ernennung zum etatsmäßigen Major erfolgte. Doch die Energie des Charakters hatte hier unseren guten Freund zu weit ge= führt ; denn es ist außer Zweifel, das anstrengende Regis mentbererciren und vor Allem das scharfe Reiten während der lezten Manöver zwischen Schweinfurt und Bamberg kürzte deſſen Lebenstage ab. Nach Beendigung jener Uebungen kehrte Seinsheim , körperlich gebrochen , nach München zurück , um sich im Kreise seiner Angehörigen zu erholen, und erst hier stellte sich heraus , daß er mit einer Rippenfell = Entzündung behaftet die Herbstmanöver mitgemacht hatte. Was nähere Beobachter längst befürchtet, trat jezt ein: das fortschreitende Sinken aller Kräfte. Ohne Selbsttäuschung über seine Lage, obgleich bis zulett fast völlig schweigſam hierüber, ſogar gegen seine nächsten Freunde, und wohlvorbereitet auf die lange und unsichere Reise , entschlummerte der Abgeschiedene sanft , da ihm eben jene gänzliche Entkräftung jeden sichtbaren physischen Kampf glücklicher Weise ersparte. In des Verewigten lezten Lebensjahren zeigte sich bei demselben plößlich ein bisher nie hervorgetretener Drang nach publicistischem Wirken, vorzüglich lebhaft seit 1866, deſſen Ursache wohl nur darin gesucht werden kann , daß Seinsheim ſeinem Stande möglichst nüßen wollte. Außer dem Verfasser dieses kleinen Nachrufes wird kaum irgend Jemand ge= nauer wissen , wie klug der Verblichene auf alle organis ſatoriſchen Aenderungen seiner Waffe Einfluß zu nehmen trachtete, so lange sie sich noch im Stadium der Berathung

befanden. Der eigenthümliche Humor von Seinsheim, welcher ihn erst in den lezten Monaten verließ , ist in allen seinen Schristchen bemerkbar, und deßhalb wird der anonyme Autor von : Was sich die Pferde erzählen “, "1 Es fehlt ganz wo anders “ , „ Kritische Gedanken über die bayerische Cavalerie nach dem Feldzuge 1866 “, „ Ge danken Reiter und Reiter- Gedanken", " Der Militärstand erzieht“ von den meisten Lesern dieser zwischen 1866 und 1868 entſtandenen literarischen Producte mit den ſonder baren Titeln unschwer errathen worden sein . Einzelne Elaborate Seinsheims waren von solcher kaustischen Schärfe, | daß man ihm nicht zu deren Veröffentlichung rathen konnte. Vielleicht läßt sich später aus seinen Concepten noch Einiges für die vorliegenden Spalten verwerthen. Zu seinen lezten im Brouillon vorhandenen Aufſäßen gehören Klagen, daß sich nicht mehr junge Reiteroffiziere als Kriegs- Akademiker und Generalstabs- Candidaten ge= | meldet hatten. Ueber der Prüfung und dem Studium des demnächst zu erwartenden neuen Cavaleriereglements, dann über der Bearbeitung „des bayerischen Cavaleristen“ starb Seinsheim. Mit dem leztgenannten Instructions | Büchlein sollte erreicht werden, daß auch in der Reiterei der theoretische Unterricht an die Mannschaft ebenso gleich mäßig würde , als dieses in den anderen zwei Haupt Truppengattungen durch "1 den bayerischen Jnfanteristen" und „ den bayeriſchen Artilleristen " bereits thatsächlich der iſt, - ein Bemühen, welches an maßgebender Stelle Fall ist, Billigung erfahren hat. Von den Auffäßen, welche der Ver storbene der Allg . Wil.-Ztg. einjendete, mögen hier genannt sein : " Sicherheitsdienst der Cavalerie " in Nr. 30 vom Jahr 1867 , dann " die Cavaleriegefechte bei Helmstadt und Hettstadt am 25. und 26. Juli 1866 " in Nr. 6-8 v. v. J. Leştere Arbeit war die bedeutendste journaliſtiſche Leistung Seinsheims und wurde veranlaßt durch das zwar sehr maßvoll gehaltene Werk : „ die preußische Cavalerie in der Campagne 1866 “ von Besser , welches aber doch den Thaten der bayerischen Reiterei nicht volle Gerechtig= feit keit werden werden ließ. Getreu einem der Beleuchtung vor= gesetzten Motto : " Des Gegners Irrthümer durch un beachtendes , hochmüthiges Schweigen unberichtigt lassen, heißt den Griffel zur Aufzeichnung derselben in die Jahr bücher der Geschichte liefern ", strebte Seinsheim danach, die einheimischen Kriegs- Annalen selbst vor der kleinsten Beeinträchtigung zu bewahren, wie dieses jeder für ſeine Armee gut denkende Offizier soll. --- Der Dahingegangene war ein braver Sohn, ein liebevoller Bruder, und seine seit länger ohnehin ungewöhnlich schwer geprüften An gehörigen verloren an ihm eine starke, opferwillige Stüße. Jene Kreise, welche den Verklärten näher kannten, rühmen ihn als einen treuen Freund , als einen wackeren Sol daten, voll heiterer Lebensanschauung und frei von jedem Anflug arristokratischen Dünkels, der nicht selten über die in seinem Geburtsstande manchmal herrschenden Vorurtheile

scherzte und sich seiner Ahnen gewiß nur erinnerte, um der bekannten kurzen, aber doch so inhaltsreichen Devise zu gedenkeu : „ Noblesse oblige ! " Möge Seinsheims Geiſt eingegangen sein in die Regionen ewiger Klarheit , ſein wahrhaft müder Leib aber in ungestörtem Frieden ruhen . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Drud von Georg Otto in Darmstadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 13.

Darmstadt,

Jahrgang.

30. März.

1870.

Inhalt : Bemerkungen über die bayerische Armee. Auffäße. Das neue Militär-Erziehungs-System in Desterreich und seine Gegner. II. Skizzen über die englische Armee. [Von einem früheren k. großbritannischen Offizier. ] (Schluß.) — Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Commission zur Prüfung der glatten und gezogenen Geschüße. Coburg - Gotha. Militärwissenschaftliche Vorträge. Frankreich. Capitän Bourellys Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde.

Das neue Militär-Erziehungs - System in Desterreich und seine Gegner. II. [A.V.] In unserem ersten Abschnitt haben wir den allgemeinen Eindruck wiedergegeben, den die vier Ar tikel des Fachmannes in der österreichischen Militär Zeitung auf uns gemacht haben. Auf einige that= sächliche Punkte einzugehen behielten wir uns vor. Die Erziehung der Persönlichkeit ist unstreitig das schwierigste und größte Problem, an dessen Lösung der menschliche Geist sich gewagt hat. Sokrates und J. J. Rousseau konnten ihre Frauen nicht erziehen, und wenn auch der geistreiche Staatskanzler Fürst Metternich gelegentlich einer ungezogenen Bemerkung seiner Frau*) einem fremden Diplomaten gesagt hat : je n'ai pas fait l'éducation de ma femme, so be zweifeln wir doch sehr, daß er als berufener Erzieher bei der heißblütigen Fürstin ein besseres Resultat er zielt hätte als die beiden vorerwähnten Weltweisen und Philosophen mit ihren betreffenden Damen . *) Nach der Juli- Revolution bewunderte der französische Gesandte eines Abends das prachtvolle Diadem der Fürstin , die ihm die einschneidende Bemerkung zurief: la beauté de cette couronne est, qu'elle n'est pas volée".

Wir sehen Kinder achtbarer und wohlbegüterter Familien, welche die sorgfältigste und beste Erziehung genossen haben , mißrathen in den Pfuhl des Lasters hinabstürzen und elend zu Grunde gehen, dagegen geniale Köpfe und starke Charaktere als vollendete Gelehrte, Staatsmänner und Feldherrn sich in ernster Arbeit aus dem Nichts ihrer geringen oder niederen Abkunft emporheben und mit festen Schriftzügen ihre Namen einschreiben in das Buch der Weltgeschichte, während gleichzeitig mit ihnen Träger glänzender und erleuchteter Namen, mit allen Glücksgütern der Welt überschüttet , ruhmlos , wenn nicht gar unrühmlich vegetiren. - Wir sehen die weibliche Tugend ihre schönsten Blüthen in der Hütte der Armuth treiben, Köpfe von mangelhafter Erziehung, die man der Ver führung am meisten ausgesezt glauben könnte , ſieg reich widerstehen , während Messalinen und Borgias auf Thronen prunken , umgeben von den Potemkins und Lubows ihrer Zeit. Das ganze Erziehungswesen von Nationen in ein System zu bringen , war der Traum der größten Gesetzgeber und Philosophen . Sparta wollte auf dem heimathlichen Boden nur ein Geschlecht von Helden erstehen lassen, und die schwächlichen oder verkrüppel ten Kinder wurden gleich dem unausgebildeten Fötus als werthlos schon nach der Geburt dem Tode ge= weiht. Zur selben Zeit betrachtete man längst in

98 Einige wenige Be Israel den Kindesmord als Verbrechen. In Sparta | nebensächlicher Natur sind. lehrte man das Stehlen, und die römischen Jünglinge richtigungen werden genügen, um dieß zu beweisen. Der geehrte Fachmann ist z . B. ein Gegner der als erzog man nach dem Vorbild der Väter zum Jungfern raub. Kein System aber wollte sich auf die Dauer Erziehungsbeiträge für die Eltern" neu eingeführten bewähren , und die von den edelsten Intentionen er Stipendien. Er hat nämlich herausgerechnet, daß der füllten Gesetzgeber ernteten wenig Dank. Von Moses, Zögling ehemals in der Anstalt über 600 fl . gekostet der seine ersten Erziehungs - Geseßtafeln dem goldenen hat und ein Stipendium sich etwa nur auf 300 fl. Kalb an den Kopf warf, bis zu Drako , den seine beziffert. Den Gedanken , der diesem neuen System schlechterzogenen Landsleute, die er zum Besseren heran zu Grunde liegt , glauben wir dagegen darin zu er bilden wollte, wegen seiner schroffen Methodik erstickt kennen , daß man mit kleinen Beiträgen möglichst baben sollen ; von Seneka , der die römische Jugend viele Familien zu betheiligen im Stande ist, wodurch Edelmuth und Weisheit lehren wollte und einen Nero die Erziehung der Kinder unbemittelter Eltern und erzog, bis auf Loyola und Pestalozzi herab liegt das die Volksbildung im Allgemeinen nur gewinnen kann. Erziehungs = System der Jungen wie der Alten noch Der Herr Fachmann ist uns aber den Beweis schuldig immer im Argen. geblieben, daß troß der Exclusivität bei der Aufnahme Diese wenigen Daten sprechen laut genug für die nach dem alten System die 600 fl. wirklich für die Akademiker verwendet wurden , und nicht etwa zum Größe der undankbaren Aufgabe , welcher sich die jenigen unterziehen, die ein ganzes Erziehungs - System Schaden der zahlenden Zöglinge und des Aerars die begründen wollen. Die Aufgabe scheint fast zu schwer | Administration dabei allein aus der theuren Regie für Menschen ; allein es ist nicht zu läugnen, daß in ihren Gewinn zog. dem beständigen Ringen menschlicher Unvollkommen Für demoralisirend und gefährlich , ja , für einen heit mit dem Bestreben nach Vollkommenheit ein | Capitalfehler hält der Fachmann die selbstständige Geistesrichtung , die jeßt der Jugend gegeben wird. großes und erhebendes Schauspiel liegt. Die wahren Erziehungs ፡ Principien sind in den Allein bisher war man nach der Erfahrung zu glauben zehn Gesezen vom Berge Einai enthalten. Diese berechtigt, daß junge Bäumchen nur um so kräftiger emporwachsen, je weniger Zwang dem natürlichen und werden leider nur von Wenigen gehalten und wurden gesunden Trieb der Bildung und des Wachstums in den früheren österreichischen Militär - Erziehungs angethan wird . Mit dem pflichtgetreuen Gärtner kann anstalten , in welchen die Jugend im steten Kampfe man allerdings zufrieden sein , wenn er sich damit insbesondere mit den sieben ersten Geboten lag , am allerwenigsten gehalten. begnügt, das Bäumchen fleißig zu begießen und wohl darauf achtet , daß ihm ja nicht die Lust , das Licht Das ist eben ein Zeichen der Zeit. Und die mo und die Wärme entzogen wird. dernen Regierungen, die von ihren Völkern verlangen, Die lateinische Sprache und die Lehrgegenstände daß sie tausend Gesezes - Paragraphen wissen und be der Rechtswissenschaft, Nationalöconomie, Philosophie folgen, gerathen selbst nur allzuoft in den bedenklichsten Widerspruch mit den zehn kleinen, aber ewigen Welt u. f. w. scheinen dem Fachmann gleichfalls ganz über flüssige Dinge zu sein ; die classische Sprache vornämlich geseßen. Darüber hat sich in unserem aufgeklärten deßhalb , weil sie der Mathematik die Stunden weg Jahrhundert noch Niemand verwundert, daß man es nimmt, und die höheren Wiſſenſchaften , weil sie auf in unseren fortgeschrittenen Zeiten noch immer nicht so weit gebracht hat , die Großen und Alten ohne Kriegsschulen und anderwärts besser als in Aka Strafgesezbücher zu erziehen . Ist aber nicht die Er demien gelehrt werden. Was nun das leidige Latein betrifft , so bildet diese Sprache und ihre reiche Lite ziehung der Kleinen , der Jugend , ein noch weit ratur immer noch den gesunden Grundstock einer schwerer zu lösendes Problem ? Es will uns daher und wohl mit Recht bedünken , daß von allen nach | Bildung für das ganze Leben. Uns, der gegenwärtig älteren , aus österreichischen Militär - Akademien her hohen Zielen strebenden Erziehungs -Principien immer vorgegangenen Generation hat es durchaus nicht zum hin noch das preiswürdigste dasjenige ist, welches der Vortheil gereicht, daß während unserer Jugendzeit die österreichische Reichs - Kriegsminister mit den Worten Ciceronianischen Reden und die Commentarien Cäsars proclamirt hat : „ Das Höchste erstreben , um das Mögliche zu erreichen !" nicht nur nicht mehr in ihrem Urtext , sondern gar Könnte doch dieser Wahlspruch mit Flammenlettern nicht gelesen wurden. Nicht darin liegt der Fehler, in die Brust aller jener eingeschrieben werden , die daß Latein gelehrt wird, sondern darin , wie es ge berufen sind , die Erziehung der Jugend zu leiten. lehrt wird ! In zehn Jahren wäre dann unserem deutschen Vater Wie mangelhaft unser ganzes Schulwesen be lande eine bessere Generation als die gegenwärtige schaffen ist , zeigt ja allein schon die Thatsache , daß auf den österreichischen Gymnasien diese Sprache acht erzogen ! Was nun , um auf unseren Fachmann zurückzu | Jahre hindurch ohne sonderlichen Erfolg für die Mehrzahl docirt wird. Das scheint fast unglaublich, kommen, diesen betrifft, so können wir die Bemerkung ist aber leider doch nur zu wahr! Der Fehler kann unmöglich unterdrücken , daß die meisten Argumente, nur in der Methode liegen, denn in wie viel kürzerer die er in's Feld führt , ziemlich unwesentlich und

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Zeit werden die neuen Sprachen nach praktischerer | gegen wären wir dafür , die geistigen Kräfte der Methode erlernt ! heutigen Jugend nach jeder Richtung hin anzuspannen, Was nun die Wissenschaften betrifft, die dem ab. die physischen und moralischen Fähigkeiten bis an solvirten Akademiker als junger Offizier in Kriegs: die Grenze des Möglichen auszubilden. Denn leicht schulen 2c. neuerdings vorgetragen werden , so finden empfänglich für alles Gute und Schöne , für alles Große und Erhabene wird jeder begabte Jüngling wir auch hier den Hauptfehler nicht dort, wo ihn der Fachmann sucht , sondern in der bisher adoptirten zum aufwärts strebenden Talent, wenn nur sein Mentor österreichischen Militär-Lern- und Lehrmethode. Man nicht den Weg verfehlt. Und hiermit wären wir bei will nämlich jeßt, was in gewiſſer Beziehung nur sehr dem legten und hauptsächlichsten Punkt angelangt, in lobenswerth ist , à tout prix das Versäumte nach welchem wir uns gegen die Anschauungen des Fach holen und drängt die Akademiker als Offiziere wieder mannes in Opposition befinden , denn was wir aus Während der Diplomat , der den vier Artikeln der österreichischen Militär-Zeitung auf die Schulbank. Staatsbeamte, der Jurist , der Mediciner und andere herauslesen, ist das Bekenntniß , daß das neue Er Sterbliche , deren Wissen auch nicht ganz schlecht be= ziehungssystem den Herren Mentoren, Professoren und ſtellt ſein darf, die z . B. in Bank- Instituten , Eisen Lehrern höchst unbequem erscheint. Aber wenn diese bahnen und in den schwierigsten Stellen der inneren Herren so beschaffen sind , wie sie es sein sollen, wenn Staatsverwaltung (als Bezirksvorsteher, Gesandte 2c. ) sie die hohe Aufgabe, die ihnen obliegt, erkennen, so ihre Verwendung finden, und nach der einmal gut werden sie die Kunst endlich erlernen müssen, sich die Liebe und die Achtung der ihrer Pflege anvertrauten abgelegten rigorosen oder nach der Aufnahmsprüfung ihrer Jugend ein für allemal ihr Zeugniß der Be Jugend auch ohne Prügel, Carcer, Ketten und eiserne fähigung in Händen haben ; während es also diesen Strenge und den gewünschten, aber von der Jugend allen schießlich überlassen bleibt , ihr Pfund zu ver unmöglich zu erzwingenden blinden Gehorsam zu ers werben. Oder sollten sich diese Herren wirklich so werthen und sich geltend zu machen oder nicht, wandelt der reife Militär , der oftmals die schwerste Lebens sehr nach den Fleischtöpfen des alten Bevormundungs-, schule bereits in einigen Feldzügen mit Ehren ab Spioniers und Verdummungs : Systems mit dem solvirt hat, von Schule zu Schule , von Prüfung zu spanischen Rohr zurückſehnen, nach dem System, wel Prüfung. Dieß ist und bleibt ein Capitalfehler ; man ches das Fleisch mit sammt dem Geist der Jugend möge dagegen einwenden , was man will . Freilich zugleich ertödten wollte und dem Lehrpersonal freien sind wir uns bewußt , mit diesem Gedanken ziemlich Spielraum ließ, um diesen edlen Zweck zu erreichen ? Diesem Gedanken Raum geben zu sollen , scheint allein zu stehen , da man bereits das System dieser Prüfungen in Desterreich angenommen hat , und sich uns hart. Auch sind wir fest vom Gegentheil über auch sehr viel zu Gunsten desselben sagen läßt. Fehlt zeugt. Aber wenn der Fachmann das ganze neue es ja insbesondere in Desterreich an tüchtigen Stabs Erziehungs - System dafür verantwortlich machen will, offizieren und Generalen , und da die Jugend nicht. daß die Schüler unter humaner Behandlung nichts so rasch die Stufenleiter dahin erflimmen kann , so lernen, so wären wir umgekehrt nicht abgeneigt, das liegt der Gedanke nahe, diejenigen gehörig zu sichten, gesammte Lehrpersonal, d . h. die Fachmänner, für die die schließlich die große Verantwortung auf sich nehmen stricte und richtige Durchführung des neuen Systems müssen und sollen, in Kriegszeiten tausend Mann, ja, verantwortlich zu machen. Noch haben die Directoren und Professoren genügende Mittel in Händen , um ganze Regimenter zu führen. Allein in dieser Frage liegt ein ganzes Princip . Wäre es z . B. nicht weit das geistige und physische Wohl der ihrer ſorgſamſten besser , wenn einmal das derzeitige Provisorium vor Pflege anvertrauten Pflanzen zur Reife zu bringen. über ist , daß der akademische Lehrcurs um zwei bis Wenn sie dieß nicht können, so trägt nicht das bessere drei Jahre verlängert würde und hierdurch gleichzeitig und vernünftigere Erziehungs- System die Schuld, die Kriegsschule für den Akademiker ein für allemal welches in den Militär - Bildungsanstalten eingeführt absolvirt wäre ? Was uns betrifft, so halten wir das zu haben dem österreichischen Kriegsminister zur hohen ewige Nachhelfen und Nacharbeiten, das ewige Prüfen, Ehre gereicht , sondern diejenigen tragen sie , deren Ueberprüfen und die ganze Schulfuchserei vom Uebel, Beruf es eben wäre , das System praktisch durchzu sobald der Jüngling als Mann und Offizier in's führen. Leben tritt. Die Jugendjahre sind die Jahre der Ein Urtheil nach dem Erfolg , welches der Fach: Erziehung, die Jahre des Studirens, es ist die Zeit, mann zum Schlusse seiner Artikel gegen das neue in welcher man vom Studenten viel verlangen darf Erziehungs- System in's Feld führen will , kann ja und kann. So lange der Geist frisch und elastisch ist, noch gar nicht gefällt werden , obgleich wir dagegen anführen könnten, daß die vom Feldmarschalllieutenant findet Alles in dem jugendlichen Kopf leichten Ein gang und Verständniß. Wie ganz anders ist das Baron Kuhn proclamirten Erziehungs - Principien be Alles bei dem gereiften Mann, bei dem die Mannes reits manchen Erfolg aufzuweisen haben. Beweis deſſen würde, der Charakter , die Thatkraft und seine prak ist der Vorschlag des Abgeordneten Georg Friedrich tischen Erfolge , nicht aber die Schulbank über Be Kolb , den Militär- Etat betreffend, in welchem dieser fähigung oder Nichtbefähigung entscheiden sollen ! Da= um die Cultur und den wahren Fortschritt hochver

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diente Gelehrte und Patriot das österreichische Er: | einfachsten Mittel da Hülfe zu verschaffen vermögen, ziehungs - System der bayerischen Kammer noch vor wo die Lebensfähigkeit nicht abgesprochen werden wenigen Tagen erſt (9. März) warm anempfohlen | kann. hat. Dagegen hat sich aber das alte System durch Der eigenthümliche Zustand der bayerischen Armee feine Erfolge (wir wollen für dießmal von den Miß veranlaßte schon Männer der verschiedensten Lebens stellungen , ihre Ansichten und Meinungen darüber erfolgen auf unseren Schlachtfeldern ganz absehen !) mehr, als für den unbefangenen Blick nöthig ist, ge= kund zu thun ; doch nur selten geschah es, daß Männer richtet und wird auch eben deßhalb von aller Welt vom Fache in gleicher Absicht sich der Oeffentlichkeit bereits als gänzlich beseitigt betrachtet. Mögen sich zuwandten, wie dieß in einer im Verlage der Stahel= daher , wir wiederholen es , indem wir uns an alle schen Buchhandlung zu Würzburg unlängst erschienenen, an die Adresse des bayerischen Volkes und dessen Fachmänner vertrauensvoll wenden , die Fachmänner, die es gut und ehrlich meinen, entschließen, die Noth Vertreter gerichteten Broschüre ausgesprochener Maßen wendigkeit des Neuen zu begreifen ; mögen sie die auf der Fall ist. die Durchführung des Guten und Großen gerichteten Wir erwarteten eine Bezeichnung jener Mißstände, Gedanken des österreichischen Kriegsministers verstehen sowie die allenfallsigen Vorschläge zu deren Beseitigung und unterstüßen! In Desterreich insbesondere ist ja darin zu finden, welche in der Armee selbst tagtäglich leider nur zu oft schon der schönste Gedanke an der besprochen werden ; da wir uns in dieser Erwartung Unbeständigkeit, mit welcher man ihn faßte und wieder getäuscht sahen, so haben wir uns zur Veröffentlichung fallen ließ, an der eigenen und fremden Syſtemlosig dieses Aufsaßes in einem Fachblatte entschlossen und keit, endlich an den Werkzeugen zu Grunde gegangen, sprechen dabei aus , daß die der bayerischen Volks denen er zur Durchführung anvertraut war. Sollten vertretung gern gemachten Vorwürfe allzu färglicher sich daher wirklich in den österreichischen Militär Geldbewilligung um so mehr als ungerecht bezeichnet Bildungs - Anstalten bei Durchführung des neuen werden müssen , als schon eine einfache Addition der Systems so ernste Gebrechen zeigen wie jene, die uns seit 1848 der Armee geopferten Summen dieſe Be= der Fachmann vorführt , ――――― wohlan , dann ist es die zeichnung zu rechtfertigen vermag. höchste Zeit, nicht das neue System wieder dem alten Als Hinderniß für die volle Entfaltung der in oder einem anderen zu opfern , sondern daß der dem bayerischen Heere ruhenden Kräfte sehen wir an : Reichskriegsminister das gesammte Lehrpersonal seinen a) die im Verhältniß zu dem streitbaren Stande Weg in die Militär- Bildungs -Anstalten nur durch die übergroße Anzahl der Generale , deren allmählige Läuterschule eines Pädagogiums nehmen läßt. Verminderung dem Ansehen dieser hohen Charge keinen Abbruch thun würde ; b) die fernere Beibehaltung der für unfähig er: fannten und invalid erklärten Stabsoffiziere und Bemerkungen über die bayerische Armee. Hauptleute in den Regimentern , welche ohne eigent liche Dienstleistung im vollen Gagebezuge stehen und [x.] Ein fürsorgliches, dabei aber kundiges Auge konnte schon seit langer Zeit wahrnehmen , daß der sich sogar Alterszulagen erfreuen ; eine rücksichtsloſe Pensionirung derselben kann hier allein Hülfe schaffen ; bayerische Heereskörper an einem Leiden erkrankt sei, c) die vielen kaum zu beschäftigenden überzähligen welches vorzugsweise als ein innerliches betrachtet ; ihre Verseßung in die Disponibilität dürfte Offiziere werden mußte ; troß der vielen angewandten Mittel vor und nach dem Feldzuge stattgehabten dem bei war eine erhebliche Besserung doch eigentlich nie recht schnellen Avancement nicht zu hart befunden werden ; zu bemerken , im Jahre 1866 mußte sogar die ein d) der allzugroße und allzugemächliche Admini getretene Felddienstuntauglichkeit ausgesprochen werden . Das seitdem aus dem Norden verschriebene neue Heil: strations- Apparat, welcher der Armee bei einem Stande verfahren will sich der Natur des Südländers auch von 362 Compagnien, Escadrons und Batterien nicht weniger als 328 Rechnungs - Beamte zuweist ; ihrer nicht besonders zuträglich erweisen , und erst die Zeit weiteren Vermehrung sollte vorerst um so dringender wird lehren , ob Vorurtheil des Patienten oder un Einhalt gethan werden, als ihr Wachsen und Gedeihen richtig gestellte Diagnose hieran die meiste Schuld gerade im umgekehrten Verhältniß zum Gedeihen der trágt; gewiß ist heute nur, daß dem bayerischen Bauer Truppe steht. die Kur zu theuer scheint, selbst wenn der Städter es Als Stärkungsmittel für die moralische und in leichter damit nehmen wollte. Wir persönlich wiederholen unseren oben aufge tellectuelle Kraft der bayerischen Armee schlagen wir dagegen vor : stellten Saß, daß das Leiden , an dem der bayerische a) die Einführung eines Beförderungs- und eines Heereskörper erkrankt ist, als ein innerliches angesehen Pensionsgeseßes ; werden müsse , und sprechen die Ueberzeugung dabei b) die Erweiterung der allzuschwer zugänglichen aus , daß die kostspieligsten und in reichstem Maße zugemessenen Medicamente nicht im Stande seien, die Militär-Akademie ; c) die Regeneration des Generalstabs ; Gesundheit wieder zu bringen , daß aber schon die

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d) eine auf den heutigen Preisen der Lebensmittel | in directer Verbindung mit dem Zahlmeiſter (Pay bafirte gründliche Aufbesserung der materiellen Lage master) des Regiments , der alle Geldgeschäfte des der Offiziere aller Grade und letteren zu besorgen hat. Er steht im Capitänsrang und hat gleichfalls eine bedeutende Caution zu er= e) die Zuerkennung des allgemeinen Wahlrechts, das von der Entrichtung von Staatssteuern und Ge legen , die ihm oft der Regimentsbanquier vorschießt, meinde-Umlagen bedingt ist. um einen Offizier an diese Stelle zu bringen, wie er Durch die pflichtmäßige Ausübung des Wahlrechts ihn braucht. Der Zahlmeister ist allein für die Caffe und die damit verbundene Wählbarkeit der Offiziere verantwortlich, er hat sie auch allein unter Verschluß, würden sich dann jene weiter nöthigen Hülfen er oder eigentlich in der Tasche , denn er hat nie mehr geben , ohne welche der bayerischen Armee , troß der Geld, als er für den Tag bedarf; das übrige über aufopferndsten Bemühungen des Kriegsministers und gibt er einem in der Garnison wohnenden Banquier, aller seiner Referenten , die Mittel selbst für ihre der das Geld natürlich nicht todt daliegen läßt, ― es dringendsten Bedürfnisse immer nur spärlich zugemessen muß ihm Zinsen tragen und thut dieß auch reichlich. werden können. Erstens empfangen die Capitäns die Löhnung für ihre Compagnien achttägig , folglich ist bis auf die leßten 8 Tage des Monats immer eine Summe Geldes Skizzen über die engliſche Armee. in seinen Händen , dann wird die Löhnung nie voll früheren großbritannischen [Von einem f. Offizier.] ausgezahlt, sondern täglich von jedem Mann 41/2 Penny - natürlich hat (Schluß.) für Brod und Löhnung einbehalten, [C.W.v. T. ] Wir wollen zum Schlusse noch einige dieß auch der Banquier, ebenso das Geld, um welches Worte über die Administration sagen. - Viele die Mannschaft für Bekleidungsschuld gekürzt wird, Vorfälle im Kriege auf der pyrenäiſchen Halbinsel be bis zu dessen Auszahlung an den Regimentsbanquier wiesen, daß die Administration des englischen Heeres durch den Zahlmeister, was gewöhnlich alle 3 Monate nicht so vorzüglich war , als man geglaubt hatte ; erfolgt. Rechnet man die Compagnie zu 100 Mann, selbst der eiserne Herzog war nicht im Stande , dem das Regiment zu 10 Compagnien, so hat der Banquier Uebel gründlich abzuhelfen. Vorgänge im Krimfeld 560 Pfund, die ihm einen Monat Zinsen tragen, ehe zuge bestätigen diese Wahrnehmung. Hier muß etwas sie zur Auszahlung kommen ; man kann rechnen, daß faul sein im Staate , und ist es auch in der That. jede Compagnie mindestens 5 Pfund Sterling Be Wir wollen ein kurzes Bild dieser Verhältnisse in dem kleidungsschuld hat, das gibt fernere 50 Pfund ; zählt man die aufbewahrte Löhnung hinzu , so wird man Regiment geben . sich nicht verrechnen, daß er im Durchschnitt auf diese Das Regiment empfängt seine Gelder nicht aus der Kriegscasse direct, sondern diese zahlt es an einen Weise die Zinsen von 1200 Pfund Sterling zieht ! Agenten, den regimental agent, einen Banquier, ge Gewiß ebenso angenehm und lucrativ als es gebräuch wöhnlich in London wohnhaft. Hierzu mag der Grund lich ist, und bei welcher Gelegenheit weder dem Staat in der Zersplitterung des Heeres über alle Erdtheile noch dem Soldaten etwas entzogen wird. Inwieweit liegen , und die Banquiers haben als solche überall der Zahlmeister dabei profitirt, wissen wir nicht, in dessen würden wir uns dem englischen Charakter Geschäftsverbindungen. Für den Staat erwächst daraus gegenüber wundern , wenn er der Vortheil , daß er weder Porto für die zu ver dem make money sendenden Gelder zu tragen hat, noch einen Nachtheil erleiden kann, wenn Gelder auf dem Transport zum Truppentheil verloren gehen ; dafür muß der Banquier aufkommen, der für seine Mühewaltung und Verant wortung keinerlei Entschädigung erhält, ja, sogar noch eine bedeutende Caution stellen muß. Der Nußen, den er zieht, ist troß dessen ein sehr bedeutender und entsteht aus folgendem echt kaufmännischen Verfahren, das im ganzen Geldverpflegswesen in der englischen Armee vorherrschend ist. Der Banquier empfängt das Geld für das Regiment auf ein ganzes Jahr voraus, zahlt diesem aber je nach der Entfernung dasselbe nur in vierteljährlichen oder monatlichen Raten , — das übrige muß Zinsen tragen , die sein wohlerworbenes Eigenthum sind. Es gibt Bankhäuser , welche auf diese Weise 10-12 Regimenter vertreten. Außerdem besorgen sie noch sehr häufig die Privatgeldgeschäfte der Offiziere und bezahlen die Lieferungen, welche das Regiment in England abschließt , wenn es außerhalb des vereinigten Königreichs sich befindet. Sie stehen

ohne Procente bliebe. Alle Lieferungen von Lebens mitteln, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken , welche der Staat nicht in natura verabfolgen läßt , sind einem zweiten Offizier , dem Quartermaster (mit Lieutenants - Rang) übertragen ; die auszustellenden Rechnungen für Bekleidungsschulden der Compagnie hat er auszuwerfen , da Alles bei ihm gefaßt wird, diese dem Zahlmeister zu übergeben , welcher die Summe von jenem Löhnungsgelde zurückbehält. Hier bei kommt ebenso wenig bei dem einen wie bei dem andern der wirkliche Schuldner in Betracht , das ist allemal der Compagniechef, der die ihm abgezogene Summe nun wieder von den betreffenden Soldaten einziehen muß , denn er bedarf derselben, um die Löhnung zu bezahlen. Nimmt man z . B. an, in der 1. Compagnie sind in einem Monat 9 Paar Stiefel gefaßt worden , das Paar kostet 16 Schilling, so beträgt also der Löhnungsabzug der Compagnie dafür 7 Pfund Sterling, 4 Schilling, die der Zahlmeister so fort zurückbehält. Nun ist es aber dem Compagniechef

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ganz unmöglich , diesen 9 Mann in einem Monat so viel abzuziehen ; dem Mann bleiben von seiner Löhnung täglich nur 6 Penny , macht im Monat 15 Schilling, wie kann er da in derselben Zeit 1 Schilling mehr bezahlen , als er Löhnung erhielt? Mehr wie 3 Penny täglich dürfen übrigens dem Soldaten wegen Bekleidungsschulden nicht abgezogen werden. Der Zahlmeister ist gedeckt, der Quartiermeister auch , der Compagniechef mag sehen, wie er zu dem Geld kommt, und muß aus solchen Gründen oft Monate lang sein eigenes Geld mit als Löhnung verwenden. Das ist gewiß das allerfalscheste Princip, was eristirt, es führt zu einer Menge Unzuträglichkeiten, von denen es nicht die geringste ist , daß stete Differenzen zwischen den Compagnien und dem Zahlmeister stattfinden. Es ist aber auch ein Grund, daß sich die Regimenscomman= deure sehr hüten , eigenmächtig das Fassen von Be kleidungsstücken anzuordnen, da dann der Capitän die Rechnung ganz sicher nicht bezahlen würde. Ende jeden Monats rechnen die Compagniechefs mit dem Zahlmeister ab und empfangen das etwaige Guthaben für ihre Leute, das nur daraus entstanden sein kann, daß ersterer denselben nicht die volle Löhnung im Laufe des Monats gab, — ein Fall, der oft ganz un vermeidlich ist, namentlich voraussichtlich dann eintritt, wenn er weiß, daß die Compagnie oder Einzelne der selben in der nächsten Zeit Gegenstände vom Quartier: meister fassen müssen. So einfach die Rechnung für Quartier und Zahlmeister ist , so complicirt ist sie für die Compagnie , wo bei jedem Mann jeder Tag im Ledger , dem großen Contobuch desselben , nach gesehen werden muß, wie viel Löhnung ihm für diesen Tag ausbezahlt werden kann, wie viel ihm abgezogen werden muß. Im Ledger hat jeder Unteroffizier und Soldat seine besondere Rechnung ; auch diese wird mit jedem Monat abgeschlossen , dem Soldaten vor gelegt und , wenn richtig befunden , von ihm unter schrieben. Außerdem hat der Soldat noch ein kleines Abrechnungsbuch im Tornister, in welchem nichts steht als sein monatliches Gut- und Schuldhaben. Hat der Mann etwas gut, so unterzeichnet es der Compagniechef, hat er Schulden , so muß diese ersterer durch seine Namensunterschrift anerkennen. Doch das sind nicht die einzigen Abzüge, welche dem Soldaten von seiner Löhnung gemacht werden ; die verhaßtesten sind die ſ. g . Barrakdommages (Baracken- Schadenerseßungen), von deren Umfang man in anderen Armeen keine Idee hat, wo nur muthwillige oder durch Nachlässig keit entstandene Schaden von den Leuten so viel als möglich ersetzt werden sollen . Das ist hier anders ; auch was durch den Gebrauch gelitten hat oder ganz unbrauchbar geworden ist, muß erseßt werden. Das Schlimmste dabei ist noch , daß die bewohnt ge weſenen Räume nicht seitens der Compagnie , welche sie belegt hatte , dem Barackenmeister übergeben werden, sondern durch den Quartiermeister des Regi ments, der nicht das mindeste Interesse daran nimmt, ob viel oder wenig bezahlt werden muß ; dann wieder

| wird diese Laſt ſummarisch den Compagnien aufge= bürdet, um vom Zahlmeister vom Löhnungsgeld über Pausch und Bogen abgezogen zu werden ; der Com= pagniechef kann die Schuld nur auf die ganze Mann schaft repartiren, denn er erfährt nicht, daß in Stube so und soviel eine Bank zerbrochen oder eine Fenster scheibe eingeschlagen war , um den Schaden nur von den Leuten erseßen zu lassen, welche darin wohnten, sondern einfach nur: die Compagnie hat so und so viel Barrakdommages zu zahlen. Das ist ein wirks lich lich türkisches türkisches System System !! ―― Selbstverständlich sind die Stellen von Sahl , Quartier- und Barackenmeistern sehr gesuchte , namentlich ist der größte Theil der Sergeanten, welche Offiziere geworden sind, als solche untergebracht ; diese befinden sich dabei recht wohl_und | führen meiſtentheils ein Leben , wie dieß der bloße Gehalt, ohne in Schulden zu gerathen, wirklich nicht gestattet. Noch hat sich in der englischen Armee ein Ge= brauch erhalten , der in Deutschland längst abgeschafft ist , der sogenannte Rollcall. Ende jeden Monats tritt das Regiment an , der Zahlmeister hat die Musterrolle in der Hand und verliest jeden einzelnen Mann, der bei ihm vorübergehen muß, damit er sich von dessen Anwesenheit überzeugen kann. Für uns entschuldigt Ausbleibende empfängt der Compagnie chef keine Löhnung , bis deren Anwesenheit bei der Truppe constatirt ist. Sicher liegt nicht gerade ein großer Grad von Zutrauen gegen die Offiziere hierin, denn der ganze Rollcall hat nur zum Zweck, sich von der Zahl der Unteroffiziere zu überzeugen ; in Be ziehung der zu fassenden Gelder also ist er eine Con | trole, daß nicht mehr Leute in den Liſten geführt und Gebühren für sie berechnet werden , als in Wahrheit vorhanden sind . Man hat sich in der englischen Armee daran ge= wöhnt , wo der Grundsatz : in Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf", bis zur äußersten Grenze aus gedehnt wird, wie dieser Rollcall beweist. Besondere Compagniecaſſen zu bestimmten Zwecken eristiren nicht , der Compagniechef erhält monatlich einige Pfund Sterling wir glauben 3 — für den nöthigen Aufwand. Man nennt dieses Geld die 99 Contingents"; davon muß er alle Gewehrreparaturen, das nöthige Del zum Gewehrpußen , das Schreib: material und die Compagniebücher beschaffen. Was er davon übrig behält , ist sein Eigenthum , was er mehr braucht , muß er aus eigenen Mitteln zulegen. Auch die Scheibenapparate hat er davon zu bestreiten und muß sie selbst anschaffen. Gewehre , welche un mittelbar vor dem Feinde unbrauchbar werden , erſeßt der Staat. Eine weitere ganz eigenthümliche Ver pflichtung hat ein Compagniechef im Frieden : er muß die im Dienst verstorbenen Leute derselben auf seine Kosten begraben lassen. Da dieß nun meiſtentheils in Hospitälern erfolgt, so ist der Mann oft schon be graben , ehe man kunde von seinem Ableben erhält ; | aber dieſe bleibt nicht aus , denn wenn es Niemand



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mittheilt , so thut es der Zahlmeister in Folge der Rechnung des Quartiermeisters , der sich des Lodten annahm und die Kosten für das Begräbniß und die dazu nöthigen Utensilien beschaffte , und zwar im Preise von 6 Pfund Sterling , die dem Hauptmann an seiner eigenen Gage gekürzt werden, wofür er aber auch der Erbe des Verstorbenen bis zu einer gleich hohen Summe ist. Sind Quartiermeisterschulden abzu

machen , so hat er auch dieses aus eigenen Mitteln zu thun, - den Todten ist keine Löhnung mehr ab= zuziehen und dem Staate dürfen sie keine Kosten ver ursachen. Ist das Hospital, wo der Soldat verstarb, in der Garnison , wo die Compagnie steht , so wird der Chef rechtzeitig benachrichtigt und zieht es ge: wöhnlich vor, das Begräbniß selbst zu besorgen, wo durch dieß um einige Pfund Sterling billiger wird.

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie.

v. Hartlieb ; der Oberfeuerwerksmeister Oberstlieutenant Kreuß. Die Commission wird dieser Tage schon ihre wich tige Arbeit beginnen.

Wien , 18. März. [Commission zur Prü fung der glatten und gezogenen Geschüß e. ] Bekanntlich hatte das Kriegsministerium aus Anlaß der Coburg - Gotha. Arkolay'schen Schrift : „Die Taktik der Neuzeit vom * Gotha , 14. März. [ Militärwissenschaft = Standpunkt des Jahrhunderts und der Wiſſenſchaft “ be= reits im vorigen Jahr einen Comparativversuch über die liche Vorträge. ] In den Räumen des hiesigen Offi Kartätschwirkung aus glatten und gezogenen Geschützenziers- Caſinos, in denen wöchentlich einmal wissenschaftliche durchführen lassen. Die Resultate dieses Schießversuchs Vorträge gehalten werden, hielt gestern der Herzog Ernst ſind in der unlängst erschienenen zweiten Schrift Arkolays : von Coburg - Gotha vor einer zahlreichen Versammlung Mysterien der Artillerie, kritisch, didaktisch, historisch 2c." Don Militärs und Civilpersonen der verschiedensten Stände in heftigster Weise angegriffen worden. Nachdem nun auch aus Gotha einen längeren Vortrag " über die Seeschlacht Feldmarschalllieutenant Baron Lent bei den vorjährigen bei Lissa " im Jahre 1866. Der in jeder Hinsicht vor trefflich ausgearbeitete Vortrag hob namentlich die Artillerieübungen der hiesigen Garnison gewisse Er fahrungen gemacht haben will , welche im Falle ihrer Tapferkeit und Tüchtigkeit der österreichischen Marine in Begründung eine Umänderung der gegenwärtigen Feld hohem Grade hervor. Wie reichhaltig die Auswahl der in dem Militär geschüße allerdings als wünſcheuswerth erscheinen ließen, hat der Kriegsminister bei Sr. Majestät dem Kaiſer die Casino gehaltenen Verträge ist und welch' wissenschaftlicher Zuſammensetzung einer Commiſſion beantragt, welche über Geist daselbst herrscht , zeigt am besten das Verzeichniß derselben in diesem Winter. Es hielten Vorträge : der folgende Fragepunkte ihr Gutachten abzugeben hat: Ober : Stabsarzt Stabsarzt Dr. Schmidt Schmidt "I über die freiwillige Ober 1) ob die gegenwärtigen gezogenen Geschüße beizu Krankenpflege im Kriege und Frieden und deren Ent behalten seien oder nicht ; 2) wenn lezteres als nothwendig erkannt werden wicklung für die Zukunft", Major v. Hahncke " über die norddeutsche Bundesflotte " , Rittmeister a. D. Julius sollte, welches System an deren Stelle zu treten hätte, v. Wickede " über seine persönlichen militärischen Be ob glatte oder Geschüße mit erhöhter Präcision , d. h. obachtungen in Montenegro und der Boccha di Cattaro ", Hinterladungsgeschüße ; der t. t. österreichische Oberlieutenant Waß , der diesen 3) ob die gegenwärtigen Geschüße zwar beizubehalten | Winter nach Gotha beurlaubt ist, „ über die neuen öster oder an denselben wesentliche Veränderungen vorzunehmen reichischen Hinterladungsgewehre" , der Lieutenant von wären ; Janson über Küsten-Befestigungen und über den Rück 4) im Falle die gegenwärtigen Geschüße fallen soll= zug Moreau's im Jahre 1794". ten , in welcher Weise der Uebergang von dem jezigen Alle diese Vorträge , sowie mehrere andere von auf das eventuelle neue System zu bewerkstelligen wäre. Civilisten gehaltene wurden stets sehr zahlreich von den Diese Commission soll unter dem Präsidium des angesehensten Personen aus der Stadt und Umgegend Herrn Felbzeugmeisters Hartung tagen und unter Anderen besucht und tragen sowohl zur Belebung des wissenschaft aus folgenden Mitgliedern bestehen : Feldmarschalllieute lichen Sinnes wie auch zu dem vortrefflichen Einver nant Baron Edelsheim - Gyulai, General - Cavalerie - In nehmen , in welchem das hier garnisonirende königlich spector ; Generalmajor Baron Appell , Commandant des preußische 95. Infanterieregiment mit allen Claſſen der Central Cavaleriecursus ; Generalmajor Graf Bylandt, Bevölkerung lebt , nicht wenig mit bei. Möchte dieses Beispiel nur in allen Garnisonen des norddeutschen Präsident der vereinigten Comités ; Generalmajor Baron | Beiſpiel Bundes die verdiente Nachahmung finden ! Catty ; die Artillerie - Obersten Ritter v . Leitner, Müller

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Frankreich.

Paris , 28. Februar. [ Capitän Bourellys Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde.] Seit länger als einem Jahre finden im Kriegsministerium militärwissenschaftliche Vorträge statt, welche einen Blick in die herrschenden Ideen des fran zösischen Heerwesens gestatten und häufig von hohem Interesse sind. Bedeutsam an Originalität und an Wichtigkeit des Themas erscheint uns der am 27. Januar vom Generalstabs- Capitän Bourelly gehaltene Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde". Wir ent nehmen dem Bericht des Moniteur de l'armée dasjenige, was uns an diesem Vortrag hauptsächlich von Interesse zu sein scheint. Der Vortrag, in zwei Theile zerlegt , behandelte am 27. nur den nächtlichen Sicherheitsdienst bei den Vor posten und bei Märschen ; der zweite Theil , die eigents lichen tattischen Operationen umfassend , soll Gegenstand eines zweiten Vortrags im Monat März sein. Bourelly wünscht bei Betrachtung der Organisation der französischen Vorposten , daß detaillirtere Vorschriften als die der Ordonnanz von 1832 ausgegeben werden ; er tadelt als Anhänger des Marschalls Bugeaud das System, wonach die Vorposten Nachts näher an die Lager und Bivouacs herangezogen werden ; er nennt dieß System ein der Sicherheit widersprechendes, unvereinbar mit dem Zweck der Vorposten. Er wünscht den Gebrauch weit vorgeschobener petits postes*) in erhöhtem Maße an gewendet zu sehen , wie dieß bei den detachirten Corps schon geschehe und sich im amerikanischen Secessionskriege bewährt habe. Er findet die nächtliche Aufstellung der Posten und Vedetten an tiefen Punkten statt auf Höhen nicht genügend gerechtfertigt; er betont den Werth der Doppelpoſten in Feindesnähe und empfiehlt für Posten und petits postes die Aufstellung en échiquier an Stelle der Aufstellung in Linie. Er befürwortet ein lautloses Signalwesen , selbstständig - nicht durch die grand' gardes**) - ge= leitet , auf deren Terrain auch nicht unabänderlich der Aufstellungsort desselben sei ; das Signalwesen sei in rationeller Weise mit der elektrischen Telegraphie zu ver binden , welche bei weitem nicht für alle Fälle allein ausreiche. Bourelly legt einen ernsten Betrieb der Uebung des Nachtdienstes in Friedenszeiten dringend an's Herz und führt die Preußen als Muster an, welche vor den Schwierigkeiten der Uebung der Details dieses Dienst: zweiges nicht zurückschrecken . In Betreff der Nachtmärsche bemerkt Bourelly, daß es zwar eine Kategorie „ verzweifelter, unvermeidlicher" gäbe, es sei aber selten, daß sich eine Armee so vollkommen in *) Hinter den einzelnen Doppelposten kleine Unterstützungs trupps von ca. 4 Mann, ähnlich wie unsere „ Unteroffizierposten“ und Examinirtrupps“. **) Die grand' gardes der Franzosen entsprechen etwa unseren Soutiens der Feldwachen.

der Gewalt des Feindes befinde. Die größere Zahl der Nachtmärsche gehöre in die Kategorie der " nüzlichen", und diese empfiehlt er zur Nachahmung. Sie haben , in gewissem Sinn verstanden, zwei Hauptvortheile : Schnellig feit und Geheimbleiben, woraus erhelle, weßhalb zuweilen nächtlichen Bewegungen der Vorzug vor denen bei Tage gegeben werde. "Zu oft , sagt er, übertreibt man die Nachtheile der nächtlichen Bewegungen. Der Grund ist erstens , daß man sich fast immer , wenn von nächtlichen Bewegungen die Rede ist , in die ergreifenden und trostlosen Bilder jener traurigen Märsche zurückversetzt , welche sich nach einer Niederlage, dem Willen der Befehlshaber zum Troz und wie unter der Herrschaft einer geheimen , unbesieg baren , verhängnißvollen Macht , in regellose Flucht , in allgemeines sauve- qui-peut umwandeln . Ferner vergift man die wahren Nachtmärsche, diejenigen, welche frei ge= wählt, umgeben von Maßregeln der Ordnung und Klug= heit vor sich gehen. und ohne Hinderniß zum Ziele führen. " An Beispielen erläutert Bourelly , wie die Nachtheile unterschieden werden müssen, welche der Natur der Sache

nach mit Nachtmärschen zusammenhängen , von den Nach theilen, welche aus dem Mangel an Uebung der Truppen in diesem Dienstzweige und aus dem Mangel an be stehenden Vorschriften über die hierbei anzuwendenden Grundsäße hervorgehen. Es folge daraus, daß man die Gefahren der Nachtmärsche durch Uebung der Mannschaft und durch Einführung bezüglicher regelnder Grundſäße bedeutend abschwächen könne. Besondere Erfolge verspricht Bourelly von einer rationellen Verbindung von Tag und Nachtmärschen ; er erinnert an den glücklichen und schnellen Ausgang des Feldzuges in Italien 1797 , welcher den combinirten Bewegungen der Division Maſſena vom 13. bis 16. Januar zugeschrieben wird ; ebenso an die Tag und Nachtmärsche , durch welche Napoleon im Beginn des bewunderungswürdigen Feldzuges 1809 es dahin gebracht habe, zwischen Donau und Laber die verschiedenen Corps seiner Armee zu vereinigen. Er schließt mit folgenden Worten : Der Grundsat des Marschalls von Sachsen scheint mir immer wahr : „ Die Erfolge des Krieges liegen in den Beinen unserer Soldaten ". Nach den großen stra tegischen Concentrationen , welche fern vom Feinde oder an den Grenzen des Operationsschauplates bewerkstelligt werden , wird man marschiren müſſen , und dann eben werden die nächtlichen Bewegungen denen bei Tag häufig denjenigen Zuschuß gewähren können, welcher den Erfolg erringt. " Vorstehender Vortrag führt uns auf ein Feld, welches Angesichts der neuen Veränderungen der Bewaffnung und Taktik von einschneidender Wichtigkeit werden kann. Und wenn wir auch nicht mit allen Ansichten des Capitän Bourelly uns einverstanden erklären können, so bietet sein Vortrag doch viel Stoff zum Nachdenken.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druď von Georg Otto in Darmſtadt.



Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 14.

Darmstadt ,

Jahrgang.

6. April.

1870.

Inhalt : Auffähe. Auch ein Wort über einen Darlehensfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee. — Distanz-Schäßen oder Messen ? - „ Una encamisada" des 19. Jahrhunderts. Von Ernst v. Paschwiß. —

Nachrichten. Preußen. Die dießjährigen Truppenübungen. Versuche mit den beiden Modellen abgeänderter Zündnadelgewehre. — Die Stimmung der nordschleswigschen Soldaten. Frankreich. Die dießjährigen Lagerübungen.

Auch ein Wort über einen Darlehensfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee. [-q- ] In Nr. 5. der Allg. Milit.-Ztg. findet sich ein Auffah mit einer ersten Anregung zur Grün dung eines Darlehensfonds für die Offiziere der norddeutschen Bundesarmee, ähnlich wie das durch die Freigebigkeit von hohen Gliedern des österreichischen Kaiserhauses für die Offiziere der österreichisch ungarischen Armee gegründete und erweiterte Institut. Wenn nun auch die gewiß mit großer Freude und tiefer Verehrung für den durchlauchtigsten Gründer von der kaiserlichen Armee begrüßte Fundirung dieses Fonds als etwas Zeitgemäßes und Segenbringendes betrachtet werden muß, so erheben sich doch mancher: lei Bedenken über die Zweckmäßigkeit eines derartigen Darlehensfonds für die norddeutsche Armee , die in Kurzem berührt werden sollen. Zugleich aber, bei der gewiß allseits anerkannten Zweckmäßigkeit derartiger Einrichtungen, soll der Versuch gemacht werden , das Interesse der Leser für ein ähnliches Institut zu ge winnen, welches die nachstehend aufgeführten Bedenken und Hindernisse beseitigt und die Wohlthaten einer derartigen Anstalt zu einem noch größeren Gemeingut des Offiziercorps zu machen im Stande ist. Zunächst tritt uns das Bedenken entgegen, ob ein von einer Centralstelle verwaltetes derartiges Institut

für ein nach Tausenden zählendes Offiziercorps wirk lich ein Gemeingut werden kann. Da die wahren Bedürfnisse der Einzelnen , welche die Wohlthaten dieses Unternehmens in Anspruch zu nehmen gezwungen find, an der Centralstelle natürlich nicht gekannt wer den können , so bedarf es für die Einzelnen einer Vermittelung durch Vorgesetzte oder durch Commis fionen, dann aber auch, um die Bedürftigkeit feststellen zu können, einer Darlegung der Situation. Die an= geborne Scheu der Bescheidenen und oft gerade Be dürftigsten , welche nur mit Ueberwindung ihre Ver legenheiten zur Kenntniß einer größeren oder geringeren Deffentlichkeit bringen werden , die Besorgniß , ihre pecuniäre Lage den oft sehr verschieden über derartige Situationen denkenden Vorgeseßten verrathen zu sehen, ferner aber die Protection , welche bei einer so rein persönlichen Angelegenheit sehr natürlich ihre Sprossen und Blüthen treiben wird, endlich aber auch die Zeit, welche bis zur endlichen Erlangung des Gewünschten verstreichen muß, - dieß Alles wird . eine solche Ein richtung in vielen Fällen rein illusorisch erscheinen lassen. Will man eine solche Anstalt zu einer wirklich allgemeinen Wohlthat machen, so müßte nach unserer Ansicht das Institut decentralisirt werden , und an die Stelle eines für die gesammte Armee errichteten Darlehensfonds eine dem Selfgovernment des poli tischen Lebens entsprechende Einrichtung für kleinere

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Wir knüpfen unsere ferneren Be | Amortisation zurückbezahlt wird. Schon aus diesem Kreise treten. Grunde fällt die Nothwendigkeit der Bildung eines trachtungen an etwas Bestehendes und bereits jahre: lang Erprobtes an , an ein Institut , welches durch allgemeinen Darlehensfonds für die ganze Armee fort, Beiträge des Offiziercorps eines Regiments begründet und muß um so mehr den einzelnen Offiziercorps ein weiterer Schritt in dieser Angelegenheit und zur und von einer durch die Interessenten selbst gewählten Commission verwaltet wird. Es ist gewiß auch dem Deckung privater Schulden durch Selbsthülfe vor: Gefühl des Offiziers entsprechender , daß , wenn er behalten bleiben , da bereits durch die Fürsorge Sr. borgen muß , dieß gewissermaßen von seinem Eigen Majestät des Königs von Preußen den durch dienst thum oder von dem Vermögen eines Consortiums liche Ausgaben in Geldverlegenheiten kommenden Gleichgestellter , woran er selbst Anspruch hat , ge Offizieren durch den genannten Fonds eine bedeutende schieht , und wo eine Abweisung , die nur aus sach Unterstützung zu Theil wird. In Desterreich existirten, so viel uns bekannt, die lichen oder statutenmäßigen Gründen geschehen kann, durchaus nichts Drückendes für ihn hat. Auch wird Offiziers - Unterstüßungsfonds nicht. Die Fundirung wohl bei einem unbemittelten Offizier in der langen des Darlehensfonds durch Se . Kaiserliche Hoheit den Erzherzog Albrecht wird also hauptsächlich das zu er Lieutenantszeit bei schmalem Gehalt und mancherlei Anforderungen , die im Sinne der Kameradschaft an reichen bestreben , was in Preußen schon längst ein ihn gestellt werden , sich öfters der Fall wiederholen, gebürgert ist , und was in Desterreich als etn etwas Un wo Darlehen nothwendig werden. Die Effectuirung erhörtes und Neues verherrlicht wird , ist hier längst öfter sich wiederholender Ansprüche wird jedoch schwer bekannt und im Schwung. Was aber außerdem noch halten, wenn die Bewilligung von oben erfolgen muß, eine besondere Erwähnung verdient, ist, daß mit dem wogegen sie gar keinen Anstand findet, wenn die Dar Offiziers - Unterstüßungsfonds in keiner Weise willkür Lehenscasse sich in den Händen gleichgestellter Kame lich verfahren werden kann ; jede sich nach den Be raden befindet. Im Vertrauen auf sein ſtatuten ftimmungen zur Berücksichtigung qualificirende Bitte mäßiges Recht und ohne die ihn zur Aufnahme eines um eine Anleihe muß gewährleistet werden. Darlehens zwingenden Gründe darzulegen , wendet Um nun aber in der vorliegenden Frage mit et sich der Offizier einfach an den mit der Verwaltung was mehr als reiner Negation und allgemeinen An betrauten Kameraden und erhält das Darlehen zu deutungen eintreten zu können , mögen hier einige sehr mäßigen Zinsen und unter der Bedingung einer Anhaltspunkte für etwa neu zu errichtende Offiziers regelmäßigen Amortisation. Darlehensfonds auf dem Wege der Selbsthülfe aus Wenn auch anfangs bei uns unmittelbar nach den Statuten eines bereits sich jahrelang bewährt haltenden Instituts folgen . Vielleicht fällt hier oder Errichtung eines derartigen Darlehensfonds die aus zuleihende Summe nur gering sein kann , so wird da das Samenkorn auf empfänglichen Boden und wirkt segenbringend für gedrückte und bedrängte Gemüther ! durch die regelmäßig gezahlten Beiträge mit jedem 1 ) Jeder Offizier des Regiments hat das Recht, Monat der Bestand der Casse größer , und nach Ab Mitglied des Offiziers - Darlehensfonds zu werden, lauf eines Jahres hat sich schon eine recht bedeutende Summe angesammelt. Dieser Fonds dient zugleich doch ist der Eintritt nicht obligatorisch, und bleibt es jedem Interessenten als Sparcasse, die Zinsen werden auch jedem Offizier überlassen , zu jeder Zeit wieder zum Capital geschlagen, und es sammelt sich mit den auszutreten. Jedoch können nur Offiziere des Regi ments an dem Institut Theil nehmen , da sonst die Jahren ein kleines Capitälchen für jeden Interessenten Verwaltung zu schwierig sein würde. an, welches ihm bei seinem Ausscheiden aus dem Offiziercorps baar ausgezahlt wird. Bei der großen 2) Jeder Interessent verpflichtet sich, eine gewisse Stabilität des Offiziercorps, namentlich im preußischen Summe monatlich einzulegen , welche jedoch nicht Heere und in den unteren Chargen bis zum Stabsunter ein zu bestimmendes Minimum (vielleicht 1/3 offizier herauf, wird eine Auszahlung der Ersparnisse bis 1/2 Thaler) herabsinken darf und alljährlich vom nur selten eintreten , daher der Darlehensfonds auf Interessenten selbst festgesezt wird. Wer höhere Bei diesem Wege nur wenig Einbuße erleiden. Aller Anträge geben will , wird dem Darlehensfonds nament fang ist schwer ; man muß sich aber nicht durch kleine lich in seinem Anfange nur förderlich sein , denn je Anfänge zurückschrecken lassen , und nach Jahren des mehr baares Geld in Circulation kommt, um so mehr Bestehens und unter einer tüchtigen Verwaltung wird kann das segenbringende Unternehmen wirken, um ſo das Institut den erwarteten Segen sicherlich bringen, rascher wird die Casse sich heben. so anderswo wie hier! Nur muß einige Vorsicht dabei obwalten und Ueberdieß besteht bekanntlich in der preußischen festgestellt werden , daß , wenn die durch hohe Armee seit Jahren ein sogenannter Offiziers - Unter Einlagen das Unternehmen fördernden Interessenten ftüßungsfonds in jedem Regiment oder selbstständigen ausscheiden wollen, die Rückzahlung ihres Vermögens Bataillon, der bei unverschuldeten Verlusten, bei An= nur nach einem den Bestand des Instituts nicht in schaffung von Dienstpferden, Verseßungen u . s. w. den Frage stellenden Modus geschehen kann . Dieß wird aber um so weniger Bedenken haben, als anzunehmen Mitgliedern des Offiziercorps ein unverzinsliches ist , daß die hohe Beiträge zahlenden Interessenten Darlehen gewährt , welches ebenso im Wege der

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dieß nur zur Förderung des Instituts thun, daher | Direction besteht aus drei Mitgliedern , welche aus auch bei nothwendig werdendem Ausscheiden das In sich einen Rechnungsführer und Cassirer wählt. Das teresse des Unternehmens ebenso wohl noch wahr Rechnungswesen ist nicht ganz einfach, es gehört viel nchmen werden. Accuratesse und Routine dazu , aber es birgt wohl. 3) Jeder Offizier, gleichviel , wie hoch sein Ver jedes Offiziercorps eines Regiments Elemente in ſich, mögen in der Darlehenscasse ist, hat das Recht, vom die sich zu diesem Geschäfte eignen. ein: Lage seines Eintritts an bis zur Höhe einer bestimm Diese Andeutungen mögen genügen , ten , durch Statuten festgeseßten Summe zu borgen. ungefähres Bild einer derartigen Anstalt zu skizziren. Es ist ein solches Institut wohl möglich und kein Es kann dieß nur abgeschlagen , resp. die Summe Gebilde der Phantasie , denn ein jahrelanges und reducirt werden , wenn kein oder nicht genügendes Geld in der Casse vorhanden ist , oder der Con segenreiches Wirken eines derartigen Instituts ist der beste Beweis dafür , und alle theoretischen Aber und trahirende seine alte Schuld in der Caffe noch nicht getilgt hat. Im ersteren Fall ist jedoch der Betreffende Wenn müssen verstummen gegen die Thatsache. Die für den folgenden Monat vorzumerken . Werden lange Lebensfähigkeit eines solchen Instituts möge daraus zu ersehen sein , daß dasjenige , welchem die größere als die statutenmäßig festgesezten Summen gewünscht, so entscheidet die Direction , ebenso wenn hier gemachten Andeutungen als Grundlage dienen, eine neue Schuld contrahirt werden soll , bevor die bereits über 10 Jahre und troß des demselben un günstigen Kriegsjahres 1866 , wo in Folge der Neu lezte Anleihe völlig gedeckt ist . 4) Die Interessenten, welche Schulden bei der Caſſe formationen das Offiziercorps vielfach zerrissen und contrahirt haben , verpflichten sich zu regelmäßiger | daher große Anforderungen an die Leistungsfähigkeit Amortisation durch monatliches Rückzahlen einer ge des Instituts durch Rückzahlung der Antheile der Verseßten gemacht wurden , in Blüthe steht und das wissen Summe, nächstdem aber noch zur Zahlung der für jeden Monat berechneten 5—6 % Zinsen . Je größer das Vermögen weit über 1000 Thaler groß ist. Es Darlehen, um so größer muß auch die zurückzuzahlende können also jährlich wohl über 2000 Thaler aus Quote sein , doch darf die höchste zur Rückzahlung geliehen werden , da durch die beständigen Rück verlangte Quote 5 Thaler nicht übersteigen, da sonst zahlungen des geliehenen Capitals dieses fortwährend das Gehalt des unbemittelten Offiziers zu stark in in Circulation bleibt und sich dadurch zu dem vor Anspruch genommen würde. Es bleibt natürlich dem liegenden Zweck verdoppelt. Wie manche Geldverlegenheit von Kameraden ist Schuldner unbenommen , freiwillig höhere Abschlags zahlungen zu leisten oder die ganze Summe auf ein- | durch diese wohlthätige Einrichtung paralyſirt , wie mancher düstere und sorgenvolle Blick erhellt worden ! mal zurückzuzahlen. Der vereinfachten Rechnung wegen ist es räthlich, | Nicht vampyrartige Wucherer mit ihren Ehrenwechseln und der ganzen Last der Consequenz einer derartigen nach der aufgestellten Abrechnung des Rechnungs führers des Darlehensfonds die Beträge für diese Heimsuchung treten hier dem unbemittelten Offizier bei besonderen Nothwendigkeiten entgegen, sondern die Caffe mögen es nun die regelmäßigen Beiträge oder die Rückzahlungen nebst Zinsen sein bereitwillige Hülfe unter den denkbar humanſten Be von dem dingungen einer Geldanleihe. Kein Mensch , außer Gehalte der Interessenten durch die Zahlmeister der dem Rechnungsführer, also einem Kameraden, den das Bataillone abziehen und an den Rechnungsführer, der allgemeine Vertrauen seiner Kameraden auf den Plaz zugleich Cassirer ist , übermitteln zu lassen. Auf be berufen hat , kennt die Geldnoth ; kein Vorgesezter sonderen Wunsch kann durch die Direction eine ein bringt in Erfahrung , daß sich kleine Schulden an oder mehrmonatliche Ausseßung der Rückzahlungen gesammelt haben ; in kürzester Frist ist das Geld in gestattet werden , doch ist sich der Entscheidung der Direction unbedingt zu fügen . den Händen des Benöthigten, und er bezahlt es in 5) Es ist natürlich erforderlich zur Sicherstellung fast unmerklichen Raten zurück ; dann aber verlangt der Offizier von keiner Persönlichkeit , durch keinerlei des Instituts , daß es Ehrensache jedes Offiziers ist, Protection , ohne das niederdrückende Gefühl der die Caffe nicht zu Schaden kommen zu lassen. Das Vermögen der Darlehenscasse ist ja Eigenthum des Hülfsbedürftigkeit ein Darlehen, sondern er beansprucht ein Recht , welches ihm nicht verweigert werden Offiziercorps , und die Pflicht wird wohl Jeder an ―――――――――― und auf dieß den Stolz nicht verwundende erkennen, seine Kameraden nicht an ihrem Vermögen, | kann, Gefühl möchten wir einen besonderen Ton gelegt das nüßliche Institut nicht in seinem Wirken zu haben. Hilf dir selbst und Gott wird dir helfen !" schädigen. das kann man wahrlich bei dieser Frage jedem Offi= 6) Die Direction , welche die Fonds verwaltet, wird´alljährlich durch die Generalversammlung der ziercorps zurufen , und wir können überall da , wo Interessenten gewählt. Sie ist für die richtige Führung sich das Bedürfniß nach einem Darlehensfonds als so nothwendig herausstellt , wie es der geehrte Herr der Bücher, für die Sicherheit der Caffe, für die Auf rechterhaltung der Statuten verantwortlich und läßt Verfasser des anfangs citirten Aufsaßes fühlt , nach fich alljährlich durch eine von der Generalversammlung den langjährigen Erfahrungen, die wir gemacht haben, gewählten Revisionscommiſſion Decharge ertheilen. Die nur anrathen , die Gründung eines Darlehensfonds

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im Regiment zu betreiben mit eigener Kraft und auf eigenen Füßen . Wenn der Dienst besondere Opfer von uns er heischt, so tritt durch die wohlthätige Einrichtung des Offiziers-Unterstüßungsfonds Se. Majestät der König für seine Offiziere durch die getroffenen Bestimmungen über die Verwaltung dieses Fonds ein und gewährt ihnen ein Recht des Anspruchs auf nothwendige Geld : unterstüßungen. Kommen private Geldsorgen , so nimmt man das Recht in Anspruch, welches man an die Offiziers : Darlehenscasse hat, also an sein und der Kameraden erspartes Eigenthum. Da unterstüßt kein Fürst, kein Adel, keine reiche Bourgoisie das Offizier corps, - der Offizier dankt Niemanden etwas als seinem Kriegsherrn, und so will es auch der echte und rechte Soldatenstolz !

beirrt ist , der hauptsächlich die taktischen Verhältnisse berücksichtigt , Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, sodann das, was nothwendig ist, in Betracht zieht. Unser Gewährsmann schreibt unter Anderem : „die gezogenen Geschüße sind eine gelöste Frage, die ihrer Geschosse ist in mehrfacher Hinsicht noch offen, und es ist , wie Sie aus beiliegender Broschüre (Ansichten über den taktischen Werth unserer heutigen Feld artillerie von einem preußischen Offizier), die trefflich geschrieben von einem Artilleristen herrührt, der seinen und seiner Waffe Standpunkt vollkommen richtig be= urtheilt, erschen werden , die Artillerie zur Zeit als Feldartillerie für die eigentliche Kampftruppe , die Infanterie , deren Bedürfniß und Anforderungen sich alles Andere unterordnen und anpassen muß , von geringerem Werthe , als dieß das glatte 12pfündige Granatkanon war.

Es ist dieß ein gewichtiges Wort , meine Ueber zeugung schon früher, die sich auch in den Reihen der Distanz-Schäßen oder Meſſen ? Artillerie immer mehr Bahn bricht ; daher das krampf Von hafte Streben nach Vervollkommnung der Geschoffe, Ernst v. Paschwik. insbesondere eines genauen und verlässigen Zünders, Bis zum Feldzugsjahre 1866 waren derartig ferner cines thunlich einfachen , namentlich rasch ver günstige Ansichten über die Leistungsfähigkeit der gewendbaren Distanzmessers . zogenen Feldartillerie allgemein verbreitet , daß man Wenn aber all' dieß erreicht, so ist troßdem meine vorstehende Frage : „Distanz - Schäßen oder Messen ?" Ueberzeugung, daß weiter als 2500, wir wollen sagen kaum einer Würdigung werth hielt ; denn darüber war 3000 Schritt (ca. 2188 Meter) , nicht gefeuert werden im Hinblick auf die trefflichen Erfolge auf dem dürfe. Man sagt jezt von der gezogenen Artillerie : Scheibenstand Alles einig : daß die gezogene Artillerie sie muß sich einfach einschießen in wenigen Minuten"; sich einschieße in wenig Minuten , ――――――― eine Ansicht, nun , ich sah mehrfach gezogene Batterien auf 2300 eine Ansicht, die weiter unerfüllbare Anforderungen an Distanz und äußerstens 2700 Schritt sich beschießen, Stunden Meßinstrumente nach sich zog, so daß eine Tragweite lang, vollkommen sichtbar gegenseitig, und es ist kaum eines solchen bis 5000 Schritt glaublich , ― die diesseitigen Batterien nahmen gar - eine nach damaliger Anschauung nicht ungewöhnliche Schußdiſtanz -- bei keinen Schaden an Mann oder Pferd , und wie ich einer Maximal- Differenz von 1/2 Procent bereits eine sah und aus den Berichten mich überzeugte , die große Concession war. Nun kam das Jahr 1866 Preußen ebenfalls nicht. “ mit seinen Erfahrungen, in welchem stundenlange So weit unser Gewährsmann. Seine Ansichten Kanonaden nicht einzelner Geschüße , sondern ganzer finden in der erwähnten Broschüre ihre Bestätigung . Batterien , nicht auf 5000 , sondern nur innerhalb Ueber die Unzuverlässigkeit des auf Diſtanzschäßen 3000 Schritt , ohne daß dabei auch nur ein einziger beruhenden Distanzschießens findet sich Mehreres darin, Treffer erlangt wurde, aufgezeichnet sind , so daß als wovon ich nicht unterlassen kann , zwei weitere Bei natürliche Folge solcher Thatsachen den gezogenen spiele mitzutheilen. Seite 13 heißt es : „ Allerdings Geschüßen wieder Gegner erwachsen sind, die geradezu ist es in den lezten Feldzügen gar nicht selten vor ein gänzliches Abschaffen derselben verlangen, während gekommen , daß gezogene Batterien constant über ihr andere Stimmen sich für eine bedingungsweise Ver Ziel hinweggeschossen haben. Ein Theil der Artillerie wendung derselben aussprechen. der Elbarmee, welcher am 3. Juli 1866 einen Hügel Da die Verschiedenheit der dermalen hierüber be südlich Lubow , östlich Nechaniß , besezt hatte , wurde stehenden Ansichten natürlicher Weise wieder die An von österreichischen und sächsischen Batterien lebhaft sprüche an Distanz - Meßinstrumente modificirt, so sah beschossen, aber während des Zeitraums einer Stunde ich mich vor einiger Zeit, durch einen Zeitungsartikel | traf auch keine einzige feindliche Granate, alle schlugen über das Schweinfurter Lager (Nürnb . Correſpondent | dahinter ein". Seite 42 lesen wir : „Unter der Nr. 414 von 1869) aufmerksam gemacht , veranlaßt, Wirkung von 100 (österreichischen) Feuerschlünden und den Herrn Verfasser desselben, einen bayerischen Offi außerdem noch flankirt durch einzelne Batterien des zier, um Aufschlußertheilung über obige Punkte zu auf Lochenig abziehenden 2. Corps , mußte die erſte bitten, und erhielt eine Rückantwort, aus der hervor (preußische) Gardedivision 1300 bis 1400 Schritt von leuchtet , daß wir es mit einem Waffenkundigen zu der Höhe südlich Maslowed bis zur Bergkuppe nörd thun haben , dessen Blick durch die erstaunliche Prä lich von Chlum zurücklegen“ . Da sollte man denn cifion der gezogenen Geschüße auf die Scheibe“ nicht | doch denken , falls die Artillerie ſich einſchießt in

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wenigen Minuten “, müßte Alles in Grund und Boden hineingeschossen worden sein ; doch der Bericht sagt weiter: " die Verluste waren hierbei verhältnißmäßig gering , die Division behielt Kraft genug , die Ab . theilungen des 3. und 4. Corps aus ihren Stellungen zu werfen und nachher noch den Stoß fast der ge sammten österreichischen Armeereserve zu pariren" . Angesichts solcher Thatsachen wird wohl Niemand mehr die Behauptung nachbeten wollen : „ die Artillerie muß sich einfach einschießen in wenigen Minuten", son dern im Gegentheil wird Jedermann dieselbe als ein äußerst unpraktisches und kostspieliges Hülfsmittel zur Bestimmung der Distanzen anseben und sich gern zur Gewährung technisch erreichbarer Concessionen zu Gunsten von Diſtanz-Meßinstrumenten verstehen. Solche Erfahrungen mochten es sein , welche die Reihen der Bewunderer der gezogenen Geschüße immer mehr lichteten und zu dem glatten 12Bfünder zurückführten, bis nicht etwa durch Auffindung „ eines genauen und verlässigen Zünders , ferner eines thun lich einfachen, namentlich rasch verwendbaren Distanz messers" wieder eine Reaction zu Gunsten der ge zogenen Geschüße eintritt. Ob lepteres möglich ist, wollen wir nun mit Umgebung jeder theoretischen Be rechnung erörtern, nachdem wir zuvor noch in Betracht gezogen haben, was durch Distanzschäßung gewonnen werden kann , in welchem Verhältniß die Leistung eines Distanzmessers zur Distanzschäßung stehen muß, um brauchbar zu sein , und was dann die Artillerie durch solche Instrumente gewinnt. Es kann angenommen werden, daß ein besonders geübter Tarator „ auf dem Schießplay “ bei 1000 Schritt sich bis 120 Schritt, "/ 2000 " 300 "I "I "I "/ 3000 " " 600 "/ irren kann (pag. 11 genannter Broschüre) ; im Kampfe aber, wo zu den optischen Täuschungen noch moralisch optische treten , können , wenn auch im Mittel " vor= stehende Tabelle eingehalten werden mag , diese Fehler fich auf das Doppelte erheben , also Differenzen von beziehungsweise 240 , 600 und 1200 Schritt vor -wie wären sonst auch oben mitgetheilte kommen, Thatsachen, die keineswegs vereinzelt daſtehen, erklär lich ? Wenn sich nun unter oben angegebenen Be dingungen ein Instrument herstellen läßt, das natür lich als solches der moralisch- optischen Täuschungen enthoben ist, welches ferner keiner besonderen Uebung in seiner Behandlungsweise bedarf, weiter unter un günstigen optischen Verhältnissen erstere Scala auf 1/2, unter günstigen dagegen auf 1 % reducirt , im Mittel aber auf 1/4 einhält, also beziehungsweise 30, 75 und 150 Schritt anzeigt, so wären die Fehler des Distanz eingeengt , - ein Vortheil von schäßens auf höchster Bedeutung, da hierdurch 3/4 der Probeschüsse erspart wären, die Artillerie also in den vierten Theil der außerdem benöthigten Zeit in wirkliche Action träte , ihre Leistungsfähigkeit aber auf die doppelte erhöht würde.

Die Frage nun , ob solch' ein Instrument auch wirklich herstellbar sei, beantworte ich auf Grund der nun schon in mehreren Exemplaren hergestellten Distanzmesser meiner Construction mit einem ent schiedenen „Ja “ . Wenn jedoch keins der vielen anderweitig ausgeführten Systeme genügen konnte, so ist dieß kein Beweis für die Unmöglichkeit der Her= stellung brauchbarer Distanzmesser , sondern , wie wir bald sehen werden , nur ein Beweis von der gänz lichen Verkennung der bei der Construction zu be obachtenden Grundbedingungen. Führten dann nach folch' mangelhaften Principien hergestellte Instrumente, wie nicht anders zu erwarten war, zu keinem annehm= baren Resultat, so schob man die Schuld des Mißlingens von der verfehlten Construction auf die an warmen, sonnigen Tagen für alle Vermessungsresultate störend auftretenden Luftundulationen, und gab sich mehrfach dem bequemen Trugschluß hin : weil man diese nicht beseitigen kann , so läßt sich überhaupt kein brauch barer Distanzmesser herstellen . Daß diese Luftundulationen , welche auf Ebenen bei heißem Sonnenschein am stärksten auftreten , alle Vermessungen beeinträchtigen , ist bekannt ; allein da die gezogene Artillerie in ihrer eigentlichen Ver wendung als Positionsartillerie naturgemäß die höher gelegenen Punkte aufsucht, und eine im Mittel einige Dekameter über dem Boden befindliche Visirlinie selbst an heißen, sonnigen Tagen nur wenig von denselben ergriffen wird , so existirt fragliche Störung für diese Gattung von Feldartillerie nur in geringem Maße. Wird aber auf weiten Ebenen operirt , nun , so iſt nicht alle Tage Sonnenschein und dieser nur in den Sommermonaten und selbst hier mit Ausschluß der Morgen und Abendstunden von sehr empfindlichem Einfluß , nie aber so groß , daß durch mehrer Ab= lesungen nicht mehr Sicherheit als durch den ge= übtesten Tarator erhalten würde. (Schluß folgt.)

,,Una encamisada" des 19. Jahrhunderts. [66. ] Für diejenigen unserer Leser , die sich nicht näher mit der Kriegsgeschichte im Anfang der neueren Zeit beschäftigt haben, müssen wir eine Rechtfertigung des gewählten Titels geben. Die Spanier hatten die sehr verständige Einrichtung , bei nächtlichen Ueber fällen von Städten und sonstigen nächtlichen Unter nehmungen ein weißes Hemd über ihre Uniform zu ziehen. Ein einfaches Mittel , das dazu diente , das Feuern befreundeter Truppen auf einander zu ver hindern. Die neuere Zeit, deren Offiziere und Mann schaften aus Mangel an kriegerischer Gewandtheit inſtinctiv nächtliche Unternehmungen fürchten, hat dieß vergessen. Um daran zu erinnern , ist hier der Titel gewählt für die Erstürmung von Stade am 18/19 . Juni 1866, deren Schilderung wir einem Be richt in Nr. 13 des 99 Moniteur de l'armée“ vom 1. März 1870 entnehmen.

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Die glänzenden militärischen Eigenschaften des preußischen Volkes, die mit so blendendem Glanze in dem Feldzuge gegen Preußen hervortraten, zeigen sich auch in den Unternehmungen der kleinsten Corps , die auf anderen Kriegsschaupläßen operirten. Wir finden in der Erstürmung von Stade, die wir hier schildern wollen, eine Entschiedenheit und Energie, wie sie sonst nur kriegserfahrenen Truppen eigen ist. Am 14. Juni hatte Hannover ebenso wie die Majorität der Bundesstaaten die Mobilmachung seiner Armee befohlen. Nachdem in der Nacht vom 15./16. Juni ein preußisches Ultimatum ohne entscheidende Antwort von Seiten des Königs von Hannover geblieben, wurde ihm ―――――― der Krieg erklärt. Schon am 15. Mittags hatte die Avantgarde des Corps Manteuffel General ――― Flies mit 6000 Mann welches die österreichische Brigade Kalik aus Holstein gejagt, sich auf der Elbe von Hamburg und Altona aus eingeſchifft und war auf Kanonenbooten, Dampfbooten und Schleppschiffen bis Harburg gegangen , wo sie gegen 5 Uhr Nach mittags landete. Ein Detachement hannoverscher Infanterie , etwa 40 Köpfe start, zog sich bei der Ankunft der Preußen aus Harburg nach Lüneburg zurück, Telegraphen und Eisenbahn theilweise zerstörend .

Ohne Aufenthalt oder Verlust rückte General Manteuffel in dem Lande nach Süden vor , das der eilige Rückzug der hannoverschen Armee seiner Gnade und Barmherzigkeit überlassen hatte. Ehe er sich jedoch auf die Hauptstadt Hannover warf, hielt er es für angemessen , sich der kleinen Stadt und Festung Stade an der unteren Elbe zu bemächtigen . Die Stadt liegt zwei Kilometer von der Elbe an der Schwinge.

Stade ist mit bastionirter Befestigung , Navelins und Wassergräben versehen ; in vier Thore münden Straßen von Twielenfleth, Brunshausen , Burtehude, Bremerwöhrde. Stade's Mauerwerk taugte nichts, sein Profil war schwach , dazu war es südlich durch einen Hügel dominirt , gegen den es nicht ein geschnitten, also nur zur provisorischen Vertheidigung geeignet. Troßdem hatte man es im Mai 1866 zu einem verschanzten Lager erheben wollen, und mancher lei Vorräthe waren dort noch angehäuft. Bis zum lezten Augenblick hatte die hannoversche Regierung dieses ――― fügen wir hinzu , fast irrsinnige Pro ject festgehalten. Beim Beginn der preußischen In vasion nahm sie aber alle Truppen zurück , nur eine Compagnie des 4. Infanterie- und drei des 3. Ar tillerieregiments blieben dort. Der Rest der Garnison floh über Bremen nach Göttingen .

Der General Manteuffel übertrug die Ausführung Am Morgen des 16. Juni folgte ohne Schwierig keit der Rest des Corps Manteuffel , 9000 Mann. seines Befehls , Stade durch nächtlichen gewaltsamen Am Abend desselben Tages wurde eine kleine Schanze | Angriff zu nehmen, dem Oberstlieutenant v. Cranach. Commandeur des 850 Mann starken Füsilierbataillons an der Mündung der Schwinge von 50 Mann Ma des 25. Infanterieregiments . trosen vom Panzer Arminius " und dem „ Cyclop " demolirt. Dieselbe hatte bis dahin auf den deutschen Der Dampfaviso „Loreley “, der Handelsdampfer Harburg" und das Kanonenboot Cyclop " sezten Karten unter dem prätentiösen Namen „ Schwinger das Detachement bei Twielenfleth an's Land, von wo Fort" romantische Anschauungen von hannoverscher aus man nach dem dreiviertel Meilen entfernten Stade Küstenbefestigung genährt. marschiren sollte. Das Geschwader commandirte Indessen drang am selben Tage von Süden über Capitän Lieutenant zur See Razeburg. Vor seinem Minden General v. Falckenstein in's Hannoversche, wäh rend die Division Manteuffel in zwei Colonnen auf Abmarsch hatte der Oberstlieutenant v . Cranach so wohl Petarden als einen Mauerbrecher von Eichen den Straßen von Celle und Lüneburg vorging. holz zum Einrennen der Thore machen lassen. Ferner Ueberrascht von der Schnelligkeit der Ereignisse, wurden aus Matrosen und den Handwerkern des hatte der König Georg vollkommen den Kopf ver Bataillons Arbeiter Sectionen formirt und mit Brech loren. Sein erster Fehler war , seine Armee nicht friegsbereit gehalten, sein zweiter, die Brigade stangen 2c. versehen. Am 18. Juni , gegen 7 Uhr Abends , theilte der Kalit nicht zu seiner Verstärkung an sich gezogen zu haben ! Beim Eindringen der Preußen wählte er Oberstlieutenant v. Cranach dem Detachement seinen Auftrag mit, der von den Leuten mit Jubelrufen be schließlich Göttingen als „ Stellung", um dort die antwortet wurde. Als die 10. Compagnie zur Avant Annäherung der Hessen und Bayern zu erwarten. garde nach der Landung beſtimmt wurde, forderte der So war ohne Flintenschuß für den Besißer des Compagniechef Hauptmann v. Kornazki II. „Frei Welfenhauses sein Reich verloren.*) Vor etwas mehr willige vor !", es trat die ganze Compagnie vor. wie hundert Jahren hatten so die Preußen das Kur Die 9. und 11. Compagnie sollte sich auf das Elb fürstenthum Sachsen occupirt. thor werfen , dasselbe forciren und in die Stadt ein *) On n'avait pas encore tiré un seul coup de fusil et dringen, indeffen die 12. Compagnie die drei anderen Thole sperrte. déjà le Hannovre était perdu pour Georges V., ſagt das Ori= ginal. (Schluß folgt.)

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Nachrichten.

Preußen. ** Aus der Provinz Sachsen , 28. März. ― Ver = [Die diesjährigen Truppenübungen. suche mit den beiden Modellen abgeänderter Zündnadelgewehre. Die Stimmung der nordschleswigschen Soldaten.] Seine Majestät der König hat in Betreff der dießjährigen Truppenübungen Folgendes angeordnet. Das 9. und 10. Armeecorps sollen jedes für sich große Herbstübungen vor Sr. Majestät dem König selbst in der Gegend zwischen Hannover und Hildesheim abhalten. Der Ausfall, welcher an der Etatsstärke der sämmtlichen , an den beregten Herbstübungen Theil nehmenden Truppentheile der ges nannten beiden Corps , sowie des 3. Garderegiments zu Fuß durch die Zahl der Kranken und Commandirten (incl. Wachtcommandos) entsteht , soll durch Einziehung von Reserven derart gedeckt werden , daß die Truppen= theile in der vollen Etatsstärke zu den Uebungen abrücken können. Zu den Herbstübungen des 10. Armeecorps soll eine Feldtelegraphen- Abtheilung herangezogen werden . Bei den übrigen Armeecorps, welche nicht vor Sr. Majestät Revue haben, sollen die Diviſionen unter Theilnahme der gesammten disponibeln Feldartillerie Herbstübungen ab Diesen Uebungen soll die Zeiteintheilung zu halten. Grunde gelegt werden , wie solche in den Ordres vom 27. Februar 1845, resp. 28. Januar 1869 vorgeschrieben worden ; jedoch haben Se. Majestät der König genehmigt, daß auch während der für die Manöver in der ganzen Division bestimmten ersten dreitägigen Periode Quartier wechsel , resp. Bivouacs stattfinden dürfen. An den elf tägigen Uebungen einer jeden Division soll eine ent sprechende Abtheilung des Trainbataillons Theil nehmen. Die Zeiteintheilung wird so getroffen werden , daß diese Uebungen sowie diejenigen des Garde - Corps spätestens bis zum 15. September beendet sind. ― Für den Monat August soll in Graudenz eine Mineur-Uebung unter Be theiligung der Mineur - Compagnie des Garde- Pionier bataillons, des ostpreußischen Pionierbataillons Nr. 1, bes pommerschen Pionierbataillons Nr. 2, des brandenburgischen Pionierbataillons Nr. 3 , des niederschlesischen Pionier bataillons Nr. 5 und des ſchlesischen Pionierbataillons Nr. 6, sowie je einer combinirten Sappeurcompagnie des Garde - Pionierbataillons und des ostpreußischen Pionier Bei den Infanterie Bataillons Nr. 1 stattfinden. ― regimentern des 3., 4., 5. und 6. Armeecorps , excl. des schleswig - Holstein'schen Füsilierregiments Nr. 86 , sollen nach Anordnung des Generalcommandos im Monat Mai oder Juni Reſerven bis zur Stärke von 160 Köpfen per Bataillon auf die Dauer von 14 Tagen üben. In gleichen sollen nach näherer Bestimmung der Inspection der Jäger und Schüßen bei dem rheinischen Jägerbataillon Nr. 8 und dem hessischen Jägerbataillon Nr. 11 die im Bezirk des 11. Armeecorps vorhandenen , noch nicht bei

einem preußischen Jägerbataillon geübten Mannschaften des Beurlaubtenstandes der vormals hessischen und nassauischen Jägerbataillone bis zu einer Marimalstärke von 150 Köpfen per Bataillon , ferner bei dem Garde Jäger- und Garde- Schüßenbataillon je 50, bei jedem der Provinzial-Jägerbataillone Nr. 1–7 dagegen 100 Mann aus dem Beurlaubtenstande während eines Zeitraums von 4 Wochen zur Uebung eingezogen werden. Endlich sollen bei den Truppentheilen der Feld- und Festungs artillerie , sowie bei on Pionier- und Trainbataillonen des 3., 4., 5. und 6. Armeecorps während eines Zeit raums von 14 Tagen Einziehungen von Reserven zu Uebungszwecken bis zur Stärke von 30 Köpfen per Fuß batterie, 20 Köpfen per reitende Batterie und Festungs compagnie und 100 Köpfen per Pionier und Train bataillon stattfinden. Der Zeitpunkt dieser Uebungen, sowie die näheren Modalitäten derselben werden von der General Inspection der Artillerie , resp. des Ingenieur corps und der Festungen, sowie von der Train-Inspection noch bestimmt werden. Die Bataillone des 1. und 2. Garde Landwehrregiments, sowie die Provinzial-Landwehr bataillone des 1. und 2. Armeecorps werden auf die Dauer von 8 Tagen in den Landwehrbataillons - Stab quartieren Uebungen abhalten. Zu diesen im Monat Mai und Juni in je zwei Compagnien abzuhaltenden Uebungen werden pro Bataillon 250 Köpfe excl. Stamm ― herangezogen werden. Beim 1., 2., 5. und 6. Armee corps werden Uebungen der im Krankenträgerdienste aus gebildeten Reserve-Mannschaften in der Stärke von einem Sanitätsdetachement per Armeecorps auf die Dauer von 16 Tagen stattfinden. Diese Uebungen sollen 6 Tage vor Beginn der alljährlich beim Trainbataillón abzuhal tenden zehntägigen praktischen Uebung der Mannschaften des Dienststandes ihren Anfang nehmen. Offiziere und Offiziers - Aspiranten des Beurlaubtenstandes sind nach Maßgabe der bezüglichen Festsetzungen der Verordnung, betreffend die Verhältnisse der Offiziere des Beurlaubten standes vom 4. Juli 1868 , zu Uebungen bei Truppen theilen der Linie heranzuziehen. Eine Anrechnung auf den Etat findet nicht statt. Von einem Uebungslager verlautet auch dieses Jahr noch nichts . Leider ! denn 90 Procent aller Offiziere find gewiß dafür , wenn darüber abgestimmt werden könnte. Bei der kurzen Dienstzeit und den vielfachen Abhaltungen von der eigentlich kriegsmäßigen Ausbildung , welche der leidige Garnisonsdienst für Offiziere und Mannschaften in den mittleren und größeren Garnisonen mit sich bringt , wäre eine Uebungszeit von 3 bis 6 Monaten für alle Waffengattungen außerordentlich wünschenswerth. Wenn man bedenkt, in welcher Uebergangsperiode der angewandten Taktik fast alle Armeen sich befinden, wie die „ Geiſter auf einander plaßen“ in dem Bestreben, neue Formen für die veränderten Verhältnisse zu finden , so kommt man wirk lich zu der Ueberzeugung, daß 12 bis 14 Manövertage

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für Offiziere aller Grade wie Mannschaften zu wenig sind , um Neues zu lernen und Altes zu vergessen, was doch auch in manchen Beziehungen recht wünschens werth wäre ! Aber nicht bloß zum Kriegführen , auch zum Ma= növriren braucht man Geld, Geld und noch einmal Geld ! Unsere Parlamente freuen sich, wenn durch die Armee der deutsche Name in allen fünf Welttheilen rehabilitirt" wird , thun aber , als könnten sie nicht begreifen , daß Geldopfer dazu gehören , eine Armee mit 21/2jähriger oder 13/4jähriger Dienstzeit auszubilden . Allerdings würden 5 oder 6 Hüttenlager à 8000 bis 10,000 Mann etwas kosten, obwohl die Sache auch ihre Vortheile hätte, da das dafür aufgewendete Geld ja im Lande bliebe und Tausenden , ja , Hunderttausenden von Einwohnern reichen Verdienst bringen würde , aber ,,et jinge woll, aber et jeht nich ! " sagt der Berliner ! Wie Sie wissen, hat man gegenwärtig zwei Modelle zu abgeänderten Zündnadelgewehren in Probe , die beide darauf hinzielen , unter möglichster Ersparniß eine ge= steigerte Schnellfeuerwirkung zu erzielen . Es werden ca. 15-20 Schuß in der Minute damit erzielt, so daß sich also die lieben Seelen beruhigen können , die in Auf regung gerathen, wenn sie hören, daß eine andere Armee schneller ladet als die unsrige. Ich und viele Andere zucken die Achseln darüber , wie Sie wissen , wenn wir hören , wie viel Unsinn namentlich in der ausländiſchen Presse über diesen Punkt gefabelt wird. Wer einige Erfahrung hat, der weiß, daß 2, höchstens 3 gut gezielte Schuß das Marimum sind, das man von einer Infanterie im Felde erhalten wird. Cacatum non est pictum fann man sehr gut übersehen : geknallt ist nicht geschossen! Die ungeheuerliche Prophezeihung, die ich neulich las : in nicht zu ferner Zeit würden die Armeen Europas mit Magazinsgewehren bewaffnet sein , gehört auch in diese Kategorie. Wenn ich es nur erlebte , eine Truppe mit Magazinsgewehren nach dreitägigem Regenwetter zwei Stunden hinter einander im Gefecht zu sehen! Haben Sie den Schmerzensschrei des dänisch-deutschen Abgeordneten Krüger gelesen ? Wenn der Mann sich doch einmal in die Caserne eines schleswig-holsteinschen In fanterieregiments bemühte , er könnte da viel lernen. Er brauchte nur einen Mann aus den nordschleswig'schen Bezirken um seine Ansicht zu fragen , ob er wünſchte, wieder dänisch zu werden, - ich würde ihm aber rathen, die Thürklinke gleich in der Hand zu behalten. - Vor einiger Zeit klagte mir ein Mann, und zwar gerade aus jener dänischen Enclave südlich der Königs- Aue, sein Leid, daß er nicht einmal nach Hause schreiben könne. Auf meine Frage , ob er es nicht gelernt habe , sagte er mir: " wir hatten einen deutschen Schulmeister , aber den jagten die Dänen fort , und ich mußte dänisch lernen, meine Mutter kann aber nur deutsch ! " - Als ich ihm sagte , in den Zeitungen stände doch , daß viele seiner Landsleute die Dänen zurückwünschten, meinte er : „dat fin

alls Snaken von de Afkaten , die kunnten da beter be= drögen ! "*) Wenn man die sonst ruhigen Schleswig-Hol steiner wüthend machen will , braucht man sie nur zu fragen, ob sie wieder dänisch werden wollten. Darum ist es auch sehr gut, daß die Regierung vorläufig, d. h. für die nächsten Jahre , diese Regimenter in den alten Pro vinzen garnisoniren läßt. Jeder Reservist , der in seine Heimath zurückkehrt , macht dort , ohne daß er es weiß, Propaganda für deutsche Gesinnung.

Frankreich. ** Paris , 25. März. [Die dießjährigen Lager Das Lager von Châlons wird dieses übungen.] Jahr am 1. Juni beginnen und bis zum 31. August dauern. Der Kaiser hat den General Frossard, Gouver neur des kaiserlichen Prinzen , für das Commando des Lagers bezeichnet ; es ist dieß derjenige unter unſeren Divisionsgeneralen , der mit dem General Le Boeuf die meiste Anwartschaft auf den Marschallstab hat. Der General Frossard leitete bei der Belagerung von Seba stopol die Angriffsarbeiten gegen die Malakoff-Bastion als Genie Chef des 2. Armeecorps (Vosquet) , zu dem die Division Mac Mahon gehörte. Folgendes sind die für das Lager bestimmten Trups penkörper : das 3. , 10. und 12. Jägerbataillon , das 2., 8., 23., 24., 32. , 40. , 55. , 63., 66., 67., 76. und 77. Linien-Infanterieregiment , das 4. und 5. Jägerregiment zu Pferde , das 7. und 12. Dragonerregiment und das 1. und 4. Cüraffierregiment. Diesen Truppen wird die entsprechende Zahl Batterien und Genie-Abtheilungen zu getheilt werden , doch werden die letteren dießmal zahl= reicher sein als gewöhnlich. An der Installirung des Lagers von Helfant wird gearbeitet. Noch ist kein Befehl zur Beziehung des Lagers von Lannemezan gegeben, welches aller Wahrscheinlichkeit nach und aus verschiedenen Gründen weniger bedeutend sein wird als in früheren Jahren. Die Truppen der Division von Marseille werden ihre Uebungen successive im Lager bei Pas- des-Lanciers ab: halten , sowie die der Division von Bordeaur im Lager von St. Médard in der Nähe letterer Stadt. ――――― Die Divisions- und Brigadecommandanten sind vom Kaiser noch nicht ernannt . Die für das Lager von Châlons bestimmten Truppen kommen aus allen Theilen Frankreichs ; es ist mithin überflüssig, aus der Zusammensetzung des Lagers irgend einen Schluß auf die kriegerischen oder friedlichen Ab sichten der Regierung ziehen zu wollen. *) Das sind alles Lügen der Advocaten , die dann beſſer betrügen konnten. Er meinte, daß die dänischen Juristen die Hauptveranlasser jener Adreſſen ſind, unterzeichnet von meist des Schreibens unkundigen Leuten. Wegen ihrer enormen Sporteln erfreuten sich die dänischen Juristen eines besonderen Haſſes von Seiten des Landvolkes .

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. --- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

‫اله با سلام‬

M W

Allgemeine

Militär- Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfundvierzigster

No. 15.

Darmstadt,

Jahrgang.

13. April.

1870.

Inhalt : Auffäße. Erinnerungen an das Gefecht von Laufach am 13. Juli 1866. Distanz-Schäßen oder Messen ? Von Ernst v. Pasch wiz. (Schluß.) - S Una encamisada" des 19. Jahrhunderts. (Schluß.) Miscelle. Ein französisches Urtheil über die Herbstmanöver des 2. Armeecorps der preußischen Armee. Nachrichten. Preußen. Bevorstehendes Militär-Avancement. Errichtung einer Feldtelegraphen- und Eisenbahn - Abtheilung in Berlin. — Vermehrung der Militär-Etabliſſements in Spandau. Wiedereinführung der Shrapnels in der Feldartillerie. Bayern. Kammer - Verhandlungen-über den Geseßentwurf, betreffend die außerordentlichen Militärbedürfniſſe. — Schweiz. Bewaffnung der Cavalerie. Das neue Repetirgewehr. Cavalerieverein.

[v. B-k. ] Da die geehrte Redaction der Ansicht ist , daß Details aus meiner Feder über dieses für die großherzoglich hessische Division so verlustreiche Gefecht in weiteren Kreisen von Interesse sein würden, so will ich denn geben, was ich weiß. Freilich muß ich vorausschicken, daß es mir erst lange nachher durch die interessante hessische Darstellung in den Nrn. 48 bis 50 der Allg . Milit.Ztg. von 1866 und durch die aus competentester Quelle stammende preußische Be richtigung in Nr. 9 der Allg. Milit.-Ztg. von 1868 gelungen ist, den Hergang im Zusammenhang zu be greifen. Indessen weiß ich doch Einiges treu und bestimmt , weil ich an wichtiger Stelle mitzuhandeln berufen war. Insbesondere glaube ich über die Mit wirkung des vorzugsweise betheiligten k. preußischen 15. Infanterieregiments (Prinz Friedrich der Nieder lande) , welchem anzugehören ich damals die große Ehre hatte, wohl unterrichtet zu sein.

diesseits Frankfurt stehende 8. Bundescorps Fühlhörner gegen Lohr — wenigstens seit gestern — ausgestreckt habe. Aber wir waren berechtigt, für heute die An= wesenheit stärkerer Kräfte im Thale der Laufach und Aschaff zu bezweifeln und glaubten daher an kein ernstes Gefecht. Wir hatten auch nicht Ursache , es heute noch zu suchen oder zu wünschen. Unsere Sol daten, durch ungewöhnliche Leistungen seit Fulda sehr erschöpft, waren für eine kräftige Offensive wahrschein lich unfähig. Das Füsilierbataillon 55, Oberstlieutenant v. Rex, war als Avantgarde weit voraus und schon engagirt gewesen ; das Füsilierbataillon 15, Major v. Boenigk, hatte die Tête des Gros . Das Gepäck wurde abgelegt, wir passirten bald — die Bahn und Hayn. Aus einem Tornister des Feindes, von denen sich eine Gruppe diesseits Laufach am Wege fand , wurde ein Soldbuch gebracht ; es sagte uns , daß Abtheilungen des großherzoglich hes fischen 2. Infanterieregiments vor der Avantgarde waren.

Als die Brigade Wrangel am 13. Juli Nach mittags im Spessart gegen Hayn hinabstieg, kam uns die Nachricht von der Nähe des Feindes zwar nicht überraschend , da wohl anzunehmen war, daß das

Die Brigade sollte bei Laufach die Nacht zubringen, das 15. Regiment zur Deckung vorgeschoben werden und sein Füsilierbataillon , dasjenige der Avantgarde ablösend, die Vorposten beziehen. Leßteres war dem Feinde , welcher verschwunden schien , bis Frohnhofen gefolgt ; dort stand noch beobachtend die 11. Compagnie

Erinnerungen an das Gefecht von Laufach am 13. Juli 1866.

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(Dehlschlägel) ; bei Wendelstein , wo noch Ablösung gesammelt werden sollte, fanden wir den Commandeur. Das Füsilierbataillon 15 rastete hier kurze Zeit , um die Disposition zur Vorpostenſtellung entwerfen zu können. Bei dem Mangel einer Specialkarte und der Unübersichtlichkeit des Vorterrains konnte dieselbe nur vorläufig gelten : 10. Compagnie (v . Fordenbeck) Frohnhofen ; 9. Compagnie (v. d. Schulenburg), rechts davon, nördlich an den Höhen ; 12. Compagnie (v. Hoffmüller), links, jenseits der Bahn in das Holz des Thalrandes , wo eine Lücke in der Bewaldung Aussicht zu bieten schien ; 11. Compagnie (v . Wüldknig) in Reserve am Bahndamm, nahe Wendelstein. Die Flügel marschirten ab ; die 10. Compagnie wurde noch zurückbehalten , um jenen den Vorsprung zum gleichzeitigen Einrücken zu geben . Die Musketierbataillone des Regiments begannen unterdessen rückwärts , etwa in der Höhe des Bahn hofes, das Bivouac zu beziehen . Die Flügel hatten ihr Ziel noch nicht erreicht, als man in Frohnhofen einzelne Schüsse und bald lebendiger feuern hörte. Sehr rasch erreichte hierauf die Compagnie v. Fordenbeck den Ort ; es gelang eine flüchtige Besetzung der Umfassung nördlich der Straße, - untermischt mit Schüßen der Compagnie Dehlschlägel ――――― auch die Verlängerung der Feuerlinie aufwärts in die Getreidefelder , ehe das Vorgehen feindlicher Massen erfolgte. Die Compagnie v. Wüld nih wurde bis an den Ostrand herangeführt. Auch die Flügel avancirten so schnell als möglich. Als zur Linken die Spißen der Compagnie v. Hoff müller an den erwähnten Aussichtspunkt gelangt waren , wurde derselbe vom Feinde sehr correct mit Granaten heftig beschossen, was über die Anwesenheit stärkerer jenseitiger Kräfte keinen Zweifel ließ. Bald darauf feuerten Schüßen vom nächsten Gehölz herüber. Diese Compagnie wurde also direct engagirt , hatte ihre linke Flanke aufzuklären und konnte daher , als die ersten Angriffe auf Frohnhofen erfolgten , die Vertheidigung dieses Ortes nur wenig unterstüßen. Rechts wurde die längs des Bischlingwaldes vor: gehende Compagnie (v. d . Schulenburg) sehr bald durch hessische Abtheilungen beschäftigt , welche von Weiberhöfen emporstiegen. Die jest gegen das Dorf rasch auf einander folgenden Stöße des 1. hessischen Infanterieregiments fanden also directen Widerstand nur in dem heftigen Feuer zweier fast ganz aufgelöster Compagnien , der 11. des 55. Regiments (Dehlschlägel) und der 10. des 15. Regiments (v. Forckenbeck). Die von lepterer im Felde rechts postirten Abtheilungen wurden zurück gedrängt , sie fanden indessen in den Gärten und in einem nahen Hohlwege , welcher am Ostrand des Ortes von der Chaussée emporführt, Gelegenheit, sich zu behaupten.

Der Feind war zwar zurückgegangen, aber Wieder holung des Angriffs wahrscheinlich. Wenn auch das Feuer nicht verstummte, so trat doch um Frohnhofen eine merkbare Abschwächung ein. Unterdessen waren die Musketierbataillone des 15. Regiments zur Verstärkung der Flügel zur Zeit des ersten Kanonendonners angetreten ; das 1. Ba= taillon , Major v. Kaweczynski , rechts zur 9., das 2., Hauptmann v. Hattorf, links zur 12. Compagnie. Im Dorf wurde die nächste Zeit so gut als mög lich zur Berichtigung der Beseßung im Detail benußt. Die Compagnie der Reserve - - die 11. trat in die unmittelbare Vertheidigung ein. Hauptmann v. Wüldniß logirte sehr zweckmäßig einen Halbzug in ein Gebäude links der Straße, aus dessen Fenstern diese und die rechts darüber sichtbare Kegelbahn gut bestrichen werden konnten. Der Rest der Compagnie wurde am Nordostrand in Feld und Garten aufgelöſt und ein Soutien in dem dortigen Hohlweg bereit ge halten. Obgleich das Schußfeld auch hier nur auf sehr kurze Entfernung übersichtlich war, so konnte ein An griff auf die Nord- und Nordwest - Seite doch in der Flanke beschossen werden . Die Lage der Vertheidigung änderte sich jezt aber auch auf den Flügeln immer mehr zu ihrem Vortheil . Links - jenseits des Thales ――――― war die feind= liche Infanterie, welche der Compagnie v. Hoffmüller gegenüber gestanden , zurückgegangen (nach der hes sischen Darstellung eine Compagnie des 1. Regiments ). Hauptmann v. Hoffmüller benußte schnell und geschickt diesen glücklichen Umstand , um durch eine Rechts schwenkung den Bahndamm, Front gegen die Chaussée, zu beseßen. Von dort war es möglich, die feindlichen Colonnen im Anmarsch schon aus der Ferne zu sehen und zu beschießen. Vom 2. Bataillon - - Hauptmann v. Hattorf wurde diese Stellung später durch Züge der 8. Com pagnie -- Weiſsich -— verstärkt und die 7. Compagnie Premierlieutenant Schütte - rechts der 12. am Damm zum Massenfeuer bereit gestellt. Die 5. und 6. Compagnie wurden weiter rechts in Reserve ge = halten. Auf dem rechten Flügel trat das 1. Bataillon -- Major v. Kaweczynski - anfangs mit Schüßen zweier Compagnien links der 9. Compagnie in das Gefecht ein. (Schluß folgt.)

Distanz-Schäßen oder Messen ? Von Ernst v. Paschwik. (Schluß.) Auf drei Grundbedingungen, sagte ich in der Be schreibung meines Distanzmessers (vide Dinglers Journal 1868 , 2. Juniheft), hätte ich bei der Con ſtruction mein Augenmerk gerichtet gehabt , nämlich :



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1) Einfachheit in Construction und Behandlung, Als Jllustration zu dem eben Gesagten möge hier nur ein Beispiel statt vieler Plaß finden. In Carl's 2) Unempfindlichkeit gegen Störungen, d . h . Starr heit der einzelnen Theile unter sich und Repertorium der physikalischen Technik, 2. Band 1867, 3) Genauigkeit im Winkelmeffen, macht uns der Besißer eines angesehenen physikalischen Bedingungen , deren bessere oder geringere Erfüllung Instituts die Mittheilung , daß er für seine vater offenbar auch ein mehr oder minder brauchbares ländische Artillerie Distanzmesser nach einem Principe Instrument liefern muß . Bei den meisten Distanz fertige , nach welchem am einen Ende eines Lineals messern nun, von deren Construction ich mir oft nur ein Fernrohr rechtwinklig befestigt ist , während am durch geheimnißvolle Andeutungen in Zeitschriften anderen Ende ein um einen verticalen Zapfen dreh bares zweites Fernrohr mit einer Vorrichtung zum und Büchern Einsicht verschaffen konnte , ist in der Regel gar keine dieser Forderungen erfüllt ; statt eines Messen des beim Anvisiren eines Objects von beiden einzigen Rohrs haben sie in der Regel deren zwei, Fernrohren eingeschlossenen Winkels angebracht ist. wodurch mit der Einfachheit gleichzeitig der zweite Ziehen wir einen Vergleich zwischen diesem System Punkt, die Starrheit der einzelnen Theile unter sich, und den oben aufgestellten Constructionsbedingungen, verloren geht. Die ungemeine Kleinheit der zu so finden wir , daß auch nicht eine derselben erfüllt messenden Winkel gestattet eine solche Anordnung ist , und können daher auf Grund derselben die Be durchaus nicht, ein geringer seitlicher Druck auf eins hauptung aufstellen , daß bei jeder neuen Aufstellung dieser Rohre , wie er beim Ein- und Auspacken und des Instruments trop gegenseitig unveränderter Fern beim Transport gar nicht zu vermeiden ist, macht die | rohrlage für die gleiche Distanz die Bilder stets eine bescheidensten Ansprüche zu nichte. Mein erster merkbare , bei weiten Distanzen zehn und mehr Pro Distanzmesser vom Jahre 1865 hatte drei Rohre (vide cente betragende seitliche Verschiebung zeigen werden. Civil-Ingenieur 1866 ), der von 1866 deren nur zwei Manchmal taucht auch zur Abwechselung das rein und endlich der von 1867 nur noch ein Rohr optische Princip eines Bildweitenmessers als Distanz (Dinglers Journal 1868 , 2. Juniheft) ; erst dieser messer wieder einmal auf; es ist im bayerischen Kunst eignete sich zu absoluten Messungen, mußte jedoch bei und Gewerbeblatt von 1865 vom Besißer einer nicht - ein jeder neuen Aufstellung einer, wenn auch nur kurze minder renommirten optischen Anstalt empfohlen, System , das neben den unvermeidbaren allzugroßen Zeit in Anspruch nehmenden Rectificirung unterworfen Einstellungsfehlern schon wegen der verschiedenen werden . Die beiden lezten Jahre vergingen mit An fertigung und Juſtirung einiger vom Auslande ver Sehweiten und der unfreiwilligen Accommodation des langten Instrumente, Anstellung mannigfacher Versuche, Auges in keiner Modification genügen kann. die zu vielfachen Verbesserungen der Details, besonders Das einzige meines Wissens bisher wirklich zur aber in lezter Zeit auch zur Beseitigung des erwähn Verwendung gekommene System ist das, nach welchem ten Rectificirens führten. Ein solches Instrument für ein feindlicher Soldat zwischen zwei Horizontalfäden Feldartillerie wiegt bei 0,8 Meter Basis sammt Zu einvisirt wird ; jedoch kann hierbei zwischen 600 und behör 8-10 Kilogramm, erfordert zum Messen einer 1000 Schritt keine Unterabtheilung mehr angegeben, Distanz 1-2 Minuten Zeit und ist auf Vorschlag und über diese Distanz hinaus überhaupt gar nicht oben erwähnten Fachmannes bis auf 3000 Schritt mehr damit gemeſſen werden. juſtirt. In jüngster Zeit wurde auch die Phototypie zum Distanzmessen empfohlen , was ich nur der Curiosität Was nun, um wieder auf die Constructions wegen und als Beleg für das dermalige krampfhafte bedingungungen zurückzukommen , den dritten Punkt, Streben im Gebiete der militärischen Diſtanzmessung die Winkelmessung , anbelangt , so hat schon mein erwähnen will. Dieses System sezt als bekannt vor Bruder Carl, dermalen Sections Ingenieur im Hoch aus die Längen und Breiten Dimensionen eines banat, (Dinglers Journal 1869, 1. Februarheft) her vorgehoben , daß die von uns angewandte mit dreh feindlichen Gebäudes , sowie dessen Lage gegen die barem Planglas - das Charakteristicum unserer Visirlinie. Sind aber einmal solche Behelfe bekannt, Distanz - Meßinstrumente die allein brauchbare ist ; so erreicht man mit einem Instrument , das ich keine Mikrometerschraube zur Drehung eines Spiegels Goniometer heißen will, in einfacherer Weise und (auch meine Idee vom Jahre 1863) , kein Faden kürzerer Zeit Genaueres. Dasselbe ist ein gewöhn= mikrometer , kein paralleles Verschieben eines Fern rohres auf einer Schiene oder Drehen eines solchen daß es für das Princip sämmtlicher von mir und meinem um einen Zapfen, — Syſteme, die sämmtlich in diesem Bruder vorgeschlagenen Distanz- Meßinstrumente ganz gleichgültig ist, ob erwähntes Planglas vor oder hinter dem Objectiv, ob es Jahrzehnt nach Angabe von Gelehrten in renommirten über der Achse, unter, oder auf derselben angebracht ist, ob das physikalischen Instituten Berlins und Münchens aus Objectiv sich vor oder hinter seinem Spiegel , das Ocular sich in der Mitte oder am Ende befindet, ferner ob das Gesichtsfeld ein geführt wurden und was sonst Technik an der ganz rundes mit transparenten Bildern ist, oder ob es aus zwei Hand grauer Theorie vermag, leistet für vorliegenden halbkreisförmigen Sehfeldern mit über einander stehenden Bil Fall solche Dienste wie erwähntes Planglas .*) dern besteht, - dieß Alles ändert, wie geſagt, nichts im Princip, doch kann ich diese Bemerkung nicht unterlassen , um etwaigen *) Hier dürfte es am Plaß sein, die Erklärung abzugeben, | Erfindungsparaſiten einen Riegel vorzuschieben.

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liches astronomisches Fernrohr mit einem runden oder | messer von Vortheil sein , die bei 1/2 Meter Basis zwei getrennten halbrunden Gesichtsfeldern, in welchem und einem Gesammtgewichte von 4 Kilogramm ein das bekannte Planglas bis an die optische Achse ein richtiges Einstellen des Visirs von 100 zu 100 bis 1000 Schritt ermöglichen. gelassen ist. Wir kommen nun zu denjenigen Instrumenten, Die Eingangs mitgetheilten , auf praktiſcher An welche die Distanz nicht von einem einzigen Punkt schauung und Erfahrung begründeten Ansichten eines aus angeben, sondern welche eine ――― wenn auch nur Fachmannes über die große Unzuverlässigkeit des ――― kurze Distanzschießens , sowie des Feuerns auf weitere geometrische Operation erfordern. Von den hierher gehörigen , ebenfalls vielfach vorgeschlagenen Distanzen als 3000 Schritt, woraus die Herabseßung Instrumenten ist dasjenige das brauchbarste, welches der Ansprüche an Distanz - Meßinstrumente auf ein die benöthigte Zeit und den Raum auf ein Minimum technisch erreichbares Ziel gefolgert wurde , finden in reducirt, nämlich meines Bruders Stadiometer geradezu schlagender Weise ihre Bestätigung in An= (Dinglers Journal 1869, 1. Februarheft) . Derselbe stellung eines Vergleichs des bestrichenen Raumes mit erfordert eine Basis von nur 20 Schritten, eine Be den Ergebnissen der verschiedenen Distanzbestimmungs methoden : dem Distanzschäßen , dem Operiren mit dienung von 2 Mann und höchstens 3 Minuten Zeit, dem Distanzmesser und Stadiometer. um die für den Distanzmesser angegebenen Differenzen auf den fünften Theil zu reduciren , also im Mittel beziehungsweise 6 , 15 und 30 Schritt anzuzeigen. Differenzen erhalten durch Bestrichener Vor dem Distanzmesser hat also der Stadiometer den Raum. Distanz. DistanzStadio Schäßung. Vorzug der größeren Genauigkeit , während in Be messen. meter. ziehung auf rasche und häufigere Verwendbarkeit ersterem der Vorrang zukommt. Es würde mich zu 120 1000 30 63 6 weit führen , wollte ich auch für diese Gattung von Jnstrumenten Constructions - Bedingungen aufstellen 25 2000 300 75 15 und die anderweitigen Systeme damit in Vergleich ziehen ; es genüge obige Behauptung, daß der Stadio 14 3000 600 150 30 meter das beste Instrument seiner Art ist, und bin ich gegebenen Falls gern bereit , dieselbe in einer 9 4000 etwaigen literarischen Fehde zu vertreten. Aber nicht allein für die Feldartillerie , sondern 5000 6 auch für die schwere Artillerie sind vorgeschlagene Meßinstrumente von höchster Bedeutung. Die heutige Technik hat Geschüße hergestellt , von denen ein ein Zu diesem Zweck enthält vorstehendes Täfelchen ――― ―――――――― ziger Schuß also auch ein Fehlschuß im Preise in der ersten Verticalreihe die Zieldistanzen , in der zweiten die entsprechenden vom gezogenen 6Pfünder höher zu stehen kommt als ein vollständiger Distanz messer. Bei den ungeheuren Dimensionen derartiger bei 6 Fuß hohem Ziel bestrichenen Räume , und in Geschüße sind selbstredend auch für den Distanzmesser der dritten, vierten und fünften Reihe die im Distanz bestimmen zu erwartenden mittleren Differenzen, größere Dimensionen ( 1-2 Meter Basis) zulässig, so daß also das Verhältniß zwischen Distanz - Schäßen sämmtliche Maße in Schritt ausgedrückt. Demnach ist bei 3000 Schritt Distanz der be und Messen hier ein noch bei weitem günstigeres als bei der Feldartillerie wird. Für Festungsartillerie strichene Raum nur 14 Schritt , während sich die eignen sich der Distanzmesser , der Stadiometer und Taxation im Mittel um 600 Schritt irren, also eine der Goniometer , für die Strandartillerie wegen der Treffwahrscheinlichkeit von nur 1/43 bieten kann ; mit beständigen Veränderung der Distanz des Objects, dem Distanzmesser nun reducirt sich die Treffwahr wodurch überdieß das Distanzschießen vollkommen scheinlichkeit schon auf 1/10, während mit dem Stadio meter bei 20 Schritt Basis , so viel an der Distanz ausgeschlossen ist, selbstergebend nur der Distanzmesser, und wenn der Durchmesser des Drehthurms oder des bestimmung liegt , auch selbst bei dieser Entfernung auf einen der ersten Schüsse ein Treffer zu erwarten Schornsteins einer feindlichen Dampffregatte 2c. be= kannt ist, auch der Goniometer. ist. Vergleichen wir ferner das mit dem einfachen Bezüglich der Verwendung von Distanzmessern bei Wachsen der Distanz rapide Abnehmen des bestrichenen Raumes und ebenso rapide Wachsen der Fehler im der Infanterie schreibt unser Gewährsmann über die zulässigen Schußweiten : daß diese Waffengattung Distanzbestimmen, so findet oben citirte Behauptung, gewöhnlich höchstens auf 5-600 Schritt feuern solle, daß höchstens bis 3000 Schritt geschossen werden dürfe , ihre volle Bestätigung. Bedenken wir weiter allein daß es Fälle genug gäbe , wo dieselbe von etwas erhöhtem Standorte , wenn auch nur mit den noch , daß im Feldzuge 1866 nur der vierte Theil besten Schüßen , auf Colonnen , selbst auf Cavalerie der Granaten crepirt ist, daß es ferner in den aller und namentlich auf Artillerie bis zu 1000 Schritt zu meisten Fällen wegen des Pulverdampfes , Staubes, schießen hätte". Für letteren Fall dürften Distanz der Terrainbeschaffenheit u. s. w . geradezu unmöglich

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ist, die eigenen Granaten neben so vielen anderen zu | kleine Bucht , in dieser fand die Ausschiffung statt. erkennen und dadurch die Distanzfehler zu corrigiren, Alles war todtenstill. Kein Hannoveraner war sicht so finden Eingangs erwähnte , kaum glaubliche Vor bar, ihre Aufmerksamkeit war wohl nach Brunshausen kommnisse ihre einfache Erklärung. zu gerichtet. Sofort nach dem Beginn der Aus Leider steht mir im Augenblick nicht auch für das schiffung schwärmte ein Halbzug einige hundert Schritt glatte 12pfündige Kartätsch-Kanon eine ähnliche Scala vorwärts aus ; gleichzeitig nahm der Premierlieute= des bestrichenen Raumes wie für den gezogenen nant Nolte 800 Schritt seitwärts eine Stellung , um 6Pfünder zur Verfügung , wodurch sich bei Ver gleichung dieser beiden Reihen wegen der großen Rasanz der excentrischen Granaten in den nahen und mittleren Distanzen, sowie wegen des nur dem glatten Geschüß eigenen kräftigen Kartätſchſchuſſes nicht nur ein bedeutendes Uebergewicht der glatten Rohre über die gezogenen entziffern ließe, sondern sich auch die Noth wendigkeit ergeben würde, daß alle neueren Vorschläge im Gebiete der Technik sowohl als in dem der Tak tik in ernste Erwägung gezogen werden müssen , um der gezogenen Artillerie ihr früheres Ansehen wieder zurückzuerobern , ihr gegebenen Falls eine zweite Auflage der jüngsten Erfahrungen zu ersparen. Da die Frage : „ Distanz- Schäßen oder Messen ?" dargethanermaßen wieder tiefeingreifend in den der= malen lebhaften Kampf für und gegen glatte und gezogene Artillerie ist , so schien mir die Besprechung vorliegenden Themas ein zeitgemäßes Beginnen ; ich erbitte mir schließlich bei etwaigem Erscheinen einer Entgegnung vom betreffenden Herrn Autor einen Separat Abdruck unter Vorbehalt baldiger Revanche.

die am Fluß liegenden Häuser von der Communi cation mit Stade abzuschneiden. Der Oberstlieutenant v. Cranach ordnete seine kleine Colonne. Dem Avantgardenzug des Premier lieutenant Nolte folgten die Pionier-Sectionen unter Befehl des Capitän -Lieutenant zur See Raßeburg, dann das Gros, die 10. und zwei Züge der 11. Compagnie, ― Der die 12. zum Schluß, Einwohner als Führer. Regen hatte aufgehört, hier und da funkelte ein Stern, Alles horchte unwillkürlich. Ein einzelner Hund bellte fern , sonst herrschte schweigende Nacht. Auf ca. 600 Schritt Entfernung erhoben sich nach längerem Marsche die Umrisse der Thürme und Werke von Stade aus der beginnenden Dämmerung, - da ertönte die Cadence eines gestreckten Galopps durch die Nacht in der Richtung auf Stade. Einen Augen blick später ertönte in der Festung Generalmarsch, das Geschüß auf den Wällen schwieg noch. Der Augenblick der Entscheidung für die Preußen war gekommen . Mit betäubendem Hurrah warfen sich die Matrosen an der Tête auf den steinernen Graben übergang. Das Thor bestand aus soliden Holzflügeln mit

des 19. Jahrhunderts.

Eisenbeschlag und Gucklöchern. Sowie die hannover schen Soldaten die Preußen erkannten, liefen sie da von. Die Brechstangen und Hämmer begannen ihr Werk , der Heizer und ein Matrose der Loreley" stiegen über das Thor und halfen von innen nach, unter den Stößen der Brechstangen und des Sturm bocks gaben die starken Bohlen krachend nach. Die Bahn war gelegt, der Weg frei. — Unter dem Rufe : es lebe König Wilhelm !" stürmten die Preußen in Sectionscolonne mit dem Sturmmarsch durch die stillen Straßen auf den Marktplay. Hier stießen die Preußen auf ein Detachement von ca. 40 Mann hannoverscher Infanterie , die mit ge fälltem Bajonnet den Angriff erwarteten ; durch einzelne Schüsse, die beiderseits fielen, wurden preußischerseits der Adjutant Lieutenant v. Marklowski II., auf han noverscher Seite ein Infanterist verwundet. Auf Befehl des Oberstlieutenants v. Cranach hörte das Feuer preußischerseits auf, als der Commandeur der Hannoverschen Abtheilung , Hauptmann Bergemann, vortrat und gleichzeitig ein Oberstlieutenant der han noverschen Artillerie erschien, um zu erklären, daß der General v. Rechtern , Commandant der Festung, in Unterhandlungen einzutreten beabsichtige. Während dieser Zeit hatte einerseits der Lieute= nant v. Wolffradt mit einem Zuge der 10. Compagnie sich vor dem Harburger Thor auf dem Glacis ein geniftet , andererseits der Sergeant Tüntscher im

99‚Una encamisada“

(Schluß.) [ 66.] Um das Mißtrauen der Einwohner Har burgs irre zu führen, wurde das Gerücht ausgesprengt, man wolle sich wieder auf das östliche Elbufer zurück ziehen. Als es gegen 8 Uhr Abends zu dunkeln be gann, lichtete die Loreley ", das schnellste Schiff der Flottille, die Anker, mit der ganzen 10. und 2 Zügen der 11. Compagnie an Bord. Ihr folgte die " Har burg" mit der 9. Compagnie, dieser der !! Cyclop" mit der 12. und dem Schüßenzuge der 11. Compagnie. Helme und Tornister blieben während des Hand streichs an Bord. Die Nacht war kalt und dunkel, der in Strömen fallende Regen peitschte die brausenden Wellen der Elbe , und fröstelnd drängten sich auf dem Verdeck die durchnäßten Mannschaften . Dabei konnte die „Loreley" in dem tückischen Fahrwaſſer leicht auf eine Sandbank rennen, und dann hätte sie, da Ebbe war, bis zur nächsten Fluth festgesessen. Wenn diese Ge= fahr auch den ahnungslosen Landratten" verborgen blieb, - die seebefahrenen Männer sahen mit stummer Angst auf den alten Binnenlootsen, der das Steuer ruder führte. Gegen 1 Uhr Morgens trafen „Loreley" und „Harburg“ vor Twielenfleth ein , der „ Cyclop “ war noch nicht da. Zwischen zwei Buhnen" lag eine

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Innern am Kedinger Thor Stellung genommen , wo er die Thorwache und ein von Brunshausen zurück kehrendes hannoversches Detachement gefangen nahm. Die Capitulationsbedingungen wurden durch den Oberstlieutenant v. Cranach und zwei preußische Hauptleute dem General v. Rechtern in Gegenwart von zwei Stabsoffizieren und des Magistrats in der Weise vorgeschrieben , daß die Offiziere ihre Degen behielten, sie nebst den Mannschaften Urfehde schwören mußten und demnächst in die Heimath entlassen wurden. Das Kanonenboot " Cyclop" hatte in der Dunkel heit die beiden anderen Schiffe aus dem Gesicht ver loren , war in Folge dessen bei Twielenfleth vorbei bis nach Bruns hausen gesegelt und hatte dort die 12. und den Schüßenzug der 11. Compagnie an's Land geseßt. Erst nach der Landung erkannte Haupt mann Wolf, der Führer des Detachements , seinen Irrthum. Da er mit Recht fürchtete, bei einem Land marsche in dem sehr coupirten Terrain sich zu ver irren und dadurch leicht das ganze Unternehmen zu gefährden, so schiffte er sich von Neuem ein und fuhr stromaufwärts nach Twielenfleth zurück, wo er gerade eintraf, als jene oben erwähnten Schüsse fielen . Zu fällig schlug dieser unter Umständen sehr ärgerliche Frrthum zum Glück für die Preußen aus , indem eine Strandwache der Hannoveraner jene Landung sowohl als das Wiedereinschiffen der Preußen bei Brunshausen beobachtet und telegraphisch nach Stade gemeldet hatte , wodurch die Besaßung jenes Plazes erst recht in trügerische Sicherheit gewiegt wurde. Die Resultate dieses in seiner Einfachheit meister haften Entwurfs waren : 7 gezogene 24Pfünder , 8 gezogene 12Pfünder, eine gezogene Batterie 6Pfünder (unbespannt) , 8 Haubigen, 38 eiserne Geschüße, mehrere Carronaden, 14,000 Minié : Gewehre , 30,000 Centner Pulver, 1,000,000 Patronen, 2000 Granaten, 10,000 Zelte, 11 Pferde, 180 Geschirre , 100 Sättel, 48 Wagen. Das Detachement des Oberſtlieutenants v . Cranach fehrte am 21. Juni nach Harburg zurück. Wenige Tage darauf wurde Hannover preußische Provinz.

Miscel Le. Sin französisches Urtheil über die Herbstmanöver des 2. Armeecorps der preußischen Armee. Einen interessanten Vortrag hielt am 24. Februar d. J. im Kriegsministerium zu Paris der Commandant Fay über die Manöver des 2. preußischen Armeecorps, denen er im Herbst 1869 beigewohnt hat. Der Moniteur de l'armée bringt darüber Mittheilungen , denen wir einige interessantere Data entnehmen. Herr Fay beschreibt zuerst den Verlauf der Manöver und geht dann zu Betrachtungen über die preußische

Taktik über. Er erkennt in derselben theoretisch jene perpendiculäre Schlachtordnung an , von welcher die deutschen militärischen Schriften sprechen : Eintheilung in Avantgarde , Gros und Reserve ; in dieſen drei Maſſen selbstständige Untereinheiten , in ihrer Zusammenſeßung veränderlich , immer aber vollſtändig, ― wenigstens in zwei Waffen - stets zur Verwendung fertig. In der Wirklichkeit sei aber das Einleiten und Unterhalten des Gefechts durch die Avantgarde , das allmählige oder mittelst Flankenbewegung erfolgende Unterstüßen derselben durch die anderen Theile nur eine Art Formation zur Schlacht nach vorwärts, wo die perpendiculare Ordnung gänzlich verschwinde und zu dem führe , was wir in Böhmen gesehen haben und was auch die franzöſiſche Formation ausmache. Ein zweiter charakteristischer Punkt der preußischen Taktik scheine in dem System der Localkämpfe zu liegen. In erster Linie sehe man die Compagnie in tiefer Auf stellung in Formation der sogenannten Compagniecolonne. Vorn eine dicke Tirailleurlinie ohne Verbindung mit den Nachbar-Compagnien, die abgelöst werden könne, niemals aber gesammelt werde. Zweite Gruppe die Soutiens, bereit , sich in die Tirailleur - Linie zu werfen , sie durch Salven zu unterstüßen. Weiter rückwärts , Reserve bil dend, hinter dem berittenen Hauptmann die dritte Gruppe, ebenfalls zum Vorgehen in die Tirailleur = Linie bereit, um ihr Feuer abzugeben und dann wieder in ihre Po sition zurückzugehen . Die Offensive der preußischen Taktik sei energisch ,à l'outrance ". Charakteristisch sei an der Taktik das Nähren des Kampfes in der Front , während sich die Hauptkraft auf einen Flügel werfe ; die Gesammtaction löse sich in eine Reihe von Einzelkämpfen auf, wo den niederen Befehls habern eine Initiative voll schwer wiegender Verantwortung eröffnet werde. Die Offiziere hätten das Schießen der Leute mit großer Sorgfalt geleitet und geregelt , und widmeten überhaupt der kriegerischen Erziehung der Leute große Aufmerksamkeit. Freilich werde so die Erziehung etwas treibhausartig, das sei aber nothgedrungene Folge der nur dreijährigen Dienstzeit. Die französische und preußische Armee sei mit jenen beiden Schülern zu vergleichen , von denen der eine , mit glänzenden Eigenschaften , sich auf seine Intelligenz ver lasse, um die verlorene Zeit einzubringen , der andere, von bescheidenerem Ansehen, durch hartnäckige Arbeit und Studium sich die ihm fehlenden Eigenschaften anzueignen fuche. Der Schluß lautet : "1 Wie oft haben nicht diese beiden Schüler unter unseren Augen die Fabel vom Hasen und von der Schildkröte gespielt ! Dieß diene dem Hasen zur Beachtung !"

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Nachrichten.

Preußen.

*上* ** Berlin , 2. April. [Bevorstehendes Mili tär - Avancement. - Errichtung einer Feld telegraphen und Eisenbahn - Abtheilung in Berlin. - Vermehrung der Militär - Etablis jements in Spandau. Wiedereinführung der Shrapnels in der Feldartillerie.] Der Ges burtstag Sr. Majestät des Königs ist dießmal vorüber gegangen , ohne daß ein größeres Avancement in der Armee stattgefunden. Wie man hört , wird dagegen der 3. August d. J., auf welchen der 100jährige Geburts tag des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III . fällt, und der durch besondere Festlichkeiten gefeiert werden joll , auch durch ein größeres Avancement ausgezeichnet werden. Inzwischen spricht man doch von einzelnen Ver änderungen in der Besetzung hoher Commandostellen ; so joll Se. K. H. der Kronprinz zum Inspecteur einer Armeeabtheilung , resp. zum Befehlshaber zweier Armee corps ausersehen sein ,*) wogegen an seine Stelle als commandirender General des 2. Armcecorps der General lieutenant v. Fransecky treten würde ; der Stab des Generalcommando würde dann von Berlin nach Stettin zurückverlegt werden . Die Garnison von Berlin , welche bereits eine be= deutende Stärke besigt , soll in diesem Jahre durch Cre irung eines neuen Truppenkörpers verstärkt werden , der wieder einen Fortschritt bekundet. Es handelt sich um die Errichtung einer Stammcompagnie für die Feld telegraphen- und Feldeisenbahn : Abtheilungen der Armee, welche zunächst eine Stärke von 3 Offizieren , 8 Unter offizieren und 80 Gemeinen erhalten und dem Garde Bionierbataillon unterstellt werden soll. Die neue Stamm compagnie hat den Zweck , für künftige Kriegsfälle einen bereits im Feldtelegraphen- und Eisenbahndienst aus gebildeten Bedarf an Mannschaften sicher zu stellen. Ebenso steht in der Festung Spandau die Errichtung von mehreren Militär- Etablissements bevor, darunter die Herstellung eines Raketen- und Schlagröhren - Labora toriums für den Betrieb der Feuerwerksabtheilung der Artillerie , die Errichtung eines Maschinengebäudes zur Herstellung von prismatischem Pulver , neue Cajernen und Lagerhäuser 2c. Wenn man erwägt, daß in Spandau sich bereits eine Gewehrfabrik , die Militär - Schießſchule, Geschüßgießerei, Pulverfabrik 2c. befindet, so kann man sich vorstellen, welche Höhe das rege militär-technische Treiben in dieser Garnisonstadt erreichen wird , und wird es zu *) Bis jezt sind erst zwei Inspecteure von Armee: Abtheilungen des norddeutschen Bundesheeres ernannt worden : Se. K. H. der Prinz Albrecht von Preußen zum Inspecteur der das 5. und 6. Armeecorps umfassenden 3. Armee-Abtheilung und Se. K. H. der Großherzog von Mecklenburg zum Inspecteur der aus dem 9. und 10. Armeecorvs bestehenden 5. Armee - Abtheilung. Die 1., 2. und 4. A. **< theilung haben bis jezt noch keinen Chef.

gleich begreiflich finden , daß auch eine Erweiterung der Festungswerke eintreten muß. Vor etwa drei Jahren sind die Shrapnels mit dem preußischen Percussionszünder aus der Ausrüstung der Feldgeschüße geschieden , weil die eigenthümliche Wir= kung dieser Geschosse nur mit einem Brennzünder , nicht aber mit einem Percussionszünder vollständig zu erreichen. ist. Die Artillerie- Prüfungscommission hatte schon früher die Frage der Brennzünder für die Shrapnels auf ihrem Programm stehen, konnte aber zu keiner völlig befriedigen den Construction eines feldkriegsmäßigen Zünders gelangen. Ihre unausgesetzten Bemühungen sind indeſſen jezt doch durch ein günstiges Resultat gekrönt worden , und zwar mit dem von Hauptmann Lancelle modificirten Zeit: zünder des Hauptmanns Richter. Die entschiedene Kriegsbrauchbarkeit dieses Zünders wurde durch die um fassendsten Transports , Lagerungs- und Schießversuche der sämmtlichen Feldartillerieregimenter constatirt ; sind auch noch Ausstellungen in einzelnen Richtungen zu machen , so influiren dieselben keineswegs auf seine voll ständige Kriegsbrauchbarkeit und Zweckmäßigkeit. Nach diesen günstigen Resultaten hat das Kriegsministerium die definitive Einführung der Shrapnels mit dem er wähnten Lancelle- Richterschen Zeit- oder Brennzünder für die Feldartillerie beschlossen. Mit der Wiedereinführung dieses Geschosses wird dagegen der hohe Bogenschuß ganz aufgegeben und werden in seinem Gefolge auch die kleinen Wurfladungen aus den Beständen ausscheiden.

Bayern. * München , 31. März. [Kammer - Verhand lungen über den Gesezentwurf , betreffend die außerordentlichen Militärbedürfnisse.] In der heutigen . Sihung der Kammer der Abgeordneten wurde die Specialberathung der beiden Geseßentwürfe, außerordentliche Militärbedürfnisse betr., vorgenommen. Zunächst discutirte man die Anschaffung von 100,000 Rückladungsgewehren nach dem System Werder. Die Regierung forderte 3,665,000 fl., der Ausschuß beantragte nur 2,473,000 fl. für 75,000 Gewehre zu bewilligen. Der Kriegsminister erklärte, sich mit diesem Betrage vor= läufig begnügen zu wollen und bat wegen bereits be gonnener Verausgabung der noch nicht bewilligten Summe um Indemnität. Er setzte aus einander, daß er neben Preis und Qualität auch auf möglichst rasche Lieferung sehen müsse. Bei Anfertigung der Gewehre im Inland würden die nöthigen Vorbereitungen mehr Zeit in Anspruch nehmen, als zur Anschaffung der Ge wehre überhaupt gegeben sei. Nachdem ein Abgeordneter sein Bedauern ausgesprochen , daß man nicht das Zünds nadelgewehr als " deutsche Waffe “ angenommen habe , er jedoch von 2 Gegnern belehrt worden, daß das preußische Zündnadelgewehr ein " überwundener Standpunkt " ſei, und daß es, wenn man es adoptirt hätte, bereits wieder

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abgeschafft werden müßte , wurde der ganze erste Gesetz | tirgewehr. -- Cavalerieverein. ] Der Bundesrath entwurf angenommen. hat den gesetzgebenden Räthen Bericht erstattet über die Der zweite Gefeßentwurf forderte für den Mehrauf zufolge ihrer Einladung zur Fortsetzung der Versuche, bes treffend die Bewaffnung der Cavalerie, getroffenen An wand wegen des überzähligen Standes an Offizieren, Militärbeamten und Mannschaften 514,228 fl. Derordnungen und bisherigen Ergebnisse , auf welche gestüt er beantragt , es ſeien 1 ) in den sämmtlichen Dragoner Ausschuß beantragte, nur 380,500 fl. zu bewilligen, und recrutenschulen von 1870 die Versuche fortzusehen und ging dabei von der Ansicht aus, daß die Regierung wäh: zu diesem Behuse 100 Repetircarabiner nebst einer An rend der Dauer der Ueberzähligkeit sich der Neuanstellung von Offizieren 2c. enthalten müsse. Der Ausschußantrag zahl Repetirpistolen anzuschaffen und der dafür nothwendige Credit zu bewilligen ; 2) habe der Bundesrath in der wurde einstimmig angenommen. Ebenso mit großer December = Situng 1870 über die bei den Berittenen Mehrheit der weitere Ausschußantrag , statt der für Aenderungen am Lederwerk der Infanterie geforderten einzuführenden Handfeuerwaffen Bericht und Antrag ein zubringen. 75,000 fl. nur 52,000 fl. zu bewilligen. Für neue Feldkochgeschirre wurden statt der verlangten 40,000 fl. (Herr Militärdirector Karlen von Bern, ein Haupt nur 22,000 fl. bewilligt ; die für Anschaffung von Dragoner, der , wenn es sein muß , nicht nur auf eng Carabinern verlangten 72,800 fl. wurden ganz gestrichen. lischen Pferden , sondern sogar auf der eidgenössischen Für Infanterietanonen (Gatling- Geschüße) verlangte Caffe reiten kann, spricht sich gegen die Bewaffnung der die Regierung 150,000 fl. , der Ausschuß beantragte Ab Cavalerie mit Carabinern aus, da doch nie Scharfschüßen Die Regierungsforderung wurde dann auch lehnung. aus den Dragonern würden.) einstimmig abgelehnt. Ferner wurden ganz abgelehnt : In mehreren schweizerischen Journalen beschwert man 35,000 fl. für Fahrzeuge , 20,000 fl. für Errichtung einer Schießschule, 5000 fl . für das physikalische Cabinet sich über die ewigen Abänderungen an der Ordonnanz des Cadettencorps (da die Ausgaben für die Cadetten des neuen Repetirgewehrs (seit dem 6. Januar v. J. Institute im Ordinarium ganz und gar gestrichen werden nicht weniger als 6) und es wird die Frage aufgestellt : sollen), 304,000 fl. für Kleidung und Ausrüstung der was soll mit den in Neuhausen nach früherer Ordonnanz Landwehr, nachdem der Kriegsminister selbst zugegeben, daß gearbeiteten und plötzlich wieder für untauglich erklärten im Falle einer Mobilmachung genügende Vorräthe vor: 8000 Läufen , Transporteurs und Kosten geschehen, ab handen seien. Für Schießpläze an den Compagniesiten gesehen von den in anderen Fabriken schon hergestellten der Landwehr wurden die von der Regierung geforderten Bestandtheilen ? Wer soll die bedeutenden Kosten der 8000 fl. bewilligt. Abgelehnt dagegen wurden die für unnüz hergestellten Zeichnungen, Ordonnanzen, Chablonen Zugequipagen , Pferderequisiten 2c . für die Landwehr ge= u. f. w. tragen, wer soll für die Besoldung der nun seit beinahe einem Jahre unbeschäftigten Controleure verant= forderten 15,000 ft. wortlich sein ? Woher sollen die Fabrikanten Ersatz er Für verschiedene Casernenbauten forderte die Regierung 954,000 fl. Der Ausschuß beantragte , davon nur die halten für den durch unverantwortliche Verschleppung der gegen sie eingegangenen Verbindlichkeiten erlittenen Scha für Wiederherstellung des abgebrannten Fouragemagazins in Nürnberg geforderten 14,000 fl. zu bewilligen ; eine den, woher die Arbeiter Vergütung für lang andauernde Verdienstlosigkeit ? Herabseßung des Präsenzstandes sei doch unvermeidlich, und dann würden die jeßigen Casernen ausreichen . Der Hieran reihen wir noch die im Bericht der national Ausschußantrag wurde mit großer Mehrheit angenommen, räthlichen Budgetcommission enthaltene Bemerkung , daß ebenso die Anträge bezüglich des Festungsbauwesens. voraussichtlich für Completirung der beschlossenen An Bezüglich Landau's erklärte der Kriegsminister , die Re schaffung von 95,000 Hinterladern ( 15,000 Peabody= gierung habe die Absicht, Landau als Festung aufzuheben, und 80,000 Repetirgewehre mit Munition) der noch aber Bayern könne darüber nicht allein verfügen. Der restirende Saldo des Anleihens von 12 Millionen Frs. Ministerpräsident Graf Bray bestätigte, daß Bayern nicht nicht ausreiche und ein Nachcredit von 1,400,000 Frs. ohne Rücksprache mit seinen Verbündeten in Süddeutsch erforderlich sein werde , der den Werth von 20,000 Re= land und Norddeutschland vorgehen könne , weil alle petirgewehren repräsentire. deutschen Staaten noch Miteigenthümer des Festungs Die schweizerische Militärverwaltung erheischt be= materials seien und weil Bayern durch die Festungscon= sonders gewaltige Summen , die sich von Jahr zu Jahr vention gebunden sei. - Nachdem fämmliche Artikel des steigerten. Die außerordentlichen Ausgaben nicht gerechnet, Gesetzes einige mit unwesentlichen redactionellen Aende rungen den Ausschußanträgen gemäß angenommen worden, find die Kosten des Militärwesens innerhalb 10 Jahren von 2,025,175 auf 2,826,400 Frs. angewachsen. wurde schließlich das ganze Gesetz einstimmig angenommen. Der Cavalerieverein der mittleren Schweiz war fürz Schweiz. lich in Biel versammelt. Die neue Bewaffnung mit [S. ] Aus der östlichen Schweiz , 1. April. [Bes Hinterlader-Carabinern und die Reduction der Dienstzeit waffnung der Cavalerie. Das neue Repe = auf 7 Jahre fand ungetheilten Beifall. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. - Druck von Georg Otto in Darmstadt.

Allgemeine

Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü n f u n d v i e r zigfter

No. 16.

Darmstadt,

Jahrga n g.

20. April.

1870.

Inhalt : Auffäße. Erinnerungen an das Gefecht von Laufach am 13. Juli 1866. (Schluß.) - Ein neuer Cavalerieſattel. - Die Subaltern offiziere. Ihre Stellung und ihr Beruf. [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden.] Nachrichten. Preußen. Das aptirte Zündnadelgewehr. 1 Baden. Errichtung einer Unteroffiziersschule in Ettlingen. - Außer ordentlicher Militärcredit für die Festung Rastatt. — Dänemark. Beabsichtigte Errichtung einer Torpedo-Compagnie beim Ingenieurbataillon. - Großbritannien. Neue Verbesserungen der Moncrieff-Laffete.

Erinnerungen an das Gefecht von Laufach am 13. Juli 1866.

(Schluß.) [v. B-k.] Auf dem rechten Flügel leitete der Commandeur des Regiments , Oberst Freiherr v. d. Golz, die Bewegungen. Zu seiner Verfügung stand noch eine Schwadron, später die Batterie 12Bfünder, welche erst gegen den Schluß verwerthet werden konnte, und ein Bataillon des 55. Regiments, das wohl nicht mehr zur Action gelangt sein wird. General Frhr. v. Wrangel hatte , die Wichtigkeit des rechten Flügels sehr wohl würdigend, diese Verstärkungen abgesandt. Es gelang dort bald darauf, wahrscheinlich noch kurz vor dem Angriff der hessischen Brigade Stockhausen , so weit Terrain zu gewinnen , daß die feindliche Artillerie, welche bis dahin in einer Stellung 700 Schritt nord östlich von Weiberhöfen (hessischer Bericht) thätig ge: wesen war, durch die Schüßen zum Abfahren gezwungen wurde. Als daher der Angriff mit frischeren und stärkeren Kräften abermals die Richtung auf Frohnhofen ein schlug, nahm die Defensive bereits mit ansehnlich ver stärkter Kraft eine concave , den Feind etwas um: fassende Stellung ein , welche für dessen linke Flanke wachsend bedrohlicher werden mußte. In Frohnhofen freilich war das nicht

zu

urtheilen. Dort war es im ganzen Verlauf des Ge fechts für die Führer ganz unmöglich, ihre Lage nach vorwärts und rechts zu übersehen. Dort war jest der festeste Wille thätig und nöthig , sich des immer wiederkehrenden Ansturms der hessischen Colonnen zu erwehren. Diese Truppen gaben hier Beweise einer höchst anerkennenswerthen Bravour. Zwar auf der Chaussée gelangten ihre von jen= seits des Bahndammes ( 12., 8. und 7. Compagnie des 15. Regiments) beschossenen Abtheilungen niemals bis an den Eingang des Orts , wohl aber stürmten Compagnien wiederholt und durch die beschränkte Aussicht der Vertheidiger etwas begünstigt, von Nord westen heran und drangen durch die Umzäunungen in den bekannt gewordenen Garten mit der Kegelbahn. Diese mußte der vertheidigende Offizier , Premier lieutenant Hoffmann, 10. Compagnie 15. Regiments, mehrmals räumen. Doch war es diesem heroischen Muthe nicht be= schieden, weiter zu kommen. Das scharfe Feuer aus der nächsten Umgebung lichtete schnell die Reihen und nahm namentlich die Offiziere weg. Das Flankenfeuer der 11. Compagnie v. Wüldniß vom oberen Rande des östlichen Hohlweges , wenn auch meist nur in der Richtung abgegeben , wo man den Feind vermuthen mußte , beherrschte den An

begriffs- und Rückzugsweg in gefährlichster Weise.

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Im Verlauf dieser kritischen Zeit wurden rechts | Schüsse der Todten fast ganz , die der abwesenden von der Compagnie Wüldkniß auch noch Schüßen des Blessirten nach Schäßung mitgerechnet. In Frohn Füsilierbataillons des 55. Regiments sichtbar, welches hofen selbst werden durch die Compagnien Dehlschlägel, von Wendelstein, wo es bisher mit 3 (?) Compagnien v. Forckenbeck und v. Wüldniß bei einer Stärke von ca. 600 Feuergewehren etwa 8000 Schuß ―― pro zurückgehalten worden , zur Ausfüllung der Lücke gefallen sein. zwischen Frohnhofen und dem rechten Flügel vors | Kopf 13-14 gesandt worden war. Anch gewährte der Brigade Die Betrachtungen des Aufsaßes in Nr. 50 der commandeur auf die Bitte des Majors v . Bönigk Allg. Milit. -3tg. von 1866 über die Entschließungen für die Vertheidigung von Frohnhofen eine directe der hessischen Führung zum Kampfe , die Wahl des Reserve von zwei Musketiercompagnien des 55. Regi ments. Als dieselbe Frohnhofen erreichte, hatte das Angriffsobjects und taktische Ausführung erscheinen Feuer eben etwas nachgelaſſen und schien endlich der sehr berechtigt. Ueber die leßtere möchte im Speciellen Moment gekommen, dem Feind mit dem Bajounet auf noch Einiges zu sagen sein : den Leib zu gehen. Der Angriff auf Frohnhofen hatte mit Schwierige Hauptmann v. Massow trat tambour battant auf keiten zu kämpfen . Zuerst war es für die hessische Artillerie nicht der Dorfgasse an , aber als die Colonne jenseits herausbrach , war der Feind schon im vollen Abzug. sichtbar und deren Vorarbeit unmöglich. Links jenseits der Laufach sah man unsere Schüßen Der Vormarsch mußte lange durch hohes und von an den Hängen avanciren ; auch rechts waren einzelne Unkraut verfilztes Getreide geschehen. Er war zeit Züge dem Feinde schon über sein Angriffsfeld gefolgt, raubend, brach Schnelligkeit und Geschlossenheit. Der Hohlweg ―――― Kirschenhoble ―――― wohl beiden und bald wurden Gefangene eingebracht und Ver wundete aufgehoben. Auch die Truppen des rechten Theilen unbekannt , brachte Zeitverlust , Stußen, Flügels unter Oberst v. d . Golt waren im Vor Seitenbewegungen. Frohnhofen liegt sehr in Obstgärten versteckt ; es dringen. Es war kein Sweifel mehr , des Feindes ―――― Auf rasch erfolgte Meldung Kraft war gebrochen. ließ sich aus der Ferne nicht erkennen, wo am besten erschienen sehr bald unsere verehrten Führer , die anzupacken sei. Der Angriff gerieth deßhalb immer Generale v. Goeben und v. Wrangel, bei der Colonne wieder an das vorderste Gehöft mit der Kegelbahn, v. Massow, von welcher indessen Schüßen dem Feind dessen Eroberung wenig nüßen konnte , statt weiter bis nahe Weiberhöfen gefolgt waren. links, wo bessere Chancen zu finden waren. In Rücksicht auf die beginnende Nacht und große Diese Umstände begünstigten die Vertheidigung, Ermüdung wurde das Einstellen des Vorgehens , die welche sich übrigens , die meisten derselben nicht Rückkehr in's Bivouac und das Ausseßen der Vorkennend , in keineswegs zuversichtlicher Lage befinden fonnte. posten angeordnet, leßtere wieder dem Füsilierbataillon des 15. Regiments übertragen. Zwar besaß sie größtentheils gute Deckung gegen Es wurde bald durch die Uniformen und Ge: Kleingewehr , aber ihr Gesichtsfeld war äußerst be fangene bestätigt , daß wir fast der ganzen hessischen schränkt , der Feind konnte erst in drohender Nähe Division gegenüber gestanden hatten. Daß dieselbe sehr erblickt werden. Wenn nicht seine Trommeln das Vorgehen von Colonnen früher verrathen hätten, so gelitten, zeigte ein einziger Blick auf die nächste Um gebung. Die meisten ihrer Todten lagen dicht am würden Ueberraschungen unvermeidlich gewesen sein. Dorfe, um die Kegelbahn und auf dem nächsten Acker Bei der häufigen Wiederkehr der Angriffe konnte bis in die Kirschenhohle. Versagen der Waffen und Munitionsmangel im ent Das war ein sehr ehrenvolles Zeugniß für den scheidenden Augenbick wohl befürchtet werden . hohen Werth dieſer Truppen . Wir hatten unerwartet Die tapferen Hessen , ritterlich , aber unvorsichtig wenig verloren. geführt, mußten diesen Schwierigkeiten, der geschickten Von unseren wackeren , tiefermüdeten . Soldaten Umfassung ihrer Flanken und der furchtbaren Kraft wurde treu bis weit in die Nacht gearbeitet, um die des Hinterladers aus der Position , welche auch uns zahlreichen Verwundeten zu suchen und nach dem Ver durch dieses Gefecht zum ersten Mal völlig klar bandplaß zu bringen. Derselbe war in dem ersten wurde, troß aller Hingebung erliegen. offenen Hofe südlich der Straße, nicht weit von der Kegelbahn , eingerichtet. Ein Haufen frisches Raps Ein neuer Cavalerie- Sattel. stroh gab Bettung . Unsere Aerzte arbeiteten dort bei Licht bis an den Morgen. Es wird für die Cavaleristen von Intereſſe Durch die Ergänzung der verschoffenen Munition sein, über die Erfindung des dänischen Regiments am nächsten frühen Morgen konnte festgestellt werden, sattlers a. D. F. Schmidt in Kiel einige Notizen daß das Füsilierbataillon des 15. Regiments in diesem zu hören. Gefecht ca. 9500, beide Musketierbataillone nicht über Daß unser jeßiger Bocksattel ein höchst ante je 600 Patronen verschossen hatten . Dabei ſind die | diluvianiſches Möbel ist , ebenso unpraktisch für die

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123 Dreffur als passend , die Pferde zu Schanden zu drücken, hierüber wird wohl unter denkenden Cavalerie offizieren kein Zweifel herrschen. Daß derselbe sich so lange im Gebrauch erhalten und noch immer An hänger hat, dieß hat seinen Grund wohl darin, daß Niemand etwas Besseres für ihn einzuführen hatte ; daß aber vor noch nicht langer Zeit selbst die Rede davon war , auch der schweren Cavalerie den Bock statt des deutschen Sattels zu geben , ist um so un begreiflicher, als mit dem deutschen Sattel, in welchem es sich bei weitem angenehmer reitet, jedenfalls nicht mehr als mit dem Bock gedrückt wird. Die Phrase : „nur der Escadronchef drückt “ (d. h. er ist Schuld am schlechten Verpassen der Sättel) fällt in sich zu: sammen, sobald durch längere Märsche und Strapazen die Conturen des Pferderückens andere werden, d. h. der Winkel des Sattelbaums zum Rücken des Pferdes sich verändert. Ich war mehrere Jahre Cürassier und stehe nun seit längerer Zeit bei der leichten Cavalerie, kenne also beide mangelhaften Sättel , ziehe aber den deutschen dennoch dem ungarischen Bock vor , der für Reiter horden passend sein mag, die gewohnt sind, sich ihre Fleischportion unter dem Sattel schmackhaft zuzube reiten. ― Alle Campagnen haben den Beweis ge liefert, daß die Cavalerie durch mangelhaften Beschlag und Satteldruck ebenso viel leidet und untüchtig zum Gefecht wird als durch Verluste vor dem Feind ; alte Cavaleristen haben mir erzählt, daß in den Freiheits kriegen in der Nähe einiger Regimenter nicht auszu halten gewesen wäre , so sehr hätten die von den Sätteln zerdrückten Pferderücken die Luft verpestet ! Für den Beschlag ist in den leßten 20 Jahren viel geschehen , nachdem bei der Cavalerie die Miles'sche Methode und das einseitige Nageln eingeführt ist ; an den Hufen haben die armen Thiere nicht mehr so sehr zu leiden als ihre Vorfahren und werden das Ge= fühl haben , welches ein praktischer Jäger , der den ganzen Tag im Freien herumstreift, in seinen be quemen Jagdstiefeln genießt , warum sollte man sich nun nicht endlich auch der Rücken erbarmen ? Laffen wir Herrn Schmidt seine Erfindung mit eigenen Worten uns vorführen : ,,Sechsunddreißig Jahre hindurch habe ich Sattel bäume in den verschiedensten Dimensionen angefertigt, doch stets große Mängel gefunden, ja, die Erfahrung lehrte , daß , je beffer der Sattelbaum zum Pferde rücken paßte, desto stärker der Druck sei. Alle Nach forschungen führten dahin , daß , so lange der Sattel den Bewegungen des Pferdes nicht zu folgen vermag, der Druck unvermeidlich ist und bleibt. Mehrere Sattelbäume , welche durch gewaltigen Gegendruck des Pferdes gebrochen waren , führten mich zu dem Versuch , einen Sattelbaum von starken Eisenblechplatten anzufertigen. Ich hämmerte die Blechplatte so lange, bis sie sehr steif und fest wurde, schnitt die Stegen (Seitenblätter) und Zwillen nach den Modellen aus und formte den Sattel nach meinem

neuerfundenen Echantillon (eine den Pferderücken dar stellende Form) ein , wie einen hölzernen Sattelbod ; nach Vollendung desselben verfertigte ich das Reit geschirr dazu. - Da es mir bewußt war , daß der Blechsattelbaum , wenn er auf dem Rücken des Pfer des geritten würde und eine andere Lage einnähme, nicht wieder in die Lage zurückgehen würde , welche demselben auf dem Echantillon ertheilt wurde , be schränkte ich mich auf zwei verschiedene Proben. Am ersten Tage wurde das Pferd gesattelt und im Reit hause eine Stunde auf der rechten großen und der rechten kleinen Volte geritten, darauf Sattel und Ge schirr abgenommen ; ich stellte den Sattel auf den Echantillon und maß genau die Veränderung , welche der rechte Steg erlitten. Es ergab sich, daß derselbe zwei Zoll krummer als der linke war , welcher seine Lage behalten hatte. Nachdem der Sattelbaum wie der in seine normale Lage zurückgetrieben, wurde am nächsten Tage die Probe auf die linke Volte gemacht. Zu diesem linken Volteritt suchte ich den schwersten Mann der Schwadron aus ; derselbe wog 218 Pfund. Dieses außergewöhnliche Gewicht war die Ursache, daß sich der linke Steg um einen halben Zoll mehr krümmte als Tags zuvor der rechte. Zu dieser Probe hatte ich einzig und allein den Sattelbaum angefertigt, und das Resultat derselben entsprach ganz den Er wartungen und Ideen , welche mir der Natur der Sache nach stets vorschwebten. ――――― Bei aller Vorliebe für die Baumschneiderei mußte ich doch davon ab sehen, da ich einem hölzernen Sattelbaum eine Nach giebigkeit nicht beizubringen vermochte. Durch diese Erfahrung bereichert , war es mir nicht schwer , den Sattelbaum dahin zu bringen, daß derselbe, wenn das Pferd wieder gerade steht , auch wieder die normale gerade Stellung einnimmt, welche demselben nach dem Echantillon ertheilt ist ; nur mußten statt Eisen- Stahl platten verwandt werden , welche dem Gegendruck nachgeben und im entgegengeseßten Falle die richtige Stellung der geraden Sattelform wieder einnehmen. Daß ein solcher Sattelbaum seine richtige Stärke haben muß , braucht wohl kaum erwähnt zu werden ; der Stahlsattelbaum erfordert ebenfalls Kenntniß des Rohmaterials , damit das richtige dazu verwendet wird." So weit Herr Schmidt. Betrachten wir nun die einzelnen Theile des Sattels , ihre Construction und Zusammenfügung. Statt der wollenen Unterlagedecke, die den Rücken furchtbar erhißt und dadurch zum Druck beiträgt, finden wir bei der neuen Sattelung eine starke , von Rindleder verfertigte Unterlagedecke , die mit der Narbenseite gegen den Rücken des Pferdes liegt, und auf deren Kehrseite der Sattel festgeschnürt wird. In der Lederdede befindet sich eine ausgearbeitete Ram mer , welche in die Sattelkammer hineinführt und über dem Rücken des Pferdes einen freien Luftraum läßt. Auf die lederne Dede finden wir zuerst einen ledernen Behälter festgeschnürt, in welchem die 94 300

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dicke vulkanisirte Gummiplatte nebst 18 Stück kleinen Stahlsprungfedern als Unterlage des stählernen Sattel baums liegt. Die Stahlfedern find lackirt und gegen Anrosten geschüßt, da weder von unten noch von oben Feuchtigkeit nach denselben hineindringen kann. Jede Feder nimmt , mit einander verbunden , 12 Pfund Gewicht auf. Unter jedem Seitenblatt sind 18 Federn. Die Stahlplatten werden in den Hochöfen von Remscheid verfertigt und können nach Bestellung gleich in die angegebene Form durch eine Walzmaschine bis auf wenige Nacharbeiten gebracht werden. Der auf der Unterlage nun ebenfalls durch einen ledernen Be leg mit Schnürlöchern fest geschnürte Sattelbaum bildet so mit der Lederdecke und der Unterlage ein Ganzes, welches nur höchstens zweimal im Jahre zur Con servirung des Leders getrennt werden darf. Das Gepäck wird an diesem Sattel auf folgende Weise vertheilt. Der Mantel liegt dem Manne zur Hand, er kann denselben zu Pferde fißend überwerfen , wogegen der hintenliegende Mantel sehr umständlich abzulösen ist. Links vorne befindet sich noch eine Revolver Halfter mit Tasche. Rechts hinten an der ledernen Unterdecke ist die Tasche für Eisen und Kugel , links eine solche für die Halfterkette. Futtersack, Mantel sack, Feldkessel und Pferdedecke , die indessen kleiner als. unser Woilach ist, werden am Hinterzwiefel ver mittelst eines stählernen Bügels festgehalten. Rechts und links an den Flanken des Pferdes sind Pack: taschen und rechts hinten die Fouragirleine angebracht. Die Decke kann leicht , ohne daß das Hintergepäck abgenommen wird, gelöst, bei schlechtem Wetter über das Pferd gebreitet und vor der Brust zugehakt werden. Eine eigenthümliche Einrichtung , eine mit dem Sattelbaum verbundene Carabiner Gabel (die in dessen, so lange der Reitunterricht des Recruten ohne Carabiner dauert, leicht vom Sattel getrennt werden. kann), hält den Carabiner zwei Zoll von den Lenden des Reiters entfernt , wodurch der Mann eine freie Bewegung hat und die Uniform geschont wird . Die Vorzüge dieser Sattelung sind nun folgende : 1 ) die große Einfachheit, in Folge deren der ge= meine Mann nichts beim satteln verderben , nichts unterſatteln kann ; er kann ganz allein satteln , was bei unserer Art nicht möglich ist , da stets 2 Mann zum Woilachlegen gehören ; 2) in Folge dessen kann auch weit schneller wie auf unsere Art gesattelt werden ; 3) der Sattel hat eine viel stetere und ruhigere Lage auf dem Pferde, kann sich nicht verschieben wie der unsrige, der auf dem Woilach liegt ;

4) der Siz des Reiters ist viel näher am Pferde, was sowohl für die Arbeit , für das Gefühl wie für das Reiten im Terrain von der erheblichsten Wichtig keit erscheint ; 5) der Reiter sißt mehr auf dem Pferde als auf dem Gepäck und hängt weniger auf der Spalte ;

6) derselbe hat auch bei dem Gepäck einen weit freieren ungezwungenen Siß wie bei unserem Gepäck ; 7) ein Herumrutschen des Sattels ist fast nicht mehr möglich , weil derselbe weit näher am Pferde ist ; bei uns kommt dieß häufig vor in Folge des dicken Woilachs , der doch das Drücken nicht ver hindert ; 8) der Sattel und das Gepäck ſind viel leichter wie das unsrige , aber dauerhafter ; der Verfertiger hat denselben im ersten dänischen Krieg geritten und während der ganzen Zeit weder gedrückt noch eine Reparatur des Sattels nöthig gehabt ; 9) die Zügelführung ist eine weit tiefere wie bei unserem Bock , was dem Pferde einen sicheren Gang geben muß, denn durch das Aufrichten der Nase über die Höhe der Hüfte bekommen wir viele stolperige Pferde ; 10) durch die vortheilhafte Art , die Kammer zu erhalten , ist stets freier Luftzug unter dem Sattel, wodurch Hißbäulen und Druck vermieden werden ; 11) die Elasticität der Blätter läßt eine Formung derselben nach dem Rücken des Pferdes zu , wodurch ebenfalls dem Druck entgegen gewirkt wird ; durch eine einfache Manipulation kann selbst beim Einschlagen des Pferdes nachgeholfen und der Sattel etwas enger gemacht werden ; 12) das Vordergepäck wird erleichtert, was durch= aus nothwendig ist ; das Pferd trägt dort die Haupt last, wo ihm dieß am leichtesten ist, und dasselbe da durch mit Rücken und Flanken am wenigsteu belästigt wird ; 13) die Befestigung des Carabiners ist eine zweck mäßigere und weit bequemere , ein Schlagen und Drücken des Carabiners auf Beine und Arme fällt fort ; derselbe ist mit einer Hand aufzunehmen und an Ort zu bringen ; 14) durch das Wegfallen des Obergurts wird ebenfalls das Schnellen des Pferdes , wenn derselbe stärker wie der Untergurt angezogen wird, vermieden und Gepäck und Sattelung erleichtert ; 15) außerdem fallen fort der Umlaufriemen , der so viel zum Scheuern des Mannes beiträgt , zwei Packriemen , Seitentasche , Packkissen, der halbe Woi lach, Schlagriemen , Carabinerscheibe , das Neß am Sattel und die vielen Beschläge an denselben ; 16) in Rücksicht hierauf dürfte auch Sattel und

Gepäck dann billiger werden wie der unsrige ; 17) endlich kann der Mantelsack nie drücken und ist einfach befestigt. Herr Schmidt hat hier und in Amerika ein Patent auf seine Erfindung genommen. Es interessiren sich hochgestellte Militärs, wie Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl , Excellenz v. Manstein , der Kriegsminister v. Roon , Oberst v. Schmidt u. s. w. für den neuen Sattel , auch sind schon Versuche mit ihm angestellt , so daß Hoffnung vorhanden ist , daß die Cavalerie denselben mit der Zeit erhalten wird. Wer von den Cavalerieoffizieren sich für den Sattel

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interessirt, wende ſich direct nach Kiel an Hrn. Schmidt, | Genusse wenig sichtbar , dagegen führte uns derselbe der gern bereit ist , ein Buch mit photographischen so wiederholt und besonders des Nachts an den stillen Abbildungen des neuen Sattels zu übersenden. Ort, daß wir uns nach einigen Tagen wie ein aus genommener Häring vorkamen und uns ganz hunde elend fühlten. Auch unser Stubenältester, der Capi tän d'armes der Compagnie , mochte unseren unheim Subalt ernoffiziere . Die lichen Zustand bemerken , und als wir auf Befragen ihm die Leiden beichteten , gab er uns den Rath, Ihre Stellung und ihr Beruf. etwas Kirschbranntwein in den Morgencafé , welchen [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden .] wir laut Compagniebefehl incl. Semmel für 1 Sgr. im " weißen Krügel " durch die „ Jettel " zu beziehen [75.] Kein Institut der Armee hat verhältniß hatten, zu gießen. Er borgte uns eine Flasche, und mäßig in den beiden leßten Decennien in jeder Hin in dieser wurde jener erste Schnaps unseres Lebens sicht so wesentliche Umformungen erfahren als das geholt und gebraucht. Derselbe hatte auch unser der Subalternoffiziere. Die neue Bewaffnung , die Elend etwas beschwichtigt , als sich eines Morgens neue Ausbildung , zwei Reorganisationen der Armee, nach dem Exerciren die Stubenthüre öffnete und der der Krieg endlich wirkten, jedes in seiner Weise, hier: Premierlieutenant der Compagnie , ein Herr v. G., zu mit, und wenn wir das heutige Subalternoffizier eintrat , um die Stube zu revidiren. Es war dieß. corps mit demjenigen vor 20 Jahren vergleichen , so ein Mann von großer männlicher und militärischer ift nur wunderbar, daß eine verhältnißmäßig so kurze Schönheit , welcher auf den ersten Blick sofort den Zeit so totale Veränderungen herbeizuführen im Stande war. Ja, es ist Alles anders geworden, -- ob auch Gentleman höchsten Grades verrieth. So war ihm Alles besser wurde, ergibt sich vielleicht in fortgesetter denn auch, was wir später erfuhren und gewiß nicht loben wollen, Alles , was nur entfernt an " Commiß" Betrachtung. erinnerte , ein wahrhafter Greuel. Nie werden wir eines Charge die Wir hatten beinahe schon 5 Monate den Blick vergessen, der schaudernd die ominöſe Flasche munteren, damals auf sein funkelnagelneues Zündnadel in unserem geöffneten Spind traf, und seine Worte: gewehr nicht wenig stolzen Füsiliers bekleidet , bevor junger Mann, Sie trinken doch nicht etwa Schnaps ?“ wir einen königlich preußischen Premierlieutenant zu beschwerten unser Herz mit einer Centnerlast, und in Gesicht bekamen, und dieß Ereigniß war noch außer dem einer der schrecklichsten Augenblicke unseres jungen dem uns der Angstschweiß auf die Stirn trat, waren wir zu jeder Antwort unfähig. Der Capitän d'armes Soldatenlebens , entseßlich genug , um sich mit un auslöschlichen Lettern unserm Gedächtniß einzugraben kam uns zu Hülfe, indem er unser Leiden erwähnte ; und hier mitgetheilt zu werden . Unser Capitän be: er hütete sich indessen wohl, den Kirschschnaps zu be folgte die strenge Regel , seine Avantageurs bis zur kennen und stellte denselben kühn als „Rum “ vor, was Beförderung zum Unteroffizier in die Caserne einzu er bei der ihm bekannten Kurzsichtigkeit des Premier quartieren , wo dieselben sich genau ebenso zu halten lieutenants , besonders da die Flasche ziemlich hoch hatten wie die anderen Soldaten. Die Vergünstigungen oben im Spind stand, auf seine Gefahr wagte. Herr bestanden lediglich darin , daß dem Betreffenden er v. G., der wie bemerkt jede Berührung mit dem In laubt war , seinen eigenen Uniformstücken die linke halte einer Commißſtube möglichst vermied, beruhigte Seite des obersten Faches im Casernenspind einzu sich hierbei auch wirklich und verließ mit der Mah räumen. Sonst durfte dieser Schrank absolut nichts nung , auch den Rum nur als Arzneimittel zu ver weiter enthalten als das für den Gemeinen Vor wenden , das Zimmer , worauf der Capitän d'armes, geschriebene , an Büchern in specie nur das kleine um uns für die Folgezeit jeder ähnlichen Verlegenheit Instructionsbuch von Köhler. Schrecklich war der zu überheben , den Branntwein ungesäumt austrant. Zornausbruch des Capitäns, als er uns in den ersten Mit äußerster Befriedigung sahen wir den leßten Wochen nach dem Eintritt, während wir mit Bocken: Tropfen des corpus delicti verschwinden und priesen schonung behaftet in einem Manteleremplar , wie sie Gott , mit dem Schrecken davon gekommen zu sein! jest Gott sei Dank doch auszusterben anfangen , das Der Vorfall hatte indeffen das Gute , daß uns der Casernenzimmer hüten mußten , über der Lectüre von fernere Genuß des Commißbrodes untersagt wurde. Dieß war unser erster Premierlieutenant gewesen, den Shatipeare's merchant of Venise erwischte. Doch wir auch nur noch einmal bald nachher in Civil nichts mehr vom Capitän ! kleidern vor seiner Abreise nach Amerika bei einem - unser heut'ger Flugritt Conditor wiedersahen , wo er uns mit freundlichen -ant lieuten . Premier Gilt dem geringeren Mann, dem Worten Adieu sagte. Sodann erinnern wir uns bis Nur so viel sei zum Verständniß noch bemerkt, zum Offizierwerden nur noch zwei dieser Herren ge= daß der Hauptmann befohlen hatte , wir sollten bei sehen zu haben , welche beide bereits das 25jährige unserer sehr schwächlichen Constitution tüchtig Com Dienstkreuz und graue Köpfe hatten. Die Mehrzahl der Premiers befand sich eben zu dieser Zeit nicht bei mißbrod essen, um baldmöglichst Kräfte zu bekommen . Von lezteren war nun zunächst nach diesem befohlenen den Regimentern , sondern sie waren als Landwehr

126

compagnieführer abcommandirt und kamen nur all | Wachethuns vernachlässigt hatten, erercirten am Nach mittage des Abkommens nach ; die übrige Mannschaft jährlich zu den Herbstübungen zum Regiment. Die hatte keinen Dienst. Die Vormittage verblieben dem Wenigen, welche auch außer dieser Zeit anwesend Exerciren, welches allerdings bei weitem länger aus waren , sah man im Dienst höchft selten ; es war gedehnt wurde als jeßt , besonders äußerst frühzeitig damals Ehrensache der jüngeren Offiziere, deren immer (in der Bataillonserercirzeit gewöhnlich schon um halb 2 bis 3, ja , oft 4 bei der Compagnie standen , den 5 oder 5 Uhr) begann. Wir können uns nicht ent fleineren Dienst, in specie den Wachtdienst, für diese alten Herren zu übernehmen , und so haben wir die finnen , vom Bataillonsererciren jemals vor 10 oder 101/2 Uhr zurückgekehrt zu sein ; ging es schlecht, so Bekanntschaft der beiden obigen auch nur im Offizier kamen wir noch bedeutend später wieder , um am Wachtzimmer gemacht , wo sie Nachmittags gewöhn Nachmittag unmittelbar nach dem Essen unter den lich zu einer Partie Whist oder L'hombre sich ein: freundlichen Händen des Capitäns weiter zu studiren. fanden. Nachmittagsdienst war für einen Premier An solchen Nachmittagen der Rache fragten sich die lieutenant damals etwas Unerhörtes, selbst wenn sich Füsiliere unter einander scherzend : „hast du deine Ur einer derselben bei der Compagnie befand. Wir selbst laubskarte auch mit ?" und allerdings haben wir es kennen leider die Verwendung als Landwehrcom: pagnieführer im früheren Sinne nicht mehr aus mehrfach erlebt , daß wir den Zapfenstreich noch auf eigener Erfahrung ; nach den Erzählungen der älteren dem Exercirplag hörten . Indessen konnte man doch solche Fälle zu den Ausnahmen zählen, und die Herren Kameraden muß aber dieser Zeitraum, der oft 3 bis Offiziere der Compagnie wurden nicht eigentlich davon 4 und noch mehr Jahre umfaßte , für den alten Lieutenant durchaus wohlthuend gewesen sein , eine belästigt , denn wenn sie wirklich dabei sein mußten, so traten sie doch im Compagnieverhältniß nur höchst Erholung für die langen und bei den damals so be schränkten Dienstzweigen gewiß unendlich eintönigen selten ein , und einen Premierlieutenant haben wir Jahre des Frontdienstes. Kannten doch nur die bei solchen Gelegenheiten niemals gesehen . Das ge= wöhnliche Detail Exerciren am Nachmittag bestand Füsilierbataillone eine Schießübung , und war doch größtentheils in der Uebung der Griffe und des selbst diese damals nur gering , mit den jeßigen An forderungen verglichen! ――――― Die langsamen Schrittes ", der in seinen verschiedenen Die Musketierbataillone Musketierbataillone qualvollen Abstufungen wirklich eine eminente Zeit für schoffen ab , was bis zur Erscheinung des heiligen Minié in unglaublich kurzer Zeit geschehen konnte sich in Anspruch nahm. Die Exercirübungen wurden übrigens ohne Weiteres bei den Füsiliercompagnien und geschah. Der übrige Dienst beschränkte sich auf abgebrochen, sobald sich eine Regenwolke am Himmel Exerciren , etwas Bajonnetfechten , Wachtdienst und zeigte : eiligst wurde der Gewehre wegen der Rückzug Instructionsstunde. In einer großen Garnison gingen Das Bajonnetfechten durch den Wachtdienst allein per Bataillon 2 volle in die Caserne angetreten. wurde nur äußerst mäßig betrieben , Turnen und Lage wöchentlich für allen übrigen Dienst verloren, Schwimmen kannte man nicht, das Zielen wurde nur denn am Morgen des Wachttages für das Bataillon bei den Füsilieren geübt und auch da nur als Neben wurde gewöhnlich 1 Stunde der Parademarſch geübt, dann gegessen und auf Wache gezogen. Nur die beschäftigung, wobei kein Offizier nöthig war . jenigen Leute oder Wachen , welche sich während des (Fortsetzung folgt. )

Nachrichten. 2 60%

Preußen. ** Berlin , 10. April. [ Das aptirte Zünd nadelgewehr.] In der Allg. Milit.Ztg. waren in der lezten Zeit mehrere Notizen über beabsichtigte Aps tirungen des Zündnadelgewehrs und über die in dieser Hinsicht stattgehabten Maſſenprüfungen der verschiedenen in Aussicht genommenen Constructionen für die Ab änderungen mitgetheilt worden. Diese Versuche sind nunmehr beendigt, und ihr Ergebniß hat die Allerhöchste Sanction Sr. Majestät des Königs erhalten. Hiernach erfahren die Waffen und die Munition derartige Ab änderungen, wie ſie in diesen Blättern mit ihrem Zweck und ihren Vorzügen bereits dargelegt wurden und deß halb hier nur noch kurz zu berühren sind. Die Luft kammer, in welcher das Nadelrohr sist, wird nachdem

das lettere , soweit es in dieselbe reicht , abgeschnitten worden - durch einen Cylinder vollständig ausgefüllt. Dieser Cylinder erhält in seiner Achse die Bohrung für die verlängerte Zündnadel , reicht bis zu der Fläche , in welcher sich der Kammermund an den Rohrmund an= schließt, und ist in dieſer Lage festgelöthet. Der gasdichte Abschluß wird durch eine Puffervorrichtung , analog dem Chaſſepot - Gummiring mit Stahlplatte , hergestellt. Da nunmehr durch diese Aptirung ein festes Anpressen des Rohr- und Kammermundes zum Zweck des Gasabschlusses nicht mehr erforderlich ist , so fallen auch die beiden schiefen Flächen der Hülse und der Kammerwarze und damit ebenfalls das feſte Zuſchlagen der Kammer weg. Die Kammer ist zum Verschließen der Waffe einfach nur vorzuschieben und leicht umzulegen , so daß für diese Handhabung ein Griff, also Zeit und Kraft erspart ist.

127 Die Patrone erhält ein um rund 10 gr. erleichtertes vor dem Geschoß hergeschobene Körper sind überhaupt 21 gr. gegenüber 31 gr. des alten Ge= von nachtheiligem Einfluß auf die Präcision. Bei der Langblei und den verstärkten Zündspiegel (beide analog schosses Spiegelführung des Langbleigeschosses influirt neben dieser den kurhessischen und bückeburgischen Versuchen im Jahr Art von Führung auch noch die mehr oder weniger 1864). In dem Boden der Papierpatronenhülse ist ein normale Trennung von Geschoß und Spiegel auf die gefettetes Tuchplättchen eingelegt , welches den gasdichten Präcision ; die Tuchplatte gibt ein weiteres Moment, das Abschluß , den die Construction der Waffe ergibt , noch für die präciſe Führung im Rohr gerade nicht von Vor erhöht und die Reinigung der Zündnadel bewirkt. Der theil ist. in seinen Wänden durch das kleinere Geschoßkaliber (12 Der Gebrauch der Waffe ist für den Schüßen und gegen 13,6 mm . des alten Langbleis ) verstärkte Spiegel seine Resultate angenehmer geworden , weil bei der nun ist etwas verkürzt. Das Gewicht der Ladung ist 4,9 relativ so bedeutend schweren Waffe ( 250 Geſchoſſe) von bis 5 gr. geblieben. Das Gewicht der neuen Patrone einem Rückstoß wohl kaum mehr die Rede sein kann, da ist rund 32 gr., während die seitherige Patrone 40 gr. sich die Arbeitsleistung der Gaſe im umgekehrten Ver wiegt. Das nicht zu vermehrende Munitionsgewicht des hältniß der Gewichte auf Geschoß und Waffe vertheilt. Mannes von 3 Kilo repräsentirt 75 alte und 95 neue Die demnächst zu erzielenden ballistischen Leistungen der Patronen: Zahlen, wie sie die kleinen Kaliber, insbesondere Waffe werden die Ansichten des Majors v . Ploennies , das Chassepot-Gewehr, ergeben. Von den neuen Patronen welche er über die Reſultate einer Zündnadelmunition, gehen 14-15, von den alten 12-13 auf das Pfund wie sie nunmehr heute geschaffen werden soll , bereits im Jahre 1865 in seinem Werke über " das Zündnadel (1/2 Kilo). Die ballistische Leistung der aptirten Waffe wird gewehr“ niedergelegt hat , bestätigen. Wenn auch die wesentlich erhöht durch eine bedeutendere Rasanz der Führung der Geschosse durch den Zündspiegel Nachtheile Bahn, den schwächsten Punkt der gegenwärtigen Waffe. und Unbequemlichkeiten erzeugt , so ist der Zündspiegel Die Gewichtsverhältnisse des Geschosses gegenüber dem doch für die Waffen Preußens von enormem Werth ge= Gewicht der Ladung und der Waffe haben sich zu wesen. Durch den Zündspiegel war es thunlich, dem Gunsten der Grundlage der rasanten Bahnen , nämlich | Zündnadelgewehr großen Kalibers von 15,43 mm. in dem der großen fortschreitenden Bewegung, wesentlich verbessert, Langblei ein Geschoß mittleren Kalibers von 13,6 mm . während die Belastung der Einheitsfläche des Querschnitts zu geben , das die günstigsten Bedingungen zur beharr= etwas geringer geworden ist. Die Ladung beträgt zum lichen Ueberwindung des atmosphärischen Widerstandes wachsenden Vortheil der Leistung 25 Procent des Geschoß darbietet und das so erhebliche Leistungen ergab. Mit gewichts, -- ein enormer Betrag, wie er für die Rund der Annahme der Hinterlader in den übrigen europäischen fugel früher gültig war. Die Waffe ist 250mal schwerer Staaten seit dem Jahre 1866 erfolgte auch nach dem als das Geschoß. Die Einheitsfläche des Querschnitts von Vorgehen der Schweiz der Uebergang zum kleinen Kaliber Don 10-11 mm . und dadurch eine bedeutende Steigerung 113 Quadratmillimeter ist dagegen nur mit 0,19 gr. Blei belastet. Die relativ sehr bedeutende Ladung be der Einzelleistung der Waffen. Preußen konnte trotz der relativ guten Gesammt Resultate seiner Waffe nicht zus gründet sonach eine große Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses , welche noch durch den Umstand erhöht wird, rückbleiben und mußte suchen , auf dieselbe die Einzel daß das Geschoß nur einen sehr geringen Betrag des leistung der kleinen Kaliber , womöglich ohne Aenderung Gewichts der Waffe repräsentirt (1/250 ) . Eine weitere in der Handhabung der Waffe und mit den geringsten Steigerung dieser günſtigen Verhältnisse findet nicht statt, Kosten , zu übertragen. So mußte denn der Langblei weil das relativ leichte Geschoß nicht genug Blei auf den zündspiegel nochmals als sinnreicher Nothbehelf wie früher dienen, um ein Geschoß kleinen Kalibers (12 mm . ) aus Quadratmillimeter des Querschnitts bringt. Ein Aus nußen , besseres Verwerthen der durch die bedeutende dem alten Rohre großen Kalibers (15,43 mm.) zu ver Ladung begründeten und die relativ schwere Waffe er wenden, und auf diese Weise der alten Waffe annähernd die Vortheile des kleinen Kalibers und der verbesserten höhten Geschwindigkeit ist somit nicht der Fall. Bei der gegenwärtigen Munition hat die Einheitsfläche des Quer schnitts von 146,36 Quadratmillimeter die bedeutendere Belastung von 0,213 gr. Blei. Die Gewichtsverhältniſſe des Geschosses zu dem Gewicht der Ladung wie der Waffe waren entschieden geringer, indem die Ladung nur 16 pCt. des Geschoßgewichts und die Waffe nur 160 Geschosse repräsentirte. Die Einzelleistung der Waffe erfährt durch die umgestaltete Munition nach dem Vorstehenden eine erhebliche Steigerung , ebenso wie die Gesammtleistung durch eine größere Feuergeschwindigkeit in Folge der Ap tirung der Waffe erhöht wurde. Das nach dem Schuß im Rohr ſizen bleibende Tuchplättchen des Bodens der Patronenhülse wird mit der nächsten Patrone vorgeschoben und mit dem Schuß aus dem Rohr gefegt. Derartige

Hinterladungsmechanismen zu gewähren, sie mithin wieder auf die Höhe der Technik zu bringen ! Die erste deutsche Hinterladungswaffe , welche im Jahre 1841 schon als Bewaffnung der Infanterie für kriegstauglich erkannt wurde, tritt somit in ihre dritte Phase und wird auch in dieser wie seither ihren lang= bewährten und erprobten Ruf zu bewahren wiſſen. Baden.

Karlsruhe , 25. März. [Errichtung einer Unteroffiziersschule in Ettlingen. ――― Außer ordentlicher Militärcredit für die Festung Rastatt. ] Das Kriegsministerinm hat die Errichtung einer Unteroffiziersschule in dem Schlosse des nahen

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Städtchens Ettlingen beſchloſſen, in welcher 72 sich freis | Werth und große Bedeutung für die Vertheidigung kein willig hierzu anmeldende junge Leute von 16 Jahren. an Zweifel sein kann ; und so ist der Zeitpunkt zur Auf zu Unteroffizieren herangebildet werden sollen. Für diese nahme der neuen Waffe als Glied in unserem Ver Anstalt fordert das Kriegsministerium den mäßigen Betheidigungswesen erst jezt gekommen. Das Ministerium trag eines einmaligen Aufwandes von 3000 fl . und eines hat daher auch in dem Finanzgesetzvorschlage für das alljährlichen von 7000 fl. kommende Jahr einen Betrag von 54,000 Rthlrn . zur Anschaffung von Seeminen M Material nachgesucht , wovon Für die Festung Rastatt sind im außerordentlichen ein ein Theil Theil bei Kopenhagens Seebefestigung wird An Budget des Kriegsministeriums an außerordentlichen Mitteln 258,485 fl. gefordert. Davon sind das meiste wendung finden können , und durch den gegenwärtigen einmalige Verwendungen . Nur die Veränderungen an Gesetzvorschlag beabsichtigt man die Befehlshaber und die Mannschaft zu wege zu bringen, die zur Auslegung und der Festung selbst nach Maßgabe der durch das gänzlich veränderte Geschützwesen bedingten Anforderungen drohen Bedienung dieses kostbaren Materials nothwendig find. " - Der Gesezvorschlag fand in der ersten Behandlung noch längere Zeit mit Ausgaben. Das absolut Nöthige ſoll vorerst mit der Summe von 74,951 fl. bewirkt günstige Aufnahme , obwohl auch Manche den Vortheil werden. Indessen waren die Leistungen Badens, so lange dieser Maschinen für Dänemarks Vertheidigungswesen be der deutsche Bund für die deutschen Bundesfestungen zweifelten. Nach längerer Besprechung ward der Geſeß Matricularbeiträge erhob , für diese Festungen nicht ge entwurf mit 60 gegen 7 Stimmen zur zweiten Behand ringfügig. Gegen die Anforderung selbst hat die Com = lung und auf Vorschlag des Professors Frederikſen an mission der zweiten Kammer , da fie unabweisliche Aus den großen Finanzausschuß gewiesen. gaben im Interesse Deutschlands für die Vertheidigungs Desselben Ministers Gefeßentwurf über Errichtung fähigkeit Rastatts enthält, nichts einzuwenden, hofft aber, jährlicher Uebungslager in den Finanzjahren 1871-72 daß das künftige Budget , nach Deckung der Munitions kam zur dritten Berathung im Volksthing. Wegen einer bedürfnisse , nur in geringen Summen an das Land Meinungsverschiedenheit des Ministers mit der Mehrheit herantrete. des Hauses über die Zusammensetzung der Tarations = Dänemark. Commiſſion konnte die Behandlung nicht zum Abschluß geführt werden und ward noch einmal die Niedersehung * Kopenhagen , im März. [ Beabsichtigte Er eines Ausschusses beschlossen. richtung einer Torpedo - Compagnie beim In genieur bataillon. ] Troß der sparsamen und der Großbritannien. Kriegsfrage abgewendeten Politik hat der Kriegsminister, London , 4. April. [Neue Verbesserungen welcher weiß, daß er zur Zeit noch für jede die Er= der Moncrieff- Laffete.] Ein in diesen Tagen im weiterung der Armeeeinrichtungen betreffende Forderung eine Mehrheit im Reichstage findet, dem Volksthing einen United Service Institution gehaltener Vortrag des Capi Gesezentwurf vorgelegt , nach welchem eine neue Com tän Moncrieff hatte die bereits berühmt gewordenen pagnie beim Ingenieurbataillon , die über die im §. 5 Positionsgeschütz-Laffeten des Redners, besonders aber die des Heerordnungsgesetzes vom 6. Juli 1867 festgejezte noch weniger bekannte neue Laffete nach demſelben Prin Zahl hinausgeht , errichtet werden soll . Es ist die Be cip für Kriegsschiffe zum Gegenstande. Der Erfinder dienung der Torpedos , für welche die beantragte In erläuterte mit Modellen , wie das Geſchüß durch seine genieurcompagnie ausgebildet werden soll. " Als der Laffete schußbereit über die Brustwehr sich erhebt , um Entwurf zum Heergeseße ausgearbeitet ward, ― - heißt nach dem Schusse zum Laden alsbald wieder hinter die es in den Motiven ― war man bei uns hinsichtlich der Deckung zurückzusinken, und bemerkte, er habe inzwiſchen Bedeutung dieser so gut wie neuen Waffe so wenig im noch verschiedene Verbesserungen eingeführt , die er aber Reinen, daß kaum die ersten Versuche damit begonnen nicht veröffentlichen könne, weil er mit ausländischen Re waren. Das Kriegsministerium hatte aber seine fort gierungen in Geschäftsbeziehungen stehe , und diese nicht währende Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Schon im gern die erworbenen Erfindungen bekannt werden laſſen Finanzvorschlag für 1867/68 wurden Mittel zur An möchten. Was die neue Laffete für Flottengeschüße von schaffung von Torpedomaterial und zu Versuchen damit gewaltigem Kaliber betrifft , so war die Hauptſchwierig= begehrt , und nachdem diese Mittel bewilligt und später keit bei denselben der Rückstoß , der bei der 25 Tonnen noch neue zur Verfügung gestellt waren, haben nicht bloß wiegenden Kanone ein ungemein heftiger ist. Capitän die nöthigen Untersuchungen und Versuche unter Leitung Moncrieff hat seine Erfindung, gerade diesen Rückstoß zu des Ingenieurcorps ununterbrochen stattgefunden, sondern verwerthen , in sinnreicher Weise benußt und fängt die man hat zugleich in fremden Staaten , wo dieser Zweig Kraft des Stoßes auf , um sie mittelst hydraulischer und des Vertheidigungswesens die vollständigste Ausbildung pneumatischer Vorrichtungen zur rechten Zeit seinen gefunden hat, Aufklärungen darüber eingeholt. Erst in der Zwecken dienstbar zu machen. Die kostspieligen eisernen allerlegten Zeit ist man hinsichtlich der Construction des Thürme würden durch diese Einrichtung , wenn sie sich Materials so weit gediehen , daß über deſſen praktischen bewährt, zum großen Theile überflüssig werden. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 17.

Darmstadt,

Jahrgang.

27. April.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny. Von Balduin Frhrn. v. Schele. — Ein Wort über die Taktik der Artillerie. — Die Subalternoffiziere. Ihre Stellung und ihr Beruf. [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden.] (Fortseßung.) Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Personalchronik : Feldmarschall Heßt. - Preußen. Die beabsichtigten Erweiterungen der Festungswerke von Mainz und Cöln. 1 Bevorstehende Versuche mit Lebensmittel-Conserven. - Württemberg. Die neue Organisation des Truppencorps. Italien. Ergebnisse des Preisausschreibens für die besten Unterrichtsbücher in Regimentsschulen.

Die Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny. Bon Balduin Freiherrn von Schele. Motto: Der Wahrheit die Ehre ! Der Zweck des nachstehenden Aufsages ift : einen historischen Irrthum aufzuklären , der in Bezug auf die Persönlichkeit bei der Errettung bes Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny bisher obgewaltet hat. Im Militair : Wochenblatte Nr. 95 , (Berlin, den 17. November 1869) findet sich ein Aufsaß mit der Ueberschrift: 11 Zur Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny". Der Auffay hat den Zweck, die Behauptung aufrecht zu erhalten , daß das Ver dienst der Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny am 16. Juni 1815 dem damaligen Adju tanten des Fürsten , dem Grafen Nostiß , gebühre, und nicht , wie es in einem Aufsaße mit der Ueber schrift : Der Wahrheit die Ehre !" des „ Neuen All gemeinen Volksblattes " Nr. 188, (Berlin, 14. August 1869) behauptet wird , dem am 14. April v. J. zu Haldem verstorbenen königlich preußischen General: lieutenant a. D. Freiherrn von dem Bussche zu ſtehe.

Ich bin im Besiß der Briefe und Documente, die zu diesem Aufsaße Veranlassung gegeben haben. Es erscheint jetzt, nachdem im Militair ፡ Wochenblatt aus officiellen Kriegsdocumenten entnommene Angaben der in oben genanntem Aufsaße aufgestellten Behauptung entgegengesetzt sind , im Interesse der Sache , die be züglichen Schriftstücke der Deffentlichkeit zu übergeben. Nr. I. St. Cloud, den 5. Juli 1815. Jhren Brief habe ich richtig erhalten. Sie können sich überzeugen , daß es mir zur großen Freude ge= } reicht, Ihnen im Betreff des Gefechts vom 16. Juli nüzlich zu sein und die dem Feldmarschall dabei ge= leisteten Dienste nicht nur zu bestätigen, sondern auch zur Kenntniß des Königs zu bringen und für eine angemessene Belohnung zu sorgen. Damit das aber auf eine zweckmäßige und übereinstimmende Art ge= schehen kann , ist es durchaus nöthig , daß Sie , ehe wir beide mit einander gesprochen haben , keine Re lation über den den Feldmarschall betroffenen Vorfall einreichen ; sollte es bereits geschehen sein, so fordern Sie selbige zurück unter dem Vorwande, daß sie noch Berichtigungen bedürfe. Wir müssen durchaus erst mit einander gesprochen haben , ehe etwas in dieser Sache geschieht, und nicht auf dem gewöhnlichen Wege durch die Behörden , sondern gerade durch mich und den Fürsten wollen wir das, jenes Ereigniß betreffende

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selben eine Belohnung nicht entgehen kann, für welche ich übrigens schon sorgen werde. Der Umstand , daß es ein Husar war , welcher dem Fürsten sein Pferd gegeben , daß noch mehrere Dragoner dabei waren , machte es unmöglich , Ihrer Die von Ihnen eingereichte Relation könnte viel leicht verschieden von der sein , welche von hier aus Leute besonders zu erwähnen ; ich glaube , daß Sie auch hierin meine Ansicht billigen werden , sowie ich gemacht worden, und das würde unnöthige Weit läufigkeiten machen; --- folgen Sie daher meinem überzeugt bin , daß Sie meinen Wunsch , Ihnen zu Sie wissen nun , wie der Rath und lassen Sie sowohl schriftlich als mündlich | nüßen, nicht verkennen. jenen Vorfall ganz unberührt, bis ich Sie gesprochen Fürst dem Könige diesen Vorfall mitgetheilt , und habe. ____ Sie kennen mich als einen rechtlichen Mann werden dafür mitsorgen, daß er nicht anders , d. h. entstellt, erzählt werde, weil es sonst erst zu Mißver und werden sich gewiß mit Vertrauen meiner Führung überlassen, überzeugt, daß Ihr eigenes Bestes dadurch ständnissen Anlaß geben kann . erreicht werden wird. - Fordern Sie daher Ihre Dieser Brief ist bloß für Sie geschrieben , ver Eingabe zurück und schicken mir selbige zu . Aeußerst brennen Sie ihn. Freuen soll es mich, Sie bald zu wichtig wäre es, wenn wir uns bald sprechen könnten, sehen und Ihnen mündlich zu sagen, daß ich stets bin indeß wird in der Sache nichts versäumt werden. Ihr Wir bleiben noch lange hier, oder in Paris , vielleicht Freund Graf v. Nostig. können Sie hierher kommen und mich aufsuchen. Diesen Brief vernichten Sie und antworten mir Dieser Brief trägt ziemlich dieselbe Aufschrift, da = bald über den bewußten Gegenstand. gegen ist das Siegel ein undeutlich ausgeprägtes Unverändert Privatwappen. Nr. III. Ihr Freund Euer Hochwohlgeboren ! Graf Nostig . Erwiedere ich auf Ihr geehrtes Schreiben vom Vorstehender Brief ist mit folgender Aufschrift versehen : 20. d. Mts ., daß ich Ihr Gesuch , ein Attest über Des Königl. Preuß. Major im Elb Landwehr Ihre Theilnahme an der Rettung des Fürsten Blücher am 16. Juni v. J., demselben vorgetragen habe, es Cavallerie-Regiment Ritter 2c. Herrn von dem Bussche mir aber leid thut, Ihnen benachrichtigen zu müssen , Hochwohlgeboren K. D. G. beim 2. Armeecorps daß mein Antrag ohne Erfolg geblieben ist , indem Cito. in der Gegend von Maubeuge. mir der Fürst beſtimmt erklärt hat, dergleichen Atteſtc Das zum größten Theile noch erhaltene Siegel nicht ausstellen zu können . Es würde mir gewiß sehr angenehm gewesen sein, scheint ein Dienstsiegel gewesen zu sein, in der Mitte der Adler , umschrieben Königl. Preußischer General Ihnen durch die Erlangung Ihres Wunſches einen Feldmarschall , unter dem Adler der Namen Blücher Beweis meiner Freundschaft geben zu können , und muß es also um so mehr bedauern , meine Absicht noch zu lesen. Nr. II. nicht erreicht zu haben. St. Cloud, den 14. Juli 1815. Berlin, den 29. Januar 1816. Graf Nostig, Jhren Brief, mein lieber Busch , vom 9. dieſes Oberstlieutenant und Generaladjutant . habe ich richtig erhalten , und ebenso auch die Re Nr. IV. lation gelesen, welche Sie über das Gefecht vom 16. Aus dem Buche der Erinnerung des verstorbenen gemacht. Dieselbe ist so abgefaßt , daß ich kein Generallieutenants a. D. Frhrn . von dem Bussche. Bedenken getragen , sie abgehen zu lassen , um aber • . Nachdem wir eine Zeitlang in der Um Ihnen persönlich nüßlich sein zu können , so ist in gegend von Hay und Namur zugebracht , erhielten der Eingabe des Fürsten über den ihn am 16. be wir am 15. Juni die Ordres zum Aufbruch, wohnten troffenen Vorfall gesagt worden : am 16. der Schlacht bei Ligny bei , wo ich leider daß , nachdem das Pferd des Fürsten todt ge= schossen gewesen und eine Menge feindlicher mehrere meiner braven Kameraden verlor, aber auch Cüraſſiere von allen Seiten bei ihm vorbei ge= das Glück hatte , einiges zur Rettung des unter jagt , so habe der Major v. Busch Leute von seinem todtgeschoffenen Pferde liegenden Fürſten verschiedenen Regimentern gesammelt und sei zur Blücher beizutragen, indem es nur durch dieſe Hülfe Rettung des Fürsten herbeigeeilt , sobald der möglich war, den Fürsten von der so nahen Gefangen feindliche Andrang es nur irgend erlaubt. Durch schaft oder Tod zu retten ; wie der Fürst wieder zu Pferde war , wollte er sich mit seinem einzigen Be diesen Beistand ist es möglich gewesen, das Pferd gleiter , dem Grafen Nostiß , links wenden , wo er vom Fürsten herunter zu heben und ihn auf ein anderes zu seßen. höchst wahrscheinlich auf's Neue in Gefahr, gefangen Ich glaube , daß Sie mit dieser Darstellung zu zu werden, gekommen worden wäre, wo ich ihn bat, sich rechts nach der Gegend von Sombref hinzuhalten, frieden sein werden , und daß Ihnen zu Folge der an den König gelangen lassen, wodurch auch für Sie ein weit vortheilhafteres Resultat zu erwarten ist, in dem sich der Fürst eine Belohnung für Sie geradezu ausbitten kann.

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wo fich der General Thielemann mit seinem Corps | einer Charakteriſtik der drei Waffen, dieser verschieden gearteten Potenzen , die in Schlachthaufen - Divi hielt ; als ich ihn außer Gefahr sah , eilte ich zu meiner sich nach der allgemeinen unglücklichen Cava fionen -- zu einheitlichem Wirken zusammenfaßt sind . lerie = Charge wieder sammelnden Schwadron zurück. Die Infanterie ist , wie männiglich bekannt, die Hauptwaffe der Armee , von Napoleon I. „ der Ich erhielt wie mehrere meiner Untergebenen das eiserne Kreuz zweiter Classe. Hoch ist der Graf Nostis Nerv der Armee" genannt. Sie ist gleich geschickt zur wegen der Rettung des Fürsten gepriesen und erhoben, | Offensive wie Defensive , obwohl sie in der leßteren doch wird derselbe sich selber gestehen , daß er außer eine größere Kraft entwickelt ; sie ist am leichtesten eines treuen Aushaltens bei dem Fürsten in der und überall zu verwenden ; die Zerstörung, welche sie ernsten Gefahr weiter nichts für ihn gethan , wohl mit ihrem Feuer anrichtet , betrifft zwar nur die ac selber mochte er , wie der Fürst , dieser vom Falle, tiven Streitmittel des Gegners , auch richtet sich der er vom Schrecken betäubt sein , denn ruhig , ohne Umfang der Zerstörung sehr nach der mehr oder etwas zu thun, blieb er zu Pferde ſizen . Ich würde minder vorhandenen Geschicklichkeit desselben , doch dieser Geschichte nicht erwähnen , würde sie ja vor kann man ohne wesentlichen Verstoß sagen, daß, wenn die Zerstörung der feindlichen Streitfähigkeit auch seinem , des Grafen , Ende bekannt , denn im wahr icheinlichen Laufe der Welt überlebe ich ihn ; nur meist ziemlich langsam gehe, sie doch gründlich erzielt wenigen näheren Bekannten habe ich dieses mitgetheilt, werde , daß diese Wirkung sich unter Umständen da es mich schmerzte , nie über das , was ich durch steigern und in einzelnen besonders geeigneten Fällen ein glückliches Ungefähr für den Fürsten hatte thun wie das Wetter auf den Gegner falle und ihn ver können, auch nur ein freundliches Wort erhalten habe, nichte. Erkauft wird diese Zerstörung meist ziemlich viel weniger die besondere Auszeichnung , die , wie theuer, und bei einem sonst qualificirten Gegner ſiegt mir der Graf Nostiß in den noch aufbewahrten Briefen schließlich die straffere Deconomie in der Verwendung schrieb , der Fürst sich für mich beim König erbitten des Nachschubes . würde , denn das eiserne Kreuz erhielt ich auf Vor Die Infanterie vermag nichts gegen Deckungen ; schlag meines Regiments - Commandeurs ; genug , ich leicht ist es , einen Kugelfang herzustellen , und eine würde dieses Ereigniß nicht erwähnt haben, wäre mir Anzahl gedeckter Gewehre kann ohne Gefahr einer nicht nach Allem , was ich erfahren , klar geworden, vielfachen Zahl gegenüber aushalten. daß Graf Nostiß meiner nie erwähnt, um nicht seinen. Die Mängel , daß eine rasche Zerstörung des Ruhm um etwas vermindert zu sehen ; daß ich nicht Gegners nur unter eigener gleich starker Gefahr oder gerade und offen dieſes je mitgetheilt, liegt nur darin, durch eine nicht zu erwartende Ungeschicklichkeit des daß ich mir nicht noch mehr mein Leben verbittern Gegners ermöglicht werde, (solche Fälle, als abnorm, "1 wollte. . . . (Schluß folgt.) von nun an immer ausgenommen) daß die reinen Gefechtsverluste sich hüben und drüben meist ausgleichen, daß man in allen Fällen seinen Erfolg sehr theuer bezahlt , daß man gegen einen auch nur leicht ge= Ein Wort über die Taktik der Artillerie. deckten Feind nichts ausrichtet, - diese Mängel sind [6. ] „ Was wollen Sie damit : Eulen nach Athen tragen, oder Mohren weiß waschen ?" Ich will , da es weder lauter vollkommene noch lauter unverbesserliche Menschen gibt , meine Stimme erheben zu Gunsten dessen , was ich als das Rechte erkenne. Es ist zwar schon oft gesagt und ge schrieben worden , aber der Sieg ist besten Falls erst zweifelhaft, ein Körnchen mehr in die Wagschale dürfte darum nicht vom Uebel sein. Ich will dem Taktiker unter den Artilleristen wieder zu seinem Rechte verhelfen , denn jezt ist der Techniker über den Taktiker gekommen , und um es kurz zu sagen : wir haben wohl Artillerie , aber keine Gefechtsbatterien. Vorerst muß das bewiesen werden, dann wäre zu zeigen , auf welchem Wege man zu Gefechtsbatterien gelangen kann. Zu allererst a r ist die Frage zu terien braucht. erörtern, ob man noch Gefechts 1) Braucht man noch Gefechtsbatterien ? Unter der Vorausseßung , daß der geneigte Leser eine kurze Recapitulation einiger taktischer Anfangs gründe mit mir vornehmen wolle , beginne ich mit

durch keine Verbesserung in Waffe oder Taktik aus zugleichen, fie find fundamental , sachlich begründet, nothwendig. Die Reiterei kennt keine Defensive im engeren . taktischen Sinn , man müßte denn den seltenen Aus nahmefall mitrechnen , daß sie hinter einem Hohlwege steht und die feindliche Cavalerie, dieſen nicht ahnend, beim Choc hineinstürzt und dabei eine Carabinerſalve erhält. Ihr Princip ist die Offensive. Jhre Waffen wirkung ist recht unbedeutend und gewinnt erst einige Bedeutung, wenn der Sieg erfochten ist, und man dem Gegner mit der Säbelspiße zwischen den Rippen sitt. Die Reiterei siegt durch die Wucht ihres Anpralles . Da aber erfahrungsmäßig gegen solche Wucht eine gewisse Standfestigkeit das Remedium bildet , so ge hört zu einem erfolgreichen Choc noch eins von zweien (beides ist natürlich beſſer), nämlich : entweder eine mit Desorganisation verbundene Zerstörung der tak tischen Ordnung und Festigkeit der Angegriffenen, oder der Schrecken, der vor einer wie die Windsbraut einherfliegenden Cavalerie hergeht und die Herzen erschüttert.

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Auch diese Mängel sind in der Natur der Cava | Feind vorher Gegenmaßregeln, oder daß sie ihr Werk lerie begründet, und keine Einrichtung ist im Stande, in einer Zeit verrichte , die dem Gegner keine Muße ihnen abzuhelfen. Der Werth der Cavalerie liegt zu nachträglichen Gegenmaßregeln läßt. Die Artillerie hat aber auch einen weiteren, nicht lediglich in der Schnelligkeit, mit der sie an ihr Ob ject heranzukommen, und die Wucht, -- Stoßkraft --zu unterschäßenden Nugen, - von langer Hand her mit der sie zu choquiren vermag. Nur in dieser Richtung den Feind zu erschüttern , seine Deckungen niederzu werfen , in seine zusammenhängenden Schlachtlinien ist eine Steigerung möglich und , fügen wir sofort durch ihre furchtbare Gewalt eine Lücke zu reißen, in hinzu, auch wegen der größeren Schußweite der In welche der Angreifer einbrechen kann. fanterie nothwendig . Ob die Säbel so oder anders , ob Säbel oder Lanze, ist nicht etwa gleichgültig, aber Wir nähern uns schon unserem Ziele, denn wäh= es ist nicht entscheidend. rend wir die Wichtigkeit größerer Artilleriemassen Die Artillerie fennt , ebenfalls im engeren gründlich anerkennen und sowohl durch die Abstraction als an der Hand der Erfahrung zu der Einsicht ge= taktischen Sinne , keine Offensive ; wie sehr auch ihr langen, daß ihrer Zerstörungskraft nichts widerstehen Feuer dem Angriff vorarbeiten mag, ――――― sie kann ihn kann , wenn es nicht der gleichgeartete Felsen der nicht selbst ausführen ; sie hat ferner zahlreiche Mo gegnerischen Artillerie ist , so daß sich beide gegen mente, in denen sie nahezu vertheidigungslos ist. Sie einander erschöpfen, sehen wir auch, daß neben diesem ist darum unselbstständig , auf die Unterstützung selbstständigen Auftreten der sogenannten „ Artillerie der anderen Waffen angewiesen ; dazu ist sie in ihren Reserven “ bei den Truppen ein Bedarf an Ar Bewegungen vielfach gehemmt , und während eine tillerie sich geltend macht , trog Zündnadel und Compagnie sich in sogenanntes Infanterieterrain wirft, Repetirgewehr und troß des Scheibenschießens auf wenn sie versprengt ist , während eine Escadron, die Binocle : Distanzen , und zwar , weil die Infanterie aufpaßt, eigentlich nie zu fangen ist, ist ein Geſchüß Erfolge, allein fechtend, zu theuer bezahlt , diese ihre zug oder eine Batterie , die isolirt ist , die nahezu aber dadurch zu unsicher werden . sichere Beute einer feindlichen Escadron . So weit führte uns eine auf die Natur der Waffen Dagegen verlangt man von der Artillerie , zum gerichtete abstracte Betrachtung . Aber wir dürfen Ersaß für so viele Schattenseiten, daß sie die höchste uns damit nicht begnügen , denn jede Betrachtung Potenz der Zerstörungskraft repräsentire , und zwar kann irren ; wir müssen sehen, wie sich die Erfahrung ebenso wohl in Bezug auf die Raschheit ihrer Leiſtung, zu dieser Lehre stellt. Das hieße aber in der That als auf die Gründlichkeit des angerichteten Schadens des Guten zu viel thun , wollten wir noch eine so und auf die Sicherheit , mit der sie diesen Zweck er starke Reihe von Beispielen bringen, daß sie Beweis füllt, selbst gegen die gebräuchlichen Deckungen. kraft erlangte ; wir überlassen das dem Urtheil und Man hat nicht der Tradition wegen die drei dem kriegsgeschichtlichen Erinnerungsvermögen unſerer Waffen in jedem Schlachtkörper vereinigt , sondern Leser : fie mögen greifen, in welche Feldzüge sie wollen, weil sie sich gegenseitig ergänzen. sie werden überall positive und negative Beweise für Die Infanterie kann die Zerstörung , welche sie eine rationelle , d. h. dem Standpunkt der Waffen anrichtet, nicht ausnuten, weil sie selbst bei dem Zer technik und der Truppenausbildung entsprechende störungswerke zu sehr gelitten, zu Evolutionen 2c. nach Mischung der Waffen für ihre gegenseitige Unter lebhaftem Feuergefecht nicht mehr tauglich ist , und stüßung finden. weil sie zu langsam ist ; der Feind kann sich dem Wir brauchen also Gefechtsbatterien , legten Zertrümmerungsversuche ebenso rasch entziehen, d. h. solche Batterien , welche im unmittelbaren Ge= als sie herankommt. Deßhalb gibt man ihr Reiterei fecht den Gegner erschüttern , den Angriff oder die bei ; es ist ein entschieden genialer Gedanke , die Vertheidigung dadurch vorbereiten, den Erfolg gleich Hauptkraft der Reiterei in diesem Sinne verwenden zeitig sicherer und billiger erwerben , das heißt aber zu wollen , nicht in den ungelenken Cavaleriecorps, wiederum , welche mit der Infanterie fechten und die nirgends Terrain finden, von Niemand zu über handeln, einmal die eine, das andere Mal die andere sehen sind und nirgends verpflegt werden können . Waffe den Ton angebend. Dazu gehört eine enge Verbindung beider , so wie sie nur der Truppenver Es ist aber ein uraltes Arcanum, daß man nicht band herstellt. Die Infanterie ist überall diejenige die gleichen Mittel anwenden soll wie der Gegner, und es gilt nicht bloß im kaufmännischen Leben, daß Waffe, welche den wirklichen Kampf durchführt ; ihre Batterien helfen ihr dabei , die Cavalerie erntet. man seine Erfolge so billig wie möglich erkaufe . Wenn ich also mittelst des Infanteriegefechts die Zer Keinem zu liebe und Keinem zu leide ! Die Ar tillerie kann gar nicht ernten, und die Cavalerie störung des Feindes weder sicher genug , noch billig erntet nur, weil die Anderen ihr blutig vorgearbeitet, genug erlange, weil ich mit denselben } Mitteln agire, die dem Feind auch zu Gebot stehen , so benuße ich - der Sieg aber ist Allen , denn Keiner hätte ihn, die potenzirte Zerstörungskraft der Artillerie. Dazu so wie er ist, allein erfochten, der Schlachthaufe, die Division hat gesiegt und Jeder sein Theil dazu ge= gehört aber wiederum zweierlei : einmal , daß die tragen. eigene Artillerie überraschend auftrete, sonst trifft der



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2) Wir haben keine Gefechtsbatterien! Büchsenkartätsche , und zwar in guter Wirkung auf In das nahezu allgemeine Entzücken der artile cine Distanz, in welcher das wohlgezielte Einzelfeuer leristischen Techniker über die Leistungen der gezogenen der Tirailleurs noch nicht gerade mit jedem Schuß Batterien fiel ein Mehlthau. Wenigstens hatten wir einen Mann trifft, also auf 600 Schritt ; weil im dieses Gefühl, als nach den ersten großen Schlachten | Kartätschfeuer selbst gut gedeckte Tirailleure nicht mit vor Richmond der Prinz Joinville , ein Mann von absoluter Sicherheit schießen, eine geschlossene Truppe nüchternem Geist und darum klaren Blick , erklärte, aber in einem soliden Kartätschfeuer schwerlich länger auszudauern vermag als die Batterie, durch etlichen die Wirkung der gezogenen Batterien sei eine aus gezeichnete und unter Umständen eine vernichtende, Rauch und ihre eigenen Tirailleurs unterſtüßt, im aber (jezt kommt der Mehlthau !) ihre Anwendbarkeit feindlichen Tirailleurfeuer. sei eine beschränkte ; sie seien untauglich für ein Wir wollen hier gleich ein für allemal die Scheu Manövrirgefecht , ja , er , für seinen Theil , bitte sich der Artillerie vor dem Tirailleurfeuer abhandeln. Die für den Entscheidungskampf eine - glatte Batterie Artilleristen sind auch nicht mehr ihrer Mütter Söhne als die Infanteristen und Cavaleristen, bedürfen also aus. Derartige kezerische Ansichten haben sich seit: dem , es muß gesagt werden , sehr selten wiederholt, keiner vermehrten Schonung ; im Gegentheil, es trägt und erst seit Kurzem fangen die Stimmen an weniger zum guten Geiſte in einer Armee bei , wenn man keine Gelegenheit hat , irgend einer Abtheilung den schüchtern aufzutreten , die das sogenannte alte Ge= rümpel doch der Beachtung für werth halten . Der Beinamen der Immortellen zu geben. Es handelt Techniker hatte dem Taktiker imponirt ; der Taktiker sich bei der Sache um Abwägung von Gewinn und hat nichts Greifbares und muß stets mit allerlei Wenn Verlust. Alle Armeen haben Batterien gehabt , die fect in's feindliche Infanteriefeuer hineinfuhren ; bald und Aber fechten , sein Gegner führte die brillanten war es bei dieser , bald bei jener Armee mehr Ge= Seiten der Neuheit vor , wer läßt sich gern zu den alten Zöpfen rechnen ? - der Taktiker trat zurück. | brauch , und die Regimentskanonen waren ja stets -Der deutsche Krieg wird nun, nachdem die erste Wucht dabei. Aber es waren glatte Batterien, Kanonen, seiner Erfolge sich beruhigt , mit nüchternen Augen die eine Kartätschwirkung hatten, deren Chefs wußten : um den Preis einiger Risicos tragen wir die Ver angesehen ; da alle Armeen Hinterlader haben , ist man gezwungen, nachzudenken, und eigenthümlich ge nichtung in den Feind . Denken wir uns die Lage nug kommen die Kezer allgemach in Aufnahme, und umgekehrt : der Chef hat das Bewußtsein, daß er der immer öfter ertönen die Stimmen, welche dem Urtheil Vernichtung entgegengeht, der Feind aber dabei nicht des Prinzen Joinville conform sind . gar viel riskirt, wie das bei der heutigen langsamen Was ist von einer Gefechtsbatterie zu verlangen ? Kartätschwirkung auf 300 Schritt sich allerdings ge: - trifft der a) an Manövrirfähigkeit : sie muß sich inner stalten nicht bloß dürfte, sondern müßte, halb der Gefechtsdiſtanzen, also auf ca. 2000 Schritt, Vorwurf den Chef, der es nicht thut, oder das Syſtem, das es ihm nicht gestattet ? in schlankem Trabe bewegen können, sie muß sich mit (Schluß folgt.) Leichtigkeit in ungünstigem Boden bewegen , also gut construirt und nicht zu schwer sein, Terrainhindernisse mit Leichtigkeit nehmen , gut geübt und rasch zum Die Subalternoffiziere. Schuß kommen, denn die Zeit zwischen dem Halt und Ihre Stellung und ihr Beruf. dem Beginn des Feuers ist ein reiner Verlust ; b) an Gefechtsfähigkeit : fie muß in einem [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden. ] gewissen Grade unabhängig von der Entfernung sein, (Fortseßung.) so daß ein Vertariren , wie es in der Hiße des Ge fechts so leicht ist, keinen erheblichen Einfluß gewinnt, [75.] Die Instruction fand täglich eine Stunde nur nicht drüber hinaus ; schlagen wir früher lang statt , mit Ausnahme des Sonnabends ; eine auf, so rollen wir vollends bis hin und treffen doch", längere Zeitdauer war unerhört , und nur äußerst hieß es früher ――― sie muß mit annehmbarer Sicher: selten ertheilte ein Offizier selbst den Unterricht. Nur kurz nach Anfang der Jnstructionsstunde ging der heit nicht bloß sich bewegende, sondern auch sich ziem lich rasch bewegende , also die Distanz verändernde Offizier du jour (eigentlich damals de la semaine, Ziele (z . B. im Trabe avancirende Reiterei ) beschießen denn für den gewöhnlichen Dienst erschien immer nur können. Weiter muß sie rasch schießen können, denn ein und derselbe während der Woche) durch die Zeit haben wir in dieser Lage gar nicht , einmal weil sonst der Gegner seine Anstalten trifft, und dann weil wir wohl 9 Male unter 10 im Moment der wichtigsten Entscheidung uns im Infanteriefeuer be finden. Weiter muß die Gefechtsbatterie im Stande sein, ―――――― Kartätschen eine artilleristische Salve zu geben, nämlich nach Art und Wirkung der ähnlichen alten

Stuben , oft auch an seiner Stelle der Feldwebel. Distanzschäßen , Patrouillendienst , Tiraillement im Terrain waren theils ganz unbekannte , theils höchst selten und oberflächlich getriebene Beschäftigungen und befanden sich, wenn sie wirklich vorkamen, ledig lich in den Händen der Unteroffiziere ; noch in späteren Jahren ging sogar die Recrutenausbildung pro Com pagnie in die Hände eines Sergeanten über und war

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täglich nur ein Offizier per Bataillon zur Aufsicht höchsteigenhändig in seine Instructionsstube zurückzu commandirt. Die Geheimnisse des Feldwachtdienstes prügeln , damit er von nun an den Weg zu ihm leitete der Hauptmann höchſtſelbſt ; niemals haben wir finde. Ueberhaupt durften sich die Unteroffiziere damals weit eigenmächtiger geriren als heute , fie bei Uebung dieses Dienstes einen Offizier gesehen, bis wir selbst diese Charge bekleideten ; er beschränkte sich waren allerdings auch ganz " andere Kerls" als die heutigen, und doch wenigstens keiner dabei, der nicht übrigens damals auf blödsinniges Anrufen und Examiniren mit den merkwürdigsten Fragen , wobei mindestens 4 Jahre gedient hatte bis zu den Treffen. Hierbei fällt uns die Rede eines alten Sergeanten Unteroffiziere und Gefreite alle möglichen Rollen spielten, vom Bauernvater, der seinen Sohn im Lager ein , welche derselbe uns bat , (wir waren damals besucht , bis zum feindlichen Obergeneral mit der Fähnrich) den Recruten vor dem Beginn ihrer Exercir Parlamentärflagge (in Gestalt eines rothgewürfelten, studien halten zu dürfen . Er sagte wörtlich : „Leute, nicht sehr sauberen Schnupftuches) . Gleichzeitig wur ihr werdet jezt eine Suppe zu fressen kriegen , die den die geistreichsten Meldungen den Leuten eingebläut, wird Manchem nicht gut schmecken. Wer se gutwillig welche sie durchaus sinnlos herleierten. Die Jn frißt , der kriegt nachher Zuckerbrod ; wer je nicht frißt, dem schmier ich se in's Maul, aber mit enem struction bot damals eine Fülle von Abnormitäten. Löffel , daß es gleich zum A. . . . e wieder raus So hatte z . B. unser Hauptmann alle Versager, welche beim Zündnadelgewehr vorkommen konnten, kommt !" Nach Mittheilung dieser Weihrede wenden wir zusammengestellt. Ihre Zahl war 47, und jeder Mann uns wieder specieller unserem Thema zu. Die Ab: mußte dieselben nach der Reihe hersagen können. Der erste derselben trat dann ein : wenn das Gewehr schweifung hat vielleicht dazu dienen können, das ge ringe Eingreifen der Subalternoffiziere von damals nicht geladen “ ist. Noch in späterer Zeit fanden wir in den eigentlichen Dienst deutlicher zu machen . Das bei einer Compagnie ein Instructionsbuch in Fragen Aufsichtführen der Offiziere bestand eigentlich damals und Antworten , verfaßt vom Compagniechef. Hier mehr in vertraulichem Schwäßen mit den auf dem lautete die erste Frage : Wie soll der Soldat in der Instructionsstunde antworten ?" Antwort : „ Mit Geist ! " | Plaze gewesenen Kameraden , und auch die Haupt leute, welche übrigens weit seltener auf den Uebungs Der Mangel an Aufsicht bei dieſem Unterricht führte zu mannigfachen Rohheiten der Unteroffiziere , be pläßen sichtbar waren , als jeßt der Fall sein muß , jonders den Recruten gegenüber, welche z . B. Befehl verschmähten es nicht , an diesen Plaudereien Theil erhielten , sich gegenseitig wegen Dummheit zu ohr zu nehmen. Es erschien überhaupt das Verhältniß feigen oder eine bestimmte Anzahl Haare auszuraufen . zwischen dem Chef und seinen Offizieren bei weitem Ein sogenannter schlechter Instruirer" mußte auf collegialischer und zugleich chevaleresker als heute ; dem Corridor oder in den Ofen eine bestimmte An oft duzten sich die Herren unter einander, und dennoch zahl Ausrufe , wie : „o ich Esel ! " oder „ Müller ist herrschte eine bei weitem größere Ehrerbietung des Jüngeren gegen den Aelteren, und das nicht bloß im ein Rindvieh !" hören lassen, und wehe dem, der von den Anderen hierbei eine Miene zu verziehen gewagt Dienst , sondern unter allen Verhältnissen . Leßteres hätte ! erklärt sich nicht dadurch, daß alle diese Chargen heute Verloren war derjenige , der die Stubennummer in jüngeren Lebensjahren ſtchen , denn das Verhält= des Fouriers oder des Capitän d'armes in der Caserne niß der Jahre ist im Allgemeinen dasselbe geblieben, nicht anzugeben vermochte. Er wurde jefort dahin es liegt dieß ganz wo anders , wir kommen darauf abgeschickt , um sich bei dem Betreffenden zu melden, einmal ſpäter zurück. worauf dieser Unteroffizier nicht ermangelte, den Mann (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Desterreichische Monarchi e. ** Wien, 14. April. [Personalchronik : Feld = marschall Heß t ] Am gestrigen Morgen erlosch das Leben eines der tapfersten Degen der k. k. Armee , des Feldmarschalls Heinrich Frhrn. v. Heß. Am 17. März 1788 in Wien geboren , trat der Verblichene in jeinem 17. Lebensjahre als Fähnrich in das Infanterie regiment Ignaz Gyulay Nr. 60. Seine Fähigkeiten brachten ihn sehr bald in den Generalquartiermeisterstab , Gelegenheit zur Auszeichnung boten ihm die Feldzüge

1809 , 1813, 1814 und 1815 , welche er sämmtlich mit machte. Auch während der folgenden Friedensjahre war er meistens als Generalstabsoffizier thätig, 1834 avancirte er zum General und 1842 zum Feldmarschalllieutenant. Im italienischen Feldzug von 1848 und 1849 wurde er Radetzkys Generalquartiermeister und hatte als solcher wesentlichen Antheil an dem Ruhm der kaiserlichen Waffen.*) Ein Jahr darauf wurde er zum Feldzeugmeister

*) Feldmarschall Radeßky ſagt ſelbſt von Heß : „ Dieſem ich bezeuge es hiermit von ganzem Herzen - gebührt der bei weitem größte Antheil an dem Erfolge , den die Waffen des

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und Chef des Generalstabs der sämmtlichen kaiserlichen | durch den betreffenden Städten große Opfer auferlegt Armeen befördert , und 1855 erhielt er den Oberbefehl werden und von ihnen in Rücksicht auf die gehofften der Observationscorps , welche Desterreich während des Vortheile getragen werden, ſo muß andererseits das Ent orientalischen Krieges in Galizien , Ungarn und Sieben gegenkommen der preußischen Regierung lobend erwähnt bürgen concentrirte. Im Feldzug von 1859 — namentlich werden , mit welchem dieſe die Intereſſen der Festungs zur Zeit seines Beginns - beeinflußte der Verstorbene einen bewohner mit denen der Vertheidigung des Gesammt= Vaterlandes zu vereinbaren bestrebt ist. Theil der Operationen , wobei er jedoch mehr eine hem mende Wirksamkeit entfaltete , denn als Gyulay bereits Auch Mainz soll jezt eine bedeutende Erweiterung alle Anstalten getroffen hatte , um den Vormarsch der der Enceinte erfahren. Der nördliche Wall ſoll geschleift Franzosen gegen den Ticino durch einen einfachen Vor und durch einen neuen ersetzt werden , welcher das ganze marsch gegen Magenta zu flankiren , erhielten die öster sogenannte " Gartenfeld “ einschließen soll. Es wird hier reichischen Truppen plötzlich durch Feldmarschall Heß durch die innere Stadt um mehr als das Doppelte ihrer anders lautende Marschbefehle : es sollte jezt versucht jezigen Ausdehnung vergrößert. Wie hoch die Stadt werden , auf dem ruhmreichen Felde von Novara cine den Werth dieſer Erweiterung schäßt, beweist der Umstand, zweite Schlacht zu schlagen. Bekanntlich gelang das daß sie die auf 4 Millionen Gulden veranschlagten Kosten Manöver nicht , der Linksabmarsch der Franzosen war des Umbaus übernommen haben soll, welche Summe fie, schon gelungen, und die mit völlig zersplitterten Kräften zum Theil wenigstens , durch Terrain- Verkäufe decken zu gelieferte Schlacht von Magenta ist als die weitere Folge können glaubt. Die städtischen Behörden beabsichtigen. jener Gegenbefehle zu betrachten. An der Schlacht von zu diesem Zweck ein Anlehen von 5 Millionen Gulden Solferino nahm Feldmarschall Heß im Gefolge des Kaisers aufzunehmen , zu dem Frankfurter Bankhäuser bereits hervorragenden Antheil, obschon sein gewiß richtiger Vor Offerten zu 3,5 pCt. gemacht haben sollen. Die Ver schlag : die Armee , nachdem sie die Chiese = Linie aufges handlungen über qu. Punkt sind übrigens nicht ohne geben , nicht aus dem Festungsviereck heraus über den stürmische Auftritte im Schoße der städtischen Behörden Mincio zu führen , abgelehnt worden. Nach Abschluß | verlaufen. des Friedens von Villafranca übernahm Heß bei der Für die Erweiterung der Festungswerke von Cöln Rückkehr des Kaisers nach Wien das Obercommando über wurden gleichfalls mehrere Pläne ausgearbeitet. Von die österreichische Armee in Italien und wurde in dieser Seiten des Kriegsministeriums ist nunmehr der am Eigenschaft zum Feldmarschall ernannt. An dem Feld weitesten gehende Plan zur Ausführung bestimmt worden, zuge des Jahres 1866 nahm Heß keinen Antheil, nachdem nämlich derjenige , nach welchem nicht bloß die jest um jein Plan , welcher eine Besetzung der böhmischen Pässe die Stadt liegenden Forts, sondern auch die nächſten um bezweckte , verworfen worden sein soll ; er lebte in der Cöln liegenden Nachbarorte in das Innere der aus einem legten Zeit seines Lebens zurückgezogen und mehrfach Gürtel von größeren Forts bestehenden erweiterten Festung leidend , und erreichte das hohe Alter von 82 Lebens fallen werden. Die Kosten der Ausführung dieses Plans jahren. - Der Verstorbene hat sich auch literarisch be: sollen nach vorläufiger Annahme zwischen 9-10 Mil kannt gemacht; sein erstes Werk war der Entwurf einer lionen Thaler betragen , bei deren Aufbringung die neuen Feld und Manövrir - Instruction nach den An Rheinische und die Bergisch - Märkische Eisenbahngesellschaft deutungen Radetzky's, welchen er bereits im Jahre 1833 mit bedeutenden Summen betheiligt sein und mit Terrain bearbeitete. Sein lettes Werk: „ der praktische Dienst Abtretungen entschädigt werden würden. Der Rest der im Felde" (Wien , 1867 ) hat bereits vier Auflagen er Kostensumme fiele dann den Unternehmern einer dieß lebt und ist in der That ein ächt praktisches Buch, eine fälligen Privatspeculation anheim, worüber, wie verlautet, in jeder Hinsicht vortreffliche Arbeit. So lichten sich die schon Unterhandlungen im Gange sind. bereits schwachen Reihen der Veteranen aus der großen Von einer neuen Erfindung von „Lebensmittel-Con vergangenen Zeit immer mehr ; möge ihr glänzendes serven " wird jezt hier viel gesprochen. Dieselben sind Beispiel die Söhne und Enkel zur Nacheiferung an eine Erfindung des Intendanten Engelhard , welcher spornen! sie in Verbindung mit dem Fabrikanten Grünberg Preußen. hergestellt und mit günstigem Erfolge Versuchen unter worfen haben soll. Nach einem Berichte der „Milit. *** Berlin , 14. April. [ Die beabsichtigten Blätter" stehen Versuche im größeren Maßstabe für die Erweiterungen der Festungswerke von Mainz kommenden Herbstübungen in Aussicht , wo sie bei meh und Cöln. - Bevorstehende Versuche mit reren Truppentheilen verwendet werden sollen. Lebensmittel - Conserven. ] In fast allen Festungen Württemberg. wird das Bedürfniß einer Erweiterung der Stadt - En ceinten von Tag zu Tage fühlbarer. Wenn einerseits da * Stuttgart , 9. April. [ Die neue Organi sation des Truppencorps .] Aus den Motiven zur Kaisers in dem leßten Feldzuge. errungen haben. Alle Verhält dem vom Kriegsminister vorgelegten Militäretat ist ers nisse mit klarem Auge ſchnell überſchauend, den rechten Zeitpunkt sichtlich, daß die auf das Kriegsdienstgesetz von 1868 schnell erkennend und rasch benußend , stets den höchsten Zweck gegründete Organisation und Formation des Truppen vor Augen, hatte er mein volles Vertrauen."

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corps zur vollständigen Durchführung gelangt ist. Ins | deutschen Cavalerien in Regimenter zu 5 Escadrons à besondere wurden die beiden Recrutenjahrgänge 1868 und 1869 nach den neuen Geſetzesbeſtimmungen je im Herbst eine Batterie zu schwach ist und liberall anderswo ſtürfere eingereiht, die 19 Infanteriebataillone auf je 1000 Mann Trainstämme vorhanden sind, daß einzig in Württemberg. Kriegsstärke aus den Mannschaften des activen Heeres die Kriegsschule kein eigenes Personal von Offizieren und Lehrern , und die zum Festungsdienst bestimmte Genie und der Kriegsreserve formirt, 6 Landwehrbataillone aus truppe keine Friedensformation hat, endlich daß nirgends der Zahl der erercirten Ersaßreservisten neu errichtet, die drei Sanitätszüge nebst den Specialabtheilungen aufges sonst die Mannschaften der Artillerie und des Pionier ſtellt und die neuen Principien für die Heranbildung des corps nur zwei Jahre präsent sind. Wie diesen Mängeln Offiziercorps auf der Grundlage der neuen Organisation durch andere Fürsorge ohne besondere Kosten abzuhelfen des Truppencorps in's Leben gerufen. Deßgleichen wurde gesucht worden, wird sodann ausgeführt und weiter dar mit den im Etat 1867/70 gegebenen Mitteln die gesammte gethan , daß, trotzdem daß die Verpflegung der Mann Ausrüstung auf den neuen Kriegsstand ergänzt , die Be schaft bei Württemberg reichlicher ist als in Bayern und waffnung mit dem Zündnadelgewehr im gleichen Umfang Baden , im ordentlichen Etat auf den Kopf der Be durchgeführt, dem Bedürfniß nach vermehrten Unterkunfts völkerung in Württemberg nur 2 fl . 47 kr., in Bayern räumen durch die Errichtung der neuen Garnisonen aber 2 fl. 53 kr., in Baden 3 fl. 6 kr. Militärlast kommen , und daß , wenn in diesen beiden Ländern die Weingarten und Gmünd nothdürftig Genüge gethan und für die Herstellung der weiter erforderlichen Erercir und Verpflegung in gleicher Weise gereicht würde, in Bayern 2 fl . 57 fr. , in Baden 3 fl. 10 kr. auf den Kopf Schießpläße Vorsorge getroffen . tämen. Der vorliegende Militäretat 1870/73 hält unverrückt an denselben Gesichtspunkten fest, indem er, die Qualität Nach diesem Verhältnisse müßte der württembergische Militäretat , um dem badischen gleich zu kommen, der Truppen ihrer Zahl voranstellend, mit den gegebenen 671,000 fl. , um dem bayerischen gleich zu kommen, Mitteln vor Allem eine gute Armee aufstellen will , den Maßstab für die Qualität der Truppen und den Begriff | 525,000 fl. mehr betragen. Auch in Betreff der Höhe der Militärpensionen ist ihres Werthes in der Ebenbürtigkeit mit denjenigen anderer deutschen Staaten erkennt, dagegen eine Vermeh das Verhältniß in Württemberg günstiger ; in Bayern rung des Truppencorps durch Bildung neuer Linienkörper kommen bis jetzt 13 kr., künftig 14 kr., in Baden 9 kr., als außerhalb der Aufgabe fallend betrachtet und statt in Württemberg 8 kr. auf den Kopf. deffen der Landwehr einen erhöhten Werth geben will : Die zu bewirkenden weiteren Ersparniffe werden das durch ihre organisatorische Verbindung mit der Linie so her hauptsächlich nach dem ministeriellen Programm in wohl als durch die Aufstellung der Stämme schon im weiter verminderter Präsenz (unter 21 Monate bei der Frieden, endlich die bestehende Formation im Ganzen und Infanterie) und in geringerem Contingent (um etwa 750 Großen unverändert beläßt. Die Motive fahren nun bis 1000 Mann) beſtehen. fort, auszuführen, daß bei der Durchführung der Organiz Italien. sation und auf Grund der dabei gemachten Erfahrungen einige persönliche Erleichterungen sowohl als Ersparungen [Fr. ] Florenz, im März. [ Ergebniß des Preis stattfinden können, durch Herabminderung der Präsenzzeit ausschreibens für die besten Unterrichtsbücher der Infanterie auf 21 Monate, wie es von den Ständen in Regimentsschulen.] Es ist nunmehr das Ers im Februar 1868 beschlossen worden 2c. Zwar ist auch gebniß der Preisbewerbung hinsichtlich derjenigen Schrif noch eine Erhöhung zur Vollendung und Verbesserung ten bekannt geworden, welche als Unterrichtsbücher in den des Organisationsplans nothwendig, die auf 235,515 fl. Regimentsschulen dienen sollen. Von den eingegangenen berechnet wird , aber die Verminderungen betragen Manuscripten haben die vom Kriegsminister ernannten 405,490 fl., so daß gegen den früheren Etat 160,011 fl. Commissionen des Preises von 1500 Liren für würdig im Ganzen weniger für 1870/73 als für 1867/70 ge= erachtet die Schrift von Cesare Cantu : Libro di fordert werden können. Es sei aber (sagen die Motive) lettura pel soldado . ein solches Ergebniß nur möglich gewesen mittelst einer Außerdem wurden durch eine ehrenvolle Erwähnung auf's strengste geübten Sparsamkeit , welche alles nicht folgende Schriften ausgezeichnet : unabweisbar Nothwendige ausgeschlossen , überall die Metodo calligrafico, von Rom. Martuscelli und wohlfeilsten Mittel zur Erreichung des Zweckes aufgesucht L. Mas ; und insbesondere an der bestehenden Formation troß deren Libro d'aritmetica e algebra , von M. Ricotti ,

Mängel festgehalten hat. Es wird deßhalb unter Hin weisung auf die Motive zum Militäretat 1867/70 her= vorgehoben , daß von allen deutschen Armeen die würt tembergische nach Kriegs- und Friedensstand im Verhält niß die schwächste ist , daß die Cavalerieregimenter nur 4 Escabrons à 119 Pferde haben, während alle anderen

A. Marzorati , E. Bruzzese und N. Moresco ; Libro di geometria , vou A. Cerimele und A. Livini ; Libro di lettura , von G. De Castro und P. Valle, - endlich Nozioni sul tiro , von P. Gherfi.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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6 Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten. (bon ( bilpnirdostat ring and surdonnspro19 II 970108jchädel red amk (8 )

Fünfund vierzigster Sri

No. 18.

