Allgemeine Militär-Zeitung [37]

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einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

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Ally. Siebenunddreißiger

Jahrgang.

1862.

Mit mehreren in den Text gedruckten Holzschnitten.

Darmstadt & Leipzig. Eduard

Zernin.

Wbg.60/529

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20011 Je

A.

Hauptblatt.

Auffäße.

1 (Die Zahlen denten auf die Nummern.)

Bum Neujahr 1862. 1 . Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. I. 1. 2. Militärische Reiſeeindrücke von Skandinavien. A. Dänemark. 1. 2 . Der französische Plan zur Invasion in England. 1. Die Lage zu Anfang 1862 2. Künstliches Pergament. 2. Militärtelegraphie. 2. Die amerikanischen Wirren . I. 3. Die Seeftreitmittel der deutschen Bundesstaaten. I. Oesterreich. 3. Militärische Briefe aus Thüringen . III . Die Suhler Gewehrfabrika tion. 3. Die amerikanischen Wirren. II. 4. Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. II. Die Präsenzzeit. 4. 5. 6. Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien. B. Norwegen. 4. 5. 6. Die amerikanischen Wirren. III. 5. Wer soll Mainz besetzen ? 6. Die Erhöhung des Ersatzcontingents des deutschen Bundesheeres . 7. Ueber den Einfluß der gezogenen Geschütze auf den Festungskrieg. 7. 8. Das Schutzmittel des Krankenzerstreuungs-Systems , nochmals beleuch tet von Dr Neuner . 7. 8. Die französischen Kriegsentschädigungs - Gelder vom Jahre 1815. 7. Zur Bundesreform -Frage. 8. Aus den Kinderjahren des Seerechts. 8. Bertheidigungssystem von Norddeutſchland. 9. Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr, III. Die Offiziere und die Unteroffiziere. 9. 10. Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien. C. Schweden. 9. 10. 11. Die österreichische Stellung am Po. 10. Die zwei Standpunkte in der Frage der Bundesreform . 11. Nur eine Gattung Reiterei. 11. 12. Zur Flottenfrage. I. Braucht Deutschland eine Flotte ? 12. Ueber das Compagnie- Colonnensystem . 12. Die englische Marine 12. Zur Flottenfrage. II. Deutsche Kriegsmarine. 13. Feldmanöver. 13. 14. 19. 20. Brogramm der f. schwedischen Schießzschule zu Drottningholm . 13. Nochmals die Erhöhung des Ersatzcontingents des deutschen Bundes heeres. 14. Die Ericsson'sche schwimmende Batterie "Monitor". 14. 15. Die Prinz Albert-Kanone. 14. Ueber Gewaltmärsche. 14. Das militärische Intereſſe am kurheſſiſchen Verfaſſungsstreit. 15.

Die Geschoffe der Armstrong'ſchen Kanonen, von Generalmajor Bor mann. 15. 16. Deutsche Uebungslager. 16. 17. 18. Zur Frage der Heranbildung und Verwendung der Sanitätsmannschaft von Dr. Bed , mit Schlußbemerkung von Dr. Blagge . 16. 17. W. Rüftow's Geschichte des Winterfeldzugs in Ungarn 1848-49 17. 18. Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg. I. Die Militär Schießschule zu Spandau. 18. Vor fünfzig Jahren und heute. 19. Einige Gedanken über militärische Bekleidung. 19. Vertheidigungssystem von Norddeutſchland. II. 20. 21 . Militärische Briefe über die ruſſiſche Armee. I. 20. Die preußische Heeresform beim Eintritt in's neue Jahr. IV. Die Or ganisation der Heereskörper und die Novelle vom 14. Jan. 21. 22. Nochmals die Dampfbatterie „ Monitor“. 21 . Das Verpflegungsreglement für das Bundesheer. 22. Die militärischen Kräfte des Königreichs Sardinien. I. 22. 23. Die Militärconventionen und die Bundeskriegsverfassung. 23. 24. Wie sieht es mit unserer Taktik für den Fall eines Krieges mit den Fanzosen aus ? 23. 24. Die militärischen Kräfte des Königreichs Sardinien II . 24. 25. Die jüngsten Ergänzungsglieder unseres Schienennetes im Westen. 25. Deutsches und schwedisches Turnen. Wehrgymnastik. 25. 26. Vom Niemen bis Smolensk. 26. Gewehre und Geschoße vom Standpunkte der Militärchirurgie. 26. Bertheidigungssystem von Norddeutschland. III. 27. Desterreichs Barlament in der Militärbudgetfrage. 27. 28. Die päpstlichen Fremdencorps in den Jahren 1860 und 1861. Von 3. H. 27. 28. Die mexikanische Armee. 27. Die serbische Armee. 27. Noch einmal die Militärconventionen . 28. Die Bundesmilitärcommiſſion. 29. 30. 31. Die Kriegsjahre 1761 und 1762. A. Der Feldzug von 1761. 29. 30. 31. Ueber Menageeinrichtungen. 29. 30. Militärische Briefe aus und über Italien. 1. Vom Bernhardin nach Trecate. 31. Die ältesten Geschütze in Bayern . 31. Das deutsche Schützenfest. I. 32. Das Exerciren und das Manövriren im Zufanteriebataillon. 32 33. 34. 35.

Militärische Briefe aus und über Italien. II. Wanderung über das Schlachtfeld von Magenta. 32. 33. Das deutsche Schüßenfeft. II . 33. Smolenst 34. Militärische Briefe aus und über Italien. III. Mailand. 34. Ueber die Aussichten eines franzöſiſch-ruſſiſch-prenßiſchen Bündniſſes. 35. Ein Wort über die deutsche Militärorthographie. 35. Die Enthüllungsfeier des Maria-Theresia-Monuments zu Wiener Neu ftadt. 36. Borodino. 36. 37. Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg . II. Die Befestigung Spandaus sonst und jetzt. 36. Die militärische Position von Rom . 36. Die Brennerbahn und die Franzensfeste. 37. Militärische Briefe aus und über Italien. IV. Solferino. 37. 38. Militärische Thesen zur preußischen Heeresfrage. 38. Die Belagerungsübung bei Graudenz . 38. 39. 40. Moskau. 39. Militärische Briefe aus und über Italien. V. Verona. 39. Die Entwickelung des westdeutschen Schienennetzes. 40. Militärische Briefe aus Italien. VI. Die Etschthalsperren : ・・ Die Werke von Pastrengo und Ceraino. 40. Das Soldateninstitut zu Chatham. 40. Verlauf und Bedeutung des dießjährigen Feldzugs in Nordamerika. 41. 42. Ein Derivationsversuch. 41. 42. Militärische Briefe aus und über Italien. VII. Mantua. 41 .

Erinnerungen aus dem Feldzug von 1813 unter Herzog Wellington. 42. 43. Zur Verpflegung des preußischen Soldaten. 42. Deutsche Flagge und Flotte. 43. Die Compagniecolonne als Grundlage der Infanterietaktik. 43. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. I. 44. Ueber den Einfluß der gezogenen Geschüße auf die Aenderungen im Festungskriege. 44. 45. 46. Eine englische Freiwilligen Inspection. (Correspondenz aus Mancheſter). 44 45. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresform. II . 45. 46. Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg. III . Die königliche Kriegsschule zu Potsdam . 46. Die Militärbibliothek in Turin. 46. Zur Reform der Bundeskriegsverfassung. 47. Defiliren -- Parademarsch. 47. 48 . Die Krupp'schen Gußstahlfabricate auf der Londoner Ausstellung. 47. 48. An der Beresina. 48. Oberrhein und Eider - Kehl und Rendsburg . 49. Die Kriegsjahre 1761 und 1762. B. Der Feldzug von 1762. 49. 50. 51. 52. Ein Besuch des Kopenhagener Marine- Etabliſſements. 49. 50. 51. 52 . Die Schweiz und ihr strategisches Verhältniß zu den Nachbarstaaten. 51. 52. Entgegnung auf den in Nr. 47 der A. M. - 3. enthaltenen Aufſatz : Zur Reform der Bundeskriegsverfaſſung “. 51.

Nachrichten.

Adjuftirung. Nassau. 5. - Oesterreichische Monarchie. 22. Albert Kanone. 14. Armstrong Geschüße. Großbritanien. 4. 46. Arsenal. Desterreichische Monarchie. 42. Großbritannien 13. Artillerie. Bayern. 32. -- Dänemark. 27. Desterreichische Monarchie. 2. 22. Kurhessen. 36. 41. Preußen. 8. 11. 13. 14. 20. 23. 25. 41. 49. 51. ―――――― Sardinien. Türkei. 12. 20. ―――― Schweden. 19. Artillerie Instructions - Compagnie. Niederlande . 32.

Baden. Beabsichtigte Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. 12. Personalchronik (General Frhr. v Göler 7). 24. Weite Uebungs ritte von Cavalerieoffizieren. 40. Die Verhältnisse der Militärvete rinärärzte. 43. Bayern. Die ältesten Geschütze in Bayern. 31. Statiſtiſches über die Schulbildung der Recruten. 1. Reitübungen nach dem neuen System des Oberst Edelheim. 3. Neue Bestimmungen über Besol dungsverbesserungen. 11. Neue Verfahren , das militäriſche Straf verfahren betreffend 28. Die neue Organisation der Artillerie. 32. Personalchronik (Kriegsminister Generalmajor v . Spies †). 42. Der verstorbene Kriegsminister General v. Spies. 44. Nochmals der ver storbene Kriegsminister General von Spies. 47. Commiſſion zur Revision des Infanterie - Exercirreglements . 51. Befestigungswesen. Dänemark . 12. 21. 32. 49. -— Oesterreichische Monarchie. 1. 32. 40. 44 Preußen. 31 . Bekleidung , einige Gedanken über militärische B. 19. Belagerungs- uebung. Preußen. 33. Belgien. Die Waffenfabrication Lüttichs. 5. Die fortschreitende Neubefestigung Antwerpens . 10. Verbot des Tragens des Seiten gewehrs von betrunkenen Soldaten. 43. Beabsichtigte Gageerhöhung

für Offiziere und Soldaten. 49. Stand der Befestigungsarbeiten in Antwerpen. 52. Beresina , an der B. 48. -Bewaffnung. Desterreichische Monarchie. 4. Preußen. 4. 10. 14 Borodino. 36. 37. Braunschweig. Personalchronik (Oberstlieutenant Berner †) . 42. Büchse. Spanien. 27. Bundeskriegsverfassung , zur Reform der B. 47. Entgegnung auf diesen Aufsatz . 51. Bundesmilitärcommission , die 29. 30. 31. Bundesreform , zur Frage der B. 8. Die zwei Standpunkte in der Frage der B. 11.

Cadettencorps . Preußen. 15 Casernirung. Hannover. 15. Cavalerie. Nur eine Gattung C. 11. 12. - Baden. 40. Bayern. 3. Dänemark. 27. 36. - Hannover. 15. 47. ― Dester reichische Monarchie. 22. 29. 42. 46. Preußen. 15. Schweiz. 52. Cavalerie Lehrdepot. Spanien. 20. Cavalerie - Manöver. Hannover. 19. Oesterreichische Monarchie 17. Preußen. 33. Châlons , das Lager von Ch. Frankreich. 10. Comité. Rußland. 48. Commissionen. Bayern. 51. — Dänemark. 1. 36. Großbritan Desterreichische Monarchie. 7. 15 32. nien. 25.- Hannover. 10. Sardinien. 15. Schweden und Rußland. 17. 37. 40. Türkei. 12. Schweiz . 3. 37. 52. Norwegen. 4. 32. Compagnie colonne , die, als Grundlage der Infanterietaktik 43. Compagniecolonnen - System , über das C. 12. Conscription. Griechenland. 31 . Czapka. Preußen . 10.

Dänemark. Militärische Reiſeeindrücke von Skandinavien. A. Dä nemark. 1. 2. Ein Besuch des Kopenhagener Marine-Etabliſſements. 49. 50. 51. 52. Gesezentwürfe, die Armee und Flotte betreffend. 1 . Commission behufs Ausarbeitung von Vorschlägen für die zukünftige Recrutirung. 1. Bericht über den Zustand der Flotte. 3. Die be absichtigte neue Recrutirung der Armee. 4. Vortrag des_Marine Die ministers , die Erhöhung des Marinebudgets betreffend 7. Befestigungen auf der Halbinsel Jütland. 12. Die Befestigungs arbeiten der Dannevirkestellung . 21. Stimmen der Presse über die Reorganisation der Marine 25 Ausdehnung des Systems der Re serveoffiziere auf die Cavalerie und Artillerie. 27. Zur Reorganiſa tion der Marine. 29. Bau von zwei Panzerdampfschoonern. 31. Befestigungsarbeiten bei Neumünster. 32. Beabsichtigte Anschaffung von gezogenen Geschützen und Panzerschiffen. 36. Commiſſion zur Feststellung der zukünftigen Organisation der Cavalerie. 36. Trup penconcentration am Dannevirke. 37. Sprengungsversuche. 40. Lager an der Dannevirkestellung . 40. Verstärkung der Feste Frie drichstadt. 40. Neue Verstärkung der Dannevirkestellung. 49 . Defiliren - Parademarsch. 47. 48. Derivations versuch , ein. 41. 42. Deutschland. Die Seestreitmittel der deutschen Bundesstaaten. I. 3. Die Erhöhung des Ersatzcontingents der deutschen Bundesheeres 7 . Bertheidigungssyſtem von Norddeutschland. I. 9. II. 20. 21. III 27. Zur Flottenfrage. I. Braucht Deutschland eine Flotte ? 12. II. Deutsche Kriegsmarine. 13. Nochmals die Erhöhung des Erſatz contingents des deutschen Bundesheeres . 14. Deutsche Uebungslager. 16. 17. 18. Das Verpflegungsreglement für das Bundesheer. 22. Die jüngsten Ergänzungsglieder unseres Schienennetzes im Weſten. 25. Die Bundesmilitärcommiſſion . 29. 30. 31. Die Entwickelung des westdeutschen Schienennetzes. 40. Deutsche Flagge und Flotte. 43. Oberrhein und Eider Kehl und Rendsburg . 49. Distanzmesser. Großbritannien. 2 . Dotationen. Frankreich. 10.

Eisenbahntransporte. Schweiz . 3. Eisenplatten. Großbritannien. 16. 21. 22. Eisenschiffe, she. Panzerschiffe. Erfindungen, neue technische . Großbritannien. 13. - Kurhessen. 36. 41. ―dd Oesterreichische Monarchie. 44. — Preußen . 11. 20. 31 . Rußland . 42. — Schweiz. 52. ―― Spanien. 27. Exercir - Reglement. Bayern . 51 . Feldmanöver. 13 14. 19. 20 . Däne Festungen und Festungsbauten. Belgien. 10 52. mark. 40. — Großbritannien . 7. — Oesterreichiſche Monarchie. 44. Preußen. 7. 14. 31. 34. 45. Rußland. 27. 31 , 49.- Spanien. 11 . Festungskrieg. Ueber den Einfluß der gezogenen Geſchüße auf den F. 7. 8. Ueber den Einfluß der gezogenen Geschüße auf die Aende rungen im F. 44. 45. 46. Flotte , she. Marine. Formation. Desterreichische Monarchie. 20. Preußen. 15. Frankreich. Der franzöſiſche Plan zur Invaſion in England . 1 . Die französischen Kriegsentschädigungsgelder vom Jahre 1815. 7. Veränderungen in der Militärverwaltung 1. Die Auflösung des 103. Infanterie- und 1. Fremdenregiments . 2. Versuche mit ful minirender Baumwolle. 2. Versuche mit einer neuen Whitworth Büchse 5. Aus dem kaiserlichen Exposé , den Bericht über das Kriegs- und Marineminiſterium betreffend . 6 Errichtung eines neuen Lagers zu Lannemezan . 9. Neues Syſtem mili äriſcher Gepäck wagen. 9 Bevorstehender Geseßentwurf , außerordentliche Beloh-, nungen von Generalen, Offizieren und Soldaten betreffend. 10. Das Lager von Châlons im Jahre 1862. 10. Beabsichtigte Anlage von Gemüsegärten in allen Garnisonen. 10 Kriegsministerialverfügung, die Loskaufſumme für 1862 betreffend. 15. Die Frage der hölzernen oder eisernen Schiffe. 22. Neu construirte Panzerfregatten. 22. An schaffung von Nähmaschinen. 29. Die Waffenfabrication von Cha= tellerault. 39. Die ,,Patrie" über die Frage der Panzerschiffe. 44. Gehaltserhöhung für die Beamten im Kriegsministerium. 52. Füsiliergewehr. Preußen. 21 .

Gage. Bayern. 11. Belgien. 49 --- Frankreich. 52. Garde. Rußland 3. Gebirgs - Geschüße. Oesterreichische Monarchie. 3. Gemüsegärten . Frankreich. 10. Gendarmerie. Preußen. 31. Geodätische Vermessungen. Preußen. 40. • Gepäckwagen. Frankreich. 9. Geschosse. Preußen. 20. ― Großbritannien. 49 . -- Großbritannien. 1 . Geschütze. Bayern 31 . Geschütze , gezogene Dänemark. 36. Niederlande. 23. - Dester reichische Monarchie. 1. Preußen. 20. 49. me Schweden und Norwegen. 3. Württemberg. 51. Geschüß - Ventilator. Vereinigte Staaten von Nordamerika. 32. Gewehre. Großbritannien. 17 --- Niederlande. 23. - Oesterreichische Monarchie. 44. Gewehrschloß. 52. Grenztruppen. Oesterreichische Monarchie. 20. Griechenland. Neues Marineconscriptionsgesetz. 31 . Großbritannien. Die englische Marine. 12. Die Geschoffe der Armstrong'schen_Kanonen von Generalmajor Bormann. 15. 16. Das Soldateninstitut zu Chatham. 40. Eine engliſche Freiwilligen Inspection (Correspondenz aus Manchester). 44. 45 Bericht über das Militärsanitätswesen. 1. Verfügung , das Lackiren 2c. der Aus bohrung gnßeißerner Geſchütze betreffend . 1. Jahresbericht der Ad miralität über den Stand der Marine. 2. Einführung einer Stadia zum Distanzschäßen. 2. Verbesserungen des Armstronggeschützes. 4. Versuch mit einer 100 Pfünder Armstrongkanone. 4. Ueber nahme der Schlächterei in Chatham. 5. Neue Befestigungen von Portsmouth. 7. Die Voranschläge für Armee und Marine für 1862-63 . 10. Officieller Ausweis über die Peitschenstrafen in der Flotte. 10. Clay's neuerfundene Hinterladungskanone 13. Beab sichtigte Umwandlung der hölzernen Schiffe in schußfeste eiserne. 15. Versuche mit einer neuen Kanone. 16. Das Uebergewicht der Ar tillerie über schußfeste Eisenschiffe. 16. Schießversuche mit Hand feuerwaffen. 17. Neue Schießversuche zu Shoeburyneß gegen „ſchuß feste" Eisenplatten. 21. 22. Die Frage der Panzerschiffe. 21. 22. Aus dem Bericht der Landesvertheidigungscommiſſion. 25. Neu er lassenes Gesetz für die Marinereserve . 30. Das neue Panzerschiff Neue Schießversuche mit Geschützen gegen Eisen Defence. 39. platten. 40 . Das ,,Court Journal" und die ,,United Service Gazette" über die Frage der Panzerschiffe. 45. Verwerfung der Armstronggeschütze. 46. Beabsichtigte Einführung von Stahlge schossen. 49.

amburg, freie Stadt. Vorlage und Verwerfung eines neuen Recrutirungsgesetzes 6. Hannover. Commiſſionen zur Prüfung der Frage der Vermehrung der Armee. 10. Die Casernirung der Cavalerie. 15. Bevorstehende Cavaleriemanöver. 19. Militärische Kammervorlagen. 26 Personal chronik (General Frhr. v. Hodenberg †). 26. Beabsichtigte Um wandlung von 2 Dragoneregimentern in Husarenregimenter.- 47. Heerwesen. Baden 12. Dänemark. 1 . Frankreich. 6. Han nover. 10. 26. Sardinien. 10. 31. 35. 42. 44. Schweden und Norwegen. 3. Schweiz. 11. Spanien. 11 .

Jäger. Desterreichische Monarchie. 4. - Preußen . 4 . Jägermusik. Preußen. 21 . Infanterie. Frankreich. 2. - Oesterreichische Monarchie. 4. 7. Preußen. 46. - Sachsen , Königreich. 39. 50. Infanteriebataillon. Das Exerciren und Manövriren im 3. 32. 33. 34. 35. Ingenieurwesen Schweden. 19. Josephs Akademie. Desterreichische Monarchie. 36. 37. Italien Militärische Briefe aus und über 3. I. Vom Bernhardia nach Trecate. 31. II. Wanderung über das Schlachtfeld von Ma genta . 32. 33. III. Mailand . 34. IV. Solferino . 37. 38. V. Be rona. 39. VI. Die Etschthalsperren : die Werke von Pastrengo und Ceraino . 40. VII. Mantua . 41 .

Kaffee. Preußen. 11. Kammerladungs - Terzerol. Spanien. 27. Kanonen. Großbritannien. 13. 36. Siehe auch Preußen. 11. Geschüße. Käppis. Rußland. 16. Krankenzerstreuungssystem , das , nochmals beleuchtet von Dr. Neuner. 7. 8. Kriegsakademie. Preußen. 24. Sardinien 3. Kriegshafen. Mecklenburg - Schwerin. 38. Kriegsjahre , die , 1761 und 1762. A. Der Feldzug von 1761 . 29. 30. 31. B. Der Feldzug von 1762. 49. 50. 51. 52. Kriegsministerin m. Preußen. 22. Preußen. 6. 12. Kriegsschulen. Oesterreichische Monarchie. 50. 15. 25. 43. 48. Krupp'sche Gußftahlfabricate auf der Londoner- Ausstellung. 47. 48. Kurhessen. Das militärische Intereſſe am kurhessischen Verfaſſungs ftreit. 15. Einführung eines neuen kleineren Helms bei der Infan terie. 1. Hauptmann Darapsty's neue Erfindung , die Dichtmachung des Wahrendorff'schen Verschlußapparats betreffend. 36. 41.

Niederlande. 23. Lager. Dänemart. 40. Frankreich. 9. 10. 32. Desterreichische Monarchie. 31. -- Sardinien. 29. Lehrbataillon . Preußen. 22. Licht, elektrisches . Sardinien. 9. Loskaufsumme. Frankreich. 15.

Mainz. Wer soll Mainz beſetzen ? 6. Manöver. Hannover. 19. -- Öesterreichische Monarchie. 17. Siehe auch Uebungen. Marine. Dänemark. 1. 3. 25. 29. Frankreich. 6. Großbritan nien 2. 15. Oesterreichische Monarchie . 12 14. 15. Preußen. Rußland. 49. Sardinien . 1. 3. 42 Schweden 14. 48. Spanien. 11. 38. und Norwegen. 32. Bereinigte Staaten von Nordamerika. 34. Marine Artillerie. Preußen. 10. Marine -Bataillon. Preußen. 10. Großbritannien . 10. 1 Oester Marine-Budget. Dänemark. 7. reichiſche Monarchie. 9. — Preußen . 18 30 . Marine Ministerium. Oesterreichische Monarchie. 5. 37. 52. Preußen. 27. Marine Reserve. Großbritannien. 30. Marine Stations commandos . Preußen . 27. Medienburg - Schwerin. Die deutsche Küstenbefestigungsfrage und die eventuelle Anlage eines befestigten Kriegshafens bei Wismar. 38 . Medaille. Portugal 16. Menageeinrichtungen , über. 29. 30 . Merito. Die mexikanische Armee. 27. Militär- Arrondissements. Rußland . 32. Militär -Aerzte. Oesterreichische Monarchie. 2. 3. 36. Militär- Budget. Großbritannien. 10. - Oesterreichische Monarchie. 14. 24 49. Preußen. 17. 18. 27. Rußland. 23. - Sar dinien. 14. Militär - Chirurgie. Gewehre und Geschosse vom Standpunkte der M. 26. Militär - Conventionen , die , und die Bundeskriegsverfaſſung Sachsen 23. 24. Noch einmal die M. 28. Preußen. 13. Altenburg. 40. Sachsen Militär- Dienstpflicht. Desterreichische Monarchie. 18. Coburg- Gotha. 15. 34. - Schweiz. 45. Militär- Gesellschaft. Schweiz . 52. Militär - Gymnastik. Preußen. 37. Militär- Musik. Preußen. 21. 50. Militär- Novelle. Preußen. 8. Militär - Orthographie , ein Wort über die deutsche M. 35. Oesterreichische Militär - Sanitätswesen. Großbritannien. 1. Schweiz . 4. 40. Preußen. 11. 28. Monarchie 8. Militär- Schule. Sardinien. 25. Militär - Schüßengesellschaften . Schweiz. 52. Militär- Strafwesen. Bayern. 28. --- Preußen. 42.

Militär -Telegraphie. 2. Desterreichische Monarchie. 9. --Militär- Unterrichtswesen. Preußen. 6. 15. 25. - Sardinien. 23. 28. Militär -Verpflegung. Desterreichische Monarchie. 7. 26. 38 . Preußen. 11. 32. -- Rußland. 19. Militär - Verwaltung . Großbritannien . 5. - Desterreichische Mo narchie. 7. 26 . Rußland. 34 Militär - Veterinärärzte. Baden. 43. Monturs Deconomie - Commiſſionen. Oesterreichische Mo narchie. 36 . Mortalität. Preußen. 19. Moskau. 39. Munition. Niederlande. 5. Preußen, 51. Munitionswagen. Preußen . 9. Naffau. Neues Adjustirungsreglement. 5. Nähmaschine. Frankreich 29. Neujahr, zum N. 1862. 1 . Niederlande. Dauerhaftigkeit der Munition der gezogenen Waffen. 5. Versuche mit einer unterſeeiſchen Sprengmaſchine. 10. Bevor stehendes Uebungslager. 23 ――― Gezogene Geschütze und Gewehre. 23. Uebungslager bei Milligen. 32. Errichtung einer Artillerie-In structionscompagnie. 32. Einführung einer Uebungstrommel . 42. Niemen , vom , bis Smolensk. 26.

esterreichische Monarchie. Die Seestreitmittel der deutschen Bundesstaaten. I. Oesterreich. 3. Die österreichische Stellung am Po. 10. Desterreichs Parlament in der Militärbudgetfrage. 27. 28 . Die Enthüllungsfeier des Maria - Thereſia - Monuments zu Wiener Neustadt. 36. Die Brennerbahn und die Franzensfeste. 37. Rück blick auf die militäriſchen Reformen in Oesterreich. 1. Kaiſerliche Bevorstehende Inspection des Festungsvierecks in Venetien. 1. Schießversuche mit gezogenen Hinterladungsgeschützen. 1. Verord nung , die Reorganisation der feldärztlichen Branche 2c. betreffend. 2. Vervollkommnung des Artilleriewesens . 2. Militärwiſſenſchaft liche Reise des Major Breithaupt. 2. Beabsichtigte Einführung von tragbaren Gebirgsgeschützen. 3. Wiederherstellung des Thurms bei Rothneusiedel. 3. Rangerhöhung der Unterärzte. 3. Die zukünftige Bewaffnung der Jägerbataillone und Infanterieregimenter. 4. Bil dung eines Marineministeriums. 5. Der Reorganisationsplan für die pensionirten Offiziere. 5. Die Bedeutung der dem Kaiser darge brachten Ovation der italienischen Armee. 7. Aufhebung der Trup pendivisionärstellen bei der Infanterie. 7. Commiſſion zum Abschlußz von directen Kornankäufen in Ungarn und beabsichtigte Aenderun gen in der Verproviantirung der Armee. 7. Neue Organiſation des Sanitätsdienstes bei einer mobilen Armee. 8 Die gesellschaftliche Stellung und die höhere militärische Ausbildung der Offiziere. 9. Das Marineministerium und das Marinebudget 9. Das neue Ab richtungsreglement. 11. Hebung der Marine 12. Errichtung von Uebungsgeschwadern . 12. Aushebung de Bevölkerung der Küſten striche ausschließlich für den Seedienſt. 12. Abſchluß eines Vertrags mit dem Lloyd behufs eventueller Einstellung von Dampfern in den Kriegsdienst 12. Personalchronik (General der Cavalerie Schlik †, General der Cavalerie Wallmoden † und Feldmarschall Windischgräß †) 13. Das Militärbudget vor dem Parlament. 14 - > Die Ver stärkung der Marine. 14. Commiſſion behufs Erörterung von Ma rinefragen. 15. Versuchsweise Beschießung der Brixener Festung mit gezogenen Kanonen. 15 Die Cavaleriemanöver der freiwilligen Ca valerieregimenter. 17. Beantragte Herabsetzung der Militärdienstzeit. 18. Die neue Formation der Grenztruppen. 20. Die neue Reit und Manövrirmethode der Cavalerie. 20 Versuchsweise Einführung der neuen gezogenen Schießwollgeschütze. 22. Beabsichtigte Verän derungen in der Adjustirung der Cavalerie, 22. Reduction der Armee 23. Der Militäretat. 24. Die beabsichtigten Aenderungen in der Verproviantirung der Armee. 26. Aufhebung der freiwilligen Cavalerieregimenter und deren Fortführung als leichte Cavaleriere gimenter. 29 Bevorſtehende Errichtung eines stehenden Lagers bei Bruck a d. L. 31. Die neuen Panzerfregatten Juan d'Auſtria und Salamander. 31. Einsetzung einer Befestigungs- und Armirungs Inspicirungscommiſſion. 32. Ausrüstung der in Italien stehenden

Artillerie mit Schießwollkanonen nach Lenk'schem System. 34. Per sonalchronik (Feldmarschall Graf Nugent , Feldzeugmeister Hartlieb, General der Cavalerie Prohaska +) . 35. Beantragte Aufhebung der medicinischen Josephs Akademie. 36. Project zur Aufhebung der Monturs-Deconomie-Commiſſion . 36. Bildung eines selbstständigen Marineministeriums . 37. Commiſſionen zur Reorganisation der me dicinisch- chirurgischen Josephsakademie und zur Begutachtung der Die bevorstehenden Aen Einführung von Truppenspitälern. 37. Die Armeereduction derungen im Militärverpflegungsweſen. 38. und Anträge der deßfalls eingesetzten Commiſſion. 39. Sistirung der Anwendung von Schießwolle. 39. Commiſſion zur Besichtigung Beabsichtigte Sendung von Marineoffizieren der Festungen. 40. nach England zu ihrer weiteren Ausbildung. 40. Die dießjährigen Waffenübungen im Lager von Wimpaſſing. 41. Neue Organisation der Cavalerie. 42. Das t. t. Arsenal und seine Waffenfabrication. 42. Das Festungsviereck in Venetien und seine neuesten Verstärkun gen. 44. Neu erfundenes Hinterladungsgewehr. 44. Die neue Or ganisation der Cavalerie. 46. Serſonalchronik (Feldzeugmeister Baron Culoz ). 48. Das Militärbudget für 1863. 49. Errichtung einer Lehrkanzel für die deutsche Literatur auf der Wiener Kriegsschule. 50. Resultate der Versuche mit den neuen Schießwollgeschützen. 51. Neue Organisation des Marineministeriums. 52. Preußen. 6. 24. Offiziere. Oesterreichische Monarchie. 5. 9 . Rußland. 3 Offiziersfest. Schweiz . 24. 33. 37 Dänemark. 36. Organisation. Bayern. 32. Frankreich. 2. Desterreichische Monarchie. 8. 29. 42. 46. 52. Preußen. 14. 22. 23. 25 27. 41. Sardinien. 28. Schweden. 19. Schweiz. 5. 11 . anzerschiffe. Die Ericsson'sche schwimmende Batterie „ Monitor“ 14. 15. Nochmals die Batterie „ Monitor“ . 21. Dänemark. 31. 36. Frankreich. 22. 44. — Großbritannien. 15. 16. 21. 22. 39. 45. Oesterreichische Monarchie. 31. Schweden und Norwegen. 47. Vereinigte Staaten von Nordamerika. 17. Paraden. Preußen. 13. 1 Patrone. Schweiz. 24 . Beitschenstrafen. Großbritannien. 10. Oesterreichische Monarchie. 5. Pensionen. Frankreich. 10. Pergament , künstliches. 2. Bayern Personalchronik. Baden (General von Göler †). 24. Braunschweig (Kriegsminister General von Spies †). 42. 44. 47. Hannover (General v. Hoden (Oberstlieutenant Berner †). 42. berg †) 26. -- Desterreichische Monarchie (General Schlik †, General Wallmoden , Feldmarschall Windischgrätz †). 13. (Feldmarschall Nugent , Feldzeugmeiſter Hartlieb †, General Prohaska †). 35. (Feld zeugmeister Culo; +). 48. - Preußen ( General von Helldorf †). 51 . Pontons . Schweiz. 52. Boutonnier -Feldschmiede. Schweiz. 37. Portugal. Stiftung einer neuen Medaille. 16. Neu erlassenes Re montirungsgeseg . 23. Preisfragen. Schweiz 52. Preußen. Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. I. 1. 2. II. (Die Präsenzzeit). 4. 5. 6. III. (Die Offiziere und die Unteroffiziere). 9. 10. IV. (Die Organisation der Heereskörper und die Novelle vom 14. Januar). 21. 22. Militärische Briefe aus Thüringen. III. Die Suhler Gewehrfabrication. 3. Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg . I. Die Militärschießschule zu Spandau. 18. II. Die Befestigung Spandaus sonst und jetzt. 36. III. Die königliche Kriegsschule zu Potsdam . 46. Militärische Thesen zur preußischen Heeresfrage. 48. Die Belagerungsübung bei Grau denz. 38. 39. 40. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeres reform. I. 44. II. 45. 46. Zur Verpflegung des preußischen Soldaten. 42. Gegenwärtiger Stand der Heeresreformfrage. 1. Die zweijährige Dienstzeit und die Stellung der Unteroffiziere. 1. Beab absichtigte Einführung der Stellvertretung. 1. Versuch , die schnellere Einübung der Recruten betreffend. 4. Beabsichtigte Bewaffnung der Jägerbataillone mit einer neuen Zündnadel-Jägerbüchse. 4. Be vorstehende Belagerungs- und Pontonnierübung bei Grandenz. 5. Auszeichnungen für Offiziere der Kriegsschulen. 6. Der neue Cursus der Kriegsschulen und bevorstehende Eröffnung der vierten Kriegs schule zu Schloß Engers. 6. Beabsichtigte Verstärkung der Festung

Saarlouis. 7. Bevorstehende Veränderung in der Organiſation der Zahlmeister. 7. Die Militärnovelle der Regierung und die „Mili tärcommiſſion" des Abgeordnetenhauses. 8. Verbesserungen im In nern der Armee. 8. ---- Bevorstehende Reorganisation der Artillerie. 8. Bevorstehende-Uebung in der Verpackung und Führung von Mu nitionswagen. 9. Bevorstehende Veränderungen in der Ausrüstung des Seebataillons , der Seeartillerie und der Ühlanenregimenter. 10. Die neu construirten 4-pfündigen Kanonen. 11. Aufnahme des Kaffees in die Militärverpflegung an Stelle des Branntweins . 11. Neue Maschinen zum Schneiden der Binden und zur Anfertigung gefensterter Leinwand. 11. Beabsichtigte Errichtung einer fünften Kriegsschule zu Glogau. 12. Die Heeresreformfrage und die Auf lösung des Hauses der Abgeordneten. 13. Zur Frage der dreijäh rigen Dienstzeit. 13. Die Reorganisation der Artillerie. 13. Früh jahrsparaden. 13. Militärconventionen. 13. Die neue Organisa tion der Armee , besonders der Artillerie. 14. Die diesjährigen Truppenübungen. 14. Die Festungsbauten von Königsberg. 14. Neue Bewaffnung der Marine. 14. Die Heeresreformfrage und die Wahlen. 15. Die Formation der 8 neuen Cavalerieregimenter. 15. Der neue Cursus des Cadettencorps und die Errichtung der fünften Kriegsschule in Glogau. 15. Die neuen ruſſiſchen Uniformen vor Sr. Majestät dem König. 15. Zum Militärbudget von 1862. 17. Hauptetat des Militär- und Marinebudgets für das Jahr 1862. 18. Uebersicht der Todesfälle pro 1861 in der Armee. 19. Der erleichterte neue Zwölfpfünder. 20. Neu erfundenes Feldgeschütz. 20. Bevorstehende Versuche mit Geschoffen aus Schmiedeisen. 20. Das neue Füsiliergewehr. 21. Einführung einer neu organisirten Jägermusik. 21. Beschlossene Aufhebung des Lehrbataillons . 22. Beabsichtigte Verlegung der Unteroffiziersschule von Potsdam nach Marienburg. 22. Veränderte Organisation des Kriegsministeriums. 22. Cabinetsordre , die neue Organiſation der Artillerie betreffend. 23. Commandirung der die Kriegsakademie besuchenden Offiziere zur Dienstleistung bei anderen Waffengattungen während der Ferien. 24. Die Heeresreformfrage. 25. Die neue Organisation der Artillerie. 25. Die künftigen Einstellungstermine der Recruten. 25. Die Schlußprüfungen der Kriegsschulen. 25. Die spätere Einstellung der Recruten der Infanterie. 26. Das neue Organiſationsreglement für die Marinestations -Commandos. 27. Der Militäretat für 1862. 27. Die Gesundheitsverhältnisse der Armee im Jahre 1861. 28. Sprengversuche. 28. Gesezentwurf , die außerordentlichen Bedürfniffe der Marineverwaltung für 1862 betreffend. 30. 50jährige Jubiläums feier der Land-Gendarmerie. 31. Aufhebung der Festung Schweid, niß. 31. Neu erfundenes Syſtem von eisernen Fortificationen. 31. Beabsichtigte Aenderungen im Militärverpflegungswesen. 32. Die Truppenübungen , die Belagerungsübung bei Graudenz und die Ca= valeriemanöver der 8 Garderegimenter bei Berlin. 33. Erweiterung der Festungswerke von Thorn 34. Fortschritte der Militärgymna ſtit. 37. Geodätische Vermessungen in Schlesien. 40. Die bevor stehende neue Organisation der Artillerie. 41. Die Erledigung der Unteroffiziersfrage. 41. Das kriegsgerichtliche Urtheil über die 12. Compagnie des 45. Infanterieregiments zu Graudenz . 42. Stand der Heeresreform nach dem Schluſſe des Landtags. 43. Der letzte abgekürzte und der erste volle Cursus der Kriegsschulen. 43. Zur Frage der neuen Kriegsschulen zu Engers und Glogau. 43. Gegen wärtiger Stand der Festungsbauten von Königsberg. 45. Die Re fultate der späteren Einstellung der Recruten der Infanterie. 46. Die Stellung der Unteroffiziere. 46. Truppenübungen im Winter. 48. Bevorstehende Eröffnung der Kriegsschule zu Engers. 48. Zur Marine. 48. Nichteinführung des leichten gezogenen 4 Bfün ders. 49. Annahme eines neuen Systems für den hinteren Ver schluß gezogener Geschüße. 49. Bevorstehende Einführung einer tie feren Stimmung in der Militärmusik 50. Neu construirter Zünder für den Shrapnelschuß. 51. Neue Feldverpackung der Artilleriemu nition. 51. Versuche mit Schießwolle. 51. Personalchronit (Gene ral Frhr. v. Helldorff †). 51. Prügelstrafe. Rußland. 29. Natetenbatterien. Schweiz . 4 . Recruten. Bayern. 1. -1 Preußen. 4. 25. 26. Schweiz. 24. Recrutirung. Dänemark. 4. Hamburg , freie Stadt. 6. --Sardinien. 44. Preußen. 46. Rußland. 17. Reduction. Desterreichische Monarchie. 23. 39. Rußland 40.50

Reformen. Oesterreichische Monarchie. 1. ― Preußen. 8. 13. 15. 25. 43. Breu Oesterreichische Monarchie . 11. Reglement. Naſſau. 5. Ben. 27. Reisen, militärwiſſenſchaftliche. Oesterreichische Monarchie. 2. 40. Schweiz. 24. Neitsystem. Bayern. 3. - Oesterreichische Monarchie. 17. 20. Remontirung. Portugal. 23. Reorganisation. Dänemark. 25 29. Preußen. 8. 13. 15. 25 . 43. Sardinien. 20. 23. Schweiz. 4 Reserveoffiziere. Dänemark. 27. Rom , die militäriſche Poſition von R. 36. Rußland. Militärische Briefe über die ruſſiſche Armee. I. 20. Gleich stellung des Ranges der Offiziere der Garde und Feldarmee. 3 Be absichtigte Veränderungen in der Uniformirung der Armee. 5. Neue Uniformirung der Armee. 8. Veränderungen in der Bekleidung und Ausrüstung der Armee. 16. Commiſſion zur Reviſion des Recru tirungsgesetzes . 17. Selbstverpflegung der Soldaten. 19. Das Budget des Kriegsministers von 1812 bis 1862. 23. Aufhebung der Festung Orenburg. 27. Bevorstehende Aufhebung der Prügel strafe in der Armee. 29. Neubefestigung von Kertsch. 31. Beab sichtigte Eintheilung des Landes in 15 Militär-Arrondiſſements . 32. Die Verhältnisse der Militärveterinärärzte. 34. Kaiserlicher Erlaß, die Reduction der Armee betreffend. 40. Explosionsversuche mit Oberstlieutenant Ramſted's neuem Apparat. 42. Auflöſung des Co mités für Verbesserungen im Militärwesen und Einsetzung eines Specialcomités für Organisation und Ausbildung der Truppen. 48. Beabsichtigte Aufhebung der Ostseeflotte und Verstärkung der Ver theidigungswerke von Kronstadt. 49. Neue Reduction der Armee. 50.

achsen , Königreich. Bevorstehende Aenderungen in der Unifor mirung der Linien-Infanterie. 39. 50. Sachsen- Altenburg . Die Militärconvention mit Preußen. 40. Sachsen- Coburg - Gotha. Neuer Gesetzentwurf , die Erfüllung der Militärpflicht betreffend. 5. Neues Gesetz, die Militärdienstpflicht betreffend. 34. Sanitätsmannschaft. Zur Frage der Heranbildung der S. Von Dr. Bec. 16. 17. Sardinien. Die militärischen Kräfte des Königreichs S. I. 22. 23 . II. 24. 25. Die Militärbibliothek in Turin. 46. Stand des Ma rinepersonals. 1. Bau von 8 neuen Kriegsschiffen zu Genua. 3. Hafenbauten zu Spezzia. 3. Versuche mit Anwendung des elektrischen Lichtes. 9. Neuer Plan zur Vermehrung der Armee. 10. Das Militärbudget für 1862. 14. Permanente Landesvertheidigungscommiſſion. 15. Reorganisation der Artillerie. 20. Reorganisation . des Bataillons der Militärzöglinge von Maddaloni. 23. Die Auf lösung und demnächstige gänzliche Aufhebung der polnischen Militär schule in Cuneo. 25. Reorganisation des Militär- Erziehungswesens, 28. Zwei Uebungslager. 29. Gegenwärtiger Stand der Armee. 31. Beabsichtigte Einführung der " Satanella“ bei einem Lauciers regiment. 31. Einverleibung der Tiberjäger in die Armee. 35. Ge genwärtiger Stand der Armee und Marine. 42. Das neue Recru tirungsgesetz 44. Beabsichtigte Vermehrung der Armee. 44. Satanella - Waffe. Sardinien. 31. Sattel Schweiz . 52. Schießbaumwolle. Frankreich. 2. ·Oesterreichiſche Monarchie. 39 . Preußen. 51 . Schießschule. Schweiz . 33 . Schießübungen. Württemberg . 21. ――― Desterreichische Monarchie. 34. Schießversuche. Großbritannien. 17. 21. 22. 40. - Oesterreichische Monarchie. 1. 15. Schießwollgeschütze. Desterreichische Monarchie . 22. 34. 51. Schüßenfest, das deutsche. I. II. 31. 32. Schweden und Norwegen. Militärische Reisecindrücke von Skan dinavien. B. Norwegen. 4. 5. 6. C. Schweden . 9. 19. 11. Pro gramm der f. schwediſchen Schießzſchule zu Drottningholm. 13. Be absichtigte Verbesserungen im Militärwesen. 3. Anschaffung gezoge ner Kanonen. 3. Vermehrung der Armee. 3. Commission behufs Aufstellung von Vorschlägen zur Landesvertheidigung. 4 Aus dem Jahresbericht des Secretärs der Akademie der Kriegswissenschaften

über die Veränderungen der Armee. 19. Die größeren Truppen übungen. 23. Die topographischen Arbeiten vom Jahre 1861. 31 . Bericht der Marinecommiſſion. 32. Gutachten der Marinecommiſſion über die Panzerschiffe. 47. Schweiz. Die Schweiz und ihr ſtatiſtiſches Verhältniß zu den Nachbarstaaten. 51. 52. Beabsichtigte Einführung des kleinen Ka libers für die gesammte Armee. 1. Commiſſion behufs Ausarbeitung von Vorschlägen , militärische Eisenbahntransporte betreffend . 3. Die beabsichtigte Reorganisation der Raketenbatterien. 4 Militärärzt licher Bericht über den letzten Truppenzusammenzug . 4. Die beabs sichtigten Abänderungen des Gesetzes über die Militärorganiſation ze. 5. 11. Truppenzusammenzug. 24. Militärwiſſenſchaftliche Reiſen. 24. Versuche mit einer neuen Art Patrone. 24 Offiziersfest. 24. Recrutenschulprüfung 24. Jahresfest des Offiziersvereins. 33. Ein führung von Schießſchulen für Offiziere. 33. Die deßzjährigen In structionsschulen. 33. Verhandlungen des eidgenössischen Offiziers festes. 37. Commission über Pontonnierfeldschmiede 2c. 37. Die dießjährigen Truppenübungen. 40. Errichtung einer Sanitätsschule in Lausanne. 40. Neuer Gesetzentwurf über die Militärpflicht. 45. Schweizerische Militärgesellschaft. 52. Preisfragen pro 1863. 52. Militärſchüßengeſellſchaften. 52. Ordonnanz bezüglich des Ponton materials . 52. Modificirter dänischer Sattel. 52. Cavalerieverein und Pferdestatistik. 52. Beschluß der eidgenössischen Gewehrcom mission. 52. Neu erfundenes Gewehrſchloß. 52 . See bataillon , she. Marinebataillon. Seerecht, aus den Kinderjahren des S. 6. Preußen. 43. Seitengewehr. Belgien. 43. Serbien. Die serbische Armee. 27. Smolensk. 34. Spitäler. Defterreichische Monarchie. 37. Sprengmaschine. Niederlande. 10. Spreng -Versuche. Dänemark. 40. Preußen. 28.

Taktik. Schweden und Norwegen. 19. Topographie. Schweden und Norwegen. 19. 31. Trommel. Niederlande. 42. Türkei. Commiſſion behufs Entwurf einer neuen Wehrverfaſſung. 12. Die neue Uniformirung der Armee. 12. Beabsichtigte Organiſation einer Festungsartillerie. 12. Turnen , deutsches und ſchweizerisches. 25. 26. Uebungen. Dänemark. 37. Desterreichische Monarchie . 41. Preu. Schweiz ßen. 5. 9. 14. 33. 48. Schweden und Norwegen. 29. 24. 40. Uebungsritt. Baden. 40. Uhlanen. Preußen. 10. Sachsen, Königreich. 39. 50. Uniformirung. Rußland . 5. 8. 16. Türkei. 12. Unteroffiziere. Preußen. 41. 46. Unteroffizierschule. Preußen. 22.

Vereinigte Staaten von Nordamerika. Die amerikaniſchen Wirren. I. II . III . 3. 4. 5. Verlauf und Bedeutung des dießjähri gen Feldzugs in Nordamerika. 41. 42. Bau von 6 neuen Panzer booten 17. Brame's Geschützventilator. 32. Gegenwärtiger Stand der Kriegsflotte. 34. Versuche. Frankreich. 2. 5. - Großbritannien. 4. 16. Niederlande. 10. Desterreichische Monarchie. 51. Preußen. 20. 51. — Rußland. 42. - Sardinien. 9. www. Schweiz. 24. Spanien. 27. Waffenfabrit. Spanien. 1. Waffenfabrication. Belgien. 5. -- Frankreich. 39. - Defter reichische Monarchie. 42. Wehrverfassung. Türkei. 12. Whitworthbüchsen. Frankreich. 5. Bahlmeister. Preußen. 7 . 3 ünder. Preußzen 51 . Zündnadel - Jägerbüchse.

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Verzeichniß der angezeigten Schriften , Karten und**131literarischen Nachrichten.

Anitschfof , der Feldzug in der Krim Dritter (Supplement ) P Theil. Von G. Baumgarten. 28. Anleitung zum Betrieb der Gymnaſtik und der Fechtkunst in der Armee. 19. Annede, F, der zweite Freiheitskampf der pereinigten Staaten von Amerika. 1. Bd . 37. } Ansichten, vergleichende ་་ über den Krieg in Italien im Jahre 1859 2c . 8. T M W Armee, die französische , auf dem Exercirplatz und im Felde. 46. 47. Artillerie , die , im Felde. Von einem Artillerie-Offizier. 12. After, L. von , Nachgelassene Schriften. Erster bis fünfter Band 36. 37. 38. 39. Auffäße , zwei militärische , über Tagesfragen von einem aften Sol daten, 30. Aufzeichnungen des Prinzen Friedrich zu Schleswig : Noer, aus 1848 bis 1850. 19. T Ti 159 1 6157 T Balaffa , & , die militärische Fechtkunst vor dem Feinde: 16.4 Barre-Duparcq , Ed. de la, Portraits militaires. Tome III. 50. Bärsch , Dr. G. , Ferdinand von Schill's Zugdund› Tod im Jahre 1809. 31. Baudessin, Graf A. , Gefchichte, des schleswig -holſteiniſchen Krieges. 51. 52. Baeumen , A. v. , Nach Marokko. Reise- und Kriegsmémoiren . 26. Baumgarten, G. Sechzig Jahre des kaukasischen Krieges , nach russischen Quellen deutsch bearbeitet. 3. 4. She Anitschkof. Becedorf, von. Ein Wort über leichte Infanterie, deren Taktik und Reglement, 32. , Betrachtungen über die Ausbildung und Taktik der 美观 Reiterei. 2c, 5. 6. Betrachtungen , militärische , über unsere Armee. 49. Bieste , Dr. C. L. Der Feldmarschall Fürst G. L. Blücher von Wahlstatt. 45. Blizee zur Beleuchtung der organisatorischen Donnerkeile. 43. Bogdanowitsch , M. Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812. 1. Band. Aus dem Russischen von G. Baumgarten. 42. 43. II. Band. 48. Boehn, H. von , Terrainkunde. 33 . Generalstabsgeschäfte. 44. 45. Böttcher , von , Reitsystem für Lehrer der Cavalerie und Artillerie. 48. Brix. Geschichte der Organisation der Infanterie und Cavalerie der königlich spanischen Armee. Ans dem Spaniſchen. 24. Brix, M. R. Organisation et composition de l'armée russe , tra duit par E. Heydt. 49. Clausewis , C. v . , General , Hintcrlaffene Werke über Krieg und Kriegführung . 2. Aufl. Lieferung 25-28. 49. "

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eder , C. v. Praktische Generalstabswiffenschaft. (Niederer Theil) . Dritte Auflage. 44. 45 Dehnel, H Rückblicke auf meine Militär-Laufbahn in den Jahren 1805 1849, 22. *:30 Deluzy , L. རཎྜསྶ La Russie , son peuple et son armée. 49. Demme , Dr. H. Militär-chirurgische Studien in den italienischen Lazarethen, von 1859. I. & II. Abtheilung. 34. 35. 36 38. 39. Y Denkschrift , eine militärische , von P. F. C. , von französischer rad Seite beleuchtet. 7. Dienstzeit, die zweijährige, und die heutige Militärorganisation in """ Preußen. Erstes Heft. 52. - Zweites Heft. Die Reorganisation von 1860. 52, Donnerteile, Organisatorische , oder wie man mit dem Armeebud get auskommt, von Seraphus I. 25. 26. 41 40sf

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Habermaas , she. Mart ens .

3

fol

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Dritte Auflage.

Umgear

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50

I

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61. · Napoléon III. , em pereur , l'histoire de Jules Cé sar. 5. Soldaten Blatt, für Jung und Alt. 14. Napoleon Louis Bonaparte, Prinz, 1688 und 1830, historische Streubel, die Panzerschiffe ein nautischer und artilleristischer Rück schritt. 22. Fragmente 2c. Aus dem Französischen. 24. Nationalbibliothek, deutsche. Herausgegeben von Ferd . Schmidt. 11. Sydow , E. y., Methodischer Handatlas für das wissenschaftliche Studium der Erdkunde. 8. Ollech, v. Friedrich der Große und die Cadettenanstalten. 26. Oberleiter, Ch. Album de fac-simile des régents etc. depuis Thiers, A., Histoire du Consulat et de l'Empire, Tome XX. 30. 32. Waterloo . 30. 32. 38. l'an 1500 jusqu'en 1576. 15. C j 1 sbed Types militaires de l'armée Pflug , Dr. F. " Von Auerstädt bis Bellealliance. 18. suisse 2c. 21. * t* 36 1 Unter dem Doppeladler. 13. Vaupell. Organisationsentwurf für die dänische Infanterie. 25... Pflug , Dr. Souvenirs de la campagne de Crimée traduit par Verzeichniss einer ( der Zimmerschen ) Sammlung von Land ..7 See- und Eisenbahnkarten 2c. 42. Baissac. 13. 28 Vorlesungen über Kriegsgeschichtevon 3. d. (ardegg).1 Neue Aus Piron , études sur les cannonnières cuirassées . 22. gabe. 27. Plönnies , W. v. Neue Studien über die gezogene Handfeuer J Wellington, Feldmarshal A. Duke of, Supplementary Despatches, waffe. Zweiter Band. 48. Correspondence 2c. Tome 8. 2. Tome 9. 28. G. de. Nouvelles études sur l'arme à feu rayée. 16. T 21.1 i Wittgenstein , Pr . E. v. Cavalerieskizzen. 18, 20. Prokop , A. Die teutsche Flotte und Hannover 2c. 6. Wang und Quartierliste der königlich preußischen Armee und Wyß , G. p. Árnold von} Winkelried in der Schlacht bei Sempach. * 30. 48. Marine für 1862. 20. 32. 36. ..13 AL ‫ܐܘ ܙ & ؟‬ Regulations, Revised , for the Army of the United States . 50. 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Englische 1. 3. 8. 12. 14. 17. 19. 23. 26. 29. 33. 39. 40. 48. 51 . Italienische 2. 7. 10. 13. 16. 30. 31. 41. 45. Niederländische 1. 2. 5. 7. 10. 12. 19. 22. 25. 28. 32. 37. 40. 44. 47. 49. 52. [ Nordamerikaniſche 11. 14 . Schwedische 1. 6. 46 .

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 1.

Jahrgang

Darmstadt , 4. Januar.

1862.

— Militärische Reiseein Inhalt: Auffähe. Zum Neujahr 1862. - Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. I. drücke von Skandinavien. A. Danemark. Miscelle. Der französische Plan zur Invasion in England. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Rückblick auf die militärischen Reformen in Desterreich. - Kaiserliche In spection des Festungsvierecks in Venetien. Bevorstehende Schießversuche mit gezogenen Hinterladungsgeschügen. Bayern. Statistisches über die Schulbildung der Recruten. Dänemark. Gefeßentwürfe, die Armee und Flotte betreffend. Commission behufs Ausarbeitung von Vorschlägen für die zukünftige Recrutirung. Großbritannien. Bericht über das Militärsanitäts wesen. Verfügung, das Lackiren ze. der Ausbohrung gußeiserner Geschüße betreffend. Sardinien. Stand des Marinepersonals. Spanten. Anlage einer neuen Waffenfabrik in Plasencia.

Bum Neujahr 1862. [ 1-5 ] Bu Einführung des 37. Jahrgangs, in welchen die Allgemeine Militär - Zeitung" mit der heu tigen Nummer eintritt , haben wir uns zunächst über die Gründe der abermaligen Erweiterung auszusprechen, die wir unserer Zeitschrift von 1862 an zu geben uns ver anlaßt sehen. Die Erweiterung trifft , wie unseren Lesern bereits durch die Anzeige in unseren legten Nummern von 1861 bekannt ist, allein das mit unserer Zeitschrift verbundene Literaturblatt. Es wird dieses von jest an wöchentlich in der Stärke von einem ganzen Druckbogen ausges geben werden, indeß es bisher auf einen halben Bogen wöchentlich beschränkt war. Die Gründe dieser Erweite rung liegen in den Erfahrungen , die wir innerhalb der bisherigen Einrichtung gemacht haben, und hängen dadurch zusammen mit der ganzen eigenthümlichen Entwickelung unserer Zeitschrift selbst. 4 Die A. M.-Z. war, als sie vor nun 37 Jahren ge gründet wurde, nicht nach einem so weiten Plan angelegt, daß fie die kritische Berichterstattung über die Leistungen der Literatur ausdrücklich unter ihre Aufgaben gezählt hätte. Der hochverdiente Gründer und langjährige Chef Redacteur der A. M.-B., an dessen Ehrengedächtniß auch heute fo Bieles uns mahnt, mochte mit Recht ein Wachsen und Vordrängen der kritischen Arbeit gefürchtet haben, das

leicht die ganzen Grundlagen des Programms verschieben fonnte. Die literarischen Kritiken erschienen darum in der ersten Beit nur mehr gelegentlich, immer nur die bedeutendsten Erscheinungen und auch diese in gemessenster Kürze behandelnd ; Kritiken von nur wenigen Beilen Umfang bildeten in den ersten Jahren die eigentliche Regel. In dem Maße indeß, wie die Zeitschrift (in sich und nach außen) rasch gedieh, wurde es mehr und mehr schwer , an dieser Regel festzuhalten. Die Vertreter der Literatur begehrten danach, daß das verbreitete Blatt ihre Arbeiten einlässiger bespreche , und die Mitarbeiter waren an sich schon geneigt , ihren Anzeigen mehr den Charakter einer eingehend motivirten, Kritik : zu geben. Bei einzelnen Erscheinungen von ganz besonderem Intereſſe ließ sich das nicht abweisen, und es erwuchs se nach und nach ein Maßstab für die kritische Behandlung überhaupt, der bei consequenter Zulassung allerdings ein völliges Ueberwiegen des kritischen Inhalts herbeiführen und Cas mit zulegt die Zeitschrift in eine Richtung führen mußte, die ihrem Programm : durchaus fremd war. Eine Be schränkung der Kritik war und blieb darum nothwendig ; aber sie konnte jegt nur noch dadurch erzielt werden, daß man die kritischen Anzeigen, jemehr sie im Einzelnen die früheren Raumgrenzen überschritten , nun im Ganzen so viel seltener gab, also so viel strenger fich auf Anzeige nur eben der wichtigsten literarischen Erscheinungen beschränkte Es war das die Lage, die wir vorsanden , als wir in die Redaction eintraten, nachdem der treffliche Mann ,

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der die A. M.-8. gegründet und ganze 30 Jahre hin Erst jezt, wo die Erfahrung der beiden Jahre 1860 durch geleitet hatte, endlich unter dem wachsenden Druck bis 1861 vor uns liegt, haben wir uns zu dieser Er von Alter und Berufslast davon zurückgetreten war. Was weiterung entschließen können. Die Erfahrung , welche dieser geschaffen und so erfolgreich weiter geführt hatte, diese zwei Jahre uns brachten , ist in vielfacher Hinsicht daran wollten wir ohne zwingenden Grund nichts ändern, für uns lehrreich gewesen. Unsere Zeitschrift hat auch und wir behielten darum die vorgefundene Einrichtung in ihrer veränderten Einrichtung ihre alten Freunde sich noch während mehrerer Jahre. Aber wir empfanden erhalten , zahlreiche neue Freunde dazu sich erworben. sofort die Schwierigkeiten, die in Bezug auf Behandlung Schon das zeigte uns , daß wir im Ganzen den regten der Kritik sich uns entgegenstellten. Die A. M.-3. hatte Weg einhielten, und es lag die Ermuthigung darin, mit freilich zu den Pflichten eines kritisch-literarischen Blattes der von so vielen Seiten gewünschten abermaligen Er fich nie ausdrücklich bekannt. Aber es lag in ihrer bis weiterung nicht länger zu zögern. Daß diese Wünsche herigen Entwickelung, daß sie diese Pflichten (wenn schon begründet waren , ist uns zu einer Thatsache geworden, Es ist schwer, die Be in gemessener Beschränkung) thatsächlich erfüllte, und auf die wir nicht verneinen können. dieser Thatsache beruhten wachsende Ansprüche, denen zu wegung der Kritik in enge zugemessene Raumgrenzen genügen schwer war, wenn nicht Wesen und Organisation einzuschließen , und wir haben diese Schwierigkeit oft der Zeitschrift Aenderungen von vielleicht zweifelhaftem recht ernstlich empfunden ; manche werthvolle kritische Arbeit mußte von uns aus Rücksichten des Raums zurückgelegt Erfolge erleiden sollten. Die Erfahrung der Jahre 1856-1859, während deren werden , manche interessante Erscheinung der Literatur die neue Ordnung der Redactionsverhältnisse sich fest ge kam dadurch verspätet zur Anzeige. Schon aus diesen staltete , führte uns endlich zu der veränderten Einrich Gründen mußte es sich uns empfehlen , dem Wunsche tung, worin die A. M.-3. seit 1860 erscheint. Die nach größerer Räumigkeit des „ Literaturblatts " nachzu Kritik wurde danach ganz aus dem Hauptblatte ausge geben. Aber ein entschieden durchschlagender Grund lag schieden , und für dieses so der Raum gewonnen , deffen grade in den Folgen, welche die Einrichtung des „ Litera es bedurfte , um die wachsende Menge des Stoffes zu turblatts " unmittelbar nach sich_zog. Die ganze Stellung bewältigen. Die ständige Beilage aber , die hinzu kam, der A. M.-3. zur Literatur ist dadurch wesentlich ver wurde ein eigentliches Literaturblatt , und in diesem ändert. Es bezieht sich das nicht bloß darauf, daß die übernahm die A. M.-Z. nunmehr auch ausdrücklich die A. M.-3. erst jezt sich ausdrücklich zu den Pflichten eines Pflichten eines kritisch-literarischen Blattes, die sie bis dahin kritisch-literarischen Blattes bekennt, sondern mehr noch nur mehr thatsächlich erfüllt hatte. auf ihre eben dadurch gewachsenen literarischen Verbin Wenn wir für dieses Literaturblatt " , das seit dungen. Wie diese , in und außer Deutschland , sich ge 1860 die ständige Beilage der A. M.-Z. bildet, nur den mehrt haben, wäre es uns gradezu unmöglich geworden, Raum eines wöchentlichen Halbbogens vorsahen, so war mit dem bisherigen beschränkten Raum ferner auszu uns zunächst dabei die Erwägung maßgebend , daß wir reichen , und so viel geneigter mußten wir darum sein, die als nothwendig erkannte Erweiterung unserer Zeit die gewünschte Erweiterung des „Literaturblatts “ endlich schrift doch in thunlichst engen Grenzen glaubten halten eintreten zu lassen. Es sind das die Motive der abermals (zwar nicht zu müssen. Ueberdieß hegten wir allerdings auch die Hoffnung , selbst innerhalb dieser engeren Grenzen doch grundsäglich , aber doch räumlich) veränderten Gestalt, die nun erst von der A. M.-Z. ausdrücklich übernommene in welcher die A. M.-Z. von 1862 an erscheint. Wir Pflicht der kritisch-literarischen Berichterstattung zur Genüge haben uns einlässig darüber ausgesprochen , weil es an erfüllen zu können. Es steht uns selbst kein Urtheil sich schon unserer Auffassung gemäß ist, daß Leiter und darüber zu, was unser Literaturblatt" in seinen Kritiken, Leser einer Zeitschrift in offenen Austausch zu einander wie in seinen journaliſtiſchen und bibliographischen Ueber treten , und weil wir darum bei einer militärischen Zeit sichten während der zwei Jahre, seit es neben dem Haupt schrift, die wesentlich den geistigen Verkehr der Kameraden blatte besteht , geleistet hat. Die Urtheile darüber , die vermitteln soll , einen derartigen Austausch gradezu für aus den weiten Kreisen unserer Leser und Mitarbeiter geboten halten. Was wir zu sagen hatten, betrifft aller uns bekannt wurden , sprechen dafür, daß die neue Ein dings nur die Aenderung , die im Literaturblatt" der richtung sich bewährt habe. Nur das eine Bedenken A. M.-B. eintritt. Aber wir sind der Ansicht, und auch wurde früher und nachher immer öfter und dringender das war bei uns mitbestimmend , daß diese Aenderung gegen uns ausgesprochen, daß die durch Zufügung eines mehr oder weniger auch dem Hauptblatte zu gut kommen besonderen Literaturblatts geschehene Erweiterung unserer wird. Manche nähere Auslassung , die an die kritische Zeitschrift doch nicht völlig ausreiche, um den Ansprüchen Besprechung literarischer Erscheinungen anknüpfte , mußte Der Kritik ein ganzes Genüge zu leisten. Aehnliches hatte bisher aus räumlichen Gründen im Hauptblatt ihre Stelle auch uns selbst sich aufgedrängt , und darauf beruhte finden, indeß künftig die freiere Bewegung, die der Kritik es, daß wir schon im Literaturblatt Nr. 6 von 1860 ein gestattet ist , es zulassen wird , auch solche Arbeiten in offenes Wort an unsere Mitarbeiter richteten , um mit das Literaturblatt aufzunehmen. Das Hauptblatt bleibt diesen über die Grundsäge uns zu verständigen , nach damit so viel mehr seiner eigentlichen Bestimmung vor denen die Kritik innerhalb der gegebenen Raumgrenzen behalten , und so viel mehr halten wir uns darum im zu handhaben wäre. Eine sofortige abermalige Erweite Recht , wenn wir von einer Erweiterung unserer Zeit rung unserer Zeitschrift konnte uns vorerst nicht ange schrift im Ganzen , nicht ihres Literaturblatts allein, ge 3) TDA #g redet haben. messen erscheinen.

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Ueber unsere Auffassung der Aufgabe, die bei Leitung der A. M.-Z. von uns zu lösen ist, bedarf es wohl jezt feines näheren Aussprechens mehr. Die Haltung unserer Zeitschrift, seit wir von 1856 an in die Redaction nach und nach eintraten , beurkundet wohl zur Genüge , wie wir diese Aufgabe begreifen , und ohnehin haben wir ſchon früher (Nr. 1-2 von 1860 und Nr. 1 von 1861) des Näheren darüber uns ausgesprochen. Ist die Re daction als solche nur in selteneren Fällen mit ihrer Ansicht hervorgetreten , so liegt das eben darin, daß wir die Redaction mehr zur Leitung der Debatte als zur eigenen Theilnahme daran berufen erkennen. Wir geben jeder Einsendung das Wort, die nach Inhalt und Form nicht gegen die Grundsäge verstößt , die von der Natur militärischer Zeitschriften vorgezeichnet sind, und je bewegter die Debatte, je reicher Rede und Gegen rede ist, desto lohnender wird uns das Amt des Ordnens und Leitens , ohne daß jedoch , wie man es mehrfach irrig verstanden hat, aus der Zulassung einer Arbeit auf ein Einverständniß der Redaction damit geschlossen werden fönnte. Unsere Zeitschrift erscheint uns wie eine große Versammlung deutscher Kameraden , die sich vereinigt haben, um die fachlichen Fragen ihres Berufslebens und die ernsten Wehrinteressen ihres gemeinsamen Vaterlandes durchzusprechen. Da hat jede Ansicht ein Recht darauf, zum Worte zu kommen ; keiner darf ein Vorzug zuge standen, keine darf ungehört zurückgewiesen werden. Wer die Debatte leitet, der bestimmt nur die Reihenfolge und Ordnung des Sprechens , und nur den darf er vom Worte ausschließen , der entweder überhaupt nicht reden tann oder nur sagen will , was Andere vor ihm schon besser und erschöpfender gesagt haben. So haben wir bisher unser Amt verstanden und gehandhabt, und so werden wir ferner thun , und doppelt erscheint es uns Pflicht grade in dieser zwiespaltvollen Zeit, wo man um die Wurzeln deutscher Wehrkraft hadert, indeß der drohende Kriegssturm fast schon die Aeste schüttelt. Damit genug von uns und von unseren Pflichten bei Leitung der journalistischen Debatte. Wer an dieser sich betheiligen will , der sei uns herzlich willkommen. Be darf er Anregung, so wolle er die legten Jahrgänge der A. M.-3. durchblättern , und er wird deren in Menge finden. Will er wissen , welche Stoffe wir als zunächst wichtig ansehen , so wolle er unser Eingangswort von 1860 nachlesen , in dem wir ohne Rückhalt die Schlag punkte bezeichnet haben , die wir unseren Mitarbeitern vorzugsweise zur Beachtung empfehlen. Die Aufgabe unserer Zeitschrift erscheint uns als eine ernste und hohe, und eben weil wir sie so ansehen , glauben wir einfach eine Pflicht zu erfüllen, wenn wir auch heute wieder die Kameraden aller deutschen Heere , Offiziere wie Militärbeamte, offen einladen , an unserer Arbeit theilzunehmen. Nur aus der gemeinsamen Arbeit ent springt die fruchtbare Leistung , und nur aus der er schöpfenden Debatte erwächst die willensvolle Ueberzeugung.

Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's

neue Jahr. I.

[J.] Mit dem Beginn des neuen Jahres geht eine große deutsche Armee einer wichtigen Entscheidung ent gegen. Die preußischen Kammern sind auf den 14. Januar einberufen , und vor diesen Kammern soll es sich endlich entscheiden, ob die großartige Reorganisation der Armee, welche für die Infanterie in der Hauptsache durchgeführt, für die anderen Waffen bedeutend vorangeschritten ist, als bleibender ordentlicher Aufwand in das Staatsbudget aufgenommen werden , mit anderen Worten , ob sie das legte Siegel einer von allen Seiten gesetzlich gesicherten Staatseinrichtung erhalten soll. Erinnern wir uns zu nächst in Kürze, wie es dahin gekommen ist. Die Regierung hatte im Januar 1860 den Ständen einen neuen Gesezentwurf über die Vollziehung der Wehr pflicht und die Grundzüge der Heeresorganisation vor gelegt. Wiederholte Erfahrungen bei der Mobilmachung, namentlich auch noch im Jahr 1859, hatten dazu gedrängt. Die Zusammenseßung der Feldarmee aus der Linie und der Landwehr 1. Aufgebots erwies sich als ein großes Hemmniß für eine kräftige Action in Fragen der äußeren Politik ; ― - denn die erstere für sich allein war zu schwach und der Aufruf der letteren griff allemal so störend in die Verhältnisse des öffentlichen und privaten Lebens ein, daß er nur in einem Nothfall erlaubt schien , nicht in jenen vielfachen anderen Stadien einer Kriegsfrage , für welche eine Großmacht ebenfalls ihre Kräfte umfassend zur Hand haben muß. Dazu kam, daß das Prinzip der preußischen Heeresverfassung , die allgemeine Wehrpflicht, wie sie im Gesez vom 3. September 1814 ausgesprochen war, neuerdings in der Ausführung bedeutend abge schwächt erschien. Seit 1815 wurden durchschnittlich 40 bis 41,000 (einigemal gegen 44,000) Recruten für die Armee im Jahr eingestellt ; damals aber hatte der Staat 11, jezt hater fast 18 Millionen Einwohner ; es mußte also die Zahl der Wehrpflichtigen wenn auch nicht gradezu um s, doch jedenfalls bedeutend gestiegen sein, und der ganze Ueberschuß konnte nicht mehr, wie es doch ebenfalls nach dem Gesez von 1814 geschehen sollte, seine militärische Ausbildung in den Rahmen , d. h. in den Compagnien, Bataillonen , Schwadronen , Batterien 2c. , des stehenden Heeres empfangen. Dieser Umstand bot sich nun als ein sehr erwünschtes Mittel der Abhülfe für jenen bei den Mobilmachungen erfahrenen Mangel dar. Bisher nämlich bildete sich die Linie oder das stehende Heer aus den 5 Altersclaffen vom 20.- 25., und die Landwehr 1. Aufge bots aus den 7 Altersclaſſen vom 26. - 32. Jahr, was unter Berücksichtigung des Abgangs für jeden dieser Körper eine Stärke von etwa 180,000 , also für die gesammte Feldarmee_von_360,000 Mann ergab ; außerdem standen noch die 7 Jahrgänge der Landwehr 2. Aufgebots , die Wehrpflichtigen bis in's 39. Jahr umfassend, als Reserve im Hintergrund. Die Dienstzeit bei der Fahne im stehenden Heer, die zur eigentlichen militärischen Ausbildung ge gebene sogenannte Präsenzzeit, betrug gefeßlich 3, für die Jahre, war aber in der Praxis, - die Garde Reiterei

――――― ausgenommen längere Zeit auf 2 Jahre herabgeseht. | finanzielle Opfer auf die Dauer die Kräfte des Staats Die Regierungsvorlage von 1860 faßte nun die Ab zu sehr in Anspruch zu nehmen ; dann fürchtete fie , mit änderungen , welche fte in diesem Punkte für nöthig der Lostrennung der Linie von der Landwehr werde der erachtete, in einem neuen Geseßentwurf zuſammen , der bisherige volksthümliche Charakter des preußischen Heeres im Wesentlichen festseßte, daß das „ stehende Heer" künftig wesentlich beeinträchtigt werden. Die Militärcommiſſion aus den 8 Altersclassen vom 20. bis 28. Jahr bestehen des Abgeordnetenhauses , die übrigens wie das Haus folle ; von diesen 8 Jahren solle der Soldat, dem früheren selbst mit der Regierung über die Nothwendigkeit der Gesez entsprechend , bei der Reiterei 4, bei den anderen Heeresverstärkung ganz einverstanden war, suchte also Waffen 3 Jahre präsent beiben , den Rest aber als Re die Aufgabe auf andere Weise zu lösen. Sie stellte dem servist im Urlaub zubringen, wobei er nur ein bis zwei Regierungsentwurf einen anderen gegenüber, worin der mal zu größeren Uebungen heranzuziehen wäre. Die Linie oder dem stehenden Heer, wie bisher, nur die fünf Landwehr, künftig ein einziger Körper , solle als Reserve jüngsten Altersclaſſen zugewiesen und die bisherigen beiden des stehenden Heeres dienen , doch in der Regel nur Aufgebote der Landwehr mit je 7 Altersclaffen beibe (wie früher das zweite Aufgebot) innerhalb der Landes halten waren. Die größere Heeresstärke, sollte theils, wie grenze verwendet werden ; die Dienstverpflichtung war im Regierungsentwurf , durch die um die Hälfte stärkere für sie auf 11 Jahre, vom 28. bis 39. , festgesezt. In Jahresergänzung, theils dadurch erreicht werden, daß für ähnlicher Weise war im Entwurf eine Marine und als den Kriegsfall nicht die ganze Landwehr ersten Aufgebots, Reserve für sie eine Seewehr eingeführt. Die übrigen aber doch ihre jüngeren Jahresclaſſen der Linie in be Grundsäge und Bestimmungen des alten Gesezes sollten sonderen Körpern angeschlossen werden sollten ; die Er im Wesentlichen bestehen bleiben , namentlich die Grund sparung sollte hauptsächlich durch eine Herabſegung der lage des Ganzen , die allgemeine Wehrpflicht, mit Präsenzzeit , um durchgängig ein Jahr, erreicht werden. der ausdrücklich erneuerten Bestimmung, daß stehendes Die Regierung ihrerseits lehnte es bestimmt und ent Heer und Marine die Bildungsschule der ganzen schieden ab , auf diesen Entwurf einzugehen , denn sie Nation für den Krieg" sein sollten. Man dachte glaubte durch denselben die Erreichung ihrer Hauptziele dieß bezüglich des Landheeres damit zu verwirklichen, daß wesentlich gefährdet. Es schien auf dem Punkt zu stehen, man jährlich 60-63,000 Recruten für dasselbe einstellen als werde es zwischen ihr und dem ihr sonst sehr ergebenen wollte, eine Zahl, die übrigens nicht ein für allemal Abgeordnetenhause in dieser Frage zum offenen Zwiespalt Es wurde als eine feststehende in Aussicht genommen , sondern der kommen ; endlich fand man einen Ausweg. Natur der Sache nach von ten "I Staatsverhältnissen" die eigentliche Entscheidung über das neue Armeegeset abhängig gemacht war. Man sieht , wie auf diese Weise vertagt ; weder der Entwurf der Regierung , noch der ten genannten zwei Hauptzielen , der Verstärkung der der Militärcommission tam im Plenum des Hauses zur Linie als bereiter Feldarmee und der Durchführung der Verhandlung. Dafür bewilligte das Abgeordneten- und allgemeinen Wehrpflicht, zugleich entgegengekommen war. danach auch das Herrenhaus den größeren Theil der von Die Linie mußte ich mit 8 Jahrgängen zu 60-63,000 der Regierung geforderten Summe im Betrage von bei Mann , auch wenn man 20-25 Procent Abgang an nahe 9 Millionen zur Aufrechthaltung der Kriegsbereit nahm , immer rund auf 400,000 Mann berechnen, und schaft , wie man sich ausdrückte , vorläufig auf 1 Jahr (bis zum 1. Juli 1861 ) , als außerordentlichen Militär die um die Hälfte stärkere Jahresergänzung mußte aller dings wenigstens annähernd die Gewähr geben, daß die aufwand ; und im vergangenen Frühjahr wurde dieß Wehrpflichtigen in möglichst umfassender Zahl zur mili Verfahren im Wesentlichen wiederholt. Doch vereinigte tärischen Ausbildung kamen. Nur ergab sich aus der man sich von beiden Seiten zu der , so viel wir uns größeren Zahl der Einzustellenden natürlich auch eine erinnern , ausdrücklichen Erklärung , daß die Frage in Erhöhung des Budgets ; und dieß umsomehr, als dadurch der nächsten Legislaturperiode zum Austrag gebracht werden gleichzeitig auch eine bedeutende Vermehrung der Rahmen solle, und diese Periode ist es, welche mit dem 14. Januar oder Stämme nothwendig wurde , die z. B. bei der d . I. eröffnet wird. Infanterie 36 Regimenter und 9 Bataillone oder 117 Inzwischen ist die neue Organiſation des Heeres selbst, Bataillone , bei der Reiterei 72 Schwadronen betragen die schon 1859 eingeleitet wurde, durch diese parlamentas sollte. Freilich wurde auch der Wegfall von 144 Land rischen Kämpfe in ihrem Fortgang bis jegt nicht wesent wehrschwadronen und von manchen Ausgaben in Aussichtlich gehindert worden. Wie oben berührt , war sie bei gestellt , welche besonders bei jeder Mobilmachung der der Infanterie in der Hauptsache schon mit der Fahnen Landwehr bisher sehr empfindlich in's Gewicht gefallen weihe der neuen Regimenter am 18. Januar 1861 voll zogen; nur die Offizierstellen, namentlich im Lieutenants waren. Indessen blieb immer eine Erhöhung des regel mäßigen Militärbudgets um 9-10 Millionen Thaler, so grad , werden je nach den Regimentern noch zu % bis daß dieses von den 30 Millionen , die sich im legten , der etatsmäßigen Zahl zu besezen ſein. Bei den ande Jahrzehnt als Durchschnitt herausgestellt hatten , sich ren Waffen mußte die Neugestaltung der Natur der. Sache nach langsamer vorschreiten ; doch wird jezt selbst bleibend auf die Summe von 40 Millionen Thaler er heben mußte , also auf nahezu 2} Thaler auf den Kopf bei Artillerie und Cavalerie nur noch Einzelnes zurüd der Bevölkerung . stehen, das ganze Werk aber so weit durchgeführt_ſein, Bekanntlich erfreute sich dieser Entwurf der Regierung daß im Kriegsfall sofort in erster Linie ohne den Ersat nicht des Beifalls der Volksvertretung, hauptsächlich aus eine Feldarmee von 360,000 Mann mobil gemacht werden zwei Gründen. Einmal nämlich schien dieser das kann. Und bei dieser Mobilmachung bedarf es nicht erst

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wie früher der Einberufung der Landwehren aus zum vor , so plump und ungeschicht standen und gingen fie. großen Theil schon fest geordneten Lebens- und Erwerbs Bei näherer Betrachtung erschienen fie indeß als kräftige verhältnissen ; es treten dabei nicht zuerst Bataillone und Leute, welche den Strapazen des Felddienstes wohl ge Schwadronen in dem lockeren Gefüge auf, wie es bei wachsen sein mochten. Ihre Uniform hatte eher etwas der Landwehr ersten Aufgebots die geringe Zahl der Trübseliges als militärisch Heiteres: dunkelblaue, ziemlich Stämme, die Nothwendigkeit mancher neuen Zusammen lange Waffenröcke mit zwei Reihen Knöpfen und hell stellungen der Mannschaften, die Aufbringung eines großen blaue in's Graue spielende Beinkleider. Ich erfuhr nach Theils der Pferde u. s. w. mit sich brachte. Vielmehr her, daß es Recruten waren , die erst seit 4-6 Wochen bedarf es nur der Einberufung der Reserven , ihrer exercirt wurden ; für eine so kurze Zeit konnte man aller Ausrüstung mit dem vorhandenen Material , ihrer Ein dings nicht mehr erwarten. Daß die Dänen in der That sehr gewandt sein können, fügung in die gewohnten festen Rahmen, wo sie an den bestehenden Stämmen von Offizieren , Unteroffizieren, und daß die Regierung sich mit Eifer bemüht, diese Ge Mannschaften eine ſo feste Anlehnung finden , daß die wandtheit in der ganzen Armee zu verbreiten, dieß konnte Verschmelzung zum festen Ganzen sich in Zeit von 2 bis ich bei meinem Besuche in dem gymnastischen Cen 3 Wochen vollziehen wird. Um es in ein Wort zusammen | tralinstitut zu Kopenhagen mit eigenen Augen sehen . zufassen : das neue stehende Heer in Preußen , an In In dieser hinter dem malerischen, viel gethürmten Schloſſe fanterie fast doppelt so stark , in den anderen Waffen Rosenberg gelegenen Anstalt wird von der Hälfte sämmt namhaft zahlreicher als früher , steht jest nach Verlauf licher Abtheilungen je 1 Mann ( Unteroffizier) 14 Jahr lang, von kaum zwei Jahren als ein einiges Ganze da aus und von sämmtlichen Abtheilungen je 1 Mann alljährlich einem Guß, in dem die älteren und die neueren Glieder 3 Monate lang in der Gymnastik unterrichtet. Diejenigen, faum mehr zu unterscheiden sind ; die legte große Herbst | welche den längeren Cursus durchmachen, sind zu Lehrern, übung des 7. und 8. Armeecorps am Rhein hat bereits die anderen zu deren Gehülfen im Unterricht der Gymnastik Der Unterricht begreift Turnen , Fechten, vor den Augen von Offizieren der meisten europäischen bestimmt. -Heere einen thatsächlichen Beweis dafür geliefert. Wer Schwimmen und Tanzen, sowie die gewöhnlichen theore irgend eine Erfahrung von der Arbeit hat, unter welchen tischen Fächer. Die Üebungen , welche ich hier sah , ge neue militärische Körper allein zn einem solchen Ganzen schahen fast alle in einem großen Saale ; außerhalb be merkte ich nur wenige Vorrichtungen. Sie bestanden : zusammenwachsen , der wird in diesem Erfolg ein rühm liches Zeugniß für die innere Tüchtigkeit der preußischen 1 ) Im Weitsprung, zu welchem Behufe eine Linie Armee, für ihre Befähigung zu bildender Arbeit, wie für mit Kreide auf den Boden gezeichnet und 14′ von ihr ihren Gehalt an militärischem Geist erblicken ; wir haben entfernt eine Matrage gelegt war, nach welcher gesprungen solche umfassende Neubildungen neuerdings und in früherer wurde. Die Leute sprangen nicht nur gut , so daß nicht Zeit auch anderwärts erlebt , aber nur selten und unter ein Fehlsprung vorkam, sondern auch mit großer Leichtig= besonders günstigen Umständen werden in so kurzer Zeit keit und Eleganz. 2) Im Hüpfen über eine in der die neuen Formationen mit den alten so in einen Guß Höhe von 4' gespannte Schnur, sowohl von vorn verschmolzen, so zu demselben militärischen Gehalt erhoben als von der Seite ; auch diese Uebung wurde ebenso worden sein. gut als schön ausgeführt. 3) In den gewöhnlichen (Schluß folgt.) Uebungen am Voltigirpferd , wobei übrigens frei über das Pferd gesprungen wurde. 4) Im Gang auf dem Balten. Die Vorrichtung bestand aus einem Militärische Neiſeeindrücke von Skandinavien. horizontalen, an beiden Enden durch ein Schraubgerüste unterſtüßten Balken, der bis zu 7′ Höhe hinaufgeschraubt war, und nach welchem ein anderer Balken unter ziemlich A. Dänemark. starkem Winkel hinaufführte. Die Leute machten diese [A. v. S.] Es war im Spätsommer des Jahres 1861, Uebung mit dem Gewehr in der Hand und mit großer als ich den langgehegten Wunsch zur Ausführung brachte, Gewandtheit, und sprangen dann auf eine unten gelegte Skandinavien zu bereisen. Gern folge ich Ihrer freund Matraße ab. Das Ausweichen wurde so ausgeführt, lichen Aufforderung und gebe Ihnen in Nachstehendem daß der eine Mann sich sezte und der andere über ihn einen flüchtigen Bericht über das von mir Gesehene ; ist wegschritt ; es sah dieß weit praktischer aus als das auch die Ausbeute in militärischer Beziehung nicht grade gewöhnliche Umeinanderherumklettern. Auch reitend und groß , so findet sich darin hoffentlich doch manches nicht schwingent wurde über den Balken gegangen. 5) Im Unwichtige, das Sie und Ihre Leser interessiren möchte. Aufspringen am Sturmlaufbrett ( 16' lang , 25″ Der Anblick der ersten dänischen Soldaten ward breit). Dasselbe war unter einer starten Steigung mir zu Kiel zu Theil. Als ich hier von einem Spazier (32-52") an der Wand eingehakt und durchweg mit gang außerhalb der Stadt, dem reizend gelegenen Bellevue Kreide bestrichen. Die Leute sprangen mit dem Gewehr ju, welches den Abschluß einer Landhäuserreihe längs des in der Hand hinauf und rückwärts wieder herunter. Hafens bildet , zurückkehrte, tam ich an einer Caserne 6) Im Klimmen an der senkrechten Wand. Es vorüber , wo ich dänische Soldaten , die, wie es schien, war zu dem Ende eine Holzwand aufgeschlagen , welche zu einem Frohndienst angetreten waren, beisammen stehen von 2 zu 2 mit dem Boden parallel laufende Rinnen sah. Ich gestehe, daß sie einen überaus übeln Eindruck hatte , in die Hände und Füße , oder auch die ersteren auf mich machten ; fte tamen mir wie verkleidete Bauern allein gesezt würden. Die Wand wurde auch in der

Weise erstiegen, daß mit Haken versehene Stangen oben eingehakt und von einem Manne unten gehalten wurden und die Anderen nun mit Hülfe dieser schrägen Stangen emporkletterten. 7) Im Laufschritt. Dieser sowie die folgenden Uebungen fanden im Freien statt. Der Lauf schritt wird gewöhnlich nicht länger als 500 Schritt aus geführt , worauf wieder 500 Schritt im gewöhnlichen Tempo folgen u. s. f. Auf diese Art kann eine große Strecke ohne Ermüdung der Mannschaft schnell zurück gelegt werden. 8) Im Steigen über Pallisaden. Dieselben waren theils senkrecht , theils schräge errichtet. Die Leute gingen über die nieteren mit der Kehre und Wende , über die höheren auf Gewehren , die horizontal und staffelartig an die Pallisaden gehalten wurden. 9) Im Springen über den natürlichen Graben. Da der Graben weder breit noch tief war , so erschien diese Uebung mir als die unbedeutendste. Die Fechtübungen bestanden in Floretsechten , Hauen und Bajonnetfechten. Zu dem ersteren wurde ein wat tirter Leib angeschnallt, die Auslage geschah mit vorwärts geneigtem Oberleib ; zum Contrastoßen wurde von beiden Theilen avancirt. Beim Hauen steigerten sich die Vor fichtsmaßregeln , besonders war die Kopfmaske sehr stark, das rechte Knie wurde durch einen Bausch geschüßt. Die Hiebe wurden mit Stichen gemischt. Im Allgemeinen konnte hierbei das Gleiche bemerkt werden wie in Deutsch land : beim Floretfechten sah man wenig gute Stöße, es war ein halbes Hauen , erst bei dem lezteren war der Mann mit Leib und Seele bei der Sache. Zum Bajonnet stoßen wurde ein eiserner Brustharnisch mit eisernem Schurz angezogen ; beim Bajonnetstoßen gegen Reiterei hielt der Mann das Bajonnet gegen den Boden , damit es nicht so leicht erfaßt werden könnte. Als Probe des Scharf hauens wurden Stangen von frischem Birkenholz , deren sich der Gegner als Bajonnet bediente, abgehauen. Auch Vorübungen für das Schwimmen fanden statt ; es wird dabei in Hängegurten gearbeitet, später erhält der Mann im Wasser einen Korkgürtel. Die Nähe der See macht übrigens die Leute von Hause aus zu guten Schwimmern. Die Leistungen dieser Anstalt , an welche auch Offi ziere von jeder Waffe commandirt find , machten einen durchaus vortheilhaften Eindruck. Da teine Benachrich tigung vorher stattgefunden hatte, so konnte von einem Paradeschaustück nicht die Rede sein. Ich kann somit die volle Ueberzeugung aussprechen , daß die Dänen in dieser Beziehung anderen Armeen nicht nur gleichkommen, sondern manche weit übertreffen. Ihr Lehrbuch der Gymnastik ( 1852) ist klar , vollſtändig und in rich tigem Maße gehalten. Der Umstand , daß die Mannschaft sich noch in der ersten Recrutenperiode befand, gestattete mir nicht, Schieß übungen und Felddienstübungen mit anzusehen , wie ich gern gewünscht hätte. Wie sorgfältig der Mann in diesen Hauptübungen unterrichtet wird , geht schon daraus hervor , daß jeder Soldat eine Waffenlehre besigt , in welcher die einzelnen Theile des Gewehrs in Holzschnitt abgebildet sind. Ferner hat jeder Mann eine kurze Feld dienstinstruction (von 1859 , die Holsteiner in deutscher Sprache) zu seiner Selbstbelehrung. Es zeigt dieß zu gleich, daß man von jedem Manne vorausseßt, daß er

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fertig lesen könne. Ueberdieß ist jedes Bataillon im Besig einer großen Relieftafel aus Gyps, welche die Umgegend von Kopenhagen mit allen Dörfern , Wegen , Bächen, Gehölzen 2c. darstellt und entsprechend colorirt ist. An dieser Reliefkarte wird der Felddienst theoretisch gelehrt und dem Unteroffizier wie dem gemeinen Soldaten an schaulich gemacht. Da ich vorhin von der Waffenlehre sprach, so will ich gleich hier bemerken, daß die dänische Infanterie bis jezt erst zur Hälfte mit gezogenen Gewehren (abgeänderten französischen Dorngewehren), zur anderen Hälfte mit glatt Sie sind stark in Eisen , schießen läufigen versehen ist. 10 Kugeln auf's Pfund , haben ein Visir zum Auf- und Abschrauben , ein Bajonnet , das durch eine starke Feder gehalten wird und einen Backenansat am Kolben. Zwischen Hahn und Zündkegel ist eine einfallende Klammer zur Sicherung angebracht, welche beim Spannen des Hahns von selbst herabfällt , aber die meisten Reparaturen ver anlassen soll. Der schwarze Leibgürtel trägt 2 verschieb bare Patrontaschen zu je 15 Stück ; die übrigen Patronen werden im unteren Theil des Tornisters aufbewahrt. Der leztere ist aus Seehundssell gefertigt, im Innern zum Zu sammenlegen (Ueberschlagen) wie der englische Tornister eingerichtet und hat noch besondere Taschen für die Stiefeln . In der Caserne wird er in ein Holzgerüst eingespannt , um ihn in der Form zu erhalten , bei einem Ausmarsche fällt dasselbe jedoch weg. Das Faschinenmeſſer ist ein schneidig. (Schluß folgt.)

Miscelle Der französische Plan zur Invasion in England. [ 27. ] Wie die „ Naval and military Gazette" mittheilt, hat Kaiser Napoleon für den Einfall in England_schon vor längerer Zeit einen Plan ausgearbeitet, welcher in Folgendem bestehen und am 31. August 1860 in einer Abschrift einem englischen Minister mitgetheilt worden sein soll. - Im Jahre 1863, spätestens 1864, wird die französische Flotte 50 Linien Dampfschiffe und 40 Transportdampfer besigen , von welch' legteren ein jeder 3000 Mann fassen kann. Die englische Flotte wird im Ganzen zwar ebenso stark sein , allein es ist anzunehmen , daß , da dieselbe in allen Welttheilen zerstreut ist, die Franzosen im Canal eine große numerische Ueber legenheit besigen werden. Aber auch wenn die Franzosen die englische Flotte nicht vollständig schlagen , ſo erwarten ſie dieselbe doch so zuzurichten , daß sie nicht im Stande sein, werde, jene 40 Transportdampfer, von denen jeder vier 84Pfünder führt, am Auslaufen aus Cherbourg zu hindern. Diese sollen dann bei Rye ihre Truppen ausschiffen . Das zuerst gelandete Armeecorps wird für stark genug gehalten, um London durch einen Handstreich zu nehmen , zu welchem Zweck es 2 forcirte Märsche zurückzulegen hat. Jeder Mann trägt dabei seine Lebensmittel. London soll am dritten Tag angegriffen , geplündert und angezündet werden. Die am besten für eine solche Unternehmung geeigneten Infanterieregimenter sind bereits in dem Plane bezeichnet,

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ebenso die Localitäten der Bank von England und der großen Londoner Bankiers, Juweliere ic.

Die Marschälle Mac Mahon und Niel find zu Comman danten der Invasionsarmee bezeichnet. * )

Nach der Plünderung und Anzündung Londons zieht sich das erste Armeecorps gegen Winchelsea und Rye zurück , um sich in Verbindung mit dem zweiten zu sehen, das unterdessen gleichfalls seine Landung bewerkstelligt haben wird.

*) Wir geben diese etwas seltsame Mittheilung , welche mindestens als Ausdruck englischer Anschauung Werth hat , unter allem Vorbehalt, indem wir die Vertretung derselben unserer eng D. Red. lischen Collegin überlassen.

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Nachrichten.

Desterreichische Monarchie.

umgeändert und die Adjustirung der Mannschaft zweckent sprechender eingerichtet. Wem die Macht bekannt ist , mit der die militärische Hierarchie in Desterreich an dem Hergebrachten festhält, und welche Hindernisse sie jeder als vorzüglich oder gut anerkannten Neuerung entgegenstellt, der wird den Mann bewundern müssen , der unbeirrt sein Ziel verfolgte und auch erreichte. Darum dem Verdienste seine Krone!" Schon die nächste Zukunft wird unseren Ausspruch bewahrheiten, denn die Ar mee Desterreichs wird in kurzer Zeit, von einem verjährten, brückenden Alpe befreit, mit neuen Alpe befreit, mit dem dem ihr ihr eingepflanzten drückenden eingepflanzten neuen

* + * Wien , 28. Dec. 1861. [Rückblick auf die mili tärischen Reformen in Desterreich. ] Seit jener Zeit, wo Desterreich ein stehendes Nationalheer zu unterhalten begann, bis auf den heutigen Tag , zählt es drei große Reformatoren, welche die Armee in einer Art reorganisirten, daß sie, je nach den Epochen der Weltgeschichte im Geiste ihrer Bildner, ruhmreich die Schaubühne der Kriegsereignisse zu betreten ver mochte. Es sind dieß Lasch im siebenjährigen Kriege, Erz herzog Carl im großen deutschen Freiheitskampfe , und Degenfeld, seit dem Antritte des Kriegsministeriums, somit Geiste auch eine neue Aera ihrer Ruhmeslaufbahn beginnen. nach dem Frieden von Villa-Franca ; sie haben der Armee Wien , 28. Dec. 1861. [Kaiserliche Inspection Desterreichs ein eigenes Gepräge aufgedrückt, und wenngleich des Festungsviereds in Venetien. - Bevor legtere noch nicht Gelegenheit hatte, ihre gegenwärtige , den stehende Schießversuche mit gezogenen Hinter Zeitverhältnissen entsprechende Gestalt als praktisch zu be- ladungsgeschügen. ] Vor mehreren Tagen ist der Kaiser thätigen, so werden die kommenden Ereignisse unzweifelhaft nach Venedig abgereift ; derselbe wird seinen Aufenthalt nicht darlegen, daß der jezige Kriegsminister mit vollem Rechte allein auf diese Stadt beschränken, sondern gleichzeitig eine Anspruch darauf machen kann , sich den berühmten beiden eingehende Inspection der Fortificationen des Festungsvier ersten Reformatoren würdig anreihen zu dürfen. In unserer eds vornehmen und durch seine Begleiter vornehmen lassen. Stellung, die sich ganz außerhalb des Kreises der Parteien Die Inspection der italienischen Waffenpläge soll , wie die befindet, verwahren wir uns gegen jeden Vorwurf einer LobBresl . 3tg." vernimmt, mit neuen militärischen Projecten in hudelei , und führen in nachstehendem Rückblick auf die vor einem gewiſſen Zusammenhang stehen. Es hat sich allmäh genommenen Reformen in der Armee Desterreichs nur kurze lich die Ueberzeugung festgesezt, daß bei einem etwaigen neuen Facta an , die uns einer jeden Wohldienerei überheben ; Angriffskrieg von Seiten Staliens höchst wahrscheinlich weder übrigens glauben wir nur der Dolmetscher der Meinung das Festungsviereck, noch die Polesina (das zwischen Venedig unserer Armee zu sein. und den Linien des Vierecks liegende offene Gebiet von Ro vigo) das erste Angriffsobject der sardinischen Armee sein Es würde zu weit führen , sich näher über die Vorkeh rungen auszulaſſen , die der F.-Z.-M. Degenfeld über Armi dürfte, sondern daß diese wahrscheinlich auf irgendeinem Küsten rung, Verproviantirung und Verstärkung des Festungsvierecks punkt des adriatischen Meeres eine Operationslinie zu ge Die Gefährdung unserer Küsten ist bis zum October 1860 gethan hat, sie grenzen an das Un winnen suchen dürfte. glaubliche ; dagegen beginnt mit diesem Zeitpunkte seine , die feit Vollendung der aus dem westlichen Oberitalien nach Armee reformirende Thätigkeit. Den ersten Impuls zur Um | Rimini und Ancona führenden Eisenbahn eine viel größere bildung erhielt die Armee mit der neuen Instruction für geworden, als sie früher war. Jezt kann rasch eine erkleck fiche Menge von Kriegsmaterial und Truppen nach diesen Feldübungen, die dem Soldaten ebenso wie dem Führer des nunmehr piemontesischen Häfen am adriatischen Meer gewor selben gleich ersprießlich und verständlich ist ; das Tirailleur system , das sich in seiner bisherigen Anwendung , bei dem fen werden , und kann von dem stark befestigten Kriegshafen hohen Grade der Cultur, wie sie heute fast überall anzutreffen Ancona aus ein Expeditionscorps binnen zwölf bis dreißig Stunden mit Dampfkraft jeden Punkt unserer Küste zwiſchen ist, als ungenügend erwies, wurde in ein neues System ge Chioggia und Triest und zwischen Triest und Cattaro erreichen. bracht, die taktischen Uebungen durch ein anderes Exercir reglement, der vorgeschrittenen Kriegführung entsprechend, ein Bei der eigenthümlichen und eben nicht besonders ergebenen Stimmung unserer halb südslavischen und halb italieniſchen gerichtet , die zweigliedrige Stellung eingeführt , die taktische Eintheilung der Truppenkörper geregelt, der innere Dienst Insel- und Küstenbevölkerungen könnte ein derartiger von Ancona aus in Scene gesezter Handstreich einen Stützpunkt durch die Herausgabe eines den Armeeeinrichtungen Rech nung tragenden Dienstreglements geordnet, die Militärgeseg gegen weitere Unternehmungen schaffen. Um dieſe Gefahr zu gebung modificirt, die Bestimmungen über die Militärheirathen verringern, will man nun, wie es heißt, in dem Vertheidigungs

-8 system gegen Italien entsprechende Aenderungen eintreten lassen. | In der Begleitung des Kaisers wird sich unter anderen Notabilitäten auch der General Frhr. von Rzikowsky, Präfi dirender der Bundes- Militär- Commission , eine anerkannte Autorität im Artillerie- und Geniefache, befinden. Es sollen im Venetianischen auch verschiedene Schießübungen vorge nommen werden. Das Schießen aus den verbesserten Hinter ladungsgeschüßen nach einer in der hohen See schwimmen ben Scheibe, dann das Sprengen der verheerend wirkenden Seeminen find so befriedigend ausgefallen , daß während der Anwesenheit des Kaisers in Verona auch noch der Versuch mit der Befchießung eines größeren fortificatorischen Werts, man sagt des ohnedieß zu sehr erponirten Forts Wratislaw, vorgenommen werden wird. Später wird in dem verschanz ten Lager bei Verona ein Manöver abgehalten werden, worauf die Besichtigung der neuen Werke von Mantua und Peschiera folgt. Bayern.

betreffend bedeutende Summen, die im letzten Jahre zu extra ordinären Ausrüstungen, zur Befestigung der Dannevirkestellung, Alsens und Friedericias, sowie für die Flotte verwendbar sind, im Reichsrath vorgelegt werden.

Großbritannien.

-b- [Bericht über das Militärsanitätswesen.] Der Gesundheitszustand der englischen Armee war bekanntlich noch bis vor wenigen Jahren ein ganz schlechter. Eine deß halb bestellte Commission hatte den Grund hiervon hauptsäch lich in überfüllten , ungefund gelegenen , schlecht gelüfteten Casernen, geringer Reinlichkeit und schlechten Kochanstalten gefunden. Die in Folge davon vorgenommenen Veränderun gen in den Casernen haben die besten Resultate geliefert. Die Sterblichkeit unter den Fußgarden, die von 1837-1846 von 1000 zwanzig betragen hatte, fant (1859) auf 9, die der Infanterie, Reiterei , Artillerie , welche achtzehn gewesen war, auf 8 herab; die in den Lagern von Shorncliffe und München, 28. Dec. 1861. [Statistisches über die Aldershott betrug nur 5 vom Laufend. Die Krankheiten selbst Schulbildung der Recruten.] Verschiedene bayerische | sind nicht mehr so schwer wie früher. Blätter brachten unlängst theils irrige , theils lückenhafte An [Verfügung , bas Ladiren . der Ausboh gaben über die Zahl derjenigen Recruten der dießjährigen Aus rung gußeiserner Geschüße betreffend.] Um die Die wurde. befunden hebung, deren Schulbildung mangelhaft Ausbohrung derjenigen Geschüße von Gußeisen , welche nicht „ N. Münch. Ztg. " ist nun im Stande, diesen gegenüber die im Gebrauch find (in Zeughäusern, Stationen ic.), vor Ber Ziffern vollständig und richtig mitzutheilen. In Oberbayern berben zu brwahren, ordnet eine Verfügung an, daß dieselbe trafen auf 2655 Conscribirte 265, also 10 Procent mit mangel fünftig fadirt oder gemalt werden muß. Bei Geschützen, hafter Schulbildung; in Niederbayern auf 2180 C. 656, also welche ftets im Gebrauche sind, soll wenigstens hie und da pet.; 13,5 also 447, 30 pCt.; in der Pfalz auf 3283 6. das Innere in der Nähe der Mündung mit einem solchen in der Oberpfalz auf 2137 C. 304, alſo 14 pCt.; in Ober Ueberzug versehen werden , um sie vor Zerfreſſen durch Rost franken auf 2454 &. 206 , also 8 pet.; in Mittelfranken auf 2365 C. 156, also 6,5 pCt.; in Unterfranken auf 2648 C. zu bewahren. Sardinien. 200, also 8 pCt.; endlich in Schwaben auf 2287 . 118, also 5 pCt.; somit im Ganzen auf 20,009 Conscribirte in [S.] [Stand des Marinepersonals.] Der „ Rivista Bayern 2352 mit mangelhafter Schulbildung, also 11,7 pct. Am günstigsten ist also das Verhältniß in Schwaben , bei militare" entnehmen wir folgende Angaben über die Bemannung der neuitalienischen Flotte. Das eigentliche Flottenpersonal zählt weitem am ungünstigsten in Niederbayern. 3 Viceadmirale , 10 Contreadmirale, 10 Linienschiffscapitäne Dänemark. 1. und 12 2. Classe , 2 Maschinendirectoren , 2 Artillerie Kopenhagen , 31. Dec. 1861. [Gesezentwürfe, directoren , 16 Fregattencapitäne 1. und 20 2. Claſſe , 60 die Armee und Flotte betreffend. Commission Lieutenants 1. Claffe , 2 untermaschinendirectoren , 2 unter behufs Ausarbeitung von Vorschlägen für die artilleriedirectoren , 90 Lieutenants 2. Claffe , 150 Unters Lieutenants , 50 Fähnriche. Zusammen 429 Offiziere. Dazu zukünftige Recrutirung .] Dem im nächsten Monat zu ſammentretenden Reichsrathe werden eine Reihe Gesezentwürfe, kommen 43 Piloten, 21 Capellane , 48 Werftoffiziere , 14 betreffend die Armee und Flotte, vorgelegt werden ; batunter Arsenaloffiziere, 16 Secretäre, 67 Offiziere ber Marine befindet sich ein Gesezvorschlag , welcher die zukünftige Aus artillerie und der Marine in Neapel , 5 Feuerwerkeroffiziere in Neapel. Ferner 5106 Unteroffiziere, Steuermänner, Kano bildung und Recrutirung von Linienoffizieren , ein zweiter, der niere, Matrosen c. im nördlichen , 4610 im südlichen und verschiedene Veränderungen im Kriegsministerium , eine Be 658 im adriatischen Departement ; endlich 2158 Maschinisten, willigung für die Seebatterien im Sunde u. s. w. betrifft. Heizer, Handwerker 2c. , und 344 zum Hafencommando In dem Gefeßentwurf, welcher Bestimmungen für die zu Gehörige. künftige Recrutirung mit Linienoffizieren enthält, soll eine ge meinschaftliche Ausbildung der Offiziere aspiranten sämmtlicher Spanien. Waffenarten vorgeschlagen sein. Beim Generalstabe ist gegen Madrid , 22. Dec. 1861. [Anlage einer neuen wärtig eine Commission niedergesezt, welche ein Gutachten über die zukünftige Recrutirung einzureichen hat, welches Gut Waffenfabrik in Plasencia.] In Plasencia wird eine achten wahrscheinlich dem erwähnten Gesezentwurf beigefügt neue Waffenfabrik angelegt , welche jährlich 20 bis werben wird. Außerdem wird ein Bewilligungsgesetzvorschlag, 24,000 Gewehre erster Qualität wird liefern können.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 2.

Jahrgang.

Darmstadt, 11. Januar.

1862.

Inhalt: Auffähe. Die Lage zu Anfang 1862. - Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. I. (Schluß .) — Mili tärische Reiseeindrücke von Skandinavien. A. Dänemark. (Schluß.) Militärtelegraphie. Miscellen. Künstliches Pergament. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Verordnung, die Reorganisation der felbärztlichen Branche 2c. betreffend. Vervollkommnung des Artilleriewesens. Militär-wissenschaftliche Reise des Major Breithaupt. Frankreich. Die Auflösung des 103. Infanterie- und 1. Fremdenregiments. - Versuche mit fulminirender Baumwolle. Großbritannien. Jahresbericht der Admiralität über den Stand der Marine. - Einführung einer Stadia zum Distanzschäzen.

Die Lage zu Anfang 1862. [ .] Wir hatten über die Entwickelung unserer deut schen Wehrzustände seit 1859 für die A. M.-Z. eine fort gehende Berichterstattung übernommen , die endlich unter Der Aufschrift Deutsche Wehrintereffen" eine stehende Rubrik darin bildete. Seit lange find diese Berichte unter brochen. Was uns veranlaßt hatte , diese Berichterstattung zu übernehmen , war die regsame Frische , die damals in Behandlung der Fragen unseres Wehrinteresses einzu treten schien. Die nationale Erregung des Jahres 1859 hatte in den Kriegsergebnissen dieses Jahres eine tiefe und schmerzliche Ernüchterung gefunden. Aber sie wirkte fort in dem von der öffentlichen Meinung und von den Regierungen vertretenen Verlangen nach einer Ordnung unserer politisch-militärischen Verhältnisse, die es abwenden könne , daß Gleiches sich wiederhole. Wer irgend Sinn für die großen Interessen des deutschen Vaterlandes hatte, der folgte mit Spannung den Entwickelungen, die dieses Verlangen erfüllen sollten. Die Blicke richteten sich hoffend nach Frankfurt , von wo die entscheidenden Beschlüsse zu erwarten waren , und gern übernahmen wir es , in fort gehenden Berichten der gehofften Entwickelung zu folgen. Der frische Anstoß erlahmte indeß frühe an dem mäch tigen Gegenfag der besonderen Interessen und Ansprüche. Die Fristen, innerhalb deren es gradezu an Stoff zur

Berichterstattung fehlte , wurden länger und länger, und bot sich Stoff dar, so war er meist nicht dazu angethan, daß man gern darüber berichten mochte. Unsere Berichte wurden darum nach und nach seltener, und seit ganzen 7 Monaten sind sie völlig unterblieben. Wenn wir auch heute Bedenken tragen , unsere Be richte wieder aufzunehmen , so liegt das daran , daß die gleichen Bedingungen , welche die Unterbrechung veran Taßt haben, auch heute noch fortbestehen. Es sind von allen den Fragen, die seit fast 3 Jahren zur Entscheidung gestellt sind, allein nur diejenigen gelöst worden , an die kein lähmendes politisches Princip fich heftete. Nur eigent lich die neue Ordnung der Contingentsstärken des Bundes heeres fann als die Frucht dieser ganzen Zeit genannt werden. Grade die tiefgreifenden Fragen aber, von deren entscheidender Lösung alle Energie in der Action unserer Wehrkraft abhängt , sind ihrer Lösung nur wenig näher gekommen , als sie ihr von Anfang waren , da sie über haupt gestellt wurden. Die Klage darüber ," daß es so ist , mag nuglos sein. Aber zurückweisen kann man sie nicht, und doppelt drängt sie sich auf, sobald man sich umblickt nach der Lage der europäischen Staatenfamilie, in deren Mitte Deutschland gestellt ist. Wir haben dießmal keinen Neujahrsgruß erlebt , wie der vor 3 Jahren , der drohend den Krieg einleitete. Aber die Drohung bedarf ja des Wortes nicht ; fie liegt erkennbar genug in den Verhältnissen der Nach barvölfer , und sie ist scharf genug ausgesprochen in dem

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Gang , den die Politik unserer Nachbarn einhält. Es ist keine Phrase , wenn seit lange von dem Gegenkampf der romanischen und germanischen Völker geredet wird. Was Frankreich , seit der Imperialismus dort die Krone der Bourbonen und die rothe Müße der Revolution wieder auf einem Haupte vereinigt, in einer consequent vor schreitenden Politik gethan hat, um die Kraft der roma nischen Völker unter seiner Leitung zu sammeln , das gehört längst der Geschichte an. Der Krieg gegen Ruß land war die glückliche Einleitung eines weitaussehenden Kampfes , der auf ganz anderem Kriegsschauplag und mit ganz anderen Gegnern zum Austrag kommen sollte, und der Krieg von 1859 war der erste Act des blutigen Dramas selbst. Dort in Italien war es nur Desterreich, das den Stoß des romanischen Angriffs zu tragen hatte ; aber indem Desterreich erlag , erlitt ganz Deutschland eine folgenschwere Niederlage. Das hat man 1859 in Deutschland wohl gefühlt , und in diesem Gefühle wur zelte der mächtige nationale Aufschwung , der mit dem herben Schmerz der Enttäuschung noch heute nachklingt. Eben dieser so gerechte Schmerz aber hält die Sorge wach, daß der erneute Angriff Deutschland wieder finden könne, wie er es 1859 gefunden hat : willenlos bei aller willens kräftigen Erregung der Gemüther und darum machtlos bei all' seiner Stärke. Man braucht nur nach den nor dischen Herzogthümern zu blicken und auf die deutsch feindlichen Bevölkerungen in den östlichen Nebenländern unserer Großstaaten, um an neue Gefahren zu erinnern, die von dort drohen , indeß der von Süd und West drohende Angriff des Romanenthums an sich schon mehr als gefährlich genug ist. Da ist es wohl an der Zeit, wenigstens in flüchtigem Umblick an das zu erinnern, was wir Deutschen im Laufe der legten Zeit gewollt und verlangt , aber nicht erlangt und vollbracht haben.



gestellt worden , und noch heute , ganze 14 Jahre später, ist die Abstimmung noch immer rückständig , die ganze Frage sogar in Folge späterer Anträge zulegt an die Bundesmilitärcommiſſion zurückverwiesen. Was außerhalb der Bundesorgane geschehen ist , um die schwebende Frage zu fördern , ist ebenso bis heute ohne sichtbare Frucht geblieben. Der Würzburger Vor schlag vom 5. August 1860 gab die Unterlage ab für Verhandlungen der Großmächte selbst, die in den Monaten Januar bis April 1861 zu Berlin gepflogen wurden , aber resultatlos endeten. Welche Resultate die nochmaligen Militärconferenzen der Mitttelstaaten zu Würzburg im Frühsommer 1861 hatten , davon liegt der Oeffentlichkeit noch gar nichts vor. Nur das bleibt , wenn man den grundlegenden Würzburger Vorschlag vom 5. Auguſt 1860 mit dem vorausgegangenen mittelstaatlichen Antrag vom 17. December 1859 vergleicht , als gewiß anzunehmen, daß selbst die Mittelstaaten schon damals einen Theil ihres ursprünglichen Reformprogrammes , vielleicht_grade den wesentlichsten und zukunftsvollsten, aufgegeben hatten. Indeß der Antrag am Bund den Hauptnachdruck auf die innere Einigung oder Kräftigung der gemischten Armeecorps legte , behandelt der Würzburger Vorschlag allein die Frage des Oberbefehls , und alle die wichtigen Momente , die man 7 Monate vorher so nachdrücklich betont hatte , wie bleibende Armeecorpsstäbe , periodische Uebungen der vereinigten Corps , gemeinsame Bildungs anstalten 2c., erscheinen einfach zur Seite gelegt. Die bundesgeseßliche Behandlung der Reformfrage zeigt so nirgends einen gedeihlichen Fortgang. Daneben erscheinen in den norddeutschen Militärconventionen, deren Reihe Coburg-Gotha eröffnet, die Anfänge einer Reform, die sich einfach auf den Boden der Thatsachen stellt. Soll das überhaupt der Boden werden , auf dem die Reform tünftig gedeihen soll ? Soll Deutschland die Entwickelung 1 ) Revision der Bundeskriegsverfassung. seiner politisch-militärischen Zustände nicht dem eigenen Was in den Jahren 1851-1855 hierfür geschehen | reifen Urtheil und freien Entschluß, sondern der zwingenden war , hatte nur die Vollzugsbestimmungen berührt, nicht Gewalt der Thatsachen zu danken haben ? aber die bundesgeseßlichen Grundlagen. Umgearbeitet 2) Vertheidigungssystem von Norddeutsch waren selbst davon nur die 5 ersten Abschnitte (Stärke, land. Waffengattungen , Eintheilung , Bereithaltung , Mobil Preußen hatte hierfür schon in den legten Monaten machung) ; die 5 legten Abschnitte, deren erster vom Ober befehl handelt, waren beruhen geblieben. Erst die mittels des Jahres 1859 in dankenswerther Weise Verhandlungen staatlichen Anträge vom 20. October und 17. December mit den Küstenstaaten eingeleitet , als die Mittelstaaten 1859 hatten die Wiederaufnahme der Revisionsarbeit her ihren Antrag vom 17. December 1859 am Bund stellten. beigeführt. Jezt erst trat der principielle Gegensag in Preußen war durch seine Stellung an den nordischen die Frage, indem Preußen die Uebertragung der Kriegs Meeren zur Initiative berufen, nicht bloß für die Ostsee, leitung an die beiden Großmächte in einer Weise ver sondern ebenso für die Nordsee, wo es mit Erwerbung langte , daß darunter eine Zweitheilung des Heerbefehls des Jahdegebiets auch vertragsmäßig die Pflicht über verstanden werden mußte. Diese Forderung , in wie nommen hatte, die oldenburgische Küste zu schügen . Der vielfach veränderter Form sie auch später auftrat, ist bis mittelstaatliche Antrag zeigte ein Entgegenkommen des heute die Klippe gewesen , über welche die ganze Frage deutschen Binnenlandes , das dieser nationalen Sache der Reform, soweit sie zunächst eben den Kernpunkt des auch die ganze nationale Kraft zuzuwenden verhieß. Der Heerbefehls * ) behandelt, nicht hinaus konnte. Der Aus Bundesbeschluß vom 26. Januar 1860 überließ Preußen schußantrag am Bundestag ist schon am 26. Juli 1860 die weitere Initiative. Die preußischen Vorschläge ge langten rasch an den Bund , und schon am 20. Juli 1860 wurden sie dem Bundesmilitärausschuß zum Gut *) Ueber die Geschichte der Frage des Oberbefehls über das Bundesheer enthält unsere Nr. 21 von 1861 eine übersichtliche achten überwiesen. Daß sie von da erst am 8. December Zusammenstellung der wesentlichsten Bestimmungen und Vor: 1860, also fast volle 5 Monate später , der Bundes D. Ned. gänge. militärcommiſſion zur technischen Berathung zukamen, ist

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bekannt geworden , nicht aber die Gründe dafür. Der | dammes geworden , der dem Angreifer den Bau einer Bericht der Bundesmilitärcommission scheint noch heute ersten Parallele ersparen konnte. Aber was mehr ist, nicht erstattet zu sein , obschon die öffentlichen Blätter das Festungsrecht selbst ist streitig , oder doch die Praxis wiederholt schon Andeutungen über dessen Inhalt brachten. streitig mit dem Gesege, das (Art. 51 der Wiener Schluß Auch hier soll sich neben der Behandlung der Frage am acte) der Bundesgewalt dieses Recht vorbehält. Rends Bund ein thatsächliches Vorschreiten durch Conventionen burg, eine deutsche Festung, ist vernichtet worden , um vorbereiten , die Preußen mit den Hansestädten abzu einen Act offener Feindseligkeit an Deutschland zu üben. schließen beabsichtigt. Hannover hat inzwischen die Ab Wo die Bundesgewalt bei so ernsten Vorgängen auf scheidung der Frage der Kanonenflottille aus der Gesammt Bundesgebiet nicht mitzureden hat, da ist die Lehre schon frage beantragt. Der langsame Fortgang macht es frei da , die Thatsachen haben schon gesprochen. lich begreiflich, wenn Preußen und Hannover, jedes auf 5) Vertretung des gemeinsamen Wehrin seinem Standpunkt , nach praktischen Resultaten drängen . teresses. So steht die Sache äußerlich. Der legte , nur durch Wer ist der verantwortliche Wächter des deutschen ſpätere Zuweisungen ergänzte Vorgang darin am Bundes tag datirt vom 20. Juli 1860 , wie der lezte in Bezug Wehrinteresses ? Niemand. Das ist der ganze Inhalt auf die Frage der Bundeskriegsverfaſſung vom 26. Juli zahlreicher und ausführlicher Erörterungen in den mili 1860 , beide Vorgänge nur wenige Tage auseinander, tärischen Zeitschriften. Im Einzelstaat ist das Kriegs ministerium verantwortlich für die Wahrung der militä beide jezt 11 Jahre alt. Werden die Eereignisse warten ? Sollen auch hier die zwingenden Thatsachen an Stelle rischen Interessen des Landes, verantwortlich seinem Herrn und seiner Pflicht für rechtzeitige Initiative überall da, von Erwägung und Entschluß treten ? wo Antrag und Einsprache oder eigenes Eingreifen ges 3) Vertheidigungssystem von Südwestdeutsch boten sein mag. Im Bunde tönnte die Bundesmilitär land . commiſſion in solchem Sinne für die großen militärischen Es ist nichts bekannt , daß ein Antrag , der diese Gemeinintereſſen verantwortlich sein, aber sie ist es nicht, Frage ergriff, am Bund gestellt worden wäre. Daß die und sie kann es nicht sein, weil ihr das erste Erforderniß Frage aber zur Antragstellung reif ist , beweist der In dazu mangelt , das Recht und die Pflicht der eigenen halt ihrer Erörterung in der militärischen Preſſe . Wie Initiative. Nur in Bezug auf die vorhandenen Bundes Preußen im Norden, so find hier die süddeutschen Staaten festungen steht ihr als Verwaltungsbehörde die Initiative zur Initiative berufen , vorab Bayern. Wäre völlig gar zu. Als technischer Beirath der Bundesgewalt aber hat kein anderer Moment augenfällig , so ist schon die Ent fie nur die Fragen zu begutachten , die an sie gestellt werthung von Germersheim gewichtig genug , um einen werden , und selbst dann geschieht es nach heimischen Antrag zu begründen. Germersheim war die Angel Instructionen, so daß auch hier nicht die technische, son unseres Vertheidigungssystems gegen Westen , und es dern die gouvernementale Ansicht zum Ausdruck kommt. wird sie wieder sein , sobald es aufhört , von den allen So ist in der That Niemand da , der über das militä Verkehr beherrschenden Eisenstraßen wegab zu liegen, wie rische Interesse des Bundes Wache zu halten berufen weiland die Reichsfestung Philippsburg von den Straßen wäre. Auch darüber haben die Thatsachen gesprochen. im Rheinthal. Jegt aber ist es wenig mehr als eine an Bauaufwand und Besagungsbedarf theure Festung, ein Besigthum , das so lange lediglich theuer bleiben wird , bis es durch Eisenbahnen und feste Rheinbrücke den Werth zurückerlangt , den es hatte, längst aber nicht Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's mehr hat. Und gilt derartiges allein von Germersheim ? neue Jahr. Haben sich nicht überhaupt alle Bedingungen durchaus verschoben, nach denen man noch vor wenig Jahrzehnten I. unser Vertheidigungssystem zu beurtheilen hatte ? Wollen wir die überzeugende Lehre auch hier von den Thatsachen (Schluß.) erwarten ? [J.] Nach dem Vorhergehenden könnte es scheinen, als hätte jener parlamentarische Streit und seine Schlich Die Kriegsstraßen sind die Straßen des Verkehrs, heute tung , wovon wir ausgegangen sind , höchstens noch eine die Eisenbahnen. Frankreich hat eine Oberleitung des ganz untergeordnete Bedeutung. Die Kammern haben Eisenbahnbaues, die dessen Fortgang mit den Forderungen ihre Bewilligungen allerdings nur vorläufig , nur provi des Wehrinteresses im Einklang hält. Rußland baut sorisch gegeben , aber die Armee steht in ihrer neuen seine Schienenwege überwiegend nach Rücksichten seines | Organiſation definitiv da. Das Kriegsministerium konnte militärischen Interesses. Das Bundesrecht kennt nur nicht anders verfahren , denn eine neue Armee läßt sich eine Prohibition, beschränkt auf den Rayon der Bundes nicht auf provisorische Formationen gründen , die man festungen und auf Ueberbrückung von Grenzströmen. heute errichtet und morgen wieder auflöst ; auch mußten Damit ist alles schaffende Eingreifen von vorn herein die Kammern bei ihrer Abstimmung wissen , daß die be ausgeschlossen ; ohne das wären Ingolstadt und Germers willigten Summen nur verwendet werden würden , um heim nicht isolirt , Rastatt nicht ÑNachbar eines Bahn | ein bleibendes Werk zu schaffen. Mögen also die Stände 4) Verkehrsneh.

Festungsrecht.