Darmstadt, 4. Mai.

Jahrgang.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die Rettung des Fürsten Blücher in der Schlacht bei Ligny. Von Balduin Frhrn. v. Schele. (Schluß.) - Ein Wort über die Taktik der Artillerie. (Schluß.) Die Subalternoffiziere. Ihre Stellung und ihr Beruf. [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden. ] (Fortseßung.) Nachrichten. Preußen. Der Zudrang zu den Kriegsschulen. Die Ausbildung der Seeoffizier-Aspiranten. Schweiz. "Herab febung des eidgenössischen Militärbudgets. Umänderung der Positionsgeschüße. - Neue Exercirreglements. - Um N änderung von Vorderladungsgewehren in Hinterlader. T 1 -Ti der Unteroffizier Schneider, troß der Gefahr, von den drängenden Türassieren gefangen zu werden , sprang Schlacht bei Ligny. sogleich von dem seinen; zu Fuß folgte er der Bon Schwadron, sezte sich auf ein Beutepferd und machte Balduin Freiherrn von Schele.. so den übrigen Theil der Schlacht mit." (Schlußz.) 12 ) Aus der Relation des Majors von dem Bussche 9 Die in diesem Auszuge niedergelegten An über das Gefecht , soweit dieselbe die 2. und 4. Es gaben stimmen mit den Aussagen der verwittwetencadron des Elb-Landwehr-Cavalerieregiments betrifft : Hierauf kam Se. Durchlaucht der Fürst Frau Generalin von dem Bussche vollständig überein, jowie noch vorhandene Briefe des verstorbenen Genes Blücher mit mehreren Cavalerieregimentern an, worauf rals an seine Frau aus damaligen Zeiten dasselbe er befahl, zu folgen. Die beiden Schwadronen machten befunden. Es leben auch noch verschiedene Freunde mit derselben Unerschrockenheit die Attaque zum zweiten des Verstorbenen in hiesiger Gegend, die das Factum Male links gegen die französische Infanterie und Cavalerie wie die erste; auch trugen dieselben dazu aus seinem Munde vernahmen . Wie mitgetheilt worden , veranlaßten die in Ab bei, Se. Durchlaucht zu retten, als dessen Pferd todt schrift gegebenen Documente den Aufsaß mit der geschossen twar, um Zeit genug zu gewinnen, denselben Ueberschrift: der Wahrheit die Ehre", in welchem hervorzuheben und sich auf ein anderes Pferd zu Me 15 der General von dem Bussche als derjenige bezeichnet feßen. wurde, dem die Ehre der Rettung gebühre. 3) Nach der vom • Major von dem Bussche eigen In Folge dessen wurden im Militair Wochenblatt händig unterzeichneten Vorschlagsliste für das Gefecht officiellen Kriegsdocumenten entnommene Angaben der am 16. Juni schlägt derselbe aus den von ihm be Behauptung entgegengestellt, die dem Leser willkommen fehligten 2 Escadrons zusammen 15. Mann zur Be sein dürften und daher in Abschrift folgen : lohnung mit dem eisernen 4. Kreuz 2. Claffe vor, theils " 1 ) Aus der Relation des 6. Ulanenregiments wegen Unerschrockenheit und Kaltblütigkeit bei der Attaque , theils und hauptsächlich wegen Theilnahme über das Gefecht bei Ligny am 16. Juni: V . Das Pferd Sr. Durchlaucht des Fürsten an der Rettung eines bereits verloren gegangenen 45,00 Geschüßes: Blücher wurde bei dieser C Gelegenheit erschossen , und Die Rettung des Fürsten Blücher in der

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4) Aus der Vorschlagsliste des Oberfilieutenants und Commandeurs des Elb - Landwehr - Cavalerie: regiments v. Reibniß für das Gefecht bei Ligny : Major von dem Bussche , der sich ausgezeichnet hat durch mehrmalige Attaquen auf Infanterie und Cavalerie und durch Rettung einer stehen gebliebenen Kanone von der 4. Fußbatterie, wird vorgeschlagen zur Belohnung mit dem eisernen Kreuz 2. Claffe. " 5) Aus einem vom Fürsten Blücher eigenhändig unterzeichneten Armeebefehl , d. d. St. Cloud, den 14. Juli 1815 : Den Major Grafen Nostih haben Se. Majestät für dessen persönliche Bemühung zu meiner Erhaltung in der Schlacht am 16. Juni in dieser Rücksicht zum Oberstlieutenant ernannt." 6) Aus der Allerhöchsten Cabinetsordre vom 11 . Juli 1815 : " Der Major Graf Nostiz, dessen persönlicher Be mühung Ich und das Vaterland die Erhaltung seines ersten Feldherrn verdanken, befördere Jch zum Oberst= Lieutenant. " 7) Aus den Aufzeichnungen des Grafen Rostik über diesen Vorfall : . Der Angriff unserer Reiterei mißlang, die Cavalerie ward geworfen und ging in Unordnung zurück. Das Pferd des Fürsten war durch eine kleine Gewehrkugel tödtlich, das meine am Halse verwundet ; ++ der Feind folgte auf dem Fuße. Bei dem Zurück 1 reiten machte ich den Fürst darauf aufmerksam , daß fein Pferd dicht hinter dem Sattelgurt stark blute, und bat ihn dringend, an die Sicherheit seiner Person zu denken. Der Fürst gab meinen Vorstellungen Gehör, und wir hatten bereits einigen Vorsprung vor dem Feind gewonnen, als der Feldmarschall an den convulsivischen Bewegungen des Pferdes bemerkte, daß es dem Hin fallen nahe sei. Er hatte nur noch so viel Zeit, zu sagen : „ Nostig, nun bin ich verloren ! " als er nieder stürzte. In dem Augenblick , als ich diesen Unfall bemerkte, sprang ich vom Pferde und stellte mich dicht neben den betäubt daliegenden Fürsten. Meine Ab ficht war, sein Schicksal zu theilen. Einige Augenblicke waren in dieser so höchft kritischen Lage vergangen , als die feindlichen Türas fiere, die preußische Cavalerie verfolgend, uns erreicht hatten und so dicht bei uns vorübersprengten , daß fie mein Pferd , welches etwas schräg stand , be: rührten.. • . In einiger Entfernung hatte sich unsere Cavalerie wieder gesammelt, warf die fie verfolgende Abtheilung des Feindes zurück, und zum zweiten Mal sprengten die Cüraſſiere nun auf ihrem Rückzuge bei uns vorüber.. : Den ersten preußischen Reitern, welche ich erblickte, fiel ich in die Zügel , befahl ihnen abzufteigen und ihrem unter dem Pferde liegenden Feldmarschall auf: zuhelfen. Alles geschah , und in größter Eile wurde das todte Pferd von dem Fürsten heruntergehoben.

Er war von der Heftigkeit des Sturzes noch be täubt und konnte sich nicht gleich von dem Gefähr= lichen seiner Stellung überzeugen ; in dieser Hinsicht mußte ich ihn fast wider Willen auf das Pferd heben lassen , welches ich für ihn ausgesucht ; das meinige konnte ich ihm nicht anbieten, weil es, wie schon ge sagt, verwundet war. Der Fürst hatte kaum den Fuß über den Sattel genommen, als unsere Cavalerie, abermals von dem Feinde geworfen, fast zugleich mit demselben an uns herantam. Dennoch gelang es mir, den Fürsten aus dem Getümmel heraus und bis in die Nähe unſerer Infanterie zu bringen . Seine Rettung war nun voll endet. Ein Zeitverlust von einigen Secunden würde die Gefangennahme des Fürsten unwiederbringlich nach sich gezogen haben , denn er wäre alsdann nicht vor der

zweiten Ankunft des Feindes zu Pferde gekommen, und der Feind behauptete von nun an das Terrain, wo der Feldmarschall gefallen. Das Entscheidende bestand also darin, daß ich dicht neben dem unter dem Pferde liegenden Fürsten stand und daher alle Mittel zu seiner Rettung rasch benußen konnte ; schon eine Entfernung von 10 Schritt würde dieß unmöglich gemacht haben. Die Kugel war auf der linken Seite dicht hinter dem Sattelgurt in den Leib des Pferdes eingedrungen ; es fiel auf die rechte Seite. • Als der Fürst gefallen , stellte ich mich an den Kopf meines Pferdes, nach der Seite des Fürſten zu, in der Hand ein Pistol haltend. Der erste preußische Reiter , welchen ich anhielt, war ein Ulan vom Regimente des Obersten Lützow und hieß Schneider. Sein Pferd war es auch, welches der Fürst nachher bestieg (ein Brauner). Fast zugleich mit diesem Ulanen kamen noch meh rere von verschiedenen Waffen, Dragoner 2c. Niemand ahnte die gefährliche Lage des Fürsten. Fünf bis sechs hatte ich absißen lassen , sie zogen den Fürsten unter dem todten Pferde hervor und halfen ihm auf das Pferd des Ulanen-Unteroffiziers Schneider." Diese öffentlichen Kriegsdocumenten entnommenen Angaben sind keineswegs als eine Widerlegung der Behauptung, daß dem verstorbenen General Freiherrn von dem Bussche die Ehre der Rettung gebühre, an= zusehen. 1) Die Relation des 6. Ulanenregimenes bekundet nur, daß der Unteroffizier Schneider sein Pferd her gab , zu Fuß der Schwadron folgte und auf einem Beutepferde den nachfolgenden Attaquen beiwohnte, -unleugbar ein tapferes , anerkennenswerthes Bes nehmen. 2 ) Wenn in der Relation des Majors von dem Bussche nur erwähnt ist , daß die Schwadconen des Elb-Landwehr- Cavalerieregiments dazu beitrugen, Se. Durchlaucht zu retten , so ist das ein Beweis der großen Bescheidenheit des Majors von dem Bussche.

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Er würde sonst genöthigt gewesen sein , ſeine persön= | des Fürften ist, von der im Briefe1961 Nr. II. die JRede lichen Leistungen eigenhändig aufzuführen und ſich bei war, worin gesagt sein soll : • „daß, nachdem das Pferd des Fürsten todt der Eingabe an die Spiße zu stellen. geschoffen gewesen und eine Menge feindlicher 3) Die vom Major von dem Bussche unter Cüraffiere von allen Seiten bei ihm vorbeigejagt, schriebene Vorschlagsliste bekundet abermals die be so habe der Major von dem Bussche Leute von scheidene Zurückhaltung , indem er 15 Mann zur verschiedenen Regimentern gesammelt und sei zur Belohnung vorschlägt, er sich selbst nicht nennt. Rettung des Fürsten herbeigeeilt , sobald der 4) In der Vorschlagsliste des Oberstlieutenants feindliche Andrang es nur irgend erlaubt. Durch und Commandeurs des Elb-Landwehr- Cavalerieregi diesen Beistand ist es möglich gewesen, das Pferd ments v. Reibniz wird der Major von dem Bussche vom Fürsten herunterzuheben und ihn zur Belohnung mit dem eisernen Kreuze 2. Classe in [.. auf ein anderes zu seßen". Vorschlag gebracht, wegen mehrmaliger Attaquen auf In den Aufzeichnungen des Grafen Nostit Nr. 7, Infanterie und Cavalerie und wegen Rettung einer die als dienstliche Eingabe anzusehen sind, da fie nach fteben gebliebenen Kanone der 4 Fußbatterie. Die dem Militair-Wochenblatte zu den öffentlichen Kriegs Rettung des Fürsten ist nicht mit als Grund an documenten gezählt werden , ist die Betheiligung des geführt, welches eigenthümlich genug erscheint , wenn Majors von dem Bussche mit Stillschweigen über man den Bericht des Oberfilieutenants v. Reibniz gangen. Man vermißt darin Alles , was in den gangen. vom 28. Juni 1815 an den königlich preußischen Briefen Nr. I. und II. gesagt ist, die Aufzeichnungen Generalmajor und Brigadecommandeur v. Birch L. des Grafen sind nur voll seines Lobes, er allein hat liest. In diesem Bericht ist unter 4. doch entschieden die Rettung vollbracht. Wie ganz anders ift die die Betheiligung der beiden Schwadronen an der Schilderung des Majors von dem Bussche über den Rettung des Fürsten hervorgehoben ; die Worte dieses hatbestand : als glückliches Ungefähr bezeichnet er Berichts : die Offiziere der beiden Escadrons haben die Handlung, im Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu fich alle so distinguirt , daß der Major von dem Bussche durchaus keinen vorzüglich benennen will ", haben ; in diesem Bewußtsein, diesem Gefühle hat sprechen wieder für die Behauptung , daß der Major der damalige Major von dem Bussche aus Beſcheiden von dem Bussche sich nicht obenan stellen wollte, der scheidenheit den wahren Sachverhalt nicht der Deffent Major Graf Noftig war ihm als Augenzeuge bin reichend. 5) und 6) Die Beförderung des Majors Graf Roftiß zum Oberstlieutenant ist ein Factum, welches durchaus nicht bezweifelt wird. Es entsteht nur die

Frage, auf Grund welcher Angabe diese Beförderung erfolgte. Der Fürst Blücher war während des Vor gangs so betäubt, daß er sich desselben nicht erinnern fonnte, was aus den Aufzeichnungen des Majors von dem Bussche , wie auch des Grafen Nostit deutlich hervorgeht ; der Fürst mußte fich also auf seine Um gebung verlassen . 7) Liest man dann die Aufzeichnungen des Grafen Nostig, so weiß man, daß diese Angaben die Grund: lage abgegeben haben ; es erhellt nur zu deutlich, daß der Fürst Blücher von seinem Adjutanten, dem Grafen Nostit, im Unklaren gelaſſen wurde. Wie war es sonst möglich, daß nach Verlauf von wenigen Monaten der Fürst Blücher dem damaligen Major von dem Bussche die Ertheilung des Attestes abschlagen konnte, wie solches aus dem Briefe Nr. III hervorgeht ? Der Graf scheint nie, wie der Major von dem Bussche sehr richtig sagt, seiner erwähnt zu haben. Wo ist ferner die besondere Belohnung geblieben, die , wie Major Graf Noftiß dem Major von dem Bussche in dem Briefe vom 14. Juli ſchreibt , der Fürft fich vom König für leßteren erbitten würde, und für die er Sorge tragen werde ?

lichkeit übergeben. Ich glaube im Vorstehenden klargelegt zu haben, daß die Ehre der Rettung des Fürsten Blücher nicht dem Major Grafen Nostih , sondern dem damaligen Major Freiherrn von dem Bussche gebühre.

Ein Wort über die Laktik der Artillerie. (Schluß.) [6.] Weiter muß die Gefechtsbatterie der Agi : tation möglichst unzugänglich sein. Je mehr Munitionsforten man mitführt, desto leichter ergreift ein bestürzter Kanonier eine falsche Sorte ; je com plicirter der Mechanismus, desto leichter eine Stodung, die dem Verladen, beziehungsweise dem Vernageltſein gleichkommt. Der Artillerist aber ist, wie der alte Deder meint, doch so zu sagen auch ein Mensch, also der Agitation zugänglich , und wenn wir auch allen Artilleristen das Prädicat der Tapferkeit geben wollen, auf die Blume der Tapferkeit , nämlich auf die un erschütterliche Kaltblütigkeit, können fie doch nicht Alle Anspruch haben. Die Gefechtsbatterie soll so sein, daß die Artilleristen fie selbst in der Aufregung des Nahkampfes noch sicher und unfehlbar bedienen können. Bei der Positionsbatterie ist das wenig wesentlich ; da geht die Sache einen ruhigen Gang , der Offizier tann bessere Aufsicht führen, weil er selten auf etwas Anderes als seine Geschüße zu achten hat.

Auch muß die Gefechtsbatterie einen großen , Als Schwerpunkt erscheint jezt in der Angelegen heit die Beantwortung der Frage , wo die Eingabe | reichgefüllten Proßkaßten haben , so daß fie

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keinen Wagen bedarf und doch , diejenige Munitions | Entfernungen zugeben können, für die normalen nicht, 20 gattung reichlich findet, die sie momentan braucht. und daß die Granate, wenn sie dermalen ohne Zünd Und noch Eins. Wir erinnern uns gelesen zu schraube geladen würde, dieselben Dienste leisten könne. haben, daß 1814 bei der Schlacht von Paris, blutigen Dieses lettere hätte ich mir aber , der Geschoßform Andenkens , eine Anzahl französischer Kanonen von und der daraus folgenden sehr unregelmäßigen Nico Artilleristen von 2 Tagen- Freiwillige aus der chette halber, nicht getraut, und acceptire es bestens, Pariser Bevölkerung bedient wurden, und auf ein denn damit hat eine gezogene Batterie wenigstens die Geschüß höchstens ein gelernter Kanonier kam. Nun, | Möglichkeit , einem avancirenden Feinde das alte Kugelfeuer entgegenzuschicken und seine Colonnen zu daß die Kartätschen dieser Geschüße gewirkt , haben wird. h. unsere Väter , die Zeit ist lang ! durchfurchen . Wir würden wünschen, daß diese Feuer sattiam erfahren. Ich meine damit , wenn man die art etwas cultivirt würde ; sie mag vom Standpunkte einer idealen Wirkung aus sehr mangelhaft erscheinen, Gefechtsbatterien in die Melée bringt , so wird es wohl vorkommen, daß sie starke Verluste an Kanonieren aber sie füllt eine Lücke aus, die der Taktiker schmerz erleiden , die durch die Reservenummern nicht mehr lich vermißt hat , und repräsentirt eine Leistung , die, gedeckt werden. * Je einfacher die Maschine ist , desto wenn auch geringeren Grades, doch in vielen Gefechts rascher wird die Batterie durch commandirte In momenten der Batterie unbezahlbar sein kann. fanteriften ergänzt , wieder gefechtsfähig sein ; com Wir haben also keine Gefechtsbatterien. Was soll nun der Taktiker thun ? Soll er die plicirte Mechanismen sind aber 1 auf diese etwas naturwüchsige Art nicht im Gange zu erhalten. gezogenen Batterien in eine naturwidrige Lage Sehen wir, was von diesem langen Register unsere | bringen ? er würde sie ristiren, ohne sich zu nügen, 4pfündigen gezogenen Batterien erfüllen . Es dürfte und das ist ein Fehler. Soll er auf die dem Schlacht dabei nur bei einigen Punkten eine Differenz zwischen körper nothwendige Ergänzung an potenzirter und billiger Zerstörungskraft verzichten, den Batterien eine Vorder- und Hinterlader sich vorfinden. a) In Betreff der Manövrirfähigkeit leistet der Taktik zuweisen, die zwar ihrer gegenwärtigen Natur moderne 4Pfünder entschieden mehr als die früheren | entspricht , dem Bedürfnisse des Schlachtkörpers aber 6pfündigen und viel mehr als die kurzen 12pfündigen nicht ? (Granat) - Kanonen. Es fragt sich daher , ob die Vor allen Dingen , meinen wir , rechne der Tak raschere Beweglichkeit von entscheidendem Einflusse sein tiker mit poſitiven Größen, ohne Phraſe oder Illuſion. kann ? Wir meinen , die kriegerische Tüchtigkeit sei Dann erstrebe er, was er braucht. niemals das Resultat einer einseitigen Glanzleistung, Also : er hat keine Gefechtsbatterien , folglich streicht en den strebenden zwischen schieden sondern gegen eines einander Compromisses den ver ver er diesen Factor aus seinen Mitteln zum Siege. Er ―――――――― die benuße er Factoren , müssen hat treffliche Positionsbatterien , unser Urtheil daher um einige Zeilen vertagen und ausgiebig und richte sich nach ihnen , soweit es rath bemerken einstweilen nur, daß die modernen Granat: sam, angänglich, nüßlich. Er hat eine gute Artillerie — kanonen völlig rasch genug waren, um den Phasen reserve, die mache er ſelbſtſtändig , damit sie die der zu Wucht ihres Feuers überall hintragen könne. 1 Während aber auf diese Art der Taktiker mit dem Das gezogene Geschüß kommt langsamer zum Schuß, und das ist wesentlich. Denn es hat eine rechnet, was er hat, höre er nicht auf , sein Bedürf lange Pause, in welcher es weder vertheidigungsfähigniß, sein Verlangen nach dem auszusprechen, was ihm noch bewegungsfähig ist , also völlig wehrlos. Diese fehlt. Er suche nicht die gezogenen Batterien tant Pause begünstigt Ueberraschungen und verbessert die soit peu als Gefechtsbatterien zu gebrauchen, wobei niemals etwas Gescheidtes herauskommt , sondern Feuerwirkung einer stehenden gegnerischen Batterie.. b) In Betreff der Gefechtsfähigkeit können wir mit richte seinen Gefechtsmechanismus ſo ein , wie die Mittel es verlangen." sehr wenigen Worten sagen, daß kein gezogenes Ge L schüß bis dato auch nur eine der wesentlicheren An 3) Auf welchem Wege kann man zu Ge fechtsbatterien gelangen ? forderungen erfülle , die wir verstehend gestellt. Ist Wir meinen bloß dadurch , daß man sich vom der Vorderlader weniger complicirt, so ladet er doch immer noch langsam und hat keinen Rollschuß Techniker etwas emancipirt , nicht Alles nimmt und und feine Kartätschen. hat auch der 4Psünder probirt, was er bringt , sondern daß man genau die Leistung präcisirt und ihm sodann die Aufgabe stellt, eine sehr reiche Prozenmunition, so feuert er doch zu langsam , ist der Agitation mehr zugänglich als die die er lösen soll . Wir sind nicht principiell gegen die gezogenen Melée verträgt , und ist in seiner Trefffähigkeit, wie Geschüße für die Gefechtsbatterien ; wir verlangen jedes gezogene Geschüß , vom Einschießen abhängig, aber , daß sie 1 von ihren Eigenthümlichkeiten laſſen, also gegen einen munter avancirenden Feind mehr oder weniger wirkungslos . Bon artilleristischer Seite was nicht in die Melée paßt. Db. das geht , mag . der Techniker entscheiden ; geht es aber nicht mit den wird uns entgegengehalten, daß der alte Rollschuß ein Exercirplayschuß gewesen, was wir , geſtüßt auf gezogenen Batterien , so nehmen wir glatte , denn Gefechtsbatterien müſſen wir haben die Napoleonischen Schlachten, nur für die übergroßen

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Kaliber , Granatkartätsche, Bogenwurf überlaſſen wir dem Techniker. Wir T verlangen einen Rollschuß bis auf 2000 Schritt , ein gutes Treffen auf 1500 Schritt, ein folides Kartätschfeuer auf 600 Schritt. Läßt sich das mit der Granatkartätſche (Zeitzünder) verbinden, desto besser ; wo nicht, nicht. Es will uns aber scheinen, als hätte die 12pfündige Granatkanone bis auf eine zu geringe und zu complicirte Munitions ausrüstung • geleistet , was gebraucht wird , und so könnte man, wenn man nichts Beſſeres hat, vorläufig fie aus ihrer Verbannung erlösen. Wir wollen hier bei noch eines artilleriſtiſchen Bedenkens von derselben hochgeschäßten Seite her gedenken. Man meint näm lich, daß die alte Büchsenkartätsche auf 600 Schritt : auch nicht gerade sehr Erhebliches geleistet , und daß 800 Schritt eine Distanz sei, die einer unerschütterten Infanterie gegenüber eine Batterie nur um den Preis ihrer Bernichtung unterschreite. Ueber die Distanz guter Kartätschwirkung läßt sich streiten : im Allge meinen will man sie jest abschwächen ; wir meinen, wenn die Technik sich bestrebe , auf 600 Schritt sie herzustellen, werde es ihr schon gelingen, und halten die Aufgabe nicht für sehr schwierig zu lösen. Das Infanteriefeuer soll man aber artilleristischerseits nicht überschäßen ; die Gefechtsbatterie geht nicht ohne Weiteres in die Stärke der Infanterie- hinein , fährt nicht jenseits unserer Schüßen auf, und es ist Sache der Gefechtsführung, das entscheidende Auftreten der Gefechtsbatterien so vorzubereiten, daß sie mit Nußen verwendet werden können. Gebe man der Artillerie das Bewußtsein einer entscheidenden Kartätſchwirkung, und sie wird eine Distanz von 5-600 Schritt jest so wenig scheuen, als sie früher die Distanz von 200 Schritt gescheut hat. Wenn man aber die Aufmerk keit der Technik fortgeseßt auf Schußweiten , richtet, die ruhige Ziele verlangen , so bleiben die Batterien für die Melée ungeeignet , und wir Jufanteristen be kommen nicht, was wir brauchen, 13 ein vernichtendes Feuer auf einen sich bewegenden Gegner. Nicht die isolirte Vollkommenheit ist das Ideal der Artillerie, sondern ihre Brauchbarkeit für die wandelnden Er scheinungen des Gefechts . Hierher gehört das Streben ! 4) Einige taktische Nothwendigkeiten in Betreff der gezogenen Batterien. Die Ordre de bataille ist nicht ein aus sich selbst erflossenes Geseß , sondern ein Resultat verschiedener taktischer und dienstlicher Erwägungen. Mit diesen Erwägungen können Aenderungen in ihr eintreten, und diese Aenderungen können , wiederum vorüber gehende sein, die der Commandeur des Schlachtkörpers anordnet, weil die momentanen Verhältnisse eine andere Zusammensetzung fordern als sie bietet , oder permanente, principielle, weil die Natur der positiven Factoren sich geändert hat. Diese erfließen natürlich von oben bera Wir gehen aber , dem entsprechend , nicht von der ordre de bataille aus , sondern von dem Be 7.1 dürfniſſe, LFE

Jede Waffe läßt sich in einer gewissen Vertheilung und in einer 姜 爱 gewissen , verhältnißmäßigen Con centrirung gebrauchen , und jede dieser Verfahrungs arten hat ihre Berechtigung. Die natürlichen Grenzen aber liegen bei der Vertheilung in der Zerſplitterung, 1 d. h. in der Unmöglichkeit des Zusammenwirkens zu : gemeinschaftlichen Zwecken bei der Concentrirung , in der Unmöglichkeit , das Vorhandene auf dem dispo niblen Raum zu verwenden. D Je größer die Schuß weiten sind , je stabiler die . Positionen , desto mehr • kann man die Batterien vertheilen , ohne der Zer: splitterung zu verfallen. Diese Vertheilung hat Vor- : theile. Man kann sich beffere Positionen wählen, Frontalhindernisse benußen, (man vergesse nicht , daß die gezogenen Batterien einem kecen Frontalangriff, einer gewandten Reiterei gar nicht viel entgegenzuseßen haben !) Flankenfeuer erzielen , mehrere Partien der Front auf diese Art unterſtüßen und die Aufgabe der Localbeseßung erleichtern. Die Defensive hängt ja überhaupt mehr mit der Vertheilung zusammen, weil sie in der Terrainbenußung eins ihrer Kampfmittel findet. Sollen wir, dem etwa entsprechend , den Bri gaden, permanente Artilleriezutheilungen geben ? Nein, denn es fragt sich sehr , ob jede Brigade bei ihrer Aufgabe Gelegenheit findet, eine gezogene Batterie zu benußen. Das war früher mit den glatten Batterien anders ; die waren in jedem Gefechte nüßlich. Wo aber ein Artilleriebedarf in der ersten Linie eintritt, wird man ihm zu entsprechen haben. Weitere Frage: welche Batterien bringt man in die Positionen der ersten Linie ? Die 6Pfünder , meinen wir , denn sie haben bei dieser Verwendung die beste Gelegenheit, ihre Qualitäten auszunußen. Hat ein jeder Schlacht körper (im größeren Verbande) die Obliegenheit, sich Batterien als Artillerie-Reserve bis zum leßten Ent scheidungskampfe aufzuſparen ? Nein, meinen wir, denn die gezogenen Batterien sind keine Gefechtsbatterien, sie wirken nur bei stabilem Gebrauch , bei der Vor- .. bereitung, aber nicht in dem Sturme der leßten Ent scheidung , oder wenigstens , sie machen sich da nicht bezahlt , Risico und Gewinn stehen in keinem guten * ! * T Verhältnisse ; vorher nüßen sie mehr. Das war früher auch anders. Wer da seine Entscheidung im Verein mit etlichen reitenden Batterien suchte, die den Feind wirksam mit Kartätschen überschütteten , hatte einen fast immer entscheidenden Factor zum Siege in der : -Hand. Bedürfen die Positionsbatterien der Special bedeckung ? Soweit : sie dem feindlichen Anprall aus: gefeßt find, ja; denn ihre Kartätschwirkung schüßt sie nicht einmal in der Front gegen eine kecke Cavalerie . Diese Bedeckung muß sogar ausgiebig stark ·ſein, namentlich wenn die Position nicht im engsten Ver bande mit der Truppenaufstellung ist, und kann leicht auf ein Bataillon und eine oder mehrere Escadrons steigen. In welcher Weise kann sich wohl das Auf.. treten der Corps - Geschüß- Reſerve gestalten ? Die Idee, 檀 diesen Körper durch Zutheilung von Infanterie und Cavalerie mit einer gewissen Selbstständigkeit auszu

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statten, hat uns angesprochen , obwohl wir fie leider | seßten, war der Effect erreicht ; jezt hätte man darauf nicht erfunden, wenn auch die Gelegenheit zu solchem lange zu warten. Darum ist es so gut, die Haupt selbstständigen Auftreten nur eine seltene sein wird. wirkung der Cavalerie im Gefecht durch ihre Ver Die Verwendung wird dadurch einfacher, ſicherer und bindung mit der Infanterie zu suchen und auf die leichter ; man fann Chancen benußen , die außerdem großen Cavaleriekörper bis auf einige Ausnahmen zu zu gefährlich wären, Lücken ausfüllen, Flanken decken, verzichten. Sobald aber Cavalerie in Maffe jelbst selbst im Sinne der Offensive verfahren, soweit es die ständig auftritt, muß sie auch die Möglichkeit haben, Natur dieser Geſchüßart zuläßt. Wir würden in dieser sowohl eine Defensive zu führen als sich ihre Attaquen Artilleriereserve lieber die 4Pfünder concentrirt sehen vorzubereiten ; dann bedarf fie der Batterien , wenn als bei den Diviſionen ; die leichte Beweglichkeit kann sie auch die zu stellenden Anforderungen nur mangel Kann die Mitrailleuse die Gefechts sich hier ausnußen , während die Schlachtlinie der haft erfüllen. größten Wirkung bedarf. -- Verträgt sich das Wesen batterien erseßen ? Wenn sie einfach genug zu hand der reitenden Artillerie , dieser Gefechtsbatterien im haben ist, nicht stockt und genügend weit solid wirkt, o ja ; ob sie das thut ? ich zweifle. ― Verdienen eminenteſten Sinn, mit den jeßigen gezogenen Geſchüßen ? Nein , denn Gefechtsbatterien find es doch nicht , am die Artilleristen die Vorwürfe, die ihrer Taktik, ihrem wenigsten mit Rücksicht auf die Cavalerie , und was Fernhalten aus den Schwankungen des Gefechts, auf dem Gefechtsfelde an Schnelligkeit und Ausdauer ihrem Drange nach selbstständigem Auftreten gemacht gebraucht wird , leisten fahrende Batterien auch , die werden? Es ift , meinen wir , höchst beklagenswerth, nächstdem eher zum Schuß kommen und weniger Ver: daß die Natur ihres Geſchüßes ihnen ein solches Ver · luste haben. Die reitende Artillerie ist eine glorreiche fahren aufzwingt ; da sie aber nicht anders können, Erinnerung. Wenn irgendwo der 6Pfünder, der glatte als mit ihrem Material arbeiten , so müſſen ſie ſich nämlich , am Plage war , so ist er es hier gewesen. in dessen Natur fügen, und der Truppencommandeur Zwei solcher Batterien wie die Windsbraut heran, kann auch nicht anders als die Artillerie so ge= die feindlichen Colonnen mit ihren Vollkugeln (ohne brauchen, wie sie ist, wie sie es verlangt. Wir aber erlauben uns , die den Leser jedenfalls Aufsat, noch Korn , über Metall visirt) durchfurcht, bei der ersten Stockung batterieweise auf Kartätsch nicht mehr überraschende Ansicht zu äußern : ertrag heran , ――― das war der Infanterie und der daß wir die Frage der Artilleriebewaffnung noch Reserve Reiterei Bahn gebrochen ! Nun könnte man für keineswegs abgeschlossen halten , denn die wohl: Aehnliches mit den gezogenen 4Pfündern wohl auch, begründetsten Forderungen des Taktikers werden der und auf 1000 Schritt trifft man ja auch ziemlich malen von denselben theils nicht, theils nur mangel ficher ; aber es kommen auf 3 Schuß des glatten haft erfüllt. Ob eine Rückkehr zum Alten stattfindet, ―― nicht das erste Mal in der Geschichte dieser Waffe Rohres nur 1 , höchstens 1/2 des gezogenen , der Mechanismus erfordert Ruhe , und die Kartätſchen oder ein ganz überraschender neuer Fortschritt, ist wirken erst im vernichtenden Infanteriefeuer, -— mir kaum zu vermuthen, geschweige zu begründen. Rath: sam aber erscheint es, das bewährte Alte wenigstens wäre da doch das glatte Rohr lieber, es muß ja kein 6Pfünder sein. - Wie steht es überhaupt mit der einstweilen und so weit nöthig an die Stelle des nicht bewährten Neuen zu sehen , damit nicht der Zutheilung leichter (reitender oder fahrender) Bat Sieg durch die Mode verloren gehe. terien an die Reiterei , um diesen die Möglichkeit zu geben , sich ihre Angriffe vorzubereiten ? Gerade wie bei den Infanteriebrigaden auch. Gefechtsbatterien find es einmal nicht ; man richtet sich also nach Zweck Die Subalternoffiziere. und Auftrag. Wenn die Reiterei der, wie man ſagt, Ihre Stellung und ihr Beruf. so sehr gesteigerten Feuerwirkung der Infanterie gegenüber überhaupt in sehr verständiger Weise auf [Zugleich ein Stüd Soldatenleben im Frieben.] den Gewaltangriff verzichtet und einen erschütterten (Fortseßung.) Gegner verlangt, was, nebenbei gesagt, bis jeßt auch nicht viel anders war ; wenn sie ferner, in Ermangelung [ 75. ] Noch ein Wort über die Landwehr - Com pagnieführer. Ein solches Commando bot neben der der Gefechtsbatterien , diese Vorbereitung von der Erholung und geistigen Auffrischung doch auch zu Infanterie erwartet und sich in engster taktischer Ver: gleich eine gewisse Selbstständigkeit, welche, man mag bindung mit ihr den Erfolg sucht, so tritt gleichzeitig sagen, was man will, jedem Mann mit 30 Jahren in ihre Geschwindigkeit , ihr überraschendes Auftreten gewissem Grade zu wünschen ist, so daß er doch auch entscheidend hervor. Artillerie braucht Zeit zu ihrer einmal eine eigene Idee zur Ausführung bringen Wirkung, jest viel mehr als früher ; die Reiterei fiegt -kann und nicht fortwährend als gehorsame Maschine durch das Blißartige ihres Eingreifens, das paßt die Gedanken eines Anderen lediglich stricte auszu nicht zusammen. Früher konnte man sich schon Fälle denken , wo die reitenden Batterien einer Cavalerie führen hat. Der Landwehrcompagnieführer gerirte division dieser eine Gelegenheit zur Attaque_ver. sich in seinem Bezirk durchaus unabhängig in Hinſicht schafften , und während die Regimenter sich in Front der Ausführung seines Dienstes ; er errang als

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Premierlieutenant eine bevorzugte , mit Zulagen ver knüpfte Stellung ; ein gleicher Vortheil wurde ihm durch das Commando als Compagnieführer bei den combinirten Reservebataillonen geboten. Wir sind wahrlich weit entfernt, das frühere Landwehr-Institut oder jene Bataillone als solche zu vertheidigen ; es bleibt aber immerhin schlimm , daß unserem älteren Lieutenant heutzutage, wenn er nicht etwa als höherer Adjutant Verwendung findet, bis zu seiner Ernennung zum Compagniechef keinerlei derartige selbstständige Commandos mehr zu Gebot stehen, und in dieser Weise der älteste Premierlieutenant des Regiments mit dem gestern zum Offizier ernannten Fähnrich ganz genau ein und denselben Strang zieht und --- bei leider auch dem großen Mangel an Offizieren ziehen muß. Sahen wir doch noch vor zwei Jahren den zweiten Premierlieutenant des Regiments bei den Vorübungen der Schüßenzüge einen Zug führen ! Dieß wäre gewiß nur zu empfehlen , wenn der Schüßenzug der Compagnie ſich nur fortwährend und auch im Ernstfalle unter dem Commando des ältesten Lieutenants der Compagnie befände. Ist es nicht widerfinnig, diejenige Abtheilung, welche der Capitän zunächst in's Feuer schickt , einem anderen als seinem älteften Offizier zu übergeben ? Bezüglich des Ein wandes, der Capitän könne erschossen werden 2c., ers widern wir, daß eben Jeder erschossen werden kann, da fich die Kugeln bekanntlich nicht um die Ancienne tät bekümmern. Wie ersprießlich wäre es, könnte der älteste Offizier sich schon im Frieden den Schüßen der Compagnie speciell widmen und bei der Kriegs - Com pletirung aus den ihm wohlbekannten Reſerven den Schüßenzug von Neuem formiren ! So ist es aber bei unseren Mobilmachungen gewöhnlich ein Landwehr offizier , der diesen Zug führt und ebenso gewöhnlich als Schüßenoffizier decorirt wird , während der das Soutien führende Premier in jeder Beziehung das Nachsehen hat. Im Frieden wird das Führen des Schüßenzuges als Commando de fatigue gerechnet, was es in Wahrheit vielleicht ist, und worin der Grund zu suchen sein dürfte, daß man nach dem früheren Avancementsmodus 25 Jahre gedient habende Lieutenants mit diesem Dienst verschonte ; unſere

heutigen Premiers können es aber hinsichtlich der Beine vollkommen leisten, und wir halten diesen Dienst für einen der wichtigsten und ehrenvollſten. Es gibt aber eine noch umfangreichere Beschäf tigung für den Premierlieutenant, die ihn in gewiffer Weise selbstständig machen könnte , und das ist die Recrutenausbildung , welche sich wunderbarer Weise abermals bei uns in den Händen der allerjüngsten Offiziere befindet . Bei der jeßigen Einrichtung ist es kaum möglich , daß der Hauptmann die Recruten auch nur momentan verläßt , er muß außerdem Uebungszettel schreiben und genau darauf achten, daß dieselben befolgt werden , und schließlich liegt dann die Ausbildung der Recruten doch zuerst in der Hand des ältesten Sergeanten , denn der Hauptmann kann den Recrutentrupp unmöglich selbst eindrillen, und der junge Herr versteht so außerordentlich wenig davon, daß er in einer Viertelstunde tagelange Mühen zu vernichten im Stande ist. Solche junge Herren können in Wahrheit Besonderes leisten , und niemals be wunderten wir die Macht der Subordination in höherem Grade, als wenn ein solcher seinem Recruten unteroffizier eine Standrede über das weitere Fort schreiten in der Ausbildung hält und dabei seine höchsteigenen Pläne entwickelt . Vor nicht gar langer Zeit überraschten wir einen solchen Heißsporn, als er dem Recrutentrupp zum Laden 21 Tempos vor zählte, und zwar mit anerkennenswerther Schnelligkeit. Welche Körpertheile die Leute bei dieſen 21 Nummern nicht berührt haben, bleibt dahin gestellt ; wir können nur versichern , daß fie sich von fern wie Besessene ausnahmen. Dazu fluchte der junge Cäsar über „rindviehmäßige" Dummheit 2c. , bis wir ihm die Versicherung gaben , daß wir selbst außer Stande seien , die Thaigirung nach seiner Methode durchzu führen. Nach unserem Vorschlag würde unbedingt der Premierlieutenant der Compagnie die junge Mann schaft zur durchaus selbstständigen Ausbildung über liefert erhalten , natürlich auch unter voller Verant antwortlichkeit und ohne daß dem Hauptmann das Recht der Einmischung zustände, wenn natürlich auch seine Wünsche in Bezug auf Einzelnheiten gehört werden müßten. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Breußen. Aus Norddeutschland , im April. [ Der Zubrang zu den Kriegsschulen. -- Die Aus bildung der Seeoffizier - Aspiranten.] Der durch die Neuformationen , welche dem Jahre 1866 gefolgt find, hervorgerufene starke Bedarf an Offizieren in dem Heer und der Flotte hat einen entsprechenden Zudrang zu dieſer Carrière im Gefolge gehabt. Nachdem bereits

im Jahre 1867 zwei neue Kriegsschulen in Hannover und Caſſel aus Anlaß der Vergrößerung der Armee ers richtet worden sind, wurde auf den vier älteren Schulen in den Jahren 1867-69 die Abhaltung von drei ab= gekürzten statt zwei normaler Curse angeordnet , um den zahlreichen Aspiranten einen Zeitverlust zu ersparen. Selbst hierdurch war es noch nicht ermöglicht , dem Be dürfniß zu genügen, so daß nun wiederum für die Schule in Potsdam die Abkürzung ihrer Curſe bis zum Jahre

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1872 hat angeordnet werden müſſen. In diesem Jahre sei, heißt es, genug, wenn sie hier ohnehin mit der großen steht auch die Eröffnung einer Kriegsſchule in Anclam | Offiziers- und Oberſten - Kelle anrichten können. Der bevor, so daß alsdann für je zwei Armeecorps eine Schule Posten für Kriegsmaterial wird von 50,000 Frs. auf vorhanden sein wird . 45,000 Frs,, und der für Anſchaffung von Geniematerial (welches Genie fich übrigens felten oder nie auf der Die Ausbildung der Seeoffizier Aspiranten ist eine "Wachparade" weiß ! ) von 28,000 Frs. auf 18,000 Frs. länger dauernde , bei den Aussichten jedoch , welche die norddeutsche Flotte hat, kann die Carrière allerdings als herabgesett. Von den Anschaffungen für Artilleriematerial werden von 121,000 Frs. auch 4000 Frs. weggestrichen. eine noch lohnendere bezeichnet werden. Sie beginnt mit Beim Sanitätsmaterial mag man nur 126 Frs. streichen, Ablegung der Eintrittsprüfung , welche alljährlich im und werden statt rund 10,000 Frs. nur 9,874 Frs. auf Beginn des Monats April in Kiel stattfindet. Dieselbe notirt. Der ་ Unterhalt der berühmt gewordenen Thuner umfaßt die allgemeinen Kenntnisse der oberen Gymnasial Caserne soll nur 4000 Frs. statt 5000 Frs. kosten 2c. classen (excl. Griechisch), mit besonderer Accentuirung der Als man später auf den Posten für neue Anschaffungen Mathematik , Physik und neueren Sprachen ; sie verein im Artilleriematerial zurückgekommen, wurde derselbe von facht sich wesentlich , wenn der Besuch höherer Schulen den beschloſſenen 117,000 Frs . auf 121,000 Frs. nach stattgefunden hat. Nach bestandenem Examen werden die zu Cadetten ernannten Aspiranten an Bord des Uebungs dem Antrag des Bundesraths erhöht. Die Differenz schiffes ein Jahr lang theoretisch und praktisch ausgebildet, betrifft eine Summe von 6000 Frs., welche der Bundes womit eine Fahrt in die südlichen Gewässer verbunden rath für neue Schießversuche verlangte , namentlich in ist. Alsdann wird die Prüfung zum See-Cadetten ab Hinsicht auf die von der Bundesversammlung ausgeseßte gelegt, und es erfolgt das Aufrücken in diese dem Portepée Prämie von 10,000 Frs. für Erfindung eines neuen fähnrich der Landarmee coordinirte, aber reichlicher dotirte zweckmäßigen Percussionszünders , von welchem mehrere Charge. Nach 3jähriger Fahrt als Cadet und Seecadet Modelle eingelangt sind. Der Ständerath hat die 6000 Frs. auf 2000 Frs. erniedrigt. Ebenso wurde der erfolgt die Berufung zur Marineſchule (in Kiel) , welche die Ausbidung zum Seeoffizier in einjährigem Cursus Posten von 4000 Frs. für Specialcurse der Scharfschüßen vollendet. Bis zur Ernennung zum Unterlieutenant zur wieder aufgenommen und bewilligt , so daß sich nun die Ausgaben um 8000 Frs. erhöhen. See ist ein etwa 5jähriger Zeitraum erforderlich. Er: leichterungen finden. statt beim Uebertritt aus der See Das Militärdepartement wird vom Bundesrath er wehr, resp. der Handelsmarine. mächtigt , ein Kreisausschreiben an die Cantone zu er lassen , in welchem die Bedingungen der durch Bundes Schweiz. beschluß vom 27. Juli v. J. angeordneten Umänderung [S.] Aus der östlichen Schweiz , im April. von glatten Positionsgeschüßen in gezogene Spfündige [Herabseßung des eidgenössischen Militär Hinterladungs- und 4pfündige Vorderladungsgeschüße Umänderung der Positions Budgets. einläßlich festgestellt worden. geschüße. Neue Exercirreglements. Laut der durch Bundesbeschluß vom 22. December Umänderung von Vorderladungsgewehren v. J. erhaltenen Ermächtigung hat der Bundesrath die in Hinterlader. ] Dem Posten " Militärverwaltung " neuen Erercirreglements für die eidgenössischen Truppen wird durch die eidgenössischen Räthe wieder stark zu= definitiv in Kraft erklärt. Einige Redactionsveränderungen gesetzt. Bei Instructionspersonal " mit einem Sümmchen und Zusäße sollen den Reglements als Berichtigung von 2,077,480 Frs. wird der Posten für Artillerie, angehängt werden. Kleidung , Logis , Reisespesen und Pferde ፡ Rationen von Ein Kreisschreiben des eidgenössischen Militärdeparte 106,805 Frs. auf 95,109 Frs. herabgejezt ; ebenso ments an die Cantone , in welchem die Besizer von werden die sogenannten Nachtcurse beim Militär, welche Ordonnanzstußen , Jäger- und Infanteriegewehren auf als eine förmliche Plackerei angesehen werden , nach An trag der Commission um 14,000 Frs. beschnitten. Nicht gefordert werden , ihre Vorderladungsgewehre in Hinter lader umändern zu lassen , enthält folgende Punkte : besser ergeht es dem Ansatz für Recruten- Cadresschulen, 1) das eidgenössische Militärdepartement erklärt sich er wird von 352,000 Frs. auf 332,000 Frs . herabgesetzt, bereit, die Umänderung und Controlirung der in Privat und derjenige für Wiederholungscurse pon 437,000 Frs. auf 420,000 F13. Für Infanterie und specielle Curse händen befindlichen Ordonnanzstußen , Jäger- und Ins und Uebungen für Offiziere und den eidgenössischen Stab fanteriegewehre gegen eine Bezahlung von 20 Frs . per Stück zu übernehmen ; werden die 221,200 Frs. auf 219,000 Frs. reducirt. Den Entschädigungen an Stabsoffizieren für Equipements wird durch ein besonderes Postulat der Commission, worüber der Bundesrath seiner Zeit Bericht und Antrag zu bringen hat , auf den Leib gerückt. Die 400 Frs . Vergütung für Ausrüstung an : Offiziere , wenn sie in den eidgenössischen Stab übergehen , sollen wegfallen ; es

2 ) die in Hinterlader umzuändernden Waffen müſſen folgenden Vorschriften entsprechen : die Stuben müſſen genau nach der eidgenössischen Ordonnanz vom Jahre 1864, die Jägergewehre und Infanteriegewehre nach dem eidgenössischen Modell angefertigt sein, alle aber in voll 12.6. kommen gutem Zustande sich befinden... 管要 飞 C

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 19.

Jahrgang.

Darmstadt, 11. Mai.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die k. bayerische Armee seit 1866. Das Einzelladungsgewehr von F. Betterli. - Die Subalternoffiziere. Ihre Stellung und ihr Beruf. [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden.] (Schluß.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die Schießversuche der Geschüß- Enquete-Commission. - Aenderungen in der Bewaff nung und Adjustirung der Armee. Sistirung des Kamerad". Dänemark. Verhandlungen des Volksthing über die Anschaffung von gezogenen Geschüßen für Seeforts und Torpedos. - Schweiz. Die Fabrikation der neuen Repetirgewehre.

Die k. bayerische Armee seit 1866.

(Nachstehende Entgegnung auf die in Nr. 13 der Allg. Mil.-Ztg. enthaltenen Bemerkungen über die bayerische Armee" ist uns von geschätzter Seite mit dem Ersuchen um Aufnahme zugegangen. Wir geben derselben unverkürzt Raum, obschon wir mit manchen Ausführungen nicht einverstanden sind; es dürfte darauf einmal später zurückzukommen sein. D. Red.)

und zu ändern sein wird, so muß man doch auch daran. erinnern, welche großen Veränderungen und welche Verbesserungen seitdem unser Kriegswejen schon er fahren hat. Diese beziehen sich auf die Heeresauf bringung , auf Schaffung von Reserven , auf die schlagfertige Gliederung der Armee , auf die kriegs wissenschaftliche Ausbildung von Offizieren , auf die Ausbildung der Truppen , Heergeräthe , Kriegsvor räthe , Bewaffnung , auf die Heeresverwaltung , und werden leider in ihrem vollwichtigen Umfange nicht

[Ky.] Eine höchst betrübende Erscheinung bilden in neuester Zeit die in Broschüren und Zeitschriften auftauchenden kritischen Beleuchtungen der neuen hinreichend erkannt und entsprechend gewürdigt. Heereseinrichtungen Bayerns ; sie bekunden ein voll ständiges Verkennen des thatsächlichen Standes der In den ,,Bemerkunge Bemerkungen n über die bayerische Entwickelung , welche diese Einrichtungen erfahren Armee" (Allg. Mil. 3tg. Nr. 13 v. d. J. ) ist sogar haben, und leiten deßhalb auch die öffentliche Meinung der bayerische Heereskörper als innerlich erkrankt" irre. 1 hingestellt ; es werden Stärkungsmittel für die mo Alles Sprunghafte , Extreme ist unnatürlich : in ralische und intellectuelle Kraft der Armee vorge der Natur sind alle Uebergänge von einer zur andern schlagen , aber in sehr aphoristischer Weise. Eine Erscheinung allmählig; auch die Regierung will etwas sachliche Begründung aller Vorschläge mangelt hier Großes , Bleibendes bewirken, dann aber muß sie das gänzlich, und mit so allgemein hingeworfenen Phrasen Neue an das Bestehende auzuknüpfen wissen , denn kann man Verbesserungen nicht einführen wollen. Da auch das Bestehende hat ein Recht. In dieser Lage sich jedoch dieser Artikel in jenen Schranken des An= befand man sich bei uns in Bayern , als man nach standes hält , der eine öffentliche Besprechung der dem Jahre 1866 im Kriegswesen eine neue Bahn Sache nicht ausschließt, so will man auch nicht unter betrat. Unmöglich war es , sofort mit dem Alten, lassen , zur Klärung der Ansichten und Urtheile den: Herkömmlichen , wenn dasselbe auch anerkannt viele selben zu beantworten. Wir Soldaten haben nur die Aufgabe , Kraft Mängel hatte , brechen zu können. Wenn auch zu gestanden werden will , daß noch Manches zu bessern heranzubilden, denn mit der Schwäche ist's im Leben

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wie im Kriege nicht gethan. Aber die Kraft muß | ihren Ausdruck , die zerstreuten Kräfte müssen ihren Sammelpunkt finden und finden ihn nicht , wenn jeder Einzelne sich auf eigene Füße stellt und sich vom Ganzen unabhängig erklärt und überall Tadel und Kritik übt, die nirgends gerechtfertigt sind . Das neue Wehrgeset mit allen seinen tief eingreifenden Consequenzen ist daher auch noch nicht richtig auf gefaßt. Mit dem ganz ähnlichen Wehrgefeß hat Preußen so Großes geleistet, dasselbe stellt aber oben an, daß alle Glieder nach einem Geiste zusammenwirken. Hier muß die Unterordnung unter dem Geiste des Ganzen immer schärfer und ausgeprägter hervortreten . In Preußen ist die Armee die nationale Schule ge worden , welche das Volk in den Jahren durchläuft, wo es auf der einen Seite am bildungsfähigsten, auf der anderen am meisten geneigt ist , die Bande der Zucht und des Gehorsams zu überschreiten. Das in diesen Jahren wahrhaft Anerzogene bleibt für's ganze Leben. Alles hängt von dem Geiste dieser Erziehung ab. Von diesem Geiste hängt es ab, wie weit der Staat dereinst anf die Kraft seiner Angehörigen rechnen kann, um seinen Beruf nach innen und außen erfüllen zu können. Der Geist der Armee wird mehr und mehr ein öffentlicher und der des ganzen Volkes sein. Wir haben dieß nicht erreicht und konnten es in der kurzen Spanne Zeit noch nicht erreichen , die öffent lichen Kundgebungen über unsere militärischen Zustände beweisen dieß zur Genüge. Preußen hat Jahrzehnte gebraucht , um diese nationale Schule so auszubilden, wie sie gegenwärtig vor uns steht , und von uns , die wir fie erst seit furzer Zeit betreten , verlangt man schon dieselbe Vollkommenheit in allen Theilen ! Ist das nicht ein unbilliges Verlangen, mit dem eine große Ungerechtig keit in Hinsicht auf die aufopfernden Bemühungen aller mit der Neuorganisation der Schule Betrauten verknüpft ist ? Die Kundgebungen in dieser Richtung seßen unsere Leistungsfähigkeit herab und müssen uns dem größeren Vaterlande gegenüber als unfähig kennzeichnen. Die Heeresangehörigen aller Classen und jeder Fahne ohne Ausnahme müssen im Hinblick auf ihre Pflichten sich den bestehenden Verhältnissen unter ordnen. Dieser Forderung entgegengesetzt ist die maßlose Kritik alles Bestehenden und des in der Um

preußischen Armee ! Verbesserungsvorschläge , die in Zeitschriften dort hervortreten , sind sachlich gehalten und erfreuen sich eines anderen Gepräges als jene tadelnden Auslassungen bei uns .* ) Daher kommt es auch , daß bei uns Doctoren, Advokaten , Landstände , Schullehrer ihre Meinungen über Heeresverfassung und Kriegführung so maßlos kundzugeben sich aufgefordert fühlen. Die öffentliche Recension unserer Armee - Angelegen= heiten wird zum wüsten Element und erzeugt den unbestimmten Drang zur Unzufriedenheit ; sie unter gräbt das Ansehen des Standes, an den man in der

gestaltung Begriffenen. Man beginne endlich einmal einzusehen, was bisher geleistet wurde , und vertrete dieß in der Oeffentlichkeit , dann wird die Würde des Standes mehr gewahrt als durch Vorschläge , die meiſtentheils nur auf Einzelnes und Unwesentliches sich beziehen , ohne das ganze Große in's Auge zu fassen. In Preußen könnte Manches ähnlicher Kritik unterworfen werden , aber die Heeresangehörigen haben zu viel Takt, als daß sie sich selbst verkleinern und herabwürdigen. Man lerne auch dieses von der

Einer will die Sonn', die den Andern beschwert; Dieser will's trocken , was Jener feucht begehrt.

Gefahr so große Anforderungen stellt. Unter Anderem hat man immer zu vernehmen, daß das Heer mit einer unverhältnißmäßig großen Anzahl von Generalen ausgestattet sei , und folgert daraus , daß dieselben der Entwickelung der Armee hinderlich sei. Diese Folgerung ist doch gewiß ganz absurd. Der Stand an Generalen weist nur eine folche Zahl nach, welche zufolge der Organisation und Gliederung der Armee geboten ist ; einige wenige ge hören dem Hofdienste an. An und für sich ist ihre Zahl nicht zu groß , und im Vergleich zu anderen Armeen auch nicht. In Preußen z . B. sind ungefähr 228 Generale vorhanden, bei uns 45. Das Verhält niß der Stärke beider Armeen ist 1 zu 6 , und nun berechne man die große Ueberzahl ! Bei ruhiger, vor urtheilsfreier Ueberlegung der Sache erkennt man mohl das Tendentiöse solcher Entstellung der thatsäch lichen Verhältnisse . Die Ernennung eines oder einiger Generale über dem formationsmäßigen Stand erfolgt nur ausnahmsweise und als Anerkennung für lang= jährige und treue Dienstleistung ; derartige Anerkennung trifft nur verdienstvolle , würdige Männer , fie er weckt und fördert in der Armee das militärische Vertrauen und die Hingebung . Jeder kann dieſelbe Anerkennung erhoffen und wird sie erreichen, wenn er die gleiche Würdigkeit hat , und ſelbſt dieſe Hoffnung will man der Armee verkümmern und rauben . Pensionirung der invaliden Hauptleute wird auch gefordert. Abgeordneten-Kammer , der größte Theil der Presse jeder Farbe fordern dagegen die Ver ringerung des Pensionsetats. Das gegenwärtige Kriegsministerium ist auch bestrebt , diese gerechte Forderung zu verwirklichen , und doch verlangt man von anderer Seite eine neue Belastung des ohnehin schon schwierig zu vertretenden Pensionsstandes.

Dieß ist der Vers darauf ! *) Wir können die Richtigkeit dieser allgemeinen Aussprüche nicht zugestehen. In preußischen Zeitschriften haben wir oft schärfere Angriffe auf bestehende Armeeverhältnisse gelesen als in süddeutschen Blättern . Die österreichische Journaliſtik tritt ohne Zweifel noch weit heftiger auf. Wir müssen hier die specielle Citirung unterlaſſen, ― exempla sunt odiosa ! D. Red.

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In welcher Weise diese paar Hauptleute , welche oder sie sind unter den obwaltenden Verhältnissen noch dazu im Truppendienst keine Verwendung mehr nicht anwendbar. Diese Recepte zu verschreiben, war haben , die Entwickelung der Armee hindern sollen, daher ganz unnöthig . das ist nun wohl nicht ersichtlich. Sie können nicht Bei Auswahl der Offiziere zum Generalstab ist einmal das Avancement beeinträchtigen, sondern nur mit der größten Sorgfalt, Umsicht und Unparteilich das Aufrücken Einzelner zum Hauptmann I. Classe keit verfahren worden. Sollte dann doch einer oder der andere der Offiziere , die sich für dieſes Corps hemmen. Der größte Theil dieser hatte aber bis jeßt befähigt glaubten, übersehen worden sein, dann wird sich eines Avancements zu erfreuen, wie es in keiner derselbe wohl den Grund in sich und nicht außerhalb Armee jemals bestanden hat. Das ist schon vergessen ! Die überzählig vorhandenen Offiziere, deren Vor suchen müssen. handensein aus dem Jahre 1866 datirt , in Dispo Man hat fähige und mit Vorkenntnissen ausge nibilität zu versehen , ist ebenso wenig geboten als rüstete und im praktischen Dienst bei der Truppe er: fahrene Offiziere nach vorausgegangener Prüfung in die eben beregte Pensionirung von Hauptleuten. Daß der Adminiſtrationsapparat sehr umfangreich den Generalstab verseßt. Die seit einigen Jahren geworden ist , kann nicht in Abrede gestellt werden. schon erfolgte Berufung eines höchst begabten Offiziers Die Administration iſt zur Zeit in einem Uebergangs zum Chef des Generalstabes bürgt dafür, daß dieser stadium , cas die Folge der neuen Organisation ist. Körper sich das Vertrauen, das er zur Zeit schon in Sie ist vollständig umgestaltet, hat aber noch mit dem der Armee genießt, erhält. Eine nochmalige Regene alten System zu rechnen und zu kämpfen. Ihr Stand ration ist hier , nachdem Haupt und Glieder ihrem ist wesentlich stärker als der der preußischen Ver Berufe gewachsen sind, und die Ambition haben, den waltung , dagegen ist in Preußen den Offizieren die selben vollkommen zu erfüllen, gewiß nicht geboten. Durch die in's Leben gerufene Kriegsakademie, Mitwirkung beim Verpflegs- und Bekleidungswesen, ferner auch theilweise bei der Verwaltung und Er die unter der trefflichsten Leitung steht, ist einer hin haltung von Garnisonseinrichtungen aufgebürdet, was reichenden Anzahl junger , intelligenter Offiziere Ge bei uns nicht der Fall ist. Unsere deßfallsigen Einlegenheit gegeben, in den zu einer höheren allgemeinen richtungen dürften daher den Truppenoffizier besser Bildung zählenden Fächern und in allen Disciplinen befriedigen. Localverwaltungen kleiner Garnisonsstädte der Kriegswissenschaft sich vollkommen auszubilden. bestehen in Preußen , soweit dem Referenten bekannt Sie bildet mit der Artillerie- und Genieſchule , der ist, nicht ; die Geschäfte derselben werden von Magi= | Kriegsschule und dem Cadettencorps einen Cyclus von straten besorgt. Bei uns ist man noch nicht ſo_weit | Bildungsanstalten , die alle unter der besten Leitung gekommen , derartige Erleichterungen eintreten lassen stehen und die den besten Erfolg in nahe Aussicht zu können: das kann nur geschehen, wenn die Armee stellen und auch für den gegenwärtigen Stand der ihre Aufgabe als nationale Schule erfüllt hat. Bei Armee vollkommen ausreichen. In der Kriegsakademie uns ist auch das Gebührenreglement viel complicirter können verhältnißmäßig mehr Offiziere Aufnahme fin und verlangt eine größere, umfangreichere Rechnungsden als in der gleichnamigen Anstalt der preußischen ablage. Unser Adminiſtrations- Apparat ist gegenwärtig Armee. Die Erweiterung einer derartig organisirten in der Decentralisation begriffen , während er früher Anstalt ist in gewisse Grenzen gewiesen. Wir zweifeln im Princip das Centralisationssystem hatte. Alle nicht daran , daß eine weit größere Zahl als die diese Momente find bei Beurtheilung dieser Frage gegenwärtig in der Kriegsakademie vorhandenen Offi wohl in Rechnung zu ziehen und sind der Grund ziere die Befähigung haben, diese zu frequentiren, aber eines großen Standes an Administrationsbeamten. der Heereskörper ist dennoch nicht groß genug , um Unsere Militärverwaltung ist zur Zeit vortrefflich eine größere Anzahl von jungen , intelligenten Offi= organisirt , und die Früchte dieser Organisation wird zieren während dreier Jahre für den Dienst entbehren die Armee pflücken , aber man kann vom Schößling zu können. Diese Offiziere werden lediglich auf Kosten nicht jene Früchte verlangen , die erst der Baum zu des Staates für den Dienst gebildet , wie dieß in bieten vermag. Das Avancement der Verpflegs keinem anderen Zweig des Staatslebens geschieht, beamten ist ein vorzügliches geworden, aber es gehört und dabei ist man auch durch finanzielle Rücksichten zum neuen System, es ist ein integrirender Theil der an ein gewisses Maß gehalten. neuen Organisation , damit den Beamten auch eine Die Handhabung strenger Beförderungsregeln , die Lebensstellung wird . In der liberalsten Weise hat jedem Offizier seinen Rang anweisen, auf welchen ihm man den Uebertritt in diese Branche geöffnet, so daß sein Verdienst und seine Intelligenz Anspruch geben, und welche demnach Führer an die Spize bringen, fich jeder Offizier dieses Avancements theilhaftig machen kann. denen ihre höhere geistige und körperliche Eigenſchaften Die im vorerwähnten Artikel vorgeschlagenen und Fähigkeiten eine natürliche Ueberlegenheit sichern, Stärkungsmittel zur Hebung der moralischen und in hat sich schon vielfach seit dem Jahre 1866 erkennbar tellectuellen Kraft der bayerischen Armee sind zum gemacht, das muß man zum Ruhme des gegenwärtigen Kriegsministers offen bekennen , und stärkt das Ver Theil schon in Wirklichkeit durchgeführt , schon in Folge und als Consequenz der neuen Organisation,

trauen in die oberste Leitung.

Ein Avancementsgeſetz

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ist hauptsächlich in Staaten wie Frankreich geboten, gegeben wird. Die Schmähsucht , das Beſſerwiſſen, wo die Offiziere nicht gleichmäßig und in demselben welche sich hin und wieder ohne Berücksichtigung der Umfange ausgebildet sind, da muß dem, der aus der Umgebung kundgeben , müſſen von jedem honetten Truppe unmittelbar hervorgeht, das Avancement ge Menschen entschieden gemißbilligt werden ; fic ſehen ſeßlich gesichert sein. Der Ersatz an Offizieren in unseren Stand in unverdienten Mißcredit, untergraben unserer Armee ist zur Zeit so geregelt , daß allen das so nöthige Vertrauen in die Führung und müſſen, Aspiranten das gleiche Maß von Bildung gewährt | da sie sich den Untergebenen kundgeben, deren Berufs treue wankend machen. wird ; fie baben ohne Ausnahme, wenn auch auf ver schiedenen Bahnen, die vorgeschriebenen Vorbedingungen Der Sinn der Ordnung und Geseßlichkeit ist in zu erfüllen. Demgemäß kann das Aufrücken nach dem dessen überall vorhanden , und die Zahl derjenigen, Dienstalter bestehen bleiben, wobei nicht ausgeschlossen welche sich dazu berufen fühlen , Kritik zu üben , ist ist, daß dem intelligenteren und strebsameren Offizier nur eine geringe , denn es wird doch nöthig , sie zu eine Bevorzugung werden kann. Die Handhabung des bekämpfen , damit das einheitliche Wirken , die Er Avancements in dieser Weise ist mit weniger Härten ziehung in einem und demselben Geiste nicht gehemmt und Unzuträglichkeiten verbunden als ein Avancements werde. gesez , das doch nur ganz allgemeine Normen auf Was kann einem Volke mit einer ausgezeichneten stellen kann ; eine vorurtheilsfreie , unparteiiſche, red Waffe in der Hand , von ein und derselben Idee liche Handhabung des Beförderungswesens , deren wir durchdrungen , in einem Geiste erzogen und genährt, uns gewiß zu erfreuen haben, ist jeder anderweitigen von intelligenten Offizieren angeführt , bis in den geseßlichen Regelung vorzuziehen, die, wenn man will Tod ergeben seinem obersten Kriegsherrn und Fürsten, und muß, doch umgangen werden kann . nicht möglich werden ? Die Gagenverhältnisse der bayerischen Offiziere bedürfen dringend einer gründlichen Aufbesserung. Die Ansprüche , welche man an den Offizier heute macht, Das Einzelladungsgewehr von F. Betterli. dann die Aufopferung, die man von ihm jeden Augen blick verlangen kann und muß, können mit der Gage [ Sch. ] Mit dem Jahre 1870 ist wohl der große niemals ausgeglichen werden, aber ihre Lebensstellung Umschwung in der Bewaffnung der Infanterie und soll gesichert sein und sie über die kleinlichen Kümmernisse Schüßen mit Hinterladungsgewehren als allgemein hinweg heben. Hier sollte niemals gespart werden, regulirt anzusehen , und es wird in Zukunft von und dieß ist auch der einzige Punkt , in dem man Vorderladungsgewehren nur noch ausnahmsweise die mit dem Referenten des fraglichen Artikels völlig Rede sein , wie dieß noch vor wenigen Jahren von übereinstimmt. Hinterladungsgewehren der Fall war. Eine Betheiligung am Wahlrecht wird von dem Eine mit so enormen Anstrengungen für die größten Theil der Öffiziere nicht angestrebt , wohl Staatscaffen verbundene Umwälzung kann sich nicht aber wäre es am Play , wenn der Offizier von der so schnell wiederholen , und es werden bei künftigen Entrichtung von Staatssteuern und Gemeindeumlagen Kriegsereignissen die Eigenschaften der Infanteriewaffen befreit würde , denn die Gageverhältnisse stehen in nicht ohne Bedeutung sein. einem grellen Contraste mit diesen Anforderungen. Selbstverständlich konnte im Verhältniß zur Zahl Soweit hinsichtlich des Artikels in Nr. 13. — der entstandenen Systeme nur wenigen das Glück der Was nun die übrigen oben berührten Kundgebungen Einführung in diesem oder jenem Staate zu Theil namentlich in der Lagespresse betrifft, so gestehen wir werden , obwohl bei der dermaligen Umwälzung fast ganz offen: es werden die zweckmäßigsten Anordnungen jeder Staat nach einem besonderen System griff, in unserem Kriegswesen nicht nur nicht gewürdigt, Gegensaß zu früher , wo das glatte französische im sondern nur zu häufig der ungerechtfertigtsten Kritik Infanteriegewehr seit 1777 (später mit Percussions unterstellt, ohne daß man sich nur die Mühe nimmt, schloß) allgemein als Type galt. über die Absicht, die ihnen zu Grunde liegt, über die Bei der Auswahl der neuen Waffe bewährte sich Fürsorge , welche sie entstehen ließ , über den Geist, vielfach das Sprüchwort, „ daß einem das eigene Kind in dem sie gegeben sind , über den Nugen , den sie lieber sei als ein fremdes"; die Nationalität des Er schaffen können und sollen , zu reflectiren ; man läßt finders oder Modificateurs spielte bei Adoptirung ganz und gar außer Acht, daß den Männern, welche eines Systems keine unbeträchtliche Rolle , vielleicht an der Spize stehen , denen die Fortbildung und die manchen Orts eine größere , als dem Staate von Entwickelung unserer Heeresverhältnisse anvertraut find, große Dienstkenntniß , Erfahrung , ausgebreitete Nußen sein wird. Wenige Staaten nur sind noch gegenwärtig mit der Auswahl beschäftigt und daher Kenntnisse mit Intelligenz gepart, der beste Wille im Falle , aus dem vielen Zweckmäßigen das ihnen für das Wohl von Heer und Staat zur Seite stehen, am zweckmäßigsten erscheinende herauszugreifen. und daß jede getroffene Maßnahme wohl durchdacht, erwogen und den besonderen und allgemeinen Verhält Unter den neuen Infanteriegewehren unterscheidet man bekanntlich zwei Hauptabtheilungen : nissen angepaßt wird, bevor sie zum Vollzuge hinaus

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Lauf sammt Visir 7, Verschlußhülse mit Schieber, 1) Repetirgewehre, Deckel und Auswerffeder mit Schraube 5 , Verschluß 2) Einzelladungsgewehre. Wo die zum Zwecke der Repetition eines Gewehrs und Schlagmechanismus 8 , Abzugsvorrichtung 5, erforderlichen Zuthaten als im Verhältniß der damit Schaft 1 , Garnitur 17 und Pußstock 1. Von diesen 44 Theilen find indessen bloß 35 zerlegbar , wenn zu erreichenden Vortheile nicht werthvoll genug er achtet werden, um ein Repetirgewehr zu adoptiren, ſteht | überhaupt das ganze Gewehr zerlegt werden soll. Der Lauf (aus Gußstahl und broncirt) ist vorn dem Wähler eine reichhaltige Sammlung von Einzel Ladungsgewehren der verschiedensten Constructionen mit Bajonnetschaft (zugleich Korn) , hinten am ge= zu Gebot , die theilweise ebenfalls eine außerordent kanteten Theile mit Visireinschub versehen ; der ge= fantete Theil endet mit Gewinde , an welches die liche Feuergeschwindigkeit gestatten. Unter diesen letteren verdient das Einzelladungs Verschlußhülse geschraubt ist. gewehr des Herrn Vetterli , Directors der Waffen Die Verschlußhülse (Eiſen, eingefeßt) ist vorn fabrik zu Neuhausen in der Schweiz , unzweifelhaft mit Muttergewinde an den Lauf geschraubt , am den ersten Rang. Die Gesammtheit der Combination hinteren Ende verstärkt und daselbst unten__mit dieses Gewehrs vereinigt alle Bedingungen , welche Auszieherhaken versehen ; oben rechts seitwärts befindet an eine praktische Militärwaffe gestellt werden können, sich die längliche , vorn und hinten ausgerundete wie Solidität des Ganzen , Einfachheit , Verschluß Oeffnung zum Einlegen der Patronen ; innerlich sind sicherheit, leichte Handhabung, Zerlegung und Instand die zwei Widerlager und zwischen diesen die Durch haltung, beträchtliche Feuergeschwindigkeit, von Repe lasse für die Sperrflügel der Nuß ; innerlich oben, tirgewehren allein übertroffen , große Treffsicherheit der Mittellinie der Ladeöffnung entsprechend, ist die bei gestreckter Flugbahn , möglichste Unempfindlichkeit | Nuth für den Auszieher, unten der Durchlaß für den gegen grobe Behandlung , geringe Abnußung und Kopf der Auswerffeder , und quer durch die Hülse billige Construction. gehend der Schliß für den Schieber oder Keil. Eine größere Einfachheit eines Gewehrs, das mit In der Verschlußhülse horizontal beweglich ist der und Schlagmechanismus. Der Pulver und Blei bedient wird, ist kaum denkbar, und Verschluß es melden auch die Berichte über die neuesten Ver Verschlußcylinder (Stahl) bildet gleichsam zwei Theile, suche in Italien mit Vetterli- , Repetir- und Einzel abgegrenzt im Mittel durch eine ringförmige Ver ladungsgewehren , daß dieselben den ungetheilten stärkung , deren hintere Fläche spiralförmig ist ; der Vorzug in allen Beziehungen genießen, die Soldaten vordere Theil hat oben eine Nuth für den Auszieher, der mittelst eines quer durchgehenden Stifts befestigt fich von diesem ebenso einfachen wie handlichen System nicht mehr trennen wollen. ist und dem Cylinder gleichzeitig als Leitung dient ; Das Vetterli = Einzelladungsgewehr ist in seiner dieser diametral gegenüber befindet sich eine zweite Beschaffenheit identisch mit dem Repetirgewehr des | Nuth, die über den im Hülsenkaliber hervorragenden selben Erfinders ; Verschluß und Schlagmechanismus Kopf der Auswerffeder gleitet , welch' lettere in die find sich gleich, somit auch die Ladebewegungen. Es Verschlußhülse eingelassen ist. Der hintere, etwas schwächere Theil des Ver= ist dieß von besonderem Vortheil da , wo nur ein schlußcylinders hat in verticaler Richtung einen Ein Theil der Truppen mit Repetirgewehren , der übrige mit Einzelladungsgewehren zu bewaffnen vorgezogen schnitt zur Führung der Schlagstiftflügel und endet wird : einerseits für die Fabrikation und den Vorrath mit Gewinde zum Anschrauben der Mutter. An diesen hinteren Theil geschoben und an die ringförmige der Bestandtheile, andererseits für die Inſtruction, die für das Repetirgewehr bloß eines Zusages bedarf. Verstärkung anlehnend, ist die Nuß ( Stahl) mit daran In Bezug auf die Munition ist das Einzelladungs befestigtem Nußhebel oder Griff (Eiſen) eingeſeßt. gewehr zu jeder Art Selbstdichtungspatrone dienlich, Die Nuß ist an ihrer vorderen Fläche, der hinteren Fläche des Cylinderrings entsprechend , spiralförmig, und eignet sich auch namentlich vortrefflich zur Ver wendung von Patronen, deren Hülsen zu öfterem Ge an ihrem vorderen Theil bildet sie zwei Sperrflügel (Nasen), ist innerlich mit einem Einschnitt zum Ein brauch construirt sind ; das Modell , das wir hier einer einläßlichen Beschreibung unterziehen , ist auf tritt des hinteren Theils des Ausziehers , der als Sperrflügel dient , versehen , und an ihrer hinteren centrale Zündung construirt , aber auch durch An Fläche sind zwei schraubengangförmige , von 6 bis bringen eines anderen Schlagstifts mit Schlaggabel 10 mm. Tiefe zunehmende Einschnitte (schiefe Ebenen) . zum Gebrauche von Randzündungspatronen dienlich, Im Centrum des Cylinders befindet sich die etwas was z . B. dem Privatschüßen den Vortheil gewährt, Patronen mit centraler Zündung, deren Füllung und conische Bohrung für den Schlagstift. Am Schlagstift (Stahl) unterscheidet man vorn Wiedergebrauch der Hülsen er selbst besorgen kann, zu verwenden , in deren Ermangelung aber auch die den eigentlichen conischen Stift, hinter dieſem die zwei Randzündungsmunition anwendbar ist (Schweiz) . Flügel, von denen der untere mit Ruh und Spann Die Anzahl der Bestandtheile , aus denen das rast versehen ist, und den hinteren cylindrischen Theil. ganze Gewehr zusammengesett ist, beträgt im Ganzen. An die hintere Fläche der Schlagstiftsflügel lehnt bloß 44, nämlich : sich die Schlagfeder (Spiralfeder) in losem Zustande

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bei 6 Windungen und 21/3 mm. Drathstärke 32 mm. Für den Premierlieutenant schlagen wir also lang an ; diese umgibt den hinteren Theil des Ver folgende ausschließliche Dienstzweige bei der Com pagnie vor : schlußcylinders , ist von einem sie vor äußeren Ein 1 ) Ausbildung des Erſaßes ( durchaus ſelbſtſtändig, wirkungen schüßenden Gehäuse ( Eiſen, eingeſeßt) um= geben, und endlich die sämmtlichen, an den Verschluß- | mit Ausnahme des Schießens) ; cylinder geschobenen Theile von einer an denselben 2) Ausbildung des Tirailleurzuges , besonders auch im Zielen, Diſtanzſchäßen, Patrouillendienſt ; geschraubten Mutter (Eiſen, eingefeßt) befestigt, welch ' 3) Instruction der Unteroffiziere (ſelbſt wo dieſe legtere mit einem cannelirten Rande versehen ist und noch von Adjutanten geſchicht) ; von bloßer Hand an- und abgeschraubt werden kann . 4) Revision der Gewehre und der Compagnie Der quer durch die Verschlußhülse gehende Schieber oder Keil, welcher , von einem Schräubchen gehalten, | kammer. nicht gänzlich herauszuschieben ist , regulirt die Rück Gemeinschaftlich mit seinen Compagnie-Kameraden bewegung des Verschlußcylinders . leistet er folgende Dienste : Die Bestandtheile der Abzugs vorrichtung , 1) Garnisonswachtdienst ; bestehend aus Abzug und Stange , gelenfartig mit 2 ) Schießen, Zielen; einander verbunden, Stangenfeder mit Schraube, sind 3) Turnen und Bajonnettiren ; sämmtlich am Abzugbügelblatt befestigt. (Schluß folgt.) 4) Feldwacht und Felddienst ; 5) alle geschlossenen Uebungen der Compagnie, selbstredend des Bataillons ; Die Subalternoffiziere. 6) Instruction, wobei ihm natürlich die jüngeren Lente zufallen ; Ihre Stellung und ihr Beruf. 7) Quartierrevisionen zc. ; [Zugleich ein Stück Soldatenleben im Frieden. ] 8) Gerichtsdienst . (Schluß.) [75. ] Wie gut sich die von uns befürwortete Methode bewährt, erinnern wir uns aus dem Jahre 1867 , als die in Holstein cingezogenen dänischen Reserven durch die ältesten Offiziere ausgebildet wur den. Es ergaben sich ganz ausgezeichnete Resultate, mit Ausnahme einer Compagnie, wo aus Mangel des Premierlieutenants ein junger Offizier die Ausbildung geleitet hatte. Das Resultat der oft gebräuchlichen Marime der Ausbildung der Recruten durch den jüngsten Offizier beweist zur Genüge die Widersinnigkeit , überhaupt Recruten durch junge Offiziere ausbilden zu laſſen. Jene drei Mann sind , wenn sie nicht noch furchtbar nachgeschunden werden, gewiß für immer die krummisten Kerle der Compagnie. Der Fähnrich gehört ſtets zu den Recruten , wo er der Abtheilung des ältesten Sergeanten zugetheilt wird , damit er etwas lerne, ohne Schaden anrichten zu können ; der junge Offizier gehört niemals dahin , sondern er übt unter Aufsicht des Hauptmanns mit den alten Leuten , welche eine falsche Hülfe nicht so leicht aus der Fassung bringt. Reiten lernt man eben auf Schulpferden und nicht auf Remonten, damit das Vaterland nicht zu Grunte gebe ! Wir können uns nicht dafür aussprechen , dem Premierlieutenant, wie es hier und da Mode ist, die Ausbildung der Compagnie im Schießen speciell zu übertragen. Diese Beschäftigung ist zu eintönig und erheischt nach stundenlangem Betriebe unbedingt eine Ablösung, sowohl für den die Aufsicht führenden Offizier, als selbst für den aufschreibenden Unteroffizier, wenn natürlich auch sonst die Geschäfte des Schieß - Unter: offiziers in einer Hand bleiben müſſen.

Zu folgenden Dienstleistungen wird der Premier lieutenant im Allgemeinen nicht herangezogen : 1 ) Patronenarbeit ; 2) Brodempfang ; 3 ) Anzeigen beim Prüfungsschießen ; 4) Lager du jour, d . h . Herbeiſchaffung von Holz, Waffer 2 .; 5) ärztliche Untersuchung der Compagnie ; 6) Beaufsichtigung der Kammerarbeiten ; 7) Nachererciren (sobald es sich nicht speciell um den von ihm geführten ganzen Zug handelt) ; 8) Badenführen der Compagnie. Durch Ueberlassung dieser kleineren Dienste an die Jüngeren hebt man entschieden das Verhältniß der älteren Offiziere, ja, wir würden uns außerordent lich freuen , wenn den Premierlieutenants , wie in Desterreich, auch eine andere Anrede zukäme als den Secondelieutenants, welch' lettere es nur gar zu leicht vergessen, daß der Premierlieutenant eben ein Ober lieutenant sein foll ! Dieß geschieht nicht so leicht im Dienst als vielmehr außer demselben, und die lezten Feldzüge haben nicht wenig dazu beigetragen , den jungen Offizieren eine Ueberschäßung ihrer ſelbſt ein= zuimpfen , welche oft , durch einen in der Tirailleur fette nur zu leicht errungenen Orden unterstüßt, geradezu unerträglich wird und jedes Gefühl der Ehr erbietung vollends abschwächt. Wir brechen hier in bester Absicht eine Lanze für den älteren Lieutenant und seine Stellung ; es fragt sich nur, wie steht es um die Ausführung, resp . Aus führbarkeit der gemachten Vorschläge ? Offen gestanden: recht mißlich ! Wollte ein Hauptmann dem Premier lieutenant seiner Compagnie die angedeutete Stellung geben , wahrlich , es wäre möglich , daß der Capitän

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verklagt würde, da der Premier lieutenant es nicht nothwendig habe, die Recruten zu exerciren , den Schüßenzug zu führen 2c. Von Compagniewegen ist also darin nichts zu thun, nur von oben kann die Sache in dieser Art geregelt und dem Premierlieutenant eine selbstständigere und gleichzeitig seinem Dienſtalter gegenüber den Jüngeren würdigere Stellung gegeben werden.

Ob die hier angeregte Materie eine müßige war, das möge sich jeder Kamerad nach eigenen Erfahrungen selbst beantworten ; uns fielen nur manchmal in den Unterhaltungen jüngerer Offiziere und bei ihrem Be nehmen älteren gegenüber Holtei's Verse ein :

Wo blieb der arme Glockenflöppel, Wär's Lümmelleuten Mode nun !

n achricht ë n.

Oesterreichische Monarchie. ** Wien , 1. Mai. [Die Schießversuche der Geschüt = Enquete Commission. Aende rungen in der Bewaffnung und Adjustirung der Armee. ______ Sistirung des „ Kamerad “ .] Die Schießversuche der Geschüß- Enquete-Commission zur Fest stellung des eigentlichen Werths der gezogenen Geschüße ziehen fortwährend die Aufmerksamkeit des Militärs aller Waffengattungen auf sich. Es ist nicht zu verwundern, ―――――― daß dieselben - wie bereits mehrfach geschehen irrige Auffassungen und Darstellungen erfahren haben ; um so dankenswerther ist es, wenn unterrichtete hohe Persönlich feiten zur Klarstellung der Sachlage sich öffentlich ver nehmen lassen. So hat gestern der Feldzeugmeister Hartung in einer Berichtigung in der " Neuen freien Presse" ausdrücklich ausgesprochen , daß die Commission bisher nicht in der Lage gewesen, sich über die Abſchaffung der bestehenden gezogenen Geschüße und über die Wieder einführung der glatten Geschüße in irgend einer Weise. -auszusprechen. "I Die Mittheilung, heißt es ferner — daß sich die Generale und die artilleristischen Fachmänne als Parteien gegenüberstehen, ist ebenso unrichtig als jene, daß F.-M.-L. Frhr. v . Lenk die Ansichten Arkolay's zu den ſeinigen gemacht hätte ; es hat sich im Gegentheil F.-M.-L. Frhr. v. Lenk ausdrücklich gegen eine solche Zumuthung verwahrt. " Wir - und mit uns gewiß viele Kameraden im Reich ―― sind sehr gespannt auf den endlichen Ausgang dieser höchſt wichtigen Schießver: suche. In der österreichisch ungarischen Armee treten einige nicht unwichtige Aenderungen auf dem Gebiet der Be waffnung und Adjustirung ein. So ist für die Jn fanterie- und Jägergewehre mit Werndl - Verschluß die Einführung eines Säbel - Bajonnets leichterer Gattung bestimmt worden. Diese neuen leichteren Säbel-Bajonnette ſollen jedoch erst an die Truppen ausgegeben werden, wenn die Vorräthe von der bisherigen schweren Gattung verbraucht sind. Die sämmtlichen Cavalerieregimenter haben nunmehr die ihnen zugewieſene Anzahl Hinterlader-Carabiner über nommen. An Stelle der bisherigen Lagermütze wird für die Mannschaft aller Waffengattungen eine „Feldkappe “ aus

Die Unteroffiziere wasserdichtem Stoffe eingeführt. ― und Soldaten der Regimentsmusik erhalten als Kragen verzierung eine aus " Packfong " gepreßte kleine Lyra. Ein militär-journalistisches Ereigniß macht soeben von fich reden, Die Herausgabe der österreichisch-ungariſchen Wehrzeitung " der Kamerad " ist heute von der eigenen Redaction auf furze Zeit sistirt worden. Aus Anlaß eines allerdings scharfen Artikels : „ die Krisis in Dester reich" hatte nämlich die Redaction von der k. k. Polizei Direction die Weisung erhalten, vor der weiteren Heraus gabe des Blattes die (bisher nachgelassene ) Stellung der im §. 14 des Preßgeſehes vorgeschriebenen Caution zu bewirken. Hierdurch hat sich die Redaction , welche, wie fie sagt, ihr Programm in ungeschmälerter Ausdehnung erhalten, sowie Confiscationen aus dem Wege gehen will, genöthigt gesehen, das Blatt wie sie hofft, auf längstens ―――― 8 Tage zu sistiren. Der Fall gibt Anlaß zu mancher lei Betrachtungen.

Dänemar f. * Kopenhagen , 20. April. [Verhandlungen des Volksthing über die Anschaffung von ge zogenen Geschüßen für Seeforts und Tor pedos . ] In der dritten Behandlung des Finanzgesetzes im Volksthing gelangte man am 9. d. Mts. zu dem An trage des Kriegsministers auf Bewilligung von 110,400 Rthlrn. für Anschaffung von noch 5 panzerbrechenden 11zölligen gezogenen Kanonen für die hiesigen Seeforts, so daß im Ganzen in diesem Finanzjahre 10 solcher Kanonen angeschafft werden sollen , während bei der zweiten Behandlung nur 5 bewilligt worden waren. Gewissermaßen die Grundlage für diese Berathung ge währt ein Artikel der „ Berl. Zeitung “, welchen Capitän Blome im Auftrage des Kriegsministers vor wenigen Tagen über die Nußbarkeit der erwähnten Seeforts ver öffentlicht hatte. Außerdem hatte der Minister , gleich falls zur Widerlegung der bei der zweiten Berathung des Finanzgesetzes von A. Hage über die Seeforts und die bei solchem Befestigungswerke in England gemachten Aeußerungen , dem Vorsißenden der Versammlung einige Aufklärungen zugestellt, die , im Bureau des Reichstages niedergelegt , nur als vertrauliche Mittheilungen zu bes trachten waren. Diese fonnten indeß, da sie erst jezt zum Vorschein gekommen waren , B nicht den gehörigen

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Einfluß auf die Verhandlung üben. Hage begann die Meinung bei , daß man nicht wissen könne , wer unser selben , indem er ausdrücklich , trotz der von Blome ge Feind werde und woher ein Angriff bevorstehe ; er müſſe gebenen Aufklärungen , seine herabſeßende Meinung über daher die Streitkräfte im Allgemeinen entwickeln und für den Werth der Seeforts festhielt und sich dafür ins die Vertheidigungsfähigkeit der am meisten ausgesetzten besondere auf Gutachten hochstehender englischer Artillerie Punkte sorgen. Für Kopenhagens Vertheidigung sei aber wesentlich, daß die Seeforts hinreichend mit Geschütz ver und Seeoffiziere , für das englische Parlament bestimmt, sehen seien. Was die von ihm für die Pulvermagazine sowie auf private Mittheilungen aus jenem Lande bezog , auch in Abrede stellte , daß sich gute Kanonen für die derselben geforderte. Summe (96,000 Rthlr. ) betreffe, so hier berechneten Preise erwerben ließen. Nächstdem fand wolle er in Rücksicht darauf, daß der Ausschuß dem Um er die Frage , wie man die Kanonen in den Seeforts stande so viel Gewicht beilege , daß diese Forderung erst anbringen wollte, nicht beantwortet ; gäbe es keine Case | spät erschienen ſei, und man sich über die beikommenden matten für sie, und sollten sie frei liegen , so bedaure er Verhältnisse nicht gehörig habe unterrichten können , auf für den Fall eines Angriffes das Schicksal derer, die sie diese Bewilligung Verzicht leisten ; dagegen müsse er auf dem, was für Kanonen und Torpedos gefordert sei , be handhaben sollten. Bemerkenswerth sei auch, daß, wenn -- Nachdem nun noch von mehreren Mitgliedern ſtehen. die Forts wirklich zum Kriegsgebrauch bereit ständen, | stehen. die Nothwendigkeit, daß die Hauptstadt als der wichtigste der Minister jet plößlich mit der Forderung von 96,000 Punkt des Landes in gehörigen Vertheidigungszustand Rthlrn. für die Pulvermagazine in den Seeforts hervor: gesezt werde, mit Wärme hervorgehoben war, erfolgte die trete. Auch gegen die Bewilligung für Torpedos wollte Abstimmung. Mit nur einer Stimme Mehrheit (40:39) Hage stimmen, da dieselben vorzugsweise bei den Sceforts angelegt werden sollten , und er diesen Forts selbst kein ward der Antrag auf Bewilligung von 110,400 Rthlrn. für die 5 Kanonen angenommen ; der Minister Raaslöff Vertrauen schenke, auch der Feind nicht gezwungen werden selbst entschied dabei als Abgeordneter für Helsingör für könne , gerade dahin zu kommen , wo Torpedo's lägen. Uebrigens wollte sich der Redner mit den vertraulichen seinen Vorschlag ; die Minister Fonnesbech und Nughorn, gleichfalls Abgeordnete, waren mit 18 anderen Mitgliedern Mittheilungen bekannt machen, die der Minister in Anlaß abwesend , und 2 stimmten nicht. Hätten 39 gegen 39 der von ihm bei der zweiten Behandlung gemachten Stimmen gestanden , so wäre der Antrag verworfen ge= Aeußerungen niedergelegt habe. Neben den Seeforts wesen. Mit größerer Mehrheit (62 gegen 14 ) ward die waren es nun hauptsächlich die Torpedos, um welche sich Summe für die Torpedos bewilligt , indem der Antrag die weitere Verhandlung bewegte. Der Kriegsminister vertheidigte beide eindringlich. Er sei kein Techniker, der Minderzahl des Ausschusses , diese Bewilligung zu bemerkte er, und es sei nicht einmal wünschenswerth, daß streichen, verworfen wurde. Dagegen ward die Bewilligung der Kriegsminister ein solcher ſei , aber er stüße sich auf für Montirungssachen für die Verstärkungstruppen mit die sachkundigsten Männer des Landes. Wenn die 49 gegen 37 Stimmen verworfen. Festungen nicht nach dem allerneuesten Modell wären, so Schweiz. wären sie darum nicht unbrauchbar ; mit guter Besatzung [Sch.] Schaffhausen , 27. April. [ Die Fabriz könne außerordentlich viel ausgerichtet werden , und gute Forts könne man immer verbessern. Halte man freilich kation der neuen Repetirgewehre. ] Die in Nr. 15 die hiesigen Seeforts für durchaus unbrauchbar, so dürfe | der Allg . Mil. -Ztg. enthaltene Mittheilung über die Kosten man auch nichts für deren Bewaffnung bewilligen. Daß der vielen Abänderungen an der Ordonnanz des neuen dieselben nicht beweglich seien wie Schiffe, gereiche ihnen Repetirgewehrs 2c., welche mehreren schweizerischen Jour gerade zum Lobe. Auf Hage's Frage über die Caſematten nalen entlehnt wurde , ist ungenau und übertrieben , wie bemerkte der Miniſter, daß es allerdings die Absicht ſei, die wir in nachstehenden zuverlässigen Daten nachweiſen möchten . Es sind in Neuhausen durchaus nicht 8000 schweren Geschützſtücke frei zu legen, weil sie dadurch einen unbrauchbare Läufe , Transporteurs 2c. vorhanden . Die größeren Wirkungskreis erhielten. Daß der Feind gerade dahin komme, wo Torpedos lägen , glaube er selbst nicht, Fabrikation der Repetirgewehre ist allerdings verzögert aber wenn derselbe dahin nicht komme , wo sie lägen , so❘ worden , und zwar durch nicht allseitig zu rechtfertigende habe man eben die Absicht erreicht. Hage erklärte sich Motive ; die endgültige Ordonnanz datirt erst vom 30. durch diese Aufklärungen des Ministers nicht befriedigt ; Januar 1869. Gegenwärtig ist aber bereits die Fabri er fand es bei so niedrigen Festungswerken , wie die kation ziemlich vorgeschritten, und schon in wenigen Mo hiesigen Seeforts , durchaus verderblich, daß die Kanonen naten werden beträchtliche Ablieferungen fertiger Repetir frei liegen blieben. Die großen Summen , welche gegewehre ſtattfinden. Zu irrthümlichen Annahmen veranlaßt vielfach der Umstand, daß sich viele Leute einen unrichtigen fordert , sollte man auf Kriegsschiffe verwenden , anstatt auf Seeforts ; denn in der Flotte müsse die Vertheidigung Begriff von einer rationellen Waffenfabrikation machen, des Landes gesucht werden . Vom Major Müller ward und nicht wissen , daß die Gewehre nicht stückweise nach einander, sondern selbstverständlich in bestimmten Arbeits gegen die Seeforts geltend gemacht, daß, so lange Kopen hagen von der Landseite offen läge, dieselben keine große stufen und Quantitäten vorschreitend, in größerer Anzahl Bedeutung hätten. Der Kriegsminister pflichtete der zur Ablieferung kommen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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00 Jaunien #91lodr Wispitubong O TOM теле и на william pred tobom lonis un dour & imod alloy 1979 90 104 8 3 stole of an tbit 31 Allgemeine Militär- Beitung. tofte Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 20.

Darmstadt , 18. Mai.

Jahrgang.

1870.

Inhalt : — Auffäße. Noch einmal der Darlehensfonds für Offiziere der norddeutschen Bundesarmee. Das Einzelladungsgewehr von F. Vetterli. (Schluß.) - Militärische Zeitfragen in England. [Das Heerwesen und die Armeeorganisation. Das Militär budget und die Reductionen. Die Mängel des Kaufsystems. Das neuere Artilleriewefen. Die Aussichten für die allgemeine Wehrpflicht.] Nachrichten. Preußen. Die gezogene kurze 15cm. -Kanone. — Württemberg. Beabsichtigte Veränderungen in der Organisation der Armee. Niederlande. Neuer Landesvertheidigungs- und Befestigungsplan. - Rußland. Das diesjährige Uebungsgeschwader der Marine in der Ostsee.

glied des Fonds zu werden ? Eines Fonds, aus dem Noch einmal der Darlehensfonds für Offiziere 1 fie selbst doch nimmer irgend welchen Vortheil ziehen der norddeutſchen Bundesarmee. würden, da die Möglichkeit ihrer hohen Beiträge für [ 75. ] Ein Herr Kamerad -q- hat in Nr. 14 sie ja schon an und für sich jedes Leihbedürfniß aus der Allg . Mil. ፡ 3tg. der Gründung von Darlehens schließt !? Wollen sie ihr überflüssiges Geld den cassen aus eigenen Mitteln des Regiments das Wort Kameraden, die desselben weniger besigen, leihen, tant mieux , aber in diesem Falle möchten wir , offen ge geredet. Auch wir wünschen, daß solche gemeinnüßige standen, uns denn doch unsere Schuldner selbst aus Institute in's Leben treten möchten , zweifeln jedoch sehr , daß dieß auf dem angegebenen Wege erreicht suchen und dem Freunde (sauve aller Kameradschaft !) wird. lieber doppelt so viel oder öfter geben als manchem Anderen . Und der , dem ich dann Geld geben will , Der Paragraph 1 der positiven Vorschläge zur kann mit mir nach Hause kommen, da machen wir die Gründung solcher Cassen besagt Folgendes : Sache unter vier Augen und ohne Commission und " Jeder Offizier des Regiments hat das Recht , Mitglied des Offiziers - Darlehensfonds zu werden, doch Cassier ab, die denn doch zusammen genommen mehr Seh , Hör und Sprachorgane besigen als wir beide. ist der Eintritt nicht obligatorisch und bleibt es auch 2c." Da aber eben nach §. 1 überhaupt wenig Aus Dieser Paragraph schneidet, nach unserem unmaß sicht ist, daß ein einziger bemittelter Offizier der Dar geblichen Dafürhalten , in seinen Worten : doch ist lebnscasse beitreten wird , was bleibt vom Offizier der Eintritt nicht obligatorisch" dem beab corps zur Bildung einer solchen übrig ? Meine Herren, sichtigten Institute schon von vornherein den Lebens entschuldigen Sie doch ja : nur das Proletariat, - d . h. faden ab. Wo sollte dann für die bemittelten Offi ich, du, er, wir, ihr, sie, Alle, die kein Geld haben, ziere , auf welche im weiteren Verfolg des Artikels welche borgen wollen, als stolze Mitglieder der Dar — nicht nur hingewiesen, sondern auf deren und zwar lehenscasse monatlich 15 gr. bezahlen, - denn mehr sehr bedeutende Mitwirkung dieses Institut haupt kann Einer nicht zahlen für die Erlaubniß , vielleicht sächlich basirt wird, wo sollte dann für diese Offiziere in 11/2 Jahren einmal 20 Thaler, wenn es hoch irgend welche Veranlassung liegen , überhaupt Mit kommt, geliehen zu bekommen. Und dann, wenn man

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wirklich einmal 10 Thaler aus dem Riesenfonds er escadrons- und batterieweise) als Darlehensfonds halten hat, hat man 6 Procent Zinsen zu geben und zur Disposition stellt. . Die Zinsen von 6 Procent darf nicht früher wiederkommen, als bis Capital und bittet sich dieselbe aus , da eine Vergrößerung des Zinsen zurückbezahlt sind. Fonds weder in der Absicht noch Nothwendigkeit liegt. Berechnung: Damit bat also der Staat ein Capital von 300,000 15 Sgr . 1) Beitrag zur Casse monatlich Thlrn. einfach zu 6 Procent angelegt (f. Seehandlung) . Ein weiterer Nachtheil steht nicht zu gewärtigen, 2) Erhalten aus der Caſſe 10 Thlr. 15 "I Todesfälle vor dem Feinde ausgenommen , denn in macht Abzug monatlich • jedem anderen Falle bedarf es wohl nur einer Re 3) Procente für 20 Monate à 6 pCt. clamation an die Familie , um das Darlehen der monatlich 1 " 6 Pf. Casse zu sichern. Summa 21 Sqr. 6 Pf. Da nur ein einmonatlicher Gehalt für die ge Nach einmaligem Empfang von 10 Thalern aus nannten Offiziere ſich als Capital in der Caſſe be dieser Casse lastet demnach während 20 Monaten ein findet, so ist wohl leicht ersichtlich, daß nur in Aus Abzug von 21 Sgr. 6 Pf. auf dem Gehalt des Offi: nahmsfällen ein größeres Darlehen als der einmonat | ziers , und er darf sich während dieser Zeit niemals liche Gehalt des Entlehnenden selbst gezahlt werden. ehr an dieselbe wenden. Sapienti sat! Welcher Vortheil erwächst aber daraus, daß kann. Nun aber zu den event . Beiträgen, angenommen, 6 Hauptleute zu 50 Thlr. in dieser Casse mitbedacht das Offiziercorps ist vollzählig arm , also die find ? Sie werden das Geld für sich selbst selten günstigste Bedingung nach Vorstehendem . brauchen, aber gern werden sie's entnehmen zum Zweck Berechnung des Grundcapitals : der Unterstützung der Lieutenants , in specie natürlich 12 Premierlieutenants à 20 Sgr. pro Monat 8 Thlr. Compagnieoffiziere. ihrer 30(?) Secondelieutenants à 15 Sgr . pro Monat 15 "I Wir schlugen vor, den Bataillonen*) 2c. solche Summa 23 Thlr. Cassen Caſſen zu überweisen , weil ja der Herr Regiments Nun geht das Darleihen los! commandeur nicht wissen darf, daß Jemand in seinem Das Bedenken des Verfassers gegen eine Central Regiment Geld braucht, borgt, d. h. Schulden macht. stelle theilen wir nicht. Es wäre ein Glück , wenn ( Quousque tandem Catilina, d . h. deutsch : „ der Zopf, von der Centralstelle aus die Darlehnscassen , deren der hängt ihm hinten !") Zweckmäßigkeit wohl kaum angefochten werden kann, Wir geben hier nur Andeutungen ; können sie ver in Gang gesezt würden . wendet werden, soll es uns freuen, wenn nicht, nun, Das Punctum saliens ist doch zunächst , über: so ist es kein Unglück ! haupt eine Summe Geld zusammenzubringen, da man ja sonst im Allgemeinen nicht viel darleihen kann. Die Centralstelle möge also nach unserem , natürlich Das Einzelladungsgewehr von F. Vetterli. durchaus unmaßgeblichen Vorschlage folgende Fragen. (Schluß.) sich stellen (die Antworten kommen von selbst) : [Sch.] Der Schaft , aus einem Stück Nußbaum 1. Frage: Wer kann im Allgemeinen in der holz, vereinigt die verschiedenen Gewehrtheile zu einem Armee in die Lage kommen , Geld leihen zu wollen ? Ganzen vermittelst der Garnitur. Antwort: Hauptleute 2. und 3. Classe, Premier: Lauf und Verschlußzbülse sind am Schafte befestigt und Secondelieutenants . durch Oberband, Unterband und Basculehaken , weld ' 2. Frage: Können alle Mitglieder der genann letterer in die Bascule eingehakt und überdieß mit ten Chargen in diese Lage kommen ? der Bügelschraube verbunden ist . Antwort: Ja! Der Zweck der übrigen Garniturtheile ist der ge= Centralstelle : Daher wären denn für jedes wöhnliche. Regiment etwa nothwendig ? Den eigentlichen Verschluß bildet der Verschluß Antwort: Für Jeden, der in diese Lage kommen cylinder mit der ihn umgebenden Nuß, deren Sperr kann, ein einmonatlicher Gehalt. flügel im geschlossenen Zustande vor den Widerlagern Also per Infanterieregiment : 300 Thlr. in der Verschlußhülse_stehen, während das Patronen 6 Hauptleute 2. Classe à 50 Thlr.. 360 12 Premierlieutenants à 30 Thlr. lager durch den um 2 mm. in dasselbe eintretenden 750 Verschlußcylinder abgeschlossen iſt. 30 Secondelieutenants à 25 Thlr. "

Summa 1410 Thlr. Was würde also ungefähr die ganze Armee brauchen ? Etwa 200 Mal soviel - 282,000 Thlr., rund 300,000 Thlr. Dieß ist das Grundcapital, welches die Central stelle hiermit einmal den Regimentern 2c. (bataillons-,

*) Es gibt ein glückliches Bataillon in der preußischen Armee mit solchem ähnlichen Fonds. Das Bataillon steht jezt in Dels (Schlesien) und hat den Fonds einstmals von seinem Commandeur, dem Fürsten v. Pleß, geschenkt bekommen. Freilich ist der sogenannte „Onkel Pleß" seit jener Schenkungszeit weit corpulenter geworden , denn die Zinsen bleiben in ihm selbst, und es ist eine wahre Freude, zu sehen, wie der Onkel circuliri und wächst !

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Zwei durch die Verschlußhülse gehende und in das | nicht in's Lager vorgeschoben zu werden , sondern es genügt das bloße Einlegen derselben in die Oeffnung , Randgesenk des Patronenlagers mündende kleine Canäle haben die Bestimmung , etwa durch Plaßen | wodurch die Feuergeschwindigkeit wesentlich gewinnt. einer Patronenhülse nach rückwärts entweichende Gase Bis zur Schußbereitschaft sind drei Bewegungen nach oben abzuleiten . Die spiralförmigen Flächen an auszuführen : Nuß und Cylinderverstärkung machen eine vorzeitige 1) Deffnen, Zündung unmöglich , indem dadurch das lezte Vor 2 ) Einlegen der Patrone, dringen des Verschlußcylinders erst durch Abwärts 3) Schließen. bewegung des Nußhebels ergänzt wird . Was die Feuergeschwindigkeit betrifft, so haben nicht Die Function des Systems ist folgende : ausgesuchte Schüßen im Zeitraum von einer Minute Dem Aufwärtsdrehen des Hebels oder Griffs 14 Schuß mit 11 und 12 Mannstreffern auf 300 folgt die mit ihm verbundene Nuß ; durch diese Be Schritt und bei feldmäßiger Ausrüstung erzielt. wegung werden die Schlagstiftsflügel aus der Tiefe Selbstverständlich könnten weit größere Zahlen erreicht der schiefen Ebene der Nuß gehoben, die Schlagfeder werden , wenn es sich bloß um zweckloses Schnell zurückgedrängt, gespannt, durch Eintreten der Sperr schießen handelte, oder wie dieß vorkommt , eine An= feder (hinterer Theil des Ausziehers) in dem hierzu wendung künstlicher, aber im Felde nicht anwendbarer bestimmten Einschnitt der Nuß der Schlagmechanismus Mittel gestattet würde , wobei 25 bis 30 Schuß per in Spannung erhalten ; durch dieses Eintreten der Minute zu erzielen wären ; wir haben es indessen bloß Sperrfeder sowohl, als auch durch Anstehen der Ver mit militärischem , feldmäßigen Schnellschießen und stärkung des Hebelrings an der Bascule wird weiteres Schnelltreffen zu thun , und ohne auf besondere Ge Aufdrehen (Ueberdrehen) verhindert . wandtheit hinzudeuten . Die Sperrflügel der Nuß haben hierdurch die Die Oeffnung zum Einlegen der Patronen kann Widerlager verlassen und stehen vor den Durchlassen, mittelst einer drehbaren Deckhülfe geschlossen werden, daher der Verschlußcylinder soweit zurückgezogen wer wonach das Gewehr vor allen äußeren Einwirkungen den kann , bis der vordere Ansaß des Ausziehers an geschüßt ist. Querschieber oder Keil ansteht. Der Verschluß- und Schlagmechanismus dieses Dieser Rückbewegung des Verschlußcylinders folgt Gewehrs ist , wie erwähnt , von der größtmöglichen auch die ausgefeuerte Patronenhülse, welche durch den Einfachheit sowohl in seiner Gesammtconstruction als beim Schließen über den Patronenwulst getretenen für das Zerlegen der einzelnen Theile. Der Verschluß Auszieherhaken erfaßt , zurückgezogen und von dem ist sicher und dauerhaft , das Gewehr von äußerst das Hülsenkaliber überragenden Kopf der Auswerf angenehmer Handhabung in allen vorkommenden feder aufgeschnellt und ausgeworfen wird. Es kann Positionen, liegend ausgenommen ; durch seine wenigen aber auch durch beliebiges langsameres Deffnen die und starken Einzeltheile ist es einer möglichst geringen Hülse statt ausgeworfen zum Wiedergebrauch leicht Abnutzung unterworfen und kann in Folge dieser Vor erfaßt werden. züge zu äußerst billigem Preise (massenweise zu 50 bis 55 Frs . per Stück) hergestellt werden. Nach Einlegung der Patrone wird der Verschluß. cylinder vorgeschoben, der Hebel abwärts gedreht, wo Das Zerlegen ist äußerst einfach und leicht ; zur durch die Sperrflügel der Nuß vor die Widerlager treten Wegnahme des Verschlußcylinders ist bloß der Quer und der Verschluß gesichert wird, während die Schlag schieber vorzuschieben ; die Wegnahme des Laufes er: stiftflügel vor der größten Tiefe der schiefen Ebenen fordert bloß Ausschrauben der vorderen Bügelblatt der Nuß stehen und das ungehinderte Vorschlagen der schraube und Wegnahme der zwei Bänder. Feder gestatten ; der hintere Theil des Ausziehers Soll überdieß der Verschluß- und Schlagmechanis (Sperrfeder) verläßt durch dieses Abwärtsdrehen des mus zerlegt werden , so ist bloß die Mutter abzu Hebels den Einschnitt der Nuß und überträgt seine schrauben , was von bloßer Hand , ohne weitere bisherige Function der vertical vorstehenden Stange, Hülfsmittel geschieht, und wonach sämmtliche Theile die in die Raft des unteren Schlagstiftsflügels eintritt wegzunehmen sind. und dadurch die Schlagfeder gespannt erhält , bis Das Zerlegen des völlig montirten Gewehrs, wie durch Druck an den Abzug die mit diesem durch Ge Wegnahme des Pußstocks, Losschrauben und Abnehmen lenf verbundene Stange sich senkt , die Schlagfeder der Bänder , Ausschrauben der Bügelschraube , Vor entspannt, der Schlagstift behufs Zündung vorgeſchnellt schieben des Keils , Herausnehmen des Verschluſſes, wird. Der zur Schraubenmutter heraustretende Ausheben des Laufes und Zerlegen der sämmtlichen hintere Theil des Schlagstifts markirt den gespannten Einzeltheile des Verschluß- und Schlagmechanismus, Zustand des Schlagmechanismus , der auch in Ruhe kann bei einiger Uebung im Zeitraum von einer Mi zu sehen ist , ohne daß die Patrone vom Schlagstiftnute bewerkstelligt werden , das Zusammenseßen_im berührt wird. gleichen Zeitraume , und es bedarf hierzu bloß eines einfachen Schraubenziehers oder in dessen Ermangelung Da das Hülsenkaliber mit demjenigen des Patronen einer abgeſtumpften Meſſerſpiße. randgesenkes verglichen ist , so braucht die Patrone

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Diese Thatsachen bilden ein sprechendes Zeugniß | hätte ; aber das ist eben das Mißliche , hierin liegt von der Einfachheit und militärischen Zweckmäßigkeit eben das Factum , daß bis zu unseren Tagen Nie dieser ausgezeichneten Waffe. mand eingesehen hat oder wenigstens zugeben wollte, Maße und Gewichte. daß das Ganze unserer militärischen Einrichtungen mm. • 770 Lauf, Länge ohne Gewinde . • vollkommen unhaltbar sei und von Grund aus ab: . 792 " Länge mit Gewinde " geändert werden müsse. Jeßt sieht man es wohl ein . 10,5 "/ " Kaliber , normal und ist über die ganze Lage und die enormen . 660 " Züge vier, Windung eine auf " Schwierigkeiten , die sich aufgehäuft haben , verwirrt. 720 " Visirlinie, lang . " Man hat geglaubt , durch die Ausdehnung des com 25,6 " merciellen und industriellen Systems , durch die Auf " Durchmesser unter dem Visir " Kornhöhe über der Bohrungsmitte 16,9 " häufung von Reichthümern in den Stand gesezt zu 1270 " Länge des Gewehrs ohne Bajonnet . werden, alle politischen und diplomatischen Schwierig Gewicht des Gewehrs ohne Bajonnet keiten, die in Europa entstehen könnten, zu beherrschen 4125 gr. 3,75 " Gewicht der Pulverladung • · oder mindestens zu beschwichtigen, und es ist dieß eine 20,4 11 Gewicht des Projectils Zeitlang geglückt. Aber zwei Sachen hat man gänz 30,5 " lich übersehen, nämlich erstens , daß andere Nationen Gewicht der fertigen Patrone mm. 63 Länge der fertigen Patrone . dieselben Mittel ergreifen und anwenden könnten, 46 Länge der Patronenhülse (Kupfer) und zweitens daß das Nationalitäten Princip nicht " nur aufkommen , sondern endlich das leitende in Eu ropa werden müsse. Nun ist man doch endlich wach geworden und zugleich nicht wenig erschrocken , denn Militärische Zeitfragen in England. die Schwierigkeiten sind enorm und die Zeit drängt. [Das Heerwesen und die Armeeorganisation. Die Große Industrien, wovon die Engländer bis zu einem Das Militärbudget und die Reductionen. Mängel des Kaufsystems. - Das neuere Artillerie: gewissen Zeitpunkt mehr oder weniger das Monopol wesen. - Die Aussichten für die allgemeine Wehr hatten, sind jeßt in andere Hände gekommen ; es ist pflicht.] große Noth in Folge des Mangels an Beschäftigung [D-r.] London , im April 1870. Die leßte der in den großen Fabrikdistricten und namentlich in alten oder vielmehr altmodischen geworbenen Armeen London , wo 175,000 Arme täglich versorgt werden liegt so zu sagen in den leßten Zügen und eilt ihrer müssen ! Die Bevölkerung hat in Folge des Fabrik Auflösung entgegen. Es muß eigentlich als ein systems eine ganz abnorme Dichtigkeit erlangt , und Wunder betrachtet werden , daß sie sich mitten unter die einheimischen Nahrungsstoffe genügen bei weitem nicht für die Bedürfnisse. Sagen wir es nur heraus : den großen modernen nationalen Armeen des Fest landes von Europa bis zu dem heutigen Tage be die englische Bevölkerung verlangt eine wenigstens haupten konnte ; im Grunde genommen hat sie dieß um 50 Procent bessere und reichlichere Nahrung als nicht gethan , denn der Schauplaß ihrer Thätigkeit irgend eine andere in der Welt , und ohne diese ist befand sich in den letzten Jahren meistens in außer sie so ziemlich werthlos , denn das rauhe Klima zehrt europäischen Ländern , und ihr legtes Auftreten in stark an dem menschlichen Körper ! Europa war - jezt endlich sieht man es ein! Unter solchen Verhältnissen ist es ganz natürlich, doch nur ein gewaltiges Fiasco : der Krimkrieg näm daß man danach trachtet, die größtmöglichen Erspar lich. Ungefähr 300 Millionen Francs sind auf die nisse im Staatshaushalt einzuführen. Unser Mili abyssinische Expedition verwendet worden ; Hauptzweck tärbudget für 1869/70 betrug 14,111,900 Pfund derselben war ohne Zweifel , der Welt zu beweisen, Sterling , oder etwas über 94,000,000 Thlr.; jenes daß England doch noch eine Militärmacht beſißt, aber der norddeutschen Conföderation für dasselbe Finanz troßdem daß so viel Geld verschwendet wurde , will jahr war etwas geringer als 68,000,000 Thaler. der Beweis nicht recht gelingen. England konnte für dieses Geld keine größere Feld armee in Europa stellen als höchstens 42,000 Mann Es ist eigentlich recht beschämend für die Staats männer Englands , daß sie gänzlich unfähig waren, (Infanterie und Cavalerie mit den nöthigen Geſchüßen). während der leztverflossenen 40 Jahre den wirklichen | Norddeutschland kann im Frieden beinahe siebenmal Gang und die wahren Tendenzen der europäischen und im Krieg mehr denn zwölfmal so viel Feld Staatsentwickelung zu erkennen, denn sonst hätten sie truppen aufstellen und hat außerdem über 400,000 Mann Depot- und Garniſonstruppen ! gewiß wenigstens versucht, bei Zeiten der Armee eine Will man noch weitere Beweise haben, wie fehler: bessere und mehr haltbare Organisation zu geben, als fie jest besigt. Ich will nicht behaupten , daß dieß haft und morsch das ganze englische System ist , so eine leichte Sache gewesen wäre , auch läßt sich nicht genügt es, einfach auf die Thatsache hinzuweisen, daß ――― verkennen, daß jedes Jahr seine eigenen Anforderungen die hiesigen Staatsmänner oder vielleicht beſſer mit sich brachte, wodurch die Ausführung einer Armee gesagt Parteiführer bisher keine andere Art Er reform immer wieder in den Hintergrund geschoben sparnisse zu machen wußten als eben durch die Herab worden wäre, wenn man ihre Nothwendigkeit anerkannt | sehung des effectiven Standes der Armee. Im vorigen

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Jahre hat Mr. Cardwell nicht ganz 7 pCt. des und , wie gesagt , sämmtliche Standesherabſeßungen auf Kosten der Colonien geschehen ließen ; denn es Militärbudgets erspart , dabei aber ungefähr 9 pCt. der effectiven Armee reducirt , und dieses Jahr will ist seit zwei Jahren die Armee im Ganzen um 24,318 Combattanten reducirt , und in derselben Periode ist er weitere 10 pCt. reduciren , um 10 pCt. der Vor die Zahl der in den Colonien dienenden Truppen um anschläge zu ersparen. Es ist zwar in anderen Ländern auch diese Art zu öconomisiren öfters von gewissen 25,709 Mann vermindert worden . Es ist nun ganz Parteimännern empfohlen worden , aber da war es richtig , daß die für die Colonien benöthigten Aus wenigstens sehr leicht zu erkennen, daß es ebenso sehr lagen für militärische Zwecke sehr groß , man möchte in der Absicht dieser Herren lag, die Militärmacht zu sagen enorm groß sind ; 3. B. für das kommende schwächen, und zwar aus politiſchen Gründen, als um Jahr sollen 2,589,886 Pfund Sterling für dieselben Geldersparnisse zu erwirken. verausgabt werden , (nach den Reductionen !) d . h. In England ist dieß nicht der Fall. Mr. Cardwell hat selbst dem Parla: 17,265,906 Thlr., wovon zurückgezahlt werden sollen ment das Geständniß gemacht, daß Großbritannien bloß 309,000 Pfund Sterling - 2,060,000 Thaler. eine bewaffnete Macht von 400,000 Mann haben Das Publicum des Mutterlandes fragt aber: warum sollte , um das Land vollkommen in Vertheidigungs sollen wir denn für die Coloniſten in Canada , Süd zustand zu sehen. Freilich tröstete er das Unterhaus | Afrika, Australien und Neu - Seeland so viel zahlen, dabei mit einer Papier - Armee von 380,000 Mann, wenn sie durch ihre Schutzölle unsere Waaren nicht wovon etwa 300,000 aus Milizen, Freiwilligen, ent nur überhaupt hoch besteuern , sondern ganz gleich lassenen Pensionisten und dergleichen bestand, und er mit jenen der anderen Nationalitäten behandeln ? Es behauptet auch jeßt, daß seine gegenwärtige Standes ist doch eine merkwürdige Sache, daß der Engländer, herabsehungen eigentlich nur den Uebergang bilden zu der zu Hause eifriger Freihändler ist, der gern Alles einem Cadre-System, wie dieß überall auf dem Fest umstürzte , um nur seinen Grundsäßen Geltung zu lande besteht ; aber während er in zwei Jahren verschaffen, daß dieser Mann, wenn er nach Australien auswandert, ein ganz starrer Protectionist wird ; und 24,000 Mann vom effectiven Stande streicht, kann er nicht ganz 2000 Reservisten aufweisen , um seine ebenso wahr ist es leider , daß jeder Frländer , der Cadres auszufüllen ; somit gleicht sein Cadre - System nach den Vereinigten Staaten auswandert , der er bittertſte Feind Englands wird , und da ist es gerade, frappant einer Darstellung von Shakspeares Hamlet, wo das Nationalitäts-Princip hier zu Lande eingreift wobei auf allgemeines Verlangen des verehrungs würdigen Publicums die Titelrolle (Hamlet) ausge und die Schwierigkeiten der Armee-Organisationsfrage strichen wird ! Troß aller Standesherabjegungen geradezu verdoppelt. Wenn die enormen Auslagen der englischen Mili bringt jedoch das gegenwärtige Ministerium mehr Truppen zusammen im vereinigten Königreich, als seit tärverwaltung hauptsächlich von dem Werbesystem oder von einer besseren Verpflegung und Besoldung einer langen Reihe von Jahren da waren, und zwar einfach dadurch, daß man Truppen aus den Colonien der Mannschaft herrühren würden , so wäre das un vermeidlich und man würde sich leicht darüber trösten ; und auswärtigen Besißungen zog , wo 1868-1869 aber die Sache ist nicht so : man hat vielmehr eine 49,650 Combattanten sich befanden, die für 1869-70 auf 34,502 reducirt wurden, und für 1870-71 gar fehlerhaft verwaltete Organisation , reich an Miß bräuchen, und um diese abzuschaffen, müßte man auf auf 23,941 herabsinken. (Natürlich ist Indien dabei einmal ein enormes Capital erlegen , man zieht daher nicht gerechnet , denn dieses Land hat ein eigenes vor, die Interessen fort und fort zu zahlen . Es ist Finanzministerium und ein besonderes Militärbudget.) eigentlich ein erschreckendes Beispiel der Unwirthschaft, Unwillkürlich fragt man nun, ob Colonien wie Canada, Cap der guten Hoffnung , Australien , Neu - Seeland die von einer sogenannten volksthümlichen Regierung in militärischen Sachen getrieben werden kann ! verlangen oder verlangt haben , daß sie so gänzlich Man betrachte so ein Unding wie ein Bataillon von Truppen entblößt und auf ihre eigenen Ressourcen mit einem Mannschaftsstande von 600 Köpfen, getheilt so urplöglich angewiesen werden ? Dieß ist nicht der in 12 Compagnien mit 15 Subalternoffizieren , 12 Fall , im Gegentheil : die genannten Colonien alle, Hauptleuten, 2 Majoren und 1 Oberstlieutenant, nebst namentlich aber Neu - Seeland , haben gebeten , man 1 Zahlmeister, 1 Quartiermeister und 3 Aerzten , möge dieß nicht thun. dieser Körper wird Regiment benannt , kann aber Betrachten wir jezt einen Augenblick, was in den lezten Jahren stets geschah, wenn ein Ministerwechsel selbstverständlich nur als Bataillon verwendet werden . Der jeßige Kriegssecretär Herr Cardwell weiß nun, stattfand. Kamen die Tories an's Ruder , so ver mehrten sie die Armee und seßten Alles , was diese um Geld zu ersparen, nichts Besseres mit diesem Un und die Flotte anbelangt , in den besten Zustand. geheuer anzufangen , als zwei Compagnien desselben aufzulösen , wodurch natürlich die Sache noch lächer Kamen sodann die Whig-Liberalen empor , so fingen licher wird ; denn ein Regiment, das aus 500 Mann und sie damit an, Alles wieder herabzuseßen, um Geld zu mehr als 30 Offizieren besteht, ist ein wahres Curiosum! ersparen und Popularität zu gewinnen . Das lezte Mal aber haben sie ihr System dahin modificirt, daß Dasselbe soll zwar nur den Friedensstand vorstellen ; sie eine ganz nagelneue Colonial - Politik annahmen wenn ein solches Bataillon in's Ausland geschickt

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dieser ganzen militärischen Geheimnißkrämerei steckt, ist werden soll , wird seine Stärke auf 900 Köpfe ge nichts anderes als das Kaufsystem der Offiziere und bracht, was gegenwärtig nur durch den Einschub einer Masse Recruten geschehen könnte , denn man hat im alle damit verbundenen finanziellen Rücksichten, sowohl der Privatpersonen wie des Staates. Ganzen nur 5824 Reservisten für die ganze Armee, und ein guter Theil derselben besteht bloß auf dem Ein Beispiel wird diese Verhältnisse gleich klar machen Vor einigen Jahren verdoppelte man die Papier. Angenommen jedoch , daß die Möglichkeit Infanterieregimenter Nr. 2-25, d. h. man errichtete vorhanden wäre, alle diese Bataillone zu completiren, so bleibt doch die Zahl der Unterabtheilungen im sogenannte zweite Bataillone, die jedoch in der Wirk schreiendsten Widerspruch mit den Anforderungen der lichkeit nichts anderes waren als Zwillingsregimenter neueren Taktik. In der That wird hierauf in Eng von derselben Organisation wie die früher bestehenden, und die mit diesen eigentlich gar nichts gemein haben. land wenig Rücksicht genommen , das Festhalten der als etwa die Rang- und Anciennetätsliste der Offi englischen Armee an veralteten taktischen Methoden ist vielmehr eine Folge ihres verknöcherten Organiziere , in jeder anderer Hinsicht aber vollkommen ge trennt und unabhängig dastehen. Bei dieser Neu sations Systems als der wissenschaftlichen Einsicht, und so wie das jeßt bestehende Regiment eigentlich nur errichtung sind angestellt worden : 24 Regimentsobersten ein solches aus dem 17. Jahrhundert darstellt , ehe (Generale) ohne Kauf, jeder mit einer jährlichen Be die Unterabtheilung in Bataillone durchgeführt wurde, soldung von 1000 Pfund Sterling. Ferner mittelst Kauf: 24 Oberstlieutenants, Regimentscommandanten, so hängen die englischen Offiziere noch immer an den starren Formen der Linear : Taktik der älteren Peri 48 Majore , 288 Hauptleute , 360 Lieutenants incl. der Adjutanten. 240 Unterlieutenants (Ensigns) . Der oden. Fremde Offiziere müssen schon häufig bemerkt Kaufpreis sämmtlicher Stellen , d. h. das Geld, haben, wie schwer es hält, von den englischen Kame welches alle diese Offiziere nach ihrem Range in die raden irgend etwas Bestimmtes über die zwei Gegen Hände der Regierung deponiren mußten , betrug im stände : Organisation und Taktik und die Ganzen 1,140,000 Pfund Sterling = 7,600,000 Thlr.; gegenseitigen Beziehungen beider herauszubekommen. somit hatte eigentlich der Staat eine neue Anleihe Troz aller scheinbarer Offenheit und Biederkeit besigt contrahirt, nur daß die dafür zu zahlenden Interessen jeder Engländer dabei eine mehr als durchschnittliche nicht als solche, sondern als ein Theil der Gagen der Quantität von Zurückhaltung über gewisse Gegen stände, ―― darin besteht theilweise das Geheimniß Offiziere entrichtet werden. ihrer mercantilischen Tüchtigkeit ! Was nun hinter (Fortsetzung folgt. )

Nachrichten.

Preußen. ** Berlin , 30. April. [Die gezogene kurze 15cm. Kanone.] Die Versuche der königlichen Ar tillerie ፡ Prüfungs- Commiſſion mit dem gezogenen kurzen eijernen 24Psünder sind beendigt. Die überaus günstigen Versuchs- Ergebnisse hatten die Allerhöchste Genehmigung der Einstellung von gezogenen kurzen 24 Pfändern aus Gußeisen in die Belagerungs- und De fensionsartillerie , und zwar nach der metrischen Benennung als gezogene kurze 15 - Centimeter Kanone zur Folge. Durch die Einstellung dieser neuen Röhren scheiden demnächst die 25 und 50pfündigen Haubißen , sowie die 25pfündigen Bombenkanonen aus dem Belagerungstrain aus, ebenso die glatten langen und kurzen 24Pfänder aus der Vertheidigungsartillerie. Die gezogene kurze 15cm. : Kanonenröhre hat incl. Verschluß ―― Kreiner'scher Doppelkeil mit Kupferliderung (85 Kilo) - ein Gewicht von 1475 Kilo , bei einem Hintergewicht von 137,5 kilo. Die Röhre hat 24 Keil züge von 1,6 mm. Tiefe, bei einem Drallwinkel von 40 und einer Dralllänge von 6,7 Meter. Die Rohrlänge

beträgt 2151,1 mm. und diejenige des gezogenen Theils 1490,8 mm. Das Material der Röhren ist Gußeisen , und zwar hat sich bei diesen Versuchen das Sayuer Eisen als ein für Geschüße sehr brauchbares Material bewährt. Der Vorderkeil des Verschlusses besteht aus Schmiedeisen; der Hintertheil ist aus Stahl gefertigt. Einzelne Versuchs röhren haben über 2150 Schuß ausgehalten, wobei natür lich die Zündlöcher sich bedeutend erweiterten, das Rohr material selbst sich aber gut bewährte. - Hinsichtlich der Construction der Röhren ist zu bemerken, daß diese eisernen. Röhren keinen Zündlochstollen erhalten ; die untere Kante des Zündlochs wird dagegen zum Schuß gegen Aus Der Lagerpunkt ist nicht brennungen abgerundet . verjenkt. Die stärkste Gebrauchsladung beträgt 1,5 Kilogramm Geschützpulver ; die kleineren Ladungen haben ein Gewicht bis zu 0,3 Kilogr. Als Geschoß dient eine Langgranate ; scharfgeladen wiegt sie über 28 Kilo und ist mit einer Bodenschraube und Bleiringdichtung versehen. Das Gewicht der Spreng ladung ist 3 Kilo ; um diese beim Einschlag in's Ziel

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vor einer zu frühzeitigen Entzündung zu sichern , werden Die eiserne Achse ist diejenige der 24pfündigen Be die 15cm. Langgranaten sofort nach ihrer Anfertigung in lagerungslaffete C/64 ; ſie ist durch zwei Mitnehmer mit der Geschüßgießerei im Innern verpicht. ― Die Ge der Laffete verbunden. Zur Erleichterung der Bedienung der erhöhten Laf schwindigkeit des Geschosses auf etwa 60 Schritt vor der Mündung ergibt sich bei der stärksten Gebrauchsladung feten sind an den beiden Mitnehmern eine rechte und im Mittel zu etwa 260 Meter , an der Mündung etwa eine linke Trittplatte , und zwischen den Wänden am 256 Meter, bei der schwächsten Ladung von 0,3 Kilogr. Mittelriegel ein mittleres Trittblech angebracht. an der Mündung etwa 95 Meter. Die Räder find diejenigen der 24pfündigen Be Was den Modus der Einstellung dieser neuen Ge lagerungslaffete C/64. schüßröhren betrifft , so werden zuerst die 25 und 50 Als Richtmaschine dient die sogenannte preußische pfündigen Haubißen und 25pfündigen Bombenkanonen | Richtmaschine mit doppelter Schraubenspindel und der der Belagerungsartillerie, ſowie die 25pfündigen Haubißen | Richtſohle , analog der bei den Feldgeschüßen bewährten und Bombenkanonen und die glatten langen 24Pfünder Richtvorrichtung. Mit dieser Einrichtung kann bei dem der Festungs- Armirung ausscheiden. Mit dem weiteren erhöhten Zapfenlager eine Elevation bis zu 30 ° gegeben Fortschreiten der Beschaffung dieser gezogenen Röhren werden. werden dann die für die Armirung gegen den förmlichen Behufs des Transports wird das Rohr in das Angriff vorhandenen glatten kurzen 24Pfünder durch sie Marschlager hinter den Streben der Laffetenböcke auf die Laffetenwände, den Ruh- und Stirn : Riegel gelegt ; die ersetzt. Die Versuche mit dieser neuen gezogenen kurzen Röhre | Richtmaschine wird am Mittelriegel zwischen den Wänden haben außer den bekannten Vorzügen der gezogenen Ge untergebracht und mit Stricken befestigt. schüße preußischen Systems eine so große Fügsamkeit Zur Laffete gehören noch : der Laffetenkasten , der Radträger , der Hemmschuh mit Kettenstück und eine ihrer Bahnen constatirt, daß die Verwendung dieser Ge Hemmkette mit Schließ- und Einhänghaken . schützgattung in der Artillerie des Angriffs und der Defension eine äußerst vielseitige ist. Der Laffetenkasten, analog demjenigen der 24pfündigen Das kurze 15cm. - Kanon erscheint in den ersten Belagerungslaffete , dient zur Aufnahme des Geſchüß Batterien" des Belagerers als Enfilir , Ricochettir , zubehörs u . s. w . Derselbe wird bei dem Transport der Demontir und Demolitionsgeschütz , in dessen zweiten Laffete durch seine verlängerten beiden Bodenschienen und Batterien ", und zwar in den indirecten als Geschüße durch entsprechende zwei vordere und zwei hintere Laffeten der Bresche und Contre- Vatterien. Der Vertheidiger, kastenhalter (gleichsam Nasen- und Splinte - Bolzen) auf welcher seinen schweren Kalibern möglichst gedeckte und dem Beschlag der Wände zwischen Proß- und Mittelriegel nicht zu wechselnde Pläse anweist, wird das kurze 15cm. befestigt. -- Der hölzerne und mit Beschlag versehene Kanon hauptsächlich auf dem Hauptwall der Collateral Radträger dient zur Fortſchaffung der Vorrathsräder. werke der Angriffsfront , sowie auf der Courtine dieser Er gleicht einer hölzernen Achse ; seine beiden Achsschenkel selbst placiren , und zwar insbesondere gegen den unvoll werden mit Röhrscheiben und Lünsen , gleich denen der endeten Bau der Parallelen in der Nähe der Commus Laffete , versehen. Bei dem Transport wird der Rad nicationen, sodann gegen die unvollendeten Batterien . träger in das erhöhte, unbenußte Schießlager gelegt, durch Mit den Versuchen der gezogenen kurzen 15cm . den Radträgerhaken am rechten Laffetenbock befestigt und Kanonenröhre wurden auch diejenigen mit der zugehörigen endlich die Vorrathsräder auf den beiden Schenkeln be Laffete zu Ende geführt und dieselbe als gezogene festigt. Die Laffete hat ein Gewicht von 1250 Kilogr . Als Proze für die 15Cm. - Laffete der Belagerungs-, furze 15cm. Laffete definitiv in die Festungs- und Belagerungsartillerie eingestellt. Ihre Construction gehört resp . Festungsartillerie ist vorläufig die alte Belagerungs im Allgemeinen derjenigen der sogenannten „ erhöhten proze C/31 , resp . die Wallproze C/18 bestimmt. Bei den Versuchen mit dieser Laffete kamen auch Laffeten C/64 " an, nach welchem seiner Zeit die 12pfün digen Feldlaffeten und die 12 und 24pfündigen Be❘ Nothbettungen zur Erprobung , bei welchen die mittleren lagerungslaffeten aptirt wurden (vgl. Doergé , die ge Bohlen für den Laffetenschwanz eine einfache Querunter zogenen Laffeten). lage aus Kreuzholz erhielten. Bei der Beschießung mit Die beiden Laffetenwände bestehen vorerst je aus einer der Marimalladung von 1,5 Kilogr. mit 150 Schuß Bohle, welche durch die fünf Riegel verbunden sind ; es unter Elevationen von 30, 23, 21 und 15 Grad zeigte werden indessen Versuche angestellt , um jede Wand aus sich diese Nothbettung als vollständig haltbar. zwei auf einander gesetzten Bohlen zusammenzusehen. Die Württemberg. Brust der Laffete ist ohne Zapfenlager- und Achs- Aus schnitt. Auf den Beschlag der Wände sind vorn an der Stuttgart , 26. April. [ Beabsichtigte Ver 75 Brust der Laffete über der Achse zwei eiserne Aufſäße Länderungen in der Organisation der Armee.] aus Ueber die Pläne unseres neuen Kriegsministeriums zur in Form eines Dreiecks, sogenannte Laffetenböcke, Ständer und Strebe bestehend , welche in ihrer Ver Ersparniß in der Armee macht man der " Warte“ von - aufgefeßt. einigung das erhöhte Zapfenlager bilden hier folgende Mittheilungen : 1) die Organisation der Der verlängerte Ständer bildet den Stirnbeschlag der Infanterie und Cavalerie soll verändert werden . Visher Wände. hatten wir 8 Infanterieregimenter zu je 2 Bataillonen

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und außerdem 2 Jägerbataillone, zuſammen 18 Bataillone. In Zukunft sollen die abgesonderten Jägerbataillone ganz wegfallen, an die Stelle der 8 Regimenter aber 6 Regis menter aber 6 Regimenter mit je 3 Bataillonen treten. Die bisherigen 4 Cavalerieregimenter mit je 4 Schwa: dronen sollen auf 3 Regimenter mit je 5 Schwadronen reducirt werden , so daß eine Schwadron ganz einginge. 2) soll eine geringere Zahl Mannschaft ausgehoben und 3) die Präsenzzeit (bisher 134 Jahr bei der Jufanterie) verringert werden . 4) Endlich soll das Einſteher- Institut bis auf einen gewissen Grad wieder eingeführt werden . Es sollen nämlich zwar alle durch das Loos Getroffene bei den Regimentern einerercirt, nachdem aber dieses ge= schehen, ihnen gestattet werden , sich für den Rest ihrer Dienstzeit loszukaufen. Dadurch will man die Mittel erhalten, um durch höhere Prämien die Unteroffiziere bei der Fahne festzuhalten. Die Regiments - Commandos be: finden sich nämlich bereits jest in der größten Noth durch den allgemeinen Weggang der Unteroffiziere. Nach unserem neuesten Kriegsdienstgeset darf kein Soldat (Infanterist, Artillerist 2c.) länger als 2 Jahre bei der Fahne be halten werden , auch kein Unteroffizier ; nur bei der Ca valerie ist das Marimum 3 Jahre. Die Prämien für längeres Bleiben sind dabei viel zu niedrig, um zu frei willigem Bleiben anzulocken. Die Folge ist, daß wir in wenigen Jahren, wenn diejenigen Unteroffiziere, die noch von der Zeit vor der Gültigkeit des neuen Kriegsdienst gesetzes als Einsteher bei den Regimentern vorhanden sind , vollends weggegangen sein werden , lauter junge Leute ohne Erfahrung und Autorität zu Unteroffizieren haben werden. (Nach späteren Nachrichten soll die Ne gierung den Gedanken, das Einsteherwesen wieder herzus stellen, gänzlich aufgegeben haben.) Niederlande. * Gravenhaag , 5. Mai. [Neuer Landes vertheidigungs- und Befestigungsplan.] Die Regierung hat der zweiten Kammer der Generalstaaten einen Plan zur Regulirung und Vollendung der Landes vertheidigung vorgelegt. Es soll dafür eine Summe von 10,400,000 fl. ausgeworfen werden , von welcher jährlich mindestens 11/2 Millionen auf das Staatsbudget über nommen werden. Der Minister wird jährlich über die Arbeiten des Vorjahres berichten. Sollte durch Neuerungen in den großen Verbindungswegen zu Lande oder zu Wasser oder neue Einpolderungen der gegenwärtig an genommene Plan verändert werden, so soll zuvor für die Bedürfnisse der Landesvertheidigung gesetzliche Vorsorge getroffen werden. Wenn die Arbeiten an den neuen Wasserstraßen von Amsterdam und von Rotterdam zur Nordsee so weit vorgerückt ſind, daß dort Vertheidigungs werke nöthig werden, so wird die Regierung ein Project dazu vorlegen. Das neue System nimmt als nothwendig an, die Vertheidigungslinie im Falle eines Krieges möglichst zu concentriren, deßhalb wird sich im Osten dieselbe vom Niederrhein längs der Vffel und des Zwartewater er

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strecken , im Süden an der Waal , der Maas von St. Andries ab, der Merwede und der Hollandsch Diep mit den vor diesen Gewässern liegenden festen Stellungen, an der Seeseite hauptsächlich an den Eingängen der großen Wasserstraßen , die in's Innere führen . Es soll damit aber nicht nothwendiger Weise Alles , was außer diesen Grenzen liegt, ohne Schuß gelassen werden. Die Hauptvertheidigungslinie bildet die neue holländische Waſſerlinie von Muiden am Zuydersee über Utrecht nach Gorkum und von da bis an den Biesbosch. Die Be festigungen von Amsterdam bilden dann gewiſſermaßen die Citadelle. Vorgeschobene Vertheidigungslinien ſind dann im Gelderland zwischen Waal und Rhein, und Groningen und Delfzijl. Die Seeküste wird dann ferner vertheidigt durch 5 Widderſchiffe , wovon 4 fertig sind und 1 im Jahr 1872 fertig wird, ferner durch 11 Monitors, wo von 3 fertig sind, 2 im nächsten Jahre fertig werden und 6 noch zu bauen sind ; durch 24 Kanonenboote mit Dampfkraft und geringem Tiefgang, jedes mit einem Ge schüße schweren Kalibers . Außerdem sind 6 schwimmende Batterien , theils mit Dampfkraft und theils gepanzert, vorhanden. Von der oben angegebenen Summe von 10,400,000 fl. gehen 1,140,000 fl. ab für Arbeiten an neuen Eisenbahnen, die der Staatscasse nicht zur Last fallen, es bleiben also für die eigentlichen Befestigungsarbeiten 9,260,000 fl. Würden nun jährlich etwa 1,780,000 fl. angelegt, so würde in 6 Jahren das ganze Vertheidigungs system vollendet sein. Man sieht , die Holländer ver schanzen sich mächtig, um ihre nationale Unabhängigkeit zu vertheidigen, die vorläufig von keiner Seite bedroht ist.

Rußland. Petersburg , 20. April. [ Das dießjährige Uebungsgeschwader der Marine in der Ost see.] In diesem Jahre wird wieder ein Uebungsgeschwader der russischen Marine in der Ostsee Uebungen vornehmen. Daffelbe ist in 3 Divifionen zusammengestellt und wird aus 2 Panzerfregatten, 2 Batterieschiffen, 4 Thurmschiffen und 6 Monitors bestehen. Außerdem sind dem Uebungs geschwader zugetheilt : 1 Schraubenfregatte, 1 Radfregatte, 1 Dampfaviso, 1 Dampfklipper, 2 Schrauben - Kanonen boote und 1 Raddampfer. Die zur Artillerieübung be stimmte Schiffsdivision wird aus 1 Batterieſchiff , 1 Thurmschiff , 1 Monitor und 1 Kanonenschiff bestehen. Die Seeschul- Division wird auf 1 Schraubenfregatte, 1 Segelcorvette, 2 Schrauben-Kanonenbooten und 1 Brigg üben. Das gesammte baltische Uebungsgeschwader wird einschiffen : 927 Offiziere, 13,747 Seefoldaten und Ma trofen , 127 Garde = Marinemannschaften , 345 Marine eleven und 380 Marinebeamte.

Berichtigung. In Nr. 19 der Allg. Mil.-Ztg., Seite 149, Spalte 2, Zeile 5 von oben bitten wir Basculehaken statt Auszieherhaken zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. -

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär-Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

Jahrgang.

Darmstadt, 25. Mai.

No. 21.

1870.

Inhalt : — Auffäße. Die Verfassung der t. t. österreichischen Militärgrenze. -Historische Wahrheit. Von Arkolay. Militärische Zeitfragen Die Mängel des in England. [Das Heerwesen und die Armeeorganisation. Das Militärbudget und die Reductionen. Kaufsystems. - Das neuere Artilleriewesen. Die Aussichten für die allgemeine Wehrpflicht. ] (Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Neue Adjustirungsvorschrift für die Armee. 1 Schießversuche gegen Panzerplatten nach Thiele'schem und Krupp'schem System. - Bevorstehende Belagerungsübung bei Olmüß. 1 Gegenwärtiger Stand der Armee. - Beschlagnahme der „Vedette". Dänemark. Personalchronik : Generallieutenant v. Lüttichau t. Schweiz. — Beabsichtigte Aenderungen in der Militärorganiſation. - Schießübungen des Gegenwärtiger Stand des Bundesheeres. Infanterievereins von Basel. — Beschränkung der Formalitäten der Dienstcorrespondenz .

Die Verfassung der t. t. österreichischen Militärgrenze. [v.L.] Im Jahre 1860 erhielt die f. t. Militär grenze durch die Allerhöchste Gnade Sr. Majestät für die im Verlaufe der jüngstverflossenen bedrängnißvollen Zeiten neuerdings an den Tag gelegten Beweise von unerschütterlichem Muth und aufopfernder Hingebung für die Sache des Rechts und der Ordnung , dann für Thron und Vaterland" die jetzt bestehenden Grenz- Grundgeseße, wodurch der Grenzer zum wahren Eigenthümer seines Grundbesißes erhoben und seine Gleichberechtigung mit den Bewohnern der übrigen Kronländer zur Erlernung der Gewerbe, des Handels, der Künste und Wissenschaften proclamirt wurde. Bis dahin folgte der Grenzer dem vom Jahre 1807 bestandenen , aus dem grundherrlichen Lehns: verbande hergeleiteten Nuß- Eigenthums -Verhältnisse, der Heerbannpflicht , einer Pflicht also , die den An schauungen des alten absolutistischen Desterreich ent sprach. Doch wird man hieran in unserer neuen Aera unliebsam wieder gemahnt durch die einfache Ueberantwortung eines nach §. 1 derselben Grenz Grundgeseße untrennbaren Bestandtheils der öster reichischen Erbmonarchie, - an die ungarische Krone. In Desterreich tritt wieder einmal die nur diesem

Staate so sehr eigenthümliche Erscheinung zu Tage, daß es etwas niederreißt, was es in kurzer Zeit viel leicht genöthigt sein wird, wieder aufzubauen . Ich meine damit die in Ausführung begriffene Aufhebung der Grenzverfassung, und doch würde diese - mutatis mutandis - für das in in großen großen Zügen Zügen Gesammtheer acceptirt , es einzig und allein ermög= lichen , daß Oesterreich , wenigstens durch eine Reihe von Jahren noch, sein Heer in einer auf den bestehen den Principien fußenden Verfassung erhalten, sich vor dem Aufgehen in einen Milizstaat würde bewahren können . Betrachtet man die Militärverfassung der Grenze, so drängt sich unwillkürlich die Bemerkung auf , daß fie die drei Grundelemente , auf denen die Organi sation der Milizſtaaten baſirt, in sich birgt. Die Militärgrenze hat mit dem Milizstaate par excellence , der Schweiz , 1 ) die allgemeine Wehr pflicht , 2) die allgemeine militärische Ausbildung, 3) die allgemeine militärische Bewaffnung und Aus rüstung gemeinsam . Denn zu den 43 activen Bataillonen mit 172 Compagnien, den 43 Reservecompagnien müssen noch die 21,500 Mann betragenden Grenz - Populations Compagnien (Abtheilungen , die aus abgerichteter waffengeübter Mannschaft per Regiment im Fall des Ausmarsches der activen und Reservetruppen zu

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sammengesetzt werden ) und der Landsturm als zweites | Regimentsbezirke durch Grenz - Scheidungstafeln be zeichnet. Die Militär- Grenzprovinzen unterstehen zwei Aufgebot gerechnet werden . Die Militärgrenze stellt zu Zeiten eines Krieges Militär- Commanden , und zwar dem zu Agram und 53,000 Mann in's Feld und im Lande 21,500 Mann dem zu Peterwardein : ersteres für die Carlsstädter, auf, wozu , wenn der Feind die Heimathsgrenze be Warasdiner , Banat und slavonischen Regimenter ; droht , noch der Landsturm von ca. 30,000 Mann lezteres für die fünf banater Grenz- Truppenkörper. kommt, demnach 6,81 Procent der Bevölkerung (ohne Das Agramer Militär- Commando besteht aus zwei Grenztruppen Divisionen Nr. 21 und 22 mit dem Landsturm ). Rechnet man hierzu die Wohlfeilheit der Erhaltung Size zu Agram, resp. Carlstadt , und fünf Brigade eines Grenzsoldaten (79 fl. 27 fr. ö. W. ) gegenüber commanden zu Bellovar, Vinkovce, Ottocai, Carlstadt den Kosten eines Liniensoldaten (226 fl . 50 kr . ö . W. ), und Petrinia . Das Peterwardeiner Militär- Commando enthält so steigert sich diese Aehnlichkeit auf eine die An ein Truppen-Diviſionscommando , Nr. 23 , zu Peter hänger des jeßigen Systems wahrhaft erschreckende wardein und zwei Brigadecommanden zu Semlin und Weise. Weißkirchen. Nur was Künste und Wissenschaften anbelangt, nimmt diese Aehnlichkeit in eben solchem Maße ab, da diese nur, und zwar erst seit 1850, in den wenigen Stabsstationen Städten gepflegt werden , die gewöhnlichsten Hand Die Grenzregimenter heißen : zu: werke aber noch auf einer sehr niedrigen Ausbildungs stufe stehen. Doch dieß sind Unterlassungsfünden # der Väter , deren Folgen die Söhne jest knirschend Liccaner, Kaiser Franz Joseph Nr. 1 Gospic tragen. Ottocai Ottocaner Nr. 2 Kurz und gedrängt lasse ich die militärische Ver: Ogulin Oguliner Nr. 3 Carlstadt fassung der Grenze folgen. Ich denke , man wird Szluiner Nr. 4 Bellovar mit mir zu demselben Schlusse kommen , daß sich diese Warasdiner-Kreuzer Nr. 5 nämlich nicht nur nicht überlebt hat, sondern daß sie Bellovar Warasdiner- St. Georger Nr. 6 Vinkovce Zeugungs- und Fortentwickelungskeime in sich birgt, Brooder Nr. 7 Neu-Gradiska deren Früchte noch gar manchen Antagonisten der Grasdiskaner Nr. 8 jezigen Militärgrenze zu bekehren bestimmt sein dürften. Mitrowiz Peterwardeiner Nr. 9 Der Flächeninhalt der k. k. Militärgrenze beträgt Glina Graf Jellacic 1. Banal Nr. 10 560,41 Meilen. Hiervon entfallen auf die croatisch Petrinia 2. Banal Nr. 11 slavonische 341 , auf die banater. Militärgrenze 219,41 Pancsova Deutsch- Banater Nr. 12 Meilen , mit ca. 1,115,000 Seelen. Es kommen Romanen-Banater Nr. 13 Caransebes = Meile. demnach ca. 1989 Menschen auf die Weißkirchen Serbisch Banater Nr. 14 Titl. Die Bevölkerung wohnt in zwölf Städten , zu Titler Grenzbataillon welchen die Militär - Communitäten (Städte, die eigene Gerichtsbarkeit haben , und deren Bewohner dem all Nach dem gegenwärtigen Stellungscontingente be gemeinen Heeresgeseße unterliegen) gehören , wie : stehen die Grenz - Infanterieregimenter Nr. 1 , 3, 6, Zengg , Carlopago , Bellovar , Ivanic, Petrinia, 7 , 9, 12, 13 und 14 nebst dem Regimentsstabe aus 128 Com vier Bataillonen zu vier Compagnien ― Kostainica, Brood, Carlowig, Peterwardein, Pancsova, Weißkirchen und Semlin ; ferner in 17 Marktflecken, pagnien, die Grenzregimenter Nr. 2, 5, 8, nebst dem zu welchen die Stabsorte der Regimenter und das Regimentsſtabe aus drei Bataillonen zu vier Com Titler - Grenzbataillon gerechnet werden , mit Auspagnien und einem 7. Halbbataillon = 42 Com= nahme jener , welche bereits als Militär- Comitate zu pagnien , die Grenzregimenter Nr. 4 , 10 , 11 nebst den Städten gezählt wurden, und in 1752 Dörfern . dem Regimentsstab aus drei Bataillonen zu vier Compagnien und einer 13. Compagnie 39 Com Ferner bestehen in der Militärgrenze drei Festungen : Peterwardein , Brood und Alt : Gradiska , dann die pagnien, das Titler Grenzbataillon nebst dem Landes Bataillonsstabe aus einem Bataillon zu vier Com Forts Kaisa und Cettin. Der Ort, in welchem der Oberst , Regiments compagnien und einem 3. Halbbataillon 6 Compag mandant, wohnt, und in welchem sich nebst allen Re nien, - demnach 215 Compagnien , von denen · ferenten, den ärarischen Cassen, auch der Oberstlieute 172 Compagnien activ , die anderen 43 Compagnien aber in der Reserve sind. nant ohne Bataillonscommando befindet , da er im Falle des Ausmarsches das Landesregiments commando Jedes Grenzregiment ist in 12, das Titler Grenz führt , heißt die Stabsstation ; nach der Station , in bataillon in 6 Landescompagnien eingetheilt ; diese Eintheilung ist eine Maßregel von mehr adminiſtrativer welcher sich das Compagniecommando vorfindet, wird Natur , wie ja daraus erhellt , daß die Regimenter in der Regel der Compagniebezirk benannt. Die Ortschaften find an ihren Eingängen mit mehr Feldcompagnien stellen, als dieselben in Landes Namen und Compagnie-Nummern, die Compagnie- und compagnien eingetheilt sind.

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Das jährlich erforderliche Recruten- Contingent wird nach der Seelenzahl der Landescompagnien repartirt. Es gibt Compagnien mit 3700 , und wieder mit 11,200 Seelen, z . B. im Brooder Grenzregiment. . Zum Waffendienst sind alle männlichen Grenz bewohner verpflichtet , welche in der Militärgrenze liegende Güter besißen und feldkriegsdiensttauglich sind . Die Erfüllung der Dienstpflicht beginnt mit dem voll endeten 20. Lebensjahre. Jeder muß seine Dienst pflicht selbst ableisten , Stellvertretung findet nicht statt. Der Waffendienst zerfällt in : 1) den Regimentsdienst , und zwar Stabsdienst Versehung aller Sicherheits- und Ehrenwachen ; 2 ) den inneren Dienst bei den Landes compagnien, 3. B. Briefordonnanzen , Cassa- Ehrenwachen , Es cortirung von Arrestanten 2c .; 3) den Grenz Cordonsdienst; 4) den Feldienst bei der Operationsarmee. (Schluß folgt.)

Historische Wahrheit.

Von Arkolay . In dem Aufsaß : „ Ein Wort über die Taktik der Artillerie" (in Nr. 17 der Allg. Milit.-3tg.) ist eine Behauptung enthalten , welche zur Ehre der deutschen Wissenschaft und um der historischen Ge rechtigkeit willen unmöglich mit Stillschweigen hin genommen werden kann . Auf S. 133 wird nämlich das Verdienst der wissen schaftlichen Reaction , welche seit Kurzem gegen die gezogenen Geschüße begonnen hat , keinem Anderem wie dem Prinzen von Joinville zugeschrieben ! Derselbe soll nach der Schlacht bei Richmond gesagt haben : die Wirkung der gezogenen Batterien sei eine ausgezeichnete und unter Umständen eine vernichtende ; aber ihre Anwendung sei eine beschränkte 2c.“ Diese Aeußerung des genannten Prinzen war mir neu , und ich bin überzeugt , daß sie fast allen Offi zieren Europas neu gewesen ist. Daraus folgt, daß fie eine Privatmeinung gewesen ist, wie Tausende von Offizieren jeden Augenblick ihre Privatmeinung äußern, ohne daß dieß viel bedeuten will . Auch ist mir nicht bekannt, daß jener Ausspruch in irgend einer Schrift prägnant und scharf zum öffentlichen Ausdruck ge kommen ist, daß sie also literarisch und wissenschaftlich weiter gewirkt habe. Dazu war sie auch viel zu all gemein ; sie war eine übrigens nur halbrichtige Behauptung ohne jede überzeugende und beweisende Begründung. Offenbar handelt es sich hier auch gar nicht um die Priorität irgend eines Gedankens im gewöhnlichen Sinne; die glatten Geschüße sind ja eine schon da gewesene , bekannte Sache ! Es ist also an und für fich gar keine neue Idee da, auf die irgend Jemand Anspruch erheben kann. Das sage ich , der ich neben

dem Prinzen von Joinville und dem Verfasser des angezogenen Artikels auch ein wenig, wenn auch nach träglich, zaghaft, unsicher und schonungsvoll gegen die gezogenen Geschüße aufgetreten bin. Zur Ehre der Artillerie muß man ferner an nehmen, daß die Anhänger der glatten Geschüße nie ganz ausgestorben gewesen sind. Sie sind nur durch äußere , durch thatsächlichen und selbst durch disci plinarischen Druck auf ein so kleines Häuflein zu sammengedrängt werden, daß sie wissenschaftlich ganz verschwinden. Ein Blick auf die Militär-Zeitſchriften und namentlich auf die Artillerie Fach- Zeitschriften in den sechziger Jahren macht dieß sofort klar. Diese Leute die Anhänger der glatten Geschüße mußten schweigen ; es schien gefährlich , eine Ansicht laut auszusprechen , die gegen die Neuerung verstieß. Es herrschte eben der Terrorismus der gezogenen Geschüße ! Nicht minder steht fest, daß von den Offi zieren der übrigen Waffen manche den gezogenen Ge So ist es vom jezigen schüßen stark mißtrauten. österreichischen Kriegsminister, Baron Kuhn , bestimmt erwiesen , daß er lange vor 1866 Zweifel gegen die große Brauchbarkeit gezogener Feldgeschüße geäußert hat. Auch dieser Mann hat für seine Zweifel wahr scheinlich nicht erst die Schlacht von Richmond und die vage , wenig sagende Aeußerung eines Prinzen von Joinville nöthig gehabt. Bei der nun beginnenden , täglich stärker werden den Reaction gegen die gezogenen Feldgeschüße handelte es sich also keineswegs um eine Er: findung , um eine neue Idee. Wohl aber handelt es sich dabei um den schweren Kampf selbst, der hier: bei durchzufechten ist , um sein Princip , um seinen Beginn, um seine Leitung , um seine Form , um sein literarisches Gewand . Zur Idee und zum Problem wurde dieser Kampf nur insofern , als es galt , eine wissenschaftliche Bilanz zu ziehen zwischen einem älteren bekannten Princip und einem neuen, das mit einer Masse von Fragezeichen umgeben war. Da das ältere Princip auch im Uebrigen veränderte Be ziehungen erhalten hatte , so bekam allerdings der Kampf selbst gewisse Merkmale der Idee : das Apo diktische und. Empirische trat zurück ; es entschied der tiefere Calcul. Es war hier im Kleinen , wie einst mit der Reformation im Großen. Die Keime dazu waren längst vorhanden , ohne daß ein Einzelner fie geschaffen hatte. Aber bald absorbirte der Kampf Alles. Die Doctrin wurde später gemacht. Es läßt sich genau nachweisen, daß jene Reaction nicht von Königgräß herrührt , obwohl dort die Ar tillerie von ihrer Verblendung sich hätte curiren laſſen können, wenn sie gewollt. Sie begann erst , als ein Paar Bücher erschienen waren , die nicht der Prinz von Joinville, sondern ein Anderer geschrieben hatte. Es gehörte sogar ein großer Muth dazu , diesen Kampf zu beginnen. Man hatte nicht weniger wie Alles gegen sich. Daß man hierbei mit Privat äußerungen wie den Joinville'ſchen nicht durchdrang,

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geschweige denn das auf allen Artillerien lagernde | werden. Es kommt hierzu, daß damals weder brauch Riesengewicht veralteter und eingerosteter Vorurtheile bare Versuchsergebnisse, noch Kriegserfahrungen über abwarf: das lag wohl auf der Hand . Es mußte die gezogenen Geschüße vorlagen, denn man hüllte fie gerade der Weg der Allgemeinheit und des Vagen absichtlich in ein mystisches Dunkel ein. Ich hatte gänzlich verlassen, es mußte jener der überwältigenden weiter keine Anhaltspunkte wie die allgemeine Theorie und detaillirten Beweisführung betreten werden. und den wissenschaftlichen - Instinct ! Deßhalb ent= Dazu gehörten die feinsten und schärfſten Waffen schuldigte ich mich auch beim Leser. Wenn gleichwohl fast Alles von " dem , was ich in dieser Schrift gegen des wirklichen Fachwissens. Sogar die Form des die gezogenen Geſchüße mehr kühn verlangen und be öffentlichen Auftretens war wesentlich. Sie mußte so haupten wie beweisen konnte , nachträglich als wahr ſein , daß es unmöglich war , den Angriff zu igno: riren. erkannt und selbst auf den Schlachtfeldern bestätigt 1 Daß Muth dazu gehörte , um die neue Artillerie worden ist : so mögen Andere entscheiden , wem hier zu negiren , und daß ihn lange Zeit Niemand besaß, in literarischer und wiſſenſchaftlicher Beziehung die Priorität gebührt. das bekundet der Verfasser des Artikels in Nr. 17 an sich selbst. Man blättere viele Jahrgänge der In dieser Sache handelt es sich gar nicht um Allg. Milit.-Ztg. und andere Organe durch, und man eine Person, sondern um die deutsche Wissenschaft, wird keinen Artikel finden , der wie der genannte so deren Ruhm nicht geschmälert werden darf. Aber es offen für die glatten Geschüße eintritt. Wenn dem gibt Dinge, die nur in Deutschland möglich sind . Es Verfasser jenes Artikels die Aeußerung des Prinzen scheint , als sei das deutsche Nationalgefühl zumal von Joinville so maßgebend war : warum erscheint seit 1866 auf den tiefſten Punkt herabgeſunken. Kein sein Artikel so unsäglich lange nach der Schlacht von Engländer , kein Franzose , kein Italiener und selbst Richmond , also auch nach der Joinville'schen Aeuße: kein Russe wird es über sich gewinnen, der notorischen Wahrheit und dem Bewußtsein aller Zeitgenossen zum rung und so kurz nach der Veröffentlichung der er wähnten Schriften , deren Verfasser aber nicht der Troß ein Verdienst in wichtiger Sache auf das Haupt französische Prinz ist ? eines Ausländers zu laden , der gar Nichts davon weiß, während es der eigenen Heimath angehört! Demnach kommt hierbei lediglich nur das wissen schaftliche Verdienst in Frage, einen Kampf gegen den Irrthum begonnen zu haben, der nach Tragweite und nach Ungleichheit der Kampfmittel bis jezt noch nicht Militärische Zeitfragen in England. dagewesen ist. Es galt , im Interesse der Wahrheit [Das Heerwesen und die Armeeorganisation. und der Wissenschaft eine wissenschaftliche Rebellion Das Militärbudget und die Reductionen. - Die auszuführen, die alle Kräfte in Anspruch nahm , und Mängel des Kaufsystems. — Das neuere Artillerie wesen. - Die Aussichten für die allgemeine Wehr bei der man selbst auf Verläſterung , Verleumdung Pflicht.] und Beschimpfung rechnen mußte. Da ich Niemand, (Fortsehung.) also auch nicht den Prinzen von Joinville , bemerkte, so begann ich dicje Stebellion . An den Anfeindungen, [D - r.] Vergleicht man aber den Betrag der Gage an den heftigen Journalartikeln, ja, an den heftigen mit jenem der erlegten Capitalien für jede Charge, so findet man in Procenten ausgedrückt, daß der Oberst Gegenschriften erkannte ich wirklich , daß ich sie be lieutenant erhält : nahezu 7 pCt., der Major nahezu gonnen habe. Es war keine Täuschung. Meine Ansichten über die gezogenen Geschüße sind 914 pCt., der Hauptmann über 111/2 pCt., der Lieute übrigens viel älter wie die von mir seit 3 Jahren nant über 18 pCt., der Ensign (Unterlieutenant) über veröffentlichten Schriften, was ich beweisen kann und 20 pCt. Der Regimentsoberst aber, der als General nachträglich zu beweisen gezwungen bin. Sie reichen seine Regimentscharge bis incl. Oberſtlieutenant nicht weit über die Schlacht von Richmond und über die mehr verkaufen darf , bekommt unter der Annahme, Aeußerung 1861 daß er nur den bis zur publicirte ich anonym eine Schrift , in der ich im genannten Stelle mit 4500 Biund Sterling erlegt hat, etwas über 22 pCt. für sein Geld , jedoch bloß Ganzen die gezogenen Feldgeschüße gerade so ver als Annuität. urtheilte wie später.*) Diese Schrift erschien in einer Wollte man nun die Armee auf eine vernünftige Zeit, wo der Erfolg (? ) der gezogenen Geschüße Alles umnebelt hatte, und wo ich in Gefahr gerieth, wegen Weise organisiren , so wäre vor Allem nöthig , das Gagenverhältniß der Offiziere vom Major abwärts meiner abweichenden Ansichten für irrsinnig erklärt zu bedeutend zu vermindern , und da müßte der Staat *) Die gezogenen Geschüße. Kritische Untersuchungen schon enorme Summen auszahlen, um das Kaufsystem gänzlich abzuſchaffen , denn man kann abſolut nichts über ihre Vorzüge und Nachtheile. Für Offiziere aller Waffen. Von einem deutschen Artillerieoffizier. 2. Auflage. Darmstadt, thun, außer kleinliche Standesherabſegungen, wie die Ed. Zernin , 1861. " 104 Seiten. Die Schrift erörtert also jezt vorgeschlagenen , vornehmen , so lange die Offi= nicht lediglich die gezogenen Feld geschüße , weßhalb natürlich ziere ein Recht haben, ihre Stellen zu verkaufen. manche Vortheile der gezogenen Geſchüße überhaupt darin an erkannt sind.

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traurig, zu sehen, wie das viele Geld in den Händen Es würden somit enorme Summen nöthig , um den Offizieren der Infanterie und der Cavalerie das, der Minderzahl die Finanzen der Mehrzahl oder was sie dem Staate für ihre Anstellungen gezahlt eigentlich der ganzen Nation beherrscht. Wiſſenſchaft, haben, zurückzuerstatten ; dicß ist jedoch nur ein Theil persönliches Verdienst, Capacität werden in der Armee der finanziellen Schwierigkeit, denn derselbe Staat hat dem Einfluß des Geldes wenn nicht gänzlich geopfert, unglücklicher Weise zwar stillschweigend, jedoch wirksam so doch untergeordnet , und das Parlament , welches genug, einen Privatverkauf ſanctionirt mit den Chargen die gleichen Rechte des ganzen Volkes beschüßen sollte, in jedem Regiment, wonach , um einen höheren Offi ist selbst dem Einfluß des Geldes gänzlich verfallen, zier , z . B. Major oder Oberstlieutenant , zum Aus und gegenwärtig in noch höherem Grade, als dieß je treten zu bewegen, ihm eine Summe über den regle früher der Fall war. Die ganze Geschichte des neueren Artillerie mentarischen Preis garantirt wurde, die dann repartirt werden mußte unter jenen Offizieren, die in Succeſſion wesens in England ist ein Beweis hiervon. So einen Grad avancirten, so daß ein Lieutenant, Haupt wie es eine Qualification ist , für die Stelle eines mann oder Rittmeister, der nur den reglementarischen Eisenbahngesellschaft- Directors Parlamentsmitglied zu Preis zahlen wollte oder konnte, bei solchen Anlässen sein , ebenso haben andere Industrien es verstanden, einfach übergangen wurde, wenn er auch der tüchtigste eine förmliche Bande ihrer Angehörigen und Mit-In Soldat war , der sich denken läßt. Der Unglückliche, teressenten in's Unterhaus zu bringen, um „ Geschäfte der gar kein Geld hatte und somit nicht einmal die zu machen“, und in der neueren und neuesten Zeit erstere Summe herausgeben konnte , wurde beständig haben besonders Birmingham und die Waffenfabri übersprungen , bis endlich ein Todesfall oder irgend | kanten durch die Presse und das Parlament beständig und nachhaltig gearbeitet, um die ganze Geschüß- und etwas Zufälliges ihm die Beförderung brachte. Die Armeeverwaltung hat sich nun auf irgend Waffenfabrication den Händen der Artillerie zu ent winden und in jene der Privatgeschäftsleute zu bringen. eine Weise mit diesem System der Privatconventionen Und so kam es auch , daß Sir Armstrong - ein identificirt, wenigstens durch stillschweigende Duldung des Unfugs , und jezt wird sie dafür verantwortlich ganz tüchtiger Fabrikant und sogar ein genialer Mensch, wenn man will , aber andererseits ein voll gemacht, denn der gegenwärtige Kriegssecretär bat von seiner projectirten Reduction sämmtlicher Ensigns und vor etwa kommener Ignorant in taktiſchen Dingen Cornets , d. h. Unterlieutenants der Infanterie und zehn Jahren beauftragt wurde , ein neues Artillerie Cavalerie , abstehen müssen , weil es bewiesen wurde, material herzustellen ! Es mußten nun bekanntlich vor daß der Staat sich nicht nur für die reglementsmäßigen Allem ganz neue und äußerst kostspielige Werkstätten und Maschinerien im Arsenal zu Woolwich construirt Kaufpreise , sondern auch für diese Ertrasummen, deren Betrag Niemand kennt , verantwortlich gemacht werden, um die neuen Armstrong - Geschüße zu fabri hat , und es wird jezt eine besondere Commission ciren. Außerdem wurde der ganze , sehr ansehnliche niedergesezt, um die Sache zu untersuchen. Im Par Vorrath an Bronzegeschüßen ohne Weiteres bei Seite lament wurde neulich anläßlich dieser Sache bemerkt, gelegt . Nun , es läßt sich nicht leugnen , daß das neue Geschüß eine wunderschöne Eisenarbeit , ein daß bis zu 17,000 Pfund Sterling für eine Oberst: lieutenantsstelle bei einem der Crock- (d. h. Shik ) wahrer Triumph der Technik ist , aber vom Stand Cavalerieregimenter mehr denn einmal bezahlt worden punkte des Artilleristen oder auch nur des Taktikers sei, beinahe viermal die Summe 4500 Pfund Sterling läßt dasselbe viel zu wünschen übrig . Hier ist jedoch des Reglements = 113,333 Thaler. nicht der Ort , diese Seiten der Frage näher zu er Die gänzliche Abſchaffung des Kaufſyſtems findet örtern, denn wir wollen eigentlich nur auf das Deco hier viele Gegner , welche behaupten , es sei noth nomische hinweisen. wendig , bemittelte Offiziere anzustellen. Nun , die Vor einigen Tagen enthielten die hiesigen Zei tungen den Bericht über einen Vortrag, der im Uni großen Vortheile, das Offiziercorps einer Armee aus den bemittelten und gebildeten Claſſen der Gesellschaft ted Service Institute von einem Artillerioberſten, wählen zu können, wird kaum von irgend einem ver früher Chef eines Arsenals in Bengalen , gehalten nünftigen Offizier bestritten werden, ebenso wenig die worden. In diesem sehr intereſſanten Vortrag wurden für den Staat so werthvolle politische Garantie , die die Gründe angegeben, warum das Armſtrong- Geschüß daraus entspringt ; aber wenn die Offiziere die vom für den Dienst in Ostindien als unzweckmäßig erkannt ein bronzener Vorderlader Staate festgeseßten Preise so niedrig finden , daß sie und ein anderes dafür substituirt werden mußte. Die Armstrong- Ge das Doppelte und Dreifache gern zahlen und die ganze Beförderung unter sich eigentlich im Licitations : schüße konnten in Indien selbst nicht reparirt, sondern mußten stets nach Woolwich in's Hauptarsenal zurück wege dem Meistbietenden zuerkennen , so darf man geschafft werden. Bedenkt man nun, daß bei weitem sich schon trösten, daß der legitime Einfluß des Gel des nicht allzusehr beeinträchtigt werden wird . der größte Theil der Feldartillerie beständig in Ost Den Werth und die Bedeutung des Geldes wird indien steht, so muß man über solche Böcke der prak Niemand unterschäßen wollen, die Gefahr liegt gerade tischen Engländer staunen ; es sind jedoch hierfür nur in der entgegengeseßten Richtung ; denn es ist doch | Nicht- Militärs, meistens Zeitungsschreiber und Parla

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mentsmitglieder verantwortlich zu machen . Der zweite | Grund für die Verwerfung der Armstrong - Geschüße in Indien ist ein sehr wichtiger und bedenklicher ; es hat sich nämlich gezeigt, daß Eisen und Stahl weder die hohe Temparatur der einen Jahreszeit , noch die große Feuchtigkeit der anderen vertragen. Während die Wirkung des atmosphärischen Sauerstoffs auf Bronze ganz aufhört , sobald die orydirte Oberfläche eine gewisse Stärke erreicht, und z . B. Statuen, die viele | Hunderte von Jahren sogar in der Erde vergraben waren, noch gut conservirt sind, schreitet das Orydiren des Eisens und des Stahls so lange fort , bis die ganze Masse aufgelockert und in Rostschuppen ver wandelt wird. Es ist somit nicht bloß die Construction, sondern auch das Material der Armstrong - Geschüße als ungeeignet erkannt worden , und hierin finden wir auch eine sonst ganz undenkbare Rechtfertigung für die wiederholten Versuche Herrn Whitworths , sein System der Artillerie der Re gierung sozusagen aufzudrängen , den ersteren anstatt der Vorderlader des sogenannten Woolwich Systems, den lezteren anstatt der Armstrong - Geschüße. Whit: worth hat nämlich ein neues sogenanntes gelbes " Metall erfunden , das , wie er behauptet , dem Ver rosten ebenso gut oder noch besser als die Bronze widerstehen und andererseits die mechanische Wider ſtandskraft des Stahls besigen soll ; es hat sich jedoch herausgestellt , daß sein Metall keineswegs den er forderlichen Widerstand der Explosion des Pulvers leistet , wenigstens für Hinterlader nicht. Und hier muß ich bemerken , daß die Gründe für das Rück wärts-Arbeiten der englischen Artillerie, nämlich das Zurückkommen vom Hinterlader auf den Vorderlader, in Deutschland so ohne Weiteres oft verkannt worden ſind, ohne daß man bedachte, daß es hier ebenso gut eine Frage der Dauer des Materials unter gewissen klimatischen Verhältnissen als der Construction ist. Die Engländer sind durch ihre Nachbarn im Orient ―――― nämlich die Holländer in Java - darauf geführt worden, denn diese haben, wie bekannt, auch in Eu ropa ihren Vorrath an bronzenen Geschüßen nach dem System La Hitte auf sehr sinnreiche Art umge arbeitet , und diese so umgearbeiteten Bronzegeschüße lassen sich in den tropischen Ländern ganz gut ver wenden und viel besser als die von der „ Times “ und anderen Zeitungen der englischen Regierung oc troyirten Armstrongs , die enorme Summen Geld fosteten. Dieß führt uns zum dritten Grund unseres❘ indischen Artillerieobersten. Es befinden sich in den indischen Arsenalen große Vorräthe von bronzenen Geschüße, und die einheimischen, d. h. indischen , Ar beiter wissen mit der Construction derselben ganz gut umzugehen; deßhalb hat man jezt vorläufig für den Dienst in Ostindien bronzene Vorderlader construirt. Die Grundlagen der Berechnung sind folgende und dürften für europäische Artilleristen nicht ohne Intereſſe ſein. Man hat angenommen, daß das Pro |

jectil 9 Pfund englisches Gewicht (= 7,289 Pfund ――― Wiener Gewicht 7,812 Pfund Berliner Gewicht = 4,080 französische Kilogr . ) haben muß ; es ist mit drei Knöpfen ―― ailettes ―――――― von Zinn versehen, und die Ladung besteht aus 134 englischen Pfund Pulver.. Das Gewicht des Rohrs ist 8 englische Centner = 896 englische Pfund ( = 406¼ Kilogr.) oder etwas über 991/2 Pfund Metall auf 1 Pfund vom Geschoß. Nun kam die Anfangsgeschwindigkeit in Betracht ; diese ist für den 12pfündigen Hinterlader (Armstrong) 1121 Fuß (engl .) in der Secunde, und für den 9pfündigen Hinterlader 1058 Fuß in der Secunde. Dagegen haben die glatten 9Pfünder- und 6Pfünder : Geschüße eine Anfangsgeschwindigkeit von resp . 1614 und 1484 Fuß in der Secunde und weit flachere Flugbahnen bis 700 und 800 Schritt als die gezogenen Geschüße . Für ein 9psündiges gezogenes Geschütz konnte man eine Anfangsgeschwindigkeit von 1600 Fuß in der Secunde auch mit dem System La Hitte nicht erzielen ; man hat sie jedoch bis zu 1400 Fuß in der Secunde gebracht , was somit dem glatten 6Pfünder ungefähr gleich ist. Die Laffete von Schmiedeisen hat ein Total- Gewicht von 10 englischen Centnern (= 507½ Kilogr. ) , somit das Geschütz sammt Laffete 18 eng-= lische Centner. Für ein Sechsgespann der reitenden Artillerie können in Ostindien nicht mehr als 30-32 Centner gerechnet werden, und es blieben somit für die Proße sammt Munition und Zubehör nur 14 Centner disponibel. Die franzöſiſchen Geſchüße führen 44 Schuß, was bei dem neuen engli chen Geschüß nicht anging, es mußte die Zahl auf 34 reducirt werden. Mit 9 Pfund Geschoß- nebst 134 Pfund Ladungs - Ge wicht ergibt sich für 34 Schuß etwas über 3 Centner, für das Zubehör ein Centner , und der leeren Prope gab man ein gleiches Gewicht mit der Laffete , oder 10 Centner. Somit stellt sich das ganze Zeug so : 8 Centner, Gewicht des Rohrs "/ ?? der Laffete (Schmiedeisen) 10 10 " der Proße (leer) " 3 "I der Munition, 34 Schuß . "1 1 des Zubehörs · "!

Zusammen 32 Centner. Bei einer Bespannung von 6 Pferden ergibt sich ein Gewicht von 51/3 Ctr. per Pferd = 271 Kilogr., eine ziemlich günstige Belastung. Die neuen Geschüße sind hinsichtlich der Dauer geprüft worden und haben. 4000 Schuß ohne erhebliche Veränderungen ausge halten. Die englische Armee ist jeßt , mit Ausnahme der päpstlichen , die einzige in Europa , die sich mittelst der freiwilligen Anwerbung ergänzt. Dieses Werbe-System war in früheren Zeiten geradezu eine Schande für die Regierung und lieferte natürlich der Armee meistens nur die Hefe der Bevölkerung. Was die Ehre des Militärſtandes einzig und allein rettete, war die gesellschaftliche Stellung des Offiziercorps und die angeborne Tapferkeit der Mannschaft. Es ist



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zwar in den letzten Jahren Vieles geschehen , um die Lage des Soldaten zu verbessern, und dadurch ist es möglich geworden, eine bessere Claſſe Recruten zu be kommen und den Schändlichkeiten der Werbebureaus ein Ende zu machen, eben weil aus verschiedenen Ur fachen genug Leute sich stellen, um wählerisch sein zu können. Dennoch ist die Lage der Dinge keineswegs befriedigend und wird kaum von Dauer sein. Man hat z . B. kein festes jährliches Recrutencontingent : in einem Jahre benöthigt man vielleicht gerade zweimal soviel Recruten wie im vorhergehenden oder nächst folgenden, und dann muß man wohl den Betrag des Einstehergeldes (Bounty) erhöhen und gleichzeitig das Körpermaß der Recruten vermindern , um beide nach einiger Zeit wieder zu verändern. Ist aber Aussicht auf Krieg vorhanden , so ist man gezwungen , nicht nur jedem Einzelnen erhöhte Bounties zu gewähren, sondern auch noch eine größere Anzahl Recruten an zuwerben , was enorme Summen kostet. Außerdem hat man kein durchschnittliches Alter für die Mann schaften der einzelnen Bataillone 2c. , und es tritt nicht selten der Fall ein, -- besonders bei Truppenkörpern,

die von Ostindien und den Colonien zurückkehren daß alle oder fast alle Leute auf einmal ausgedient haben , und ein neuer Körper sozusagen geschaffen werden muß. In der Qualität der Truppen besteht in keiner mir bekannten Armee eine solche Ungleich Ungleichheiten gibt es englischen . heit wie in der englischen. zwar überall mehr oder weniger , und die Ursachen derselben sind uns Allen ziemlich bekannt ; in der eng lischen Armee treten jedoch zwei neue Elemente der Ungleichheit hervor , nämlich der Mangel eines ge = regelten Zuwachses an Recruten und Abgangs der alten Mannschaft , was natürlich die Organiſation einer Ergänzungs-Reserve unmöglich macht, dann aber der enorme Unterschied zwischen den verschiedenen Offiziercotps hinsichtlich des Avancements, je nachdem das eine reich und folglich bereit ist, Ertrapreise über die reglementarischen zu zahlen, das andere aber arm und außer Stande , sich Beförderung zu erkaufen . Und leider muß man bekennen , daß der Mangel an Geldmitteln im Offiziercorps häufig auch ein ge drücktes, beengtes Wesen im ganzen Regiment hervor (Schluß folgt.) bringt.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. *上* ** Wien , 14. Mai. [ Neue Adjustirungs vorschrift für die Armee. - Schießversuche gegen Panzerplatten nach Thiele'schem und ― Krupp'schem System. Bevorstehende Be lagerungsübung bei Olmüß . - Gegenwärtiger Stand der Armee. Beschlagnahme der Vedette".] Die neueste Adjustirungsvorschrift enthält alle Aenderungen , welche seit dem Jahre 1866 eingeführt wurden, und hat als unverbrüchliche Norm bis auf Weiteres zu gelten. Die älteste Adjuſtirungsvorschrift für die Armee datirt aus dem Jahre 1779 ; dieser folgten die Normalien vom Jahre 1793, 1796 und 1802 ; dann trat ein langer Stillstand ein, mit Ausnahme des Jahres 1805, wo der Zopf wegfiel. Erst im Jahre 1828 wurde für die Mannschaft , 1837 für die Offiziere , und 1840 neuerdings für die Mannschaft eine neue Vorschrift de cretirt , welche bei der deutschen Infanterie die weißen engen Beinkleider in lichtblaue Pantalons umwandelte. Durch die im Jahre 1855 publicirte Vorschrift fiel der Frack, der schon in den Kriegen 1848 und 1849 beseitigt war, und der Waffenrock in seiner bisherigen weißen Farbe trat an seine Stelle. Die neueste Adjustirung ändert nun auch die traditionelle weiße Rockfarbe in dunkelblau um, und es ist die heutige Adjustirung: bunkel blaue Röcke und lichtblaue Pantalons, wie allgemein verlautet, auf Vortrag des gegenwärtigen General-Mon tur - Inspectors F.-M.-L. Baron Wussin , zum Beschluß erhoben worden. Selbstverständlich gab es durch ein Jahrhundert auch an der Packung und Bewaffnung

(lettere namentlich in den letzten drei Jahren) Vieles zu ändern , nur die Kopfbedeckung der Infanterie blieb sich, abgesehen von der Form, im Tschako gleich, während die deutschen Reiter Hüte mit Helmen , die Husaren Tschakos mit Kutsmas , die Ulanen Czapka mit Tatarka und die Artillerie Hüte à la corse mit Tschakos wechselten. (Die hellblauen Pantalons scheinen jedoch jezt zu den dunkelblauen Röcken nicht paſſend , und es sollen daher dieselben durch graue Beinkleider ersezt werden.) Die Schießversuche dauern fort. In nächster Woche beginnen am Steinfelde bei Wiener Neustadt größere Versuche dieser Art. Zunächst werden Panzerplatten , welche nach der Angabe des Artillerie - Oberlieutenants Thiele in Neuburg fabricirt wurden und für die Panzerung der Decks der Donau-Monitors bestimmt sind, erprobt. ―――――― In Pola fand am 25. v . Mts. die Be schießung einer Panzerscheibe aus dem Krupp'schen , mit Centralzündung versehenen 9Zöller statt. Die Scheibe hatte eine doppelte Plattenlage, die eine aus neuen 6 Zoll starken englischen Platten der Firmen " Brown und Cammel" in Sheffield , die andere aus alten 4zölligen Platten französischer Provenienz bestehend, ferner 28 Zoll Holz, somit eine Gesammtstärke von 38 3oll. Verwendet wurde primatisches Pulver; zum Versuch kamen Geschosse der inländischen Fabriken Gradaß und Reichenau , ferner noch ein vom Obersten Uchatius construirtes Projectil ; die Distanz betrug 200 Yards = 971 , Wiener Klafter. Sämmtliche Geschosse waren ohne Sprengladung ; die Gewichtsdifferenzen waren durch Bleikugeln ausgeglichen und sämmtliche Geschosse auf das Normalgewicht von 200 Pfund gebracht ; die Schwere der Ladung betrug

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43 Pfund. Die Kosten eines Schuſſes belaufen sich auf | beiläufig 140 fl. Die Gradaßer und Reichenauer Geschosse | schlugen die colossale Scheibe vollkommen durch ; doch scheint es , daß auch bei diesem Versuche das Gradaßer Material mehr Härte und Festigkeit bewiesen hat als das Reichenauer ; das Uchatius - Geschoß blieb in der Scheibe stecken und kann somit in seiner jezigen Form als nicht entsprechend bezeichnet werden. Der Splittertegel war ein sehr großer , und die an der Scheibe angerichteten Verheerungen der Art , daß der Sieg der Kanone über den Panzer außer Zweifel stand. Im nächsten Herbſt ſoll bei Olmüß eine größere militär technische Uebung ſtattfinden, wie sie in Oesterreich noch nicht❘ dagewesen ist. Zum Zweck eines großen Festungsmanövers nämlich werden bei drei Forts sämmtliche bei einer förm lichen Belagerung vorkommende Arbeiten vorgenommen werden , deren Anfang schon in nächster Zeit eintreten soll. Das Hauptfestungsmanöver und die Beschießung wird im Herbste stattfinden , zu welchen Uebungen auch Truppen der Garnisonen Brünn und Wien herangezogen werden sollen.

Rückzug war Lüttichau noch einige Zeit Höchstcomman dirender der Artillerie, bis ihn General Gerlach ablöſte.

Schweiz.

[S.] Aus der östlichen Schweiz, 1. Mai. ――― Gegenwärtiger Stand des Bundesheeres. Beabsichtigte Aenderungen in der Militär= ― organisation. Schießübungen des In fanterievereins von Basel. Basel . Beschränkung der Formalitäten der Dienst correspondenz.] Der Stab des Bundesheeres zählte zu Anfang dieses Jahres : 65 Oberſten , 81 Oberstlieutenants , 122 Majore, 229 Hauptleute, 81 Oberlieutenants, 124 Unterlieutenants erster und 5 zweiter Claſſe , nebst 59 Stabsſecretären, zusammen 766. Das Bundesheer hatte einen Zuwachs von 12,354 Recruten , d. h. 17 pCt. der schweizerischen Bevölkerung. Der Totalbestand beläuft sich auf 200,000 Mann, nämlich Auszug 85,138 Mann, Reserve 50,559 Mann und Landwehr 64,300 Mann. Auf die ver schiedenen Waffengattungen kommen : Genie 2910 Mann (Sappeurs 2044 Mann, Pontonniers 866 Mann) , Ar= Nach den neuesten Mittheilungen des Kriegsminis tillerie 17,665 Mann, Cavalerie 4521 Mann (Dragoner steriums hat die österreichisch-ungarische Armee gegenwärtig 4070, Guiden 451 ), Scharfschüßen 14,116 Mann, In folgenden Friedensstand : 120,287 Mann Infanterie, fanterie 160,336 Mann. Der eidgenössische Oberstlieutenant de Perrot in 19,688 Jäger, 35,683 Mann Cavalerie, 25,416 Mann Artillerie, 4953 Mann Genietruppen, 2791 Mann Pio Neuenburg hat unlängst einen interessanten Vortrag über niere , 2178 Mann Fuhrwesen , 46,999 Mann Grenz eine neue Organiſation der eidgenössischen Armee gehalten. soldaten, zuſammen 258,292 Mann und 38,159 Pferde. Derselbe möchte nämlich die Uebungszeit der Mannſchaft Wir schließen unsere Correspondenz auch heute mit vermehren , dagegen die Dienstzeit vermindern, und glaubt, dem Bericht über ein militär journalistisches Er: daß eine Armee von 129,000 Mann für den Kriegsfall eigniß. Das neueste Heft der von Oberlieutenant genüge. In diesem Falle könnte man den Dienst im Klutschak redigirten Militärzeitschrift „ Vedette“ ist am Auszug auf 6 Jahre beschränken, denjenigen in der Re 10. d. Mts. im Auftrage der Staatsanwaltschaft in seiner serve auf 7 und den in der Landwehr auf 4 Jahre. ganzen Auflage (2500 Eremplare) mit Beschlag gelegt Herr Oberstlieutenant de Perrot findet eine solche Organiz worden , und zwar wegen eines Artikels " Verordnungs sation solider als die gegenwärtige. Ferner findet er die blatt für das k. k. Heer vom 1. Mai 1870 " , worin das im Entwurf vorgesehenen Divisionen von über 15,000 Mai- Avancement wegen seines beschränkten Umfangs, so | Mann zu stark und weiſt auf diejenigen der Napoleoniſchen wie aus manchen anderen , meistens in der Vertheilung | Heere hin, welche nicht 11,000 Mann überſtiegen. Solle der Avancements auf die verschiedenen Waffengattungen eine Division gut geführt sein , so dürfe sie nicht zu liegenden Gründen angegriffen wurde. Der Fall erregt stark sein. einiges Aufsehen , ein Preßproceß dürfte die weitere Der Infanterieverein von Basel hielt unlängst eine Folge sein. Schießübung , bei welcher 27 Milizpflichtige auf 405 Schuß bei einer Distanz von 400-450 Schritt 325 Dänemark. Treffer , also 80 Procent Treffer , erzielten. Bei einem Salvenfeuer auf 300 Schritt wurden auf 78 abgegebene * Kopenhagen , 25. April. [ Personalchronik : Schüsse 62 Treffer , also ebenfalls 80 Procent , erreicht. Generallieutenant v. Lüttichaut.] Vor einigen Tagen ist der Generalieutenant v. Lüttichau , 75 Jahre Die gebrauchten Waffen -Hinterlader mit eidgenössischer Munition waren Infanterie- und Jägergewehre, nebst alt, auf seinem Gut bei Veile in Jütland gestorben . Er war 1855 bis Mai 1856 als Kriegsminister Mitglied einzelnen Peabody , Martini- und Vetterli- Gewehren und des liberalen Bang'ſchen Cabinets . In der Schlacht bei neuen Stutzen. Jdstedt (1850) commandirte er die Artillerie der ersten Das eidgenössische Militärdepartement läßt in seinen Armeedivision . Im lezten Kriege war er Chef der Ar amtlichen Correspondenzen an alle unter ihm stehenden tillerie. Er nahm Theil an der Kriegsberathung, welche eidgenössischen Beamten und an die Offiziere des eid vor der Räumung der Dannevirke abgehalten wurde, und genössischen Stabes die bisher gebräuchlichen Anreden und gab in derselben die Erklärung ab , daß in Betreff der Schlußformeln weg und ersucht sie , gegenüber dem Des Artillerie die Räumung nicht nothwendig sei. Nach dem partement das gleiche Verfahren zu beobachten.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü nf und vierzigster

Darmstadt, 1. Juni.

No. 22.

Jahrgang.

1870.

Inhalt : Auffähe. Die Verfassung der t. t. österreichischen Militärgrenze. (Schluß.) Ueber Beförderungs - Verhältnisse. Offiziers -Klei bungs-Magazine. - Militärische Zeitfragen in England. [ Das Heerwesen und die Armeeorganisation. Das Militärbudget und die Reductionen. Die Mängel des Kaufsystems. Das neuere Artilleriewesen. Die Aussichten für die allgemeine Wehrpflicht.] (Schluß.) Nachrichten. Der Militäretat des-norddeutschen Bundes. - Die Schrift des Ausschusses des Verbandes norddeutscher Festungsstädte über das Rayongeset. Bevorstehende Säcularfeier der Geburt des Königs Friedrich Wilhelm III. - Frankreich. Capitän Bourellys zweiter Vortrag über die nächtlichen Operationen im Felde.

Die Verfassung der t. t. österreichischen Militärgrenze. (Schluß.) [v. L.] Die Completirung geschieht nach folgenden Grundsäßen : 1 ) durch die freiwillig Eintretenden, sobald sie das 16. Lebensjahr erreicht haben und körperlich tauglich find (Offiziers-Beamten, Comitats -Bürgersöhne). Einberufen auf den Abgang find : alle jene, welche das 20. Lebensjahr vollendet haben , ferner die in den nächsthöheren Altersclaffen stehenden diensttauglichen Militärpflichtigen in der Art, daß, so lange eine jüngere Altersclaffe nicht erschöpft ist, die höhere nicht in Anspruch genommen werden darf. Diese Mannschaften completiren die drei activirten Bataillone. Die Reserve : die 4. Bataillone, 7. Halbbataillone, resp. 13. Compagnien werden durch Uebergang der Leute , welche ihre active Dienstzeit vollendet haben, formirt.

So lange jedoch eins der activirten drei ersten Bataillone oder eine der Reserve-Abtheilungen in der Heimath sich befinden, wird der Abgang bei den aus marschirten Bataillonen durch die jüngsten Alters

classen der im Lande zurückgebliebenen Abtheilungen, daher durch abgerichtete Mannschaften gedeckt , und der neue Zuwachs wird bei diesen legteren ein rollirt. Sind alle , auch die Reserve - Abtheilungen außer Land , so geschieht der Zuschub zu diesen durch neu einrollirte Leute , die vorher bei den Landescompag nien in acht Wochen abgerichtet worden sind. Zur Ausrollirung (Entlassung) gelangt der Grenzer nach vollstreckter dreijähriger Dienstzeit in den activen Bataillonen , nach vollendeter siebenjähriger Reserve pflicht, und bleibt bis zu seinem 50. Lebensjahre im Landsturm. Bei sämmtlichen Grenzregimentern sind stets drei Bataillone activ aufgestellt, das Titler Grenzbataillon mit allen sechs Compagnien . Von diesen activen Abtheilungen stehen alle Unter offiziere, Gefreite, Spielleute permanent in ärarischer Verpflegung ; an Soldaten ist zwar der ganze Stand im Dienst , sie werden aber nur in dem Maß , als fie zum Regiments- oder Cordonsdienst herangezogen werden, vom Aerar verpflegt. Die Festsetzung des zum Dienste heranzuziehenden Standes an Soldaten ist den Militärcommanden überlassen, das Kriegsministerium genehmigt. Dieser

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sogenannte loco- Stand wird so berechnet, daß die ge wöhnlichen Diensttouren dreimal abgelöst werden können ; daher ist der Stand bei den Regimentern ein verschiedener. Von diesem loco Stande leisten alle Landescom pagnien gemeinsam den inneren , den Stabs- und Cordonsdienst und entsenden tourweise von acht zu acht Tagen die repartirten Mannschaften in Dienst. Die über diesen loco- Stand auf den Kriegsstand nothwendige einrollirte Mannschaft wird im Frieden wechselsweise beurlaubt. Beurlaubung der activirten Mannschaft , so daß fie nicht zum loco - Stand , also dem inneren Dienst, herangezogen werden kann, findet aus Wirthschaftsrück sichten und wegen temporärer Gebrechen statt. Die Formation der ausmarschirenden Grenzbatail lone erfolgt durch Zusammenstellung der bei allen Landescompagnien , welche mit der Evidenzführung der Mannschaft betraut sind , mit der Widmung für die ausmarschirenden Körper in Evidenz stehender Mannschaft. Die 4. Bataillone und äquivalenten kleineren Abtheilungen werden nur im Fall eines Krieges aufgestellt. Die 7. Halbbataillone der Regimenter 2 und 5, dann die des 8. Regiments mit jenem des Titler Grenzbataillons formiren je ein Bataillon ; die 13. Compagnien der Regimenter 4,/10, 11 werden einzelnen 4. Grenzbataillonen eingereiht. Die Reserve - Abtheilungen sind im Frieden mit dem ganzen Mannschaftsstande beurlaubt.

die Abrichtung. Die Unteroffiziere stehen sodann in ärarischer Verpflegung ; ebenso erhält die Mannschaft nebst dem sogenannten Verpflegs - Aversuale für den im Hauskleide zu verrichtenden Dienst noch ein täg liches Abnußungs - Pauschale von 2 kr. Sobald aber nur eins der activirten Bataillone wieder in die Heimath zurückgekehrt ist , geht die Be = streitung des Grenz- und inneren Sicherheitsdienstes von der Populationsmannschaft an dieses über. Beim Eindringen des Feindes in das Grenzland wird die ganze wehrfähige Mannschaft aufgeboten. Die Waffenübungen bestehen :

a) in der Abrichtung der in jedem Jahre neu einrollirten Mannschaft ; b) in der Waffenübung im Frühjahre ; c) in der Waffenübung im Herbste ; d) in dem claſſenweisen Exerciren der Ober- und Unteroffiziere. ad a . Die Abrichtung der Recruten dauert jährlich 8 Wochen ; fie beginnt am 1. November und dauert bis zum Beginn der Frühjahrs - Exercirzeit nach Zulaß der Witterung. ad b Die Waffeneinübung im Frühjahr ist für die activirten Bataillone auf vier Wochen fest gesezt , und zwar hat in den ersten 14 Tagen der neue Zuwachs des lezten und vorlegten Jahres, wäh rend der letzten 14 Tage der ganze Stand in den Compagniestationen zu exerciren . ad c. Die Waffenübungen im Herbst be=

Für den Fall des Bedarfs werden im Frieden stehen in Uebungen theils im Bataillon und Regiment, theils in der Brigade- Concentrirung ; sie dauern 19, schon in den vierzehn Grenzregimentern und dem 14 Tage. In jedem Jahre nämlich wird die resp. Titler Grenzbataillon 34 Ober- und 34 Lieutenants cine Hälfte der Grenztruppen , unter gleichzeitiger übercomplet geführt und finden bei Spitälern , Regi Einberufung der 3 activen Bataillone durch 19 Tage mentsschulen 2c . ihre Verwendung. = Marschiren diese Reserve- Abtheilungen nicht aus, und zwar durch 12 Tage im Bataillons Exerciren, Manövriren, durch 7 Tage, ohne Einrechnung der Con so completiren sie sich als Depotkörper aus der wehr centrirungs- Marschtage , in Brigademanövern geübt ; pflichtigen, nicht einrollirten Mannschaft bis zu 1500 die andere Hälfte der Grenzregimenter nimmt ihre Mann, beim Titler Bataillon auf 750 Mann und Uebungen bloß durch 14 Tage vor. besorgen theils den inneren Dienst , theils die Ab ad d. Das classenweise Ererciren der richtung der Ergänzungsmannschaft für die aus : Unteroffiziere dauert 14 Tage; sechs Unteroffiziers marschirten Bataillone. Aspiranten per Compagnie sind auf diese Zeit ein Marschiren jedoch auch diese aus , so werden die zuberufen und werden vom Aerar verpflegt. Zweck sogenannten Grenz- Populations compagnien aus aller dieser Uebungen ist : Unteroffiziere und Aspiranten für r haft, zwar ichtige und rter Mannsc wehrpfl nicht einrolli die Abrichtung der Recruten vorzubereiten . eine per Regiment , in der Stärke von 1500 , resp. Während der Waffenübungszeit der drei Feld: 750 Mann errichtet . Diese Leute der Grenzpopulation bataillone versieht die zur Reserve gehörige Mann sind nicht unter alle Landes compagnien gleichmäßig vertheilt, sondern es trägt jede so viel Leute bei, als schaft den Cordons- und inneren Sicherheitsdienst, mit Rücksicht auf Wirthschaftsverhältnisse entbehrt sonst wird die Reserve zu keinen Waffenübungen mehr einberufen , doch müssen sich die zu dieser gehörigen werden können. Diese Compagnien erhalten vier hierzu geeignete | Leute alljährlich auf einen Tag zum Scheibenschießen in der Compagniestation einfinden. Offiziere des Pensionsstandes , beim Titler Bataillon Die ärarischen Gebühren erhalten permanent 2, 12 Führer, 72 Corporale und 6 Spielleute, welche bei den Landescompagnien im Frieden schon evident Unteroffiziere und Spielleute der activirten drei Feld: gehalten und mit ärarischer Ausrüstung versehen sind . bataillone, die Mannschaft in dem Maß, als sie zum Diese Compagnien versehen den inneren Dienst und Dienst herangezogen wird.

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Außerhalb der Heimath ſteht Offizier und Mann | übrigen Fällen den allgemeinen Gesezen. Im Uebrigen bezüglich der Gebühren dem übrigen t . t . Heere stehen den Abtheilungscommandanten die in der Armee gleich. für die einzelnen Fälle vorgezeichneten Strafbefugnisse Im Heimatsbezirk jedoch erhält die Mannschaft im Disciplinarwege zu Gebot. Der Stand eines Grenzregiments ist gleich dem vom Feldwebel ab ein sogenanntes Verpflegs - Aversual ; des übrigen k. t. Heeres. Jede Compagnie hat nebst dieses besteht für den Feldwebel in 35 fr., für den Führer, Büchsenmacher , Corporal in 22 fr., für den dem Hauptmann einen Ober- und zwei Lieutenants, die in verschiedenen Ortschaften der Landescompagnien Befreiten in 18 kr., für den Soldaten , Spielmann, in ärarischen Häusern wohnen und dort die er Zimmermann, Offiziersdiener in 14 fr. täglich. Dieses gangenen höheren Anordnungen in Ausführung zu Aversuale wird von Fall zu Fall nachträglich, bei bringen haben. längeren Waffenübungen von 5 zu 5 Tagen voraus bezahlt. Was schließlich die so viel besprochenen Serecaner Nur für den Dienst außerhalb des Landes - Com anbelangt , so haben die Grenzregimenter Nr. 1, 2, pagniebezirks, also für den Regiments Cordonsdienst, 3, 4, 10, 11 und 13 jedes eine Abtheilung von 1 die Waffenübungs- und Recrutenabrichtungszeit , er Ober , 2 Unterbaſſen und 30 Serecanern, von denen hält die Mannschaft dieß Pauschale. Dienste inner jeder auf eigene Kosten beritten zu sein hat. Ein halb der Landes- Compagniebezirke werden unentgelt: Theil dieser Leute wird mit wöchentlicher Ablösung lich verrichtet. zum Cordonscommando in Dienst bestimmt und zu Reserve- und Populationsmannſchaften , wenn länger Kundschafts- Patrouillen und Botendienst verwendet . Für jeden Serecaner erhält das Grenzhaus ein jähr als vier Tage zum Dienst commandirt, treten in den liches Monturspauschale von 26 fl. 77 kr. Genuß der Löhnung und des Brodrelatums (ca. 12 kr.), und nicht in den des Aversuales. Dieß ist, in großen Zügen gegeben, die bisherige Verfassung der Militärgrenze. Sie mag ihre Schwächen. Die Grenzhäuser erhalten noch für jeden bei haben, doch besißt sie unzweifelhaft viele ſehr schäzens gestellten Dienstmann jährlich im Frieden : für einen Feldwebel 2 fl. 40 kr., für einen Führer, Corporal, werthe Vortheile. - Wir wiederholen es : würde die natürlich mit den nöthigen Ab Grenzverfassung Regimentstambour 2 fl. 8 kr. , für einen Gefreiten ――― auf die ganze t. t. Armee angewendet, änderungen oder Spielmann 1 fl. 36 kr., für einen Soldaten, so würde es nicht schwierig sein , auf eine längere Zimmermann, Offiziersdiener 1 fl . 20 fr. Zeit hinaus die österreichische Heeresmacht in einer im oder im Achtung gebietenden Stärke und Güte zu erhalten, lungen kes iche abthei hbezir befindl ) (Reserve des Heimat ohne ein Aufgehen in einen Milizstaat anzustreben. Mannschaften wird den Grenzhäusern das doppelte des Das Bestehende zu ändern ist leicht ; schwieriger ist es obigen Betrags und noch 6 fl. per Mann zur Gebühr aber, etwas Besseres an seine Stelle zu ſeßen ! gestellt. Der Soldat erhält vom Staat Bekleidung , Be waffnung, Rüstung und Munition . In den Regiments Ueber Beförderungs -Verhältnisse. magazinen werden die Garnituren der Beurlaubten nebst 300 Vorrathsgarnituren aufbewahrt. Die Gemeinden jeder Landescompagnie müssen in der Compagniestation ein Compagniemagazin in gutem Stand erhalten , in welchem die Garnituren der ac tivirten Mannschaften deponirt sind. Das Erhaltungs pauschale beträgt 42 fr. per Garnitur und Monat. Die im Dienst erkrankte Mannschaft, ob einrollirt oder dem Populationsstande angehörig, hat das Recht der Aufnahme in die vorhandenen Regiments , resp. ärarischen und Gemeindeſpitäler ; die Besorgung beider untersteht den Feldärzten. Die ärarischen Spitäler werden wie die übrigen des Heeres verwaltet , die Gemeindespitäler erhalten sich durch die bei jedem solchen Spitale befindlichen Fonds, durch Krankenvergütungen der Grenzbewohner und anderer für Behandlung zahlender Parteien, end lich , wo das Auslangen nicht gefunden wird , gegen Verrechnung aus den Grenz -Procenten. Die Grenzsoldaten unterstehen für Militärvergehen und Verbrechen den Geseßen des t. k. Heeres, in allen

[x. ] Wie feiner Zeit die franzöſiſche Armee den mit ihr verbündeten füddeutschen Armeen vorzugs : weise als Muster diente , so nahmen sich die letteren nach den Ereignissen des Jahres 1866 die preußische zum Vorbilde, und wenn auch nicht verneint werden kann, daß bei richtiger Instandhaltung und energischer Verwendung die süddeutschen Heere auch mit dem früheren System gute Resultate wieder hätten erzielen können , so muß doch vom militärischen Standpunkte aus zugegeben werden , daß keine Armee der Gegen wart mehr verdient zum Vorbild genommen zu wer den als eben die preußische. Die glänzenden Erfolge dieser Armee und die dadurch so bedeutend veränderte Machtstellung des preußischen Staates sind aber nur möglich geworden, weil man in Preußen selbst wäh rend der langen Friedensperiode nicht unterließ, den Personal - Verhältnissen der Armee gebührend Rechnung zu tragen . Als eine außergewöhnliche Zeit erhöhte Anforderungen in dieser Beziehung stellte, wurde man auch ihr gerecht ; Jahr um Jahr wurden die

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alt gewordenen Compagnieführer anderweitigen Ver wendungen zugeführt, mit rückhaltsloser Strenge blies der Wind fortwährend um die Majorsede", und selbst die besten Namen" schüßten bei erkannter Ge wöhnlichkeit dort nicht vor Zurückſtellung. Seitdem der Feldzug von 1866 die bezüglichen Schäden bloßgelegt hatte , wurden auch in den süd deutschen Armeen von Tag zu Tag mehr Stimmen laut, welche eine Aenderung der bestehenden Personal Verhältnisse dringend verlangten , und sie ließen sich durch die gern beliebte Hindeutung auf unbefriedigte Ehrfurcht nicht mehr zum Schweigen bringen ; die oft und vielseitig hervorgehobene Nothwendigkeit eines Beförderungsgeseßes, sowie eines dasselbe ergänzenden Pensionsgesetes ist heute anerkannt und für einzelne süddeutsche Armeen bereits in Aussicht gestellt. Wenn es nun auch selbstverständlich nur die Auf gabe specieller Commissionen sein kann, einen richtigen Beförderungsmodus zu finden und festzuhalten , so find deßfallsige Ansichten doch nicht ausgeschlossen ; wir bringen deßhalb nachstehend einige sich hierauf be ziehende Punkte in Vorschlag : a. Auszeichnung vor dem Feinde verleiht in erster Reihe Anspruch auf ausnahmsweise Beförderung. b. Auch im Frieden muß das Princip der An ciennetät alterirt werden, d . h. es findet Beförderung außer der Tour statt ; wird sich auch bei dieser Be förderungsweise die allem Menschlichen anklebende Unvollkommenheit nicht ganz verleugnen können , so ist der dadurch möglicher Weise hervorgerufene Scha den im Vergleich mit den früheren Mißständen doch als unerheblich zu bezeichnen . c. Mehr als ein Drittheil der vacant werdenden Stellen soll der Beförderung außer der Tour nicht zugewiesen werden ; der Pflichttreue verdanken die Armeen hauptsächlich das ehrenreiche Bestehen im Frieden und die Erfolge im Kriege ; ihr darf der Lohn nicht verkürzt werden . d . Jene Offiziere der Truppe, welche sich in Folge natürlicher Anlagen und erlangter militärischer Aus bildung zu höheren Führern besonders eignen, werden auf Vorschlag der betreffenden Generale zu Stabs offizieren vorgezogen ; thatkräftige Jugend und Zukunft versprechende Intelligenz sollen auf diesem Wege recht zeitig den Commandostellen zugeführt werden , welche bei stricter Einhaltung der Anciennetät nur zu oft vom hohen Alter und der sich selbst täuschenden Ge wöhnlichkeit eingenommen sind; zugleich wird dadurch das kostspielige Pensioniren und das bittere Ueber gehen möglichst beschränkt. e) Die Offiziere des Generalstabs participiren an der Bevorzugung zur Beförderung innerhalb des an genommenen Drittheils , weitere Beförderungen der felben finden jedoch nur in der eigenen Branche ſtatt ; dem wissenschaftlichen Mühen und Streben wird so gebührende Anerkennung zu Theil, die Durchbildung des Generalstabs gefördert und gerechte Mißstimmung in der Truppe verhütet.



Indem wir noch auf die hohe Bedeutung des | hier kurz besprochenen Gegenstandes hinweiſen, knüpfen wir den Schlußsaß an , daß den maßgebenden Ge walten vielleicht nur wenige Zeit gegönnt sein dürfte, um das Verſäumniß vieler Jahre nachzuholen !

Offiziers-Kleidungs-Magazine. [? ] Darlehensfonds sind ohne Zweifel eine höchst schäßbare Einrichtung. Am liebsten aber kommt man nicht in die Verlegenheit , sie benußen zu müſſen. Aber, Sie haben ganz Recht , man kommt gar leicht schuldlos in die Geldklemme ; die eigenthümlichen Verhältnisse unseres Standes würden uns in vielen Fällen als Knicker erscheinen lassen, in denen man in | anderen Ständen sich ohne Gêne mit weiser Sparſam keit zurückziehen kann. Glauben Sie mir aber, sehr verehrter Herr Kame= rad, es gibt auch viele Fälle im Soldatenleben , wo der Offizier sparen könnte, statt das Geld händeweise aus dem Fenster zu werfen ! Sie zucken die Achſeln, ich lese deutlich auf Ihren ironisch lächelnden Lip pen das Wort " Philister"! - Lassen Sie mich nur gefälligst erst ausreden , Sie werden mich gewiß mit diesem Urtheil verschonen. Ich tadle nicht die fröh lichen Gelage, die uns nach ödem Dienste erfrischen, uns Mühen und Aerger mit einem Hauche vergessen machen, die im Kameradenkreise das Herz dem Herzen näher führen ; ich tadle nicht die Freigebigkeit , mit der Sie neulich für die Dame ihres Herzens ein Bouqet für einen Doppel- Friedrichsd'or herstellen ließen ; ich habe durchaus nichts gegen die uns Allen | innewohnende Reiselust einzuwenden, die uns neu be lebt und unseren Geist aufmuntert und bildet. Mag Jeder sich seinen Neigungen hingeben, soweit sie nicht schädlich werden, und soweit er sie bezahlen kann ! Ich tadle aber ―――――― auch bei dem , der es leisten kann ein nußloses , zweckloses Geldvergeuden. Das jeu tadle ich , die Wucherzinsen tadle ich , die Mancher sich in einer leichtsinnigen Stunde durch unbezähmte Leidenschaft oder nicht zu billigende Genußsucht auf geladen hat, ich tadle Ausgaben, die ohne Nuzen ―― nur dazu dienen, einzelne oder oder Genuß Genuß zu zu gewähren gewähren auf den Offizier " Speculirende zu bereichern. Und da gibt es eine Classe von Speculanten, der wir Alle ohne Wahl jährlich unsern schweren Tribut Es sind die Militäreffecten = zahlen müssen.

Händler und Offizier bekleidungs - Liefe = ranten. Sie nehmen 100 Procent und doppelt so viel, weil sie uns gut bedienen, weil sie mit der Be zahlung bequem sind , weil der bessere Zahler die . Zinsen für den schlechten Zahler mittragen muß, und weil sie zuweilen so gefällig sind , eine augenblickliche Klemme bei gehöriger Sicherheit in coulantester Weise zu beseitigen. Selten finden wir eine lobenswerthe Ausnahme ; die Ausnahme hat in der Regel ihr Häkchen , welches meist auf schlechtere Lieferung oder

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unleidlichen Zahlungsmodus zugespigt ist. Genug, Militärische Zeitfragen in England. wir sind fast ausnahmslos von ihnen abhängig. [Das Heerwesen und die Armeeorganisation. Aber gibt es denn kein Mittel , sich von dieser Die Das Militärbudget und die Reductionen. ungerechtesten aller Steuern zu befreien ? Nach meiner Mängel des Kaufsystems . — Das neuere Artillerie wesen. -- Die Aussichten für die allgemeine Wehr Ansicht ein leichtes . pflicht.] Ich entsinne mich , daß mir vor einigen Ja cen (Schluß.) ein aus Java zurückgekehrter Offizier von einer bei der niederländisch-ostindischen Colonialarmee bestehen [D -r.] Man wird vielleicht fragen : warum wird denn nicht die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, den höchst zweckmäßigen Einrichtung erzählte , welche ganz für unseren Fall passen würde. Möglicher Weise wie sie in allen anderen europäischen Ländern be besteht diese Einrichtung auch schon in europäischen steht ? Diese Frage ist viel leichter gestellt als beant Heeren. Das thut zur Sache nichts. wortet, übrigens sind Anzeichen vorhanden, daß man In Java hat man nämlich , um von der Specu= | mit einer solchen Idee wirklich beschäftigt ist. lation unabhängig zu sein, längst ein Offizierkleidungs Die Conscription erscheint zunächst als Unmög Erstens würde man cin Magazin und beim Generalstab ein Depot der ge lichkeit in diesem Lande. lesensten Bücher eingerichtet. Beide werden von Offi fürchterliches Parteigeschrei erheben gegen jedes zieren verwaltet , und erhält der Offizier aus ihnen Ministerium, welches wagen würde, einen so gewaltigen Kleiderstoffe, sowie Alles, was zu seiner Kleidung ge: Eingriff in the liberty of the subject, die Freiheit hört, Effecten und Bücher zum Selbstkostenpreise. Die des Unterthans , zu thun. Am Ende jedoch ist die Zahlung wird auf nicht zu unbequeme Weise durch Wehrpflicht keineswegs constitutionswidrig, da sie noch monatlichen Abzug im Betrag von 1/12 der Schuld immer geseßlich für die Miliz besteht, obwohl sie nicht effectuirt. ausgeübt wird. Die Verpflichtung ist jedoch nur für Diese Einrichtung würde sich ohne Schwierigkeit den Dienst in der Heimath und somit gänzlich unan wendbar auf den auswärtigen Dienst , d. h . für die auch bei uns einführen lassen. Nur würde ich , bei unſeren leichten Verkehrsmitteln vorschlagen, daß, wie Linienarmee. Ein weit größeres Hinderniß wäre die in unseren Regiments - Bekleidungsstätten für Unter zur zweiten Natur der Engländer gewordene Idee, offiziere und Gemeine, so auch in den Offizierskleider: daß , sobald genug Geld vorhanden ist , auch genug , magazinen die Uniformstücke fix und fertig hergestellt Soldaten zu bekommen sein werden , somit die Be würden. stimmung einer eigentlichen Wehrpflicht gänzlich über Aber die praktische Ausführung einer flüssig sei. Sie meinen , da würden die Sachen nicht gut fizen ? Im Gegentheil ! Was hindert uns, die besten Conscription wäre sehr schwierig in Großbritannien ; Schneider für diesen Zweck zu engagiren , sie durch die große Maſſe der Bevölkerung hat keine bestimmte Contracte zu binden ? Können wir nicht ebenso gut, Wohnpläße ; eine Familie ist heute hier und nach der Himmel weiß wo ? eben weil einer Woche wie jezt an die Lieferanten nach Berlin , Hannover, Königsberg u. s. w. nicht gut fißende Kleidungsstücke diese große Masse nirgends einen Besiß hat. Lohn , an die Offizierskleidermagazine zurückschicken ? Können Miethe, Armenversorgung , - das sind die drei nicht ebenso, wie jezt die Lieferanten, auch die Maga Lebensbedingungen dieser großen und freien Nation, zine ihre Reisenden in die Garnisonen schicken , um welche glaubt an der Spiße der Civilisation zu Wünsche entgegen zu nehmen ? Diese Institute könnten | marschiren. Dazu kommt noch die Nationalitätsfrage. ja, um jeden Druck zu vermeiden , einen vollkommen Im Jahr 1859 hat man die Organisation der Frei privaten Charakter erhalten und könnten ganz ähn willigen in Frland nicht wagen dürfen, und seit jener lich eingerichtet werden wie die Magazine unserer Zeit stehen die Sachen noch viel schlechter auf der 11 Schwester- Insel ". In Folge der Fenier- Verschwörung jeßigen Privat-Lieferanten , nur mit dem Unterschied, daß uns die hundert und mehr Procente gespart war man bemüßigt , die Werbung für die Armee in würden. ― Irland gänzlich einzustellen und die Recrutendepots Sie meinen die Geldangelegenheit ? Ich glaube, alle nach England zu dislociren . In diesem Jahre Herr Kamerad, bei dieser Einrichtung würden wir so hat man die Zahl der Werbestationen für das ver einigte Königreich verdoppelt , d . h. von 7 auf 14 ziemlich mit unserer Kleidercasse auskommen und gebracht , wovon 1 ――――― ſage eine - in Irland sich würden dann gar nicht mehr das Bedürfniß spüren,

einmal Summen mehrere Jahre lang stehen zu lassen. | Und was die übrigen Angelegenheiten betrifft : die sollen ja eigentlich gar nicht vorkommen , und wenn fie doch einmal unglücklicher Weise vorkommen , nun : für diese Fälle wäre ja Jhr Darlehensfonds | ganz vorzüglich geeignet!

befindet, nämlich in Dublin. Die irländischen Miliz regimenter darf man ebenfalls nicht zum Abrichten einberufen, wie die englischen und schottischen jährlich einberufen werden, und es erhebt sich kein Mensch im Parlament , um die Ursache zu erfragen , Jedermann weiß nur zu gut , daß es unthunlich ist. Wie sollte man nun unter solchen Umständen eine allgemeine Wehrpflicht einführen und eine nationale Armee or= ganiſiren ? Und dennoch denkt man an etwas Aehnliches.

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Seitdem die Necrutirung in Irland gänzlich ein | ohne Urlaub oder sonstige Autorisation absentirten gestellt wurde , hat man genug Recruten in England | und gänzlich fehlten, denn man besigt keine Mittel, um und Schottland bekommen , und schon dadurch wird solche Deserteurs zur Fahne zurückzuführen oder auch die Armee in einem Sinne mehr national , als sie nur zu entdecken , wohin sie gekommen sein mögen. früher war. Zwar hat man gleichzeitig die Zahl der Es ist ganz möglich , daß Leute, die auf den Listen Mannschaft um beiläufig 24,000 Köpfe vermindert des Lancashire- Surrey oder irgend eines beliebigen und die Löhnung bedeutend erhöht ; auch ist nicht zu Milizregiments geführt werden , in diesem Augenblick übersehen , daß in Folge der großen commerciellen als Omnibuskutscher in Chicago oder als Schäfer in der Nähe von Melbourne functioniren ; mancher kann. Krisis der leßten acht Jahre ein großer Ueberfluß an unbeschäftigten jungen Leuten vorhanden ist , aber sogar eine Wache der Linie vor seiner Wohnung im dennoch kann man annehmen , daß England und Portland: Gefängniß haben, was ihn übrigens durch aus nicht verhindert, gleichzeitig als Landesvertheidiger Schottland zusammen genommen immer genug Sol daten aufbringen können, ohne Irland zur Hülfe rufen im Budget des Herrn Staatssecretärs für den Krieg zu müssen. zu figuriren! Was soll nun den von der Linie beurlaubten Re: Der allgemeine Plan der Regierung scheint nun folgender zu sein. Eine etwas modificirte Wehrpflicht servisten abhalten, sich ebenfalls auf Reisen zu begeben so die Berechnungen des Kriegsamts zu Schanden könnte für die Miliz eingeführt und dadurch für die zu machen ? Nichts anderes als jener Hebel der vier unmittelbare Vertheidigung des Landes einigermaßen ten Art , der englische Hebel : Geld ; jene 4 Pence gesorgt werden. Für die Truppen, die berufen sind, täglich, die er bekommen soll, so lange seine Reserve ihren Dienst in den Colonien , den rein militärischen pflicht dauert. Es ist wohl möglich , daß dieſes ge= Stationen wie Malta, Gibraltar, die Bermuda-Inseln lingen kann , insofern als die Reservisten zur rechten u. s. w., dann in Ostindien zu leisten , muß die freie Zeit immer erscheinen werden , wenigstens um ihre Werbung beibehalten werden, mit einer Dienstzeit von Löhnung zu empfangen ; aber was soll man mit dieſem 6 Jahren bei der Fahne und 6 Jahren in der Re militärischen Proletariat anfangen, das nie einberufen serve, während der letteren Periode jedoch mit einer werden soll zur Uebung in der Compagnie , viel Reservebesoldung von 4 Pence täglich (= 31½ Egr. ). Sollte aber der Mann seine Dienstperiode bei einem weniger noch im Bataillon , sondern nur nach der Truppenkörper antreten, der soeben aus Ostindien zu Feierstunde Abends irgendwo in einem Schuppen rückgekehrt war , so würde er nur 3 Jahre bei der manchmal in einer Stunde gedrillt werden soll , wie es z . B. mit den Heeres -Freiwilligen geschieht ! Fahne, dagegen 9 Jahre in der Reserve zu dienen Dieß führt uns zum leßten Punkt, den wir gegen: haben. Der Zweck dieser letteren Verfügung ist, daß kein Mann mit einem Truppenkörper wieder für den wärtig berühren wollen : dem Gegensaß , oder wenn man will , der Wechselwirkung zwischen freiwilligen auswärtigen Dienst eingeschifft werden solte , dessen Soldaten und Wehrpflicht. Es scheint , daß das Dienstperiode bei der Fahne beinahe zu Ende ge: System der Freiwilligen in England von 1802 datirt, gangen fein würde , und zwar um die Kosten der zu welcher Zeit die Regierung vom Parlament er Rücktransportirung zu ersparen. mächtigt wurde, die Dienste einer unbeschränkten An = Man hofft auf diese Weise eine gute Reserve nach zahl Freiwilliger auf unbestimmte Zeit anzunehmen . einigen Jahren zusammenzubringen , und man hat Früher war sowohl die Zahl wie die Zeit beschränkt. schon jezt in Voraussicht auf das Gelingen dieses Damals wurde die noch heutzutage geseßlich beschränkte Projects einen herabgefeßten Friedensstand für die Wehrpflicht für die Miliz wirklich eingeführt, und es Bataillone bestimmt. Gleichzeitig jedoch ist ein An bestand ebenfalls eine Verpflichtung zum Kriegsdienst fang gemacht worden mit der fast gänzlichen Zurück in der Linie und in der Marine, die jest völlig ab ziehung aller Truppen aus den eigentlichen Colonien : geschafft worden ist. Canada , Cap der guten Hoffnung , Australien, Im Jahre 1803 war Großbritannien von einer Neu Seeland, wie bereits erwähnt wurde , weil man französischen Invasion bedroht ; man wollte eine Con möglichst viel Truppen zu Hause auf dem herab: scription durchführen , um die Linie und die Miliz gesezten Friedensstand behalten will, um sie dann, im gehörig zu verstärken. Da stellte sich heraus , daß Falle der Noth , durch die noch nicht geschaffene Re von den 500,000 Mann, die der Conscription unter serve auf den Kriegsstand zu ergänzen und auswärts lagen , nicht weniger als 380,000 unter den Frei zu verwenden. willigen bereits eingeschrieben und dadurch nach Es ist nun nicht leicht zu beurtheilen , ob dieses dem Wortlaut ihrer Verpflichtung von jeder anderen Reservesystem sich bewähren wird oder nicht. Einer Dienstleistung befreit waren . Windham, der berühmte seits haben wir die sehr bedenkliche Thatsache , daß, Minister, klagte dem Parlament, daß entweder durch während 70,000 Gemeinen der Milizen in England Zufall oder geflissentlich 400,000 Mann in die Frei Wallis und Schottland zur rechten Zeit bei ihren willigen - Corps aufgenommen wären ( 70,000 in Fr land) und dadurch die Bildung einer Achtung ge Compagnien , resp. Bataillonen einrückten , im ver flossenen Jahre nicht weniger als 4414 Gemeine sich bietenden Armee unmöglich gemacht würde.

175 Man sieht, daß die politisch-militärischen Zustände Wir sind jetzt wieder ungefähr auf denselben Punkt gekommen ; es wird, ich zweifle nicht, irgend eine Art | Großbritanniens gegenwärtig ziemlich verworren und Wehrpflicht bald wirklich eingeführt werden müſſen, chaotisch sind ; es ist Alles so zu sagen in eine Gährung gerathen , und ob das Product dieser und es ist leicht erkennbar aus dem Verhalten des Gährung Bier , Essig oder Fäulniß werden wird, jezigen Ministeriums den Freiwilligen gegenüber hin Jedenfalls kann Niemand schon jezt voraussehen. sichtlich der Beschränkung der Geldunterstüßung von - wenn ich bis dahin noch auf der Erd : werde ich Seite des Staatsschaßes , sowie auch aus gewissen Proben des Gebräus oberfläche mich befinden sollte L Interpellationen, die im Unterhause erfolgt sind, daß vorzulegen die Ehre Milit.-3tg. Allg. der Lesern den man eine solche Ausdehnung des freiwilligen Systems haben! auf die minder Bemittelten verhindern will, die einer Conscription zu sehr im Wege stände.

Nachrichten.

Preußen.

sein, vielmehr soll , wenn das Proviſorium vorüber , die Absicht bestehen, einen Etat mit einzelnen Positionen auf zustellen , ähnlich wie dieß für das Budget des früheren preußischen Kriegsministeriums geschah. Ob dieser Etat nun finanzielle Erleichterungen mit sich führen kann und wird, läßt sich 11/2 Jahre vor Ablauf des Termins nicht bestimmen ; die Erfüllung der in dieser Hinsicht aller dings gehegten -- und zwar auch von der Regierung gehegten - Wünsche hängt jedoch von so manchen ge wichtigen und veränderlichen Factoren ab , daß in diesem Augenblick Niemand jene Frage mit annähernder Sicherheit beantworten wird. Die thunlichsten Ein schränkungen werden sicher eintreten. Vor länger als Jahresfrist machten wir Ihnen Mit theilungen über eine hier stattgefundene Conferenz von Vertretern norddeutscher Festungsstädte, welche für folgende

** Berlin , 24. Mai. [ Der Militäretat des norddeutschen Bundes. - Die Schrift des Ausschusses des Verbandes norddeutscher Festungsstädte über das Rayongeset. - Be= vorstehende Säcularfeier der Geburt des Königs Friedrich Wilhelm ** III . ] Seit einiger Zeit sind, die Spalten mancher politischen Blätter fast beständig mit Glossen über die Kosten der Militärverwaltung Preußens, resp. des norddeutschen Bundes , gefüllt. Der eine Correspondent macht sich die Mühe, eine vergleichende Zusammenstellung der Gesammtausgaben für Militärzwecke während des letzten Decenniums zu entwerfen und ge langt dabei zu den haarsträubendsten Reſultaten , die selbstverständlich mit den landläufigen Variationen über die von der Neugestaltung Norddeutſchlands erwarteten 21 Festungen : Coblenz , Cöln , Colberg , Cosel , Cüftrin, und nicht eingetretenen finanziellen Erleichterungen ver Danzig , Deutz , Erfurt , Glogau , Magdeburg , Minden, brämt werden. Der Verfaſſer dieſer Klagelieder fühlt ſo Posen , Saarlouis , Spandau , Stettin , Swinemünde, wenig patriotisch, daß er das Wachsthum seines Vater Stralsund , Torgau , Wejel , Wittenberg und Mainz Er landes an Größe und Macht, welches abgesehen von leichterungen der Festungs-Nayon- Geseze anstrebte. Der dem in zwei Feldzügen vergoſſenen Blut zahlreicher Landes | · Ausschuß des Verbandes dieser Festungsstädte hat nun söhne ―― natürlich nicht billig zu erlangen war , lieber eine Darstellung der bisher gepflogenen amtlichen Ver2 in den Kauf geben möchte, um dafür einige Thaler handlungen im Druck erscheinen lassen unter dem Titel : " Erstrebung gerechter und zeitgemäßer Geſeße, betreffend Steuern weniger zu bezahlen. Auch ist derselbe so wenig orientirt, daß er nicht weiß (oder wiſſen will), daß andere die Einwirkung der Festungseigenſchaft auf Ortſchaften und Mächte mit weit größeren Kosten nur eine geringere Grundeigenthum ". Die Schrift bezweckt den Mitgliedern Truppenmacht unterhalten. Andere Correspondenten des Reichstags Gelegenheit zu geben, durch ein Gesammt= sprechen jest schon , ohne den geringsten Anhalt ihrer bild der Vergangenheit eine Einsicht darüber zu gewinnen, Behauptungen zu besigen, von einer Absicht der Regierung, wohin die Wünsche für die Zukunft gerichtet, in wie weit das Bauschquantum von 225 Thlr. pro Kopf des nord Hoffnungen und Zugeständnisse seitens der Staatsregierung deutschen Bundesheeres zu erhöhen , als einer fest be gegeben sind, und ob die in der Thronrede angekündigte schlossenen Sache. Bekanntlich schreibt der Artikel 62 Gesetzesvorlage das ganze Gebiet der Rayon- Gesetzgebung der Verfassung des norddeutschen Bundes vor , daß bis erschöpfend umfaßt und gerechten und billigen Wünschen zum 31. December 1871 dem Bundesfeldherrn jener überall Rücksicht angedeihen läßt. Die im Jahr 1869 Betrag für die Kopfzahl der Friedensstärke des Heeres versammelten Vertreter der Festungsstädte hatten an den zur Verfügung gestellt werde ; bei Berechnung dieser Bundeskanzler die Bitte gerichtet, daß schon in den Vor Summe wird die interimistisch festgestellte Friedenspräsenz bereitungsstadien des erbetenen Festungsgesetzes die Vor: ſtärke von 1 pCt, der Bevölkerung so lange festgehalten, stände der betreffenden Städte über dasselbe gutachtlich bis sie durch ein Bundesgejez abgeändert ist. Augen gehört würden. würden . Dieser Wunsch wurde abschläglich bes blicklich scheint nun noch gar kein fester Entschluß über schieden , weil dessen Erfüllung die wünschenswerthe Er Beibehaltung oder Erhöhung dieses Betrags gefaßt zu ledigung der Sache ohne wirklichen Nuten nur verzögern

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fönnte. Vorläufig tritt nun allerdings diese Aufgabe | rationen im Felde", dessen ersten Theib wir in Nr. 13 an den Reichstag noch gar nicht heran ; derselbe wird der Allg. Mil.-Ztg. v. d. J. kurz besprachen. in dieser Session mit der Gesetzesvorlage gar nicht Der zweite Theil behandelt : nächtliche Flußübergänge, mehr befaßt werden. Das urkundliche Material der nächtliche Ueberrumpelungen und die Terrainerleuchtung. Schrift ist ein sehr reiches. Es umfaßt in gedrängter In Bezug auf den ersten Punkt wird gezeigt , daß die Darstellung die gesammten über diesen Gegenstand ge= Präcision und die Schnelligkeit des jeßigen Feuers die pflogenen amtlichen Verhandlungen von der ersten Ver Schwierigkeiten und Gefahren gewaltsamer Uebergänge handlung des preußischen Abgeordnetenhauses im Jahre bei Tage bedeutend vermehren und daher zum nächtlichen 1849 bis zu der Verhandlung des Reichstags im Jahre überraschenden Uebergehen mehr als je hindrängen. Der 1869. Die Bildung eines Verbandes der Festungsstädte Rheinübergang Moreaus bei Kehl am 24. Juni 1796 ist jedenfalls nur zum Zwecke unternommen worden, um wird von Bourelly als Musterstück einer solchen Unter durch ein geschlossenes Auftreten einer Coalition wo mög nehmung näher beleuchtet. lich größere Resultate zu erzielen, doch iſt ja schon mehr Die nächtlichen Ueberrumpelungen " bezeichnet der fach von den Militärbehörden nachgegeben worden , daß Vortragende ganz besonders als ein Mittel für taktische mit den Erweiterungen der bestehenden größeren Festungen. Erfolge. Nähe des Feindes , Demoralisation , schwache die thunlichsten Erleichterungen des Rayon-Gesezes Hand Disciplin , Unerfahrenheit seiner Truppen , nachlässige in Hand gehen. Dieselben find schon in verschiedenen Handhabung des Vorpostendienstes oder mangelhaftes festen Pläßen thatsächlich eingetreten und werden ohne Sicherungssystemfind Umstände, welche in vielen Fällen Zweifel in anderen nachfolgen . Erfolg versprechen. Beispiele erläutern die Prämiſſe, Die am 3. August d. J. bevorstehende Säcularfeier der wie Ueberrumpelung nach einem glücklichen Gefecht zur Geburt des Königs Friedrich Wilhelm III. verspricht ein Beschleunigung des feindlichen Rückzugs , nach unent= nationales Fest zu werden. Der Mittelpunkt desselben schiedenem Gefecht , um sich eines wichtigen Punktes zu dürfte die Enthüllung der dem hochseligen Könige errich bemächtigen, nach einer Niederlage, um den eigenen Rück teten Reiterstatue bilden ; dieselbe befindet sich dem Schloß zu decken. Besonders werden die Erfolge des nächtlichen gegenüber auf dem Lustgarten , das Fußgestell ist freilich Angriffs auf Gitschin 1866 hervorgehoben. noch nicht vollendet. Die Feier wird , ähnlich wie die Die Ordonnanz von 1832 enthält nur Vorschriften Enthüllungsfeier des Rauch'schen Denkmals des Königs für die der Action vorhergehenden Verhältnisse, nicht für sein, Friedrich des Großen , eine vorwiegend militärische den Kampf selbst. Für diesen stellt Bourelly den Grund die Veteranen aus den Befreiungskriegen werden dazu fag auf: Nachts darf nur mit der blanken Waffe ge= Staats und ebenso eingeladen werden wie die städtischen Angriff sowohl wie behörden. Durch dieses neue Denkmal , sowie durch die fochten werden". Der Saz soll für für Vertheidigung gelten. beabsichtigte Errichtung einer Siegessäule im Thiergarten, Die " Terrainerleuchtung “ nennt als den ersten , der welche eine noch größere Höhe als die Vendomesäule in Paris erreichen und die größte in Europa werden soll, fie regelmäßigen Versuchen unterworfen hat : Le Blanc d'Eguilly (1805). Das elektrische Licht hat mit Leichtig= wird die an Monumenten überhaupt schon reiche nord feit die Feuerwerkskörper verdrängt. Martin de Brettes deutsche Residenz zwei weitere schöne Denkmäler erhalten. ( 1851 ) hat dieß Problem gelöst. Bedeutende Vorzüge Berlin braucht keine „Kaiserstadt“ zu sein , um auch in dieser Hinsicht einen Vergleich mit den Residenzen der bietet das Kalklicht Drummonds und die Verbrennung von Magnesium. anderen Großmächte nicht zu scheuen !*) Zum Schluß wirft Bourelly einen Blick auf die 1860 Frankreich. in Frankfurt erschienene , Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl zugeschriebene Broschüre, worin Paris , 15. Mai. [ Capitän Bourellys zweiter Vortrag über die nächtlichen Ope = es heißt , "I daß nächtliche Operationen nicht Sache der rationen im Felde. ] Der „ Moniteur de l'armée “ Franzosen seien , welche sie zu fürchten schienen." Der bringt in seiner Nummer vom 6. Mai den zweiten Theil Redner schreibt die Wahrheit dieses Saßes der Unvors des vom Capitän Bourelly im Kriegsministerium zu sichtigkeit der Franzosen , der Art und Weise ihrer Sicherung und ihrer Erregbarkeit zu und empfiehlt als Paris gehaltenen Vortrages : Ueber die nächtlichen Ope Gegenmittel die Einübung. Er schließt mit folgenden Worten : *) Ganz beiläufig wollen wir nur der „nouvelle importante" „ Nachts ist in der That die Leistungsfähigkeit des der France militaire" vom 11. Mai d. J. erwähnen , wonach Aller Einfluß der Zahl Menschen seltsam verändert. Se. Majestät der König Wilhelm - revenant à son project de oder Bewaffnung fällt weg, und fast der persönliche Muth l'année derrière (?) von Neuem daran denken soll, den Kaiſer titel anzunehmen. Die „Reisen" des Czaren , der Könige von allein bleibt zur Sicherung der Erfolge. Ein vorwiegen Bayern und Württemberg nach Berlin, welche la France mili des Element der alten Armeen, kann der persönliche Muth taire mit jenem Project in Verbindung bringt , haben zum auch heute noch über numerisch überlegene Kräfte und Theil andere natürliche Ursachen, zum Theil ſind ſie ― gar nicht materielle Zerstörungsmittel mit Glanz triumphiren. “ ausgeführt worden.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. -

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

Jahrgang.

Darmstadt, 8. Juni.

No. 23.

1870.

Inhalt : Auffäße. Meß , die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operations linie Mainz-Mannheim-Paris. Von Cardinal v. Widdern, f. preuß. Premier Lieutenant. - Die Unteroffiziere . Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. Nachrichten. Bayern. Das Votum des Generalquartiermeisters Grafen v. Bothmer über die Militärfrage. ornt I 1

Mek, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz Mannheim- Paris.

Von Cardinal v. Widdern, f. preußischem Premier Lieutenant. Frankreich, deffen Landesvertheidigungs- Einrich tungen seit 1815 bis zum Jahre 1866 im Wesentlichen dieselben geblieben sind , (nur die Küsten, speciell die Nordküste , sind wesentlich verstärkt worden) baut gegenwärtig rüftig an der Vervollkommnung seiner größeren Feftungen , um denselben den Werth zu sichern, welchen fie für die Vertheidigung der Grenzen von jeber gehabt haben. An der gegen Belgien ges wendeten Front einem neutralen Staate gegen über, der die Defensive neuerdings durch Schleifung fast aller Festungen in und um das gewaltige Ant werpen herum centralisirt hat ist es Lille , welches " als Schwerpunkt des dreifachen Festungsgürtels eine neue Enceinte erhält , während vor der Rheinfront 1) auf der Operationslinie zwischen Mainz Mannheim und Paris das alte Meß zu einem großen befestigten Lager erweitert wird, 2) auf, resp. an der Operations linie aus der Basis Ulm- Rastatt auf Nancy Paris die durch ausgedehnte Inundationen von der Süd-, Ost- und Nordostfront schwer zugängliche Festung

Straßburg vor seiner Nordwestfront durch neue Forts verstärkt werden soll, und 3) bei Belfort ein befestigtes Lager sich der 1814 für das Manöver der Hauptarmee gewählten Straße von Basel über Langres auf Paris vorlegt. Unser Aufsatz wird sich mit Wet beschäftigen und absichtlich das Referat über den gegenwärtigen Zu stand dieses großen Waffen : und Depotplates den Berichten über die Saar- und Mosellinie voraus schicken, um minder instruirte Leser durch das Intereſſe für den überaus große Aufmerksamkeit verdienenden Punkt zu einem gleichen für die, denselben im näheren und weiteren Wirkungsrayon umlagernden Land schaften zu veranlassen. Die Angaben über den Festungsbau , sowie die Daten militärgeographischer Art find auf persönliche Wahrnehmungen , resp. auf die von anderer Seite zugegangenen neuesten Nach richten begründet und sollen ein Capitel ſupplementiren, welches der Verfasser des im vergangenen Jahr er: schienenen Werkes Der Rhein und die Rhein feldzüge" *) als über die "Mosel und Saar und ihre strategische Bedeutung" für nicht ausreichend be zeichnen muß. Die günstigen Recensionen, speciell die eingehende Beurtheilung, welche die " Augsb. Allgem. Zeitg." dem Werke widmete , gingen mit Wohlwollen ‫همه‬ 6031 m Berlin, bei Mittler und Sohn, 1869.

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über diesen Mangel hinweg , welcher nach des Ver: | daher in Anbetracht dieser Ortschaften, Häusercomplere, fassers Ueberzeugung namentlich dadurch vermehrt Gärten und Weinberge sehr unübersichtlich . Ueberall wird , daß von den weiter militär-geographisch und liegen die Vororte außerhalb des Inundations kriegshistorisch in Betracht gezogenen Gebieten zu bereiches. beiden Seiten des Rheins gerade die durch die Die Mosel, welche sich am Fuß des Mont St. C Quentin in mehrere Arme theilt , die erst unterhalb Pfalz, den Elsaß und Lothringen eingenommenen Ab schnitte des Kriegstheaters nicht hinreichend zuſammen der Stadt sich wieder zu einer Wasserader ver hängend und nicht immer gleichmäßig reflectiv be einigen , bildet flache Wieseninseln , hat ein Sand handelt worden sind. Der Verfasser wird sich sich daher und Kiesbett, feste Ufer, welche im Sommer 11/2 m. glücklich schäßen , durch Ergänzungsarbeiten correctiv über dem dann seichten Wasserspiegel liegen, und wird an seinen Studien über den Rhein und die Rhein durch den Digue de Wadrinaue oberhalb der Stadt feldzüge" weiter arbeiten zu dürfen . derartig gestaut, daß die größere Wassermenge in den zeitweise schiffbaren, rechten schmalen Flußarm geleitet I. Die Festung Wek. wird, welcher durch die befestigten Inseln Saulcy und Chambière von dem breiteren, nicht schiffbaren Haupt In demselben Maße , als die Franzosen bemüht gewesen sind , ihrer großen Grenzfestung Meß durch arm geschieden ist. Leßterer ist zu durchwaten , falls fortificatorische Neuanlagen den Werth auch für die | nicht ähnliche Wassermengen in die Mosel treten, wie Zukunft zu sichern , welcher sie stets in vergangenen es z . B. • im Januar 1814 geſchah, als das preußische Kriegen ausgezeichnet hat , müſſen wir Deutsche auf Coips York vor der Festung stand und durch die merksam bleiben in Bezug auf Alles , was die fran: ausgedehnten Wasserflächen sich jeder Annäherung an den Plaß entschlagen mußte. -Nur bei Hochwasser zösischen Ingenieure , welche sämmtlich mit diesem Plaß wie mit keinem anderen bekannt sind, weil Jeder ist auch die Seille , welche den alten Fortificationen von ihnen einen großen Theil seiner Lehr- und Dienst der Ostfront als Vorgraben dient und sich danach in die Mosel ergießt, breiter als 15-18 m. und tiefer zeit dort zubringt, mit ihr fortificativ vornehmen . Wir werden etwas länger bei dem Referat über als 0,9 m. Die beiden anderen in das Festungs gebiet gehörenden Flüßchen , welche in Ravins gegen den gegenwärtigen Zustand der Festung zu verweilen die Ostfront herabrinnen , sind nur unbedeutend : der haben , um danach desto besser deren veränderten Werth beurtheilen zu können. Leider nicht in in der der Vallièrebach ist zwar breiter und kann leicht an der Brücke der Bouzonviller Chauffée gestaut werden, Lage , einen Plan beifügen zu dürfen , können wir wohl nur verständlich für solche Kameraden ſein, allein direct für Fortificationszwecke ist bisher nur welche gleich uns die Festung zu sehen in der Lage der an sich ganz schmale Chenaubach verwendet , in waren , oder die im Besiß der Karte sind (Maßstab : dem man ihn geschickt in den + Graben ges kleinen 1/20-000-*) Fort Grisors cingeleitet hat , wo man durch eine Der Boden der Mosel- Thalerweiterung, auf welcher Schleuse der Bachrinne eine Tiefe bis zu einem Meter sich am Fuß der Abhänge die Stadt Meß gebaut zu geben in der Lage sein soll . bat , liegt 170 m. über dem Meer und wird am Was die Wasserwerke für Inundationszwecke be rechten Ufer der Seille - Mosel-Rinne von ziemlich steil trifft , so sind dieselben dahin berechnet , daß das ansteigenden Bergen bis zu 246 m. überhöht, während Moselwasser vermittelst der Schleuse am Pontmoyen am anderen Ufer der Mosel - auf Artillerieschuß Artillerieschuß bis zur Terrainschicht von 168 m. , das der Seille distanz - sich Plateaurücken erheben , welche in dem bis zu der, von 171 m. angestaut werden kann , leg nahe oberhalb der Stadt gelegenen Mont St .. Quentin teres durch die Schleuse nahe der Porte Mazelle.*) mehr als 345 m. absoluter Höhe erreichen, nordwärts Auch an der großen , an der Südspiße der Insel desselben aber beträchtlich von der Stadt zurücktreten. Symphorion gelegenen Eisenbahnbrücke sind Stauungen Die Höhen sind zunächst überall kahl. möglich. Die gesammten Inundationen kommen , so Die alte, eng zusammengebaute, wohlhabende und bald das Moselwasser nicht so bedeutend ist , daß es schöne Stadt füllt den Raum zwischen dem rechten über den Digue de Wadrinaue ( 168 m. hoch gelegen) Mosel und dem linken Seille-Üfer aus , wird mehr in den Hauptarm übertritt ; ausschließlich der Süd:: fach durch Waſſeradern getheilt und hat nahezu west- und Südostfront zu Statten, so zwar , daß ſich 60,000 Einwohner. Die zahlreichen Ortschaften, zwei Becken ergeben , welche durch die mäßig hohe Plateaufläche geschieden werden , auf der vor der welche durchweg halb oder ganz massiv gebaut. →→ als die Vorstädte gelten können, liegen nahe vor der Stadtenceinten : Südfront die großen , wohlhabenden · Stadtenceinte zu beiden Ufern der Flüsse und hängen Ortschaften Montigny und le Sablon liegen. Das "3 durch große Gärten mit den Weinpflanzungen zu schmale Wiesenthal der Seille kann demnach bis weit sammen, welche den größten Theil der Plateauabhänge oberhalb seiner Eisenbahnbrücke in sehr wechselnder bedecken. Das Terrain vor der alten Enceinte ist Breite (bis ca. 180 m. ) inundirt werden. ང་ ན་བ་སྐྱོང་ཚད་པ་ས་ ག་ཉམས་ པ་ མ་མ་ཀྱི་ཆོ་ག་ *) Der Plan von Meß in 1 : 20,000 (Berliner lith. Inſtitut) Wasserspiegelhöhe der Mosel gewöhnlich 165 m. der Seille oberhalb der Stadt 169 m. genügt nicht mehr der Ausdehnung nach, in

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Zur Stadtenceinte. Bis vor einigen Jahren war die gänzlich in der Niederung gelegene Stadt nur eng von einer bastio nären Umwallung eingeschlossen , denen sich in nur fehr geringer Entfernung kleine Vorwerke verschiedener Traces vorlagern . Das Fort Belle Croig - vor - war das der (Ost:)Front des Allemands gelegen einzige Werk , welches , indem es auf dem westlichen Theil der Höhe von les Bottes aufgeführt ist , ein wenig in das Vorterrain eingreift , während diesem entgegengesezt das große Fort Moselle , welches die offene Kehle seiner zusammenhängenden vier Bastione an das linke Ufer der Mosel anlehnt, nur als Brücken kopf zu gelten hat. Die in des Verfassers Werk „ der Rhein und die Rheinfeldzüge" aufgenommenen Re: flexionen über den fortificatorischen Werth von Met basiren auf dem Zustand des Wassenplages vor der in Ausführung begriffenen Anlage detachirter Forts, welche die Stadtumwallung zu einer inneren Enceinte degradirt hat. Auch an dieser leßteren sind einige corrective Aenderungen bereits ausgeführt worden, die hier erwähnt werden müssen : 1) Die (West ) Front St. Vincent iſt - zugleich um der Stadt ein wenig Raum zur Ausdehnung zu geben --- ſeit 1867 rasirt und weiter vor dicht an das rechte Ufer des westlichen Hauptarms der Mosel gelegt worden , der Art , daß in der Capitale der beiden Flügelbastionen je eine der beiden Schiffs: brücken liegt , welche zum Brückenkopf Fort Moselle hinüberführen. Zwischen den Flügelbastionen erhebt sich ein größeres Bastion mit gebrochenen kurzen Flanken, in denen Batterien für die Grabenbestreichung angelegt sind. Als Reduit ist hinter der offenen Kehle eine neuaufgeführte Fabrik vorgearbeitet worden. 2) Die übrigen Fronten haben zum Theil einige Hohlbauten erhalten ; speciell ist die gegen den Bahn hof gerichtete Südfront an den, beiden Thoren zunächst gelegenen Bastionen durch Hohltraversen modernisirt worden. Das Bastion II. trägt über der Poterne, durch welche die Passage von den Casernen an der Esplanade nach dem Bahnhof führt, eine neue, massiv gewölbte Batterie . Von diesen Abänderungen und Correcturen ab: gesehen , ist der Kern der Festung - die innere En ceinte - in den letzten Jahren nicht verändert wor den. Zur Erweiterung unserer älteren Angaben über den Plaß mögen jedoch einige ergänzende Reflexionen gestattet sein, sobald wir darüber berichtet haben, was vordere Enceinte" augenblicklich im Bau be als griffen, resp. bereits vollendet ist.

Die Enceinte der Forts. Die Rührigkeit , welche 1867 in Frankreich in Bezug auf die Hebung der Wehrkraft des Landes herrschte , erstreckte sich namentlich auch auf die den modernen Anforderungen entsprechende Umgestaltung, resp. Verstärkung der Hauptwaffenpläße. Es war bringend geboten, seitdem die Schußdistanzen für die

Belagerungsartillerie so bedeutend zugenommen hatten, auch die Höhen , welche ringsum die alte , tief ge legene Festung Meg dominirend , deren Wälle über ragen, endlich mit Werken zu krönen. Was die deutschen Ingenieure bisher noch vergeblich für Cöln, Mainz und Germersheim anstreben, das ist den fran zösischen unter den Auspicien der großen , zu Folge der Neugestaltung Deutschlands in ihrem Lande herrschenden Aufregung in Bezug auf Meß gelungen. Bereits ist der Bau von vier großen Forts fast voll endet, zwei andere sollen noch projectirt sein. A. Gebaut sind : a) am linken Moselufer: 1 ) Fort St. Quentin auf der abgeholzten Spiße der Höhe gleichen Namens. Das Werk ist das kleinste von allen , hat vier den regelmäßig geformten Bergabhängen entsprechende ge schlossene Fronten und ist in einem Oblongum tracirt, dessen lange Seiten je ca. 300 m . und dessen kurze Seiten ca. 160 m. Länge haben. Die breiten Fronten sind nach Süden (gegen das Dorf Ecy) und nach Norden (gegen das Dorf Lorry) gerichtet, während die eine der beiden kurzen Fronten direct den Digue de Wadrinaue und die Pulverfabrik dominirt, die andere aber entgegengeseßt den Weſtabhang des Mont St. Quentin bestreicht. Das Fort , welches man für die (kleine) Citadelle von Met ansehen kann , frönt die bedeutendste Höhe der Umgegend (Baugrund des Forts etwa 345 m. absolut , der Stadt 170 m. ) und liegt in seinem Hofe 2800 m. von der Pulverfabrik entfernt. Trace: noch unbekannt , die Grabenlinie der vier Fronten ist vor jeder resp. Mitte einwärts flach ge= winkelt. Mauerwerk mit großen, zum Theil in Etagen casemattirten Batterien. 2) Fort des Carrières erhebt sich 4300 m. von der Porte de France entfernt auf dem östlichsten Theil des Plateau , an dessen Ostabhang Plappeville liegt, so daß die Keble gegen dieses Dorf, die rechte Flanke gegen das Dorf Lorry gerichtet ist. --- Die ca. 400 m. breite Front ist westwärts gegen den weiterhin vorliegenden Grund gerichtet ; halb so breit sind die Flanken , von denen die linke das westliche Vorterrain des benachbarten Forts St. Quentin, die rechte das Ravin von Lorry bestreicht ; die nicht ge= schlossene Kehle wird von den Geschüßen des Forts St. Quentin vertheidigt, welche geradeaus den Raum zwischen Plappeville und dem in Rede stehenden Fort unter Feuer nehmen. ― Bastionär - Trace mit zwei Bastionen, Hauptfeuerlinie gegen Westen . b) Am rechten Moselufer : 1) Fort Quelen. Baugrund ca. 2620 m. süd: östlich von der Porte Mazelle auf dem 220 m. hohen Plateau südlich der Höhe de l'Orme. Indem sich die ca. 625 m. breite Front mit dem linken Flügel bastion an den Abhang lehnt, welcher sich gegen das Dorf Grigy hinabſenkt, das rechte Flügelbaſtion aber dem Behöft la Haute Bevoye gegenüber aufgeführt ift, weist die Capitale des Mittel- Baſtions in den Raum zwischen Grigy und Haute Bevoye. Von der

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Hauptfront des Forts werden also die genannten Dertlichkeiten und der Abhang des gegen den Bau grund höheren Plateau von Mercy direct bestrichen, während von den beiden je ca. 314 m. breiten Flanken nach links der Chenaubachgrund, nach rechts der Theil des Seillethales unter Feuer genommen werden , in welchem die Eisenbahn das Flüßchen überschreitet. Was die Kehle betrifft, so fällt dieselbe ungefähr mit dem Plateaurand zusammen , von dem aus sich das Terrain nach den Weingärten von Quelen hinabſenkt. Im gleichen Trace und mit gleichen Dimensionen er hebt sich 2 ) das Fort Grimont ca. 2630 m. nordöstlich der Porte St. Barbe auf dem Mont Chatillon der Art , daß die Front gegen die nahe Farm Grimont gerichtet , die linke Flanke nahe der Chaussée nach Bouzonville, die rechte ebenso unweit der Landstraße tracirt und die Kehle gegen St. Julien geöffnet ist. Die französischen Ingenieure haben sich nicht ent schließen können , hier ebenso wie bei der neuen En ceinte , welche Lille der Hauptwaffenplay an der gegen Belgien gerichteten Front - erhalten hat, das Bastionärtrace fallen zu lassen. Ueber die Details der Tracirung wie der Profilirung der nunmehr wohl bald vollendeten vier großen Forts , deren Lage der Verfasser soeben zu präcisiren versucht hat, fehlen die Angaben noch. Es wird indessen hinreichen, um auf Grund der gegebenen Daten sich eine Vorstellung über die Ausdehnung der neuen Werke , ihren Wir kungsbereich, sowie über den Werth zu machen, welchen die neue Enceinte detachirter Forts für den mächtigen Waffenplag hat. Hervorgehoben sei nochmals , daß sämmtliche Bauten permanent aufgeführt sind , große Geschüß und Unterkunftscasematten erhalten haben , und daß die offenen Kehlen augenscheinlich durch Reduits nebst crenelirten Mauern abgeſchloſſen werden dürften . B. Projectirt sind: zwei Forts, das eine vor der Südfront auf dem niedrigen Plateau zwischen Mosel und Seille, südlich von Montigny , angeblich zwischen den Gehöften Frescaty, St. Brady und St. Ladre, -- das andere vor der Westfront, resp . vor dem Brückenkopf „ Fort Moselle" in der Nähe von Woippy , rechts des Mühlenbachs, so daß die Batterien dieses Werkes den Chaussée- und Eisenbahn-Knotenpunkt nordöstlich von Woippy bestreichen würden. (Fortsetzung folgt.)

Die Unteroffiziere. [ 75.] In unserem Aufſaß ein Nr. 16-19 der Allg. Milit.Ztg. " die Subalternoffiziere 2c . " zählten wir unter die ausschließlichen Dienstzweige, welche wir dem ältesten Compagnieoffizier, resp . Premierlieutenant zu gewiesen sehen möchten, die Instruction der Unteroffi ziere (selbst wo diese noch von Adjutanten geschieht) . Heute sei es uns erlaubt, diesen Punkt in Kürze noch näher in's Auge zu fassen.

Es wird wohl keinem Offizier verborgen sein, wie nothwendig eine specielle , sorgfältige Instruction der Unteroffiziere, sowohl theoretische wie praktische, gerade unter den jezigen Verhältnissen sich darstellt. Gleich den Offiziercorps haben gegen die frühere Zeit auch die Unteroffiziercorps eine so außerordentliche Ver jüngung bezüglich ihrer Bestandtheile erfahren, wie ſie im Interesse des Dienstes in keiner Weise wünschens: werth erscheinen mag . Nur etwa ein Dußend Jahre blicke man zurück und vergleiche dann unsere heutigen Feldwebel mit den damaligen , die Sergeanten von jezt mit denen aus jener Zeit. Wo ist allein schon das martialische Aeußere dieser Persönlichkeiten hin geschwunden ? Konnte man sich wohl früher einen preußischen Feldwebel oder Sergeanten ohne Schnurr bart denken ? Jezt kann man solche Unbärtigen zu Dußenden finden. Heute kommen die Schnurrbärte ―――――― erst in der Civilversorgung zur Reife ! Man wird uns wohl glauben , auch ohne ausdrückliche Ver sicherung , daß wir die Tüchtigkeit des Unteroffiziers nicht nach der Länge des Bartes bemeſſen, aber, ſage man was man wolle , mit den Schnurrbärten der Unteroffiziere ist heutzutage gleichzeitig eine ganze Masse Zug" aus den Corporalschaften , ergo den Compagnien 2c. verschwunden. Und wie kann es denn, selbst ohne Rücksicht auf die Bartfrage, wohl bei dem jeßigen , durch die Noth gebotenen Dampfproceß, mit welchem unsere Unteroffiziere ausgebacken werden müssen, anders geschehen ? Was soll man von einem Sergeanten verlangen , der 31/2 Jahre im Ganzen dient ? Und was haben die beiden Feldzugsjahre 64 und 66 für Material an Unteroffizieren theilweise geliefert ? Bogen könnten wir anfüllen mit den Namen solcher entseßlichen Wesen , denen als einzige hervor= ragende Eigenschaft der Besit enormer Fäuste und entsprechender körperlicher Kraft zur Seite steht , und die in jeglicher Beziehung überhaupt nur als Mauer brecher benutzt werden können. Glücklicher Weise ent= ledigen sich die Truppentheile nach Möglichkeit dieſer --Individuen, aber leider sind diese deßhalb der Armee noch keineswegs verloren , denn sie finden leicht bei den Regimentern anderer Provinzen wieder Anstellung, weil der sie entlassende Capitän nichts eigentlich Nach theiliges in ihre Conduite seßen kann. Es heißt da eben nur: hat sich --- so und so geführt", und seine Führung kann kaum als eine gravirende bezeichnet werden, weil er eben Unteroffizier wurde, und weil Dummheit kein Verbrechen und nicht durch die Kriegs artikel bedroht ist. Aber lassen wir diese Furchtbaren jetzt bei Seite und betrachten das bessere Material. Selbst das beste ist jung , jung, blutjung, vom Feld = webel bis zum jüngsten Unteroffizier, mit sehr wenigen Ausnahmen. Glücklich ist schon die Compagnie heut zutage, die neben einem vernünftigen Feldwebel noch einen Sergeanten hat , der wirklich annähernd ſeinen Dienst versteht. Nur zu oft fehlt auch dieser Eine, und zu häufig leistet der Feldwebel für den praktischen Dienst keinerlei Nußen. Glücklich also der Haupt

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mann, der einen ordentlichen Dienstthuer unter seinen Solche praktischen Leute gab es früher bei den Compagnien wenigstens ein halbes Dußend, und von Unteroffizieren zählt, aber unglücklich auch dieser Eine, der nun auch Alles besorgen soll. Es ist wohl ein ihnen lernten die anderen Unteroffiziere und der Ja , wir altes, gutes Wort : „je mehr Dienst, desto mehr Ehre", Fähnrich den Dienst ex fundamento. wenn dann aber diese Ehre sich ganz auf eine einzige schämen uns nicht, einzugestehen, daß wir ab und zu als ebenernannter Offizier diese alten , braven Kerls Persönlichkeit concentriren muß , und dieser z . B. zu zu Rathe zogen, wenn es galt, etwas noch Ungeübtes permanenter Heiserkeit von einer Recruteneinstellung zur anderen verhilft , dann scheint scheint sie doch in auszuführen . So waren wir , kurz nach der Er nennung , zum Füfilierbataillon versezt worden und einigem Uebermaß vorhanden zu sein. Ein Feldwebel, ein Capitän d'armes, ein Schießunteroffizier, ein Turn sollten eines Nachmittags selbstständig tirailliren laſſen. Lehrer findet sich noch bei weitem leichter als solcher | Wir wußten wohl, daß die Füsiliere diese Beschäftigung in Gruppen (damals etwas Nagelneues !) vornahmen, eigentliche Prakticus des Linien: und Felddienstes ; das nähere Wie , Wo und Wann war uns jedoch die Peripherie seines Wirkungskreises beginnt beim noch nicht recht deutlich. Auf dem Marsche zum ,,Auspuß der Griffe" und endet in der schleunigen, zweckmäßigen Beſeßung eines Gehöftes , resp. in der Uebungsplaß hielten wir es daher für gerathen, uns Möglichkeit seiner Verwendung als Führer eines von dem alten Vicefeldwebel der Compagnie (er diente beiläufig 40 Jahre und trug seit 22 Jahren die Halbzugs im Felddienst ohne specielle Beaufsichtigung. Er ist der einzige , dessen Wiedersehen mit der Ab Fahne) einige Fingerzeige geben zu lassen. Er gab theilung bei seiner Absendung mit Bestimmtheit vor fie denn auch bereitwilligst , meinte aber am Schluß : ausgesezt werden darf, meist sicherer, als wenn der " Wie's eegentlich gemacht werden soll, des weeß keen Herr Fähnrich oder selbst der junge Herr Lieutenant Mensch nich recht !" Allerdings ziemlich untröstlich für solche Aufgabe zu erfüllen hat. Man kann auf sein das Weiterblühen dieses Systems ! rechtzeitiges Eingreifen zählen, während man die ge Von wem aber , fragen wir nun, soll denn heute nannten Herren nur zu häufig entweder zur Unzeit der junge Unteroffizier etwas lernen, wo alte Unter oder auf dem unrechten Punkt in wahnsinnigem Ge offiziere und Sergeanten so spärlich vorhanden und fecht mit dem Feinde , oder auf dem richtigen Punkt in legterem Falle so überbeschäftigt sind, daß an eine gar nicht wiederfindet. *) besondere Instruction der anderen Unteroffiziere durch dieselben nicht gedacht werden kann ? Vom Adjutanten ? *) Hierbei müſſen wir einer grandiosen Nachtfelddienſtübung Siehe, wie willst Du v lehren , so Du des vereinigten Regiments unter persönlicher Leitung seines Com doch selbst keine Belehrung hast !" mandeurs gedenken , bei welcher ein Degenfähnrich auch einige Es ist bei den meisten Regimentern Grundsaß, Sectionen ſelbſtſtändig zu führen bekam ; auch der Mitgabe eines daß nur der Regiments adjutant Premierlieutenant Hornisten erfreute sich derselbe. Die Uebung fand ohne Patronen und ohne markirten Feind ſtatt, und es handelte sich darum, zu sein soll, die Bataillonsadjutanten sind Secondelieute= einer bestimmten Stunde weit vom Regiment eine ziemlich aus nants, und zwar jüngere , damit nicht sobald wieder gedehnte Stellung eingenommen zu haben. Das militärische ein Wechsel einzutreten braucht . Ist nun wohl ein Schauspiel war keineswegs vom herrlichsten Wetter begünstigt, im Gegentheil, regnete in ausgiebigſter Weise , und die Ab solcher Herr, der etwa 4 bis 5 Jahre dient , die ge theilung, der wir selbst zugehörten, langte in der Stellung ziem eignete Persönlichkeit , das Unteroffiziercorps eines lich durchweicht an, daher denn ersichtlich, daß die Anderen auch ganzen Bataillons theoretisch und praktisch zu in nicht trockener gewesen sein werden. Nun war aber der Herr Oberst uns Allen als ein Mann bekannt , der lieber am Vor struiren, jezt, wo die Vorkenntnisse dieser Zöglinge in mittag bei hübschem Sonnenschein als Nachts im Regen Dienst militärischer Beziehung mindestens um 70 Procent that, w - ein Geschmack, der gewiß etwas für sich hat. Es über niedriger stehen, als das früher der Fall war ? Meine raschte denn auch keineswegs , als plößlich , obgleich der Com Herren Bataillonsad jutanten von heute , können Sie mandeur die Stellung noch nicht beritten hatte , das Signal : „das Ganze sammeln !" ertönte, ein Zeichen, daß jede Abtheilung das leiften ? Kennen Sie überhaupt ihre Unteroffi= auf dem kürzesten Wege in die Garnison einzurücken hätte. ziere? Beschäftigen Sie Sich jemals mit ihnen speciell. Ziemlich freudig erklang denn auch unser Antwortſignal , und außer, wenn einmal die Distanzen der Züge zu jam wir säumten nicht , möglichst eilfertig abzurücken , besonders da wir auch von anderen entfernten Punkten das Signal unter mervoll stimmten , und der Herr Major bei seinem fchieden. Naß und stille wanderten wir auf der Straße dahin, Barte schwor , das solle und müsse anders werden ? stichdunkle Nacht ! Da horch ein galoppirender Gaul. Werda ? Dann wird einmal nacherercirt , und wenn es mit Der Regimentsadjutant ! → „Wohin reiten Sie denn noch ?" ― Ja , wohin wollen Sie denn marſchiren ?" „Na, nach weiter Ferne von der Garnison herüber ein Trommelmarsch mit Hause!" „Nach Hause ? Hier kommt Herr Oberst geritten Hörnern, ein sicheres Zeichen, daß mindestens eine Abtheilung bereits eben einrückt. Unsere beiden Compagnien stehen Nase an und will inspiciren ! " „Inspiciren ? Er hat ja sammeln Nase auf der Chaussée. Mit entseßlichem Fluch wendet der blasen laſſen." - "Der Oberst hat gar keinen Horníſten bei sich, Oberst sein Noß und sprengt der Garnison zu ; wir folgen ihm. ich will eben einen holen." Bataillon halt ! Gewehr abl“ Am anderen Morgen fürchterliche Nachsuchung nach dem Schul Da kam der Oberst. Meldung. " Aber, meen Herr, meen Herr, digen. ,,Der Degenfähnrich v. W. hatte in der Dunkelheit seine wer hat denn da blasen lassen ? Verfluchte Schweinerei mit die Leute verloren und rief sie mittelst seines Hornisten an sich. Ein Hundsfötter, die Hornisten ! Kehrt , kehrt , rücken Sie sofort in ganzes Regiment trat unverweilt den Rückzug an ! Kann man die Stellung!" Ganzes Bataillon kehrt , das Gewehr über, ohne Tritt marsch !”, Rückwanderung, jedoch nur kurze. Nach effectvoller auftreten ?" - Dieſe Wendung gab der Oberst wohl wollender Weise der Sache beim Vortrage im Kreise der Offiziere. etwa hundert Schritt kommt uns eine andere ―Compagnie ents - Herr v. W. ist heute ein ganz besonders tüchtiger Offizier. da ertönt in gegen. "Aber mein Gott" ruft der Oberst ,

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Nußen geschehen soll, kann nur der Major gleich selbst | Juni zum 5. Infanterieregiment versezt ward . Nach das Commando über das Skelett übernehmen , denn wenigen Tagen ( 5. Juli ) kehrte er aber in sein was er oder die Flügelunteroffiziere nicht zufällig früheres Regiment zurück , bis er am 2. Mai 1833 selbst wissen, das besagen keine Anschlagzettel. auf Nachsuchen seines Vaters in das 8. Infanterie Wir könnten hier noch Manches besprechen, was faul regiment „Herzog Pius " nach Passau verjeßt wurde, im Staate der Adjutanten ist , doch das ist zunächst | da derselbe den jugendmuthigen und heißblütigen heute nicht unsere Aufgabe. Wir schlagen nun vor, Sohn um so mehr nahe seiner niederbayerischen Be entweder die Instruction der Unteroffiziere compagnie fizung garnisonirend wissen wollte , als kurz vorher weise durch die Premierlieutenants , oder bataillonsein Anklang an die einstens sogenannten " Pagen: weise durch den ältesten Premierlieutenant desselben streiche" die Nothwendigkeit eines wachsamen väter vornehmen zu laſſen, da hierdurch eine größere Gleich- lichen Auges ergeben hatte. Nachdem sich Joner das. mäßigkeit erzielt und zugleich bewirkt werden könnte, damals übliche Decennium der Unterlieutenantszeit daß der Herr Adjutant diesen Instructionen mit beidurch ergiebige Urlaube zu kürzen gesucht und das wohnt, wodurch nach unserer Ansicht seiner Stellung felbe auch um mehr als ein Jahr überschritten hatte,. durchaus nichts vergeben werden dürfte. Es ist erfolgte am 25. October 1842 endlich seine Be selbstverständlich , daß die Instructionen der Unter- förderung zum Oberlieutenant im Infanterieregiment offiziere sämmtliche theoretische und praktische Dienstsenburg", aus welchem er jedoch bereits am 1. De zweige umfassen müssen. Diese Unterrichtsstunden cember wieder in das 8. Infanterieregiment zurück müssen , mit Ausnahme der Manöverzeit , sowohl im verseßt wurde. Im Beginn des Jahres 1846 erklärte Sommer als im Winter fortgeſeßt werden und würde eine Sanitätscommission Joner wegen Augenleidens besonders darauf streng zu halten sein, daß die Unter und Gesichtsschwäche zum Halbinvaliden der zweiten offiziere zu denselben stets möglichst vollzählig zu er Abtheilung, ein Ausspruch , welcher den Verblichenen scheinen hätten und die Compagnien nicht allerhand bestimmte , die Normalpension seines Grades anzu Nebenbeschäftigungen zu dieser Zeit ansehen , so daß streber. Entsprechend den Ersparungsrücksichten jener also auch die Capitän d'armes , sowie die Feldwebel Zeit (die bayerische Armee machte bekanntlich die dabei zu erscheinen hätten. Mit zwei Doppelstunden biblischen sieben mageren Jahre in mehr als dreifacher Verlängerung durch ! ) fand aber ein deßfallsiges Ge= per Woche läßt sich schon viel erreichen. such Joners keine Berücksichtigung, sondern es wurde unter dem 28. April genannten Jahres seine Ver Zur Erinnerung segung zur Garnisonscompagnie Rosenberg “ verfügt, an den und ihm am 2. Mai gleichzeitig die Function eines. k. bayeriſchen Generalmajor Grafen v. Ioner-Tettenweiß. Plagadjutanten auf der Veste Wülzburg übertragen, [ 19. ] Abermals hat der Tod einen fleißigen Mit ja , man verseßte ihn am 9. Juni sogar ganz zur dortigen Commandantschaft. Damit beginnt denn nun arbeiter der Allg . Milit.-Ztg. entrissen : es ist dieses der f. bayerische Kämmerer, Generalmajor und Com auch die größere , vielfach bewegte und intereſſantere mandant der 6. Infanteriebrigade Clemens Graf Hälfte des militärischen Lebens unseres verstorbenen Generals. So viel freie Zeit ihm die leßterwähnte von Joner - Tettenweiß , welcher am 22. März Morgens 10 Uhr zu Nürnberg vermuthlich in Folge dienstliche Verwendung ließ, und so sanft ihn sein be eines Gehirnleidens starb. tagter, würdiger Commandant behandelte : diejelbe sagte ihm gleichwohl gar nicht zu , theils wegen des Die ursprünglich elsaßische Familie der Joner er hob Kaiser Sigismund 1420 in den Adelsstand, allerdings sehr harmlosen Aufenthaltsorts , theils zu welchen Kaiser Rudolf II. am 2. März 1584 von folge der kleinen gesellschaftlichen Verhältnisse über Neuem bekräftigte, was auch Carl VI . am 16. August Faupt. Hie: in scheint der Grund zu liegen , daß. 1783 wiederholte mit Hinzufügung des Beinamens Joner seine schon damals nicht unbedeutenden lite rarischen Kenntnisse und sein eben aufkeimendes „auf Tettenweiß"; der bayerische Kurfürst Carl Theo: For aber reihte sie am 10. November 1789 dem dramaturgisches Talent auf einem Posten zu ver Freiherren- und am 18. September 1790 dem Grafen werthen trachtete , welcher jedenfalls mit kriegeriſchen stand ein, wonach das Geschlecht am 23. Mai 1809 Neigungen nichts zu thun hatte. Meist fern von dem in die Adelsmatrikel der Grafenclasse aufgenommen ihm zugedachten Tomicil auf der gegenwärtig aufge wurde. gebenen einsamen Bergveste, suchte Joner rasch seinen Geboren zu München am 28. September 1814 Plan durchzuführen , allein die ohnehin schwach be: als der ältere Sohn des k. Kämmerers und ersten gründete Hoffnung wurde völlig getäuscht. Wahr Hof - Ceremonienmeisters Grafen Johann Nepomuk scheinlich im Unmuth hierüber ließ er sich zu einem Anton v. Joner , trat der Verlebte nach beendigter Schritt verleiten, der vom militärischen Standpunkte aus mißbilligt werden muß und im Hinblick auf die Erziehung in der Pagerie als Junker am 8. Auguft 1831 in das 1. Linien = Infanterieregiment ,,König“, hochadlige Stellung des Verblichenen mehr als unking. woselbst er bereits am 1. Januar des folgenden d. h. bei der geringsten Indiscretion sehr gefährlich Jahres zum Unterlieutenant befördert, jedoch am 27. war. Es erschien nämlich in Nr. 170 des „ Fränkischen

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Merkurs" vom 19. Juni 1846 ein kleiner Corre spondenzartikel über bayerische Verhältnisse , der, ob: wohl nur Eingeweihten verständlich, gelinde ge sagt in einem dem Herrscher wie den Regierungs marimen nichts weniger als günstigen Sinne sich aussprach. Bei dem heute allseitig verurtheilten Regierungssystem des damaligen Ministers des Junern hielt es nicht schwer , den betreffenden Redacteur der Art einzuschüchtern , daß dieser sofort den Verfasser jener Einsendung bezeichnete. Das Erstaunen , als Foner genannt wurde, war allgemein, wobei man zu gleich zum erstenmal erfuhr , daß der Verlebte unter der Chiffer T. schon seit länger für das genannte Journal und mehrere andere Zeitungen publicistisch thätig gewesen sei. Erwägt man das absolutistische Regime jener Periode , bedenkt man , wie die Ne gierungskreise und vor Allem die Minister an Aus |

schreitungen der Presse noch nicht entfernt so gewöhnt waren als heute, und zieht man endlich in Betracht, daß ein Vorgehen , ähnlich dem Joners , von Seite eines Offiziers damals wahrlich unerhört erschien : so begreift sich leicht, daß Schlimmes zu befürchten stand und des Heimgegangenen militärische Laufbahn von verschiedenen Seiten als abgeschlossen betrachtet wurde . Troßdem kam der kühne Literat mit einer sehr mäßigen Bestrafung weg , die mehr eine zufällig concurrirende Disciplinar-Uebertretung , als jene ungeeigneten , ob gleich immerhin mit einzelnen scharfen Wahrheiten fricafsirten Zeitungsartikel betonte ; denn jeßt , wie später noch oft, waltete ein gütiges Geschick über dem Haupte Joners, zu dem er wie ich bestimmt weiß -- in der Vollreife seiner Mannesjahre häufig dank bar emporblickte und sich stets des ihm gewordenen höheren Schüßes erinnerte. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Bayern.

Jedin

München, 28. Mai. [ Das Votum des General quartiermeisters Grafen v. Bothmer über die Militärfrage. ] Erlauben Sie mir , die Leser Ihres Blattes heute mit dem Votum unseres Herrn Generalquartiermeisters und Reichsraths Grafen von Bothmer näher bekannt zu machen, welches derselbe in der Sizung der Kammer der Reichsräthe vom 16. Mai d. J. bei Berathung des Gesezentwurfs über den Credit für die außerordentlichen Militärbedürfuiffe pro 1870/71 abgegeben hat , und das hier soeben im Druck erschienen. ist. Da in jüngster Zeit über bayerische Militärverhält nisse wiederholt in Ihrem geschäßten Blatte Ansichten faut wurden, so dürfte es Jutereffe bieten , hier eine be rufene und berechtigte Stimme zu hören , welche eine sachverständige Beleuchtung der Fundamente der Gegner -der stehenden Heere speciell in Bayern des Kolbschen Referats in sich schließt. Herr Graf Bothmer erklärte sich vor Allem gegen eine zu starke Abkürzung der Prä senzzeit der Mannschaft ; auch bei der sorgfältigsten Aus nutzung der Zeit, auch bei allenfallfiger Verminderung der Wachtdienste würde ihm die Präsenzzeit von 2 Jahren bei der Infanterie ein Minimum zu sein scheinen, er muß daher in dieser Beziehung die Infanterie für vollständig unantastbar erklären. Auch gegen eine starke Verminderung der Neiterei erklärt er sich. Man hat in der Abgeordneten tammer gesagt , die Cavalerie würde hauptsächlich zum Eclairiren verwendet. "Was gehört zum Eclairiren nicht Alles ? Wenn ein Cavalerist eckairiren soll , so muß er Karten leſen, er muß geübt werden in der Beurtheilung des Terrains ; er muß eine gewiffe Einsicht bekommen in das ganze militärische Leben einer Armee, damit er Nach richten bringen kann , welche für uns wirklich intereſſant ſind. Kann diese Aufgabe ein Mann erfüllen , der nicht ein vollkommener Reiter ist ?" Graf Bothmer verneint, daß eine Thätigkeit der Reiterei im eigentlichen Gefecht so gut wie gar nicht stattfinde ; er erinnert an den letten Krieg, wo die bayerische Divisionscavalerie mitunter scharfe H. Al

Gefechte hatte. Auch im Krieg der Jestzeit gebe es Mo mente , in denen das Eingreifen der Reiterei für die anderen Waffen zur Erlangung des Sieges höchſt er= wünſcht ſei . " Die Wichtigkeit großer Cavaleriecorps hat zu Gunsten der Wichtigkeit der Divisionscavalerie abge nommen" ; mehr kann der Redner nicht zugeben. Der voll ständigen Beseitigung der Reservecavalerie kann er auch nicht das Wort reden. Man hat mit Beziehung auf den amerikanischen Krieg die großen Entsendungen berührt. Nachdem diese Art der Verwendung großer Reitermassen einmal geschehen ist , dürfen wir erwarten , daß sie im nächsten Kriege auch bei uns versucht werden wird. Wir werden daher zur Abwehr der Umgehung mittelst solcher Cavaleriecorps genöthigt sein , dem Feinde ebenfalls Cas valeriecorps entgegen zu stellen. Man vergißt übrigens noch ein Drittes. Wenn einiges Wahre daran ist , daß die Reiterei gegen die intacte Infanterie jest in so großem Nachtheil ist , daß ein Cavalerieführer wohl Bedenken tragen würde , auf ein ganz unbeschädigtes Quarré oder eine noch in voller Ordnung dastehende Infanterieabtheilung einen Choc zu machen, so gibt es doch auch eine feindliche Cavalerie. Die beiden Cavalerien werden sich mit ein ander meſſen , und es wird, wie es bei Hettstadt der Fall war, auch in Zukunft die Cavalerie am Schluß eines Gefechts auf einander plaßen. Dazu braucht man auch eine Reservecavalerie. Man könnte vielleicht die Formation der Cavalerie etwas wohlfeiler machen , nachdem unsere Cavalerie so vortrefflich organisirt ist, daß auf ein Regi ment von 4 Escadrons eine fünfte Depot-Escabron von gleicher Stärke mit den übrigen kommt, so wäre es viel leicht möglich , einige Ersparungen am Pferdestand zu erreichen. Man hat angedeutet, ob denn etwa eine Ab minderung des Formationsstandes auf 40,000 Mann "Diese Abminberung des nicht zulässig sein könnte. Formationsstandes auf 40,000 Mann entspricht einer Verminderung der Armee , welche wir vor den Feind stellen, um 9 Bataillone, 2 Cavalerieregimenter, ein Paar Feld- und Fußbatterien , also um eine kleine Division.

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Dazu kommt noch der Ausfall derjenigen Mannschaft, | nicht allzuviel Controle ausgeübt werden, "1 denn am Ende welche nicht in die Landwehr tritt, weil die Linie weniger kostet die Controle viel mehr als das , was controlirt Leute einberuft. Es fängt jest gerade die Armee an, sich wird, und es mag das eins der Hauptübel ſein , welches die Uebersetzung mit Beamten hervorgebracht hat." Gegen einzuleben in die neue Wehrverfassung ; eine Aenderung der Formation würde sehr fatale Störungen in die Sache die Verminderung des Pferdestandes bei den höheren bringen : durch Auflösung von ganzen Bataillonen oder Offizieren hat er nichts zu erinnern , wenn ein Modus durch geringere Stärke der Bataillone und Compagnien gefunden werden kann, wodurch sie zuverlässig sofort beim wird immer eine bedenkliche Störung in dem ganzen Ausbruch eines Kriegs die gehörige Anzahl von Pferden -Organismus eintreten. Ein anderer Punkt ist die ent für ihre Person bekommen können , und wenn der Staat ihnen dann die nöthigen Capitalien dazu geben will. schiedene Verminderung der Zahl der Generale. Eine Beschränkung der Neubauten kann er nicht zugeben, wurde bemerkt , daß entweder die Armeecorpscommandos, oder die Divisionscommandos, oder die Brigadecommandos weil sie sehr nahe mit dem Präsenzſtand und der Auf überflüssig seien. Es läßt sich darüber reden; aber noch rechterhaltung des dermaligen Formationsstandes zu= hat keine große und bewährte Armee dieses Erperiment sammenhängt. Die Aufhebung des Cadettencorps findet er nicht gerechtfertigt. Das Cadettencorps , wie es jest sich zu machen getraut. Es wurde gesagt, eins ent weder die Brigade: oder die Regimentscommandos - fei ist, ist ein Realgymnasium und entspricht vollkommen den überflüssig. Graf Bothmer bemerkt, wenn er etwas geben Anforderungen, die man an ein solches stellt. Wenn man wollte auf seine eigene Vermuthung, so würde er vielleicht hier dieß berücksichtigt und damit zuſammenhält, daß denn doch bei den immerhin sehr beschränkten Besoldungsverhältnissen der Sache das Wort reden, aber über einen Organismus wie das Heer , welcher allmählig in Jahrhunderten ents für die Subalternoffiziere eine kaum entbehrliche Sache standen ist , auf Grund der Erfahrung , dürfe man nicht ist, ihnen in der Erziehung ihrer Kinder an die Hand zu so theoretisch absprechen. Denke man sich die Regiments gehen, so dürfte man schon aus diesem Gesichtspunkt der Erhaltung des Cadettencorps das Wort reden. Aber wie verbände unserer Infanterie hinweg ; denke man sich, bei können denn die Herren , die für das Milizsystem ein dem geringen durchschnittlichen Präsenzstande, wie man es genommen find, etwas gegen ein Institut haben, das eben machen soll , um die Leute im Bataillon zu üben. Wir können nicht annähernd die Kriegsstärke, wir können faum gerade die militärische Jugenderziehung verwirklicht ? Es die Hälfte der Bataillonsstärke , wie man sie zu den wäre erfreulich, wenn das Muster des Cadettencorps auch Uebungen braucht , zusammenbringen ; wir können selbst auf andere Anstalten übertragen würde, wenn wir an diese Hälfte nur dadurch zusammenbringen, daß wir drei unseren Schulen, an unseren Gymnasien die jungen Leute Bataillone combiniren. Das geht wohl in einem Regi | in Reih' und Olied marschiren sehen würden. Was die . ment, aber nicht bei verschiedenen selbstständigen Batail angeregte bessere Sorge für die Unteroffiziere aubelangt, lonen. Bei der Artillerie ist doch gewiß eine Einheit | so begrüßt Graf Bothmer Alles, was ihre Lage verbeſſern der Ausbildung nothwendig. Wir können doch nicht jede kann, aber nur nicht, daß man von denjenigen Bedingungen Batterie oder allenfalls 2-3 Batterien zusammen , jos abgehen soll , welche heutzutage für einen Offizier noth genannte Divisionen, als den Körper betrachten , welcher wendig sind. Wo die allgemeine Wehrpflicht ihren Auss druck in einer Wehrfassung gefunden hat, wie die unjrige, unmittelbar mit den höchsten Stellen in Berührung kommt. wo intelligente Elemente von höherer Bildung in die - Die Regiments commandos sind Centralstellen. Wenn die Arbeit nicht bei diesen Centralstellen gethan wird, so Neihen der Gemeinen treten , da kann man doch nicht muß sie von den verschiedenen Unterabtheilungen gethau verlangen, daß man Offiziere hinſtellen soll, welche unter werden, die dann selbstständige Arbeiter werden. An der dem Bildungsgrade dieser Gemeinen stehen . Einen Aus Administration können wir nicht ersparen , wenn wir sie nahmsfall wird aber das Kriegsministerium ganz bestimmt gelten lassen, - das ist für besondere Thaten im Felde. von den Regimentern auf die Bataillone oder auf die Divisionen der Artillerie übertragen. Es handelt sich Es wird den Unteroffizieren , nämlich den Feldwebeln, auch um die zweckmäßige Mobiliſirung der Armee. Diese Sergeanten und den gleichgestellten Kategorien viel besser kann man nicht jedem einzelnen Bataillon oder jeder damit gedient sein, wenn man ihnen den Dienst in ihren einzelnen Batterie überlassen ; da muß aus dem Ganzen Abtheilungen so viel als möglich angenehm macht, wenn man ihnen Soulagements gibt jo viel als möglich, z. B. gearbeitet und fachdienlich vorgegangen werden. In Be zug auf die Verbesserung der Deconomie , insbesondere das Heirathen erleichtert , ihnen eigene Zimmer anweiſt.. es ihnen in Bezug auf die Caſeruenordnung erleichtert, durch Jneinandergreifen der Deconomieverwaltungen bei den verschiedenen Corps spricht sich Graf Bothmer für ihnen eine noch gewähltere Behandlung zu Theil werden eine vereinfachte Rechnungsstellung schon bei der Com läßt. Auf diese Art werden wir vielleicht jene alten pagnie und für eine Vereinfachung des Gebührenregle Unteroffiziere bekommen , welche allerdings von großem Werthe für die Pflege des echten militärischen Geistes sind. ments aus und verweist in letzterer Beziehung auf das Die in Form einer parlamentarischen Rede gekleidete einfache, durchsichtige, Jedermanu verständliche Neglement der französischen Armee. Er erkenut an , daß in den Denkschrift des Grajen Bothmer drückt schließlich die lezten Jahren die Administration wesentliche Fortschritte Hoffnung 管理 aus, daß ein Compromiß beider Häuser zu Stande fommen möchte, bei welchem der Formationsstand. gemacht hat , aber zugleich sieht er sich veranlaßt , den Wunsch auszusprechen, es möge im Interesse der Ordnung nicht verringert zu werden brauche. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü n f u n d v i erziger

Jahrgang.

1870.

Darmstadt, 15. Juni.

No. 24.

Inhalt : Auffähe. Meß , die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operations linie Mainz = Mannheim - Paris. Von Cardinal v. Widdern , t. preuß. Premier- Lieutenant. (Fortseßung.) -- Ueber prismatisches Pulver und Hartgußgeschosse. Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner Tettenweiß. (Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Gegenwärtiger Stand der österreichisch-ungarischen Landwehr. — Schießversuche mit — Anschaffung einer einem Hinterladungsmörser, mit Büchsenkartätschen und mit Lenk'schen Feldgeschüßen mit Gegenzügen. — Heller'schen Hinterladungsfanone. Niederlande. Der neue Landesvertheidigungsplan. Notiz, den Cavalerie- Sattel des Herrn Schmidt in Kiel betreffend.

Mek, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz Mannheim-Paris. Von Cardinal v. Widdern, t. preußischem Premier-Lieutenant.

Fortseßung.) ( Würdigung des Werths der neuen Enceinte für die fortificative Haltbarkeit der Festung. Bevor die Meß umgebenden Höhen von den eben aufgeführten Forts gekrönt waren , boten dieselben der Belagerungsartillerie die günstigsten Positionen zur Bekämpfung jeder der vier Festungsfronten. Speciell waren es die Ost: wie die Südfront, beide am rechten. Ufer der Mosel gelegen, welche artilleristisch durchaus dominirt werden konnten und der heutigen Artillerie gegenüber nicht viel Widerstand hätten leisten können. Wieviel die einzelnen Fronten an Widerstandsfähig keit durch die zu ihnen gehörenden detachirten Werke gewonnen haben, dieß darzustellen soll gleich versucht werden. Vorher mag der Gesammteinfluß der Forts festgestellt werden. 1) Sichern die neuen Fortificationen die Stadt vor einem Bombardement ? Der belgische Oberst Brialmont meint in seinem 1869 herausgegebenen Werk ,,Traité de fortification

polygonale": die Entfernung der detachirten Forts von der inneren Enceinte habe sich nach der Marimal: Tragweite der Brandgeschosse zu richten. Diese be trage ungefähr 7000 m.*) (Der Verfasser ist nicht in der Lage, die Leistungen der deutschen Artillerie in dieser Beziehung mit der Angabe zu vergleichen , die Brialmont ferner macht , indem er sagt , die Russen und Franzosen hätten so weit tragende Geschüße.) Nehme man an , daß die Stadtenceinte ca. 500 m. von dem Mittelpunkt des Ortes entfernt liege , fo würde es nothwendig , daß die Anlage der Forts den Feind nöthige , sich mehr als 6500 m. von der Stadtenceinte fernzuhalten. Hieraus ergibt sich, daß die Forts um 4000-4500 m. von der inneren En ceinte abgerückt sein müssen. Denn deren Batterien herrschten vielleicht innerhalb 3000 m. , und sie (die Batterien der Forts) wie die aus dem befestigten Lager unternommenen Ausfälle haben gegen die Etablirung von Batterien zur Bombardirung der Stadt zu sorgen. Zwischen diesen Bombardements batterien und der Stadtenceinte würde sich dann ein Abstand von 7000-7500 m. ergeben. Was nun die Neuwerke von Meß betrifft , von denen der geistreiche Schriftsteller nur in einer An= merkung Notiz nimmt , so liegen die Forts auf der *) 7000 m.

ca. 11,000 Schritt.

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rechten Seite der Mosel nur 2900 m. vom Stadt mittelpunkt, die auf der linken Seite gegen 3200 m. von demselben entfernt. In den Augen Brialmonts leistet daher die Fortsenceinte von Meß dem Plaß, resp. der Stadt nicht das , was man von ihr seinen Theorien nach bei Neuanlagen erwarten darf. Er sagt in jener eben erwähnten Anmerkung : „ on doit encore rapprocher les ouvrages quand le terrain ne présente aucun emplacement favorable aux grandes distances. Ainsi les nouveaux forts de Metz seront construits sur une hauteur située à 2000 m. environ de l'enceinte. Ces forts ne mettront donc pas la ville à l'abri d'un bombardement." 2) Gewähren die Forts durch ihre peri pherische Gesammt ausdehnung einer Armee innerhalb ihres Gürtels ein sicheres Lager ? Die Frage ist wohl in Anbetracht, daß der Durch messer der äußeren Enceinte mehr als 6000 m. be trägt, unbedingt zu bejahen , da rechnet man vor derselben die engere Wirkungszone der Forts auf 3000 m. die Länge desselben Diameters sich noch verdoppelt. Bei einer solchen Ausdehnung finden be deutende Truppenmassen auch außerhalb der inneren Enceinte auf einem der beiden Moselufer geschüßte Lagerflächen. Generelle Würdigung der einzelnen Fron ten vom Standpunkt des Belagerers. Wir haben bereits erwähnt, daß die Neuwerke von Met dieselben Punkte occupiren , welche ehedem als die der Festung gefährlichsten Belagerungspositionen gegolten haben ; speciell nahmen die beiden vor der Ostfront gelegenen Forts Quelen “ (südlich der Höhe de l'Orme) und „ Grimont “ (auf dem Mont Chatillon), indem sie mit ihren respectiven Flanken das Plateau von les Bottes bestreichen, dem Belagerer vorerst die Möglichkeit, sich auf dem von der Straße nach Saar louis durchzogenen, zwischen dem Vallièrebach und dem Chenaubach : Grunde gelegenen Höherücken gegen das der Front des Allemands vorgelagerte Fort Belle Croix, das , Schlüsselwerk zur inneren Enceinte , mit Tranchéen zu etabliren. Die Fronten der inneren. Enceinten werden aber jämmtlich durch je zwei Forts im Vorterrain vertheidigt , so daß keine von ihnen bekämpft werden kann, bevor durch Wegnahme eines, resp. zweier der Forts nicht Bresche in die äußere Linie gelegt worden . Die Kehlen der Neuwerke ſind sämmtlich so aufgeführt, daß der Belagerer, wenn er sich in einem oder dem anderen weggenommenen Fort zu etabliren im Stande ist, eine günstige Position für Aufstellung solcher Geschüße findet , welche die Be Lagerungsarbeiten gegen einen beſtimmten zu breschiren den Punkt der alten Festung direct oder indirect unter ſtüßen sollen . Die Gewinnung des Forts St. Quentin als des höchstgelegenen ist in demselben Maße unter allen Umständen die werthvollste für den Angreifer, als sie die schwierigste ist und kaum erreichbar sein

dürfte, -die werthvollste , weil die Batterien dieses Werkes (wenn auch in nicht bedeutender Geschüßstärke ) der Garnison alle Fronten vertheidigen helfen . Sie dürften unter Anderem die Eisenbahnbrücken über die Mosel wie über die Seille unter Feuer nehmen können und andererseits nicht nur das Vorterrain der Stadt enceinten-West- und Südfront , wie die ganze Stadt bestreichen , sondern auch z . B. dem etwa vor der Ost front erfolgreich vorgedrungenen Feind den Aufenthalt im Fort Belle Croir sehr schwierig machen, falls der selbe von hier aus die leßten Anstrengungen zum Sturm auf die Stadt machen wollte. Das Fort St. Quentin ist ferner bestimmt , direct bei der Ver theidigung aller detachirten Neuwerke mitzuwirken , welche links der Seille -Mosel - Linie liegen , resp. pro jectirt sind , und muß daher seitens des Belagerers mitbekämpft werden , sobald derselbe durch die beab absichtigte Wegnahme eines dieser Werke sich den Zu gang zu dem Terrain erobern will, von dem aus er sich mit Tranchéen der Bahnhofsfront einerseits oder dem Brückenkopf " Fort Moselle " andererseits nähern will. Nur bei Bekämpfung der Ost- und Nordfront kommt die Rückſichtsnahme auf das Fort St. Quentin weniger und erst in den lezten Stadien der Be lagerung in Betracht. Nach Feststellung der Profile und des Commandements der großen vorgeschobenen Fortificationen wird es möglich sein , die Positionen ausfindig zu machen , von denen aus der Belagerer im Stande sein wird , dieselben artilleristisch zu be kämpfen . So viel ist schon zu ersehen, daß mit Aus nahme des Forts St. Quentin jedes der anderen im Bau begriffenen , resp . projectirten Werke von vor liegenden Artillerieſtellungen aus für den directen oder indirecten Schuß zugänglich sein wird . Speciell vor der Ost- und Südfront steigt das Terrain nach außen hin allmählig an. Nach diesen flüchtig angedeuteten Reflerionen über die durch den Bau eines Gürtels von detachirten Forts entstandene veränderte Situation des Belagerers mag eine kurzgefaßte Beurtheilung der einzel nen Angriffsfronten der inneren Enceinte gestattet sein. Weil bei Behandlung einer so delicaten Angelegenheit wie der Beurtheilung einer fremden vor unseren Grenzen liegenden Festung im Sinne des Angreifers ein militärisches Journal schon an sich nur mit Vorsicht als Tummelplaß der Gedanken angesehen werden darf, so müssen wir uns um so mehr be schränken , nur Material für das private Studium vorzulegen, als wir weit entfernt sind , uns für die detaillirte Abhandlung einer Frage befähigt zu halten, welche nur im Rath competenter Fach- Autoritäten gründlich ventilirt werden kann . Ganz andeutungsweise zu verfahren und das Facit der Ueberlegung Anderen zu überlassen, das ist's, was hier geboten erscheint. Die Nordfront. Dieselbe kann nur nach Wegnahme des Forts Grimont (auf dem Mont Chatillon) bekämpft werden. Die Moselarme wirken selbst bei nicht hohem Waſſer

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falls er strategisch namentlich auf ftande benachtheiligend auf die Etablirung des Be | fühlen sollte , lagerers . Ist derselbe bis auf die Insel Chambière die Saar und den Rhein basirt ist - die großen vorgedrungen, so steht er allerdings einer nur mäßig Nachtheile zu übersehen , welche entstehen , wenn er mit Aufgabe seiner directen Communicationen mit starken Front gegenüber. Die vorgeschobenen Lunet ten, von denen die Lunette Chambière (durch doppelten Saarlouis und Saarbrück den großen Belagerungs Koffer mit der Enceinte verbunden) den Nordanschluß apparat auf der linken Moselseite etablirt. (Fortseyung folgt.) des Forts Moselle flankirt , während die andere, Miollis", den Vallière- Grund bestreicht und als ein Erdwerk mit 121/2 m. breitem sumpfigen Graben die Schlachthäuser deckt, sind von St. Julien zu bestreichen . Ueber prismatisches Pulver und Hartguß Nach ihrer Eroberung wäre nur noch , aber flankirt geschoffe. von dem linken Anschluß des Forts Belle Croix, der [W.] Bei dem Triumph , den die Artillerie in bastionäre Wall zu breschiren , welcher die große Ar tilleriecaserne zum Reduit hat (Glacis : fester Kies mit neuerer Zeit durch Besiegung der stärksten Panzerungen Wiesenschicht, Hauptgraben naß , 71/2 m. revetirt an erzielt hat , möchte es im Allgemeinen von Intereſſe sein , die Mittel , mit welchen diese hervorragenden der Escarpe , Contre- Escarpe nicht bekleidet). Sappeur-Uebungen der französischen Garnison haben Leistungen erreicht wurden , etwas näher kennen zu lernen . Diese Mittel sind , abgesehen von den Ge indessen gelehrt , daß die auf der Insel Chambière schüßen, das prismatische Pulver und die Hart gegrabenen Sappen sich sehr bald mit Wasser füllen ! gußgeschosse. Die Notizen , welche hierüber ver Uebrigens ist die Nordfront nicht ohne die gleichzeitige Bekämpfung der rechten Flanke des Brückenkopfs und einzelt in die Oeffentlichkeit gedrungen, sind nicht ge rade jedem Offizier zugängig und auch an und für der linken des Fort Belle Croir möglich , was den Belagerer zu einer Theilung veranlassen müßte , da sich so kurz und allgemein gehalten , daß man sich eine Ansicht danach nicht bilden kann. Im Nach das Angriffsfeld durch die beiden Moselarme zerlegt wird. stehenden soll es versucht werden, sich etwas ausführ Die Franzosen fürchten nicht, daß sie je einen Be licher darüber zu verbreiten. Es war vorauszusehen, daß nach der Einführung lagerer mit Tranchéen vor der Nordfront sehen wer den , er hätte dann im Rücken die nahe Festung der gezogenen Rückladungsgeschüße , welche Geschosse erfordern, deren Bleimäntel in die Züge der Rohre Thionville ! Die Westfront. eingepreßt werden müſſen, und nach den auftretenden Bestrebungen , zur Zerstörung eiserner Panzerplatten Der Angriff auf den Brückenkopf „Fort Moselle“ jezt die vorherige Wegnahme des Fort Woippy (pro Geschüße sehr bedeutenden Kalibers anzufertigen, auch jectirt) voraus. Danach ist die Annäherung an die die weitere Anforderung gestellt werden würde , ein Front an sich um so weniger schwer, als sich im Vor Pulver zu erzeugen, dessen Verbrennung eine weniger terrain überall ungewöhnlich viel Deckungen finden, rasche als bisher sei , damit der Widerstand , welcher das Commandement der Werke ein sehr geringes ist, bei der Bewegung des Geschosses in Folge seiner und eine belebte Vertheidigung des Brückenkopfs in eigenen bedeutenden Schwere und in Folge seines Anbetracht der schlechten, weil durch eine Menge von Eindringens in die Züge entsteht , mehr allmählig Innenbauten und zahlreichen kleinen Außenlinien bes überwunden werde, und daß bei Ueberwindung dieses Widerstandes die Seelenwände des Geschüßrohrs nicht engten , Communication kaum zu erwarten steht. Allein der Angriff müßte sich nicht unwesentlich aus übermäßig in Anspruch genommen werden. Es wurden in den verschiedenen Ländern mancherlei Wege zur dehnen, da die Vertheidigungsfront durch die Collateral werke auf den Inseln Chambière einer und Saulch Erreichung dieses Zwecks betreten , wobei stets ge = andererseits nicht unwesentlich verlängert wird . Ist trachtet werden mußte , das Geschoß während seines auch von diesen Collateralpositionen eine active Unter Durchgangs durch das Rohr den fortgeseßt sich wieder: stüßung der Vertheidigung von Fort Moselle nicht zu holenden Stößen einer sich stets erneuernden Kraft erwarten, weil die Mosel dazwischen liegt, so benach auszuseßen und hiermit bei Schonung der Rohre eine theiligt dieser Umstand audererseits auch den Belagerer, möglichst große Anfangsgeschwindigkeit zu erlangen. weil er nach der eventuellen Eroberung des genannten In England wurde bei der Bereitung des Pulvers eine schwer entzündliche Kohle verwendet, die Pulver Forts, dessen nassen Gräben vielleicht durch Zerstörung des Canals das Wasser entzogen werden könnte, auf förner mit Graphit bestrichen oder diese selbst gröber die neu aufgeführte Front St. Vincent stößt, von der gehalten. In Amerika gingen verschiedene Vorschläge ihn der breite Moselarm trennt. - Im Uebrigen von Rodmann , Brown , Dorcmus und Budd aus und ein ähnliches Pulver , mit Mammuthpulver be würden die Angriffsarbeiten von Anfang bis zu Ende immer in dem wirksamsten Schußbereich des Fort St. zeichnet. Es wurde hierbei darauf gedacht, das Korn Quentin ausgeführt werden müssen. pulver mittelst erheblichen Druckes von mehreren Die Westfront läßt demnach dem Angreifer zu Centnern auf ein kleines Volumen zu bringen und dabei die Zwischenräume unter den einzelnen Körnern wenig Vortheile, als daß er sich besonders aufgefordert

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möglichst oder ganz aufzuheben. Vorschläge dieser | Würde z . B. ein 72Pfünder mit zwölf Pfund pris Art wurden auch in Frankreich erprobt , ohne daß matischem Pulver geladen und dann mit zwölf Pfund gewöhnlichem Geschüßpulver , so würde ersteres eine über die Annahme dieses oder jenes Projects etwas Bestimmtes bekannt geworden wäre. Die Engländer geringere, leßteres eine größere Anfangsgeschwindigkeit hatten bei dem vor zwei Jahren in Preußen ſtatt: des Geschosses erzielen ; würden hierauf zwanzig Pfund gefundenen Vergleichsschießen zwischen gezogenen Vor des einen und des anderen Pulvers geladen werden, der und Hinterladern comprimirtes Pulver, während so würden sich gleiche Anfangsgeschwindigkeiten für der das preußische Geschüß anfänglich mit preußischem Pulverladung würde das prismatische Pulver sehr Geschüßpulver feuerte. Daher kam es auch, daß der Armstrong - Vorderlader im Anfang dem preußischen fördernd auf die Anfangsgeschwindigkeit einwirken. Das prismatische Pulver eignet sich demnach Hinterlader (von Krupp) den Sieg abgewann . Es hauptsächlich für die großen Ladungen der schweren wurde die richtige Ursache jedoch sogleich erkannt und auch von Preußen nunmehr dem comprimirten Pulver Geschüße, wobei noch als Bedingung hinzu zu rechnen die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. ist, daß die Rohre eine bestimmte Länge haben, weil In Deutschland hat sich die ohnehin rühmlichst sonst die unvollkommen verbrannten Körner, ohne hin bekannte Pulverfabrik zu Hamm an der Sieg (dem sichtlich ihrer Kraftäußerung ausgebeutet zu sein, zum Herrn Ritter gehörig) durch Bereitung von com= Rohr hinausgeschleudert würden. Der gezogene 24 primirtem Pulver verdient gemacht. Dasselbe führt Pfünder bedarf zu besonderen Zwecken eine Ladung den Namen prismatisches Pulver , wurde von von zwölf Pfund , und für die Größe dieser Ladung Rußland und Preußen angenommen und wird nach ist das prismatische Pulver mit Vortheil anzuwenden. Allem, was vernommen , auch in England eingeführt Die Pulverladungen von solchem Pulver werden werden. in baumwollene oder leinene Patronensäcke eingefüllt, wobei darauf zu sehen ist , daß die Durchlochungen Dasselbe besteht aus großen einzelnen Körnern, der Pulverkörner auf einander passen , damit die welche die Gestalt von sechsseitigen Prismen haben. Die Grundflächen sind reguläre Sechsecke mit einer Flamme rasch durch dieselben gelangen und die Ent zündung allgemein bewerkstelligen könne. Diagonale von ca. 38 mm.; die Höhe der Prismen Bei den vorhin erwähnten Schießversuchen zwischen ist ca. 25 mm. Jedes solches Prisma ist parallel zu englischen Vorder- und preußischen Hinterladern muß den Seitenkanten siebenmal durchlocht, der Durchmesser der erzielte Sieg der letteren theilweise auf Rechnung der Durchlochung beträgt ca. 4 mm . Das specifische Gewicht ist 1,60 bis 1,66, demnach ungefähr 13/ mal des entsprechend wirkenden prismatischen Pulvers ge so schwer als das gewöhnliche Geschüßpulver. Die segt werden ; weiter von Einfluß waren jedoch auch die Form und das Material der angewendeten Ge Zusammensetzung des prismatischen Pulvers ist von der des preußischen Geschüßpulvers nicht verschieden ; schofse. Die Form der Epißgeschosse , welche gegen seine Erzeugung geschieht dadurch , daß noch nicht trockenes geförntes Geschüßpulver zu prismatischen Panzerungen mit Vortheil verwendet werden können, ist am unteren Theil cylindrisch , auf dem Cylinder Kuchen in eigenen, mit Dörnern für die herzustellenden sitt ein abgestumpster Kegel und darüber eine ogivale, Durchlochungen versehenen Platten gepreßt wird. Der scharf zulaufende Spiße. Die Länge des Kegels und Gang der hierbei in Anwendung kommenden Presse der Spiße zusammen genommen verhält sich zur Länge muß zur Erreichung gleichmäßiger Dichtigkeit genau regulirt sein. Die gepreßten Körner werden zum des Cylinders wie ca. 3 : 5. Trocknen aufgelegt, was im Sommer durch Sonnen: Sie sind entweder Vollgeschosse oder Granaten. Die ersteren wirken mit größerer Masse auf das wärme, im Winter in vorsichtig geheizten Localen ge= feindliche Object, die letzteren zerspringen, nachdem sie schehen kann. Die vorzüglichen Eigenschaften dieses auf eine gewisse Tiefe eingedrungen sind, und schaden Pulvers sind , daß es sehr wenig gegen Feuchtigkeit dadurch viel mehr als jene, weßhalb sie auch, nament empfindlich ist, welche Eigenschaft namentlich zu Schiff und in Küstenbatterien sehr willkommen ist , daß es lich bei geringeren Kalibern , den Vollgeschossen vor sehr wenig Raum einnimmt und ungefährlich zu gezogen werden. Die Sprengladung ist verhältniß magaziniren und transportiren ist. Entzündet ver mäßig gering ; es ist zu ihrer Entzündung ein eigener brennt es ziemlich langjam , als Geschüßladung an Zünder nicht nothwendig , indem sie schon durch den heftigen Anprall und durch den zu überwindenden gewendet würde es bei kleinen Ladungen eine geringere furchtbaren Widerstand zur Entzündung gelangt. Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse ergeben als ge Schon bei den früheren Schießversuchen gegen wöhnliches Pulver. Bei großen Ladungen aber be wirkt es eine beträchtlich größere Anfangsgeschwindig : Panzerziele wurde die Erfahrung gemacht , daß die feit des Geschosses und wirkt hierbei weniger nach gewöhnlichen, aus dem sogenannten grauen Gußeisen theilig auf die Rohrwände ein, indem es sich nicht so erzeugten Voll- oder Hohlgeschosse der gezogenen Ge plöglich entwickelt (weniger offensiv ist) und noch so schüße beim Anprall an die Panzerplatten von gleicher lange auf die Geschwindigkeit des Geschosses Einfluß Stärke als das angewendete Kaliber zerschellten, und hat, als sich dieses innerhalb des Rohres fortbewegt. in Folge ihrer Unfähigkeit, die Platte zu durchschlagen,

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den größten Theil ihrer lebendigen Kraft an das | weßhalb der lettere von mehreren Staaten als Ge stets erfolgende Zerspringen der Geschosse und Umher: schoßmaterial gegen besonders feste Ziele angenommen schleudern der Bruchstücke verloren. Deßhalb verfiel wurde. Es sind die Hartgußgeschosse sehr hart, stauchen man auf den Gedanken , die Geschosse aus Gußstahl sich nie und zerschellen meistens erst dann , wenn sie zu fertigen, und wurden wirklich auch solche Geschosse, in die Panzerplatten eingedrungen sind. Sie haben namentlich in Essen bei Herrn Krupp, hergestellt und ebenfalls einen dünnen Bleimantel , der jedoch nicht wegen ihrer vorzüglichen Leistung beim Durchbohren in gleicher Weise wie bei den Stahlgeschossen an von Panzerzielen von einzelnen Großstaaten , ins gelöthet werden kann , weil diese Geschosse das An besondere von Rußland , zur Armirung der großen wärmen in einem so hohen Grade , wie angegeben, Schiffe und Strandbatterien angenommen. Sie sind nicht vertragen , da sie sonst die Natur der Hart sehr zähe, zerschellen faſt nie, stauchen sich aber immer gußgeschosse verlieren würden. Die Art und Weise, etwas und verlieren dadurch an Eindringungstiefe . wie dieses geschieht , ist das Geheimniß des Herrn Die Granaten können leider nicht über Kern gegossen Gruson. Aus derselben Fabrik ist auch der bedeckte werden, weßhalb sie erheblich mehr Arbeit verursachen Geschüßstand hervorgegangen , welcher aus Hartguß als die Vollgeschosse. Der für ein Geschoß benöthigte gefertigt, auf dem Tegeler Schießplaß bei Berlin auf Gußstahlblock , welcher schon durch den Guß die un gestellt und von größeren Entfernungen bis zu 200 Schritt gefähre Gestalt des Geschosses bekommt , wird unter von größeren Kalibern beschossen wurde. So vorzüglich dem Hammer tüchtig bearbeitet und äußerlich dann sich das Material hierbei bewährt hat , so war doch auf die Ausmaße des Geschosses abgedreht. Sollen nicht anders zu erwarten , daß der Geschüßſtand auf Granaten angefertigt werden, so muß dann der Hohl | nahe Entfernungen zerstört werde. Bei der untadel raum eingebohrt , die Sprengladung später eingefüllt haften Herstellung so schwerer Hartgußmaſſen , deren und das Bodenloch mit aller Sorgfalt verschraubt Stärke bis zu 26 3oll betrug, ist der glänzendste werden. Beweis geliefert worden , daß die Fabrik das an= Die Gußstahlgeschosse erhalten einen dünnen Blei gewendete Verfahren vollkommen in der Hand hat und das Vertrauen der Abnehmer verdient. mantel , welcher auf chemischem Wege befestigt wird Die Gußstahl oder Hartgußgeschosse haben im und dem Geschosse die Führung im Rohr gibt. Behufs Anbringung des Bleimantels werden die Ge Verein mit dem prismatischen Pulver der deutschen schosse soweit angewärmt , daß ein darauf fallender Industrie einen der schönsten Siege über die bisher Wassertropfen zischend verdampft ; dann kommen die für unübertrefflich gehaltene englische Industrie ver Geschosse in eine Auflösung von acht Theilen Waſſer | schafft , und Preußen gebührt das Verdienst , die be und einem Theil Salmiak, nach drei Minuten in ein deutendsten Kosten nicht gescheut zu haben, um dieſen Zinkbad von 400 ° R. Temperatur und nach weiteren Sieg zu erringen. drei Minuten in ein Bleibad von 260 ° R. Auf diese Weise verbinden sich die Metalle fest und innig Zur Erinnerung mit einander, und tritt ein Lostrennen der Bleimäntel an den von dem Eisenkern , wie es bei dem sogenannten k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Ioner-Tettenweiß. dicken Bleimantel der Geschosse für Feldgeschüße ziem = (Fortsetzung.) lich häufig vorkommt, fast gar nie mehr ein. Die so [ 19. ] Fm März 1847 bildete sich Joner durch vorbereiteten Geschosse kommen dann in eine Umguß Universitätsstudien in München für Anstellung in der form , und wird der weitere Bleimantel in ziemlichem Diplomatie vor , die jedoch nach einem actenmäßigen Ueberschusse angegossen , nach der Erkaltung auf die Ausspruche allerhöchsten Orts durchaus nicht beabsich normalen Ausmaße abgedreht und besichtigt. So vorzüglich die Gußſtahlgeschosse in ihrer Wir tigt gewesen ist. Die gewaltige Bewegung des Jahres 1848 warf kung sich zeigen , so hat doch ihr sehr hoher Preis den Verblichenen auf eine ernstere Bahn. Zu Anfang dazu angeeifert, fast ebenso gute Geschosse aus wohl feilerem Material durch eine besondere Art der Be März finden wir Joner mit der Organisation des reitung herzustellen, und haben sich in dieser Beziehung | Studenten-Freicorps in München beschäftigt, an deſſen Spige er am 13. März unter den Fenstern der könig hauptsächlich der Engländer Palisser und der Deutsche Gruson in Buckau bei Magdeburg Verdienste erworben. lichen Residenz vorüberzog . Am 25. März bat der Verstorbene um Rückverseßung zu einem Infanterie Beide haben dahin getrachtet, durch einen eigenthüm regiment , indem sich sein Augenübel sehr gebessert lichen Schalenguß aus besonderen Eisensorten und durch eine möglichst rasche Abkühlung ein Gußeisen habe, und meldete sich am 14. April um Urlaub, von vorzüglicher Härte zu erzeugen. Es werden solche damit er sich, officiell unterſtüßt, als Freiwilliger nach Schleswig-Holstein begeben könne, um an den nordiſchen Producte mit dem Namen Hartguß und daher die Geschosse je nach ihrer Beschaffenheit Hartguß Grenzen des allgemeinen Vaterlandes zu zeigen , in dem er einem deutschen Stamme die drückenden Fesseln vollgeschosse oder Hartgußgranaten bezeich net. Der Hartguß von Palisser hat bei den Schieß mit kräftigem Arme abzuschlagen hilft, daß er würdig versuchen weniger entsprochen als der von Gruson, ist, später in das active Heer einzutreten, in demselben

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gegen den äußeren Feind seine Schlachten schlagen zu | fich der auffallenden Persönlichkeit Joners erinnert. helfen, oder an den Stufen des Throns seines Königs So gerieth er denn auch am 17. Mai in Ludwigs ein fester Pfeiler der Mauer sein zu können • gegen hafen den Insurgenten in die Hände, welche ihn der den revolutionären Andrang einer in ihren Fugen sogenannten provisorischen Regierung einlieferten. Diese erzitternden Zeit. Von Joners schwungvollem An hielt ihn zuerst bis zum 30. Mai in Neustadt an der erbieten wurde kein Gebrauch gemacht , wohl aber Haardt nnd dann in Kaiserslautern im Gefängniß, dessen erste Bitte rasch genehmigt, indem man ihn am um ihm unter der falschen Anschuldigung des Spio nirens den Prozeß zu machen. Unter dem 22. Mai 29. April zum 6. Infanterieregiment vacant Herzog Wilhelm verseßte und dort am 21. August zum wird Joner als vermißt, wahrscheinlich gefangen, ge Hauptmann 2. Classe beförderte. Wie so viele ge meldet und das Bedenkliche der Lage, in welche diesen Offizier sein Eifer gebracht , nicht verschwiegen. So: bildete Offiziere vor und nach ihm, hielt sich der Ver wohl der Festungscommandant als indirect das blichene ebenso kurzweg für den Generalstab geeignet, und als daher am 12. Juni ein Kriegsministerial Reichskriegsministerium thaten sofort das Mögliche, um den Gefangenen wenigstens vor dem Aeußersten Rescript erging , welches die Vermehrung dieses be vorzugten Corps bezweckte , meldete sich auch Joner zu retten ; man stellte die ungegründete Anklage dar, um zutheilung zu demselben. Hierfür erholte er sich drohte mit Repressalien 1. dgl. Die revolutionäre Zeugnisse seiner früheren Regimentscommandanten und Behörde entgegnete einfach : der Ausgang der Unter ſeines leßten unmittelbaren Chefs , welche ihm die suchung werde das Schicksal des bayerischen Offiziers selben so gut ausstellten, als sie selbst die nachgesuchte entscheiden . Sowohl einem Genossen seiner Haft zu schwierige Dienstleistung zu beurtheilen verstanden und Kaiserslautern, wie später anderen Bekannten gestand ihn schließlich auch ganz geeignet für die gewünschte Joner , daß ihm damals nichts weniger als gut zu Verwendung erklärten. Zusammengefaßt rühmen diese Muth und er jeden Tug auf das Erschießen gefaßt Aussprüche an dem Bittsteller : gründliche und sehr gewesen sei ; überhaupt habe sich die pfälzische Er ausgebreitete Dienstkenntnisse , ausgezeichnete Geistes hebung für die Bedrohten weniger gemüthlich an anlagen, viel Eifer und militärische Umsicht , Geübt gesehen , als solches hintennach Unbetheiligte finden heit in schriftlichen Auffäßen, die Gabe, sich in einem wollten. Während die provisorische Regierung flüchten schönen Styl bündig und besonders faßlich auszu mußte, ward Graf Joner zunächst wieder nach Neu drücken , dessen Beschäftigung mit der Literatur und stadt transportirt und dort, als man ihn am 14. Juni namentlich dem Studium der Geschichte und Kriegs durch die Straßen führte , vom aufgeregten und er geschichte , seine ungewöhnlichen Kenntnisse fremder bitterten Volk persönlich auf's ernstlichste bedroht, in Sprachen, indem er französisch, engliſch und italienisch dem der süße Pöbel zu ahnen schien , daß Joners vollkommen lese, spreche und schreibe, Gewandtheit zu Leben wohl gerettet sein werde , sobald ihn die Re Pferde , Fertigkeit im Zeichnen , eine vollendet feine genten noch weiter mit herumschleppten . Ein Rechts Erziehung und Bildung, und moralisch ausgezeichnete praktikant , der gezwungen bei den Aufständischen als Aufführung. Ungeachtet dieser Befürwortungen er Marschcommissär fungirte, schüßte damals durch seine reichte Joner seinen Zweck nicht , sondern befand sich klugen und menschenfreundlichen Anordnungen den im Frühjahr 1849, während die sogenannten deutschen Gefangenen vor groben Mißhandlungen, ja, vielleicht Freischaaren in der Rheinpfalz ihren Unfug trieben, selbst vor dem Tode. Als dieser Ehrenmann später unter der Zahl jener Offiziere zu Landau an der um eine Notarstelle einkam , hatte Joner die Genug Queich, welche durch ihre Ausdauer und Hingebung thuung, ihm seinerseits die wesentlichsten Dienste leiſten der theilweise wankenden Garnison wieder Haltung und ihn von jedem falschen Verdachte reinigen zu beibrachten und dem drohenden Verlust dieser Bundes können. So kam der Gefangene unverletzt mit Escorte festung vorbeugten, weßhalb Joner auch das zur Er nach Carlsruhe , wurde der dortigen Bürgerwache innerung an jene Standhaftigkeit gestiftete „ Denkzeichen | übergeben und endlich nach dem Einrücken der Preußen für das Jahr 1849 " trug , mit der schönen und alt befreit. Die Festung Germersheim pasfirend , traf wittelsbach'schen Devise : In Treue fest !" Joner am 27. Juni wieder wohlbehalten in Landau Aber auch eine ganz specielle Verwendung sollte ein, freudig begrüßt von den um ihn so sehr besorgten unserem rührigen Hauptmann in jenem tragi-komischen Kameraden . Der edle hochselige König Maximilian II. Spectakel der pfälzischen Revolution beschieden sein. vernahm des Verstorbenen Befreiung , wie ein eigene Theils um sich über den Fortgang der aufständischen | händiges Signat ausweist, mit größter Freude, sowohl um der Person selbst als um Joners bejahrten Vaters Bewegung etwas zu orientiren , theils um sich vom Reichskriegsministerium über mehrere Punkte seines willen. Die außerordentlichen Vollmachten des Höchſt Verhaltens bestimmte Befehle zu erbitten, sendete der commandirenden in der Pfalz , Fürsten von Thurn Festungscommandant von Landau den Verblichenen in und Taris , erstreckten sich auch auf die Verleihung der Nacht vom 14. auf den 15. Mai an lezterwähnte don Ordensauszeichnungen, und da lag es denn nahe, Stelle nach Frankfurt a. M. ab. Hinsichtlich der daß Joner als einer der ersten am 29. Juni aus Geschicklichkeit und Lebensklugheit dieses Couriers dessen Händen das Ritterkreuz 1. Classe des Verdienst war die Wahl ohne Bedenken , nicht so , wenn man ordens vom heiligen Michael erhielt.

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Wenige Monate später , am 23. December , er folgte die Beförderung des Verblichenen zum Haupt mann 1. Claffe. Troß der unangenehmen Erfahrungen des Vorjahres ließ sich Joner doch beim Herannahen des turhessischen Conflicts im Dctober 1850 durch den ihm sehr gewogenen Fürsten Taxis wieder dazu verwenden , die Bewegungen der Preußen an der nördlichsten Grenze Unterfrankens zu recognosciren ; er war dann während des Aufenthalts leßtgenannten Generals zu Cassel in unbestimmbarer Stellung dem bayerischen Hauptquartier attachirt und zulegt bei der zurückbleibenden Brigade als Plaßadjutant in der kurfürstlichen Residenz verwendet , welche er erst im August 1851 verließ, da er zuleßt noch die Absendung der reconvalescenten Mannschaft zu besorgen und die gänzliche Wegbringung der verbliebenen Kranken nach Aschaffenburg zu veranlassen hatte. Den nach München heimgekehrten Fürsten hatte der Verlebte brieflich tets über alle wichtigeren Vorfälle in Kurhessen au courant unterhalten ; die interessanten Schriftstücke befinden sich beim Taris'schen Nachlaß. Für seine in Cassel Caſſel entfaltete nußbringende Thätigkeit bekam Joner am 5. März 1851 das Ritterkreuz des kurfürstlich hessischen Wilhelmsordens, dem noch am 1. November desselben Jahres der f. f. österreichische Orden der

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eisernen Krone 3. Claffe folgte. Um 12. October 1853 , dem Namenstag des entschlafenen Königs May II., ward der Verstorbene in die Zahl der bayerischen Kämmerer aufgenommen , eine Auszeich nung , die er immer ebenso gebührend zu schäßen wußte als den Ritterschlag und das Ritterkreuz des Ordens vom heiligen Georg , - zwei königliche Gnaden, welche er unter dem 24. April 1854 erhielt. Inzwischen hatte Joner einen siebenmonatlichen Urs laub, die größere erste Hälfte des Jahres 1853 um fassend, dazu benußt, eine Reise durch das ehemalige Lombardisch venetianische Königreich, dann die einstigen Königreiche Sardinien und Neapel , in den Kirchen: staat, das frühere Großherzogthum Toskana und nach Frankreich zu machen, wobei die gutachtlichen Begleit Berichte seiner hervorragenden Bildung, Befähigung, Wißbegierde und Thätigkeit“ gedenken. Am 27. October 1853 sab sich der Verlebte in das 15. Infanterieregiment " Prinz (später König) Johann von Sachsen" verseßt , wo er am 29. No vember 1856 nach 25jähriger Dienstzeit zum Major avancirte. Neu dürfte es für die meisten Leser sein, daß Joner im Sommer 1859 sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigte, deutsche Freicorps zu errichten, (Fortsetzung folgt. )

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie. * Wien, 5. Juni. [ Gegenwärtiger Stand der österreichisch- ungarischen Landwehr. — Schieß versuche mit einem Hinterladungsmörser , mit Büchsenkartätschen und mit Lenk'schen -Feldgeschüßen mit Gegenzügen. Anschaffung einer Heller'schen Hinterladungskanone. ] Nach . und nach beginnen die Fortschritte der Organisations Entwickelung der österreichisch-ungarischen Landwehr an's Licht zu treten ; dieselben stellen eine ganz wesentliche Verstärkung unserer Wehrkraft in nicht ferne Aussicht : augenblicklich beträgt die Zahl der in den Jahren 1870/71 durch regelmäßige Stellung zuwachsenden Recruten, sowie der noch unausgebildeten Landwehr-Recruten des Jahres 1869 etwa 60,000 Mann. Da zu deren Ausbildung, unter Beibehalt der Swöchentlichen Abrichtungszeit und bei den in Aussicht stehenden Geldmitteln , ein Zeitraum von 3 Jahren erforderlich wäre , so hat das Landes vertheidigungsministerium zur Erzielung der baldigsten Schlagfertigkeit der Landwehr im Einvernehmen mit dem Landwehr-Obercommando beſchloſſen, die Ausbildung jener 60,000 Landwehr-Recruten binnen 2 Jahren , d. i . bis zum Ablauf des Jahres 1871 , durch Abkürzung der Ab richtungsperioden zu vollenden. Das Ministerium be absichtigt demnach in Verbindung mit der nach Maßgabe der vorhandenen Geldmittel fortschreitenden Bewaffnung

und Bekleidung der Landwehr die Ausbildung der Ne cruten in drei Zeiträumen, und zwar : im Herbst 1870, im Frühjahr 1871 und im Herbst 1871 durch je ca. 6 Wochen vornehmen zu laſſen und hierzu jedesmal etwa 20,000 Mann einzuberufen. Das Landesvertheidigungs ministerium bedarf zur Abrichtung der in der nächsten Periode (1. October bis 12. November) einzuberufenden 20,077 Recruten der dermalen bestehenden 68 Landwehr bataillone 37 Hauptleute, 31 Subalternoffiziere als Com mandanten, 160 Subalternoffiziere und 30 Feldwebel als Zugscommandanten , 191 Führer , 546 Corporale , 550 Gefreite und 545 Infanteristen als Abrichter , und 111 Tambours und 88 Hornisten , und hat das Kriegs ministerium ersucht , diese zu Abrichtung erforderlichen Individuen aus dem Stande des stehenden Heeres zur Verfügung zu stellen. Das Reichskriegsministerium hat, bevor es in dieser für die Wehrkraft der Monarchie. höchst wichtigen Angelegenheit die definitive Verfügung ges troffen, sämmtliche General- und Militärcommanden auf gefordert , ihre Ansichten und Anträge über diese Frage dem Ministerium vorzulegen. Die Zahl der in den ver schiedenen Landwehr - Bataillonsbezirken einzuberufenden Landwehr-Recruten variirt zwischen 33 und 696. - Für die ungarische Landwehr hat Se. K. Hoheit Erzherzog Joseph als Landwehr Obercommandant angeordnet , daß der Pionier und Pontondienst auch in der Landwehr eingeführt werde, und daß ein Theil der Mannſchaft schøn

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bei den nächsten Herbstmanövern dazu verwendet werden foll. In Folge dessen werden von jedem der 16 Land wehrbataillone , welche für die Herbstmanöver bestimmt find , 2 Unteroffiziere und 24 Mann in dieser Branche Abrichtung erhalten. Das Detachement wird für den 1. Juli nach Best einberufen und während dieser Ab richtungszeit in der Rumbach'schen Caserne einquartiert werden ; zu demselben werden auch 3 Landwehroffiziere commandirt werden. In den nächsten Tagen beginnen auf dem Steinfelde neue Versuche mit einem 8zölligen gußeisernen Hintere ladungsmörser. Im Verlauf der Erperimente wird auch eine auf dem Versuchsplay befindliche gemauerte Casematte beworfen, um die Wirkung der scharf adjustirten Bomben beim Auftreffen auf solche Objecte zu constatiren. Später soll auch mit den größeren Versuchen, welche die Geschüß Enquete Commission arrangirt hat , begonnen werden . Zunächst kommt ein ausgedehntes Schießen mit Büchsen kartätschen auf der Simmeringer Haide an die Reihe. Bei diesem werden sowohl die österreichischen gezogenen Feldkanonen , als auch die alten glatten österreichischen, dann französische und preußische Geschütze in Gebrauch kommen. Diesem Versuch schließen sich ausgedehnte Er probungen der gezogenen Feldgeschüße und der 6pfündigen Hinterladungskanonen an. Durch diese Versuche sollen die höchsten Grenzen der Leistungsfähigkeit dieser Waffen in Bezug des Hohlgeschoß- und Shrapnelfeuers festgestellt werden. Bei dieser Gelegenheit werden auch die vom Feld marschalllieutenant Baron Lenk vorgeschlagenen Feld Den vor: geschüße mit Gegenzügen erprobt werden . läufigen Schluß der Versuche der Geschüß- Enquete-Com mission werden feldmäßige Schlachtenfeuer im Brucker Lager bilden, bei denen im Manövriren unter Umständen geschossen werden soll , welche den im Felde eintretenden Verhältnissen möglichst nahe kommen ; so z . B. soll aus der Höhe in die Tiefe und umgekehrt gefeuert werden. Für das Kartätschenschießen auf der Simmeringer Haide soll auch der Mitrailleur von Montigny beigezogen werden. Das Kriegsministerium hat genehmigt , daß ein Exemplar der von dem Jägerhauptmann Heller vom Landesvertheidigungsministerium vorgeschlagenen Hinter ladungskanone auf Kosten der österreichischen Waffenfabrik Gesellschaft im Arsenal hergestellt und versucht werden dürfe. Das Geschüß ist , wie man hört , auf die An nahme einer Metallpatrone baſirt.

Niederlande. * Gravenhaag , 30. Mai. [ Der neue Landes vertheidigungsplan.] Der neue Gesezentwurf über die Landesvertheidigung , welchen die Regierung der 2. Kammer vorgelegt hat, (vgl. Allg . Mil. -Ztg . Nr. 20) scheint keine günstige Aufnahme zu finden. Nach den Ansichten des Kriegsministers , welche in einer den Ent wurf begleitenden Denkschrift niedergelegt sind , soll sich die Vertheidigung auf denjenigen Landestheil beschränken, der im Osten durch die Gelder'sche Yssel und das Zwarte

Water, im Süden durch die Waal , die Maas von St. Andries an, die Merwede und das holländische Diez mit den davor liegenden Stellungen begrenzt wird. Die Vertheidigung an der Seeseite sollte die wichtigsten Etablissements und die hauptsächlichsten von den Waſſer straßen in's Auge fassen, die in das Innere des Landes führen und durch 5 Widderschiffe , 11 Monitors , 24 Dampfkanonenboote und mehrere Dampfbatterien unter stützt werden, die zum Theil mit Panzern versehen werden sollen. Man erhebt gegen diesen Plan politische wie technische Bedenken . Viele sind der Meinung , daß die selbstständige politische Eristenz der Niederlande nur durch strenge Neutralität zu sichern sei , da deren Streitkräfte tros aller Anstrengung zu einem erfolgreichen Widerstand gegen einen mächtigen Feind nicht genügen. Ferner wird ein Vertheidigungssystem entschieden mangelhaft befunden, welches , wie das vorgeschlagene , zu seiner Vollendung einen siebenjährigen Frieden voraussetzt , und deſſen Be folgung den größten Theil des Landes dem Feinde , einen anderen der Ueberschwemmung preisgeben, die Bevölkerung somit der Gefahr aussehen würde , in kurzer Zeit völlig erschöpft zu werden. Von militärischer Seite wendet man gegen den Plan des Kriegsministers zunächst die Unhalt barkeit der ca. 22 Wegstunden langen Vffel- Stellung ein , die namentlich bei niedrigem Wasserstande leicht zu forciren ist. Sodann werden die geringe Widerstands fähigkeit der Grebbe- Stellung, die Schwäche der Position Nymwegen, die zur Besetzung ausgedehnter Vertheidigungs linien unzureichende Armee und die bisher stets miß lungenen Versuche zu einer Reorganisation der gegen= wärtig untauglichen Landwehr (Schuttery) gegen das Defenfions Project geltend gemacht. Ebenso ist die Schwierigkeit der Jnundationen bei niedrigem Waſſerſtand, auf welche das kostspielige Vertheidigungssystem doch hauptsächlich begründet ist, in Erwägung zu ziehen. Bei einem solchen Wasserstand , welcher nach der Erfahrung früherer Kriege die Vorbedingung einer wirksamen Vers theidigung des Landes ist, würden diese kostspieligen Werke größtentheils unnöthig sein.

Notiz , den Cavalerie-Sattel des Herrn Schmidt in Kiel betreffend. Wir erhalten von zwei Seiten die Mittheilung , daß das in Nr. 16 der Allg . Mil .-Ztg. erwähnte Buch mit photographischen Abbildungen über den neuen Cavalerie Sattel des dänischen Regimentsfattlers E. Schmidt auf Bestellung gegen Nachnahme zu dem Preise von 12 Thlrn . ( 21 fl . Rh. ) von Herrn Schmidt erpedirt worden sei. Dieser Preis ist von beiden Herren Bestellern für zu hoch befunden und wir zugleich ersucht worden, die Leser der Allg . Mil. - Ztg. von jenem Preise zu benachrichtigen . Wir kommen diesem Wunsche hiermit nach, indem wir noch bemerken, daß das genannte Buch 14 Photographien enthält.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

D. Red. d. Allg. Mil.-Ztg. Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

e r e r z i g ft er F ü n f u n d v i erzigst

No. 25.

Jahrgang.

Darmstadt, 22. Juni.

1870.

Inhalt : Auffähe. Stehende Heere oder Milizen ? Nach einem Votum des k. bayerischen Generalquartiermeisters Generalmajors Grafen von Bothmer. - Mez , die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz - Mannheim - Paris . Von Cardinal v. Widdern , t. preuß. Premier - Lieutenant. (Fortsehung.) Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. (Fortseßung.) Miscelle. Die Eröffnung des Lagers von Châlons von 1870. Nachrichten. Bayern. Das Kolb'sche Referat über das Militärbudget.

Stehende Heere oder Milizen ? Nach einem Votum des f. bayerischen General quartiermeisters Generalmajors Grafen v. Bothmer. [Vorstehende Frage ist unlängst wieder bei den Kammer verhandlungen in Bayern lebhaft discutirt worden. Das schon in Nr. 23 der Allg. Mil. Ztg. citirte Votum des f. bayerischen Generalquartiermeisters Generalmajors Grafen v. Bothmer spricht sich gerade über diesen Punkt eingehend und, wie uns dünkt, so treffend aus, daß wir einem großen Theil unserer Leser einen Dienst zu leisten glauben, wenn wir dieselben mit den Ansichten des Herrn Generals näher bekannt machen. Wir geben in Nach stehendem fast überall die eigenen Worte des Grafen v. Bothmer wieder, wie sie in der Situng der bayerischen Reichsräthe vom 16. Mai 1870 von demselben gesprochen wurden und in dem später gedruckten (nicht im Buchhandel erschienenen) Votum ent halten sind. D. Red.]

· Ein Offizier der Armee , namentlich in den höheren Graden , erfüllt seine Pflicht nicht dadurch allein, daß er sich das Bestehende reglementarisch an: eignet , sondern die Aufgabe der höheren Offiziere dürfte wohl wesentlich auch darin, beruhen , über die Frage der Heeresorganisation sich ein Urtheil zu bilden. Ich erlaube mir zu sagen, daß ich diese Auf: gabe mein Lebenlang in's Auge gefaßt habe; ich er laube mir zu sagen , daß ich die Frage des Miliz heeres sehr sorgfältig in's Auge gefaßt habe. Man hat die Namen berühmter Generale und Militärschriftsteller angezogen , um im Interesse des

Milizsystems zu sprechen , und in dieser Beziehung muß ich ganz allgemein mich darauf beschränken , zu sagen, daß es eben bei solchen Citationen sehr wesent lich auf den Zusammenhang ankommt. 3. B. möchte ich nur den Herrn Referenten , welcher Clausewit citirt hat , nämlich dessen Werk "Vom Kriege ", Buch III., Cap. 17, ersuchen, in dem nämlichen Buche III. das Cap. 15 zu lesen, überhaupt das ganze Buch III. im Zusammenhang zu studiren ; er würde dann viel leicht finden , daß hier die Vorzüge der stehenden und Milizheere sorgfältig gegen einander abgewogen wer den; er würde vielleicht darin finden, daß eben dieses sorgfältige Abwägen der gegenseitigen Vortheile end lich zur Wehrverfassung geführt hat, die wir jest be figen. Man suchte die Begeisterung, die Vaterlands liebe, welche in der Nation vorhanden ist, auch in die stehenden Heere hineinzuziehen, während sie bekanntlich im vorigen Jahrhundert mehr aus geworbenen Trup pen bestanden. Auf dem Wege dieser sorgfältigen Studien - aber , wie immer, unterstüßt durch die Ereignisse - entstand zunächst die preußische Wehr verfassung unter Scharnhorst, Boyen und Aehnlichen. Die stehenden Heere haben die Angriffe, die man jett auf sie macht , und die sich so im Allgemeinen unter den Vorwurf des " Militarismus" zusammenfassen lassen, durch ihre Fehler sich verdient in den Kriegen aller Zeiten. Es hat an der richtigen Organisation

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der stehenden Heere , namentlich an der gehörigen | Truppen. Er beklagt sich , daß diese Truppen nur Pflege im Frieden gefehlt, so daß sie im Ernstfall ihre auf so kurze Zeit angeworben wären. (Es ist dieses Aufgabe nicht erfüllen konnten. dieselbe Erscheinung, die sich im leßten amerikanischen Es ist von dem großen Beispiel der französischen Kriege wiederholte.) Die eigentlichen Milizen blieben zu Hause, und er wies sie an , auf dem ungeheuren Revolutionsheere die Rede gewesen. Nun , die Meinung , daß die französischen Revo= Schauplaße da , wo er mit seinem Corps nicht sein lutionsbeere vermöge ihrer Beschaffenheit den stehenden konnte , einstweilen die Rolle der Truppen zu über nehmen und die Engländer nach Möglichkeit abzu Heeren der damaligen Zeit so ohne Weiteres überlegen gewesen seien , ist seitdem durch die Forschungen der halten. Das führt mich nun gerade auf die wesent = gediegensten Geschichtschreiber widerlegt. Es ist be liche Eigenschaft der Milizen. Die Milizen sind kannt , daß die Action der stehenden Heere damals örtlicher Natur. Wo fie unterstüßt werden durch ungeheure Räume wie in Amerika , in oder vielmehr durch die Eifersucht der preußischen und österreichischen an denen bekanntlich ein ganzes Corps unter General Truppen gehemmt war , durch den Druck , welchen Bourgoyne zu Grunde ging ; wo sie unterstüßt werden Rußland auf die polnischen Angelegenheiten übte , so durch die Entfernung des Kriegsschauplaßes von der daß die preußische Regierung immer mit halbem Willen sich nach Polen gezogen fühlte. Wenn man dieses in Operationsbasis ; wo sie unterstüßt werden durch Rechnung bringt und weiter in Rechnung bringt, daß Berge, Flüsse, Moräste und Wälder, können sie ganz ausgezeichnete Dienste leisten. Dagegen habe ich nichts in den ersten Gefechten die französischen Milizen sehr schlechte Geschäfte gemacht haben , so dürfte vielleicht auszusehen , und es ist das , wie schon oft hervor gehoben wurde , ein wesentlicher Grund , warum die der Schluß nicht zu gewagt sein, zu behaupten , daß Schweiz sich noch im Besiße dieser Wehrverfassung diese stehenden Heere , wenn sie gut und dem Zwecke befindet. Aber daß Miliztruppen in offenem Felde gemäß geführt worden wären , nach Paris gekommen wären , ehe die französische Organisation überhaupt den stehenden Heeren widerstehen könnten , ist noch hätte fertig werden können. Dann trat allerdings ein nicht nachgewiesen worden. Es liegt das nicht - es wäre lächerlich , das behaupten zu wollen — darin, Umschlag ein. Die Franzosen hatten ein organisa torisches Genie, Carnot , der sich nicht niederschlagen | daß etwa größere Tapferkeit in stehenden Heeren wäre als in den Miliztruppen ; im Gegentheil : individuell ließ durch die anfänglichen Mißerfolge, und unterſtüßt von der Guillotine bekanntlich die jungen Truppen genommen wird man bei solchen freiwillgen Truppen in's Feuer trieb. Es sind mehr als ein Dußend hervorragende Züge von Tapferkeit und Unter nehmungsgeist finden. Der Unterschied beruht nur Generale guillotinirt worden. Ich glaube , das ist in der Organisation , im Gefühl der Zusammen auch eine kleine Triebfeder , die aber gewiß nicht im gehörigkeit. ―― Allgemeinen zu empfehlen ist. Das ist ein großes Beispiel , ein anderes wäre Ein drittes großes Beweismittel für die Milizen jenes des amerikanischen Befreiungskrieges . Es gibt ist die preußische Erhebung im Jahre 1813 . kaum einen anderen Mann der Geschichte, vor welchem Es ist noch nicht sehr lange her , daß über die ich einen größeren Respect hätte , als den General Natur dieser Organisation Klarheit verbreitet worden Washington; aber ich möchte denjenigen Herren, ist. Ich glaube, daß darüber auch heutzutage im die für das Milizsystem so sehr schwärmen , empfehlen, gebildeten Publicum noch nicht vollständige Klarheit in seiner Lebensgeschichte zu lesen, was er selbst über herrscht. Es ist darüber , wahrscheinlich in officiöser diese Milizen gesagt hat. Ich habe mir die Mühe Weise, ein Werk erschienen : „ die preußische Landwehr gegeben, die Sache zu recapituliren. Ich habe ge= in ihrer Entwickelung von 1815 bis zur Reorgani sation von 1859, nach amtlichen Quellen bearbeitet. " funden , daß General Washington sorgfältig jedem Zusammentreffen mit den englischen Truppen in offener Ich kann mir also erlauben, nur mit wenigen Worten Feldschlacht auszuweichen suchte ; man nannte ihn deß darauf Bezug zu nehmen. General Scharnhorst dee eines wegen den Cunctator. Die Erfolge, welche er dennoch hatte bei dem Aufruf zur Landwehr die allgemeinen Aufgebots im Auge ; er wollte die Land errang , verdankt er der genialen Benußung eines Fehlers der Feinde ; bei Trenton überfiel er sie in wehr in dem Sinne benußen, wie ich vorhin gesprochen. ihren Quartieren und bei Princeton gelang es ihm, habe , allerdings auch zur directen Verstärkung des einen kleineren Theil der englischen Armee mit großer stehenden Heeres , weil die damaligen Mittel Preußens nicht ausreichten , dem stehenden Heere die nöthige Uebermacht zu überfallen und zu schlagen, ehe sich die englische Armee gesammelt hatte. Die englische Armee Stärke zu geben. Indessen muthet es einen sonderbar an, wenn gerade solche Organisatoren wie Scharnherst, war überhaupt damals nicht bewunderungswürdig ge führt , das ist so ziemlich Thatsache. Man lese nur an die sich gewisse Ideen knüpfen von Miliz und dergleichen, wenn nachgewiesener Maßen gerade diese die Klagen , welche Washington über seine Truppen Organisatoren angegriffen wurden wegen ihres Mili zu führen hatte. Es ist aber noch etwas zu erwähnen : tarismus . Es ist eine Broschüre erschienen, ich glaube Washington führte gar keine Milizen , sondern ge= vom General v. Boyen , welche nachweist, wie einer worbene Truppen ; was er unmittelbar unter sich der ver verdienstvollsten Schöpfer der preußischen hatte, waren geworbene, ihm vom Congreß zugewiesene

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Landwehr, Graf Dohna , dem General Scharnhorst | Zeiten Lobsprüche ertheilt , in welchen sie keine mehr Vorwürfe macht , daß er die Bildung der Landwehr waren. Die Mitizen , welche in den Jahren 1813 und 1814 die Kriege mitgemacht hatten , waren im dadurch beeinträchtigte , daß er zuerst die Linie com: Jahre 1815 ganz vortreffliche Truppen , sie waren pletirte. General Scharnhorst hat also doch sein erstes besser als die neuen Linienregimenter. So war cs Augenmerk auf die Linie gerichtet und hat das all auch im leßten amerikanischen Kriege. Ich bitte, die gemeine Aufgebot nur deßhalb in Landwehrbataillone ersten Gefechte dieses Krieges zu studiren, wie sich die formirt , weil es eben nicht möglich war , in den Milizen am Anfang des Krieges schlugen, und wie sie Rahmen des stehenden Heeres eine größere Streitmacht unterzubringen. Nun die Natur der preußischen Land: am Ende des Krieges ganz vortreffliche Truppen wehr in damaliger Zeit : Preußen hatte damals un waren, weil eben alle Bedingungen erfüllt waren, die dazu nothwendig sind. endliche Leiden durchgemacht , die Zustände nach der Dessen ungeachtet gestehe ich , daß ich selbst mich Schlacht bei Jena, die längere Beseßung des Landes, der Durchmarsch der großen Armee nach Rußland, einer gewissen schönen Schwärmerei für solche Armee bildungen nicht entschlagen kann , und ich glaube , cs überhaupt das Herrschen der Franzosen im Lande wird kaum ein denkender Offizier vorhanden sein, der hatten unsägliche Erbitterung hervorgebracht. Ferner nicht dieses Element der Wehrkraft des Landes mit waren außer diesen erbitterten Elementen , die in die Landwehr traten , von der früheren Armee noch eine in Betracht zieht. Aber man gebe sich nur keinen Täuschungen hin ! Die Milizen brauchen, um wirksam Menge von Offizieren und Unteroffizieren vorhanden, zu werden, vor allen Dingen Raum und Zeit. Unsere welche in die Landwehr eingestellt werden konnten ; es Kriege geben ihnen die Zeit nicht, sich zu bilden, und waren also Bedingungen gegeben, wie man sie für die unsere europäischen Verhältnisse geben ihnen nicht den Bildung von solchen Landwehren gar nicht mehr be Raum. Wo also diese Verhältnisse nicht vorhanden kommt. Es ist eine traurige Thatsache , aber es ist sind, da ist es sehr trügerisch, sich auf solche Milizen doch so bei unseren vorzugsweise friedlichen Verhält nissen , - im Alterthume war bekanntlich der Krieg verlassen zu wollen. Man hat das in Preußen sehr bald erkannt. Die Entwicklung der preußischen Land die Regel und der Friede die Ausnahme ; jeder Staat wehr vom Jahre 1815 bis 1859 ist in dieser Be betrachtete sich als feindselig gegen seinen Nachbar --Es gab ziehung im höchsten Grade intereſſant. staat, während es jest umgekehrt ist ich sage , bei preußische Offiziere, ich glaube nicht zu irren General unseren jeßigen friedlichen Zuständen glaube ich nicht, Boyen selbst , welche die Landwehr als einen Theil daß die Milizen zu irgend welchem Kriege diesen des in erster Linie vor dem Feinde aufzustellenden Enthusiasmus mitbringen, der sie befähigt, von Haus Heeres betrachteten , welche eine Landwehr im Auge und Hof, Weib und Kind wegzugehen und sich für hatten , die nicht ganz durch das stehende Heer ge= das Vaterland zu opfern ; wenigstens haben die bis gangen ist , sondern die ihren Bedarf an Mannschaft herigen Beispiele alle gezeigt , daß ein großer Druck zur Completirung der Kriegsstärke selbst ausbildete, vorausgehen muß. Ich glaube, ohne den vortrefflichen nämlich die sogenannten Landwehr- Recruten . Aber Männern, welche damals in der preußischen Landwehr es ereignete sich , --- da nach amtlichen Quellen dieß gedient haben, zu nahe zu treten , mich doch auf das constatirt ist und die Sache längst hinter uns liegt, Urtheil , welches von Angehörigen der preußischen es zeigte sich bei den ver darf ich es wohl sagen Armee selbst gefällt wurde , berufen zu dürfen. Die schiedenen Mobilmachungen , welche die preußische eigentlichen Kerntruppen des Jahres 1813 waren doch die Linientruppen, und es ist interessant, die Gefechte. Armee vom Jahre 1830 an vorzunehmen hatte, nicht der beste Wille bei diesen Landwehrmännern . Es in diesem Betreff zu verfolgen. Die damaligen kamen eine Menge von Reclamationen wegen Unent: Generale , ich nenne z . B. nur den General York , behrlichkeit zu Hause " vor , welche man zum Theil wußten recht wohl, wie sie ihr combinirtes Corps im berücksichtigen mußte, was Unzufriedenheit erregte bei Gefechte zu verwenden hatten. Die Landwehrtruppen denen, welche keine Reclamationen gemacht hatten oder waren in der Regel im offenen Gefechte , nämlich im welche nicht Gehör finden konnten. Die Sache war ersten Schlachtmomente , nicht so geeignet , das lang so arg, daß die äußere politische Action des Staates wierige Feuer auszuhalten , wie die Linientruppen ; dadurch zu wiederholten Malen gelähmt wurde , und sondern es kam vor , daß sie wenigstens den Plaß die Beobachtung dieser Zustände , mit deren Schilde nicht so behaupteten , als die Linientruppen ihn bes rung ich übrigens den Elementen, aus denen sich die hauptet hätten. Für diesen Fall hielten die preußischen. Landwehr bildete, in keiner Weise zu nahe treten will, Generale die Linientruppen in Reserve , und hinter hat endlich zur preußischen Heeresorganisation vom diesen sammelten sich die Landwehrmänner , und ver Jahre 1860 geführt, wonach die Linie den Kampf vor möge des guten Geistes , den sie besaßen , trugen sie dem Feind zuerst aufnimmt, die Landwehr hinter ihr dann schließlich zur Entscheidung der Schlachten bei. als Reserve steht , und wonach die Landwehr ihre Das ist ungefähr die Geschichte der preußischen Land Recruten nicht selbst ausbildet , sondern völlig aus wehr des Jahres 1813. Eine ganz andere Sache ist Elementen gebildet wird, die durch das stehende Heer die Geschichte der preußischen Landwehr des Jahres gegangen sind. 1815. Es geschieht öfters, daß man den Milizen für

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Ich weiß wohl , daß man der preußischen Re organisation andere Motive untergelegt hat ; ich glaube diese Motive gänzlich bei Seite lassen zu können und nur vom Standpunkte der technischen Zweckmäßigkeit aus die Sache betrachten zu sollen. Ich sagte , ich habe selbst einen gewissen Hang für dieses Milizsystem, und ich gestehe , ich habe mir schon den Kopf zer brochen, was man allenfalls thun könnte, um wenigstens für die Zukunft den Staaten die ungeheuren Lasten für ihre Wehrkraft abzunehmen , und doch über eine bedeutende Anzahl guter Soldaten zu verfügen. Will man diese Frage nur einigermaßen beantworten , so muß man sagen, es ist nur denkbar bei einem außer ordentlich hohen Culturgrade. Wenn es uns gelingen würde, die Pflege der körperlichen Entwickelung zu heben , wie es in den alten Staaten der Fall war, wo ein großer Theil der Bildungsmittel in Gymnastik aufging, wenn es uns gelingen würde , eine glühende Vaterlandsliebe schon in die Herzen unserer Söhne zu bringen , ――― wenn wir die Intelligenz so zu steigern verständen , daß die Soldaten in kurzer Zeit sich von der Nothwendigkeit des unbedingten Gehorsams, der Ordnung, des Zuſammenhaltens über zeugen würden , dann könnte man ja daran denken, die Präsenzzeit abzukürzen und sie auf ein Minimum zu reduciren. Ebenso wenn in den Ständen, die man die gebildeten nennt, ſich ein solcher militärischer Sinn im Ganzen entwickeln würde , daß sich sehr viele Individuen fänden , welche den Krieg wissenschaftlich zu durchdringen , welche auf den Kern der Sache einzugehen suchten , dann könnte man aus diesen Leuten die Offiziere bilden und würde nicht diese Menge von Berufsoffizieren brauchen. Aber ich glaube, das ist ein Jdeal, und es dürfte noch manches Wasser die Jsar hinabfließen , bis an die Verwirk lichung dieses Ideals gedacht werden kann. Einst weilen wollen wir bei unserer jezigen Wehrverfassung bleiben ; sie hat von dem Milizsystem so viel in sich aufgenommen, als überhaupt im Interesse , nicht der Armee, sondern des Staates möglich ist....

Mek, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz Mannheim- Paris. Von Cardinal v. Widdern, f. preußischem Premier-Lieutenant. (Fortseßung.)

Die Südfront. Die Südfront ist insofern der Festung schwächster Theil , als es der inneren , von der Wasserscheide zwischen Mosel und Seille dominirten Enceinte an den doppelten Defensiv = Abschnitten fehlt , welche die Ost und Westfront auszeichnen und die auch der unter ſtüßenden Collateralwerke ermangeln , mit denen die drei anderen Fronten bedacht sind. - Abgesehen von der Kleinheit der vorgeschobenen vier Werke (Redouten

und Lunetten), hinter denen die Schienenlinien sich sämmtlich in einem Bahnhof sammeln , liegt diese vordere Vertheidigungslinie so nahe dem Hauptwall, daß fie eben im modernen Sinn als ein besonderer Abschnitt nicht angesehen werden kann. Ist der Schlüssel für diese Front , nämlich das vor derselben wie oben erwähnt projectirte Neuwerk, das von St. Quentin wie von Fort Quelen mit vertheidigt wird, genommen, so bietet das Plateau von Montigny der Artillerie recht günstige Stellungen gegen die Bahn hofsenceinte, den Bahnhof mit seinen zu zerstörenden großen Transportmaterialien, den Hof des Hornwerks und den schönen , großen , durch dasselbe gedeckten Casernen an der Esplanade, - dem Sappeur natür liche Ausgangslogements in den beträchtlich tief ge= legten Eisenbahneinschnitten , - den Truppen vor zügliche Deckungsmittel durch die Coupirtheit des Terrains . Auch dürfte der Belagerer vor dieser Front weniger von den Geschützen des Forts St. Quentin als vor der Westfront zu leiden und vor dem Fort Quelen nur mit der Kehle abzurechnen haben. Die Vortheile schließen aber Nachtheile nicht aus, und der größte ist der , daß namentlich , falls die Inundationsbecken zu beiden Seiten der Wasserscheide zwischen Mosel und Seille gefüllt sind , dieselbe zu schmal ist , um einen bedeutenden Artillerie Effect zu gestatten , ein Uebel , das noch vermehrt wird durch den in der Unfreiheit der Bewegung des Belagerers liegenden Mangel ausgedehnterer Enfilir- und Rico chet Wirkung. *) Um die Süd - Enceinte, welche in den Bastionen und in einzelnen vorgeschobenen Werken durch Anlage von Etagenfeuer, wie neuerdings durch Supplementarbauten gerade artilleristisch günstig aus gestattet ist, mit Erfolg zu bekämpfen, würde es daher zur Nothwendigkeit, von dem rechten Seille - Ufer ber den Angriff zu unterstüßen, was nicht anders möglich ist als durch gleichzeitige Bekämpfung der rechten Flanke des Forts Belle Croir wie des Forts Grisor. Im ersten Stadium der Belagerung bliebe daher wohl nichts übrig , als nicht nur das (projectirte) Südfort, sondern auch das Fort Quelen anzugreifen, die vorderste Enceinte also an zwei Stellen zu bre schiren , ehe man mit Sicherheit und Effect die Tranchéen vor der Südfront der Stadt- Enceinte zu eröffnen hoffen kann, während der Angreifer mit der Gewinnung des einen Werks Fort Quelen ―― nach sich den Zugang zu der noch unserem Dafürhalten nicht erwähnten Ostfront zu erringen im Stande sein dürfte. Vor dieser find entweder das Fort Quelen oder das Fort Grimont *) Die Front hat auch recht starke, wenn auch sehr kleine Werke, namentlich die Redoute le Paté", welche gleich dem Bahnhofswerk ringsum von dem Seille - Waſſer ´umſloſſen iſt, welches ein offener Canal zuführt. Es fragt sich, ob der Be lagerer durch artilleriſtiſche Zerstörung der Schleuse bei Porte Mazelle den Gräben das Waſſer zu nehmen das Glück hat.

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zu erobern, um sich vor dem, der Front des Allemands | ist*) und fällt gleich bei Beginn eines zwischen von Alters her vorgelagerten Fort Belle Croir mit Deutschland und dem westlichen Nachbar geführten der Sappe etabliren zu können. Hat der Angreifer Krieges unter allen Verhältnissen in's Gewicht. Neuer das eine, so dürfte er nicht wesentlich von dem anderen dings rückwärts über die Maasfeftung Verdun und aus incommodirt werden können. Es scheint, als ob die Argonnen auf das allerkürzeste sowohl mit dem vor keiner Front weder so günstige Bedingungen für Lager von Châlons , als mit der starken Armee von die Breschirung der ersten Enceinte , noch für die Paris durch Eisenbahn in Verbindung geseßt , iſt Etablirung gegen die zweite sich ergeben als vor dieser, Meß der natürliche Sammelplaß eines großen, gegen vor welcher der Belagerer , falls er strategisch auf den Mittelrhein zur Offensive bestimmten Heeres und Saarlouis und den Rhein basirt ist , noch den un für dasselbe um so mehr Basis für dessen Invasions gemein wichtigen Vortheil behält , auf seiner Ver operationen gegen die Saar und im weiteren Verfolg bindungslinie zu bleiben. gegen Mannheim, Mainz oder Coblenz, als die Festung Die Chancen der Bekämpfung des rechten oder Fabrik- und Depotplat zugleich ist. Sie schließt in des linken Flügels dieser " Fronts des Allemands " ihren Mauern ein : 1) ein Artillerie: Arsenal , welches gleichen sich in ihren Vor- und Nachtheilen am Ende sämmtliches Artilleriematerial verfertigt und deponirt, aus , insofern als 1 ) zwar in erster Linie das Fort wie Laffeten , Wagen und Zubehör ; 2) ein arsenal leichter zu nehmen. Grimont weil isolirter de génie, in welchem für den gesammten Armeebedarf Pionierhandwerkszeug , sowie die Fahrzeuge (auch sein dürfte , der Angriff gegen den linken Flügel des Pontons ) der Feld- und Festungstruppen gefertigt Fort Belle Croir aber schwieriger ist, und 2) anderer: und asservirt werden ; 3) eine Pulverfabrik und 4) seits die Wegnahme des detachirten Forts Quelen " Durch die in Met minder leicht als die von „ Grimont", danach aber eine große Schmiedewerkstatt. angehäuften und stets wieder zu erseßenden großen die Etablirung vor dem rechten Flügel von Belle Croir günstiger sein dürfte als an sich vor dem linken. Mittel wird der Punkt nicht nur Sammel , sondern - Ohne aus dem Rahmen dieser generellen Unter: auch Ausrüstungsplaß der Armee, gewährt dieser im suchungen herauszutreten und die zu breschirenden Falle des Sieges materielle Unterstüßung zur Fort: Punkte des Forts Belle Croir wie seines Nebenwerkes seßung der Operationen , wie eventuell Material für Grisors näher zu untersuchen , mag unsere Feder sich die Beschießung oder Belagerung der Rheinfestungen, mit deren einer (Coblenz) Metz durch die schiffbare begnügen , noch auf folgende Angaben sich zu be Mosel in Verbindung steht, während sie mit Mainz schränken : Das Fort Belle Croir ist das Schlüsselwerk zum (und Mannheim) nicht anders als durch die Schienen straßen über das preußische Saarbrück und sehr bald alten Theil der Festung und kann nach Gewinnung auch über Saargemünd concurrirt. - Am effect: der Höhen von les Bottes kräftig bekämpft werden. Es hat trockene Gräben. Die Uebelstände, mit denen vollsten aber tritt der Werth von Meß für die fran= der Belagerer gegen diese Front zu ringen hat , sind zösische Landesvertheidigung mit dem Moment hervor, hartes Sandsteinmauerwerk , welches beiläufig der wo , sei es zu Beginn eines Krieges oder sei es in Folge einer Niederlage französischer Heere in der Südfront fehlt (fie hat sehr belastetes Backsteinwerk) Pfalz, eine Oftarmee die Saar überschreitet , um die und Minen. Selbst nach gelungenem Sturm auf das geschlagenen feindlichen Corps zu verfolgen (Situation Schlüsselwerk trennen ihn die tiefen , von der Seille beim Heere Blüchers 1814). Die Defensivarmee n durchflossene Gräben von dem leßten feindlichen. ― findet innerhalb der durch die neuen Fortificationen Defensivabschnitt, der ziemlich starken, mittelalter= lichen Stadtumwallung , zu welcher man nur mittelst hinreichend umfangreichen Festung unbedingt Gelegen heit zum Sammeln, Ordnen der Truppen , wie zum schwieriger Grabendescente gelangen kann. Ergänzen des Materials, und kann hoffen, nach ihrer Wiederherstellung im Verein mit dem großen Gewicht, Die strategische Bedeutung von Mez welches Meß und Thionville in die Wagschale werfen, Thionville. die Sphäre des feindlichen Sieges nicht nur an der Die Anstrengung der Franzosen, ihr altberühmtes | Mosellinie zum Stehen zu bringen, sondern durch die Meg den modernen Ansprüchen gemäß wieder herzu | Wiederaufnahme der Offensive das Kriegsglück zu richten , geschah aus dem Bedürfniß , durch die eben wenden. War auch vorher der Sieg der Ostarmee angegebenen und beurtheilten fortificativen Erweite in der Pfalz noch so groß, die Verfolgung gegen die rungen dem Plaß die strategische Wichtigkeit auch für Mosel noch viel energischer als die von Seiten fernere Kriege zu erhalten , welche dem Punkt seine Blüchers gegen Marmont , die Operationen der Ver folgenden erfahren doch jenseits der Saar einen Auf geographische Lage und die planmäßige Kreuzung ver schiedener Eisenbahn- und Straßenlinien geben. Der enthalt , sei es auch nur durch die nothwendige Ab Plaz sperrt im Verein mit dem nur um einen starken weichung von der bisherigen directen Stoßrichtung Marsch entfernten Thionville die Operationslinie vom Mittelrhein auf Paris, welche gleichzeitig die kürzeste *) Wir gedenken hier nicht der Eventualität einer Offenſive vom Niederrhein (Cöln) durch Belgien auf Paris. vom Rhein aus gegen die französische Hauptſtadt

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durch ein Linksziehen mit der Tendenz, die Mosel ober: balb der Festungen zu überschreiten und über Pont à Mousson ; Frouard und Nancy gegen die mittlere Die Landesvertheidigung Marne zu manövriren . dürfte nie wieder nur über so geringe , geschwächte Streitkräfte zu gebieten haben wie im Feldzuge 1814, wo Marmont, nachdem er seinen Rückzugsplan bis Met mit Mühe effectuirt und seine Truppen hier wieder gesammelt , sowie theilweise ausgerüstet hatte, die Mosellinie aufgab , um über Verdun zunächst in die Argonnen abzuziehen. Meß und Thionville sind an sich so stark, daß die Defensivarmee , welche ihren Schuß gesucht , die durch sie vertheidigte Flußstrecke den beiden Festungen überlassen kann , um selbst den oberen Theil der Mosellinie direct vom Maas : Mosel Plateau her zu vertheidigen . --- Ist die Invasions armee in Folge der an der Mosel französischerseits unter den Auspicien von Meß durchgefochtenen Kämpfen abermals die Siegerin geblieben , und zwar so gründlich , daß die nach der Champagne repliirten Vertheidiger die Moselfestungen sich selbst überlassen müssen , so kann der Angreifer darauf rechnen , sich, sei es auch nur zur Cernirung beider Pläße , um nicht weniger als 40-50,000 Mann schwächen zu müssen, wenn die Besaßung von Meß auch nur 15-20,000 Mann, die von Thionville 6000 Mann , in Summa 21-26,000 Combattanten zählt. Die große Aus dehnung des Ueberschießungskreises bei Meß, die Be nachtheiligung der Krafttheilung bei beiden Cernirungs corps durch den Moselfluß, die Aufgabe der Sicherung der Cernirungscordons in der Richtung auf das nur acht Meilen entfernte Verdun sind Umstände , welche die bezeichnete Summe nicht zu hoch gegriffen er: scheinen lassen, namentlich wenn man annehmen darf, daß die Festungscommandanten telegraphisch sous terrain mit einander communiciren und den Ausfall manövern durch Gleichzeitigkeit und einheitliche Leitung größeren Effect zu geben im Stande sind. * ) Die Calamitäten wachsen mit dem Steigen des Mosel wassers , welches im Winter oder Frühjahr sehr un bequem werden kann , selbst falls es die Breite eines Kanonenschusses nicht erlangt, wie von Offizieren des Yorkschen Corps berichtet wurde, als dasselbe in einer Stärke von 17,000 Mann im Januar 1814 jene be kannten Versuche gegen die Moselfestungen zu machen hatte, über welche der Held von Wartenburg sich so bitter beklagte. Der Möglichkeit eines Bombardements von Mez ist schon gedacht worden. Unbedingt könnte. Thionville bombardirt werden (von den Höhen des Bois de Yuz aus ) und vermuthlich mit einem Effect, welcher auf die Erfolge des Blocadecorps vor beiden Festungen recht einflußreich sein müßte. *) In des Verfaſſers „Rhein und Rheinfeldzüge“ ist Seite 384 von einer Communication zwischen Meß und Thionville sous terrain" die Nede. Es konnte darunter feine andere als die telegraphische gemeint sein. Siehe daselbst die Notizen über Thionville.

Ueber die Eventualität einer förmlichen Belagerung ist hier nicht zu discutiren , - wir haben in Bezug auf dieselbe die Festungsfronten geprüft. (Fortseßung folgt.)

Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweih. (Fortsetzung.) [ 19. ] Joners Rückverseßung zum 6. Infanterie regiment , nun „ König Wilhelm von Preußen “, am 21. October 1860 , speciell seine Beorderung zum 3. Bataillon als Commandant desselben in Frankfurt a. M., unmittelbar nach einem in der dortigen bayerischen Caserne vorgefallenen Erceß , mußte Joner wohl als einen Act des Allerhöchsten Vertrauens betrachten, wie auf ihn denn auch schon zwei frühere Vorlagen vom 23. August und 1. October 1757 als „ besonders intelligent und energisch" hinwiesen. In der ehemaligen Bundeshauptstadt fand der Verstorbene die ihm sehr erwünschte Gelegenheit, neben seinen militärischen Ver pflichtungen auch den bayerischen Namen in der würdigsten Weise zu repräsentiren, obgleich er hierbei wohl seine Privatmittel mehr als gut und nothwendig in Anspruch nahm. In einem Pistolenduell vom 27. September 1861 , das seiner Zeit viel von sich reden machte, erscheint Joner als der Secundant des älteren der betheiligten Cavaliere. Der 22. October brachte kurz darauf dem Heimgegangenen seine Be förderung zum Oberstlieutenant im 8. Infanterie regiment vacant Seckendorff, wodurch er wieder nach Passau und damit in die Nähe seiner Besizung Tettenweiß kam, die er am 21. Mai 1856 in Folge des Ablebens seines Vaters geerbt hatte. Gegen Ende 1863 vermählte sich Joner mit der 22jährigen Tochter Ernestine des Grafen Joseph Kolowrat - Krakowsky, Gutsbesizers zu Schloß Teinigl in Böhmen . Als am 25. August 1865 , dem Geburts- und Namenstage des jezt regierenden Königs und bayerischen Kriegs herrn, das Dienſtalterszeichen für 24 Dienſtjahre ver theilt wurde, erhielt auch der Verblichene dasselbe, da er ja das hierfür nöthige Maß langjähriger treu geleisteter Militärdienste" damals schon um ein Jahr zehnt überschritten hatte, während ihm nicht mehr ver gönnt sein sollte , das silberne Kreuz für 40 Dienst jahre tragen zu können , indem ihn der Tod gerade 18 Monate früher abrief, als ihm jenes Ehrenzeichen zu erlangen möglich war. Mit der Beförderung zum Oberst des 10. Jn= fanterieregiments vacant Albert Pappenheim (jezt Prinz Ludwig) am 31. März 1866 beginnen Joners schönste militärische Tage, indem ihm wenige Monate später das Glück und die Ehre zu Theil ward, dieses zu den drei ältesten Infanterieabtheilungen des bayerischen Heeres zählende und seit dem 29. Juni 1682 bestehende Regiment nach einer im Wesen halb hundertjährigen Friedensepoche wieder vor den Feind

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zu führen , mit dem er dann in den Gefechten bei Kissingen am 10. Juli und bei Roßbrunn am 25. und 26. Juli im Feuer stand. Wie zufrieden man Allerhöchsten Orts mit dem Verhalten des Regiments war , beweist die Auszeichnung , welche dessen Chef erhielt. Der Armeebefehl vom 20. September 1866, §. 1 , S. 422, erwähnt nämlich unter jenen Braven, die für tapfere Thaten und hervorragende Leistungen während des Feldzugs zu Rittern 1. Classe des neu gestifteten Militärverdienst - Ordens ernannt wurden, auch den Verstorbenen . Auf diese Decoration legte Joner, wie auf das Armeedenkzeichen für 1866 , mit Recht besonderen Werth. Ferner wird man im 10. Infanterieregiment zugestehen müſſen, daß deſſen ehe maliger Oberst dienstgemäß bestrebt war, die Thaten desselben in das rechte Licht zu stellen. Nur der

nüglich erscheint, daß in den Fällen, wo die Truppen der verschiedenen Waffen zusammen manövriren, die General Idee des Manövers und die großen Züge der Ausführung in einer vorausgehenden Conferenz besprochen werden, so wird der Obercommandant jedesmal die Herren Generale und Corpscommandanten um sich versammeln und ihnen das Programm der beabsichtigten Operationen erläutern. Die Herren Generale werden ihrerseits dann ihre Offi ziere zusammenberufen und Jedem die Rolle erklären, welche ihm bei dem Manöver zugetheilt ist, damit Alle in den Stand gesezt werden , nach besten Kräften für den beabsichtigten Zweck zu wirken" . Die France militaire ". begrüßt diese Maßregel als einen sehr glücklichen Gedanken, des Generals , da es Zeit sei, dem „ système puéril " zu entjagen, welches soviel wie möglich Zweck und Tragweite eines Manövers zu verbergen gesucht habe. In Italien. Pflichttreue eines Offiziers und der diesem unter hätten nur die Divisionsgenerale Karten besessen , die gebenen Abtheilung ist der Verstorbene nach meinem Brigadegenerale nur selten , die Obersten jedoch nie , so Dafürhalten , zufolge einer Lücke in der eingereichten daß die Regimentscommandeure niemals wüßten , wohin bezüglichen Gefechtsrelation , nicht gerecht geworden, sie ihre Truppen führen sollten , wenn nicht ein General wodurch die officielle Darstellung des Feldzugs gleich da wäre, um ihnen den Weg zu zeigen.(?) falls eine erhebliche Auslassung zeigt. Ich behalte Gemäß den Befehlen des Kriegsministers und ent mir vor, bei einer anderen Gelegenheit die Richtigkeit sprechend den wenig günstigen Erfahrungen der Waffe der Cavalerie verkündigt General Frossard, daß jedes. dieses Ausspruchs zu erhärten. (Fortseßung folgt.) Regiment der Divisionscavalerie auf 2 Escadrons reducirt werden würde. Die " France militaire" findet , daß die MisceII e. Ansichten des Generals Niel in dieser Hinsicht nicht mehr an maßgebender Stelle getheilt werden ; sie hält es für Die Eröffnung des Lagers von Châlons von 1870 . unrecht, daß man a priori die Zahl der Escadrons firit und den Effectivstand der Divisionscavalerie nicht nach [36.] Mit dem 1. Juni d. 3. ist das dießjährige Lager von Châlons eröffnet worden. Obercommandant der Natur des Terrains und der Zuſammenſeßung der ist General Frossard , der Gouverneur des kaiserlichen feindlichen Truppen bestimmt. Wir können der „ France Prinzen, derselbe, der bei der Belagerung von Sebastopol militaire " hierin nur beipflichten und glauben , daß man im Verlauf der praktischen Uebungen im Lager von die Angriffsarbeiten gegen die Malakoff : Bastion als Genie Chef des 2. Armeecorps (Bosquet) leitete. Die Châlons zur früheren Stärke der Cavalerieregimenter Truppen sind in diesem Augenblick noch nicht vollzählig zurückgreifen wird, wie dieß auch General Frossard bereits im Lager versammelt, nur die Infanterie und das Genie in Aussicht stellt , wenn er sagt : „ Du reste , si dans corps ist complet, demnächst wird auch die Cavalerie ganz quelques opérations la force de la cavalerie divisionnaire devait utilement être augmentée, elle le serait, car le eingerückt sein und die Artillerie am 10. Juni. *) Schon am ersten Tage seiner Ankunft ließ General Frossard die principe de la fixation par avance et constante n'a Truppen vor sich Revue passiren. Der Monat Juni ist rien d'absolu et l'on peut y déroger. " ausschließlich für die vorbereitenden Truppenübungen be Eine interessante Neuerung im Lager von Châlons stimmt, die einzelnen Bataillone, Escadrons und Batterien bildet das bastionirte Fort von St. Hilaire , welches ererciren für sich und treiben namentlich Schießübungen zwischen Groß-Mourmelon und Groß- St. Hilaire erbaut und Felddienst; die Brigade- und Divisionsmanöver wird und zu einer Scheinbelagerung bestimmt ist, die schließen sich an. Die Monate Juli und August sind jedoch kaum vor Ende Juli beginnen dürfte. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet. speciell für die größeren Corpsmanöver bestimmt . Die allgemeinen Instructionen , welche der General | Auf eine Ziffer von 30,000 Soldaten kommt eine vers schwindend kleine Zahl von Kranken. Einzelne Regimenter Frossard für die Corpschefs erlassen hat, enthalten manche neue Bestimmungen, darunter auch die folgende : " Da es haben die bei ihnen grassirende Blatternkrankheit in den Garnisonen zurückgelassen ; im Lager selbst ist dieses Uebel völlig unbekannt . *) Es ſind_bekanntlich folgende Truppentheile zu dem dieß General Frossard hat sich im Hauptquartier installirt ; jährigen Lager commandirt : 12 Linien -Infanterieregimenter (Nr. 2, 8, 23, 24, 32, 40, 55, 63, 66, 67, 76 und 77) , 3 Jäger sein Zögling , der kaiserliche Prinz , wird in den Tagen bataillone (Nr. 3 , 10 und 12) , 2 Jägerregimenter zu Pferd des 12. bis 15. Juli im Lager erwartet , wo er in dem (Nr. 4 und 5), 4 Cavalerieregimenter (das 1. und 4. Cüraſſier neben dem Hauptquartier gelegenen kaiserlichen Quartier und das 7. und 12. Dragonerregiment) . Hierzu kommen die residiren wird. entsprechenden Artillerie- und Genie-Abtheilungen.

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Nachrichten.

Bayern.

Jahre 1868 hineinzuleben, würden wir einer neuen Kriſis verfallen, einer Krisis, welche keinenfalls so schnell über wunden wäre , weil sie uns zur physischen Gebrechlich keit die moralische hinzufügte. Bekanntlich rächt sich die Jnstabilität nirgends bitterer als in den Heeren. Ein Heer kann aus den besten Elementen bestehen und dennoch nichts werth sein : die Organisation , die Formation , der Geist geben ihm die Weihe. Dasjenige Heer , welchem eine gewisse Stabilität zur Seite steht, ist einem anderen , bei welchem häufige Veränderungen stattfanden, entschieden überlegen. Aber auch die politischen Conjuncturen lassen es nicht rathsam erscheinen , uns den Träumen des Friedens zu sehr hinzugeben. Und wehe , wenn wir in einen Krieg verwickelt würden inmitten unserer Krisis ! Betrachten wir die Beziehungen der Mächte zu ein ander, so sehen wir allenthalben ein emsiges Suchen nach Allianzen , theils um in einem möglichen Conflict nicht allein zu stehen , theils um in einen Conflict , den man bei passender Gelegenheit selbst vom Zaune zu brechen gesonnen ist, nicht ohne Bundesgenossen einzutreten. Die Defensive wie die Offenſive braucht Allianzen . Wer wird dann wohl unsere Allianz suchen ? Wir haben ja ein Schuß- und Truz - Bündniß mit Preußen! O ja , aber doch wohl nur so lange , als Schuß und Truß gegenseitig sind ! Von dem Augenblick an, wo unsere Heereseinrichtungen jenen des Alliirten nicht mehr ebenbürtig erschienen, wo sie nicht mehr die nöthigen Garantien böten für blißschnelles , energisches Eingreifen. in die Action , wo sie mit einem Worte nicht mehr ver trauenswürdig erſchienen, würden wir wohl lernen müſſen, auf eigenen Füßen zu stehen. Unsere Stellung ist ja unangreifbar ! hat jüngst ein Staatsmann gesagt. Kann es eine hohlere Phraſe geben ? Und dennoch ist sie bereits Schlagwort einer Partei. Wie lange hält denn diese vermeintliche „ Unangreifbarkeit “ nach ? Doch wohl höchstens bis nach dem Siege ! Glaubt man etwa , es werde sich auch in künftigen Kriegen der Sieger jedesmal in seinem Siegeslaufe aufhalten lassen , wie dieß 1866 bei den Preußen der Fall gewesen ? Werden denn die Situationen, Absichten und politischen Ziele auch in künftigen Kriegen immer dieselben sein ? Ist bei dem gegenwärtigen Drange nach großer staatlicher Abrundung nicht mit Bestimmtheit anzunehmen , daß ein Mittel- oder Kleinstaat , welcher nicht Alles einsetzt für Erhaltung seiner politischen Selbst ständigkeit , diese auf die Dauer nicht werde behaupten können ? Speculirt nicht das Ausland auf unſere inneren Zerwürfnisse ? Bieten sie ihm nicht willkommenen Anlaß, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen, nicht die Hand habe, um über die eigenen Verlegenheiten hinwegzukommen ? Wie kann man glauben, daß durch solche Dinge der all gemeine Friede gekräftigt werde , daß man anderwärts unser Beispiel nachahmen und -- segnen werde ? Hat jemals der Schwache dem Starken das Gesetz dictirt ? Ist nicht das sogenannte europäische Gleichgewicht längst eine leere Phrase ? (Schluß folgt.) Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von Georg Otto in Darmstadt.

[Ag.] Aus dem südlichen Bayern , 16. Juni. [Das Kolb'sche Referat über das Militär budget.] Das von dem Abgeordneten Kolb verfaßte und von dem Finanzausschuß im Wesentlichen acceptirte Referat über das Militärbudget hat in der Armee be greiflicher Weise die höchste Aufregung hervorgerufen. Jeder Offizier, welcher sich auch nur entfernt mit Kriegs: geschichte und Kriegswissenschaft beschäftigt , an welchem die welterschütternden Ereignisse der Gegenwart nicht ganz spurlos vorübergehen, fragt mit Recht : „ Wie ist es möglich, daß ein Laie, welchem jedes tiefere Studium des Krieges , jede Kenntniß der Bedingungen der Schlag fertigkeit eines Heeres unserer Zeit, jeder Einblick in die langsame, mühe und arbeitsvolle Thätigkeit zur Erzielung dieser Schlagfertigkeit mangelt , welcher sich für jedes Billigkeitsgefühl gegen eine Armee verschließt , die sich bisher mit Ehre behauptet hat und gewohnt ist , nicht allein im Kriege , sondern auch im Frieden stets Opfer zu bringen, ――― wie ist es möglich , daß ein solcher Laie lediglich aus momentanen Ersparungsrücksichten eine Um wälzung in diesem Heere beantragen kann , welche einer Auflösung gleich käme und unser Vaterland bei einer europäischen Conflagration wehrlos dem Sieger in die Hände liefern müßte ? Wir haben immer gehört, daß eine weise Sparsamkeit darin bestände, zur rechten Zeit das Nothwendige auszus geben , und daß es Verschwendung sei , in dieser Stunde zu sparen , wenn wir nicht sicher sind , ob wir nicht in der nächsten Stunde den zehnfachen Preis zu bezahlen haben werden. Es bedarf in dieser Beziehung nicht der Erinnerung an ein naheliegendes Beispiel aus der jüngst verflossenen Zeit. Wir wissen auch, daß unser schönes Vaterland würdig ist des Schußes, und daß seine Söhne sich hierzu herandrängen werden . Aber sie müssen zu ſammengefeßt sein in einer wohlorganisirten und schlag fertigen Armee. Diese Eigenschaften würden ihr mit einem Schlage genommen , und wer wollte dann für unsere heiligsten Güter einstehen , nachdem wir selbst die Schusmauer niedergeriſſen , hätten ! Wir würden uns des nationalen Selbstmords schuldig gemacht haben und ver dienten nicht einmal das Mitleid des Sicgers ! Es kann somit, da der wahre Patriot über diese Sähe wohl nicht wird streiten können, dem Antrage nur Tendenz, Parteis bestrebung zu Grunde liegen. Auf dieses Gebiet wollen wir uns nicht wagen, ſondern nur darauf hindeuten, indem wir zu dem gefunden Sinne des bayerischen Volkes das Vertrauen haben, er werde die Wahrheit von dem, wenn auch blendenden, Scheine zu unterscheiden wissen. Wenn wir den Ausführungen des Referenten nun etwas näher treten , so müssen wir zunächst fragen : ist der Zeitpunkt zu einer durchgreifenden Aenderung in der Organisation und Formation jetzt der geeignete ? Wir müssen hierauf entschieden „ nein " antworten ; in demselben Augenblicke , wo wir von einer Krisis erstanden sind, wo wir eben anfangen, uns in die Heeresverfassung vom 1

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünf und vierzigfter

No. 26.

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Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 29. Juni.

1870.

Inhalt : Auffäße. Meß, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz- Mannheim-Paris . Von Cardinal v. Widdern , t. preuß. Premier Lieutenant. (Fortseßung.) Noch einmal die Offizier-Kleidungs-Magazine. Zur Erinnerung an den k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. (Forts.) Miscelle. Der Krieg in Paraguay. [Nach dem Moniteur de l'Armée" bearbeitet von v. S. ] Nachrichten. Preußen. Bestimmungen über die Entlassung der Reserven und die Einstellung der Recruten. - Bayern. Das Kolb'sche Referat über das Militärbudget. (Schluß.) - Großbritannien. Belohnungen für militärische Erfindungen.

Mek, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz Mannheim-Paris. Von Cardinal v. Widdern, f. preußischem Premier Lieutenant. (Fortseßung.) II. Die ofel- und die Saarlinie. 1) Die Mofel. Der Fluß interesfirt militärisch namentlich von Toul ab, oberhalb dieser kleinen Festung nur als ein großes Communicationsthal , welches ebenso wie das der bei Frouard mündenden , von der Eisenbahnlinie Et. Marie aur Mines begleitenden Mavette den größeren Theil der über die südlichen hohen Vogesen aus dem Ober- Elsaß nach Lothringen führenden Straßen (darunter eine Schienenlinie) aufnimmt. Beide Flüsse vollziehen in breiten , volksreichen, durch Eisenproduction belebten Thälern im Departe ment Meurthe" ihre Vereinigung , vorher getrennt durch einen Bergzug , welcher an seinem nördlichen, plateauartigen Ende ein großes Waldrevier trägt, durch welches die Straße von Nancy nach Toul geht, als Fortfehung der großen Heeresstraße von Straß: burg über die durch die Festung Pfalzburg gesperrte Gebirgssenkung von Saverne. Wir begleiten den

Flußlauf von dieser Hauptstraße, der route nationale", welche im Wesentlichen mit der Schienenlinie Straß burg-Paris zusammenfällt , abwärts bis zu seinem Eintritt in Deutschland und seiner Vereinigung mit der Saar. Die den Fluß umlagernden Landschaften sind öst lich der Meurthe- Mosel- Linie durch Bergzüge charak terisirt, welche, durch sehr weite Thäler getrennt, nur an wenigen Punkten den Gebirgseindruck machen, während westlich der erwähnten Flußlinie der Plateau charakter zunächst vorherrscht. Das Moselthal , als das tieffte im Gebiet des Plateau von Lothringen, senkt sich zwischen Toul und dem Eintritt auf deutsches Gebiet von ca. 250 m. bis ca. 125 m. absoluter Höhe und wird von Höhen eingefaßt , welche das Thal direct oder nahebei um 100 bis 230 m. über höhen. Die nächsten und höchsten, übrigens von sehr viel geringeren Höhen unterbrochenen Bergkuppen sind auf der Strecke zwischen der Meurthemündung und Mez auf dem rechten Ufer, und zwar Mont St. Jean 407 m. abs. nordöstlich von Mellery , Sainte Geneviève 309 m. abs. südlich von Pont à Mousson, Colline de Mousson 386 m., andere Kuppen an der Grenze zwischen den Departements Meurthe und Moselle bis zu 401 m., und am linken Ufer der Mont St. Quentin im Rayon von Mez 345 m . über dem Meere. Alle diese Berge erheben sich also mehr

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als 200 m. über dem Moselspiegel. Die französischen | eine Strecke die Operationsbarrière verſtärkt , welche die Mosel und Meurthe bilden. Derselbe bestand in Generalstabskarten geben die Plastik der Moselufer: landschaften - wenn der Ausdruck gelten darf den lezten mit Frankreich geführten Kriegen noch nicht, zu Hautrelief, insofern nämlich die Terrainformen ist seit 1851 eröffnet und verbindet die Seine mit dem durchweg dem Beschauer milder erscheinen , als die Rhein, Havre mit Straßburg. Als canal latéral de Karten es wiedergeben. Es gilt dieß speciell vom la Marne begleitet und verstärkt er das Operations , welches die mittlere Marne bildet , und Moselthal zwischen Frouard und Meß. Auch in Behinderniß Be= zug auf Waldreichthum können etwas ältere Karten trennt seine Hauptader „ Marne au Rhin" unter dem nicht mehr zuverlässig benußt werden , denn obschon Schuß der kleinen, unbedeutenden Festung Vitry. Zum das große Departement der Meurthe (d . h . die Landnächsten Moselpunkt gelangt die Wasserstraße das schaften der Mosel von Charmes bis nahe südlich von Thal des Ornain hinauf nicht ohne große, leicht zer Meß, die Thäler der Meurthe, des Sauve, der oberen störbare Kunstbauten : Aquaducte und unterirdische und mittleren Seille, des Seenbeckens von Saarburg Tunnels, von welch' letteren der eine (le souterrain und des Vogesengebiets von Pfalzburg) eins der de Foug) nahe westlich von Toul liegt. Diese Festung waldreichsten in Frankreich ist und heute noch zu 3/10 sperrt den Canal und wird in ihrer Nordfront durch des Areals mit Forsten bedeckt ist , so sind in allerdenselben verstärkt , indem er sich zwischen ihr und nächster Nähe des in Rede stehenden Theils des den Abhängen des die schwachen Wälle dominirenden, Moselthals die Reviere nicht mehr groß und parzellirt. nicht fortificirten Mont St. Michael durchwindet. Die Breite des Flusses beträgt nach seiner Ver Bei einer durchweg gleichen Breite von 10 m. im einigung mit der Meurthe (auf der 14 Kilometer be Grunde und 15 m. Wasserspiegel ist der viel be: tragenden Strecke von Nancy bis Frouard bei günstigem fahrenen Wasserstraße eine Normaltiefe von 1 m. Wasserstande ca. 80 m. breit, wegen des Wassermangels 60 cm. gesichert. In den zahlreichen Häfen liegen im Sommer aber stellenweise kaum mehr als 25-30 Schiffe bis zu 1 m. 40 cm. Marimal Tiefgang mit Centimeter tief und nur zeitweise für Kähne befahrbar) Lasten bis zu 150 Tonnen (à 20 Centner) , durch bis unterhalb Thionville schwankend zwischen 100 schnittlich jedoch nur zu 90 Tonnen. Die Fahrzeuge Viele Schleusen. Indem der und 150 m. 3war nominell von Toul ab schiffbar, werden getreidelt. beschränkt sich die Brauchbarkeit dieser Wasserstraße Canal und die Eisenbahn , welche Toul mit Nancy auf einige Wochen im Jahr und wird daher äußerst verbindet , in den zusammenhängenden Thälern der wenig benußt, seitdem das schöne Wiesenthal von einer Mosel und Meurthe tracirt sind , beleben sie dasselbe Schienenwege durchzogen wird . sehr für den Anbau, neuerdings namentlich von Hoch Der Reichthum an Nachen ist daher ebenfalls kein großer und auf der öfen und Hütten (Liverdun , Frouard , Marbache, Strecke noch am größten, wo die Mosel und auch die weiter unterhalb auch Pont à Mousson), deren Zahl sehr im Zunehmen ist , so daß das reiche Moselthal Meurthe von dem Rhein-Marne Canal begleitet wer den, über den weiter unten referirt werden soll. Da in den Departements Toul und Nanch noch an Be jedoch der Fluß den größten Theil seiner Gewässer deutung steigt. Auf einige Details möchten wir noch den höchsten , südlichsten Regionen der Vogesen ent aufmerksam machen : nimmt, so sind im Winter und in den ersten Wochen 1) Der Moselübergang bei Liverdun (zwei des Frühjahrs Ueberschwemmungen der Art , wie sie Eisenbahnbrücken) fällt mit einer Canalpassage zu sammen. Liverdun ist ein Ort von 1500 Einwohnern, dem York'schen Corps Mitte Januar 1814 so un bequem wurden (die Brücke am Pont à Mousson war auf einem steilen , von der Mosel bespülten Hügel 3. B. wegen der Wassermenge an der Chaussée nicht | gelegen (linkes Ufer) . — Unter diesem Hügel ist der Canal in 8 m. breitem , 500 m . langem Tunnel zugänglich) und den Uferwechsel an einigen Stellen unmöglich machten , an anderen verzögerten , nicht fortgeleitet , um gleich danach nahe unterhalb der selten. Dann treten die nunmehr zahlreicheren Brücken leßten Eisenbahnbrücke auf einem „ pont canal ", in Werth , während im Hochsommer die Waſſerrinne welcher 175 m. lang , 10 m. hoch und mit 12 Bogen vielfach Furthen hat, welche um so mehr in Verwen quer über die Mosel gebaut ist ( 10 m. über deren dung zu ziehen sind , als das Flußbett fester Sand höchsten Wasserstand), vom linken zum rechten Ufer und Kies ist. Wir nennen folgende Brücken : derselben überzugehen. Große Terraineinschnitte gehen Toul; Fontenoy (Eisenbrücke) ; Liverdun (zwei dem unterirdischen Theil des Canals voraus und Die beiden in der Nähe dieser Eisenbahnbrücken) ; Frouard (eine Steinbrücke mit folgen demselben. 8 Bogen, eine eiserne Brücke mit 4 Bogen) ; Mellery | Canalpassage gelegenen Moseleisenbahnbrücken haben (neue Steinbrücke , 500 m. oberhalb des Ortes , 8 fünf massive Bogen mit je 24 m . Spannung. 2) Der Fluß und Canalübergang bei Frouard Bogen); Pont à Mousson (Corny) ; Meß , oberhalb ist namentlich deßhalb sehr beachtenswerth , weil er der Festungsenceinte eine Eisenbahnbrücke ; Thion ville. mit dem Knotenpunkt zweier Eisenbahnlinien zu: Wir halten es für nöthig, einige Notizen über den sammenfällt und auch einer route impériale dient. Zwischen Frouard und Liverdun am rechten Moſelufer Rhein - Marne Canal zu geben , in Anbetracht dessen, ―― daß derselbe - eine große Lebensader Frankreichs auf dem Plateau : Wald , diesem gegenüber auf der

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nördlichen Thalseite : kahle Höhen , die erst oberhalb | burg und Nancy geniren kann. Nur 7-15 m. breit, von Liverdun bewaldet sind. tritt das träge Flüßchen aus dem oberen , durch Erst unterhalb Thionville ist die Schifffahrt auf mehrere Salinen ausgezeichneten Thal in die untere der Mosel eine etwas belebtere , aber auf kurze Zeit Stufe desselben , welche durch einen hohen , vielfach beschränkt, so daß die Wasserstraße zur Bewegung von bewaldeten Bergzug von dem Moselthal getrennt ist, Heergeräth von den deutschen Rheinfestungen einerseits über den hinweg die beiden volksreichen Thäler stromauf zu den etwa vor Thionville und Meß stehen namentlich durch die Chaussée von Pont à Mousson communiciren. - Schließlich dient die Seille der Ost den Blocadetruppen, oder umgekehrt aus den Depots von Metz bis vor Coblenz in der Regel sehr schwierig und Südfront von Meß für Füllung von Gräben war , resp . sein würde. Um dieser Eventualität zu und Inundationen. (Schluß folgt.) gedenken , so seien hier noch einige Daten zur Be urtheilung der Wasserstraße in ihrem unteren Theil mit aufgenommen , welche namentlich so lange von Noch einmal die Offizier-Kleidungs -Magazine. Interesse sein dürften , als dieser Stromstrede die [ 75. ] Wenn dieselben , wie der verehrte Herr Concurrenz einer Eisenbahn noch nicht geworden . Kamerad in Nr. 22 vorschlägt , „ einen vollkommen Der Wasserstand des sehr schnell strömenden Flusses privaten Charakter" erhalten sollen , dann können ist auch jenseits der Saarmündung so unzuverlässig, wir unsererseits nicht einsehen , wie „ 100 und mehr daß trozdem auf der Strecke Wasserbillig- Trier fich Procent" gespart werden können. Dann bleiben wir noch ein ziemlich ansehnlicher Schiffsreichthum erhalten sicherlich vollkommen in den Händen der Militär hat, die Schifffahrt auf die Monate Juni bis October effectenhändler , denn derjenige , der einen ihm selbst beschränkt ist. unvortheilhaften Contract abschließt, würde schwerlich Dampfschiffe zu Berg zwischen Coblenz und Trier gefunden werden. Solche Offizier-Kleidungs- Magazine brauchen 11/2 Tag, zu Thal 10-12 Stunden ; Last lassen allerdings die baldigste Mangelhaftigkeit der schiffe zu Berg zwischen Coblenz und Trier 7-8 Tage,, Toilette befürchten , denn eigens kann man sich viel zu Thal 5 Tage. leicht billiger , nirgends aber auch anpaßlicher Die wenigen Personendampfschiffe, welche je ca. 400 kleiden als in einem Magazin , dasselbe biete nun Mann laden können, haben einen Normaltiefgang von Kleider , Schuhe , Hüte oder Handschuhe dar. Alles 0,9 m. und sind gezwungen, einige Wochen im Som das paßt nur halb , und wer vielleicht auf Reisen mer zu feiern , weil ihnen Wasser für den Minimal oder im Felde in die Lage kam , sich aus einem tiefgang von 0,7 m. (2 Fuß 4 Zoll ) fehlt. Günstiger Magazin beschuhen zu müssen , der wird uns in den ist die Lastschifffahrt gestellt, indem für ihr Fortkommen meisten Fällen nur beipflichten können. Es ist beim zwischen den beiden genannten Orten auch im Sommer Kauf aus dem Magazin geradezu eine Lotteriefrage, immer noch 0,6 m. (2 Fuß ) Tiefe gefunden wird, ob man einen Treffer haben wird oder nicht. Und während sie bei kleiner Ladung nur 0,5 m. (18 30ll) selbst dieser Teffer ist immer nur noch ein annähernder nöthig haben. Nicht unwichtig ist die Aussage von bezüglich der zu bekleidenden Figur. Läßt doch jeder Schiffern, daß das Fahrwasser oberhalb Wasserbillig Hauptmann , weil er das eben weiß , den schönsten bis Meg weit unzuverlässiger und bei Remich am Leuten der Compagnie die Röcke auf den Leib meſſen, niedrigsten wäre. soweit das irgend thunlich erscheint. Und wie oft Deutscherseits können eventuell sämmtliche Dampf : glaubt wohl der Herr Kamerad , wenn er sich dafür und Lastschiffe im Mosel- Sicherheitshafen von Coblenz interessirt , wirklich gut angezogen zu sein , daß die sicher gestellt werden. Die Einfahrt in denselben vom Rücksendungen der fehlerhaft sigenden Uniformstücke Rhein her ist bei nicht günstigem Wasserstande nur an das Magazin erfolgen müßten ? Ein Magazin für flottgehende Fahrzeuge möglich. kann nur nach allgemeinen Größenverhältnissen ar ---Die Seille durchrinnt dem Etange de Lindre beiten lassen , und wir müssen gestehen, daß wir von ―――― entfließend ein weites Thal , dessen oberer Theil dem Anzug des Offiziers denn doch mehr verlangen in Folge der noch nicht völlig trocken gelegten Sümpfe als allgemeine Kammer Verpassung. Lettere mag für sehr ungesund, wenn auch recht fruchtbar ist, übrigens Java und die umliegenden Ortschaften vollkommen von der Hauptstraße Saargemünd Chateau Salins ausreichen , ebenso wie wir uns bei dem angeführten Nancy überschritten , resp . von anderen in diese Depot der gelesensten Bücher" beim javanischen wichtige Operationsrichtung fallenden Marschstraßen Generalstab ― mutatis mutandis - nicht viel mehr eine Strecke lang benugt wird. Dieser obere Theil als Hans Wachenhusen, Alexander v. Winterfeld und des Seillethales erhält durch die kleine Festung Marsal Aehnliche vorzustellen vermögen. Javanische Eisenbahn-, ein besonderes militärisches Interesse. Der kleine Bivouac Toilette und Lectüre Plaz hat aber als Sperrveſte nach keiner Richtung Ein Zustand ist's ―――― nicht zu wünſchen ! hin zu gelten und kann selbst tief in nasser naſſer Niede -rung gelegen von den umliegenden Höhen beschossen Und nun, was kümmern uns eigentlich die mehr fachen Procente , wenn wir mit den 60 Thalern im werden , so daß er weder für Operationen zwischen Saarbrück und Nancy, noch für solche zwischen Straß Allgemeinen doch auskommen können ? Wir berechnen,

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einer vollständigen , guten | theilung in den Krieg zu ziehen. Das 10. Infanterie die Ausgaben für Toilette regiment besaß zwar, wie alle bayerischen Heereskörper, ſeit lange eine ganz gut abgefaßte , im Manuscript • 18 Thlr. Sgr. hinterlegte Geschichte seiner kriegerischen und friedlichen · 9 " " Erlebnisse , gleichwohl blieb für die ältesten Partien 2 " des Elaborats noch immer viel zu thun. Joner " " machte sich frisch an's Werk. Damals bin ich zum 5 " " ersten Mal mit ihm in meist schriftlichen Verkehr ge= " "1 20 treten, und ich kann nicht läugnen, daß ich manchmal " 20 " erstaunte , wie der Verblichene unter den vielerlei, " die Zeit so sehr zertheilenden Beschäftigungen eines 15 6 " Regiments - Commandanten die nöthige Muße zu 5 " ernsten historischen Arbeiten fand ; jedenfalls fiel mir " 15 " der Mangel an nöthiger Ausdauer nie so sehr auf, " 15 " als ich diesen mehrfach ihm vorwerfen hörte. Die 1 " " erste Frucht seines Fleißes waren die Kriegstage ", Summa 59 Thlr. - Sgr. eine kalendarische Zuſammenstellung der Schlachten, Gefechte, Belagerungen und Vertheidigungen des Regi: Ein Tornister mit Riemen wird nur bei der Equipirung beschafft. Ein event. Haarbusch wird mit ments seit deſſen Errichtung , welche schließlich auch noch nach Feldzügen gruppirt wurden. Dieser an dem 60. Thaler jährlich sehr wohl unterhalten. Ein spruchslosen literarischen Blüthe folgte im Jahre 1868 großer Mantel ist durchaus überflüssig . Die alten als Festgabe zum 187. Jahrestage seines Bestehens Kleidungsstücke : Helme , Schärpen , Paletots sind be ein kurzer Abriß der Geschichte des t. bayerischen kanntlich unzerstörbar und helfen bedeutend zur Scho nung neuer Stücke. 10. Infanterieregiments ", welchem das vorhin ge nannte Schriftchen als Beilage 5 und 6 noch einmal Diese Angaben beruhen auf langjähriger Praxis, beigegeben ist. In dieser Arbeit , welche in Nr. 7 und wenn wir auch nicht behaupten wollen , daß sich des Literaturblattes der Allg. Mil.-Ztg. v. v. J. eine nicht manches Jahr ein kleiner Rest beim Schneider günstige Besprechung gefunden, unterstüßten den Ver vorfand , so glich sich solcher in anderen Jahren wieder aus . Wenn der Lieferant uns gut und coulant storbenen dienstwillig mehrere Offiziere seines Regi ments , wobei der hübschen Kriegskarte zu gedenken bedient, wozu ihm seine Procente nachrechnen ? Die ist, die in verschiedenen Signaturen die einzelnen, bis monatlichen 5 , jährlichen 60 Thaler gehören einmal an die Düna und Seine , die Nordsee und Südſpiße ihm von Rechtswegen ; dieß war stets unser Gedanke, von Griechenland reichenden Feldzüge anschaulich und wir hielten diesen Preis niemals zu theuer, wenn macht. wir dafür stets am richtigen Orte gut angezogen waren. Unter dem 8. Januar 1869 ward Joner zum Generalmajor und Commandant der 6. Infanterie Leben und leben lassen ! (Aber ohne ,,Friedrichsd'or: brigade zu Nürnberg befördert , woselbst er auch seit Bouquet", wenn wir ergebenst bitten dürfen.) dem 17. October die Stadtcommandantschaft zu führen hatte. - Während der Marsch Manöver im leßten September zwischen Schweinfurt und Bamberg be Zur Erinnerung fehligte der Verstorbene die 2. combinirte Infanterie an den brigade der Ostdivision (s. Allg . Mil.-Ztg . Nr. 51 k. bayeriſchen Generalmajor Grafen v. Ioner-Tettenweiß. v. v. J., S. 402) ; über sein dort gezeigtes taktiſches (Fortsetzung.) Wissen und Können besige ich kein eigenes Urtheil, [ 19. ] Während des Waffenstillstandes treffen wir fremdes will ich aber gerade hier nicht verantworten, Joner seit dem 14. August , entsprechend der neuen einmal aus Gewissenhaftigkeit gegen das Andenken Eintheilung der mobilen Armee , als functionirenden des Generals , anderntheils deßhalb , weil sich der Gegenwart so nahe liegende Fragen gar nicht be Brigadier der 3. Infanteriebrigade der 4. Armeedivi sion. Unmittelbar nach der Heimkehr in die Garni handeln lassen , ohne Verhältnisse zu streifen , welche son Ingolstadt, umwogt von administrativen Ent der Deffentlichkeit entzogen bleiben müssen. Seiner ――― die Erinnerung an dem 10. Infanterieregiment mehrmals bestimmt ge wirrungsbestrebungen aller Art, jene geschäftsreichen Tage und Nächte macht noch heute gebenen Zusage gemäß , beschäftigte sich Joner, auch nachdem er nicht mehr dessen Chef war , eifrig mit manchen betheiligten Rechnungsbeamten erbeben ! faßte Joner die schöne Idee , wie gerade der Oberst= des Regiments Vergangenheit , indem er nunmehr Commandant eines Regiments dazu berufen sei, dessen beabsichtigte , eine ausführliche Darstellung für Geschichte zu schreiben , vor Allem, wenn jener das den Druck zu bearbeiten. Hierbei wollte er nach in unserem Jahrhundert seltener gewordene Soldaten= einzelnen Zeiträumen vorschreiten, hielt aber nicht die glück gehabt habe , mit der ihm anvertrauten Ab chronologische Ordnung ein , sondern griff einzelne 12422

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unter Zugrundelegung Equipirung im Hause , jährlich wie folgt : 1 Waffenrock 1 Uniformshoſe 1 Müze 2 Halsbinden 1 Portepée 2 Baar Epauletten 4 Baar Handschuhe 1 Rockdecoration 1/3 Ueberrock · 1/ Baletot . 1/4 Helm 1/4 Schärpe 1/10 Degen .

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Feldzüge , Expeditionen und dgl. heraus , wiewohl | Gefahr behütet hat. Am 23. März Nachmittags 4 Uhr gerade die ersten 50 Jahre der Regimentsgeschichte wurden die irdischen Ueberreste Joners im feierlichen vor Allem den Blick des Forschers herausforderten. Trauerzuge durch die Stadt Nürnberg nach der Eisen Aber der verstorbene General traute sich hierfür zu bahn geführt , und nachdem ihnen die reglements wenig kritische Kenntnisse in der ältesten vaterländischen mäßigen leßten militärischen Ehren erwiesen waren, Heeresgeschichte zu und hegte überhaupt mehr Neigung in die gräfliche Familiengruft nach Tettenweiß ver für die Schilderung nicht zu entfernter Begebenheiten. bracht, an der nunmehr außer der Wittwe und einer Noch in den leßten Monaten seines Lebens ließ er minderjährigen Tochter auch ein jüngerer Bruder des mit höherer Erlaubniß im einschlägigen Archiv Nach: Verstorbenen trauert, welcher als Stabsoffizier in der suchungen über jene Offiziere des 10. Infanterieregi bayerischen Armee dient und gleich jenem 1866 das ments anstellen, welche um den Militär-Max-Joseph Militärverdienstkreuz 1. Classe erhielt. orden eingekommen waren , ohne denselben erhalten Joner war über 6 Fuß groß , von kräftigem zu haben , weil er ganz richtig vermuthete , aus den Körperbau, er hatte eine breite Bruſt, ſtarke Schultern, detaillirten Schilderungen einzelner , obgleich unter sehr entwickelte untere Gliedmaßen, reichen Haarschmuck geordneter Thaten solcher Bewerber reiches Material und üppigen Bartwuchs. Fast immer befand sich der Verlebte körperlich wohl , und Niemand mochte ver für seine Gefechtsbilder zu gewinnen. Ebenso ward in seinem Auftrage der kriegsministeriellen Registratur muthen, daß dessen Dasein bereits im noch nicht voll das Erforderliche abschriftlich entnommen , damit die endeten 56. Jahre enden würde. Seine scharf mar= Erlebnisse des 1. Bataillons des Regiments , welches firten, ausdrucksvollen Züge ließen deutlich auf Hellen Geist schließen ; leider wurde er frühe kurzsichtig , was zu dem am 25. October 1832 nach Griechenland ent sendeten Hülfscorps gehörte , völlig klar gestellt ihn veranlaßte , sich eines sogenannten Stechers zu würden. bedienen , der ihn aber auch zu unschönen Gesichts verzerrungen verführte, so gewandt er immerhin das In solchen lobenswerthen Bemühungen unterbrach Joner eine Gemüthsverſtimmung , die sich etwa um Augenglas auf und abzunehmen wußte. Wegen vor Weihnachten und Neujahr einem aufmerksamen Be= schriftswidrigen Anzugs hatte Joner als junger Offi= zier viele Fatalitäten mit den Vorgesezten, und sogar obachter bemerklich machte ; er wurde auffallend still und nachdenkend , erschien zerstreut und beantwortete später verließen ihn seine Neigungen für absonderliche Form und eigenthümlichen Schnitt seiner Kleider nicht. die an ihn gerichteten Fragen entweder gar nicht oder Die Joner-Müßen" find in Folge ihres auffallenden erst nach einiger Zeit. Dabei verrichtete er jedoch seine Dienste , nach wie vor , und jene Erscheinungen. Baues im Heere sprüchwörtlich geworden. Für die künstliche Epidermis der eleganten Menschheit hatte wären ohne den späteren traurigen Ausgang jeden der Verblichene eine ausgesprochene Vorliebe ; Unter falls unbeachtet geblieben. Zu diesem Seelenzustand, offiziere ohne Handschuhe waren ihm deßhalb förmlich dessen Grundursache Niemand bestimmt kennt, gesellte ein Gräuel . Persönlich schien er diese ledernen sich in der ersten Hälfte des Januar eine Krankheit, Ueberzüge für ein wahrhaftes Cavalier - Attribut zu welche mit Fiebersymptomen auftrat , den General jedoch nicht hinderte , seinen Obliegenheiten nachzu kommen ; erst am 11. Februar ließ er sich frank melden , ohne daß ihn hierzu gerade ein plöglicher Anfall veranlaßt hätte. Joners Uebel scheint typhöser Natur gewesen zu sein, doch muß allmählig ein Blut austritt in's Gehirn stattgefunden haben , da dem Verlebten bald mehrere Sinne (Gesicht und Gehör) schwanden und völlige Apathie eintrat. Die legten Wochen lag Joner theilnahmslos, fast stets ohne Be wußtsein da ; bloß bei den verordneten kalten Be gießungen schien sein Blick einige Sammlung des Geistes zu verrathen , dagegen konnte er fortan nur mehr wenig und deutlich sprechen , obwohl er eigent lich nirgends gelähmt war. Woran Joner zuleßt litt, wird sich kaum ganz feststellen lassen, da eine Secirung seiner Leiche nicht vorgenommen wurde. Ob der Ver blichene je wieder vollständig hätte genesen können, hing davon ab , ob das Extravasat ganz resorbirt worden wäre oder nicht ; trat der leßtere, wahrschein lichere Fall ein , so würde wohl eine bedeutende Schwäche der Sinne zurückgeblieben sein. Und inſo fern dürfte man den Verstorbenen jegt glücklich preisen, daß ihn eine gnädige Fügung vor dieser naheliegenden

halten, denn mochte man ihm auch in dunkler Nacht begegnen : stets trug er reinliche und hübsch ſizende Handschuhe. Die äußere Erscheinung galt bei Joner viel , und er war geneigt , die Menschen gern nach derselben zu schäßen. Sein ästhetischer Geschmack wünschte bei allen schriftlichen Ausfertigungen elegante Actendeckel , zierliche Etiquetten , symmetrische Ein theilungen u. s. s. w. Da nun die Formen im Sol datenstande eine tiefbegründete Berechtigung haben, ein gefällig : netter Anzug der Offiziere und Mann schaften anzustreben ist , die dienstlichen Vorlagen gleichmäßig und reinlich gemacht werden müſſen u. dgl., so wären eigentlich oben berührte und andere kleine Schwächen kaum der Erwähnung würdig, hätten die selben nicht auch Nachtheile im Gefolge gehabt. Zu nächst ahmten kleine Leute den Verblichenen in Haltung und Tracht nach , um hierdurch sein Wohl gefallen zu erregen ; die Unteroffiziere seines Regiments waren möglichst flott und elegant , jedoch ebenso or= donnanzwidrig gekleidet , machten dabei - und dieß in dem Weltplag Ingolstadt ! -Ausgaben über ihre Kräfte, während die Compagniechefs mehr oder minder genöthigt wurden, gegen die Vorschrift und ihre bessere

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Ueberzeugung zu handeln , wollten sie sich nicht das Mißfallen des Regimentscommandanten zuziehen, oder ihren nächsthöheren Vorgeseßten Unannehmlichkeiten bez reiten ; das Streben nach geschmackvollem Listen- und Tabellenwesen konnte wahrhaft peinlich werden, wenn hierin zufällig den Verstorbenen irgend Jemand be stärkte, viel Zeit und Kraft wurde verschwendet , das schreibende Hauptquartier erhielt zum Schaden der taktischen Ausbildung eine ungebührliche Ausbreitung. (Fortseßung folgt.)

Miscel I e. Der Krieg in Paraguay. [Nach dem " Moniteur de l'Armée" bearbeitet von v. S. ] Der französische Generalstabs- Capitän Fir hat am 7. April d. J. im Kriegsministerium zu Paris einen Vortrag über den Krieg in Paraguay gehalten , welchem wir folgende Daten entnehmen . Die Revolution von 1810 trennte bekanntlich die La -Plata-Staaten von Spanien los. Die neugebildeten Republiken gingen alle in Anarchie auf , mit Ausnahme von Paraguay, auf welches Francia seine Despotenhand legte. Als Lopez II . zur Macht kam , begriff er , daß Paraguay mit den modernen Ideen in Widerspruch war, daß seine hartnäckige Abgeschlossenheit gelöst werden, und daß man bis zum Meere durchdringen und einen Fleck Küste erwerben müſſe. Auf den Haß und die Zwietracht seiner Nachbarn rechnend , rüstete Lopez allmählig und wartete auf eine günstige Gelegenheit für seine Absicht. Er fand sie 1854. Als die Soldaten Pedros II. in Uruguay eindrangen, um dort ihre beraubten und mißhandelten Landsleute zu vertheidigen , erklärte Lopez , das Einmischen des Kaiser reichs in die Angelegenheiten einer fremden Republik nicht leiden zu wollen. Brasilien verlachte seinen Proteſt, stürzte die Regierung von Montevideo und seşte auf den Präsidentenstuhl einen feurigen Patrioten , den General Florès, der einige Jahre früher durch ein Pronunciamento vertrieben worden war. Es wurde eine Allianz ge= schlossen, während Lopez in Assumption Gewaltthätigkeiten gegen Brasilianer verübte , eine Provinz des Kaiserreichs bejezte und unter Emancipation der Sclaven zur Revolte aufstachelte. Brasilien rüstete. - Zwischen beiden feind lichen Staaten liegt das " Missions - Terrain " der argen= tinischen Conföderation. Lopez und Don Pedro forderten gleichzeitig freien Durchmarsch. Die Conföderation be harrte in der Neutralität. Lopez , zu bedroht , konnte nicht mehr warten, überschritt den Parana und bemächtigte sich des Gebiets und der Stadt Corrientes , der argen tinischen Republik gehörig. Zu Buenos - Ayres erreichte der Zorn den Gipfel. Mitré, ohne Schiffe, ohne Soldaten, fand ein glückliches Wort , welches die Volksgährung beruhigte: "In drei Tagen am Rendez- vous , in drei Wochen im Felde , in drei Monaten in der feindlichen Hauptstadt. " Er war zu weise , um selbst daran zu glauben. ――― Vierzehn Tage

später schlossen Brasilien, Uruguay und die Conföderation eine Triple-Allianz. Mitré erhielt den Befehl über die an der La Plata Mündung zusammengezogene Flotte und Armee. Lopez , ber 60,000 Mann unter den Waffen hatte, combinirte ſeine Bewegungen schlecht, führte Schläge ohne Zusammenhang und beschloß nach einigen Mißerfolgen, sich auf die Defensive zu legen und über den Parana zurückzugehen. Er wollte diesen ausgedehnten Fluß ver theidigen , die Alliirten auf einen tückischen Boden , in ein mörderisches Klima führen und sie durch die Kühnheit der Paraguiten niederwerfen , über die er als höchster Dictator disponirte. Der Scheelsucht der Parteien in den Republiken zum Troße überschritt im April 1866 die combinirte Armee, unterstützt von der Panzerflotte, im Angesicht des Feindes den Parana, in Folge einer nächtlichen Operation, welche dem General Osorio , der sie führte , die größte Ehre macht. Die Fahnen der Alliirten wehten auf Paraguays Boden. Die Generale hofften , bald die beachtenswerthe Festung Hunaita zu nehmen oder unschädlich zu machen, und bald darauf siegreich in Aſſumption einzuziehen. Diese Illusion schwand sehr bald. Die Armee hatte nur auf einer schmalen Chaussée Fuß , und als sie vorwärts wollte , stieß sie auf ein furchtbares und unbekanntes Hinderniß die Linien von Rojas . Sie war fern von der Flotte , Krankheiten und die wilden Ausfälle der Paraguiten decimirten sie , der Zwiespalt herrschte im Lager. Der brasilianische General Porto-Alègre hoffte, daß ein Debarquementscorps Humaita auf dem Paraguay Fluß erreichen könnte, aber dazu mußte Curupaiti genom men werden , welches sich am Ufer des Flusses erhebt. Vor der Ankunft daselbst stieß er auf Curuzu. Eine glückliche Debarquirung machte ihn zum Herren dieſer Redoute, jedoch mit Verlust von 3000 Mann und einer Panzerfregatte von 8 Millionen Frs. Werth , die durch ein Torpedo getroffen wurde. Dem Erfolge von Curuzu, den man ausbeuten wollte, folgte der Unfall von Curupaiti , wo 17,000 Soldaten und eine Flotte gegen ungeheure, in weniger als 13 Tagen auf Kanonenschußweite von den brasilianischen Vorposten unbemerkt hergestellte Verschanzungen Fiasco machten. 6000 Mann blieben. Eine Periode von Ermattung und Entmuthigung folgte. General Carias erscheint. Er verfügte über 35,000 Mann und 50 Kriegsschiffe mit 4000 Seeleuten. Er machte Recognofcirungen in Callon , überschritt fühn die Sümpfe, schlug sein Lager vor Humaita auf und er rang durch einen fürchterlichen Kampf von 6 Panzern wesentliche Vortheile. -- Die Ueberraschungen des Lopez, seine Kriegslisten folgten sich ohne Aufhören und seßten täglich den Feind in Gefahr. Dennoch fiel schließlich das Bollwerk Paraguays. -Der Krieg, der zuerst ganz aus Märschen bestand , war ein Belagerungskrieg geworden; er gestaltete sich nach Humaita in einen Krieg um Po sitionen um , welche die Paraguiten Fuß um Fuß ver theidigten. Die Bevölkerung verwüstete Alles vor dem

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Eindringling; Lopez selbst, Kinder und Frauen bewaffnend, | wurde in den Norden gedrängt und schlug ſich als Ver hielt seine Autorität durch Schrecken aufrecht. Den ver zweifelter. Soweit der Vortrag des Capitäns Fir. brauchten oder gestorbenen Generalen folgte der Graf Das Ende des Lopez , des unbezähmbaren Oberhauptes, von Eu; er trug eine Reihe von Siegen davon, welche die lezten Elemente des Widerstandes zerstreuten oder zerstörten. der seit 1864 Brasilien in Schach hielt, ist bekannt. Er Dann fing der Guerilla-Krieg an. Lopez auf der Flucht wurde an der Spiße seiner leßten Getreuen getödtet.

Nachrichten.

Preußen. * Berlin , 15. Juni. [Bestimmungen über die Entlassung der Reserven und die Ein stellung der Recruten.] In diesen Tagen sind die Bestimmungen über Entlassung der Reserven für 1870 sowie die Einstellung der Recruten für 1870/71 bekannt geworden. Hiernach findet die Entlassung der Reserven bei denjenigen Truppentheilen, welche an den Herbstübungen Theil nehmen , am ersten , spätestens zweiten Tage nach Beendigung der Uebungen , beziehungsweise dem Wieder · eintreffen in den Garnisonen statt. Bei der Festungs artillerie also am ersten , spätestens zweiten Tage nach Beendigung der Schießübungen, resp. dem Wiedereintreffen in den Garnisonen ; bei der Feuerwerks = Abtheilung am 15. September d. J.; bei den Trainbataillonen (hinsicht lich der Mannschaften der Trainstämme), den Landwehr bezirks-Commandos u . s . w. zu einem von den bezüglichen General Commandos der Armeecorps zu bestimmenden Termin. Die zur halbjährigen Ausbildung eingestellten Train-Mannschaften find gegen den 1. November d. J., resp. den 1. Mai k. J. zu entlassen . ―――― Zu den vorstehend angegebenen Terminen ſollen bei der Jufanterie, den Jägern, der Artillerie, den Pionieren und den Trainstämmen nur so viel Mannschaften zur Disposition der Truppentheile beurlaubt werden, wie Recruten in der weiter unten an gegebenen Zahl eingestellt werden können. Beurlaubungen von Deconomie-Handwerkern zur Disposition der Truppen: theile sollen jedoch erst am 15. October erfolgen . ―― Die Einstellung der Recruten für 1870/71 soll bei den ein einschließlich der auf den Etat zelnen Truppentheilen in Anrechnung kommenden Freiwilligen ――― in folgender Zahl erfolgen : A. Zum Dienst mit der Waffe : bei jedem Bataillon der älteren Garde - Infanterieregimenter 210 ; bei jedem Bataillon der im Jahre 1860 formirten vier Garde-Infanterieregimenter 170 ; bei jedem Bataillon der Linien-Infanterieregimenter 175 ; bei dem Garde-Jägers, dem Garde- Schüßen, sowie bei jedem Linien-Jägerbataillon so viele, als nach Entlassung der Reserven zur Erreichung des Etats erforderlich sind ; bei jeder Fußbatterie 35, bei jeder reitenden Batterie 25, und bei jeder Festungs-Com pagnie 28 ; bei jedem Pionierbataillon 150 ; bei jedem Trainbataillon eine durch die Train- Inspection zu be zeichnende Zahl von Mannschaften zu dreijähriger Dienst zeit, sowie im Herbst dieses und im Frühjahr des nächsten Jahres je 78 Mann zu halbjähriger Ausbildung.

B. Deconomie : Handwerker. Bei sämmtlichen Truppen theilen nach dem durch den dreijährigen Turnus be stimmten durchschnittlichen Bedarf. - Für den Fall, daß rücksichtlich einzelner Truppentheile eine Modification der vorstehenden Zahlen nothwendig werden sollte , ist das Kriegsministerium ermächtigt worden , hierzu die Geneh migung zu ertheilen. Die beiden ältesten Jahrgänge der Landwehr sind königlicher Bestimmung zufolge im Herbst dieses Jahres zum Landſturm überzuführen und ihrer ferneren Dienstverpflichtung zu entheben. - Gelernte Jäger, sowie drei und vierjährig Freiwillige aller Waffen dürfen zufolge kriegsministerieller Festsetzung vom 1. Oc tober ab in Verpflegung genommen werden. Bayern. [Ag. ] Aus dem südlichen , Bayern , 16. Juni. [Das Kolb'sche Referat über das Militär፡ budget.] ( Schluß.) Somit können wir im Allgemeinen den Sa acceptiren, daß kleine Körper, welchen nicht eine zähe Structur eigen ist , zwischen großen Körpern noth wendig zerrieben werden müssen. Nur diese zähe Struc tur, die Kernfestigkeit mag sie davor schüßen. Wo suchen wir aber diese Kernfestigkeit anders als in einer hin gebenden, opferfreudigen, schlagfertigen Armee ? Wir wollen nun einmal prüfen , wie sich die vor= geschlagenen Aenderungen zu dem Standpunkte der Kriegs wissenschaft und den Forderungen der Kriegspraris vers halten. Wir stoßen hier zuvörderst auf die Forderung des Wegfalls der vier Divisionscommandos. Wir haben bisher geglaubt, die Diviſionen als diejenigen Einheiten, bei welchen zuerst die drei Waffen in fester Vereinigung erscheinen , wodurch sie in den Stand gesezt ſind, ſelbſt= ständige Gefechte zu liefern , bildeten die unentbehrlichen strategischen Glieder eines größeren Heeres . Aus ihnen sest man die für verschiedene Kriegsschaupläße erforder= lichen Armeen oder Corps zusammen. Ihre Entbehrlich keit ist unseres Wissens noch nirgends docirt worden, und haben dieselben in der preußischen Armee im Jahre 1866 namentlich in der Schlacht von Königgrät ganz hervor= ragende Dienste geleistet. In den Divisionen gelangt sowohl der Gefechts wie der Verpflegs - Mechanismus zu frictionsloser, harmonischer Wirkung. Zunächst kommen wir nun auf die beantragte Auf lösung der Regimentsverbände. Wenn auch der Regi: ments- Commandant im Kriege nicht iminer ein actives Commando führt, so ist, abgesehen von jenen Fällen , wo

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er, wie bei Detachirung mehrerer ſeiner Bataillone, deren Commando wirklich übernimmt , dessen Einfluß vor dem Feinde nicht zu unterschäßen. Er beaufsichtigt und über wacht die Ausführung der Dispositionen und Befehle feines Brigadiers und tritt sofort in dessen Stelle ein, wenn derselbe , wegen höherer Verwendung oder durch Gefechtsunfähigkeit veranlaßt , das Commando der Bri gade abgibt. Wir könnten der Beispiele viele aus dem Feldzuge von 1866 anführen, wo Obersten Brigaden vor dem Feinde befehligten und nach geschlossenem Frieden in die Garnisonen zurückführten. Nächstdem drängt sich uns aber eine andere, sehr wichtige Thatsache auf , die That fache nämlich, daß im Allgemeinen die Führung größerer Truppenkörper nicht sprungweise erlernt zu werden ver mag. Wenn es auch einzelne, besonders begabte Führer gibt, ſo find dieſe Ausnahmen und müſſen , da wir es nur mit Durchschnittsführern zu thun haben können , außer Ansatz bleiben. Die Geschicklichkeit , größere Truppen förper im Gefechte zu commandiren und zu leiten , wird nur allmählig erworben , und in diesem Sinne ist die Zwischenstufe des Regimentscommandanten als eine Vor bereitungsschule für die Führung der Brigade zu betrachten und erhält hierdurch eine hohe Wichtigkeit. Was nun die Wirksamkeit des Obersten im Frieden betrifft, so ist dieselbe von einer unerseßlichen, hohen Be deutung für die disciplinare und instructive Erziehung des Soldaten , für die Pflege des kameradschaftlichen Sinnes und für die Förderung des ächten Corpsgeistes. Wir wissen wohl , daß gewisse Leute über diese Dinge die Achseln zucken , ja , daß sie dieseben geradezu als „Militarismus“ und „ Cäsarismus " erzeugend brand marken. Wir wollen sie trotzdem pflegen zu Nutz' und Frommen unseres obersten Kriegsherrn und unseres Vater landes ! Daß man uns aber diese Dinge nehmen will, muß uns mit gerechtem Mißtrauen erfüllen ! Es muß uns die Augen öffnen über die Bestrebungen einer Partei, welcher es nicht sowohl darum zu thun ist, dem Lande erhöhte Steuern zu ersparen , als vielmehr darum , der Armee ihren Kitt und damit ihre Kraft zu rauben. Nun kommen wir noch auf die vorgeschlagene acht monatliche Präsenzzeit bei der Infanterie. Obgleich man sich gewöhnt hat, stets von einer zwei jährigen Präsenz zu sprechen, so genügt ein Blick in die betreffenden Listen , um sich zu überzeugen, daß wir facs tisch nur mit einer 16monatlichen Dienstespräsenz des gemeinen Soldaten zu rechnen haben. Nun denn , wir haben das Glück, einer Abtheilung anzugehören, in deren Lerikon das Wort „ Müssiggang " nicht vorkommt. Der Wochentag ist für uns ein Werktag in des Wortes ganzer Bedeutung. Dennoch ist es uns bis jest bei Aufbietung aller Kräfte und bei einem seltenen , pflichtgetreuen Zus ſammenwirken aller Organe nicht gelungen , fagen und wiederholen wir, einen Soldaten völlig zu erziehen . Er ist regelmäßig vor Vollendung seiner Erziehung und Ausbildung unserer Hand entschlüpft. Der Wahrheit zur Ehre müssen wir jedoch gleich hier bemerken, daß wir die

| Wahrnehmung , der Soldat sei im ersten Jahre seiner Dienstzeit gehorsamer und gefügiger als in den folgenden, nicht haben machen können. Es wäre uns intereſſant, zu | erfahren, wo de: Budgetreferent ſeine tiefen Studien ges macht hat. Was soll man nun aber in einer Smonat= lichen Präsenzdauer zu Stande bringen ? Nichts und abermals nichts ! Verschone man uns mit solch' unfruchte barer Arbeit, bei welcher Mühe und Kosten umsonst auf gewendet wären ! Halte man die nothwendig daraus ent springende Demoralisation der Offiziercorps Don uns ferne! Demoralisirt es nicht schon den einfachen Geschäfts mann, wenn er bei seiner Arbeit keinen Erfolg sieht, um wie viel mehr den Offizier, welcher die Befriedigung seines Ehrgeizes ausschließlich in der Frucht seiner Mühe sucht. Wir können uns ebenso wenig mit der Einziehung der zweiten Lieutenantsstellen und mit der Verminderung Unsere For= der Unteroffiziere einverstanden erklären . mation , wobei die Compagnie mit 100 Rotten im Ges fechte auftritt, kann keine Charge entbehren. Die moderne Taktik verlangt eine genügende Anzahl von tüchtigen und wohlgeschulten Führern aller Grade , fie verlangt eine vielgegliederte Truppe von den kleinsten bis zu den größten Einheiten. Die größte Beweglichkeit und Gliederung ist ein Hauptfactor zum Siege. Wir könnten noch über manche andere Punkte , wie Verminderung der Reiterei und Artillerie sprechen, allein wir überlassen dieß sachkundigerer Feder. Wir sind überzeugt, daß sich zu dem großen Kampfe Alles rüstet, was Beruf und Kraft in ſich fühlt, um ein Unheil von der Armee abzuwenden, welches in unberechen barer Weise auf unser Vaterland reagiren müßte. Und somit schließen wir mit der Hoffnung auf Be sonnenheit in unserer Abgeordnetenkammer , mit der Zus versicht auf die erprobte Festigkeit unserer Kriegsverwal= tung, unter einem Hoch für unseren obersten Kriegsherrn f Großbritannien. * London , 17. Juni . [Belohnungen für mili tärische Erfindungen.] Ein soeben veröffentlichtes Blaubuch gibt einige interessante Einzelnheiten über Be lohnungen für militärische Erfindungen, wie das Armee budget des laufenden Jahres fie in Aussicht nimmt. Mr. C. F. Guthrie soll 100 Pfund Sterling für seine neue Rollbrücke für Fortificationen erhalten ; Mr. S. A. Goddard 500 Pfund Sterling für seine Verbesserung. von Hinterladungsgeschüßen . Die Ansprüche von Mr. Parsons , welcher der ursprüngliche Erfinder des Palliser-Geschüßes ſein will , find dem Präsidenten des Civil - Ingenieur - Instituts zur Aburtheilung überwiesen. worden. Dem Commandeur Colomb find 500 Pfund Sterling zugedacht als eine weitere Anerkennung für ſeine Signale zu Flotten- und Heereszwecken , und die Erben von Mr. Jakob Snider schließlich sollen 1700 Pfund Sterling für den von diesem erfundenen Hinterlader er halten.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünfund vierziger

No. 27.

in 201 Ind

Darmstadt,

6. Juli.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

1870.

Inhalt : Auffäße. Met, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinie Mainz Mannheim-Paris . Von Cardinal v. Widdern , f. preuß. Premier Lieutenant. (Schluß.) Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. Zur Erinnerung an den f. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. (Fortsetzung.) Dänemark. Das Baden. Neues Militär- Strafgesetzbuch. Nachrichten. Preußen. Die Ausbildung der Gardetruppen. Lager bei Hald. 200jährige Jubiläumsfeier des 4. Dragoner Regiments. - Frankreich. General Leboeuf über die strategische Bedeutung der Gotthardbahn. 1 Rußland. Gegenwärtiger Stand der Bewaffnung der Armee mit Hinterladern.

Mek, die Mosel- und die Saarlinie. Ein Beitrag zur Kenntniß der französischen Grenzlandschaften in der Operationslinic Mainz Mannheim- Paris. Von Cardinal v. Widdern, f. preußischem Premier Lieutenant.

(Schluß.) 2) Die Saar. Die Saar erhält namentlich dadurch, daß sie in ihrem unteren Theil Grenzfluß ist , die Bedeutung eines Defensivabschnittes ; der obere Theil hat aber als Operationshinderniß eine größere Force erhalten, seitdem der canal de Houllières gebaut worden. Dieser Canal, welcher sehr lebhaft von großen deutschen, französischen, ja, selbst schweizerischen Kähnen befahren wird, um Lothringen wie einen großen Theil des Elsaß mit Saarbrücker Steinkohlen zu versorgen, beginnt an der Bließ- Mündung, tritt oberhalb Saar gemünd auf das linke Ufer der Saar über, begleitet dasselbe bis in die Höhe von Saar-Union, geht dann das Neubachthal hinauf und durch den großen Mühl weiher , den Stocksee und den See See von Gondrerange in den Rhein - Marne - Canal über. Das Hinderniß, welches die Saarlinie bildet, ist also aufwärts nicht nur verstärkt, sondern auch wesentlich verlängert wor den, so daß die Heerstraße vom Niederelsaß über den

Paß von Saverne nach Nancy, welche bei einer In vasion nach Frankreich vom Rhein her eine der be= nußbarsten ist , nicht nur bei Saarburg die Saar, sondern bald danach den canal des Houillières zu überschreiten hat, und zwar gerade in den die Offen sive sehr benachtheiligenden, mit Waldrevieren bedeck ten Sumpf und Seen- Defiléen von Diane- Capelle. Eine Verzweigung dieses Kohlencanals ist der Salinen canal , welcher von Saaralbe nach Dieuze führt und unweit der schon erwähnten Festung Marsal in die Seille fällt . Von der Bließ- Mündung abwärts ist die Fluß rinne der Saar selbst canalisirt , dem Bedürfniß ent sprechend aber nur bis nahe unterhalb von Saarbrück, so daß die leßte Schleuse bei Louisenthal liegt . Bis hierher zu jeder Jahreszeit hinreichend gefüllt und ununterbrochen um so lebhafter befahren , als die schon genannten und anderweite Districte Frankreichs durchaus abhängig von der Zufuhr der im pfälzischen Steinkohlengebirge geförderten Kohlen sind, (was auch für den Kriegsfall sehr beachtenswerth ist ! ) kann der Fluß in seinem unteren Lauf nur zur Zeit des Spätherbstes, Winters und bis zu Anfang Mai von Moselkähnen befahren werden. In dem nicht canali sirten Theil ist zu anderen Zeiten die Saar also sehr seicht und weist viele Furthen auf. Der Schiffs- und Nachenreichthum ist daher auf dieser bei Saarbrück,

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Saarlouis, Merzig, Saarburg und Conz überbrückten | Saarbrück , tief in die Abhänge eingeschnitten iſt. Strecke ein äußerst geringer. Jedenfalls liegt der Schienenweg vom militärischen Die Berglandschaften , welche die Saar durch Gesichtspunkt aus recht unvortheilhaft erponirt. rinnt, schließen das schmale Wiesenthal derselben ziem Der einzige Punkt, an welchem auf deutschem Gebiet lich eng zusammen , so aber, daß stellenweise beträcht die Eisenbahn die Saar überschreitet, ist Saarbrück, liche Erweiterungen bestehen , in denen meistentheils welches mit Saarguemines, dem Eisenbahnuferwechsel das im oberen und mittleren Theil gut bevölkerte punkt auf französischem Territorium , demnächst noch Thal mit Ortschaften beſezt ist, welche wie die Dop : direct verbunden werden soll. — Saarbrück ist aus pelstadt St. Johann - Saarbrück und das nur in der diesem Grunde der wichtigste Ort an der unteren Saar. Ueber die beiden massiven Brücken, welche die Niederung befestigte Saarlouis tief liegen. Ueberall kann man artilleristisch quer über das Thal wirken, im Emporblühen begriffenen Städte St. Johann und Saarbrück mit einander verbinden, suchten sowohl die in welchem mit den Ufern abwechselnd bis zur Nied Mündung oberhalb Merzig Ort an Ort in zerstreuten Pirmasens , als die Kaiserslautern , als auch die Nahethalstraße ihre Fortseßung , sei es auf Met , sei Compleren, Fabriken u. s. w . sich ausdehnen ; bis da hin von mäßigen Höhen eingefaßt , welche sehr es auf die offene Moselstrecke Pont à Mousson- Nancy, wechselnd bald links , bald rechts dominiren und während auf der weiter unterhalb gelegenen Eisen ebenso wechselnd mit Waldparzellen bedeckt sind, hört bahnbrücke die vom Mittelrhein (Mannheim - Mainz) die Dichtigkeit der Ortschaften von der Thalerweiterung kommenden Schienenwege (Landau - Pirmasens projec bei Merzig ab auf, und nur kleine Ackerdörfchen, aber tirt) die Flußufer wechseln, um danach sich wieder in geschlossener als die bisherigen, füllen die Hochmulden die route de Thionville und die militärisch interes der ziemlich gleichmäßig an einander gereihten Berge, fantere route de Metz zu spalten. - Der maſſiv ge: welche zunächst rundlich geformt, bald zu den schroffen, baute Bahnhof liegt nahe unterhalb St. Johann. pittoresken Felsgebilden übergehen , mit denen der Noch sind zu beiden Saar-Userseiten die Waldreviere Hundsrück und das gegenüberliegende Gebirge dicht ziemlich in der Gestalt vorhanden , wie sie unsere an die Flußrinne beengend herantreten. In diesem älteren Karten angeben. untersten Theil des Saarthales gibt es nur einige Sowie die Vogesenstrecke der Eisenbahnlinie Straß 3 wenige freie Stellen für den Uferwechsel, so bei Saar burg Meß , welche durch die Sperrveſte Bitche fran burg, dem gegenüber am rechten Ufer die Berghänge zösischerseits geschlossen und die Schienenstrecke Zwei wesentlich zurücktreten . brücken : Saarguemines hergestellt sein werden , erhält Nur bei der leßten Brücke - der bei Conz , auch leßtgenannter Bunft für eine französische , gegen welche in allen bezüglichen Kriegen eine große Rolle die Pfalz bestimmte Invasion eine ähnliche wichtige gespielt hat , weil sie der directesten Verbindung Bedeutung wie die mehrgenannte deutsche Nachbar. zwischen Thionville- Meß und der strategisch sehr wich stadt. tigen Position von Trier dient tritt das linke Hochufer so weit zurück , daß eine Ebene entsteht, Die Thäler der recognoscirten Flußläufe gehören welche vom rechten Ufer her dominirt wird. Diese zu den ausgedehnten Landschaften, welche als westliche Ebene ist als der Hof zu einem natürlichen Brücken Abdachung der Vogesen sehr generell das Platean kopf anzusehen , welcher durch die zu befestigenden von Lothringen genannt werden. Sie find sämmtlich Höhenpositionen von Tavern und Wavern gegen einen die fruchtbarsten Theile des Gesammtgebiets, welches Feind in Verwendung zu ziehen sein würde , welcher in den östlichen Regionen 3-400 m, an der mittleren Saar wie von dort nach Meg und Nancy hinüber auf der Basis Thionville Trier gewinnen will . Die Saarlinie ist zwar deutscherseits durch die Festung 2-300 m. durchschnittliche Meereshöhe haben und Saarlouis fortificirt, allein in Anbetracht, daß dieser den Gebirgscharakter nur an den Thalpunkten zeigen, wo die locale Plastik besonders wirkungsvoll ist. kleine Grenzplaß auch nicht den geringsten Anforde rungen entspricht , welche die Fortification von ihm | Speciell ist das Gepräge der gut cultivirten Landſchaft erwarten könnte , er von den Höhen (hoch und nahe zwischen der militärisch sehr interessirenden Saarstrecke von Saarguemines bis Saarlouis einer- und der links, flach und weit ab rechts vom Fluß), welche die Niederung einschließen , ganz vollständig eingesehen Mosellinie Meß Thionville andererseits , welche durch wird und gar keine Widerstandsfähigkeit hat , ist die die Nied in mehrere Abschnitte zerlegt wird , (deren Bedeutung der Festung eine sehr vorübergehende und im „ Rhein- und Rheinfeldzüge" unter Straßen -Recog nicht weit greifende. Allenfalls hat der Play als noscirung, sowie unter " Feldzug 1814" gedacht worden Sperrvefte zu gelten , aber selbst der Bahnhof der ist) das eines flachwelligen Höchhügellandes , welches rechten Uferbahn liegt fernab rechts des Flusses ober etwas schroffere Niveau-Uebergänge nur zwischen der halb der Stadt. Position von Longeville , St. Avold und Saarbrück Was diese Bahn betrifft, so ist sie nicht im Thal hat. Die Schienenwege des über diese Landschaft ſich grunde , sondern vielmehr an den Bergabhängen ge ausspannenden Eisenbahnnezes sind entweder sehr tief eingeschnitten oder von stellenweise beträchtlich hohen baut und entzieht sich vom linken Ufer häufig der Einsicht, da sie streckenweise, z . B. nahe unterhalb von Dämmen getragen , so daß Graben- , resp. Damm

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Böschungen nicht selten durch Mauer : Revetement fest | der auf französischem Gebiet mehrfach durch Sperr gehalten werden. vesten (Lichtenberg, Petit pierre, Bitche) vertheidigten Diese zu den Departements der Meurthe und Vogesen tritt mit scharfkantigem Bergrücken in die Moselle gehörenden Gegenden , von denen das erste Pfalz ein im Süden durch zahlreiche, wasserreiche, sehr bedeutende Waldreviere hat , bauen über den tiefe Thäler und schroffe Felsformen ausgezeichnet Bedarf Getreide und Halmfutter. Am fruchtbarsten und greift mit mannigfachen Verzweigungen oft- und sind neben den drei Flußthälern die Cantone Vezelise westwärts hinaus . Die Gegend von Pirmasens iſt und Haroue nahe südlich von Nancy , am wenigsten die wildeste : große Waldreviere bedecken die Um gegend ; sie erstrecken sich außer auf dem viele Kuppen ergiebig die mit Wald, Sümpfen und Seen erfüllten Gegenden westlich von Saarburg , sowie die von tragenden Hauptrücken der Haardt an deren west Pfalzburg, - beide also von der Operationsrichtung lichen Abdachungen zu beiden Seiten der Landau Rastatt Nancy durchschnitten. Pirmasens 3 Zweibrücken Straße bis nordwärts zur alten großen Heeresstraße von Kaiserslautern , auf Die Bevölkerungsdichtigkeit ist eine sehr welcher stets die Massen der Heere marschirt sind, verschiedenartige, wie aus nachstehenden Angaben her vorgeht. Sie beträgt auf die Quadratmeile in den welche zwischen Mainz -Mannheim und Meß- Thionville operirt haben. Diese Straße bezeichnet eine Gebirgs verschiedenen Arrondiſſements , resp . Kreisen , Ein wohner : senkung , welche durch Homburg , Kaiserslautern und Saar: Gegend : Göllheim markirt ist , und bildet zwischen Homburg Ar. Savern 4737, und der berühmten Defensivposition von Kaisers " Saarburg 3900, lautern*) ein Defilé , welches südlich durch Gebirgs " Saarguemines 5100, waldreviere und nördlich durch das 41/2 Stunden Kr. Saarbrück 7300 (mit Stadt 9000), lange , 11/2 Stunden breite Landsstuhler Moor ein " Saarlouis 7050, geengt wird.. " Merzig 4580, Nördlich dieser Gebirgssenkung haben die Land " St. Wendel 4000 (grenzt nicht mehr an schaften , welche zwischen der Saar und dem iſolirt die Saar). höher gelegenen Donnersberg liegen und unter dem Mosel - Gegend : Namen pfälzisches Steinkohlenlager" bekannt sind, Ar. Luneville 2575, eine durchschnittliche Meereshöhe von nur 300 m. " Nancy 4650 (mit Stadt 7100), Auch fehlen zusammenhängende Züge ; nur lang= " Chateau- Salins 2700, gezogene Rücken oder Plateaus mit rundlichen Berg " Met 3500 (mit Stadt 5300), kuppen füllen die Räume zwischen den Thälern . Allein Tbionville 4260. diese liegen in Anbetracht, daß ihre Thalsohlen nicht mehr als 125-160 m. absoluter Höhe haben , sehr Hierbei sind die kleinen Städte überall mit ein gerechnet, die Bezirke mit einer großen Stadt zweifach tief. Dieses wechselnde Relief zwischen Thal und berechnet. Höhe , sowie der Umstand , daß die Thäler meisten theils eng und winklig sind, verleihen den Landschaften, deren Niveauunterschied gegen die pfälzische Rheinthal Wiewohl der Verfasser glaubt, mit den vorstehen ebene nur 175 m. beträgt , viele locale Terrainab den Angaben und Reflexionen den im Thema beab fichtigten Beitrag zur Kenntniß der französischen wechselung , die aber mehr der taktischen als der Grenzlandschaften gegeben zu haben , so scheint in strategischen Beurtheilung anheimfällt. Anbetracht , daß der Bericht sich über die landwirth Das gegen den Hundsrück und die Vogesen schaftlichen Gebiete, welche im weiteren Sinne in der wärmere Klima , häufig recht günstige Bodenverhält Operationszone von der Rheinbasis Mainz-Mannheim nisse haben das an Kohlengewinn in der Gegend von Eaarbrück und St. Ingbert am ergiebigsten pfälzische auf Paris gelegen sind, ausgelassen hat, zum Schluß Gebirge an Productivität sehr gehoben. Diese Um noch die Aufforderung zu liegen, an das Operations: gebiet zwischen Saar und Rhein soweit zu erinnern, stände, wie ein sehr entwickeltes Communicationssystem als es von der erwähnten Operationslinie getroffen und eine günstige , obgleich recht ungleiche Bevölke wird. rungsdichtigkeit, welche in Folge des zahlreichen Aus Die Pfalz war das Durchgangsland für baues von Mühlen , Weihern und Einöden vielfach solche Heere genannt worden, welche zwischen Mittel zerstreut leben, haben diesen Theil der Pfalz, welcher frankreich und dem Mittelrhein operiren , weil das im weiteren Sinne der " Westrich" genannt wird, ob von dem pfälzischen Steinkohlengebirge eingenommene schon er in Lebensfülle mit der Pfälzer Ebene und den Gebiet, namentlich zur Zeit als der Hundsrück nörd Haard-Oftabhängen nicht concurriren kann, zu einem lich und die Vogesen südlich noch weniger von Straßen besonders oft von Heeren aufgesuchten Operationsfeld gemacht. - Nur die Gegend von Pirmasens, speciell durchzogen waren als jeßt , wie eine Gebirgslücke wirkte , besser gesagt : eine Hindernißlücke ; diesen Charakter hat die Pfalz auch heute in Bezug auf *) Ueber die taktische Würdigung der Position von Kaiſers lautern siehe „Rhein und Rheinfeldzüge“ S. 99–105. Heeresbewegungen. Der wasserscheidende Hauptrücken

――――――

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die bayerischen Landgerichts- Districte Waldfischbach, Dahn und Pirmasens (die holzreichſten) sind unfähig, Truppen zu ernähren, in geringerem Grade die Districte von Kaiserslautern, Otterberg und Homburg.

raum erweitert , sondern auch die vorherige scharfe Abgrenzung nach außen erreicht worden ist. Das gegenwärtige Ererciren unserer Infanterie schließt sonach außer dem ursprünglichen Pensum und dem Tiraillement auch eine bezügliche Schießtechnik und Gymnastik in seine weiteren Linien ; außerdem ist es von einer engen Gegenseitigkeit mit der theoretischen Das Exerciren der preußischen Infanterie. Ausbildung des Soldaten unzertrennlich und verlangt Nach seiner historischen Entwickelung und auf zwar immer noch hauptsächlich das Können, aber doch seinem gegenwärtigen Standpunkt. auf der Grundlage des Wissens . Ein isolirtes Feld [-Z-] Das militärische Exerciren entstand ver bloß mechanischer Uebungen gibt es im Bereiche der möge einer von den Nothwendigkeiten des Krieges | Kriegskunst gar nicht mehr , sondern Alles wird im abgeleiteten Technik und wurde durch die militärische Zusammenhange des Ganzen durch den Geist bestimmt, Disciplin in Kraft gefeßt. Es ist die Basis der und der Zeitpunkt, in welchem man das Exercirregle Kriegskunst und ein Hanptfactor des Sieges ; ſein ment nur noch als historische Thatsache regiſtriren, und statt seiner ein Ausbildungsreglement haben wird, Wesen paßt sich dem nationalen Typus an und wird im Verhältniß des militärischen Gesammtfortschrittes dürfte wohl nicht mehr fern liegen. entwickelt. Dieses Allgemeine vorausgeschickt , darf zu einer Das Exerciren hat von jeher in der preußischen kurzen Erörterung der Zustände, welche das Ererciren Armee eine größere Rolle gespielt als in jeder unserer Infanterie allmählig durchlaufen, der Hülfen anderen , weil unserem norddeutschen Typus eine be und Haltpunkte, welche es bis zu seinem gegenwärtigen sondere Fähigkeit innewohnt , an dem Regelmäßigen Standpunkt gehabt hat, übergegangen werden. und Reglementaren , sonder geistige Beengung, feſtzu halten ; wenn aber hierdurch überhaupt unsere reine Beim Regierungsantritt des großen Kurfürsten Taktik besonders accentuirt wird , so gilt dieß am beruhte die Taktik der Infanterie noch auf der Pike meiſten von derjenigen unserer Infanterie , weil diese der Hauptbestandtheil des Heeres ist , und die Fälle und dem tiefen Schlachthaufen , also auf der Idee, diese Waffe zumeist durch den Stoß und Druck der und Lagen , für welche sie kriegsmäßig in Betracht Masse wirken zu lassen. Man stand in sechs Gliedern, kommen muß, die mannigfaltigsten sind. von denen, wenn sie zusammenblieben, die Musketiere Der Begriff des Exercirens unserer Infanterie die beiden vorderen und die Pikeniere die vier hinteren war früher eng begrenzt und nahm in dem Verhält bildeten. , Die Musketiere führten schwere Musketen,* ) niß, in welchem sich überhaupt die militärische Aus ihr erstes Glied fiel zum Feuern auf die kniee, bildungskunst vervollkommnete, nach und nach weitere während das zweite Glied darüber hinwegfeuerte. Dimensionen an. Ursprünglich verstand man darunter Wenn Musketiere und Pikeniere von einander getrennt nur die für den Lineardienst erforderten Bewegungen waren, standen die ersteren für sich in sechs Gliedern, des einzelnen Mannes und des Trupps , die Griffe und es feuerte dann , wenn es zum Chargiren kam , mit dem Gewehr und die Evolutionen der verschiedenen zuerst das sechste Glied über die niedergefallenen fünf Truppenkörper; dann trat das Tirailliren hinzu und ersten Glieder hinweg ; dann stand das fünfte Glied wurde nach Maßgabe seiner zunehmenden Entwicklung auf und feuerte über die vier ersten u . s. w . und Wichtigkeit in den Exercirzusammenhang, der es Der große Kurfürst reducirte demnächst die sechs= mehr und mehr bedingte, eingefügt. gliedrige auf eine viergliedrige Aufstellung der In Die weiteren Fortschritte der Kriegskunst stell fanterie, vermehrte die Musketiere und suchte die ten das Exerciren auf immer größere Bedingungen. tiefen Schlachthaufen durch längere Linien, welche eine Der Mann bedurfte, um in das volle Verſtändniß der größere Anzahl von Feuergewehren in gleichzeitige Sache eingeführt zu werden , einer stets parallel Wirksamkeit bringen möchten, zu erseßen. laufenden Instruction ; die mit den vollkommeneren Die Bewegungen der Infanterie waren zu jener Handfeuerwaffen sich gestaltende Schießtechnik wuchs Zeit sehr einfach, denn sie beschränkten sich auf das mit dem Exerciren und Tiraillement zusammen ; Alles Deffnen und Schließen , Hinter- und Voreinander zusammen endlich forderte eine kriegerische Selbst thätigkeit des einzelnen Infanteristen und hiermit seßen der Glieder , das Abbrechen in Pelotons und das Ein- und Abschwenken mit denselben. Beim gymnastische Uebungen , durch welche sich die Kraft Marsch durch Defiléen wurde nach der Mitte abge und Gewandtheit des ersteren besonders erziehen ließ. Wie im Großen Praxis und Theorie , Organisation und Krieg, so kamen im Einzelnen auch jene Ausbil *) Die Musketen , schwere Handfeuerwaffen , von großem, dungshinsichten immer näher zusammen , und es ist aber durchgängig nicht gleichem Kaliber, ſchoſſen etwa zwei Loth Blei und wurden zum Abfeuern auf bunt angestrichene Gabeln gewiß ein Kennzeichen des verminderten Stückwerks gelegt. Sie wurden aus Danzig geliefert und das Stück mit und vermehrten Geistes , wenn auch in demjenigen, 10 fl. bezahlt. Die Piken waren 15 Fuß lang. Vgl .: „ Alte Spiel: der nur was man das Exerciren nennt, nicht und neue Denkwürdigkeiten der preußischen Armee".

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brochen und dann wieder successive rechts und links zwar das Gewehr , welches sie zuleßt gehabt hatte, aufmarschirt. aber dasselbe erfuhr 1730 durch den vom Fürsten Unter Kurfürst Friedrich III. veränderten sich Leopold erfundenen eisernen Ladstock und durch das die Formationen und Bewegungen der Infanterie mittelst eines Halses von der Mündung abgebogene nicht wesentlich, desto mehr aber ihre Waffen, so daß Bajonnet eine wesentliche Verbesserung.*) Der eiserne also vermöge dessen das Exerciren dieser Waffe doch Ladstock gestattete ein sicheres und unverzögertes La in ein neues Stadium trat. Die Piken, welche schon den**) und wurde das bedeutendste Hülfsmitttel dieses unter dem großen Kurfürsten in Abnahme gekommen berühmten preußischen Schnellfeuers , von welchem waren, wurden jeßt , da man mit ihnen im Türken: Friedrich der Große sagte : „daß es jedes preußische kriege*) wenig ausgerichtet und die mit dergleichen | Bataillon in eine wandelnde Batterie von dreifacher bewaffneten schwedischen Bataillone bei Fehrbellin über Wirksamkeit verwandelte" . Nicht minder vortheilhaft den Haufen geritten hatte, ganz abgeschafft. Das an waren die neuen Noldes Bajonnette , vermöge deren ihre Stelle tretende Bajonnet war zwar noch sehr man stets ohne Verzug von einer zu der anderen unvollkommen ,**) aber es repräsentirte doch schon Kampfweise übergehen und auch der Cavalerie gegen: einigermaßen die Vereinigung der blanken mit der über nie in Verlegenheit kommen konnte. Zu derselben Feuerwaffe und entfernte diese Einseitigkeit und Com Zeit kam auch der Gleichtritt der Truppen , welchen plication zweier infanteristischer Kategorien, von denen zuerst der Vater des nachmaligen Feldmarschalls von die eine nur für das Feuergefecht und die andere nur Kalkstein in Berlin producirt hatte,***) zu reglemen= für den Kampf mit der blanken Waffe ausgerüstet tarischer Einführung , und die Infanterie wurde in Die Muskete wurde jeßt durch die leichtere, drei Gliedern aufgestellt, von denen bei der Chargirung präciser gearbeitete und mit französischem Feuerschloß das vorderste niederfiel, während die beiden hinteren versehene Flinte***) abgelöſt, und die jezt schon domi darüber hinwegfeuerten. Die Ubungen der Infanterie, nirende Feuertaktik fand nur noch in dem hölzernen wie ein damals ausgegebenes Reglement sie feststellte, Ladstock , mit welchem man sich behelfen mußte , ein waren sehr einfach, denn man erercirte mit dem Ge wesentliches Hinderniß. Das Gefecht der Infanterie | wehr , avancirte in Linie , feuerte mit Pelotons oder bestand darin , daß man dem Feinde bis auf etwa ganzen Bataillonen , machte Heckenfeuer , ging linear 200 Schritt nahe rückte , ihn aus dieser Entfernung zurück , formirte hohle Quarrés 2c.; bei dieser Ein mit Salven , oder peloton oder gliedweise beschoß, fachheit zeigte sich aber das Ererciren vermöge der und dann mit dem Bajonnet eindrang. In durch außerordentlichen Präcision , welche verlangt wurde, schnittenem Terrain bediente man sich auch des so : doch schwierig , und es mußte also viel erercirt wer genannten Heckenfeuers, d. h. man zog einzelne Rotten den. Friedrich der Große sagt an einer Stelle seiner vor und ließ sie aus Deckungen den Feind beschießen, Werke: daß in der damaligen preußischen Armee auf ein Verfahren , in dem sich , troß seiner Unvoll Commando jede Bewegung und jeder Griff des Ge= wehrs so gemacht wurde , daß in der ganzen Reihe kommenheit , doch schon ein ursprünglicher Gedanke nur ein Griff gesehen , nur ein Schlag , sowie beim des nachher eintretenden Tirailleursystems ausdrückte. Feuern nur ein Schuß , beim Marschiren nur ein Gegen Cavalerie formirte man sich, wenn es anging, Tritt gehört worden sei , daß jede Bewegung genau in hohle Quarrés ; da aber zur Bildung der letteren wie die einer Maschine war , deren Feder gezogen viel Zeit gehörte, so kam man bisweilen in den da mals noch mißlichen Fall , die Reiterei in Linie ab | wurde". Man hat diese äußerste Pünktlichkeit bisweilen ge wehren zu müſſen . König Friedrich Wilhelm I. widmete der Jn scholten und namentlich die damalige preußische In fanterie vorzugsweise seine Aufmerksamkeit , und sie fanterie einer parademäßigen Schaustellung ihres hat sonach unter ihm wie in der Formation und Exercirens , welches unvortheilhaft gewesen sei , an= Ausrüstung , so auch in den taktischen Hinsichten sehr geklagt , aber mit Unrecht. Die Präcision ist stets bedeutende Fortschritte gemacht , zumal als er hierin eine Tugend und kann in Reih' und Glied kaum durch den Fürsten Leopold v. Dessau, den der König übertrieben werden ; wenn man aber den Standpunkt Friedrich der Große nachher einen Kriegsmechanikus" damaliger Taktik und dasjenige , worauf es für fie nannte , unterstüßt wurde. Die Infanterie behielt ankam, andererseits die rohen Soldaten jener Periode *) Das war der Krieg Desterreichs gegen die Türkei 1690 bis 1697 , in welchem Kurfürst Friedrich III. dem Kaiſer ein Hülfscorps gab , welches sich bei Salunawen (1691) , Belgrad (1693) und Tentha (1697) besonders auszeichnete.

*) Jedoch gewöhnte man sich erst von 1732 daran , es bei der Chargirung im ersten Gliede aufgepflanzt zu tragen, und zu seiner vollen Nußbarkeit kam es erst in den ſchleſiſchen Kriegen. "Hoyers Geschichte der Kriegskunst" II. S. 527.

**) Es wurde regulär in einem Gehenke getragen und für den Bedarfsfall an die Mündung eingeſeßt.

**) Vorerst aber nur im Vergleich mit dem hölzernen Lad stock und bedingt , da der ursprüngliche eiserne Ladstock einen Stoßkolben hatte und nach unten verdünnt war, ſo daß er zum Laden und dann nochmals zum Jnortseßen umgedreht werden mußte.

***) In der Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich er funden, von 1680-1700 über ganz Deutschland verbreitet ; ur sprünglich bei uns wohl bloß eine kleinere und mit Feuerschloß versehene Muskete.

***) Berenhorst , Betrachtungen über die Kriegskunst.

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und den Umstand , daß sie nur durch eiserne Scha | gewissen Richtung hätte sogar Joner zum Heile der Einzelnen wie des Ganzen schärfer auftreten sollen. blonen regiert werden konnten, in Erwägung zieht, so findet sich, daß jede Armee , welche damals weniger Wie das Offiziercorps des 10. Infanterieregiments pünktlich war als die preußische , hiermit auf ihre seinen wohlwollenden Oberſten zu schäßen wußte , be wies es dadurch, daß es ihm Ende 1868 , also noch eigenen Kosten einen Fehler beging. Wer die Schlach: ten der schlesischen Kriege und des siebenjährigen vor seinem Abgange, ein werthvolles Album verehrte, Krieges genau durchgeht, der muß erkennen , daß in welches dessen photographische Bidnisse umschloß. Nicht selten wurde der Vollendete für einen starr= den meisten derselben der Sieg nicht bloß einer geni : köpfigen, gemüthlosen Aristokraten gehalten : nichts ist alen Führung , sondern auch dieser außerordentlichen unrichtiger als ein solches oberflächliches, nur auf die Präcision der Truppe , welche Friedrich Wilhelm I. erzogen hatte, verdankt wurde. Außenseite basirtes Urtheil. Ich besize der schrift: Auch wirkte die strenge Richtschnur des Erercir : lichen Belege viele , um meinen Ausspruch zu be dienstes stets nach innen , und diese Truppen übten gründen , will jedoch deren nur ein paar anführen und erprobten sich dadurch nicht bloß in mechanischen und vorerst noch daran erinnern , wie Joner den angenehmen Ereignissen im Privatleben der Einzelnen Fertigkeiten, sondern auch in der Disciplin . eine Aufmerksamkeit widmete , über die man oft er Fortsetzung folgt.) staunen mußte. Kaum ging einem Kameraden per sönlich oder für seine Familie ein lange genährter Wunsch in Erfüllung , so trafen auch schon einige Zur Erinnerung an den freundliche Zeilen von der Hand des Verblichenen ein. Solches bloß der allerdings großen weltmännischen k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß . Lebensflugheit Joners zuzuschreiben, wäre wohl dann (Fortsetzung.) richtig , wenn er jene Zuvorkommenheit lediglich [19.] Joner befliß sich eines blumenreichen Styls Höhergestellten gegenüber beobachtet hätte ; allein die und einer geschmackvollen Diction, die jedoch nicht der jüngeren Waffengenossen erfreuten sich gegebenen Gedankenfülle entbehrte ; nur gefiel er sich auch hier Falles ganz gleicher Theilnahme und Rücksicht. Im Sommer des vorigen Jahres nahmen die Lebensver in Bezug auf Rechtschreibung , Wortbildung und Sazbau in Abweichungen vom Herkömmlichen . Die hältnisse eines Mannes, den der Verstorbene sehr hoch Feder des Verstorbenen war gewöhnlich etwas spig, schäßte, eine äußerst glückliche Wendung, worüber mir sowohl im vertraulichen Briefton als im dienstlichen leßterer unter dem 19. Juni schreibt: „ Wenn ich so Geschäftsleben ; in lettgenanntem Verhältniß hatte er sehe und höre , wie endlich das Glück freundlich deßwegen in jungen Jahren allerlei Anstände. Allein lächelnd wieder an einen Ehrenmann herantritt, selbst in höheren Stellungen entbehrte er des Frei so gibt mir das eine Freude, für welche ich nicht recht den Ausdruck finde , weil ich fühle und glaube , daß muths nach oben durchaus nicht, wie seine Ende 1866 wie in mir, so in Jedem, der davon hört , das Ver über den Feldzug eingereichten Erfahrungen beweisen, jedoch hier vielleicht zu ängst die sich nach meinen trauen in die Vorsehung neu erwachsen und erstarken muß. Es verkörpert sich mir gleichsam des Dichters lichen Anschauungen an der Grenze des Erlaubten bewegten. Erfüllt von dem Begriffe und der Be schönes Wort : deutung eines Obersten" des Regiments, zeigte Joner ,,Ueber jenem Sternenzelt muß ein guter Vater wohnen !“ eine vollkommene Gleichgültigkeit wider die Gefahr Nach dem Ableben des Generals der Cavalerie und eine unerschütterliche Ruhe im feindlichen Feuer, Fürsten Theodor von Thurn und Taris ließ die an der sich die ihm untergebenen Augenzeugen bei Familie demselben von befähigter Hand pietätvoll ein Kissingen geradezu erbauten. Im geselligen Umgange kleines biographisches Denkmal sehen, welches nur an erwies sich der Verlebte von der ausgesuchtesten Artig: die Freunde und Anhänger des Hauses vertheilt keit und gewinnendsten Liebenswürdigkeit ; seine kurze Art , den militärischen Gruß zu erwiedern , die ab wurde. Zu diesen gehörte, wie schon aus dem früher Erzählten hervorgeht, auch Joner. Am 20. November gebrochene Weise , zu antworten , die blasirte Miene theilt er mir hinsichtlich des empfangenen Geschenkes und dyl. , was Alles vorzüglich sehr Niedergestellten gegenüber hervortrat, war nebst mancher anderen Ge mit : ,... Das Buch über Taris hat mich geradezu entzückt. Ich bin nämlich von je ein großer Anhänger wohnheit lediglich eine Vorliebe für den sogenannten des Fürsten gewesen und habe immer nur bedauert, großen Fuß", eine angenommene Manier, die er bei daß er nicht einen Funken von Gemüth hervorblizen seiner hochadeligen Geburt und seinem hohen Rang ließ , . . . weßhalb man den ihn beherrschenden Zug zur Schau tragen zu müssen glaubte. Wer dem Ver klärten nur ein wenig näher trat, sprach ihn frei von von Sarkasmus auch noch als Herzlosigkeit auslegte. Daß der Biograph seine Herzensseite herauszufinden Hochmuth und erkannte bald sein gutes Herz ; be wußte , daß er uns gerade diese zum Schlusse des sonders gegen junge Offiziere zeigte er sich milde, es Buches wie Balsam aufträufelte, versezt den Leser in sei denn, daß diese im Dienste nachlässig oder gleich: eine so weiche Stimmung , daß es auch ein allen gültig bezüglich ihrer Fortbildung waren. In einer

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fallfiger Gegner mit einem versönlichen Gefühl aus der Hand legen muß. . . . Nachdem es noch immer Menschen gibt , die dem Todten , der jedenfalls voll des besten Wollens war, Steine in das Grab werfen, hatte es gerade der Biograph nicht nöthig , daß er auf die unleugbaren Härten seines Charakters und

die Art seiner Fronie einen besonderen Accent legte. " Wer in dieser Weise an einen jüngeren Vertrauten schreibt, der ist nicht gemüthlos oder egoistisch, sondern hat eine Gefühlstiefe , wie man diese nicht überall findet ! (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Preußen. Berlin , 18. Juni. [ Die Ausbildung der Garde truppen.] Nachdem des Königs Majestät noch in dieser Woche die Besichtigungen der Cavalerieregi = menter beendet hat , wendet sich nun auch die Cavalerie dem Schießen und Felddienst zu , welchen Dienstzweigen die Infanterie schon seit einem Monat , seit der großen Parade , mit vielem Eifer obliegt. Man mag über die Zweckmäßigkeit der Eristenz von Gardetruppen denken, wie man will : bei uns in Preußen sind sie da , haben ihre ruhmvolle Geschichte, und wer sie abschaffen wollte, wäre nicht klug ; sie müssen also auf denselben kriegs brauchbaren Standpunkt gebracht und auf ihm erhalten. werden wie die anderen Truppen , troß der erhöhten Parade Dressur - Anforderungen , die man gleichzeitig an sie macht. Ein wesentlich erschwerendes Moment hierfür sind die Frühjahrs - Besichtigungen. Sie erwecken und stärken die Liebe des gemeinen Mannes zu seinem Helden könig und zu seiner Dynastie , sagt man; es mag dieß Manches für sich haben : der Gardist lernt sich fühlen, wenn seine Leistungen von dem königlichen Kriegsherrn selbst besichtigt und beurtheilt werden . Könnten diese

übrigens noch die Ausbildung im Felddienst betrifft , so fängt diese an mit jedem Jahre schwieriger zu werden bei dem rapiden Wachsthum der Stadt Berlin , und auch diese Schwierigkeit wird eine Veranlassung mehr sein, schließlich doch zu stehenden Lagern seine Zuflucht zu nehmen, ohne die wir auf die Dauer überhaupt nicht mehr werden auskommen können.

Baden.

Carlsruhe , 21. Juni. [ Neues Militär Strafgesetzbuch. ] Das Gesetz- und Verordnungsblatt enthält ein die Einführung des neuen Militär- Strafgesetz buches und der Militär- Strafgerichtsordnung betreffendes Gesetz, dessen Art. 10 hier eine Stelle finden mag . Er lautet: In Kriegszeiten bleiben die nöthigen Modi ficationen bezüglich der Organisation und des Verfahrens der Militärgerichte , sowie die hiernach dem Heerführer und dem Commandanten belagerter Festungen zu ertheilen: den Instructionen , zufolge des mit der Krone Preußen abgeschlossenen Allianzvertrages , der Bestimmung Sr. Majestät des Königs von Preußen , unter deſſen Ober befehl die gesammte badische Kriegsmacht steht , vorbehal ten." Sodann bestimmt eine landesherrliche Verordnung, Besichtigungen nicht aber auch noch im August vorge= daß das vorstehende Gesetz, sowie das Militär- Strafgeset nommen werden, wo nun das Regiments- und Brigade I und die Militär - Strafgerichtsordnung vom 1. October Exerciren von Neuem wieder anfängt ? Vom militärisch d . J. an in Wirksamkeit treten. Eine weitere Verordnung technischen Standpunkt wäre es gewiß dringend zu des Kriegsministeriums betrifft den Vollzug der Militär wünschen. Jetzt schweben jedem Vorgesetzten bei der Strafgerichtsordnung , resp. die Einrichtung der Militär Ausbildung im Würter die bevorstehenden Frühjahrs gerichte und das Spruchverfahren. - Die Commandeurs Besichtigungen vor der Seele : es muß da in kurzer Zeit unserer Dragoner - Regimenter , welche in Berlin den im Exerciren viel geleistet werden. Unwillkürlich , daß dortigen Cavalerie Inspectionen beigewohnt hatten , sind Schießen und Felddienst während dieser Zeit brach liegen, wieder zurückgekehrt. daß llebungsmärsche auch nur selten und nur mit blutendem Dänemark. Herzen angestellt werden . So kommt die große Parade * Mitte Mai ―――- heran , ohne daß man den Recruten Kopenhagen , 18. Juni . [Das Lager bei mit einem guten Gewissen als einen kriegsmäßig ausge Hald. - 200jährige Jubiläumsfeier des 4. bildeten Soldaten bezeichnen könnte. Nach diesem Ab Dragoner Regiments. ] Zum dritten Mal wird in

schnitt wird nun allerdings das Versäumte mit regstem Eifer und höchstem Interesse nachzuholen gesucht , indeß wäre es doch wohl besser, die Ausbildung im Feld und Marschdienst wäre von vornherein mit jener im Ererciren Hand in Hand gegangen. Die Truppe selbst erreichte dadurch früher wenigstens einen gewissen Grad von Kriegs tüchtigkeit , und der Einzelne , Vorgesezter wie Gemeiner, käme nicht in die Gefahr , ſtumpf zu werden in dem ewigen Einerlei des Erercirens im Winter. Was nun

den nächsten Tagen das Lager bei Hald (bei Wiborg in Jütland gelegen ) bezogen werden . Es ist kein Zweifel, daß diese neue Einrichtung unserer Armee seit der ver hältnißmäßig kurzen Zeit ihres Vestehens wesentlichen Nutzen gebracht hat. Im Lauf der nächsten Woche wird im Lager ein seltenes militärisches Fest begangen werden : die Feier des 200jährigen Bestehens des 4. Dragoner-Regiments welches seit langer Zeit in Nestord auf Seeland garniz

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jonirt. Eine aus Anlaß dieses Jubiläums erschienene Schrift bringt eine gedrängte, lebendig geschriebene histo rische Skizze des Regiments und zählt auch die mannig fachen Kriegszüge auf, an denen das 4. Dragoner-Regi ment Theil genommen.

gewicht etwas modificirt, aber sie ändert es nicht auf be= unruhigende Weise. Ich komme jetzt zur Frage des Herrn von Zorn de Bulach. Ich bin etwas verlegen, denn ich war auch lange Zeit entrüstet, daß man die Festungswerke dieser Stadt nicht wieder aufbaue. Ich war damals sehr jung und der Politik fremd. Die Zerstörung Hüningens Frankreich . war eine große Beleidigung für Frankreich. Aber seit jener Zeit ist das Fortificationssystem vollständig geändert ; * Paris , 22. Juni. [General Leboeuf über einer der schlagendſten Beweise ist die Befestigung von Paris. die strategische Bedeutung der Gotthardbahn .] Belfort hat ein verschanztes Lager ; hinter ihm befindet Die Interpellation des Herrn Mony über die Gotthard sich Langres, so daß, wenn Sie voraussetzen , daß Basel bahn hat in der Sitzung des französischen gesetzgebenden zwischen Belfort , Lyon und Langres überschritten wird, Körpers vom 20. Juni zu einer interessanten Debatte die Stellung eines Invasionscorps keine sehr gute sein geführt. Wir heben aus derselben die Aeußerungen von würde. Muß man Hüningen wieder herstellen ? Wenn Keratry und dem Baron Zorn de Bulach hervor, welche ich auf meine Gefühle eines Chauvin hörte, -- Herr die militärische Seite der Frage besprechen. Ersterer zeigte Gambetta gebrauchte neulich dieses Wort und ich entlehne sich erstaunt über die Gleichgültigkeit , mit welcher die es ihm so würde ich 5 Millionen zu deſſen Aufbau Regierung die Dinge, welche in Preußen und in Italien von Ihnen verlangen ; • ein Jahr später aber würde ich vor sich gehen, in's Auge gefaßt habe ; die Eisenbahn, um eine Million in Anspruch nehmen , um es wieder abzu welche es sich handle, gehe von einem preußischen zu einem tragen. Hüningen ist in Anbetracht der neuen Geschüße italienischen Festungsvierecke. Herr v. Bismarck habe es nicht zu vertheidigen . Es würde von den benachbarten nicht verheimlicht, daß es sich um ein politisches Interesse Höhen auf die leichteste Weise beschossen werden können . handle , nämlich um die Herstellung einer directen Ver Die Frage wurde mehrere Male zur Sprache gebracht, bindung zwischen Italien und Deutschland. Die politische und jedes Mal sagte man : " Welch' Unglück, daß es un= Absicht des Herrn v . Bismarck zeige sich in jenen Wor nü ist, Hüningen herzustellen ! Es würde uns Ver ten : mit dieſer Bahn soll die deutsche Einheit ein fait gnügen gemacht haben." But, meine Herren ! Wenn Sie accompli werden. Wenn man dieß außer Acht lasse, so Hüningen wieder haben wollen, so wird es 5 Millionen treibe man gar keine Politik. Zorn de Bulach ver kosten und mir Vergnügen machen , aber ich verlange es langte, daß man die Festungswerke von Hüningen wieder nicht, weil es unnüt ist." Herstelle. Zorn de Bulach gab sich mit der Erklärung des Ihnen entgegnete der Kriegsminister Folgendes : "! Die Ministers zufrieden. Keratry verlangte aber zu wiſſen, Regierung hat sich seit langer Zeit mit der strategischen wie es komme, daß, da der Kriegsminister zugestehe, daß Frage beschäftigt. Herr Keratry sagt, daß eine preußische | das militärische Gleichgewicht, wenn auch nicht vernichtet, Armee von Deutschland nach Italien gehen könne. Das doch aber modificirt worden sei, der Minister des Aeußern mit dieß aber geschieht, muß die Schweiz ihre Neutralität nicht intervenirt habe. ― Der Minister des Aeußern eben aufgeben. Nun habe ich aber das größte Vertrauen glaubte die Antwort schon gegeben zu haben . Es sei in den Patriotismus der Schweiz und die Ueberzeugung , dargethan worden , daß der Schweiz alle Garantien ge= daß Niemand ihre Neutralität verlehen wird. Herr nommen , um ihre Neutralität zu schützen. Sie könne Keratiy spricht von einer Armee , die von Baden nach sogar die Eisenbahn unfahrbar machen. Die ganze pr Venedig gehen werde. Wenn man zuläßt , daß 25,000 litische Frage liege in der Beobachtung dieser Neutralität. Mann sich dorthin begeben sollen, so würden sie 4 Tage Es gebe deßhalb keine politische Frage. Zeit nothwendig haben , um mit ihrem Material nach Mailand zu gelangen . Außerdem müßte man in Basel Rußland. ein Observationscorps zurücklassen. In dieser Beziehung haben wir aber noch 10 Jahre Zeit. In einem Jahre * Petersburg , 15. Juni. [ Gegenwärtiger ist aber der Mont Cenis durchstochen , und selbst wenn Stand der Bewaffnung der Armee mit Hinter die Gotthardbahn in einem Jahre fertig sein würde , so ladungsgewehren. ] Der „ Invalide " berichtet über kämen wir doch vor den Preußen in Mailand an. Und den gegenwärtigen Stand der Bewaffnung der russischen dabei seße ich voraus , daß die Neutralität verlegt wird, Infanterie mit Hinterladungsgewehren. Hiernach besitt was eine enorme Sache ist. Außerdem geht die Eisen die russische Armee zur Zeit 566,491 neue oder umge änderte Gewehre , 209,259 nach dem System Carl und bahn von Frankfurt an Straßburg, Breisach und Colmar vorbei. Einige Hundert Mann würden hinreichen , um 357,000 nach dem System Kruka , ungerechnet 62,000 die Bahn unfahrbar zu machen. Eine Eisenbahn ist nur Carabiner nach dem System Kruka und 30,000 Carabiner gefährlich, wenn sie senkrecht auf die Grenze geht , aber nach dem System Berdan . Die Petersburger Fabrik hat nicht , wenn sie neben derselben herläuft. Ich will nicht bis zum 2. April 15,500,000 Patronen gefertigt ; ſie leugnen , daß die Gotthardbahn das militärische Gleich | liefert jest täglich 500,000 Stück. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 28 .

Darmstadt,

Jahrgang.