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jezt das neue Militärbudget als ein ordentliches und | endgültig zum Abschluß zu bringen , und darin sollte fie regelmäßiges bewilligen oder nicht, was liegt daran, der Seder, dem es um den dauernden unbeschädigten Bestand Bestand der Armee wird ja davon zunächst nicht berührt des großen Werkes zu thun ist, nach Kräften unterstügen. werden? In diesem Tone hört man manche Stimmen Wäre es selbst möglich, die Armeereform mit ihrem Auf in deutschen Heeren, und nicht am wenigsten im preußischen wand auch mitten unter einem offenen Bruch mit der selber , fragen. Wir unsererseits können nur eine be Vertretung des Landes aufrecht zu halten, die Maßregel flagenswerthe Verirrung in dieser Auffassung erblicken würde nicht denselben Charakter bewahren ; das Wort, und glauben, daß von ihr aus , wenn sie zu entscheiden welches der preußischen Armee ihr eigenthümliches Ge= hätte , die junge Schöpfung sehr bald ernstlich bedroht präge gibt, daß sie nämlich die Bildungsschule der wäre. Man sollte es überhaupt mit einer bestehenden ganzen Nation für den Krieg sein soll, hat nur Verfassung nicht so leicht nehmen , denn eine wirkliche so lange seine volle Geltung und Verwirklichung, als Verfassung ist allemal, wie manche unreinen Motive auch nicht etwa die wechselnde Meinung des Tages, wohl aber menschlicherweise mitgespielt haben mögen, das Ergebniß die echte öffentliche Meinung , das Herz des Volkes mit ernster schwerer Arbeiten und Kämpfe im Staatsleben, der Armee ist. und sie besteht doch wesentlich mit auf Grund fürstlichen Aber nicht für die preußische Armee allein , auch für Wortes und Willens, auf deſſen Treue auch unsere Heere die anderen deutschen Heere scheint es uns von großer ihr Dasein zurückführen. Insbesondere aber liegt eine Wichtigkeit, daß die Frage dort zu einem glücklichen Ende gesunde Entwickelung und Befestigung des verfassungs komme. Der Vorgang des größten reindeutschen Staates mäßigen Lebens im unmittelbarsten eigenen Interesse wäre für sie ein bedeutsamer Gewinn. Denn das wer unserer Heere. Denn wir sind fest überzeugt, daß die den sie sich bei der gegenwärtigen Weltlage nicht ver Mittel für dieselben in der gegenwärtigen Zeit unter hehlen können , daß fie alle selber vor einer ähnlichen keiner anderen Staatsform so umfassend und gleichmäßig Entscheidung stehen. Sie werden je nach der Verschie aufzubringen wären ; und das Beispiel von großen Nach denheit ihrer gegebenen Heeresverfassungen einen vom barstaaten, wo unter dem absoluten Willen der Aufwand preußischen mehr oder weniger abweichenden Weg ein für das Heer von einem Extrem zum andern hinüber schlagen können ; aber eine bedeutende Vermehrung der schwankt, kann uns in dieser Ueberzeugung nur befestigen, Heeresstärke, und zwar ebenfalls in der Richtung auf eine weil wir bei der Armee, so sehr wie bei irgend einer allgemeine und umfassende Erziehung des Volkes zur großen Staatseinrichtung, die gleichmäßige geregelte Ent Wehrhaftigkeit, liegt als unabweisbare Aufgabe vor ihnen wickelung für die heilsame halten. Kann dieß Alles all allen. Weit entfernt daher , uns den Stimmen anzu gemein für die deutschen Heere gelten , so gilt es ganz schließen, welche mit schlecht verhehlter Schadenfreude aus besonders für das preußische im vorliegenden Falle. Wer dem Ergebniß der Wahlen in Preußen einen offenen den Beifall des Volks für nichts anzuschlagen geneigt ist, Bruch in der Frage der Militärreform vorausverkündigen, der frage sich einmal ernstlich, ob eine andere Regierung, halten wir es für patriotische Pflicht, einem solchen Er als die mit der Uebernahme der Regentschaft durch den eigniß, das wir nur aufs tiefste bedauern könnten , nach jezigen König an's Ruder kam , diese Armeereform zu Kräften vorzubeugen. unternehmen im Stande gewesen wäre ? Mindestens so Dieß die Beweggründe , aus denen wir grade jezt viel ist gewiß , daß es ihrer Vorgängerin weder an der einige Hauptpunkte der großen Frage in diesen Blättern Erkenntniß von der Nothwendigkeit dieser Reform, noch kurz zu besprechen versuchen wollen. Wir haben zunächs am Willen, sie in's Werk zu sehen, gefehlt hat. Für den drei Dinge im Auge : die Dienst- oder vielmehr die Augenblick freilich scheint es, als hätte der jezigen Regie Präsenzzeit ; die Zusammenseßung und Bil rung grade ihre Verfassungstreue keine besonderen Früchte dung des Offiziercorps und der Unteroffi getragen. Die Nachrichten von den Wahlen haben in ziere und die Formation der Heereskörper in den lezten Wochen nach vielen Seiten den Eindruck her Bezug auf Linie und Landwehr. Fern von der vorgebracht , als werde zwischen der Regierung und Einbildung, als vermöchten wir den allein richtigen Weg dem Abgeordnetenhause eine durchgehende grundsägliche anzugeben , glauben wir doch hinreichende Erfahrung zu Spaltung eintreten ; und es ist nicht zu leugnen , daß besigen , um ein oder das andere nügliche Wort reden fich an manche Namen unter den Gewählten Erinne zu können. Wir meinen damit nicht überall die Ansicht rungen anknüpfen , die das monarchiſche Princip selber der Allgemeinen Militär- Zeitung selbst auszu bedenklich berühren. Indessen , wir haben seit der sprechen ; aber wir sehen voraus, daß die Redaction, wie revolutionären Bewegung von 1848 und 1849 eine nicht sie in schwebenden Streitfragen immer gethan, uns auch unfruchtbare Schule durchlaufen ; wir leben in einer ge da unseren Standpunkt frei auszusprechen gestattet, wo funderen Zeit, wo die vorherrschenden Gedanken und sie entschieden abweichender Ansicht ist. Der Verlauf der Bewegungen in Deutschland auf praktisch mögliche , er Dinge selber scheint uns zu Eingang des Jahres einer laubte Biele gerichtet sind. In der Frage der Armee Militärzeitung dieß Thema nahe legen zu müssen, und reform insbesondere haben wir bis jezt selbst aus den namentlich mag damit ein Blatt einen neuen Abschnitt Reihen der „Fortschrittspartei" feine öffentliche Aeußerung seines Daseins nicht ungeeignet eröffnen, welches sich die vernommen , welche nicht die Bereitwilligkeit ausgedrückt Aufgabe gesezt hat, ein Organ aller deutschen Heere hätte, der Regierung auf jede mögliche Weise entgegenzus zu sein. tommen. Diese aber das ist kein Zweifel - wird Alles daran segen , die Frage auf verfassungsmäßigem Wege

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Militärische Neiſeeindrücke von Skandinavien.

A. Dänemark. (Schluß.) [ A. v. S.] In Kopenhagen besuchte ich einige Ca fernen. Bei ihrer inneren Einrichtung ist der löbliche Grundsag durchgeführt , daß der Soldat an die Caserne gefesselt und ihm dieser Aufenthaltsort so angenehm als möglich gemacht werden müsse. Sämmtliche Casernen find so weit als möglich nach der Mustercaserne bei Rosen borg eingerichtet. Ein pensionirter Stabsoffizier ist Ca fernencommandant , von jeder Compagnie wohnt aber 1 Offizier in der Caserne. 5 Unteroffiziere dürfen in jeder Compagnie verheirathet sein ; hiervon erhalten 2 , der erste Feldwebel und der Fourier , Casernenwohnung, 3 Logisgeld. Die verheiratheten Unteroffiziere haben 2 tapezirte Zimmer mit Küche ; es ist dort derselbe Luxus mit Sopha, Sessel 2c. zu bemerken wie anderwärts. Die Mannschaft hat besondere Schlaf- und Wohnfäle , die Unteroffiziere noch eigene, sehr anständig mit geschliffenen Tischen, Strohsesseln und Vorhängen ausgestattete Con versationszimmer mit Zeitungen, welche die Unteroffiziere aus eigenen Mitteln anschaffen . Die Bettstellen der Mannschaft sind von Holz, das Bett besteht aus Strohsack, Heumatrage (auch für die Unteroffiziere) , Polster und Wollteppich. Ueber jedem Bett befindet sich ein Holzbehälter mit Fächern für Käppis und Bugzeug ; die Kleider hängen am Nagel. Außerdem hat jedes Zimmer einen Schrank mit 8-10 Abtheilungen, welche sämmtlich durch Anhängeschlösser zu verschließen find. In diesen Fächern hat der Mann seine Wäsche, feine Bücher und sonstige Kleinigkeiten. Die Thüren der Schlafsäle haben unten Deffnungen für den Luftzug, sowie oben kleine Fenster zu dem gleichen Zweck. In den Wohn sälen der Mannschaft stehen Tische und Bänke , sowie Schränke zum Aufbewahren der Lebensmittel. Diese Schränke find ähnlich wie die Waschschränke der Schlaf fäle eingerichtet , nur hat jedes Fach an der vorderen Seite Luftlöcher und an der hinteren verticale Deffnungen, damit die Luft durchstreichen kann. Hier verwahrt der Soldat sein Brod, wovon er täglich 11 Pfd. faßt, sowie Butter, Käse, Branntwein, Meffer 2c. Für jedes Bataillon ist ein größeres Unterrichtszimmer mit allen für den Unterricht erforderlichen Hülfsmitteln eingerichtet. Zum Waschen und Pugen sind besondere Locale vorhanden ; auf der einen Seite befindet sich eine Bank oder ein schmaler Tisch für letteren Zweck, auf der anderen ist eine Reihe drehbarer Waschschüsseln von emaillirtem Eisenblech an gebracht, über welcher eine eiserne Röhre mit einem Hahn über jeder Waschschüssel läuft. Die Wasserleitung in Kopenhagen gestattet diese bequeme Einrichtung. Nach gemachtem Gebrauch wird die Waschschüssel gedreht und das Wasser fällt in einen Trog, wo es abläuft. Sämmt liche Bänke und Tische sind nicht angestrichen, sondern geölt , ebenso ist jede Ecke in den Gängen auf Manns höhe mit geölten Dielen verwahrt. Die Treppen haben Eisenbänder. Statt einer Casernenwache erhalten in jedem Gange ambulante Schildwachen mit Seitengewehr die Ordnung.

Eine eigenthümliche Einrichtung besteht in Betreff der Menage. Der Mann hat sich nämlich selbst zu be töstigen ; die Profoße, welche das Essen zu liefern haben, erhalten sämmtliches Geschirr in trefflichem Zustande ge liefert. Die Einrichtung ist so getroffen, daß das Buffet sich in der Mitte zwischen den Speiselocalen der Unter offiziere und denen der Mannschaft befindet. Ein Tarif sorgt dafür , daß der Mann sein Essen wohlfeil erhält ; an 4 Tagen muß er Fleisch bekommen , an den drei übrigen ist die Speise dem Wirth frei gestellt. Die Kaffee und Theemaschine steht hier beständig am Feuer ; insbe fondere wird viel Kaffee consumirt. Das gewöhnliche Essen erhält der Mann für circa 2 Sgr. Die Reservekammern haben 2 Abtheilungen, eine für die Waffen , eine andere für die Montirungen. Diese legteren liegen in Fächern , wodurch die Motten mehr abgehalten werden sollen. Das Tuch der Montirungen ist ziemlich grob ; die Dauerhaftigkeit der himmelblauen Farbe der Beinkleider, sowie der rothen des Capuzman tels wurde mir gerühmt. Die Wasserleitung wird auch zur Reinhaltung der Abtritte verwendet. Die Beleuch tung geschieht durch Gas. Bei meinem Besuche in dem benachbarten Militär ſpitale fand ich eine Eigenthümlichkeit , die mir früher noch nie aufgestoßen war : die Wartung der Kranken durch Frauen nämlich. In den andern Spitälern sollen männliche Krankenwärter angestellt sein , die Aerzte aber die Behandlung durch Frauen vorziehen . Die Kranken betten sind sehr zweckmäßig eingerichtet : der Rosch besteht einfach aus Segeltuch, der um 2 Stangen wie bei einer Tragbahre gespannt ist , vermittelst einer außen ange brachten Schraube aber nach Bedarf mehr oder weniger gespannt werden kann. An der Kopfseite ist ein kleiner Tisch an die Bettlade angeschraubt, welcher auf und ab geschlagen werden kann. In jedem Zimmer ' fand ich einen angehenden Unterarzt. Im Zeughause, welches am entgegengesezten Ende der Stadt , in der Nähe des königlichen Schloſſes und des Stadthauses liegt, wurde grade während meiner An wesenheit in Kopenhagen das Erdgeschoß ausgeräumt . Die Geschüge lagen daher im Hofe ; es waren meistens Festungsgeschüße von schwerem Kaliber in sehr großer Zahl. Die Feldgeschüße sind sämmtlich von Eisen , sie haben Blocklaffeten , Gabeldeichseln und breite Prozen zum Auffigen von 3 Mann . Auch einige nach französt schem System construirte gezogene Geschüße , 4Pfünder, standen hier. In der nähen Modellkammer war ein Modell des preußischen Kammerladungsgeschüßes und ein Wahrendorff'sches aufgestellt. Besonders interessant erschien mir das Modell einer Bettung für Festungs oder Schiffsgeschüße von Cavalli, welche aus einer Lage paralleler Balken mit kleinen Zwischenräumen besteht, in welchen Balken die Laffete befestigt ist. Beim Rücklauf des Geschüßes ziehen sich die elastischen, in einem Rahmen ruhenden Balken einen Augenblick zuſammen , füllen so die Zwischenräume aus und gehen dann von selbst aus einander, wodurch sie das Geschüß wieder vorwärts schieben. Das Pontonsystem Thierry wird hier dem Bigaro's vorgezogen, weil das lettere im feindlichen Feuer ſehr

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leicht unbrauchbar werden soll , während dem ersteren große Stabilität zugeschrieben wird. Bekanntlich wurde in Dänemark ein Versuch mit einem Ponton von Eisenblech gemacht ; derselbe bewährte sich aber nicht, da das Eisenblech als zu dünn und deßhalb unsolid befunden wurde. In den oberen Räumen des Zeughauses find die für den Gebrauch bestimmten glatten und gezogenen Gewehre, glatten Carabiner und Pistolen, sowie Reitersäbel aufbewahrt. Die vielen und zum Theil schönen alten Waffen sind chronologisch nach den Königen geordnet, unter denen sie angefertigt wurden. Dieser Grundsag der historischen Anordnung , welcher hier auch in andern Sammlungen durchgeführt ist , ist gewiß sehr nachahmungswerth , indem man hierdurch mit einem

schinen dadurch , daß durch den Dampf zugleich See wasser zu Trinkwasser destillirt werden kann, man also an dem legteren keinen Mangel leidet, so lange die Maschine geht. Daß es nicht so leicht ist, eine Marine aus der Erde zu stampfen , wie Manche wähnen , das mag man am besten erkennen , wenn man die Docks betrachtet, die mit dem Wachsthum der Größe der Schiffe immer erneuert werden müssen ; die Maschinen , die zu leichterer Hand habung der Schiffe innerhalb der Docks, zum Heben und Senten nöthig sind ; die großen Dämme zur Aufstellung der Schiffsgerüste ; die Holzmaſſen , deren Brauchbarkeit so schwer zu erkennen ist ; die Maschinenwerkstätten für Eisenarbeiter , Holzdreher , Seiler; die Magazine, in

Blick einen Begriff von der Bewaffnung einer ganzen Zeitperiode erhält. Die Namen der Könige und die Jahreszahlen sind diesem Zweck entsprechend angebracht. urm " besteigt, Wenn man den sogenannten " runden Thurm" so erhält man einen Ueberblick nicht nur von Kopenhagen selbst, sondern auch von seiner ganzen Umgebung. Man bemerkt dabei namentlich die dominirenden Höhen rechts (nordwestlich) von Schloß Frederiksborg, welche bei dem heutigen Stande der Artillerie ein wirksames Beschießen der Stadt zulassen. Bekanntlich ist deßhalb eine Ver stärkung der schwachen Befestigungen Kopenhagens nach der Landseite durch 16 detachirte Forts beabsichtigt. Von einem Beginn der Arbeiten habe ich aber nichts bemerkt. Ich muß hervorheben , daß mir in Kopenhagen mit der größten Freundlichkeit und Zuvorkommenheit begegnet wurde, und daß ich nicht das Mindeste von Deutschenhaß zu verspüren hatte. Die Offiziere , mit denen ich ver fehrte , waren , ungeachtet sie in den Jahren 1848 und 1849 gegen uns mitgefochten, keineswegs sogenannte Ultra dänen , wie sich mir überhaupt auch aus dem Umgang mit Mitgliedern anderer Theile der Gesellschaft die Mei nung aufdrängen wollte , als ob die gebildeten Classen in Dänemark durchaus nicht an der feindseligen Stim mung, welche die dänische Presse beherrscht, Antheil haben, sondern vielmehr Deutschland und die Deutschen sehr achten. Die schleswig - Holsteiner Frage wurde hierbei feineswegs umgangen , sondern fret , aber in versöhn lichstem Ton besprochen. Mit der gleichen Bereitwilligkeit wie die militärischen Etablissements wurde mir Flotte , Werfte und See arsenal gezeigt. Auch für den Laien ist der Einblick in den Bau und den Mechanismus des Ganges eines Kriegsschiffs interessant. Auf den ersten Blick fällt es auf, welche große Raummenge durch die Dampfmaschine und die Kohlenbehälter in Anspruch genommen, und wie sehr die nöthige Bewegung innerhalb des Schiffes bei einem Gefechte hierdurch beengt werden muß. Da ſeit Einführung der Dampfschiffe noch keine eigentliche See schlacht stattgefunden hat, so fehlt hierüber noch die Er fahrung. Die Leitung eines Schiffes ist durch die Tele graphie sehr erleichtert. Der Maschinenmeister kann die

denen die Ausrüstung der einzelnen Schiffe niedergelegt ist ; die großen Räume des Seearsenals mit seinen Ge schügen, Laffeten , Gewehren , Säbeln , Pistolen , Enter haken. Hier auf dem Holm herrschte große Thätigkeit ; namentlich wurde soeben eine große Schmiedewerkstätte erbaut , einige größere Schiffe ausgebessert , andere neu gebaut. Dänemark hat in maritimer Beziehung bekanntlich

Befehle des Capitäns , ob langsamer oder schneller, vor wärts oder rückwärts, auf einer telegraphischen Uhr abs lesen und durch Manipulation einiger Räder und Hebel, die er rechts und links zur Hand hat , sofort in Vollzug segen. Einen großen Nugen gewähren die Dampfma-

einen gewaltigen Vorsprung vor Deutschland ; es besigt ein treffliches Personal und Material. Dennoch leidet es an zwei Hauptmängeln : es ist in Beziehung auf sein Schiffbauholz und seine Kohlen vom Ausland abhängig ; das erstere bezieht es aus Polen und Schweden, die leßteren aus England. Man begreift , daß ein Veto von England die Seethätigkeit Dänemarks lähmen kann, denn ohne Dampfschiffe läßt sich nun einmal nicht mehr auskommen. Deutschland ist in dieser Beziehung selbst ständiger , aber wie viel mangelt ihm an Material und besonders an maritimer Erfahrung ! Was in Jahrhun derten versäumt wurde , läßt sich nun freilich nicht über Nacht nachholen ; aber der Umstand, daß die Marine verhältnisse seit Erfindung der Dampfkraft und ſeit Ein führung der gezogenen Geschüße in einer fortwährenden Bewegung und Aenderung begriffen sind , erleichtert es uns , den Anderen nachzukommen , welche selbst durch diese Umstände genöthigt sind, ihre Marine beständig umzuwandeln und hierdurch die Kraft, welche die Sta bilität gibt , verloren haben. Ich verließ Kopenhagen und Dänemark, um mich zunächst nach Norwegen zu begeben , von wo ich später Stockholm besuchen wollte.

Miscellen. Künstliches Pergament. [ 3.] Bur Herstellung eines fast unverwüstlichen Stoffes für wichtige Schriftstücke und Zeichnungen wird neuerdings von den bedeutendsten deutschen und englischen Chemikern das künstliche Pergament empfohlen. Dasselbe eignet sich auch ganz besonders zum Einwickeln und wasserdichten Ver packen von Munitionsgegenständen , wie wir selbst Gelegenheit hatten zu erproben. Das künstliche Pergament hat ganz das Ansehen und die zähe Festigkeit des natürlichen ; | seine Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkungen der Feuchtig

15 keit kann durch Einfetten noch erhöht werden. Die Herstellung ist eine durchaus billige , fordert aber einige Uebung . Ein Volumen englischer Schwefelsäure wird mit bis 1 Volumen Wasser vermischt. Nachdem dieses Gemisch bis auf etwa 15° C. erkaltet ist , wird ungeleimtes Papier von der ge wünschten Stärke während einiger Secunden eingetaucht. Hierauf wird es mit Wasser , dem etwas Salmiakgeist zuge segt wurde , so lange sorgfältig ausgewaschen , bis alle freie Säure entfernt ist, das heißt, bis blaues Lackmuspapier durch Bei das noch feuchte Pergament nicht mehr geröthet wird. der Mischung von Vitriolöl mit Wasser darf lezteres nur allmählig und unter Umrühren mit einem Glasstabe zuge goffen werden.

des Wagens nicht gestattete, trug der Reiter die Stange wie eine Lanze. Wenn diese Art der Telegraphie sich für guten Boden ― eignet, so kann die nachfolgende von dem sardinischen In genieurregiment zu Cafale bereits erprobte - Manier auch bei ungünstigem Terrain angewendet werden. Das Material bestand hier aus einem Wagen mit den noth wendigen Requisiten, einigen Tragbahren, einer Kiste mit dem Draht , einigen gewöhnlichen , aber mit Einschnitt und Iso lirung versehenen Cavalerielanzen. Jede Arbeiterabtheilung bestand aus 10 Mann : 1 Führer , 3 bei der Tragbahre, 1 mit einem Stahlspieß , 1 mit einem Schlegel , 2 zum Aufrichten der Stangen , 2 zum Tragen der Stangen und des Drahts vom Wagen nach der Tragbahre. Die Arbeit geschah in folgender Weise : Der Wagen schlug einen prakticablen Weg möglichst nahe an der einzurich tenden Linie ein. Der Führer marschirte auf dieser Linie, Militärtelegraphie. damit sie genau eingehalten wurde. Er bezeichnete den zwei [ 27. ] zu Anfang des Jahres 1861 wurden auf dem Soldaten mit Spieß und Schlegel die Punkte , wo Löcher Marsfeld zu Paris durch die reitende Artillerie der Garde gemacht werden sollten , um die Stangen einzupflanzen , was Die Tragbahre, interessante Versuche mit einer fliegenden Telegraphie angestellt. | von 30 (oder 35) zu 30 Mtr. stattfand. Eine gewisse Anzahl reitender Artilleristen , die von einem von welcher sich der Draht abwickelte, folgte und ließ bei kleinen Wagen begleitet waren , welcher den Leitungsdraht, jedem Loche eine Stange zurück. Zulegt kamen die zwei sowie die nöthigen Stangen trug, ritt, nachdem der Leitungs Mann, welche die Stangen aufrichteten. Diese Leute hatten draht im Boden befestigt war , in vollem Laufe auf der ge einige Pflöcke von hartem Holze bei sich , von denen jeder gebenen Linie vorwärts. Auf 30 Mtr. Entfernung stieg ein mit einem 2 Mtr. langen Stück Eisendraht versehen war. Reiter ab , nahm eine ihm von einem auf dem Wagen be Die Pflöcke dienten dazu, Taue da an die Stangen zu be findlichen Artilleristen gereichte Stange , steckte sie in den festigen , wo die Linie einen Winkel bildete. Um den Lei Boden und drehte sie so herum, daß ihr Kopf durch den tungsdraht bei Uebergängen über Straßen die nöthige Höhe Leitungsdraht umwickelt wurde. Er befestigte sie sodann zu geben , hatten diese zwei Leute ferner Eisenbänder mit mittelst zweier Taue, die selbst durch zwei Pflöcke an den Schrauben bei sich, mittelst deren sie zwei Stangen der Länge Boden genagelt wurden. Die gleiche Operation wurde hierauf nach aneinander befestigten. Bei einiger Uebung konnte auf durch andere Reiter, jedoch von nun an von 100 zu 100 Mtr. diese Weise auch im coupirtesten Terrain eine Telegraphen linie von 1 Kilometer Länge in einer halben Stunde herge wiederholt, und auf diese Art in kürzester Zeit eine Tele graphenlinie improviſirt. Wo das Terrain das Mitgehen | stellt werden.

Nachrichten.

nissen jene Gebühren zu erhalten, welche diejenigen Offiziere, mit denen sie in gleichem Range stehen , beziehen , mit Aus Wien , 4. Januar. [Verordnung , die Reorgani- nahme der selbstverständlich anders normirten Fourageportionen. sation der feldärztlichen Branche 2c. betreffend.] Die subalternen , d. i. die nicht mit dem Doctordiplom ver Das k. k. Armeeverordnungsblatt enthält eine Circularver= | sehenen Feldärzte haben einen abgesonderten Status zu bilden, ordnung , durch welche mehrfache Abänderungen in der bessen rangältere Hälfte die Charge der Oberwundärzte , die Organisirung der feldärztlichen Branche und im Stande jüngere aber die der Unterärzte umfaßt ; es haben jedoch beide der Garnisonsspitäler anbefohlen werden . Der Stand der Chargen eine gleiche Dienstleistung. Die Oberwundärzte Feldärzte bei den Garnisonsspitälern und den Feldspitals- erhalten die Gebühren eines Unterlieutenants erster Claſſe, die anstalten ist derart zu erhöhen, daß jede Abtheilung von bei Unterärzte die eines Lieutenants zweiter Claſſe unter Belaſſung läufig 150 Kranken einen Regimentsarzt nud einen Oberarzt der übrigen, bisher für Unterärzte systemisirten Gebühren und als Secundärarzt erhalte. Ueberdieß werden jeder Spitals- unter Versegung derselben in die 11. Diätenclasse. Zur Ver abtheilung zwei Hülfsindividuen zugewiesen. In Padua, richtung der niederen chirurgischen Dienstleistungen und zur Vicenza , Udine und Ofen werden selbstständige Garnisons Besorgung der ärztlichen Schreibgeschäfte wird ein eigener spitäler errichtet. Im Kriege haben die bei den Feldspitälern Stand von Spitalgehülfen gegen gänzliche Ausscheidung der als Chefärzte eingetheilten Regimentsärzte auf die Zeit ihrer dermalen noch vorhandenen feldärztlichen Gehülfen creirt. - [Vervollkommnung des Artilleriewesens. Anstellung die Gebühren eines Stabsarztes zu beziehen. Die graduirten Feldärzte, vom Oberstabsarzte erster Claffe ab Militärwissenschaftliche Reise des Major Breit wärts einschließlich der Oberärzte, haben unter allen Verhält. haupt. ] In energischer und Alles umfassender Weiſe, ſchreibt Desterreichische Monarchie.

16 man der „Allg. Ztg. ", macht sich das Streben geltend, sowohl die kaiserl. Landarmee, als auch die Kriegsmarine dem möglichst höchsten Grad der Vollkommenheit und praktischen Verwendbar feit entgegenzuführen, sei es auf dem Felde der Organisation, der Verwaltung, der Vervollkommnung, der Ausrüstung, der regles mentarischen Thätigkeit 2c. Auf allen diesen Gebieten macht sich eine schaffende Regsamkeit bemerkbar. Insbesondere aber ist es die kaiserliche Artillerie, die , geleitet und fort und fort gehoben von anerkannt begabten und ausgezeichneten Autori täten , uamentlich seit dem legten Kriege, die größten An strengungen gemacht hat, um gegenüber den heutigen, so sehr gesteigerten artilleristischen Anforderungen ihren alten wohl errungenen Ehrenplag zu behaupten. Wie sehr die allseitige technische Vervollkommnung in dieser Waffe angestrebt wird, dafür spricht, daß der Kaiser dem Major Breithaupt des Artilleriecomités einen längeren Urlaub bewilligt, zum Besuch fremder Artillerien und zum Verfolgen von Arbeiten nach eigenen Ideen , welche Bezug haben auf die so ungemein wichtige Lösung eines allgemeinen Systems des Sprenggeschoß feuers. Dieser Offizier hat sich bereits rühmlichst bekannt gemacht durch sein 1854 vorgelegtes und seitdem in mehreren deutschen und fremden Artillerien angenommenes Zünder princip.

den Stand , je nachdem das Zuströmen frember Abenteurer und Deserteure mehr oder minder reichlich erfolgte. Das 2. Fremdenregiment - die eigentliche alte und berühmte Fremdenlegion bleibt bestehen. Da es aber augenblicklich mit Mannschaften überfüllt sein wird, so bleiben alle Engage= ments bis auf Weiteres aufgehoben. Das Decret sagt aus drüdlich : " Les engagements volontaires dans le régiment étranger sont suspendus d'une manière générale et indéfinie. Aucune autorisation exceptionelle ne doit être accordée, quelle que soit la nationalité des hommes qui se présentent," E8 würde sich vielleicht empfehlen, diese Maßregel bei Ihnen in geeigneter Weise bekannt zu machen, da auch Westdeutschland ein erhebliches Contingent für die Fremdenlegion zu stellen pflegte. Andererseits wird es Manchem zu statten kommen, daß die jegt im 1. Fremdenregiment engagirten Soldaten, wenn sie es nachsuchen , sogleich ihren Abschied bekommen können . Außer der Auflösung dieser beiden Regimenter werden weitere Reductionen wahrscheinlich nicht statt finden , besonders nicht von Cadres. Da die Offiziere dieser beiden Regimenter untergebracht werden müssen , sind die , welche grade zum Avancement vorgeschlagen waren, ziemlich verstimmt. " ―― [Versuche mit fulminirender Baumwolle. ]

Frankreich.

Das Kriegsministerium beschäftigt sich auch vielfach mit Schießbaumwolle. Man will sie durch fulminirende Baum Paris, 2. Januar. [ Die Auflösung des 103. In wolle ersehen, mit der man in neuerer Zeit Versuche ange fanterie- und 1. Fremdenregiments .] Zur Ergänzung ftellt hat. unserer Mittheilung in Nr. 52 der A. M.-Z. v . v. J., wonach durch kaiserl. Decret vom 14. December 1861 das 103. In Großbritannien. fanterieregiment und das 1. Fremdenregiment aufgelöst wur London, 2. Januar. [Jahresbericht der Ad mi Preuß. den, wir der "I noch ralität über den Stand der Marine.] Die Admi „ Eine eigentliche Reducttion kann man in dieser Maßregel nicht erkennen , denn es ist unerheblich, wenn eine Armee, ralität veröffentlicht ihren Jahresbericht über Stand und gegen die , alle Waffen zusammengerechnet , 200 Regimenter zählt, wärtige Verpflegung der Flotte. Der Marinebestand ist der um zwei vermindert wird. Dennoch ist es ein halt auf großartigste , den England noch besessen hat. Derselbe zählt dem Wege der Neuformation und zeigt von dem Streben, 856 Kriegsschiffe aller Art auf, und außerdem 150 Linien wenn auch nicht die Armeeausgaben zu vermindern , doch und andere Segelschiffe , welche zu Hafendiensten verwendet eine feste Ordnung hineinzubringen . Für die Auflösung des werden, so daß die Zahl der Kriegsschiffe sich in runder Summe auf 1000 beläuft. Von den 856 Schiffen , die 103. Regiments sprachen noch andere als öconomische Gründe. entweder im Bau vorgeschritten oder sich im wirklich activen Das Regiment wurde nach der Annexion mit Savoyen aus den früheren piemontesischen Soldaten dieses Landestheils Dienst befinden , find bloß 154 Segelschiffe , alle anderen gebildet. In dieser Zusammenſegung bildete es eine Ano, führen Dampfmaschinen. Es werden aufgezählt : 81 Linien malie in der französischen Armee, wo es erster Grundsag ist, schiffe von je 74-131 Kanonen ; 22 fleinere Linienschiffe die Leute ans allen Departements durcheinander zu mischen. oder größere Fregatten mit je 60-70 Kanonen ; 33 Schrauben Auch bewährte sich das Experiment nicht besonders, man war fregatten von je 51 und 10 Segelfregatten von je 51 Ka im Lager von Châlons mit dem Geist des Regiments keines nonen; 57 andere Kriegsfahrzeuge , die je 22-50 Geſchüße weges zufrieden. Besonders berührte es die französischen führen , und von denen die meisten an Tonnengehalt den Offiziere unangenehm, daß die Soldaten dem als Gast des Linienschiffen gleichkommen ; 29 Schraubencorvetten oder Fre Kaisers dort befindlichen General Fanti und feinem Gefolge gatten von je 22 Kanonen ; 317 Schrauben- oder Rad eine förmliche Ovation brachten , als diese italienischen Offi dampfer, deren jeder weniger als 22 Geſchüße führt , und ziere in den Lagerbezirk des Regiments tamen. Die Herren 185 Schrauben-Dampfkanonenboote, von denen jedes mit entfernten sich möglichst eilig, um nicht zu einer bedeutenderen 2 Armstrongkanonen bewaffnet ist . -b- [Einführung einer Stadia zum Distanz Demonstration Veranlassung zu geben. Um dem Regiment die französische Disciplin besser einzuprägen , wurde es nach schägen. ] Bisher wurde zum Distanzschägen eine Kette der Auflösung des Lagers auch für den Winter dort gelassen, oder Schnur benugt. An deren Stelle ist jezt eine Stadia und jezt hat man die erste Gelegenheit ergriffen , es aufzu eingeführt und jedem Bataillon in 2 Exemplaren abge lösen. Das 1. Fremdenregiment hatte einen ziemlich wechseln geben worden.

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

No. 3.

Jahrgang.

Darmstadt, 18. Januar.

1862.

Juhalt: Auffäße. Die amerikanischen Wirren. I. — Die Seestreitmittel der deutschen Bundesstaaten. L. Desterreich. - Militärische Briefe aus Thüringen. III. Die Suhler Gewehrfabrication. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Beabsichtigte Einführung von tragbaren Gebirgsgeschüßen. - Wiederher herstellung des Thurms bei Rothneusiedel. - Rangerhöhung der Unterärzte. Bayern. Reitübungen nach dem neuen System des Oberst Edelheim. Dänemark. Bericht über den Zustand der Flotte. Rußland. Gleichstellung des Ranges der Offiziere der Garde und Feldarmee. Sardinien. Bau von 8 neuen Kriegsschiffen zu Genua. - Hafenbauten zu Spezzia. Schweden und Norwegen. Beabsichtigte Verbesserungen im Militärwesen. - Anschaffung gezogener Kanonen. — Vermehrung der Armee. Schweiz. Commission behufs Ausarbeitung von Vorschlägen , militärische Eisenbahntransporte betreffend.

Die amerikanischen Wirren.

(Der überraschende Abschluß der Trent-Affaire hat in den Dr ganen der deutschen Presse die verschiedensten Betrachtungen hervor gerufen, deren Divergenz sich am einfachsten aus einer unklaren Auf faffung der militär-politischen Grundverhältnisse erklären läßt. Unter solchen Umständen wird eine kurze Aufklärung hier an ihrem Orte sein. Wir verdanken die nachstehenden Zeilen einer vorzugsweise berufenen Feder. D. Red.)

I. [E. v. Cg.] Das interessante Schauspiel, die tollköpfigen Bantees sich in einen Krieg mit dem übermächtigen Eng land stürzen zu sehen , bleibt der Welt nun doch erspart. Sie waren vernünftiger, als man ihnen meistens zutraute: das Cabinet des Präsidenten Lincoln hat in der Trent Angelegenheit nachgegeben. Es gibt einen allgemein menschlichen Standpunkt, von dem aus man diesen Ausgang der Sache beinahe bedauern könnte. Wäre es zum Kriege gekommen , das große Gericht , das über die von gleisnerischen Phrasen überschimmerte demokratische Nichtsnugigkeit jenseits des Oceans losgebrochen ist , die fittliche Reinigung und Wiedergeburt , zu der es hoffentlich hinführt, hätte sich wahrscheinlich rascher und vollständiger vollzogen. Der finnlose, widerwärtige, die gräulichsten Leidenschaften ent fesselnde Kampf zwischen den nördlichen und südlichen

Staaten wäre schleuniger zu dem Ende gelangt , das er doch , wenn noch ein paar Tausend Menschenleben und Millionen Dollars verschwendet sind , unfehlbar finden muß, nämlich zu einer Auseinandersehung ungefähr auf der Grundlage des jezigen Befihstandes. Anders muß der politische Verstand Europas , insbe sondere Deutschlands, die Sache ansehen. Der verstorbene Gemahl der Königin Victoria , der einst vor dem orien talischen Kriege warnte, weil er sah, wie durch ihn Eng land in's Schlepptau des waffenmächtigeren Alliirten kommen mußte, hatte auch , wie man hört , das ganze Gewicht seines Einflusses eingesezt , um den schlimmen Handel mit Amerika , so weit es an England war, in die Bahn friedlicher Ausgleichung zu lenken. Diesem umsichtigen Politiker von mehr europäischem als eng lischem Gesichtskreis war es klar , welche schlimme Rück wirkung eine kriegerische Verwickelung der beiden angel sächsischen Mächte auf die Händel Europas üben würde. Wir sind gewohnt, mit einer gewissen Geringschägung auf die Rolle zu blicken, die England neben dem umsich greifenden Ehrgeiz des Bonapartischen Kaiserthums spielt. Wir erinnern uns zu wohl, mit welchem schwachmüthigen Merger es der Annexion von Savoyen und Nizza zusah, und wie es gegenüber der Vergewaltigung der Schweiz in ihrem Recht auf die neutralen Theile Savoyens sogar hinter Preußens wenig herausfordernder Haltung zurück blieb. Über denten wir uns einmal die Kräfte Englands gebunden, so wird uns sofort offenbar, wie sehr es den



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noch auch in diesem wenig ehrenvollen Verhältnisse zur Trenthandels Glück zu wünschen und ihn als erste er Bonapartischen Politik als deren Hemmschuh wirkt. wünschte Schickung des neuen Jahres zu verzeichnen. Wie lange hätte wohl ohne den Rückhalt Englands Ricasoli vermocht , die begehrliche Hand abzuwehren, die Frankreich nach Sardinien ausstreckt , um die Baſis zu einer alleingebietenden Stellung im mittelländischen Meere Die Seestreitmittel der deutschen Bundesstaaten. mächtig zu erweitern ? Wer würde Napoleon III. hin I. dern, sobald England aus seinen Berechnungen wegfiele, in der Türkei einen für Desterreichs äußere und innere Desterreich. Verhältnisse verderblichen revolutionären Brand zu ent fachen ? Man weiß , daß Napoleon jeden Tag , sobald [ G. K.] Seit der Schlacht von Novara hatte man er eine Anzahl geeigneter Subjecte in die Genfer Wirths sich in Desterreich an den Gedanken gewöhnt , in allen häuser schickt , und den bisherigen Prätorianern James fallsigen weiteren Kämpfen gegen Sardinien es nur mit Fazy's genug Wein und Geld geben läßt , die Annegion diesem und der italienischen Revolutionspartei allein zu des Cantons Genf votiren lassen kann. Wir nehmen thun zu haben , und wollte eben nur diesem Gegner zur an, daß er gleichzeitig die Italiener auf Venetien los See überlegen sein. Denn gegen eine größere Seemacht, ließe ; - wie, wenn dann Deutschland allein, nämlich bei wie z. B. Frankreich , dürfen wir ohnedieß nicht unsere ſeiner jezigen Bundes- und Bundeskriegsverfassung, das kleine Marine kämpfen lassen , ohne sie der Vernichtung - so hörte man bis vor zwei Jahren Amt obläge, durch eine Diversion vom Rhein die Schweiz preiszugeben, In der schleswig - Holsteinschen Frage ist häufig, auch selbst in maßgebenden Kreisen argumentiren. zu schüßen ? England unser Gegner so gut wie Frankreich, und man Welch' unerläßliches Element der Küstenvertheidigung tönnte leicht einen Vortheil darin erblicken , durch seine berücksichtigt zu nicht berücksichtigt aber die sei ,, schien aber die Flotte Flotte sei schien nicht zu werden; Beschäftigung jenseits des Meeres des einen Gegners man begnügte sich eben mit dem Bewußtsein, in Venedig, für einige Zeit los zu werden. Aber die eben anges dem unvollendeten Pola, Cattaro u. s. w. geeignete Bu stellten Erwägungen geben uns schon zu verstehen, fluchtsorte und tüchtige Vertheidigungsbollwerke zu besigen, daß Frankreich während dieser Zeit uns schwerlich wobei man den strategischen Wirkungskreis derselben be Muße laſſen würde , die Befreiung Schleswig-Holsteins deutend überschätte. in Angriff zu nehmen , wenn sich auch glauben ließe, Es ist eine bekannte Sache , daß die Vertheidigungs daß Wille und Muth hierzu an der entscheidenden eine rich Stelle so bald schon den nöthigen Aufschwung zu nehmen traft einer Festung, sowie ihr Wirkungskreis Offensivelemente ihre durch nur vorausgesezt Lage tige vermöchte ! Ganz Oder wäre ein Krieg mit der halbirten Union etwa von Bedeutung für die Operationen sein kann. eine zu unbedeutende Aufgabe für England , um eine so besonders aber gilt das von Seefeftungen , deren Be gefährliche Entfesselung Frankreichs zur Folge zu haben ? ftimmung - nebst den allgemeinen einer jeden anderen ――― es ist, den Handels-, sowie Kriegsschiffen Zu Freilich, 30,000 Mann englischer Kerntruppen hätten ge Festung wiß mehr als hingereicht , um Canada zu sichern und fluchts- oder auch Sammelorte zu bieten, und die Küsten das Gefindel von Bulls Run von jedem Schlachtfeld auf gewisse Ausdehnungen gegen feindliche Invasionen hinwegzufegen , auf dem es sich etwa gezeigt hätte. Für zu decken. Soll ihre Wirksamkeit aber namentlich gegen einen nicht allzu großen Theil der englischen Flotte wäre die Seeseite weiter gehen als bis auf die Kanonen es gewiß eine leichte Aufgabe gewesen , die Häfen der schußweite ihrer Strandbatterien , dann müssen sie auch Südstaaten frei zu machen, die Marine der Union sammt die hierzu nöthigen Offensivmittel besigen , und das sind ihren maritimen Etablissements zu vernichten. Aber ein hier tüchtige Kriegsfahrzeuge , insbesondere Kanonen ---- Der hohe deutsche Bund hat das auch durch anderer, Theil wäre doch erfordert worden , um die bri boote. tische Schifffahrt vor Kapern zu sichern , und die Frage die Thätigkeit , welche er in neuerer Zeit der Küstenvers ist, einen wie großen Theil seiner Marine England ent theidigungsfrage widmete, anerkannt, und wenn dagegen behren tann, wenn es der mächtig angewachsenen fran jüngst Stimmen laut wurden , die behaupteten , Frant reichs Angriffslinien lägen nur am Rhein, so muthen fie zösischen die Wage halten will ? Man darf ferner nicht eben nur unserem westlichen Nachbar zu, den Stier bei übersehen , daß der Krieg gegen die Union auf keinen Für Desterreich ist die Frage Fall in raschen mächtigen Schlägen , sondern durch eine den Hörnern zu fassen". andauernde Ausschließung des Feindes von der See zur seit der drohenden Gestaltung , welche die Dinge in Stalien angenommen haben , zu Gunsten einer starken Entscheidung geführt hätte , die derselbe vielleicht längere Kriegsmarine entschieden worden , und wenn früher den Zeit auszuhalten bereit war , besonders wenn er , nach eindringlichen Mahnungen des erlauchten f. t. Marine dem die herrschende Leidenschaft ein neues populäres Ziel Obercommandanten stets mit der finanziell ungünstigen erhalten, zu diesem Behuf Friede mit den abgefallenen Lage des Reichs geantwortet wurde, so hat nunmehr die Staaten machte. Wollte aber dann England durch eine Ueberzeugung Raum gewonnen, daß troß dieser jegt noch Invasion die Entscheidung herbeiführen, so stürzte es sich übleren Lage die Flotte auf den der Situation entsprechen Damit in ein ganz neues, wenig sicheres und völlig ab den Stand gebracht werden müsse. sorbirendes Unternehmen. Sehen wir nun kurz , welches die maritimen Mittel Das Ende unserer Betrachtung ist , daß Deutsch land die höchste Ursache hat , sich zum Ausgange des Desterreichs find.

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Die Handelsmarine , deren Fahrten vorzugsweise sich sie mit Aussicht auf Erfolg im Gefechte verwenden zu auf die Vermittelung eines lebhaften Küstenhandels be tönnen , da hierzu die Schiffe ihrer ganzen Construction schränken , ferner nach dem Orient und weniger häufig nach nicht geeignet sind ; wohl aber werden dieselben, nach außerhalb des mittelländischen Meeres gehen , be wie es schon der Fall war , im Transportdienſt , ſowie schäftigt auf ihren im Ganzen 349,491 Tonnen haltenden als Avisos wesentliche Dienste leisten , wo man ste Fahrzeugen*) in runder Zahl 36,000 Matrosen , von dann auch zur eigenen Sicherheit , d. h. um nicht jedem denen mit der gewöhnlichen Capitulationspflicht der kleinen feindlichen Kreuzer aus dem Wege gehen zu müſſen, mit einigen Geschüßen auf dem Verded bewaffnet, - aber Kriegsmarine angehört. Bei einer Küstenentwickelung , die jener Frankreichs schon das erfordert mancherlei wesentliche Vorbereitungen gleichkommt (?), und bei einer so günstigen Lage, wie die und Veränderungen , die im günstigsten Falle mehrere Venetiens , Istriens und Dalmatiens, mag diese geringe Wochen beanspruchen. Weiter aber besigt Desterreich in seinem Rohmaterial, Matrosenzahl allerdings auffallen , ――― sie beweist die ge ringe Ausdehnung des einst so blühenden Handels jener sowie an tüchtigen Werften und Maschinenfabriken Mittel, Provinzen. Da unmittelbar die Bedeutung und Aus wie sie wenige Staaten Europas aufzuweisen haben, und dehnung des Seehandels hier mit in Frage kommt , so es kommen die Leistungen der legteren den besten eng Vortreffliches möge kurz die Ursache der verhältnißmäßig geringen Ent lischen Erzeugnissen vollkommen gleich. Schiffbauholz liefern namentlich die croatischen Wälder, wickelung der österreichischen Rhederei folgen : ste liegt es wird dessen jährlich eine große Menge ausgeführt, und erstens darin , daß der bedeutende Exporthandel meist in die Piemontesen bauen ihre Schiffe meist aus öster den Händen auswärtiger Speculanten ist ; zweitens darin, ---reichischem Holz , vom Ueberfluß österreichischer Me daß der Export überhaupt im Vergleich zu dem, was die talle geht ebenfalls viel dorthin. Hanf und Flachs geben österreichische Industrie und Production zu leisten vermag, viel zu gering ist. Mag dieses nun einestheils auch von Mähren und Schlesien ; Segelmachereien wie Seilereien einem etwas geringen Unternehmungsgeist unserer In befinden sich in Triest, Fiume u . s. w. Die vorzüglichsten dustriellen zeugen , so liegt denn doch endlich der Haupt Maschinen baut das stabilimento tecnico in Triest , so grund vorzugsweise darin, daß den österreichischen Küsten wie die Fabrik von Weiß in Wien ; aus ersterem find namentlich die vorzüglichen Maschinen der Fregatten orten immer noch die genügende raschere Verbindung „Adria ", " Donau ", der Corvetten ,, Dandolo “, „ Friedrich " , mit den Hinterländern fehlt, wodurch die Capitalien Kaiser " u. a . m. hervorgegangen. des Linienschiffes Linienschiffes derselben im großartigen Maßstab herangezogen , die in des Die nothwendigsten Vorbedingungen , um eine tüchtige ländischen Erzeugnisse aber der Art billig zu Markt ge Seemacht zu werden , sind demnach für Desterreich vor bracht (und auf inländischen Schiffen verfrachtet) werden handen. — könnten , daß fremde Capitalisten von unseren Seeplägen und fremde Erzeugnisse auf auswärtigen Märkten ver Der gegenwärtige Stand der f. f. Kriegsmarine ist nun: drängt werden. Wenn dabei unserer Rhederei ander A. an Segelschiffen : Fregatten : Bellona" und " Venus " mit je 37 Geschüßen ; Corvetten : „ Carolina“, weitige Begünstigungen von Seiten der Regierung zuge standen würden , dann dürfte sich dieselbe bald wieder Diana" mit je 24 , " Minerva" mit 18 und "1 Leipzig " eines bedeutenden Aufschwungs erfreuen. mit 20 Geschügen ; Briggs : „Hußar " , " Pylades", " Pola" mit je 16, " Montecuculi" mit 18 Geschüßen; Besondere Erwähnung verdient die einzige Seedampf schifffahrtsgesellschaft des österreichischen Lloyd ; sie besigt Goëletten: Saida" 6 , " Arethusa “ und „ Artemisia" etwa 70 größere und kleinere Rad- und Schraubendampfer mit je 8 Geschüßen ; ferner 2 Pramen, 2 Pontons, eine mit etwa 20,000 Tonnen ; die Capitans sind durchweg schwimmende Batterie mit je 8 und 10 Kanonenbooten, besser nautisch gebildet als die größere Anzahl auf den 11 dänische Vollen mit je 1 Geschüß ; dann 12 Transport übrigen Mercantilschiffen , und haben sich theilweise mit schiffe mit zusammen 30 Geschüßen ; endlich 40 Bragozzi sehr vielem Nugen als Hülfsoffiziere bei der Kriegs und 9 Lugger mit je 2 Spingarden bewaffnet. Die marine verwenden lassen ; — auch findet man Offiziere Segelflotte trägt mithin im Ganzen 328 Geschüße. wie Mannschaft, die früher auf der Kriegsmarine gedient B. Raddampfer : " Greif" 500 Pferdekraft , 10 Ge hatten , dort angestellt , was für gewisse Fälle schon sehr schüße ; „ Lucia ", Elisabeth" je 350 Pferdefr. und 8 Gesch.; zu Statten kam. Die Dampferflotte des Lloyd fann " Andreas Hofer" 180 Pferdekr. und 6 Gesch.; „ Curta nun zwar bei einem Kriege nicht in dem Sinne zur tone" , " Custozza “ , „ Fiume“ , „ Schönbrunn" jeder 120 Unterstügung der Kriegsmarine herangezogen werden, um Pferdekr. und 6 Gesch.; „Vulcan“, „ Triest “ je 80 Pferdekr. und 6 Gesch.; "Taurus" 100 Pferdefr. und 4 Gesch.; „Alnoch" 62 Pferdekr. und 3 Gesch.; „Hengi “ 75 Pferdefr. *) Die Anzahl der unter österreichischer Flagge segelnden Schiffe und 1 Gesch.; „Achilles " 75 Pferdekr. und 2 Gesch.; beträgt 10,000 , worunter aber die kleinen Küstenfahrzeuge mit Vacht " Fantaste " 85 Pferdefr. und 2 Gesch.; zusammen begriffen find; da nun die Bemannung der Schiffe je nach ihrer Größe und Bestimmung zwischen 3 bis 40 Köpfen liegt , fo 15 Schiffe mit 2422 Pferdekraft und 80 Geschüßen. erscheint die obige Zahl an Matrosen zu gering , jedenfalls find C. Schraubendampfer (Propeller) : Linienschiffe: hier nur die wirklich patentirten Matrosen gerechnet , und sind ,,Kaiser" mit 800 Pferdekr. und 91 Gesch.; Fregatten : Schiffscapitans, Steuerleute, Maschinisten, Schiffsjungen u. s. w. " "Radesky" , Adria" " , Donau " je 380 Pferdefr. und hat Seeleute viel wie daher, man Fragt mitgezählt. nicht Desterreich , so ist die Zahl von 80,000 (?) sicher nicht zu hoch 36 Gesch.; " Drache", " Salamander", beide gepanzert, D. Verf. gegriffen. je 500 Pferdekr . und 36 Gesch.; " Schwarzenberg",

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„Novara“ je 500 Pferdekr. und 60 Gesch. *) ; Cor vetten: " Dandolo" , "Friedrich" je 320 Pferdefr. und 28 Gesch.; Schooner : "Möve“ , „Kerka“ , „ Narenta" je 120 Pferdekr. und 4 Gesch.; ferner 7 große Schrauben fanonenboote mit je 230 Pferdekr. und 4 Gesch.; dann 21 fleinere mit je 80 Pferdekr. und 2 Gesch. Im Ganzen also 41 Fahrzeuge mit 7330 Pferdekraft und 529 Ge schügen. Die 6 gepanzerten schwimmenden Batterien führen je 16 Stück 48 Psünder , daher die f. f. Marine 1033 Geschüße führt **) , wobei jedoch die den größeren Schiffen außerdem noch beigegebenen Boots- , Feld- und Raketengeschüße nicht mitgerechnet sind. Der Kaiser" 3. B. führt noch 3 Feld-, 1 Boots- und 8 Raketengeschüße, die Fregatten durchschnittlich jede 2 Feld , 1 Boots- und 6 Raketengeschüße , die Schraubencorvetten um je 2 Ras teten weniger als die Fregatten u. f. w. , die größeren Kanonenboote haben ebenfalls noch je 1 Feldgeschüß. Bezüglich des Kalibers ist nun eine Aenderung einge treten ; statt daß man nämlich früher glatte 60 , 48 und 30 Pfünder führte , hat man in neuester Zeit die preußische 24 Psünder gezogene Bombenkanone (mit der Ladung von rückwärts) angenommen, was , wenn dieses Kaliber als einziges eingeführt bleibt , eine große Ver einfachung der Geschüß- und Geschoßarten als Vortheil bietet ; dabei geht die Tragweite über sechstausend Schritt mit einer für diese Entfernung noch hinreichend starken Percussionskraft. ――

Der Stand der sardinischen Kriegsmarine dagegen beträgt in diesem Augenblick , die einverleibte neapoli tanische mitgerechnet : A. An Segelschiffen : 1 Fregatte, 4 Corvetten, 3 Briggs, 2 Goëletten und 14 Kanonenboote . B. An Raddampfern : 20 Avisos und Transportschiffe. C. An Schraubenschiffen : 1 Linienschiff, 11 Fregatten, 2 gepanzerte Fregatten, 9 Transportdampfer, 8 Kanonen boote.

Im Bau begriffen find : die Schraubenschiffe: und zwar auf der Werfte des Amerikaners Webbs : die Fre gatten " Cavour" und "Italia" ; -- in Castellamare : Fregatte Aetna “ , „ Gaëta " , Messina" ; in Genua Corvette Clotilde", " Prinz Humbert", 2 gepanzerte Fre gatten, 4 schwimmende Batterien ; endlich wird in Spezzia demnächst noch der Stapel zu den beiden gepanzerten Fregatten : Impavida“ und „ Audace" gelegt , die im December 1862 fertig sein sollen. Die sardinische Kriegsmarine ist mithin an Schrauben fregatten der österreichischen jezt schon bedeutend überlegen *) Diese beiden Schiffe , seither nur Segelfahrzeuge , erhalten Schrauben , ersteres liegt in Pola , lezteres bei Tonello in Triest auf der Werfte ; sie dürften bald vollendet sein. **) Auf dem Gardasee hat Desterreich jest außer zwei Raddampfern, mehreren Patrouillenschiffen u. f. w. 6 Schraubendampfkanonen boote mit je 2 Stück 48 Bfünder und 2 Stück 10Pfünder Haubigen, Sardininien nur 4 Kanonenboote ähnlicher Con struction, -- auf dem See von Mantua, auf den Lagunen, der Donau u. f. w. besigt Desterreich gleichfalls eine Anzahl neuer, der Marine einverleibter Fahrzeuge , die wir hier nicht mit rechneten , weil sie nicht „ Seestreitmittel“ sind.

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und würde es im Laufe des nächsten Jahres in noch viel höherem Grade sein , wenn man hier nicht neuerdings bedeutende Anstrengungen machen wollte. Es ist nämlich projectirt, sofort den Bau von 2 Schraubenlinienschiffen und 10 Schraubencorvetten theils auf inländischen, theils auf englischen Werften zu beginnen , während jüngst auf Ritter r. Tonello's Werfte die Panzerfregatten " Kaiser Maximilian “, „ Don Juan d'Austria “ und „Prinz Eugen" auf den Stapel gelegt wurden ; der Bau von Kanonen booten schreitet dabei ununterbrochen vorwärts . Vor dem Jahre 1848 hatte die . t. Kriegsmarine keinen eigentlich österreichischen oder gar deutschen, sondern einen vorherrschend italienischen, oder besser einen speciell venetianischen Charakter ; — das Commando war italie nisch , eine große Anzahl italienischer Offiziere diente in ihr, die Mannschaft bestand ohne Ausnahme aus Italie nern , Dalmatinern und Istrianern. Venedig war der Hauptstationsort; die vielen intimen Verbindungen der Seeoffiziere mit den angesehenen Familien dieser Stadt , Venedigs einstige Bedeutung und sein Kriegs ruhm , von dem die zahlreich in der Flotte dienenden Söhne der alten Dogenstadt gern zehrten , verbunden mit den eigenthümlichen Strömungen der Zeit , mögen damals das Ihrige zur Schaffung jenes Geistes beige tragen haben, der in seiner immer verhängnißvoller wer denden Gestaltung eine bekannte, in ihren späteren Folgen jedoch heilsame Katastrophe herbeiführte. Als nach dem Abzug der sardinischen Marine unter Albini die k. k. Flotte die Blocade Venedigs und Anconas übernahm ,_beſtand sie im Ganzen noch aus 3 Segel fregatten , 5 Segelcorvetten, 8 Briggs, 2 Goëletten und 3 Dampfavisos unter Admiral Dahlrup's Commando ; seitdem hat sich Vieles — und zum Bessern geändert. Das Commando ist nunmehr deutsch ; das Offizier corps , welches nebst einer großen Anzahl Deutscher alle anderen Nationalitäten des Kaiserstaats aufgenommen hat , trägt denselben österreichischen Typus, wie man ihn. beim . . Landheere wahrnimmt : derselbe Geist herzlicher Kameradschaft, ein leichter gefälliger Ton im Umgang, viele wissenschaftliche Bildung und Strebsamkeit laſſen fich da überall erkennen. Wir hatten vielfach Gelegen heit, t . f . Kriegsschiffe zu besuchen , Manöver mit anzu fehen u. f. w. Gleich auf den ersten Blick erhält man den angenehmen Eindruck der überall herrschenden , bei nabe in's Kleinliche gehenden Ordnung und Reinlichkeit. Es besteht eine strenge Disciplin, aber in humaner Weise gehandhabt , -die Mannschaft hat Anhänglichkeit an ihre Offiziere und jenen eigenthümlichen , bet tüchtigen Seeleuten herrschenden Stolz auf die Vorzüge ihres Schiffes. Die Ausführung von Manövern 2c. geschieht mit großer Raschheit und merkwürdiger Sicherheit , die Signale sind augenblicklich verstanden und ausgeführt, nirgends ist ein Schwanken oder Zögern bemerkbar. Das Aussehen der Mannschaft ist bei der vorzüglichen Ver pflegung, trog des harten Dienstes, ein ungemein gutes, meist gedrungene, kräftige Gestalten, - neben Italienern, Istrianern und Dalmatinern viele Leute aus allen anderen Provinzen des Kaiserstaats, namentlich unter den Schiffs jungen eine große Menge Wiener, deren im legten Sommer an manchen Tagen an 40 freiwillig affentirt wurden.

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Betrachtete man vor 1848 das einst für ganz andere, großartigere Verhältnisse und Bedürfnisse erbaute Arsenal in Venedig und zählte dabei die wenig zahlreichen und alten Fahrzeuge der österreichischen Marine, so war der Eindruck ein ähnlicher , wie man ihn beim Anblick einer unſerer Burgruinen am Rhein empfindet. " Tempi pas sati ", sagte der alte Führer , welcher dem Fremden im Museumsaale des Arsenals die Siegesbeute Don Juan d'Austria's aus der Seeschlacht van Lepanto zeigte , die paar Trophäen der Tage von Larrache und Saida waren keine Zeugen von Siegen großer weltgeschichtlicher Bedeutung. Ganz anders, freudiger, ermuthigender ist der Ein druck, wenn man jegt die in wahrhaft großartigem Styl angelegten Befestigungen und Etablissements von Pola *), den mächtigen Balancedok u. f. w. oder die colossale Thätigkeit auf Tonello's Werfte anschaut ; man sieht und fühlt, die k. k. Marine ist in einem mächtigen Aufschwung begriffen , und wenn man weiß , daß es vielleicht bald einen Kampf auf Leben und Tod gilt, so darf man ihm mit Beruhigung entgegengehen, - Männer wie Erzherzog Mag,, Wüllerstorf, Dahlrup , Tegetthof u. s. w. und der in den Seeleuten aller Grade lebende vortreffliche Geiſt find Bürgen des Erfolges !

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Natürlich richtete ich mein Augenmert hauptsächlich auf die militärischen Handfeuerwaffen , welche zur Beit in Suhl gefertigt werden , und will versuchen , wie ich es früher ſchon einmal (in meinem ersten Briefe aus Thüringen) gethan , Ihnen eine gedrängte Skizze von dem, was ich hier gesehen , zu geben. Besonders start sind die Suhler Fabriken noch immer für die drei Staaten beschäftigt, welche das 8. deutsche Bundescorps stellen, dessen treffliche und einheitliche Bes waffnung hauptsächlich in Suhl hergestellt ist und wird . Namentlich werden für Württemberg zur Zeit nicht nur Infanteriegewehre von dem rühmlichst bekannten und so wohl in verschiedenen Büchern, als auch in der A. M.-Z. vielfach besprochenen Modell 1857 , sondern auch Cara biner desselben Kalibers ( 13,9 Mmtr. ) für Reiterei, Fuß artilleristen und Pionniere, und außerdem Jägerbüchsen angefertigt. Die lettere Waffe war mir neu und daher besonders interessant. Sie zeichnet sich vor vielen anderen deutschen Ordonnanzbüchsen durch eine große Leichtigkeit und Handlichkeit aus, und ist daher ein treffliches Gewehr für eine Jägertruppe. Der Lauf der Büchse, dessen Seele bis auf den etwas kürzeren Drall der Züge wie bei dem Infanteriegewehr eingerichtet ist, hat eine äußerlich runde Form, was natürlich wesentlich zur Erleichterung der Waffe beiträgt, und ist durch 2 geschwärzte Ringe mit dem Schaft verbunden, welcher Befestigung ich für meine Person stets den Vorzug vor der mittelst Schieberhaften gebe. In der Nähe der Mündung rechts ist der Lauf Militärische Briefe aus Thüringen. mit der bekannten Vorrichtung (Schiene mit Vorsprung) zum Aufpflanzen eines Bajonnetsäbels oder Vatagans III. **) von französischer Form, also mit etwas gekrümmter Spite, aber eisernem Gefäß , versehen. Ich gestehe offen , daß Die Suhler Gewehrfabrication. ich diese französische Waffe ungern mit einem deutschen E ... 3. Januar. Kürzlich führte mich mein Weg Gewehr verbunden sehe, denn sie gibt ihm ein dem Schuß einmal wieder in die Nähe der preußischen Gewehrfabrik sehr nachtheiliges Vordergewicht und ist weder zu Hieb, ſtadt Suhl , und ich verfehlte nicht , einen Abstecher das noch Stoß ordentlich zu gebrauchen. Will man der Jäger hin zu machen. Ich möchte dasselbe einem jeden deutschenbüchse nicht auch ein solides Bajonnet von gewöhnlicher Offizier rathen, den Zufall oder Absicht in die Nähe des Form und Befestigung geben, so lasse man ihr den Thüringer Waldes führt; denn wenngleich jener durch besseren deutschen waidmännischen Hirschfänger. Das eine Eisenbahn noch nicht begünstigte Ort nur auf dem Visir der Büchse ist das sehr einfache und zweckmäßige heutzutage äußerst mißliebigen Wege einer mehrstündigen der württembergischen und badischen Infanteriegewehre, Postfahrt von den nächsten Eisenbahnstationen Gotha, welches sich auf S. 233 der neuen Studien ic. " von Meiningen oder Hildburghausen aus zu erreichen ist , so v. Plönnies abgebildet findet. Die Büchse hat ferner ein Stechschloß und demgemäß wird diese kleine Unbequemlichkeit doch für einen Jeden, welcher sich für das Allgemeine und Specielle der Ge wie alle neueren Büchsen nur eine Spannrast; der stählerne wehrconstruction und Fabrication interessirt, hinlänglich Ladestock ist mit einer Wade versehen. Weniger zweckmäßig als die sonstigen Einrichtungen aufgewogen und belohnt durch die Fülle des Sehens werthen, Interessanten und Lehrreichen , welches Suhl der hübschen Waffe ist die Form des Abzugsbügels. Der auf dem gedachten Felde bietet, umsomehr, als die selbe besteht nicht, wie beim Infanteriegewehr des 8. Corps, dankbar anzuerkennende liebenswürdige Gefälligkeit der aus einem nach hinten zu geschweiften und hakenförmig dortigen Gewehrfabrikbefizer es jedem Offizier äußerst gegen den Schaft gestellten Oberbügel mit eingehängtem leicht macht , Alles in Augenschein zu nehmen , was ihm Unterbügel (zur Deckung des Abzugs), sondern aus nur einem Bügel , dessen untere Seite nicht rund , sondern interessant ist. geschweift ist. Die Lage der Hand ist keine sichere , und scheint es mir namentlich , als ob eine Hand von etwas * ) Neuerdings wird nun auch Lissa befestigt. Wir werden später starken Dimensionen noch unbequemer liegen müſſe. den österreichischen Seefeftungen einen speciellen Artikel widmen. Von den großherzoglich hessischen Jägerbüchsen, D. Verf. **) Vgl. I. „ Ein Besuch in Suhl " in der A. M.-Z. Nr. 15 von deren Anfertigung beendet ist, sah ich noch ein Exemplar 1860 , II. "! Die neuen preußischen Kriegsschulen" in der A. M.-Z. und hatte demnach Gelegenheit , die in der That ſehr Nr. 37 und 38 von 1860. D. Red. einfache und sinnreiche Construction des auf Derivationss

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correctur eingerichteten Visirs , welches auf S. 232 des | einmal durch die leere Bajonnetscheide incommodirt, ſo oben erwähnten Buches sich abgebildet findet, in Augen bald man zum Angriff mit der blanken Waffe schreitet. Die preußische Infanterie , welche sich schön so lange schein zu nehmen und mich zu überzeugen, daß dieß Visir das gelungenste unter den existirenden Derivationsvisiren ist. im Besiz des von hinten ladbaren Zündnadelgewehrs Der Lauf der Büchse , welcher selbstredend auch das befindet, führt trozdem bekanntlich immer noch Bajonnet Kaliber von 13,9 Mmtr. hat , ist im Gegensag zu dem und Seitengewehr, nur die Jäger haben die Entladestocks der württembergischen achtfantig und mit einem gewöhn pike , daneben aber auch noch ein nicht aufpflanzbares lichen Hirschfängerhaken zum Aufpflanzen eines deutschen Seitengewehr ; die neuen Füsilierregimenter dagegen haben Hirschfängers versehen ; Lauf und Schaft sind der Form weder Pike noch Bajonnet, sondern ein ziemlich schweres des ersteren gemäß durch Schieferhafte verbunden. Der zum Aufpflanzen eingerichtetes Seitengewehr. Wie sehr sehr starke Ladestock hat (wohl ein Ueberbleibsel der früheren könnte diese Ausrüstung durch die ausschließliche Anwen Wild'schen Büchse) einen besonderen ringförmigen An dung der Pike in praktischer Weise vereinfacht werden ! Hannover, welches vor 2 Jahren die Suhler Fa saß, welcher seinen Eintritt in den Lauf regelmäßig be grenzt. briken sehr bedeutend beschäftigte, hat, wie man mir sagte, Die Waffe hat gleichfalls ein Stechschloß , demgemäß keine neue Gewehrbestellung gemacht. Sollte dieſer Um __ sofern nicht etwa das Bedürfniß an gezogenen nur eine Spannraft und eine, der bei Jagdgewehren stand vielleicht darauf schließen lassen, üblichen ähnliche , Drehsicherung. Im Allgemeinen ist Gewehren gedeckt ist die ganze Büchse trog ihrer Kürze etwas schwer und daß man in Hannover an eine Vertauschung der nach weniger führlich als die württembergische. Büchsen von jezigen Verhältnissen großkalibrigen Pickelgewehre mit dem der hessischen sehr ähnlichen Modell, aber mit rundem Waffen kleineren Kalibers oder vielleicht gar, was sehr Lauf und zum Aufpflanzen des unvermeidlichen Vatagan erfreulich sein würde , mit dem preußischen Zündnadel eingerichtet, sind für die Jäger des liechtenstein'schen gewehr denkt ? Es wäre sehr interessant , hierüber Auf Contingents bestellt und in Arbeit. klärung zu erhalten, da es von besonderer Wichtigkeit im Damit wäre denn wieder, wenn auch ein sehr kleiner, Interesse der deutschen Infanteriebewaffnung und speciell aber doch immer ein Schritt zur ausgedehnteren Ver des 10. Bundescorps sein würde, wenn grade Hannover breitung des süddeutschen Kalibers, also auch zur Kaliber mit seiner nicht unbedeutenden Truppenstärke einen ent einigung, gethan ! scheidenden Schritt auf dem Gebiete der deutschen Kaliber Ein Gleiches findet, wenn auch in einer andern Rich und Systemseinigung thäte, umſomehr als , wie bekannt, tung , d. h. zur Kalibereinigung des deutschen Nordens schon mehrere Contingente des 10. Corps , neuerdings auch noch Mecklenburg-Schwerin , das preußische Zünd mit Preußen, statt, indem Lippe - Bückeburg in Suhl bei den Fabrikanten Dörsch und von Baumgarten nach der nadelgewehr eingeführt haben. Der Krieg in Amerika und das dort vorherrschende den Legteren patentirten Construction (welche sich haupt sächlich in der Art des Verschlusses von dem Dreyse'schen Bedürfniß an gezogenen Gewehren , gleichgültig , von unterscheidet) Bündnadeljägerbüchsen bauen läßt, welcher Art sie seien , macht es den deutschen Staaten welche durch ihr Kaliber die Verwendung der preußischen (man denke an den Vorgang Sachsens) unendlich leicht, Bündnadelmunition möglich machen. sich ohne erhebliche Geldopfer mit einem Schlage aller Bemerkenswerth ist bei diesen Büchsen die Anbringung derjenigen Gewehre zu entledigen, welche nicht mehr auf eines mit einer Dille oder Hülse versehenen graden der Höhe des technischen Fortschritts stehen oder , weil Haubajonnets in der Weise, daß die Klinge senkrecht noch in guter Verfassung , ein noch lange vorhaltendes unter dem Lauf liegt, ― eine Einrichtung, welche natür Hinderniß für die in Deutschland so nothwendige Einigung lich nur bei einem Hinterladungsgewehr möglich, dann in Kaliber und System ſein würden. aber insofern sehr zweckmäßig ist, als die Klinge in eine Der amerikanische Krieg verfehlt natürlich auch nicht, einen sehr günstigen Einfluß auf die Gewehrindustrie zu Hieb und Stich günstige Lage gelangt. Noch ein facher wäre freilich die Ausbildung des Entladestocks zu Suhls zu äußern , indem sowohl sehr viele Rohre, deren einer soliden Pike gewesen , wie es bei den preußischen massenhafte Bestellung sogar die Anlage mehrerer neuer Jägerbüchsen der Fall ist , durch welche Einrichtung Rohrhämmer veranlaßt hat , als auch fertige gezogene Legtere find man Seitengewehr und Bajonnet entbehrlich macht ; man Gewehre nach Amerika geliefert werden. scheint sich aber bei der deutschen Infanterie von ersterem genau von dem bekannten Modell des englischen Enfield immer noch nicht trennen zu können, obgleich es ein für gewehrs , dessen specielle Verhältnisse auf S. 146 u. f. w. den Krieg unnöthiges und für Marsch und Gefecht gleich der v. Plönnies'schen „neuen Studien über die gezogene unbequemes Ausrüstungsstück ist. Feuerwaffe der Infanterie" angegeben sind , wobei höch Es ist mir immer unbegreiflich, daß man jenen Vor stens noch zu erwähnen wäre, daß die schmalen eisernen theil des Hinterladungsgewehrs nicht mit beiden Händen Bundringe nicht wie gewöhnlich durch Federn festgehalten, ergreift. Die in der Ladestocksnuthe versorgte Pike braucht sondern zur Schonung der Laufbrünirung unter dem Schaft mittelst Schrauben zusammengezogen werden . Die erst zum Moment der Attaque herausgezogen zu werden. Bis dahin alſo fällt jedes Vordergewicht einer blanken Leichtigkeit des Gewehrs fällt angenehm auf, dagegen Waffe gänzlich fort , das Gewehr bleibt höchst handlich hat es einen unbequem langen Anschlag. für den Schuß, und man wird was bei Gewehren, deren Außerdem sah ich noch einige Versuchs-Modellbüchsen Bajonnet für gewöhnlich an Stelle des Seitengewehrs Whitworth'scher Construction mit sechsseitiger und in der Scheide getragen wird, noch immer eintritt — nicht | achtſeitiger Bohrung. Der Schuß dieser Waffen wurde

23 mir als ein sehr sicherer und flacher geschildert, aber auch gleichzeitig zugegeben , daß die Anfertigung der Läufe schwieriger und demnach kostspieliger sei als bei gewöhn lich gezogenen Gewehren. So lange lettere also bei dem selben kleinen Kaliber ebensoviel , ja, wie z . B. das Schweizer Jägergewehr, noch mehr leisten als die Whit worth'schen Waffen , vermag ich mich von dem Werth und der Nothwendigkeit der abnormen Construction letterer nicht zu überzeugen. Schließlich will ich noch bemerken , daß der Erfolg der Vereinbarung über die Sagungen des zu Gotha ge stifteten deutschen Schüßenbundes sich auch in Suhl be reits bemerklich macht, indem schon viele Bestellungen auf die in den Sagungen vorgeschriebene Schüßenwaffe,

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zu der bekanntlich der Schweizer Ordonnanzstugen erforen ist, gemacht sind. Da diese vortreffliche Waffe nach Con struction und Leistungen hinlänglich bekannt sein dürfte, so enthalte ich mich einer Beschreibung derselben. Die Wahl dieser tüchtigen Kriegswaffe seitens der deutschen Schüßen ist auch für den Militär höchst erfreu= lich. Mit ihr wird unwillkürlich das Zopfthum aus den deutschen Schüzengilden verschwinden , eine rationellere Ausübung und Ausbildung der edlen Schießkunst ein treten, und somit nach und nach wieder das Büchsen schießen, zu dem der Deutsche so viel Neigung und An lage hat, eine ausgedehnte Lieblingsbeschäftigung des Volkes werden, was für unsere Wehrhaftigkeit vom höchsten Werth ist.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. *** Wien , 15. Januar. [Beabsichtigte Einfüh rung von tragbaren Gebirgsgeschüßen . Wieder herstellung des Thurms bei Rothneusiedel. Rangerhöhung der Unterärzte.] Obwohl unsere Raketenbatterien sich besonders für den Gebirgskrieg eignen, so hat man doch , seitdem sich die Hinterladungskanonen in so ausgezeichneter Weise bewährt haben, die Vorzüge der selben auch auf die Gebirgsgeschüße anwenden wollen, und die bis jezt vernachlässigte Gebirgskanone wird — nunmehr frei lich in veränderter Form - auf dem Kampfplage wieder er fcheinen. Die Ausrüstung einer solchen Batterie wird 60 Tragthiere mit der nöthigen Bedienungsmannschaft erfordern ; die Geschüße sind zerlegbar und leicht construirt , da ihr Ka liber sehr klein ist : je ein Tragthier wird mit dem Rohr der Gebirgskanone , ein zweites mit der Laffete beladen , per Geschüß sind 4 Pferde oder Maulthiere zum Transport der entsprechenden Munition und des Proviants bestimmt , so zwar , daß per Geschütz eigentlich nur 6 Pferde, somit für die ganze Batterie 48 Tragthiere zu rechnen sind , der Rest von 12 derselben dient zum Ersage der gedrückten oder ver loren gehenden Pferde. Seit einigen Tagen werden mit einer neuconstruirten halben Gebirgsbatterie Uebungsmärsche vorgenommen , und es steht zu erwarten , daß sich ihrer allgemeinen Einführung keine wesentlichen Hindernisse entgegenstellen werden , um so weniger , als sich in vielen Fällen der legten Feldzüge im Gebirgskriege der Mangel an Geschüß fühlbar gemacht hat, namentlich bei Gelegenheiten , wo es sich darum handelte, feste Objecte zu demoliren , zu welchem Zweck die Raketen nicht die hinreichende Percussionskraft besigen. An diese Mittheilung knüpfen wir noch jene an, daß der Thurm bei Rothneusiedel wieder vollkommen herge ſtellt ist, und daß man hierorts von einer im Frühjahre vor zunehmenden erneuerten Beschießung desselben wissen will. Die Unterärzte in der Armee befanden sich bisher in einer Zwitterstellung , die sie weder mit dem Offizier , noch mit dem Feldwebel in der Charge gleichstellte und sie factisch noch auf dem alten Standpunkt des Theresianischen Reglements, |

nämlich als Gehülfen eines Feldscheerers , erhielt. Dieſelben haben nunmehr den Rang der Unterlieutenants zweiter Classe und die mit demselben verbundenen Gebühren zugewiesen er halten, eine lange schon be- und versprochene Anordnung, die nunmehr endlich zum Gesez erhoben ist. Diese ebenso weise und gerechte Maßregel wird unendlich dazu beitragen, tüchtige Aerzte , an denen die Armee einen so auffallenden Mangel hat, dem Militärstande zu gewinnen, denn selbst der geringste chirurgische Gehülfe muß nunmehr sich aufgefordert fühlen, einst des goldenen Portepées fich würdig zu zeigen.

Bayern. Landshut, 6. Januar. [Reitübungen nach dem neuen System des Oberst Edelheim.] Seit einigen Tagen finden hierselbst durch zu diesem Zweck besonders com mandirte Unteroffiziere der Reiterregimenter Reitübungen nach einem neuen System und zwar dem des österreichischen Oberst Edelsheim statt. Man hat dasselbe zuerst beim 2. Cürassier regiment zur Ausübung gebracht, und unsere Cüraſſiere zeigen bereits eine große Gewandtheit und Fertigkeit darin. Daß durch dieß neue System recht geübte gute Reiter gebildet werden, möchte faum zu bezweifeln sein , auch sonst wird der Mann dadurch wohlgeübt und zu größerer , freierer Beweg lichkeit gebracht. Es wird ohne Zügel geritten (wenigstens auf der Reitschule) ; nämlich derselbe liegt frei auf dem Halse des Pferdes , die Reiter legen sich im Reiten rückwärts auf das Pferd , beugen sich seitwärts in die Tiefe, wechseln rück wärts und vorwärts im Sigen , stehen und knieen auf das Pferd , ja sie schwingen sogar auf den Händen sich in die Höhe , so daß sie kopfüber auf dem Pferde sich ausstrecen, und das geschieht Alles, während das Pferd in Bewegung iſt.

Dänemark. Kopenhagen , 5. Januar. [Bericht über den Zu stand der Flotte.] Der Capitänlieutenant J. C. Luren hat in Folge Ermächtigung des Marineministeriums einen Kalender über den königlich dänischen See- Etat herausgegeben. Das Offiziercorps der Marine besteht dieſem nach aus einem

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Viceadmiral , 2 Contreadmiralen , 26 Orlogs = Capitäns, | gesandt , um die Verwendbarkeit der Werften von Sampier 22 Capitän - Lieutenants und 85 Lieutenants. Von den darena für den Bau von Kriegsfahrzeugen zu prüfen. In Segelschiffen find 6 aus den zwanziger Jahren, nämlich das Folge des Gutachtens dieser Commission werden nun auf Linienschiff "Waldemar" , die Fregatten ,,Dronning Marie", diesen Werften 8 Kriegsfahrzeuge gebaut werden , und zwar „ Havfruen “ und „ Rota“ , die Brigg " St. Thomas " und eine Propellerfregatte ersten Ranges , zwei Dampfcorvetten, der Schooner " Delphinen" ; 5 aus den dreißiger Jahren, zwei größere Briggs und drei Schrauben-Dampfkanonenboote. Zwanzig Seeingenieure sind von hier nach Spezzia geschickt nämlich das Linienschiff „Frederik" den „Sjette " , die Fre gatte " Bellona ", die Corvette „ Galathea", die Brigg „ Mer worden , um bei den dort projectirten großen Hafenbauten curius" und der Schooner „Pilen" ; 4 aus den vierziger verwendet zu werden . Fahren : die Fregatte Thetis ", die Corvette „ Valkyrien“, die Brigg Dernen" und der Kutter " Neptun" ; 3 aus den Schweden und Norwegen. fünfziger Jahren : das Linienschiff „ Dannebrog", die Fregatte „Tordenskjold“ und die Corvette „ Najaden “. Von den Christiana , 25. December 1861. [Beabsichtigte Schraubenschiffen ist das Linienschiff „ Skjold " vom Jahre Verbesserungen im Militärwesen. — Anschaffung 1833 , die Corvette " Thor" vom Jahre 1851 , die Fregatte gezogner Kanonen. - Vermehrung der Armee.] „Niels Juel" von 1855, die Corvette Heimdal" von 1856, Das combinirte schwedisch-norwegische Artilleriecomité hat nun die Fregatte "I Själland " von 1858 , die Fregatte „ Jylland " seine Arbeiten beendigt, und die schwedischen Mitglieder des von 1860 und die Corvette „ Dagman" von 1861. Im selben sind von hier abgereist. Der Generalfelbzeugmeister Fleischer Bau begriffen sind 1 Fregatte und 2 Schooner. Von Rad von hier ist auf Befehl Sr. Majestät mit dem König nach dampfschiffen find 5 aus den vierziger Jahren , nämlich Stockholm abgegangen , um mit dem schwedischen Feldzeug „Aegir" , "Hella" , „ Geiser" , " Slesvig" und " Stirner" ; meister in Betreff der von dem combinirten Comité behan "Holger Danske" ist 1850 gebaut. delten Gegenstände in Conferenz zu treten. Einer der ge machten Vorschläge geht anf Anschaffung geriefelter Kanonen. Rußland. Auch für die Infanterie beider Königreiche werden große Ver St. Petersburg, 1. Januar. [Gleichstellung des befferungen vorbereitet , und zur Zeit hält eine Militärcom Ranges der Offiziere der Garde und Feldarmee.] mission in Stockholm Sizungen. Der König beabsichtigt, die Die Reformen des neuen Kriegsministers , oder vielmehr die Gesammtarmee auf 70 bis 80,000 Mann zu bringen, wozu Nachrichten , daß sie nun wirklich ausgeführt werden sollen, noch eine Landwehrreserve von etwa 40,000 Mann kommen folgen fich jest Schlag auf Schlag. Darunter find Dinge, foll. Dabei hat er, wie es heißt, ein mit Dänemark gemein die vielleicht auf Widerstand stoßen werden; z. B. die Ausschaftliches Auftreten gegen Deutschland im Auge. Die nor gleichung des Ranges für die Offiziere der Garde und der wegische Armee zählt bis jezt nur 12,000 Mann ; fie foll Feldarmee.

Nach altem Herkommen find gegenwärtig die

Chargen der Gardeoffiziere bis zum Obersten hinauf den gleichnamigen in der Feldarmee in der Art überlegen , daß ein Capitän in der Garde den Rang eines Oberstlieutenants in der Armee hat, und bei einer Versegung in die Armee auch sofort das der höheren Charge entsprechende Commando erhält. Die Sache war zur Gewohnheit geworden, und nur in seltenen Fällen hörte man früher darüber klagen. Nichts bestoweniger liegt ihr eine ungerechtfertigte Bevorzugung zu Grunde, und General Miljutin scheint seine Reformen an der Wurzel beginnen zu wollen. Daß man in der Garde unzu frieden damit ſein, in den Feldregimentern aber jubeln wird, liegt in der Natur der Dinge. Jedenfalls wird die neue Norm keine rückwirkende Kraft haben können, und wer jest jegt im Besiz der herkömmlichen Vorrechte ist , wird sie bis zum Eintritt in sein nächstes Avancement behalten, dann aber dem allgemeinen Geseze unterliegen müssen. Für die aus dem Pagencorps oder sonst aus der Militärbildungsanstalt zunächst in Garderegimenter eintretenden jungen Leute ist der Verlust des Vorrechts freilich bedeutend.

Sardinien. Turin , 2. Januar. [Bau von 8 neuen Kriegs schiffen zu Genua. - Hafenbauten zu Spezzia. ] Die Regierung hat eine technische Commission nach Genua

auf 24,000 Mann außer einer passenden Reserve gebracht werden. Daß man aber hier in Norwegen mit dieser Ver mehrung der Militärmacht bloß um eines eventuellen Kriegs gegen Deutschland willen, für den hier sehr wenig Begeiste rung herrscht, zufrieden sein werde, ist sehr zu bezweifeln.

Schweiz. Bern , 31. December 1861. [ Commission behufs Ausarbeitung von Vorschlägen, militärische Eisen bahntransporte betreffend. ] Aus den Verhandlungen, welche zwischen den Abgeordneten der verschiedenen schweize rischen Eisenbahnen und dem eidgenössischen Militärdepartement bezüglich des militärischen Eisenbahntransports gepflogen wor den sind , vernimmt der " Bund " , es habe sich die Conferenz für den Kriegsfall für Aufstellung einer einheitlichen Betriebs leitung ausgesprochen , bei welcher sich jede schweizerische Eisen bahngesellschaft vertreten lassen könne, und welche vom Ober commando alle Befehle für Transporte zu militärischen Zwecken erhalten würde. Die nähere Ausarbeitung aller die Organi sation dieser Central- Betriebsdirection nnd ihr Verhältniß zum Obercommando und den einzelnen Bahngesellschaften betreffen den Fragen wurde einer vorberathenden Commiſſion über tragen , welche auch noch mehrere andere einschlägige Gegens stände , wie die Entschädigungsfrage für den Fall der Ein stellung des Civilbetriebs 2c. begutachten soll.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

7: Siebenunddreißigster

No. 4.

Jahrgang.

Darmstadt , 25. Januar.

1862.

Inhalt: Auffäße. Die amerikanischen Wirren. II. Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. 11. Die Präsenz zeit. - Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien. B. Norwegen. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die zukünftige Bewaffnung der Jägerbataillone und Infanterieregimenter. Preußen. Versuch, die schnellere Einübung der Recruten betreffend. - Beabsichtigte Bewaffnung der Jägerbataillone mit einer neuen Zündnadel -Jägerbüchse. Dänemark. Die beabsichtigte neue Recrutirung der Armee. Großbritannien. Verbesserungen des Armstronggeschüges. — Versuch mit einer 100 Bfünder Armstrongkanone. Schweden. Commission behufs Aufstellung von Vorschlägen zur Landesvertheidigung. Schweiz. Die beabsichtigte Reorganisation der Naketenbatterien. - Militärärztlicher Bericht über den lezten Truppenzusammenzug.

Vaterlandes zu suchen ? Die junge demokratische Repu blit recte jenseits des Meeres ihren blühenden Sirenen leib empor, und Alles tanzte wie besessen die Weise, die IL. fie pfiff. Dort war Alles längst in Uebung, worauf nur [ E. v. Cg.] Von den Nachtheilen , denen wir durch der beseffenste demokratische Club in irgend einem deut eine gütliche Beilegung des Trenthandels entgangen sind, schen Abdera verfallen konnte, wenn er fich auf eine neue wendet sich unsere Betrachtung zu den Wirkungen, welche Adresse an die Nationalversammlung besann : schranken die amerikanischen Wirren auf den politischen Zustand lose Preßfreiheit, schrankenloses Wahlrecht, unaufhörliches Wählen , zahllose Versammlungen ; allerdings auch viel der alten und neuen Welt muthmaßlich üben werden. Die wichtigste dieser Wirkungen für unser Vaterland Krawall und viele Prügel , doch das hielt man damals für eine gesunde demokratische Leibesübung ; aber vor ist eine von lediglich moralischer Natur. In den Jahren 1848 und 1849 , sowie in der Zeit, Allem - teine Armee , reine Volkswehr : eine Million worin sich deren Ereignisse vorbereiteten , trug der poli- Bajonnette zur Vertheidigung des Vaterlandes, aber keine tische Nimbus , der die vereinigten Staaten von Nord- Armee, um dem souveränen Volf irgend ein politisches amerika umgab, nicht am wenigsten zu dem verderblichen Vergnügen zu stören , das es sich machen möchte ; teine Laumel bei , der unsere politisch grüne, aber in ab Armee, um die besten Kräfte des Voltes in unproduc stractem Denten geschulte, ideen- und idealsüchtige Nation tivem Paradedienst zu vergeuden und dafür seine Arbeit, dahinriß. Die Staatsform, zu welcher die theoretische seinen Wohlstand durch eine schwere Steuerlast niederzu. Consequenz des Radicalismus hinführte , welche die ausdrücken. Das Alles nicht etwa in Miniaturverhältnissen allen historischen Strängen schlagende Begeisterung für wie die der Schweiz, sondern in solchen, die den größten Menschenwürde und Menschenrechte ungestüm forderte, fie Monarchien Europas gleichſtanden , oder fie übertrafen. schien ja jenseits des Oceans in einem leuchtenden Vor- Nein, die Reactionäre, die Heuler, die Professoren hatten bild verwirklicht ! Auf dieses Vorbild konnte man sich keine Ausrede, diesem großartigen Exempel gegenüber. Ein gegen jede warnende Stimme berufen, die eine realistische Gervinus sogar , den sein politischer Merger nach der Erfahrungsweisheit oder die alte Lehrmeisterin Geschichte großen Reaction von 1850 jum Demokraten befehrte, mußte Durch Professorenmund erhob. Was brauchte man noch in der "1 Einleitung zur Geschichte des 19. Jahrhunderts" länger nach dem wurmstichigen England zu blicken , um die nordamerikanischen Zustände als Ziel aller denkbaren Biele und Wege für die Entwickelung des wiedergebornen politischen Entwickelung des Abendlandes hinstellen !

Die amerikanischen Wirren.

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Aber noch war dieses famose Pamphlet nicht lange | Phrase und Branntweinbegeisterung wurden die Staats dem europäischen Monarchismus in's Geficht geschleudert gelder, wie ein Bergstrom von einem Abgrunde, von den worden , als der Glanz des überseeischen Trugbildes zu Taschen der Beamten , Offizieren und Lieferanten ver erbleichen begann. Immer mehr Briefe , die über den schlungen, während es den Vaterlandsstreitern am Potomac Ocean tamen, immer mehr Zeitungsartikel erzählten von wie am Miſſouri an Allem fehlte ! Alles ſtahl , stiehlt dem schamlos ausgearteten Parteitreiben , von der Ver und wird stehlen, bis einmal der Krieg ſeine große ſittliche drängung aller ehrbaren Elemente vom politischen Tummel Mission, den langjährigen Friedenswust feiger Schurterei plag, von den gräulichen Exceſſen der Rowdies in New auszufegen , vollzogen hat. Und nun kam Bulls Run, Vort wie in New Orleans, von der Freibeuterwirthschaft kamen die Schläge in Missouri sammt dem Bankerott Fres Des demokratischen Beamtenthums , dessen wetteifernde monts , des westlichen Helden ; es fam der Anfang zur Raubgier die wahre Triebfeder bei jeder Präsidentenwahl Buße. Mac Clellan begann langsam und methodisch bildete. Große und kleine Capitalisten unseres Vater eine wirkliche Armee herzustellen. Es gelang den Staats landes, die der orientalische Krieg als vermeintlicher An männern , so weit gegen die populäre Leidenschaft auf fang eines Weltbrandes den überseeischen Eisenbahnspecu zukommen , daß sie den Trenthandel friedlich und an lanten in die Arme trieb, spürten den frechen Schwindel ständig beilegten. Aber freilich , wie mußte zuerst das geist, der dort alle industriellen Unternehmungen beherrscht, republikanisch - demokratische Staatsideal aus der ersten auf's empfindlichste in ihren Taschen. Immer mehr sah ernstlichen Prüfung hervorgehen! man die Parteigegensäge in der großen Lebensfrage der Die einzige große Republik des Erdkreises hat sich Union , der Sclaverei , sich verbittern ; schon präludirte jegt, gegenüber allen Anforderungen an ein tüchtiges die blutige Anarchie in dem neugebildeten Staate Kansas, Staatswesen, fürchterlich blamirt. Es ist allen Augen den die beiden großen Parteien hin- und herzerrten, und offenbar geworden , daß sie schon damals nichts taugte, bald erschien die Trennung der Union in einen nörd als noch ihr falscher Glanz alle Augen verblendete Wenn lichen und südlichen Bund nur noch als eine Frage das nicht unsere deutschen Radicalen nüchtern macht, was der Zeit. soll ihnen wohl helfen ? Aber zum Glück deuten alle Die vorausgesehene Katastrophe kam , rascher als die Anzeichen darauf, daß die Ernüchterung ohnedieß ange Meisten gedacht hatten , mit der Wahl Lincolns. Aber fangen hat und die neue Medicin daher um so besser Der Zauber des Namens Republit, noch überraschender war die Weise, in der jegt alle Beulen anschlagen wird. des innerlich faulen Sirenenleibes aufbrachen und den der vor 13 und 14 Jahren eine so verderbliche Macht Erdkreis mit ihrem Gestank erfüllten. Denn , um mit besaß, ist rettungslos dahin , das überseeische Utopien, dem Psalmiſten zu reden , da war Keiner, der Gutes wie ein Spiel der Fata Morgana , in Dunst aufgelöst. that, auch nicht Einer" es wäre denn Blenker gewesen ! Der Werth einer straffen politischen Disciplin , einer Doch wir vergessen den Commandanten von Fort Sumter, kräftigen stetigen Staatsverwaltung, eines organisirten der seinen Plag hielt , bis er constatirt hatte, daß die wohlgeschulten Heeres ist schlagend an's Licht gestellt. Der Schluß, daß alle diese Güter nichts so sehr verbürgt Union ihn einem Belagerungscorps von Dilettanten preis gab. Die Beamten der Union verriethen fie massenhaft als die monarchische Staatsform, muß sich noch leichter als an die Abtrünnigen ; bis in die höchsten Regionen gras sonst von selbst machen. Wir haben einen Grund mehr strte der Verrath und ließ den Abfall planmäßig zu zu hoffen , daß der Radicalismus seine antimonarchiſche Kräften tommen. Monate rergingen, ohne daß die rostige Tendenz im Ganzen und Großen wirklich , wie er sich ungefüge Staatsmaschine es zu irgend einer Leistung jezt überall die Miene gibt , fahren läßt, und sich mit brachte ; aber doch hatte der Präsident , ein gemüthlicher seinen Bestrebungen von nun an innerhalb der bestehen. alter Knabe , sammt ſeinem Cabinet die Hände voll zu den Staatsform halten wird . Damit wäre ihm der eine Der andere thun, um die Stellenjäger zu befriedigen , die ihn in's seiner schlimmsten Giftzähne ausgezogen. Amt gebracht hatten ; so sehr, daß er nicht daran denken bestand in seiner socialistischen Tendenz , seiner Koketterie tonnte, die Verbindungen seiner exponirten Hauptstadt mit der Begehrlichkeit des von Hand zu Mund lebenden zu sichern , und nur durch die Unfähigkeit des Feindes Arbeiterstandes , in der Phrase Brod und Bildung für dem Schicksal entging, mit seiner ganzen Sippschaft aus Alle". Auch dieser ist allem Anschein nach einer richtigen dem Capitol von Washington geholt und gen Süden ge und nüchternen Einsicht in volkswirthschaftlichen Dingen schleppt zu werden. Daneben ging denn mit ungeheurer gewichen , die in neuerer Zeit eine ungemeine, von den Opferwilligkeit und entsprechendem Geräusch eine be politischen Parteigrenzen unabhängige Ausbreitung ge geisterte Volkserhebung vor sich , die wirklich eine große wonnen hat. Wir dürfen hoffen , den deutſchen Radi buntscheckige Masse unter die Waffen lieferte und für calismus , ähnlich wie schon lange den belgischen und einige Zeit den Wahn erzeugte , man habe eine Armee. englischen , in Zukunft nicht mehr einfach als Feind des Eine Armee mit dreimonatlicher Dienstzeit , nach deren Staates , sondern als ein freilich zu bekämpfendes , aber Ablauf die einzelnen Corps pünktlich , und ſei es auch mit dem Beſtand des Staates verträgliches Element be auch am Vorabend der Schlacht , nach Hause ziehen ! trachten zu können. Erfüllt sich diese Hoffnung , so hat Aber die Existenz dieser Armee gab erst das Zeichen für die nordamerikanische Krisis ohne Zweifel ihr Theil Ber die herrschende Schlechtigkeit, sich in ihrer ganzen Größe dienst darum. zu offenbaren. Alles , was je ſpeculirt und geschwindelt batte , rannte , um für die Bedürfnisse des Volkes in Waffen zu sorgen, und mitten im Lärmen der patriotischen

27 Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's

neue Jahr.

II. *)

X

Die Präsenzzeit. [ J. ] Bekanntlich liegt der Hauptgegenstand des Kampfes über die preußische Heeresform in der Frage : ob die Dienst zeit des Soldaten bei der Fahne 3 und bei der Reiterei und reitenden Artillerie 4, oder ob fie 2, beziehungsweise 3 Jahre betragen solle. Die Regierung hält am ersteren fest und hat weit überwiegende Mehrheit des Abgeordnetenhauses' das gegegen war und ist der Ansicht , daß auch der lettere genügen werde , unb will damit dem Staat eine Aus gabe von beinahe 3 Millionen Thaler jährlich sparen. Auch hat sich der Streit über das parlamentarische Ge Die biet hinaus in die militärische Bresse fortgefeßt. Allgemeine Militär-Zeitung hat die Frage bisher nach der ausdrücklichen Erklärung der Redaction als eine offene behandelt, doch haben sich die meisten Stimmen in ihren Spalten mindestens für die Zulässigkeit der zweijährigen Präsenz ausgesprochen , und in einem Punkt wenigstens ist diese Ansicht offenbar fiegreich hervorgegangen. Es hat nämlich ein Mitarbeiter im verflossenen Frühjahr den Militärischen Blättern" gegenüber durch verschiedene Nummern die Behauptung ausgeführt , daß in der alten preußischen Armee bis in den Anfang dieses Jahrhunderts hinein die Präsenz in Folge des ausgedehnten Beur laubungssystems sehr viel geringer gewesen set , als man gewöhnlich annehme , und es scheint uns , als wenn so namentlich der Nachweis in der Nr. 15 von 1861 fo schlagend durchgeführt wäre, daß nichts Entscheidendes weiter dagegen aufzubringen wäre. Es ist dieß bei dem Ton von unfehlbarkeit , womit namentlich von Seiten der Militärischen Blätter" , der " Militärischen Revue" und auch der N. Preuß. Btg." das Verständniß der Sache ausschließlich in Anspruch genommen wird, immer ein bedeutendes Moment; indessen muß die Entscheidung natürlich vorzugsweise in den Bedingungen und Zu Wir möchten ständen der Gegenwart gesucht werden. hierzu etwas beitragen, und zwar im Sinne der Vers Wir müssen nämlich zwar nach unseren Er ständigung. fahrungen auf der Zulässigkeit einer zweijährigen , ja selbst auf der Möglichkeit einer noch kürzeren Präsenz bestehen ; allein wir sind nicht der Meinung , als dürfe fich eine Armeeverwaltung so leicht entschließen, von einer anderen Praxis ohne weiteres zu ihr überzugehen. Der Beitraum der Dienstzeit an fich ist schon ein wichtiger Buntt; allein wichtiger noch ist die Wirksamkeit der per sönlichen Kräfte, das Verfahren , der Betrieb , das Zu fammenwirken von Zeit und Ort für die Ausbildung. Wenn nun in allen diesen Stücken die preußischen Ein richtungen auf die dreijährige Präsenz gerichtet find, und wenn diese unläugbar bei einem großen Theil des Offi jiercorps mit der ganzen Anschauung verwachsen ist, so *) Vgl. I. in der A. M.-Z. Nr. 1 und 2 v. d. J.

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muß dieß bei der Behandlung und Entscheidung der Frage als ein wesentlicher Factor gelten. Wir werden diesem Factor am Schluß unserer Betrachtung, wo wir von der für jegt möglichen Ausgleichung zu reden denken , voll ständige Berücksichtigung gewähren, zunächst indessen müssen wir unser Princip zu begründen suchen. Der Streit dreht fich hauptsächlich um zwei Punkte : die zweijährige Präsenz soll zu kurz sein , einmal um der Aus bildung der Mannschaft , dann um der Heran bildung der Stämme willen. An diese zwei Punkte wollen wir unsere Ausführung anlehnen. Im preußischen Heere durchläuft bei der Infanterie, so gut wie in den anderen deutschen Heeren, die Manns schaft den Curſus der Ausbildung in der Hauptsache be reits im ersten Dienstjahr ; der Unterschied liegt zu Gunsten der preußischen Einrichtung hauptsächlich nur darin, daß der dort der einzelnen Mannes , eine sorgfältigere und ausgedehntere Arbeit widmen kann. Während nämlich in den meisten deutschen Staaten die Recruten erst mit dem Frühjahr, gewöhnlich am 1. April, eintreten und dann bis Ende Sep tember, wo die Hauptübungen stattzufinden pflegen , die Schule der Einübung bis einschließlich zum geschlossenen Regimentsexerciren und zum Dienst der Pläntler und Vorposten durchgemacht haben müssen , soll in Breußen die junge Mannschaft vorschriftsmäßig zu Anfang October eingestellt werden, und ist auch wirklich selbst noch in den legten Jahren mitten unter der drängenden Bewegung der Heeresreform zum bei weitem größeren Theil bis gegen Ende November eingestellt gewesen. Dadurch ergibt sich für den ersten einmaligen Cursus in Preußen ein Mehr von Wir halten diese Einrichtung 4-6 Wintermonaten . namentlich im Hinblick auf das mehr und mehr durch dringende Princip der individuellen Ausbildung für so vortrefflich, daß wir wünschten , fie tönnte wenig stens theilweise auch auf die anderen Deutschen Heere übertragen werden. Doch davon später ; zunächst handelt es sich um den Verlauf, welchen die Schule der Aus bildung für die Mannschaft in Preußen nimmt. Er läßt sich natürlich nicht unter ein allgemein gültiges Schema bringen , da die inneren Verhältnisse der Truppenkörper und diejenigen der Garnisonen im Einzelnen vielfache Verschiedenheiten zur Folge haben ; indeffen wird es im Allgemeinen ungefähr so zugehen : Die ersten 2-2,29 Monate dienen der Vorschule, die sich mit dem einzelnen Manne und mit den kleineren Abtheilungen bis zum Bug beschäftigt ; die folgenden 2-24 Monate werden auf die Compagnieschule verwendet , wobei das geschlossene Exerciren vorherrscht , jedoch auch schon der Anfang mit Vorübungen zum Blankeln , zum Vorpostendienst und namentlich zum Zielschießen gemacht wird ; nun folgen 3-4 Monate sowohl für die Bataillonsschule, als für die weitere Ausbildung im Dienst des kleinen Kriegs , in den Vorübungen zum Gefecht und namentlich im Schießen, wobei man natürlich gelegentlich auf die Elemente der Einübung und auf die Compagnieschule zurückkommt ; Ende Juli oder Anfang August, je nachdem die Bataillone in einer Garnison vereinigt find oder erst zusammenges zogen werden müssen, beginnt die Regimentsschule und mit ihr kleine Gefechtsübungen ; von Mitte August an

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folgen dann die Uebungen in der Brigade und der Division, sowie, doch nicht in jedem Jahre, im Armeecorps. Es ist im Grunde dasselbe Verfahren , wie es ziemlich gleichmäßig sich überall in Deutſchland allmählig heraus gebildet hat; nur ergibt sich in Preußen , selbst von dem bereits berührten Vortheil für die Vor- und Compagnie schule abgesehen , auch für die übrigen Uebungen mehr Zeit , da man hier im Ganzen 10-11 Monate , dort nur 6-7 zu verwenden hat. Das zweite Dienstjahr ergibt sich dann ebenso übereinstimmend als ein Jahr der Wiederholung und Befestigung, wobei natürlich nicht wieder von vorn angefangen und weiter verfahren wird, wie bei dem Recruten , wohl aber die ganze Schule von der Einzelausbildung bis zur Uebung im größeren Truppen körper zu einer zweiten gründlicheren Ausführung kommt. Der Sinn ist, daß der Soldat, welcher im ersten Jahr zum Theil noch von der vorhandenen geübten Mannschaft mit fortgenommen werden mußte, nunmehr im Verſtänd niß seiner gesammten Dienstthätigkeit, wie in seiner per sönlichen Haltung selbstständig und sicher herausgebildet werden soll. Der Stoff, welcher dabei zur Verwendung und Einübung kommt, bleibt wesentlich der frühere , nur im Turnen, Fechten und Schießen wird dem Mann theil weise Neues gelehrt, und namentlich muß bezüglich des legteren anerkannt werden , daß Preußen für alle seine Männer darauf fast so viel Zeit und Kosten verwendet, wie man anderwärts nur an die Scharfschüßen und Jäger zu ſehen pflegt. Dieß für das zweite und zum Theil selbst für das dritte Dienſtjahr zugegeben, wird man doch gleich hier zu der Frage veranlaßt : ob das leßtere überhaupt noch eine bedeutende Steigerung in der Ausbildung zur Folge haben könne, und namentlich, ob der militärische Gewinn dabei noch den Aufwand vollständig auszugleichen vermag, den der Staat unmittelbar in der Unter haltung dieser Mannschaft und mittelbar durch die Entziehung so vieler kräftigen Arme von der bürgerlichen Arbeit daran geben muß ? Mindestens dürfen wir uns nicht wundern , wenn der Nichtmilitär diese Frage erhebt. Ein Jahr der Wieder holung , wodurch die Ausbildung in ihren Grundlagen festgestellt und bis zur möglichen Weiterentwickelung ges trieben wird : das ist wohl Jedem noch verständlich ; bei einem dritten dagegen liegt der Schluß gar zu nahe: es müsse entweder in der ersten Ausbildung etwas verfehlt sein, oder es müßten im weiteren Verfolg derselben Dinge erstrebt werden , die nicht mehr von gleich wesentlichem militärischen Gehalt seien ; etwas anderes jedenfalls scheinen ein paar Wochen, bei den Hauptübungen zuge bracht , etwas anderes ein ganzes Dienſtjahr. Und in der That ist unseres Wissens auch von dieser Seite die Nothwendigkeit des dritten Jahres noch von keinem seiner Verfechter behauptet worden. Für die technische Aus bildung, im weitesten Sinne verstanden , ließe man fich etwa zwei Jahre gefallen ; solle dagegen der Soldat vollständig in den militärischen Geist hineinwachsen, so sei das dritte unentbehrlich. Dieses Auseinanderhalten der beiden Gesichtspunkte in der Betrachtung ist, so sehr fie ihrem Wesen nach zuſammengehören , allerdings um der Klarheit willen nöthig ; wir werden den lezteren in

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| seiner entscheidenden Bedeutung am besten weiter unten bei der Beziehung zwischen der Präsenzzeit und der Heran | bildung der Stämme besprechen ; zunächſt ſchließen wir die technische Ausbildung ab. Wir haben den Verlauf derselben , wie er ziemlich übereinstimmend in allen deutschen Heeren besteht , im Umriß hingezeichnet und gefunden, daß dieser wohl noch auf eine zweijährige , nicht aber , oder wenigstens nicht mit Nothwendigkeit, auf eine dreijährige Präsenz hin weist ; für die vorliegende praktische Frage werden wir uns mit diesem Ergebniß begnügen müssen. Indessen bleiben wir dabei stehen, daß wir mit der Durchführung der Principien der neuen Ausbildungsmethode noch dahin gelangen werden , unter die zwei Jahre herunterzugehen. Zu dieser Durchführung gehört Zeit ; es bedarf dazu aus gedehnter und vielseitiger Erfahrungen , es bedarf dazu´ | tüchtiger persönlicher Kräfte, die nicht bloß äußerlich ge schult , die auch innerlich überzeugt sein müssen. In zwischen bleibt es immer gut, fich an die Principien zu erinnern. Sie werden in den Forderungen individueller . Ausbildung , gleichmäßigen Ineinandergreifens der ver schiedenen Lebungszweige und entschiedener Richtung auf die heutige Kriegspraxis eingeschlossen sein. Von diesen drei Gesichtspunkten aus scheinen noch wesentliche Ver besserungen in der jeßigen Ausbildungsmethode möglich. Zunächst wird , wer sich in seinen Erinnerungen auch nur 25 Jahre zurückzuversezen vermag , zugestehen , daß das Schießen , Gewehrfechten und Turnen heute eine viel höhere Stellung in der militärischen Schule ein nimmt ; und darin muß es sich noch weit mehr befestigen und entwickeln , wenn sich die kostbare Waffe , die man dem Soldaten in die Hand gegeben hat, verwerthen soll. Namentlich seit 1859 ist hierin überall energisch der An fang gemacht ; allein in Preußen wird die Sache zu systematisch betrieben , in Süddeutschland wird sie über eilt. Hier sollen im Durchschnitt 8-12 Wochen für dieſe Einzelausbildung , mit Einschluß der Compagnieschule, genügen ; dann kommen die größeren taktischen ungen, neben welchen etwa noch, innerhalb gar dürftig bemessener Grenzen , auf die Scheibe geschossen wird ; für Fechten und Turnen ist wenig Zeit mehr, es wird auf den Winter verschoben , um auch dann unter allerlei widerstrebenden Einflüssen, wie Garnisonsdienst, Mangel an Localen ic., nur zu einer beschränkten Ausführung zu gelangen." Stände es indessen auch besser mit diesem nachträglichen Betrieb, es würden dennoch Gewehrfechten und Turnen keinen befriedigenden Erfolg geben , denn sie gehören wesentlich in die Grundlage, nicht erst in die Mitte der Ausbildung. Darum ist die preußische Einrichtung , die Recruten schon auf Anfang October oder November ein zubeordern, so vortrefflich , denn der Winter ist grade die Jahreszeit, um diese Einzelübungen gründlich zu be treiben , während sich dann im Sommer ungefähr das Nämliche wie jest , nur in weit ausgedehnterem Maße, ausführen ließe. In Preußen freilich wird man dieſer ersten schönen Uebungszeit nicht recht froh ; es hat sich aus der früheren Schule , wo der Mann ausschließlich in Handgriffen , Lehrschritt u. dgl. herangebildet wurde, ein Streben nach einer ausgefünstelten Entwickelung des | Soldaten übertragen , das mindestens für den möglichen

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Erfolg weitaus zu viel Zeit in Anspruch nimmt ; nament 1 Taktik Bedeutung haben, in welcher die Compagniecolonne lich der Betrieb des Turnens macht diesen Eindruck, wenn offenbar die vorherrschende Form sein wird ; würde man man einigen neueren halbofficiellen Commentaren glauben die Compagnien mit einem mäßigen Abstande von einander darf, die Wirklichkeit allerdings ist vielfach besser. Uns gleich in der Normalstellung des Bataillons aufstellen, scheint, daß die Einzelausbildung vorzugsweise von einer so käme man über die ganze Schwierigkeit weg. Ueber nicht zu großen Zahl praktischer Turnübungen und von haupt sollten die Formen des Exercirplages vorzugsweise der Schule des Gewehrfechtens , wobei der Instructor von Seiten der Compagnie zu vollkommen präciſer Ein sorgfältig Mann für Mann vornehmen muß, auszugehen übung gebracht werden , alsdann würden fie fich in hat. Dazu gehören freilich bezüglich des Turnens noch fürzester Zeit , so weit nöthig , auch auf's Bataillon und ausgedehntere Erfahrungen über Stoff und Methode, Regiment übertragen. Natürlich müssen sich diese größeren und bezüglich beider Uebungszweige eine größere Zahl Körper auch ferner mit voller Sicherheit auf dem Exercir tüchtiger und zuverlässiger Instructoren. Dann aber plag wie bei Paraden sehen lassen können ; allein es muß werden 4-5 Monate vollständig genügen, um eine Aus dieß das natürliche Ergebniß der gesammten Ausbildung bildungsgrundlage , wie sie überhaupt innerhalb prak sein , nicht aber ein Ziel , wonach man noch neben oder tischer Grenzen liegt, zu erreichen, d. h . es werden jiem gar vor allem Anderen hinstrebt ; ebenso wie die rechte lich alle Leute je nach ihrer verschiedenen Befähigung in Haltung des Soldaten in Reihe und Glied nicht als jeder Richtung zu jener mittleren Fertigkeit gebracht sein, etwas Besonderes, sondern nur als Ergebniß sorgfältiger von der aus sich die weitere Entwickelung rasch vollzieht ; Einzelausbildung zu erreichen ist. Bei dieser Methode wird man - davon sind wir über natürlich nur, so weit sie Jedem erreichbar ist, denn man wird und das ist eben auch ein wesentlicher Vortheil zeugt - bei der Infanterie in 18-24 Monaten, und auch der Einzelausbildung - zwei bis drei deutlich unterschiedene bei den anderen Waffen in beträchtlich kürzerer Zeit als Classen von Soldaten vor sich haben. Dabei wollen wir jegt , mit der technischen Ausbildung zum Ziel tommen. Nur müßte dann auch die Uebungszeit gehörig übrigens die zweite der obigen Forderungen, nämlich das zweckmäßige Ineinandergreifen aller Uebungszweige, vor ausgebeutet werden, und es dürfte z. B. nicht mehr vor bis aller Uebungstage durch den ausgesezt haben. Für den Anfang, im Winter, wiegt die kommen , daß Garnisonsdienst weggenommen wird. Ja , wir glauben, Einzelausbildung vor, allein sie bleibt nicht das Einzige. Daß die elementaren Formen und Bewegungen der Com daß wir, wenn einmal das Turnen in allen Schulen pagnieschule mit hineingezogen werden , versteht sich von wirklich heimisch geworden ist, den Infanteristen in 9 bis selbst ; allein es müßte zugleich der Dienst der Plänkler 12 Monaten gründlich ausbilden können, wonach er dann und Vorposten , es müßten auch allmählig gesteigerte nur noch einigemal zu den großen Uebungen herbeige Märsche erst in der Compagnie, dann im Bataillon und zogen werden müßte. Nur sind die Voraussetzungen da Regiment gleich in dieser ersten Periode in weit größerem für zur Zeit noch nicht vorhanden, und namentlich dürfen Umfang als bisher ihre Stelle finden. Im Sommer wir über die technische nicht die andere , die moralische Seite der Ausbildung vergessen . würden dann umgekehrt diese Uebungszweige, würde die (Schluß folgt.) größere taktische Schule des Exercirplages vorherrschen ; doch müßte daneben die Einzelausbildung , auch abge sehen vom Zielschießen , mehr als bisher ihr Recht be halten. - Und damit sind wir zugleich bei der dritten unserer Forderungen : bei der entschiedeneren Richtung Militärische Neiſeeindrücke von Skandinavien. auf die heutige Kriegspraxis. Zur Zeit nämlich nehmen den eigentlichen Gefechtsvorübungen, den Märschen, Lagern und dem leichten Dienst gegenüber die taktischen Formen des Exercirplates noch zu viel Zeit und Kräfte in An spruch ; die Bataillons-, Regiments- und selbst Brigades exercitien werden in einer Ausdehnung und bis zu einer Formfertigkeit getrieben, worin unter den übrigen jegigen Verhältnissen feine entsprechende Förderung der Mann schaft, ja theilweise eher ein Herabdrücken derselben liegt. Es set beispielsweise nur an die übertriebene Pünktlich feit erinnert, womit man auch bei längeren Linien und größeren Colonnen noch Abstände und Richtung zu ers reichen sucht ; namentlich bei den Unteroffizieren , welche die Rahmen bilden , sucht man immer wieder auf die frühere exacte Präcision in diesen Dingen hinzuarbeiten, ohne sie doch erreichen zu können . Die Sache ist aber, daß dieß sich nicht erreichen läßt , sobald man die viel feitigere Brauchbarkeit festhalten will, die jest vom Unter offizier verlangt wird. Diese vielseitigere Brauchbarkeit nun ist unumgänglich nöthig ; Abstände und Richtung Dagegen können in jenem Maße unmöglich noch in einer

B. Norwegen. *) [A. v. S.] Man darf an das Militär der standi navischen Reiche nicht den Maßstab legen, dessen man sich sonst zu bedienen gewohnt ist. Die glückliche geo graphische Lage, die Armuth des Landes und die Schwierig, feit der Communicationen haben sie -- und insbesondere Norwegen ―― so sehr von den Welthändeln geschieden, daß fie nur ausnahmsweise darin einzugreifen berufen sein können. Eben dieser Umstand gestattet auch eine eigen thümliche Behandlung der militärischen Angelegenheiten, namentlich eine wohl allzustarke Kürzung der Einübungs zeit, wobei natürlich nur das Nothwendigste gelehrt werden fann. Wenn daher der norwegische Offizier durch Schnitt und Farbe der Uniform sehr an den französischen erinnert und auch in der Haltung dieser Aehnlichkeit nicht widerspricht, so macht der Soldat doch nur mehr den Eindruck eines Milizen. Oft sah ich die Truppen von ihren Uebungen zurückkehren und Einzelne in den Straßen *) Vgl. A. Dänemark in der A. M.-Z. Nr. 1 und 2 v. d. J.

30 der Eine , mit welchen man sehr zufrieden ist. Da sie jedoch in Chriftianias oder Bergens sich verlaufen , hierbin, der Andere dorthin ; der da mit dem Gewehr auf Folge des Ziehens ein zu großes Kaliber erhielten, wurde der Schulter, dieser dasselbe in der Hand haltend , jener im S. 1860 ein neues Modell von kleinem Kaliber auf damit unter dem Arm ; Einige mit Räppis , Andere mit gestellt, über welches ich später noch ausführlicher sprechen - es fam Müzen ; Manche die Cigarre im Munde; werde. Das neue Artilleriearsenal enthält in mehreren Stod mir nicht vor, als ob ich Soldaten, sondern vielmehr Hand werksgesellen sah, die von der Arbeit kamen. Ich verstand werken die gesammte Artillerieausrüstung , Munitions dieses Auseinanderlaufen anfangs nicht recht , bis ich und Bagagewagen. In den unteren Räumen stehen die erfuhr , daß die Leute nicht wie anderswo in Casernen Geschüße, welche sämmtlich aus Eiſen und in Schweden. weil die gegossensind. Das treffliche Material läßt nur‍ſelten, untergebracht, sondern einquartirt_ſeien und Bürger meistens das Quartier abkaufen -- zum großen bei größeren Kalibern, ein Springen zu. Theil nach Belieben bei Privaten in Miethe wohnen. Die Geschüße sind 6 und 12pfünder Kanonen und Es besteht in Norwegen nämlich eine große Abneigung 12pfünder Granattanonen, welche hier schon im J. 1838 -also vor Napoleon's III. Einführung im Gebrauch gegen das Casernenleben, und selbst von einzelnen Offi zieren hörte ich dasselbe verdammen , obwohl Andere es waren und mir sehr gerühmt wurden, und endlich 6 pfün im Intereſſe der militärischen Ordnung wünschten . Man der Granatkanonen für die Gebirgsartillerie. Sie haben erinnere sich dabei , daß Norwegen einer der freiesten Blocklaffeten ; die Proven sind zum Fahren der Mann Staaten ist, und daß daher Alles, was nach Zwang schmeckt, schaft eingerichtet , ebenso die Munitionswagen in ihren hier nicht geliebt wird . Doch glaube ich, daß die Unkosten, drei Abtheilungen . Die Gebirgsgeschüße werden durch welche der Bau und die Erhaltung von Casernen ver zwei vor einander gespannte Pferde, die abgesonderte Proge ursachen, der Hauptgrund sind, warum man bis jezt von wird durch ein Pferd gezogen. Außer der gezogenen fran ihnen Umgang genommen hat. Ich muß indessen aus | zösischen Kanone ist noch eine combinirte Kammerladungs drücklich bemerken , daß ich weder hier, noch an andern kanone in verſuchsweiſem Gebrauch ; man gibt jedoch hier Orten üble Folgen dieses unbeschränkten Wandels bemerkt der ersteren , als der einfacheren und deßhalb für den habe ; ich sah z. B. niemals norwegische Soldaten betrunken Feldgebrauch praktischeren, den Vorzug. Das combinirte oder lärmend auf der Straße ; sie benehmen sich vielmehr Geschüß ist übrigens sehr sinnreich construirt, und zwar durchaus gesezt, anständig und ernst, wie das im Charakter soweit ein Nichtartillerist dieß aus dem Gedächtnisse wieder des Norwegers überhaupt liegt. geben kann - etwa wie folgt : An der Kammer befindet sich Was ich vorhin von der äußeren Erscheinung des eine Art Charnier, welches eine Kapsel mit einem Stahl Soldaten sagte, muß ich durch die Bemerkung ergänzen, zapfen trägt. Der lettere hat nach innen elaſtiſche Ringe ; daß die Mannschaft zum kleineren Theile aus Veteranen durch seine Mitte läuft ein Stahlcylinder mit Handhabe. (alten Werbsoldaten) besteht , die oft von der Last der Beim Laden wird die Kapsel geöffnet , dann zuerst das Jahre schon gekrümmt sind und in einem ewigen Gar Spizgeschoß und die Patrone in den hinteren glatten nisonsleben hinvegetiren. Die junge Mannschaft sieht Theil des Rohres gelegt , die Kapsel geschlossen und der besser aus. Beiden eigenthümlich ist eine blasse Gesichts bewegliche Stahlcylinder vorgeschoben, wodurch die Ladung farbe, spige Nase und ein Kinnbart. Die Abwesenheit von in die eigentliche Kammer gelangt. Hierauf wird der Schnurr- und Backenbart trägt nicht wenig dazu bei, den Stahlcylinder mittelst der Handhabe so gedreht, daß ſein Leuten ein philisterhaftes Aeußere zu geben. Doch be Vorstoß über die elastischen Ringe des Zapfens herüber steht die junge Mannschaft aus einem kräftigen, dauer greift , wodurch der Verschluß hergestellt ist. Durch die haften Schlage , wie das bei einem Volke nicht anders Gewalt der Gase beim Abfeuern werden die elastischen sein kann, wo man von Jugend auf mit den Härten Ringe nach rückwärts gedrückt; so wird durch die Explosion -und Schrecken der Natur und mitunter auch noch mit selbst ein fester Verschluß erzielt. Die Manipulation beim Laden geht ungemein schnell und leicht vor sich. Da Wölfen und Bären zu kämpfen hat ! Die militärischen Gebäude Christianias indessen Alles von der Reinhaltung und dem leichten liegen sämmtlich an der Südseite der Stadt, da wo sich Laufe des Stahlcylinders abhängt , so erscheint die Ein diese in der kleinen , den Hafen vertheidigenden Festung richtung für den Feldgebrauch kaum praktisch. Die Agerhuus zuspigt, jedoch noch außerhalb der legteren. Den Wagen befinden sich in den obern Stockwerken , wohin Anfang zunächst der Stadt auf dem Bankplaß macht das fie durch im Innern angebrachte Krahne emporgewun Kriegsministerium oder wie es hier heißt, die Militär den werden. Das ganze Material iſt neu und im beſten Comptoirs" ; daran reiht sich der Artilleriehof, das Stande. Mit dem Compagniegepäckwagen, welcher auch Armee- Depot, das topographische Bureau , der Mate als Krankenwagen zu benugen , ist eine Munitionskiste rialienhof, das Feldlazareth und das Artillerie Depot. in der Art wie die Brogen mit den Geschüßen verbunden, in gleicher Weise mit dem Bataillonsgepäckwagen eine Zwei Offiziere, der Arsenaldirektor und ein General stabsoffizier, hatten die Güte, mich im Auftrage des Kriegs Registraturliste. Der Büchsenmacherwagen enthält außer Blasebalg , Handwerkszeug c. 4 Läufe und 6 Schäfte. ministers durch mehrere dieser Anstalten zu begleiten. Zu erst war es die Modellkammer und das Arsenal, An das Arsenal, welches gegenwärtig aus einem Flügel welche meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen , und besteht , werden noch drei für Werkstätten der Wagner, Schreiner 2c. angebaut. Auch eine Turnhalle für Gym zwar in der ersteren insbesondere das neue Infanterie gewehr. Norwegen hat seit 1842 bei Infanterie und nastik nach dem deutschen System ist im Bau begriffen. Jägern Kammerladungsgewehre in allgemeinem Gebrauch, Diese sämmtlichen Einrichtungen sind oder werden solid

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und unter Benugung der neueſten Erfahrungen hergestellt. | der Regierung beständig das Ausland, besonders Frant Am meisten fehlt es noch an Stallungen für die präsenten reich, bereisen , den Fortschritten militärischer Wissenschaft Pferde. und Praxis mit eigenen Augen an der Quelle folgen Mein Spaziergang durch diese Anstalten überzeugte und das Resultat ihrer Anschauungen und Prüfungen ――――― eine Einrichtung, mich, obschon meine Schaulust durch einen ächt norwegischen der Regierung zur Erwägung vorlegen, Regen unterbrochen wurde , daß Norwegen sowohl an die für alle diejenigen Staaten, welche lange keinen Krieg tüchtigen Offizieren , als an rationeller Herstellung des geführt haben, ein Bedürfniß ist, dennoch nicht überall in Kriegsmaterials teinem andern Lande nachsteht. Deutschland mit der Liberalität in's Werk gesegt wird Die Nachtheile seiner isolirten Lage werden dadurch wie in Skandinavien. (Schluß folgt. ) ausgeglichen , daß intelligente Offiziere im Auftrage

ten. Nachrichte

Desterreichische Monarchie,

Dänemark.

Wien , 17. Januar. [ Die zukünftige Bewaffnung Kopenhagen, 10. Januar. [Die beabsichtigte der Jägerbataillone und Infanterieregimenter.] neue Recrutirung der Armee.] In Betreff der Re Nach Einführung der zweigliedrigen Stellung bei der In crutirung der Armee mit Linie- und Reserveoffizieren sind fanterie und den Jägern wird in Zukunft erstere durchgängig bekanntlich in den lezten Jahren , namentlich seitdem die mit Kapselgewehren mit Federaufsag und werden die Jäger mit Aufhebung der Landcadetten-Akademie beschlossen wurde und Dornstugen bewaffnet werden. Bisher hatten bei der Infanterie die politischen Verwickelungen den Wiederausbruch des Krieges die Unteroffiziere und das 3. Glied allein jene Gewehre mit befürchten lassen, eine Reihe Vorschläge gestellt worden. Das . Federaufsaz , während das 1. und 2. Glied mit Stöckelab- | Kriegsministerium selbst hat Preisaufgaben in dieſer Richtung sehen dotirt waren , die Jäger führten im 1. und 2. Glied gestellt, in der Presse ist die Angelegenheit vielfach debattirt gewöhnliche Stugen und nur die Unteroffiziere und das 3. Glied worden, Commissionen sind niedergesegt, um dieselbe zu fördern, und in der „ Tidsskrift for Krigsväsen" find verschiedene Dornstugen. Vorschläge_und_Kritiken gemachter Vorschläge veröffentlicht Preußen . worden. Das lezte, in diesen Tagen erschienene Heft dieser Berlin , im Januar. [Versuch , die schnellere militärischen Zeitschrift enthält wiederum verschiedene Erörte Einübung der Recruten betreffend.] Es ist einerungen, betreffend die Reorganisation der Armee , welche in feststehende Thatsache, schreibt man dem ,, Dresdner Journal", fofern von allgemein neuem Intereffe find , als in demselben die verschiedenen, bisher gestellten, ausführlicheren Vorschläge daß bei allen Regimentern Armee ein unge meingegenwärtig lebhaftes Bestreben sich kundgibtder , die Recruten in zur Ausbildung von Reserve- und Linienoffizieren , ihren Hauptzügen nach , vorgeführt und beurtheilt werden. Man kürzerer Zeit auszubilden , als es bisher der Fallwar; so ersteht unter Anderem aus denselben, daß der Verfasser einer werden mit den im September und October v. 3. eingeber vom Kriegsministerium veröffentlichten Preisschriften im stellten Mannschaften bereits Felddienstübungen vorgenommen, Wesentlichen folgenden Vorschlag stellt : „ Es sollen jährlich " während man sonst erst gegen Ostern hin diese Exercitien zu so viele Reserveoffiziere herangebildet werden, daß die Feld beginnen pflegte. Aus diesen Umständen wollen verschiedene abtheilungen, wenn fie formirt werden müssen, durchschnittlich Stimmen annehmen , daß es sich um einen darüber handle, ob und wie weit die Kriegstüchtigkeit bei einer zwei- ebenso viele Offiziere zählen als die Abtheilungen in Friedens jährigen Dienstzeit zu erreichen sei. Inwiefern diese An- zeiten. Die gehörige Anzahl wird einfach ausgehoben, und frequentirt, außer der gewöhnlichen Recrutenschule in den nahme begründet oder leere Vermuthung ist , muß von Exercirübungen , eine specielle Schule. Darauf werden die vornherein dahingestellt bleiben , denn vorläufig hört man Betreffenden zu Reserveoffizieren ernannt und müſſen einen nicht von einer Neigung für die zweijährige Dienstzeit an einjährigen Dienst verrichten. Von der Anzahl der vacanten maßgebender Stelle. Offiziersstellen wird die Hälfte mit diesen Reserveoffizieren - [Beabsichtigte Bewaffnung der Säger besezt. Der Rest ſteht während eines Zeitraums von 5 Jahren bataillone mit einer neuen Zündnadel - Jäger zur Disposition und wird dann permittirt. " büchse.] Für die Jägerbataillone ist, wie öffentliche Blätter melden , neuerdings die Bewaffnung mit einer neuen Zünd Großbritann ife n. nadel-Jägerbüchse in Aussicht genommen worden, welche als kürzer und leichter als die jezt in Gebrauch befindliche, und -b- [Verbesserungen des Armstrong geschüß e s. sonst noch als achtkantig und mit modificirter Pike bezeichnet Versuch mit einer 100 fünder Armstrongkanone. ] wird. Die Unterhandlungen wegen des Preises und der An den Armſtronggeſchüßen sind verschiedene Verbesserungen Lieferung derselben find mit dem Erfinder des Zündnadel angebracht worden , welche bei allen künftigen Anfertigungen Das Visir am Bodenstück wird gewehrs und Besizer der großen Zündnadel- Gewehrfabrik, eingehalten werden sollen. (statt aus Stahl) künftig von Kanonenmetall gefertigt, und Commissionsrath Dreyse, bereits eingeleitet worden.