13. Juli.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die drei Cavaleriegefechte in der Schlacht bei Königgrät am 3. Juli 1866. Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Fortseßung.) - Zur Erinnerung an den f. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. (Schluß.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die Schießversuche zur Feststellung der Leistungen der gezogenen 4 und 8Pfünder. Preußen. Die bevorstehenden Neuwahlen zum preußischen Landtage und norddeutschen Reichstage. 1 Die Säcularfeier des Geburtstags des Königs Friedrich Wilhelm III. Das Siegesdenkmal auf dem Königsplay. Die drei Cavaleriegefechte in der Schlacht bei

Königgrät am 3. Juli 1866. Die Mittheilungen über diese drei Gefechte sind von Augenzeugen und Theilnehmern am Kampf zusammengestellt und werden in der Hauptsache der Wahrheit entsprechen. - Wir geben die Gefechte in der Reihenfolge , wie sie anf dem Schlachtfelde statt: standen. I. Gefecht bei Rosberik und Langenhof. Gegen 1/24 Uhr Nachmittags bekam die Brigade Graf Gröben den Befehl , aus der Rendez -vous Stellung nördlich Sadowa vorzugehen. Das neu märkische Dragonerregiment Nr. 3 war an der Tête, das thüringische Husarenregiment Nr. 12 folgte , sie passirten die Brücke bei Sadowa. Die Batterie war abcommandirt. - Die gleichzeitig zum Vorgehen com mandirte zweite leichte Cavaleriebrigade des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg : das Zieten'sche Husaren regiment Nr. 3 an der Tête , dann das 2. branden : burgische Ulanenregiment Nr. 11 und das 2. Garde Dragoner : Regiment , ging östlich Sadowa über die Torfbrücke . Nachdem die Brigade Graf Gröben den Wald von Sadowa auf der Chaussée passirt hatte, formirte fie Escadrons-Zug-Colonne und ging gegen Langenhof

vor. Bei Rosberiz zeigte sich feindliche Infanterie und eine Batterie, während diesseitige Infanterie von der Chlumer Höhe zum Angriff vorging. Es war dieß der Moment , wo das vom Feinde wieder ge nommene Rosberit von preußischer Seite von Neuem angegriffen und zurückerobert wurde. Der Brigade commandeur ging mit dem thüringischen Husarenregi ment , welchem das neumärkische Dragonerregiment folgen sollte , zum Angriff gegen die feindliche In fanterie vor. Diese, bereits im Rückzug auf Rosberiz begriffen, wurde von der südwestlich Lipa aufgefahrenen reitenden Batterie v. Ekensteen beschossen. Die Attaque wurde durch das Feuer unserer Rosberig angreifenden Infanterie unterstüßt ; das thüringische Husarenregiment ging durch ein öfter reichisches Hüttenlager hindurch , ritt zwei feindliche Bataillone nieder und hieb die Bedienungsmann schaften von vier Geschüßen zusammen , während die — vier anderen davonfuhren. Das durch die lange Attaque auseinander gekommene Regiment bekam nun Flankenfeuer von links stehenden Bataillonen , wobei der Brigadecommandeur verwundet wurde. Als gleich zeitig von Rosniß her eine unübersichtliche feindliche Cürassiermasse in der rechten Flanke erschien, mußten die Husaren weichen und ließ der Regimentscomman= deur Appell blasen. - Nach österreichischen Angaben ist dieß die 1. Reserve- Cavaleriedivision Prinz Holstein

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gewesen, und zwar die Brigade Schindlöcker auf dem anderen Escadrons sich gerade durch Batterien und rechten , die Brigade Prinz Solms auf dem linken Bataillone hindurchwanden und Langenhof die Ueber: Flügel , erstere mit Graf Stadion und zwei Esca sicht verhinderte. Diese drei Escadrons , unter Füh drons Kaiser Franz Joseph - Cürassieren Nr. 11 im rung des Regimentscommandeurs , blieben geradeaus und stießen zwischen Langenhof und Strejetih gegen ersten , mit Kaiser Franz Joseph - Ulanen Nr. 4 im Rosniß vor , wo ihnen die österreichische 3. Reserve zweiten Treffen , die Brigade Prinz Solms dagegen Die mit Kaiser Ferdinand - Cürassieren in der Front und Cavaleriedivision Coudenhove entgegen ging. mit Prinz von Heſſen- Cüraſſieren eine offensive Flanke | Division war bereits im Abzuge begriffen, hatte aber Mit diesen Angaben stimmen auch die bildend. auf die Meldung von dem Vorgehen preußischer Cavalerie sogleich Front geschwenkt. Die Dragoner preußischen überein , denn mehrere Betheiligte sprechen bestimmt von feindlichen Türaſſieren mit schwarzen gingen in Escadrons - Zug - Colonnen , in einer Ent Kragen , und wenn es nach Anderen vorzüglich öfter fernung von etwa 800 Schritten vom Feinde verfolgt, bis gegen Stresetih zurück, wo der Commandeur, im reichische Cürassiere mit grünem und dunkelblauem Dorfe diesseitige Infanterie und hinter sich Ulanen Kragen gewesen , die zum Handgemenge gekommen erblickend , die Attaque unternahm. Dem Dragoner sind, so kann bei dem Umstande, daß Stadion grüne, Hessen schwarze Kragen hat, angenommen werden, daß regiment war von der Division Coudenhove die Bri: gade Fürst Windischgräß mit den beiden Cüraſſier unsererseits eine Verwechselung von schwarz mit dunkel - Dem thüringischen Husarenregiment regimentern Prinz Carl von Preußen und Graf blau vorliegt. waren vom neumärkischen Dragonerregiment nur die Wrangel und zwei Escadrons Kaiser Alerander-Ulanen beiden Escadrons vom linken Flügel gefolgt und durch gefolgt , und trat mit Prinz Carl- Cüraſſieren und ――――― lettere eine Offensiv-Flanke bil das Linksziehen der Husaren in das Verhältniß eines Alexander- Ulanen rechten Flügel Echelons gekommen. Diese beiden Es dendim ersten, Graf Wrangel - Cüraſſieren im zweiten Treffen in's Gefecht. Dieß ist die österreichische An= cadrons warfen sich in die feindliche Cürassiermasse hinein , mußten aber nach blutigem Handgemenge gabe. Ob aber die beiden Escadrons Alerander weichen, und so wälzte sich das Ganze , Husaren und Ülanen auf dem rechten oder linken Flügel sich be Dragoner, scharf von den Cürassieren verfolgt und funden haben , darüber geben die beiderseitigen Mit hinter diesen wieder ein Theil unserer Husaren , bei theilungen nichts Positives, zum Handgemenge sind sie dem einzelnen Schafstall von Langenhof vorbei. Hier aber in diesem Gefecht nicht gekommen. Prinz Carl grifen von diesem Dorfe her eine Escadron Zieten Cürassiere waren deployirt , auf jedem Flügel von Husaren und von der Chaussée her das 1. pommerische einer Division Graf Wrangel : Cürassieren gefolgt. - zur Division Herwarth ge= Gegen diese Brigade nun ging das neumärkische Ülanenregiment Nr. 4 ―――― erfolgreich in das Gefecht ein. Das Regi : hörig Dragonerregiment zur Attaque vor, wobei es zu einem ment befand sich in Zugcolonne und marschirte auf scharfen Zusammenstoß mit gegenseitigem Durchbrechen „Deployiren" die 1. und 2. Escadron links auf mit und Linksüberflügeln kam. Der rechte Flügel der gleichzeitiger Halbrechtsschwenkung. Der Regiments : Dragoner mußte der Wucht des feindlichen Chocs commandeur attaquirte mit der 1. Escadron und weichen, und auch der linke in ein blutiges Hangemenge wurde vom Pferde gehauen , die 2. Escadron kam verwickelte Flügel würde der Uebermacht erlegen sein, nicht völlig zum Aufmarsch , die 3. und 4. Escadron wenn nicht das rechts der Dragoner vorgegangene 2. gingen rechts heraus und warfen sich von hinten in brandenburgische Ulanenregiment Nr. 11 dieselben rechtzeitig degagirt hätte. Die Ulanen waren in Es den vorbeijagenden, aber durch den Stoß der 1. Es cadron mehr nach Langenhof gedrückten Feind . Die cadrons-Zug-Colonnen hart bei Stresetiß vorbei, öst österreichischen Türassiere , bei denen sich nach dies : lich davon, vorgebrochen, hatten einen tiefen Hohlweg seitigen Aussagen auch Husarenabtheilungen befunden zu passiren und stürzten sich nach eben erfolgtem Auf haben, bekamen bei Langenhof Feuer von Abtheilungen marsch in das Gefecht , den Feind ein wenig in die des 2. Garde፡ Regiments , des 6. pommerischen In Flanke fassend. Ein Durchbrechen und heftiges Hand fanterieregiments Nr. 49 und des Garde - Füsilier: gemenge fand auch hier statt, in welchem die eine Divi regiments , und verließen mit schweren Verlusten in fion von Graf Wrangel- und die linke Flügel- Escadron von Prinz Carl- Cürassieren vollständig erlagen Die südlicher Richtung den Kampfplay. rechte Flügel- Escadron des letteren Regiments und die II. Gefecht bei Streſetik und Langenhof. andere Division von Graf Wrangel - Cüraſſieren , auch Nach dem Befehl des Brigadecommandeurs sollte, vielleicht die beiden Escadrons Alexander Ulanen, ge wie oben gesagt, das neumärkische Dragonerregiment riethen in verheerendes Artillerie- und Infanteriefeuer dem thüringischen Husarenregiment auf Rosberig Rosberiß der östlich Streſetih stehenden zwei Compagnien des folgen. Dieser Befehl gelangte indeß nicht an den 3. Bataillons vom brandenburgischen Füsilierregiment Regimentscommandeur , toohl aber folgten die beiden. Nr. 35 (Avantgarde der Division v. Manstein), einer linken Flügel - Escadrons dem von dem Husarenregi: Abtheilung des Regiments Nr. 49 und der Batterie ment herkommenden Rufe „ mehr links !", ohne daß Munk von der Division v . Tümpling. Die beiden diese Trennung gleich bemerkt wurde , da die drei anderen Compagnien des 3. Bataillons des branden=

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burgischen Füsilierregiments standen in Streſetih, das 1. und 2. Bataillon nordwestlich vom Dorf. Die Cüraſſiere attaquirten diese Truppen mit großer Vehe menz, erlitten sehr bedeutende Verluste ohne zu reüs siren und wandten sich nach Langenhof zu gerade auf die dort vom Oberstlieutenant v. d. Becke postir: ten Batterien v. Ekensteen und Gayl , neben denen noch drei Batterien des pommer'schen Artillerieregi ments Nr. 2 aufgefahren waren, erhielten Kartätschen feuer, wurden von drei Escadrons Zieten-Huſaren in Echelons attaquirt und in südlicher Richtung verfolgt. Als Particularbedeckung befand sich bei diesen Batte rien eine Escadron des 2. Garde- Dragonerregiments, während die drei anderen Escadrons mehr rückwärts in Reserve standen. Den beiden Cüraſſierregimentern war noch ein zweites Treffen , die Brigade Mengen , oder wahr scheinlich nur ein Theil derselben ――― die Cüraffierregi menter König Ludwig von Bayern Nr. 10 und Graf Neipperg Nr. 12 und drei Escadrons Alexander Ulanen auf weite Distanzen in der Richtung auf Stresetih gefolgt, erhielt hoch angeschlagenes Infanterie feuer und ging zurück.

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jagenden Alexander- Ulanen mit drei Escadrons in der linken Flanke zu attaquiren , während sie die Alexander-Ulanen ――― von rechts her Infanteriefeuer aus dem Dorfe erhielten. Aus dem allgemeinen Pêle mêle ging ein Theil von den Alexander-Ulanen , bei Stresetih rechtsum kehrt schwenkend, zurück , während ein Schwarm von 80-100 Pferden die Direction auf den Punkt nahm, wo Se. Majestät der König stand. Die beiden in einiger Entfernung von Allerhöchst demselben stehenden Bataillone des brandenburgischen Füsilierregiments Nr. 35 (siehe Gefecht II. ) formirten Quarrés , das linke Flügelbataillon gab Feuer , die Ulanen wandten sich wieder nach Problus, aber nur wenige Reiter vermochten in südlicher Richtung sich zu retten. Von den auf diesem Theil des Kampfplates auf tretenden Cavalerieregimentern waren preußischerseits das 2. Garde-Ulanenregiment, österreichischerseits das Cürassierregiment Graf Neipperg nicht mehr zur At taque gekommen. Die Division Coudenhove ging auf Pardubiß zurück.

Das Exerciren der preußischen Infanterie. III. Gefecht zwischen Problus und Streſetik. Als die Brigade Mengen auch von Problus preußische Cavalerie hervorbrechen sah, schwenkte sie Front , warf das Regiment Alexander - Ulanen (drei Escadrons) links , das Cüraſſierregiment König Lud wig von Bayern rechts her und folgte mit dem Das 1. Garde Cürassierregiment Graf Neipperg. Dragonerregiment , der Division v. Alvensleben vor aus, stieß, von Nechaniß über Lubno auf Problus in Escadrons- Zug- Colonnen vorgehend , hinter letterem Drt auf das Ulanenregiment Kaiser Alexander. Nach dem auf beiden Seiten die Linien hergestellt waren, kam es zu einer vehementen Attaque, die beiden Regimenter ritten durch einander durch, die Dragoner wandten um und trieben in wildem Handgemenge die Ulanen gegen die südwestliche Spize von Strejeti . Links vom 1. Garde Dragonerregiment war das Blücher'sche Husarenregiment , von Dohalig zwischen Problus und Stresetih vorgehend , etwas später als die Dragoner-Attaque stattfand, zum Angriff auf das Cürassierregiment König Ludwig von Bayern ge= kommen, mit dem sich einige Trupps von Alexander Ulanen vereinigt hatten. Die Attaque der Husaren reüssirte , der Feind wurde vor Herstellung der Linie gefaßt; in der Verfolgung aber stießen die Husaren auf die 1. Garde = Dragoner , und wenig fehlte , so wären dieſelben , sich gegenseitig für Feinde haltend, zum Handgemenge gekommen. Es scheint , daß bei dem Zusammenstoß der Dragoner mit Alerander: Ulanen beide Regimenter mit ihren linken Flügeln debordirt haben. Dem 1. Garde - Dragonerregiment war der Brigadecommandeur Baron v. Rheinbaben mit dem 1. und 2. Garde - Ulanenregiment gefolgt, und ersteres fand Gelegenheit , die auf Stresetit zu

Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt.

(Fortseßung.) [-Z- ] Als Friedrich II. zur Regierung kam, bildeten die Bajonnetflinte mit eisernem Ladstock sowie ein kurzes Seitengewehr die Bewaffnung des In fanteristen ; die Unteroffiziere waren mit sogenannten Kurzgewehren , die Subalternoffiziere mit Espontons versehen.*) Das Exerciren wurde durch ein 1743 neu aufgelegtes Dienstreglement normirt. Die Hand griffe mit dem Gewehr waren sehr zahlreich und wurden ebenso schnell als präcis ausgeführt ; auf das Geschwindfeuer legte der König viel Werth und con trolirte es nach der Secundenuhr. In der Schlacht von Mollwig ist, nach der damaligen Begriffsweise, schon sehr schnell gefeuert worden , und als späterhin der cylindrische Ladstock, welcher zum Laden und In ortseßen nicht mehr umgedreht werden durfte , und noch etwas später das trichterförmige Zündloch des Infanteriegewehrs eingeführt war,**) vervollkommnete sich dieß noch viel mehr. Das Bajonnet behielten seit 1741 zum Feuergefecht sämmtliche drei Glieder der Infanterie aufgepflanzt, und wenn es dahin kam , so fiel beim Fertigmachen das erste Glied auf das rechte Knic, das zweite gab den rechten Unterschenkeln des ersten durch Seitwärtssegen der rechten Füße *) Das Kurzgewehr war eine größere , das Esponton eine kleinere, fein gearbeitete halbe Pike. **) Der cylindrische Ladſtock wurde 1774 auf Veranlaſſung des Prinzen Friedrich von Braunschweig eingeführt ; das trichter förmige Zündloch , welches das Aufschütten von Pulver auf die Pfanne ersparte , war durch einen Major Freitag erfunden und fam 1781 in den Gebrauch der preußischen Infanterie.

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Spielraum, und das dritte Glied rückte einen halben in ihrer Reihenfolge von hinten nach vorn, nach der ers Schritt rechts, um durch die Zwischenräume des zweiten forderten Richtung hin, gefolgt wurde. Dieses Manöver leistete z. B. bei Einleitung der Schlacht von Prag auzuschlagen. Die verschiedenen Arten Feuer waren : gute Dienste ; denn die Colonnen des Königs und des Peloton , Divisions- , Bataillons- und Heckenfeuer. Feldmarschalls Schwerin , von denen erstere links, Die ersten drei Arten fanden sowohl zur Stelle als im Avanciren und Retiriren statt ; das Heckenfeuer lettere rechts abmarſchirt war, begegneten sich auf dem wurde zur Stelle oder im Retiriren so ausgeführt, | Sammelplag in einem stumpfen Winkel , und da die daß nach der zu deckenden Seite hin von allen oder ganze Armee links abmarschiren und die Schwerin'sche Heeresabtheilung sich in das Verhältniß des linken mehreren Pelotons je zwei Rotten austraten , nach Flügels seßen sollte, so führte man hier auf Vorschlag Erforderniß feuerten und dann wieder in den Ver: des Herzogs von Bevern die Entwirrung und be band ihrer Pelotons zurückgingen.*) Auf den Front marsch wurde große Sorgfalt verwendet , und man fohlene Schlachtaufstellung am schnellsten dadurch her bei , daß von der Schwerin'schen Colonne die hinten Die brachte es darin zu außerordentlicher Fertigkeit. Die befindlichen linken Flügelzüge aller Bataillone links Ausführung geschah im Ordinärschritt von 82 in der herausgezogen wurden und die übrigen Züge von Minute, und wenn man auf Terrainhindernisse stieß, hinten nach vorn successive folgten. *) so brachen die betreffenden Züge ab und seßten sich Des Angriffs en échelons , welcher die vor oder hinter ihre Nebenzüge, um nachher wieder vorderste Abtheilung nahe an den Feind schiebt und aufzumarschiren. Sollte die vorrückende Linie feuern, die anderen Staffeln bei gleichräumigen Entfernungen so wurde dieß vorher ſignaliſirt, und wenn die dann halb hinter einander stellt und halb nach einer Seite abgegebene Decharge den Feind noch nicht vom Plage herauszieht, bediente sich Friedrich, zumal bei Roßbach trieb , so schritt man zum Bajonnetangriff. In dem - Und und Leuthen, mit großem Erfolg ; in ersterer Schlacht Reglement von 1743 heißt es hierüber : — weiter die Stärke der Leute und die gute Ordnung war der linke Flügel am Feinde und der rechte refü= sirt, in letterer verhielt es sich umgekehrt. die preußische Infanterie unüberwindlich macht , so Das Durchziehen der Treffen wurde so muß den Leuten wohl imprimiret werden, daß, wenn ausgeführt , daß im Zurückgehen die Pelotons des der Feind wider alles Vermuthen stehen bleiben sollte, ihr sicherster und gewissester Vortheil wäre , mit ge= ersten Treffens linksum machten und durch eine Viertel fälltem Bajonnet in selbigen hineinzudrängen, alsdann schwenkung rechts bei richtigen Abständen parallel Der König repondiret, daß Keiner widerstehen wird. " neben einander kamen. Sie marschirten nun mit ihren Spigen senkrecht gegen die Linie des zweiten Wirklich leistete die preußische Infanterie dieser Periode Treffens , und jedes Peloton wurde hier durch die Bewunderungswürdiges im Bajonnetangriff, und gleich Front des correspondirenden , in welchem mehrere im Anfang des siebenjährigen Krieges gaben in der Rotten abbrechen mußten, durchgelassen. Hinter dem Schlacht von Lowosiß das Regiment Bevern und das zweiten Treffen auf gehörigem Abstand angelangt, Grenadierbataillon Jung- Billerbeck ein glänzendes Beispiel solcher Art.**) stellte dann das erste Treffen seine Linie und Front wieder her. Im Vorgehen zog sich das zweite Treffen Aber Friedrich der Große machte die Formationen mittelst entgegengeseßter Bewegungen durch das erste und Bewegungen der Infanterie auch mannigfaltiger, und formirte sich dann vor demselben. " denn er feuerte sich nicht bloß linear an den Feind Der Rückzug en échiquier , also in Schach heran, sondern bewegte sich auch schon mit Colonnen, brettform , war mehr ein in die Augen springendes entwickelte dieselben , zog die Flügel vor , attaquirte als praktisches Manöver und hat in den Kriegen en échelons , ließ die Treffen durchziehen , ging en échiquier zurück und gewann dem Feind eine Friedrichs nicht eben eine Rolle gespielt ; das that aber um so mehr Flanke ab. Die Colonnen waren rechts- und linksabmar das Abgewinnen feindlicher Flanken , und schirte Zugcolonnen und bildeten eine gewöhnliche Friedrich gewann hierdurch verschiedene seiner Schlach: Marschformation der Infanterie , aus welcher man ten.**) Es wurde , wenn man eine solche Flanken durch Aufmarsch oder Deployement die Linie wieder bewegung machen wollte, mit Zügen rechts oder links herstellte. abmarschirt , demnächst aber nach der betreffenden Das Flügelvorziehen bestand darin , daß bei feindlichen Flanke hin, nicht rechtwinklig, sondern mit Marschcolonnen der hinten befindliche rechte oder linke einer Ausbiegung, welche die marschirenden Truppen Flügelzug des Bataillons durch Viertelwendung her dem feindlichen Geschüßfeuer entziehen sollte , ge: ausgezogen und ihm dann von den übrigen Zügen schwenkt. ***) *) Das Vorziehen von Schüßen aus der Tête, resp . Queue, rechten oder linken Flanke des sich bewegenden Quarrés (Regle ment für die Infanterie von 1847, §. 94) ist wohl noch ein Ueberrest davon. **) Tempelhof, Geschichte des siebenjährigen Krieges , I. 66 und 67.

*) Berenhorst , Betrachtungen über die Kriegskunst , be sagt Näheres. **) Prag, Roßbach, Leuthen. ***) Saldern , taktiſche Grundsäße , Anweisung zu mili tärischen Evolutionen.

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Die Regierung Friedrich Wilhelms II. brachte | alle Zustände bedingen und also auch die Kriegskunst und das Heerwesen verändern mußte. schon 1787 die Bildung von Füsilierbataillonen und Der Krieg von 1806 unterbrach offenbar einen Scharfschüßen, welche lettere mit gezogenen Bajonnet büchsen versehen wurden ;*) außerdem aber noch die schon eingeleiteten Organisationscursus der preußischen Formation eines Fußjägerbataillons zu 10 Cempag Armee. Die alte Form war abgelebt, die neue sollte nien**) und so die Erstlinge von leichtem Infanterie erst werden , und alle Welt weiß , daß im Heerwesen dienst und Tirailleursystem , welche in der neueren wie anderwärts die Uebergangs- und Einrichtungs Infanterietaktik dann so vorherrschend werden und sie zeiten die ungünstigsten sind , wenn es darauf an: von der alten Schule am meisten unterscheiden sollten. kommt, den von außen herantretenden Ereignissen zu begegnen . Solche Bewandtnisse haben zu dem schlim= Das Reglement für die Infanterie wurde , nachdem men Ausfall des Krieges von 1806-1807 viel bei: es bereits 1750 und 1773 Reformen erfahren hatte, getragen ; so unglücklich der lettere aber auch war, 1788 mit bedeutenden Veränderungen neu herausge : so sind doch der Staat und das Heerwesen von ihm geben , und neben ihm erschien noch ein besonderes reichlich befruchtet worden. worden . Er spendete Erfahrungen Reglement für die leichte Infanterie ; die Fortschritte unserer Infanterie waren also schon diesseits des und schuf Nothwendigkeiten , er zeitigte die Begriffs= Rheinkrieges recht ansehnlich. In diesem Kriege leiste weise des Volkes und der Organisatoren , alle ten die neuen Einrichtungen den Franzosen gegenüber Stockungen wurden beseitigt , alle Zweifel niederge bereits gute Dienste , doch besaß man noch zu wenig schlagen, und die aus solchem Impulse hervorgehende leichte Infanterie und befand sich noch zu sehr in den innere Förderung war so groß , daß sie das äußere Anfängen des Tiraillements , um damit zu einer Unheil vergütete. Schon während des Krieges nahm man die unter Ueberwältigung zu gelangen. Der hauptsächlichſte brochene Organisation des preußischen Heeres wieder Vortheil , den man in diesem Punkte davontrug, be stand darin , daß das Beispiel des schon ausge auf, und die königliche „Instruction für die Generale bildeteren französischen Tirailleursystems uns zu einer der Armee in Ostpreußen", welche am 23. November größeren Accentuirung und schnelleren Weiterentwick 1806 erschien , gibt einen sprechenden Beweis dafür, lung des unsrigen half. daß König Friedrich Wilhelm III. troß der Die Evolutionen der Infanterie gewannen in drangvollen Ereignisse und schweren Sorgen , in wel chen er sich befand, sich doch bereits einer zeitgemäßen dieser Regierungszeit theils schon ursprünglich, theils Totalreform des Heeres zuwendete. In dem die durch die Schule des Krieges mehr Spielraum, Ein niedere Taktik betreffenden Theile dieser Instruction fachheit und Behendigkeit ; namentlich wurde das wird die Colonne als Angriffsform empfohlen und Deployement schneller , und die Colonnenformationen das zerstreute Gefecht accentuirt ; sie trifft also sehr fanden noch mehr kriegsmäßige Verwendung als bis genau diejenigen Punkte, in denen es bisher noch ge= her; die alte Lineartaktik schien sich also schon ver fehlt hatte. In den Vorschlägen der 1807 eingesetzten möge solcher Bewandtnisse ihrem Ende zuzuneigen. Reorganisations - Commission*) werden Uebungen der Aber am Ende des 18. und im Anfange des 19. Infanterie im Scheibenschießen für höchst nothwendig Jahrhunderts war auch überhaupt die Annäherung erklärt ; entscheidend aber und von tief greifender eines neuen militärischen Zeitalters wahrnehmbar. Wirkung waren die in der Cabinetsordre vom 20. No: Darauf deuteten einmal schon die neuen Charaktere vember 1807 bezüglich der Formation und Taktik der und nothwendigen Consequenzen der zuleßt erwähnten Infanterie enthaltenen Bestimmungen . „ Musketiere Heereseinrichtungen, darauf deuteten die hervortreten und Füsiliere treten fortan mit einander in solche den Talente solcher Männer wie Rüchel , Knesebeck, Courbière 2c., die man schon vor 1806 in reger Dr= Verbindung, daß jedes Infanterieregiment zwei Mus fetierbataillone und ein Füsilierbataillon enthalten soll , ganisationsthätigkeit sah,***) und darauf deutete end damit leichte und schwere Infanterie stets zusammen lich dieser sichtbar hereintretende neue Weltgeist, wel sein und sich einander ergänzen können ; die bisherigen cher sich wie die Lebenslust allen Hinsichten mittheilen, Scharfschüßen gehen ein , und das dritte Glied foll durchweg zum Schüßendienste ausgebildet und ver *) Friedrich Wilhelm II. formirte 1787 aus drei bisherigen wendet werden 2c. " Die lettere, so überaus wichtige Teichten Infanterieregimentern , den bisherigen Grenadier-Garni Bestimmung erhielt durch eine am 27. März 1809 ſonbataillonen und einem Theil der Garnisonregimenter, zunächst ergangene Instruction für den Gebrauch des dritten sechs Füsilierbrigaden , jede zu drei Bataillonen , zu denen nach 1793 noch drei Brigaden hinzukamen, während eine frühere aus Gliedes zum Tirailliren“ eine besondere Präcifirung ; schied. An Scharfschüßen sollte jede Füsiliercompagnie 20 und außerdem wurde aber noch in diesem Jahre am 14. jede andere Infanteriecompagnie 10 haben. April eine Inspection der Jäger und Schüßen ein **) Friedrich der Große übernahm ein Fußjägercorps von gefeßt, am 16. Juli eine „Inſtruction zum Exerciren nur 60 Mann, augmentirte es aber 1756 bis auf 800 Mann. 1760 wurde es gefangen , 1761 wieder errichtet , dann vielfach *) Das war die Reorganisations - Commiſſion , welche der vermindert und bestand 1778 aus 6 Compagnien. König am 25. Juli 1807 unter dem Vorsiß des Generalmajors ***) v. Crousaz , Organisationen des brandenburgischen v. Scharnhorst einſeßte , und deren Mitglieder außerdem haupt und preußischen Heeres. I. S. 164, 174, 178, 192, 193 ff. ſächlich Gneiſenau, Grolmann und Boyen waren.

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anderen Lebensberuf wählen ", ja , mit fast naivem Freimuth sagt einmal einer jener ehrwürdigen Gene rale : ... wollte diese meine Ansicht Eurer Majestät allersubmissest nicht vorenthalten , obwohl Bittsteller gleichwie bisher doch wieder mit Urlaub begnadigt werden wird"; - immer wußte Joner unter den ver schiedensten Beziehungen auf seine Familienverhältnisse mittelst der Connerionen seines Vaters doch die er sehnten zeitweisen Dienstbefreiungen durchzusetzen , so daß es seinem Obersten manches Jahr nur mit Mühe gelang, ihn beim Recruten Ererciren und während der Herbstübungen festzuhalten. Wenn es nun aber für feinen Offizier , der überhaupt wieder zur Truppe zurückzukehren bestimmt ist , günstig erscheint , lange dem Liniendienst entfremdet zu sein , und selbst der begabteste und cifrigste Führer bei seinem Rückritt Zur Erinnerung mit Schwierigkeiten kämpft, man mag solche öffentlich an den bemerken oder nicht : so ist die häufige Abwesenheit k. bayerischen Generalmajor Grafen v. Joner-Tettenweiß. eincs jüngeren regimentirten Standesgefährten von (Schluß.) seiner Abtheilung im Anfange der Dienstzeit für ihn [ 19. ] Im Allgemeinen war Joner mehr belletristisch sogar vom entschiedensten Nachtheile. Man wird all mählig bequemer, verlernt mehr und mehr gehorchen, und literarisch als streng militärisch und speciell tak verliert beim Exerciren das scharfe Gefühl für Zeit tisch durchgebildet. Er legte zu viel Gewicht auf und Raum , entwöhnt sich des Umgangs mit der präcise Handgriffe und stramme Haltung , beschäftigte sich vor Allem mit der Kleidung und Ausrüstung des durchschnittlich ungebildeten Menschenclasse , vernach Mannes, (als Oberstlieutenant des 8. Infanterieregi= lässigt sich manchmal in Haltung und Anzug , und endet gewöhnlich damit , daß man eine wahrhafte ments konnte er seinen deßfallſigen Neigungen pflicht Abneigung gegen das Einrücken zur Truppe an sich mäßig nachhängen !) unterschäßte zu sehr seine ― großgezogen hat. Was den zweiten Theil der oben Inspicirungen sind hiervon Zeuge gewesen Instruction im Felddienst , den Nugen einer gründ❘ aufgeworfenen Frage angeht , so muß erwogen wer lichen Manövrirschule und schenkte überhaupt dem, den , daß der Verklärte für mühsames literarisches

der Infanterie, welche besonders die Anwendung der Bataillonscolonnen und der vollen Quarrés vorschrieb, und am 8. September eine folgerecht anknüpfende „Instruction zur Schlacht- und Fechtordnung der Brigaden" ertheilt. Diese sämmtlichen Bestimmungen wurden mit dem, was sich ihnen noch weiter anreihte, die Materialien des daraus hervorgehenden und lange vorbereiteten " Erercir : Reglements für die Infanterie von 1812 ", das , in Gemeinschaft mit gleichzeitigen Reglements für die Cavalerie und Artillerie, während der Regierung Friedrich Wilhelms III . die im Wesent lichen endgültigen Exercirvorschriften unserer Armee ausgab. (Fortsetzung folgt.)

was thätige Offiziere unter „ kriegsmäßigen Uebungen" verstehen , wenig Aufmerksamkeit. ― Troßdem mag mancher nachdenkende Lejer fragen : aber wie kam es eben, daß Joner bei seiner hervorragenden geistigen. Befähigung nicht danach trachtete , ein bedeutender höherer Führer zu werden, und bei seiner ungewöhn lichen allgemeinen Bildung keine größere schriftstellerische Leistung hinterließ ? Der erste Theil dieser Frage er: ledigt sich einfach durch den Hinweis auf den vielen Urlaub , welchen der Entschlafene innerhalb der drei ersten Lustren seiner Dienstzeit genoß. Vergebens stemmten sich die unmittelbar berichtenden Vorgesezten Dagegen , theils vom dienstlichen Standpunkte aus, theils aus wirklich freundlicher Sorge ; darunter be fanden sich die erfahrensten, bei der Truppe ergrauten Generale : ich erinnere z . B. an Carl Pappenheim und jenburg , welche in der Armee noch im besten Andenken stehen. Vergebens stellten diese Säulen des Berufs Allerhöchsten Orts vor , der Dienst drohe bei dem jungen Offizier ganz Nebensache zu werden", „der Graf könne die im Hinblick auf sein künftiges Erbe nöthigen landwirthschaftlichen Kenntnisse auch in der Nähe seiner Garnijon chemin faisant er: werben", die beabsichtigten Universitätsstudien fielen eben mit dem Münchener Carneval zusammen"; es findet sich der Rath: Petent möge bei seiner Ab neigung gegen den Waffendienst je eher je besser einen

Schaffen zu unruhigen Geistes , zu lebenslustig war ; er lernte zu vielerlei und verstand es nicht, sich früb: zeitig zu concentriren. War dieses aber für nennens werthe Autoren schon in früheren Jahrhunderten noth wendig , und gab es bereits damals der wirklichen Polyhistoren nur wenig : in unseren Tagen ist Fest= halten an einem erwählten Wissensgebiet völlig un abweisbar , und in Bälde werden encyclopädische Kenntnisse bloß noch eine Mythe sein. Längst war Joner über die Jahre hinaus, welche man für den Culminationspunkt eines Mannes zu halten pflegt , als er sich auf das geschichtliche Feld begab , dem er wahrscheinlich nie mehr untreu ge worden wäre. Zu seiner leßten militärischen Lectüre zählten die " Pfister'schen Denkwürdigkeiten aus der württembergisa en Kriegsgeschichte ", die er mit außer ordentlichem Interesse" studirte , und die Broschüre ,,über Ausbildung unserer Infanterie , von einem preußischen Offizier ", welche ihm als ein höchst ver nünftiges Heft" erſchien. Dieser kleine didaktische Ercurs schließe die Lebens skizze eines Mannes , dem man wohl allseitig noch eine längere Laufbahn zugemeſſen wähnte, deſſen leyte Lebenstage von mancher Sorge umwölkt waren , und dessen betrübendes Ende selbst jene wenigen Gegner, deren der Heimgegangene wie jeder im öffentlichen Leben stehende Sterbliche hatte , tief bewegte , welche

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gewöhnt sind, dem warmen Gefühl mäßigen und dem nüchternen Verstande vielen Raum zu gestatten. Der Geiſt Joners wird eingezogen sein in jene Sphären, wo gewiß jedem braven Soldaten purpurn ein ewiger Tag leuchtet ; seine Hülle aber möge bei der seiner Ahnen in ungestörtem Frieden ruhen bis zur Stunde der allgemeinen Auferstehung . Wie bekannt , entfernen sich alle Grabreden und Nachrufe unserer Zeit immer weiter von der Sitte des altägyptischen Todtengerichts , ja , man wird manchmal versucht zu glauben , als sollten dieselben vorherrschend der Entfaltung oratorischen Talentes oder journalistischer Gewandtheit zur Folie dienen. Es ist ferner ein sehr schöner Zug in der menschlichen Natur, beim Abscheiden einer Person rasch alles Un angenehme, was sich vielleicht an deren Namen knüpft, der Vergessenheit zu überliefern, dagegen das Freund liche um so fester dem Gedächtniß einzuprägen . Ich beabsichtige wahrlich nicht an diesem geheiligten Brauche zu rütteln, glaube jedoch, daß, so lange die Gewohn heit , Nekrologe zu verfassen (wohl zu unterscheiden von eigentlichen Biographien), beibehalten wird, man nicht ausschließlich trachten sollte , den Verstorbenen eine Lobeshymne anzudichten , sondern auch den Ver such zu machen hätte, den Ueberlebenden ein möglichst getreues Bild der Verblichenen vorzulegen. Möchte

dieses Streben nach Wahrheit in meiner Schilderung erkannt , das freie Manneswort überall geehrt und mir doch dabei zugestanden werden, daß ich stets ein gedenk gewesen des römischen Spruches : de mortuis nil nisi bene !*)

* In Bezug auf die militärjournalistische Thätigkeit des Grafen v . Joner wollen wir hier die uns bekannten That sachen nachtragen. Die literarischen Beiträge des Grafen Joner zur Allg. Mil. 3tg. waren namentlich in früheren Jahren zahlreich) ; sie beweg ten sich in der Regel auf bestimmten Gebieten , für welche der Verstorbene besondere Neigung zeigte. Zunächst waren es sehr anziehend geschriebene Reisebriefe , mit welcher literarischen Ausbeute seiner längeren Reisen in Italien Graf Joner die wie fast Leser der Allg. Mil.-Ztg. erfreute. Dieselben sind alle späteren Arbeiten des Verfaſſers mit Cit. gezeichnet. So dann waren es militärisch - politische Fragen , die dem Verstorbenen die Feder in die Hand gaben ; die Organisation deutscher Freicorps (freier Vereinigungen von Studenten und Polytechnikern , also Elitecorps) beschäftigte denselben mehrfach. Außerdem liebte er es, in militärischen „Aphorismen“ sich über manche Vorkommnisse des praktischen Dienstes zu ergehen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Seinen literarischen Ein sendungen gab Graf Joner stets Begleitbriefe mit , welche die Gründe ihrer Veröffentlichung und die daran geknüpften Hoff nungen in eingehender und fesselnder Behandlung erörterten. Das Gedächtniß des Verstorbenen wird bei uns stets in Ehren gehalten werden ; ――― ſeine Aſche ruhe in Frieden ! Die Redaction.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. ** Wien , 27. Juni. [ Die Schießversuche zur Feststellung der Leistungen der gezogenen 4- und 8Pfünder.] Hier in Wien ist das Interesse fortwährend auf die Schießversuche gerichtet , welche in Folge der Arkolay'ſchen Schriften zur Feststellung des Werths der gezogenen Geschüße angestellt werden. Nach dem am 20. d. Mts. der erste Theil des pom Militär comité geleiteten Büchsenkartätschen - Verſuchſchießens be : endet worden, haben jene Versuche auf dem Steinfeld am 23. d. Mts. den Anfang genommen , welche zum Zweck haben , die Marimal = Leistungen der bestehenden öster reichischen gezogenen 4 und 8pfündigen Feldgeschüße - zur Anschauung zu bringen. Die in das österreichische Festungs- Artilleriematerial gehörende 6pfündige Hinter ladungskanone ist zu diesem Versuche beigezogen, und wird in Ermanglung fremdländischer Geschüße dieses Kalibers welches den bei einigen europäischen Mächten für den Feldkrieg in Verwendung stehenden Geschützsystemen bei nahe gleichkommt, in Bezug ſeiner Leiſtungsfähigkeit com parativ mit dem 8Pfünder erprobt werden . Es werden. bloß nomal adjustirte Hohlgeschosse und Shrapnels ver schossen. Das Schießen mit der ersteren Munitionsgattung zerfällt dem Programm nach in zwei Unterabtheilungen, nämlich in das Schießen gegen mehrere Zielplanken und in das Schießen gegen Zielfahnen mit nur einer Schuß planke im Hintergrunde. Für das erstere werden 100

| Schritt lange, 6 Fuß hohe Pfostenwände aus zweizölligen weichen Pfosten, je 25 Schritt hinter einander, und hinter denselben noch vier weitere Bretterwände von derselben Breite und Höhe aufgestellt, von denen die ersten zwei je 50, die letzten zwei je 100 Schritt von einander ent fernt sind. Mittelst dieses Zieles soll über die Tiefe der Wirkungssphäre und die Sprengwirkung der Hohlgeschosse Aufschluß erhalten werden. Geschossen wird aus allen drei Kalibern auf 500, 600, 700, 1000, 1200, 1500 , 2000 und 3000 Schritt. Das Schießen gegen Ziel fahnen und eine einzige Bretterwand soll zur Ergründung der Streuung in die Tiefe dienen, wenn die Sprengstücke in oder nahe dem Erplosionspunkte des Geschosses durch Zielwände nicht aufgefangen werden . Die Wand ist 12 Fuß hoch und 80 Klafter lang. Die ersten Exploſions punkte wird man trachten, auf ungefähr 700 Schritt vor die Planke zu bringen , und dann nöthigenfalls so lange vorwärts gehen , bis die Zielplanke durch Sprengſtücke erreicht wird. Für das Shrapnelschießen besteht das eine Ziel ebenfalls aus 10 hinter einander befindlichen, jedoch nur aus 3/ 3ölligen weichen Brettern errichteten 100 Schritt langen, 6 Fuß hohen Planken. Für das Werfen der Hohlgeschosse wird ein Rechteck von 30 Schritt Breite und 60 Schritt Länge , und in diesem ein kleineres von 15 Schritt Breite und 30 Schritt Länge ausgesteckt, welche auf allen vier Seiten durch sechs hohe Bretter wände umschlossen werden. Für den ganzen Versuch sind beiläufig 2500 Schuß beantragt . Diese Schießversuche

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werden hoffentlich ein Resultat liefern , welches den auf | ließ und damit den ersten Schritt zur erfolgreichen Bes dieselben verwendeten Opfern an Zeit und Geld ent kämpfung des Erbfeindes that. Daß ein solcher Tag spricht ! für die Armee von besonderer Wichtigkeit ist und des jezt regierenden Königs Majestät an demselben der ver Preußen. dienten Mitglieder der großen Corporation fürsorgend ** Berlin , 6. Juli. [Die bevorstehenden gedenken wird, liegt zu nahe ; es werden daher auch be Neuwahlen zum preußischen Landtage und reits öffentlich die Namen bekannter Generale genannt, norddeutschen Reichstage. — Die Säcular : welche bei dem am 3. Auguſt bevorstehenden großen feier des Geburtstags des Königs Friedrich Militär-Avancement ausgezeichnet werden dürfte 1 ; ſo ſoll General der Infanterie v. Steinmeß ―― der bekannts Wilhelm III. - Das Siegesdenkmal auf dem Königsplat.] Die in einigen Monaten bevorstehenden lich schon 1813 in dem jugendlichen Alter von 16 Jahren Neuwahlen der Abgeordneten zum preußischen Landtage in die Armee eintrat und sich in den Befreiungskriegen und zum norddeutschen Reichstage beschäftigen die Ge die Auszeichnung des eisernen Kreuzes erkämpfte - zum müther besonders in den nicht-militärischen Kreisen Generalfeldmarschall ernannt werden , ferner dürften die schon seit Wochen in auffallender Weise ; eine fast fieber verdienten Generallieutenants von Fransecky und von hafte Aufregung hat sich derselben bemächtigt , und es Göben zu Generalen der Infanterie befördert werden, scheint in der That , als werde der bevorstehende Wahl sowie eine Reihe anderer Personalbeförderungen sich an kampf ein äußerst heftiger werden. Das in diesen Tagen schließen. (Das letzte große Militär- Avancement fand am veröffentlichte Programm der deutschen Fortschrittspartei " 18. Juni 1869, dem Jahrestage der Schlacht bei Water deutet bereits flar einige Zielpunkte an , auf welche die loo, das vorlette am 22. März 1868, dem Geburtstage Bestrebungen gerichtet sind : sie sind hauptsächlich der Sr. Majestät des Königs Wilhelm, ſtatt .) Bekämpfung des „ Militarismus “ gewidmet und erstreben Außer an der Reiterstatue des Königs Friedrich Wil unmittelbar nach der "Herstellung der deutschen Einheit helm III. wird gegenwärtig , wie ich Ihnen schon neulich auf friedlichem Wege" die „ Verminderung der ſchrieb , an dem großen Siegesdenkmal auf dem Königs Militärlast durch Verringerung der Friedens play gearbeitet ; das Monument dürfte jedoch erst in 3-4 armee und Verkürzung der Dienstzeit "; damit Jahren vollendet sein. Das Denkmal wird eine impo geht die " Unterstützung aller auf allgemeine Abrüstung nirende Größe und Form erhalten. Auf einem mächtigen in Europa gerichteten Bestrebungen " Hand in Hand. rechteckigen mit Granit bekleideten Unterbau , der mit Schon seit einiger Zeit war vorauszusehen , daß Tendenzen Bronzereliefs, und zwar darstellend an drei Seiten Scenen der angedeuteten Art geltend gemacht werden würden ; in aus dem Feldzug von 1866, an der vierten Scenen aus Bayern ist ja auch bereits der Kampf in heftiger Weise dem Feldzug von 1864 , geschmückt wird , erheben sich entbrannt und zwar nicht ohne einige Aussicht auf Er 16 Granitsäulen zu einer offenen runden Säulenhalle. folg , die Hauptentscheidung muß aber wohl in Nord Aus ihrer Mitte steigt die eigentliche aus Sandstein ge= deutschland erfolgen. Insbesondere ist die Tagespresse fertigte Siegessäule empor. Bis zur Höhe jener Halle seit Monaten bemüht , die Stimmung gegen den „ Mili (welche mit Ruhebänken versehen wird ) ist die Säule mit tarismus“ zu schüren ; man kann ja fast kein fortschritt Frescogemälden , darstellend die werkthätige Liebe des liches oder national liberales Blatt mehr in die Hand Volkes für das Heer (Krankenpflege 2c.) , versehen . In nehmen , ohne auf langathmige Berichte von „ Säbel den Cannelirungen der Säule befinden sich in drei Etagen Affairen" 2c. zu stoßen! Ohne Zweifel ist die Parole über einander eroberte Geschüßrohre , um welche sich ausgegeben , das Publicum schon vor dem eigentlichen Lorbeerkränze winden , und zwar werden in der unteren Beginn der Wahlen mit antimilitärischen Artikeln bahn Etage dazu 20 dänische, und in den beiden oberen je 20 österreichische Kanonenrohre verwendet. Die Säule frönt brechend zu bearbeiten, ähnlich wie dieß das Geschüßfeuer eine colossale , von Professor Drake modellirte und aus vor dem Infanterieangriff der Schlachten zu thun pflegt. Nun, die Tage der Entscheidung müssen ja herbeikommen, Kanonengut gegossene Victoria, welche in der rechten Hand und wir werden dann sehen, wie die Würfel fallen werden ! den Siegeskranz , in der linken eine Fahne hält. Bis zur Spitze derselben ist das Denkmal fast 200 Fuß hoch; Vorher aber werden wir die Einweihung des Reiter es steht demnach zu erwarten, daß dasselbe einen würdigen standbildes des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III., Schmuck der Residenz abgeben wird , der das bekannte des „Vielgeliebten " , mit aller Einigkeit und in bester Denkmal auf dem Tivoli verdunkeln dürfte. Verbrüderung des Militär- und Civilstandes festlich be= gehen ; der 3. August , welcher bis zum Todesjahre des Berichtigungen. Königs (1840 ) immer als ein Volksfest celebrirt wurde, wird auch dießmal als ein national - denkwürdiger Tag Zu dem Aufſaß der Allg. Mil.-Ztg. „Mey, die Moſel- und die Saarlinie" ist mehrmals Fort Zueleu statt Quelen zu feierlich begangen werden. Die jetzige Generation hat es lejen. Ferner bitten wir in Nr. 25 S. 198 Spalte 1 Zeile 28 doch wohl noch nicht vergessen, daß Friedrich Wilhelm III . von oben Umschließungskreis statt Ueberschießungs es war, welcher im Februar des Jahres 1813 von Breslau freis , und in Nr. 26 S. 201 Spalte 1 Zeile 13 von unten aus den ewig denkwürdigen Aufruf „ an mein Volk ! " er: Meurthe statt Mavette zu lesen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

. Militär - Zeitung

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

Jahrgang.

Darmstadt, 20. Juli.

No. 29.

1870.

Inhalt : Auffähe. Krieg oder Frieden ? — Das Festungswesen und die heutige Kriegführung. — Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Fortsetzung.) Militärische Reisebriefe aus Frankreich. I. Das Lager von St. Maur. Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Personalchronik: Sectionschef Ritter von Streffleur †. - Dänemark. Beabsich tigte Befestigung Kopenhagens auf der Landseite. Krieg oder Frieden ? ** Wie ein Bliß aus heiterem Himmel ist plöglich die Kriegsfrage über den Continent hereingebrochen, drohender und gewaltiger als je. Seit dem Tage von Königsgräß standen wir allerdings schon einige Mal im Begriffe , die Waffenentscheidung zwischen Frank reich und dem norddeutschen Bunde angerufen zu sehen , doch wurde der Conflict , kaum ausgebrochen, jedesmal beigelegt, obwohl unverkennbar eine gewisse Gereiztheit unserer Nachbarn jenseits des Rheins gegen die Sieger bei Sadowa immer wieder sich geltend machte. Möglich, daß die — von uns stets bedauerte . Nach giebigkeit Preußens bei der Aufgabe von Luxemburg für Schwäche ausgelegt wurde, Thatsache ist, daß seit jener Zeit bei den Franzosen in demselben Ver hältniß, in welchem ihre neue Militärorganisation zur Ausführung gebracht und ihre Armee mit Chassepot Gewehren bewaffnet wurde , die Lust zu kriegerischen Unternehmungen sich gesteigert und endlich zu einem durchaus nicht mißzuverstehenden Kriegsruf geführt hat. Die spanische Thronfrage , welche den nächsten Anlaß zu dem französischen Allarm gegeben , dünkt uns hierbei eine große Nebensache zu sein. Man scheint in Paris anzunehmen , daß es gerade jeßt ein ge= eigneter Zeitpunkt sei , um unmittelbar in die euro päische Staaten N. Entwickelung einzugreifen und das Jahre hindurch in der That besessene Recht der Be einflussung der Geschicke der Mächte , welches für

die französische Eitelkeit eine kaum zu entbehrende Schmeichelei war, nicht ganz aufzugeben. Der nord deutsche Bund erstarkt täglich mehr, auch die mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten haben bedeutende Fortschritte in der Stärkung ihrer Wehrkraft gemacht: es mag daher den Staatsmännern an der Seine hohe Zeit erscheinen, zum Kriege zu schreiten, ehe das Ver hältniß für Frankreich noch ungünstiger wird. Wir beklagen diese Kriegsdrohung im Intereſſe der nach Frieden verlangenden Menschen , welche am allerwenigsten an einen durch Spanien veranlaßten Krieg zwischen Frankreich und dem norddeutschen Bunde geglaubt haben ; gleichwohl sehen wir allen koinmenden Eventualitäten mit Ruhe entgegen . Die französische Armee ist ein kriegsgewohnter Gegner, dessen Kraft und Stärke wir sehr wohl zu schäßen wissen ; auch ist heute noch nicht abzusehen, wie sich andere Mächte, besonders Desterreich, Italien 2c., im Fall eines wirklich ausbrechenden Krieges verhalten werden. Das aber wissen wir bestimmt : wenn Ee. Majestät der König von Preußen , der Schirmherr des nord deutschen Bundes , genöthigt sein sollte, den Ruf zu den Waffen ergehen zu lassen, so wird er sein Wider hall finden in allen wahrhaft deutschen Landen; und muß es einmal sein, daß der Krieg mit dem Erbfeinde jezt beginne : so möge er auch durchgekämpft werden mit aller Energie und Zähigkeit , deren die deutsche Nation fähig ist. Geschrieben am 14. Juli 1870.

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Das Festungswesen und die heutige Krieg führung. (In Nr. 39 der Allg. Mil .-Ztg. v. v. J. brachten wir eine dem Fortschritt" entnommene Abhandlung : „das moderne Festungs wesen und der materielle Fortschritt " und stellten eine Bekämpfung der darin ausgesprochenen Anſichten in Aussicht. Wir lassen heute eine solche Entgegnung folgen und hoffen, da die Festungsfrage oder vielmehr die Entfeſtigungsfrage inzwiſchen noch erhöhte Be deutung erhalten hat , daß den nachstehenden Ausführungen Intereſſe und Beachtung zu Theil werden möge. ** Früher, d. h . bis zur Zeit der großen ſtehenden Heere , war eigentlich jeder irgendwie erhebliche Ort befestigt, d. b. mindestens mit Wall und Graben um geben , oft von großer Stärke oder doch wenigstens in einer durch die Natur sehr gesicherten Lage erbaut. Diese Pläße sollten nur den sich in ihnen verschließen den Einwohnern Schutz gewähren gegen die Ueber griffe des Raubritterthums 2c. , ein Umstand, der ihre Wirksamkeit auch nur zu einer sehr einseitigen machte. Mit der Consolidirung der großen Staaten und der dadurch bedingten größeren Sicherheit in den einzelnen Gebieten trat die Beziehung der befestigten Pläße zum Lande mehr hervor. Sie schüßten all: mählig im Verein mit den bedeutender gewordenen Bejagungen nicht mehr den Plaß allein, sondern durch ihr actives Wirken im Gegensatz zu ihrer früheren Passivität erhielt sie auch größeren Einfluß auf ihre Umgebung. Noch im 30jährigen Kriege hatten die befestigten Städte eine enorme Wichtigkeit für die Kriegführung, denn nicht nur dienten sie dazu , den Feind aufzu halten , weil man sich damals noch hinter der unbe deutendsten Mauer einige Tage und hinter einem schlechten Walle Monate lang halten konnte, sondern und dieß war die Hauptsache - die früheren Kriege, welche meist auf Landgewinnung gerichtet waren , mußten , um diesen Zweck zu erreichen , sich natürlich um die Einnahme der festen Pläße drehen. Alle Lebensbedürfnisse 2c. wurden von der Besayung dem Lande entzogen ; man mußte sich also in den Besiz der Städte sehen, wenn man in den Beſig des Landes, d. h. seiner Producte, kommen wollte. Durch die Errichtung großer stehender Heere, durch die Betheiligung ganzer Völker am Kriege konnten diese kleinen Festungen bald keinen wesentlichen Ein fluß auf den Gang des Krieges mehr üben ; man be obachtete sie gewöhnlich nur mit schwachen Abtheilungen und faßte ihre Einnahme erst nach dem Fall der Ent scheidung in offener Feldschlacht in's Auge. Diese Festungen hatten ihren Werth verloren und zwar verursacht hauptsächlich dadurch im Gegensaß zu früher, daß das Endobject der jeßigen Kriege ein anderes geworden war , jezt galt es zuerst — das Niederwerfen der Heere ! Ihm folgte dann die Einnahme der festen Pläße successive, oder diese fielen von selbst dem Sieger anheim. (Preußen 1806 und 1807.)

Natürlich konnte es nun nicht mehr im Intereſſe des Vertheidigers liegen , seine Streitkräfte in eine Anzahl befestigter Punkte zu zersplittern, da dieſe das Vorrücken des Angreifers wohl verzögern konnten, aber nothwendig mit Eroberung endigen mußten . Man erkannte auf das unwiderleglichste, daß dieſe Festungen nicht mehr dem System der hentigen Krieg führung entsprachen, daß die Wurzeln erstorben waren, welche ihnen in vergangener Zeit Leben und Bedeu tung gaben. Seitdem hat man überall die Zahl der Festungen sehr verringert. Die folgende Betrachtung soll mit dazu beitragen, den Gedanken zu widerlegen , den heute selbst Mili tärs hegen , als ob die Festungen in unserer Zeit ihren Werth verloren hätten, und daß das viele Geld, welches für sie ausgegeben wird , ein fortgeworfenes, nußloses wäre. Kein Staat kann sich damit begnügen , seine Sicherheit und Unabhängigkeit allein auf seine Feld dieß hieße wenigstens im Fall armee zu basiren , des Unglücks sich auf Gnade oder Ungnade dem Gegner ergeben; kein Staat kann wissen, wie sich zu künftig die politischen Verhältnisse für ihn gestalten werden ; deßhalb kann selbst die stärkste , tüchtigste Armee nie der Hülfsmittel des Krieges , d . h . hier der Fortification, entbehren, nie nur allein an Offen sive denken : das Kriegsglück ist eben veränderlich! Jeder Staat wird deßhalb sein actives Element die Feldarmee - durch ein paſſives — die Festungen - unterstüßen , denn keine wahre Krieg führung besteht einseitig in Offensive oder Defensive : beide müssen Hand in Hand gehen . Eine wirkliche energische Offensive ist ohne die vorbereitete Defensive, die Festungen , undenkbar , und umgekehrt sagt Clausewit - hat ein Vertheidigungsheer ohne Festungen hundert verwundbare Stellen , es ist ein Körper ohne Harnisch . Mit einem Wort : sie sind ein nothwendiges Uebel ! Wenn früher kleine Festungen für kleine Armeen genügten, so werden in Zukunft für die großen Maſſen der modernen Heere auch große Pläße erforderlich sein. Sie sollen mit Rücksicht auf große natürliche Barrièren, an denen sie liegen , sowie die wichtigsten sich in ihnen vereinigenden Landescommunicationen als Sperrpunkte dienen , in Betreff der Aufnahme von Arsenalen und Kriegsvorräthen aller Art als Depotpläße , für die Operationen der Feldarmee ent weder als Waffenpläge oder als Stüß- und Aufnahme punkte. Letterer Zweck, als Stüß- und Aufnahmepunkt zu dienen, ist aber heute das, was man von einer wirk lich nußbringenden Festung zu allererst zu fordern hat : es ist die Quintessenz des Zweckes der Fortification für den Staat. Daher werden in unseren Tagen die bedeutenden Festungen in ganz Europa in Beziehung auf diesen Gedanken umgebaut , d. h. mit befestigten Lagern versehen.

227 " Ein solches Stehen des Rückzugs kann einen Eine Armee, die in einem solchen Lager Stellung Umschwung im Schicksale einer Armee herbeiführen. nimmt, was bei ungleichen Kräften der kriegführenden So kam im Jahre 1813 der Rückzug nach der Schlacht Gegner häufig vorkommen wird , (Dänemark 1864) verleiht einer solchen Festung eine derartige Bedeutung, von Leipzig durch eine demonstrative Vertheidigung des Rheins zum Stehen , was die Verbündeten ver daß deren Fall den Verlust eines ganzen Feldzugs Napoleon anlaßte , ihre Verstärkungen abzuwarten . zur Folge haben kann , wie es die Kriegsgeschichte vor gewann dadurch 6 Wochen Zeit zur Reorganisation. kaum 15 Jahren bei Sebastopol in eclatantester Weise Ohne die Scheinvertheidigung des verzeichnet hat. Die im Lager stehende Armee hat seiner Armee. vor der belagerten große Vortheile voraus. Ihre Rheins , sagt Clausewitz , hätte der Sieg von Leipzig unmittelbar nach Paris geführt." Verpflegung ist vermöge der in der Festung durch die jezigen Verkehrsstraßen anzuhäufenden riesigen Vor Im Jahr 1806 hat Magdeburg, obgleich es nicht auf der geraden Rückzugslinie der preußischen Armee räthe dem Gegner gegenüber sehr erleichtert , wozu noch kommt, daß eine so große Festung vom Feinde lag , dem Hohenlohe'schen Corps zum Sammelplat gedient ; total zersprengt, trat es von dort erst wieder kaum einzuschließen sein wird, besonders wenn sie an einen einigermaßen geordneten Rückzug auf Stettin an. einem Strom oder gar zwischen einem solchen und Unter diesen Beispielen tritt das befestigte Armee einem seiner Nebenflüsse liegt , wie Coblenz zwischen. Rhein und Mosel. Bei dieser Lage kann die Ver lager, welches die Festung Verona umgibt, besonders glänzend hervor , indem die Widerstandskraft seiner bindung der Festung nach außen hin selten abge Werke , gepart mit der aufopfernden , zähen Ver schnitten werden. Da es aber zur Einnahme einer Festung fast unbedingt erforderlich scheint , sie einzutheidigung , die Hauptveranlassung geworden ist , daß schließen , so kann die in der Festung concentrirte der geschwächte Kaiserstaat 1849 dem gleichzeitigen. Armee mit Offensivstößen dem getrennten Gegner Andrängen der piemontesischen Armee und der Revo leicht empfindliche Verluste beibringen , während ihr lution einen Damm entgegenseßen konnte , der Art, eigener Rückzug im Falle des Mißlingens durch die daß der Feldmarschall Radetzky es ermöglichte , mit detachirten Forts gesichert ist. Hierdurch ist die Mög : 40,000 Mann gegen 80,000 Mann offensiv vorzu lichkeit gegeben , die Ungleichheit der Kräfte auszu gehen und dem Feldzuge durch die Schlacht von gleichen , begünstigt noch dadurch , daß der Feind in Novara eine glänzende Wendung zu geben. 1859 erleichterte dasselbe Festungsviereck in Italien der selbstverständlich vorher gründlich ausfouragirten den Rückzug der österreichischen Armee nach der Schlacht Gegend bald empfindlichen Mangel leiden wird. Um den Nußen einer solchen großen Festung auch von Solferino und brachte die siegreiche französische bei der heutigen rapiden Kriegführung recht vor und piemontesische Armee zum Stehen . 1866 war Desterreich allein durch seine italienischen Augen zu führen, diene eine Betrachtung, welche aus einer vortrefflichen Broschüre über den Einfluß der Festungen in der Lage , gegen Italien mit Erfolg Front zu machen, da die Hauptkräfte im Norden gegen Festungen von Wischer entnommen ist : Breußen concentrirt werden mußten. Gerade in dieser Es ist geschichtliche Thatsache , daß die Erfolge, welche über das Schicksal von Armeen entscheiden, Richtung gereichte auch 1866 die Festung Olmüß, ob gleich in höchst mangelhafter Verfassung , schlecht ar niemals Frucht eines einzelnen Sieges, sondern Folgen mirt und kaum zur eigenen Vertheidigung eingerichtet, eines längeren Rückzugs sind. " der österreichischen Armee zu großem Vortheil. Wie "/ Wenn aber durch einen Sieg die innere Ordnung einer Armee derartig zerstört wird, daß ihre Organi der preußische Generalstabsbericht ausführt , mußte man sich nach der Schlacht von Königgrät öfter sation als Ganzes und damit zugleich ihr Widerstand aufhört, wenn dann der Besiegte unter dem Drängen reichischerseits entscheiden, ob der weitere Rückzug nach Wien oder Olmüß zu dirigiren sei. In der eiſteren des Gegners weite Landstrecken zurücklegen muß, der dann auch die raschere Gangart der Cavalerie sich Richtung hätte die Armee in dem Zustand, in den sie dienstbar machen kann , welche unter dem Einflusse verseßt worden war, nicht fortmarichiren können ohne die Gefahr, sich auf dem ca. 30 Meilen langen Wege panischen Schreckens eine Bedeutung erlangt , die ihr nach dem heutigen Stande der Waffen nicht mehr zu aufzulösen. Man mußte sich wieder in schlagfähigen stehen möchte, wenn dann jeder Ermüdete, jeder Ver: Zustand verseßen. Hierzu bot das verschanzte Lager wundete , jeder Versprengte , jedes stehen bleibende von Olmüz in einer Entfernung von 15 Meilen einen Fahrzeug dem Feinde in die Hände fällt, so kann eine vorläufigen Zufluchtsort , der das Sammeln der Armee ihrem Untergang entgegengehen, wie dieß die Deßhalb entschied sich der Armee 2c. erleichterte. Rückzüge von 1805 , 1806 , 1812 , 1813 und 1815 Feldzeugmeister Benedek für diesen Rückzug , und er: beweisen. Fände nun eine Armee auf ihrem Rückzuge möglichte es auf diese Weise , fast seine gesammte einen wohlausgerüsteten Waffenplay, der sie vor Ver Armee 8 Tage nach der Schlacht in Olmüş concen folgung sicher stellt , mit Bedürfnissen aller Art ver trirt und in einen einigermaßen schlagfähigen Zustand fieht und ihr vor Allem das kostbarste der Erforder: verseßt zu haben. Wenn er seinen Rückzug später nisse : Zeit zur Reorganisation , gewährt, so wäre von hier aus weiter fortsette, so lag dieß einmal an sie vorläufig dem Untergange entronnen. " der Ausrüstung der Festung , zweitens aber in stra=

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tegischen Rücksichten und der Uebernahme des Armee | nach 1807 konnte das Exercir-Reglement für die In Commandos durch den Erzherzog Albrecht , wodurch fanterie von 1812 in der noch übrigen Dauer dieser ihm geboten wurde , die Armee zur Sicherung der Regierungsperiode für den Mechanismus der niederen Hauptstadt und Vereinigung mit der Südarmee hinter Infanterietaktik im Wesentlichen maßgebend bleiben. die Donau zu führen. Natürlich lieferte dazu im Einzelnen jeder Jahrgang (Fortsetzung folgt. ) seine Aggregate,*) aber an den Hauptvorschriften und leitenden Ideen des Reglements änderte sich in dieser Zeit nicht mehr viel , und es blieb also im Großen Das Exerciren der preußischen Infanterie. und Ganzen bis 1840 bei dem Gegensaß dieses schon Nach seiner historischen Entwickelung und auf 1812 gewonnenen mit dem 1805 gehabten taktiſchen seinem gegenwärtigen Standpunkt. Standpunkte stehen. Derselbe kennzeichnet sich durch (Fortsetzung.) wenige Worte, wenn man sagt : 1805 befand sich die [-Z-] Noch muß übrigens auf den inneren Zu preußische Infanterie noch in dem Zeitalter der nur sammenhang hingedeutet werden , in welchem sich die wenig modificirten Lineartaktik, der schwerfälligen Be taktischen Reformen mit den übrigen militärischen Neu wegungen , des erst beginnenden und noch unvoll gestaltungen dieser Periode befanden. Vorerst springt kommenen Tiraillirens, — 1812 aber dominirten schon die Colonnentaktik, die infanteriſtiſche Schnelligkeit und es in die Augen, daß die Abschaffung des Ausländer wesens und neue Canton Einrichtung Spielraum gab, das ausgebildete Tirailleurſyſtem. sich bezüglich der reglementarischen Form nur an das Mit dem Jahre 1840 trat für alle Richtungen und taktisch zweckmäßige zu halten, während diese vorher so auch für die Infanterietaktik eine neue Aera ein. auch ein Schnürband unserer eigenen Soldaten hatte Die Ereignisse folgten den Veranlassungen jezt schneller, sein müssen. Mit den auf einen patriotischen und weil der Weltverkehr größer geworden war ; die Ge= Ehrenstandpunkt gestellten Inländern, welche man jezt danken und Geschäfte der Menschen vervielfältigten in Reih' und Glied bekam, ermöglichte sich auch eine sich durch die Macht neuer Erfindungen, und auch das vorher undenkbare Selbstthätigkeit jedes einzelnen Heerwesen kam hierdurch zu größeren techniſchen Fort Soldaten , und das Exercir- Reglement empfing hier schritten einer und zu schnelleren Regungen seiner Getriebe andererseits. Aber auch die politischen durch neue Grundgedanken, Hülfen und Brennpunkte. Ein ausgedehntes Tirailleursystem bätte bei den roben Wetterwolken, welche man heraufziehen sah, impulsirten und widerwilligen Ausländern seine Schwierigkeiten es. Die Zeit des Gleichgewichts schien mit dem Ab: und vielleicht sogar seine Gefahren gehabt , während leben des Königs Friedrich Wilhelm III. dahin zu es in Nationalheeren ein Hauptfactor unserer Siege sein ; innere Gährungen und äußere Gefahren schufen geworden ist. Die Unmittelbarkeit , in welcher die der Regierung neue Sorgen und häuften ihre Arbeit ; auf die Treue , Intelligenz und Schlagfertigkeit des zweckmäßigere Eintheilung des Heeres, die verbesserte Kleidung und Armatur , das Scheibenschießen 2c. den Heeres mußte es bei solchen Umständen doppelt an taktischen Neugestaltungen zu Hülfe kam, ist wohl von kommen. selbst jedem Auge erkennbar. Die preußische Armee hatte während der Regierung Das Exercir Reglement von 1812 bewährte sich Friedrich Wilhelms IV. keinen größeren Krieg, aber in den Freiheitskriegen nicht bloß auf gewöhnliche fie übte und bewährte sich im kleinen und eigenthüm Weise, sondern trug auch viel dazu bei, die preußischen lichen Kriegführen ganz ; sie hatte auch Schlachtfelder des Friedens und that moralisch das höchste und Truppen überall an die Spiße der siegreichen ver bündeten Heere treten zu lassen. Die Begeisterung materiell das Nüßlichste, was eine Armee immer thun der Nation that sehr viel, aber sie würde allein einem kann.** ) Andererseits hatte sie jezt keinen eigentlichen so kriegsgeübten und sieggewohnten Feinde gegenüber Organisationscursus, aber die Thatsachen militärischer noch keinen Sieg geschaffen haben ; die kluge Truppen Reform kamen dadurch zahlreich, schnell und folgerecht führung fällt ungemein schwer in's Gewicht, aber sie auf den Plat. Im natürlichsten Zusammenhang mit mußte, um von entsprechender Wirksamkeit zu ſein, auf dem Allen machte die Armee jeßt den ungeheuren praktischen Fortschritt , durch den Frieden immer der reglementären Ausbildung der Truppen fußen. Diese Ausbildung einer großen Menschenmenge war kriegsfertiger zu werden , statt daß sie früher in unter Drang und Sturm sehr schnell zu bewirken ; vom Plaße des Recruten - Exercirens ging es unmittel *) Das am 30. December 1819 hervorgehende Lehr- Jn bar in's Feld, und dort galt es dann , im größeren fanteriebataillon ist, insofern als dieses der Regulator des gleich taktischen Zusammenhang sich mit den abweichenden mäßigen Exercirdienstes des ganzen Heeres wurde, hier besonders aufzuführen. Formen der österreichischen und russischen Truppen, **) Moralisch das Höchste durch die den Künſten und Ver mit denen man combinirt war , in's Gleichgewicht zu ſeßen 2c., ――― das Alles aber konnte nur durch sehr lockungen der Revolution gegenübergestellte felsenfeste Treue und das 1848 bewiesene Heldenthum von Gehorsam und Selbstver= zweckentsprechende Reglements bewirkt werden. leugnung; materiell das Nüßlichste durch diesen Sieg über die Auf den Fundamenten dieser kriegerischen Bewäh revolutionären Gewalten , von denen Thron , Altar , Heerd und rung von 1813-15 und jener geiſtvollen Organisation Civilisation bedroht waren.

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demselben an Kriegsfertigkeit verloren hatte. Dieß der sich zu jener Zeit im activen Militärdienst be= wurde schon in dem Kampfe von 1848-1849 an= fand, weiß , daß der Dienstbetrieb aller Waffen , und schaulich und hatte seine allgemeinen Gründe darin, besonders der Infanterie , schon in den ersten sieben daß die Theorie sich jeßt viel näher als vorher mit Jahren der Regierung Friedrich Wilhelms IV. ein ganz anderer geworden war als vor 1840. Der der Praxis verband, daß die Friedensthätigkeit weise eingetheilt, jedes Wissen sogleich zum Können gemacht Paradedienst war vermindert, der Felddienst vermehrt ; wurde, und man in noch höherem Grade als vorher das Exerciren fand mehr im Terrain als auf dem die stets preiswürdigsten Wege seiner eigenen Intel Exercirplay ftatt ; das Tiraillement zeigte sich lebhafter und zweckdienlicher ; die alljährlichen Herbstübungen ligenz ging. König Friedrich Wilhelm IV. war durch waren kürzer, inhaltsvoller , den Kriegsbewandtniſſen ähnlicher geworden. Scharnhorst und Knesebeck militärisch unterrichtet und Mit diesen Erscheinungen standen die gleichzeitigen sein Geist so auch nach der militärischen Richtung hin glücklich entwickelt worden. So vermochte er die Fortschritte der Bekleidung und Bewaffnung unserer Objecte wirklicher Verbesserung des Heerwesens , zu Infanterie in engster Beziehung. Ueber die künftige Bekleidung der Armee verfügten die Allerhöchsten Be der jezt schon viel gehörte, richtig zu treffen ; charak stimmungen vom 23. October 1842, und ihr haupt teristisch war es aber doch , daß das Wichtigste, was er in seinen beiden ersten Regierungsjahren militärisch sächlicher Inhalt war , daß statt des Tichakos der Helm und statt der Montirung der Waffenrock_ein verordnete, den Felddienst und im Zusammenhang da mit auch das Tirailliren und Exerciren betraf. In geführt werden sollte. Die Bekleidung und Ausrüstung unseres Heeres , wie sie sich nach 1807 und zumeist der Cabinetsordre vom 29. Auguſt 1841 heißt es u. A .: dann in der Kriegsperiode von 1820-1840 gestaltete, „daß die Attaquen der Infanterie stets auf die zum Angriff vortheilhaftesten Punkte zu leiten und durch hatte viel Unvortheilhaftes. Die knappe Uniform gab den Unterleib preis , ihr hoher Kragen beengte den bereit gehaltene Soutiens genügend zu unterstüßen, daß Zersplitterungen zu meiden und in der Ebene die Hals, der Tschako war ein Wassersammler und schüßte weder die Augen vor der Sonne , noch den Rücken Tirailleurs nicht zu weit von ihren Unterstüßungs vor der Flüssigkeit ; die Brust des Infanteristen war trupps zu entfernen , auch von Feuergefechten , in mit sechs sich in allen Richtungen durchkreuzenden welchen sie einem verdeckten Feinde gegenüber frei Tragriemen des Säbels , der Tasche und des Tor stehen , möglichst zurückzuhalten sind". Eine fernere nisters eingeschnürt ; der an der Rückseite hängende Cabinetsordre vom 1. October 1841 erklärt sich gegen Säbel hinderte den Gang , und die auch rückwärts das zu weite Schießen der Tirailleure , verpönt die hängende Tasche ließ sich bezüglich der Chargirung Gefechtsbewegungen mit deployirten Linien und schreibt schwer behandeln. Daß eine solche Ausstattung der vor, daß in marschirenden Bataillonscolonnen zur Beweglichkeit und Kraftentwickelung des Soldaten Erleichterung der Leute stets die vorgeschriebenen hinderlich war , und man nicht mit Hülfe , sondern Distanzen zu nehmen sind .*) Bei der Einzeln Aus : troß derselben im Freiheitskriege gesiegt und auch im bildung ist jedem Mann Anstand und Selbstgefühl Frieden Gutes geleistet hatte, lag wohl auf der Hand. beizubringen. Ein Unterschied zwischen den Feld- und Jezt wurde , damit auch von dieser Seite her ein den sogenannten Schulmanövern soll in der Haltung neues Gewicht in die Wagschale unserer Kriegstüchtig und Präcision nicht mehr stattfinden , sondern es keit kommen möchte , allen diesen Uebelständen abge kommt überall gleichmäßig auf soldatische Ordnung holfen. Der Waffenrock schüßte auch den Unterleib, und Appell an ; zeitraubende und zwecklose Künsteleien und sein niedriger und abgerundeter Kragen gestattete aber meide man an jeder Stelle“. eine freiere Respiration ; der Helm , in eine Spite In diesen Verordnungen, welche durch das Kriegs ministerium weiter ausgeführt und von den Truppen auslaufend, sammelte kein Wasser, schüßte die Augen und das Genick und bot vermöge seiner Rundung dem commandos in die Praris übertragen wurden , lag Säbelhieb des Cavaleristen keinen Haltpunkt ; die in bereits eine ganze Reihe neuer und fruchtbarer Ge der Consequenz jener ersten eintretenden weiteren Ver danken ; ihre hauptsächlichste Pointe aber war die, daß die Friedensübungen der Kriegsthätigkeit näherfügungen sorgten für das Uebrige. Das complicirte gebracht und unpraktische Schablonen oder ein Riemenzeug verschwand und die Brust wurde frei ; die geschlichene Fehler , die sich seither noch conservirt Tasche kam nach vorn und der Säbel an die Seite. hatten , losgelassen werden sollten . Bemerkenswerth Der ganze Jnfanterist ging aus seiner vorherigen ist es namentlich, daß Friedrich Wilhelm IV. sofort Einschnürung hervor, und man erkannte auf den ersten diese unvortheilhaften Gegensäße schulmäßiger und Blick und fand es zuerst durch die Friedensübungen, felddienstlicher Uebungen , welche der lange Frieden dann noch mehr durch den Krieg bestätigt, daß er so ausgesponnen, zu vergleichen suchte, was auch alsbald beweglicher , gewandter , also auch exercirfähiger , am von praktischen Resultaten, in seinem ganzen Umfang meisten aber zum Ertragen von Strapazen und zur aber doch erst allmählig durchzuführen war. Jeder, Durchführung eclatanter Kriegscoups viel tüchtiger geworden war. Diese neue Ausrüstung unserer In fanterie ermöglichte erst den reglementarischen Lauf *) Regulär die Viertelzugdistanz.

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fchritt und diese ganze Schnelltaktik, mit der neuzeitig so viel effectuirt wurde ; mit dem alten Apparat würde man schwerlich ein Düppel und Alsen und ebenso wenig die blißschnellen Siege von 1866 gehabt haben. (Fortsetzung folgt.)

Militärische Reisebriefe aus Frankreich. I. Das Lager von St. Maur.

Interessant war es nun, das Scheibenschießen der Zuaven zu sehen. Dieselben, meist alte graue Knaster= bärte, viele mit drei und vier Decorationen , machen mit ihren sackförmigen Pumphosen und bunten Tur banen auf den Fremden einen etwas unheimlichen Eindruck; man glaubt sich mit einem Schlag in ein fernes Land unter ein halbwildes Volk verseßt, und doch sind diese Leute aus allen Ländern und allen Ständen zusammengewürfelt - gegen Fremde äußerst artig und zuvorkommend . Das Bataillon, welchem wir während der ganzen

[ S.] Paris , im Juni 1870. Dieses nur für | Dauer der Uebung folgten, wurde mit Plänklern vor die Pariser Garnison bestimmte Lager liegt etwa 21/2 der Front vom Bataillonschef auf den Schießplag Stunden von Paris entfernt an der Bahnlinie nach geführt, wo alsdann die drei Schießclaſſen compagnie Varennes und an der Kehle des kleinen Forts von weise austraten und auf die Abstände der verschiedenen * Joinville. Das Lager wird ausschließlich zu Schieß = | Claſſen abgingen . Es dürfte hier der Ort sein, einiges übungen benußt und brigadeweise mit 14tägigem Allgemeine über das Scheibenschießen in der fran Wechsel bezogen. Gegenwärtig stehen hier ein Regi zösischen Armee , wie dasselbe durch die Reglements ment Garde Grenadiere und ein Regiment Garde-Zu vom 16. März 1869 und 17. Februar 1870 vorge= aven. Vom 1. Juli an werden die Gardebataillone schrieben ist, zu sagen und auf die Einrichtungen des von Linientruppen abgelöst. Schießplaßes näher einzugehen. Der französische Soldat verfeuert im Jahr 54 Das Lager hat eine Frontlänge von 400 Schritten, Kugeln im Einzelnfeuer und 18 Kugeln im Salven-, es besteht aus zehn Reihen Zelten und liegt auf einem Plänkler und Schnellfeuer. Nach den Resultaten des sanft geböschten Abhang , von welchem sich der etwa Einzelfeuers werden die Leute in drei Schießclaſſen 3000 Schritt lange und 800-1000 Schritt breite eingetheilt, und zwar folgendermaßen : wer mit je 12 Exercirplay nebst Schießplay ausdehnt. Es ist für Kugeln auf 200 und 400 Meter Entfernung nur 11 Aufnahme von sechs Bataillonen eingerichtet und hat Treffer geschossen hat , bildet die 3. Classe ; die 2 . kegelförmige Zelte für 6-8 Mann ; zwischen der 5 . Classe bilden diejenigen, welche bei je 12 Kugeln auf und 6. Zeltreihe ist eine ca. 40 Schritt breite Gasse, in welcher sich die Kochlöcher befinden. Jedes Ba 200 und 400 Meter und je 6 Kugeln auf 500 und 600 Meter mindestens 20 Treffer haben ; wer mit taillon ist vom seitwärts liegenden durch eine ca. 15 Schritt breite Zeltgasse getrennt. diesen 36 Kugeln mehr als 20 Treffer hat , kommt in die erste Classe. Nachdem sich alsdann die Claſſi Die Zelte sind mit einem 11/2 Fuß tiefen und ebenso breiten Graben umgeben und durch einen etwa ficirung der Leute ergeben hat , feuert die 3. Claſſe 1/2 Fuß tiefen Graben in zwei Hälften getheilt , wo noch je 12 Kugeln auf 200 und. 400 Meter und 6 durch eine Luftströmung auch bei geschlossenem Zelt Kugeln auf 500 Meter Entfernung. Die 2. Claſſe möglich ist. Ueberdieß sind die Zelte oben offen ; diese feuert noch je 6 Kugeln auf 400, 500 und 600 Meter, und die erste Classe je 6 Kugeln auf 700 , 800 und Deffnung ist zum Schuß gegen Regen mit einem eisernen, ca. 8 Zoll im Durchmesser haltenden Schirm | 1000 Meter. Hierbei ſind ſämmtliche Scheiben 2 Meter hoch und für jedes Hundert Meter Entfernung 0,5 der Art geschlossen , daß zwischen Schirm und Zelt: Meter breit , also z . B. bei 200 Meter Entfernung leinwand ein Raum von ca. 2 Zoll frei bleibt. Unten Breite der Scheibe 1 Meter, Breite des runden Cen können die Zelte den Tag über ebenfalls geöffnet trums 0,2 Meter, bei 400 Meter Entfernung Breite werden, indem ein angeknöpfter, rings herum gehender der Scheibe 2 Meter, Breite des viereckigen Centrums ca. 11/2 Fuß breiter Zeltstreifen abgeknöpft wird . Als Unterlage haben die Leute Stroh und eine wollene 0,4 Meter , bei 600 Meter Entfernung Breite der Decke zum Zudecken. Die Offiziere haben eiserne Bett Scheibe 3 Meter , Breite des viereckigen Centrums laden und sonstige kleine Bequemlichkeiten. Vor der 0,6 Meter , bei 1000 Meter Entfernung Breite der vordersten Zeltreihe sind Gewehrmäntel . Schetbe 5 Meter , Breite des viereckigen Centrums 1 Die Kochgruben , deren jedes Bataillon eine hat, Meter. Unterabtheilungen durch Kreise oder Qua find gegen Witterung durch 21, Fuß hohe Erdauf: drate wie auf preußischen Scheiben eristiren nicht, beim Zeigen werden vielfach nur Treffer oder Fehler würfe, sowie durch ein Bretterdach geschüßt. Weiter hat jedes Bataillon ein langes , viereckiges Speisezelt markirt. Der Schießplay von St. Maur bietet mit für die Mannschaft, das aus einem leichten, mit Tuch überzogenen Lattengerüst hergestellt ist ; endlich besigt seinen drei Traversen Raum zur Aufstellung von 24 Scheiben, deren je 8 vor einer Traverse Play finden jedes Bataillon eine Marketenderbude. Die und von einer Schießclasse benut werden. Die Latrinen sind geschlossene hölzerne Hütten, sie liegen aber etwas nahe bei den Zelten, d. h. höchstens Scheiben sind in schmale eiserne Rahmen eingefaßt, 80 Schritt hinter der leßten Reihe. deren senkrecht stehende Stäbe in die Böschung der

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8 Minuten ab , konnte auf die große Entfernung die kleine Zeigerflagge kaum sehen und also nur schwer wissen , wie er abgekommen war ; weiter wurde die auf preußischen Schießpläßen so bewährte Methode vermißt , nach welcher von dem Offizier nach jedem Schuß dem Manne die erforderliche Belehrung gegeben wird. Ein weiterer Umstand dürfte störend auf den Betrieb der Uebung einwirken und die Aufmerksamkeit der Soldaten ablenken, nämlich der, daß der Zutritt auf die Schießstände Jedermann geftattet war , so daß also Zuschauer dicht neben den Schüßen standen . Dieß ist um so auffallender , als in Frankreich z . B. der Zutritt von Casernen für alle Nichtmilitärs auf's strengste untersagt ist. Zur Aufmunterung im Schießen werden zweierlei wurde jeder Compagnie eine Scheibe zugetheilt , auf Auszeichnungen ertheilt, und zwar Schüßenschnüre , welche je zwei Mann in kurzer Pause nach einander d. h. Borten, für Unteroffiziere von Gold, für Mann umgehängt schaft von rothem Tuch, welche auf dem linken Arm schossen. Die Leute hatten die Tornister und feuerten nach Belieben stehend , knieend oder getragen werden , und ferner Schießpreise , d. h. Die Mehrzahl feuerte in halbsißender silberne Granaten, welche an doppelter Kette auf der liegend. Stellung , das rechte Knie auf dem Boden . Jeder linken Brust getragen werden. Die Schüßenschnüre Mann verfeuerte rasch nach einander seine 12 Pa werden nach den Schießresultaten des ganzen Jahres und auf die Dauer eines Jahres an die Leute der tronen, wobei sich die die Aufsicht führenden Chargen ersten Schießclasse verliehen, und zwar per Regiment nur sehr selten belehrend oder tadelnd einmischten. Der Fourier notirte die ſignaliſirten Treffer. Versager , (à 3 Bataillone) an 15 Unteroffiziere und 90 Sol kamen keine vor, dagegen waren die Gewehrläufe nach daten. Wer zwei Jahre nach einander diese Aus dem 12. Schuß unerträglich erhißt. Nach beendigter zeichnung erhält , behält sie die ganze Dienstzeit hin Uebung , welche gegen 11/2 Stunden dauerte , begab durch. Diejenigen Leute , welche diese Auszeichnung sich der Bataillonscommandeur nun selbst auf die besigen, werden vor den anderen jedes Jahr mit Ur Scheibenstände und controlirte die Anzahl der Treffer. laub berücksichtigt und erhalten außerdem auf gewisse Die Trefferprocente differirten bei sechs Scheiben auf Zeit die Erlaubniß , Abends länger aus der Caserne 400 Meter Entfernung und bei Schüßen 3. Classe wegzubleiben. zwischen 33 und 42 pCt. , von den anderen Ständen Die Schießpreise werden jedes Jahr durch ein fonnte sich Einsender leider keine Notizen verschaffen. Preisschießen derjenigen, welche Schüßenschnüre haben, Das Bataillon kehrte hierauf unter Ausführung herausgeschossen, und zwar 15 im Regiment, worunter ein erster Preis, in goldener Granate bestehend . Das einiger Bewegungen , namentlich des Vormarsches in Ziel ist eine runde, I Meter im Durchmesser haltende Linie und des Bajonnet-Angriffs , wieder in's Lager zurück, in welchem sonst eigentlich keine oder doch nur Scheibe mit einem Centrum von 0,2 Meter. Die Entfernung beträgt 200 Meter. Jeder Bewerber hat sehr wenige Uebungen abgehalten werden. In den 6 Kugeln und kann auf Wunsch 3 Probekugeln ver 14 Tagen , welche ein Bataillon im Lager bleibt, kommt es fünf-, höchstens sechsmal auf den Schieß feuern . Im Zweifelsfalle entscheidet eine 7. oder 8. plaß und wird drei- bis viermal im Regiment exercirt ; Kugel. Wer einmal fehlt , kann bei sonst guten die übrige Zeit bleibt dem Soldaten zur freien Ver Schüssen nur dann einen Preis erhalten , wenn noch einer vacant ist. Ricochetſchüsse gelten als Fehler. fügung . Auffallend erschien es uns , daß auf das Zeigen der Schüsse zu wenig Sorgfalt verwendet Entscheidend ist die nach Millimetern gemessene Ent wurde ; der Schüße feuerte seine 12 Patronen in ca. fernung vom Centrum.

Traverse eingestoßen werden. Zur Festhaltung in senkrechter Lage dient eine eiserne Stüße, welche hinter der Scheibe schief in die Böschung eingesteckt und mit dem hakenförmigen anderen Ende in den oberen Roh men eingreift. Vor dem Scheibenstand ist ein ca. 10 Fuß tiefer und 15 Fuß breiter Graben ausgehoben, welcher den Zeigern ―――― bei jeder Scheibe einer —— zum Schuß dient. Gezeigt wird nach jedem Schuß mittelst einer kleinen Flagge, dagegen werden die Treffer nicht verklebt und geben so nach beendigtem Schießen die Summe der von jeder Schießclasse einer Compagnie erzielten Treffer. Den Scheibenstand beaufsichtigt ein Offizier. Nachdem nun die Schießclassen auf ihren Abständen von 400 , 600 und 800 Meter angekommen waren,

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. ** Wien , 7. Juli. [ Personalchronik : Sectionschef Ritter von Streffleur t.] Die deutsche und besonders die österreichische Militärjournalistik hat einen großen Verlust erlitten : der Chef-Redacteur der

Desterreichischen Militärischen Zeitschrift und Chef der Intendanz = Section im technischen und administrativen Militärcomité, Valentin Ritter v . Streffleur beendete am 5. d. Mts . zu Purkersdorf seine verdienstvolle Laufbahn. Der Verstorbene war 1809 geboren und erhielt seine militärische Vorbildung in dem Erziehungshause des 49.

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Infanterieregiments zu St. Pölten, später in der Cadetten | kraft durchführen lassen ; fie erregt große Theilnahme für Compagnie zu Graz. Im Jahre 1830 wurde er Fähn den Zustand der Flotte und die Verwaltung des Mini rich im Landwehrbataillon des genannten Regiments und steriums der Seewehr ; sie hat die Befestigung Kopen marſchirte mit demselben nach Mainz, wo er Bataillons hagens zur See von Neuem aufnehmen , Versuche mit Adjutant wurde. Nachdem er zum Hauptmann befördert unterseeischen Minen betreiben und eine eigene Heeres worden , wurde er dem Generalquartiermeisterstabe zuge Abtheilung zur Bedienung solcher Torpedos bilden lassen ; theilt, avancirte 1844 zum Major im 7. Infanterieregi = bei alledem aber steht sie noch vor einer Aufgabe, welcher ment und wurde 1848 Commandant der Wiener National man die hohe Wichtigkeit nicht bestreiten kann , und die garde. Nach der Revolutions- Epoche verließ er die Reihen wohl nur deßhalb so wenig zur Sprache gebracht worden der Armee und fand Verwendung im Finanzministerium, ist , weil sie zu einem neuen kostspieligen Unternehmen resp. beim Kataſter, durch welche Anstellungen der Ver drängt. Schon vor einigen Wochen hatte bei Gelegenheit der im Reichstage stattfindenden Erörterungen über die storbene sich eine vielseitige Ausbildung verschaffte. Als Generalkriegscommiſſär begann Streffleur im April 1860 künftigen Kriegsschiffe ein Artikel des „ Dagblad " gezeigt, die Herausgabe der neuen Folge der „ Desterreichiſchen wie nothwendig es sei, Kopenhagen nach der Landſeite zu Militärischen Zeitschrift " , deren Leitung derselbe fortan und befestigen ; der Rücktritt des Kriegsministers lenkte bald während eines vollen Jahrzehnts alle seine Kräfte wid danach die Aufmerksamkeit von diesen Einzelfragen ab. Soeben aber hat das Blatt die Sache von Neuem auf mete , und wobei ihm von officieller Seite , sowie aus den Reihen der Armee die wirksamste Unterstützung zu genommen . Ein Militär druckt sein Erstaunen darüber Theil wurde. Es gelang ihm denn auch bald , der ge= aus, daß, nachdem so große Summen für die Landesver nannten Zeitschrift einen geachteten Namen und bedeutende theidigung hergegeben, und der Wille, die Unabhängigkeit des Landes bis auf's äußerste zu vertheidigen , feststehe, Verbreitung (von einigen tausend Eremplaren) zu ver schaffen, welch' lettere, wenngleich dieselbe vorübergehend die Anlegung von Festungen noch immer unbeachtet ge= starke Einbuße erlitt besonders in dem Kriegsjahr blieben sei ; es laſſe ſich das nur daraus erklären , daß 1864 , weniger 1866 bis auf den heutigen Tag seit 1864 von vorgeschobenen Stellungen nicht mehr die sich in hohem Grade erhalten hat. Im Jahr 1869 Rede sei , hinter welchen sich bei ausbrechendem Kriege wurde Streffleur zum Sectionschef im militär-techniſchen das Heer sammeln könne, indem , wo man sie auch hin administrativen Comité ernannt . - Der Verstorbene war legte , der Feind mittelst einer großen Flotte dieselben literariſch ſehr thätig, er hat folgende ſelbſtſtändige Werke umgehen und seinen Hauptangriff auf den wichtigsten herausgegeben: „ vergleichende Zusammenstellung der Erer Punkt des Landes, die Hauptstadt, richten würde. Daraus cirvorschriften der k. k. österreichischen Armee " (Wien gehe hervor, daß bei Anlegung von Festungswerken nur 1842) ; „ Entstehung der Continente " (Wien 1847) ; übrig bleibe , die Hauptstadt zu einem so festen Punkte "I Erscheinungen der Ebbe und Fluth " (Wien 1847 ) ; zu machen , wie des Landes Geldmittel nur irgend zu " Orographisch-hydrographiſche Studien über Oesterreich " | lassen. Wenn Kopenhagen wirklich eine Festung nach den (Wien 1852 ) ; „ Dienſtvorschriften der österreichischen | Forderungen der Neuzeit geworden , so sei ein Ueberfall in des Wortes eigentlicher Bedeutung unmöglich gemacht; Armee " (Wien 1853 ) ; ſeine letzte größere Arbeit ; „ Oester= ein Angriff auf Seeland werde dann zu einem groß und der Suez Canal " befindet sich noch im Druck. Außer artigen Unternehmen, zu welchem wenigstens Schiffe von diesen Schriften hat Streffleur viele Auffäße in der von 60,000 Tonnen Tragfähigkeit gehören ; die Vorbereitung ihm redigirten Zeitschrift niedergelegt. Der Verstorbene desselben würde hier bald zur Kenntniß kommen und uns war als Kartograph besonders tüchtig ; sein Plan von genug Zeit laſſen , die Mannschaft einzuberufen, ſie nachh Wien sowie seine Donaukarten erregten seiner Zeit große Seeland zu führen und Kopenhagen in Vertheidigungs Aufmerksamkeit ; das polytechnische Institut in Wien er zustand zu sehen. Leider aber lenke die noch fortdauernde nannte ihn zum außerordentlichen Professor. Jahrzehnte Begeisterung für die Flotte , die doch so wenig Nuhen hindurch erfreute sich der Verstorbene , welcher das 61 . gebracht habe und der immer größer werdenden Flotte Lebensjahr erreichte, der besten Gesundheit ; sein Tod er des Nachbars gegenüber täglich weniger nüße , die Auf folgte zu Purkersdorf in Folge einer Lungenlähmung. Staaten wie merksamkeit von jener Hauptfrage ab.

Dänemark.

* Kopenhagen , im Juni . [Beabsichtigte Be festigung Kopenhagens auf der Landseite. ] Die Frage , in welcher Art Dänemark sich gegen einen Angriff vom Süden her in Vertheidigungszustand zu sehen habe, bewegt fortwährend unsere Kreise. Die Vor bereitung für den Krieg hat das neue Heergesetz mit seinen ungleich größeren Opfern an Steuern und Menschen

Holland haben troß großer Seekriegs-Erinnerungen ihre Flotte auf die Vertheidigung der Häfen beschränkt , da gegen ihre Festungsanlagen verbessert ; das neutrale Belgien habe sich in Antwerpen eine Festung geschaffen, die ihres Gleichen suche. Hier soll man sich nicht sicher machen lassen dadurch, daß jährlich so viel Geld für das Vertheidigungswesen ausgegeben werde. Könne Kopen hagen sich nicht gegen einen Ueberfall vertheidigen , so helfen auch die Bundesverträge nichts , denn vollendete Thatsachen haben in der Politik die größte Macht.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü n f u n d vierzigster

No. 30.

Darmstadt,

Jahrgang.

27. Juli.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der Ausbruch des Krieges. - Das Festungswesen und die heutige Kriegführung. (Fortseßung.) - Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Fortseßung.) Militärische Reisebriefe aus Frankreich. II. Die sociale Stellung des Offiziers. Miscelle. Die französische Panzerflotte. [Nach der „Weser-Zeitung ".] Nachrichten. Preußen. Personalchronik : Generallieutenant v. Fischer - Treuenfeld f. — Frankreich. Vortrag des Stabsarztes Dr. Morache über die Ernährung des Soldaten. Der Ausbruch des Krieges . ** ** Die verflossene Woche hat uns die bestimmte Beantwortung der von uns in der leßten Nummer aufgeworfenen Frage Krieg oder Frieden ? gebracht : Frankreich und Deutschland werden den Krieg haben, ersteres hat uns ja bereits den Krieg erklärt. Nun wohlan , es geschehe jest , was einmal doch kommen mußte. Wir haben keine Neigung, uns in sub tile politisch-militärische Untersuchungen einzulassen über die Verwickelungen des neuesten gordischen Knotens, den die Diplomatie geschürzt ; es genügt dem deutschen Soldaten zu wissen , daß Kaiser Napoleon III. ähn fich wie 1859 , wo er dem österreichischen Gesandten Baron Hübner beim Neujahrsempfang seine Gedanken kundgab, auch jezt unabänderlich den Krieg beschlossen, daß er ihn nöthig hat, und daß Deutschland ihn nicht fürchtet. Die Situation hat sich inzwischen doch etwas mehr geklärt und zwar nicht zum Nachtheil Deutschlands. Es steht fest, daß Frankreich allein, ohne Alliirten, den Krieg unternimmt ; daß es was wir mit höchster — Genugthuung constatiren das ganze einige Deutschland sich gegenüber finden wird. Ein Opfer: muth, eine Begeisterung hat sich der deutschen Nation bemächtigt, welche an die erhebende Zeit des Jahres 1813 erinnert. Wo eine solche patriotische Stimmung herrscht, da wird, da kann der endliche Ausgang nicht

zweifelhaft sein : das Recht muß siegen , und der Erbfeind muß unterliegen! Es ist nicht zu bezweifeln , daß Frankreich , das von langer Hand den Krieg vorbereitet hat, sich deß halb etwas im Vortheil gegen den norddeutschen Bund und die süddeutschen Verbündeten befinden muß. Wir haben aber die feste Ueberzeugung , daß dieser Vortheil inzwischen durch die Anspannung aller Kräfte sehr bald ausgeglichen und in das Gegentheil ver wandelt sein wird. Glücklicher Weise gestattet die militärische Organisation der deutschen Staaten einen Uebergang der Heere vom Friedensfuß auf den Kriegs fuß , wie er mit solcher Schnelligkeit in Frankreich nicht ausgeführt werden kann. Wir können also in dieser Hinsicht beruhigt alle Eventualitäten abwarten. In Bezug auf die Stärkeverhältnisse der gegen= seitigen Streitkräfte unterlassen wir es heute , unsern Lesern Details vorzulegen. Der größte Theil unserer Leser ist gerade über diesen Punkt selbst genügend unterrichtet ; die Militärliteratur ist ferner über keinen Zweig so zahlreich vorhanden wie über die Macht verhältnisse Frankreichs und des norddeutschen Bun des ;*) die politischen Tagesblätter bemühen sich außer *) Folgende drei Schriften können wir hier namentlich als treffliche Rathgeber empfehlen: 1) Das französische Heerwesen, eine ausführliche Schilderung nach amtlichen französischen Quellen von H. Pfister, t. preuß. Hauptmann, I.-V. Abtheilung (Cassel, Luckhardt) ;

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dem , diesen Gegenstand fast über die Maßen er schöpfend zu behandeln : wir glauben daher von einer speciellen Darstellung der gegenseitigen Streitkräfte jezt absehen zu dürfen. Dagegen werden wir , wie auch bisher schon geschehen , einzelne interessante Momente herausgreifen und in besonderen Darstellungen unſeren Lesern vorlegen . Mit unseren Berichten über die nächsten Ereignisse auf dem uns nahegerückten Kriegsschauplaze werden wir sehr vorsichtig zu verfahren haben , Manches werden wir ganz mit Stillschweigen übergehen müssen . Es müssen uns schon die nächsten Wochen Ereignisse von Bedeutung bringen, die dann wohl Schlag auf Schlag folgen werden. Die eisernen Würfel des Kriegs find geworfen, ein Kampf wird entbrennen zwischen Heermassen von solcher Zahl und Tüchtigkeit , wie sie die Welt noch nicht gesehen ; möge der Herr der Heerschaaren uns einen baldigen Sieg verleihen ! Geschrieben den 20. Juli 1870.

Das Festungswesen und die heutige Krieg= führung. (Fortsetzung.)

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Seiten angefallen zu werden , was auf die Dauer selbst bei großer Ueberlegenheit keine Armee vertragen kann . Die günstigsten Punkte für Anlage solcher Waffen pläße find : 1) die Provinzial- und Landeshauptstädte , weil sie das Herz des Landes und die Knotenpunkte der Communicationen sind und daher ein sehr wichtiges für den Feind einzunehmendes Object bilden; 2) große Flüsse, weil sie der feindlichen Offensive taktische und strategische Schwierigkeiten bieten , da gegen die Defensive sehr begünstigen , da diese bei einem etwaigen Vorstoß die Verbindungs- und Rück zugslinien zeitweise außer Augen seßen kann und sich in der Lage befindet , auf jedem Ufer des Flusses vorzugehen , hierdurch die Einschließung ungemein er schwerend. Gleichwie schon eine große Festung den Bewegungen der Feldarmee als Stüßpunkt , ja , kleineren Armeen absolut als Basis dienen kann, so sind mehrere derselben, wenn sie längs eines Stromes zu einer Gruppe ver : einigt liegen oder durch die geographische Landesbe schaffenheit in Beziehung unter einander gebracht sind , um so mehr dazu befähigt. Dieselben werden ihre Lage vornämlich auf den Kriegstheatern finden, welche sich im Gange der Ge= schichte besonders als Kampfpläße erwiesen haben, so

Je mehr eine solche Festung durch ihre Ausdeh nung und ihre Stärke gleichzeitig Operationen einer 3. B. in Venetien das Festungsviereck, ferner an der Armee begünstigt, als Arsenal, Sperrpunkt 2c. dient, Landesgrenze und an Strömen , welche wegen ihrer je größeren Werth hat sie für alle Verhältnisse , und Länge und Richtung allein durch eine Festung nicht je größer wird sie selbst sein. zu beherrschen sind , so am Rhein Mainz - Coblenz Daraus ergibt sich, daß bei den enormen Kosten Cöln-Wesel, an der Mosel Toul - Mez - Thionville. die Zahl der Festungen im Vergleich mit früher ge Sie sind im Stande , gegen einen überraschenden Diese großen Festungen , welche ringer sein wird. feindlichen Angriff den strategischen Aufmarsch der fast allen Zwecken der Fortification dienen , begreift eigenen Armee zu decken wie Alessandria und eigenen Armee zu decken ,, " man heute unter dem Namen große Waffenpläge", Casale 1859 den der italienischen und namentlich der sie sind die herrschenden Festungen unserer Zeit. Armee aus den Gebirgsdefiléen der Alpen Denkt man sich eine derartige Feftung gegen die französischen ――― deckten sie sichern und erleichtern die Verpflegung Offensive so gelegen, daß ihre Belagerung oder doch ihre Absperrung zur Nothwendigkeit wird , so muß großer concentrirter Massen und gestatten dem ge der Feind einen so großen Theil seiner Feldarmee schlagenen Vertheidiger einen leichteren Rückzug , da die feindliche Verfolgung durch sie gehemmt wird . davor zurücklassen, daß die Wirkung der Festung nach Es ist gewiß, daß unter den mannigfachen Terrain außen hin paralysirt wird, ein Umstand, geeignet verhältnissen im Kriege die Ströme eine sehr wichtige die vorhandene Überlegenheit des Feindes aufzuheben, Rolle spielen , fast wohl die wichtigste. Wie bereits oder er muß sich entschließen, die Festung zu belagern, das Günstigste für den Vertheidiger, da er hierdurch oben ausgeführt, sind Festungen, die an einem Strom unter Abstoßung bedeutender feindlicher Kräfte Zeit liegen, schwer einzuschließen und hierdurch schwer zu gewinnt. Sollte aber endlich der Feind die Bedeutung belagern. Die stärkste Art der Landesvertheidigung ist daher eine Festungsreihe an einem Strom , weil eines solchen Waffenplages gänzlich ignoriren wollen, so würde er dadurch in Gefahr gerathen , von zwei fie der eigenen Armee vollständige Feiheit der Ope= ration längs des Stromnes gewährt und außerdem die Kraft jeder einzelnen Festung potenzirt. 2) Organisation und Dienst der Kriegsmacht Von dieser Seite betrachtet , ist Norddeutſchland des norddeutschen Bundes 2c. , von Ferdinand von militär-geographisch vorzüglich gegen Often und Westen Lüdinghausen gen. Wolff , t. preuß. Hauptmann . 4. Aufl. (Berlin, Mittler und Sohn) ; gelegen , da seine Stromlinien - Befestigungen in der 3) Grundzüge der Heeres - Organisation in allgemeinen Richtung von Nord und Süd sich mehr Desterreich Ungarn , Rußland , Frankreich und ― wiederholen, ein Umstand, der ein stufenweises fach wiederholen, Deutschland , bearbeitet von v. Kummer , Premierlieutenant fach (Berlin, Mittler und Sohn). Vertheidigen außerordentlich begünſtigt .

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(Wesel - Cöln - Coblenz -Mainz am Rhein , Magde dem Feinde unmöglich ist, sich aus dem bestehenden burg Wittenberg - Torgau Dresden an der Elbe, Neß der Eisenbahnen lange , durchgehende Linien zu Stettin -Cüstrin - Glogau -Kosel an der Oder, Danzigs construiren und dieselben ungehindert zu benußen. Graudenz- Thorn an der Weichsel , Königsberg am Dieser Bestimmung können zunächst noch die vor Pregel. ) handenen kleineren Festungen dienen , welche ihren In einem in's Auge zu fassenden Kriege mit | Ursprung einer früheren Periode verdanken. Wie wirksam solche kleine Punkte in der angedeu Frankreich werden die Rheinfestungen oder die fran teten Beziehung sich erweisen können , zeigt auf ecla= zösischen Moselfestungen eine bedeutende Rolle spielen. Je nach dem Ausgang der Entscheidung , welche mit tante Weise der Feldzug von 1866, indem der König ziemlicher Sicherheit auf dem linken Rheinufer zu er stein und Theresienstadt die Elbeisenbahn, Josephstadt warten steht, wird sich der Bund oder Frankreich in und Königgräß aber die Reichenberger Eisenbahn ver die Lage versezt sehen, mindestens eine der Festungen legten. Existirte nicht die unbefestigte Zweigbahn zu belagern , oder doch einen so großen Theil seiner Turnau - Prag , so hätte die preußische Armee keine Feldarmee zur Cernirung zurückzulassen , daß das ge einzige Linie zur Verfügung gehabt. Turnau als störte Uebergewicht leicht ausgeglichen werden kann. Knotenpunkt zweier Bahnen mußte daher befestigt Unbeachtet im Rücken liegen lassen kann man so sein. Dieß vorausgesezt, sah sich dann die preußische große Festungen in der Nähe der eigenen Operations Armee in die üble Lage verseßt, einen oder zwei der linie nicht ; fie durchschneiden eine wichtige Lebensader befestigten kleinen Pläge durch Belagerung zu nehmen, der vorrückenden Armee, wozu noch kommt, daß diese da die Benutzung wenigstens einer Eisenbahn eine Pläße stets die Knotenpunkte der modernen Commu Lebensfrage für das vorgehende Heer war. Jeden nicationen - der Eisenbahnen ― find. falls wäre aber bei einer Befestigung Turnaus von Meß wird wahrscheinlich belagert werden müſſen, einem so schnellen Avanciren , wie es in Wirklichkeit da der vorgehenden preußischen Armee keine einzige stattfand, gar nicht die Rede gewesen , da schon die Eisenbahn zur Disposition steht , die nicht durch eine eine Bahnlinie , besonders bei dem großen Umwege, Festung gesperrt wäre, und hierzu würden 40-50,000 den diese machte , kaum genügen konnte. Es zeigte Mann erforderlich sein, da die Besaßung ca. 12,000 sich in diesem Feldzuge, daß die vorbereitete Landes Mann betragen wird. Wollte man dagegen die Wir vertheidigung des Kaiserstaates im Norden nicht mehr kung solch' großer Festung nur möglichst unschädlich zweckentsprechend ist, daß die vorhandenen Festungen, machen, ohne sie zu belagern, so würde bei Meß doch wie z . B. Olmüş , keine günstige Lage haben , wozu ein Cernirungscorps von 25-30,000 Mann dazu allerdings die geographischen Verhältnisse und der gehören. Auf alle Fälle würde also die Festung ihren Mangel größerer Flüsse mitwirken, oder daß die Zahl Zweck reichlich erfüllt haben. Ebenso wird sich Frank wenigstens eine beschränkte ist , wogegen eine der reich entschließen müssen , einen der großen Rhein Festungen Josephstadt oder Königgräß fallen gelaſſen werden kann. Brünn , als Hauptstadt Mährens be waffenpläße zu nehmen , ehe es zu tief in die preu= ßischen Lande eindringt. festigt , hätte der österreichischen Armee eine bessere So wünschenswerth es auch jedem größeren Rückzugsaufnahme wie Olmüş geboten , da es auf Staate sein muß , bei den Befestigungsanlagen alle der directen Rückzugslinie lag ; es hätte die Eisenbahn jene Interessen , welche zur Fortification auffordern, nach Wien vor der Benußung des Feindes geschüßt. in den wenigen vorhandenen Festungen vereinigt zu Kleine Forts , nach heutigen technischen Anforde sehen, so kann das doch nur in den seltensten Fällen rungen erbaut, an günstigen Punkten gelegen, können schon wegen der localen Vertheilung der Hülfsquellen gerade in dieser Richtung bei der Vervollkommnung der Feuerwaffen und dem dadurch bedingten Ueber über das ganze Land der Fall sein. Es existiren da her noch überall eine Menge von Festungen , welche gewicht der Vertheidigung Bedeutendes leisten . Sie find nicht so ohne Weiteres zu nehmen , und wenn strategisch heute unwichtig, aus früherer Zeit stammend, meist zur Deckung von Arsenalen 2c. bestimmt sind. General v . Prittwig sagt, daß eine tüchtige Feld= Diese Festungen , welche nach den Freiheitskriegen schanze in Zukunft nöthigen wird , zum förmlichen einen höchst zweifelhaften Werth besaßen, erfüllen heut Angriff zu schreiten , so ist dieser Ausspruch in des zu Tage einen immer wichtiger werdenden Zweck, Wortes vollster Bedeutung aufzufassen. Dieß zeigt nämlich als Sperrpunkte dem Feinde die Benußung Puebla in Mexico 1863 , die Belagerung von Fort der Eisenbahnen zu entziehen. Wagner bei Charlestown im amerikanischen Kriege. Die Düppeler Schanzen zwangen den förmlichen An Diese letteren sind für die heutigen Heere bereits zu solcher Nothwendigkeit geworden , sie haben die griff bis zum Sturm durchzuführen . Die in kurzer ―――― Zeit -beinahe über Nacht entstandenen Floris ganze Kriegführung so bedeutend verändert , daß es von ganz ungeheurem Werthe ist , sie dem Feinde dorfer Schanzen vor Wien , in Verbindung mit dem durch befestigte, wenn auch nur kleine Punkte zu ver schwierigen Donau-Uebergang, waren mit bestimmende Momente , die der Siegeslaufbahn der preußischen Legen. Armee 1866 einen Hemmschuh anlegten. (Schluß folgt.) Diese Sperrpunkte müssen so über das ganze Land vertheilt sein , daß es für den Fall einer Invasion

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Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Fortsetzung.)

[-Z-] Wirkte schon der Bekleidungsfortschritt so erheblich auf die Taktik, so geschah dieß noch mehr durch die Vervollkommnung des Infanteriegewehrs . Die Armee Friedrich Wilhelms III. hatte noch das glatte Infanteriegewehr mit dem Steinschloß, und erst 1839 machte man den Versuch, diese alten Infanterie gewehre mit Percussionsschlössern versehen zu lassen. Mit gezogenen Gewehren waren seither nur die Jäger und Schüßen bewaffnet ; als aber Thouvenin 1844 das gezogene Gewehr verbesserte, wurden 1848 unsere Jägerbüchsen sammt . einer Anzahl Infanteriegewehre nach Thouvenin'schem System umgearbeitet und auch neue Thouvenin'sche Büchsen gefertigt. Indessen kam gleich nachher das von dem französischen Hauptmann Minié erfundene gezogene Infanteriegewehr zu größerer Anerkennung , bildete sogar zeitweise die Hauptwaffe unserer Infanterie und conservirte sich am längsten in unserer Landwehr.*) Alle diese neuen Erscheinungen überflügelte das 1835 von Commerzienrath Dreyse zu Sömmerda con= Nachdem bei struirte Zündnadelgewehr . Nachdem bei uns uns schon schon 1841 die Anschaffung von 60,000 Gewehren solcher Art stattgefunden , übergab man diese Waffe unter dem Namen leichtes Percussionsgewehr“ vorerst dem 1. und 2. Garderegiment zu Fuß, dem Garde- Reserve regiment und den sämmtlichen Füsilierbataillonen . Allmählig wurde es unter der Bezeichnung M/41 die Hauptwaffe unserer Linien -Infanterie ; von den ander weitigen Zündnadelgewehren aber, welche unsere In fanterie später noch bekam, kann sachgemäß erst später die Rede sein.

Der Fortschritt von der glatten Steinschloßflinte zum gezogenen Percussionsgewehr war schon vermöge der so viel größeren Trag- und Tefffähigkeit des letteren und der Unabhängigkeit von der Witterung, zu welcher man mit ihm gelangte , so bedeutend als augenfällig ; der noch beträchtlichere und in seiner Echußfertigkeit beruhende Vorzug des Zündnadelge wehrs wird in paſſender Verbindung später ausgeführt werden. Das Jahr 1847 brachte den Truppen neue Exercir Reglements ; dasjenige für die Infanterie repräsentirte natürlich die vorhin angedeuteten Prin cipien und Fortschritte , obgleich das die Ausbildung mit dem Gewehr behandelnde zweite Capitel desselben sich noch lediglich auf das Percussionsgewehr bezog, Abänderungen zur Handhabung des gezogenen In fanteriegewehrs M/39 erst 1856 erschienen , und erst noch später dieses Capitel durch einen die Handhabung des Zündnadelgewehrs M/41 behandelnden Ergänzungs *) Als M/39.

bogen abgelöst wurde.*) Die durch dergleichen bewirkte Verminderung des Exercirens mit dem Gewehr war um so tiefgreifender , als in ihrer Consequenz sich auch noch andere und hochwichtige Exercir - Hinsichten verändern mußten , und sie eine erst jeßt bedeutsam werdende Schießtechnik in nahe Verbindung mit dem Exerciren brachte. Die bewaffnete Action, welche unsere Armee 1848 und 1849 hatte, führte sie theils in bedauernswerthe und doch unerläßliche Straßengefechte und Barrikaden kämpfe, theils zu den wirklichen Kriegsoperationen in Schleswig , Posen , Rheinpfalz und Baden. Erstere, ein unserem Heere neuer Typus , standen auf solchen Bedingungen , wie man sie in der Kriegskunst noch nicht vorgesehen hatte. Jeder engagirte Truppenführer mußte sich hier seine Regeln selbst bilden, und aus den Erfahrungen , welche man machte , formirte sich Die Kriegsope = ein neues Capitel unserer Taktik. rationen richteten sich nur in Dänemark gegen einen kriegsgerechten Feind , sonst gegen Insurgenten , mit denen man eine mühsame und traurige Arbeit hatte, etwa in solcher Weise wie ein schulgerechter Fechter mit einem in Verzweiflung um sich schlagenden Geg ner , welcher nicht zu fechten versteht. In jenen und diesen Actionen war sachgemäß unsere Infanterie der Hauptfactor und vermochte in dem Zersplitterungs wesen und in allen Absonderlichkeiten dieser Kämpfe ihre vermehrte Praxis und Beweglichkeit , die ge= wonnene Selbstthätigkeit der kleineren Führer wie der Leute reichlich zu verwerthen. Andererseits lieferten sie als Kämpfe überhaupt und besonders als so eigen thümliche Kämpfe wiederum viele Antriebe zu neuen taktischen Fortschritten. Wenn aus solcher Veranlassung und vermöge der erwähnten Dispositionen von oben der taktische Fort schritt schon im ersten Decennium dieser Regierung sehr bedeutend war, so boten sich ihm innerhalb der selben auch nach dieser Zeit noch mehrere große und allgemein sichtbare Haltpunkte dar. Durch Cabinetsordre vom 18. April 1850 wurde die Bildung von Pionier - Abtheilungen bei der Jn= fanterie in solcher Weise festgesetzt , daß eine Anzahl von Offizieren und Unteroffizieren der Infanterie bei den Pioniertruppen praktisch unterrichtet werden und demnächst als Lehrer und Führer jener ersten fungiren sollten. Diese Intention vollzog sich darauf im nächsten Jahre und hatte von da ab ihre weitere Vervoll kommnung. Jede Compagnie bekam ihre Pionier section , jedes Bataillon seinen Pionierzug , die nur für Schanzarbeiten u. dgl. zusammenzutreten , sonst aber in Reih' und Glied zu bleiben beſtimmt waren.*)

*) 1858. Besonderer Abdruck des abgeänderten zweiten Capitels des Reglements. Berlin, bei Decker." **) Jn jedem Pionierzuge eines Bataillons sollen sich wo möglich 18 Holzarbeiter , 4 Maurer , 4 Schloffer, 10 Bergleute, Schmiede und Schloſſer befinden ; er kommt alſo kriegsmäßig auf 36, und so die Pioniersection jeder Compagnie nach Maßgabe des portativen Schanzzeuges auf 9 Mann ; für die Friedens

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Wie sehr diese Maßnahme die Selbstständigkeit eines | Graden ging man von der Ansicht aus, daß den Of jeden Infanterie - Truppentheils erhöhen , ihn zur fizieren Gelegenheit geboten sein müsse , sich ungenirt zu bewegen und auch über Angelegenheiten des Ueberwindung von Terrainhindernissen , zur Selbst Dienstes frei aussprechen zu können. Man glaubt beschaffung kunstmäßiger Deckungen 2c. befähigen und hiermit einem noch schlimmer wirkenden Umstande ab mit dem Feld- und Exercirdienste der Infanterie zu -sammenhängen mußte, das springt in die Augen . zuhelfen , da sich sonst im Innern des Betreffenden nur ein äußerst schädliches Vorurtheil oder am Ende In Betreff des zerstreuten Gefechts besagte schon die Instruction vom 14. April 1848 , welche noch gefährlichere Leidenschaften entwickeln könnten. Nach Tische nun versammeln sich sämmtliche Offi= von der Fechtart und Verwendung der Füsilierbatail lone handelte , Neues , und die Cabinetsordres vom ziere des Regiments in dem Billardzimmer , um dort 15. November 1853 und 5. October 1854 betrafen den Kaffee zu nehmen oder die Zeitungen zu lesen. Aber auch hier bewegen sich die Offiziere mit einer einzelne Hinsichten des ersteren ; das Wichtigste und für deutsche Begriffe großen Freiheit. Man spricht Umfassendste dieser Art aber war die vom Prinzen von Preußen ertheilte Instruction in Betreff des zer über Alle und Alles und verschont selbst die Person des Kaisers nicht, welcher von der Mehrzahl der Of streuten Gefechts vom 25. Januar 1855, auf welcher fiziere eben nur als das höchste Staatsoberhaupt, nicht hauptsächlich eine Systematisirung des so viel zweck aber als der Kriegsherr und Fürst betrachtet wird. mäßigeren Gruppen - Tiraillements beruhte. Diese Allein beinahe immer begnügt man sich dem Natio= sämmtlichen und die ihnen conſequenten einzelnen und - mit leichten Anspielungen kleineren Bestimmungen ergänzten und modificirten | nalcharakter entsprechend und einigen Bemerkungen , nur selten oder gar nicht gemeinsam mit den neuen Gewehrhantirungen, welche hört man ein absprechendes oder verleßendes Urtheil. früher erwähnt wurden , das Exercir - Reglement für Ebenso wird über Kameraden nicht scharf geurtheilt die Infanterie von 1849 so bedeutend, daß es schon und überhaupt der Eindruck einer guten Kameradschaft am Ende dieser gegenwärtigen Regierung äußerlich nur noch theilweise maßgebend war. Es ist nicht gemacht, wie sie eben am Ende nur in einer großen bald eine reglementariſche Vorschrift, die zu ihrer Zeit | Armee beſtehen und gedeihen kann . Ein Beweis für diese Behauptung mag auch darin liegen, daß Duelle so neu und wirksam hervorging , so schnell verändert zwischen Kameraden nur äußerst selten vorkommen . worden wie dieses Reglement von 1847, und es ist dieß theils überhaupt dent geistigen Schnelllaufe Außer Dienst lebt der Offizier mit seinem Vor geseßten stets auf dem Fuße der Gleichberechtigung , unserer Zeit , theils den Anregungen , die in seiner wie überhaupt Frankreich das Land ist , in welchem Wirksamkeit dieſes Reglement ſelbſt gab, zuzuſchreiben . die in der Revolution errungene Gleichheit bis zum (Fortsetzung folgt.) leßten Arbeiter herab empfunden und gefordert wird ; er ist höflich und artig gegen denselben, seine Höflich Militärische Reisebriefe aus Frankreich. keit artet aber nie so weit aus, daß er glaubt, keine eigene Ansicht haben und dem Höheren nie wider II. sprechen zu dürfen. Es finden im Gegentheil häufig Die sociale Stellung des Offiziers . sehr belebte Discussionen statt, in welchen es aber dem [S. ] Paris , im Juni 1870. Die sociale Stellung Höheren nie in den Sinn kommt , seine Ansicht als des französischen Offiziers ist basirt auf die Kamerad die ex officio richtige hinzustellen. Dazu aber , daß schaft im umfassendsten Sinne des Wortes. Die Offi solche Discussionen nicht ausarten, mag neben dem dem ziere leben stets zusammen und speisen gemeinschaftlich Franzosen angebornen Takte auch der Umstand beitragen, in ihrer Pension (bei der Garde in der Messe"), daß jeder Vorgesezte oder Höhere dem Niederen gegen wozu sämmtliche ledige Offiziere verpflichtet sind . über Strafgewalt besigt und im erforderlichen Falle Sofort beim Eintreffen in eine neue Garnison wird unter eigener Verantwortung dieselbe sofort gebrauchen mit einem Wirthe ein kündbarer Vertrag über die darf. Doch soll ein solches Gebrauchmachen von der Verpflegung abgeschlossen und von diesem die nöthige Strafgewalt zu den Seltenheiten gehören. Localität zur Verfügung gestellt. Beim Essen selbst Zur Herbeiführung eines kameradschaftlichen Ver hältnisses und einer militärischen Denkungsart mag sind alsdann die Offiziere nach Graden in ver nun aber auch der alle zwei Jahre stattfindende schiedenen Zimmern und hier sogar noch nach Batail Garnisonswechsel dienen , welcher es den Offizieren lonen an besonderen Tischen placirt, so daß z . B. die schwer macht , sich an einem Orte heimisch zu fühlen, Lieutenants eines Bataillons an einem Tische, die des 2. Bataillons am 2. und die des 3. Bataillons am mit den anderen Ständen Verbindungen anzuknüpfen 3. Tische Plag finden .

Bei dieser Trennung nach

stärke findet aber eine entsprechende Reduction statt. Diese Pio niersectionen, resp. Pionierzüge werden hauptsächlich zum Ziehen von Schüßengräben, Schanzenbau, Brückenbau , zur Zerstörung und Wiederherstellung von Wegen zc. verwendet.

und der sie alsdann nöthigt, sich an diejenigen anzu schließen , welche sie in allen Garnisonen vorfinden, nämlich an ihre Regimentskameraden. Der häufige Garnisonswechsel , mehr aber noch das in der Ferne liegende Algier mag wohl auch der Grund ſein, daß ein nur ganz unbedeutender Theil der Offiziere verheirathet

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it (etwa 1/3 der Stabsoffiziere und beinahe gar kein Subalternoffizier) . Die Offiziere haben also weder Familie noch sonstige Bande, welche sie an einen Ort feffeln , fie sind daher darauf angewiesen , sich eine Häuslichkeit im Regiment zu gründen und fest zu: sammenzuhalten. (Schluß folgt.)

Miscel I e. Die französische Panzerflotte. [Nach der Weser-Zeitung" .] Man weiß troß aller Selbstüberhebung in Paris recht gut , daß die französische Armee an der deutschen einen vollkommen ebenbürtigen Gegner finden wird, und daß die Strategen von 1866 den Vergleich mit dem französischen Generalstabe wahrhaftig nicht zu scheuen brauchen. Desto mehr pocht man jezt auf die Weber Legenheit der Flotte , der man eine große Rolle zuzuweisen geneigt scheint. Es würde selbstverständlich Thorheit sein , die Augen dagegen zu verschließen , daß eine solche Ueberlegenheit eriſtirt, und daß sie in dem nun unvermeidlich gewordenen Kriege höchſt wahrscheinlich nach besten Kräften ausgenußt werden wird. Doch ist auch hier die Gefahr nicht so groß , wie es auf den erſten Blick den Anschein haben möchte. Unsere Küsten besißen freilich eine beträchtliche Ausdehnung, aber sie bieten auf derselben wenig verwundbare Punkte dar. Hat uns die Natur den Ueberfluß von guten Häfen und Rheden ver sagt , deren sich andere begünstigtere Länder erfreuen , so hat sie uns damit zugleich nach der See zu eine vor treffliche Vertheidigungsstellung gegeben. Der flach ver laufende Strand, die zahlreichen Untiefen, die weitgestreck ten Watten nnd Sände in den Strommündungen gestatten

Der Größe nach stehen oben an vier Casemattschiffe von 7200 Tonnen und 950 Pferdekraft : „Friedland ", " Marengo “ , „ Ocean “ und „ Suffrèn “ . Sie haben Szölligen Panzer auf 103ölliger Teakunterlage und führen zwölf 24 cm. oder 91/23öllige Geschüße , die Geschosse von 144 kgr. Gewicht werfen. Acht von diesen Geſchüßen befinden sich in der Casematte und die übrigen vier in Die Schiffe find unbeweglichen Thürmen auf Dec. nahezu 288 Fuß lang und 57 Fuß breit ; sie sollen eine Geschwindigkeit von 14 Knoten erreichen. Ihr Tiefgang beträgt vorn 25 und hinten 28 Fuß. Ihnen am nächsten stehen die beiden Schwesterschiffe „ Magenta “ und „ Solferino “ von ca. 6700 Tonnen und 1000 Pferdekraft. Sie führen 52 Geschüße kleineren Kalibers, nämlich 34 von 14 cm., ferner zwei Szöllige Granatkanonen und 16 55Pfünder. Ihr Panzer ist aber nur 45 % Zoll dick. Dimensionen und Schnelligkeit sind sonst nahezu dieſelben wie bei der vorigen Claſſe. Kann man diese Fahrzeuge , obwohl der Name nicht mehr gebräuchlich ist , nach Analogie der alten Be= nennungen als Linienschiffe bezeichnen, so folgen jezt 14 Panzerfregatten mit voller Batterie: die „ Gloire " , " Couronne“ , „ Invincible “ , „ Normandie “ , „ Flandre “, Heroine" , " Provence" , " Gauloise " , " Guyenne" , „ Magnanime “ , „ Revanche “ , „ Savoie “ , „ Surveillante “ und " Valeureuse ". Die Dimensionen sind nahezu gleich. Die ersten vier haben 900 Pferdekraft und 4,7 Zoll Panzerung ; ihr Deplacement schwankte von 5500 bis 6000 Tonnen ; die übrigen zehn haben 5700 Tonnen, 1000 Pferdekraft und 5,93öllige Panzerung. - Die

ersteren sieben führen 26 bis 36 Geschüße , von denen die Mehrzahl 16 cm. Kaliber hat ; die letteren sieben führen nur 14 Geschüße , von denen aber vier 24 cm., die anderen 19 cm. Kaliber haben. Der Tiefgang dieser überhaupt nur an sehr wenigen Stellen die Annäherung Fregatten ist vorn 23, hinten 27 bis 28 Fuß. Es sind tiefgehender Fahrzeuge. Werden an diesen Stellen die die sämmtlich Holzschiffe mit Ausnahme der aus Eiſen er Leuchtfeuer gelöscht, die Feuerschiffe , Tonnen und Baken bauten "2 Couronne" und ,,Heroine". Die 99 Gloire" ist entfernt , so wird sich eine feindliche Flotte dreimal be= das älteste Panzerschiff überhaupt, die ,,Normandie" das finnen , che sie das Aufſegeln in so schwierigen Fahr= | erste, das den atlantischen Ocean gekreuzt hat. Sie ging wassern versucht , besonders wenn dafür Sorge getragen nämlich 1862 nach Meriko. wird, daß sie sich nicht der Hülfe ortskundiger Lootsen Dann folgen neun kleinere Casematt - Schiffe : die oder Schiffer bedienen kann. Ueberdieß können , ohne +99 Belliqueuse", " Alma ", " Armide ", "Atalante " , La daß man zu dem verzweifelten Mittel der Sperrung durch gallissonière " , " Montcalm " , „ Jeanne d'Arc “, „Reine Versenkung von Schiffen greift , die natürlichen Hinder Blanche “ und „ Thetis “ , sämmtlich aus Holz erbaut mit nisse durch ausgelegte Torpedos, an denen hoffentlich kein 5,8 Zoll Panzerung auf 10zölliger Teakunterlage. Die "7 Belliqueuse" führt 12 Geſchüße und hat 500 Pferde Mangel sein wird, bedeutend verstärkt werden , und das System der Küstenbahnen ist, wenn auch leider noch nicht kraft. Die übrigen haben übereinstimmend 450 Pferde ganz vollendet , doch so weit fertig , daß es wohl keine | kraft und führen acht Geſchüße, von denen vier 19 cm ., Schwierigkeiten haben wird , rechtzeitig Truppen an die die anderen vier 16 cm. Kaliber haben. Das Deplace= bedrohten Punkte zu werfen und eine immer nur mit ment ist 3400 Tonnen , der Tiefgang vorn 172 und großen Umständen ausführbare Ausschiffung von Lan hinten 211/2 Fuß. dungstruppen zu verhindern. Von nahezu gleicher Größe sind die hauptsächlich Immerhin wird es von Interesse sein , die Streit zum Gammen und Anrennen bestimmten fünf Widder kräfte, über welche der Gegner verfügt, zu kennen. Wir schiffe : „ Taureau “ , „ Boledogue “ , „ Belier “ , „ Cerbère “ , geben deßhalb zunächst eine Uebersicht des Standes der ,,Tigre " . 99Taurean " führt ein, die übrigen zwei 19 cm. französischen Panzerflotte am Ende des vorigen Jahres , | Geſchüße auf Drehscheiben in festen Thürmen , die leßteren der sich in dem verflossenen Halbjahr nur wenig geändert vier Schiffe haben 530 Pferdekraft , 3400 Tonnen De haben wird. placement und gehen 17 Fuß 9 Zoll vorn und hinten

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tief. Panzerdicke 8,2 3o . " Taureau" ist Bedeutend kleiner und schwächer. Dann begegnen wir in den Listen einem alten Be kannten, dem Thurmschiff „ Rochambeau " , dem früheren „ Dunderberg ber Amerikaner , den die französische Re gierung vor einigen Jahren aus bloßer Angst , daß er den bösen Deutschen in die Hände fallen könnte , für schweres Geld ankaufte. Der Rochambeau" hat 7000 Tonnen Deplacement, 1500 Pferdekraft , geht vorn und hinten 21 Fuß tief, führt 14 Rodman- Geschüße, darunter zwei 15zöllige, und hat eine Panzerhaut von 51/2 Zoll Dicke. Ihm reiht sich der kleine Monitor „ Onondaga " mit vier Rodman- Geschüßen, 250 Pferdekraft und 41/2 zölliger Panzerung an. Schwimmende Batterien weist die Liste fünfzehn auf, nämlich : „ Dévastation “ , „ Foudroyante “ , „ Lave" und " Tonnante zu 18 ; „Paixhans “ , „Palestro “ , „ Peiho " und „Saigon“ zu 16 ; „ Embuscade ", " Impregnable “ , Protectrice ", Refuge " , " Arrogante " , " Implacable" und „ Opiniatre" zu 8 Kanonen. Sämmtliche Geschüße find glatte 55Pfünder. Die Batterien haben einen Panzergürtel von 4,5 bis 5,5 Zoll , 150 Pferdekraft, gehen 8-10 Fuß tief und sollen im Stande sein, sieben Knoten Fahrt zu laufen .

Endlich sind 11 zerlegbare kleine Panzerfahrzeuge zu je zwei Kanonen vorhanden , von denen fünf Maschinen von 24 und sechs Maschinen von 40 Pferdekraft haben. Sie sind für den Dienst auf Flüſſen bestimmt und können unter Umständen sich als sehr brauchbare Kriegswerkzeuge erweisen. Ueber ihre Einrichtung ist uns übrigens nichts Näheres bekannt. Stellen wir die Hauptgattungen der Schiffe noch einmal unter einander, so zählt die französische Flotte an Panzerfahrzeugen : 6 größere (Linien-)Schiffe mit 152 Kanonen, 14 Fregatten mit Batterie mit 228 Kanonen, 9 Casemattschiffe mit 76 , 5 Widderschiffe mit 9 , 2 Thurmschiffe mit 18 , 15 schwimmende Batterien mit 192 , 11 Panzerboote mit 22 : im Ganzen 62 Fahrzeuge mit 697 Kanonen . - Diese Zahl von Schiffen steht wenigstens auf dem Papier. Ob dieselben wirklich alle verfügbar sein werden, ist eine andere Frage ; doch kommt es auf ein Paar mehr oder weniger nicht an, da unfere aus fünf Fahrzeugen bestehende Panzerflotte doch keinen falls in der Lage ist , dem Gegner in offener Schlacht die Spitze zu bieten. Außer den Panzerschiffen zählte die französische Flotte im Jahre 1868 noch) 230 ungepanzerte Schraubendampfer, 51 Raddampfer und 99 Segelschiffe.

Nachrichten.

Preußen.

* Bonn , 12. Juli. [Personalchronik : General Lieutenant v. Fischer - Treuenfeld †.] Vorgestern wurde hier ein Mann zu Grabe getragen , der auch an dieser Stelle auf einen pietätsvollen Nachruf die gerech testen Ansprüche hat : es ist dieß der Generallieutenant a. D. v. Fischer - Treuenfeld, Senior des eisernen Kreuzes. Derselbe war 1788 geboren und trat 1806 nach der blutigen Katastrophe von Jena aus dem Cadettencorps als Offizier in die Armee , kämpfte auch in den für die preußischen Waffen zum Theil siegreichen , immerhin ruhmvollen Schlachten von Friedland und Ehlau. Nach dem in Folge des Tilsiter Friedens sein Regiment auf gelöst worden , wurde er als Inſaſſe des sogenannten Königreichs Westphalen (geboren zu Aschersleben) zur französischen Armee einberufen. Nach erfolgter zweiter vergeblicher Aufforderung ließ er ſtandhaft zum Erſchießen fich vorführen , da er lieber den Tod von Feindeshand wählen als dem verhaßten Feinde dienen wollte. Wäh rend der noch einmal von Freunden und Kameraden ihm ausgewirkten Bedenkzeit gab er endlich dem Drängen nach, dem Morgengrauen patriotischer Erhebung entgegensehend. Im russischen Feldzuge 1812 zeichnete er bei Borodino und Mosaist sich so aus , daß Napoleon ihm das croix d'honneur überreichte. Er hat es jedoch niemals an gelegt , sein tiefwurzelndes deutsches Gefühl widerstrebte

dem und widerstand allen französischen Schmeicheleien wie Drohungen. Auf dem Rückzuge von Moskau erfroren ihm beide Beine , zudem war er verwundet und vor Wilna erblindete er anscheinend rettungslos , so daß er, an Krücken gehend , gestüßt und geführt werden mußte. Fünf Monate später (im Sommer 1813 ) sehen wir ihn schon wieder als Generalstabsoffizier vor der Festung Wittenberg mit Auszeichnung thätig. Im Winter 1813 vor der Festung Gorkum , wo er das eiserne Kreuz sich erwarb, trug er der Art zur Erzwingung der Uebergabe bei, daß in den Tagen der 50jährigen Jubelfeier 1863 die Holländer ihn , de kapitain de Fischer te paard, als Hauptfigur und eigentlichen Befreier verherrlichten . Frühjahr 1814 bei Soissons f. A. , sowie später vor Paris im schärfsten Feuer , wurden seine Verdienste mit dem russischen St. Annenorden honorirt ! Im Sommer 1814 begleitete er als Generalstabsoffizier den Feld marschall Blücher nach London . Im Generalstab wirkte er auch die folgenden Jahre und ebenso während der verschiedenen polnischen Unruhen an der preußisch- russischen Grenze. Von 1830 an als Major beim 4. Infanterie regiment in Danzig, bemühte er sich unter vielfachen An= feindungen , sein Bataillon im Bajonnettiren, Laufschritt, --Turnen u. f s. w. auszubilden, — damals eine unerhörte Neuerung ! 1838 ward er Commandant von Magdeburg, als welcher er sich die allgemeine Achtung und Liebe der · Bevölkerung erwarb , insbesondere auch durch seine

240 menschenfreundlichen praktischen Vorkehrungen und mili tärischen Hülfsleistungen zum Schuß der niedrig belegenen Stadttheile und der nächst angrenzenden Dörfer gegen eintretende Hochfluthen und Eisbrüche der Elbe, wodurch er vorzugsweise 1845 viele Menschenleben rettete. Seinem gleich unerschrockenen wie freundlichen persönlichen Auf treten ist es zu verdanken , daß die Märztage 1848 in dem an politischem Zündstoff reichen Magdeburg ohne jegliches Blutvergießen vorübergingen. Im Jahre 1849 nahm er seinen Abschied und zog bald darauf nach Bonn, woselbst er nunmehr bis zu seinem 83. Lebensjahre in Ländlicher Umgebung seinen Studien und schriftstellerischen Neigungen freien Spielraum laffen konnte. Wir ver danken seiner Feder manche schäzbare Arbeit auf mili tärischem , politischem wie social-wissenschaftlichem Gebiet. An der Erhebung Preußens und Deutschlands in neuerer Zeit nahm er den lebhaftesten Antheil. Rüstigen Körpers und lebhaften Geistes , keinen Augenblick müßig , streng gegen sich , milde und nachsichtig gegen Andere , theil nehmend an Allem, was Menschenbrust bewegt, voll Auf opferung helfend ſeinen Nächsten und Freunden wie dem Fremdesten und Geringsten, niemals klagend, allezeit voll heiteren Ernstes , wußte er sich , ohne danach zu haschen, alle Herzen zu gewinnen. Dafür zeugten auch der lange Zug der Leidtragenden und die weinenden Augen. Alt und Jung von Nah und Fern, Hoch und Gering, Civil wie Militär, - Alles hatte sich zum letzten Ehrengange eingestellt , voran die beiden Söhne , ebenso reich mit Orden der Tapferkeit geschmückt, wie sie reich an ehren vollen Wunden aus den beiden leßten Feldzügen zurück | gekehrt.

Dürfte doch ein Jeder so beklagt zu Grabe gehen, wie süß wäre da das Sterben. Ehre seiner Asche! Frankreich. * Paris , 18 Juli. [Vortrag des Stabsarztes Dr. Morache über die Ernährung des Soldaten.] Der Dr. G. Morache, Professor an der kaiserlichen Schule für Medicin zu Val de Grace hat unlängst einen Vor trag " Betrachtungen über die Ernärhung des Soldaten“ gehalten , welcher viel Beachtenswerthes enthält. Der Redner stüßt sich auf den Ausspruch Friedrich des wenn man eine Armee bauen will , so muß Großen : man mit dem Bauche anfangen , denn dieser ist das Fundament davon " *), und weist an der Hand der Wissenschaft und Erfahrung nach , wie die Soldaten Ration beschaffen sein müsse. Herr Dr. Morache hat zu diesem Behuf viele Studien gemacht, - auch die Schriften des berühmten Chemikers Liebig sind seinem Forscher und liefert demnach eine Arbeit geist nicht entgangen von ebenso hohem praktischen wie wissenschaftlichen Werthe. Dieselbe dürfte demnächst als neues Heft der conférences du ministère de la guerre veröffentlicht werden.**)

*) Vgl. „Friedrich der Große im Unterricht für die Gene rale seiner Armee , von einigen deutschen Offizieren (Leipzig 1819)". **) Die „ Revue militaire française" bringt bereits in ihrem neuesten (Juli-) Hefte den Beginn dieses Vortrags. Wir werden wohl später Gelegenheit haben , auf denselben zurück zukommen. D. Red.

1 An unsere geehrten Mitarbeiter und

Leser !

Der bevorstehende Krieg dürfte uns leicht in die Lage verseßen, die Allgemeine Militär-Zeitung nicht mit der gewohnten Regelmäßigkeit oder in demselben Umfange wie bisher erscheinen zu laſſen. Wir bitten die geehrten Leser gleich im voraus, das Vorkommen eines solchen Falles entschuldigen zu wollen; wir werden später bemüht sein, die Leser möglichst zu entschädigen. Unsere geehrten Mitarbeiter werden uns beſonders verpflichten, wenn sie uns bei dem ――――― Ausmarsch in's Feld , sowie aus der Campagne militärische Briefe wenn auch nur hin und wieder und selbst kleineren Umfangs

zugehen lassen wollen.

Wir werden dagegen

Exemplare der Zeitung mit der Feldpoſt an die uns aufgegebenen Addreſſen folgen laſſen.

Redaction und Verlagshandlung der Allg. Milit.-Ztg.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigfter

Darmstadt,

No. 31 .

Jahrgang.

3. August.

1870.

Inhalt : Auffähe. Die ersten Feindseligkeiten. -Das Festungswesen und die heutige Kriegführung. (Schluß.) - Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Fortseßung.) Militärische Reisebriefe aus Frankreich. II. Die sociale Stellung des Offiziers. (Schluß.) Miscelle. Fleischbrod für den Soldaten. Von Dr. A. Koch in Stuttgart. - Frankreich. K. De Nachrichten. Preußen. Cabinetsordre, die Wiedereinführung des Ordens des eisernen Kreuzes betreffend. cret, die Errichtung von vierten Bataillonen und einem Depot bei den 100 Linien-Infanterieregimentern betr. Die ersten Feindseligkeiten. ** Der Feldzug beginnt ; die französische Armee und die deutschen Truppen vollziehen in diesem Augen blick ihren Aufmarsch. Zwar hat noch keine ernstliche. Affaire von irgend welcher Bedeutung J stattgefunden, gleichwohl ist bereits das erste Blut geflossen. Die französische Nation hat einen großen Fehler begangen: sie hat durch alle ihre Organe (gefeßgebender Körper , Armee , öffentliche Blätter 2c.) ein lautes Kriegsgeschrei erhoben und hat nicht unmittelbar auf das Wort die That folgen lassen. Alle Welt glaubte erwarten zu dürfen, daß nach jenem Lärm sofort eine Ueberschreitung der westlichen Grenze , eine Invasion in irgend ein deutsches Gebiet wenigstens versucht werden würde. Bis heute ist jedoch Alles hier ruhig geblieben ; nichts hat die Vertheidigungsmaßregeln auf deutscher Seite gestört, so daß wir jest schon mit voller Sicherheit nicht allein keine Ueberrumpelung mehr zu befürchten brauchen, sondern uns sogar ver trauensvoll mit dem Gedanken des Angriffs von unserer Seite tragen. Auch die stattgefundenen Scharmüßel an der preußisch- französischen Grenze , in welchen auf fran zösischer Seite stets mehr Leute geblieben find wie auf der deutschen , haben nur dazu beitragen können, unseren Muth zu erhöhen. Der deutsche Soldat hat fich wiederholt als ein ruhiger und sicherer Schüße bewährt , der nur dann sein Feuer abgibt , wenn er

seines Erfolgs ziemlich sicher zu sein glaubt ; dagegen hat der französische Infanterist so unüberlegt und hißig geschoffen , daß er fast niemals getroffen hat. Die Beschaffenheit der Zündnadelwaffe hat sich dem Chassepot-Gewehr gegenüber gleichfalls sehr bewährt,*) doch ist nicht außer Acht zu lassen, daß die bisherigen Erfolge seitens des hohenzollernschen Füsilierregiments Nr. 40, also mit dem leichten Füsiliergewehr (Modell 1860) erzielt worden sind , welches einen beſſeren Schuß gewährt als das gewöhnliche Zündnadelgewehr. Die eigentlichen Kriegsoperationen werden erst demnächst beginnen ; die Wiener " Wehrzeitung " be= rechnet, daß der strategische Aufmarsch der französischen Feldarmee erst am 3. August vollendet sein könne. Es ist also nicht unwahrscheinlich, daß dieser Tag, be= kanntlich der hundertjährige Geburtstag des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III. , welcher in Berlin durch die Enthüllung seines Reiterstandbildes gefeiert werden sollte, nunmehr in anderer und zwar in einer Weise inaugurirt wird, von welcher noch die künftigen Geschlechter sprechen werden. Geschrieben am 28. Juli 1870.

*) Die France militaire, welche erst kürzlich das Zündnadel gewehr als die schlechteste aller Hinterlabungswaffen hingestellt, zicht in ihrer neuesten Nummer (vom 27. Juli c.) bereits andere Saiten auf. Sie sagt unter Anderem Folgendes : La justesse du fusil prussien est grande aux petites distances. Jusqu'à 300 et même 400 mêtres il a une très-grande précision -précision presque égale à celle du fusil modèle 1866 ( Chassepot) .

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Treten zwei Staaten oder mehrere zu einander in kriegerische Verwickelungen , von denen der eine Theil dem anderen entschieden überlegen ist , so wird der schwächere die Kunft zu Hülfe nehmen , sich in Festungen dagegen, wie es heute noch viele in Festungen , verschanzten Lagern oder sonstigen starken allen Staaten Europas gibt , die weder Sperrpunkt | Positionen aufstellen, um durch die Vertheidigung als einer Eisenbahn sind , noch irgend eine strategische stärkere Form das Gleichgewicht der Kräfte herzu Bedeutung besigen , haben bei der heutigen rapiden stellen und nach gewonnenem Uebergewicht zum An Kriegführung gar keinen Werth mehr oder doch nur griff zu schreiten. Wird ein Staat durch einen anderen in seinen Rüstungen bedeutend überholt , so kann er einen so beschränkten unter ganz bestimmten Voraus diese nur vollenden und seine Armee concentriren, segungen, daß sie nicht werth sind, erhalten zu werden ; wenn sie sich auf einen oder mehrere größere Waffen ſie kosten mehr wie sie nüßen, wozu noch kommt, daß fie im Kriegsfall eine Besaßung haben, die an ande❘ pläge stüßen kann . ren Punkten besser zu verwenden wäre. 1866 überholten die preußischen Rüstungen die Die überaus zahlreichen Grenzfestungen , welche österreichischen um ein bedeutendes. Die österreichische nicht nur auf der Nordgrenze Frankreichs vorhanden Armee . sah sich daher , wie der Operationsplan des sind , sondern die auch in gleicher Anzahl auf der Generals Krismanic deutlich ausspricht, in die Gefahr Ostgrenze längs des Rheins und bis zum Fuße der verseßt , in ihrer Concentration gestört zu werden. Alpen fortlaufen , zersplitterten die Streitkraft dieses Das ganze umfangreiche Memoire dreht sich daher Staates in dem Maße, daß dieselbe ganz unzureichend aus diesem Grunde um eine Concentration der öster wurde , den Invasionsheeren der Verbündeten 1814 reichischen Armee in der verschanzten Stellung von und 1815 einen recht kräftigen Widerstand entgegen Olmüß, um gestüßt auf sie den Angriff der Preußen zustellen , wozu namentlich 1814 die von den Fran zu erwarten. Die Armee hat sich dann auch in der zosen mit mehr als 100,000 Mann beseßten , in That um Olmüş concentrirt. Deutschland gelegenen Festungen wesentlich mitgewirkt Kommt es einer kleinen Armee darauf an , Zeit . haben. zu gewinnen , weil sie hofft , Alliirte zu finden , oder Es ergibt sich hieraus ganz unzweifelhaft, daß in deren Herankommen zu erwarten, so muß sie sich eben beiden Feldzügen die überaus große Anzahl von falls gleich beim Beginn der festen Stellungen be Festungen , welche die Franzosen sowohl im Inlande dienen, um gesichert durch sie das Eingreifen der Ver wie im Auslande besaßen, und die sie nicht unver bündeten zu ermöglichen. In dieser Lage befand sich theidigt in Feindes Hand fallen lassen wollten, ihnen Dänemark 1864, als es mit Preußen und Desterreich mehr geschadet wie genügt und die Landesvertheidigung den Krieg begann. Hoffend auf auswärtige Unter durch die Feldarmee geschwächt haben , statt sie zu stützung , verschanzte sich das dänische Heer zuerst in stärken. dem Dannewirke, später in der Düppelstellung und in Solche Festungen müssen rücksichtslos geschleift Fridericia. werden ; Preußen ist auf diesem Wege mit Silberberg 1859 ermöglichte die starke Stellung hinter dem und Rendsburg bereits mit gutem Beispiel voran und dem Tanaro , geftüßt auf Casale und Aleſ Po gegangen , in der richtigen Auffassung : "was nichts , es der piemontesischen Armee, gegen die be ― ſandria nügt, das schadet !" österreichische das Herankommen der versammelte Betrachten wir nun noch in Kurzem die Verhältreits Franzosen abzuwarten. niffe, unter denen in der Zukunft die Festungen eine 1866 mußte Desterreich gegen zwei Gegner Front Rolle spielen werden , so ist vor Allem darauf hinzu Dem im Norden war es vermöge seiner machen. weisen, daß die Festungen nur künstlich vorbereitete Schlachtfelder sein sollen, der Art, daß ein Minimum Feldarmee gewachsen , während für den Süden nicht von Truppen sich mit Aussicht auf Erfolg gegen ein mehr so viel Kräfte disponibel gemacht werden konn ten, um dem Feinde allein durch die Feldarmee ent Maximum vertheidigen kann . gegenzutreten. Erzherzog Albrecht lehnte daher seine Wenn auch durch die Beziehung zu der jedes ca. 90,000 Mann starke Armee an das berühmte maligen Kriegslage ein großer Theil der vorhandenen venetianische Festungsviereck Verona-Peschiera-Mantua Festungen eines Staates gar nicht in die Action ein Legnano, behielt dadurch die Freiheit der Action, die tritt und dadurch dem unkundigen Auge völlig werth er ohne diese Festungen bei dem numerischen Verhält los erscheint , so hieße es doch den Kern mit der nisse der beiden Armeen nie hätte haben können, und Schale fortwerfen, wenn daraus das Ueberlebtsein der schlug die unvorsichtig zwischen den Festungen hindurch Festungen gefolgert werden sollte ; hat doch dafür der vorgehende italienische Armee in der Schlacht von auf dem jedesmaligen Kriegsschauplatz liegende Theil Custozza unter den Wällen Veronas zurück. Die Die ! geäußert sicher Einfluß seinen Festungen der Das Festungswesen und die heutige Krieg= führung. (Schluß.)

allgemeinen Verhältnisse der Kriegslage läßt eben die Festungen, die auf dem Kriegsschauplaß liegen , her vor , die übrigen zurücktreten.

In einem Artikel der Allgem. Milit. -Zeitg. vom 2. October 1869, welcher gegen das moderne Festungs wesen gerichtet ist, sagt der Herr Verfaſſer :

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"Nehmen wir dann das berühmte Festungsviereck | und Sebastopol den Verbündeten unendliche Verluste am Mincio. Dieses unüberwindliche Festungsviered bereitet. Während eines Feldzugs wird der Werth der ist im Jahre 1866 ohne Belagerung in offener Feld= Festungen, wie bereits entwickelt , nach dem Fall der schlacht in Böhmen erobert worden ; wozu dienen denn nun den Desterreichern die vielen Millionen gute Entscheidung zur Geltung kommen. Für die ge Gulden , welche sie in dieses Festungsviereck gesteckt schlagene Armee kommt es aber dann vor Allem darauf an, einen gesicherten Sammelpunkt zu finden, haben ; sie sind doch rein fortgeworfenes Geld ! " Der Saß erscheint als Beweis gegen die Festungen in dem sie sich erholen und in dem sie Zeit gewinnen absolut unverständlich. Wenn Desterreich 1866 trop kann. Gerade diese Bedeutung der großen Waffen des berühmten Festungsvierecks Venetien an Italien pläße wird, so lange es Armeen gibt und Kriege ge abtrat, so lag dieß doch wahrlich nicht an den schlägen werden, eine gleichmäßige, constante sein ; sie Festungen, sondern wohl an anderen politischen Ver hat sich nicht geändert seit den Kriegen Napoleons hältnissen. Die Festungen hatten wohl bereits ihre und wird es nie thun ! Wir können unsere Abhandlung nicht beſſer Schuldigkeit gethan , dadurch , daß sie es überhaupt ermöglichten , gleichzeitig gegen Italien Front zu schließen als mit einem Ausspruch von Clausewitz über machen, und wenn nach dem abgeschlossenen Waffen die Festungen : "1Nur im Kriege selbst erhält man mit der lebendigen stillstand mit den Verbündeten Italien auf seinen Forderungen bestanden hätte, so würden wahrscheinlich | Anschauung den rechten Begriff von dem wohlthätigen im Verein mit der verstärkten österreichischen Süd Einfluß einer nahen Festung unter schlimmen Um Armee diese geschmähten Festungen der italienischen ständen. Sie enthalten Pulver und Gewehre , Hafer Armee in ihrem Rücken sehr unbequem geworden sein. und Brod, geben Unterkommen den Kranken , Sicher Das Königreich Belgien allein ist nicht im Stande, | heit den Gesunden und Besonnenheit den Erschreckten . mit seiner Feldarmee einem Staate wie der nordSie sind eine Herberge in der Wüste !" deutsche Bund oder Frankreich die Spiße zu bieten, es stüßt daher seine Vertheidigung auf das mit den neueſten Hülfsmitteln der Technik und Intelligenz aus Das Exerciren der preußischen Infanterie. • gerüstete Antwerpen, welcher Plaß im Stande ist, die Nach seiner historischen Entwickelung und auf gesammte belgische Armee unter seinen Wällen aufzu feinem gegenwärtigen Standpunkt. ⚫ nehmen. (Fortsetzung.) Das großartigste Beispiel der Bedeutung des Festungskrieges seit Jahrhunderten aber ist Sebastopol. [ -Z-] Waren die militärischen Entwickelungen von 1848-1858 schon sehr rege gewesen, so wurden Vor den Augen des Feindes durch großartige Ar beiten eigentlich erst zur Festung gemacht, rangen hier sie doch von dieser außerordentlichen Bewegung, welche schon während der Regentschaft und noch mehr nach an dem verwundbarsten Theile des russischen Reichs dem Regierungsantritt König Wilhelms I. in alle Nationen Jahre lang um die Entscheidung. In demselben Artikel der Allgem. Milit. 3tg. Partien des Heerwesens kam , noch bedeutend über heißt es : troffen. Unser jeßiger glorreicher Monarch hatte sich „Wenn die Russen sich nicht in Sebastopol ver von Jugend an hauptsächlich dem Kriegsberufe ge bissen , indem sie die Vertheidigung zur National widmet, und als er den Thron bestieg, schon 54 Jahre ehrenfache werden ließen und dabei ihre ganze Kraft im vaterländischen Heere gewirkt und geschaffen. Er erschöpften, so hätten die Verbündeten keine Gelegen galt schon seit lange als die Spiße unſerer militärischen heit gehabt , Rußland auf der Peripherie seines Ge: Intelligenz und hatte zu den Organisationen der biets entscheidend zu treffen." vorigen Regierung viel beigetragen. Als Organisator Da hat der Verfasser gewiß ganz Recht, aber der seit lange, als Feldherr seit 1849 bewährt, von 1854 an Generaloberst der Infanterie , an die Spize aller Krieg besteht nun einmal nicht im Nichtsthun : gleiche an dem Fortbau unseres Heerwesens arbeitenden Kräfte, von denen Jeder auf den Sieg hofft, werden immer die Entscheidung suchen . Kriege schädigen stets Commissionen gestellt, ― so stand er da, und es ge die Wohlfahrt der Länder, sie müssen daher so schnell hörte nur eine einfache Schlußfolgerung dazu , von wie möglich beendet werden, und übermäßig angenehm ihm die äußerste Cultivirung des Heerwesens zu er warten. konnte es doch dem russischen Staat nicht sein , daß seine Häfen jahrelang bloquirt und seine aufblühenden Die Basis und Pulsader dessen , was seit 1859 Handelsverhältnisse für Jahrzehnte zurückgebracht militärisch geschah , bildet diese auf den schwer wurden, während Rußland seinen Gegnern eigentlich wiegendsten Gründen beruhende Heeresreform , nichts anhaben konnte. Rußland rechnete aber gerade welche in ihrer planmäßigen Anlage schon während an dieser Stelle auf den Sieg und war froh, daß die der Regentschaft ganz und weiterhin in ihrem con = Alliirten sich an den Werken Sebastopols verbissen . sequenten Ausbau vollbracht und sowohl dem geistigen Der Sieg der russischen Armee hat wohl während der Ursprung als der kraftvollen Durchführung nach dem Belagerung oft nur an einer Haaresbreite gehangen König selbst verdankt wurde. Aus ihr und durch sie

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entwickelte sich die neueste Organisations- und Kriegs- | 1862, nachdem über das Ergebniß der mit dem ver geschichte unseres Heeres , und die Thatsachen der kürzten Zündnadelgewehr angestellten Versuche Vor letteren zeigten sich mit denjenigen der ersteren in so trag gehalten worden , das Modell 62 desselben mit brünirtem Lauf und Bajonnet unter der Bestimmung stetiger und folgerichtiger Verbindung wie noch nie genehmigt , daß fernerhin die Herstellung der In vorher. Unsere Formationen und Friedensübungen fanteriegewehre nur nach diesem Modell stattfinden genügten für jede Kriegslage , in welche man kam ; solle.*) Dasselbe ist nur das verbesserte Modell 41 , jeder Erfolg unserer Waffen basirte sichtbar auf be stimmten Organiſationsthatsachen , uud wenn die und diese sämmtlichen Infanterie Zündnadelgewehre eigentliche Heeresreform von 1860 dabei das Meifte M/41 , M/60 und M/62 wurden nunmehr in Betreff that, so ist doch dabei keiner der seit 1840 gemachten ihrer Structur , ihrer Behandlung und ihres Schieß militärischen Fortschritte ganz unbetheiligt geblieben. gebrauchs von demselben Unterrichtsleitfaden und der Wenn der Krieg sich so organisch und die Organi | selben Schieß- Instruction erörtert.** ) Wenn unserer sation so kriegsgerecht zeigte , so mußten auch die Armee außerdem noch ein aus dem früheren Jäger Elemente der letteren sich eng zusammenschließen. modell 49 geſchaffenes Zündnadelgewehr für Pioniere Instruction und Exerciren , Exerciren und Felddienst und ein aus österreichischen Beutegewehren hergestelltes und Schießtechnik berührten sich überall ; das Tiraille Zündnadelgewehr für die Landwehr überkam, ſo ſind ment vertheilte sich auf alle Stadien infanteriſtiſcher das wohl nur nebensächliche Erscheinungen ; die Zünd Ausbildung ; die Gymnastik wurde eine immer unent nadelbüchse M/64 ist doch nur ein in gewissen Fällen und Lagen, meist nur für die Defensive, anzuwendendes, behrlichere Hülfsdisciplin , und das eigentliche Erer also bezüglich der Infanterie immer nur ausnahms ciren bildet in diesem Zusammenhange nur noch eine weises Gewehr und wird über diesen Standpunkt nach allen Seiten hin communicirende Mittelgruppe. kaum hinausgeführt werden können. Die Zündnadel Wie man in Folge der bestimmenden Hauptur sachen Schritt für Schritt zu diesem Standpunkt ge gewehre M/60, M/62 und M/65 ſtehen für jet im langt ist , das ergibt nur das Detail unserer ganzen Vordergrunde ; aber auch dieses Dreierlei ist vergäng Heeresgeschichte seit 1840 und zumeist dessen praktische lich , zumal in einem militärischen Zeitalter wie das Durchlebung; die einer kurzen Uebersicht dienlichen unsrige ist , welches so eifrig bemüht ist, die Compli Hauptfacta aber, welche hier noch in Betracht kommen, cationen wegzuschaffen und die vollkommensten Kriegs ordnen sich der Sinnesverbindung nach in mehrere mittel in den einfachsten Formen herzustellen . Schon Hauptkategorien. jezt ist eine weitere Vervollkommnung unseres Zünd: Was zuerst die neu eintretende Zündnadelwaffe nadelgewehrs im Schwunge ; je zweckentsprechender sie betrifft, so bestimmte vorerst der Regent durch Cabinets sich zeigt, desto mehr muß sie zur Herbeiführung des Zeitpunktes , in welchem unsere ganze Infanterie nur ordre vom 4. August 1860 , daß zu Gunsten der in ein möglichst vollkommenes Gewehr haben wird, bei leichte Infanterie umzubildenden Füsilierregimenter das Modell zu einem verkürzten gezogenen Zündnadel tragen. Sehr natürlich war es, daß bei der Einbürgerung gewehr mit Haubajonnet angefertigt und nach dessen des Zündnadelgewehrs in unserer Armee und nach Genehmigung sofort die zu ihrer derartigen Bewaff: nung erforderliche Anzahl Gewehre bestellt werden steter Progression desselben durch kriegsministerielle sollte. Hieran knüpften sich die durch Cabinetsordre Verfügung vom 20. April 1867 festgesetzt wurde, daß vom 4. Juli 1861 hervortretenden vorläufigen Be Uebungen mit dem gezogenen Infanteriegewehr M/39 stimmungen in Bezug auf den reglementarischen Ge fortan nicht mehr stattzufinden hätten***) und so das Miniégewehr factisch aus unserem Heerwesen und brauch des Füfiliergewehrs M/60.*) Für die Jäger Reglement verschwand, nachdem man sich seiner 1866 und Schüßen waren die Zündnadelbüchsen M/49 und nur noch nothbehelflich bedient hatte. M/54 vorübergehend eingeführt , wurden aber dann Der mit dem Zündnadelgewehr überhaupt gegen= durch die Jägerbüchse M/ 65 abgelöſt ;**) und auch ein über dem Miniégewehr gemachte Fortschritt war genau Zündnadelgewehr von größeren Dimensionen , die so genannte Zündnadelbüchse M/64 , welche nicht nur so , wie er sich nachher kriegsmäßig bestätigte , schon 1861 erkannt und präciſirt worden .†) „ Diese beiden gegen die im Festungskriege gebräuchlichen Schußmittel, Gewehre sind in der Trag- und Trefffähigkeit ziemlich sondern auch zum Beschießen größerer Truppentheile brauchbar , durch zwei Mann bedient und ein Object infanteristischer Einübung ist , wurde beschafft.***) *) Militär-Wochenblatt von 1862, S. 236 . Endlich wurde durch Cabinetsordre vom 28. Juli **) Leitfaden zum Unterricht in der Kenntniß und Behand lung des Zündnadelgewehrs M/41 , M/60, M/62 2c. (Berlin, bei R. v. Decker 1867) “ , und „ Inſtruction über das Scheibenschießen *) Militär-Wochenblatt von 1861, S. 199. der mit Zündnadelgewehren bewaffneten Infanteriebataillone **) Die exercitmäßigen Hantirungen mit derselben sind in (Berlin, bei R. v. Deder 1864) “ . den Bestimmungen , betreffend die Ausbildung der Jäger und ***) Armee-Verordnungsblatt von 1867, S. 26. Schüßen vom 18. Juni 1868 " S. 7-20 enthalten. †) Allerhöchste Verordnungen über die größeren Truppen ***) Dafür ist eine von der Direction der Militär- Schießschule übungen laut Cabinetsordre vom 29. Juni 1861. Zweiter Ab schnitt D. S. 33 ff. ertheilte königliche Instruction maßgebend.

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gleich ; das Uebergewicht des Zündnadelgewehrs be | 28. April 1863 aber wurde in Betreff des Laufschritts ruht nur in seiner Schußfertigkeit. Es feuert ohne dahin verfügt , daß derselbe nur da anzuwenden sei, Uebereilung dreimal so oft als das Minié, wird auch wo es darauf ankäme , kurze Strecken schnell zurück im Liegen geladen und findet so, auch in freier Ebene, zulegen.*) eine Deckung , welche sein Gegner entbehrt. Wenn In diesem Laufschritt beruht schon einer von den das Minié oder überhaupt ein Vorderlader dieser hervorspringendsten Berührungspunkten des Exercirens Gegner ist, so kann derselbe in der Ebene weder ein mit der Gymnastik ; der leßteren wurde aber über haupt ein höherer als der bisherige Rang und ein Feuergefecht gegen das Zündnadelgewehr aushalten, noch auch, da er schon auf die Entfernung von 500 specielleres als das bisherige Verhältniß mit der Aus Schritten in ein wirksames Salvenfeuer käme , zum bildung des Infanteristen schon durch die laut Aller Bajonnetangriff gelangen.*) Ein Zündnadelbataillon höchster Cabinetsordre vom 21. October 1860 in Kraft von 300 Mann ist , vermöge der so viel größeren tretende 11Instruction für den Betrieb der Gymnastik Echußfertigkeit dieser Waffe , einem Miniébataillon und des Bajonnetfechtens bei der Infanterie", welche von 900 Mann gewachsen und kann , wenn es das dann 1865 noch officielle Abänderungen erfuhr,**) zugewiesen. Gefecht hinhalten will , Kräfte und Patronen sparen und tiefer fechten als der Gegner ; bei größerer Als weiterhin die Kriege von 1864 und 1866 Truppenmenge gestattet also das Zündnadelgewehr neue Haltpunkte reglementarischer Veränderung er auch mehr hinter einander folgende Treffer als das geben und sich solche auch überhaupt durch Zeit und Minié , es läßt Reserven erübrigen , und man darf Braris herausgestellt hatten , erschienen die durch auch ohne numerische Ueberlegenheit daran denken, auf Allerhöchste Cabinetsordre vom 25. Mai 1867 be die Flanke des Feindes zu wirken, während man ihn fohlenen Bemerkungen zum Reglement und wurden in der Front festhält. Hiernach würde es also der dazu bestimmt , theils als erläuternde Bestimmungen, wie sie allmählig hervorgegangen und jezt zusammen Kriegstaktik des Zündnadelgewehrs aufgegeben sein, den Gegner in ein Feuergefecht zu verwickeln und ihn getragen worden waren, den bezüglichen Paragraphen darin festzuhalten , ihn möglichst auf der Ebene zu des Reglements beigeschaltet zu werden, theils einzelne stellen und tief zu fechten, aber doch so, daß in jedem Paragraphen des leßteren einer gänzlichen oder theil Augenblick die breite Front wieder hergestellt werden weisen Veränderung zu unterwerfen. ***) fann." In Betreff der Ausbildung der Jäger und Schützen Die Fortschritte , welche mit den neuen Modellen seßte eine Allerhöchste Cabinetsordre vom 18. Juni des Zündnadelgewehrs gegenüber dem ursprünglichen 1868 besondere Bestimmungen in Kraft,f) und diese Modell gemacht sind , beglaubigen sich vorerst durch modificirten ebenfalls das Exercir Reglement für die die Resultate der damit angestellten Proben , und zu Infanterie von 1847, in der die Hantirungen mit dem der Zuversicht, daß diese leßteren sich durch die Haupt Gewehr , die Eintheilung der Compagnie , die Com probe , diejenige des Krieges , bestätigen werden , ge pagniecolonne und die zerstreute Fechtart , die Auf langt man durch eine einfache Schlußfolge. Unser stellungen für besondere Zwecke und das Bataillon††) ursprüngliches Zündnadelgewehr war factisch im Krieg betreffenden Partien , und wurden durch allgemeine erfolgreich ; die neuen Zündnadelmodelle sind , bei Bemerkungen in Betreff der Jäger und Schüßen ein gleichem Charakter , factisch wirksamer als dieses ur geleitet. sprüngliche Gewehr ; die gleichartigen Wirkungen des Bei dem Berufe, welchen unsere Infanterie in den Letteren werden also im Kriege bezüglich der neuen neuesten Kriegen erfüllt hat, ist das Exercir-Reglement Modelle höheren Grades hervorgehen müssen. derselben mehr , als man gewöhnlich annimmt , be Die sonstigen Veränderungen des Exercir 14 Regle: theiligt gewesen, und dieß beruhte wesentlich mit auf ments für die Infanterie beruhten zunächst in den unserem auch in dieser Hinsicht schon historisch be= betreffenden Allerhöchsten Verfügungen der Jahre 1861 , währten Nationaltypus. Die Franzosen haben ihre 1862 und 1863. Reglements kriegsmäßig selten inne gehalten, sondern Durch Cabinetsordre vom 17. Januar 1861 wurden ihr Naturell leitete sie meistens zu kriegerischen Im zur Beseitigung derjenigen Verschiedenheiten, welche in provisationen, deren oft günstige Erfolge doch immer den Jahren 1858 , 1859 und 1860 vom Lehr- Jn= etwas vom Lotteriegewinn an sich hatten. Die Defter fanteriebataillon in Bezug auf die Ausführung der Vorschriften des Exercir : Reglements der Infanterie *) Militär-Wochenblatt von 1863, S. 142. zur Sprache gebracht waren , 19 verschiedene Punkte **) Berlin, Decker 1860 und ebendaſelbſt 1865. festgestellt,**) und eine Cabinetsordre vom 20. Februar ***) Bei Decker in solcher Weise gedruckt, daß die betreffenden 1862 bestimmte über zwei andere Punkte ;***) am Blätter dem Reglement leicht beigeſchaltet, reſp. eingefügt werden fönnen. *) Er müßte , ehe er von 500 Schritt ab an den Feind †) Berlin 1868, Verlag von R. v. Decker. käme, etwa 16 Salven des Zündnadelgewehrs aushalten. tt) Bezüglich der aus der Linie, Zug und Angriffscolonne **) Militär-Wochenblatt von 1861 , S. 42. des Bataillons zu formirenden Compagniecolonnen, des Quarrés, ***) Militär-Wochenblatt von 1862, S. 61 und 62. des Sammelns, des Feuers einer Schüßenlinie und der Signale.

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reicher sind durch ihre reglementarischen Formen oft mals zu sehr beherrscht und beengt worden ; in der preußischen Armee aber hat von jeher das Reglement die ihm zustehende Rolle gespielt , ein Hauptwerkzeug des Genies zu sein. Wenn Friedrichs II. Infanterie nicht, so wie es der Fall war, das Laden und Feuern eingeübt hätte , so würde sie bei Mollwig kein über wältigendes Schnellfeuer ermöglicht , also auch nicht gefiegt haben ; ohne die Exactität reglementsmäßiger Evolutionen würden bei Prag und Leuthen die den Sieg entscheidenden Flankenbewegungen unmöglich ge= wesen sein. Mit der vorschreitenden Zeit und Kriegs kunst schien der reglementare Einfluß auf dem Schlacht feld zurückzutreten, aber es schien nur so, und factisch änderte sich hieran nur Formelles . Die Grund: proportion des Reglements mit der Kriegshandlung blieb stehen, da ja das Reglement sich stets im Verhältniß der ganzen Zeit und Kriegskunst mit ver vollkommnet hat , und unser nationaler Typus in seinem Grundwesen derselbe geblieben ist. In dem Kriege von 1864 fußte ebenso wohl diese correcte Umgebung der dänischen Dannewerksstellung als dieser so überaus präcise Recognoscirungskrieg im Sundewitt zumeist auf dem Reglement. Alles war vorher berechnet ; man manövrirte wie auf dem Erer cirplaß und gebrauchte das Zündnadelgewehr wie vor dem Schießstande ; das Vorrücken der preußischen Truppen wurde durch seine nie fehlgreifende Regel mäßigkeit schrecklich ! Wo das , was die preußische Infanterie hier that , nicht unmittelbare Ausführung des Exercir-Reglements war , da befand es sich doch in strenger Folgerichtigkeit mit demselben. Die für die Hauptcorps dieses Krieges ertheilten Instructionen find jede selbst eine Art Reglement und in strenger Consequenz mit den reglementarischen Vorschriften aller Waffen gewesen. In ihnen beruhte stets die wirkliche Maßgabe für die durch sie normirten Actionen ; fie bedachten Alles, gaben aber keine Sylbe zu viel und seßten in ihrer kurzen Ausführlichkeit und ausführ lichen Kürze bei den Truppen, für welche sie gegeben wurden , die größte reglementarische Geläufigkeit und Präcision voraus . In dem Feldzug von 1866 hat unsere Infanterie den Hauptfactor gebildet, und die Entscheidungen sind überall durch sie erfolgt. Sie bewirkte das, wenn von der Menge, die sie vor den anderen Waffen voraus, und dem Heldenmuth, den sie mit ihnen gemein hatte, abgesehen wird, nächst ihrer guten Führung und Dis ciplin hauptsächlich durch ihr Zündnadelgewehr und ihre Manövrirkunst ; da aber die Handhabung des Zündnadelgewehrs reglementarisch vorgeschrieben ist und das Manövriren seine Grundformen und Grund regeln vom Reglement entlehnt , so war es , direct oder indirect, wieder dieses, was hier das Meiste ge than hat. (Schluß folgt.)

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Militärische Reisebriefe aus Frankreich. II. Die ſociale Stellung des Offiziers. (Schluß.) [S.] Ein weiteres Mittel zur Hebung der Kamerad schaft und eine Pflanzschule zur Erweckung kriegerischer Tugenden dürfte auch Algier bieten, in welcher Pro vinz ca. 40 Bataillone stehen , die von Zeit zu Zeit abgelöst werden. Hier nun lernt der Offizier alle Pfiffe und Kniffe des kleinen Kriegs kennen, er wird an Strapazen und an mäßige Lebensart gewöhnt und kommt nach Europa zurück als erfahrener Soldat, der sich in allen Lagen des Krieges zurechtzufinden weiß. Da nun beim Avance ment häufig ein Wechsel im Regiment stattfindet , so kann man annehmen, daß beinahe jeder Offizier während seiner Dienstzeit wenigstens einmal in Afrika gedient hat. Es besißt überhaupt die französische Armee heut zutage eine Menge Subalternoffiziere , welche in den Kriegen der lezten Jahrzehnte ihre Schule durchge= macht haben, und es ist keine Seltenheit, Offiziere zu sehen , welche die Krim - Medaille , die Medaille für Italien sowie für Erpeditionen in Algier zugleich tragen. Daß ein solches Offiziercorps , wenn es richtig geführt wird und vom richtigen Geiste beseelt ist, große Dienste leisten kann , dürfte nicht bezweifelt werden können. Ein Punkt aber ist es , welcher auf die Kamerad schaft von entschieden schlechtem Einfluß sein muß : nämlich das französische Avancementsgeset, nach wel chem sich eigentlich jeder Offizier nach Zurücklegung einer gewissen Dienstzeit sagen kann und muß , daß er von seinem jungen Nachmann übergangen wird . Dieser Punkt wird später noch näher berührt werden, doch tritt derselbe nicht zu scharf hervor , da sich die Offiziere einem Fremden gegenüber , mag er ihnen auch noch so nahe stehen , doch stets in Acht nehmen und nie ganz gehen lassen. Es war daher eine Ab sonderung der verschiedenen Elemente eines Offizier corps nicht bemerkbar. Ebenso benehmen sich die Offiziere Nichtmilitärs gegenüber, mit denen sie über dieß nur wenig verkehren, mit äußerster Zurückhaltung. Außer Dienst gehen die Offiziere wenn nicht in Civilkleidung , was allgemein eingeführt ist - bis Nachmittags 2 Uhr in bequemem Anzug, ohne Säbel, mit Interimsmüße und häufig mit dem Spazierſtock in der Hand. Von 2 Uhr an ist dagegen tenue " vorgeschrieben, d. h. es wird das Käppi, die Epauletten und der Säbel getragen und hierauf sehr streng gesehen. Was nun schließlich die wissenschaftliche Bildung anbelangt , so ist dieselbe selbst bei den aus Kriegs schulen kommenden Offizieren nicht zu glänzend . Diese leßteren nämlich machen in der Kriegsschule einen zweijährigen Curs mit , in welchem alle möglichen Wissenschaften in sie hineingepfropft werden sollen. Beim Austritt aus der Kriegsschule sind sie alsdann meist zu bequem , auf ihre allgemeinen Kenntniſſe

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Miscel I e. weiter zu bauen , und vermöge ihrer nationalen An lage zu leichtsinnig , sich noch mit diesen nicht un Fleischbrod für den Soldaten. mittelbar mit dem Dienste zusammenhängenden Sachen Von Dr. A. Roch in Stuttgart. herumzuschlagen. Man hat nun in neuester Zeit be In der ärztlichen Praris sind die Fälle nicht eben gonnen , in dieser Beziehung auf die Offiziere einzu wirken. Dieselben erhalten jedes Jahr schriftliche Aus ſelten, wo die gesunkenen Kräfte des Patienten eine raſche Zufuhrt räftiger Nahrung erheischen, wo aber der Erfüllung arbeitungen und ist Gelegenheit geboten , den Winter dieser Indication die Abneigung des Kranken vor compacter über im Regiment , beziehungsweise in der Garnison, Speise und die Unfähigkeit zu kauen im Wege stehen. Vorträge über militärische Gegenstände zu hören. Doch Durch Darreichen flüssiger Nahrung, die ohne Inanspruch scheint sich diese Einrichtung bis jezt keiner großen Popularität zu erfreuen . nahme des Kau- Apparats genossen, d. h. getrunken wer In Betreff des vereinigten Lebens der Offiziere den kann, erreicht man gewöhnlich den Zweck nicht, weil in einer Pension existiren zweierlei Arten : die einfache | dieſe Speiſen zu viel Wasser enthalten , wie Bouillon, Suppen, oder nebenbei noch den Magen belästigen , wie Pension , bei welcher einfach ein Vertrag mit einem Milch , oder weil sie dem Kranken rasch Widerwillen Wirthe abgeschlossen wird, und zweitens die sogenannte einflößen , wie (weiche) Eier. Ich kam daher auf den „ Popotte", bei welcher die Offiziere Alles in eigener Gedanken , getrocknetes und gepulvertes Fleisch derlei Verwaltung haben und zu deſſen Leitung eine besondere Kranken einzugeben. Da das im Handel unter dem Commission besteht. Im ersteren , häufigeren Falle schließt man beim Eintreffen in eine Garnison mit Namen Pemmican vorkommende Product wegen seines ranzigen Geschmacks nicht anwendbar ist, so versuchte ich einem Wirthe einen Vertrag über die Anzahl der selbst ein dem Ranzigwerden nicht unterworfenes , also Platten Morgens und Abends und über den Preis ab. Die Anzahl der Platten beträgt Morgens 3 fettfrcies , Präparat herzustellen , was mir alsbald auf bis 4 und Abends 4 bis 5. Eine Aufsicht in dieser eine höchst einfache Weise gelang. Die Erfolge, mit dieſem Fleischpulver bei Kranken und Reconvalescenten erzielt, Beziehung wird nur insofern ausgeführt, als am Ende eines Monats der Tischälteste dem Oberstlieutenant find in hohem Grade befriedigend. Nicht nur , daß es selbst mit Zuckerwasser und süßem Wein getrunken, äußerst (oder beim Jägerbataillon dem Commandanten) eine rasch und ohne Beschwerde verdaut wird , weckt es auch Quittung überreicht , daß Alles bezahlt worden ist. rasch die Eßluft. Doch stand und steht heute noch seiner Man bezahlt hierfür 60-70 Frs. pro Monat. Das ausgedehnten Verwendung ein Umstand hinderlich im zweite System, „ la Popotte", wird in einigen Garni Wege : das Vorurtheil von Seiten der Geſunden wie der sonen angewendet , in welchem die Lebensmittel sehr Kranken . Bei ärmeren Leuten ist es der hohe Preis , theuer sind ; es wird dabei ein Offizier mit Aufkauf der seine Anwendung unmöglich macht. Rechnet man der Lebensmittel, Anordnung der Mahlzeiten, Aufsicht über die Küche und Diener beauftragt. Die Kosten noch hinzu , daß es mir nie gelang , einen Fachgenossen werden jeden Monat umgelegt. Ein anderes ähnliches zu vorurtheilsfreien Versuchen zu überreden, so wird man System besteht darin, daß man mit einem Koch einen es begreiflich finden , daß trot Allem meine Erfindung mir wenig Freude bereitete, obgleich meines Wiſſens das Vertrag abschließt und diesen durch eine besondere Commission (einen Capitän und zwei Lieutenants ) von mir dargestellte Fleischpulver das einzige ist, das dem überwachen läßt. Doch ist dieses System nur wenig Ranzigwerden nicht unterworfen ist, denn auch das eng angewendet. lische soll sich nicht rein an Geschmack erhalten. Die Im Lager haben die Abtheilungen beinahe alle Verwendung von Fleischpulver ist in England längst das von der Garde angenommene System der Messe, eingeführt. nach welchem alle Offiziere zusammenspeisen und man Als im Jahre 1867 der Luremburger Handel anfing, einen Vertrag mit einer Marketenderin (es gibt nur wurde ich von einem Fachmann , dessen Angehörige mit die Marketenderin , welche Sold erhält) abschließt. großem Erfolge vom Fleischpulver Gebrauch gemacht Hier differirt alsdann nur der Modus der Bezahlung, hatten , aufgemuntert , dem f. württembergischen Kriegs und war es z. B. beim 10. Jägerbataillon so , daß ministerium von meiner Erfindung, das Fleisch in trocknem, die Offiziere aller Grade gleich viel , d. h. 71 Frs. gepulvertem , wohlschmeckendem Zustande zu conserviren, pro Monat , bezahlten. In anderen Abtheilungen Mittheilung zu machen. Wenn man bedachte , welchen wurde nach der Verschiedenheit der Chargen bezahlt, Mangel gerade die württembergischen Truppen während und muß z . B. beim 2. Infanterieregiment bezahlen : des Feldzugs von 1866 gelitten hatten, obgleich zwischen ein Oberst und Oberstlieutenant 100 Frs. , ein Batail: ihnen und der Heimath kein Feind und kein Feindesland sich befanden, so mußte man ein compendiöses und leicht Lonscommandeur 90 Frs., ein Capitän 75 Frs ., ein tragbares Nahrungsmittel immerhin als einen bedeutenden Lieutenant 63 Frs . und ein Unterlieutenant 61 Frs. Diese Art der Bezahlung gilt auch bei der Messe | Gewinn für eine bevorstehende Campagne ansehen. Ich stellte daraufhin mein Verfahren , das Fleisch zu conser der Garde, welche sich aber dadurch noch unterscheidet, daß Service, Einrichtung u. dgl. Eigenthum des be viren und zu pulvern , dem k. württembergischen Kriegs miniſterium zur Verfügung, unter Vorlegung von Fleiſch treffenden Regiments iſt. pulver und einem weiteren Präparat, das ich Fleischzwieback

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nannte und das aus den Abfällen bei der Darstellung des Fleischpulvers hergestellt wurde und ebenso wenig dem Ranzigwerden unterworfen ist wie dieses. Die mit beiden Präparaten angestellten Versuche fielen zur vollen Befriedigung der Betheiligten (ein Regimentscommandeur, ein Regimentsarzt und zwei oder drei Offiziere) aus. Die Luremburger Frage wurde friedlich beigelegt , und man fand keine Veranlassung , die von mir angeregte Frage der Feldverpflegung weiter zu verfolgen , um so mehr , als es damals mancherlei zu thun gab und der von mir vorgelegte Plan bei der seit lange, lange her |

bestehenden Verwaltung der Regimenter unausführbar iſt, was ich selbst sofort einsah. Doch da ich einmal mit der Sache mich abgegeben hatte , stellte ich weitere Versuche an, um das in der Kriegshygiene noch ungelöste Problem _______ zum Abschluß zu bringen, das Problem, ein Nahrungs mittel herzustellen, das unter den denkbaren Verhältnissen ohne besondere Mühe vor Verderbniß bewahrt , leicht transportirt und schnell zubereitet werden kann, und das dabei einen vollkommenen Nährwerth hat und wohl= schmeckend ist , ohne den es tragenden Soldaten zum Naschen anzureizen. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Preußen. theidigung einer Festung , die nicht in feindliche Hände * Berlin , 22. Juli . [Cabinetsordre , die fällt, der Commandirende erhalten; Wiedereinführung des Ordens des eisernen 5) alle Vorzüge , die bisher mit dem Besitz des Ehrenzeichens 1. und 2. Classe verbunden waren , gehen Kreuzes betreffend.] Der " Staatsanzeiger" bringt folgende Cabinetsordre: auf das eiserne Kreuz 1. und 2. Classe über ; " Angesichts der ernsten Lage des Vaterlandes und in 6) Ich behalte Mir vor , darüber Bestimmung zu dankbarer Erinnerung an die Heldenthaten unserer Vor ❘ treffen, ob und in wie weit die jezt beſtehenden Kriegs orden und Militär- Ehrenzeichen auch in diesem Kriege fahren in den großen Jahren der Befreiungskriege , will Ich das von Meinem in Gott ruhenden Vater gestiftete zur Ausgabe gelangen sollen. Berlin, den 19. Juli 1870. Ordenszeichen des eisernen Kreuzes in seiner ganzen Wilhelm. " Bedeutung wieder aufleben lassen. Das eiserne Kreuz soll ohne Unterschied des Ranges oder Standes verliehen. Frankreich . werden, als eine Belohnung für das Verdienst , welches * Paris , 20. Juli. [K. Decret , die Errichtung entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde , oder daheim , in Beziehung auf diesen Kampf für die Ehre von vierten Bataillonen und einem Depot bei und Selbstständigkeit des theuren Vaterlandes , erworben den 100 Linien- Infanterieregimentern betr.] wird. Das Staatsministerium hat Mir den Entwurf | Der Kaiser hat auf Antrag des Kriegsministers ein Des einer Urkunde über die Stiftung des eisernen Kreuzes cret genehmigt , wonach jedes der 100 Linien Infanterie unverzüglich vorzulegen. Ich bemerke in Bezug hierauf : | regimenter aus 4 Bataillonen und einem Depot zu bestehen 1 ) die für diesen Krieg wieder in's Leben gerufene hat. Die 3 ersten Bataillone werden 6 Compagnien, das vierte Bataillon und das Depot je 4 Compagnien Auszeichnung des eisernen Kreuzes soll, wie früher, aus zählen. Das vierte Bataillon wird aus den 7 Com zwei Claſſen und einem Großkreuz bestehen. Die Ordens zeichen sowie das Band bleiben unverändert, nur ist auf pagnien der gegenwärtigen 3 Bataillone und der achten der glatten Vorderseite das W. mit der Krone und Compagnie des ersten Bataillons formirt werden. Das darunter die Jahreszahl 1870 anzubringen; Depot wird sich aus den achten Compagnien des zweiten und dritten Bataillons und aus 2 neuen Compagnien 2 ) die zweite Classe wird an einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung , wenn das Verdienst im Kampf organisiren. Die Stelle des Adjutant-Major der vierten mit dem Feinde erworben ist, und an einem weißen Band Bataillone wird von dem Capitän - Schüßenmeister eines Die lettgenannte jeden Regiments versehen werden. mit schwarzer Einfassung , wenn das nicht der Fall ist, Die Aufgabe der Stelle bleibt vorläufig aufgehoben. im Knopfloch , die 1. Claſſe auf der linken Bruſt und das Großkreuz , noch einmal so groß als die der beiden Depots ist bekanntlich, die ausgehobene Mannschaft aus Classen, um den Hals getragen ; zubilden und zur Verstärkung an die Regimenter abzu 3) die 2. Classe des eisernen Kreuzes soll zuerst ver senden. Indessen werden nach Bedürfniß auch noch neue liehen werden ; die 1. Claſſe kann nicht anders erfolgen, Bataillone errichtet werden können , wozu die Depots 2 der alten Compagnien abgeben können, da dieser Abgang als wenn die 2. schon erworben war , und wird neben der letzteren getragen ; durch die einberufene und ausgebildete Mannschaft stets 4) das Großkreuz kann ausschließlich nur für eine leicht zu ersehen sein wird. Die Avancements geschchen theils nach der Anciennetät , theils durch Auswahl aus gewonnene entscheidende Schlacht, nach welcher der Feind allen Offizieren der Infanteriewaffe , nach den Be seine Position verlassen mußte, deßgleichen für Wegnahme stimmungen der Ordonnanz vom 16. März 1838 . einer bedeutenden Festung oder für die anhaltende VerRedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. — Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 32.

Darmstadt ,

Jahrgang.

10. August.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die ersten Kriegsoperationen. — Die Verbindung der Waffen in der französischen Armee im Feldzuge gegen Preußen — 1806. Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Schluß.) - Militärische Reisebriefe aus Frankreich. III. Die Organisation der französischen Armee. Miscelle. Fleischbrod für den Soldaten. Von Dr. A. Koch in Stuttgart. (Schluß.)

Die ersten Kriegsoperationen.

** Die obersten Heerführer der gegenseitigen Streitkräfte : Se. Majestät König Wilhelm und der Kaiser Napoleon haben sich in der lezten Woche auf den Kriegsschauplag begeben , die ersten Kriegs operationen haben begonnen. Beide Regenten haben Proclamationen an ihre Armeen erlassen: Kaiser Napo leon unter dem 29. Juli aus Paris und König Wilhelm am 2. August von Mainz aus. Der erstere wendet fich besonders an die soldats d'Afrique, de Crimée, de Chine, d'Italie et de Mexique, denen es gelingen werde , eine der besten Armeen Europas zu schlagen ; er stellt sich an ihre Spiße , um die Ehre und den Glanz des Vaterlandes zu schüßen und schließt : Le Dieu des armées sera avec nous ! ― Se. Majestät der König Wilhelm betont dagegen die Einmüthigkeit von ganz Deutschland dem angreifenden Nachbarstaat gegenüber und erinnert an den Kampf , den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvollst bestanden". Die Einmüthigkeit Deutschlands ist auch dießmal eine Vor bedeutung des einstigen Sieges ; jeder Deutsche trägt die unerschütterliche Ueberzeugung in sich , daß selbst wenn das Kriegsglück in dem großen Kampfe auch nicht immer auf unserer Seite sein sollte, der endliche Ausgang nicht zweifelhaft sein kann .

Die Ziele der Kriegsoperationen lassen sich natür lich jezt noch nicht übersehen . Die Kriegsgeschichte bietet jedoch lehrreiche Beispiele dar ; sehen wir daher, welchen Kriegsplan die Armeen der Verbündeten im Jahre 1814 befolgten. Das Hauptheer auch "böhmisches " oder „das große Heer" genannt - unter Fürst Schwarzenberg , etwa 250,000 Mann_stark,*) drang durch die Senkung zwischen Jura und Vogesen und über das Juragebirge nach Burgund vor ; das schlesische Heer unter Blücher , ca. 90,000 Mann stark , hatte die schwierige Aufgabe , vom Mittelrhein gerade aus auf Châlons und Vitry , also bis zur Marne vorzugehen ; das Nordheer - resp. die beiden Corps von Bülow und Winzingerode ca. 60,000 Mann stark, war anfangs sehr zersplittert und drang später von Holland in Frankreich ein. Man sieht, der Plan war sehr umfassend : der Einmarsch ge schah in einer Frontlinie , die nicht weniger als 110 deutsche Meilen hatte (vom Zuyder See längs des Rheins bis zur Rhone bei Genf). Diese lange Linie war ohne Zweifel ein Fehler, dem dann auch der langsame Gang der Operationen zunächst zuzuschreiben ist : wir *) Der t. t. Major v. Thielen gibt die Stärke der böh mischen Hauptarmee zu Ende 1813 nur zu 158,278 Mann an. Vgl. der Feldzug der verbündeten Heere Europas 1814 in Frankreich", Wien, 1856, t. t. Staatsdruckerei.

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denken , daß dießmal der Vormarsch in Feindesland | in weit mehr concentrirter Form erfolgen werde. Unzweilfelhaft wird Kaiser Napoleon das Vorgehen der deutschen Truppen sehr bald zu durchkreuzen suchen. Er befindet sich in ganz anderer, weit günstigerer Lage wie sein großer Oheim im Januar 1814 , der , nach dem er die Völkerschlacht bei Leipzig verloren hatte, noch nicht genügende Streitkräfte gesammelt hatte, um aus der großen Getheiltheit seiner Gegner Vortheil zu ziehen (was er später bekanntlich meisterhaft verstand). Während die Verbündeten 1814 die schwachen feind lichen Kräfte vor sich her trieben und nach Zurück legung der Gebirge ungehindert in der Ebene der Champagne ankamen , haben heute die deutschen Trup pen erst noch eine neue Völkerschlacht zu schlagen, und von ihrem Ausfall wird es abhängen , ob sie weiter vorgehen oder sich zurückziehen . Auch dießmal sind die alliirten glücklicherweise reindeutschen - Kräfte getheilt , und zwar in zwei große Armeen : eine Nordarmee und eine Südarmee. Der Oberbefehl über die gesammte deutsche Armee befindet sich in den Händen des Königs Wilhelm ; unter ihm commandiren die bewährten Heerführer | Se. K. H. Prinz Friedrich Carl und General v. Steinmey zwei besonders gegliederte Theile der Nordarmee. Die Südarmee, aus dem bayerischen , württembergischen, badischen Contingent und preußischen Truppen be stehend , führt Se. K. H. der Kronprinz Friedrich Wilhelm. Diese Armeen bilden zusammen eine Truppen masse von solcher Zahl , wie sie bisher noch niemals aufgeboten worden und wie sie Frankreich nicht auf stellen kann ; schon in diesem Umstande muß ein Be weis des endlichen Sieges gefunden werden . Die französischen Streitkräfte, welche den deutschen Truppen gegenüberstehen , sind uns in ihrer Stärke und Zusammensetzung nicht genau bekannt, doch lassen fie sich mit einiger Wahrscheinlichkeit annähernd be rechnen. Kaiser Napoleon führt den Oberbefehl über die ganze Operationsarmee , welche in sechs active Corps und ein Reservecorps (die Garde) eingetheilt ist. Diese acht Corps werden der Reihe nach com mandirt : I. von Marschall Mac Mahon , II . von General Frossard , III. von Marschall Bazaine , IV. von General de l'Admirault , V. von Gene ral de Failly , VI. von Marschall Canrobert , das Gardecorps von General Bourbaki. Außerdem befindet sich eine innere Armee (in der Gegend von Lyon) unter General Montauban , sowie ein Be obachtungscorps an den Pyrenäen ; ein besonderes Truppencops von jedenfalls nur geringer Stärke soll zur Einschiffung bestimmt sein. Die Stärke der Ope: rationsarmee an der deutschen Grenze wird auf etwa 380,000 Mann geschäßt werden können , denen eine um mindestens 70,000 Mann stärkere deutsche Truppen macht schon jetzt gegenüber stehen dürfte. Am gestrigen Tage -- dem Säculartage des Ge burtstags des hochseligen Königs Friedrich Wil helm III. - sollen sich die deutschen Heeressäulen in

Bewegung gesezt und die Grenzen Frankreichs über schritten haben. Ihre nächsten Oprationsziele dürften Nancy und Frouard (Knotenpunkt der Eisenbahnen von Paris nach Mez und von Paris nach Straßburg) sein. Da fie sehr bald auf feindliche Kräfte stoßen mußten , so ist es nicht unwahrscheinlich , daß bereits gestern , jedenfalls aber heute das erste entscheidende Treffen auf feindlichem Boden stattgefunden. Diesen Einleitungsgefechten wird in aller Kürze eine Haupt schlacht folgen müssen . Wir werden also schon in der allernächsten Zeit wichtige Nachrichten vom Kriegs schauplaß zu erwarten und neue Namen von kriegs geschichtlicher Bedeutung zu verzeichnen haben ! Geschrieben am 4. August 1870. *)

Die Verbindung der Waffen in der franzöſiſchen Armee im Feldzuge gegen Preußen 1806. (Nachstehende Abhandlung war schon vor mehreren Wochen zur Aufnahme in die Allg. Mil.-Ztg. bestimmt und mußte wegen mangelnden Raumes bisher zurückgestellt werden. Der soeben ausgebrochene Krieg verleiht derselben heute ein besonderes In D. Red.) tereffe. [v.C.] Der Feldzug 1806 zählt zu den glücklichsten Napoleons, obwohl die Armee, welche geschlagen wurde, trog all' ihrer Mängel nächst der französischen die erste der Welt war. Napoleon selbst stand im Zenith seiner Größe : die bitteren Erfahrungen in Spanien und Rußland hatten noch nicht sein Selbstvertrauen er schüttert, noch nicht an seinem Prestige in der Armee genagt ; überall bisher hatte er sich als der kluge Meister gezeigt. Rechnet man noch hinzu, daß es fast durchweg deutsche Truppen waren, die hier unterlagen, so hat man die Umstände , die gerade das Studium dieses Krieges so vorzugsweise interessant für uns machen. Wenn wir nun von einem einzigen Gesichtspunkte - von dem der Verbindung der Waffen diesen Krieg betrachten wollen, so werden wir zunächst dieje Waffen selbst in ihrer Beschaffenheit und ihrer Stärke uns etwas genauer anzusehen haben. Dann werden wir uns der Art ihrer Verbindung für den Krieg *) Nachschrift am 5. August. Eine soeben ein gegangene telegraphische Depesche berichtet einen glänzenden Sieg der süddeutschen Armee , den dieselbe unter den Augen ihres Commandanten Sr. K. H. des Kronprinzen bei Weißenburg und dem dahinter gelegenen Gaisberg am 4. August Nachmittags 6 Uhr erfochten. „Regimenter des 5. und 11. preußischen, sowie des 2. bayerischen Armeccorps ――― heißt es darin — warfen die franzöſiſche Diviſion des Generals Douay, zum Corps des Marschalls Mac Mahon gehörig, mit solcher Vehemenz zurück, daß dieselbe in Auflösung gerieth und ihr Zeltlager zurück laſſen mußte. General Douay ist todt. Es wurden ein Geschüß erbeutet und über 500 unverwundete Franzosen , darunter viele Turcos , gefangen genommen. (Die franzöſiſchen Gefangenen passirten Darmstadt am Vormittag, das erbeutete und bekränzte Geschütz am Nachmittag des 5. August.) Auf deutscher Seite erhielt General v. Kirchbach einen leichten Streifschuß und haben von den Preußen die Königs-Grenadiere, ſowie das 50. Regiment starke Verluste".

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zuwenden ; demnächst werden wir uns mit der Art | 35,000 Mann, so daß sich die Stärke der gesammten ihrer Verbindung in der kriegerischen Thätig. Infanterie in runder Summe auf 430,000 Mann be Es sind indeß die Regimenter teit selbst , auf dem Marsch sowohl wie im Gefecht laufen haben mag. oder in der Schlacht zu beschäftigen haben , und nicht in ihrer hier angegebenen Stärke ausgerückt : die schließlich wollen wir uns noch die Frage vorlegen, dritten , resp. vierten Bataillone wurden als Ersaß ob und inwiefern ein Abweichen von den sich hier er und Besaßungsbataillone zurückgelaſſen, nachdem man aus ihnen die ausrückenden Bataillone ergänzt hatte. gebenden Grundsäßen bei uns in der norddeutschen Die Revolutionskriege hatten die Infanterie von Armee durchgeführt ist oder noch durchzuführeu wäre. den Fesseln der Linear = Taktik befreit ; Colonnen I. formationen und zerstreutes Gefecht machten ihr das Il faut dans une armée de l'infanterie , de la Auftreten in jedem Gelände möglich und gaben dem cavalerie , de l'artillerie dans de justes proportions, Gefecht einen ganz neuen Charakter . Während sonst sagt der große Kaiser ; ces armes ne pouvent point der erste Stoß entschied , wird die Entscheidung jezt se suppléer l'une l'autre. Les proportions des 3 beim successiven Gebrauch der Streitkräfte durch die armes ont été de tout temps l'objet des méditations Reserven herbeigeführt. Das Festhalten starker Ter des grands généraux. Ils sont convenus , qu'il rain-Abschnitte und vertheidigungsfähiger Dertlichkeiten fallait : 1 ) 4 pièces par 1000 armes , 2) une hat ein schnelles Ueberwältigen durch Anwendung des cavalerie égale au quart de l'infanterie. Linienfeuers und des Bajonnets sehr erschwert und Der Bestand der einzelnen Waffen der französischen zugleich mit der größeren Manövrirfähigkeit die Wahr Armee bei Ausbruch des Krieges war folgender. scheinlichkeit des Eieges des an Zahl Ueberlegenen An Infanterie : sehr bedeutend erhöht. 70 Linien-Infanterieregimenter à 3 Bat. 210 Bat. Die Cavalerie bestand aus 2 Regimentern Cara 19 Linien-Infanterieregimenter à 4 Bat. 76 "I biniers, 12 Regimentern Cüraſſiere , 30 Regimentern 23 leichte Infanterieregimenter à 3 Bat. 69 " Dragoner, 24 Regimentern Chasseurs , 10 Regimentern 12 W 3 leichte Infanterieregimenter à 4 Bat. Husaren , zusammen 78 Regimentern , das Regiment zusammmen : 367 Bat. zu 780 Mann in 4 Schwadronen. Die Garde Die Infanterie war im Großen und Ganzen Cavalerie hatte 3 Regimenter zu 6 Schwadronen ; gleichmäßig ausgehoben , ausgebildet und bewaffnet, rechnet man dazu noch die italienischen Huſaren und wie fich ja Napoleon selbst mehrfach für eine einzige die belgischen Chevaurlegers, so ergibt sich eine Stärke Infanterie ausspricht : Il n'y a plus en qu'une der gesammten Cavalerie von 64,500 Mann. Während seule infanterie. Die Theilung in Linien- und leichte die Infanterie durch Formation, taktische Ausbildung, Infanterie stammte noch aus den Tagen des König Kriegserfahrung , Gewandtheit und Ausrüstung als reichs, wo die leichten Regimenter noch Jägerbataillone jeder anderen Infanterie überlegen bezeichnet werden waren, die sich aus den Gebirgen und den Söhnen muß , läßt sich das von der Cavalerie nicht mit der Forstbeamten recrutirten ; mais la prétention gleicher Sicherheit behaupten. Napoleon selbst scheint n'était pas d'avoir deux infanteries différentes, nicht an die unbedingte Ueberlegenheit seiner Cavalerie puisqu'elles étaient élevées de même, instruites de geglaubt zu haben ; er schreibt an Soult : Il parait, même , armées de même. Wenn eine Compagnie que ce qu'il y a le plus à redouter chez les jedes Bataillons ――――― die Voltigeur- Compagnie mit Prussiens, c'est leur cavalerie. einem leichteren Gewehr bewaffnet war , so war dieß So sehr Napoleon für eine Einheits - Infanterie mehr eine Concession an die kleingewachsenen Leute eingenommen ist , ebenso sehr hält er verschiedene von bewährter Tapferkeit , die man nicht in die Arten von Cavalerie für geboten. La cavalerie Grenadier Compagnien eintheilen mochte und doch légère doit éclairer l'armée fort au loin ; elle auszeichnen wollte. Ce fut un moyen puissant pour n'appartient donc point à l'infanterie. Elle doit l'émulation, que de mettre en présence les pygmées être soutenue, protégée spécialement par la cava et les géants.*) lerie de ligne. Elle est nécessaire à l'avant- garde, Die Stärke der Bataillone war etwas über 1000 à l'arrière-garde, sur les ailes de l'armée. Mann, so daß man die 358 Bataillone (auf dieſe Innerhalb der Linien- Cavalerie legt der Kaiser Zahl kommt man , wenn man 9 Bataillone auf die einen besonderen Werth auf die Dragoner. Sie sollen Colonien abrechnet) auf 393,800 Mann berechnen darf. für den Kampf zu Fuß mit einem Bajonnetgewehr Hierzu kommen noch 8464 Mann der Garde- Infanterie, versehen sein. Mit Ruhm bedeckt in den Feldzügen die in 2 Regimenter Grenadiere und 2 Regimenter in Italien 1796 und 97, haben sie leider an diesem Chasseurs (à 3 Bataillone), sowie 1 Regiment Veliten Kriege bis nach der Schlacht bei Jena zum Theil nur getheilt waren ; außerdem 38 verschiedene Bataillone zu Fuß Theil genommen ; ihre Pferde waren ihnen von Elba, von Corsika , dem Po u. f. w. ) mit etwa genommen, weil sie selbst an der Landung in England Theil nehmen und sich dort auf englischen Pferden *) Franzöſiſche_Citate ohne besondere Angabe der Quelle beritten machen sollten ; erst nach dem Tage von Jena find allemal den Commentaren oder den Briefen Napoleons entnommen. wurden sie auf Beutepferden beritten gemacht, blieben

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aber natürlich hinter ihren früheren Leistungen zurück, wohl namentlich weil ihre Recruten nur für den In fanteriedienst ausgebildet waren. Les dragons sont nécessaires pour appuyer la cavalerie légère à l'avant- garde , à l'arrière-garde et sur les ailes d'une armée. Les cuirassiers sont peu propres aux avant-gardes et aux arrière-gardes. Une division de 2000 dragons , qui se porte rapidement sur un point avec 1500 chevaux de cavalerie légère, peut mettre pied à terre pour y défendre un pont, la tête d'un défilé , une hauteur et attendre l'ar rivée de l'infanterie. De quel avantage cette arme n'est- elle pas dans une retraite ? Die französische Artillerie bestand mit der Garde aus 9 Regimentern Fußartillerie in 182 Compagnien, 6 Regimentern reitender Artillerie in 37 Compagnien und 2 Compagnien reitender Garde-Artillerie. Tak tische Einheit war die Division, zu 12 Geschüßen mit. 2 Compagnien bei der Fußartillerie, zu 6 Geschüßen mit einer Compagnie bei der reitenden Artillerie. Die Fußdivision bestand aus 2 12Pfündern, 8 8Pfündern und 2 Haubigen, die reitende aus 4 8Pfündern und 2 Haubißen. Obgleich die Zahl der Geschüße (etwa 1330) im Ganzen weit geringer war als auf preußischer Seite, so hat sich doch kein Mangel bemerkbar gemacht, was wohl theils in der größeren Beweglichkeit der französischen Artillerie seinen Grund hat, theils in der Abschaffung der Bataillonskanonen , deren zerstreute Aufstellung auf preußischer Seite die Wirksamkeit be deutend verringerte. Troßdem klagt der Kaiser noch : L'artillerie est encore trop lourde, trop compliquée; il faut encore simplifier, uniformer, réduire jusqu'a ce que l'on soit arrivé au plus simple. An einer anderen Stelle sagt er : Une bonne infanterie est sans doute le nerf de l'armée ; mais si elle. ait longtemps à combattre contre une artillerie trés supérieure, elle se démoraliserait et serait détruite. So stark nun, wie wir die einzelnen Waffen hier berechnet haben, haben sie der preußischen Armee nie . gegenüber gestanden : vie! blieb in Frankreich selbst in den Depots und als Bejaßung zurück , namentlich an Infanterie, Manches stand noch in den Rheinbunds Staaten , in Holland , in Italien . Dadurch hat sich dann das Stärke : Verhältniß der einzelnen Waffen unter einander mehr Napoleons eigenen Ansichten ge= mäß gestaltet. Es waren nämlich um Bamberg und Würzburg versammelt : 139,818 Mann Infanterie, 40,613 Reiter (incl. der noch unberittenen Dragoner), 15,391 Mann Artillerie, 3,118 Mann Genie Truppen, 198,940 Mann im Ganzen mit 1327 Geschüßen . Dazu stößt bald noch die Division Victor (zwei französische Regimenter und die Hessen- Darmstädter) 9000, sowie später das Corps Mortiers und holländische und Rheinbunds - Contingente , die Waffen in einem (Fortſeßung folgt.) ähnlichen Verhältniß zu einander.

Das Exerciren der preußischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwickelung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkt. (Schluß.) [-Z- ] Das Ererciren der preußischen Infanterie ist durch alle diese Entwickelungen zu seinem gegen= wärtigen Standpunkte gelangt. Auf demselben wird es einerseits durch das so vielfach ergänzte und modificirte Exercirreglement für die Infanterie von 1847, anderer seits durch die seinen Hülfsdisciplinen zu Grunde liegenden Vorschriften repräsentirt. Das zeigt aller dings eine bedeutende Complication und einen regle mentarischen Durchgang , aber doch nur in den materiellen Hinsichten ; der geistige Faden liegt klar und kann in Kürze und Schnelligkeit schon unter wenigen Gesichtspunkten überblickt werden. Die Ausbildung des einzelnen Infanteristen in volvirt jezt auch die Gymnastik, die Handhabung und Schießtechnik der verschiedenen Zündnadelgewehre und schon einen wesentlichen Theil des Tiraillements . Die Ausbildung ohne Gewehre hält natürlich an dem Hauptinhalte des ersten Capitels des Exercir reglements fest, aber sie widmet sich neben der Stellung den Wendungen auf der Stelle, dem Marsch und dem Schließen , auch den Freiübungen und einer gewiſſen Vorbildung zum Schüßendienst , und je mehr Gegen seitigkeit in diese verschiedenen Elemente des ersten Exercitiums gebracht werden kann , desto fruchtbarer wird das lettere. Die Freiübungen , wie sie durch die Instruction von 1860 und die Abänderungen von 1868 festgesezt sind, *) bereiten den Körper des Re cruten durch die Biegsamkeit und Spannung , welche fie ihm geben , gewiß am geeignetsten zu den mili tärischen Exercitien vor , und es ist also gewiß ſehr zweckdienlich , die militärische Einzelnausbildung mit ihnen zu beginnen, und sie nachher den Exercirübungen ohne Gewehr in entsprechendem Verhältnisse parallel laufen zu lassen. Die den Freiübungen zugehörige und sehr wichtige Uebung des Laufschritts ist auch von dem den Marsch behandelnden §. 3 des Regle ments mit in Betrachtung gezogen, und die in diesem früher festgesette Marschcadence von 108 ist in diejenige von 112 Schritten in der Minute umgewandelt. **) Die Vorbildung zum Schüßendienst knüpft sich an die Freiübungen und bringt dem Recruten bei , wie er fich als Lirailleur überhaupt ungezwungen zu halten, und welche Positionen sein Körper speciell im Stehen, Liegen und in der Bewegung unter steter Rücksicht auf die Objecte des Terrains und die von ihnen ab zusehenden Vortheile einzunehmen hat. Auch ein erster Anfang des Distanzschäßens , welches nothwendig den ganzen Schüßen- und Felddienst durchziehen muß, ge= *) cit. Instruction über den Betrieb der Gymnaſtik 2c. Zweiter Abschnitt. I. A. B. und cit. Abänderungen. **) Allerhöchste Cabinetsordre vom 10. Januar 1861. Milit. Wochenblatt von 1861. S. 23.

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hört schon unter diese Elemente des Tiraillements ; es wird aber genügend sein, wenn man auf dieser untersten Stufe den Recruten nur die Entfernungen in der un bedeckten Ebene je nach bestimmten Haltpunkten mit dem Auge messen und ihn sein Urtheil praktiſch ſelbſt controliren läßt.

lichen Ausbildungszeit bei immer weiterer Vervoll kommnung mit dem Exercirdienst parallel laufen. Die Freiübungen werden, sobald die Recrutenzeit zu Ende geht und die Detail - Ausbildung also mehr in den Hintergrund tritt , in größeren Abtheilungen ausge führt , und wie durch sie die Gelenkigkeit und Be Die Ausbildung des einzelnen Infanteristen mit herrschung des Körpers zu erzielen ist , so soll durch dem Gewehr stellt , gegenüber dem ursprünglichen die sich ihnen anschließenden Rüstübungen die Muskel Reglement von 1847 , jezt allerdings einen neuen fraft weiter entwickelt werden. Das Bajonnetfechten Zusammenhang dar. Eine Ausbildung mit dem ge dient in seinen Schulformen dazu , die Kraft und Be zogenen Infanteriegewehr M/39 gibt es nicht mehr, weglichkeit des Infanteristen für einen bestimmten und dafür treten die Hantirungen mit den Zündnadel: Zweck, denjenigen der Anwendung seines Gewehrs als blanke Waffe , zu entwickeln ; das Contrefechten aber gewehren M/41 , M/60 und M/62, wie sie durch den Ergänzungsbogen von 1858 und die vorläufigen Be lehrt die Anwendung des schulmäßig Erlernten einem stimmungen von 1861 2c. festgesezt sind , ein ; außer Gegner gegenüber. Wenn auch das jezt so voll dem schiebt sich aber hier auch noch die Ausbildung kommene Infanteriegewehr noch viel mehr als früher mit der Jägerbüchse M/65*) und diejenige mit der seinen Hauptwerth als Feuerwaffe hat, und durch seine Zündnadelwallbüchse M/64 in den reglementarischen | außerordentlichen Wirkungen als solche das Nahgefecht sehr in den Hintergrund kommt , so darf doch die Zusammenhang. Noch mehr wie für das I. wird für dieses II. zweite Seite seines Weſens deßhalb nicht vernachlässigt und III. Capitel des Reglements ein ferneres Pensum werden , und es entſpricht schon dem in unserer des Tiraillements sowie eine Mitwirkung der Hülfs : jeßigen Kriegskunst sich ausdrückenden Streben zu disciplinen des Exercirens benöthigt. In ersteres ge möglichster und allseitiger Vollkommenheit , eine so hören sachgemäß die Regeln für das Verhalten des außerordentliche Feuerwaffe auch als blanke Waffe einzelnen Schüßen , sowohl algemein als in Betreff für alle Fälle und Lagen so furchtbar zu machen als möglich. der Benußung des Terrains , des Feuerns und des Mit dem von dem Exerciren des Trupps und der Diſtanzſchäßens , welches lettere sich hier schon auf Compagnie handelnden zweiten Abschnitte des Regle complicirtere Uebungen erstrecken , bei verschiedener ments verbindet sich wohl in natürlichster Weise zu Witterung und in verschiedenem . Terrain stattfinden und mannigfache Objecte mit in Betrachtung ziehen | nächſt dasjenige , was nach Maßgabe der Praxis , in Betreff des Detail Exercirens , der Pioniersection, muß. Eine beginnende Schießtechnik ist nicht bloß des Antretens und Appells und der Aufstellung mit von diesem Distanzschäßen und diesem Studium des Tiraillements , sondern von der ganzen Einzelnaus geöffneten Gliedern und vorgezogenen Chargen wesent lich ist; sodann kommt aus den Allerhöchst befohlenen bildung mit dem Gewehr unzertrennlich ; wie könnte Bemerkungen zum Reglement vom 25. Mai 1867 der einzelne Infanterist für ausgebildet mit seinem hauptsächlich ein neues Compagniequarré, und endlich Gewehr gelten, wenn er nicht zugleich mit den Exercir kommen die vermöge der Bestimmungen , betreffend hantirungen auch den für das Scheibenschießen und die Ausbildung der Fäger und Schüßen vom 18. Juni den Schüßendienst erforderlichen Anschlag, das Zielen, 1868 , eintretenden Modificationen und Ergänzungen das Abkommen und Abziehen nach Maßgabe des Ge wehrleitfadens und der Schieß- Instruction eingeübt in Betrachtung . Das Compagniequarré wird durch hätte ?**) Die Freiübungen haben sich immer noch mit den umgeänderten §. 42 vorgeschrieben und entspricht der Thätigkeit des Soldaten im Gleichgewicht zu halten, nunmehr nach Formation und Commando viel mehr als vorher dem Bataillonsquarré. aber zu ihnen treten jezt auch noch die Gewehr- und Die Compagniecolonne ist nach neuesten Grund Rüftübungen , sowie die Uebungen des Bajonnet= fechtens,***) welche sämmtlich auch jenseits der eigentfäßen derjenige infanteristische Truppenkörper, welcher sowohl seiner Beweglichkeit nach als gegenüber den *) cit. Bestimmungen, betreffend die Ausbildung der Jäger so überaus intensiven Feuerwaffen der Jeßtzeit sich am meisten dazu eignet , in erster Linie als taktische und Schüßen und vom 18. Juni 1868 ad §§. 7 und 20 des Einheit verwendet zu werden. Exercir-Reglements für die Infanterie. **) In dem citirten Leitfaden zum Unterricht in der Kennt In Betreff der Jäger und Schüßen bilden sich niß und Behandlung des Zündnadelgewehrs 2c. handelt der An Aggregate zu den §§. 16 und 35-44 des Reglements, hang vom Schießen und der Anwendung des Zündnadelgewehrs, und in der Instruction über das Scheibenschießen der mit Zünd da die in nur zwei Gliedern stehende Jägercompagnie anders als eine Infanteriecompagnie abgetheilt, *) die nadelgewehren bewaffneten Infanteriebataillone behandelt der §. 9 den Anschlag , S. 11 das Schäßen der Entfernungen 2c., §. 12 das Visir und Korn , und am Schluß dieser letteren Broschüre trieb der Gymnaſtik , und S. 6 ff. und 13 ff. der citirten Ab befindet sich eine Haltetabelle für die Zündnadelgewehre M/41, änderungen. M/60 und M/62. ***) Gewehrübungen S. 22 ff. , Rüstübungen S. 24 ff., Bajonnetfechten S. 39 ff. der citirten Instruction für den Be

*) Nämlich bei 64 Rotten und darüber in 4 Züge und resp. 8 Halbzüge.

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Compagniecolonne anders formirt*) und in den Hin= | Compagnien, welche zum Nachtheile der Befehlsführung sichten des zerstreuten Gefechts trog steter Ueberein früher bisweilen eintrat , kann nicht mehr stattfinden. Der fünfte von der Brigade handelnde Abschnitt stimmung im Hauptsächlichen doch manches Einzelne des Reglements und der die große Parade und das anders gehandhabt wird. In Betreff des das Bataillon behandelnden dritten | Abholen der Fahnen 2c. betreffende Anhang zeigen keine großen und principiellen Veränderungen mehr, und vierten Abschnitts des Reglements ist vorerst wahrnehmbar , daß einige Partien dieses Zuſammen- | und der schon durch die Allerhöchste Cabinetsordre hangs zwar noch auf ihren reglementarischen Pläßen vom 12. Juli 1840 ausgesprochene Grundsaß : „daß die Brigade der größte taktische Körper ist , mit dem geblieben sind, doch aber keine praktische Verwerthung mehr finden, und also auch wohl von einem künftigen Uebungen der reinen Taktik, welche durch Reglements Reglement ausgeschlossen sein dürften . Hierzu gehören vorgeschrieben sind, ausgeführt werden können“, wird namentlich die Achsschwenkungen , die Colonnen festgehalten. Die Infanteriebrigade besteht regulär aus 6 Bataillonen ; dieß wird aber schon durch die formationen durch Voreinanderschieben der Züge und die entsprechenden Deployements aus der Tiefe, sowie Umstände unserer Friedensübungen , und noch mehr die Aufmärsche der geöffneten Colonnen durch das durch diejenigen des Krieges vielfach verändert , und man hat Brigaden von 7 oder 8 , und auch solche Herausziehen der Abtheilungen 2c.; manche andere Be= wegungen werden mindestens nicht mehr so accentuirt von 4 oder 5 Bataillonen ; doch sind mindestens 4 Ba taillone nothwendig, um eine Brigade zu geben , auf wie früher, und im Ganzen und Allgemeinen steht es wohl fest, daß durchweg dasjenige , worin die Form die sämmtliche Bestimmungen des fünften Abschnitts des Reglements angewendet werden können. Die und Complication vorwaltet , was zeitraubend und nicht im richtigen Verhältniß nüßlich , mehr für das Combination von Jäger mit Infanteriebataillonen Auge und den Exercirplaß als für die Praxis und iritirt zwar den rein taktischen Begriff der Infanterie das Feld ist , jest nicht mehr für dauerhaft gehalten brigade nicht, doch wird eine solche nur unter den der werden kann. Bestimmung der Jäger entsprechenden Bedingungen,*) Durch die Allerhöchsten Bemerkungen zum Regle und das Exerciren der Brigade wird alsdann schon ment von 1867 sind durchweg im vierten wie im in einer Feldmäßigkeit stattfinden , welche es den zweiten Abschnitte die Festsehungen in Betreff des zer Uebungen mit vollkommener Berücksichtigung des Ter streuten Gefechts zumeist verändert , und hierin gibt | rains und nach einer zu Grunde gelegten Idee , wie sich nicht bloß dieser gegenwärtige Vorrang des sie meistens mit combinirten Waffen ausgeführt wer Tiraillements, sondern auch eine in der Zeit liegende den, schon annähert. ernstliche Bestrebung kund , es zu einer Art Allein Alles erwogen, kommt es für unser jeßiges Erer: ciren der Infanterie auf die vielseitige und doch con: herrschaft über die Infanterietaktik, welche alle anderen Hinsichten der lezteren davon abhängig machen wird, centrirte Ausbildung , auf die äußerste Schuß- und zu führen. Trefffertigkeit , auf die Intelligenz und Gewandtheit Die Bestimmungen, betreffend die Ausbildung der jedes einzelnen Mannes , auf die schnellsten und ein Jäger und Schüßen, liefern ihre von der Besonderheit fachsten Bewegungen, -- und mit dem Allen auf die der Jägertruppen abgeleiteten Zusäße bezüglich des größtmögliche Entwickelung und Verwerthung des Dritten Abschnitts des Reglements der §§. 64, 80 und Tiraillements an. Das Alles hat seine Consequenz und unaufhörliche 84 in Betreff der Formation der Compagniecolonnen aus dem in Linie oder in Marsch oder Angriffs : Vorwärtsbewegung ; was aber die künftigen Grund: colonne formirten Bataillon ; dem § . 82 in Betreff formen unserer reinen Infanterietaktik betrifft , so ist des Abbrechens und Aufmarsches der Abtheilungen in es nicht schwer, dasjenige nächste Ziel, zu welchem sie der Angriffscolonne und dem § . 92 in Betreff der strebt und das sie wohl noch in diesem Jahrhundert erreichen wird, wenigstens allgemein zu erkennen. Das Formation des Quarrés. Die von dieser Seite her Zweierlei der drei und zweigliedrigen Aufstellung kommenden Aenderungen und Zusäße des Tiraillements unserer Infanterie ist wohl nahe daran , dem ein schließen sich, wie erwähnt wurde , schon dem zweiten Abschnitte des Reglements an. facheren Mechanismus einer unter allen Umständen Nach den neuesten reglementarischen Vorschriften bloß zweigliedrigen Stellung Raum zu geben. **) Die endlich soll die Colonne nach der Mitte in Compagnie: | taktische Einheit des großen Bataillons , wie sie noch gegenwärtig beſteht, tritt mehr und mehr in das Ver colonnen die normale Formation zum Gefechte eines Infanteriebataillons bilden. Die Schüßenzüge bleiben *) Nach den allgemeinen Bestimmungen in Betreff der Jäger auch bei der Entwickelung zur Linie bei ihren Com und Schüßen (S. 4) find lettere zu den Exercirübungen der pagnien ; die Schüßen werden stets von den Com Brigaden heranzuziehen und sollen dort eine angemessene Ver pagnien, welchen sie angehören , unterstüßt , und eine wendung finden, doch aber in keinen Regimentsverband eingefügt Vermischung der dehandirten Mannschaften verschiedener **) Dieß ist zwar bei allen Gefechtsformationen schon jezt der Fall ; es bleibt aber immer noch die dreigliedrige Stellung *) Als rechts abmarſchirte Colonne zu 4 halben, eventuell für das Schul- und Parade - Exerciren reſervirt. Auch dieser ganzen Zügen. Reserve steht ihre Beseitigung wohl schon nahe.

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hältniß einer bloßen Friedensformation, die als solche | 1 Major, 3 Oberadjutanten (capitaine adjutant-major) , nicht dauerhaft ist ; seine Schwerfälligkeit zeigt es, 1 Capitän- Schießinstructor, 1 Capitän-Quartiermeister, selbst mit den Bewandtnissen größerer und rangirter | 1 Capitän für Montirung, 1 Lieutenant-Unterquartier Gefechte , in keinem richtigen Verhältnisse mehr , und meister, 1 Lieutenant-Fahnenträger, 1 Oberarzt 1. Claſſe unsere Infanterie bewegte fich schon während der (médecin major I. classe), I Oberarzt 2. Claſſe, " 1 neuesten Feldzüge meistens in Halbbataillonen oder Aſſiſtenzarzt (médecin aide-major), 24 Capitäns, 24 Compagniecolonnen. Das Quarré wurde auch kaum Lieutenants, 24 Unterlieutenants ; ferner in den meisten mehr gebraucht, und je vollkommener unsere InfanterieRegimentern einen Generalstabslieutenant, welcher als gewehre werden , desto mehr kommt es in das reOrdonnanzoffizier fungirt und zugleich den Truppen servirte Verhältniß einer bloßen „ultima ratio" für dienst erlernt . Als Unterstab sind im Regiment : 3 Adjutanten, außerordentliche Fälle. In diesen aber wird es nach Unteroffiziere, 1 Regimentstambour (Tambourmajor), jezigen Festsetungen stets sehr leicht zu formiren sein, da nur die vier Compagniecolonnen zusammengezogen 1 Büchsenmacher (Sergeant) , 1 Post oder Wagen werden dürfen. meister (Sergeant), 3 Tambour: oder Horniſten- Cor Zieht man noch weitere und in's Einzelne gehende porale, 1 Sappeur- Corporal, 12 Sappeurs, 1 Muſik Folgerungen , so ergibt sich , daß der Abschlußpunkt chef (Lieutenant oder Unterlieutenant) , 1 Unterchef unserer reinen Infanteritaktik des neunzehnten Jahr: der Musik, 50 Musiker. hunderts diese in einem der jeßigen Jägertaktik sehr Die Cadres einer Compagnie bestehen aus den ähnlichen Zustande zeigen dürfte : mit äußerster Schieß schon angegebenen Offizieren und 1 Sergeantmajor, 4 Sergeants, 1 Sergeantfourier, 8 Corporalen, 2 Tam fertigkeit, zweigliedriger Aufstellung und der alleinigen bours oder Hornisten, 1 enfant de troupe. taktischen Einheit der Compagniecolonne, - das Alles auf der Basis eines Ausbildungsreglements , wie es Die Zusammenseßung des Stabes eines Jäger schon früher angedeutet wurde. bataillons beträgt : 1 Commandant , 1 Capitänmajor, 1 Capitän-Adjutantmajor, 1 Lieutenant-Quartiermeister, 1 Lieutenant für die Montirung , 1 Capitän - Schieß Militärische Reisebriefe aus Frankreich. instructor, 1 Oberarzt 2. Classe, 1 Assistenzarzt. Die III. Zuſammenſegung der Compagnie ist die gleiche wie Die Organisation der französischen Armee. die der Linienregimenter. རེ Die afrikanischen Truppen, welche sich meist durch [S.] Die französische Infanterie umfaßt : 1 ) die Garde, 2) die Linie. Werbung recrutiren , haben im Ganzen ähnliche Or Die kaiserliche Garde mit besonderer Recrutirung ganisation , nur sind dieselben mit Offizieren besser besteht aus : 4 Regimentern Voltigeurs , 3 Regimentern versehen , da eine Compagnie deren fünf hat. Von Grenadieren, 1 Regiment Zuaven, 1 Bataillon Jäger diesen fünf Offizieren sind bei den eingebornen Regi zu Fuß, 1 Bataillon Turcos , d. h. eingeborne afri mentern nur 2 Franzosen und 3 Eingeborne (mit anderer Uniform). Lettere können nur bis zum Haupt kanische Infanterie. Die Garde ist durch höheren Sold, größere Anzahl mann avanciren . Ebenso sind von den 18 Unter von Offizieren und gute Auswahl der Mannschaften offizieren der Compagnie 12 Eingeborne . vor der Linie bevorzugt , welche wiederum besteht Die leichte afrikanische Infanterie (3 Bataillone) aus : 100 Linienregimentern , 20 Bataillonen Jäger, besteht aus solchen Leuten, welche im regulären Heer 3 Regimentern Zuaven , 3 Regimentern Turcos , 3 eine Strafe von drei Monaten und darüber abzubüßen Bataillonen leichte algierische Infanterie (Schüßen), hatten und nach der Bestehung noch ein Jahr dienst 1 Regiment Fremdenlegion mit 8 Bataillonen , 7 Com pflichtig sind , doch dürfen es keine Strafen wegen Diese Bataillone , zu entehrender Vergehen sein. pagnien (Straf-) Abtheilung. Die Zuaven , Turcos, Schüßen, Fremdenlegion und Strafcompagnien werden welchen die entschloſſenſten und tüchtigsten Offiziere und hauptsächlich im Dienst in Algier verwendet , und es Unteroffiziere genommen werden, sollen sich durch ihre beträgt somit die gesammte französische Infanterie 115 musterhafte Haltung im Gefecht stets ausgezeichnet haben. Regimenter Infanterie à 3 Bataillone = 345 Batail Die Disciplinarcompagnien find aus solchen Leuten lone, 21 Bataillone Jäger, 20 Bataillone algierischer zusammengeseßt , welche durch die gewöhnlichen Dis Truppen, in Summa 386 Bataillone. ciplinarmittel nicht gebessert werden können. Sie wer Das Regiment hat 3 Bataillone à 8 Compagnien, den mit äußerster Strenge behandelt, zu gemeinnüßigen Arbeiten (Straßenbau 2c.) verwendet und können nach wovon 2 Compagnien Depotcompagnien sind , welche theilweise in anderen Garnisonen als das Regiment einjährigem Aufenthalt in Algier wieder zum Regi alljährlich zur Ausbildung der Recruten bestimmt sind. ment zurückversezt werden. Solche , welche sich auch Der Feldstand einer Compagnie wird 130 Mann in Algier nicht gut halten , werden in die Straf nicht überschreiten, und würde alsdann das Bataillon pioniercompagnie verseßt, in der sie noch strenger be ca. 780 Mann stark sein. handelt werden und keinen Dienst mit der Waffe thun. An Cadres im Frieden zählt ein Regiment : 1 (Fortsetzung folgt.) Oberst, 1 Oberstlieutenant, 3 Bataillonscommandanten,

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MisceIIe. Fleischbrod für den Soldaten. Von Dr. A. Roch in Stuttgart.

(Schluß.) Auf dem schon betretenen Wege, Fleischpulver darzu stellen, gelang es mir auch bald ein Product zu bereiten, das allen diesen Anforderungen entsprach und dem ich den Namen Fleischbrod beilegte . Das zur Verwendung fertige Fleischbrod stellt ein grobes Pulver dar , ähnlich grober Grüße. Es ist vollkommen ausgetrocknet, und ein Pfund davon enthält ein Pfund feinsten Weizenmehls und ein Pfund rohen Fleisches. Soll es als Speise verwendet werden , so trägt man in kochendes Waſſer, das die nöthige Menge Salz enthält , so viel davon ein wie etwa von Grüße oder dergleichen. Nach 6 bis 10 Minuten langem Kochen ist die Speise fertig, welche so fort genossen werden kann. Seht man etwas Butter und etwas Grünzeug beim Kochen zu , so wird der Wohl geschmack sehr erhöht. Während der Monate März und April wurden nun unter meiner Leitung etwa 6 Centner Fleischbrod in der f. württembergischen Feldbäckerei zu Ulm hergestellt. Es wurde hierauf die Anordnung getroffen, daß eine gewisse Anzahl von Soldaten jeden Tag zum Ererciren 2c. mit ihrem Brodsack ausrückte , in welchem eine bestimmte Menge Fleischbrod verpackt war. Diese mehrere Monate während des heißen Sommers 1868 täglich herum geschleppten Proben von Fleischbrod wurden nachher zu Kochversuchen verwendet. Die Ergebnisse waren äußerst günstig . Nicht nur, daß die Offiziere, welche die Wichtig feit der Sache vollkommen einsahen, sich mit dieser Speise befreundeten : auch die gewöhnliche Mannschaft, die gegen alle derartige Neuerungen außerordentlich mißtrauisch und voreingenommen ist, fand Geschmack an den wohlschmecken den Suppen, welche äußerst nahrhaft waren. Ein Pfund Fleischpulver per Mann und Tag genügte, während zu folge der Berechnung nach Moleschotts Angaben 600 Gramm erforderlich wären. Im September des Jahres 1868 wurden auch mehrere Pfund Fleischbrod nach Süd amerika geschickt , wo sie nach zehnmonatlicher Fahrt auf | dem Segelschiff ankamen. Die Kiste wurde in Buenes Ayres geöffnet, und die mit dem Fleischbrod angestellten Kochversuche ergaben , daß es vollkommen wohlerhalten und wohlschmeckend angekommen war. Die Versuche wurden von zwei Deutschen und einem eingebornen Chemiker gemeinschaftlich ausgeführt. Dr. E. Beſſels, der voriges Jahr auf dem „Albert " eine Polarreise als Naturforscher mitmachte, nahm eine größere Portion von dem im Frühjahr 1868 zu Ulm hergestellten Fleischbrod mit. Er hatte Gelegenheit, hoch im Norden all' die guten Eigenschaften des Fleischbrodes zu erproben. Eine kleine Portion, die er wieder mitbrachte, ist jetzt noch in meinem Besiß und noch so wohlschmeckend wie je. Für denjenigen , der weiß , daß getrocknetes Fleisch fast überall auf der Welt als Provision und Handels

artikel vorkommt, daß man dem Brod bei uns von jeher Milch und Eier zuseßt , um seine Nährkraft zu erhöhen, wird es eine selbverständliche Sache sein, daß Fleischbrod wirklich Fleisch und Brod ist , d. h. ein Nahrungsmittel ersten Rangs. Auffallender Weise hat man dieß von ärztlicher Seite angezweifelt. Warum das . württembergische Kriegsministerium meine Erfindung nicht acceptirt hat , bleibe dahingestellt ; es hat dieß bis jezt nur die leidige Folge gehabt , daß ich , entmuthigt durch den Mißerfolg meiner Erfindung, die ich bedingungslos demselben zur Verfügung stellte, mich abhalten ließ , öffentlich davon zu sprechen. Jest, da der Krieg vor der Thüre ist, halte ich es .für Pflicht, damit vor die Oeffentlichkeit zu treten, um wenigstens für meinen Theil dazu beizutragen , daß sich jene Jammer scenen, wie wir sie vom Feldzug 1866 zu lesen bekamen, nicht wiederholen mögen , jene Scenen , wo Verwundete an Erschöpfung fast oder gar umkamen , weil auf dem Wahlplatz absolut nichts eßbares aufzutreiben war. Viertelpfund Fleischbrod kann jeder Soldat in einem Papiersack mit Leichtigkeit in seiner Brusttasche tragen. Geht eine Kugel oder ein Bajonnetstich durch diesen Sac hindurch, so braucht der also Getroffene wohl keine Nah rung mehr. Wird er sonst verwundet und noch lebend gefunden , oder wie es immer gehen mag , so hat er an seinem Fleischbrod eine Nahrung, die ihn nach Umständen 24 Stunden und länger erhalten, jedenfalls aber für den Augenblick oder für mehrere Stunden völlig erquicken kann. Denn wenn man kein siedendes Wasser hat , so kann man das Fleischbrod auch in kaltes Wasser eingerührt trinken. Das Wasser natürlich, das Unentbehrlichste, kann durch das Fleischbrod nicht erseßt werden. Selbſtverſtänd lich kann auch der Geſunde und Unverletzte in Lagen kommen , wo er die einzige körperliche Nahrung in seinem Fleischbrod findet. Der Fall ist wohl nicht denkbar , daß ein Armee commando dem Einzelnen das Mitsichführen einer kleinen Portion Fleischbrod verbieten würde. Ich erkläre mich deßhalb bereit, Jedermann, der sich an mich wendet, das Verfahren bei der Darstellung des Fleiſchbrodes genau mitzutheilen, und mache zum voraus darauf aufmerkſam, daß Fleischbrod so rasch hergestellt werden kann wie Zwieback. (Nach der Augsb. Allg. Ztg.)

Berichtigungen. In Nr. 27 der Allg. Mil.Ztg. Seite 212, Spalte 1 , Zeile 19 v. u. bitten wir zu lesen den statt der , und Spalte 2, Zeile 2 v. o. verwischt statt erreicht; ferner Seite 213, Spalte 1, Anmerk. 1, Zeile 2 v. u. soll es heißen Salankemen statt Salunawen, bann Seite 213 , Spalte 2, Zeile 6 v. u. welche statt welches , endlich Seite 214 , Spalte 1 , Zeile 10 v. o. Truppen statt Truppe. In Nr. 28 auf Seite 220, Spalte 1 , Zeile 11 v. u. Feinde statt Feind , Seite 221 , Spalte 1, Zeile 1 v. u. Lebensluft statt Lebenslust , und Spalte 2, Zeile 16 v. o. soll hinter Organisatoren ein Semi folon sein. -

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 33.

Darmstadt,

Jahrgang.

17. August.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die ersten Kriegsentscheidungen. Bericht des Generals Frossard über den Angriff auf Saarbrücken am 2. August 1870. 1 Die Verbindung der Waffen in der französischen Armee im Feldzuge gegen Preußen 1806. (Fortsetzung.) - Militärische Reisebriefe aus Frankreich. III. Die Organisation der französischen Armee. (Fortseßung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Versuche mit Zelten französischer Construction im Lager von Bruck.

Die ersten Kriegsentscheidungen . ** Der Kampf bei Weißenburg am 4. August, den wir in unserer leßten Nummer noch in aller Kürze dem Leser mittheilen konnten, hat zwei würdige Nachfolger gehabt : am 6. Auguft hat Se. K. H. der Kronprinz mit dem größten Theil seiner Armee das 1. französische Corps unter Mac Mahon bei Wörth entscheidend geschlagen , und an demselben Lage ist das 2. französische Corps unter Frossard von Truppen der Nordarmee unter General v. Steinmeß bei Saar — brücken - resp. auf den Bergen bei Spicheren angegriffen und bis hinter Forbach zurückgeworfen worden. Die französische Armee ist auf ihrer ganzen Linie im Rückzug begriffen und Napoleon selbst tele: graphirt: Meine Verbindung mit Mac Mahon ist unterbrochen . Ich begebe mich nach dem Mittelpunkt unserer Stellungen !" In der That, der Feldzug gegen Frankreich konnte kaum würdiger und glücklicher eröffnet werden als durch diese drei bedeutenden Waffenthaten , die sich Schlag auf Schlag gefolgt sind. Wieder war es der Armee des Kronprinzen beschieden , ähnlich wie 1866 (Nachod Skaliz Schweinschädel) die ersten ent scheidenden Erfolge zu erringen ; und die Tage von Weißenburg und Wörth werden Lichtpunkte in der deutschen Kriegsgeschichte bleiben, die noch in hellerem Glanze strahlen, weil sich hier eine Waffenbrüderschaft

der preußischen und süddeutschen Truppen bethätigte, welche auch für die Zukunft die herrlichsten Früchte verspricht ! Das dicht an der pfälzisch - französischen Grenze gelegene Weißenburg hat bereits einen guten Namen in der deutschen Kriegsgeschichte: am 13. October 1793 griff hier der österreichische General Wurmser mit 40,000 Kaiserlichen und 12,000 Preußen die fran zösische Rheinarmee unter General Karlen an und erstürmte mit großer Bravour die schon im spanischen Erbfolgekrieg zur Deckung des Elsaß angelegten Weißenburger Linien. Am 4. August 1870 wurde nun die alte Festung Weißenburg selbst und der da hintergelegene Gaisberg von preußischen und bayerischen Truppen mit stürmender Hand genommen und der Feind unter Verlust von vielen Todten und Ver wundeten, 800 Gefangenen und einem Geſchüß zurück geworfen. Es war dieß die Division Douay des Mac Mahon'schen Corps ; ihr Führer blieb auf dem Kampfplag. *) An dem Treffen waren — soviel bis

*) Der General Carl Abel Douay , ein Bruder des Com mandeurs des 7. Corps , Felix Douay, war im Jahre 1809 ge boren. Er war 1844 Bataillonschef im 9. Linienregiment und commandirte 1848 bei Sidi Brahin in Algier ein Jägerbataillon . Im Krimkriege zeichnete er sich als Oberst des 2. Voltigeur regiments bei dem Angriff auf den Malakoff aus und avancirte in Folge deffen zum Brigadegeneral; als solcher focht er in der Division de Luzy-Pallissac im italienischen Kriege 1859 bei Mebole

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jezt bekannt geworden - betheiligt das V. preußische Armeecorps (mit den Infanterieregimentern Nr. 7, 37, 47, 50, 58, 59 , also die 17., 18. und 20. Jn. fanteriebrigade mit dem 5. Jägerbataillon), einzelne Regimenter des XI. Armeecorps und die Avantgarde des II. bayerischen Armeecorps unter Generallieutenant Graf Bothmer (speciell das 5., 9., 11. und 14. Infanterie regiment mit dem 10. Jägerbataillon). Die bayerischen Truppen haben Weißenburg , nachdem es durch ihre Artillerie beschossen worden , gestürmt , wogegen die Preußen den Gaisberg mit dem Bajonnet genommen haben, -- sie wetteiferten in Ausdauer und Tapfer feit.*) Ungleich bedeutender und in seinen Folgen wich tiger war der Kampf am 6. August bei Wörth oder Reichshofen. Das Corps Mac Mahon, welches durch Truppentheile der beiden Corps de Failly und Can robert bis auf ca. 80,000 Mann verstärkt worden, wurde von der Armee des Kronprinzen bei ihrem weiteren Vormarsch bei Wörth angegriffen und nach heftigem und blutigem Kampfe zurückgeworfen. Der Hauptkampf entbrannte um das verschanzte Wörth selbst , gegen welches mehrere Sturmangriffe unter nommen werden mußten , wodurch namentlich das Königs - Grenadierregiment Nr. 7 , das 37., 47. und 50. preußische Infanterieregiment , nicht minder aber - auch bayerische und württembergische Truppen große Verluste erlitten haben. Der tapfere Commandeur des XI. Armeecorps, Generallieutenant v. Bose, wurde leider auch verwundet. Dafür war der Sieg ein ent scheidender: nicht weniger als 30 Geschüße, 2 Adler, 6 Mitrailleusen wurden erbeutet und 4000 Mann mit 120 Offizieren (nach späteren Nachrichten noch eine weit größere Zahl) zu Gefangenen gemacht.**) Die (Solferino) mit großer Auszeichnung. (Seine Thätigkeit in diesem Gefecht ist in Nr. 28 und 29 der Allg. Mil . 3tg. von 1866 näher beſchrieben.) Im Jahr 1866 würde er Diviſionsgeneral und stand als solcher bisher in Besançon. Im Jahre 1869 war ihm die Inspection über die Schule von St. Cyr übertragen. *) Ein Specialbericht in der Wiener Preſſe über das Gefecht gibt folgende Details : Die Dispositionen des Gefechts - vom Chef dcs Generalstabs der III. Armce,dem G.-L. v . Blumenthal entworfen , der bekanntlich auch 1866 als Generalstabs- Chef der kronprinzlichen Armee fungirte - ließen, wie ein bayerischer General urtheilt , wegen ihres geistvollen Entwurfs“ absolut nichts zu wünschen übrig. Der Angriff geschah von drei Seiten und zwar so, daß im Centrum wie auf beiden Flügeln Preußen und Bayern gemeinsam kämpften. Der Feind wurde überrascht. In vorzüglicher Weise that die preußische Artillerie ihre Schuldig keit. Es wurde mit sehr schweren Geſchoſſen , meist aber mit 13pfündigen Granaten und 15pfündigen Shrapnels gefeuert, rasch, Schlag auf Schlag, ſicher, kein Schuß ging verloren. Die 15pfündigen Shrapnels haben 88-92 Carabinerkugeln , von denen jede 12/20 Loth Gtwehrpulver enthält. Die 13pfündigen Granaten sind massiv mit einer Sprengladung von 15 Loth Geschüßpulver.. Die Werder Gewehre thaten es der Zünd nadel wo möglich noch zuvor. Die Wirkung des Chaſſepot war gerade so verheerend wie die der deutschen Gewehre , aber nicht intensiver. **) Am Abend des 8. Auguſt famen abermals ca. 1800 Ge fangene von verschiedenen französischen Truppengattungen auf der hessischen Ludwigsbahn durch Darmstadt.

nächste Folge dieses Sieges ist der Rückzug Mac Mahons nach dem Innern ; er soll jezt die Richtung nach Nancy eingeschlagen haben. An demselben 6. August begann auch die I. preußische Armee unter Generul v. Steinmez ihre kriegerische Thätigkeit. Nachdem der Commandeur des 8. Armeecorps General v. Göben am Morgen des 6. bei Saarbrücken eine Recognoscirung vorgenommen, engagirte die 14. Division Mittags das Gefecht und griff den Feind auf den Bergen bei Spicheren an. Dem sich verstärkenden Feind gegenüber wurde die 14. Division durch 3 Bataillone , 2 Batterien und Cavalerie der zweiten Armee (Prinz Friedrich Carl) unterstüßt. Es waren dieß Abtheilungen der Divi ſionen Barnekow und Stülpnagel. General v. Göben übernahm dann das Commando, und es gelang nach sehr heftigem Kampf, (die Höhen bei Spicheren mußten mehrmals gestürmt werden) alle Positionen des Während dieser Frossard'schen Corps zu nehmen. Zeit hatte auch die 13. Division bei Völklingen in's Gefecht eingegriffen und war bis Roffeln vorge drungen ; General v. Steinmeß war gegen Abend auf dem Schlachtfeld eingetroffen und hatte den Befehl übernommen. Der Feind wurde bis hinter Forbach zurückgeworfen und deckte seinen Rückzug durch starkes Geschüßfeuer von Spicheren ; seine Stärke soll 4 Divi fionen betragen haben. Die Verluste dieses langen und blutigen Kampfes waren leider auf preußischer Seite sehr groß ; es fiel u. A. der General v. Francois . Diese drei glänzenden Waffenthaten haben eine sehr große strategische , politische und moralische Be deutung. Wie sie das feindliche Land zu einem Vor marsch bis hinter die ganze Saarlinie bloßgelegt und die vorläufige Abdrängung des Mac Mahen'schen Corps von der französischen Hauptmacht veranlaßt, so haben sie auch die erhebende Zuversicht auf den endlichen Sieg in Deutschland erhöht, die begründetste Angst und Verwirrung in Frankreich hervorgerufen und auf jene Staaten von zweifelhafter Neutralität Dänemark, Italien, Desterreich -- einen sicher sehr zur Vorsicht mahnenden tiefen Eindruck gemacht. Die Unbesieglichkeit der französischen Waffen mit ihren famosen Anhängſeln - Turcos, Mitrailleusen 2c. ist , was sie schon längst war, zur Mythe geworden. und als solche nunmehr allgemein erkannt ! Doch ebenso wenig wie man im Sturm nicht zagen darf, soll man ja auch im Glück nicht jubeln. Seben wir nun zu , was unsere braven deutschen Truppen demnächst zu thun haben werden. An solchen Mark steinen der Geschichte , wie den drei Namen Weißen burg - Wörth ―――― Saarbrücken, tritt uns abermals mit besonderer Klarheit und Kraft die Ueberzeugung entgegen von dem überwiegenden Werth der taktischen Lehre : "/ Schlagen Schlagen und wieder Schlagen ! " Wer schlagen will, hat nothwendig auch die ernsthafte Absicht zu siegen , und hierin liegt doch dasjenige Mittel zum Siege, welches so unfehlbar ist, als mög licherweise nur eins gefunden werden kann. Vereinigt

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fich nun mit dem Nachdruck, den der feste Wille gibt, | corps vollzogene Operation. Gemäß seiner Ordre hatte die Einsicht, die da überlegt wie und wo ? - so kann dasselbe fich jener Pofitionen zu bemächtigen , welche es ja doch eigentlich nie fehlen , und im schlimmsten am linken Ufer der Saar gelegen, die Höhe von Saar Falle wird zwar kein Sieg , aber doch auch keine brücken beherrschen. Die Division Bataille bildete die erfte Linie; Niederlage, nur ein unentschiedenes Gefecht, das zum eigenen Vortheil auszubeuten wiederum Sache des ihr rechter Flügel ftüßte sich auf die Division Laveau Willens ist. Halte dich nicht für geschlagen coupet und eine 12pfündige Reservebatterie, der und du bist es nicht! Die drei deutschen Heere linke Flügel fand Schuß in der ersten Brigade der find also gegenwärtig im beständigen Vorrücken , die Division Vergé und einer zweiten 12pfündigen Batterie. französischen Corps fortwährend im Zurückgehen be= Der General Bastoul , welcher zu Spicheren griffen ; es handelt sich jeßt darum , den Feind nicht zu Athem kommen zu laſſen und ihm, sobald er einen stand und den Befehl hatte , die Bewegungen des zur Vertheidigung geeigneten Terrainabschnitt — wahr rechten Flügels zu leiten , hatte die Ordre erhalten, scheinlich die Mosellinie - gefunden zu haben glaubt zwei Bataillone vorzusenden, um sich des Dorfes St. und sich hier zur Wehr seßt , mit aller Kraft anzu Arnual zu bemächtigen und sodann die dasselbe be herrschenden Höhen in Besiß zu nehmen. Inzwischen greifen und ihm eine Hauptschlacht zu liefern. Bis sollte der Rest seiner Brigade, nachdem er in die vor: jezt sind von der französischen Operationsarmee an der Ostgrenze 4 Corps ganz oder theilweise im Gefecht wärts von Spicheren gelegene Schlucht herabgeſtiegen, gewesen (das I , II., V. und VI.); völlig intact sind in der Front jene Positionen angreifen , welche sich zur Rechten der Straße von Forbach nach Saarbrücken also noch die Corps III ( Bazaine), IV ( l'Admirault), befinden. VII (Douay) und das Gardecorps (Bourbaki), wogegen Der anderen Brigade der Division Bataille war die große preußische II. Armee unter dem Prinzen Friedrich Carl - bis auf ein zum Theil bei Saar als Angriffsobject . das obengenannte Terrain des ――― Schlachtfeldes überwiesen ; dasselbe war durch drei brücken engagirtes Armeecorps noch gar nicht in's Feuer gekommen ist. General Leboeuf hat das Amt Escadrons des 5. Chasseurregiments aufgeklärt worden . Endlich sollte der Oberst Du Ferron vom 4. eines Major Generals niedergelegt , und an seine Chasseurregiment mit einer Escadron seines Regiments Stelle soll Trochu getreten sein ; Marschall Bazaine bat das Obercommando über die bei Mez vereinigten und mit zwei Bataillonen der 1. Brigade der Divis Truppen , General Decamp den Befehl über das sion Vergé eine Recognoscirung bis nach Gersweiler III. Corps übernommen, diese Vorgänge erinnern vornehmen , um die Bewegungen des 2. Corps mit sehr an die kurz vor Königgrät bei der f. k. öster denen des Marschalls Bazaine zu verbinden. General Bataille führte sofort seine erste Brigade reichischen Armee vorgenommenen Personalverände ruungen und beweisen, daß das Vertrauen selbst auf vor ; er ging über die Abhänge zur Linken der Saar: brücker Straße und stellte die Verbindung mit ſeiner französischer Seite zu ihrer bisherigen oberen Führung sehr geschwächt ist. 2. Brigade durch ein Bataillon des 23. Linien- In Juzwischen sehen die drei deutschen Armeen ihren fanterieregiments her. Vormarsch in das feindliche Land auf mehreren Linien In aufgelöften Colonnen marschirend und durch ungehindert fort , um sich gemäß dem Moltke'schen zahlreiche Tirailleurs gedeckt , hatten die Bataillone Princip: getrennt marschiren -- vereint schlagen" des 23. und 8. Linienregiments schnell die verschiedenen dann zu concentriren, wenn die Chancen für die große Terrainhindernisse zurückgelegt , welche das sehr cou pirte und beholzte Gelände bietet. Ein Bataillon des Entscheidungsschlacht für uns günſtig ſtehen ! Geschrieben am 12. August. 8. Linienregiments, welches sich mitten durch das Ge hölz dirigirte, folgte der Eisenbahn bis zur Höhe des Dorfes Trotany ; hier sammelten sich die Bataillone des Regiments und kamen gleichzeitig auf dem Exer Bericht des Generals Froſſard über den An cirplaß zur Rechten an. griff auf Saarbrücken am 2. Auguſt 1870. Auf den Höhen, vor der Front des 66. Regiments, (Nachstehenden Bericht haben wir aus der soeben uns zu ließ General Bataille eine seiner Batterien auffahren, gegangenen Nr. 65 der France militaire vom 6. August über eine andere etablirte er auf dem Exercirplaß, um den fragen , da dieß Actenstück des ersten franzöſiſchen „ Sieges" unseren Lesern immerhin von Interesse sein wird. Nach dem Bahnhof zu beschießen und das Feuer der feindlichen selben waren also von französischer Seite die drei Diviſionen Artillerie, welche zur Linken von Saarbrücken Stellung Bataille , Laveaucoupet und Vergé bei dem Gefecht be= genommen, zu beschießen. Die preußische Artillerie theiligt; ihnen gegenüber kämpften auf preußischer Seite nur das 2. Bataillon des niederrheinischen Füsilierregiments Nr. 40, drei konnte unser Feuer nicht aushalten und mußte sich Escadrons des rheinischen Manenregiments Nr. 7 nebst vier weiter zurückziehen . Geschüßen; das Verhältniß der beiderseitigen Truppen war also Auf meinen Befehl fuhr die 12pfündige Reserve : etwa wie 1 : 14. D. Red.) batterie auf, um das Feuer der Batterie auf dem Sire! Ich habe die Ehre , Ew. Majestät Bericht Exercirplaß zu unterstüßen , und in leßter Linie kam zu erstatten über die am heutigen Tage vom 2. Armee die Mitrailleusenbatterie der 2. Division herbei , um

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vollständige Unordnung in den Reihen der feindlichen | Offizieren ; 2 Unteroffiziere find durch Kugeln getödtet, 20 Mann todt oder verwundet. Infanteriecolonnen herbeizuführen , welche hierauf die Stadt räumten. Das 8. Linienregiment hat 2 Verwundete. Während dieses Artilleriekampfes fonnten die Von der 3. Division wurde 1 Sergeant getödtet, Truppen Se. Majestät den Kaiſer mit dem kaiserlichen | 1 Soldat verwundet. Prinzen auf demselben Terrain begrüßen, von welchem Den Bericht des Oberst du Ferron habe ich noch sie soeben den Feind vertrieben hatten. nicht erhalten. Man schäßt seinen Verlust auf ein Die Truppen hatten das Bivouac zwischen 9 und Dußend Verwundete. 10 Uhr Morgens verlassen . Der Oberstlieutenant Auch den Bericht des Commandeurs des 10. Jäger Thibaudin vom 67. Regiment , welcher mit zwei bataillons (3. Division) habe ich noch nicht empfangen. Bataillonen seines Regiments zu einer Offensivbewegung Die Truppen lagern in den Positionen , die sie auf St. Arnual commandirt war, fand dieß Dorf stark erobert haben. besezt und vertheidigt von Positionsbatterien, die auf Ich habe einige Verschanzungen in ihrer Front dem rechten Ufer der Saar standen. und Flanke aufführen lassen, ebenso sind einige Ver Um diese Artillerie zu bekämpfen , ließ General haue zum Schuß unserer Batterien hergestellt worden. Micheler, dessen Brigade zur Unterstüßung des Ich war sehr befriedigt von der Begeisterung und Generals Bastoul herbeigezogen worden, eine Batterie Entschloffenheit der unter meinem Befehl stehenden vom 15. Regiment vorgehen , welche ein wirksames Truppen. An diesem ersten Tage haben unsere Sol Feuer auf die preußische Artillerie eröffnete. daten Beweise von Energie gegeben , welche die Be Der Oberstlieutenant Thibaudin konnte nun, unter stüßt durch ein Bataillon vom 40. Linienregiment und schwerlichkeiten eines langen Marsches und Kampfes leicht erträgt. Die Commandeurs constatiren die die Geniecompagnie der 3. Division, sowie mit Hülfe Ruhe ihrer Leute im Gefecht , ihre Unerschrockenheit der Flankenbewegung des Oberst Mangin , welcher mit dem Rest des 67. und mit dem 66. Regiment zu und ein immer wachsendes Vertrauen auf ihre Waffen. Ich behalte mir vor , die Namen der Militärs seiner Linken herankam, das Dorf St. Arnual nehmen. Grade zur Kenntniß Ew. Majestät zu bringen, aller Er ließ es durch das Bataillon des 40. Regiments welche besonders ausgezeichnet zu werden verdienen. und durch die Geniecompagnie beseßen ; hierauf nah: Die Ziffern unserer Verluste, welche ich im Augen men die Bataillone des 67. Regiments mit großem blick erhalten, sind 6 Todte und 67 Verwundete. Schwung (élan) die Abhänge des Hügels von St. Arnual und seßten sich auf der Höhe angesichts Saar Der Divisionsgeneral, Gouverneur des kaiserlichen brücken fest. Prinzen, Commandant en chef des 2. Corps . Frossard. Mit nicht geringerer Entschlossenheit bemächtigte sich das 66. Regiment der Höhen bis zum Exercir play, indem es den Feind successive aus allen seinen Positionen vertrieb. Die Verbindung der Waffen in der franzöſiſchen Die Bewegungen der Infanterie wurden wirksam Armee im Feldzuge gegen Preußen 1806. unterſtüßt durch das 5. Chaffeurregiment unter Befehl II. des Oberst v. Sereville. Die Escadrons durch [v. C.] Wie wurden nun aber diese Waffen ge suchten mit Hülfe der Tirailleure der Infanterie alle mischt und für den Kriegsgebrauch handlich zuſammen Terrainfalten und nahmen mit großer Schnelligkeit die Höhenkämme , von wo sie den Feind signalisiren gestellt ? konnten. In den Uebungslagern hatte sich Napoleon über: zeugt , daß die Eintheilung einer großen Armee in Das 12. Bataillon der Jäger zu Fuß und die Divisionen als leßter Einheit nicht zweckmäßig ist : er Geniecompagnie der 2. Diviſion bildeten die Reserve des Generals Bataille ; sie nahmen die Truppen der stellte Armeecorps zusammen von allen Waffen , an fänglich jedes Corps aus drei Divisionen ; daran hat 1. Brigade auf dem Exercirplaß auf. er sich jedoch nachher nicht mehr gebunden : il est Die 1. Brigade der Division Vergé , welche die 2. Linie bildete, hielt sich beständig auf 4-500 Meter in der Nähe der 1. Linie und deckte sich möglichst durch das Terrain . Die bis jezt mir zugegangenen Berichte constatiren folgende Verluste : Das 66. Linienregiment hat 1 Offizier todt ( de Bar), der Capitän Adjutant-Major Prevat ist sehr schwer verwundet , dem Lieutenant Laramey ist die Schulter durchschossen ; außerdem zählt das Regiment 15 bis 16 Todte oder Verwundete. Das 67. Linienregiment hat keinen Verlust an

bon , que les corps d'armée ne soient pas égaux entre eux, qu'il y en ait de 4 divisions , de 3 di visions, de 2. Il faut au moins 5 corps d'armée d'infanterie dans une grande armée. Je nach dem Zweck, den er mit dem einen oder anderen Corps er reichen wollte , oder auch nach der Persönlichkeit des Führers stellte er die Diviſionen in Corps zuſammen. Zu den Vortheilen der Corpseintheilung zählte er namentlich die größere Schnelligkeit der Verbreitung der Befehle und die temporelle Widerstandsfähigkeit eines solchen Corps gegen große Uebermacht.

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An Cavalerie erhielt jedes Corps, aus wie vielen | übernommen hatte , und Augereau auf Coburg und Infanteriedivisionen es auch zusammengesezt sein Saalfeld. Den drei Colonnen voraus ward der Groß mochte, nur eine leichte Cavaleriebrigade von 2 bis herzog von Berg (Murat) geschickt. Er sollte von 3 Regimentern (Chasseurs oder Husaren) . Der Rest Kronach aus mit den zu seiner Disposition gestellten der Cavalerie wurde in eine große Cavaleriereserve leichten Cavaleriebrigaden des 1. und 5. Corps , sowie der leichten Brigade der Cavaleriereserve und einem zusammengestellt , aus der Napoleon den Corps zu besonderen Zwecken wohl noch Verstärkungen zugehen auf Wagen gefeßten Infanterieregiment das Terrain ließ. vor der Armee und zwischen den Colonnen aufklären, Nachrichten einziehen und Gefangene machen. Si la Jede Infanteriedivision hatte eine Artilleriedivision cavalerie légère doit former les avant- gardes , il von 12 Geschüßen . Im Park zählte jedes Corps eine faut donc, qu'elle soit organisée en escadrons, en gleiche Anzahl von Geschüßen , aus denen auch im brigades , en divisions , pour qu'elle puisse Bedarfsfall die Cavalerie des Corps unterstüßt wurde. Den schweren Cavaleriedivisionen (Carabiniers und manoeuvrer, car les avant-gardes, les arrière-gardes Cürassieren ) wurde eine reitende Batterie , oder auch ne font pas autre chose. Elles poursuivent ou se retirent en échiquier, se forment en plusieurs wohl eine Division beigegeben ; die Dragoner- und leichten Cavaleriedivisionen erhielten meist ein Paar lignes ou se plient en colonne, opérent un change Geschüße. ment de front avec rapidité pour déborder toute Die Stärke der Infanteriedivisionen ist auch eine une aile. C'est par la combinaison de toutes ses sehr variable : wir finden sie aus 3, 4 und 5 Regi évolutions , qu'une avantgarde ou une arrière mentern zusammengefeßt. Das 1. Corps (Bernadotte) garde inférieure en nombre évite les actions trop umfaßte in drei Infanteriedivisionen 18 Bataillone ; vives, un engagement général et cependant retarde das 3. Corps (Davoust) und das 4. Corps (Soult) assez l'ennemi pour donner le temps à l'armée d'arriver, à l'infanterie de se déployer, au général in ebenso viel Diviſionen 28 Bataillone ; das 6. Corps (Ney) und das 7. (Augereau) hatten jedes in zwei en chef de faire ses dispositions, aux bagages, au Divisionen 17 Bataillone , das 5. Corps (Lefebvre) parc de filer. L'art d'un général d'avant- garde in ebenso viel Divisionen 19 Bataillone. Die leichte ou d'arrière-garde est sans se compromettre de Cavaleriebrigade beim 1. , 3. und 5. Corps hatte contenir l'ennemi , de retarder , de l'obliger à 3 Regimenter , beim 6. und 7. 2, beim 4. 4 Regi mettre 3 ou 4 heures à faire une lieue. La tac menter. tique seule donne les moyens d'arriver à ce grand Dem entsprechend variirt die Mannesstärke der résultat ; elle est plus nécessaire à la cavalerie qu'à l'infanterie à l'avant- garde ou à l'arrière Corps von 16,000 Mann (beim 7. Corps, Augereau) garde que dans toute autre position. bis zu 35,000 Mann (beim 4. Corps, Soult) . Da zwischen liegen : das 6. Corps (Ney) mit 21,000 Außer dieser allgemeinen Avantgarde der Armee hatte natürlich jede der Colonnen ihre eigene Avant Mann, das 5. (Lefebvre) mit 22,000 , das 1. (Ber garde , hauptsächlich auch aus Cavalerie beſtehend, nadotte) mit 23,000 und das 3. (Davouſt) mit 33,000 Mann. aber doch aus allen drei Waffengattungen gemischt. Il faut , qu'une telle avant- garde soit composée Die Cavaleriereserve bestand aus zwei Cürassier d'une bonne cavalerie légère , soutenue par une divisionen, fünf Dragonerdivisionen und zwei leichten bonne réserve de cavalerie de ligne et d'excellents Brigaden. Jede Division hatte 4 bis 6 Regimenter, bataillons d'infanterie , et de bonnes batteries die beiden leichten Brigaden zusammen nur 3 Regi menter. d'artillerie. Il faut , que ces troupes soient bien Die Garden (9000 Mann) hatten ihre eigene instruites, que les généraux , les officiers et les soldats connaissent également bien leur tactique, Eintheilung in zwei Infanterie und zwei Cavalerie chacun selon le besoin de son garde. Une troupe, brigaden. Ebenſo blieb die bayeriſche Diviſion für sich. qui ne serait pas instruite ne serait qu'un objet III. d'embarras à l'avant-garde. Demgemäß sehen wir Die nun solcher Gestalt verbundenen und ge= z. B. die Ney'sche Avantgarde vor und in der Schlacht gliederten Waffen, in welcher Art hat man sie auf bei Jena zusammengesezt aus der leichten Cavalerie: dem Marsch und im Gefecht gehandhabt? brigade seines Corps, einem leichten Infanterieregiment und je einem combinirten Grenadier- und Voltigeur: Als Napoleon seine Armee bei Bamberg und bataillon. Würzburg concentrirte , mußten die Corps von Ber nadotte , Lefebvre und Soult ihre leichte Cavalerie In Bezug auf eine zu enge Verbindung der leichten Cavalerie mit der Infanteriedivision sagt der Kaiser: bereits bis Kronach , Königshofen und Kreussen vor: schieben. Als dann der Krieg wirklich erklärt war, la cavalerie légère ne peut pas être attachée à ging die Armee in drei Colonnen vor : Soult , Ney un corps particulier d'infanterie pour en suivre und die Bayern auf Hof , Bernadotte , Davoust , die les mouvements. Il serait plus naturel de réunir Garde und die Cavaleriereserve auf der großen Leip son administration à celle de la cavalerie de ligne que de la faire dépendre de celle de l'infanterie, ziger Straße auf Schleiz; Lannes, der Lefebvres Corps

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avec laquelle elle n'a aucune connexion ; mais elle doit avoir son administration separée.

Armee das Schlachtfeld zu öffnen. Die Batterien, unter Deckung der Tirailleurs , drangen weiter vor. Den hier ausgesprochenen Ansichten gemäß sehen Auch in dem Sondergefecht, das General Holzen= wir denn auch die Gefechte von Schleiz und Saalfeld | dorf bei Rödchen hatte , sehen wir bald starke In eingeleitet und durchgeführt. Die erste Meldung, die fanterie durch den Marschall Soult entwickelt , keine Prinz Louis Ferdinand bei Saalfeld über den An Artillerie, wie es scheint ; sie mochte den steilen Rand marsch der Franzosen erhält , berichtet , der Feind des Plateaus noch nicht erklommen haben oder wollte scheine sehr stark an Cavalerie zu sein, gewiß ein nicht ohne bestimmtes Object in den dichten Nebel Beweis , wie ausgiebig und richtig zugleich der hineinknallen ; die Cavalerie des Corps auch hier Marschall Lannes hier diese Waffe zu benußen ver wieder zurückgehalten , bis die Preußen den Rücken standen hat. Kaum waren die ersten Infanterie- und wenden , dann aber gegen Cavalerie ebenso gern wie gegen Infanterie losgelassen. Cavalerie-Abtheilungen aus der Gebirge bei Garns dorf debouchirt , ſo fährt auch sofort am Hange des Stundenlang sehen wir den Kampf auf ein hef Gebirges eine Batterie auf , die sich gar nicht mit tiges Artillerie- und Schüßenfcuer beschränkt , sobald den feindlichen beiden einläßt , sondern sehr bald die aber irgendwo Infanterie den Rücken wendet, ist die preußische Cavalerie zwingt zurückzugehen . Kaum hat französische Cavalerie sofort zum Einhauen bereit, was nachher die preußische Artillerie den Lerchenhügel ihr allerdings noch nicht immer glückt. räumen müssen, so eröffnet auch von dort sofort eine Als schließlich auch Vierzehn = Heiligen genommen französische Batterie ihr Feuer. Die Cavalerie sehen ist und man den Anmarsch Rüchels gewahr wird, wir, nachdem sie des Feindes Stellung erkundet , zu ist auch bereits auf dem Sperlingsberge die gesammte Artillerie des Lannes'schen Corps aufgefahren , ge rückgehalten, bis die anderen Waffen den Feind mürbe deckt durch eine Infanteriebrigade, und empfängt die gemacht , dann aber zur völligen Vernichtung schließ lich wieder losgelaſſen . preußischen Echelons mit einem mörderischen Feuer. Aehnlich wie im Anfang des Feldzuges verfuhr | Auch hier wieder ist die franzöſiſche Cavalerie bei der Hand , um von der Gelegenheit zu profitiren ; das Napoleon nun auch wieder nach dem Gefecht bei erste Mal abgeschlagen, nimmt sie bald darauf ganze Saalfeld , als er mit seiner Armee links schwenkte. Haufen gefangen. Der Großherzog von Berg voran mit der leichten Cavalerie der Cavaleriereserve und der leichten Ca= Eine Massenverwendung der Cavaleriereserve nach valeriebrigade des 1. Corps ; die einzelnen Corps mit der Schlacht wurde dadurch unmöglich , daß sie zu ihren eigenen Avantgarden dahinter ; das 3. Corps spät und nach sehr anstrengenden Märschen herankam, (Davouft), das direct auf Naumburg marschiren sollte überdieß auch die Schlacht bis zur Dunkelheit gedauert und den rechten Flügel bekam, verstärkt durch eine hatte. Faits Dragonerdiviſion aus der Cavaleriereſerve. Aehnlich wie Napoleon bei Jena sehen wir battre la plaine , schärft der Kaiser dem Marschall | Davouſt bei Auerstädt verfahren. Ueber das Defilé von Kösen wirft er zunächst Cavalerie, um Nachrichten ein, par toute votre cavalerie légère. Als dann bestimmtere Nachrichten über die preußische Armee vom Feinde zu bekommen ; ihr . folgen zwei Infanterie: eintreffen, wird der Großherzog von Berg wieder von regimenter mit starken Schüßenschwärmen und Ar Naumburg auf Jena dirigirt ; es wird ihm dabei die tillerie , die , als man in feindliches Artilleriefeuer Cavaleriebrigade des 1. Corps wieder abgenommen kommt , sofort auf der Chauffée zwischen den beiden und statt ihrer die Dragonerdivision , die ein Paar Infanterieregimentern auffährt und demnächst im Ver Tage lang bei Davouſt war , unter seine Befehle ge= ein mit den Infanteriequarrés die preußische Cavalerie wiesen. So elaſtiſch war der ganze Zusammenhang abschlägt. Bei Auerstädt wie bei Jena sehen wir die der Heertheile unter einander , daß dergleichen ohne preußischen Haufen einen nach dem andern zerschellen Schädigung der einzelnen Glieder sowohl wie des an den starken Feuerlinien der Franzosen. Scheinbar Dienstbetriebes im Allgemeinen in's Werk gesezt wer: sehen wir einen successiven Gebrauch der Kräfte , den den konnte. doch die Theorie als eins der Mittel zum Siege hin Die Disposition Napoleons für die Schlacht bei stellt, mehr auf preußischer Seite in Anwendung ge= Jena weist den Marschall Lannes im Centrum an, bracht als auf französischer ; aber auch nur scheinbar, auch den übrigen Heertheilen durch Wegnahme des denn die successive Entwickelung hat nur den Sinn, vorliegenden Dorfes Closwiß das Betreten des Pla: daß sie gestattet, mit geringen Kräften verhältnißmäßig teaus von Jena zu ermöglichen ; er soll deßhalb be bedeutende feindliche Kräfte zu absorbiren und dann reits bei Tagesanbruch seine Artillerie in die Inter mit einer Uebermacht von zurückgehaltenen friſchen vallen der Schlachtlinie nehmen und Closwiß von der Kräften die Entscheidung zu geben. Und unter dieſem Artillerie der Division Suchet beschießen lassen, dem Gesichtspunkt sehen wir die Franzosen verfahren, nächst angreifen und das Dorf nehmen Dem Befehl während das ſucceſſive Hineinwerfen der einzelnen gemäß war nach dreistündiger Arbeit es dem vereinten preußischen Corps , Divisionen und Regimenter mehr Wirken von Lannes' Infanterie und Artillerie gelungen, den Stempel einer mangelnden Ueberlegung trägt. das Dorf zu nehmen und damit der französischen Obwohl dieses langsame Vorgehen feindlicher Streit

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kräfte im Angriff viel schwerer ist als in der Ver theidigung , so sehen wir doch die Franzosen meister: haft darin zu Werke gehen. Lebhaft geführte , lang dauernde Schüßen- und Artilleriegefechte verführen den Gegner zum vorschnellen Gebrauch seiner Streit kräfte um so leichter, als sie ab und zu durch kleine geschlossene Angriffe von Infanterie und Cavalerie unterbrochen werden. Die Entscheidung wird dann leicht in dem Augenblick herbeigeführt durch frische Massen , wo der Vertheidiger keinen ernsten Anfall mehr erwartet ; wenn seine Reihen wirklich schon er schüttert und gelichtet sind, ſo ſind nicht einmal mehr Maſſen nöthig, die geringste frische Truppenmacht ge nügt zum zertrümmern . Auch nach der Schlacht bei Auerstädt mußte die unmittelbare Verfolgung über das Schlachtfeld hinaus durch Cavalerie unterbleiben. Davoust hatte nur die Brigade seines eigenen Corps mit sich gehabt ; sie war zu ermüdet. Erst am anderen Morgen schickt sie Davoust zur Verfolgung vor ; indeß griff Napoleon bald selbst in diese Dinge ein, indem er dem Soult' schen Corps mit einer Dragonerdivision die nächste Verfolgung übertrug und den Großherzog von Berg mit dem Ney'schen Corps auf Erfurt detachirte. Der weitere Verlauf des Feldzuges bietet in Be zug auf Waffenverbindung nichts Neues dar . Zwei französische Corps und ein großer Theil der Cavalerie: reserve folgen zunächst den geschlagenen Heerresten in den verschiedenen Richtungen und ernten die Früchte, die am Tage von Jena und Auerstädt noch stehen geblieben waren. Auch die wenigen Gefechte, die noch geliefert werden , zeigen das neinandergreifen der Waffen in der geschilderten Weise. Erwähnt ſei nur noch, daß in dem Gefecht bei Zehdenick preußische Dragoner die Havelbrücke der Vorstadt abgesessen mit Carabiner und Pistole vertheidigen gegen französische Cavalerie, bis diese endlich auch absigt und mit der Schußwaffe sich den Uebergang erzwingt. (Schluß folgt.)

Militärische Reisebriefe aus Frankreich. III. Die Organiſation der franzöſiſchen Armee. (Fortseßung.) [S. ] Die Cavalerie besteht aus im Ganzen 63 Regimentern, und zwar: 1) Garde Cavalerie : 1 Regiment Cüraffiere und je 1 Regiment Carabiniers , Dragoner, Ulanen, reitende Jäger und Husaren ( Guiden) , zuſammen 6 Regimenter ; 2 ) Linien Cavalerie : 10 Regimenter Cürassiere, 12 Regimenter Dragoner, 8 Regimenter Ulanen, 12 Regimenter reitende Jäger, 8 Regimenter Husaren ; 3) algierische Reiter: 4 Regimenter Jäger, 3 Regi menter Spahis (geworbene eingeborne Reiter).

――――

Jedes Linienregiment hat 4 Feld- und 2 Depot escadronen à 8 Offiziere und 162 Mann . Die Es cadron hat 2 Rittmeister und an Unteroffizieren den maréchal de logis chef (Wachtmeister) , 1 Fourier, 8 Sergeanten (maréchaux de logis) , 16 Corporale (brigadiers) und 4 Trompeter. Beim Exerciren bilden je 2 Escadrons eine Diviſion , und ist das Erercir reglement dem unseren ähnlich. Weiter bestehen noch zur Dressur der Remontepferde 9 Remontecom= pagnien. Die Artillerie besteht aus 20 Regimentern und 6. Trainescadrons, welche zur Bespannung der Park batterien, der Munitionscolonnen , Brückenequipagen die Bespannung abgeben. Weiter gehören zur Ar tillerie 10 Arbeiter und 5 Feuerwerkscompagnien, sowie eine Compagnie Büchsenmacher. Ein Festungs artillerieregiment (Nr. 1-5 ) hat 12 Batterien , ein fahrendes Regiment (Nr. 7-16 ) 9 Batterien ( 2 Bat: terien 12Pfünder und 7 Batterien 4Pfünder) , und ein reitendes Regiment 7 Batterien, und zwar leßtere gezogene 4Pfünder. Das fahrende Garde - Regiment hat 2 12pfündige und 4 4pfündige Batterien , das reitende Garderegiment 6 4pfündige Batterien . Jede Batterie zählt im Felde 6 Geschüße mit je einem Munitionswagen. ( Ein weiterer Munitionswagen pro Geschüß befindet sich in der Reserve.) Sämmtliche Geschüße sind gezogene Vorderlader und theils mit 4, 4 theils mit 6 Pferden bespannt. Die Trainescadron hat 4 Compagnien mit einem Feldstand von je 3 Of fizieren, 180 Mann und 274 Pferden. Die Genie = Truppen bestehen aus 3 Genie regimentern à 2 Bataillonen , 1 Compagnie Fahrer Sappeurs (sapeurs- conducteurs) und eine Com= pagnie hors rang. Das Bataillon hat 7 Compagnien Sappeurs und Mineurs. Die Pontoniere bilden ein besonderes Regiment, welches zum Verbande der Artillerie zählt (Nr. 6) und in 12 Compagnien eingetheilt ist. Eine Sappeurcompagnie zählt 4 Offiziere und 158 Mann. Zu diesen Truppen kommen alsdann noch der große Generalstab (gegenwärtig ca. 500 Offizière), die Verwaltungstruppen und ein zweiter Armeetrain, zu leßteren zählend. Die Verwaltungstruppen sind in 13 Abtheilungen eingetheilt und liefern den mobilen Armeecorps das nöthige Arbeiterpersonal. Sie recrutiren sich meiſt durch ausgehobene Arbeiter oder durch Freiwillige. Diese Arbeiter sind : Maurer , Schreiner , Schlosser, Zimmerleute , Schuster , Schneider , Sattler u. s. w., und zum Verpflegungsdienste : Meßger, Bäcker, Müller, Küfer und namentlich für die Reiterei Heubinder. Ihre Verwendung braucht als selbstverständlich nicht näher angegeben zu werden. Eine Abtheilung zählt ca. 200 Mann. Ein anderer Zweig der Verwaltungs truppen sind die Krankenwärter und Lazarethgehülfen, welche in 10 Abtheilungen formirt sind. Die Zusammenseßung der verschiedenen Waffen zu Armeecorps richtet sich nach den Umständen und wird

264 珍爱 4) an Genie 3 Compagnien (mit Brücken - Equi pagen), 5) an Verwaltungspersonal 1 Abtheilung.

erst bei der Mobilmachung bestimmt ; dagegen gilt als fest die Zusammensetzung der Division, welche aus 2 Brigaden à 2 Regimentern à 3 Bataillonen und aus einem Jägerbataillon besteht. Nach den im Jahre 1868 und 69 erschienenen „ Observations sur le service des trois armes en campagne" erhält nun jede Infanteriedivision ein leichtes Cavalerieregiment ; ein leichtes Regiment bildet die Reserve eines Armee corps , und 4 bis 6 Brigaden schwere Reiterei die Armee = Hauptreserve. An Artillerie erhält eine In fanteriedivision 3 Batterien fahrender Artillerie ; eine Cavalerie-Armeereſerve erhält eine reitende Batterie, ferner noch die große Artilleriereserve für eine Armee. Es würde demnach ein aus 3 Diviſionen bestehendes Aimeecorps nachstehende Truppen zählen :

Jede Division hat ihren besonderen Munitionspark mit 19 Munitionswagen für Infanterie und 1 für Artillerie. Das Armeecorps hat einen Munitionspark von ca. 250 Wagen, der für den Mann 30 Patronen und pro Geschüß 100 Patronen enthält , und es be trägt demnach die Munition pro Mann*) 150 Pa= tronen und pro Geschüß 300 Patronen. Außer diesem Armee Reservepark besteht noch der große Reservepark, der entweder der Armee auf mehrere Tagemärsche folgt , oder auf den Operationslinien etablirt ist. Dieser Reservepark erhebt die Zahl der Patronen auf 280 pro Mann und 400 pro Geschüß.

1) an Infanterie 29 Bataillone (worunter 2 Jäger bataillone), 2) an Reiterei 4 Regimenter à 4 Escadrons, 3) an Artillerie 9 Batterien (eine reitende), Ne serveartillerie 5 Batterien,

*) Der Mann hat 90 Patronen bei sich , im Infanterie munitionswagen sind weitere 30 , im Armeepark ebenfalls 30, also zusammen 60. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie.

·

* Wien , 31. Juli. [Versuche mit Zelten frans zösischer Construction im Lager von Bruck.] Nach einer Verordnung des Generalcommandos vom 21 . d. Mts. erhalten die im Brucker Lager befindlichen Truppen 80 französische Zelte zur Erprobung. Ein solches Zelt besteht aus 2 Zeltblättern , 6 Pflöcken , 2 Stüßen und 4 Stricken. Je ein Mann hat die Hälfte dieser Bestandtheile zu tragen. Das Zeltblatt, aus Baum wollstoff, bildet ein Parallelogramm (Rhomboid), in dem alle vier Seiten und die kürzere Diagonale von gleicher Länge find. Drei Seiten dieses Zeltblattes sind auf der Außenseite 31/2 Zoll vom Saume entfernt mit je 9 Knöpfen versehen ; vor jedem dieser Knöpfe befindet sich ein 1 Zoll langes Knopfloch. An der vierten Seite sind in der Mitte je zwei größere Löcher angebracht , durch welche je eine Schnur derart gezogen wird , daß sie eine Schlinge bildet , mittelst welcher das Zelfblatt an den Holzblöcken befestigt wird. Die Zeltstüße ist ein Rund stab aus hartem Holze von 11/12 Zoll Durchmesser, der mit einer 21/2 Zoll langen , mit 4 Nieten befestigten Hülse aus verzinntem Eisenblech versehen ist. Der Zelts ſtrick besteht aus einer 8 Fuß langen , 2 Linien dicken Rebschnur. Die Zeltstricke dienen sowohl zur besseren Befestigung des aufgestellten Zeltes, sowie auch zur Ver: packung und Fortbringung der Zeltbestandtheile. Das Zelt für 2 Mann wird aus den Bestandtheilen , mit welchen jeder derselben versehen ist, gebildet, und hat die Gestalt einer vierseitigen Pyramide mit der Grundfläche eines Quadrats. Das Zelt für 4 Mann wird aus den

Bestandtheilen, mit welchen diese betheilt sind, zusammen gesezt und hat die Gestalt eines dreiseitigen Prismas mit der Größe zweier Grundflächen der Zeltpyramide für 2 Mann . Die Errichtung eines solchen Zeltes erfordert die Zeit von 3-4 Minuten. Ein einzelner Mann kann zum Schuße gegen Wind, Regen u. dgl . aus seinen Zelt theilen auf seinem Gewehr ein Zelt aufschlagen. Auch kann das Zeltblatt als Mantel benußt werden , indem man die Knopflöcher zu beiden Seiten des Stüßlochs mit einem Spagat verbindet, wodurch eine kleine Capuze gebildet wird. Das Zeltblatt kann dann wie ein Shawl auf beide Schultern gelegt und vorne zugeknöpft werden. Das Zeltblatt wird sammt den drei Pflöcken auf den Tornister gepackt und die Stüße mittelst des Zeltstrickes am Leibriemen und an der Bajonnetscheide festgebunden getragen. Das Gewicht eines solchen Zeltes für 2 Mann beträgt kaum 2 Pfund. Die praktiſche Erprobung soll hauptsächlich auf Märschen , bei Lagerwachen und bei Feldübungen aller Art in der Weise vorgenommen werden, daß dabei ein Theil der Mannschaft unausgefeßt die Schutzelte trägt und während der Ruhe bei Tag und bei Nacht benußt, der andere Theil der Mannschaft der selben Compagnie hingegen gleichzeitig bei denselben Ge= legenheiten und an den nämlichen Orten des Tragens enthoben bleibt, jedoch im Freien zu campiren hat.

Berichtigung. In Nr. 32 der Allg. Mil.-Ztg. Seite 250, Spalte 1, Zeile 20 v. u. bitten wir zu lesen sieben statt sechs , und Zeile 13 v. u. einzuſchalten : - VII von General Douay.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.'

Druck von Georg Otto in Darmstadt.

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Militär - Beitung.

Allgemeine

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher

Fünfund vierziger

No. 34.

Darmstadt,

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

24. August.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der erste Abschnitt des Krieges. — Das Treffen bei Saarbrücken am 6. August 1870. (Mit einer Terrainskizze.) — Das Die Verbindung der Waffen in der französischen Armee im Feldzuge gegen Gefecht bei Saarbrücken am 2. August 1870. Preußen 1806. (Schluß.) — Militärische Reisebriefe aus Frankreich. III. Die Organisation der französischen Armee. (Schluß.)

Der erste Abschnitt des Krieges. ** Die erste Feldzugsperiode hat durch die Auf gabe der Mosellinie bis auf die Position Meß Thionville seitens der Franzosen, nachdem dieselben noch in einem fast unmittelbar unter den Thoren der starken Festung Meß (bei Pange) stattgefundenen Ge fecht eine neue Niederlage erlitten, einen bezeichnenden Abschluß erhalten. Eine Entscheidungsschlacht, welche . noch bestimmter das Ende des ersten Actes des blutigen Dramas bezeichnet hätte, ist bisher von den Franzosen absichtlich vermieden worden . Wir können uns hierzu nur Glück wünschen, da im Kriege ja doch der Terraingewinn , in der Regel Frucht der ge wonnenen Schlacht , die Hauptsache ist und unsere braven deutschen Truppen nunmehr bereits bis Com mercy und Vigneulles vorgedrungen find, ohne größere Verluste zu erleiden. Augenblicklich stehen die Sachen so, daß die nächste Hauptschlacht nicht bloß den ersten Act , sondern wahrscheinlich auch den Schlußact des Krieges bezeichnen wird. Recapituliren wir die Ereignisse der lezten Woche, also die Vorgänge nach dem Treffen von Saarbrücken am 6. August bis zum Gefecht bei Meß (Pange) am 14. August , so haben wir folgende Thatsachen zu verzeichnen. Ungehindert ist der Vormarsch der drei deutschen Armeen, die seit dem 11. d. Mts. sämmtlich auf französischem Boden stehen , bis zur Mosellinie und über dieselbe hinaus erfolgt, während ein starkes

Detachement — wie es scheint , ausschließlich aus badischen Truppen unter dem Befehl des Generals v. Werder bestehend - die Bloquirung der Festung Straßburg begonnen hat. Dieselbe ist nur schwach besezt und dürfte sich schwerlich lange halten können ; ihre Ausfälle sind bis jetzt stets mit großen Verlusten für sie zurückgeschlagen worden. Inzwischen hatte die französische Armee die Position an der Nied zur Ver theidigung eingerichtet , troßdem ist sie bei der ersten Annäherung der deutschen Truppen auf das linke Ufer der Mosel zurückgegangen. Die kleine in den Vogesen gelegene Festung Lichtenberg hat capitu lict , Lügelstein (la petite pierre) ist vom Feinde verlassen worden , und auch die kleine an der Seille gelegene Festung Marsal ist in deutsche Hände ge fallen. Kaiser Napoleon hat Met verlassen , das er in einer neuen Proclamation dem Patriotismus der Besaßung und Bevölkerung empfohlen, und sich über Verdun in das Innere zurückbegeben , um gegen die Invasion zu kämpfen ; der Mittelpunkt der französischen Stellungen" scheint also immer noch nicht erreicht zu fein. Dem Kaiser ist die ganze Armee gefolgt , dod wurde ihre Arrièregarde, resp. das III. Corps ur General Decaen (früher Bazaine) , am 14. von 26. Brigade (Baron v. d. Golz) angegriffen. durch entspann sich das Gefecht bei Pange , bald größere Dimensionen annahm, so daß a II. Corps (Frossard) zur Unterſtüßung des T

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Front machen mußte. Sofort führte der Commandeur | Corps und General Vinoy zum Obercommandanten der 14. Division , General v. Glümer , auch die 25. des in Paris in der Bildung begriffenen 13. Corps ernannt worden. Wo die Corps 8-11 stehen, und Infanteriebrigade (General von der Osten - Sacken) wie sie zusammengefeßt find , darüber erfahren wir in's Treffen ; die Divisionen Kameke und Wrangel nichts ; wahrscheinlich sind sie nur auf dem Papier griffen auf dem linken Flügel in wirkhamster Weise vorhanden ! in das Gefecht ein,*) und so wurde der Feind schließ lich auf allen Punkten bis hinter die Festungswerke Gegenwärtig handelt es sich für unsere Truppen zurückgeworfen. Inzwischen hatte auch das IV. frandarum, schnell vorwärts zu kommen, um wo möglich zösische Corps (l'Admirault) die rechte Flanke des 1. gleichzeitig mit der französischen Armee in der Cham preußischen Armeecorps zu erfassen gesucht, doch wurde pagne anzulangen. Meß selbst wird wahrscheinlich dasselbe von General v. Manteuffel mit seinen Re: ebenso wie 1814 wo es vom 13. Januar bis zur serven erfolgreich angegriffen und unter Erstürmung Abdankung Napoleons zuerst von preußischen , später einer Reihe von Abschnitten auch auf diesem Flügel von russischen Truppen bloquirt wurde cernirt ebenso entschieden in die Festung zurückgeworfen ; die werden ; eine bloße Beobachtung , wie sie 1815 nach Franzosen erlitten einen Verlust von ca. 4000 Mann. der Schlacht von Waterloo stattfinden konnte , wird Schon am 16. August war von den höchstliegenden in dem gegenwärtigen Stadium des Kriegs nicht ge Punkten auf dem rechten Ufer der Mosel vom Feindenügen, doch dürfte die Zurücklassung von etwa 20,000 nichts mehr zu erkennen , und ließen weiter , wie es Mann deutscher Truppen wohl hinreichen , um die in der officiellen Depesche heißt, „ dichte Staubwolken Besaßung von Meh völlig lahm zu legen. Die übrigen jenseits des Fluffes auf den Abmarsch der Hauptarmee | deutschen Truppen haben jezt den schwierigen Argonner schließen". Wald zu passiren : die Defiléen, welche aus Lothringen Dieser neue Abmarsch der französischen Armee, in die Champagne, von der Marne zur Seine führen unter Aufgebung der vortrefflichen Positionen an der und in der französischen Kriegsgeschichte gewissermaßen Mosellinie, beweist, daß der moralische Muth unserer die Rolle der Thermopylen spielen, sind leicht zu ver Feinde so sehr gesunken sein muß , daß sie jeßt eine theidigen ; 1792 nahm hier Dumouriez gegen die Schlacht nicht annehmen konnten. Sie haben jeden Preußen unter dem Herzog von Braunschweig eine falls ihren Kriegsplan geändert, auch haben wichtige sehr gesicherte Stellung, worauf sich diese zum Rückzug Personalveränderungen stattgefunden: nachdem durch entschlossen . Sicher werden das dießmal die deutschen Decret vom 9. August Marschall Bazaine zum Truppen, welche bereits die Franzosen theilweise über Obercommandanten des 2., 3. und 4. Armeecorps flügelt haben, nicht thun ; sie werden vielmehr bis in (Frossard, Decaen, l'Admirault) ernannt worden , ist die Champagne durchdringen , und dann bleibt abzu= weiter unter dem 12. August General Trochu zum warten , ob hier auf den altberühmten catalaunischen Obercommandanten des in der Bildung begriffenen 12. Feldern , wo Attilas Horden 451 von den Römern vernichtet wurden, eine neue Schlacht von den Fran *) In dem gegenwärtigen Kriege befolgen die preußischen zosen angenommen oder der Entscheidungskampf noch Generale mit großer Präcision die alte Regel : in der Richtung weiter zurückverlegt werden wird. des Kanonendonners den benachbarten Truppen zu Hülfe zu Geschrieben am 18. Auguſt.*) eilen. Am 4. August bei Weißenburg waren es die Truppen des V. Armeecorps , welche die bayerische Division Bothmer so schnell wie möglich zu unterſtüßen suchten. In dem Treffen bei *) Nachschrift am 19. August. Die heute hier ein gegangenen telegraphischen Depeschen verkünden einen am 16. Saarbrücken am 6. August waren es die Divisionen Barnekow und Stülpnagel des III. Armeecorps , welche der angreifenden August erfochtenen neuen Sieg bei Mars la Tour (westlich 14. Division eiligst zu Hülfe kamen. Es sind wahrhaft goldene von Mey). Das 3. Armeecorps unter Generallieutenant von Worte, die der Oberbefehlshaber der. I. Armee , General von Alvensleben hat bei seinem Vorrücken auf die Rückzugslinie des Steinmeß, in seinem vor Ueberschreitung der französischen Feindes denselben angegriffen. Ein blutiger Kampf_entwickelte sich, woran von franzöſiſcher Seite die Corps Decaen, l'Admirault, Grenze erlassenen Armeebefehl unter dem 8. Auguſt ausgesprochen: .. Wenn und wo der Feind sich uns entgegenstellen sollte , so Frossard , Canrobert und die kaiserliche Garde (unter Bourbaki) erwarte ich , daß er mit der größten Entſchiedenheit angegriffen sich betheiligt haben. Auf deutſcher Seite kamen ſucceſſive das 10. Armeecorps , Abtheilungen des 8. und 9. Armeecorps, wird. Für die Cavalerie ist es schon ein alter, ſtehender Grund von letterem besonders die 25. (großherzoglich hessische) Diviſion saß , daß sie stets zuerst angreift. Die Entschuldigung , nichts haben thun zu können, kann ich da, wo der Kanonendonner zu dem 3. Armeccorps zu Hülfe , so daß es dem Oberbefehlshaber hören ist , nicht gelten lassen. Es hat vielmehr jeder Truppen Prinz Friedrich Carl nach heißem 12stündigen Kampfe gelang, theil nach dieser Direction zu marschiren , auf dem Schlachtfelde den Feind nach Mez zurückzuwerfen. Die Verluste aller Waffen angekommen, sich schnell über das Gefecht zu orientiren, um an sollen auf beiden Seiten sehr bedeutend sein ; auf preußischer gemessen sofort eingreifen zu können. Dasselbe muß auch bei Seite sind die Generale v. Döring und v. Wedell gefallen , von m rangirten ――― Gefecht jedem höheren Truppenführer zur Nicht Rauch und v. Glümer (?) verwundet. Die Franzosen verloren ca. ur dienen. Noch auf Eins möchte ich aufmerksam machen: Das Hauptreſultat 2000 Gefangene, 2 Adler und 7 Geschüße. an einem Tage geschehen kann , muß nie auf zwei Tage dieses blutigen Kampfes, an welchem die 3. Armee gar nicht be It werden. Nur mit der größten Energie werden große theiligt war, ist, daß die franzöſiſchen Heerestheile getrennt, resp. te und dadurch auch der Friede wieder herbeigeführt, den die Hauptarmee von den Corps der Generale Mac Mahon und 18 nach siegreichem Kampfe geben wolle “. — Das sind de Failly und den in Châlons neu gesammelten Truppen ganz Grundsäße, nach denen Blücher 1815 handelte , als er abgeschnitten worden ist. geschlagen war; hierdurch allein war aber auch ein Der Kampf am 14. August scheint aus einer größeren Res öglich! cognoscirung hervorgegangen, die Schlacht am 16. der eigentliche

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Jener Angriff gelang. Der so wichtige, aber nicht genügend beseßte Wald wurde troß des lebhaften feindlichen Feuers erreicht, in ihm der steile Abhang * Von der Nordarmee , 11. August. Die erstiegen und endlich der Feind zur jenseitigen Lisière französischen Truppen , welche am 2. August das hinausgeworfen . Der größere Theil der angreifenden Plateau des Exercirplaßes oberhalb Saarbrücken be Truppen hatte im Walde rechts geschwenkt und , im sezt hatten, räumten dasselbe in der Nacht vom 5. zum rechten Winkel gegen die ursprüngliche Front , den 6. Auf die Nachricht davon beeilte sich die zunächst westlichen Saum desselben gewonnen, während 2 bis im Anmarsch befindliche 14. Division, Besig von dem dahin in Reserve zurückgehaltene Bataillone einem von verlassenen Plateau zu nehmen ;fie sah den Feind Süden her versuchten Gegenangriff der Franzosen ent= gegentraten und ihn zurückwiesen. auf den ihm in Kanonenschußweite gegenüber liegenden und mehrere hundert Fuß hoch steil abfallenden So war fester Fuß auf der Höhe gefaßt ; die Spicherer Höhen etablirt, die Vortruppen in den vor: braven preußischen Bataillone gingen alsbald aus liegenden Grund vorgeschoben. Auf feinem linken dem Wald heraus und drangen noch weiter vor. Flügel hatte er das gleichfalls unten im Grunde, aber Ein sehr lebhafter Kampf entspann sich dort oben. in sehr coupirtem Terrain an der Eisenbahn Saar Drei Mal gingen starke feindliche Abtheilungen zum brücken-Forbach liegende Dorf Stiring beseßt. Angriff über : fie wurden nach furchtbarem Feuer aus Chassepots und Mitrailleusen immer zurückgewiesen ; Die Stärke des Feindes war nicht zu übersehen; die ganze Situation machte den Eindruck, daß er im nur langsam drangen die preußischen Schüßen vor. Die feindlichen Batterien fuhren ab. Der Kampf war Abziehen begriffen und nur noch eine Arrièregarde zurückgeblieben sei . Der Divisionscommandeur befahlentschieden. daher, zum Angriff zu schreiten, freilich nicht ahnend, Mehrere Stunden freilich dauerte er noch fort. daß er das ganze , von General Frossard befehligte Die Franzosen versuchten noch einmal unter heftigem Schießen von Forbach her vorzugehen ; eine Batterie 2. Armeecorps vor sich habe. Gegen Mittag begann fuhr dort auf, wurde aber nach wenigen Minuten das Artillerie- und Schüßenfeuer. Die Truppen der Division, von denen 6 Bataillone schon durch das überlegene Feuer der preußischen links gegen die Höhen, 5 rechts von der Chaussée in Batterien zum Wiederabfahren genöthigt. Auch der das coupirte niedere Terrain dirigirt wurden, schritten rechte preußische Flügel drang jenseits wieder vor. Zugleich aber gingen mehrere jeßt allmählig an= frisch und kräftig zum Angriff. Stiring wurde ge nommen ; mit dem Dorfe fielen mehrere Mitrailleusen kommende Bataillone des 3. Corps auch gegen die in die Hände der preußischen Truppen. Der Angriff kahlen, steilen Hänge des Höhenzuges , der immer in auf die Höhen dagegen mißlang wiederholt, und auch seiner westlichen Hälfte noch im Besiß der Franzosen war , vor und erstiegen sie allmählig. Der Feind Stiring wurde, da der Feind von Forbach her mit überlegenen Kräften vorging, wieder verloren, wobei entschloß sich zum Rückzug, den er unter einem äußerst auch die Mitrailleusen wieder aufgegeben werden lebhaften und bis zum Anbruch der Dunkelheit fort geseßten Feuer seiner auf den rückwärtigen Höhen mußten. aufgefahrenen Batterien ausführte. Der Kanonendonner hatte aber inzwischen die zu nächst stehenden Truppen herbeigerufen : die Avant Auch Stiring wurde noch spät Abends nach un Das Treffen bei Saarbrücken am 6. August 1870. (Mit einer Terrainskizze.*)

garde des 3. und die des 8. Corps erschienen auf bedeutendem Widerstand beseßt. dem Kampfplage. Ihre Batterien betheiligten sich an Die 13. Division war nach Völklingen dirigirt ge= dem Geschüßkampf gegen die auf den Höhen aufgewesen. Sie hatte vom Feuer nichts gehört und war fahrenen feindlichen Batterien ; die 7 Bataillone In dadurch verhindert, ihrerseits entscheidend einzugreifen. fanterie aber wurden gegen den Wald dirigirt, welcher Freilich wurde sie beordert , über Wehrden auf For die östliche Hälfte des Abfalls der Spicherer Höhen bach vorzugehen und so des Feindes linke Flanke zu bedeckt, und an den sich anscheinend der rechte Flügel bedrohen, sie konnte indessen erst bei Emmersweiler der Franzosen lehnte. Ein mit der Eisenbahn nach eintreffen, als der Tag längst entschieden war. Nur Saarbrücken befördertes Bataillon des 3. Corps war ein Têtenbataillon kam noch vor Anbruch der Nacht noch zur Verstärkung des linken Flügels der 14. Divi zu einem kurzen Gefecht. fion gegen die Höhe selbst geführt worden. Ein schwieriger Kampf war siegreich durchgekämpft. Das 39 Bataillone starke Corps des Generals Frossard war durch eine weit schwächere Macht aus einer Entscheidungskampf gewesen zu sein. Abzuwarten bleibt, ob die Armee Bazaines, welche immer noch eine bedeutende Stärke be= außerordentlich starken Stellung vertrieben : nur 27 sigt, noch einmal das Waffenglück aurufen und in einem neuer Bataillone, mit Einschluß der noch im letzten Moment Kampf sich nach der Champagne durchzuschlagen versuchen wird. nach längst erzielter Entscheidung eingetroffenen und *) Wir glauben behufs besserer Orientirung beim Lesen des vorgeführten Bataillone des 3. Corps , waren in's obigen Artikels eine Skizze der Umgebung von Saarbrüden sollen; zu dieselbe beifügen ist hin Grenze französischen Feuer gekommen. Dabei hatte der Feind 1100 un nach der im Wesentlichen nach der „ Carte de la France" im Maßstab verwundete Gefangene eingebüßt, und zwar von allen von 1 : 80,000, sowie sonst noch zugänglich gewesenem Material D. Red. 12 Infanterieregimentern und 2 Chasseurbataillonen ; angefertigt.

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darunter befinden sich viele Offiziere , so Commandeur eines Chasseurbataillons ,

auch der während

tung in Preußen selbst

hierauf vorbereitet.

Der

politischen Excentricität Frankreichs folgten daselbst militärischerseits entsprechende , sich ebenso charakteri zwischen 2000 und 3000 Verwundete noch nicht genau conftatirt , da alle Dörfer angefüllt find firende Maßregeln. Die gesammten im Frieden ge= neben ihren sehr zahlreichen Offizieren und auch zwei haltenen Truppen wurden in überſtürzender Haft von 5-600 todte der kaiserlichen Regierung an unsere Grenzen geworfen. Obersten in unsere Hände fielen . Franzosen, auch unter ihnen Stabsoffiziere, bedeckten Eine Masse von über 100,000 Mann bedrohte somit das Schlachtfeld. das deutsche Gebiet auf dem linken Rheinufer, wäh Der Feind war genöthigt , einen großen Theil rend unsere Bataillone in der ganzen Monarchie, an der Oder und an der Weichsel noch in ihren Garni seiner Zeltlager und seines Gepäcks, sowie große Vor räthe von Lebensmitteln im Stich zu lassen. sonen standen. Die französischen Maßregeln hatten Auch die preußischen Truppen haben schwere Ver unter solchen Verhältnissen einen sehr gewichtigen lufte erlitten ; sie haben über 4000 Mann eingebüßt, Vorsprung gewonnen , einen Vorsprung , den man unter ihnen befindet sich der General v. Francois , diesseits stets im Auge gehabt hatte, da in Frankreich ein verwundeter Regimentscommandeur und mehrere das Eisenbahnneß, die massenhafte Dislocation in den östlichen Districten, vor Allem aber die durch stehende getödtete und verwundete Stabsoffiziere.*) Lager gebotene Möglichkeit, große Truppenmassen im Frieden zu formiren, denselben bedingten. Preußischer Das Gefecht bei Saarbrücken am 2. August 1870. feits war man nicht so günstig fituirt, doch hätte man auch hier immobile Truppen an die Grenze werfen , aber man zog es vor , einen anderen Weg können (Als Gegenstück zu der in der lezten Nummer von uns Denn Hals über Kopf aus ihren einzuschlagen. gebrachten Relation des Generals Frossard über den Angriff auf Saarbrücken lassen wir hier den Bericht des Berliner " Staats Friedensverhältnissen herausgerissene Truppentheile anzeigers" über dasselbe Gefecht folgen. Die vorausgeschickten waren nach diesseitigen Ansichten wohl in der Lage, Bemerkungen sind zur Orientirung über die Lage Deutschlands momentane Erfolge zu erringen, aber nicht organisirt, vor dem Krieg von hohem Intereſſe. D. Red.) um die Wechselfälle eines großen und gewichtigen Es hat in der gesammten Presse wie im größeren Krieges durchzuführen . Was dabei augenblicklich er Publicum Aufsehen erregt, daß bisher die Nachrichten rungen wurde , mußte sich für die Zukunft bitter vom Kriegsschauplag in spärlicher Weise eingegangen rächen. Man zog es daher vor , die Streitkräfte in find, und selbst die wenigen gegebenen Nachrichten nicht ordnungsmäßiger Weise zum Kriege vorzubereiten . volle Klarheit über das specielle Factum geboten haben. Deffen ungeachtet gab man sich der Hoffnung hin, In den leitenden Kreisen der Armee ist man sich in ohne dieß als erste Norm geltende Princip zu tangiren, vollem Grade bewußt , welche Pflichten man der auch mit den an der westlichen Grenze in ihren Garni Deffentlichkeit gegenüber hat, und wird man stets mitonen belassenen schwachen Kräften den deutschen Boden einigermaßen zu schüßen. Allerdings wußte man ge größter Freude dieselben zu erfüllen suchen ; indeß gibt es Momente , wo die Erfüllung an und für sich . be: nau , daß , wenn der Feind nur ein wenig Energie rechtigter Wünsche der Sache selbst zum größten besaß, man nicht vermochte, ernstlichen Widerstand zu Schaden gereichen kann. Speciell war dieß mit den Leisten oder zu verhindern , daß er auf Kosten eines Sämmtliche deutsche Theils unserer Lande lebe. bei Saarbrücken bisher sich abspielenden Ereignissen Garnisonen bis Truppentheil ihren daher blieben in Colonnene Moment, unsere wo demselben der Fall. In Têten daselbst auf französischen Boden übergehen, zu dem Moment , wo sie zu Operationen befähigt fallen die Rücksichten , welche bisher bestanden. Die waren. Diese Consequenz hat in diesem Augenblicke Frivolität, mit welcher die französische Regierung aus bereits ihre großen Früchte getragen. Die in ihrer Organisation sich überstürzende und verwirrende fran nichtssagenden Gründen einen blutigen Krieg herauf: beschwor, und welche bis jest im Leben der Völker zösische Armee fand an der Grenze bereits Truppen nicht ihres Gleichen gefunden hat , spottete jeder Be vor, obgleich dieß nur die dortigen schwachen Garni rechnung. Dessen ungeachtet war die militärische Lei- sonen waren. Sie hat, hierdurch irre geführt , nicht - mehr einmal auf unsere Kosten zu leben verstanden, noch : es ist der vollendeten Organisation der deutschen * In diesem blutigen Gefecht hat auch die Allg. Mil.-Ztg., Streitkräfte zu danken, daß, sobald diese ihre Rüstungen so riel bis jest bekannt geworden , einen fleißigen Mitarbeiter verloren : den f. preuß. Premierlieutenant im Niederrheinischen vollendet hatten und zum Austrage des angebotenen Füsilierregiment Nr. 39, Herrn Hermann Meinecke. Derselbe Kampfes heranrückten , die französischen Streitkräfte fiel bei dem Sturm auf die Spicherer Höhen , von drei Kugeln nicht an der Grenze zu behaupten vermochten, sich getroffen. Der Verstorbene hatte sich bereits im Mainfeldzuge sondern dieselben preisgaben und den Rückzug antraten. ausgezeichnet und war zulezt als Assistent zum Cadettenhaus zu Culm commandirt: - Literarisch hat sich derselbe durch mehrere Den französischen Phantasien halten wir die einfache Schriften über die französische Armee, besonders auch durch die Thatsache entgegen : die operationsbereiten preußischen im Jahrgang 1866 der Allg. Mil.-3tg. enthaltenen militärischen Colonnen nähern sich der Saar, die französische Haupt Federzeichnungen aus Frankreich " vortheilhaft bekannt gemacht. Friede seiner Asche - Ehre seinem Gedächtniß ! D. Red. armee gibt sofort diese wichtige Linie auf.

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Wie bekannt, hatte sich die französische Hauptmacht an dem Tage, an welchem in Berlin der Befehl zur Mobilmachung erst gegeben wurde , gegen die Saar und speciell gegen Saarbrücken in Bewegung geseßt. In letterer Stadt befanden sich nur ein Bataillon des Regiments Nr. 40 und drei Escadrons des Ulanen regiments Nr. 7. Wurden diese Truppen heraus gezogen, so lagen die deutschen Lande auf dem linken Rheinufer weithin dem Gegner offen. Man war sich bewußt, welche Gefahr diese schwache Abtheilung lief, aber es galt, dem Gegner zu imponiren und sich in den Rüstungen der Armee troß der drohenden Gefahr nicht stören zu lassen. Diese Aufgabe wurde von jenem Detachement mit unermüdlicher Thätigkeit und glänzendster Ausdauer gelöst , während zum weiteren Schuß an anderen Punkten der Saar wenige Com pagnien und Escadrons aus den nächsten Garnisonen vorgesandt wurden. In einer in der Kriegsgeschichte bisher unerhörten Weise blieb seit der mit seltsamer voreiliger Haft erfolgten französischen Kriegserklärung dieses unerschrockene Häuflein 14 Tage lang ganzen Divisionen des Feindes gegenüber stehen. In den Augen des Feindes gewannen diese Abtheilungen täg lich eine größere Bedeutung und vergrößerten sich so weit, bis man schließlich in den französischen Journalen fie in einer Höhe von ca. 200,000 Mann angegeben fand. Tägliche Patrouillengefechte wurden geliefert, und die lächerlichsten Darstellungen über großartige Kämpfe erschienen in den französischen Bulletins . Man war preußischerseits bisher nicht in der Lage, diesen Rodomondaten und beunruhigenden Gerüchten entgegenzutreten. Wollte man die Wahrheit aufdecken, so mußte man sagen, daß hier nur 1 Bataillon und 3 Escadrons dem Feinde gegenüberstanden. Wenige Stunden , nachdem dieß in Berlin bekannt geworden wäre, hätte man es auch in Paris gewußt , und die Vernichtung des kleinen Detachements wäre die un mittelbare Folge davon gewesen , sobald der Feind klar darüber war , was ihm gegenüber stand. Man war daher preußischerseits nicht in der Lage , den darüber coursirenden Gerüchten und der berechtigten Wißbegierde des Publicums die ruhmvolle Wahrheit entgegen zu halten. Als die Nachrichten ergaben, daß schließlich zwei französische Corps dem schwachen Detachement auf nächster Nähe gegenüber standen, wollte die oberste Führung , um die tapfere Schaar nicht zu opfern , dieselbe zurückziehen , um so mehr, als zu jener Zeit die diesseitigen Rüstungen sich ihrem Ende näherten. Aber der dortige Commandeur,

| Dieß führte zu der berühmten ersten Schlacht von Saarbrücken ! Die Streifereien der Ulanen und Vierziger be= unruhigten den Gegner fortwährend , indem sie ihn auf seinem eigenen Gebiete aufsuchten und selbst eine ihm wichtige Bahnlinie zerstörten. Die Ankunft des Kaisers und seines Sohnes änderte nichts in der Situation, gab aber Veranlassung, daß französischer seits am 2. August ein Schauspiel aufgeführt wurde, welches die militärische Welt in berechtigte Heiterkeit versehen muß , dem Detachement aber neuen Ruhm bereitete. Wir bedauern, unseren Lesern die anziehende Schilderung des großartigen Ereignisses aus Mangel an Raum vorenthalten zu müssen , wie solche u. A. Gaulois" veröffentlicht wird , die den Eindruck im der Völkerschlacht von Leipzig hervorruft, fügen aber die einfache Darstellung der Thatsachen , wie sie sich 1 verhalten , hinzu.

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Oberstlieutenant v. Prestel , telegraphirte zurück und bat , ihn auf diesem Ehrenposten zu belassen , indem er hinzufügte : „ Das Benehmen der Franzosen zeigt, daß sie sich vor uns fürchten". Unter diesen Ver hältnissen wurde mit Freuden die Einwilligung hierzu gegeben , um so mehr , als man jezt bereits in der Lage war, das Detachement noch durch 2 Bataillone zu unterſtüßen und zwei Meilen rückwärts Truppen | zur Sicherung ihres Abmarsches aufstellen zu können.

Nachdem bereits am Abend des 1. August fich größere Bewegungen hinter den feindlichen Vorposten bemerkbar machten, meldeten am Morgen des zweiten die vorgegangenen Cavalerie- und Infanteriepatrouillen das Anrücken starker feindlicher Colonnen auf der Chaussée von Forbach, sowie nördlich und südlich der selben. Das Vorpostenbataillon nahm hierauf mit 3 Compagnien Stellung , westlich der Stadt , woselbst das Terrain einer Vertheidigung noch am günstigsten war ; eine Compagnie blieb in der Stadt als Reserve. Das zur Aufnahme beſtimmte Detachement von zwei Bataillonen formirte sich auf dem rechten Ufer der Saar. Sehr bald zeigte es sich, daß der Feind sehr bedeutende Kräfte entwickelte. Vier Rohrbatterien und eine Mitrailleusenbatterie desselben fuhren auf den Höhen des linken Thalrandes auf und beschossen, jedoch ohne besonderen Effect, die diesseitigen Truppen. Der Commandirende der leßteren konnte nicht einen Augenblick zweifelhaft sein , daß eine Durchführung des Gefechts unmöglich sei und der Rückzug angetreten werden müßte , sobald sich die feindlichen • Massen in Bewegung seßten. So lange dieß nicht geschah, wollte er auch der jedem vorgeschobenen Posten obliegenden Aufgabe : durch sein Stehenbleiben den Feind zur Entwickelung seiner Kräfte zu zwingen , um darüber orientirt zu werden , genügen. Abgesehen von Ar tilleriefeuer deuteten die feindlichen Maßnahmen zu nächst mehr auf eine Revue, als auf die Absicht eines ernsten Gefechts hin. Erst gegen 11 Uhr stiegen mehrere feindliche Bataillone von den Höhen herab, hielten jedoch auf eine colossale Entfernung und gaben Salven und Schnellfeuer ohne irgend welchen Erfolg ab. Um doch auch preußischerseits thätig zu sein, wurden die Schüßenzüge der drei Compagnien vor geschoben und unterhielten ein fast einstündiges Tirailleurfeuergefecht. Gegen 12 Uhr rückten auf dem rechten feindlichen Flügel neue Massen an. Die drei preußischen Compagnien erhielten Befehl, nunmehr den Rückzug anzutreten. Ohne vom Feinde gedrängt zu werden, und in voller Ordnung wurde der Abmarsch

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ausgeführt. Um 12 Uhr wurde die Stadt geräumt. In der Infanterie sehen wir auch bei uns, wenn wir die wenigen, in ihrer ganzen Eristenz antiquirten Der feindliche rechte Flügel seßte indessen seinen Vor marsch fort und dirigirte sich gegen den Exercirplaß. Jägerbataillone außer Acht lassen, mit Recht die Ein Man konnte deutlich die formirten Massen dreier heit hergestellt , ebenso wie in der Artillerie dem feindlicher Divisionen erkennen ; durch Gefangene Drange nach Einheit bereits bis auf Einführung von wurde constatirt, daß es das Armeecorps des Gene nur zwei Kalibern nachgegeben ist , während in der rals Frossard war. Der Zweck des Haltens war so- | Cavalerie auch wir schwere und leichte unterſcheiden . zu bedauern ist nur , daß die Dragonerregimenter mit erreicht, eine Fortseßung des Gefechts konnte keinen Nußen bringen. Das gesammte Detachement nicht in ausgiebigerer Weise ihrem eigentlichen Beruf trat daher nach 1 Uhr den Abmarsch an und bezog wieder zugeführt werden : zu Fuß mit der Schußwaffe eine Meile nordwestlich , vom Feind unverfolgt , das ebenso gut ihren Mann zu stehen, wie zu Pferd mit Bivouac. Die Cavalerie behielt ‫ کیا‬Fühlung am Feind . dem Säbel. Der Gesammtverlust an Todten , Verwundeten und Auch bei uns ist die strategische Einheit das in Vermißten betrug 2 Offiziere, 73 Mann. Es scheint Divisionen gegliederte Corps . Der Versuch bei der nicht erforderlich, dem Berichte noch etwas hinzuzu ersten Armee 1866 , die Generalcommandos des 3. . fügen. Wir bedauern , nicht wie der "" Gaulois" in und 4. Corps aufzulösen und die Divisionen direct dem der Lage zu sein, dieser Relation eine perspectivische Armeecommando unterzuordnen , hat viel Schwierig Ansicht des Schlachtfeldes beifügen zu können . Die keiten gemacht und wird in Zukunft nicht wieder vor Wenn wir allerdings gleichmäßig alle zum Kriege erforderlichen Mittel reichen nicht aus, kommen. Corps in zwei Infanteriedivisionen und eine Cavalerie: derartige Illustrationen für alle die Schlachten zu division oder Brigade eintheilen , so sind wir dieß liefern, welche die Phantasie der französischen Jour: naliſten zu erschaffen vermag. schon der gleichmäßigen territorialen Gliederung unseres Staates schuldig, indem jedes Armeecorps aus Die schwierige Situation, welche anfangs vorlag, ist heute geschwunden, mithin kein Grund vorhanden, einer Provinz seinen Ersaß bezieht : ein Umstand, der es uns so gut wie unmöglich macht , davon ab mit der so ruhmvollen Wahrheit noch länger zurück zugehen. Und erfordert in einem besonderen Falle Zusammen inneren den über Uebersichten zuhalten. hang werden in ähnlicher Weise stets gegeben werden, die kriegerische Handlung das gesonderte Auftreten sobald die Verhältnisse es irgend gestatten ; auch kann eines Corps von drei Divisionen , so ist nichts ein der Berichterstattung nunmehr ein größerer Spielraum facher, als für diesen Zweck einem bestimmten Corps eine Division eines anderen Corps zu attachiren. eröffnet werden. Auch selbst die Formation einer Cavaleriereserve auf Napoleonische Art sehen wir in dem leßten Kriege

Die Verbindung der Waffen in der franzöſiſchen Armee im Feldzuge gegen Preußen 1806. IV. [v.C.] Es sei uns zum Schluß noch gestattet , zu erwägen ,, ob und in welchen Punkten wir von den hier entwickelten Napoleonischen Grundsäßen der Waffenverbindung in unserer Armee abgewichen sind oder noch abweichen müssen. Das stehende Heer der mobilen Armee umfaßt in runder Summe: 370,000 Mann Infanterie, 55,000 Mann Cavalerie mit 1,272 Geschüßen.

norddeutschen

Die Cavalerie hat also ungefähr die Stärke des Siebentels der Infanterie, während auf 1000 Mann 3-4 Geschüße kommen. Die Cavalerie ist somit be deutend schwächer als Napoleon fordert ; indeß ist die Cavalerie immer der Franzosen verhältnißmäßig schlechteste Waffe gewesen : der Gedanke lag nahe, dieß durch die Menge ausgleichen zu müſſen, da man nicht im Stande war , die Beschaffenheit zu verbessern. Wir können wohl zufrieden sein mit dem , was wir haben , wenn wir nur das , was wir haben , immer richtig zu verwenden verstehen .

durchgeführt. Wenn deren Leistungen hinter den Er wartungen, die man an ihr Auftreten knüpfte, zurück geblieben und zwar dermaßen zurückgeblieben sind, daß man von ihrer Aufstellung im nächsten Kriege Abstand genommen haben soll , so mögen sich die Freunde der Sache damit trösten, daß im Bedarfsfall nichts einfacher ist , als aus den bei den Corps ge= lassenen Divisionen oder Brigaden ein Cavaleriecorps zusammenzustellen . Etwas sehen wir bei uns eingeführt, das Napoleon | nicht hatte: die Divisionscavalerie. Bei ihm stand die leichte Cavaleriebrigade , die jedes Corps hatte , un mittelbar unter dem commandirenden General , wäh rend bei uns ganz abgesehen von der vom Corps direct ressortirenden Cavaleriebrigade oder Diviſion jeder Diviſion_ein eigenes Cavalerieregiment zugetheilt ist. Wir müssen unsere Einrichtung für die ersprieß lichere halten : die Diviſionen marſchiren oft auf ge= trennten Straßen , wo jede , selbst wenn das Armee commando größere Cavaleriemassen zur Aufklärung vorgenommen hat, so dringend ihrer eigenen Marsch sicherung bedarf, und auch im Gefecht bieten sich Fälle genug, wo der Diviſionscommandeur gern unmittelbar über ein Paar Schwadronen verfügen möchte. Ueber dieß knüpft sich durch die ständige Zutheilung ein Band der Solidarität und der Kameradschaft zwischen den

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Waffen, das nicht nur in der Idee schön ist, sondern oft genug reellen Nußen gebracht hat. An Artillerie hatte jede Napoleonische Division 12 Geschüße unmittelbar bei sich, während eine gleiche Zahl in dem Corpspark bereit stand. Bei uns hat jede Infanteriedivision eine ganze Abtheilung, so daß für die Corpsartillerie ungefähr nur ein Drittel übrig bleibt. Napoleon mochte damals den Preußen gegen über nicht mehr für nöthig halten, die abgesehen von ihren unwirksamen Bataillonskanonen sehr schwach an Artillerie waren. Im Allgemeinen aber fordert er selbst : la plus grande partie de l'artillerie doit être avec les divisions d'infanterie et la cavalerie ; la plus petite partie en réserve. Ein Grundsag , der für uns vollends gilt , wenn wir uns den Gefechtshergang im nächsten Kriege flar zu machen suchen.

bundenen Waffengattungen sein ; der fühlbare Mangel an einer derselben kann die nachtheiligsten Folgen haben. Nach dem Kriege von 1866 ist man in Preußen bestrebt gewesen, das früher ungleiche Zahlen verhältniß der verschiedenen Waffengattungen mehr in Einklang zu bringen.

Militärische Reisebriefe aus Frankreich.

III. Die Organisation der französischen Armee. (Schluß.)

[S.] Da nun im Kriegsfalle für die Beſeßung von Algier die schon dort stehenden geworbenen Truppen am Ende ausreichen dürften , die Beseßung der Grenzfestungen aber den Depot- Truppen und der Bei zwei mit Hinterladern bewaffneten Infanterien Nationalgarde anvertraut werden könnte, so wird wird es der einen sehr schwer werden, ein Uebergewicht Frankreich über nachstehende Feldarmee verfügen über die andere zu erlangen ; es wird hier mehr noch können : Infanterie: Garde : Grenadiere , Voltigeurs, wie früher eine Artillerie am Plaße sein , die schnell bei der Hand ist , unbekümmert um die gegenüber zuaven und Chasseurs 25 Bataillone ; Linien-Infan ſtehende Artillerie ihr Feuer auf die feindliche Interie 300 Bataillone; Jäger 20 Bataillone, zuſammen fanterie richtet und so den Angriff der diesseitigen 345 Bataillone mit ca. 300,000 Mann. Cavalerie : Garde : 6 Regimenter à 4 Feld Infanterie vorbereitet ; gelingt es dann dieser , die feindliche Infanterie zu werfen , so ist das Gefecht Escadrons = 24 Escadrons ; Linie : 50 Regimenter 200 Escadrons , zusammen à 4 Feld Escadrons entschieden. Die weitere Ausnußung bleibt dann nach

wie vor hauptsächlich der Cavalerie überlassen ; damit 224 Escadrons mit ca. 32,000 Pferden ; Artillerie : Fußartillerie 5 Regimenter à 12 wollen wir aber durchaus nicht sagen, daß mit ihrer Wirksamkeit vor und nach dem Gefecht die Thätigkeit | Batterien = 60 Batterien ; fahrende Artillerie 10 der Cavalerie abgeschlossen sein wird. Troß der ver Regimenter à 9 Batterien = 90 Batterien ; reitende Artillerie 4 Regimenter à 7 Batterien - 28 Batterien, besserten Infanteriewaffe und selbst einer guten Cava: lerie gegenüber werden sich Gelegenheiten genug für zusammen 178 Batterien mit 1068 Geschüßen und das Eingreifen unserer Cavalerie in das Gefecht ca. 25,000 Mann. fiuden, wenn diese sie nur zu benußen versteht . Die Hierzu kommen alsdann noch die Genietruppen, ausgedehnten und dünnen Gefechtsfronten, die starken sowie hohe Stäbe , Verpflegungspersonal , Train 2c., und ungeordneten Schüßenschwärme werden der Divis ſo daß die ganze operirende Armee gegen 600,000 (?) fionscavalerie manche Gelegenheit bieten. Und wenn Mann betragen dürfte , da das französische Kriegs fie die Lücken benußt , die in der Gefechtslinie leicht ministerium bei Ausbruch eines Krieges auf mehr als entstehen werden , so wird sie wenn nicht Tod und 30,000 Freiwillige rechnen zu können glaubt , welche Verderben , so doch Panike und Verwirrung bis in in obigen Zahlen nicht enthalten sind. die feindlichen Reserven tragen. Und auch einer Die nur zur Landesvertheidigung bestimmte mo bile Nationalgarde ist durch Gesez vom größeren Cavaleriemaffe, - Brigade oder Division 1. Februar 1868 organisirt und zwar folgendermaßen : auf einem der eigenen Flügel poftirt, wird nicht nur die paffive Pflicht zufallen , diesen zu decken : es Zum Dienste in der Nationalgarde welcher von werden auch oft genug wenigstens Theile derselben fünfjähriger Dauer, vom Ziehungstag der Altersclaffe, ift sind verpflichtet : im Stande sein , auf des Feindes Flanke zu wirken. 1) diejenigen, welche sich freigelost haben, Ein absolut beftes Zahlenverhältniß der zu ver 2) diejenigen, welche aus Familienrückſichten vom activen Dienst befreit worden sind, einigenden Waffengattungen läßt sich, da die Terrain 3) diejenigen, welche sich losgekauft haben, und Gefechtsverhältnisse der heutigen Zeit so mannig faltig geworden, von Hause aus nicht bestimmen und 4) Freiwillige. Befreit vom Dienst in der Nationalgarde sind : muß deßhalb für concrete Fälle besonders festgestellt 1) Arbeiter in kaiserlichen Arsenalen und Schiffs= werden. Je größer ein Truppencorps ift , je länger werften, es getrennt vom Ganzen handeln soll , je mannig faltiger die Lagen find, in die es versezt werden kann, 2) Angestellte der Zollwache, je verschiedenartiger das Operationsfeld, desto eins 3) Postbriefträger, flußreicher wird auch das Zahlenverhältniß der ver 4) Locomotivführer bei Eisenbahnen.

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Heirathen , Wohnungsveränderung , Reisen im Auslande sind gestattet, selbst wenn hierdurch Exercir übungen versäumt werden sollten . Die Nationalgarde ist verpflichtet, sich zu den jährlich stattfindenden Exercir übungen zu versammeln , welche im Ganzen 15 Mal pro Jahr mit je 1 Tag stattfinden. Sonst kann die selbe nur durch Specialgeseß einberufen werden. Doch hat der Kaiser das Recht, sie durch Decret schon 20 Tage vor Vorlage des Gesezes einzuberufen. Die Nationalgarde ist in den Departements nach Bataillonen und Batterien organisirt, und sind gegen wärtig auf dem Papier aufgestellt : 319 Bataillone, 122 Batterien und 6 Compagnien Pontonniers . Die Stärke der Bataillone ist verschieden , soll aber 2000 Mann nicht überschreiten ; ebenso ist die Anzahl der Compagnien nicht fest, darf aber auch nicht mehr als 8 pro Bataillon (à 250 Mann) betragen. Nach den angestellten Berechnungen soll dieselbe Ende 1869 etwa 550,000 Mann (?) start gewesen sein. Die ganze In fanterie hat noch das Vorderladergewehr. Die Exercitien der Nationalgarde finden möglichst am Wohnort, die Bataillonserercitien am Districts oder Departementshauptort statt ; doch darf der Mann nur einen Tag lang vom Hause entfernt gehalten werden. Die Cadres bestehen aus Offizieren der Linie, d . h. folchen Offizieren des Heeres , welche entweder zur Disponibilität stehen oder zum activen Dienst nicht mehr geeignet sind. Der Kaiser ernennt die Offiziere; dieselben müssen jedoch mindestens 30 Dienstjahre, Unteroffiziere aber 25 Dienstjahre haben. Angehörige der Nationalgarde selbst können zu Offizieren gewählt werden, doch müssen sie alsdann auch im Privatleben eine angesehene Stellung bekleiden . Ein Bataillon zählt nun folgende Cadres : 1 Bataillonschef, 1 Capitän , 1 Lieutenant , 1 Unterlieutenant, 1 Sergeantmajor (Oberfeldwebel) , 4 Sergeanten (worunter ein Instructor) , 8 Corporale und 1 Tambour pro Compagnie. Eine Batterie hat an Cadres : 1 Capitän , 2 Lieutenants , 1 Oberfeuerwerker (maréchal de logis chef), 4 Feuerwerker, worunter ein Instructor (maréchaux de logis) , 8 Brigadiers und 1 Trompeter . Auf zwei Batterien wird ein Escadronschef ge rechnet. Die Batterien werden nur in den Städten formirt, in welchen größere Artilleriegarnisonen liegen (da sie keine Geschüße haben). Die Nationalgarde steht in Beziehung auf Ausbildung und Disciplin unter dem Commandanten der Militärdivision , resp . Unterdivision , zu deren Bereich sie gehört. Da von den Chargen keine zu großen körperlichen Anstrengungen mehr verlangt werden , so ist die höchste Grenze der Dienstzeit etwas höher hinaufgerückt als beim activen Heer, und beträgt für den Stabsoffizier 62 Jahre, für den Subalternoffizier 60 Jahre und für den Unter

offizier 55 Jahre. Gehalt beziehen die verschiedenen Chargen nur, wenn sie zum wirklichen Dienst auf gerufen sind ; dagegen erhalten sie eine jährliche Ent schädigung in folgendem Betrage bei der Infanterie : • 1800 Frs. Bataillonschef 1120 " Capitän • 600 " Sergeantmajor 450 '" Sergeant Instrucor . Tambour . 300 "1

Bei der Artillerie betragen diese Entschädigungen : für den Stabsoffizier (chef d'escadron) 2000 Frs. 1320 "1 " " Capitän 650 " " "I maréchal de logis chef . 500 "I • "I "/ maréchal instructeur 320 .. "I "!!! Trompeter Der Brigadecommandant als Chef der Unterdivision bestimmt die Exercirtage und wählt hierzu wo möglich Sonntage. Das Exerciren umfaßt die Soldaten- und Compagnieschule. Verwaltung. Die Uniform sowie die Waffen werden vom Staat geliefert , und ist für deren Auf bewahrung und Instandhaltung der Compagnie- Com mandant verantwortlich. Ein capitain-major überwacht die Verwaltung der Abtheilungen eines Departements . Disciplin. Die Vorschriften hierüber ſind ziem lich strenge , scheinen aber nicht fest gehandhabt zu werden ; die Gerichtsbarkeit ist theils Militär-, theils Civilgerichtsbarkeit und hierdurch ungemein erschwert. Es wird z . B. vom Civilgericht auf Antrag des Divisionsgenerals mit 6 bis 8 Tagen Arrest oder 16 bis 30 Frs. Geldbuße und Kosten für Untersuchung gestraft , wer dreimal in Jahresfrist beim Exerciren ohne Entschuldigung fehlt ; im Wiederholungsfalle 10 bis 20 Tage Gefängniß. Strafen gegen Ungehorsam, Nichtbefolgung eines Befehls u. dgl. übersteigen selten 2 bis 3 Lage Arrest. Verkauf oder Zerstörung von Waffen und Munition wird mit Gefängniß von 2 Monaten bis zu 2 Jahren bestraft u. s. w. Nach allen gemachten Wahrnehmungen dürfte von dieser Nationalgarde keine zu große Leistung zu er warten sein , da die Exercirübungen äußerst schlecht ausgeführt wurden , von Marschdisciplin keine Rede und die Wahl der alten Offiziere keine gelungene schien. So dürfte sich die Verwendung dieser Art Landwehr , welche während ihrer ganzen Dienstzeit nur 45 Uebungstage hat und nicht einmal Schieß übungen abhält , am Ende auf Aufrechthalten der inneren Ordnung reduciren und die Vertheidung der Landesgrenze etwas illusorisch sein.

Berichtigung. In Nr. 33 der Allg. Mil.-Ztg. Seite 259, Spalte 1, Zeile 29 von oben bitten wir zu lesen Decaen statt Decamp.

Redigirt unter Berantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 35.

Darmstadt ,

Jahrgang.

31. August.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der Beginn der— Entscheidung. Uebersicht der Schlachten 2c. zwischen den Deutschen und Franzosen in den Jahren 1792, 1793 und 1794. Militärische Reisebriefe aus Frankreich. IV. Allgemeine Betrachtungen über Offizier und Soldat. Miscelle. Die Barbarei in europäischen Kriegen. Nachrichten. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Personalchronik : Admiral Farragut †.

Der Beginn der Entscheidung. ** Die kriegerischen Ereignisse der letzten Woche und des ganzen bisherigen Feldzugs gipfeln in den großen Kämpfen, welche die 1. und 2. Armee am 14., 16. und 18. August gegen die concentrirten feindlichen Kräfte unter Marschall Bazaine bei Meß bestanden haben. Blutig waren diese Kämpfe , äußerst blutig für Freund wie Feind , doch dafür ist das Resultat : die endliche Zurückwerfung der französischen Armee auf Met und ihre Festhaltung in diesem großen Waffenplay, ein Erfolg von höchster Wichtigkeit. Un behelligt seht dagegen die verstärkte 3. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen ihren Vormarsch gegen Paris fort ; sie war bereits am 21. August bei St. Dizier angekommen und wird ihr Hauptziel gewiß schon in der nächsten Zeit erreichen. In Betreff der großen Kämpfe bei Meß herrschte noch bis vor wenigen Tagen in Deutschland große Ungewißheit, und auch heute, troßdem inzwischen außer der ersten Depesche Sr. Majestät des Königs Wilhelm ein Allerhöchstes Schreiben an Ihre Majestät die Königin, sowie eine kurze Depesche des Generalquartier meisters Generallieutenants v. Podbielski einzelne De tails veröffentlicht hat , sind die Vorgänge der Tage vom 14. bis 18. August noch nicht völlig klar gelegt. Französische und österreichische Blätter sprachen offen von einem französischen Siege am 14. August , wo=

gegen die deutschen Nachrichten vom Kriegsschauplatz ein jedesmaliges Zurückwerfen des Feindes meldeten. Versuchen wir es, auf Grund der bekannt gewordenen Thatsachen ein Bild der gegenwärtigen Situation zu entwerfen. Vor allen Dingen möchten wir vor einer hier und da bereits stattgefundenen Unterschäßung der Stärke der französischen Stellung : der Festung Meß mit seinem verschanzten Lager, warnen. Die Franzosen haben bei ihrer Aufgabe der Saarlinie gerade Met zu ihrer Concentrirung gewählt , um dasselbe als Manövrirplaß zu strategischen Zwecken zu benußen. Das verschanzte Lager von Meß besißt einen sehr be= deutenden Werth, der im Kriege gerade dem schwächeren Theil als Stüß- und Aufnahmepunkt unberechenbare Vortheile gewährt.*) Es scheint nun , daß die drei

*) Wir bitten hierüber das nachzulesen, was Herr Premier lieutenant Cardinal v. Widdern in seiner sehr beachtens werthen Abhandlung : „ Meß , die Mosel- und die Saar linie" 2c. in Nr. 23-27 der Allg. Mil.-3tg. entwickelt hat. Frankreich bemühte sich namentlich seit 1866 , die strategische Wichtigkeit des altberühmten Meß für die Kriege der Neuzeit durch alle Hülfsmittel zu sichern. Der Werth von Meß für die französische Landesvertheidigung trat dann auch am effectvollsten hervor , als die geschlagene Armee sich von der Ostgrenze zur Mosel zurückzog; fie fand innerhalb der durch die neuen Forti ficationen hinreichend umfassenden Festung die ausgiebigste Ge legenheit zum Sammeln, Ordnen der Truppen, zur Ergänzung des Materials (Meß besißt ein Artillerie und Genie - Arsenal,

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deutschen Heere , welche sämmtlich den Franzosen so ganze Armee mit Ausnahme des Corps Mac Mahon und zweier Divisionen des Corps Failly an der schnell auf dem Fuße gefolgt waren, als es die Rück fichten auf den gemeinschaftlichen Operationsplan nur Schlacht Theil genommen haben. Der Kampf_dauerte von 12 Uhr Mittags bis 9 Uhr Abends und endete irgend gestatteten, dem Feinde keine Zeit zum Sammeln in Meß lassen wollten ; auch war wohl inzwischen damit , daß der Feind aus seinen feftungsähnlichen durch das Passiren der Vogesen 2c. die Fühlung mit | Positionen auf den Höhen, welche sämmtlich erſtürmt demselben theilweise verloren gegangen ; es erfolgte werden mußten, vertrieben wurde. Das Schreiben Sr. Majestät des Königs an Ihre daher am 14. August das Recognoscirungsgefecht bei Pange ( 11/2 Meilen östlich von Meß), welches seitens Majestät die Königin, welches manche höchſt intereſſante des 1., 3. und 7. preußischen Armeecorps durchge Einzelnheiten enthält , lassen wir nachstehend wörtlich kämpft wurde, ohne großen entscheidenden Erfolg zu folgen : gewähren. „Rezonville, 19. August 1870. Das war ein neuer Siegestag gestern , dessen Am 16. August erneuerte sich bekanntlich der Folgen noch nicht zu ermeſſen_find. Kampf bei Mars la Tour (3 Meilen westlich von Gestern früh gingen das XII., Garde und IX. Met) ; die 2. Armee scheint hier das Gefecht engagirt Corps gegen die nördliche Straße Meß- Verdun bis zu haben , um dem Feind , wie es heißt , die Rück St. Marcel und Doncourt vor, gefolgt vom III. und zugslinie zu verlegen . Dieser Zweck ist denn auch X. Corps, während das VII. und VIII., sodann auch glücklich erreicht worden ; die Franzosen wurden mit das II. bei Rezonville gegen Meß stehen blieben. großem Verlust von Gefangenen und Trophäen (lettere Als jene Corps rechts schwenkten, in sehr waldigem scheinen am 14. von deutschen Truppen nicht erobert worden zu sein) nach Meß zurückgeworfen. Das Haupt: Terrain, gegen Verneville und St. Privat, begannen resultat dieses Kampfes war, daß die französische Armee, diese Corps den Angriff gegen Gravelotte, nicht heftig, welche sich rückwärts auf der Straße von Meß nach um die große Umgebung gegen die starke Position Verdun concentriren wollte, ihren Plan aufgeben und Amanvillers Chatel bis zur Meter Chaussée abzu sich wieder nach Metz zurückziehen mußte ; die fran= warten. Diese weite Umgehung trat erst um 4 Uhr zösischen Streitkräfte sind also jezt getheilt, ihre Ver in's Gefecht, mit dem Pivotcorps , dem IX., um 12 einigung dürfte kaum noch zu ermöglichen sein. Uhr. Der Feind seßte in den Wäldern heftigen Wider Die eigentliche Entscheidung brachte aber erst die stand entgegen, so daß nur langsam Terrain gewonnen große Schlacht am 18. August , welche von der ver wurde. St. Privat wurde vom Gardecorps , Verne einigten 1. und 2. Armee unter dem persönlichen ville vom IX. Corps genommen ; das XII. Corps Oberbefehl Sr. Majestät des Königs wenige Stunden und Artillerie des III. griffen nun in's Gefecht ein. Gravelotte wurde von Truppen des VII. und westlich von Meß den Franzosen geliefert wurde . An diesem Entscheidungskampf waren nach einem in Berlin | VIII. Corps und die Wälder zu beiden Seiten ge nommen und behauptet, mit großen Verlusten . am 22. Auguſt eingetroffenen Telegramm des General quartiermeisters v. Podbielski vorzugsweise betheiligt : Um die durch die Umgehung zurückgedrängten das Garde , 2., 7., 8., 9. und 12. Armeecorps ; in Reserve standen das 3. und 10. Corps, von welchen nur geringe Abtheilungen , größtentheils Artillerie, in's Gefecht kamen .*) Von feindlicher Seite soll die eine Pulverfabrik, eine große Schmiedwerkstatt 2c.) und konnte hoffen, die Sphäre des feindlichen Sieges nicht allein zum Stehen zu bringen, sondern durch die Wiederaufnahme der Offensive das Kriegsglück zu wenden. Der große Schlag vom 18. August hat aber alle diese Hoffnungen vernichtet. (Bei den gegenwärtig von den öffentlichen Blättern an geregten Erörterungen über die Zukunft des Elsaß und Lothringens möchten wir daran erinnern, daß Meß schon zur Zeit der Theilung der karolingischen Länder an Ludwig den Deutschen und somit an das deutsche Reich kam , dem es als freie Reichsstadt unmittelbar unterworfen blieb , bis 1552 die Franzosen sich der Stadt bemächtigten, dieselbe unter dem Herzog Franz von Lothringen und Guise gegen eine denkwürdige Be Lagerung durch Kaiser Karl V. (October 1552 bis 1. Januar 1553) fiegreich behaupteten , aber erst 1648 im westphälischen Frieden förmlich abgetreten erhielten. Die Citadelle von Mez ist 1566 erbaut worden.) *) Nach obiger Aufzählung der zu der 1. und 2. Armee gehörigen Armeecorps scheint die unter dem Kronprinz vorrückende 3. Armee gegenwärtig aus folgenden Truppen zu bestehen : dem 1., 4., 5., 6. Armeecorps, dem bayerischen und württembergischen Contingent. Zuſammen dürften dieselben eine Stärke von ca.

feindlichen Truppen nochmals anzugreifen, wurde ein Vorstoß über Gravelotte bei einbrechender Dunkelheit unternommen , der auf ein so enormes Feuer hinter Schüßengräben en étage und Geschüßfeuer stieß, daß das eben eintreffende II. Corps den Feind mit dem Bajonnet angreifen mußte und die feste Position voll ständig nahm und behauptete. Es war 81/2 Uhr, als das Feuer auf allen Punkten nach und nach schwieg . Bei jenem leßten Vorstoß fehlten die historischen Granaten von Königsgräß für mich nicht, aus denen mich dieses Mal Minister von Roon entfernte. Alle Truppen, die ich sah, begrüßten mich mit enthusiastischen Hurrahs. Sie thaten Wunder der Tapferkeit gegen einen gleich braven Feind , der jeden Schritt vertheidigte und oft Offensivstöße unter nahm, die jedesmal zurückgeschlagen wurden. Was nun das Schicksal des Feindes sein wird, der in dem verschanzten, sehr festen Lager der Festung Meg zusammengedrängt steht , ist noch nicht zu be rechnen . 175,000 Mann besißen , welche vollkommen hinreichen dürften, um die Truppen bei Châlons, falls sie sich dem Vordringen nach Paris widerseßen sollten , in Schach zu halten oder zu schlagen.

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― auf den Ich scheue mich , nach den Verlusten zu fragen | Langes Zuwarten ist durchaus unmöglich endlichen Ausgang des Krieges kann das Verhalten und Namen zu nennen, da nur zu viele Bekannte ge Bazaines keinen irgendwie bedeutenden Einfluß mehr nannt werden , oft unverbürgt. Dein Regiment soll Waldersce ist ver fich brillant geschlagen haben . äußern. wundet, ernst, aber nicht tödtlich, wie man sagt. Ich Was wir sonst noch an militärischen Ereignissen der lezten Woche zu verzeichnen haben , ist zunächst wollte hier bivouaquiren , fand aber nach einigen die Beschießung von Straßburg, dessen regelrechte Stunden eine Stube , wo ich auf dem mitgeführten Belagerung nunmehr begonnen hat, wogegen die be königlichen Krankenwagen ruhte , und , da ich nicht reits unter dem 20. August gemeldete Capitulation ein Stück meiner Equipage von Pont-à- Mousson bei der kleinen elsässischen Festung Pfalzburg bis heute mir hatte, völlig angezogen seit 30 Stunden bin. Ich danke Gott , daß er uns den Sieg verliehen, nicht bestätigt ist. Die Belagerungsarmee von Straß Wilhelm." burg ist aus badischen und preußischen Truppen zu fammengesezt ; die Belagerungsarbeiten leitet der f. Die Verluste waren noch nicht genau zu übersehen, preuß. General Schulz vom Stabe des Ingenieurcorps , fie scheinen aber leider sehr bedeutend gewesen zu sein. *) welchem der bekannte Major Mertens vom rheinischen Der Feind hat jedoch weit mehr gelitten und außer Festungs -Artillerieregiment Nr. 8 beigegeben ist. Aus dem noch mehrere Tausende von Gefangenen eingebüßt : der Gesammtverlust der Franzosen in den Gefechten Erfurt und Magdeburg ist ein mächtiger Belagerungs der lezten Tage (bei Courcelles am 14. , bei Vion = | park vor Straßburg angekommen , so daß die ersten ville am 16. und bei Gravelotte am 18.) soll allein Laufgräben bereits eröffnet wurden und die Be: Zulet an Todten 12-15,000 , und incl. der Verwundeten schießung am 23. August beginnen konnte. wurde Straßburg bekanntlich im Jahre 1815 belagert : und Gefangenen nicht unter 50,000 Mann betragen. Das Ergebniß der großen Kämpfe bei Meß ist | General Rapp, welcher die französische Observations armee im Elsaß commandirte , war von den Ver ohne Zweifel der Anfang der Entscheidung des ganzen Krieges: die französische Hauptarmee ist mehrmals ge: bündeten gezwungen worden, sich nach Straßburg zu= schlagen , entmuthigt und eingeschlossen ; es wird sich rückzuziehen, wo er vom 5. Juli ab eingeschlossen wohl sehr bald Mangel an Lebensmitteln in der über wurde. Bereits am 22. Juli machte ein Waffenstill füllten Festung einstellen, und leicht kann eine Capi stand den Feindseligkeiten ein Ende , so daß die Be tulation der kriegerischen Thätigkeit bei Meß ein lagerung selbst gar nicht zur vollen Entwickelung kam. Ende machen. Die Lage der französischen Armee Auch gegenwärtig dürfte es schwerlich zu einem unter Bazaine ist jest ähnlich wie die der sächsischen längeren Festungskriege kommen: Straßburg ist schwach beseßt , und sein Commandant , General Ulrich , der Armee unter Rutowski im verschanzten Lager bei Pirna ( 1756) , oder der österreichischen Armee unter ein tapferer Haudegen sein soll, wird hoffentlich bald Mack bei Ulm ( 1805) , welche beide gänzlich ein zur Uebergabe gezwungen werden. - Auch zur Be lagerung von Mez soll jezt mit aller Energie ge geschlossen waren und capituliren mußten. Im andern Fall müßte der Marschall Bazaine noch einen ver schritten werden ; ein Theil der schweren Belagerungs geschüße ist bereits vor der starken Moselfestung ein zweifelten Versuch zum Durchbruch nach Châlons ver: getroffen. suchen , den wir dem Leiter des nicht ohne Geschick durchgeführten Rückzugs der französischen Occupations Doch selbst Straßburg und Met bilden gegen wärtig nur Objecte von untergeordneter Bedeutung : armee in Mexiko schon zutrauen können. Wie sich die Hauptentscheidung, welche alle Augen auf sich zieht, nun auch die Dinge hier gestalten mögen, ―――――――― und ein wird vor den Thoren von Paris ausgefochten. Er ringen wir hier den endlichen Sieg , wie nicht zu be *) Die bis jest bekannt gewordenen Verluste der 25. (groß zweifeln, so fallen uns, wenn bis dahin nicht erobert, herzoglich hessischen) Division während des 16. und 18. August weisen hohe Ziffern auf. Es sind im Ganzen todt : 21 Offiziere die wichtigen Festungen Straßburg und Mez ――――― und und 169 Unteroffiziere und Soldaten , verwundet : 50 Offiziere mit ihnen die alten deutschen Provinzen und 1214 Soldaten, vermißt : 338 Mannschaften , Totalverlust : Unter den todten Offizieren beklagen wir vor Elsaß und Lothringen --- von selbst zu. 1792 Mann. Geschrieben am 26. August. nämlich zwei sehr geschäßte Mitarbeiter der Allg. Mil .-Ztg.: den Hauptmann Bed im 3. Infanterieregiment und Hauptmann Ronstadt im Artilleriecorps ; beide blieben am 18. Auguſt todt auf dem Plaße. Der Erstgenannte gehörte mehrere Jahre dem großh. hessischen Generalquartiermeisterstabe an; er hat sich Uebersicht der Schlachten 2. zwiſchen den durch militärwissenschaftliche Arbeiten und durch topographische und war ein ebenso talentvoller wie allgemein geachteter und sehr beliebter Deutschen und Franzosen in den Jahren 1792, Offizier. -- Herr Hauptmann Ronstadt hat in der Artillerie 1793 und 1794. 18 Jahre gedient ; er war ein ebenso tüchtiger praktiſcher wie theoretisch gebildeter Offizier, der erst vor wenigen Monaten [24. ] Am 20. April 1792 wurde von der fran zum Kriegsministerium commandirt worden. Beide geschäßte zösischen Nation dem deutschen Kaiser der Krieg er Mitarbeiter haben die Allg. Mil.-Ztg. durch mehrfache literarische klärt. Die Franzosen konnten damals über 70,000 Arbeiten bereichert. Ehre ihrem Gedächtniß ! D. Red. Mann verfügen.

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Die preußische Armee, 46 Bataillone zu 700 Mann, 70 Schwadronen zu 150 Pferden, überhaupt 51,000 Mann, wozu noch ein österreichisches Hülfscorps unter Clerfayt , 15,000 Mann , stieß , versammelte sich am 28. Juli 1792 bei Coblenz ; später schlossen sich 7000 Mann hessen- caffel'scher Truppen an. Die französischen Festungen Longwy und Verdun ergaben sich am 24. August, resp. 3. September den Verbündeten.

die Suffel , worauf die Osterreicher über die Motter bis zur Zorn vorrückten. 65,000 Franzosen , bei Wattignies (unweit Mau beuge) am 15. October von 30,000 Desterreichern geworfen, nöthigen diese am 16. zum Rückzuge. Am 16./17. November mißglückte der Ueberfall von Bitsch , wobei die Preußen 500 Mann verloren. Am 17./18 . November werden 7000 Preußen aus der Stellung von Blieskastel von 20,000 Franzosen Fürst von Hohenlohe-Kirchberg ging am 7. Auguft verdrängt. Am 29. und 30. November vertheidigten sich mit 18,000 Desterreichern bei Germersheim über den Rhein und schloß am 8. Landau ein. 20,000 Preußen siegreich gegen 35,000 Franzosen bei Herzog Albert von Sachsen-Teschen (25,000 Defter Kaiserslautern. In der Mitte des December segten sich 85,000 reicher) überschreitet in der Mitte des Septembers, von Belgien her , die französische Nordgrenze und Franzosen von Straßburg gegen Landau in Bewegung, bombardirt Lille vom 29. September bis 8. October. und nach mehrtägigen Gefechten gaben die Desterreicher am 22. die Motter auf, stellten sich (40,000 Mann) Am 20. September war die Kanonade von Valmy, und am 24. October verließ die preußische Armee das den rasch aufrückenden Franzosen gegenüber auf dem Gebiet von Frankreich. Geisberge , das Defilé von Weißenburg im Rücken, Unterdessen war Custine am 20. October mit auf ; sie werden hier entschieden geschlagen und ziehen 18,000 Franzosen vor Mainz erschienen , und dieses sich bei Germersheim auf das rechte Rheinufer zurück. capitulirte innerhalb 24 Stunden . Im Frühjahr 1794 trat Jourdan an die Spize Am 6. November 1792 werden 20,000 Dester= der Moselarmee (45,000 Mann), bald darauf Sambre und Maas- Armee (90,000 Mann) und wurde am reicher von 52,000 Franzosen bei Jemappes geschlagen. 16. Juni bei Fleurus von 41,000 Desterreichern 2c. Bei Neerwinden unterliegen am 18. März 1793 über die Sambre zurückgedrängt. 47,000 Franzosen 42,000 Desterreichern. Am 31. März 1793 ging Wurmser (30,000 Den 26. Juni werden 47,000 Desterreicher 2c. von Desterreicher) oberhalb Mannheim über den Rhein 95,000 Franzosen bei Fleurus besiegt. Von den bei Edenkoben stehenden 16 Bataillonen und bestand siegreiche Gefechte bei Rohrbach, 29. Juni, Germersheim, 5. Juli, und Essingen (unweit Landau) und 35 Schwadronen Preußen waren 61/2 Bataillone 27. Juli. auf das Schänzel (Wasserscheide westlich von Eden koben und hiervon 5/4 Meilen entfernt) detachirt und Die Preußen , 54,000 Mann , schlossen Mainz wurden hier am 13. Juli von 12 franzöſiſchen Ba (22,000 Franzosen) am 31. März 1793 ein , und taillonen geworfen , während 11 Bataillone und 10 dasselbe, vom 19. Juni an belagert , capitulirte am 25. Juli. Schwadronen Preußen bei Trippstadt (5/4 Meilen süd lich von Kaiserslautern) und 7 Bataillone bei Johannes Nach der Eroberung von Mainz stellten sich die kreuz (1/2 Meile südöstlich von Trippstadt) von 13 Preußen in vier Corps auf: Kalkreuth bei Neunkirchen, Bataillonen , 8 Schwadronen und bezüglich 9 Ba= Hohenlohe bei Zweibrücken , Braunschweig bei Bir masens und der König bei Edenkoben . taillonen Franzosen angegriffen , nach der Einnahme von Johanneskreuz ihre Positionen aufgeben. Die Franzosen standen den Desterreichern gegen Nach den Gefechten von Schänzel, Trippstadt und über in den Weißenburger Linien auf dem rechten. Ufer der Lauter eine Linie von Feldwerken zwischen | Johanneskreuz zogen sich die Preußen bis Kirchheim Lauterburg und Weißenburg und von da bis zu dem bolanden und Pfeddersheim , die Desterreicher bis Berge Scharhäle , sowie ferner Brückenköpfe bei den Mannheim , wo sie ein Lager bezogen , zurück. Die Dörfern Bobenthal und Bandenthal den Preußen französische Rheinarmee (48,500 Mann) stand dagegen gegenüber bei Neuhornbach , Blieskastel und St. zwischen Neuhofen (an dem Rehbach) , Dürkheim, Ingbert. Kaiserslautern und Landstuhl. Die französische Mosel Den 7. September 1793 ſiegten 30,000 Franzosen armee hatte sich gegen Trier gewendet , den öfter über 15,000 Engländer 2c. bei Handschooten, 2 Meilen | reichischen General Blankenſtein am 8. Auguſt daraus vertrieben, und der Prinz von Coburg war, nach dem von Dünkirchen, dessen Belagerung aufgehoben werden mußte. Verluste der Schlacht von Fleurus, hinter die Maas Bei Pirmasens werden am 14. September 14,000 gegangen. Von da zog sich die niederländische Armee Franzosen von 19 Bataillonen und 25 Schwadronen der Desterreicher zu Anfang October bei Cöln über den Rhein zurück. Preußen besiegt. Am 13. October erstürmten 42,000 Desterreicher Der preußische General Möllendorf ging mit der die von 55,000 Franzosen (Rheinarmee) beseßten Hauptarmee zu dem Entsaz von Luxemburg und der Weißenburger Linien . Bis zum 17. blieben die Fran | Wiedereroberung von Trier vor ; diese Stadt war zosen hinter der Motter und zogen sich dann hinter jedoch von den Franzosen, welche sich daselbst in

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großer Anzahl concentrirten , verschanzt worden , so | französischen Armee zu Statten kommt, ist das ungeheure daß die Preußen ohne größere Gefechte ihre früheren Nationalgefühl , welches das französische Volk besißt, Stellungen bezogen. Unterdessen war der Erbprinz und welches bei demselben auf alle nur mögliche von Hohenlohe mit 40 preußischen Bataillonen und Weise gehegt und gepflegt wird . Die Siege, welche die französische Armee über ihre 50 Schwadronen vorgegangen und hatte am 20. Sep tember die Franzosen (16,000 Mann) von Kaisers : Feinde errungen, die Eroberungen, welche sie gemacht, dieß Alles ist dem Volk dadurch vor Augen geführt, lautern vertrieben, während Wartensleben (8 Batail lone und 18 Schwadronen Desterreicher) die Franzosen daß die Namen der Straßen in den Hauptstädten, die bei Dürkheim beschäftigte. öffentlichen Pläße u. dgl. daran erinnern. (In Paris 3. B. Rue Rivoli, Avenue d'Eylau , de Wagram, Am 20. October ging die preußische Armee bei d'Austerliz, de Jena, de Magenta, Malakoff u. j. w.) Eltville unter Möllendorf und bei Oppenheim unter In den allgemein zugänglichen Museen sind eroberte Hohenlohe über den Rhein. Geschüße, Fahnen und sonstige Trophäen aufgestapelt, Gleichzeitig ging das Corps von Wartensleben welche den deutschen Beschauer an längst vergessene auf das rechte Rheinufer , was später auch von den Schmach erinnern , den Franzosen aber von der Un= österreichischen Corps von Melas und Blankenstein besiegbarkeit der französischen Waffen überzeugen. geschah, nachdem dieselben noch an der unteren Mosel Es ist aber nicht nur die Hauptstadt des Landes, gekämpft hatten. Die Desterreicher hielten noch auf welche die Geschichte der Feldzüge repräsentirt , es dem linken Rheinufer bei Mannheim die sogenannte Rheinschanze, deren Besaßung am 25. December capi sind sogar die kleinen Städte stolz auf einen in ihren tulirte. Mauern gebornen Krieger , der alsdann durch Denk mäler geehrt wird. In vielen Städten Frankreichs Am 1. November 1794 wurde Mainz (20,000 trifft man solche Erinnerungen an Soldaten, die sich Desterreicher 2c. ) von 50,000 Franzosen cernirt. Jourdan überschreitet am 6. September 1795 bei im Dienste des Landes hervorgethan , und meist sind ´ Düsseldorf, Pichegru am 21. bei Mannheim* ) den noch diese Statuen aus dem Metall eroberter Geschüße Rhein. Pichegru wurde den 24. September bei gegossen. Auf diese Weise lernt der ungebildetste Franzose, Handschuhsheim von Clerfayt geschlagen ; am 12. Dc= tober siegt dieser über Jourdan bei Höchst , und am welcher nie lesen und schreiben gelernt hat , die 29. October 1795 war Mainz durch Erſtürmung des Ruhmesgeschichte seines Landes schon als Straßenjunge verschanzten Lagers entsetzt. kennen. Da nun die Regierung ängstlich vermeidet, dem Volke etwaige Niederlagen einzugestehen und dem selben auch die schlimme Seite der Geschichte aufzu= schlagen, und da es in den niederen Volksschulen den Militärische Reisebriefe aus Frankreich. Lehrern zur Gewohnheit geworden ist , die Geschichte IV. zu entstellen und zu verdrehen, so hält sich der Fran Allgemeine Betrachtungen über Offizier und Soldat. zose auch wirklich für unbesiegbar und seine Nation für die erste der Welt , sei es in Beziehung auf Bil [ S.] Was nun die Eindrücke anbelangt , welche dung , sei es in Beziehung auf kriegerische Leistung . die französische Armee auf den fremden Beobachter macht, so wird in erster Linie die Strammheit ver Von dieser Ueberzeugung ist jeder Franzose durch drungen ! Rechnet man zu diesem Selbstbewußtsein mißt, welche der Deutsche gewohnt ist. Es sind die noch die wirklich erstaunliche Unwissenheit des Volkes Soldaten und Unteroffiziere den Offizieren gegenüber in Beziehung auf Geschichte, so läßt es sich erklären , wohl höflich und zuvorkommend , sie sehen sich aber daß der Franzose im Handumdrehen zum Kriege be sofort auf gleiche Stufe mit den Vorgeseßten und be geistert ist. In dieser Beziehung war es äußerst in handeln sie als Kameraden. Hieraus aber zu schließen, daß es mit der französischen Heeresdisciplin schlimmer teressant, z . B. die Ansichten der mittleren Claſſen über stände als bei uns, wäre gewagt, denn die Disciplin die Rheingrenze, Elsaß u. s. w. zu hören, welche wirk wird in der französischen Armee mit eiserner Strenge lich glauben , daß sie ein historisches Anrecht auf die gehandhabt. Zu einer guten Disciplin trägt aber Länder links des Rheins haben, und daß diese Länder auch die ganze Erziehung des Franzosen bei, welchem eigentlich noch von jeher zu Frankreich gehört haben. eine Achtung vor dem Gesez und seinen jeweiligen Sie sind vom Rechte dieser Ansprüche vollkommen Vollstreckern schon von Jugend auf sozusagen ein überzeugt und lassen sich daher leicht dafür begeistern ! Bei der Armee wird nun diese Sache noch viel geimpft wird. Ein anderer Umstand , welcher der weiter getrieben und dem Soldaten die Kriegsgeschichte *) Die Vertheidigung von Mannheim war , ebenso wie die seines Regiments auf alle Weise gelehrt. Als Beispiel der Rheinschanze , den Pfälzern anvertraut. Der Commandant hierfür mag der kleine Fall Erwähnung finden , daß von Mannheim , Baron Belderbusch , ließ sich auf Befehl seiner die Regimentsmusiken sich bei ihren musikalischen Pro Regierung mit Pichegru in Unterhandlungen ein und übergab, ductionen solcher Programme bedienen , welche mit ungeachtet am 19. September 10,000 Desterreicher zur Verſtärkung kriegerischen Emblemen (nach Art unserer Diplome zu der Mannheimer Garnison zu Schweßingen angekommen waren, Kriegsdenkmünzen) verziert sind , und auf welchen am 20. die Festung.

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ein bis zwei Mal einen Garnisonswechsel durchmacht, bei welchem er von einem Ende des Landes an das andere marschiren muß , da grundsäßlich hierzu die Eisenbahn nicht benußt wird. Diese Märsche nehmen etwa 20, oft aber mehr als 30 Tage in Anspruch. Weiter kommt der französische Soldat während seiner Präsenz ein bis zwei Mal mit je dreimonat licher Dauer in eins der stehenden Lager (Châlons Hierzu gefellt sich alsdann noch eine ungeheure für drei Infanteriedivisionen, Sathonay bei Lyon für Vaterlandsliebe, welche den Franzosen zum Enthusias eine Division) und lernt daselbst das Leben im Felde mus hinreißt und dadurch sich fühlbar macht, daß sich einigermaßen kennen. bei Ausbruch eines Krieges eine Menge Freiwilliger Die großen und häufigen Garnisonswechsel bringen meldet. aber noch den weiteren Vortheil, daß der Soldat sich Zu diesem moralischen Hebel , welchen die fran eigentlich nirgends eingewöhnt , daß er keine bürger zösischen Offiziere als zum Siege unbedingt erforderlichen Sitten annimmt, sich gewissermaßen als heimath lich und als erste Eigenschaft eines guten Soldaten los betrachtet, und daß er sich deßhalb leicht und betrachten , kommt alsdann die vortreffliche Schule, frei von Allem losmacht, wenn der Dienst es von ihm welche der Armee in den beinahe fortwährenden ―――― verlangt. Die weiten Märsche geben ihm Gelegenheit, wenn auch kleinen Expeditionen in Afrika fich anderes Land und andere Leute kennen zu lernen ; darbietet. sein Anschauungskreis wird hierdurch erweitert und Zur Beseßung von Algier werden von den Linien die individuelle Thätigkeit nicht nur geweckt , sondern truppen gegen 20 Bataillone verwendet , welche von sogar auf's wirksamste ausgebildet. Es macht daher der französische Soldat den Eindruck der mehr ent Zeit zu Zeit abgelöst werden, und so kommt es, daß ein großer Theil der Infanterie und beinahe alle Jäger: wickelten geistigen Thätigkeit ; er hat es nicht nöthig, bataillone in Algier gestanden haben. Diese Schule ftets einen Höheren hinter sich zu haben, der ihn führt und leitet, sondern er ist selbstständig und zum raſchen ist nun , was Ertragung von Strapazen anbelangt, geradezu unbezahlbar, da es z. B. häufig vorkommen Handeln fähig. Die Ertragung der Strapazen wird dem Soldaten soll, daß die Leute 3-4 Tage in glühendster Sonnen hige ohne den geringsten Schatten marschiren müſſen noch durch den leichten Sinn , der dem französischen und hierbei oft nur diejenigen Lebensmittel und Ge Blut eigen ist, erleichtert , da er alles Unangenehme, tränke haben , welche sie als eisernen Bedarf mit sich was ihm passiren kann , auf die leichte Achsel nimmt führen. Eine solche Lebensweise gibt aber auch die und stets der Ueberzeugung lebt , daß auf schlimme Fähigkeit, sich im Kriege rasch, bequem und den Um Tage auch wieder gute folgen müssen. In Erwartung ständen gemäß einzurichten, d . h. sie erzieht praktische | dieser guten Tage ist er lustig und erträgt mit Scherz Leute , wie es auch gemeine Soldaten waren , welche und Wig die Unannehmlichkeit eines anstrengenden das französische tente d'abri erfunden haben. (Sie Marsches . Es dürfte die ziemlich allgemein verbreitete An= erhielten nämlich in Algier zuerst einen leinenen Sac, in welchen der Mann zum Schuß gegen die scharfe sicht, daß der französische Soldat nur siegend ein guter Nachtluft schlüpfen mußte. Unter diesen Sack haben Soldat sei , und daß seine kriegerische Fähigkeit bei sich nun die Leute auch bei großer Hiße gelegt , den einer Niederlage die Probe nicht bestehen könne, doch Schuß aber nicht hinreichend gefunden : sie haben bezweifelt werden müssen, denn wenn sich der Soldat nun die Naht aufgetrennt und das Tuch einfach über auch momentan durch eine Niederlage gedrückt fühlen sich hergespannt) . wird, so wird er sich doch bald wieder aufraffen, wenn Hierbei lernt der Soldat nicht nur Ausdauer und er an den Ruhm seines Landes denkt. Dieser Geist Mäßigkeit , sondern er lernt in noch höherem Grade in der Armee wird durch die Menge von alten in den unaufhörlichen wenn auch kleinen ― · Schar: Soldaten , welche in den Reihen stehen und zum mügeln gegen die Beduinen den kleinen Krieg kennen . großen Theil in den Feldzügen von Italien und Er lernt sich dem Terrain anschmiegen , da er weiß, Meriko (Unteroffiziere selbst noch in der Krim) gedient daß jede noch so kleine Blöße ihm den sicheren Tod haben, gepflegt und auf die jüngeren übertragen, und bringen würde. Da nun eine ganz bedeutende An= bei diesen der Ehrgeiz auf alle nur mögliche Weise zahl von Unteroffizieren und ganze Regimenter diesen angespornt. Dieser Ehrgeiz ist dermaßen gesteigert, kleinen Krieg in Afrika mitgemacht haben , so dürfte daß es für einen französischen Soldaten nichts höheres der Felddienst , d . h. der Dienst der Plänkler , das gibt, als im Tagesbefehl seiner Abtheilung oder seines jenige sein, in dem die Franzosen excelliren. Corps rühmend erwähnt zu werden , und daß umge: Die Marschfähigkeit der französischen Truppen kehrt ein auf solche Weise ausgesprochener Ladel ihn aber wird neben den größeren oder kleineren Uebungs auf's tiefste niederdrückt. Bedenkt man nun weiter , daß beinahe die ganze märschen der Garnison hauptsächlich dadurch gestärkt, daß der Soldat während seiner 5jährigen Dienstzeit | Armee aus ledigen Leuten besteht , so wird man zu sämmtliche Feldzüge des Regiments , sowie die er oberten Trophäen verzeichnet sind. Hierdurch muß in die Armee , die ihre Geschichte stets vor Augen hat , ein militärischer Geist kommen, um so mehr als jeder Soldat weiß , wie Frankreich das Verdienst lohnt und jene, welche sich auszeichnen, ohne Rücksicht auf Geburt zu den höchsten Stellen be fördert.

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geben müssen , daß die französische Armee ein eben= bürtiger Gegner ist , den zu schlagen zum größten Ruhme gereichen muß. Das Heirathen anbelangend , hat man aus dem Kriegsdienstgeseß ersehen , daß dasselbe nur für die drei lezten Jahrgänge der Reserve gestattet ist. Nach den in Frankreich hierüber angestellten Berechnungen ist aber die Zahl der Verheiratheten im Alter von 27-30 Jahren höchstens 36 pCt .; es ist also, da die Unteroffiziere mit Ausnahme weniger Musiker nicht verheirathet sind , ein nur ganz geringer Theil Ver heiratheter unter den Fahnen , weil zur Kriegs - Com pletirung der Regimenter bei der erfahrungsmäßig großen Anzahl von Freiwilligen nicht alle Reserve jahrgänge einzuberufen sind. Dieß Verhältniß dürfte nun im Kriegsfall doch auch von Einfluß sein , und es wird nicht bestritten werden können , daß ein verheiratheter Soldat , der Frau und Kinder vielleicht in großem Elend zurück läßt, und der im Felde von seiner Familie von Zeit zu Zeit Nachricht erhält , durch die Sorge für seine Angehörigen, die ihm auf dem Marsch und im Bivouac stets vorschweben wird , herabgestimmt werden muß. Daß aber eine solche Herabstimmung des moralischen Muthes den Mann bei großen, an ihn herantretenden Strapazen auch am Ende körperlich herunterbringt, dürfte zu befürchten sein. Es wird zwar nicht be zweifelt werden können , daß eine solche Stimmung überwunden werden kann und auch überwunden wird, wenn es sich um Gefahr für das Land und Ver theidigung des eigenen Heerdes handelt ; es dürfte aber die Frage entstehen , ob die Leute von der Wahr heit des Sazes überzeugt sind, nach welchem die Ver theidigung des Landes auch durch den Angriff des Gegners in seinem eigenen Lande geführt werden fann. Dieser Punkt wird bei französischen Truppen nie in die Wagschale fallen , da der Franzose überzeugt ist, daß er zum Ruhm und zum Wohle seines Landes kämpft und fällt , mag er in Frankreich oder China ftehen!

Aus dem Vorhergehenden dürfte vielleicht der Schluß gezogen werden, daß die französische Infanterie denen anderer Staaten an Marschfähigkeit und im kleinen Kriege, d. h. im Sicherungs , Kundschafts- und Plänklerdienst überlegen ist, und daß man hauptsäch lich darauf wird Werth legen müssen , sich weder im Gefecht noch im Bivouac eine Blöße und hiermit dem Gegner Gelegenheit zur Ueberraschung, Flankirung 2 . zu geben. Es bleibt nur noch übrig , auch einige Worte über den so oft schon den Franzosen nachgerühmten élan im Gefecht zu sagen , und es ist in dieser Be ziehung aus den leßten Feldzügen zur Genüge bekannt, daß die Infanterie sich, ohne ein Commando abzu warten, in mehr oder minder aufgelösten Haufen auf den Gegner stürzte.

Die Gefahr einer solchen Handlungsweise ist nun aber von den höheren Offizieren vollständig erkannt, und es ist in allen Dienſtvorschriften und Reglements darauf hingewiesen, wie schädlich ein solches Verhalten und wie nöthig es sei , daß alle Offiziere mit aller Kraft dagegen einschreiten. Es wird daher auch beim Ererciren seit neuester Zeit , d. h. seit Einführung des Hinterladers , haupt sächlich auf Ruhe und Ordnung in der Plänklerkette, wie auch in den Colonnen gesehen. Ob sich aber die französischen Soldaten in solchen Schranken werden halten lassen , das wird die Zukunft lehren ! Wenn sie dieß nun nicht thun, sondern wenn sie im Gegen theil nach alter Weise in Schaaren auf ihre Gegner einstürmen, dann dürfte es der ruhigen festen deutschen. Infanterie nicht zu schwer werden , sie durch wohlge nährtes Feuer zurückzuwerfen oder mit dem Kolben niederzuschmettern, nur darf sie sich dann durch den ungewohnten Anblick nicht aus der Fassung bringen laffen.

MisceII e. Die Barbarei in europäiſchen Kriegen. Ueber die Verwendung barbarischer Kriegsvölker in Kriegen zwischen europäischen Staaten , wie diejenige der Turcos, Spahis und wie die Barbaren sonst heißen, die der Vertreter der Civilisation gegen Deutschland losgelassen, äußert sich einer der angesehensten Publicisten , Robert mohl , vom völkerrechtlichen Standpunkt aus folgender maßen : Inwiefern die Bildung solcher einheimischer Kriegs haufen und ihre Verwendung im Lande selbst , somit zu den dort zu führenden Kriegen , für Frankreich noth= wendig oder wenigstens zweckmäßig ist, mag dahingestellt bleiben. Es mag sein, daß barbarische Feinde am besten bekämpft werden durch ähnliche Barbaren . Allein dieß rechtfertigt den Gebrauch der afrikaniſchen Barbaren in einem europäischen Krieg und in einem europäischen Lande noch nicht. Das Völkerrecht beruht wesentlich auf der Gesittung und entspricht der Stufe derselben ; es ist das her auch zu allen Zeiten verschieden gewesen, je nach dem Bildungsstande der betheiligten Nationen. Natürlich wird gegen die Verwendung von barbarischen Truppen nicht deßhalb Einsprache gethan , weil ihre Kampfweise eine fremdartige ist. Sie mag wild und den Gewohnheiten europäischer Heere unangemessen sein , allein daß sie an und für sich unerlaubt ſei, etwa eine Analogie habe mit den vom Völkerrecht untersagten Kriegsmitteln, wird nicht behauptet. Allein es liegen sonstige schwere Bedenken vor. Es liegt nämlich in der Natur der Sache , daß solche unciviliſirte Truppen von zweierlei schwerem Unfug nicht abgehalten werden können. Einmal ist ihre Be handlung von Verwundeten und Gefangenen grausam, und es steht nicht zu erwarten, daß auch noch so strenge Vorschriften sie davon abhalten können. Durin Yup

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Handlungen wird nun aber kein Einfluß auf die mili | indianischen Wilden in den amerikanischen Kriegen , die tärische Entscheidung ausgeübt, sondern nur eine Anzahl Benutzung von Tscherkessen gegen die aufständischen von unnöthigen Uebeln herbeigeführt. Auch darf nicht Polen u. s. w.. Allein es ist dieß auch zu jeder Zeit als vergessen werden , daß ein derartiges wildes Verfahren völkerrechtswidrig betrachtet worden. Die Grenze mag unvermeidlich zu Retorsionen führt , dadurch aber der nicht ganz leicht zu ziehen sein , namentlich für jene Krieg immer unmenschlicher wird. Staaten, deren Geſittung sich in den entfernten Gegenden Sodann aber find solche Barbaren eine entsetzliche des eigenen Landes allmählig in Barbarei verliert. Allein Plage für die Bevölkerung der Länder, und zwar gleich darüber sollte doch kein Zweifel bestehen, daß es der Ge= mäßig für Freund und für Feind . Gewaltthätigkeiten fittung Frankreichs nicht würdig ist, zur Ausfechtung von gegen Einwohner können nicht verhütetet werden ; in der Zerwürfnissen mit europäischen Mächten seine afrikaniſchen Nähe solcher Wilden hört jede Sicherheit der Personen Wilden herbeizuführen und sich dadurch ſelbſt auf eine und des Eigenthums auf , das Heiligste wird nicht ge tief unter seiner eigenen Bildung stehende Stufe der Ge achtet. Wenn nun selbst die Krieger gesitteter Nationen fittung zu stellen. Die Aufrechterhaltung seiner Macht nur allzugroßes Uebel über die von ihnen überzogenen erfordert dieses Mittel ſicher nicht , und es würden tie Landstriche verbreiten, so ist es gewiß der Menschlichkeit übrigen europäischen Staaten in ihrem Rechte sein , sie würden nur auf dem gemeinschaftlichen Standpunkt der und der Bildung eines europäischen Staates unwürdig, dieses Unglück durch Wilde noch bis zum Unerträglichen Gesittung handeln, wenn sie die Wiederholung einer Ver zu steigern. Allerdings laſſen ſich aus der Kriegsgeschichte wendung von Turcos und ähnlichen algierischen Truppen Beispiele von der Verwendung ähnlicher Soldtruppen oder als ein der erlaubten Kriegführung widersprechendes Ver halten erklärten. Bundesgenossen anführen , so z. B. die Gewinnung von

Nachrichten.

Für diese werden konnte. Landungstruppen besetzt werden glänzende Waffenthat erhielt Farragut die Ernennung zum *上* ** New ፡ York , 15. August. [Personalchronik : Admiral. Jm März 1863 unternahm er es, die Batterien Admiral Farragut t. ] Soeben verbreitet sich hier die von Port Hudson mit einer Flottille zu passiren, kam auch Nachricht , daß der bekannte Admiral David Glasgow glücklich mit dem Flaggenschiff durch, passirte ferner noch Farragut gestorben sei. Derselbe war 1803 bei Knorville in derselben Nacht die feindlichen Batterien bei Warrenton, im Staate Tenneſſee geboren und trat ſchon in dem zarten drei Meilen unterhalb Vicksburg, wodurch die Schifffahrt Alter von 9 Jahren als Midshipman in den Seedienst. auf dem bisher abgesperrten Theil des Miſſiſſippi frei= Schon 1817 nahm er an dem Gefecht von Valparaiso gemacht wurde. Im August 1864 gelang es ihm ferner, Theil und wurde nach Beendigung des englisch - ameris die Einfahrt in den Hafen von Mobile zu erzwingen ; kanischen Krieges zum Besuche der Navigationsschule zu dieß ist die entschieden glänzendste Waffenthat der ameri gelassen, worauf er die gewöhnliche Carrière in der Marine kanischen Marine. Admiral Farragut hatte sich mit dem Lootsen am Mastkorbe festbinden lassen , um eine beſſere machte. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs bot er, damals Capitän auf der Schiffswerft zu Norfolk , der Unions Uebersicht zu gewinnen ; mit einem Verlust von 1 Schiff regierung seine Dienste an. Im Februar 1862 erhielt und 240 Mann wurden 8 feindliche Schiffe außer Ge er den Befehl über den maritimen Theil der Expedition fecht gesezt und 270 Mann gefangen genommen. Im nach New -Orleans ; die Landungstruppen, 10,000 Mann, weiteren Verlaufe des Krieges fand Farragut keine Ge commandirte bekanntlich General Butler. Nachdem es gelegenheit mehr, sich auszuzeichnen. Im Jahre 1868 bes lungen, die Barre an den Mündungen des Miſſiſſippi zu suchte der Admiral der amerikanischen Marine mit einer überschreiten , unternahm es Farragut , die beiden hier amerikanischen Escadre die europäischen Häfen und wurde gegenüberliegenden Forts Jackson und Philipps zu pas überall mit der seiner bewunderungswürdigen Tapferkeit firen : die Forts wurden kräftig bombardirt , die Sperr entsprechenden Auszeichnung aufgenommen. Charakteristisch ist die Antwort , welche er auf die Frage, ob er Panzer ketten gesprengt, die entgegengehenden feindlichen Brander abgetrieben, an den Forts wurde dicht vorbeigefahren, und schiffe den Holzschiffen vorziehe ? abgab : ihm seien hölzerne endlich wurde auch die feindliche Flotte von 13 Schiffen Schiffe , in denen eiserne Herzen schlügen , die liebsten Monitors ! Admiral Farragut hat das 67. Lebensjahr (darunter ein Panzerschiff und drei Transportschiffe) in den Grund geschossen , so daß die Escadre vor dem in erreicht ; ihm ist das dankbare Andenken des Vaterlandes zwischen vom Feinde geräumten New : Orleans anlangen für alle Zeiten gesichert. und die Stadt wenige Tage später von Butler mit den Vereinigte Staaten von Nordamerika.

— ct unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Drud von Georg Otto in Darmſtadt.

FR E Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü n f u n d v i e rzigfter

No. 36.

-Darmstadt,

Jahr g a n g.

7. September .

1870.

Inhalt : Auffähe. Der Fortgang der Kriegsoperationen. - Die Kämpfe bei Met am 14., 16. und 18. August. [Mit einer Specialkarte.] — Die großen Offiziersverluste in den Kriegen der Neuzeit. — Militärische Briefe vom Kriegsschauplay. I. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Bevorstehende Schießversuche mit Büchsenkartätschen. - Belgien. Gesezentwurf, einen außerordentlichen Militärcredit von ca. 2 Millionen betr.

Der Fortgang der Kriegsoperationen. ** Nachdem in den blutigen Kämpfen vor Mez abermals das taktische Uebergewicht der deutschen Truppen über die französischen sich glänzend geltend gemacht und die Waffenbrüderschaft der preußischen, sächsischen und hessischen Soldaten in gleich erhebender Weise, wenngleich noch blutiger*) besiegelt worden, wie

*) Die Kämpfe bei Meß haben einen außerordentlichen Ver lust von Offizieren zur Folge gehabt. Auch die Allg. Mil .-3tg. hat manche geschäßte Mitarbeiter dort verloren , von denen wir außer den in Nr. 35 bereits Genannten heute noch folgende an führen können : den f. preuß. Hauptmann im 1. westphälischen Infanterieregiment Nr. 13 Ritgen , den E. preuß. Premier lieutenant im 5. westphälischen Infanterieregiment Nr. 53 von Eichstruth und den großh. heff. Oberlieutenant im 2. Jn fanterieregiment kißner. Während die zwei Erstgenannten, beides vielseitig gebildete Männer , nur bei besonderen Gelegen: heiten der Allg. Mil.-Ztg. literarische Beiträge zusandten, hat der Lestgenannte, Oberlieutenant Kipner, unsere Zeitung während eines vollen Jahrzehnts als einer der thätigsten Mitarbeiter durch werthvolle Auffäße und Kritiken bereichert. Er war vielleicht unser fleißigster Correspondent, der durch öftere Commandirungen zum Kriegsministerium und Generalstab , sowie durch praktische Dienstthätigkeit in fast allen Gebieten der militärischen Wissen schaften bewandert war und die Feder ebenso gewandt zu führen wußte wie den Degen. Am 18. August bei Met mitten durch die Brust geschossen, wurde der Schwerverwundete in seine lezte Garnison — Gießen - verbracht , wo derselbe mehrere Tage darauf sanft verschieden ist. Sein Andenken werden wir ebenso

dieß in den Kämpfen bei Weißenburg und Wörth seitens der preußischen, bayerischen und württembergischen Trup pen geschehen, handelt es sich jest um die Erringung neuer strategischer Siege. Eine kurze Ruhepause mußte nach dem 18. August den von den schweren dreitägigen Kämpfen erschöpften Truppen vergönnt werden, dann aber galt es abermals, gewichtige Ent schlüsse zu fassen und zur Ausführung zu bringen ; der Telegraph meldete demnach, daß mehrere Armee corps der 1. und 2. Armee vor Mez zurückgelassen worden und die andern Corps unter dem Oberbefehl Sr. Majestät des Königs entschlossen den Vormarsch nach Paris angetreten haben. Nach einer weiteren Depesche aus Bar-le- Duc , wo das königliche Haupt quartier vom 24.- 26. August war, haben die Fran zosen sogar Châlons geräumt ; das Lager war ver brannt worden, und die deutschen Truppen haben den weiteren Vormarsch über Châlons hinaus fortgesetzt. Soviel wir aus den bekannt gewordenen Dispo

sitionen schließen können , läßt sich über die gegen wärtige Organisation der deutschen Streitkräfte Folgen= des als wahrscheinlich annehmen. Bekanntlich hatten an den Kämpfen vor Meß das 1., 4., 5., 6. und 11. Armeecorps , sowie die königlich bayerischen und württembergischen Truppen - also meistens Theile wie das Gedächtniß an Hauptmann Ritgen und Premierli..tes nant v. Eschstruth in Ehren halten. Ihre Asche ri in D. Re Yu, Frieden !

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der Armee des Kronprinzen ――――― nicht Theil genommen. 7. (Douay) , zusammen etwa 80,000 Mann stark, welcher sich anfangs auf Châlons , resp . Rheims zu Von diesen Truppentheilen scheinen nun das 5., 6. rückgezogen und inzwischen beide Orte wieder geräumt und 11. Armeecorps mit den süddeutschen Contin genten*) unter ihrem ritterliche Führer die südliche hat , jezt die Richtung nach Nordosten eingeschlagen, Route nach Paris eingeschlagen zu haben ; das Haupt um , wie es scheint , die Bewegungen der deutschen quartier des Kronprinzen war am 25. August zu Truppen in ihrer Flanke zu bedrohen , keineswegs aber dem Marschall Bazaine die Hand zu reichen", Ligny (im Departement der Meuse). Das 1. Armee corps, welches der 1. Armee unter General v. Stein wie französische Blätter berichten ; denn das wäre ein meg zugetheilt war, muß vor Meß zurückgeblieben sein. sehr abenteuerlicher Plan. Ihm steht die neugebildete Armee des Kronprinzen von Sachsen gegenüber, welche Das 4. Armeecorps dagegen welches wie auch das 6. noch bei keinem größeren Gefecht engagirt war mit dem 3. sächsischen Reiterregiment , 1 Escadron ist mit dem preußischen Gardecorps und dem 12. des Ulanenregiments Nr. 18 und der Batterie Zwicker (sächsischen) Armeecorps zu einer neuen, der 4. Armee nach einer Meldung aus dem Hauptquartier am formirt worden , welche dem Befehl des Kronprinzen 28. August das 12. französische Chasseurregiment bei von Sachsen unterstellt, eine mehr nördliche Route Busanch (zwischen Stenay und Vouziers) geworfen eingeschlagen hat. Die 2. Armee unter dem Prinzen und seinen Commandeur, Oberstlieutenant Laporte, ge Friedrich Carl soll gegenwärtig aus dem 2., 3., 10 . fangen genommen hat. Die 4. Armee dürfte völlig im und 9. Armeecorps mit der großh. hessischen Division | Stande sein , um den Marschall Mac Mahon nicht bestehen, wogegen der Oberbefehl über die 1. Armee allein im Schach zu halten , sondern auch ferner zu von General v. Steinmez krankheitshalber abgegeben schlagen. sein soll (?) ; das außer dem 1. Armeecorps zu dem Vor Paris hat nun die Energie des Generals selben gehörende 7. und 8. Armeecorps dürften gleich Trochu eine neue Reserve Armee zu bilden ge falls noch vor Meß stehen . Dorthin sind von allen Corps sucht ; es sind wahrscheinlich von den bestehenden 100 Ersagreserven , sowie frische Landwehrtruppen dirigirt Linienregimentern die 4. Bataillone (à ca. 700 Mann) worden , so daß in Betreff der numerischen Stärke formirt worden , im Ganzen also eine Armee von aller auf französischem Boden jetzt stehenden deutschen 70,000 Mann , welche in drei Reservecorps, das 9., Truppen wohl mit Bestimmtheit behauptet werden 10. und 11., eingetheilt wurden, denen es jedoch sehr kann , daß dieselben incl. des noch im Elsaß, an der entsprechenden Cavalerie und namentlich an namentlich vor Straßburg operirenden Corps unter Artillerie mangeln dürfte. Weiter sollten in Châlons General v. Werder - mindestens eine Stärke von und Paris zwei neue Reservecorps, das 12. und 13., 550,000 Mann besißen. Außer diesen Operations aufgestellt werden , zu deren Formation jedoch ver truppen ist soeben noch der Befehl zur Bildung von schiedene Hauptsachen fehlen möchten. Wir werden drei Reserve armeen in Deutschland ergangen. demnach kaum irren , wenn wir als Totalstärke der Die erste soll am Rhein unter dem Commando des noch schlagfähigen franzöſiſchen Operationsarmee eine Großherzogs von Mecklenburg - Schwerin , die zweite Macht von höchstens 175,000 Mann annehmen. bei Berlin unter dem Oberbefehl des Generallieute Die neuesten Nachrichten melden, daß die deutschen nants Frhrn. v. Canstein , die dritte bei Glogau Armeen, nachdem sich die kleine Festung Vitry schon unter dem Commando des Generallieutenants von am 25. August ergeben, in diesem Augenblick bis zur Löwenfeld aufgestellt werden. Linie Troyes Epernay- Rheims - Rethel vorgerückt, resp . dieselbe bereits überflügelt haben ; es muß sich daher Diesem großen Aufgebot von Streitkräften gegen über erscheint dasjenige, was die Franzosen noch zur bald zeigen, ob und wo die französischen Truppen dem Vertheidigung ihres Landes und ihrer jezt so sehr siegreichen Vorrücken sich widersehen werden. Außer dem Gefecht bei Busanch hat in der letzten Woche bedrohten Hauptstadt in's Treffen führen können , noch ein kleines Scharmüßel stattgefunden ; preußische durchaus nicht gewachsen. Die Hauptarmee unter Cavalerie (wahrscheinlich zu der 3. Armee gehörig) hat Bazaine, resp. die Reste des 2., 3. , 4. und 8. Corps **), 2 Bataillone der mobilen Nationalgarde, die sich ver wohl immer noch über 100,000 Mann stark, ist trop irrt hatten, gesprengt und dabei 17 Offiziere mit 850 aller entgegengeseßten Nachrichten und Gerüchte in Mann zu Gefangenen gemacht, wogegen der preußische Mez zurückgehalten. Dagegen hat Mac Mahon mit Verlust nur 4 Verwundete ( 1 Stabsoffizier und 3 dem 1. Corps, dem 5. (Failly) , 6. ( Canrobert) und Mann) beträgt. Dieß eine Beispiel lehrt , welchen Werth überhaupt die mobile Nationalgarde für die *) Nach anderer Mittheilungen ſollen nur die 2 bayerischen französische Landesvertheidigung besist ! Corps , resp. 1 derselben , gegenwärtig zur 3. Armee gehören, wogegen die württembergischen Truppen gleichwie die badischen Während sonach in der leßten Woche im Ganzen dem General v. Werder unterstellt sein und mit diesen und keine bedeutenden Kämpfe auf dem freien Operations : einigen preußischen Regimentern die Belagerungsarmee vor felde stattgefunden, hat um so mehr der Belagerungs Straßburg bilden sollen. krieg Anwendung gefunden. Sowohl Pfalzburg wie **) Nach Nachrichten aus dem preußischen Hauptquartier Bitsch sind beschossen worden, ersteres von preußischer sollen die Commandanten des 2. und 8. (Garde-) Corps , die und württembergischer, leßteres von bayerischer Artillerie, Gen le Frossard und Bourbaki , verwundet ſein.

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ohne bis jetzt hier eine Uebergabe bewirkt zu haben ; auch die Beschießung von Meß soll am 24. August begonnen worden sein , welche Nachricht uns jedoch sehr der Bestätigung zu bedürfen scheint. Dagegen ist die Be lagerung von Straßburg jest mit großer Energie in Angriff genommen worden . Nicht der General Schulz und Major v. Mertens sind mit der Leitung der Belagerungsarbeiten betraut worden , was wir nach irrigen Zeitungsnachrichten in Nr. 35 mittheilten, sondern der Generallieutenant v. Decker ist mit dem Commando der auf Straßburg dirigirten Belagerungs artillerie betraut, der Generalmajor v. Mertens zum Jugenieur en chef, und der Oberstlieutenant von Wangenheim zum Chef des Stabes ernannt wor= O den, während dem Ingenieur Belagerungstrain nicht weniger als 22 Ingenieuroffiziere überwiesen wurden. Somit konnte das Bombardement von Straßburg seit mehreren Tagen aus zahlreichen schweren Geschüßen beginnen, so daß bereits ein Theil der Citadelle und das Arsenal gänzlich in Brand geschossen sind. Eine feindliche Mörserbatterie (auf der Sporeninjel) wurde zum Schweigen gebracht , wogegen die Belagerungs : truppen bisher keinen nennenswerthen Verlust erlitten haben. Bis jetzt sind wohl nur Enfilir - Batterien in Action getreten ; es scheint gegenwärtig aber zur An lage der zweiten Parallelle geschritten zu werden, damit auch die Demontir-Batterien ihre Thätigkeit beginnen können wir lesen, daß in der Nacht zum 30. August die Parallelarbeiten bis zu 6-800 Schritte von den Festungswerken geleitet und 42 Geschüße neu in die Batterie geführt sind. Das Schicksal von Straßburg dürfte sonach ein unabweisbares , sehr bald entschiede nes sein ! Was uns in Bezug auf alle Kriegsoperationen der deutschen Heere in Feindesland besonders zur hohen Befriedigung gereichen muß, daß ist die Wahr nehmung, daß ein Wille, ein Befehl die Bewegungen der großen deutschen Heereskörper ohne die geringste Friction leitet, wogegen in den Bewegungen und dem Verhalten der franzöſiſchen Truppen von Anfang an bis jetzt nichts weniger als ein einheitlicher Plan zu erkennen ist. Hierdurch allein schon ist --- das lehrt ― die Kriegsgeschichte aller Zeiten die Gewißheit des endlichen Sieges garantirt. Geschrieben am 1. September 1870.

Die Kämpfe bei Mek am 14., 16. und 18. Auguft. [Mit einer Specialkarte.] (Von preußischer, sächsischer und hessischer Seite sind bereits officielle oder officiöse Mittheilungen über die großen Kämpfe bei Met nd Antheil ihrer Truppen an denselben veröffent licht worden. Wir lassen diese Berichte, deren Zusammenstellung eine lehr reiche Uebersicht gewährt , nachstehend folgen und schicken ihnen eine kurze Einleitung nach der Provinzial-Correspondenz " vor aus. Zur beſſeren Erläuterung haben wir die beiliegende Karte der Umgebung von Meß auf Grundlage der französischen Gene ralstabskarte im Maßstab von 1 : 80,000 , sowie nach zu Gebot

gestandenen neueren Materialien anfertigen lassen ; die Lage der Forts und die Umrisse derselben wurden nach den in Nr. 23-27 der Allg. Mil.-Ztg. enthaltenen Angaben des Herrn Premier lieutenants Cardinal v . Widdern eingetragen. D. Red.) Während man noch vor acht Tagen annehmen mußte, daß die Franzosen ihre vereinigte Heeresmacht bei Châlons oder vor Paris den deutschen Armeen entgegenstellen würden, ist es der Kriegskunst unserer Heerführer, sowie der Schnelligkeit und Energie unserer Truppen gelungen, den bedeutendsten Theil des fran zösischen Heeres schon jezt zum Stehen zu bringen, vollständig zu schlagen und von der Vereinigung mit der übrigen französischen Truppenmacht abzuschneiden. Nach den ersten gewaltigen Niederlagen der Franzosen bei Weißenburg, Wörth und Saarbrücken hatten sich die Trümmer der sogenannten Rheinarmee" theils bei Mez , theils bei Nancy und dann bei Châlons gesammelt. Die Hauptmacht , bestehend aus dem 2., 3., 4. und 6. Corps und den kaiserlichen Garden, wurde bei Mez vereinigt , um die Mosellinie zu ver theidigen, während das 1. Corps (Mac Mahon) und das 5. (Failly) in Châlons mit dem 7. Corps ( Douay) den Kern einer neuen Armee bilden sollten . Nachdem auf das Drängen der öffentlichen Meinung der Kaiser Napoleon den Oberbefehl in Meß niedergelegt und dem Marschall Bazaine übergeben hatte , wurden zu erst alle Anstalten getroffen, um auf Meß gestüßt, die Mosellinie zu vertheidigen. Als jedoch die deutschen Armeen eng geschlossen und in mächtigem Schritt gegen die Mosel anrückten, da entschloß sich Bazaine, wie es heißt , auf den Rath des alten Generals ―――― die Mosellinie preiszugeben und Changarnier das vor Mez stehende Hauptheer alsbald an die Maas und von da nach Châlons zu führen, um sich dort mit jener zweiten Armee zu vereinigen und in günstiger Stellung den Feind zu einer Entscheidungs schlacht zu erwarten. Diesem Plane gegenüber erkannten es die deutschen Heerführer als ihre höchste Aufgabe, die Vereinigung der beiden französischen Armeen zu verhindern und zu diesem Zwecke die Bazaine'sche Hauptarmee auf dem Rückzuge nach der Maas aufzuhalten und zum Stehen zu bringen. Die deutschen Armeen waren auf drei Linien an die Mosel gerückt : unsere I. Armee unter General v. Steinmez nördlich geradezu auf Meß, die II. Armee unter Prinz Friedrich Carl einige Meilen südlicher

auf Pont-à - Mousson zu, wiederum etwas südlicher, in der Richtung auf Nancy , die III. Armee unter dem Kronprinzen. Die französische Armee, welche dicht bei Met stand, war dort durch die Festungswerke und durch die Mosel vor dem unmittelbaren Nachrücken unserer Armee ge schüßt. Es konnte nur dann gelingen , fie vom be absichtigten Rückzuge nach der Maas abzuhalten, wenn ihr ein Theil unserer Armee durch eine unbemerkte Umgebung überraschend in die Flanke kommen konnte. Der Armee des Prinzen Friedrich Carl wurde diese

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wichtige Aufgabe zu Theil. Derselbe hatte in be schleunigten Märschen Pont-à-Mousson , drei Meilen südlich von Mez, erreicht, um dort die Mosel zu über schreiten. Noch im leßten Augenblicke machten die Franzosen einen Versuch , diesen Uebergang zu ver hindern, indem sie von Meß eine Abtheilung Truppen mit der Eisenbahn dorthin entsandten. Dieselbe zog sich jedoch vor der gleichzeitig eintreffenden preußischen Infanterie schleunigst wieder nach Mez zurück , und unsere Armee konnte von dem Mosel- Uebergang un gehindert Besit nehmen . Von Pont-à-Mousson rückte Prinz Friedrich Carl anscheinend nach der Maas auf Verdun zu, sein wirk liches Ziel aber war die nördlich liegende Verbindungs straße zwischen Meß und Verdun, auf welcher Bazaine seinen Rückzug bewerkstelligen mußte. Dort galt es, denselben zu überraschen und zur Schlacht zu zwingen. Es war jedoch sehr zweifelhaft , ob der Prinz selbst mit den schleunigsten Märschen dort noch zeitig genug würde eintreffen können , um Bazaines Marsch zu hindern. Vor dem 16. August konnten auch die vordersten unserer Truppen nicht bis zu jener Linie vordringen ; die Franzosen aber schickten sich schon am 14. August an , von Mez aufzubrechen , sie hätten demnach Verdun erreichen können , bevor die deutsche Armee sie auf dem Marsche zu stören vermochte. Alles kam somit darauf an, den Abzug der Franzosen von Meg um ein bis zwei Tage aufzuhalten ; dieß war der Zweck eines Angriffs der Steinmez'schen Armee vor Meg am 14. Auguſt. Preußischer Gefechtsbericht. Die Kämpfe des 14., 16. und 18. August stehen in einem inneren Zusammenhange. Die feindliche Hauptarmee trat nach der Niederlage , welche ihr Avantgarden- Corps bei Saarbrücken am 6. d. Mts. erlitten, und durch die volle Auflösung ihrer rechten Flügelarmee unter Marschall Mac Mahon veranlaßt, den Rückzug auf die Mosellinie an. Die Festung Thionville und der sehr bedeutende Waffenplay Mez mit seinem verschanzten Lager geben dieser Linie eine außerordentliche Stärke. Der directe Augriff auf die selbe hätte seine Schwierigkeiten gehabt. Die Armeen wurden daher südlich Mez gegen die Mosel dirigirt, um oberhalb der Festung den Fluß zu überschreiten und den Feind aufzusuchen. Die Bewegung der großen Massen , welche nur in bedeutender Breite vorgehen konnten, mußte mit besonderer Vorsicht gesichert wer den. Die erste Armee übernahm daher die Deckung dieses Marsches . Als der Feind einen Augenblick Miene machte , noch diesseits auf dem rechten Mosel ufer in der starken Stellung an der Nied française den Angriff anzunehmen , wurden die nächsten Ab theilungen der 2. Armee derartig der 1. Armee ge nähert , daß sie diese rechtzeitig zu unterstüßen ver mochten. Inzwischen überschritten die andern Corps der 2. Armee bereits die Mosel. Der Feind sah sich in Folge dessen veranlaßt , um seine Verbindung auf

Paris nicht zu verlieren , das rechte Moselufer vor Meß zu räumen, da er einen Gegenstoß gegen unsere Bewegung nicht auszuführen wagte. Die nahe an ihn herangegangenen Avantgarden der 1. Armee ent deckten rechtzeitig diesen Abmarsch und warfen sich in dem Treffen am 14. August auf die französischen Ar= rièregarden , welche sie auf die Marschcolonnen ihres Gros trieben. Zu ihrer Unterstüßung sahen diese sich genöthigt , einige Divisionen Kehrt machen zu laſſen ; diesseits griff das gesammte 1. und 7. Corps , sowie einzelne Abtheilungen des zunächst stehenden (9.) Armeccorps der 2. Armee in den Kampf ein. Der Feind wurde zurückgewiesen und bis unter die Kanonen der auf dem rechten Moselufer befindlichen Forts von Meg verfolgt. Dieses Treffen hatte außerdem den großen Vortheil, daß der Abmarsch des Feindes eine Verzögerung erlitt. Es war eine Möglichkeit vor: handen , diesen Vortheil auszubeuten . Von Mez führen zwei Straßen auf Verdun, die Richtung, welche die französische Armee bei einem eventuellen Abmarsch auf Paris einzuschlagen hatte. Sofort wurden die im Ueberschreiten der Mosel begriffenen Corps der 2. Armee gegen die zunächst zu erreichende südliche Straße dirigirt, um , wenn angänglich , den dort erfolgenden Flankenmarsch des Feindes zum Stehen zu bringen. Diese wichtige Aufgabe wurde in unübertrefflicher Weise durch blutigen und siegreichen Kampf gelöst. Die 5. Division Stülpnagel traf auf die Flankendeckung des Feindes , das Corps Frossard ; die französische Armee wurde allmählig fast mit allen Corps engagirt, preußischerseits betheiligten sich der Rest des 3. Armee corps, das 10. Armeecorps, ein Regiment des 9. und eine Brigade des 8. Armeecorps an demselben. Prinz Friedrich Carl übernahm die Leitung des Gefechts . Das zuerst eroberte Terrain wurde in zwölfftündigem Kampfe siegreich behauptet , die südliche Straße von Meß nach Verdun erreicht und festgehalten und da durch dem Feinde auf dieser Straße der Rückzug auf Paris abgeschnitten. Der Kampf unserer Truppen war ein wahrhaft heroischer , die Verluste sehr be deutend, aber die des Feindes unendlich größer, wie man bei Besichtigung des Schlachtfeldes sich durch den Augenschein überzeugen konnte. Bis zum 19. war es nicht möglich gewesen , die gebliebenen Franzosen zu beerdigen, namentlich constatirt die große Anzahl noch dort liegender kaiserlicher Garden enorme Verluste dieser Elite Truppe. Französischerseits wird in den officiellen Angaben die Stärke der diesseitigen Truppen noch einmal so hoch geschäßt, als sie thatsächlich war. Auch ist durch die Proclamationen des Kaisers bei seinem Abgange von Meß , wie aus anderen fran zösischen officiellen Daten kein Zweifel mehr darüber, daß die Hauptarmee die gewiß ganz richtige Absicht hatte , nach Verdun hin abzumarschiren. Noch blieb ihr der Flankenmarsch auf der nördlichen Straße oder noch weiter ausbiegend auf größeren Umwegen mög lich. Wenn ein derartiger Marsch des Feindes auch große Gefahr für denselben in sich barg, so erschien

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es doch möglich , daß er unternommen würde , als das einzige Rettungsmitel aus einer höchst ungünstigen Lage, da sonst die Armee von Paris und ihren sämmt: lichen Hülfsmitteln abgeschnitten war. Preußischerseits wurde der 17. benußt , um die erforderlichen Corps, welche theils schon weit über die Mosel vor waren, theils in der Nacht verschiedene Brücken über diesen Fluß oberhalb Meß geschlagen hatten, zur Entscheidung heranzuziehen. Gleichzeitig wurden durch die Cavalerie die Bewegungen des Feindes sorgsam überwacht. — Se. Majestät der König waren so lange zur Stelle, bis die vorgerückte Tageszeit keine Bewegung des Feindes mehr erwarten ließ. Am 18. konnte der ent scheidende Schlag geführt werden. Man mußte bei der Direction der Truppen ebenso darauf gefaßt sein, daß der Feind versuchen würde , auf den nördlichen Etraßen auszuweichen , als auch, daß er, die großen Schwierigkeit dieses Versuchs erkennend , es vorzog, eine Schlacht unmittelbar vor Meß, mit dem Rücken nach Deutschland gekehrt , anzunehmen. Sein Ver halten gegenüber den bisherigen Operationen der deutschen Armeen hatte dem Feinde keine andere Wahl gelassen. Am Morgen des 18. standen : die 1. Armee mit dem 7. Corps südlich von Gravelotte, dem 8. Corps und der 1. Cavaleriedivision südlich Rezonville. ( Das 1. Corps und die 3. Cavaleriedivision verblieben auf dem rechten Moselufer vor Mez. ) Diese Armee erhielt zunächst den Auftrag', im Bois de Vaur und bei Gravelotte die Deckung der Bewegung der 2. Armee gegen einen etwaigen Vorstoß des Feindes von Met zu übernehmen. Die 2. Armee rückte am Morgen • mit Echelons vom linken Flügel gegen die nördliche Straße vor , rechts die Verbindung mit der ersten Armee unterhaltend. Das 12. Corps erhielt die Direction von Mars -la- Tour auf Jarny, das Garde corps , zwischen Mars - la- Tour und Vionville vor gehend, auf Doncourt, das 9. Corps, westlich Rezon ville die Chaussée überschreitend , auf Cautre Ferm (nördlich St. Marcel). Diese drei Corps bildeten die erste Linie; waren die angegebenen Punkte erreicht, so befand man sich im Besiz der nördlichen Hauptstraße. Sächsische und preußische Cavalerie gingen zur Auf klärung den Colonnen voraus . Sobald es sich hierbei ergab, daß der Feind nicht im Abmarsch begriffen war, konnte derselbe nur vor Meß sich noch halten . Als dann mußte mit dieſen drei Corps eine große Rechts schwenkung ausgeführt und mit beiden Armeen zum Angriff des Feindes geschritten werden. In zweiter Linie folgten das 10. und 3. Corps , und als lezte Reserve das von Pont-à-Mouſſon ſeit 2 Uhr früh im Anmarsch auf Buxières befindliche 2. Armeecorps . Um halb 11 Uhr war man darüber im Klaren , daß der Feind den Abmarsch aufgegeben und auf dem leßten Höhenzuge vor Met Position genommen habe. Die zweite Armee wurde angewiesen, die Rechtsschwenkung auszuführen und , rechts Verbindung mit der ersten Armee haltend , ihr Centrum und den linken Flügel auf Verneville und Amanvillers zu dirigiren. Der

| allgemeine Angriff sollte nicht eher beginnen , bis die Bewegung völlig durchgeführt nnd die Front der starken | Position gleichzeitig in der rechten Flanke angegriffen werden konnte. Das 9. Corps stieß zunächst auf vor geschobene Abtheilungen des Feindes. Gegen 12 Uhr zeigte Geschüßfeuer aus der Gegend von Verneville an, daß das Corps daselbst im Gefecht sei. In Folge dessen wurde die 1. Armee angewiesen , durch Ar tilleriefeuer den vor ihrer Front auf den Höhen be findlichen Gegner einstweilen zu beschäftigen. Um 123/4 Uhr eröffnete sie eine langsame und gut gezielte Kanonade gegen die Höhen von Le Point-du -jour, welche der Feind aus zahlreichen Batterien erwiderte. Der Donner der Geschüße wurde übertönt durch das seltsame Geräusch der Mitrailleusen. Zwiſchen 2 und 3 Uhr begann der Infanteriekampf. Es stellte sich heraus , daß der Feind mit allen seinen Kräften auf dem Höhenzug, welcher sich von St. Marie- aux- Chênes, St. Ail, über das Bois de la Cuſſe nach dem Straßen knoten von Point - du - jour erstreckt, Stellung genommen. hatte. Die Position war eine außerordentlich starke, ihre Haltbarkeit noch durch fortificatorische Werke und etagenweise aufgeworfene Schüßengräben vermehrt ; an einzelnen Stellen hatte sie ein vollständig festungs ähnliches Aussehen. Ihr Angriff konnte nicht früher erfolgen, da die Armeeführung die schwierige Aufgabe hatte , ihre Maßregeln so einzurichten, daß die ge sammten Truppen sowohl zur Schlacht gegen Norden, wie gegen Osten bereit waren , und der Angriff in letterer Direction erft beginnen konnte , nachdem es sich herausgestellt , daß der Feind den Abmarsch auf gegeben habe . So war es auch nicht ausführbar, die umfassende Bewegung des feindlichen rechten Flügels völlig durchzuführen, und blieb nichts Anderes übrig, als die Front der formidablen Position anzugreifen. Lang und schwer wogte der Kampf an den ver schiedenen Punkten. Auf dem linken Flügel kämpften die Sachsen und das Gardecorps um St. Marie-aur Chênes, dann um den dahinter sich erhebenden steilen Hang von St. Privat-la-Montagne und um dieſes Dorf, wie um Roncourt. Rechts davon bei St. Ail und weiter über Habonville , dem Bois de la Cuſſe | und Verneville bis über die nördlich von Meß nach Verdun führende Straße theils Garde , theils 9. Armeecorps . Bei Gravelotte, um Bois de Vaur bis | zur Mosel hin das 8. und 7. Corps , und auch vom jenseitigen Moselufer her griff eine Brigade des 1 . Armeecorps in das Gefecht ein. Ebenso betheiligten sich noch einzelne Abtheilungen des 3. und 10. Corps | (vorzugsweise Artillerie). Feindlicherseits war die ge sammte französische Hauptarmee engagirt , selbst die anfänglich zu See- Expeditionen bestimmten Truppen, | mit Ausnahme der bei Meß nicht befindlichen Ab theilungen Mac Mahons und des größeren Theils des Corps Failly. Der unübertrefflichen Bravour unserer Truppen gelang es bei einbrechender Dunkel heit, die Höhen-Positionen zu erstürmen und den Feind aus der ganzen Linie zu werfen , wobei auf dem

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rechten Flügel noch das seit 2 Uhr früh im Marsch | Premierlieutenants und 30-40 Secondelieutenants befindliche 2. Armeecorps in entscheidender Weise ein incl. der Offiziersdienst thuenden Portepéefähnriche, griff. Die Schlacht endete gegen halb 9 Uhr bei Vicefeldwebel 2c. In Summa hat also jedes Regiment 60-70 Offiziere. völliger Dunkelheit. Im Laufe der Nacht zogen sich Sehen wir nun zu, wieviel Offiziere unlängst bei die geworfenen feindlichen Truppen in das verschanzte Lager von Meß zurück ; zahllose Verwundete und ab einer, höchstens zwei Affairen gefechtsunfähig geworden Todte u. verw. Offiziere. gekommene Abtheilungen desselben irrten noch in der sind : • 23 Nähe des Schlachtfeldes umher. Se. Majestät der 4. posensches Inf. Reg. Nr. 59 westphälisches Füsil.-Reg . Nr. 37. . 25 König, welcher die Schlacht zuletzt von der Höhe von 2. hannoversches Inf. Reg. Nr. 77 . 26 Gravelotte geleitet hatte, nahm sein Hauptquartier in Rezonville. Die Verluste ―――― wie bei einem derartigen niederrheinisches Füsil.-Reg. Nr. 39 . 26 28 Kampf nicht anders möglich - mußten sehr bedeutend 1. westpreußisches Gren. Reg. Nr. 6 2. niederschlesisches Inf. Reg . Nr. 47 . sein; bis jeßt lassen sich dieselben noch nicht annähernd 3. niederschlesisches Inf.-Reg. Nr. 50 . 30 beziffern , ebenso wenig die Zahl der gemachten Ge . 30 1. hannoversches Inf. Reg. Nr. 74 fangenen und sonstigen Trophäen. In Bezug auf 32 3. posensches Inf. Reg. Nr. 58 . lettere steht , wie bei allen Kämpfen um Mez , eine 1. niederschlesisches Inf.Reg. Nr. 46. 33 größere Ausbeute nicht in Aussicht, da bei der Nähe 35 der Festung eine Verfolgung nicht möglich war. So Königsgrenadier-Reg. Nr. 7 . Die Verluste der großh. hessischen Division find bildete die Schlacht den Abschluß der bisher um Meß erfolgten strategischen Bewegungen . Das Resultat ist, verhältnißmäßig nicht von gleicher Größe , doch sind. sie immerhin sehr beträchtlich ; es kommen z. B. auf daß die feindliche Hauptarmee zur Zeit von allen ihren Verbindungen mit Paris abgeschnitten ist. Er jedes der beiden Jägerbataillone 8 außer Gefecht ge= freulich ist , daß an diesem erfolgreichen Tage gleich seßte Offiziere , auf das 1. Infanterieregiment (von nur zwei Bataillonen) 14 Offiziere 2c. zeitig die Waffenbrüderschaft der preußischen, sächsischen und hessischen Truppen besiegelt worden ist. Diese Ziffern müssen dem Militär, dem Patrioten (Schluß folgt.) zu den ernſteſten Gedanken Veranlassung geben. Wo hin soll es führen , daß in einem einzigen Ernstfalle ein volles Drittel , ja , die Hälfte und noch darüber wird ? Doch nur der Offiziere Die großen Offiziersverluste in den Kriegen dahin, daß der betreffende Truppentheil bei mangeln der Neuzeit. den Führern beinahe gefechtsunfähig wird ; es führt dahin , daß die Zahl der Wittwen und Waisen des (Wir brachten bereits in Nr. 1 der Allg. Mil.-Ztg. ron 1867 einen Aufſaß über die Ursachen der schweren Verluste des Offizierstandes in unverhältnißmäßig hohem Grade f. f. österreichischen Offiziercorps in dem Feldzug von 1866. zunimmt! Nachstehenden beherzigenswerthen Artikel, welcher denselben Gegen Der beklagenswerthe Mißstand stammt allerdings stand behandelt , entnehmen wir der „Franks. Ztg. " mit dem nicht von heute, doch trat er noch nie so grell hervor Wunsche, daß die angeregte Frage, welche uns noch nicht spruch reif zu sein scheint, in unseren Blättern weiter discutirt werden wie in den Kriegen der Gegenwart. Einen Haupt möge. D. Red.) grund finden wir darin , daß die Offiziere auffallend anders gekleidet und ausgerüstet sind wie die Sol [X. ] Es liegen uns die beiden ersten preußischen Verlustlisten , sowie die Verlustliste der Offiziere der daten ; ein zweiter Grund besteht ohne Zweifel darin, großh. hessischen Division vor ; die beiden ersteren daß die Kämpfe von Armeen , welche sich beiderseits geben die bis zum 16., resp . 18. August in Berlin mit Hinterladern gegenübertreten , überhaupt blutiger eingegangenen Verluste an, enthalten also nur die in geworden sind wie früher. Dazu kommt , daß die Infanterie heute dahin instruirt wird , mit der ver den drei Gefechten von Weißenburg , Wörth und Saarbrücken vorgekommenen Fälle , welche auf Voll besserten Schußwaffe möglichst die feindlichen Offiziere auf's Korn zu nehmen , weil am Tod eines Führers ſtändigkeit und Correctheit keinen Anspruch erheben, wogegen die Liste der gefallenen oder verwundeten militärisch offenbar mehr liegt als an dem eines hessischen Offiziere sich auf einen Tag, den 18. August Untergebenen. Schlacht bei Mey - bezieht. Auf dem Schlachtfeld aber gilt jeder Einzelne als Mensch, als Mitglied einer Familie ; an jeden Einzel Diese Listen weisen eine wahrhaft erschreckende Zahl von todten und verwundeten Offizieren auf, eine nen knüpfen sich Freuden und Leiden , Hoffnungen und Befürchtungen. Jeder Soldat , besonders der Zahl , welche zu den außer Gefecht gefeßten Mann Offizier, wird nun auch unverzagt seine Pflicht bis in schaften in einem auffallenden Mißverhältniß steht. ――――― das ist der alte angestammte Man prüfe ſelbſt . Jedes preußische Infanterieregiment den Tod erfüllen, Charakter der Deutschen, der sich auf den blutgetränkten hat folgenden Offiziersetat : 1 Oberst als Comman Gefilden von Elsaß und Lothringen soeben wieder deur, 3 Stabsoffiziere (Major oder Oberstlieutenant) glänzend bewährt. Aber es ist auch Pflicht der Re als Bataillonscommandeure, 1 etatsmäßigen Stabs gierungen , nicht ohne Noth dem Feinde Zielscheiben offizier , 12 Hauptleute als Compagniechefs , 12

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zu bieten , es muß der Parade - Effect nicht mit der spondenz aus dem Felde vorzulegen. Hoffentlich werden sich daran wirklichen Kriegsfähigkeit verwechselt werden. Wir weitere Fortsetzungen anreihen. Jedenfalls werden wir nach Ab schluß eines ehrenvollen Friedens es uns besonders angelegen möchten daher unsere Stimme dafür erheben , daß sein lassen , die lehrreichen Erfahrungen des Krieges nach allen Alles vermieden werde , was den Offizier als solchen Richtungen hin zu erforschen , um aus denselben den ersprieß D. Red.) zur besonderen Zielscheibe macht ; jeder besondere lichsten Nußen zu ziehen. Schmuck, jede Auszeichnung in Ausrüstung [v. B.] Cantonnement-Quartier Viller bei Saar und Bekleidung muß fortfallen. Es ist be= Union (Departement Moselle), den 11. August. Seit kannt, daß im Krimkriege die kaiserlich russischen Offi vier Tagen stehen wir nun schon in Feindesland, ziere auf Befehl des Czaren ganz dieselbe Adjustirung d. h. wir marschiren in Frankreich umher, ohne vom trugen wie die gemeinen Soldaten und nur durch Feinde mehr als die Spuren seiner verlassenen einen kleinen dunklen Strich am Kragen, durch feineres Bivouacs gesehen zu haben. Nur die Cavalerie Tuch und feinere Wäsche zu erkennen waren ; es ist unseres Corps war glücklicher : sie hatte schon mehrere ferner Thatsache, daß in den afrikanischen und tscher kleine Rencontres mit den Franzosen. Ueber die tessischen Kriegen dieselben Vorsichtsmaßregeln getroffen glänzenden Erfolge der Südarmee haben Sie sich ge= wurden. In ähnlicher Weise sollte es in Deutschland | wiß gleich mir gefreut , fie entsprechen ganz Ihren auch sein. Einzelne praktische Neuerungen wurden in Nr. 30 ausgesprochenen Erwartungen. Ein Sinn allerdings getroffen ; so sind z . B. im Feldzug von und ein Heer, es ist wahrlich eine große Zeit, 1866 zuerst die weithin sichtbaren glänzenden Epau das deutsche Volk in Waffen, ein wichtiges historisches letten abgeschafft und durch schmale Achselschnüre er Ereigniß ! Daß man überall gleich denkt , das haben sezt worden, - eine gewiß ganz praktische Maßregel. wir auf unserer Fahrt und auf unserem Marsche ge Doch kann hier noch gar Manches geschehen, um die sehen : wir sind überall mit einer Freundlichkeit Charge des Offiziers nicht vorzeitig zu verrathen. empfangen, mit einem Enthusiasmus begrüßt worden, Vielleicht ließe es sich auch durchführen , nicht bloß die wirklich ihres Gleichen suchen. In Cassel , Göt · überall über die Offiziere, sondern auch die Unteroffiziere mit keinem tingen, Frankfurt a. M., Darmstadt, Feuergewehr , sondern nur mit dem Seitengewehr zu Freundlichkeiten häufte man uns mit , empfing uns bewaffnen ; dann würde die Zahl der Führer und der mit Hochs und ließ uns so scheiden. Ich muß offen Zielscheiben für besonders gute Schüßen sehr vermehrt gestehen , daß ich eine solche Aufnahme überall mir und in gleichem Verhältniß die Zahl der bisherigen auch nicht im entferntesten hätte träumen lassen ! Auch Treffer verringert werden. auf unsere Leute machte sie großen Eindruck. Sobald Man mißverstehe uns nicht : wir sind weit davon ich wirklch etwas einigermaßen Wichtiges erzählen entfernt , nur dem Schuß der Offiziere das Wort zu kann und irgend Zeit dazu erübrige, schicke ich Ihnen reden ; das wäre eine Beleidigung gegen den Stand einen kleinen Bericht. Von Truppenbewegungen dürfen felbst. Wir wünschen dagegen, Alles , was mehr für wir vorläufig nichts schreiben ; ich könnte Ihnen einst den Paradedienst im Frieden taugt und im Kriege weilen daher nur von fortwährenden Bivouacs im überflüssig, ja, schädlich ist, sowohl bei Offizieren wie Regen, von freundlich gesinnten und hier noch überall Mannschaften vermieden und abgeschafft zu sehen ; deutsch sprechenden Franzosen schreiben, die uns willig hierzu rechnen wir allerdings die durch den Metall hergeben , was sie irgend haben und sehr erstaunt glanz gefährlichen Montirungsstücke, die Offiziersschärpe find, wenn man sie bezahlt. Für heute Adieu ! und sonstiges Blanke und Scheinende. All' das, was C. D. Jalancourt ( Dep. Meurthe), 15. Auguft. in den Friedensjahren , auf Hofbällen , bei Paraden nur wenige Zeilen. Haben Sie schönsten Dank Heute verlangt wird, sollte wegfallen in einer Zeit , welche Für Zeitungen oder einige Brief . Ihren die ernstesten Anforderungen stellt. Was nicht für für Cigarren im Briefcouvert würde ich Ihnen sehr den Krieg ist , taugt auch nicht für den dankbar fein ; beides sind Artikel , die hier effectiv Krieger. Möchten doch noch in diesem großen nicht zu haben sind und die man schmerzlich entbehrt ; Kriege durchgreifende Maßregeln ergriffen werden, um die Gegend ist hier überall schon gehörig ausgesogen. so viel wie möglich Menschenleben unserer braven müssen wir tüchtig, waren aber noch nicht Marschiren Soldaten und tapferen Offiziere zu retten! im Feuer ; hoffentlich kommen wir aber jegt bald hinein ... Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. I. (Nachdem wir mehrfache Versuche gemacht , vom Kriegs schauplab regelmäßige directe Mittheilungen zu erhalten , welche Versuche aber in der Regel an den außerordentlichen Anstrengungen unserer braven deutschen Truppen und ihrer Führer im Feld und den großen Anforderungen des Dienstes gescheitert sind , welche wenig oder gar keine Muße zu literarischen Beschäftigungen übrig Lassen, haben wir heute das Vergnügen, unseren Lesern den An fang einer allerdings mehr den Privatcharakter tragenden Corre

Lereuville (Dep. Meuse), 22. August. Wenn auch nicht viel , so kann ich heute doch wenigstens etwas Erwähnenswerthes mittheilen ; wir scheinen wahrhaftig dazu verdammt zu sein, nichts Besonderes zu erleben ! Am 16. d. Mts . versuchte die 14. Jn= fanteriebrigade (v. Zychlinski), durch einen Handstreich sich der Festung Toul zu bemächtigen. Die Enceinte, deren Glacis nicht einmal rasirt war, hatte der Feind stark mit Infanterie beseßt. Das Feuer unserer Feld.

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geschüße, deren Granaten mehrfach zündeten, erwiderte Rendezvous , als man das Bombardement der Festung er lebhaft. Das 2. Bataillon des Magdeburgischen bemerkte. Das Gepäck wurde sofort abgelegt , und Infanterieregiments Nr. 27 und das Anhaltische In vorwärts ging es , bis wir in den Schußbereich ge langten , leider ohne selbst thätig einzugreifen. Nach fanterieregiment Nr. 93 gingen mit großer Bravour in die Vorstadt vor. Gegen einen sehr gut gedeckten ungefähr 3 Stunden wurde das Gefecht abgebrochen Feind fechtend, verloren sie natürlich verhältnißmäßig und die Truppen zurückgezogen. Der Feind machte viel, namentlich an Offizieren, das 93. Regiment allein sich dann noch das harmlose Vergnügen , auf unsere zwei Stabsoffiziere ; fast allen berittenen Offizieren Krankenträger und Sanitätswagen , troß der weißen wurden die Pferde erschossen oder doch verwundet. Flagge, fleißig zu schießen, als man die Verwundeten Zwei Escadrons des westphälischen Dragonerregiments unsererseits zurückbrachte. Um 11 Uhr Abends kamen Nr. 7 und unser Jägerbataillon standen zur Aufnahme wir in's Quartier , um 1/27 waren wir am Morgen bereit. Die Granaten aus der Festung gingen über ausgerückt ; im Feuer waren wir gewesen, wenn auch uns hinweg, meistens ohne zu crepiren; auch einige nicht im Gefecht. Seit gestern steht , wie Sie wissen werden , das Flintenkugeln schlugen bei unseren Schüßen ein, frei lich ohne zu treffen. Das Jägerbataillon hatte an 4., 12. und Gardecorps unter dem Kronprinzen von Sachsen ; wir speciell gehören jezt zur 8. Infanterie dem Tage bereits einen anstrengenden Marsch von über 8 Stunden zurückgelegt und machte eben , noch | diviſion. Hoffentlich kann ich bald mehr schreiben . Besten Gruß! ca. 21/2 Stunden von Toul entfernt , ein kurzes

Nachrichten.

Oesterreichische Monarchie.

werden dieselben die sichere und werthvolle Folge haben, das theilweise erschüttert geweſene Vertrauen in unser Feldgeschütz frisch gekräftigt und demselben neue Anhänger erworben zu haben.

* Wien , 20. August . [Bevorstehende Schieß versuche mit Büchsenkartätschen.] Die Schieß versuche der Geschütz - Enquête - Commission, welche, wenn Belgien. auch mit einzelnen Unterbrechungen, in confequenter Weise * Brüssel, 27. Auguſt. [ Geseßentwurf, einen fortgesetzt wurden , werden schon in aller Kürze zum außerordentlichen Militärcredit von ca. 2 Schlusse ein interessantes Problem zu lösen haben : es foll nämlich sodann ein Hauptversuch mit Büchsenkartätschen Millionen betr. ] Unter den Geseßentwürfen , welche der Kammer vorgelegt worden sind , befindet sich ein auf der Simmeringer Haide ausgeführt werden . Leitung dieses Versuchs ist einer Commission aus Offi: außerordentlicher Credit von 2,150,000 Frs . , welcher vom zieren der Feldartillerie übertragen worden. Bei demselben Kriegsministerium für Befestigungsarbeiten in Antwerpen werden folgende Munitionsforten erprobt werden : normale und Termonde verlangt wird . Dieser Credit soll dazu Büchsenkartätschen , normale Büchsenkartätschen in den dienen, folgende Ausgaben zu bestreiten : 1 ) Verbesserung Patronensack eingebunden , Büchsenkartätschen mit 11/2 der Festung Termonde 400,000 Frs.; 2) die nöthigsten löthigen Blei Antimonkugeln und mit Schwefel ausge Arbeiten , welche für zeitweilige Befestigungen zu unter gossen , Büchsenkartätſchen mit 3löthigen Blei : Antimon | nehmen ſind , 400,000 Frs .; 3) die Beendigung der kugeln und mit Schwefel ausgegoſſen, Büchſenkartätschen, Forts an der unteren Schelde (Bas Exans) 800,000 Frs.; bei denen die mit 11/2löthigen Blei - Antimonkugeln gefüllte 4) Ankauf des nöthigen Materials für die eventuelle Büchse in eine zweite leere Büchse eingeschoben ist . Die Sperrung (barrage) der Schelde am Fort St. Marie, Versuchs - Geschütze sind die 6pfündige und 12pfündige und für die Placirung von Batterien, um die Sperrung glatte Feldkanone, die 7pfündige lange mittlere Haubize, zu schützen, 550,000 Frs . Im Ganzen also 2,150,000 4pfündige und 8pfündige gezogene Feldkanone und der Frs. Die Bewilligung der drei letzten Posten ist auf Montigny -Mitrailleur. Diejenigen Geschütze und Kar keinen Widerstand gestoßen, die erste Position wurde da: tätschengattungen , die schon beim Vorversuche auffallend gegen abgelehnt. schlechte Resultate lieferten, wurden für den Hauptversuch ausgeschieden. Die Ziele bei letterem bestehen aus Berichtigung. Scheibenplanken von 9 Klafter Länge und 1 Klafter Höhe. Geschossen wird so , daß aus jedem Geschütz auf In Nr. 35 der Aug. Mil.-3tg., Seite 273, Spalte 2, Zeile 9 v. o. bitten wir zu lesen ihrem statt seinem , Seite 274, jeder Distanz ein Schnellfeuer durch zwei Minuten að Spalte 1 , Zeile 2 v. u. 1., 4 , 5. , 6. und 11. Armeeeorps statt gegeben wird, wonach erst die Treffer aufgenommen werden. 1., 4., 5. 6. Armeecorps ; Seite 275 , Spalte 2, Zeile 23 v. u. Mit diesem Schießversuche dürften die Erperimente Uhrich statt Ulrich ; Seite 277, Spalte 1 , Zeile 28 v. v. ist der Geschütz- Enquête - Commiſſion zu Ende sein, und es das Wort war zu streichen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. ―――

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

1

Beilage zu N° 36 der Allgemeinen Militär - Zeitung von 1870 .

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Allgemeine

Militär- Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünfund vierzigster

No. 37.

Darmstadt ,

Jahrgang.

14. September.

1870.

Inhalt : Auffähe. Der zweite Abschnitt des Krieges. — Die Kämpfe bei Meß am 14., 16. und 18. Auguft. [Mit einer Specialkarte.] (Schluß.) 1 Die Befestigung von Paris. - Militärische Briefe vom Kriegsschauplag. II. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Personalchronik : Generalmajor Grivicic +. -Preußen. Das Lazarethwesen.

Der zweite Abschnitt des Krieges. ** Eine ereignißvolle Woche liegt hinter uns : der dreitägige siegreiche Kampf und die Capitulation der französischen Armee bei Sedan , die zurückgeschlagenen Ausfälle des Marschalls Bazaine bei Meß und die Gefangennahme des Kaisers Napoleon , — also mehrere große Marksteine der Geschichte des welt erschütternden Jahres 1870 - haben sich plöglich er: hoben und ganz Deutschland, Europa und das Aus land in unbeschreibliche Aufregung verseßt. Fast hatte es den Anschein , als ob mit einem Schlage durch diese großen Ereignisse der Krieg beendet sein werde ; freilich bezeichnen sie das Ende des zweiten Kaiser reichs und die Einseßung der Republik in Frank reich, doch der Krieg selbst ist nur in eine neue Phase getreten, wohl die vorlegte ! Erstaunt fragt man sich , auf welche Weise die Ereignisse gerade so , wie sie eingetreten , kommen mußten ? Allgemein hörte und las man von einem Vormarsch nach Westen, der nach dem 18. August von der 3. und 4. Armee unter dem Oberbefehl des Königs Wilhelm angetreten sei , und plöglich beginnt ein Gegenstück zu den dreitägigen Kämpfen bei Meß im nordöstlichen Frankreich sich abzuspielen. Prüfen wir die offenliegenden Thatsachen , so dürfte die aufge worfene Frage in Folgendem ihre Erklärung finden. Marschall Mac Mahon , welcher seinen nicht ge= fahrlosen Rückzug von Wörth bis Châlons glücklich

bewerkstelligt und vor der Marne eine vortheilhafte Aufnahmsstellung gefunden, hatte nun die Wahl, sich entweder hier noch einmal den vorrückenden deutschen . Truppen entgegenzustellen, oder bis nach Paris zurück zugehen , um seine Armee durch die neuerrichteten Corps für den Entscheidungskampf zu verstärken, oder aber zu versuchen , im Norden , resp. in der Flanke der vorrückenden deutschen Armeen seinerseits vorzu gehen und zugleich einen Versuch zur Entsetzung des Marschalls Bazaine zu machen. Einen directen Wider stand bei Châlons gegen die zahlreichen anrückenden deutschen Truppen zu leisten , vermied Mac Mahon wohl in dem Gefühl seiner Schwäche ; bis in das Herz Frankreichs , auf die Hauptstadt Paris sich zurückzu ziehen, wäre doch wohl ein offenkundiger Beweis von Furcht vor der feindlichen Ueberlegenheit gewesen ; fomit scheint es, als sei jezt der vielleicht vom Kaiser Napoleon selbst angegebene Plan gefaßt worden : eine Verbindung mit Marschall Bazaine aufzusuchen , um wo möglich die Strategie des Angreifers zu cinem großen Fehler, dem der Theilung der Kräfte, zu ver anlassen. Glücklicher Weise wurde dieser Plan von den deutschen Heerführern sehr bald durchschaut : die zahlreichen und aufmerksamen Recognoscirungspatrouil len der 3. und 4. Armee brachten schnell Klarheit über die Bewegungen Mac Mahons, und die entsprechenden Gegenmaßregeln wurden ebenso energisch angeordnet wie glücklich ausgeführt. Die im Vorrücken auf Paris begriffenen Armeecorps suchten und fanden Fühlung

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an einander, fie schwenkten dann nach Norden ein | wurde eine Armee außer Gefecht geseßt , welche nach nnd drängten , während ein Theil ihrer Cavalerie dem Verlust von 20,000 Mann Gefangenen und Ver nach wie vor in großer Linie weiter westlich vorging, sprengten und fast ebensoviel Todten und Verwundeten um den Feind zu täuschen , die Franzosen nach der immerhin noch aus 80,000 Mann kampffähiger Trup belgischen Grenze. Bei Nouart stießen die Vor pen bestand. truppen des Kronprinzen von Sachsen am 29. August Fast gleichzeitig mit Mac Mahon hatte Marschall Bazaine , welcher jedenfalls von den Plänen Mac zuerst auf Mac Mahons Reiterei und warfen sie so fort ; Tags darauf begann der eigentliche Kampf bei Mahons Kenntniß gehabt hat,*) sich geregt und die Beaumont : Mac Mahon wurde weiter nördlich gewaltsamsten Anstrengungen unternommen , um sich über die Maas bei Mouzon zurückgedrängt. Am 31 . aus dem ihn eng einschließenden Ringe der II. Armee August wurde derselbe abermals von der Armee des zu befreien ; eine officielle Depesche aus St. Barbe Kronprinzen von Sachsen bei Vaux angegriffen und bei Meg meldete , daß derselbe mit seiner ganzen bis nach Sedan zurückgeworfen, und am 1. September Armee östlich durchzubrechen versucht und sowohl am endlich erfolgte im ganzen Umkreise dieser Festung der 31. August wie auch am 1. September , gegen das entscheidende Schlag, welchen die unter dem Oberbefehl 1. Armeecorps und die demselben zugetheilte Reserve des Königs Wilhelm vereinigte 3. und 4. Armee gegen division v. Kummer**) den Kampf aufgenommen habe ; den Feind führte. Die französische Armee bestand aus auch Theile des 9. Armeecorps sollen angegriffen dem 1. Corps (bisher Mac Mahon) , dem 5. (de worden sein . Alle Anfälle sind jedoch siegreich zurück Failly), 7. (Douay ) und dem neuerrichteten 12. Corps geschlagen worden , so daß das Schicksal der „Rhein (Lebrun) , sowie der Cavalerie des 6. Corps ( Can armee" des Marschalls Bazaine sich wohl ähnlich ge= robert) ; sie hatte eine Stärke von ca. 120,000 Mann. stalten dürfte wie das der Mac Mahon'schen Armee. Marschall Mac Mahon soll schwer verwundet worden An demselben Tage, an welchem die lettere capi sein, Marschall de Failly wurde getödtet ; der Kampf war tulirte, vollzog sich bei Sedan ein weiterer höchst be sehr blutig und hartnäckig. Die französische Armee, deutungsvoller geschichtlicher Moment: Kaiser Napoleon, welche zulegt von allen Seiten bei Sedan eingeschlossen welchem es nicht vergönnt war, durch eine Kugel zu war, mußte sich ergeben ; der nach der Anciennetät fallen", fandte dem König Wilhelm seinen Degen und älteste General v. Wimpffen unterzeichnete am 2. Sep ergab sich - d. h. nur seine Person - dem deutschen tember die Capitulation,*) und mit einem Schlage Bundesfeldherrn. Leßterer hat dem Kaiser das einst von König Jérome bewohnte und „ Napoleonshöhe“ Wilhelmshöhe" bei Cassel zum genannte Schloß *) Der Wortlaut der Capitulation ist folgender : Aufenthaltsorte angewiesen, und hier, auf einem neuen Zwischen dem Unterzeichneten , dem Generalstabschef des Elba , hat der Kaiser Muße , die weiteren Schicksale Königs Wilhelm, Oberbefehlshabers der deutschen Heere, und dem des Krieges abzuwarten. commandirenden General der französischen Armee, beide versehen mit Vollmachten Ihrer Majestäten des Königs Wilhelm und Die kleine Festung Sedan , welche bekanntlich des Kaisers Napoleon , ist nachstehende llebereinkunft geschlossen schon als Geburtsort des Marschalls Turenne***) worden : Art. 1. Die unter den Befehlen des Generals Wimpffen stehende französische Armee, welche gegenwärtig um Sedan herum von überlegenen Truppen cernirt ist, ist kriegsgefangen. Art. 2. In Anbetracht der tapferen Vertheidigung dieſer französischen Armee wird hiervon eine Ausnahme gemacht mit allen Generalen und Offizieren , ebenso mit allen im Offiziers: rang stehenden höheren Beamten, welche sich mit ihrem schriftlich abzugebenden Ehrenwort verpflichten , bis zum Ende des gegen wärtigen Krieges nicht mehr die Waffen gegen Deutschland zu tragen und in keiner Weise gegen dessen Interessen zu handeln. Die Offiziere und Beamten, welche diese Bedingungen annehmen, sollen auch ihre Waffen und die ihnen persönlich gehörenden Gegenstände behalten. Art. 3. Alle Waffen , ebenso alles der Armee gehörige Kriegsmaterial, bestehend in Fahnen , Adlern , Geschüßen , Mu nition 2c. sollen zu Sedan an eine militärische , vom General en chef eingesette Commiſſion abgeliefert und unmittelbar an die deutschen Commissäre abgegeben werden. Art. 4. Der Plaß Sedan wird in dem gegenwärtigen Zu stande und spätestens im Laufe des Abends des zweiten zur Disposition Sr. Majestät des Königs Wilhelm gestellt werden. Art. 5. Diejenigen Offiziere, welche die im Art. 2 erwähnte Verpflichtung nicht eingegangen sind, ebenso die Truppen werden entwaffnet und nach ihren Regimentern und Corps rangirt und in militärischer Ordnung übergeführt. Diese Maßregel wird mit dem 2. September beginnen und am 3. beendet sein. Die Detachemets werden auf das Terrain geführt , welches von der Maas bei Iges umſchloſſen wird, und durch ihre Offiziere, welche |

eine gewisse Berühmtheit beſißt , hat also jezt eine weitere welthistorische Bedeutung erhalten , welche ihren Namen für alle Zeiten verewigt. Die rein militärische Wichtigkeit dieses großen Er eignisses darf jedoch nicht überschäßt werden : der Krieg alsdann ihr Commando ihren Unteroffizieren abtreten werden, an die deutschen Commissäre übergeben. Die Oberärzte werden ohne Ausnahme in der Ärmee bleiben, um die Verwundeten zu pflegen. Fresnoy, 2. September 1870. (gez.) v. Wimpffen. (gez .) v. Moltke. *) Die Festung Meß ist mit Thionville durch einen unter irdischen Telegraphen . verbunden. (Vgl. die Abhandlung des f. preuß. Premierlieut. Cardinal von Widdern in Nr. 25 der Allg. Mil. 3tg.) Auch zwischen Straßburg und Meß ſoll eine unterirdische Telegraphenverbindung bestanden haben, die erſt in diesen Tagen entdeckt und sofort zerstört worden ist. **) Es scheint , als bestehe gegenwärtig eine I. Armee nicht mehr ; das 1., 7. und 8. Armeecorps und die Cernirungstruppen dürften dem Oberbefehlshaber der 2. Armee , Prinz Friedrich Carl K. H., unterſtellt worden sein. ***) Marschall Turenne, welcher 1611 geboren wurde und 1675 in seinem letzten Feldzug gegen Montecuculi bei Sasbach blieb, befißt in Sedan ein Denkmal.

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selbst hat dadurch keine Unterbrechung erfahren , da | Hauptquartier in Pont-à -Mousson verblieb. Noch in die französische Nation, welche soeben die Republik er der Nacht vom 16./17 . August wurde das sächsische flärt hat, - im Laufe eines Jahrhunderts bereits Corps zur Unterſtüßung der im Gefecht gewesenen 3. zum dritten Mal : 1789, 1848 und 1870 - Willens und 10. t. preußischen Armeecorps beordert, da man zu sein scheint , den Kampf bis auf's Aeußerste fort wahrscheinlich schon zum 17. Auguft einen Vorstoß der zusehen. Die deutschen Armeen , welche soeben die französischen Armee erwartete, die es versuchen mußte, ſtärkste Feldarmee des Feindes unschädlich gemacht die verlorene Verbindung mit Châlons über Verdun haben, sind auch hierauf gefaßt : ohne Verzug ist bereits wieder herzustellen. Im Laufe des 17. August traf, der weitere Vormarsch gegen Paris angetreten worden. dem ertheilten Befehle gemäß, das k. sächsische Corps Die 3. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen bei Mars la Tour ein und bezog Bivouac bei diesem hat nunmehr die nördliche Route eingeschlagen , ihre Orte und Purieux, während die Cavaleriedivision über Vortruppen waren am 5. September bereits in der Vigneulles auf Buzi vorpouſſirt ward, um die Straßen von Meß auf Verdun und auf Etain zu beunruhigen Gegend von Soiſſons eingetroffen . Die nächsten Tage müssen uns nun die Beant und möglichst aufzuklären. Obwohl bei diesem Vor wortung der Frage bringen, ob die Franzosen in der gehen , welches einige wichtige Gefangene einbrachte, That entschlossen sind, ihre Hauptstadt vor den Thoren nur auf einzelne französische Patrouillen gestoßen zu vertheidigen, ähnlich wie dieß 1814 geschah . Da wurde, die sich schnell zurückzogen, so dürfte doch das mals vermochten der General Mortier auf dem Mont Erscheinen so bedeutender Reitermassen, welche andere martre und der Marschall Marmont auf dem Plateau Truppen hinter sich haben, beziehentlich nur maskiren von Romainville die Verbündeten nur einen Tag auf konnten, auf der Rückzugslinie nach Etain die Fran zuhalten , am 30. März ; in der Nacht auf den 31., zosen zur äußersten Vorsicht bei einem Vorstoß er= mahnt haben. Leßterer unterblieb jedoch ganz . Se. wurde bereits jene Capitulation abgeschlossen, in deren Folge der berühmte Einzug am 31. März 1814 in die Majestät der Bundesfeldherr entschied sich , wie die offene Residenz stattfand . Unter der Regierung Louis bereits veröffentlichten Berichte des Näheren enthalten, Philipps ist Paris allerdings neu befestigt, d. h. mit am 18. August für einen allgemeinen Angriff auf die einer umfassenden bastionirten Umwallung von 90 französische Armee. Nach der , seitens des Ober Fronten und außerdem mit 15 detachirten Forts ver commandanten der 2. Armee, Prinzen Friedrich Carl sehen worden, welche die Landeshauptstadt zu schüßen K. H., welchem das k. sächsische Corps zugetheilt war, bestimmt sind ; doch kann es nicht dem geringsten ausgegebenen Disposition hatte das k. sächsische Zweifel unterliegen , daß eine Festung mit einer so Corps auf dem äußersten linken Flügel, rechts neben ausgedehnten Umfassung und mit ca. 2 Millionen sich das k. preußische Gardecorps, nach Jarny vorzu Einwohner gar manche Blößen dem Angriff bietet rücken. Es stellte sich jedoch bei dem allgemeinen und in keinem Falle eine lange Belagerung auszu Vorrücken der 2. Armee heraus , daß die französische halten vermag. Armee nicht, wie man geglaubt, in der Richtung auf Gegen die großen Ereigniſſe , die sich bei Sedan | Paris abmarschirt war , sondern daß dieselbe eine vollzogen, treten die weiteren Begebenheiten auf dem überaus starke Stellung auf dem Höhenzuge von Roncourt- St . Privat -la-Montagne- Amanvillers bezogen Kriegsschauplaß, wie die Beschießung von Montmedy hatte, welche nahezu in der rechten Flanke der 2. Armee und der Anfang der förmlichen Belagerung von Bitsch, lag ; es erging daher seitens des Obercommandos zurück. In Bezug auf die Belagerung von Straßburg der Armee der Befehl, gegen diese Stellung zum An möchte noch anzuführen sein, daß die Beschießung der griff vorzugehen ; leßterer konnte erst nach Ausführung Stadt und Festung energisch fortgeseßt wird, daß öftere Ausfälle der französischen Besaßung gemacht , jedoch der Frontveränderung wirksam werden und legte durch den vorher auszuführenden Marsch besonders dem jedesmal zurückgeschlagen wurden , und daß der Zeit punkt der Breschelegung und des Sturmes ziemlich sächsischen Corps bedeutende Anstrengungen auf. Der Vormarsch des k. sächſiſchen Corps von Purieur auf nahegerückt sein dürfte. Wir rücken auf allen Bunkten Jarny begann etwa um 6 Uhr mit der 1. Infanterie tes Kampfplages dem Zeitpunkt immer näher, wo die Entscheidung eintreten muß. diviſion im ersten Treffen , gefolgt von der Corps artillerie und mit der 2. Infanteriedivision im zweiten Geschrieben am 9. September 1870. Treffen. Um 12 Uhr war Jarny erreicht und wurde der Marsch über Giraumont - Batilly angetreten , die Die Kämpfe bei Meß am 14., 16. und 18. Auguft . | 1. Division auf dem linken Flügel mit der Direction auf Coinville, die 2. Division auf dem rechten Flügel (Schluß.) mit der Richtung auf St. Marie- aur - Chênes. Letterer Sächsischer Bericht. Ort wurde gegen halb 4 Uhr von der k. sächsischen 3. Infanteriebrigade (5. und 6. Infanterieregiment) Am 16. August, am Tage der Schlacht bei Mars la Tour , stand das k. sächsische Armeecorps noch in gleichzeitig mit der 1. k. preußischen Garde-Infanterie zweiter Linie, auf dem linken Moselufer die Cavalerie: | diviſion im ersten Anlaufe genommen, und datirt von division weit vorgeschoben bis Nonsard, während das diesem Zeitpunkte an das bereis in officieller Weise

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bestätigte Eingreifen des 12. Armeecorps in die all gemeinen Schlachtverhältnisse. Der weitere Angriff auf die feindliche Stellung in dem nur leicht gewellten Terrain wurde durch die vollständig dominirende Lage des Stüßpunktes derselben , St. Privat- la - Montagne, sehr erschwert, und bestimmte Se. K. Hoheit den Kron: prinzen (von Sachsen) zu einem Flankenmanöver über Montois gegen Roncourt, mit der 3. Infanteriebrigade in St. Marie aur- Chênes als Pivot, unter dem Schuße der vereinigten Artillerie. Der 1. Division war hier bei noch die 4. Infanteriebrigade für die Umgebung und den Angriff auf Roncourt unterstellt worden. Die gesammte Corpsartillerie wurde nördlich von St. Marie- aur-Chênes in Position gebracht und be: reitete durch ihr wohlgenährtes und präcises Feuer den Angriff auf Roncourt außerordentlich wirksam vor , so daß die Franzosen , wie sich später heraus gestellt hat , dadurch zum Abzug gezwungen worden waren. Unter dem Schuße dieses Feuers , etwa gegen halb 6 Uhr, begann die 1. Diviſion ihren Vormarsch von Auboué aus und traf über Montois und Roncourt um 7 Uhr vor St. Privat- la- Montagne ein , gegen welches bereits das f. preußische Gardecorps den An griff eingeleitet hatte , und das durch das Feucr der sächsischen Artillerie mehrfach in Brand geschossen war. Das troßdem hartnäckig vertheidigte Dorf wurde im ersten Anlaufe mit großer Bravour , aber auch mit großen Verlusten (hier war es, wo Generalmajor von Kraushaar an der Spiße seiner Brigade fiel) und im Verein mit der f. preußischen Garde von der 1. und 4. Infanteriebrigade genommen . Die Einnahme von St. Privat bildete den Schluß des Kampfes am 18. auf dem linken Flügel der ganzen Schlachtlinie. Von der Cavaleriedivision waren die beiden Ulanenregi menter zur Beobachtung auf den beiden Straßen nach Verdun zurückgelassen worden , während die beiden schweren Reiterregimenter gegen halb 5 Uhr auf dem Schlachtfelde eintrafen , ohne jedoch in Folge des Terrains zur Action gegen feindliche Truppen zu kommen ; es gelang aber zwei entsendeten Escadrons dieser Regimenter, wenigstens vorübergehend die Eisen bahn von Meß nach Thionville in der Gegend von Maizières unbrauchbar zu machen. Die Verluste des k. sächsischen Armeecorps in der siegreichen Schlacht vom 18. August betragen , soviel sich nach den be kannt gemachten Verlustlisten übersehen läßt, 92 Offi ziere und ca. 2000 Mann, incl. 17 Offiziere und ca. 200 Mann todt. Die k. sächsische Armee aber hat an diesem Tage an der Seite der k. preußischen Garde ihre alte Lüchtigkeit bewährt ; einstimmig ist das Ur: theil, daß sich sämmtliche Commandeure durch muster hafte Führung und alle Truppen durch außerordent liche Tapferkreit und Ausdauer hervorgethan haben, und ist es dem Armeecorps auf diese Weise möglich geworden , eine dem Vernehmen nach noch am Abend des Schlachttages vom Obercommando der 2. Armee dankend anerkannte ―― entscheidende Wendung der Schlacht zu geben .

Hessischer Bericht. Auch der großh. hessischen Division war es ver gönnt , sowohl am 16. Auguft bei dem großartigen strategischen Zug des Prinzen Friedrich Carl, wodurch Marschall Bazaine in seiner Rückzugslinie überholt und von der übrigen französischen Armee abgeschnitten wurde, Verwendung zu finden, als auch bei der Ent scheidungsschlacht am 18. eine ebenso schwierige als wichtige Position einzunehmen und , wenn auch mit schweren Opfern, ruhmvolft zu behaupten. Am 15. hatte die Division von Dorf und Schloß Mercy-le-Haut, beide von ihren Bewohnern verlassen und beinahe gänzlich zerstört , die Festung Meß zu beobachten. Obgleich nicht viel mehr als eine Stunde von der Festung entfernt , wurde die Division durch keinen Schuß belästigt. Um 6 Uhr Abends kam der Befehl ein , nach dem etwa 11/2 Wegstunden südlich gelegenen Cherisey zu marschiren und daselbst für die Nacht Bivouac zu beziehen. Der Divisionscomman deur , Prinz Ludwig , fand für die Nacht ein Unter kommen im Schlosse daselbst. Nachdem der Prinz am Morgen des 16. zum Corpscommandanten General v. Manstein berufen, gab er bei seiner Rückkehr Be fehl zur Ueberschreitung der Seille, indem er den einen Theil der Division über Pournoy- la- Graffe und Verny, den anderen über Pommerieur nach den beiden von den Pionieren bei Coin und Sillegny geschlagenen Brücken dirigirte. Von hier aus marschirte die Divi sion nordöstlich über Fey nach der Mosel und erreichte dieselbe bei Corny. Schon in der Nähe von Fey war Kanonendonner vernehmbar , der sich bei Corny be deutend verstärkte. Nachdem die Truppen etwas ges rastet , wurde Befehl zur Ueberschreitung der Mosel gegeben. Haltet Euch brav ! Macht dem alten Namen Ehre !" rief der Prinz seinen Leuten zu . Und munter eilten die Truppen vorwärts, troß Hiße und troß des bellenden Magens, der bei der kurzen Raft leer aus gegangen war. Auf dem jenseitigen Ufer angelangt, wandte man sich nach dem einige Minuten südwärts gelegenen Noveant , um in Eilmärschen auf der im Thal nordwestlich ziehenden Chaussée Gorze zu_er= reichen. In Gorze stieß man bereits auf die ersten preußischen Verwundeten aus dem Kampfe des Tages. Vor dem Städtchen wurde der Diviſion die Aufgabe, den Feind in seiner linken Flanke anzugreifen . Die Colonnen bogen rechts von der Chaussée in den Wald ab , den man nur von kleiner Ausdehnung glaubte, der jedoch 11/2 Stunden lang sich hinzog (Bois des Ognons). Die Vorhut wurde durch das 1. Infanterie regiment und eine Batterie gebildet , hierauf folgte der Stab und nach ihm die übrige Division. Den Batterien Hofmann und Frank war es noch ver gönnt, bei Gorze in das Gefecht mit bestem Erfolge einzugreifen. Hauptmann Hofmann erhielt hier, wie auch am 18., das Pferd unter dem Leibe er schossen. Beiden Batterien wurde am folgenden Tage von den Waffenbrüdern das größte Lob gespent et.

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Die Infanterie zog indessen auf schmaler Schneise | wir hatten das Centrum zu halten. Dem heftigsten durch den Wald , an deffen Ausgang fie mit einem Kreuzfeuer der feindlichen Ärtillerie war diese Stellung Kugelregen überschüttet wurde, ohne die durch Bäume ausgefeßt. Das 1. Infanterieregiment machte eine gedeckten Franzosen zu sehen. General v. Manstein Vorwärtsbewegung , um zum Bajonnetangriff gegen befand sich selbst mit dem Prinzen bei der Vorhut. den Feind überzugehen. An der neuen , noch un Die Truppen gingen mit Hurrah voran, ohne jedoch vollendeten Bahnlinie Meß - Verdun angelangt, glaubt es im Schuße des steilen Bahndammes einen Augen auf den Feind zu stoßen. Er war, wie am folgenden blick rasten zu können, als es plöglich von den gegen= Tage sich zeigte , durch eine breite Schlucht von uns getrennt. Da es inzwischen dunkel geworden, befahl überliegenden Höhen aus durch den Feind in der General v. Manstein, das Gefecht abzubrechen. Wir Flanke beschossen wurde und schwere Verluste erlitt. zählten 6 Todte und 40 Verwundete , meistens vom Doch das Regiment ging über den Damm vorwärts 1. und 2. Infanterieregiment, darunter den Lieutenant und beseßte noch ein jenseits gelegenes Haus. Unsere Kraus , dem die rechte Hand durchschoffen war. Wir brave Artillerie hatte an einer Waldecke Posto gefaßt behielten den Wald besezt und bivouaquirten auf und ließ keinen Gruß des Feindes unerwidert, wobei einem freien Plage. Weit und breit war nichts zu fie des besten Erfolges sich rühmen konnte. Furchtbar haben ; einen Brunnen hatte ein Offizier aus dem war der Kanonendonner : 3695 Schuß wurden allein von den hessischen Batterien gethan. Stabe des Prinzen entdeckt, nur den lechzenden Ver Endlich ist es dem linken Flügel gelungen , den wundeten konnte Wasser gereicht werden. Die Nacht war schön, doch bitter kalt ; kein Feuer brannte, und Feind zu umgehen. Die Garden greifen um 5, die auch den Offizieren ging, da Bagage und Handpferde Sachsen um 6 Uhr in das Gefecht ein. Allgemeiner zurückgeblieben, jede Bequemlichkeit ab. Vormarsch. Die Franzosen werden auf allen Punkten zurückgedrängt. -Um halb 9 Uhr endet der heiße Am 17. früh um 5 Uhr erfolgte der Aufbruch. Wieder ging es auf schmalem Pfad vorwärts durch Tag bei Meß , in welchem die hessische Division seit den Wald. Der Weg führte bald über das Schlacht 12 Uhr im Feuer gestanden. Des Abends wurde in feld des vorigen Tages ; Hunderte von Todten, Freund der Nähe des Schlachtfeldes Bivouac bezogen. Die Verluste der großherzoglich hessischen Division und Feind, deckten die Wahlstatt. Verwundete wur den immer noch hinweggetragen. Wiederholt sah man betrugen: 21 Offiziere , 169 Unteroffiziere und Sol unsere Prinzen einem Schmachtenden sich nähern, um daten todt, 50 Offiziere , 1214 Soldaten verwundet, 338 Mann vermißt , in Summa 71 Offiziere und ihm die Feldflasche zu reichen. Lange Heersäulen der 1721 Mann. preußischen Brüder zogen an uns vorüber ; stumm Am 20. lagerten die Truppen zunächst dem Damm, war der Gruß , und doch wie beredt waren die ge= wechselten Blicke ! Welcher Ernst beherrschte Jeden, an welchem sie am 18. so schwere Verluste erlitten. welche Entschlossenheit , welcher Siegesmuth erglänzte Am 21. wurde die Division in die Reserve gestellt aus Aller Augen ! Bei Flavigny südlich der Straße und hatte bei St. Marie, unweit Coinville , auf der von Rezonville nach Mars-la-Tour, zunächst Vionville, Straße nach Briey, Bivouac bezogen. bezogen wir Bivouacs. Am 18. war die Division bereits um 5 Uhr Morgens zum Abmarsch bereit, der um 7 Uhr erfolgte. Die Befestigung von Paris . Nach 8 Uhr standen wir bei Cautre , einem Gehöfte an der Straße von Gravelotte nach Doncourt , etwa Die ersten Anregungen zu einer Befestigung von in der Mitte zwischen beiden Orten. Eben hatten Paris fallen in die Zeit von Napoleon I. und werden wir uns zum Abkochen angeschickt , als Befehl zum dem Marschall Soult zugeschrieben ; der Gedanke blieb Vormarsch kam. Das Wasser, was wir mühsam zu jedoch Project , bis 1841 das Ministerium Thiers sammengeschleppt , mußte ausgeschüttet werden . Die denselben zur Ausführung zu bringen begann . Die Cavalerie ging zur Aufklärung des Terrains der Di: Lösung der durch große Ausdehnung äußerst schwierigen vision weit voraus . Um 12 Uhr hatten wir , zwei Aufgabe wurde dem General Dode de la Brunerie Stunden nordöstlich , hinter dem Walde bei Aman übertragen. Gegenwärtig ist der Oberbefehl über die villers in der Gefechtslinie Stellung genommen. Unser Festung Paris dem General Trochu übertragen. 9. Corps bildete den linken Flügel des Centrums ; Paris liegt in der Niederung der Seine, zu beiden nördlich standen uns zunächst die preußischen Garden Seiten derselben und von ihr und der in sie münden und zu äußerst das 12. (k. sächsische) Corps , jüdlich den Marne von drei Seiten so umflossen , daß nur das 8., 7. und 2. Corps . In der Reserve auf der die Nordostfront der Stadt nicht durch eine Fluß Pariser Straße das 3. und 10. Corps . Der Feind barrière gedeckt ist. Diese 21/2 Meilen lange Lücke hatte auf den gegenüberliegenden , im Halbkreis sich von St. Dénis bis Neuilly sur Marne wird bis zu binziehenden Höhen in drei Etagen Stellung genommen dem sie theilenden Durcq - Canal von Anhöhen ausge und seine günstige Stellung durch Schüßengräben ver füllt, ist nördlich deffelben jedoch völlig flach. stärkt. Den Garden und Sachsen war die Aufgabe Die Befestigung von Paris zerfällt in eine innere geworden, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen ; und eine äußere : die innere bildet ein unregelmäßiges

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Fünfed, dessen Umwallung aus regelmäßig bastionirten | durch die Redouten Faisanderie und Gravalle noch Fronten, mit geräumigen Baſtionen, kurzen Courtinen, besonders befestigt ist. Diese ganzen Werke schließen aber ohne Raveline besteht. Diese Enceinte, die aus halbkreisförmig den Park von Vincennes ein, welcher einer Militär-Verbindungsstraße , Wall , Graben und in zweiter Linie diese , durch ihre dominirende Lage Glacis gebildet ist, hat einen Umfang von 7 Stunden. an und für sich schon sehr starke Front deckt , noch Sie ist mit etwa 90 Bastionen versehen ; der Graben vor seiner Angriffsfront durch offene bastionirte Werke ist 35 Fuß breit und kann von den Canälen und der geschüßt ist und im Innern ein großes geſchloſſenes Seine unter Wasser gesezt werden ; die Militärstraße Fort das Schloß - als Redoute hat. In diesem st gepflastert , und ihr nahe und parallel läuft die befindet sich das Haupt- Arsenal von Paris und vor ligne de ceinture , welche die Bahnhöfe sämmtlicher demselben der große Artillerieſchießplaß , welcher süd in Paris einmündenden Bahnen verbindet. In dieser lich bis an die Marne reicht, jenseits welcher in dem Enceinte befinden sich 47 Thore , 14 in den leßten von ihr und der Seine gebildeten Winkel, bei Alfort Wochen zugemauerte Ausfallpförtchen , 10 Durchlässe und rechts der Bahn nach Lyon , das Fort de Cha= für die Eisenbahnen und 4 für Wasserstraßen. renton liegt , mit welchem die nordöstliche Verthei Um diese innere Befestigung der französischen digungsfront südlich abschließt. Hauptstadt zieht sich die äußere , eine Reihe von 15 Die südliche Front der Pariser Festungswerke be detachirten Forts , welche einen durchschnittlichen Ab ginnt gegenüber dem Fort de Charenton auf dem linken stand von etwa 3500 Schritt von einander und einen Seine-Ufer mit dem Fort d'Jvry, dem dann in Ent Umfang von ungefähr 12 Stunden haben , ihrer | fernungen von fast stets 4000 Schritten die Forts von Bicêtre, Montrouge, Vanvres (Vâvres ) und Issy Wirkungsspäre nach also einen Raum von nahezu 18 Stunden beherrschen. Die Nord- und Ostfront dieser folgen, welche drei letteren durch die dahinter liegen Befestigungen sind die stärksten ; beide fallen in die den Höhen von Bagneux und Meudon beherrscht wer oben erwähnte Lücke, welche nicht von der Seine und den. Innerhalb dieser Werke liegen die Eisenbahn Marne gedeckt ist , und ſind ſtrategiſch nicht getrennt linien nach Limours (Sceaux) und die ( linksſeitige) zu beurtheilen. nach Versailles . Die durch die Seine und das Bois de Boulogne Die Nordostfront beginnt in dem nördlich vom Montmartre liegenden Städtchen St. Denis , dem begrenzte Westseite von Paris ist durch die Be Hauptpunkte der ganzen äußeren Befestigung , welche festigung des Mont Valérien vertheidigt. Da dieser, von drei selbstständigen Forts, de la Briche, Double 415 Fuß hoch, eine Meile vom Fort d'Issy und mehr couronne du Nord und de l'Est umgeben, eine be wie anderthalb Meilen vom Fort St. Dénis ab liegt, sondere kleine Festung bildet , da diese drei Werke so zeigt sich hier die Lücke der Befestigungen , welche durch einen Wall nebst Graben verbunden und durch auszufüllen seit einigen Wochen 12,000 Arbeiter be= schäftigt werden. Man beabsichtigt , bei Montretout, eine von der Redoute de Stains gedeckte Inundation unmittelbar über dem Bahnhof von St. Cloud , ein noch besonders verstärkt sind. An diesen Theil der Fortification reiht sich südwärts der nach Soissons großes Werk zu erbauen, das die Thäler von Sèvres führenden Eisenbahn und vor dem Canal von St. und Ville d'Avray beherrschen soll. Die Armirung der Forts soll so gut wie vollendet Dénis das Fort d'Aubervilliers mit 5 Bastionen in der Nähe des gleichnamigen und des Dorfes Pantin sein , und zwar mit 12Pfündern aus den Gießereien an ; dasselbe ist mit einer aus der Erde des Canals von Straßburg und Toulouse ; die Thore und Aus gänge sollen außerdem mit schweren Festungsgeschüßen aufgeworfenen Brustwehr versehen, die durch drei Re douten verstärkt ist. besezt und sämmtliche Werke, wo dieß noch nicht der Fall, durch unterirdische Drathleitung mit dem Haupt Südlich des Canals von Ourcq, der hier unmittel: plaß wie unter einander in Verbindung geſeßt werden. bar von der „ route de Metz et de Strasbourg" begleitet wird , aber auf den Höhen von Belleville, liegt das Fort de Romainville , der Schwerpunkt der ganzen Vertheidigung. Von diesem Fort aus läuft Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. nach dem Canal zu eine Reihe von Verschanzungen, II. während südwärts sich noch zwei besondere Redouten Volle 11 Tage * Gravelotte , 29. August. befinden, an welche sich, immer noch auf dem Höhen zuge und fast parallell der Eisenbahn nach Mühlhausen, stehen wir nun hier vor oder hinter Meß, mit einem die durch eine gepflasterte Straße verbundenen Forts Worte : Meß und das dorthin zurückgeworfene Heer von Noisy , Rosny und Nogent anschließen , zwischen Bazaines cernirend . Unbegreiflich für uns , daß ein denen noch die Redouten von Noisy , Montreuil, | solches Heer nicht längst versucht hat , den es um Boissière und Fontenay liegen. Hier bildet nun, fast schließenden Ring zu durchbrechen , wie denn freilich 100 Schritt breit, die Marne einen natürlichen Defen: so Vieles in der Kriegführung der Franzosen uns un fiv-Abschnitt, der an der Brücke von St. Maur durch begreiflich ist ! Es drängt sich vor Allem der Be eine 2800 Schritt lange Verschanzung, aus Brustwehr obachtung der absolute Mangel an thatkräftiger und Graben bestehend, und an deren beiden Flanken | Initiative beim Feinde auf , und zwar nicht bloß in



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den Operationen im Großen , sondern auch auf dem Schlachtfelde. Das hat uns ungeheure Erfolge ge: geben , die bei thatkräftiger Führung der Franzosen unmöglich gewesen wären. Das war vor Allem am 16. August der Fall. Die im Abzug von Meß auf Verdun begriffene fran: zösische Rheinarmee (Bazaine) wurde am Vormittag dieses Tages in der Gegend von Vionville von einer Division, der 5. vom 3. Corps unter Generallieute: nant v. Stülpnagel , angegriffen. Und dadurch hat fie fich so lange festhalten lassen , daß ihr schließlich der Weg wirklich versperrt, daß sie nach Mez zurück geworfen und dort jezt von überlegenen Streitkräften cernirt ist. Die 5. Division war so ungeheurer Uebermacht

gegenüber schwer bedrängt. Mit wahrhaft heroischer Tapferkeit hat sie gekämpft, ihre Lage war aber, als fie Nachmittags endlich unterstüßt wurde, links durch das 10. Corps und die 2. Cavaleriedivision , rechts durch die Avantgarde des 8. Corps , eine fast ver zweifelte: ihrer Infanterie und einem Theil ihrer Batterien war die Munition bereits ausgegangen, und eine kräftige Offensive des Feindes hätte ihr ver derblich werden müssen. Die links von ihr vorgehenden Truppen waren vom Prinzen Friedrich Carl dorthin beordert. Die Avantgarde des 8. Corps dagegen , welche nach Arry an der Mosel bestimmt war , wurde vom Chef des Generalstabes des Corps auf den Schall des Kanonen= donners vorwärts dirigirt , und ihr wurde das vor derste Regiment des zwischen diese Avantgarde und das Gros des Corps eingeschobenen 9. Corps , das 11. Infanterieregiment, welches der Divisionscomman deur General v. Wrangel dem General v . Goeben zur Disposition stellte, mit zugewiesen. Die Batterien der Avantgarden gingen voraneilend durch Gorze durch und schlossen sich den Batterien der 5. Division an , ihnen zugleich von ihrer Munition mittheilend ; die Infanterie dagegen, das 40. und das 72. Regiment, denen demnächst das 11. folgte, wandte sich, geführt vom Divisionscommandeur General lieutenant v. Barnekow und dem Brigadecommandeur Oberst Rex, rechts, stieß längs dem Wege von Gorze auf Rezonville in die Flanke des Feindes . Dort stießen sie , als sie aus dem vorliegenden Gehölz,

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welches von 2 Compagnien des Leibregiments ohne Patronen beseßt war , hinaustraten , direct auf die feindlichen Reserven : Regimenter des französischen 3. Corps und die Garden. Ein hartnäckiger und furcht bar blutiger Kampf entſpann sich , vielfach hin und her schwankend , aber mit Einbruch der Nacht damit endend, daß die tapferen 3 Regimenter der feindlichen Uebermacht gegenüber etwa 1200 Schritt Terrain ge wonnen hatten ; kurz vor Anbruch der Dämmerung kamen ihnen Abtheilungen der großherzogl. heſſiſchen Division höchst willkommen zu Hülfe, und namentlich zwei Batterien derselben konnten noch in wirkſamſter Weise in den Kampf eingreifen. Etwa 2000 Mann haben diese drei Regimenter und die Batterie der Avantgarde des 8. Corps an jenem Abend verloren. Der schmale Rücken, auf dem fie vorgedrungen, war aber auch am folgenden Morgen bedeckt mit 400 bis 500 todten Franzosen , der Mehr zahl nach Grenadiere und Chasseurs der Garde , die übrigen 2 Linienregimentern angehörend, so daß auch auf diesem Punkte , wie sich das ja Gottlob bisher fast überall herausgestellt hat, die Verluste der Feinde entschieden sehr viel bedeutender waren als die unsrigen. Die beiden Regimentscommandeure der Brigade Ner : Oberst v . Eberstein und Oberst v. Hell dorf, find gefallen , der des 11. Regiments , Oberst v. Schöning, ist schwer verwundet. Der Feind hatte sich am folgenden Morgen in der Richtung auf Meß zurückgezogen, also den Abzug auf Verdun aufgegeben. Bei Gravelotte standen seine Vortruppen .. Vielfach unterbrochen , habe ich im Vorstehenden eine kurze Notiz über die Betheiligung der Avant garde des 8. Corps (Regimenter 40 und 72) nebst 3 Batterien am Kampfe des 16. gegeben. Specielleres vielleicht einmal später. Schon 11 Tage sind nun die Franzosen bei Met völlig unthätig , während wir ringsumher fleißig schanzen, um alle Ausgänge abzusperren. Leider ist das Wetter sehr schlecht : ständige Regengüsse und Kälte, in Folge davon viel Dissenterie , doch ohne irgend welche bedenkliche Symptome. Auch die französische Armee bei Met leidet sehr daran. ――――― Heute Gottlob ein guter trockener Tag.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. * Wien, 4. September. [ Personalchronit : Generalmajor Grivicic t.] Am 1. d . Mts . be endete in Graz der Generalmajor und Brigadier Georg

Grivicic sein Leben ; in Folge eines unheilbaren körper lichen Leidens hat derselbe Hand an sich selbst gelegt. Die Armee verliert in ihm einen sehr intelligenten, pflicht getreuen und ungemein thätigen Offizier. Der Verstorbene hatte sich durch große Umsicht und Tapferkeit vor dem

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Feinde ausgezeichnet, wofür das Ritterkreuz des Leopold : | Lazareth-Verhältnisse im Jahre 1866 betrifft, so war bei ordens, der Orden der eisernen Krone 3. Claſſe und das dem besten Willen die einheitliche Leitung damals nicht immer in genügendem Maße vorhanden. Die kleineren Militärverdienstkreuz, sämmtlich mit der Kriegsdecoration, welche seine Brust zierten , sprechende Beweise waren . Privatlazarethe entzogen sich trotz des anzuerkennenden Sohn eines Grenzoffiziers, war er zu Perusic in Kroatien Patriotismus ihrer Gründer oft der nothwendigen Auf am 11. Januar 1827 geboren und in der Neustädter sicht durch den consultirenden Chirurgen , resp . die Lazas rethdirection. Es gab in Berlin im Jahre 1866 , wie Militär-Akademie ausgebildet worden . Er war einer der tüchtigsten Zöglinge, trat im September 1846 als Unter aus dem Berichte des Generalarztes Dr. Steinberg her= lieutenant 2. Classe aus und wurde in den höheren Lehr vorgeht, 41 Lazarethe, durch welche 14,124 Kranke und curs der Akademie berufen. Nach Jahresfrist wurde er Verwundete gingen. Sic befanden sich in den räumlich zum Unterlieutenant 1. Claſſe im 3. Feldjägerbataillon von einander entferntesten Gegenden , so daß schon hier und nach 11 Monaten zum Oberlieutenant in demselben durch die Möglichkeit einer paſſenden Vertheilung der ernannt. Seine Verwendung war eine vielseitige : er Kranken , sowie die oberärztliche Beaufsichtigung sehr er diente im Generalstabe , in der Linien- und Grenz - In schwert wurde, und nicht immer war man z. B. in der fanterie, wurde 1858 Major im 50. Infanterieregiment, Lage , die von Hospitalbrand oder Pyämie Ergriffenen in kurzer Zeit danach Oberstlieutenant und nach wenigen sofort beim Beginn der Affection so streng zu isoliren, Monaten in dieser Charge Commandant des 19. Jn als dieß erforderlich ist. fanterieregiments . Im Feldzuge 1866 commandirte er In allen Gebieten der Militär- Krankenpflege haben als Oberst eine Brigade im 10. Corps , ward dann in derartige Erfahrungen dahin geführt , einerseits die Cen den Generalstab übersetzt und im Januar 1868 zum tralleitung einheitlich zu gestalten , andererseits durch Generalmajor und Brigadier befördert. Der Verstorbene strenge Begrenzung der Befugniß der Centralbehörde die individuelle Thätigkeit nicht zu beſchränken. hatte den Feldzug 1848 in Italien, jenen 1849 in Ungarn unter Banus Jellacic, dann 1859 in Italien und 1866 Wenn sich eine Stadt wie Berlin in der Noth= in Böhmen mit hervorragender Tapferkeit mitgemacht und wendigkeit befindet, für ca. 5000 Verwundete und Kranke sich insbesondere im Jahre 1849 in Ungarn ausgezeichnet ; Sorge tragen zu müssen , so liegt hier vor Allem die für diese hervorragenden Thaten wurde er decorirt. In Wichtigkeit der leitenden Grundsäße auf der Hand. Schon der Schlacht bei Solferino wurde er durch den Unterleib 1866 wurde allerdings die Centralisation für nothwendig verwundet und gerieth in feindliche Gefangenschaft. Seine erachtet und eine Reserve-Lazareth-Direction eingesezt, als bei dieser Gelegenheit bethätigte Bravour ward durch ein deren Mitglieder der Generalarzt Dr. Steinberg und der rasches Vorrücken zum Oberstlieutenant und Oberſten be= Oberstabsarzt Dr. Langenmayer fungirten ; Professor Dr. Esmarch aus Kiel stellte seine chirurgischen Erfahrungen lohnt. Im Jahre 1866 zeichnete er sich im Treffen bei Trautenau besonders aus ; den folgenden Tag , am 28 . als Confulent bereitwilligst zur Disposition, während be Juni , ward er im Gefecht bei Rudersdorf schwer ver hufs besonderer Ueberwachung der hygienischen und ſani wundet und gerieth abermals in feindliche Gefangenschaft. tätspolizeilichen Verhältnisse durch die schöpferische Fürsorge Für hervorragende Tapferkeit und sonstige Leistungen im Ihrer Majestät der Königin die Einsetzung einer „Im lezten Feldzuge in Böhmen erhielt er das Ritterkreuz des mediat-Lazarethcommiſſion “ veranlaßt wurde, welcher u. A. Leopoldordens. Der General Grivicic hat in neuester Frerichs und Esse angehörten. Zeit einige Broschüren , unter anderen jene "! über die Für die Bedürfnisse dieses Krieges ist nun in Berlin die Leitung des gesammten Lazarethwesen aus den oben Verwendung der Infanterie " publicirt und war in jeder entwickelten Gründen mit Recht in eine Hand gelegt Beziehung eine Zierde der Armee ; er erreichte das 43. worden, und da es sich hierbei um eine Reihe von Fragen Lebensjahr. handelt, die für militärische Verhältnisse von Bedeutung Preußen. sind (z. B. Invalidität, Simulation u. f. w. ) , so lag es * Berlin , 31. Auguſt. [ Das Lazarethwesen. ] nahe , einen erfahrenen Militärarzt für diese Stelle zu Selten hat ein Land die Erfahrungen eines glücklichen designiren. Dr. Steinberg fungirt als Ober -Lazareth Krieges nach allen Richtungen hin so ausgiebig benut director. als Preußen die des Jahres 1866, und auf keinem Ge Wir müſſen dieſe Einrichtung als eine durchaus glück biet ist dieß mehr hervorgetreten als im Militärmedicinalliche bezeichnen ; denn gerade bei so großartigen Verhält wesen. Sofort nach Beendigung des Krieges ließ die nissen ist die Controle durch mehrköpfige Commissionen Regierung es sich angelegen sein, die Gutachten der her bei weitem weniger geeignet. Selbstverständlich stehen dem vorragendsten Kenner der Kriegsheilkunde wie des Laza | Lazarethdirector andere Kräfte zur Seite , um ihn durch rethwesens zu hören. Mit großem Freimuth sind durch sachgemäßen Rath zu unterstüßen. Die Einrichtung da Männer wie Stromeyer, Langenbeck, Esmarch, Steinberg, gegen einer Commission würde schwerlich die gleiche Wilms, Eſſe u. A. die Uebelſtände erörtert worden, welche Garantie für ein schnelles und energisches Eingreifen sich während des Jahres 1866 ergaben , und man war darbieten. sofort bemüht, ihnen abzuhelfen. Was speciell die Berliner (Schluß folgt.) Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 38.

Darmstadt,

Jahrgang.