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erhält statt einer rechteckigen eine sechseckige Form, auch wird der obere Theil desselben ganz umgestaltet. Das Sperrrad Sperrrad visir erhält am Kopf eine Form , die für die Finger hand licher ist. Das Schildzapfenvifir wird stärker und an das Rohr befestigt, statt wie bisher in den Schildzapfen einges lassen zu sein. Auch das Korn wird durch Verstärkung des Theils , wo sich die Schrauben befinden , verbeſſert und ein Theil der Ebene in das Rohr eingelassen. Die Patronen werden mit einem schlüpfrigen Pfropf und die Granatzapfen mit einer Schnurschlinge versehen. - Vor einiger Zeit wurde eine der 100 fünder Armstrongkanonen Versuchen unter worfen , um ihre äußerste Widerstandsfähigkeit kennen zu lernen. Man that 100 Schüsse daraus mit einer Pulver labung von 14 Pfund und Geschoffen , die von 100 bis zu 1000 Pfund stiegen. Das 1000 Pfünder Geschoß ging um 2 Fuß über die Mündung hinaus ; nach 10 Schüssen mit diesem ungeheuren Geschoß zeigte sich das Geschüz ganz un versehrt. Der Rückstoß war sehr heftig. Weitere Versuche wurden nicht mehr gemacht. Das 20Pfünder Spißgeschoß hat sich als das passendste Geschoß für den Armstrong-25 Pfünder gezeigt und soll die alten 32 Pfünder und Haubigen ersehen. Von den alten Geſchüßen ſoll überhaupt nur der 68 Pfünder als Küstengeschüß beibehalten werden. ! Schweden.

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6) Kann und soll die Kriegsverwaltung eine Aenderung erfahren , welche sie einfacher , übersichtlicher und wohlfeiler macht?

Schweiz.

Bern , 5. Januar. [Die beabsichtigte Reorga nisation der Raketenbatterien .] Die Reorga= nisation der Raketenbatterien schlägt der Bundesrath laut der „ Bern. Ztg. " in folgender Weise vor : Die 4 Reserve Raketenbatterien werden abgeschafft und die 4 Raketenbatterien des Auszugs dagegen in Mannschaft und Pferden verhältniß mäßig verstärkt. Für die Compagnien dieser Batterien werden die . Altersclaſſen des Auszugs und der Reserve verschmolzen. Von einer Aufhebung der Raketenbatterien räth der Bundes rath sehr ab. Für die Bedienung und Bespannung der ge zogenen 4 Pfünder- Batterien schlägt der Bundesrath vor, die Mannschaft und Pferde der vorhandenen 6 Pfünder-Bat terien , und zwar in ihrem dermaligen reglementarischen Be stande zu verwenden. Die Bertheilung auf die einzelnen Kantone geschieht so , daß jeder Kanton , der mehr als eine 6 Bfünder -Batterie hatte, je eine gezogene Batterie zu be dienen und zu bespannen hat. Es betrifft dieß die 9 Kantone, nämlich Zürich , Bern , Luzern , Solothurn , St. Gallen, Aargau , Waadt , Neuenburg und Genf. Für 3 übrige ge [ S.] [ Commission behufs Aufstellung von Vor zogene Batterien wird das Loos gezogen unter denjenigen schlägen zur Landesvertheidigung.] In Sachen der 6 Pfünder-Batterien des Auszugs , die noch übrig verbleiben. Landesvertheidigung ist eine Commission aus 1 Generalmajor Im Ganzen bestehen nämlich 16 6 Bfünder - Batterien des als Präsidenten , 6 Obersten und Militärbeamten als be Auszugs ; 12 davon gehen ab für die Bedienung gezogener ständigen Mitgliedern und 4 Offizieren und Militärbeamten | Batterien, und es verbleiben effectiv noch 4 6 Pfünder-Bat der Specialwaffen als außerordentlichen Mitgliedern gebildet terien. Das Material der bisherigen 6 Bfünder - Batterien worden, welche die nachfolgenden Fragen in einem ausführ dürfen die Kantone nicht veräußern. lichen Gutachten und mit genauer Detailberechnung zu be antworten hat : [Militärärztlicher Bericht über den legten 1) Welche Truppenmacht kann Schweden zur Erhaltung Truppenzusammenzug]. Der Bericht des Divisions seiner Selbstständigkeit aufbringen und unterhalten ; und in arztes beim legten Truppenzufammenzug , Dr. Berry , ent welchem Maße soll die Landesvertheidigung durch Befestigungen hält folgende Stelle : Die Stärke der Truppen zu 3400 Mann verstärkt werden ? gerechnet, ergibt sich vom 10. bis 25. August eine durch Mann oder etwas 2) Wie müssen seine Streitkräfte in Beziehung auf Ein schnittliche tägliche Krankenzahl von 6 theilung der Armee , Zusammenseßung der Stamm-, Land über s pCt. per Tag. Wenn man nun bedenkt, daß 8 Ge wehr- und Ersagtruppen , der verschiedenen Waffen , Stäbe, birgspässe : Klausen , Schonnegg , Surenen , Susten , Gemmi, Intendantur , Krankenpflege . geordnet sein , und welches Furka, Gotthard und Nufenen von den Truppen überschritten Material ist für die active Armee, welches für die Festungs wurden, daß die Märsche durch das Reußthal und einen Theil von Wallis bei buchstäblich tropischer Hige (20 bis 30 Grad vertheidigung nöthig ? Réaumur) ausgeführt wurden, daß andererseits im Ursernthal 3) Ein wie großer Theil der im Kriege nöthigen Streit kräfte muß schon im Frieden vollkommen geübt und gerüstet nach dem Orkan vom 17. August am folgenden Morgen in sein ; wie muß dieser Theil geordnet werden , um den Ueber der Frühe der Thermometer nahezu beim Gefrierpunkte stand, gang auf den Kriegsfuß auf die schnellste und zweckmäßigste daß in St. Ulrichen und Münster die Truppen nach 12 bis Weise zu gestalten , und wie kann dieser Uebergang mit den 14 stündigen Märschen auf durchnäßtem Boden , bei kühler Witterung bivouafiren mußten, daß ungeachtet forcirter Märsche möglichst geringen Kosten geschehen ? 4) Auf welche Streitkräfte kann das Land gegenwärtig und mitunter grellsten Temperaturwechsels 11 Bivouaks bezogen in Krieg und Frieden rechnen, und was fehlt etwa noch bei wurden , so liefert das angeführte Krankheitsverhältniß den den einzelnen Waffen , Stäben, bei der Verwaltung und schlagendsten Beweis, daß hinsichtlich physischer Feldtüchtigkeit Krankenpflege , in den Festungen , an Perſonal und an und Dauerhaftigkeit die Schweizer - Soldaten unbedingt neben Material? die abgehärtetsten französischen Truppentheile gesegt werden 5) Wie kann diesem etwaigen Mangel auf die zweck dürfen, daß sie somit in dieser Beziehung auf der ersten Rang stufe der europäiſchen Armeen ſtehen. mäßigste und wenigst drückende Weise abgeholfen werden ?

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. 19 oun 10 Bid D Sploiro Jodour reborden stiered for stredug, bu Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 5.

Jahrgang.

Darmstadt , 1. Februar.

1862 .

Juhalt: Auffäbe. Die amerikanischen Wirren. III. - Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. II. Die Präsenz zeit. (Forts.) 1 Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien . B. Norwegen. (Forts.) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Bildung eines Marineministeriums. Der Reorganisationsplan für die pensionirten Offiziere. Preußen. Bevorstehende Belagerungs- und Pontonierübung bei Graudenz . Nassau. Neues Adjusti rungsreglement. Belgien. Die Waffenfabrication Lüttichs. Frankreich. Versuche mit einer neuen Whitworth-Büchse. Groß britannien. Einführung der A Schlächterei in Chatham. Niederlande. Dauerhaftigkeit der Munition der gezogenen 1 Waffen. Rußland. Beabsichtigte Veränderungen in der Uniformirung der Armee. Schweiz. Die beabsichtigten Abänderungen des Gesezes über die Militärorganisation 2c.

Die amerikanischen Wirren. III. [ E. v. Cg.] Die im vorigen Artikel erörterte moralische Wirkung auf Deutschland ist unabhängig vom Ausgange des amerikanischen Bruderkrieges. Sie geht von Erschei. nungen aus, die bereits eingetreten sind, und deren Ein drud durch folgende Ereignisse wenig alterirt werden kann. Im Uebrigen wird es natürlich die politische Lage der Welt in ganz anderer Weise berühren , wenn die Con südlichen Staaten wenn fie dem Norden unterliegt, und ihre Bestandtheile wieder in alter Weise mit der Union vereinigt werden. Geschieht das Lesztere, so folgt daraus jedenfalls eine dauernde Schwächung der Union . Mit dem Siege des Nordens wäre natürlich der Parteien- und Interessen streit, aus dem der Krieg hervorgegangen ist, feineswegs erstickt. Der Norden würde auch ohne Zweifel nicht geftegt haben wollen, um dem Süden das politische Ueber gewicht , auf das er Anspruch macht und dessen Verlust ihm die Union verleidete, großmüthig zurückzugeben ; als Preis des Sieges verstände sich von selbst das Ueber gewicht des Nordens und seiner Interessen , wenn auch ohne eigentliche Unterdrückung derjenigen des Südens, ohne gewaltsame Antastung der Sclaverei. Von selbst verstände sich also auch der fortdauernde Widerwille des

e Südens gegen die Union , in unaufhörliches Agitiren und Conspiriren unter seiner heißblütigen Bevölkerung. Die Union würde sich genöthigt sehen , ihm durch ein gewaltiges stehendes Heer zu imponiren, das gegen einen auswärtigen Feind dann nur zum Theil disponibel wäre. Die Union hätte von da an in den Sclavenstaaten ihr Venetien und Ungarn. Ihrem politischen und materiellen Aufschwung bliebe ein Gewicht von unermeßlicher Schwere angehängt, und dieses Gewicht käme der freien Bewegung der europäischen Seemächte, der rücksichtslosen Verfolgung ihrer Interessen in Amerika, wie auf dem stillen Ocean zu gut. entspred von deutschen Intereſſen zu reden , so würde die Auswanderung durch steigende Steuerlast und Militär pflicht weniger lockend , die Zunahme des deutschen Ele ments in Amerika und wir halten dieselbe allerdings — für ein deutsches Nationalintereſſe mithin aufgehalten ; aber auch diesem Element durch seine militärische Brauch barkeit eine erweiterte Laufbahn zu Ehre und Einfluß im neuen Vaterlande geschaffen. Aber ob man an einen solchen Ausgang des Krieges, der eine völlige Restauration des status quo ante brächte, im Ernste denken kann ? Dieser Frage können wir hier unmöglich aus dem Wege gehen. Auf den ersten Blick kann ein solcher Ausgang höchst plausibel erscheinen. Was dem ersten Blick auffällt, ist das gewaltige Uebergewicht der Staaten , die der Union treu geblieben find , an Menschen : 19,300,000 mit nur

34 420,000 Sclaven gegen 5,100,000 mit der gefährlichen Last von 3,050,000 Sclaven ! Zu diesem Uebergewicht tommt die freie Beherrschung des Meeres und eine nicht weniger überwiegende Geldkraft. Schlägt man den Reich thum des Südens gegen die Capitalien von New-York, Boston und so vielen großen und gewerbreichen Städten noch so hoch an, so kann doch Niemand eine große Armee mit Baumwolle, Tabak und Indigo erhalten, und Indigo, Tabak und Baumwolle tann man nicht gegen Lebens mittel und andere Bedürfnisse austauschen , wenn die ganze Grenze des Landes mit Ausnahme der gegen Mexico gesperrt , wenn seine ganze Seeküste bloquirt ist. Nun ist freilich die Blocade ziemlich papierner Natur nnd durchHunderte von Schiffen bereits gebrochen worden. Auch ihre Wirkung für nichts gerechnet, wird indeß Nies mand bezweifeln , daß das Uebergewicht des Nordens genüge, um irgend einen Kampf über ein drittes Object zu ſeinen Gunſten zu entscheiden. Aber hier handelt es fich um Eroberung und Behauptung des ganzen feind lichen Gebietes, und dieses Gebiet umfaßt, auch wenn man die Wildnisse Texas und Florida abrechnet, 20,000 Quadratmeilen ! Seine Bevölkerung concentrirt sich nicht Städten, die sein sondern sie ist in großen in in großen großen Städten, die man ,nur besegen dürfte, um des zu Gütercomplexen über das Land zerstreut, und die Städte find fast alle klein. Diese Bevölkerung ist physisch weit träftiger, weit stolzer und kriegerischer als die des Nor dens; fie gewinnt nothwendig desto mehr Vorsprung in Ertragung der Kriegsstrapazen , je weiter sich der Krieg nach Süden wälzt, in ein Land, das zwischen dem 36. und 30. Breitegrad liegt , aus einer heißen , nach Süden exponirten Küste und zum guten Theil aus Reis fümpfen besteht. Für Süden endlich handelt es sich bei diesem Kampf um Unabhängigkeit, Wohlstand, Recht und Sitte; für den Norden um einen dürren Rechtsanspruch oder eine politische Theorie , die man sich aus Gewohn heit und Stolz nicht sobald entschließen kann aufzugeben, die aber, an den sonst im Lande der Freiheit geltenden "Grundsägen gemessen , als ein seltsamer Widerfinn er scheint. Unter diesen Umständen trauen wir der Union weder die Kraft , noch den nachhaltigen Willen zu , die Pabgefallenen Theile gewaltsam wieder zu gewinnen und 191 1910 2017 zu behaupten. Wir müssen aber, um das Verhältniß richtig darzu stellen , einen oben begangenen Fehler verbessern. Nicht durch die Liste der nominell abgefallenen und nominell der Union treu gebliebenen Staaten wird die Stärke der Parteien richtig dargestellt. Maryland mit dem wichtigen Baltimore hält nur gezwungen zur Union : es war im Begriff abzufallen und ward noch zur rechten Beit ge fichert. In Kentucky und Missouri hat der Abfall eine starke Partei ; beide Staaten find Schauplah und Gegen stand Kampfes. Alle drei genannten absorbiren mindestens so viele Kräfte, als sie liefern , und werden auch im Falle des Vorrückens immer Besagungen erheischen ; fie sind von den Contribuenten zum Kriege jeden falls in Abzug zu bringen. Auf der anderen Seite gilt dasselbe von Virginien , dessen westliche in den Allegha nies und jenseits am Ohio gelegene Grafschaften , der größere, aber minder wohlhabende Theil des Landes,

keine Sclaven und keine Neigung zum Abfall haben ; hier wurden daher von Anfang an die Waffen der Union mit Vorheil geführt. Diese vier Staaten, nebst der von ihnen umschlossenen Hauptstadt Washington, stellen ein zusammenhängendes, vom atlantischen Ocian bis zum Missouri gestrecktes Mittel gebiet der ehemals vereinigten Staaten dar, das 8250 Quadratmeilen umfaßt, 3,200,000 freie Einwohner, 920,000 Sclaven enthält. Dieses Gebiet ist der eigentliche Gegen stand des Kampfes. Der Abfall drohte es mit sich fort zureißen und erreichte in Virginien wirklich sein Biel ; die Union ergriff die Waffen, um es zu behaupten, und hat hierzu ohne Zweifel die Kraft und alle Aussicht des Erfolges. Sie wird kämpfen, bis der Feind alle Versuche auf Missouri , Kentucky und Maryland aufgibt und in die Constituirung des westlichen Virginiens als selbst ständigen Staates willigt. Das östliche Virginien , die vor den auf die allein die Hälfte der oben genannten Sclavenzahl kommt, wird die Union fahren lassen. Dagegen wird die Behauptung der großen noch anzubauenden Gebiete Kansas und Neu mexiko noch zur Frucht ihres Sieges gehören, und der selben zur Sclavenzucht zu benugen, und durch sie die Süden für immer der Hoffnung entsagen müssen, die Basis seines unglücklichen öconomischen Systems zu er weitern. Dieß ist die einzig vernünftige, die einzig mög liche Grundlage eines Friedens, sollte er auch durch eine den Mississippi herab vorgedrungene Armee in Neuorleans dictirt werden. Dieß ist, nächst der Herstellung der schwer compromittirten Waffenehre, der wirkliche, D. h. der mili tärisch rationelle Zweck des jezigen Krieges. Daß die Regierung in Washington sich dessen nicht unbewußt ist , beweist eine Maßregel wie die Zerstörung des herrlichen Hafens von Charleston zur Genüge. Man stelle sich einmal vor, Desterreich habe abermals Venedig verloren und habe nicht die Macht, es zu bloquiren. Würde wohl Semand dem Kaiser den Rath geben, durch Ver fenfung von Steinmassen die maritime Bedeutung des Plages für immer zu vernichten , wenn er noch einige Hoffnung hegte, ihn je wieder für die Monarchie zu ge winnen ? So hat denn auch Lord Russell den Fall von Charleston aufgefaßt und dem amerikanischen Cabinet Eine Maßregel in's Gesicht die Consequenz gezogen. von ähnlichem Sinne würde es sein, wenn die Union die Sclaven des Südens zur Freiheit und zum Aufstand gegen ihre Herren riefe : ein so tödtlicher Schlag für den Wohlstand , wie man ihn nur dem Todfeind , nie dem Landsmann zufügt, den man wieder mit sich zu vereinigen wünscht. Aber so lange die Union noch die Absicht hat, Maryland , Kentucky und Missouri an sich zu fesseln, wird sie sich nie zu einem solchen Schritt entschließen, auch wenn sie den Vorwurf der äußersten Barbarei, der sie sogar im Namen der verheten Neger treffen würde, nicht scheuen wollte. Endlich, wie kann man glauben, daß die europäischen Seemächte irgend etwas , das der Anstand erlaubt, unter lassen werden , um die geborstene Union an neuem Zu sammenwachsen zu verhindern ? Es liegt ja bereits in Thatsachen am Tage, wie sehr sie bei den Verlegenheiten Onkel Sam's ihre Rechnung finden! Die Erwerbung

35 San Domingo's durch Spanien , die Intervention in | zu " Händeln innerhalb Amerikas ; Anlaß genug , aus Megiko wäre unter anderen Umständen nicht ohne die Amerika immer mehr einen Tummelplag europäischer ernsthafteste Verwickelung mit der Union abgelaufen . Jezt Politik zu machen. Ob Hamburg und Bremen sich dabei treiben die Seemächte in Amerika, was sie wollen. Einst immer, wie kluge Kaufleute, nur so durchdrücken werden, weilen gehen ihre Interessen dort Hand in Hand ; sie oder ob Deutschland je ein Wörtchen wird mitzusprechen versichern sich gemeinſam des Bodens, auf dem sie später haben ? Bei der Fortdauer unserer jegigen politisch-mili concurriren werden. tärischen Verhältnisse gewiß nicht. Uebrigens bleibt die Union auch nach Abtrennung Mit der stolzen Monroedoctrin ist es, wie man ſieht, schon jezt aus. Aber wenn einmal aus der Union , die des Südens ein unnatürlicher und darum I unhaltbarer sie aufrecht erhielt , wirklich zwei selbstständige Bundes politischer Riefenleib. Ja, nach dieser Abtrennung wird So lange ihr öst staaten hervorgegangen find, so werden diese vermuthlich sie es eher in noch höherem Maße. licher Theil bis zum 30. Grad nach Süden reichte, bildete sehr bald wetteifern , ihr entgegenzuhandeln . er eine Masse , die mit unverhältnißmäßig überlegener, Der südliche Bundesstaat wird jederzeit der schwächere Schwerkraft den Westen anziehen und festhalten konnte. von beiden bleiben. Er ist es an Gebiet, an Menschen Indem sie auf den 36. Breitegrad beschränkt wird und zahl, vor Allem an Entwickelungsfähigkeit. Aber er wird südlich davon ein neuer großer Staat sich neben sie lagert, für England jederzeit das vorwiegende Intereſſe behalten, wird der Zusammenhang des Westens mit ihr in dem Der Norden versorgt England mit Getreide und kann selben Verhältniß lockerer. Lassen wir nun Californien in ihm hierfür unter Umständen unentbehrlich werden; aber seiner treibhausartigen Entwickelung zu einer gewiffen er concurrirt mit ihm in Erzeugnissen der Industrie und Consistenz und zu politischem Selbstgefühl kommen, so neigt zum System des Schutzolls. Der Süden versorgt Eng wird sich bald ein immer schärferer Gegensah herausstellen land Jahr ein Jahr aus mit Baumwolle. England fann zwischen den Interessen , die westlich und die östlich von nicht ohne Baumwolle bestehen, und kein Land der Welt Den Rocky Mountains gelagert sind, die nach dem stillen erzeugt sie sonst in genügender Menge ; aber der Süden und die nach dem atlantischen Ocean hinausblicken. Es be und ab Waaren seine begierig England auch nimmt seine nimmt auch scheint uns faum zweifelhaft, daß Californien bestimmt kennt sich einmüthig zum Freihandel. Der Norden macht ist , den Kern einer neuen, wer weiß wie wunderlichen . an der canadischen Grenze Front gegen England und Staatenbildung abzugeben, welche die Gebiete Neumerito, bedroht es mit Annegionsgelüften. Der Süden bietet ihm Utah, Oregon und Washington umfassen wird. einen höchst willkommenen Stüßpunkt, der den möglichen Kehren wir nun zu den inneren Verhältnissen der Gegner im Rücken faßt. Union zurück, so ist so viel klar, daß ste , wenn einmal Ein Staat, der einen stärkeren Nachbarn hat, sieht die Auseinandersetzung mit dem Süden erfolgt ist , ein sich nothwendig nach mächtigen Freunden um. Die Bundes anständiges stehendes Heer halten wird, um ihre Interessen regierung zu Montgomery wird sich , einmal anerkannt, gegen den neuen Nachbar zu wahren, und im Concert immer auf England zu stüzen suchen , immer gern von der Weltmächte, das denn auch Amerika umfaßt, wenn England gestügt werden. Onkel Sam wird dieß übel auch nicht die ehemals geträumte erste, doch die dritte nehmen, über Verleugnung der Monroedoctrin schimpfen, Violine zu spielen. Daß eine anständige Armee viel aber sich alsbald um die Gunst Frankreichs bewerben ; dazu beitragen wird , die inneren Verhältnisse überhaupt und die Politik beider Großmächte wird sich in Amerita anständiger zu gestalten , darf man wohl mit Zuversicht begegnen, wie jest in Italien und im Orient. vermuthen. Der deutsche Auswanderer wird dann allers, An Händeln und Verwickelungen , die zu solchem Buhlen dings die Steuern , denen er hier zu entgehen wünscht, mit Europa führen können, wird es dem gespaltenen Nord drüben wieder finden , dafür aber seines Lebens , feiner amerika schwerlich fehlen. Der Norden wird im Süden, graden Glieder und seines Eigenthums etwas sicherer der Süden im Norden seine Anhänger behalten ; Versuche sein. Der materielle Aufschwung des Landes wird unter zurLosreißung einzelner Staaten werden vielleicht aufbeiden den so entstehenden Verhältnissen weit weniger gehemmt Seiten vorkommen , die dann von jenseitigen Parteige sein , als wenn der Union mit der Wiedereroberung des nossen Unterstügung finden und so Stoff zum Hader zwi Südens die verhängnißvolle Aufgabe zustele , ihn zu be-. schen die Regierungen werfen. Es wäre ein Wunder, haupten. Welche Folgen wird schließlich die neu entstehende wenn die beiderseitigen Waghälse nicht gelegentlich in den Wildnissen von Legas, Neumerito und Kansas Uebers Ordnung der Dinge für das deutsche Element in Nord griffe über die mathematisch festgestellten , in der That amerika_haben ? Dieses Element scheint manchen Deutschen jeder Bes ganz unreellen Grenzen machten und dadurch dieselbe Wirkung erzielten. Endlich hat Amerika in dem traurigen achtung unwerth. Besteht es jedoch grade in seinen Megiko seinen kranken Mann . Als seinen natürlichen intelligenteren Bestandtheilen wesentlich aus unserem so Erben wird sich ohne Zweifel die mit Texas breit an cialen und politischen Auswurf, aus Taugenichtsen und grenzende, den merikanischen Golf halb umfassende Cons Abenteurern, aus Querköpfen, die sich in der alten Orda föderation der Sclavenstaaten betrachten , aber Onkel nung des Vaterlandes unbehaglich fühlten oder von ihr Sam, der gleichfalls mit Californien und Neumegiko an ausgestoßen wurden. Dennoch ist auch dieses Clement stößt, diesen Anspruch schwerlich so ohne Weiteres gelten Fleisch von unserm Fleisch. Es macht uns keine Ehre, Lassen, und die europäischen Seemächte werden die Sache bleibt es aber deutsch , so fann es uns in zweiter und wieder in ihrer eigenen Weise ansehen. Grund genug dritter Generation Ehre machen. Die Nachkommen des

36 deportirten Auswurfs von Altengland sind jest in Austra lien behäbige Grundbesiger und Eigenthümer großer Schafs heerden, die zu Sidney, Melbourne und Adelaide äußerst ehrbare Parlamentssigungen und religiöse Meetings halten. Und wodurch hätten die zahllosen deutschen Bauernfamilien unser brüderliches Mitgefühl verwirkt, die in Amerika eine bessere Existenz gesucht und großentheils gefunden haben ? Man muß die prächtigen Bauernhöfe und die lachenden Fluren Pennsylvaniens gesehen haben , um sich zu über zeugen, daß auch dort der deutsche Name mit Recht unser Ruhm und Stolz ist , so schlechtes Deutsch die braven Leute gelegentlich in ihren Zeitungen schreiben, thun wir 1:30 es hier im alten Lande doch auch !! Nun hat schon jetzt das deutsche Element in einem Theile der Union eine bedeutende Consistenz gewonnen. In feinem der blühenden Staaten New-Jersey, Pennsyl vanien, Ohio, Indiana, Illinois und Missouri betragen die Deutschen weniger als ein Drittel der Bevölkerung, in Pennsylvanien und Ohio mehr. Diese Staaten bilden einen zufammenhängenden Strich von Ost nach West. Wisconsin, dessen Hauptstadt Milwaukee bereits zur Hälfte deutsch ist, wird ihnen bald beizuzählen sein. Wohlstand, Nationalbewußtsein , Vereinswesen , Pflege deutscher Bil dung ist bei diesen Deutschen in fortwährendem Steigen ; und in den legten ruhigen Jahren hatte die Einwande rung eine Durchschnittshöhe von 400,000 Seelen erreicht. Deutsche Art ist bisher massenhaft in der englischen unter gegangen ; fie thut es noch immer , wo fie vereinzelt das steht, aber die Zeit ihres massenhaften Verlustes ist vor bei. Zahlreiche Centren haben sich gebildet, die sie sam meln und erhalten. Das erhöhte Selbstgefühl, das unsere ganze Nation jest durchdringt, ergreift auch ihre ver 17005 sprengten Glieder.

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Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's

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neue Jahr. wiftwatch dondas ann siriju u 390 notingle 27212272110029 Big Tots: . II. Senaraiso med Ust MHAT Cnsign? shapes. 444 astri Die Präsenzzeit. 11 90 Thin sd 1 HOT (91911 1915879 (Fortsegung.) adau de frang 8139 [J.] Wir sind beim zweiten Hauptpunkt unserer Frage, bei der Bedeutung der Präsenzzeit für heran Der bildung und Aufstellung der Stämme. Begriff Stämme" (Cadres ) ist bekanntlich etwas schwan tend : er bezeichnet im Allgemeinen denjenigen Theil der Truppe, der bleibend bei der Fahne ist ; hier sind speciell die Unteroffiziere und , im Gegensag gegen Beurlaubte und Reservisten , die im Dienst präsenten Mannschaften, also die noch in der Ausbildung begriffenen jüngsten Alters classen, darunter verstanden. Für diese Stämme nun wird die Nothwendigkeit der dreijährigen Präsenz aus zwei Gründen behauptet. Erstens sichere dieselbe der zweijährigen gegenüber allein die regelmäßige Ergänzung der Unteroffiziere aus der Mannschaft, sowie die außer gewöhnliche Vermehrung derselben bei eintretender Mobil machung ; zweitens gewähre nur sie eine hinreichende stehende Truppenstärke, daß sich bei dem Uebergang aus der Frie dens in die Kriegsformation die wieder in den Dienst eintretende Masse mit der vorhandenen sofort in ein festes Gefüge, in einen Guß verschmelzen könne. In diese zwei Puntte läßt sich zusammendrängen , was bezüglich der Stämme von den Verfechtern der dreijährigen Präsenz überhaupt und insbesondere auch von Seiten der Regie rung gelegentlich der Berathungen in der Commission des Abgeordnetenhauses im Frühjahr 1860 gesagt worden ist. Wir wollen beide einer kurzen Erörterung unter werfen. Zunächst muß man der Regierungsanficht darin unbedingt beipflichten , daß die Unteroffiziere der Mehr zahl nach aus der Truppe selbst , d. h. aus den Dienst pflichtigen oder freiwillig Eingetretenen hervorgehen und in der Truppe selbst erzogen werden müssen. Eine be fondere Erziehungsanstalt, wie es 3. B. die Schulabthei lung in Potsdam ist , fann eine tüchtige Vorbildung namentlich in den technischen Fertigkeiten geben ; allein die eigentliche Schulung sowohl in der Praxis als im Geist kann nur im Dienste selbst geschehen , wie derselbe

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Unter diesen Umständen scheint der Gedanke nicht mehr verwegen , daß die Deutschen in einem Theil der Union das numerische und demnächst das politische Uebergewicht gewinnen fönnen ; daß in einer nicht zu fernen Zukunft das Deutsche gleiches Recht mit dem Englischen als offi cielle Sprache besigen werde. Die Aehnlichkeit zwischen amerikanischen und schweizerischen Zuständen würde da durch nur um einen Zug vermehrt. Dem neuen Eng land würde ein neues Deutschland zur Seite treten, vom alten politisch getrennt , durch Sprache , Sitte und Bil dung mit ihm verbunden , von ihm abhängig. Der Herbeiführung eines solchen Zustandes, den wir mit freudigem Stolz als einen Triumph unserer Nation begrüßen müssen, kann die neu entstehende Ordnung der Dinge nur zu gut fommen. Der selavenhaltende Süden hat von jeher deutsches Blut nur in geringem Maße aufgenommen. Außer Maryland , Westvirginien und Missouri fommt es eigentlich nur in Teras in Betracht, aber ohne Aussicht auf eine bedeutende Zukunft ; jene erstgenannten Theile aber sind solche , die bei der Union geblieben find oder ihr wieder zufallen werden. Nach Abtrennung des Südens bildet also das deutsche Element in der Union eine viel größere Quote der Bevölkerung und muß entsprechend mehr in's Gewicht fallen. Aber auch die für die Union entstehende Nothwendig feit, eine wirkliche Armee zu halten, statt der bisherigen, in zahllosen Forts verzettelten 15,000 Mann ; auch der

jebige Krieg und die Möglichkeit fünftiger Kriege in größerem Maßstab eröffnet für die Deutschen eine neue Laufbahn zu Ansehen und Einfluß. Ihre Ueberlegenheit über die Yankees an militärischer Leistungsfähigkeit , in physischer und moralischer Hinsicht, hat sich bereits höchst glänzend herausgestellt ; von dem Kundigen fonnte fie freilich nie bezweifelt werden. Hört man auch jezt noch Klagen über Zurückseßung , so tann es nicht fehlen, daß jene Ueberlegenheit sich immer mehr geltend macht : nicht nur durch den Nachdruck des wirklichen Verdienstes, auch indem sie das Selbstgefühl und die Ansprüche der Deut 109 schen über ihr oft zu bescheidenes Maß emporhebt.

37 auch allein die wichtigste aller Thätigkeiten für diese Schule , die immer erneute Ausbildung der jungen Mannschaft , enthält. Es muß darum auch im Dienste selbst die Anziehungskraft liegen, die wirklichen Soldaten naturen für die Unteroffiziersstellung festzuhalten und zu bilden : Zöglinge von Unteroffiziersschulen , über deren wirkliche Brauchbarkeit doch zulezt nur der Dienst selbst entscheidet, tönnen ein gutes Element abgeben ; ausschließ lich oder vorwiegend aus solchen dürfte aber kein Heer seine Unteroffiziere nehmen, und für das preußische wäre es gradezu ein Widerspruch mit seiner Verfassung, welche auf die Wehrhaftmachung des ganzen Voltes gerichtet ist. Mit diesem Zugeständniß ist indessen die Frage nicht er ledigt : warum für die Heranbildung von Unteroffizieren Die dreijährige Präsenz nöthig sein soll ? Hält man es nicht für möglich , ohne dieselbe aus der Mannschaft die fünftigen Unteroffiziere herauszufinden? Oder er blickt man in ihr eine unumgängliche Voraussetzung für die Ausbildung der Unteroffiziere ? Oder glaubt man wesentlich durch fie die tüchtigeren Leute dem Dienst für Diese Stellung gewinnen und erhalten zu können ? Für die beiden ersten Fragen ist der Friedensdienststand von Wichtigkeit. Er soll per Bataillon neben 68 Unteroffi zieren und Spielleuten 170 Soldaten des ersten , 170 des zweiten und 130 des dritten Dienstjahres, an Mannschaft also 470 oder per Compagnie 116 bis 118 Köpfe betragen , während die lettere bei zweijähriger Präsenz im Bataillon nur 340 , in der Compagnie 85 Köpfe zählen würde. Nun wird es der Hauptmann allerdings sowohl für die Auswahl der tauglichen Leute, als für ihre Ausbildung zu Unteroffizieren vortheilhafter finden, wenn er 116 bis 118, als wenn er 85 Mann vor sich hath; allein als entscheidend stellt sich der Vortheil bei näherer Betrachtung durchaus nicht dar. Das ist ja der Borzug der neuen Ausbildungsmethode, und darum ver dient fie den Namen der individuellen, daß sie gleich im Cursus des ersten Jahres Jeden nach seiner besonderen Befähigung entwickelt, so daß der Hauptmann schon in dieser Zeit seine Leute hinreichend kennen lernen wird, um sich dann im Laufe des zweiten Jahres unter den jenigen , die überhaupt bleiben wollen , zu entscheiden. Einzelne Fehlgriffe werden dabei kaum zahlreicher vor tommen , als wenn noch ein drittes Jahr hinzutreten würde; und solche Fehlgriffe auszugleichen, dafür ist die Schule der Gefreiten da, welche in Preußen die vortreff liche Einrichtung hat , daß per Compagnie 12 derselben auf 13-14 Unteroffiziere kommen. Ebenso wenig wird sich in Abrede stellen lassen , daß für diese Schule , d. h. für die weitere Ausbildung zum Unteroffizier, eine blei bende Compagniestärke von einigen 80 Köpfen immer noch mehr als hinreichend ist. Die wichtigste Thätigkeit in dieser Schule ist und bleibt die Einübung der jungen Mannschaft , wie sie sich mit 40-45 Recruten in jedem Jahr wiederholt. Mit dieser hat der Gefreite und der Unteroffizier den ganzen Kreis der dienstlichen Thätigkeit in jener Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen zu durchlaufen, aus dem sich allein die volle Sicherheit ent widelt. Um dagegen die Unteroffiziere auch in den tat tischen und disciplinarischen Dienstkreis einzuführen , der fie bei voller Kriegsstärke erwartet, erscheint es weit wich

tiger , daß die Compagnien während 4 bis 6 Wochen & großer Herbstübungen möglichst vollzählig erscheinen , also daß ihr gewöhnlicher Stand um einige 30 oder 40, Mann höher ist. Was endlich die Frage angeht, ob das dritte Dienstjahr die tüchtigen Leute eher zur Erwählung der Unteroffizierslaufbahn bestimmen werde ? so müssen wir diese Wirkung nach unseren Erfahrungen entschieden be zweifeln. Die allgemeine Klage in allen deutschen Heeren, daß eine befriedigende Ergänzung der Unteroffiziere immer schwieriger werde, könnte durch Dienstalterszulagen, durch Erhöhung der Stellvertretungssummen, durch Aussichten auf Civilanstellung bisher nur unvollkommen beseitigt werden ; sie wird auch nicht durch eine längere Präsenz und wenn man sie über 4 und mehr Jahre erstreckt - auf gehoben werden. Ihr durchgreifender wesentlicher Grund ist , daß grade der tüchtige Unteroffizier nicht Rang, Stellung und Wirkungsfreis , wobei der Gehalt nur ein einzelnes Moment ist, mehr findet, wie es seine Aufgabe schon an sich , und sodann den ihm erreichbaren anderen Lebensstellungen gegenüber, verlangt. Im Dienst selbst muß man dem Unteroffizier befriedigendere Aussichten eröffnen , wenn man gründlich abhelfen will. Wie das geschehen könnte, bedarf einer besonderen Betrachtung in einem späteren Abschnitt. Mehr Gewicht scheint der Behauptung beizuwohnen, daß es der dreijährigen Präsenz bedürfe, um einen Stamm von hinreichender Stärke und Festigkeit beim Uebergang aus der Friedens zur Kriegsformation zu haben. Das preußische Bataillon soll im Krieg ohne Offiziere 1002 Mann zählen. Sein Friedensstand wird , wie oben an gegeben, bei dreijähriger Präsenz 68+ 170 +170+ 130 1 538 , bei zweijähriger 68+ 170 + 170 = 408 Köpfe betragen ; es müssen demselben also, um die Kriegs stärke zu erreichen, im ersten Fall 464, im zweiten 594 Mann zugehen, wobei im Durchschnitt 28 bis 30 Unter. offiziere zu ernennen sein werden. Diese Kriegsvermeh rung wird , nach Inhalt der Novelle zum Gesez vom 3. September 1814, welche die Regierung den Kammern vorzulegen beabsichtigt ) , bei dreijähriger Präsenz aus 4 Jahrgängen Reservisten bestritten, welche 4. 170 = 680 und , wenn man 25 Procent Abgang rechnet, 510 Köpfe zählen, also zur Deckung von 464 Mann reichlich ge nügen , vorausgesezt , daß aus den Reservisten nicht zu gleich die Ersazbataillone vollständig bestritten werden sollen. Bei zweijähriger Präsenz würden sich zur Deckung von 594 Mann 5 Jahrgänge Reservisten, also 632 Mann ergeben. So lange man nicht entweder die ganze For mation der Infanterie ändern oder eine größere Gesammt zahl von Recruten einstellen will , müssen diese Zahlen verhältnisse als feststehend betrachtet werden. Es kommen nämlich von den 60-63,000 Recruten , welche jährlich ausgehoben werden , etwa 43,000 auf die Infanterie, was auf je eins der bestehenden 253 Bataillone ziemlich genau 170 Mann beträgt, so daß in diesem Zusammen hang nicht mehr der Gedanke zulässig erscheint, als könne man etwa , um bei zweijähriger Präsenz den bleibenden Herbert Ho om noget *) Die Novelle , am 14. Januar von Sr. Maj. dem König ges zeichnet, ist am 23. durch den Kriegsminister von Roon beim Herrenhaus eingebracht worden. ST95110070 D. Red.

38 Friedensstand verhältnißmäßig zu verstärken , per Ba | --taillon eine größere Recrutenzahl jährlich einstellen, — ein Gedanke , der überdieß auch von Seiten des Budgets, wie in der Zahl der für die Recrutenausbildung gegebenen Chargen seine Beschränkung finden würde. Die Frage bleibt also zwischen einem Friedensstand von 538 mit 464 Mann Kriegsvermehrung und einem Friedensstand von 408 mit 594 Mann Kriegsvermehrung per Bataillon. Handelt es sich nun einfach um das Bessere , so würde natürlich jeder Soldat das Erstere vorziehen ; allein die Frage ist : ob dieß durchaus nothwendig , ob nicht viel mehr auch das Zweite zulässig sei ? Eine zwingende Ents scheidung nun ist hierbei zur Zeit nicht möglich. Wer die Mobilmachungen in Süddeutschland in den Jahren 1848, 1849 und 1859 mit erlebt hat, wird die Zulässig feit schwerlich bestreiten. Es war hier im Durchschnitt das Verhältniß des Friedensstandes zu der Kriegsver mehrung noch weit geringer , und gleichzeitig wirkte eine Reihe anderer ungünstiger Umstände mit ein ; dennoch war 4-6. Wochen nach dem Einrücken der Beurlaubten und Reserven Alles so weit in ein festes Gefüge gebracht, daß man mit Vertrauen in's Feld marschiren konnte, wobei freilich hinzugefügt werden muß , daß die Kriegs stärke nicht überall vollständig erreicht war, und daß es um die Ersatkörper zum Theil schlecht stand , weil die brauchbarste Mannschaft für die ausmarschirenden Truppen theile ausgesucht war. Doch bedürfte es zur Beseitigung dieser Uebelstände hier in keinem Falle einer Erstreckung Der zweijährigen Präsenz. Dagegen wird man sich in Der preußischen Ueberlieferung auf die dort bestehenden eigenthümlichen Verhältnisse berufen, für welche das an geführte Beispiel keine Beweiskraft habe; in Folgendem glauben wir aber noch auf einen Punkt von ganz allge meiner Bedeutung hinweisen zu dürfen. (Schluß folgt.)

Militärische Neiſeeindrücke von Skandinavien. B. Norwegen. (Forthegung.) [A. v. S.] Im Innern von Norwegen verspürt man # wenig von Militär , was hauptsächlich davon herrührt, daß es dort an solchen größeren Ortschaften fehlt , wo eine Einquartierung möglich wäre. Nur hier und da, wenn ich an einem größeren Gütercomplex vorüberfuhr, belehrte mich mein Skydsjunge , daß da der Herr Capi tän A., oder der Herr Oberstlieutenant B. wohne. Zwei mal traf ich selbst mit Militärs zuſammen ; das einemal auf dem Dampfboot des Mjösensees , das anderemal in Leirdalsören am Sognefjord. Der Mjösen liegt etwa 3 Meilen nördlich von Christiania , mit welcher Stadt er durch die einzige Eisenbahn Norwegens verbunden ist. Ein paar kleine Städtchen wie Lillehammer und Hamar, wo eben Recruten dressirt wurden, liegen an seinen Ufern und unterhalten einen lebhaften Verkehr mit der Haupt stadt. Unser Dampfboot hatte unter anderen Passagieren auch einen inspicirenden General, dem ich mich vorstellte,

und der sich sofort beeiferte, mir in französischer Sprache verschiedene Aufklärungen über die militärischen Verhält nisse des Landes zu geben. Es war, wie gesagt, eben die Zeit der Recruteneinübung , zu deren Behuf die Cadres , welche in der Nachbarschaft auf Staats- oder eigenen Gütern wohnten , einberufen waren ; die Com pagnien wurden nun nach Beendigung der Compagnie schule und der damit verbundenen Einübung der Ele- . mente der zerstreuten Fechtart, Gymnastik 2c. einer Muste rung durch die Bataillonscommandanten und Generale unterworfen , welche zu dem Ende die Bezirke bereisten. Außerdem befanden sich noch mehrere neuernannte Lieute nants auf dem Dampfboot , cie eben ihren Cadetten cursus beendigt hatten und nun, ehe sie in die Regimenter traten , auf einige Zeit in Urlaub gingen. artige und bescheidene junge Leute, welche sämmtlich. deutsch sprachen , einige sogar recht gut. Die deutsche , Sprache ist nämlich ein Lehrgegenstand an der Kriegs schule zu Christiania, und wird dort durch einen deutschen; Professor gelehrt , wie denn auch einige deutsche militä- . rische Bücher dort benugt werden. In Leirdalsören wohnte ich mit einigen Offizieren, welche dort eben ihre Compagnien dressirten , in dem einzigen Gasthofe des Ortes zusammen. Es waren sehr gebildete, ächt kameradschaftliche Männer , zwei darunter von deutscher Abstammung ; die meisten sprachen oder verstanden wenigstens Deutsch. Zur bequemeren Unter= haltung kamen wir überein, daß sie langsam norwegisch, ich ebenso deutsch sprechen sollte. Es wurde hier übrigens weniger von rein militärischen als von militäriſch-poli tischen Dingen gesprochen ; das Leben der norwegischen Offiziere, welche längere Zeit Gutsbesizer , Storthing männer (D. h. Nationalöconomen und Politiker) als Soldaten sind , bringt dieß unwillkürlich mit sich. Die erste Frage war wie gewöhnlich in Norwegen : was die eigentiche Ansicht und Absicht Deutschlands Dänemark gegenüber sei ? - Peinlich muß es den Deutschen berühren, wenn er die geringe Meinung , die, man hier im hohen Norden von Deutschland und nament lich von Preußen hat, dem man nun einmal durchaus feine That zutraut, mehr oder weniger verblümt zu hören. bekommt. Norwegen nimmt ganz entschieden Partei für Dänemark , obschon ich nicht glaube, daß es sich aus Sympathie an einem Kriege betheiligen wird, denn die, Norweger sind vor Allem sparsam und geben nie ohne Noth Geld aus. Ob es aber die Besorgniß ist, wider Willen in einen Krieg mit Deutschland verwickelt zu werden, oder ob man etwas von Rußland befürchtet : Thatsache ist, daß neuerdings in mehreren größeren Orten Norwegens Vereine von Bürgern zu gemeinsamen Waffen übungen entstanden sind , welch' leztere zwei Sommers monate dauern. Eine Anzahl junger Leute, welche sich eventuell zu Offizieren melden würden , haben auch im Winter Unterricht im Exercirreglement, Bajonnetfechten c. unter der Leitung eines Offiziers. Ebenso entschieden wie für Dänemark, nimmt man hier auch für Stalien und Ungarn Partei, indessen weniger aus Animosität gegen Desterreich als aus Sympathie für die Freiheitsbestrebungen dieser Länder , was bei den in Norwegen herrschenden: demokratischen Principien nicht zu verwundern ist. — Unser

39 Wortkampf wurde übrigens ganz kameradschaftlich ge | Offizieren mit goldenen Schnüren eingefaßt ist wie in führt ; der eine norwegische Capitän , ein lustiger Herr, Frankreich ; im Dienste aber ein mittelgroßes schwarzes stellte sich dabei en garde und versinnlichte in lebhaften Tuchkäppi mit rother Wollborte oben und eben solchen Gesten und mit großem Humor, wie er sich gegen Deutsch Streifen zur Seite. Außer einer Cocarde hat der Soldat hier einen Pompon mit rothem Obertheil , während die land vertheidigen werde , wenn man ihn angreife. Die Recruten in Leirdalsören waren einquartiert und Farbe des unteren je nach dem Bataillon verschieden ist. wurden beim Zapfenstreich durch die Unteroffiziere vom Das Regiment ist durch eine Nummer auf dem Käppi, Dienst visitirt. Doch nahm man es nicht so genau, wenn die Compagnie durch eine Nummer auf dem Untertheil fie nachher auch wieder ausgingen. Sie trugen noch des Pompons bezeichnet. Die Corporale und Unteroffi weißes Lederwerk, während die neue Ordonnanz in einem ziere unterscheiden sich durch Schnüre am Vorderarm, die schwarzen Leibgürtel mit Messingschnalle besteht. Die Offiziere durch Sternchen auf den Epauletten und goldene Uniform der norwegischen Infanterie, wie ich sie hier Ligen um die Kopfbedeckung. Die letteren tragen Säbel und später in Bergen sah , bestand aus einem dunkel an schwarzer oder goldener Umspannkuppel und im Dienſte blauen , furzen und weiten Waffenrock mit rothem Halb rothe Schärpen. Die höheren Unteroffiziere tragen gleich fragen, rothen Passepoils und einer Reihe gelber Knöpfe, falls Säbel , die niederen und die Mannschaft nur das ohne Epauletten oder Achselklappen , dagegen mit zwei Bajonnet in der Lederscheide. Bei voller Ausrüstung hat Laschen an den Hüften, um den Gürtel besser zu halten. die Mannschaft einen schwarzledernen Tornister ohne Die Offiziere haben zwei Reihen Knöpfe und den fran Taschen, außen mit einem Rücken von Seehundsfell, so zösischen Schnitt , den fünftig auch die Mannschaft er wie eine kleine verschiebbare Patrontasche. Die äußere halten soll. Da nur drei Größeclaſſen bestehen, so paßten Erscheinung des norwegischen Sbldaten ist demnach zwar die Röcke nicht durchaus gut. Die Beinkleider sind dunkel nicht glänzend , aber militärisch , und macht den Ein grau mit rothen Passepoils. Für gewöhnlich trägt der druck , daß seine Ausstattung eine praktiſche ſei. Mann die Müge der Chasseurs d'Afrique , die bei den (Schluß folgt.)

Nachrich

Desterreichische Monarchie.

ten.

den schon bestehenden Normen Gebrauch zu machen , d. h. gegen zweijährige Gehaltsabfertigung ihre Charge zu quittiren .

Wien, 28. Januar. [Bildung eines Marine ministeriums.] In Folge eines kaiserlichen Handschreibens Preußen. vom 26. Januar an den Erzherzog Rainer ist die Marine canzlei und das Marineobercommando aufgehoben und die Berlin , 27. Januar. [Bevorstehende Belage= oberste Leitung der Angelegenheiten der Kriegsmarine einem rungs- und Pontonierübung bei Graudenz.] Marineministerium übertragen worden. Da jedoch die Er Es ist bereits bekannt geworden , daß für das gegenwärtige Jahr größere Truppenzusammenziehungen , als grade die nennung des Marineministers einem späteren Zeitpunkte vor behalten bleibt , so wurde vorläufig der Minister für Handel Dislocirung ohne Weiteres gestattet, zu Manövern nicht und Volkswirthschaft , Graf Wickenburg , mit der Leitung des stattfinden werden. Dagegen ist, wie von zuverlässiger Seite Marineministeriums betraut. Indem gleichzeitig die Marine der " Elberf. Ztg. " mitgetheilt wird, befohlen, daß bei Grau canzlei aufgelöst ward , ist der Erzherzog Ferdinand Mari denz eine Belagerungs- und Pontonierübung größten Maß milian von der Leitung des bisherigen Marineobercommandos stabs stattfinden soll , zu welcher zunächst die Dependenz der enthoben und zum Commandanten der Kriegsmarine ernannt | ersten Pionnierinspection , nämlich das Gardes, pommer'sche worden. und ostpreußische Pionnierbataillon , designirt ist. Es soll - [Der Reorganisationsplan für die pensio- darauf ankommen , die Belagerungsarbeiten in denjenigen nirten Offiziere.] Der Reorganisationsplan für die pen- Verhältnissen und Dimensionen in Ausführung zu bringen, fionirten Offiziere ist, wie man erfährt , soeben im Kriegs- welche den verbesserten Feuerwaffen gegenüber erforderlich ministerium in Arbeit. Deffen Ausführung hat im Militäretat bedeutende Ersparnisse zur Folge. Es werden nämlich die noch ganz dienstfähigen (und deren gibt es viele) Offiziere in die active Armee einberufen ; die Halbinvaliden werden zur Leitung von Spitälern, zu Canzleidiensten überhaupt ver wendet, während die zum Kriegsdienst tauglichen, die sich jezt in solchen Anstellungen befinden, ebenfalls zur activen Armee einberufen werden. Die vor dem Feinde verwundeten und durch langjährige Dienstzeit physisch untauglich gewordenen beziehen ihren Ruhegehalt fort und werden zur Verbesserung ihrer Existenz mit Tabaktrafiken und Lottocollecturen betheilt. Es wird übrigens den øbengenannten Herren freigestellt, von

werden.

Na ƒƒ a u. Wiesbaden , 17. Januar. [Neues Adjustirungs reglement.] Der Herzog hat mittelst Generalbefehls das neue Adjustirungsreglement an die Truppen erlassen. Das Reglement enthält in sehr umfassender und schöner Bearbei tung die Bestimmungen über künftige Bekleidung aller Truppen theile , sowie aller Grade. Von den neuen Uniformsgegen ständen sind geschmackvolle Abbildungen dem Texte beigefügt. Die Truppen erhalten künftig Käppis mit Haarbusch, und nur die Generalität mit dem Stabe tragen den Helm fort ;

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Man schrieb dieß anfänglich dem Fett zu. ebenſo erhalten diese doppelte Streifen an den Beinkleidern. | Lauf brachte. Ferner Waffenröcke mit zwei Reihen Knöpfen und auf den Allein später fand man , daß auch ganze lose Kugeln im Schultern statt der Epauletten Achselklappen von Gold- oder Laufe von 3 Jahren in einer Dicke von 0,5 Linien oxydirt Silberborten, auf den Achselklappen der Infanterie die Regi hatten. Abgesehen von der schwierigeren Ladung ist zu fürchten, mentsnummer , zwei gekreuzte Kanönchen bei der Artillerie, daß dieses Blei den Zügen nicht mehr so gut folge. Es eine brennende Granate bei den Pionnieren. Die Distinc dürfte daher praktisch erscheinen , nie zu große Vorräthe von tionen der einzelnen Grade, ähnlich wie sei der österreichischen Munition zu haben. Armee, d. H. Sterne am Kragen und bei den Stabsoffizieren Rußland. Borten am Kragen und Aufschläge. Das Jägerbataillon erhält einen Waffenrock , welcher mittelst schwarzer Schnüren St. Petersburg, 20. Januar. [Beabsichtigte Ver geschlossen ist , dazu die Offiziere eine dem österreichischen änder ungen in der Uniformirung der Armee. ] Nach Husarengürtel ähnliche orangefarbene Schärpe , was voraus, einer Mittheilung der „ Warschauer Ztg. ", die wohl noch der Be sichtlich sehr elegant aussehen wird. Die Artilleriepffiziere stätigung bedarf, soll die Uniform der Armee gänzlich ver erhalten silberne Cartouchen mit Riemen von Goldborten. ändert werden. Der Helm wird ganz und gar abgeschafft und durch ein Käppi erseht. Es handelt sich aber nicht nur Belgien. um die Kopfbedeckung , sondern um das ganze Costüm , das Brüssel, 10. Januar. [Die Waffenfabrication in Zukunft völlig national nach Art der alten Milizuniform, Lüttichs.] Im Jahr 1861 wurden in Lüttich für_fran ober wie gegenwärtig das Schüßenbataillon der kaiserlichen Fa zösische Rechnung für 7,500,000 Francs Waffen verfertigt, milie, montirt werden soll. Also Pumphosen in hohe Stiefel für im Betrag von verein für 2,733,000 Fr. , für Holland für 818,000 Fr., für gesteckt, Rutka ohne Knöpfe und Schnüre, rothe Schärpe um den Leib und eine pelzverbrämte runde Müge ohne Schirm. die Hansestädte für 510,000 Fr., Brasilien 486,000 Fr., Das Costüm ist äußerst kleidsam , bequem, jedenfalls billiger Italien 308,000 Fr. , Vereinigte Staaten 175,000 Fr. als die bunten Uniformen im westeuropäischen Styl. Die Zusammen für etwa 16,000,000 Fr. Im Jahr 1860 wurden nur für 12,000,000 Fr. , 1859 nur für 10,000,000 Fr. Neubeschaffung wird aber, wenn sie nicht ganz allmählig vor sich gehen soll, viel kosten. Außerdem wird die ganze Armee Waffen dort fabricirt. kurze Pelze bekommen ; deren sind bereits 80,000 bestellt. Frankreich. [ S.] [Versuche mit einer neuen Whitworth Büchse.] Die Schießcommiſſion zu Vincennes machte dieser Tage Versuche mit einer neuen Büchse nach Whitworth, deren Geschosse einen Durchmesser von nur 6 Millimeter haben. Der Durchschnitt des Rohrs ist sechseckig. Die ganze Büchse wiegt nicht mehr als ein Jagbgewehr und gab in Beziehung * Auf 92 Mtr. Ab auf Treffsicherheit erstaunliche Resultate. stand fehlte kein Schuß auf eine Scheibe von nur 10 Cmtr. Durchmesser. Die Büchse schießt bis 1200 Mtr., fostet aber, da alle Theile mit Maschinen gefertigt werden , 600 Fr.

Großbritannien. -b in Die Besorgung der Schlächterei durch die Truppen im Lager zu Aldershott hat ſo treffliche Resultate geliefert, daß sie auch in Chatham eingeführt werden soll. Bereits werden dort die nöthigen Schlachthäuser , Ställe, Magazine zc. erbaut. Nicht nur die wohlfeilere und bessere Beschaffung von Fleisch, sondern auch die Uebung der Mannschaft in diesen Arbeiten für eine künftige Praxis im Feld , wird als Gewinn hervor gehoben. Niederlande. [Dauerhaftigkeit der Munition der gezogenen Waffen.] Nach einer Mittheilung der Re vue universelle des mines von de Cuyper ist die Munition der gezogenen Waffen wegen Oxydirung des Bleies nicht dauerhaft. Man hat die Wahrnehmung gemacht , daß die Kugeln der Enfieldgewehre durch Oxydirung in der Mittel linie so zugenommen hatten, raß man sie nicht mehr in den

Schweiz. Bern, 20. Januar. [Die beabsichtigten Abände rungen des Gesezes über die Militärorganisation.c.] Am 17. d. M. zog der Nationalrath die bundesräthlichen Anträge, betreffend einige Abänderungen des Gesezes über die eidgenössische Militärorganisation, in Berathung. Sie betrafen namentlich den eidgenössischen Stab und den Unterricht der Recruten und den während der Wiederholungscurse. Der wichtigste Antrag war der auf gänzliche Aufhebung des seit herigen hinsichtlich des Stugens und des Prélat-Burnaud gewehr angewendeten Magazinirungssystems. Die hierauf Bezug habende Stelle der bundesräthlichen Botschaft lautete : ,,Was den Stugen, das Jäger- und Prélat-Burnaubgewehr betrifft, so ist es im directen Widerspruch mit den in neuerer Zeit immer mehr hervortretenden Bedürfnissen und Bestrebun gen, den Soldaten auch außer der Dienstzeit mit seiner Waffe sich vertraut zu machen , und in freiwilligen Vereinen sich damit zu üben. Wenn dem Mann zu Friedenszeiten ras Gewehr nicht vollständig anvertraut wird, wenn er hier nicht dasselbe gehörig zu unterhalten und damit sich zu üben lernt, so ist fast noch größere Gefahr vorhanden , ihm dasselbe in Kriegszeiten zu übergeben. Also dem Mann, der berufen ist, im Kriege die Waffe zu führen , dieselbe auch in Friedens zeiten, und zwar in ſeinem eigenen Hauſe, anvertraut ! " Dieser Aufforderung wurde jedoch troß der warmen Befürwortung des Bundespräsidenten Stämpfli keine Folge geleistet. Das alte System ward mit einem Mehr von etwa 20 Stimmen beibehalten ; allen übrigen bundesräthlichen Anträgen dagegen mit nur geringen Modificationen die Zustimmung der Ver JJ sammlung ertheilt,

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leske...

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Allgemeine Militär - Beitung

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 8. Februar.

No. 6.

1862.

Inhalt: Auffähe. Wer soll Mainz besegen ? - Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. II. Die Präsenzzeit. (Schluß.) 1 Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien B. Norwegen. (Schluß.) Nachrichten. Preußen. Auszeichnungen für Offiziere der Kriegsschulen. 1 Der neue Cursus der Kriegsschulen und bevor: stehende Eröffnung der vierten Kriegsschule zu Schloß Engers. Freie Stadt Hamburg. Vorlage und Verwerfung eines neuen Recrutirungsgesezes. Frankreich. Aus dem kaiserlichen Exposé , den Bericht über das Kriegs- und Marineministerium } betreffend. An unsere Leser , besonders in Preußen.

Wer soll Mainz beseßen? (Eine Aeußerung im Eingang des nachfolgenden Auffazes veran laßt uns zu der Bemerkung, daß wir eine Reihe von Einsendungen, die im Laufe der legten Monate über diese Frage uns zufamen, ein fach zurückgelegt haben. Wir anerkennen durchaus das Recht der Meinung, und wir halten es selbst für nothwendig, daß der Gegen saß der Meinungen, wie er grade hier wieder besteht, auch öffentlich jeinen ganzen Ausdruck finde. Daß wir unsere Zeitschrift für eine folche Discussion nicht verschließen, vielmehr fie gradezu für berufen halten , der Debatte als Sprechjaal zu dienen, das beweist wohl unsere ganze bisherige Haltung reichlich. Wenn wir dennoch die Einsendungen, in welchen die Debatte und damit der ganze Gegen sag der Anschauungen vertreten war , zurückgelegt haben , so geschah es nur darum , weil das Wort darin mit einer Heftigkeit ergriffen und geführt war, der wir die Zulassung glaubten versagen zu sollen. Die öffentliche Polemik ist völlig gereizt und bitter genug , als daß wir von unserer Seite dazu noch beitragen möchten. Auch dem nach folgenden Auffag würden wir die Aufnahme versagt haben , wenn er nicht im Ganzen die Mäßigung zeigte, die wir als Norm für die Zulassung glauben fordern zu müssen. D. Neb. )

[v. H.] Sm vorigen Jahre erschien zu Berlin eine Brochure unter dem knappen Titel "Mainz". Das Büchlein war anonym , angeblich weder officiellen noch officiösen Ursprungs, hatte aber offenbar hinter den Cou liffen der Berliner Politik sich etwas umgesehen, und war sehr mit dem einverstanden , was es da gesehen hatte. Der Kern feines Inhalts war die Behauptung , daß Preußen ein zwar nicht bundesgesegliches , wohl aber in den factischen Verhältnissen unleugbar begründetes Recht

darauf habe, die Bundesfeftung Mainz allein zu besegen. Die Beweisführung ging durch fast 10 Druckbogen, überall in dem gleich sicheren und tecken Tone, nur in historischen Dingen etwas an bedauerlicher Gedächtnißschwäche leidend. Die preußischen und nationalvereinlichen Blätter haben damals ein mächtiges Aufheben von dem Büchlein ge= macht. Der preußische General du Vignau hat es selbst in der A. M.-3. (Nr. 34 von 1861) des Näheren und zustimmend besprochen. Es ist sehr natürlich , daß diese Beistimmung anders wärts nicht getheilt wurde. Das Verlangen einer Bo russificirung von Mainz greift so tief in alle unsere poli tischen und militärischen Verhältnisse , daß schon darum alle diejenigen dagegen sein müssen, die da meinen , daß wir des Streites längst genug haben. Wer auf anderen Principien steht, muß so viel mehr dagegen sein. Die deutsche Presse , zur Unterscheidung auch die großdeutsche genannt , was sie sich wohl mag gefallen lassen , hat die Forderung der Berliner Brochure scharf zurückgewiesen. Noch jüngst erschien zu Leipzig ein Büchlein „ Die Be azung von Mainz sollen Bundestruppen fein" , das diese Zurückweisung sich ausdrücklich zur Auf gabe macht. Der Ton darin ist gemessen , fern von der tecken Sicherheit des Berliner Gegners , die Darlegung leicht grade darum so viel eher überzeugend , etwas

historische Verwirrung *) möglicherweise von Berlin be *) An welchem Tage des Jahres 1792 hat Custine (S. 12) Landau erobert? Wie kommt Erzherzog Carl am 3. September 1795

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zogen. Die A. M.-8. hat diese Gegenbrochure noch nicht besprochen, überhaupt die ganze , in der sonstigen Presse so lebhaft erörterte Frage seit Monaten unberührt gelassen. Ich beabsichtige , indem ich diesen Beitrag an die A. M.-3. sende, gar nicht eine durchgeführte Erörterung der Frage. Man könnte ein Buch schreiben , dicker als alle Brochuren , die darüber in Berlin und Leipzig er schienen sind oder noch erscheinen werden, und die Sache tame doch nicht zum Abschluß. Wo die politischen Grund ansichten einander so schnurstracks widerstreben , da hilft alle nur militärische Erörterung entschieden gar nichts . Aber eben über die politische Seite der Sache und über ihren Einfluß auf die militäriſche Betrachtung möchte ich einige Worte sagen. Der Hader um die Bundeskriegsverfassung währt jezt schon seit Jahren. Alles war glatt abgelaufen , erst die Frage des Oberbefehls wurde der Hemmschuh , der so fräftig wirkte , daß der Wagen ganz zum Stehen kam. Und diese Frage ist gar keine militärische Frage, sondern nur der militärische Ausdruck einer ausschließend poli tischen Frage. Es iſt viel militäriſche Gelehrsamkeit höchst unnüg in der diplomatischen und publicistischen Erörte rung der Frage des Oberbefehls aufgewendet worden, und doch hätte man von Anfang wissen können, daß hier allein die politischen Motive die Entscheidung geben können. All' der reiche und auserlesene Apparat von Kriegsgelehrt heit und von kriegshistorischem Wissen, der in Scene ge fegt wurde, war höchstens das Mittel, wodurch die poli tischen Motive verstärkt oder verhüllt werden sollten. Schlichte Soldatennaturen haben sich verwundert und erzürnt , daß die Sache nicht vom Fleck kam, weil ihnen eben von deren eigentlichem Wesen das Verständniß fehlte. Unsere ganze Bundeskriegsverfassung ist nicht mehr und nicht weniger als der grade Ausfluß der Bundes verfassung , lediglich der militärische Ausdruck derselben. Alle und jede militärische Reform ist möglich, so lange fein Princip der Bundesverfassung davon berührt wird ; trifft sie ein solches, so ist alle Reform unmöglich, erscheine fie auch militärisch noch so harmlos. Den schärfsten Ausdruck findet das in der Wirksam feit der Bundesmilitärcommission. Der schlichte Soldat begreift diese als ein Colleg von auserlesenen Offizieren, die in militärischen Dingen ihr Votum an den Bund geben. Das ist richtig in allen Fällen , wo die militäs rische Frage wirklich eine solche ist ; aber es ist falsch, sobald die militärische Frage auf einer politischen Voraus segung steht. Für alle Fälle der letteren Art ist die Bundesmilitärcommiſſion genau das was der Bundestag : eine Versammlung beauftragter Diplomaten. Der Unter schied besteht nur darin , daß nicht die wirklichen poli tischen Motive , sondern die brauchbaren militärischen Unterstügungsgründe der an sich feststehenden Einzelpoten hier zum Vortrag kommen. So war es in den ganzen bisherigen Verhandlungen

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über die Bundeskriegsverfaſſung, ſo war es in der Rastatter Besagungsfrage, und so wird es wieder sein, wenn etwa die Mainzer Frage an den Bund kommen sollte. Mit letterer aber ist es einstweilen genau so auch in ihrer publicistischen Behandlung, denn auch hier wird mit mili tärischen Gründen um eine Frage gestritten, deren Lösung allein auf dem politischen Gebiete liegt. Nur hier spielt der Conflict der Interessen, der sofort eintritt, sobald der Eine begehrt und fordert , was der Andere besigt und nicht lassen will. Das Besagungsrecht in Festungen ist aber ein sehr reelles Besigthum. Wem die Truppen gehören, dem ge hört zuleht auch die Festung , und alle wohlbedachten Paragraphen , die etwa anders sagen , sind eitel Papier. Darum wäre es begreiflich genug , wenn Preußen die Last der Besaßung von Mainz gern allein tragen möchte ; ebenso begreiflich aber auch, wenn Desterreich und der übrige Bund diese Zumuthung an Preußen für zu groß halten. Eine Bundesfestung verdient nur dann diesen Namen , wenn sie gemischte Bundesbesagung hat ; mit | einheitlicher Besaßung wird sie Landessestung , oder ste kann und wird es wenigstens dann werden, wenn einmal das Landesinteresse und das Bundesintereſſe in Wider streit kommen . Ünd eben darum wird halt Mainz doch eine Bundesfestung mit gemischter Besagung bleiben müssen . Das scheint die nüchterne Auffassung , die durch alle Beweisführung militärischer Dialektik nicht widerlegt wer den kann. Unsere Bundesverfassung und darum auch die Bundeskriegsverfassung beruht auf einem System vor sichtiger Machtvertheilung , das man sich ebenso gut aus billiger Rücksicht auf die Zustände, wie sie vor Gründung des Bundes waren , als aus einigem gegenseitigem Miß trauen erklären könnte , wenn die Acten über die Ent stehung des Bundes nicht ohnehin die Motive klar legten. Diese Machtvertheilung ist unsere Schwäche nach außen, aber auch unser Segen nach innen geworden. Preußen fordert einen größeren Machtantheil. Ist es ein Wunder, | wenn diese Forderung auf Widerstand stößt ? Wer geben soll , muß erst wissen, was ihm dagegen geboten wird, und das scheint unklar , und auch für Mainz wird es unflar bleiben. Freilich, die Berliner Brochure beruft sich auf die Loyalität, die Preußen immer bewiesen habe und beweisen werde. Ich will hiergegen das bleiche Gespenst von Basel nicht dadurch aufrufen , daß ich , wie die jüngste Gegenbrochure that , die preußischen Staatsschriften von damals ausziehe. Mein Zeuge sei der selige General von Hoyer, der in dem 1800 erschienenen 3. Band seiner "1 Geschichte der Kriegskunst" (S. 890) wörtlich sagt: "Während dem Laufe des vorhergehenden Jahres (zu Anfang 1795) sicherte mittlerweilen Preußen durch die Aegide der Demarcationslinie das nördliche Deutschland gegen die Einfälle und Requisitionen der Franzosen, und erwarb sich damit ein neues Verdienst um seine Mit stände." Beiten , wo man abermals so dächte wie vor , mehr als 60 Jahren , könnten wiederkehren. (S. 15) zu einem Siege über Jourdan bei Neumark ? Wie der Ift auch die Mainzer Frage wesentlich von politischer J so geschlagene Jourdan vor Mainz , bis Clerfait ihn wegjagt? Welche unglücklichen Ereignisse des Jahres 1796 " brachten Natur, so fann es wohl als überflüssig erscheinen, nach dann (S. 15) die Franzosen abermals vor Mainz ? dem dieß verhandelt, noch mit der Leipziger Brochure Beispielsweise Fragen des Einsenders. eine Widerlegung der militärischen Betrachtungen ein

43 gehen zu wollen , die in der Berlinerin enthalten find. Nur einige Bemerkungen darum in dieser Richtung. Ganz Norddeutschland soll ein Interesse daran haben, daß die Alleinbesegung von Mainz als ein Recht an Preußen tomme. Sollte man auch in Hannover, Dress den c. dieser Ansicht sein ? Die Bedeutung von Mainz wird dort sicher nicht verkannt, aber grade darum wird man ihm die Natur einer Bundesfestung ungemindert erhalten wollen . Der deutsche Süden soll kein unmittelbares Intereſſe an Mainz haben. Die Gegenfrage nach den militäs rischen" Gründen, wegen deren Preußen die Mitbesaßung von Rastatt forderte und durchsetzte, beweist schon allein, daß Süddeutschland ein mindestens ebenso schweres un mittelbares Interesse an Mainz hat. Aber das Intereſſe ist ein gutes Theil schwerer noch. Mainz ist der Schlüssel zum Mainthal , und durch dieses führt ein Weg nach Süddeutschland , der von französischen Heeren zu oft schon eingeschlagen wurde , als daß wir ihn vergessen könnten. Der Weg führt aber noch weiter , nicht bloß nach , sondern auch durch Süddeutschland nach Dester reich, die beide so ganz unmittelbar auf einander hinge wiesen sind. Im Fall eines französischen Angriffs ist dabei die unmittelbare Hülfe Desterreichs dem deutschen Süden näher und darum werthvoller als die Preußens, der Süden' also sehr direct dabei betheiligt , daß Dester reich seine Position im Bund ungeschmälert bleibe. Poli tische und militärische Motive verflechten sich da , alle aber deuten darauf, daß das preußische Verlangen abges lehnt werden müſſe.

Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. II. Die Präsenzzeit. (Schluß.) [J.] Die Schnelligkeit , womit der stehende Friedens stand mit der Kriegsvermehrung in einen zuverlässigen militärischen Körper verschmolzen wird, hängt neben dem zwischen beiden überhaupt bestehenden Verhältniß offenbar auch von der Raschheit ab, womit sich die Kriegsver mehrung selbst in die früher gewohnten Dienstverhältnisse wieder einlebt. Und hier bietet sich ein Mittel dar, welches selbst eine bedeutende Herabseßung der Präsenz ausgleichen fönnte , ohne doch in gleichem Maße das Budget zu bes Lasten. Es ist dieß die regelmäßige Herbeiziehung der Beurlaubten und Reservisten zu größeren Herbstübungen auf 4-6 Wochen. Nach dem gegenwärtig von der Re gierung aufgestellten Princip nämlich würde jeder der 170 Recruten , die einem Bataillon jährlich zugehen, die ersten drei Jahre bleibend in Dienst und dann 4 Jahre beurlaubt sein , während deren er zweimal auf etwa 4 Wochen zu gemeinsamen Uebungen herbeigezogen wird, so daß seine Gesammtpräsenz sich auf etwa 38 Monate berechnet. Würden dagegen 2 Jahre erster Präsenz mit 5 Jahren Urlaub angenommen, wobei der Mann vier

195 mal auf je 6 Wochen einberufen würde, so ergäbe fich eine Gesammtpräsenz von nur 30 Monaten ; es würden also 8 Monate oder Jahre Dienstzeit an jedem Manne gespart. Da nun der Mann im Jahre etwas über 73 Thaler kostet, so würde dieß für 253 Bataillone Ins fanterie eine Summe von reichlich 21 Millionen Thaler ergeben ; und wenn man auch in Anschlag bringt, daß nach der bestehenden Praxis im Durchschnitt 40 von den 170 Eingestellten nur eine Anfangspräsenz von 24 Mo naten haben sollen, so berechnet sich die Ersparniß immer noch auf 13 Millionen. Und dabei ist wohl zu beachten, daß in diesem Verfahren zugleich die Möglichkeit noch viel weiter gehender Ersparungen liegt , sobald man im Zusammenhange damit allmählig zur Praxis gelangt, noch unter die zweijährige Anfangspräsenz herunterzugehen. Die Frage bleibt freilich , ob diese Erleichterung des Budgets nicht mit einer Lockerung im Verband und Ge halt der Truppe zu theuer erkauft wäre ? Indessen erkennt man sofort , daß für das hier zunächst vorliegende Ver hältniß zwischen Friedensstand und Kriegsvermehrung die jährlich wiederholte Einziehung der letteren wohl die Abkürzung der Anfangspräsenz einigermaßen ausgleichen könnte. Es tommt für diesen , wie für alle übrigen Punkte nur darauf an, daß die Herbstübung, welche die Bataillone jedesmal der vollen Kriegsstärke nahe bringen wird , nach Geist und Thätigkeit , die sie entwickelt , in einem ächt militärischen Styl durchgeführt wird. Wir sind damit bei einer Maßregel , die wir früher schon von anderer Seite her angedeutet . haben und die wir überhaupt als eine der allernothwendigsten bezeichnen. müssen, wenn von einem Aufgeben des Princips der dreijährigen Anfangspräsenz die Rede sein soll. Wir haben von Anfang gesagt, daß dergleichen nicht als etwas Vereinzeltes , allenfalls nach dem Maßstab des augen blicklichen Nugens geschehen könne ; darum kann auch die zweijährige Präsenz nicht als principielle Grenze, sondern nur als ein Vermittlungsvorschlag, als ein augenblickliches Es Stadium in dieser Bewegung betrachtet werden. handelt sich vielmehr um ein allmählig fortschreitendes Herabgehen mit der Präsenz bis zu der möglichen Grenze, welche aus der Natur der Sache entwickelt werden muß. Diese Grenze wird mit der Vervollkommnung der Aus bildungsmethode, mit der Vorbildung der Mannschaft und uamentlich mit einer vollkommneren Organisation der für die Ausbildung thätigen persönlichen Kräfte sich immer enger ziehen , und , wie früher angedeutet , im Laufe der Zeit wohl auf 9-12 Monate fich beschränken lassen; nur darf man nicht vergessen , daß die Gewähr für die tech nische Tüchtigkeit und den militärischen Geist dann in einer anderen Richtung vervollständigt werden muß. In diesen Zusammenhang gehört die angedeutete Maßregel. Wir meinen damit nicht gewöhnliche Herbstübungen, wie sie bisher schon aller Orten üblich waren, sondern Herbst Die Ausführung des Ge übungen mit Lagern. dankens würde eine besondere Abhandlung in Anspruch nehmen *), indessen ist er glücklicherweise schon von vielen Seiten besprochen und vorbereitet, so daß er immer aus gedehntere Anerkennung findet. Ein solches Lager muß

*) Eine solche werden wir unseren Lesern demnächst vorlegen. D. Red.

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natürlich_mindeſtens einen aus allen Waffen gemischten | dazu nicht angelegt ist, daß ihm dafür alle Bedingungen Truppenkörper enthalten : 4-6 Bataillone Infanterie und fehlen. Wir sind aber auch ebensoweit von der Meinung ent Jäger, 3-6 Schwadronen, 6-12 Geschüße. Die Truppen rüden dazu möglichst in Kriegsstärke aus, etwa der älteste fernt, als könnte man unmittelbar und mit einem einzigen Jahrgang der Reserve tann befreit bleiben . Die Thätig Schritt in die Maßregeln hineintreten, in denen wir den teit erstreckt sich über das Gesammtgebiet der Ausbildung ; Streit über die Präsenzzeit geschlichtet finden würden. an Zeit dazu wird es während 4-6 Wochen, wo keinerlei Wir haben diese Maßregeln zunächst nur als Ziel hin Nebendinge dazwischentreten , nicht fehlen. Die Einzel gestellt , und dieß Ziel kann nur aus dem Heere selbst Darum , wir wiederholen es, ausbildung im Schießen, Gewehrfechten und Turnen heraus erreicht werden. findet in großen Wettübungen , die Formen des Exercir muß der bestehenden Ueberlieferung im preußischen Heere, plages finden in Revuen mit Schulevolutionen, und muß den jegt darin wirkenden Factoren , die sich eben die Uebungen der angewandten Taktik in Märschen, erst in einer so großen praktischen Probe bewährt haben, Bivouacs, Vorposten, kleinen und großen Gefechtsübungen ihre Geltung , ihre Wirksamkeit , ihr Recht vollständig ihren Abschluß. Der Kosten wegen wird man die Lager erhalten bleiben. Die Volksvertretung erinnere sich, daß im Durchschnitt nicht größer machen als angegeben ; sie nur mit diesen Kräften, nicht ohne sie das erwünschte dürfen 4-6 Meilen auseinanderliegen und können doch Ziel erreicht werden kann , und gewähre im Hinblick zu größeren gemeinsamen Uebungen zusammenwirken . Von darauf für jegt die möglichen Opfer. Sie erinnere sich Seiten des Budgets kann am wenigsten in Preußen ein zugleich, daß es in ihrer Aufgabe liegt , der Meinung Hinderniß entgegenstehen, denn der Aufwand für Material des Landes über die Regierungsmaßregeln ihren gesez und Einrichtung wird sicherlich durch die Ersparniß an lichen Ausdruck zu geben und wohl auch einzelne Aende Casernen- oder Quartierkosten gedeckt, welche die Abkürzung rungen zu beantragen, daß sie aber nicht zum eigentlichen der Präsenz einträgt. Von militärischer Seite dagegen Organisiren berufen ist. Die Regierung ihrerseits, wenn fönnen bei richtiger Verwerthung der Sache die 4-6 fie die Organisation , weil sie immer nur aus dem Zu Wochen eines solchen Lagerlebens wohl ebenso viele Mo sammenhange der Praxis selbst hervorgehen kann , mit nate Garnisondienstes aufwiegen. Die technische Aus Recht vorzugsweise als ihr Gebiet betrachtet, möge dabei bildung freilich muß vorausgegangen sein ; Offiziere und der Erleichterung des Budgets und der volksthümlichen Unteroffiziere geben der Arbeit, die sie daran gesezt, hier Gestaltung der Reform jede Rücksicht schenken , die sich ihren Abschluß und finden zugleich ihren Lohn dafür. mit dem Wohl der Armee noch verträgt. Die Maßregeln, welche in dieser Richtung noch auf anderen Gebieten Dagegen sehen sie sich, was auch eine mehr als drei jährige Präsenz nicht in gleichem Maße gewähren kann, liegen , besprechen wir im weiteren Verlauf dieser Be inmitten der Körper , wie sie auch der Ruf zum Kriege trachtungen ; bei der Präsenzzeit läßt sich, auch ohne vor erst das Princip der 3 Jahre aufzugeben , noch Vieles zuſammenführt. Wer da weiß, wie beim Anwachsen der selben aus dem gewohnten Friedensstande nicht bloß die thun. Die preußische Armee ist durch ihre Größe in der taktische Schule , nicht bloß die Handhabung der Disci günstigen Lage , in ausgedehntem Maße neue Versuche plin , sondern gradezu Alles anders wird , der wird das machen zu können , ohne damit zugleich eine bewährte zu schägen wissen. Es ist , um es kurz zu sagen , in Ueberlieferung aufzugeben. Schon haben bei vielen Regi unserer ganzen Vorschule zum Krieg der praktische Schluß mentern ausgedehntere Beurlaubungen vom Dienſtſtand ſtein; in dieſem friſchen thätigen Zusammenleben empfangen des dritten Jahres stattgefunden ; man könnte darin noch die militärische Form wie der militärische Geist das Siegel weiter gehen, sobald man nur die Sache im rechten Zu sammenhange mit der Ausbildungsmethode und den ange ihrer Entwickelung. Wir haben hiernach wohl nicht mehr nöthig , von deuteten Lagerübungen angreifen wollte. Würde in dieser dem militärischen Geist noch besonders zu reden. Weise auf Grund eines ausgearbeiteten Plans eine Wahl Er muß im Offiziercorps und in den Unteroffizieren seine freigegeben : es fände sich ohne Zweifel eine hinreichende feste Wurzel, seinen bleibenden Grund haben ; was dazu Anzahl Regimenter, welche die Verantwortung eines Ver gehört, betrachten wir im folgenden Artikel näher. Von suchs mit der zweijährigen Präsenz sofort auf sich nehmen diesem Grund aus wird er sich auch bei der kürzesten und auch bestehen würden. Daneben öffnen sich vor dem Präsenz , welche eine tüchtige technische Ausbildung | Kriegsministerium noch zwei andere Wege , die nicht im noch erlaubt , wenn die rechte Ausbildungsmethode und unmittelbaren Bereich des Heeres liegen : es kann sich das rechte Leben der Lager zusammenwirken , auch auf nämlich mit dem Unterrichtsministerium über die fünftige die Mannschaft übertragen, so weit dieß im Frieden über Verbindung zwischen dem Turnen in den Schulen und haupt möglich ist. Das Andere kann nur der Krieg thun. im Heere verständigen , und es kann die Vereinsbewegung, Mit denen dagegen, welche diesen Geist in der Entfrem welche gegenwärtig im Schüßen- und Turnwesen statt dung und Entfernung vom bürgerlichen Leben, in einem findet , für das Heer verwerthen. Das Nähere gehört besonderen Soldatenthum, wie es die Heere der anderen jegt nicht hierher." Rasche in die Augen fallende Er Großmächte in verschiedener Abstufung aufweisen, finden folge werden freilich in dieser Weise kaum zu erringen wollen , streiten wir nicht. Wir sind mit dem General fein ; aber die ausdauernde Arbeit , welche von ver von Krauseneck und mit manchem anderen Namen von schiedenen Seiten her die Kräfte zum Dienst des Heeres gutem, praktischem Klang, ja, wir dürften sagen mit dem sammelt, um die Frucht davon dem Staat und dem Volke Feldherrn , der das erneute preußische Heer siegreich zur wieder zurückzugeben , entspricht grade der preußischen Befreiung geführt hat , der Meinung , daß dieses Heer Heerverfassung und ist vor Allem geeignet , über den

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Streit des Augenblicks hinweg zur Aufrichtung dauernden Baues zu führen.

Militärische Reiſeeindrücke von

eines | legenheit fand. Der Bajonnetangriff war mit einem steifen Hurrah “ verbunden . Es ist seltsam , daß dieser Brauch, der doch weit mehr komisch als schreckenerregend wirkt, immer noch in manchen Armeen eingeführt ist. Bei den Wilden kann man sich dieses „ Viel Lärm um Im Allgemeinen Nichts" allenfalls gefallen lassen! Skandinavien. waren die Bewegungen sehr einfach: ich sah weder eine

Formation Front rückwärts, noch Front rechts oder links in Linie ; diejenige vorwärts in Linie geschah nur durch den Flankenmarsch. Das Quarré wurde, da die Com (Schluß .) pagnie in 3 Züge getheilt ist , auf den zweiten Zug for [A. v. S.] Ungeachtet der Reisende in Bergen schon mirt , der erste bildete zur Hälfte die rechte , zur Hälfte durch den Geruch mehr an Stockfische als an Soldaten die linke Flanke , der dritte die hintere Seite. ――― Ange erinnert wird, und man die legteren in einer so ausschließ nehm fiel mir bei allen Bewegungen auf, daß nur sehr lichen Handelsstadt nicht ſucht, sah ich doch zufällig hier wenige kurze Commandos gegeben wurden und Alles mit von norwegischem Militär mehr als irgendwo. Militä einer gewiffen Sicherheit und Ruhe vor sich ging. Wenn rische Etablissements hat die Stadt zwar außer einem man dabei bedachte , in welch' kurzer Zeit (30 Tage!) tleinen Arsenal für die Bergener Brigade , welches sich die Einübung stattgefunden hatte, so mußte man Lehrern in dem uralten Königsschloß am Hafen befindet und mehr und Schülern alle Anerkennung zu Theil werden lassen. Durch diese seine Lagerstätte als durch den Inhalt interes Die ursprünglich kriegerische Natur des Normannen möchte Nach dem geschlossenen sant ist , nicht aufzuweisen. Auch die hier anschließenden das Ihrige dazu beitragen. Strandbatterien sind mehr wegen der hübschen Aussicht Exerciren kam die zerstreute Fechtart an die Reihe. Die auf das Meer und der den weiten Hafen von Bergen Kette wurde zuerst zu zweien , dann zu Vieren gebildet ; einschließenden Felseninseln , als wegen ihres Umfangs der zweite Zug bildete die Unterstügung , der dritte die und ihrer Stärke eines Besuches werth. Dagegen hatte Reserve. Es wurden nur die einfachsten Bewegungen ausgeführt und dabei etwas ängstlich die Richtung nach ich das Glück, als ich einmal Morgens über den Parade plag ging , dort zu einer längeren Musterung seitens der Mitte eingehalten , wo der dirigirende Führer das einiger höheren Offiziere zu kommen. Zwei Compagnien Gewehr hoch hielt. In der Stellung kniete die ganze Kette , in der Bewegung trugen die Leute das Gewehr standen hier in voller Ausrüstung und wurden abwechse lungsweise in den verschiedenen йebungen geprüft, welche gesenkt und zwar ganz wagrecht. Beim Feuern wechselten man auch anderwärts mit der Compagnieschule zu ab die Leute des ersten Gliedes mit den 6 Schritt weiter solviren pflegt. Wie überall, begann die Prüfung mit rückwärts und im Intervall stehenden Leuten des zweiten Die ganze Uebung machte den Eindruck, den Handgriffen, welche mit Ruhe und in richtigem Tempo Gliedes. ausgeführt wurden ; einige derselben hatte ich sonst nir als ob sie nur für den Nothfall vorgesehen sei und deß gends gesehen , sie schienen Strecken des Gewehrs und halb nur nebenbei vorgenommen werde. Wahrscheinlich Griff zur Beeidigung zu sein. Auffallend schnell und werden für gewöhnlich die Jäger zum zerstreuten Gefecht ― Nun folgte das Bajonnetfechten. Da die leicht ging Laden , Fertigmachen und Feuern mit dem verwendet. Kammerladungsgewehr vor sich. Dabei machte die stets gewöhnlichen Feuergewehre hierzu verwendet wurden, beibehaltene Fertigstellung eine sehr Vertrauen erweckende mußte ein größerer Abstand genommen werden und konnte Wirkung. Es schien diese moralische Wirkung auf Ver von Contrafechten nicht die Rede sein. Ich sah einfache theidiger und Angreifer ein Hauptvorzug des Kammer und Doppelstöße , Paraden rechts , links und abwärts, ladungsgewehrs zu sein , um namentlich gegen Reiterei verbunden mit Sprüngen nach vor- und rückwärts. Zweck trefflich verwerthet werden zu können. Ich empfand niemäßig erschien mir der häufige Wechsel von der rechten deutlicher, wie wünschenswerth es sei , das schwerfällige auf die linke Hand und wieder umgekehrt, wodurch eine Arbeiten mit dem Ladestock, welches den Soldaten momentan gleichmäßige Ausbildung beider Seiten ermöglicht wurde. wehrlos macht und ihm ein überaus unbehagliches Gefühl Im Allgemeinen empfand man aber auch hier die gar einflößen muß, zu beseitigen. Unter den Feuern fiel mir zu kurze Uebungszeit , und von besonderer Gewandtheit Aehnliches ließ sich auch besonders eins auf, wobei das zweite Glied 2 Schritt konnte nicht die Rede sein. Abstand von dem ersten hielt und mit diesem das Ge von der Gymnastik sagen, welche nur in den sogenannten wehr wechselte; es mochte hierbei ein besonderes Vor Freiübungen, den Bewegungen der Arme, der Beine, des tommniß , vielleicht die Aufstellung auf und unterhalb Kopfes nach Spieß und Kloss bestand. Die Norweger find der Infanteriebant in einer Schanze, in's Auge gefaßt nämlich keine Freunde der schwedischen Heilgymnaſtik, ſon wwxxx ob aus Wider sein. Beim Anschlag stellten beide Glieder den rechten dern ziehen die deutsche Methode vor, Fuß zurück. Die hierauf folgenden Marschbewegungen spruchsgeist gegen Schweden oder aus wirklicher Ueberzeu gingen in einem ziemlich langsamen Tempo vor sich, dem gung, will ich dahingestellt sein lassen. Ich konnte hier die felbe Bemerkung machen wie überall, wo diese Bewegungen entsprechend war auch der Laufschritt schwerfällig. Schnellig Das legtere teit und lebhafte Energie scheint überhaupt nicht in der vor dem Publicum vorgenommen werden. Natur des Norwegers zu liegen, der seine Arbeiten mehr drängte sich heran wie zu einer Hanswurstiade und lachte mit Ruhe und zäher Ausdauer vollendet , wie ich auch unbändig ; die Soldaten wußten nicht recht , ob sie mit in anderen Verhältnissen mich zu überzeugen häufig Geslachen oder sich über Gliederverrenkungen ärgern ſollten®

B. Norwegen.

46 pie für Knaben als Vorübung für die militärische Lauf | an eine militärische Handfeuerwaffe machen muß, zu ent -bahn sehr passend find, die aber Männern und wie hier sprechen scheint , da das neue Gewehr principiell ganz zum Theil alten Männern, denn es waren auch grau ebenso construirt , nur noch gezogen und von kleinerem haarige Veteranen darunter übel zu Gesicht stehen ; der Kaliber ist. Der ganze Kammerapparat läßt sich durch commandirende Sergeant konnte selbst das Lachen kaum einen einfachen Mechanismus herausheben. Beim Laden perbeißen und die Herren Offiziere ſchmunzelten. ―――― Am wird durch einen Druck auf ein leicht bewegliches Seiten Schlusse wurde eine Aufstellung in Parade genommen, charnier der hintere , oben flache Theil des Laufes , in Offiziere und Unteroffiziere vor die Front gerufen und welchem sich die ( 12 Scrupel weiter als der Lauf ge von den inspicirenden Offizieren haranguirt. Ein wieder bohrte) Kammer befindet , aufgerichtet, sodann zuerst das Zündhütchen auf den unten an diesem Kammerstück an holtes Hurrah ! beschloß die Musterung. Im Athenäum , einer Lesegesellschaft, deren Local gebrachten Zündkegel (welcher durch jene Bewegung unweit der Hauptwache liegt , fand ich unter Anderem heraufgekommen ist) gefegt , endlich das Pulver in die auch die bei uns wenig bekannte , aber sehr gediegene Kammer eingeschüttet , die Kugel aufgesezt und das auf norwegische Militärzeitschrift *) und in ihr einen Aufsag gerichtete Kammerstück wieder hinabgedrückt und geschlossen. des Artillerielieutenants Heyerdahl über die norwegischen Das Schloß ist sehr einfach und bedarf keines Feder Militärverhältnisse , welcher mir aller Beachtung werth | hakens zu seiner Zusammenseßung ; der Hahn ist durch einen Bügel geschügt. Der Umstand , daß so die Ent schien. Nachdem er namentlich das System der geworbenen Truppen , welche den Garnisonsdienst versehen , gänzlich zündung unterhalb des Laufes stattfindet und der Soldat verworfen und gezeigt hatte , daß diese Leute durchaus nicht in das Feuer sieht , gestattet ein ruhigeres Ab teine Eliten, ja nicht einmal so gut wie die ausgehobene kommen. Diese Einrichtung bringt übrigens den Nach Mannschaft seien, sondern nur Privaterwerb suchten, um theil mit sich , daß das Zündhütchen leichter abfällt, beffer zu leben , führte er aus , daß die 30 Uebungstage oder daß, wenn es nach der Detonation ſizen bleibt, der für die Infanterie und 90 für Artillerie und Reiterei Verschluß gestört wird , weßhalb man eine Vorrichtung viel zu wenig feien , daß die Truppen casernirt und in | zum Abstreifen des Zündhütchens nach der Detonation und beim Deffnen der Kammer vorgeschlagen hat. Lagern zusammengenommen werden sollten, daß sie nament lich auch im Lesen , Schreiben und Rechnen , d . h. in Das neue Kaliber ist klein , das längliche , trichterförmig Dingen, welche ihnen fünftig von Nugen wären, unter ausgehöhlte Spißgeschoß ohne Culot hat etwa 4"" Durch richtet, die besseren Leute aber zu Unteroffizieren , die messer bei 91" Länge , und es gehen , wenn ich mich gebildeten zu Offizieren im Regiment ausgebildet werden recht erinnere , 22 Kugeln auf's Pfund. Der Lauf ist müßten. nach Whitworth sechseckig gezogen und auf 300 Ellen Etwa 10 deutsche Meilen südwestlich von Christiania eingeschossen , kann aber mittelst eines Gattervisirs bei liegt das durch seine Silberschmelzerei und seine Waffen der Infanterie bis 700 , bei den Jägern bis 1500 Ellen fabrik berühmte Städtchen Kongsberg an beiden Ufern benugt werden. Der Schaft ist aus Birkenholz gefertigt des Laagen-Elf. Bei meiner Rückkehr von Bergen machte und der Kolben unten etwas ausgebaucht, um besser an Das In die Schulter gedrückt werden zu können. ich einen Abstecher dahin, namentlich auch, um das große Silberbergwerk Gotteshülfe, 14 Stunde von Kongsberg, fanteriegewehr hat ein dreischneidiges , die Jägerbüchse zu sehen. Das freundliche Städtchen hat ein recht gutes ein Haubajonnet. Beide sind sehr leicht , liegen trefflich und sehen ungemein gefällig aus. Wenn ein für den Hotel und scheint überhaupt alle modernen Bequemlich feiten zu bieten , die man bei Reisen in das Innere so Militärgebrauch geeignetes Kammerladungsgewehr vor sehr vermißt. Die Waffenfabrik liegt auf dem rechten der Hand als das Ideal einer Infanteriefeuerwaffe er Flußufer unter stattlichen Bäumen versteckt. Ich traf den scheint , so hat der Erfinder des norwegischen Gewehrs, Director grade vor dem Hause mit Verladung von Waffen welches sich bei den belgischen Versuchen bekanntlich so beschäftigt, stellte mich ihm vor und wurde nun von ihm glänzend bewährt hat , jedenfalls einen beachtenswerthen mit großer Zuvorkommenheit in der Fabrik herumgeführt. Schritt nach diesem Ideale hin gethan, und ich glaube Dieselbe ist nicht groß, aber für die dortigen Bedürfnisse deßhalb allen Waffensammlungen die Anschaffung eines ausreichend. Es werden hier die Gewehrläufe geschmiedet, solchen Gewehrs , welches auf circa 13 Speciesthaler abgedreht, gebohrt und mit einer von dem Director selbst (à 2 fl . 40 kr.) zu stehen kommt, empfehlen zu dürfen *) . erfundenen finnreichen Maschine gezogen . Ebenso werden Die hier gefertigten Säbel der reitenden Waffen find zum die Schloßtheile , Schrauben c. durch Maschinen gefer Hauen und Schneiden eingerichtet, liegen gut und leicht tigt ; deßgleichen die Zündhütchen. Neben den Infanterie und schüßen die Hand durch einen großen Korb ; die der gewehren, Sägerbüchsen, Reiterei- und Artilleriecarabinern Infanterieoffiziere sind ähnlich construirt , nur haben fie liefert die Fabrit auch die Säbel für die reitenden Waffen, Lederscheiden. So freifinnig die Norweger auch find, so sowie für die Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie. tragen sie doch den Namenszug ihres Königs mit Krone In dem oberen Stockwerk werden sämmtliche neue hier darüber im Säbelgriff. gefertigten Gewehre und Büchsen aufbewahrt. Ich habe Ich kann von Norwegen nicht scheiden , ohne den bereits angeführt , daß die norwegische Infanterie seit norwegischen Offizieren ein dankbares Andenken zu widmen 19 Jahren ein Kammerladungsgewehr im Gebrauche hat, und zu wiederholen , daß Alle , mit denen ich in Berüh welches im Wesentlichen den Anforderungen , die man *) Die Addreffe ist : An den Director Landmark der Waffenfabrik. 1 ( *) Norskt Militairt Tidsskrift. in Kongsberg.

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47 geben haben, - einen Begriff, den keinerlei Mißton störte rung gekommen, sich als treuherzige liebenswürdige Kame raden gegen mich gezeigt und mir einen vortheilhaften und selbst die entgegengesezte politische Anschauung nicht Begriff von ihrer militärischen und ſocialen Bildung ge- | zu trüben vermochte.

Nachrichten.

Preußen. Aus Preußen, 4. Februar. [ Auszeichnungen ――― für Offiziere der Kriegsschulen. Der neue Cursus der Kriegsschulen und bevorstehende Er öffnung der vierten Kriegsschule zu Schloß Engers.] Die beiden legten Nummern des " Militair Wochenblatts" veröffentlichen mehrere Auszeichnungen, welche Offizieren der Kriegsschulen zu Theil gewordensind ; 3 als Lehrer commandirte Hauptleute find mit dem rothen Adler orden decorirt worden, ferner hat der älteste als Lehrer com mandirte Hauptmann den Charakter als Major , der älteste Lieutenant den Charakter als Hauptmann erhalten. Diese erneuten Auszeichnungen dürften den Beweis lie fern , daß man an entscheidender Stelle nicht nur mit den Leistungen des nun seit 2 Jahren bestehenden Bildungs instituts fortgesezt sehr zufrieden, sondern auch darauf bedacht ist, den zu den Kriegsschulen commandirten Offizieren, welche in Folge der durch die neue Armeeorganisation bedingten abgekürzten Lehrcurse bisher unter sehr schwierigen Verhält nissen wirken mußten , jebe mögliche Anerkennung zu Theil werben zn lassen , was für die fortgesezte Erhaltung eines tüchtigen Lehrerpersonals von bedeutendem Werth sein muß. Der derzeitige, mit dem 1. Januar c. begonnene Lehr cursus soll, wie wir erfahren , eine Dauer von 8 Monaten haben, er würde also mit dem 1. September abschließen. Ihm wird dann vom 1. October ab ein neuer Cursus von nor maler, b. b. 10 monatlicher Dauer folgen , da nach Ablauf bes derzeitigen abgekürzten Cursus der durch die Formation der neuen Regimenter bedingte Mehrbedarf an Offizieren ge deckt sein und demnach kein Grund mehr vorliegen wird, den Bildungsgang der Kriegsschulen zu beschränken. Mit bem am 1. October beginnenden Cursus soll, wie man hört, auch die vierte Kriegsschule auf Schloß Engers in Thätigkeit treten , von deren beabsichtigter Errichtung be Damit kanntlich schon seit längerer Zeit die Rede war. würde sich die Zahl der Schüler bei den einzelnen Kriegs schulen wesentlich vermindern und demnach bei der vom General von Beuder eingeführten applicatorischen Lehrmethode die militärische Durchbildung der Offizieraſpiranten noch mehr

Ausschuß , an den dieses Gesez verwiesen war , hatte unter Verwerfung der seit Jahren in zahlreichen Eingaben an den Senat geforderten Werbung , welche wegen Mangels an zur Verfügung stehender Mannschaft nicht durchführbar sei , unter Verwerfung der allgemeinen Dienstpflicht , unter Verwerfung der Loosung ohne Stellvertretung, das bisherige System der Loosung mit Stellvertretung auf's Neue der Bürgerschaft zur Annahme empfohlen. Der Berichterstatter schilderte dieses System als das einzige, mittelst deſſen Hamburg im Stande sei , seiner Militärpflicht dem Bunde gegenüber zu genügen. Hiergegen erhob sich die Linke, die in der Lösung mit Stell vertretung das ungerechteste, weil die verschiedenen Claffen der Bevölkerung am ungleichsten belastende System erblickte. Sie verlangte Verweisung der ganzen Militärfrage an eine ge mischte Commission von Senats- und Bürgerschaftsmitgliedern, um zu prüfen , ob der Bundespflicht Hamburgs nicht auf anderem Wege genügt werden könne, als auf dem der Aus hebung durch das Loos mit Stellvertretung. Das System ↓ der Werbung unter Hinweis auf dessen praktische Durchführ barkeit in Bremen und Frankfurt, das eidgenössische Militär system ward empfohlen. Vor allem aber - und in diesem Punkte begegneten sich alle Redner — ward der Versuch befür wortet, mit Preußen eine Militär- und Flottenconvention ab zuschließen. Eine Militär- und Flottenconvention etwa in der Art, daß Hamburg eine erhöhte Leistung zur See übernehme, wogegen Breußen einige seiner über sein bundesmatrikular mäßiges Contingent gehaltenen Bataillone als stellvertretend für Hamburgs Bundescontingent bezeichne, eine preußische Garnison aber nicht nach Hamburg gelegt werde. Dieser Gedanke erregte heftig das specifische Hamburgerthum im Centrum. Ein Mitglied desselben erblickte darin ein Attentat auf die Selbstständigkeit Hamburgs und hielt eine historische Vorlesung u. a. darüber, wie in ähnlicher Weise Macedonien die griechischen Freistaaten unterbrückt, wie der große Kur fürst durch solche Militärconvention sich in den Besitz Magde ――― burgs gesezt habe 2c. Nach längeren sehr heftigen Debatten wurde das bisherige System wieder sanctionirt.

Frankreich. Paris , 30. Januar. [Aus dem faiserlichen Ex posé , den Bericht über das Kriegs- und Marine gewinnen. ministerium betreffend . ] Der „Moniteur " veröffentlicht Freie Stadt Hamburg. heute ein den Kammern vorgelegtes Exposé der Situation Wir heben aus demselben Folgendes her Hamburg, 20. Januar. [Vorlage und Verwerfung des Kaiserreichs. vor. In dem Bericht über das Kriegsministerium heißt eines neuen Recrutirungsgeseßes. ] Das neue Jahr brachte uns eine Wiederholung jener fast leidenschaftlich er és in Betreff der Ausbildung der Reserve : „ Das neue Re regten Debatten , welche sich im Jahre 1860 an die Ber servesystem hat bereits alle Erwartungen der Regierungen fassungsvorlagen des Senats knüpften. Es war die Vorlage übertroffen. Es sind alle Maßregeln ergriffen, daß die jungen eines neuen Recrutirungsgesetes , welche dieses Auf | Leute der zweiten Hälfte des Contingents in den Grund s einanderplagen der Parteien veranlaßte. Der bürgerschaftliche I elementen des Soldatenthum ausgebildet und nach kurzer

48 Abwesenheit ihren Familien wieder zurückgegeben werden. aus." Der Bericht über das Marineministerium gibt 30,955 Recruten der Altersclaffe von 1859 und 33,234 von die Stärke der Dampfkriegsflotte in folgender Weise an: 1860 haben bereits diesen ersten Unterricht erhalten. - Die Neue Schiffe. Gemischte Schiffe. Zuſammen. Vervollkommnung des Artilleriematerials wird thätig betrieben. 35 23 Linienschiffe . • • 12 Die ganze Infanterie und Cavalerie sind mit gezogenen Waffen Panzerfregatten 2 2 Die Schmieden und Gießereien Gewöhnliche Fregatten 15 und Spizkugeln versehen. 21 6 haben unausgesezt für die nothwendige Bewaffnung unserer Corvetten 7 7 In festen Pläße im Innern und in Algerien bearbeitet. 36 36 Aviso's Toulon , Marseille , Grenoble und Mez hat die Artillerie 29 101 Zusammen 72 wichtige Arbeiten unternommen oder vollendet. Ein vollstän diges System von militärischen Fabrikanstalten und ein aus Es macht dieß für das vergangene Jahr eine Zunahme gedehnter Artillerieſchießplag ist in Bourges geschaffen worden, von 13 neuen Schiffen. Dagegen find 5 auf dem Meere zu von wo aus Material jeder Art je nach den Bedürfniſſen des Grunde gegangen, 11 wurden Alters wegen für dienstuntaug Dienstes nach allen Seiten hin durch die Eisenbahnen_trans- | lich erklärt. Im Bau begriffen sind gegenwärtig : 1 Linien portirt werden kann. ―――――― Das Militärgeniecorps segt die Be schiff, 4 Panzerfregatten , 3 gewöhnliche Fregatten, 6 Avisos festigungsarbeiten der Küsten fort, und bringt die Kriegspläge und 2 schwimmende Batterien. 135 electriſch-semaphorische in Uebereinstimmung mit den neuen Vervollkommnungen der Stationen werden , um alle Küstenpunkte Frankreichs mit Artillerie. Es erbaut eben die neuen Ringmauern von Toulon | einander in Verbindung zu sehen , demnächst mit den be und Lille, die militärischen Anstalten in Marseille , Toulouse treffenden Apparaten versehen werden , und können alsdann und Clermont und führt die kaiserliche Idee einer Erweiterung alle von der Landesvertheidigung und der Humanität erwar und Vollendung der Militärspitalbäder von Barèges und Vichy teten Dienste leisten.

An unsere Leser, besonders in Preußen. Das königlich preußische Hauptsteueramt 7. December v. J. , die beiden bei „ Militär - Wochenblatt für sprechen, abschläglich beschieden. neuerlassene Gefeß vom 29. Juni

zu Berlin hatte das Gesuch der Unterzeichneten vom ihr erscheinenden Blätter : " Allgemeine Militärzeitung" und "1 das deutsche Bundesheer von der Steuerpflichtigkeit freizu Auf ein wiederholtes Gesuch vom 20. December, gestüßt auf das v. I., hat dieselbe Behörde jedoch nunmehr ihr nachstehende, beide

Blätter von dieser Steuer enthebende Eröffnung zugehen lassen : „ Das hiesige königliche Zeitungs -Comtoir hat uns Euer Wohlgeboren gefälliges Schreiben vom 20. v. M. , die Steuerpflichtigkeit der in Ihrem Verlage erscheinenden "1 Allgemeinen Militär zeitung " und des „ Militär-Wochenblatts für das deutsche Bundesheer" betreffend , zur weiteren Veranlassung zugehen lassen. Wir eröffnen Ihnen hierdurch , daß wir nach nochmaliger Einsicht der anliegenden Probe Exemplare und nachdem Sie ausdrücklich erklärt haben, mit den literarischen Anzeigen den Raum von 400 Quadratzoll in einem Vierteljahr nicht überschreiten zu wollen, die Steuerfreiheit dieser Blätter hiermit bewilligen . Es wird jedoch dabei vorausgesezt , daß das " Militär-Wochenblatt " künftighin nicht mehr als Anzeigeblatt bezeichnet wird und mithin der auf dem Titelblatt desselben befindliche Vermerk : „ Inserate werden pro gespaltene Petitzeile mit 7 Kr. oder 22 Sgr. berechnet " in Wegfall kommt. Wir haben das hiesige königliche Zeitungs-Comtoir ersucht, die gedachten Blätter in den nächsten Nachtrag zum Zeitungs - Preiscourant pro 1862 als steuerfrei aufzunehmen und wegen Erstattung der etwa schon eingezahlten Steuerbeträge das Weitere zu veranlassen. Berlin, den 24. Januar 1862. Königliches Haupt- Steueramt für inländische Gegenstände. Nöldechen. Köhler. Indem die Unterzeichnete sich beeilt , diesen Erlaß hier zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, bittet fie, die Rückerstattung der für obige Blätter bereits einbezahlten Stempelsteuer von 1 Thlr. 23 Sgr. resp. 1 Thlr. 25 Sgr. pro 1862 bei den betreffenden preußischen Postanstalten und Buchhandlungen zu reclamiren.

Darmstadt, 31. Januar 1862.

Die Verlagshandlung von Eduard Bernin.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigker

No

7.

Jahrgang.

Darmstadt , 15. Februar.

1862 .

Ueber den Einfluß der gezogenen Geſchüze Inhalt: Auffäße. Die Erhöhung des Ersagcontingents des deutschen Bundesheeres. auf den Festungskrieg. - Das Schugmittel des Krankenzerstreuungs- Systems , nochmals beleuchtet von Dr. Neuner. Miscelle. Die französischen Kriegs entschädigungs-Gelder vom Jahre 1815. Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Die Bedeutung der dem Kaiser dargebrachten Ovation der italienischen Armee. - Aufhebung der Truppendivisionärstellen bei der Infanterie. - Commission zum Abschluß von directen Kornankäufen in, Ungarn und beabsichtigte Aenderungen in der Verproviantirung der Armee. Preußen. Beabsichtigte Verstärkung der Festung Saarlonis. -- Bevorstehende Veränderung in der Organisation der Zahlmeister. Dänemark. Vortrag des Marineministers, die Erhöhung des Marinebudgets betreffend. Großbritannien. Neue Befestigungen von Portsmouth.

Die Erhöhung des Erſatzcontingents des deutschen Bundesheeres. [ *1 ] Bufolge des Bundesbeschlusses vom 23. Januar D. J. ist das ursprünglich auf Procent der Matrifel festgestellte Ersagcontingent des Bundesheeres schon vom tünftigen Jahre an um Procent, demnach im Ganzen auf Procent erhöht worden. Legt man die in den vorjährigen Standeslisten verzeichneten Sollstärken der deutschen Contingente zu Grunde, so bedingt obiger Be schluß eine Vermehrung des Bundesheeres um 50,000 Mann, legteres steigt also von 503,000 auf 553,000 Streitbare. Es muß jedoch bemerkt werden , daß der effective Stand des Bundesheeres immer höher war wie der Sollstand ; so betrug er beispielsweise im vergangenen Jahre über 620,000 Mann an Streitbaren. Hiernach handelte es sich bei der bewußten Verstärkung weniger um eine thatsächliche Steigerung der deutschen Wehrkraft, wie um eine bundesgeseßliche Verwandlung der contin gentsweisen freiwilligen Wehrleistung in eine Bflicht. Auch werden die größeren deutschen Staaten fast gar keine Mühe haben , diese Mehrleistung obligato risch zu machen ; nur den kleineren deutschen Staaten, vornämlich jenen der Reserve-Infanteriedivision. erwächst daraus eine etwas bedeutendere Anstrengung , weil fie seither zumeist nur so viel Streitkräfte disponibel hielten,

wie die Bundesgeseße ihnen vorschrieben , ja, stellenweise der Bundesforderung nicht einmal ganz streng nachzu kommen vermochten. Der in Rede stehende Beschluß erfolgte am Bundé mit überwiegender Majorität. Die Mehrzahl der deutschen Staaten trat der vorgeschlagenen alsbaldigen Erhöhung ohne weiteres bei, insbesondere waren es eben die größeren. Interessant ist, daß auch Baden mit der Minorität stimmte und dieß motivirte, indem es auf die noch nicht erledigte , sogenannte Oberfeldherrn - Frage verwies. *) Bevor diese geregelt , wolle es nicht die Verdoppelung des Ersagcontingents befürworten. Selbstverständlich er flärte fich Dänemark (für Holstein und Lauenburg) eben falls nicht für diese Verdoppelung , d. h. es enthielt sich der Abstimmung. Von den kleineren Staaten opponirten nur die freien Städte, und zwar, wie wir gern glauben wollen , aus finanziellen Gründen. Dagegen trat die Niederlande (für Luxemburg und Limburg) dem Vor schlag bei, wie denn überhaupt dieser Staat seither immer eine möglichst bundesfreundliche Gesinnung an den Tag gelegt hat. *) Soweit wir die ganz praktischen und völlig genügenten Vor schriften der Bundeskricgsverfassung kennen , gibt es eigent= lich gar keine Oberfeldherrn Frage" . Man hat ein fach eine geschaffen , weil man sie brauchte. Die Geschichte lehrt , daß in der Politik mindestens 7/8 aller vorgebrachten Gründe nichts als Vorwände für Absichten sind , die man nicht offen auszusprechen wagt.

50 Die solchergestalt bewirkte Verstärkung des effectiven Bundesheeres verdient allen Beifall, denn die Unsicher heit der gegenwärtigen politischen Verhältnisse hat in Europa nicht ab- , sie hat im Gegentheil vielleicht zuge nommen. Die Art und Weise jedoch, wie erstere in's Werk gerichtet wurde, ist auch nicht gleichgültig und for dert zu verschiedenen Betrachtungen auf. Der erste Antrag auf Erhöhung des Ersagcontingents um Procent war in der Bundestagssigung vom 20. April v. J. zum Beschluß erhoben worden ; doch blieb dabei der (test festgestellte) Beitpunkt offen , an welchem diese Maßregel in's Leben zu treten hätte. Nun wird man sich erinnern , daß in derselben Bundestagssigung vom 20. April der Antrag Preußens , das 12 Procent der Matritel betragende Hauptcontingent auf 13 , also gleichs falls um Procent, zu erhöhen , verworfen warb. ――― Warum ist damals so kann man fragen nicht gleich das Hauptcontingent um Procent höher normirt wor den , da es doch im Plan lag , das Bundesheer summa risch um diese Ziffer zu verstärken ? Wurde der zuleht genannte Antrag nur deßhalb verworfen , weil er von Preußen ausging , oder was hat es sonst für eine Be wandtniß damit ? Es ist nämlich in Erwägung zu ziehen, daß es allen größeren Staaten Deutschlands ziemlich gleichgültig sein fonnte, ob der Bund fich für Erhöhung des Haupt- oder des Erfaßcontingents entschied, da fie, wie vorn erwähnt, insgesammt mehr Truppen hielten, wie jener für sich be Die meisten davon verfügen über mindestens gehrt. 2 Procent an wirklich und alsbald verwendbaren Feld truppen , der Kriegsreserven und Landwehren gar nicht zu gedenken ; es verblieb ihnen also auf jeden Fall immer noch ein ansehnlicher Ueberschuß. Der erste Grund, weßhalb der Bund nicht das Haupt-, sondern das Ersagcontingent erhöhte, war finanzieller Natur. Die Bundesvorschriften begehren nämlich in Betreff des letteren nur, daß während des Friedens die Mittel vorhanden seien , um nöthigenfalls die Mann schaft unverzüglich mit ihren Cadres an Offizieren, Unter offizieren und Spielleuten versehen zu können. Es dürfen ferner diese Chargen bis zur Hälfte des Bedarfs aus solchen Individuen bestehen, die in Wartegeld gesezt oder Halbinvaliden sind. Dieselben brauchen auch nur bis zur halben Biffer des gewöhnlichen Etats präsent gehalten zu werden. An Gemeinen können bei erster Formation den Erfagtruppen, wenn dieselben Infanterieabtheilungen find, bis zu nichtausgebildete Leute überwiesen werden, wogegen das Hauptcontingent völlig ausgebildete Mann schaft enthalten soll. Nur hinsichtlich des Kriegsmaterials (Waffen , Munition , Bekleidung , Equipirung , Feldge räthe , Pferdeausrüstung , Fuhrwerke ic.) findet zwischen Haupt- und Ersagcontingent kein Unterschied statt , da dasselbe summarisd) stets in der erforderlichen Menge und Qualität vorräthig gehalten werden muß. So ist besonders den kleineren deutschen Contingenten die Möglichkeit geboten, ihre Wehrkraft im Interesse des Eine Ganzen ohne bedeutende Geldopfer zu steigern . Procent würde Verstärkung des Hauptcontingents um viele davon materiell so belastet haben, daß ihnen nichts übrig geblieben wäre wie die Alternative : entweder

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hinter ihrer Bundespflicht zurückzubleiben , oder nach Art der coburgisch-preußischen Convention mit größeren Nachbarstaaten Uebereinkommen abzuschließen, die sie unter Verzicht auf gewiſſe Souveränetätsrechte von einem Theil ihrer militärischen Sorgen befreit hätten. Kleinere Con tingente sind verhältnißmäßig immer kostspieliger in der Unterhaltung wie größere ; und schon seither wurde es, wie die zeitweilig an Bundesstelle eingehenden Inspec tionsberichte erweisen , den deutschen Kleinstaaten mit unter sehr schwer, den Bundesforderungen nothdürftig nachzukommen. Der preußische Antrag auf Erhöhung des Hauptcontingents faßte dieselben gewissermaßen an der Kehle, wenn wir damit auch keineswegs sagen wollen, daß er in einer anderen Absicht gestellt worden sei , als um Deutschlands militärische Kraft größer und tüchtiger zu machen. Demnach hat der Bund durch Verdoppelung des Er sagcontingents das Bundesheer immerhin um ebensoviel, wie Preußen wollte , verstärkt , ohne daß in Folge dieses Schrittes die politische Existenz der Kleinstaaten ernstlich bedroht worden wäre. Als zweiten Grund haben — so scheint es wenigstens die politischen Zustände der Gegenwart gegolten , und zwar nicht sowohl in Bezug auf das Aeußere , als auf das Innere. Das Ersagcontingent ist theils zum even tuellen Nachschub für die im Felde stehende Bundesarmee, theils aber auch zur Besetzung der in Krieg verwickelten und deßhalb von den übrigen Truppen entblößten Bundes länder bestimmt. Wer manche Frrgänge des gegenwär tigen politischen Lebens innerhalb Deutschlands nur ein wenig verfolgte, kann darüber nicht in Zweifel sein, daß bei vorkommenden friegerischen Verwickelungen in Cen traleuropa zumal den 50,000 Mann starken Ersaß- oder Reservetruppen der deutschen Mittel- und Kleinſtaaten leicht eine wichtige Aufgabe zufallen dürfte. Es wird viel , anhaltend und unter den harmlosesten Vorwänden conspirirt, und was das Schlimmste ist , es conspiriren nicht bloß principielle Widersacher , sondern selbst Solche gegen einander , die im höheren und nächsten Intereſſe gute Freundschaft unter sich halten sollten. Angesichts dieser offenkundigen und unläugbaren That sachen läßt sich auch der weitere , auf das Ersagcontin gent bezügliche Bundesbeschluß vertreten , der den gewiß nur gut gemeinten Antrag Preußens : „ daß das Ersag contingent zwar in der Regel zur Bildung des dem Heere nachzusendenden Ersages im eigenen Staatsgebiete zurückbleiben, daß jedoch für etwa wünschenswerthe oder nothwendige Ausnahmsfälle dessen Verlegung nach einem anderen Theile des Bundesgebiets nicht ausgeschlossen sein solle" , verwarf.

Ueber den Einfluß der gezogenen Geschüße auf den Festungskrieg. [H. F.] Die für den Festungskrieg wichtigste Eigen schaft der neuen Geschüße ist ihre auf sehr bedeutende Entfernungen und beim directen wie indirecten Feuer sich

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ergebende große Wahrscheinlichkeit des Treffens . Hieran reiht fich die außerordentliche Wirkung ihrer Spreng geschoffe, insbesondere gegen Mauerwerk. Durch diese Eigenschaften erweitert sich der Wirkungs freis der Festungsgeschüße sehr bedeutend , sobald keine innerhalb der wirksamen Schußweite liegende Höhe das Gesichtsfeld beschränkt. Liegt aber eine die Festungs wälle beherrschende Höhe innerhalb 2000 Schritt vom Hauptwall, so wird der Angreifer am Rande dieser Höhe beinahe unbemerkt seine Batterien erbauen und armiren können, um von hier aus das Festungsgeschüß durch ein überlegenes Feuer zu erdrücken. In diesem Falle genießt also der Angreifer nahezu allein den Vortheil der großen Schußweite gezogener Geschüße, da er dieselben ohne Ge fahr in Batterie bringen und den Angriff überraschend beginnen kann . Müßte aber der Angreifer, um seine Batterien herzu™ stellen , dem Feuer der Festung sich bloßstellen , so wird schon der hierbei unvermeidliche Verlust eine Verzögerung herbeiführen. Hieraus ergibt sich, daß nur jene Festung den vollen Nugen aus der neuen Waffe zieht, welche auf die ganze Tragweite der gezogenen Geschüge das umgebende Terrain beherrscht. Im gegentheiligen Fall wird sie dem Angreifer gleich im Anfange eine Ueberlegenheit verschaffen , welche den Angriff wesentlich erleichtert. Inbesondere dann würde dieser Nachtheil hervortreten , wenn einzelne Linien der Werke von den Belagerungsbatterien eingesehen wären. Als natürliche Folge ergibt sich für den Vertheidiger die Nothwendigkeit, auf einen größern Umkreis als bisher alle den feindlichen Batteriebau begünstigenden oder die Wirkung des Festungsgeschüßes schwächenden Deckungen zu beseitigen. Eine weitere Folge der großen Tragweite gezogener Geschüße wird für den Angriff darin liegen , daß unter allen Umständen das Feuer gegen die Festung auf größere Entfernungen wie bisher beginnen wird , und daß bei ---jedem Angriff wenn nicht ein Ueberfall versucht werden will der Bau von Batterien vorangehen muß. Der gewaltsame Angriff, der unter allen Umständen gegen eine nur einigermaßen sturmfreie Festung mit hin reichender Ausrüstung an Geſchüß und Munition und einer tüchtigen , wenn auch schwachen Besazung als ein kühnes Wagniß erscheint, wird gezogenen Geschüßen gegen über ohne die Mithülfe gedeckter Angriffsbatterien nahezu unausführbar. Der bedeutende Raum, den der Angreifer unter dem Feuer gezogener Geschüße durchschreiten muß , wird auch bei der zweckmäßigsten Führung sehr bedeutende Verluste nicht vermeiden lassen , wenn nicht ein einleitendes Ge schüßfeuer die Festungsartillerie geschwächt hat. Durfte man glatten Rohren gegenüber noch hoffen, daß Feldgeschüße den Kampf mit den Wallgeschüßen unter nehmen konnten und durch ihre Zahl , dann durch die Schnelligkeit ihres Feuers einigermaßen das Uebergewicht des Kalibers ausgleichen würden, so wird gegen gezogene Geschüße, welche alle Vortheile der Stellung und der Kenntniß der Distanzen besigen, ein solcher Kampf kaum gewagt werden dürfen.



Gezogene Geschüße vermehren also indirect die Sicher " heit gegen den gewaltsamen Angriff. Dagegen möchte die große Schußweite, Sicherheit des Treffens und Wirkung der Geschoffe der gezogenen Ge schüße zu der Annahme verleiten, daß hierdurch der An griff abgekürzt werde , indem nicht alle Arbeiten des regelmäßigen Angriffs wie bisher nothwendig auszu führen sind. Zu dieser Folgerung möchten besonders die zu Jülich ausgeführten Schieß- und Breschversuche verleiten . So glänzend dieselben auch die Wirkungen der neuen Waffe bewährten , so darf doch nicht unterlassen werden, darauf hinzudeuten, wie im Ernstfalle namentlich einer der neuern Festungen gegenüber der Angriff Mühe haben wird , für seine Geschüße die zur beabsichtigten Wirkung 1: unentbehrlichen Aufstellungen zu gewinnen." Mag es auch gelingen, der angegriffenen Front gegen= über eine große Zahl von Geschüßen in Batterie zu bringen und die Festungsgeschüße auf dieser Front von den Wällen zu vertreiben, so wird von dieser ersten Auf stellung aus die Bildung einer gangbaren Bresche nicht 想 wohl möglich sein. Auch verlangt die Zerstörung der die Gräben bestreichenden Casematten die Aufstellung von Geſchüßen in Verlängerung der Gräben. Mit Ausnahme des Ravelingrabens aber fallen diese Verlängerungen in den Bereich der Nebenfronten und sollen die Angriffs batterien den Stirnmauern der zu zerstörenden Caſematten auf 1200 Schritt genähert werden , so muß der Angriff auch auf die Collateralfronten ausgedehnt werden. Auf diesen aber wird der Vertheidiger vorzugsweise seine Ge= schüße aufgestellt haben , und es müßte der Angreifer, um ihn von hier zu vertreiben , die Geschüß - Uebermacht zu erzielen bestrebt sein. Erlauben es ſeine Hülfsmittel, gleichzeitig mit den Batterien gegen die angegriffene Front gehörig starke gegen die Nebenfronten, zu erbauen , so wird er allerdings auf allen direct gegen den Angriff wirkenden Linien der Festung das Geschüß von den Wällen zu vertreiben im Stande sein. Ohne dieses aber wird die Anlage der gegen die Caſematten wirkenden indirecten Bresch oder Contre-Batterien nicht leicht möglich. Diese circa 1200 Schritt von den Stirnmauern der Casematten entfernten Batterien liegen aber nur circa 600 bis 800 Schritt vom Hauptwall der Nebenfronten und bilden sonach schon eine naheliegende, wahrscheinlich zweite Linie von Angriffsbatterien, zu welcher gesicherte Ver bindungen von rückwärts und andere Einschneidungen für deren Bedeckung herzustellen sind. Damit ist aber bereits der Weg des regelmäßigen Angriffs betreten. Wahrscheinlich sind dann auch die rückwärtigen Batterien an der Fortsegung ihres Feuers gehindert und dadurch Der Angreifer gezwungen , dieselben weiter vor zu legen. Es scheint sonach in der Voraussetzung der Sturm freiheit einer Festung auch durch gezogene Geschüge eine Verminderung der Angriffsarbeiten nicht leicht möglich. Beim Angriff auf ein Polygonalsystem ergibt sich wenig stens die absolute Nothwendigkeit, auf den Nebenfronten ziemlich nahe an die Festung vorzugehen, wenn man die Flanken der Grabencaponièren durch indirectes Feuer zer stören will. Daß aber der angegriffenen Front gegen

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über gleichfalls näher liegende Deckungen den Angriff | mehr Menschen weggerafft werden als durch die Schlachten erleichtern müſſen, darf mit ziemlicher Sicherheit behauptet ſelbſt. werden. Die Maßregeln , welche die Aerzte zur Verhütung Kann nach dem vorausgesezten, aus größerer Ferne jener Ueberfüllung der Hospitäler und der dadurch er stattfindenden Geſchüzkampf und Beschießen der Werke zeugten Luftverderbniß, oder wo sie schon vorhanden, zur nicht mit Hoffnung auf Erfolg der Sturm versucht werden, baldmöglichen Beseitigung derselben vorschlugen, find be so wird der Angreifer gezwungen sein , den Angriff auf ſonders folgende: 1) Festsegung einer Belegnorm für die dem gewöhnlichen Wege weiter zu führen, um durch suc ceffive Wirkungen die größtentheils in den Werken der Krankenzimmer, wonach nur so viele Krante und Festung liegende Widerstandskraft der Besagung so lange Verwundete in dieselben gelegt werden dürfen, daß jedem zu schwächen, bis der entscheidende Nahekampf mit Aus derselben die unumgänglich nöthige Menge Luft in einem ficht auf Erfolg geführt werden kann. Bei der längern bestimmt vorgeschriebenen cubischen Raume gesichert bleibt; Dauer dieser Action ist aber der Angreifer wohl ge 2) Erweiterung oder Vermehrung der Beleg zwungen, Gebrauch von Deckungsmitteln zu machen. räume, wohin die Ueberzahl der Kranken und Ver Die Parallelen werden keineswegs bloß zum Schuge wundeten aus überfüllten Hospitälern gebracht und wo der in ihrer Nähe liegenden Batterien erbaut , sondern durch den Anstalten und Mitteln zu deren Aufnahme, sie sind zum Festhalten des schon eroberten Terrains und regelmäßigen Pflege und Behandlung in einer ent zum Schuße des Angreifers gegen das Infanteriefeuer sprechend reinen Luft die erforderliche größere Aus der Festung auch dann erforderlich , wenn angenommen dehnung gegeben wird. Dieß geschieht , je nach den obs werden wollte, daß das Geschüß auf den Wällen gleich waltenden Umständen, anfangs zum Schweigen gebracht worden sei. a) durch Errichtung von Filialhoſpitälern , Reconva Ist aber die Anlage von Parallelen nicht zu umgehen, lescentenhäusern, oder von improvifirten Krankenanſtalten so werden auch die ersten der angegriffenen Front gegens in Baracken , Scheunen , Remisen , leeren Casernen, über auf große Entfernung erbauten Batterien später Schul-, Fabrik- , Magazins oder anderen großen Ge bäuden , oder, wie der Verfasser noch hinzufügt , unter durch weiter vorliegende ersegt werden müssen. Zelten oder Flugdächern ; (Schluß folgt.) b) durch Fortbringung der transportfähigen Kranken oder Verwundeten in die im Rücken der überfüllten Feld hospitäler liegenden Garnisons , Civil- oder in andere Aushülfshospitäler unter Benugung der Eisenbahnen, Das Schußmittel des Krankenzerstreuungs Schiffe 2c. Systems , Den Inbegriff aller dieser Maßregeln bezeichnet der Verfasser durch das Wort : Krankenzerstreuung. nochmals beleuchtet ron Einzelne dieser Maßregeln wurden von jeher in Feld Dr. Neuner, zügen von den Verwaltungsbehörden ausgeführt , jedoch meistens nicht in dem Umfange , wie es die Aerzte für großherzoglich hessischem Generalstabsarzt . nöthig fanden, und nicht so umfassend und systematisch , Unter dem Titel : „Das Krankenzerstreuungs- System d. i. nicht in so wohl organisirtem Zusammenwirken der als Schuzmittel bei Epidemien im Frieden und gegen höchsten und niederen Militär- und Civilbehörden und die verbeerenden Contagien im Kriege 2c. " erschien be des ganzen Voltes, als in dem Feldzuge vom Jahre 1859, tanntlich im vorigen Jahre eine von dem t. t. Oberstabs- was in diesem Buche in allen Einzelnheiten dargestellt arzt Dr. Kraus verfaßte sehr verdienstliche Abhandlung. ist , wonach der Verfasser dieses von den benannten Be Es ist hier nicht unsere Absicht , eine eingehende Behörden unter Genehmigung des Kaisers eingehaltene Ver sprechung dieses vortrefflichen Buches zu liefern (eine fahren mit Recht Krankenzerstreuungs - System nannte. solche ist schon von anderer Seite her in diesen Blättern Besonders zeichnete sich dieses, unter der oberen Lei erfolgt) ; wir wollen vielmehr den Nugen des Kranken tung eines Central - Krankentransport - Comités, Berstreuungssystems , wie es vom Verfasser angeregt mit möglicher Benugung von Telegraphen , systematisch und im Feldzuge von 1859 von den Militär- und Civil vollzogene Verfahren dadurch aus, daß auf den betreffen behörden ausgeführt wurde , zur allgemeinen Kenntniß den Stationen , wo Krankenanstalten vorhanden , durch auch nichtärztlicher Behörden zu bringen suchen , damit besondere untergeordnete Krankentransport- Comités Alles dieß System in künftigen Feldzügen zum Wohle der zum Empfange anlangender Krankentransporte, nament Kranken und Verwundeten Nachahmung finde. lich die erforderlichen Reinigungs-, Labungs- und Nahrungs Bon jeher haben die Aerzte die schädliche Einwirkung mittel , reine Leibwäsche und Betten 2c. 2c. vorbereitet der Luftverderbniß geschildert, die sich in mit Kranken waren, daß in keiner Station Ueberfüllung eintrat, indem oder Verwundeten überfüllten Hoſpitälern bildet und kein neuer Transport darin anlangte, ehe die vorhandenen oft zur förmlichen Luftvergiftung steigert , und das transportfähigen Kranken und Verwundeten weiter be durch Contagien und Miasmen, Typhus, Ruhr, Hospital fördert waren, daß wegen des leichteren , schnelleren und brand c. erzeugt , an welchen , besonders in Feldhospis den Kranken oder Verwundeten möglichst wenig Be tälern, während und nach großen Schlachten, wo sie mit schwerden erregenden Transports vorzugsweise nur an vielen Tausenden von Verwundeten überfüllt sind , weit Eisenbahnen oder Wasserstraßen gelegene Stationen zur

53 Unterbringung von Krankentransporten verwendet wurden, daß unzählige Privatvereine den weit verbreiteten Kranken und Verwundeten sich wohlthätig erwiesen ze. Auf Seite 183 ist angegeben, daß laut amtlicher Be richte auf diese Weise in jenem Kriege 48,713 Kranke und Verwundete aus Italien in alle rückwärts gelegene Kronländer der Monarchie ( Steyermark, Krain, Kärnthen, Tyrol, Salzburg, Ungarn, Croatien, Böhmen, Mähren, Schlesien 2c.) zurückgesendet und dort in den Militär und Civilhospitälern untergebracht, zum Theil auch Pri vathäusern zur Pflege übergeben wurden , während alle bei dem Kriegsschauplage befindlichen österreichischen Hospi täler in Italien nur in dem Maße belegt blieben , daß keine Ueberfüllung in ihnen ſtatthatte , wodurch viele tausend Menschenleben gerettet, die ohne dieses Verfahren in der verpesteten Luft überfüllter Hospitäler elend umge kommen sein würden, und der Ausbruch contagiöser ver heerender Krankheiten für die Armee und für die Be völkerung verhütet wurde. Neu kann dieses großartige wohlthätige Verfahren nur wegen des dabei stattgehabten systematischen , zweckmäßig organisirten Geschäftsganges genannt, jedoch dabei nicht übersehen werden , daß Aehnliches , wenn vielleicht auch nicht in dieser vollständigen organischen Einrichtung ; in anderen Staaten geschehen ist, daß z. B. im Jahre 1813 in Preußen eine Menge Provinziallazarethe errichtet und größtentheils durch Civilärzte besorgt wurden, und zur Aufnahme der Kranken und Verwundeten der Armee , wofür die Feldhospitäler bei weitem nicht ausreichten, dienten ; - der in fleineren Staaten in fleinerem Umfange getroffenen zweckmäßigen Maßregeln in dieser Beziehung nicht weiter zu gedenken. Solches Verfahren verdient in jedem Kriege von den betreffenden höchsten Militär- und Civilbehörden im Auge behalten und die deßfallfigen Anordnungen wo möglich schon vor den Schlachten von ihnen getroffen zu werden . Eine heilige Pflicht der hierbei betheiligten Aerzte ist es jedoch, die sorgfältigste Auswahl zwischen transportablen und solchen Kranten oder Verwundeten zu treffen, denen der Transport absolut lebensgefährlich sein würde , weß halb sie ruhig an Ort und Stelle verbleiben müſſen. Hinsichtlich der Arten des Transports ſelbſt ver dient Dr. E. Gurlt's Schrift: Ueber den Trans port Schwerverwundeter und Kranter im Kriege, nebst Vorschlägen über die Benugung Berlin , 1860. " näher der Eisenbahnen dabei. geprüft und gewürdigt zu werden.

Hinsichtlich der oben unter 1) und 2) angeführten Maßregeln zum Vollzuge des Krankenzerstreuungs- Systems fieht man sich veranlaßt , Folgendes hier anzuführen : Zu 1 ) Hinsichtlich der Belegnorm für die Krankenzimmer. Ein sicheres Mittel, Ueberfüllung der Krankenzimmer in Hospitälern zu verhüten , ist die Festsegung einer quantitativen Belegnorm, nach welcher ein Cubik raum Luft von bestimmter Größe für jeden Kranken ge

rechnet wird. Nach der Angabe des Verfaſſers auf Seite 4, | 221 und 222 ist in den österreichischen Militärhoſpitälern für jeden Kranten bei gewöhnlichem Belage ein Raum von fünf Wiener Cubikklaftern (= 2183 großh. hessische | Cubitfuß ) , bei größtem Belag aber von vier Wiener Cubikflastern ( 1746 großh. Hess. Cubitfuß *) festgesezt. Das Product der Multiplication der Länge , Breite und Höhe eines Zimmers , dividirt durch obige Zahl , gibt die Anzahl der Kranten , die in dieses Zimmer gelegt werden dürfen. In anderen Staaten ist die Größe dieſes Raums mitunter geringer, z. B. nur zu 1500 großh. heff. Cubikfuß 2. angenommen; es ist jedoch hierbei unter ge wissen Umständen, z . B. bei ungünstiger Lage eines Feld hospitals oder in hohem Grade ansteckenden verheerenden Krankheiten 2c. , auch ein größerer Cubitraum für den ――― einzelnen Kranken gestattet. Es versteht sich von selbst, daß bei improvisirten Krankenlocalen von ungewöhn licher Höhe , z. B. Magazinen, Reitbahnen, Kirchen 2c. nicht die ganze Höhe derselben mit in die Berechnung gezogen werden darf, weil dann die Länge und Breite des für jedes einzelne Krankenbett nöthigen Luftraums unzureichend ausfallen würde. Es wird in solchen Fällen nur die gewöhnliche größte Zimmerhöhe, z. B. von 16 großh. hess. Fuß**) , angenommen, über welche hinaus ohnedieß auch die irrespirabeln Gasarten der Krankenlocale fich nicht leicht erheben werden. (Schluß folgt.)

Miscelle. Die französischen Kriegsentschädigungs-Gelder vom Jahre 1815. In dem ersten Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 hatten die siegreichen Verbündeten große Schonung gegen Frankreich beobachtet. So ließen sie ihm das gesammte Gebiet, welches am 1. Januar 1792 zu Frankreich gehört hatte , noch ver größert durch einzelne Bezirke von Belgien , durch den besten Theil von Savoyen und durch die einverleibten Enclaven, ein Zuwachs , der sich auf 150 Quadratmeilen mit etwa 600,000 Einwohnern belief, wogegen freilich an 15,400,000 Menschen, welche in den Zeiten der Eroberung zu dem fran zösischen Reiche gebracht worden waren, aus einem Verbande entlassen wurden , der für sie ein unnatürlicher war. einer Geldentschädigung für die unermeßlichen Summen , die der französische Eroberungsgeist seinen Opfern gekostet hatte, war keine Rede. Nur die in die französischen Tassen ge= zogenen Cautionen , Depofiten , Gemeinde- und Anstalten fonds sollten allmählig zurückgezahlt werden, womit bei Na poleons Rückkehr von Elba noch nicht einmal ein Anfang gemacht war. Auch versprach die französische Regierung die *) 1 Wiener Cubikklaster ist = 216 Wiener Cubiffuß = 436,6 großh. heff. Cubikfuß . ** ) 1 großh. heſſ. Fuß ist = 0,25 Meter = 0,79 preuß. oder rheinl. 0,95 Wiener Fuß. Fuß

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1,800,000 Fr. , die von den 7,500,000 M. Beo . , welche gegen Frankreich verwendet werden. Von dieser Summe Davoust der Hamburger Bank entführt hatte, noch übrig wurden den Niederlanden 60 , Preußen 20 , Sardinien 10, waren, zu erstatten, sich auch ,,Mühe zu geben", das Uebrige Bayern 15 , Spanien 7 % , Mill. Frcs. zugewiesen , 5 Mill. wiederzufinden. Sonst ließ man den Franzosen selbst die aber zur Vollendung der Festungswerke von Mainz und 20 Gegenstände der Wissenschaft und Kunst , die sie , wider die zur Errichtung einer neuen Bundesfeftung am Oberrhein be bis zur Revolution beobachteten Grundsäge des europäischen | stimmt. Von den übrigen drei Viertheilen der Entschädigungs Völkerrechts , den von ihnen durchzogenen Ländern entführt summe sollten England und Preußen je 125, Desterreich und hatten, und nur die Preußen brachten wenigstens ihre Victoria Rußland je 100, Spanien 5, die Schweiz 3, Dänemart 2/21 wieder auf das Brandenburger Thor zurück. Portugal 2, die übrigen Verbündetén, mit Ausnahme Schwe Bei dem zweiten Pariser Frieden vom 20. Novbr. 1815 dens, zusammen 100 Millionen erhalten , welche nach Maß verfuhr man wesentlich anders , wenn auch lange noch nicht gabe der Contingente zu vertheilen waren, sodaß etwa 425 Fr. den hochgespannten Erwartungen deutscher Patrioten gemäß. 29 Cent. auf jeden Mann gerechnet wurden. So fielen auf Der Sieg der Verbündeten war vollständig gewesen , und Bayern 25,517,798 , auf die Niederlande 21,264,832 , auf Frankreich in eine Lage gebracht worden , wo zunächst an | Württemberg 8,505,932, auf das Königreich Sachsen 6,804,796, Widerstand gar nicht zu denken war. So ging man denn auf Baden 6,804,746 , auf Sardinien 6,379,449 , auf Kur dießmal im Wesentlichen auf die Grenzen von 1790 zurück, heffen 5,103,559 , auf Hannover 4,256,966, auf das Groß und Frankreich mußte die Festungen Philippsburg , Marien Herzogthum Hessen 3,402,373 Fres. u. s. w. Die Nieder burg , Saarlouis und Landau , mit dem Lande von der lande und Sardinien leisteten jedoch , mit Rücksicht auf die Saar bis zur Lauter , sowie was es von Savoyen behalten ihnen gleichzeitig zugetheilten bedeutenden Gebietserweiterungen, hatte, zurückgeben. Die geraubten Kunstwerke wurden ohne auf ihre Antheile zu Gunsten Preußens und Oesterreichs Ver Weiteres zurückgenommen. Da ferner für Befriedigung der zicht. Von dem zur Erbauung und Erweiterung von Festungen im ersten Pariser Frieden vorbehaltenen Forderungen noch bestimmten Viertheil wurden die 60 den Niederlanden zuge wiesenen Millionen, unter Oberleitung und Aufsicht des Her gar nichts geschehen war, so wurden jezt umfassende Verein barungen über das Liquidationsverfahren und die vorläufige zogs von Wellington, zu dem vorgeschriebenen Zweck in ge eigneter Weise verwendet. Preußer baute den Ehrenbreitstein Sicherstellung dieser Forderungen getroffen. (Diese Angelegen heit ist erst auf dem Congreffe zu Aachen - 1818 - schließ in großartiger Erweiterung und Vervollkommnung wieder auf; lich erledigt worden , sowie in Betreff Hamburgs eine be Bayern wendete seine 15 Millionen an Landau. Ueber die fondere Uebereinkunft zu Stande kam. ) Für die Kriegskosten Festung am Oberrheinthal , für welche 20 Millionen anges der verbündeten Mächte aber wurde Frankreich die Zahlung wiesen waren, konnte man lange zu keinem Entschluß kommen, einer Summe von siebenhundert Millionen Francs auferlegt, und in der Zwischenzeit wurden die Zinsen dieſer Summe auch eine besondere Convention über die Zahlungsfristen, für Luxemburg und Mainz benugt , bis durch die Bundes beschlüsse vom 26. März 1841 und 11. August 1842 vie die einstweilige Sicherstellung u. s. w. abgeschlossen. Ueber die Verwendung und Vertheilung dieser Entschä Befestigung von Ulm als Hauptwaffenplag und von Rastatt digungssumme hatten die Bevollmächtigten der vier verbün als Verbindungs- und Grenzfestung , sowie als Waffenplag deten Großmächte bereits am 6. Novbr. Conferenzbeschlüsse des achten Bundesarmeecorps festgestellt ward , für welche gefaßt. Hiernach sollte ein Viertheil der ganzen Summe vor Pläge darauf jene Gelder mit verbraucht worden sind. weg ausgeschieden und zur Befestigung von Grenzpunkten

Nachrichte

Desterreichische Monarchie. ** Wien , 28. Januar. [ Die Bedeutung der dem Kaiser dargebrachten Ovation der italienischen Armee.] Die durch die Truppen der kaiserlichen Armee in Italien Sr. Majestät dem Kaiser während dessen legter An wesenheit in Verona dargebrachte Ovation hat bei dem Um stande, daß solche Ausbrüche der Ergebenheit in den Reihen des österreichischen Heeres gegen die bestehenden Subordina tionsverhältnisse verstoßen , nicht allein in Desterreich großes Aufsehen erregt , sondern selbst im Auslande Gelegenheit ge geben , an dieselbe eine Art politischer Bedeutung und eine gewisse Tragweite in der Entwickelung der italienischen Frage zu knüpfen. Wir sind nach brieflichen Mittheilungen in der Lage, diesen Huldigungsact der italienischen Armee auf ihren wahren

Standpunkt zurückzuführen, und geben der Stimme derselben um so ungescheuter Ausdruck , als sie ganz geeignet ist , die Phantasmagorien aller jener , die aus dem Umsturze des ― Bestehenden Vortheil zu ziehen gedenken , zu vernichten. Seit fast zwei Jahren waren die Turiner Blätter nicht müde, die kaiserliche Armee und den österreichischen Kaiserstaat in jeder Weise anzufeinden und deren Institutionen zu verun glimpfen ; die Armee , durch die Bande des Gehorsams und der Disciplin gefesselt, nahm stillschweigend alle Schmähungen hin , bis ihr endlich die Gelegenheit geboten war , dieselben in einer Weise zu beantworten , die ganz geeignet war , den ächten Kriegergeist des Heeres in das voile Licht treten zu lassen . Das Hurrah" der bei der Revue ausgerückten Truppen wird im Turiner Parlamentshause erschütternd wiedergetönt und Kunde davon gebracht haben , daß Oesterreichs Armee | nur von dem einen Wunsche beseelt ist , die Schuld von

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Solferino heimzuzahlen. Man irrt , wenn man meint , in | laſſen mußte. An Schlagschatten zur Illustration des Liefe der Armee Oesterreichs fände die Idee für Völkerfreiheit und rungswesens oder Unwesens mangelt es wahrlich nicht. Die wahren Patriotismus teine Vertreter ; es herrscht in der neuen Versuche werden aber auch auf die Landescultur einen selben ein freierer Geist und mehr Vaterlandsliebe, als man wohlthuenden Einfluß üben, weil der Producent in dem Aerar allgemein zu glauben scheint, - aber dieser Freiheitssinn und einen festen Abnehmer gegen baares Geld haben wird , der diese Vaterlandsliebe gelten nicht der Provinz, aus der jeder ihm auch nöthigenfalls Vorschüsse ohne Zinsen zu geben be Einzelne stammt , sondern dem gemeinschaftlichen großen reit ist. Bemerkenswerth ist noch, daß die in Pesth fungirende Baterlande , dem Kaiserreiche. Die Armee erkennt es ganz Militärcommiſſion von allen bisher üblichen und holprigen wohl , welche Stellung sie vor dem Jahre 1848 einnahm, Förmlichkeiten und Bedingungen Umgang nimmt und ihre und wie weit sie aus derselben verrückt wurde ; sie bedauert Einkäufe ganz, wie es im kaufmännischen Verkehr üblich ist, deßhalb , daß der Feldherr seinem Kaiser , ihrem obersten besorgt. " Kriegsherrn, als der Dolmetscher ihrer innersten Empfindungen, Preußen. auf dem Felde vor Verona nicht gleichzeitig mittheilte (wie dieß einige öffentliche Blätter erwähnten) , daß auch die Berlin , 1. Februar. (Beabsichtigte Verstärkung Armee ein großes , ein mächtiges und freies Desterreich der Festung Saarlouis.] Nach einer Mittheilung der begründet sehen wolle. "Cöln. Ztg." soll neuerdings der Befehl ergangen ſein , mit Uebrigens hat der Huldigungsact der Armee bei Verona dem Eintritt der besseren Jahreszeit Saarlouis stärker zu noch eine nicht unwichtige Bedeutung. Es waren nämlich befestigen, womit eine Verstärkung der jetzigen Garnison ver zur Truppenschau fast durchgehends nur ungarische Regi bunden sein wird. Die in der Nähe der Festung befindlichen menter herbeigezogen worden , auf deren Sympathie Italiens Höhen sollen durch stärkere Erdwerke als Schuß gegen die Freiheitsheroen ihre größte Hoffnung gründen ; — ſie haben die neuen gezogenen Kanonen der Festung angeschlossen werden, Antwort auf ihre Erwartungen vernommen , möge die Be nachdem sie bereits erhöht worden sind. Auch bei anderen kräftigung derselben bald folgen, das ist der einzige und höchste preußischen Festungen soll eine Erhöhung und Heranziehung Wunsch der kaiserlichen Armee in Italien! vorgenommen werden. Wien, 8. Februar. [Aufhebung der Truppen divisionärstellen bei der Infanterie.] Der Kaiser hat die Aufhebung der Stellen der Truppendivisionäre bei der Infanterie angeordnet , und es stehen fortan die In fanteriebrigaden unmittelbar unter dem Landesgeneral , bez. Corpscommandanten. Auf die Cavalerie findet diese Ent ſchließung keine Anwendung. [Commiſſion zum Abschluß von directen Kornankäufen in Ungarn und beabsichtigte Aenderungen in der Verproviantirung der Armee.] Der Lloyd" bringt folgende Mittheilung : " Die bedauer lichen Erfahrungen , welche auf dem Gebiete der Aerarial Lieferungen während des legten italienischen Feldzuges ge macht wurden, scheinen einer neuen Theorie Bahn gebrochen zu haben, die neben den eminenten Vortheilen des Staats schazes auch die des Producenten zu fördern geeignet ist. Wie wir vernehmen, wurde vom Kriegsminister eine Militär commission mit dem Auftrage nach Pesth gesendet , einen Ankauf von Körnerfrüchten sowohl bei Grundbesigern, als bei Productenhändlern versuchsweise vorzunehmen. Diese Com mission befindet sich bereits seit einiger Zeit dort und soll mehrere derartige Einkäufe bereits effectuirt haben. Es wäre zu wünschen , daß dieser Versuch nach und nach größere Di mensionen annehme und die Militär-Verproviantirung allein auf diesem Wege zu Stande gebracht werde, wozu bei den bis jezt erzielten günstigen Ergebnissen gegründete Hoffnung vorhanden ist. Es ist ein bekanntes Factum, daß Lieferungs Ausschreibungen für die Armeebedürfniſſe einen allarmirenden Einfluß auf den Marktverkehr ausüben und durch die oft momentan entstehende Vertheuerung sowohl dem Aerar , als der consumirenden Bevölkerung, also der Mehrzahl, Nachtheil bringen. Daß das hohe Aerar durch einen directen Einkauf seiner Bedürfnisse große Summen ersparen muß , liegt auf der Hand , wenn man nur den Gewinn in Anschlag bringt, den es bei allen Lieferungen bis jetzt den Lieferanten über

[Bevorstehende Veränderung in der Or ganisation der Zahlmeister.] Wie die Schles. Stg. " vernimmt, steht dem Institute der Zahlmeister in der Armee eine wesentliche Veränderung und Reorganisation be vor. Sie sollen, wie verlautet, künftig selbstständig die ihnen anvertrauten Caffen führen , in Folge dessen die bisherigen Caſſencommiſſionen bei den einzelnen Truppentheilen aufhören. zur Sicherung des Caffenvermögens haben dann die Zahl meister künftig gleich anderen Militär- und Civilbeamten eine angemessene Caution zu stellen, und werden auch einen höheren Gehalt beziehen wie bisher.

Dänemart. Kopenhagen, 29. Januar. [Vortrag des Marine ministers , die Erhöhung des Marinebudgets be treffend.] Der Marineminister hat den Gesezentwurf, in welchem er von dem Rumpfreichsrathe zu der im Normal budget für die Marine ausgeworfenen Summe eine weitere Bewilligung von 1,178,470 Thalern verlangt , mit einer umständlichen Auseinanderſegung begleitet, deren Wesentlichstes wir der "Allg. Preuß. Ztg. " entnehmen. - Der Minister be gann mit der Erklärung , daß er bereits , als er das Porte feuille übernommen , von der Nothwendigkeit überzeugt ge wesen sei , daß die Marine einer beträchtlich größeren Geld Er habe deßhalb seine Wirksamkeit bewilligung bedürfe. damit begonnen , Sr. Majestät dem Könige einen Bericht über den Zustand der Flotte und deren Mängel zu erstatten, in welchem er hauptsächlich bemüht gewesen sei, nachzuweisen, daß es Dänemark an Dampfschiffen fehle, daß über von den Kanonen der Flotte in Segelschiffen auf die See hinaus gebracht werden müßten. Bei diesem Berichte seien zwei Absichten maßgebend gewesen. Die eine bestand darin, nicht bloß Sr. Majestät und Sr. Majestät Regierung, sondern auch dem ganzen Volke den Zustand der Flotte zur Kenntniß

56 zu bringen , damit es Jedem klar würde , daß , wenn man überhaupt eine Flotte haben wolle , man das Budget der Marine erhöhen müsse. Deßhalb sei der Bericht auch der Oeffentlichkeit übergeben worden. Die andere Absicht sei ge wesen , den ziemlich ernsten Beschuldigungen und harten An flagen, die gegen die Werfte der Marine und deren Admi nistration, mit Hinsicht auf Anschaffung der Materialien und Organisation der Arbeitskraft , laut geworden , entgegenzu treten. Er habe deßhalb auf Niedersehung einer Commission zur Untersuchung der Sache in ihrem ganzen Detail ange tragen, die denn auch erfolgt sei. Diese Commission habe unter dem 30. December 1861 ihren Bericht erstattet. Im Wesentlichen stimme er in den allermeisten Punkten ganz mit dieser Commiſſion überein, und werde er als Minister es sich zur Aufgabe machen, ihre Vorschläge auszuführen. Nach einer eren Auseinanderſegung der verschiedenen Details der Adminiſtration fährt der Minister fort : „Ich komme jezt zu den sehr bedeutenden Summen , die sich als extraordinäre Bewilligung aufgeführt finden. Es wird dem Reichsrathe bekannt sein , daß die Regierung in Folge der politischen Verhältnisse sich veranlaßt gefunden hat , zwei eisenbepanzerte Schraubenschooner in England bestellen zu lassen. Der Rest betrag, den wir hierauf ſchulden, und der bei Ablieferung der Schiffe , Mitte April , bezahlt werden soll , beträgt mit den Kosten für den Transport hierher 154,000 Reichsthaler. Des Weiteren hat die Regierung aus demselben Grunde eine Maschine zur Fregatte " Tordenskjold" bestellt, auf welche noch 68,500 Reichsthaler zu bezahlen find. Ferner muß das Marineministerium auf Bewilligung der für die Dampf maschine zu der Fregatte " Beder Skronn" und für die Ma schine zu dem Schooner „ Fylla“, die beide auf dem Stapel stehen, antragen, für die eine 350,000, für die andere 80,000 Reichsthaler. Die Commiſſion hat auseinandergesezt, welche Maßregeln nothwendig seien , um von dem Bau von Holz Die schiffen zu dem Bau von Eisenschiffen überzugehen. Kriegsschiffsbaukunft ist gegenwärtig in einer Umwälzung be griffen , die Alles zu vernichten droht , was wir bisher für brauchbar und gut angesehen haben. Es ist bekannt, daß man in England und Frankreich Eisenfregatten von solchen Dimensionen baut, daß sie uns wie Pyramiden vorkommen, daß sie uns zwar als außerordentlich hübsch erscheinen können, von denen wir aber keinen Gebrauch machen können , weil, wenn wir sie selbst bezahlen könnten, sie doch für unser Fahr wasser nicht passen würden. Indessen ist alle Wahrscheinlichkeit dafür vohanden , daß man auch Eisenschiffe von solchen Dimensionen , wie wir deren bedürfen , bauen wird. Man wird dadurch etwas kräftige Kriegsschiffe erhalten , die gegen Feuer und Hohlgeschosse und gegen feste Projectile , je nach der Stärke und Ausdehnung ihrer Bepanzerung , geschützt find. Man wird ferner dadurch ein in Wirklichkeit viel öco nomischeres Schiff erhalten , dessen Bau zwar zunächst mehr Geld kosten , das aber fast keiner Reparation bedürfen und von bedeutender Dauerhaftigkeit sein wird. Es ist meine Ueberzeugung, daß es nothwendig ist, zum Bau von Eisen schiffen überzugehen ; es muß das geschehen , weil wir nicht die Rolle eines passiven Zuschauers einnehmen und warten können, bis der Feind bessere Fahrzeuge, als wir haben, an

schafft. Wenn wir dieß nicht thun , so werden wir dem un widerstehlichen Strome der Zeit zum Opfer fallen, und gegen über einem fortschreitenden und übermüthigen Feinde wehrlos dastehen. Es ist einleuchtend , daß wir auf unserer Werfte nicht plöglich zum Bau von Eiſenſchiffen übergehen können, es wird dazu vieler Vorbereitungen bedürfen , die Zeit und Geld fosten werden. Wollen wir daher alsbald Eisenschiffe haben , so müssen sie im Auslande angeschafft werden. Es sind deßhalb auch bereits 2 Schiffe in England bestellt ; es find ferner Sachverständige nach den verschiedenen Schiffsbau Anstalten in England und Frankreich entsandt worden , die Anerbietungen von verschiedenen Schiffswerften eingeſchickt haben. Die Commiſſion hat auseinandergesezt, daß nament lich die größeren Schiffe von Eisen sein müssen, und ich habe die Anschaffung einer Panzerfregatte beantragt, die 1500 Ctr. Kanonengewicht tragen und eine Maschine von 12 Meilen Fahrt führen soll. Dieselbe wird auf 1,500,000 Reichsthaler, also ungefähr auf 400,000 Thaler mehr , als die Fregatte "Peder Skronn " kostet, zu stehen kommen . - Eins muß ich noch als feststehend besonders hervorheben , nämlich , daß wir Dampfschiffe haben müſſen, die unsere Segelschiffe, deren wir für den Augenblick noch nicht entrathen können, ablösen, und daß dieß große, kräftige Dampfschiffe ſein müſſen , denn nur mit solchen können wir uns auf der See behaupten und unsere Feinde auf derselben uns fern halten. Können wir sie nicht von Eisen bauen, so müssen wir sie von Holz bauen. “ Großbritannien.

London , 4. Februar. [ Neue Befestigungen von Portsmouth.] Um Portsmouth für den Fall eines feind lichen Angriffs vor den Wirkungen der neuen weittragenden Geschüße zu bewahren , wird außer den alten, zu der Zeit, wo sie entstanden, allerdings ganz zweckmäßigen Befestigungen noch ein zweiter und dritter Gürtel von Erowerken um die Stadt gezogen. Der größte dieser Kreise von Gräben und Wällen wird 9 englische Meilen im Durchmesser haben. Die Kosten werden allerdings bedeutend sein ; allein die „ Times " meint , wenn der Bau nur ordentlich ausgeführt werde , ſo dürfte man das Geld nicht als weggeworfen betrachten. Wir müſſen bedenken " , sagt sie , daß Festungswerke in unserem Lande uns bisher nur wenig gekostet haben. Unsere Castelle wurden entweder von den Römern oder den Tudors gebaut. Das Castell von Dover hatten wir bis vor kurzem so ziem lich in dem Zustande gelaſſen, in welchem es ſich ſeit Menschen gedenken befand. Die Citadelle von Plymouth ward in den Zeiten der Stuarts erbaut ; und die Befestigungen zum Schuge unserer Küsten lassen sich da , wo sie nicht während der gegenwärtigen Generation aufgeführt wurden , im Allge meinen auf die neuerdings von Herrn Froude beschriebenen Kriege Heinrichs VIII. mit Frankreich zurückführen . Wir ver= ließen uns darauf , daß der Ocean uns schüßen werde , und erst als wir dachten , daß der Dampf uns unsere Sicherheit geraubt habe , fingen wir wiederum an , uns zu Hause zu befestigen. Selbst wie die Sachen jezt stehen , schügen wir bloß unsere werthvollen Schäße und verschließen unsere kost barsten Vorräthe. Wir wollen unsere großen Arsenale sichern ; das ist aber auch Alles !"

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 8.

Jahrgang.

Darmstadt , 22. Februar.

1862 .

Inhalt: Aufsätze. Zur Bundesreform-Frage. — Ueber den Einfluß der gezogenen Geschüße auf den Festungskrieg. (Schluß). -- Das Schuzmittel des Krankenzerstreuungs- Systems , nochmals beleuchtet von Dr. Neuner. (Schluß.) Miscelle. Aus den Kinderjahren des Seerechts. Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Neue Organisation des Sanitätsdienstes bei einer mobilen Armee. Preußen. — Die Militärnovelle der Regierung und die UMilitärcommission" des Abgeordnetenhauses. Verbesserungen im Innern der Armee. Bevorstehende Reorganisation der Artillerie. Rußland. Neue Uniformirung der Armee.

„Bur Bundesreform - Frage." So lautet der Titel einer eben erschienenen Bro chure, deren Verfasser der großherzoglich hessische General lieutenant von Bechtold ist. *) Bei der ächt deut schen und patriotischen Tendenz derselben scheint es uns angemessen , ihren Gedankengang etwas genauer zu ver folgen und einige Bemerkungen darüber hierher zu sehen. Wir nannten die Tendenz der Schrift eine ächt deutsche Dabei werden wir gewahr, daß wir und patriotische. mit diesem Ausspruch Beschuldigungen erheben. Ist es möglich, daß ein deutscher Offizier undeutsch und un patriotisch schreiben könne ? Leider ist es so. Zahlreiche Preßerzeugnisse der Gegenwart liefern den traurigen Be weis , daß auch die auf Tagesfragen bezügliche Militär Selbst dort, Literatur vielfach an Corruption leidet. wo nur mangelhafter Einblick in die Verhältnisse ein schiefes Urtheil verschuldet, hat man es häufig mit Conses quenzen zu thun , die um nichts weniger gefährlich und verwerflich find , wie die Folgerungen raffinirt-particulas ristischer Schreiberei . Es gibt in Deutschland politische Preßbureaur ; warum sollte es teine militärischen geben ? Der Herr Verfasser zieht unter verschiedenen Ueber schriften die Quinteffenz unserer jezigen deutschen (zum Theil wirklichen, zum Theil nur vorgeblichen) Verwicke lungen zusammen. Er behandelt nach einander die Bundes reform im Allgemeinen, die Bundescentralgewalt (Direc *) Genauer Titel : Zur Bundesreform- Frage , vom Gen.-Lt. von Bechtold. Darmstadt und Leipzig. Eduard Zernin". 8. 80 G.

torium) , das Parlament und das Bundesgericht, die Kriegsverfassung, die Besagungen der Bundesfestungen, das Bundesheer und die Kriegsmarine. In der Einleitung erklärt sich der Herr Verfasser ent= schieden gegen die Bestrebungen der gothaischen oder klein deutschen Partei. Wir billigen diese Verurtheilung voll. tommen, indem wir der gothaischen Partei sogar den Namen kleindeutsch" streitig machen, der nur als Gegen sag zu dem wirklich deutschen und herkömmlich groß beutsch" benannten einigen Sinn hat. Das Gothaer thum ist in unseren Augen nichts weiter wie der offen barste und leibhaftigste Verrath am großen deutschen Vaterlande. Sehr richtig werden die Gefahren geschildert , die Deutschland bedrohen , sobald es gelingen sollte , unter Ausschluß Desterreichs ein sogenanntes Kleindeutschland zu schaffen. So lange Desterreich und Preußen die dem deutschen Bund zu Grunde liegende Hauptvorausſegung gelten lassen, d. h. so lange fie fich wenigstens leidlich vertragen, existirt für gewisse Fälle in Centraleuropa eine Macht von 70 Millionen Einwohner, der somit noth wendig die Entscheidung über Krieg und Frieden gebührt. Trifft jene Voraussetzung nicht mehr zu , so dürfte dann von allen möglichen Eventualitäten grade die Gründung eines Kleindeutschlands mit preußischer Spiße die mindest Ein Reich von 30-32 Millionen wahrscheinliche sein. Einwohner fann sich im Herzen Europas nimmer als unabhängige , selbstständige Macht erhalten. Es wird so oder so ein Vasallenstaat. In Betracht zu ziehen wäre hierbei noch , daß Oesterreich beim erzwungenen Aus scheiden aus dem deutschen Bunde (was auch sonst sein

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Fasade plab sais

58 Schicksal sein möchte) in ein bleibend oppositionelles Ver über wissen auch die Unentschiedenen und Zaghaften bald, hältniß zur neuen Schöpfung fäme , es sei denn , daß was ihnen zu thun übrig bleibt. Keine einzige deutsche die Herren vom Nationalverein sich im Besige eines Regierung könnte sich der Wahl entziehen. Aller Wahr Mittels befinden , um die Länder Desterreichs und seine scheinlichkeit nach träte dann auch die Minorität sehr bald Völkerschaften absolut verschwinden zu machen, fie ge auf die Seite der Majorität. Denkt man nicht, nöthigen falls bis zu dieser äußersten Grenze vorgehen zu können, wissermaßen in die Luft zu verdampfen. Die Revisionsbedürftigkeit des deutschen Bundes muß so scheint uns das Beste, man verzichtet auf alle weit aus natürlich (wie auch der Herr Verfasser thut) zugegeben sehenden Reformpläne und überläßt den dermaligen Bund werden. Wir wollen dahin gestellt sein lassen, in welcher seinem Geschick ; denn die Versuche zur gegenseitigen Art und Strenge die in Deutschland von lange her ein Verständigung bewirken bei einmal scharf ausgesprochenem gebürgerte Föderativform festzuhalten set. So viel steht Antagonismus eher das Gegentheil. aber fest , daß bei allseitig vorhandenem guten Willen Mit Papier allein gründet man keinen neuen Staat Deutschland mit leichter Mühe eine centralisirtere und von so complicirter Beschaffenheit, wie unser Deutſchland politisch imponirendere Verfassung erhalten kann. „ Guter ist. Die meisten und wichtigsten Handlungen der Menschen Wille von allen Seiten ! " wird man ausrufen. Der fließen aus der eisernen Nothwendigkeit. In den seit drei Jahren aufgetauchten Vorschlägen ist, wie die Dinge in Deutschland liegen, kaum zu hoffen, also auch nicht vorauszusehen." Darauf erwiedern wir, zur Abänderung der Bundeskriegsverfassung spiegelt sich daß dieß von sämmtlichen , bereits aufgetauchten und weit mehr die Politik wie ein aufrichtig empfundenes Demnach war die noch zu ersinnenden Projecten, die auf eine durchgreifende militärisches Bedürfniß wieder. Reform des deutschen Bundes abzielen , gesagt werden große Zahl derjenigen , die diesen wesentlichen Unter fann , demnach auch von jenen , die auf ein 30- oder schied nicht gleich vom Anfang an erkannten und die 32-Millionen - Deutschland hinauslaufen. In dieser trogdem in ihrer Gutmüthigkeit nicht müde wurden , für Beziehung steht das beste Reformproject mit dem schlech eine solche militärisch aufgepugte Politik Propaganda zu Die ers testen auf gleicher Linie. Da man es also immer mit machen , hierzu ganz und gar nicht competent. denselben Hindernissen zu thun haben wird , so ist es schrecklich voluminöse Schreiberei über dieses Vegirthema mindestens patriotisch, gleich von vornherein solche Pläne hat wieder einmal recht klar bewiesen, daß nicht Jeder, zu verwerfen, die nothwendig eine territoriale und mili der die Feder führen kann , auch denkt. Hoffentlich hat tärische Schwächung Deutschlands bezwecken , wenn ihre die preußisch-coburgische Militärconvention nun die Leute Durchführung auch einem Theile Deutschlands eine sehend gemacht, denen die Natur nicht eben die schärfsten größere Einheit bringen fönnte." Augen verlieh. Wir neigen vollkommen zu den Ansichten Vor allem werden bedeutende Schwierigkeiten zu be des Herrn Verfassers , der die preußischen Forderungen fiegen sein , wenn man darauf ausgeht , die Executiv wegen des Oberbefehls entschieden verwirft, und reduciren gewalt des Bundes zu verstärken. Der Herr Verfasser den ganzen Streit auf die zwei Cardinalsäge : Sind führt einige derartige Entwürfe auf, darunter einen, der Desterreich und Preußen einig, so entspricht die Bundes angeblich schon im Jahre 1849 vom damaligen Reichs | triegsverfassung wenigstens in den Hauptpunkten und minister von Schmerling und den Bevollmächtigten von grade dort, wo man sie von einer Seite gern modificiren möchte , ihrem Zweck; sind Desterreich und Preußen un Bayern, Sachsen , Hannover und Württemberg verein bart ward. Derselbe lief auf ein aus sieben regierenden einig, so helfen alle Reformpläne nichts, die je ein deut scher Kopf erdenken mag. Es kommt Alles auf die Ge= Fürsten bestehendes Directorium hinaus, dem unter jähr lichem Wechsel der Kaiser von Desterreich und der König finnungen der hervorragenden Staaten Deutschlands gegen von Preußen als Reichsstatthalter vorstehen sollten . Das die Gesammtheit an ; und wie mangelhaft auch sonst Parlament ersezte diesen Plan durch Creirung des die Bundesverfassung sein mag (vollkommen wird sie unter den obwaltenden Verhältnissen nie) : sie hindert Erbfaiserthums. feinen deutschen Staat und auch Preußen nicht, Wir sind fest überzeugt , daß in Deutschland eine radicale Aenderung der organischen Bundesgeseze nun im Nothfall Großes , ja Unsterbliches für das gemeinsame Vaterland zu thun. und nimmermehr auf dem Wege der freiwilligen Zu stimmung aller deutschen Regierungen zu Stande kommen Die Verwendung des größten Theils der Reserve Infanteriedivision betreffend, wünscht der Herr Verfasser, wird. Es werden zu viele und zu wichtige Interessen dadurch berührt , und die Politik der größeren deutschen daß diese Truppen nicht mehr wie bisher zur Besagung der Bundesfestungen verwendet werden möchten. In Staaten geht leider nie völlig parallel. diesem einen Punkte erlauben wir uns, zu widersprechen. Unter solchen Umständen glauben wir , daß ein ernst haftes Bundesreform -Project nur dann Aussicht hat, reali Die taktische und sonstige Ungleichheit derjenigen Contin firt zu werden , wenn die der materiellen Macht nach gente , welche die Reserve- Infanteriedivision bilden , fällt augenscheinlich überwiegende Hälfte Deutschlands sich noch am wenigsten in's Gewicht , wenn sie ihre unumwunden dafür erklärt und gleichzeitig ausspricht, dermalige Bestimmung behalten. Musterhafte Feld daß die Fortdauer der gegenwärtigen Bundes truppen können sie nicht werden , da sie fast nur aus Infanterie bestehen , ihnen also die jest so wichtige Ver verhältnisse ihr nicht minder gefahrvoll er scheint wie die sofortige Auflösung des alten bindung mit Specialwaffen fehlt. Daß der Festungskrieg Bundes. Dann ist die Lösung leichter. Einem fait Vieles nivellirt , was im Felde nachtheilig wirkt , geht schon daraus hervor , daß in früheren Belagerungen fich accompli oder einem unabänderlichen Entschlusse gegen

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häufig bewaffnete Bürger erfolgreich an der Verthei digung betheiligen konnten. Uebrigens wird die Kriegs besagung der Bundesfeſtungen , namentlich der größeren, im Ernstfall immer meist aus Truppen der bedeutenderen deutschen Contingente zusammengesezt sein. Wer klagt nicht mit dem Herrn Verfaſſer darüber, daß Deutschland feine Kriegsmarine befigt ? Und doch ist mit der Klage allein so gut wie nichts gethan. Wohl wäre es möglich gewesen , die unrühmliche Versteigerung der Anfänge zu einer deutschen Flotte abzuwenden ; wohl hätte man jegt noch Zeit , die Hand auf's Neue zu solchem Werke anzulegen. Aber so lange es in Deutsch land mächtige Staaten gibt, die alle ersprießliche Thätig feit des auf gemeinsame Intention gegründeten Bundes systematisch hemmen , und die diesen selbst nur für einen Trümmerhaufen ansehen , der ihnen die Bausteine zu ihrem particularistischen Gebäude liefern soll : so lange ist der Zeitpunkt noch nicht gekommen , wo auch dieser schöne Traum Deutschlands sich verwirklichen kann.

behren, als die eigentlichen Wurfgeschüße , Mörser und Haubigen , durch gezogene Rohre nicht zu ersehen find. Dagegen ist nicht zu bezweifeln , daß die Spreng geschoffe der neuen Geschüße die Hohlbauten der Festung, vor Allem die aus Blockhäusern gebildeten Reduits in den Waffenplägen , schon aus der Ferne vollständig zer stören und hierdurch den activen Widerstand der Festungs besagung bedeutend schwächen können. In diesem Sinne wirken fie beschleunigend auf den Gang des Angriffs . Ob aber die Bildung einer gangbaren Bresche schon aus größerer Entfernung , als der Krönung der Glacis möglich ist , hängt wesentlich von der Beschaffenheit der gemauerten Escarpe ab. Sollte dieß aber auch gelingen, so wird die Erstürmung einer solchen Bresche erst dann rathsam sein, wenn das den neuern Festungen nirgends fehlende Flankenfeuer dadurch unmöglich geworden ist, daß die Stirnmauern der Flankencasematten so zerstört find, daß auch im Momente des Sturms ein Feuer aus den noch stehen gebliebenen Theilen derselben nicht mehr zu fürchten ist. Wo diese Flantirung nicht bloß aus den Casematten , sondern auch von deren Plattformen aus geht, wird wenigstens Kleingewehrfeuer immer möglich bleiben. Unter beiden Vorausseßungen wäre sodann eine be Ueber den Einfluß der gezogenen Geſchüße auf deutende Abkürzung des regelmäßigen Angriffs erreicht, den Festungskrieg. indem ohne die eigentliche Krönung der Sturm der Haupt ‫ما‬ umfaſſung möglich wird. Allerdings würde bei gemauerten (Schluß.) Contrescarpen das Hinabgelangen in die Gräben ohne [H. F. Eine Beseitigung der Parallelen und Er besondere Vorbereitungen nur auf den Rampen der ein segung derselben durch geschlossene, auch die Batterien springenden Waffenpläge ausführbar sein , wodurch der aufnehmende Werke , wie Rüstow in seiner Lehre vom Angriff immer noch den Charakter eines gewaltsamen neuern Festungskrieg" vorschlägt, wird die Angriffsarbeiten erhält. Auch läßt sich erwarten, daß der Vertheidiger nicht bedeutend verringern und mit größerer Gefahr für die Zeit zwischen der Breschelegung und dem Sturm zu die Tranchéewache verbunden sein. Zur Sicherung gegen Vorbereitungen auf den zu erwartenden Angriff benugt, das Verticalfeuer sollen allerdings mit sicheren Decken ver wodurch für den Angreifer ganz unerwartete Störungen eintreten fönnen. sehene Hohlräume in denselben erbaut werden . Dennoch könnte der Angreifer einigen Verlust ertragen, Wie aber die Erfahrung bestätigt hat, daß in belagerten Festungen nach Eröffnung des Feuers von den Angriffs wenn er hierdurch dem Minenkrieg entginge, der un batterien die Herstellung von Abschnitten nahezu unmög zweifelhaft zu führen wäre, wenn er sich an der Glacis lich ist: so wird auch die Erbauung derartiger Deckungen crête verbauen müßte. Ein heftiges und längere Zeit andauerndes Feuer in Angriffswerken außerordentliche Anstrengungen ver langen, weil der Transport der schweren Hölzer auf be aus größerer Entfernung würde also unter den gemachten deutende Entfernungen stattfinden muß und von den Voraussetzungen die legten Annäherungsarbeiten von der Observatorien der Festungen die Vorbereitungen und dritten Parallele an erseßen. Ob aber bei hinreichender Arbeiten zu erkennen find. Ein Gewinn an Zeit wird Ausrüstung mit gezogenen und Wurfgeschüßen dieser Zeit also bei den für jede Angriffsschanze nöthigen gesicherten gewinn nicht dadurch wieder ausgeglichen wird, daß das Zugängen und verlangten Deckungen im Innern schwer Feuer aus der Festung die Angriffsbatterien mit Erfolg lich erzielt. Die Vereinigung vieler Geschüße mit ihrer bekämpfen kann, darf wohl gefragt werden. Die Festungs Munition und eines Theils der Tranchéewache in einem artillerie tann mit ihren gezogenen Geschüßen von weit geschlossenen Raum scheint aber dem Verticalfeuer und entfernten Punkten aus sogar ohne Scharten die Be den gezogenen Geschüßen der Festung gegenüber sehr be lagerungsbatterien beschießen , da fie die Lage derselben denklich. Grade diese Geschüge können von ihrem er kennt und daraus Richtung und Ladung entnehmen kann. höhten Standpunkte das Innere solcher Schanzen selbst Die Beobachtung der Schüsse wird gleichfalls möglich mit indirectem Feuer sehr wirksam beschießen und eignen sein. Damit find die Elemente eines wirksamen Feuers fich besonders zur Entzündung von Magazinen. gegeben , das wahrscheinlich von Stellen ausgehen wird , Die gezogenen Geschüße werden sonach den Gang wogegen bisher keine Angriffsbatterien gerichtet waren. und die Arbeiten des regelmäßigen Angriffs auf die Diese Erweiterung des Kampfplages ist aber grade für Hauptumfassung einer Festung im Anfange nicht wesent Festungen um so wichtiger, als hierdurch das Umfassen lich ändern, und sind in verschiedener Entfernung von der Werke durch den Angriff erschwert und dieser zu sehr der Festung liegende Batterien um so weniger zu ent bedeutender Ausdehnung gezwungen wird .

60 Es dürfte fonach behauptet werden , daß jede durch | Waffenplägen bestrichen_find , erscheint die Wirksamkeit gezogene Geschüße ermöglichte Beschleunigung des regel der Infanterie mehr gesichert , als es beim gewöhnlichen mäßigen Angriffs nur durch eine Vergrößerung des Parkes bis zum Ende durchgeführten regelmäßigen Angriff der und eine vermehrte Zahl von Angriffsbatterien erreicht Fall wäre. werden kann. Der Waffenthätigkeit der Infanterie ist somit ein Für die Vertheidigung aber wäre es das Wichtigste, weites Feld eröffnet. Aber auch ihre Arbeitsthätigkeit der Zerstörung der Flankencasematten durch indirectes wird in hohem Grade beansprucht. Je größer die Schwierig Feuer vorzubeugen, und auf jede Weise die Bestreichung keiten für die Annäherung der Sturmcolonnen sind, auf der Gräben, namentlich des Hauptgrabens , zu sichern je engern Wegen dieselben sich fortbewegen müſſen , je und zu verſtärken. Gewiß gibt es Mittel, beides zu er weniger die Bresche gangbar und je schwieriger die Aus reichen ; wir betrachten hier z. B. die Armirung der breitung von derselben ist : mit desto größerem Vortheil Stirnmauern mit Eisen und den Gebrauch glatter Rohre, wird der Feind bekämpft werden können. die von rückwärts zu laden find , als wesentliche Ver Derartige Arbeiten, die an Gefahr und Erfolg dem wirk stärkungsmittel für die Vertheidigung . Eine detaillirte lichen Kampf wohl gleich zu achten find , bleiben aber, Arbeit über die Armirung mit Eiſen werden wir viel wenn auch unter feindlichem Wurffeuer, ausführbar, weil leicht später veröffentlichen. der gedeckte Weg und die Gräben dazu verwendbar find. Eine weitere Folge des Gebrauchs gezogener Geschüße Je weniger also der Angreifer den sichern, aber lang gegen Festungen muß aber noch erwähnt werden. Mit samen Gang des regelmäßigen Angriffs vor dem Ent denselben wird es möglich, sogar die starken Mauern scheidungskampf auf der Bresche durchführt , desto größer freistehender Hauptpulvermagazine zu zerstören und so wird die Mitwirkung der Infanterie bei der Vertheidigung, die Gefahr entscheidender Explosionen herbeizuführen. desto mehr kann sie ihren Muth , ihre Gewandtheit in Kennt der Angreifer die Lage dieser Magazine ganz ge verschiedenen Formen des Kampfes bewähren. nau, so wird keine Munition besser verwendet ſein als Aus obigen Betrachtungen wird nun der Schluß er die zum Versuch der Entzündung eines solchen. Es be laubt sein, daß die gezogenen Geschüße einer nicht durch darf nur einer mäßigen Zahl von Treffern auf die Um nahe Höhen beherrschten Festung gegenüber durchaus kein fassungsmauern , um die äußerste Gefahr herbeizuführen. Uebergewicht des Angriffs herbeiführen, daß vielmehr eine Der moralische Eindruck eines solchen Versuchs wird aber zweckmäßige Benugung derselben in der Festung eine mit dem ersten Treffer sich geltend machen. fräftige , die Wirksamkeit aller Waffen steigernde Vers In Gaëta, wo den Piemontesen die Lage aller Pulver theidigung begründen wird , weil hierdurch der Kampf magazine auf's genaueste bekannt war und ihre schweren plag eine bedeutende Erweiterung erhält, ohne daß für Geschosse über die Festung hinweg gingen, also auch die die Festung eine Schwächung ihrer Front daraus her Kehlen und Eingänge der Magazine getroffen werden vorgeht. konnten , waren die stattgehabten Explosionen vielleicht Wohl fühlt der Verfasser, daß er zur größeren Voll die Folgen einer absichtlichen Beschießung. ständigkeit auch den Einfluß der neuen Waffe auf den Glücklicherweise wird eine Erdanschüttung um diese Kampf um die detachirten Werke einer Festung hätte Magazine und die Erbauung von Vorhallen mit Aus in's Auge fassen sollen. Eine derartige Betrachtung ist gängen nach mehreren Richtungen diese Gefahr beseitigen aber ohne einen bestimmt angenommenen Fall nahezu Lassen, wenn auch keine größere Zahl kleiner Magazine unmöglich , und berührt in der wohl nöthigen_Voraus das Leeren der im Unglücksfalle das Schicksal der Festungen segung einer durch Aufnahme eines Theils der Feldarmee entscheidenden Hauptpulvermagazine erlaubt. verstärkten Besagung eine der schwierigsten Fragen der Ueberhaupt wird sich die zerstörende Kraft der explo Kriegskunſt. direnden Langgeschosse im Innern der Festung sehr fühl Für die bloße Defensive oder den reinen Festungs bar machen und die Erhaltung aller Bedürfnisse noch krieg werden aber die angestellten Untersuchungen im mehr erschweren , als dieß dem Verticalfeuer gegenüber Allgemeinen ihre Geltung behalten, obgleich nicht ver bereits der Fall ist. schwiegen werden darf, daß in einem einzelnen Werke Wenn in Obigem nur der allgemeinen Grundzüge alle Nachtheile eines umfassenden Angriffs umſomehr des Festungskriegs gedacht war, so sei es schließlich noch empfunden werden, je größer die Zahl der dagegen wir erlaubt, auch das Verhalten der Infanterie für den an tenden Geschüße ist. Diese Zahl kann sich aber mit der genommenen Fall kurz zu betrachten. Tragweite steigern , und außerdem sind die feindlichen Obgleich die Artillerie vor und in Festungen durch Geschüße dadurch gegen Ausfälle der Besagung umſomehr ihr massenhaftes Auftreten und ihre Alles zerstörende gesichert. Gegen die möglichen Wirkungen gezogener Ge Wirkung die Hauptwaffe zu sein scheint : der eigentliche schüße , nämlich Bildung von Breschen und Beseitigung Entscheidungskampf fällt dennoch immer der Infanterie der Flankenfeuer bedürfen also detachirte Werke der Unter anheim. Derselbe wird aber um so wichtiger, je weniger stügung mobiler Streitkräfte, um den Sturm abzuhalten. alle Vorbereitungen zur gefahrlosen Annäherung an die Beffer wäre es, durch constructive Anordnungen die Sturm Bresche durchgeführt sind. freiheit zu sichern und dann nach Erkennung der feindlichen Dadurch, daß der gededte Weg unter den gemachten Absicht die betreffende Stelle des äußeren Vertheidigungs Voraussegungen bis zum Momente des Sturms besezt gürtels rasch zu verstärken. Legteres kann durch geeignete bleiben kann, und die Gräben der Werte nicht direct von Vorbereitungen außerordentlich erleichtert werden. den Contrebatterien und aus den Berbauungen in den

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Das Schußmittel des Krankenzerstreuungs Systems , nochmals beleuchtet von

Dr. Neuner , großherzoglich hessischem Generalſtabsarzt. (Schluß.) Zu 2a. Hinsichtlich der Krankenbehandlung unter Zelten oder Flugdächern.

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Die Hiße im Sommer muß durch möglichste Beförde rung der Luftströmung mittelst beiderseitigen Deffnens (Herabziehens) des Mantels , sowie des Ein- und Aus gangs , ferner durch mehrmaliges Besprigen der Zelte und Aussprigen in denselben, besonders in den Mittags= stunden , gemäßigt werden. Gegen starten , länger anhaltenden Regen ist das Dach der Zelte aus doppelt übereinander liegender fester Leinwand oder einem durch Präparirung wasserdicht ges machten Stoffe herzustellen. Gegen Wind ist der Mantel an der Windseite zu schließen (heraufzuziehen). Bei niederer Temperatur find wärmere Bedeckungen der Kranken und wärmere Bekleidung der Reconvalescenten nöthig ; befeuchtete Decken müſſen baldigst entfernt und getrocknet werden. Luftzug , Wind , niedere Temperatur , selbst wenn leztere Nachts auf O herabſinkt, find nach gemachten Erfahrungen unter diesen Vorsichtsmaßregeln für die Kranken unter Zelten gefahrloser als der Aufenthalt_in der verdorbenen Luft überfüllter Krankenzimmer. Die

Schon in den Jahren 1854, 1856-1860 wurde in Ungarn wegen Ueberfüllung der Militärhoſpitäler in der 3. österreichischen Armee bet günstiger Jahreszeit die Be handlung der Kranten und Verwundeten unter Belten, und zwar im Jahre 1854 an 800 , in den folgenden Jahren an mehreren Tausenden der schwersten Kranken vollzogen. Die Zelte waren so groß , daß jedes 18 Betten (für 16 Kranke und 2 Wärter) fassen konnte. Die Zahl der vorhandenen Zelte betrug im Jahre 1859 26, worin also 416 Kranke und 52 Wärter den entsprechenden verdorbene Luft in den Zelten wird durch den Luftzug immer beseitigt. Raum hatten. Der Verfasser rühmt einen herrlichen Er folg der Krankenbehandlung in der reinen Luft dieser Das Material für Zelte muß die gehörige Stärke Beltſpitäler , im Vergleich mit dem höchst ungünstigen und Festigkeit haben, auch müssen bei eintretendem Regen in der verpesteten Zimmerluft überfüllter Hospitäler. Die die Stricke der Zelte rechtzeitig nachgelassen werden, schwersten Krankheiten , Typhus , bösartige Wechselfieber, wenn die Zelte nicht Risse bekommen sollen. Ruhren , Scorbut 2c. seien viel milder, schneller und Gewiß muß man mit dem Verfasser darin einver günstiger verlaufen ; Wunden , Geschwüre c. rascher gestanden sein , daß in den angeführten drangvollen Ver heilt in jenen als in diesen, und hätten die Zelte wesent- hältnissen im Kriege die Krankenbehandlung bei günstiger lich zur Verhütung oder Weiterverbreitung miasmatischer Jahreszeit in der reinen Luft unter den Zelten den Vor und contagiöser Krankheiten beigetragen ; dabei hätten sich zug vor jener in verpesteten überfüllten Hospitälern ver bie Kranten behaglicher gefühlt und feien heiterer gewesen bient, und selbst bet ungünstiger Witterung, Regen, Sturm , unter den Belten als in den Krantenzimmern. Hinsicht falten Herbstnächten 2c. gefahrloser als diese, folglich unter lich der Behandlung des Typhus stellt er folgende ver zwei Uebeln das kleinere iſt. gleichende Uebersicht auf : Auf Seite 64 wird der Erlaß Sr. Majestät des Kaiſers vom 17. März 1859 angeführt, wonach für den Ge brauch der zur Aufstellung kommenden beweg Behandlung in Behandlung den Zimmern der lichen Spitäler (Aufnahmespitäler und Ambulancen) Hospitåler vom unter Zelten vom eine entsprechende Anzahl von Standlager Ende October 10. Mai bis 6. De zelten zur eventuellen Unterbringung von tober 1859. 1858 bis 10. Mai Kranten und Verwundeten an geeigneten 1859. Plägen bereit zu halten ist. " Sie unterstüßen “, wie der Verfasser sehr richtig bemerkt, als transportable Verhältniß der Mortalität Anstalten die Beweglichkeit dieser Hospitäler und erleich 1 : 35 1:5 zum Krankenstande tern in Ermangelung entsprechender Gebäude die Wahl Verhältniß der Mortalität des Aufstellungsortes und eine eventuelle Translocirung 1:3 1 : 12/25 zur Reconvalescenz . . desselben , und find in wenig cultivirten und solchen Gegenden und Ländern , welche von Truppen bereits Wie wohlthätig beim Typhus der Genuß der frischen überfüllt sind oder vom Feinde occupirt waren, den noth reinen Luft ist, hat sich mehrfach auch dadurch in Kriegen dürftigen schlechten Unterkünften , insbesondere in allen erwiesen, daß Typhustrante in großer Winterkälte, auf schon zu Hospitalzwecken benugt gewesenen und deßhalb Wagen wohlbededt transportirt, genasen , während die gefährlichen Gebäuden aus gesundheitspolizeilichen Rück in der verpesteten Luft der Hospitaler Verbliebenen starben, fichten unbedingt vorzuziehen. " Bei Schlachten werden sich solche Zelte auf den Ver welche Erfahrung man besonders in der preußischen Armee im Winter von 1813/14 machte. bandplägen sehr nüglich erweisen, indem die Entkleidung, Der Verfasser stellt folgende Vorsichtsmaßregeln bet die chirurgischen Operationen, die Verbände 2c. an Schwer der Krantenbehandlung unter Belten , wie sie sich durch verwundeten darin in einem gegen Regen, Wind, Staub, Sonnenhige 2. geschüßten Orte und dem Anblicke der die Erfahrung ergeben haben, auf:

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übrigen Verwundeten entrückt und von ihnen ungestört | wenn nicht eigends hergerichtete Schiffe zu Gebote ſtehen, werden können. construirtes bewegliches, über Die Engländer bedienten sich im Jahre 1812 im das Verdeck ausgespanntes Dach möglichst beschränkt spanischen Feldzuge bei den Verbandstationen großer werden, welches zum Theil auch Schuß gegen den Regen gewährt. Bei stärkerem Regen man durch Bedeckung Hospitäler der Zelte im ausgedehntesten Maße (S. 64). In der spanischen Armee wird während einer Schlacht des Zelts mit Leintüchern noch nachhelfen. Macht ein heftiger Sturm das theilweise oder gänz in einiger Entfernung von der Schlachtlinie ein Zelt zum Vollzug der Operationen, zum Ausziehen von Geschossen, liche Einziehen der Belte nothwenig, so muß man der zum Schienen von Knochenbrüchen 2. aufgestelt (Preußische üblen Einwirkung desselben auf die Kranken durch sorg militärärztliche Zeitung Nr. 14 vom Jahre 1861 ) . Der fältiges Bedecken derselben mit Kogen (dicken Teppichen) c. vorstehende Arzt eines preußischen leichten Feldlazareths zu begegnen suchen. In diesem Falle fönnen auch die läßt in Ermangelung passender Gebäude auf dem Ver unteren Schiffsräume vorübergehend und mit Vorsicht in bandplage ( auch schon wegen des moralischen Eindrucks größerer Ausdehnung , wenigstens zum augenblicklichen auf die Verwundeten") ein Verbindezelt aufschlagen Schuge der Kranken, denen das Unwetter schaden könnte, (Militär-Wochenblatt für das deutsche Bundesheer Nr. 51 für die Dauer des Sturms benugt werden. vom Jahre 1861 , Beilage Seite 237). Gewiß ver Ein solches ambulantes Schiffshospital muß mit allem Nöthigen wie ein Aufnahmehospital versehen sein. Das dienen die Belte im Kriege , trog ihrer Kostspieligkeit, zu Sanitätszwecken mehr in Gebrauch gezogen zu werden, Wärterpersonal wird im Verhältniß von 1 für 20 hin als seither geschah. reichen, da der Dienst sehr concentrirt ist. Sede Schiffs Für bleibende Unterbringung der Kranken und ambulance braucht einen Chefarzt und nach Verhältniß Verwundeten in stehenden Feldhofpitälern unter den der zugewiesenen Schleppschiffe, resp. der Größe des genannten Umständen bezeichnet der Verfasser als be Krankenbelags , 2-4 subalterne Aerzte. sonders geeignet die stabilen Belte, d. i. durch ein Auf Seite 200 ist angeführt , daß jedes österreichische fache, aus festem Material , Brettern , Schindeln, Flach Aufnahms- und jedes Haupthospital nur auf den Stand ziegeln c. gebildete Flugdächer bedeckte Räume , mit von 500 Kranken ausgerüstet werde, und zwar aus dem der nöthigen Verwahrung der Seitenwände , sowie des sehr richtigen Grunde, weil man in früheren Kriegen Aus- und Einganges durch Leinwandvorhänge und mit allseitig wahrgenommen hat, daß Spitalförper von der Vorrichtung zur beliebigen Aufrollung derselben. Sie größerem Umfange , für 800 bis 1000 Kranke, zu schwerfällig und deßhalb für den Feld gewähren namentlich mehr Schuß gegen den Regen. dienst nicht praktisch sind , während sie anderer Bu 2b. Hinsichtlich des Krankentransports seits durch übermäßige Anhäufung der Kranken zu Wasser. und Verwundeten auf einzelnen Punkten deren Man liest darüber folgende zweckmäßige Vorschriften Heilung erschweren, und selbst das Gesund in dem Buche : heitswohl der Bevölkerung solcher Orte und Die dazu bestimmten Dampf , Segel- oder Ruder Gegenden sehr gefährden". Es muß noch hinzu schiffe müssen so viel als möglich , besonders bei mehr gefügt werden , daß in solchen großen Hoſpitälern die tägigem Transporte, die Einrichtung von Hospitälern Entstehung und Verbreitung contagiöser Krankheiten weit erhalten. mehr begünstigt ist als in minder umfänglichen. Es Bedenklich und beziehungsweise gefährlich wäre es, dürfte dieß bei Errichtung gemeinschaftlicher Feld die unteren in's Wasser eingesenkten und deshalb schwie spitäler mehrerer Armeedivifionen wohl zu beachten sein. Schließlich fühlt man sich zu der Andeutung gedrungen, riger und immer nur unvollständig ventilirbaren Räume des Schiffs zum Krankenbelag zu verwenden. In den daß dieses Buch, weil das darin ausführlich erörterte, oberen Schiffsräumen fällt die Besorgniß einer nachthei für Heere wie für ganze Länderbevölkerungen wohlthätige ligen Luftverderbniß weg. Krankenzerstreuungs - System im Kriege wohl von Nur im Frieden ausführbar ist die im Jahre 1854 den Aerzten angeregt , aber nur von den Militär- und Civilbehörden gemeinschaftlich ausgeführt werden kann, auf Befehl des Commandos der 3. Armee (Erzherzog Albrecht) zum Behufe des Krankentransports auf der zur allgemeinſten Kenntniß gebracht und daher im Be Donau in Ungarn vollzogene Einrichtung von zwei reiche des Militärs zur Anschaffung von Militärbiblio Schiffsambulancen , deren jede für beiläufig 300 theten überhaupt , wie für Militärhospital-Bibliotheken Krante aus einem Remorqueur mit 4 Schleppschiffen be insbesondere empfohlen zu werden verdient. stand. Die oberen Räume derselben waren mittelst Bretterwände mit mehreren Abtheilungen zu abgesonderten Krankenzimmern vorgerichtet und so construirt , daß die Miscelle. Kranken darin hinreichenden Schuß gegen nachtheilige Witterungseinflüsse fanden. Aus den Kinderjahren des Secrechts. In der Regel wird im Kriege die Ueberdeckung der Die 99Times" theilt folgenden Präcedenzfall aus den oberen Schiffsräume mit einem dichten Zeltenstoffe oder betheerter Leinwand und die seitliche Verwahrung mittelst ,,Kinderjahren des Seerechts" mit. Im Jahre 1777 wurde die holländische Brigg „Hendric Zwilchvorhänge genügen und viel schneller und wohlfeiler Alida" von einem britischen Kriegsschiff aufgebracht und und muß, herzustellen sein. Der directe Einfluß der Sonne

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nach Portsmouth geführt. Die Brigg war auf der Fahrt | Grunde , daß die Holländer ein Recht haben , auf hollän von einem holländischen Hafen nach der holländischen Nieder dischen Schiffen nach holländischen Colonien oder Nieder lassung von St. Eustatia begriffen , sie hatte eine Ladung lassungen Alles , was ihnen gut dünkt , gleichviel ob Waffen von Waffen und Munition und als Passagiere 5 Armee oder Munition oder eine andere Waare , zu führen, voraus offiziere mit ihren Dienern an Bord. Diese Offiziere hatten gesezt, daß sie es mit Bewilligung ihrer eigenen Geseze Die fünf Offiziere erklärten Bestallungen in der amerikanischen Rebellenarmee ; dieselben thun". Dieß ist nicht Alles. waren ausgefertigt von Benjamin Franklin , der damals in frank und frei , daß sie in der Rebellenarmee angestellt und Paris als einer der Bevollmächtigten der rebellischen Pro angewiesen seien , bei der Ankunft in St. Eustatia fich an vinzen thätig war. Es konnte nicht den geringsten Zweifel gewiffe Agenten des amerikanischen Congresses zu wenden, leiden , daß das Schiff Militärpersonen und Vorräthe für welche sie zur Rebellenarmee weiter schaffen würden. Allein einen Kriegführenden transportirte, und es war eine starke da sie bei der Wegnahme sich als Passagiere an Bord eines Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß sein wirklicher Bestimmungs neutralen Fahrzeuges befanden , das zwischen zwei neutralen ort nicht St. Eustatia , ſondern irgend ein Hafenplag in den | Häfen fuhr, wurde das nächste Reiseziel als ein unschuldiger empörten englischen Colonien war. Aus diesen Gründen trug Bestimmungsort angesehen , und sie erhielten ihre Freiheit ――― der Advocat des Königs auf die Verurtheilung des Schiffes wieder. Dieses Princip ist im Einklang mit dem gefunden an. Aber der Richter des Admiralitätsgerichts erklärte, nach Menschenverstand und gemeiner Gerechtigkeit, denn sonst hätten Anhörung des Vertheidigers , Schiff und Ladung für hollän zwei noch so obscure Kriegführende das Recht , den Handels disches Eigenthum und ordnete die Herausgabe an, aus dem | verkehr auf dem ganzen Erdboden in's Stocken zu bringen.

ten. Nachrichte

Desterreichische Monarchie. CWien , 10. Februar. [ Neue Organisation des Sanitätsdienstes bei einer mobilen Armee ] Mittelst kaiserlicher Entschließung ist in Betreff der Organisation des Sanitätsdienstes bei einer mobilen Armee Nachstehendes an geordnet: !!Bei einer im Felde stehenden Armee und einem Zusammenstoß mit dem Feinde ist der Sanitätsdienst bei jeder Infanteriebrigade von der Gefechtslinie bis zum ersten Hülfs plage hinter der Brigade in der Regel nicht mehr wie bis her von der Sanitätstruppe , sondern von einem eigenen Detachement zu versehen , das aus der Mannschaft der zum Brigadeverbande gehörigen Bataillone zusammengefegt wird. Dieses Brigade - Sanitätsdetachement hat die Aufgabe, alle Verwundeten , ohne oder mittelst Tragbahren , zum Bris gade-Hülfsplage zu geleiten , wo sie die erste ärztliche Hülfe finden. Auf und von diesem Hülfsplage nach rückwärts be ginnt das Wirken der Soldaten der Sanitätstruppe. Die felben haben den Aerzten als Gehülfen beizustehen , für die Weitertransportirung der Verwundeten vom Brigade-Hülfs auf den Verbandplag , und endlich von da in die nächste Feldspitals-Anstalt Sorge zu tragen. Bei Beginn eines Gefechts hat daher hinter einer jeden Brigade und hinter jedem Bei zu Armeecorps ein Verbandplag etablirt zu werden. großer Ausdehnung der Gefechtslinie haben mehrere zu be stehen. Das Brigade- Sanitätsbetachement marschirt bei allen Gelegenheiten vor dem Feinde stets beisammen. Ueberdieß ift jenen Brigaden, die während des Marsches oder in einer Aufstellung zum Gefechte kommen können , jedoch im Ver bande mit dem Armeecorps verbleiben , ein halber Zug (ein Zehntel) der bei dem betreffenden Armeecorps eingetheilten Sanitätscompagnie mit den für den ganzen Zug entfallenden Wagen, auf welchen sich auch die Tragbahren befinden müssen, beizugeben , während die anderen Theile auf dem Corps Berbandplage reservirt zu bleiben haben. Werden nicht alle

Brigaden des Corps in das Gefecht gezogen , so können die oberwähnten halben Züge auch verstärkt werden, was Sache der Disposition ist. Wird eine Brigade vom Armeecorps detachirt , so ist derselben ein ganzer Zug (ein Fünftel ) mit den entfallenden Wagen und stets ein Offizier der betreffenden Sanitätscompagnie als Commandant dieser Sanitätstruppen Abtheilung beizugeben. Gleich bei Beginn des Gefechtes hat sich auf dem hinter der Brigade zu etablirenden Hülfsplage ein von dem Commandanten zu bestimmender Arzt einzufinden. Die Mannschaft übernimmt die Tragbahren und begibt sich patrouillenweise zum Aufsuchen der Verwundeten auf den Kampfplag. Auf dem Verbandplage haben sich alle Aerzte des Armeecorps , welche nicht auf dem Hülfsplage beschäftigt sind, einzufinden. Der Stand eines Brigade- Sanitätsdetache ments hat zu bestehen : aus 1 Offizier der Brigade, deſſen Bestimmung dem Commando obliegt, 1 Unteroffizier per Bataillon , 2 Gemeinen per Compagnie (Infanterie- und Jägertruppen), sowie 12 Gemeinen per Bataillon, beziehungs weise 8 Gemeinen bei den Feldbataillonen des Kaiserjäger Regiments , wovon 2 die Bestimmung als Bandagenträger haben. Die Brigade- Sanitätsdetachements erhalten dieselbe Adjustirung , wie ihre Truppe , die Mannschaft hat als Er kennungszeichen eine schwarzgelbe Binde am linken Ober arme zu tragen. Die Chargen bleiben armirt , bei den Ge meinen haben Gewehr , Patrontasche und Bajonnetscheide wegzufallen , dagegen haben selbe den Pionniersäbel , einen zweiten Brodsack als Verbandtasche und eine größere Feld flasche zu erhalten. Dem eben Gesagten gemäß sind in dem systemisirten Kriegsstande per Compagnie 2 Gemeine als unarmirt zu führen. Der per Bataillon für das Sanitäts detachement bestimmte Unteroffizier und der commandirte Off zier haben gleichfalls auf den Stand der Compagnie, respective des Truppenkörpers zu zählen. Was die Ausbildung dieser Sanitätsdetachements betrifft, so hat diese bei ihren Truppen förpern selbst nach einer zu diesem Zwecke verfaßten Instruction zu geschehen."

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rüftig fort, um jeden Augenblick kriegsbereit sein zu können. Preußen hat seinen deutschen Bundesgenossen , welche es [ 7.] Berlin , 12. Febr. [ Die Militärnovelle der wünschten, gezogene Geschüße und Gewehre geliefert , ohne Regierung und die „ Militärcommission “ des Ab- darüber das eigene Bedürfniß für Armirung seiner Festungen geordnetenhauses. ― Verbesserungen im Innern und seiner Flotte, und vorzüglich seine Feldartillerie aus den ――― der Armee. Bevorstehende Reorganisation Augen zu verlieren. Auch die Artillerie geht ihrer der Artillerie. ] Die Regierung hat statt einer neuen vielbesprochenen Reorganisation' entgegen , sie ist schwieriger Gesezvorlage über die Wehrpflicht dem Landtage in der jegigen als die der anderen Waffen und konnte daher nicht so schnell Session nur eine Novelle zu dem Grundgeseg vom 3. Sep- in's Leben treten. Batterien zu 6 Geschügen, ohne die Ge= tember 1814 zugehen lassen, nach welcher die Reservezeit aus- schüßzahl der Feldarmee zu vermindern, Einführung der kurzen gedehnt , die Gesammtzeit der Verpflichtung aber abgekürzt Zwölfpfünder , Abschaffung der Haubigbatterien , weil Hohl werden soll. Wir wollen näher darauf eingehen , wenn das | kugeln auch von den anderen geschossen werden, Versuche mit Haus der Abgeordneten darüber beschlossen hat. Im Herren gezogenen Vierpfündern als leichtes Manövrirgeschüß, - das hause ist die Novelle auf den Bericht der Commission ohne sind die bereits in militärischen und anderen Blättern be alle Debatte einstimmig angenommen worden. Das Haus sprochenen Fragen , welche jedenfalls in nicht zu langer Zeit der Abgeordneten hat dagegen die Berathung darüber ver- zur Entscheidung kommen werden. Andere müssen sich daran tagt , bis ihr das Budget des Militäretats zugegangen sein knüpfen , von großer Wichtigkeit für die Ergänzung des Offi= wird , mit welchem die Novelle offenbar im Zusammenhange ziercorps jener Waffe. Brochuren und Zeitungsartikel regnet stehe. Einstweilen ist nur die sogenannte Militärcommiſſion es nun wieder über die Armee und ihre Organisation , die am 7. Februar gewählt worden. Sie besteht wiederum aus Dienstzeit, den Ersaß, das Avancement , die Beförderung der 21 Mitgliedern, und die Zeitungen ſagen aus, daß die eigent- | Unteroffiziere zu Offizieren und was sich nur irgend beleuchten lich ministerielle Partei nur 5 oder 6 Stimmen darunter habe. läßt. Die Beleuchtung ist freilich oft sehr dürftig und ihr Präsident ist : v. Carlowig, Vicepräsident : v . Bockum-Dolffs, fatalstes Licht fällt auf die Verfasser, welche dadurch in ihrer Schriftführer: v. Fund , Stellvertreter : Seubert. Von den ganzen Unfähigkeit , über militärische Fragen zu urtheilen, bekannten Mitgliedern nennen wir nur den General a. D. bloßgestellt werden. Ihr dankbares Publicum findet aber die Stavenhagen , Harkort, Behrend , v. Forckenbeck , v. Hover Opposition ſtets, während gediegene, für die Sache sprechende beck und den Major a. D. Steinhardt aus Wittstock, welchen Auslassungen nur von denen , welche sie nicht erst zu über die Haupt- und Residenzstadt Berlin unter ihre Abgeordneten zeugen brauchen, gelesen werden. Das läßt sich nicht ändern. aufgenommen hat. Es lassen sich interessante Debatten er Hoffen wir auf einen guten Ausgang der großen Frage , die warten, weniger im Schooße der Commiſſion, wo die Gegen nicht für Preußen allein , sondern für ganz Deutschland partei der Militärvorlagen und des Militärbudgets unstreitig wichtig ist ! abweichende Ansichten erdrücken wird , als im Plenum des Rußlan d. Hauses. Doch dürfte darüber noch einige Zeit vergehen, weil die gewissenhafte Erwägung aller noch irgend mit dem St. Petersburg , 6. Febr. [Neue Uniformirung Heil der Armee verträglichen Ersparnisse das Budget des Kriegsministeriums bis jezt noch nicht dem Hause als abge der Armee. ] Zur Ergänzung resp. Berichtigung der in Nr. 5 schlossen hat übergeben lassen. Einstweilen wird legteres hohe der A. M.-Z. nach der „Warschauer Ztg. " mitgetheilten Nach Politik treiben. Schon liest man einzelne Mahnrufe , das richt über die neue Uniformirung der Armee entnehmen wir einer Budget für die Armee en bloc zu bewilligen , wenn die neueren Correspondenz der „Hamb. Börsenh. " Folgendes : „ Die Regierung dann aber auch entschieden in Deutschland vor Anordnung in der Uniformirung ist entschieden und wird all gehen wolle , selbst im Bunde mit der Revolution gegen mählig eingeführt. Der Uniformſchnitt bleibt derselbe, nur die deutschen Fürsten und deren treue Armeen, um den Ein verschwinden die Achselklappen von farbigem Tuch und werden heitsstaat endlich à tout prix zu schaffen ! Bedenken diese durch andere von grünem Tuch mit den Regimentsnummern Heißsporne der demokratischen , sogenannten Fortschrittspartei ersetzt. Die wesentliche und so erwünschte wie zweckmäßige nicht, daß sie es sind, welche die so wünschenswerthe Einigung Reform trifft die ungeschickte , schwere, unpraktische Kopf Deutschlands durch ihr Gebahren immer schwieriger machen ? bedeckung mit Pickelhaube, Helm, Tschako, Bären- und Husaren Es wird aber anders kommen , als sie sich träumen lassen, müge ; sie wird abgeschafft und ersezt durch die leichte, und das schöne Ziel mit Gottes Hülfe , unter gegenseitigem weiche algierische Müge von dunklem Tuch und abstehendem guten Willen, dennoch erreicht werden. Schirm für Gala- und außerdienstliche Tracht. Zur ersteren Im Innern der Armee bietet sich zu diesem unerquicklichen wird ein Adler daran festgesteckt. Die Müge wiegt um zwei Treiben ein um so erfreulicherer Gegensag. Hier herrscht Pfund leichter , als die bisherigen Kopfbedeckungen. Der Ein Wille , Ein Geist , Ein Gehorsam. unermüdeter Fort Ranzen wird weicher, bequemer und die Brust weniger geni schritt überall , in der Ausbildung der Truppen , in den rend aufgeschnallt , die Patrontasche durch eine kleine Hand Militär- Erziehungsanstalten , in der Beschaffung des Mate tasche ersetzt. Der Fortschritt in der Richtung , die physische rials, in den Waffenfabriken und allen militärischen Etablisse Kraft des Soldaten von der Beengung so viel wie möglich ments ! Scheint auch für die nächste Zeit der Friede gesichert, zu befreien , ist der leitende Gedanke bei allen diesen Ver dennoch laſſen wir uns nicht einschläfern , sondern arbeiten befferungen.“ Preußen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 9.

Jahrgang.

Darmstadt , 1. März.

1862.

Inhalt: Auffäße. Vertheidigungssystem von Norddeutschland. - Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. III. Die Offiziere und die Unteroffiziere. - Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien. C. Schweden. Nachrichten. Oesterreichische Monarchie. Die gesellschaftliche Stellung und die höhere militärische Ausbildung der Offiziere. Das Marineministerium und das Marinebudget. Preußen. Bevorstehende Uebung in der Verpackung und Führung von Munitionswagen. Frankreich. Errichtung eines neuen Lagers zu Lannemezan . - Neues System militärischer Gepäckwagen. Sardinien. Versuche mit Anwendung des elektrischen Lichtes.

Vertheidigungssystem von Norddeutſchland. [ a.] Wie die officiellen Mittheilungen über die Sizungen des Bundestags ergeben , ist diese seit fast 3 Jahren schwebende Frage endlich in Frankfurt vom Bundesmilitärausschuß zum Vortrag gebracht worden. Die Abstimmung über die Ausschußanträge, deren In halt natürlich in der officiellen Veröffentlichung nicht an gegeben ist, wird in einer späteren Sigung" des Bundes tags erfolgen. Die Frage steht so noch immer im Sta dium der Debatte, und wird darin wohl auch, wie wir fürchten müssen , noch für lange beharren. Die militä rische Presse bleibt darum berufen , auch von ihrer Seite Die Debatte weiterzuführen. Für einen Beitrag hierzu find zunächst einige Zeitangaben von Interesse , die den bisherigen Gang der Sache bezeichnen. Ueber die hier bei zu nennenden Fortschritte oder wenigstens Schritte, die in der Sache gethan wurden , haben die öffentlichen Blätter, insoweit besondere Motive die Rücksicht der amt lichen Discretion überwogen , seiner Zeit des Näheren berichtet. 1859. Legte Monate. Preußen leitet vorbereitende Verhandlungen ein , die ein gemeinsam nord Deutsches Defensivsystem gegen Angriffe von der Seefeite zum Ziel haben. 17. December. Mittelstaatlicher Antrag am Bund, die norddeutschen Küstenländer durch ein

von Bundeswegen zu schaffendes Vertheidigungs system zu schügen. 1860. Januar. Norddeutsche Militärconferenz zu Berlin. 26. Januar. Bundesbeschluß, der Preußen einladet, die von ihm bereits eingeleitete Ange legenheit weiterzuführen , und demnächst sie zur Vorlage an den Bund zu bringen. Mai und Juni. Bereifung der Küsten der Ost- und Nordsee durch eine Commission preußi scher, resp. norddeutscher Offiziere. Nur die dänisch-deutschen Länder bleiben verschlossen oder doch unbesichtigt. 12. und 20. Juli . Anträge von Preußen und den übrigen norddeutschen Staaten am Bund. Denkschriften erörtern und begründen die vielfach divergirenden Ansichten, die sich in deß , der Natur der Sache nach , wesentlich um die Fragen des Küstenschutes durch Befestigung, des Seeschutes durch Schiffe und der Truppen bewegung durch anzulegende Eisenbahnen grup, Der Bundestag überweist das ganze piren. Material dem Bundesmilitärausschuß, um die technische Ansicht der Bundesmilitärcommission zu hören und alsdann Vortrag zu erstatten. 8. December. Die Bundesmilitärcommiffion erhält dieses Material vom Bundesmilitäraus schuß.

60 1861. Juli. Die Bundesmilitärcommiſſion erstattet | Sache erwarten. Freilich, die Ereignisse werden nicht ihr technisches Gutachten. Ueber dessen Inhalt warten, bis wir in Deutschland unsere streitigen Fragen ist , mit Ausnahme der Stärke der in Aussicht geordnet und uns selbst gerüstet haben, um die Prüfungen genommenen Kanonenbootflottille, nichts bekannt zu bestehen, die von den Ereignissen uns auferlegt werden fönnen . Sollen diese uns aber unvorbereitet finden ? geworden, das irgend verlässig erschiene. Spätsommer. Hannover beantragt am Nur in dieser Frage kann ein Antrieb liegen , der viel Bund, zur Förderung der Sache die Frage der leicht die Sache fördert. Haben wir doch in günstigeren Kanonenbootflottille (40 Boote für die Nordsee) Zeiten gradezu ein Vierteljahrhundert gebraucht, um über aus der Gesammtfrage abzuscheiden , und ist den Ort der seit 1815 in Aussicht gestellten neuen Rhein bereit , mit seinem Contingent von 20 Booten festung endlich 1840 zu einem Entschluß zu kommen, in schon jezt vorzugehen. Preußen leitet Verhand deß volle 20 Millionen Baucapital dafür schon von An lungen ein , um in Kraft von Militärconven fang bereit lagen. Die Erinnerung an diesen älteren tionen , die es mit den Hansestädten abschlösse, Vorgang ist nicht ermuthigend, aber sie ist auch warnend, deren Seecontingent ebenso zu übernehmen, wie und in der Warnung liegt ein Antrieb , wie er grade es schon jezt seit Erwerbung des Jahdegebiets hier Noth thut. Was das militärische Urtheil erwartet und fordert, vertragsmäßig den Schuß der oldenburgischen Küstenstrecke übernommen hat. bezieht sich nothwendig auf dieselben Punkte , die schon 1862. 13. Februar. Der Bundesmilitärausschuß er oben unter dem Datum des „ 12. und 20. Juli 1860“ stattet Vortrag am Bundestag über die ganze berührt wurden. Wir bedürfen des Küstenschußes durch Angelegenheit, insbesondere über deren weitere Befestigung entscheidender Dertlichkeiten , des Seeschutes formelle Behandlung". Vom Inhalt dieses durch Schiffe und eines Eisenbahnsystems (parallel dem 03 Vortrags ist nichts bekannt geworden . Die Küstenzug und_transversal) , das durch die erhöhte Be Abstimmung wird , wie schon gesagt , in einer weglichkeit der Truppen deren Zahl vervielfältigt. Aber es handelt sich vor Allem nicht um den Schuz späteren Sigung“ erfolgen. Die jütische So steht dermalen die Sache. Was zunächst , wie einer zusammenhängenden Küstenstrecke. dürftig auch die vorstehende Skizze sein mag , doch klar Halbinsel scheidet die beiden nordischen Meere , und aus ihr hervortritt , ist dieselbe Thatsache , auf die wir zwischen unseren Küsten an Nord- und Ostsee liegt das erst jüngst hingewiesen haben , als wir (Nr. 2 d. Bl. dänisch -deutsche Holstein . Damit verschiebt sich die ganze v. d. J.) „die Lage zu Anfang 1862" besprachen. Das Gedankenfolge, die sonst hier berechtigt sein würde . Wäre alleinige Hinderniß raschen Fortschreitens ist der Wider unsere Nordgrenze ein zusammenhängender Küstenzug, so streit der politischen Gegensäge, der mit der technisch könnte allerdings vielleicht behauptet werden, daß es nur militärischen Ansicht von dem, was möglich oder ge mehr um örtlichen Schuß sich handle, um Abwehr feind boten ist , gar nichts zu thun hat. Preußen möchte licher Angriffe von der Seeseite auf besonders wichtige die Sache allein in die Hand nehmen , der Bund sie Punkte, um Gegenanstalten gegen Landungen, die immer nicht aus der Hand lassen. Preußen hat das Recht für hin wohl nur mit geringerer Macht würden unternommen fich, das in den thatsächlichen Verhältnissen liegt , ver werden können. Freilich tämen auch dann schon Punkte möge deren sein eigenes Interesse zunächst und über von solcher Bedeutung in Frage , daß von einem bloßen wiegend hier betheiligt ist, an der Ostsee zweifellos , aller Schug örtlicher Interessen nicht mehr geredet werden dings aber auch an der Nordsee, da es sich hier um die könnte ; Hamburg allein fällt als Stapelplag unseres ganze Zukunft seiner Jahdeposition und um die Erfüllung überseeischen Handels so schwer in's Gewicht , daß es feiner vertragsmäßigen Pflichten gegen Oldenburg handelt. hier gradezu nationale Interessen sind , die geschütt Der Bund hat das positive Bundesrecht für sich , denn sein wollen, nicht aber örtliche. Aber es ist ja der Küsten seine Aufgabe ist ja eben (Art. 2 der Bundesacte) die zug eben durch die jütische Halbinsel unterbrochen , und Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutsch diese bietet im Fall eines Krieges , in dem Dänemark ――――― gegen uns wäre, dem seemäch lands, und es sind darum (Art. 51 der Wiener Schluß -wie ziemlich gewiß acte) die organischen Einrichtungen in Bezug auf das tigen Feinde eine so bequeme und sichere Baſirung, daß Defensivsystem des Bundesgebiets der ausschließenden grade von dorther ein doppelt empfindlich treffender An Mag auch das Hauptkriegs Competenz der Bundesgewalt vorbehalten. Wo der Gegen griff zu erwarten steht sag so tief liegt , da ist die Ausgleichung schwer , ohne theater ein anderes sein : gegen diesen als Diversion auf bundesfreundliches Entgegenkommen selbst gradezu un tretenden Angriff bedürfen wir immerhin eines starken möglich. Nur daraus erklärt sich der langsame Gang Defensivsystems , das nicht bloß auf die Abwehr örtlicher der Sache, nur daraus die sonst überraschende Thatsache, Einbrüche und Raubzüge , sondern auf den Widerstand daß nach dem Bundesbeschluß vom 20. Juli 1860 fast gegen Operationen großen Styls angelegt ist. Die Eider ganze 5 Monate verstrichen , bis der Bundesmilitäraus linie ist dort der natürliche Bodenabschnitt, dem unsere schuß endlich das technische Gutachten der Bundesmilitär Grenzvertheidigung zu folgen hat, Rendsburg darum der commission einforderte , und daß nach Erstattung dieses Hauptwaffenplag , dessen wir dort bedürfen , und deſſen Gutachtens der Militärausschuß wieder mehr als 6 Monate hastige Zerstörung durch die Dänen uns allein schon bedürfte , bis er endlich am 13. v. Mts . seinen eigenen beweist , wie klar diese den Werth dieses Plages beur Vortrag zu Stande brachte. Eben darum können wir theilen , und wie gewiß sie für den Fall eines Krieges Südlich der leider auch für die Folge nur einen langsamen Gang der unseren Feinden schon jezt sich beizählen.

67 Eider ist kein Bodenabschnitt, der als Zwischenglied unserer Defensivlinien an den Küsten der Nord- und Ostsee dienen tönnte. Jede Befestigungsanlage hier wäre nur mehr

stehen. Ein anderer Mitarbeiter der A. M.-Z. hat vor nicht langer Zeit (Nr. 49 von 1861 ) die gleiche Frage behan delt , und er kam zum gleichen Schluß , den ich hier

willkürlich , aller Gunst der örtlichen Bedingungen entziehen möchte. Die Beschränkung auf das bloße Defensiv behrend , und überdieß läge fie schon so weit zurück, daß mittel zahlreicher Kanonenboote ist für die See bas der Besig wichtiger Punkte, wie der Hafen von Kiel, Gleiche, als ob man zu Lande fich darauf beschränken das rechte Ufer der Niederelbe von Hamburg bis zum wollte, die Besagungen der festen Pläge aufzustellen . Feld Meer . , damit von vornherein aufgegeben wäre, indeß heere und Kriegsflotten, Festungen und Kriegshäfen (zu grade hier alle Erwägungen darauf hinzeigen, daß unsere deren maritimer Beſagung die Kanonenboote zählen) find Defensivgrenze auch wirklich bis zur Grenze des Bundes- gleichbedeutende Dinge, die einen für den Landkrieg, die gebiets vorgeschoben werden müsse. Das verschanzte Lager anderen für den Seekrieg Der Werth dessen , was in zwischen Hamburg und Lübeck, das in der militärischen Küstenbefestigungen und in küſtenfahrenden Kanonenbooten Presse und auch in diesen Blättern schon vielfach erörtert beabsichtigt sein soll, kann und soll nicht bestritten werden, wurde , wäre darum nur ein sehr dürftiger Ersag für sondern mit Recht sieht man darin erfreuliche Anfänge. das , was Rendsburg als Hauptwaffenplaß unseres Ver- Aber man darf dabei doch nicht vergessen , daß es den theidigungssystems im Norden uns leisten fönnte und noch nur eben Anfänge find, nicht aber das Ziel selbst, würde. Selbst die vorgeschlagene directe Befestigung von das wir in's Auge fassen und fest im Auge behalten Hamburg würde doch nur eben Hamburg selbst schügen, müſſen , wenn wir die Stellung auch zur See erringen nicht aber die Niederelbe beherrschen, noch weniger vollends wollen, die unserer Würde und ebenso, was da und dort den breiten Eingang in's deutsche Land sperren , als schwerer wiegen mag , unseren materiellen Intereſſen welcher Holstein dem Feinde offen steht. Grade die Sper entspricht. Die greifbar vorliegende Bedeutung des Eisenbahn rung dieses offenen Thores ist aber die Aufgabe, ohne neges grade für unser nordisches Defensivsystem führt auf deren Lösung alle unsere Defensivanstalten im Norden in gefährlicher Weise ein Stückwerk bleiben müssen. Nur eine Betrachtung, die sich Jedem schon längst aufgedrängt eine Bundesfestung Rendsburg sperrt das Thor wirk hat, und die darum auch in diesen Blättern schon mehr Der militärische Standpunkt der lich und wirksam, und wie schwer es auch innerhalb der fach erörtert wurde. deutschen Verhältnisse sein mag , dieses nothwendige Biel Zeit, in welcher das Bundeswehrwesen in seinen Grund zu erreichen, die Bewegung der öffentlichen Meinung lagen geordnet wurde, ist von den Entwickelungen der darf doch nicht, oder vielmehr sie darf grade darum nicht Technik weit überholt worden. Was damals seine Be ablassen, immer und immer wieder auf dieses Ziel hinzus | rechtigung hatte, wie z. B. die Idee der Munitionsaus streben. Bleibt das Thor ungeschlossen , das aus der hülfe auf Grund des gleichen Kalibers , hat diese Be jütischen Halbinsel in's Herz von Deutschland führt , so rechtigung nicht nothwendig noch heute ; was damals bleiben unsere Defensivlinien an Nord- und Ostsee ohne militärisch vielleicht unberechtigt gewesen wäre, kann heute Verbindung , vom durchbrechenden Angriff von Norden als nothwendig erscheinen . Das Leztere gilt eben für die her unmittelbar in Flanke und Rücken genommen, unſere | militärische Einwirkung auf die Entwickelung des Schienen ganze Vertheidigungslinie dort einer Festungsfronte ähn | neges. Unser nordisches Defensivsystem würde alles Lebens lich, die man vielleicht trefflich hergestellt und armirt, in nerves entbehren, wenn nicht Bahnlinien und Telegraphen der man aber einfach einen alten Mauerbruch offen ge die Bewegung der Truppen leiten und ermöglichen. Der laſſen hat, um só dem angreifenden Feinde die Mühe Eisenbahnbau wird dadurch so gut Bundessache, wie der des Breschelegens zu ersparen. Festungsbau (leider beschränkt genug) es bereits ist, und Der Werth von dem, was für den eigentlichen Küsten wo der Anstoß im Bundesrecht liegt, da muß ver Allem schuß beabsichtigt sein mag , hängt wesentlich so von der dieses selbst eine Entwickelung erhalten, durch welche die Vorbedingung ab , daß die hier besprochene Lücke nicht Nothwendigkeit nicht länger verläugnet wird. Sollen die offen bleibe. Nach den Andeutungen, die durch die Presse Bahnstrecken wirklich gebaut werden, deren unser Defen -laufen, lassen sich immerhin erfreuliche Anfänge hoffen. fivsystem im Norden bedarf, und darunter zählen wir Alle bedeutenden Punkte, wo die Wirksamkeit des Küsten auch eine preußische Bahn von der Jahde nach Minden schuzes sich concentriren fann, also namentlich die Strom so kann es nicht von dem Ermessen des Territorialherrn mündungen , sollen starke Befestigungen erhalten. Zur abhängen , die Concession zu geben oder zu versagen, eigentlichen Seewehr sind für die Nordsee 40, für die sondern der Bund hat die Frage in die Hand zu nehmen, außerpreußische Strecke der Ostseeküste 10 Kanonenboote weil es ein Bundesintereffe ist , das da in Frage steht, in Aussicht genommen, die mit der preußischen Kanonen und im schlimmsten Fall baut dann der Bund selber. bootflottille und mit der fünftigen preußischen Kriegs Die mißachtete Schweiz kann uns grade in solchen Dingen flotte eine stattliche Seewehrkraft vertreten werden. Leider ein Muster geben , was das Recht der Bundesgewalt aber ist die preußische Kriegsflotte, die den Kern dieser gegenüber den souveränen Bundesgliedern ſein kann, und ganzen Seewehr abzugeben berufen ist , nur eben erst darum auch bei uns sein sollte. An anderen Punkten eine " fünftige ", und so lange dieser Kern fehlt, unseres Defensivsystems drängte sich längst die gleiche bleiben alle Kanonenboote dort wohl ein wichtiges De Frage auf, und erst jüngst noch wurde sie in diesen fensivmittel für Eventualitäten , die vielleicht gar nicht Blättern (Nr. 52 von 1861 ) bezüglich Germersheim des fern liegen , nie aber werden sie uns befähigen , einen Näheren erörtert. Wir schließen diese Bemerkungen , zu denen uns die wirklichen Seekrieg, selbst nur gegen Dänemark , zu be

― Thatsache veranlaßte , daß die so lange schon schwebende Frage des norddeutschen Defensivsystems endlich am 13. v. Mts. in Frankfurt zum Vortrag kam. Vielleicht finden andere Mitarbeiter darin die Anregung , diese Frage vom speciell technischen Standpunkt noch weiter zu be sprechen.

Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr.

III . *) Die Offiziere und die Unteroffiziere. [J.] Wir stehen vor einer Frage, die in einem noch tieferen und umfassenderen Sinne als die bisher behan delten mit dem preußischen auch alle anderen deutschen Heere berührt. Zugleich ist, wie sich schon bei der Prä senzzeit" näher ergeben hat, die ganze Reform davon ab hängig , denn wie geschickt man auch die anderen Ein richtungen treffe , auf den persönlichen Kräften beruht zulezt doch Alles . Gewiß , man kann diese Kräfte, diese Bildner und Träger des ächten Soldatengeistes und Sol datengehalts , nicht zahlreich und tüchtig genug haben, zumal wo die Masse der Soldaten durch eine im Ver hältniß immer nur kurze Schule geht. Allein mit diesem Wunsch ist es nicht gethan ; seine Erfüllung findet nicht bloß an äußeren Rücksichten ihre Schranke, auch die Be dingungen , die in der Sache selber liegen, wie z . B. die Zahl und die Tüchtigkeit , beschränken sich gegenseitig. Nicht an einer einzelnen Stelle , sondern nur im Zu sammenhang aller Bedingungen und Forderungen ist eine richtige Lösung möglich. Die Frage wird übrigens in den zunächst bevorstehenden Verhandlungen eine entschei dende Rolle voraussichtlich nicht spielen. Wir beschränken uns daher für dießmal darauf , sie nur in ihren Haupt gesichtspunkten furz zu erörtern. Für die Unteroffiziere wird sich die Sache in zwei Hauptpunkten zusammenfassen lassen. 1) Errichtung höherer Unteroffiziersstellen ; 2) geordnete Aus sicht auf Beförderung zum Offizier. Für die Offi 1 ) Gleichmäßigere, ziere ergeben sich vier Punkte. theoretisch und praktisch durchgeführtere Vor bildung zum Offizier ; 2) Verminderung der Lieutenantsstellen ; 3) gefeßliche Regelung

68 neuere Ausbildungsweise als die neuere Taktik ihm zu weisen. Das legtere Motiv ist noch entscheidender als das erstere, weil es unmittelbar in der Sache liegt. Der Unteroffizier ist der eigentliche Lehrer des Soldaten im Schießen , Fechten und Turnen , er gibt ihm die Grund lage der Ausbildung in allen ihren Elementen ; schon daraus ergibt sich heutzutage eine ganz andere Anforde rung als noch vor 20 Jahren. Dazu kommt , daß die Führung im Gefecht weit mehr an ihn verlangt. Auch wer nicht der Meinung ist , daß die Compagniecolonnen und das Gruppenplänkeln auf den künftigen Schlacht feldern die vorherrschende Form sein werden , muß ihnen jedenfalls eine bedeutende Rolle zugestehen und demge mäß vom Unteroffizier eine größere Selbstständigkeit in der Führung aller Unterabtheilungen der Compagnie Wenn auch die moralischen Factoren des verlangen. Muthes, der Ausdauer und der Besonnenheit dem Wesen früher erfordert werden , so treten sie nach ebenso wie doch im Zusammenhange mit einer vielseitigeren und künst licheren Waffenwirkung in eine gesteigerte Thätigkeit. Man kann dieser höheren Aufgabe nicht etwa durch eine größere Zahl von Offizieren genugthun , denn sie fällt grade in den eigentlichen Bereich der Unteroffiziere ; man würde also mit einer solchen Maßregel sowohl Offiziere als Unteroffiziere in ihrer Stellung und Wirksamkeit herabziehen, man würde zum Schaden beider den in der Natur der Sache begründeten Unterschied zwischen ihnen Das ist eben der Fehler in allen unseren verwischen. bestehenden Organisationen geworden , daß man in der Anordnung und Abgrenzung der Dienstgrade fortwährend noch der Ueberlieferung folgt , statt die veränderte Natur der Aufgabe dabei zu berücksichtigen . Nur wenn man dem Unteroffiziercorps den ihm eigenthümlich gebührenden Wirkungskreis unverkümmert zuweist, wird es ihn auch auszufüllen im Stande sein, denn nur dann kann es an seiner Arbeit selbst die rechte Befriedigung haben , nur dann sieht es ein Ziel vor sich , das auch ein tüchtiges Streben belohnen kann. Mit diesem Zeitpunkt und nicht eher wird die allgemeine Klage allmählig verstummen, daß es unseren Heeren an brauchbarem Material für eine Klage, die, Unteroffiziere sehr zu fehlen beginne, wenn sie sonst schon erhoben wird , sich doppelt fühlbar machen muß, wo mit einem Schlage ein so bedeutend Man hat diesen Schaden vermehrter Bedarf eintritt. jest in Preußen , man hat ihn aber schon eben so stark bei der Mobilmachung von 1859 in den anderen deutschen

Staaten empfunden , und man wird ihn immer wieder der höheren Beförderung ; 4) Verminderung der höheren Stellen. erfahren , wenn man das Uebel nicht an der Wurzel Wir haben schon bei der Erörterung über die „ Prä | angreift. Wir wählen , um unserer Ansicht einen bestimmten senzzeit" bemerkt , daß weder die bloße Gehaltsverbesse im allein Civilversorgung auf Aussicht rung, noch die Ausdruck zu geben , eine preußische Compagnie in der Stande sei , dem Heere tüchtige Kräfte für den Unters Kriegsstärke ; die Uebertragung auf irgend ein anderes offiziersdienst zuzuführen und zu erhalten. Es gilt nicht Stärkeverhältniß ergibt sich daraus ziemlich von selbst. bloß, für den Unteroffizier die bessere wirthschaftliche Existenz Eine solche Compagnie zählt im Solstand : 1 Haupt einigermaßen auszugleichen , welche ihm die entwickelte mann , 1 Premier-, 3 Secondlieutenants , 1 Feldwebel, Gewerbsthätigkeit der Zeit auf anderen Gebieten dar 1 Portepéefähnrich, 4 Sergeanten, 14 Unteroffiziere (ander bietet ; es gilt, ihn vollständig in den Bereich der höheren wärts Corporale), 4 Spielleute, 226 Gemeine (worunter und schwereren Arbeit einzuführen , welche sowohl die 24 Gefreiten und Capitulanten) , 1 Lazarethgehülfe, 2 Trainsoldaten ; also 5 Offiziere , 252 Mann , wobei *) Vgl. II., die Präsenzzeit , in Nr. 4–6 der A. M.-Z. v . d. J. 246 Gewehre. Wir würden dafür sagen : 1 Hauptmann,

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1 Premiers, 1 Secondlieutenant, 4 Feldwebel, 1 PortepéeWir haben die ersten Unteroffiziere der Compagnie fähnrich , 6 Sergeanten , 10 Unteroffiziere u . s. w. Es Feldwebel" genannt ; man fönnte sie auch " Portepée würden also 2 Secondlieutenants und 4 Unteroffiziere feldwebel" nennen : fie müßten nämlich Degen und ab , dagegen 3 Feldwebel und 2 Sergeanten zugehen ; Portepée führen, überhaupt in Kleidung und Ausrüstung die Kopfzahl im Ganzen verändert sich fast gar nicht und mit den Offizieren übereinstimmen, nur ohne ihre Grad kann jedenfalls bei den Gemeinen leicht ausgeglichen abzeichen, ähnlich wie die Portepéefähnriche. Der Gehalt werden. Die Kosten würden wahrscheinlich durch die kann, wie bemerkt, bei zweien der des jezigen Feldwebels, Aenderung etwas geringer ; an Gehalt z. B. berechnen bei den anderen zweien etwas höher sein. Dienſtſtellung und fich im Frieden für 2 Secondlieutenants 40 Thlr. und Wirkungskreis find ungefähr die des Secondlieutenants ; für 4 Unteroffiziere der ersten und zweiten Claſſe 26 Thlr., nur müſſen ſie bestimmter begrenzt und geordnet werden, zusammen 66 Thlr. monatlich ; dagegen für 3 Feldwebel damit ebenso die Befriedigung am eigenen Werk, wie die 43 und für 2 Sergeanten 18 , zusammen 614 Thlr.; Verantwortlichkeit dafür ihre Stelle finde. Im Kriege also 4 Thlr. im Monat oder 54 Thlr. im Jahr Er würde jeder der 4 Feldwebel Zugführer sein , und zwar sparnis per Compagnie , was bei 253 Bataillonen oder nicht bloß für die Führung im Gefecht , sondern für die 1012 Compagnien über 54,000 Thlr. ausmachen würde. gesammte disciplinarische und tattische Haltung der Ab Auch diese Ersparniß, da sie sich durch eine genaue Vertheilung. Im Frieden läßt sich dieß wegen des wechseln gleichung der Kriegs- und Friedensetats mit ihren ver- den Dienststandes nicht gleichmäßig durchführen ; nur bei schiedenen Bezügen wahrscheinlich noch etwas höher er- den großen Herbstübungen werden sich die Züge annähernd geben würde , ist zu berücksichtigen ; doch die Hauptsache | vollständig bilden lassen. Es muß hier die Verwendung bleibt die moralische , disciplinarische , taktische Wirkung. der Feldwebel vorzugsweise vom Hauptmann abhängen, In dieser Richtung liegt der Maßregel die doppelte An der für das Ganze verantwortlich ist und seine Leute schauung zu Grunde : einmal , daß man in diesem Wir- nach ihren eigenthümlichen Fähigkeiten kennt. Er kann tungskreis so ausgesuchter Kräfte , wie die der Offiziere z. B. dem Einen vorzugsweise das Turnen und Fechten, sein sollten, in der vorgesehenen Zahl nicht bedarf; dann dem Anderen das Schießen, dem Einen die Ersagmannschaft, daß man die eigentlich dazu berufenen Kräfte auf eine dem Anderen die älteren Soldaten zur Aus- und Weiter höhere Stufe heben muß. Sollten in der That 3 tüch bildung übergeben . Es kann für das zweckmäßige In tige gediente Feldwebel nicht im Stande sein , 2 jüngere einandergreifen dieser Menge von Mitteln und Thätig Lieutenants zu ersehen ? Niemand wird bestreiten können, keiten eine allgemeine Vorschrift nicht gegeben werden, daß sie für die begrenzte Thätigkeit und die kleineren weil sie zu sehr von Zeit , Ort und Persönlichkeiten ab Abtheilungen, um die es sich hier handelt, wahrscheinlich hängen ; nur muß , wenn jeder nach seiner besonderen in der Führung wie in der Schule der Ausbildung die Begabung verwerthet wird , zugleich der angemessene größere Sicherheit für sich haben werden ; dagegen rechnet Wechsel festgehalten werden, damit keiner in einem wesent man bei Offizieren auf höhere moralische Motive. Hat lichen Dienstzweige hinter seiner Aufgabe zurückbleibe. man aber ein Recht, diese Motive den Unteroffizieren Die innere Verwaltung der Compagnie in den persön abzusprechen , so lange man noch keinen nennenswerthen lichen und öconomischen Angelegenheiten , wie in Bezug Versuch gemacht hat, die tüchtigeren Kräfte heranzuziehen auf Waffen , Ausrüstung , Kleidung , kann sich zunächst und zur höchsten Leistungsfähigkeit zu entwickeln ? Und in denselben Formen bewegen wie bisher , nur wird sich konnte man nicht im Gegensah dazu bei den Offizieren | allmählig eine freiere Praxis in der Vertheilung der Ge schon manchmal die Erfahrung machen , daß diese Mo- schäfte, wie in der Auswahl der Personen ergeben ; es tive nicht in dem erwarteten Grade vorhanden sind, wo wird allmählig manche weitläufige und lästige Controle man mehr auf die große Zahl als auf die sorgfältige wegfallen , es wird durch die selbstständigere Thätigkeit, Auswahl Rücksicht nahm ? Auf diesen Punkt fommen die Jeder in seinem Bereich entwickelt, mehr gewonnen wir unten zurück ; der andere dagegen bedarf doch keines werden, als durch noch so genau vorgeschriebene Formen Beweises. Ist es überhaupt noch möglich , das rechte erreicht werden kann. Es muß sich auch hier das Prin Material für Unteroffiziere zum Dienst herbeizuziehen und cip wirksam erweisen , das der ganzen vorgeschlagenen im Dienste festzuhalten , so kann es nur auf diese Weise Aenderung zu Grunde liegt : nicht sowohl die Uebers geschehen. Die Feldwebelstellung wird schon jezt von wachung, als die persönlichen Kräfte , die rechten An den hier in Betracht kommenden Volksclassen als eine triebe muß man steigern , wenn man einen höheren Er gesicherte und befriedigende Existenz angesehen; die neue folg haben will. Einrichtung würde überdieß die Mittel an die Hand Es wird damit in der Hauptsache das Unteroffizier corps auf die Stufe erhoben werden , daß es in der geben , sie theilweise noch etwas beſſer zu dotiren. Vier Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit wie ehemals den gesteigerten solcher und 6 Sergeanten gegen 10 Corporalsstellen per Anforderungen des heutigen Dienstes zu entsprechen ver Compagnie , das wäre ein Mittel gegen Entmuthigung mag. Vollständig aber wird der Zusammenhang und und Erschlaffung, ein Hebel zur Daranseßung aller Kräfte, die Wirkung dieser Maßregeln erst mit dem zweiten der wie man sie in menschlichen Dingen nie unversucht lassen oben angedeuteten Punkte erreicht werden , mit der ge follte. Zugleich darf bei dem Verhältniß von 4 höheren, ordneten Aussicht auf Beförderung zum Offi 6 mittleren, 10 niederen Stellen angenommen werden, das Eine solche besteht bis jest in keiner deutschen Aufrücken werde sich so regeln , daß sich für jeden der zier. Armee , und in mancher hat man das 1848 und 1849 drei Grade Männer von angemessenem Lebensalter und rechter dienstlicher Reise zusammenfinden würden. und zum Theil selbst 1859 zum eigenen Schaden erfahren

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müſſen , als man Unteroffiziere in übergroßer Zahl und | Militäriſche Neiſeeindrücke von Skandinavien. ohne die gehörige Auswahl auf einmal zur Offiziers ergänzung heranzog. Ueberall zwar gibt es eine Bestim C. Schweden. *) mung, wonach jedem Soldaten , der sich dazu eignet, [A. v. S.] Gothenburg macht auf den militärischen Der Weg zu den höchsten Stellen offen steht ; aber diese Bestimmung ist überall eine Täuschung , ein leeres Wort. Beschauer beim Einfahren in seinen weiten Hafen besonders Die Praxis ist vielmehr, < di und zwar in Preußen so ents durch die Castelle, welche den legteren beherrschen, und den schieden wie irgendwo daß dem Unteroffizier der Weg zinnengekrönten Artilleriehof, der sich auf einem Hügel zum Offizier verschlossen bleibt. Nur für den einen Fall aus der Stadt selbst erhebt , einen imposanten Eindruck, der Auszeichnung vor dem Feinde besteht ein Vorbehalt, Im Innern der sonst sehr interessanten und königlich ge der in dieser Vereinzelung nichts als eine Inconsequenz bauten Stadt spürt man indeffen das militärische Element ift. Denn eine muthige That, so viel fie sonst werth ist, um so weniger. Selbst der flotte Artilleriehof mit seinen gibt doch keinem den Stempel zum Offizier, der ihn nicht Edthürmen ist nur ein Augenwischer, sein Körper vor sonst schon hat. Warum sollte nicht eine fortgesette treue der Hand hohl und leer. Leider nahm ich mir keine Zeit, und tüchtige Dienstleistung denselben Anspruch begründen ? die nahe liegende Artilleriecaserne zu besichtigen, es drängte Gewährt dieselbe doch hinreichend Gelegenheit , die Pers mich Stockholm zu, wo ich Alles in noch schönerem Lichte sönlichkeit nach ihrer Befähigung und ihrem Gehalt volls zu sehen hoffte. ständig kennen zu lernen. Nein , wenn man von den Das Dampfboot auf dem Gothacanal war überfüllt ; Unteroffizieren in ihrem Berufe die höchste Leistung in alle Gattungen von Reisenden drängten sich an- und Anspruch nimmt , so sollte man auch ihrem Streben das durcheinander. Als ich mich vor dem strömenden Regen hohe Ziel nicht verschließen. Auch nur Wenigen die unter das Schußdach der Mitte flüchtete, kam ich in die Bahn dahin eröffnen , heißt den ganzen Stand heben, Nähe einiger Militärs, die mir durch ihr stattliches friege und am wenigsten in der Armee sollte man einem so risches Aussehen auffielen. Daß es keine Offiziere waren, fräftigen Antrieb , wie es ein richtig geleiteter Ehrgeiz konnte man wohl aus ihrem ganzen Wesen abnehmen, ist, die Wirksamkeit versagen. Es ist eine gerechte, mensch welches gleichwohl etwas Ungewöhnliches verrieth. Sie lich begründete Forderung unserer Zeit, daß sie auf keinem waren in Cavalerie- Interimsuniform , himmelblau mit Gebiete mehr eine absolute Ausschließlichkeit zugeben will. weiß gekleidet und unbewaffnet. Einer von ihnen unter Wir find damit keineswegs gemeint , das französische hielt einige neugierig Lauschende in lauter lebhafter Sprache, Beispiel zur Nachahmung zu empfehlen. Wie die Eigen und bald verstand ich so viel, daß ich einige Leibtrabanten thümlichkeit unserer deutschen Heereszustände ist, so muß des Königs vor mir hatte. Als ich mich, so gut es ging, das Offiziercorps eine in sich geschlossene Körperschaft mit dem Wachtmeister in ein Gespräch einließ , erfuhr von überlegener Bildung und Lebensstellung sein und ich, daß sie mit ihrem König nach Frankreich hatten bleiben ; mit Recht hat man darauf grade in Preußen fahren dürfen. Sie hatten Paris und seine Herrlich immer das größte Gewicht gelegt. Die englische Armee teiten gesehen , waren auch im Lager von Châlons ge aber kann den Beweis liefern, daß man auch regelmäßig wesen ; dieß Alles hatte einen mächtigen Eindruck auf die einen Theil der Offiziere aus den Unteroffizieren ergänzen Söhne des Nordens gemacht. Gleichwohl hatten sie sich kann, ohne diesem Charakter des Offiziercorps zu schaden ; aber auch selbst zu schäzen gewußt : als sie in der alten fie verdankt nach beiden Richtungen dieser Maßregel einen glorreichen Uniform des zwölften Karl , die sie bei feier günstigen Erfolg. Und warum sollte es bei einer deutlichen Gelegenheiten tragen , hinter ihrem Könige her ſchen Armee nicht möglich sein , aus den Unteroffizieren ritten, hatten sie sich als tie Repräsentanten einer Helden Männer von gediegenem Gehalt heranzuziehen , deren nation gefühlt, die in dieser Uniform die Welt erschüttert ; zuverlässige Tüchtigkeit und Sicherheit , wenn auch in fte hatten diesen Franzosen gezeigt , wie ein schwedischer beschränkterer Weise entwickelt, dem Offiziercorps ein recht Reiter ſein Pferd zu tummeln verstehe, und die Chaſſeurs werthvolles Element zuführen würde ?" Wir selbst haben und die Zuaven hatten die fremdartige friegerische Er die Beispiele erlebt. Grobe Fehlgriffe sind kaum mög- scheinung angestaunt , wie fie an ihren zur Musterung lich, da es sich immer nur um Wenige handeln wird, aufgestellten Reihen vorüberrauschte, gleich einem Geister für welche der Weg hinreichend lang ist , um fie tennen chor aus ferner Weltgeschichte. Es hatte aber vielleicht zu lernen. Wir würden etwa sagen , daß wer 3 Jahre auch der Eitelkeit der Franzosen geschmeichelt, daß sie in als Feldwebel gedient und das 35. Jahr noch nicht über dem Führer dieses Corps, in dem jungen männlich schönen schritten hat, Offizier werden kann ; ein besonderes Examen König mit seinem imponirenden, ächt militärischen Wesen würden wir nicht verlangen, dagegen müßte der Aspiraut den Sohn eines Franzosen wußten. In der That hat außer dem Zeugniß seiner Vorgesetzten , so gut wie jeder das Auftreten Karls XV. Johann etwas Außergewöhn Andere, die Stimme des Offiziercorps für sich haben. liches : sein schöner Soldatenkopf , der feurige Blick , die Eins würde freilich in den meisten Fällen immer noch edle Nase , der bräunliche Teint und der schwarze Voll fehlen : die überlegene höhere Bildung. Der Geist aber, bart, der das ganze Geficht einrahmt, machen eine ebenso ter im Offiziercorps lebt, muß auch diesen Mangel aus mächtige Wirkung, wie seine stolze ruhige ernste Haltung, zugleichen, muß auch solche Elemente in seinen Gehalt zu welche der dunkelblaue polnische Waffenrock , in dem er verschmelzen wissen. (Schluß folgt.) gewöhnlich erscheint, noch mehr hervorhebt. Die Schweden *) Vgl B. Norwegen in der A. M.-Z. Nr. 4-6 v. t. J.

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bilden sich auch nicht wenig auf ihren König ein, dessen kurz angebundene energische Art sehr gefällt und von dem Seine Vorliebe für man noch große Dinge erwartet. das Militär ist bekannt ; die Art, wie er sich öffentlich über verschiedene Fragen der Taktik ausgesprochen, be weist , daß er ein ungewöhnliches militärisches Verständ nig besigt und seiner Zeit voran ist. Andererseits hat ihm seine Liberalität gegen unbemittelte Offiziere viele Herzen gewonnen. Nach einer ziemlich langweiligen Canalfahrt bogen wir in den unruhigen Wetternſee ein und sahen plöglich Carlsborg, die schwedische Centralfestung , auf einem Vorsprung des Landes zu unserer Rechten liegen. Leider hielt das Boot nicht an, und ich sah somit die grünen Wälle und einige neuerbaute gemauerte Werke nur aus der Ferne. Die Anlage dieser Festung in der Mitte des Landes ist bekanntlich längere Zeit Gegenstand eines lebhaften Federkrieges gewesen, und noch jezt können sich viele Fachmänner nicht über dieses Beginnen beruhigen. In der That ist es immer bedenklich, in so doctrinärer Weise zu verfahren und keine Ausnahme von der Regel gelten zu lassen. Es mag ein ganz richtiger Grundsag sein, die Vertheidigung eines Landes nicht an der Grenze zu zersplittern, sondern alle Kraft an einem Punkte in der Mitte zusammenzufassen. Es fragt sich aber , ob Schweden je zu befürchten hat, daß sich ein auswärtiger Feind des Landes selbst bemächtigen wolle und zu dem Ende in Gegenden eindringen werde , die ihn nicht zu ernähren vermögen und wo die Zufuhr von Lebensmitteln durch die großen Entfernungen und die wenigen Ver tehrsmittel erschwert ist. Schwedens Kraft liegt überdieß in Stockholm und Gothenburg . Wenn dieſe Städte ge nommen sind , hat der Feind so ziemlich, was er holen fann. Es würde also wohl das Nächste gewesen sein, fie und namentlich Stockholm zu befestigen. Stockholm ist nicht nur die Hauptstation der Scheerenflotte , dieser bei der eigenthümlichen Klippen formation der schwedischen Küste so sehr zur Landesver theidigung mitwirkenden Macht , sondern auch Sig ver schiedener Militäretabliſſements, des Arsenals, der Kriegs akademie 2c. Es ist zugleich Siz der obersten Militärbe hörden und Garnisonsort der Garde. Man sieht daher hier weit mehr Militär aller Waffen als irgendwo in

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| Norwegen , obwohl auch hier die Offiziere , welche nicht im Dienst find, in Civil gehen und dieß, wie es scheint, gern thun. Da in den Garnisonsorten viele Offiziere leben, welche den sogenannten Indelta-Regimentern oder der Landwehr angehören , deren jährliche Uebungen nur turze Zeit dauern, so ist diese Einführung eine sehr natür liche. Die schwedischen Uniformen sind übrigens freund licher und mannigfaltiger als die norwegischen ; sie geben daher auch dem Treiben auf der Straße einen leben digeren Anstrich , besonders in der Nähe des Schlosses und an der Nordbrücke. Bald sieht man da eine Ab theilung Gardelanciers vorüberreiten in ihren himmel blauen polnischen Röcken mit gelbem Leibgürtel und weißen Aufschlägen und Fransenepauletten , die himmelblaue Tschapka mit weißem Roßschweif auf dem Kopfe , die Lanze mit weiß und blauem Fähnchen in der Hand ; bald zieht eine Hauptmannswache mit zahlreicher Musik in Doppelrotten heran, in dunkelblauen Waffenröcken mit roth , mit Pickelhauben und weißen Beinkleidern. Sie löst eine andere ab, die Käppis und dunkelblau mit gelb trägt. Einzelne Artilleristen in ihren Helmen mit Raupen und mit gelben Cartoucheriemen über dunkelblauem Collet schreiten dem Arsenale zu , während die Schiffskanoniere drüben in Steppsholm vor ihrer in gothischem Styl mit Eckthürmchen erbauten Caserne im Schatten alter Buchen ihre Instruction abhalten. Diese Kanoniercaserne ist, bei läufig gesagt, auf einem der reizendsten Punkte Stockholms, dem colossalen Schloſſe gegenüber gelegen und durch einen Meeresarm von ihm getrennt, der von Miniaturdampfern und Ruderbooten emstg befahren wird . Aber eine Doppelschildwache an den königlichen Ställen hinter der Nordbrücke frappirt uns doch am meisten : sie trägt einen coquetten Calabreser mit schwarzer Hahnenfeder, einen besonders kurzen schwarzen Waffenrock mit weißen Fransen epauletten, grünem Halbfragen mit weißen Lizen, ――――― eine so überaus elegante Erscheinung, als wenn sie aus einem Modejournal geschnitten wäre. Und doch sind es rauhe Männer, die norwegischen Gardeſchüßen, tie so sein aus staffirt sind. Eine Compagnie von ihnen liegt immer in Stockholm, als Repräsentation für den König von Schwe den und Norwegen , oder wie die Norweger in ihrem Stolze sagen : von Norwegen und Schweden ! (Forthegung folgt.)