21. September .

1870.

Inhalt : Auffäße. Die Vorbereitung der Krisis. — Die einzelnen Truppenkörper der deutschen Armeen im Kriege von 1870. (Bis zum Ab schluß der Capitulation von Sedän. — Ueber Kriegs- Gesundheitspflege. — Militärische Briefe vom Kriegsschauplatz. III. iv. [Von einem Offizier der f. württembergischen Division.] . Nachrichten. Preußen. Das Lazarethwesen. (Schluß.)

Die Vorbereitung der Krisis .

** ** Im Gegensatz zu den bisher Schlag auf Schlag erfolgten Kriegsoperationen ist augenblicklich eine ge wisse Ruhe auf dem Hauptkriegsschauplag eingetreten : es ist die Ruhe vor dem Sturm ; wir befinden uns in der Zwischenpause vor dem legten Akt des Dramas. Immer näher wälzen sich die deutschen Heereskörper, nachdem sie ihren ersten Anmarsch auf Paris fast auf der Mitte des Weges zwischen der deutschen Grenze und der feindlichen Hauptstadt unterbrochen und eine plögliche und mit so wunderbarem Erfolg gekrönte Schwenkung nach Nordosten vollzogen haben , jett wieder in der ursprünglich eingeschlagenen Richtung der Seine zu . Nachdem die leßte noch übrige Feld armee besiegt ist, vermag heute nichts mehr ihr Vor dringen aufzuhalten , das allerdings bei einem so weiten Vorstoß in das Herz des feindlichen Landes stets wachsende Schwierigkeiten , wie namentlich die Sicherung des Weges und der Verpflegung zu über 9 winden hat , und daher nicht mit überstürzender Schnelligkeit erfolgt. Gleichwohl waren Theile der deutschen Armeen bereits am 11. September wenige Stunden östlich und südlich von Paris : in Meaux und Melun, eingetroffen, und dürften dieselben heute bereits unmittelbar vor den Festungswerken der feind lichen Hauptstadt stehen. Diese augenblickliche Ruhepause benußend, wollen wir heute noch einen Rückblick auf die Kämpfe am

1. September bei Sedan werfen , welche die bedeu tungsvolle Katastrophe herbeigeführt haben. Ein treff liches Mittel zur Orientirung bietet ein Allerhöchstes Handschreiben Sr. Majestät des Königs an die Königin Augusta von Preußen , welches , am Tage nach Ab schluß der Capitulation nach Berlin abgesandt, lautet wie folgt : Vendresse , südlich Sedan, 3. September. Du kennst nun durch meine drei Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das ich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen ! Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glüd: lichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten ausersehen hat , das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen , um in Demuth Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen. Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter Kürze. Die Armee war am Abend des , 31. und am 1. früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan. Die Bayern hatten den linken Flügel bei Bazeilles an der Maas , dancben die Sachsen gegen Moncelle und Daigny, die Garde gegen

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Givonne noch im Anmarsch , das 5. und 11. Corps gegen St. Menges und Fleigneur ; da hier die Maas einen scharfen Bogen macht, so war von St. Menges bis Donchery kein Corps aufgestellt , in diesem Orte aber Württemberger , die zugleich den Rücken gegen Ausfälle von Mezières deckten. Cavaleriedivision Graf Stolberg in der Ebene von Donchery als rechter Flügel. In der Front gegen Sedan der Rest der Bayern. Der Kampf begann troß des dichten Nebels bei Bazeilles schon früh am Morgen , und es entspann sich nach und nach ein sehr heftiges Gefecht , wobei Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den ganzen Tag dauerte, und in welches die Erfurter Division Schöler (aus der Reserve , 4. Corps ) ein: greifen mußte. Als ich um 8 Uhr auf der Front vor Sedan eintraf, begann die große Batterie gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Punkten entspann sich nun ein gewaltiger Geschüßkampf, der stundenlang währte, und während dessen von unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. Die genannten Dörfer wurden genommen. Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das Vordringen der Infanterie und be: günstigten die Vertheidigung. Die Dörfer Jlly und Floing wurden genommen, und zog sich allmählig der Feuerkreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein grandioser Anblick von unserer Stellung auf einer dominirenden Höhe hinter jener genannten Bat terie, rechts vom Dorfe Frénois vorwärts , oberhalb St. Lorcy. Der heftige Widerstand des Feindes fing allmählig an nachzulaſſen , was wir an den aufgelösten Batail lonen erkennen konnten, die eiligft aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen. Die Cavalerie suchte einige Bataillone unseres 5. Corps anzugreifen, die vortreff liche Haltung bewahrten ; die Cavalerie jagte durch die Bataillons -Intervallen durch, kehrte dann um und auf demselben Wege zurück , was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte , so daß das Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was wir Alles von unserem Standpunkte genau mit ansehen konnten. Ich habe die Nummer dieses braven Regi ments noch nicht erfahren können. Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auflöste und Alles, Infanterie, Ca valerie und Artillerie in die Stadt und nächste Um gebungen sich zusammendrängte, aber noch immer keine Andeutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Capi tulation aus dieser verzweifelten Lage zu ziehen be absichtige , so blieb nichts übrig , als durch die ge= nannte Batterie die Stadt bombardiren zu lassen ; da es nach 20 Minuten ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen brennenden Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschüttern ――――― den Eindruck machte, so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den Oberstlieutenant v. Bronsart vom Generalstabe als Parlamentär mit weißer Fahne ab,

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der Armee und Festung die Capitulation antragend. Ihm begegnete bereits ein bayerischer Offizier , der mir meldete , daß ein französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Thore fich gemeldet habe. Der Oberstlieutenant v. Bronsart wurde eingelassen , und auf seine Frage nach dem General en chef ward er unerwartet vor den Kaiser geführt , der ihm sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser fragte, was für Aufträge er habe , und zur Antwort erhielt : „ Armee und Festung zur Uebergabe aufzu fordern ", erwiederte er, daß er sich dieserhalb an den General v. Wimpffen zu wenden habe , der für den blessirten Mac Mahon soeben das Commando über nommen habe , und daß er nunmehr seinen General adjutanten Reille mit dem Briefe an mich absenden werde. Es war 7 Uhr , als Reille und Bronsart zu mir kamen ; leßterer kam etwas voraus, und durch ihn erfuhren wir erst mit Bestimmtheit , daß der Kaiser anwesend sei. Du kannst Dir den Eindruck denken, den es auf mich vor Allem und auf Alle machte ! Reille sprang vom Pferde und übergab mir den Brief seines Kaisers , hinzufügend , daß er sonst keine Auf träge habe. Noch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm : Aber ich verlange als erste Bedingung, daß die Armee die Waffen niederlege". Der Brief fängt ſo an : N'ayant pas pu mourir à la tête de mes troupes je dépose mon épée à Votre Majesté“ , alles Weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Be gegnung beklage und um Sendung eines Bevollmäch tigten ersuche, mit dem die Capitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief über geben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen , ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von ſtürmiſchen Hurrahs der heranziehenden Trains begrüßt , die überall die Volkshymne anstimmten. Es war er= greifend ! Alles hatte Lichter angezündet , daß man zeitweise in einer improvifirten Jllumination fuhr. um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Um gebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereig= niß erkämpfte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Capitulationsverhandlungen er= halten hatte , die in Donchery stattfinden sollten , so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr früh und begegnete Moltke , der mir entgegen. kam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Ca pitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlöß chen mit Park befand, so wählte ich dieß zur Begeg= nung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe vor Sedan an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismard mit

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der vollzogenen Capitulations -Urkunde; um 1 Uhr seßte | die Infanterieregimenter Nr. 31, 71, 26, 66, 27, 86 ich mich mit Friß in Bewegung , von der Cavalerie und 93. Doch steht bereits fest , daß die Verluste Stabsmache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößen der Kämpfe bei Sedan bei weitem nicht jene Höhe ab , wo der Kaiser mir entgegen kam. Der Besuch erreicht haben, welche die zwar ebenso glorreichen, aber währte eine Viertelstunde ; wir waren beide sehr be nicht so entscheidenden Schlachten bei Meß aufweisen. wegt über dieses Wiedersehen. Was ich Alles Die Kämpfe bei Sedan sind ein neuer , ebenso empfand , nachdem ich noch vor 3 Jahren Napoleon schlagender Beweis von der taktischen Ueberlegen auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich heit der deutschen Truppen über die französischen, wie nicht beschreiben. die ganze, ebenso schnell entworfene wie glücklich aus Nach dieser Begegnung beritt ich von 1/23 bis 1/28 geführte Anordnung der Kriegsoperationen, welche zur Uhr die ganze Armee vor Sedan. Katastrophe der Capitulation führen mußten , den t. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen des preußischen Heerführern und ihren Generalstabschefs decimirten Gardecorps, das Alles kann ich Dir heute ein glänzendes Zeugniß über ihre strategischen nicht beschreiben ; ich war tief ergriffen von so vielen Kenntnisse ausstellt.* ) Der Vormarsch nach Paris , welcher unmittelbar Beweisen der Liebe und Hingebung. Nun lebe wohl mit bewegtem Herzen am Schluſſe | nach den Kämpfen bei Sedan von den deutſchen Wilhelm. " eines solchen Briefes Armeen wieder aufgenommen wurde , erfolgte auf mehreren Linien zugleich der linke Flügel bewegte In der That , die Größe und Bedeutung der sich auf dem linken Üfer der Marne, das am weitesten Capitulation von Sedan sucht in der ganzen Kriegs vorgeschobene Centrum im Thalwege der Marne selbst geschichte ihres Gleichen ! Als Ergänzung unseres legten Wochenberichts können wir heute nach einer officiellen und der rechte Flügel auf den nördlichen Straßen im Aisne- und Oise Thal. Den Vortruppen der Armee Depesche des Generalquartiermeisters v. Podbielski des Kronprinzen von Sachsen, resp. der 6. Cavalerie aus Rheims vom 9. September noch Folgendes über division , hatte sich am 9. September Laon ergeben. die Stärke der Franzosen bei Sedan , die Sieges: beute 2c. nachtragen. Außer 25,000 in der Schlacht Laon ist ein taktisch wichtiger Punkt und in der am 1. September Gefangenen sind durch die Capi Kriegsgeschichte dadurch bekannt, daß die Verbündeten hier unter Blücher am 9. und 10. März 1814 einen tulation 83,000 Mann incl. 4000 Offiziere in Ge: entscheidenden Sieg über die Franzosen unter Mar fangenschaft gefallen, ferner 14,000 Verwundete vor: mont erfochten , welcher dem Feldzug eine für die gefunden.*) Ueber 400 Feldgeschüße einschließlich 70 Mitrailleusen , 150 Festungsgeschüße , 10,000 Pferde deutschen Waffen sehr günstige Wendung gab. Die und ein überaus zahlreiches Armeematerial wurden 4. Compagnie des Magdeburgischen Jägerbataillons Nr. 4 hatte am 9. September bereits nach ab erbeutet. Rechnet man zu obigen Zahlen die Verluste in der Schlacht bei Beaumont , sowie 3000 nach Belgien Versprengte, so ergibt sich eine Gesammtstärke der Armee Mac Mahons vor dem 30. August von nahezu 150,000 Mann. Allerdings hat ein so bei spielloser Erfolg auch auf deutscher Seite bedeutende Verluste verursacht, von denen besonders die Bayern, dann auch mehrere sächsische und preußische Regimenter betroffen sein sollen ;**) man nennt hier namentlich

*) Der Marschall de Failly , welcher mit Bestimmtheit todt gesagt wurde , ist weder getödtet noch verwundet worden ; derselbe soll, wie auch der General Graf Wimpffen , nach Ab schluß der Capitulation seinen vorläufigen Anfenthalt in Stutt gart genommen haben. **) Auch die Allg. Mil.-Ztg. hat in der Schlacht bei Sedan wieder zwei geschäßte Mitarbeiter verloren : den f. preußischen Hauptmann im 2. hessischen Infanterieregiment Nr. 82 Laß = mann, und den k. sächsischen Hauptmann im Artilleriecorps v. Zeschau; beide haben der Allg. Mil.-Ztg. einzelne geſchäßte literarische Beiträge eingesandt. Einige Tage nach der Schlacht bei Sedan verlor die Allg. Mil.-3tg. abermals einen langjährigen und besonders thätigen Mitarbeiter : den großh . heſſiſchen Oberstlieutenant und Com mandeur des 3. Infanterieregiments Carl Stamm. Derselbe erlag seinen in der Schlacht bei Meß am 18. Auguſt erhaltenen Wunden trop liebevollster Pflege zu Darmstadt am 10. Sep tember, nachdem er bereits im Feldzug 1866 verwundet und glücklich wieder geheilt worden war. Der Verblichene war Ritter des hessischen Ludewigs- und des Philippsordens, ſowie des ihm

nach der Schlacht bei Mez verliehenen eisernen Kreuzes. Oberst Lieutenant Stamm war als Mensch wie als Militär gleich aus gezeichnet ; er hat die Allg . Mil .-Ztg. während eines Zeitraums von zwei Jahrzehnten mit manchen werthvollen Arbeiten be reichert. - Auch diese Mitarbeiter ruhen in Frieden, Ehre ihrem Andenken! D. Red. *) Kaiser Napoleon soll bei seinem Aufenthalt in Belgien, besonders gegenüber einem ihm sehr ergebenen Diplomaten , der ihn in Namur aufsuchte, ein ähnlich günſtiges Urtheil über die deutschen Truppen und ihre Führer ausgesprochen haben. Seine Worte sollen etwa folgende gewesen sein : „Je rends tout hom mage à la discipline et à la bravoure des troupes prussiennes. Leur discipline est sans cesse égale et n'est surpassée que par leur courage. Rien ne peut leur résister et elles entreront à Paris qui ne saurait pas se défendre contre elles ". Ueber das Auftreten seiner Generale soll sich Kaiser Napoleon dagegen sehr ungünstig ausgesprochen und sich besonders über die Unfähigkeit, welche sie an den Tag gelegt , sowie die Rücksichtslosigkeit , mit der sie ihn behandelt, beflagt haben. Den französischen Soldaten ließ er, insofern es ihre Tapferkeit anbelangt, Gerechtigkeit wider fahren, nur tadelte er ihren Mangel an Disciplin und erklärte fie für unfähig zum längeren Widerstande gegen die deutschen Truppen. -- Bei Sedan soll der Kaiser mitten im Gefecht ge= wesen sein und noch im leßten Augenblick eine Truppe um sich haben sammeln wollen , mit welcher er einen Durchbruch durch die ihm gegenüberstehenden Bayern hätte versuchen können, wel cher Plan jedoch durch die Wirksamkeit des deutschen Artillerie feuers von vornherein verhindert worden war. (Vorstehende De: tails sind einem Privatschreiben aus Brüssel an die Redaction der Cölnischen Zeitung" entnommen , der wir auch die Ver antwortlichkeit für die hier mitgetheilten Thatsachen überlaſſen.)

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geschlossener Capitulation die Citadelle von Laon be Die Schlacht von Wörth wurde von denselben fest , als der franzöſiſche Commandant Theremin in Truppentheilen geschlagen , welche oben betreffs des vertragsbrüchiger Weise das Pulvermagazin in die Tages von Weißenburg genannt sind ; außerdem Luft sprengte. 95 brave preußische Jäger, sowie übernahmen die t. württembergische Division unter Befehl 300 französische Nationalgarden wurden dabei getödtet des t. preußischen Generals v. Oberniß und die großh. oder verwundet. Eine solche verrätherische Handlungs badischen Truppen an den Erfolgen dieses Lages weise kennzeichnet die französische Kriegführung ; fie Theil, an welchem zum ersten Male Regimenter aller bleibt für alle Zeiten ein Schandfled auf der fran süddeutschen Staaten mit ihren deutschen Waffenbrüdern zösischen Waffenehre ! Solche Vorfälle , wie sie bei im Kampf vereint waren. Laon fich leider wieder gezeigt , mahnen zur größten Das Gefecht bei Saarbrüden - Forbach Vorsicht im Vorrücken ; sie verlangsamen zwar das wurde durch die 14. ( Düsseldorfer) Division des 7. Armeecorps v. Zastrow eröffnet, welcher westphälische, Avanciren, können aber das Schicksal, welches Paris niederrheinische und hannoversche Regimenter ange und Frankreich jest droht und in ihrer gänzlichen Unterwerfung besteht , nicht im Mindesten abwenden, hören. Diese Regimenter wurden dann durch drei Bataillone und eine Batterie der 16. (Trier'schen) sondern nur noch verschlimmern. Division, nämlich durch das hohenzollernsche Füsilier Während einerseits Stimmen aus der französischen regiment Nr. 40 nebst drei Schwadronen rheinischer Hauptstadt ertönen , welche eine Vertheidigung des Husaren Nr. 9 unterſtüßt ; gleichzeitig griffen auch Vaterlandes hinter der Loire", wenn Paris genommen Theile der 2. Armee (speciell der 5. und 6. (branden ist, und eine solche selbst „hinter der Garonne" in Aus sicht stellen, wenn auch die Loire überschritten (warum | burgischen) Diviſion in das Gefecht ein, und erlitten namentlich erstere , die Regimenter 12 und 52 , auch nicht lieber gleich vor den Pyrenäen ?), lesen wir andererseits , daß Herr A. Thiers nach London, | 8 (Leib-) und 48 , bedeutende Verluste. An anderer Stelle hatte an demselben Tage die 13. Division Petersburg und Wien abgereist sei , um die Ver= (Münster nebst den fürstlich lippe'schen Bataillonen) ein mittelung dieser Höfe für das Zustandekommen eines Waffenstillstandes zu erbitten. Nun, die nächsten Tage nicht unbedeutendes Gefecht ; auch waren Batterien westphälischer wie rheinischer Artillerie und Theile der werden die Richtigkeit der einen oder der anderen Cavaleriedivisin v. Rheinbaben engagirt, welcher u. A. Lesart aufklären, jedenfalls Neuigkeiten von Wichtig keit bringen. die rheinischen Husaren- und Ulanenregimenter Nr. 9 und Nr. 7 angehören. ―― Im Kampfe dieses Tages Geschrieben am 16. September 1870. waren also , zuleßt unter Commando des Generals v. Steinmez, die Armeecorps 7, 8 und 3, der Gene rale v. Zastrow , v. Goeben und v. Alvensleben II. Die einzelnen Truppenkörper der deutſchen und speciell Theile der Divisionen 13, 14, 15, 16, Armeen im Kriege von 1870. 5 und 6 der Generale v. Glümer , v. Kameke , von (Bis zum Abschluß der Capitulation von Sedan.) Welzien, v. Barnekow, v . Stülpnagel und v. Budden= Ein Rückbick auf die bis zur Capitulation von brock , also Truppen der Rheinprovinz , Westphalens Sedan stattgehabten Gefechte und Schlachten läßt in und Brandenburgs im Gefechte, an welchem auch die deren chronologischer Reihenfolge die Theilnahme der Jägerbataillone der betreffenden Corps theilweise An deutschen Truppen an demselben wie folgt erkennen : theil nahmen. Das Gefecht bei Weißenburg ist von der Die Schlachttage vor Meß gehören der 1 . 3. Armee gewonnen worden , und zwar vom 5. und und 2. Armee. Am 14. Auguſt führten das gesammte 11. königlich preußischen Armeecorps, welche sich aus 1. und 7. Corps, sowie einzelne Abtheilungen des 9. Truppentheilen der Provinzen Posen und Nieder Corps der 2. Armee den Kampf durch , also Regi schlesien , sowie Hessen Nassau und den Bataillonen menter Ostpreußens , Westpreußens und Westphalens, des Großherzogthums Sachsen ፡ Weimar, der Herzog , sowie Theile des Corps v. Manstein. thümer Sachsen- Meiningen und Coburg P Gotha und Am 16. August bei Mars la Lour fochten des Fürstenthums Waldeck zusammenseßen, sowie dem unter Sr. K. H. dem Prinzen Friedrich Carl von Dasselbe hat seine | norddeutscher Seite das 3. Armeecorps (Brandenburg) 2. . bayerischen Armeecorps. Standquartiere in Mittel- und Unterfranken , in der und das 9. , zu dem die Regimenter der Provinz Rheinpfalz (Bezirke um Würzburg , Nürnberg , Ans Hannover, des Großherzogthums Oldenburg und des bach , Bayreuth , Erlangen , Aschaffenburg , Landau, Herzogthums Braunschweig gehören, eine Brigade des 10. Corps (Rheinprovinz), sowie Theile der 17. Dis Bamberg, sowie Speyer und Zweibrücken). In der Reserve stand das 1. bayerische Corps und Truppen vision (Schleswig -Holstein) und der großh. hessischen, des Generals v. Werder , die aber beiderseits nicht der 25. Diviſion, die hier zum ersten Mal im Verein mit anderen norddeutschen Bundesgenossen kämpfte. in's Gefecht kamen. Unter Sr. R. H. dem Kron Der Kampf des 18. August endlich brachte prinzen von Preußen commandirten am Tage von Weißenburg die Generale v. Kirchbach, v. Bose und den größten Theil der norddeutschen Truppen zum ersten Male gemeinschaftlich in's Gefecht, an welchem Ritter v. Hartmann.

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ein Antheil dem 12. f. fächſiſchen Corps zufiel. Nord | praktische Lehren gegeben. Abgesehen davon, daß die deutscherseits waren zum ersten Male das Gardecorps ausgenommenen Eingeweide des Schlachtviehs wochen unter Sr. K. H. dem Prinzen August von Württem: lang auf den Bivouacpläßen in Fäulniß liegen bleiben berg, das 9. Corps (Schleswig-Holsteiner und Hessen und selbst 8 Tage nach Gefechten und Schlachten ich Darmstädter) und in zweiter Linie die Corps 10 und noch eine große Zahl Pferde - Aase habe verscharren 3 (Provinz Hannover, Oldenburg, Braunschweig, so: laffen : so geschieht auch das sogenannte Begraben der Menschenleichen und der Thiercadaver, sowie das wie Brandenburg), v. Voigts - Rheß und v. Alvens leben II. engagirt. Zum Schluß des Kampfes griff Verschütten der Latrinen fast ohne Ausnahme so un verantwortlich leichtsinnig und oberflächlich, daß es entscheidend das 2. (pommersche) Armeecorps des besser wäre , man ließe die faulenden Gegenstände Generals v. Fransedy ein, welches die gleichfalls be offen auf der Erde liegen. Der gröbste kriegssanitäts theiligten Armeecorps 7 und 8 unterstüßte. -Von polizeiliche Mißgriff liegt in der offenkundigen That sämmtlichen Corps waren , mit vielleicht vereinzelter sache : daß man die faulenden Leichen durch das Ver Ausnahme einiger Bataillone, die ganzen Regimenter im Feuer. scharren nur den Blicken , nicht aber dem nervus (Schluß folgt.) olfactorius, dem Geruchssinne, entzieht. Und die Gase , welche die Region der Geruchs Ueber Kriegs-Gesundheitspflege . nerven paſſiren , find damit gleichzeitig schon im (Nachſtehende Mittheilungen und Rathschläge eines f. preuß. Lungenblute, und ein Wunder ist es, daß die Seuchen, Militärarztes entnehmen wir der „ Cöln. Ztg.“, der sie aus dem die faule Zerseßung des Blutes , nicht schon jezt auf Felde, Bivouac Chatel, 29. August, zugegangen sind. Die darin getreten sind. Ausbleiben können sie auf die Dauer angeregten Fragen erscheinen uns von hoher Wichtigkeit für die nicht bei einer so oberflächlichen Handhabung der Handhabung des Militär- Gesundheitsdienstes und die in dieser Hinsicht gemachten Vorschläge zur Berücksichtigung ſehr empfehlens | Kriegshygiene. D. Red.) werth. Zufall und Absicht haben mir Thatsachen an die Einige Streifzüge, die ich ſeit zehn Tagen in den Hand gegeben, die meine Behauptungen beweisen. Mit Bivouacs verschiedener Truppentheile gehalten, geben mehreren Soldaten habe ich auf den Gefechtsfeldern mir Anlaß, ein paar Säße über Kriegssanitätspolizei mir Mühe gegeben , auf den Holzkreuzchen der Sol zu schreiben. Es bestehen allerdings allgemeine Vor datengräber die Aufschriften zu lesen, wobei wir uns schriften, welche über das Begraben der Menschen über die Gräber hinüberbückten. Von den Hunderten leichen und der Thiercadaver sprechen , auch Gräbern, die wir so bestiegen, war nicht ein einziges, die Anlage der Lager-, namentlich der Bivouac Latrinen welches nicht die cadaverösen Dünste in hohem Grade ordnen - follen ! Aber einmal sind bei diesen Vor entwickelte, und Kopfschmerz , leises Frösteln und Brech schristen die Punkte , auf welche es hier allein an neigung waren in der Regel die nächsten Folgen kommt und deren Nichtkenntniß und Nichtbefolgung dieser Recherchen. Mit verbundenen Augen will ich auf die Dauer mörderischer als eine große Schlacht einen beliebigen Fremden die Heerstraßen und die wirkt , nicht aus einander gehalten und präcisirt, Aecker hindurch führen , und er soll auf Entfernung andererseits fehlt es noch überall an einem Kriegs von 10-15 Minuten von Cadaver- oder Latrinen= Gesundheitsamte mit executiver Vollmacht. Wer mir depositen unfehlbar die Lage derselben nach der Wind entgegnet , die Sanitätsbehörden , die Feldlazarethe richtung bezeichnen. Bei meinem häufigen Verkehr oder gar in letter Linie die Truppenärzte besorgten zwischen meinem Lager und Gravelotte rieche ich jedes im Kriege diesen Dienst , dem antworte ich aus viel Mal im Walde, wie auf dem hohen Felde, bei jeder seitigster Erfahrung : das ist nicht wahr. Uebrigens Windrichtung unausgesezt in einem gewissen Stärke haben diese Herren Aerzte auch keinerlei specielle Jn grade die cadaverösen Düfte des Schlachtfeldes , die structionen für den Gesundheitsdienst auf dem Schlacht nur an gewissen, mit den Windrichtungen sich ändern felde. Truppen- Commandeure , welche gleichwohl bei den Stellen eine brechenerregende Intensität annehmen. Es ist Gebrauch, den Gruben, namentlich den für ihren Truppentheilen aus eigenem Antrieb eine Feld Gesundheitspflege handhaben , thun dieß mit einem die Pferdecadaver bestimmten, nur eine mäßige Tiefe gewiß rühmenswerthen, aber nichts desto weniger nur zu geben , mit Rücksicht darauf, daß man den Erd dilettantistischen Eifer. aufwurf anhügelt. Diese Verscharrungsweise ist bei Auf unseren Schlachtfeldern , auf denen oder in Thier wie bei Menschenbegräbnissen auf Schlacht deren Dunstkreise unsere Armeen bivouaquiren , kann feldern durchaus verwerflich. Abgesehen davon, daß man sich täglich überzeugen , wie naiv nachlässig die ein aufgeschütteter, poröser, nach allen Seiten für at Verhütung der Cholera und anderer Epidemien_be | moſphärische Luft empfänglicher Erdhaufen rasch mit den aufsteigenden faulen Dünsten gesättigt ist , wird trieben wird. Die internationale Sanitätscommiſſion, die vor mehreren Jahren in Mekka die Opfercadaver des islaemitischen Cultus in Verbindung mit den großen Pilger-Karawanen daselbst als die unversieg lichen Quellen der verheerenden Weltseuchen erkannt zu haben glaubte , hat uns leider noch sehr wenige |

derselbe auch durch Regen und nächtliche Nebel so mit der nöthigen Feuchtigkeit durchtränkt , daß die ſaure Gährung , also ein vorgerücktes Stadium der Mias men-Erzeugung , begünstigt wird . Man erkennt dieß deutlich an den charakteriſtiſch säuerlichen, an Brannt

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wein erinnernden Gerüchen , die uns entgegenduften, wo wir verlassene alte Bivouacs anderer Truppen theile beziehen. Außerdem werden selbst durch mäßige Regengüsse die aufgehügelten Gräber rasch abge schwemmt, und alle Bedingungen der Fäulniß, Feuch tigkeit, Wärme und Luftzutritt wirken in erhöhtem Grade auf den Inhalt der Gruben ein. In dieser Beziehung aber eine rationell organisirte Sanitätspolizei auf den Schlachtfeldern einzuführen und aufrecht zu erhalten, ist durchaus nicht leicht, in dem die Bedeutung einer faulen Athmungsluft für die Blutzerseßung den Nichtmedicinern schlecht zu ver anschaulichen ift. (Schluß folgt.)

Militärische Briefe vom Kriegsschauplak.

III. [66.] Angécourt bei Sedan , 5. September. Wenn ich es versuche , Ihnen von der dreitägigen Schlacht von Beaumont-Sedan ein Bild zu geben, so kann es nur eins von zweifelhaftem Werthe sein . Eine solche Schlacht beschreibt sich nicht aus dem Cantonnement ohne Hülfsmittel der Drientirung. Am 23. oder 24. wurde unser Vormarsch auf Châlons plöglich ſiſtirt , wir marſchirten scharf rechtsum nach Nordosten in den unwirthlichen Argonner - Wald ; es hieß, Mac Mahon eile zum Entsaz von Mez herbei, Châlons sei geräumt , die dortige Bürgerwehr habe revoltirt und wolle nicht an den Feind. Im Allge meinen war dieß Alles richtig ; wir durchschnitten das Departement der Ardennen nach Norden und standen am 30. August 10 Uhr vor einem dichten Walde, der fich oftwestlich vor den beiden Städten de Chesne und Beaumont erstreckt. Diesen Wald passirten wir in vier Divisionen auf dem linken Flügel , die Sachsen, 12. Corps, auf dem rechten Flügel, indeß die Bayern auf das westlich gelegene de Chesne gingen ; das Gardecorps stand in Reserve. Wir überfielen die Franzosen vollkommen ; sie sammelten sich aber rasch , und es entspann sich im Zeltlager ein erbitterter Kampf , zum Theil auf 20 bis 150 Schritt geführt. Die Franzosen wurden in voller Flucht aus ihrem Lager gejagt , das fie voll kommen verloren. Kaum glaublich, aber wirklich wahr ist es, daß eine Schwadron des 12. Husarenregiments über eine Stunde dicht vor dem französischen Lager beobachtend hielt , ohne daß dessen Besagung eine Ahnung davon hatte ! Die französische Avantgarde zog sich auf die Höhen hinter Beaumont auf ihr Gros zurück und wurde nun zunächst von unserer 8. Divis fion heftig angegriffen. Nach verzweifeltem Wider stand wurden die Franzosen langsam zurückge drängt. Indeß kamen auf dem preußischen rechten. Flügel die 7. Division , und noch weiter rechts die Sachsen in's Gefecht. Der Rückzug des Feindes wurde schneller und schneller , und endlich verschwand



er in der Dunkelheit in nordwestlicher Richtung. Abends 9 Uhr schwiegen erst die leßten Geschüße. Am selben Tage schlug das 5. Armeecorps unter dem Kronprinzen von Preußen die Franzosen bei Stonne und trieb fie in der Richtung auf Sedan, zog aber in der Verfolgung schon seinen linken Flügel stark vor, bis nordwestlich de Chesne. Am 31. August griffen die Bayern ein, und zwar gründlich, das muß man sagen! In einem Kampfe von 14 Stunden warfen sie die Franzosen über Remilly sur Meuse auf Bazeilles zurück , konnten hier nicht mehr über die Maas, schoffen aber den Franzosen das zur Verthei digung vorbereitete Bazeilles über dem Kopfe zu sammen. An diesem 31. August zog sich der tödtliche Ring zu, in dessen eisernem Kreise die französische Arroganz ersticken sollte. Während nämlich die Bayern bei Bazeilles kämpften , marschirten die Corps des Kron prinzen bis Haunogne und Dom le Mesuil im Westen, die beiden von Met detachirten Corps bis Aly und St. Menges im Norden von Sedan , indeß das 4. preußische Corps , die Sachsen und Bayern oftwärts das Hufeisen schlossen ; nur noch die Maas blieb der Armee des Kronprinzen zu franchiren, und er reichte dem Gardecorps auf dem äußersten rechten Flügel die Hand. Um 41/2 Uhr Morgens griffen die Bayern und Sachsen in der Front Bazeilles-Givonne an, wo die Franzosen nach ihrer Manier , gedeckt bis an die Zähne , ohne einen einzigen Offensivstoß zu wagen, der élan ist ihnen überhaupt ganz abhanden ge - sich mit zäher Entschlossenheit schlugen. kommen Wohl litten die Sachsen und Bayern fürchterlich, aber der Fuchs war in der Falle! Der wüthende Angriff in der Front beschäftigte den französischen Kaiser dergestalt , daß er weder an Flanken noch Rücken dachte , - da , gegen 11 Uhr, krachten plößlich preußische Granaten in's Hintertreffen der Franzosen, und das scharfe Gezische der schweren preußischen Langblei zeigte ihnen , daß fie umgangen waren. Bei Donchery war der Kronprinz überge= gangen , hatte sich mit der Garde die Hand gereicht. Der Neffe saß so in der Falle , daß sein Onkel sich der Verwandtschaft schämen muß. Von diesem Mo mente an ergriff Entseßen die Franzosen ; sie schlugen sich noch aus Verbissenheit , aber ohne Plan und wurden zusammengeschossen wie Hasen im Kesseltreiben. Louis Napoleon gab sich gefangen, die ganze Söldner schaar streckte das Gewehr mit meist vergnügten Ge sichtern, - das Trauerspiel ist aus. Vielleicht kommt als Nachspiel noch die Comödie mit der Garde natio nale ! Desto besser , dann werden wir in Paris mit Verpflegung einquartiert, während wir so bezahlen müßten. Mir scheint zwar, als werde sich die Natio= nalgarde wohl zweimal besinnen , ehe sie den Krieg mit uns fortseßt, doch gleichviel : sind wir einmal so weit gekommen wie unsere Väter 1814 and 1815, können wir auch , wenn es sein muß, noch ein Stück Wegs weiter gehen!

303 IV. [Von einem Offizier ber

. württemb. Division.]

[S ] Bazancourt im Marne-Dep., 6. September. Zuerst muß ich verehrliche Redaction sehr um Ente schuldigung bitten , daß ich so lange nichts habe von mir hören lassen. Allein es ist von unserer Division nur wenig zu berichten , da wir seither das seltene Unglück hatten, nie in's Gefecht zu kommen , obgleich Bei der wir sehr häufig in erster Linie standen. Schlacht von Sedan ftanden wir nördlich von Don: chery und haben nach der Ansicht des Kronprinzen dem Feinde den lezten noch übrigen Ausgang gesperrt und so zum Gelingen indirect beigetragen. Am gleichen Tage wurde von uns ein unbedeutender Ausfall von Mezières (2 Bataillone und 2 Escadrons ) zurückge wiesen, wobei unsere Bataillone unbedeutende Arbeit

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ganze 20,000 Mann starke Division meist nur auf einer Straße marschirte , häufig von Morgens 5 Uhr bis Abends 8-9 Uhr auf den Beinen. Beim Marsch auf das Schlachtfeld von Sedan hatten wir Tags zu vor einen Eilmarsch von 12 Wegstunden, welche Ent fernung wegen durch Train gesperrter Straßen u. dgl. in der Zeit von Morgens 5 Uhr bis Nachts 12 Uhr zurückgelegt wurde ; hierbei hatten die Truppen seit 2 Mal 24 Stunden nur Gelegenheit zum Kochen von Kaffee, nicht aber zum Abkochen. Die anderen Märsche sind durchschnittlich 6—8 Stunden stark ; die Vers pflegung durch Requifition macht dabei unendliche Widerwärtigkeiten und Umstände, da eben jedes Haus von oben bis unten durchsucht werden muß, wobei es an heftigen Scenen nicht fehlt. Doch können im All gemeinen die Einwohner nicht klagen, da die Soldaten meist das, was sie verlangen, bezahlen, und nur die Schwierigkeit der Geldrechnung zu Mißverständniſſen führt. Heute sind wir nun im Vormarsch gegen Paris, das man in 8 Tagen zu erreichen hofft, da wir nun mehr 3 Stunden von Rheims entfernt stehen. Wir hoffen zuversichtlich , daß wir vor Paris wenigstens noch Verwendung finden, da wir wieder in vorderster Linie find. Sollte unsere Hoffnung in Erfüllung gehen, so werde ich nicht ermangeln , Ihrerfreund lichen Einladung nachzukommen und einen Bericht, aus den Generalstabsacten entnommen, einzusenden. Hin sichtlich meiner Betrachtungen über die französische Armee*) glaube ich troß der erstaunlichen Niederlagen mich doch nicht zu sehr getäuscht zu haben, da fich die Soldaten bei Sedan sehr gut geschlagen haben sollen. Es fehlt den Franzosen eben nur an tüchtigen Gene ralen und Stabsoffizieren , und ich bleibe bei der Ansicht , daß ihr Material gut ist. Zum Volkskriege scheint es troß aller Aufreizung seitens der Regierung und troß aller Lügen nicht zu kommen, und wird auch bei einer etwa versuchten Vertheidigung von Paris. durch die Freicorps wohl nichts zu erwarten fein. Die Freicorps sind am besten dadurch gekennzeichnet, daß vor ein paar Tagen nach Erzählung eines Augenzeugen - mehr als 1000 dieser Helden beim Auszug aus ihrer Garnison gefehlt und , wie sich später herausgestellt hat, nach Verkauf ihrer Uniformen und Waffen auf eigene Fauft abgezogen sind, um die nächsten Dörfer zu plündern ! Für heute Adieu ; aus Paris hoffentlich bald Näheres!

hatten , da die Franzosen bei dem mit großem Un geftüm erfolgten Andringen unserer Abtheilungen bei nahe ohne sich zur Wehr zu sehen , in die Festung zurückgingen. Es ist überhaupt merkwürdig, wie fich in diesem Kriege die Fechtart der Franzosen geändert hat ! Sie verwenden Reiterei -- namentlich Cüras zum Angriff, während die Infanterie meist fiere in festen Stellungen, hinter Verhauen und in Schüßen Dieß ist auch der gräben den Angriff abwartet. Grund der ungeheuren preußischen Verluste und eines Befehls Sr. Majestät des Königs, nach welchem feste Stellungen nie in der Front angegriffen werden sollen. In der lezten Schlacht hat daher auch die Artillerie am meisten gewirkt, und haben sich wirklich furchtbare Wunden durch dieselbe ergeben, da die Granaten theil weise beim Einschlagen in den Körper crepirt sind, und dadurch die Leute zerrissen und verbrannt wurden. Die preußischen Verluste sind nicht sehr bedeutend , dagegen die französischen um so größer. Mitrailleusen kamen bei Sedan nicht in der Masse zur Anwendung wie bei Wörth ; die Wirkung derselben ist auf 10-1200 Schritt oft wirklich furchtbar, wie wir als Zuschauer bemerken konnten . Auf kleine Entfernung aber soll fie nachlaffen. Ebenso merkwürdig ist die Erfahrung , daß so viele berittene Offiziere fallen , wie z . B. bei einem Regiment unserer Division, das allein bei Wörth in's Feuer kam , 2 Stabsoffiziere verwundet und 2 Adjutanten getödtet wurden. Bei uns hat man nun endlich die Erfahrung selbst gemacht, wie unvortheilhaft unser seitheriges Militär system ist , und wie wenig es genügt zur Schaffung guter Disciplin. Doch sind wir nunmehr nach An wendung der äußersten Mittel so weit , daß wir den preußischen Truppen nicht viel mehr nachstehen. Die *) Der Herr Correspondent ist der Verfaſſer der in den rn. 29-35 der Allg. Mil.-Ztg. v. d. J. enthaltenen „mili Leistung der Leute auf Märschen ist wirklich erstaun= tärischen Reisebriefe aus Frankreich". Derselbe hatte noch in den lich; wir haben seit dem 1. August 20 Mal bivoua Monaten Mai und Juni d . J. , also kurz vor Ausbruch des quirt und seit dem Abmarsch aus der Garniſon nur Krieges, eine Reise nach Frankreich zu militärwissenschaftlichen D. Ned. 5 Mal gerastet. Hierbei waren die Truppen, da die Zwecken gemacht.

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Nachrichten. Desertionen ihrer Armee, so daß diese gewaltigen Baradens Anhäufungen keineswegs allein Heilzwecken dienten. Die * Berlin , 31. August. [Das Lazarethwesen.] Beibehaltung unseres Zerstreuungssystems dagegen wurde (Schluß.) Die Befugnisse und die Geschäfte des General bei uns unter Anderen auch durch den damaligen Re Lazareth- Directors sind , wie man sich denken kann , sehr serve - Lazarethdirector Steinberg nach den Erfahrungen umfassend . Sie beziehen sich indessen wesentlich auf die von 1866 entschieden befürwortet mit der durchaus rich allgemeinen hygienischen und sanitätspolizeilichen Verhält tigen Beschränkung , daß es sich bei weitem weniger um niſſe, ſowie auf eine unermüdliche Beaufsichtigung . Seine möglichst viele, immer aber um möglichst passende Pläze Aufgabe wird es sein , den Bau neuer Lazarethe , die handle, denn auch die Nachtheile zu zahlreicher Lazarethe mußten wir erwähnen . Wir freuen uns daher , daß es Einrichtung älterer Gebäude für diesen Zweck zu über wachen, dafür Sorge zu tragen , daß in jeder Beziehung durch das Zusammenwirken des Staates, der Stadt und die Forderungen der. Neuzeit für die Pflege der Kranken der Vereine gelungen ist, eine Baracenanlage in's Leben und Verwundeten erfüllt werden. Ihm liegt es ferner zu rufen, welche wohl geeignet erscheint , allen , auch den ob, die Thätigkeit der Aerzte durch allgemeine Reglements strengsten Anforderungen Genüge zu leisten. Es handelte zu leiten, die Kranken und Verwundeten nach ihrer An fich bei dieser Gelegenheit besonders darum , jede Zers splitterung zu vermeiden , deren Möglichkeit um so mehr kunft in die verschiedenen Lazarethe zu vertheilen und sie, wenn nothwendig , anderweitig unterzubringen. Es geht vorlag, als die Anlage eben von drei verschiedenen Seiten : hieraus zur Genüge hervor , daß die Centralisation. fich dem Staate , der Commune und den Hülfsvereinen , in Aussicht genommen wurde , während es doch mit vielen nur auf Verhältnisse beschränkt , bei denen sie gar nicht entbehrt werden kann, während andererseits die individuelle und erheblichen Mißständen verbunden geweſen ſein würde, Thätigkeit in keiner Weise gehindert, vielmehr nur in die hätte man drei besondere Barackenlazarethe unabhängig von einander errichtet. Schon bei dieser Gelegenheit era richtigen Bahnen geleitet wird. Dem General-Lazarethdirector Steinberg , welchem in wies fich die neue Organisation als zweckmäßig. In der Person des Ober- Lazarethinspectors Fetter einer der einer Conferenz , bei welcher der Generalarzt Dr. Stein erfahrensten Beamten dieser Branche zur Seite steht, trat berg mit den Delegirten der städtischen Behörden berieth, trug derselbe seine Anschauungen vor, und fanden sie die nun sofort die Lösung einer Aufgabe entgegen , welche Billigung des Magistrats sowohl als später die der nicht nur für die augenblicklichen Berliner Verhältnisse, Stadtverordneten , da man sich allseitig von der Richtig sondern auch für die Praris und Wissenschaft der Kriegs keit seiner Vorschläge überzeugte. Durch Beschluß der heilkunde überhaupt von hervorragender Wichtigkeit ist. Schon im Jahre 1866 nämlich hatte man auf sachver= | städtischen Behörden wurden bekanntlich 20 Baracken zu ständiger Seite die Nothwendigkeit hervorgehoben , im je 30 Verwundeten der General - Lazarethdirection zur Disposition gestellt , während der Staat und die Hülfs Anschluß vorzüglich an die Erfahrungen des nordameri tanischen Krieges , ein großes Baracken - Lazareth hier zu vereine je 15 Baracken von derselben Größe sich zu bauen. verpflichteten , und da man sofort nach Fassung der Be errichten. Die Vorzüge des Barackenſyſtems dürfen wir schlüsse auch zu ihrer Ausführung geschritten ist, so wird. als bekannt voraussetzen. Sie gipfeln vorzüglich darin, das Barackentazareth auf dem Tempelhofer Felde binnen daß in ihnen ein Quantum frischer Luft stets zugeführt kürzester Zeit zur Aufnahme von Verwundeten bereit wird, wie das in monumentalen Gebäuden, selbst bei den Die Beaufsichtigung des Baues in hygienischer stehen. scharfsinnigsten Ventilations - Vorrichtungen , nie gelingt. Beziehung unterliegt der Competenz des General-Lazareth Während man aber mit Recht in Deutſchland das Kranken Zerstreuungssystem schon seit dem Freiheitskriege in seiner Directors , dem natürlich der Beirath der erfahrensten großen Heilsamkeit erkannt hat, haben die Amerikaner uns Techniker zur Seite steht. Das Unternehmen erfordert indessen immer noch die hingebende Unterstützung unserer geheure Massen von Verwundeten in ihren Barackens Bevölkerung nach jeder Richtung hin, und wir empfehlen lazarethen vereinigt. Im Jahre 1866 hatten wir in fie der patriotischen Fürsorge Aller , denen das Wohl Preußen 69 Lazarethpläße mit 47,971 Lagerstellen , die unserer verwundeten Krieger am Herzen liegt. Durch Nordamerikaner dagegen nur 17 Pläge mit 125,533 das Zusammenwirken der drei oben genannten Factoren Lagerstellen. Es befanden sich bei ihnen Barackenlazarethe ist es möglich geworden , ein Werk zu schaffen , welches mit je 13,092 bis zu 23,141 Kranken ! So colossale einerseits die beste Pflege garantirt, andererseits aber auch. Zahlen beweisen , daß sie wesentlich ein Sammelsystem einführten, im Gegensatz zu dem bei uns angenommenen für die Entwickelung der Kriegsheilkunde selbst von Be Zerstreuungssystem. Ihre Gründe dafür waren indeß deutung sein wird , und wir glauben einen günstigen Erfolg um so mehr voraussagen zu dürfen , als die Or nicht medicinischer oder hygienischer Natur ; sie waren zu ganisation des ärztlichen Dienstes als eine durchaus Ver: ihrem System gezwungen , nach dem Berichte des rus erweckende erscheint. trauen fischen Generalarztes Haurowiz , durch die massenhaften Breußen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. -

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär-Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünf und vierzigster

No. 39.

Darmstadt,

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

28. September .

1870.

Inhalt : Auffäße. Ein neues Stadium der Kriegsoperationen. - Die einzelnen Truppenkörper der deutschen Armeen im Kriege von 1870. (Bis zum Abschluß der Capitulation von Sedan.) (Schluß.) — Ueber Kriegs- Gesundheitspflege. (Schluß.) — Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. V. VI. [ Von einem Offizier des Belagerungscorps von Straßburg.] Miscelle. Die Capitulationen der neueren Geschichte.

Ein neues Stadium der Kriegsoperationen. ** Während der lezten Woche ist der Krieg auf fast allen seinen Hauptpunkten in ein neues Stadium getreten: in das des Festungskrieges. Wir sehen die deutsche Hauptarmee , welche seit etwa 8 Tagen ihren Anmarsch auf Baris vollzogen und sich jest wohl rings um die feindliche Hauptstadt gelagert hat, sich anschicken , die Lebensadern der großen Residenz überall zu unterbinden und zunächst ihre Cernirung zu be werkstelli zen ; gleichzeitig wird nicht allein die Belagerung von Straßburg mit größter Energie fortgeseßt, sondern auch die Beschießung der Festungen Bitsch , Pfalz burg , Longwy , Mezières und des kleinen, aber äußerst wichtig gelegenen Toul unausgefeßt vorge: nommen , während das verschanzte Lager von Met nach wie vor cernirt bleibt. Kurz, überall herrscht der Festungskrieg ; es wird dabei recht augenscheinlich die Wichtigkeit und Bedeutung der festen Pläße für die Landesvertheidigung demonstrirt, so daß wir wohl be haupten können : ohne das Bestehen der Festungen im Osten Frankreichs würden unsere deutschen Heere sich bereits eines weit größeren Terraingewinns zu er freuen haben, würde vielleicht schon längst der ebenso halsstarrige wie aussichtslose Widerstand des Feindes gebrochen sein. Hoffentlich werden die Gegner des Festungswesens in Deutschland auch in Zukunft der großen Nüglichkeit der Festungen im Ernstfalle ein gedenk bleiben , denn wenn irgend jemals der Aus

spruch von Clausewiß sich glänzend bestätigt : „Festungen sind eine Herberge in der Wüste !" so ist es gegen wärtig in Frankreich. Bevor wir specieller auf die einzelnen Kriegsschau pläße eingehen, wollen wir zunächst noch Act nehmen von einer Relation des Commandeurs der 6. Cavalerie division, des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg Gr. H., welche über die Vorfälle in Laon am 9. September genauere Details veröffentlicht. Die Meldung ist da tirt aus Laon, den 9. September Mittags 31/2 Uhr, und lautet wie folgt : ,,Der Lieutenant v. Rohr mit einem Zug des Ulanenregiments Nr. 15 hatte am gestrigen Tage den Commandanten der Citadelle von Laon zur Capitu lation aufgefordert , und hatte hierauf der Comman dant sich bis Nachmittag 4 Uhr Bedenkzeit ausgebeten. Als diese Meldung der Division zuging , wurde der Oberst v. Alvensleben mit der 15. Cavaleriebrigade und der reitenden Batterie nach Laon gesandt mit einer diesseits aufgeseßten Capitulationsverhandlung. Dem Oberst v. Alvensleben gegenüber machte der Commandant wieder Schwierigkeiten und bat sich end lich eine neue Bedenkzeit bis heute früh 9 Uhr aus. Das Jägerbataillon Nr. 4 war gestern noch nach Eppes herangezogen und eine Batterie des 4. Corps in St. Quentin eingetroffen. Heute früh 6 Uhr brach die 14. Cavaleriebrigade und diese zweite reitende Batterie ebenfalls nach Laon auf. In Eppes angekommen, meldete Oberst v. Alvensleben , daß die Capitulation

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abgeschlossen sei, und die Citadelle mit allen Truppen | Graf Roß (noch unbekannt),__ Lieutenant Krauſe vom und Armeematerial um 111/2 Uhr an die Division 16. Husarenregiment Contusion an beiden Beinen , übergeben werden würde. Division rückte in | Diviſionspfarrer Dietrich Contusion an der Brust. Die Diviſion gez. Wilhelm , Laon ein, die beiden Batterien fuhren vor der Stadt auf, neben denselben formirte sich die 14. Cavalerie : Herzog von Mecklenburg . Bemerkung. Einem weiteren Bericht zufolge brigade, die 15. hatte alle Straßen um Laon gestern schon besezt und blieb in ihrer Stellung . Das Jäger sind von der 4. Compagnie des Jägerbataillons Nr. 4 bataillon ließ eine Compagnie in den Vorstädten zur 50 Mann todt, 45 theils schwer verwundet, von den Besetzung derselben , 2 Compagnien marschirten auf Mobilgarden ca. 10-12 Offiziere verlegt. In der Citadelle wurden 23 Geschüße und eine größere An dem Marktplatz von Laon auf und beseßten alle Aus gänge , die 4. Compagnie marschirte mit dem Divi zahl von Gewehren vorgefunden." sionsstabe und den beiden Brigadestäben nach der Ueber die Beweggründe dieser neuesten französischen Citadelle. Der Intendanturvorstand der Division und „Waffenthat", welche wir in unserem leßten Wochen bericht bereits nach Verdienst gewürdigt , find wir der Hauptmann Mann der reitenden Batterie kamen ebenfalls mit, ersterer zur Uebernahme der Vorräthe, heute noch nicht genügend aufgeklärt ; ihre Folgen lepterer zur Uebernahme der Festungsgeschüße und des jedoch sind , außer dem freilich sehr beklagenswerthen Armeematerials . Am Eingange der Citadelle stand Verlust von ca. 100 deutschen Soldaten , ohne be eine Wache der Mobilgarde, welche sofort durch eine sondere Bedeutung . Höchstens hat durch diese ver Section Jäger abgelöst wurde. Auf dem Hof der rätherische Handlung der Vormarsch der Truppen auf Citadelle stand die Garnison der Citadelle , bestehend Paris einen kurzen Aufenthalt erfahren. aus ca. 2000 Mann Mobilgarde und einem Zug In den Vordergrund tritt jeßt die Festung Paris. Linien-Infanterie des 55. Regiments. Ihre Einschließung auf der Linie Versailles- Vincennes, Die Capitulation erfolgte auf Grundlage der Capi: | alſo im südlichen Bogen, durch die Armee des Kron tulation von Sedan. Sämmtliche Offiziere, welche ihr prinzen von Preußen ist bereits eine vollzogene That Ehrenwort gaben , nicht mehr gegen Deutschland zu sache ; die vollständige Cernirung auf der anderen Seite fechten, wurden entlassen. Die Waffen wurden nieder: wird vom 19. September durch den Generalquartier meister v. Podbielski gemeldet. Die Kämpfe vor der gelegt und die Mobilgarde, nachdem sie ebenfalls ver pflichtet war, nicht mehr gegen Deutschland zu fechten, feindlichen Hauptstadt haben, wie eine weitere officielle wurde ebenfalls entlassen , die Section Linien = Jn Botschaft meldet , mit einem heftigen Gefecht bei fanterie dagegen unter Escorte nach der Stadt abge: Villejuif und Montrouge begonnen, das einen für die führt. Ein großer Theil der Offiziere, sowie der deutschen Waffen sehr glücklichen Ausgang genommen hat. Die 1. Division des Corps Vinoy - bekannt französische Commandant blieben noch im Hofe der Citadelle zurück , als , nachdem der lezte Mann der lich dasjenige Corps , welches bei dem Abmarsch des Mobilgarde das Thor der Citadelle passirt hatte, kurz Marschall Mac Mahon von Châlons nach Osten die hinter einander zwei furchtbare Detonationen erfolgten . Fühlung mit demselben verloren und sich unter die Das Pulvermagazin , auf das wahrscheinlich sämmt: Mauern von Paris gerettet - hatte , gestüßt auf . liche Bomben und Granaten gebracht waren , sowie eine neu aufgeworfene Schanze , am 20. September alle Patronen und wahrscheinlich noch eine Mine einen Ausfall gemacht ; das 2. k. bayerische Corps, gingen in die Luft. Das Magazin steht oder stand welchem später das 5. und die Spiße des 6. preußischen vielmehr am Rande des Hofes der Citadelle. Alle im Armeecorps zu Hülfe eilten , hat den Feind siegreich Hofe der Citadelle anwesenden Personen , sowie die zurückgeschlagen. Die Eroberung von 7 Geſchüßen in darin aufgestellte Compagnie Jäger wurden unter der Schanze von Seiten der Bayern, ein neues Tausend Schutt und Trümmern beinahe begraben. Die Bomben von Gefangenen und die Zurückwerfung des Feindes auf einem wichtigen Punkte, - das sind die Erfolge und umherfliegenden Steine und Mauerstücke flogen in die Stadt, die Vorstädte und weit darüber hinaus . dieses Tages , während der Rückzug der Franzosen in Auflösung erfolgte. Demnach dürften die deutschen Die Verwüstung war eine furchtbare. Fast alle im Hofe der Citadelle anwesenden Personen wurden theils Truppen nach ihrem Seine - Uebergang jezt schon in getödtet , theils leichter oder schwerer verleßt. Die großer Nähe der südlichen Enceinte stehen . Das Hälfte der Compagnie Jäger liegt verstümmelt auf System der Befestigung von Paris (welches in Nr. 37 dem Plaze. Alle Verluste sind im Augenblick noch der Allg . Mil . -Ztg . speciell geschildert ist) beweist aller nicht zu übersehen. Soweit bis jest bekannt, ist von dings großes Geschick und Sachverständniß bei seiner Anlage , gleichwohl ist ein gewichtiger Umstand nicht Offizieren nur todt der Hauptmann Mann der reiten den Batterie des 1. Corps . Verwundet sind Unter zu übersehen , nämlich der , daß die Entfernung der zeichneter durch eine Contusion des rechten Ober detachirten Forts von der Enceinte eine verhältniß schenkels , Oberst Graf Groeben durch mehrere Con mäßig sehr kurze ist, welche noch auf die früher aller tusionen am Kopfe und Körper, Major v. Schönfels dings vorhandene geringe , jest aber viel bedeutender durch eine Contusion am Backen und den Beinen, gewordene Tragweite der schweren Geschüße beruht. Rittmeister v. Tresckow wurde am Kopfe , Lieutenant Die Herbeischaffung der Belagerungsgeschüße wird, da

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sie bereits im voraus angeordnet worden , in schleu | als Vermuthung aussprachen. Der General der In fanterie v. Steinmeß ist durch Cabinetsordre vom nigster Weise bewerkstelligt sein können. Nach Ein nahme eines oder einiger Forts , welche in kurzer Zeit 12. September zum Generalgouverneur in Poſen (Be bevorstehen dürfte , da die Erreichung des wichtigen reich des 5. und 6. Armeecorps) ernannt worden und Zweckes die Einseßung aller glücklicher Weise vor hat aus seinem Hauptquartier Jouy aur Arches am 15. September einen Armeebefehl erlassen , worin er handenen Mittel zur Bedingung macht, kann sich Paris, dessen Beschießung sodann bis in sein Centrum leicht sich , unter den wärmsten Danksagungen gegen alle zu ermöglichen ist, nicht ferner halten : es muß sich er ihm unterstellt gewesenen Truppenführer und Mann geben oder wird erſtürmt , und mit seiner Einnahme | schaften für Unterſtüßung, Beispiel und Beharren auf wird eine neue wichtige Basis für die fernere Kriegs dem Wege der Ehre und des Ruhms , von denselben verabschiedet. Die I. Armee , welche bei Beginn der führung oder den Friedensschluß gewonnen sein. Vor Straßburg ist die Belagerung in eine ihrer | Kriegsoperationen aus dem 7. und 8. preußischen letten Phasen getreten. Nachdem die dritte Parallele Armeecorps bestand , und der nach und nach das 1 . am 13. und 14. September vollendet und einige Tage Armeecorps , dann die Reſervediſion des Generallieute nants v. Kummer und die 1. und 3. Cavaleriediviſion darauf die Glaciskrönung vor den Lunetten 52 und 53 ausgeführt worden, wurde das leßtgenannte Werk hinzugefügt wurden, ist nunmehr ganz mit den Trup pen der II. Armee — dem 2., 3., 9. und 10. Armee selbst am 20. September durch einen überraschenden Angriff genommen , Tags darauf auch die Lunette corps ―――― verschmolzen worden. Um gegen fernere Nr. 52 beseßt. Es dürfte sich jezt die Lage der Ausfälle des auf's engste eingeschlossenen Marschalls Besaßung , welche aus etwa 11,000 Mann Linien Bazaine geschüßt zu sein , haben die preußischen und Infanterie und Artillerie, einigen Mobil- und National hessischen Truppen Verschanzungen angelegt und so garden bestehen soll , mit jedem Tage verschlimmern, nach rings um Meß eigenthümlicher Weise ein neues das Schicksal der Festung selbst nur noch nach Tagen verschanztes Lager errichtet, in welchem sie alle weiteren oder selbst Stunden zählen. Gegen die obere Elsaß Eventualitäten mit Ruhe abwarten. Von der Lage gegen find energische Offensivmaßregeln ergriffen und dem Zustande der eingeschlossenen französischen worden , um das dort aufgetretene Freischärlerwesen Truppen , resp . von den Entschlüssen des Marschalls im Zaum zu halten ; eine fliegende Colonne unter dem Bazaine wird es abhängen , ob hier weitere Kämpfe großh. badischen General Keller hat Colmar und bevorstehen oder endlich doch eine Capitulation erfolgt. Mühlhausen beseßt und sorgt für die Entwaffnung der Die Zwischenpause vor dem leßten Akt des Dramas, Insurgenten. Einige unbedeutende Gefechte mit Franc wie wir die Lage auf den verschiedenen Kriegsschau Tireurs haben hierbei stattgefunden . plägen in voriger Woche nannten , scheint sich etwas Von den übrigen Belagerungskämpfen erwähnen zu verlängern, immerhin bleibt sie die Ruhe vor dem wir nur noch , daß eine bis jeßt freilich noch unver Sturm, wenn nicht noch in der zwölften Stunde durch Intervention ein Waffenstilstand vermittelt wird. bürgte Nachricht aus Nancy veröffentlicht wurde, wo nach Toul in der Nacht vom 18. auf den 19. Sep Geschrieben am 23. September 1870. tember stark beschossen und am 19. ein Sturm auf die Festung seitens der mecklenburgischen Truppen unternommen worden sein soll, über dessen Erfolg noch Die einzelnen Truppenkörper der deutſchen keine bestimmte Nachricht vorliegt. Es scheint, als sei Armeen im Kriege von 1870. hier jedenfalls mit nicht bedeutenden Kräften ein neuer (Bis zum Abſchlnk der Capitulation von Sedan.) Handstreich gegen die Festung versucht worden , um (Schluß.) dieselbe, welche die wichtige Eisenbahnlinie von Frouard nach Paris sperrt, nunmehr in unseren Besitz zu bringen. Ueber die Tage um Sedan , den 30., 31. August Die kleine Moselfestung dürfte ihre Rolle als Sperr und 1. September liegen Einzelnheiten zur Zeit noch punkt recht bald ausgespielt haben. nicht vor. Diese Kämpfe begannen mit einem Reiter: Zum Schluß werfen wir heute noch einen Blick gefecht von Seiten der Cavalerie der Armeeabtheilung auf die Cernirungstruppen von Meß. Eine förmliche des Kronprinzen von Sachsen ; am ersten Gefechtstage Belagerung der starken Festung mit ihrem verſchanzten bereits kämpften zum ersten Male vereinigte Truppen Lager ist bis jezt noch nicht eingetreten , dagegen ist Preußens und Sachsens im Verein mit Theilen der bisweilen eine kurze Beschießung vorgenommen worden. k. bayerischen Armee, und zwar dessen 1. Corps , das unter General v. d. Tann und aus Truppen Ober Für die Cernirungstruppen hat sich nunmehr ein Obercommando als hinreichend herausgestellt ; es ist bayerns und der Oberpfalz ( der Gegenden um München, Landshut, Passau, Regensburg) besteht. Von Seiten daher, da die Zwiſchen-Instanz eines zweiten Armee Obercommandos in mehrfacher Hinsicht Frictionen ver Norddeutschlands waren an diesem Tage das k. preuß. ursachte, die bisher von dem General v. Stein met 4. Armeecorps (der Provinz Sachsen nebst dem an haltischen Infanterieregiment Nr. 93 und den Batail befehligte I. Armee gleichfalls dem Obercommandeur der II. Armee, Prinzen Friedrich Carl K. H., unter : lonen des Herzogthums Sachsen - Altenburg und des stellt worden, wie wir dieß bereits in unserer Nr. 37 Fürstenthums Schwarzburg , sowie dem fürstlich

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reußischen Bataillon, unter General v. Alvensleben I., die Divisionen 7 und 8 , Magdeburg und Erfurt, General v. Schwarzhoff und v. Schoeler), sowie das k. sächsische , das 12. norddeutsche Corps (die Divi fionen 23 und 24, Dresden und Leipzig) im Gefechte. Im weiteren Verlaufe des Kampfes, dem die Capi= tulation von Sedan ein Ziel seßte, waren die ganze Armeeabtheilung des Kronprinzen von Sachsen , das preußische Gardecorps und 4. Corps, das f. sächsische sowie das 5. und 11. preußische und die k. bayerischen Corps der 3. Armee theilnehmend. ―――― An demselben Tage schlug das 1. Corps (Provinz Preußen, Gene ral v. Manteuffel , auch Mecklenburger und freie Städte vertreten) im Verein mit der nachgerückten Reservedivision v. Kummer den Marschall Bazaine nach Met zurück.

bei Weißenburg, Wörth und vor Sedan ; großh. oldenburgische und herzoglich braunschweigische : bei Saarbrücken und in den Kämpfen vor Mez; herzogl. Sachsen - Meininger und Coburg Gothaer: bei Weißenburg, Wörth und Sedan ; herzogl. sachsen altenburgische und an haltische, fürstlich schwarzburgische und reußische: an den Tagen vor Sedan ; fürstl. waldecksche: bei Weißenburg, Wörth und vor Sedan ; fürstl. lippesche : bei Saarbrücken - Forbach und am 18. August vor Meg ; der freien Hansestädte Truppen sind noch nicht namentlich erwähnt , doch gehören die= selben zur 17. Infanteriedivision , welche dem Reservecorps in Lothringen zugetheilt ist , das am 1. September bei Meß mitgekämpft hat.

Vor Straßburg stehen k. preußische und großh. badische Truppen. Es haben somit die deutschen Truppen an den bisherigen Kämpfen sich wie folgt betheiligt : K. preußische Truppen und zwar der Provinz Preußen , am 14. und 31. Auguſt vor Mez ; Ueber Kriegs-Gesundheitspflege. der Provinz Brandenburg , am 6. August bei (Schluß.) Saarbrücken-Forbach und an den drei Schlacht tagen vor Meß ; Aehnliches gilt von den Feldlatrinen . Man der Provinz Pommern am 18. August vor Meß ; sollte es kaum glauben , wie entseßlich manchmal der der Provinz Posen , bei Weißenburg, Wörth und Latrinengestank uns entgegenströmt, wenn wir zwiſchen vor Sedan ; den Lagern zweier Truppenkörper hindurch wandern. der Provinz Schlesien, soweit sie zum 5. Corps Und diese Dunstströme, von denen der Bruchtheil einer Secundendauer hinreicht, die Vorübergehenden in eine gehören , bei Wörth und Weißenburg ; das 6. Corps noch intact; Zone von Miasmen- Erregern einzuhüllen, dauern un der Provinz Sachsen , vor Toul und in den unterbrochen Tag und Nacht 24 × 60 × 60 Secunden, Tagen vor Sedan ; müssen also als unversiegliche und progressiv sich ver der Provinz Schleswig-Holstein, am 16. August schlechternde Quelle auf Wochendauer eine cumulative bei Mars-la-Tour und am 18. vor Mez ; Gesammtwirkung äußern. So weit mein Wirkungs der Provinz Hannover, bei Saarbrücken und in kreis reicht , habe ich in völliger Uebereinstimmung den Kämpfen vor Meß ; mit den Militärvorgeseßten unsere Lagerterrains frei von Infectionsquellen gehalten und alte , uns über der Provinz Westphalen , bei Saarbrücken -For bach und am 18. August vor Meg ; lieferte Mißstände dieser Art möglichst beseitigt. Unſere der Rheinprovinz, desgleichen ; Latrinen , in erhöhten Waldlichtungen angelegt , mit der Provinz Heſſen - Naſſau , bei Weißenburg, schönen Böschungsstaffeln zugänglich gemacht, sind nicht Wörth und vor Sedan ; allein reinlich und bequem , man kann sie elegant von Hohenzollern , mit denen der Rheinprovinz | nennen : tiefe Gruben, lange Sißstangen aus Baum stämmen und schöne Rückenlehnen, so daß den Mann vereint bei Saarbrücken und Mey. schaften die streng gebotene Reinlichkeit der Latrinen K. bayerische Truppen : bei Weißenburg, Wörth und vor Sedan ; nicht zur Last , sondern zum Bedürfniß geworden ist. k. sächsische: Zweimal täglich wird der Inhalt der Latrinengrube in den Kämpfen vor Meß und Sedan ; mit Erde reichlich überschüttet, der Latrinenplay ſelbſt f. württembergische : alle zwei bis drei Tage gewechselt. Da bekanntlich die Einleitung einer Pflanzen bei Weißenburg, Wörth und vor Sedan ; vegetation das beste Mittel zur Desinfection eines großh. badische: bei Wörth und vor Straßburg ; mit animalischen Stoffen gesättigten Bodens ist , so großh. hessische: wäre vielleicht zu empfehlen , auf die zugeworfenen Gräber und Latrinen irgend welchen Pflanzensamen an den dreitägigen Kämpfen vor Meß ; einzustreuen. Die Keime und Würzelchen werden dann großh. mecklenburgische : schon in den ersten Tagen das unterirdische Geschäft am 1. September bei Meg ; der Säfte und Gase-Destillation wirksam übernehmen. großh. sachsen - weimarische:

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minder auch im Kriege an und hemmt wesentlich eine Ein anderer Punkt der Kriegshygiene ist die Be= lehrung und das Verbot über den Genuß schim rationelle Behandlung und rasche ambulante Heilung der erkrankten Soldaten. Unter Revierkranken ver meliger Speisen. Hier kann es meine Aufgabe nicht sein, über die verderblichen Einflüsse der Schimmel steht man im Allgemeinen diejenigen , deren Krank pilze, über ihre Beziehungen zu den Verdauungsfäften heitszustand für's Lazareth nicht schlimm genug ist, und den Schleimhäuten des Darmcanals, sowie über vielmehr eine schnelle Besserung in Aussicht stellt, die ihr Verhalten im Blute wissenschaftliche Mittheilungen dagegen zu krank sind, um den militärdienstlichen An zu machen. Es genügt der Hinweis , daß selbst ge forderungen nachkommen zu können. ringe Mengen von Schimmelpilzen bei gewiffen Dis Vorausgesezt, daß die Simulanten, die sogenannten „Drückbrüder", stets nachdrücklich abgewiesen werden, positionen des Darmes , namentlich bei gleichzeitigem also nur wirklich Kranke berücksichtigt werden , muß Bivouaquiren der Mannschaften , hinreichen können, den Anstoß zu unberechenbaren Darm- und Blut man diesen nicht allein die sogenannte Schonung (vom erkrankungen zu geben. Also sorgfältigste Vermeidung Dienst) decretiren und Arzneien verabfolgen, sondern schimmeliger Nahrungsmittel ist im Feldzuge doppelt es sind denselben auch diejenigen Annehmlichkeiten, geboten, und wie vielfach wird gegen diese Vorschrift Bequemlichkeiten und Freiheiten der Bewegung und gefündigt ! Man beschaue sich genau nicht allein die Zerstreung zu gönnen, welche nach meinen Erfahrungen Rinde , sondern namentlich auch das Innere des namentlich im Felde psychisch und körperlich ein Fort Brodes, der Würste und des Fleisches. schreiten und Umsichgreifen der Krankheitsanfänge Nicht überflüssig ist es, auch auf die Beschaffenheit hemmen. Ich will hiermit sagen , daß der bisherige des Trinkwassers und des Kochwassers auf militärärztliche Usus verlangt , daß der Revierkranke merksam zu machen. Ich habe vielfach beobachtet, daß als eine Art Delinquent sofort auf sein Lager, sei es Offiziere und Aerzte sich damit trösteten , daß sie Casernenstube oder Bivouacstroh , abgeführt und da grundsäglich kein Wasser , sondern nur Wein und selbst streng internirt werde bis zur nächsten Vor führung. Daß ein Revierkranker aus Gesundheits Kaffee tränken. Daß aber der Kaffee , die Bouillon, der Thee und andere Nahrungsmittel, die sie genießen, rücksichten zu einer freien Bewegung , etwa zu einem aus Wasser bereitet werden , und das Kochen des Spaziergange in der frischen Luft , ermächtigt werde, Wassers allein demselben die gesundheitsfeindlichen das würde gegen alle Begriffe der alten militärärzt Eigenschaften , geschweige die Ekel erregenden , nicht lichen Disciplin verstoßen . Nicht als Humaniſt, benimmt , das bringen die Herren sich nie klar zum sondern einzig vom Standpunkte einer vernunftmäßigen Bewußtsein, und so dulden sie häufig bei ihren Trup Militärhygiene protestire ich entschieden gegen diese pen den Genuß des schmußigsten , mit organischen traditionellen Vorurtheile. Jch erziele sehr gute Er Stoffen geschwängerten oder doch mindestens sehr folge durch ein entgegengesettes Regime. Ich lasse zweifelhaften Wassers. Auch in dieser Richtung macht mir Morgens um 7 Uhr die Kranken der Compagnien unser Bataillon eine Ausnahme. Unser Commandeur vor mein Zelt vorführen. Die Simulanten werden verbietet den Küchengebrauch des Bachwassers. Er abgewiesen ; die Uebrigen, sofern sie erkennbare Symp tome von Krankheit, namentlich von der jeßt herrschen schickt zweimal täglich besondere Commandos mit den rothen Ruhr zeigen, werden aufnotirt, die Aus großen Fässern in diejenigen Ortschaften, welche reich lich mit klarem , geruchlosem Brunnenwasser gesegnet sicht auf den Freihafen des Lazareths wird ihnen sind , und sollten diese Brunnen selbst zwei Stunden rundweg abgeschnitten , dagegen ihnen eröffnet , daß abwärts und die zweifelhaften Wasser dicht am Bivouac sie bei zweckmäßiger Mundverpflegung und warmer liegen. Bekleidung die Aufgabe haben , nicht sowohl in ihre Da ich heute durchaus nicht eine umfassende feuchten , ungelüfteten Nachtlager zurückzukriechen, Diätetik der Feldlager schreiben , sondern nur die sondern vielmehr ausgedehnte Promenaden auf an= schreiendsten Mißstände angeben und dadurch den gewiesene sonnige Wiesen zu unternehmen , nach Be Nachweis vorbereiten will , daß in der Organisation dürfniß auf Holzbänkchen zu rasten und so eine Art des Militärmedicinalwesens das Fehlen einer prophy Luftbadekur zu genießen. Diese Behandlung wirkt laktischen Kriegshygiene eine fühlbare Lücke ist , so nicht allein körperlich, sondern auch geistig erfrischend kann ich mich auf die Details der hygienischen Auf auf die Kranken , und bei sehr Wenigen artet das gaben hier nicht einlassen. Ich wende mich daher erste Stadium der Krankheit in eine ernstlichere Ver= von der vorbeugenden Hygiene zur ärztlich behandeln schlimmerung aus. den , namentlich zur Behandlung der sogenannten Eine wichtige kriegshygienische Frage ist ferner Revierkranken im Felde. die : ob unter sonst gleichbleibenden Umständen die Es besteht schon im Garnisonsdienst der Friedens | Gesundheitsschädigungen bedeutender sind in über armee ein eigenthümliches Vorurtheil in Bezug auf mäßig belegten Quartieren , oder in Bi= Classificirung der Kranken und die damit verbundene vouacs und freistehenden Lagerzelten. Diese Behandlung derselben. Dieses Vorurtheil , dessen Frage gilt sowohl für die Militärpferde wie für die Existenz mir unerkärlich , haftet den Truppenärzten Mannschaften. Da aber Ueberfüllung der Quartiere und durch lettere auch den Militärvorgeseßken nicht mit Mannschaften, resp. der Ställe und Scheunen mit

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Pferden, auf Feldzügen stets neben einander besteht | mit freudigem Hurrah begrüßt wurde. Breiden mit schlechten Bivouacs , so wurden bis jeßt die Er bach hieß der erste Ort in Feindesland , ein echt gebnisse der Beobachtungen zusammengeworfen und deutscher Name , aber welch' ein Unterschied mit den aus dieser Ursache viele falsche statistische Rückschlüsse Dörfern und Ortschaften der Pfalz, die wir bis dahin gezogen. Eine Luftanalyse der stark belegten Marsch passirt hatten ! Dort überall freundliche Gesichter, quartiere , resp. der dicht beseßten Stallräume würde Glückwünsche auf den Weg, - hier lauter verschlossene jeden Zweifel an den größeren sanitären Nachtheilen | Thüren und Fenster, öde, menschenleere Straßen, auf der auf Marsch so sehr gesuchten Dach- und Fach denen höchstens ein alter hungriger Hauskater oder ein mürrischer Hofhund sein Wesen trieb. Alles war quartiere schnell beseitigen. Allein wir haben diesen in die Wälder geflüchtet, das Vich fortgetrieben, aus wissenschaftlichen Nachweis gar nicht nöthig. Die Statistik der luftigen Barackenlazarethe , also der Angst vor den „ Barbarenhorden", wie uns die Pariser Blätter zu nennen belieben. Spät Abends kamen eigentlichen Krankenbivouacs , hat so laut für die wir in's Bivouac, - es gab nichts zu essen , kein Vorzüge der nicht gesperrten Lagerungsräume ge= Holz und kein Stroh. Ein ungaftlicher Empfang auf sprochen, daß über die Nuzanwendung dieses Systems Frankreichs Boden ; nichtsdestoweniger schliefen wir auf die Verpflegung der gesunden Mannschaften kein Wort zu verlieren ist. herrlich, denn wir waren müde. Unsere Vorposten standen mit der Front nach Bitsch , doch wurden wir Ich hörte häufig die Cavalerie- und noch öfters nicht beunruhigt. die reitenden Offiziere der Fußtruppen darüber klagen, Tags darauf ging es frühzeitig weiter, wieder mit daß ihre Pferde an Drüsen , Husten und Lufröhren catarrh leiden , und stets wurden diese Erkrankungen leerem Magen. Nach etwa 4stündigem Marsch wurde bei Petit - Rederiching unser Corps zum ersten Mal einzig den Einflüssen der Bivouacs zugeschrieben. concentrirt, der Wald vor uns sollte beseßt sein. Doch Hatte ein Pferd 5 bis 6 Tage lang jede Nacht mit 8 bis 9 Pferden dicht gedrängt in einem Stalle ge es war eitel Trug , nur auf dem Bahnhofe fanden standen , mit vollen Zügen in den nicht ventilirten wir eine Kiste mit funkelnagelneuen Chassepots , die Ställen die concentrirtesten Ausdünstungs- , Ausath man dort deponirt hatte. Wir marſchirten weiter bis Bahlingen, wo das ganze Corps in's Bivouac rückte , um mungs- und Excrementgase in's Blut hineingeathmet, und dieses Pferd wurde in Folge dieser chronischen | gleich anfangs bis auf die Haut naß zu werden, damit wir doch nicht verwöhnt würden. Zwei Tage lagen wir Blutvergiftung krank , dann wurde jeder andere Um hier still ; die zwei ersten Siegesnachrichten, die hier bei stand, namentlich die „Erkältung “ durch eine zwiſchen geschobene Bivouacnacht , niemals aber die faule uns eintrafen, erregten großen Jubel, aber auch Neid, denn wir hatten noch nichts gethan und gesehen. Doch Stallluft als Krankheitserreger beschuldigt. Jezt, beinahe hätte ich es vergessen : auf dem Marsche kamen wo die Pferdequartiere längst aufgehört haben , und wir durch ein verlassenes französisches Bivouac. Die die Thiere tro nasser Witterung , trop nasser und eigenthümlichen Kochlöcher , aufgethürmte Steine mit nebeliger Nächte immer nur im offenen Felde über einer Rinne dazwischen , fielen unseren Leuten sofort nachten , haben wir kein einziges krankes Pferd ; ab= auf , die begierig nach umberliegenden Briefen 2c. gesehen davon , daß bei der übermäßigen Ungunſt der Witterung und Jahreszeit eine Gesundheitsschädigung suchten und dieselben zur Ueberseßung präsentirten . Am 10. August marschirte unser Bataillon weiter einzelner Pferde nicht auffallend wäre. Wo man also die Wahl hat , die Pferde auf dem Marsch entweder bis in die Nähe von Saar- Union , wo wir in's Bi haufenweise unter Dach zu bringen, oder aber sie im vouac kamen. Wieder der reglementsmäßige Regen, Freien bivouaquiren zu laſſen, wähle man unter allen uns schon aus der Pfalz wohlbekannt , dießmal aber man Umständen selbst, oder gerade erst recht bei regnerischer die ganze Nacht hindurch und früh weiter, Witterung das leßtere , wobei selbstverständlich eine konnte beim Erwachen füglich die Morgenwäsche sparen. Beschüßung des Pferdes durch eine Decke anzurathen Am Nachmittag wurden wir erlöst , wir kamen nach ist. Der Gesundheitszustand der Thiere wird bei dieser Biller Viller in's Quartier. Auf dem Marsche dahin pas sirten wir Saar- Union ; wie sah es hier aus , mehr Art von Bivouacpflege am besten aufrecht erhalten. einer preußischen Caserne wie einer franzöſiſchen Stadt ähnlich! In allen Thüren, in allen Fenstern Soldaten, Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. Wagen und Ordonnanzen füllten die Straßen ; vom V. Civil , namentlich vom schönen Geschlecht , fast gar [v. B.] Vendresse , im September. Heute er nichts zu sehen . In Viller kamen 50 Mann und lauben Sie mir , eine kleine Nachlese aus meinem mehr in ein Haus ; das kannten wir noch nicht, aber Tagebuch zu halten, um Ihrem Wunsch zu entsprechen, es ging herrlich. Wie erstaunt waren wir , als der unsere Erlebnisse vom Ueberschreiten der feindlichen Wirth uns im besten Deutsch anredete und freundlich, Grenze bis auf die Gegenwart zusammenhängend zu nicht als feindliche Soldaten empfing. Er machte aus schildern. seiner Gesinnung kein Hehl ; der Kaiser, sagte er, hat Es war am 7. August in der Frühe, als wir die systematisch unseren Wohlstand ruinirt, Land und Volk franzöſiſche Grenze überschritten, die von unseren Leuten | jezt ohne Grund in einen schweren Krieg verwickelt,

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Unsere dessen Ausgang wohl taum zweifelhaft. Armee ist gut und tapfer , aber sie ist den deutschen Heeren an Zahl nicht gewachsen , sie ist mangelhaft ausgerüstet und hat nicht ausreichend zu essen. Das hatte ich nicht erwartet hier zu hören ! Am Abend saßen wir lange zusammen und politisirten mit dem Deutsch-Franzosen, der nicht wenig erstaunt war, als wir am anderen Morgen für das , was er uns ge geben , ihu in preußischem Silbergelde bezahlten. Kehren Sie auf dem Rückwege wieder bei mir ein!" war sein lettes Wort. Am 12. Auguft ging es weiter nach Vibersviller, wo wir noch enger lagen, und von dort bis in die Nähe von Hampont. Unser Bataillon deckte die linke Flanke der Division gegen Marsal ; wir hatten einen großen Forst zu passiren, dabei viel zu klettern und sehr schlechten Weg. Von Morgens 7 bis 3/48 Uhr Abends waren wir auf den Beinen, ― das aber kein einziger Maroder bei den Truppen, war ein gutes Zeugniß. Meine Compagnie kam auf Vorposten ; ich mußte um Mitternacht wieder auf's Feld, es galt einer Patrouille gegen Marsal, um von dort Erkundigungen einzuziehen. Nach etwa zwei stündigem Marsch kamen wir an ein Dorf; die rasch hineingesandte Patrouille meldete , die Festung liege nur 10 Minuten jenseits des Ortes , sie habe Cavalerie: patrouillen gesehen. Weiter ging's, am ersten Hause wurde gepocht ; der entseßt herausschauende Bauer wußte augenscheinlich nicht, was er aus uns machen sollte , gab aber willig auf alle Fragen Auskunft, Die Conversation ging natürlich nur französisch. zwar langsam, aber leidlich, unbekannte Vocabeln und Constructionen wurden gewandt vermieden. Aus dieser harmlosen Beschäftigung wurde ich durch ein mehr als lautes Halt ! Werda ? herausgerissen, das unweit von Ich eilte hin und fand rheinische mir erscholl. Dragoner, hier auf Feldwache liegend, die ebenso er staunt wie wir waren , hier auf preußische Truppen zu stoßen. Sie erzählten , daß man am Morgen die Festung beschossen, doch sei kein Schuß aus derselben erwiedert worden ; keinen Mann habe man auf den Wällen gesehen , nur nach jedem Schuß seien Leute laut conversirend auf der Brustwehr erschienen , die sofort wieder verschwunden wären. Da lag Marsal vor uns ; noch brannte es in der Stadt vom Bombarde ment , sonst herrschte Todenstille. Das Glacis war nirgends rasirt, nur die Schußlinien ausgeschnitten ; meine Patrouille kletterte über die sehr locker gefeßten Pallisaden in den Graben, stand aber nun vor einer ca. 20 Fuß hohen Mauer. Ueber derselben schaute aus einer Scharte ein einsames Geschüß , aber kein Mensch war zu sehen und zu hören. Hätten wir nur eine Leiter und mehr Zeit gehabt, aber so waren die Trauben sauer ; auch hatten Excellenz alles Batailliren ausdrücklich verboten . Es ging also heimwärts ; hier wollte man unserer Erzählung anfangs nicht recht Glauben schenken , denn eine derartige Sorglosigkeit erschien fast unerhört. Am 14. ging der Marsch Mittags weiter vor, bis

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Jalancourt. Hier war Holland in Roth , lauter schreiende und jammernde Frauenzimmer, die auf kein Zureden hörten : es war zum Davonlaufen ; erst gegen Abend trat Ruhe und damit auch gegenseitiges Ver ständniß ein. Am nächsten Morgen war Napoleons tag ; die Franzosen wollten ja an demseben in Berlin - freilich nicht, wie dieß nunmehr der Fall, als sein, Gefangene ! Wir marschirten nach Leyr, wo wir sehr gut aufgenommen wurden, und zur Feier des Tages neue Siegesnachrichten aus der Heimath erhielten. Das klingt wunderbar, wenn man selbst draußen im Felde ist , aber gerade da weiß man am wenigsten, erfährt fast gar nichts. Von Leyr marschirten wir vor Toul , wurden dann der neu gebildeten IV. Armee zugetheilt und rückten in Eilmärschen nach Sedan ab. Wir fragen uns oft : wie denkt man wohl daheim, im lieben Deutschland, über unsere Erfolge ? Die Main brücke wird nun wohl fertig sein . Ich wollte , Sie könnten einmal die gute Kameradschaft unserer Leute mit den Bayern sehen, --- Alles ist ein Herz und eine Seele. Als wir am 1. September bei Sedan in's Feuer gingen, überraschten uns am Bahnhofe von Bazeilles zwei bayerische Musikcorps mit einem fröh lichen Marsch, der jauchzend aufgenommen wurde. Morgen geht's weiter auf Paris. Wird es Frieden geben ? Das weiß wohl bisher nur Gott allein ! VI. [Von einem Offizier bes Belagerungscorps von Straßburg.] * * Mundolsheim , 14. September. Das unter Befehl des k. preußischen General v . Werder hier um Straßburg concentrirte Belagerungscorps umfaßt zunächst drei Felddivisionen, und zwar: 1 ) die großh. badische Division . Dieselbe besteht in 2 Infanteriebrigaden zu 7 und 8 Bataillonen, 1 Cavaleriebrigade zu 3 Regimentern , 1 Artillerie abtheilung von 4 Batterien als Divisionsartillerie, einer eben solchen Abtheilung als Corpsartillerie. Sämmtliche Truppen sind Linientruppen. Führer der Division ist zur Zeit der Generallieutenant Du Jarrys Frhr. von la Roche. Einzelne Theile der Division werden hin und wieder zu Streifzügen in den oberen Elsaß verwandt ; 2 ) die f. preuß. 1. Reservedivision . Sie umfaßt 3 Infanteriebrigaden, 1 Cavaleriebrigade und 1 Artillerieabtheilung. Ihr Commandeur ist General lieutenant v. Trescow. Von den drei Infanterie brigaden ist die eine eine Linienbrigade, zusammengesezt aus 2 anfangs für die Besaßung von Mainz und Rastatt bestimmten Regimentern ; die beiden anderen Brigaden sind Landwehrbrigaden , aus pommerscher und magdeburgischer Landwehr bestehend. Die beiden Regimenter der Cavaleriebrigade sind als Reserve regimenter im Wesentlichen aus Landwehrmannschaften neu formirt. Die Landwehrtruppentheile dieser Divi fion kamen über Frankfurt von Wismar und Rostock hierher , nachdem sich ein so starker Küstenschuß dort als unnüß herausgestellt hatte ;

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3) die k. preuß. Garde - Landwehrdivision. Dieselbe besteht aus 2 Infanteriebrigaden, 1 ReserveHusarenregiment und 1 Reserve Artillerieabtheilung. Commandeur ist Generallieutenant v. Loën. Die Division hatte sich in und um Hannover concentrirt und war dort gewärtig, zum Schuße der Küsten ver wandt zu werden. Mitte August wurde sie über Cöln nach Rastatt instradirt , und seit dem 21. Auguſt ge hört sie dem Belagerungscorps an. Von württembergischen Truppen befindet sich nichts mehr hier als ein paar von Ulm gekommene Festungsartillerie- Compagnien . Sämmtliche nicht im ausübenden Dienst befind liche Truppen cantonniren , und zwar die Reserve division nördlich der Angriffsfront, die Garde : Land wehrdivision nordwestlich, die badische Division westlich und südlich von Straßburg. Der Gesundheitszustand kann troß der anstrengenden Arbeit und des schlechten Wetters bei allen Truppentheilen ein sehr befriedigen der genannt werden.

Miscelle. Die Capitulationen der neueren Geſchichte. Die Sedaner Capitulation vom 2. September 1870 ist insoweit ein allein stehendes Ereigniß , als seit König Franz I. von Frankreich noch niemals ein Monarch direct auf dem Schlachtfelde gefangen genommen wurde. Dagegen sind rein militärische Katastrophen dieser Art in den letzten beiden Jahrhunderten mehrfach vorgekommen . Wir glauben die hauptsächlichsten Tata dieser Art unseren Lejern um so mehr vorführen zu sollen , als dieselben dadurch am leichtesten in den Stand gesetzt werden, die Bedeutsamkeit des letzten dieser Vorgänge abzumessen . Die hauptsäch lichsten dieser Katastrophen ſind : 1) Capitulation bei Narwa 1700. Ein russisches Heer von 60,000 Mann ergibt sich an Karl XII . von Schweden. 2) Capitulation von Pultawa 1709. Am Tage nach der Schlacht bei Pultawa ergibt sich der Rest des schwedischen Heeres an Peter den Großen von Rußland . 3) Capitulation von Tönning in Schleswig 1713. Eine schwedische Armee unter dem General Steenbock er gibt sich dem vereinigten russisch-dänischen Heere. 4) Capitulation von Pirna 1756. Das eine

Felbzeugmeister Mack ergibt sich mit 32,000 Mann an Napoleon I. Die Reiterei schlägt sich durch. 8) Capitulation von Prenzlau 1806. Der preußische General Fürst Hohenlohe streckt mit einer Heeresabtheilung von 24,000 Mann die Waffen vor den französischen Marschällen Berthier und Murat. 9) Capitulation von Ratka u bei Lübeck 1806. Der preußische General Blücher ergibt sich mit 12,000 Mann dem französischen Marschall Bernadotte. 10) Capitulation von Baylen 1808. Der fran zösische General Dupont ergibt sich mit 10,000 Mann dem englisch-spanischen Heere unter Lord Wellington. 11) Capitulation von Culm 1813. Der französische Marschall Vandamme ergibt sich mit 15,000 Mann dem Kaiser von Rußland und dem König von Preußen. Die Reiterei schlägt sich durch. 12) Capitulation von Vilagos 1849. Die ungarische Armee unter General Görgey capitulirt 23,000 Mann stark an die Ruſſen . 13) Capitulation in Südkarolina 1865. Die conföderirten Generale Johnstone und Beauregard ergeben sich mit 30,000 Mann an den Unionsgeneral Sherman. 14) Capitulation von Langensalza 1866. Die hannoversche Armee capitulirt 16,000 Mann stark an die Preußen unter General Vogel von Falkenstein. 15) Capitulation von Sedan. Die französische Reserve Armee unter Marschall Mac Mahon ergibt sich 83,000 Mann ſtark an die verbündeten deutschen Truppen unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen. Kaiser Napoleon III. wird kriegsgefangen. Wie man sieht , ist die Zahl derartiger Katastrophen in der neueren Geschichte keine geringe. Von unmittel : barer Bedeutung sind indeß die wenigsten gewesen ; für den nordischen und 7jährigen Krieg waren die ruſſiſchen , schwedischen , sächsischen und preußischen Capitulationen ohne alle Entscheidung, die Kriege haben nach diesen noch lange fortgedauert. Dasselbe gilt von den fünf Capitus lationen der Napoleonischen Kriegsgeschichte, die den eigent lichen Entscheidungskämpfen sämmtlich voraufgingen, und von derjenigen von Langensalza , deren formelle Con sequenz , die Vernichtung des Königreichs Hannover als selbstständige Macht, erst vier Tage später auf dem Felde von Sadowa entschieden wurde. Directe politische Trag weite haben nur die Capitulationen von Yorktown, Vilagos und in Südcarolina gehabt , aber diese alle beendigten Bürgerkriege oder Rebellionen und waren nur die Folgen 213 vorhergegangener militärischer Entscheidungen. -

geschlossene sächsische Heer ergibt sich Friedrich dem Großen von Preußen. kriegerisches Ereigniß steht somit die Capitulation von 5) Capitulation von Maren 1760. Eine preußische Heeresabtheilung von 10,000 Mann unter dem General Sedan in der ganzen Kriegsgeschichte allein da , sowohl durch die numerische Anzahl der kriegsgefangenen Heeresz v. Fink ergibt sich den Oesterreichern. Die Reiterei schlägt sich durch. macht, wie durch ihre Bedeutung für den Gang des Feld zuges. Politisch ist sie einzig wegen der Gefangennahme 6) Capitulation von Yorktown 1781. Ein eng lisches Heer von 8000 Mann unter Lord Cornwallis des fricgführenden Souveräns , dagegen läßt sich ihre streckt vor den Nordamerikanern unter General Washing | Tragweite für den Gang der Friedensverhandlungen noch ton die Waffen. nicht berechnen. Möge sich ihr bald eine Capitulation von Metz" ebenbürtig anschließen ! 7) Capitulation von Ulm 1805. Der österreichische Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

EC

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 40.

Auffäße. Der dritte Abschnitt des Krieges.

Jahrgang.

Darmstadt, 5. October.

1870.

Inhalt : Die Mitrailleusen. — Militärische Briefe vom Kriegsschauplatz. VII. VIII .

Miscelle. Die Erbswurst als Mundverpflegung im Kriege. - Großbritannien. Versuche mit Luftballons. Nachrichten. Bayern. Versuche mit Kugelsprißen.

Der dritte Abschnitt des Krieges . ** Das bedeutendste kriegsgeschichtliche Ereigniß der lezten Woche ist der Fall Straßburgs am 28. September, welchem einige Tage vorher die Ein nahme von Toul vorausgegangen war. Wenn wir als ersten großen Abschnitt des deutsch-französischen Krieges die entscheidenden Kämpfe bei Meß, und als zweiten Abschnitt die Capitulation der französischen Armee von Sedan bezeichnen , so können wir die Wiedereroberung der Hauptstadt des Elsaß den Schluß stein der dritten Periode nennen. Es bleiben also noch Paris und Meg als die beiden wichtigsten Ope rationsobjecte übrig ; mit dem Fall der Residenz dürfte der Krieg beendet sein, selbst wenn die stärkste Festung Frankreichs - Mez dann noch nicht in unseren Händen sich befindet. Straßburg ist also wieder eine deutsche Stadt. Ein Telegramm des k. preußischen Generals v. Werder meldet aus Mundolsheim unter dem 28. September, daß soeben (Nachts 2 Uhr) die Capitulation der Festung durch Oberstlieutenant v. Leszynski abge: schlossen, 451 Offiziere und 17,000 Mann incl. Mobil garden die Waffen gestreckt und die Thore Straßburgs um 8 Uhr bejezt würden. Heute, wo wir diese Zeilen schreiben , sind gerade 189 Jahre verflossen , seit die deutsche Reichsstadt Straßburg in die Hände Frank reichs fiel, dem sie durch den Ryswicker Frieden 1697

förmlich abgetreten wurde. Es war ein äußerster Gewaltstreich, der am 30. September 1681 ausgeführt wurde und in nichts weniger als einer Ueberrumpelung der Festung bestand. Der französische General Mont clar , welcher gegen Ende September 1681 in der Nähe von Straßburg eine Armee von ca. 35,000 Mann unter dem Vorwand einer Musterung zusammengezogen (Vauban war ihm in strengstem Incognito auf Seiten wegen nach dem Elsaß vorausgegangen), zwang die ohne jede Hoffnung auf äußere Hülfe zu einem ernst lichen Widerstand durchaus unfähige Stadt , sich zu unterwerfen, und am 4. October schwur der Rath der königlichen" Stadt Straßburg dem König Ludwig XIV. Treue und Gehorsam.*) Der heutigen Generation war es nun beschieden, die Sühne dieses schweren Unrechts zu erleben ; Straßburg ist jest wieder unser, mit ver hältnißmäßig geringen Opfern**) zurückerobert und *) Man vergleiche die lesenswerthe Monographie von Scherer über den Verrath Straßburgs" in Raumer's histo rischem Taschenbuch für 1843. **) Die Belagerung von Straßburg hat allerdings nicht viele Opfer von den f. preußischen und großh. badischen Truppen gefordert, gleichwohl sind auch hier gar manche tapfere und treff liche Männer geblieben. Auch die Allg. Mil. Ztg. hat abermals einen sehr befähigten Mitarbeiter verloren, den großh. badischen Ingenieurhauptmann Otto Kirchgeßner. Derselbe wurde in der Nacht vom 19. zum 20. September durch eine feindliche Ge= wehrkugel in der Graben - Descente schwer verwundet und starb bereits auf dem Transporte nach dem Lazareth. Der Verblichene

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wird sehr bald die Rolle übernehmen , einen der daß durch die Capitulation von Toul 109 Offiziere, 2240 Mann , 120 Pferde , 1 Adler der Mobilgarde, wichtigsten Stüßpunkte bei der Vertheidigung Süd westdeutschlands abzugeben. 197 Bronzegeschüße (darunter 48 gezogene) , 3000 Die Capitulation Straßburgs, zu welcher der tapfere Gewehre, 3000 Säbel, 500 Cürasse, sehr bedeutende General Uhrich, wie es scheint, nur durch die Ueber Munitions- und Ausrüstungsvorräthe, 143,025 Tages zeugung der gänzlichen Fruchtlosigkeit eines ferneren portionen und 51,949 Tagesrationen in unsere Hände Widerstandes vermocht worden ist, wird nicht verfehlen, gefallen seien. Die Beschießung soll sehr heftig gewesen einen großen moralischen Eindruck in Frankreich zu sein ; es haben dabei außer den bewährten preußischen machen und hoffentlich auch ernüchternd auf die Be: 24Pfündern 52 franzöſiſche Geſchüße schweren Kalibers, völkerung von Paris wirken. Zugleich mit dem Fall meistens erbeutete Stücke aus dem Arsenal von Marsal, von Straßburg ist eine ansehnliche deutsche Truppenmacht mitgewirkt , welche jeßt bereits in Gemeinschaft mit wieder disponibel geworden, welche mit dem neugebil den in Toul erbeuteten Festungsgeschüßen ihren Weg deten 3. Reservecorps eine Occupationsarmee für den nach Paris angetreten haben , um gegen die Festungs oberen Elsaß bilden dürfte, um die Massenbewaffnung werke der Residenz verwendet zu werden . Von dem Hauptkriegsschauplah, resp . dem Umkreis zu verhindern und dem Unwesen der Franc = Tireurs kräftig zu begegnen. Die weiteren Festungen im Elsaß, der feindlichen Residenz liegen heute keine neuen Nach richten von Bedeutung vor. Das Hauptquartier Er. besonders die kleinen Pläße Schlettstadt und Neu Breisach , vielleicht auch Belfort , werden wohl bald | Maj . des Königs befindet sich gegenwärtig in Ferrières, dem Beispiel von Straßburg folgen müssen und somit das des Kronprinzen von Preußen K. H. in Versailles, das ganze Elsaß, dieses schöne deutsche Land, welches und das des Kronprinzen von Sachsen K. H. in die Herrschaft über den Oberrhein gewährt und leider Grand Tremblay . Es hat sich bestätigt , daß das weder 1814 noch 1815 von Deutschland zurückgefordert Gefecht am 19. September, an welchem 4 franzöſiſche wurde , endlich wieder in deutschen Besit übergehen. Liniendivisionen theilgenommen und in volle Flucht Mögen unsere Nachkommen dafür besorgt sein , daß geschlagen wurden , die völlige Panik bis in das Elsaß nie wieder vom Mutterland losgelöst werde! Innere der Stadt hineingetragen haben. Die voll Hinter der Einnahme von Straßburg steht selbstständige Cernirung der Landeshauptstadt ist bereits redend die Uebergabe der Festung Toul zurück, gleich | durchgeführt ; mit dem Eintreffen der nöthigen Be= wohl ist dieselbe von nicht zu unterschäßender Wichtig lagerungsgeschüße dürfte die Beschießung eines oder keit. Ein Telegramm Sr. K. H. des Großherzogs des anderen Forts eintreten, und dann wird und muß es sich sehr bald zeigen, daß die große Festung einige von Mecklenburg , des gegenwärtigen Commandeurs Achillesfersen besißt. des neugebildeten 13. Armeecorps, zu dem auch das Frankreich - sagt die " Provinzial- Correspondenz “ Belagerungscorps von Toul*) gehört, meldet, daß sich richtig - kann nicht mehr boffen , seine Nieder sehr Toul am 23. September nach 8stündiger Beschießung mit den Bedingungen der Capitulation von Sedan lage in Sieg zu verwandeln. Jede Fortsetzung des übergeben habe. Ein weiteres Telegramm des Obersten Krieges ist vergebliches und deßhalb doppelt frevent= v. Krenski aus Ecrouves meldete am 24. September, liches Blutvergießen . Graf Bismarck hat diejenigen Forderungen angekündigt , welche Deutschland unbe hat der Allg. Mil.-Ztg. namentlich vor einigen Jahren , als es dingt stellen muß. Bei Frankreich steht es zu ver= sich darum handelte, die Errichtung eines stehenden Lagers für hüten, daß schließlich die Friedensbedingungen größer die großh. badischen und hessischen Truppen zu befürworten , werden. Wir denken, daß Graf Bismarck mit Rück einige werthvolle Arbeiten eingesandt. Am 12. September hat die Allg. Mil.-Ztg. einen weiteren sicht auf die neuen Opfer des Krieges sich nicht mit hochgeschäßten Mitarbeiter durch den Tod verloren : den Oberſt der Forderung von Deutsch-Lothringen begnügen, ſon lieutenant Frhrn . Otto von Bönigk, Commandeur des 2. dern daß er auch den französischen Theil Lothringens schlesischen Jägerbataillons Nr. 6, im Kriege Führer des 1. com Deuschland verlangen wird, den wir schon wegen. für binirten Landwehrregiments Nr. 19. Derselbe wurde bei Met schwer verwundet und starb einige Wochen später im Johanniter besserer Sicherung der Mosellinie nöthig haben. Haben lazareth zu Neunkirchen. Der Verstorbene hatte 1866 als nicht auch die Franzosen im Fall ihres Sieges das Bataillonscommandeur des 2. westphälischen Infanterieregimts ganze linke Rheinufer begehrt , welches Gebiet viel Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) den Main-Feldzug mit größer ist wie Elsaß und Lothringen zusammengenom = gemacht und über den Antheil ſeines Bataillons an dem Gefecht men und welches national- deutsch ist , während Elsaß bei Laufach (13. Juli 1866) eine ausführliche Darſtellung im Jahrgange 1869 der Allg. Mil . Ztg . niedergelegt . und Lothringen zum Theil heute noch deutsch ist, zum Mögen beide verehrten Mitarbeiter in Frieden ruhen ; ihr Theil es war, da nur die Gewalt diese Umwandlung Gedächtniß bleibt in Ehren ! bewirkte? *) Nun, wir sehen mit Vertrauen den kommen *) Dasselbe soll aus folgenden Truppentheilen bestehen : In den Friedensverhandlungen entgegen. fanterieregiment Nr. 75 , 76, 89 und 90, Jägerbataillon Nr. 14, Geschrieben am 30. September 1870. Dragonerregiment Nr. 17 und 18, Ulanenregiment Nr. 11 nebst mehreren Batterien der 9. Artilleriebrigade. Es sind dieß also Bestandtheile der eigentlich zum 9. Armeecorps gehörenden 17. Division, wogegen für die Dauer des Krieges die 25. (großh. *) Hierüber schreibt uns soeben ein Freund, wie uns dünkt, hessische) Division dem commandirenden General des 9. Armee sehr treffend Folgendes : . . . „ Die Franzosen brauchten 200 und corps unterstellt worden ist. mehr Jahre , um Elsaß und Lothringen uns national zu ent

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Die Mitrailleusen. [66.] Wagnon , im September. Wir lesen hier im Felde so mancherlei in deutschen Zeitungen über die wurderthätigen Wirkungen der französischen Kugel ſp i e , la mitrailleuse genannt, und finden darunter it die seltsantsten Dinge , die auf ein Haar einem wirklich haarsträubenden Nonsens gleichen . Es scheint mir daher an der Zeit zu sein , Ihnen eine genaue, wenn auch gedrängte Beschreibung der neuen Höllen maschinen zu schicken ; hoffentlich wird man dann von dem Wahn ihrer entseßlichen Wirkungen etwas zurück: kommen. Es gibt zwei Arten von französischen Mitrailleusen, man könnte sie füglich Festungs- und Feldmitrail leusen nennen, denn sie unterscheiden sich nur durch die Größe und Zahl der Geschosse. Denken Sie Sich ein 12pfündiges bronzenes Geschüßrohr alten Styls, in welchem statt der Seele von 5,2 Zoll Durchmesser eine Gußstahlsäule von quadratischem Durchschnitt sich befindet. In diesen Gußstahlblock sind 25 , bei den Festungsmitrailleusen 80 Büchsenröhre mit 11/ Drall eingebohrt. Das ist der Lauf der Schreckens fanone! Am hinteren Theil befindet sich eine Kammer, trennbar vom Geschüß , die 25 , resp . 80 Patronen. aufnimmt, indessen eine Schraube mit Kurbel die Ent zündung dadurch bersirkt, daß ihr mit 25 Zündstiften versehener Kopf sich in die Zündpillen der Patronen preßt. Die Patrone selbst ist 8-9 Zoll lang. Hinten ist eine Zündpille, ein Messingrand , wie bei den Lefau cheur Jagdpatronen, nur erfolgt die Zündung in der Richtung der Seelenachse ; darauf folgen sechs Stücke comprimirtes Pulver , auf diese ein Treibspiegel und schließlich das Gefchoß , cylindrisch , mit zwei Nuthen (ringförmigen Einschnitten) versehen. Ihre Wirkung im coupirten Terrain ist gleich Null ; sie entspricht auch in der Ebene lange nicht dem Lärm , den sie machen , da sie keinen Streuungskegel und wenig Percussionskraft haben über 1000 Schritt. In Festungen oder engen Thälern , die genommen werden müssen, wie Gravelotte bei Meß, Givonne bei Sedan, sind sie werthvoll. Eine Zukunft aber haben sie nicht. * * Mit diesem Urtheil stimmt so ziemlich überein, was der f . preußische Premierlieutenant im Kaiser Alexander Grenadierregiment Nr. 1 v. Kummer in seinem empfehlenswerthen Buche : " Grundzüge der Heeresorganisation in Desterreich - Ungarn , Rußland, Italien , Frankreich und Deutschland (Berlin 1870) " ausgesprochen hat. Derselbe sagt u. a. à. Folgendes : fremden , unter Anwendung der schändlichsten Mittel. Wir brauchen nur 2 Jahre lang deutsche Schmierseife anzuwenden, um all' den französischen Lack und Dreck , die auf Elsaß und Lothringen haften, zu vertilgen ! .."

„Die Mitrailleusen , deren bereits verschiedene Systeme existiren , können als eine leichte Artillerie mit einseitiger, wenn auch in mancher Beziehung ver vollkommneter Kartätschwirkung charakterisirt werden, deren taktischer Werth in hohem Grade zweifelhaft erscheint. Die Erfahrung muß darüber entscheiden. Wir wollen nur daran erinnern, daß Revolverkanonen, Kugelsprißen 2c. in ihrem Wesen nichts Neues , sondern den Ideen der älteren Orgel geschüße , Karrenbüchsen , Höllenmaschinen 2c. entlehnt find. Wie kommt es , daß leßtere , welche doch zu ihrer Zeit der alten Muskete relativ noch weit über Legen waren, sich in der ganzen Kriegsgeschichte kaum eine Erwähnung erkämpft haben , vielmehr aus dem Gerümpel der Zeughäuser und Waffensammlungen erst durch die Curiosität von Archäologen und Gelehrten an's Tageslicht gezogen werden mußten ?" — Ganz ähnlich spricht sich ein beachtenswerther Auf saß in Nr. 83 des Berliner Militär- Wochenblatts vom Jahre 1869 aus . Derselbe führt die Aufschrift : „ über den taktischen Werth sogenannter Kugelsprißen oder Revolverkanonen im Felde" und kommt zu dem Schluß, daß dieselben ihrer ganzen Wesenheit nach vorzugs weise dem Gebiete des Festungskrieges angehören, im Felde keinen sonderlichen , mit den auf sie zu ver wendenden Kosten und Mühen im Verhältniß stehen den Nußen erwarten laſſen. Endlich wird es erlaubt sein , daran zu erinnern, daß die Allg . Mil . - Ztg. bereits in den Nrn . 35-37 des Jahrgangs 1867 einen eingehenden Auffah über Derselbe die Infanterie kanone gebracht hat. erörterte das Wesen der neuen Erfindung sehr aus führlich und schloß mit folgenden Säßen : „Daß wir eine Umwälzung des Artillerieweſens von den bis jezt vorliegenden Maschinen der besprochenen Gattung nicht erwarten , brauchen wir kaum noch ausdrücklich bei zufügen ; dagegen nehmen wir keinen Anstand zu be haupten, daß diese oder ähnliche Constructionen dem nächst einen berechtigten Plaß unter den modernen Kriegsmitteln einnehmen werden , und daß es schon jezt geboten ist , sich darüber klar zu machen , was man der mechanischen und moralischen Wirkung des neuen Instruments entgegenstellen will, besonders wenn uns dasselbe in Verbindung mit einer überlegenen Handwaffe des kleinen Kalibers gegenübertritt. • Das eigentliche Recept gegen das neue Uebel wird wohl in der gesteigerten Thätigkeit der seitherigen Artillerie gesucht und gefunden werden müssen, wenn man keine anderen Gegenanstalten trifft und etwa in den ersten Gefechten zu der Ansicht kommt , daß dieß zweckmäßig gewesen wäre. Unsere deutsche Artillerie wird sich dann in ihrer ganzen Tüchtigkeit und Hin gebung zu zeigen haben ; man wird sie in größtem Maßstab und in weitester Ausdehnung verwenden und auch rücksichtsloser verbrauchen müssen als gewöhnlich. Sie muß in ihr ohnehin so wichtiges Programm auch noch die specielle Aufgabe einfügen : den feindlichen

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Höllenmaschinisten ihr Handwerk von vornherein zu | noch nie eine Armee so gut verpflegt gewesen wie die verleiden". hier vor Meß stehende , oder vielmehr , da ich nur Wir glauben nun in der That, daß die deutschen über dieses bestimmte Auskunft geben kann , wie das Artilleristen es verstanden haben , durch die Präciſion | 8. Corps . Es wirkten dazu nicht bloß die gelieferten und große Tragfähigkeit ihrer Geschüße die Wirkungen reichlichen Victualien mit , einschließlich Kaffee und der französischen Mitrailleusen völlig zu paralysiren. Cigarren und häufig auch Branntwein oder Wein, Freilich hören und lesen wir sowohl von dem großen sondern auch die vielfach aus Deutschland eintreffenden moralischen Eindruck als auch von der stellenweise Sendungen, welche, soweit sie nicht direct für einzelne bedeutenden Wirkung, die das Feuer der Mitrailleusen Truppentheile eingehen , sorgfältigst vertheilt werden. Erwünscht wäre es namentlich für die aus den hervorgebracht , doch scheint , wenn man Alles wohl erwägt , heute bereits das Urtheil unseres Herrn nördlicheren und östlichen Theilen Deutschlands stam Correspondenten 66 festzustehen, daß die Mitrailleusen menden Truppen, wenn ihnen guter Branntwein in größeren Quantitäten zuginge. Ich selbst bin ein im Felde keine große Zukunft haben. Gegner desselben ; jene Leute sind aber einmal daran gewöhnt, und bei den hiesigen Gesundheitsverhältnissen Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. ist er zweifellos nüßlich. VII. II. Eingerissene Epidemien . Solche eri * Jouy aux Arches , 24. September. Wenn | stiren durchaus nicht ; von Typhus namentlich kommen die öffentlichen Blätter, wie Sie mir mittheilen, von nicht mehr Fälle vor , als verhältnißmäßig auch in großer Noth, von eingerissenen Epidemien, von Mangel Friedenszeiten. Ich spreche dabei natürlich nicht von an warmer Kleidung , Fußbedeckung (? ) 2c. in Bezug den Orten , in welchen , wie in Gorze 2c., Tausende von Verwundeten aufgehäuft waren : davon weiß ich auf die Truppen vor Mez sprechen , so kann ich in der That nur annehmen, daß dergleichen Nachrichten nichts , habe nur in einigen Todesanzeigen gelesen : von Leuten herrühren, welche mit Kriegsverhältnissen ,,am Typhus gestorben ". Ich spreche von der Truppe. Bei ihr ist der Gesundheitszustand ein entschieden überhaupt vollständig unbekannt und daher sehr ent guter. Während des furchtbaren Wetters der ersten segt sind, wenn sie sich hier plößlich in solche verseßt und die damit verbundenen Beschwerden den Truppen 14 Tage machte sich , da die Truppen zum großen Theil nur in Laubhütten lagen, Diarrhoe geltend ; sie auferlegt sehen. Solcher mitleidsvollen Leute sind hier hat seit Eintritt des guten Wetters und nachdem der aber täglich Hunderte , und die Soldaten , denen sie diese oder jene Gaben aus der Heimath bringen , er größere Theil der Truppen allmählig unter Dach und mangeln natürlich nicht , als schlaue Burschen ihr Fach gekommen ist , sehr abgenommen , wogegen die Mitleid möglichst anzuregen. Ruhr (also eine schlimmere Form jener zuerst ſehr allgemein aufgetretenen Krankheit) hier und da nicht Nachstehende Mittheilungen, welche allerdings nur Opfer , aber manche Kranke hervorruft. Der Grund das 8. Armeecorps betreffen, von dem es notorisch ist, ist vor Allem in dem Leichtsinn der Soldaten zu daß aus manchen Gründen gerade bei diesem Corps die suchen , welche sich nicht enthalten können , halbreifes Truppen-Verpflegung stets eine ausnahmsweiſe gute Obst, Trauben 2c. zu essen. Diese Krankheit hat aber gewesen ist, werden hoffentlich dazu beitragen, die etwa in keiner Weise den Charakter einer Epidemie an noch vorhandenen Besorgnisse wegen der Lage der Landeskinder zu zerstreuen. genommen, und sie ist auch durchaus nicht bösartig. I. Große Noth. Solche hat beim 8. Corps III. Mangel an warmer Kleidung . Alle Soldaten sind gut bekleidet, sie können aber natürlich nie geherrscht ; ganz im Gegentheil ist selbst unter keine andere Bekleidung tragen als eben die , welche den Truppen nur eine Stimme darüber , daß die Sie Verpflegung stets ausgezeichnet gewesen sei. Die sie auf dem Leibe und im Tornister haben . haben ganz allgemein unter ihrem Dienstanzuge eine schwierigste Zeit war die der erst n Woche nach der Schlacht bei Gravelotte , da die Transporte damals wollene Jacke ; mehr aber können sie gar nicht weg= bringen , also auch nicht gebrauchen. Diese wollene mit Rücksicht auf die theilweise unbenußbare Eisen Jacke ist Privatsache ; sie wird , wo sie schlecht_iſt, bahn (Strecke Courcelles - Met) und auf die noch statt: möglichst aus den Liebesgaben, welche vielfach wollene findenden Nachschube von Truppen erst organisirt Jacken oder Hemden in sich schließen, erseßt. werden mußten. Selbst damals hat den Truppen Freilich wäre es bei den kalten Nächten für die auch nicht einen Tag die ihnen zustehende Ver pflegung gemangelt (statt Brod öfter Zwieback); wieder: jenigen Truppen , welche (was natürlich abwechselnd holt haben sie aber auch damals Extra- Portionen geschieht) im Freien, resp . in den Hütten und Baracken bekommen , namentlich bei schlechtem Wetter die auf liegen, sehr angenehm , wenn sie z . B. wollene Decken Vorposten befindlichen. -- Kaffee ist damals öfter in hätten. Solche wollene Decken sind auch schon viel doppelten Portionen ausgegeben worden , eben mit fach vorhanden (auch von der Intendantur erkaufte), Rücksicht auf das Wetter. und sie werden noch fortwährend beschafft. Aber wir Was aber die Verhältnisse jezt , und zwar schon dürfen doch nicht vergessen , daß wir jezt in der seit dem Beginn dieses Monats betrifft , so ist wohl schönsten Jahreszeit sind, nicht zu heiß, nicht zu kalt,

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daß diejenigen Truppen, welche marschiren , keine Decke mitnehmen können , und daß , falls der Krieg sich in die Länge zieht , im wirklichen Winter eben deßhalb vielfach die Decke mangeln wird. Die Vortruppen liegen freilich nicht so warm und bequem wie im Vaterhause. Aber sie liegen für den Krieg ganz ausnahmsweise warm und gut, wenn sie auch dem mitleidigen Besucher gegenüber gern klagen und sich durch einen guten Schluck oder dergleichen trösten lassen. Das ist von jeher Soldatenneigung gewesen ! IV. Mangel an Fußbedeckung. Die Truppen haben Stiefel. Jeder Mann ist mit zwei Paar aus marſchirt , und diese zwei Paar haben sie noch jezt : gerade in dieser Woche sieht man überall die Com pagnien damit antreten zur Besichtigung . Die Regi menter , resp. Bataillone lassen den etwa nöthigen Ersaß nachkommen. Was also ist gemeint mit : Mangel an Fußbe deckung ? Etwa Ueberschuhe ? Es wäre nicht unmöglich, daß mitleidige Leute der Ansicht sind , daß man bei solchem Dreck , wie wir ihn hatten , Ueberschuhe an= --ziehen muß. — Oder ist gemeint : Strümpfe ? Da ist nun die Auffassung eine sehr verschiedene. Die West phalen und Rheinländer ( also auch das 8. Armee corps) tragen meistens gern Strümpfe , und die Zu sendung wollener Strümpfe ist da sehr erwünscht, erfolgt aber auch vielfach. Die Nord- und Ostdeutschen dagegen tragen Fußlappen ; noch gestern wurde in einem Briefe aus meiner Heimath erwähnt, daß mein Bruder dort gebeten habe , ihm Fußlappen für sein Regiment zu schicken und nicht Strümpfe . Indessen: wollene Strümpfe sind äußerst will kommen. Aber von einem Mangel an Fußbedeckung kann thatsächlich keine Rede sein , und in der jeßigen Jahreszeit ist eben die wärmere Fußbekleidung zwar eine Annehmlichkeit , aber noch durchaus nicht eine Nothwendigkeit. Sind wir noch im Winter hier, -wer weiß auf Monate können sie in leicht nothwendigen Lebensmittel, Mehl, Reis 2c. haben, dazu Pferdefleisch, von dem sie schon seit Wochen leben, und welches wahrscheinlich den Speck der Magazine reſerviren läßt — dann also sorgen wir auch für die ―――― nothwendigen Erwärmungsmittel. Was nun das Verhältniß der 1. Armee betrifft, so ist dessen Commando allerdings vom General v. Steinmez wie Sie bereits gemeldet haben niedergelegt worden ; morgen reist derselbe ab. Die 1. Armee besteht aber fort , wenn auch für jeßt der Prinz Friedrich Carl K. H. den Oberbefehl über dieselbe mit führt. Es macht sich jest so , daß sie gerade das ganze rechte, die 2. Armee das ganze linke Ufer der Mosel inne hat , wobei zwei ganze Armeecorps und zwei Cavaleriedivisionen als Reserve disponibel gehalten sind. Ich supponire, daß die Trennung der beiden Armeen mit gesonderten Stäben 2c. im Hinblick auf die späteren Verhältnisse nach der eventuellen

| Uebergabe von Meß beibehalten ist , wo ihnen dann verschiedene Aufgaben zufallen würden , und lediglich die Stelle des Oberbefehlshabers dort wieder zu be ſeßen wäre. General v. Steinmeß ist übrigens in Folge seines eigenen, dem König ausgesprochenen Wunsches vom Obercommando entbunden worden , da ihm das jeßige Verhältniß nicht zusagte ; Differenzen zwischen ihm und einem oder dem anderen der Corpscommandeure sind dabei ganz ohne Einfluß geblieben. Die erſte Armee besteht übrigens jeßt aus dem 1., 7. und 8. Corps, der Division Kummer, der 1. und 3. Cavalerie division , abgesehen von den ihr nur in Folge ihrer jeweiligen Dislocation zeitweise untergebenen Be saßungs- und Etappentruppen.

VIII. [v.B.] Conchy le Chateau ( Dep. der Aisne), 12. September. Gott sei Dank ! ich kann Ihnen noch einige Zeilen schreiben , es ist fast ein Wunder , daß man bei Laon am 9. mit dem Leben davon kam. Die 1. Compagnie unseres 4. Jägerbataillons, der Herzog von Mecklenburg mit seinem Stabe haben schwer ge = litten ; die Leichen der in die Luft Gesprengten waren theilweise bis zur Unkenntlichkeit zerrissen. Im Mo ment der Explosion war ich zu Pferde auf der Straße ; ich wußte gar nicht , wie mir geschah , das Pferd stürzte auf die Knie , als ich es wieder aufriß , war schon Alles vorbei. Die Stadt sah entseßlich aus , etwa wie nach einem Bombardement ; keine Fenster scheibe war ganz , Alles voll von Todten und Ver wundeten. Specielleres über die Katastrophe von Laon werden Sie nun wohl schon mehrfach gelesen haben ; ich schließe heute, da der Dienst ruft ! [v.B. ] Senlis , 15. September. Ich fahre heute in der Erzählung unserer Erlebnisse während der letzten Wochen fort. Am 17. August früh 3/10 Uhr ging es weiter , und am Nachmittag kam unser Jäger bataillon auf Vorposten, in einem reizenden Waldthal, durchströmt von einem kleinen Bache und umsäumt vom schönsten Buchenholze. Eine nahe gelegene ver laffene Mühle, die thätigen Schleichpatrouillen, sowie ein erfolgreiches Requisitionscommando versorgten | unsere Küche mehr wie reichlich , man lebte herrlich und in Freuden. Drei Tage blieben wir liegen, viel zu lange für unsere Ungeduld , die noch mehr wie einmal sollte auf die Probe gestellt werden ! Erst am 20. früh brachen wir auf und kamen nach 5stündigem Marsche nach Leronville , unweit der Meuse , an der Eisenbahn gelegen. Ein französisches Dorf und ein französisches Haus ist wie das andere. Alle Ort | schaften machen einen mehr städtischen wie ländlichen Eindruck , man sieht Läden , gut gepflasterte Straßen und findet selbst Trottoirs. Der Eingang in's Haus geht stets durch die Küche, die mit weit mehr Comfort ausgestattet ist , als man dieß bei uns in manchen wohlhabenden Familien findet. Polirte Stahlgeräthe und blißendes zinnernes Geschirr in Menge umgeben den mächtigen Kamin, in welchem das Feuer faſt nie

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ausgeht. In demselben oder über ihm befindet sich | Straße von Commercy nach Rethel. Unterwegs bei ein starker Kesselhaken mit dem stets gefüllten Wasser Crevecourt hatten wir die Freude, unseren königlichen topf. Von der Küche aus gelangt man von hinten Kriegsherrn zu sehen ; derselbe passirte mit seinem in die Wohnzimmer ; sie sind klein , aber meistens großen Hauptquartier die an der Straße ruhende zierlich ausgestattet . Ein großes zweischläfriges Bett, Division. Lauter Jubel empfing ihn, der sich wieder mit großen , buntgeblümten Gardinen umgeben , ent: holte , als die Truppen den dicht hinter dem könig hält meist eine vortreffliche Sprungfedermatraße und lichen Wagen fahrenden Grafen Bismarck erblickten . blendend reine Ueberzüge, o, es schläft sich herr Der König sah wohl und heiter aus , das Gesicht des lich darin nach anstrengendem Marsche ! Sophas fennt Ministers zeigte beim Vorüberfahren so recht innere Zufriedenheit. Bald ging es weiter an bivouaquiren man wie es scheint nicht, wenigstens fand ich sie nie, den Truppen des Gardecorps vorbei. Dieses bildete dafür aber eine Menge Stühle. Fast überall in den Wänden sind Schränke angebracht , oder solche von ja nun mit uns und den Sachsen die 4. Armee unter dem Kronprinzen Albert. Von der Garde erfuhren polirtem Eichenholze und riesigen Dimenſionen aufge: stellt , so daß der Raum nur klein ist , in dem man wir die enormen Verluste , die dieses Corps in den sich bewegen kann. Bald nach der Ankunft schon sieden lezten Tagen erlitten. Wohl Jeder von uns Offi zieren hörte da Namen von guten Bekannten und gewöhnlich die beiden unvermeidlichen Hühner im Freunden nennen. Wir marſchirten in die Dunkelheit Topfe, um einige Stunden spätet, möglichst weich ge hinein und kamen um 3/410 Uhr todtmüde in's Bivouac kocht, nebst einer guten Bouillon, die aber von massen ohne Holz, ohne Stroh, kurz, ohne Alles . Von dem haft hineingebrocktem Brode steif ist, verspeist zu wer den. Paßt man nicht sehr auf, so pflegt auch der später herbeigeholten Holze wurden freilich noch landesübliche Knoblauch nicht zu fehlen . Dazu einige wenige Feuer gemacht, der größere Theil aber gibt's Salzkartoffeln und ein recht gutes Glas leichten zog es vor , sich auf dem vom Regen durchweichten Landwein , den unsere Leute schon jezt wie Wasser und mit großen Steinen überstreuten Lehmboden dem trinken und für ein nothwendiges Nahrungsmittel Schlafe zu übergeben. Am Morgen freilich wachte halten. Ein starker Kaffee schließt die lukullische Mahl man mit steifem Kreuze auf, um möglichst bald durch zeit , zu der es wohl Gabeln und Löffel , selbst Ser | heißen Kaffee die nachtheiligen Folgen der kalten Nacht vietten, fast nie aber Messer gibt , warum ? kann ich zu vertreiben. Bald hieß es : an die Gewehre ! und nicht verrathen. Das sehr lockere weiße Brod sättigt es ging vorwärts. Wir kamen heute , den 27., an die Tête des Armeecorps und rückten gegen 4 Uhr wenig, schmeckt aber frisch sehr gut. ――― Verzeihen Sie, wenn ich so viel vom Essen spreche , aber eigentlich Nachmittags in's Bivouac , das freilich einladender gehören doch alle dieſe Details mit zu den gewünschten aussah wie gestern ! Schüßendes Holz in unmittelbarer Marschbildern. Nähe, das überreichlich Material zu Feuern und zum In Leronville trafen wir wunderbarer Weise eine Bau von Hütten lieferte, reichliche Verpflegung, gutes alte, würdige Dame, die deutsch sprach und sich nicht Wetter, - was wollte man mehr ? Am Nachmittag wenig darauf zu gute that ; sie war lange Köchin bei schoß sich ein Zug unserer gegen Verdun aufgeſtellten einem Cürassierobersten gewesen , - honny soit qui Vorposten mit französischen Chasseurs herum. Ein mal y pense ! feindlicher Offizier wurde auf ca. 700 Schritt vom Erst am 23. marschirten wir weiter und kamen Pferde geschossen und dieses als Beute mitgenommen ; nach einem sehr kleinen Marsche nach Tricorville, die Unsrigen hatten keinen Verlust. Am 28. kamen zwar bis auf die Haut naß , aber dafür in die für: wir beim weiteren Vormarsch durch das Hauptquartier sorglichen Hände eines schwer reichen Mühlenbesizers . | des Kronprinzen von Sachsen, den wir hier zum ersten Am nächsten Tage , dem 24. , wechselten wir wieder Mal sahen , und um 1/25 Uhr Nachmittags_nach Gesnes in's Quartier. Eine sehr harthörige Fran mit der Division und kamen 8 Stunden nach Géni court en Barvois , einem unterirdisch kleinen Orte, zösin empfing uns mit großem Widerwillen und gab noch dazu mit Huſaren zusammen ; da wurde es freilich auch buchstäblich nichts als das Bett zum Schlafen . häßlich enge, aber es ging doch. Wir waren aber froh, Am 29. kamen wir mit dem Hauptquartier in einen als wir abrückten , obgleich es sofort auf Vorposten, Ort, Bayonville , natürlich sehr eng , aber doch gute unweit Sommeille , ging. Am Nachmittag sprengten Quartiere. Wir erfuhren hier , daß in der Nacht 2 bis 3 Meilen nordwestlich von uns bei Bar durch unsere Ulanen unweit von uns zwei Bataillone der famosen Mobilgarde , die eilfertig die Waffen fort: die 12. Husaren eine franzöſiſche Diviſion gefunden, warfen , als die Cavalerie mit Hurrah attaquirte. hörten auch am Nachmittag ein ziemlich heftiges Ge Am Mittag des 26. wurden wir abgelöst und sollten fecht der Avantgarde :- Brigade des 12. Corps . Den im nahe gelegenen Dorfe in's Quartier kommen, aber nächsten Tag trafen wir auf dem Vormarsch schon es kam anders. Bei unserer Ankunft dort fanden überall die Spuren der Franzosen : verlaſſene Bivouacs, wir Alles im Aufbrechen : die ganze Division hatte fortgeworfene Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke rechtsum gemacht, weil Meldungen über anmarschirende zeigten uns den Weg, den der Feind marſchirt ; bald feindliche Colonnen eingetroffen waren. Wir folgten genug sollten wir ihn zu sehen bekommen. Gleich nach 12 Uhr machten die an der Tête marschirenden Husaren den schon in Bewegung begriffenen Truppen auf der

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Halt, unser Jägerbataillon ging vor, die Compagnien | sicher in ein anderes Ziel als für das sie bestimmt. Die Mitrailleusen machten unglaublich viel Spectakel, wurden aus einander gezogen, und unsere Tirailleurs kamen sofort mit dem in seinem Zeltlager bei Beau: thaten aber dafür desto weniger Schaden. Die Gra mont gänzlich überraschten Corps Failly in's Gefecht. naten der Artillerie schlugen in den weichen Boden Dieses selbst zu beschreiben ist hier nicht der Ort, da häufig ohne zu crepiren ein, die Shrapnels crepirten Sie längst durch die officiellen Berichte und die Zei meist weit über dem Ziel. Unsere Leute schoffen ver hältnißmäßig wenig , aber mit nicht genug anzu= tungen alle Details wissen. Ich will hier nur er wähnen , daß unser Bataillon fast eine Stunde lang erkennender Ruhe und Sicherheit : man fand die Re allein dem Feinde gegenüberstand , bis unsere in ſultate beim weiteren Vorgehen in den mit Todten Sectionen hinter uns marschirende Infanterie und die und Verwundeten angefüllten Schüßengräben des Divisionsartillerie herankam und eingriff. Unserer Feindes . Bestimmung gemäß wirkten wir nur im Feuergefecht [v. B.] Triel , 5 Stunden nordw. Paris , 20. Sept. und erzielten hier glänzende Resultate , wie uns dieß Heute nur ein Paar Zeilen . Wir stehen also jezt am nächsten Tage der commandirende General mit vor Paris ! Gestern haben wir die Seine Hauptstadt theilte und uns deßwegen besonders belobte. Um Um liegen und brennen sehen. Heute sind die Kanonen und die Recognoscirungsballons wieder thätig . Wir, 1/28 Uhr endigte unsere Thätigkeit bei Muzon , wir gingen zurück und kamen in ein total verlassenes Dorf, d. h. unser 4. Jägerbataillon , streifen mit der Ca= valerie im Lande umber, finden aber hoffentlich kein Bourron, in's Quartier. Aus demselben rückten wir zweites Laon wieder. Neulich waren wir in dem am Morgen des 31. auf wenige Stunden aus , um bald wieder dorthin zurückzukehren . In der massenhaft wundervollen Chantilly ; Versailles soll allerdings noch zurückgelassenen französischen Offiziersbagage fanden schöner sein, wir werden, denke ich, uns selbst davon bald überzeugen ! wir eine unglaubliche Menge von Lurusartikeln und Bequemlichkeiten aller Art, auch einen reichlichen Vor MisceIIe. rath von eleganter Damen : Garderobe , vom seidenen. Kleide bis zum gestickten Unterrock, - Schade um die Die Erbswurft als Wundverpflegung im Kriege. schönen Stoffe ! Am 1. September erhielten wir den Befehl , mit Die Erfindung der Erbswürste durch den Koch Zurücklassung des Gepäcks auf Sedan vorzumarschiren ; Grüneberg in Berlin wurde schon 1866 gemacht, kam wir kamen gegen 10 Uhr am Bahnhof Bazeilles an damals aber nicht zur Benutzung. Herr Grüneberg soll dafür eine Remuneration von 35,000 Thalern erhalten und fanden die Bayern und Sachsen im Kampf mit dem Mac Mahon'schen Corps ; wir selbst hatten erst haben, hat das Etablissement eingerichtet und führt dessen technische Direction , während die Administration von gegen 1 Uhr Gelegenheit , selbstthätig mitzuwirken. einem Intendantur - Beamten geleitet wird. Das ganze Unsere Theilnahme an der Schlacht von Sedan, deren Einzelnheiten ich auch hier nicht berühre, war verhält Etablissement wird auf Rechnung des Kriegsministeriums nißmäßig gering , nur kurze Zeit konnten wir den geführt und hat vorläufig die Aufgabe, die zweite Armee zu verproviantiren. Die Zahl der dabei Beschäftigten be Feind wirksam beschießen. Am Abend nach der Schlacht marschirten wir durch das brennende Bazeilles hin trägt über 1200 Männer und Frauen. Außer dem Auf durch zurück in's Bivouac, es war ein schauerlicher sichts- und Dienstpersonal sind sie in Köche , Schlächter und Arbeiter eingetheilt , die durch ihre Kleidung , weiße, Weg. Die Einwohner hatten unsere armen Ver= graue und blaue Blousen leicht zu unterscheiden sind. wundeten maſſacrirt und auf ſie geschossen : der Brand ihrer Häuser war ihre Strafe , die auf frischer That Täglich werden durchschnittlich 80-90,000 Pfund Erbs Ergriffenen wurden erschossen. Der nächste Morgen würste fabricirt und 600 Kisten und mehr , je mit 150 brachte uns Allen die überraschende Nachricht von der Würsten verpackt. Seit Eröffnung des Betriebs sind bis Capitulation der Armee und der Selbstauslieferung jezt etwa 2,500,000 Würste fabricirt worden. des Kaisers ; der Kronprinz von Sachsen theilte sie Die Wurst wiegt ein reichliches Pfund und enthält uns mit. Am 3. früh marschirten wir in's Cantonne drei abgetheilte Rationen . Sie wird aus Erbsmehl, ment nach Haraucourt, wo wir am nächsten Tage den Fleisch (Schinken nnd Speck) , gutem Rindertalg und Schweinefett , Zwiebeln , Pfeffer , Salz und Gewürz in ersten Feldgottesdiest feierten. Wohl Jeder, der ihm beiwohnte , konnte Gott aus vollem Herzen danken ; stimmten Verhältnissen fabricirt. Die anfangs flüssige wir hatten viel erlebt und große Erfolge errungen. Wurstmasse verhärtet, in die Därme oder Büchsen gefüllt, Zum Schluß meines heutigen Berichts noch einige binnen 24 Stunden fast zu Holzhärte und ist eben das durch ebenso leicht transportabel als lange Zeit aufbe Worte über das Feuer der Franzosen. Die Infanterie wahrbar. Jede Wurst wird in eine Art Pergamentpapier schleuderte auf ungeheure Entfernungen eine Masse geschlagen ; die Rationen der Offiziere sind in leichten von Geschossen. Wunderbarer Weise trafen von ihnen auf den weiten Distanzen weit mehr , wie auf den Blechbüchsen, so daß eine Fettung beim Transport in den Tornistern vermieden wird. Täglich werden etwa 200 näheren. Es läßt sich daher wohl mit ziemlicher Be Centner des besten Schweinefleisches , gepökelt und ge= stimmtheit behaupten , daß der Feind seine meiſten Treffer dem Zufall zu verdanken hat ; sie schlugen räuchert , verarbeitet. Die gesammten Herstellungskosten

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berechnen sich gegenwärtig auf 11 Sgr. für die Wurst | ab. Die Fabrikation gewährt mit ihrem Leben und Treiben, der strengen Reinlichkeit , die überall herrscht , und der (1 Pfund, 3 Portionen) einschließlich des Grüneberg'schen Großartigkeit des Etablissements einen höchst interessanten Honorars , der Bauten und Maschinen - Anschaffungen . Anblick und ist eines Besuches sehr werth ; doch kann der Die Portion kostet also etwa 3 Sgr. 8 Pf. Dieſelbe selbe eben nur auf besondere Meldung in dem Bureau wird in kochendes Wasser geschnitten (34 Quart) , braucht gestattet und muß troß der großen Gefälligkeit der Be bloß raſch aufzukochen und ergibt eine Fleiſchſuppe, welche amten in Zahl und Zeit beschränkt werden. Die Besucher überaus kräftig , nahrhaft und wohlschmeckend ist . Es sind schon in einem Tage bis 800 Kiſten verpackt worden . bedauern jedoch sehr , daß für Bezahlung das Fabrikat noch nicht von Privatpersonen zur Selbstprüfung zu haben. Der Transport erfolgt auf der Eisenbahn mit den gewöhn lichen oder Ertrazügen bis in die Nähe von Mez ; noch in ist , doch geht dieß eben zur Zeit nicht an , da das • Etablissement auf Staatskosten betrieben wird. den letzten Tagen ging ein Ertrazug mit 5000 Ctrn. dahin

Nachrichten.

Bayern. München, im September. [Versuche mit Kugel sprisen.] Seit einigen Tagen finden größere Uebungen im Scharfschießen der mit Kugelsprißen ( „ Orgeln “ nennt sie der Soldatenwit) ausgerüsteten Batterien des 1. Artillerie regiments statt ; die Feuergeschwindigkeit und Treffsicherheit ist eine außerordentliche und wird die franzöſiſche Mitrailleuſe weitaus von dieser neuen Art übertroffen . Es können immer je 360 Patronen geladen werden, welche in weniger als einer Minute abgefeuert sind ; die während einer Minute abgefeuerte Schußzahl wurde auf 400 gebracht. In Folge der Zielvorrichtungen ist sowohl ein rasches Nehmen des Schußobjects als auch die verticale oder horizontale Richtung der Schüsse sehr schnell und sicher möglich; ein Hauptvortheil dieser Feuerwaffe ist der, daß sowohl für diese, als auch für die in der Armee theilweise schon eingeführte oder noch einzuführenden Werder- Gewehre die gleiche Patrone mit gleicher Zündung benutzt wird, so daß im Bedarfsfalle ein gegenseitiger Austausch der Munition stattfinden kann. Die größte Entfernung, bei welcher auf ein sicheres Treffen gerechnet werden kann, beträgt 1200 Schritt. Da die Entladung der vier zu ſammengeschweißten Läufe nicht zu gleicher Zeit geschieht, ſondern in beständigem Turnus nach einander , so kann jede nach den Umständen erforderliche Veränderung der Nichtung während des Fortgangs des Feuers vorgenommen werden, was beim Feuern gegen sich bewegende Truppen von außerordentlicher Bedeutung ist . (Eine Batterie dieser Infanterie-Kanonen ist am 26. September nach dem Kriegsschauplatz abgegangen, ihr praktiſcher Werth dürfte somit bald erprobt werden.) G r o ß britannien. * London , 10. September. [Versuche mit Luft ballons.] Wie die " Nature " mittheilt , haben die in Woolwich angestellten Versuche bezüglich der Verwendung von Luftballons zu Kriegszwecken ergeben, daß eine Höhe von 100 Faden bei 600 Faden horizontaler Entfernung vom Feinde am besten für Beobachtungen geeignet ist, und daß angekettete Ballons Stabilität haben. Nachdem

der Ballon seine Stellung genommen hat und zur Ruhe gekommen ist , kann vermittelst acht Linsen die Gegend ringsherum photographisch aufgenommen werden. Es stellte sich heraus, daß die Inclination und die Länge der zum Festhalten des Ballons im nämlichen Lufftratuu nothwendigen Kette sich leicht berechnen läßt . Auch kann. ein Telegraphendraht von der Erde nach dem Ballon ge leitet und von dieſem ebenſo rasch verlängert werden, wie er zu segeln im Stande iſt. Auch stellte es sich als thunlich heraus , zwei oder mehr Ballons durch tele graphische Leitung mit einander zu verbinden , so daß directe Berichterstattung von dem Ballon nach dem Haupt quartier und von dort weiter nach der Operationsbasis ermöglicht ist. Wahrscheinlich wird das Kriegsministerium im Arsenal von Woolwich eine Anzahl von Kriegsballons anfertigen und Genieoffiziere sich in deren Anwendung einarbeiten laſſen.*) *) Die Allg. Mil.-Ztg. hat der Verwendung der Luftballons zu Kriegszwecken schon seit Jahren das Wort geredet, namentlich feit dieselben mit großem Erfolg zu Recognoscirungen im ameri fanischen Kriege angewendet wurden. Der erste praktische Gebrauch der Luftballons im Kriege soll, wie die „ Times " berichtet, bereits im Jahre 1794 stattgefunden haben. Als damals die Oesterreicher durch den General Jourdan aus Lüttich vertrieben waren, zogen sie sich in eine starke Poſition zurück und verschanzten ſich da selbst, um Verstärkungen zu erwarten. Ehe diese aber ankamen, wurden sie (am 18. September) von den Franzosen angegriffen und gezwungen , sich nach einem großen beiderseitigen Gemezel zurückzuziehen. Den Erfolg der Franzosen schrieb man zum großen Theil dem Umſtande zu , daß dieselben sich durch zwei Luftschiffer auf's genaueste über die Stellung und Bewegungen der Desterreicher unterrichtet hatten. Auch vorher schon, während der Belagerungen von Mainz und Ehrenbreitſtein und bei der Schlacht von Fleurus, ſollen die Franzosen sich des Ballons mit Erfolg bedient haben. In demselben Jahre wurde in Frankreich zuerst der Telegraph, aus einer Stange mit zwei Armen bestehend. eine Erfindung Chappes , versucht. Die vereinigten Armeen standen damals in den Niederlanden und eine Telegraphenkette lief von Paris nach Lille, mittelst deren kurze Säße in wenigen Minuten mit großer Genauigkeit befördert wurden. Die Er: findung des Telegraphen ward in der Conventssitung vom 17. August von Barrère angezeigt mit dem Bemerken , daß die Wiedereinnahme von Lille in einer Stunde nach Paris gemeldet D. Red. worden sei.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünf und vierzigster

No. 11 41 .

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang .

Darmstadt, 12. October.

1870.

Inhalt : Auffäße. Das Hinausziehen der Kriegsoperationen. Die deutsche und die französische Kriegskunst. [Von einem I. t. österreichischen Stabsoffizier.] - Das französische Kriegsmaterial. 1 Militärische Briefe vom Kriegsschauplaz. IX. Miscelle. Das Zeltbarackenlazareth im großherzoglichen Hof-Orangeriegarten bei Darmstadt. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die erste Ausbildung der Recruten. Berichtigungen.

Das Hinausziehen der Kriegsoperationen . ** Nach dem Fall von Straßburg ist eine gewisse Pause im Kriege eingetreten , ohne daß jedoch die Feindseligkeiten geruht hätten, denn sowohl vor Paris wie auch bei Meß haben in der letzten Woche - ab: gesehen von kleineren Gefechten und Scharmügeln bei Soissons, Bitsch, Pfalzburg, Mezières, Orleans 2c . — theilweise recht heftige Kämpfe stattgefunden. Diese Pause ist eine durch die gegenwärtige Lage der Dinge nothwendig herbeigeführte , denn wenn auch durch Eisenbahnen , Telegraphen 2c. die Kriegführung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine andere, weit schnellere geworden , als sie es im Anfang des selben , ja , selbst noch vor einigen Jahrzehnten war, so gibt es doch heute und wird es stets noch gewisse Stockungen in der Kriegführung geben , welche ihren natürlichen Lauf nehmen müssen und durch keine Er findungen der Neuzeit abgekürzt werden können. Die Operationsobjecte Paris und Met namentlich das leştere, gegen welches aus guten Gründen noch gar — nicht energisch vorgegangen worden bilden An griffsgegenstände von nicht zu unterschäßender Stärke, so daß, namentlich bei dem zwar gänzlich hoffnungs losen , immerhin aber fortwährend erbitterten Wider stand der französischen Nation , ein Hinausziehen der Kriegsoperationen auf weitere Wochen, ja , selbst Monate , nicht unwahrscheinlich geworden ist. Aller

dings ist der militärische Zweck des Krieges : die Niederwerfung der feindlichen Macht, in diesem Krieg bereits längst erreicht, und zwar in einem weit höheren Grade, als dieß 1866, 1864, 1859 und 1856 (Krim) der Fall war, doch handelt es sich gegenwärtig mehr um ein politisches Ziel : die Erlangung der bestmöglichen Friedensbedingungen , welche uns vor der Wieder fehr eines solchen Aggressivkrieges, wie des von Frank reich 1870 unternommenen, schüßen sollen. Für diesen hohen Zweck werden freilich noch manche Opfer fallen müssen, doch kann der Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo die französische Nation - und mit dieser haben wir es ja allein zu thun - endlich zur Einsicht kommt und unseren billigen Forderungen gerecht wird. Der militärische Erfolg der Einnahme von Straß burg ist ein größerer , als man anfangs geglaubt hat. Ein Telegramm des Chefs des Generalstabs des Generals v. Werder aus Mundolsheim meldet , daß über 500 französische Offiziere Ehrenscheine unter: zeichnet haben , 50-100 in Gefangenschaft gegangen. seien. Die Zahl der Gefangenen ließ sich noch nicht feststellen , da dieselben noch fortwährend eingeliefert wurden, doch soll ihre Zahl sich über 17,000 belaufen. Die Beute in Straßburg ist sehr beträchtlich gewesen : bis zum 30. September waren nicht weniger als 1070 Kanonen gezählt , 2 Millionen Frs . Staatseigenthum in der Bank ermittelt (weitere 8 Millionen waren noch zweifelhaft), außerdem sind große Munitions- und be

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Division Kummer hatte bekanntlich auch an der Schlacht sonders Tuch , Tabak: 2c. Vorräthe vorgefunden wor den. Das Belagerungscorps vor Straßburg hat allen von Noisseville am 31. Auguft und 1. September Marschall Bazaine Grund, mit hoher Genugthuung auf das in verhält | rühmlichen Antheil genommen. scheint also , nachdem er längere Zeit sich passiv ver nißmäßig kurzer Zeit erreichte glänzende Resultat der halten , seine Ausfälle wiederholen zu wollen ; sein Einnahme der wichtigen Festung und Provinzialhaupt Hauptzweck dürfte wohl nur sein : in Proviant und stadt zu blicken ; freilich waren auch die Verluste nicht unbedeutend dieselben betrugen in dem Zeitraum vom Fourage Beute zu machen , um dieselbe seinen noth leidenden Truppen zuzuführen . 6. bis einschließlich den 20. September 29 Todte, 257 Jm Centrum , resp. Süden Frankreichs soll eine Verwundete und 18 Vermißte ; die Verluste während neue Armee gebildet worden sein, welche die Bezeichnung der Tage vom 21. bis 27. September sind noch nicht genau bekannt, sollen aber gar nicht unerheblich ge= 15. Corps " erhalten hat ; es ist noch zweifelhaft, ob wesen sein. das Hauptquartier dieser Armee in Tours unter Von Paris wird gemeldet , daß die Vorposten General Lamotterouge , oder in Lyon aufgeschlagen wird. Ihre Stärke soll auf 3 Infanterie und 2 . des 5. Armeecorps bis St. Cloud vorgeschoben wor den sind , die Franzosen Stadt und Schloß geräumt Cavaleriedivisionen gebracht werden , also mindeſtens und sich auf das rechte Seineufer zurückgezogen haben. sich auf 50,000 Mann belaufen ; es ist wohl anzu= nehmen, daß diese Stärke sich zunächst auf dem Papier Am 30. September sind nach einem Telegramm des Generalquartiermeisters v. Podbielski starke Massen befindet. Die Stadt Orleans , bis zu welcher die franzöſiſcher Linien Infanterie gegen das 6. Armee deutsche Cavalerie bereits seit dem 25. September corps vorgebrochen und gleichzeitig die Vortruppen des streift , ist von den französischen Truppen geräumt 5. Armeecorps angegriffen worden, während eine Bri: worden ; bei einem weiteren Vorrücken der deutschen gade gegen das 11. Armeecorps demonstrirte. Nach Truppen auf Tours soll die Verlegung der Regierung einem nur 2stündigen Gefecht , in welchem der Feind von dort nach Bordeaux beabsichtigt sein. Die Ge sehr bedeutende Verluste erlitt, ohne daß die diesseitigen neigtheit der provisorischen Regierung, auf Grundlage Reserven einzugreifen brauchten, hat sich der Gegner der ihr bekannten Vorbedingungen einen Waffenſtill in großer Eile unter den Schuß der Forts zurückge: stand mit den deutschen Truppen abzuschließen, dürfte zogen. Nach einem weiteren Telegramm des Haupt durch das Scheitern der Bemühungen des Herrn A. manns Karnaß sind die feindlichen Truppen der Thiers , die europäischen Höje für Frankreich günstig zu stimmen, wesentlich gefördert werden. größte Theil des Corps Vinoy gewesen, welche einen Ausfall nach Süden gemacht haben. Der Verlust Sobald die deutschen Belagerungsgeschüße vor der Franzosen hat 1200 Mann todt und verwundet Paris ihr ehernes Wort ebenso vernehmlich gesprochen (darunter der Brigadegeneral Guilhem) und 300 un haben werden wie bei Straßburg , werden wir wohl verwundete Gefangene betragen , während der dies über weitere Neuigkeiten von Wichtigkeit zu berichten. seitige Verlust in 80 Todten (darunter 8 Offiziere) | haben . Geschrieben am 7. October 1870. und ca. 120 Verwundeten besteht. Der Kampf scheint im Südwesten von Paris stattgefunden zu haben, wo östlich von Fort St. Quentin ; 2) im Thale von Mez , westlich die von Sr. K. H. dem Kronprinzen von Preußen commandirte 3. Armee bekanntlich den großen Bogen vom Fort Queuleu ; 3) am Fuß des Forts St. Julien ; 4) zwiſchen den Forts St. Quentin und Plappeville.) Außer den Regimentern von der Seine (Bougival nördlich von Versailles) der fünf Corps ( Garde, 2. , 3., 4. und 6.) sind in der Umgegend bis wieder zur Seine ( Choisy südlich von Fort Jury) von Mez Mannschaften von noch folgenden Regimentern an und bis zur Marne (Bonneuil südöstlich von Maur) wesend : Vom 5. Corps von den Linien- Infanterieregimentern einnimmt. Von solchen Ausfällen, die General Trochu Nr. 27, 30, 88, 84, 97 (die Mannschaften beider lezten Regi menter bilden die brigade mixte unter General Lapaſſet). Vom wohl hauptsächlich anordnet , um seine Truppen , be 7. Corps von den Linien- Infanterieregimentern Nr. 5, 21 , 52 und sonders die Nationalgarden , an das Feuer zu ge 53, sowie vom 17. Chaſſeurbataillon. Dieſe Mannſchaften, deren wöhnen, werden wir wohl noch öfter lesen ; die Scene Anwesenheit bei Mez unaufgeklärt ist, sind nicht in die übrigen Truppen eingereiht, sondern in sich geschlossen geblieben. — Čin dürfte sich aber nach dem Eintreffen der deutschen Be 4. Bataillon scheinen nur die Regimenter Nr. 60 und 63 zu lagerungsgeschüße vor Paris bald ändern. haben. - Die Stärke der Compagnien variirt zwischen 30 und 60 Mann. Seit 14 Tagen wird nur Pferdefleisch an die Auch bei Meß haben inzwischen mehrfache Gefechte Mannschaften verabreicht. Än Brod , Reis und Hülsenfrüchten stattgefunden. So hat namentlich die auf dem rechten. ist Ueberfluß , aber es fehit an Salz , Zucker und Fourage für Ufer der Mosel gelagerte Division Kummer am 2. die Pferde. - In Met sollen an 15-30,000 franke und ver October ein größeres Vorpostengefecht bestanden und wundete französische Soldaten liegen. Unter den Truppen scheint feine Epidemie zu herrschen. Die Proclamirung der franzöſiſchen den Feind mit starkem Verluste abgewiesen. *) Dieselbe Republik ist in der Stadt Met affichirt". Als ein bis jezt noch nicht verbürgtes Gerücht erwähnen *) In Bezug auf die Stärke und Zuſammenſeßung der wir noch, daß Marschall Bazaine und General Leboeuf, nachdem französischen Armee in und um Metz entnehmen wir der „ Kreuz ſie ſich duellirt , verwundet darniederliegen sollen ; Marschall Zeitung" folgende ihr von zuverlässiger Stelle zugegangene Mit Canrobert soll gegenwärtig den Oberbefehl über die in Meß ein theilungen: Die Stadt Meß hat nur Mobilgarden zur Garni geschlossenen franzöſiſchen Truppen führen. fon, die Armee cantonnirt um Meß . (Nach anderen Mittheilungen lagern die franzöſiſchen Truppen an 4 Stellen : 1) Hauptlager

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Die deutsche und die französische Kriegskunst. | centrirung großer Truppenmassen auf möglichst kleinen Räumen perhorrescirten , und ohne ihre ―― auf ein [Von einem f. f. österreichischen Stabsoffizier.] gemeinschaftliches Zusammenwirken auf dem Schlacht (Unter den Stimmen der Preſſe des In- und Auslandes, ―――――――― ununterbrochene Fühlung zu be welche sich über die Erfolge der deutschen Waffen und deren Ur felde berechnete sachen in neuerer Zeit so äußerst zahlreich und mit fast überein einträchtigen , den verschiedenen Waffengattungen Ge stimmender hoher Anerkennung der Leistungen vernehmen laſſen, legenheit bieten sollten, im Gegensaß zu der Stoßtaktik heben wir die folgende eines k. k. österreichischen Offiziers hervor. Dieselbe ist der Wiener „ Presse" entnommen und zeichnet sich be= den Gegner durch eine vehemente, concentrische Feuer wirkung zu bewältigen. sonders durch Sachkenntniß, sowie durch Unbefangenheit der An D. Red.) schauung vortheilhaft aus. Das Zusammendrängen großer Truppencorps auf Schon im Jahre 1866 konnte man aus den Ope: wenigen Parallelstraßen zu dem Zweck, mit denselben rationen der deutschen Armee die Ueberzeugung ge ein bestimmtes Operationsobject mit ungetheilter Kraft zu erreichen , hat den taktischen Nachtheil einer zu winnen, daß der preußische Generalstab mit den tra ditionellen Ariomen der Strategie und Taktik gebrochen großen Colonnentiefe , welche bei so riesigen Armeen, und einer neuen Methode der Kriegskunst sich zuge wie sie heutzutage die Kriegsschaupläße betreten, kaum wendet hat , um den Gegner niederzuwerfen ; die binnen Tagesfrist die Entwickelung aus der Marsch in die Gefechtsform gestatten ; daher kann es sich zu colossalen Heeresmaſſen , welche nunmehr immer das Operationsfeld betreten , das Eisenbahn- und Tele | weilen ereignen, daß die Tête solcher langen Colonnen graphenneß , welches sich auf demselben mehr oder früher geschlagen wird, bevor das Gros derselben am weniger dicht ausbreitet , und endlich die Wesenheit Kampfplaß einzutreffen im Stande ist. So sahen wir der durch die Präcisionskanone, Mitrailleuse und das denn auch im Jahre 1866 die Armee des Kronprinzen von Preußen divisionsweise durch das Eulengebirge Hinterladungsgewehr geänderten taktischen Grundſäße, durch welche weit rascher als ehemals die Entscheidung in Böhmen einbrechen und das 6. österreichische auf eines Gefechts herbeigeführt wird, sind die gewichtigen einer einzigen Straße marschirende Armeecorps in der Motive zu jener Metamorphose in der Leitung und rechten Flanke fassen; das erste über Trautenau vor Verwendung größerer Truppenkörper gewesen, welcher rückende preußische Armeecorps hatte ebenso wie die über Eipel kommende Gardedivision und das fünfte wir auch dießmal die französische Armee , troß der hartnäckigsten Tapferkeit , welche sie in den meisten preußische Armeecorps den Sammelplatz Schürz Kämpfen ihren Besiegern entgegenseßte , unterliegen Gradliß Königinhof , die Anmarſchlinie dieser sämmt sehen. Somit ist es nicht nur die glänzende Bravour lichen kleineren Colonnen war daher concentrisch, und und die patriotische Begeisterung der deutschen Trup die zwischen diese Marſchlinie geschobenen österreichischen pen allein, welchen die Siege von Wörth, Mez, Beau: | Armeecorps wurden am 27. , 28. und 29. Juni auch mont und Sedan zuzuschreiben ſind, sondern dieſelben | immer in Front und Flanke gefaßt. In diesem Feldzuge gegen Frankreich wiederholt sind ebenso die natürliche Folge der viel rationelleren und überlegeneren Truppenführung bei den deutschen sich dasselbe Schauspiel : von Landau - Germersheim Armeen, daher nicht nur ein Ergebniß der materiellen | einerseits und von Lauterburg : Marau andererseits rücken jene fünf , die 3. deutsche Armee bildenden, und moralischen Factoren , sondern ein Triumph des wissenschaftlichen Fortschritts in der Kriegskunst , wie Armeecorps gegen Weißenburg und von dort über Lembach , Lobsann , Sulz , Holschloch und Surburg wir es durch die folgenden Zeilen zu conſtatiren uns bemühen wollen. gegen das Wasgaugebirge vor , um sich bei Frosch Wenn zur Zeit Napoleons I. und nachher bis zur | weiler zur Erdrückung des Mac Mahon'ſchen Corps Einführung des Hinterladers und der gezogenen Kanone concentrisch zu vereinigen. noch die unwiderstehliche Kraft der zum Kampfe mit Durch diese Thatsachen ist es evident nachgewiesen, daß die Taktik der deutschen Armeen principiell die der blanken Waffe vordringenden Infanterie und Ueberflügelung des Gegners zum Ziele hat , und Cavaleriemassen darauf hingewiesen hat, die Colonnen in möglichst concentrirter Form vorwärts zu bewegen, nur ausnahmsweise , durch gebieterische Umstände um durch die Wucht eines vereinten und wiederholten dringendster Art , werden die Führer derselben ver Stoßes derselben die feindliche Schlachtlinie zu durch anlaßt , von dieser Marime abzuweichen und durch brechen, so ist dieses Verfahren in den Kriegen der energische , wenn auch nicht den Kampf entscheidende, Gegenwart geradezu ein Mittel , um schneller und gegen die feindliche Front geführte Offensivstöße das sicherer geschlagen zu werden als früher, weil sowohl Gefecht so lange hinzuhalten , bis der taktische Auf die Präcisionskanone, die Mitrailleuse und der Hinter: marsch der zur Action berufenen Truppen vollendet lader die lebendigen Zielobjecte um so besser zu zer und die damit verbundenen Flankenangriffe mit obli stören in der Lage sind, in je größeren Dimensionen gatem Kreuzfeuer und Bedrohung der Rückzugslinie diese gegen die Schußlinien derselben bewegt werden, die Niederlage des Gegners herbeizuführen. Es ward dieses Manöver , welches umsichtige und im Terrain Frontalangriffe also an und für sich nur selten ge lingen dürften. Es war demnach auch die Aufgabe gut orientirte Truppenführer und eine im Feuer der Kriegswissenschaft , sowohl in der Strategie als ruhige Truppe erfordert , ebenso bei Weißenburg, Taktik solche Grundregeln zu schaffen, welche die Con Wörth, Saarbrücken-Forbach, am 18. Auguſt bei Mez

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und am 2. September auch bei Sedan, aber im großen Styl, erfolgreich angewendet.

mit Uebermacht zu erdrücken , wobei die im Rücken der operirenden drei Armeen schleunigst hergestellten Telegraphenlinien die Gelegenheit zur gegenseitigen In der Schlacht bei Meß trat dieſe taktische Routine raschen Verständigung boten. Die französische Haupt in besonders markanter Weise hervor ; alle Tapferkeit des 9. preußischen Armeecorps bei Verneville und armee hatte sich dieses Mittels der raschen Mittheilung St. Ail , sowie der Todesmuth der Garden bei St. an ihre rechte Flügelarmee sowohl als die Reserve armee bei Châlons durch die Niederlagen von Saar Marie-aux-Chênes und St. Privat würden erfolglos brücken und Met gänzlich begeben , und die voll gewesen sein , wenn das 12. Armeecorps ( Sachsen) ständige Isolirung . derselben war nur die Folge des nicht über Doncourt den rechten Flügel der franzö geringen Verständnisses , welches man für die Bei fischen Stellung gegen 7 Uhr Abends aufgerollt hätte. behaltung der so nothwendigen Verbindung der ein Dieses taktische Ueberflügeln der feindlichen Gefechts fronten wird um so leichter ausführbar , wenn die zelnen Armeecorps im französischen Hauptquartier ge Operationsbasis der zur Offensive übergehenden Armee habt zu haben schien. auch eine gegen die feindliche Aufmarsch oder An Diese oben angeführten taktiſchen und strategischen Maximen , welche bei dem deutschen Heer in dem marschlinie gerichtete umfassende Anlage hat, und zwar so wie es jene der preußisch schlesischen Armee im gegenwärtigen Krieg angewendet wurden, fanden aber auch eine seltene Begünstigung in der Unfähigkeit der Jahre 1866 und der 3. deutschen Armee im gegen wärtigen Feldzuge gewesen ist ; dann ist die concen= französischen Heeresleitung sowohl als in jener der trische Offensive im Fall des Mißlingens auch ohne untergeordneten französischen Truppenführer. Zuerst jede Gefährdung der Rückzugslinie durchführbar. Nicht war es die strategische Verzettelung der schwächeren französischen Armee zwischen Straßburg und Thion so aber war dieß der Fall in der Schlacht bei Met ville, welche, nach dem Muster der vom österreichischen am 18. August, wo der größere Theil der 2. deutschen Armee vor der Front der französischen Position einen Feldzeugmeister Lasch erfundenen Cordonstellung (die, äußerst kühnen Flankenmarsch vollführte, um an diese von den österreichischen Generalen im Jahr 1796 und 1797 in Italien am Ticino, an der Adda und Etsch in der Front und Flanke allmählig heranzukommen. angewendet , dem Obergeneral Bonaparte zu den be Ein ähnliches Manöver (obschon mit weniger Gefahren für den Rückzug), von Friedrich dem Großen bei Kolin kannten wohlfeilen Siegen verhalf) construirt, bei dem versucht, hatte der sonst doch so bedächtige Feldmarschall | ersten Anprall der ersten und zweiten deutschen Armee Daun , welcher der preußischen Armee dabei in die sich in ihre Factoren auflösen mußte, und dann spuk Flanke fiel , durch einen eclatanten Sieg geahndet. ten in den taktischen Actionen der französischen Gene rale noch die Geister aus der alten Napoleoniſchen Wenn nun die deutsche Heeresleitung in dieser Hin sicht bei der Ausführung der kühnen Bewegung am Schule, welche es, im Gegensaß zu der concentriſchen Angriffsmethode, darauf abgesehen hat, die feindliche 18. August völlig beruhigt schien, muß dieß nur darin seine Erklärung finden, daß man beinahe mit Gewiß Schlachtlinie zu durchbrechen; so geschah es denn auch, daß Mac Mahon ſich bei Wörth der viermal (?) ſtärkeren heit annehmen konnte : die franzöſiſche Armee bei Mez dritten deutschen Armee entgegenwarf, in der offen= werde aus der Defensive nicht mehr heraustreten, und Marschall Bazaine , der es versäumte , am rechten baren Absicht , sie von Froschweiler aus vor ihrer Moselufer an der Nied française eine offensive Schlacht Vereinigung corpsweise zu schlagen ; daher ſeine wieder zu schlagen, werde sich um so weniger am linken Mosel holten Frontveränderungen, welche an die Kämpfe bei Rivoli im Jahr 1796 erinnern. Auch Frossard scheint. ufer zu diesem Entschluß aufraffen . Die Stelle im officiellen preußischen Bulletin : „ Sein Verhalten gegen bei Saarbrücken gehofft zu haben, von den Spicheren über den bisherigen Operationen der deutschen Armeen Bergen aus mit seinem Armeecorps die Vereinigung der zweiten und ersten Armee hindern zu können . In hatte dem Feind keine andere Wahl gelassen“ (als eine defensive Schlacht zu schlagen nämlich) , ist eben der tollkühnen Bewegung Mac Mahons von Châlons gegen Thionville im Rücken des siegreich gegen Paris der beste Commentar für diese Auffassung . Wenn es also nach diesen Anführungen von Thatsachen keiner vorrückenden Heeres können wir ebenso nur eine ver unglückte Nachahmung der Taktik des ersten Napoleon durchschlagenderen Beweiskraft mehr bedarf, um es erblicken , welche aber , unter weit ungünstigeren klar zu legen, daß sowohl die österreichische Armee im Jahre 1866 als die französische im dießjährigen Feld Chancen unternommen , auch noch tragischer enden zuge jener concentrischen Angriffsmethode mit obli mußte. Indem wir also bei der franzöſiſchen Armee gater Kreuzfeuerwirkung , dann gleichzeitiger Flanken leitung und Truppenführung alte verrottete Kriegs und Rückenbedrohung unterlag , so ist es ebenso für marimen in der unglücklichsten Gebrauchsanwendung den unbefangenen Beobachter einleuchtend : daß die sehen, lächelt uns aus dem taktischen und ſtrategiſchen deutsche Heeresleitung bei dem strategischen Operations Verfahren der deutschen Armeen das frische Lebens entwurf für die Action der drei ursprünglich getrennt grün eines neuen , auf die Fortschritte der Kriegs gewesenen Armeen es darauf anlegte , die feindlichen wissenschaft und die Verbesserung der Feuerwaffen Streitmassen erst zu theilen und dann durch combi: basirten Kriegssystems entgegen. L nirtes Zusammenwirken derselben diese einzelnen Theile

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Kriegsarchiv, die Centralbibliothek , das Karten- und Plan Depot , eine umfangreiche Sammlung von Ar tilleriemodellen , das physikalische Cabinet , ein che In dem Augenblick , in welchem Frankreich sich auf alle erdenkliche Weise bestrebt , die möglichen misches Laboratorium und eine Waffenschmiede , in toelcher Modelle, Kaliber, Revisions - Instrumente u. dgl. Hülfsquellen des Landes gegen seine Feinde aufzu= Frankreich besißt eine Feuer angefertigt werden werden.. bieten , erscheint es zeitgemäß , einen Blick auf das werksschule zu Meß und vier Waffenfabriken. Material zu werfen , welches dem Gouvernement zu diesem Zweck zu Gebot steht , und über das der zu Muzig (bei Straßburg), St. Etienne (zu Lyon), Nationalöconom Paul Boiteau in seinem Werk : Tulle (nördlich der Dordogne) und zu Châtellerault (im Dep. Vienne). Außerdem existirt eine Fabrik, die „Fortune et Finances de la France" u . A. die nach folgenden Mittheilungen gibt . nur blanke Waffen fertigt , zu Klingenthal in den mittleren Vogesen, und Gewehrfabriken zu Charleville Im Jahre 1862, dem neuesten diesen Nachrichten (gegenüber Mezières) und Maubeuge. Doch mögen officiell zur Verfügung stehenden Datum, betrug der die legtgenannten drei Privateigenthümern gehören . Gesammtwerth der zu Kriegszwecken dienenden Ge= Ferner gibt es vier Geschüßgießereien zu Bourges, räthschaften , Mobilien und Verräthe etwa 646 Mil Straßburg , Douah und Toulouse, zwei Zündspiegel lionen Frs., von denen 227 Millionen allein auf die fabriken zu Paris und Montreuil , sechs Salpeter Artillerie kommen , welche aber in den lezten zehn läutereien, eilf Pulvermühlen u. s. w. Die Anfertigung Jahren bedeutend an Material, sowohl qualitativ wie des Pulvers ist übrigens Monopol : der Kriegsminister quantitativ, zugenommen hat. Die französische Kriegs fertigt, der Finanzminiſter verkauft es. Die Pulver flotte , welche seitdem enorme Summen gekostet , re: mühlen sind in Mez , Esquerdes bei Douay , La präsentirte damals schon den Werth von 400,225,372 Bouchet bei Vincennes , St. Ponce bei La Fère, Frs. 38 Cts . Das Territorium der Festungsanlagen Vonges bei Besançon , Toulouse , Pont de Buis bei und Kriegshäfen ist bei diesen Summen nicht ein Rennes , St. Chamas bei Toulon , Anjoulème und begriffen. St. Médard bei La Rochelle und Le Rippault an der Frankreich besißt 5711 Casernen und sonstige Indre , die bedeutenderen raffineries de salpêtre zu dem Militärdienste eingeräumte Immobilien , deren Lille, Paris , Bordeaux, Marseille und Le Rippault. Gesammtwerth 284 Millionen Frs . übersteigt. Fünfzig Militärspitäler werden vom Staate , sechs von Dem Ingenieurcorps liegt besonders die Instand Unternehmern verwaltet ; im Nothfalle ist der Regie: haltung der in 24 Verwaltungsgruppen eingetheilten rung außerdem eine große Zahl von Marine- und Festungen ob ; das Genie - Arsenal zu Meß stellt das Civilspitälern vorbehalten, für welche sämmtlich sechs Material für die Pioniere im Felde , wie die Werk große Apotheken die Heilmittel u. s. w. zu liefern zeuge zur Ausrüstung der Festungen her. Zu Arras , haben. Das Soldaten - Bettzeug liefert ein Privat : Meß und Montpellier besteht je eine Kriegsbaukunſt Unternehmer. Unter den Tuchfabriken sind Mühl schule . Andere Militärschulen sind zu St. Cyr , zu hausen, Bischweiler, Nancy, Meß und Sedan nennens werth. Für die Ausstattung der Cavalerie bestchen Brienne, das Prytaneum zu La Flèche, die mit einer Hufschmiedschule und einer Sattlerei verbundene Ca = zwölf Magazine zu Lille , Straßburg , Mez , Lyon, valerieschule zu Saumur ; außerdem hat jeder Paris , Marseille , Toulon , Montpellier , Rennes, Truppentheil der Infanterie und Cavalerie seine Regi Et âlons, Toulouſe, und ein dreizehntes, nur für die mentsschule. Lieferung von Sattelzeug , in Saumur. Für den Remontedienst gibt es zwanzig Hauptdepots , zwei Die Kriegsflotte ist oben bereits erwähnt : ihr Hülfsdepots und zwei Zureiteschulen , diese zu Paris | Schäßwerth ist kaum zu berechnen und liegt ebenso und Saumur. In den verschiedenen Departements in den fünf Kriegshäfen zu Cherbourg , Brest , Le befindet sich ferner eine nicht unbedeutende Zahl von Havre , Toulon und l'Orient , wie in den ca. 500 Fahrzeugen, von denen u. a. der „ Napoleon" mit 90 Gestüten und von Reitschulen . Wagen und Sattel zeug werden von dienstpflichtigen Arbeitern in zwei Kanonen fast drei, „ La Bretagne " mit 130 Kanonen besonderen parcs des équipages angefertigt und aus über fünf Millionen Frs . gekostet haben . Unter den Anstalten, welche auf dem Schlachtfelde gebessert. In Frankreich und Algerien bestehen 25 Artillerie verwundete Krieger unterstüßen, steht die Caisse des offrandes nationales aux armées de terre et de directionen. In acht Arsenalen werden nur Laffeten mer obenan , die jährlich über 6000 Personen eine und Artilleriegeräth angefertigt, und zwar zu Straß kleine Leibrente auszahlt ; ferner besteht eine Pensions burg , Mez , Besançon , Lyon , Toulouse , La Fère, -Rennes, Douay. Große Militärschmieden bestehen caffe für Geistliche und Invaliden der Land- und See zu Mez , Mezières , Rennes , Besançon , Revert bei Armee , und das große Invalidenhaus zu Paris . Bourges und zu Toulouse. Eine der großartigsten | Hierher dürfte endlich auch die Institution der Ehren Einrichtungen ist das Central Artillerie depot legion zu zählen sein , welche über bedeutende Capi zu Paris : dasselbe umfaßt das historische Artillerie talien zu verfügen hat. museum von bedeutendem Werthe und Weltrufe , das i Das französische Kriegsmaterial.

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Militärische Briefe vom Kriegsschauplak.

IX . * Straßburg , 29. September. Es ist mir un möglich, Ihnen wenn auch nur mit schwachen Zügen den Eindruck zu schildern, den es auf uns Alle machte, als wir die am 27. September Nachmittags aufge: steckten weißen Fahnen über Straßburg flattern sahen. Noch lange Zeit hielt die Spannung der Gemüther an, bis sich endlich die Bestätigung der in der Frühe des 28. unterzeichneten Capitulation allgemein ver breitete , welche den ferneren Widerstand Straßburgs aufhob und nicht weniger als 451 Offiziere und 17,011 Mann (so viel hatte Niemand von uns in der Festung vermuthet !) zu Kriegsgefangenen machte. Allerdings wußte in den letzten Tagen Jeder, daß das Schicksal Straßburgs sich jetzt sehr bald ent scheiden werde und müsse, sei es nun durch Uebergabe oder durch einen bereits vorbereiteten Sturm ; gleich: wohl machte der wirkliche Eintritt der ersteren einen überwältigenden Eindruck. In den lezten 14 Tagen hatte der regelmäßige Angriff auf die Festung bedeutende Fortschritte gemacht : schon am 17. September war die Krönung des Glacis vollendet, und am 20. , resp. 21. befanden sich die beiden Lünetten Nr. 53 und 52, welche vor der Hauptumwallung liegen, in unseren Händen.*) General Uhrich hat daher unserer Ansicht nach ganz recht gehandelt , daß er, die Unmöglichkeit eines ferneren erfolgreichen Widerstandes einsehend, Die Festung jezt übergab . Freilich denken viele fran zösische Offiziere und Soldaten anders , doch haben eine Folge ihrer Er unsere westlichen Nachbarn ziehung und Schulbildung ! ―――― sich ja bekanntlich nie mals eine richtige, unbefangene Anschauung aller jener Verhältnisse anzueignen vermocht, welche ihre National eitelkeit betreffen. Der Krieg von 1870 dürfte sie Zeit, nun aber wohl , wenn auch nur auf einige Zeit, eines Besseren belehren. Am 28. September Vormittags Punkt 11 Uhr er folgte der Einmarsch der deutschen Truppen mit klingendem Spiel durch drei Thore Straßburgs zu gleich: durch das Nationalthor zog ein Regiment der Garde-Landwehrdivision , durch das Austerliger Thor ein badisches, und durch das Fischerthor das f. k. preuß. 30. Infanterieregiment. Auf dem Glacis zwischen dem National- und Saverner Thor hatten sich eine *) Hierbei fam uns besonders zu Statten, daß der schwierige Bau von Bresche und Contre- Batterien in der Krönung des Glacis durch Anwendung des indirecten Schuſſes vermieden wurde. Der neuen Geschüßart : den kurzen gezogenen 15cm. Kanonen , ist es namentlich zuzuschreiben , daß der indirecte Brescheschuß , welcher hier auf große Entfernungen gegen feind liche Werke zum ersten Mal zur Anwendung kam , mit über raschendem Erfolg gekrönt wurde. In der That, das neue Ge schüß hat mit Glück debütirt und seine Eigenschaft als ein vorzügliches Belagerungsgeschüß bei der ersten kriegerischen Er probung bewährt ! Auch die beiden gezogenen 21cm. - Mörser, welche zum ersten Mal hier die praktische Probe bestanden, haben sehr bedeutende Erfolge ergeben.

halbe Stunde vorher die Truppen aufgestellt , welche dem Momente der Waffenstreckung des Feindes bei wohnen sollten : von der großh. badischen , der f. preußischen 1. Reserve- und der k. preußischen Garde Landwehrdivision je 1 Infanterieregiment, 1 Escadron und 1 Batterie, ferner 2 preußische Festungsartillerie : Abtheilungen, 1 combinirte bayerisch-württembergische Artilleriecompagnie, 1 Bataillon k. preußische Pioniere, 1 Compagnie badische und 1/2 Compagnie bayerische Pioniere. Die französische Besaßung marschirte aus dem Nationalthor und nahm Aufstellung bei der Lünette Nr. 44, mit ihrem Stab zu Fuß an der Tête; Generallieutenant v. Werder stieg vom Pferde und ging salutirend den Offizieren des Stabes entgegen, welche auf dem Glacis halt machten , während die Soldaten defilirten. Bevor das Defiliren der fran zösischen Truppen begann , präsentirten die deutschen Truppen, die berühmte Musik des pommerschen Füsi lierregiments spielte, und ein dreimaliges lautes Hoch ertönte ; - es war ein denkwürdiger Augenblick! Als wir später die Stadt betraten , das alte Argentoratum der Römer, die frühere Hauptstadt des Nieder- Elsaß, welche neben einer Bevölkerung von ca. 80,000 Einwohnern eine Friedensbesaßung von 8000 Mann besaß sahen wir überall die Spuren der großartigsten Zerstörung. Es wird nicht leicht sein und viel Zeit erfordern , diese sichtbaren Zeichen de Wirkungen der Belagerung verschwinden zu lassen ; be sonders die Citadelle, das stolze Werk Vaubans aus den Jahren 1682-84, iſt fast gänzlich zusammengeſchoffen. Eine ungeheure Masse von Kriegsmaterial, von Vor räthen aller Art (besonders auch Tabak), ist erbeutet worden; so fanden wir z . B. in der école d'artillerie neben dem ganz ausgebrannten Graben noch gegen 60 ganz neue glatte Kanonenrohre schweren Kalibers. Von den Wallgeschüßen sind viele vernagelt, nament lich die besten Stücke ; mit dem Entwaffnen der Wälle ist bereits der Anfang gemacht worden. Die Fink matt-Caserne (bekannt durch das Attentat des Prinzen Ludwig Napoleon Bonaparte vom Jahre 1837) iſt gleichfalls ganz zusammengeschossen und durchlöchert ; die Statue des Generals Kleber auf dem Kleberplag

fanden wir bekränzt, wogegen wir nichts einzuwenden -haben - Ehre dem Ehre gebührt ! Das Münster , dieß herrliche Bauwerk, an dem man die Entwickelung der gothischen Baukunst von ihrer Entstehung aus dem Rundbogen bis zu ihrer höchsten Vollendung und wieder bis zur völligen Ent artung beobachten kann, hat glücklicher Weise verhält nißmäßig wenig gelitten ; nur einige Fenster im Innern find theilweise zerstört , auch an dem Aeußeren ver schiedene nicht bedeutende Beschädigungen an erichtet, das Maßwerk hat gelitten ; ferner soll die Orgel, nicht aber die berühmte astronomische Uhr beschädigt sein. Hoffentlich wird der schöne Bau nur einzelner Repa raturen bedürfen, um, nachdem er fast volle 6 Jahr hunderte an sich vorüberziehen sah (der Dom wurde bekanntlich 1275 im Bau vollendet) für lange, lange

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Zeit hinaus die Hauptzierde der wichtigen deutschen Stadt zu bilden ! Ueber die neue Garnison Straßburgs ist noch nichts Definitives festgeseßt. General v. Mertens ist zum ersten, der großh. badische Oberstlieutenant Kraus zum zweiten Commandanten ernannt worden , Oberst v. Roehl hat das Commando über die Infanterie er balten . Ein großer Theil der Belagerungstruppen, darunter die badische Cavaleriebrigade , hat Marsch befehl nach dem Innern Frankreichs erhalten und geht bereits heute dorthin ab. Mit dem Fall Straßburgs ist ein Stück blutiger Arbeit vollendet , doch bleibt noch mehr zu thun übrig.

Miscel I e.

Das Zeltbarackenlazareth im großherzoglichen Hof Orangeriegarten bei Darmstadt. Nichts berührt angenehmer gegenüber den schmerzlichen von dem gegenwärtigen Kriege geforderten Opfern , als die rege Thätigkeit edler Menschenfreunde, deren Streben. es ist, die von dem Schlachtengott geschlagenen Wunden zu heilen. Der Wirksamkeit der freiwilligen Hülfsvereine ist es zu danken , wenn es gelingt , dießmal jene zweite furchtbare Ernte, die sonst der Tod in den Lazarethen zu halten pflegte , abzuwehren , und wenn es möglich wird , friedliche Bürgerhäuser vor verheerenden Epidemien zu schüßen. Besonders sind die Verbesserungen, die bei der Anlage der Lazarethe getroffen werden konnten , diesen Vereinen zu danken. In dem amerikanischen Kriege fand man bereits, daß bei den in Bretterbaracken untergebrach ten Verwundeten , die damals aus Mangel an anderen Localitäten errichtet wurden, weit weniger bösartige Fieber auftraten. Die Heilung der Wunden nahm sogar einen weit besseren Verlauf als in den gewöhnlichen Hospitälern, deren Ventilation häufig eine mangelhafte war, und deren Wände, wenn der Kalkanstrich nicht öfter erneuert wird, dadurch, daß sie die Ausdünstungen des Krankenraumes auffangen , zur Beförderung von Epidemien beitragen. fönnen. Ju dem Kriege des Jahres 1866 wurden in Preußen, gleichfalls mit gutem Erfolg, Leinwandzelte be nußt. Eine neue Form des Lazareths ist die Zeltbaracke , wie sie in dem , in dem großh. Hof- Orangeriegarten zu Beſſungen bei Darmstadt befindlichen Lazareth gegen= wärtig benut wird. Ihr Erbauer ist Herr Simon, Professor der Architektur am Polytechnikum zu Darmstadt. Herr Simon, der in dem Jahre 1866 die Lazarethe Berlins besuchte , hat bei Construction der Zeltbarace alle Ers fahrungen verwerthet , die von Virchow , Frerichs und anderen Autoritäten gemacht wurden. Die angenehme,

fühle, in dem Krankenraum herrschende Luft verhütet die Erschlaffung der Wunden und erquickt die schwer Ver wundeten. Durch die fortdauernde gelinde und regel mäßige Bewegung , in welcher sich die Luft in der Zelt= barace befindet, werden alle üblen Ausdünstungen sofort verweht , und wird den Kranken die frische , ozonhaltige Luft des Gartens zugeführt. In dem großen Lazareth, das der Hülfsverein für das Großherzogthum Heſſen im Hof- Orangeriegarten zu Bessungen bei Darmstadt er richten ließ, befinden sich gegenwärtig 12 Zeltbaracken, von denen 8 je 16 und 4 je 20 Betten enthalten. Die Errichtung von 12 weiteren Zeltbaracken zu je 2 Betten ist in Aussicht genommen. Die Zeltbaracke ist eine Com bination von Zeltleinwand und Bretterwand. Die Giebel wand und das in einem Winkel von etwa 35 Grad auf den Seitenwänden aufsitzende , mit Dachpappe gedeckte Dach sind aus Holz angefertigt. Bei den Seitenwänden ist das untere Drittheil von Holz , die beiden oberen Drittel bestehen aus Zeltleinwand. Man kann ſie, wenn es das Wetter gestattet, hinwegnehmen und den Kranken in den Stand sehen , den Anblick der herrlichen Baum alleen und der Rosenbeete des Gartens zu genießen, und Aug und Ohr an dem plätschernden Silberstrahl der Springbrunnen zu erfreuen. Bei ungünstiger Witterung sind die leinenen Seitenwände geschlossen. Behuss der Herstellung der Ventilation ist die First des Daches der ganzen Länge nach ungefähr 21½ Fuß breit offen. Diese Oeffnung ist durch ein zweites Dach gegen das Ein dringen des Regens geschützt. Unten an dem Sockel sind an der ganzen Längsseite der Baracke bewegliche Bretter, welche sich in die Höhe heben lassen, angebracht, so daß eine ungefähr einen halben Fuß breite Seffnung entsteht. Dieſe Klappen müſſen, wenn eine Lufterneuerung vorgenommen werden soll , auf beiden Seiten geöffnet werden ; es entsteht dann eine regelmäßige Luftbewegung, während man , wenn man nur auf einer Seite öffnet, jene unangenehme Luftströmung wahrnimmt, welche man Zug nennt. Die ganze Zeltbaracke ist ungemein schön und sorgfältig eingerichtet. Der Eingang ist auf der Giebelseite und wird durch zwei Vorhänge aus Zeltlein wand , deren Verschluß mit Knöpfen und Knopflöchern bewirkt wird, geschlossen. In der gleichen Weise werden die aus Zeltleinwand gefertigten Theile der Seitenwand geschlossen. Jede Baracke besitzt ihren besonderen Abtritt. Der Raum für die Kranken ist mit einem laufenden Brunnen versehen. Bilder schmücken die Wände , und eine Schwarzwälder Uhr, deren Tick- Tack sich hören läßt, trägt mit zur Vermehrung des Comforts bei . Die gute Ventilation gestattet das Tabakrauchen, so daß nichts fehlt, was dazu geeignet ist, dem unglücklichen Verwundeten seine Lage zu erleichtern.

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Nachrichten.

Desterreichische Monarch i e. * Wien, 30. September . [ Die erste Ausbildung ber Recruten.] Durch eine Allerhöchste Entschließung Sr. Maj. des Kaisers vom 2. d. Mts. ist genehmigt worden, daß die erste Ausbildung der dießjährigen Recruten der Linien-Infanterie , Jäger , Sanitätstruppe, Artillerie und technischen Truppen ausnahmsweise bei den Ergänzungs körpern , beziehungsweise Instructionsabtheilungen durch dahin abzusendende Offiziere und Chargen der Feldab theilungen stattfinde und die Beurlaubung der älteren Mannschaft der genannten Truppenkörper erst vorgenom = men werde , sobald die Recruten die nothwendigste mili tärische Vorbildung erlangt haben. Bei der Cavalerie, dem Fuhrwesen , der Gestütsbranche , den Verpflegs- und Monturs-Verwaltungsanstalten hat die Recrutenausbildung im Zusammenhang mit dem Mannschaftswechsel (Beur laubung der am längsten dienenden Unteroffiziere und Soldaten) in normaler Weise vor sich zu gehen. Zur Ausführung dieser Anordnung hat das Reichs - Kriegs ministerium Nachstehendes bestimmt : Bei allen Jnfanterie regimentern ist das ganze gesetzlich verfügbare Recruten Contingent für den 1. October in die Ergänzungsbezirks station einzuberufen und dortselbst der militärischen Ausbildung zu unterziehen. Nach beendeter militärischer Ausbildung werden bei jenen Regimentern, deren Recruten Contingent nach Abschlag der Candidaten des geistlichen Standes, ferner der Lehrer und Lehramtscandidaten , dann der Landwirthschaftsbesizer, endlich der voraussichtlich noch als Nachmänner zu entlassenden Recruten die Zahl von 560 Mann erreicht oder überschreitet , 500 Recruten zu den ersten drei Feldbataillonen, 60 Recruten zum 4. und 5. Feldbataillon auf den Friedensstand einzubeziehen sein. Jene Regimenter , bei welchen die Zahl der Recruten unter 560 beträgt, haben dieselben in einer entsprechenden Proportion auf alle fünf Feldbataillone zu vertheilen. Die Ausbildung der aus Dalmatien zu diesem Regimente gestellten Recruten des Jahres 1870 bleibt einem etwas ſpäteren Zeitpunkte vorbehalten . Bei denjenigen Infanterie regimentern , welche sich im Bereiche ihres Ergänzungs bezirks dislocirt befinden , können die Recruten bei den Compagnien der Feldbataillone insofern ausgebildet wer den , als im Falle eines Abmarsches oder einer Mobili firung die sofortige Abgabe derselben an das Ergänzungs : bataillon keine Transportmittel (Eisenbahn, Dampfschiffe) in Anspruch nimmt. Das Tyroler Jäger-Regiment hat das ganze gesetzlich verfügbare Recrutencontingent für den 1. October nach Innsbruck-Hall einzuberufen. Jedes Feld jägerbataillon hat gleichfalls alle Recruten auf den 1. October in die Ergänzungscadre Station einzuberufen. Die Artillerieregimenter und die Festungsartilleriebataillone haben das ganze dießjährige Recrutencontingent vollzählig,

daher ohne Belassung des 10prozentigen Theils derselben auf Urlaub , mit dem 1. October einzuziehen. Die Aus bildung der Recruten kann bei dieser Waffe zwar auch jezt möglichst nach den organischen Bestimmungen statt finden , doch haben die Commandanten der Artillerieregi= menter mit Rücksicht auf die Dislocationsverhältnisse der Unterabtheilungen die Vorsorge zu treffen , daß bei einer allfälligen Mobilifirung alle noch nicht hinreichend aus gebildeten Recruten sogleich und ohne jedwede Störung an die Ergänzungsbatterie abgegeben werden können . (Schluß folgt.)

Berichtigungen. Wir erhalten folgende Berichtigungen, die wir um ſo lieber aufnehmen , als es sich darum handelt , Beiträge zur Feststellung der kriegsgeschichtlichen Thatsachen zu D. Ned. liefern. St. Hubert, 1. October. In dem Aufsaße : „ die einzelnen Truppenkörper der deutschen Armeen im Kriege von 1870 " der Allg . Mil. Zeitg . vom 28. September Nr. 39 ist die Thätigkeit der schleswig- Holsteinschen Truppen falsch angegeben. Meine Division , - die 18. — welche 2 schleswig holsteinsche Regimenter (Nr. 84 und 85) enthält , hat gekämpft : 1) am 14. August bei Mercy le Haut und Peltre, 2 ) am 16. Auguſt (das 11. Regiment) nördlich Gorze, 3 ) am 18. August bei Verneville und Chantrin, 4) am 1. September bei Charly, Rupigny und Vany. Ew. 2c. würden mich verbinden , wenn Sie diese Berichtigung in Ihr geehrtes Blatt aufnehmen wollten. Frhr. v. Wrangel , Generallieutenant und Commandeur der 18. Infanteriedivision . Zur Berichtigung der Bemerkungen der „Times " über die Anwendung der Luftballons im Kriege in Nr. 40 der Allg. Mil.-Ztg. diene Folgendes. Nach der Schlacht von Fleurus, 26. Juni 1794, in welcher sich die Franzosen zum ersten und letzten Mal eines Ballons bedienten , zogensich die Oesterreicher un gesäumt über die Maas zurück, ohne sich durch eine Ver schanzung aufzuhalten oder sich in derselben halten zu wollen. Durch die Franzosen wurde Ehrenbreitstein nicht 1794, sondern erst 1795 eingeschlossen, Mainz am 1. November 1794 , also nicht an dem (fingirten) 18. September 1794. ― Jener Ballon wurde an Seilen gehalten , von Luftschiffern kann also keine Rede sein. Lille ist auch nicht wieder eingenommen worden , weil es 24. nicht genommen war.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.



Allgemeine

Herausgegeben von einer

Militär - Beitung

Geſellſchaft deutscher

Fünfund vierzigster

No. 42.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 19. October.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die Vermehrung der Kriegsschaupläße. - Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialkarte.] Ist den bedeutenden Offiziersverlusten im Kriege vorzubeugen ? Erwiederung auf den Auffat in Nr. 36 der Allg. Milit.-Ztg. Militärische Briefe vom Kriegsschauplah. X. XI. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die erste Ausbildung der Recruten. (Schluß.)

Die Vermehrung der Kriegsschaupläge. ** ** Je länger der Feldzug dauert , desto mehr neue Phasen des Krieges machen sich naturgemäß geltend. Bei Beginn der Kriegsoperationen hatten wir drei deutsche Operationsarmeen , welche an der Ostgrenze Frankreichs ihren strategischen Aufmarsch vollzogen und auf mehreren Linien zugleich in das feindliche Land eindrangen. Nach den entscheidenden Kämpfen bei Mez wurde bekanntlich eine 4. Armee gebildet , welche vereint mit der 3. anfangs gegen Châlons vorging , worauf beide am 26. August ihre Marichrichtung änderten und im Nordosten Frankreichs jene Operationen ausführten , welche mit der ewig denkwürdigen Capitulation von Sedan ihren Abschluß fanden. Unmittelbar hierauf seßten beide Armeen den unterbrochenen Vormarsch gegen Paris fort, während nun das Kriegstheater von Straßburg in hohem Grade die Aufmerksamkeit auf sich zog. Nach dem Falle Straßburgs wurde die disponible Belagerungsarmee nach Abgabe der zur Besaßung der Festung erforder: lichen Truppentheile ihrem bisherigen Öbercommandeur General der Infanterie v. Werder als 14. Armee corps " unterstellt, und scheint jezt die Bestimmung er halten zu haben , den Krieg weiter auf einen neuen Schauplas im Südosten Frankreichs zu tragen , zu nächst wohl den oberen Elsaß zu unterwerfen. Gleich zeitig ist noch eine neue , eine " Südarmee" unter

dem Befehl des Generals der Infanterie Vogel von Faldenstein in einer Stärke von ca. 80,000 Mann in der Bildung begriffen, welcher die Aufgabe zugedacht sein soll, die Eroberung des südlichen Frankreichs, besonders der nach Paris größten Stadt Frankreichs - Lyon zu bewerkstelligen. Endlich sehen wir noch, daß die Armeen vor Paris nicht unthätig erst das Eintreffen der schweren Belagerungsgeschüße abwarten , sondern daß namentlich Truppen der Armee des Kronprinzen von Preußen fleißige Streifzüge nach Süden unter nehmen, um die neugebildete Loire-Armee nicht heran kommen zu lassen. Die großen Kriegsoperationen sind sonach auf den verschiedensten Punkten in voller Ausführung begriffen , die Hälfte Frankreichs wird bald in deutschem Besitze sein. Die Aussichten für die günstigsten Friedensbedingungen nach Beendigung des für unsere Waffen so ruhmreichen Feldzugs steigen immer mehr. Die verflossene Woche brachte wieder mehrere günstige Entscheidungen einzelner recht bedeutender Ge fechte. Bei Met griff am 7. October der über Woippy ausbrechende Feind abermals die Division Kummer an. Ein heftiger Kampf entspann sich , der bis zur Nacht andauerte und damit endete , daß der Feind -Linien und Gardetruppen — überall mit großem Verlust zurückgeschlagen wurde. Die 9. In fanteriebrigade und Theile des 10. Corps griffen kräftig ein. 3u gleicher Zeit hatte der Feind auf dem

330 rechten Moselufer mehrere Divisionen gegen das 1 . wundete Gefangene (meist Linie) . Die Brigade Degen und 10. Corps entwickelt, die nach lebhafter Kanonade feld war nach dem Fall Straßburgs in südöstlicher Die Verluste der Division zurückgewiesen wurden . Richtung aufgebrochen , um die Vogesen zu säubern ; Kummer und des 10. Corps zusammen sollen ca. 500 fie stieß unweit St. Remy auf die aus Linientruppen Mann, die des 3. Corps 130 Mann betragen haben. | und Mobilgarden zuſammengefeßte Diviſion des Gene rals Dupré , griff dieselbe sofort an und trieb ſie Diese wiederholten Ausfälle aus Met lassen vielleicht nach einem mehrstündigen Gefecht in voller Flucht auf darauf schließen , daß das Schicksal der wichtigen Festung und der Bazaine'schen Armee bald entschieden | Rambervilliers zurück. Den badischen Truppen ge= sein werden. bührt die höchste Anerkennung für ihr tapferes Ver Ein Telegramm des Generalquartiermeisters der halten einem doppelt starken Feinde gegenüber ; zahl Armee v. Podbielski aus Verſailles (wohin am 5. Dc reiche Trophäen fielen in ihre Hände. Eine sehr wichtige Nachricht wird aus Versailles tober das königliche Hauptquartier verlegt worden) berichtet weiter ein am 6. October stattgefundenes 12. October durch Se. Majestät den König an die Königin Augusta in Homburg telegraphirt. Dieselbe fiegreiches Gefecht der badischen Brigade Degenfeld zwischen Raon l'Etage und St. Dié gegen größere berichtet : " Gestern siegreiche Schlacht. Durch General v. d. Tann und die 22. Division Loire - Armee voll Massen Franctireurs*) und Abtheilungen französischer Truppen unter General Dupré. Letterer soll ver ständig geschlagen ; einige Tausend Gefangene. Der Kampf dauerte von 91/2 bis Abends 7 Uhr in sehr wundet worden sein ; der Feind wurde aus einander gesprengt. Nach weiteren Nachrichten soll seine Stärke schwierigem Terrain. Bei Dunkelheit wurde Orleans mindestens 14,000 Mann betragen haben , wogegen genommen. Der Feind ging hinter die Loire zurück. die badischen Truppen nur aus 6 Bataillonen, 2 Es Er hat große Verluste, die diesseitigen sind verhältniß mäßig gering. Details noch unbekannt ". cadrons und 2 Batterien bestanden. Der Verlust der Das 1. bayerische Corps unter dem Befehl des Badenser betrug 20 Offiziere und 410 Mann , jener Generals v . d. Tann und die 22. Division, gegen= der Franzosen ca. 800 Todte und Verwundete , und wärtig unter dem Commando des k. preußischen Gene außerdem noch 6 Offiziere und 600 Mann unver ralmajors v. Wittich , haben diesen großen Erfolg am 11. October errungen, nachdem bereits am Tage *) Die franc-tireurs ( „ Freischüßen “) ſind weniger Freicorps zuvor wahrscheinlich dieselben Truppen einen Theil als Schüßengesellschaften. Dieselben haben sich an verschiedenen der Loire-Armee vor Orleans vollständig in die Flucht Orten Frankreichs, namentlich des nördlichen, gebildet, um ähn geschlagen , 2000 Gefangene gemacht und 3 Geschüße lich wie unsere bürgerlichen Schüßengilden das Vergnügen des Scheibenschießens zu genießen und alljährlich einmal unter An erobert hatten. Orleans , die reiche Hauptstadt des wendung militärischer Formen eine öffentliche Festlichkeit zu be Departements Loiret, mit ca. 50,000 Einwohnern, ein gehen. Einigen dieser Gesellschaften ist vom Marschall Niel ein militärischer Charakter verliehen worden. Veranlassung dazu Präfectur- und Bischofssit , Orleans , der berühmte Geburtsort von Jeanne d'Arc, befindet sich nunmehr gaben die Vogesen-Freischüßen, die damals, als die Luxemburger Frage auf der Tagesordnung stand , der Regierung ihre Dienste auch in den Händen der deutschen Truppen ; ein neuer anboten. In einem dem neuen Organiſationsreglement für die bedeutender strategischer Sieg ist errungen. Mobilgarde beigegebenen besonderen Abschnitte heißt es : „ Eine Vor Paris hat sich in der letzten Woche nichts gewiſſe Anzahl von Geſellſchaften, aus Bürgern zuſammengeseßt, die ihr Patriotismus und ihre Vorliebe für die Waffen unter Neues von Wichtigkeit zugetragen. In der Nacht vom den jüngst vergangenen Umständen zusammengeführt hat , hat 7./8. October wurde eine Escadron des 16. Huſaren darum nachgesucht, sich in Freischüßen - Gesellschaften organiſiren regiments durch Verrätherei der Bewohner von Ablis zu dürfen , um in mehreren Grenzdepartements bei der Verthei digung des vaterländischen Bodens mitzuwirken. Nach dem Ge überfallen und der Ort zur Strafe niedergebrannt. set darf außerhalb der ſedentären oder mobilen Nationalgarde Der Transport und die Aufstellung der Belagerungs fein Corps bewaffneter Bürger beſtehen. Indessen in Erwägung geschüße sind in vollem Zuge ; wie es heißt, soll nicht der nicht genug zu ehrenden Gefühle , welche bei der Bildung früher die Beschießung der feindlichen Werke ihren der Freischüßen - Gesellschaften vorgeherrscht haben , sowie der Wünsche, welche ihr ausgedrückt worden sind , ist die Regierung Anfang nehmen , als bis mit Sicherheit ein lohnendes Nach einer geneigt, die Organiſation dieser Gesellschaften zu reguliren und Resultat vorausgesehen werden kann . fie in nachstehender Weise der mobilen Nationalgarde anzu Zeitungsnachricht sollen außer den gezogenen 24Pfün schließen" . Nach den dann folgenden Bestimmungen sollen com pagnies de franc-tireurs volontaires gebildet werden. Dieselben dern und gezogenen Mörsern auch die Geſchüße schweren sind ebenso zu organisiren wie die mobile Nationalgarde, jedoch Kalibers aus Seefeftungen bei der Beschießung ver mit dem Unterschiede , daß die jährlichen Uebungen nicht statt wendet werden ; es sind dieß gezogene 72: und 96 finden , vielmehr nach wie vor die Privat - Schießpläße zu den Pfünder mit einer Rohrlänge von 15-17 Fuß und festgesezten Zeiten behufs Schießübungen zu besuchen sind. einem Gewicht von 200 Centnern , welche 210, resp . Selbstverständlich soll der Eintritt in diese Compagnien ein frei williger sein und entbindet von dem Eintritt in die mobile 300 Pfund schwere Spizgranaten ca. 1 Meile weit Nationalgarde. Marschall Niel hat_wenig Glück mit diesem schießen, wenn man ihnen die nöthige Elevation gibt ; Project gehabt. Nur in wenigen Orten , wie z . B. Nancy, gerade beim Bombardement auf das Pariser Häuser Frouard, sind Freischüßencompagnien mit militärischem Charakter meer verspricht man sich von jenen Geschüßen eine gebildet worden. Die übliche Tracht ist : schwarze, wollene Blouse, schwarze , weite Beinkleider von demselben Stoff, blaue Schärpe große Wirkung. Zum Commandeur der gesammten Belagerungsartillerie vor Paris ist der Oberst v. Rieff , um den Leib, graue Gamaschen und geschnürte Halbſtiefel.

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Präses der Artillerie-Prüfungscommission, zum Com mandeur der Feldartillerie aller vor Paris stehenden Armeecorps ist der Generallieutenant Herkt , früher Inspecteur der 3. Artillerie- Inspection, ernannt wor❘ den. Wir dürfen wohl annehmen, daß das Bombarde ment der Stadt Paris , bei welchem die kürzlich vor Straßburg gemachten Erfahrungen in bester Weise zur Verwerthung gelangen werden, der Höhe der ar tilleristischen Wissenschaft der Gegenwart entsprechen wird, und sehen dem großartigen Ereigniß mit Span nung entgegen. Es wäre allerdings möglich , daß das gouverne ment provisoire de la défense nationale nunmehr nach dem Fall von Orleans - der wohl eine Ver legung des Sizes der Regierung von Tours nach Bordeaux oder Toulouse zur nächsten Folge haben dürfte geneigter ist als bisher, die deutschen Vor bedingungen zu einem Waffenstillstand anzunehmen . Dazu müßte aber der Entschluß rasch gefaßt werden ; sonst dürfte nichts mehr im Stande sein , das sicher nicht beneidenswerthe Schicksal der Stadt Paris ab zuwenden. Geschrieben am 15. October 1870.

Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialfarte.*)] (Ueber die Kämpfe des 30., 31. August und 1. September, welche mit der Capitulation der französischen Armee bei Sedan ihren Abschluß fanden , liegen nunmehr von allen betheiligten deutschen Truppentheilen den f. preußischen , bayerischen, Specialberichte vor. Wir sächsischen und württembergischen Lassen dieselben nachstehend folgen und werden ihnen einige von französischer Seite veröffentlichte nicht unwichtige Schriftstücke anreihen. Zur beſſeren Orientirung haben wir, ähnlich wie bei den Kämpfen vor Met , eine Specialkarte der Umgegend von Sedan anfertigen lassen, welche auf Grundlage der durch Photo graphie reducirten französischen Generalstabsfarte hergestellt und D. Red.) nach neueren Materialien vervollſtändigt wurde. Einleitung. [Nach dem f. preußischen Staatsanzeiger. ] Das zu lange Verweilen der französischen Haupt armee um Meß hatte durch die Schlachten des 14., 16. und 18. August gestattet, dieselbe von ihren Ver bindungen mit Paris gänzlich abzuschneiden und sie in Meß eng zu cerniren. Noch blieb aber ein nicht unbeträchtlicher Theil der feindlichen Armee zu be kämpfen. Durch die Operationen , welche den Feld: zug einleiteten, waren die im Elsaß aufgestellten beiden feindlichen Corps Mac Mahon und Douay, sowie das zu ihrer Unterstützung von der Hauptarmee entsandte Corps Failly von lezterer vollständig getrennt worden. Diese Corps, gefolgt von der 3. Armee, zogen sich, zum Theil die Eisenbahn benußend, auf Châlons zu rück, wo das 12. Corps, damals noch unter Trochu, in der Formation begriffen war ; ebenso formirte General Vinoy bei Paris ein weiteres neues Corps, Der bedeutende Depotplat Châlons bot das 13. *) Folgt mit einer der nächsten Nummern.

D. Red.

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große Mittel , sowohl die bereits engagirt geweſenen Corps zu retabliren, als auch die Neuformationen zu vollenden. Dem Marschall Mac Mahon wurde der Oberbefehl über diese zweite Armee anvertraut , zu welcher sich der Kaiser begeben hatte. Der Vormarsch derjenigen preußischen Corps , welche nicht bei Mez erforderlich erschienen, war indeß unverweilt begonnen worden. Die 3. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen hatte denselben keinen Augenblick unterbrochen ; es trat zu dieser eine durch Abgabe des Prinzen Friedrich Carl , welcher den Oberbefehl bei Meß er hielt, neugeschaffene Armeeabtheilung. Lettere, unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Sachsen, wurde aus dem Garde-, dem 4. und 12. (fächſiſchen) Corps zusammengestellt. Die genannten beiden Armeen schlugen die Rich tung auf Paris ein. Wünschenswerth war es, wenn auf dem Wege dorthin die unter Mac Mahon ver einigten Streitkräfte die Schlacht annahmen. Der Marschall konnte dieß in irgend einer festen Stellung ausführen, aber derselbe konnte auch ebenso wohl bis unter die Mauern von Paris ausweichen , als den Entschluß fassen, zum Entsaz des Marschalls Bazaine die Offensive zu ergreifen. Diese Punkte wurden beim Vormarsch der preußischen Armeen ununterbrochen im Auge behalten, die weit vorpoussirte Cavalerie mußte unausgesezt die Bewegungen des Gegners überwachen. Bis zum 24. August verblieb derselbe noch im Lager von Châlons, während beide preußische Armeen, deren Vormarsch in der directen Richtung Meß- Châlons durch die Festung Verdun nicht aufgehalten wurde, die Linie Clermont bis Vitry erreichten. Ihre Vor wärts Concentrirung zum Angriff von Châlons war bereits entworfen, als am 25. die ersten Indicien ein gingen , daß der Feind das dortige Lager verlassen habe. Seine Marschrichtung auf Reims wurde ge= meldet. Hieraus ergab sich die Möglichkeit eines Ent sazes von Meß, wenn der Marschall Mac Mahon versuchte, in dem engen Raum zwischen der belgischen Grenze und dem rechten Flügel des Kronprinzen von Sachsen durchzumarschiren. Allerdings trug ein der artiger Versuch einen verzweifelten Charakter bei der inneren unwahrscheinlichkeit des Gelingens , wenn preußischerseits die geeigneten Gegenmaßregeln augen blicklich ergriffen wurden . Noch in der Nacht vom 25. zum 26. wurde daher der Vormarsch auf Châlons fistirt, und am 26. bereits begannen die Bewegungen, um den in breiter Front nach Westen hin entwickelten 81/2 Armeecorps nunmehr die Front nach Norden an zuweisen und gleichzeitig nach dieser Richtung hin marschirend das erforderliche Terrain zu gewinnen, um dem Feinde den Flankenmarsch zu verbieten. Die Natur des Argonner Waldes , durch welchen ein Theil der Marschlinien geführt werden mußte , vermehrte noch die an und für sich schon großen Schwierigkeiten dieser Bewegung. Hierbei mußte gleichzeitig in's Auge gefaßt werden, daß , wenn der Marschall Mac Mahon wirklich die

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von ihm eingeleitete Bewegung gegen Met fortseßen Das 5. preußische Corps wendet sich von Brigenay und Authe auf Pierremont und Oches , und formirt sollte, ihm sowohl der Weg dorthin zu verlegen , als auch der Rückzug nach Paris abzuschneiden sei. Als dergestalt einen Theil des linken Flügels der Süd dann blieb dem französischen Obercommandirenden armee. Die Württemberger richten sich von Boult= nichts Anderes übrig , als die Schlacht unter den au-bois (auf der Straße nach Buzancy) über Chatillon denkbar ungünstigsten Bedingungen anzunehmen oder gegen Le Chêne , das 2. preußische Corps hat eben= seine Armee auf belgisches Gebiet zu führen. Da das falls die Bestimmung gegen Le Chêne , doch dirigirt es sich über Vouziers und Quatrechamps , links von Corps Vinoy noch nicht zur Stelle war , so zählten die verfügbaren französischen Streitkräfte etwas über dem württembergischen Corps, außerdem wird Voncq 120,000 Mann , die Ueberlegenheit der preußischen | (an der Aisne) von einer Seitencolonne des 11. Corps Armee war daher eine sehr bedeutende, und kam Alles beseßt. Das 6. Corps hat die Aufgabe , nach Vouziers nur darauf an, sie aus bedeutender Entfernung recht: zeitig heranzuführen . Die französische Armee unter: nachzurücken und seine Cantonnements von hier aus nahm es in der That , den Flankenmarsch durchzu südwestlich , also in der Richtung gegen Châlons , zu führen. Am 29. standen ihre Corps auf den beiden erstrecken. Die 5. Cavaleriedivision legt sich westlich von Le Chêne nach Stenay führenden Straßen , auf gegen Le Chêne vor, indem sie auf Tourteron zieht ; jeder zwei derselben hinter einander echelonnirt . An die 4. Cavaleriedivision folgt dem 11. Corps bis demselben Tage dehnten sich aber auch die deutschen Quatrechamps, um dann auf Chatillon abzuſchwenken ; die 6. Cavaleriedivision geht auf Semuy , avancirt Truppen von westlich Grandpré bis Stenay bereits aus ; die Avantgarden befanden sich dem Feinde gegen aber ihre Vorposten bis Bouvellemont, indem sie die über, die des sächsischen Corps hielt durch das Gefecht Wendung gegen die belgische Grenze (Mezières) ein bei Nouard den am weitesten nach Osten vorgeschobenen schlägt ; die 2. Cavaleriedivision hält gegen Buzanch. Theil desselben vom Weitermarsch ab. Leßterer war Im Hauptquartier der 3. Armee begann der Auf zur Unmöglichkeit geworden. Die französische Armee bruch (von Cenuc) Morgens 81/2 Uhr. Man paſſirte mußte sich schlagen, und zwar unter Verhältnissen, in Grand-Pré, wo das große Hauptquartier Sr. Majeſtät denen eine unglückliche Schlacht ihr nur noch den des Königs die Nacht über geweilt hatte. Die Mu Sie nitionscolonnen der 11. Corpsartillerie zur Seite, Rückzug über die belgische Grenze gestattete. hatte nur noch die Wahl, ob sie die Schlacht bereits näherte man sich Brigenay. Auf einer Strecke von auf dem linken Maasufer wagen, oder ob sie dieselbe ca. 1 Meile lagerten vor diesem Dorfe in doppelten auf dem rechten Ufer, geſtüßt auf die Festung Sedan, Reihen die Infanterieregimenter Nr. 37, 46, 50 und annehmen wollte. Sie wählte das leßtere und begann. ein Theil der 5. Artillerie. Se. Königliche Hoheit, am 30. August ihren Abmarsch auf das rechte Maas der Cernuc zu Wagen verlassen hatte , traf gegen 10 ufer. Uhr in Buzanch ein, wo die Pferde bestiegen wurden. Schlag 12 Uhr fielen die ersten Kanonenschüsse . Sie kamen von den Vorbergen jenseits des Dorfes Oches, Preußischer Bericht. wo feindliche Artillerie Stellung genommen hatte, und Nachdem die Franzosen von Rheims sich zurückge waren gegen unsere Geschüße , die auf den Höhen zogen und am 28., wo das Corps Mac Mahon's in hinter Buzancy aufgefahren , gerichtet. Da die Ents die Stellungen zwischen der Aisne und den Ardennen fernung beinahe 5000 Schritt betrug, so blieb das eingerückt war, in der Hauptconcentration von Vouziers Feuer der Franzosen wirkungslos. Auch konnte es der Attaque durch die 4. preußische Cavaleriedivision ihrerseits auf einen ernsten Angriff kaum abgesehen nicht Stand gehalten hatten , mußte der Fall näher sein, da sie sofort, als vom linken Flügel aus Cava in's Auge gefaßt werden, daß ihr linker Flügel seine lerie gegen Oches entsandt wurde, ihre Position auf Rückzugslinien gegen die belgische Grenze hin aus gaben. Sie retirirten, dem Höhenzuge, der sich hinter dehnen, vielleicht selbst in dem Uebertritt auf neutrales dem Dorfe erhebt, folgend, gegen den kleinen Weiler Gebiet seine Rettung suchen werde. Dem entsprechend Stonne , der , auf dem Gipfel der jenseitigen Hügel wurde von Seiten der deutschen Heeresführer der Ent kette gelegen, weithin sichtbar ist. schluß gefaßt , den Feind auf dem Terrain zwischen Der Kronprinz war mit dem Stabe und der Suite den Ardennen und der Maas zum Kampf zu zwingen. über Buzanch herausgegangen und hatte den Obser Die Ordre de bataille bestimmte , soweit die 3. vationspunkt an derselben Stelle genommen , auf die der Feind kurz vorher seine Kanonade gerichtet hatte. Armee bei der Action inbegriffen war , die folgende Man glaubte anfangs , daß die Franzosen versuchen Vertheilung der preußischen und füddeutschen Corps. Das 1. bayerische Corps , das schon am 27. über würden, sich in Stonne zu behaupten. Die Vortheile des Terrains waren für sie. Das Land steigt hinter Vouziers hinaus , auf der Straße nach Stenay , bis Oches terrassenförmig empor : auf halber Höhe liegt Bar und Buzanch vorgeschoben war , geht auf Som: das Dorf La Berlière ; Stonne bietet eine jener Des mauthe in die feindliche Front bei Beaumont ; das fensiv- Stellungen , wie sie die französische Armee mit 2. bayerische Corps hält dieselbe Richtung, hinter dem Vorliebe auszuwählen pflegt : ein kleines, von Baum ersten.

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gruppen und Hecken umgebenes Dorf , das am Aus 2) Die Neigung der Offiziere, während die Leute gange von zwei redoutenartig anfgeworfenen Sand liegen, aufzustehen und sich an allen Punkten der von ihnen beseßten Stellung zu zeigen und auf die Leute fegeln geschüßt wird. Troßdem hatten sich die fran einzuwirken. Diese Neigung geht nicht etwa aus miß Der zösischen Corps auch von hier zurückgezogen. verstandenem Ehrgeiz , sondern aus der Verantwort= Grund , warum der Feind seine rechte Flanke ohne lichkeit hervor , die Jeder in sich fühlt. Auch ist es jeden Widerstand aufgab, lag jedenfalls darin, daß er im Centrum seiner Aufstellung , in Beaumont , hatte in der That dem liegenden Zugführer, resp . Com= pagnieführer, und noch mehr dem Bataillonscomman zurückweichen müssen. Hier war, der Disposition ge mäß, das 1. bayerische Corps zum Angriff vorgegangen deur unmöglich , in liegender Stellung stets genaue Uebersicht der Gefechtslage und die Truppe in der und hatte nach einem energischen Kampf die Fran zosen zurückgeworfen. Von der 4. Armee war gleich: Hand zu haben. 3) Der Behauptung , daß die Offiziere in der zeitig eine correspondirende Bewegung gegen Mouzon (auf dem rechten Maasufer) ausgeführt worden worden.. Kleidung troß der fortgefallenen Epauletten doch noch Von 6 bis 8 Uhr wurde im heftigsten Geschüß- und zu sehr von den Leuten abstechen und dem feindlichen Mitrailleusenfeuer um diesen Punkt gestritten. Die Auge auffallen, stimme ich nicht bei . Ein Ausrüstungs stück könnte als besonders in die Augen springend Dunkelheit seßte dem Kampf ein Ziel. Allerdings hat die französische Nord - Armee an | bezeichnet werden, nämlich die breite Adjutantenschärpe. diesem Tage die entscheidende Katastrophe noch einmal Da indeß jeder einzelne Berittene das feindliche aufgehalten , troßdem aber sind die Gefechte vom Infanteriefeuer auf sich zieht, so ist auch die Schärpe 30. August für die taktischen Verhältnisse vom größten ohne Bedeutung. Einfluß. Dem Feinde ist von Neuem ein bedeutendes Ein einziger Umstand ist es, der die Offiziere so fort kenntlich macht : das fehlende Gewehr nämlich. Terrain abgewonnen worden ; die Zugänge der Ar: dennen befinden sich ganz in deutschen Händen ; unsere Taucht in der Schüßenkette irgend eine Figur auf ohne Gewehr, und ſei es nur ein Spielmann, fo= Truppen sind soweit vorgerückt , daß das Gebiet zwischen der Maas und der belgischen Grenze zur fort concentrirt sich auf diesen Punkt das feindliche Operationsbasis genommen werden kann. Die Aus Feuer , wie ich Gelegenheit hatte in mehreren Fällen fagen der Gefangenen bestätigen , daß die Stimmung zu beobachten. der französischen Soldaten eine im höchsten Grade Beim Avanciren tritt genau derselbe Fall ein, in dem die den Zügen, resp . Compagnien voranschreiten deprimirte ist ; der Feind hat abermals eine große Anzahl seiner Streitkräfte eingebüßt. Zufolge der noch den oder auch nur in der gleichen Höhe mit den Leuten am späten Abend eingetroffenen Nachrichten hat allein befindlichen Offiziere sofort an dem fehlenden Gewehr erkannt und so das Hauptziel sämmtlicher feindlicher das 4. Corps über 2000 Gefangene gemacht und 11 Geschüße erbeutet. Geschosse werden. Zum Belege dieser Behauptung Der Kronprinz besichtigte von Oches aus die Rück diene die Thatsache, daß gerade in unmittelbarer Nähe zugslinie der Franzosen bis hinter Stonne , von wo der Offiziere auch der Verlust an Leuten der größte ist. In der Schlacht bei Noisseville hatte ich Gelegen= aus die Kanonade gegen Mouzon beobachtet werden. konnte. Se. Königliche Hoheit kehrte erst um 10 Uhr heit , dieses selbst zu beobachten. In der Mitte der in das Hauptquartier zurück , das inzwiſchen nach Schüßenkette befindlich , weil zwei Züge meiner Com Rourmont übergeführt worden war. (Fortsetzung folgt. ) pagnie ausgeschwärmt waren, stand ich auf, um mich der besseren Uebersicht wegen nach dem etwas höher gelegenen rechten Flügel zu begeben. Nach 2 bis 3 Ift den bedeutenden Offiziersverluſten im Schritten wurde das Pfeifen der Kugeln auffallend Kriege vorzubeugen ? heftiger, so daß ich stehen blieb , um zu sehen , ob (Erwiederung auf den Aufſak in Nr. 36 der Allg. Milit.-Btg.) vielleicht ein besonderer Grund dazu vorhanden sei . [v. F.] Zunächst sei es gestattet , in Kurzem die Gleichzeitig befahl ich dem Unteroffizier W. und drei Gründe der bedeutenden Verluste an Offizieren auf Mann, die ganz in meiner Nähe lagen, einige Schritte zuführen. Hauptsächlich ist davon die Infanterie, resp. vorzugehen, weil sie dann eine bessere Uebersicht zum Jägertruppe betroffen. Schießen hatten. Als ich in diesem Augenblick mit 1) Der Hauptgrund ist die durch die Hinterlader rechtsum meinen Weg fortseßen wollte , wurden der so enorm gesteigerte Anzahl von Geschossen , die in Unteroffizier W., zwei jener Musketiere und ich selbst eine zur Action gelangende Truppe hineinfällt. (Un= | verwundet. richtig ist es, zu glauben, daß die französischen Com Ebenso berichteten mir meine beiden ebenfalls ver pagnien 20 besonders auf Offiziere dressirte Scharf- | wundeten Zugführer , daß unmittelbar neben ihnen schüßen haben ; es sind nicht gezielte Kugeln, sondern mehrere Leute gefallen seien, und zwar an verschiede die Menge derselben , welche auf die weithin sichtbar nen Punkten. werdenden Offiziere geschleudert werden, und von denen Der Vorschlag im Aufsatz III in Nr. 36 Jhrer Zeitung, bei jeder Compagnie Unteroffiziere ohne Ge nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung doch eine oder die andere treffen muß.) wehr ausrücken zu lassen , erscheint auch mir zweck

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mäßig. Dann würden, wie der Verfasser ganz richtig | anderen Morgen, den 9., gleich nach_9 Uhr marſchir bemerkt, die Zielpunkte vermehrt und das Feuer mehr ten wir gegen Laon vor , deſſen Commandant die vertheilt. Capitulation bereits angenommen hatte , um hier Die Zahl dieser Unteroffiziere möchte indeß füglich um halb 12 Uhr mit dem Stabe der 6. Cavalerie nicht über drei hinausgehen . division und der 14. Cavaleriebrigade einzurücken. Die Frage, wie den großen Verlusten an Offizieren Eine Compagnie des Jägerbataillons blieb unten zur Beseßung der Vorstadt , die drei anderen marschirten vorzubeugen sei, war schon seit dem 17. August Gegen: stand täglicher Besprechung im Kameradenkreise , und in die hoch auf dem Berge liegende Stadt. Ich war kam man allgemein zu folgender Ansicht : In der De unten geblieben und ritt um halb 1 Uhr ebenfalls nach oben, um dem Bataillonscommandeur zu melden. fensive ist es fast immer möglich , daß die Offiziere sich wenigstens dem Auge des Feindes entziehen und Unmittelbar vor dem Stadtthor angekommen , hörte einigermaßen Deckung finden; beim Avanciren ſelbſt | ich plößlich kurz hinter einander zwei furchtbare De indeß gibt es kein Mittel , oder es müßte befohlen tonationen , denen ein Regen von Steinen und Ge werden , daß die Zug- und Compagnieführer ihren schossen aller Art unmittelbar folgte. Wunderbarer stürmenden Leuten auf 10-20 Schritte folgen , um Weise blieben ich und die mich begleitende Patrouille dem Auge des Feindes entzogen, statt wie bisher auf unversehrt , obgleich wir mitten in den fallenden Ge dieselbe Entfernung ihnen vorauseilend, den feindlichen schossen hielten. Ich eilte in die Stadt und erfuhr Geschossen vorzugsweise ausgesezt zu sein. bald , daß man das Pulvermagazin der Citadelle im Darf man das befehlen ? Kann man das be= Moment der Uebergabe in die Luft gesprengt. Der Anblick der Stadt war entseßlich ; alle nach der Festung fehlen ? In den, auf ebenem Terrain sich bewegenden führenden Straßen waren voll von Todten und schwer Schüßenketten müßte es aber den Offizieren geradezu Verwundeten, die Häuser größtentheils stark beschädigt, zur Pflicht gemacht werden , gerade so wie die Leute fast kein Fenster unverleßt. Aus dem Thor der Cita sich nur kriechend zu bewegen. So lange es sich nicht | delle schleppten sich die Verwundeten, theilweise wurden um die eigentliche Attaque handelt , die doch erst auf sie getragen . Viele Einwohner, über 300 Mobilgarden, einige 90 Jäger , der Herzog Wilhelm und mehrere 3-200 Schritt vom Feind unternommen wird , wäre es zweckentsprechender , die Pläße der Offiziere regle Offiziere des Stabes waren theils todt , theils ver mentarisch hinter der Front festzustellen ; denn gerade wundet. Von den letteren hatte leider ein großer bei der Annäherung von 800 bis 300 Schritt haben Theil schwere Knochenbrüche , von den Todten waren sich die Chassepots am trefffähigsten bewiesen. mehrere bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. In der Was die Artillerie betrifft , so sind die Offiziere Stadt herrschte natürlich eine unglaubliche Bestürzung, derselben deßwegen mehr erponirt wie früher , und die dadurch noch vermehrt wurde, daß man allgemein sehen wir deßhalb in diesem Kriege auch die Verlust glaubte , die Preußen würden nun zur Strafe die listen dieser Waffe gewachsen, weil die taktischen Ver Stadt einäschern ; die besorgten Einwohner waren nur hältnisse es mit sich brachten , daß die Batterien oft mühsam zu beruhigen. Willfährig schleppte Alles, im Bereiche des Chassepot : Feuers haben ausharren was irgend Waffen besaß , dieselben auf die Mairie, müssen . És müßte befohlen werden , daß sämmtliche welche wirklich einem Zeughaus im Kleinen nicht un Offiziere, die Batteriechefs incl., sofort absteigen, wenn ähnlich war : gewiß für mehrere Tausend Thaler Flintenkugeln in die Batterie einschlagen. Sonstige Waffen lagen hier , namentlich eine reiche Auswahl Mittel scheinen mir nicht anwendbar. schön gearbeiteter Jagd- und Luruswaffen aller Art . Ein großer Theil der Einwohnerschaft beschäftigte sich auch in nicht genug anzuerkennender Weise mit dem Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. Transport und der Pflege der armen Verwundeten. X. Nur so war es möglich, daß schon am anderen Morgen . [v.B.] Châtou , gegenüber dem Fort Valerien, alle Verwundeten verbunden in reinen Betten lagen ; 25. September. Ich fahre heute fort , Ihnen unsere die barmherzigen Schwestern haben hierbei wirklich Erlebnisse während der leßten drei Wochen zu erzählen. fast Unglaubliches geleistet. Am Nachmittag des 10. Am 6. und 7. September seßten wir den weiteren war die Beerdigung der Gebliebenen , deren Reste in Vormarsch mit der Division auf Signy l'Abbaye fort. einem gemeinsamen Grabe bestattet wurden. In der Frühe des 8. erhielten wir den Befehl , zur Am 11. früh ging es in westlicher Richtung weiter 6. Cavaleriedivision zu stoßen , der wir bis auf nach Couch le Château , nördlich Soissons gelegen. Das alte , im 12. Jahrhundert erbaute und von Weiteres zugetheilt waren. Ein Marsch von 9 Meilen, Mazarin zerstörte Schloß ist wohl eine der schönsten theilweise zu Wagen zurückgelegt , brachte uns am Ruinen . Von dem noch wohlerhaltenen Donjon des Abend spät nach Eppes, einem kleinen Dorfe ungefähr Schlosses aus hat man eine wundervolle Aussicht weit 6 Kilometer nordöstlich von Laon. Nach 9 Uhr kamen in's Land hinein , das ehemals den Herzögen von wir in's Quartier und waren in der Dunkelheit froh, Couch gehörte. Wir hatten hier am 12. Gottesdienst durch Einschlagen der Thüren in dem fast gänzlich in der Ortskirche, die, dichtgefüllt von Soldaten, unter verlassenen Dorfe ein Unterkommen zu finden. Am

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denen auch noch mehrere Verwundete von Laon , den ebenfalls zahlreich herbei geeilten Einwohnern einen wohl noch nie gesehenen Anblick darbot. Soissons links liegen lassend , marschirten wir am 13. in füd westlicher Richtung nach Vic sur Aisne und am 14. nach Crespy en Valois. Unterwegs trafen wir die ersten zerstörten Straßen , welche die Einwohner der umliegenden Ortschaften natürlich alsbald wieder her stellen mußten ; der Vormarsch wurde dadurch durch aus nicht aufgehalten. Am 15. kamen wir nach Senlis , an der Eisenbahn Soissons = Paris gelegen . Im Schloß der Marquise de Giac, einer liebenswürdigen alten Dame, einquar tirt , lernte ich in ihr die erste Repräsentantin der alten legitimen Partei in Frankreich kennen . Am 16. passirten wir auf dem weiteren Vormarsch das wunder schöne Schloß Chantilly ; unser Quartier war Beau mont sur Dise, wo französische Offiziere wenige Tage vorher einen Theil der großen Brücke gesprengt hatten. Die Stadt war großentheils von den Einwohnern verlassen ; ein uns gewährter Ruhetag wurde in den mit unendlich vielem Lurus ausgestatteten , freilich menschenleeren Häusern möglichst angenehm verlebt. Am 18. marschirten wir weiter südwestlich nach Pontois, wo die Pontoniere für die beiden zerstörten Brücken eine Pontonbrücke herstellten, welche, nachdem fie von der ganzen 5. und 6. Cavaleriedivision passirt, wieder abgebrochen wurde. Am 20. wurde dieselbe Brücke für die nämlichen Truppen bei Triel geschlagen ; unser Jägerbataillon hatte abermals die Arbeit , den Uebergang zu decken , und kam am 21. nach Poissy an der Seine in's Quartier. Hier mußten wir am 22. leider Abschied von der Cavalerie nehmen ; wir hatten mit ihr vereint zwar manche Strapazen , aber auch viele angenehme Stunden verlebt! Wir marſchirten über St. Germain en Laye und den schönen Wald - die Wildkammer Frankreichs -über eine vom 5. Corps bei Port Marly geschlagene Schiffbrücke nach Argenteuil , wo wir unser Corps wieder trafen. Die Stadt fanden wir fast ganz menschenleer , nur wenige Arbeiterfamilien waren zurückgeblieben , alle Läden , eine große Anzahl der elegantesten Landhäuſer verschlossen, aber im Innern so, als ob die Bewohner eben noch da gewesen, Alles war stehen und liegen geblieben. In allen Commoden, in den Schreibtischen und Schränken steckten die Schlüssel, die Arbeitskörbe der Damen und die Photo graphie-Albums lagen auf den Tischen. Häufig fanden wir die Speisekammer , fast immer den Keller noch wohlgefüllt, und wahrlich keine schlechten Sorten hatte man uns so großmüthig überlassen. Bei ihrer etwaigen Rückkehr werden freilich die Besizer wohl eine geringe Differenz finden. Von Argenteuil aus konnten wir Paris deutlich liegen sehen , schon mit bloßem Auge alle bedeuten den Gebäude erkennen. Am 23. marschirten wir wieder füdwestlich und kamen nach Châtou, gerade gegenüber dem Fort Mt. Valerien, das wir aus unsern Fenstern

mit dem Glase genau beobachten, die einzelnen Posten und die Arbeiter an den Werken vermögen wir genau zu erkennen. Um uns und vor uns donnert's den ganzen Tag von den Kanonen der Forts , von preußischen Geſchüßen und gesprengten Brücken. Da zwischen ab und zu ein Gewehrschuß von den am jenseitigen Ufer häufig sich zeigenden feindlichen Patrouillen . Wie lange wir hier bleiben , weiß der Himmel allein, einstweilen nicht einmal der General stab , dem die momentane politische Sachlage wohl selbst nicht klar ist!

XI. [66. ] Vor Paris , 26. September. Seit meinem legten Schreiben sind wir richtig vor der Erfüllung meiner Prophezeihung angelangt. Auf das Trauer spiel in Sedan folgt die Comödie der Bürgerwehr in Paris. Am 21. stiegen die Avantgarden der ver schiedenen Corps in die große Mulde hinab, die den geistigen und physischen Unrath von 2000 Jahren in sich birgt, und die man das Becken von Paris " nennt. Wirklich versuchten an der Nordwestfront der Avant garde der 4. Division die Bürgerwehrmänner entgegen= zutreten , aber nach wenigen Flintenschüssen räumten sie ſie die colossalsten Positionen, um sich eilig unter den Schuß der schweren Geschüße zu flüchten , die denn auch ihr Möglichstes thaten, um durch rasendes Geknalle den patriotischen Großmäulern, die ,, auf ihren Positionen zu sterben" geschworen , einige Courage einzuflößen . Vergebens, sie trauten sich nicht wieder hervor. Wir saßen gemüthlich Weintrauben vertilgend da, indeſſen unsere Tirailleurs feuerten , und amüsirten uns über die 10Centimeter- Granaten, die überall hinflogen, nur nicht gerade dahin, wo unsere Truppen standen. Ich habe bis heute auch nicht von einem Treffer gehört. Natürlich haben durch das Gewehrfeuer die Regimenter einige Mann verloren , so das unsere 1 Offizier und 3 Mann , daran sind aber die französischen Schüßen unschuldig : die preußischen Tirailleurs liefen eben un glücklicher Weise den directionslos umherzischenden Geschossen in den Weg. In drei Stunden war die Sache abgemacht. Wir liegen nun vor den Pariser Forts und harren der Dinge, die da kommen sollen ; mittlerweile will ich Ihnen von den ersteren erzählen. Die Forts ſelbſt find bekannt, weniger bekannt aber , daß das jeßige Kriegsministerium in Paris ebenso lügt wie das ver flossene. Alles , was die französischen Erlasse über neue Werke bringen, selbst die Erlasse des französischen Kriegsministers find große Unwahrheiten. 1 ) Ich selbst bin vor einem solchen furchtbaren, vollkommen durch alle Mittel der modernen Wissenschaft armirten Fort" *) gewesen : es war ein, nebenbei sehr mangelhaft einge= schnittener, halbfertiger Erdhaufen, in den der Major v. Korff mit seinen Ulanen hineinritt. 2) Die „total gesprengte" Brückenverbindung illustrirt die Thatsache, *) Vgl. Moniteur vom 14. September 1870.

336 daß ein Commando des 4. Pionierbataillons die in den Zeitungen „vollkommen gesprengte" Brücke von Argenteuil am 21. entladen und die 10-11 Centner Pulver hierher abgeliefert hat. 3) Was den Wider stand der Bevölkerung betrifft , so besteht derselbe darin , daß sie Barricaden baut , die sie auf Befehl des ersten besten Husaren wieder wegreißen muß , im Uebrigen auf Verwundeten-Transporte schießt , oder Arsenik in die Weinfäffer wirft. Selbst die verständigen Leute der französischen Nation wissen nicht , was aus diesem ganzen Tohu wabohu werden soll , Alle aber , die noch etwas zu verlieren haben, zittern vor dem Gedanken, was nach dem Abmarsch der Preußen ihr Loos sein wird . „ La canaille", sagte mir ein Priester neulich sehr unum wunden, „la canaille assassinera les propriétaires !" Ueber die Maßregeln, die wir gegen die würdige Stadt des ewigen Cancan ergreifen werden, kann ich Ihnen begreiflicher Weise nichts mittheilen . In acht Lagen denke ich aber, wenn dieser Brief Sie erreicht, werden wir beide mehr wissen. Hoffentlich wird man dieß Ge

misch von Affen und schimpfenden Journalisten nicht wieder mit den Glacéhandschuhen von 1815 anfaſſen. Beifolgend sende ich Ihnen ein Pröbchen der syste matischen Aufheßerei, welche die kaiserliche Regierung gegen Preußen getrieben.*) Dieß Instructionsbuch batten die französischen Schulmeister in 50 bis 500 Exemplaren je nach der Größe des Dorfes zu ver breiten. Ich wünschte daraus zu Nuß und Frommen der heimlichen Franzosenverehrer , die natürlich mo mentan alle stumm sind , einige Kraftstellen überseßt zu sehen , und komme wohl einmal künftig auf das Machwerk zurück , das nebenbei bemerkt in recht schlechtem Französisch abgefaßt ist. *) Es ist dieß ein Büchlein von 34 Seiten in 129 unter dem Titel : Entretiens d'un instituteur communal sur la nou velle loi militaire par Pierre Duval , ancien instituteur. Paris 1868 chez tous les libraires et colporteurs. Dasselbe zer fällt in zwei Theile : armée permanente und garde nationale mobile und sucht in populärer Form das Publicum über das neue Militärgesez vom 1. Februar 1868 aufzuklären, wobei es an den üblichen echt französischen Uebertreibungen und Entstellungen D. Red. nicht fehlt.

Nachrichten. Desterreichische Monarchie.

* Wien , 30. September. [ Die erste Ausbildung der Recruten. ] ( Schluß.) Sämmtliche Recruten der Genie-Regimenter sind ebenfalls auf den 1. October ein zuberufen. Das Genie-Regiment Nr. 1 hat die für das 4. Bataillon bestimmten Recruten nach Prag, alle übrigen aber nach Olmüß, das Genie-Regiment Nr. 2 aber ſämmt liche Recruten nach Krems zu dirigiren . Bei den Regi mentsstäben sind die für die Detachirten und für die organiſationsmäßig zur Errichtung gelangenden 5. Ba taillone bestimmten Recruten in eigene Abtheilungen zu sammenzustellen . Das ganze Recruten - Contingent für das Pionier regiment ist auf den 1. October einzuberufen und die militärische Ausbildung desselben derart zu regeln , daß hierdurch der eventuelle Abmarsch oder eine Mobilifirung von Abtheilungen oder selbst des ganzen Bataillons in keiner Weise gehemmt werden könne. Die Einziehung und Ausbildung der Recruten für die Cavalerie, das Militär - Fuhrwesencorps, die Gestüts branche , die Monturs - Verwaltungsanstalten , dann die Militär = Verpflegs- und Militär- Bettenmagazine hat im Zusammenhange mit dem Mannschaftswechsel in normaler Weise analog den in Beziehung auf die Ausbildung der Recruten der vorjährigen Stellung und den Mannschafts wechsel ergangenen Bestimmungen des Rescripts vom 2. September 1869 vor sich zu gehen. Die Ergänzungsbezirks : Commanden haben die Ein berufung und das Einrücken der Recruten , so auch die Absendung derselben zu den Specialwaffen und Anstalten mit aller Energie zu betreiben . Der Zeitpunkt des Ab sendens der nach hinreichender Vorbildung der Recruten

zu beurlaubenden Mannschaft der Linien- Infanterie, Jäger, Sanitätstruppe , der Artillerie und technischen Truppen wird nachträglich bestimmt werden. Bei der Ausbildung des diesjährigen Recruten - Contingents haben alle Truppen gattungen ihr Augenmerk zuerst auf die möglichst rasche Erzielung der Verwendbarkeit der jungen Soldaten im Felde zu richten , sohin die Bedürfnisse des Garnisons : dienstes erst in zweiter Reihe zu berücksichtigen. Jeder Recrut des dießjährigen Contingents der Linien-Infanterie und der Jäger hat — ohne Unterschied, ob derselbe später auf den Präsenzstand einbezogen oder nach der ersten Aus bildung beurlaubt wird 30 Stück Patronen zur Scheibe zu schießen. Bei jenen Abtheilungen der Linien- Infanterie und der Jäger , bei welchen keine Recruten zur Ausbildung gelangen, ist bis zu dem Zeitpunkte, wo der Mannschafts wechsel stattgefunden haben wird und der regelmäßige winterliche Unterricht beginnen kann , in conſequenter Weise der theoretischen und praktischen Winterausbildung der älteren Mannschaft, insbesondere des Chargen - Nach wuchses aller Fleiß zuzuwenden. Diejenigen Abtheilungen, welche aus was immer für Ursachen das jährliche Scheiben schießen bis jetzt noch nicht in voller Ausdehnung be endigen konnten, haben die ihnen jezt durch die Umstände gewährte Fristverlängerung hierzu auszunuzen . Bei der Ausbildung der Recruten der Artillerie ist mit Aufbietung aller verfügbaren Kräfte und Hülfsmittel der Art vorzu gehen , damit dieselben längstens nach Ablauf von acht Wochen dem Dienste beigezogen werden können ; die zu Fahrkanonieren bestimmten Soldaten müſſen ſpeciell bis dahin im Stalldienste ausgebildet worden sein und im Reiten und Fahren die allernothwendigste Fertigkeit er: langt haben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünfund vierzigster

No. 43.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt , 26. October.

1870.

Inhalt : 1 Auffäße. Das Herannahen der Krisis. — Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialfarte.] (Fortseßung.) Militärische Briefe vom Kriegsschauplaß. XII. XIII. Nachrichten. Preußen. Einführung des Metersystems bei Messung der Recruten von 1871. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Personalchronik : General Lee +.

Das Herannahen der Krisis . ** Ein volles Vierteljahr ist seit Ausbruch des Krieges verflossen, und noch ist mit Bestimmtheit sein baldiges Ende nicht vorauszuverkünden . Dieser Zeit: raum ist zwar ein verhältnißmäßig kurzer , der als solcher sofort in die Augen springt , wenn man die bereits errungenen unvergleichlichen strategischen und taktischen Erfolge der deutschen Waffen in Erwägung zieht ; immerhin ist er gerade doppelt so lang wie der Feldzug von 1866 , welcher - ganz abgesehen von seinen Hauptentscheidungen während der bekannten „,7 Tage" in Böhmen genau nur 11/2 Monate erfordert hat (von Mitte Juni bis Anfang August), um durch und ausgekämpft zu werden. Freilich hat Desterreich nicht allein zur Zeit des ersten Napoleon, sondern auch später , so namentlich 1859 , in der Regel den Krieg dann abgebrochen, wenn es denselben noch mit Aus: ficht auf Erfolg hätte fortseßen können , und dieses Beispiel hat sich Frankreich , das längst besiegte und militärisch vollkommen bezwungene Frankreich , nicht gerade zum Muster genommen . Gleichwohl hat sich wäh rend der lezten Woche, also nach der Einnahme von Orleans , Manches ereignet , welches den Schluß zu ziehen erlaubt , daß der Eintritt der Krisis , welche dem Blutvergießen Einhalt gebietet, wohl bald zu er warten steht. Die Thatsachen , worauf wir diese Vermuthung begründen , sind einmal der Umstand , daß bis jest

Anstand genommen wurde , das Bombardement von Paris, das allgemein als nahe bevorstehend, vielleicht am 18. October beginnend angenommen wurde, seinen Anfang nehmen zu lassen , und sodann die bestimmte Nachricht, daß Unterhandlungen zwischen dem Marschall Bazaine und dem königlichen Hauptquartier angeknüpft sein sollen. Was den ersten Punkt betrifft, so ist es augenscheinlich, daß , wenn man nicht Paris hätte schonen wollen, längst schon wenigstens ein theilweises Bombardement von Paris , resp. einzelner Forts hätte eintreten können. War der Grund Nachsicht und Milde, oder war es militärische Vorsicht , welche erst dann an's Werk gehen will , sobald der Erfolg um so mehr gesichert erscheint, oder waren es endlich Er wägungen anderer Art , welche vielleicht denselben Zweck leichter zu erreichen hoffen ließen : wir wissen es nicht , doch ist die Möglichkeit gewiß nicht ausge schlossen, daß eingetretene politische Verhältnisse über haupt das Bombardement als überflüssig erscheinen lassen. Die weitere Nachricht von der Absendung des französischen Generals Boyer aus Met, eines Adjutanten des Marschalls Bazaine oder Can robert , der am 14. October im Hauptquartier zu Versailles eingetroffen ist , gibt gleichfalls Stoff zu besonderen Gedanken, namentlich wenn man die leßten vergeblichen Ausfälle der französischen Armee aus Met damit in Verbindung bringt. Die "Provinzial - Cor respondenz" bemerkt zu dieser Nachricht , daß abzu warten sei , ob die Verhandlungen die Capitulation

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von Mez zum Ziele haben ; ein anderes, freilich durch | der Fall der Festung wohl nur eine Frage der nächſten aus nicht zuverlässiges Privatblatt berichtet dagegen, Zeit sein möchte. daß die Friedensunterhandlungen zwischen Bazaine Vor Paris hat sich inzwischen nichts Neues von als Bevollmächtigten der Regentin und dem deutschen Wichtigkeit zugetragen. Nachdem das Hauptquartier Hauptquartier die „ allerbestimmteste Geſtalt annehmen ". des Kronprinzen von Sachsen, der IV. (Maas :) Armee, Wir denken, daß das eine kühne Behauptung sei und von Grand Tremblay einige Meilen mehr westlich nach wollen auch durchaus hier nicht aussprechen, daß die Margency (eine Meile nordwestlich von St. Denis) Wahrheit in der Mitte liege ; halten wir aber Alles zu kürzlich verlegt worden , glaubte man den Eintritt sammen und tragen wir die neuesten militärischen Er ernstlicher Ereignisse erwarten zu dürfen, doch ist bis folge unserer braven Truppen hinzu , so gewinnt es jetzt nichts weiter gemeldet worden, als daß die Vor allerdings den Anschein , als wenn wir heute dem bereitungen zum Bombardement mit umfassender Abschlusse eines Waffenstillstandes nicht mehr sehr fern Energie getroffen werden, und z . B. allein jenes Be stehen möchten. lagerungsgeschüß, welches aus Spandau, Magdeburg 2c. erst jest nach Paris befördert worden, die Zahl von Wir haben wieder mehrere nicht unbedeutende ――――― 1100 Eisenbahnwagen erfordert habe. Als ein strategische und taktische Erfolge zu registriren. Zu charakteristischer Beweis der Zerstörungswuth der nächst ist die Thatsache freudig zu begrüßen , daß Franzosen ist zu bemerken, daß dieselben das Schloß - Soissons abermals ein wichtiger fester Play von St. Cloud, welches von der preußischen Besaßung am 16. October nach 4tägiger hartnäckiger Artillerie durchaus geschont wurde, ohne besondere Veranlassung Vertheidigung capitulirt hat. Der Großherzog von in Brand geschossen haben ; reiche Kunstschäße ginen Mecklenburg , unter dessen Augen als Commandeur mit diesem historisch wichtigen Schloß zu Grunde. des 13. Armeecorps die Beschießung erfolgte , hielt, Inzwischen hat die französische Nation, oder viel wie ein officielles militärisches Telegramm meldet, mehr die levée en masse in Frankreich*), in Gari bereits am 16. October seinen Einzug in die Stadt baldi den ersten Verbündeten erhalten ; derselbe ist ,,an der Epiße Pommerscher, Magdeburgischer, Hessischer aus Jtailien in Tours eingetroffen und wird nun Festungsartillerie, Schleswigscher Pioniere, der Land versuchen , die irregulären Truppen in Frankreich zu wehrbataillone Frankfurt, Cüstrin, Landsberg, Wolden sammeln und kriegsgemäß zu verwenden. Der 63: berg , Brandenburg, Ruppin , Prenzlau , Jüterbogt jährige Held von Aspromonte , dessen Wirksamkeit und der Halberstädter schweren Reiter"; die Verluste weder 1859 noch 1866 irgendwie von Bedeutung war, während der 3wöchentlichen Cernirung, täglichen Vor dürfte in Frankreich schwerlich neue Lorbeeren pflücken ; postengefechte und der 4tägigen Beschießung sollen nur ein Volksheld und der geschulten Kriegskunst weder gering gewesen sein, wogegen 4000 Gefangene gemacht mächtig noch derselben geneigt, läft ſich derselbe von und 132 Geschüße erbeutet wurden. Die Festung Soissons gehört zu den befestigten französischen Punk *) Das neuerdings in Frankreich wieder mit so hartnäckiger ten erster Classe ; sie ist ferner als Eisenbahn -Knoten Vorliebe gerittene Steckenpferd der levée en masse , das im punkt für die deutschen Armeen von hoher Wichtigkeit. Jahr 1793 Frankreich gerettet habe und daher auch jezt wieder Wunder thun müſſe, wird von der „ Pall Mall Gazette" gründ Die Befestigungen des schon von Cäsar als Novio lich beleuchtet. Es ist eine Thatsache, sagt das genannte dunum oppidum Suessonium öfter erwähnten Sois Blalt — daß weder im Jahre 1793 noch zu irgend einer anderen sons stammen aus der ältesten Zeit ; der Ort wurde Zeit wirklich eine levée en masse zu Stande gekommen ist. Als im Laufe der Jahre mehrmals vom Feinde genommen, im Jahre 1792 der Krieg zwischen Frankreich und dem deutschen so namentlich 1414 von Karl VI. und 1814 am Reiche auszubrechen drohte, hielt es die gesetzgebende Verſamm lung für angemessen, alle waffenfähigen Bürger zwischen 18 bis 14. Februar durch das russische Corps Winzingerode, 50 Jahren zu den Waffen und zur Landesvertheidigung aufzu am 19. Februar wieder durch das französische Corps fordern. Dieser Aufruf sowie die Erklärung vom 11. Juli, daß Mortier, und endlich am 2. März durch Blücher. Die das Vaterland in Gefahr sei, hatte bedeutenden Erfolg. Es war Festung Soissons dürfte als Stüßpunkt für die Kriegs übrigens damals cher der Mangel an Energie bei dem Feinde als die selbst bewiesene Thatkraft , welche Frankreich für den operationen im Nordosten Frankreichs sich von hoher Augenblick rettete. Als dann England den Krieg erklärte, wurde Wichtigkeit erweisen . am 23. Februar 1793 eine Zwangsaushebung von 300,000 Mann Auch Verdun , welches - eine Festung dritten Ranges seit Ende September belagert wird und dessen Beschießung unlängst begonnen wurde , wird wohl sich bald in unserem Besitze befinden . Auf der Straße von Meß nach Châlons gelegen , ist der Ort von ungefähr 4000 Mann besett , welche bis jezt tapferen Widerstand geleistet haben ; dieselben machten. fortwährend Ausfälle und beunruhigten mehrfach die Cernirungstruppen . Die anfangs nur geringe Zahl der Geschüße , welche die Beschießung auszuführen haben , ist inzwischen stark vermehrt worden , so daß

angeordnet , und als diese Maßregel auch nicht den erwünschten Erfolg zu haben schien, wurde im August 1793 im Convent der Vorschlag gemacht, eine levée en masse aufzurufen. Dieser An trag wurde indessen bestimmt abgelehnt , indem der Wohlfahrts ausschuß denselben als eine Chimäre erklärte , über welche die Aristokraten mit Recht spotten würden. Statt dessen wurde darauf am 23. Auguſt die Militärpflicht aller Männer zwischen 18 und 25 Jahren decretirt , und diese Maßregel war es , die Carnot in den Stand seßte , im Frühjahr 1794 ein Heer von 770,923 Mann in's Feld zu stellen , so daß die spätere große Armee der Revolution und Napoleons I. nicht einer wilden levée en masse , sondern einem System ihr Dasein verdankte, ähnlich wie das, welches der gegenwärtigen preußischen Militär organisation entspricht.

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Ueber den Feind war man durch die stete Be= seinem individuellen Drange nach Thätigkeit in Ver hältnisse ein , welche weder für ihn noch für Frank rührung , welche man mit ihm hatte , genügend auf geklärt. reich ersprießlich sein können. Von Remilly aus hatte die Artillerie des 1. f. Die deutschen Truppen dringen dagegen im Innern Depesche bayerischen Armeecorps heute Gelegenheit gehabt, die Frankreichs stets weiter vor ; eine officielle nach Sedan zurückgehenden französischen Colonnen aus Versailles 19. October meldet , daß die zur III. wirksam zu beschießen . Armee gehörende 22. Division am 18. October den Dieser Rückzug wurde immer haſtiger. Schließlich 4000 Mann starken Feind bei Châteaudun an gegriffen , geschlagen und die verbarricadirte Stadt sah man starke Colonnen unter Zurücklassung allen erstürmt habe ; die Verluste sollen gering gewesen, da | Gepäcks in voller Auflösung davon eilen. gegen wieder viele Gefangene gemacht worden sein . Unter solchen Umständen griff die Besorgniß Raum, Es scheint, als wenn die "" Loire- Armee" nicht zu Athem es könne dem Feinde mittelst eines Nachtmarsches ge= kommen und gänzlich unschädlich gemacht werden soll . lingen, die Erreichung eines großen Resultats für den Ferner meldet der General v. Werder , daß der ihm folgenden Tag durch schnelle Flucht zu vereiteln. Dieß konnte noch verhindert werden . Deßhalb gegenüberstehende Feind sich fluchtartig auf Belfort und Dijon zurückgezogen habe. Das von demselben | befahlen Se. Majestät der König , daß noch in der commandirte 14. Armeccorps besteht aus den beiden Nacht vom 31. zum 1. die Maas von 11/2 Corps bei Divisionen Glümer und La Roche ; an die Stelle des Donchery und Dom le Mesnil zu überschreiten sei, um letteren erkrankten Generals ist jezt Se. Gr. H. Prinz bei Tagesanbruch in entwickelter Front den Angriff Wilhelm von Baden getreten. Es gehören dazu die gegen die Straße Sedan-Mezières ausführen zu können. beiden k. preußischen Infanterieregimenter Nr. 30 und Dem Kronprinzen von Sachsen wurde hiervon 34, 6 badijche Infanterieregimenter, 2 preußische Ne Mittheilung gemacht. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Stellung serve - Cavalerieregimenter (Huſaren und Dragoner), 3 badische Dragonerregimenter und ein combinirtes der Corps am Abend des 31. August, resp . in der Nacht Artillerieregiment ; das Corps dürfte somit etwa zum 1. September. 30,000 Mann stark sein. Chef des Generalstabs iſt Die Armee-Abtheilung Sr. K. H. des Kronprinzen Die Bestimmung des von Sachsen hatte den rechten Flügel, und zwar ſtand : Generalmajor v. Degenfeld. Corps ist , alle Unternehmungen des Feindes vom Das Garde Corps bei Carignan auf dem rechten südöstlichen Frankreich her zurückzuweisen. Ufer des Chiers-Flusses. Das 12. Corps bei Mairy, die Avantgarden beider Die Annahme, daß General Vogel v. Falden : Corps hatten Front nach Westen und Norden . Sie stein demnächst ein Commando in Frankreich über: nehmen werde, soll sich jezt hauptsächlich deßhalb nicht standen vor Pouru aur Bois bis Pouru St. Remy, bestätigen, weil der General bei dem Wiedererscheinen sowie von La Foulerie bis Douzy ; Patrouillen hatten der französischen Flotte in der Nordsee in seinem bis. Fühlung am Feinde und streiften bis gegen Franche herigen Wirkungskreise nicht entbehrt werden kann . val ; bei Villers Cernay wußte man ein franzöſiſches Wenn also die deutschen Waffen in der verflossenen Lager. Woche auch keine sehr wichtigen Erfolge errungen Das 4. Corps stand auf dem knken Ufer der Maas bei Sedan. haben , so sehen wir sie doch überall in erfreulichem Vorwärtsdringen ; die Entscheidung über die Fort Von der 3. Armee standen am Abend des 31 .: das 1. bayerische Armeecorps bei Remilly , sehung des Krieges oder Eintritt der Waffenruhe kann das 2. bayerische Armeecorps bei Naucourt, dadurch nur noch eine bessere Stüße gewinnen . das 5. Corps bei Chéhery, Geschrieben am 21. October 1870. das 11. Corps bei Donchery, die württembergische Division bei Boutencourt. Die Schlacht bei Sedan. Das 6. Corps konnte heute Abend erst Attigny (Fortsetzung.) und Semuy erreichen . Es stand . somit bereit , wenn Für den 31. August hatte Se. Majestät der König der Feind wirklich einen nächtlichen Abmarsch versuchen . befohlen, daß die Armee Abtheilung des Kronprinzen sollte, sich ihm n ch weiter westwärts vorzulegen und ihn alsdann zum Stehen zu bringen. von Sachsen den feindlichen linken Flügel am Aus weichen in östlicher Richtung , zwischen der belgischen In dieser Aufstellung der 3. Armee trat durch den Grenze und der Maas hindurch, zu hindern habe. oben angeführten wichtigen Befehl Sr. Majestät des Die 3. Armee unter dem Oberbefehl des Kron Königs noch insofern eine Aenderung ein , als die prinzen von Preußen sollte den Vormarsch fortseßen, württembergische Division noch in der Nacht den Brückenbau bei Dom le Mesnil und demnächst den den Feind angreifen, wenn er sich diesseits der Maas Uebergang begann. stelle und gleichzeitig gegen Front und rechte Flanke Das 11. Corps hatte bereits am 31. zwei Brücken so operiren, daß die franzöſiſche Armee auf den engen Raum zwischen der Maas und der belgischen Grenze bei Donchery geschlagen. Mit Tagesanbruch befand sich dasselbe schon auf dem rechten Maasufer. zusammengedrängt würde.

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Auf Grund der Directiven , welche Se . Majestät | auf das rechte Ufer der Maas geschickt , und gelang es nach hartnäckigem, von beiden Seiten mit äußerster der König für die Operationen der beiden Armeen vorgezeichnet hatte , disponirte der Kronprinz von Tapferkeit geführtem Kampfe, den Feind über Bazeilles Sachsen etwa wie folgt : und Balan im Laufe des Tages gegen Sedan zurück Die Corps sind sofort zu allarmiren . Der Vor zu werfen. marsch des 12. und Garde- Corps findet früh 5 Uhr Inzwischen war schon gegen 612 Uhr Morgens in drei Colonnen von Douzy, Pouru St. Remy und der Kronprinz von Sachsen mit seiner Tête bei Lamé court und La Moncelle in's Gefecht getreten. Ihm Pouru aur Bois aus statt. Er wird gegen die Linie gegenüber hatte das 1. französische Corps Montvillers , Moncelle ፡ Givonne gerichtet. Die 7. Division bleibt in Reserve bei Mairy. La Moncelle , Daigny , sowie die Höhen östlich dieser Orte stark beseßt. Die 8. Division und die Corps artillerie des 4 . Zunächst gelang es der 24. Division , den Feind Corps gehen nach Bazeilles zur Unterstüßung des 1 . bayerischen Corps . " so weit zurückzuwerfen, daß eine Entwickelung zwiſchen Von Sr. K. H. dem Kronprinzen von Preußen La Moncelle und Daigny möglich wurde. war inzwischen über seine Armee folgendermaßen ver Auf dem linken Flügel hatte sie dabei bald die fügt worden : Fühlung mit dem 1. bayerischen Corps genommen. Da ergriff das 1. französische Corps die Effensive Das 1. bayerische Corps rückt bei Remilly über gegen diese Division. die Maas und greift Bazeilles an. Ein sehr heftiges Mitrailleusen- und Kanonenfeuer Das 2. bayerische Corps geht nach Wadelincourt und Frénois . leitete den Stoß ein. Sämmtliche vehemente Angriffe Das 11. Corps über Vrigne aur Bois auf St. wurden indessen abgewiesen, so daß sie sich nach 1/10 Menges. Uhr nicht mehr wiederholten , als um diese Zeit die Das 5. Corps und die 4. Cavaleriedivision folgen 23. Division eintraf und La Moncelle dem Feinde entriß . dieser Bewegung. Die württembergische Division bleibt zum Schuße Das Garde- Corps , welches hier den weitesten Weg gegen Mezières und gleichzeitig als verfügbare Re | zurückzulegen hatte , langte um 8 Uhr bei Villers serve bei Donchery stehen. Cernay an, fand das 12. Corps bereits in günstiger Gefechtslage und erhielt deßhalb vom Armeecommando Mit Tagesanbruch des 1. September begaben sich den Befchl , im Thal aufwärts gegen Fleigneur zu Se. Majestät der König von Vendresse nach Frénois marschiren, sobald der Abschnitt Givonne Daigny ge westlich Sedan und nahmen als Standpunkt die Höhenommen sei. Das 12. Corps sollte links dieser Be südlich dieses Dorfes unmittelbar östlich der Chaussée. wegung sich anschließen. Bereits gegen 9 Uhr traten einzelne Batterien des Bereits von 6 Uhr früh war Kanonendonner in östlicher Richtung bei Bazeilles zu hören. linken Flügels beim Garde Corps bei Villers - Cernay Das 1. bayerische Corps hatte hier zur Festhaltung in Thätigkeit , während auf ihrem rechten Flügel die des Feindes das Gefecht bereits frühzeitig begonnen. Corpsartillerie das Vorgehen der 1. Garde- Division Das 11. Corps auf dem äußersten linken Flügel gegen Givonne und später durch den Grund auf Jüy war zu dieser Zeit bei Vrigne aur Bois noch nicht unterſtüßte. Die 2. Garde- Division wandte sich um 11 Uhr auf den Feind gestoßen. Hierdurch wurde schon jezt gegen Daigny und Hoybes. Daigny selbst wurde um klar, daß der Feind den Entschluß gefaßt hatte , den 12 Uhr vom 12. Corps genommen. Marsch auf Mezières aufzugeben und bei Sedan die Schlacht anzunehmen. Allerdings schien jener Marsch Die 23. Division desselben marschirte dann thal zur Zeit überhaupt nicht mehr durchführbar. aufwärts und verjagte den Feind aus seiner starken Stellung , während die Garde im Marsche auf Jlly Noch war es für ihn vielleicht möglich , in Auf lösung über die belgische Grenze zu entkommen . Die seine Flanke immer mehr umfaßte. Der hierbei nach französische Armeeführung faßte jedoch den ehrenvollen dem bayerischen Corps zu frei werdende Raum wurde durch die 8. Division ausgefüllt. Entschluß, zu dieſem äußersten Auswege noch nicht zu Alle disponiblen Batterien wurden auf den er schreiten , sondern es auf einen Kampf ankommen zu Lassen. stürmten Höhen aufgefahren . Gegen 100 Geschüße Bei der Ueberlegenheit der deutschen Armeen, bei waren hier auf dem rechten Flügel in Thätigkeit. Um 3 Uhr reichte das Garde- Corps dem 5. Corps der Marschrichtung , welche den einzelnen Corps der selben angewiesen waren , mußte binnen wenigen Stunden aber auch jener leßte Ausweg verschlossen. sein, und eine unerhörte Katastrophe stand bevor. Sehen wir, wie sich dieselbe vollzog . Bei Bazeilles fand das 1. bayerische Corps sehr heftigen Widerstand . Die Division Walter des 2. Corps wurde zur Unterſtüßung seines linken Flügels

bei Jlly die Hand. Wenden wir uns nunmehr zu dieſem Corps auf dem linken Flügel der vereinigten Armeen . Wir hatten das 11. Corps bei Briancourt gesehen, gefolgt vom 5. Corps und der 4. Cavaleriedivision. Seine K. H. der Kronprinz von Preußen hatte die Direction auf St. Menges vorgeschrieben. Um

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83 Uhr stieß die Avantgarde des 11. Corps daselbst auf den Feind , der südöstlich , auf dem linken Ufer des an Menges vorbeifließenden Baches , Stellung genommen hatte. Es kam zu einem kurzen, aber sehr hartnäckig geführten Gefecht , welches damit endete, daß der Feind Menges räumte und auf seine starke Hauptstellung zwischen Floing und Jay zurück ging. Daselbst hatte sich der Gegner auf einer weit nach Westen vorspringenden Bergnase formirt, um sich hier gegen den von Norden kommenden Rückenangriff zu vertheidigen. Für diesen alleinigen Zweck war die Position sehr stark ; allein schon jest machte sich dem Feinde die vollständige Umfassung fühlbar , denn er erhielt von bayerischen Batterien auf dem linken Ufer der Maas , nördlich und östlich Frénois Flanken- und Rückenfeuer. Außerdem wurde die Artillerie des 11. Corps zur Vorbereitung der Wegnahme jener Höhen vortrefflich geleitet ; sie nahm zunächſt mit 2 Batterien der Tête eine Stellung nördlich Floing zu beiden Seiten eines ummauerten Gartens und wurde demnächst vom 5. Corps unterstüßt. Dasselbe hatte seine Corpsartillerie an die Tête genommen und überschritt mit dieser in zwischen bei Fleigneur den Bach. Südlich dieses Dorfes nahmen die Batterien ihre erste Stellung zur Bekämpfung der feindlichen Position . Gegen 11 Ühr hatte sich auf der ganzen Linie dieses Flügels ein heftiger Geschüßkampf entwickelt , welcher stundenlang ohne Unterbrechung anhielt. Gegen 1 Uhr etwa ging die Infanterie des 11 . Corps und die 19. Brigade vom rechten Flügel des 5. Corps zum Angriff in der Richtung auf Floing vor. Der Feind wehrte sich mit dem Muthe des Ver zweifelnden. Troßdem gelang es der Infanterie, von ihren Batterien auf das kräftigſte unterstüßt , den Abschnitt vor Floing zu gewinnen. Mehrfache Offensivstöße, namentlich von Cavalerie ausgeführt, deren Heftigkeit auf die Absicht des Durch schlagens schließen ließen , scheiterten an der uner schütterlichen Ruhe der Bataillone vom 11. Corps und der sie unterstüßenden Abtheilungen vom 5. Corps . Theils in Linie , theils in Quarrés wurden die At= taquen empfangen und sämmtlich abgewiesen durch ein ruhiges , wohlgezieltes Feuer , welches die Mehrzahl der Angreifer zu Boden streckte und den Rest auf Sedan zurückwarf. Das Gefecht beider Corps wurde nach der schweren Verwundung des interimistischen Commandeurs des 11. Corps vom Generallieutenant v. Kirchbach geleitet. Nach der Flucht der Cavalerie hielt auch die fran zösische Infanterie nicht mehr Stand. Um 3 Uhr Mittags war der Feind bereits auf verschiedenen Stellen in vollem Rückzuge nach der Festung. Das 5. Corps hatte inzwischen mit seiner Corps artillerie dem allgemeinen Angriff gegen Jlly und die anstoßende Höhenposition in erfolgreicher Weise vor bereitet. Wesentlich unterstüßt wurde dieselbe hierin

| durch eine 3. schwere Batterie des 11. Corps, welche östlich Floing Stellung genommen hatte. Um die Höhe südlich Jlly und die dort befind lichen Waldparcellen entbrannte ein heftiger Kampf. Um 3 Uhr war auch dieser beendet. Der Feind be fand sich auch hier im Rückzuge durch das Bois de la Garenne nach der Festung. So hatte sich um diese Zeit Nachmittags die voll ständige Einschließung der französischen Armee im freien Felde vollzogen. Allmählig wichen vor den von allen Seiten an: stürmenden preußischen Colonnen die legten noch stand haltenden feindlichen Abtheilungen nach Sedan zurück ; viele derfelben , bereits abgeschnitten , mußten die | Waffen niederlegen und sich ergeben , da ihnen kein Ausweg mehr blieb. Die Armee-Abtheilung Sr. K. H. des Kronprinzen von Sachsen machte während der Schlacht 11,000 Gefangene. Außerdem hatte sie 25 Geſchüße, 7 Mi trailleusen , 2 Fahnen und 1 Adler in Händen , das 5. und 11. Corps lieferten über 10,000 Mann ab. Rechnet man hierzu noch die von den bayerischen Truppen gemachten Gefangenen , so ergibt sich eine Gesammtziffer von ca. 25,000 Mann, die allein wäh rend der Schlacht in unsere Hände fielen . Die ursprüngliche feindliche Aufstellung hatte Front gegen Osten genommen ; früh am Morgen war jedoch bereits Marschall Mac Mahon durch eine der ersten Granaten schwer verwundet worden. Der ihn er: seßende General hatte den Versuch gemacht, sich gegen Westen durchzuschlagen. Um Mittag übernahm jedoch General Wimpffen das Commando und wagte noch mals ein Durchschlagen in der entgegengeseßten Rich tung, wobei die Bayern wiederum einen sehr heftigen Kampf zu bestehen hatten, den Gegner jedoch siegreich zurückwiesen. Die Verluste des Feindes, namentlich durch unser | Artilleriefeuer, waren sehr bedeutend, der unsrige hier gegen, namentlich im Vergleich mit denen der voran gegangenen Schlachten, gering. Concentrisch hatte sich schließlich das Feuer von 4-500 Geschüßen gegen die feindliche Armee gewandt, welche sich lange Zeit mit großer Bravour wehrte, die aber schließlich nach Sedan in voller Auflösung hinein geworfen wurde. Der Kaiser selbst befand sich während des Kampfes bei der Armee ; im Laufe der ersten Nachmittags stunden kehrte er nach Sedan zurück in die Festung und bot von hier aus schriftlich durch den General Reille , welcher den Brief überbrachte , Sr. Majestät dem König seinen Degen an. Derselbe wurde an= genommen. Allmählig war der Geschüßkampf auf der ganzen Linie verstummt. Sämmtliche die Festung Sedan um gebende Höhen waren im Besiß der deutschen Truppen. Völlig umschlossen von doppelter Ueberlegenheit, ohne Möglichkeit , sich einen Ausweg zu bahnen oder | längeren Widerstand zu leisten, blieb der franzöſiſchen

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Armee nichts anderes übrig, als Unterhandlungen über | große Wand eines Kugelfangs ausnimmt und auch ihre Capitulation einzuleiten. als solche von den Franzosen behandelt wurde. Diese wurden im Laufe der Nacht in Donchery Wenn diese Stellung schon ungünstig war , so brachte der vorliegende Eisenbahndamm, der sich auch geführt und preußischerseits die Bedingungen stipulirt, deren Nichtannahme die Fortseßung der Feindselig wieder als eine Deckung präsentirte, unseren Truppen keiten am folgenden Morgen bedingt hätte. nichts weniger als Nüßen, da derselbe vom feindlichen Feuer vollständig bestrichen war. Die Eisenbahn , je Nachdem Kaiser Napoleon bereits am 2. früh bei den diesseitigen Vorposten eingetroffen war , wurden nachdem sie die Rücken oder Mulden durchschneidet, bildet hier bald einen Einschnitt , bald einen Damm, gegen Mittag die Capitulationsbedingungen im Schlosse Bellevue bei Frénois durch den General v. Molike und während dieselbe gerade da, wo sie in's Bois de und den Oberbefehlshaber der französischen Armee la Cusse hineinführt , tief eingeschnitten ist , so daß unterzeichnet , nach welchen die feindliche Armee in jede Passage unmöglich wird, liegt etwa 100 Schritt Kriegsgefangenschaft fiel und gleichzeitig die Festung weiter ein Uebergang. Das Terrain ist auf beiden Sedan übergeben wurde. Seiten beinahe gleich. Von da bildet sie bald wieder einen so hohen Damm, daß derselbe wegen der steilen Die Details wurden mit allen denjenigen Rück sichten geordnet, welche der Sieger einer braven und Böschungen nur mit Mühe passirt werden kann. Die Bahnlinie dreht sich etwas mehr nach Nordost und ist unglücklichen Armee nur irgend bewilligen konnte. Außer den am Schlachttage gemachten ca. 25,000 nur noch einige Fuß über dem umliegenden Terrain Gefangenen fielen 83,000 Mann durch die Capitulation erhaben, wo dieselbe den Weg von Amanvillers nach in Kriegsgefangenschaft. 14,000 französische Ver Habonville durchſchneidet ; hier liegt das verhängniß volle Bahnwärterhaus , an welchem mancher brave wundete wurden in und um Sedan vorgefunden. · Ferner gelangten über 400 Feldgeschüße (incl . 70 | hessische Soldat den Heldentod gestorben ist, denn auch Mitrailleusen), 184 Festungsgeschüße und ein äußerst hier befanden sich dieselben noch im Kreuzfeuer der Franzosen und konnten kaum eine Deckung finden. zahlreiches Kriegsmaterial in die Hände der Sieger. Nur ca. 3000 Mann war es gelungen , nach Das Häuschen ist von gelbem Sandstein gebaut ; ſein Belgien zu entkommen ; rechnet man hierzu noch die oberer Theil ist zerstört, auf der vorderen Seite zeigen. die durch Chaſſepotkugeln zerstörten Sandsteine, welche Verluste der Schlacht von Beaumont am 30. August, so ergibt sich eine Gesammtziffer der Mac Mahon'schen Percussionskraft diese haben müssen. Kaum 20 Schritt Armee von nahe an 150,000 Mann. weiter ist die Eisenbahn in das Terrain eingeschnitten; Innerhalb dreier Tage hatte diese Armee aufge: ich kann mir nichts Anderes denken , als daß man hört zu eristiren. unter dem Hohlweg", aus welchem die Franzosen (Fortsetzung folgt. ) nun debouchirten, diese Strecke zu verstehen hat . Ein Hohlweg ist sonst nicht da, und da die Eisenbahnlinie sehr bald wieder sich nach Osten wendet, so gewährte Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. sie den zurückgehenden und sich sammelnden Franzosen XII. eine ausgezeichnete gedeckte Stellung. Den Hohlweg hörte ich vielfach erwähnen, konnte [v.W. ] Gorze vor Meß, 2. Oct. Ich habe unlängst das Schlachtfeld unserer großh. hessischen ( 25.) Divi jedoch weder den Weg nach Amanvillers, noch den sich südöstlich abzweigenden als solchen erkennen ; im Gegen sion vom 18. August in seinen Details nochmals ge nau inspicirt und recognoscirt und theile Ihnen auf theil bietet der Weg in der Nähe des Eisenbahnüber Ihren Wunsch nachstehend einige Notizen mit, welche gangs dadurch, daß er etwas aufgedämmt ist und hier und da kleine Hecken stehen , einige Deckung. Geht in Bezug auf die der No. 36 der Allg. Mil. 14 Ztg. man weiter vor , so verräth die Menge der noch beigegebene Specialkarte von Meß und Umgegend" daliegenden Chassepotkästchen die ausgezeichnete Auf vielleicht von Interesse sein dürften. Das Bois de la Cusse , welches in der Schlacht stellung der Franzosen, während sie selbst vollständig am 18. August bekanntlich eine bedeutende Rolle spielt, gedeckt waren und hinter sich einen weiten gedeckten ist auf der Karte als ein ziemlich großer , vollständig | Raum für ihre Reserven hatten ; es erscheint sonach zusammenhängender Walddistrict gezeichnet. In der das Terrain vor der Stellung wie ein Schießplaß mit That besteht dieses Gehölz - einen Wald kann man Kugelfang, und ſo ſtark die Verluste unserer Diviſion es nicht nennen — nur noch aus einer Menge kleiner auch sind, so ist doch zu erstaunen, daß dieselben nicht Parzellen, auf welchen zwischen einzelnen älteren Eichen noch bedeutender waren, und daß es überhaupt mög von höchstens 1 bis 11/2 Fuß Dicke ein bald dichtes, lich war , unter diesen ungünstigen Verhältnissen die bald ganz lichtes Unterholz von verschiedener Gattung Position zu halten und sogar die Franzosen aus der wuchert. Außerdem daß dieses Gehölz durch seinen ihrigen zu vertreiben . Welche entscheidende und schwere schlechten Bestand nur einen sehr precären Schuß Aufgabe die hessische Division unter ihrem ritterlichen bieten kann , fällt das Terrain nach der französischen Führer hier durch ihre Ausdauer und ihren Helden Seite leicht ab , so daß sich das Gehölze von der muth gelöst hat , wird nunmehr auch algemein aner Stellung der Franzosen aus gesehen etwa wie die kannt und findet die gerechte Würdigung auch in

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343 - ein Beweis , wie der Verleihung vielfacher Decorationen des eisernen verloren dabei nicht einen Mann, Kreuzes ; während die Division wie ein Keil in die | schlecht der Feind schoß. Unsere Schüßen hatten unter französische Stellung hineingetrieben war , hatte sie dessen mit den 86ern das oben erwähnte Zeltlager Eine reiche und das Dorf Beaumont genommen. das ganze Feuer von den sie umgebenden Höhen aus Beute fanden wir hier , namentlich Brod en masse, zuhalten, bis endlich der rechte Flügel der Franzosen aufgerollt und das Centrum zum Rückzug gezwungen das sehr willkommen war ; der Feind hatte Alles liegen. wurde . Wenn man die für Reiterei günstigen leichten lassen . Beim Passiren des Lagers wurde mehrfach Höhen betrachtet, so kommt man unwillkürlich zu der aus den Zelten auf unsere Leute geschossen , so daß Frage : ja, wo war denn die Reiterei ? Bedenkt man schließlich in jedes Zelt mit dem Bajonnet hinein aber das verheerende Kreuzfeuer und vergegenwärtigt gestoßen wurde. In Folge dieses Experiments wurden sich die ganze Anlage des Schlachtplans , so begreift viele unverwundete Soldaten , selbst Offiziere, in man, daß ein Eintreten der Reiterei nur in dem Fall größerer Anzahl an das Tageslicht gefördert und gerechtfertigt gewesen wäre, wenn es sich um die Noth gefangen genommen. Die Compagnie sammelte sich wendigkeit gehandelt hätte, sie zu opfern, um ähnlich bei Beaumont ; das hinter dem Dorfe liegende zweite wie am 16. die feindlichen vordringenden Linien zum Zeltlager fanden wir ganz verlassen : der größte Theil Stehen und die Batterien zum Schweigen zu bringen. der Bagagewagen war stehen geblieben , die Pferde liefen angeschirrt umber , fast alle Sättel eines Regi Die dreitägigen Kämpfe vor Met gehören ohne ments Chasseurs à cheval lagen noch geordnet an Zweifel zu den blutigsten und schwierigsten, welche die den Piquetpfählen , mehrfach auch die Säbel und Kriegsgeschichte kennt : sie sind ebenso ehrenvoll für Pistolen der Reiter. Beim weiteren Vorgehen trafen die deutschen Waffen wie lehrreich in taktischer Be wir ein bayerisches Jägerbataillon : die ersten füd ziehung ; einer späteren Zeit bleibt es vorbehalten, sich deutschen Truppen, die unser Jägerbataillon zu Gesicht mit den Details zu beschäftigen und entsprechenden bekam ; sie hatten die Verbindung zwischen uns und ziehen. zu Nußen daraus der Armee des Kronprinzen hergestellt. Sie machten. XIII. uns auf ein Gebüsch aufmerksam, in dem noch Fran zosen stecken sollten ; diese fanden wir nun beim Ab [v.B. ] Châtou vor Paris, 3. Oct. Zur Vervoll suchen freilich nicht mehr vor , wohl aber Chassepot ständigung meiner vorigen Briefe theile ich Ihnen Gewehre in Menge, die überall umherlagen. Destlich noch im Folgenden einige Details über die Tage von Yonca vereinigte sich das Bataillon wieder ; der weitere Beaumont und Sedan mit. Dieselben umfassen selbst: Vormarsch geschah auf dem rechten Ufer des gleich verständlich nur einen sehr engen Gesichtskreis : ich namigen Flusses . Als wir uns der Chaussée bis auf kann nur das erzählen, was ich selbst gesehen. ca. 600 Schritt genähert, wurden 2 Compagnien von Unser Jäger bataillon marschirte am 30. August S Neuem vorgenommen , da der Feind die Maas und früh um 1/8 Uhr aus ; gegen 1/21 Uhr erhielt meine das Dorf Mouzon ſtark besezt hatte, um mit der Jn Compagnie den Befehl , aus dem Bois de Belval zu fanterie vereinigt anzugreifen. Die beiden anderen debouchiren und rechts der Straße neben der Avant Compagnien folgten geschlossen ; sie hatten beim Pas garden- Campagnie gedeckt vorzugehen, die nach Beau : siren einer breiten Wiesenfläche, die unter dem wirk mont zu liegende Höhe sollte mit Tirailleurs besegt samen Feuer des Feindes lag, fast gar keine Verluſte : werden. Vier Züge gingen zu diesem Zwecke vor ; auch hier gingen die meisten Geschosse über uns hin als sie kaum eben angelangt waren , eröffnete der weg. An der Maas kam das Gefecht zum Stehen, Feind von Beaumont und dem davorliegenden Zelt die bald einbrechende Dunkelheit machte dann dem lager aus ein ungemein heftiges Feuer. Die Jäger Kampfe ein Ende. fanden Gelegenheit, die dicken Tirailleurschwärme und Das sind in Kurzem unsere Erlebnisse bei Beau mont ; es ist kein officielles Actenstück , enthält sogar ein Soutien auf ca. 900 Schritt zu beschießen. Unser wahrscheinlich auch Ungenauigkeiten , aber als Front Feuer war aber mit dem des Feindes gar nicht zu offizier kann man nur das Wenige , was man selbst vergleichen : unsere Leute zielten bei jedem Schusse, sieht , wiedergeben. Sie müssen halt mit dem guten schossen nur auf ein bestimmtes Ziel, der Feind über Willen vorlieb nehmen ! schüttete uns dagegen mit einem Hagel von Geschossen, Am 1. September hörten wir in unserem Can deren größter Theil glücklicher Weise weit hinter uns tonnement Pouron schon um 5 Uhr Morgens heftigen. einschlug. Um 1/22 Uhr gingen die 86er Füsiliere vor und durch unsere Schüßen durch, zum Angriff auf das Geschüßdonner in der Richtung auf Bazcilles . Um Zeltlager und das Dorf Beaumont. Ungefähr zu der 1/26 Uhr kam der Befehl zum Abrücken ; das Bataillon selben Zeit hatte sich rechts von uns die 7. Division ging sofort mit dem 71. Regiment in der Avantgarde aus dem Forèt de Dieulet entwickelt. Um mit ihr die des 4. Armeecorps vor. Der Vormarsch geschah über Verbindung herzustellen , wurde das Soutien meiner Remilly sur Meuse ; hier wurde auf den von den Compagnie dorthin beordert. Dieser Weg und bald Bayern geschlagenen Pontonbrücken die Maas über darauf wieder der Rückweg wurde im heftigsten feind schritten und an der Chauffée Sedan - Verdun Halt lichen Granat und Gewehrfeuer zurückgelegt ; wir gemacht. Wir standen dort bis gegen 1 Uhr hinter

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der bayerischen Artillerie- Aufstellung im Granatfeuer, ohne jedoch Verluste zu erleiden. Das Geschüßfeuer war wahrhaft betäubend ; das 12. Corps , auf unserem rechten Flügel, avancirte ſichtlich. Endlich kam auch für uns Befehl zum Vorrücken ; zwei Compagnien sollten nordwestlich Bazeilles Aufstellung nehmen, um die Reserve Artillerie zu decken , die beiden anderen Compagnien die davor liegenden kleinen Gehölze und den Höhenrand zum Schuße der Batterien des 4. und 12. Corps beseßen. Die sofort ausgeschwärmten Schüßen erhielten, in der Position angekommen , das nun schon bekannte Schnellfeuer , das von uns lang sam , aber mit sichtlichem Erfolge erwiedert wurde ; namentlich konnten wir feindliche Colonnen sehr wirk sam beschießen. Wir hatten hier Gelegenheit , die vorzügliche Präcision zu bewundern, mit der die leichte Batterie des Hauptmanns M. vom 12. Regiment den Feind beschoß , der immer wieder von Neuem zum Abfahren seiner Geschütze gezwungen wurde. Vor uns in der Senkung irrten, scheinbar vollständig planlos, ganze feindliche Bataillone umber , bald hier , bald dort Halt machend , ohne jedoch wunderbarer Weise

unser Feuer zu erwiedern , das mit kurzen Unter brechungen von der Artillerie langsam unterhalten wurde. Der Höhenrand, an dem unsere Jäger lagen , war am Morgen von Mitrailleusen und Turcos be sezt gewesen ; die Wirkung unserer Geschüße konnten wir hier deutlich sehen : alle Gräben lagen voll von Todten und Verwundeten, der Boden war durchwühlt von den Granaten , deren Sprengstücke entseßlich ge= wirkt hatten. Gegen 1/26 Uhr wurden wir aus unserer Stellung zurückgenommen und nach dem linken Flügel zur Unterstützung der vor und in Balan kämpfenden Bayern hinbeordert. Zwei Compagnien kamen nach Balan hinein und gelangten selbst in das Glacis bis fast an den Festungsgraben. Man forderte sie hier wiederholt auf, sich zu ergeben ; als dieß nicht geschah, stellten die Franzosen allmählig das Feuer ein und begnügten sich damit , von der Brustwehr aus eine Conversation anzuknüpfen , da inzwischen bereits vom Commandanten mit unserem Divisions = Commandeur unterhandelt wurde, freilich für dießmal ohne Erfolg. Gegen 10 Uhr rückten wir in's Bivouac , durch das brennende Bazeilles hindurch.

Nachrichten.

Preußen.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

* Berlin , 10. October. [ Einführung des Meter= systems bei Messung der Recruten pon 1871. ] Bei dem Ersatzgeschäft des Jahres 1871 wird bereits die Messung der Ersaymannschaften nach dem Metersystem stattfinden. Bei derselben wird jedoch die Feststellung ge ringerer Mage als 5 Millimeter unterbleiben, und sind 5 bis incl. 9 dergleichen nur als 5 Millimeter zu rechnen . Durch die Umänderung des Maßes sind folgende Normal und Marimal-Maße in Zukunft festgestellt. Für reitende Artillerie, Jäger, Trainfahrer zu halbjähriger Ausbildung, Cürassiere und Ulanen 1 Mieter 75 Centimeter , für Cürassiere und Ulanen ausnahmsweise 1 Meter 78 Centi meter, für Dragoner, Husaren und Trainstamm 1 Meter 72 Centim. Die Minimalmaße gestalten sich folgender maßen für die Garden (ercl. der leichten Cavalerie) 1 Meter 70 Centim., für Garde- Dragoner, Garde-Husaren, Festungs-, resp. See: Artillerie, Pioniere, Linien - Cürassiere und Ulanen 1 Meter 67 Centim. , für Feld-, Fuß- und reitende Artillerie 1 Meter 65 Centim . Für alle übrigen Waffen , resp. Truppengattungen 1 Meter 62 Centim., für die Linien- Infanterie unter den im §. 30 2. 1. c. angegebenen Voraussetzungen ausnahmsweise 1 Meter 57 Centimeter.

* Washington , 12. October. [ Personalchronik : General Lee t. ] Gestern ist der ehemalige Ober: befehlshaber der Truppen des Südens im amerikanischen Bürgerkrieg, General Robert Eduard Lee in Werington im Staate Virginien gestorben . Sein Tod hat große Sensation in ganz Amerika erregt , die Unantastbarkeit seines Charakters war über alles Lob erhaben. Derselbe war 1806 geboren und in der Militärakademie zu Weſt point gebildet, aus der er in das Ingenieurcorps eintrat. Schon im mericanischen Krieg war er Director dieses Corps und wurde nach dem Frieden Director der Aka demie von Westpoint. Während des Krimkriegs wurde er mit Mc. Clellan nach Europa geschickt , um hier Er fahrungen zu sammeln, die ihm später so nüßlich werden. sollten. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs nahm er seinen. Abschied und trat auf die Seite der Südstaaten, zu denen seine Sympathien und Interessen ihn hinzogen. Er wurde sofort zum Generalmajor ernannt und übernahm 1862 nach Johnstons Verwundung den Befehl über die virginische Armee, den er bis zum Ende des Krieges behielt.

Berichtigung . In Nr. 41 der Allg . Mil .-Ztg. auf Seite 326 , Spalte 2, Zeile 25 v. u. bitten wir Theater ſtatt Graben zu leſen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünfund vierzigster

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 2. November.

No. 44.

1870.

Inhalt : Auffähe. Die Krisis. - Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialfarte. ] (Fortsetzung.) - Militärische Briefe vom Kriegsschau play. XIV. Miscelle. Die Belagerung von Paris. [Beurtheilt von einem Offizier der Armee von Paris.] Nachrichten. Preußen. Neuer Raketen-Telegraph des Capitäns Papafy. — Dänemark. Beabsichtigte Reorganisation der Militär strafgeseßgebung. - Großbritannien. Versuche mit Torpedos.

Die Kriſis. ** ** Wir befinden uns in diesem Augenblick in dem Stadium der Krisis , resp . in jenem Zeitraum, welcher über den Abschluß eines Waffenstillstandes oder über die energische Fortführung der militärischen Operationen entscheidet. Die Merkmale , welche jest einen solchen Augenblick als eingetreten erscheinen lassen , haben sich während der letzten Woche noch vermehrt: nicht allein sprechen gewichtige Anzeichen dafür, daß die Capitulation von Mez ganz nahe be vorstehend sein muß, wenn auch die Mission des Gene rals Boyer nach Versailles durch übertriebene For derungen des Marschalls Bazaine vorläufig gescheitert sein soll, sondern auch das bedeutungsvolle Factum ist zu registriren, daß die englische Regierung, unterstüßt von der österreichischen und russischen, sowohl in Berlin wie in Tours unter dem 21. October einen Waffenstill stand behufs Einleitung von Friedensverhandlungen vorgeschlagen hat. Herr A. Thiers, das thätige Mit: glied der provisorischen Regierung, welches seine Rund reise an den großen europäischen Höfen vollendet und nirgends eine wirksame Unterstüßung erreicht hat, soll sich bereits am 25. October in das königliche Haupt quartier nach Versailles begeben haben. Nimmt man bierzu die bekannte Geneigtheit Sr. Majestät des Bundesfeldherrn, auf Grund der längst fundgegebenen Bedingungen die Verhandlungen über den Friedens

schluß beginnen zu lassen ; zieht man ferner den Schluß des Telegramms Sr. Majestät des Kaisers von Ruß land an Se. K. H. den Großherzog von Mecklenburg in Betracht : " Gott gebe , daß der Krieg durch einen dauernden Frieden bald beendet werde", welchem Wunsch sich gewiß alle Einsichtigen in ganz Deutsch land anschließen, so kann man wohl nicht allein mehr hoffen , sondern auch mit einer gewissen Zuversicht erwarten , daß der Abschluß eines Waffenstillstandes bald erfolge. Freilich muß die französische Nation von vornherein sich mit dem Gedanken einer Länder abtretung vertraut gemacht haben , denn den Elsaß und Deutsch- Lothringen, sowie die Festungen Straßburg und Mez wollen und müssen wir wieder haben ; geht man aber hierauf nicht ein , so ist die Folge unaus bleiblich : der Krieg wird energisch fortgesezt und in erster Linie das Bombardement von Paris unverzüg lich begonnen werden. Das Verhalten der deutschen Kriegführung ist derselben also ganz klar vorge schrieben ; möge jeßt die provisorische Regierung oder die zu wählende constituirende Versammlung Frank reichs hiernach ihre Entschlüsse fassen.*)

*) Die constituirende Versammlung (assemblée constituante), oder auch kurz " Constituante" genannt, ist jene gefeßgebende oder den Staat begründende Versammlung , resp. Nationalversamm lung , welche in der französischen Revolution 1791 das neue Staatsgrundgesetz entwarf.

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Auch die letzte Woche brachte uns neue militärische | quartiermeisters v. Podbielski meldet, daß der General Erfolge. So hat Schlettstadt am 24. October v. Werder am 22. October die aus zwei Divisionen bestehende sogenannte „Ostarmee" unter General Cam capituliren müſſen ; seine Besaßung von 2400 Mann hat sich ergeben, 120 Geschüße wurden erobert. Zu briels, welche sich bei Rioz und Etuz stellte, in hißigem einer ernsten Belagerung war es gar nicht gekommen, Gefecht über den Ognon und aus Auron und Dessus denn erst in der Nacht zum 23. October war die erste gegen Besançon zurückgeworfen habe. Diesseits waren Parallele gegen die Südwestfront der Festung auf im Gefecht die Brigade Degenfeld, Truppen der Bri 5-700 Schritt ausgehoben worden. Auf deutscher gaden Prinz Wilhelm und Keller und 2 Bataillone Seite hatten erst 32 Geschüße das Feuer eröffnet. des Regiments Nr. 30. Unſer Verlust hat 3 Offiziere Schlettstadt oder Schelestadt , die frühere Hauptstadt und ca. 100 Mann betragen, von Franzosen wurden des Departements Niederrhein, liegt an der Eisenbahn, 2 Stabs- und 13 Offiziere, sowie ca. 180 Mann un welche über Besançon und Belfort die größte Stadt verwundet gefangen genommen. Die provisorische Re Südfrankreichs , Lyon , mit Straßburg verbindet , be: gierung scheint immer noch nicht einzusehen, daß der sigt also eine wichtige Lage ; es ist ein von Vauban jezige Kampf der Horden der Franc- Tireurs und so= eben conscribirter, kaum ausgebildeter Mannschaft mit gebauter Waffenplaß zweiter Classe , dessen Besit be sonders auch deßhalb für uns von Wichtigkeit ist, den geschulten deutschen Soldaten ein völlig aussichts weil es zur Säuberung des oberen Elsaß von den loser ist ; dieser vergebliche Widerstand hat keinen Franc- Tireurs einen Stüßpunkt bietet. anderen Zweck als den Sieger , welcher über die oft tückische und boshafte Kriegführung des Gegners schon Die Lage vor Paris hat sich nicht weiter ver ändert, als daß mehrere Ausfälle der Franzosen ver sehr aufgebracht ist, noch mehr zu erbittern . Es wäre sucht und stets mit großen Verlusten für den Feind daher schon aus rein humanen Gründen gerathen, das zurückgeschlagen wurden. So telegraphirt Se. Majestät Werk nuploser Menschenvernichtung aufzugeben ; auch der König Wilhelm an die Königin Augusta unter kann man nur dringend wünschen , daß es unseren dem 21. October : „Ich komme soeben von einem braven Truppen im Feld vergönnt sein möge , sich kleinen Gefecht bei La Malmaison. 12 Bataillone nicht mehr mit einem so wenig ebenbürtigen Gegner herumschlagen zu müssen. Die Verluste an Offizieren waren vom Mont Valerien mit 40 Geschüßen aus und Soldaten haben in diesem Feldzuge bereits eine gefallen und nach 3stündigem Gefecht zurückgeworfen. bedeutende Höhe erreicht.*) Wir sahen bei dem Marsch auf einem Viaduct dem Gefecht zu. Versailles wurde allarmirt. " Herr General Die nächsten Wochen oder Tage werden hoffentlich quartiermeister v. Podbielski meldet über dasselbe Ge die Entscheidung, d. h . zunächst einen Waffenstillstand bringen ; ob sich aus demselben ein definitiver Friedens fecht, daß von preußischer Seite die vordere Abtheilung der 9. und 10. Infanteriedivision, sowie das Garde schluß entwickeln kann , werden die Verhandlungen selbst darthun . ** ) Landwehrregiment , zuletzt unterstüßt durch Artillerie: Geschrieben am 27. October 1870. feuer des 4. Corps vom rechten Seine- Ufer, im Gefecht gewesen seien und verhältnißmäßig geringe Verluste gehabt haben ; über 100 Gefangene und 2 Geſchüße kamen dabei in unsere Hände. Weiter meldet ein Telegramm des f. württem bergischen Kriegsministers v. Suckow aus Versailles unter dem 23. October, daß am 21. October ein Aus fall von 3 französischen Bataillonen , die in Verbin dung mit Artillerie und Mitrailleusen über die Marne bei Joinville gegen die württembergischen Vorposten vor dem Bois de Vincennes vorgedrungen waren, von dem 2. Jägerbataillon und Theilen des 7. Regiments tapfer zurückgeschlagen worden sind. Der diesseitige Verlust bestand in 5 Todten und 30 Verwundeten. Inzwischen seßt das v. d . Tann'sche Corps seinen Vormarsch im Süden des Departements der Dise fort, während die 22. Diviſion (General v. Wittich) eine Flankenbewegung begonnen und am 21. October die Stadt Chartres beseßt hat. Der lettere Ort wird als die geeignetste Basis für eine militärische Ope= ration im Nordwesten Frankreichs erachtet, falls eine solche durch neue Truppenanſammlungen nothwendig werden sollte. Auch vom 14. Armeecorps sind Nachrichten über neue Erfolge eingegangen : ein Telegramm des General

*) Unter den während der letzten Wochen Gebliebenen be finden sich abermals zwei Mitarbeiter der Allg. Mil .-Ztg.: es sind dieß der Hauptmann v. Roques im 1. hessischen Infanterie regiment Nr. 81 und der Rittergutsbeſißer auf Sagisdorf bei Halle Bruno v. Werder , Rechtsritter des Johanniterordens. Der erstere fiel bei einem nächtlichen Angriff auf das Dorf Ladonchamps bei Meß an der Spitze seiner Compagnie am 7. October, der lettere starb am 12. October im Offizierlazareth zu heims am Nervenfieber. Die Allg. Mil.-Ztg. verdankt diesen beiden hochgeschäßten Mitarbeitern manchen werthvollen Beitrag ; ihr Gedächtniß wird bei uns stets in Ehren gehalten werden. Friede ihrer Asche ! D. Red. **) Nachschrift am 28. October. Soeben läuft noch eine außerordentlich wichtige Nachricht ein. Se. Majestät der König telegraphirt an die Königin Auguſta in Homburg aus Verſailles, 27. October : „ Dieſen Morgen hat Armee Bazaine's und Festung Mez capitulirt. 150,000 Mann Gefangene , incl. 20.000 Blessirte und Kranke. Heute Nachmittag wird Armee und Garnison Gewehr strecken. Dieß eins der wichtigsten Er= eignisse in diesem Monat. Dank der Vorsehung. Wilhelm“ . Nunmehr dürfte wohl bald das Ende des Krieges gekommen sein !

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4. preußischen Corps 4 Bataillone und 2 Batterien diesem Corps zur Unterstüßung überlassen. Dasselbe drängte den Gegner bei Villers devant Mouzon über die Maas, wobei besonders die beiden Batterien Ge [Nach der Augsburger Allgemeinen Zeitung.] legenheit hatten wirksam einzugreifen. In der Nacht Am 28. August marschirte das erste bayerische vom 30. auf den 31. August stand das bayerische 1 . Armeecorps in engste Cantonnirung und Bivouac um Corps mit dem Gros um Raucourt und La Besace ; Varennes ; die Avantgarde rückte nach Baulny. An die an das 4. Corps abgegebenen 4 Bataillone und diesem Tage hatten die größtentheils bivouaquirenden 2 Batterien bei Pouron. Truppen sehr viel von dem in Strömen niedergehen Für den 31. August war vom Obercommando den Regen zu leiden . Der Operationsbefehl des Ober befohlen , daß der Tags vorher auf allen Punkten commandos hatte für den 29. Auguſt eine Vorrückung geschlagene Feind bis an die Maas verfolgt werden des Corps gegen Grand - Pré angeordnet ; eingetroffene solle. Das 1. bayerische Corps sollte deßhalb bis Meldungen veranlaßten jedoch das Obercommando, | nach Remilly sur Meuse, das 2. bayerische Corps da das 1. bayerische Corps am 29. August nach Som hinter bis Raucourt rücken , während die Armee merance zu dirigiren , woselbst es hinter dem bei corps des Kronprinzen von Sachsen von Mouzon Landres stehenden linken Flügel der Armeeabtheilung aus längs des rechten Maasufers nachzudrängen be des Kronprinzen von Sachsen Stellung nehmen sollte. fohlen waren. Das 1. Corps hatte die 1. Brigade Durch persönliche Anordnung des Generals v. Moltke mit einer 6Pfünder- und einer 4Pfünder- Batterie an wurde jedoch die 1. Division in St. Juvin an der der Spize ; hierauf folgte die 2. Brigade , dann die großen Straße nach Grand -Pré belassen, so daß nur ganze Artillerie-Reserve, dieser endlich die 2. Diviſion. die 2. Division auf dem Plateau bei Sommerance Gegen 10 Uhr traf von der Avantgarde die Meldung im Bivouac stand . Man erwartete nämlich , daß ein, daß jenseits der Maas bei Bazeilles und Douzy andern Tags eine Bewegung in nordwestlicher Rich sich starke feindliche Colonnen zeigten, welche theilweis tung nothwendig würde. Mittags trafen jedoch be= in westlicher Richtung marschirten. Die Artillerie der stimmte Nachrichten über die Stellung und Stärke der Avantgarde war bereits auf den Höhen östlich und französischen Armee ein. Demgemäß wurde für den westlich des Dorfes Remilly sur Meuse in Action 30. August ein allgemeiner Angriff der 3. Armee und getreten. Der Feind entwickelte bedeutende Artillerie, der Armee-Abtheilung des Kronprinzen von Sachsen welcher aber bald die Reserve- Artillerie des 1. Corps , auf die feindliche Stellung zwischen Le Chêne und die im Trab nachgerückt und in ausgezeichneten Po Beaumont befohlen. Das 1. Corps hatte Befehl, fitionen aufgefahren war, mit Erfolg antwortete. Die über Buzanch und Sommauthe gegen Beaumont vor feindlichen Truppen waren dem 1. Corps an Infanterie bedeutend überlegen , hatten außerdem eine zur Ver zurücken, und diesen Punkt anzugreifen. Rechts vom 1. bayerischen Corps hatte Se. K. , H. der Kronprinz theidigung des Maas - Uebergangs vorzüglich geeignete von Sachsen ebenfalls gegen Beaumont vorzurücken, Stellung auf den Höhen nördlich von Bazeilles inne während die Armeecorps des Kronprinzen von Preußen und bestrichen die sämmtlichen Ausgänge des Orts , ſo links vom 1. Corps vorgingen ; das 2. bayerische wie die Eisenbahnbrücke und das Maas - Ufer mit Corps folgte unmittelbar dem 1. bis nach Sommauthe. mehreren Mitrailleusen - Batterien. Der Commandant Der Feind wurde in seinem Lager bei Beaumont des 1. Armeecorps beschloß daher , sich in den Besit vollständig überrascht. Die an der Tête marschirende der Eisenbahnbrücke zu seßen , ein weiteres offensives 4. Brigade wurde durch General v. d . Tann sogleich Vorgehen über die Maas jedoch erst dann zu befehlen, gegen die Rückzugslinie des Gegners gerichtet ; dies wenn ein Eingreifen der Armeecorps des Kronprinzen selbe Direction erhielt die 3. Brigade , welche zur von Sachsen, welcher längs des rechten Maas- Ufers Unterstüßung links von der 4. in's Gefecht eingriff. vorzugehen beordert war, bemerkbar würde. Deßhalb Beide Brigaden gingen mit ausgezeichneter Bravour ließ General v. d . Tann auch zwei Jägerbataillone vor und drängten den weichenden Feind gegen Yoncq (4 und 9) , welche aus eigenem Antrieb über die und Varimont. Das 1. Jägerbataillon nahm hierbei Eisenbahnbrücke vor und in Bazeilles eingedrungen zwei bespannte Geschüße. Um den Gegner weiter nord waren , aber unmöglich weiter vordringen konnten, wärts zu drängen, dirigirte General v . d . Tann die zurücknehmen und an der Eisenbahnbrücke eine Auf 1. Division gleich bei ihrem Eintreffen durch den Waldstellung suchen. Ein Versuch des Feindes, die Eisen von Beaumont in nordwestlicher Richtung gegen La bahnbrücke zu sprengen , wurde schon im Laufe des Besace. Eine feindliche Arrièregarde , die sich nördVormittags von unserer Seite abgewiesen. Zugleich lich dieses Ortes festgesel hatte, wurde durch die 1. ließ General v . d . Tann zwei Pontonbrücken über nd 2. Brigade, welche den Feind in beiden Flanken die Maas schlagen und in deren Nähe die 1. Brigade umgingen , bis über Raucourt und weiter nördlich vrrdeckt in Bereitschaftsstellung rücken, um, sobald die zurückgedrängt , woselbst die Dunkelheit dem Gefecht erwartete Flankenbewegung am rechten Maas - Ufer ein Ende machte. Von der 2. Division hatte General einträte, mit bedeutenden Kräften rasch vorbrechen zu können. Die Vorbereitung zum Vorstoß gegen Bazeilles v. d. Tann auf Ansuchen des Commandanten des Die Schlacht bei Sedan . (Fortsetzung.) Bayerischer Bericht.

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war eben beendigt, die Artillerie noch durch vier Bat terien des 2. Corps verstärkt worden , als die Nach richt eintraf, daß die Armeecorps des Kronprinzen von Sachsen im Laufe des 31. nicht mehr zum Angriff kämen , sondern Bivouacs und enge Canton nirungen bezogen hätten . In Folge dessen befahl der Commandant des 1. bayerischen Armeecorps, daß die 1. Brigade mit einigen Bataillonen der 2. Brigade unter Commando des Generalmajors Dietl, unterstüßt von der über Nacht in Position bleibenden Reserve Artillerie , die unter Tags eingenommene Stellung während der Nacht beseßt halten, während das Gros des Corps zwischen Angecourt und Remilly in's Bi vouac rückte. Die Eisenbahnbrücke wurde verrammelt und gegen einen Ueberfall vollkommen gesichert. In der Nacht vom 31. August auf den 1. September er hielt General v. d. Tann vom Obercommando den Befehl, anderen Tags nach Maßgabe des Vorrückens der Armeecorps des Kronprinzen von Sachsen in die Schlacht einzugreifen, jedoch mit dem Zusaß : daß es ihm unbenommen sei , noch während der Nacht eine Wegnahme von Bazeilles zu versuchen , um hierdurch den Feind bis zum Herankommen der übrigen Corps festzuhalten. Demgemäß befahl General v. d. Tann auch sogleich den Angriff auf Bazeilles. Um 4 Uhr früh, bei einem dichten , jeden Ueberblick hemmenden Nebel rückte die Avantgarde unter Generalmajor Dietl, welcher die Brigade Orff nachgezogen wurde , zum Sturm auf Bazeilles vor ; die 2. Division folgte bald nach und unterstüßte die 1. Division. Der Feind kämpfte mit großer Hartnäckigkeit ; einer seiner besten Truppentheile, die Marine- Infanterie, hatte Bazeilles beseßt und vertheidigte den großen, ganz aus steinernen Häusern bestehenden Ort Schritt für Schritt. Die hier fechtende französische Division gehörte dem noch in= tacten Corps des Generals Lebrun an, welches dann durch das erste französische Corps unterſtüßt wurde. Der Oberbefehlshaber der französischen Armee, Mar schall Mac Mahon , wurde an diesem Punkte gegen 8 Uhr Morgens schwer verwundet , und dessen Ver wundung und der darauf eingetretene Wechsel im Commando war von wesentlichem Einfluß auf die Leitung der Schlacht. Der Kampf um den Besit des Dorfes dauerte fast 6 Stunden , denn erst gegen 10 Uhr war es unbestritten im Besit des bayerischen 1. Corps . Der Verlust war sehr bedeutend, besonders bei einigen Bataillonen, welche in einem großen Park fochten, den die Franzosen als ihren leßten Stüßpunkt mit Zähigkeit festhielten, wobei sie von ihren Batterien und Mitrailleusen wirksam unterstüßt wurden. Um 1/29 Uhr hatte das Corps Fühlung mit dem 12. Corps (Sachsen), welches auf dem rechten Flügel focht. Das ganze 1. Corps hatte sich nach und nach an dieſem erbitterten Localgefechte betheiligt. Die Batterien der Divisionen waren seitwärts (nördlich) des Ortes Bazeilles aufgefahren und beschossen auf die nächste Distanz, häufig im feindlichen Infanteriefeuer, den zähe aushaltenden Gegner. Gegen 11 Uhr war

die dem bayerischen 1. Corps zugewiesene 3. Division über die Eisenbahnbrücke vorgerückt und auf Befehl des Generals v . d . Tann längs der Maas über Ba zeilles hinaus gegen Balan vorgegangen. In dieſem Dorf und auf den nächsten Höhen entspann sich nun mehr ein neues heftiges Gefecht. Die 3. Division hatte bedeutende Kräfte gegen sich und wurde auch von Sedan aus beschossen. Von der dem General v. d. Tann gleichfalls zur Disposition gestellten Avant garde- Brigade des preußischen 4. Corps in der Stärke von vier Bataillonen war ein Bataillon zum Sturm auf Bazeilles verwendet worden , ein Bataillon aber später bei dem Gegenangriff auf Balan als Unter stüßung nachgeschoben. In Voraussicht eines mög lichen feindlichen Gegenstoßes in der Richtung auf Bazeilles hatte General v. d . Tann die 1. und Theile der 4. Brigade , nachdem sie ihre Munition ergänzt, aus Bazeilles in eine Aufstellung östlich von Balan vorbeordert und ebenso die Reserve- Artillerie auf eine günstig gelegene Höhe östlich von Balan poſtirt. Gegen 4 Uhr machte der Feind wirklich den leßten heftigen Angriff gegen Balan , nach Aussage von gefangenen Offizieren unter persönlicher Anwesenheit des Kaiſers Napoleon. Die 3. Division, welcher General v . d . Tann bereits ein Bataillon des 1. Infanterieregiments zu gewiesen , seit 3 Stunden im heftigsten Gewehr- und Mitrailleusenfeuer , verlor einen Theil des Ortes , wurde jedoch sofort von der 1. Brigade unterſtüßt. Sobald sich die Têten der östlich vorrückenden feind lichen Abtheilungen zeigten, wurden sie durch die Re serve Artillerie mit lebhaftem Feuer empfangen , dem sogleich ein vom besten Erfolg gekrönter lebhafter Angriff der gesammten Infanterie folgte. Der Feind wurde in die Festung Sedan zurückgeworfen. General v. d. Tann ritt nach eingetretener Dunkelheit bis un mittelbar vor die Thore Sedans , vor welchen bereits Truppen der 1. Brigade und zwei Bataillone des preußischen 4. Corps standen. Eine im Namen des Kronprinzen von Preußen erfolgte Aufforderung zur Uebergabe blieb noch ohne Resultat ; die Capitulation erfolgte am nächsten Tag. Das Benehmen der Genc rale, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wäh rend der drei Schlachttage kann nicht genug gerühmt werden . Die Verluste der bayerischen Armee in der Schlacht bei Sedan erreichen die Gesammtzahl von 3371 Mann ; hiervon blieben 566 todt, 2805 wurden verwundet. Todt blieben 56 Offiziere, 72 Unteroffi ziere und 438 aus dem Mannschaftsstande ( Signalisten, Pioniere, Gefreite, Soldaten) , unter den Verwundeten sind 165 Offiziere, 279 Unteroffiziere und 2361 aus dem Mannschaftsstande. Das 1. Armeecorps parti cipirt an diesen Verlusten mit 34 todten und 98 ver wundeten Offizieren, das 2. Armeecorps mit 22 todten und 67 verwundeten Offizieren ; hierbei ist jedoch zu bemerken, daß vom 2. Armeecorps nur eine Diviſion ( 3. Division Walther) im Gefecht war ; die 4. Diviſion hatte nur einige zufällige Verluste. (Fortsetzung folgt.)

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Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. XIV . Versailles , 19. October. Der Jahrestag der Schlacht von Leipzig , bekanntlich gleichzeitig der Ge burtstag Sr. K. H. unseres Kronprinzen, ist hier nicht ohne militärische Auszeichnnug vorübergegangen. Der Einwohnerschaft wurde die Bedeutung des Tages durch zwei kleine Ereignisse vorgeführt , welche ein gewisses Interesse erregten : das Spiel der Wasserkünfte am Nachmittag und eine große Serenade der Militärmuſik: corps mit Zapfenstreich. Die Wasserkünste sprangen nicht zum ersten Mal wieder : schon am 6. October waren dieselben nach längerem Stillstand auf Befehl Sr. Majestät in Wirksamkeit getreten , und hatten namentlich unsere Soldaten , welche die ähnlichen Wasserkünfte in Potsdam, Wilhelmshöhe 2c. theilweise noch nicht kannten, in großes Entzücken versezt. Der große Zapfenstreich am Abend vor der Wohnung Sr. Majestät des Königs in dem schönen Präfecturgebäude schien dagegen die Einwohnerschaft lebhaft zu interes . siren ; das französische Publicum liebt bekanntlich die Musik, und die combinirten Musikcorps trugen mehrere Piècen sehr gut vor. Im Allgemeinen jedoch ist das Verhältniß zwischen den Franzosen , namentlich den gebildeten Classen , und unseren Truppen , wenn es sich auch inzwischen etwas verbessert hat, noch ziemlich wie früher und in ganz Frankreich : die Familien schließen sich ab und beobachten der Einquartierung gegenüber durchaus nur die gebotenen geselligen Rück sichten ; der Disciplin unserer Truppen zollen sie da gegen laute Anerkennung. Versailles gemahnt mich etwas an Potsdam oder Ludwigsburg ; es ist zwar schöner und größer gebaut, doch abgesehen von den kriegerischen Attributen der Gegenwart ebenso still wie Potsdam und wo mög : lich noch mehr verödet wie Ludwigsburg , ―――― eine alternde oder veraltete Schönheit , welche allerdings noch viele Spuren des einstigen Glanzes an sich trägt. Das Schloß ist ein merkwürdiges Denkmal der Ge schichte der Baukunst , ein ächter Repräsentant von Auf dem Frankreichs früherem Ruhm und Glanz. großen Ehrenhof vor dem Schlosse stehen die Marmor statuen der Helden der franzöſiſchen Nation, mit ihren Namen ist die ruhmvolle Geschichte des Landes auf das innigste verknüpft. Unwillkürlich drängte sich mir die Frage auf: ob die jeßige franzöſiſche Armee noch Ritter Bayard" zu wohl die Ehre verdiene , den ihren Ahnen zu zählen ? Tapfer gekämpft haben sie in der Regel, Offiziere wie Soldaten, das ist richtig ; aber ebenso wahr ist auch, daß ihnen doch manche militärische Tugenden theilweise wenigstens . abhanden gekommen zu sein scheinen. Die Säle des Schlosses sind bekanntlich der Ver herrlichung der kriegerischen Thaten der grande nation gewidmet. In bewunderungswürdiger Weise ist der große und schöne Gedanke realiſirt : den Ruhm der Armee der Nachwelt vor's Auge zu führen. Wahr

lich, ein solches Pantheon fehlt uns noch , welches die ruhmvolle Geschichte des deutschen Vater landes der gegenwärtigen und künftigen Generation illustrirt überliefert ; es wird gewiß nicht die unwich tigste Aufgabe sein , nach Beendigung des jeßigen Kriegs eine ähnliche deutsche Ehrenhalle aufzurichten, wie sie in Versailles durch Künstler wie Horace Ver net u . A. für die französische Nation ausgeführt ist. Aus dem Mittelalter , aus der Zeit des „ großen Ludwig" - der es übrigens so wenig verschmähte, wie der erste Napoleon , begangene Fehler in Feld zügen seinen Generalen zuzuschreiben und sich dagegen die Verdienste ihrer glücklichen Kriegsthaten zu vindi civen*) — und nun besonders aus den lezten Jahr zehnten sind zahlreiche Kriegsthaten durch den Pinsel verherrlicht. Eine lebhafte Aufmerksamkeit erregen jene Bilder, welche die Kämpfe in Algier zum Gegen stand haben und mit großer Naturtreue gemalt sind, so besonders die Gefangennahme Ab- del-Kaders durch General Lamoricière ( 1847), ein großes Wandtableau, ―― auf hohen Effect berechnet, hier in Algier ist also das Vaterland der Turcos, Zuaven und Spahis zu suchen! Einen großen Contrast mit dem immer noch in altem Glanz schimmernden Versailler Schloß bilden gegenwärtig die Ruinen des Schlosses St. Cloud , das der Vandalismus der Franzosen vor acht Tagen zerstört hat. Das Granatfeuer vom Fort des Mont Valerien und aus einer Batterie im Bois de Boulogne hat dieses so schöne und historisch bedeutungsvolle Schloß am 12. und 13. October in Zeit von wenigen Stunden in einen Aschen- und Trümmerhaufen ver wandelt. Die Besaßung bildete eine Compagnie des 1. schlesischen Jägerbataillons Nr. 5 , die sich kaum einlogirt hatte, als das Bombardement schon anfing ; die braven Jäger haben , als das Schloß in Brand gerieth und das Feuer sich immer weiter verbreitete, das Mögliche gethan, um demselben Einhalt zu thun. doch Alles war vergeblich. Gleichwohl gelang es, noch mehrere Kunstschäße zu retten ; so ist namentlich die berühmte Schloßbibliothek bis auf einige Schränke der obersten Gallerie noch glücklich in Sicherheit gebracht worden. Auch der Schreibtisch ist gerettet worden, auf welchem Kaiser Napoleon III. die Kriegserklärung ――――― gegen Preußen 1870 unterzeichnet hat, gerettet durch preußische Jäger ! In Sicherheit gebracht wurde ferner die berühmte Marmorbüste Napoleons I. aus der Zeit des Consulats, cine Sammlung von Vasen, das goldene Crucifix aus der Capelle 2c . Für die freiwilligen Anstrengungen der preußischen Jäger, um alle diese Kunstschäße der drohenden Feuers brunst zu entreißen , müssen uns die Franzosen einst selber Dank wissen ! *) Das intereſſante Werk von Rousset über Louvois gibt hierüber mehrere neue Aufschlüsse. So enthält das Memoire Ludwigs XIV. über den Krieg von 1672 am Niederrhein Nach weise , daß der große König sich ganz unberechtigter Weise das Verdienst von strategischen Entwürfen zuſchrieb, welche Turenne , der große Kriegstheoretiker, ersonnen .

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St. Cloud war in der neueren französischen Ge schichte Schauplat wichtiger historischer Ereignisse. In der ,, Galerie d'Apollo " , dem merkwürdigsten Saale des Schlosses , spielte der Staatsstreich im November 1799 : die Aufhebung des Raths der Fünfhundert durch General Bonaparte ; hier ließ sich derselbe Gene ral Bonaparte am 18. Mai 1804 als Kaiser aus rufen ; hier nahmen 1814 und 1815 Feldmarschall Fürst Blücher und Generalissimus Fürst Schwarzen berg ihr Hauptquartier ; hier wurde nach Napoleons zweitem Sturz am 3. Juli 1815 eine Militärconvention wegen der Beseßung von Paris abgeschossen ; hier in St. Cloud endlich nahm am 7. November 1852 der Präsident der Republik den Senatsbeschluß entgegen, welcher ihm die Krone des dritten Kaiserreichs über trug. Irgend ein vernünftiger Grund für die Beschießung und Einäscherung des Schlosses St. Cloud ist absolut nicht aufzufinden, man müßte denn die Beseßung des felben durch eine preußische Jägercompagnie oder per sönlichen Haß gegen Kaiser Napoleon als Ursache gelten lassen. Auch dieser Act gehört zu jenen Un begreiflichkeiten , an welchen der Krieg von 1870 so reich ist. Die große Nation , welche an der Spite der Civilisation marschiren will, wird, sobald sie ein: mal wieder ernüchtert ist , die Einäscherung des Schlosses sicher nicht zu ihren größten Thaten zählen !

Miscel I e. Die Belagerung von Paris . [Beurtheilt von einem Offizier der Armee von Paris.] Der „Gaulois enthält aus der Feder eines Offiziers der Armee von Paris unter dem 4. und 5. October nach folgende beachtenswerthe Betrachtungen über die Be lagerung von Paris : „ Nach der unbegreiflichen (?) Capitulation von Sedan erwartete Paris in Betäubung, daß die Armeen des Königs Wilhelm in Gewaltmärschen sich auf seine Umwallung stürzen würden, und Jedermann glaubte seit dem 8. Sep tember , daß es deutsche Bomben auf unsere Hauptstadt regnen würde. Welche Ursachen hielten den Feind zurück? Seine Belagerungsartillerie versumpfe in der Marne, sagten die Einen , während die Anderen behaupteten, daß seine Heerführer mit der Gefangennahme des Kaisers den Krieg für beendigt gehalten hätten und nun zu ihrer großen Enttäuschung einſähen , daß sie den Krieg , und zwar diesmal gegen die ganze Nation fortsetzen müßten. Die Soldaten, welche insbesondere diese Hoffnung gehegt hätten , mehr noch als ihre Generale , marſchirten nur widerwillig, nur langsam vorwärts . Häten wir uns, von alledem etwas zu glauben. Die Belagerungsartillerie wird kommen, wenn sie nicht bereits da ist. Die ohne Zweifel nicht zu rechtfertigende , aber doch ruhige und entschlossene Sprache des Herrn v. Bismarck dem Herrn Jules Favre gegenüber beweist , daß , wenn

die Anführer einen Anfall von Schwäche gehabt haben, dieser vorüber ist, und was den Widerwillen der Soldaten gegen die Fortseßung des Krieges betrifft, so dürfen wir ebenso wenig daran glauben ; die straffe Disciplin der preußischen Armee wird ihn bald genug zum Schweigen gebracht haben , wenn er sich jemals kundgethan haben sollte. Glauben wir vielmehr, daß wenn der Feind uns erst seit dem 16. ſignaliſirt worden , daß , wenn erſt ſeit dem 17. bei den Recognofcirungen die ersten Schüsse mit ihm gewechselt wurden , dieß nur darin seinen Grund hatte, daß man nach so mörderischen Schlachten, wie die zu Ende August, den Truppen einige Ruhe gönnen mußte, daß man ferner , um sich einer Festung wie Paris zu nähern , die Bewegungen der Armeen der Art regeln mußte , daß ein gleichzeitiges Eintreffen derselben unter den Mauern unserer Hauptstadt erfolgen konnte . Seitdem find 12 Tage vergangen , und wenn wir den Tag des 19. ausnehmen , wo anscheinend beträchtliche Streitkräfte bei Chatillon aufgestellt waren , haben wir nur von Scharmützeln sprechen hören. Zur Stunde , in der wir schreiben , herrscht vollständige Ruhe , die Mittheilungen der Regierung constatiren die absolute Unbeweglichkeit in beiden Lagern ; nur die Avantgarden wechseln einige, meist wirkungslose Kugeln. Welches sind die Gründe dieser Lage ? Hat die preußische Armee ein Interesse , sie aufs recht zu erhalten ? Welches Interesse kann dieß sein ? Haben wir selbst ein Interesse , dieselbe fortdauern zu lassen ? Prüfen wir diese verschiedenen Fragen. Studiren wir zunächst die Lage der feindlichen Armee. Wir gestehen, ſelbſt nicht annähernd ihre Stärke zu kennen, wir haben von 350,000 , wir haben von 500,000 Mann sprechen hören. Wenn man nur von der Effectivſtärke der um Paris lagernden Corps spricht , so denken wir, daß diese lettere Zahl zu hoch gegriffen ist. Wenn wir die Zahl der Truppen in Anschlag bringen , welche er forderlich ist, um Bazaine in Meß zu bloquiren, um die festen Plätze zu belagern, um die beiden Verbindungslinien der Armeen von der Grenze bis nach Paris zu bewachen , so glauben wir uns nicht zu täuschen, wenn wir die Zahl der uns einschließenden Feinde auf 400,000 Mann schätzen. Der Haupttheil dieser Streitkräfte befindet sich ohne Zweifel im Westen der Hauptstadt , von St. Denis bis Versailles und von Versailles bis Meudon . Destlich dieser zahlreichen Corps halten imposante Massen Stel lungen besetzt , welche noch 8-10 Kilometer von der Linie unserer detachirten Forts entfernt sind , während vorgeschobene Posten uns näher einschließen und wachsam beobachten. Auf fast allen Punkten, berichten die Recog = noscirungen , hat der Feind Feldwerke angelegt , um sich gegen Ueberfälle zu sichern. Wenn unsere Plänkler sich zu sehr nähern , so ziehen die Feldwachen sich auf diese Werke zurück, worauf alsbald zahlreichere, schnell nach den bedrohten Punkten herbeigezogene Truppen die Unsrigen zur Umkehr nöthigen. Welchen Schluß soll man aus dieser Verfahrungsweise des Feindes ziehen ? Wir meinen, man kann daraus zweierlei folgern : entweder erwartet die preußische Armee wirklich ihr noch zurückgebliebenes Be lagerungsgeschütz und will nichts Ernstes gegen die Po

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fitionen unternehmen , von denen aus sie die Forts und die Umwallung wirksam beschießen könnte, bevor sie nicht in der Lage ist , dort sogleich ihre schwere Artillerie zu etabliren , oder es glauben die feindlichen Generale die Hauptstadt einschließen und durch Hunger zu schneller Uebergabe zwingen zu können. Sind diese Berechnungen richtig ? Wir glauben es fest. Die zweite unserer Hypo thesen allein kann unmöglich erscheinen , und wir wissen, daß groß die Zahl derer ist, welche die Einschließung von Paris für unmöglich halten. Sprechen wir dennoch darüber. Die Blocade unserer Hauptstadt ist bereits eine so enge , daß unsere Couriere nur mit größter Mühe durch die feindlichen Linien gelangen und wir uns der Ballons bedienen müssen , um unsere Depeschen durchzubringen. Dieß ist aber kein Weg , auf dem man Vorräthe wird herbeischaffen können . Erwägen wir zunächst , daß bei der ungeheuren Bevölkerung von Paris es unermeßlicher Zufuhren bedürfen würde , um diese Vorräthe herbeizus schaffen, und daß man keine unausführbarere militärische Operation ersinnen könnte , als die wäre: mit solchen endlosen Zufuhren die Stellungen der preußischen Armee durchbrechen zu wollen. Erwägen wir ferner , daß diese Armee ebenso gut weiß wie wir selbst , daß Paris nur auf etwas mehr wie zwei Monate mit Lebensmitteln ver sehen ist. Die officiellen , an allen Mauern der Stadt angeschlagenen Kundmachungen sind unzweifelhaft unſeren Feinden bekannt. Es ist also sehr wahrscheinlich , daß Herr v. Bismarck den Plan gefaßt hat, uns durch Hunger zu bewältigen, wenn , um diesen Zweck zu erreichen , es genügt, während zweier Monate seine Truppen um eine Stadt bivouaquiren zu laſſen, welche von Neuem zu ver= proviantiren unmöglich ist. Ein diesem entgegengeseßter Plan würde uns geradezu unsinnig erscheinen. Wären sie in der That noch zahlreicher , als wir es annehmen, die Preußen würden Paris mit Gewalt nur bezwingen können , vorausgesetzt , daß dieß überhaupt möglich, nach dem sie solche Verluste erlitten hätten , daß der übrige Theil ihrer Armee nicht mehr im Stande sein würde, das Feld zu behaupten, und vor Erreichung der Grenze um kommen würde unter den Schlägen der Truppen und Nationalgarden , welche in der letzten Stunde aus den Departements herbeigeeilt sein würden . Wir wissen , daß man in allen Tonarten wiederholt hat, daß der Winter unser Verbündeter sein werde , und daß der Feind, ohne Zelte, ohne Schuß irgend einer Art ihm nicht werde widerstehen können. Wohlan ! diese Hoff nung ist ebenso chimärisch wie die anderen. Die preußische Armee hat keine Zelte, wir geben das zu , aber es fehlt ihr nicht an Obdach ; sie ist untergebracht in unseren Städten, in unseren Dörfern, in den Pachthöfen , in den Schlössern , den Landhäusern , welche unsere Hauptstadt umgeben. Im Jahre 1812 in Rußland fanden wir Alles eingeäschert , verwüstet auf unserem Zuge ; in Frankreich • finden unsere Feinde Alles bereit , fie zu empfangen : Möbel in den Gemächern , Wäsche in den Schränken, Gemüse auf den Feldern, Wein in den Kellern , das ist es , was sie häufig finden ; aber was sie immer finden, das sind wohlerhaltene Häuser, um ihnen Obdach zu ge=

währen , und unsere prächtigen Waldungen in den Um= gebungen liefern Holz genug, um sie gegen die Kälte des Winters zu schüßen . Wo also liegt die Schwierigkeit, uns einzuschließen ? Während unsere Vorräthe ſich er schöpfen werden , werden ihnen unsere Eisenbahnen neue zuführen , und weniger ihre Feldwachen unter der Kälte leiden als unsere Soldaten im Bivouac oder unsere Nationalgarden als Schildwachen auf den Wällen. " Der Verfasser des Artikels berechnet sodann unter Annahme von Umständen , die wir nicht erst berichtigen müssen, die Aussichten, welche Paris hegen darf: "I Es bleibt uns eine Armee, die Bazaine's, eine tüch tige, heroische, wohl befehligte Armee. Aber haben wir den Muth , die Wahrheit zu sagen : der einzige Dienst, welchen sie uns unter den gegenwärtigen Umständen leisten kann , ist der, bei Metz 150,000, viel leicht 200,000 Preußen festzuhalten. Man hat uns ge= sagt, daß dieser Armee nichts fehle, daß sie den Feind in allen Treffen geschlagen habe, und daß sie Meß verlassen werde , sobald sie wolle. Und darauf haben wir gehofft, daß Bazaine eines Tags einen Theatercoup ausführen, aus ſeinem Lager aufbrechen, unvorbereitet die Einschließungs armee vor Paris überfallen, die Hauptstadt entseßen und ihren Vertheidigern die unschätzbare Hülfe seiner siegreichen. Soldaten zuführen werde. Verführeriſcher , aber chimäriſcher Traum ! Nehmen wir an , daß Bazaine nach allen von ihm gelieferten Schlachten sich noch an der Spitze von 100,000 Mann der besten, augenblicklich noch unter den. Waffen stehenden Truppen befinde. Um aus Metz vor zubrechen, muß der Marschall dort mindestens eine Gar nison von 15,000 Mann zurücklassen. Wie groß auch die Tapferkeit der ihm verbleibenden 85,000 Soldaten sei, diese Armee wird erst nach einer erbitterten Schlacht die Straße nach Paris einschlagen können. In dieser Schlacht werden 15-20,000 Mann außer Kampf gesezt werden , und wenn die Armee dann mit 60,000 oder 65,000 Mann den Marsch antritt , wird man von ihr sagen können, daß sie wahrhaft Wunder gethan hat. Wir halten sie dessen fähig. Aber die Schwierigkeiten werden noch wachsen ; nahe verfolgt , oft aufgehalten von über legenen Kräften , wird sie unaufhörliche Kämpfe zu be stehen, vielleicht mehrere Schlachten zu liefern haben, und wenn sie vor Paris mit der Hälfte ihrer Effectivstärke anlangt , so wird sie die schönste militärische Operation vollbracht haben, von der die Geschichte berichtet. Und als Endresultat werden wir 30,000 bewunderns werthe Soldaten haben, einen trefflichen Heerführer , und die preußische Armee wird in ihren Reihen einen General vom größten Verdienst und 100,000 bis 150,000 Mann mehr zählen. Glaubt man , daß die Lage merklich zu unserem Vortheil geändert sein werde ? Glaubt man ins besondere , daß , wenn Bazaine so leicht anlangen könnte, als wir uns überreden möchten , er nicht seit langer Zeit hier sein würde , und daß , uns auf dem Punkte sehend, die Schrecken einer Belagerung zu bestehen , er sich be= gnügen würde , uns mit Kälte und grausamer Ironie zuzurufen : „ Es fehlt mir nichts, und ich werde aufbrechen, sobald es mir beliebt".

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Eine zweite Armee bildet sich andererseits hinter der | Solcher Gestalt wird diese Armee, welche sehr ersprießlich Loire, und man verspricht uns ihre nahe Ankunft unter eines Tages sich auf die Verbindungslinie der preußischen dem Befehl eines tapferen Führers , welcher sich, die Wach Armee werfen kann, dem König Wilhelm schon jezt sehr ſamkeit der Preußen täuschend , an ihre Spiße gestellt ernste Betrachtungen einflößen müssen , ohne daß dieselbe habe. Das ist eine Armee , welche uns eines Tages die Gefahren unserer gegenwärtigen Unthätigkeit irgend vermindern kann. Ja , nur wir allein sind es, welche kräftig helfen kann. Aber man darf nicht vergessen, daß man eine Armee nicht improvifirt , daß , wenn man auch ohne den Beistand Anderer zu erwarten, das Feuer ohne 100,000 Mann versammelt, uniformirt und mit Waffen Säumen beginnen müssen. Denn schon haben sich die versehen hat , man zwar eine Menge zusammengebracht, preußischen Linien mit Verschanzungen bedeckt, deren Er bauung wir durch häufige Recognoscirungen hätteu hindern aber noch keine Armee geschaffen hat ; daß diese Soldateu unterrichtet sein wollen , marſchiren lernen , ihre Führer können , und aus denen den Feind zu delogiren wir nun kennen, sich unter einander kennen, endlich daß sie kriegs bald förmliche Schlachten werden liefern müssen . tüchtig werden müſſen, und daß alles dieß Zeit erfordert. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Preußen. * Berlin , 20. October. [Neuer Raketen - Tele graph des Capitäns Papafy. ] Das t. Kriegs ministerium soll , wie das „Eastern Budget " mittheilt, einen neuen militärischen Nachttelegraphen, die Erfindnng eines Capitäns Papafy , käuflich erworben haben ; der Erfinder ist ein ungarischer Offizier und jezt im Dienste der Vereinigten Staaten. Mit Hülfe dieser Erfindung, die auf dem Gebrauch verſchiedenfarbiger Raketen baſirt, kann eine Verbindung zwischen zwei Armeen , die 20 Meilen von einander entfernt sind . hergestellt werden . Sie würde z . B. Bazaine in den Stand sehen, mit dem Befehlshaber von Thionville zu verkehren. Jede Rakete ſtellt 6 Worte dar, und eine Mittheilung von 300 Worten kann also durch 50 Raketen übertragen werden. Der

gelegt ; eine wesentliche Abweichung von dem letteren be= steht indeß darin, daß der neue Entwurf die Prügelstrafe, die Verichung in die 2. Claſſe des Soldatenstandes, ſo wie das Krummschließen vollständig abgeschafft wissen will . Eine Strafprozeßordnung für das Heer hat noch nicht vors gelegt werden können , doch ist man eifrig mit den Vor arbeiten beschäftigt .

Großbritannien .

* London , 12. October. [Versuche mit Torpedos.] In der Gegenwart des Kriegsministers Cardwell und des Oberbefehlshabers Herzog v. Cambridge fand in Chatam eine Reihe von Torpedo -Experimenten statt. Die Haupt sache dabei war Abfeuerung eines Torpedo , der mit 432 Pfund Schießbaumwolle = 1290 Pfund Pulver geladen. Schlüssel zu dieser Telegraphenschrift , die so geändert und von 7 anderen Torpedos umgeben etwa 200 Yards Volta vor Anker gelegt war. An Bord der werden kann , daß sie dem Feinde unverständlich bleibt, von der 99 enthält alle in der Strategie und Taktik gebräuchlichen "9 Volta" befanden sich der Minister und der Herzog, sowie eine bedeutende Anzahl von Offizieren , die alle mehr oder gr. Wörter; der Preis einer Rakete beträgt etwa 20 weniger darüber uneinig waren , ob die Erplosion des Dänemark. großen Torpedo auch die übrigen zum Crepiren bringen * Kopenhagen , 19. October. [Beabsichtigte werde. Als man mittelst einer elektrischen Leitung die Reorganisation der Militär ſtraf geſe ß gebung . ] Explosion bewerkstelligte, war die Wirkung eine großartige : Der Kriegsminister hat einem lange gefühlten Bedürfnisse hochauf spritten mächtige Wassersäulen und die „Volta “ abgeholfen , indem er gestern dem Landsthing einen ` Gewurde stark geschüttelt. Die übrigen Torpedos indeſſen sebentwurf, betreffend die Reorganisation der Militärwurden in keiner Weise beschädigt oder entzündet. Oberst strafgesetzgebung , vorlegte. Die bisherigen Strafgesete Nugent vom Ingenieurcorps hielt darauf eine Vorlesung für das Heer beruhen zum größten Theil noch auf Be= über Torpedos überhaupt, und die Gesellschaft ging als stimmungen, die zu Ende des 17. Jahrhunderts getroffen dann an's Land an einen Ort in der Nähe, wo das In wurden , und wenn auch natürlich die Praris vielfach genieurcorps Erdwerke und Palliſaden hergestellt hatte, um modificirend eingriff, so machte sich doch der Mangel einer auch dabei die Wirkung der Schießbaumwolle zu erkunden . zeitgemäßen Gesetzgebung in empfindlichster Weise geltend. Die Verpalliſadirung bestand aus 2-3 Fuß weit von Im Jahre 1850 wurde dem Reichstag bereits ein deß- einander entfernten Reihen Balken, die 14 Zoll im Quadrat fallsiger Entwurf vorgelegt ; derselbe wurde im Landsthing hatten und mit einer Ladung von 80 Pfd. Schießbaumwolle einem Ausschuß zur Prüfung überwiesen, blieb aber dort bearbeitet wurden. Die Explosion legte in die erste Balken= liegen , und der in der Reichstagsdiät von 1869/69 reihe eine vollständige Bresche , während in der zweiten seitens der Regierung gemachte Versuch , wenigstens die Reihe , wo die Balken nur zerschmettert waren , mit der . Strafe des Krummschließens im Wege der Gesetzgebung Art nachgeholfen werden mußte. Es wäre übrigens ein aufzuheben, hatte keinen besseren Erfolg. Dem jezt vor- Leichtes gewesen, die Bresche für eine Colonne 4 Mann liegenden Entwurf ist der Entwurf von 1850 zu Grunde hoch oder auch für ein Feldgeschüß passirbar zu machen . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. ―――― Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

低 。

Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünfund vierzigster

No. 45.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 9. November.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der vierte Abschnitt des Krieges. — Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialkarte.] (Fortseßung.) - Militärische Briefe vom Kriegsschauplatz. XV. Miscelle. Die Belagerung von Paris. [Beurtheilt von einem Offizier der Armee von Paris.] (Schluß.)

Der vierte Abschnitt des Krieges . ** Die Capitulation von Meß , dieses äußerst wichtige und in seinen Folgen heute noch nicht genau zu übersehende kriegsgeschichtliche Ereigniß vom 27. October, bildet einen neuen Abschnitt des großen — welches der Staats Krieges. Wir möchten dasselbe anzeiger „ ein neues und das bedeutungsvollste Lorbeer: blatt in dem Ruhmeskranz der zweiten Armee" ge nannt hat, dessen Verdienst jedoch mit gleichem Recht auch die erste Armee beanspruchen darf , da sie mit der zweiten seit dem 14. August bis heute Freud und — als das seit dem Tage Leid vor Meg getheilt hat von Sedan eingetretene wichtigste historische Factum bezeichnen. Meß , der noch niemals eroberte stärkste französische Waffenplay, die Hauptstadt von Lothringen, befindet sich jest also, nach einer Trennung von 318 Jahren, wieder in deutschem Besit ; es ist für Deutsch land ebenso sehr Pflicht wie Nothwendigkeit , diesen festen Punkt als defensives Bollwerk seiner Westgrenze gerade so festzuhalten wie das wiedergewonnene Straßburg. Die Bedeutung der Capitulation von Meg springt noch mehr in die Augen , wenn man dieselbe mit jener von Sedan vergleicht : während am 1. Sep tember 83,000 Mann incl. 4000 Offiziere capituliren mußten , find jeßt nicht weniger. als 173,000 Fran zosen, 3 Marschälle (Bazaine, Canrobert und Leboeuf) und über 6000 Offiziere in unsere Hände gefallen, wie dieß ein zweites Telegramm Sr. Majestät des

Königs Wilhelm aus Versailles den 28. October ver = kündet, welches zugleich die Besetzung der Stadt Met und ihrer Forts am 29. meldet. Weiter ist zu be= merken, daß die Armee von Meß unter dem in diesem Feldzug bewährtesten französischen Feldherrn Bazaine die Kerntruppen der feindlichen Armee , darunter die ganze kaiserliche Garde , in sich schließt , welche mit zähester Ausdauer gefochten haben. Eine reguläre französische Feldarmee existirt in diesem Augenblick nicht mehr ! In der That , das erhebende Gefühl von Stolz und Zuversicht , welches jedes Mitglied der deutschen Cernirungsarmee vor Meg am 27. October erfüllt haben muß , ist ein vollberechtigtes . In gerechter Würdigung der errungenen Erfolge haben Se. Majestät der König Wilhelm am 29. October folgendes Tele gramm an die Königin Augusta gesandt : „ Das große Ereigniß , daß nun die beiden feindlichen Armeen, welche im Juli uns gegenübertraten , in Gefangen schaft sich befinden, veranlaßte Mich, die beiden Com mandirenden unserer Armeen , Friß und Friedrich Carl , gestern zu Feldmarschällen zu ernennen. Der erste Fall der Art in Unserem Hause". Wahrlich, die beiden topferen königlichen Prinzen haben die ihnen widerfahrene königliche Auszeichnung : die ersten Feld marschälle aus dem Hohenzollernschen Regentenhause zu sein , wohl verdient ; die von denselben geführten Armeen erfahren gleichzeitig durch diese Allerhöchste Auszeichnung eine besondere Anerkennung. Ebenso

354 wird die Nachricht des Generalquartiermeisters von Podbielski , daß des Königs Majestät den General Frhrn. v. Moltke am 28. October in den Grafenstand zu erheben geruhte , als eine ebenso gnädige wie ge rechte Allerhöchste Auszeichnung überall freudig auf genommen werden. Aus Anlaß der Capitulation von K. H. der Prinz Friedrich Carl aus dem Corny vor Meß unter dem 27. October Lage treffend schildernden Armeebefehl

Mez hat Se. Hauptquartier folgenden, die erlassen :

Die Capitulation von Meß ist fast unter denselben Bedingungen erfolgt wie jene von Sedan .*) Jhre nächste Folge wird sein, entweder daß die französische Nation ihren ganz erfolglosen Widerstand aufgibt und sich zu den ihr aufzulegenden Friedensbedingungen bequemt, oder daß die kriegerischen Operationen der . jezt frei gewordenen I. und II. Armee nach anderen Richtungen ausgedehnt werden. Nach den bereits ge troffenen Dispositionen wird das 7. Armeecorps in Meß verbleiben und zugleich zu einer Operation gegen

„Soldaten der I. und II. Armee ! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch besiegten Feind in Met 70 Tage umschlossen , 70 lange Tage , von denen aber die meisten Eure Regi menter an Ruhm und Ehren reicher, keiner sie daran ärmer machte ! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feinde, bis er die Waffen strecken würde. Es ist so weit. Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173,000 Mann, die beste Frankreichs , über fünf ganze Armee corps, darunter die Kaiser- Garde, mit 3 Marschällen von Frankreich , mit über 50 Generalen und 6000 Offizieren capitulirt, und mit ihr Meß , das niemals zuvor genommen ! Mit diesem Bollwerk, das wir Deutschland zurück geben, sind unermeßliche Vorräthe an Kanonen, Waffen und Kriegsgeräth dem Sieger zugefallen. Diesen blu tigen Lorbeer , Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noisseville und in den Gefechten um Meß , die zahlreicher sind als die es rings umgebenden Dertlichkeiten, nach denen Jhr diese Kämpfe benennt! Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an , aber nicht sie allein . Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichmuth, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden vielerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten . Vorbereitet wurde der heutige , große und denk würdige Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, che wir Meß einschlossen , und erinnern wir uns dessen in Dankbarkeit durch den König selbst, durch die mit Ihm danach abmarschirten Corps, und durch alle diejenigen theuren Kameraden, die den Tod auf dem Schlachtfelde starben oder ihn sich durch hier ge holte Leiden zuzogen. Dieß ermöglichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet sehet, näm lich daß Frankreichs Macht gebrochen ist! Die Tragweite des heutigen Ereignisses ist unbe rechenbar. Ihr aber, Soldaten , die zu diesem Ende unter meinen Befehlen vor Met vereinigt waret , Jhr geht nächstens verschiedenen Bestimmungen entgegen. Mein Lebewohl also den Generalen , Offizieren und Soldaten der ersten Armee und der Division von Kummer, und ein Glück auf“ zu ferneren Erfolgen ! Der General der Cavalerie: gez . Friedrich Carl. "

*) Der Wortlaut der Capitulation iſt nach dem „Indépen dant de la Moselle" folgender : Zwischen den Unterzeichneten , dem preußischen General stabschef der Amee vor Meß und dem Generalstabschef der fran= zösischen Armee von Mez , beide versehen mit den Vollmachten Sr. K. H. dem General der Cavalerie Prinzen Friedrich Carl von Preußen und von Sr. Excellenz des Chefcommandant Mar schall Bazaine, ist die folgende Convention abgeschlossen worden : Art. 1. Die französische Armee , welche unter dem Ober befehl des Marschalls Bazaine ſteht, ist kriegsgefangen. Art. 2. Die Festung und die Stadt mit allen Forts, ihrem Kriegsmaterial, Vorräthen aller Art und mit Allem, was Eigen thum des Staats ist, werden der preußischen Armee in dem Zu stande, in welchem ſie ſich im Augenblick der Unterzeichnung der Convention befinden, übergeben. Samstag am 29. October um 12 Uhr Mittags werden die Forts von St. Quentin , Plappe ville , St. Julien , Queuleu und St. Privat , sowie das Thor Mazelle (Straßburger Landstraße) den preußischen Truppen über geben. Um 10 Uhr Morgens des nämlichen Tages werden Ar fillerie- und Genieoffiziere in die genannten Forts zugelassen, um die Pulverkammern zu besetzen und die Minen aufzusuchen. Art. 3. Die Waffen, sowie das ganze Material der Armee, bestehend aus Fahnen, Adlern, Kanonen, Mitrailleusen, Pferden, Kriegscassen , Munition 2c. werden in Mez und den Forts preußischen Commiſſarien übergeben. Die Truppen werden nachy ihren Regimentern oder Corps aufgestellt , ohne Waffen und in militärischer Ordnung an die Orte geführt, welche für jedes Corps vorher festgeseßt worden sind. Die Offiziere werden sich alsdann in das Innere des verschanzten Lagers oder nach Meß zurückbegeben unter der Bedingung , sich auf Ehrenwort zu ver= pflichten, den Platz ohne Befehl des preußischrn Commandanten nicht zu verlassen. Die Truppen werden alsdann von ihren Unteroffizieren nach den Stellen geführt , wo die Bivouacs er richtet werden. Die Soldaten behalten ihre Tornister , ihre Ef= fecten und ihre Lagergegenstände, wie Zelte, Decken, Kochtöpfe 2c. Art. 4. Alle Generale und Offiziere, sowie die militäriſchen Beamten mit Offiziersrang, die ihr ſchriftliches Ehrenwort geben, bis nach beendigtem Kriege die Waffen nicht mehr gegen Deutsch land zu tragen und auf keine andere Weise gegen deſſen Inte ressen zu handeln , werden nicht zu Kriegsgefangenen gemacht ; die Offiziere und Beamten , welche diese Bedingung annehmen, behalten ihre Waffen und die Gegenstände, welche ihnen persön= lich angehören. Um den Muth anzuerkennen , von welchem die Truppen der Armee und der Garnison während der Tauer des Feldzuges Beweise abgelegt, ist es außerdem den Offizieren, welche die Gefangenschaft wählen, gestattet, ihre Degen und Säbel, ſo wie Alles, was ihnen persönlich angehört, mitzunehmen. Art. 5. Die Militär-Aerzte bleiben ohne Ausnahme zurück, um für die Verwundeten zu sorgen ; sie werden nach den Be dingungen der Genfer Convention behandelt ; das Nämliche ist mit dem Personal der Hoſpitäler der Fall. Art. 6. Detailfragen, welche hauptsächlich die Interessen der Stadt betreffen, werden in einem besonderen Appendix behandelt, welcher dieselbe Kraft haben wird wie die Convention. Art. 7. Jeder Artikel, welcher Zweifel erregen könnte, wird immer zu Gunsten der französischen Armee ausgelegt. So geschehen im Schlosse Frescaty am 27. October 1870. L. Jarras. v. Stiehle.

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Thionville verwendet werden ; die Division Kummer, welche in den lezten Kämpfen bei Met verhältniß mäßig am meisten gelitten, soll die gefangenen Fran zosen nach Deutschland transportiren und dann in der Heimath verbleiben. Die 1. Armee besteht sodann noch aus dem 1. und 8. Armeecorps ; das Commando derselben ist unter dem 29. October dem General Frhrn. v. Manteuffel übertragen worden ; ſie ſoll den Befehl erhalten haben, im Norden von Frankreich zu operiren. Die 2. Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Carl hat bereits am 30. October ihren Vormarsch gegen den Süden Frankreichs ange: treten ; dieselbe hat ihre Stärke behalten bis auf eine Division (die 4.), welche nach Paris befördert worden. ist. Wir werden daher, wenn nicht nunmehr endlich die französische Regierung entgegenkommende Schritte thut , um einen Waffenstillstand herbeizuführen , sehr bald von Kriegsoperationen auf neuen Gebieten zu berichten haben. Gegen die Capitulation von Meg treten selbst redend die übrigen kriegerischen Begebenheiten der lezten Woche zurück. Vor Paris haben wieder einzelne neue Gefechte stattgefunden. So meldet ein Tele gramm des Generals v . Podbielski vom 27. October, daß ein württembergisches Streifcommando nach sieg reichen Gefechten bei Montereau und Nangis Franc tireurs gesprengt und Mobilgarden aufgelöst habe. Der Feind hat dabei 1 Mitrailleuse , 1 Kanone und über 100 Mann an Todten und Verwundeten, 5 Dj Of

Die Schlacht bei Sedan . (Fortseßung.) Sächsischer Bericht. [Nach dem Dresdener Journal.]

Die Schlacht von Meß war kaum geschlagen ; es hatte sich kaum herausgestellt, daß die blutigen Opfer des 12. Armeecorps zu der Wichtigkeit der von ihm speciell und in Verbindung mit dem Garde- Corps er rungenen Siege als nicht bedeutend anerkannt werden mußten, so wurde dem 12. Armeecorps der mit Jubel aufgenommene Auftrag, Theil zu nehmen am Marſche auf Paris. Durch Se. Majestät den Bundesfeldherrn war Sr. K. H. unserem Kronprinzen das Commando über eine Armee Abtheilung übertragen worden, bestehend aus dem . preußischen Garde , dem 4. und dem 12. (k. sächsischen) Armeecvrps , sowie der 5. und 6. k. preußischen Cavaleriedivision, welche, auf Châlons sur Marne vorrückend , zuvörderst die Aufgabe hatte, die Armee von Mac Mahon aufzusuchen , über deren Stärke , Zusammensetzung und Aufstellung bestimmte Nachrichten fehlten. An Stelle Sr. K. H. des Kron prinzen übernahm Se. K. H. der Prinz Georg das Commando Armeecorps, Oberst von k. sächsischen Montbé die des hierdurch erledigte 23. Infanteriedivision ,

und für den durch einen Sturz mit dem Pferde leider schwer verletzten Generalstabschef, Oberstlieutenant v. Zezschwig, der Commandeur des Gardereiter- Regi fiziere und 297 Mobilgarden unverwundete Gefangene verloren , während der diesseitige Verlust 1 Fähnrichments, Oberst v. Carlowiß, die Function des General stabschefs. und 9 Mann an Todten, 1 Stabsoffizier, 1 Lieutenant Das 12. Armeecorps bildete den rechten Flügel und 40 Mann an Verwundeten betragen hat. - Weiter der Armee - Abtheilung Sr. K. H. des Kronprinzen ; wird seitens der Maas- Armee unter dem 30. October der Vormarsch gegen Châlons ward am 22. August gemeldet , daß der Feind die in le Bourget (östlich angetreten und hatte das Generalcommando die Etappen St. Denis ) stehenden Vorposten am 28. October ver am 22. August Jeandelize, trieben habe ; als gegen Abend durch Recognoscirung am 23. Haudiomont, " der zunächst stehenden Replis constatirt worden , daß am 24. Dieuze-sur-Meuse, "/ der Feind den Ort mit sehr starken Kräften besett am 25. Jubécourt (1 Meile von Clermont hielt, griff die 2. Garde- Infanteriedivision am 30. an en-Argonne). und warf nach heftigem glänzendem Gefechte den Geg Während dieses Vormarsches wurde der Versuch ner aus der von ihm inzwischen befestigten Position. gemacht , das befestigte Verdun durch einen über Der Feind verlor über 30 Offiziere und 1200 Mann raschenden Angriff zu gewinnen. Hierzu ging die an Gefangenen , wogegen der diesseitige Verlust 34 Offiziere und 449 Mann betrng. Das Gefecht war 23. Infanteriedivision auf der Straße Etain-Verdun, demnach eins der bedeutendsten , welches bisher vor die 24. Infanteriediviſion und Corpsartillerie auf der Straße Fresnes - Verdun vor. Die Avantgarde der Paris geliefert wurde ; manche Anzeichen sprechen da 23. Division, das Schüßenregimeut Nr. 108, seßte sich für , daß nunmehr die Stunde der Entscheidung hier bald schlagen wird. mit großer Bravour in Besiz der Faubourg-le- Paué Geschrieben am 4. November 1870. und hielt solche troß des Feuers aus den Festungs werken bejeßt , während die Batterien des Corps Festungswerke und Stadt lebhaft beschossen. Die Vorausseßung , daß man durch diese Maßregel einen bedeutenden moralischen Eindruck erzielt haben würde und die Stadt zur Capitulation vermögen könnte, er wies sich inzwischen als unrichtig . Die Uebergabe wurde vielmehr auf das entschiedenste verweigert, und hatte der Kampf nur festgestellt , daß Verdun sturm

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frei, vertheidigungsfähig, hinlänglich beseßt und aus Das reichend mit schweren Kalibern armirt war. 12. Armeecorps gab deßhalb den Angriff, welcher eben nur als ein überraschender Aussicht auf Erfolg hatte, auf und überschritt die Meuse ober- und unterhalb Verdun , vor letterem Orte zur Beobachtung die 47. Infanteriebrigade stehen lassend, welche am 25. August beim Weitermarsch des Corps in einer Stellung bei Lempire dessen rechte Flanke deckte. Am 26. August waren beim großen Hauptquartier Sr. Majestät des Königs von Preußen sichere Nach richten eingegangen , daß die französische Armee ihre Stellung bei Châlons aufgegeben und sich gegen Norden in Bewegung gesezt habe, — eine Maßregel, die vom rein militärischen Standpunkte aus als unrichtig be zeichnet werden muß. Ein auf diesem Wege zu hoffen der Entsag von Meß und der darin eingeschlossenen Armee des Marschalls Bazaine konnte sich nur auf die unbegründete Vorausseßung einer Unaufmerksam keit , Unthätigkeit oder Schwäche der im Rücken der Armee vor Meß operirenden deutschen Streitkräfte stüßen. Die nächste Folge des Abmarsches von Mac Mahon war für die Armee des Kronprinzen von Sachsen, officiell die Maas - Armee benannt , daß sie die Argonnen nicht überschritt , sondern ihre Marſch richtung gleichfalls nach Norden nahm . Das 12. Armee corps kam hierbei am 26. nach Varennes und ging am 27. nach Dun, die schwierige Aufgabe lösend, im Flankenmarsche sich hinter die Maas zu ziehen , um diese wichtige Linie hauptsächlich an den Punkten Dun und Stenay gegen etwa von Westen kommende fran zösische Angriffe auf das entschiedenste zu behaupten. Die Truppen erreichten unangefochten ihr Ziel und bivouaquirten in der Nähe der ausgesuchten Defensiv positionen . Nur die 2. Cavaleriebrigade stieß während einer Recognoscirung bei Buzanch auf 6 Schwadronen des 12. Chasseur Regiments ; soweit die officiellen Be richte dieses Gefechts Erwähnung thun , nöthigte das Feuer der reitenden Batterie Zenker den Feind zum Zurückgehen, und gelangte dabei die 1. und die halbe 5. Schwadron des 3. Reiter ፡ Regiments zur Attaque. Der Commandeur des französischen Chasseur Regiments wurde verwundet gefangen . Das gedachte Gefecht be ftätigte die erlangten Nachrichten, daß am 27. August die Hauptkräfte der Armee des Marschalls Mac Mahon noch bei Vouziers ständen. Während daher das 12. Armeecorps am 28. August in der Position bei Dun verblieb, sezten die anderen Corps der Maas - Armee und die 3. Armee den Marsch auf Buzancy und Vouziers fort. Die beiden folgenden Tage brachten dem 12. Armeecorps im Vormarsch über Beaumont glückliche Gefechte , am 29. bei Nouart , am 30: bei Beaumont. Am 29. August ging das 12. Armeecorps, der erhaltenen Disposition gemäß , auf Nouart vor. Die Höhen hinter leyterem Orte waren vom Feinde besetzt. Da man die Stärke der gegenüberstehenden Truppen nicht kannte , so ging die 46. Brigade (3.

und 4. Infanterieregiment) zur Recognoscirung vor. Der Feind räumte jedoch nach längerem Gefechte und Widerstande seine Stellung und zog sich in eine weiter rückwärts vor Bois-des - Dames gelegene zurück. So : wohl durch dieses Gefecht als durch die Recognofcirung bei den übrigen Armeecorps war constatirt , daß die feindliche Armee sich zwischen Beaumont und le Chêne befand, für den 30. August war daher der gleichzeitige Angriff durch die 3. und die Maasarmee angeordnet. Das 12. Corps focht dabei auf dem rechten Flügel, sein Vormarsch geschah von Nouart über Laneuville durch das Forêt- de- Dieulet auf Beaumont , welches nach längerem Artilleriekampf durch das 4. Armee corps genommen worden war. Beim Zurückweichen des Feindes (nach den gemachten Gefangenen , des Corps de Failly) auf Mouzon gelangte die 45. Ju fanteriebrigade (Leib- und 2. Grenadier - Regiment) mit dem Schüßenregiment zur Action , und erreichte die selbe bei lebhaftem Nachdrängen mit ihren Spißen Villemontry. Die Verluste des sächsischen Corps in den Gefechten vom 29. und 30. waren mäßig, hatten aber immerhin 18 Offiziere incl . 2 todt und zwischen 4-500 Mann außer Gefecht gejeßt. Als Hauptresultat der von der vereinten 3. und der Maas :. Armee gelieferten siegreichen Kämpfe war schon jetzt zu betrachten, daß die Absicht Mac Mahons, Meß zu entseßen und seine Verbindung mit Bazaine herzustellen , vollständig vereitelt war es galt aber, die Vortheile der erlangten Siege auszubeuten , und deßhalb wurde für den 31. Fortseßung der Offensive beschlossen. Das 12. Armeecorps ging hierzu auf das rechte Maas- Ufer über , um im Verein mit dem k. preußischen Garde Corps gegen die Linie Mouzon Carignan vorzudringen. An diesem Tage kamen von den k. sächsischen Truppen nur die Cavaleriedivision, jedoch hier zu erfolgreicher Thätigkeit . Sie erhielt am Morgen des 31. Befehl , die Maas bei Pouilly zu überschreiten und das Maasthal abwärts in Ver bindung mit der über Sailly und Carignan dirigirten Garde Cavaleriediviſion vorzugehen , um den Abzug der Trains der französischen Armee zu stören . Auf der Höhe nordwestlich des Bois - de- Vaur recognoscirte die Division in Carignan bereitstehende Eisenbahn trains und abziehende Colonnen , gegen welche die reitende Batterie sogleich mit Erfolg feuerte. weiteren Vordringen auf Douzy , welches mit feind licher Infanterie stark beseßt war und daher nur von der reitenden Batterie beschossen wurde, bot sich Ge legenheit, einen großen Train theils bespannter, theils unbespannter Verpflegs- und Ambulanz - Wagen zu attaquiren. Das Garde- Reiter Regiment war zu diesem Zwecke bei Brevilly über die Chiers gegangen, um die auf der Chaussée zurückgehenden Colonnen anzugreifen ; es konnte aber nicht weiter als nach Pouru St. Remy vordringen, da es dort von stärkeren feindlichen In fanterie Abtheilungen , besonders aber von den Ein wohnern beschossen worden war, und Infanterie nicht zur Hand sein konnte.

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Der Versuch des 1. Ulanenregiments Nr. 17 , in | Mitrailleusenfeuer vom Rücken westlich la Moncelle, Douzy einzudringen, mißglückte anfangs wegen eines und vom Infanteriefeuer aus dem vorliegenden Grunde leidend, hielten die Batterien der Divisions heftigen Infanteriefeuers . Durch die weitere Vorbe reitung der reitenden Batterie aber gelang es dem= artillerie , wie immer , mit bewunderungswürdiger selben Regiment doch, Douzy zu forciren und die ab: Festigkeit Stand. Sobald als dieß möglich war , wurde die Hälfte marschirenden Trains, gegen 40 Wagen , welche von 2 Compagnien des französischen 24. Infanterieregi: der Corpsarttllerie zur Verstärkung der wichtigen Po sition vorgeschickt. Die Verhältnisse waren noch nicht ments escortirt worden waren, wegzunehmen und da bei viele Gefangene zu machen , sowie die auf dem die günstigsten, und auch die nun sehr verstärkte große Bahnhof stehenden Trains in sächsische Hand zu Batterie vermochte sich nur mit der äußersten An bringen. Drei Schwadronen des Regiments verfolgten strengung zu halten. Während dieser Zeit wurde der : die feindliche Escorte bis an die Gehölze von Fran Commandeur des Feld Artillerieregiments Nr. 12, cheval und ralliirten sich dann wieder bei Douzy, wo . Oberst Funcke , in den Fuß verwundet. Auf dem durch der Besit dieses Ortes bis zur Ankunft der rechten Flügel focht das 6. Infanterieregiment Nr. 105 24. Infanteriedivision , welche daselbst gegen 6 Uhr und das 1. Jägerbataillon Nr. 12 in der Richtung anlangte, gesichert wurde. Das Ulanenregiment hatte auf Daigny gegen Zuaven, und fielen ihnen 3 Mitrail bei dieser schönen Waffenthat nur einen Verlust von leusen in die Hände. Halb 10 Uhr früh langte die 9 Mann und 18 Pferden , dabei nächstdem seinen. 23. Division an. Um den nicht ganz sicheren linken Commandeur, Oberst v . Miltig , leicht verwundet und Flügel, auf welchem die Bayern in Bazeilles standen 2 Offiziere todt und verwundet. und sich mit Mühe zu halten schienen , zu verstärken, Durch die Resultate der am 31. geführten partiellen ward die 46. Infanteriebrigade auf La Moncelle ge= Kämpfe war der Kreis um die auf Sedan zurückge: schickt. Sie nahm unter persönlicher Führung des worfene Armee von Mac Mahon immer enger ge Generalmajors v. Montbé die noch im feindlichen Be schlossen worden ; noch schien ein Ausweichen desselben size befindlichen Theile des Ortes und befestigte so auf Mezières nicht völlig unmöglich , da erfolgte am den diesseitigen linken Flügel. Eine imposante Ar=4 1. September der entscheidende und glänzende Sieg tillerielinie , bestehend aus sämmtlichen Batterien des der vereinigten beiden kronprinzlichen Armeen unter Armeecorps und einigen bayerischen , entwickelte nun den Mauern von Sedan. Welchen ruhmvollen An= eine wahrhaft glänzende Thätigkeit. Die in und bei theil das 12. Corps an diesem ewig denkwürdigen La Moncelle nach und nach vereinigte 23. Division Lage hatte, möge aus folgender Darstellung beurtheilt wurde vom commandirenden General Prinz Georg werden. K. H. gegen 12 Uhr befehligt, im Grunde auf Daigny Nach der allgemeinen Disposition Sr. Majestät des vorzugehen und um halb 2 Uhr weiter vor auf die Bundesfeldherrn für den 1. September nahmen alle Höhen zu debouchiren. Das Vorgehen im bewachsenen Corps der Maas- und 3. Armee an einer großen Thalgrunde kostete inzwischen der Division Opfer, da concentrischen Bewegung Theil, welche bestimmt war, die Gehölze voller Versprengten lagen, die auf unsere die bei Sedan stehende feindliche Armee von allen Truppen feuerten. Zu gleicher Zeit rückte die preußische 8. Division in die Linie zwischen dem 12. Corps und Seiten einzuschließen. Am rechten Flügel (Carignan Douzy) die Maas -Armee unter Befehl Sr. K. H. des den Bayern bei La Moncelle ein. Die Corpsartillerie Kronprinzen von Sachsen von Osten vordringend, im wurde angewiesen, nach und nach auf dem jenseitigen Süden die bayerische Armee gegen Bazeilles, und von Höhenzuge Position zu nehmen. Gegen 3 Ühr Nach mittags begann das Debouchiren der Avantgarde der Westen die preußischen Corps der 3. Armee, bei Don chery über die Maas gehend, auf Monges. 23. Division auf die Höhen westlich Daigny , welche Früh 5 Uhr seßten sich die Armeen in Bewegung. von feindlicher Infanterie hartnäckig vertheidigt wur Bei der Maas Armee war das Garde-Corps und den. Der Widerstand wurde mit vielen Opfern über das 12. Armeecorps in erster Linie. Das Garde wunden und hierbei mit stürmender Hand vom 1. Corps war auf Villers - Cernay, das 12. Armeecorps Bataillon des 1. Grenadier-Regiments Nr. 100 zwei von Douzh über Lamécourt auf la Moncelle dirigirt . Mitrailleusen genommen. Ungefähr 1000 Gefangene Früh 1/27 Uhr kam die von Douzh aufgebrochene fielen bei diesem Angriff in unsere Hände. Gegen Avantgarde der 24. Diviſion in's Gefecht. Das 8. 4 Uhr trat Ruhe ein, nur die Bayern kämpften noch Infanterieregiment Nr. 107 an der Spize drang in um Balan. Von den Batterien des sächsischen Corps la Moncelle ein und seßte sich darin fest. Bei dem wurde nur noch zeitweise auf, wie es schien , nach Sturm auf das Dorf wurde Brigadecommandeur irgend einer Seite aus dem bereits geschlossenen Kreiſe Generalmajor v. Schulz verwundet. Die leichte Bat zu entkommen versuchende Franzosen gefeuert. Daß terie der Avantgarde faßte Position auf der Höhe die letteren hierbei vor keinem Täuschungsmittel zu östlich la Moncelle. Sie hatte anfangs gegen 5 fran: rückscheuten, geht aus folgender Episode hervor. Unter zösische Batterien einen schweren Stand, da nur nach Anderem näherten sich der sächsischen Linie einige und nach Verstärkung an Geschüß und Infanterie Tausende. Da sie nicht feuerten , auch nicht in Ge anlangen konnte. Vom feindlichen Artillerie- und fechtsformation waren, so glaubte der anwesende com

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mandirende General Prinz Georg K. H., sie wollten sich ergeben und schickte ihnen Offiziere entgegen. Man rief denselben Pardon ! Pardon ! zu. Sie näherten fich aber immer mehr ; plößlich begannen sie zu feuern. Dieß gab natürlich diesseits die Veranlassung , das Feuer zu erneuern und auch Brandkugeln in die Vor städte von Sedan zu werfen , welche voll feindlicher Flüchtlinge waren. Um 5 Uhr Nachmittags hatte das Corps folgende Stellung : 23. Division auf den Höhen westlich Daigny, 24. Division auf den Höhen östlich des Grundes zwischen La Moncelle und Daigny, Corpsartillerie auf dem Höhenzuge neben der 23. Division. Die Cavaleriedivision war bei Douzy in Reserve gelassen worden, da das Gefechtsterrain ihr keine Ge: legenheit zu erfolgreicher Verwendung bot. Auf dem linken Flügel des Corps stand die 8. preußische Division, auf dem rechten das Garde- Corps, welches auf July marschirt war. Abends halb 6 Uhr versuchten die Franzosen über Balan hervorzubrechen , welches mittlerweile von der 8. preußischen Division besezt worden war. Auf Wunsch des Divisionscommandeurs der leßteren wurde das Leib-Grenadier Regiment in der Richtung dahin entsendet. Ein Eingreifen war jedoch nicht erforder lich , weshalb es bald wieder in die ursprüngliche Position zurückkehrte. Die Truppen bivouaquirten auf dem siegreich er: kämpften Gefechtsfelde , nicht ahnend , welch' groß artigen Erfolg die Schlacht in ihrem Gefolge haben würde. Der Verlust des Corps beträgt nach den bis jetzt eingegangenen Nachrichten 58 Offiziere, incl. 13 todt und ca. 2000 Mann an Todten und Verwundeten. Alle im Gefecht verwendeten Truppen des 12. Corps haben sich mit wahrhaft bewunderungswürdiger Bravour geschlagen ; eine ganz hervorragende Rolle an diesem Tage hat aber die Artillerie durchgeführt. Das sächsische Corps, Niemand wird ihm diesen Ruhm nehmen, hat an diesem großen Tage einen entscheiden den Kampf geführt , und die Anerkennung der ver bündeten Armeen wird ihm sicher nicht fehlen. Fortsetzung folgt.)

Militärische Briefe vom Kriegsschauplak.

XV. [66. ] Vor Paris , 27. October. Leider bin ich das Lügen nicht so gewohnt wie Herr Gambetta und die übrigen „ erwerbslosen Advocaten“, die gegenwärtig an der Spitze der Civilisation marschiren, sonst könnte ich Ihnen vielleicht auch einen recht interessanten Be richt schreiben; so aber fürchte ich wieder etwas lang weilig zu werden. So lebendig es im Süden der Forts zugeht, so still ist es hier. Troßdem wir zwischen dem Mont Valerien und St. Denis in der Mitte

liegen , denken die tapferen Vertheidiger von Paris nicht einen Moment daran, uns die berühmten „ Bar ricaden von Heldenbrüsten “ zu zeigen, von denen der würdige Greis Victor Hugo erzählt. Unsere leßte Hoffnung sind die beiden Amazonenregimenter ! Unsere Füsiliere freuen sich außerordentlich auf den Moment, wo diese einen Ausfall machen werden. La garde se rend mais elle n'en mourra pas ! Hin und wieder beschäftigen sich die Franzosen damit, eine ihrer Ortschaften anzustecken, oder eine von denen , die wir besezt halten , aus Langeweile mit Granaten zu bewerfen. Grund ist dazu nie vorhan den , sie kränken in der Regel nur die Hausbesißer damit. Mit 84 Granaten , die sie neulich nach Argenteuil hineinwarfen , haben sie einen Trainsol daten getödtet und einem Füsilier das Bein zer schmettert. Zum Dank dafür lauerten wir ihnen bei der Ablösung ihrer Feldwache auf, schoffen ihnen acht Mann zusammen, worauf der Rest der Ablösung durch ging, und die würdige Mobilgarde bis zur Nacht un abgelöst sißen mußte. Das sind so kleine Vorposten scherze. Für gewöhnlich leben wir äußerst friedlich, durch die Seine getrennt . Unsere Posten, der Natur des Germanismus folgend , rauchen in sich gekehrt, scheinbar indifferent, die nationale Pfeife und beobach ten aus einem Augenwinkel eine Schaar von Weibern, die jenseits der Seine Kartoffeln suchen. Da kommt ein leichtsinniger Husar auf der Chaussée am dies seitigen Ufer längs der Seine getrabt. Sofort ge= rathen die Weiber in Aufregung und laufen an ihren Wagen, der Doppelposten ist roh genug, 2-4 Schuß aus seiner gedeckten Stellung in diesen Haufen schein barer Heldenmütter abzugeben , was diese sofort mit einem kräftigen Schnellfeuer beantworten . Es sind nämlich Männer in Weiberkleidern ! Sollte die Seine die Gefälligkeit haben , während unserer Anwesenheit einmal zuzufrieren , oder wir auf Böten einige dieser schönen Masken erwischen, so würden ſie vermuthlich eine schlechte Viertelstunde erleben. Auch zur Spionage hat der Franzose viel Neigung, - aber kein Talent. Wir haben wenigstens eine solche Portion theils niedergeschossen , theils gefangen bei den Ver suchen, unsere Postenkette zu durchbrechen , daß man nur annehmen kann , daß dieser würdige Volksstamm außer seinen übrigen Vorzügen : schlechten Tabak rauchen , Frösche essen , keine Waden haben 2c., auch den Vorzug besißt , mit Vorliebe Spion zu spielen. Den brutalen Deutschen gegenüber , die nicht damit zufrieden sind, Nachts in den Wäldern umherzukriechen, um brave Franc- Tireurs zu erschießen, resp. zu hauen, sogar gerade in stürmischen Regennächten heftig pa trouilliren, dieser brutalen Race gegenüber kommt ein braver Spion gar nicht mehr auf seine Kosten . Die Concurrenz ist auch nur sehr mäßig seit 14 Tagen . et Hoffentlich kann ich Ihnen nächstens mehr multum - schreiben.

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Die Nationalgarden werden den zahlreichsten Theil der Pariser Armee ausmachen. Dieß Corps hat zweifelsohne nicht die straffe Militär- Organisation der [Beurtheilt von einem Offizier der Armee von regulären Armee, aber mit Hülfe ihres Patriotismus läßt Paris .] ſich, so haben wir die Ueberzeugung , viel von ihnen er (Schluß.) warten, und wenn der Feind den Gürtelwall von Paris Der zweite Theil des Tagebuchs über die Belagerung erstürmen wollte , so stehen wir nicht an , zu versichern, von Paris ist nicht minder interessant als der erste. Der daß er an ihnen hinter den Brustwehren tapfere Gegner finden würde. selbe lautet wie folgt. Rechnen wir also . Unsere Pariser Armee begreift : Die Freicorps endlich, noch gering an Zahl , können 1 ) Truppen der regulären Armee , 2) Marinetruppen, sehr große Dienste leisten , wenn ihre Operationen gut 3) Mobilgarden, 4) Nationalgarden, 5) Freicorps. geleitet und mit denen der regulären Armee combinirt werden. In Summa , die verschiedenen Elemente , von Die regulären Truppen sind , bis auf einige alte Linienregimenter , aus Infanterieregimentern zusammen welchen wir foeben geredet haben , müſſen ein Ganzes gesetzt , welche aus den 4. Bataillonen , aus den jungen bilden , um dem der feindlichen Armee fast gleich zu kommen. Alle sind tapfer , sind Franzosen , vertheidigen. Soldaten der Claſſe 1869 und den Soldaten von 25 bis 35 Jahren , die schon gedient oder auch nicht gedient ihr Vaterland. Wie sollten sie nicht ! Aber es fehlt ihnen eine genügende Zahl von Führern und besonders die haben , gebildet werden. Diese Truppen formiren zwei Corps, deren Gesammtheit wir auf 60-70,000 Mann Kriegsübung. Uns scheint nichts leichter, als ihnen beides schätzen können . zu verschaffen. Von St. Denis, an der Seine rechtem Ufer und im Die Artillerie hat sich bei Chatillon und Villejuif erprobt ; ſie iſt ſicher. Die Cavalerie hat noch nicht zum Osten von Paris , von der Seine nach Meudon am linken Treffen kommen können . Die Jufanterie ist überhaupt | Ufer im Süden wünschten wir reguläre Truppen und nicht kriegsgeübt . Wenn wir nicht dächten , daß unsere Mobilgarden unter dem Schutz detachirter Forts campiren Feinde Alles , was innerhalb unserer Mauern vorgeht, zu sehen . Wir wünschten , daß man diesen Truppen die ebenso gut wie wir selbst wissen , würden wir uns wohl | preußischen Waffen in der Nähe zeigte. Sehr viele Zünd hüten, so zu schreiben , wie es hier geschieht. Wir sind nadelgewehre sind schon in unseren Händen. Von hohem aber überzeugt , daß wir ihnen nichts lehren. Uebrigens Werth dürfte es sein , ihnen zu zeigen und den Begriff kennen wir nur wenig von allem dem aus eigener Er davon beizubringen : 1 ) daß diese Waffe schwerer als das fahrung und sammeln die uns verschiedener Seits zu Chassepot ist, 2 ) daß die Patrone desselben viel schwerer gehenden Mittheilungen , bei deren Wiedergabe wir öfter als die unsrige ist , und daß folglich die feindlichen Sol nur einen Theil unserer Meinung aussprechen. daten mehr tragen müssen als unsere Soldaten , 3) daß Die reguläre Armee, sagen wir, oder wenigstens ihre das System der Triebkraftentwickelung der Kugel unvoll Hauptwaffe ist nicht kriegsgeübt. Die Cadres sind , be kommen und in Folge dessen der Treffer unsicherer ist, sonders an Offizieren, nicht ausreichend formirt. Daraus 4 ) daß der Verschluß schlecht eingerichtet ist , daß das entspringt ein Mangel an Vertrauen zwischen den Sol: Gewehr ausspeit und den Soldaten hindert , der noth daten und ihren Führern und eine gewisse Unschlüssigkeit wendiger Weise mit geringerer Sicherheit zielt ; daß die der letteren , ihre Mannschaften in's Treffen zu bringen. Hebung der Flugbahn nur auf 600 Meter abgemessen, Die Marinetruppen sind größtentheils aus Seefoldaten während die des Chaſſepot dieß bis 1200 Meter ist. der Flottenausrüstungen zusammengebracht , welche die 6 Wenn die Truppen auf diese Art das richtige Ver detachirten Forts und einige Redouten mit der Schiffs trauen in ihre Waffen erworben haben , sind zuerst Ne artillerie zur Bedienung der Mörser und der Feldstücke cognoscirungen durch kleine Detachements unter Leitung besetzt halten, und aus einigen Compagnien Marine - In von an's Feuer gewöhnten Hauptleuten oder Lieutenants fanterie, Alles erprobte Leute, welche strenge und zugleich auszuführen . Diese Recognofcirungen würden gerade weit hingebende Disciplin pünktlich beobachten, voll Vertrauen. genug vorzustoßen sein, um die Schüßen so in's Treffen in ihre Führer , welche Vertrauen zu ihnen haben. Sie zu bringen, daß sie lernen würden, den Feind zu finden, haben in unseren Colonien , in Meriko , in China dem auf ihn zu zielen , das Pfeifen der Kugeln mit kaltem Feind, oft dem Tode , der Gefahr überall in's Auge ge= Blut zu hören und im Feuer zu manövriren. Wir würden wünschen , daß bei diesen Operationen sehen. Diese werden ihre Pflicht erfüllen , und es ist dabei nur der einzige Umstand zu bedauern, daß man sie die Mobilen an die Seite der Soldaten gestellt würden. nicht hat in größerer Zahl kommen lassen. Alle würden dabei gewinnen. Wetteifer und Corpsgeist Die Mobilgarden sind in Paris , wenigstens würde sie antreiben , etwas zu leisten und eine schätz 50,000 Mann stark, alle vom besten Geiste beseelt ; aber bare Sache Waffenbrüderschaft würde entstehen. Schon sie sind, wie zu erwarten, fast nicht an militärische Ord bei diesen ersten Engagements würden die Offiziere die nung gewöhnt und nicht kriegsgeübt. Gut geführt, wer jenigen unter ihren Leuten unterscheiden können , welche den sie bald sonder Zweifel ein Corps sehr sicherer Trup am meisten faltes Blut und Geschick zur Führung der pen abgeben ; schon haben sich einige Bataillone im Feuer Andern an den Tag legten. Es würden gute Corporale brav gehalten. unter den Soldaten , und gute Unteroffiziere unter den Miscel I e.

Die Belagerung von Paris .

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Corporalen ausgewählt werden können. Die Cadres der der man sich der anscheinenden und klugen Unthätigkeit Compagnien würden der Art bald und in bester Weise unserer Feinde widersehen muß. Noch eins : die Forts feuern während des Tages gebildet werden , um Wetteifer unter den Truppen zu wecken und ihnen inilitärischen Geist einzuhauchen. Dem kaum einige Mal. Wir wünschten, daß sie Sorge trügen, nächst würden Recognoscirungen in größerem Maßstab die Umgebungen genau zu recognoſciren, wo ſich preußische Posten befinden, dann könnten sie bei Einbruch der Nacht mit einigen Compagnien unter Commando höherer Offi ziere ausgeführt. Diese würden soweit vorzustoßen sein, ihre Kanonen richten und während der Nacht in ungleichen. daß sie den Zweck hätten , feindliche Vorposten zurückzu- | Zwischenräumen Schüsse abfeuern, dem Feinde Leute tödten und ihn allenfalls ermüden , indem sie ihn des Schlafes treiben und sich den feindlichen Communicationslinien zu berauben. Bei Tage sollten sie auch seine Posten beschießen. nähern. Einige Stück leichter Artillerie würden diesen Operationen folgen können, in dem Falle, daß man Ka und besonders die durch den Belagerer errichteten Werke. nonen beim Feinde wüßte. Reserven würden diese Re Der Schießbedarf könnte genügend durch das Pulver, wel= cognofcirungen der Art unterstüßen , daß sie im Rücken. ches Paris zu bereiten vermag, und durch die Geschosse ersetzt nichts zu besorgen hätten. Auch hier würden och regu= werden, welche seine zahlreichen Gießereien verschaffen können. Das wäre , um zu einem Ergebniß zu kommen, der läre Truppen und Mobilgarden einander zur Seite ge= Plan des Verfahrens, welchen wir angenommen zu sehen. stellt werden. Bei diesen Expeditionen würden die Unter offiziere , welche sich am sichersten und durch Proben wünschen : nach und nach , aber mittelst unabgebrochener größerer Klugheit und Kaltblütigkeit zur Führung ihrer Operationen unserer jungen Truppen , unsere Mobilen und einige Nationalgarden an den Krieg gewöhnen . Durch Leute geeignet zeigten , durch die Oberbefehlshaber ver zeichnet, und brauchbare Candidaten für offene Offiziers: Erfahrung ihnen beweisen, daß der Feind nicht besser als stellen werden. fie selbst bewaffnet ist; daß seine so eitel gerühmte Ars Wir halten es für vortrefflich, diesen kleinen Kriegs: tillerie weder besser bedient noch schußfertiger ist als die Expeditionen die Nationalgarden , welche sich freiwillig unsere ; ihnen begreiflich machen, daß, wenn sie von einem Centrum aus sich auf die stark zerstreuten Corps werfen, zur Theilnahme melden würden , beizugesellen und die Franc-Tireurs zur Betheiligung einzuladen. Alle würden. sie volles Vertrauen in den Erfolg ihrer Operationen. gleichzeitig sich im Kriege üben und auf einander zählen setzen können , welche durch die Forts geschützt werden, lernen. Wir würden diese Operationen nicht abgebrochen. unter deren Kanonen sie sicher sind , eine Zuflucht zu zu sehen wünschen. Wenn eine Truppe zurückgekehrt finden , welche der Feind nicht abschneiden kann ; unsere wäre , sollte sich eine andere vorwärts bewegen mit dem Truppen so vorzubereiten, sich in großen Maſſen mit de : Zweck schneller Ausbildung der Soldaten und einer ge= preußischen Armee zu messen und sie selbst dahin zu wissen Nöthigung , daß diejenigen aus Reih' und Glied bringen , ihr ernste Schlachten in einem Augenblick zu heraustreten, welche befähigt sind , die Cadres , welche in liefern , wo die sich in den Departemente organisirenden Kräfte ihrerseits auf dem Kampfplay erscheinen können, den Compagnien , und die Offizierstellen , welche in den Bataillonen offen sind, auszufüllen. und bevor die Verproviantirung der Hauptstadt ernstlich Nach und nach würde man so in kurzer Zeit dazu abgenommen hat. Dieses Verfahren wäre das von Dumouriez in den kommen , wirkliche Stöße gegen die feindlichen Linien zu führen, des Feindes Vertheidigungswerke zu zerstören , seine Argonnen. Aus Freiwilligen ohne Disciplin und ohne Verbindungen zu beunruhigen , ihn der Ruhe und des militärischen Werth schuf er in einem Monat durch un aufhörliche Kämpfe die Soldaten, welche bei Valmy ſieg= Schlafes zu berauben, ihn endlich zu zwingen, daß er aus reich den Stoß der alten Truppen des Herzogs von dieser Ruhe heraustritt, an die zu denken uns die Röthe in die Stirne treibt , wenn man erwägt , daß er dieſelbe Braunschweig aushielten, und nöthigte sie, über den Rhein ohne Störung auf dem Boden Frankreichs , unter den zurückzugehen . Handeln wir ebenso , und bald wird ein neues Valmy uns unser Vaterland zurückgeben , das seit Mauern von Paris, unter den Augen einer fast mit der feinigen gleich zahlreichen Armee genießt. So würden zwei Monaten so geprüft ist. Alle an's Werk! Aber Alle ohne Ausnahme , ohne sich die Soldaten an den Krieg gewöhnen , Vertrauen würde bei ihnen und ihren Führern erwachen, die Cadres Spaltungen, ohne Groll ! Stoßen wir Niemanden zurüc würden sich bilden , und bald hätten wir nördlich und und rufen wir im Gegentheil alle Capacitäten und alle südlich unserer Hauptstadt die Elemente zweier Armeen, Kräfte der Hingebung auf! Seien wir einig ! Schauen wir nicht rückwärts ! Vorwärts müssen wir unsere Blicke welche befähigt wären , sich auf die Rückzugslinie des Feindes zu stürzen und ihm viel Unheil zuzufügen. Mit richten ! Da ist der Feind, der entschlossene, unversöhnliche solcher Art an den Krieg gewöhnten Truppen würde Feind ! Wenn wir ihm noch einige Tage Ruhe laſſen, Paris , gestützt auf seine Forts , uneinnehmbar , und die wird er mit den furchtbarsten Wassen, welche den Tod in unsere Heerdstätten schleudern sollen , versehen sein! Ge preußische Armee, deren Verproviantirung sich erschweren würde, würde die Aufhebung der Belagerung nicht länger währen wir ihm keinen Waffenstillstand und fangen wir, hinziehen. Das müßte nach unserer Ansicht unverweilt ohne einen Augenblick zu verlieren, den großen Wettkampf an ! Vorwärts ! Gott schüße Frankreich !" geschehen, das heißt : Thätigkeit in jedem Augenblicke, mit Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Éduard Zernin in Darmſtadt.

-――――― Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

I

Allgemeine

Militär- Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Fünf und vierzigster

No. 46.

Offiziere und Militärbeamten.

Jahrgang.

Darmstadt, 16. November.

1870.

Inhalt : - Mili Auffäße. Der Beginn des leßtes Actes des Krieges. Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialkarte. ] (Fortseßung. ) tärische Briefe vom Kriegsschauplag. XVI. XVII . [ Von einem Offizier des Belagerungscorps von Soissons .] — Groß Nachrichten. Großherzogthum Hessen. Errichtung eines Auskunftsbureau über verwundete oder erkrankte Soldaten. britannien. Das Urtheil der Engländer über den deutsch- französischen Krieg. - Stehende Heere und Milizen. — Der Times-Correspondent Russel über die Feldartillerie. Das Thurmschiff „ Captain “ .

Der Beginn des lezten Actes des Krieges . ** Die bereits eingeleiteten Waffenstillstandsver: handlungen haben sich zerschlagen : nach einem mehr tägigen Aufenthalt im Hauptquartier der deutschen Armeen hat sich Herr A. Thiers, der überhaupt gar nicht genügende Vollmachten von der provisorischen Regierung besaß , um ein bindendes Abkommen zu treffen , am 6. November wieder aus Versailles ent: fernt. Somit werden die Feindseligkeiten sehr bald ihren Fortgang nehmen und muß sich der Vorhang noch einmal erheben , um den legten blutigen Act seinen Verlauf nehmen zu lassen. Man kann dos vom rein menschlichen Standpunkt beklagen, doch nicht eigentlich sich hierüber verwundern, und noch weniger dem deutschen Sieger irgend einen Theil der Schuld beimessen. Gewiß hat noch nie: mals ein siegreicher Feind maßvollere Waffenstillstands : bedingungen angeboten, als es dießmal von deutscher Seite geschehen , wie sich aus den Verhandlungen selbst klar ergibt. Es war bekanntlich Herrn Thiers ein Waffenstillstand auf Grundlage des status quo von einer Dauer bis zu 28 Tagen angeboten worden, damit die Wahlen in Frankreich , selbst in den occu pirten Landestheilen , vorgenommen werden könnten. Selbst nach wiederholter Besprechung mit der Pariser Regierung war Herr Thiers nicht ermächtigt , das Eine oder das Andere anzunehmen ; er verlangte da= gegen die Verproviantirung von Paris, ohne ein mili

tärisches Aequivalent bieten zu können. Es ist klar, daß diese Forderung , welche alle Anstrengungen der deutschen Truppen in den legten 8 Wochen, um Paris vollständig zu cerniren, vernichtet hätte, durchaus un annehmbar war ; Herr Thiers erhielt sodann aus Paris wie behauptet wird , wesentlich durch Ein fluß des Generals Trochu - die Weisung, die Ver handlungen abzubrechen. Diese Waffenstillstandsunterhandlungen bieten einen neuen Beweis von der moßlosen Eitelkeit und Selbst verblendung der Franzosen, welcher klar darthut, daß selbst die Männer , welche an der Spiße der gegen: wärtigen Regierung stehen, die Situation der Gegen wart durchaus nicht begreifen, daß sie nicht die Fähig keit oder den Muth besißen , der Nothwendigkeit fest in's Auge zu sehen. Der Sieger , welcher nach dem Fall von Mez wohl berechtigt gewesen wäre , seine Ansprüche bedeutend zu steigern , unterließ dieß und trat so maßvoll und versöhnlich auf, wie dieß nur der deutsche Edelmuth zu thun im Stande ist; statt Anerken nung folgte jedoch Mißachtung und Troß des Feindes. Das Verhältniß steht jest in Frankreich ähnlich wie im deutsch dänischen Kriege von 1864 nach Ab lauf des auf die Einnahme der Düppeler Schanzen gefolgten Waffenstillstandes ; am 26. Juni begannen die Feindseligkeiten wieder , und schon am 28. Juni wurde der Sturm auf die Jnsel Alsen unternommen, welcher mit einem Schlage dem Kriege ein Ende machte. Es scheint, als wollten die Franzosen absicht

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lich Aehnliches erleben und muthwillig ihre Haupt stadt Paris auf's Spiel seßen: die Vorbereitungen zum Bombardement derselben sind jezt überall getroffen,

Während in der leßten Woche vor Paris keine neuen Engagements stattgefunden haben , werden da= gegen von den im Innern Frankreichs operirenden Truppen mehrere nicht unwichtige neue Erfolge ge und vielleicht beginnt schon in der allernächsten Zeit die Beschießung der größten Stadt des Continents, die So ist am 31. October Dijon , der Haupt bald eine colossale Ruine sein dürfte. Wohlan , das ort des Departements Côte d'Or, eine Stadt von ca. 30,000 Einwohnern am Zuſammenfluß der Ouche und Unvermeidliche geschehe ; weitere Schonung und Milde des Suzon , in unsere Hände gefallen ; wie General wäre jest nicht mehr am Ort , darum Legrüßen wir v. Werder meldet , hat am Tage vor der Einnahme mit dem erhebenden Gefühl , welches das Bewußtsein. General v. Beyer bei der Stadt hartnäckigen Wider der gerechten Sache gewährt, und mit vollkommenſter stand gefunden. Prinz Wilhelm von Baden nahm Ueberzeugung des Erfolgs den Moment , in welchem die Höhen von St. Apollinaire und die Vorstädte, der Siß eines Jahrhunderte langen Uebermuths fallen worauf der Feind abzog und am 31. die Stadt von soll und muß! Wir dürfen vertrauen, daß Se. Majestät der Ober der Mairie übergeben wurde. Diesseits wurden 5 Of fiziere verwundet und 250 Mannschaften getödtet oder feldherr und seine Rathgeber allen fünftigen Even verwundet ; der feindliche Verlust war sehr bedeutend . tualitäten die gemeinsame Sache mit Ruhe und Sicher: General v. Werder hatte , wie derselbe in einer De heit entgegenführen werden ; dafür bürgt namentlich auch folgender Armeebefehl , den Se. Majestät unter pesche an den Großherzog von Baden näher ausführt, dem 28. October aus Versailles erlassen haben: am 29. October höherer Weisung gemäß einen Rück marsch auf Vesoul befohlen, als er erfuhr, daß Dijon ,,Soldaten der verbündeten deutschen Armeen ! nicht beseßt sei ; er ertheilte sofort Befehl , den Ort Als wir vor drei Monaten in's Feld rückten gegen zu nehmen. In der folgenden Nacht war jedoch der einen Feind , der uns zum Kampf herausgefordert Feind auf drei Bahnen wieder in Dijon eingerückt und wurde nun durch 5 Bataillone des Prinzen Wil hatte, sprach Ich cuch die Zuversicht aus , daß Gott mit unserer gerechten Sache sein würde. Diese Zu helm, unterstüßt durch 6 Batterien, angegriffen, wäh versicht hat sich erfüllt. Seit dem Tage von Weißen rend das Leibgrenadierregiment die Vorstädte nahm; burg, wo ihr zum erstenmal dem Feind entgegentratet, als der Ort stark brannte und der Feind abgezogen war, capitulirte die Municipalität. Abermals ist also bis heute, wo Jch die Meldung der Capitulation von Meg erhalte , sind zahlreiche Namen von Schlachten im Herzen Frankreichs ein wichtiger Stüßpunkt für die und Gefechten in die Kriegsgeschichte unvergänglich | deutschen Truppen gefunden ; das Werdersche Corps eingetragen worden. soll sich nunmehr südlich auf Chagny dirigirt haben, Ich erinnere an die blutigen Tage von Wörth und Saarbrücken , an die blutigen um Lyon und Bourges zu bedrohen. Schlachten um Met , an die Kämpfe bei Sedan, Weiter hat die Beschießung von Neubreisach Beaumont , bei Straßburg und Paris 2c.; jeder ist und dem Fort Mortier , welche am 2. November in verstärktem Maße aufgenommen und zwei Tage für uns ein Sieg gewesen . Wir dürfen mit dem stolzen Bewußtsein auf diese Zeit zurückblicken , daß darauf fortgesezt wurde , zu dem Resultat geführt, noch nie ein ruhmreicherer Krieg geführt worden ist, daß in der Nacht des 7. November das Fort Mortier und Ich spreche es euch gern aus , daß ihr eures sich ergeben hat. 220 Gefangene wurden gemacht und Ruhmes würdig seid . Ihr habt alle die Tugenden | 5 Geschüße genommen, wie General v. Schmeling , bewährt , die den Soldaten besonders zieren : den Commandeur der 4. preußischen Reservedivision, meldet. höchsten Muth im Gefecht , Gehorsam , Ausdauer, Dieſe Diviſion wurde zu Freiburg im Breisgau nach dem Selbstverläugnung bei Krankheit und Entbehrung. Fall von Straßburg neu formirt ; sie bestand zunächst Mit der Capitulation von Meß ist nunmehr die lehte größtentheils aus ostpreußischen Landwehrbataillonen , der feindlichen Armeen, welche uns beim Beginn des denen das aus Schleswig auf den Kriegsschauplaß Feldzugs entgegentraten , vernichtet worden. Diesen nachgesandte 1. rheinische Infanterieregiment Nr. 25, Augenblick benuße Ich , um euch allen und jedem das 1. (ostpreußische) und das 3. ( brandenburgische) einzelnen , vom General bis zum Soldaten , Meinen Reserve Ulanenregiment und 6 Reserve - Feldbatterien Dank und Meine Anerkennung auszusprechen. Ich hinzugefügt wurden. Nach ihrem Rheinübergang wünsche euch alle auszuzeichnen und zu ehren , indem am 1. und 2. October bei Neuenburg , 4 Meilen Ich heute Meinen Sohn, den Kronprinzen von Preußen, | nördlich von Basel, mittelst Fähren marschierte die und den General der Cavalerie , Prinzen Friedrich | Division zuerst auf Mühlhausen und die Festung Carl von Preußen, die in dieser Zeit euch wiederholt Neubreisach ; die Uebergabe der lchteren wurde vom zum Siege geführt haben , zu Generalfeldmarschällen Commandanten abgelehnt und die Festung hierauf_cer befördere. Was auch die Zukunft bringen möge, Jch nirt, um die Hauptaction gegen das wichtigere Schlett sebe dem ruhig entgegen , denn Ich weiß, daß mit stadt zu richten , welches bekanntlich am 24. October solchen Truppen der Sieg nicht fehlen kann, und daß capituliren mußte. Am 2. November wurde das Feuer wir unsere bisher so ruhmreich geführte Sache auch auf Neu-Breisach aus 3 Batterien bei Biesheim , resp . ebenso zu Ende führen werden. Wilhelm." Wolfgangen eröffnet , ebenso auf Fort Mortier aus

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3 Batterien bei Alt- Breisach. Der jest gemeldete Fall des Fort Mortier , das eigentlich nur ein deta chirtes Fort der Festung Neu- Breisach ist , kann als Vorbedeutung gelten, daß der Fall der Festung selbst nahe bevorsteht ; das Fort war früher ein Vorwerk der später aufgegebenen Festung Alt-Breisach, welches die Franzosen , als sie nach 1815 Neu - Breisach be festigten , in cin geschlossenes Fort zur Deckung des Rheinübergangs und der Straße von Alt- nach Neu Breisach umwandelten. Durch die Einnahme des Forts Mortier ist die östliche Front von Neu-Breisach bloß gestellt, die Festung wird daher wohl sehr bald fallen müssen. Sodann wird unter dem 8. November die Capi tulation von Verdun gemeldet : ein wichtiges mili tärisches Ereigniß. Die Festung hat der Beschießung lange zu widerstehen vermocht , da sie nur von der Nordostseite, von Etain her, wo sich hohe Berge uno Abhänge befinden, bestrichen werden konnte ; die Südseite der Stadt hat flaches Terrain , westlich fließt die Maas. Es ist nun also auch die leßte der drei wichtigen Städte , welche 1552 mit ihrem Gebiet als die „Bisthümer Mez, Tull und Verdun“ dem deutschen Reich verloren gingen und in Frankreichs Besiz kamen, zurückerobert worden. Viele Jahrhunderte hindurch bildeten die Höhenzüge des Argonner-Waldes und der Vogesen die Grenze zwischen Frankreich und Deutsch land, ganz Lothringen war deutsch, an keinem Punkte berührte Frankreich den Rhein , ――――― mögen unsere Machthaber dieser wichtigen Thatsache bei dem

Die Schlacht bei Sedan . (Fortsetzung.) Württembergischer Bericht . [Nach dem Staatsanzeiger für Württemberg. ] Laut dem in der vergangenen Nacht durch einen Feldjägeroffizier hierher überbrachten, am 2. Septem ber , früh 7 Uhr , im Bivouac bei Donchery an der Maas niedergeschriebenen Bericht des Generals von Oberniß befand sich unsere Division in der Schlacht von Sedan auf dem linken Flügel gegen Mezières

hin ; sie gelangte jedoch nur untergeordnet zur activen Verwendung und hatte deßhalb auch nur einige ver wundete Mannschaften. Der nähere Verlauf war hierbei folgender : Die Festung Sedan liegt an der Maas, 1 Stunde abwärts von der Einmündung des Chiers , entlang dessen die Straße und Eisenbahn von Montmedy und Met herabführt , während im Maasthale die Straße von Verdun über Stenay herunterkommt. Gleichfalls an der Maas , 4 Stunden abwärts von Sedan , liegt in nordwestlicher Richtung die Festung Mezières . Die Maas selbst hinterlegt aber durch ihre großen Krümmungen auf der Strecke Sedan -Mézières einen Weg von 7 Stunden und bildet dabei im All gemeinen einen nach Norden offenen Hauptbogen , dessen 2 Stunden lange Sehne ungefähr durch die beiden Dörfer Ville für Lumes im Westen und St. Die belgische Menges im Osten bezeichnet wird . Grenze begleitet in einem Abstand von 2 Stunden den Chiers von Montmedy bis Sedan , dann die einstigen Friedensschluß eingedenk bleiben ! Maas von Sedan über Mézières in allgemein nord Endlich haben wir noch aufzuführen, daß seit dem 3. November die starke Festung Belfort cernirt | westlicher Richtung ; bei Mezières ſpringt sie in eine nördliche Richtung über , welche sie bis zu der 10 wird . Belfort oder Béfort, eine Festung ersten Rangs, Stunden davon gelegenen französischen Grenzfeſtung ist einer der wichtigsten Sperrpunkte des südöstlichen Givet behält. Frankreichs ; es beherrscht den Zugang Frankreichs Unsere Division , welche am 25. und 26. Auguſt zwischen den Vogesen und dem Jura, die sogenannte trouée de Béfort, und ist Knotenpunkt dreier Eisen bei Sermaize an der Eisenbahn von Nanch nach bahnlinien. Bon Vauban nach seiner dritten Manier Châlons, 1 Marsch östlich von Vitry le françois ge neu und stark befestigt, hat Belfort eine historisch be standen, hatte am 27. die nördliche Richtung auf St. deutsame Vergangenheit und besondere Wichtigkeit Ménéhould eingeschlagen , gelangte an diesem Tage durch ein befestigtes Lager, welches ca. 30,000 Mann nach Vieil Dampierre, südlich St. Ménéhould, am 28. aufnehmen kann ; noch in den lezten zwei Jahrzehnten nach Virginy, 2 Meilen nördlich von St. Ménéhould, am 29. nach Baur les Mouron, 1 Meile südwestlich von ist der das Noyau umgebende Kuppenkranz mit deta chirten Werken gekrönt worden. Fällt Belfort, so ist Grandpré, am 30. nach la Berlière, 2 Meilen östlich der Besig vom ganzen Elsaß für Deutschland gesichert. von le Chêne , und am 31. nach Boutencourt , eine Wir sehen ſonach überall die deutschen Armeen in halbe Stunde südlich der Maas , halbwegs zwischen Thätigkeit, um Frankreich in den verschiedensten Rich Sedan und Mezières , den französischen Vorposten tungen zu unterjochen ; die Erfolge standen mit dieser gegenüber. großen Negsamkeit bisher in engster Verbindung und Für den 1. September erhielt die Division den Befehl, unmittelbar vorwärts an der Maas bei Nou werden wohl auch ferner ――― namentlich auf dem gegenwärtigen Hauptpunkt, der feindlichen Hauptstadt vion auf das rechte Ufer dieses Fluſſes überzugehen ― nicht ausbleiben. und 1 Stunde nördlich davon bei Viviers au court Geschrieben am 11. November 1870. an der Straße von Mezières über Ville sur Lumes und St. Monges nach Sedan Stellung zu nehmen, um nach Bedarf entweder flußaufwärts gegen Sedan hin verwendet zu werden , oder einem etwaigen Aus fall des Feindes aus Mezières entgegenzutreten .

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Demgemäß wurde am 1. September von 6 Uhr | sonders während der leßten Wochen recht unwirthlich früh an die Maas auf der bei Tagesanbruch hergegewordenen Cantonnements, resp. Bivouacs um Meß stellten Pontonbrücke überschritten, und stand die Tête verlassen durfte , um entweder neuen Bestimmungen der Division gegen 9 Uhr bei Viviers au court , wo im Felde entgegenzugehen oder hier einen vor= der Befehl eintraf, östlich nach Vrigne aur Bois aufläufigen Ruhepunkt zu finden . Das große Heerlager der Straße Sedan vorzugehen und sich gefechtsbereit um Meß, diese Vereinigung der 1. und 2. Armee, hat zu halten. aufgehört zu existiren : unser höchftverehrter Führer, der Vor Vrigne aur Bois stieß die Division auf das Feldmarschall Prinz Friedrich Carl , hat uns bereits 5. und 11. preußische Armeecorps , welche von dem kameradschaftlich Lebewohl gesagt und zu ferneren Er oberhalb Nouvion an der Maas gelegenen Orte Don folgen ein Glückauf gewünscht ; - der Krieg hat eine chery aus im Vormarsch auf St. Menges begriffen neue Hauptstation zurückgelegt , er dürfte aber wohl waren. so bald nicht beendet sein. Um 1012 Uhr erhielt die Division den Befehl, Es war ein ewig denkwürdiger Tag , dieser 29 . eine Bereitschaftsstellung bei Donchery zu nehmen. October , an welchem wir von Meß Besiß ergriffen . Um 10 Uhr Vormittags wurden die Forts beseßt, und Während die Division hier stand, kam um 3 Uhr Nachmittags die Nachricht , daß von Mezières aus zwar die Forts St. Quentin und Privat von dem 9. Armeecorps - St. Quentin von der 18. Diviſion feindliche Truppen nach der bei Nouvion gesc,lagenen (Frhr. v . Wrangel), St. Privat von der 25. (großh. Pontonbrücke am linken Maasufer herauf vorgingen. Es wurde deßhalb das 8. Infanterieregiment , 1 hessischen) Division -, das Fort Plappeville vom Escadron des 1. Reiter-Regiments und die 7. Feld: 3. Armeecorps , St. Julien vom 1. Armeecorps und Queuleu vom 8. Armeecorps . Unser 7. Armeecorps, batterie von Donchery nach Nouvion hinabgeschickt, wo sich diese Abtheilungen mit dem dort zur Brücken | welches zum vorläufigen Bleiben in Meß beſtimmt iſt, beseßte die Porte Serpenoise, das Thor der Festung, bedeckung zurückgebliebenen 1. Jägerbataillon vereinig durch welches die Kaisergarde ihren Auszug aus der ten und den Feind , welcher 4-6 Geſchüße bei sich Festung bewerkstelligte. Mittags erfolgte der Aus hatte, auf dem linken Maasufer abwärts über die marsch der französischen Garniſon aus verschiedenen Höhen bei Ayvelles gegen Mezières zurückdrängten, Thoren ; Prinz Friedrich Carl hielt mit den comman = wobei unsere Truppen außer einigen Verwundeten keine Verluste hatten. direnden Generalen v. Manstein und v. Fransecky und einer zahlreichen Suite an der Chauffée , die von Zur Deckung dieser Bewegung am linken Maas Mez nach Corny führt , in der Nähe der Ferme ufer hinab gingen auf dem rechten Ufer zwei Com: Tournebride, und ließ hier die Garde ― etwa in der pagnien des 1. Jägerbataillons und eine Escadron Stärke von 22,000 Mann, an ihrer Spiße der Gene des 1. Reiter Regiments nach Ville sur Lumes und St. Laurent bei Mezières vor. ral Jureau, welcher den Frontrapport überreichte defiliren .*) Truppentheile des 2. Armeecorps , resp. Gegen 5 Uhr Abends wurde unsere Artillerie zum der 3. Division, nämlich das Grenadierregiment König Bombardement von Sedan auf die Höhen westlich der Festung gezogen. Kurz nach Eröffnung des Feuers Friedrich Wilhelm IV., das 7. pommersche Infanterie regiment Nr. 54, das pommersche Jägerbataillon und unserer Batterien wurde jedoch das Bombardement das pommersche Pionierbataillon, sowie 2 Schwadronen eingestellt, weil die Unterhandlungen eingeleitet waren. In der Nacht vom 1./2 . September bivouaquirte des neumärkischen Dragoner-Regiments und 2 leichte die Division bei Donchery , ausgenommen die bei Batterien des pommerschen Artillerieregiments hatten Mezières verwendet gewesenen Truppen , welche bei sich längs der Chaussée in Parade- Anzug aufgestellt. les Ayvelles lagerten . Um 1 Uhr begann das Defiliren , wenn man ein Am 5. befand sich die Division bereits auf dem unregelmäßiges Marschiren von 6-10 Mann in einer Reihe so nennen darf; die Soldaten waren sämmtlich Marsche nach Paris bei Rethel , halbwigs Mezières Rheims, 5 Meilen von leßterer Stadt. (Fortsetzung folgt.) zu Fuß und ohne Waffen , nur die Offiziere hatten

Militärische Briefe vom Kriegsschauplak.

XVI. Meß , 1. November . Nachdem wir fast 21/2 Monate hier vor dem stärksten Bollwerke Frankreichs gelegen , viel Gefahren und Ungemach bestanden und so mancher brave Kamerad in der weiten Umgebung dieser einst deutschen Stadt von uns gebettet worden, haben wir sie endlich wieder erobert, die stolze pucelle, und befinden uns seit dem 29. October innerhalb ihrer Mauern. Froh athmete Jeder auf , als er die be

*) Wir ergänzen obige Mittheilung über den Ausmarsch der franzöſiſchen Truppen nach dem „ Staatsanzeiger“. Derselbe geschah strahlenförmig ; die Truppen waren corpsweise geordnet und unter dem Commando ihrer Offiziere. 1 ) Das 2. Corps (Froſſard) mit der Division Laveanoupet und der Brigade La passet 30g südöstlich auf der großen Straße nach Grigy ; 2) das 3. Corps (Lecoeuf) östlich auf der Straße nach Ferme-Bellecroir ; 3) das 4. Corps (Ladmirault) westlich zwischen St. Quentin uno Plappeville ; 4) das 6. Corps (Canrobert) ging nördlich nach Ladonchamps , die Garnison von Mez südlich über Tablon auf der Straße nach St. Thiebault ; das Gardecorps über Longueville, die Eisenbahnbrücke auf der Straße Tournebride, Jouy, Corny. Im Ganzen waren es 150,000 Mann Garde- und Linientruppen D. Red. und 20,000 Mann Mobilgarde.

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ihre Degen behalten dürfen. Wir sahen hier die | Mainz noch übertrifft. Die Citadelle ist sehr stark, das Arsenal von Meß ist weltberühmt, es faßt Waffen Kerntruppen der französischen Armee, mit denen wir so oft in blutigen Kämpfen gerungen, vor uns vorüber für 150,000 Mann , die école impériale d'appli cation de l'artillerie du genie zu Mez, aus welcher ziehen; ein tiefes Schweigen herrschte : sowohl der Sieger wie der Besiegte empfand die hohe Bedeutung so viele tüchtige Generale hervorgegangen, hat gleich falls hohen Ruf, die Militärwerkstätten und Magazine, des Augenblicks ! Mehrfach ist behauptet worden und wird von Pulverfabrik u. s. w. verleihen der Moselfestung hohe einem großen Theil der französischen Offiziere heute Wichtigkeit , kurz , Deutschland besißt jegt einen mili noch fest geglaubt , daß Marschall Bazaine und der tärischen Waffenplaß ersten Ranges mehr. Divisionsgeneral Coffinières , der Commandant der Seit der Capitulation hat es hier keine Ruhe Festung Met, durch Uebergabe der Armee und Festung störungen gegeben ; der friedliche Verkehr , zumal jezt Verrath begangen hätten. Il nous a vendu , le auch die Eisenbahn von Courcelles nach Mez wieder traître ! Diese Worte konnte man mehrfach von fran hergestellt ist, hat einen hohen Aufschwung genommen, zösischen Soldaten hören. Die Anschuldigung ist, wie besonders der Handel mit Lebensmitteln. Meß wird uns dünkt, unwahr : die franzöſiſche Armee mußte sich jedenfalls eine starke Garnison behalten ; das Be ergeben, weil sie nicht mehr ernährt werden konnte, und nehmen unserer Leute wird allgemein gelobt, ―― es alle ihre Versuche , sich durchzuschlagen , durch unsere steht zu hoffen, daß sich die Einwohner sehr bald an 1. und 2. Armee abgewiesen worden waren ; die den Gedanken gewöhnen werden, Deutsche zu werden. Armee mußte , wie General Coffinières sehr richtig In dieser Beziehung befinden wir uns also mit der Gleichwohl ist Ansicht des Generals Coffinières , der nach seiner sagt , mit dem Hunger capituliren . Marschall Bazaine gewiß nicht von dem großen Fehler Proclamation vom 27. October an die Bewohner von freizusprechen , daß er besonders in den Monaten Met die feste Hoffnung bewahren will , daß Mez , die August und September nicht alles das gethan hat, große und patriotische Stadt , Frankreich verbleiben was ein an der Spiße von 200,000 tapferen Sol werde, durchaus im Widerspruch. daten stehender Feldherr thun muß , um seine Armee Auf dem Napoleonsplaß befindet sich ein Monu zu retten. Es scheint , als habe er die Stärke dec ment des Marschalls Fabert , des Zeitgenossen von Cernirungstruppen überschäßt ; (wogegen wir die Zahl Turenne , mit folgender Inschrift , welche eine Er der in Mch eingeschlossenen armée du Rhin etwas klärung des Marschalls wiedergibt : Si, pour empêcher, unterschäßten !) dazu kam seine Unentschlossenheit, theil qu'une plac que le Roi m'a confiée , ne tombât weise bedingt durch die franzöſiſchen Regierungswirren au pouvoir de l'ennemi, il fallait mettre à la brêche nach der Capitulation von Sedan ; es bleibt abzu ma personne, ma famille et tout mon bien, je ne warten, ob nicht außer den bereits vorliegenden Ver balancerais pas un moment à le faire. öffentlichungen von noch anderer Seite, etwa von Can Haben wohl die Herren Bazaine und Coffinières robert oder Changarnier, weitere Aufklärungen gegeben diese Inschrift nicht gekannt ? werden. Jedenfalls gereicht die Capitulation von Met dieſe Inſchrift nicht gekannt ? der preußischen Cernirungsarmee unter ihrem ritter XVII. lichen Führer zur höchsten Ehre ; 70 lange Tage [Von einem Offizier des Belagerungscorps von wurde der Feind umschlossen und bekämpft, und wäh Soissons.] rend dieser Zeit von den meisten Truppentheilen [H.] Vom Obercommando der Armee war be= manches neue Blatt dem Lorbeerkranze ihrer Fahnen schlossen worden , sich in den Besitz der Festung hinzugefügt ! Soissons zu sehen , da dieselbe für die weitere Die Stadt Meß hat vor Straßburg den Vortheil Kriegführung von großer Wichtigkeit war. voraus , daß sie völlig unversehrt in unsere Hände gefallen ist. Es ist eine außerordentlich lebhafte Stadt ; Die Festung liegt am linken Ufer des Flusses Aisne , welcher östlich der Stadt fließt und die Vor die Bauart der Häuser und die vielen engen Straßen stadt St. Wast von letterer trennt. Etwa 1000 Meter verrathen ihr hohes Alter. Als Hauptstadt der mäch östlich der Festung vereinigen sich die von Laon und tigen Mediomatrici ſtand ſchon das alte Divodurum , Reims, resp. Paris kommenden Bahnen, und befindet wie Meß früher genannt wurde, in großem Ansehen ; nicht minder war es im Mittelalter als Mettis von sich der an diesem Kreuzungspunkte liegende Bahnhof im Feuerbereich der Festungsgeschüße. In die Vor großer Bedeutung. In der Gegenwart und hoffent lich aller Zukunft wird Meß seinen hohen Werth fürstadt St. Wast , die durch einen Brückenkopf geschüßt ist, mündet die Chaussée von Maubeuge von Norden, Deutschlands Schuß bewähren und wahrscheinlich von Osten führt direct in die Festung die Chauffée fünftig die gleiche Rolle übernehmen , welche das große Bollwerk Mainz an der bisherigen Weſtgrenze von Reims , von Süden die von Chateau Thierry, welche beide lettere sich vor der Stadt vereinigen. Wir wissen augenblicklich nicht, auszufüllen hatte. welcher von diesen beiden Pläßen der stärkere ist, doch Von Südwesten mündet die Chaussée von Paris , von möchten wir fast glauben, daß die strategische Wichtig: Westen die von Compiègne durch dasselbe Thor in die Stadt. keit und fortificatorische Stärke von Meß jene von

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Die Befestigung ist nach Vaubans System erbaut, | Reims und Umgegend zum Zwecke der Cernirung der mit der längsten und Hauptfront nach Westen , mit Festung Soissons. Sonntag den 2. October langten der kürzeren, schwächeren, nach Süden gerichtet. Da, dieselben vor der Festung an , und wurde dem Ba wo die beiden Fronten zusammenstoßen, ist ein Horn taillon Ruppin der Abschnitt nördlich Vauxbuin zwischen werk südwestlich vorgelegt , welches das Terrain vor den Chaufféen Soissons - Paris und Soissons - Chateau beiden Fronten und besonders die Chaussée nach Paris | Thierry überwiesen. Rechts schloß sich bei letterer Chaussée das Regiment 8/48 an , während der linke beherrscht. Durch Anstauung der Wasser der Aisne und der Flügel in der Luft schwebte und von hier ab westlich von Süden her in diese fließenden Crise wird die der Festung der Cernirungsgürtel noch nicht geschlossen Annäherung im Osten und Südosten unmöglich ge= war. Das Bataillon Brandenburg war getheilt wor macht , während dagegen die West- und Südfront den, und befanden sich zwei Compagnien nördlich der freies , offenes Terrain und trockene Festungsgräben Festung bei Crouy, zwei südlich bei Geneviève. Erst vor sich hat. einige Tage später rückte das Bataillon Prenzlau, Die Eisenbahnbrücken und die Brücken bei Bois Regiment 24/64, auf dem linken Flügel des Batail Roger und Pommiers über die Aisne waren gesprengt lons Ruppin ein , und wurde dadurch die Cernirung und die Communication zwischen den beiden Flußufern vollständig gemacht. Da das Belagerungscorps , welches somit aus unterbrochen. Um die Verbindung zwischen den beiden Ufern wieder herzustellen , wurden von den dem Be etwa 4000 Mann bestand, nämlich : Landwehrregiment 8/48, lagerungscorps beigegebenen Pionieren bei Venisel oberhalb und bei Pommiers unterhalb der Festung 3 Bataillone Landwehrregiment 24/64, Brücken über die Aisne geschlagen. 2 Compagnien Pioniere Nr. 9, Die Festung selbst liegt in der Ebene und wird 2 Feldbatterien, 2 Schwadronen schwerer Landwehrreiter, im Südwesten und Südosten von bis auf 1400 Meter mehreren Festungscompagnien Nr. 2 und Nr. 10, an dieselbe herantretenden Höhen eingesehen und be herrscht , und hier war es auch , wo die preußischen auf eine lange Strecke rings um die Festung ver theilt war , so war die Lage der Truppen eine sehr Belagerungsbatterien später Aufstellung nahmen . gefahrvolle , weil in der Festung etwa 6000 Mann Eine andere schwache Seite der Befestigung besteht Besaßung, darunter 2 Bataillone des 15. Linienregi darin , daß das Mauerwerk derselben ungedeckt und ments, sich befanden. Bei einiger Energie der feind dem directen Brescheschuß ausgeseßt ist , wodurch es möglich wurde, auf 1400 Meter Entfernung die südlichen Truppen hätten etwaige Ausfälle glückliche Er liche Courtine in Bresche zu legen. folge für dieselben haben müssen, allein während der Ein Zünden durch unsere Geschosse und Inbrand ganzen Zeit vom 2. October ab erfolgte nur ein Aus seßen der Gebäude der Stadt war dagegen äußerst fall nach Norden gegen 2 schwache Compagnien des schwierig , da die meisten Häuser massiv gebaut sind Bataillons Brandenburg mit außerordentlich über und dem Feuer wenig Nahrungsstoff bieten . Das legenen Kräften , nämlich nach französischen Angaben Vorterrain war sehr gut zur Belagerung hergerichtet mit 2000 Mann . und besonders an dem Wege von Courmelles nach Um etwaige Angriffe auf die Vorpostenstellung Vaurbuin hatte man die Bäume gefällt und Schuß leichter abweisen zu können , wurden überall Verhane linien bis zur Festung hergestellt , so daß der Weg, und Schüßengräben hergestellt. Die Ablösung der welchen das gesammte Belagerungsmaterial der Ar Feldwachen konnte nur nach Untergang des Mondes tillerie und Pioniere passiren mußte , sich unter dem bei Nacht erfolgen , da , wie überall in dieſem Feld Feuer der Festung befand . Die Paſſage war deßhalb zuge , so auch hier , die Franzosen durchaus nicht sehr gefährlich, und jede Colonne, sogar einzelne, durch | haushälterisch mit ihrer Munition umgingen, sondern einen Beobachtungsposten auf dem Thurm der Cathe: sofort jeden Soldaten, welcher nur den Kopf aus der drale von Soissons ſignaliſirte Reiter wurden heftig Deckung hervorstreckte , mit Geschüßfeuer begrüßten . Troßdem haben die Cernirungstruppen nur geringe beschossen. Durch das Vorrücken der Armee gegen Paris war Verluste erlitten. es deßhalb nöthig geworden , sich in den Besit des Die Belagerten waren sehr thätig, man sah sie an wichtigen Straßenknotenpunktes Soissons zu seßen, um der Vervollständigung und Verstärkung der Festungs die Eisenbahn Reims - Paris für die Armee nußbar zu werke fleißig arbeiten. Sie konnten dieß ohne Gefahr machen. In Folge dessen marschirte zunächst das ungedeckt thun , da wir mit den Zündnadelgewehren Landwehrregiment 8/48 gegen die Festung , traf vor nicht im Stande waren , ihnen auf so weite Ent= der Stadt auf die in letterer stehende Besaßung, warf fernungen Schaden zuzufügen, was sie auch sehr gut dieselbe bis in die Vorstädte zurück und bezog eine zu wissen schienen. In der ersten Zeit hatten die Be Vorpostenstellung zwischen Vaurbuin und vorwärtslagerten außerhalb der Festung Feldwachen ausgestellt, Venizel bis zum linken Ufer der Aisne. Donnerstag die sich häufig das Vergnügen machten , mit ihren den 29. September erhielten die Bataillone Branden weittragenden Gewehren unsere Posten zu belästigen, burg und Ruppin den Befehl zum Ausmarsch aus ohne indessen ihnen irgendwie Schaden zuzufügen.

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Wenn die feindlichen Schüßen aber auch Niemand trafen , so wurden unsere Bewegungen hierdurch den= noch erschwert , und zeigte sich hierbei eclatant die Ueberlegenheit des Chassepot- Gewehrs .* )

*) Die hauptsächliche Ueberlegenheit des Chassepot-Gewehrs über das Zündnadelgewehr dürfte nicht , wie vielfach geglaubt wird, darin bestehen, daß in Folge des einfacheren Schloßmecha nismus dieses Gewehr in der Minute bei Anwendung des Schnell feuers einen oder höchstens zwei Schuß mehr zu thun gestattet, sondern in der größeren Schußweite desselben. Dieß ist indessen ein allen neueren Waffen eigener Vorzug , und sind alle Be= strebungen der Neuzeit darauf grrichtet , der Flugbahn des Ge: schosses eine möglichſte Geſtrecktheit und dem Gewehr eine mög lichst große Schußweite zu geben. Es ist dieß auch von den Franzosen erkannt, und hat deßhalb das Chaſſepot - Gewehr ein fleines Kaliber und eine große Pulverladung erhalten. Das Geschoßgewicht steht mithin zu dem der Pulverladung in einem sehr günstigen Verhältniß und wird dadurch eine Schußweite erzielt, mit welcher das preußiſche Zündnadelgewehr durchaus nicht concurriren kann. Auch in Norddeutschland ist an maß gebender Stelle schon lange das Bedürfniß gefühlt , von dem großen Kaliber abzugehen , allein man hatte geglaubt, mit der Annahme eines neuen Systems , da das Zündnadelsystem für kleines Kaliber nicht anwendbar ist, noch warten zu müssen, bis ein neues, allen anderen Syſtemen überlegenes Gewehr erfunden und die Frage, ob Metall- oder Papierpatrone, entschieden wäre. Wären die Franzosen bessere Schüßen und die Trefffähigkeit ihres Gewehrs eine ebenso gute wie die Tragweite gewesen, so hätten die deutschen Verluste in diesem Feldzuge noch viel bedeutender sein müssen. Zum Glück sind indeſſen die Franzofen bei An nahme der Waffe äußerst oberflächlich vorgegangen, und hat keine besonders gründliche Prüfung stattgefunden. Dennoch ist diese Waffe äußerst gefährlich , da es den Franzosen möglich ist , auf Entfernungen ihr Feuer gegen die deutschen Truppen zu eröffnen, wo es lepteren unmöglich ist, dasselbe zu erwiedern. Auf nähere Entfernungen hört indessen diese Ueberlegenheit auf , und wird

Die Franzosen , welche genau von der geringeren Tragweite unserer Geschosse unterrichtet waren , be wegten sich deßhalb bei Ablösung ihrer Feldwachen in ganzen Compagnien, ohne Deckung zu suchen und im langsamsten Tempo zwischen der Festung und den Feldwachen hin und her. Sobald sie indessen vom Eintreffen unserer Belagerungsartillerie Nachricht er halten haben mußten , zogen sie ihre Feldwachen vor der Festung ein , und es wurde kein Soldat mehr außerhalb der Festung gesehen. Ebenso herrschte von dieser Zeit an die tiefste Stille in der Stadt, während vorher jeden Abend auf unseren Vorposten ganz deut lich der Zapfenstreich der Franzosen gehört wurde und das Trommeln, Blasen und Lärmen daſelbſt ſtunden lang währte. Dienst der Belagerungstruppen war wegen ihrer geringen Zahl ungemein schwierig und an=

strengend, und kam es oft vor, daß dieselben Mann schaften 48 , ja , einige Male sogar 72 Stunden un abgelöst auf Feldwache und Posten ausharren mußten.

der Vortheil des flacheren Bogens des Chaſſepot - Gewehrs durch die größere Treffsicherheit des Zündnadelgewehrs aufgehoben. Es wird deßhalb nach Beendigung des Feldzuges Aufgabe Deutsch lands sein , ein Gewehr kleinen Kalibers mit möglichst großer Schußweite und Treffsicherheit und einfacher Handhabung zu construiren. Daß die deutschen Truppen dennoch, troß überlegener Waffen des Feindes und der großen Verluste , die Siege über den Gegner erfochten haben , dürfte außerdem eine Widerlegung der 1866 so oft gehörten Behauptung sein, daß die Niederlagen der österreichischen Truppen zum größten Theil durch ihre schlech tere Bewaffnung verschuldet wären . (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Großherzogthum He ſ ſ e n.

** Darmstadt , 7. November. [Errichtung eines Auskunftsbureau über verwundete oder erkrankte Soldaten .] In dem gegenwärtigen großen Kriege ist zum ersten Mal eine Einrichtung in's Leben. getreten , welche ganz geeignet ist , einen Beitrag zur Minderung der Laſten und Sorgen des Krieges zu liefern, besonders jener schweren Sorgen , welche die bekümmerten Angehörigen kranker oder verwundeter Soldaten bedrücken . Es ist dieß die Einsetzung eines „ Auskunftsbureau " , welches unmittelbar nach Ausbruch des Krieges als be= sonderer Zweig des " hessischen Hülfsvereins für kranke und verwundete Soldaten " errichtet wurde , jedoch seine eigene Verwaltung besitzt und während des Krieges eine bedeutende und erfolgreiche Thätigkeit entwickelt hat. Seine Hauptaufgaben bestehen darin : die Aufnahms- und Ab gangslisten von allen in hessischen Lazarethen verpflegten Franken und verwundeten Kriegern zu sammeln und zu

ordnen , um daraus über dieselben und namentlich ihren Aufenthaltsort deren Angehörigen schriftliche und münd liche Auskunft zu ertheilen ; die Correspondenz der Ver wundeten und ihrer Angehörigen zu befördern und zu erleichtern , besonders auch der gefangenen franzöſiſchen Verwundeten , in welcher Beziehung das Bureau in eine lebhafte Verbindung mit der äußerst rührigen agence internationale zu Baſel trat ; periodische Verzeichnisse der in Lazarethen befindlichen heisischen Soldaten durch den Druck zu veröffentlichen und in starken Auflagen im Lande zu verbreiten ; endlich der Post bei ihren Recherchen un bekannter Addressen an die Hand zu gehen 2c. Das Ins stitut hat unmittelbaren Anschluß an die Einrichtungen des in Berlin gegründeten „ Central : Nachweiſe bureau “ , welches bekanntlich unter der umsichtigen Leitung des Generallieutenants Frhrn. v. Troschte steht, gesucht und gefunden ; dasselbe sendet alle 10 Tage specificirte Liſten über die Zugänge 2c. der hessischen Lazarethe nach Berlin ein und ermöglicht dadurch dieser Centralstelle , welcher

**

368 auch aus andern deutschen Ländern ähnliche Listen zu 1 mir viel Mühe gegeben habe , derartige Urtheile zu ents decken, es mir bisher durchaus nicht gelingen wollte, etwas gehen, die wichtige Controle über sämmtliche Abgänge aus den Reihen der operirenden deutschen Truppen zu führen. Aehnliches zu Gesicht zu bekommen, und daß ich deßhalb — die An annehmen muß , daß sie gar nicht eristiren, In Folge der großen Opfer, welche die unvergleichlichen Siege, sowie leider auch viele Krankheiten unserer braven fichten und Urtheile nämlich und nicht die competenten Per sonen. Die Wahrheit ist, daß die ganze Maſſe des hie Truppen erfordert haben, ist die Thätigkeit des Auskunfts bureaus schon sehr in Anspruch genommen worden : inan figen Publicums in militärischen Dingen meistens durchaus erhält einen ungefähren Begriff vom Umfang seiner Ar urtheilsunfähig ist , und daß man in arge Verlegenheit tommt, sobald man den Auftrag erhält, über solche Gegen beiten , wenn man erfährt , daß die Zahl von 20,000 Kriegern , welche bis jezt durch die hessischen Lazarethe stände zu schreiben. Deßhalb besteht auch keine Militär literatur hier : sie findet kein Publicum , und es kann gegangen sind, resp. noch in denselben sich befinden, kaum kaum etwas Beinlicheres geben, als wissenschaftliche Vor zu hoch gegriffen erscheint, sowie daß täglich äußerst zahl reiche Anfragen nach verwundeten oder erkrankten Sol träge einem ignoranten Publicum halten zu müſſen . Es gibt in England eine Masse Specialitäten, kein Land in daten sowohl mündlich wie ſchriftlich beantwortet werden. Auf die erste Anregung hatten sich in Darmstadt sofort der Welt dürfte in dieser Hinsicht reicher sein, aber eine allgemeine Bildung besteht nicht, und ich zweifle sehr, daß zahlreiche Kräfte dem neuen Liebeswerk zur Verfügung sie hier je wird aufkommen können, weil eben das Fabrik gestellt : gegen 40 höhere Beamte , Schriftsteller , In dustrielle , Kaufleute 2c. sieht man regelmäßige Bureaus wesen den Specialismus dem Nationalcharakter durchaus eingeprägt hat. Man gefällt sich in der Idee, daß England stunden halten , um in den Localitäten , welche die erste hiesige Gesellschaft bereitwillig zu diesem Zweck eingeräumt durch die öffentliche Meinung regiert wird, und besonders hat , emsig still ihr Tagewerk zu vollbringen. Es ist darin , daß der allmächtigste Minister ohnmächtig wird, hierdurch schon mancher Segen gestiftet worden , doch ist sobald er dieselbe vernachlässigt. Wenn man nun so et was täglich und ſtündlich hört, ſo fragt man sich : worin das Institut wie jede menschliche Einrichtung, namentlich wenn sie zum ersten Mal in's Leben tritt , noch der besteht denn eigentlich diese vielgepriesene öffentliche Mei nung , die so allmächtig sein soll ? Und wenn man die bessernden Hand fähig. Namentlich dürfte hier noch an Sache näher untersucht, so findet man, daß sie im Grunde zustreben sein , daß die mobilen Truppenkörper eine ge= nicht anderes ist als ein Stich oder Schlagwort , das nauere Controle der Feldlazarethe , an welche sie Kranke oder Verwundete abgeben, ausüben möchten ; es sind uns irgend ein geschicktes Individuum oder gar der reine Zu fall auf einmal emporgebracht hat. Der Engländer will viele Briefe durch die Hand gegangen , welche aus dem für sich und noch dazu ganz unabhängig handeln ; hierin Feld mit der kurzen Notiz : „ Addreſſat ist im Feldlaza reth ! " zurückkamen und selbstredend viele Sorge und Un besteht eben seine Idee der Freiheit , aber das Denken überläßt er gern dem ersten besten, der das Geschäft über ruhe unter den Angehörigen verbreiteten. Wie uns bes nehmen will. Du lieber Himmel, wenn man nur wüßte, kannt , hat der Generallieutenant Frhr. v . Troschke sich was das für Leute sind , die für John Bull im Gebiet im September d. J. persönlich auf den Kriegsschauplatz der auswärtigen Politik, der Militär- Angelegenheiten und begeben, um neben anderen Verbesserungen auch die Ver noch anderen Fächern das Denkgeschäft verrichten müssen , anstaltung einzuleiten, daß jede Anfrage, die vom Institut die ihm jeden Morgen für seinen Frühstückstisch das nicht beantwortet werden konnte , den betreffenden Regis Schlagwort für den laufenden Tag liefern und seine Seele mentern und Lazarethen in Form eines leicht auszufüllen mit dem stolzen Bewußtsein erfüllen , Alles bemeistert zu den Circulairs übermittelt wurde , doch soll dieſe gute sieht großmüthig haben ! Er -- John Bull nämlich Absicht nicht immer erreicht worden sein. Hoffentlich Geschöpfe herab , niedrigen jene alle mitleidsvoll auf und wird der menschenfreundliche Zweck des ganzen Unter die nicht reich genug sind , bezahlte Denker zu erhalten, nehmens durch das Handinhandgehen der Militärbehörde und die dieſes mühsame Geſchäft für sich selbst verrichten und freiwilligen Thätigkeit stets mehr und mehr gefördert. marſchirt müssen. Seine Nationalität - das weiß er Großbritannien. auch an der Spiße der Civilisation , gerade wie die fran zösische, nur mit dem Unterschied, daß seine Seele von der [D -r.] London , 29. October. [ Das Urtheil Majestät der Worte : Morgenzeitung “ , „ Parlamentsacte “ der Engländer über den de ut ſ ch - f r a n z ö ſ iſ che n ― öffentliche Meinung" durchdrungen ist , anstatt mit und Krieg. Stehende Heere und Milizen. Gloire, élan et Pantalons rouges. Wenn daher der Krieg Der Times - Correspondent Russel über die hier, soviel ich weiß, auch nicht einen einzigen lesenswerthen Feldartillerie. Das Thurmschiff „ Captain " .] militärischen Aufsat bisher hervorgerufen hat , so hat er Unser Regimentsauditor hatte ein Sprüchwort : de non uns mit einer wahren Fluth von Schlagwörtern der öffent apparentibus et non existentibus eadem est ratio ". Sie lichen Meinung überschüttet, und aus diesen und der Art, verlangen aber von mir einen Bericht über die Ansichten auf welche man mit ihnen umgeht , gewinnt man die und Urtheile competenter Militärpersonen hier zu Lande , daß John Bull stark beunruhigt ist und Ueberzeugung über den gegenwärtigen Krieg ; ich kann Ihnen nun ant sich nicht recht zu helfen weiß. (Schluß folgt.) worten, im Sinne des citirten Spruches, daß, obwohl ich Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

- Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 47.

Ja h r gang.

Darmstadt, 23. November.

1870.

Inhalt : Auffäße. Der neue Fortgang der Kriegsoperationen. Die Schlacht bei Sedan. [ Mit einer Specialfarte. ] (Fortseßung.) - Mili tärische Briefe vom Kriegsschauplas. XVII. [ Von einem Offizier des Belagerungscorps von Soissons. ] (Schluß.) Nachrichten. Preußen. Formation des 1. Reserve-Jägerbataillons. - Großbritannien. Das Urtheil der Engländer über den deutsch-französischen Krieg. — Stehende Heere und Milizen. - Der Times-Correspondent Russel über die Feldartillerie. Das Thurmschiff " Captain". (Schluß.) Italien. Beabsichtigte Reformen in der Armee.

Der neue Fortgang der Kriegsoperationen. ** Als das bemerkenswertheſte Ereigniß der Tezten Woche auf dem Kriegsschauplas ist ein Miß erfolg der deutschen Truppen bei Orleans am 9. November zu registriren. Es ist dieß unser erster Echec im ganzen Feldzug, von dem es aber noch gar nicht feststeht , ob er in der That eine taktische Niederlage oder nur ein durch die Strategie gebotener freiwilliger Rückzug ist . Selbst wenn ersteres der Fall sein sollte, so ist die Sache von gar keiner besonderen Bedeutung und durchaus nicht des Aufhebens werth, welches die französischen Organe von dem Fall machen ; jeder Einsichtige muß vielmehr sich schon im Stillen darüber auf's höchste verwundert haben, daß bei einem solchen Riesenkampf nicht noch öfter die Wage sich zu Gunsten unseres Feindes gesenkt hat. Aber die Sache verhält sich gar nicht einmal so, und wir werden ge wiß bald hierüber die genügendsten Aufklärungen er halten. Nachstehend stellen wir zunächst die hierüber bis jest veröffentlichten officiellen Nachrichten zusammen. Unter dem 11. November telegraphicte Se. Majestät der König Wilhelm aus Versailles an die Königin Augufta : "Vorgestern hat sich General v. d. Lann fechtend vor Uebermacht von Orleans nach Toury zurückge zogen , wo er sich gestern mit General Wittich und Prinz Albrecht (Vater), von Chartres kommend, ver

einigt hat. zu ihm."

Großherzog von Mecklenburg stößt heute

Bereits unter dem 10. November hatte der Gene ralquartiermeister v. Podbielski folgende zwei Tele gramme nach Berlin abgesandt : a) Beim Vorrücken der Loire = Armee auf dem rechten Ufer der Loire bei Beaugency hat General v. d. Tann außerhalb Orleans anr 9. gegen dieselbe Stellung genommen und nach constatirter Stärke des Gegners fich unter Gefecht nach Péravy abgezogen"; b) "1 General v. d. Tann, welcher Orleans räumte, meldet , daß am 10. keine Vorbewegung des Feindes bemerkbar war". Am 11. November telegraphirte General v. Pod= bielski folgendes :

,,General v. d. Tann hat am 11. fein weiteres Vorrücken des vor ihm befindlichen Feindes gemeldet“ . Weiter kam unter dem 12. November von dem= felben noch folgendes Telegramm : Im Gefechte des Generals v. d. Tann am 9. d. Mts. wurden sämmtliche Angriffe des Feindes mit großem Verlust für denselben zurückgewiesen und erst hierauf der Abmarsch angetreten. Am 10. Mittags verirrte sich eine Abtheilung der bayerischen Munitions reserve , bei welcher sich 2 Reservegeschüße befanden, und fiel in die Hände des Feindes . Am 12. sind keine Bewegungen der Loire -Armee gemeldet worden; auch vor Paris ist nichts vorgefallen ".

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Endlich telegraphirte General v. Podbielski aus Versailles 13. November : „General v. d . Tann meldet, daß sein Verlust am 9. 42 Offiziere und 667 Mann todt und verwundet beträgt. Der Feind gibt in einer officiellen Nachricht seinen Verlust auf 2000 Mann an ". Es handelt sich also im höchsten Falle um einen

vorgefunden, außerdem ca. 23,000 Infanteriegewehre, sowie bedeutende Bestände an verschiedenem Kriegs material.

Alle bisher gemachte Kriegsbeute wird jedoch durch die bei der Capitulation von Meß erworbene über troffen; nach einer Mittheilung des commandirenden Generals v. Zastrow ſind bis jeßt dort vorgefunden : sehr unbedeutenden militärischen Erfolg der Franzosen. 53 Adler und Fahnen, 541 Feldgeschüße, das Material Die Loire-Armee, welche unter dem Befehl des Gene: für mehr als 85 Batterien , gegen 800 Festungsge= rals d'Aurelle de Paladines steht , ist allerdings in schüße , 66 Mitrailleusen , gegen 300,000 Gewehre, verhältnißmäßig kurzer Zeit aufgestellt worden , wozu Cürasse , Säbel z . in größter Anzahl , gegen 2000 sich gerade in der Gegend von Tours günstige Ge Militärfahrzeuge, sowie nicht verarbeitetes Holz, Blei legenheit bot, da dieſer Ört mit den volkreichen Städten und Bronce in großen Massen , eine vollständig ein Angers, Nantes, Bordeaux, Toulouse, sowie mit den gerichtete werthvolle Pulverfabrik. In der That, ein wichtigen Pläßen la Rochelle , Rochefort , Poitiers 2c. solcher Reichthum von Kriegstrophäen , wie ihn in Man hatte im wenigen Monaten die deutschen Truppen sich erkämpft, durch Eisenbahnen verbunden ist. deutschen Hauptquartier genaue Kenntniß von dem steht in der Kriegsgeschichte aller Zeiten fast ohne Stande und der Stellung des Feindes ; General Beispiel da und möchte nur durch die Zahl und Be v. d. Tann bildete auf der Linie Orleans - Chateaudun deutung der Siege während des großen Feldzuges Chartres nur eine vorgeschobene Deckung für die selbst übertroffen werden . Inzwischen dringen die deutschen Truppen fort= Pariser Belagerungsarmee und hatte schon am 7. No vember den Befehl erhalten , Orleans zu räumen, während in Frankreich weiter vor. Im Osten ist die möglichst enge Cernirung Belforts bewerkstelligt worden, wenn er von überlegenen Kräften angegriffen würde. Als nun seine rechte Flanke und gleichzeitig seine nachdem im Rücken dieser Festung nach einem ſiegreichen Rückzugslinie auf dem rechten Ufer der Loire bedroht Gefecht bei Montbeliard Beaucourt and Etupes — auf - von dem Werderschen Corps wurden, ging er fechtend in nördlicher Richtung zurück. der Straße nach Delle Allerdings hat die Heftigkeit des mit überlegenen besezt worden . Die II. Armee unter dem Feldmarschall an= Prinzen Friedrich Carl von Preußen Massen - man spricht von 80,000 Mann dringt in das drängenden Feindes den Rückzug nicht so glatt bes Innere Frankreichs ein , um die Lücke zwischen dem werkstelligen lassen, als uns lieb sein muß, doch über Werderschen und v. d . Tannschen Corps auszufüllen : die Launen des Kriegsglückes kann Niemand gebieten . nach einem uns vorliegenden Schreiben war ein Theil Inzwischen hat General v. d. Tann seine Vereinigung des 9. Armeecorps , resp. der 25. (großh, heffiſchen) mit der 22. Division vollzogen , der Großherzog von Division am 9. November in Troyes einmarschirt. Mecklenburg ist mit seinem t 13.** Armeecorps zu ihm Die 1. Armee unter dem Oberbefehl des Generals wir werden daher, wohl bald von einer v. Manteuffel ist nach dem Norden marschirt und wird gestoßen W offensiven Bewegung der deutschen Truppen um somit ihrem linken Flügel Fühlung mit der Maas Armee inzwischen gar" keine Armee unter dem Kronprinzen von Sachsen zu nehmen Loiredie als hören, mehr weiteren Bewegungen gemacht , hat und sich zu einem suchen. Im Nordosten ist bereits die Festung Thion Vormarsch nicht stark oder sicher1 genug fühlen möchte. ville nach mehreren Gefechten eingeschlossen, und be Wie wir in unserer leßten Nummer bereits als schossen worden. Dagegen verlautet über den Beginn nahe bevorstehend mittheilten, hat die Festung Neu einer Beschießung oder Belagerung von Paris und Breisach am 10. November capitulirt, die Uebergabe seinen Forts auch in der lezten Woche noch nichts erfolgte am 11. d. Mts.; wie General v. Schmeling Bestimmtes. meldet , sind durch diese Capitulation 5000 Mann Schon mehren sich die Stimmen verständiger Fran friegsgefangen worden und 100 Geschüße erobert. zosen, welche den Frieden um jeden Preis abgeschlossen Eine noch größere Zahl von Offizieren, Soldaten zu sehen wünschen ; vielleicht sind wir dem Waffen= und Geschüßen ist durch die Uebergabe von Verdun in unsere Hände gefallen ; wie General v. Gayl mel 3 Turcoregimentern . Hiervon hatten bis zum 29. October noch det, sind hier 2 Generale, 11 Stabsoffiziere, 150 Of: nicht die Waffen gestreckt : 6 Jufanterieregimenter (4 anfangs in fiziere und etwa 4000 Mann zu Gefangenen gemacht Algier, jezt bei der Loire-Armee, 2 zuerst im Kirchenstaat , jezt in Paris), 3 Bataillone leichter französischer Infanterie und 1 worden*) und 136 Geschüße verschiedenen Kalibers Fremdenregiment in Algier. Die Streitkräfte , über welche außer den erwähnten Regi *) Das Berliner „Militair - Wochenblatt" gibt in seiner mentern das comité de la defense nationale an Linientruppen noch verfügt , sind gebildet aus den in Marschregimentern 2c. Nr. 148 vom 6. November einen interessanten Nachweis über zusammengezogenen Depottruppen , in welche zahlreiche junge den Verbleib der Infanterie der französischen regulären Feld Mannschaften aufgenommen wurden , sowie jenen alten Leuten, armee. Dieſelbe beſtand bei Ausbruch des Krieges aus 8 Garde Infanterieregimentern und 1 Garde - Jägerbataillon , aus 100 weiche nach den früheren Gesezen ihrer Militärpflicht bereits Linien-Infanterieregimcutern , 3 Zuavenregimentern , 20 Jäger: genügt, nunmehr aber durch ein neues Gefeß wieder zum Kriegs bataillonen , 3 Bataillonen leichter Infanterie , 1 Fremden- und dienst gezwungen wurden.

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stillstand jezt näher, als man annehmen sollte. Vor: her dürften jedoch noch militärische Ereignisse von entscheidender Wichtigkeit bei Orleans eintreten. Geschrieben am 18. November 1870.

Die Schlacht bei Sedan. (Fortsetzung. ) Stimmen aus der franzöſiſchen Armee. Relation über die Schlacht bei Sedan . (Dieser nach der Patrie" deutsch bearbeitete und von diesem Blatte als authentisch" bezeichnete Bericht über die Schlacht bei Sedan wird dem General v . Wimpffen oder einem Offizier seines Stabes zugeschrieben. Gegen denselben sind Erklärungen der fünf Generaladjutanten des Kaisers Napoleon III., sowie des Generals Lebrun erlassen worden , welche wir jener Dar stellung folgen laſſen werden. Sodann ist in dieſen Tagen zu Brüssel eine vom Kaiser Napoleon inspirirte Broschüre : " Cam pagne de 1870, des causes qui ont amené la capitulation de * Sedan“ erſchienen, auf welche wir beſonders zurückkommen wer den. D. Red.) Während der Nacht vom 31. August, resp. in der Frühe des 1. September seßten sich das 1., 5., 7. und 12. Armeccorps , nachdem sie sich von Beaumont her gesammelt , im Norden von Sedan feſt und nahmen dort mit der Front gegen die Maas und am rechten User dieses Flusses folgende Stellungen ein : 1 ) auf dem linken Flügel das 12. Corps (General Lebrun) bei la Moncelle, la Platinerie und la Petite Moncelle, unter Beobachtung der Straße von Mezières nach Montmedy über Carignan ; das Corps deckte die Eisenbahn und den Uebergang von Bazeilles, es ſtand 3 Kilometer von Sedan ; 2 ) im Centrum das 1. Corps (General Ducrot) auf den Höhen von Daigny, zwischen la Petite Mon celle und Givonne ; das 5. Corps (General von Wimpffen, der während der Schlacht am Tage vorher angekommen war und am 31. August das Commando übernommen hatte) in Poſition auf den Höhen, welche den Givonner Grund beherrschen, und auf dem alten verschanzten Lager , zur Rechten des 1. Corps und dasselbe mit dem 7. Corps verbindend ; 3) auf dem rechten Flügel das 7. Corps (General Felix Douay), welcher sich von Floing bis zum Cal vaire d'Jlly ausbreitete. Diese Stellungen , welche in der Richtung von Südwest nach Nordwest einen Bogen um Sedan be schrieben, erstreckten sich in einer Ausdehnung von un gefähr 5 Kilometer , die mittlere Entfernung von der Festung betrug 4 Kilometer. Während derselben Nacht begann die preußische Armee sich Angesichts Sedan festzuseßen, und zwar auf dem linken Ufer der Maas, indem sie mit ihren zahl reichen Batterien die Höhen von Remilly und Wade lincourt beseßten , welche von Süden her die Stadt Sedan und den Lauf der Maas, sowie die Mündung der Chiers in die Maas beherrschen. Durch eine unverzügliche starke Kanonade versuchte die preußische Artillerie die Bagage der franzöſiſchen

Armee abzuschneiden, welche die Straße von Carignan nach Sedan auf dem rechten Ufer der Chiers und Maas passirte. Diese Kanonade konnte den Glauben erwecken , daß es nicht allein die Absicht des Feindes sei, den Wagenzug zu beunruhigen, sondern auch die Aufmerksamkeit von einer Bewegung abzulenken, welche im Norden die Straße von Mezières abschneiden sollte. Die Stellung der französischen Armee ließ eine kleine Lücke zwischen dem 1. und 7. Corps : von Jlly bis Givonne. Die Brigade Cousan de Fontanges von der Division Guyot de Lespart (5. Corps) erhielt den Befehl, diese Lücke auszufüllen . Die Brigade Abbat: tucci behauptete das Feld mit den Reservebatterien. zu gleicher Zeit wurde der Brigade der Diviſion l'Abadie d'Ayron , die sich noch in Sedan befand, Befehl gegeben, Casal zu beseßen, um die Verbindung zwischen dem 5. und 7. Corps herzustellen und ihnen als Reserve zu dienen. Mit Tagesanbruch begann am 1. September die preußische Armee ihren Angriff, indem sie eine Offen fivbewegung gegen das 12. Corps auf dem linken Flügel der französischen Armee unternahm . Der Feind verlängerte bald diese Bewegung von seiner Rechten zur Linken, bis zum 1. im Centrum poſtirten Corps. Der Kampf blieb unentschieden, und die Sache zog sich ohne wahrnehmbares Resultat in die Länge , als gegen 7 Uhr Morgens der Marschall Mac Mahon, Obercommandant der Armee von Châlons , schwer verwundet wurde. Er übergab den Befehl dem Gene ral Ducrot vom 1. Corps . ' Da der General v. Wimpffen der älteste der vier Corpscommandanten der Armee war, so kam ihm von | Rechtswegen der Oberbefehl zu , doch wurde er erst um 8 Uhr von der Verwundung des Marschalls in Kenntniß geseßt ; inzwischen also wurden die Befehle des Generals Ducrot vollzogen . Als der General v. Wimpffen gegen 9 Uhr das 1. Corps cine ausge gesprochene Rückwärtsbewegung machen und sich auf das Bois de la Garenne dirigiren sah, reclamirte und empfing er das Commando aus den Händen des Gene rals Ducrot, deſſen Absicht war , sich auf Jay , den äußersten rechten Flügel der Armee , zurückzuziehen . Indessen führte das 1. Corps, anstatt diese Richtung einzuhalten , eine Frontveränderung aus und schien sich dem Lager zu nähern. Diese Frontveränderung rückwärts auf den rechten Flügel konnte gefährlich werden in Anbetracht , daß die Preußen zu ihrer äußersten Linken frische Truppen hatten, auf welche der rechte Flügel und das Centrum der französischen Armee leicht zurückgeschlagen werden konnten. Es mußten sodann die Truppen des 12. und 1. Corps, welche vom Kampfe am Tage vorher schon mitgenommen waren , 5-6 kilometer auf schlechtem Wege zurücklegen. So beurtheilte ohne Zweifel der General von Wimpffen die Sachlage , nachdem er den Oberbefehl übernommen hatte , denn er ließ das 1. Corps seine | Stellungen vom Morgen wieder einnehmen und ver

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stärkte den linken Flügel dieses 1. Corps durch die Brigade Saurin vom 5. Corps . Eine Rüdwärtsbe 1 wegung auf Mezières bei hellem Tage war schwierig, da der Feind mit stets wachsenden Kräften das Ter rain zwischen diesem Plaß und Sedan einnahm . Der General v. Wimpffen beschloß sich darauf zu be schränken , seine Positionen zu halten und nur eine Defensivschlacht zu liefern. Der Kampf war übrigens bis dahin uns nicht ungünstig gewesen. Gegen Mittag zeigte der Commandant des 7. Corps einige Unruhe in Bezug auf diejenigen seiner Truppen, welche das Gehölz de la Garenne neben dem Ge höft gleichen Namens befegt hatten und einem in der That mörderischen Feuer ausgeseßt waren. Der Gene: ral v. Wimpffen ließ ihn durch einige Regimenter und Batterien verstärken , welche vom 5. und 1. Corps (Centrum und linker Flügel) abgegeben worden. Ein Theil der Reservecavalerie begab sich gleichfalls dort: hin mit dem commandirenden General. Letterer konnte sich überzeugen, daß in der That die preußischen Ge schosse schreckliche Verwüstungen in unseren Reihen anrichteten ; es war unmöglich, in einem solchen Eisen hagel auszuhalten. Man versuchte drei französische Batterien der feindlichen Artillerie entgegenzustellen : in weniger als 10 Minuten wurden diese drei Batterien in Unordnung gebracht und zum Rückzug genöthigt. Die Cavalerie erhielt Befehl , in einer Lichtung in der Mitte des Gehölzes Schuß zu suchen, während die Infanterie nur mit Anstrengung die Position halten konnte.

Unglücklicher. Weise wurden das 1. und 7. Corps, welche auf dem Platean zurückgeblieben waren , um die Arrièregarde zu bilden, von überlegenen Kräften lebhaft angegriffen und zurückgeschlagen ; anstatt der Offensivbewegung des 12. Corps zu folgen, zogen sie sich zwischen dem verschanzten Lager und dem Bois de la Garenne durch und näherten sich allmählig Sedan , um sich endlich unter den Kanonen der Cita delle zu entwickeln . Ein Theil drang selbst in die Stadt ein, deren Thore man ungeschickter Weise offen gelaffen hatte. Der commandirende General und sein Generalstab warf sich den Truppen entgegen , die noch nicht bis Sedan gekommen waren; er eilte der Spur des 12 . Corps nach , indem er auf der Straße von Givonne die Höhen erstieg, welche sie im Ansteigen beherrschen. Da diese Straße mit Einzäunungen, Hecken versehen, mit Munitionswagen gefüllt und daher schwer zu pas= firen war, so schlug die Colonne einen Weg zur Rech ten ein, der sie auf das Defilé von Balan führte. Es war 4 Uhr. Vielleicht wäre die von General

Lebrun wirksam unterstüßte Bewegung noch geglückt. In diesem Augenblick übergab ein vom Kaiser ab gesandter Offizier dem commandirenden General ein Schreiben , worin der Kaiser letteren benachrichtigte, daß er auf der Citadelle von Sedan die weiße Fahne habe aufziehen lassen ; er ersuchte das Feuer einzu= stellen und sich mit dem Feinde in Unterhandlungen

einzulassen. Der General schlug diese Mission rund ab. Der Kaiser ließ sein Ersuchen erneuern . Der General Bald ließ der General Douay melden , daß es verweigerte nochmals den Gehorsam, und anstatt das ihm unmöglich sei, sich länger zu halten, da die ganze Feuer aufhören zu lassen, entschloß er sich, eine leßte preußische Artillerie ihr Feuer auf das Plateau con äußerste Anstrengung zu machen ; er kehrte in die centrirt und dasselbe mit ihren Geschossen übersät Stadt zurück, um alle Truppen, die ſich dort angehäuft habe. Der brave General meldete ferner , daß ein befanden , um sich zu sammeln. Unglücklicher Weise Rückzug rechts auf Jln für ihn unmöglich sei An waren die Truppen in einem übermüdeten Zustand, gesichts der ihn gegenüberstehenden beträchtlichen feind übersättigt vom Kampfe und gänzlich erschöpft durch lichen Kräfte. die lezten drei Tage mit ihren Märschen und Kämpfen, Auf dem linken Flügel behauptete sich das 12. ohne regelmäßige Verpflegung. Ohne sich selbst Rechen General v. Wimpffen , welcher schaft abzulegen von den Gefahren , welche für sie Corps mit Erfolg. nun die errungenen Vortheile des 12. Corps benußen darin bestand, daß sie sich in einer Stadt angesammelt, wollte, um dem rechten Flügel durch eine kräftige deren Vertheidigung unmöglich und die von allen Seiten beherrscht war , weigerten sich die meisten Offensivbewegung Luft zu machen und einen Theil der feindlichen Armee in die Maas zu werfen, verstärkte Mannschaften , die Mauern der Stadt zu verlaſſen. den General Lebrun durch alle Truppen , welche er Kaum 2000 Mann folgten dem General und ent Der General von dem 1. und 5. Corps entziehen konnte. Durch diese sprachen seinem feurigen Ruf. Bewegung hoffte außerdem der commandirende General Wimpffen stellte sich an ihre Spite , jagte den Feind sich einen Durchgang in der Richtung von Carignan aus Balan und nahm das Dorf wieder. Einige Mobil garden und einzelne muthige Einwohner von Sedan zu erzwingen und auf Montmedy zu marschiren. Gegen 312 Uhr ließ er dem damals in Sedan befindlichen hatten sich mit diesen 2000 Freiwilligen verbunden. Es war dieß der lezte Act des Kampfes. Der Kaiser ein Schreiben einhändigen, worin er denselben bat , seinen Plaß in der Mitte der Truppen einzu General hatte zu wenig Kräfte, um den einzigen noch nehmen , welche ſtolz sein würden , ihm einen Durch | möglichen Rückzug zu versuchen. Als er nicht mehr zum 12. Corps gelangen konnte , entschloß er sich gang zu öffnen . Der Kaiser kam nicht. General v. Wimpffen ließ gegen 6 Uhr Abends nach Sedan zurückzukehren. Die Stadt war versperrt durch Wagen, Pferde, Menschen, die Offensivbewegung beginnen , und das 12. Corps Verwundete, Soldaten aller Waffen : die Circulation (General Lebrun) warf den Feind über den Haufen.

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war unmöglich geworden. Ein ernster Angriff der den Rückzugslinien eingetroffen war, welche die fran Preußen, ein Bombardement von einigen Augenblicken | zösischen Truppen völlig lähmte, die in einem gar nicht und Alles war verloren. zu vertheidigenden, von allen Seiten beherrschten Plat eingeschlossen waren, der überdieß bei der ersten feind Der moralische Muth der Trupper war nicht mehr zu beleben ; dazu erlangte der commandirende General lichen Handlung von den auf den Höhen aufgefahrenen die traurige Gewißheit , daß die Lebensmittel auch furchtbaren feindlichen Batterien unter Feuer genom nicht länger als einen Tag hinreichten , daß die men werden konnte. Mannschaften keine Munition mehr besaßen und fie Mit gebrochenem Herzen , wie leicht zu begreifen, nicht mehr erneuern konnten . Am Morgen waren bei unterzeichnete General v. Wimpffen , der nach einem den ersten Kanonenschüssen die Wagenzüge nach ersten Mißerfolg bei der Armee eingetroffen war, um ihren Oberbefehl zu übernehmen, die unſelige Capitu Mezières zurückgegangen. So standen die Sachen , als der Kaiser selbst an tulation. Wird Frankreich, wird die Armee, werden die Waffengefährten des braven und unglücklichen Gene den General v . Wimpffen schrieb , welcher seine Ent lassung eingereicht hatte, um diese zu verweigern und rals v. Wimpffen die harte Nothwenigkeit begreifen, ihn zu beschwören, das Commando zu behalten. Neue die ihm vom Schicksal auferlegt war ? Wird man ihm nicht mit Undank begegnen für die unvermeidliche Versuche wurden bei dem General v. Wimpffen ge macht, um ihn zu veranlassen, mit General v. Moltke, Handlung , welche den sicheren Tod von 40-45,000 braven Soldaten vermied ? Er selbst hat sich beeilt, dem Abgeordneten des Königs Wilhelm , über die dem General v. Moltke mitzutheilen , daß er nichts Capitulation zu unterhandeln. Es war für den General leicht , schon aus den Anderes verlange , als das Schicksal seiner Waffen ersten Worten zu erkennen , daß der Generalstabschef gefährten zu theilen. (Schluß folgt.) der preußischen Armee vollkommen die fatale Lage der französischen Armee begriff. In der That erklärte Moltke , ― indem er übrigens gerechte Anerkennung Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. der unvergleichlichen Bravour unserer Truppen zollte XVII. und sofort zugestand , daß die 65-70,000 Mann [Von einem Offizier des Belagerungscorps von unserer 4 Corps, welche an der Schlacht von Sedan Soissons.] theilgenommen, es mit 250,000 Gegnern zu thun ge (Schluß.) habt hätten , indem er ferner bestätigte , daß gegen Ende der Action eine neue preußische Armee von 80,000 Mann in die Schlachtlinie einrückte - daß er thatsächliche Garantien haben wolle und die Ergebung ter Franzosen zu Kriegsgefangenen verlange. Der General v. Wimpffen wollte hierauf nicht eingehen und entfernte sich. Es wurde ihm mitge theilt , daß am anderen Morgen von 9 Uhr ab die Stadt bombardirt werden würde, wenn bis dahin die Convention nicht abgeschlossen und unterzeichnet sei. Am 2. September mit Tagesanbruch ließ der General die Corpscommandanten der Armee und die Divisionsgenerale zu sich kommen. Ein Kriegsrath wurde gehalten, die Hülfsquellen der Stadt an Lebens mitteln und Kriegsmunition wurden besprochen ; ein stimmig erklärten die Generale , daß es absolut un möglich sei, anders zu handeln als mit dem Feind in Unterhandlung zu treten. Das Protocoll der Sizung wurde unmittelbar hierauf aufgestellt. Um 9 Uhr begab sich der comman= dirende General in das Hauptquartier des Generals Moltke , wo er einige mildernde Bestimmungen der Bedingungen erlangte , welche im Princip von dem preußischen Generalstabschef feſtgeſtellt waren. Die Convention oder vielmehr die Capitulation wurde vollzogen. Im Ganzen haben bei Sedan ca. 65-70,000 erschöpfte Franzosen gegen 250,000 Preußen gekämpft ; sie haben 15-20,000 Mann an Gefechtsunfähigen verloren , und heute ist es zweifel los , daß am Abend eine neue feindliche Armee auf

[ H.] Am 12. October waren endlich unsere Be lagerungsbatterien fertig und begann 6 Uhr Morgens unter dem Hurrahrufen der Mannschaften die Be schießung der Festungswerke. Der größte Theil der Geschüße stand auf den Höhen nördlich Vaurbuin, eine Batterie französischer Mörser , die in Toul crbeutet waren, hinter dem Eisenbahndamm bei der Vorstadt de Crise, und eine Batterie 24Pfünder auf der Höhe bei St. Geneviève. Von nun an war die Aufmerk samkeit des Feindes nicht mehr auf unsere Infanterie gerichtet ; es war möglich, ungedeckt zwischen den Posten und Feldwachen sich zu bewegen , und konnten am 12. October Vormittags sogar die Vorposten bis auf 800 Schritt von den feindlichen Werken vorgeschoben und eingegraben werden. Man hatte gehofft , durch ein Bombardement in wenigen Stunden die Festung zur Uebergabe zu bewegen, sah indessen Mittags schon ein, daß man sich getäuscht hatte, da man einer vor trefflichen, an Geschüßzahl bedeutend überlegenen Ar tillerie gegenüber stand. Mittags wurde ein Parla mentär in die Festung gesandt , um zur Uebergabe aufzufordern ; allein dieselbe wurde verweigert , und beklagte sich der Commandant darüber, daß die Fahne mit rothem Kreuze nicht respectirt und das Lazareth von uns beschossen würde. Es hatte dieß insofern seine Richtigkeit , als eine Schonung der Lazarethe durch die Franzosen selbst zur Unmöglichkeit gemacht worden war ; denn, wie auch schon in Toul bemerkt, hatten dieselben die Lazarethe genau in der Richtung

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denn die Mehrzahl der Häufer war stark beschädigt, viele derselben dem Einsturz nabe , ganze Stadttheile waren abgebrannt , und man sah den Gesichtern der Einwohner an , welche furchtbare Stunden sie in den vier Tagen des Bombardements durchlebt hatten. Zugleich überzeugte man sich aber auch, daß nur aus Rücksicht auf die Einwohner eine Uebergabe der Festung erfolgt war; denn nach Ansicht unserer Ar tilleristen hätte sich lettere noch lange Zeit halten können , und wären wir zu einer regelmäßigen Be lagerung gezwungen gewesen. Die Garnison hatte während der Beschießung nicht die Hände in den Schoß gelegt : alle von unseren Geschossen angerichteten Schäden waren, so gut es ging, ausgebessert, demon tirte Geschüße durch andere erseßt und auch die Bresche durch einen Verhau nicht allein ungangbar gemacht, sondern hierdurch auch das Nachfallen der Erde ver hindert. Besonders die französische Artillerie hatte vollständig ihre Schuldigkeit gethan; sie machte , wie überall so auch hier , bei dem Abzuge einen vortreff lichen Eindruck, und ging ein Theil der Offiziere mit ihren Mannschaften in die Gefangenschaft , um deren Schicksal zu theilen, Bei Untersuchung der Casematten 2c. hätte ebenso wie in Laon leicht ein großes Unglück entstehen können. Es stellte sich nämlich heraus, daß auf einzelne Stellen Da man an der Einnahme von Soissons mittelst Pulverfässer ausgeschüttet (in einer Casematte z . B. Bombardement verzweifelte, so begannen in der Nacht ungefähr drei Centner) und auf das Pulver gefüllte vom 13. zum 14. die Pioniere die Aushebung der Bomben 2c. gelegt waren. Von dem Pulver führten ersten Parallele , 6-800 Schritt von den feindlichen Zündschnüre bis an die Thüren, und an diesen waren Werken , und feßten in den folgenden Nächten ihre wiederum Schlagröhren angebracht. Bei gewaltsamer Arbeit fort. Die Aushebung erfolgte aus dem Grunde Deffnung der Thüren mußte mithin eine Explosion nicht in einer Nacht, weil zur Schonung der ohnehin erfolgen, und nur dadurch, daß man durch die fran äußerst angestrengten Infanterie nur von den Bio: zösischen Beamten selbst öffnen ließ , wurde eine Ex nieren allein gearbeitet wurde. plosion vermieden und entging die Stadt einem trau Die diesseitige Artillerie war inzwischen Tag und rigen Schicksale. Es liefert dieß aber wiederum einen Nacht thätig gewesen und hatte am 15. die Courtine Beweis , welcher Mittel sich die Franzosen in diesem Die französische Artillerie schoß Kriege bedienen, und wie unehrenhaft und allem Völker in Bresche gelegt. dagegen nur am Tage und benußte die Nächte zur rechte widersprechend diese sich als „ ritterlich“ bezeich Ausbesserung ihrer Schäden, so daß sie jeden Morgen nende Nation Krieg führt! auf allen Punkten wieder ihr Feuer eröffnen konnte. Einen ferneren Beweis für die verabscheuungs Den größten Schaden fügten unserer Artillerie ihre würdige Art der Kriegführung der Franzosen liefern Mörser zu , da dieselben gänzlich gedeckt standen, und auch die Heldenthaten der sogenannten Franctireurs , es deßhalb unmöglich war, ihr Feuer zum Schweigen die nur aus zusammengelaufenem Gesindel bestehen und Nam zu bringen. sich nicht scheuen , ihre eigenen Landsleute zu brand In der Nacht vom 15. zum 16. sollten die Geschaßen. Fast täglich hört man von meuchlerischen An schüße in die erste Parallele eingeführt werden , als fällen auf Kranken- und Verwundeten-Transporte 2c.; Abends zwischen 6 und 7 Uhr ein Hornsignal von anch das Belagerungscorps war mehrmals in die der Festung aus ertönte und ein Parlamentär sich traurige Nothwendigkeit verseßt , Einwohner nieder: bei unseren Vorposten einfand. Abends gegen 10 Uhr schießen zu müssen , die auf unsere Truppen hinter erscholl auf der ganzen Cernirungslinie das Signal wärts gefeuert hatten. Daß diese Art Kriegführung Gewehr in Ruh" als Zeichen , daß die Feindselig von der französischen Regierung gebilligt und be keiten aufgehört hätten. Morgens wurde den Truppen günstigt wird , dürfte außer aus ihren Verfügungen auch daraus hervorgehen , daß nach Aussage der Er die Capitulation der Festung mitgetheilt, und Nach mittags hielten dieselben nach Entwaffnung der Garni | schossenen , unter denen sich auch 2 Lehrer befanden, die Waffen ihnen von ihrer Behörde übergeben wor son unter Sr. K. H. dem Großherzog von Mecklen burg ihren Einzug in die Festung. Jezt erst bemerkte den waren. Auch die Geistlichkeit scheint hierbei stark man , wie die preußischen Geschüße gewirkt hatten, betheiligt zu sein , denn nur zu häufig fand man in

unserer Schußlinien hinter denjenigen Stellen der Be festigung angebracht , die von uns beschossen werden mußten, und wo der Feind seine wichtigsten Geschüße aufgestellt hatte. Unsere Artillerie hätte mithin auf Beschießung und Demontirung dieser Geschüße ver zichten müssen , hätte man unter allen Umständen die Lazarethe schonen wollen. Hierzu kam noch, daß ge rade in dieser Richtung die schwächste Stelle der Be festigung und diejenige Courtine fich befand , welche man in Bresche legen mußte ; es war bei Anlage der Lazarethe unzweifelhaft beabsichtigt worden , durch lettere die schwachen Stellen der Festung und die dort aufgestellten Geschüße zu decken. Nach Rückkehr des Parlamentärs und nach dem Scheitern seiner Mission begann das Bombardement von Neuem und wurde das Feuer auf die bis jetzt verschonte Stadt gerichtet , um durch die Einwohner den Commandanten zur Uebergabe zu bewegen. Bald zündete es in der Stadt , doch wurden die Brände schnell gelöscht, bis am 13. Abends ein großes Feuer aufging , welches die ganze Nacht hindurch brannte und seiner Ausdehnung nach einen großen Theil der Stadt zerstörte. Hierbei soll auch ein Lazareth mit etwa 70 Verwundeten und Kranken zu Grunde ge gangen sein.

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den Kirchen, die doch gewiß nicht zu solchen Zwecken bestimmt sind , Niederlagen von Waffen 2c. Die Er bitterung unserer Truppen wächst deßhalb auch mit jedem Tage , wir werden hierdurch zu den strengsten Maßregeln gezwungen. 1.92 Endlich ist noch zu erwähnen , daß am Tage der Uebergabe der Festung Vormittags ein Luftballon in Richtung von haben ver Richtung von Baris sich in der Paris , nicht nach Soissons sich ,bewegte.

tiefer und tiefer, so daß einige Schüsse auf denselben abgefeuert werden konnten. Kaum bemerkte dieß in deffen der Insasse des Ballons, als er sich auch schnell eines Theils seines Ballastes entledigte , worauf der Ballon schnell wieder in die Höhe stieg und bald T: den Augen der Nachblickenden entschwunden war.

Durch die Einnahme von Soissons war eine neue Eisenbahnlinie nach Paris eröffnet und hierdurch die Der Luftschiffer schien die Absicht zu haben , sich in Zufuhr von Munition x. für die Armee von Baris der Festung niederzulassen , der Ballon fant immer bedeutend erleichtert, KOMPLEX Heidoud toplotact Mojang soon! edlovoje? mad ni adui dan make? brita kchin puutoidbjork 4 duurdben | ol dmu tú malleið mdracht is wrong ! usbod up ogichis Tokajuo trad bezoibiusque mollob) @ morojnu rad o le clublog job? porsi dist rip to tug cl von Dry #2 sid nan Lastro kredka (bukበ ahrichten. 30 JH. chiefHot , hat , pork ? drud totb tom : mis tein undrell KOMOTI 1984 90 alf and chup hungry 20180 1112 * Y ihren Truppentheilen mit dem eisernen Kreuze decorirt t.od Breußen. 15 t: 01 worben. Mit gewiffer Selbstzufriedenheit nennen sich die * Berlin , 20. November . (Formation des 1. Mannschaften dieses Bataillons " Römer ", was sich wohl Reserve Jägerbataillons.] Am 11 , d. Mts. wurde von der römischen Ziffer I. auf den Schulterklappen her das neuerrichtete 1. Reserve Jägerbataillon vor der Caserne leiten läßt, und in Bezug auf die Größe der Mannschaften 12 tann wohl noch erwähnt werden, daß die rechten Flügel des Garde-Schüßenbataillons zum ersten Mal vollständig zusammengesetzt, nachdem an demselben Morgen eine noch heute der Compagnien 13-15 Zoll haben. ... fehlende Compagnie aus Marienburg hier eingetroffen war. 12 Das Bataillon wurde von dem stellvertretenden Ju=: Großbritannien. DOMUS specteur der Jäger und Schüßen , Oberstlieutenant Frhrn. [ D - r.] London , 29. October. [Das Urtheil v . Rechenberg inspicirt. Die 4 Compagnien waren in Zügen hinter einander aufgestellt. Nachdem die Besichtigung der Engländer über den deutsch - französischen Stehende Heere und Milizen. - Der Krieg. stattgefunden, hielt der genannte Inspecteur an das Va taillons eine ergreifende Rede, in der er hervorhob, daß, Times- Correspondent Russel über die Feldartile wenngleich das Bataillon aus+ ganz verschiedenen Alters lerie. - Das Thurmschiff Captain ".] (Schluß.) claffen (dasselbe besteht zum • geringsten Theil aus ReMan muß wirklich lachen wenn man in den enge cruten, zum andern Theil aus Landwehrjägern der ältesten lischen Zeitungen liest, daß :1dieser Krieg den stehenden Armeen den Gnadenſtoß-sertheilt undseine enorme /Ueber Jahrgänge) zusammengefeßt , er der festen Ueberzeugung fei, daffelbe werde in jeder Hinsicht nicht allein seine legenheit der Landwehren oder Miligen bewiesen habe. Es ist gar zu komisch zu sehen, wie, die guten Leute alle Schuldigkeit thun, sondern , falls es erfordert würde, Großes leisten. Zum Schluß brachte er ein dreimaliges jene Kämpfe der Jahre 1859 60 und 61 , woraus das Hoch auf Se. Majestät den König aus , in welches das jebige norddeutsche Militärsystem hervorging, vollkommen ganze Bataillon kräftig einstimmte. Bemerkenswerth ist, ignoriren und sich in der Idee gefallen, daß ihre Viilizen daß das Bataillon zum größten Theil aus Forstpersonal und Freiwilligen, bald eine ร perläßliche Rational - Armee zusammengesett ist, und gibt dasselbe recht gutes Zeugniß " bilden werden. National - Armee, ist, eins der neuen Schlagwörter und wird als Gegensatz zu stehendem Heer bavón, daß im Wald die Bärte gut gedeihen, denn man WARN gebraucht, was die Eugländer eigentlich mit einer uns fieht riesige Bärte in allen Farben und Arten unter den Mitgliedern desselben. Bei der 1. Compagnie, welche aus geworbenen Söldlings- Armee verwechseln , obgleich die oder permanente Organi fation muß, viertehende Garde Jägern gebildet ist, soll sogar ein ein Jäger, Jäger, lettere lettere sein feineswegs eine att sich fic logan feineswegs eine logar England, häufig wie z. B. welcher in Amerika fich längere Zeit in den Prärien als Büffeljäger und Trapper aufgehalten hat , befinden , der, eine sehr wandelbare und schon deßhalb unverlägliche als dort die Mobilmachung der deutschen Armeen bekannt Macht darstellt. Das wirklich Wesentliche, die Verbindung wurde und die Aufforderung an die Militärdienstpflichtigen, von stehenden Cadres, Stäben u . s. w.,, von wissenschaft sich zum Dienst zu stellen, von den Consuln in den Zei lichen Berufssoldaten , Offizieren und Unteroffizieren mit tungen erging, sich sofort hierher begab, und trotzdem er einem regelmäßigen Zuwachs von Recruten und Abgang vor Jahren bereits als dienstuntauglich anerkannt , sich von ausgebildeten Reservemannschaften , scheint man ent doch noch freiwillig zu diesem Bataillon gemeldet hat, um weder nicht begreifen zu können oder zu wollen. Es war doch noch einigen Antheil an diesem ruhmreichen Feldzug unmöglich , Thatsachen zu leugnen : man mußte einsehen, zu haben, bevor er nach Amerikas Urwäldern zurückkehrt. daß Deutschland viel größere und beffere Armeen in's Bei der 3. Compagnie, in Marienburg formirt , befindet Feld schicken konnte als Frankreich ; daß sie besser waren, sich auch ein Knabe im Alter von 16 Jahren. Fast wurde übrigens hier zu Lande erst dann zugegeben , als jämmtliche Offiziere dieses Bataillons find bereits bei der Erfolg diese Thatsachen außer allen Zweifel gestellt

376 hatte ; aber auf welche Weise die quantitative und quali : | selbst zu unternehmen , (denn dazu waren die Herren zu tative Superiorität wirklich erzielt wurde, das bleibt noch klug !) sondern den Capitän Coles zuermächtigen, ein Schiff nach seinen Plänen bei Lairet und Comp., den Erbauern ein Räthsel. Die gänzliche Untauglichkeit und Unwissen heit der Offiziere der sogenannten Reservetruppen , d . h. des berüchtigten „ Alabama “, conſtruiren zu laſſen, natür der Milizen und der Freiwilligen, wird jezt allgemein zu lich auf Staatskosten. Nun hat aber ein colossaler Fehler in dem Calcul der gegeben und die Nothwendigkeit, diese Herren auszubilden, anerkannt. Was thut man nun ? Das Kriegsamt erläßt Belastung stattgefunden, wodurch das eiserne Ungeheuer einen drei Fuß größeren Tiefgang bekam als ursprünglich eine Verordnung, wonach Reserveoffiziere, die nicht früher bei der Linie gedient haben, einen einmonatlichen Cursus beabsichtigte war ; nota bene die ganze Controverse drehte bei irgend einem beliebigen Linienregiment durchmachen sich hauptsächlich um die zuläſſige Minimal-Bordhöhe, und ſollen, und ein Zeugniß wird ausgestellt, daß sie nunmehr das Schiff bekam drei Fuß weniger als das von dem eingereiht werden können. Diese Verordnung fügt aber Erfinder als möglichst zulässig bezeichnete Minimum. Die hinzu, daß dem Bataillons - Sergeantmajor für den so ge Regierung übernahm das Schiff dennoch, und die üblichen nossenen Unterricht das übliche Honorar von 7 Schilling Versuche, um deſſen Stabilität zu erproben, wurden vor: zu entrichten sei, (gewiß keine zu hohe Summe für die genommen. Aus dem amtlichen Bericht geht nun hervor, Ausbildung eines Truppenführers ! ) die öffentliche Mei daß, obwohl diese Versuche keine sehr tröstlichen Resultate nung verlangt fachmäßig gebildete Offiziere und wird sie lieferten , dennoch das Schiff vollkommen ausgerüstet zur auf diese Weise wohlfeil genug bekommen . Es dämmert Flotte abgesendet wurde, und die Herren Mathematiker des Marineministeriums setzten sich dann, nach der Abfahrt, schon bei uns ! Ich habe bereits in früheren Briefen die Feldartillerie gemächlich nieder , um nach den Gefeßen der Statit zu frage berührt und nebst einer kurzen Beschreibung des neu berechnen , bei welchem Grade der Neigung das Schiff eingeführten bronzenen Vorderladers, des sogenannten „ in werde umkippen müssen. Sie fanden am 22. August, daß dieses bei 180 Neigung stattfinden müſſe, und ziem dischen Geschüßes “ , auch die Motive besprochen, welche zur Construirung desselben geführt haben. Nun kommt der lich gleichzeitig lief auch die Nachricht der Katastrophe ein. Selbstregierung mag recht gut sein für Communal - An Times - Correspondent im Hauptquartier der 3. deutschen gelegenheiten , sie scheint jedoch kaum empfehlenswerth in Armee, der berühmte Mr. Russell und droht Alles wieder militärischen oder Marine-Angelegenheiten ! umzuwerfen.*) Bekanntlich haben Napoleon und viele seiner Offiziere offen ausgesprochen, daß die preußische Artillerie der französischen weit überlegen sei, sowohl in der Trag Italien. weite als in der Präcision des Feuers u . s. w. Nun aber führt die erstere Hinterlader und die letztere Vorderlader ; * Florenz, 11. November. [Beabsichtigte Re um die Verschiedenheit des Kalibers und sonstige Kleinig formen in der Armee.] Bisher bestanden in Italien teiten fümmert sich der Correspondent natürlich nicht und feine Ergänzungsbezirke , sondern wurden die jährlich ge stellten Recruten, ähnlich wie in Frankreich, ohne Rücksicht zieht ohne Weiteres den Schluß , daß die englische Ar auf die Provinzen, in, denen sie ansässig sind, in die vers tillerie auf den Holzweg gerathen ist und zu den Civil schiedenen Truppenkörper der Armee eingetheilt. Dieß ist kanonen des Sir W. Armstrong schleunigst zurückgreifen in der Praxis von vielen Unzukömmlichkeiten begleitet, müsse. Dießmal werden aber die öffentliche Meinungs indem nicht nur bei Einberufungen die Ergänzung der Macher schwerlich durchdringen , denn man ist sogar im Truppenkörper verzögert wird, sondern dieselbe auch kost Begriff, ein schwereres Feldgeschüß einzuführen : einen spielig ist , da die einzustellende Mannschaft erst weit broncenen Vorderlader nämlich für die fahrende Artillerie, her von allen Himmelsgegenden zusammenkommen muß. und außerdem hat man mit dem unglücklichen Thurm Um diesem Uebelstande abzuhelfen , gedenkt der Kriegs schiffe Captain " schon eine derbe Warnung bekommen, minister den verschiedenen Regimentern besondere Er sich in Bezug auf wissenschaftliche Sachen nicht von der gänzungsbezirke zuzuweisen nnd außerdem das Land in öffentlichen Meinung beherrschen zu laſſen. eine Anzahl von Militärdistricten einzutheilen , welche , je Es ist nämlich theilweise bei amtlichen Untersuchungen, eine oder zwei Provinzen umfassend, die Mittelpunkte für theils durch öffentliche Reden und Zuſchriften an die Zei tungen endlich herausgekommen , daß das Marineministerium, Recrutirung und Ausbildung der zur inneren Vertheidigung des Landes bestimmten Truppen , also der Landwehr, ent= nachdem es sich längere Zeit gegen den Bau eines der artigen Schiffes gesträubt hatte, endlich durch die Zeitungen halten werden. und den Druck einzelner ganz unverantwortlicher Parla mentsmitglieder förmlich gezwungen wurde, nicht den Bau

Berichtigung. *) Unter anderen interessanten Thatsachen über den Gang des Feldzugs berichtete derselbe , daß beim Einzuge des Königs in Versailles ein „ Stahl meiſter" vor dem Wagen geritten wäre. (Vermuthlich Herr Krupp !)