Nachricht te

Desterreichische Monarchie. ** Wien , 25. Februar. [Die gesellschaftliche Stellung und die höhere militärische Ausbil dung der Offiziere.] Während die taktischen, technischen und administrativen Aenderungen, denen die bestandenen Ein richtungen in der Armee Desterreichs seit der kurzen Zeit von 2 Jahren unterzogen wurden, dafür sprechen, daß man nicht allein den Factor der Zeit, sondern auch die Wichtigkeit des Wehrstandes wohl zu würdigen wußte , ist jedoch in zwei Richtungen, nämlich bezüglich der gesellschaftlichen Stellung

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der Offiziere und ihrer höheren militärischen Ausbildung, dem Zufalle immer noch ein weites Feld eingeräumt. Es war eine natürliche Folge der Revolution der Jahre 1848 und 1849, daß die Offiziere der österreichischen Armee als Repräsentanten derselben von einem stolzen Geiste beseelt wurden. Diesen zu unterhalten und zu nähren, war gleich zeitig die Gewähr der Verläßlichkeit der Armee in den Zeiten der Gefahr und dem absolutistischen Regierungsprincip_ganz entsprechend ; es liegt aber die Frage nahe, ob diese schroffe Stellung , die der Offizier noch heutzutage der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber nicht allein in Desterreich, sondern auch

72 theilweise in Preußen und manchen übrigen deutschen Staaten einnimmt, und jeder Verschmelzung (wohl nur aus Furcht, eine Miliz und fein Militär zu besigen) zu spotten scheint, dem Wehrstande auch jezt noch fromme? Es wäre eine Ver fündigung an dem wahrhaft loyalen Geiste der österreichischen Armee, wollte man behaupten , daß durch Beseitigung jener kastenartigen Absonderung, die den Soldaten oft vom Bürger trennt, die Treue desselben wankend gemacht werden könnte ; im Gegentheil sind wir der festen Ueberzeugung, daß, wenn die Schranke einmal fiele, welche die Stände von einander noch scheidet , ein allgemeines Band des Vertrauens und der Liebe Völker und Fürsten vereinigen würde. So aber möchten wir fast des Spruches gedenken : Hochmuth kommt vor dem Falle, und wir fürchten, daß die heranschreitende große Zeit manche kleine Menschen finden werde. Wenn man einen Vergleich zwischen jenen Verfügungen anstellt, welche die militärische Ausbildung der Offiziere zum Zwecke haben, wie fte eben vor und nach der Revolutions epoche 1848/49 in's Leben traten , so wird man zugeben müſſen, daß in dieser Beziehung in Oesterreich in neuerer Zeit sehr viel geschehen ist ; nichts destoweniger muß berührt wer den, daß der praktische Wirkungskreis des wissenschaftlich ge bildeten Militärs immer noch ein zu beschränkter ist, als daß in demselben ausgiebige Erfahrungen gesammelt werden könnten. Freilich muß seine Berufsthätigkeit in eine bestimmte Sphäre gebannt bleiben , allein es gibt der Mittel so viele , die es gestatten, daß seine Anschauungen erweitert, ſeine Kenntnisse auf eine breitere Unterlage bafirt werden . Preußen und Deutschland , Rußland , namentlich aber Frankreich senden ihre Offiziere in fremde Staaten , auf daß ihnen Gelegenheit geboten werde, sich durch den Augenschein von den fremben militärischen Einrichtungen zu überzeugen ; fie sollen die Schlachtfelder der Vergangenheit und die wahr scheinlichen der Zukunft studiren , die Kräfte der fremden Staaten kennen lernen, somit ihr strategisches und statistisches Wissen bereichern, um es einst zum Ruhme des Standes und des eigenen Staates verwerthen zu können . ― Sollten die gewonnenen Resultate in der Zukunft ein Capital nicht ver rausendfacht ersegen, das momentan zum Opfer gebracht wer den müßte? Wir müssen dringend wünschen , die Armee Desterreichs auf jenen Standpunkt erhoben zu sehen, den sie den Zeitverhältnissen nach einzunehmen berufen ist ; man biete ihr also auch die Gelegenheit, denselben erreichen zu fönnen, man unterbrücke daher jeden Dünkel , der nur zum Verderben führen kann und hebe die Intelligenz durch alle mögliche Mittel.

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traut bleibt. Was die im Finanzausschusse schwebende Dis . cussion über das erhöhte Marinebudget betrifft, so hört man cuſſion versichern , daß man im Verlaufe der Discussion allmählig auf die delicateften politischen Fragen gestoßen sei.

Preußen. Berlin , 27. Februar. [Bevorstehende Uebung in der Verpackung und Führung von Munitions wagen.] Wie schon früher , wird auch in diesem Jahre bei der Garde- Artilleriebrigade mit Unteroffizieren und Ge freiten der Infanterieregimenter des Gardecorps und des dritten Armeecorps eine vierwöchentliche Uebung in der Vers packung und Führung von Munitionswagen ab gehalten. Diese Uebung beginnt am 1. März und dauert bis zum 28. März. Die von auswärtigen Garnisonen zu derselben commandirten Mannschaften treffen morgen hier ein.

Frankreich. Paris, 19. Februar. [Errichtung eines neuen Lagers zu Lannemezan.] Da sich das Polygon von Toulouse , wie es heißt , bei der Tragweite der neuen Ge schüße als ungenügend erwiesen hat , so wird nun auf dem Plateau von Lannemezan ein Lager mit Schießständen nach Art desjenigen von Châlons errichtet. Die weite Hochebene von Lannemezan, im Departement der Oberpyrenäen, eignet sich zu diesem Zweck ganz besonders, und ist außerdem wegen ihres gesunden und gemäßigten Klimas berühmt. Bereits find die betreffenden Grundstücke aufgenommen und die er forderlichen Maßregeln zur Installirung der Truppen ergriffen worden, und wie man versichert, wird schon zu Anfang Mai eine Artillerieabtheilung, aus 17 Offizieren, 400 Mann und 400 Pferden bestehend , das Lager beziehen. [Neues System militärischer Gepäckwagen.] Im Januar 1860 wurde ein neues System militärischer Ge päckwagen in's Leben gerufen, welche bei der Expedition nach Mexiko zum erstenmale ihre Probe bestehen werden. Die

Truppenabtheilungen erhalten für den Feldbienst Wagen mit 2 Maulthieren oder Pferden zur schnelleren Beförderung der Offizierßeffecten, der Taffe, der Rechnungen, der Medicamente und Erfrischungen , endlich der Werkzeuge für Waffenrepara turen. Nachträglich wurde dieses System auch für den Ge neralstab angeordnet. Seit 2 Jahren sind solche Gepäckwagen für das ganze Heer angefertigt worden, und gegenwärtig be endigt man ihre Anfertigung für den Generalstab zweier - [Das Marineministerium und das Marine Armeen von je 100,000 Mann in 4 Corps von je 3 Divi budget.] Nachdem zur Leitung der Marineangelegenheiten fionen. Das Corps für Mexiko erhielt 2 neue Gepäckwagen anstatt bes Marineobercommandos ein Marineministerium sammt Kisten, Kellern und Küchengeräthschaften für den Ge berufen worden , hat nun das Ministerium einen Entwurf neralstab, 2 für das Jägerbataillon, 5 für die 2 Infanterie bataillone. zur Organiſation dieser zu reformirenden Centralstelle aus gearbeitet und denselben , wie die "Preffe" hört , bereits zur Sardinien. kaiserlichen Sanction vorgelegt. Im Wesentlichen besteht dieser Entwurf darin , daß das bestandene Marineobercom [S.] [Versuche mit Anwendung des elektrischen mando mit vermindertem Personalstande an das neue Mini Lichtes. ] Bei Alessandria wurden unlängst Versuche mit fterium übergeht , jedoch das operative militärische Obercom Anwendung des elektrischen Lichtes zu nächtlichen Signalen mando den Händen des Erzherzogs Ferdinand Max ander unter Leitung des Oberstlieutenants Riccardi gemacht. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 10.

Jahrgang.

Darmstadt , 8. März.

1862.

Inhalt: Auffähe. Die österreichische Stellung am Po. 1 Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's neue Jahr. UI. Die Offi ziere und die Unteroffiziere. (Schluß. ) - Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien. C. Schweden. (Fortsegung.) Nachrichten. Preußen. Bevorstehende Veränderungen in der Ausrüstung des Seebataillons , der Seeartillerie und der Ublanenregimenter. Hannover. Commission zur Prüfung der Frage der Vermehrung der Armee. Belgien. Die fortschreitende Neubefestigung Antwerpens. Frankreich. Bevorstehender Gesegentwurf, außerordentliche Belohnungen von Generalen , Offi zieren und Soldaten betreffend. - Das Lager von Châlons im Jahre 1862. Beabsichtigte Anlage von Gemüsegärten in allen Garnisonen. Großbritannien. Die Voranschläge für Armee und Marine für 1862/63. - Officieller Ausweis über die Peitschen strafen in der Flotte. Niederlande. Versuche mit einer unterseeischen Sprengmaschine. Sardinien. Neuer Plan zur Ver mehrung der Armee.

Die österreichische Stellung am Po. [ G. K.] Vom Po. Seitdem Modena und die Romagna in piemontesische Hände gerathen und aus Bologna ein bedeutender Waffenplag geworden , hat die strategische Bedeutung des berühmten Festungsvierecks sich zum Nachtheile Desterreichs vermindert, wenn auch durch die Befestigung von Borgoforte, Erweiterung von Peschiera und die bedeutenden Verschanzungen von Pastrengo gegen Westen die österreichische Stellung außerordentlich ver stärkt wurde. Die Strecke von Adria bis zum Einfluß des Mincio in den Po hat unläugbar ihre Schwächen und bietet die einzigen nicht ungünstigen Angriffsseiten für eine ---Invasionsarmee. Der Po trennt (mit Ausnahme der fleinen auf dem rechten Poufer gelegenen österreichischen Parcellen) im Allgemeinen das österreichische vom gegen wärtigen piemontesischen Gebiete ; seine Ufer sind von der Minciomündung bis zum Meere flach, mit auf der Krone 12-15 Fuß breiten Dämmen versehen und vielfach mit dichtem Gebüsch bewachsen ; die Breite wechselt zwischen 300 und 500 Schritt , einzelne kleine Auen , die sich im Flußbett befinden, sind gleichfalls dicht bewachsen. Wegen dieser Anpflanzungen und der hohen Dämme, welche das dahinter liegende Gelände bedeutend überragen , ist die gegenseitige Beobachtung nur auf die unmittelbar am üfer sich begebenden Vorfälle beschränkt. Eine Eigen

thümlichkeit des Flusses ist das oft sehr plögliche Steigen seines Wasserstandes , was von dem Umstande herrührt, daß seine bedeutendsten, nur nach verhältnißmäßig kurzem Lauf in ihn sich ergießenden Zuflüsse ( Sefta , Agogna, Ticino , Adda, Oglio , Chiese, Mincio 2c. ) in den Alpen entspringen und bei heftigen Regengüssen eine große Wassermenge plöglich zuführen. Das Steigen des Waſſers geschieht dann oft wie wir selbst Gelegenheit hatten zu beobachten so plöglich, daß die Differenz des Niveaus innerhalb einer einzigen Nacht an 3-5 Fuß beträgt. Permanent überbrückt ist der Fluß, so weit er österreichisches Gebiet berührt , nirgends. Das Terrain ist auf beiden Ufern sehr durchschnitten und bedeckt, wie das im Allge meinen der Charakter der italienischen Cultur mit fich bringt, das rechte Ufer ist östlich von Maria Magdalena fumpfig, das linke die sogenannte Polesina - frucht bares Marschland , in der Gegend von Adria theilweise ebenfalls sumpfig. Der rege Verkehr , welcher vor 1859 zwischen den Anwohnern der beiden Poufer bestand, hatte eine Anzahl von Communicationen von größerer oder geringerer Bedeutung entstehen lassen, die auf jeder halb wegs guten Karte verzeichnet sind ; die wichtigste für den Verkehr, wie für militärische Zwecke ist jedenfalls die große, • vorzüglich gut erhaltene Straße , welche über Ferrara, Maria Magdalena, Rovigo, Monselice nach Padua führt. Diese Straße geht eine halbe Stunde nördlich Rovigos über die Etsch, wo eine gute steinerne Brücke den Uebers gang vermittelt , und ist dort durch 5 offene Redouten,

74 deren mittlere direct auf der Straße steht , welche um lich ist, außerhalb des Lido zu fahren. Ist man wegen den westlichen Rand des Glacis geführt ist , vertheidigt. der Nähe feindlicher Schiffe genöthigt , es innerhalb der Jede dieser Redouten ist für circa eine Division (2 Com Lagunen zu thun , so können wegen der nöthigen ge= pagnien) Infanterie und Batterie berechnet. Das ringeren Belastung der Fahrzeuge nur höchstens 400 Mann Terrain zu beiden Seiten der Straße hat bis Monselice in 5-6 Stunden dorthin geschafft werden , was uns den oben beschriebenen Charakter , dort aber treten von nicht zu genügen scheint. Nach dem Verlassen der Etsch Westen her die Colli Euganei an sie heran. Die Colli wäre die nächste, von der Natur durchaus begünstigte Euganei, südwestlich von Padua und mit Ausnahme der Aufstellung der Desterreicher bei Mouselice, mit dem rechten Rocca bei Monselice durchaus westlich der genannten Flügel gegen Arqua, dem linken in der Ebene ; das Straße liegend , sind eine Kette von plöglich aus der Centrum erhielte durch die Rocca , die Stadt und den Ebene emporsteigenden Höhen unzweifelhaft vulkanischer Monte Ricco ungemeine Festigkeit. Die Paduaner Straße Bildung , deren theilweise kegelförmige Hauptberge bis läuft durch die Stadt zwischen dem Monte Ricco und zu 1800 Fuß hoch sind. In dem Dreieck zwischen Padua, dem Roccaberg durch ; die Vertheidigung dieses Defilés Este und Montagnana liegend , beträgt die Längenaus müßte aber durch energische Ausfälle der Besagung von dehnung dieser Berggruppen etwa 2 und die größte Breite Venedig (resp. Brondolo) unterstügt werden , damit dem 1 deutsche Meile ; theilweise mit Delbäumen, nicht selten österreichischen Hauptcorps, welches entweder von Padua auch mit Wald bepflanzt , von Steinbrüchen und Erd oder Vicenza her nahen würde , Zeit zum Eintreffen ge rissen zerklüftet, bieten sie ein prächtiges Terrain für den lassen werde. Hatte dasselbe seine ursprüngliche Auf fleinen Krieg ; in österreichischen Händen erschweren sie stellung in der Gegend von Vicenza, dann kann es durch das Vordringen auf der Straße nach Padua , im Befig umgehung des feindlichen linken Flügels über Montagnana eines von Süden her vorgedrungenen Feindes erhalten und Este die Sachlage rasch ändern. Werden die Sester sie noch einen höheren Werth , indem von dort aus die reicher von einer überlegenen Macht gedrängt , so wäre Insurgirung Venetiens wozu die große Nähe einer so jedenfalls am günstigsten, auf Vicenza zurückzugehen, um volkreichen Stadt wie Padua viel beträgt - und die durch fortwährendes Bedrohen des feindlichen linken Beunruhigung der österreichischen Aufstellung bei Vicenza Flügels und Ausfälle von Venedig aus ein weiteres Vor sehr erleichtert wird. gehen zu verhindern . Wir hörten manchmal schon die Wie wir nun oben gesehen , ist das Terrain von Frage erörtern, ob nicht Rovigo zu befestigen sei , halten Maria Magdalena bis Padua ein vielfach durchschnittenes dessen Lage zwischen Po und Etsch indessen nicht für und mit italienischer Cultur bedecktes , und wäre dem günstig genug , glauben aber , daß durch Erweiterug der nach für die Vertheidigung durchaus günstig. Auch dürfte Festung Legnago zu einem verschanzten Lager , so daß sich der Hauptsache nach der Kampf um die Paduaner dasselbe ein Armeecorps ron 24,000 Mann aufnehmen Straße drehen, da es unserer Ansicht nach, wegen der Nähe könnte, leicht abzuhelfen wäre, wozu noch die permanente von Mantua und Legnago, fich oberhalb Maria Magdalena Verstärkung von Chioggia kommen müßte. nur um Demonstrationen handeln, bei diesem Orte ſelbſt aber Was die Redouten zur Vertheidigung des Etschüber der eigentliche Uebergang eventuell stattfinden würde. Hier gangs nördlich von Rovigo anbelangt, so find wir über für spricht noch der Umstand , daß Bologna nur 21, zeugt , daß sie gar nicht zu halten sind . Vor ihnen be Ferrara Tagmärsche davon entfernt find , das nächste finden sich eine Unzahl von Gräben und Gräbchen , die Object des Angreifers jedenfalls aber Padua ist , dessen zeitweise zur Bewässerung der Wiesen u. dgl. dienen, Besig auf die leicht bewegliche italienische Volksmenge von von Infanterie aber besezt werden können. Die mittlere außerordentlichem Einfluß sein würde. Redoute ist endlich so angelegt , daß jeder Schuß, der Für die Desterreicher liegt der Hauptnachtheil der fie verfehlt , in die Verlängerung der Paduaner Straße Vertheidigung in der ungünstigen Stimmung der Be und auf die Brücke , also die einzige Rückzugslinie ein Man hätte statt dessen die völkerung, in dem Umstande , ein Defilé (die Etsch) im schlägt und treffen muß. Straße ab- und in das Gehölz westlich dieser Redoute Rücken zu haben , und in der Schwierigkeit der Ueber wachung des Poflusses, ---- besonders aber darin, daß, sobald führen sollen und so den Marsch der zurückgehenden der Feind mit einer genügend starken Flotte erscheint, die Truppen mastiren können, was namentlich dann günstig mit einer Anzahl flacher Fahrzeuge versehen ist , es ihm wäre, wenn man noch oberhalb der stehenden Brücke für möglich wird, durch eine zwischen Adria und Fort Brondolo die Infanterie wenigstens eine Pontonbrücke über den Fluß zu werfen Zeit finden würde. (bei Chioggia) zu bewerkstelligende Landung die Dester reicher zum sofortigen Aufgeben der Stellung am Po, wie an der Etsch zu veranlassen. Freilich wäre dann der Feind auch genöthigt, Fort Die preußische Heeresreform beim Eintritt in's Brondolo zu beobachten ; die dortige Besagung dürfte neue Jahr . sammt jener von Chioggia , welches 30,000 Einwohner hat, kaum mehr als ein Bataillon, und wenn die Flotte III. Miene macht , dort anzugreifen , gar nichts entsenden Die Offiziere und die Unteroffiziere. können , bevor von Venedig Verstärkung anlangt. Die (Schluß.) in Venedig vorhandenen Transportmittel ermöglichen, [J.] Indem wir uns zu den Offizieren wenden , find binnen 5 Stunden circa 600 Mann auf einmal nach vorausgesezt, daß es mög wir uns des Gegensages mit einer weitverbreiteten An Chioggia werfen zu können,

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ficht wohl bewußt, aber wir glauben folgerichtiger zu sein | tige Offizier im Durchschnitt schon im 17. Jahr mit der als fie. Diese Ansicht verlangt für das Offiziercorps Schule fertig sein , mit dem 19. oder 20. will er sein ebenfalls das Princip der Corporation , die auf einer Examen bestehen, mit dem 20. oder 21. Offizier werden ; gleichmäßigen höheren Bildung und Lebensstellung be vielfach ist die Verfrühung noch bedeutender , namentlich ruht ; allein fie verlangt gleichzeitig eine so große Zahl bei den Zöglingen der Cadettenanstalten ; so steht es in von Offizieren , daß ihr im Grunde darin nie genug ge Preußen, so steht es überall sonst in Deutschland, nur ist schieht. Wir halten jenes Princip für das entscheidende hier meistens noch weniger Zusammenhang in der ganzen und unterwerfen darum dieses Verlangen der nothwen Entwickelung. Und so muß es stehen, so lange man von digen Beschränkung. Deßhalb haben wir im Eingang der übermäßigen Zahl der Lieutenants nicht abgehen bezüglich der unteren Offiziersgrade neben die Forderung will. Denn sobald 3-4 Lieutenants auf einen Haupt einer gründlicheren theoretischen und praktischen Schule mann kommen, ist die Laufbahn derselben unabänderlich ――― vorzeitig die Epaulette und der Schein die Verminderung der Lieutenantsstellen und bezüglich vorgezeichnet, der höheren Grade neben die Regel für die Beförderung einer selbstständigen Stellung, um 15-20 Jahre in einem die nothwendige Beschränkung in der Organisation ge abhängigen, unbefriedigenden Wirkungskreise zuzubringen. stellt. Den Zusammenhang dieser Punkte wollen wir kein Wunder , daß davon alle die angezogen werden, deren Lust am Soldatenberuf zur guten Hälfte aus Ab jezt zu stizziren versuchen. Dem Princip einer gründlichen und umfassenden Vor neigung gegen die strenge, gleichmäßige Arbeit der Schule bildung zum Offizier steht man unter den deutschen besteht. Wer dagegen diese Arbeit einmal überwunden Staaten in Preußen noch am nächsten ; wenigstens im hat, wird bei solchen Aussichten, es seien dann die Zeiten wie heute besonders bewegt, die Offizierslaufbahn nicht wissenschaftlichen Theil wird seine Verwirklichung beharr Die große Zahl kann man haben mit einer lich erstrebt. Die Reformen, welche der Generalinspecteur suchen. des Militär -Erziehungs- und Bildungswesens , General leichten, kurzen Vorbereitungszeit um den Schein einer v. Peucker, in dieser Richtung verfolgt, machen den Ein frühzeitigen Stellung ; die auserwählten Kräfte gewinnt druck eines zusammenhängenden Plans, der auf bestimmt man nur durch eine ernste, lange Probezeit, die dann festgestellten Grundgedanken beruht. Die Reformen im auch ein wirklich selbstständiges Wirken verheißt. Wir fordern also von dem fünftigen Offizier Cadettencorps, die neueren Vorschriften für die Portepée fähnrichsprüfung , die Begünstigungen für diejenigen, zuerst: wirklich abgeschlossene höhere Schulbil welche mit dem Abiturientenzeugniß in die militärische dung, d. h. das Zeugniß der Reise für die Universität. Laufbahn eintreten , beweisen zunächst , daß man für die Die Mehrzahl wird es auf den gelehrten Schulen er allgemeine Vorbildung das einzig richtige Ziel im Auge werben , der dritte oder vierte Theil in den Cadetten hat , nämlich die Reife für die Universität. Von dieser häusern. Vor der Heeresreform ging nach der Angabe Grundlage aus dürfte man auch an eine gediegene wiffen der Regierung etwa die Hälfte der Offiziere aus dem schaftliche Fachbildung denken. Die Umwandlung der Cadettencorps hervor. Wir halten das weitaus für zu Divisionsschulen in Kriegsschulen , die Erweiterung des viel , ohne darum für die Auflösung des Cadettencorps Cursus in den letteren , die wesentliche Verbesserung in zu sein. Wir glauben vielmehr , daß sich dasselbe als der Methode des Unterrichts , die Einrichtung einer um ein sehr wirksames Mittel für den Offiziersgeist und die fassenden tüchtigen Schuldisciplin , vor Allem die durch Offiziersbildung erweisen kann , aber nur dann , wenn greifende Hebung der Lehrkörper, endlich die sicherere Ge es nicht ein Monopol hat , sondern gezwungen ist , sich währ im Verfahren bei der Offiziersprüfung, legen Beugs in der Mitwerbung mit anderen Wegen zu behaupten. niß dafür ab. Nur zeigte es sich auch hier, daß es mit Schon die oben verlangte Steigerung seiner wissenschaft dem Princip der theoretischen Bildung allein nicht gethan lichen Leistung wird es nicht erreichen , sobald es über ſei ; die Reformen mußten auf halbem Wege stehen bleiben, seine jeßige Ausdehnung noch hinauswächst, und doch ist Aller weil die praktische Bildung und die Organisation nicht grade diese Leistung das allererste Erforderniß. im nämlichen Sinn und Geist erneuert wurden . Hätten dings , das Wissen allein thut es nicht , aber es ist , auf auch nicht die Mobilmachung von 1859 und die darauf diesem Wege erworben , eine unerläßliche Mitgabe für folgende Armeevermehrung einen so starken Ersaß des jede höhere Lebensstellung und zugleich eins der sichersten Offiziercorps erfordert , daß der kaum geordnete Gang Kennzeichen auch für Bildung und Charakter. Nicht das des Unterrichts im Cadettencorps und in den Kriegsschulen Maturitätsexamen , sondern der vollständige Weg durch sehr stark beeinträchtigt wurde : jene Reformen würden eine tüchtige Schule ist uns die Hauptsache. Die Reife ihr Ziel doch nicht erreicht haben. Die Reife für die des Geistes, sich rasch auf allen Lebensgebieten zu orien Universität kann vor dem 18. , ja für die Mehrzahl im tiren, die gesammelte Zucht , aus der die rechte Berufs Grunde vor dem vollendeten 19. Jahr nicht erreicht wahl hervorgeht, das ist die Frucht dieses Wegs und nur werden ; soll sich darauf eine wirklich gründliche Ein dieses Wegs. Nicht auf die Menge des Wissens tommt führung in die Militärwissenschaften erbauen , so sind es dabei an , sondern auf die innere Entwickelung , die dazu weitere 3-4 Curse von mindestens je 6-8 Mo sehr wohl auch im Erwerb eines mittleren Maßes von naten erforderlich, womit eine von unten beginnende, um Kenntniſſen davon getragen sein kann. Die höhere Fach fassende praktische Durchbildung im Dienst Hand in bildung bedarf keiner anderen Grundlage, weil auch dieß Hand gehen muß. Es würde also die Offiziersprüfung mittlere Wissen von der rechten Beschaffenheit sein wird. in's 22. oder 23. Jahr fallen, die Beförderung zum Offi Daß die Fachbildung eine wirklich wissenschaft zier 2-3 Jahre später. Statt dessen soll jezt der künf- liche set , also z. B. in der Waffenlehre nicht auf die

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empirische Darlegung der bestehenden Einrichtungen, son dern auf die naturwissenschaftlichen Principien , in der Taktik auf die geschichtliche Entwickelung und den orga nisch-moralischen Zusammenhang der Formen u. s. w. fich richte, ist unsere zweite Forderung. Die dritte : daß der Aspirant im praktischen Dienst alle Unter offiziersstufen vollständig durchlaufen muß. Wir suchen die Gewähr , daß die hohe Vorstellung , die man von der Stellung und Aufgabe des Offiziers hat, auch eine Verwirklichung finde, so weit sie menschlich möglich ist. Die drei Forderungen werden diese Ge währ für das Wissen , für die praktische Tüchtigkeit , für Haltung , Sitte und Charakter enthalten. Die Abstim mung des Offiziercorps über die Mitglieder, die es auf nehmen soll , wird damit eine ganz andere Bedeutung gewinnen ; es wird sich nicht mehr vorwiegend um solche handeln, bei denen die Reife zum Offizier erst in — wenn auch noch sosicherer Aussicht steht, sondern nur solche, welche diese Reife bereits haben. Wie damit die ganze Körperschaft gehoben würde , bedarf keiner näheren Aus führung. Die Verminderung der Lieutenantsstellen bildet , wie gesagt, die nothwendige Ergänzung zu einer so gesteigerten Vorschule zum Offizier. Gehen aus der längeren und ernsteren Probezeit ausgewähltere Kräfte hervor , so be dürfen sie auch der Aussicht auf eine angemessene Wirk samkeit, so müssen sie auch für das Ganze verwerthet werden. Daß diese Verwerthung nicht in einem Lieute nantsdienst von 15-20 Jahren bestehen kann , ist klar ; es wäre eine reine Verschwendung dieser Kräfte. Darum haben wir oben vorgeschlagen , daß dieser Dienst von höheren Unteroffizieren versehen werde, und sind über jeugt , daß sich die Truppe in der Friedensausbildung wie im Kriege gleich gut dabei stehen wird. Unsere Offi ziere dagegen müssen sofort in einen höheren Wirkungs freis , in die Leitung der taktischen und disciplinarischen Einheit, welche die Compagnie bildet, hineingestellt wer den, zuerst als Stellvertreter, dann in nicht zu langer Beit selbstständig. Daraus ergibt sich principiell , daß, von den besonderen Stellen der Adjutanten u . s. w . ab gesehen, auf den Hauptmann nur ein Lieutenant kommen follte. Dieß wird freilich vorerst nicht angehen, so lange die preußische Compagnie eine Kriegsstärke von 250 Mann hat. Hiermit hängt wesentlich das günstige Verhältniß zusammen , wonach schon bei vollständigem Friedensetat in der Compagnie 3 Lieutenants auf 1 Hauptmann kommen. In den meisten anderen deutschen Staaten steht es freilich nicht besser. In Bayern war zu Anfang 1859 das Verhältniß der Hauptmänner zu den Lieutenants bei Der Infanterie ungefähr wie 1:34 , in Sachsen wie 1 : 2 , in Württemberg etwas vortheilhafter , nämlich wie 1:21 ; während die Kriegsstärke der Compagnie in den 3 Ländern der Reihe nach 201 , 245, 223 Streitende betrug. Daher überall in höherem oder geringerem Grade die Erscheinung , daß die Lieutenantslaufbahn viel zu lange ist. Um das aufgestellte Princip durchzuführen, müßte man, wie in Württemberg wirklich 1859 durch die Errichtung der beiden Jägerbataillone geschehen und in Baden und in Heſſen-Darmstadt schon längere Zeit der Fall ist, die Kriegsstärke der Compagnie, im Einklang |

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| mit der zweigliedrigen Stellung und der neuen Bewaff Uns würden 6 Compagnien per nung , vermindern. Bataillon zu je 140-160 Streitenden das Richtige scheinen. Indessen führt eine solche Organisationsände rung noch in zu viele andere Fragen hinein. Wir würden es daher vorläufig für einen angemessenen Uebergang halten, wenn man in Preußen das Verhältniß der Haupt männer zu den Lieutenants , die Gelegenheit der Neu formation benugend, allmählig wie 1 : 2 gestalten wollte. Auch dadurch würde die Lieutenantslaufbahn abgekürzt, und gleichzeitig ließe sich jene Steigerung der Vorschule und die Errichtung der höheren Unteroffiziersstellen Schritt für Schritt durchführen. Unseren lezten beiden Punkten wäre damit schon wesent lich vorgearbeitet. Auf der einen Seite nämlich fühlt man in den deutschen Heeren überall die Nothwendigkeit, tüchtige Kräfte in die höheren Stellen zu bringen , wäh rend man auf der anderen mit vollem Recht am Grund fag des Dienstalters für die Beförderung festhält , weil sonst die innere Einheit des Offiziercorps nothwendig start erschüttert würde. Die beiden Forderungen scheinen in unlösbarem Widerspruch zu stehen. Erinnert man sich indessen , daß nach allen Erfahrungen , wenigstens in deutschen Heeren , diese Kräfte für die höheren Stellen nicht eben besonders junge ſein müſſen , ſondern daß es auf die Selbstständigkeit und die Thatkraft ankommt , ſo macht sich die Sache viel leichter. Es muß dann nur die Forderung an die Offizierslaufbahn gestellt werden, daß sie , namentlich in den unteren Graden , den Geist nicht abstumpfe und die frische Entfaltung der Kraft nicht hemme. Wie dieser Forderung grade durch die oben entwickelten Maßregeln Genüge gethan würde , bedarf keiner Auseinanderseßung. Ist es erst erreicht , daß die Compagnieoffiziere aus einer geringeren Zahl ausges wählter Männer bestehen , und daß der selbstständigere Wirkungskreis des Hauptmanns in der Regel zwischen dem 30. und 33. Jahre erreicht wird , so wird man der Ueberzeugung sein dürfen , daß die weit überwiegende Mehrzahl auf dem einfachen Wege des Dienstalters die Befähigung, die Kraft und die Selbstständigkeit für höhere Beförderung gewinnen und bewahren werde. Es wäre damit zugleich ein offenbarer Schaden in unseren deut schen Heereszuständen zum großen Theil beseitigt ; der Schaden nämlich, daß bei der Beförderung zum Stabs offizier, zum Oberst und zum General viel zu häufig ein Uebergehen stattfindet. Es werden dadurch unläugbar öfter brauchbare Kräfte bei Seite geschoben ; es wird die Pensionslast unverhältnißmäßig vergrößert ; es wird ein übermäßig rasches Avancement in den höheren Stellen herbeigeführt , ein allzuhäufiger Wechsel , der weder für die Personen, noch für die Stellen gut ist ; es wird ganz allgemein der Geist im Offiziercorps von der Höhe eines stolzen und zuversichtlichen Selbstgefühls zu einer Ab hängigkeit von unerwarteten höheren Entscheidungen herab gedrückt, wie sie mit der hohen Vorstellung , die man sonst von dieser Körperschaft hat , nicht übereinstimmt. Auf unserem Wege würde es sehr bald Regel werden , daß die weitaus überwiegende Zahl der Hauptmänner zur Beförderung zweifellos befähigt erschiene ; es wäre damit wahrscheinlich für die sämmtlichen Stabsoffiziers

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stellen eine tüchtige Besetzung auf dem einfachen Wege | in die Volksstimmung ein. Es wäre vergeblich, sich darüber des Dienstalters gewährleistet . täuschen zu wollen, daß ein großer, vielleicht der größte Für die Generale dagegen würde sich außerdem noch Theil der Abneigung gegen das Militärbudget von der ein besonderer Weg empfehlen. Nur müßte vor allen Verstimmung, theils über eine allzu eingeschränkte Stellung Dingen die Organisation der Heereskörper auch deutlich der Unteroffiziere , theils über vielerlei Bevorzugungen zu erkennen geben , daß mit der Stellung des Generals und Ausschließlichkeiten im Offiziercorps herrührt. In wirklich ein höherer und umfassenderer Wirkungskreis be- Preußen ist das in einer Reihe trauriger Vorfälle offen ginnt. Es müßte also ein General nur an die Spige hervorgetreten , im übrigen Deutschland würde es nicht eines aus allen Waffen gemischten Körpers berufen wer- anders sein, sobald eine Regierung plöglich mit ähnlichen den ; der Brigadeverband und alles dem Aehnliche müßte Anforderungen auftreten woйte. Nun find wir nicht der wegfallen. Was innerhalb der einzelnen Waffen zu ge- Meinung , daß sich eine Regierung in solchen Dingen schehen hat, kann Alles durch den Regimentsverband ge- nach der Volksstimmung zu richten habe ; aber wir achten leistet werden , der im Nothfall ebenso gut 4-6 wie die öffentliche Meinung auch nicht so gering , um nicht 2--3 Bataillone , ebenso gut 6-8 wie 4 Schwadronen einen großen Gewinn darin zu erblicken, wenn man mit umfassen kann. Die Gliederung stiege dann vom Regi- Maßregeln, die aus dem Interesse der Armee abgeleitet ment zur Division , oder, wenn man den Namen vor sind , auch ihr genugthun kann. Solche Maßregeln zieht, zur Brigade , zum Armee corps auf. Die dret glauben wir hier erörtert zu haben. Noch andere liegen Grade in der Generalsstufe könnten darum doch bleiben, in der nämlichen Richtung. Den besonderen Geiſt z. B., nur die Zahl der Stellen würde sich vermindern . Und der sich unläugbar in der Garde ausgebildet hat, können zwar nicht bloß zur Erleichterung der Staatscaffe und zur wir, bei aller Achtung vor dieser ausgezeichneten Truppe, Vereinfachung des Organismus, sondern auch zu Gunsten dem wahren Wohl der Armee nicht für zuträglich halten. der Stellen selbst. Es wiederholt sich hier der Sag, daß je Weit besser schiene es uns, wenn die verschiedenen Ele höher die Aufgabe, desto strenger die Auswahl, desto kleiner mente im großen preußischen Offiziercorps zur gegenſei. aber auch die Zahl sein muß. Um besonders begabte tigen Ergänzung , Ausgleichung und Berichtigung mehr Kräfte hervorzuziehen, könnte sich dann der König für je durcheinandergeworfen würden. Es könnte also beispiels etwa die dritte Generalstelle die Besegung ohne Rückweise der Dienst in der Garde auf bestimmte Zeiträume ficht auf das Dienstalter vorbehalten. Nur müßten die begrenzt, und so ein regelmäßiger Ab- und Zufluß von so Bevorzugten vorher eine geseglich vorgeschriebene Bahn diesem Offiziercorps in das der Linie und umgekehrt her durchlaufen haben. Der Generalstab wäre der geeignete gestellt werden. Doch das sind Einzelnheiten, auf die wir Körper dafür. Die Berufung in denselben würden wir hier nicht weiter einzugehen haben. Möge die Regierung von drei Bedingungen abhängig machen : von der Offiziers- fich grade auf diesem Gebiet vor Allem über die ents prüfung, von dem Zeugniß praktischer Tüchtigkeit durch scheidenden Grundsäge flar werden und dann mit bes einen mindestens dreijährigen Dienst , in irgend einer Waffe erworben, und von der Stimme der Kameraden. Dieser legteren Bedingung muß wenigstens soweit ent sprochen werden, daß keiner der Berufenen die Mehrheit der, natürlich in geheimer Abstimmung zu gebenden, Stimmen gegen fich haben darf; von den beiden ersten Bedingungen muß die eine mindestens in einem mittleren, die andere in einem ausgezeichneten Grade erfüllt sein. Eine besonders zu diesem Zweck zusammengesezte Com mission höherer Offiziere schlägt dem König alljährlich aus der Gesammtzahl der so Bezeichneten die in den Diese machen dann Generalstab zu Berufenden vor. ihre Laufbahn , indem sie in jeder der 3 Waffen je etwa drei Jahre Dienst thun und dann nach ihrer Befähigung zu besonderen Thätigkeiten , sei es bei den Kriegsschulen, sei es bei der Organisation und Verwaltung des Heeres, sei es bei der Topographie u. s. w. verwendet werden. Ueber dieß Alles müßten theils nähere Bestimmungen gegeben werden, theils müßte sich eine bestimmte Praxis entwickeln; wir glauben, daß es bei den hier angedeuteten Grundzügen daran nicht fehlen würde. Wir haben eine Frage besprochen , die ihrer Natur nach in den Verhandlungen der Kammern eine hervor ragende Rolle nicht spielen kann, weil sie in das Gebiet der Organisation gehört , welche in ihren Grundzügen wohl zwischen den Factoren der Gesezgebung vereinbart, aber durchaus nur von der Regierung vorbereitet und durchgeführt werden kann. Desto tiefer greift diese Frage

stimmten Maßregeln den Weg zeigen.

Militärische Neiſeeindrücke von Skandinavien.

C. Schweden. (Fortsetzung.) [A. v. S. ] Ich hatte das Mißgeschick , in Schweden zu einer Zeit einzutreffen , wo die Uebungen beendigt, die Truppen in ihre Heimath entlassen waren. So sollte ich von diesen welthistorischen Schwedenregimentern ſo viel wie nichts sehen. Nur die Garde, welche den Wach dienst in Stockholm versieht, war da, fte hatte aber auch teine Uebungen. Es blieb mir ſomit nur übrig , als Nothbehelf Casernen und sonstige Militäranſtalten zu besichtigen, die doch nie geeignet sind, einen vollſtändigen Begriff von dem kriegerischen Werth einer Truppe , von ihrer Disciplin und Instruction zu geben. - Ein Freund begleitete mich zunächst nach der Lancierscaserne , welche in der Soldatenvorstadt Ladugardslandet , nordöstlich vom Schlosse liegt. Ich habe die Uniform der Lanciers be reits berührt : der gelbe mit blau durchwirkte Leibgürtel, welcher sehr gut aussieht , ist allerdings bloß zur Zierde da ; dagegen besteht die praktische Einrichtung , daß der

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Mann auch in Gala lederbesezte Beinkleider trägt. Der | rock mit 2 Reihen Knöpfen , rothem Kragen und Auf schwarze Mantel steht sehr hübsch zu der himmelblauen | schlägen mit weißen Lizen, weißen Fransenepauletten und Uniform ; überhaupt lassen die schwedischen Uniformen, blauen , im Sommer weißen Beinkleidern. Das Käppi was Schnitt und Farbenzusammenstellung betrifft, nichts (die wieder abgeschaffte Pickelhaube wird noch aufgetragen) zu wünschen übrig , sie sind durchweg geschmackvoll , wie hat Pompon und Roßschweif und ist mit dem schwedischen man sich in dem fürzlich herausgekommenen Costümwerk Wappenschild geziert. Die Mannschaft trägt Schuhe mit über die schwedische Armee *) überzeugen kann. Das schwarzen, resp . weißen Gamaschen. Das gekreuzte Leder Tuch dagegen ist grob und dick. Ebenso plump find die werk ist weiß , nur das daran angebrachte Täschchen für Stiefel und die schwarze Ledercravatte ; die Müze jedoch, die Zündhütchen schwarz. Die Patrontasche hat einen nach französischem Schnitt , sehr elegant. Die Be ziemlich großen Deckel mit Metallverzierung. Ueber die Bewaffnung werde ich an einem anderen Orte sprechen. waffnung des Lancier besteht aus einer langen dünnen Lanze, gradem Säbel und gezogener Pistole, welche, mit Die Offiziere, welche ich hier und anderwärts traf, waren ausnehmend artig und zuvorkommend ; sie liebten es aber, einem Kolben verbunden, als Carabiner gebraucht werden kann. Die Pferde sahen gut gepflegt und kräftig aus ; mehr französisch als deutsch zu sprechen , ob mit Ab die Ställe , welche außerhalb der großartigen Caserne ficht oder nicht , wage ich nicht zu entscheiden. Indessen liegen , sind gedielt , der Boden aber schien stark mitges erschien mir im Allgemeinen die Stimmung in Schweden nommen und der Ablauf unzureichend zu sein. Zur Deutschland freundlicher als in Norwegen, und ich konnte Dreſſur wird eine Art von ungarischem Bock, ſonſt ein engvon verschiedenen Seiten hören , daß man die Dänen lischer Sattel verwendet ; das Pferd hat, wie auch ander nicht sonderlich liebe und durchaus keinen Krieg mit wärts an Chabracke , Vorderzeug , Schwanzriemen 2c. Deutschland wolle. Man beschäftigte sich weit mehr mit ---manches Ueberflüssige zu tragen. Die Mannschaftsdem noch immer gefürchteten Rußland , und der Verlust zimmer sind mit einschläfrigen Betten für 16 Mann, einem Finnlands ist hier nicht vergessen , obschon man nicht Schrank mit verschließbaren Laden für die Effecten der daran denkt , sich deßhalb in Ungelegenheiten zu stürzen. Als wir an dem nahen Arsenale vorüberfuhren, Mannschaft und einem Tische ausgerüstet ; es war eben erinnerte uns eine lange Reihe von russischen , deutschen Pugtag und wohl deßhalb nicht die größte Sauberkeit. Die Kammern haben zwei Abtheilungen, für die Dienst und franzöſiſchen Geſchüßen, welche im Artilleriehofe als und die Parademontirung ; auch die Kleinmontirungs Trophäen nebeneinander lagen , an die ruhmreiche Ver stücke, welche der Mann erhält, werden hier aufbewahrt ; gangenheit der schwedischen Armee, - eine Erinnerung, die durch diese offene und beständige Ausstellung bei dem die Stiefel fosten nach unserem Gelde etwa 42 Thlr. schwedischen Volke so lebendig erhalten wird , daß jeder oder 8 fl. , Handschuhe 11 Sgr. oder 40 tr. , Cravatte 9 Sgr. oder 30 fr., das Hemde 17 Sgr . oder 1 fl . Für Knabe in Stockholm die Kanonen im Artilleriehofe und Auch eine Batterie schwedischer, ihre Geschichte kennt. die Kranken sind lange Strümpfe vorräthig. im Gebrauch befindlicher Geschüße stand hier. Für die Als ich die Caserne verließ, ritt eben eine Schwadron, die vor dem italienischen General Solaroli, außerordent kranken Soldaten hat Karl XIV. Johann in Kungsholm, lichem Gesandten des Königs Victor Emanuel , ausge der westlichen Vorstadt , ein großes Haus mit einer , in dem sonst an architektonischem Schmuck nicht reichen Stock rückt gewesen war, in den Hof. Diese Truppe hatte eine holm , hervorstechenden Facade mit Säulenvorhalle er fecke friegerische Haltung und zeigte Kraft und Gewandt heit in Führung ihrer Pferde. Es lag etwas Frisches, bauen lassen. Der Umstand, daß auch die großen Civil Energisches in ihrem Auftreten, das an die Reiter Gustav spitäler in dieser Vorstadt liegen , mag die Wahl veran Indessen leuchtet es ein , daß ein Spital, laßt haben. Adolfs und Carls erinnerte. Vor der nahen Caserne des 2. Garde-Infanterieregi welches von den Casernen über eine halbe Wegstunde entfernt ist, manche Nachtheile bieten muß. Die Kranten ments war ein kleines Zeltlager aufgeschlagen. Hier campir en die Recruten abwechslungsweise während dreier zahl beträgt bei einer Garnison von circa 3000 Mann Monate in conischen Zelten , welche je 12 Mann fassen | durchschnittlich 130, - ein Verhältniß, welches nicht sehr Vielleicht mag der Umstand , daß die und mit den nöthigen Fournituren (blauen Strohma tragen günstig erscheint. Mannschaft den Wachdienst in weißen Beinkleidern ver und braunen Teppichen) ausgerüstet sind . Unweit davon ist die Einrichtung für das Baden und Schwim men der sieht, wodurch bei dem unbeständigen Sommer des Nor dens und der unmittelbaren Nähe großer Wassermassen Mannschaft in der Salzsee , welche bis an den Fuß der leicht Erkältungen herbeigeführt werden mögen, das Sei Caserne reicht ; im Winter nimmt die Mannschaft regel nige hierzu beitragen . Der eigentliche Spitaldienst wird mäßig Dampfbäder in einem Seitengebäude der Caserne. durch Krankenwärter versehen , von welchen jedes Regi Diese selbst ist ungefähr wie die der Lancier s eingerichtet. ment der Garnison 2 Mann auf je 3 Monate hierher Ein Hauptmann und ein Lieutenant haben wochenweise commandirt. Die Krankenpflege selbst geschieht wie in den Dienst in der Caserne und deß halb Dienstwohnungen von 3 , resp. 2 Zimmern in derselben. Auf den Kam Dänemark durch Frauen. Die Reconvalescenten , welche mern , welche Sache der Compagniechefs sind , wird die sich in Hof und Garten bewegten, machten einen etwas Uniform und sonstige Ausrüstung der Mannschaft aufbe komischen Eindruck durch ihr Costüm : sie trugen nämlich wahrt. Die erstere besteht in einem dunkelblauen Waffen weißleinene Röcke, eben solche Beinkleider und weißleinené Müßen ! Vermuthlich erfährt dieſe Tracht , welche schon "7 L'armée suédoise. " Fol. Stockholm. Ph. Maass. (Vgl . die für den fühlen nordischen September luftig genug aus ſah , im Winter eine entsprechende Veränderung. Die kurze Anzeige im Literaturblatt zu Nr. 10 der A. M.-Z.)

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Kranten find in drei Abtheilungen (innere , äußere und | Spitalarztes, der einen täglichen Rapport über Zuwachs syphilitische) getheilt und in großen Sälen untergebracht. und Abgang an die höchste Sanitätsbehörde zu richten Ueber jedem Bett ist Name , Krankheit und Arznei des hat , steht als Reliquie das kleine Schränkchen , welches Kranten mit Kreide auf eine schwarze Tafel geschrieben ; die Feldapotheke Karls XII . enthält. Daneben liegen einige geistliche Bücher. Im Zimmer des (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Preußen.

Berlin, 6. März. [Bevorstehende Veränderungen in der Ausrüstung des Seebataillons , der See artillerie und der Uhlanenregimenter.] Nach einer ergangenen Bestimmung soll das See- Infanteriebataillon und die Seeartillerie an Stelle der Helme als Kopfbedeckung einen leichten Tzako von Filz mit blauem Tuch bezogen, Schirm und Deckel von lackirtem Leder mit eben solchem Sturmriemen erhalten ; als Decoration hieran kommt ein bronzirter Anker mit der Inschrift : „ Mit Gott für König und Baterland." Für den gewöhnlichen Gebrauch erhält dieser Gzako einen Ueberzug von schwarzer Wachsleinwand, während am Bord der Schiffe ein weißleinener für die warmen Gegen den bestimmt ist. Außerdem wird auch die Bewaffnung des See-Infanteriebataillons verändert , indem die Mannschaft statt der Zündnadelgewehre das neue Modell der Zündnadel waffe , die Füsiliergewehre mit aufsteckbarem Haubajonnet, und die Offiziere an Stelle der bis jest getragenen Degen die Säbel der Seeoffiziere erhalten. - Ferner sollen die Czapkas der Uhlanenregimenter bei Neubeschaffungen derselben in niedrigerer Form wie bisher eingeführt werden ; außerdem sollen die Vorderschirme wie bei den Helmen in der Armee mit einer metallenen Schiene von der Farbe des Adlers ein gefaßt werden. Durch diese Veränderung werden keine Mehr kosten veranlaßt ; die bisherigen Adler , die für die neuen Czapkas mit zu verwenden sind , können durch entsprechendes Biegen der unteren Theile derselben der neuen Form der Die Czapkas der Uhlanenoffi Czapkas angepaßt werden. ziere sollen der Form der Gemeinen - Czapkas entsprechend sein, und werden sich von diesen nur dadurch unterscheiden , daß an denselben , außer daß sie von feinerem Material ange fertigt sind , die obere Fläche nicht aus Leder , sondern aus Tuch in der Farbe der Seitenflächen besteht , und daß diese obere Fläche mit einer Zoll breiten silbernen Treffe einge faßt wird. Hannover. Hannover, 24. Februar. [ Commission zur Prüfung der Frage der Vermehrung der Armee.] Es ist aus unſeren militärischen Notabilitäten eine Commiſſion unter dem Präsidio des Generals Jacoby zusammengesezt , welche sich mit der Frage zu beschäftigen hat, inwieweit für unsere Armee eine Augmentation in Folge des legten Bundesbeschlusses der Erhöhung des Ersagcontingents auf der Matrikel erforder lich werden dürfte. Hannover hat bekanntlich bei einem Militärbudget von 2,600,000 Thlrn. nur eine Feldarmee von

24,000 Mann, also kaum 14 pCt. der Bevölkerung unseres Landes, das keine Festungen zu unterhalten und kein Marine budget zu tragen hat.

Belgien. Brüssel , 11. Febr. [ Die fortschreitende Neube festigung Antwerpens. ] Die für alle Wechselfälle in der politischen Lage der Gegenwart so außerordentlich wichtige Befestigung Antwerpens , oder vielmehr die Umwandlung dieser fast bedeutungslos gewordenen Festung in einen großen Centralplag rückt still aber stätig vorwärts. Das Ministe rium Frère-Orban scheint sogar mit noch erhöhtem Eifer den Bau betreiben zu wollen, denn dasselbe hat der Kammer der Deputirten ein Gesez vorgelegt , wodurch der Regierung die Machtbefugniß verliehen wird , den Unternehmern Vorschüsse zu machen , wenigstens soweit es das Baumaterial betrifft. Dieses soll bis zur Höhe von 5 Millionen Francs sofort be zahlt werden , wenn es zur Ablieferung gekommen. Früher durfte es erst bezahlt werden, wenn es verwendet war. Die bis 1. Januar 1862 verbaute Summe betrug 8,130,000 Frcs., die noch auszuführenden Arbeiten werden auf 30 Millionen Francs veranschlagt , und man hofft sie binnen drei Jahren zu vollenden. Wir haben bereits früher erwähnt, daß die Befestigungsarbeiten so planmäßig in Angriff genommen sind, daß die ausgeführten stets , bis zu einem gewissen Grad natürlich , zur Bertheidigung brauchbar , trotzdem daß das Ganze noch nicht vollendet ist. Besonders instructiv sind die Arbeiten auch ferner dadurch , daß die Neubefestigung von Antwerpen die erste ist , welche durchaus der neuen Ent wickelung der Artillerie Rechnung trägt. Die Sorge der Re gierung um die Vollendung des großen belgischen Central plages ist um so anerkennenswerther , da die Kurzsichtigkeit ber Parteien ihr das Werk außerordentlich erschwert. So hat in diesem Augenblick der Gemeinderath von Antwerpen eine Protestation an den Minister des Innern und des Krieges gesendet, dagegen daß die Kehlen der Nord- und Südforts (welche gegen den Plaz gerichtet sind) zur Vertheidigung ein gerichtet werden. Die Befestigung der Kehle hat bekanntlich feinen andern Zweck , als einen Abschluß und eine Verthei digung nach rückwärts zu gewähren , für den Fall , daß der Feind zwischen den Forts vordringen sollte. Auf ihr beruht also die Unabhängigkeit des Forts ; diese Kehlvertheidigungen sind dabei stets so leicht, daß sie von rückwärts (von der Stadt aus) ohne Mühe zerstört werden können , also dem Feind nach etwaiger Besignahme der Front keinen Nugen | gewähren.

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schiffe und 9 Blocschiffe. Im Seedienst daheim blieben 15,200 Mann und Schiffsjungen ; im Mittelmeer 9800 und in Nordamerika und Mexiko 12,200 , im Ganzen 37,200.

Paris , 6. März. [ Bevorstehender Gesegent wurf, außerordentliche Belohnungen von Gene Auf den entlegeneren Stationen 17,200 , was die Gesammt ralen, Offizieren und Soldaten betreffend. ] Auf zahl auf 54,200 bringe, abgesehen von Marinesoldaten, Werft Befehl des Kaisers ist der Staatsrath mit der Prüfung des leuten und Küstenwacht-Freiwilligen . 12 Panzerschiffe würden neuen Gesezentwurfs beschäftigt, welchen der Kaiser in im kommenden Jahre fertig sein. Schließlich beantragt er seinem Briefe an den Präsidenten des geseggebenden Körpers die Bewilligung von 76,000 Mann für den Flotten- und angezeigt hat. Nach den Bestimmungen des Gefeßentwurfs Küstenwachdienst, was auch geschieht. Lord Palmerston hatte soll eine in ihrem Betrage noch nicht festgestellte Jahresrente bemerkt , daß die französische Regierung schon voriges Jahr in das große Buch der öffentlichen Schuld eingeschrieben und 26 Panzerschiffe theils fertig , theils im Bau hatte. dazu bestimmt werden, die ausgezeichneten Thaten der Gene Die Voranschläge für die Armee werden in diesem Jahre rale, Offiziere und Soldaten der Land- und Seearmee, sowie 15,302,870 L. betragen, gegen 15,246,160 L. im verflossenen die von ihnen in Kriegszeit geleisteten außergewöhnlichen Dienste | Jahre. Der Zuwachs betrüge demnach 56,710 L. durch Pensionen oder Dotationen zu belohnen. Decrete des London , 26. Februar. [ Officieller Ausweis über Kaisers würden diese Pensionen oder Dotationen auswerfen und die Bedingungen der Nuznießung und der etwaigen die Peitschenstrafen in der Flotte.] Heute erschien ein amtlicher Ausweis über die 1860 auf der Kriegsflotte mit Uebertragung feststellen. Die Decrete würden individueller der Peitsche bestraften Vergehen. Ein ähnlicher Ausweis wurde Natur sein und in den ,,Moniteur" und das „, Bulletin des unlängst über die Peitsche in der Armee veröffentlicht. Die Lois" eingerückt werden. Flotte scheint die neunschwänzige Kaze noch weniger als die - [Das Lager von Châlons im Jahre 1862. ] Landmacht entbehren zu können , emancipirt sich aber doch Nach Mittheilung des ,,Constitutionnel" wird dieses Jahr | allmählig von ihrer Herrschaft. Die Gesammtzahl der ge= das Lager von Châlons außer der gewöhnlichen Anzahl Bat peitschten Matrosen war im Jahre 1860 nur 764 (aus einer terien, Geniecompagnien , Arbeiterabtheilungen 2c. , von noch Masse von 55,379 Mann) , dafür kommt auf diese kleine 3 Infanterie- und 1 Cavaleriedivision bezogen werden ; das Schaar die anständige Summe von 26,201 Hieben. Das ist von 3 Jägerbataillonen, 12 Infanterie- und 4 Dragoner Maximum der verhängten "Kagentüſſe “, die auf einmal fielen, regimentern. Troß des anhaltend schlechten Wetters sind die war 50, das Minimum 6. Lagerarbeiten sehr weit gediehen ; ein ganz neues Lagerviertel zur Unterbringung einer Infanteriediviston ist während des Niederlande. Winters entstanden. [4] [Versuche mit einer unterseeischen Spreng - [Beabsichtigte Anlage von Gemüsegärten maschine.] Bei Fort Lieffenshoek sind Versuche mit einer in allen Garnisonen.] Der Plan, Gemüsegärten anzu unterseeischen Maschine gemacht worden, welche die Form legen , die vom Militär bebaut werden sollen , ist bekanntlich einer großen Flasche hat und einen Apparat enthält, der bei im Lager vom Châlons ausgeführt, und der französische Kriegs dem geringsten Druck einen electrischen Funken erzeugt, welcher minister soll nunmehr beschlossen haben, dieses System in allen sich dem Pulver mittheilt und die Explosion hervorbringt. Garnisonstädten Frankreichs einzuführen. Binnen Kurzem wird Die Maschine wird so aufgestellt, daß das Schiff ſie berühren jeder Garnison eine ausgedehnte Bodenfläche zugewiesen wer Die Versuche gelangen den , welche von den Truppen mit Gemüse zu bebauen sein muß und zum Selbstzerstörer wird. vollkommen. wird, und man erwartet , daß in Folge dieses Systems die Truppen bessere Rationen erhalten , und daß die Cultur Sardinien. des Bodens denselben eine angemessene Erholung verschaffen Turin, 2. Februar. [Neuer Plan zur Vermeh werde. Diese Idee ist übrigens nicht neu, sondern den Römern Der Kriegsminister bearbeitet gegen= rung der Armee.] entlehnt. wärtig einen Plan zur Vermehrung des Heeres. Die In fanterieregimenter sollen auf 80, die Cavalerieregimenter auf Großbritannien. 22 gebracht werden , und so im Verhältniß die übrigen Ein Linieninfanterieregiment soll aus London, 25. Febr. [Die Voranschläge für Armee Waffengattungen. und Marine für 1862/63 . ] In der gestrigen Unterhaus vier Bataillonen und ein Bataillon aus vier Compagnien fizung legte Lord Clarence Paget die Flottenvoranschläge für bestehen, anstatt sechs. Zwei der neu zu bildenden Regimenter . das nächste Finanzjahr vor. Die Ausgabe für 1862/63 set werden Grenadierregimenter , welche den classischen Namen „Granatieri di Roma " erhalten und dann mit den andern auf 11,794,305 Pfd. St. veranschlagt , während die Aus gabe des am 5. April ablaufenden Finanzjahres 12,640,388 sechs Regimentern und der nöthigen Cavalerie u . s. w . das Auch die Artillerie foll Pfd. St. betrug. Die ganze schwimmende Macht werde aus siebente Armeecorps bilden sollen. wesentlich vermehrt und ein neues Regiment fliegender Ar 19 Linienschiffen , 2 Panzerschiffen , 38 Fregatten und Cor vetten , und 90 Schaluppen , im Ganzen aus 149 Fahr tillerie gebildet werden. Demnächst soll dieses Project vollendet sein und dem Parlament zur Genehmigung vorgelegt werden. zeugen aller Größen bestehen. Dazu kommen 2 Küstenwach

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster No. 11.

Jahrgang.

Darmstadt , 15. März.

Inhalt: Auffäße. Die zwei Standpunkte in der Frage der Bundesreform. brücke von Skandinavien. C. Schweden. (Schluß.)

Nur eine Gattung Reiterei.

1862.

Militärische Reiseein

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Das neue Abrichtungsreglement. Preußen. Die neu construirten 4-pfündigen Kanonen. Aufnahme des Kaffees in die Militärverpflegung an Stelle des Branntweins. ― Neue Maschinen zum Schneiden der Binden und zur Anfertigung gefensterter Leinwand. - Bayern. Neue Bestimmungen über Besoldungsverbesserungen. Schweiz. Die beabsichtigten Aenderungen in der Militärorganisation. Spanien. Der Stand des Heeres und der Flotte. Befestigung Santona's.

Die zwei Standpunkte in der Frage der Bundesreform. [J.] Die A. M.-3. brachte an der Spige ihrer Nr. 8 einen Auffag über die Bundesreformfrage , welcher bei der gegenwärtigen Sachlage , die diesen Kampf wieder mehr in den Vordergrund gerückt hat , doppelt zu einer Entgegnung auffordert. Die A. M.-Z. hat sich bisher bestrebt , jedem berechtigten Standpunkt das Wort zu geben , und sie wird hoffentlich diese Haltung bis zum Austrag der großen Frage zu bewahren suchen. In diesem Sinne wollen wir heute neben der in Nr. 8 ver tretenen Anschauung auch der entgegengesezten ihr Recht zu wahren suchen. Wir müssen zunächst den Ton zurückweisen , der sich im Eingange des genannten Aussages findet. So oft auch bisher entgegenstehende Ansichten in der A. M.-3. ihren Ausdruck fanden, fie ließen immer eine Anerkennung für den gegnerischen Standpunkt durchblicken ; in jenem Auffag werden wir , zum erstenmal auf diesem Gebiet, an die erhigte Sprache eines ausschließlichen Parteiorgans erinnert. Wir halten es für unnöthig , den Herrn Ver fasser in der Phantaste zu stören, als sei er zum Richter über die Kennzeichen patriotischer oder unpatriotischer Gesinnung unter deutschen Offizieren berufen ; wir wollen ihm auch überlassen , mit welchen Enthüllungen über

,,militärische Preßbureang" er demnächst die Welt über raschen wird. Aber wie mochte er einen politischen Stand punkt als „ Verrath" bezeichnen, zu dem sich, nicht dem Namen nach , aber in wesentlichen Punkten seines In halts , noch neuerdings deutsche Regierungen officiell be fannt haben ? Die Leidenschaft überkommt ja in dieser Zeit und in diesen Fragen auch wohl den gerechten und besonnenen Mann ; aber wer sich so weit von ihr fort reißen läßt , der leistet vor allen Dingen der eigenen Sache den schlechtesten Dienst. So gruppiren fich wahr lich nicht die Gegensäge im unseligen deutschen Zwiespalte, daß Verblendung , Selbstsucht , Unrecht und Schuld auf der einen, Weisheit , Patriotismus , Recht und Reinheit auf der anderen wären. Es sind geschichtlich erwachsene Gegensäge voll realen , berechtigten Inhalts ; ihre end liche Versöhnung kann nur der unermüdlichen patriotischen Arbeit gelingen , welche über dem Trennenden das Ge meinsame festhält und durch allen Parteihader hindurch auch bei dem Gegner gutes Recht und aufrichtige Ueber zeugung noch zu sehen und anzuerkennen vermag. Wir kommen zur Sache. Nach den neuesten Vor gängen wäre es unnöthige Mühe , die Nothwendigkeit einer Bundesreform erst noch beweisen zu wollen. Seit den Vorschlägen der königlich sächsischen Regierung ist sie in dem ganzen dadurch entstandenen diplomatischen Schrift wechsel von allen Seiten anerkannt : in den Antworten, die von Berlin und Wien darauf erfolgt find , in dem badischen Circular, in den identischen Noten und in den

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Erwiederungen darauf. Wo die Regierungen so über einstimmend find , muß ein wirkliches Bedürfniß , nicht eine bloße Strömung der Tagesmeinung vorliegen. Wurde dieß Bedürfniß fast vier Jahrzehnte lang nur wenig empfunden , so lag das in den großen politischen Ver hältnissen. Der bestehende Bundesvertrag genügte in einer Zeit , deren vorherrschender Charakter der Friede war ; er würde auch genügen, sobald es sich für Deutsch land wieder um einen Existenzkampf handelte , wie der war, aus dem jener hervorgegangen ist. Aber heutzutage handelt es sich für eine Nation von der Stärke und Größe wie die deutsche, bei der Lage in der Mitte Euro pas , um politische Action , um einen entscheidenden Antheil an der Ordnung der großen Angelegenheiten des Welttheils. Es gilt, die Kräfte , die bisher nur zur Ab wehr verbunden waren, zum activen politischen und mili tärischen Handeln zusammenzufassen. Der große Staaten bund bedarf dessen um seiner Würde willen ; er bedarf dessen, um nicht wieder wie ehedem auf die Linie zurückgeworfen zu werden , wo erst die äußerste Noth und Schmach die rettende Eintracht lehrt. Wie diese Reform zu vollziehen sei, darüber streiten hauptsächlich zwei Anschauungen, die großdeutsche und die kleindeutsche. Wir wollen der ersten die zweite gegenüberstellen, natürlich nur in Bezug auf wenige Punkte , die wir für entscheidend halten. Der großdeutsche Standpunkt hat bis jezt noch fein Programm gefunden , welches allseitig anerkannt wäre. Die sächsischen Vorschläge find grade von den mächtigsten der hierher gehörigen Regierungen, von der österreichischen, in vielen Punkten bekämpft worden. Wir haben es hier bald mit einer Trias zu thun , die den bisherigen Bund regieren soll, bald mit dem unbestimmten Gedanken eines Siebenzigmillionenreichs, bald mit einem wechselnden Ineinanderspielen des einen dieser Gedanken in den anderen. Die berechtigte und patriotische Trieb feder für diese Gedanken liegt in dem Wunsche , eines theils ganz Deutschland als ein einiges Ganze zusammen zuhalten , anderntheils den deutschen Selbstständigkeiten und Besonderheiten ihren geschichtlichen Bestand zu wahren. Alle in dieser Richtung bekannt gewordenen Vorschläge aber scheinen uns theils an sich , theils bezüglich der Voraussetzungen für eine Action an Unausführbarkeit zu leiden. Zwei Gründe hauptsächlich stehen ihnen ent gegen : erstens die Natur der politischen Interessen in Deutschland, zweitens die realen Machtver hältnisse der deutschen Staaten. Darüber ist kein Streit und kein Zweifel : jeder Theil von Deutschland ist an der Erhaltung des anderen mit der eigenen Existenz betheiligt ; dieß ist die reale Unter lage für das bestehende Bundesverhältniß. Sowie es sich aber darüber hinaus um eine Action handelt , die fortwirkend in die politische Bewegung Europas eingreifen soll, so gehen gleich die Interessen der beiden mächtigsten Staaten weit auseinander. Desterreichs Interessen liegen zur Zeit überwiegend im Südosten , Süden und Süd westen ; diejenigen Preußens im Norden und Westen. Ist es möglich, diese Interessen unter einer einzigen polis tischen Gewalt, wie sie immer gestaltet sei, zu vereinigen ? Wird sich Preußen Desterreich oder Desterreich Preußen oder einer von beiden Staaten einer Stimmenmehrheit

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unterwerfen ? Preußen hat dieß offen erklärt ; man hat ihm einen Vorwurf daraus gemacht , aber wer gerecht sein will , der frage sich zuerst , ob etwa Desterreichs Politik eine doppelte sein kann , eine deutsche und eine außerdeutsche ? Und wenn er dieß verneinen muß, dann versuche er sich oder Andere zu überreden , als ob irgend ein österreichischer Staatsmann seine italienische oder orientalische Politik jemals von einer Stimmenmehrheit, sei es des Bundestags in Frankfurt , sei es einer Trias oder Pantas , abhängig machen werde. Eine politische Form für diesen Gedanken wäre offen bar nur möglich, wenn Preußen den Mittelstaaten gleich zustellen wäre, und hier sind wir bei den realen Macht verhältnissen. Allerdings hat in der preußischen Politik seit langer Zeit die Stellung und das Gefühl einer Groß macht nicht eben einen besonders kräftigen Ausdruck ge funden. Aber wenn auch in Preußen der Mann noch nicht erschienen ist , welcher der schweren Aufgabe des Staates vollkommen gewachsen wäre : diese Aufgabe selbst liegt in seinem Heere , ſeinen Finanzen , seiner inneren Ordnung , liegt vor Allem in der Geschichte des Staates, in dem ungetheilten Gefühl seines Volks begründet. Ein Volk und ein Staat , die in der ersten Reihe gestanden haben , als Europa seine heutige Gestalt erhielt , die der großen Befreiungsthat das Siegel ihrer Erhebung und Begeisterung in so hervorragender Weise aufgeprägt haben, die können wohl auf lange Zeit an Kraft und Schwung herabgesunken scheinen , aber wirklich von ihrer Höhe herabstürzen kann sie nur eine große vernichtende Nieder lage. Man irrt sehr , wenn man in diesem Stück für die Ansprüche Preußens entweder die preußische Regie rung oder irgend eine Partei allein verantwortlich machen will. Es soll sich in irgend einer Sache einmal ernstlich darum handeln, Preußen zu einem Staate zweiten Rangs herabzusetzen , und man wird bald genug finden, daß das ganze preußische Volk , die Regierung und alle Par teien sich wie ein Mann dagegen erheben. Wir kennen in der That keinen Gedanken , der eine ausführbare Form für die schwere deutsche Frage ent hielte , als den kleindeutschen. Nur müssen wir vor allen Dingen die immer wiederholte Infinuation zurück weisen, als handle es sich dabei um ein Hinausdrängen Desterreichs aus Deutschland. Wir nehmen den Ge danken vielmehr nicht in der stückweisen Formulirung an, die er hier und dort erhalten hat , sondern ganz , in ſeinen beiden wesentlichen Momenten : als den Ge danken des engeren Bundes im weiteren. Für den ersteren sagen wir: Vereinigung des außer österreichischen Deutschlands unter Preußens Führung in den diplomatischen und militä rischen Angelegenheiten , für den zweiten : gegens feitige Garantie des gesammten Besißstandes. Man mag die preußische Führung so präcis wie möglich auf diese beiden Punkte beschränken , man mag sie durch alle Mittel controliren , welche die Selbstständigkeit der anderen Staaten verlangt , aber man muß ihr , wenn man überhaupt die Fähigkeit zum Handeln will, in diesen zwei Punkten die Freiheit ihrer Entschlüsse und ihrer Thaten lassen ; man kann ihr jede nachträgliche Verant wortung auflegen , aber man darf sie nicht vorher durch

83 irgend welche Einrichtung einer Abstimmung binden wollen. | gebenen Form möglich , denn nur zwischen Preußen und Auf der anderen Seite mag man die Garantie des Be dem außerösterreichischen Deutschland ſehen wir die volle sigstandes in bestimmten Bunctationen niederlegen und Gemeinschaft der Interessen , die dazu gehört. Daneben gleichzeitig das Organ des weiteren Bundes aus dem finden wir die Erhaltung und Erneuerung des alten jegigen Bundestage in einer Weise hervorgehen lassen, Staatenbundes in der naturgegebenen weiteren Gemein welche die fortdauernde Gemeinschaft der Interessen in schaft zwischen diesem Deutschland und Desterreich be= gründet und gewährleistet. Darauf beruht unsere An jeder Richtung verbürgt. Wir wissen wohl , welche außerordentliche Schwierig schauung ; ob sie die Lösung der schweren deutschen Frage teiten der Ausführung dieses Gedankens entgegenstehen. enthält , wird die Zeit lehren. Wir kennen nur zwei Man will darin nur eine Vergrößerung und Machtver Wege zu dieser Lösung : den der friedlichen Vereinigung stärkung für Preußen , eine Beschädigung Desterreichs, durch allmählige Ueberzeugung , durch die Macht der eine Mediatifirung der Mittelstaaten erblicken . Aber der zusammenwachsenden Interessen und den des Wetteifers Vortheil für Preußen würde dann doch mit einem ganz um das Vaterland in auswärtigen Kämpfen. Verderb ansehnlichen Opfer an Selbstständigkeit erkauft werden. licheres für diese Lösung dagegen kennen wir nicht als Gegenwärtig kann Preußen für seine Politik trog des jene Aufreizung der Leidenschaften, welche bei der Appel Kein Theil ist mächtig Bundesverhältnisses vollkommen mit demselben Recht wie lation an die Gewalt endet. wohl aber haben Desterreich die nämliche Freiheit und Unabhängigkeit in genug, den anderen zu überwinden, Anspruch nehmen. Bei der Vorstandschaft über einen beide die Kraft , sich gegenseitig zu verderben . engeren Bund wäre es damit vorüber ; das Gewicht einer Reihe von Staaten, wie es die Mittelstaaten sind, würde jedem Handeln, wenn sie auch nicht unmittelbar hinein zureden hätten, die bedeutendsten Rücksichten und Fesseln auflegen ; nur der Umstand , daß die Interessen dieser Nur eine Gattung Reiterei. Staaten mit denen Preußens wesentlich zusammenfallen, würde die Stellung des Vorstandes dankbarer und leichter [ 12. ] Wie die Infanterie und die Artillerie , ebenſo gestalten. Desterreich seinerseits könnte bisher hinreichend erfahren haben , wie hoch es das deutsche Bundesver zerfällt auch die Reiterei in mehrere Gattungen, welche hältniß für seine Machtstellung anschlagen darf, so lange dem verschiedenartigen Gebrauche entsprechen , der im es ein getheiltes und zerrissenes Deutschland zur Seite Felde von dieser Waffe gemacht werden soll. Man unter hat. Was es bei der Neugestaltung scheinbar verlöre, scheidet demzufolge leichte und schwere Reiterei, sowie wäre ihm reichlich ersezt durch den jederzeit sicheren und ein Mittelding zwischen beiden , die sogenannte Linien bereiten Rückhalt , den ihm das geeinigte Deutschland Reiterei. Jede dieser Gattungen spaltet sich in der Regel darbieten würde. Nicht bloß im Wort der Verträge, in mehrere Arten , die sehr verschiedene Namen - be sondern im wirklichen gegenseitigen Interesse an der Eri ziehendlich Husaren , Chevauglegers , reitende Jäger, Dragoner , Ühlanen , Cüraſſiere_c. führen. Die ſtenz , das stärker zwischen Oesterreich und Süddeutsch land , aber auch hinreichend stark noch zwischen Dester schwere Reiterei besteht gewöhnlich aus Cüraſſieren ; die reich und Norddeutschland hervortritt , wäre dieser Rück leichte wird vorzugsweise durch die Husaren repräſen halt begründet. Was endlich die Mittelstaaten angeht, tirt ; die Uhlanen , Dragoner ic. bilden die Linien so würden sie allerdings ein Recht aufgeben , das sie Reiterei , und wo diese nicht als eine besondere Gattung bisher besaßen : das Recht der diplomatischen Vertretung. auftritt, werden sie entweder der leichten oder der schweren Allein war dieß Recht bisher der Ausdruck für politische Reiterei beigezählt , je nachdem ihre Organiſation und Macht, oder war es nur Schein ? Statt dieses Scheins Ausrüstung es mit sich bringt. würden sie nun nach ihrem ganzen Gewicht und ihrer Ob bei der heutigen Kriegführung jene verschiedenen Lage bei der wirklichen Action des großen Ganzen mit Gattungen von Reiterei wirklich erforderlich sind , oder zählen , dem sie angehörten. Namentlich bezüglich der ob es zweckmäßiger wäre , die gesammte Reiterei eines militärischen Führung würde sich eine bleibende Anord Heeres unter eine Rubrik zu bringen , dieß ist eine nung ergeben , die den realen Machtverhältnissen ent nicht unwichtge Frage, welche eine ernste Erwägung ver sprechend wäre. Offenbar würde der südwestdeutschen dient , da sie einen wesentlichen Einfluß auf die orga= Gruppe unter Bayerns Führung eine verhältnißmäßig nischen , administrativen und taktischen Angelegenheiten selbstständige Stellung zufallen ; Hannover würde an der Nordsee, Sachsen in Mitteldeutschland eine hervorragende Rolle finden. Seit manchem Jahrhundert haben die jähen deutschen Sonderegistenzen ihre Kraft gegen die zusammen haltende und führende Kaisergewalt bewiesen ; es ist sehr wahrscheinlich, daß auch im neuen Verbande die Stellung der führenden Macht weit weniger beneidenswerth sein würde als die der einzelnen Glieder. Die Nothwendigkeit activer politischer Action , das war es, wovon wir beim Gedanken an die Bundes reform ausgingen . Sie scheint uns allein in der anges

ausübt . Wir wollen im Nachfolgenden versuchen , die selbe etwas näher zu beleuchten. Der Unterschied zwischen leichter und schwerer Reiterei ist ziemlich so alt wie die Reiterei selbst, jedoch in den verschiedenen Perioden der Kriegsgeschichte, sowie bei den verschiedenen Völkerschaften bald mehr , bald weniger ausgeprägt , mitunter sogar gänzlich verwiſcht, namentlich bei uncultivirten Nationen, deren ungeregelte Reiterschwärme nur als leichte Reiterei erscheinen. Auch gibt es in alter und neuer Zeit zahlreiche Beispiele, daß man sich bald der einen , bald der anderen Gattung

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vorzugsweise mit Nugen bedient, und in manchen Fällen die schwere Reiterei Erfolge erlangt hat , die mit der leichten nicht zu erzielen gewesen wären ; andererseits aber auch häufig die leichte Reiterei Dienste leistete, zu denen die schwere untauglich gewesen sein würde. Allein der gleichen Rückblicke auf die Vergangenheit haben nicht unbedingte Beweiskraft , wenn es sich um das handelt, was die Gegenwart verlangt , und können sogar zu großen Irrthümern und Fehlgriffen verleiten. Alles unter liegt dem Wechsel der Zeit , entsteht, ändert sich , vergeht mit dieser! Menschliche Institutionen entspringen aus den Verhältnissen , und legtere geben den Maßstab ab für ihren Werth. Es wird daher Niemand behaupten wollen , daß Dinge , die vor Jahrhunderten , unter den damaligen Verhältnissen, sich als zweckmäßig bewährt haben, solches auch heutzutage noch bei ganz veränderter Sach lage sein müßten. Die Kriegführung hat sich im Laufe der Zeit wesentlich anders gestaltet und neuerdings wieder erhebliche Veränderungen erfahren ; es ist also sehr natür lich, daß dieß auch auf die Mittel und Werkzeuge, welche dabei zur Anwendung kommen , einen Einfluß äußern muß, und der historische Maßstab nicht allenthalben mehr für die Beurtheilung derselben paßt. Die Ansicht , daß die aus einer früheren Zeit her stammenden verschiedenen Gattungen von Reiterei auch gegenwärtig unentbehrlich seien und namentlich die schwere Reiterei beibehalten werden müsse , ist noch immer die überwiegende und hat erst kürzlich einen Vertreter in Dem f . belgischen General Renard gefunden. Dessen ungeachtet ist schon mehrfach die entgegengesezte Mei nung zu Tage getreten und behauptet worden , daß die jezige Kriegführung nur eine Gattung von Reiterei verlange , welche so organisirt sein müsse , daß sie sich zu jeder Art der Verwendung eigne , die überhaupt bei der Cavalerie in Frage kommen kann. Wir halten dieß für richtig und werden unsere Gründe dafür an geben , sowie nachzuweisen suchen , daß es recht gut möglich ist , eine Truppe zu schaffen , welche sowohl die Dienstverrichtungen der leichten Reiterei zu übernehmen, als auch den Anforderungen zu entsprechen vermag, welche an die Linien- und schwere Reiterei gestellt werden. Denn daß eine verschiedenartige Verwendung der Reiterei auch fernerhin vorkommen wird , unterliegt keinem Zweifel. Der Sicherheitsdienst und der sogenannte kleine Krieg, welche jest vorzugsweise der leichten Reiterei anheimfallen, und wozu die schwere Reiterei nicht tauglich ist , werden fortbestehen , vielleicht sogar in Folge des Einflusses der Eisenbahnen an Umfang zunehmen. Ebenso wird nach wie vor am Tage der Schlacht die Reiterei in größeren Massen auftreten müssen , um durch die Gewalt ihres Chocs den Feind niederzuwerfen und zu vernichten, was jezt die Aufgabe der Linienreiterei und in letter Instanz der schweren Reiterei ist. Wenn man also nur eine Gattung Reiterei hat , so muß selbstverständlich diese im Stande sein , alle diejenigen Rollen zu übernehmen, die gegenwärtig unter die verschiedenen Gattungen ver theilt sind. Der Unterschied der verschiedenen bei der Reiterei üblichen Gattungen liegt in dem lebendigen Material ― , in der Uniformirung, BeMenschen und Pferde



waffnung und sonstigen Ausrüstung , in der Ausbildung der Truppe , mitunter auch in der taktischen Formirung. Die Uniform, obgleich fie am meisten in die Augen fällt, begründet nur einen äußerlichen, also keinen wesent lichen Unterschied. Der Rock macht nicht den Soldaten, das beweisen die militärisch uniformirten Civilbeamten ; er hat aber dennoch seinen Werth. Denn der Mann bildet sich etwas auf denselben ein und strebt danach, ihn zu Ehren zu bringen. Dieß wirkt günstig auf den Geist der Truppe und übt einen moralischen Einfluß. Die Rothen wollen die Blauen übertreffen ; die Blauen sind eifersüchtig auf die Rothen und suchen es dieſen zuvorzuthun ; die Grünen halten es für Ehrensache, weder hinter den Blauen , noch hinter den Rothen zurückzustehen. Soll aber der Rock einen Einfluß äußern, so muß er nicht immerwährenden Veränderungen unter worfen sein, er muß eine Geschichte haben ! Auch sollte man die Civilbeamten nicht vollständig militärisch kleiden, damit das Tragen der Uniform ein Vorrecht der Armee wäre und der Soldat sich in seinem Rocke als etwas Besonderes , als Soldat fühlte. Die Armee bedarf eines gewissen Kastengeistes , und wenn derselbe richtig geleitet und in den nothwendigen Schranken gehalten wird , so ist er nicht nur unschädlich , sondern sogar von großem Nußen. Eine ähnliche Bewandtniß wie mit der Uniform hat es hinsichtlich der Verschiedenheit der Waffengattungen und des dieselben bezeichnenden Namens . Jeder hat die Ueberzeugung , daß die Waffe , der er angehört , die vorzüglichste , allen anderen überlegene sei , und sucht solches bei vorkommender Gelegenheit durch die That zu beweisen. Die Cürassiere glauben , daß ihren com pacten Massen der Sieg nie fehlen könne ; die Dragoner, Uhlanen ic. , ihrer größeren Schnelligkeit und Beweg lichkeit vertrauend, halten sich für geeigneter, den Gegner zu überraschen und in Folge dessen zu besiegen ; die Husaren sind der tecken Zuversicht , daß , wenn man sie gegen den Feind loslasse , für die übrige Reiterei nichts zu thun übrig bleibe und ohne dieselbe reine Wirth schaft gemacht werden könne. Ein solcher Waffenstolz ist nicht gering zu achten und erweckt einen edlen Wetteifer, welcher, wenn verschiedene Arten Reiterei zur Disposition stehen , was freilich nicht immer der Fall ist , geschickt benugt , Vortheil bringen kann. Der Angriff der Dra goner wird abgeschlagen. Es kommt der Befehl : Uhlanen vor ! und diese werden sich mit verdoppelter Energie auf den Feind stürzen. Aber sie sind nicht glück licher als jene. Da werden endlich die Cürassiere herbeigeholt ; sie wollen zeigen , daß ein geharnischter' Reiter ein anderer Mann ist als ein Dragoner oder Uhlan, sie sehen alle Kräfte ein für den Ruf ihrer Waffe, -und sie fiegen ! Wären alle Regimenter, die nach und nach gegen den Feind geführt wurden, von gleicher Waffe gewesen , so hätte vielleicht jedes nachfolgende geglaubt : was das vorhergegangene nicht vermocht , werde ihm wohl auch nicht gelingen . Dasselbe Gefühl wird der Gegner haben , während es umgekehrt leicht einen Ein Druck auf ihn machen kann , wenn er sich , nachdem er Dragonern widerstanden oder beziehendlich sie zurückge worfen hat , nun von Uhlanen oder Cürassieren ange

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griffen sieht. Allerdings ist aber auch der Fall denkbar, fühl erhöhen und den kriegerischen Geist nähren. Wir daß der Gegner vor einer gewissen Art von Reiterei vor erwähnen als Beispiele das unbärtige Regiment Win zugsweise Respect hat , und wenn man diese ihm nicht | disch - Gräß Chevauglegers und die Haddic’ſchen entgegenzustellen vermag , uns um so weniger fürchtet, Cürassiere , welche dereinst das Recht erwarben , mit also nur um so dreister in seinen Angriffen , oder um klingendem Spiele durch die kaiserliche Hofburg zu mar so zuversichtlicher in seinem Widerstande wird. Ueber schiren. Fassen wir die wesentlichen und demnach charakte= haupt ist nicht zu vergessen, daß alles das, was uns zum Vortheile gereicht , in gleicher Weise vom Gegner zu ristischen Verschiedenheiten, welche die jest gebräuchlichen unserem Nachtheil benugt werden kann. Gattungen der Reiterei zeigen , genauer in's Auge, so Wir läugnen also nicht, daß Verhältnisse der eben ergibt sich, daß die leichte Reiterei, welche vorzugsweise erwähnten Art, welche in der Verschiedenheit der Uniform schnell , gewandt und ausdauernd gewünscht wird , einen und der Waffengattung begründet find , vortheilhaft ein kleineren Schlag von Leuten und Pferden , sowie eine wirken können. Allein wir sind der Meinung, daß es weniger in das Gewicht fallende Bewaffnung und Aus Mittel gibt, wodurch dasselbe erreicht werden kann, ohne rüstung hat als alle übrige; wogegen der schweren die Vortheile aufzugeben , welche dadurch zu erlangen Reiterei , die hauptsächlich in geschlossenen Massen_auf find, daß man nur eine Gattung von Reiterei einführt. treten und durch die Gewalt ihres Chocs wirken soll, die Farbige Abzeichen an dem Rocke oder, was noch besser größten und stärksten Leute und Pferde , deßgleichen ge ist , an der Kopfbedeckung ersehen die Verschiedenheit der wichtigere Waffen, und in der Regel außer den Truz Uniformen ; und was den Namen Husar , Uhlan, waffen auch noch Schuzwaffen zugetheilt sind . Die ――――― Cüraffier 2c. betrifft, so kann eine andere Bezeichnung Linien- Reiterei , ihrer Bestimmung gemäß, hält in Be. dieselbe, ja sogar eine größere moralische Gewalt aus- zug auf Recrutirung, Remontirung ic. die Mitte zwischen üben als die Benennung nach der Waffengattung. Man er leichten und schweren Reiterei , denn sie soll ja nach gebe den Regimentern eine Benennung, worauf sie wirk Erfordern der Umstände die eine wie die andere ersehen. lich Ursache haben ſtolz zu sein , durch welche glorreiche Den Säbel und die Piſtole haben alle Gattungen der Erinnerungen geweet werden, die nicht nur für die ein Reiterei mit einander gemein ; die meisten derselben zelnen betreffenden Parteien, ſondern für die ganze Armee führen außerdem einen Carabiner , welcher der jezt noch einen Werth haben, dem Feinde sowohl, als den eigenen vorherrschenden Ansicht nach bei der leichten Reiterei und Waffenbrüdern Achtung einflößen und von Generation den derselben am nächsten verwandten Arten der Linien. zu Generation forterben. Eine solche Benennung muß reiterei nicht fehlen darf. Die Uhlanen sind mit Lanzen verdient werden, dann aber so lange fortbestehen als versehen und unterscheiden sich dadurch sehr scharf von das Regiment selbst. Sie gründet sich auf eine ruhm- allen anderen Arten der Reiterei. Rücksichtlich der For volle Waffenthat oder auf einen hervorragenden Führer, mirung finden wir , daß in mehreren Armeen die tak unter dessen Commando Lorbeeren errungen wurden; nichttischen Körper - Schwadronen und Regimenter - bei aber auf den Namen eines Chefs , dem das Regiment zufällig eine Zeit lang angehört , den es aber vielleicht nie zu sehen bekommt, und der oft durch keinerlei Bande mit ihm verbunden ist , so daß eine vollständige Gleichgültigkeit, mitunter sogar eine Antipathie gegen denselben | besteht. Demnach sollte z . B. auf ewige Zeiten hinaus die preußische Armee ein Regiment Seydlig haben und das ehemalige Regiment Baireuth-Dragoner den Namen Hohenfriedberg führen ; ebenso in der sächsischen Armee das dermalige Regiment Kronprinz Regiment Collin heißen. Welcher Impuls läge in einer solchen Maßregel für die Truppen zu tapferen Thaten , für die Führer zu Leistungen , wodurch sie ihren Namen auf die Nachwelt bringen können ! So lange ein Regiment noch keine Gelegenheit gehabt hat, sich einen Namen zu erwerben, wird es bloß mittelst seiner Nummer bezeichnet, und in größeren Armeen nach seinem Werbebezirk oder seiner Nationalität benannt. Käme der Fall vor, daß sich ein Regiment seines früher erworbenen Namens unwerth zeigte , so verliert es denselben auf so lange , bis es sich Durch eine glänzende Waffenthat das Recht zu dessen Führung wieder erkämpft hat. Auch andere Auszeich nungen, ― eine Lige oder sonstige Decoration auf der Uniform , eine verliehene besondere Berechtigung irgend welcher Art 2c. -- welche den Regimentern zur Erinne rung an eine außergewöhnliche Leistung verliehen worden, find von mächtigem Einflusse, indem sie das Selbstge=

der leichten Reiterei und selbst bei einigen Arten der Linienreiterei der Zahl nach stärker , sowie auch anders gegliedert find als bei der übrigen Reiterei. Endlich wird die leichte Reiterei mit besonderer Sorgfalt für den Vor postendienst und das Einzelngefecht - Plänkeln -- aus gebildet , während bei der schweren Reiterei die Be wegungen und der Kampf in geschlossenen Maſſen als Hauptsache erscheinen. Die leichte und die Linienreiterei üben mehr oder weniger das Feuergefecht ; die schwere Reiterei befaßt sich hiermit in der Regel gar nicht, son dern beschränkt sich auf den Gebrauch der blanken Waffe. Wir wollen hier beiläufig bemerken , daß wir für jede Reiterei die Anwendung des Feuergefechts , folglich die Ausrüstung mit Carabiner , für unnöthig halten und im Nachstehenden annehmen , daß die Reiterei , ohne Unter schied, bloß zu dem Kampfe mit der blanken Waffe be rufen sei. Es würde aber auch aus der Beibehältung des Schießgefechts, so lange die Truppe ihren Charakter als Cavalerie bewahrt, teineswegs die Nothwendigs feit entspringen, verschiedene Gattungen von Reiteret beizubehalten. (Schluß folgt.)

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Militärische Reiseeindrücke von Skandinavien.

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ein Gewehr mit 6, eine Linie tiefen Zügen und einem theils feststehenden , theils zum Aufrichten eingerichteten C. Schweden. Gattervifir erprobt, welch' legteres von 600-2000 ' zeigt, so daß bei kleineren Entfernungen entsprechend unter den (Schluß.) Punkt gehalten werden muß. Das Spizgeschoß ist voll, [A. v. S.] Die Zeit der Exercitien war , wie bereits hat eine Länge von 9" und einen untern Durchmesser früherbemerkt, vorüber ; nur die freiwilligen Scharfschüßen | von 4" und ist mit 2 , versuchsweise auch mit 3 , eine corps schoßen noch nach der Scheibe und manövrirten hie Linie breiten Ringen versehen. Etwa 18 dieser Geschosse und da unter Offizieren der Linie. - Auch die Kriegs gehen auf das schwedische Pfund ; das Kaliber ist somit schule in Carlsberg und das gymnaſtiſche Centralinstitut dasselbe wie das des neuen norwegischen Gewehrs. Die war geschlossen ; es blieb somit nichts übrig als die Flugbahn dieses Gewehrs soll rasanter sein als die aller Schießschule in Drottningholm. Drottningholm andern europäischen , indem die Anfangsgeschwindigkeit ― ist eins der reizendsten Königsschlösser am Mälarsee ; bei starker Pulverladung sehr groß ist. Bei den Schieß ein Dampfboot fährt täglich zwei Mal hin und her , da übungen werden immer 10 Schüsse nach einander gethan, das Schloß von der Königin Wittwe bewohnt, auch sonst dann wird eine Kreislinie durch die Treffpunkte gezogen wegen der Sehenswürdigkeiten im Innern, sowie wegen und die Entfernung des Mittelpunktes dieses Kreises vom des anmuthigen Parkes und der lieblichen Wasserfahrt Mittelpunkte der Scheibe gemessen. Die Schußfertigkeit dahin von Einheimischen und Fremden häufig besucht wird somit nicht nach den Schüssen unmittelbar, sondern wird. Seit kurzem ist hier eine Schießschule eingerichtet, nach dem, durch jene Messung gefundenen , sogenannten in welche von jedem Infanterieregimente 1 Offizier auf wahrscheinlichen Fehler bestimmt ; der Schüße muß hierin 2 Monate commandirt wird. Der Unterricht wird theils eine gewisse Zahl erreichen, ehe er auf einen andern Ab Die Scheiben sind sehr groß, theoretisch, theils praktisch ertheilt; 2 Stunden des Vor stand übergehen darf. mittags sind der Theorie und Technik *) , 3 des Nach von Eisen und stehen unter einem starken Neigungswinkel mittags dem Schießen und Abstandschäßen , der Waffen nach vorwärts, so daß die Kugeln , nachdem sie auf der visitation und dem Zeichnen gewidmet. Leider sollte schwarzen Fläche einen Fleck gemacht haben, in eine vor mir nicht vergönnt sein, einen Einblick in den praktischen die Scheibe gestellte und mit Spänen gefüllte Lade fallen. Gang der Schießschule zu thun. Schon unterwegs hatte Die 14 hohe viereckige Scheibe hat oben ein kleines, sich der Himmel rasch umwölkt, bald fielen dicke Tropfen rundes Scheibchen , auf welches bei den größeren Ent in die flaren Wasser des Mälar , seine Waldufer ver fernungen, für welche das Visir nicht mehr ausreicht, ge schleierten sich, und als ich an der Esplanade des Schlosses zielt wird. — Schwedens politische Verhältnisse gestatten, an's Land stieg, war der Regentag fertig ; - mein legter diese Schießversuche in aller Ruhe vorzunehmen und sich -in Ausgaben zu wie manche andere Staaten Versuch, etwas Greifbareres als bisher von der intereſſan | nicht ten schwedischen Armee zu sehen , mißlungen. Als ich stürzen , die möglicherweise in kurzem als unnöthige er verdrießlich über mein Mißgeschick gegen den Park hin scheinen können. Die Uebungen der Schießſchule finden auf einer Wiese wandelte , sah ich einen Offizier unter einer Hausthür stehen, der aus einer langen Pfeife dampfte und den hinter dem Park von Drottningholm , in der Nähe des Himmel gleichfalls bedenklich zu betrachten schien. Ich chinesischen Dörfchens statt ; die Scheiben sind so aufge= trat zu ihm , stellte mich vor und fragte, der Antwort stellt, daß etwa verloren gehende Kugeln in den Mälar schon zum voraus sicher , mit zweifelnder Stimme nach see fallen müssen. Für die Offiziere scheint der Aufenthalt der Schießschule. Nun hatte ich wenigstens das Glück, hier an diesem anmuthigen Orte , dessen französische Garten grade auf den Chef derselben zu stoßen , der freilich er anlagen, Statuen und Alleen sehr an Versailles erinnern , • wiederte, daß bei diesem Regen kein Schießen möglich sei, mit dem Vorzug jedoch, daß hier ein reicheres und klareres mich aber andererseits freundlich in sein Zimmer einlud Wasser quillt, durch die Gastfreundschaft der allverehrten und mir mit der größten Artigkeit manche interessante Königin Wittwe sich noch angenehmer zu gestalten. Das Aufschlüsse über die Art und Weise des hiesigen Schießens Schloß selbst bietet in seiner Bildergallerie, worunter die -――― Portraits sämmtlicher lebenden europäischen gab. Die Infanterie in Schweden hat zwar noch glatt Kaiser und Könige in Lebensgröße und von den läufige Gewehre im Gebrauch, nur die Regimentsscharf schüßen führen schwere Büchsen und die zwei Garderegis ersten Malern ausgeführt, ein künstlerisches Unicum bil menter abgeänderte gezogene Gewehre mit einem großen den , einen Anziehungspunkt für den Fremden , wenn nicht schon die Fahrt auf dem durchsichtigen Spiegel des Expansions-Spitgeschoß. Von dem lezteren Modell sind zwar 6000 Gewehre vorhanden , aber abfichtlich nicht in Mälar in der magischen rosigen Beleuchtung eines nor Gebrauch gegeben, vielmehr wird in der Schießſchule jezt | dischen Sommerabends allein schon Grund genug wäre, einen Abstecher dahin zu machen. Mögen sich recht viele meiner Kameraden hierzu auf *) Das Programm der Schießſchule werde ich Ihnen später mit theilen. gefordert fühlen !

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Nachri rich chten.

Desterreichische Monarchie. ** Wien, 1. März. [Das neue Abrichtungs reglement.] Die taktische Ausbildung des Soldaten, sonst einer geistesträgen Pedanterie anheimgestellt , hat durch die Einführung des neuen Abrichtungsreglements in der öster reichischen Armee eine rationelle und geistige Unterlage er Die Aenderungen erstrecken sich selbst auf einzelne halten. Commandoworte , von denen viele ganz weggelassen sind ; Avisos kommen bei geschlossenen Bewegungen fast gar nicht vor. Es leuchtet auch aus diesem Reglement wie bei der früheren provisorischen Feldinstruction die Absicht hindurch, den gemeinen Mann zum denkenden und praktischen Soldaten zu erziehen. Schon die Aufstellung erlaubt dem Mann mehr Freiheit der Bewegungen als früher , indem die leichte Füh lung der Nebenmänner aufgehoben ist, und Mann neben Mann eine Deffnung von einer Handbreite freizulassen hat ; das Laden zerfällt in 5 Griffe , die entweder avifirt , vorgezählt oder commandirt werden , je nachdem dieß die Abrichtung oder die taktische Bewegung erfordert. Die schöne Spielerei des Defiléfeuers bei der Zugsabrichtung ist gänzlich besei tigt ; beim Bajonnetangriff ist das bis jest verpönt gewesene Hurrahrufen nicht nur tolerirt, sondern sogar anbefohlen. Man hat hierin dem natürlichen Triebe des Menschen, der bei solchen Anlässen seinen Muth durch Geschrei zu steigern fich bemüht , Rechnung zu tragen gesucht ; beim Quarréfeuer schlägt das erste Glied gleichfalls an, gibt somit die Decharge nicht mehr aus der Stellung mit gefälltem Bajonnet ab. Die Vorübungen für dieses Feuer werden dem Manne schon bei der Zugsabrichtung beigebracht, zu welchem Behuf der Zug in Doppelreihen rechts und links gebrochen wird (fomit Flankenbildung) . Das Bajonnetfechten trägt gleichfalls den Willen an der Stirn , als sollte es dem Namen entsprechen, den es erhalten hat ; die Stellung gegen Infanterie und Reiterei ist sich gleich geblieben : mit gegen das Auge des Gegners erhobener Bajonnetspige ; Paraden kommen nur 4 vor: rechts , links , hoch und tief. Das Tirailliren endlich wird als offene und zerstreute ( Schwärme) Gefechtsordnung , wie in der früheren provisorischen Feldinstruction nun frei finnig genug begründet. Jeder denkende Militär wird sonach eine Neuerung , die den Mechanismus des Automaten , für welchen der gemeine Soldat bei seiner taktischen Verwendung gegolten hat , vernichtet , nur mit Beifall begrüßen können und die Wahrheit begründet finden , daß die Neuzeit keiner willenlosen Maschine, sondern selbstthätig denkender Soldaten bedarf. Die Kriegführung von ehedem , die wie z. B. im 7 jährigen Kriege die größte taktische Vollkommenheit der Truppe nur darin fand , wenn sie dreimal in der Minute ihre Schüsse abgeben und dem Gegner gegenüber in Linie entwickelt , im Feuer ausharren konnte , ist längst zu Grabe getragen worden ; der steife Paradeschritt , die stramme Hal durchaus Ueber tung, das Gemessene der Bewegung bleibsel der Lineartaktik - werden trog aller Anstrengungen , fie in den Armeen zu erhalten, gleichfalls fallen, denn nicht mit Unrecht bezeichnete der Berliner Eckensteher Nante humo ristischen Angedenkens den an der Wand eines Caſernen |

hofes gezeichneten Schrittmesser (für den Flügelmann zur Einhaltung der Größe des Schritts ) als : die Eisenbahn nach Jena ! Preußen. Berlin, 1. März. [ Die neu construirten 4-pfün digen Kanonen.] Die neu construirten 4-pfündigen Ka nonen , die auch zur Einführung bei der Artillerie bestimmt sind , sind der " Schles. Ztg. " zufolge von dem Hauptmann Wesener erfunden worden. Bei denselben fährt die erfor derliche Bedienungsmannschaft, und sind daher die Batterien fahrende, insofern 3 Mann auf der Proze, 2 Mann aber auf Sigen fortgeschafft werden. Diese sind auf der Laffeten achse in ähnlicher Weise angebracht, wie die fleinen Laffeten kasten bei den englischen Geschüzen. Bei den neuen 4-Ÿfün derrn hat das Rohr keinen Kopf, sondern ist an der Mündung platt abgeschnitten, gleich dem Laufe eines Flintenrohres . Das Korn figt auf dem Schildzapfenstück fest.

[Aufnahme des Kaffees in die Militärver pflegung an Stelle des Branntweins. ] Durch aller höchste Cabinetsordre vom 15. v. M. wird bestimmt, daß bei der Verpflegung der Armee an Stelle der Branntwein portion der Caffee treten soll , und zwar a) im Felde, b) in --vom Feinde eingeschlossenen oder belagerten Festungen, hier ) unter gleichzeitigem Wegfalle der täglichen Bierportion, im Frieden in Bivouacs und bei außerordentlichen An strengungen, also überhaupt da , wo die große Victualien portion gegeben wird. Die tägliche Kaffeeportion ( in gebrann Loth , im Kriege und ten Bohnen ) wird im Frieden auf in belagerten Festungen auf 1 Loth für den Mann fest gesetzt. Neue Maschinen zum Schneiden der Bin den und zur Anfertigung gefensterter Leinwand.] Das Kriegsministerium hat nach einer Mittheilung der Militär ärztlichen Ztg. " eine Maschine zum Schneiden und Aufwickeln der Binde und eine andere, zur Anfertigung gefensterter Lein wand in Paris angekauft und dem hiesigen Garnisonlazareth überwiesen. Bekanntlich sind diese Apparate in Frankreich schon seit einer Reihe von Jahren im Gebrauch und die Militärärzte , welche das Magazin des hôpitaux in Paris besuchten , werden sich von der ungemeinen Leistungsfähigkeit derselben überzeugt haben. Insbesondere wird die Aufmerk samkeit erregt durch die Bindenschneidemaschine , welche mit ihren, auf einem Cylinder befestigten, messerscharfen Scheiben die Leinwand in kürzester Zeit in fast fadenrecht geschnittene Binden von bestimmter Breite zerlegt. Man ist durch die selbe in den Stand gesezt , täglich mehrere Tausende von Binden anzufertigen. Gefensterte Leinwand, bereits seit Larrey dem Vater in Frankreich üblich, wird mit der Anschaffung des zu ihrer zweckmäßigen Bereitung erforderlichen Lochapparates auch in die Militärpraxis eingeführt. Mit Del oder einer andern dem Zwecke entsprechenden Flüssigkeit getränkt, un mittelbar auf eiternde Flächen gelegt und mit krauser Charpie bedeckt, bildet fie einen Verband, der sowohl vor der unmittel

88 -- Die Raketenbatterien finden keine baren Application ber krausen Charpie , wie vor dem Ge | zur Vorlage kommen. brauche von Plumaceaux mehrfache Vorzüge besigt. Die rechte Gnade, mehrere Militärs besonders finden sie unnöthig ; Leichtigkeit und Schnelligkeit , womit er applicirt und wieder endlich weist man die Sache an den Bundesrath zurück, faßt entfernt werden kann , die Garantie, welche er für die Mög | somit hier keinen entscheidenden Entschluß. Auch das allges lichkeit der Absorption des Eiters mehr als jeder andere Ver meine Dienstreglement wird jegt einer Revision unterworfen, band bietet , werben denselben auch in Deutschland bald be jedoch von einer Commission von Stabsoffizieren, deren Vor schläge wahrscheinlich diesen Sommer vor die Bundesverſamm liebt und unentbehrlich machen. lung fommen dürften. Bayern. * München , 6. März. [ Neue Bestimmungen über Besoldungsverbesserungen.] Wie das Militär-Ver ordnungsblatt " Nr. 6 mittheilt , hat der König in Beziehung auf die Besoldungen der Generale, Stabs- und Oberoffiziere, Militärbeamten ic. neue Bestimmungen erlassen, wodurch diese Besoldungen wiederum verbessert werden . So wird den zur Haltung von Pferden verpflichteten Generalen, Stabs. und Oberoffizieren für jedes nach den einschlägigen Bestim mungen zu haltende Wagen oder Reitpferd ein Stallgelb von jährlich 20 fl. , sowie eine Pferdegratification von jähr lich 100 fl . bewilligt. Ferner werden die durch die bereits im Jahre 1857 bewilligten Zulagen für die Hauptleute 2. Claffe, die Ober- und Unterlieutenants , dann für die zu diesen Rangclaffen gehörigen Militärbeamten von jährlich 100 fl. , für die Junker und die übrigen gleichgeachteten gagirten Individuen von jährlich 72 fl. definitiv in Gage erhöhungen umgewandelt und den bisherigen Gagebeträgen zugeschlagen. Aehnliche Vergünstigungen, Quartiergelder 2c. find auch für die Militärbeamten 1. bis 3. Rangclasse be willigt worden.

Schweiz. Aus der Schweiz, im Februar. [Die beab sichtigten Aenderungen in der Militärorgani sation.] Die Abänderungen an unserem bisherigen Militär organisationsgesez sind nun von der Bundesversammlung des Längeren berathen worden. Die Vermehrung der General stabsoffiziere ist beschlossen, ebenso auch sind die Bestimmungen in Betreff der Entlassung nicht fähiger Generalstabsoffiziere durchgegangen, freilich in modificirter Form. In Bezug auf Aufhebung des Magazinirens der Waffen für Füsiliere und Jäger trat man nicht bei , die übrigen Paragraphen gingen durch. ---- Ein weiteres militärisches Tractandum waren die 12 neuen gezogenen Batterien , die Mannschaften 2c. werden von 9 bestimmten Cantonen gestellt, welche bisher 6 Pfünder Batterien stellten ; für die drei anderen entscheidet das Das Material der bisherigen 6 Pfünder Batterien, Loos. die durch die gezogenen Batterien erfegt werden , bleibt unveräußerlich, so daß wir somit factisch , dem Material nach, um 12 Batterien reicher sind. - Wir hatten bis jezt ein provisorisches Felddienstreglement, das jedoch man cher Verbesserungen bedarf, so namentlich in Bezug des Marschsicherungsdienstes c. Der Bundesrath wollte es nun für 2 Jahre noch provisorisch beibehalten, allein es wird auf eine Revision derselben gedrungen , damit man einmal etwas Gutes habe ; besonders wünscht man kürzere, präcisere Be stimmungen. Dieses Jahr noch soll ein neues Reglement

Spanien . Madrid , im Februar. [Der Stand des Heeres und der Flotte.] Der Stand des Heeres unter den Fahnen beträgt nach den Angaben des Marschalls O'Donnell zwar nur 100,000 Mann ausgebildeter Reserven , wofür die Waffen vorhanden, wozu 24,000 Mann Gendarmen (Guar dias civiles und Carabinieros) kommen , was im Fall eines Angriffs eine bewaffnete Macht von 224,000 Mann ergibt . Das Budget bildet 28 Procent der Staatsausgaben. - Die spanische Flotte ihrerseits besteht : die Segelflotte aus 2 Schiffen von 86 und 84 Kanonen (Reina Isabel und Rey Francisco de Afis), der Fregatte Esperanza von 42 Kanonen , 5 Cor vetten von 16 bis 30 Kanonen , 8 Brigantinen von 12 big 18 Kanonen , 7 Goëletten von 1 bis 7 Kanonen , ferner 6 Vachten, 2 Luggern , 6 Felucken und einer Menge noch fleinerer Küften und Hafenfahrzeuge. Zusammen führt die Segelflotte etwa 500 Geschüße. Die Dampfflotte zählt an Schraubenschiffen : 5 Fregatten von 41 bis 50 Kanonen und 300 bis 600 Pferdekraft, 4 Fregatten von 37 Kanonen von 300 bis 600 Pferdekraft , 4 Goëletten zu 3 Geschützen, und 160 Pferdekraft, 1 zu 4 Kanonen und 200 Pferdekraft, 4 zu 2 Kanonen und 100 Pferdekraft, 7 zu 2 Kanonen und 80 Pferdekraft, 8 Kanonenboote zu 1 Kanone und 30 Pferde fraft, und 10 zu 23 Pferdekraft. An Schraubenschiffen sind im Bau : 2 cürassirte Fregatten zu 36 und 41 Geschügen und 1000 Pferdekraft, 4 Schraubenfregatten zu 51 Geschüßen und 800 Pferdekraft , 3 zu 51 Geschützen und 600 Pferde kraft , 3 Goëletten zu 3 Geschützen und 160 Pferdekraft, 3 zu 2 Geschüßen und 130 Pferdekraft , 9 Transportfregatten zu 90 bis 300 Pferdekraft von 600 bis 1500 Tonnen. Räderschiffe zählt die Kriegsmarine 3 zu 16 Kanonen und 500 Pferdekraft, 6 zu 6 Kanonen und 350 Pferdekraft , 1 zu 2 Kanonen und 230 Pferdekraft , 1 zu 6 Kanonen und 160 Pferdekraft , 1 zu 4 Kanonen und 120 Pferdekraft , 5 zu 2 Kanonen und 120 Pferdekraft , 2 zu 2 Kanonen und 100 Pferdekraft, 1 zu 1 Kanone und 100 Pferdekraft , und 1 Transportfahrzeug von 960 Tonnen und 500 Pferdekraft. ( Die Epoca " , der wir diese Notizen entnehmen, führt sie aus drücklich als officielle an.) Die gesammte Flotte ist daher 138 Fahrzeuge stark, mit 1500 Geschüßen und 20,870 Pferdekraft. [Befestigung Santona's. ] Nach einer Mit theilung der Pariser „ Pays" läßt die spanische Regierung gegenwärtig Santona befestigen , um daraus ein zweites Gibraltar zu machen. Santona liegt am Golf von Biscaya auf einer Halbinsel und ist von den Franzosen in den Jahren 1809 und 1823 nicht ohne Schwierigkeit erobert worden.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 12.

Jahrgang.

Darmstadt , 22. März.

1862.

Inhalt : Auffäße. Zur Flottenfrage. I. Braucht Deutschland eine Flotte? 14 Nur eine Gattung Reiteret. (Schluß.) - Ueber das " Compagnie-Colonnensystem. — Die englische Marine. Aushebung Errichtung von Uebungsgeschwadern. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Sebung ber Marine. der Bevölkerung der Küstenstriche ausschließlich für den Seedienst. — Abschluß eines Vertrags mit dem Lloyd behufs eventueller Einstellung von Dampfern in den Kriegsdienst. Breußen. Beabsichtigte Errichtung einer fünften Kriegsschule zu Glogau. Baden. Beab fichtigte Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Dänemark. Die Befestigungen auf der Halbinsel Jütland. Türkei. Coms miffion behufs Entwurf einer neuen Wehrverfassung. - Die neue Uniformirung der Armee. - Beabsichtigte Organisation einer Festungsartillerie.

nichtet wurden , — diese ist es, welche jest wiederum Deutsche Fürsten und Völker je nach ihrem Standpunkte Zur Flottenfrage. in verschiedener Weise beschäftigt. Ueber den Nugen , die Nothwendigkeit einer Flotte, (Die Frage einer deutschen Kriegsflotte ist in der A. M.-3. feit lange als eine der Zeitfragen behandelt worden, die vorzugsweise über die Art und Weise ihrer Herstellung, über die Aus gur publicistischen Erörterung aufrufen. Eine Reihe von Mitarbeitern dehnung , welche man ihr zu geben , den Rang, welchen unserer Zeitschrift, denen wir nach und nach das Wort gaben, haben fie einzunehmen habe, ist in neuester Zeit außerordentlich fie auf den verschiedensten Standpunkten besprochen. Noch die legten viel - Gutes und Schlechtes , Praktisches und Unprat Monate unseres vorigen Jahrgangs ( Nr. 43 , 49 und 50) brachten - geschrieben worden ; fast Alles tisches aber die mög eingehende Auffäge darüber , und auch in unserer Nr. 9 v. d. 3. ist sie wieder berührt. Es scheint uns darum von Intereffe, auch lichst schnelle Errichtung einer Flotte oder Flottille in ent von anderen hervortretenden Aeußerungen über diese Frage in unserer schiedenster Weise befürwortend. Zeitschrift Act zu nehmen , um den Zusammenhang der Discussion, Eine neue fleine Schrift *) spricht sich in entgegen wie fie in der A. M.-3. geführt wird , mit der publicistischen De batte überhaupt so viel ficherer zu wahren. Wir geben beshalb aus gesegter Richtung aus und ist schon deßhalb für uns von nächst einen Bericht über eine jüngst erschienene Flugschrift , deren Interesse , weil sie die bei allen Dingen , so auch hier Verfasser (ein deutscher Offizier) fich leider nicht genannt hat , und vorhandene, im Feuereifer aber so häufig nicht gehörig reihen daran einen Auszug aus der in unserer Nr. 8 v. b. J. be beachtete Kehrseite darlegt. sprochenen Schrift des Generallieutenants von Bechtold über die Sie gibt zu bedenken , wie diese Flottenidee größten Frage der Bundesreform. D. Reb. d. A. M.-3.) theils von Gefühlspolitikern besprochen und beleuchtet, in Folge dessen in ihrer Tragweite, namentlich in Betreff I. der daraus erwachsenden, unumgänglichen Steuerlast noch Näher hierauf eingehend, Braucht Deutschland eine Flotte ? nicht gehörig gewürdigt sei. stellt nun der Herr Verfasser drei Möglichkeiten der Ent [45.] Die deutsche Flotte, deren faum aufgefpreßte, widelung einer deutschen Seemacht auf. Die erste Möglichkeit , die Beschränkung auf eine nichtsdestoweniger aber zu nicht ganz unbegründeten Hoffs die durch Jahren zehn vor Keime berechtigende (aus Kanonenbooten gebildete) Küstenflottille zur defen nungen Folgen deutscher Zerrissenheit und Eifersüchtelet und aus *) Braucht Deutschland eine Flotte ? Von einem deutschen Offi noch anderen Gründen, die hier unerörtert bleiben mögen, -bem des Auctionshammers - ver mit einem Schlage zier. Bremen , 1861. Heyse's Verlag. 8. 20 S.

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fiven Mitwirkung bei localer Vertheidigung der Küsten | Ranges gegenüber bescheiden flein beizugeben. " Dadurch und zu gelegentlichen offensiven Ausfällen gegen feind aber tommt es zur dritten Möglichkeit : zur Aufstellung liche Fregatten, um die Blocade unserer Flußmündungen einer Flotte ersten Ranges, deren jährliche Unterhaltungs zu sprengen" , bezeichnet er als die allerdings billigste, tosten auf 40-45 Millionen Thaler geschägt werden, bie aber ziemlich nuglose und daher immer noch viel zu theure man bei einem Kriege gegen unsere gefährlichsten Feinde, Art zum Beginn der Entfaltung einer Seemacht. Denn Frankreich und Rußland, nicht brauchen, und deren Befig zur Küstenvertheidigung sind einige gut angelegte Strand uns nebenbei nicht erlaubt , unsere Landmacht auch nur batterien im Verein mit einem zweckmäßig angelegten um einen Bruchtheil verringern zu können. Eisenbahnnez und ein paar Küstenbrigaden nicht nur Es würde uns zu weit führen, die mancherlei schäßens werthen Einzelnheiten und vielfachen Belege , die in der vollkommen ausreichend , sondern sogar bei weitem nuß kleinen Schrift aufgezeichnet sind, alle hier durchzugehen. bringender und zugleich billiger ; zur wirklichen Sprengung einer Blocade, zum Oeffnen des Meeres, geschweige denn Wir glauben durch das oben Angeführte schon hinläng zum Schuße der Handelsflotten auf dem Weltmeere, find lich ihre Sentenz dargethan und auf den ihr inne woh selbst die geforderten 100 Kanonenboote nicht im Stande. nenden Gehalt aufmerksam gemacht zu haben. Mag -# „Also" fährt der Herr Verfasser fort müssen man die ganze Sache von einem anderen Standpunkte als wir auch Dampffregatten haben", und bezeichnet damit dem des Herrn Verfassers betrachten, mag man mit diesen die zweite Möglichkeit, die Herstellung einer Seemacht und jenen Hypothesen und Schlußfolgerungen sich nicht in den Hauptsachen läßt zweiten Ranges , um wenigstens Dänemark zur See die ganz einverstanden erklären, Spige bieten zu können. Die Anschaffungskosten hierzu fich die Richtigkeit des Gesagten wohl nicht läugnen ; wir schlägt er auf 8-10 , die Unterhaltungskosten auf 5-6 glauben daher mit Recht die Brochure dem Leser dringend Millionen Thaler an. empfehlen zu können . Sie enthält unserer Ansicht nach Gäbe es" - schreibt der Herr Verfasser ――― ,,teinen wenigstens mehr als die ganze Phraseologie der in neueſter anderen Weg, mit unserem kleinen aufgeblasenen Nach Zeit aufgetauchten Flottenliteratur. bar fertig zu werden, so würde auch ich mit Freuden in das allgemeine Verlangen nach einer See-Kriegsmacht einstimmen können." Daß aber hierzu die in unserer Landmacht vorhandenen Mittel vollkommen ausreichen, segt er auf eine Weise , mit der wir vollkommen einvers Nur eine Gattung Neiterei. standen sind, auseinander. Jütland, und ſelbſt die ohne große Schwierigkeiten durch Ueberschreitung schmaler (Schluß.) Meeresarme zu gewinnenden Inseln Fühnen und Alsen [ 12.] Bei der heutigen Kriegführung sind Schnellig= würden uns für allen Unfug entschädigen , den ſeine Kriegsschiffe anrichten möchten", und fügen wir hinzu teit, Beweglichkeit und Ausdauer die wichtigsten, den Feind dazu zwingen , den von uns dictirten Frieden sowie diejenigen Eigenschaften , welche von jeder Reiterei verlangt werden müssen. In je höherem Grade dieselben zu unterschreiben. Obiger Sag , uns ganz aus der Seele gesprochen, vorhanden sind , um so größer ist die Leistungsfähigkeit mag gleichzeitig als Antwort auf einen Artikel in der der Truppe , um so sicherer die Anwartschaft zum Siege. Kölnischen Zeitung gelten, den wir unlängst lasen, worin Schwerfälligkeit ist für die Reiterei unserer Tage die es sehr naiv und von gänzlicher Unkenntniß der gegebenen gefährlichste Klippe ; sie wird die Ursache, daß die besten Verhältnisse zeugend , heißt : „ Es ist ihnen allmählig der Kräfte scheitern, und das der Waffe innewohnende , so Gedanke zur Klarheit durchgedrungen, daß wir denn doch, mächtige moralische Element nicht zur Verwerthung ge= ehe wir einen Krieg mit Dänemark anfangen , der zu langt. Ist daher die schwere Reiterei nicht eben so schnell Land bald beendigt sein, aber zur See desto länger dauern und beweglich wie jede andere , was sie der Natur der müßten, Sache nach nicht sein kann, so hilft es nichts, wenn der . würde, wenigstens eine preußische Flotte haben die der dänischen gewachsen ist. “ Bis dahin — wer weiß beste Geist sie beseelt, und ihre dicht geſchloſſenen Maſſen also wie lange - dürfte demnach gar nicht einmal daran die musterhafteste Ruhe und Ordnung bewahren. Der gedacht werden , daß das große Deutschland sich an das schnellere und gewandtere Gegner tommt ihr bei jeder fleine Dänemark wagte! Gelegenheit unerwartet über den Hals und findet sie Für einige andere, möglicherweise gelegentlich aus dem unvorbereitet ; sie selbst aber findet den Gegner , da fie Besige einer Flotte zweiten Ranges erwachsende kleinere ihn nicht zu überraschen vermag, stets zu ihrem Empfange bereit. Außerdem wird sie im Kampfe gegen Infanterie, Vortheile hält der Herr Verfasser den Aufwand von jähr lich 5-6 Millionen doch zu bedeutend ; "I wenn aber", fährt wo bei der dermaligen Vollkommenheit der Schußwaffen die Ueberraschung das hauptsächlichste Mittel zum Siege er fort , dennoch die Gefühlspolitiker aller dieser Er ist, zusammengeschossen, ehe sie herankommt. Die Zeiten, wägungen immer nur die Phrase von der „ Wehrhaftig teit zur See" entgegenstellen, so kann es mir nicht schwer wo die schwere Reiterei mit Erfolg im Trabe attaquiren werden, ihnen auch auf diesem Gebiete des Gefühls ent fonnte , find vorüber, und gegenwärtig würden selbst die gegenzutreten . Mein Gefühl (und ich meine das Gefühl einst so berühmten Napoleonischen Cürassiere mit der das jedes hochherzigen Deutschen) ist nämlich der Art , daß mals bei ihnen gebräuchlichen Art, sich zu bewegen, schlechte es fich empört bei dem Gedanken , gegen kleinere Feinde Geschäfte machen. Wenn nun aber Vorstehendem gemäß den großen Herrn zu spielen, aber einer Seemacht ersten grade in der Hauptsache gleiche Ansprüche an die ge

91 sammte Reiterei gemacht werden, so folgt hieraus eigent und ist daher schon jezt in der Regel in jeder Armee lich von selbst, daß auch nur eine Gattung von Reiterei nach einem und demselben Modell gefertigt. Der Cara nöthig ist, und zwar eine solche, welche jenen Ansprüchen biner soll in der Hand des Husaren dasselbe leisten wie am besten entspricht , d. h. vermöge ihrer Organisation in der Hand des Dragoners , Ühlanen ic. , nämlich den des höchstmöglichen Grades von Schnelligkeit , Beweg Mann in den Stand sehen , auf größere Entfernungen Es kann also lichkeit und Ausdauer fähig und doch auch geeignet ist, einen sicheren Schuß thun zu können. einen kräftigen geschlossenen Angriff auszuführen. diese unnüße Waffe , wenn sie noch ferner beibehalten Leute von 70-74 3oll und Pferde von 11 Viertel werden soll , ebenfalls für alle Arten der Reiterei von 1 Zoll bis 11 Viertel 4 Zoll sind ebenso kräftig wie gleicher Construction sein , vorausgesezt, daß lettere eine größere und dabei derselben Schnelligkeit und Gewandt für den Zweck und die Handhabung des Reiters geeignete, Die heit fähig wie kleinere. Auf die Ausdauer ist das Maß sowie die Waffe im Ganzen gut beschaffen ist. weder bei Menschen, noch bei Pferden von Einfluß , und Schuzwaffen haben längst ihren früheren Ruf ver was legtere anlangt , so sorge man nur dafür , daß sie loren , und man hat sich ihrer bereits größtentheils ent gut und diensttüchtig sind , nicht überlastet werden und ledigt. Die geringen Vortheile, die sie gewähren, stehen eine richtige Zusammenstellung von Mann und Pferd in feinem Verhältnisse zu den Nachtheilen , welche durch ― ein nicht unwichtiger Gegenstand , der häufig nicht sie herbeigeführt werden. hinreichend berücksichtigt wird - stattfindet. Wenn man Dasselbe wie von der Bewaffnung gilt auch von der also für die Reiterei Recruten und Remonten von der Bekleidung und sonstigen Ausrüstung des Mannes angegebenen Größe und übrigens geeigneter Beschaffen und beziehendlich des Pferdes. Eine Verschiedenheit rück heit auswählt , so wird dieselbe , insoweit das lebende sichtlich der betreffenden Gegenstände mit Ausnahme Material in Betracht kommt, für alle cavaleristische der früher von uns angedeuteten Regimentsabzeichnungen Zwecke ausgebildet werden können. Sie wird die Schnellig stellt sich in keiner Beziehung als nothwendig heraus. feit und Beweglichkeit erlangen , welche man von der Man nehme nur ernstlich darauf Bedacht, Alles so zweck leichten Reiterei fordert; sie wird aber auch in geschlossenen mäßig als möglich einzurichten , und beachte die deßfall Massen ihren Choc mit demselben Erfolge auszuführen figen Winke, welche der Verfasser der „ Militärischen vermögen wie unsere dermalige schwere Reiterei. Denn Betrachtungen über einige Erfahrungen des es ist ja eine längst ausgemachte Sache, daß die Attaque lezten Feldzuges und einige Zustände deut mehr als durch die physische Gewalt der Masse , durch scher Armeen , (zweite Auflage, Darmstadt 1860,) " Vor Allem versehe man die Reiterei mit einer den moralischen Eindruck wirkt , den sie hervorbringt, gibt. dieser aber hauptsächlich aus der Schnelligkeit und Kühn Kopfbedeckung, welche fest sigt, die Augen gegen Sonnen heit entspringt, mit welcher der Angreifende erscheint und schein wie gegen Regen schüßt , und nicht , wenn sie an über den überraschten Gegner herfällt. In Bezug auf haltend getragen wird , durch ihren schmerzhaften Druck die Pferde wolle man berücksichtigen, daß jezt mehr denn dem Soldaten eine wahre Folter bereitet und fast die Man muß von der Kopfbedeckung je darauf ankommt , daß dieselben Tüchtiges zu leisten Befinnung nimmt. vermögen. Denn wenn die Artillerie und die Infanterie nicht die Eigenschaften einer Schußwaffe , sondern die weiter schießen als sonst , so muß auch die Cavalerie eines Bekleidungsstückes verlangen und sie dem ent weiter reiten , da sie sich entfernter aufstellen und zu sprechend einrichten. Ein zweckmäßig und geschmackvoll allen Bewegungen weiter ausholen muß. Die größeren geformtes Käppi, mit hinreichend großer, schräg herunter Entfernungen im Bereiche der Feuerwirkung müssen aber wärts gestellter Blende, dürfte allen Anforderungen, selbst schnell zurückgelegt werden, wozu Kraft und Ausdauer denen der Eleganz, am meisten entsprechen und sich_auch erforderlich ist. Schlecht berittene Cavalerie hat nie etwas besonders dazu eignen , durch Verschiedenheit der Farbe Erhebliches zu leisten vermocht, unter den gegenwärtigen die Regimentsabzeichnung abzugeben. Was die Aus rüstung des Pferdes anlangt, so scheint die von dem Verhältnissen ist sie ziemlich werthlos. Hinsichtlich der Bewaffnung kann aber so gut wie dänischen Rittmeister Barth zusammengestellte Equipage, rücksichtlich des lebenden Materials eine Gleichförmigkeit wenn einige kleine Abänderungen taran vorgenommen stattfinden. Von der Lanze abstrahiren wir , weil wir werden , wesentliche Vorzüge vor allen anderen jezt be fie bei dem jezigen Stande der Dinge nicht mehr für kannten Pferde-Equipagen zu haben und für jede Art zweckmäßig und noch viel weniger für nothwendig halten. von Reiterei , sowie für alle Pferderacen gleich geeignet Der Säbel, die eigentliche Reiterwaffe, kann für die zu sein. Dem Vernehmen nach steht die französische Armee ganze Reiterei einer Armee derselbe sein, wenn seine Con im Begriff, sie zu adoptiren, und hat das Comité, welches struction nur überhaupt zweckentsprechend ist. Eine Ver zu deren Prüfung niedergesezt war , sich äußerst günstig schiedenheit in Form , Schwere und sonstiger Beschaffen über dieselbe ausgesprochen. Könnte man sich zu der in heit dürfte durch nichts motivirt ſein. Auch kommt es jeder Beziehung sehr empfehlenswerthen Maßregel ent nicht darauf an , ob er grade oder etwas nur aber schließen , die Pistole statt am Sattel , von dem Manne ― nicht zu sehr gefrümmt , um einen Zoll länger oder im Säbelgürtel führen zu lassen , so würden , in Folge fürzer ist ; dagegen möge man darauf sehen , daß er die des Wegfalls der Pistolenholster, bei der eben gedachten, Faust des Reiters deckt und eine bequeme, kräftige Hand sowie bei jeder anderen Pferde-Equipage wesentliche Vers habung gestattet. In Bezug auf die Feuerwaffen besserungen zu erreichen sein. Die Ausrüstung des Pferdes würde eine Verschiedenheit nicht minder zwecklos sein. ist für die Reiterei ein so überaus wichtiger Gegenstand, Die Pistole hat bei jeder Reiterei dieselbe Bestimmung und läßt in den meisten Armeen noch so viel zu wünschen

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übrig , daß Geldopfer, welche der Vervollkommnung der eine durch Detachirungen herbeigeführte zu arge Ber ſelben gebracht würden , von jedem wahren Cavaleristen reißung der taktischen Körper verleiht. Also Schwadronen mit größerer Freude begrüßt werden dürften als die von höchstens 150 Pferden ; Regimenter von nicht mehr Verwendung großer Summen zur Anschaffung neuer als 5 Schwadronen ; eine einfache und zweckmäßige Gliede Carabiner. rung mit so wenig als möglich Zwischeninstanzen. Werfen wir nun einen Blick auf die Anforderungen, Sind wir nun durch die eben angestellten Betrach welche rücksichtlich der Intelligenz und der Ausbil tungen zu dem Resultat gelangt, daß die verschieden dung der Truppe gestellt werden, so sehen wir, daß die artige Verwendung der Reiterei im Felde eine Spaltung selben dermalen allerdings , je nach den verschiedenen derselben in verschiedene Gattungen und Arten nicht Gattungen der Reiteret , verschieden . find , wie solches verlangt, und daß es möglich ist, die Reiterei so zu schon weiter oben angedeutet worden ist. Dadurch wird organisiren , daß sie für alle Zwecke brauchbar ist , so aber die Füglichkeit nicht ausgeschlossen, wenn nur eine dürfen wir auch den Wunsch aussprechen : daß man die Gattung von Reiterei besteht, an die gesammte Reiterei in größeren Staaten noch allgemein bestehende gleiche Anforderungen zu stellen und dieselbe demgemäß Eintheilung in leichte, Linien- und schwere auszubilden. Man richte nur die Ausbildung zweckmäßig Reiterei aufheben und die gesammte Reiterei 8 ein und baſire fie auf rationelle Grundsäge ; man erziehe zu einer Gattung verschmelzen möge. nicht bloß gedanken- und willenlose Maschinen , sondern würden dadurch äußerst wichtige Vortheile gewonnen wer arbeite dahin, in dem Individuum einen gewiſſen Grad den , und dieß nicht etwa bloß in materieller , sondern von Selbstständigkeit , sowie das nöthige Selbstvertrauen auch in essentieller Beziehung. Welche Vereinfachung und zu entwickeln , - und fürchte nicht hiervon eine Gefahr Erleichterung entstände aus einer solchen Maßregel für für die Disciplin. Es ist in der neuesten Seit viel Bes die Heeresorganisation, für die Einrichtung und Thätigs herzigungswerthes über eine bessere Ausbildung der Truppen feit der Depots , für die Bildung der Schlachtordnung, geschrieben, aber leider noch sehr wenig dafür gethan für die Deconomie der Kräfte, für den tattischen Ge worden. Man hängt , theils aus Vorurtheil, theils aus brauch der Truppe ! Wie künstlich müſſen jezt die ver Bequemlichkeit, an dem Altherkömmlichen und vernach❘ schiedenen Arten der Reiterei in der Schlachtordnung ver lässigt häufig über Nebendinge die Hauptsache , über die theilt werden, um einer jeden den geeigneten Plag anzu Form das Wesen . Die Franzosen sehen in dieser Beweisen , und dennoch hat man oft grade die Art, deren ziehung heller als Andere, und ziehen hieraus Nußen. Verwendung die Umstände verlangen , nicht zur Hand, Sie verstehen es , die individuellen Kräfte zu ver- oder ist genöthigt , fie erst auf umständliche , Zeit und werthen , und legen demnach ein größeres Gewicht auf Kräfte raubende Weise herbeizuziehen . Wie leicht kann eine wahre militärische Erziehung des Individuums es vorkommen, daß man im Allgemeinen Reiterei genug als auf die Einschulung der Masse. Ihre taktischen | hat , es aber dennoch an der Gattung fehlt , von der Körper werden mehr im Manövriren als im Eger man den vortheilhaftesten Gebrauch machen könnte; wie ciren geübt , und man stellt die taktische Disciplin häufig muß die leichte Reiterei übermäßig angestrengt höher als die Exercirdisciplin . Bei uns Deutschen ist werden, während die schwere müßig des Tages der Schlacht es umgekehrt ; wir stellen die Masse über das Indivis harret ! Dazu kommt, daß der Bedarf rücksichtlich der duum und lassen legteres in ersterer völlig aufgehen ; wir einen oder der anderen Gattung von Reiteret ſehr ab exerciren mehr als wir manövriren und betreiben häufig hängig ist von dem Gegner, gegen welchen , sowie von beides mit einem der Sache nachtheiligen Pedantismus. dem Lande, in dem man Krieg führt, und daß man nicht Die schon erwähnten „ Militärischen Betrachtungen ", bei dem Ausbruche eines Krieges sofort die eine oder die ein Schriftchen, welches seines gediegenen und durch und andere Art vermehren oder in eine andere umwandeln, durch praktischen Inhalts wegen die größte Beachtung folglich nie im Frieden für alle Eventualitäten hinläng verdient , enthalten über die Ausbildung der Truppen lich vorbereitet sein kann , wenn man nicht eine unver viel Wahres. Wie es scheint , verhallen aber die Worte hältnißmäßig große Anzahl Reiterei halten will. Alle des geistreichen Verfassers im Winde , gleich anderen die eben erwähnten und noch viele andere Uebelſtände Mahnungen , an denen es in der jüngsten Vergangen werden beseitigt , wenn sämmtliche Reiterei , die man heit nicht gefehlt hat. Es wird der alte Spruch : „Wer hat, zu jeder Art der Verwendung, wozu sich die Waffe nicht hören will , muß fühlen" in Erfüllung gehen, überhaupt eignet, gleich befähigt ist. Ja, es würde sogar was nichts schaden würde , wenn nicht dabei die uns die Gesammtmasse der Reiterei einer Armee geringer sein schuldigen mehr als die Schuldigen zu leiden hätten und können als jegt , wenn nicht mehr für besondere Zwecke besondere Gattungen von Reiterei beständen. Die Folgen für das Allgemeine zu schlimm wären ! Der hier gebotene Raum gestattet nicht, unser Thema Was endlich die taktische Formirung betrifft , so Wir lassen es daher bei den ges hat man bereits ziemlich allgemein die Ueberzeugung ges weiter auszuführen. wonnen , daß eine deßfallsige Verschiedenheit keineswegs gebenen allgemeinen Andeutungen bewenden, und wollen durch den verschiedenartigen Gebrauch der Reiterei ge nur noch, zur Vermeidung von Mißverständnissen , be boten ist, und daher auch die leichte Reiterei nicht anders merken , daß das , was wir gegen die Spaltung der formirt zu ſein braucht als die Linienreiterei , und diese Reiterei in verschiedene Gattungen gesagt haben , eine Ausnahme erleidet , wenn es sich um solche besondere nicht anders als die schwere. Für jede Reiterei ist die Arten von Reiterei handelt , welche , wie z . B. die Ko jenige Formirung die beste , welche ihr den höchst möglichen Grad von Beweglichkeit , sowie Schuß gegen | saken , national find und selbstverständlich nur zu den

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Dienstleistungen gebraucht werden können , wozu sie sich ihrer Natur nach eignen , denen man daher auch ihr Costüm, ihre Bewaffnung und ihre sonstigen Eigenthüm lichkeiten lassen muß. Eine derartige Reiterei kann vor treffliche Dienste leisten , und es würde eine Thorheit sein , fie aufgeben oder aber es unternehmen zu wollen, fie in eine andere Form zu pressen. Denn ebenso uns möglich es ist, einen Engländer öder einen Deutschen zu einem Kosaken auszubilden , ebenso wenig kann man aus einem Kosaken einen Cürassier machen. Wer eine nationale Reiterei hat , wird sie beibehalten und bestens zu verwerthen suchen ; wer sie aber nicht als eine Gabe Der Natur befigt , möge von jedem Versuche abstehen, anderes Material fünstlich dazu heranzubilden und eine nachahmende Schöpfung in's Leben zu rufen , die mit allen Mängeln des Originals behaftet sein würde , ohne Deffen eigenthümliche Vorzüge zu befizen. Das Uners reichbare muß man aufgeben, ―――― mit um so größerem Ernste und Eifer aber nach dem Erreichbaren ſtreben !

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Ueber das Compagnie-Colonnenſyſtem.

In dem Januarheft der in Berlin erscheinenden Militär-Literatur-Zeitung" von 1862 ist die bei E. Zernin in Darmstadt erschienene Brochure : " Versuch einer Elementartaftit der Infanterie und deren Anwendung in verschiedenen Gefechtsverhält nissen des Bataillons, basirt auf das Com = pagnie Colonnensystem, von einem deutschen Es wird bemerkt, daß diese General" , beurtheilt. Brochure schon von sich reden gemacht habe, besonders in Desterreich, wo man nach den legten Erfahrungen sehr danach strebe , die Taktik der Infanterie schneller und gefügiger zu gestalten ; daß auch in Preußen die formelle Tattit eine Vereinfachung ertragen könnte, in welchem Sinne fich unlängst ebenfalls die Militäs rischen Blätter" ausgesprochen hätten , daß es aber eine böse Sache mit dem Anfange sei , weßhalb eben so Vieles beim Alten gelassen werde ; endlich, daß das fragliche Schriftchen zu den mit Freuden zu begrüßenden Beugnissen von dem Drange nach vereinigender Ber befferung in den fleineren deutschen Bundesheeren gehöre. Bei der hohen Stufe der taktischen Ausbildung , auf welcher das preußische Heer steht , konnte diese Kund

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aufdrängen, daß bei der Zugänglichkeit der gebotenen Elemente jede Infanterie , welcher Modus auch bei der vorausgegangenen Einübung stattgefunden haben mag, sich mit Leichtigkeit und in sehr kurzer Zeit in dem vor geschlagenen System zurecht finden werde. Der Verfasser des Werkchens hat am Schluſſe des ersten Abschnitts desselben die Ueberzeugung ausgesprochen, daß das von ihm aufgestellte System auch bei jedem größeren Truppenkörper in Anwendung kommen könne ; es würde für die Sache gewiß von Interesse sein, wenn er seinen ersten Versuch vervollständigen und die ents sprechenden Vorschriften auf eine Infanteriebrigade aus dehnen wollte.

Die englische Marine. *) England ist in der lezten Zeit, wie bekannt, für die Hebung seiner Marine außerordentlich thätig gewesen. Man mußte nachholen , was in der Reihe von Friedens. jahren , die der Februarrevolution vorausgingen , ver säumt, vernachlässigt worden war. Daher das Anschwellen der Flottenbudgets. Jezt haben sie indeß wohl ihr Maxi mum hinter sich. Die Voranschläge für das Jahr 1862-63 weisen gegen die des Vorjahres eine Ersparnih von 2. auf, die legteren betrugen 12,640,000 L., die 850,000 L. gegenwärtigen betragen nur 11,794,000 2. Am meisten ist an Schiffsbauholz gespart worden. Hölzerne Linien schiffe werden gar nicht mehr gebaut , und auch bei dem Bau von Panzerschiffen wird wahrscheinlich hinfort Holz verhältnißmäßig so gut wie gar nicht in Verwendung und ſeit der kommen. Bleibt der Friede erhalten, Staaten, Vereinigten den mit Differenz Beilegung der die sich für's erste, soweit es von beiden Seiten abhängt, unbedingt nicht wiederholen wird, sind die Aussichten auf einen großen Krieg für England in weite Ferne gerückt so find noch größere Ersparnisse möglich. England hat durch seine legten Anstrengungen seine Superiorität zur See wieder so fest begründet , daß es jest teine weitere außerordentliche Thätigkeit dafür zu entwickeln nöthig hat. Auch die größere Sicherheit, die man durch die verstärtte Küstenvertheidigung und durch die Organisation der Freis willigen gegen einen Angriff von außen her gewonnen, tommt dem Flottenbudget zu gut. Es ist eine überaus stattliche Macht, - stattlich nicht

allein durch die Zahl, Größe und Qualität seiner Schiffe, gebung aus demselben für die Sache nur eine sehr er freuliche sein ; nur müssen wir damit den Wunsch in Ver sondern auch durch die gesteigerte Tüchtigkeit seiner Mann bindung bringen, daß dort an maßgebender Stelle mit schaften , welche England im kommenden Jahre auf der See entfalten wird. Die Canalflotte wird aus 12 Schiffen der praktischen Prüfung des in Frage stehenden Systems der Anfang gemacht werde, damit dieses , wenn es als (darunter 2 Panzerfregatten und 2 Linienschiffe) , die gut befunden werden sollte , fich auch in die fleineren Mittelmeerflotte aus 28 (darunter 9 Linienschiffe) bes Deutschen Heere weiter verbreite und in derselben Ein stehen, die amerikanische Station 31 Schiffe (mit 8 Liniens gang finde. Ein solcher Wunsch erscheint umſomehr beschiffen) zählen. Diese drei Geschwader können gewiffer maßen als Binnengeschwader angesehen werden , denn gründet, als dem preußischen Heere die Berechtigung zu erkannt werden muß, das Compagnie- Colonnensystem vermittelst des Dampfes und der Telegraphen find auch zur Vollendung zu bringen, das aus demselben ursprüng die entfernteren rasch für Eventualitäten in der Nähe --lich hervorgegangen ist. Wer übrigens die in Frage heranzuziehen. In den ferneren Gewäſſern wird Eng. stehende Brochure mit Ünbefangenheit gelesen und gründ *) Nach der „Weser-Zeitung“. lich geprüft hat , dem wird sich auch die Ueberzeugung

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land zuſammen durch 22 Fregatten und Corvetten und 57 schwimmen , 4 sind im Bau ; Schraubenfregatten 37, 58 Kriegssloops repräsentirt sein. Alles in Allem wird nebst 7 in den Docks , dazu 9 Schaufelradfregatten ; im es, einschließlich ein Dugend Küstenwachschiffe, 1862-63 Ganzen ist die englische Dampfermarine jest 580 Schiffe, darunter 528 schwimmend, start. In der Armirung 160 Schiffe schwimmen haben. Was die Bemannung betrifft, so soll die englische weniger Kanonen , aber von größerem Kaliber , ist hier Station ― Offiziere, Matrosen, Mariners und Schiffs nach der Einführung der Armstrong- Geschüße die Losung jungen zusammen - 15,200 , die mittelländische 9800, sollen auf Schiffen verschiedener Claſſen Reductionsver= Die amerikanisch-mexikanische 12,000, die übrigen Stationen suche gemacht werden ; desgleichen wird die Bemannung 17,000 Mann zählen ; die Flotte wird also im Ganzen hier und dort reducirt werden können , was natürlich 54,000 Mann im activen Dienst haben, wovon zwischen noch zur Hebung des Gesundheitszustandes beitragen muß. 30 und 40,000 für den Nothfall rasch für die Landes Die bedeutendste Veränderung in dem englischen Kriegs vertheidigung verwandt werden können. Dazu kommen schiffbau ist natürlich der Bau der Panzerschiffe. Im nun noch 4400 Mann in den englischen Häfen, 800 Ma Ganzen find gegenwärtig 15 solcher Eisenschiffe gebaut riners , 4000 Riggers in den Dockyards (lauter tüchtige oder im Bau begriffen , und laufenden Jahres werden Der "7 Warrior " hat bekanntlich Seeleute), 2700 dienstfähige Pensionärs 2c. , zusammen davon 13 fertig sein. 23,000 Mann , die für den unmittelbaren Dienst dispo allen Erwartungen entsprochen ; beiläufig bemerkt, hat er nibel sind , und endlich worauf besonders Gewicht 354,885 L. gekostet und mit der Armirung noch etwa gelegt wird die in jüngster Zeit organisirte Royal 13,000 L. Auch mit Einführung einer ganz neuen Art Naval Reserve. Ueber das patriotische Verhalten der von Schiffen soll im Laufe dieses Jahres , nach ver Mannschaften, welche dieses Corps bilden, kann man, sagt schiedenen Versuchen im Kleinen, die sich bewährt haben, der englische Kriegssecretär, nicht Rühmens genug machen. der Anfang gemacht werden. Dieser Neuling wird ein Auf sie können wir uns uns unbedingt verlassen. Es ganz eigenthümliches Ansehen haben, denn es wird ganz find first rate Seeleute. Jeder Kauffahrer gibt ihnen ohne Masten, Segel und Breitſeitenbatterien sein. Statt bei der Bemannung seines Schiffs den Vorzug. Bereits tessen erhält es sechs Eisenkuppeln und in jeder zwei haben sich über 10,000 Mann dafür enrolirt ; auch die Armstrong-Hundertpfünder. Es wird 2500 Tons halten, besten Offiziere der Handelsmarine strömen uns zu. Die 500 Pferdekraft haben, 240 Fuß lang und von geringem Kosten betragen für den Mann etwa 13 L. jährlich. Tiefgang sein. Zunächst ist das Schiff zur Küstenver Rechnet man hierzu schließlich noch 8000 Küstenfreiwillige, theidigung bestimmt ; bewährt es sich , so würde diese so hat England zusammen gegen 40,000 Mann für außer Art Schiffe um so mehr in Aufnahme kommen , da sie ordentliche Fälle verfügbar , und da für die Geschwader bedeutend billiger als die anderen Eisenschiffe zu stehen kommen. Der Bau von Panzerschiffen wurde in Eng der Binnenstationen im weiteren Sinn des Worts die Canal , die Mittelmeer- und die atlantische Flotte land bekanntlich nach dem Vorgang Frankreichs in An Man sprach im vorigen Jahre von die Hälfte genügt , so würde England nöthigenfalls in griff genommen. fürzester Frist diese Streitkraft verdoppeln können. Den mindestens 10 Panzerfregatten, welche auf den französischen Werften gebaut wären, und diese würden bald um mehr Ausfall, den der Bestand der Flottenbemannung alljähr lich durch verschiedene Ursachen erleidet , kann man zu als das Doppelte vermehrt werden . Wie viel deren wirk etwa 11 Procent anschlagen ; der Ersag, den sie durch lich zu Stande gekommen sind , darüber scheint man in die für den Dienst herangezogenen Schiffsjungen erhält, England nicht vollkommen genau Bescheid zu wissen ; doch glaubt Lord Paget, der englische Marinesecretär, die die fich theils auf der Flotte, theils auf den Küstenwach schiffen , theils auf den Training- Schiffen in den eng früher von Lord Palmerston darüber gegebenen Mitthei -lischen Häfen befinden, - im Ganzen 9500 deckt den lungen als vollkommen correct aufrecht erhalten zu können. größeren Theil des Bedarfs. Die Sterblichkeit auf den Jedenfalls wird England auch in dieser Gattung Schiffe Schiffen ist natürlich im Durchschnitt noch immer groß, den Franzosen bald wieder voraus sein. Was England sonst noch nicht in genügender Menge doch nimmt sie , Dank der besseren Ventilation , wofür freilich noch immer viel zu thun ist, den vervollkommneten befigt, das sind kleinere Kriegsschiffe, von den Sloops Destilirapparaten für die Beschaffung guten Wassers, an , und namentlich größere Kanonenboote. Nach dem dem viel besseren Fleisch, das jezt den Matrofen gereicht Krimkrieg war man bekanntlich für die Beseitigung dieses wird u. f. w., nicht unbedeutend ab; auch frisches Brod Mangels sehr rührig , und die Thatsache, daß in den erhalten sie jest, so gut es nur ein Gentleman in London lezten Jahren überaus wenig hölzerne Linienschiffe und und Paris haben kann. Die Deſertionen haben nicht Fregatten gebaut worden sind, wurde vorzugsweise damit unbedeutend abgenommen , desgleichen die Anwendung erklärt , daß die ganze Energie sich dem Bau der fleinen Schiffe zugewendet habe. Der neungeschwänzten Raze ; 1857 hatten noch drei Pro Trogdem fehlt es auch jest cent der Mannschaften körperliche Züchtigungen zu er noch daran. Auch jegt, erklärte Lord Paget , haben wir leiden , 1860 nur noch 14 Brocent. noch nicht die hinlängliche Anzahl Sloops und Kanonen Im Kriegsschiffbau ist , wie bekannt , in allen Be boote erster Classe, um unsere Position zur See aufrecht zu erhalten. Werden überhaupt hölzerne Kriegsschiffe noch ziehungen ein großer Umschwung eingetreten. Die alt modischen Linienschiffe scheinen ganz und gar aufgegeben gebaut, so werden es also solche Schiffe sein. zu sein. Schraubenlinienschiffe hat England gegenwärtig

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Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. Venedig, 10. März. [Hebung der Marine. - Er richtung von Uebungsgeschwadern. - Aushebung Aushebung der Bevölkerung der Küstenstriche ausschließlich für den Seedienst. - Abschluß eines Vertrags mit dem Lloyd behufs eventueller Einstellung von Dampfern für den Kriegsdienst.] Der Hebung und Ausbildung derKriegsmarine wird, wie man der ,,N. Preuß. 3tg." schreibt, ein besonderes Augenmerk zugewendet , und es ift feit der legten Anwesenheit des Kaisers in Venetien in dieser Richtung viel geschehen. Bereits vor 2 Jahren wurde die Fregatte ,,Venus " zum Schulschiffe hergerichtet, auf welchem die Marineeleven den ersten praktischen Unterricht im See wesen erhalten. Nun aber steht eine Vorkehrung in nächster Aussicht, welche für die praktische Ausbildung der gesammten Kriegsmarine von nicht zu verkennendem Vortheile sein wird. Es wurde nämlich beschlossen , förmliche Uebungsgeschwader zu errichten , welche alle in einem Seekriege vorkommenden Manöver praktisch ausführen werden. Diese Uebungsgeschwader werden so zusammengesezt werden , daß binnen Jahr und Lag die gesammte österreichische Flotte diese Uebungen mit gemacht hat , worauf dann eine große Flottenconcentrirung stattfinden und große Seemanöver ausgeführt werden sollen. Außer dem in die Augen springenden Nugen , welchen solche Flottenübungen für die Seetauglichkeit der Marine haben , gewinnt man durch die eben auseinandergesezte Art und Weise der Zusammenstellung dieser Uebungsgeschwader noch den Vortheil, zu einem bestimmten Zeitpunkte sämmt liche Schiffe der österreichischen Marine vollständig ausgerüstet dastehen zu haben , da die erwähnten Uebungen mit kriegs mäßig ausgerüsteten Schiffen vorgenommen werden. - Eine weitere Bürgschaft für die fünftige Tüchtigkeit der österreichi schen Kriegsmarine ist die theilweise bereits in Ausführung gebrachte Maßregel , daß die Bevölkerung der Küstenstriche fünftighin von der Stellung der Recruten für die Landarmee gänzlich befreit und nur Mannschaften für die Kriegsmarine stellen wird. Für die dalmatinischen Küstenstriche wurde diese Maßregel bereits zur Norm erhoben, und auch hier im Vene tianischen wurde dieses Jahr darauf gesehen , die des See handwerks kundigen Leute nur der Kriegsmarine zuzuweisen, wodurch der bisher bestandene Umstand beseitigt wird , daß Leute, die nie ein Schiff gesehen , zur Marine, und Andere, benen ein Pferd eine unbekannte Größe ist , zur Cavalerie fommen. ― Endlich sollen mit der Dampfschifffahrtsgesellschaft des österreichischen Lloyd Verträge abgeschlossen worden sein, welche im Falle eines Krieges der österreichischen Kriegsmarine eine bedeutende Einstellung von guten , leicht ausrüstbaren Dampfern sichern, wodurch das Mißverhältniß zwischen der Dampffraft der österreichischen und italienischen Marine aus geglichen würde. Und so dürfte denn auch ohne eine toft spielige Vermehrung unserer Kriegsmarine der Zwed erreicht werden , daß sie zur Deckung der Küsten selbst gegen eine überlegene Seemacht ausreicht.

Preußen. Glogau, 10. März. [Beabsichtigte Errichtung einer fünften Kriegsschule.] Der hiesige Festungs

commandant General von Hirschfeld hat , der „ Bresl. Stg. " zufolge, dem Oberbürgermeister die Mittheilung gemacht, daß das Kriegsministerium noch eine fünfte Kriegsschule zu er richten beabsichtigt , und die Errichtung derselben in Glogau wünscht. In der heute stattgefundenen Magistratssigung wurde beschlossen, alle nur möglichen Conceffionen zu bewilligen, um die Errichtung der fünften Kriegsschule für hier zu ermöglichen. Dieser Beschluß ist durch den Oberbürgermeister dem General von Hirschfeld übermittelt worden , der die sofortige Weiter beförderung desselben nach Berlin bereitwilligst zugesagt hat.

Baden. Carlsruhe , 12. März. [Beabsichtigte Einfüh rung der allgemeinen Wehrpflicht.] In der gestrigen Sigung der zweiten Kammer machte der Präsident des Kriegs ministeriums, Generallieutenant Ludwig, eine Gefeßesvorlage wegen Aufstellung der Erfagmannschaft, hervorgerufen durch den Bundesbeschluß vom 23. Januar d. I., welcher bestimmt, daß die Erhöhung dieser Mannschaft auf ein Drittel der Die jegt bestehende Erfagmann Matrikel auszuführen sei. schaft ist 1667 Mann start , und um dieselbe Zahl muß ſie erhöht werden, so daß fie für die Folge 3334 Mann beträgt. Der Kriegsminister bemerkte , die Verpflichtung zum Kriegs dienst ſei bereits an eine Grenze gediehen, wo die Regierung es ernstlich in Erwägung ziehen zu sollen glaubte , ob nicht Dem nächsten eine allgemeine Wehrpflicht einzuführen sei. Landtag würde ein dahin zielendes Gesetz vorgelegt werden, deffen Grundzüge allgemeine Wehrpflicht bei einer Dienstzeit von 4-5 Jahren und mit der Einrichtung der Einsteher bilben würde. Dänemark. Kopenhagen, 20. Febr. [Die Befestigungen aufder Halbinsel Jütland. ] In der 15. Sigung des Reichs raths hielt der Kriegsminister einen längeren Vortrag über die auf der Halbinsel angelegten Befestigungen. Veranlaßt dazu wurde er durch verschiedene Bemerkungen mehrerer Vor redner. Nach der " Rigsraadstidende" lauten die Bemerkungen des Kriegsministers folgendermaßen : „Mehrere der geehrten Redner haben auch das Befestigungswesen berührt , und ich werde deßhalb in aller Kürze darlegen , wie ich diese Ange legenheit auffasse. Wenn eine kleine Armee darauf vorbereitet sein muß, von einer größeren angegriffen zu werden, so bilden Befestigungen an den Stellen und Punkten, deren Besitz von besonderer Wichtigkeit für die Vertheidigung des Landes ist, eins der wesentlichsten Hülfsmittel , durch welche man den Unterschied in der Stärke ausgleichen kann. Als solche Punkte muß ich zuvörverst die beiden Flankenstellungen Fridericia und Düppel nennen , welche als Brückenköpfe für die hinter den felben liegenden Inseln Fühnen und Alfen und als Ver bindungsglieder zwischen diesen Inseln und der Halbinsel, wichtig sind ; sie sind wichtig als Ausfallthore für unsere Truppen , welche von denselben aus einen vorwärts dringen den Feind in der rechten Flanke bedrohen und ihn zwingen können, seine Stärke zu theilen ; sie sind als sichere Bu fluchtsstellen für unsere Armee wichtig , wenn dieselbe nach einem Kampfe auf der Halbinsel gezwungen werden

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sollte, der Uebermacht zu weichen. Da diese Punkte von so auf der Halbinsel und die einzige, in der man den Kampf großer Bedeutung sind , ist es ein glücklicher Umstand , daß mit einer bedeutenden Uebermacht aufnehmen kann. die Terrainverhältnisse nach der Landseite an beiden Stellen Türkei. in hohem Grade die Vertheidigung begünstigen, während die Belegenheit derselben ihnen gleichzeitig die Verbindung mit Konstantinopel , 20. Februar. [Commission be den Inseln sichert, von welchen sie also Zufuhr von Truppen, Proviant, Kriegsmaterial und Munition erhalten und nach huss Entwurf einer neuen Wehrverfassung. welchen sie ihre Kranken und Verwundeten transportiren Die neue Uniformirung der Armee. - Beabsich können. Was Fridericia betrifft , so war dort bekanntlich tigte Organisation einer Festungsartillerie. ] schon früher eine Befestigung vorhanden ; der Hauptwall aber Eine aus den gediegensten Offizieren der hiesigen Garnison war zu schwach, und vorgeschobene Außenwerke bestehende Commission ist zusammengetreten, um sich aus schließlich mit dem Entwurf einer neuen Wehrverfaſſung existirten gar nicht. Jezt ist der Hauptwall an den wichtig Der Sultan geht mit keinem geringeren ften Punkten verstärkt worden , und 7 vorgeschobene zu beschäftigen. Außenwerke bilden gegen Westen eine solche Front , daß Plan um , als sein ganzes stehendes Heer , mit Ausnahme fie die Verbindung mit Fühnen sichern und das Terrain zwi einiger Lehrcadres , aufzulösen und an deffen Stelle allge schen den Werken und dem Strande, welches sich als Lager meine Volksbewaffnung , d. h. das Janitscharenthum plaz für eine Armee besonders eignet , schüßen. Außerdem im modernen Gewande , treten zu laſſen. Abdul Azis hat beschützen diese Außenwerke die östlichen Fronten und flankiren den festen Willen geäußert, bei der nächsten großen Beirams die mittelsten Fronten , während eine Ueberschwemmung die feier bereits einige solcher Volkswehrtruppen im nationalen westlichen deckt. Was Düppel betrifft, so war diese Anhöhe Wehrcostüm paradiren zu sehen , und heute schon sollen im bekanntlich früher gar nicht befestigt ; jest bilden 10 Werke Kriegsministerium die betreffenden Maßregeln ergriffen werden. auf der Krone des Höhenzuges eine starke Front gegen Westen Zwar würde auch gegenwärtig Jemand, der vor 5 Monaten und stoßen mit dem rechten Flügel an den Alsener Sund, Konstantinopel verließ, dasselbe in militärischer Beziehung wo sie von den Batterien auf Alsen flankirt werden ; mit kaum wieder erkennen. Verschwunden sind die lumpigen, dem einen Flügel lehnen sie sich an Venningbo. Hier ist krummbeinigen , barfüßigen , schmugigen Jammergestalten auf ebenfalls zwischen den Werken und dem Alfener Sund ein den vielen Wachtposten und in den Straßen , und statt ihrer Terrain vorhanden , welches sich als Waffenplag für eine paradiren jegt riesige, prachtvoll uniformirte und stolz einher Doch soll nach großherrlichem Armee sehr eignet. Die Verbindung der Armee mit der hinter schreitende Kriegergestalten. Entschluß diese kleidsame Tracht bald für jeden waffenfähigen liegenden Insel Alsen wird durch zwei Brückenköpfe und Mann Alltagsgewand werden , so daß die nothwendigen In unter eintreffenden Eventualitäten durch zwei Brücken gesichert. ſtructions corps kaum mehr zu unterscheiden ſein dürften. Ich bin der Meinung , daß über die Nothwendigkeit und Wichtigkeit der Befestigung dieser beiden Punkte nur eine Diese neue Uniformirung besteht nach dem Beispiel der Tuneſen Meinung herrscht. Der dritte wichtige Punkt ist die Danne und Aegyptier aus einem blauen Spenser mit rothem Befag, virkestellung. Man wird natürlicherweise gleich den Ein türkischer Weste und krapprothen Pumphosen ; auch der Feß, die wand erheben, daß dieselbe zu lang ist ; ja dieselbe ist sehr nationale Kopfbedeckung , ift bedeutend höher und weiter, als Einige Scharfschützenbataillone, es früher der Fall war. lang, aber weil eine Stellung lang ist, kann keineswegs ge Muster der französischen Zuaven dem nach sind Elitentruppen, fagt werden, daß sie schwach ist ; denn es kann große Strecken geben , die durch Ueberschwemmungen , und andere große eingekleidet worden. Ob aber bei der gegenwärtigen finan ziellen Lage der richtige Zeitpunkt gewählt war , mit einem Strecken, welche durch eine breite Föhrde gedeckt sein können. Dieß ist aber grade der Fall bei der Dannevirkestellung ; mal eine so große Last, wie eine Umkleidung der Armee, auf das ohnehin schwer bedrückte Budget zu wälzen, ist jedenfalls deßhalb bietet die rechte Flanke von Friedrichstadt und bis Im Grunde genommen bleibt es eine bedenkliche Frage. zur östlichen Umbiegung der Reiderau nur einzelne Angriffs punkte dar, und dieselben sind von solcher Beschaffenheit, daß ziemlich unwesentlich, in welchen Tuchschnitten der Soldat fie nur einer kleinen Strecke bedürfen, um vertheidigt werden kämpft , wenn er überhaupt nur zweckmäßig bedeckt ist , aber ju können. Dasselbe ist der Fall mit den Uebergängen die Waffen, deren er sich bedient, sind von weit wesentlicherem Einfluß. Dafür grade geschieht wenig , und mit Ausnahme über die Schlei , so daß die Stellung in der Wirklichkeit einiger Jägerbataillone ist die Infanterie nur mit sehr unzu nur 3 Meilen lang wird, und diese Hauptstellung wird durch länglichen alten Musketen bewaffnet ; auch in der Artillerie 10 starke Schanzen gedeckt. Man hat gemeint, daß es für Man eine Armee gefährlich wäre, dort zu stehen, weil dieselbe Ge find bis jezt keinerlei Fortschritte gemacht worden. fahr laufen würde , aufgerieben zu werden. Ich bin nicht | ist jedoch auf dem Punkt , einen schon lange gehegten Plan derselben Meinung ; eine Armee ist dort vielmehr besonders zu verwirklichen , und wird demnächst mit der Organisation einer Festungsartillerie nach preußischem Muster zur Verthei günstig fituirt, denn dicht hinter derselben befinden sich aus digung der Grenzen und Küsten beginnen. Die Türken haben gezeichnete Haltpunkte , z. B. die Höhenzüge zwischen Husby diefen militärischen Fortschritt dem unermüdlichen Eifer des und dem Gottorper Schloffe ; weiter nördlich treten andere gute Haltpunkte bis nach Düppel auf ; von Abschnitt zu Ab- | in England gebildeten Halil Pascha zu verdanken ; nur mit größter Mühe entzieht er sich dem hier sonst gebräuchlichen schnitt befinden sich gute Pofitionen. Dieses habe ich in Corporalsschlendrian , der ihn grabe von europäischer Seite Betreff der militärischen Bedeutung der Dannevirkestellung zu bemerken. Dieselbe ist also eine starke und wichtige Stellung zum Stillstand zu zwingen sucht. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 13.

Jahrgang.

Darmstadt, 29. März.

1862.

Inhalt: Auffäße. Zur Flottenfrage. II. Deutsche Kriegsmarine. M Feldmanöver. - Programm der f. schwedischen Schießschule zu Drottningholm . Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Personalchronik: General der Cavalerie Schlik, General der Cavalerie Wall moden und Feldmarschall Windischgräz t. Preußen. Die Heeresreformfrage und die Auflösung des Hauses der Abgeordneten. Zur Frage der dreijährigen Dienstzeit. — Die Reorganisation der Artillerie. — Frühjahrsparaden. - Militärconventionen. Großbritannien. Clay's neuerfundene Hinterladungskanone.

Zur Flottenfrage. II.

Deutsche Kriegsmarine. (Aus der Schrift des Generallieutenants von Bechtold: Sur Bundesreformfrage." Darmstadt und Leipzig, 1862. 8. 80.) Wenn nicht wohl ein Zweifel darüber bestehen kann, daß Deutschland zur Vertheidigung seiner Küsten und zum Schuge seines Handelns einer genügenden Flotte dringend nöthig bedarf, so kann man nur um so mehr beklagen , daß die nun doch einmal , wenn auch nur in ungenügendem Umfang vorhanden gewesene deutsche Flotte unter den Auctionshammer gebracht und noch dazu mit sehr bedeutendem Geldverlust ver äußert worden ist. Wäre, statt des Verkaufs, diese Flotte beibehalten, und unterdessen jährlich auch nur in einem bescheidenen Maße vermehrt worden, so würden wir nun mit Hinzurechnung dessen , was seitdem in dieser Be ziehung in Preußen geschehen, wenigstens an Schiffen die erforderlichen Mittel zur Vertheidigung unserer Küsten an der Nord- und Ostsee bestgen , was leider dermalen nicht der Fall ist! Und dieses Deutschland mit Inbegriff seiner beiden Großstaaten - das mit seiner Handelsmarine von

5,122 größeren Seeschiffen *) mit der Gesammtträch tigkeit von 1,330,000 Tonnen zu 2000 Pfund , wobei 23,000 Küsten- und Flußschiffe mit der Gesammtträchtig feit von über 1 Million Tonnen nicht mitgerechnet sind, nur der Handelsmarine der nordamerikanischen ver einigten Staaten und derjenigen Großbritanniens allein nachsteht und sogar der Handelsmarine Frankreichs vor angeht - besigt auch nicht eine Scholle Landes an Colonien , während doch, bei einer so ansehnlichen Handelsflotte, der Befig einiger Colonien für Deutsch fand ein sehr naheliegendes , dringend gebotenes Be dürfniß sein dürfte. Diesem Bedürfniß und den oben erwähnten zwei weiteren Erfordernissen kann aber nur durch Creirung einer deutschen Kriegsflotte entsprochen werden ; und dürften hierzu mitzuwirken die reindeutschen Staaten um so mehr verpflichtet sein , als von den 3,252 größeren Handels - Seeschiffen (mit 940,000 Tonnen) , welche Preußen und die reindeutschen Staaten zusammen besigen, auf die legteren Staaten allein 2309 Schiffe (mit 633,000 Tonnen) kommen. Wenn nun in neuester Zeit mehrfach die Absicht aus gesprochen worden ist , die zu schaffende Kriegsflotte *) Diese und die folgenden Angaben von Schiffen 2c. sind Hüb ner's Jahrbuch für Volkswirthschaft und Statistik" vom Jahre 1859 , erste Hälfte , entnommen , worunter übrigens noch nicht einmal die Seeschiffe Holsteins mitbegriffen find.

98 der reindeutschen Staaten in die preußische Kriegsflotte aufgehen zu lassen , so möchten der Realisirung dieser Absicht die sehr gewichtigen Bedenken entgegenstehen : 1) daß dann die reindeutschen Staaten, trog ihrer so beträchtlichen Handelsflotte , in der deut schen Kriegsflotte gar nicht vertreten wären , in

3) Jede der drei Flottendivisionen hat ihren besonderen Befehlshaber ; und es wird bei deren Vereinigung der Oberbefehlshaber (Admiral) abwechselnd von dem einen oder dem anderen Groß staat gestellt. Ist so lange es sich nicht von der Vertheidigung der Küsten der Nord- und Ostsee handelt (siehe die fol gende Nr. 4) die III . Division zu irgend einem sonstigen Behufe nur mit der 1. oder der II. Division vereinigt, so stellt derjenige Großstaat, welchem die betreffende Divis fion angehört, den Oberbefehlshaber über die bei den vereinigten Diviſionen. In dem legteren , wie in dem ersteren Falle ist der betreffende Oberbefehlshaber der Centralgewalt unter geordnet. 4) So lange nicht die Bundes = Kriegsflotte

dieser vielmehr nur eine österreichisch - preußische Kriegsflotte zu erblicken sein würde, obgleich jene Staaten für deren Erwerbung und Instandhaltung sehr be beutende Geldopfer leisten müßten ; 2) daß dann ferner für den Fall, daß sich der deutsche Bund mit großer Majorität für den Krieg aussprechen sollte , Preußen aber sich diesem Majoritätsbeschluß nicht unterwerfen , vielmehr neutral bleiben wollte , bet dem wirklichen Ausbruch des Kriegs die Küsten der rein deutschen Staaten der diese Küsten vertheidigenden Kriegsschiffe ermangeln würden , welcher Fall sich im vereinigt ist , wird die III . Flottendivision im Frieden Jahre 1859 so leicht hätte ergeben können , sowie daß 3) die eben unter 2. gedachte Ermangelung auch dann ihrer Ausbildung wegen und im Kriege zum Behufe eintreten könnte , wenn Preußen im Verlaufe eines ihrer Beihülfe zur Vertheidigung der deutschen Küsten an Bundeskriegs , in seiner großmächtlichen Stellung der Nord- und Ostsee dem Admiral der preußischen und im Widerspruch mit seinen deutschen Mitfürsten, sich Flotte untergeordnet ; und dürfte im Frieden die besagte Division zeitweise von demselben Admiral , außerdem auf den Abschluß eines separaten Waffenstill aber auch zuweilen von einem österreichischen Admiral standes einlassen sollte. Das Obige vorausgeschickt , können wir nur beſſerem zu infpiciren ſein. 5) Alle mit der Erwerbung und dem Unterhalt Ermessen anheimgeben , ob vielleicht die nachbemerkten, die Creirung einer deutschen Kriegsflotte zum der III. Flottendivision verbundenen Kosten werden von Gegenstand habenden Punkte, wenn auch nur theilweise, den reindeutschen Staaten bestritten ; und werden als beachtungswerth erscheinen dürften : die betreffenden Beträge nach der neuen Matrikel auf die 1) Die Mitglieder der neuen Centralgewalt *) | einzelnen Staaten repartirt. vereinbaren sich unter einander über die Zahl , die Be 6) Die Construction der Schiffe und der Geschüße schaffenheit und die Größe derjenigen Kriegsschiffe, der III. Division , die ganze Einrichtung und Aus welche jede der drei Staatengruppen des deutschen Bun stattung der Schiffe , sowie die Bewaffnung der des - Desterreich , Preußen und die reindeutschen Offiziere und der Mannschaften dieser Division müssen Staaten - zur deutschen Kriegsflotte zu stellen den darüber bereits in Preußen bestehenden Normen haben ; und möchten diese brei Contingentsleistungen in ganz entsprechend sein. jener Reihenfolge mit I., II. und III. Division zu be 7) Hinsichtlich der Bekleidung der Offiziere und nennen sein. der Mannschaften muß in der III. Division eine völ 2) Da fich die Thätigkeit der deutschen Kriegs lige Uebereinstimmung bestehen ; die Gradabzeichen ―――― die drei deren flotte Gesammtheit oder nur Theile der drei Divisionen auf: aber müssen den in der preußischen Flotte bestehenden entsprechen. geboten werden — wenigstens der Regel nach nur auf 8) Während bei der I. und der II . Flottendiviſion, den Schuß des deutschen Handels in entfernten Meeresstrichen , sowie auf die Erwerbung von Colo so lange dieselben im Bundesdienste verwendet sind, nien und deren sodannige Erhaltung wird beziehen wohl neben der deutschen Flagge auch noch die geführt werden wird, können , so wird es wohl der großmächtlichen Stellung Flagge des betreffenden Großstaats -und dem Interesse Preußens entsprechend sein , sein darf bei der III. Flottendivision --- da sie ein Gemein stets nur ausschließ Flottencontingent trok seines geringeren Seehandels , in gut aller reindeutschen Staaten ist einem größeren Umfange als das Contingent der rein lich die deutsche Flagge geführt werden . 9) Die bei der preußischen Flotte bestehenden deutschen Staaten auftreten zu lassen , wogegen Dester reich wohl geneigt sein dürfte , wegen der bedeutenden Signale und Commandowörter werden von der Ausdehnung seines Handels , und da seine ansehnliche III. Flottendivision einstweilen auf so lange angenommen, Kriegsmarine solches zuläßt, seinem Flottencontingent eine bis eine Vereinbarung hierüber für die gesammte Bundes bedeutende Stärke zu geben. Kriegsflotte zu Stande gebracht worden sein wird . 10) Die Bemannung der III. Flottendivision wird *) Diese Centralgewalt würde, nach Seite 18 der fraglichen Schrift, von den reindeutschen Küstenstaaten nach einem zu unter der Benennung " Bundesdirectorium " aus 15 Stimmen bestimmenden Verhältniß gestellt, und wird solche wohl, zu bestehen haben , von denen von Desterreich und Preußen je 5 und die weiteren 5 Stimmen von ebenso vielen Mittelstaaten namentlich für den Anfang , vorzugsweise aus den be Die hier (Bayern , Sachsen , Hannover , Württemberg und einem burch treffenden Handelsflotten zu entnehmen sein. nach zur besagten Division gestellten Mannschaften werden Wahl zu bestimmenden fünften Mittelstaat) zu führen wären .

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Hieraus ersieht man , daß die in Australien befind von den betreffenden Staaten an ihrer Contingentsleistung lichen Deutschen weit deutscher denken und fühlen als für das Bundesheer in Abzug gebracht. 11) Die Administration der III. Flottendivision, gar viele in Deutschland lebende entnationalisirte Deutsche, namentlich Alles, was auf die richtige Ausführung des welche in ihrem blinden Wahn unser großes Ge Baues oder die sonstige Erwerbung der Schiffe, das Ge sammtvaterland zu zerreißen trachten, um es in zwei schügwesen, den Unterhalt des Materials und der Mann Theile zerfallen zu laſſen ! schaft , die Vollzählighaltung der legteren , das Gerichts wesen 2c. der Flotte Bezug hat , wird einem aus drei Mitgliedern bestehenden Kriegsmarinerath , mit dem Size zu Hamburg , übertragen , dessen vorsigendes Mitglied von Hannover gestellt wird, während die zwei Feldmanöver. weiteren Mitglieder von den sechs anderen Küstenstaaten gewählt werden. *** Das Syſtem der Truppenausbildung ist in eine 12) Diejenigen fünf Mitglieder der Centralge= walt, welche dieser nach der Annahme unter der Nr. III. Entwickelungsperiode getreten , von deren Ergebniß der von Seiten der Mittelstaaten angehören würden , bilden Kriegswerth unserer Heere, gewiß für ihr nächstes kriege zugleich für die III. Flottendivifion die höchste See risches Auftreten , vielleicht für länger hinaus , bedingt sein wird. Die Feldmanöver find der Prüf- und Schluß behörde, der denn auch der Kriegsmarinerath unter Einige Betrach geordnet sein wird. Die Ernennung der Offiziere stein der ganzen Truppenausbildung. und Beamten derselben Division wird auf den Vor tungen darüber mögen darum nicht unberufen erscheinen ; schlag des Befehlshabers dieser Division von der eben vielleicht geben sie Anlaß, daß Berufenere sie weiter führen. „Ein Manöver ist dann erst gut zu nennen , wenn erwähnten höchsten Seebehörde vollzogen. Daß übrigens in dieser höchsten Seebehörde, sowie es einem gut geführten Kriege oder einer gut geleiteten Schlacht ähnlich sieht, und ein richtiges Bild davon überhaupt jedesmal dann , wenn die fünf Repräsen tanten der reindeutschen Staaten in der Centralgewalt gibt." In Preußen hat man Truppen , die auf dem wegen solcher Angelegenheiten, welche nur diese Staaten Exercirplag vorzüglich geschult sind , und ein Offizier gruppe allein betreffen , zusammenzutreten haben , bei corps, das an Intelligenz von keinem anderen übertroffen Die beiden Hauptelemente, welche zu einem guten diesem Zusammentritt Bayern den Vorsiz zu führen wird. hat, wird wohl als sich von selbst verstehend zu be Manöver gehören, find also dort vorhanden. Wie kommt es aber , daß auch selbst in diesem Heere das Manöver trachten sein. —— in feinem richtigen Verhältniß zur Ausbildung steht ? 13) In allen an der Meerestüste belegenen deutschen Staaten dürfte die Anordnung zu treffen sein , daß die Fast alle Manöver der deutschen Armeen tragen das Ge von nun an daselbst für den Dienst zur See zu erbauen präge der Mittelmäßigkeit." So schrieb General von Wigleben noch vor 6 Jahren *), den größeren Handelsschiffe so construirt werden kurz vor seinem Rücktritt aus dem mecklenburgischen in müssen, um solche erforderlichen Falls alsbald in Kriegs den preußischen Dienst. schiffe verwandeln zu können. Ist es im Laufe dieser 6 Jahre anders und beſſer Zum Schluß glauben wir noch anführen zu sollen, daß nach der in Melbourne erscheinenden deutschen geworden ? Würde General von Wigleben heute ein Zeitung "Germania “ vom 6. September 1861 von anderes und günstigeres Urtheil fällen ? Im Ganzen darf diese Frage bejaht werden . Die den dortigen Deutschen eine Geldsammlung für jene von nur 6 Jahren ist zwar kurz genug für eine Zeit Flotte veranstaltet worden und der sich hierbei ergebene Betrag dem Nationalverein in Deutschland vom „ Comité tiefer greifende Umbildung bestehender Vorschriften und Der Deutschen in Victoria" mit einer Adresse zugesandt Ueberlieferungen. Aber der Ernst der Ereignisse, die in worden ist , in welcher die in Australien befindlichen diese Zeit fallen , war auch gewichtig genug , um ein dringlich zur Selbstprüfung zu mahnen . Es liegen uns Deutschen ihr Programm mit folgenden Worten nieder eine Reihe von Berichten vor über die legtjährigen Ma gelegt haben : "Wir wollen mit Euch die Einheit der ganzen növer deutscher Heere, und einen Theil davon haben wir Wir entnehmen die Gewißheit daraus, Nation! Ein ganzes Deutschland , nicht ein halbes, selbst gesehen. nicht ein Kleindeutschland ! Wir wollen wie Ihr daß man wirklich ziemlich überall zum Besseren gelangt Auch oder doch den Weg dahin zu finden bemüht ist. den Einheitsstaat oder die neu zu schaffende Centralge der Macht die größer je denn viel, schon ist das Lettere walt nicht erkaufen mit dem Verluste auch nur des fleinsten Theils des Bundesgebiets , noch viel weniger Ueberlieferung ist , desto werthvoller ist schon an sich die mit dem Verluste großer, von Millionen deutscher Männer *) Vergleiche deffen Schrift : „ Ansichten über die taktische bewohnter Provinzen . ――――――― Die Idee eines deutschen Ausbildung des Soldaten, namentlich des Infante Reichs ohne die deutschen Länder Dester risten , sowie über Manöver im Allgemeinen. Berlin, reichs erscheint uns als Hochverrath an der 1856. " Wo wir später auf diese Schrift Bezug nehmen , wird Nation , an dem wir uns nicht betheiligen wollen, den es einfach durch Nennung des Namens des Verfassers geschehen, mit Wort und That zu bekämpfen wir für eines dessen früher Tod im preußischen Heere wie überall in Deutsch land, wo man den ausgezeichneten Mann kannte, mit gerechtem jeden redlich gesinnten Deutschen heilige Pflicht Schmerz beklagt wurde. erachten ."

100 Thatsache, daß die Ueberlieferung nicht mehr für unan- | tastbar gilt. Ein entscheidendes Ereigniß hierfür ist die neue preußische Manövrirvorschrift von 1861 *), die im vorigen Jahre bei den Königsmanövern am Rhein zum ersten mal zur Anwendung kam. Grade das preußische Heer ist ein so hervortretender Träger des Entwickelungsganges, den die Truppenausbildung seit 100 und mehr Jahren nahm, daß es geboten erscheint, hier zunächst, wenigstens mit einem flüchtigen Blicke, darauf zurückzusehen. Friedrich d. G. ist es, wie in so vielen Dingen , so auch hier, an den die Entwickelung sich anknüpft. Vor ihm kannte man den Begriff des Friedensmanövers nicht. Die militärischen Schauſtücke , die zur Zeit von Revuen und Lustlagern vorkamen, waren nicht mehr als Exercir plazübungen großen Styls , welche die Präcision von Marsch oder Feuer in Linie darstellen sollten. Erst mit dem großen König kamen eigentliche Manöver von Truppe gegen Truppe auf, die zulegt die Aufmerksamkeit von ganz Europa auf sich zogen. Das erste solche Manöver hat unseres Wissens im Jahre 1743 in der Nähe von Potsdam stattgefunden. Der König selbst befehligte dabei gegen seinen damals nur erst 17 Jahre alten Bruder Heinrich. Die gegne rischen Corps waren jedes nur 5 Bataillone stark, das ganze Manöver ein lineartaktisches Gefecht , das durch Ueberflügelung zur Entscheidung kommen sollte. Prinz Heinrich hatte die Bornstedter Höhe besezt ; der König rückte im Frontmarsch an , und ließ dabei seine Linie allmählig rechts ziehen , sein rechtes Flügelbataillon aber links vorwärts schwenken , um die Stellung des Prinzen in der Flanke zu fassen. Für dieſen wurde so das Motiv zum Rückzug gegeben, aus dem er in einer rückliegenden Position wieder anhielt , um abermals das Gefecht auf zunehmen. Das gleiche Spiel des überflügelnden An griffs und des dadurch bedingten frontalen Rückzugs wiederholte sich mehrmals , bis endlich der Prinz das Bataillon seines eigenen linken Flügels im Haken rück wärts schwenken ließ , und in dieser Aufstellung gegen den Angriff Stand hielt. Ein mächtiges Feuer der beider seitigen Bataillone beendete das Gefecht, in dem über haupt nur in Linie marschirt und gefeuert, ein Bajonnet angriff aber selbst nicht angedeutet wurde. Der Anfang der preußischen Manöver aus der Zeit des großen Königs ist so allerdings klein und unschein bar. Immerhin aber liegt so viel charakteriſtiſches In tereſſe darin , daß es sich lohnt, diese ersten Manöver versuche etwas näher zu verfolgen , was freilich unserem Zwecke hier fern liegt. In der Zeit nach dem zweiten schlesischen Kriege hielt der König das wichtige Ausbildungsmoment , das er in *

Allerhöchste Verordnungen über die größeren Truppenübungen. Berlin, 1861. " Die A. M.-Z. hat im Literaturblatt zu ihrer Nr. 5 v. d. J. eine Anzeige davon ge geben. Wo wir hier darauf Bezug nehmen , wird es durch die Buchstaben „ Pr. M. V. " geschehen. Wer das kleine Buch zu erst zur Hand nimmt , wird finden , daß es eine Reihe feld dienstlicher Vorschriften enthält , die dem nächſten Zwecke einer eigentlichen Manövervorschrift allerdings fremd sind ; es hat das seinen Grund darin, daß in Preußen bis jezt ein Felddienst. reglement noch nicht erlaſſen war.

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derartigen Manövern von Truppe gegen Truppe erkannt hatte, fest im Auge. Die Manöver wurden öfter und in größerem Style gehalten, begreiflich aber ebenso wie die früheren ersten Versuche ausschließend im Sinne der linear taktischen Gefechtsweise , die dieser ganzen Zeit eigen ist, und deren gesteigertste Leistungsfähigkeit dem König jezt ebenso als die Aufgabe der Truppenausbildung erschien, wie sie bis dahin schon einer der Hauptfactoren gewesen war , die ihm die Ueberlegenheit über seine Gegner ge sichert hatten. Zuschauer wurden bei diesen Manövern nicht zugelassen , selbst nicht die Offiziere anderer preußi scher Truppentheile , weil der König streng daran hielt, daß das , was hier bei den Manövern gelehrt und ge= lernt wurde , ein Geheimniß bleiben , allein den manö vrirenden Truppen und ihren Führern , nicht aber etwa anderen Heeren zu gut kommen solle. Das ganze Ma növerfeld war darum von Reiterpatrouillen umgeben, die jeden Zuschauer abwiesen. Als der König im Jahre 1753 erfuhr, daß die fremden Gesandten sich bemühten, Näheres von den Manövern zu erfahren , die damals 12 Tage lang bei Spandau gehalten worden waren, ließ er sogar durch den Oberstlieutenant von Balbi eine fingirte Relation über diese Manöver bearbeiten und ver breiten , deren seltsamer Inhalt beweist, wie wenig der König Fremde in das Geheimniß seiner Truppenaus bildung wollte einblicken lassen. Die Zeit nach dem 7jährigen Kriege ist (äußerlich wenigstens) die eigentliche Blüthezeit der preußischen Manöver unter Friedrich d. G. Das Geheimniß , das man früher so sorgfältig dabei gewahrt hatte, wurde jezt aufgegeben. Der König war nicht mehr ein von seind lichen Nachbarn umgebener Fürst , der seine Generale und Truppen in eigenthümlicher Weise für den nahen Krieg ausbildete , sondern der bewährte Kriegsmeister, deffen Meisterschaft abermals in 7 schweren Kriegsjahren die Probe gehalten hatte. Indeß man bei den früheren Manövern sich abgesperrt und seine Schlachtenkunst im Geheimen geübt hatte , wurden die Manöver jezt zu großen militärischen Festen , die man der europäischen Welt gab , damit diese die siegesgewisse preußische Taftit sehe und den überwältigenden Eindruck davon mit heim nehme. Die Potsdamer Herbstmanöver wurden die große Kriegsschule, zu der die Öffiziere aller europäischen Heere wallfahrteten , um die ächte Kriegsweisheit unmittelbar an der Quelle zu schöpfen. Aber was man in dieſen Manövern zu sehen bekam , das war nicht die Kriegs weisheit des Königs , die man zu sehen begehrte und glaubte , sondern es waren allein die äußeren Formen der lineartaktischen Schlachtenführung, die ihm in seinen Kriegen als genial gehandhabtes Werkzeug zum Siege gedient hatten , und die jest in ihrer wachsenden Ver fünftelung thatsächlich einem argen Verfall entgegengingen. Es kam die Zeit , wo Männer wie Saldern u. A. in taktischen Dingen das große Wort führten , bis endlich Lineal und Winkelmaß vollends alle Taktik beherrschten. Von Potsdam ging das Formenthum aus, das sich nach und nach aller europäischen Heere bemeisterte , das auf alle einen verderblichen Einfluß geübt hat, am meisten aber auf das preußische Heer selbst , das in der bewun derten Form noch das ganze Weſen der Taktik zu besigen

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glaubte, die dem großen König seine Schlachten gewonnen und schlechthin nach dem Stand der Potsdamer Zeit hatte. Die Katastrophe von 1806 war nur darum in zurückstrebte. Die Parade überwog immer mehr über ihrer ganzen vernichtenden Größe möglich, weil die Vor die kriegsmäßige Ausbildung , die lineartaktischen Künste stellung von der Siegesgewißheit der eigenen Schlachten des alten Werbheeres kehrten wieder , und auch die kunst, wie sie in den Kriegen Friedrich's d . G. erwachsen Manöver trugen bald viel mehr den Charakter von bloßen und in der Potsdamer Zeit genährt und befestigt war, Parademanövern als den von wirklichen und ernst ge in eine Zeit hinübergedauert hatte, die ganz andere Kräfte meinten Gefechtsübungen. im Kriege forderte und wirksam zeigte. Was seit dem Regierungsantritt des legtverstorbenen Der tiefe Sturz Preußens führte zu der durchgreifen | Königs geschehen ist , um die Truppenausbildung von den Umbildung von Staat und Heer, welche die ruhm diesem Frrwege wieder auf die rechte Bahn zurückzulenken, volle Wiedererhebung von 1813 vorbereitete und möglich ist noch wohl in Erinnerung, ebenso der bevorzugte An machte. Schon vorher hatten einzelne Männer in ihrer theil, den General v. Krauseneck (selbst noch ein Schüler Truppenausbildung von dem ertödtenden Formenthum sich York's) daran hatte. Alle Befehle seit 1840 drängten zu befreien gesucht ; wie namentlich Vork die Ausbildung auf Verlassen des überwiegenden Paradezwecks, auf eine wirklich kriegsmäßige Truppenausbildung, auf eine Leitung feiner Jäger begriff und leitete, hat uns Droysen in treff licher Weise erzählt. Sezt wurden diese Männer die und Ausführung der Manöver , die möglichst wahre Träger eines Ausbildungssystems, das für Exercirplag und Bilder wirklicher Gefechte gebe. Nur noch in der Brigade Manöver zu der Potsdamer Ueberlieferung in den schärf sollte exercirt werden dürfen , nicht aber in größeren ſten Gegensag trat. An die Stelle des Werbheeres von taktischen Körpern ; mit der Waffenmischung sollte stets damals war jegt ein Volksheer getreten ; was damals das Manöver beginnen, bei dem das Terrain und die die bloße Dressur geleistet hatte , war jezt die Aufgabe Waffenwirkung die Bedingungen des Handelns geben. einer eigentlichen Erziehung geworden, die mit oft wechseln. Die den ganzen Gefechtsgang vorsehenden Dispositionen der Mannschaft, also in karg gemessener Zeit, ihre Ziele wurden abgeschafft , die Generalidee sollte den gegen erreichen mußte. Es war darum kein Bruch mit einer seitigen Führern nicht mehr ihre Marschwege vorschreiben glorreichen Vergangenheit, wenn man von der Potsdamer dürfen , auch die üblichen Flaggenbataillone 2c. wurden Ueberlieferung sich lossagte , sondern ein Anerkennen der beseitigt , weil mit ihnen eine der Wahrheit auch nur Nothwendigkeit, die in der gewandelten Natur von Zeit, nahe kommende Darstellung von Gefechtsvorgängen gar Heer und Fechtweise lag. Die Instructionen von 1808 nicht möglich ist. Alle diese Befehle zeigen ein ganzes und mehr noch die von 1809 beweisen, wie klar die For Hinstreben auf den alleinigen praktischen Zweck, ein festes derungen der veränderten Zeit erkannt waren. Was Wiederanknüpfen an die trefflichen Instructionen von 1808 Scharnhorst und Gneisenau in dieser Richtung für das und 1809. Wenn dennoch die Praxis diesen Befehlen ganze Heer, was einzelne Generale, wie namentlich wieder nur widerstrebend und darum langsam wich, so lag das York, innerhalb der Truppen selbst gewirkt haben, ist und eben in der Macht der Ueberlieferung, die hier bekämpft bleibt unvergessen. Die preußischen Uebungen bis zum werden mußte. Wie zähe der Widerstand der überlieferten russischen Feldzug hin waren Muster einer wahrhaft kriegs Gewohnheit war , und wie viele Kräfte dagegen in Be mäßigen Ausbildung, die den ganzen Nachdruck auf Feld wegung gesezt werden mußten , zeigt die eigenthümliche dienst und Gefechtsübung im Terrain legte ; die Manöver Specialliteratur, die seit 20 und mehr Jahren grade jener Zeit leisteten wohl das Höchste, das man bis dahin aus dem preußischen Heere hervorging , und die durch Namen wie Rohr, Decker, Waldersee u. a. genügend be innerhalb der Truppenausbildung gesehen hatte. Die Vorschriften , nach denen seit Ende der großen zeichnet ist. Wie General v. Wigleben noch vor 6 Jahren Kriege in Preußen die jährlichen Manöver, theils in den den Leistungswerth der preußischen Manöver beurtheilte, Divisionen , theils in versammelten Armeecorps , ausge= | zeigen dessen eigene Worte, die wir oben anzogen . führt wurden, waren wesentlich noch dieselben wie die (Fortsetzung folgt.) jenigen aus den Jahren 1808 und 1809, die damals eine Co so treffliche Manöverschule gegründet hatten. Was im Anschluß daran 1823 über die conventionellen Bestim

mungen und weiter 1825 noch allgemein befohlen würde, hielt an den bewährten Grundsägen von 1808 und 1809 fest , die noch heute als mustergültig betrachtet werden dürfen. Aber die Praxis entfernte sich bald von dem Wege , den der Befehl vorgezeichnet hatte, und grade hier war es, wo das treffende Urtheil eines französischen Generals (Wigleben, S. 14 ) fich wahr zeigte, daß Friedrich d. G., dem das preußische Heer so viel danke, jezt gradezu ihm schade, weil die Truppenausbildung, un geachtet aller tiefen Umwandlung in Zeiten und Verhält nissen, doch von den Ueberlieferungen aus der Zeit des großen Königs nicht loskommen könne. Eben diese Weber lieferungen machten sich in einem wachsenden Einfluß geltend, der alle Erfahrung von 1792-1815 verläugnete,

Programm der k. schwedischen Schießſchule zu Drottningholm.

Militärischen [A. v. S.] As Nachtrag zu meinen Reiseeindrücken von Skandinavien" in Nr. 1-2 , 4-6 und 9-11 der A. M.-3. theile ich nachstehend das Pro Dasselbe gramm der k. schwedischen Schießschule mit. zerfällt in zwei Cursus, den theoretischen und den prak tisch-technischen. I. Theoretischer Cursus. 1 ) Definition der verschiedenartigen Bewegungen. Allgemeines über Geschwindigkeit , Weg und Zeit bei

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gleichmäßiger Bewegung, wie bei gleichmäßig veränderlicher | Bewegung. Definition der Kräfte im Allgemeinen und der Schwerkraft insbesondere. Geseze für die Bewegung fallender Körper ; die Formeln für dieselben. Ueber zu sammengesezte Bewegung. Ueber die Bewegung geschleu derter Körper im luftleeren Raum. Construction der Bahn eines geschleuderten Körpers im luftleeren Raum, durch Punkte ; besondere Bemerkungen bei der Construction flacher Bahnen mit vergrößerter Höhenscala. Definition von Elevationswinkel und Anfangsgeschwindigkeit, Schuß weite und Höhe der Bahn. Untersuchung der vornehmsten Eigenschaften der Bahn. Abhängigkeit der Schußweite von Elevationswinkel und Anfangsgeschwindigkeit. Die aufsteigenden und niedergehenden Bogen der Bahn sind gleich. Die größte Höhe der Bahn ist gleich der ganzen Sentung der Kugel oder der Fallhöhe für die ganze Zeit. Der Widerstand der Luft ; Geseze dafür ; der Widerstand in verticaler Richtung kann bei niederer Elevation außer Betracht bleiben. Die Beschaffenheit des Einflusses des Widerstandes auf die Form der Bahn. Definition Definition von von Masse und Dichtigkeit. Der Verlust der Geschwindigkeit steht bei gleichförmigen Kugeln und gleicher Geschwindig teit im umgekehrten Verhältniß zu dem Product des Durch messers und der Dichtigkeit der Kugel. Schäßung des mittleren Luftwiderstandes durch Vergleich der Kugelbahn im luftleeren Raum und in der Luft. 2) Um einen Zielpunkt zu treffen, muß die Verlänge rung der Kernlinie (Seelenachse) sich über denselben er heben. Definition von Aufsag ; von Visirwinkel, Visir schuß, Visirschußweite ; von Kernschuß ; Bestimmung seiner Senfung unter die Verlängerung der Seelenachse. Ein schießen ; was darunter verstanden wird ; Bestimmung des selben durch Versuche ; Construction der Kugelbahn für ein eingeschossenes Gewehr. Aus der bekannten Kugel bahn die vollständigen Regeln für Aufsäge und Richtungs | art abzuleiten. Graphische Construction , wodurch die Aufsäge aus der Kugelbahn bestimmt werden , und um gekehrt. Bestimmung der einer gewissen Veränderung im Aufsag entsprechenden Veränderung des Treffpunktes des Kernschusses. 3) Art, die Trefffähigkeit verschiedener Gewehre zu bestimmen und zu vergleichen. Definition des Fehlers für einen einzelnen Schuß ; Bestimmung desselben in hori zontaler und verticaler Richtung und ohne Rücksicht auf Richtung. Wahrscheinlicher Fehler einer Kugel ; was darunter verstanden wird ; annähernde Bestimmung des ſelben durch Zuſammenzählen der einzelnen Fehler und durch Formeln. Geseze für die Streuung der Kugel, dar gestellt durch graphische Construction und durch Labellen. Der umgekehrte Werth des wahrscheinlichen Fehlers kann als relativer Maßstab für die Trefffähigkeit eines Gewehrs betrachtet werden. Vergleichung zwischen den wahrſchein lichen Fehlern beim Schießen im Schießstand und aus freier Hand ; wie die Geschicklichkeit des Schüßen hieraus abgeleitet werden kann. 4) Die hauptsächlichen Ursachen der Abweichung der Kugel hängen ab vom Schießenden , der Neigung des Gewehrs auf eine Seite, von der Pulverladung, der Lade weise, von äußeren Umständen, vom Spielraum und der Krümmung des Laufes. Definition von Rotation und

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Schwerpunkt. Einfluß der Drehung der Kugel. Das gezogene Gewehr im Allgemeinen ; Zweck und Beschaffen heit der Züge ; Spizgeschoffe , Vortheile, welche damit bezweckt werden. Gründe für ihre Construction. Ver schiedene Arten und verschiedene Ladeweise. 5) Definition von Wahrscheinlichkeit im Allgemeinen . Die Wahrscheinlichkeit des Treffens wird durch einen Bruch zwischen O'und 1 ausgedrückt , welcher das Ver hältniß zwischen der Anzahl der treffenden und abge schossenen Kugeln angibt. Berechnungsart der Wahrschein lichkeit , ein Ziel von bestimmter Höhe und unbegrenzter Breite zu treffen, wenn die Entfernung bekannt und wenn sie unrichtig geschägt ist. Einfluß der Form der Bahn im legteren Fall. Wahrscheinlichkeit , ein Ziel von be stimmter Breite und Höhe zu treffen. 6) Betrachtung angestellter Versuche ; Vergleich zwischen den Kugelbahnen verschiedener Gewehre unter der gleichen Ausgangsrichtung ; Vergleich zwischen der Trefffähigkeit verschiedener Gewehre ; Vergleich zwischen der Treffwahr. scheinlichkeit verschiedener Gewehre unter verschiedenen Umständen. 7) Wichtigkeit der genauen Bestimmung des Abstandes. Dessen Schäßen durch das Augenmaß. Andere Mittel, denselben zu bestimmen : durch den Sehwinkel bekannter Gegenstände, durch Benugung gemessener Bahnen . Kurze Darstellung der Theorie der Fernröhre im Allgemeinen und der terrestrischen Perspective im Besondern . Ver schiedene Arten von Distanzmeſſern. 8) Die Grundlagen zur Bestimmung der Weite des Visirschusses. Deren Abhängigkeit von der Form der Bahn. Bestimmung der Grenze, über welche hinaus das gewöhnliche Infanteriefeuer sich nicht erstrecken soll. Ihre Abhängigkeit von der Trefffähigkeit des Gewehrs und der Form der Bahn. Die Grundlagen für Bestimmung der Grenze des Scharfschüßenfeuers, mit Hinsicht auf die Form der Kugelbahn, auf die vorhandenen Mittel zur Schätzung des Abstandes , auf die Größe und Tiefe des Gegenstandes und die größere oder geringere Wichtigkeit, den Gegenstand zu treffen. Regeln für die Richtung auf Gegenstände von größerer oder geringerer Tiefe. II.

Technischer Cursus .

1) Die hauptsächlichen Bedingungen, welche das Ge wehr in Hinsicht auf seine doppelte Bestimmung als Schuß- und Stoßwaffe zu erfüllen hat. Der Lauf: all gemeine Bestimmung für seine Länge, des Kalibers und der Eisenstärke. Deffen Theile : Schwanzschraube, Patent schraube, Zündstollen, Zündkegel, Visire, die verschiedenen Arten derselben. Der Schaft : allgemeine Grundlagen für dessen Construction. Der Ladestock , das Bajonnet, der Beschlag. 2) Das Schloß : die hauptsächlichen Schloßeinrich tungen in Hinsicht a) auf die verschiedenen Entzündungs arten : das Luntenschloß , das Radschloß , das Schnapp hahnschloß, das gewöhnliche Flintenschloß, die verschiedenen Einrichtungen für Zündhütchen , die österreichische Zünd röhre, die Maynard'schen Zündpillen, die preußischen Zünd nadeleinrichtungen ; b) auf den Mechanismus selbst ; Gründe für den legteren ; Umstände, von welchen ein schlechterer oder besserer Gang des Schlosses abhängt.

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Das Kammerladungsgewehr im Allgemeinen : das 3) Die Geschichte des glatten Gewehrs : die hauptsächlichen älteren und neueren schwediſchen und auslän- | norwegische, das der schwedischen Marine, das preußische dischen Gewehrmodelle . Zündnadelgewehr. 4) Die Geschichte des gezogenen Gewehrs : das ge 5) Das Auseinandernehmen und Zusammenseßen des zogene Gewehr mit Rundkugel, mit Spiggeschoß , mit Gewehrs ; dessen Pflege. Das Einschießen mit Instrument. verschiedener Ladeweise, der Stugen, das Delvigne-Gewehr 6) Besichtigung und Bestimmung der erforderlichen mit Kammer, das für Miniékugeln, das für belgische und Reparaturen . das für österreichische Kugeln. 7) Beſuch von militärischen Etabliſſements.

J Nachrichte

n.

erworben. Seit dem zweiten Pariser Frieden blieb er im Verband der österreichischen Armee. Zuletzt war er Com * Wien, 23. März. [Personalchronik : General mandeur des 1. Armeecorps in Italien und Militärcomman der Cavalerie Schlik, General der Cavalerie Wall dant in Mailand. Erst 1848 , also fast 80 Jahre alt, trat moden und Feldmarschall Windischgräß t.] In einer er aus dem activen Dienst. Seine nächste Lodesursache war einzigen kurzen Woche hat der Kaiserstaat 3 feiner ausgezeich die nämliche, die seinen edlen Kameraden, den Felbmarschall netsten Feldherren verloren : Schlik , Wallmoden und Grafen Radetzky , dahingerafft hatte. Er erlitt einen Bein Windischgrät. Der General der Cavalerie , Graf Schlik bruch , welchen zu heilen sein Körper nicht mehr die Kraft eröffnete den Reigen, er, der mit seinem einen Auge den Feind hatte. Er war seit 1819 , also 43 Jahre hindurch, Oberst stets so gut zu finden und zu treffen wußte. Am 23. Mai 1789 Inhaber jenes berühmten Cüraffierregiments, das 1848 und zu Prag geboren, betrat Graf Schlik nach Vollendung der Rechts 1849 in der Armee des Banus Frhrn. v. Fellacic mit dem studien (sein Vater hatte ihn für die juristische Laufbahn be Regiment Sachsen- Cürassiere in der sogenannten „ Fleisch stimmt) und seinem Herzensdrange folgend 1809 die mili | hackerbrigade" der Schrecken der Insurgenten gewesen war. tärische Laufbahn, wurde sehr bald Oberlieutenant und fand Feldmarschall Fürst Windischgrät folgte sehr schnell als solcher bei Aspern Gelegenheit sich auszuzeichnen ; noch den beiden Vorgenannten ; er starb am 21. März , 73 Jahre während des Feldzugs wurde er zum Rittmeister bei Radezky alt. Mit ihm erlosch das lezte jener Dreigestirne , welches Husaren ernannt. Nach dem Friedensabschlusse nahm er seinen in Desterreichs prüfungsschwerer Zeit mit des Kaisers WIR Abschieb ; 1813 trat er aber sofort wieder in die Reihen der bezeichnet war. *) Geboren am 11. Mai 1787 , trat Fürst Kämpfer und erhielt im Gefecht bei Wachau jene gefährliche Windischgrät im Jahre 1804 in den Militärdienst, focht in Wunde, welche den Verlust seines rechten Auges nach sich den Feldzügen von 1805 und 1809, sowie in den deutschen zog. Während der langen Friedensperiode avancirte er bis Freiheitskriegen mit Auszeichnung und stieg sehr schnell die zum Feldmarschalllieutenant und Inhaber des 4. Husaren Stufen der militärischen Ehrengrade hinan ; 1840 ward er regiments . 1848 befehligte er in Ungarn ein selbstständiges commandirender General in Böhmen und leistete als solcher Corps und zeichnete sich hier ganz besonders aus ; er war es, 1848 seinem Vaterlande in dessen schwerer Krisis die größten welcher Görgen jeden Ausweg abschnitt und dadurch seine Dienste ; er war es , der den Prager Aufstand niederwarf, Capitulation veranlaßte. Nach Beendigung des Krieges in wobei leider seine eigene Gemahlin, geb. Prinzessin Schwarzen Ungarn wurde Schlik zum Commandanten des 2. Armee berg , um das Leben kam. Zum Feldmarschall und Com corps und commandirenden General in Mähren ernannt ; im mandant aller österreichischen Truppen , mit Ausnahme von Feldzuge von 1859 fand fand derselbe , wie überhaupt die Radegky's Armee ernannt, war er später noch Gouverneur der österreichische Cavalerie, wenig Gelegenheit , sich besonders Bundesfeftung Mainz ; das Großkreuz des Maria-Theresien Desterreich zählt jezt nur noch hervorzuthun. General Schlik war einer der populärsten, bei Ordens zierte seine Brust. ben Truppen beliebtesten österreichischen Generale ; er besaß, 3 Feldmarschälle : Nugent , Wratislaw und Heß. ähnlich wie Radezky und Benedek , das unbegrenzte Ver Preußen. trauen der Armee. General der Cavalerie Graf Wallmoden - Gimborn, [ 7. ] Berlin , 22. März. [ Die Heeresreform einer der ältesten Veteranen der Armee , wenn nicht gar der frage und die Auflösung des Hauses der Abg e älteste , starb am 20. März in dem seltenen Alter von 93 ordneten. Zur Frage der dreijährigen Dienst ―― Jahren. Er war einer der wenigen noch lebenden Karls zeit. Die Reorganisation der Artillerie. schüler und gehörte mit zu den tapfersten Freiheitskämpfern Frühjahrsparaden . — Militärconventionen. ] Die gegen Napoleon ; in der Schlacht bei Wagram , in welcher Entscheidung über die Militärvorlagen der Regierung , die er mitfocht , war er schon Generalmajor. So oft Desterreich so wünschenswerthe endgültige Feststellung des Armeebudgets Frieden machte mit dem Erbfeinde , trat er in die Dienste ist durch die Auflösung des Hauses der Abgeordneten aber einer anderen Macht, die den Kampf fortsette. Auf diese mals vertagt worden. Freilich war bei der Haltung deffelben, Art stand er der Zeitfolge nach auch in hannoverschen, bei der entschieden ausgesprochenen Tendenz des Antrages, preußischen und russischen Kriegsdiensten. Schon 1810 hatte er sich den höchsten Verdienstorden, den Maria-Theresien-Orden, *) Windischgrät , Jellacic , Radesky. Desterreichische Monarchie.

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deffen Annahme die Auflösung herbeiführte, nicht die geringste | Hoffnung , eine Abstimmung, wie sie der Armee nothwendig ift, zu gewinnen. Wir wollen der Tendenz unserer Blätter treu , uns von politischen Dingen , soweit sie nicht deutsche Militärintereffen berühren, fern halten und daher auch nicht auf Alles, was im Schooße der sogenannten Militärcommission, weit über ihre Aufgabe hinausgreifend, verhandelt worden ist, eingehen. Es erklärt sich daraus, daß sie , bei ihrem Eifer, die preußische Heeresfrage mit den Ideen des Nationalvereins in Harmonie zu bringen , nach monatelanger Verschleppung nicht aus dem Stadium der Vorberathung herausgekommen ist. Die Zahlen des Etats in ihren verschiedenen Posten wuchsen Manchem der verehrlichen Mitglieder, denen meist alle Geschäfts | kenntniß abging, förmlich zu Kopf, da sie durchaus keine Ueber tragung bei gelegentlichem Mehrbedürfniß in dem einen Titel aus einem andern, wo Ersparniß statthaft oder wirklich ein | getreten war, dulden wollten. Ein praktischer Mann bemerkte dazu trivial, aber passend : "I Grade so, als ob beim Wirth schaftsgelde einer Frau vorgeschrieben werden sollte, wieviel für jede Art Fleisch , Brod oder Gemüse zu verausgaben , ohne ihr freien Haushalt zu gestatten. " Wegen der dreijährigen Dienstzeit hatte der Kriegsminister in der Commission bestimmt erklärt , daß die Regierung nicht davon abgehen werde. Sie ist, was niemals vergessen wer den darf, durch das Gesez vom 3. September 1814 festge stellt und kann nur durch ein Gesez vermindert werden , ist Das schließt nicht aus , daß nach den daher unantastbar. Erfahrungen, welche die verbesserte Methode der Ausbildung, allerdings mit Rücksicht auf die neueren Kriegsverhältnisse und die erhöhten Anforderungen an die individuelle Soldaten thätigkeit ergeben wird , stärkere Beurlaubungen oder frühere Entlassungen eintreten können. Die offene Frage : zwei- oder dreijährige Dienstzeit, ist in diesen Blättern schon vielfach er örtert worden ; wir erachten sie noch nicht für spruchreif, müssen uns aber, dem Andringen der demokratischen Partei gegenüber, das besonders gegen den durch dreijährige Dienstzeit stärker werdenden Soldatengeist gerichtet ist , entschieden dafür er klären, daß sich die Regierung das Recht darauf nicht ent winden läßt, wenn sie auch vielleicht davon nicht den streng ften Gebrauch macht. Selbst General Stavenhagen war übri gens in lezter Zeit kein Gegner der dreijährigen Dienstzeit mehr. Was sonst noch an Amendements zu der Novelle der Regierung in der Commission eingebracht und theilweise an genommen worden ist, hat jezt sein Interesse verloren. Warten wir die neuen Wahlen ab! Nachrichten aus den Provinzen geben Hoffnung , daß sie in unserem Sinne besser werden können, wenn auch nicht in und von den Städten . Die Reformen in der Organisation der Artillerie sind noch nicht zur allerhöchsten Entscheidung gelangt ; es liegen dazu mehrere Entwürfe vor, welche zum Theil in wesentlichen Punkten von verschiedener Ansicht ausgehen. Doch scheint die Formation der jegigen an Personal und Material allzu starken Brigaden in zwei Regimenter und die Verminderung der Ge schützahl in den Batterien, folglich die Vermehrung der leg teren, schon ziemlich beschlossen zu sein. Vor Sr. Majestät dem Könige finden jezt die Details vorstellungen, sowie allsonnabendlich nach gewohnter Weise die Frühjahrsparaden, je eines Theils der Gardetruppen statt.

An der legten der Cavalerie zu Berlin nahmen auch die Trainbataillone des Garde- und 3. Armeecorps Theil und man ließ ihrer Haltung , welche eine gute Ausbildung be kundete , alle Gerechtigkeit widerfahren. Im nächsten Jahre werden auch die Compagnien des Garde - Pionnierbataillons, wie man hört, zur Detailvorstellung vor Sr. Majestät ge= langen , an den Paraden nahm dasselbe schon immer Theil. Daß mit dem Fürstenthum Waldeck eine Militärconvention

abgeschlossen ist , haben öffentliche Blätter schon gemeldet, ebenso, daß die mit Coburg , in Folge der hiesigen Kammer auflösung , welche den dortigen Landtag stutig gemacht hat, wieder in Frage gestellt worden. Möchte nur lieber die große Einigung des Gesammtvaterlandes auf sicherer Basis zu Stande kommen, damit das deutſche Bundesheer wirklich mit der Schwere in die Wagschale europäischer Verwickelungen falle, die es hineinzulegen vermag. Großbritannien. [v. B.] [Clay's neuerfundene Hinterladungs kanone.] Herr Clay , von den Mersey-Stahl- und Eisen werken bei Liverpool , hat soeben eine Hinterladungskanone erfunden , welche durch das Walzverfahren construirt wird, und wodurch er solche Kanonen um einen viel geringeren Preis liefern kann, als es bisher möglich war. Der Haupt vorzug seiner Kanone besteht in der Art des Ladens , die in Folge großer Einfachheit sehr rasche Feuerung zuläßt, so daß schon 19 Kugeln in der Minute verfeuert worden sind. Die Kanone hat einen excentrischen Stoß, welcher groß genug ist, um die Einschraubung eines Stoßstückes zu erlauben , dessen Mittelpunkt ziemlich bedeutend unterhalb der Seele der Kanone liegt. In das Stoßstück ist ein Loch von dem Durchmesser der Seele gebohrt, welches sich in dem Plane auf der der Seele entgegengesezten Seite befindet. In dieser Lage kann die Ladung durch das Loch in die Kanone gebracht werden, und wenn man das Stoßstück vermöge der daran angebrachten Handhabe halb umdreht, so ist die Seele der Kanone hinter der Ladung verschlossen und zugleich der feste Theil des Stoß stückes so gestellt, daß er der Explosion bei dem Abfeuern der Kanone widerstehen kann. Um bei dem Laden die Drehung zu regeln, ist ein Stift an dem Stoße befestigt, durch welchen die Handhabe bei ihrer Umdrehung angehalten wird, und welcher verhindert, daß das Loch im Stoßstück weiter als die Seele gedreht werde. Im Falle man das Stoßstück ganz abschrauben wollte, kann der durch eine Schraube festgehaltene Stift beseitigt werden. Die Kanone ist eine Zwölfpfünder und bei der Artilleriebrigade der Freiwilligen, bei welcher Herr Clay Oberstlieutenant ist , im Gebrauch. *) *) Wir bemerken zu dem Obigen, daß der von dem Stoßstücke ge leistete Widerstand durch die damit verbundene Schraube bedingt wird , während die Exploſion auf dieſe hebelartig wirkt und ihre Windungen bei einer starken Ladung nicht nur beeinträchtigen, sondern auch den von der Schraube entferntesten festen Theil des Stoßstückes von dem Stoße abdrängen wird. Es dürfte daher zweckmäßig sein , eben diesen Theil vermittelst der oben bezeichneten Drehung in eine mit dem Stoße fest verbundene Nuthe gelangen zu lassen. Die Verbindung würde durch eine starke Schraube gebildet , womit zugleich die Nuthe beseitigt werden könnte. Anm. b. Red.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 14.

Jahrgang.

Darmstadt , 5. April.

1862.

Inhalt: Auffäte. Nochmals die Erhöhung des Ersaßcontingents des deutschen Bundesheeres. - Feldmanöver. (Fotsegung .) - Die Ericsson'sche schwimmende Batterie ,,Monitor". Ueber Gewaltmärsche. Miscellen. Die Prinz Albert-Kanone. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Das Militärbudget vor dem Parlament. — Die Verstärkung der Marine. Preußen. Die neue Organisation der Armee , besonders der Artillerie. - Die diesjährigen Truppenübungen. 11 Die Festungs bauten von Königsberg. — Neue Bewaffnung der Marine. Sardinien. Das Militärbudget für 1862.

Infanterie mindestens der dritte Theil seiner Stärke an

Nochmals die Erhöhung des Ersagcontingents des deutschen Bundesheeres . [ X ] Wenn wir uns erlauben , die Erhöhung des Ersagcontingents des deutschen Bundesheeres, welche ein Auffag in Nr. 7 dieser Blätter bespricht, auch von unserem Standpunkte aus zu beleuchten , so geschieht dieß , weil wir uns in mancher Beziehung den Ansichten des Herrn Verfassers des vorgenannten Aussages nicht anschließen fönnen, außerdem aber auch vermeinen, einigen Anspruch auf ein nicht ganz incompetentes Urtheil in der Sache zu haben, da wir einem der kleineren Contingente ange hören. Zur Sache. Nach §. 1 der Bundeskriegsverfassung hat jeder Staat

an streitbarer Mannschaft zu stellen: im Hauptcontingente 1 6 Procent der Matrikel vom im Reservecontingente 3 14. April 1842. im Ersagcontingente 6 Nach §. 5 müssen die Reservecontingente den Haupt contingenten ganz gleich organisirt und bereit gehalten werden. Nach §. 23 soll, außer den bereit zu haltenden Cadres an Offizieren und Unteroffizieren für das Ersagcontin gent , diesem bei dessen erster Formation in Betreff der

ausgebildeter Mannschaft überwiesen werden. In allen kleineren Bundescontingenten muß, mit Rück sicht auf die in §. 22 festgesezte sechsjährige Dienstverpflich tung des Soldaten, alljährlich mindestens der vierte Theil des Hauptcontingents an Recruten eingestellt und diese Zahl eventuell durch Nachgestellung vollzählig erhalten werden. Durch den Uebertritt der Mannschaft aus dem Haupt- in das Reservecontingent nach dem vierten Dienst jahre erhält dieses die Hälfte der Stärke des ersteren, mithin pCt., anstatt des bestimmungsmäßigen pCt. der Matrikel . Es bleibt mithin pCt. an ausgebildeter Mannschaft zur Einreihung in das Ersagcontingent aus der Reserve disponibel, während bei der einfachen Stärke des Ersagcontingents nur pCt. , bei der doppelten Stärke desselben nur 4 pCt. an ausgebildeter Mannschaft zur Erfüllung der Bundesforderung nöthig sein würde. Da bei den meisten Contingenten stets so viel Re cruten mehr eingestellt werden , um zugleich den Antheil für das Ersagcontingent auszubilden , so können schon sehr bedeutende Abgänge aus dem Reservecontingente statt finden, bevor ein Mangel an ausgebildeter Mannschaft für das Ersagcontingent , selbst bei dessen Verdoppelung , eintreten dürfte. Der Bundesbeschluß wegen Erhöhung des Ersaß contingents auf pCt. wird daher nach unserer Berech nung feinen Einfluß auf die Mannschaftsgestellung äußern, also auch den tletneren Contingenten feine Gelegenheit

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Daß die Genehmigung dieses Antrags die davon be bieten, ihre Wehrkraft im Intereſſe des Ganzen zu steigern, da das Ersagcontingent seiner Bestimmung gemäß nur rührten Staaten materiell so belastet haben würde, daß als Nachschub für die mobilen Truppen zu dienen hat, sie ihre Bundespflichten nicht hätten erfüllen können, oder unter Verzichtleistung auf gewisse Souveränetätsrechte und niemals als selbstständiger Truppenkörper Verwen dung finden kann. Conventionen mit größeren Nachbarstaaten abschließen Wir können deßhalb die Behauptung, der Bund habe müßten , um sich von einem Theil ihrer militärischen durch Verdoppelung des Ersagcontingents das Bundes Sorgen zu befreien , glauben wir nicht, denn es hätte heer immerhin um ebenso viel , wie Preußen durch Er nur eines jährlichen Mehrbetrags von 4 pCt. auszu höhung des Hauptcontingents um pCt. wollte, ver hebender und auszubildender Mannschaft , sowie einer stärkt, ohne daß in Folge dieses Schritts die politische kaum nennenswerthen Vermehrung von Offizieren und Existenz der Kleinstaaten ernstlich bedroht worden wäre, Unteroffizieren (nach §. 14) zur Erfüllung dieser erhöhten ebenso wenig als gerechtfertigt ansehen wie die Annahme, Bundespflicht bedurft , und das ist keine so unerschwing liche Last, welche auch der kleinste deutsche Bundesstaat die Ersagcontingente seien, außer zum eventuellen Nach schub der im Felde und in den Bundesfestungen stehenden etwa nicht zu tragen vermöchte. Wir müssen daher be Truppen, auch noch zur Beſezung der in den Krieg ver streiten, daß der preußische Antrag gewissermaßen als ein wickelten und deßhalb von den übrigen Truppen entblößten Griff an die Kehle der Kleinstaaten , wenn auch aus Bundesländer bestimmt. Ueber die legterwähnte Ver bester Absicht , betrachtet werden könne. wendung enthält die Bundeskriegsverfassung , wie leicht Wenn der Herr Verfasser des bezüglichen Aussages erklärlich , gar keine Bestimmung, da die bei eintretender bemerkungsweise erwähnt , es gäbe eigentlich gar keine Gefahr , in Folge des jedenfalls schon theilweise stattge Oberfeldherrn-Frage , so schließen wir uns dieser Ansicht habten Nachschubs für die Feld- und Besagungstruppen, insofern an , als die beiden deutschen Großmächte nach übrig bleibenden halbausgebildeten Theile der Ersagcon der Natur der Dinge bei einem Bundeskriege stets den tingente der kleinen Staaten, welche nur nothdürftig mit Ausschlag in der Wahl der zum Oberfeldherrn zu be Offizieren und Unteroffizieren versehen sind, wohl schwer stimmenden Person geben werden; denn die Rücksicht auf lich für den in Rede stehenden Zweckt mit Erfolg ver Deutschland sowohl als ihr eigenes Interesse gebieten wendbar sein dürften. Für diesen Fall wird vielmehr, ihnen , sich mit ihrer gesammten Streitmacht am Kriege wie die Geschichte lehrt , eine gut organisirte Landesver zu betheiligen, und sie legen dadurch ein so entscheidendes Gewicht in die Wagschale , daß die übrigen Bundes theidigung ihre Dienstr leisten. Endlich wird wohl nicht bestritten werden, daß, wenn staaten sich dann wohl ohne Zaudern deren Beschlüſſen man die Ersagcontingente zu solchen Zwecken verwendet, fügen werden. der Nachschub aufhören wird. Die Entscheidung dieser sogenannten Oberfeldherrn Was nun an und für sich die Maßregel der Ver frage dieserhalb getrost der Zukunft anheimstellend , er doppelung der Ersagcontingente der fleineren Staaten scheint es uns andererseits von der größten Wichtigkeit, betrifft, welche letteren hierbei allein zur Sprache kommen, daß im Frieden nichts versäumt werde, was geeignet sei, da fie in ihrer Militärmacht nur den Bundesforderungen den höchsten Grad der Schlagfertigkeit des Bundesheeres genügen , so scheint es , als habe der Bund den Antrag in allen seinen Theilen und nach allen Richtungen her Preußens auf Erhöhung des Hauptcontingents durch An beizuführen. Fragen wir uns, ob dieser Zweck durch die nahme des in jeder Beziehung ganz unschädlichen und Bundeskriegsverfassung und durch die von dem Bundes einflußlosen Gegenantrags der Verdoppelung des Ersatz ausschuß für Militärangelegenheiten ausgehenden Maß contingents paralyfiren wollen. Man scheint hierbei nahmen nach dem bisherigen Zuschnitt der Verhältnisse sogar ganz übersehen zu haben, daß für die Verdoppelung mit Sicherheit zu erreichen sei , so müssen wir dieß so der Ersagcontingente der Staaten , welche die Reserve lange verneinen , als keine Bundescentralbehörde Infanteriedivision bilden und bekanntlich die Besagung existirt , welche mit der nöthigen Machtvollkommenheit für die Bundesfestungen stellen , so lange teine Motive ausgerüstet ist , um die genaue und zweckentsprechende vorhanden find, als die Besagungsquote, wie es bis jezt Erfüllung der militärischen Bundesleistungen aller Staaten noch der Fall ist, nur 1 pct. der Matrikel beträgt , so nicht allein der Form, sondern auch dem Wesen nach zu daß an Reserve und einfachem Ersagcontingent einschließ fordern und durchzusehen. Die Mobilmachung im Jahre 1859 , wo ein Theil lich des nicht in Anspruch genommenen des Haupt der größeren und fleineren Contingente Monate zur Ver contingents immer noch pCt. für den Nachschub dispo nibel bleiben ; ganz abgesehen davon , daß nach der vollständigung ihrer Feldausrüstung bedurfte , hat ge Bundeskriegsverfassung im Laufe eines Kriegsjahres noch zeigt, wie es mit der Kriegsbereitschaft des Bundesheeres 1 pCt. an Mannschaft nachgestellt werden muß. beschaffen war, und daß manche Staaten von dieser Maß Für den Antrag Preußens - Erhöhung des Haupt regel vollständig überrascht worden sind. Wir haben es contingents sprechen dagegen sehr gewichtige Gründe, erlebt, daß die Besagungen für die Bundesfestungen, die, wenn wir nicht irren, dahin formulirt wurden, einen namentlich die Contingente der Reserve-Infanteriedivision, Theil der Reserve-Infanteriedivision dann mit der vollen weil man über ihre definitive Verwendung unschlüssig Stärke ihrer Contingente zur Besagung der Bundes war , unnöthigerweise in der Stärke von 11 pCt. mobil festungen heranzuziehen, um den anderen Theil zur Bil gemacht , jedoch nach einem Monat auf 1 pCt. herabge dung einer Küstenvertheidigungs-Brigade verwenden zu fegt wurden ; daß in den Bundesfestungen großentheils fönnen. feine Unterkunftsräume und Lagerstätten für die Truppen

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vorhanden , noch die nöthigen Verpflegungseinrichtungen vorbereitet waren ; daß die an die directen Befehle der Festungsgouvernements gewiesenen Besagungstruppen ge halten waren, die Genehmigung zum Durchmarsche durch die zwischenliegenden Staaten vor dem eventuellen Ab marsche einzuholen, und daß endlich die Demobilmachung nach Belieben der einzelnen Staaten ohne vorherigen Bundeserlaß erfolgte. Noch Manches ließe sich anführen , was feineswegs zu dem Aussprüche des Herrn Verfassers berechtigt , die Bestimmungen der Bundeskriegsverfassung seien praktisch und völlig genügend ; wir halten diese vielmehr nur für einen allgemeinen , jedoch noch in mancher Beziehung nicht genügenden Rahmen , in den sich das Bundesheer einzufügen hat , an dem man bereits seit 41 Jahren ändert und beffert , ohne damit in's Reine gekommen zu fein , da politische Rücksichten , oft sehr untergeordneter Natur, leider den militärischen Maßnahmen sich entgegen stellen ; ja wir halten sogar die Behauptung nicht für zu gewagt, daß die Erfahrungen des Jahres 1859 theilweise ohne Einfluß auf die Beseitigung der bemerkten Mißstände geblieben sind , und daß es des vollen Ernstes der Situation bedürfen wird , um zu einer allgemeinen und richtigen Würdigung deſſen zu gelangen , was Noth thut. Der mangelnde Einfluß der Bundesmilitärbehörde wird übrigens nirgends in höherem Grade empfunden als in den fleineren Contingenten , welche die Reserve-In fanteriedivision bilden , die in ihrer isolirten Stellung meist aller militärischen Vertretung nach oben entbehren, und welche , da sie mehr oder weniger ganz von den Civilautoritäten der einzelnen Staaten abhängen , deß halb nie zu vollkommener Lebensfähigkeit gelangen können. Unter diesen Umständen ist der Wunsch sehr natürlich, durch Anschluß an die benachbarte deutsche Großmacht im Wege abzuschließender Conventionen aus der Isoli rung herauszutreten, um der erprobten Einrichtungen und Vorzüge einer großen Armee theilhaftig zu werden . Nur dadurch kann der militärische Geist in den Offiziercorps der kleinen Contingente zu neuem Aufschwung gelangen, das Streben nach höherer Befähigung geweckt und die Verstärkung der Wehrkraft in einem, wenn auch kleineren Theile des deutschen Bundesheeres mit Sicherheit erfolgen . Eine ruhige Erwägung ergibt, daß sich derartige Con ventionen sehr wohl in der Art abschließen lassen , um weder wirkliche Souveränetätsrechte aufgeben zu müssen, noch Erleichterungen in der Erfüllung der bundesmäßigen Leistungen dagegen einzutauschen.

Feldmanöver. (Fortſegung.) In diesem Entwickelungsgang ist die neue preußische Manövrirvorschrift von 1861 in der That, wie wir im Eingang sagten, ein entscheidendes Ereigniß, nicht für das preußische Heer allein , sondern für alle deutschen Heere, da der Zuſammenhang in der Gesammt-

entwickelung ein zu natürlicher ist , als daß er auch nur in Zweifel gezogen werden könnte. Wie die Potsdamer Manöver unter Friedrich d. G. zuleßt für die taktischen Uebungen aller europäischen Heere bestimmend wurden, so übten die preußischen Manöver nach den Kriegen von 1813-1815 , aus denen Staat und Heer so glänzend hervorgegangen, nothwendig einen bestimmenden Einfluß auf das Ausbildungswesen der anderen deutschen und namentlich der norddeutschen Heere, ― doppelt da, wo es an eigenen Vorausgängen zur Anknüpfung noch mehr oder weniger fehlte. Dieselbe Hinneigung zum Formen thum, die dort in der Praxis sich früh wieder aus grenzte, fand hier um so eher einen empfänglichen Boden, weil es leider überhaupt in der menschlichen Natur liegt, sich lieber in fest vorgezeichneten Formen zu bewegen, als die Verantwortlichkeit eigenen Urtheils und Ent schlusses über sich zu nehmen. Der Gegensag hierzu, der schon bald in den Manövern auftrat, die Radegty in Italien mit der österreichischen Armee ausführte, war zu entfernt , um unmittelbar wirken zu können , und so bil dete sich vielfach, von Preußen ausgehend, eine förperlich anstrengende , geistig aber bequeme Ueberlieferung des Manöverwesens, die um so schwerer zu bekämpfen war, als sie selbst in Preußen gegenüber den eigenen Befehlen des Königs sich zähe genug erwies. Eben diese Befehle haben jezt in der neuen Manövervorschrift auch von dem jegigen König die kriegsherrliche Sanction erhalten, und die erstmalige Anwendung der Vorschrift bei den vor jährigen Manövern am Rhein hat bewiesen , daß es mit den Grundsägen , die sie ausspricht , voller und ganzer Ernst ist. Der Einfluß hiervon auf das Manöverwesen der anderen deutschen Heere kann und wird nicht aus bleiben, und zwar um so weniger, als der gleiche frische Anstoß zum Beſſeren , wie er jegt wieder von Preußen ausgeht , schon vorher von Desterreich ausgegangen ist, zuerst in den Manövern und Instructionen Radegky's, zulegt in dem Manövrirreglement von Heß. Die preußische Manövervorschrift von 1861 ist, wie schon angedeutet, nicht eigentlich eine neue Vorschrift, sondern nur mehr eine verarbeitete Sammlung der eins zelnen Instructionen, die seit 1840 nach und nach erlassen wurden, oder die principiell selbst noch weiter bis in die schöpferische Zeit von 1808-1811 zurückreichen. Ihre Bedeutung liegt also wesentlich darin , daß die ernsten Grundsäge wirklicher Kriegsübungen hier abermals die königliche Sanction erhalten haben , und daß das in einer Weise geschehen ist , die den tieferen Zusammen hang des Ganzen überblicken läßt. Die praktische Be deutung derselben gegenüber dem Manöverwesen der deut schen Heere ermißt sich aber am sichersten durch Vergleichung einzelner Schlagpunkte mit dem thatsächlichen Manöver brauch , wie er noch vor kurzem innerhalb der deutschen Heere bestanden hat . Die im Eingang erwähnte Schrift des Generals von Wigleben , die diesen Manöverbrauch nach den Anschauungen zeichnet und beurtheilt , wie der General noch vor 6 Jahren sie hatte , ist uns dafür ein zu bedeutsamer Führer, als daß wir nicht gern ihr folgen follten. General von Wigleben stellt (S. 38 ) die Forderung [ an die Spige : „Man mache das Manöver dem Kriege

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In gleichem Sinne sagt die so ähnlich wie möglich. " preußische Vorschrift ( S. 9) , daß alle Manöver nur in dem Maße nüglich und belehrend sind, als fie die Truppen in Lagen versezen , in denen sie sich im Kriege befinden fönnen und werden , und sie gewöhnen , Schwierigkeiten zu überwinden, auf die sie dort stoßen ". Beides ist nicht neu , und Aehnliches findet sich ziemlich in allen uns bekannten Manövervorschriften. Man ist wohl nirgends in Zweifel darüber, was der Zweck der Manöver allein ist und sein soll. Man weiß wohl , daß ein Manöver nur dann seinem Zwecke entspricht , wenn es eine wirk liche und darum der Wahrheit des Kriegsernstes thun lichst nahe kommende Gefechtsübung ist, und die Betrach tung liegt ja an sich schon zu nahe , daß die wirklichen Gefechte so viel weniger günstig verlaufen , gewiß aber so viel mehr Opfer kosten werden, je weniger die Truppen und deren Führer bei den Gefechtsübungen im Frieden gelernt und sich gewöhnt haben, auf Waffenwirkung und Terrain zu achten. Die Wahrheit, die ernst verstandene Kriegsähnlichkeit der Gefechtsübungen ist darum eine Forderung , die wohl nirgends in derartigen Vorschriften fehlt. Aber Vorschrift und Brauch ist wesentlich zweierlei, und die Erfahrung ist wohl zu allen Zeiten und an allen Orten schon gemacht worden , daß die Praxis sich mehr oder weniger von einer Vorschrift abgewendet hat, und dennoch sie strenge zu handhaben behauptet. Es ist darum nicht genug mit der positiven Seite der Sache , nicht genug mit den Grundsägen und den allgemeineren Voll zugsbestimmungen, sondern es ist die negative Seite fast noch wichtiger, die Summe der Verbote , durch welche die Einhaltung der Gebote nach Sinn und Wesen ge Grade in dieser Richtung drängen sichert werden soll. sich hier sofort einige Schlagpunkte auf. Zu der Wahrheit des Manövers, die General v . Wigs leben fordert, gehört wesentlich die Wahrheit in Behand lung des Terrains. Suppofitionen , welche die ganze Natur des wirklichen Terrains verändern, vernichten diese Wahrheit und damit zulezt den ganzen Werth des Ma növers. Die Schonung von bebauten Feldern , Wald anpflanzungen 2c. ist freilich auch eine Abweichung von der Wahrheit , aber eine solche , die (sofern das rechte Maß dabei nicht überschritten wird) dennoch nicht schadet, weil Führer und Soldat ein Verständniß für das Motiv haben. Aber die willkürliche Verwandlung von gang baren Strecken in ungangbare *) , die Vernichtung von Marschwegen durch bloßen Befehl , überhaupt der Aus schluß wichtiger Terrainstücke von der Benugung im Ge fecht ist eine Abweichung von der Wahrheit , die schadet, weil sie das ganze Bild des wirklichen Terrains ver schiebt , und Truppen und Führer vergebens nach den Motiven von dem fragen läßt, was taktisch geschieht oder nicht geschieht. Mit Recht freuen wir uns darum des Verbotes , das (S. 19 der Pr. M. V. ) gradezu sagt : Suppofitionen im Terrain finden nicht mehr statt, fondern dasselbe soll stets so aufgefaßt werden , wie es wirklich ist." Es ist die ganze Consequenz hiervon, wenn (S. 30 der Pr. M. V. ) Hindernisse der Bewegung , die das nur für Friedensmanöver sein können, nicht von dem *) Auch das Gegentheil ist schon vorgekommen.

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Gegner zu seinem Vortheil benugt werden dürfen ; wenn also z. B. eine Truppe, die über den Durchgang einer eben gelegenen Eisenbahn oder zwischen bebauten Feldern durchzieht , die sie im Ernſtfall in Gefechtsfront durch schreiten würde, vom Gegner nicht als defilirend behan delt werden darf. Das Verbot der Terrainſuppoſitionen schließt unmittel bar auch das Verbot von Grenzbestimmungen für das Manöverterrain in sich. Es ist damit in Preußen ein Grundsag anerkannt , um den man sich ziemlich überall lange und viel gestritten hat. Die Grenzen der Manöver felder , wie man sie in fast allen Heeren kannte , haben unverkennbar bedingt ihre Berechtigung, theils als Con sequenz von Generalideen , die einen bestimmten gegen seitigen Gang des Manövers vorzeichnen, theils als eine Art von polizeilicher Vorsorge , die einem ungemäßen Ueberschreiten des nothwendigen Rahmens vorbeugen soll. Aber eben diese Bedingungen, aus denen man allein die Berechtigung der Grenzen ableiten kann , müssen mit Grund angefochten werden. Generalideen, die den Gang des Manövers vollständig im voraus geben , verfehlen den eigentlichen Manöverzweck , weil sie der Ausführung keinen Spielraum laſſen, und mit ihrer Verwerfung fällt dann auch ihre Consequenz, die Annahme fest begrenzter Manöverfelder. Es bleibt so bloß der manöverpolizei liche Zweck , eine Frontausbreitung zu verhüten, die ent weder zur argen Zersplitterung oder selbst dahin führen könnte, daß beide Gegner in dem gleichen Bestreben des Angriffs einfach sich verfehlten und so überhaupt gar nicht zum Gefecht kämen . Es sind uns Fälle von Ma növern bekannt, wo wirklich die seltsamsten Lagen da durch herbeigeführt wurden , daß keine solche Sicherung der Manöveridee durch eine vorsorgliche Grenzpolizei be stand. In einem Falle dieser Art suchten die beiden Gegner einander so vorsichtig und dabei mit so weiten Umgehungsplänen auf, daß sie sich gegenseitig schlechthin nicht fanden, sondern unbemerkt an einander vorbeimar schirten, und dann eine gute Zeit in komischer Unschlüssig keit auf dem unbegrenzten Manöverfeld verbrachten , bis irgend ein höherer Befehl der peinlichen Lage ein Ende machte. Solche Dinge können allerdings vorkommen, und daß sie in der That schon vorgekommen sind , beweist ja ihre Möglichkeit zur Genüge, wenn überhaupt daran gezweifelt werden könnte. Aber auch selbst im Kriege find solche Dinge möglich, und daß sie auch da möglich find, ließe sich durch manch ' schlagendes Beispiel aus der Kriegs geschichte beweisen. Soll aber diese Möglichkeit, die doch immerhin nur eine Folge unrichtiger Führung sein kann, bei der Gefechtsübung ausgeschlossen sein, indeß sie im Gefechte selbst besteht ? Fordert nicht vielmehr der Manöverzweck grade die möglichste Freigebung der Führung, also auch die Beseitigung solcher Grenzen, die es der Führung schwer . und fast unmöglich machen , in derartige Fehler zu ver fallen ? Uns scheint, daß diese Fragen nur gegen das Princip der Manövergrenzen entschieden werden können, daß eine wirkliche Verantwortlichkeit des Führers bei einer Gefechtsübung nur da bestehen kann, wo keine willkürliche Linie ihn gegen den Feind und gegen sich selbst schüßt. Grade die Willkür, die in dem Princip der Manövergrenzen liegt, ist ziemlich das Aergste, was in Terrainsuppositionen

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geschehen kann, denn sie schneidet aus einer großen Strecke | hat darum die preußische Vorschrift diese Flaggenbatail ein beliebiges Stüd heraus, und vernichtet alles Terrain, lone 2c. für das Gefecht verboten , und ihre Anwendung das jenseits der Grenzen liegt. So entstehen Anlehnung allein auf die Fälle beschränkt, wo nicht mehr mit ihnen und Terrainschug, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden geschieht, als daß sie von fern gezeigt werden. sind ; so der schmerzliche, dem Soldaten wie dem Zuſchauer (Fortsegung folgt später.) nothwendig als Fehler erscheinende Verzicht auf Benugung günstigen Terrains, das in nächster Nähe zu haben wäre, wenn nicht die unerbittliche Grenze zwischendurch zöge; so die Verlegung und endlich die Nichtachtung der Wahrheit, Die Ericsson'ſche ſchwimmende Batterie die vor Allem an die Gefechtsübung gefordert werden muß. Mit Recht hat die preußische Vorschrift alle solche will ,,Monitor". *) türlichen Annahmen verboten , und mit Recht hat auch Als Anfangs December v. J. der Krieg zwischen Eng General v. Wigleben (S. 34) fie scharf verurtheilt : „ Von der Art von Manövern, wo Grenzen auf der Karte an= land und den Vereinigten Staaten für unmittelbar bes gegeben werden , spreche ich gar nicht. Was sollen vorstehend angesehen wurde , machte die „ Times " die Truppen für ein Bild vom Gefecht erhalten , wenn Bemerkung , daß dasjenige , was man von den Ameri 3. B. ein Wald die Grenze macht , feindliche Artillerie kanern am meisten zu fürchten habe, die Erfindung ganz sich an denselben anlehnt, und kein Schüße den Wald neuer, unerwarteter Kriegsvorrichtungen sei, gegen welche sich mit den alten und gewöhnlichen Kriegsmitteln nichts betreten darf, die Artillerie zu verjagen ?" Wie die Wahrheit des Terraingebrauchs eine oberste werde ausrichten laſſen. Zu der Zeit, als diese Bemer Forderung ist, so auch die Wahrheit der Truppenstärke. tung gemacht wurde, war eine solche neue Kriegsvorrich Die Vorschrift will wirkliche Truppen in normaler For tung bereits in der Ausführung begriffen. Binnen 100 mation und Stärke , und verbietet darum (S. 18 ) alle Tagen von der Unterzeichnung des Baucontracts an hat Supposition von Truppen im Bereich der Gefechtssphäre. der Erfinder der calorischen Maschine, Ericsson, in Green Die Flaggenbataillone c., deren man sich früher gern point bei New-York für die Regierung der Vereinigten bediente, um größere Truppenstärken darzustellen , wurden Staaten eine schwimmende eiserne Batterie gebaut , die unseres Erinnerns schon vor einer Reihe von Jahren allem Vermuthen nach die französisch-englischen Panzer förmlich verboten , weil die Compagnien , die hier als schiffe zu veralteten Möbeln machen wird. Bataillone auftreten sollen , höchstens der Massenform Das Fahrzeug hat keine Aehnlichkeit mit irgend einem fähig sind, nicht aber des Plänklergefechts , noch weniger bisher üblichen Kriegsschiff. Allenfalls könnte man es des gegliederten Gefechts in Compagniecolonnen, so daß in manchen Punkten mit den Rettungsbooten vergleichen. also von irgend ausgiebiger Terrainbenugung bei ihnen Es besteht aus zwei verschiedenen Rumpfen , die ſo auf gar keine Rede sein kann. Die Vorschrift von 1861 er einandergesezt sind , daß der untere , in welchem sich die neuert dieses Verbot, und gestattet diese Flaggenbatail Maschine , Steuerruder, Mannschaften 2c. befinden, volls lone c. nur zur Andeutung von Aenderungen im Stärke ständig unter Wasser liegt, und von dem oberen an jeder verhältniß des fechtenden Gegners , nicht aber zum Ein Seite um 4 Fuß, an den spigen Enden um 25 Fuß greifen in das Gefecht selbst. Damit ist in Preußen überragt wird , so daß der Querdurchschnitt etwa dieſe abermals ein Grundsaß entschieden, um den fast überall Form hat : schon viel gestritten wurde. Es ist ein natürliches Ver langen, eine grade verfügbare Truppenzahl für das Manöver nicht nothwendig ( genau oder annähernd ) in zwei gleiche Hälften theilen zu müssen, sondern dem einen Der untere Rumpf ist 124 Fuß lang , 34 Fuß breit, 61 Theil die ganze Stärke zu lassen, den andern nur durch tief, seine Seiten neigen sich zu einander im Winkel von Scheintruppen zu markiren ; nur so find Uebungen mit 51 Grad ; die beiden Spigen bilden einen Winkel von größeren Truppenkörpern möglich, die sonst so viel seltener, 80 Grad. Er ist leicht gebaut, aus Zoll dickem Eisen, vielleicht gar nicht stattfinden könnten. Die Sache war da er auf keine Weise von Kugeln beschädigt werden und ist ohne allen Anstand bei Gefechtsübungen , die kann. Denn um irgend einen Theil dieses Rumpfes zu lineartattisch auf der freien Ebene sich abspielen. Aber treffen , müßte eine Rugel erst mindestens 25 Fuß durch es ist mit diesen zwei Vorausseßungen wie mit denen das Wasser zurücklegen , und sie könnte auch dann nur der Manövergrenzen : die Voraussegungen selbst sind un in einem Winkel von höchstens 10 Grad anschlagen oder richtig, und damit fallen auch ihre Folgen. Ein Manöver, anstreifen , würde also vollkommen harmlos ſein. das die freie Ebene suchen und auf ihr die Formen der Der obere Rumpf, der nur so viel Boden hat als untergegangenen Lineartaktik anwenden wollte, wäre keine erforderlich ist , um die Verbindung mit dem unteren Gefechtsübung mehr , die der Natur unserer Heere und herzustellen, ist 174 Fuß lang, 41 Fuß breit und 5 Fuß ihrer Bewaffnung entspräche. Ist das aber zugestanden, tief. Die Spigen bilden ebenfalls Winkel von 80 Grad, ist zugestanden, daß ein Manöver nur dann gut ist, wenn die Seitenwände sind senkrecht. Sie bestehen aus einer die Truppen all' ihr Geschick und ihre ganze Beweglichkeit 30 Zoll dicken Wand von Weißeiche , die mit 6 Zoll in richtiger Ausnugung des Terraing entwickeln , dann dickem Walzeisen gepanzert ist. Von dieser 5 Fuß tiefen können Scheintruppen , die solcher Leistungen unfähig find, auch teine manövrirenden Truppen sein. Mit Recht *) Aus der "Allg. Stg.".

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Seitenwand liegen noch 3 Fuß 3 Zoll im Wasser, so daß der ganze Bau nur 21 Zoll aus dem Wasser hervorragt. Das Deck , das ganz glatt und durch kein Bollwerk am Rande geschüßt ist , besteht aus achtzölligen Planken, die auf 10 Zoll im Quadrat meſſenden, 26 Zoll von einander liegenden Querbalken ruhen und doppelt mit zollſtarken Walzeisenplatten bedeckt sind. Es ist völlig bombenfest. Auf dem Deck befindet sich ein runder eiserner Thurm, 9 Fuß hoch und 20 Fuß Durchmesser im Lichten . Er dreht sich auf einem riesigen Zapfen , der im unteren Eine doppelcylindrige Rumpfe ruht , mit Leichtigkeit. Dampfmaschine bewirkt die Drehung. Die Wand des Thurms besteht aus einer achtfachen Schicht von 1 Zoll dicken , 2 Fuß breiten und 9 Fuß langen Eisenplatten, die der Länge nach an einander befestigt find. Auf der einen Seite befinden sich zwei Stückpforten für Dahl gren'sche Kanonen vom schwersten Kaliber (elfzöllige Hohl geschoffe, doch sind die Geschüße auch für Vollkugeln ein gerichtet). Auf dieser Seite hat der Thurm noch einen Extrapanzer von 2 Boll Dicke. Die Vorrichtungen zum Hereinziehen der Kanonen sind der Art, daß sie mit der größten Leichtigkeit und Sicherheit gehandhabt werden fönnen. In dem Augenblick , wo die Kanone zurückge zogen wird, um geladen zu werden, schließt sich die Stück pforte durch eine Luke von gleicher Dice wie die Thurm wand. Die Wand und das flache Dach find wie ein Sieb mit Löchern von 1 Zoll Durchmesser versehen, um Licht und Luft ein und Rauch auszulassen. Die Vor richtung zum Drehen des Thurms kann von dem Kanonier durch einfache Bewegung eines Hebels , wie eine Loco motive , gehandhabt werden. Er dreht den Thurm nach jeder beliebigen Richtung, so daß die zwei Kanonen nach allen Richtungen der Windrose hin abgefeuert werden tönnen , ohne daß sich das Fahrzeug von der Stelle zu bewegen braucht. Die Dampfmaschine, die Schraube, das Steuerruder, selbst der Anker befinden sich, wie schon bemerkt , voll tommen geschügt unter dem oberen Rumpf. Es iſt in der That von dem ganzen Fahrzeug nichts zu sehen als der Thurm, der auf einem wie ein zugespigtes Floß aus sehenden Boden steht. Da das Wasser an den Seiten wänden oder Bollwerken gar keinen Widerstand findet, so wird das Fahrzeug ganz ruhig und ungefährdet fahren fönnen, wo ein gewöhnliches Schiff zu Grunde gehen würde. Die durch die Maschine zu erreichende Geschwin digkeit ist 8 Knoten, und bei der großen Last des Ober baues (wenigstens 11,000 Centner) und der Schärfe der Spigen kann das Fahrzeug zugleich als Widder zum Ein stoßen von Schiffen dienen. Der Erbauer hält sich von der absoluten Unverwund barkeit des Fahrzeugs so fest überzeugt , daß er selbst darauf dringt, es den schwersten Proben auszusehen. Er hat die Regierung ersucht , ihm irgend eine beliebige Strandbatterie des Feindes zu bezeichnen , die er nehmen soll. Er will sich dann 300 Yards (900 Fuß) von der selben ruhig vor Anker legen, so daß der Feind wie nach einer Scheibe schießen kann , und nicht eher von der Stelle weichen, als bis er die Batterie zerstört hat. Dem Vernehmen nach wird die Regierung ihm den Willen thun und ihn seine Probe an den Batterien der Rebellen

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bei Norfolk ablegen lassen. Gelingt sie, so werden bald genug solcher Seeungethüme gebaut werden. (Schluß folgt.)

Miscellen

Die Prinz Albert-Kanone. [ 27. ] Zu Ehren eines Besuchs des Prinzen Albert, wel chen derselbe einige Zeit vor seinem Tode in den Mersey-Stahl und Eisenwerken machte, ist eine Riesenkanone aus Schmiedeisen gefertigt und nach ihm benannt worden. Dieselbe ist 12' lang, am Bodenstück 35 ", an der Mündung 18 " weit und mißt über die Schildzapfen 5 ' ; sie ist ein Kammerladungsgeschüß nach dem Gomer- System, hat eine Bohrung von 10" und ist auf ein Geschoß von 500-600 Pfund berechnet ; ihr Gewicht beträgt 10 Tonnen. Sie wurde unlängst am Strande zwi schen Crosby und Hightown erprobt und mußte mit 17 Pferden Die Versuche geschahen an den Probeplag geführt werden. vor der Hand nur mit einem 103ölligen 140 Pfünder Geschoß und einer Pulverladung von 20 Pfund gegen eine 18″ dicke, mit 44" hohen Eisenplatten verkleidete Scheibe von Theka holz. Sie war stark ausgebaucht , um beffer widerstehen zu fönnen. Der erste Schuß traf grade auf das Ziel , schleu derte die Scheibe um mehrere Fuß zurück und drehte sie voll ständig um. Sie erhielt zwar eine Einbiegung von 3", aber sonst nur einen leichten Riß. Dieses ungeheure Geschütz, welches nach einer Erfindung des Oberstlieutenants Clay ) hohl geschmiedet wurd , um hierdurch die Solidität und Homogenität des Metalls zu sichern , wird später noch ge= zogen werben.

Weber Gewaltmärsche. [ 16.] Nach den übereinstimmenden Zeugnissen der Mili tärschriftsteller war der stärkste Marsch , den je ein größerer Truppenförper ausgeführt hat, derjenige der Division Friant, welche in 48 Stunden, vom 29. November bis 1. December 1805 , den Weg von Wien bis Groß-Raigern , bei Brünn, zurücklegte. Diese Strecke beträgt 17 deutsche Meilen ; die französischen Autoren sind aber damit nicht zufrieden und geben Die Division zeichnete sich in der Schlacht ihr 36 Lieues. von Austerlig ganz besonders aus ; sie hätte aber , wäre sie nicht 24 Stunden vor derselben angekommen , wegen gänz licher Erschöpfung gar nicht mitwirken können. Gewaltmärsche sind schöne Beispiele für die Truppen, An haltspunkte für deren Leistungsvermögen ; ihrer Anordnung ist ― jedoch in der Regel ein strategischer Fehler vorangegangen. Die Uebung der deutschen Truppen in größeren Märschen ist sicher ein höchst wichtiger Gegenstand der Truppenausbildung, doch scheint uns , als ob manche Contingente des deutschen Bundesheeres die wahre kriegsgemäße Ausbildung in etwas

*) Desselben , welcher , wie in Nr. 13 der A. M.-Z. mitgetheilt, cine neue Hinterladungskanone erfunden.