In Nr. 46 der Allg. Mil . = Ztg., Seite 368 , Spalte 1 , Zeile 9 v. o. bitten wir 10,000 statt 20,000 Kriegern zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Concitaned :

Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten. 116 suht schus so.aarde ind -issue in id edit A #CT ,, ed , up but : ‫ י‬#spie In ot 10 7 12 Fünf2 und vierzigster Jahrgang. b. 4. dan i & 3.11. 1909 190 1870. No. 48. Darmstadt, 30. November.

936 Inhalt Die Schlacht bei Sedan. [Mit einer Specialfarte. ] (Schluß.) - Militärische Auffäße. Der Beginn neuer Entscheidungskämpfe. Briefe vom Kriegsschauplag. XVIII. [Von einem Augenzeugen bei der III. Armee por Paris. Quad T Groß Nachrichten. Preußen. Vorschlag der Umwandlung der erbeuteten Chassepot - Gewehre nach dem Beaumont - System. britannien. Green's neues Hinterladungsgewehr. Erwiederung auf einen Artikel in Nr. 46 der Aug. Mil.-Ztg. von General Coffinières de Norded. Der Beginn neuer Entscheidungskämpfe. ** Auf den freiwilligen Rückzug des Generals v. d. Tann von Orleans nach Toury sind sehr bald neue Kämpfe der deutschen und französischen Truppen gefolgt, welche für unsere Waffen siegreich ausgefallen und als das Vorspiel der zu erwartenden größeren Entscheidung zu betrachten sind. Ein Telegramm Sr. " Majestät des Königs an die Königin Augusta aus Versailles vom 18. November berichtet hierüber Folgendes : ,,Der Großherzog von Mecklenburg hat gestern den Feind auf seiner ganzen Linie bei Dreur zurückge worfen, Generaladjutant v. Tresckow , der momentan die 17. Division commmandirt, mit geringem Verlust Dreur genommen. Viele Gefangene gemacht. Ver folgung in der Richtung von Le Mans ". Unter demselben Datum hat der Generalquartier: meister v. Podbielski folgendes Telegramm nach Berlin gesandt: Generaladjutant v. Tresckow mit Abtheilungen der 17. Division vertrieb am 17. Abends ca. 7000 Mobilgarden aus der Gegend von Dreux. Der Feind verlor 60 Todte und viel Verwundete. Diesseitiger Verlust unbedeutend". In einem Tags darauf abgesandten Telegramm dieses Generals wird unser Verlust mit 3 Mann todt und 35 verwundet angegeben. Dasselbe Telegramm meldet weiter : ,,am 18. siegreiches Gefecht der 22. Di :

vision bei Chateauneuf. Diesseitiger Berlust 1 Offizier und ca. 100 Mann, der des Feindes über 300 Todte und Verwundete und 200 Gefangene". Ein Telegramm vom 21. November fügt hinzu : ,,die bei Dreux and Chateauneuf geschlagenen Mobilgarden flüchten nach Westen und Nordwesten". Die Operationen, welche sich an den Rückzug des Generals v. d. Tanne angeschlossen, haben mit diesen nicht bedeutenden Gefechten erst ihren Anfang ge nommen ; es steht zu erwarten , daß sehr bald hier neue und gewichtige Schläge fallen werden... C Nachstehend laffen wir einen Bericht des t. preuß. Hauptmanns im Generalstabe Karnaz folgen, welcher aus dem Hauptquartier Bersailles 13. November an den stellvertretenden Chef des Generalstabes , den k. Generallieutenant 3. D. v. Hanenfeld in Berlin ge= richtet ist und Details über das Rückzugsgefecht des Generals v. d. Tann gibt : ,,Ew . Excellenz berichte ich über das Gefecht des 1. bayerischen Corps bei Coulmiers ganz ergebenſt Folgendes. General v. d. Tann war schon seit den ersten Tagen des November davon unterrichtet , daß der Feind den Abschnitt von Mer bis Morée und nament lich den Forêt de Marchenoir stark mit Mobilgarden und Franctireurs beseßt hatte , und daß eine Avant garden-Brigade bis Mer auf beiden Ufern der Loire vorgerückt war. Die in Folge dessen durch die 2. Cavaleriedivision vorgenommenen Recognoscirungen,

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sowie die durch Spione eingezogenen Nachrichten er Ein aufgefangener französischer Bericht gibt den gaben bis zum 8. November übereinstimmend, daß die Verlust des Feindes an Todten und Verwundeten auf |3 feindliche Loire- Armee im Begriff stände , über Coul 2000 Mann an. Es wird zugestanden, daß der Feind im Centrum nicht hat vordringen können und auf dem. miers vorzurücken. General v. d. Tann marschirte deßhalb mit Zurücklaffung eines Infanterieregiments linken Flügel sogar eine Niederlage erlitten hat . Es in Orleans am 8. Abends in westlicher Richtung ab wird ferner über schlechte Verpflegung und mangel Wenn hafte Sorge für die Verwundeten geklagt. und concentrirte sein Corps in der Stellung Coul miers-Huisseau. Die aus dieser Stellung vorpousfirten dieser Bericht von 1000 Gefangenen spricht, so können Cavalerie-Abtheilungen stießen am 9. November früh damit nur die in den Lazarethen in Orleans zurück 7 Uhr jenseits Coulmiers auf den Feind, der nach An gelassenen Kranken gemeint sein." Nachdem es also constatirt worden, daß der Feind gabe von Gefangenen aus der Richtung von Vendôme Loire Armee", von und Morée her anmarschirte. Es waren dieß die eine neue Truppenmasse , die Têten der Loire : Armee unter dem General Polhés, Süden her auf den Kampsplaß zu führen beginne, von welcher durch Zeitungsnachrichten schon früher während im Norden die Generale Bourbaki und Keratry neue Truppencorps zu bilden suchten, wurden bekannt geworden war , daß sie in einer Stärke von 60,000 Mann auf Le Mans (Le Mans , 12 Meilen diesseits alle Gegenanstalten getroffen , dieselben ge= nordwestlich von Tours , 14 Meilen westlich von bührend zu empfangen . Der Armee - Abtheilung des Châteaudun) in Bewegung gesezt worden sei. Großherzogs von Mecklenburg war es zunächſt be= Der Feind griff die Stellung des bayerischen Corps schieden, hier den Kampf zu führen ; auf dem rechten mit 6 Infanteriebataillonen à 6 Compagnien -Lauter Flügel warf seine 17. Division unter Generallieutenant Linientruppen - gefolgt von starken und zahlreichen v. Tresckow bei Dreux , wie wir gesehen haben , am Colonnen, im Laufe des Vormittags an ; 7 französische 18. ein größeres Corps von Mobilgarden zurück und Cavalerieregimenter deckten die Flügel des Angriffs , beseßte die Stadt, während Tags darauf die 22. Di 120 französische Geschüße wurden gegen die bayerische vision unter Generallieutenant v. Wittich den Feind Stellung nach und nach in Thätigkeit gebracht. Dem bei Chateaunef , füdwestlich von Dreux , schlug. Jn= Vordringen der französischen Truppen wurde troß ihrer zwischen ist Prinz Friedrich Carl mit seiner II. Armee großen Ueberlegenheit in der Anzahl durch die vor in Eilmärschen herangezogen , und es dürfte somit treffliche Haltung der bayerischen Bataillone ein Ziel einem weiteren Vordringen der „Loire-Armee“ kräftig gesezt. Vier Angriffe , welche der Feind gegen den begegnet werden. Aus Paris sollte mit dem Vorgehen rechten Flügel unternahm, wurden nach einander mit der Loire Armee ein gleichzeitiger Ausfall beabsichtigt großer Standhaftigkeit und unter bedeutenden Ver gewesen sein , den jedoch neueren Nachrichten zufolge luften der französischen Infanterie abgeschlagen , so General Trochu wieder aufgegeben haben soll . Es daß es dem General v. d. Tann gelang, seine Stellung scheint, als seien die Tage von Paris nunmehr doch bis zum Abend vollständig zu behaupten. Erst mit gezählt : die enge , bereits zwei Monate andauernde dem Dunkelwerden und nachdem die feindlichen An Cernirung , welche jede Verproviantirung unmöglich griffscolonnen sich zurückgezogen hatte, beschloß General gemacht hat , beginnt jezt ihre eindringlichſten Wir v. d. Tann, sich den Verstärkungen zu nähern, welche kungen zu äußern ; man bat bereits Berechnungen ihm von Chartres und Versailles her zugeführt wurden . aufgestellt , wonach Paris sich nur noch bis zu den Der Rückzug wurde auf St. Péravy in vortrefflicher ersten Tagen des December halten könne , wo der Haltung und mit dem stolzen Bewußtsein bewerkstelligt, Hunger die Stadt zur Uebergabe zwingen werde , so daß man troß der erheblichen Minderzahl den Angriff daß allerdings ein Bombardement ganz unnöthig er des Feindes vollständig gebrochen habe, und daß nur scheint. Die Bestätigung dieser Hypothese bleibt ab= der freie Entschluß des Führers zu dieser rückgängigen zuwarten, doch hat sie allerdings manche Wahrschein Bewegung nöthige. Der Feind folgte dem 1. bayerischen | lichkeit für sich. Die sonstige Thätigkeit der deutschen Truppen auf Corps nicht , beseßte aber noch am Abend Orleans, woselbst leider ca. 1000 nicht transportable Kranke in dem Kriegsschauplaß erstreckte sich in der lezten Zeit den Lazarethen zurückgelaffen werden mußten. Am hauptsächlich auf den Festungskrieg , der in dieſem Feldzug eine so bedeutende Rolle spielt wie selten 10. wurde der Rückmarsch bis Toury fortgesetzt, wo vorher. Die Cernirung von Belfort ist vollzogen ; selbst das 1. bayerische Armeecorps sich mit den zur der Feind machte dort , wie eine Depesche des Gene Verstärkung heranmarschirenden preußischen Truppen rals v. Tresckow II. meldet, am 16. November einen vereinigte. Den Oberbefehl über diese neuformirte Ausfall mit 3 Bataillonen und 6 Geſchüßen aus Belfort Armee Abtheilung hat Se. K. H. der Großherzog von gegen Beffencourt, wurde jedoch mit einem Verlust von Mecklenburg- Schwerin übernommen. Der Verlust des 1. bayerischen Corps am 9. be 200 Todten und Verwundeten , sowie von 58 Ge trägt 42 Offiziere , 650 Mann todt und verwundet. fangenen zurückgewiesen . — Aehnliches ereignete sich Eine Munitionscolonne , welche sich verirrt hatte , ist bei Mezières am 14. November. Wie General v. Podbielski unter dem 17. November meldet, wurde am 10. mit 1 Beamten , 80 Mann dem Feinde in die Hände gefallen. ein Ausfall der feindlichen Besaßung von Abtheilungen

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der 1. Infanteriedivision mit sehr geringem Verlust | dem er sich einer starken Colonne anvertraue, mit der auf unserer Seite zurückgewiesen. Weiter ist die man, wie er sagte, Carignan zu erreichen suchen sollte. Cernirung von Montmédy durch ein Detachement Der Kaiser lehnte es ab , noch eine große Anzahl unter Oberst v. Pannewig am 16. November erfolgt. Soldaten zu opfern, um sich zu retten, und " übrigens ", Nach einer Mittheilung des Generals v. Zastrow sagte er,,,Carignan ist von den Preußen beseßt, aber haben dabei kleine siegreiche Gefechte des 1. und 2. wenn der General einen Theil der Armee retten zu Bataillons 74. Infanterieregiments stattgefunden und können glaubt, so soll er es versuchen ! " Zu derselben Zeit , als die Antwort des Kaisers zu dem General wurden 47 unverwundete Gefangene gemacht. ― Auch Thionville wird seit dera 22. November be en chef gelangte, theilte dieser dem General Lebrun, schossen und soll der Uebergabe nahe sein , worauf Commandanten des 12. Corps , seine Absicht mit, auch Longwy an die Reihe der Beschießung kommen. 2-3000 Mann zu sammeln , sich an ihre Spiße zu soll. Endlich ist noch der Beginn der Belagerung stellen und die preußischen Linien zu durchbrechen ; der von La Fère aufzuführen. Der Feind Feind versuchte hier, General Lebrun antwortete ihm : „ Sie werden 3000 wie General v. Podbielski meldet, am 20. November Menschen mehr tödten lassen und werden keinen Er mit 6 Compagnien und 4 Geschüßen die Festung zu folg haben ; aber wenn Sie es versuchen wollen , so entsegen , wurde je och am rechten Oise . Üfer durch bin ich bereit, mit Ihnen zu gehen" . Sie brachen in 1 Bataillon des 5. Regiments mit bedeutendem Ver der That auf, und nicht eine halbe Stunde später Lust zurückgewiesen , ebenso ein bald darauf erfolgter gab der General v. Wimpffen zu , daß sein Versuch nicht ausführbar wäre, und daß nichts Anderes übrig Ausfall aus der Festung. bliebe , als die Waffen zu ſtrecken. Der General Wir haben aber auch einzelne Unfälle aus der leßten Woche zu registriren. So sind das Landwehr v. Wimpffen kehrte nach Sedan zurück und schickte, in bataillon Unna und 2 Escadrons des 5. Reserve: Erwägung, daß es für ihn , der das Commando nur per interim übernommen hatte, hart wäre , seinen Husarenregiments am 19. November in Châtillon an gegriffen und mit Berlust von 120 Mann und 70 Namen unter eine Capitulation zu seßen, dem Kaiser Pferden auf Château-Vilain zurückgegangen. Dann ist seine Dimission in folgenden Ausdrücken : „ Sire ! Ich im Fort Plappeville bei Meß am Vormittag des werde nie die Beweise von Wohlwollen vergessen, die 21. November ein Munitionsmagazin in die Luft ge Sie mir angedeihen ließen , und ich würde glücklich flogen, wodurch ein Verlust von einigen Todten und gewesen sein, für Frankreich und für Sie den heutigen 40 Verwundeten verursacht wurde. Nähere Details Tag mit einen glorreichen Erfolge haben beschließen über diese beiden Ereignisse fehlen noch ; sie sind natür zu können. Ich habe nicht zu diesem Resultate ge lich von verschwindender Bedeutung gegenüber den langen können und ich glaube wohl zu thun , renn bereits errungenen Erfolgen. ich Anderen die Sorge überlasse , unsere Armee zu Geschrieben am 25. November 1870. führen. Ich glaube , unter diesen Umständen meine Dimission als Commandant en chef geben und meine Dimission fordern zu müssen. Ich bin 2c. v . Wimpffen." Der Kaiser verweigerte sie ; es war in der That Die Schlacht bei Sedan . nöthig , daß der , welcher die Ehre des Commandos (Schluß.) während dee Schlacht gehabt hatte , so viel als mög Erklärung der fünf Generaladjutanten lich das Wohl des Restes der Armee sicherte. Der des Kaisers Napoleon . General begriff dieſe Gründe und zog seine Dimiſſion Das Schreiben , welches in der „ Patrie" vom zurück; es war damals 9 Uhr Abends und das Feuer 11. September erschienen ist und einem Offizier vom hatte bei einbrechender Nacht aufgehört. Es ist voll Stabe des Generals v. Wimpffen zugeschrieben wird, ständig falsch , zu behaupten , daß der General von zieht auf eine allzu schwere und allzu ungerechte Weise dem Kaiser in seinen Ideen und in den Befehlen, die die Verantwortlichkeit des Kaisers in die Katastrophe er hat geben können , bekämpft worden ist , denn von Sedan herein , als daß es nicht den Offizieren, Se. Majestät begegnete ihm nur einen Augenblick auf welche die Ehre gehabt, um Se. Majestät zu bleiben, dem Schlachtfelde zwischen 9 und 10 Uhr. Der erlaubt sein müßte, die Thatsachen in ihrer Genauig General kam von Balan her und der Kaiſer fragte keit festzustellen. Als die verschiedenen Armeecorps ihn , wie die Schlacht auf dieser Seite stände. Der Commandanten den Kaiser benachrichtigten , daß ihre General antwortete : Sire , die Dinge stehen so gut Truppen zurückgeschlagen , zerstreut und theilweise in als möglich, und wir gewinnen Terrain". Auf die die Stadt zurückgedrängt wären, schickte sie der Kaiser Bemerkung , die ihm Se. Majestät machte , daß ein zum General en chef, damit er durch sie auf dem Offizier ihn foeben benachrichtigt habe , ein beträcht Laufenden der Situation erhalten würde. Zu der liches feindliches Corps dränge unseren linken Flügel selben Zeit schickte der General zwei Offiziere seines zurück , entgegnete der General : „ Nun , desto besser ! Generalstabs mit einem Billet zum Kaiser , worin er Wir müssen sie gewähren lassen , wir werden ſie in Sr. Majestät vorschlug , nicht die Armee zu retten, die Maas werfen und werden den Sieg erringen !“ sondern seine Person in Sicherheit zu bringen, in- | Das sind die einzigen Beziehungen, welche der Kaiſer

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mit dem General v. Wimpffen während der Action | glückliche Schlacht von Sedan gedauert hat , geſehen gehabt hat, und es ist gleicher Weise eine falsche Be habe , - um 10 Uhr , um 1 Uhr und um 5 oder hauptung, daß zwischen den Kaiser und dem General halb 5 Uhr — ich von ihm keinen Befehl empfangen auch nur der geringste Wortwechsel stattgefunden habe, habe , die Bewegung mit den von mir befehligten und als sie sich trennten, umarmte der Kaiser bewegt Truppen zu versuchen, von welcher er in seinem Billet den General. an den Kaiser gesprochen hat. Bei den beiden ersten Unterredungen , welche ich Die Generale , Adjutanten des Kaisers : Fürst v. d. Moskowa. Castelnau. de Vaubert. mit ihm hatte , sprach der General zu mir von dem Graf Reille. Vicomte Bajol. Rückzuge der Armee , welcher nöthig werden könnte, und er schien geneigt, diesen Rückzug , sobald er ihn als unumgänglich betrachten müſſe , in der Richtung Bemerkungen des Generals Lebrun . über Carignan und Montmedy ausführen zu lassen, In eine:n Billet, welches der General v. Wimpffen später auf Mezières über Juy und Floing. Weit entfernt, mir eine unmittelbare Bewegung af Carig dem Kaiser während der Schlacht von Sedan über nan zu befehlen, ermuthigte er mich nur , ferner fest bringen ließ , welches Billet seitdem in verschiedenen in den Positionen auszuhalten , die ich seit dem Be Organen der Presse reproducirt worden ist , drückte ginn der Schlacht mit dem 12. Corps vertheidigte. sich der Oberbefehlshaber der französischen Armee, der Es ist sehr wohl möglich , daß der General en dritte , welchen wir an diesem unglücklichen 1. Sep: chef, welcher sich für seine Person auf einem anderen tember gehabt haben, in folgenden Worten aus, welche Punkte des Terrains befand als der , wo ich selbst ich der „Etoile belge " entlehne : „Ich gebe dem Gene war , als er das für den Kaiser bestimmte Billet ral Lebrun den Befehl, einen Durchbruch in der Rich schrieb , die Absicht hatte , mir den Befehl zu geben tung auf Carignan zu versuchen . Ich werde alle ver: oder überbringen zu lassen, welchen er darin anzeigte ; fügbaren Truppen ihm folgen lassen. Ich befehle aber in diesem Falle versichere ich nochmals , daß es dem General Ducrot , die Bewegung zu unterstüßen, bei dieser Absicht allein geblieben ist. Ich kann hin und dem General Douay, den Rückzug zu decken". zufügen, und alie diejenigen, welche den Krieg gesehen Es p: Behaup dieser Behau in meiner Absicht, in nicht in lag nicht in dieser Es lag haben, werden es mit mir zugeben, daß der General tung des Generals v. Wimpffen anzufechten , was in dem Augenblick , in welchem er seine Absicht zur mir darin Ungenaues enthalten zu sein schien , oder That werden laſſen wollte, ſich anders besinnen konnte, gegen die zweifelhaften Auslegungen aufzutreten , zu indem er sich einem der auf den Schlachtfeldern so welchen sie in dem , was mich betrifft , Veranlassung häufigen Zwischenfälle gegenüber sah , bei denen der geben kann , um mir die Genugthung zu verschaffen, Commandirende sich dann plößlich gezwungen sieht, uführen iche diese auf ihr Nichts zurückz . Jedes persönl soeben in seinen Gedanken gefaßte Entschließungen zu Gefühl schien mir vor dem ungeheuren Unglück modificiren oder zu verwerfen . schweigen zu sollen , welches uns überhäuft. Stets Ich werde umsomehr ermächtigt sein , das als wird der Augenblick früh genug eintreten , wo die Thatsache zu betrachten, was ich hier als Vermuthung Pflicht gebieten wird , dem Lande und dem Heere hinstelle , als es für mich das einzige Mittel ist, streng die einzelnen Vorgänge der Schlacht von Sedan welches ich auffinde, um mir zu erklären, wie es ge= flarzulegen , sowohl im Interesse der Wahrheit , als schehen konnte, daß der General v. Wimpffen in seinem auch um die Ehre einiger Personen rein zu erhalten. Dienstlichen Bericht über die Schlacht dem Kriegs Wenn ich heute das mir selbst auferlegte Still: minister nicht ein Wort von dem Befehl gesagt hat, schweigen breche , so geschieht dieß , weil ich in die welchen er mir ertheilt hätte , mit dem 12. Corps Unmöglichkeit versezt worden bin, länger zu schweigen . einen Durchbruch in der Richtung auf Carignan zu Man fragt mich in der That und will wissen, ob der versuchen. Ueber meine dritte Unterredung mit dem General v. Wimpffen mir wirklich den Befehl gegeben commandirenden General muß ich nothgedrungen sehr habe, von welchem er ohne Zeitangabe in dem an den ausführlich sein. Kaiser gesendeten Briefe spricht. Dieß soll mit anderen Ich werde niemals vorausseßen, daß der General Worten heißen , wenn ich recht die ganze Tragweite v. Wimpffen als einen mir gegebenen Befehl, „ einen der an mich gerichteten Frage verstehe : man wünsche Durchbruch auf Carignan zu versuchen ", den Vorschlag zu wissen, was ich mit dem Befehl gethan habe , um habe betrachten können , welchen er mir mitten im welchen es sich handelt, vorausgeseßt, daß er mir ge Dorfe Balan machte, wo ich mich befand, die Offen= geben ist, oder endlich , welche Motive verhindert sive mit den 2-3000 Mann , welche wir dort um haben, daß er ausgeführt, und daß der famose „ Durch uns versammeln konnten, wieder zu ergreifen. bruch nach Carignan " zur Thatsache wurde. Es war in diesem Augenblick halb 5 bis 5 Uhr, Wenn dem also ist , so beantworte ich kategorisch und seit 2 Stunden jede Hoffnung für uns, nicht zu unterliegen, verloren. Mehr als zwei Drittel unserer und versichere es hier öffentlich, daß bei den einzigen drei Gelegenheiten , an welchen ich den General von Armee waren schon unwiederbringlich und ohne es zu Wimpffen während der 13 Stunden , welche die un wissen , in die Mausfalle von Sedan hineingeworfen,

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verzeihe man den trivialen Ausdruck, welcher meinen Gedanken am deutlichsten wiedergibt.

Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. XVIII.

Der General v. Wimpffen sollte in seinen Er: innerungen die wenigen Worte bewahren, mit welchen ich nicht die Ordre , sondern den Vorschlag , den er mir machte , empfing : Wir werden hier 2-3000 Mann opfern , aber ohne Nugen . Wollen Sie es aber — dann vorwärts !" Wir gingen in der That vorwärts, ohne daß ein Wort zwischen ihm und mir gewechselt wurde.

(Von einem Augenzeugen bei der III. Armee vor Paris.*)

[v. E.] Ich gedenke Ihnen heute eine Beschreibung des Treffens bei Châtillon zu liefern, welches zwar schon am 19. September stattgefunden hat , jedoch ―― Von den manche interessanten Episoden enthält. verschiedenen Benennungen , die wir diesem Gefecht schon haben geben hören , wählen wir diejenige nach Wir hatten noch nicht einen Raum von 300 Meter dem gewonnenen Endziel desselben, Châtillon und nach durchschritten und hatten noch nicht den Ausgang des der dabei erbauten französischen Schanze. Dorfes an der Seite von Carignan erreicht , als der Châtillon liegt am Abfall des äußersten nordwest= commandirende General rückwärts blickend und be lich ausspringenden Winkels der Hochebene , die sich merkend, daß uns Niemand folgte, mir erklärte, man im Westen von Versailles , südlich von der kürzesten könne nicht länger Widerstand leisten , und mir vor Straße von hier nach Paris (über Sèvres) ausdehnt, schrieb , den Rückzug nach Sedan bewerkstelligen zu und deren Saum durch die Ortschaften Ferme Hôtel laffen. Dieu, Velizy, Schloß Meudon , Châtillon , Plessis -Piquet Nein, bei dieser leßten Unterredung des comman= und die Häusergruppe von Petit Bicêtre bezeichnet ist . Ein Blick auf eine der gegenwärtig wohl überall in den direnden Generals mit mir , in diesen leßten Augen blicken der Schlacht handelte es sich nicht darum, deutschen Landen verbreiteten Karten der Umgegend konnte es sich nicht darum handeln , den Durchbruch von Paris läßt die Bedeutung dieser Hochebene für nach Carignan zu versuchen, geschweige denn , für die die Beherrschung der Seine und der Forts und Um Person des Kaisers einen Ausgang nach dieser Seite wallung von Paris , namentlich dessen Südseite auf zu öffnen . Was ich gedacht habe und was ich noch dem linken Seine- Ufer erkennen, und von allen Theilen derselben ist deren Nase zwischen Clamart und Châ heute von dem mir gemachten Vorschlage des Gene rals v. Wimpffen denke : in dem Augenblick, welchen tillon die bedrohlichste. ich beschrieben habe, war es unmöglich , darin etwas Schon zur Zeit der Pariser Weltausstellung sollen Anderes zu erblicken als einen verzweifelten unüber nach glaubwürdigen Nachrichten preußische General legten Aufruf an eine Handvoll Soldaten, die unfähig stabsoffiziere die Nord- und Ostfront von Paris mit waren , demselben zu entsprechen. Wer weiß ? Der den dort besonders starken Forts, sowie die durch den General en chef, einer instinctmäßigen Bewegung Mont Valerien gedeckte Westfront als zu schwierige gehorchend, welche Andere sicher mit ihm theilen konn | Angriffsziele bezeichnet und die Nothwendigkeit einer ten , hoffte vielleicht dort eine Gelegenheit zu finden, Umgehung der Weltstadt und eines Angriffs von nicht nach der Niederlage des Tages eine zweite Süden, namentlich über Châtillon , ausgesprochen haben. Niederlage mit ansehen zu müssen , welche ihm schon | Sofort nach der Einseßung der Republik am 4. Sep drohend und furchtbarer als der Verlust der Schlacht tember machten die 99 France" und andere Pariser erschien : die Capitulation am folgenden Tage ! Blätter auf die Wichtigkeit dieser Höhen aufmerkſam, Aachen, 20. October 1870. und es wurde dann auch deren Besit durch wenigstens General Lebrun. 4 Erdschanzen zu sichern gesucht , welche zugleich als Vorwerke der an der Südfront von Paris in der Tiefe gelegenen Forts und mit Rücksicht auf die In den vorstehenden Actenstücken - zu denen größere Tragweite der heutigen Geschüße ihre Be= noch kürzlich eine Replik und Duplik der Generale deutung fanden. v. Wimpffen und Lebrun gekommen sind, welche jedoch Eine geschlossene Erdschanze wurde hart am Ufer nichts wesentlich Neues enthalten ――― haben wir das der Seine und dicht an dem Städtchen Sèvres nebst uns über die Schlacht bei Sedan bekannt gewordene dortiger Brücke auf der steil abfallenden Hügelkuppe Material vollständig mitgetheilt ; eine eigentliche Kritik des Observatoire de Bellevue (nicht zu verwechseln mit zu üben , steht uns noch nicht zu , doch dürfte hierzu dem Meridian-Observatorium bei Montrouge) zu bauen der geeignete Zeitpunkt wohl bald gekommen sein. begonnen ; eine zweite etwas oberhalb und südwestlich davon bei der Ferme oder dem Restaurant de la Belle étoile (seither von den Deutschen „ Jägerschanze“ oder Schanze Kronprinz " benannt) , eine dritte am Schloß Meudon , so daß dieses seine Ostfront bildete und nur die drei anderen Fronten aus Erdwällen bestehen *) Der Herr Verfasser gehört keiner der kriegführenden Nationen an. D. Red.

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sollten. (Hier scheint der Siz des franzöſiſchen Genie | gewissen Nachrichten nach mit 15,000 Arbeitern be commandos für die Umgegend gewesen zu sein , wie trieben. Die deutsche Heerführung scheint hiervon ――― dieß Maueranschläge in Sèvres besagen, und ein dort Nachricht gehabt zu haben. Die Franzosen sägten gefundener Telegraphenapparat bestätigt.) Die Schuß ferner von Petit Bicêtre, der Kreuzung der Straßen felder dieser drei Schanzen waren jedoch gegen den von Versailles - Choisy-le Roi und Bièvre-Paris die wahrscheinlichen Hauptangriff ziemlich beschränkt : der lettere säumenden mächtigen Bäume theils halb, theils ersten (bei Bellevue) durch die nächſten überragenden ganz durch und warfen dieselben so über die Straße, Höhen, der zwei anderen durch den zu nahe liegenden daß ein Fuhrwerk nur mit Mühe sich durchwinden Wald von Meudon. Ganz anders bei der vierten konnte; sie machten ferner einen tiefen Durchstich durch Schanze auf jener Nase zwischen Clamart und Châ: die erstere zwischen Villacoublay und Petit Bicêtre. Viele Mauern wurden mit Schießlöchern versehen. tillon, bei Moulin de la Tour des Anglais, nördlich der von Bièvre über Petit Bicêtre- Châtillon - Vanvres Das waren die französischen Vertheidigungsarbeiten. Wenden wir uns nun zu den Deutschen. nach Paris führenden Straße. Die Südwestfront Bei der Umfassung des südwestlichen Paris durch dieses Werkes konnte den von ihr aus sanft gegen die Weiler Petit Bicêtre , Villacoublay und Grange de die von Beginn des Kriegs an stetige Bewegung der Deutschen , mit ihrem linken Flügel nach rechts Dame Rose sich neigenden Theil der Hochebene , ein schwenkend um den französischen rechten , (Wörth, in spißem Winkel gegen jene Front endendes drei Mars la Tour und St. Marie aur Chênes bei Meß, ediges Feld zwischen der schnurgeraden genannten Jlly bei Sedan) hier ausgeführt durch die III . oder Straße und dem fast ebenso geraden Südrand des Südarmee (Kronprinz von Preußen), schlug das 5 . Waldes von Meudon bis auf wohl 5000 Meter (über preußische Armeecorps (v. Kirchbach) am 17. September 6000 Schritt) auf's schönste bestreichen. Andererseits hatte die hohe , gegen Paris vorspringende und be unter besonders bei Vallenton heftigem , wenn auch drohende Lage der genannten Nase für die Verthei kurzem Gefecht bei Villeneuve- St. Georges eine Schiff brücke über die Seine, welche an demselben Tag von digung der Stadt eine größer Bedeutung ale bei den einer Reiterdivision und am folgenden Tag (Sonntag drei anderen genannten Schanzen , bei denen diese dem 18. ) vom Corps selbst überschritten wurde, um an Eigenschaften sich weniger vollständig vereinigen. Diese fangs gegen Süden stromaufwärts rückend über Ablon , Bedeutung für Angriff und Abwehr, oder wenn man lieber will : für Bestreichung des Vorlandes und Athis , dann gegen Marangis , Chilly , Longjumeau, Deckung der hinten liegenden Stadt, bewog denn auch Champlan bis Palaiseau in der Richtung gegen Ber zur Anwendung besonderer Sorgfalt auf den Bau des sailles, wohin am 19. das Hauptquartier der III. Armee kommen sollte und auch wirklich kam, vorzugehen. Werkes. Sein Umfang war der größte von den vieren und scheint für 1500 bis 2000 Mann berechnet ge= In allen genannten Ortschaften und bei manchen wesen zu sein. Ein in Stein bombenfest gewölbtes | anderen Wegscheiden kreuzten sich diese Truppen mit denen des 2. bayerischeu Corps (Hartmann), welches Kernwerk im Innern sollte doch wohl zur nach haltigsten Vertheidigung dienen , ebenso die starken den Fluß bei Corbeil mit einzelnen Bataillonen schon am 16., mit der Hauptmacht am 17. überschritten zu Grabencaponièren. Der Ausbau scheint am fleißigsten betrieben worden zu sein , er war wenigstens bei der haben scheint. Der Zweck dieser bei der Wegsamkeit Befignahme durch die Deutschen am weitesten vor der Gegend nicht bedeutend aufhaltenden Kreuzungen gerückt. Die Grabenaushebung , die Erdarbeit der mag das gleichzeitige Eintreffen der Corps auf der Brustwehren waren so gut als vollendet , leßtere mit Einschließungsstellung vor Paris gewesen sein . Ohne Sandsäcken und Geschüßständen versehen , dagegen dieselbe wäre zwar das 5. preußische Corps schneller, freilich die Grabenpfahlwände noch nicht überall ein: das 2. bayerische dagegen beträchtlich (1 Tagmarsch) (Fortseßung folgt.) gefeßt. Der Bau dieser Schanze wurde auf's eifrigfte später in derselben angelangt.

Nachrichten. Brewßen. Berlin , 12. November. [ Vorschlag der Um wandlung der erbeuteten Chaffepot - Gewehre nach dem Beaumont - System.] Es dürfte nun wohl keinem Zweifel mehr unterliegen , daß Preußen und mit ihm der deutsche Bund (Bayern vielleicht ausgenommen, welches das vortreffliche Werder = Gewehr hat) in nicht langer Zeit ſein Zündnadelgewehr mit einer besseren Feuer waffe vertauschen wird. Die Nachtheile dieses Gewehrs, schon im Vergleich mit dem Chaſſepot - Gewehr , sind be: fanntlich sehr bedeutend, und das Chassepot- Gewehr kaun 1

nicht mehr als eine auf der Höhe der Zeit befindliche Militär-Feuerwaffe betrachtet werden. Ein amerikaniſcher Bericht sagt darüber : das Chassepot- Gewehr ist eine Nach ahmung des preußischen Zündnadelgewehrs , aber der Mechanismus ist complicirter und gleich allem Flickwerk von wenig Werth. Seine Fehler sind zahlreich. Der Kammerverschluß wird durch einen Gummipfropfen ge = bildet, der bei kaltem Wetter hart und rissig wird , also bei einer Temperatur unter Null nulos ist ; der Gummi löst sich in fetten Substanzen , und andererseits wird er rissig , wenn er nicht geschmiert wird. Die Spiralfeder,

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beim Chassepot-Gewehr übermäßig belastet , ist überhaupt | Canale des Griffes (Kaminerknopfes) angebracht ist und ein unzuverläſſiger Theil und sollte an einer Kriegswaffe durch eine Schraube an ihrem Play festgehalten wird. Aus diesen Andeutungen ist schon ersichtlich, daß der ganz vermieden werden. Das Vorhandensein von Eiſen Erfinder des Beaumont Gewehrs in ebenso sinnreicher theilen verschiedener Härte, die auf einander reiben , ver uriacht Unebenheiten und verhindert die Wirksamkeit des als kunstvoller Weise die Fehler des Chassepot : Gewehrs Mechanismus. Da die Patrone aus Papier hergestellt beseitigt hat, und dürfte das Beaumont- System -- auch ohne Rücksicht auf die vielen Hunderttauſende im deutſchen ist, so gewährt sie der Nadel nicht hinreichend Widerstand, Befit befindlichen Chassepot- Gewehre , die zu dem obigen oder das Pulver muß hart gepreßt sein , wodurch es zur Adoption für das System leicht umzuändern sind wieder an Explosionskraft einbüßt. Von der Papierhülse bleiben oft unverbrannte Stücke in der Kammer oder im deutsche Heer sehr geeignet erscheinen . Es liegt mir der Bericht der holländischen Prüfungscommiſſion für Militär Lauf zurück, und durch diese Papierstücke in der Kammer, waffen vor, dem ich inBetreff der Adoption des Beaumont sowie durch Pulverschleim wird das Hineinbringen der neuen Patrone erschwert. In solchen Fällen hat das ge Gewehrs in Holland Folgendes entnehme : W Ungefähr 40 verschiedene Systeme sind nach und waltsame Hineinstoßen der Patrone zur Entladung des Schusses geführt, bevor noch der Mechanismus ganz ge= nach der Commiſſion eingeschickt , wovon dieselbe nach schlossen war. Auch der Mechanismus ist der Erfahrung vorläufiger Prüfung diejenigen zurückgegeben hat , welche nach manchen Zufällen unterworfen , die unzeitiges Los ihr als Kriegswaffe nicht geeignet erschienen. Dieß waren gehen des Schusses zur Folge haben . Die Patrone unter die Systeme Adams, Albini, Bar, Bennet, Benſon-Poppen liegt im höchsten Maße der Gefahr der Beschädigung burg, Berdan, Berton , Bornmüller, Bovy , Caster Edwards , durch Feuchtigkeit und Feuer ; beim Tragen in der Patrons Chassepot (zu Metallpatronen), Chassepot , Comblain I, tasche wird das Pulver ſo lose, daß das Papier nachgibt, Comblain II , Cooper , Deprez , Faliffe und Trappmann , und die Nadel nicht mehr den erforderlichen Widerstand Galand, Gérard , Henry, Henry-Winchester, Jenks, Lambin, Lindner, Loron, Luck, Martini-Peabody, Mauser, Monseur, für Entzündung der Kapsel finden kann . Kurz, das Ge wehr ist erwiesenermaßen die Ursache vieler Versager Prince , Roberts , Spencer , Vetterli , Werf und Bourlez. und die Patrone von noch viel mehr. Zur Concurrenz kamen die Systeme Beaumont, Peabody, Für Deutschland , das in dem gegenwärtigen Kriege Werndt, Remington und Remington mit Bolzen , welche 5 Gewehre der Schießschule zur näheren Prüfung über eine solche Menge Chaſſepot- Gewehre (ca. 700,000 Stück) erbeutet hat , liegt nun die Frage nahe : was damit an wiesen wurden. Die von derselben angestellten Versuche fangen ? Sie den eigenen Truppen als neue Waffe in hatten zur Folge , daß von den betreffenden 5 Syſtemen eine bestimmte Anzahl Gewehre an 5 verschiedene Regi die Hand zu geben , daran denkt man gewiß nicht. Zu verkaufen und zwar zu einem annehmbaren Preise ist dieß menter mit der Ordre vertheilt wurden, sich der Gewehre ungeheure Quantum wohl nicht leicht , denn wenngleich während einiger Monate zu bedienen und diese Waffen jezt in mehreren größeren Staaten die Nothwendigkeit unter folgenden Gesichtspunkten zu studiren : 1) Handhabung, mehr oder weniger leicht im Schießen, vorliegt , zu einer Aenderung in der Bewaffnung des Heeres, namentlich hinsichtlich der tragbaren Feuerwaffen, und Wirksamkeit des Patronen- Auswerfers ; 2) Wirkſam zu schreiten, so wird doch kein Gouvernement geneigt sein , |❘ keit des Mechanismus; wenn Regen, Nost oder Sand das das im Princip so fehlerhafte Chassepot - Gewehr einzu Gewehr in einen abnormen Zustand versezt hat ; 3 ) Leich führen. Es bleibt nur noch die Umänderung nach einem tigkeit im Zerlegen, Reinigen und wieder Zusammenstellen geeigneten befferen System. der Waffe; 4) Solidität ; 5) Bemerkungen , unabhängig Ein solches hatte ich Gelegenheit vor Kurzem in der vom Syſtem . Hänelschen Waffenfabrik in Suhl zu sehen. Es war das Alles, was auf die balliſtiſchen Eigenschaften der Waffe in Holland bereits eingeführte System Beaumont. Bezug hatte , sollte außer Berücksichtigung bleiben , weil die Construction des Laufes, Geschosses c. nach den An= Dieß Gewehr gleicht in seiner äußeren Form sehr dem gaben der Schießschule stattfinden sollte, gleichviel welchem Chassepot - Gewehr , es weicht aber davon besonders ab System man auch den Vorzug geben würde. durch die Anwendung der Metallpatrone und durch ver Auf Grund der Berichte seitens der betreffenden schiedene besondere Einrichtungen : 1) der Kammerverschluß geschieht durch den Boden Regimenter hat die Prüfungscommission einstimmig die der Metallpatrone ; dadurch ist der Gummipfropfen ent: Adoption des Beaumont- Gewehrs vorgeschlagen, und das behrlich geworden ; Kriegsministerium darauf die Einführung desselben verfügt. 2) an Stelle der leicht zerbrechlichen Nadel ist ein Großbrita unien. solider Schlagstift getreten ; * 3 ) eine Art von schiefer Ebene, symmetrisch mit dem London , 18. November. [ Green's neues Schlagstift hinten am System angebracht , hindert das Hinterladungsgewehr. ] Ueber ein neues System Losgehen des Schusses, bevor die Waffe nicht vollständig von Hinterladungsgewehren gibt das Schreiben eines Eng geschlossen ist , es ist dieß eine hübsch erdachte und gut länders , Marwell Lyle , an Garibaldi følgende Details : "! Das System Green ſchließt sich nicht nur an die neuen ausgeführte Einrichtung ; 4) die unzuverlässige Spiralfeder ist durch die erprobte Waffen an , sondern erleichtert besonders die Umbildung Schlagfeder des Percussionsgewehrs erseßt, welche in einem der alten Ladestockwaffen in Hinterlader und eignet sich

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fast allgemein für alle Arten von Gewehren. Ihre Her L'un de ces paragraphes commence par ces mots : stellung schadet der Trefffähigkeit der Waffe nicht im Il a été affirmé de plusieurs manières, et aujourd'hui geringsten. Die Anwendung des Systems der Umände encore un grand nombre d'officiers Français croient rung Green ist auf das Princip gegründet, daß das Feuer fermement que le Maréchal Bazaine et le Général de des Zünders im Stande ist , das Papier der Patrone division Coffinières, commandant la place de Metz, ont durchzuschlagen und das Pulver im Innern zu entzünden, commis une trahison en rendant l'armée et la place “ . mit der einzigen Voraussetzung, daß das Loch der Kammer Je regrette que vous vous soyez fait l'écho d'une gerade darüber befindlich und auf die Patrone gerichtet odieuse accusation qui ne peut étre lancée que par ist , ohne Dazwischentreten eines besonderen Zündcanals la passion ou par l'ignorance complète des hommes wie bei den gewöhnlichen Gewehren. Diese Erfindung, et des choses.*) obgleich ein Verdienst des Herrn Green , hat nicht den Tout en observant les lois sacrées de la discipline, Gegenstand seines Patents ausgemacht, welches doch nur je me suis trouvé en désaccord avec Mr. le Maréchal auf Anwendung dieses Umstandes gegründet ist. Es gibt Bazaine et avec le conseil de guerre sur deux points vielleicht 10 oder 12 andere Hinterladungs- und Zünd: très importants : 1° sur les approvisionnements de la nadelgewehre , aber keins bietet dieselben Vorzüge wie das Gewehr Green. Die Patronen zu dieſer Waffe find place, 2 ° sur la politique. J'affirme, et je prouverai plus tard quand les es sehr leicht zu machen und unterscheiden sich in nichts von prits seront plus calmes, que j'ai énergiquement défendu den gewöhnlichen Papierpatronen der Vorderlader , und intérêts de la place de Metz , et que j'étais en Jedermann, der Soldat ſelbſt oder ein Kind kann sie mit les einem Werkzeuge machen , welches nicht 10 Centimes fostet opposition avec le Maréchal et avec le conseil sur la und welches in der Westentasche Raum hat. Man hat question politique. Personne encore n'a mis le doigt sur la plaie , et nicht nöthig , den Rückstand der verbrannten Patrone heauszuschaffen : er wird durch den folgenden Schuß n'a dit comment était composé ce conseil de guerre herausgejagt, und in Folge dessen kann man, obgleich man où se trouvaient Mr. le Maréchal Bazaine , Mr. le die zum Abdrücken ( Anzünden) erforderliche Zeit verliert, Maréchal Canrobert, Mr. le Maréchal Leboeuf accom leicht hundertmal in 12 oder 14 Minuten schießen , und pagné de Mr. le Général Changarnier très chaud hat den unermeßlichen Vortheil, keine Patronen von einer partisan de la régence , Mr. le général Frossard besonderen Form mit Kuallsilber nöthig zu haben . Der gouverneur du Prince Impérial, Mr. le général com Verschluß der Ladung des Gewehrs Green ist vollkommen, mandant la garde impériale etc. etc. Le Conseil ainsi Dank einer kleinen Kautschukplatte , ähnlich der des composé ne pouvait avoir d'autres préoccupations qu'une Der restauration Imperiale ; et c'est là, selon moi, la princi Chassepot , welche Green zuerst angewandt hat. Mechanismus ist einfach und das Schloß sehr sicher . Da pale cause de nos désastres . das Gewehr nur losgehen kann, wenn sich das Bodenstück J'ai soutenu , au contraire , au risque de violents völlig geschlossen befindet , so ist jeder Unfall unmöglich. reproches , et j'ai fait afficher sur les murs de Metz , Man kann gleicher Weise das Gewehr für den Feind qu'on devait reconnaître le gouvernement de la défense unbrauchbar machen, indem man den Stopfer herauszieht, nationale , attendre le résultat d'un Plébiscite , et se die préoccuper uniquement de la défense, sans s'inquiéter was dadurch geschieht , daß man nur die Nadel in die verkehrte Seite stößt“ . ( Der Engländer knüpft hieran den de la politique. Vorschlag, der französischen Regierung umgearbeitete Stücke En ce qui concerne la place de Metz j'ai toujours gegen Ladstockgewehre, welche sie besißt, zu überlassen, und sontenu ses intérêts , et j'ai pris toutes les mesures verlangt für Lieferung der vollständigen Umänderung 20 Frs. voulues pour préparer le siège. Par suite de circon pro Stück. Das Ganze illustrirt sehr deutlich die Neutraliz stances indépendantes de ma volonté, nous en sommes tät der englischen Waffenfabrikanten und Lieferanten !) arrivés à n'avoir plus que trois ou quatre jours de vivres , et je doute que Fabert lui- même eut pro longé la résistance au delà de cette limite. Er wiederung. Je vous prie, Monsieur le Directeur, d'agréer mes Von Herrn General Coffinières de Nordeck, civilités. dem früheren Commandanten der Festung Met, erhalten Gal. Coffinières de Nordeck. wir eine Zuschrift, deren Wortlaut wir in Nachstehendem D. Red. unverkürzt zum Abdruck bringen . *) Wir haben hier unseren Herrn Mitarbeiter , den Ver fasser des in Nr. 46 abgedruckten Correspondenz - Artikels : Hambourg , 17. Novembre 1870. „ Meß , 1. November“ in Schuß zu nehmen. Derselbe hat ſich à Monsieur le Directeur du Journal ebenso wenig wie wir zum Echo einer böswilligen Anklage ge macht , wenn er in jenem Artikel ſofort auf die von Herrn Allgemeine Militär- Zeitung à Darmstadt. General v. Coffinières citirten Säße die Worte folgen ließ : Vous m'avez communiqué le Nr. 46 de votre „Diese Anschuldigung ist , wie uns dünkt , unwahr : Journal , en me demandant mon appréciation sur les die französische Armee mußte sich ergeben , weil sie nicht mehr D. Red. ernährt werden konnte" 2c. paragraphes qui me concernent . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

Allgemeine Herausgegeben von einer

Militär- Beitung.

Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

F ü n f u n d v i erzigster

No. 49.

Jahrgang.

Darmstadt, 7. December.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die letzten feindlichen Widerstandsversuche. - Die deutsche Kriegführung von 1870. [Von einem kaiserlich russischen Offi zier.] ― Militärische Briefe vom Kriegsschauplay, XVIII . [Von einem Augenzeugen bei der III. Armee vor Paris. ] (Fort febung.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Vorträge des militärwissenschaftlichen Vereins im Wiener Militär- Casino. Schweden und Norwegen. Jahresfest der kriegswissenschaftlichen Akademie.

Die legten feindlichen Widerstandsverſuche. ** Die verflossene Woche war eine sehr ereigniß reiche : neue und wichtige Entscheidungskämpfe find ausgefochten worden, wie wir sie im Laufe der lezten Zeit in mehreren Gegenden Frankreichs sich vorbe : reiten sahen. Es liegen uns heute bereits zahlreiche Telegramme vor , welche von Paris und der Loire, aus dem Norden und Südosten Frankreichs mehrere wichtige Schlachten und Gefechte melden, deren Resul: tat für die deutschen Waffen ohne Ausnahme günstig gewesen ist. Was zunächst die Feindseligkeiten zwischen der II. Armee unter Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Carl und der Loire Armee betrifft , so nahmen die felben bereits am 24. November ihren Anfang ; wie Generalquartiermeister v. Podbielski unterm 27. No: vember meldet, stießen am 24. bei den Recognoscirungs gefechten vor Orleans zwei Brigaden des 10. Corps auf das vormarschirende französische 20. Corps, warfen dasselbe aus Ladon und Maizières und brachten ihm nicht unbeträchtliche Verluste bei. Hierbei fielen 146 Gefangene in unsere Hände ; der diesseitige Verlust be trug etwa 200 Mann. Zwei Tage darauf, also am 26., gingen feindliche Abtheilungen abermals gegen das 10. Corps vor ; sie wurden abgewiesen und ließen allein 40 Tode liegen, während der diesseitige Verlust in 3 Offizieren und 13 Mann bestand. Eine Ent:

scheidung brachte hier der 28.: nach einer Meldung des Generalfeldmarschalls Prinzen Friedrich Carl wurde tas 10. Corps durch bedeutend überlegene Kräfte des Gegners angegriffen ; das Corps concentrirte sich bei Beaune la Rolande (ca. 6 Meilen nordwestlich von Orleans ), woselbst es sich siegreich behauptete und am Nachmittag in Gegenwart des Prinzen durch die 5. Division und die 1. Cavaleriedivision unterstügt wurde. Der Kampf endete nach 5 Uhr. Ein zweites Tele: gramm des Prinzen Friedrich Carl vom 29. November meldet noch folgende Details : " Das gestrige Gefecht eine wahre Niederlage des größten Theils der Loire Armee, von der das ganze 20. Corps und wahrschein= lich auch das 18. und Theile des 15. und 16. da waren. Nach französischen Angaben 70,000 Mann. Das 20. focht ganz , die anderen theilweise. Der Feind ließ 1000 Todte auf dem Schlachtfelde und soll über 400 Blessirte haben, 1600 gesunde Gefangene, die sich stündlich mehren. Gesammtverlust wohl 7000. General d'Aurelles soll bleffirt sein. Unser Verlust ist 1000 Mann, wenig Offiziere". General v . Podbielski telegraphirt über dieß Ge fecht unter dem 29. November noch folgendes Nähere : " Die ganze Bedeutung des von Theilen der II. Armee, besonders vom 10. Armeecorps, gestern bis nach Ein tritt der Dunkelheit gelieferten Gefechts hat erst heute mit Sicherheit festgestellt werden können. Der größte Theil der Loire- Armee bat eine vollständige Nieder

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lage erlitten. Wir verloren ein Geschüß , nachdem Pferde und Bedienung desselben todt, und nicht ganz 1000 Mann an Todten und Verwundeten , worunter verhältnißmäßig wenig Offiziere". Aus diesen Depeschen ersehen wir zunächst , daß der entscheidende Kampf bei Beaune la Rolande durch einen Vorstoß der Loire Armee herbeigeführt worden ist. Daß es in der That die Absicht des Generals d'Aurelles gewesen, bis Fontainebleau durchzubrechen, wie Manche behaupten, um hier einen ähnlichen toll : kühnen Plan ausführen zu suchen, wie ihn seiner Zeit Marschall Mac Mahon dem in Meß eingeschlossenen Marschall Bazaine gegenüber in Scene zu sehen ver suchte, möchten wir sehr bezweifeln. Uns scheint, daß der General die anmarschirende II. Armee , resp. Truppentheile derselben, denen er gewachſen oder über: legen war, schlagen wollte, bevor sie selbst sich zu einem Angriff auf die Loire- Armee concentrirt hätten. Der Coup hätte allerdings gelingen können, da namentlich die Ueberlegenheit der feindlichen Streitkräfte eine be deutende gewesen , wenn nicht das numerische Miß verhältniß durch die große Tapferkeit der braven deutschen Truppen und die umsichtigen Dispositionen des Generalfeldmarschalls Prinzen Friedrich Carl mehr wie ausgeglichen worden wäre. Es bleibt abzuwarten, ob die Loire-Armee zum zweiten Mal eine aggressive Vorbewegung versuchen oder was uns das Wahr scheinlichere zu sein scheint sofort das verschanzte Orleans als gesicherte Aufnahmestellung aufsuchen wird. Im letteren Falle wird es wohl die Aufgabe der II. Armee, sowie der Armee Abtheilung des Groß . berzogs von Mecklenburg sein, den Rückzugspunkt des Feindes zu bedrohen und dem leßteren sofort zu Leibe zu geben. In Betreff unserer Waffenerfolge im Norden Frankreichs berichtet ein Telegramm Sr. Majeſtät des Königs Wilhelm an die Königin Augusta aus Ver: sailles 28. November Folgendes : „ Geſtern ſiegreiches Treffen südlich von Amiens durch General Manteuffel mit einem Theile der I. Armee. Einige Tausend Mann feindlicher Verlust , 700 Gefangene , 1 Fahne der Mobilgarde. 9. Husarenregiment ritt ein Marine bataillon nieder. Unser Verlust nicht unbedeutend ". Unter gleichem Datum hat der Generalquartier meister v. Podbielski über diese Schlacht noch folgende Meldung von der I. Armee nach Berlin gesandt : „In Folge der siegreichen Schlacht am 27. ist Amiens am 28. vom General Goeben beset worden " . Am 29. und 30. folgten noch die weiteren Nachrichten : „ Der bei Amiens geschlagene Feind flieht in voller Auf lösung , von den diesseitigen Truppen verfolgt, gegen Norden. Zu seinen Verschanzungen wurden noch) 4 Geschüße vorgefunden“. „ Unsere Verluste in der Schlacht von Amiens beziffern sich auf 74 Offiziere und 1300 Mann an Todten und Verwundeten. Die feindliche Nord Armee befindet sich in vollständiger Deroute , die Citadelle von Amiens hat heute nach kurzem Gefecht, in welchem der Commandant gefallen,

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capitulirt. 400 Kriegsgefangene mit 11 Offizieren, sowie 30 Geschüße in unsere Hände gefallen". Diese fiegreiche Schlacht hat am 27. bis zum Ein tritt der Dunkelheit gewährt ; in Action kamen Theile des 1. und das ganze 8. Corps , welche die vom Genc ral Bourbaki neu organisirte französische Nord- Armee wie man sagt , in der Stärke von ca. 30,000 Mann entscheidend geschlagen haben. Amiens ist bekanntlich die alte Hauptstadt der Picardie, jezt des Somme = Departements ; sie zählt etwa 60,000 Ein wohner. Ihr Besiß ist für die deutscher Truppen militärisch besonders dadurch wichtig , daß von hier Eisenbahnen nach Paris, Rouen, Abbeville- Boulogne Calais , dann nach Arras - Lille und nach Tergnier führen. Die nordöstliche Ecke Frankreichs erscheint somit , da bekanntlich auch die Plähe Soiſſons und Laon in unserem Besige sind , militärisch iſolirt ; ein ernstlicher Widerstand unseres Gegners dürfte hier schwerlich noch zu erwarten sein. Fast noch wichtiger als die bisher von uns be= trachteten Kämpfe an der Loire und Somme sind die Ausfallgefechte der Pariser Armee vom 29. und 30. November. Se . Majestät der König Wilhelm sandte hierüber der Königin Auguſta in Berlin folgen des Telegramm : " Gestern schlug das 6. Corps einen Ausfall (füd lich ) bei L'Hay ſiegreich zurück, über 100 Gefangene, viele Hundert Blessirte und Todte , wir 100 Mann Verlust. Heute bedeutender Ausfall nach Osten gegen Württemberger und Sachsen bei Bonneuil sur Marne, Champigny , Villiers , die genommen und bis zur Dunkelheit mit Hülfe unserer 7. Brigade wieder ge nommen wurden. Gleichzeitig nach Nordost bei St. Denis gegen Garde und 4. Corps nur leichte Aus fälle. Ich konnte Versailles nicht verlassen , um im Centrum zu bleiben . Es scheint der Feind auf einen Sieg bei Orleans gerechnet zu haben, um dem Sieger entgegenzugehen, was mißglückte“. Ueber dieselben Ausfallgefechte sind noch weitere Berichte der Generale v. Podbielski und v. Oberniß, Commandeurs der k. württembergiſchen Diviſion, und v. Tümpling, commandirenden Generals des 6. Armee corps , eingegangen. Hiernach fanden zunächst am Mergen des 29., nach einem heftigen Geſchüßfeuer aus den Pariser Forts , ein stärkerer Ausfall gegen L'Hay und das 6. Armeecorps , sodann kleinere Aus fälle , unter anderen gegen das 5. Armeecorps , und Demonstrationen an verschiedenen Stellen statt. Wäh= rend der ganzen Nacht vom 29. auf den 30. wurde von den Forts ein ungewöhnlich heftiges Feuer unter halten. In der Frühe des 30. fand der Hauptaus fall im Südosten von Paris statt : der Feind ent wickelte hier zwischen Seine und Marne sehr bedeutende Streitkräfte und griff um 11 Uhr unsere dortigen Positionen an. Es entspann sich ein sehr heftiger Kampf, von unserer Seite hauptsächlich durch die württembergische Division und den größten Theil des 12. (k. sächſiſchen), sowie durch Theile des 2. und 6.

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Corps geführt. Den Hauptstoß scheint die württem bergische Division ausgehalten zu haben, deren 2. und 3. Brigade ein fünfstündiges Gefecht mit einer Diviſion französischer Linientruppen bei Mont Mezly siegreich bestand, während ihre 1. Brigade die Stellung zwischen Conilly und Villiers sur Marne vom Morgen bis zur Dunkelheit gegen den energischen Angriff einer anderen französischen Division behauptete und den Feind auch bier zurückschlug. Das 6. Armeecorps wies gleichfalls die gegen ihre Stellung unter sehr bestiger Beschießung gerichteten Angriffe auf der ganzen Linie nach sechs stündigem Kampfe glänzend zurück . Die Stärke der Franzosen, angeblich unter den Generalen Ducrot und Trochu, soll ca. 120 000 Mann betragen haben. Ihre Verluste bei diesem mißglückten Ausfall an Todten, Verwundeten und Gefangenen sind sehr bedeutend ; zur Beerdigung ihrer Gefallenen erbaten sie am 1. De: Auf cember einen mehrstündigen Waffenstillstand. unjerer Seite betrugen die Verluste : a) bei der würt tembergiſchen Diviſion 8 Offiziere todt, 32 verwundet, ca. 900 Mann todt und verwundet : b) bei dem 12 . (E. sächsischen) Armeecorps 12 Offiziere . 100 Mann todt und verwundet ; c) bei dem 6. Armeecorps 4 Of: fiziere, 70 Mann todt und verwundet; d) bei der Brigade du Troffel des 2. Armeecoups 2 Offiziere und 70 Mann. Zusammen würde dieß einen Verlust von 58 Offizieren und etwa 1100 Mann ergeben, welchem ein gewiß viel größerer feindlicher Verlust gegenübersteht, da ſowohl die württembergiſche Divi sion als auch das 6. Corps über 300 unverwundete Gefangene gemacht haben. Bei allen diesen Engagements hatten die Fran zosen die Initiative ergriffen, ohne auch nur in einem einzigen Falle Erfolg zu erzielen . Eine Fortseßung des Kampfes soll für den 1. December beabsichtigt gewesen sein , ist aber nicht erfolgt , demnach hat General Trochu die Aussichtslosigkeit eines jeden der artigen Versuches nun wohl eingesehen. Unsere braven Truppen waren offenbar in großer Minderzahl, doch haben sie bekanntlich die Zeit ihres Aufenthalts vor Paris besonders dazu benußt , um sich treffliche Ver theidigungs Positionen zu schaffen ; sie werden gewiß auch jeden doch möglichen weiteren Ausfallversuch des Feindes mit gleichem Erfolge abweisen. Noch haben wir zwei glückliche Gefechte zu regi striren, welche General v. Werder den Garibaldischen Freischaaren bei Pasques am 26. und 27. No: vember geliefert hat. Eine Recognoscirung am 26 . hatte ergeben , daß Garibaldi mit seinem Corps von Pasques her im Anmarsch sei ; bei einbrechender Nacht wurden unsere Vorposten (vom Füsilierbataillon des 3. Regiments) von den Freischaaren, angeblich unter dem Commando von Menotti Garibaldi , heftig an: gegriffen ; das Bataillon wies jedoch drei Angriffe des J Feindes kräftig zurück. Am 27. ging General von Werder mit drei Brigaden zum Angriff vor und er reichte die feindliche Arrièregarde bei Pasques durch Umgebung von Plombières. Der Feind verlor 3000 2013

bis 4000 Mann an Todten und Verwundeten , wo gegen der diesseitige Verlust an beiden Tagen etwa 50 Mann betrug. Garibaldis Rückzug ist dann in Flucht ausgeartet. Endlich haben wir noch zwei neue Capitulationen anzuführen : am 24. hat Thionville , dessen Be lagerung am 22. ihren Anfang nahm, capitulirt und ist am 25. von unseren Truppen beseßt worden ; es wurden 200 Geſchüße genommen und 4000 Gefangene gemacht. Sodann hat La Fère am 27. November nach zweitägiger Beschießung sich übergeben müſſen ; 2000 Gefangene und 70 Geschüße fielen hier in unsere Hände . Recapituliren wir die militärischen Erfolge in dieser einen Woche, so können wir dieselben als hoch: bedeutend bezeichnen ; wir denken , daß es wohl nicht vieler ähnlicher Beweise bedarf , um unserem Gegner die Ueberzeugung einzuflößen, daß jeder fernere Wider stand ein durchaus erfolgloser ist. Doch sind wir bei seiner Hartnäckigkeit oder Halsstarrigkeit auch noch auf neue Kämpfe gefaßt ! Geschrieben am 3. December 1870.

Die deutsche Kriegführung von 1870 . [Von einem kaiserlich ruſſiſchen Offizier.] (Der „Invalide" brachte kürzlich eine beachtenswerthe Studie über die deutsche Kriegführung von 1870 , resp. das Auf reten der einzelnen Waffengattungen im gegenwärtigen Kriege. Wir lassen den Artikel im Anschlnß an den in den Nru . 41 und 42 gebrachten ähnlichen Aufſaß eines k. k. österreichischen Offiziers hier folgen , wenngleich wir mit einzelnen Punkten deſſelben D. Red.) nicht einverstanden sind. In den großen Kämpfen zwischen den Franzosen und Preußen konnte man die große Ueberlegenheit des Chassepot: Gewehrs über das Dreyſe - Gewehr con statiren. Abgesehen von der Feuergeschwindigkeit hat das erstere eine größere Präcision und eine größere Tragweite. Viele französische Offiziere behaupten, daß bei ihnen das Feuer erst auf 700 Meter oder 900 Schritt eröffnet werde, aber unseres Erachtens ist dies nicht ganz der Wahrheit gemäß . Im Gegentheil, die Franzosen fangen stets auf 1800 , sogar auf 2000 Schritt zu schießen an, besonders wenn sie ihr Feuer gegen Massen richten . Folgende Thatsachen beweisen die leztere Behaup tung. In der Schlacht bei Gravelotte hielten die Franzosen die Anhöhen beseßt, welche die Dörfer St. Privat , Armanvilliers und die Chaussée von Rosa rieulles umgaben . Diese Positionen sind 1500 und 1600 Schritt entfernt, und zwar erstere von St. Marie, die zweite von Verneville und die dritte von der Lifière der Waldungen von Géniſſaur und Vaux , auf welchen drei Punkten die Preußen anrückten. Sobald die preußischen Truppen debouchirten , und zwar die Garde aus St. Marie, das 9. Corps aus Verneville und das 8. aus den Wäldern, wurden sie von Mitrail leusensalven und Gewehrfeuer empfangen und erlitten te A 11 15 ་ ་ 18 Text

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so starke Verluste, daß sie so lange Halt machen muß Steht im Hinblick auf das Gewehr die preußische Armee der französischen nach , so ist sie ihr dagegen ten , bis ihre Artillerie in den Reihen der Franzosen derartige Verwüstungen angerichtet hatte, daß sie ge weit überlegen durch ihre zahlreichere und bessere zwungen waren, zu weichen. Artillerie. Die Leichtigkeit und Geschicklichkeit, mit Der Führer einer Batterie , welche anderthalb welcher die preußischen Artilleriſten die Distanzen_ab= Stunden hindurch mit Erfolg gefeuert hatte , befahl schäßen , ist bewundernswerth. Sie machen höchstens beim Vorrücken des Feindes seinen Kanonieren , auf drei , selten vier Versuchsschüsse und beginnen immer 2100 Schritt zu richten, und in demselben Augenblick mit der möglichst niedrigsten Entfernung. wurde er leicht am Arm verwundet. Die Tragweite Im Allgemeinen sind die Preußen sehr stark an des französischen Gewehrs ist also 2000 Schritt, und Artillerie. Jedes Corps , d . h . je zwei Diviſionen Infanterie, hat 90 Kanonen, von denen 48 die Divi die Entfernung, auf welche man damit ein wirksames Feuer unterhalten kann, muß man auf 1500-1800 sionsartillerie und 42 die Corpsartillerie bilden.*) Schritt annehmen. Bei einem Versuche mit dem Diese lettere, die Corpsartilleric, hieß früher Reserve artillerie und befand sich stets an der Queue. Heute Chassepot-Gewehr ist leicht zu sehen, daß man damit ist selbst der Name „ Reserve " verbannt, die Artillerie nur auf 700 Meter mit Sicherheit zielen kann ; ist die Entfernung größer, so muß man wie es die Fran | marschirt an der Spize, und dieß zeigt hinreichend die zosen auch thun - auf die Leibgürtel schießen . Die Verwendung an, weiche sie haben soll. große Menge der französischen Soldaten schießt schlecht, Die preußische Artillerie nimmt den thätigsten An und dieß erklärt die geringe Wirksamkeit ihres Feuers theil an allen Kämpfen , nnd es ist mehrere Male im Verhältniß zu der Zahl der abgeschossenen Kugeln . vorgekommen, daß, wenn die Infanterie die Heftigkeit Verwundete französische Offiziere haben den Preußen des Feuers nicht mehr ertragen konnte, die Artillerie erzählt, daß am 18. Auguft die Leute bei den meisten mit Selbstverleugnung den Kampf fortführte und zwei Corps mehr als 100 Patronen verschossen haben, 90, Drittel ihrer Mannschaften und Pferde auf dem Wahl welche sie bei sich trugen, und 10, welche sie von den plage ließ. Als der Prinz Friedrich Carl ſeinen Be richt über die Theilnahme der Garde : Artillerie an Todten aufnahmen. Ihre Mitrailleusen und ihre Ar der Schlacht vom 18. August erstattete, befahl er dem tillerie haben ferner ohne Aufhören gefeuert und warfen einen Hagel von Geschossen auf die Preußen, Ordonnanzoffizier , welcher den Rapport überbrachte, und dennoch überschritt die Zahl der kampfunfähig | dem König zu sagen, daß die Garde- Artillerie unter gemachten Mannschaften nach einem 9ftündigen Kampf Führung des Prinzen Hohenlohe Wunder der Tapfer nicht die Ziffer 10,000. Aber wenn auch im Ganzen keit und Geschicklichkeit vollbracht habe. Andere Ar tillerie- Abtheilungen erhielten dasselbe Lob. genommen die Feuerdisciplin der französischen Armee In der Regel beginnt die preußische Artillerie ihr eine schlechte ist , so zählt sie doch in ihren Reihen Feuer auf 2500-3000 Echritt , und so lange die eine Anzahl ausgezeichneter Schüßen, die ihren Mann auf's Korn nehmen und hauptsächlich auf die Offiziere feindliche Infanterie noch nicht erschüttert ist , nähert zielen.*) Dieser Umstand erklärt die große Ziffer der sie sich dieser nicht weiter als bis auf 1800 Schritt. Mehrere Male, als der Feind im Weichen war, ging todten und verwundeten preußischen Offiziere, Die großen Verluste der Preußen kommen auch daher, daß sie bis auf 600 Schritt, ja, selbst bis auf 500 Schritt vor und riß in die franzöſiſchen Reihen schreckliche ihre compacten Massen sich dem Feinde zu ſehr nähern Lücken. Bei ihren Evolutionen vermeidet sie das und vorwärts stürmen, ohne abzuwarten, bis Schüßen Manövriren so viel als möglich ; sie versucht ſtets in und Artillerie das Gefecht gehörig vorbereitet haben. Dieser Vormarsch ohne Aufenthalt ist so verhängniß- | deployirter Front in Position zu gelangen und stellt voll für die Infanterie, daß der König von Preußeu sich, wenn irgend angänglich, auf einem Terrain auf, welches das Rück: oder Vorwärtsgeheninganzer geglaubt hat, in einem Tagesbefehl zwar die Tapfer teit dieser Gefechtsart anerkennen zu müssen , aber Front gestattet. Um der Infanterie nicht die Freiheit der Bewegung auch die Führer an die Nothwendigkeit zu erinnern, zu nehmen , und um ihrerseits durch diese nicht be zu warten , bis der Angriff genügend vorbereitet ist, hindert zu sein , formirt sich die Artillerie in großen und sich nicht dadurch auf's Spiel seßen , daß man Massen: in den Schlachten vom 16. und 18. August unnüß den Hinderniſſen_troßt.**) fuhr die Corpsartillerie zwischen den Divisionen und die Divisionsartillerie zwischen den Brigaden auf. So= *) Dieser Behauptung wird widersprochen. Man vergleiche den Aufſay in Nr. 42 der Allg. Mil.-Ztg. über die Offiziers bald die Infanterie entscheidend vorgeht, postiren sich D. Red. verluste. die Batterien oft auf der Flanke der allgemeinen Auf **) Hierzu bemerken wir , daß auf Befehl Sr. K. H. des Prinzen August von Württemberg die Garde-Infanterie, als sie stellung, und dann wird sofort befohlen, daß sie durch die Divisionscavalerie oder durch Infanterie gedeckt auf dem Terrain jenseits St. Marie und St. Ail am 18. August von einem furchtbaren Feuer begrüßt wurde und große Verluste werden. Es ist den Batterien verboten , im Trabe erlitt , Halt machen und sich niederlegen mußte , bis es der heroischen und hingebenden Anstrengung der Divisions- und *) Ein preußisches Armeecorps hat bekanntlich auf dem Corpsartillerie der Garde, unterſtüßt von Batterien des 12. Corps, gelungen war, für den Sturm auf St. Privat Bahn zu brechen. | Kriegsfuße 96 Geschüße, darunter 24 reitende.

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zurückzugehen , doch wird dieses Verbot nicht immer beachtet. So ging die Corpsartillerie des 10. Armee: corps, welche sich bei Vionville befand, als die Fran zosen sich dessen bemächtigten, sogar im Galopp zurück, um erhebliche Verluste zu vermeiden , welche um so größer gewesen sein würden, als diese Artillerie nach dem schnellen Abzug der Infanterie ohne Deckung ge: wesen wäre. Am 18. August war die Wegnahme von St. Privat nur durch die energischen Anstrengungen der Artillerie der Garde und des 10. (und 12. ? ) Corps möglich. Mehr als 100 Feuerschlünde waren auf der Chaussée rechts von St. Privat fast bis an den Rand des Ge hölzes aufgestellt, und diese Artillerie gab dem Kampfe die entscheidende Wendung, indem sie der Garde und der 20. Division des 10. Corps die Möglichkeit ver schaffte , dieses Dorf zu nehmen , um welches diese Truppen bis dahin vergeblich die größten An strengungen gemacht hatten. Diese Beispiele zeigen die große Rolle der Ar tillerie im gegenwärtigen Kriege und die Dienste, welche sie der Infanterie leistet. Wenn man ihre heutigen Leistungen mit denen von 1866 vergleicht, so ergibt sich, daß sie ihre Taktik vollständig geändert hat. Dieß wird wenigstens sicher die Meinung vieler Militärs sein, wenngleich die preußischen Artilleriſten dieß nicht einräumen und als durchaus irrig betrach: ten ; sie behaupten, ihre Artillerie habe dasselbe Regle ment wie 1866 . Wenn ihre Rolle damals nicht so entscheidend wie jezt gewesen ist, so war die bedeutende Ucberlegenheit des preußischen Gewehrs über das österreichische der eine Ueberlegenheit , welche bis zu Grund davon, einem gewissen Grade die Artillerie ersehen konnte. Dann führte die lettere 1866 noch viel glatte Ge schüße, und sehr häufig hatte die Wirkung des Zünd nadelgewehrs die Oesterreicher schon zur vollen Flucht gebracht, wenn die Artillerie in ihren Wirkungsbereich gelangte. Der gezogenen Geschüße bediente man sich damols mit demselben Erfolg wie heute. (Schluß folgt.)

Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. XVIII. (Fortsetzung.) [v. E.] In der Nacht vom 18. auf den 19. lag das Generalcommando und ein Theil der Truppen des 5. preußischen Corps in Palaiseau ; die übrigen Trup pen waren gegen Versailles vorgeschoben , namentlich bei Bièvre , das in einer ziemlich engen Thal (und zugleich Straßen-) Gabel, mit Abzweigung nach Norden gegen Petit Bicêtre auf die vorhin erwähnte Hochebene und nach Westen gegen Versailles liegt. Hier lagen namentlich das 47. Infanterieregiment und die Corps artillerie im Bivouac. Die Franzosen hielten den Wald von Meudon (Velizy) besezt , und es scheint nach Aussage Ver=

wundeter schon seit Freitag (dem 16.) zwischen ihren Vorposten (Zuaven) und den preußischen Vortruppen zu Scharmüßeln gekommen zu sein. Das Wetter war schön , der Mond stand (im leßten Viertel) in der zweiten Nachthälfte am Himmel. Für den 19. war laut amtlichen französischen Be= richten eine „Recognoscirung" angeordnet unter dem General Ducrot, (nach seiner eigenen Bekanntmachung bei Sedan gefangen und von Pont- à - Mousson ent kommen) nicht, wie häufig irrig gesagt wurde , unter General Vinoy, mit 4 Divisionen auf die Ausläufer der Höhen zwischen Villejuif und Meudon ", deren Mitte so ziemlich die Schanze von Clamart oder Chatillon , (nach französischer Benennung) oder von Moulin de la Tour ( nach deutscher) bildeten. Sie dehnte sich auf das Vorterrain , also gegen Bièvre, au Die dortigen Bewegungen müssen schon bald nach Mitternacht in aller Stille begonnen haben. So viel ist gewiß , daß das preußische Lager bei Bièvre von französischen Geschüßen wahrscheinlich aus einer Stellung bei der Ferme Gizzy auf der Hochebene noch in Dämmerung „überfallen“ ( Ausdruck eines vorzüg = lichen preußischen Offiziers) wurde , daß wenigstens eine Batterie der Corpsartillerie unter dem heftigsten feindlichen Granatfeuer, „ ärger als bei Wörth ", große Verluste litt, und daß lezteres auch bei dem 47. Jn fanterieregiment der Fall war. - Das werden die ,,enormen Verluste" sein, welche laut General Trochu's Erlaß vom folgenden Tage die französische Artillerie dem Feinde beibrachte. Um 5 Uhr Morgens brach aus Palaiseau die In fanterie auf , und um 6 Uhr das Generalcommando, deffen Stabswagen über Jguy vorgingen. Quartier macher für das Hauptquartier der III. Armee gingen gegen Versailles. Auchbayerische Fußtruppen gingen gleichzeitig durch Palaiseau gegen Norden vor. Es muß ihre äußerste linke Colonne unter Oberst Riehl gewesen sein. Das 2. bayerische Corps scheint nämlich, ohne daß von den französischen Absichten für diesen Tag etwas bekannt war, wohl aber auf die Kunde vom Bau der Schanze von Moulin de la Tour den Befehl gehabt zu haben, dieselbe zu nehmen, und in drei Colonnen gegen solche vorgegangen zu sein , auf seiner rechten Flanke , wahrscheinlich östlich von der Straße Paris Invisy Corbeil bis an die Seine, vom 6. preußischen Corps gedeckt. Man erlaube mir nun meine eigenen Wahrneh mungen über den Verlauf der aus den beiderseitigen Bewegungen sich ergebenden Achse desselben, Biévre Petit Bicêtre- Châtillon, bescheidentlich mitzutheilen. Etwas nach 6 Uhr hörte ich von Palaiseau aus starkes Feuer von Geschüßen, Mitrailleusen und Klein gewehr , ganz besonders in der Richtung über dem waldigen Berghang gegen Norden (Petit Bicêtre*), *) Nicht zu verwechseln mit Bicêtre, kurzweg hart an dem Umfassungswall von Paris.

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etwas weniger heftig gegen Nordnordwest (etwa Gizzy) | Brigade des 5. Corps zu degagiren und ihren Weiter und am wenigsten vernehmbar gegen Nordnordost marsch gegen Versailles zu ermöglichen. Als ich zu den Bayern kam, drangen Jäger vom Châtenay und Sceaux). In der Hoffnung , durch 3. Bataillon in den Rand des Waldes von Verrières, Ersteigung des Waldhangs im Norden auf eine Ueber sicht bietende Höhe in der Mitte des Gefechts zu ge aus dem noch einzelne Schüsse gegen sie fielen , in nordöstlicher Richtung zu dessen Säuberung ein ; das langen, verließ ich bei Jgny Straße und Stabswagen und gelangte auf die Höhe, fand mich aber getäuscht . | Bataillon entfaltete sich rechts auf der Hochebene, süd Ich war auf der ebenen Fläche des Waldes von lich der Route impériale von Versailles nach Choisy le Roi, östlich der Wegscheide von Petit Bicêtre, ohne Berrières ohne alle Aussicht, lenkte mehr gegen links einen Feind in Schußbereich zu sehen, und rückte das und Nordwesten ab und gelangte , während schon andere Bataillon links auf der Straße hinauf und einzelne Sprenggeschosse etwa von Gizzy her über mich wegflogen und auch schon einzelne verlorne nach . Ein preußischer General kam von Westen her angeritten , überzeugte sich von der Sachlage , ver Chassepots Pfiffe sich um mich hören ließen , in etwa 3 Stunden an den Thalrand im Norden von Bièvre, ständigte sich mit den Bayern und ritt wieder nach wahrscheinlich bei Abbaye aux Bois , wo die Sanitäts : Westen ab. Beide Bataillone schickten sich nun an, im Osten der Straße nach Châtillon und Paris durch wagen des 5. preußischen Corps in bester Ordnung hielten. Auf der Höhe im Nordwesten , etwa bei die dortigen Gehölze vorzugehen. An dieser Straße standen im Westen derselben, Villacoublay , sah ich noch einige Schüsse aus Ge schüßen , wie ich damals glaubte franzöſiſchen , wahr ungefähr mit ihrem rechten Flügel an die Ziegelei gelehnt , etwa vier bayerische Batterien , welche ihr scheinlich aber preußischen, abfeuern . Der Thalhang im Westen der Straße war nur Feuer gegen die Schanze von Moulin de la Tour eröffneten . Ich begab mich zu denselben . Es war noch mit einzelnen vorrückenden preußischen Nachzüg lern beseßt, während auf der Straße selbst unten an ungefähr 9 Uhr. Das Feuer erfolgte mit der Ruhe wie bei Friedensübungen . Es wurde aus der Schanze deren Aufsteigung nach Petit Bicêtre ein schwaches lebhaft mit Sprenggeschossen geantwortet, welche jedoch Bataillon Bayern (vom 14. Regiment König Johann durchgängig zu hoch platten und keinen Schaden an von Sachsen unter Oberst v. Freiberg) in geschlossener richteten. Links brannte lichterloh ein Gebäude der Colonne offenbar im Rückhalt stand, und ein anderes Ferme de Trivaux am Waldrande gegen Meudon ; von demselben Regiment , dessen Offizierspferde im von wem dasselbe angesteckt worden , erfuhr ich nie. Thal standen, an der steilen Höhe des östlichen Thal Bei einem anderen Gebäude dieses Hofs lag ein zer randes längs des Westsaumes des Waldes von Ver - Auf dem Felde rières hinaufklimmte. schossener franzöſiſcher Caiſſon . und lagen Pferde hinkten Wald zwischen Straße und Es scheint dieß das Ende des Gefechtsabschnittes herum, auch todte Franzosen : Kanoniere, Jnfanteristen gewesen zu sein , wo der preußische rechte Flügel, vom 16. , 66., 17. Linienregiment 2c. Bei einem namentlich das 47. Infanterieregiment , rittlings der Straße bis über die Ziegelei von Petit Bicêtre (einige Häuschen nahe der Ferme lag ein von 24ſtündigem hundert Schritt von der Straßengabel, in der Richtung | Marsch und Hunger erschöpfter preußischer 47er in: gegen Châtillon- Paris zu) vorgedrungen war und dort mitten von ziemlich vielen französischen Soldatensachen . Es schien hier sehr lebhaft gefochten worden zu sein. ziemliche Verluste erlitten zu haben scheint, preußische Bald reihten sich links an die bayerischen Geschüße Dragoner gegen die Höhen bei Villacoublay vorge drungen sein müſſen (ich sah später die Todten an preußische an, ich denke vier Batterien ( 24 Geschüße ) beiden Stellen), nachdem auch im Weiler Villacoublay von der 9. Division. Sie reichten fast vis zur Ferme preußische Fußtruppen eine Zeitlang gegen französische de Trivaur. Auch die Corpsartillerie ( Oberftlieutenant v . Borries ) rückte von Westen her an und schob cine. Umzingelung sich vertheidigt zu haben scheinen ( Aussage der Bewohner), nachdem ferner preußische Dragoner ihrer Batterien zwischen dem äußersten linken Flügel und dem brennenden Gebäude ein. Das Feuer er von Bièvre über den steilen Abhang nach Villacoublay hinaufdringend, einige Verluste erlitten haben müssen, folgte auch hier mit größter Ruhe. Ich hörte die nachdem von Villacoublay her preußische Geschüße Schußweite von den Offizieren angeben , ich meine gegen Petit Bicêtre ein starkes Feuer eröffnet haben 3500 Schritt. Nach der Karte mag dieselbe ungefähr müssen , wodurch besonders das Gendarmeriegebäude 2300 Meter (= ca. 2800 Schritt) betragen haben. zwischen den Straßen von Choisy le Roi und Paris Schaden richteten die französischen Schüsse meines stark durchlöchert wurde , nachdem endlich das Feld Wissens bloß durch Verwundung eines Pferdes und zwischen dem Wald von Meudon und der Pariser einen Prellschuß an die Achsel eines Kanoniers an. Straße bei Trivaux von den Franzosen im Rückgehen Ein Geschoß plagte hart vor einem berittenen Offizier, geräumt worden war, oder mit anderen Worten : wo ohne zu schaden . Die Franzosen fingen an, ihr Feuer die früher in die äußerste linke Flanke entsendete zu corrigiren. Eine Anzahl von 40-50 Franzosen, Linie, Zuaven und Turcos, von preußischen Infante Colonne unter Oberst Diehl gegen Petit Bicêtre vor rückend , zu gelegener Zeit gekommen war , um eine risten geführt , kam aus dem Walde von Meudon hinter den Batterien durch. gegen französische Uebermacht kämpfende preußische

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Nach ungefähr einstündigem Feuer fuhren die preußischen Geschüße gegen Versailles zu in bester Ordnung im Trab ab. Später fagte mir Oberſt lieutenant v. Borries darüber : " Es that uns sehr leid, daß wir abfahren mußten, aber wir mußten das Loch gegen Versailles zu verstopfen." Nun kamen die preußischen Krankenträger von Villacoublay her und durchsuchten das Schlachtfeld. Sie fanden bloß französische Verwundete ; einer , ein junger Mensch vom 17. Linienregiment , sagte , seine Wunde rühre, von seinem Offizier her , der ihn , als er sich geweigert, länger gegen die Preußen zu schießen, durch's Bein geschossen habe. Die Verwundeten wurden. zu dem durch Fahne und Inschrift als „ Ambulance militaire" bezeichneten Wirthshaus von Petit Bicêtre getragen , aus welchem nach Aussage der Bewohner schon 25 Verwundete nach Bièvre gebracht waren, und bei welchem preußische und bayerische Aerzte und Mannschaften und Sanitätswagen vollauf beschäftigt waren. Indessen hatte auch die nun mit ihrem linken Flügel in der Luft stehende bayerische Artillerie ihr Feuer eingestellt und war rechts gegen die Straße Eine Batterie (Hauptmann v. Lößl, zu abgefahren. die 3. vom 4. Artillerieregiment König von Bayern) stand rittlings der Straße bei der Ziegelei hinter Ge bäuden und zufällig vorhandenen Erdhaufen gedeckt, schußbereit, aber ohne dem fortdauernden Granatfeuer aus der Schanze, das nun schon viel richtiger wurde, zu antworten, durch die noch stehenden Bäume an der

So weit zu sehen war , stand hier das Gefecht still, mit Ausnahme des aus der Schanze und ――――― nach dem Schall der Schüsse - auch aus den schweren Geschüßen des Forts d'Iffy gegen die Ziegelei mit Unterbrechungen fortdauernden Granatfeuers . In der Ferne gegen West und Ost stien es dem Gehör nach einigermaßen fortzudauern , jedoch deutlich be merkbar gegen Nordosten sich zu bewegen. „Um 2 Uhr 20 Minuten nur noch ferne Schüsse " , sagt eine mit der Uhr in der Hand gemachte Aufzeichnung meines Taschenbuchs.

Es war nach meiner Uhr 23 Uhr, als das feind liche Geschüßfeuer wieder lebhafter wurde. Es wurden geschlossene Truppen sichtbar, welche vom Nordostende des Wäldchens von Plessis -Piquet gegen die Gemäuer im Osten der Straße von Paris bei Moulin de la Tour vorrückten und gegen dieselben zu feuern be: gannen. Die Batterie Lößl ging nun zwischen dem Wäldchen von Plessis - Piquet und der Straße vor und eröffnete ihr Feuer. Jäger und Infanteristen zogen sich zur Unterstüßung der im Gefecht befindlichen. Truppen mehr rechts dem Wäldchen zu . Die durch einen Lieutenant der Batterie Lößl von mir angesprochene Sorge für französische Verwundete hinderte mich während vielleicht einer Stunde an besserer Beobachtung des Gefechtsverlaufs . Ich kann nur sagen : jedenfalls wurde das französische Granat feuer heftiger als je vorher, und schien überhaupt das Gefecht recht lebhaft zu sein. Nach etwa einer Stunde war dasselbe verstummt und fand ich die Batterie Löfl ungefähr um die Hälfte des Wegs gegen die Straße wenigstens dem Blicke derselben entzogen. Wo die anderen Batterien damals standen, kann ich nicht Schanze zu rechts an der Straße vorgerückt, ruhend, aber den Verlust ihres Hauptmanns beklagend . (Er sagen, wohl hinter den Gehölzen im Osten verborgen aufgestellt. Hinter den Mauern der Ziegelei, sich gegen war durch den Kopf geschossen und starb am folgenden dasselbe deckend , hielten und ruhten bayerische Jäger Tage in Bièvre in den Armen des bayerischen Ober vom 5. Bataillon , und einzelne Leute und Offiziere lieutenants v. Wagner, und ruht mit anderen Todten von einem Infanterieregiment mit Amaranthbesaß und vom "" 19. September" in einem hübschen Park unter Goldgarnitur. Sie hatten (längs der Straße an den freundlich geziertem Kreuz bei Châtenay. ) Zwei Mann umgehauenen Bäumen die schönsten Deckungen findend) waren schwer, einige leicht verwundet. Ein preußischer die französische Infanterie bis zur Schanze zurückge : | Generalstabsoffizier ritt heran und nahm Erkundigungen jagt und noch weiter vorgehen wollen , bis sie nicht über den Gang und Stand der Dinge entgegen , ritt nur in französisches, sondern auch in ihr eigenes Ge bis Moulin de la Tour vor, das er verlassen fand und von dem er die herrliche Aussicht auf Paris zu be schüßfeuer gerathen und dann zurückgegangen waren . Die größere Zahl Todter, besonders französischer Linie, schauen empfahl. Bei der Straßenscheide gegen Clamart preußischer 47er und bayerischer Jäger, worunter ein ruhte eine andere bayerische Batterie. Jäger waren noch Offizier , sowie französischer Verwundeter bezeichnete weiter vorgegangen . Das 14. Infanterieregiment stand eine Straßenstelle einige hundert Schritt vorwärts der in und im Süden von Plessis - Piquet. Ziegelei als Herd des Gefechts. (Schluß folgt.) of

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. Wien, 1. December. [ Vorträge des militär wissenschaftlichen Vereins im Wiener Militär

Casino.] Mit der herannahenden Wintersaison und der Beendigung der großen Uebungen begann auch dießmal ein regeres Pulfiren im militärwissenschaftlichen Verein. des Militär - Casinos. Die üblichen Vorträge wurden

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wieder aufgenommen und die Reihe derselben durch den bei der lezten Nordpol Expedition hervorragend betheiligt geweſenen, jüngst erst zurückgekehrten Oberlieutenant Julius Bayer Freitag den 28. October eröffnet . Da die meisten dieser Vorträge in dem neugegründeten Vers eins-Organ , deſſen 2. und 3. Heft demnächst erscheinen wird , zur Veröffentlichung gelangen , so beschränken wir uns hier auf eine objective gedrängte Wiedergabe der selben. Oberlieutenant Payer ein junger, sehr gebildeter und durch die Lust , mit der er sich den anstrengendsten Unternehmungen immer gern anschließt , sehr interessanter Offizier - entwickelte vor dem zahlreich versammelten Auditorium zunächst den Zweck und die Aufgabe der Er pedition, welche durch die rastlosen Bemühungen des um die geographische Wissenschaft so hochverdienten Herrn Dr. Petermann in's Leben gerufen wurde. Es galt nicht etwa die eigentliche Nordpolargegend, jene Gegend, in der fich alle Meridiane schneiden, zu erforschen , wie man es zu glauben durch die Bewegung der Expedition sich etwa veranlaßt fühlen könnte : vielmehr handelte es sich darum, Aufklärung zu gewinnen über das noch wenig bekannte Oftgrönland. Die specielle Aufgabe des Vortragenden bestand in der Leitung der Land - Erpeditionen , in der Landesaufnahme und Lösung geologischer Fragen. Mit Ausführlichkeit behandelte Payer die Schwierigkeiten und Gefahren, mit denen die Unternehmung zu kämpfen hatte, die aber doch als schließliches Resultat die Durchforschung und Aufnahme Ostgrönlands in einer 5 Breiten- und 12 Längengrade umfassenden Strecke ergab. Von be: sonderem Interesse ist die Entdeckung eines weit in das Innere des Landes sich erstreckenden Fjords , dem Peter mann den Namen „ Franz-Josephs-Fjord " beigelegt . Wie der Vortragende mitgetheilt , waren die Reisenden mit dem Dampfer in dem auf den bisherigen Karten gar nicht angedeuteten Fjord bereits eine ziemliche Strecke vorwärts gekommen , als das plötzliche Leckwerden des Kessels die Weiterfahrt hinderte. Um nun die Fortsetzung der Wasserstraße beobachten zu können, bestieg Payer einen hohen Berg , von dem aus sich eine Fernsicht bot , die ihm die ungeahnte Größe und Mächtigkeit dieſes von be deutenden Höhenzügen umrandeten Fjords zeigte. Diese Höhen bestehen aus Felsmassen , an denen der Geologe die deutlichsten Spuren von einst vorhandenen Gletschern entdeckt , welche in jene Periode fallen , in der an allen Theilen der Erde so ziemlich gleiche klimatische Verhältnisse geherrscht. Die Ausbeute an wissenschaftlichen Schäßen ist eine sehr ausgiebige ; der Vortragende allein hat gegen 20 Kisten wohlgefüllt von der Reise mitgebracht. Freitag den 5. November hielt Oberst Fr. Fischer des Generalstabes einen Vortrag über Schlacht : und Gefechtsbilder. Nach einem Hinweise auf die Wich tigkeit des Themas ging der Vortragende auf eine all gemeine Würdigung des Terrains über , welches er als Hinderniß wie als Element der sich bewegenden Heere beleuchtete. Er erörterte die Vor- und Nachtheile, welche

die mannigfachen Gattungen der Gebirgszüge und Wassers linien der Offensive und Defensive darbieten , und hob Tene Stellen dieser unterschiedlichen Terraintheile hervor, die sich je nach den obwaltenden Verhältniſſen und den Absichten des Commandanten zu Schlacht und Gefechts feldern eignen. Demgemäß schied Oberst Fischer jedes Schlachtfeld in zwei Abschnitte : einen für die Offenſive, den andern für die Defensive , welch' letterer durch die Hülfen der Feldfortification noch entsprechend in Stand zu sehen ist. (Schluß folgt.)

Schweden und Norwegen. Stockholm , 15. November. [ Jahresfest der friegswissenschaftlichen Akademie.] Die Kongl. Krigs- Akademiens Handlingar och Tidskrift feierte am 12. d. Mts. in Gegenwart Sr. Majestät des Königs, der Herzöge von Ostgothland und Dalarne , des Kriegs und Marineministers und einer großen Anzahl Offiziere aller Grade ihr Jahresfest. Der erste Präsident der Aka demie, Graf H. Hamilton , eröffnete die Feierlichkeit mit einer Begrüßungsrede an den König, worauf der Secretär, Oberstlieutenant Klingenſtjerna, eine allgemeine Uebersicht über die in militärischer Hinsicht bemerkenswertheſten Be gebenheiten des vergangenen Jahres gab . In kurzen Zügen hob er die Bedeutung der Disciplin, der Ausbildung der Mannschaft und der Commandirenden hervor und betonte die Nothwendigkeit der baldigen Durchführung einer zeit Kriegs : Organisation der schwedischen Armee . gemäß Hierauf ging er näher auf die Ursachen der Erfolge der Preußen ein , welche er nicht einer größeren Tapfer keit , sondern der besseren Leitung , dem Vermögen , die Initiative zu ergreifen , ihre Kräfte zu rechter Zeit zu sammeln und anzuwenden , sowie schließlich einer guten Kriegszucht zuschrieb , wodurch jeder Einzelne gelernt, zu gehorchen und sich dem höheren Befehlshaber zu unter ordnen. - Nachdem mehrere innere Angelegenheiten ihre Erledigung gefunden, gab Major A. Taube einen Bericht über die Entwickelung der Kriegskunst in unseren Tagen, worin er besonders die Erscheinungen unter dem gegen wärtigen Kriege zwischen Deutschland und Frankreich be rührte , die socialen und militärischen Ursachen zu dem Ausgang , den derselbe genommen , und die Schlußfolge rungen angab, welche aus diesem Kriege gezogen werden fönnten. - Graf Hamilton schloß die Feierlichkeit mit einer Rede , worin er den Eindruck schilderte , den der gegen wärtige Krieg erregt, welchen lehteren er als eine traurige Nothwendigkeit betrachtet, um die Völker zum Bewußtsein ihrer Pflichten zu bringen. Er wies auf die Lehren hin, welche Schweden aus diesem Kriege sich holen könne, und schloß, indem er die Hoffnung aussprach, daß die kriegs wissenschaftliche Akademie , deren Zweck es sei , sich die Theorien des Krieges und die Erfahrungen , welche die Kriegsereignisse liefern , zu eigen zu machen , fortgelegt und mit unvermindertem Eifer dahin streben werde, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. - Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher

Offiziere und Militärbeamten.

T Fünfund vierzigster

No. 50.

Jahrgang.

Darmstadt, 14. December.

1870.

Inhalt : Auffäße. Die Niederlage der feindlichen Offensivstöße. - Die deutsche Kriegführung von 1870. [Von einem käiserlich russischen Offizier.] (Schluß.) - Militärische Briefe vom Kriegsschauplay. XVIII. [Von einem Augenzeugen bei der III. Armee vor Paris.] (Schluß.) XIX , XX . Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Vorträge des militärwissenschaftlichen Vereins im Wiener Militär-Caſino. (Schluß.) - Schweden und Norwegen. Beabsichtigte Reorganisation der Armee. 11

Die Niederlage der

feindlichen Offensivstöße .

** Nachdem die leßten Novembertage mehrere wichtige und für die deutschen Waffen günstige Ent scheidungen gebracht hatten , war es der ersten De cemberwoche beschieden, diese Erfolge noch zu vervoll ständigt und ausgebeutet zu sehen. Sowohl vor Paris, als auch an der Loire und im Norden Frankreichs sind neue glänzende Waffenthaten von den braven deutschen. Truppen vollbracht und damit wieder ein neuer Ab schnitt des Krieges vorbereitet worden : das rechte Ufer der Loire dürfte jest fast ganz von den französischen Truppen geräumt sein. Orleans ist wieder von uns genommen, das wichtige Rouen beseßt, endlich ein neuer Ausfall des Generals Trochu aus Paris energisch zurückgewiesen worden. Wie Herr General v. Podbielski aus Versailles den 2. December meldet , hatte die feindliche Armee von Paris nach der Schlacht am 30. November die am Ufer der Marne und unter dem Feuer der Forts liegenden Dörfer Brie und Champigny besezt gehalten ; diese Dörfer wurden am 2. December bei Tagesan bruch von unseren Truppen (Preußen, Württemberger und Sachsen) wieder genommen . Gegen 10 Uhr ging der Feind aur's Neue mit überlegenen Kräften gegen unsere Vertheidigungsstellung zwischen Seine und Marne vor , wurde jedoch abermals in achtstündigem

heißem Kampfe durch Truppen des 12. und 2. Corps, sowie der württembergischen Division siegreich zurück geschlagen . Am 3. December fand vor Paris kein Gefecht von Erheblichkeit statt ; am 4. brach der Feind die dem Gefechtsfelde vom 2. gegenüber geschlagenen Brücken bei Brie ab und zog sich hinter die Marne. zurück. Seitdem ist kein neuer Durchbruchsversuch von der Pariser Armee unternommen worden. Es sind somit alle drei vom General Trochu unternommene und mit großer Heftigkeit begonnene Ausfälle als gänzlich gescheitert zu betrachten. Seine Truppen sollen mit Rationen auf mehrere Tage ver sehen gewesen sein ; es scheint also , daß er die feste Absicht gehabt hat , Paris zu verlassen und sich mit der Loire = Armee zu verbinden , doch sind alle seine Anstrengungen in ähnlicher Weise vereitelt worden wie früher die Versuche Bazaine's bei Noisseville. Frei lich konnte dieß Resultat nur mit großen Opfern der deutschen Truppen erreicht werden : das k. sächsische Armeecorps hat in den Kämpfen vom 30. November und 2. December im Ganzen 1500-2000 Mann, die württembergische Division allein am 30. November 40 Offiziere und über 1000 Mann verloren ; die Ver luste der anderen Truppentheile , namentlich des 2. und 6. Corps , find noch nicht genau bekannt. Das Schicksal von Paris, dürfte aber nunmehr wohl ein ganz unabwendbares sein.

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Nicht minder blutig , aber noch entscheidender | gebens . Ein neuer großer Schlag dürfte nun vor waren die mehrtägigen Kämpfe an der Loire. Ein läufig nicht zu erwarten sein ; der Feind wird sich wohl begnügen , den Kampf als Guerillakrieg im von der Armee Abtheilung des Großherzogs von Innern Franreichs fortzuseßen , bis der unausbleib Mecklenburg-Schwerin abgesandtes bayerisches Recog nofcirungsdetachement stieß am 1. December zwischen liche Fall von Paris auch diesem Kampf ein Ende Orgères und Patah auf avancirende, sehr überlegene macht. Die I. Armee ist nach der Einnahme von Amiens feindliche Kräfte und ging in seine Stellung zurück. Als in Folge dessen die Armee: Abtheilung sich in der in südwestlicher Richtung weiter vorgegangen. 4. December hat das 8. Armeecorps verschiedene glück Frühe des 2. December zum Vorgehen formirte, wurde fie auf der Linie Orgères-Baignaur heftig angegriffen . liche Gefechte zwischen Amiens nnd Rouen bestanden Der Feind (das 15. französische Coips) wurde durch und dabei 1 Geschüß und 400 unverwundete Ge= die 17. Infanteriedivision , gefolgt vom bayerischen fangene genommen, wobei dasselbe nur einen Verlust von 1 Todten und 10 Verwundeten hatte. Am 5. 1. Corps und unterstüßt durch die 4. Cavaleriedivision, über Loigny geworfen , während die 22. Infanterie fand ein erneuertes siegreiches Gefecht unseres rechten division , unterſtüßt durch die 2. Cavaleriedivision, Flügels statt , wobei wiederum 1 Geschüß erobert Poupry mit Sturm nahm und den Feind (das 16. wurde. In Folge dessen verließ das zum Schuß von Corps ) auf Artenay zurückdrängte. Der Feind ver: Rouen zusammengezogene feindliche Corps die Stadt, lor viele Hundert Gefangene, 11 Geschüße wurden im welche General v. Göben noch im Laufe desselben Feuer genommen ; seine Verluste waren sehr beträcht Nachmittags beseßte. In den verlassenen Verschan zungen wurden 8 schwere Geschüße vorgefunden . Die lich, die unsrigen aber auch nicht unbedeutend . Eine zweitägige Schlacht der II. Armee unter Einnahme von Rouen , einer der bedeutendsten und Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Carl und der reichsten Provinzialhauptstädte Frankreichs mit über Armee Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg 100,000 Einwohnern , ist ein wichtiger militärischer am 3. und 4. Tecember erzwang dann den Besit von Erfolg , dessen großer moralischer Eindruck ſich noch Orleans. Am 3. wurde der Feind durch Prinz steigern muß, wenn auch der Seeplay Hâvre de Grace, Friedrich Cail mit dem 3. und 9. Corps bei Chevilly mit welchem Rouen in Eisenbahnverbindung steht und und Chilleurs aux Bois in den Orleans - Wald ge nach welchem Ort das 8. Armeecorpa in Eilmärschen worfen; das 3. und 9. Armeecorps eroberte dabei je jezt unterwegs sein soll , in unsere Hände gefallen ſein wird. 1 Geschüß. Am 4. December nahm das 9. Corps die Vorstadt St. Jean und den Bahnhof von Orleans, Weiter haben wir noch den Beginn der Beſchießung und in der Nacht zum 5. December wurde die Stadt von Belfort zu melden. Nachdem in der Nacht vom Orleans besett. Es fielen über 10,000 Gefangene, 2. zum 3. December Batterien erbaut worden, ist die 77 Geschüße und 4 Kanonenboote, jedes mit einem Festung , wie General v. Tresckow aus Fontaine am 3. December meldet , am Morgen des 3. beschossen 24Pfünder bewaffnet, viele Militär- Equipagen 2. in unsere Hände. Der Feind wurde über Orleans hinaus worden. Das Regiment Ostrowski (wahrscheinlich das 2. schlesische Grenadierregiment Nr. 11 ) nahm , wie verfolgt und in alle Richtungen versprengt. Am Abend des 7. December hat dannn noch ein heftiges es in der Meldung weiter heißt , die nöthigen Po und glückliches Gefecht der 17. Division auf dem sitionen und vertheidigte sie mit großer Bravour. Marsche nach Blois bei Meung stattgefunden , in Es ist nicht zu verkennen , daß der Ausgang der welchem das 90. Infanterieregiment 1 Geschüß und Kämpfe der leßten Wochen , besonders aber an der 1 Mitrailleuse eroberte. Loie und vor Paris, auf die französische Bevölkerung Der Versuch des Generals d'Aurelles , nach Paris und selbst die Regierung, welche wohl nunmehr ihren Siz von Tours nach einer anderen Stadt verlegen vorzubringen und mit dem General Trochu eine Co dürfte , einen deprimirenden Eindruck gemacht hat, operation herzustellen, ist also nunmehr als durchaus doch ist nicht außer Acht zu lassen , daß Frankreich mißglückt zu betrachten ; die Loire-Armee wird gegen ein sehr bevölkertes Land, reich an Hülfsmitteln aller wärtig nach allen Richtungen verfolgt , und wie ein Art ist , das einen zwar ganz vergeblichen Widerstand Telegramm des Prinzen Ludwig von Hessen an Se. K H. den Großherzog von Hessen vom 6. December immer noch eine Zeitlang fortseßen kann. Geschrieben am 10. December 1870. mittheilt , ist an diesem Tage der Vormarsch der deutschen Truppen nach Tours angetreten worden . Wir sehen also , daß auch die militärische Schöpfung dodan der gegenwärtigen provisorischen Regierung in Frank ፡ reich, die republikanische Loire Armee , ebenso wenig unseren Truppen Stand halten konnte wie die kaiser liche Armee Napoleons III.; man hatte auf jenes Heer in Frankreich die größten Hoffnungen gefeßt, auch hat sich dasselbe , wie wir gern gestehen , tapfer ge= schlagen , doch waren alle Widerstandsversuche ver

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lepteren vorrückende 2. Armeecorps mit dem Bajonnet unter flingendem Spiel in Bataillonscolonnen vor, ohne einen Schuß zu thun. Beim Anblick dieser com (Schluß.) pacten Massen zogen sich die Franzosen sofort zurück Die preußische Infanterie verfährt im gegen: und verließen die starke Position, welche sie während wärtigen Kriege nach den Angaben einer geheimen des ganzen Tages behauptet hatten. Aus allem Vorhergegangenen erhellt, daß bei der Special Instruction, welche nur den Regiments - Com mandeurs zugänglich ist und den Titel führt : jeßigen Bewaffnung das Gewehr- und Artilleriefeuer In struction für höhere Kriegführung ".*) Abgesehen von eine überwiegende Wichtigkeit haben. Im gegenwär dieser Instruction sind nicht wie im Jahre 1866 tigen Feldzuge haben die Franzosen in ersterer , die Preußen in lezterer Beziehung das Uebergewicht, und specielle Tagesbefehle der obersten Führer ausgegeben es muß hinzugefügt werden , daß die preußische Ar worden. Die Vorbereitung des Angriffs durch Schüßen tillerie ihre Infanterie mit Selbſtverleugnung unter und Artillerie ist mit Beſtimmtheit in dieſer Inſtruction vorgeschrieben. stüßt. Wir haben schon weiter oben gesehen, daß in den Die Franzosen haben gewiß eine Ueberlegenheit ersten Kämpfen diese Vorschrift nicht immer beachtet im Gewehr und durch die Mitraillensen , aber sei es worden ist : die Colonnen gingen blindlings vorwärts Mangel an der Gewohnheit, sich defensiv zu verhalten, und wurden zerschmettert , was mit etwas Mäßigung sei es in Folge der Unmöglichkeit, sich gegen ein üb r hätte vermieden werden können. Aber nach dem ersten legenes Artilleriefeuer zu halten , ― sie haben stets Augenblick haben die Soldaten, den wiederholten Be ihren Feinden das Schlachtfeld überlassen. Die einzige fehlen ihrer Führer gehorchend , mit mehr Vorsicht Ausnahme hiervon bietet die Schlacht vom 16. August, gehandelt. in welcher die Franzosen mehr eine strategische als Das Schwierigste für die Preußen war , in die taktische Niederlage erlitten : sie haben die Flanke ihrer Entfernung von 400 Schritt von den Franzosen zu Aufstellung gerettet, aber sie verloren die Möglichkeit gelangen, ―――――――――― eine Distanz, in welcher das Zündnadel des Rückzugs nach Norden . Das erste , was die Preußen nach diesem Kriege gewehr die größte Wirksamkeit hat. Wenn das Ter rain es irgend zuließ , haben sie fast immer ihr Ziel zu thun haben werden , ist eine Aenderung der Be erreicht, dann konnten die Franzosen ihrem ruhigen, waffnung ihrer Truppen ; die Franzosen ihrerseits intelligenten und richtigen Feuer nicht Stand halten müssen alle Anstrengungen aufbieten, den Effectivbeſtand und wichen langsam zurück. Deßhalb haben sich die ihrer Armee zu erhöhen und ihre Artillerie zu ver Fanzosen nicht gern auf coupitem oder waldigem | bessern. Dieser Feldzug würde wohl noch erstaunlichere Terrain geschlagen. Auf offenem Terrain, wo sie die ganze Ueberlegenheit ihres Gewehrs ausnußen konnten, taktische Resultate gehabt haben , wenn das deutsche leisteten sie einen außerordentlich hartnäckigen Wider: Gewehr nicht so hinter dem französischen zurückstände. stand, und es bedurfte der entscheidenden Intervention In jedem Falle haben wir das Beispiel vor Augen, der preußischen Artillerie, um jene zur Räumung des daß weniger gut bewaffnete Truppen dennoch stets Terrains zu zwingen. über den besser ausgerüsteten Feind gesiegt haben. Bei den Zerstörungsmitteln, welche jezt die trag = | In dieser Hinsicht muß man Preußen volle Gerechtig = baren Feuerwaffen und die Geſchüße darbieten , kann keit widerfahren laſſen, welches dieses Resultat durch . der Kampf Mann gegen Mann oder der Gebrauch lange Arbeit und durch die sorgfältige Ausbildung • des Bajonnets nicht mehr dieselbe Rolle spielen wie seiner Truppen erreicht hat.. früher. In den Kämpfen bei Meß ist es nicht ein Schließlich noch einige Worte über die Cavalerie. einziges Mal (?) zur Bajonnetattaque auf dem Schlacht Die Preußen glauben im Allgemeinen , daß ihre felde gekommen, die Preußen machten nur in einzelnen Reiterei ihnen unbestreitbare Dienste geleistet habe, namentlich im Anfang des Krieges , indem sie --- weit Fällen gegen von ihren Corps abgekommene Leute, ― die in den Häusern verschanzt waren, davon Gebrauch. vorausgesendet die vorgehende Armee so gut ge= Als am Abend des 18. August die Franzosen, deckt hat, daß es, den Franzosen unmöglich gewesen nachdem sie ein außerordentlich heftiges Feuer unter: ist , auch nur das Geringste über deren Bewegungen halten hatten , von der Chaussée vor Gravelotte aus zu erfahren, und dieser Mangel fällt nicht den Fehlern vorrückten und die Truppen des 8. preußischen Armee und der Unentschiedenheit ihrer Operationen zur Last. Beim Vorpostendienst ist die preußische Cavalerie corps zurückdrängten, ging das zur Unterstüßung des in ihrer gegenwärtigen Bewaffnung von geringem (?) Nußen, denn die französische Reiterei führt Carabiner, *) Uns ist von der Existenz einer solchen geheimen Special Instruction nichts bekannt. Der Verfasser meint damit möglicher welche 800 Schritt weit tragen , so daß ſelbſt In Weise die bekannte Schrift : Verord ungen über die Ausbildung fanterie mit ihr nicht fechten kann. (?) der Truppen für den Felddienſt und über die größeren Truppen: Viele erfahrene Leute sprechen jest die . Ueber: übung n", welche kurz vor dem Krieg in neuer Bearbeitung er auf den Ergebniſſen schien. (Vgl. deren Besprechung in Nr. 36 des Literaturblatts zeugung aus und begründen sie D. Red. dieses Feldzuges , daß der größere Theil der Reiterei zur Allg. Mil.3tg.) Die deutsche Kriegführung von 1870 . [Von einem kaiserlich russischen Offizier.]

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mit Carabinern bewaffnet werden muß, nicht für die | mühle , an halbem Hang oberhalb Clamart stehend, Massenverwendung , sondern für den Vorpostendienst die Hochebene überragt und also von dorther Lie Er ur ben 316 095099 scheinung deutscher Truppen gemeldet werden konnte. und andere einzelne Fälle. eifür • n Reiter, rewelche Die b keine Carabiner sollten T Da jedoch nach sicheren Nachrichten noch am gleichen nna taffe, di haben, ag Clamart und diese Windmüh and e im -n le von den Deutschen im gemengemeWaffe als der ist. Die Lanze muß besegt wurden und diese Vorgänge sich am folgenden Tag wiederholten, so find dieselben kaum anders als eine betrachtet werden, ↑ aber es wäre beffer , beidee Glieder damit bewaff durch Beobachtungen von französischer Seite aus attaqu Be irt zudie ld weitester Ferne (Montmartre oder Butte de Chaumont) denn auf dem Ca eind oder erreicht ihn im legten Augen ! valerie den Feind und telegraphische Rückmeldung von da in das den blick nie anders als in einem einzigen Gliede, folglich Deutschen nächstliegende Fort d'Iſſy zu deuten. Bei einbrechender Nacht rückten die bayerischen muß die Bewaffnung beiter Glieder diefelbe sein.ibit Truppen (die ganze Brigade) bis zur Schanze vor, SEDI 11 1 mund Die bf it. Wang welche zu ihrem großen Erstaunen: ſehr wohl erhalten und vertheidigungsfähig verlassen , noch mit sieben Briefe vom Kriegsschauplak. fe vom * Militärische Brie prächtigen unversehrten 12Pfündern besegt, voll fran= sttrek blot dindinXVIILOH J1978 51, 25 % mi zösischer Tornister und Lebensmittel gefunden wurde. GIM (Schluß.)299795 Da mating, he sia Es wurde bei schöner , aber sehr kalter Nacht ein PYTO 14 aber bezeichnende ohne und ohne Austheilung von baumarten [v. E. ] Noch mögen einige kleine, Lebensmitteln bezogen. Einige Bayern scheinen darin Züge männlichen Bewohner der ,, Ambulance militaire" in denselben Abend durch Torpedos verlegt worden zu Petit Bicêtre, die Genfer Conventionsbinde am Arm, sein , was die französischen Blätter als in die Luft schenkten den Gesunden Wein ein und weigerten sich, sprengen" einer außerordentlichen Zahl von Bayern drei von ihren verwundete französische Landsleute auspofaunten . Ein bayerischer Kanonier den ich vom Gefechtsfelde abzuholen, bis ihnen mit Abreißen später verwundet im Lazareth zu Versailles traf, sagte von Binde und Kreuz gedroht wurde." mir, er habe Brandwunden von Feuer , das als er an jenem Abend, in der Dunkelheit nach Lebensmitteln Ferner auf dem Dache eines hübschen, mitten im Wäldchen von Plessis Piquet stehenden, dessen Bäume suchend, ein angezündetes Zündhölzchen weggeworfen, theilweise überragenden Landhauses , an dem Thüren plöglich von Petroleum rings um ihn aufgegangen ſei, chanze her in Eplitter ge und Fenster von der was ein an demselben Tage verwundeter, mit ihm in schossen waren, wollen Leute vom bayerischen 14. Jn demselben Saale liegender Franzose als etwas ihm fanterieregiment während des leßten Ausfalls der wohl Bekanntes und voraussichtlich noch mehr zu Er : ‫ار از‬ 23 , bis 4 Uhr) wartendes bezeichnet habe. Franzosen (im Gefechtsabschnitt von 23 + Der Bericht eines Bayern stimmt damit ziemlich außer einem gemalten Mann einen lebendigen Mann mit weißer Binde am Arm haben stehen sehen , welcher überein, wenn er sagt : " dec Feind habe nach bestigem mit den Armen winkend Zeichen gegeben habe, worauf Widerstand , hart gedrängt , seine stark verschauzte Stellung geräumt und 9 Geschüße zurückgelassen" . Er jedesmal das Mitrailleusenfeuer gegen die verborgen stehenden bayerischen Abtheilungen gerichtet und stärker bezeichnete di französischen Truppen als 1. und 2. Ju geworden sei. Das Haus wurde deßhalb 2 Stunden fanteriedivision ( des 14. Cops mit einem Batailon garde mobile, später auf Befehl durchsucht und ein ganz Unschul dem zusammen 26-27,000 Mann ſtark. Von lichen Bericht aus Tours Diger , der einige Minuten vorher es zum Aufsuchen 19 vom 25. können wir bestätigen , daß die Franzosen von Wasser betreten SATUTAK hatte , daraus abgeführt und so fange bei dem Regiment herumgebis ihm den auf bedeutende feindliche Kräfte und viel Artillerie HP Potenen Beweis seines alibi zu erbringen stießen, wiffen aber nicht, in welchem " Gehölz“ verdeckt J folgenden Morgens genattet und gelungen war. diese aufgestellt war. Ob der Rückzug nach lebhaftem Wa Daß Gefecht erfolgen " mußte", wissen wir nicht . ld Das Feld zwischen PariserAbStraße und dem or de der fa hren der seit dem ng i Stefe der t set, gewesen es Flügel Meudon rechte" der dabei T Bet nut " bedauerlicher Ueberstürzung" ausge ſchüße um ungefähr Uhr von zu im Widerspruch mit unseren eigenen EE steht Zeit von Bayerischen und preußischen Reiter = Abthei führt, wonach bei den Buavent des 2. Regi lungen durchstreift. Auffallend war, daß dann jedes kundigungen T mal gegen diefelben, auch nach dem Verstummen des ments auf dem rechten Flügel und ihrem Rückzug von Villacoublay nach Meudon ziemliche Ordnung Feuers aus der Schanze und zufolge Wahrnehmur.g ferner mit General Trochu's Erlaß vom herrschte, von Ohr und Auge aus den schweren Geschüßen des J U Panik des provisorischen Zudvenregi die 20. der in der Tiefe liegenden, also das Feld nicht fehenden, H ments auf dem linken Flügel gleich beim Beginn Forts d'Jy Granaten geflogen tamen, was man zu erst dem Umstand zuschreiben tointe, daß eine Wind: der Action", ihren Rückzug in Unordnung in die Stadt ihren lugnetischen Vorwand des Mangelsban 917783 HIONS win inbowD . Red !! Schießbedarf und der vielen Verwundeten tadeltj *) Dieß ist in Preußen der Hy Fall.

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des Weiteren mit Berichten aus dem 6. preußischen Corps in der Gegend von Villejuif, wo man dort das ,,sauve qui peut ! " deutlich hörte, - endlich gewiffer maßen mit den ferneren Stellen des Berichtes selbst, wonach die Rückwärtsconcentration auf die von einer Redoute bejezte Anhöhe und das Plateau von Châtillon in guter Ordnung von anderen Truppen ausgeführt wurde. Daß aber gegen 4 Uhr Nachmittags" (beffer 3 Uhr) es nicht mehr preußische , sondern bayerische Artillerie war, die sich nicht mehr und mehr, sondern eher schwächer als vorher entwickelte, wiffen wir aus weiter oben Gesagtem. Ob es wieder ein Müssen gewesen sei, die Truppen unter den Schuß der Forts zurückzunehmen , möchten wir bezweifeln. Dies Bayern waren im höchsten Maße schon an dem

und nach genau dreimonatlicher Dauer am 25. No vember abgeschlossen worden ist. Es wird dieser hier Plen begrenzte zwölfwöchentliche Zeitraum durch die Be = obachtung , die Cernirung und das Bombarde ment der bisherigen französischen Grenzfestung Thion ville ausgefüllt..it mentlich auch die über den Der Feldzug von 1870nabat unter anderen schweben ſ Fragen den Werthgder Festungen gelöst , mindestens doch dieselbe in ein anderes Stadium treten lassen. Es hat sich eine gut , ja, wunderbarer nur zu klar erwiesen, wie nur felbft " eine flecht oder gar Weise noch besser, wie nicht vertheidigte Festung den Feind an Zeit wie zu schädigen vermag ; es ist ferner beim heutigen Eisenbah Werth der derEisenbahnlin be und end ienrb solchen anlic der,Werth auch folden Werth oten h hat liegender fester der Besiz oder mehr noch der Nichtbesiß solcher Punkte die moralische Seite erkennen lassen, die zu Zeiten es nöthig machen kann, daß man einen sonst unbedeuten den Punkt mit den bedeutendsten Anstrengungen for ciren muß. Dieser leßte Umstand gab, mehr noch wie der zweite oder gar der erste der obigen Gründe, nach dem Falle von Meß den Anlaß, auch den nörd licher gelegenen anderen Mofelplas nolens volens zu nehmen, und erhielt der Generallieutenant v. Kameke Anfangs November den Allerhöchsten Befehl, mit der

selben Abend über die Räumung der noch fast ganz erhaltenen Schanze mit ihren unversehrten Geschüßen verwundert; fie meinten, sie hätte noch zwei Tage ver theidigt werden sollen und betrachteten den Zustand der darin gefundenen Gegenstände als Zeichen schlech ter Stimmung ihrer Gegner. Der französisce Be richt nennt 8 vernagelt in der Redoute von Châtillon zurückgelaffene Geschüße, welche Angabe, wir nicht be streiten wollen, so wenig, als daß die Franzosen sich nach dem Fort de Vanvres zurückgezogen und ihre Verluste leicht gewesen seien , welches lettere am besten gegen das oben angezweifelte "Müffen" spricht. ihm untergebenen 14. Infanteriedivision fich des Plages zu versichern ; demselben war die ganze Divi 19] Welchen Vortheil die Bayern durch die Einnahme der Schanze welche sie schon am folgenden Morgen sion zu den Operationen gegen die Festungen Thion ville, Montmedy und Longwy verfügbar ; er detachirt den 20. früh für ihre Zwecke umzubauen begannen, errungens trato erst später vollständig zu Tage. Die beiden lettgenannten Punkte den Obeisten an die beiden P. Bannewiß , den Comma deur der 27. Infanterie selbe ist seither einer der hauptsächlichsten Gegenstände brigade, oder richtiger, derselbe wurde vom General des französischen Angriffs, sowohl aus den Geschüßen commando gegen den Willen des Generals mit den der Forts als durch Ausfälle. 915 105 10 Die von beiden Seiten bekannt gewordenen That 3 Bataillonen des 74., 1 Bataillon des 39. Infanterie regiments und mit 2 Schwadronen des 15. usaren fachen lassen teinen Zweifel darüber, daß sie wohl regiments dorthin entiendet ; außerdem waren vor von diesen beiden Seiten als vielleicht die wichtigste Longwy das Jägerbataillon, 2 Escadrons des 8. Grundlage des fünftigen gewaltsamen Vorgehens der Husarenregiments und eine leichte Batterie gerückt. Deutschen gegen Paris vorausbezeichnet wird. der Rest der gblieb um Thionville steben. grachte n un stehe ahe nicht n mi dami Die feit 19. t ba ttel ren des Strieges Chef des bis Der nehmungen im ge Ingenieurcorps und der ist einer der theo ringsten Widerspruch. t sousunod to d scilonist Stoun at gig om fo 179947 h a des Decres , Führer o gebildetsten praftich wie t retid i lg e t esem Er , men voll Energi , ein fe der the Nach Di Mann voll Gefühl für ein Truppenzahl und der Größe der Menschenverluste be die Leiden des Krieges, der das volite und bere htigtste meffen, erscheint das Gefecht vom 19. bei Clâtillon, befigt., Vertrauen all seiner Untergebenen belit p bejenders die Mitwirkung der Bayern bei demselben, Thionville, jest wieder Diedenhofen, ift die nörd als eine der bedeutendsten Waffenthaten der Deutschen lichste der französischen Moselfestungen gewesen; als gegen , Paris, 979 timburgirdi mi idej trdut folche beherrschte sie diesen Fluß sowie die Eisenbahn

sips Mögesbier ein Scherflein, in strengster Wahrhaftig feito que deffen Geschichte fallenber med two atom dolduacolli nod bilo bo prune 9107ed 'ubor Inissim Touri mou o jp91[MK ] Schloß Serre, Ende November. Zu den in sich faneng abgeschloffenen Episoden es diesjährigen Krieges , welche Straßburg Web Paris 2c zum Schauplage haben, hat sich eine neue gefelt, die ihren Anfang bis auf den August zurückzuführen, vermag,

linien nach Met , Luremburg und Longwy und die Straßen nach denselben Orten und Bouzonville . Stadt und Festung liegen tief in der Moselniederung , rings von Söben umgeben , welche beide dominiren , aber ..nicht prakticabel genug sind, um schnell und bequem auf denselben Batterien etabliren können.AITDie fortificatorischen Anlagen stammen aus mehreren Epochen, gehören theils Vauban, theils Cormontaigne an, entsprechen aber Bden Fortschritten der Artillerie

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wissenschaft ganz und gar nicht mehr , und haben ferner noch den fühlbaren Mangel cafemattirer Raunie. Räume . Die Hauptform der Festung ist ein unregelmäßiges Siebened mit Halbmonden und Lünetten ; die Besaßung

So bringt das Militair Wochenblatt Nr. 161 r einen bringtaus dasdem Militai russischen T Invaliden", über: einen Artikel sest von einem preußischen Artilleristen , der unter Anderem folgende Phrase enthält : „ Der gegenwärtige Feldzug würde wahrscheinlich andere und schlagen dere Resultate geliefert haben , wenn die deutsche Armee eine Infanteriewaffe gehabt hätte , welche der französischen nicht in jo bedeutendem Maße nachstand ". Wir wollen uns hier nicht auf, eine Betrachtung ein

sollte normal 7 8000 Mann betrogen, war aber fast 2000 Mann schwächer und bestand nur geringeren Theils ous Linienmannschaften. Die Stadt , welche etwa 7000 Einwohner zählt, batte drei Thore, inner halb derjelben ein großes Arsenal , ein bedeutendes Proviantamt und einen spißen Thurm, den der Kirche, lassen, was dieser invalide russische Stratege sich hlagenderen " Erfolgen denkt. fowie zwei stumpfe, die dem Rathhaus angehören ; die eigentlich Balaclavac" hier über den Fluß führende Moselbrücke mit fünf Vielleicht Balaclava, Inkermann und den Verlust von Sebastopol ? Er führt aber an, daß die Franzosen Bogen ist 127 Meter lang. Am 25. August bereits, also sogleich nachdem die von 1500-2000. Schritt schössen , und daher das Zündnadelgewehr schlechter sei wie das Chaſſpot. Einschließung der Bazaine'schen Armee um Meß ein "Es ist nun eine durchaus unwissenschaftliche Behaup fait accompli geworden war , wurde mit der Be obachtung Diedenhofens begonnen ; zu dieſem Zwecke | hauptung, zu sagen, ein Gewehr schießt weiter, ladet erhielt die Cavalericbrigade v. Strang den Befehl , sich leichter undfr ist deshalb besser ე zur Kriegswaffe anderes. Nicht eine oder die andere geeignet als einige Schwadronen in jene Gegenden zu detachiren, und schon am folgenten Tage trafen drei Escadrons Eigenschaft , sondern ein möglichst großes Mittel aus vom 2. schweren Reserve - Heiterregiment in Ueckingen allen bedingt die Kriegsbrauchbarkeit einer Waffe. (Uckange) ein. Dieses Regiment war eine Neubildung Die Tragfähigkeit des Chaſſepot ist sehr wenig größer des Krieges; in Deuß und aus Rheinländern organi: als die des Zündnadelgewehrs, zweitens aber ist die firt , trägt es die Uniform der 8. Curassiere ohne ungeheure Majorität der preußischen Zufanterieoffiziere Curasse, aber mit Lanzen , so daß die Mannschaften zu klug und zu energisch , um zu dulden , daß die fich stets selbstgefällig Cürassier Ulanen" nennen .* ) Leute auf solche Entfernungen schießen. Die fran : Diese drei Schwadronen haben, befchligt vom Oberst zösischen Offiziere sind zu unwissend in der Theorie.. lieutenant v. Mutius, - einem Sohn des in Auſter des Schießens , zu wenig energisch in der Disciplin, und deßhalb schießt ihre Infanterie auf dieſe un lis 1866 an der Cholera verstorbenen commandirenden Generals des 6. preußischen Corps - init unermüd unermüd finuigen Entfernungen auf uns , oft nur um ihre licher, fast bewundernswerther Umsicht die G. gend be innere Angst zu übertäuben. Gerade so schoffen die obachtet, kleine Gefechte mit Freischußen bestanden und Desterreicher 1866 und die Dänen 1864, und in allen die Bejagung des Plages , zu täuschen gewußt ; nur drei Fällen waren wir eben zu flug, um sol de Ver felten waren sie unterstüßt , fast stets allein. So be kehrtheit nachzuahmen. Nicht dieß elende „jich ſelbſt obachteten sie zwei Fejungen , deren eine , Longwy, Muth schießen " und die einzelnen Treffer auf 2000 . vier, und die andere, Tiedenhofen, eine viertel Meile Schritt entscheiden Gefechte , sondern ein langsames, 1 entfernt lag ; so deckten sie die bei Uccingen später geichlagenen Pontonbrücken, versahen ihren Vorposten dienst und erfüllten so vollständig die Aufgabe , die für nahezu elf " Wochen ihnen zugefallen JARA war. HO (Schluß folgt.) ‫ار‬ #1 al #4: 4. 1.49 : j' .. '. nsi XX. 165 1:11 a 4.0 ! I 191 Mj A [66. ] Vor Paris , 28. November. Jawohl, immer davor , aber hoffentlich nicht mehr no lange! Gestalten Sie mir heute einige Wo te über die um sich greifende Agitation gegen das preußische Zündnadelgewehr. Es erscheinen, auch in fachwissen schaftlichen Zeitangen, von Offizieren verfaßt , so un glaublich falsche , oberflächliche Aufiaße , daß es Zeit ist , diese Unichtigkeiten einmal ausdrücklich zu wider NIK GM nad patrik „ ll má priwalk Legen. TATOHY HL BE 97 dinod, rac *) Bei dem Regimente befinden sich Offiziere , welche bet einem ihrer jezigen Vice Wachtme ster, dem Professor Thiel vom Polytechuitum zu Darmſtadi, dereinst Collegia, 3. B. über das Manſcaf, gehört haben, Dürfte analog in der franzönschen Armee kaum zu finden sein!

rubiges Feuer und Salven auf 300 Schritt und näher , entscheidet das Gefecht, treibt den Gegner in die Flucht und fügt, ihm jene furchtbaren Verluste, zu , die in der Kriegsgeschichte geradezu unerhört sind, wo die Todten die Verwundeten fast dreifach an Zahl überz …. treffen. Das ist ein Erfolg des " Zündnadelgewehrs ... mit der Summe seiner vorzüglichen Eigenschaften, Es bat eine so genau geregelte Flugbahn wie feins der Gewehre ohne Spiegelfuhrung, die alle nach 30-40,Schuß verbleien ; es gestattet bis 400 Schritt ein11 ſo feines Punktschießen auf halb oder dreiviertel gedeckte Gegner , wie das Chassepot gar nicht im Stand ist weshalb unsere Jäger das Lettere einstimmig vers warfen als man es ihnen zum Vorpostendienst aufz » drängen wollte ; endlich ist die sehr verständige Forme des Geschosses die Ursache , daß dasselbe beim Eins II schlagen mit schmetternder Gewalt wirkt, alle Knochen ƠI seriplittert, die es auf seinem Wege , trifft, während die Chassepot Geschoffe die Knochen entlang gleiten. wenn sie nicht senkrecht zur Wölbung treffen. So p sind bei uns eine große Zahl von Mannschaften und Offizieren , die scheinbar schwer verwundet , längst

1

399 . ――――――――

wieder hier thätig zum Verderben des gehaßten Geg ners. Treffend sagte mir noch **vor Kurzem ein Ca. valerist, als wir über den Gegenstand sprachen : „die Esel können ja nicht einmal ein Pferd todtschießen !" Und es ist auffallend , wie rasch sich durch Leib und Kopf geschossene Pferde wieder erholten, Kann man eine Vorrichtung treffen , die das Einführen der Pa trone in das Laufmundstück erleichtert , so sind wir durchaus nicht unwillig, unser Gewehr oder Patrone zu verlieren. Es ist ein kindischer und eines denken: den Offiziers unwürdiger Standpunkt, wenn man sich einbildet, duich wahnsinniges Schnellfeuer auf märchen

hafte Entfernungen Schlachten zu gewinnen . Kalt blütige Offiziere , Feuer langsam , ruhig , nicht über 400 Schritt , vor allen Dingen der feste Wille : nur mit dem Meffer in den Rippen ist dein Feind besiegt! damit haben wir bis jest jeden Feind vom Schlachtfeld gejagt und werden so fort 'fahren , troß allem Geschrei der Presse. Nicht viel und weit knallen , sondern : Treff ist Trumpf ! Bei der Verlogenheit dieses Bastardvolkes von Römern und Celten ist nicht zu erwarten , daß wir ehrliche Listen je erhalten ; wir, die wir selbst mitarbeiten , tennen die reiche Ernte, die der alte Dreyse gehalten !

11 Nachrichten.

Desterreichische Monarchie.

griff der allgemeinen Bildung, je nach dem Standpunkte des Einzelnen , eine vielfältige Auffassung gestatte. Fr selber begreife unter der allgemeinen Bildung weder die alle Disciplinen im höchsten Maße in ihren großen Ums rissen umfassende, noch die, die alltäglichen Bedürfnisse be friedigende Bildung , sondern jenen Grad derselben , der für den guten gesellschaftlichen Verkehr erfordert wird, und welcher sich in seiner Richtung und seinem Umfange nach

Wien, 1. December . [ Vorträge des militär wissenschaftlichen Vereins im Wiener Militär : Casino.] ( Schluß.) Montag den 7. November kam Oberst Fischer in der Fortsetzung seines Vortrages auf das Flachland zu sprechen und widmete hierbei dem Fluß und den Fluß- Systemen eine besondere Aufmerksamkeit. Die Besprechung der Flußvertheidigung bot dem Vor dem Kreiſe , in dem man sich bewegt und in dem man tragenden Gelegenheit , auf die Vorzüge und Stärke der wirkt , zu ändern hat. Das Positive der Wissenschaften Offensive hinzuweisen, und durch dem gegenwärtigen Krieg wird daher jeder, der nach allgemeiner Bildung ſtrebt, in entnommene Beiſpiele ſeine Behauptungen von der Ueber fich aufnehmen, das Hypothetiſche und Problematische aber legenheit zu bekräftigen, die dem offensiven Elemente von Fachgelehrten überlassen müssen. Nach dem herrschenden vornherein innnewohnt. Bei der Würdigung der einzelnen Zeitgeiste ist auch der Begriff der allgemeinen Bildung Terrainbedeckungen wurde unter Anderem hervorgehoben, ein verschiedener. Lange hatte die Gelehrtenwelt gegen daß Ortschaften nur dann als wahre Stützpuntie einer die Popularisitung der Wissenschaften angekämpft , doch Stellung zu betrachten sind, wenn die Besatzungen unter am Ende vergebens. Als Grundlagen der geselligen allen , selbst den ungünstigsten Umständen in der Verthei: Bildung wurden sodann die Vervollkommnung der Sprache digung ausharren und es im äußersten Falle eher auf und die Erdkunde bezeichnet. In der Ausbildung der eine Capitulation als auf eine vorzeitige Räumung des Sprache ist Jedem das Mittel geboten , um in der Ge Ortes ankommen lassen. Taß auch hier die Widerstands sellschaft den Schatz seines Wissens nuhbringend zu ver fähigkeit der verschiedenen Objecte durch die Feldbefestigung werthen ; die Eidkunde aber verdankt ihren bildenden Ein zu erhöhen wäre , ist klar. Die Ungangbarmachung ge= fluß dem Umstande , daß Astronomie , Phyfit , Geologie," frorner Flüsse durch Eissprengungen hält der Vortragende Ethnologie, vergleichende Statistik 2c. in ihr Gebiet einz für schwer zu bewerkstelligen , da die besten derzeit begreifen und bei ihrem Studium mitbetrieben werden kannten Sprengmittel bei den bisherigen Versuchen sich müssen. Zeichnen und Musik dienen wohl als Schmuf, stets Funzureichend erwiesen , zugleich auch die zur Durch ihre Kenntniß aber ist keine Grundbedingung der allge führung einer solchen Aufgabe erforderlichen colossalen meinen Bildung. Zur ethischen Ausbildung wird historische techuifchen + Mittel selten zur Verfügung stehen dürften. Lectüre, das Drama und der Roman empfohlen. Endlich Schließlich wurde auf den hohen Werth, den gute Karten wird als Bedürfniß für den denkenden Geist die Pflege auch für den Truppenoffizier befißen, aufmerksam gemacht, der Philosophie hingestellt , indem in der gegenwärtigen hierbei jedoch die bei den Friedensübungen verwendeten Zeit die Religion immer " mehr in den Hintergrund ge= Karten von großem Viaßstabe als dem Zwecke nicht ent drängt wird , der Mensch aber unbedingt einer geistigen sprechend bezeichnet, da durch dieselben die niederen Com Stüße bedarf, mandanten verwöhnt und veranlaßt würden, das so noth Montag den 14.. Freitag den 18. und Freitag den wendige Ricognofciren an Ort und Stelle zu versäumen. 25. November hielt Oberlieutenan Baucalari Vorträge über die französische Armee im Feldzuge 1870. Freitag den 11. November hielt der Landes- Schul inspector Ritter v. Becker einen Vortrag über all : Der Sprecher befand sich als Specialberichterstatter der gemeine Bildung , ihre Elemente und ihre Wehr - Zeitung längere Zeit bei der französischen Armee Wirkung. Er wies zunächst T... darauf hin, daß der Be und war darum in der Lage , auf Autopsie beruhende

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Mittheilungen über die franzöſiſchen Armeeverhältnisse und seines Sohnes , sowie gelegentlich der Abreise der während der gegenwärtigen Periode zu machen. Da er letzteren nach Verdun , und versuchte schließlich nachzu aber gleich in der Einleitung auf die Schwierigkeiten hinweisen , daß Bazaine die Schlachten vom 14., 16. und wies, die seinen Beobachtungen auf dem Kriegsschauplatz 18. August mit der Absicht in Meß zu verbleiben ge= sich entgegengestellt, so nahm er für die Wiedergabe seiner schlagen habe. ( ?) Tie Vorträge endeten mit einem Rück Erlebnisse nicht das Verdienst einer sachlichen , erschöpfen- blick auf die Entwickelung der heimischen Zustände seit den Darstellung in Anspruch. Er bekämpfte vor Allem dem letzten Kriege. die durch tendenziöse Berichte über den moralischen Zu Montag den 28. November entwickelte Herr Oberst= stand des französischen Heeres verbreiteten irrigen An lieutenant Birnbaum Gedanken über die prak sichten und eiferte gegen die landläufige Phrase von der tische Ausbildung der Fußtruppen. Er betonte Verkommenheit des französischen Volkes. In dem Herois zunächst die erhöhten Anforderungen , die heute in Folge mus , mit dem die französische Nation die Invasion be der geänderten Kampfweise an den Fußsoldaten gestellt kämpft und nach der Niederwerfung ihrer Armeen Haus werden müssen, verfolgte sodann die ſtufenweiſe Ausbildung und Heerd vertheidigt , liegt der unwiderlegliche Beweis vom einzelnen Mann bis zu größeren geschlossenen Kör seines inneren Gehalts. Zum eigentlichen Stoffe über pern , und empfahl namentlich die sorgfältige Einübung des Infanteriſten im Fangſchuſſe, weil nur eine mechaniſche gehend, plaidirte Baucalari für die Befestigung der Haupt Fertigkeit jene Ruhe einigermaßen zu erseßen vermag , die städte , besprach jede einzelne Waffengaftung der fran zösischen Armee und gab die Eindrücke wieder, welche der in der Aufregung des Gefechts dem Manne häufig ab französische Soldat in der Garnison, im Lager , auf dem handen kommt und daher die Sicherheit im Zielen und Marsche und auf den Vorposten auf ihn gemacht. Der Treffen wesentlich beeinträchtigt. Vortragende betonte namentlich den Unterschied in dem So viel wir hören , stehen für diesen Winter noch Wesen des franzöſiſchen und in jenem des deutſchen (öster viele der intereſſanteſten Vorträge zu erwarten . Es iſt reichischen, preußischen u. s. w. ) Subaltern -Offiziercorps . ein eigenthümliches, reiches militärwiſſenſchaftliches Leben, Der in letterem zwischen der Mannschaft und dem jüngsten das sich gegenwärtig in Oesterreich, namentlich in Wien, beobachten läßt, und das besonders der militärwissenschaft Offiziersgrade gezogene Strich verschwindet in der fran zösischen Armee , weil hier der Subalterne nicht durchliche Verein zu pflegen und zu nähren sucht. Ebenso Bildung und Wissen seinem Untergebenen geistig zu ims eigenthümlich ist das Organ dieses Vereins , das öco poniren vermag. Als eine der mitwirkenden Ursachen der nomisch rein nur auf den geringfügigen Jahresbeiträgen französischen Niederlagen wird die mangelhafte Organis ſeiner Mitglieder fußt , in geistiger Beziehung dennoch sation bezeichnet ; Alles ist dem Zufalle , der Eingebung eine Zeitschrift erſten Rangs zu werden verspricht, indem und dem Temperamente des Individuums anheim gestellt, ihm durch Beiträge und andere Arbeiten ein überaus im Gegensaße zu den Preußen, bei denen sich im Großen reichliches Material der verschiedensten Richtungen zufließt. Das Organ, das zwanglos erscheint , wird den Wiit wie im Kleinen die Berechnung und Methodik manifeſtırt. - Vom Gegenstande abschweifend , behandelte nun der gliedern des Vereins , dem nur k. k. Offiziere und Mili tärbeamite angehören fönnen, unentgeltlich zugestellt ; von Sprecher die preußische Mobilifirung , deren Vorzügen er die verdiente Anerkennung zollt. Einer Kritik der Er außerhalb dem Vereine Stehenden kann das Organ nur im Buchhandel (Carl Gerold's Sohn) bezogen werden, und eignisse vom Gefechte bei Saarbrücken bis zur Schlacht von Gravelotte und Rezonville reihte sich eine Charakteris zwar der Band von ca. 20–24 Bogen (ſammt Karten) firung der hervorragenden Persönlichkeiten der beiders zu 5 fl. ö. W. seitigen Hauptquartiere an. Mit lebhaften Farben schil Schweden und Norwegen. derte der Vortragende ſodann Scenen und Epiſoden , die Stockholm, 1. December. [Beabsichtigte Re = in ihrem Zusammenhange das Bild jener Zustände wieder geben, welche nach den erschütternden Niederlagen in der organisation der Armee. ] Die Regierung hat be= französischen Armee eingerissen. Er führte hierbei ver ſchloſſen, dem uächsten Reichtage einen neuen Armee-Or schiedene Typen der französischen Armee vor , ließ sich ganisation plan vorzulegen . Ee. Majestät der König hat unter Anderem sehr günstig über die Turcos aus, wäh bereits unterm 13. October befohlen, behufs einer Vorlage vor dem im nächsten Jahre zusammentretenden Reichstage rend er der Zuaven nicht vortheilhaft erwähnte , und be sprach hierauf die Details der Artillerie- und Infanteries einen vollständigen Armee - Organisationsentwurf auszu= ausrüstung. Ueber das Chassepot : Gewehr weiß er das arbeiten , unter Beobachtung deffen , daß die eingetheilten Beste zu sagen , ebenso über die Mitrailleusen , in welche und geworbenen Truppen als Stamm für eine erweiterte die französischen Offiziere wie Soldaten ein ungemeines Miliz = Organisation oder Volksbewaffnung beibehalten Vertrauen setzen sollen . Längere Zeit verweilte der werden , und im Uebrigen auf den hauptsächlichſten Grund Sprecher bei den Begebenheiten in und um Wet , hobsätzen basirend, welche in der Denkschrift des Staatsraths die militärische Bedeutung der verschiedenen Objecte her Abelin vom 31. December 1868 enthalten und der königs vor , gab eine interessante Schilderung der Vorgänge in lichen Proposition über diesen Gegenstand an den Reichs tag des vergangenen Jahres beigefügt waren. der Festung während des dortigen Aufenthalts Napoleons Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

――― Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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1. 11 ser Allgemeine 1.11 Militär - Beitung. sk 1 38.90 f Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten. 8p 1 SR 55 JUIC 90 101 : 11 ‫יד יד‬ 37 1 9155465 ...‫ا‬ ! ‫ ر‬A 1.09 $0 / ******* -Ha a f¦!! 1 L slators #6 dop Gru TC ‫ווי‬ 19.50 ‫الی‬ 19 !'. 12.. 7 51 I S J 10 . Fünf und vierigster Jahr geaeg. 19 * Gr 7 i STO.1 00 15 1555 1 91.191 Id und HUN DI 1870. Darmstadt, 21. December. No. 51. HOBI HỦ CHE IL f ་ ་ 4 1. .. 15% 12.194 J 139 1700 FAX i th ' Suff I 6 poules uts I JJ , 16 binhalt : 16 thep ,, ་ , ་ 11.1 17 Pas A Einladung zum Abonnement.

1 ) i1.

Einige Veinerkungen über die deutsche und französische Kriegführung. Aufsätze. Die Fortsehung der feindlichen Niederlagen. Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. XIX (Schluß.) XXI. [Von einem Offizier der t. württembergischen Division .] Nachrichten. Großherzogthum Hessen. Stiftung eines Militär- Sanitätskreuzes , sowie eines Militär- Verdienstkreuzes. Die Henry Martini-Büchse. 10 171 10 % 61 Großbritannien. Einführung der Mitrailleuse. imal Find ,' '). 11 : D 2011 , 2 11 , 49o . 2 4 14. P CHL 38 1 1131 * 31 i J 10. 19 T 51 19 ! 34.3. . ‫ין‬ 1:48 Einladung zum Abonnement. 1. 21 G 19 % 30 ru " rag Bei 11 dem nahen , Ablaufe des Jahres ersuchen wir 11 die Leser der Allg. Mil. Ztg. um recht bald = 12

gefällige Erneuerung der Bestellungen bei den resp. Postanstalten und Buchhandlungen auf den ds at tidens 124 51X 1220 sechsundvierzigsten Jahrgang 1871 . 71 MI b 1515 Preis und Erscheinungsweise der Allg . Mil. Zig. bleiben im 150 neuen Jahre 1871 die nämlichen wie 1870. Sonach beträgt der Preis für den Jahrgang 1871 14 fl. oder S Thlr. in der gewöhnlichen und 21 J fl. oder 12Thr in der Velin ? Ausgabe , wozu bei frankitter Postversendung innerhalb des deutschen Postgebiets die Porto - Auslagen mit 15 gr. oder 52 krtretenu cik end spad sam sit in Die im mobilen Verhältnisse stehenden Herren Offiziere etc. des Bundesheeres find gebeten , bei den 735119 Feldföftänkalten ihrer refp . Truppen zu pränumeriten ; die hier besonders zu entrichtenden Couver 7151 tirungsgebühren befragen pro Quartal 11 kr. oder 3 Sar. ons as mas patada rht worde fred Eine Stempelsteuer besteht in 11 Preußen für die Allg. Mil.-Ztg. seit: 1862 nicht mehr . Es werden von Buchhandlungen wie Postanstalten und der Expedition der Allg. sou ) 204 1909!f Pi Pa Mil gtg. nur ganzjährige Bestellungent angenommen . 1 5 Die Allg. " Mil. Ztg. erscheint wöchentlich einmal in der Stärke von zwei zwei Bogen: Bogen : Haupt- und Literaturblatt , welche im Buchhandel zu gleicher Zeit , bei dem Abonnement auf der Post 1992 SP dugd G ! jedoch getrennt ausgegeben werden. dr bi 3.4 Brobenummern der Allg. Mile Ztg. sind durch jede Buchhandlung oder Bostanstalt zu beziehen ; auch werden dieselben auf directes Verlangen von der Verlagshandlung unter Kreuzband franco übersandt. 1.00 autoletait en sn saj 17 ‫انس‬ :: Darmstadt , in December 1870. "

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Die Verlagshandlung von Eduard Zernin,

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Die Fortsetzung der feindlichen Niederlagen . ** Die französische Nation entwickelt eine außer ordentlich zähe Widerstandskraft. Die Kämpfe um Orleans haben mit der gänzlichen Niederlage und dem Rückzug der Loire- Armee geendet, die provisorische Re gierung hat ihren Siß aus dem bedrohten Tours nach Bordeaux verlegen müssen , die mehrfach er neuerten Ausfälle aus Paris sind jedesmal blutig zurückgewiesen worden , die Hälfte von Frankreich ist bereits von den deutschen Heeren militärisch beseßt worden , und noch immer gewahrt man keine sicheren. Anzeichen , aus denen auf ein baldiges Ende des Krieges geschlossen werden könnte. Die Sache dürfte sich wohl nicht eher anders gestalten , als bis die feindliche Hauptstadt Paris , gegenwärtig noch die Hauptstüße der französischen Landesvertheidigung, welche als Centralpunkt der civilisirten europäiſchen Welt in Friedenszeiten faſt in zu hohem Ansehen steht, bezwungen sein wird. Es liegen nunmehr allerdings mehrfache Andeutungen vor , daß auch dieser Fall in kurzer Zeit eintritt, möge nun die Entscheidung durch eine Capitulation oder durch ein Bombardement her beigeführt werden ; sicher scheint, daß die Ungewißheit, welche über beide Eventualitäten seit langer Zeit herrscht , demnächst in der einen oder der anderen Weise ihr Ende finden wird. Die verflossene Woche brachte wieder mehrfache Gefechte, welche nicht ohne Bedeutung sind und haupt sächlich den Beweis liefern, daß unsere Truppen dem Feinde möglichst auf der Fährte bleiben. Am 8. fand bei Baugency eine heftige, aber siegreiche Schlacht der Armce- Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg gegen drei französische Armeecorps statt. Unsere Ver luste waren nicht unbedeutend, die des Gegners jedoch weit größer. Es fielen dabei 6 Geschüße und un gefähr 1000 Gefangene in unsere Hände. Wie weiter Herr General v . Podbielski meldet, trafen Abtheilungen des 9. Armeecorps am 9. bei Montlivault in der Nähe von Blois auf eine feind liche Division , deren Angriff entschieden abgeschlagen wurde. Der linke Flügel des Corps warf den Feind aus Chambord, wobei ein heſſiſches Bataillon 5 Ge: schüße erbeutete. Das 3. Armeecorps verfolgte am 8. den bei Nevoy geworfenen Feind bis über Briare hinaus. Nach diesen Kämpfen sollte den an der Loire be= findlichen Truppen für den 10. December Ruhe ge währt werden, der Feind versuchte jedoch am Morgen mit starken Kräften die Offensive wieder zu ergreifen, wurde aber in einem bis zum Abende währenden, vorzugsweise durch Artillerie geführten Gefechte zurück gewiesen. Vor unseren um Beaugency stehenden Corps ist der Feind dann am 11. zurückgegangen, unsere Trup : pen verfolgten ihn . Se. Majestät der König Wilhelm telegraphirte am 12. December der Königin Augusta über die legten friegerischen Ereignisse Folgendes :

Nach den viertägigen Gefechten um Beaugency herum, die jedesmal ſiegreich für uns endigten, wenn auch bei der Uebermacht des Feindes kein bedeutendes Terrain gewonnen wurde , ist der Feind heute uner wartet gegen Blois und Tours abgezogen, wahrschein lich in Folge der bedeutenden Verluste, die er erlitten, während die unsrigen gering waren. Sehr viel Ueber läufer melden sich dort und ebenso bei Rouen ; die Mobilgarden werfen vielfach Waffen und Ausrüstungs gegenstände fort und gehen nach Hause, aber es bleiben immer noch genug übrig." Der Rückzug der Loire-Armee war nach der Ein nahme von Orleans am 4. December in verschiedenen Richtungen angetreten werden. Durch ein Decret der französischen Regierung von Tours vom 6. December war die Loire Armee in zwei besondere Armeen ein getheilt worden ; den Befehl über die erste hatte Gene ral Bourbaki , über die zweite General Chancy er halten . Die leytere - das 15., 16., 17., vielleicht auch das 19. 19. Corps umfassend hatte einige Meilen südwestlich von Orleans bei Beaugency wieder Stel lung genommen und der Armee-Abtheilung des Groß herzogs von Mecklenburg — welche durch die aus dem Verband des 9. Armeecorps ausgeschiedene 25. (großh. hessische) Division verstärkt worden den Weg nach Bleis und Tours zu verlegen gesucht. Es entspannen sich bierdurch die oben bezeichneten viertägigen Kämpfe um Beaugency herum. Am 7., 8. und 9. December gewannen unsere Truppen fortwährend Terrain und warfen den an Zahl überlegenen Gegner aus allen Positionen ; derselbe hatte jedoch Verstärkungen ge sammelt und ging am 10. selbst zur Offensive über, die jedoch kräftig zurückgewiesen wurde. Nunmehr zog sich der Feind zurück und wurde Blois am 13. , wie ein Telegramm Sr. Gr. H. des Prinzen Ludwig an den Großherzog von Hessen meldet, von der 50. Bri gade beseßt. Der Marsch auf Tours wurde am Tage darauf angetreten, so daß dieser Ort wohl sehr bald erreicht sein wird . Aus dem Norden Frankreichs liegt eine Meldung des Generals v. Manteuffel vor , daß Dieppe von Truppen seiner Armee am 9. Abends besezt worden sei ; die deutschen Waffen sind nunmehr also bis zum Canal vorgedrungen. Dieppe hatte seiner Beseßung keinen Widerstand entgegengesetzt , dagegen soll Hâvre de Grace entschlossen sein , die dasselbe bedrohenden und ihm bereits nahe gerückten Truppen, welchen die Einnahme von Rouen ziemlich leicht geworden, energiſch abzuwehren . Aus Straßburg wird unter dem 12. December gemeldet , daß Pfalzburg sich an demselben Tage auf Gnade und Ungnade ergeben hat. Die Beseßung fand Tags darauf statt , wobei 52 Offiziere , 1839 Mann und 65 Geſchüße in unsere Hände fielen. Der Besiß der kleinen Festung Pfalzburg, welche auf einem hohen Felsen am Eingang der Defiléen in die Vogesen gelegen , sichert uns die vollständige Benußung der Eisenbahnlinie Straßburg-Nancy. Ebenso hat ſich jezt

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die Festung Montmedy nach zweitägiger Beschießung | hielt. Wer aus den kriegerischen Erfahrungen jenes übergeben ; am 14. December fand der Einzug der Jahres einen logischen Schluß zu ziehen wußte , kam preußischen Belagerungstruppen statt. Auch hier zu der Ueberzeugung , daß die rationelle Taktik der wurden 65 Geschüße erbeutet , 3000 Gefangene_ge: Zukunft, wo nur Hinterladungswaffen zur Anwendung macht und 237 deutsche Gefangene (darunter 4 Offi kommen würden , darin bestehen werde : den Gegner ziere) befreit. So fällt ein französischer Plaß nach zum taktischen Angriff zu verleiten , ihn in gedeckter dem anderen in unsere Hände ! Die Beschießung von Stellung zu erwarten, durch vernichtendes Schn lfeuer Belfort, dessen Stärke und Wichtigkeit namentlich) in zu decimiren und alsdann zur entscheidenden Offensive seinem verschanzten Lager besteht , wird ohne Unter überzugehen. Augenscheinlich war im gegenwärtigen Kriege auch die Taktik der k. französischen Armee in brechung fortgeseßt. Das Jahr 1870 neigt sich dem Ende zu ; möge dieser Weise angelegt (Saarbrücken - Wörth- Mez) . auch der in seiner zweiten Hälfte ausgebrochene Krieg , Ihre Ausnußung des Terrains zum Zweck des Feuer welcher leider bereits mehrfach den Charakter eines gefechts ließ nichts zu wünschen übrig . Und dennoch wurde sie überall geschlagen . Woran lag dieß ? blutigen Volkskrieges angenommen, baldmöglichst seiner Beendigung entgegengeführt werden ! Daran , daß sie die neue Taktik nur formell , nicht auch materiell durchführte. Ihr Infanteriefeuer hatte Geschrieben am 17. December 1870. nicht diejenige Wirkung , welche es haben muß , um die angedeutete Taktik als zum Siege führend anzu wenden. Das Chassepot : Geschoß hat eine größere Einige Bemerkungen über die deutſche und Rasanz als das Zündnadelgewehr. Die Franzosen französische Kriegführung. wollten dieselbe ausnußen und durch Schießen auf größere Entfernungen die Deutschen decimiren , be [ M. M.] Die Allg . Mil . = Ztg . brachte in ihrer vor sie zum Schusse gelangen konnten . Sie hatten Nr. 41 einen sehr interessanten Artikel : die deutsche auf die größeren Entfernungen zwar mehr_Treffer, und die französische Kriegskunst, von einem f. f. öster als anders bewaffnete Infanterie . in der Regel zu reichischen Stabsoffizier ". Derselbe erklärt die Siege haben pflegt , aber doch lange nicht genug , um den von 1866 und 1870 durch den auf's strengste durch Gegner zu schwächen und zum Rückzuge zu bewegen . geführten Grundsaß der deutschen (preußischen ) Taktik: Die unerwartet geringe Feuerwirkung und der unge den Gegner zu überflügeln , ihn aufzurollen und seine hindert fortschreitende Angriff der Deutschen imponirte Rückzugslinie zu bedrohen . den französischen Infanteristen , demoralisirte sie und Die strategische Anlage dieser Taktik ist allerdings , verringerte die Feuerwirkung noch mehr. Der Fran wie der Herr Verfaſſer ſagt , „ das Kennzeichen eines zösische Soldat war sichtlich nur auf große Distanzen neuen Kriegssystems ", doch kann man dasselbe nicht eingeschossen, auf geringe Entfernungen fehlte er sein wohl von der Taktik selbst sagen. Bei Magenta und Ziel durchgehends . Jezt aber begann die Wirkung Melegnano 1859 siegten die Franzosen ebenfalls durch der deutschen Infanterie, welche ihre Salven principiell Ueberflügelung und Rückenbedrohung , und deutsche nur bis auf 350 Schritte abgibt, die nur selten ohne Lehrbücher und Militär - Zeitschriften bezeichneten seit: verheerende Wirkung sind. Häufig hatte sich die fran dem solche Taktik als ein Charakteristicum der französische Infantecie durch das Schießen auf große Ent zösischen Kriegführung . Daß im Jahre 1870 auf fernungen verschossen , wenn der Entscheidungsmoment Seite der Franzosen nichts davon zu bemerken war, eintrat und die deutsche Feuerwirkung begann. Die bestärkt mich in der Annahme, daß das Operiren gegen fliehenden Franzosen wurden decimirt , die Verharren Flanke und Rücken weniger das Product tiefen wissen den zu Gefangenen . Zur defensiven Taktik , welche schaftlichen Denkens und des Fortschrittes der Feuer durch die neuen Waffen geboten ist, gehört die inten waffen ist, als vielmehr der elementaren , natürlichen sivste Feuerwirkung . Den Franzosen von 1870 gegen= Einsicht entspringt und lediglich in dem Falle zur An- über konnten die Deutschen , selbst bei nur gleicher wendung gelangen kann, wenn man in der Front dem Stärke, angriffsweise verfahren und dennoch Truppen Gegner überlegen ist und dadurch Truppen zur Flan- zur Flankirung erübrigen . firung erübrigt . Diese Ueberlegenheit mag nun in Anders wird dieß aber sein , wenn die deutschen der Ueberzahl an Mannschaft , in der größeren Tapfer Armeen dereinst mit einem Gegner kämpfen werden, feit oder in der größeren Feuerwirkung bestehen. der ihnen nicht nur an Zahl gewachsen ist , sondern auch eine ebenbürtige Schießtaktik und Schießausbil Im Kriege von 1870 sind es numerische Ueber legenheit und überlegene Geschüß- und Kleingewehr dung besigt. Die von uns oben angedeutete Taktik würde alsdann in ihr volles Recht eintreten. Die Feuerwirkung , welche den deutschen Truppen das Flankiren erlauben und gebieten. Ich sage absichtlich Kunst würde darin bestehen, den Gegner zum taktiſchen verführen.. Flankirungen würden nur bei „erlauben“, denn wie Alles hat auch diese neue" Angriff zu verführen Taktik ihre Grenzen. Im Jahre 1866 war sie am großer Uebermacht erlaubt und geboten sein. Die Stärke des Angreifers würde in seiner artilleristischen Plaze, weil die Leistung der Preußen im Feuergefecht sich zu der der Desterreicher mindestens wie 3 : 1 ver Leistung bestehen. Rationell würde derselbe den Ver

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theidiger gleich einer zu belagernden Festung zu be | Anne ; Weymarange war schon vorher besezt worden, handeln haben . Beauregard sollte es in der folgenden Nacht erst wer Eine den neuen Verhältnissen angemessene Schieß den. In Terville hatten die Pioniere gleichzeitig das taktik dem' französischen Soldaten beizubringen , kostet Dorf und den seitwärts liegenden Kirchhof durch eine allerdings viel Mühe , weil sein Temperament nicht Tranchée im ausspringenden Winkel verbunden , um defensiver Natur ist ; aber daß dieselbe so kläglicher mit Beginn des Bombardements dem Feinde in der Natur sei, als sie in Wirklichkeit war, hat gewiß kein Festung auch durch eine Erdarbeit den ganzen Ernſt Sachverständiger erwartet. An ihr namentlich erweist der Situation zu zeigen . Die Sicherung der Thal ebene der Mosel war auf dem linken Ufer 2 Schwa sich die Unfähigkeit der maßgebenden Militärs. Die dronen des oben erwähnten Reserve- Reiterregiments, Infanterie Schießtaktik hat mehr zur Niederlage der Franzosen beigetragen als die unfähige strategische auf dem rechten 2 Schwadronen vom 15. Husaren Leitung Napoleon -Leboeuf's. Mit deutscher Infanterie regiment übertragen. Die Batterien waren wie folgt Feuerwirkung versehen , mußte der 18. August die postirt und armirt : I. Auf dem rechten Moselufer : 4 Feldbatterien bei Franzosen wieder herausreißen. Die Capitulation von Sedan wäre alsdann nicht herbeigeführt worden, wohl | dem Dorfe Haute-Yuß , und zwar 3 6pfündige und 1 4pfündige ; 4 24Pfünder, 4 12Psünder, 4 13zöllige aber die Vereinigung mit der Armee von Châlons, dem Corps Vinoy 2c. Man hätte jet angreifend französische Mörser (aus Meß ) beim Bois de Lange. II. Auf dem linken Moselufer : bei Cassion Ferme gegen die III. Armee vorgehen können, im schlimmsten 4 kurze gezogene 24Pfüuder, eine Versuchsbatterie der Falle unter den Mauern von Paris eine günſtige Ent Echießschule in Spandau ; hier sollten auch 4 gezogene scheidung herbeigeführt. Mörser placirt werden ; beim Schloß Serre und links Einen Fingerzeig, was der Vertheidiger bei ratio= neller Schießtaktik ausrichten kann, geben die Leistungen desselben je 1 Batterie zu 4 24pfündigen Geschüßen ; der preußischen Truppen vor Meß gelegentlich der im Gehölz vor Weymarange 1 Batterie von 6 kurzen Bazaine'schen Ausfälle , sowie neuerdings vor Paris . 24 Psündern ; vor Weymarange 2 12pfündige Bat terien zu je 4 Geschüßen ; bei Maison rouge vor Paris wird capituliren in Folge der enormen Ueber Grand Hettange 3 12pfündige Batterien zu ja 4 Ge legenheit, welche die rationelle Schießtaktik der Hinter: ladungs- Infanterie über den Angreifer gibt : in Folge schüßen. Die Artillerie stand unter dem Befehl des Majors eines taktischen Grundſages also , der in Zukunft der Frhrn. v. Eynatten , die Ingenieur Arbeiten unter Flankirungsmethode ihre jezige Bedeutung nehmen, dem Festungs- Inspecteur Oberst Riedel. resp. eine andere Gestalt geben wird. Am 22. November Morgens Punkt 7 Uhr begann das Bombardement auf die Festung , welche nach 10 Minuten mit dem ersten Schuß antwortete. Zu jenem Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. war aus Meg der commandirende General des 7. Corps, XIX . General v. Zastrow, und auf einige Stunden auch der (Schluß.) General- Gouverneur v. Bonin aus Nancy auf Schloß Serre eingetroffen. In den ersten Stunden des Artillerie [v. K.] Die erste Periode der Belagerung von Die denhofen, die der Beobachtung, währte vom 26. August kampfes antwortete die Festung ganz wacker ; es schien, bis 10. November, an welchem Tage die Regimenter als ob sie sich energisch zu vertheidigen im Begriff der 14. Infanteriedivision in den Cernirungskreis stände, was bereits durch Gerüchte als die entschiedene Absicht der Bevölkerung in der Stadt bekannt gewor einrückten . General v. Kameke selbst nahm das Haupt den war. Playcommandant war der Oberst Tournier, quartier in Hayange , das Observatorium wurde auf dem ein gut renommirter Artillerieoffizier l'Allemand Schloß Serre errichtet, häufig auch Schloß Béihange zur Seite stand. Die preußischen Geschüße (5. und genannt, da beide nur durch einen Park von einander geschieden sind ; ersteres ist ein an und für sich schon | 7. Brigade) hatten troß des selten trüben und reg nerischen Wetters sich sehr bald so eingeschossen, daß erhöht liegendes Gebäude, dessen Thurm einen völligen man Rauch aufwirbeln sah ; doch verstanden sie in Ueberbick über die ganze Thalebene, sowie die ?in der der Festung anfangs trefflich zu löschen . In den Vor selben liegende Stadt und Festung gestattet. mittagsstunden dieses ersten Tages wurde das Bom Am 18. erst wurde mit dem Bau der Batterien bardement bis 12 Uhr fortgesezt ; in der Festung und der Armirung derselben mit den Geschüßen be wirkten namentlich die auf der Nordfront derselben gonnen , die aus Meß auf dem Landwege oder bis postirten Geschüße sehr thätig gegen die Batterien bei Ueckingen mit der Bahn geschafft werden mußten. Bis Maison rouge und Weymarange, während der Brücken zum 21. waren nur die umliegenden Höhenzüge be kopf und Bastion I. der Südfront ein starkes Feuer sezt ; in der Nacht erst zum 22. nahm die Infanterie gegen die Batterien bei dem Bois de Yuß und de in den vorliegenden Ortschaften ihre Stellungen ein, Lange unterhielten. und zwar in Caſſion Ferme , im Dorfe Terville mit Nach einstündiger Unterbrechung wurde um 1 Uhr der Mühle , in St. Marie , in Haute- und Basse Guemprange, in la Grange , St. François und St. vom Belagerer das Feuer wieder aufgenommen, dessen

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Wirkungen in der Stadt sich nun sofort bemerkbar mach | fanterieregiment „Königin Olga “, dem 7. Infanterie ten ; obgleich bis zum Abend hin ohne Brander geschossen regiment und dem 2. Jägerbataillon , zusammen 5 wurde, so standen doch gegen 4 Uhr bereits mehrere Bataillone, mit der 1. Artillerie- Abtheilung (Batterien Häuser in Flammen , die sich bei dem nun und die 1 , 2, 3) in der Cernirungs- Armee vor Paris die ganze Nacht folgenden Sturm unaufhaltsam verbreite Stellung Champigny , le Plant und Brie mehr als ten . Es war an diesem ersten Tage pro Geschüt 10 Wochen lang inne gehabt und in dieser Zeit zur ein Schuß in der Viertelstunde , also rund gerechnet energischen Vertheidigung eingerichtet hatte , fam am 320 Schuß in der Stunde in die Festung geschleudert 29. November der Befehl zur Ablösung durch k. sächſiſche worden ; gegen 41/2 Uhr Nachmittags trat eine Ver Truppen. Diese Ablösung war auf den 30. Morgens minderung des Feuers dadurch ein , daß die Feld 6 Uhr angeordnet, und sollten unsere Truppen sofort batterien in ihre Cantonnements einrückten und auch nach erfolgter Ablösung in andere Cantonnements die Versuchscompagnie aus Spandau das Feuer ein weiter nach links abrücken. In der Nacht vom 29./30. wurde von den Forts, stellte ; die übrigen Batterien feuerten die ganze Nacht hindurch pro Geschüß und Stunde einen Schuß . Mit Charenton, St. Maur, Faijanderie und Nogent unsere der Dämmerung war auch am 22. Abends bereits Stellung heftiger als sonst beschossen , welche Be schießung am 30. Morgens halb 7 Uhr gerade der Bau der ersten Parallele begonnen , welche mit unsäglichen Schwierigkeiten bei naſſeſtem Boden und nachdem die sächsischen Truppen unsere Vorposten in furchtbarstem Regenwetter auf 800 Schritt vor der Champigny und le Plant abgelöst hatten, und unsere Festung ausgehoben, unmittelbar nach der Vollendung dort stehenden Truppen schon auf dem Marsche in die neuen Stationen waren in ein wahres Bombarde aber von einem wolkenbruchartigen Regen völlig mit verwandelte. ment sich Dieß dauerte bis gegen 8 Uhr, Wasser gefüllt und unbrauchbar gemacht wurde. Ab zuhelfen war diesem Uebelstande nicht, da die Mosel um welche Zeit starke feindliche Infanteriecolonnen auf der Straße gegen Champigny vorgingen , worauf die niederung bereits auf 2 Fuß Grundwasser zeigte und Sachsen, mit unseren Terrainverstärkungen noch nicht keine Möglichkeit da war, das Wasser abzuleiten . Das Feuer in der Stadt währte die ganze Nacht | genau bekannt und durch die heftige Beschießung et was eingeschüchtert , theils nach Chennevières , theils hindurch; am 23. Morgens stand die Reitbahn in Flammen, das Dach derselben stürzte um 7 Uhr ein, in der Richtung auf Villers zurückgingen und so unse um 12 Uhr brannte das Arsenal. Das war wohl ren Truppen kaum noch Zeit ließen, in ihre Allarm der Grund , daß gegen 2 Uhr auf dem einen Rath stellungen , d . h. die zur Vertheidigung eingerichteten hausthurm sich eine weiße Fahne zeigte ; der Adjutant Parks von Villers , Couilly und Chennevières einzu rücken. Einen Moment später und der so wichtige des Generals v. Kameke begab sich in die Stadt und Punkt Villers wäre verloren gewesen , da das dort wurde demselben die Bitte ausgesprochen , für die Entfernung der Weiber und Kinder aus dem Plaße stehende 7. Regiment schon zum Abmarsch angetreten war und kaum noch Zeit hatte , im Laufschritt den die Einwilligung des Commandirenden zu erbitten, welche dieser natürlich bei solcher Lage der Dinge Park zu beseßen . Um 1/29 Uhr standen unsere Trup versagen mußte. Die Straßen der. Stadt waren be pen zum Empfang des Feindes in ihren Stellungen reits unter Wasser gesezt , das Pflaster aufgerissen, bereit. Rasch rückte der Gegner durch das verlassene um der verheerenden Wirkung der Bomben Schranken Champigny und bei Plant mit großen Infanteriemaſſen zu sehen; Präfectur und Rathhaus standen und andere. gegen uns an und beseßte den in der Richtung der Baulichkeiten geriethen ununterbrochen in Flammen ; Kalköfen sich hinziehenden Abhang. Unsere Stellung die Geschüße mußten längst zurückgezogen, alle Mann schaft zum Löschen verwendet werden , ohne daß es war um diese Zeit vom linken Flügel an gerechnet etwa folgende : möglich wurde, dem Element Einhalt zu thun . Die Ausgänge des Dorfes Chennevières , sowie Da entschloß nach etwa 60stündigem Bombarde ment der Commandant des Plazes sich zur Capi . der nördlich davon an der Vereinigung der alten und tulation , welche in den Abendstunden des 24. No: neuen Straße nach Champigny gelegene, zur Verthei= vember auf die bekannten Capitulations -Bedingungen digung eingerichtete Hof war mit 2 Compagnien unſe von Sedan hin abgeschlossen wurde. Am folgenden res Jägerbataillons beseßt , während die 2 anderen in Reserve standen. Die aus Champigny zurückgehen Tage wurden 4500 Mann in drei Zügen über Saar brücken nach Süddeutschland abgeführt , um 11 Uhr den sächsischen Abtheilungen besezten die Schüßen war die preußische Garnijon eingerückt und so Thion gräben längs der von Couilly nach Südost führenden ville wieder Diedenhofen und deutsche Stadt geworden. Allee. Vorwärts des von den Jägern beseßten Hofes wurden 4 Geschüße der 1. 6Pfünder-Batterie in Em XXI. placements geführt , die 2 anderen Geschüße in Re [Von einem Offizier der f. württembergischen serve gestellt. Der Park von Couilly wurde vom Division.] 1. Bataillon des 1. Infanterieregiments beseßt , das andere Bataillon hinter dem Schloß in Reserve gestellt ; [ S. ] Vor Paris , 11. December. Nachdem die württembergische 1. Brigade, bestehend aus dem 1. Jn = | etwa 800 Schritt nördlich von Couilly ſtand im Em

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placement eine württembergische Batterie, rechts gedeckt | firen konnte. Auf dem rechten Flügel waren zwei durch in Schüßengräben stehende Infanterie. Im Park sächsische Batterien herbeigeeilt , welche auf's wirk von Villers stand 1 Bataillon des 7. Infanterieregi : samste die Höhe östlich von Brie mit ihren dort auf ments ; 3 Compagnien dieses Regiments standen à gepflanzten französischen Batterien beschossen. So cheval des Bahndammes und in einer rechts von wüthete der Artilleriekampf bis gegen 2 Uhr ununter demselben befindlichen Sandgrube. Die von le Plant brochen und unentschieden fort. Um diese Zeit wurde. sich langsam zurückziehende sächsische Compagnie fügte von den Franzosen ein neuer Vorstoß mit frischen sich auf dem linken Flügel am Bahndamm an. Am Truppen gemacht, zu deſſèn Abwendung 2 Compagnien Ausgang aus dem Dorf Villers, ca. 200 Schritt vom des 1. Regiments von Couilly nach Villers herbei Park entfernt und etwas von demselben zurückgezogen, gezogen werden mußten, da durch das Zurückdrängen ſtand die 2. württembergische Batterie im Emplace: unseres rechten Flügels das Dorf Villers sehr be ment ; rechts von Villers , in der Nähe des von den droht war. Nur einer dieser Compagnien (der 7.) Sachsen mit 2 Compagnien beseßten Kirchhofs, stand gelang es , zum Eingreifen zu kommen , die andere ebenfalls gedeckt eine leichte sächsische Batterie und auf wurde durch ein unwiderstehliches Granatfeuer zer dem Plateau zwischen Villers und Noisy 2 sächsische | sprengt. Ruhig und kaltblütig ließen unsere Leute Bataillone. den Feind bis auf wirkjame Schußweite herankommen, dann erst wurde er mit Schnellfeuer empfangen und Etwa um 10 Uhr erfolgte der erste Angriff der zum Zurückgehen gezwungen. Troß dieses Zurück feindlichen Infanterie , welche in großen Massen und gebens des Gegners war aber nunmehr für uns ein auf allen Punkten der Stellung gleichzeitig bis auf äußerst gefährlicher Moment gekommen, da sich unsere ca. 500 Schritt gegen uns vorging und nun von einem mörderischen, wohlgezielten Infanterie- und Ar Batterien zum Theil ganz verschossen hatten. Zum Glücke verstand es der Gegner nicht, diesen Moment tilleriefeuer empfangen wurde. Troß des heftigsten zu benußen , und so ging diese bange halbe Stunde Feuers hielten unsere Batterien Stand, und so gelang es , den Gegner auf die Kalköfen zurückzuwerfen , zu glücklich vorüber. Die Batterien ergänzten ihre Munition (theils aus einer fächſiſchen Colonne), und welchem Zweck auf unserer ganzen Linie ein Vorstoß von Neuem entbrannte der Artilleriekampf , der mit angeordnet wurde. Die in Reserve stehenden 2 Jäger gleicher Ausdauer und Energie bis gegen 41/2 Uhr compagnien gingen unter Führung des Obersilieute fortdauerte und erst mit einbrechender Dämmerung nants v. Rüdiger vor, 4 Compagnien des 1. Regiments verstummte. unter persönlicher Führung des Regimentscommandeurs In diesem leßten Act des blutigen Dramas hatte Oberst v. Berger und des Bataillonscommandeurs Major Haldenwang brachen aus dem Park von Couilly die links vom Park von Couilly ſtehende Batterie Ge vor , die am Bahndamm stehenden Abtheilungen des legenheit, ihre Stellung nochmals zu ändern, ca. 1000 Schritt auf eine kleine Anhöhe vorzufahren und durch 7. Regiments erhielten gleichfals Befehl zum Vor gehen. Die ganze Linie rückte mit großem Elan über wohlgezieltes Flankenfeuer zwei feindliche Batterien zum Abfahren zu zwingen. die von Chennevières sich hinziehende Thalmulde vor, stürmte den jenseitigen Rand hinauf und trieb die Gegen 414 Uhr trafen noch das 1. Jägerbataillon und das 1. Bataillon unseres 5. Infanterieregiments Gegner unter hißigem Feuergefecht zurück. Da nun auf dem Kampfplay ein, wurden nach Villers als Re aber der Feind in der Linie der Kalköfen starke und zahlreiche Batterien aufgeführt hatte , so mußte der serve dirigirt , konnten aber nicht mehr in's Gefecht Vorwärtsbewegung Einhalt gethan werden, und gingen eingreifen, doch hätten sie bei einem nochmaligen An unsere Abtheilungen in bester Ordnung wieder in ihre griff jedenfalls den Ausschlag gegeben. Vertheidigungsstellu igen zurück. Bei diesem Vorstoß Sämmtliche Truppen haben an diesem Tage ge fielen schwer verwundet , nachdem ihnen die Pferde wetteifert an Tapferkeit und Ausdauer ; sie haben die unter dem Leibe erschossen warer , Oberst v. Berger, schwere Feuertaufe glänzend beſtanden und durch festes und treues Ausharren der herausbrechenden , mehr Oberstlieutenant Knörzer , Major Schäffer und eine Menge anderer taperer Kameraden. Der Gegner als fünffachen Uebermacht einen nicht zu durchbrechen deckte seinen Rückzug durch ein wahrhaft betäubendes den Damm gesezt. Doch schwer sind unsere Verluite, Feuer seiner Feldbatterien, unterſtüßt durch die schwe und mancher Brave ist den Heldentod für's Vaterland Troy großer gestorben. Die württembergische Brigade zählte im ren Geschüße oben genannter Forts . Troß Verluste hielten unsere Batterien den ungleichen Kampf Ganzen todt und verwundet 20 Offiziere, 688 Mann. Nach Einstellen des Gefechts wurden von uns Vor aus, bis noch 2 weitere Batterien ( 5. und 6. ) heran kamen , welche neben den bei Villers und Couilly posten ca. 1500-2000 Schritt vorwärts des Parkes stehenden Stellung nahmen . Mit dem Zurückziehen | von Couilly ausgesezt ; die französischen Vorposten der beiden Jägercompagnien an die schon erwähnte hatten Champigny, Brie, sowie die Linie der Kalköfen Allee von Couilly ging auch die auf dem linken Flügel beseßt und standen den unseren einige hundert Schritt stehende Batterie etwas zurück und nahm links vom gegenüber. Park von Conilly eine vortheilhafte Stellung , von Als eine Erfahrung drängte sich uns an diesem der aus sie die gegnerischen Batterien theilweise flan | Tage die Lehre auf, wie wichtig in den Kämpfen der

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Jestzeit die Feldbefestigung geworden ist , denn ohne unsere so gut verschanzten Parke wäre ein Halten der Stellung ohne alle und jede Reserve ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ebenso haben sich unsere Ge schüß- Emplacements auf's vortrefflichste bewährt, und wäre es unserer Artillerie nie möglich gewesen, gegen die mehr als doppelt so starke feindliche Artillerie und das energische Feuer der Forts das Feld zu behaup : ten. Es wurden daher auch in der Nacht vom 30./1 . in guter Würdigung dieser Umstände die sämmtlichen Geschüß Emplacements ausgebessert , in den Profilen verstärkt und mit Traversen versehen , welche Maß regel am 2. December noch gute Früchte tragen sollte. Am 1. December sowie in der Nacht vom 1./2. hatten sich die Franzosen in ihrer neuen Stellung Champigny le Plant- Brie zur hartnäckigsten Verthei digung verschanzt , in Champigny und le Plant die Häuser und Mauern crenelirt , die Straßen durch starke Barricaden gesperrt und auf der ganzen Linie Batterien eingeschnitten . Von Champigny bis le Plant hatten sie den von uns schon früher angelegten Lauf graben umgekehrt, ebenso über den Höhenzug bei den Kalköfen, die sie zu einem wahren Vorwerk unigestaltet hatten, einen fortlaufenden Schüßengraben gezogen.

Champigny vor und warfen den in dem bedeckten, mit Mauern und Häusern übersäten Terrain gedeckt stehenden Feind im ersten Anlauf unter heftigem Feuer zurück und beseßten die diesseitige Lisière sowie die ersten Häuser des Ortes, aus denen der Feind theil weise mit dem Bajonnet vertrieben werden mußte. Hier entspann sich nun ein langes und hartnäckiges Feuergefecht , das auf beiden Seiten mit großer Er bitterung und unter großen Verlusten geführt wurde, bei dem aber der Gegner bei seiner großen Ueberzahl einigermaßen im Vortheil war. Von dem Moment an, in welchem das Dorfgefecht sich entsponnen hatte, konnte die auf der Höhe von Champigny stehende Batteric nicht mehr gegen den Ort wirken und mußte ihre Stellung wechseln, was später noch berührt wer den wird. Diese Batterie hatte vorher die Straße Joinville - Champigny auf's wirksamste beschossen und so den Anmarsch der feindlichen Infanterie wesentlich erschwert. Gegen 814 Uhr mußte von der Brigade du Trossel, welche in Couilly, Chennevières u . s. w. stand, Unterstüßung erbeten werden , und wurde von derselben sofort ein Jägerbataillon nach Champigny vorbeordert, welches wirksam in's Gefecht eingriff.

Der Kampf im Dorfe wogte vier Stunden lang hin und her, der Ort wurde Haus für Haus, zimmer Die Stellung der Deutschen in der Nacht vom für Zimmer mit dem Bajonnet genommen und bis 1./2 . war etwa folgende : zu der an die Marnebrücke von St. Maur führenden Noisy war mit 2 Bataillonen Sachsen und 1 Querstraße von den Unseren behauptet. Hierbei mußte sächsischen Batterie , Villers mit 3 Bataillonen und die Infanterie sich durch ihre Pioniere den Weg durch 2 Batterien Württemberger , Couilly mit 1 württem= die Häuser bahnen lassen und nach einander fünf bergischen Bataillon und 1 preußischen Infanterie Barricaden stürmen. regiment , Chennevières mit 1 württembergischen (2 . Um 12 Uhr hatten sich unsere Bataillone voll Jäger:) Bataillon, 1 württembergischen Batterie, sowie ständig verschossen und das 2. Jägerbataillon der Theilen der preußischen Brigade du Troffel besett. maßen Verluste erlitten, daß es aus dem Gefecht zu= Am 2. December Morgens traf für die Sachsen rückgezogen werden mußte. Das Bataillon hatte mit und Württemberger der Befehl zum Angriff und zur ausgezeichneter Bravour gefochten und alle Offiziere Wiedernahme der Orte Brie und Champigny ein und bis auf drei theils todt , theils verwundet auf dem wurde bestimmt , daß dieser Angriff gleichzeitig um Play gelassen. Es hatte im Laufe des Gefechts im 7 Uhr beginnen solle. Die hierzu nöthigen Dispo Verein mit dem 7. Regiment gegen 800 Gefangene ſitionen konnten erst um 6 Uhr an die Truppentheile gemacht , war aber selbst bis auf 250 Mann zu gelangen und wurden für die Württemberger - auf sammengeschmolzen, die sich im Laufe des Nachmittags deren Thätigkeit der Bericht sich nur erstrecken kann — bei Chennevières sammelten. etwa folgendermaßen getroffen : Das 7. Regiment, obgleich es sich vollständig ver Das 2. Jägerbataillon sollte auf der Hauptstraße schoffen hatte , hielt sich mit preußischen Jägern noch von Chennevières gegen Champigny, das 7. Regiment bis zum Abend im Dorfe und wurde daselbst gegen auf dem von Villers nach Champigny führenden Feld: 51/2 Uhr vom preußischen 49. Infanterieregiment ab weg gegen die Nordostseite des Ortes vorgehen, wäh❘ gelöst. Im Gefecht selbst war wegen des weitausgedehnten rend der Park von Villers von 6 Compagnien des 1. Infanterieregiments beseßt blieb , die 2 anderen Ortes mit seinen von Mauern umgebenen Villen die Compagnien dieses Regiments aber auf der linken Leitung der höher n Offiziere unmöglich oder doch sehr Seite des Bahndammes zum Angriff auf le Plant erschwert ; jeder Zugscommandant mußte eben nach vorgehen sollten. Die Batterien sollten von ihren eigenem Ermessen da handeln , wo er gerade stand, Emplacements bei Villers und Chennevières aus den und mit den Leuten, die er gerade um sich hatte . So Angriff unterstüßen , 1 Batterie vorerst in Reserve kam es , daß der Schwabe neben dem Pommer in bleiben. engster Waffenbrüderschaft zusammen gefochten und Kurz nach 7 Uhr gingen die Abtheilungen in der gefallen ist. ( Dem Mangel an Munition suchten unsere befohlenen Richtung und à cheval ihrer resp . Straßen | Leute theilweise dadurch abzuhelfen , daß sie die Ge in Compagnie - Colonnen auseinandergezogen gegen wehre und Munition gefangener oder gefallener Fran

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zosen aufnahmen und ihre Gegner alsdann mit der eigenen sicher tragenden Waffe begrüßten.) In der Mitte der Stellung drehte sich der Kampf um den Park von Villers , der , wie schon erwähnt, von 6 Compagnien des 1. Infanterieregiments besezt war. Hier commandirte persönlich der Brigade - Com mandeur General v. Reißenstein, dem im Verlauf des Gefechts ein Pferd durch eine im Pferdekopf explo dirende Granate unter dem Leibe erschossen wurde. Der selbe hatte zuerst den Angriff des Jägerbataillons auf Champigny eingeleitet und sich alsdann um 3/8 Uhr an den Hauptpunkt der Stellung begeben. Brie war von den Sachsen genommen und wieder verloren worden , so daß es den Franzosen gelang, zwischen Brie und Noisy über die Marne mehrere Brücken zu werfen, mit überlegenen Kräften die Hänge bei Brie zu ersteigen und gegen Villers und Noisy vorzugehen. Dieser Angriff wurde wie am 30. durch ein energisches Feuer der Forts Faiſanderie, Nogent, sowie des befestigten Mont Avron and der auf der Höhe bei Brie stehenden Feldbatterie eingeleitet und

den ganzen Tag über auf's kräftigſte unterſtüßt , da von den genannten Positionen aus das ganze Plateau um Villers mit einem wahren Hagel von Geschossen. übersät wurde. Da die Franzosen von ihren bei den schon genannten Kalköfen und der Höhe von St. Brie stehenden Batterien ein heftiges Feuer eröffneten , so wurden allmählig die 3 Batterien der 1. württem bergischen Abtheilung , ferner die 1. schwere Batterie des pommerschen 2. Artillerieregiments theils im freien Felde, theils im Emplacement südlich von Villers , ſo wie 1 sächsische Batterie beim Kirchhof in Villers gegen fie in's Feuer gebracht. Diese 5 Batterien. brachten , obgleich sie im heftigsten Granat- und In fanteriefeuer standen und namentlich an Pferden große Verluste erlitten , die Artillerie des Gegners wenn nicht zum Schweigen , so doch zum öfteren Wechseln der Stellung , so daß es dem Gegner nie gelang, seine Batterien ganz auf das Plateau herauf zubringen und so den etwas tiefer liegenden Park von Villers direct zu beschießen. (Schluß folgt.)

Nach r chrichten.

Großherzogthum Hessen.

treuz" führt. Dieser Orden , zur Belohnung derjenigen Militärpersonen bestimmt , welche sich vor dem Feinde durch besondere Einsicht, Tapferkeit und Geistesgegenwart ausgezeichnet haben , besteht aus einem Kreuze von ver goldeter Bronce. Die Vorderseite der vier durch einen Lorbeerkranz verbundenen Felder enthält die Worte „ Gott, Ehre, Vaterland ", die Rückseite die Jahreszahl und den Tag der Stiftung „ den 12. September 1870 ". Auf dem Mittelschilde beider Seiten befindet sich ein L mit der Krone. Das Kreuz wird an einem hellblauen Bande mit ponceaurother Einfassung auf der linken Brust getragen.

* Darmstadt , 10. December. [Stiftung eines Militär - Sanitätskreuzes , sowie eines Mili tär- Verdienstkreuzes . ] Se. K. H. der Großherzog haben sich gnädigst bewogen gefunden, unterm 25. August 1. J. in Allerhöchster Anerkennung der opferwilligen Hin gebung , welche sich bei der Pflege und dem Transporte verwundeter und kranker Krieger im Verlaufe des gegen: wärtigen Krieges überall im Großherzogthum in ſo rühm licher Weise bewährt , einen Orden mit der Benennung „Militär-Sanitätsfreuz " zu stiften. Dieser Orden , von nur einer Claſſe , besteht aus einem zwölfspitzigen Kreuze Großbritannien. von vergoldeter Bronce , dessen vier Felder auf der Vor * London, 6. Tecember. [ Einführung der derseite die Worte „Für Pflege der Soldaten 1870 “ , auf der Rückseite die Jahreszahl und den Tag der Stiftung Mitrailleuse. Die Henry - Martini - B ü ch ƒ e.] ,,den 25, August 1870 " , auf dem Mittelschild ein mit Die Einführung der Mitrailleuse in der englischen Armee der Krone in erhabener gothiicher Schrift enthalten . Er ist entschieden. Nach einer Erperimentirperiode , die für wird an einem ponceaurothen Band mit schmaler silberner die engliſche Armee eine sehr kurze genannt werden darf, Einfassung auf der linken Bruſt getragen und solchen ist der Befehl ergangen , 60 Batterien von der kleinen Personen jeden Standes und Geschlechts verliehen, welche Gatling-Kanone anzufertigen . Die 360-400 Gatling sich durch verdienstliche Leiſtungen im Sanitätswesen über Geschüße, die gegenwärtig bestellt sind, werden in Colt's haupt, insbesondere aber bei der Pflege und dem Trans: | Waffenfabrik in Hartford (Vereinigte Staaten) angefertigt. Mit dem neuen englischen Hinterlader , der vielge= porte verwundeter und kranter Krieger ausgezeichnet haben. priesenen Henry:Martini Büchie, hat es noch gute Wege. Weiter haben Se. K. H. der Großherzog geruht, um Nur 12 Mann sollen versuchsweise die neue Waffe in Allerhöchst Ihrer Armeedivision für die auch im gegen wärtigen Kriege bewiesene Tapferkeit und Ausdauer die die Hand nehmen ; die Anstalten für eine Fabrikation in Allerhöchſte Anerkennung zu bethätigen, unterm 12. Sep : Masse sind noch nicht fertig , und zur Stunde ist noch tember 1. J. einen neuen Orden zu stiften , welcher aus nicht ganz bestimmt, ob die Henry Martini-Büchse in der einer Claſſe beſteht und den Namen „ Militär- Verdienst: That das Zukunftsgewehr ſein ſoll . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt. ―

Druck von Georg Otto in Darmſtadt.

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Militär- Beitung.

Allgemeine

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Fünf und vierzigster

No. 52.

Jahrgang.

Darmstadt, 28. December.

1870.

Inhalt : Einladung zum Abonnement. Auffäße. Der Stand des Krieges am Jahresschluß. — Ueber die Verwendung der Cavalerie, namentlich der bayerischen, im deutsch französischen Kriege. Militärische Briefe vom Kriegsschauplap. XXI. [Von einem Offizier der k. württembergischen Divi fion.] (Schluß.) XXII. Nachrichten. Preußen. Die Anwendung des Metermaßes bei dem Militär-Ersatz-Geschäft. -- Rußland. Einsetzung zweier Com missionen zur Berathung einer neuen Armee-Organisation.

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hinderten Gewerbe verlassen , um die Waffen in die Hand zu nehmen. Der Feind war uns an Zahl oft ** Wir stehen nahe vor dem Ablauf des Jahres , überlegen , aber dennoch habt Jbr ihn wiederum ge= das uns den welterschütternden deutsch französischen schlagen ; denn Tapferkeit und Mannszucht und das Krieg von 1870 gebracht hat. Derselbe ist nunmehr Vertrauen auf eine gerechte Sache sind mehr werth wohl in sein leßtes Stadium getreten, wird aber sein wie die Ueberzahl . Alle Versuche des Feindes , die Ende doch erst in dem neuen Jahre 1871 finden. Es Cernirungslinie von Paris zu durchbrechen , sind mit handelt sich in diesem großen Völkerkampfe um die Entschiedenheit zurückgewiesen worden , oft zwar mit Hegemonie der Staaten Deutschland und Frankreich vielen blutigen Opfern , ――― wie bei Champigny und in Europa, ähnlich wie sich 1866 Preußen und Dester: bei le Bourget - aber auch mit einem Heldenmuth, reich um die Führerschaft in Deutschland stritten. wie Ihr ihn überall beweiset. Die Armeen des Frankreichs militäris se Macht ist zwar schon längst Feindes , welche zum Entsaz von Paris von allen bezwungen , doch da die Regierung des unglücklichen | Seiten heranrückten, ſind sämmtlich geschlagen . Unsere Landes nach der Gefangennahme seines Kaisers Napo Truppen, die zum Theil noch vor wenigen Wochen vor leon III. in die Hände von Machthavern gelangt ist, Meß und Straßburg standen , sind heute schon über welche die persönliche Eitelkeit dem Wcht ihres Vaters Rouen, Orleans und Dijon hinaus, und neben vielen landes voranstellen und einen selbst von den un kleinen siegreichen Gefechten sind zwei neue große parteiischen Nationen als durchaus fruchtlos erkannten Amiens und die mehrtägige Schlacht Ehrentage Widerstand bis auf's äußerste fortseßen , anstatt die von Dileans - den früheren hinzugetreten . Mehrere maßvollen Friedensbedingungen des Siegers anzu Festungen sind erobert und vieles Kriegsmaterial ist nehmen, so sehen wir , daß die Feindseligkeiten noch genommen worden ; somit habe Jch nur Anlaß zur immer kein Ende erreichen und die Geſtalt eines Volks größten Zufriedenheit , und es ist mir eine Freude und Race Kriegs annehmen wollen . Unsere braven und ein Bedürfniß , Euch dieß auszusprechen. Ich deutschen Truppen haben sich demnach jezt anschicken danke Euch Allen , vom General bis zum gemeinen müſſen, den zweiten Feldzug in demselben Krieg Soldaten . Bebarrt der Feind bei einer weiteren Fort zu führen. Hätten beide Nationen nach der Capitu segung des Krieges , so weiß Jch, daß Ihr fortfahren doch werdet , dieselbe Anspannung aller Kräfte zu betbä: lation von Sedan Frieden geschlossen , so würde do bisherigen großen Erfolge höchst die nächsten Jahre zu men , welcher wir unsere den großartigsten Rüstungen benußt und uns sodann veidanken, bis wir einen ehrenvollen Frieden erringen, bei irgend einer Veranlassung überfallen haben , um der würdig der großen Opfer ist , die an Blut und wo möglich für Sadowa und Sedan zugleich Revanche Leben gebracht worden. H.. Versailles , 6. December 1870. zu nehmen. Nun aber haben die Machthaber des Wilhelm." republikanischen Frankreich den Rachekrieg sofort in

Der Stand des Krieges am Jahresschluß.

Ecene gesezt , und zwar in der übereiltesten Weiſe : ohne genügende eigene Vorbereitungen und unter den günstigsten Verhältnissen ibres Geaners, des greinten Deutschlands. Die Folge wird und kann keine andere ſein, als daß Frankreich auf lange Jahre hinaus die Fähigkeit verliert, Revanche zu nehmen ; dieß Resultat in bestimmtester Weise herbetzuführen, wird, wie wir vertrauen dürfen, eine besondere Fürsorge der Lenker der politischen Geſchicke Deutschlands bilden. Ein überaus ehrenvoller und lange gesicherter Frieden wird der Lohn der von der deutschen Nation gebrachten großen Opfer sein! Se. Majestät der König Wilhelm von Preußen, der Oberfeldberr der deutschen Heere , hat dieß in dem folgenden Armeebefehl ausgesprochen :

Die kriegerischen Ereignisse der lezten Woche ver theilen sich wieder auf verschiedene Operationsfelder. Wie General v. Podbielski meldet, hat der Feind, den das 10. Armeecorps am 15. December angegriffen, Vendôme am 16. räumen müssen und hierbei 6 Ge schüße und 1 Mitrailleuse verloren . Am 17. wurde sodann von den Têten des den Feind verfolgenden Corps Epuisay nach leichtem Gefecht befeßt , wobei 230 Gefangene in unsere Hände fielen ; Tags darauf schte das 10. Corps die Verfolgung über Epuisay fort und erbeutete 1 Fahne. Aufgefangene Dienst papiere des nördlich der Loire commandirenden Gene: rals Chanzy constatiren ein Zusammenschmelzen der feindlichen Truppenstärken auf die Hälfte. - Weiter hatte die Tête der von Chartres aus gegen den Feind dirigitten Colonne bei Droué ein siegreiches Gefecht Soldaten der verbündeten deutschen Armeen! gegen 6 Bataillone. Der Gegner verlor hier über Wir stehen abermals an einem Abschnitt des Krieges. 100 Todte, mehrere Proviantwagen und einen Vieh transport ; der diesseitige Verlust betrug nur 1 Offi Als Ich zuleßt zu Euch ſprach, war mit der Capitulation zier und 35 Mann, meist leicht verwundet. - Andere von Mez di legte der feindlichen Ameen vernichtet Abtheilungen batten am 17. bei Le Poislay und La word n, welche uns beim Beginn des Feldzuges geaen überstanden. Seitdem hat der Feind durch die außer Fontanelle Gefechte gegen einen etwa 10,000 Mann ordentlichsten Anstrengungen uns neu gebildete Trup | starken Feind, der in der Richtung auf Le Mans ver pen entgegengestellt , ein großer Theil der Bewohner folgt wird. Tie Colonnen des linken Flügels endlich traten am 19. den Marsch auf Château- Renault an. Frankreichs hat seine friedlichen , von uns nicht ge=

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Souach wird die Verfolgung der Loire - Armee in verschiedenen Richtungen fortgeseßt. Das 10. Armee corps , welches nach dem 5. December bei Orleans eine Reserveſtellung eingenommen zu haben scheint, wurde am 10. zur Verstärkung der Arme: Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg nach Meung heran: gezogen und bildet seitdem die Avantgarde der II. Armee. Das I. bayerische Corps dagegen, welches bekanntlich in den letzten Kämpfen ungemein schwere Verluste erlitten, scheint einstweilen um Orleans Stel: lung genommen zu haben, resp . die Arrièregnrde der Diese vorsichtig avancirenden Truppen zu bilden. Diese Vorsicht bedingt eine gewisse Langsamkeit der Be wegungen , welche durch das sehr große Operations : gebiet , die Sicherung der Communicationen in dem insurgirten Lande 2c. ihre natürliche Erklärung findet. Auch von dem Werder'schen Corps liegen neue Nachrichten vor. Eine Meltung des Generals von Werder aus Dijon, resp. des Generals v. Golz aus Longeau vor Langres berichtet , daß der Feind am Mittag des 16. December in seiner starken Stellung angegriffen und nach dreistündigem Gefecht in die Feftung zurückgeworfen wurde. Hauptsächlich engagirt waren das 34. Infanterieregiment und die Artillerie. Unser Verlust betrug 1 Offizier verwundet und un gefähr 30 Mann, der des 6000 Mann ſtarken Feindes 200 Mann, darunter 64 unverwundete Gefangene ; 2 Geschüße und 2 Munitionswagen wurden im Feuer genommen. Das Plateau von Langres, eine der am höchsten gelegenen Gegenden des inneren Frankreichs (fast 1400 Fuß über dem Meer), iſt nicht unwichtig ; die Befestigungen der Stadt sind zwar nicht ſehr ſtaik, bieten jedoch den Freischaaren einen gewissen Stüß punkt. ―――― Am 18. December griff General v. Werder den Feind an , welcher in beträchlicher Stärke bei Nuits und Pesmes stand . Der Feind batte 2 Marich: legionen aus Lyon, das 32. und 57. Marschregiment, Mobilgarden und Franctireurs nebst 18 Geschüßen, zusammen etwa 20,000 Mann unter General Cramer, im Gefechte. Am Abend war Nuits genommen und 16 Offiziere, sowie 700 Mann zu Gefangenen gemacht ; der Feind wurde am 19. in südlicher und westlicher Richtung verfolgt. Diesseits war der Verlust leider nicht unbedeutend : 13 Offiziere todt , 29 verwundet, darunter Prinz Wilhelm von Baden und General Glümer als leicht verwundet, ferner etwa 700 Mann todt und verwundet ; der Feind verlor viele Offiziere und über 1000 Mann. Ein großes Gewehr- und

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warten wir daher ruhig, bis Alles hier so weit vor bereitet ist , um eine Garantie des Erfolgs zu ge= währen. Was unsere schweren Geſchüße leiſten können, haben wir bei Etraßburg und ganz neuerdings bei Montmédy erfahren ; wir werden daher vertrauensvoll auch der Beschießung der Pariser Forts entgegensehen können. Geschrieben am 23. December 1870.

Ueber die Verwendung der Cavalerie, nament lich lich der bayerischen , im im deutſch- franzöſiſchen Kriege. (Nachstehenden Auffah , der den wichtigen Gegenstand der gegenwärtigen Verwendung der Cavalerie im Kriege behandelt, entnehmen wir der Augsburger „ Allgemeinen Zeitung" . Der felbe ergänzt in gewisser Bez ehung den in Nr. 50 der Allg. Mil. : Ztg. abgedruckten Artikel : „ die deutsche Kriegführung von 1870, von einem f. russischen Offizier “, deſſen Schluß das Ver halten der preußischen Gavalerie im Feldzug von 1870 in ge D. Red.) drängter Kürze bespricht.

Bor Paris , 27. November. Der Feldzug vom Jabre 1870 in Frankreich mag den verschiedenen Kammer - Heeres - Reformatoren doch in mancher Be ziebung recht unbequem sein. So manches Argument welches vermeintlich mit viel Scharfsinn zu Tage ge= fördert wurde, erweist sich jezt im Gegenhalt zu den unwiderleglichen Thatsachen, gelinde geſagt, als ſonder bare Schwärmerei. Was hat man nicht Alles von der hohen Vervollkommnung der Feuerwaffen 2c. er: zählt, um zu beweisen, daß die Cavalerie nur noch in sehr geringem Maß im Kriege zur Verwendung werde kommen können, und deßhalb umfassende Reductionen in derselben beantragen zu dürfen geglaubt. Ich bin in der Lage , Ihnen über die Verwendung der Ca valerie während des gegenwärtigen Feldzuges Einiges | mittheilen zu können. Ich habe zwar nur die Thätig | keit ei es kleinen Theils der deutschen Reiterei, näm lich der bayerischen Ulanenbrigade , näher in's Auge faſſen können , aber es genügt vollkommen , um von der Wichtigkeit der im Kriege dieser Waffe zufallenden | Aufgabe einen richtigen Begriff zu empfangen , doren Lösung eine gute und zahlreiche Cavalerie erfordert. Sie wiss n, daß den deutschen Heeren stets große Cavaleriemassen einige Tagemärsche vorausschwärmten, einen undurchdringlichen Schleier bildend , der die kühnen ſtrategijwen Operationen unseres genialen Führers Moltke dem Auge des Gegners verbarg und dadurch gewiſſermaßen zur nothwendigen Vorbedingung Munitionsdepot , 4 Laffeten, 3 Munitionswagen und der überraschenden großartigen Erfolge dieses Krieges zahlreiche Waffen wurden erbeutet . Die Zurückwerfung ward . Dieß trat insbesondere bei dem Flankenmurſch des Gegners bei Nuits und seine Verfolgung mehrere von Clâlons gegen Sedan, welcher am 26. Auguſt be Stunden südlich und westlich von Dijon wird nunmehr qann, in augenfälligfter Weise bervor. Am 26. August zur Sicherung der dortigen Gegend wesentlich beige: stand die 4. preußliche Cavaleriediviſion in Clâlons, tragen und die Armee von Lyon eingeschüchtert haben . die bayerische Ulanenbrigade in Suippes , die 6 . Inzwischen nehmen vor Paris die Vorbereitungen preußische Cavaleriediviſion in Souain ; am 27. Auguſt des Bombardements ibren steten Fortgang. Es ist rüfte die 4. preußiſche Cavaleriediviſion bis Souain, natürlich, daß die Einnahme der größten Festung der die bayerische Ulanerbrigade bis Somepy , und die 6. preußische Cavaleriedivision nach Monthois . Der Welt Zurüstungen der ungeheuersten Art erfordert ;

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Bogen , auf welchem an diesem Tage die Piquets | zeugung gewonnen, daß der Gegner nichts beabsichtigt, dieser Cavaleriemassen vertheilt waren , mag von dann kann sich die Infanterie nach anstrengendem Châlons bis an die Argonnen eine Länge von etwa Marsch ungestört der so nothwendigen Nachtruhe hin 20 Stunden betragen haben ; auf die bayerische Bri geben und Kräfte sammeln zu den Leistungen des gade treffen hiervon 8 Stunden. Erwägt man hier folgenden Tages . bei , daß der Halbmesser des beschriebenen Bogens Merkwürdiger Weise hat der Gegner seine Reiterei eine Länge bis zu 8 Stunden hatte , so wird man nicht in gleider Weise verwendet ; die deutschen Reiter es begreiflich finden, daß die Bewegungen des Gros stießen meist unmittelbar auf die feindlichen Bivouacs, der III. Armee, welches theils westlich , theils östlich während es die franzöſiſchen Reiter niemals versuch der Argonnen gegen Norden marschirte , dem Feinde ten, den deckenden Schleier zu durchdringen und unsere verborgen bleiben mußten. Bei dieser Gelegenheit kann Lager zu überfallen, oder sich unseren Recognoscirungs ich eine Marschleistung eines der beiden bayerischen patrouillen entgegen zu werfen. Es ist kaum anzunehmen, daß sich in einem künf Ulanenregimenter - irre ich nicht, so war es das 1 . — nicht unerwähnt laſſen. Ein Theil dieses Regi tigen Kriege die gegnerische Reiterei gleich paſſiv ver ments , welcher am 27. auf Vorposten war , hat in halten werde ; wenn daher die Cavalerie im gegen der Zeit vom 26. August Abends bis 28. August wärtigen Feldzug ihre Unentbehrlichkeit bereits zur Nachts 12 Uhr , also in 53 Zeitstunden , 45 Weg Genüge bewiesen hat , so wird dieß in kommenden stunden zurückgelegt ; in diese Zeit fallen drei Nacht: Kriegen erst recht an den Tag treten , und es wäre märsche , welchen zwei weitere folgten. Die Marsch ein großer Fehler, wenn nicht für eine zahlreiche und und Gefechtsfähigkeit dieses Regiments zeigte sich durch tüchtige Caalerie gesorgt würde. Es scheint übrigens , diese außerordentlichen Anstrengungen in keiner Weise daß die Franzosen jezt endlich anfangen, ihre Reiterei beeinträchtigt. Der Infanterie können derartige Dienst ähnlich wie wir zu verwenden , wenigstens hört man leistungen, wenn sie gefechtsfähig erhalten werden soll, seit Kurzem ihre Reiterpatrouillen nennen . Wenn auch ebenso wenig zugemuthet werden, wie der Sicherheits die eben erwähnte Thätigkeit der Reiterei im Felde und Kundschafterdienst überhaupt. Besonders letterer nicht so sehr in die Augen fällt wie die Heldenthaten ist äußerst anstrengend und kann selbst von der Ca der Infanterie in den glorreichen Schlachten dieses valerie nur dann in ersprießlicher Weise geleistet wer in seiner Art bis jetzt wohl einzigen großen Krieges, den , wenn sie zahlreich genug ist , um den nöthigen so ist sie darum nicht weniger verdienstvoll , und es kann nicht genug betont werden , daß ohne diese Wechsel eintreten lassen zu können . Die bayerischen Ülanen waren von Marsal an bis Thätigkeit der Cavalerie das überraschende Auftreten Paris fast ununterbrochen theils als äußerste Vorhut, ganzer Armeen nicht wohl möglich gewesen wäre, theils als Seitendeckung verwendet. An die Tag überhaupt von der Infanterie nicht hätte geleiſtet werden können. märsche reihten sich stets Patrouillenritte von 10 bis zu 16 Stunden ; dabei mußten die Eclaireurs an der Spize der Patrouillen fortwährend darauf gefaßt sein, aus dem nächsten Hause , einer Gartenmauer , vom Waldsaume her beschossen zu werden. Die bayerischen Ulanen können darüber ihr Lied fingen , ebenso gut wie die preußischen.*)

Der Reiter ist gegenüber dem gedeckt stehenden un sichtbaren Feind in den meisten Fällen geradezu wehr los. Von den kleinen Vorpostengefechten seien nur jene von Nangis , Donnemarie , Melun , Etiolles, Draveil, Bourg la Reine, l'Hay erwähnt, bei welchen mehrmals die Geschüße der Brigade in Action treten. mußten, und wobei mancher wackere Ulan mit seinem Pferde das Leben verlor. Immer stößt man freilich nicht auf Gegner ; es ist aber für die Kriegsleitung oft ebenso wichtig zu wissen, wo der Gegner nicht ist, als wo er ist . Be sonders wichtig ist dieß für die Nachtruhe der lagern den Infanterie . Ist das Terrain auf Tagemärsche weit durch die Cavalerie aufgeklärt und die Ueber *) Die franzöſiſchen Blätter, welche den Unterschied zwischen bayerischen und preußischen Ulanen nicht kennen , erwähnen stets nur Ulanen. So z . B. waren die Ulanen , deren Einrücken in Nogent, Nangis , Provins , Mormant , Melun gemeldet wird, bayerische.

Auf dem Schlachtfelde fiel dem größten Theil der Cavalerie, da die feindliche sich fern hielt oder über haupt nicht da war, allerdings eine bescheidenere Rolle zu, wie sie eben in der Natur dieſer Waffe Infanterie, Artillerie oder gar Festungen gegenüber bedingt ist. Die bayerische Ulanenbrigade hatte in der Schlacht von Sedan den Auftrag , das etwaige Herausbrechen des Gegners aus der Festung und Durchschlagen des selben in der Richtung auf Donchéry zu verhindern . Um die hierwegen nöthige Aufstellung einzunehmen, mußte sie in heftigem Granatfeuer der Festung einen Flankenmarsch ausführen , merkwürdiger Weise mit nur geringem Verlust. Außerdem waren die Ulanen noch vor Marsal und am 16. August vor Toul im Feuer, bei leßtgenannter Festung gelegentlich der Unter stüßung eines Angriffes der 7. preußischen Division, welcher am linken Moseluser stattfand . Am Abend der Schlacht von Wörth endlich drangen in Nieder bronn , von dem erst der Bahnhof und der östliche Ausgang durch Infanterie genommen war , zuerst bayerische Ulanen ein. Ich führe dieß nur an zum Beweise, daß die bayerischen Ulanen an diesem Feld: zuge in jeder Beziehung ebenso ruhmreichen Antheil genommen haben als die übrigen deutschen Reiter.

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Militärische Briefe vom Kriegsschauplak. XXI. [Von einem Offizier der t. württembergischen Division.] (Schluß.) [S. ] Gegen 1/211 Uhr wurde von der Brigade du Troffel, sowie der 2. Brigade der Division Hart mann , welche unterdessen auf dem Schlachtfelde an: gekommen war, ein energischer Vorstoß gegen die auf unsere Stellung anrücken e feindliche Infanterie ge führt. Dieselbe wurde nach langem und hartem Kampfe wieder hinter ihre Linie der Kalköfen und Gypsbrüche zurückgeworfen, wo sie von Neuem Stand hielt , und von der aus etwa 4 Geſchüße und eine Mitrailleusen- Batterie gegen uns wirkten. Hiergegen konnte nunmehr die einstweilen ebenfalls herbeige kommene Corpsartillerie des Corps Frausecky, welche auf den Hängen nördlich von Champigny Stellung genommen hatte, auf's beste Verwendung finden. Hier mag nun auch der Ort sein , der 2 Com pagnien des 1. Infanterieregiments Erwähnung zu thun , welche schon Morgens gegen le Plant vorge rückt waren. Dieselben gingen bis zu einem kleinen Gehölz (etwa 800 Schritt von le Plant), welches mit Schüßengräben verstärkt war , vor , vertrieben den Feind aus der Lisière und warfen ihn in das Gehölz zurück. Ihrem weiteren Vorgehen wurde aber , da der Feind Ver stärkungen heranzog und sie überdieß in das Feuer der Mitrailleusen kamen , Einhalt gethan , und sie mußten unter großen Verlusten zurückgehen. Der Rückmarsch geschah in guter Ordnung, und seßten sich die Compagnien alsdann am Eisenbahndurchgang des Weges Villers - Champigny fest , von wo aus sie noch mehrmals Gelegenheit hatten, feindliche Abtheilungen wirksam zu beschießen . Der Commandant des Halb bataillons, Hauptmann v . Lüßow, ferner Hauptmann Maselmeier starben hier den Heldentod , die übrigen Offiziere wurden beinahe sämmtlich verwundet. Vem 7. Infanterieregiment, das sich tapfer kämpfend in Champigny bis zum Abend gehalten hatte, waren der Regimentscommandant Oberst v. Rampacher und der Bataillonscommandant Oberstlieutenant v. Egloff stein, ersterer leicht, leßterer schwer verwundet worden. Nach dem Zurückgehen der Franzosen begann um 121/2 Uhr die Beschießung von Villers, dem Schlüssel punkt der ganzen Stellung , mit erneuerter Heftig keit und dauerte bis 1/22 Uhr , um welche Zeit ein neuer großer Vorstoß gegen den Park und gegen das Plateau von Villers- Noisy erfolgte . Um diese Zeit war die Lage im Park von Villers eine bedenkliche, da nur die 6 Compagnien des 1. Infanterieregiments vorhanden und keine Reserve mehr in der Nähe war. Ueberdieß waren 2 von diesen 6 Compagnien auf der rechten Flanke des Parkes zur Unterstüßung der hart bedrängten Sachsen vorgeschickt worden , welche nun gerade noch Zeit hatten , der überlegenen feindlichen

Macht weichend, sich in den Park wieder zurückzuziehen, wo sie sich sofort der Mauer entlang aufstellten und auf den nachdrängenden Gegner wirksam feuerten. Mit größter Kaltblütigkeit und unbeschreiblicher Ruhe ließ der hier commandirende Major Haldenway des 1. Infanterieregiments den Feind bis auf 500 Schritt herankommen , dann erst erfolgte die todtbringende Salve mit um so größerer Wirkung. Dreimal ver suchte die französische Infanterie heranzukommen, stets aber wurde sie mit großem Verlust zurückgeworfen . Hierbei gelang es einem Theil, bis zu einer von der Ferne unscheinbaren Brustwehr heranzukommen ; um so erstaunter war daher der Gegner , hier erst das Haupthinderniß, nämlich einen ca. 10 Fuß tiefen und ebenso breiten Graben zu finden , und theuer mußte er seinen Versuch bezahlen. Auf's wirksamste griffen die Batterien in das Infanteriegefecht ein und be schossen die feindlichen Colonnen auf 1600-1800 Schritt mit einer mörderischen Wirkung . Hierbei mag einer würt erwähnt werden, daß von 2 Batterien tembergischen und einer preußischen, welche neben ein ander im Emplacement standen die Vereinbarung getroffen war, daß jedes Geschüß auf andere Ent fernung zwischen 1600 und 2000 Schritt feuerte : ein Verfahren, das sich vortrefflich bewährte . Mit größter Anstrengung und der Aufbietung aller Kraft gelang es endlich , auch diesen Vorstoß des Feindes siegreich zurückzuschlagen und gegen Nach mittag 3 Uhr das 1. Infanterieregiment , welches zwei Drittel seiner Offiziere und viele Mannschaft ver loren hatte , aus dem Gefecht abzulösen und hinter Villers in Reserve zu stellen . An seine Stelle trat unter den Befehl des Generals v. Reißenstein ein Ba taillon des 3. sächsischen Leib : Grenadierregiments, welches vom k. sächsischen Divisionscommando zur Ver fügung gestellt wurde. Dasselbe beseßte nunmehr den Park. Etwa um gleiche Zeit traf auch das von der Division Hartmann herbeigesandte f. preußische Col bergsche Grenadier- Regiment Nr. 9 ein und wurde im Park in Reserve gestellt. Diesem leßten Vorstoß der Franzosen ging unserer= seits ein von dem sächsischen Schüßenregiment und einem sächsischen Infanteriebataillon mit größter Bravour unternommener Angriff gegen die Höhe von Brie voran, beziehungsweise Hand in Hand. Um 3 Uhr leitete der Gegner auf der ganzen Linie seinen Rückzug durch ein sehr heftiges Geschüßfeuer ein , und um 4 Uhr war der Kampf auf der ganzen. Linie beendet. Der württembergischen 1. Infanteriebrigade, welche namentlich den Park von Villers unter so schwierigen Umständen gegen fünf Vorstöße weit überlegener feind licher Massen vertheidigte , war an diesem Tage die Hauptaufgabe zugefallen, da die Franzosen nach Aus sage von gefangenen Offiieren, sowie nach allen ihren Anordnungen hier den Durchbruch versuchen wollten . Wäre derselbe an diesem Punkte gelungen , so hätte, da durchaus keine Reserve vorhanden war, nichts dem



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Strome widerstehen können. Alle Truppen , Nord | Aufenthalt in denselben hatten sie durch Einlegen von deutsche , Süddeutsche und Sachsen , haben im ausge: Stroh noch annehmlicher gemacht . Die Vedetten haben deh testen Sinne des Wortes ihre Schuldigkeit gethan sie in halbrunde Löcher eingegraben und vollständig und auch an diesem Tage wieder glänzende Proben gedeckt. Ebenso hatten sie ihre Batterien bis zum ihrer Tapferkeit und Ausdauer abgelegt. Rohr eingegraben , so daß die Brustwehr höchstens Doch schwer sind die Opfer, welche uns diese zwei 1-2 Fuß boch gemacht werden mußte, und alio ein nur geringes Zielobject geboten war. Der schon öfters Tage heißen Ringens gekostet : nur allein bei der erwähnte Kalkofen war nach drei Seiten crenelirt und 1. Brigade haben 60 Offiziere und gegen 1400 Unter offiziere und Soldaten für Deutschland geblutet ; ebenso die Mauer durch Erdanſchüttung verſtärkt, sämmtliche stark ist der Verlust der Sachsen. Stolz aber dürfen Gebäude durch Erdwälle mit einander sowie mit den wir Württemberger den Ausspruch des Generals anderen Linien verbunden. Ebenso sind die Bivouacs v. Fransecky bewahren, der unserem tapferen Brigade gut eingerichtet und zeigen die kriegs rfabrene Truppe ; commandeur am 4. December mit den Worten dankte : es sind meist Lagerstellen für 15-20 Mann , welche „Das Mißlingen des feindlichen Durchbruchs ist Ihr auf drei Seiten mit ca. 2 Fuß hohen Erdaufwürfen umgeben sind, hier und da ein Fensterladen darüber Werk, es ist die Frucht der Arbeit Ihrer Brigade." gestellt, das ganze Bivouac aber mit Etrob gefüllt. Welche Anstrengung unsere Leute durchgemacht Die Franzosen haben sich uns gegenüber in Be haben, mag daraus hervorgehen, daß dieselben weder am 30. November, noch am 1. und 2. December abziehung auf Feldbefestigung als Meister gezeigt , und viel haben wir in dieser Hinsicht von ihnen zu lernen. kochen konnten , nicht einmal Kaffee erhielten und so Nach Pariser Zeitungen vom 8. December haben sie gar theilweise bivouaquiren mußten. zu ihren Verschanzungen Pariser Arbeiter verwendet. Von dem furchtbaren Feuer aber , das an diesem An Sanitätsmaterial war besonders praktisch eine Tage uns umtobte , mag man sich annähernd einen sehr leichte Tragbaore. Dieselbe besteht aus zwei ca. Begriff machen, wenn man erwägt, daß nach genauer 2 Zoll starken Stangen aus gutem Holz, bei welchen Berechnung der Mann 120 , das Geichüß aber 200 an die eine oben, an die andere unten ein ca. 3 Linien Patronen verfeuert hat. Aber auch der Feind muß starker verschiebbarer Eisenstab angebracht ist, an deſſen schwere Verluste erlitten haben , da ihm namentlich das Granatfeuer scharf zugesezt hat ; es kann sein beweglichem Ende eine Dese sich befindet. Auf dem Marich kommt der Stab in gliche Richtung mit der Verlust auf mindestens das Doppelte angeschlagen Stange, beim Gebrauch aber wird er in einen rechten werden, und hatte er z . B. am 4. December noch seine Winkel mit der Stange gestellt, und seine Dese greift Todten auf dem Felde liegen lassen. Am 6. und 7. De: dann in einen an correspondirender Stelle an der cember bittet der Gegner um Waffenruhe bebufs Ein anderen Stange angebrachten Zapfen ein. Das Ganze sammeln der Todten; derselbe hatte in zwei Tagen ist mit Segeltuch überspannt und ca. 3 Fuß breit. gegen 1000 begraben. *) An Gefangenen verlor er an Diese Tragbahre ist äußerst leicht une gut zu hand uns allein über 20 Offiziere und gegen 800 Mann, haben. während von uns 1 Offizier und 60 Mann in feind XXII. liche Gefangenschaft gerietben . (Der Offizier wurde nach Paris gebracht , dort mit 2 sächsischen und 1 [66 ] Argenteuil , 15. December 1870. Seit preußischen Offizier im Palais d'Elysée untergebracht, 14 Tagen siben wir hier als „ enfants perdus " auf's beste behandelt und am 7. December wieder militärisch läßt ſich das nicht anders als in der Sprache aus der Gefangenschaft entlassen .) der Croupiers und Loretten kurz bezeichnen ! — auf Zum Schluß noch einige Worte über die dieß der angenehmen Halbinsel in den Ortschaften Epinay, malige Kampfesweise der Franzosen. Dieselben gingen. Argenteuil , Bezons , Ca riè es , Clâtou mit den er am ersten Tage , dem 30. November , mehr angriffs: holenden Replisitellungen Houilles , Montesson. Die weise zu Werk und stürmten mit größter Bravour erstgenannten liegen 300 bis 1200 Schritt von den es sie gegen uns an. Am 2. December aber zogen der französichen 8 bis 24 Pründer , die Mündungen der Hauptsache nach vor, sich hinter ibeen Deckungen ca. 3000 Schritt unter den 72Psündern lezten beiden zu halten. Es ist erstaunlich , mit welcher Energie, des „ Mont Vaut-rien ". Sie werden zugeben , daß ausgeführ musterbaft diese Schnelligkeit Umsicht und es verschiedene gemütlich re Frühstückslocale in der ten Linien hergestellt worden sind. Wie im Fluge gibt. Unsere einzige Erbeiterung bilden Trochu's Welt hatten sie ca. 3-4 Fuß tiefe und 2-3 Fuß breite Berichte , namentlich der vom 2. December über die Echüßengräben mit senkrechten Wänden ausgestochen, Schlacht von Gennevilliers , das uns vis-à- vis liegt. die Erde jenseits angeschüttet und sich so eine vor Diese Schlacht bestand darin, daß St. Denis und der Den geschaffen. treffliche Deckung von ca. 5 Fuß Bautrien nebst den vier dazwischen liegenden provi = forischen Werken beständig in die Nacht hinein feuer *) Nach einem Pariser Bericht betrugen die Verluste der ten , wozu die im jenieitigen Seinegraben liegenden, Franzosen an den Tagen vom 29. November bis 3. December : hinter dem Damm, der diesen Fluß auf dem ganzen 72 todte und 342 verwundete Offiziere , 936 todte und 4680 verwundete Soldaten. D. Red. südlichen Ufer begleitet , vollkommen gedeckten Blau

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kittel mit Cbaſſepots accompagnirten. (Man gewöhnt | Walde lägen , dann wollte ich den Kampf mit sechs sich hier lange Säße à la Gambetta an ! ) Der Er Wallbüchsen gegen die nächste, 1800 Schritt entfernte folg war riesig : in Bezons wurde ein Hofhund , in Batterie sofort aufnehmen ! Sie haben vor diesen eine Houilles eine Wäscherin erschlagen. Wir haben glück beillose Angst, nachdem wir ihnen durch wenige Schüsse licher Weise bei Zeiten dafür gesorgt, daß wir einige Kähne v rsenkt und Schanzkörbe nebst dahinter liegen Punkte haben , wo wir uns bei dergleichen Scherzen den Tirailleurs durchschossen haben. versammeln, und wohin nur durch sonderbaren Zufall Einen kleinen Beitrag zur anständigen Kriegfüh eine Granate ſich verirren kann. Die obenerwähnten rung will ich Ihnen doch nicht vorenthalten. Am 9. Blaukittel thun niemals Schaden ; sie sißen, wie 1864 Morgens 1 Uhr machte die neben uns liegende Garde die Dänen, in stehenden Patrouillen à 6-10 Mann Landwehr eine Recognoscirung auf einer Seine-Insel. hinter ihrem Damm, stecken nur die Flinte über diffen Dabei wurde ein Mann verwundet, in der Dunkelheit von seinen Kameraden verloren und auf der Insel Krone und feuern nach der Richtung , wo sie etwas hören. Da wir nur durch die hier 240 Schritt gelassen. Nachdem es hell geworden , fuhr sein Offi breite Seine getrennt sind , so hören wir uns zier mit Arzt und Hornist unter mächtiger weißer gegenseitig sehr oft, wenn wir auch gegen sie bei dem Flagge und fortwährendem Signalblasen hinüber ; bis herrschenden Südwestwind meist im Vortheil sind . Als 100 Schritte ließen die Canaillen den Kahn heran, wir in den ersten Tagen herkamen , mußten unsere dann schossen sie fortwährend , so daß der Offizier, Vorgänger sie etwas verwöhnt haben : sie waren frech. Lieutenant Brösicke , nebst seinen Begleitern zur In den ersten zwei Stunden wurden zwei niederge: Umkehr gezwungen ward . Nur die Ungeschicklichkeit geschossen , die den halben Leib zeigten , und seit der dieser Menschen übertrifft ihre Gemeinheit : sie trafen Zeit sehen wir sie nur noch durch's Fernrobr. Leider Niemand. Erst nach Dunkelwerden , also nach etwa können wir sie nicht hindern , Echanze auf Schanze 16 Stunden, konnte der Aermiste geholt werden, und aufzuwerfen ; das südliche Ufer überhöht das diesseitige da sagte er aus , daß die Franzosen auf der Insel terrassenförmig, und so können wir mit unseren Feld: gewesen , er sie mehrfach um Hülfe gebeten , sie aber batterien nicht heran. Wir haben zwar hier unsere lachend an ihm vorübergegangen. Da er keine Hinge an den Fingern trug , haben sie ihm dieselben nicht vorzüglichen Waubüchsen, können aber aus den Häusern heraus auch nicht den Kampf gegen die Batterien auf abgeschnitten . Sollte Jemand in dieſe Thatsache Zwei ---- 3 Offiziere und 12 Mann nehmen, da die Gegner nach weniger Schüssen sofort fel feßen sehen , so so sind wir -bereit , sie eidlich zu erhärten ; meiner Vorposten mit Granaten werfen , und wir dadurch mehr Unheil auf unsere Replis herabziehen als jenen schaden wir sahen die Sache mit an , konnten aber nicht können. Ja , wenn wir hier in einem anständigen helfen.

Nachrichten.

Preußen.

* Berlin , 15. December. [Die Anwendung des Metermaßes bei dem Militär - Ersaß : Geschäft.] Bereits unter dem 17. Juni ist folgende k. Cabinetsordre erlassen worden : Auf den mir gehaltenen Vortrag will Jch geneh migen , daß bereits bei dem Ersatzgeichäft des Jahres 1871 die Messung der Ersatzmannschaften nach dem Dietersystem stattfinden darf. Es hat jedoch die Fest stellung geringerer Waße als fünf Millimeter zu unter bleiben, und sind fünf bis incl . neun dergleichen nur als fünf Millimeter zu rechnen . Zualeich bestimme ich, daß bei Umrechnung der im vierten Abschnitt der Militär Ersatz Instruction für den norddeutschen Bund vorge schriebenen Diarimal nnd Wiinimalmaße die Abrundung auf volle Centimeter stattfinden soll, und bin damit ein verstanden , daß das Warimalmaß für Tragoner und Husaren auf die nächst niedrige Centimeterzahl abgerundet werde. Wilhelm." Der Kanzler des norddeutschen Bundes und der Kriegs- und Marineminister bringen nunmehr folgende Instruction zur allgemeinen Kenntniß und Nachachtung :

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1 ) Vom Beginn des Ersaßgeschäfts pro 1871 an haben die Ersaßbehörden bei allen Neu- Eintragungen in die Aushebungslisten 2c. das Meterſyſtem zu Grunde zu legen. Einer weiteren Veränderung der nach der Militär- Erjaß Instruction vom 26. Wiärz 1868 vorgeschriebenen Listen: 2 . Formulare bedarf es nicht , nur find in den bezüglichen Colonnen statt Fuß, Zoll , Strich von gedachtem Termine ab Meter , Centimeter , Millimeter eins zutragen. 2) Da die Feststellung geringerer Maße als fünf Millimeter zu unterbleiben hat, mithin ein bis incl. vier überschießende Millimeter gar nicht in Rechnung zu stellen und fünf bis incl. neun dergleichen nur als fünf Villi meter anzurechnen sind, so werden die beim Ersatzgeschäft zu verwendenden Vicßapparate so einzurichten sein , daß sie nur das Ablesen ganzer und halber Centimeter ge= statten. 3) Von gedachtem Termin ab treten an Stelle der im vierten Abichnut der Militär Ersat = Instruction für die einzelnen Waffen , resp. Truppengattungen vorge schriebenen Marimal-, resp. Minimalmaße die nachstehend bezeichneten :

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A. Marimalmaße : für reitende Artillerie, Jäger, Trainfahrer zu halbjähriger Ausbildung , Cürassiere und Ulanen ·

1 m. 75 für Cüraffiere und Ulanen ausnahmsweise 1 m. 78 (S. 28, 2 I c ) für Dragoner, Huſaren und Trainstamm . 1 m. 72 B. Minimalmaße: für die Garden (incl. der leichten Garde 1 m . 70 Cavalerie) für Garde-Dragoner, Garde-Husaren, See-, resp. Festungsartillerie, Pioniere, Linien 1 m. 67 Cürassiere und Ulanen . für Feld , Fuß- und reitende Artillerie • 1 m . 65 für alle übrigen Waffen , resp. Truppen . 1 m. 62 gattungen . für die Linien-Infanterie unter den im §. 30, 2 I c. angegebenen Voraussetzungen aus nahmsweise 1 m. 57

cm. cm. cm .

cm.

cm. cm.

cm.

cm.

4) Bei etwaigen Abkürzungen haben die Ersaßbe= hörden sich gleichmäßig der Bezeichnungen : m. für Meter, cm . für Centimeter, mm. für Millimeter zu bedienen .

Rußland. * Petersburg , 2. December. [Einschung zweier Commissionen zur Berathung einer neuen Armee : Organisation.] Der "1 Invalide" veröffent licht nachstehenden Tagesbefehl des Kriegsministers vom 17./29 . November : „ Durch den Allerhöchsten Befehl vom 4./16 . November ist das Kriegsministerium beauftragt worden, einen Ent wurf für die Organiſation der Reserve Armee und für die directe Theilnahme aller Stände an der Militärpflicht zusammenzustellen . Behufs Ausführung solchen Aller höchsten Willens werden mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers zwei Commissionen niedergefeßt, welche unter der Oberleitung des Kriegsministers und unter dem un mittelbaren Vorsitz des Chefs des Hauptstabes stehen. Die eine Commiſſion hat die Aufgabe , auf neuen , von Sr. Majestät angegebenen Grundlagen ein Statut über die persönliche Militärpflichtigkeit im Reich und im König reich Polen auszuarbeiten . Die andere Commission ist beauftragt worden, gleichfalls auf Grundlage bereits von Sr. Majestät gutgeheißener Principien ein neues Statut von den Ersatz-, Local- und Reservetruppen und der Or ganisation eines Landſturmes zu entwerfen . Die erste Commission soll gebildet werden aus Glie dern des Kriegsministeriums , des Marineministeriums, der Ministerien des Innern, der Finanzen und der Apanagen, der II. Abtheilung der Höchsteigenen Canzlei Sr. Majestät und der Höchsteigenen Canzlei Sr. Majestät für die An gelegenheiten des Königreichs Polen , sowie aus einigen besonderen , durch Se. Majestät unmittelbar berufenen Mitgliedern . Die zweite Commission soll gebildet werden. aus Beamten der Hauptverwaltungen des Kriegsmini

steriums, welche vom Kriegsminister ernannt werden, und aus einigen anderen durch Se. Majestät unmittelbar er nannten Mitgliedern . Dem Vorsitzenden beider Commiſ sionen ist das Recht verliehen , zu den Sizungen auch einige andere Personen herbeizuziehen, deren Fachkenntniſſe für die Berathungen von beſonderem Nußen sein könnten . Hierauf hat Se. Majestät der Kaiser zu befehlen geruht: die im Jahre 1862 zur Durchsicht des Recrutirungs Reglements niedergesezte Commission aufzuheben und alle Arbeiten derselben und von ihr gesammelten Nachrichten der neueingesezten Commission zur Ausarbeitung eines neuen Statuts über die persönliche Militärpflichtigkeit zu übergeben. Der Kriegsminister, General Adjutant Miljutin." Der „ Invali " bezeic hnet alles Gerede über Ein de führung des preußischen Landwehr oder helvetischen Miliz systems als irrig , da der Befehl vom 4./16 . November ja nur die allgemeinſten Grundzüge angibt , alle Einzeln heiten aber erst von den beiden Commissionen , deren Einſehung wir oben gemeldet , bearbeitet werden sollen . glaubt das erwähnte Blatt versichern Nichtsdestow eniger , welche den Arbeiten zu können , daß die Hauptgrundsä tze der beiden Commiſſionen zu Grunde gelegt werden sollen , binnen Kurzem werden veröffentlicht werden können , und daß alsdann alle irrigen Auffassungen verschwinden wer den . Es ist allerdings richtig , daß sich hier noch Niemand einen rechten Begriff davon machen kann , wie eine der in Rußland durch preußischen ähnliche Militärorganis ation führbar sein soll . Der russische Bauer , der doch nach wie vor die Hauptmaſſe der Soldaten bilden wird , bedarf mehr als 3-4 Jahre , (so sonderbar dieß klingeu mag) um ein nur halbwegs brauchbarer Soldat zu werden . In Preußen bildet der unter sich selbst so vielfach gegliederte bürgerliche Mittelstand , welcher den Kern der Armee aus zwischen den höheren und den macht , das Hauptbindegl ied In Rußland fehlt dieser . niederen Gesellschaftsc la Mittelstand vollständig .ſſenDas vorhandene Bürgerthum wird entweder mit dem Edelmann oder Bauer gehen , die beiden letteren werden sich aber schroff gegenüberstehen . im Die Offiziere , namentlich die der Linienregiment er Innern des Landes , die auf Bildung wenig Anspruch machen können , und deren moralische Selbstständigkei auch t Manches zu wünschen übrig läßt , werden sich in ihrer neuen Stellung zu ihren aus allgemeiner Wehrpflicht Soldaten schwer finden können und sind hervorgehend en ihr zum größten Theile nicht gewachsen . Die Offiziere werden leicht in eine gewisse Abhängigkeit von ihren Unter gebenen gerathen und die Disciplin wird darunter leiden . In Preußen ging der allgemeinen Wehrpflicht die allge = meine Volksbildung voran , und die eine unterſtüßte die andere . In Rußland wird die allgemeine Wehrpflicht bei jedem Mangel an Volksbildung eingeführt , und dieß ist wohl ein Hauptgrund , warum sie zu früh erscheint . Die hiesigen Zeitungen drücken denn auch ihre Bedenken offen aus.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von Georg Otto in Darmstadt.