111 anderem als in der Abhärtung gegen alle Vorkommniffe des Feldlebens erblicken und daher auch die Marschübungen mit Gepäck, bei heißem Sonnenschein und in falten Winter

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fie gleich nach den ersten Märschen liegen bleiben , oder | wählen. Die Truppen würden wahrscheinlich in 4 große so unzuverlässig, daß fie bald desertiren oder beim ersten Corps getheilt und die Generale Cialdini, Fanti, Della Kanonenschuß feige davonlaufen . Dieß Heer wird aber rovere (der jegige Kriegsminister) und Garibaldi die ein ohne Reserve und ohne die nöthigen Depots , um sich zelnen Corps befehligen. Der Angriff würde von ver fort und fort zu ergänzen , fechten müſſen. schiedenen Seiten geschehen, und es würden Landungen Zu diesen Linientruppen des activen Heeres werden an der dalmatinischen Küste und dann oben am Ende nun noch die Freischaaren kommen , welche Garibaldi des adriatischen Meerbusens geschehen, um sich der wich bildet. Dieser Mann , der sich bisher als ein äußerst tigen Eisenbahn, welche über Nabresina nach Triest führt, fähiger General für den fleinen Krieg zeigte , genießt in zu bemächtigen. Wahrscheinlich dürften für diese letteren ganz Italien bei einem bedeutenden Theil der Bevölke Unternehmungen Freicorps unter den Generalen Nino rung große Verehrung, und ich zweifle nicht , daß sein Bigio, Klapka und Türr verwandt werden . Die höheren Offiziere der sardinischen Armee gehören Aufruf zur Bildung von Freicorps mannichfachen An flang finden wird ; allzu überspannte Erwartungen darf größtentheils nicht zur Kriegspartei und sehen es voll man jedoch auch hiervon nicht hegen. Ein großer Theil | kommen ein, daß Sardinien bis jezt noch nicht im Stande der besseren früheren Garibaldischen Offiziere und Sol ist , der österreichischen Kriegsmacht die Spige zu bieten. daten dient jegt unter den Linientruppen , und verlassen Dem König Victor Emanuel ist selbst nicht das Mindeste fie nun diese wieder, um unter die Freischaaren zu treten, an dem Befit von Venetien gelegen , und er liebt gar was Manche von ihnen gewiß sehr gern thun werden, nicht die Vergrößerung seines Reichs , weil seine Regie so wird dadurch die Stärke des regulären Heeres um rungssorgen nur dadurch vermehrt werden. Er haßt jedoch den Kaiser Franz Joseph persönlich auf das bitterste ebensoviel geschwächt. Will Garibaldi aber nicht allzu viele Leute aus der Linie und den mobilen National und hat großen militärischen Ehrgeiz , daher er dem Drängen der Kriegspartei leicht nachgeben wird . Feld gardebataillonen entnehmen , so wird es ihm sehr schwer fallen , nur einigermaßen tüchtige Freischaaren in kurzer herrntalent wird ihm allgemein abgesprochen ; doch besigt er großen persönlichen Muth , ist bei der Armee sehr be Beit zu organisiren. Einige hundert frühere Garibaldische liebt_und_fann als Sabreur bezeichnet werden. Offiziere und 5-6000 Soldaten dienen jezt nicht im Der Kronprinz Humbert , der in diesem Jahre ma Heere, sondern leben in ganz Italien zerstreut umber, und ich glaube, daß diese auf den ersten Ruf ihres Führers jorenn wird, tritt ganz in die Fußtapfen des Vaters, iſt sogleich sich sammeln werden. Wenn es daher diesem Frei wild , ehrgeizig , sehr liberal und möchte sich bald die schaarenführer wirklich gelingt , an 30,000 Mann Frei Rittersporen im ersten Kampfe verdienen . schärler in den ersten Wochen zusammen zu bringen und Zum Schluß wiederhole ich nochmals folgende furze nothdürftig organisirt in das Feld zu führen, so ist dieß Säge, die sich sicherlich als richtig erproben werden. die höchste Zahl , welche ich hierfür nach meiner ge 1. Das Königreich Sardinien ist jezt noch nicht dem nauen Kenntniß aller italienischen Verhältnisse berechnen Kampfe mit Desterreich gewachsen und wird in einem kann ; diese Freischaaren werden dann zwar sehr viel Kriege sehr bald unterliegen, sobald ihm nicht eine mächtige junge Leute höherer Stände, namentlich auch Studenten, fremde Hülfe, sei es durch Frankreich oder eine großartig Gymnasiasten, Künstler u. f. w. enthalten, sonst aber nur organisirte europäische Revolution , dabei zu Theil wird. II. Se länger das Königreich in seinem jezigen Be äußerst mangelhaft organisirt ſein. Für größere Feld schlachten und nun gar für den Belagerungsdienst vor stand bleibt, desto mächtiger wird es mit der Zeit wer einer Festung werden sie sich in Folge ihrer mangelhaften den. Die jezt noch sehr widerspenstigen süd- und theil Organisation und ungemein schlechten Disciplin nicht im weise auch mittelitalienischen Landestheile werden sich geringsten eignen , sondern nur für den kleinen Krieg immer mehr fügen, und die Jugend aller Stände immer tauglich sein. eifriger in dem Gedanken eines großen einigen Reiches So wird , Alles in Allem gerechnet , die Stärke der Stalten aufwachsen. In 5 Jahren wird die sardinische regulären Truppen und der Freiſchärler zusammen nicht Armee 100,000 gute Soldaten mehr als jegt und in 10 viel über 200,000 Mann betragen, wenn der König Victor Jahren die doppelte Stärke haben. Ob die finanziellen Emanuel wirklich dem Drängen der Kriegspartei nach Kräfte stets ausreichen werden , vermag ich nicht zu be geben sollte. Dieser Stärke ist Desterreich aber vollkommen urtheilen. Man hat mir aber in Turin gesagt, daß der gewachsen, und es kann, auf die mächtigen Festungen ge Verkauf der Staatsdomänen und Klostergüter , zu dem ftügt , meiner innigen Ueberzeugung nach , seine jezigen die Regierung im Nothfall schreiten würde, den Staats oberitalienischen Befizungen füglich mit 120-140,000 cassen mindestens eine Milliarde Francs einbringen müſſe. Mann vollkommen vertheidigen , wenn es nur einiger III. Ohne fremde, mächtige Hülfe von einer aus maßen für tüchtige Führer sorgt und den Krieg auf eine wärtigen Macht werden die vertriebenen legitimen Re energische Weise führt. Der jest in Oberitalien comman genten von Toscana, Parma, Modena und von Neapel dirende General v. Benedek scheint mir nach Allem, was schwerlich jemals wieder in den Besit ihrer Throne ge ich von ihm weiß , schon der geeignete Mann hierfür langen, da die einheimische, wirklich thatkräftig handelnde zu sein. conservative Partei theils zu schwach , theils in sich zu Sollte Sardinien den Krieg erklären , so wird nach uneinig ist, um ohne auswärtige Hülfe den Kampf gegen Allem, was ich hierüber in Turin hörte, der König Victor die sardinische Militärmacht unternehmen zu können. Emanuel wahrscheinlich den Oberbefehl übernehmen und IV. Die bisherigen legitimistischen Streifschaaren, oder den General Lamarmóra zum Chef seines Stabes er wie man sie zu nennen pflegt , Brigantini , in mehreren

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Provinzen des neapolitanischen Festlandes haben jegt im Frieden weiter keinen Erfolg , als daß sie dem König Victor Emanuel alljährlich etwa 200 Soldaten und eine beträchtliche Summe Geld kosten. V. Im Falle eines auswärtigen Krieges , den Sar dinien führt, fönnen diese legitimistischen Guerillas im Neapolitanischen aber von der größten Bedeutung sein und wichtige Erfolge erreichen. Sobald Sardinien an Desterreich den Krieg erklärt haben sollte , muß die legis timistische Partei in ganz Italien an einem Tage auf stehen und kräftig handeln , dann hat sie Aussicht auf

nachhaltigen Erfolg, alle vorherigen Aufstände und Tu multe nügen nichts, sondern schaden oft mehr. Das Schicksal von Neapel wird nicht dort, sondern auf einem oberitalienischen Schlachtfelde gegen Desterreich entschieden. VI. Für die legitimistische Partei in ganz Italien würde ich es für ein großes Glück halten , wenn Sar dinien so unbesonnen sein sollte , schon in diesem Jahre an Desterreich den Krieg zu erklären, ohne des mächtigen Beistandes von Frankreich vollkommen sicher zu sein. Ich glaube jedoch nicht, daß dieß geschehen wird, da die Männer SAT in Turin sich über ihre Schwäche nicht täuschen.

Nachrichten.

Preußen.

[ Die Heeresreform [ 7. ] Berlin , 16. Juni. frage. - Die neue Organisation der Artillerie. Die künftigen Einstellungstermine der Recruten. Zum Die Schlußprüfungen der Kriegsschulen. ] brittenmal wird die Militärfrage , wie man die Heeresreform nach allen ihren Bedingungen genannt hat , vor das Haus der Abgeordneten kommen. In welcher Weise fie dießmal gelöst werden wird, wer könnte das vorhersagen ? Die Majo rität des Hauses , die wir immerhin demokratisch nennen können , obgleich sie diese Bezeichnung ablehnt , ist der Re Schon bezeichnen ein gierungsvorlage entschieden feindlich. zelne Stimmen, auch in der Preffe, ganz beutlich ben Stand punkt , daß die Budgetfrage dabei untergeordnet ist, vielmehr die principielle Seite in Angriff genommen werden müſſe, um die Armee aus ihrer Sonderstellung in das constitutionelle Staatswesen einzufügen , den Geist , der in ihr lebt , durch Annäherung an die Formen eines Milizheeres (wozu ihnen Rüstow's Brochure ein Formular gegeben) auszurotten , vor züglich aber das Offiziercorps durch Ergänzung aus den Unter offizieren und Wahl der niederen Chargen durch die unter gebenen zu einem volksthümlichen zu machen. Man erinnert in dieser Beziehung bereits wieder an den berüchtigten Stein'schen Antrag von 1848 , wonach jeder Offizier, der nicht mit der revolutionären Wendung der Dinge einver standen war, seinen Abschied nehmen sollte. Wie ohnmächtig diese Ergüsse von Leuten, welche der Armee ganz fern stehen, und weder ihren festen Organismus , noch ihren Geist be greifen , sich auch in kürzester Frist erweisen dürften , wenn fie praktische Erfolge begehrten , darf man sie doch nicht un beachtet laffen. Einem der neuen Sprenggeschosse unserer ge zogenen Geschüße vergleichbar, schlug in diesen Tagen die Brochure Hundt's von Hafften in das demokratische Lager ; sie hat dort einen bedeutenden Allarm verursacht , da man in ihr eine Manifestation jenes Geistes in der Armee sah , welcher dem ganzen Liberalismus und Constitutionalis mus abhold ist. Wir wollen diese Annahme auf sich be= ruhen laſſen ; die Brochure ist in vielen Blättern schon be sprochen und wird es noch mehr werden . *) *) Die A. M. 3. wird in der nächsten Nummer des Literatur Elatts darüber berichten. D. Red.

Bemerkenswerth ist, daß keine besondere Militärcommission, wie in früheren Seffionen , beliebt worden ist ; die Fragen, welche ihre Erledigung finden sollen , werden also in anderer Weise als bisher behandelt werden. Wir wollen die Ent wickelung dieses Cardinalpunktes der ganzen Landtagsſeſſion in Geduld abwarten, ―― vielleicht löst sich Alles doch besser, als man jegt zu hoffen berechtigt ist. Die Cabinetsordre , welche die längst vorbereitete neue Organisation der Artillerie bestimmt , wird ihrem ganzen Inhalte nach dieser Zeitung wohl schon zugegangen Daß die Ansichten an maßgebender Stelle aus sein. *) einandergingen und demnach mehr als ein Entwurf der aller höchsten Entscheidung vorgelegen hat, war bei einer so wich Auch jezt haben noch nicht tigen Angelegenheit natürlich. alle Punkte, um welche es sich handelt, erledigt werden können, Die weil die Versuche darüber nicht abgeschlossen sind. Herabsehung der Geschützahl in den Batterien von 8 auf 6 ist den neuen Fortschritten der Artillerie durchaus entsprechend ; die gesteigerte Wirkung, welche jezt erreicht worden ist , wird jene Berringerung für die Batterie mehr als ausgleichen, und diese ist dadurch beweglicher , manövrirfähiger geworden , den Anforderungen der heutigen Taktik gemäß. Die Infanterie, welche mit Artillerie verbunden kämpft , wird nicht mehr zu Aus der lagen haben, daß diese ihr nicht folgen kann. Felbartillerie verschwindet der glatte 6 Bfünder und die Hau Freilich haben wir nun bize , auch der lange 12 Pfänder. wieder zwei Kaliber gezogener Geschüße , wogegen sich einige Bedenken erheben könnten, doch sind die Vorzüge des 4 Pfün ders als Manövrirgeschüg (thatsächlich fahrende Artillerie, wenn das System angenommen wird , das viel Aussichten dazu hat) so groß , daß jene Bedenken verstummen müſſen. Die reitende Artillerie, wie eine Zeitlang besorgt wurde, wird dadurch nicht in Frage gestellt werden. Sie hat ihre eigen thümliche Bedeutung im Felde , die ihr durch die fahrende Artillerie nicht genommen werden kann. Ob sie den kurzen 12- fünder erhalten soll , wird erst bestimmt werden , wenn das Modell des gezogenen 4Pfünders festgestellt ist. Wir sind noch immer der Meinung , daß das gezogene Geschüt dem Charakter der reitenden Artillerie nicht entspricht , schon der ganzen Behandlung und Bedienung wegen , die mehr

*) Vgl. A. M.-Z. Nr. 23 v. d. J.

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Ruhe verlangt, als sie jener, der Cavalerie in ihren Grund beziehungen vielfach analogen Gattung unter allen Berhält nissen inne wohnen kann. Wenn diese heranjagt , nah' an den Feind , blizschnell absigt und abprogt , wird sie mit der Kartätschwirkung des 12 Pfünders wahrscheinlich mehr erreichen als mit den gezogenen 4 fündern ; --- wir wollen uns jedoch gern bescheiden , wenn wir einst durch Thatsachen widerlegt werden. Mit der Formation der reitenden Batterien auch zu 4 Geschügen ist jedenfalls im Sinne der jezigen Gefechts führung ein Fortschritt gewonnen, leider kann nur aus Rück ficht auf den Staatshaushalt die Zahl der reitenden Batterien nicht, wie die der Fußbatterien, im Frieden vermehrt werden, sondern sie wird erst bei eintretender Mobilmachung erreicht, indem alsdann aus jeder Batterie deren 2 formirt werden. Das wird unleugbar seine Schwierigkeiten haben , beſonders ―――― unmittelbar vor Beginn der Operationen, wir erinnern nur an die bedeutende Vermehrung der preußischen Cavalerieregi= menter kurz vor Ausbruch des Feldzuges von 1815. In deffen müssen überall Schwierigkeiten überwunden werden, und es war doch kein anderes Auskunftsmittel zu finden , wenn die neue Organisation der Artillerie, welche so viele Vorzüge bietet, in's Leben gerufen werden sollte. Ueber die künftigen Einstellungstermine der Recruten bei den verschiedenen Truppengattungen sind auch die allerhöchsten Bestimmungen erflossen. Sie geben den Beweis , daß die Krone , ohne das auf ein Gesez basirte Princip aufzugeben, dem Volke bie möglichste Erleichterung zu Theil werden läßt. Möchte das nur auch anerkannt werden ! Danach soll die Cavalerie und reitende Artillerie am 1. October , die Garde infanterie in den hiesigen Residenzen am 1. November , die Fußartillerie und die Pionniere am 5. Januar und die In fanterie, incl. der in den Provinzen stehenden Garderegimenter, am 15. Februar ihre Recruten erhalten. Dadurch wird eine nicht unbedeutende Ersparniß erzielt. Diese ist aber jegt, wie mehrfach in demokratischen Blättern zu lesen , als Neben fache erklärt, man fordert schon 6wöchentliche Dienstzeit bei der Fahne und weiterhin nur kurze Uebungen, um die Sol daten nicht den Ideen des Volksgeistes zu entfremden. Solche Defenfionen dann gegen eine waffentüchtige stehende Armee zu führen, z. B. die französische, müßte eine Freude sein! Die Kriegsakademie beendigt ihren Curfus Ende Juni, die Kriegsschulen führen den ihrigen noch bis zum August fort, in welchen Monat jedoch auch ihre Schlußprüfungen fallen. Dem Vernehmen nach sollen dieselben wiederum bei den Schulen selbst, jedoch mit einem etwas veränderten Modus, abgehalten werden. Der Grund ist , daß noch immer

kurzem die Kriegsschule zu Potsdam mit einer speciellen Be sichtigung beehrt und seine allerhöchste Zufriedenheit mit den wissenschaftlichen und praktischen Leistungen zu erkennen ge geben. Was die legteren betrifft, so ist auch der Reitunterricht hervorzuheben , der auf den Kriegsschulen sämmtlichen Aspi ranten ertheilt wird und denen der Infanterie gewiß von großem Vortheil ist. Auch diese lernen ohne Bügel reiten, Barrière springen u. f. w. Französische Offiziere, welche den großen Herbstmanövern am Rhein im vergangenen Jahre bei gewohnt haben, sind von der Sicherheit und Schnelligkeit der berittenen preußischen Infanterieoffiziere überrascht gewesen. Wir schließen unsern heutigen Bericht mit dem Wunsche, bald über die Landtagsverhandlungen in Bezug auf die Heeres frage Erfreuliches melden zu können.

Kopenhagen , 13. Juni. [Stimmen der Presse über die Reorganisation der Marine.] Die hier er scheinende ,,Tidsskrift for Söväsen" hatte vorgeschlagen , bei der vorzunehmenden Reorganisation der dänischen Marine vor läufig nur Defensionsschiffe (schwimmende Batterien und Widder schiffe) , dagegen keine größeren seehaltenden Panzerschiffe zu bauen. Gegen diesen Vorschlag tritt ein Seeoffizier in der Berlingschen Zeitung" mit aller Entschiedenheit auf. Ders selbe macht darauf aufmerksam, daß es den Dänen, im Fall fie nur Defensionsschiffe hätten , im Kriegsfall wie in den Jahren 1807-1814 ergehen könnte. Damals wagten sich auch die großen feindlichen Kriegsschiffe nicht zu nahe an die Küsten heran , weil sie von den dänischen Kanonenbooten öfter mit Erfolg angegriffen wurden. Sie legten vielmehr so weit hinaus in die offene See , wohin ihnen die offenen Kanonen- und Mörserboote der Dänen nicht folgen konnten, und bloquirten dennoch die dänischen Gewässer mit vollem Er folge. Der Einsender macht dann folgende gewiß zu beach tende Vorschläge : Zu einer zweckmäßigen Vertheidigung des Landes, und um möglicherweise die Offensive ergreifen zu können , müßte man vorläufig 4 schwere , gepanzerte , vom Lande unabhängige Angriffsfahrzeuge, 4 schwimmende Batte rien und einen Dampfwidder haben. Mit Hülfe derselben würde es gelingen , die dänischen Gewässer zu vertheidigen und unterstügt von der bereits vorhandenen Flotte angriffs weise zu Werke zu gehen. Von den gepanzerten Angriffs schiffen müßten zwei zwischen Laaland und Fehmarn (2 Meilen breites Fahrwasser) und 2 zwischen Stevns und Falsterbo (2 Meilen breites Fahrwasser) , ftationirt werden. Eine

die neue Organisation der Kriegsschulen, welche der Generalinspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, General der Infanterie v. Beuder, in's Leben gerufen, nicht in ihrem ganzen Umfange des bestimmten Cursus hat durchgeführt werden können, weil der Bedarf der Armee an Offizieren nicht gedeckt war. Es sollen daher die Aspiranten auch diesmal noch ausnahmsweise bei den Kriegsschulen selbst und nicht vor der Ober-Militärexaminationscommission geprüft werden. Mit dem neuen Cursus treten dann , auch was die Dauer desselben betrifft, alle Bestimmungen in Kraft. Schon jezt hat sich die neue Organisation vortrefflich bewährt, es ist eine Frische , ein strebsamer Geist überall hervorgetreten, welcher für die Armee schon gute Früchte getragen hat und noch bessere verspricht. Se. Majestät der König hat vor

schwimmende Batterie (ein Monitor) wäre ferner im Grön fund, eine zweite im Alssund, eine dritte bei Fredericia und eine vierte (als Reserve) im großen Belt zu ſtationiren. Der erwähnte Dampfwidder würde in der Schlei Verwen= dung finden. Dieses Fahrwasser müſſe zu diesem Zweck stellenweise ausgebaggert und die Heeringzäune namentlich bei Maasholm und Olpenig durchstochen werden. Ueberhaupt sei vorherzusehen, daß man keine günstigen Chancen für eine Allianz mit den Nachbarn jenseits des Sundes haben würde, wenn man den neuen Flottenplan ausschließlich auf Basis eines Vertheidigungssystems anlegen und dem Feinde erlauben wollte, in der Ostsee den Herrn zu spielen. In Verfolg des Artikels wird mitgetheilt, daß zur Anschaffung eines Dampf widders auf der Schlei bereits einleitende Schritte gethan find.

Dänemark.

200

Großbritannien.

während der Mangel einer ruhig stehenden Plattform der Richtigkeit des Feuers , das man mit solchen Geſchüßen er zielen kann, ernsten Abbruch thut. Noch ein anderer Grund spricht für die Errichtung von Forts. Unsere Kriegsflotte hat nicht bloß den Beruf, die Küste zu vertheidigen, sondern unser Eigenthum und unsere Besizungen auf dem ganzen Erdboden zu schüßen. Unsere Landesvertheidigung muß daher so ein gerichtet sein , daß die möglichst geringe Anzahl Schiffe und Matrosen an den Hafen gefesselt zu sein braucht.“

London , 1. Juni. [ Aus dem Bericht der Lan besvertheidigungscommission.] Man erinnert sich, welche Sensation das Gefecht zwischen den beiden Panzer schiffen Merrimac“ und „ Monitor" seiner Zeit in England erregte. In vielen sachkundigen wie dilettantischen Kreisen war man zu dem voreiligen Schluß geneigt , daß die Unver wundbarkeit eines guten Panzerschiffes dargethan und daß folglich die Zeit der Hafen- und Küstenforts vorüber sei. Die vor ein paar Jahren eingesezte Landesvertheidigungscommission Sardinien. (Defence Commission) wurde von der Regierung aufgefordert, sich darüber zu erklären , ob und wie weit ihre Ansicht über die Nothwendigkeit , Portsmouth und Spithead durch Forts Turin , 12. Juni. [ Die Auflösung und dem zu vertheidigen, in Folge der in Amerika gemachten Erfahrun nächstige gänzliche Aufhebung der polnischen gen eine Modification erlitten habe. Den 6 Mitgliedern der Militärschule in Cuneo.] Sicheren Nachrichten aus Commission wurden zur sorgfältigeren Erörterung dieser Frage Italien zufolge hat die Regierung am 7. d. M. die sofortige 4 neue Mitglieder, 1 Artillerist, 1 Ingenieur und 2 Flotten Auflösung und demnächstige gänzliche Aufhebung der pol offiziere beigegeben. Anfangs April begann die Commission nischen Militärschule in Cuneo verfügt. Veranlassung zu ihre Berathung, und nach Bernehmung vieler urtheilsfähigen dieser Maßregel gaben heftige Parteireibungen unter den Zeugen unterzeichneten am 20. Mai alle 10 Mitglieder einen Zöglingen und eine in Folge dessen ausgebrochene offene Bericht, der als Endergebniß der Untersuchung Folgendes Empörung derselben gegen ihre Vorgesezten. Die Zügellofig= keit der jungen Leute hatte in der legten Zeit einen solchen ausspricht: " Wir sind zu dem Schluß gelangt , daß die Befestigung Grad erreicht , daß fast täglich die blutigsten Duelle unter ein nothwendiges Element bei jeder Vorkehrung zu unserer ihnen vorkamen und die Lehrer nicht ihres Lebens sicher dauernden Sicherheit ist , und daß die Errichtung von Forts waren. Die Anstalt war von Mieroslawski vor etwa einem in Spithead zum Schuß jenes Ankergrundes unerläßlich bleibt. Jahr in Genua zu dem Zweck gegründet worden, um Offi In dem Maß, in welchem die Kraft der Artillerie sich weiter ziere für den künftigen polnischen Aufſtand auszubilden, und entwickelt , wird die Nüglichkeit der Forts steigen und der erfreute sich der thätigsteu Unterstügung seitens des Landes. durch schwimmende Batterien zu vertheidigende Raum kleiner Da das Drängen Mieroslawskis zum sofortigen Aufstand und werden. Aber gleichviel wie groß oder klein dieser Raum | die Angriffe desselben gegen den polnischen Adel , dem er sein möge, so ist die Unterstügung von Forts nöthig, um der Mangel an Patriotismus und Feigheit vorwarf, bei Be Bertheidigung eine Ueberlegenheit über den Angriff zu geben. sonneneren das größte Mißfallen erregten, so flossen die Bei Wir beharren daher in der Meinung , die wir in unserem träge spärlicher, und Mieroslawski sah sich genöthigt , die An seine Stelle trat im Bericht vom 26. Februar 1861 ausgesprochen haben, nämlich Leitung der Anstalt niederzulegen. daß das combinirte System von Forts und schwimmenden März dieses Jahres der General Wysocki , dessen energische Batterien nicht nur die sparsamste, sondern auch die wahrhaft Leitung der Anstalt bald ein neues Ansehen verschaffte. Die wirksame Vertheidigungsanstalt für Spithead ſein wird. Wollte piemontesische Regierung nahm fie unter ihren besonderen man zum Schuß von Spithead ausschließlich Panzerschiffe ver Schug , räumte ihr eine Caſerne in Cuneo ein , wohin ſie wenden, so würden die Kosten schließlich die des combinirten im April d. J. verlegt wurde , und sicherte ihr eine monat Auch Garibaldi Systems weit übersteigen. Wir fühlen uns zu dem Schluß liche Unterstügung von 3000 Fres . zu. Die Zahl der Zög berechtigt, daß man in kurzem hinlänglich starke Geschüße machte ihr 2 Kanonen zum Geschenk. hervorbringen wird , um die schwerste mit den Erfordernissen linge stieg im Mai auf 96, von denen sich 34 der Infanterie, eines Seeschiffes vereinbarte Rüstung aus beträchtlicher Ent 40 der Cavalerie, 12 der Artillerie und 10 den allgemeinen fernung durchbohren zu können. Aller Wahrscheinlichkeit nach Kriegswissenschaften widmeten. Als Lehrer und Instructoren wird daher der relative Werth von Forts , im Gegensag zu wirkten an der Anstalt die polnischen Emigranten aus den Jahren 1831 und 1848 Alexander Fialkowski, Waligorski, Schiffen, allmählig steigen. Das Fort läßt sich uneinnehmbar und praktisch unverwundbar machen und mit Geschüßen von Czapski , Czerniawski , Englert und der Franzose de Lilles. Der innere Verfall der Anstalt wird dem unversöhnlichen beliebiger Größe armiren ; man kann es so anlegen, daß sein Feuer durch das eines Schiffes nicht zum Schweigen gebracht gegenseitigen Hafſe der aristokratisch und demokratisch gesinnten werden kann , während das Schiff , dessen Panzerdicke eine Zöglinge und der milden Handhabung der Disciplin seitens Grenze haben muß , der Gefahr unterworfen ist , durch die des stellvertretenden Directors Fialkowski zugeschrieben. (Bei Kanonen des Forts in Grund gebohrt zu werden ; und die der Aufhebung der Anstalt hat gewiß auch das Bestreben der Entfernung , aus der dieß möglich ist , hängt , wie bemerkt, piemontesischen Regierung mitgewirkt , sich von der polnischen von der Stärke der Kanone ab. Der feste Boden des Forts Flüchtlingsschaft möglichst loszusagen und so sich Rußland macht es überdieß möglich , die Vortheile , welche das sichere angenehm zu machen , das man gern zur Anerkennung des Feuer gezogener Kanonen gewährt, in vollem Maß zu benugen, | neu-italienischen Königreichs bewegen möchte. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske .

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 26.

Jahrgang. 1862.

Darmstadt , 28. Juni.

Mit dieser Nummer erlischt das Abonnement derjenigen Leser der A. M.-3. , welche nur auf das erste Semester 1862 pränumerirt haben. Wo daher das Abonnement noch nicht wieder erneuert ist , wolle daffelbe alsbald geschehen, um jede Unterbrechung der regelmäßigen Zusendung zu vermeiden. Der Preis des Semesters beträgt für die gewöhnliche Ausgabe 4 Thlr. oder 7 fl. und 6 Thlr. oder 102.fl. für die Ausgabe auf Velinpapier (excl. der Postbestellgebühren). eine Stempelsteuer seit dem Jahre 1862 nicht mehr.

In Breußen eriftirt

Die Versendung erfolgt durch die Postanstalten wöchentlich zweimal , durch den Buchhandel nur einmal; die durch zeitweise Arbeitseinstellung der Seger der Leste'schen Buchdruckerei seit einigen Wochen herbeigeführte unliebsame Verspätung in der Ausgabe der A. M.-3. hoffen wir bald wieder aufhören zu sehen.

Darmstadt , 28. Juni 1862.

Die Verlagshandlung von Eduard Zernin.

Inhalt: Auffäte. Vom Niemen bis Smolensk. Deutsches und schwedisches Turnen. Wehrgymnastik. (Schluß.) Geschosse vom Standpunkte der Militärchirurgie.

- Gewehre und

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die beabsichtigten Aenderungen in der Verproviantirung der Armee. Preußen. Die spätere Einstellung der Recruten der Infanterie. Hannover. Militärische Kammervorlagen. - Personal chronik: General Frhr. v. Hodenberg t.

Vom Niemen bis Smolensk. [2. ] Der 24. Juni ist der 50jährige Gedächtnißtag des Uebergangs der großen Armee" über den Niemen. Mit ihm beginnen wir die Reihe der geschichtlichen Rück blide, die wir vor 6 Wochen in der Nr. 19 dieser Blätter mit der Erinnerung an die Abreise Napoleons I. von Paris angekündigt hatten. Eine Schilderung der ge waltigen Ereignisse, deren Gestalten in drängender Fülle an unserem Blick vorüberziehen , kann dabei natürlich nicht in unserer Absicht liegen ; sie würde den engen

Raum eines Auffages weit überschreiten. Wir wollen vielmehr nur einzelne Momente hervorheben, welche uns für die Gegenwart von besonderer Bedeutung scheinen. Es sind dieser Momente gleich für die erste Periode des Feldzugs drei : Die Wirkung der ungeheuren Ausdehnung des russischen Reichs ; das Zurückweichen des Glücke von den Fahnen des Kaisers ; die Kraft eines einigen Wider standes von Fürst und Volk. In den folgenden Perioden des Feldzugs wirken diese Momente mit immer steigendem Gewicht auf die Wagschale der Ereignisse ein ; aber auch schon in dieser ersten treten sie als entscheidende mit hins reichender Deutlichkeit hervor.

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Wenn es nach allem Streit über die Frage , ob zu f gegenwärtigen wir uns in Kürze die Hauptbewegungen Anfang des Feldzugs ein klarer bestimmter Operations zunächst gegen Barclay, dann gegen Bagration ; was auf plan auf Seiten der Russen bestand , wenn es nament dem äußersten rechten Flügel gegen Tormassow in dieser lich nach der überzeugenden Darstellung , welche Bern Zeit geschah , ist für unseren Zwed untergeordnet, da es hardi in Toll's Denkwürdigkeiten gegeben hat, noch des keinen Einfluß auf die Entscheidung hatte. Beweises bedürfte , daß ein solcher Plan nicht festgestellt Am 24. Juni hatte Napoleon bei Kowno den Weber war, so müßte dieser Beweis schon in der Aufstellung gang über den Niemen begonnen , am 28. rückte er in gefunden werden, in welcher Napoleon die russischen Heere Wilna ein , um ihn die Corps von Davoust und Ney, traf. Die erste Westarmee unter Barclay de Tolly, etwa die Garden und die Reservereiterei unter Murat , auf 120,000 Mann, stand in weitem Halbkreis von Rossiena dem linken Flügel Oudinot , im Ganzen gegen 250,000 bis Lida mit dem Hauptquartier in Wilna , der Reserve Mann , also etwa doppelt so viel als Barclay hatte ; Dünas außerdem folgte der Bicetönig von Italien mit 2 Corps, in Swenziany auf der Straße von Wilna nach Dimas Die zweite burg oder schritt und am 4. und 5. Juli bei Wilna anlangte. Im Bagration , etwa 48,000 Mann , war östlich von Bialy stok um Wolkowysk und Nowydwor versammelt ; die dritter Beitluptquartier hatte man sich, wie es scheint, mit dem unflaren Gedanken einer Angriffs Westarmee unter Tormassow wurde ganz außerhalb des eine Kriegsschauplages bei Luzt in Volhynien formirt. Es waren also die erste und zweite Armee, welche für's erste zu einem Widerstand allein geeignet waren , mit ihren Hauptquartieren gegen 40 und selbst mit den beiden Flügeln , die einander am nächsten standen , immer noch etwa 24 Meilen von einander entfernt ; sie hätten auf gravem Wege 10-14 Tage zu ihrer Vereinigung be durft. Allein eine Vereinigung auf gradem Wege war bereits unmöglich ; Napoleon zog mit Million gegen die getrennte Aufstellung jener 170,000 heran. Die Russen zwar unterschätzten seine Stärke, allein wenn sie ihm auch nur die Hälfte seiner wirklichen Macht zuschrieben, so mußten sie erkennen, daß hier an der Grenze an einen Widerstand nicht zu denken war ; bei einer nur annähernd zutreffenden Berechnung durften sie in keinem Falle früher als bei Smolenst ein Gleichgewicht der Kräfte erwarten, welches sie zur Annahme eines ernsten Kampfes berech tigen konnte. Was also hatten die Vorbereitungen zum Lager von Drissa, was hatte die ausgedehnte Aufstellung an der Grenze mit den Mittelpunkten Wilna und Wolkowysk zu bedeuten ? Es ist nicht möglich, einen klaren militärischen Gedanken darin zu erkennen; jene Stellung war vielmehr eine förmliche Aufforderung an Napoleon, in die Linke hineinzustoßen , die beiden Armeen zu trennen und wenigstens die eine gleich in eine ver nichtende Niederlage zu verwickeln ; es schien durch das Verfahren der Russen gleich zu Anfang ein Vortheil in seine Hand gelegt , wie er sich ihn kaum günstiger wünschen konnte. Seine Nachrichten reichten hin , um die Gunst der Umstände zu erkennen, und sein Blick genügte, um sofort die Anordnungen zu treffen , daß er sie in vollem Maße ausbeute. Daß der vortrefflich angelegte Plan dennoch mißlang , liegt daran, daß schon jest jene 3 Momente, wovon wir oben sprachen, wirksam wurden. Der Kaiser richtete seinen Hauptstoß bekanntlich auf Wilna, mitten zwischen die beiden russischen Heere hinein. Er hatte seine Maßregeln auf eine doppelt empfindliche Niederlage angelegt: bie eine wollte er selbst dem Heere Barclay's, die andere sollte Davoust der Armee Bagra tions bereiten. Wenn man auf der Karte fich die Grups virungen der verschiedenen Massen und die Wege an schaulich macht, welche sie einschlugen, so erscheint es fast als ein Räthsel, warum der Plan des überlegenen Felds herrngeistes so ohne allen bedeutenden Erfolg blieb. Ver-

bewegung in's Warschauische getragen , um das Vor dringen des Feindes aufzuhalten ; jest erzeugte die bes stimmte Nachricht vom Heranrücken der weit überlegenen feindlichen Macht eine nicht geringe Verwirrung der Meis nungen und Rathschläge ; endlich drang Barclay durch, daß der Befehl zum Rückzug in's Lager von Driſſa ge geben werde. Er erreichte die Haupttheile des Heeres noch frühe genug , fie räumten mit dem 27. ihre Stel lungen und konnten nicht mehr vom Feinde getroffen wer den ; am 9. Juli zog Barclay in Driſſa, am 13. Wittgen stein auf dem rechten Flügel in Dünaburg ein. lezteren hätte Oudinot durch energisches Nachdrängen mehr Abbruch thun können ; sonst lag es in der Natur der Dinge , daß bis hierher bei der Verfolgung nichts Großes herausfam. Selbst darin lag noch nicht grade ein besonderes Mißlingen für die Franzosen , daß ihnen das 6. russische Corps unter Dochturow , sowie ein De tachement unter Dorochow ohne bedeutenden Verlust ent ging. Der erstere hatte als äußerster linker Flügel der ersten Westarmee bei Lida gestanden , der lettere war von da vorgeschoben; beiden war in Folge der Verwir rung im russischeu Hauptquartier der Befehl zum Rück | zug sehr spät zugekommen und zugleich als Rückzugsweg eine Richtung angegeben , die sie bei genauer Befolgung in die Hände des Gegners geführt haben würde. Beide aber erkannten noch rechtzeitig die Gefahr und wußten sich ihr mit raschem selbstständigen Entschluß durch Ge waltmärsche zu entziehen : Dochturow fand seine Ver bindung mit Barclay wieder ; Dorochow wurde abges drängt und schloß sich der zweiten Armee unter Bagra tion an. Immerhin war es schlimm für Napoleon, daß ihm der Gegner überall so ohne jeden bedeutenden Ver lust entkam, und man vermist unwillkürlich schon hierin die Energie und das Glück, womit die rale in früheren Feldzügen aufzutreten gewohnt waren, namentlich bei Dudinot , der Wittgenstein nachdrängen sollte, und bei Davoust und Nansouth , die Dochturow abzuschneiden beauftragt waren. Schlimmer indessen war es, daß sich gleich in der ersten Zeit das Wetter überaus ungünstig anließ. Vom 29. Juni an fiel 5 Tage lang ein fast ununterbrochener falter Regen , der der unter Truppen eine Menge von Krankheiten erzeugte, die Last und Bugthiere niederwarf, die Wege aufweichte , alle Truppenbewegungen auf's äußerste erschwerte und den

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203 julegt jedes Vorwärtskommen zulegt unmöglich machte. Der schroffe Gegenjas einer fast tro pischen Hige, welche unmittelbar auf diesen Regen folgte, steigerte alle daraus entstandenen Uebel auf die doppelte Höhe. Napoleon vermochte mit aller seiner Energie des reißend hereinbrechenden Unheils nicht Herr zu werden ; es war trog aller schon vor dem Feldzug vorbereiteten Maßregeln nicht möglich, den Nachschub an Heerbedürf nissen in geordnetem Gang zu erhalten ; die Verpflegung gerieth überall in Stocken und Unordnung , die Pflege Der Kranten, die Ueberwachung der Marodeure wurde vernachlässigt ; die Truppen halfen sich selbst und geriethen aus dem Requiriren bald genug in's Plündern und Ver wüsten ; die Bande der Zucht, der Ordnung und des Gehorsams lösten sich beispiellos schnell : schon in den ersten Wochen wird die Zahl der Nachzügler , die sich hinter dem Heer umhertrieben , auf 30,000 angeschlagen. Die Russen ihrerseits führten ihren Rückzug mit musters hafter Ordnung aus ; das Volk von Lithauen neigte sich in dem Grade auf ihre Seite, als sich seine anfangs den Franzosen günstige Stimmung in steigender Erbitterung von diesen abwandte. Es mag hauptsächlich mit diesen Verhältnissen zu sammenhängen , daß Napoleon auch bei dem weiteren Rückzug Barclay's von Drissa nach Smolenst von allen großen Vortheilen , welche ihm die Gunst der Umstände anfangs darzubieten schien , nicht einen davontrug. Im Lager von Drissa erhob sich nämlich im russischen Haupt quartier das alte Spiel : die Stimmung der Armee war übermüthig genug, auf Bleiben und entscheidendes Schlagen zu dringen ; Barclay dagegen und alle Einsichtigen tamen von diesem Gedanken in dem Maße zurück, als die feind liche Uebermacht sich näherte. Daraus entstand wieder vielfaches Kreuzen der Beschlüsse und im Grunde eine m Erst a 23. m zu späte Entscheidung. 18. Juli rückte die Armee von Drissa sie bei Witepst versammelt. Warum ihr Napoleon dort nicht zuvorkam, ist im Grunde noch nicht völlig aufgeklärt. Es ist mög lich, daß ein untergeordneter Erfolg, den die Russen vom 15. auf den 16. davontrugen, dazu beigetragen hat, nur Sinne, lees manche Autoren, unter

auch, wenn den Marsch hat, aus bleibt es schwer begreiflich, wie er fenem untergeordneten Unternehmen eine solche Bedeutung beimessen konnte. Man wird jedenfalls annehmen müssen, daß nicht dieses Ereigniß , sondern daß doch am meisten die oben geschil derte innere Noth und Zerrüttung in seinem Heere die Ursache war, daß er mit seinen Massen zu spät bei Witepst anlangte, um den Russen den Weg nach Smo lenst zu verlegen, der sie zur Vereinigung mit Bagration führen mußte. Noch einmal schien es , als werde sich ihm die ersehnte Schlacht darbieten. Barclay nämlich hatte hinter dem Flüßchen Lubschessa Stellung genommen, er wollte , wie es heißt, Bagration erwarten, der Befehl hatte, sich hier bei Witepst mit ihm zu vereinigen ; wahr scheinlicher ist es, daß es einer jener vielen schwankenden Entschlüsse war , worin der General der Stimmung des Heeres augenblicklich nachgab. Indessen fam in der Nacht zum 27. ein Adjutant von Bagration mit der Nachricht , es sei jede Vereinigung diesseits Smolensk unmöglich. Die Russen räumten ihre Stellung mit der gewohnten Meisterschaft unter hartnäckigen Nachhutge fechten ; ihre Armee erreichte Smolensk am 1. August. Napoleon sah sich abermals getäuscht ; zugleich mußte er hören , daß auch seine vielversprechenden Anordnungen gegen Bagration mißlungen waren. om Jaindot Dort schien sich in der That Alles , und zwar besser, als er selbst es wissen konnte, anzulassen , ihm einen großen Erfolg in die Hand zu spielen. Der König von Westphalen war am 30. Juni bei Grodno über den Niemen gegangen , seine Marschrichtung ging zunächst auf Nowogrodek , um die Verbindung Bagration's mit Barclay zu durchschneiden , er war etwa 55,000 Mann start , Bagration zählte kaum 50,000 . Dieser war am 28. von Wolkowysk auf Selwa zurückgegangen und dachte von da nach Minst zu ziehen, als ihn der Befehl er reichte, auf gradem Wege (also über Minsk und Polozt) die Vereinigung mit der ersten Westarmee im Lager bei Drissa zu suchen. Welche Berechnung diesem Befehle zu Grunde lag, ist unbegreiflich; als er in Barclay's Haupt quartier ausgefertigt wurde, mußte man sich sagen können, daßseine Ausführung Bagration mitten in die Feinde

anderen auch in seinen Denkwürdigkeiten, hineinführen werde. Und in der That brachte schon der behaupten. Dudinot hatte nämlich am 13. eine Demon Versuch zur Ausführung den legteren mehr als einmal stration gegen den Brückenkopf von Dünaburg gemacht, dem Verderben nabe ; man muß sagen , daß er dabei den Angriff aber sehr bald wieder aufgegeben , um sich Einsicht und Entschlossenheit bewies ; aber noch mehr als an Murat auf dem Marsche nach Witepsk anzuschließen ; dieser verdankte er doch seine Rettung dem Ungeschick die Sache hatte den Anschein , als hätten sich die Fran seiner Gegner und der hier besonders wirksam hervor zosen vor dem russischen Widerstand zurückgezogen , die tretenden Ausdehnung des Reichs. Bagration erreichte unmittelbare Beobachtung des linken Dünaufers zwischen am 3. Juli Nowogrodek und begann am 4. den Ueber Dünaburg und Drissa war von ihnen aufgegeben. Wittgen gang über den Niemen bei Nikolajef, als er von Platof stein benugte die Gelegenheit , ging in der Nacht zum die Nachricht erhielt, daß der Feind bereits in Olzani 15. bei Druja über den Fluß und überfiel auf der Straße und Wicknow stehe. Damit war ihm der grade Weg nach Czernowo 2 Regimenter von Sebastiani's Nachhut, auf Minst über Wologin abgeschnitten , und er mußte denen er große Verluste beibrachte. Die Nachricht das sich zu einem bedeutenden Umweg über Koralitschi und von soll Napoleon bestimmt haben , dem Marsch seiner Kridanof entschließen. Es waren in der That Vortruppen Truppen auf Witepst Stillstand zu gebieten, da er von Davoust's Corps , die ihm hier in den Weg traten, gefürchtet, Wittgenstein's Ueberfall sei der Vorläufer eines man fragt sich aber , wo denn König Jerome geblieben russischen Stoßes in seine linke Flante. Gefürchtet hat war ? Napoleon hatte sehr Recht , ihn vom Commando er dieß in feinem Falle, denn nichts konnte ihm will abzurufen, denn er fonnte bei nur geringer Energie, tommener sein als ein solcher Angriff der Russen. Aber wenn nicht vor Bagration bei Nowogrodek und Nikolajef,

- 204 doch jedenfalls demselben dicht auf den Fersen sein ; statt | Bagration nur durch die ungeheure Ausdehnung des Deffen verlor er ihn , wie es scheint , anfangs ganz aus Reichs und durch den ausgesprochenen Entschluß des den Augen und erreichte erst am 8. und 9. Juli mit Kaisers Alexander möglich , keinen Frieden zu machen. seinen Vortruppen den Nachträb Bagration's unter Platof In der Ausdehnung des Reichs lag nicht bloß der Raum bei Mir, wo dann ein , wie es scheint, nicht ſehr ener zum Ausweichen , es lag auch der Eindruck darin , daß gischer Angriff der Franzosen entschieden zurückgewiesen der augenblickliche Verlust eines wenn schon ausgedehnten wurde. Aber auch Davoust entsprach seinem Namen und Landstrichs dem Ganzen gegenüber nichts bedeute , und den Erwartungen des Kaisers nur unvollständig. Er dieser Gedanke erhielt eben durch jenen hochherzigen Ent hatte bisher die Aufgabe verfolgt , dem Fürsten Bagra | schluß des Kaisers Alexander und in dem muthigen be tion den Weg nach Norden zu verlegen , während der geisterten Willen seines Volkes und Heeres seinen festen König von Westphalen von Westen her nachdrängte, und Halt und Hintergrund. Wie anders hatte Napoleon seine früheren Feldzüge wir haben gesehen, wie ihm dieß bei Olzani und Wicknow gelang. Jegt wurde ihm die Leitung der ganzen Opes eröffnet! 1805 hatte am 22. October bei Ulm eine ration gegen Bagration übertragen , und die Situation feindliche Armee capitulirt, und schon 6 Wochen nachher war allerdings der Art, daß sie eins von beiden erwarten am 2. December war die Entscheidungsschlacht bei Auster ließ : entweder daß die zweite Westarmee weit nach Süden lig. 1806 lieferte ihm gleich die Doppelschlacht an der in die Sumpfgegenden von Pinst abgedrängt, oder daß Grenze am 14. October die feindliche Hauptstadt mit fie nur mit sehr schwerem Verlust zu ihrer Vereinigung zwei Drittheilen der Monarchie in die Hände. 1809 öffnete mit der ersten Westarmee durchdringen würde. Am 8. war ihm eine Reihe von Siegen vom 16. - 23. April den Davoust bei Minst, König Jerome bei Mir. Wenn nun Weg nach Wien, es kam das Mißlingen bei Aspern am der erstere selbst das Commando über des Königs Armee 21. und 22. Mai , aber schon am 5. und 6. Juli die übernahm und diese mit einem Theil seiner eigenen siegreiche Entscheidung bei Wagram. Jegt , 1812, hatte Truppen zu entschiedener Uebermacht über die Russen er vom 24. Juni bis Anfang August eine weitere Strecke verstärkte, den anderen Theil dagegen über Minst direct durchmessen als von Ulm nach Wien oder von Jena an auf Bobruisk marschiren ließ, so scheint, daß er Bagration die Oder ; aber es war ihm noch kein einziger Vortheil dort entweder zwischen zwei Feuer bringen oder zu einem zugefallen : das eroberte Land, das hinter ihm lag, galt eilfertigen Ausweichen zwingen mußte. Dieß wird um nichts , im Vergleich zu der Masse vor ihm ; die vordem so wahrscheinlicher , wenn man erwägt , daß Bagration getrennten feindlichen Heere standen vereint vor ihm, ihr selbst in schwankenden Entschlüſſen viele Zeit und Kraft Muth war gewachsen, denn wo sie immer mit den Fran vergeudete. Erst am 8. , eben als seine Verfolger bei zosen zusammentrafen, fie hatten sich ihnen gewachsen ge Mir und Minsk ankamen, erreichte er Neswisch mit einer zeigt. Einen Augenblick schien es, als wolle der Eroberer, durch Umwege sehr erschöpften Armee , der er hier noth dem Eindruck dieses Mißlingens und dem vereinten Rath gedrungen 3 Tage Rast gönnte. Von Neswisch ist aber seiner Generale folgend , hier stille stehen ; aber er hatte eben so weit nach Bobruisk als von Minst ; für Davouſt ganz Recht, er durfte es nicht. Sein Geschick zog ihn lag also die Möglichkeit vor, dieß lettere mit einem Theil fort ; er wußte nicht, daß sich sein eigenes Wort an ihm seiner Macht vor den Russen zu erreichen , während er erfüllen sollte. mit dem Haupttheil nachdrängte. Indessen war die Ab berufung König Jeromes für den günstigen Augenblick, wie es scheint, zu spät erfolgt. Genug , Davouſt richtete seine Bewegung von Minsk über Igumen nach Mohilef, ―――― statt auf Bobruist oder Rogatschef, während doch allein Deutsches und schwediſches Turnen. Wehr dieß lettere entscheidende Vortheile versprach. In Folge gymnaſtik. Davon tonnte denn Bagration freilich bei Mohilef nicht ど C durchdringen ; er wurde, er neuen, (Schluß.) mals falsch berechneten Befehl aus dem russischen Haupt quartier gehorchend , am 23. Juli versuchte, bei Salta [ S. M.] Wir wenden uns nunmehr zur Wehrgymnaſtik. Wehrturnen , Wehrgymnastik ― fonderbare Worte, nowka unterhalb der Stadt blutig zurückgewiesen. Doch hatte dieß keinen weiteren Nachtheil für ihn ; er wich den Dniepr abwärts zurück , überschritt den Fluß am 26., erreichte am 29. bei Mstislaw eine gesicherte Verbindung und am 3. August bei Smolenst die Vereinigung mit Barclay. Noch in diesen legten Tagen, nach dem Treffen bet Saltanowka , hätte ihm Davoust durch energische Verfolgung dieß aufs äußerste erschweren, wenn nicht un möglich machen können . Es geschah nicht; weder bei dem Kaiser, noch bei seinen Generalen war die alte Energie und das alte Glück. Aber man muß hinzufügen, daß sie auch auf eine andere Art von Widerstand stießen. Dieß fortwährende Ausweichen, immer noch mit richtigem Ent schluß im legten Augenblick gewählt, war bei Barclay und

noch sonderbarer als der fortgährende Unterschied zwischen Aber die Worte deutschem und schwedischem Turnen. existiren ; suchen wir den Begriff dazu auf. Wehrturnen kann nur ein Turnen sein , welches den Mann wehrhaft macht, welches den Mann zum Soldaten macht. Das ist es , worauf es ankommt : was gelten soll, muß wirken und muß dienen ! Uns muß die Gym nastik nügen, fie muß den Grad militärischer Tüchtig keit hervorbringen , die Ausbildung zu demjenigen Grade steigern, der von den deutschen Armeen verlangt wird, nicht die geringste militärisch berechtigte Forderung darf zu Gunsten der Gymnastik aufgegeben werden, fie darf nicht das Geringste beeinträchtigen.

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Lehrer stellen überdieß ein schönes Verhältniß benenher. und Schüler, zwischen Vorgesezten und Ein der Wirksamkeit des Turnens und der Verbrei tung deffelben unendlich hinderlicher und nicht genug zu 1) Gelenkigkeit, harmonische Ausbildung des Körpers, belämpfender Irrthum der auch in den Armeen nur mit , 2) Kraft, 3) Geschwindigkeit, Sinn für Raum und Zeit -milis der Zeit ausgerottet werden kann , ist die Meinung, daß tärisches Auge, es gleichgültig sei , wie eine Uebung ausgeführt würde, wenn der Mann überhaupt nur im Stande wäre , fie 4) geistige Regsamkeit, auszuführen. Grade das "Wie" der Ausführung ist das Muth, 5) Entschlossenheit Wichtigste und für den Instructor Gegenstand der größten Gehorsam, 6) Ruhe Aufmerksamkeit, ja pedantischer Strenge ! Abgesehen 7) als Folge : Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden. Vor Allem muß der gymnaſtiſche Unterricht ein indi von dem klaren Umstand , daß nur bei normaler oder vidueller ſein ; man hat sich mit dem einzelnen Mann solcher Haltung , welche eine Anstrengung der resp. Muskeln erfordert , wirklich auf die Kräftigung dieser zu beschäftigen. Abtheilungen von 10-12 Mann find am geeignetsten , weil damit dem einzelnen Mann Zeit Muskeln gewirkt werden kann , soll die Wehrgymnastik gegeben wird , über jede Uebung nachzudenken und sich den Mann zum Soldaten bilden , ihm also ebenso eine musterhafte Haltung beibringen, als ihn überhaupt daran etwas zu erholen, während bet kleineren Abtheilungen willkürlichen Bewegungen zu machen, an die Stelle geistiger Regsamkeit zu leicht eine durch gewöhnen , keine fondern die vorgeschriebenen mit Präcifion auszuführen . Ueberreizung hervorgerufene Hast und Aufregung tritt. muß die Ausbildung Eine ganz allgemeine Kenntniß wenigstens derjenigen Die rationell betriebene Gymnastik ――――― des Soldaten erleichtern, verkürzen, es muß gymnastisch Körpertheile, durch welche die Bewegungen ausgeführt exercirt werden. Deßhalb läßt man den Mann zu werden , muß von jedem Instructor verlangt werden . jeder Uebung in raſchem Schritt , mit guter Haltung Obgleich im Durchschnitt die Elite der Jugend zum berantreten und nach vollzogener Uebung sich in der grade Waffendienst herangezogen wird , so bewährt sich Kniebeuge sammeln , seine Haltung corrigiren und rasch ein da Beständige Aufmerksamkeit auf den wieder abtreten. wegungen mit gleicher Kraft ausführen kann , weil der Instructor muß durch häufige Commandos und kurze Er Lebensberuf oder die Lebensweise immer nur einzelne flärungen geweckt und rege erhalten werden. Körperpartien zu kräftiger Entwickelung gelangen laſſen. Hieraus erfolgt ein vierter , hochwichtiger Grundſag : Die gleichmäßige Entwickelung aller Kräfte, die har pedantische Strenge des Instructors in Bezug auf die monische Ausbildung des ganzen Körpers ist aber grade normale oder vorgeschriebene Haltung, strenges Festhalten Es ergibt sich hieraus der an der militärischen Form." die Aufgabe der Gymnaſtik. erste Grundsatz für den Betrieb : „nicht vorzugsweise eine Ohne uns in's Detail verlieren zu wollen , müſſen Kraft zu üben, sondern an jedem Tage, in jeder Lection wir hier einschalten, wie wichtig u. A. für die Ausbildung dergestalt mit den Uebungen abzuwechseln , daß alle der vorgeschriebene Anlauf im Gegensag zum willkürlichen Kräfte gleichmäßig in Thätigkeit gesezt werden. " oder freien Anlauf ist, und an dem Sprunge mit drei Dem einen Menschen fallen die auszuführenden Be Schritten Anlauf beispielsweise nachweisen, wie bei richtigem wegungen, die Uebungen leicht, dem anderen schwer; der Betrieb sowohl durch die einzelnen Uebungen, als be eine arbeitet lange ohne Ermüdung , der andere fühlt sonders durch ihr Zusammenwirken und Ineinandergreifen dieselbe früher. Wollte man den leßteren fich von vorn den Anforderung en entsprochen wird, welche oben an die herein ermüden lassen, so würde er voraussichtlich mehrere Gymnastik gestellt wurden. Lage keine Fortschritte machen, also zurückbleiben. Hieraus Es ist nicht gleichgültig , mit wieviel Schritten der ergibt sich der weitere Grundsag : daß man die Kräfte Mann anlaufe , mit welchem Fuße er abspringe ; er des Mannes in Thätigkeit seßt, anstrengt , ohne fte zu darf nur drei Schritte Anlauf nehmen und muß mit dem erschöpfen." Da wo Organisation und militärische Ein befohlenen Fuß (abwechselnd rechts und links) abspringen, richtungen dieß begünstigen , empfiehlt es sich deßhalb, und selbst dann muß er noch an die präcise Ausführung nach Ablauf der Recrutenperiode die Mannschaft den des Sprunges (energisches Einnehmen der Hocklage und Fortschritten entsprechend in Classen ein- und diese stän unmittelbar darauf kräftiges Ausstrecken der Beine) denten . digen Lehrern zuzutheilen. Er muß also einen Entschluß fassen , mit dem Auge Ein ähnliches wie das eben bezeichnete Verhältniß rasch die Distanz abmessen und während der Ausführung würde eintreten, wollte man Uebungen ausführen lassen, geistig thätig sein. Die Forderung endlich , sich nach wozu die Kräfte des Mannes noch nicht ausreichen ; dieß dem Sprung in der Kniebeuge aufzurichten, zwingt wieder würde ihn noch außerdem decouragiren und ihm die zum Gehorsam. Durch die Uebung selbst , durch die Freude an dem Unterricht benehmen. Daher der dritte gleichmäßige Anstrengung der rechten und linken Seite, Grundsag : mit einfachen Uebungen zu beginnen und wird zur harmonischen Ausbildung des Mannes fuccessive im Maße der Kraftentwickelung zu zusammen beigetragen und die Fähigkeit, Hindernisse zu über gefeßten Uebungen vorzugehen. Auf diese Weise fühlt winden , erzielt. *) auch der Schwächste freudig eine Zunahme der Kraft, und von Tag zu Tag wächst das Vertrauen zu sich und *) Um nicht mißverstanden zu werden , sei hier bemerkt, daß selbst Der Eifer für die Sache. Die erfreulichen Fortschritte verständlich die Spring und Voltigirübungen auch mit freiem Als die Anforderungen, welche hiernach an die Wehr gymnastik gestellt werden, welchen durch ihren Betrieb entsprochen werden muß, ergeben sich :

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Wir haben noch zweier für den Betrieb der Gymnastik | Gewehre und Geschosse vom Standpunkte der wichtiger Rücksichten zu gedenken. 1 Militärchirurgie. Nach allen Uebungen , wobei die Lungen stark_in Thätigkeit kommen, und wodurch der Mann in Transpi ration versezt wird, tritt bei ihm die Neigung ein, sich auf Bei der neuerdings von befugter und unbefugter Seite es vielfach ventilirten Frage über Gewehre und Geschosse Kosten der guten Haltung es bequem zu machen ; tritt ein Zustand der Unruhe ein , der, als ein Haupt dürfte es nicht uninteressant sein , einige Kenntniß auch augenmerk der Truppenführer , schon vom ersten Tage über diejenigen Erfahrungen zu erlangen, welche bei Ge an und immer wieder überwunden werden muß. Wie legenheiten gemacht wurden, wo es sich nicht um hölzerne, einerseits die Gymnastik das beste Mittel hierzu bietet, sondern um lebendige Zielscheiben mit Fleisch und Knochen so muß man andererseits während des gymnastischen Unter handelte. Die wichtigsten Anhaltepunkte hierfür geben richts auf derartige Uebungen immer solche folgen lassen, aus den legten zwei Jahrzehnten die Kämpfe in Schles welche eine ruhige Kraftentwicklung erheischen. Nach den wig - Holstein und Baden , der Krimkrieg und der Es ist bekannt , daß man Lauf und Springübungen insbesondere muß man stets Feldzug in Italien 1859. Freiübungen auf der Stelle, nach den Voltigirübungen die früher gebräuchlichen sphärischen Geschosse jezt fast mit Anlauf, Hang- und Kletterübungen oder Balancir durchgängig mit sogenannten Spigkugeln vertauscht - nach Bewegung gewissermaßen übungen vornehmen, hat. Unter den militärischen Autoritäten unterliegt es Die richtige und consequente Be keinem Zweifel , daß die modernen Spißgeschosse der ge Ruhe folgen lassen. achtung dieser beiden Momente wird im Verfolg der zogenen Gewehre vermöge ihrer Gestalt und ihrer größeren Ausbildung äußerste Geschwindigkeit in der Bewegung Endgeschwindigkeit tiefer eindringen und somit zerstörender und feste Ruhe nach derselben zur Folge haben. wirken als die runden Geschosse. Unter den chirurgischen Die andere Rücksicht , deren wir noch besonders zu Autoritäten steht diese Annahme noch nicht allseitig fest. erwähnen haben und ein nicht genug zu beachtender Stromeyer zum Beispiel glaubt nach seinen Erfahrungen Gegenstand bei Ausbildung von Instructoren, ist die in Schleswig-Holstein , daß der Unterschied in der Wir Unterstügung des Lebenden - das Halten. fung der bleiernen Kugeln nur von ihrer Größe abhängig Es ist dieß ebenso nöthig, um dem Schüler Vertrauen sei , daß jedoch die Form derselben keinen Einfluß auf zu geben, als um das Maß der Kraftentwicklung kennen ihre zerstörenden Eigenschaften habe ; höchstens werden zu lernen , weßhalb für jede Uebung die einfachsten und die Spigkugeln , da sie mit der Spige voranfliegen und zuverlässigsten Handgriffe anfangs kräftig, nach und nach eindringen , weiche Theile leichter durchdringen und viel immer schwächer angewendet werden müssen. Es muß leicht etwas seltener unter der Haut noch stecken bleiben, als ein großer und unverantwortlicher Fehler bezeichnet auf harten Knochen platten sie sich indeß ebenso gut ab werden, wenn der Instructor die Uebungen ohne Halten wie runde Kugeln. Der nämlichen Ansicht sind die ausführen läßt, bevor seine Abtheilung eine vollkom übrigen schleswig-holsteinschen Aerzte. - Beck geht nach mene Sicherheit in der Ausführung erlangt hat. — seinen Erfahrungen in Baden noch weiter. Er hält die Wir haben in Vorstehendem nachzuweisen versucht, gewöhnliche runde Musketenkugel für weit gefährlicher daß die dermalige Art des Betriebs der Turnkunst in als die neu eingeführte Spigfugel , und ist überzeugt, Deutschland dem Ziele nur unvollständig entspricht, daß diese den knöchernen Partien häufiger ausweichen, welches ihre Jünger sich gesteckt haben und nach dessen überhaupt leichter abgelenkt werden als das sphärische -- Der russische Generalarzt Pirogoff be Erreichung gestrebt werden muß. Wir haben wenn Projectil. auch nur in allgemeinen Grundzügen und mit vorzugs stätigt die Ansicht der deutschen Chirurgen; er glaubt, weiser Berücksichtigung des militärischen Bedürfnisses daß die verschiedenen Projectile in gleicher Weise auf die einen Betrieb gezeichnet und anempfohlen, welcher Erfolge Knochen wirken. Er stügt sich dabei hauptsächlich auf die Thatsache , daß die kleinen tupfernen Kugeln der im Großen und Ganzen verspricht und eine ungleich Tscherkessen, die nicht größer als Rehposten sind und nur größere Verbreitung der Gymnastik als seither bewirken wird. Weder Literat noch Schriftsteller, sind wir hierin zwei Quentchen wiegen, harte Knochen ebenso ausgiebig der unmittelbaren Eingebung gefolgt , geleitet von der zertrümmerten als die großen Bleikugeln der Russen, Absicht, zu nügen. Indem wir die geehrten Leser dieß welche 4 Loth wiegen. - Grade entgegengesetter Ansicht zu berücksichtigen bitten , bemerken wir noch , daß den find in seltener Uebereinstimmung die englischen und Kameraden gegenüber der Werth der Gymnastik als französischen Militärchirurgen nach ihren allerdings Mittel zur Ausbildung der Soldaten -- unbeschadet aller höchst umfassenden Erfahrugen während des Krimkrieges. anderen Hebel des Selbstbewußtseins — als anerkannt Die betden Hauptschriftsteller, Macleod und Baudens, vorausgesezt wurde. sehen die wesentlichste Eigenthümlichkeit der Spigkugeln darin , daß fie beinahe nie abgelenkt werden und den Anlauf geübt werden müſſen , da in der Wirklichkeit der Mann Theil stets in gradester Richtung durchbohren. Daher selten Zeit haben wird , die Distanz für drei 2c. Schritte ab: rühre die größere Menge von zersplitterten Knochenbrüchen zumeffen. Das Wichtigste ist hierbei die Erzielung eines sicheren, rapiden Anlaufs , der - strenge controlirt - gleichzeitig eine und namentlich auch die ungleich größere Gefährlichkeit fortwährende Unterweisung im Laufschritt ist. Es ist übrigens der Brust- und Bauchwunden. Beinahe alle seien pene ein Irrthum, zu glauben , daß man mit freiem Anlauf höher trirend ; umgehungen und Contourirungen der Körper springen könne, der gut ausgebildete Mann wird mit drei höhlen , denen man früher so viele Lebensrettungen zu Schritten so hoch springen wie mit freiem Anlauf. verdanken gehabt habe, werden bei den cylindro-conischen

207 Geschoffen gar nicht mehr beobachtet. " Macleod nennt unter Anderem die Einwirkung der sphärischen Kugel auf die Knochen a perfect bagatell " gegenüber denen des Spigprojectils ; er behauptet ferner , daß die Frequenz der Knochenbrüche bei dem cylindro-conischen Projectil absolut größer sei als bei dem sphärischen , und daß ihm nie ein Fall vorgekommen, wo nicht eine Spig fugel , wenn fie an einen langen Knochen anschlug, eine vielfache und ausgedehnte Splitterung bedingt hätte. Beide Chirurgen versichern, daß sie nicht selten den Ober arm oder Oberschenkel von einem Ende zum andern haben splittern sehen. Demme, welcher an den Ver wundeten des letzten italienischen Feldzugs außerordentlich zahlreiche Beobachtungen und Studien anstellen konnte, ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß jenes schreckliche, unwiderstehliche Vordringen der Spigkugel , wie es von den englischen und französischen Militärchirurgen so all gemein angenommen wird , eine ebenso große Uebertrei bung in sich schließe, als sie in den Ansichten der deut schen Autoren liege. Betreffs der Ablenkungen und Con tourirungen der Schußcanäle spielt nach seinem Dafür halten die Propulsionsrichtung und die Kleinheit des Auf fallswinkels wahrscheinlich eine größere Rolle als die Form der Projectile. In den italienischen Lazarethen kamen sehr zahlreiche Fälle zur Untersuchung, in denen ſowohl Hohl- als Vollprojectile durch den Knochen ab gelenkt worden waren, - ein Verhältniß, welches die fran zösischen und englischen Autoren beinahe für unmöglich halten. Am häufigsten sah man solche Ablenkungen am Schädeldache und an den Schäften der Röhrenknochen. Ebenso ließen sich innere Umkreisungen der Höhlenwan dungen namentlich bei cylindro-conischen Vollkugeln in einer Reihe von Fällen anatomisch nachweisen. In dem größeren Werke , denen diese Notizen ent nommen find ( Militär- chirurgische Studien in den italie nischen Lazarethen von 1859. Von Dr. Herm. Demme in Bern. Würzburg, 1861 "), finden sich noch einige nähere Angaben über die verschiedene Bewaffnung der beiden in Italien kämpfenden Parteien und die Verschiedenheit der hierdurch bedingten Verlegungen. Die österreichische In fanterie war ohne Ausnahme mit trefflich gearbeiteten, gezogenen Gewehren nach Lorenz'schem System bewaff net , das Geschoß war eine massive oder Vollspigkugel mit einem durchschnittlichen Gewicht von 29,2 Grm.; die Jäger hatten gewöhnliche und Dornstugen mit einer der vorigen ähnlich geformten Spigtugel ; die Cavalerie hatte gezogene Pistolen und Carabiner mit einem gewöhn lichen sphärischen Projectil von 25-27 Grm. Gewicht. Von der französischen Infanterie hatte die Kaisergarde das gezogene Miniégewehr, die Fußjäger der Garde und der Linie, sowie die Zuaven Dornbüchsen , einzelne Ab theilungen auch noch das glatte percuffionirte Bayonnet gewehr (Modèle 1842). Das letztere bildete, mit wenigen Modificationen , noch die alleinige Waffe bei der sardi nischen Infanterie, nur bei den Scharfschüßen (Bersa glieri) kam ein kurzer, ziemlich schwerer Stußen vor. Während sich nun das allgemeine Urtheil dahin auszusprechen schien , daß die Oester reicher den Franco - Sarden durch die Güte ihrer Gewehre überlegen feien , stand dennoch

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der französische Schuß in dem Rufe einer größeren Gefährlichkeit. Demme erklärt sich diesen Ruf aus dem höchst vervollkommneten Projectile. Es waren vorzugsweise zwei Modelle cylindro-conischer Ge schosse unter der französischen Infanterie eingeführt. Die ganze Linie bediente sich einer cylindro- conischen Hohlkugel (mit forcement par dilatation ). Von großer Bedeutung für die Wirkung derselben war ihre außerordentliche Pro pulsionskraft , ihre größere Oberfläche und Masse (bei einem Gewicht von 33 Grm . ) Für die Dornbüchsen der Fußjäger und Zuaven waren cylindro-conische Vollkugeln bestimmt , welche sich durch eine weit schärfere Spige, durch Art und Zahl der Cirkelrinnen und durch das enorme Gewicht von 50,15 Grm. auszeichneten. Hunderte von österreichischen Verwundeten , welche Demme über den Choc der französischen Projectile be fragte, versicherten, daß sie , wenn das Projectil auf den Knochen traf, ehe sie niederfielen, im Kreise herumgedreht oder von ihrem Plage gerissen worden seien. Das cylindro-conische Hohlprojectil der französischen Linie mit dünnen Wandungen und großer Höhlung nähert fich seiner äußern Form nach weit mehr dem sphärischen Projectil , so daß die conische Wirkung mehr in den Hintergrund tritt; von größtem Belange aber für die Art der durch sie gesezten Verwundungen find die leichte Deformation, Zerreißung und Zerstückelung des Hohlprojectils. Eine solche trat unter Umständen schon ein, wenn nur fleischige Theile durchbohrt wurden, weit mehr aber, wenn ein Knochen getroffen mit einem weit größern Volumen , mit zahlreichen Spigen und Kanten sezte dann die Hohlkugel ihren Weg durch die Weichtheile nach der Ausgangsöffnung fort und quetschte und zerriß dieselben in unberechenbarer Weise. Sehr oft wurden unförmige , dem gehackten Blei ähnliche Stücke losgerissen, ja ein kleines, von einer Hohlkugel losgelöstes Bleifragment fann Propulsionskraft genug besigen, seinen Weg durch das Knochengewebe fortzusehen , während der Haupttheil der Kugel in einem oberflächlichen Theile desselben stecken bleibt. Demme hebt es ausdrücklich hervor, daß er bei keinem einzigen der erwähnten Massiv projectile ähnliche Zerreißungen und Zersprengungen be obachtet habe. Die Schußöffnungen find bei der Hohlkugel beinahe ohne Ausnahme größer als bei der mit der Spiße ein dringenden Vollkugel ; bei dieser legtern kommen auch regelmäßige Schußcanäle in den Knochen ohne Splitterung vor , obschon dieß von den Franzosen und Engländern | ganz in Abrede gestellt wird , die Hohlkugel scheint hierzu weniger disponirt. Während bei dem successiven Durchschlagen zweier Knochenwandungen das sich leicht und rasch abplattende und deformirende Hohlprojectil¸ i der Regel schon die erste Knochenwand splittert , fomm bei der Maſſivspigkugel nicht selten Fälle vor , wo z Knochen (z. B. die beiden Oberkiefer , die beiden F beine) von einer Kugel durchbohrt wurden , ohne Eingangs- oder Ausgangsöffnung eine erhebliche terung darbieten. So untersuchte Demme eine ständig geheilten piemontesischen Artilleristen, deſi Schläfenbeine bei Palestro von einer Massi durchschossen wurden ; es ließen sich jedoch wer

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Narbenrändern der Eingangs-,_ noch an denen der Aus- | lebensgefährliche Blutgefäßwunden veranlaßten als die gangsöffnung Spuren eines Knochenbruches oder einer österreichischen Vollgeschosse (31 Proc. zu 25 Proc. ) ; ebenso Knochenspaltung durchfühlen. Demme weist endlich noch wurden anscheinend auch die Nervenstämme durch die erst statistisch nach, daß die französischen Hohlprojectile häufiger | genannten Projectile häufiger verlegt als durch die legtern.

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Wien, im Juni. [ Die beabsichtigten Aende rungen in der Verproviantirung der Armee.] Die A. M.-Z. hat bereits früher (in Nr. 7 v. d. 3.) mitgetheilt, daß der Kriegsminister schon seit ziemlich langer Zeit aus gedehnte Versuche über einen wohlfeileren Armeeverpflegungs modus ausführen läßt. Dieser Tage nun ist der bekannte pensionirte Major v. Schuster, welcher die Seele dieser Ver suche ist , von einer längeren Reise zurückgekommen , die er nach Ungarn und in's Banat zum Behuf der Sicherstellung von Armeebedürfnissen unternommen hatte. Die Resultate, welche er dabei erzielte , find ganz vorzügliche ; denn obgleich er wegen der starken Einkäufe französischer Fruchthändler seine Lieferungsverträge unter ziemlich schwierigen Verhältnissen ab. zuschließen hatte, ist es ihm doch gelungen , große Getreide maſſen natürlich unmittelbar beim Producenten unter so günstigen Bedingungen einzukaufen , daß sich der Preis derselben, und zwar bis an den Verkaufsort geliefert, um etwa 80 fr. per n. b. Megen billiger stellt als der niedrigste Negiepreis der Verpflegungsmagazine . Man kann daraus ent nehmen, welche bedeutende Ersparniß sich durch den Ein kauf aller Armeebedürfnisse beim Producenten , anstatt wie bisher beim Lieferanten , erzielen ließe , und wie sehr diese Ersparniß sich noch steigern würde , wenn entsprechend dem veränderten Modus des Einkaufs auch das ganze System der Verpflegungsverwaltung eine gründliche Reform, und zwar nach vernünftig kaufmännischen Principien , erfahren würde. Major v. Schuster , welcher mit ebenso viel Sachkenntniß als aufopfernder Energie an's Werk geht , begegnet begreif= licherweise in maßgebenden Kreisen sehr viel zähem Wider stand , doch zum Glück interessirt sich der Kriegsminister leb haft für die Sache , und somit dürfte sie zum Nugen der Armee und des Staatssäckels durchdringen. Major v. Schuster wird jezt die Resultate seines Wirkens und seiner Erfahrungen in einem umfassenden Elaborat niederlegen , welches zugleich die Grundzüge der Verpflegungsreform enthalten und dem Kriegsminister in einigen Wochen vorgelegt werden soll.

haben wird , da sonst die Recruten gewöhnlich schon im De cember denselben versehen konnten, und nun dieß kaum vor April möglich sein wird. Neben diesen Dienstverrichtungen geht nun durch das ganze Jahr noch das Scheibenschießen, das früher in die Zeit von der Bataillonsvorstellung bis zum Manöver fiel. Es hat dieß übrigens noch den Vortheil, daß auf diese Weise auch bei strenger Kälte wird geschossen werden müssen und die Soldaten sich auch daran gewöhnen werden. Wie sehr man überhaupt jezt immer auf die kriegsmäßige Ausbildung der Truppen Rücksicht nimmt, zeigt der Umstand, daß man jezt vielfach Unteroffiziere zur Erlernung des Eisen bahndienstes als Zugführer , Schaffner und Bremser com mandirt und außerdem noch das Ein- und Ausladen der Truppen auf den Eisenbahnen mit der ganzen Marschaus rüstung einübt. Hannover.

Hannover , 20. Juni. [Militärische Kammer vorlagen.] Die Regierung hat an die Kammer mehrere militärische Vorlagen gelangen lassen. Dieselben betreffen die dauernde Aufstellung eines Stammes des Traincorps , die Erhöhung der Fleischportions-Vergütungen und die Verbesse rung des Einkommens der nicht auf Naturalverpflegung an gewieseneu Unteroffiziere und verheiratheten Mannschaften, die Vollendung des neuen Zeughausetabliſſements und die im Jahre 1859 eröffneten außerordentlichen Credite für die Kriegs casse. Leider haben diese Vorlagen wenig Aussicht, von den Kammern unverändert angenommen zu werden. - [Personalchronik : General Frhr. v. Hoden d. M. starb zu Osnabrüd einer der berg t]. Am 20. b. ältesten und hochgeachtetsten Veteranen der hannoverschen Armee, der Generalmajor a. D. Friedrich August Hein rich Freiherr von Hodenberg , Commandeur erster Classe des Guelphen - Ordens , im Alter von 88 Jahren, 3 Monaten und 6 Tagen. Der Verewigte, welcher früh in den Militärdienst getreten war , diente bis 1803 in der Ca valerie , war dann außer Dienst und trat bei der Reorgani sation der hannoverschen Armee im Januar 1814 bei der Preußen. Infanterie wieder in den activen Dienst , in welcher er bis Berlin , 24. Juni. [ Die spätere Einstellung der zum Commandeur der 4. Brigade und zum Commandanten Recruten der Infanterie.] Durch die jezt beabsichtigte in Osnabrück befördert und 1848 in den Ruhestand . versezt spätere Einstellung der Recruten der Infanterie (vgl. A. M.-Z. Bei dem Ausfall von Menin war er Ordonnanz Nr. 25 v. b. 3.) , welche sich jedoch nicht auf die Garde Offizier des Generals von Hammerstein. Mit ihm ist der bezieht, da diese ebenso wie zu der Zeit der zweijährigen die | legte hannoversche Offizier aus dem Leben geschieden, der an volle dreijährige Dienstzeit behält , wird ein ganz anderer diesem für die hannoversche Armee so glorreichen Ereignisse Ausbildungsmodus nothwendig : im Frühjahr die Ausbildung | Theil genommen hat. Hohe Achtung und Liebe folgt dem der Recruten, Compagnien, Bataillone und Regimenter, dann Verewigten ins Grab , und große Trauer erfüllt die Herzen die Felddienstübungen ; im Herbste die Manöver und nach der Armen, denen er bis zum legten Augenblick ſeines Lebens denselben kleinere Uebungen der übrig bleibenden alten Mann ein Wohlthäter im ganzen Sinne des Wortes war. Friede schaft, die auf diese Weiſe natürlich sehr schweren Wachtdienst | sei seiner Áſche ! Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

No

27.

Jahrgang.

Darmstadt , 5. Juli.

1862 .

- Die päpst: Inhalt: Aufsäte. Vertheidigungssystem von Norddeutschland. III. - Desterreichs Parlament in der Militärbudgetfrage. lichen Fremdencorps in den Jahren 1860 und 1861. Von J. H. Miscellen. Die mexikanische Armee. - Die serbische Armee. Nachrichten. Preußen. Das neue Organisationsreglement für die Marinestations- Commandos. - Der Militäretat für 1862. Dänemark. Ausdehnung des Systems der Reserveoffiziere auf die Cavalerie und Artillerie. Rußland. Aufhebung der Festung Orenburg. Spanien. Versuche mit 2 Kammerladungsterzerolen. - Neu erfundene Hinterladungsbüchse.

Vertheidigungssystem von Norddeutſchland. III. (Der nachfolgende Auffag schließt sich so unmittelbar an die von anderer Seite uns zugegangenen Aufsäge an , die in unseren Nrn. 9 , 20 und 21 v. d. J. abgedruckt sind , daß wir für nöthig finden, ihn unter dem obigen Haupttitel in die in unserer Zeitschrift bisher stattgehabte Discussion dieser hochernsten Frage einzureihen. D. Red.) Bloßer Küstenschug oder ein wirkliches Defensiv. system im Norden ? [v. H.] Die in Folge Bundesbeschlusses vom 8. März d. 3. berufene Specialcommission ist vom 12. April bis 24. Mai d. I. in Hamburg versammelt gewesen , und hat dem Vernehmen nach noch dort, nach einer zwischen fallenden Bereifung der ihr bezeichneten Küstenstrecken , ihre Arbeiten beendet. Der allgemeine Auftrag , wie er in pos. 1 des Bundesbeschlusses vom 8. März d. J. formulirt ist , kann so als erledigt gelten, und es ist an junehmen, daß auch der specielle Auftrag, der nach pos. 2 dieses Bundesbeschlusses allein den von den Küstenstaaten abgeordneten Commissionsmitgliedern zufällt, nämlich die Bearbeitung genauer Entwürfe und Kostenvoranschläge über die von der Gesammtcommission für erforderlich erkannten Vertheidigungsanstalten , einer raschen Erle digung zugeführt werden wird.

Die Berichte der öffentlichen Blätter über Umfang und bisherige Ergebnisse der Hamburger Verhandlungen haben natürlich keinen Anspruch darauf , irgendwie als verlässig zu gelten. Doch glauben wir, auf diese Be richte achten zu müssen und geben darum nachstehend die Hauptpunkte daraus. 1) Der Auftrag umfaßte die deutschen Küsten an Nord- und Ostsee, mit Ausschluß jedoch der preußischen und der dänisch-deutschen Küstenstrecken. Preußen wird seine Küsten selbst schüßen , aber die Anstalten dazu in Einklang und Zusammenhang mit dem herzustellenden System bringen ; Dänemark hat die deutschen Herzogs thümer auch hier wieder verschlossen gehalten , und es bleibt so das Bundesglied Holstein-Lauenburg an dieser ganzen Bundesangelegenheit unbetheiligt. 2) Die Anträge der Commission umfassen Befestigungen, Schiffe , Eisenbahnen und Truppen. 3) Die Befestigungen werden an den Zugängen von Ems , Weser und Elbe (mit Ausschluß jedoch des von Dänemark dem Bunde versagten holsteinschen rechten Ufers) ihre Stelle haben , dann an den Punkten Trave münde , Wismar und Rostock. Die Kosten dafür sind einstweilen auf 44 Millionen Thaler veranschlagt. Würden Eisenbekleidungen für die Mauerböschungen vorgesehen, so entfielen daraus jedenfalls erheblich höhere Voran schlagsposten ; die Verhandlung darüber soll noch unent schieden sein.

210 4) An Schiffen find 8 gepanzerte Kanonenboote in Aussicht genommen . Voranschlag 4 Millionen Thaler. 5) Das Eisenbahnnez soll im militärischen Interesse durch die neuen Strecken Stralsund-Rostock, Harburg Cughafen , Bremerhaven - Bremen und Oldenburg - Leer Heppens ergänzt werden. 6) An Truppen sind 3 Brigaden verlangt, je eine für die Knotenpunkte Wunstorf, Hamburg und Hagenow. Es ist das der wesentliche Inhalt der Berichte , die wir in den öffentlichen Blättern fanden. Manches darin mag ungenau ſein, im Ganzen wird doch wohl nicht viel fehlen. Gewiß scheint jedenfalls , daß die Hamburger Verhandlungen allein die Frage des Küstenschußes zum Gegenstand hatten , also nicht ein eigentliches Defensiv system für Norddeutschland, sondern nur einen und aller dings wesentlichen Theil eines solchen. Die deutsche Ver theidigungslinie , die von der Ems an der Nordsee her über die jütische Halbinsel zur Ostsee und über Rostock bis an das preußische Küstengebiet zieht , ist durch das Bundesland Holstein-Lauenburg unterbrochen , und diese Lücke kann von dem mächtigen Deutschland nicht ge schlossen werden , weil das kleine Dänemark es nicht ge stattet. Das ist der sichere Kern der Sache. Wir stellen den Berichten über das , was Deutsch land im Norden zu seinem Schuhe thut oder nicht thut, einige Zeitungsnachrichten gegenüber , die andeuten , wie Dänemark dort die Lage auffaßt und danach handelt. Es betreffen diese die Dannevirkestellung und namentlich den jezigen Stand der Befestigungsarbeiten an dieser wichtigen Position. " Nahe der Stadt Schleswig besteht die Befestigung jezt aus einer Reihe Schanzen ( 12), welche sich vom Schleiufer östlich von Bustrup bis nach dem Dorse Groß-Dannevirke erstrecken. Dieselben sind über einen Höherücken vertheilt, auf dessen Südseite die Kloster frug-Schleswiger Zweigbahn sich hinzieht, und nimmt der Abstand zwischen den einzelnen Schanzen nach dem Ver hältniß der Entfernung von der Stadt zu. Die meisten derselben sind offen und können als einzelne losgerissene, aus Erde aufgeführte Bastionen betrachtet werden, welche gegen Süden gerichtet sind und gegen einen Angriff von dieser Seite durch einen hohen Wall geschützt werden, während sie gegen Norden offen sind ; andere, wie nament lich die 10. und 12. Schanze, welch' legtere in unmittel barer Nähe des Dorfes Groß- Dannevirke angelegt ist, find geschlossen und bestehen aus einem hohen und breiten Erd-Ringwall , welcher von einem tiefen und breiten Graben umgeben ist. Der einzige Zugang zu diesen Schanzen wird durch eine Brücke über den Graben ge bildet, welche durch lose neben einander liegende Balken hergestellt ist und deßhalb ohne Zeitverlust entfernt werden fann. Durch ein starkes , mit Schießscharten versehenes hölzernes Thor gelangt man in die eigentliche Schanze, in deren Mitte ein Blockhaus angebracht ist , welches circa 120 Mann aufnehmen kann. Dasselbe ist in einer kleinen Vertiefung auf gemauertem Fundament aus dem schwersten Bauholz aufgeführt und auf allen vier Seiten mit Schießscharten gespickt. Eine Pforte aus dickem Bau holz bildet den Eingang. Gegen Kanonenkugeln und Bomben ist das Blockhaus durch ein aus dicken Balken hergestelltes Dach geschüßt, welches über die Seiten |

wände hervorragt und mit einer dicken Lage Erde belegt ist, um die Kraft der Kugeln zu schwächen. Selbst nach dem die Schanze genommen ist , soll die Besagung des Blockhauses sich noch halten können und auf die Weise eine Position im Rücken des Feindes bilden , welche an sich zwar nicht stark genug , aber von großer Bedeutung bei einem Versuch zur Wiedereroberung der Schanze sein soll. Zwischen mehreren dieser offenen Schanzen sind Wege angelegt , die durch Erdwälle geschügt werden . Diese Verbindung ist zwischen der 6. und 7. Schanze be reits völlig hergestellt , und die bedeutenden Erdarbeiten, welche bei den übrigen offenen Schanzen in Angriff ge nommen sind , scheinen darauf hinzudeuten , daß man beabsichtigt , sämmtliche Schanzen mittelst eines fortlau fenden Walles — eines neuen Dannevirke ――― - mit einander in Verbindung zu bringen. Auf diesen geschüßten Wegen kann die Mannschaft , vom Feinde unbemerkt , nach den gefährlichsten Punkten detachirt werden, welcher Umstand den durch die Ausdehnung der Stellung entstehenden Schwierigkeiten abhelfen soll . Behufs größerer Truppen bewegungen werden im Rücken der Schanzen sogenannte Colonnenwege angelegt, von welchen der nach dem kleinen Dannevirke , mit einem Arm nach Bustrup führende be reits fertig ist." Auch diese Nachricht ist den öffentlichen Blättern ent nommen , und auch darin findet sich manches , das dem Militär ein Achselzucken ablocken kann. Aber auch darin ist wieder ein sicherer Kern , der völlig ernsthaft genug ist. Dänemark handelt , indem es das Thor sperrt, das aus Holstein nach Schleswig und Jütland führt , und indem es den Schlüssel zum Thore fest in die Hand nimmt , um sich selber für jede Zeit den Weg nach Hol Die feindliche Absicht , die frühe stein frei zu halten. Vorkehrung für den erwarteten Fall einer abermaligen Waffenentscheidung, ist darin klar genug. Was thut Deutschland hiergegen ? Es sorgt für seine Küsten links und rechts ; aber dort in der Mitte, wo das vom Gegner verschlossene und verwahrte Thor ist , was geschieht da ? Wir sind fern davon , den Werth von dem gering anschlagen zu wollen , was in Hamburg erzielt wurde. Die Berufung der Hamburger Commission und die Er gebnisse ihrer Arbeit sind erfreuliche Zeichen , und die demnächstige Ausführung der Anträge wird für Deutsch land einen ganz reellen Zuwachs an Wehrkraft bringen oder wenigstens doch die Gefahr von Schwächen mindern. Aber damit ist zulegt doch nur ein Anfang gemacht mit dem, was Noth thut , und man muß sich wohl davor hüten, daß man in der gerechten Genugthuung über das Geschehene dasjenige außer Acht lasse, was noch weiter. geschehen muß, wenn nicht dennoch die höchſten Intereſſen gefährdet bleiben sollen . Holstein liegt offen da vor dem Thore, zu dem der Gegner den Schlüssel hat, und durch Holstein führt der Weg nicht bloß in's Herz von Deutsch land , sondern ein noch viel näherer nach Hamburg , in dem allein ein groß Stück von all' unserem nationalen Reichthum vertreten ist. So lange unsere Defensivlinie im Norden durch Holstein-Lauenburg unterbrochen ist, so lange wir dort in den deutschen Herzogthümern nicht Herr im eigenen Hauſe ſind , um unsere nordholſteinſche.

211 Grenze ebenso schüßen zu können , wie Dänemark seine fübschleswigsche Grenze schüßt, so lange bleibt aller Küsten schuß , wie wir ihn jezt herstellen , wohl ein erfreulicher · Anfang , doch aber auch mehr nicht als nur eben ein Anfang. Was zunächst weiter zu thun bleibt ? Als die Dänen Hand an die holsteinsche Festung Rendsburg legten, und sogar, aller Geschichte und Geographie zum Hohn, selbst die Grenze zwischen Schleswig und Holstein mitten durch die Festung zu führen suchten, da zeigten sie, daß ihnen völlig klar war, was uns zu thun blieb. Die Bundes festung Rendsburg muß unser Ziel sein, und erst durch diese kann die gefährliche Lücke geschlossen werden , die jest da ist und die jetzt noch uns zu sagen verbietet, daß wir überhaupt im Norden ein Defensivsystem haben oder durch die Hamburger Vorschläge erhalten werden. Der Nachweis hiervon ist schon oft geführt worden, und die "Preußische Wehrzeitung " war es , die zuerst damit auftrat, Rendsburg als Bundesfestung zu fordern. Sollte der Bund das nicht vermögen ?

Desterreichs Parlament in der Militär budgetfrage.

[ 23.] Den 16. Juni begannen endlich jene Verbands lungen im Abgeordnetenhause, welche die Feststellung des Armeebudgets zur Regelung des Staatshaushaltes zum Zwecke hatten . Die deßfallsigen Sigungen boten nach drei Rich tungen hin ein besonderes Interesse : die Anträge der ein zelnen Volksvertreter , die wahrhaft constitutionelle Hal fung unseres Kriegsministers in den Debatten und die Stimmung eines zahlreichen militärischen Publicums auf den Galerien, das aus allen Waffengattungen und Chargen graden der Armee größtentheils zusammengesezt war. Die Gebrechen, an denen unsere Armee noch kränkelt, wurden mit echt parlamentarischem Freimuthe besprochen und hatten den enthusiastischen Beifall der Abgeordneten und namentlich der anwesenden Armeemitglieder zur Folge ; es ist nicht zu bezweifeln , daß diese Verhand Lungen den Reichsrath im Heere und namentlich bei den jüngeren Offizieren populär machen dürften . Unter den Zuhörern bemerkte man auch in der Diplo matenloge den f. preußischen Militärbevollmächtigten Herrn v. Schweinig , für den die Verhandlungen schon deßhalb von Interesse sein mußten , weil in seinem Vaterlande über kurz oder lang die Militärfrage zwischen Volk und Krone manche Zerwürfnisse herausbeschwören dürfte. Die Discussionen selbst führten zu teinen principiellen Differenzen ; die Abgeordneten , überzeugt von dem besten Willen der Regierung , hatten Alles bewilligt , was als nothwendig von ihr bezeichnet wurde. Die Anträge des Finanzausschusses *) waren bei Stel lung der einzelnen Positionen maßgebend und wurden *) Vgl. A. M.-Z. Nr. 24 v . d . J.

fast ohne Debatte angenommen. Wir heben deßhalb aus den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses nur jene Punkte hervor , die entweder von Seite des Ausschusses gar nicht berührt wurden oder durch eine detaillirtere Darlegung ein specielleres Intereffe hervorriefen. Das Ergebniß der Sigungen über das Militärbudget ist vorderhand ein resultatløses : die mageren 8 Millionen, die hier in Ersparniß gebracht werden, decken das Deficit der Finanzen noch lange nicht ; man befand sich eben einer ziemlich rollendeten Sache gegenüber, es wurde demnach, bei der weit vorgerückten Verwaltungsperiode , der Aus schußantrag, nach welchem der Gesammtaufwand für die Armee für das Jahr 1862 mit dem Betrage von 135 Millionen richtig zu stellen ist , zum Beschlusse erhoben, wogegen die bezüglichen Ersparungen und Reformen schon mit dem Laufe des Verwaltungsjahres 1863 in's Leben zu treten hätten. Verfolgen wir die aufgestellten Ideen der Reformen, die theils auf finanzielle, theils auf organisatorische Ein richtungen im Militärwesen Bezug nehmen , so müssen wir gestehen , daß die resultirenden Erfolge für den Staatshaushalt und für die Armee, wenn auch nicht in nächster Folge, schon gleich günstig ausfallen müſſen. Wir führen nunmehr die einzelnen Vorträge, die einer besonderen Beachtung unterzogen werden sollten, auszugs weise an. Der Abgeordnete Skene , selbst einmal Offizier in t. österreichischen Diensten , sagte unter Anderem : . Was nach meiner Ueberzeugung das alte System in Desterreich gebrochen hat , war sein Mangel an Ca pacitaten. Es verstand weder das Talent aufzufinden, Auch in der Armee noch dasselbe heranzuziehen . ist, wie mir scheint, bisher bei der Bildung des Offi ziercorps und bei Beschung der höheren Grade nicht immer dasjenige Gewicht auf Wiſſen und persönliche Tüchtigkeit gelegt worden , welches dem Zwecke einer so wichtigen Institution , wie es die Wehrkraft des Landes ist , entspricht. Zwar ist Desterreich nie in den Irrthum eines nördlichen Nachbarstaates verfallen , in einen Frr thum , der bittere Früchte trägt und sicherlich einmal schwer beklagt werden wird. In unserem Militärſchema tismus findet man den Bauernsohn neben dem Fürsten, und bekanntlich gehört der größere Theil der Offiziere dem Bürgerstande an ; man kann sogar sagen, daß Oester reich in der Anwendung gesunder Principien bei der Heeresbildung den anderen Staaten voranging ; aber nichtsdestoweniger bestehen manche Einrichtungen, welche die Ausbildung des Heeres hindern , und es haben sich Uebungen eingeschlichen , die nach und nach zu einem System herangebildet , dem Lande Schäße an Gut und Blut entzogen und unserer tapferen Armee manche Nieder lage bereitet haben. Eine dieser Einrichtungen ist jene Redner erklärt nunmehr den Ursprung dieser Einrich tung , die sich auf den Artikelbrief des Werbesystems zu rückführen läßt ; er schildert die Machtvollkommenheit der Inhaber, den schädlichen Einfluß, den sie auf das Heer wesen nahmen , was Ursache gewesen sei , daß man die Stelle der Regimentsinhaber in fast allen Armeen abges schafft oder doch nur bis auf die Titulatur eingeschränkt

212 habe, und schließt mit der Bemerkung , daß es im In tereffe des Heerwesens liege , die Einflußnamen der In haber auf die Offiziersbeförderungen ganz zu beseitigen. Sofort widmet er seine Aufmerksamkeit der Einfüh rung, dem Commando einen "1 Namen" zu verleihen und ihm einen fähigen Generalstabschef beizugeben. Ohne uns hier in weitere Deductionen einzulassen, ist leicht ein. zusehen , wohin Abgeordneter Stene mit dieser Bemer kung hinauswollte , zumal wenn wir hier den Schluß seiner Rede anführen. Er sprach die beherzigenswerthen Worte: „Betrachtet man die große Aufgabe, welche das Heer zu lösen hat , die schweren Folgen , welche Mißgriffe in der Wahl der Offiziere nach sich ziehen, so sollte es selbst. verständlich sein, daß persönliche Befäbigung den Haupt schlüssel zu allen höheren Chargen bilde. Die Geschichte weist aber nach , wie viel Zeit und herbe Lehren die Staaten brauchen , um sich vom Protectionswesen , von der Bevorzugung gewisser Stände und vom Schlendrian loszumachen. Das kommt daher , daß man im Frieden Eigenschaften verlangt , die , wird es Ernst , gar keine Geltung haben ; die politische Lage ist aber derart , daß das Gedächtniß nicht erschlaffen darf. - So lange die französische Armee nach denselben Principien behandelt wurde , famen bei ihr noch grellere Resultate zum Vor schein. Aber seit der Revolution von 1789 hat keine Armee so viele tüchtige Führer aufzuführen als die fran zösische, und diese Erscheinung hängt mit einem guten Avancementgesege zusammen." Nachdem Redner noch den Wunsch des Finanzaus schusses , daß das Pensionswesen geregelt werde, zur Sprache gebracht hatte, fügte er dem Schlußantrage den Wunsch bei, es sei durch ein Geseg die Ernennung und Beförderung der Offiziere nach dem Dienstalter, dem Ver dienste und der Befähigung zu regeln. " Berichterstatter Dr. Giskra bringt nach einer längeren Erörterung, die unter Anderem auch die Erforderniß des Militärbudgets pro 1862 festsegt , die Position für die estensischen Truppen (des Herzogs von Modena, die nach einer Convention auf die Dauer des Krieges von 1859 von Desterreich erhalten werden sollten und gegenwärtig noch stillschweigend von Oesterreich fortbesoldet werden) zur Sprache. Der Ausschuß und in dessen Namen Dr. Gistra beantragte nun, daß die Brigade des Her zogs von Modena für dieses Jahr zwar noch mit dem herabgeminderten Betrage von 70,000 Fl. monatlich (jähr lich also 840,000 Ft.) aus Staatsmitteln erhalten werde, daß aber das Abgeordnetenhaus die Erwartung ausdrücke, daß die Regierung die endliche Besettigung der anomaleu Sachlage bezüglich derselben bis zum Ende des Verwal tungsjahres herbeiführen werde." Nachdem diese Position durch Stimmenmehrheit zum Beschlusse erhoben war , kamen die weiteren Artikel der Anträge des Finanzausschusses zur Verhandlung ; unter dieſen müssen wir folgenden hervorheben : Es seien die Hengstendepots und das Gestütswesen einer den gegenwärtigen Finanzverhältnissen entsprechenden gründlichen Reform zu unterziehen." Dieser Antrag findet seine Motivirung darin , daß bei einem Stande von 3169 Pferden und 1686 anderen



Thieren, ein Personal von 3104 Leuten verwendet wird, und diese ganz eigentlich landwirthschaftliche und nicht militärische Einrichtung eine Baarausgabe von 1,691,892 Fl. und 5 Grundcomplexe von mehr als 220,500 Joch, also ―――― über 22 Quadratmeilen in Anspruch nimmt, ein Auf wand, bemerkt Abgeordneter Dr. Gistra einschneidend, der dem Gesammtaufwande für die Unterrichtsanstalten und das Studienwesen nicht gleichkommt. (Schluß folgt.)

Die

päpstlichen Fremdencorps in den Jahren 1860 und 1861.

Von J. H., ehemaligem Secretär des legten päpstlichen Bersaglieri-Bataillons. Vorbemerkung. Von dem Grundsaße ausgehend , daß man Nie mand das Cölibat aufdringen und folglich auch Niemand zwingen dürfe, eine gewisse Zeit in einem Heere zu die nen und sich während der Dienstzeit nicht zu verehe lichen , hat die päpstliche Regierung das Conscriptions system nicht eingeführt , sondern deckt den Bedarf an Soldaten durch inländische und ausländische Freiwillige. Die eingeborne Infanterie war vor Beginn der Feind seligkeiten im Jahr 1860 6, die ausländische 12 Batail lone start. Bei ersterer war das Commando italienisch ; bei letterer wurde es nach der darin am stärksten oder einzig vertretenen Nation in deutscher, französischer oder englischer Sprache geführt. Zu dieser Sprachenverwir rung im päpstlichen Heere gesellte sich der traurige Um stand, daß die Mannschaft der nach den vier Nationali täten gebildeten Corps nicht mit einander harmonirte, ja sich selbst haßte und anfeindete. Dazu tam noch , daß, während die eingebornen und schweizerischen Corps das päpstliche Reglement, welches großentheils nur eine Ueber segung des französischen ist, befolgten, die zulegt gebilde ten fremden Truppenkörper sich demselben durchaus nicht anbequemen, sondern das ihrer Länder beibehalten wollten. Bei so bewandten Umständen - anderer ganz zu geschweigen -war an ein inniges Zusammenhalten, an ein festes Zusammenwirken , an ein energisches Auftreten des päpstlichen Heeres im Jahr 1860 nicht zu denken ; der General de la Moricière hätte , um diesen Augias stall zu reinigen, wenigstens ein ganzes Jahr und über dieß noch eine weit ausgedehntere Machtvollkommenheit als die, welche ihm das päpstliche Kriegsministerium ein geräumt, nöthig gehabt. Indem ich jezt zu der Schilderung der päpstlichen Fremden-Corps übergehe , will ich , ohne mich mit jener der schweizerischen Corps näher zu befassen, da dieselben schon bekannt genug sind, mit den Bersaglieri-Bataillonen beginnen. 1) Die Bersaglieri - Bataillone. Die 5 Bersaglieri-Bataillone, welche in der Mitte des Monats August 1860 gebildet wurden , bestanden

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nur aus Freiwilligen , die in Desterreich angeworben worden waren. Da diese Corps jede Woche einen star ten Zuwachs und dadurch einen übergroßen Effectivstand erhielten , es aber im päpstlichen Heere an Cavalerie, Artillerie und Marinemannschaft fehlte, und die Reihen der Schweizer Corps durch Desertionen sehr gelichtet worden waren , so zog man aus ihnen die für die Ca valerie, Artillerie und Marine verwendbaren Individuen heraus, bildete aus denselben eine Chevauxlegers-Escadron, zwei Feldbatterien und eine vierhundert Köpfe starke Marine- und Artillerie-Hülfscompagnie und gab Andere zur Completirung der Schweizer Corps ab. Der Geist, der die Bersaglieri-Bataillone und die aus ihnen gebildeten Corps und Truppentheile beseelte , war feineswegs gut. Hatten ja doch die Werboffiziere in Desterreich Jeden , der sich ihnen präsentirte und nur irgend einen schriftlichen Ausweis hatte , für den päpst lichen Dienst angeworben und nach Ancona befördert ! Hatten ja doch die meisten sich nur in der Absicht an werben lassen , um Geld zu erhalten , gut zu essen und zu trinken, kurz alle Lüste zu befriedigen ! Größtentheils kamen diese in Desterreich Angeworbenen so zerlumpt und zerfest in Ancona an , daß die Einwohner dieser Stadt über sie laut spotteten und die päpstlichen Behör den , um das fernere Verspotten solcher Ankömmlinge zu verhüten , die Verfügung trafen , daß solche nicht mehr durch die Stadt geführt , sondern vom Dampfschiffe aus vermittelst Kähnen direct ins Lazareth gebracht werden follten. Die meisten Corporale und Unteroffiziere der Ber : saglieri - Bataillone waren durch keine hervorragenden Eigenschaften den Gemeinen überlegen. Wie dieje , so hatten auch sie bei ihrer Anwerbung meist nur materielle Vortheile vor Augen , und ihren Grad verdankten sehr viele von ihnen der Protection , der Schmeichelei , der Bestechung. Bot sich ihnen irgend eine Gelegenheit dar, die Gemeinen zu übervortheilen und zu betrügen , so ließen sie dieselbe nicht unbenugt vorübergehen . Die Offiziere endlich konnten sich zumeist bei den Soldaten, Corporalen und Unteroffizieren tein morali sches Ansehen verschaffen, ließen daher die ersteren, ganz den päpstlichen Strafgesehen zuwider, auf eigenen Macht spruch hin fleißig prügeln , degradirten , gleichfalls im größten Widerspruche mit jenen Gesezen, die beiden leg teren willkürlich , und seßten so den Corporals- und Unteroffiziersgrad in den Augen der Gemeinen ganz herunter. Ueberhaupt hatte das Prügel- und Degrada tions-Unwesen zu Anfang des Monats August 1860 in den Bersaglieri - Bataillonen so sehr um sich gegriffen, daß Msgr. de Merode durch einen Kriegsministerialerlaß demselben steuern mußte ; allein die Offiziere kehrien sich nur kurze Zeit daran , bald wurde wieder , wie früher, auf ihren individuellen Machtspruch hin körperlich abge straft und degradirt. Mit Ausnahme einer einzigen Compagnie , auf die ich später zurückkomme , geriethen sämmtliche Bersaglieri Bataillone während des Feldzugs von 1860 in piemon tefische Kriegsgefangenschaft. Ueberall , namentlich aber bei Castelfidardo und in Ancona , haben sich die Ber saglieri durch Tapferkeit ausgezeichnet , und sie würden

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sich sicherlich noch mehr hervorgethan haben , wenn ihre meisten Vorgesezten tüchtiger gewesen wären. 2) Das irische Bataillon. Als im Jahre 1860 aus allen Theilen von Europa Freiwillige nach dem Kirchenstaate strömten , um unter der päpstlichen Fahne zu dienen, wollten auch die Hiber nier nicht zurückbleiben , und die katholische Geistlichkeit der grünen Insel bot Alles auf , um dem heiligen Vater recht viele Streiter zu schicken . Zu Ausgang des Monats Mai kam der erste Trans port Irländer in Ancona an. Es waren darunter einige gebildete , gut gekleidete und aus vornehmen Familien stammende junge Leute ; größtentheils aber waren es zer lumpte , der niedrigsten Volksclasse angehörende Indi viduen. Kaum in Ancona angekommen, zeigten sich die Söhne St. Patricks sehr unzufrieden und widerspenstig. Die Geistlichkeit ihres Vaterlandes hatte sie unter außerordent lich großen Verheißungen bewogen , sich für den päpst lichen Kriegsdienst anwerben zu lassen; als sie nun in Ancona die wahren Capitulationsbedingungen erfuhren , sahen sie sich bitter getäuscht, und sehr viele von ihnen erklärten, durchaus nicht in päpstlichen Kriegsdienst treten, sondern unverzüglich nach Hause zurückkehren zu wollen. Von Seiten der Civil- und Militärbehörden von Ancona wurde Alles aufgeboten , um die Mißvergnügten zum Eintritte in das päpstliche Heer zu bewegen. Sie wurden gut bewirthet ; es wurde ihnen alle nur mögliche Aufmerksamkeit geschenkt. Wirklich gelang es endlich jenen Behörden auch, die meisten Mißvergnügten umzustimmen, so daß sich nur wenige wieder nach Triest einschifften. Aus nicht unbegründeter Furcht vor der revolutionären Partei in Ancona, welche es besonders auf die Auf hegung und Verführung der Irländer abgesehen hatte, wurden diese, sowie die ihnen noch nachfolgenden kleinen Transporte nach Macerata geschickt. In dieser Stadt ergaben sie sich aber so sehr dem Trunke und begingen in ihrer Trunkenheit so arge Excesse , daß ihnen Feder mann auswich, wo sie sich nur sehen ließen ; ja diese Leute, die in den Gotteshäusern so andächtig da knieten , daß ihr Anblick rühren und zur Andacht stimmen mußte, ver gaßen sich im Zustande der Trunkenheit so sehr , daß sie selbst an ihren Feldpater , einen sehr würdigen Franzis kaner , Hand anlegten. Im Juni erhielten sie den Befehl , nach Spoleto zu marschiren. Kaum war ihnen derselbe mitgetheilt worden, so schrieen und tobten sie auf die entseglichste Weise, wider segten sich ihren Offizieren und erklärten, durchaus nicht abmarschiren zu wollen. Dem Commandanten von An cona , Obersten Grafen Guerra , gelang es endlich , sie durch mehrere Telegramme , eher ermahnenden und be. schwichtigenden als auffordernden und drohenden Ins halts, zu bewegen, nach ihrem neuen Garnisonsorte auf zubrechen. Der Haupttransport Irländer wurde den 6. Juli in Ancona ausgeschifft. Er war über 500, fast durchgehends ärmlich gekleidete und übel aussehende Individuen stark. Als der von der päpstlichen Regierung veranstaltete Willkommsschmaus dieser Neuangekommenen zu Ende

214 war, zerstreuten sie sich nach allen Richtungen hin in der Stadt. Ueberall harrten ihrer Verführer und Auf heger, die sie zur Rückkehr in ihr Vaterland zu verleiten suchten, und deren Bemühungen leider nicht ohne Er folg blieben. Denn , von ihnen aufgestachelt , erklärten bald viele Irländer , daß sie nicht dem Papste dienen wollten , da sie sich nicht mit dem, was man ihnen böte, begnügen könnten , daß sie , weil hintergangen , wieder nach Haus zurückbefördert werden wollten. Da die Unzufriedenheit unter den Irländern jeden Tag zunahm , so suchte man die Mißvergnügtesten und Vorlautesten aus ihnen heraus und schickte sie in die Ci tadelle. Viele der letteren ließen sich endlich doch noch zum Eintritte in's päpstliche Heer bewegen , und so kam es, daß nur ungefähr 106 in ihre Heimath zurückkehrten . Einige Tage vor ihrer Abreise war der lezte Transport aus ihrem Vaterlande in Ancona eingetroffen . Die in lepterer Stadt zurückgebliebenen Irländer, die anfangs der englische Consul , weil ihn einer derselben auf der Straße bedroht hatte, daraus entfernt haben. wollte, was er aber nicht durchseßte , und die , freilich umsonst, die antipäpstliche Partei auf alle mögliche Weise zum Treubruche zu verleiten suchte, wurden in 4 Com pagnien eingetheilt , von einem ehemaligen bayerischen Offizier befehligt, und bildeten mit ihren in Spoleto garnisonirenden Landsleuten das Bataillon St. Patrick. Vor Beginn der Feindseligkeiten durch die Piemon tesen standen die Irländer theils in Ancona , theils in Spoleto , theils in Perugia , und geriethen sämmtlich in piemontesische Kriegsgefangenschaft . Nur etwa 40 kehrten. aus derselben in den Kirchenstaat zurück und bildeten in Rom eine besondere Compagnie . Gut disciplinirt , wie im englischen Heere, sind die Irländer ausgezeichnete Soldaten , und auch die des Bataillons St. Patrick , obgleich nicht besonders discipli nirt, zeigten sich doch bei jeder Gelegenheit treu , aus dauernd, tapfer und selbst müthig . Ihre Offiziere, größten theils junge unerfahrene Leute, hatten nicht genug Energie und Autorität ; dagegen waren ihre Unteroffiziere sehr tüchtige Militärs . Einen schroffen Gegensaß zu den Irländern und Ber saglieri bildeten die Franco-Belgier. (Schluß folgt.)

Miscellen. Die merikanische Armee. [ 27.] Der sowohl an und für sich, als durch die neuesten Kriegsereignisse gar nicht uninteressante mexikanische Krieg zieht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ; wir geben daher nach stehend eine Uebersicht der mexikanischen Streitkräfte nach guten Quellen. Der Bürgerkrieg, den der Ehrgeiz der mexikanischen Gene rale stets zu erhalten wußte , hat den Bestand und die Or ganisation der Armee häufig geändert, indem jeder Prätendent wieder besondere Ansprüche zu befriedigen hatte. Im Normal zustande bestehen die Streitkräfte der Republik aus dem

stehenden Heere, der Landwehr und der Nationalgarde. Die beiden ersteren stehen unter dem Kriegsministerium und werden durch den Präsidenten befehligt. Die Chefs der 18 Militär divisionen haben mit der Civilverwaltung ihrer Provinzen nichts zu schaffen. Der Bestand des stehenden Heeres ist folgender : 40 Mann, Großer Generalstab : 14 Divisionsgenerale, è • 26 Brigadegenerale, Artillerie : 3 Fußbrigaden, 1 reitende Bri- ¿ 1,767 " gade, 5 besondere Compagnien , Genie : 51 Offiziere, 188 Unteroffiziere und 239 Soldaten, Infanterie : 12 Bataillone Linie à 1223 M. - 14,676 M. , 11 Compagnien leichte 15,798 " 1122 M. , Infanterie à 102 M. Reiterei : 12 Regimenter Linie à 815 M. 9780 M., 2 Schwadronen Chevaux 14,200 " legers à 500 M. ― 1000 M., 35 Com M., 3420 pagnien Grenzreiterei

Hauptſumme 32,044 Mann. Landwehr : Artillerie : 12 Compagnien 1,152 Mann , Infanterie: 20 Bataillone im Innern. 24,240 M., 13 Bataillone an der Küste 32,340 " 6600 M. , 15 Compagnien an der 1500 M., Nordgrenze Reiterei : 7 Schwadronen und 5 Compagnien " 2,675 Summa 36,167 Mann. Die Landwehr wird besonders recrutirt und ist in gleicher Sie wird jedoch Weise organisirt wie das stehende Heer. nur im Falle der Noth mobilisirt und dann auch außer Landes verwendet. Das Militärbudget betrug im Jahre 1840 17 Millionen Piaster, während die Gesammteinnahmen nur 14 Millionen betrugen.

Die serbische Armee.

Ueber den heutigen Stand der serbischen Armee entnehmen wir einer Mittheilung im Abendblatt der „Wiener Zeitung“ folgende Angaben. Nach einer im Juni 1860 erschienenen neuen Heeres organisation sollte die reguläre Truppe aus 3 Bataillonen Infanterie , einem Jägerbataillon zu 600 Mann auf dem Friedens- und 1000 Mann auf dem Kriegsfuße , ferner aus 2 Schwadronen Reiterei , 2 Batterien Artillerie, einer Pionnier- und einer Handwerkercompagnie nebst einem entsprechenden Ingenieurcorps und Generalstabe bestehen. Im September 1861 beschloß die Skupschtina die Organisation einer Nationalarmee, welche aus folgenden fünf Commandos : | 1 ) Drino - Save- Commando ; 2) Süd -Morawa- Commando : 3) Timok- Commando ; 4) östliches Morawa- Commando und 5) westliches Morawa-Commando ; im Ganzen aus 45,844 Mann Infanterie , 2467 Mann Cavalerie , 1200 Mann Ar tillerie und 985 Pionnieren , in zusammen 62 Bataillonen und 26 Schwadronen mit 6 Batterien , bestehen soll. Mit seinem ersten Aufgebot ist Serbien vermögend, 60,000 Mann in das Feld zu stellen. Diese Macht , die größtentheils aus

215 kriegerischen und abgehärteten Männern besteht , kann , wie man behauptet , im Nothfall auf 150,000 Mann gebracht werden und würde zur Vertheidigung des mit Wäldern be deckten und bergigen Landes ausreichen. Die Serben sind seit den Kämpfen dieses Jahrhunderts außerordentlich kriege risch geworden , und ihre Tapferkeit gibt ihnen ein Selbst

gefühl, das nicht minder in ihrer Wohlhabenheit und Genüg samkeit wurzelt. In der Einfachheit ihrer Lebensweise , in der Fähigkeit , Strapazen zu ertragen , in dem Vertrautsein mit den Waffen und in ihrer glühenden Vaterlandsliebe, die vor keinem Opfer, vor keinem Wagniß zurückbebt, gleichen sie ganz ihren Stammesgenossen , den Montenegrinern .

Nachrichte

Preußen. Berlin , 2. Juli. [ Das neue Organisations reglement für die Marinestations Commandos. ] Nach dem neuen , am 19. Juni erlaſſenen Organiſations reglement für die Marinestations-Commandos , Werften, De pots und Intendanturen werden die Küsten Preußens und Oldenburgs , lettere in Bezug auf den nach dem Staats vertrage vom 20. Juli 1853 von Preußen zu gewährenden See- und Küstenschuh , mit Einschluß der angrenzenden Ge wässer , in zwei Marinestationen , die der Ostsee und die der Nordsee, getheilt. Zur legteren gehört das preußische Gebiet an der Nordsee , die oldenburgische Küste , sowie die inner halb der Nordsee, des Skageraks und des Kattegats befindlichen Kriegsfahrzeuge. Die in Commandoangelegenheiten jeder Marinestation vorgesezte Behörde ist das MarinestationsCommando. Die Werften und Depots werden durch gleich- | namige , dem Marineministerium unmittelbar untergeordnete Behörden verwaltet. Die Stationsintendantur wird als ,,Marineintendantur" mit der bisherigen Stellung einer Provinzialbehörde dem Obercommando der Marine zugeordnet. An der Spize jeder Station steht ein Chef , der stets ein Seeoffizier sein muß. Unter ihm stehen : der Hafenmajor, dem die Specialleitung des Polizeidienstes im Hafen und auf der Rhede obliegt , der Arzt , Auditeur und Prediger der Marinestation. Das Ressort der Werften umfaßt u. A.: den Schiff , Maschinen- und Hafenbau, die Ausrüstung, die Armirung der Fahrzeuge. An der Spite steht als Oberdirector ein Seeoffizier und unter ihm als Referenten und ausführende Organe die Directoren der einzelnen Zweige. Ihm steht die Disciplinarstrafgewalt eines Regimentscom- | mandeurs des Landheeres zu. Der Ausrüstungsdirector ist stets ein Seeoffizier. Der Artillerie director steht Allem vor , was auf die Bewaffnung Bezug hat. An der Spitze des Depots steht ein Director , der in der Regel ein Seeoffizier sein soll. Das Seebataillon ist vorzugsweise zum Garnisonsdienste in den Marineetablissements und an Bord der Schiffe bestimmt. Die ihm attachirten Seeartillerie Compagnien sind zur Vertheidigung der Hafen- und Küstenbefestigungen , sowie zur Ausführung artilleristischer Arbeiten bestimmt. ― Mit diesem am 1. October in Kraft tretenden Organisationsreglement steht auch gleichzeitig die Uebersiedelung der Danziger Marinestations - Intendantur nach Berlin in Verbindung, während andererseits die demnächſtige Verlegung des See- Cadetteninstituts nach Danzig in Aussicht steht. - [Der Militäretat für 1862. ] Aus dem den Kammern soeben vorliegenden Staatshaushaltsetat für das Jahr 1862 entnehmen wir folgendes das Kriegs- und Marine-

miniſterium Betreffende , was zugleich das in Nr. 18 der A. M.-3. Mitgetheilte ergänzen möge. Kriegsministerium . Für die Militärverwaltung sind im vorliegenden Etat ausgesezt : im Ordinarium 37,779,043 Thaler , im Extraordinarium 1,826,662 Thlr. , zusammen : 39,605,705 Thlr. Der vorhergehende Etat für das Jahr 1861 bewilligte: im Ordinarium 34,930,337 Thlr. , im Extraordinarium 5,430,767 Thlr. , zusammen 40,361,104 Thlr. Der vorliegende Etat ergibt demnach einen Minderbedarf von 755,399 Thlr. , welcher im Wesentlichen durch die beabsich tigte frühere Entlassung der Reserven und spätere Einstellung der Recruten und durch andere vorübergehend zulässige , in den Specialetats näher nachgewiesene Einschränkungen er zielt wird . Marineministerium. Der Ausgabeetat der Marine weist eine Erhöhung von 76,014 Thlr. nach , welche durch nachstehend bemerkte Mehrausgaben veranlaßt wird . 1 ) Ueber tragen sind auf diesen Etat von dem im Etat der Finanz verwaltung pro 1861 zur Verbesserung der Besoldung der Beamten zum Ansag gebrachten allgemeinen Fonds von 225,000 Thlr. 3100 Thlr.; 2) neu hinzugekommen ist das Einkommen für einen Departementsdirector mit 4400 Thlr.; 3 ) zur Creirung einer Canzlei-Secretärstelle , ferner zur Er höhung der Besoldung des Canzleidieners beim Marinemini sterium , zur Verstärkung des Unterstüßungsfonds u. s. w. sind erforderlich 1050 Thlr.; für einen Chef des Stabes der Marine, für 2 Adjutanten , für Registrator, Schreiber, Bureau bedürfnisse , Feuerung 2c. , Bibliothek sind zum Etat gebracht 7060 Thlr.; 5) zur Vermehrung des Militärpersonals und zur Verbesserung des Einkommens der Maschinisten und des Maschinistenpersonals sind vorgesehen 6266 Thlr.; 6) zur Neuerrichtung des Stabes der Marinereserve und Seewehr sind erforderlich 3154 Thlr.; 7) bei der Unzulänglichkeit der Fonds zur Indiensthaltung der Fahrzeuge sind diese Fonds verstärkt um 50,000 Thlr.; 8) für die Gehaltserhöhung des Generalarztes und des Directors des Seecadetteninstituts. 400 Thlr.; 9 ) an Gehalt für 2 militärische Werftdirectoren in Danzig und Stralsund sind nach dem Wegfall des Ge halts für einen Werftdirector vom Civil noch 2500 Thlr. in Anfag gebracht ; 10) für Unteringenieure an Gehaltsverbeſſe= rung c. 600 Thlr.; 11 ) die Fonds zur Unterhaltung der Gebäude und Quais sind um 2000 Thlr. und die Fonds zu den Kosten der Munition und der Schießversuche um 8600 Thlr. , zusammen um 10,600 Thlr. verstärkt worden ; 12 ) an der Jahre sind 380 Thlr. Mehrausgabe verursacht, Summa 87,710 Thlr. Dagegen sind folgende Minderaus gaben berechnet : 1 ) an Gehalt und Miethsentschädigung des früheren Chefs der Marineverwaltung 7000 Thlr. , 2) der



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Fonds zur Gewährung von Zulagen an Offizieren , welche zeit als Offiziere Dienste thun, und während dieses Dienstes bei dem Marineministerium als Decernenten fungiren , von dieselben Einnahmen wie während ihrer ersten Ausbildung 2800 Thlr. , fällt weg , wogegen die Gehalte der Capitäns beziehen. Unter gewöhnlichen Verhältnissen werden sie darauf zur See und der Corvettencapitäns um 1200 Thlr. erhöht beurlaubt ( permittirt" heißt hier zu Lande der technische und demnach 1600 Thlr. vom Etat abgesezt sind. 3 ) An Ausdruck) und demnächst im Laufe ihrer Wehrpflichts- oder der Löhnung werden erspart 3096 Thlr. Nach Abzug_dieser | freiwillig übernommenen Dienstzeit nur höchstens zu zwei Minderausgaben von 11,696 Thlr . verbleiben an Mehraus " Exercirzeiten " einberufen werden ; bei jeder Einberufung wird gaben 76,014 Thlr. Zu einmaligen und außerordentlichen ihnen eine Reisevergütung von 15 Thlr. außer der reglemen Ausgaben der Marine sind, wie pro 1861 , 1,145,000 Thlr. tirten Offiziersgage zugestanden. Die „permittirten “ Reserve ausgesezt worden. offiziere sind verpflichtet, jede Veränderung ihres festen Aufent haltsorts, wie auch jeden Umstand , der auf die Erfüllung Dänemark. ihrer Dienstpflicht von Einfluß sein könnte , an das Kriegs ――――― ministerium zu berichten. Die Bedingungen sind, wie man Von der dänischen Grenze , 18. Juni. [ Aus sieht , namentlich in pecuniärer Beziehung , äußerst günstig ; dehnung des Systems der Reserveoffiziere auf grade aber deßhalb und weil , wie schon angedeutet , ein die Cavalerie und Artillerie. ] Trog der bedenklichen bestimmter Grad von allgemeiner Bildung und feiner Er Erfahrungen , welche man in Kopenhagen bei dem Versuche ziehung von den Aspiranten nicht gefordert wird , ist anzu gemacht hat, in 8 Monaten sogenannte Reserveoffiziere für nehmen, daß die Offiziercorps der Reiterregimenter eine ihnen die Infanterie auszubilden , gedenkt man das System auch nicht eben wünschenswerthe, noch willkommene Verstärkung durch auf die Reiterei und Artillerie auszudehnen . Es läßt sich vor die sogenannten Reserveoffiziere erfahren werden . An Aspi aussehen , mit welchem Erfolg. In einer kürzlich veröffent ranten wird es , aus dem Königreich wenigstens , wohl nicht lichten "/ Bekanntmachung des königlichen Kriegsministeriums, fehlen. Ob die Zeit von 16 Monaten für genügend gelten betreffend die Gewinnung von Reserveoffizieren der Cavalerie" kann für die Ausbildung eines jungen, in keiner Weise vor find die dafür geltenden Bestimmungen niedergelegt. Dem gebildeten Mannes zur Führung eines Reitertrupps, überlassen nach wird jährlich einer Anzahl von 6 jungen Männern im wir Cavaleristen vom Fach zu beurtheilen. Alter von über 17 Jahren gestattet werden , sich zu Reserve Rußland. offizieren der Cavalerie ausbilden zu lassen. Die betreffenden Gesuche sind vor Ausgang des Aprilmonats jeden Jahres St. Petersburg , 24. Juni. [ Aufhebung der bei demjenigen der 6 Cavalerieregimenter einzureichen , bei Festu ng Orenburg. Die Feftung Orenburg soll nach welchem der Betreffende sich einer Beurtheilung zu unter einer vom Kaiser bestätigten Verfügung des Kriegsministers ziehen wünscht, und bei welchem er sich deßhalb persönlich zu vom 18. d. Mts. als unnüglich aufgehoben werden. stellen haben wird. Die Regimenter haben darauf vor Aus gang des Maimonats die Gesuche der annehmbar befundenen Spanien. Aspiranten an das Kriegsministerium einzusenden. Den Ge [ S. ] [ Versuche mit 2 Kammerladungsterze suchen müssen Bescheinigungen wegen des Alters, der körper lichen Beschaffenheit und des Gesundheitszustandes nebst Nach rolen.] In der Schießschule zu Pardo wurden kürzlich weisungen über das Wehrpflichtigkeitsverhältniß der Betreffen Proben mit 2 Kammerladungsterzerolen für die Reiterei nach den , sowie glaubwürdige Zeugnisse wegen seitherigen un der Erfindung des D. José la Rosa, Controleurs der Fabrik Oviedo, gemacht. gemacht. Beide sind nach einem System ge von Oviedo, tadelhaften Wandels und Nachweise über den Bildungsgrad von des Ansuchenden beigelegt werden. Ein bestimmter Grad fertigt , die eine hat aber ein Kaliber von 14,4 Mmtr. , die von allgemeiner Bildung ist nicht für erforderlich erachtet. andere von 11 Mmtr. , die Länge ist bei beiden die des Diejenigen, deren Gesuche bewilligt werden , finden sich am Modells von 1857 ; ebenso ist Anzahl, Breite und Tiefe der darauf folgenden 29. Juni bei den Regimentern ein, welche ihnen Züge in der des größeren Kalibers dieselbe wie in genanntem bezeichnet werden. Die Wahl des Regiments steht den Aspi Modell , in der des kleineren sind diese Dimensionen nach ranten also nicht frei. Der Ausbildungscursus , als dessen Lefaucheur Revolverpistolen genommen. Der Wund der Züge Ziel die Befähigung der Aspiranten zur Führung von Unter beträgt bei dem größeren Kaliber 120 , bei dem kleineren abtheilungen im Felde bezeichnet wird , soll in etwa 16 Mo 140 °. Die Einfachheit des Schlosses , sowie die rasche , be naten vollendet ſein. Bei dem Regimente erhalten die Aspi queme und sichere Ladeweise machen diese Waffe um so an ranten eine vollständige Montiruug und eine monatliche Gage nehmbarer, als auch ihre ballistischen Verhältnisse bei den da von 22 Thlr. 48 Schilling Reichsmünze (etwa 17 Thlr. mit angestellten ausgedehnten Versuchen nichts zu wünschen übrig ließen. preußisch) , Quartier in natura oder 5 Thlr. R. M. Quartier ――――――― [Neu erfundene Hinterladungsbüchse geld. Nachdem die Aspiranten etwa 1 Jahr die festgesezten . ] Der Uebungen durchgemacht und die erforderlichen Prüfungen be Maschinist des Arsenals von Cartagena , D. Antonio Ancker standen haben , werden sie zu Reserveoffizieren ernannt und mann, hat eine Hinterladungsbüchse erfunden , welche eine erhalten dann bei der Ernennung eine Equipirungshülfe von dreimal schnellere Ladung ermöglichen soll als alle bis jezt 60 Thlr. Sie sollen darauf in den legten 4 Monaten ihrer bekannten. Es werden mit ihr officielle Versuche angestellt Ausbildungsperiode bis zum Schlusse der jährlichen Exercir werden .

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

No. 28.

Jahrgang.

Darmstadt , 12. Juli.

Inhalt: Auffäte. Noch einmal die Militärconventionen. - Desterreichs Parlament in der Militärbudgetfrage. (Schluß.) lichen Fremdencorps in den Jahren 1860 und 1861. Von J. H. (Schluß.)

1862.

Die päpst

Nachrichten. Preußen. Die Gesundheitsverhältnisse der Armee im Jahre 1861. Sprengversuche. Bayern. Neue Verordnung , das militärische Strafverfahren betreffend. Sardinien. Reorganisation des Militär-Erziehungswejens.

Es ist für die gerechte Beurtheilung diefer Conven፡ Honen nöthig und ohnehin bei der Bedeutung der Frage Noch einmal die Militärconventionen. wichtig genug , zwischen den verschiedenen Verträgen , so [ v. Ltz.] Die Nrn. 23-24 der A. M.-Z. v. d. J. weit fie bekannt wurden , einige Vergleichungen anzu enthalten einen Auffaz: „ Die Militärconventionen stellen. Wir wählen dazu die von Coburg-Gotha und und die Bundeskriegsverfassung" , der sich scharf Altenburg. Die Militärconvention zwischen Coburg - Gotha gegen die militärischen Verträge ausspricht , die Preußen in lezter Beit mit Coburg-Gotha , Altenburg , Waldeck, und Preußen ist schon im vorigen Jahre vielfach Gegen Weimar, Schwarzburg c. abgeschlossen oder doch einge stand der öffentlichen Besprechung gewesen ; da ein Theil leitet hat. Der Aufsat behauptet , diese Militärconven derselben schon am 1. Juli 1861 in Vollzug trat so fand tionen seien bundesrechtlich durchaus unstatthaft, ja gradezu schon vorher eine landständische Verhandlung darüber eine thatsächliche Verlegung des bestehenden Bundesrechts, statt, und diese brachte den Inhalt derselben in die Deffent und es werde darum die Bundesgewalt nicht umhin lichkeit. Die wesentlichen Bestimmungen der Convention tönnen, endlich auf diese von ihr schon so lange igno lassen sich danach etwa in die nachfolgenden Säge zu rirte Frage einzugehen. sammendrängen: Der Auffag mag Recht haben, wenn er die Conven "Preußen übernimmt die vollständige Erhaltung des tion, die im vorigen Jahre zwischen Preußen und Coburg herzoglich sachsen-coburg-gothaschen Bundescontingents im Gotha abgeschlossen wurde, in diesem Sinne beurtheilt, Frieden sowie im Kriege, nach Maßgabe der Bestimmungen und er würde überhaupt Recht haben, wenn diese Con der Bundeskriegsverfassung , gegen eine von Coburg vention, wie er annimmt, auch allen späteren derartigen Gotha zu leistende Aversionalsumme von a) für die Er Verträgen als Muster und Grundlage gedient hätte. haltung des Contingents im Frieden jährlich 80,000 Thlr., Aber eben diese Annahme ist unrichtig ; Coburg-Gotha, b) für jede von der Bundesversammlung angeordnete das den Reigen eröffnete, ist grade in den wichtigsten Mobilmachung 9000 Thlr. (als einmalige Summe), c) für Punkten ohne Nachfolge geblieben , und fein anderer die Erhaltung des Contingents in mobilem Zustande, Staat ist im triegsherrlichen Berzicht" so weit gegangen außer der unter a. genannten Summe noch jährlich wie Coburg-Gotha , für dessen Herzog der Vertrag nur 148,000 Thlr. Bezüglich der Bundesinspection und der noch die Befugniß eines preußischen Generals" übrig ge Verwendung des herzoglichen Contingents im Kriege als Bestandtheil der Reserve-Infanteriedivifion bewendet es Iaffen hat.

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lediglich bei den Bestimmungen der Bundeskriegsver- | gegen das Bundesrecht verstößt , hier nicht in reellſter fassung. Alle in der königlichen Armee gültigen regles Weise vorhanden ? Ist die Kriegsherrlichkeit nicht ein so mentarischen Vorschriften , Disciplinar- und Strafbestim wesentliches Hoheitsrecht , daß fie gradezu als unver mungen , die Gehalts- , Verpflegungs- , Lazareth- und äußerlich betrachtet werden muß , und daß mit ihr un anderen administrativen Regulative, die Verordnung über mittelbar die Souveränetät selbst aufhört? Was soll Anstellung, Versorgung und Pensionirung der Unteroffi geschehen, wenn einmal die Befehle des Kriegsherrn und ziere und Gemeinen treten bis zum 1. Juli 1861 für diejenigen des Contingentsherrn von verschiedener Politik das herzogliche Contingent in Geltung. Die Ergänzung geleitet und darum verschiedenen Sinnes wären ? Was des Contingents erfolgt in Gemäßheit der in den Hers entscheidet dann , der Fahneneid oder der Handschlag ? zogthümern über die Dienstverpflichtung bestehenden Ge Wie ist es mit der Kriegsbestimmung des Contingents ? leggebung mit der Modification , daß in Erfüllung der Können die von preußischen Offizieren befehligten und Deßfallsigen Vorschriften der Bundeskriegsverfassung die durch deren Fahneneid an die preußische Kriegsherrlich Gesammtdienstzeit durch Verlängerung des Reservever teit gebundenen Truppen von Coburg - Gotha in der hältnisses um 6 Monate von 6 auf 6 Jahr und die Bundesfeftung Mainz, zu deren Kriegsbesagung fie ge Präsenzzeit bei der Fahne von 11 auf 2 Jahre erhöht hören , auch fünftig , wie die Bundesnormen es fordern, wird. Die in Preußen für den einjährigen freiwilligen dem österreichischen Besaßungstheil zugewieſen werden ? Dienst gültigen Bestimmungen werden in den Herzog Alle diese Fragen knüpfen sich unmittelbar an diese thümern eingeführt. Herzogliche Unterthanen, denen hier Militärconvention , und alle sprechen gegen diefelbe. Wer nach die Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Dienst noch eingehender prüfen wollte , würde der Fragen und zusteht, können dieser Dienstpflicht mit jedesmaliger Ge gerechten Bedenken noch viel mehr finden. Mit Recht nehmigung der herzoglichen Regierung auch in der könig hat darum der Verfasser des Aufsages, der uns zu dieser lichen Armee und vice versa genügen. Die Ergänzung Einsendung veranlaßt, gegen die Convention mit Coburg des Unteroffiztercorps erfolgt aus dem Contingent. Her Gotha sich entschieden ausgesprochen.. zoglichen Unterthanen, welche auf Beförderung zu dienen Aber nicht alle späteren Militärconventionen sind dieser beabsichtigen , ist , die Erfüllung der dieserhalb vorges ersten nachgebildet , und es ist darum unzulässig , über schriebenen Bedingungen vorausgeseßt , der Eintritt in alle das gleiche Urtheil zu fällen, vielmehr darf jede nur die preußische Armee und der Besuch der königlichen Mili ihrem eigenen Inhalt beurtheilt werden. tärbildungsanstalten gestattet. Die gegenwärtig dem Con nach Convention mit Altenburg ist völlig anderer Die tingent angehörigen activen felddienstfähigen Offiziere, mit Inhalt ein solcher , daß alle die Bedenken hier ihr Art, Einschluß des activen Flügeladjutanten Sr. Hoheit des Herzogs , die Portepéefähnriche , Aerzte und Zahlmeister wegfallen, die für Coburg - Gotha gelten, und daß daran alle die Gründe des militärischen Interesses, die gewiß leisten Sr. Majestät dem Könige von Preußen den Fahnen auch die Coburger geleitet haben, hier in ihr volles Ge eit , und werden unter Anrechnung ihrer Dienstzeit im herzoglichen Contingent in die preußische Armee, ein Seder wicht treten, ohne daß, wie dort, gefährliche Gegengründe in seiner Charge und nach dem Datum seines Patentes, fie aufwiegen. Auch die Convention mit Altenburg ist eingereiht und treten hiermit in den preußischen Staats durch die ständischen Verhandlungen bekannt geworden, verband über. Preußen besegt im Einverständnisse mit da sie am 26. Mai d. I. in Altenburg dem Landtag zur Sr. Hoheit dem Herzoge die Stellen der Offiziere aller Beistimmung vorgelegt wurde. Wir entnehmen darüber Grade des Contingente und der Flügeladjutantur , der den öffentlichen Blättern den nachstehenden Bericht : „Nach der bezüglichen Vorlage weicht diese Conven Portepéefähnriche , Aerzte und Zahlmeister. Die dem Contingent bereits angehörigen , resp . zu demselben zu tion, wie auch in der Vorlage selbst ausdrücklich hervor commandirenden Offiziere 2c. tragen die Uniform und gehoben ist, von der zwischen Preußen und Coburg-Gotha die Dienstabzeichen des Contingents und werden mittelst abgeschlossenen wesentlich ab. Sie beschränkt sich in der Handschlags verpflichtet, „für die Dauer ihres Commandos Hauptsache darauf, daß eines Theils alle diejenigen Ein Sr. Hoheit dem Herzoge treu und redlich zu dienen, richtungen der militärischen Technik und Disciplin , ein Höchstdero Nußen und Bestes zu befördern, Schaden und schließlich des Militärbildungs- und Prüfungswesens, Nachtheil aber abzuwenden." Se. Hoheit der Herzog welche in der preußischen Armee bestehen , auch für das steht zu dem Contingent in dem Verhältniß eines com dießseitige Contingent im Anschluß an die dießfallsigen mandirenden Generals. Es steht ihm das Recht zu, so preußischen Anstalten zur Einführung gelangen sollen, wohl das Contingent in seiner Gesammtheit, als einzelne andern Theils daß , um den hiesigen Offiziercorps die Abtheilungen desselben zu polizeilichen Zwecken zu ver Aussicht auf ein weiteres Avancement zu eröffnen , bei wenden." der Besetzung der Stellen eines Regiments - Commandeurs Dagegen können allerdings auf dem Standpunkte des und der beiden Bataillons - Commandeure der Herzog die geltenden Bundesrechts und der bestehenden Bundeskriegs Verpflichtung übernimmt, hierzu nur preußische Offiziere, verfassung gerechte Bedenken erhoben werden. Kann ein welche dem Herzoge durch den König von Preußen prä Staat ein Truppencorps , dessen Offiziere einem anderen sentirt werden , zu ernennen , wogegen dann in jedem Staatsverband angehören und einem anderen Kriegs Besegungsfalle der älteste, zur Beförderung geeignete und herrn den Fahneneid geleistet haben, noch als sein eigen zum Uebertritt bereite dießseitige Hauptmann in die Contingent ansehen, und kann es der Bund so ansehen ? preußische Armee und zwar nach dem Alter seines Haupt Ist die Suprematie, deren Schein ſelbſt (Art. 8 der B.K. V.) | mannspatentes entweder als solcher, oder auch sofort als

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Stabsoffizier verſegt wird . Auch außerdem ſoll übrigens den zur vorzugsweisen Beförderung geeigneten älteren Hauptleuten des herzoglichen Contingents die Aussicht eröffnet sein, ohne eine Vacanz dieser Art in die preußi sche Armee als Stabsoffizier versegt zu werden ; die be treffenden preußischen Offiziere aber werden im Falle ihrer Ernennung zu dießseitigen Offizieren aus ihrem Dienste im preußischen Heere zur Dienstleistung abcom mandirt, haben für die Dauer der Dienstleistung mittelst Handschlages dem Herzoge die gewöhnliche Pflicht zu Leisten, nur die Uniform und Dienstabzeichen des herzog lichen Contingentes zu tragen und dienstlich auch ledig lich die diesem Commandoverhältnisse entsprechende Be zeichnung zu führen. Die weitere Beförderung in der preußischen Armee bleibt den betreffenden Offizieren nach Maßgabe ihrer Anciennetät und den sonst geltenden Grundsägen gewahrt. So günstig nun auch diese Be stimmungen für den dießseitigen Staat anscheinend find, so enthält indeſſen doch die Convention noch mehrere andere Festsetzungen, insbesondere über die ſofortige Ue bertragung aller preußischen Militär - Straf- und Dis ciplinargesege, die Bestätigung der Erkenntnisse , Begnas digungen 2c., sowie über die für hiesige Beamtenverhältnisse unverhältnißmäßig hohe Salarirung der betreffenden preu ßischen Offiziere , welche eine unbedingte Annahme des Vertrags seitens der Landschaft uns noch als ziemlich zweifelhaft erscheinen lassen. Nichts desto weniger soll die Convention schon mit dem 1. Oct. d. J. in Kraft treten und die Auswechselung der Ratification bis spä testens zum 1. Juli in Berlin stattfinden."

gen erhalten bleiben, und grade diese Gewähr ist es, w dauernd erzielt werden muß. Die Altenburger Convention zeigt eine glückliche Ver mittelung des militäriſchen Interesses mit den Pflichten, die der Staat gegen sich und gegen den Bund zu er füllen hat. Die Convention von Coburg - Gotha betont allein das militärische Interesse, und damit hat sie aller dings zu den politischen und bundesrechtlichen Rücksichten, die hier in Betracht kommen , eine Stellung genommen, die nur beflagt werden kann, weil in der That der mili tärische Gewinn , wie der Aufſag in Ihrer No. 24 sich ausdrückt , „ allzu theuer erkauft ist um den Preis eines abermals wachgerufenen berechtigten Mißtrauens , einer innneren Entfremdung, durch welche die ohnehin lockeren Bande unserer nationalen Organisation nur so viel tiefer gelockert werden müssen. " Aber es sind dennoch solche Conventionen nöthig denn nur so kann der lähmende Druck der Isolirung, der immer auf den kleinen Contingenten gelegen hat, dauernd von diesen genommen werden. Wäre es nicht Sache der Bundesgewalt, die Grundzüge dafür festzustel len ? Die Altenburger Convention könnte als Muster dienen. Welcher Zuwachs an Tüchtigkeit der kleinen Con tingente wäre es , wenn alle in einem gleichen Ver tragsverhältniß zu dem nächsten größeren Staate ständen !

Desterreichs Parlament in der Militär Hier ist in der That keins der Bedenken plaggreifend, budgetfrage. wie wir solche oben beispielsweise für Coburg-Gotha her vorgehoben haben. Der Contingentsherr bleibt Kriegs (Schluß.) herr, gegenüber seinen Truppen ganz unbedingt , nur in [23.] Die zweite Sigung, in der die Berathung über der Wahl der obern Befehlshaber mit einer geringen Beschränkung , die aber nicht eine Einbuße ist , sondern das Militärbudget zu Ende geführt werden sollte, wurde eine so viel höhere Gewähr, daß die Wahl zum Frommen mit Anträgen, das Pensionswesen in der Armee den all der Truppen und ihres Kriegsherrn gereichen werde. gemeinen finanziellen Erfordernissen gemäß umzuändern , Sobald die kriegsherrliche Stellung und Gewalt, wie das eröffnet ; diese Anträge laufen nach einer erläuternden hier geschehen, gewahrt ist, treten, wie schon oben gesagt, Entgegnung des Herrn Kriegsministers auf ausgespro alle die Gründe des militärischen Interesses , die über chene Wünsche hinaus , die mit Stimmenmehrheit an genommen wurden . haupt derartige Conventionen in ihre und unverkürzte Bedeutung. Kleine Truppenförper, viegenNachdem Abgeordneter Dr. Demel noch einmal den ihre ganze Lebens- und Berufsthätigkeit innerhalb enger Skene'schen Antrag betreffe Aufstellung eines Avance Grenzen abspielen , kranken nothwendig an mancherlei mentgeseges besprochen, wurde der Antrag Skene's ange Gebrechen , die sich einmal nicht wegläugnen lassen , so nommen. wenig auch deßhalb gegen Behörden oder Personen eine Hierauf folgten die Anträge bezüglich der Gebühren Anklage erhoben werden könnte. Nur in der unmittel und Genüſſe der k. k. Armee, die gleichfalls ohne Debatte baren Theilnahme an Leben und Erfahrung eines größeren angenommen wurden. Die Artikel 4, 5 und 6, die nun zur Verhandlung Dienstes , namentlich aber in der Theilnahme der Offi ziere an dem Beförderungsgang des größeren Heeres, gelangten , hatten die Feststellung des Friedensbudgets liegen die nachhaltigen Impulse, durch die auch im kleis zum Gegenstande, und es wurde der Beschluß gefaßt, das neren Contingentskörper das Leben gesund und frisch er selbe mit 92 Millionen jährlich festzustellen. Der Gang der Verhandlungen kennzeichnet die Schluß halten werden kann. Ohne solche Impulse von außen fann wohl einmal , je nach der augenblicklichen Gunst rede des Berichterstatters Dr. Giskra, weßhalb wir sie dem personeller Bedingungen, auch die kleinere Truppe schon vollen Wortlaute nach hier wiedergeben: „Nachdem durch die jest gefaßten Beschlüsse des bohen aus sich selbst heraus dem höchsten Anspruch genügen, und die Erfahrung da und dort zeigte Beispiele genug Hauses das Budget für das Jahr 1862 bezüglich des hiervon ; aber es fehlt dann immer doch die Gewähr, Aufwandes für die Armee ſeine Erledigung gefunden hat, baß diese personellen Bedingungen und damit ihre Fol so bitte ich das hohe Haus, mir zu gestatten, zum Schlüſſe

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meiner Function als Berichterstatter noch einige Bemer er Verwalter von Gütern ist, die oft mit den schmerzlich fungen zu machen. Mir wurde von mehreren Rednern sten Entbehrungen gar manches Staatsbürgers, ich möchte des hohen Hauses im Verlaufe der Debatte in sehr aus sagen, mit dem Schweiße so vieler derselben zusammen zeichnender Weise die Anerkennung über die Art zu Theil, getragen worden , zur Erhaltung des Ganzen. Greift wie das Militärbudget in der vorbereitenden Arbeit zur der Gedanke allseitig durch, wird das Streben des Cen Berathung dem hohen Hause vorgelegt worden ist. Ich trums in den einzelnen Zweigen erkannt , wird dort der kann nur einen kleinen Theil dieser auszeichnenden An individuelle Wunsch , das individuelle Intereſſe unterge erkennung für mich hinnehmen. Daß es möglich war, ordnet unter das allgemeine Interesse, dann wird und dieser Arbeit diese Deutlichkeit und Durchsichtigkeit zu es möge noch lange die Leitung des Kriegsministeriums geben , das danke ich dem offenen Entgegenkommen von in dieser würdigen Hand ſein ― dann wird durch das Seite unseres Herrn Kriegsministers , von Seite der hö Zusammenwirken auch auf diesem Gebiete das Streben, heren Generale, der Sections- und Abtheilungsvorstände, die materiellen Grundlagen der Macht und Größe des und namentlich dem Militär-Rechnungsdepartement , die Reiches dauernd zu sichern, mit Erfolg gekrönt werden. " Minister Graf Degenfeld beantwortete diese Ansprache mit der größten Bereitwilligkeit alle Aufklärungen gaben und alle Ausweise zur Verfügung stellten. Es trat hier mit folgendem Worten : bei auf Seite der höchsten Spige der Militär-Admini „Die ehrenvolle Anerkennung , welche mir der Herr stration ein solches Verständniß der Situation und der Berichterstatter, und früher der ganze versammelte Aus böchsten Intentionen unseres erlauchten Herrn und Kai schuß, hat angedeihen lassen , habe ich mit gebührendem sers hervor, daß in dem Vorgange von dieser Seite eine und aufrichtigem Danke entgegengenommen , habe mich neue Gewähr dafür liegt , daß mit dem alten Systeme aber zugleich feierlichst dagegen verwahrt, indem er nicht gebrochen ist, und daß das neu begonnene das dauernde mir gebührt, sondern einem Höheren, der es mir zur stren= sein werde. Ich kann daher nur vom Grunde meines gen und genauen Pflicht gemacht hat, sowohl dem Aus Herzens einem Auftrage des Finanzausschusses nachkom schusse, als dem Hause bei jeder Gelegenheit, wo es sich men, für denselben aus Anlaß der Beschlußfassungen über um Erstattung von Aufklärungen handeln sollte, mit vol das Militärbudget und rückblickend auf die vorausgegan ler Offenheit entgegenzukommen und die Einsicht in die genen Verhandlungen im Ausschusse , die hohe Befriedi Verhältnisse nicht nur, wo es nothwendig ist, zu gestatten, gung des Finanzausschusses darüber auszusprechen , daß sondern auch zu erleichtern. Ich habe gesucht, so viel als möglich mich dieser Aufgabe zu entledigen, kann aber von Seite des Kriegsministers ein offenes , loyales Ent gegenkommen des edlen Kriegers , ein staatsmännisches, dabei mir nicht versagen , auch zu erklären, daß dieß umsichtiges Bemühen , Ersparungen einzuführen und die eine Aufgabe war, die meinem Herzen und meiner per finanzielle Lage des Reiches zu erleichtern , stets an den sönlichen Ueberzeugung in jeder Beziehung völlig ent Tag getreten ist, und daß alle seine Thätigkeit neben der sprochen hat." Sorge für unsere tapfere Armee der Geist des constitu „ Ich glaube ferner, die Versicherung , die der Herr Berichterstatter in Beziehung auf die Armee aussprach, tionellen Ministers durchweht hat." " Möge aber auch in allen Kreisen unseres tapferen wird die Armee gewiß mit Dank und Freude entgegen Kriegsheeres sich die Ueberzeugung Bahn brechen , daß nehmen, und so werden wir dann vereint dem Ziele auf Seite der Volksvertretung die volle Anerkennung des entgegenstreben , welches der Monarch und die Vertreter hohen Berufes , der wichtigen Mission und der ausges des Volkes jederzeit im Auge haben, nämlich : das Wohl zeichneten Eigenschaften unserer Armee vorwaltet , und des Vaterlandes." daß, wenn Reductionen begehrt , wenn Ersparungen ge wünscht, wenn Reformen beantragt worden sind, dieß nur in der Absicht und in der Ueberzeugung geschehen ist, Die Verhandlungen im Abgeordnetenhause über das daß damit das Ganze zusammengehalten werde, und daß Marinebudget bildeten den Gegenstand einer dritten und für den Fall, daß der Kriegsherr sein Kriegsheer aufbie vierten Sigung. ( 18. und 20. Juni) . Der gewählte Ausschuß für das Marinebudget hat tet, die Mittel ausreichend bereit gehalten werden , auch nachhaltig den Krieg zu führen , um nicht , wie es schon bei diesem wesentliche Ersparungen beantragt , und je einmal geschehen ist , in dem Momente den Kampf ab weniger Ersparnisse im Militärbudget gemacht werden brechen zu müssen, und zwar wegen Mangels an Mitteln konnten , um so mehr trachtete man das Marinebudget abbrechen zu müssen, wo der Sieg unmittelbar und höchst herabzusehen. wahrscheinlich in den Händen der österreichischen Armee Noch bevor die dießfälligen Anträge auf den Tisch gelegen gewesen wäre. Möge in allen Kreisen der Armee des Präsidenten im Abgeordnetenhause niedergelegt wur der constitutionelle Geist, der in dem würdigen Vertreter den , hatte sich die Deffentlichkeit des Gegenstandes be der Armee hier im Hause za Tage getreten ist , lebens mächtigt , und wir selbst hatten in der Marinefrage frische Wurzeln schlagen, und möge in allen Kreiſen der einige unserer Ansichten in mehreren Correspondenz-Ar Militär-Administration jener Geist der Sparsamkeit und tikeln niedergelegt. Bei der Wichtigkeit , welche die Regierung auf den des umsichtigen Vorgehens plaggreifen, der im Centrum ter Verwaltung zu Tage getreten. Es liegt an jedem Bestand ihrer Marine legt , war es vorauszusehen, daß Einzelnen, der in der Verwaltung thätig ist, zu dem ges die Anträge, das Marinebudget betreffend, bei ihrer Vor meinschaftlichen Ziele mitzuwirken ; möge Jeder in seinem lage zur Abstimmung auf heftigen"Widerstand stoßen einzelnen Kreise und jederzeit sich vergegenwärtigen, daß würden.

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221 Hat nun gleich das Abgeordnetenhaus die ordentliche | nen, der Schuß unseres Handels, der sich hoffentlich nicht und außerordentliche Erforderniß des Marinebudjets mit lange mehr auf das Mittelmeer allein beschränken wird, 6 und 7 Millionen Gulden für das Verwaltungsjahr der möglichsten Hebung unserer Marine das Wort reden 1862 votirt , so hat es dagegen in seinen dießfälligen müssen, das um so eindringlicher zu jedem wahren Staats Verhandlungen Wünsche zum Beschlusse erhoben , die bürger sprechen wird , je mehr ihm die Entwickelung der deutlich von der Absicht Zeugenschaft ablegen , daß es Industrie , des Handels , der Cultur, mit einem Worte nicht gesonnen sei, für die kommenden Verwaltungsjahre der Wohlfahrt des Staates und seiner Bewohner, am jene Summen zur Erhaltung unserer Marine zu bewillis Herzen gelegen ist. gen , welche die Regierung als nothwendig bezeichnen. Es wäre anmaßend, ja selbst lächerlich, wenn Dester wird. reich als Seemacht ersten Ranges sich geriren wollte ; allein es ist es seiner Ehre, sich selbst und seinen Pro Das Sparungssystem, dem man von Seite der Ver treter des Volkes huldigt , hat also auf diesem Gebiete vinzen schuldig, einerseits der Willkür seines erbitterten seine Anwendung gefunden , und der Abgeordnete Tinti Nachbarfeindes die bewehrte Rechte nach allen Richtun batte vollkommen Recht , als er darauf hinwies , daß die gen hin entgegenzustrecken, andererseits den friedlichen Be Animosität in der Marinefrage schon im Ausschuſſe plag wohnern den ausgedehntesten Schuß angedeihen zu lassen gegriffen habe. und ihnen die Mittel zu sichern , durch die fie in den Jenes tiefe Verständniß , welches die Debatten über Stand gesegt werden , ihre Erzeugnisse , ihre Naturpro das Militärbudget fennzeichnete, vermissen wir bei der ducte, Fabricate 2c. verwerthen und andere Bedürfnisse Marinefrage ganz ; es tritt auch nicht ein Redner auf, hierfür zu erlangen , ohne befürchten zu müssen , die welcher der wichtigen Institution, wie es die Marine ist, Früchte ihres Fleißes gefährdet zu sehen. eine einleuchtende und eingehende Würdigung schenken Hoffen wir, daß die nächste Finanzdebatte über das möchte, und das Wenige, das zu Gunsten derselben ge Marinebudget allen wichtigen Momenten desselben volle sprochen wird , entbehrt jener überzeugenden Kraft , die Würdigung schenken und ohne Erregung in einer Frage jede Gegenmeinung von vorn herein vernichtet. Aus die Beschlüsse zu Tage fördern wird , die in das internatio fer Ursache hatte die Opposition leichtes Spiel, und wir nale Leben Desterreichs so tief eingreift ; hoffen wir, daß müssen es nicht so sehr im Interesse unserer Marine, als die Vertreter des Volkes , gewißigt durch die Lehre der im Interesse der Größe und Machtstellung unseres Va Geschichte, das berüchtigt gewordene trop tard nicht ver terlandes tief beklagen , daß der eine Mann , der , als schulden, und nicht gezwungen sein werden, durch nach See und Staatsmann gleich ausgezeichnet , ehedem be trägliche Opfer einen Fehler wieder gut zu machen, den rufen war , das Portefeuille des Marine - Ministeriums zu begehen sie eben im Begriffe standen. Die Anträge und Wünsche des Abgeordnetenhauses, zu übernehmen , und der in einer Weltreise durch per sönliche Ueberzeugung die Handelsverhältnisse aller Zonen die zur Abstimmung gelangten und allgemein angenom kennen gelernt hat, der somit in der Lage gewesen wäre, men wurden, sind folgende : Nach Genehmigung des Ordinariums pro 1862 für die Marinefrage von ihrem richtigen Standpunkte aus zu beleuchten, durch Verhältnisse, die zu erörtern wir uns die Marine mit 6 und des Extraordinariums mit 7 Mil nicht berufen fühlen , verhindert war , ein Votum einzu lionen fl. wird Punkt II . des vom Ausschusse gestellten legen , das voraussichtlich allen Animositäten ein Ende Wunsches verlesen. Die Kosten der Administration der Centralleitung, gemacht und unserer Marine eine glänzende Zukunft er öffnet bätte. Hafen , Admiralate , Seebezirks - Commandos , Marine truppen, Inspectorate und der Stand des Offiziercorps Wir wollen die Behauptung , die im Abgeordneten hause laut wurde, daß Oesterreich ausschließlich eine Land des Matrosenstabes seien zu vermindern. macht sei, nicht widerlegen; ebensowenig sagt es uns zu, Punkt III . Es sei von dem genehmigten Projecte, ein Marineinvalidenhaus herzustellen, vorläufig Umgang die Wichtigkeit der österreichischen Marine von ihrer mi litärischen und handelspolitischen Seite zu beleuchten, da zu nehmen. in beiden Richtungen schon so Vieles gesprochen und ge Antrag IV. Es sei die Zahl der ausgerüsteten schrieben wurde; aber die eine Bemerkung können wir Schiffe im Frieden stets auf den nothwendigsten Bedarf nicht unterdrücken , daß es eine schlecht angewendete zu beschränken. Maßregel sei, dort mit wenigen Gulden zu knausern, wo Artikel V. Es sei die Verwendung der inländischen voraussichtlich in der nächsten Zukunft schon ein ausge Kohle bei den im adriatischen Meere stationirten Schiffen legtes Capital hunderfache Procente tragen muß. Der Raum dieses Blattes erlaubt es nicht, dieje Bes anzustreben . Punkt VI. Umsichtiges Vorgehen bei Beschaffung von hauptung in allen Details zu verfechten ; allein so viel Verständniß für die Richtigkeit derselben wird Jedermann Marine- Gegenständen, insbesondere bei Abschließung von befigen, daß die Deckung unserer 248 Meilen langen Lieferungs- und Schiffbaucontratten, wobei man sich, in Küsten , unserer 306 Meilen im Umfange enthaltenden sofern überhaupt der Bedarf im Inlande ohne finanzielle Nachtheile beschafft werden kann , nur inländischer Mate Inseln, die Sicherung von 172 Häfen , von denen 132 rialien und Fabricate zu bedienen hat. dem Handel geöffnet sind, die Verhinderung von gefähr lichen Invasionen im Rücken des italienischen KriegsDer siebente Wunsch des Ausschusses geht auf Ein = schauplages, die, wenn sie auch nur in Demonstrationen führung eines Bemannungs- und Materialien - Aus beständen, von den wichtigsten Folgen begleitet sein kön- | rüstungs-Reglements.

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Wunsch VIII. Abminderung der Gebühren für die I demselben überwiesen. Sein höchster Effectivſtand jedoch betrug nie mehr als 354 Köpfe. die Meerenge von Gibraltar überschreitenden Schiffe. Nur 283 Mann stark und aus 3 Compagnien be Wunsch IX. Einstellung der Kost- Rationen bei den stehend , verließ das Bersaglieri-Bataillon den 28. No eingeschifften Offizieren. Wunsch X. Vereinfachung des Canzleiwesens und vember 1860 unter dem zu seinem Commandanten er nannten Hauptmann du Nord die Stadt Rom, fuhr auf der bezüglichen Auslagen." der Eisenbahn bis Civita Vecchia und marschirte von da über Corneto und Toscanella nach dem in der Nähe des Bolsener Sees gelegenen Städtchen Valentano , um von hier aus im Vereine mit dem franko-belgiſchen Bataillon Die päpstlichen Fremdencorps in den Jahren die an der toscanischen Grenze herumschwärmenden Frei schaaren zu überwachen und im Baume zu halten. Bald 1860 und 1861. nach Ankunft des Bataillons in Valentano wurde die zweite Compagnie nach Toscanella detachirt , wo sie bis Von J. H., zu Ende des Monats Januar 1861 blieb. ehemaligem Secretår des lepten päpstlichen Bersaglieri-Bataillons . Den 14. December 1860 ging von Rom unter Füh rung eines gewissen Hauptmanns von der Gröben ein (Schluß.) etwa 50 Mann zählender Verstärkungstrupp über Civita 3) Das franto - belgische Bataillon. Vecchia nach Valentano ab. Der größte Theil der Mann In das franko-belgische Bataillon wurden anfangs schaft dieses Trupps wurde der sehr schwachen dritten Compagnie einverleibt. nur Franzosen und Belgier, später aber auch Individuen anderer Nationen aufgenommen . Vor dem Feldzuge von Die in Valentano ſtationirten zwei Compagnien waren 1860 war es nur 400 Mann stark , worunter Söhne durch häufiges Patrouilliren und sonstigen strengen Dienst vornehmer französischer und belgischer Familien ; es sehr in Anspruch genommen ; besser als ihnen erging es zeichnete sich überhaupt durch gute Disciplin aus , so der nach Toscanella detachirten Compagnie. Die Offiziere des Bataillons kümmerten sich größten that es sich besonders durch seinen Heldenmuth bei Castel fidardo hervor. Was davon in dem Gefechte bei dieſem theils sehr wenig um ihre Leute, spielten fleißig um Geld, Orte den Tod nicht gefunden hatte , das gerieth bald verschleuderten solches auf die leichtsinnigste Weise , kurz, nachher bei Loreto mit dem traurigen Ueberreste des betrugen sich so, daß ihre Untergebenen alle Achtung vor de la Moricièreschen Heeres in piemontesische Kriegsge ihnen verlieren und mißvergnügt und unzufrieden werden fangenschaft. Kehrten aber aus dieser nur einzelne Ber mußten. saglieri und nur wenige Inländer in den Kirchenstaat Dieser Unzufriedenheit der Mannschaft folgte bald zurück, so kamen dagegen alle Franko-Belgier wieder das eine furchtbar ansteckende Krankheit , die Desertion, auf hin. In Rom neu organisirt , bildeten sie, wie früher, dem Fuße nach. Vom 11. December 1860 bis zum ein besonderes Bataillon, das in kurzer Zeit einen Effec 26. Januar 1861 deſertirten in Valentano 15 und in tivstand von fast 1000 Mann erreichte und immer neuen Toscanella 2 Mann. Abgelöst durch 2 Compagnien Carabinieri, marſchirte Zuwachs aus Frankreich und Belgien erhielt. das Bersaglieri-Bataillon, nachdem es sich den 26. Januar 4) Das lezte Bersaglieri - Bataillon. 1861 in Toscanella vereinigt hatte, den 27. nach Corneto, Von den früheren 5 Bersaglieri-Bataillonen war nur den 28. nach Vetralla und den 29. über Sutri nach eine Compagnie, die der Hauptmann du Nord befehligte, Manterofi. Da diese Station nur einen Tagemarsch von und die beim Beginn des Feldzugs von 1860 nach Or | Rom (26 Miglien) entfernt iſt, ſo glaubten die Soldaten vieto detachirt war , nicht in piemontesische Kriegsge allgemein, sie würden dahin marschiren, damit ihr Corps fangenschaft gerathen . Sie kam später nach Rom und aufgelöst werde. Da erhielt der Hauptmann du Nord bildete die Grundlage zu einem neuen , zu dem legten vom Kriegsministerium den Befehl, mit seinem Bataillon Bersaglieri-Bataillon. nach Vignanella aufzubrechen. Dieses Felsenneſt , wo Den 1. November 1860 trat dieses als selbstständiges das Corps den 31. Januar eintraf, sollte Zeuge der Corps in's Leben. Fehlte es darin nicht an Offizieren, schaudervollen Demoraliſation_deſſelben sein. In den ersten Tagen des Februars traf der General da verschiedene der früheren 5 Bersaglieri-Bataillone aus der Kriegsgefangenschaft nach Rom zurückgekehrt und auch major Kanzler von Rom in Vignanella ein , um das Diese lief, die zu denselben gehörigen Werbeoffiziere nach Aufhebung Bataillon die Revue passiren zu lassen . ihrer Bureaug und Depots in Desterreich dahin gekommen namentlich was Exerciren und Manövriren anbelangt, Um jo erbärmlich ab, daß das ganze Offiziercorps im höchſten waren, so mangelte es desto mehr an Soldaten. legterem Uebelstande abzuhelfen, wurden die Desterreicher, Grade beschämt dastehen mußte. Bald nach dieser Revue griff die Desertion im Corps welche vor Beginn des Feldzugs von 1860 von den Ber Vom 5. bis zum 18. Februar faglieri-Bataillonen zu den Schweizer Corps verseßt, und, wieder stark um sich. der Kriegsgefangenschaft entronnen , in das neugebildete rissen , meistens mit Sack und Pack , in Vignanella 28 Carabinieri-Bataillon eingestellt worden waren , in das Mann aus . Selbst ganze Wachen desertirten. Ein zur Auch pie Verfolgung der Deserteure und zur Einbringung ihrer legte Bersaglieri-Bataillon hinübergezogen. montefiſche Deſerteure, ungefähr 40 an der Zahl, wurden Verführer und Helfershelfer unter einem jungen Lieute

223 nant nach einem mehrere Miglien von Vignanella ent fernten Dorfe gesandter Trupp plünderte in Gegenwart ihres Führers ein Haus rein aus und kehrte, betrunken und mit Beute beladen , nach Vignanella zurück. Da man in Rom nur allzuwohl wußte , daß das Corps ganz demoralisirt war , so erhielt es vom Kriegs ministerium den Befehl , nach Rom zu marſchiren. Hier traf es , nachdem es seit seiner Bildung wenigstens 70 Individuen durch Desertion verloren hatte, den 19. Fes bruar ein. Vier Tage später erschien der Generalmajor Kanzler in der Ravenna- Caserne , ließ das Bataillon im Hofe derselben aufmarschiren und fragte einen jeden Mann einzeln : ob er fortdienen wolle oder nicht ? Nur die 16 Offiziere (mit Einſchluß des Arztes ) , 5 Unteroffiziere , 4 Corporale, 1 Trompeter und 2 Gemeine erklärten sich zum Fortdienen bereit ; allein 1 Unteroffizier und 3 Cor porale wurden bald andern Sinnes und verlangten ihren Abschied . Den 22. März fuhr die verabschiedete Mannschaft

Nach ache

Preußen. Berlin , 2. Juli. [ Die Gesundheisverhält nisse der Armee im Jahre 1861. ] Die vorjährigen Gesundheitsverhältnisse in der preußischen Armee haben in verschiedenen politischen und militärischen Zeitschriften , an geblich auf Grund der in der militärärztlichen Zeitung ver öffentlichten Monats-Krankenrapporte , eine Besprechung ge funden , welche einer Berichtigung dringend bedarf. Abge sehen nämlich davon, daß die angegebenen Zahlen unrichtig sind, haben dieselben auch eine durchaus irrige Deutung er fahren. Bezüglich des ersten Punktes mag bemerkt sein, daß im Jahre 1861 bei einer Heeresstärke von ungefähr 199,000 Mann 244,680 Erkrankungs- und 1251 Sterbefälle vor kamen. Von lehteren gehörten 85 dem Invaliden- Corps an, 93 waren Selbstmörder und 67 durch Ertrinken u. s. m. Verunglückte. Es beträgt demnach die Morbilität 123 Proc., die Mortalität 0,63 und nach Ausschließung der Invaliden, Selbstmörder und Verunglückten sogar nur 0,5 Proc. der Heeresstärke. Was die Würdigung solcher Zahlenverhältnisse betrifft , jo hat die militärärztliche Zeitung schon bei der Besprechung des Gesundheitszustandes der Armee im Jahre 1860 darauf aufmerksam gemacht , daß die große Zahl von Erkrankungen feine Verwunderung erregen könne, wenn man bedenke, daß jede Unpäßlichkeit und jeder geringe äußere Schaden, wodurch Dispensation vom Dienste oder Verab reichung von irgend welchen äußerlichen oder innerlichen Arzneimitteln erforderlich wird , als Krankheit gebucht werde. Da , von anderen Armeen ähnliche, genau geführte tranfen rapporte nicht publicirt worden sind, so liegt es auf der Hand , daß die von den Zeitungen angezogenen statistischen Ver wonach der Gesundheitszustand der preußischen Armee im Allgemeinen der ungünstigste und allenfalls nur von dem der russischen Armee in dieser Beziehung übertroffen sein soll,

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des Bataillons , nachdem es unter ihr noch vor dem Ausmarsche aus der Caserne und auf dem Bahnhofe zu höchst tumultuarischen Auftritten gefommen war , nach Civita Vecchia. Hier verblieb sie bis zum 26. März, an welchem Tage fie auf dem französischen Dampfboot l'Etoile nach Triest eingeschifft wurde. Nur wenige Offiziere , darunter der Hauptmann du Nord , waren mit der verabschiedeten Mannschaft nach Triest gereist ; die meisten blieben noch in Rom, erhielten aber bald ihre Entlassung aus päpstlichen Diensten und zerstreuten sich hierauf nach allen Weltgegenden . Die übrige zurückgebliebene Mannschaft wurde später entweder in andere Corps , namentlich in das durch Desertionen sehr geschwächte Schweizer Carabinieri-Bataillon, einge theilt oder verabschiedet. Das war das traurige Ende des lezten päpstlichen Bersaglieri-Bataillons nach einem etwas mehr als vier monatlichen Bestehen. Die Hauptschuld an der Demo ralisation und der dadurch herbeigeführten Auflösung des | Corps trugen seine Offiziere.

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der thatsächlichen Basis ermangeln. Maßgebend für den Ge sundheitszustand der Armee ist überhaupt viel weniger die Summe der Kranken als die der Verstorbenen , und von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet sind die Gesundheitsver hältnisse in keiner größeren Armee so günstig als in der preußischen. Als Caspar durch Zusammenstellung der Kranken rapporte von den Jahren 1828-1829 die durchschnittliche Sterblichkeit in unserer Armee auf 1,3 Proc. der Heeres stärke bestimmt hatte , glaubte er dasselbe mit patriotischer Freude laut und öffentlich verkündigen zu müſſen, nicht bloß weil es günstiger sei als das der entsprechenden Altersclaffe in Civil, sondern insbesondere darum, weil keine andere große Armee eine so geringe Sterblichkeit aufzuweisen habe. Im Jahre 1861 betrug die Sterblichkeit nicht mehr als 0,62 Proc., mithin nur die Hälfte der Duchschnittszahl, womit Caspar schon so angenehm überraschte. - [Sprengversuche. ] Am 21. v. Mts. wurden von der Mineurcompagnie des Garde-Pionnierbataillons zu Berlin interessante Sprengversuche ausgeführt, welche von dem besten Erfolge gekrönt wurden. Es waren 4 Flatter- und 8 Stein minen gelegt worden , welche beide bestimmt sind , den stür menden Feind bei dem Angriff auf eine Festung mit einem Regen von Steinen und Erde zu beschütten , ihm dadurch Schaden zuzufügen und außerdem durch die moralische Wir tung dieser großartigen Erscheinung Schrecken und Verwirrung in seinen Gliedern zu verbreiten. Zur Entzündung der Pulvers, resp. Schießbaumwolle-Ladungen wurden der galvanische Zellen apparat und die kleine österreichische Electrifirmaschine (Tor nisterapparat) angewandt , und es wurde durch sie das Los gehen der Minen außerordentlich exact bewirkt , so daß die zur Vorsicht bereit gehaltene österreichische Zündschnur, welche ebenfalls aus Schießbaumwolle angefertigt ist und in der Zündschachtel durch eine Schwammkugel in Brand gesezt wurde , nie zur Wirkung kam, sondern öfters von dem schon

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losgegangenen Schufſe unversehrt in die Luft geführt wurde. | der Verhandlung , welche sich im Fall des Ausmarsches der Außer den Minen wurden noch mehrere Pallisaben durch Armee ungeachtet aller Ausdehnung von selbst auf die Theil Schießpulver und Schießbaumwolle umgeworfen. Zur Vernahme von Militärpersonen reduciren wird , so ist dieselbe gleichung der Wirkungen dieser beiden explodibeln Massen sind bisher keineswegs ausgeschlossen , sondern nur insofern eine nach jedem Schusse genaue Messungen der Entferuungen, bis beschränkte gewesen , als überhaupt Personen , welche dem zu welchem die Steine und Hölzer geworfen sind , angestellt Militärstand nicht angehören , zur Verhandlung nicht zuge worden, und läßt sich durchſchnittlich eine beſſere Wirkung des lassen wurden. Nunmehr aber können derselben auch Civil Pulvers daraus entnehmen. Dagegen hat die Schießbaum- personen beiwohnen, und wenn in dieser Beziehung die aller wolle wieder die Vorzüge , daß sie ganz ohne Rückstand ab- höchste Verordnung vom 7. 1. Mts . sich auf die Personen brennt und einen weit geringeren Dampf verbreitet. der Verwandten , Verschwägerten und Vormünder des Ange schuldigten beschränkte, so hat sie hierbei offenbar den in der Regel beengten militärischen Sigungslocalitäten Rechnung ge Bayern. tragen, und um nicht am Ende die Angehörigen der eigenen München, 10. Juli. [ Neue Verordnung, das Abtheilung von den Verhandlungen auszuschließen , die Zu militärische Strafverfahren betreffend. ] Aus laffung zu denselben auf diejenigen Civilpersonen reduciren Veranlassung der neuen Strafgesetzgebung und bei deren Eins müssen , welche daran ein präsumtives wirkliches Intereſſe fluß auf das militärgerichtliche Strafverfahren ist die Ver haben . Es fehlt aber auch hiernach bei den militärgericht ordnung vom 14. April 1856 , das militärische Strafver lichen Verhandlungen keineswegs an Personen , welche Ge fahren betreffend, hinsichtlich der hierdurch bedingten und auch legenheit haben , sich von deren richtigem Verlauf zu über sonst als zweckmäßig erscheinenden Abänderungen einer Revis zeugen , und glauben wir noch daran erinnern zu müſſen, fion unterzogen und unter dem 7. d. Mts. eine neue deß daß der Beschädigte und die Zeugen , wenn sie auch nicht fallßige Verordnung erlassen worden. Hiernach werden die dem Militärstande angehören, bei der Verhandlung persönlich Beschlüsse auf die Voruntersuchung in gemeinen Vergehens anwesend sind. Auch die Besegung der Kriegsgerichte hat fachen der Unteroffiziere und Soldaten nicht mehr , wie bis durch die allerhöchste Verordnung vom 7. d. Mts. insofern her, bei der Abtheilung , welche die Untersuchung führte, eine Aenderung erlitten , als früher die Unteroffiziere und sondern bei dem betreffenden Generalcommando oder dem Soldaten mit 8, die Offiziere aber nur mit 5 Stimmen ver Artilleriecorps-Commando durch eine Commission, in welcher treten waren , nunmehr aber die Zahl der Beisiger aus den auch der Staatsauditor entscheidende Stimme hat , gefaßt ; Offizierschargen derjenigen der Unteroffiziere und Soldaten auch ist es in solchen Sachen nunmehr dem Angeschuldigten gleichgestellt wurde , und daher mit Hinzurechnung des Vor gestattet, auf Revision des verurtheilenden Erkenntniſſes durch standes gegenwärtig die Offiziere 7 , die Unteroffiziere und einen Senat des Generalauditoriats anzutragen , während Soldaten aber 6 Stimmen zählen. Es ist dieß jedenfalls bisher in gemeinen Bergebenssachen der Unteroffiziere und ein richtigeres Verhältniß als das frühere , und da bei 13 Soldaten eine Revision der Urtheile ausgeschlossen war. Durch Stimmen das Uebergewicht auf die eine oder die andere Seite diese und noch andere neue Bestimmungen hat die Rechts fallen muß , fo fann es nur befriedigen , daß man es auf ficherheit im militärischen Strafverfahren um Vieles gewonnen, diejenige der höheren Intelligenz legte. Ueberhaupt glauben und dürfte der Fortschritt, den das militärische Strafverfahren wir überzeugt sein zu dürfen , daß bei dem Erlaß der aller gemacht hat, als ein sehr nennenswerther zu bezeichnen sein. höchsten Verordnung vom 7. d. Mts. nichts aus dem Auge Insbesondere erachten wir als einen solchen Fortschritt nicht gelassen wurde, was für die Reorganisation des militärischen allein die Zulässigkeit der Vertheidigung in gemeinen Ver Strafverfahrens einflußreich erſchien. gebenssachen, sondern auch die in Friedenszeiten bei gemeinen Verbrechen gestattete Vertheidigung durch rechtsverständige Sardinien. Nichtmilitärs , und finden wir in der Bestimmung , daß das Militärärar auf keinen Fall die Kosten der Vertheidigung zu S. [Reorganisation des Militär - Erziehungs tragen habe , lediglich den allgemeinen Grundsag des Ar wesens. ] Das Militär-Erziehungswesen ist durch ein könig tikels 120 des Strafproceßgefeßes vom 10. November 1848 liches Decret vom 16. März neu geregelt worden. Danach wiederholt. Auch vermögen wir in dem Vorbehalt , daß die ist ein militärischer Erziehungsrath neu gebildet , welcher be Vertheidigung durch einen gewählten rechtsverständigen Nicht steht aus 1 General, als Präsident, 7 Generalen oder Stabs militär nur dann gestattet werden soll , wenn der Comman offizieren, 1 Profeſſor der Mathematik, 1 Profeffor der schönen dant gegen die Wahl kein Bedenken findet , eine gefährliche Wissenschaften als Mitglieder , und 1 Capitän oder Major Er hat die Reglements , Studienprogramme Clausel nicht zu erblicken ; vielmehr sind wir der Ansicht, daß als Secretär. dieser Zusag keineswegs gemacht worden ist , um mit der und Lehrbücher zu prüfen, Verbesserungen in der Lehrmethode einen Hand zu nehmen , was die andere gab , sondern daß und Disciplin der Militärinstitute vorzuschlagen, die Anträge er durch die Rücksicht nothwendig wurde, rein militärische der Vorstände dieser Institute zu prüfen, die Examinatoren für Verhältnisse , welche auch in gemeinen Verbrechenssachen, na die Aufnahms- und Abgangsprüfungen vorzuschlagen , diese mentlich in Concurrenzfällen , zur Sprache kommen können, Prüfungen durch einen Delegirten aus seiner Mitte zu leiten, bei der Verhandlung nicht zum Gegenstand der Erörterung die Listen zum Vorrücken der Aspiranten und Zöglinge zu durch Nichtmilitärs zu machen. Anlangend die Oeffentlichkeit prüfen und die Vorschläge zu Lehrern zu begutachten.

Rebigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von E. W. Leskc.

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ine eme itar tung Alg Mil Bei n med tesilvaa d d d reid pullsis THE nagidпsardio Jopan ... pontin * amin Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.bon sis ・ 254 ! 1 irca storm ? 9: five results : 19 "; 1!!! i .:: 12 **** :: Siebenunddreißigkter Jahrgang • 1 H.T 146 No. 29. 1862. Darmstadt , 19. Juli. 1 : 1.11 H... Ueber Menageeinrichtungen . Juhalt: Auffäße. Die Bundesmilitärcommiſſion. - Die Kriegsjahre 1761 und 1762. **** 1 › bun : Nachrichten. Desterreichische Monarchie Aufhebung der freiwilligen Cavalerieregimenter und deren Fortführung also Leichte Cavalerieregimenter. Dänemark. Zur Reorganisation der Marine. Frankreich. Anschaffung von Nähmaschinen. land. Bevorstehende Aufhebung der Brügelstrafe in der Armee, Sardinien. Zwei Uebungslager. Schweben und Noru wegen. Die größeren Truppenübungen . : i 5 1 7 ;; 1 2020 1.1 madach vw thisüli ponuke wasiansarazon mis tobin zog rada muni chilieri ändt jii äe radis " " 1:57 : 1517 " D " " gefaßt und zu erfüllen gesucht hat. Mit dem Eintreten für eine der militärischen Reformprogramme , wie fte Die Bundesmilitärcommiſſion. ni prinese mult moregod miello to a perder amtlich und außeramtlich vorliegen, würde die A. M.-Z. [ 1 ] Der fiefe Eindruck der Ereignisse von 1859 hat ihren allgemein deutschen Charakter ablegen ; sie würde die Frage der Bundesreform , die feit den 1 Dresdener aufhören, selbst der Sprechsaal deutscher Offiziere zu sein, Tagen geruht hatte, wieder in aller Schärfe vorangestellt, in welchem diese die fte bewegenden Fragen famerad und seitdem ist es überwiegend diese Frage gewesen, der schaftlich und in vollster Berechtigung auch der wider alles Interesse sich zuwandte. Was man die öffentliche strebendsten Ansichten erörtern , und sie würde dafür die Meinung zu nennen pflegt, drängt, nur auf verschiedenen Rolle eines militärischen Parteiblattes eintauſchen , nach der ihr gar nicht gelüftet . Wegen und in der verschiedensten Auffassung des End ach Wie verschieden hiernach auch die Standpunkte sein iels , nach einer träftigern Entwicklung des Bundes. Was von Seiten der Regierungen geschehen ist und ge mußten, auf denen die militärischen Fragen der Bundes schieht, zeigt in Gang und Auffassung ziemlich die gleichen reform seit Jahren in unserer Zeitschrift besprochen wurden, so gehen doch alle Stimmen auch hier in dem Vordersag Verschiedenheiten ; aber es beurfundet auch den gemein samen und gleichen Ausgangspunkt , die gleiche und einig, daß eine kräftigere Handhabung der militärischen 1 gleich lebendige Ueberzeugung, daß der Bund einer kräfs Institutionen des Bundes und darum gulegt eine fräf tigeren Entwicklung seiner Institutionen bedürfe. In tigere Entwicklung dieser Institutionen selbst Noth thue. diesem Vordersag gehen der amtliche Schriftenwechsel und Alle Erörterung, die von diesem Bordersage ausgeht, bes die öffentliche Stimme so durchaus einig, daß die That rührt nothwendig, ausgesprochen oder nicht, auch die Cen fache dieses Bedürfnisses als allerwärts anerkannt gelten tralstelle , in deren Hand die Leitung der militärischen 444 muß. Bundesangelegenheiten und damit die Wahrung der mili Die A. M.-3. hat an der publicistischen Debatte tärischen Interessen Deutschlands gelegt ist. Viele Auf über die verlangte Bundesreform, soweit diese überhaupt fäge , welche die A. M.-Z. im Laufe der letzten Jahre n das Bereich militärischer Zeitschriften fallen kann, einen brachte, haben darum, mehr oder weniger einläßig , eben " lebhaften Antheil genommen. Daß fie dabei nicht für die Aufgabe und Wirksamkeit dieser Centralstelle erörtert, ein bestimmtes Reformprogramm auftrat, sondern jeder und namentlich war es die Bundesmilitärcommiffion, von der, als dem militärischen Beirath der obersten Bun berechtigten Ansicht das Wort gab, lag in der Allgemein desbehörde, zum öfteren die Rede war, und deren Stellung heit, worin fte seit fast 4 Jahrzehnten ihre Aufgabe auf

226 und Competenz dabei verschiedenfach besprochen wurde. Grade hieran knüpfen sich so wichtige Fragen der schwe benden Bundesreform, daß es am Orte erscheint, zu einer Discussion, die sich nicht wie bisher meist nur mehr ge legentlich , sondern allein und ausdrücklich mit Stellung und Competenz der Bundesmilitärcommission beschäftigt, die Anregung zu geben. Daher der nachfolgende Auffag. ) Die Bundesmilitärcommission ist das der Bundesbe hörde beigegebene Fachcolleg. Die Instanzen über ihr find der Militärausschuß der Bundesversammlung und die Bundesversammlung selbst. Ueber beide vorher einige Morte.

schäfte der Bundesversammlung zählen, oder die sonst in geschäftsordnungsmäßiger Weise , hier also durch Antrag eines Bundesgliedes , in Anregung kommen. Ein Recht der Personen , aus welchen die Bundesversammlung ge bildet ist, selbst eine Frage des militärischen Bundes interesses durch eigene Initiative am Bund in Anregung zu bringen , besteht nicht , und auch für die ordnungs mäßig in Behandlung gebrachten Fragen bleibt die heimische Instruction bindend. Es liegt der militärischen Betrachtung fern , ob eine Aenderung dieses Verhältnisses , das zweifellos in der ganzen Natur des Bundes begründet ist, überhaupt und Eben dieses in welchem Umfang möglich sein kann. Verhältniß aber bildet für die Frage , die uns zunächst hier vorliegt, den nothwendigen Ausgangspunkt. Denn

Die Bundesversammlung hat allein die Entscheidung aber alle über alle organischen Einrichtungen in Bezug auf das Militärwesen des Bundes und über die zur Sicherstellung seines Gebiets nach Art . 51erforderlichen 51 der Wiener Schlußatte ausschließend Einzelpunkte alle Initiative im Bund allein den ein und ständig in die Competenz der Bundesversammlung" zelnen Bundesgliedern zusteht , führt unmittelbar auf die fallen. Diese bundesrechtlich bestehende Centralisirung Schlußfolgerung, daß dem gemeinsamen militärischen In der militärischen Angelegenheiten folgert sich aus dem tereffe in dem Sinne, wie das Bundesgeset es will, da Art. 2 der Bundesatte, worin als Bundeszweck die 11 Er mit nicht genügt sein kann , und daß der Bund darum haltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutsch eines Organs bedarf, das für seine militärischen Inte lands" bezeichnet ist, und in dessen erweiterter Auslegung reffen Wache zu halten nicht bloß berechtigt , sondern der Art. 2 der Wiener Schlußatte gradezu sagt, daß der gradezu verpflichtet wäre. Wie in Gemeinde und Staat Bund in seinen äußeren Verhältnissen eine in politischer fedes Intereffe durch ein bestimmtes Organ gewahrt und Einheit verbundene Gesammtmacht" bildet. Die volle vertreten wird, so bedarf dessen auch ein großer Staaten Gemeinsamkeit der militärischen Interessen und die aus förper, wie der Bund, für sein gemeinsames Wehrintereſſe ; schließende Machtbefugniß der Bundesbehörde in Bezug und wie es dort nicht genug damit ist , wenn die Be auf dieselben kann nicht wohl schärfer ausgesprochen theiligten, und diese allein, das Recht des Antrags haben, werden, als es so in den Grundgefeßen des Bundes ge so ist es auch hier nicht genug damit. Was dann, wenn schehen ist. Aber es ist, was freilich kaum oder gar nicht ein nothwendiger Antrag vielleicht nur darum, weil ein vermeidbar, diese Bedeutung der Bundesbehörde wesent Berechtigter auf den andern wartet, endlich erst dann lich dadurch gemindert , daß die föderative Natur des gestellt wird , wenn es für die Sache längst zu spät ist? Bundes die Glieder der obersten Bundesbehörde nur das Was dann, wenn der Antrag ganz unterbleibt? Das Votum des Staates abgeben läßt , den uste nach In Wehrinteresse ist es fast allein, das vom Bundesgesetz in struction vertreten, und daß darum eine eigene Initiative ganzer Schärfe und Bestimmtheit als ein gemeinsames amsBund ihnen nicht zusteht.org 350 Tdisi novädja anerkannt ist ; aber diese Anerkennung fordert auch ihre Der Militärausschuß der Bundesversammlung ist eine Consequenzen , und eine wirkliche Wahrung des gemein innerhalb dieser Versammlung und aus deren Gliedern sam deutschen Wehrintereſſes ist nur erst dann möglich, wenn ein Wächter dafür bestellt ist . gewählte Commission, welche die militärischen Angelegen heiten bearbeitet und sie dann in der Bundesversammlung ft die Bundesmilitärcommission in f folchem Sinne zum Vortrag bringt. Es liegt abermals in der ganzen ein Wächter des deutschen Wehrinteresses , und kann fie föderativen Natur des Bundes, daß die Gesandten, welche es sein ? Die Vorschriften , welche die Geschäftsordnung diesen Ausschuß bilden, auch hier wieder nur als Voll regeln, geben die Antwort hierauf. 790 1191 sii machtträger handeln , also lediglich nach Instruction artist i bilms Schluß folgt. ) un niigi domstisdedel bun ishin mag beiten und botiren, und namentlich darum auch hier on bisip on jeder Befugniß zu eigener Initiative entbehren.gits disig side eurustedall spinedat bisig de 2 Das thatsächliche Verhältniß ist hiernach, daß inner agit ratifine ranial pulbian naided halb der Bundesversammlung nur solche militärische anusDie Kriegsjahre 1761 und 1762 *). sto Fragen zur Verhandlung und innerhalb ihres Militär tode sig god ning mit sijä sid ausschusses zur Bearbeitung gelangen können , die ent weder nach der Bundesatte unter die ordentlichen Gelap innan at orbemerkung, in ji bo Schlacht Die Torgau, legte blutigste und [8.] bei die Jim asa pada sid timund on natiǝdnepelspnoesau& birit der 12 großen Schlachten König Friedrichs, hatte die mit fil toplo Bandit STOR Als Quelle genügt schon fast die Darstellung von " 3 u 1759 begonnene unglückliche Periode des 7jährigen Krieges fammenfegung und Wirkungsfreis der Bundes не dy militarcommiffion ", welche das Militärwochenblatt insofern wieder zu Preußens Gunsten gewendet , als fle Die verderblichen Anschläge der Coalition abermals ver Just für das deutsche Bundesheer " in der Beilage zu seiner s toriju Nr. 5 von 1860 gegeben hat. Wer Genaueres wünscht und Hubsurd fucht, findet es in den bundesrechtlichen Werken von Klüber, Bergl. Das Kriegsjahr 1760 in der A. M. 3. Nr. 44, 45, 1) 197 197 911 1975 49 und 52 von 1860.97 Meyer, Zöpfl, Zacharia, 2 , .i ja mestu

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eitelt und Sachſen wenigstens zum Theilsin Friedrichs | was vor bald 50 Jahren * ) Einigendes geschah, mit der Händen gelaſſen hatte; die andere Hälfte mußte er ſeit Zuversicht getröstet, daß eine Wiederholung jenes selbst vorigem Winter mit Daun theilen, welcher Dresden bes mörderischen Duells durch die übermächtige Kraft der hauptet hatte. Preußens Lage war also, wenn auch nicht einigenden Gesinnung aller Deutschen uns erspart bleiben 12 and men durch die äußeren Erfolge, so doch jedenfalls durch die inneren werde. Verhältnisse, die Aussaugung und Verarmung des kleinen mu Jozt A. Der Feldzug von 1761. Sudra vitimugrauudik Landes wesentlich verschlimmert, und hätte der König nicht Einleitung. Die Coalition gebot über mindestens wenigstens die eroberten sächsischen, anhaltiſchen und meck lenburgischen Provinzen gehabt, welche zum Zwede neuer 360,000 Kämpfer, welche von den Küsten der Ostsee durch die Mitte Deutschlands bis zum Niederrhein und fast Kriegsrüstungen systematisch und mit arger Härte ausge Der zur Nordsee das schwache Preußen umlagerten . nugt wurden, so würden ihm die spärlichen Mittel ganz äußerste rechte Flügel nämlich, das 12,000 Mann starke Corps lich versagt haben; riegumsomehr, als der Vermitt Romanzow's, zur Belagerung Colbergs bestimmt , dann lungsantrag Frankreichs , zur Schlichtung des unfrucht in der Stärke von 62,000 Mann an der Warthe stch die baren Krieges einen Congreß nach Augsburg zu berufen, Eng sammelnde russische Hauptarmee und endlich bis zur erfolglos blieb , und Friedrichs Hauptalliirter land dessen Geldunterſtügung faſt unentbehrlich: war, Bober der auf 70,000 Mann verstärkte Laudon sollten offensiv verfahren ; die Mitte, d. h. Daun, der mit seinen seit Georgs II. Tode zweifelhaft zu werden anfing. 60,000 Mann in Sachsen eigentlich nur das Reservoir 51Diese politischen und nationalökonomischen Verhält niffe äußerten eine unvermeidliche Rückwirkung auf Fries für die schlesische Armee bildete, und die zwischen Hof drichs Kriegführung. Während er, allerdings von Haus und Bamberg in der Stärke von 18,000 Mann stehende aus Bertheidiger, in den ersten Jahren mit überraschend Reichsarmee , welche die Verbindung mit Broglio ber fühner Offenfive vorgegangen war, hatten ihn die Schläge stellen sollte, waren zur Defensive bestimmt ; die Franzosen, des Jahres 1759 in die Defensive geworfen, die er aber als linker Flügel, wollten mit zwei Armeen, Soubise mit mit seinen im eigentlichen Kern noch nicht in gefährs 110,000 Mann vom Niederrhein gegen • Westphalen, lichem Maße angegriffenen Kräften noch immer activ zu Broglio mit 40,000 Mann von Göttingen gegen Han nover vorgehen. Wir haben also ein Versegen der Mitte führen vermochte; von jegt an ist er aber durch den Zu stand des Landes und der Armee zur rein paffiven Defen und einen concentrischen Angriff mit beiden Flügeln auf five 7 reducirt. Haben wir nun schon in jener zweiten die Hauptobjecte Schlesien und Westphalen . Schlesten wollte Friedrich Das eine derselben Periode das flüge Anpassen an die Verhältnisse , das selbst mit den 31,000 Mann behaupten, welche vorder weise Maßhalten in seinen strategischen Entwürfen be wundert, so wächst unsere Bewunderung in diefer dritten hand in Sachsen überwinterten ; Prinz Heinrich sollte die Periode beim Anblick einer Heldenkraft, welche, ungebeugt Desterreicher in Sachsen beobachten, 12,000 Mann unter durch die Schläge des Schicksals und die Folgen eigener General Golz bei Glogau einstweilen die Flanke gegen Fehler, mit schöpferischem Geiste immer neue Mittel des die Russen decken ; in Pommern sollte der Prinz von Widerstands bereitet und den fast unmöglich scheinenden Württemberg die Schweden und Russen mit einem Mini Kampf so lange fortsegt, bis sein wiedererwachter Glücks mum von Kräften beschäftigen und Herzog Ferdinand ſtern rettend für ihn in die Schranten tritt. Wahrlich, von Braunschweig wie seither auf dem Kriegstheater in wir tennen wenige Beispiele der Kriegsgeschichte, welche Nordwestdeutschland commandiren. Mit Aufbietung aller ein erhebenderes Vorbild ächter Seelengröße gewähren. Kräfte wurde während des Winters an Completirung der Das Wort Cicero's von dem vir fortis in rebus an Bataillone und Schwadronen, der Geschüße und Maga zine gearbeitet ; man vermochte jedoch für den ganzen gustis ist hier zur glänzenden Wahrheit geworden. Eben wegen dieses gänzlich veränderten Charakters Kriegsschauplag nur eine Armee von 170,000 Mann auf der Kriegführung haben wir vorgezogen, die beiden legten zustellen , welche , abgesehen von ihrer Minderzahl , auch Kriegsjahre nicht getrennt , sondern im Zusammenhange an Qualität hinter den Kerntruppen von 1757 und 58 i ne molde zu schildern ; was ihnen an dramatischem Effecte über himmelweit zurückstand. Die Ereignisse dieses Kriegsjahres zerfallen in : raschender Schläge und großer Erfolge abgeht , das er 1. Att: Feldzug in Nordwestdeutschland vom 1. Jan. bis ſegen sie reichlich durch die lehrreiche Betrachtung der 1. Dec. andramunt 016128 wohldurchdachten , durchaus zweckentsprechenden Maß II. " Schlesien vom 19. April bis 7. Dec. n nahmen, welche zu dem staunenswerthen Schlußergebnisse III. Pommern von Mitte Jan. bis 17. Dec. 11 " " längere für führten , daß das kleine Preußen von da an "I " Sachsen vom 20. Febr. bis 30. Dec. 11 IV. Zeit als Musterstaat in Europa galt, und seine im Ganzen so winzige Territorialmacht als ebenbürtig in den Rath I. Att in Nordwestdeutschland. 452 der europäischen Großmächte aufgenommen wurde. Wir Winterfeld vom 1. Jan. 31 März. Dies zug mit Kriegsjahre dieser legten die Schilderung werden jener unparteiischen Objectivität und in dem deutschen mal waren es die Franzosen , welche die Feindseligkeiten, Geiste fortseßen, der die Lorbeeren auf beiden Seiten als nachdem sie kaum am 15. December v. I. geendet, schon

Deutsche Errungenschaften betrachtet, und der, wenn er auch die Vollendung des Bwiespaltes, wie er durch diesen blutigen Bruderkrieg fortan in Deutschland ausgebrochen war, aufs tiefste beklagt , sich doch im Hinblicke deſſen,

Bedacht darauf nimmt , jener hol jest * Daß die Redaction schon jest 191 großen Epoche gerecht zu werken , finden wir höchft lobens und dankenswerth und zweifeln keinen Augenblick an der glück lichen Durchführung .

228

am 1. Januar durch einen Ueberfall bei Worbis und | dieser Ueberlegenheit an Zahl hatten fie auch den Vors im Laufe des Januar durch zwei weitere Unternehmungen sprung an Beit auf ihrer Seite, da Soubise mit seinen eröffneten. Der Herzog von Braunschweig verhielt sich am Winterfeldzug nicht betheiligt gewesenen Truppen schon passiv , um den Gegner glauben zu machen , daß er vor am 30. Mai , also in einem Zeitpunkt, wo Ferdinand Allem Ruhe suche, während er in Wirklichkeit Einleitung seine Organisation lange noch nicht beendigt hatte , die traf, um Broglio für den Leichtsinn, mit welchem er seine Operationen beginnen konnte. Der französische Kriegss Winterquartiere wählte , derb zu züchtigen. Die Fran minister Choiseuil hatte dieß auch gewollt ; die Uneinigs zofen hatten nämlich der Subsistenz halber mit ihrer feit beiber Feldherrn brachte es aber dahin, daß Soubise 80,000 Mann starten , im Sommer aufs Doppelte zu erst am 19. Juni die Centralstellung bei Dortmund be vermehrenden Armee auf einer 60 Meilen langen, von zog , während Broglio den Main noch nicht verlassen Erfurt bis Einerich reichenden Linie Quartiere bezogen, hatte. Ferdinand blieb unter so ungünstigen Verhält und zwar so, daß das Gros der Infanterie von Gotha niſſen nissen kein anderer Operationsplan als der, die Central bis Raffel reichte, die Cavalerie bei Fulda und Würz stellung zwischen Weser nnd Diemel zu behaupten, Weſt= burg, 12-24 Meilen dahinter, der Rest in einer dünnen phalen durch ein Seitencorps zu decken, und den nicht Cordonlinie entlang des Rheins stand. Diese Linie durch ganz zu verhindernden Einfall Broglio's ins Hannöver' brach Ferdinand von der Diemel her mit seiner 52,000 che durch Bedrohung seiner Verbindung mit Kaſſel wenigs D109) 1151 Mann starken Armee am 9. Februar durch einen so wohl stens zu ermäßigen ung hindistiomp combinirten Angriff in drei Colonnen, daß Broglio nach Die nächste Absicht der Franzosen ging dahin , ihre der derben Schlappe, welche sein Untergeneral Graf beiden getrennten Heere auf westphälischem Boden zu Solms bei Langensalza erhalten, ungeſäumt den Rückzug vereinigen. Dieß zu verhindern , brach Ferdinand am nach dem Main antrat. Leider entsprach die Fortsegung 19. Juni von Paderborn auf, um zunächst der Soubi nicht dem Anfange der hannöver'ſchen Operation : derfischen Armee zu Leibe zu gehen , da die von Broglio Erbprinz gewann Frizlar nicht rasch genug , der Herzog noch weit von der Weser entfernt war. Das beste Mittel, felbft verfolgte die schon ziemlich demoralisirten Franzosen seinen Zweck zu erreichen , wäre ein Angriff auf den nicht energisch genug, sonst hätte er ihnen nach 6 Tagen unentschlossenen Soubise gewesen ; der Herzog war jedoch 匪 mit dem günstigen Stärkeverhältniß von 27 : 21 bei durch das Resultat seines Winterfeldzugs etwas scheu Bergen abermals, aber unter ganz anderen Verhältnissen geworden, wollte in der Aussicht auf einen zwischen Eng als vor 2 Jahren, die Schlacht bieten und erst dann die land und Frankreich zu schließenden Waffenstillstand ſeine eigentlichen Früchte seines beschwerlichen Winterunter Truppen schonen und blieb bis zum 28. unthätig , an nehmens ernten können. So aber ließ er zur Belagerung welchem Tage aber Broglio die Diemel überschritt. Jezt von Caſſel und Ziegenhain ſchreiten, verlegte ſeine Truppen versuchte der Herzog einen Umgehungsmarsch , welchem in die Stellung hinter der Ohm, in welcher er von den Soubise jedoch auswich, worauf sich legterer am 6. Juli wieder in die Offensive übergegangenen Franzosen am zu Soest mit Broglio in Verbindung segte. 9. März angegriffen wurde. Der nun folgende Rückzug Hatte der Braunschweiger solchergestalt durch seine brachte ihm Unglück auf Unglück. Der Erbpring ließ sich Versäumniß den Feind zu einer Stärke von 100,000 am 21. März bei Azenhayn überfallen , die Schlappen Mann gegenüber seinen eigenen 61,000 anwachsen lassen, bei Treysa und Leinsdorf brachten schwere Verluste , die so sorgten die französischen Generale ihrerseits dafür, daß von dem Grafen von Bückeburg viel zu langsam be die Gefahr durch ihre Vereinigung nicht gar übermäßig triebene Belagerung von Caſſel mußte aufgehoben und wurde. Zwar drang Broglio darauf, daß die jeßige am 31. März die alte Stellung an der Diemel bezogen, Uebermacht zu einem entscheidenden Schlage benugt würde, Dieſe ſpäter der ausbrechenden Epidemien halber sogar und es kam auch am 15. und 16. Juli zu dem zwei bis Hamm in Westphalen verlängert werden. Selbst tägigen Treffen von Bellinghausen , in welchem lehteres wäre ihm kaum möglich gewesen , wenn Broglio | Broglio mit seinen 32,000 Mann unter großer Bravour richtig operirt und du Muy's Corps vom Niederrhein, gegen den linken 33,000 Mann zählenden hannöver'ſchen statt es über Coblenz an sich zu ziehen, durch Westphalen Flügel ankämpfte , Soubise dagegen mit 68,000 Ferdi beordert hätte, wo es die westphälischen und Wesermaga nands rechtem, nur 23,000 Mann starken und auf 14 Mei zine zerstören und Caffel im Rücken des Braunschweigers len vertheilten Flügel 16 Stunden lang unthätig gegen entsehen konnte. Immerhin kostete dieser zweimonatliche über stand. Erst als Broglio im Grimme über Soubise Winterfeldzug den Alliirten 21,000 Mann , d. h. nahezu das Gefecht abbrach , begann legterer einen matten An= die Hälfte ihrer Armee , wovon geblieben, gefangen, griff, den er jedoch alsbald einstellte, sowie er Broglio's die Hälfte den Krankheiten erlegen oder deſertirt war. Rückzug erfuhr. Diese Schlappe besiegelte die Zwietracht Sommerfeldzug vom 19. Juni 1. Dez. zwischen beiden Feldherrn und veranlaßte deren Trennung, Dieser höchst unglückliche Ausgang machte es dem Braun wobei der nachgiebige Soubise nur 30,000 Mann für schweiger sehr schwer, die Armee für die Sommercampagne fich behielt, mit denen er Münster belagern sollte , wäh zu completiren : mit aller Mühe brachte er eine Feld rend Broglio mit den übrigen 85,000 die Hannoveraner $ armee von 70,000 Mann zusammen, während die Fran beschäftigen und (als geheimer Hintergedanke) Hannover 10 bis 1003 zosen, ihre 40,000 Mann Besagungstruppen ungerechnet, erobern wollte. am Niederrhein unter Soubise 70,000 Mann , in Hessen Man kann sich denken , daß Soubise , der mit einem unter Broglio 50,000 Mann ins Feld stellten, also grade Heere von 100,000 Mann nichts zu unternehmen wagte, um leztere Zahl den Alliirten überlegen waren. Neben | nunmehr durch die Reduction auf 30,000 nicht thaten-st

229 Durstiger geworden war. Wirklich brauchte er auch bis zum es nicht dazu kommen, trozdem daß er um 30,000 Mann 20. August , bis er endlich zum Schein die Blocade von stärker war als sein Gegner, räumte vielmehr am 10. Nov. Münster vornahm, in Wirklichkeit aber fein Corps zu das Lager und das Land rechts der Weser und bezog Brandschagungszügen durch ganz Ostfriesland verwendete. am 28. Nov. die vorjährigen Winterquartiere, welche Der Erbprinz von Braunschweig, welcher ursprünglich zu durch Befestigung von Mühlhausen und Verstärkung von feiner Beobachtung zurückgeblieben war, hatte sich, sobald Göttingen an Sicherheit gewonnen hatten.Soubise war er sich über das ungefährliche Beginnen feines Gegners schon Mitte des Monats hinter den Rhein zur Ruhe ge flar geworden, am 12. August der hannöver'schen Haupt gangen, so daß auch Ferdinand den eilfmonatlichen Feld armee bei Ruhne angeschlossen. Alsbald ließ Herzog zug im Dezember beschließen fonnte.spusadas monisi jod Ferdinand die wichtige Flankenstellung bei Steinheim Unsere Betrachtung über den vorliegenden Ab beziehen, in welcher er die Verbindung der Franzosen mit schnitt tönnen wir kurz fassen. Das ganz und gar un Caffel bedrohte, so daß Broglio, der gegen jene Stellung kriegerische Kriegssystem damaliger Zeit ist nirgends an nichts Ernstliches zu unternehmen wagte, den Kriegsschau schaulicher ersichtlich als eben in obigem Sommerfeldzuge, plag auf das rechte Weserufer zu verlegen beschloß und zunächst auf französischer Seite. Die verkehrte Idee, daß auch wirklich nach sehr geschickter Vorbereitung am 19. man fiegen fönne, ohne zu fechten , beherrscht alle Ent die Weser bei Hörter pafsirte. Daß der Braunschweiger würfe und Entschlüsse; der einzig gesunde Gedante, den hierbei zu spät kam und seinen Gegner nicht, wie er recht Gegner zu schlagen, scheint für Alle ein Geheimniß, vom wohl gekonnt, während des Ueberganges faßte, dieß Kriegsminister Choiseuil bis zu den untersten Heerführern. bildet seine zweite schwere Versäumniß in diesem Feldzug: Wie hätte man sonst einzig nur die Eroberung von wie früher gegen Soubise, for ließ er sich hier gegen Festungen zum Operationsobjecte des Feldzugs wählen, Broglio die einzige Gelegenheit zu einem partiellen Siege wie hätte man das so sehr überlegene Heer in zwei selbst= entgehen. Diese Versäumniß suchte er durch verdoppelte ständige Theilen trennen tönnen ? Die Verblendung ist so Thätigkeit wieder gut zu machen, und es gelang ihm auch mächtig , daß Soubise und Broglio, als sie endlich fast wirklich, durch eine in eigener Person übernommene De wider Willen am 6. Juni vereinigt mit 100,000 Mann monstration gegen Cassel seinen Gegner im Göttingen' dem um 40,000 Mann schwächeren Feinde gegenüber schen festzuhalten und vorläufig an seinem Eindringen stehen, einer achttägigen Berathung bedürfen, um die in in's Hannover'sche zu verhindern. Auch Soubise war der vortheilhaften Stellung von Bellinghausen auf zwei durch die Entsendung des Erbprinzen, der am 24. August Meilen auseinander gezogenen Hannoveraner anzugreifen. Hamm entfeßte, zur Aufhebung der Blocade von Münster Wie wurde ferner jener Angriff durchgeführt ? Auch nach und zum Rückzuge nach Wesel veranlaßt worden, von der nunmehrigen Trennung die gleiche Rathlosigkeit, was wo er in das beliebte Standlager von Recklinghausen allerdings nicht zu verwundern bei Generalen, welche sich gelangte, welches Choiseuil schon vor Eröffnung des Feld als so abgesagte Feinde vom Handeln darstellen. Sou bise verbringt den ganzen Rest des Jahres thatenlos zugs als Schluß der Comödie prophezeit hatte. ar 19Broglio mußte sich schon jest sagen, daß der Feldzug in Ostfriesland und Westphalen , wo er fast nichts nichts als als Stielmannsegge die schwachen Corps veten , wo er gegen Hannover ein verfehlter war; er tröstete sich und Kielmannsegge und Rheims vor den König von Frankreich damit, daß man durch Aus sich hat, so sehr wurde er von dem scharfblickenden Ferdi faugung des Diemel und Edergebietes wenigstens ruhige nand verachtet, und Jomini ist vollkommen gerechtfertigt, wenn er bemerkt: Hätte man nicht besser gethan , den Winterquartiere gewonnen habe, D. h. das Operations ziel des Sommers lief darauf hinaus, daß man zwischen unpolitischen Krieg aufzugeben, statt jedes Jahr 30,000 fich und dem Gegner eine Einöde schuf, hinter welcher brave Soldaten zu opfern , zu dem einzigen Zweck , um man im Winter bequem ausruhen konnte.anUm aber Mehlsäcke zu vertheidigen ? " Auch Broglios zeigte sich doch etwas zu thun, ließ er noch zwei Rachezüge gegen fast ebensos unfähig , wenigstens nicht minder unwillig, Ferdinands Stammfig Wolfenbüttel ausführen : der erste, feine Aufgabe zu lösen. Mitte August , als er der nicht vor dem 20. September unternommen und durch hannöver schen Hauptarmee bei Nieheim gegenüberstand, einen Gegenstoß der Hannoveraner über die Diemel hätte er den Erbprinzen mit den überlegenen Corps von parirt, beschränkte sich auf ein kurzes Bombardement der Stoinville mundo Rochambeau erdrücken können ; erbaber trachtet nur danach, dem gefürchteten Gegner über die Stadt , welche nicht ohne förmliche Belagerung wegzu nehmen war; der zweite, am 7. October durch den Grafen Weser zu entkommen. Als ihm der gegen den ausdrück von der Laufig mit 12,000 Mann und genügendem Belichen Willen seines Königs unternommene Uebergang lagerungsgeschüß unternommen, führtes am 10. zur Capi Dant Ferdinands Lässigkeit gelungen , hätte man tulation der in Brand geschossenen Stadt. Schon hatten denken sollen, daß er deffen Ungnade und die Anklagen die Franzosen am 13. die erste Parallele vor der Stadt seiner Feinde durch rasche Operationen gegen Hannover Braunschweig eröffnet , als der unermüdliche General entwaffnen und den Gegner dadurch nach sich ziehen Luckner, in einem zweitägigen Gewaltmarschenvon der werde. Nichts von alledem in allen seinen Berichten Weser herbeieilend, die Stadt entsegte und die Franzosen nach Paris nichts als Jammer über die Schwierigkeiten mit reicher Beute beladen auch Wolfenbüttel räumten. seiner selbstgewählten Lage ; der September verstreicht Die legte Operation dieses Jahres unternahmen die über den Gegenanstalten wider die wiederholten Be Hannoveraner Anfangs November, indem sie bei Hameln drohungsversuche Ferdinands gegen Hessen , sworn doch d über die Weser gingen und Broglio in seinem festen Ein Stoinville immer den gesicherten Rückzug auf Cassel für becker Lager mit einem Angriff bedrohten. Dieser ließ sich hatte, der October bringt nichts als die resultatløsen

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Raubzüge gegen Braunschweig, und selbst im legten Mo Obgleich hier nur mehr der formelle Theil der Vere ment, Anfangs November, C als der Herzog bei Hameln pflegung abgehandelt werden soll, so mag doch wenigstens, 霓 übrigens auf das oben genannte Buch hinweisend , das über die Weser geht , tritt er ihrer der Stärkere → sich in das feste Ein Hauptsächlichste über die Theorie der Ernährung erwähnt verkriecht nicht entgegen, fondern becker Lager und dankt seinem Gott , als er endlich mit werden. Durch den Lebensproceß sowohl , als auch durch die heiler Haut in die früheren Winterquartiere entronnen. Bewegungen des Körpers werden fortwährend einzelne Daß sein König ihm nach solchen Leistungen das Com mando abnahm, ist begreiflich ; unbegreiflich aber das, Theile deſſelben abgenügt, unbrauchbar gemacht und dann daß seinen Nebengeneral Soubise nicht das gleiche Loos ausgeschieden. Sollen nun die Kräfte des Körpers nicht traf, daß dieser vielmehr im nächsten Feldzug als Ober schwinden, ja endlich sein Leben ganz aufhören, ſo müſſen feldherr das stolze Frankreich abermals blamiren durfte. ihm Stoffe zugeführt werden , welche dazu dienen , die Bei Beurtheilung des Herzogs von Braunschweig wäre verbrauchten Theile zu ersegen oder deren Ersag zu ver Es sind dieß die Nahrungsmittel , und es ungerecht , einen anderen als den Maßstab seiner mitteln. Zeit an seine Leistungen zu legen. So sehr der der Neu man nennt die Lehre von dem Verbrauch der Körper zeit ihn auch in Manchem verurtheilen müßte, so hatte er theile und deren Ersag : die Lehre vom Stoffwechsel. jedenfalls die Ehre es Feldzugs , da seine Armee an Wenngleich dieselbe auch noch zu keinem allgemein an Zahl und Güte der feindlichen bedeutend nachstand. erkannten Endresultat gekommen ist, sondern noch viel Allerdings hätte er solchem Gegner gegenüber bedeutend Streit darüber herrscht, so sind doch ihre Hauptgrund mehr wagen dürfen ; bedenkt man jedoch, wie unendlich züge als feststehend anzunehmen. schwer ihm jedesmal die Reorganisation der Armee wurde, Man theilt die Nahrungsmittel in unorganische, so ist es zu verstehen, wenn er bei der unabsehbaren Länge in organische, und die legteren wieder in stickstoff des Krieges seine Truppen schonte. Jedenfalls zeigte er haltige und stickstofffrete. Die unorganischen Lebensmittel , deren der Mensch fich seinen Gegnern unendlich überlegen, und die Seelen größe und Selbstverläugnung , mit welcher er, um nicht bedarf, find : Kochsalz , Phosphor, Schwefel, Kalt, Eisen Westphalen zu verlieren , seine Erbländer preisgab und u. s. w. Das erstere ausgenommen, sind dieselben in den seine offensive Centralstellung links der Weser mit Zähig übrigen Lebensmitteln schon in genügender Menge ent teit festhielt , verdienen die gerechte Bewunderung aller halten. Nur das Kochsalz , sowie auch das noch hierher Beiten. gehörige Wasser, oder legteres in der Form anderer Ge (Fortsegung folgt. ) tränke, muß dem Körper besonders zugeführt werden. Die stickstoffhaltigen Nahrungsmittel, auch Albuminate, Eiweiß oder Proteïnstoffe , plastische Mittel , Blut- oder Fleischbildner genannt, dienen zur Bildung der Muskel fasern , wogegen die stickstofffreien unorganischen Nah rungsmittel, die auch Fettbildner oder Respirationsmittel Ueber Menageeinrichtungen. heißen, durch den Verbrennungsproceß des in ihnen ent haltenen Kohlenstoffes als Erwärmungsmittel dienen und [ H. G.] So wichtig die Ernährung des Soldaten den Stoff zur Unterhaltung des Athmens abgeben. Die legtgenannten Nahrungsstoffe theilt man auch noch in auch ist, so wenig ist ihr doch bis jegt die nöthige Be achtung zu Theil geworden, und obgleich die Wissenschaft zwei Reihen, als deren Repräsentanten man das Stärke in neuerer Zeit bedeutende Aufschlüsse über die Ernäh mehl und das Fett annimmt. rung des menschlichen Körpers gegeben hat, so ist daraus Noch sind. Bier, Branntwein, Thee, Kaffee und Wein für den Soldaten doch noch wenig Nuzen gezogen worden. zu erwähnen, die nicht ſowohl als eigentliche Nahrungs Ein sehr empfehlenswerthes Buch : Ueber die rationelle mittel zu betrachten sind , da ſelbst das Bier doch nur Ernährung u. f. w. von einem t. preußischen Artillerie sehr wenige dazu dienende Bestandtheile enthält, sondern offizier, Potsdam 1858" machte den sehr anzuerkennenden welche einestheils die Lösung der legteren befördern, Versuch, die Militärmenagen auf den richtigen Weg zu anderntheils den Stoffwechsel verlangsamen, also gewiſſer leiten, hat aber meines Wissens nicht die verdiente Ver maßen sparend wirken. So viel steht nun fest , daß der Körper , um sich ge breitung und den gewünschten Erfolg gehabt. Die nachfolgenden Zeilen sollen nur dazu dienen, sund und kräftig zu erhalten , je nach seinem Kräfteauf wiederum auf die Wichtigkeit dieses Verwaltungszweiges wand mehr oder weniger von diesen Stoffen bedarf; aber aufmerksam zu machen, und Kameraden, welche sich dafür wie viel von jedem ? Darüber sind die Ansichten noch intereſſiren , zu veranlassen , ihre Ansichten und Erfah verschieden. Nach dem schon erwähnten Buche braucht rungen darüber mitzutheilen. der Soldat täglich 9-10 Loth plastische und 22-25 Loth Während die Anforderungen an die Kräfte des Sol Respirationsmittel , nach Dr. Hildesheim 8-10 Loth Daten gestiegen und die Lebensmittel theurer geworden Albuminat, 2,4-3,0 Loth Fett, 30,6-34,2 Loth Stärke find, ist in seinen Bezügen entweder gar keine oder doch mehl und 1,0-1,25 Loth Kochsalz. Ohne nun weiter in diese Lehre einzugehen, mag nur mindestens feine genügende Erhöhung eingetreten. Deß halb müssen aber auch alle Kräfte aufgeboten werden, bemerkt werden, daß gewöhnlich der Soldat in der Menage um mit dem Gegebenen wenigstens das Mögliche zu zu viel Kartoffeln bekommt. Diese enthalten nämlich nach erreichen. Dr. Hildesheim nur 1,92 pCt. Albuminat , hingegen

231 16,78 pCt. Stärfemeht, während Hülsenfrüchte im Durch hören 15 Pfd. 18,75 Loth Kartoffeln , worin zugleich schnitt 24,67 pCt. Albuminat und 36,94 pCt. Stärkemehi, 2 Pfd. 18,66 Loth Stärkemehl , also 1 Pfb. 14,6 Loth und Rindfleisch ohne Knochen 21,03 pCt. Albuminat mehr als nöthig ist, enthalten find. Hieraus mag ersehen und 4,45 pCt. Fett enthalten. Um also dem Körper werden, daß man auf eine Weise sparen kann, an welche 9 Loth Albuminat zuzuführen, wozu man 1 Pfd. 12,8 Loth wohl häufig gar nicht gedacht wird. Schluß folgt.) ir 100gm dag Fleisch oder 1 Pfd. 6,5 Loth Hülsenfrüchte braucht, gealand owne@ Tomiale 1975 and it sundill แม่ กัน Lappie Bad pupsfor de sto mogo Cu in bons que mad mini 191 moun ajada useful stangaspal dan naindiarach sure inchulte is

Desterreichische Monarchie.

Frankreich.

Wien, 21. Juli. [ Aufhebung der freiwilligen Cavalerieregimenter und deren Fortführung als leichte Cavalerieregimenter.] Die Armeerebuction hat ihren Fortgang. Neuerdings ist folgende Anordnung erfolgt : Die Freiwilligen - Cavalerieregimenter haben als solche auf zuhören und nunmehr als leichte Eavalerieregimenter folgende Bezeichnungen anzunehmen : das jezige erste Freiwilligen Husarenregiment: Jazygier- und Kumanier - Husarenregiment Friedrich Fürst zu Liechtenstein Nr. 13; das jezige zweite Freiwilligen-Husarenregiment : Husarenregiment Graf Pálffy Nr. 14; das jezige Freiwilligen- Uhlanenregiment : ublanen regiment Graf Trani , Prinz beider Sicilien Nr. 13. Die genannten 3 Regimenter haben die 4. Divifionen aufzulösen und den für die leichten Cavalerieregimenter vorgeschriebenen Stand anzunehmen. Jedes leichte Cavalerieregiment hat fünftighin nur eine Estandarte zu führen , wonach sich auch der Stand eines solchen Regiments um 2 Estandartenführer und 2 Mannschaftspferde vermindert...

Paris, 12. Juli. [Anschaffung von Nähmaschinen.] Der Kriegsminister hat nach längeren befriedigenden Versuchen nunmehr die Benugung von Nähmaschinen für die Unifor mirung der Armee angeordnet. Als Minimum soll je eine Nähmaschine für 1000 zu uniformirende Soldaten angeschafft werden. Rußland.

St. Petersburg, 13. Juli. [Bevorstehende Auf hebung der Brügelstrafe in der Armee.] Mit zuneh mender Bestimmtheit glaubt man an die Veröffentlichung des Ukases, welcher die Aufhebung der Prügelstrafe in allen ihren Abstufungen, nicht allein für Berwaltung und Polizei, oder im Disciplinarwege, sondern auch in Folge richterlichen Spruches aufhebt. Fertig ausgearbeitet ist dieses Gesez schon längst und hat alle Phafen des Gutachtens durchgemacht, wo nur irgend eine Behörde mit ihren Erfahrungen und Vorschlägen zu hören war. Man kann wohl sagen, daß die ganze An gelegenheit erst seit der Ernennung des Generals Miliutin Dänemark. zum wirklichen Kriegsminister in den rechten geschäftlichen Von der dänischen Grenze, 1. Juli. [Bur Reor Fluß gekommen ist, denn bis dahin standen der Absicht des ganisation der Marine. ] Unter den Vorschlägen zur Ver Kaisers allerdings zwei sehr erhebliche Gutachten gegenüber : vollkommnung und Vermehrung der dänischen Kriegsmarine, das des damaligen Kriegsministers, General Suchosanjett und welche jest wie Pilze aus der Erde schießen, ist uns nament das des Metropoliten von Moskau, Philareth, den der Kaiser lich der des Capitän - Lieutenants Lund aufgefallen , ben wir in allen wichtigen legislatorischen Angelegenheiten um Rath in der Berling'schen Zeitung gelesen. Capitän Lund schlägt zu fragen pflegt. Zwei solche Autoritäten , wie Kirche und zunächst vor, die Vereinigung des Kriegs- und Ma Heer, ließen sich wenigstens nicht gleichgültig übersehen und rineminifteriums unter einem praktischen Manne, was haben jebenfalls eine Zögerung im Vorgehen veranlaßt. ohne Frage grade in einem Staate wie Dänemark, deffen Kaum hatte General Miliutin aber definitiv das Kriegsministe Land- und Seekriegsmacht schon der örtlichen Verhältnisse rium übernommen, als die Frage innerhalb der Armee sofort Es mag doch wohl in und der beschränkten Mittel wegen gegenseitig so auf einander ernstlich wieder angeregt wurde. angewiesen find , daß sie sich getrennt gar nicht activ denken in Deutschland und dem übrigen Auslande noch nicht so all laffen, viel für sich hat. Ein zweiter Vorschlag, der zugleich gemein bekannt sein, daß schon Kaiser Nikolaus die Discipli eine sehr bemerkenswerthe Schwäche des dänischen Kriegswesens narstrafgewalt der Unteroffiziere und Subalternoffiziere sehr bloßlegt, empfiehlt, die zur Vollendung der Kopenhagener See beschränkt hatte, daß eine Behandlung des gemeinen Soldaten befestigungswerke ausgeworfenen 500,000 Rthlr. R. M. zum und selbst der Offiziere von ihren höheren Vorgesezten, wie Nugen der Kriegsmarine, namentlich zur Verbesserung des man sie noch während der Kriege gegen Napoleon I. in mangelhaften Geschüßes, zu verwenden. Als das West-Europa gesehen , schon längst nicht mehr vorkam , und ,,Ceterum censeo" endlich aller dänischen Kriegs- und Marine körperliche Büchtigung nur nach Urtheil, oder vom Regiments reformer erscheint auch bei Herrn Lund der Vorschlag eines commandeur verhängt eintreten durfte. Unter dieser Milde= Schuß- und Trugbündnisses mit Schweden und rung hat aber bis jetzt die Disciplin der Armee nicht gelitten, Norwegen, von dessen kriegerischer Wirkung er sich wahre weit mehr durch den Widerspruchsgeist und das Gefühl per Wunder zu versprechen scheint. Andere meinen freilich , die sönlicher Ungebundenheit , welches sich seitdem unter den schwedische Flotte sei in einem nahezu unbrauchbaren Zu jüngeren Offizieren entwickelt hat. Demgemäß konnte nun ftande; wer Recht haben mag, unternehmen wir nicht zu ent General Miliutin sein Gutachten gestalten. Fast gleichzeitig scheiden. trat der Fürst Orloff, Generalmajor à la suite des Kaisers

232 und Gesandter in Brüffel, Sohn des im vorigen Jahre | besiger von einiger Bedeutung , zur Haltung,, Ernährung, Be verstorbenen Fürsten Orloff, mit einem eben so feurig als kleidung und Ausrüstung von Soldaten oder Seemännern, überzeugend geschriebenen Memorandum auf, welches auch resp. von Pferden. In Friedenszeiten lebt der Inbelta-Sol rasch seinen Weg in französische Zeitungen fand und gewisser dat seinem Erwerbe , der meistens in Landbau besteht , nur maßen den Anstoß zur Ausführung des längst gehegten Planes während der jährlichen oder nach Ermessen der Regierung noch gab, ungefähr wie angeblich eine feurige Rede des Generals länger hinauszuschiebenden Uebungszeit , und im Kriegsfalle Nafimoff, Generalgouverneurs von Litthauen, für die erste tritt er in die Verpflegung des Staates. Den Offizieren, Seit nun vom Hauptmann aufwärts, Unteroffizieren und einem großen Verkündigung in Sachen der Bauernbefreiung. der Baron Modest v. Korff, Prasident der Abtheilung für Theile der gemeinen Soldaten find sogenannte Baustellen, Gesetzgebung (die II. ) in der kaiserlichen Privatkanzlei ist, d. h. ein ländlicher Besitz für die Zeit des Dienstes , ange hat die Sache rascheste Förderung erhalten , denn Baron | wiesen. Die Einführung dieser Institution hat freilich manche v. Korff ist selbst ein überzeugter Advokat dieser Maßregel. harte Maßregel mit sich geführt und war überhaupt nur bei Auch das damals abgegebene Gutachten des Metropoliten den damaligen inneren politischen Verhältnissen Schwedens Philareth hat schon seit lange seinen Weg in die Oeffentlich möglich ; jezt mit dem Volke verwachsen , hat dieselbe bisher feit gefunden und wird in 10 Jahren vielleicht eins der den Ansprüchen des Landes genügt. In jedem anderen Lande curiosesten Actenstücke zur russischen Geschichte sein. Es stellt würde diese Einrichtung enorm theuer sein ; in dem wenig be fich ganz und ohne alle Milderung auf die Seite der völkerten Schweden aber hat sie den Vortheil, daß durch den Beibehaltung aller körperlichen Züchtigungen, sobald sie durch Soldaten Ländereien bebaut werden , die sonst oft unbenugt Wenn es nicht schon die Kriegss das Urtheil eines Gerichtshofes verhängt sind, und führt das liegen bleiben würden. für Citate aus der Bibel, besonders aber auch die Erfahrungen geschichte Schwedens darthäte , daß seinen Söhnen ein sols an, welche die Geistlichkeit mit solchen Verbrechern gemacht, datischer Geist innewohnt, so würden auch diese Uebungen der welche schon eine körperliche Züchtigung ausgehalten haben. Indelta- (eingetheilten) Truppen es beweisen. Reiferes Alter, Sei dem, wie ihm wolle, so haben wir jedenfalls und viel | Ruhe und Ueberlegung unterstüßen sie , rasche Fortschritte leicht recht bald einen kaiserlichen Ukas zu erwarten und zwar bei den Uebungen zu machen ; eine lange, oft mehr als nicht im Sinne Philareth's. zwanzig- bis dreißigjährige Dienstzeit verleiht ihnen Erfah rung. Der durch ein rauhes Klima abgehärtete Körper macht den Soldaten zur Ertragung von Beschwerden fähiger ; das Sardinien. dem Schweden in hohem Grade beiwohnende Pflichtgefühl [Zwei Uebungslager.] Noch im Laufe des Juli erhält ihn auch bei den größten Mühseligkeiten willig und d. I. werden zwei Uebungslager eröffnet werden , welche bis ausdauernd. Die Truppen haben bei den dießjährigen Ue zu Ende October dauern sollen : das eine im ersten Militär bungen drei ununterbrochen regnerische Nächte, nach anstrengen. departement auf der Ebene von St. Maurizio unter den Be den , meistens bis zum Abend dauernden Manövern weder fehlen des Generals Grafen Della Rocca, das andere im mit Holz und Stroh, noch anderweitig mit warmem Eſſen versehen, bivouakirt , ohne daß die geringste Abnahme ihrer zweiten Militärdepartement bei Somma unter General Du rando. Die Truppen eines jeden dieſer Lager bestehen aus Ausdauer und Munterfeit bemerkbar geworden wäre. Eben so wenig haben sich die Kranken vermehrt, vielmehr war die 1 Brigade Infanterie, 1 Bataillon Jäger, 1 Batterie, 1 Reiter regiment, 1 Geniecompagnie, 1 Train- und 1 Verwaltungs Zahl derselben eine unverhältnißmäßig geringe. Als ein leuch abtheilung. Sie werden in 2 Ablösungen je 2 Monate im tendes Vorbild geht den Soldaten ihr König voran. Unab Lager sein. Namentlich werden die 10 neu ( aus den 17. lässig mit der Fortbildung seiner Armee beschäftigt , hat der felbe mit seinen Brüdern , den Prinzen Oskar und August, und 18. und 3 Depotcompagnien der vorhandenen Regi menter) gebildeten Infanterieregimenter, welche die Nr. 63 nicht allein fortdauernd den Uebungen beigewohnt und das + bis 72 führen, an diesen Lagern theilnehmen. Manöver selbst geleitet, sondern er theilte auch die mit dem Kriegsdienste verbundenen Beschwerden so weit, daß er für die Uebungszeit, wie er dieß stets zu thun pflegt, das Lager Schweden und Norwegen. und die Bivouaks bezog. In dieser Weise Alles mit seiner Stocholm , 11. Juli. [Die größeren Truppen Armee theilend, dabei eine schöne ritterliche Erscheinung, kann übungen.] Einer Privatmittheilung aus Schweden ent= | es nicht fehlen , daß der schwedische Soldat seinem Kriegs nehmen wir Folgendes : Die schwedischen Truppen haben herrn mit der größten Berehrung und Begeisterung anhängt. Ende vorigen und Anfang dieses Monats größere Uebungen Zu dem etwa 15 Tage dauernden Lager hatte sich auch eine gehabt, zu welchen etwa 14 bis 15,000 Mann in dem ebenso Anzahl fremder Offiziere eingefunden. Man fah dort fran romantisch , als für seine Zwecke günstig belegenen Uebungs zösische, sardinische und dänische Offiziere. Auch von der preußi lager von Ladugardsgärdet , unmittelbar bei Stockholm, zu schen Armee hatten sich mehrere Vertreter eingefunden. Ueberein sammengezogen waren . Es haben hieran sowohl die sämmt stimmend haben diese Offiziere die ihnen zu Theil gewordene lichen aus geworbenen Mannschaften bestehenden Garden, Aufnahme, die bekannte , von dem Könige im weitesten Um wie auch die sogenannten Indelta - Truppen theilgenommen. fange geübte nordische Gastfreundschaft und das von den Diese eigenthümliche militärische Institution Schwedens , die schwedischen Offizieren ihnen bewiesene kameradschaftliche Ent von König Karl XI. gegründet ist , verpflichtet jeden Grund gegenkommen gerühmt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt, 26. Juli.

No. 30.

1862.

Inhalt: Auffäge. Die Bundesmilitärcommission. (Fortsegung.) - Die Kriegsjahre 1761 und 1762. A. Der Feldzug von 1761. (Fort jegung.) Ueber Menageeinrichtungen. (Schluß.) Nachrichten. Preußen. Gesezentwurf, die außerordentlichen Bedürfnisse der Marineverwaltung für 1862 betreffend. Groß britannien. Neu erlassenes Gesez für die Marinereserve.

Die Bundesmilitärcommiſſion. (Fortsegung.)

1 [ 1 ] Die Geschäftsordnung der Bundesmilitärcom mission , wie sie am 15. März 1819 von der Bundes versammlung festgestellt und später durch Nachträge er gänzt und erweitert wurde, umfaßt die ganze Einsegung Der Commission und die Umgrenzung ihrer Pflichten und Rechte. Die Commission besteht danach aus je einem Militär bevollmächtigten von Desterreich , Preußen und Bayern und von jedem der 3 gemischten Armeecorps , also aus 6 stimmführenden Mitgliedern. Die zweiten Bevollmäch tigten von Desterreich und Preußen und ebenso die Be vollmächtigten derjenigen Divifionen der gemischten Armee corps, welche zur Zeit den stimmführenden Vertreter des Corps nicht geben , nehmen an den Verhandlungen An theil, jedoch ohne Stimmrecht. Die Staaten der Reserve infanteriedivision sind in der Bundesmilitärcommission gar nicht vertreten ; die seit 1831 hierüber in Aussicht gestellte nachträgliche Bestimmung" ist noch nicht erfolgt. Die Stellung der Bundesmilitärcommission ist in der Geschäftsordnung dahin bestimmt, daß sie in ihrer Ge sammtheit als eine der Bundesversammlung unterge ordnete Behörde" zu betrachten sei , die jedoch nicht mit dieser selbst, sondern unmittelbar nur mit dem Militär ausschusse der Bundesversammlung , und zwar in der

Regel mittelst schriftlicher Berichte," zu verhandeln habe. Als Grund ihrer Einsegung ist dabei die Erwägung ges nannt, daß die Bundesversammlung für ihre organisa torischen und laufenden militärischen Geschäfte eines zeit lichen technischen Beistandes bedürfe." Diese Erwägung, die der Geschäftsordnung von 1819 voransteht, bezog sich wesentlich auf jene Zeit , in der die Commission zuerst Damals war die ganze Bundeskriegs berufen wurde. verfassung erst noch zu schaffen , die ganzen Angelegen heiten der neu übernommenen Bundesfestungen zu regeln, und dazu bedurfte man freilich eines zeitlichen technischen Beistandes " Die Arbeiten, die damals zur Erledigung vorlagen , tamen indeß nicht alle zum Abschluß. Die Bundeskriegsverfassung zwar wurde in den Jahren 1821 und 1822 angenommen und rechtsgültig ; aber eine Reihe von Vorschriften für das Bundesheer , die ihr alsbald hatten folgen sollen , wie z. B. das Sanitätsreglement und das Verpflegsreglement für das Bundesheer, ebenso die gemeinsamen Kriegsartikel, find bis heute unvollendet geblieben , obschon der sofortige Erlaß derselben in der Bundeskriegsverfassung (SS. 40, 86 und 93) ausdrücklich angekündigt ist. So hat es schon an organisatorischer Arbeit für den technischen Beistand" nicht gefehlt , und noch weniger fehlte es an laufenden Geschäften , und so ist eben die nur zeitlich " berufene Bundesmilitärcom mission bestehen geblieben und eine dauernde Einrichtung geworden. Für die Attribute der Commission und für ihre praktische Wirksamkeit fann es freilich höchst gleich 2147

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gültig sein , ob sie nach ihrer Einsehung nur mehr als der Contingente und die Bearbeitung der Musterungs eine zeitliche", oder im eigentlichen Sinn als eine „ orga instructionen und der Musterungsergebniſſe find Geschäfte, nische" Einrichtung zu verstehen ist. Doch dürfte es der die in bestimmten Fristen regelmäßig wiederkehren. Die Würde der Commission angemessen sein , daß sie nach Commission erhält dazu zwar Material und Auftrag von einem Wirken von mehr als 4 Jahrzehnten , das ihre der Bundesversammlung ; aber es ist ihr dabei für den Unentbehrlichkeit nachgewiesen hat , auch ausdrücklich als Ausdruck ihrer technischen Ansicht , wenigstens praktisch, ein wesentliches Glied der Bundesverfassung aner keine Grenze gezogen, die nicht unmittelbar in der Natur fannt würde. der Sache begründet wäre. Die Commission steht dem Der Geschäftsgang der Commission entspricht im nach in Bezug auf Recht und Pflicht der Meinungs Ganzen dem jeder anderen Behörde. Die Arbeiten wer äußerung und der Antragstellung hier zu der Bundes den vertheilt, von den Referenten erledigt und zum Vor versammlung in einem ähnlichen Verhältniß , wie jedes Kriegsministerium zu seinem Kriegsherrn. - Noch aus trag gebracht und von der Commission nach Stimmen mehrheit darüber entschieden. Nur für die Angelegen gesprochener ist dieses Verhältniß in Bezug auf das heiten der Bundesfestungen besteht eine besondere Ge Bundesfestungswesen . Hier handelt die Commiſſion wirk schäftsbehandlung , indem für diese zur Vorbearbeitung lich wie ein Kriegsministerium , das alles Bestehende wei eigene Untercommissionen , Festungsabtheilung und selbstständig zu leiten und zu verwalten und alles Neue Artillerieabtheilung , ständig eingesezt sind , deren Auf nach den Grundzügen , die vom Kriegsherrn genehmigt trag jedoch nur eben auf die Vorbearbeitung der Geschäfte worden , selbstständig auszuführen hat. Die eigentliche beschränkt ist, und deren Befugniß darum mit Vortrag und erfolgreiche Wirksamkeit der Commission bezieht sich und Antragstellung endet. Auch darin bietet die Behand grade eben auf die Bundesfestungen , für die sie nicht lung der Festungsangelegenheiten innerhalb der Bundes etwa bloß , wie bei Standescontrole und Muſterungs militärcommission eine Eigenthümlichkeit , daß hier die wesen, im gutachtlichen Antrag unbeengt, sondern gradezu besondere Berechtigung einzelner Glieder der Commission eine verantworlich leitende und ausführende Behörde ist. in ihrer gleichzeitigen Eigenschaft als Territorialbevoll Eben hier ist darum auch die Commiſſion nicht auf den mächtigte in Betracht kommt. schriftlichen Geschäftsweg beschränkt , sondern es liegt in Nach diesen einleitenden Bemerkungen über Bildung, Recht und Pflicht derselben , durch Selbſtanschauung an Stellung und Geschäftsgang der Commission find die Ort and Stelle den Vollzug ihrer Anordnungen zu wesentlichen und nächsten Fragen : Was ist der Geschäfts sichern. Ist die Commiſſion in diesem Theil ihrer kreis der Bundesmilitärcommiſſion ? Was ist die Befug Wirksamkeit ganz eigentlich wie ein Bundeskriegsminiſte= rium zu betrachten , so bildet die Sammlung und Füh niß ihrer Mitglieder ? Fast man die einzelnen Bestimmungen über die Ge rung von militärischen Materialien , die wir unter den schäftsordnung der Bundesmilitärcommission in wenige ständigen Arbeiten der Commission oben zulegt genannt Schlagpunkte zuſammen , so kann Nachstehendes als der haben , mehr das Geschäft eines Bundesgeneralstabs. Geschäftskreis der Commission bezeichnet werden : Anfänge einer solchen Sammlung finden sich schon gleich 1) Prüfung des Standes der Bundescontingente, nach | in den ersten Jahren nach Einsetzung der Bundesmilitär den Anforderungen der Bundeskriegsverfassung, auf Grund commiſſion , da das Geschäftsbedürfniß sofort derartige Eine förmliche Anerkennung je der von den Contingenten eingehenden Standeslisten. Hülfsmittel verlangte. Entwerfung der Instructionen für die periodischen Muste doch fand das Bedürfniß erst durch den Bundesbeschluß rungen der Bundescontingente und Begutachtung der vom 16. Mai 1839 , und erst in die legten Jahre fällt die eigentlich ernste Entwickelung der Sache, indem seit Ergebnisse dieser Musterungen . 1858 , auf Antrag der Bundesmilitärcommission , außer 2) Verwaltung der Bundesfestungen , Leitung des Festungsdienstes , Leitung der fortificatorischen Arbeiten, den mancherlei amtlichen Materialien , die ohnehin nach der Ausrüstung und der sonstigen im Festungsinteresse dem Bundesbeschluß von 1839 an die Commiſſion zu verlangten Maßnahmen. gelangen pflegten, auch regelmäßige Uebersichten über den Stand des Eisenbahnwesens von den Bundesstaaten ein 3) Sammlung von literarischen und amtlicheu, nament lich reglementären, chartographischen und ſtatiſtiſchen Ma gesendet und an die Bundesmilitärcommiſſion abgegeben Auf die principielle Bedeutung grade dieser terialien , die bei Bearbeitung von Fragen des militä werden . rischen Bundesinteresses als Hülfsmittel dienen können. Specialität kommen wir nachher zurück. Dahin zählen seit einigen Jahren auch die periodisch Was oben als die ständigen Geschäfte der Bundes eingehenden Uebersichten über Entwickelung und Leistungs militärcommiſſion bildend genannt und kurz besprochen fähigkeit der deutschen Eisenbahnen. wurde, bildet allerdings schon einen umfassenden und 4 ) Erledigung der sonstigen technischen Arbeiten , die arbeitsvollen und an sich dabei bedeutsamen Wirkungs von der Bundesversammlung oder deren Militärausschuß kreis . Dennoch fragt es sich, ob damit den Ansprüchen, welche die bundesgeseßlich anerkannte Gemeinsamkeit der etwa noch weiter an die Commiſſion verlangt werden. Die Geschäfte der Bundesmilitärcommission find hier militärischen Interessen stellen heißt , ein Genüge ge schehen kann. Um hierüber klar zu werden , hat man nach theils ständige ( 1-3) , theils nichtständige (4) . In Bezug auf die bestimmt vorgezeichneten ständigen nur nöthig , die Competenz der Bundesorgane an dem Geschäfte ist die Commission theils wie ein Bundeskriegs ausgesprochenen Bundeszwecke zu messen, und damit frei ministerium (1-2), theils wie ein Bundesgeneralstab (3) lich kommt man sofort wieder auf die gleiche Betrach zu betrachten. - Die Arbeiten an der Standescontrole tung, die schon im Eingang dieſes Aufſages hervortrat.

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Wenn der ausgesprochene Bundeszwed Erhaltung der Die Kriegsjahre 1761 und 1762. äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands " (A. 2 d. B. A.) erreicht werden soll , wenn der Bund wirklich A. Der Feldzug von 1761 . „in seinen äußeren Verhältnissen als eine in politiſcher (Fortseßung.) Einheit verbundene Gesammtmacht" (A. 2 d. W. Schl. A.) fich bethätigen soll, so kann es nicht genug II. Aft in Schlesien. sein, daß die Bundesversammlung (A. 51 d . W. Schl. A.) "verpflichtet" erklärt wird , die auf das Militär [8.] Am 19. April hatte Laudon den Waffenstillstand gekündigt und die Feindseligkeiten am 23. durch den Marsch wesen des Bundes Bezug habenden organischen Ein richtungen und die zur Sicherstellung seines Gebiets in das Waldenburger Lager eröffnet, wo er sich bis Ende erforderlichen Vertheidigungsanstalten zu beschließen," des Monats auf 61 Bataillone und 81 Schwadronen ſondern es bedarf auch der Bund eines Organs für die verstärkte und bis Ende Juni unthätig stehen blieb, da Initiative in Sachen des Wehrintereſſes, damit die Bun er vor Ankunft der Russen nichts auf's Spiel segen Desversammlung überhaupt in die Lage komme, ihre bun mochte, obgleich das preußische Corps unter Golz in Desgeseßliche Pflicht üben zu können. Grade diese Frage Schlesien um Vieles schwächer war als Laudons Truppen. der Initiative bezeichnet allein die eigentliche Schwierig. Der König von Preußen war am 4. Mai dieß war un feit. Die Mitglieder der Bundesversammlung sind bloße gewöhnlich spät und hätte bei größerer Thätigkeit Laudon's mit den hierzu bestimmten Stimmträger ; ihnen selbst steht kein persönliches Recht verderblich werden können einer Initiative zu , weder für die Verhandlungen im Kerntruppen in Sachſen aufgebrochen, hatte in geschickter Bundestag, noch für die im Militärausschuß. Am Bunde Wendung , Daun's Stellung umgehend, in 10tägigem können darum überhaupt aber solche militärische Ange Marsche das Lager von Kunzendorf (bei Schweidnig ) legenheiten in Behandlung kommen, die entweder in erreicht und 66 Bataillone und 108 Schwadronen das Form eines Antrags von Seiten eines Bundesgliedes selbst zusammengebracht , von denen er 51 % Bataillone, oder in irgend welcher Form von einem als berechtigt 84 Schwadronen und 120 Geſchüße (48,000 Mann ) für anerkannten Organe an die Bundesversammlung gebracht sich behielt, während General Golz mit 15 Bataillonen werden. Daß jedes Bundesglied Anträge stellen kann, und 26 Schwadronen am 17. zur Beobachtung der Ruſſen gibt aber keine Gewißheit dafür , daß jeder nöthige An nach Glogau detachirt wurde. Diese betraten erst am 15. Juli den schlesischen Boden, trag auch wirklich und rechtzeitig gestellt wird, und eben hierauf beruht die Forderung eines Organs , dem aus und aus der Richtung ihres Marsches wie aus der Ver drücklich die Initiative in Sachen des militärischen Bun | stärkung Laudon's auf 72,000 Mann war auf die Ab desintereſſes zufiele. Die Bundesmilitärcommiſſion könnte sicht einer Vereinigung beider Armeen in Oberschlesien in diesem Sinne ein berechtigtes und , was mehr ist, zu schließen . Diese wollten die Preußen um jeden Preis auch ein verpflichtetes Organ ſein , und von solchen, verhüten , und als daher Laudon am 19. Juli gegen die der wirklichen Verhältnisse nicht gerade kundig Oppeln aufbrach , kam ihm der König durch den fühnen sind , wird schon jezt ihre Stellung meist so aufge Marsch am 22. in der Besetzung des festen Lagers bet faßt und ihr Wirken so beurtheilt , als ob sie als der Noffen zuvor und zwang Laudon wirklich , die Vereini technische Beistand " der obersten Bundesbehörde zu gung mit den Russen in Oberschlesien aufzugeben und dieser in Bezug auf Initiative völlig ebenso gestellt wäre, fie neuerdings über Liegnig und Jauer anzustreben . Es wie jedes Kriegsministerium zu ſeinem Kriegsherrn. Aber dauerte lange, bis Butturlin, der russische Heerführer, der die Bundesmilitärcommiſſion ist wesentlich anders gestellt ; in Erwartung eines baldigen Thronwechsels dem Könige fie hat nicht das Recht oder gar die Pflicht , wie jedes von Preußen nicht gern wehe that , seine Anstalten be Kriegsministerium sie hat, jede wichtige Frage bei dem Kriegs endigt hatte ; erst am 12. August ging er mit dem Gros herrn in Antrag oder in Anregung zu bringen ; sondern ihre bei Leubus über die Oder und lagerte bei Parchwig, ganze Competenz beschränkt sich auf Standescontrole, Muste während Laudon nach Kunzendorf zurückgekehrt war und rungswesen und Bundesfestungen, woneben nur erst noch die beiderseitigen Avantgarden bei Liegniß und Striegau sich schon auf 4 Meilen genähert hatten. Für die Preußen in jüngster Zeit durch die vortretende militärische Be Deutung der Eisenbahnen ihr ein neuer und wichtiger waren es heiße, mühevolle Lage, die Zeit, bis ihr König, Geschäftsstoff zugewachsen ist. Nur innerhalb dieser durch die zahlreichen leichten Truppen des Feindes im Grenze liegen die Pflichten, welche die Bundesmilitär Einziehen von Nachrichten gehemmt, über die Maßregeln commission ständig zu erfüllen hat , und nur innerhalb der Gegner in's Klare zu kommen vermochte. In dem Dieser Grenze liegen darum auch ihre Rechte. Alles, sehr exponirten Lager von Wahlstatt den Russen sich vor was jenseits dieser scharf gezogenen Grenze liegt, sei es legend , versuchte der König das Aeußerste , um die Ver einigung seiner Feinde so lange wie irgend möglich hinaus auch vom brennendsten Interesse für die militärische Stellung Deutschlands , muß der Commission als eine zuschieben ; er gerieth darüber sogar in eine sehr bedenkliche ihr fremde Sache gelten, und erst dann darf und kann Lage , als Laudon am 17. August von Kunzendorf aus fie eine solche Frage ergreifen, wenn der Bundestag oder ihm in den Rücken marschirte, so daß die 55,000 Preußen mitten zwischen 142,000 Russen und Desterreichern standen. dessen Militärausschuß fie ausdrücklich damit beauftragt. Friedrich faßte jezt den guten Gedanken, seinem fatalſten (Schluß folgt.). Gegner Laudon in Beseßung der Kunzendorfer Höhen zuvorzukommen ; da aber die Ausführung an der halben

236 Maßregel scheiterte, daß der König nicht in einem Gewaltmarsche dorthin eilte, so mußte man preußischer Seits darauf denten, eine solche Stellung zu beziehen, in welcher man dem überlegenen Feind die Spige bieten, Schweid nig und nöthigenfalls Breslau decen konnte. Zu diesem Zwecke wählte Friedrich das Lager bei Bunzelwig, das er am 20. August mit seiner Armee bezog . Es liegt 1 Meile nördlich von Schweidnig zwischen dem Poltniger Bach, dem Striegauer- und Schweidniger Wasser, ist von Natur nichts weniger als fest und hat seine große Berühmtheit mehr durch die gegnerischen Fehler und die für die Preußen günstigen Endergebnisse, als durch die besondere Gunst seiner Lage gewonnen. Dieses Endergebniß war , daß die Preußen, welche ihr Lager in den ersten 4 Tagen durch angestrengte Schanz arbeiten mit 65 Feldwerken verstärkt hatten , volle drei Wochen nur von den leichten Truppen des Feindes belästigt, von der Hauptmacht der Alliirten aber gar nicht beunruhigt wurden, daß Butturlin am 9. September Abends in Folge seines Berwürfnisses mit Laudon abzog und den Kriegs, schauplag_verließ, nur Czernitscher mit 12,000 Mann bet den Desterreichern zurücklassend . Diese 3 Wochen, während deren der König (des Tages von Hochkirch ein gedenk) seine Armee die ganze Nacht, später nur von zwei Uhr an und je zur Hälfte unter Gewehr stehen ließ, war übrigens für diese so anstrengend , daß er ihr nach dem Abzuge der Ruſſen noch 14 Tage Erholung gönnen mußte, während welcher Zeit General Platen mit 10,000 Mann einen merkwürdigen Zug nach Belen unternahm, die dortigen Magazine der Russen zerstörte und sich von da nach Pommern wendete. Sobald der König ihn in Sicherheit und die Russen nach Polen abmarschirt wußte , ließ er das Bunzelwiger Lager am 25. September abbrechen und rückte vom 26. - 28. nach Pilzen und Nossen , hoffend , Laudon werde sich durch diese Demonstration gegen Oberschlesien aus seiner unangreifbaren Kunzendorfer Stellung heraus locken lassen. Dieser aber führte längst Anderes im Schilde. Durch den vorübergehenden Besiz im Winter 1757-58 von den Mängeln der Schweidnißer Festungs werke unterrichtet, neuerdings auch mit den Verhältnissen der unzuverlässigen Besagung , dem Mangel an Artille risten, dem schlechten Zustande der Werke und dem nach lässigen Betriebe des Festungsdienstes bekannt, ließ er, sobald er den König 3 Tagemärsche entfernt wußte, in der Nacht zum 1. October nach einer trefflich entworfenen Disposition von 4 Colonnen den Sturm ausführen, welcher mit einem Verluste von 1500 Mann Stadt und Festung Schweidnig mit 3500 Gefangenen , 346 Ge schüßen, zahlreichen Pulver- und Proviantvorräthen in -seine Hand lieferte, für die Preußen, nachdem sie alle Gefahren eines Vernichtung drohenden Feldzugs großentheils überstanden glaubten, ein Schlag, wie er fie schwerer und unerwarteter kaum hätte treffen können. Sie hatten in Folge deſſen und des frühen Wintereintritts in den Cantonnirungen bei Strehlen noch Vieles auszustehen, bis der König, welcher bald um Glogau, bald um Berlin, bald um Kolberg in Sorgen war, seine Armee nach dem Vorgange der Desterreicher, welche dießmal auf schleft schem Boden stehen blieben , am 7. December zwischen

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| Brieg , Strehlen und Breslau in die Winterquartiere verlegte. Die nähere Betrachtung dieses Feldzugs zeigt uns die beiden Feldherren Friedrich und Laudon in oft wechselnder Lage, aber meist in glänzendem Lichte. Wenn gleich Laudon versäumt hatte , den Feldzug (wie er ge fonnt hätte) durch Bedrängung des schwachen Golz'schen Corps ebenso glorreich wie das Jahr zuvor durch Fouque's Gefangennehmung zu eröffnen , so war wenigstens die Einleitung zu den eigentlichen Operationen, der verdeckte Abmarsch zur Vereinigung mit Butturlin in Oberschlesien vortrefflich und wurde nur durch des Königs kühnen Marsch nach Nossen übertroffen , welcher eine gewonnene Schlacht aufwog und die Vereinigung seiner Gegner um 3 Wochen hinausschob. Eben diese 3 Wochen ――――――― für Friedrich eine Zeit der peinlichsten Unsicherheit be zeichnen jedoch einen Zeitabschnitt , in welchem Laudon durch die meisterhafte Geschicklichkeit , mit welcher er in der Centralstellung zwischen Silberberg und Frankenstein den Marsch der Ruſſen nach Leubus deckte und die Preußeu fortwährend in Athem erhielt, einen vollständigen Triumph über den König feierte. Dieser erwartete von den Dester reichern zu viel , von den Russen zu wenig , ließ lettere völlig aus den Augen, so daß er sie noch am 15. August, also 4 Tage nach vollzogenem Oderübergang, am rechten Ufer glaubte , obgleich er nur 4 Meilen von ihnen ent Ohne diese Versäumniß hätte Friedrich fernt stand. durch Vorlegen bei Parchwig den so höchst ungern die Oder überschreitenden Butturlin wohl noch länger jen seits erhalten und dessen Vereinigung mit Laudon wohl ganz gehindert. Schien es ja doch, als sollte diese, trog dem daß beide Alliirten 7 Meilen auseinander standen, überhaupt nicht zu Stande kommen , denn vom 13. big 18. August klebte Butturlin an der Leubuser Brücke, Laudon an seiner Kunzendorfer Stellung ; feinem von beiden schien es einzufallen , daß die einfachste Art der Vereinigung die wäre , wenn sie graden Wegs auf die in der Mitte stehenden Preußen losmarschirten, sie schlügen und sich als Sieger auf dem Schlachtfelde die Hand reichten. Auch wenn Laudon hierzu bereit war , da des Königs exponirte Lage in der That hierzu aufforderte, hätte sein Alliirter gewiß, wie später vor Bunzelwig, einen Strich durch seine Pläne gemacht , denn ein Bundesge nosse, wie Blücher gegen Wellington war, gehört zu den allerseltensten Erscheinungen ; so kam es von beiden Seiten zu nichts als dem Lager von Bunzelwig. Die Kritiker und Strategen haben sich bestimmt ge irrt , wenn sie annahmen , der König habe diesen Punkt von Haus aus als Centralstellung zur Wahrung von Schweidnig und Breslau, d. h. Schlesiens, ausgewählt; --dazu war seine age , Ausdehnung und Beschaffenheit | viel zu ungünstig. Vielmehr kam es für Friedrich in der ersten Woche nur darauf an , die durch die an strengenden Hin- und Hermärsche der legten Zeit stark heruntergekommenen Truppen durch einen Rückzug nicht noch mehr zu demoralisiren , also stehen zu bleiben und die keineswegs thatendurstigen Feinde nicht , wie es bei der Retirade geschah , zu einem Entschlusse zu zwingen. | Nachdem dieses Ausharren in der ersten Woche seine | Früchte getragen , war es , umſtellt wie man war, nun

237 ſchon zur Ehrensache geworden und war überdieß , wenn | erlernen , also auch in dieser Beziehung für das Feld die Alliirten in ihrer Unthätigkeit verharrten , am besten vorgebildet werden. Es entsteht aber noch ein weiterer geeignet, den Feldzug ohne Entscheidung hinzuschleppen. Gewinn daraus , daß der Lohn für die Arbeit , welche Daß diese Unthätigkeit der Alliirten fortdauerte , hatte der Lieferant des fertigen Effens berechnen muß, erspart nicht darin seinen Grund, daß die Festigkeit des königlichen wird und ebenso der Profit des ersteren , wodurch also, Lagers ihnen imponirt hätte, denn selbst unter den Preußen besonders wenn die Contracte günstig abgeschlossen sind, war nicht Einer, der an diese Festigkeit glaubte. Laudon das Essen um so viel billiger oder entsprechend besser drängte seinen 聊 Collegen fortwährend zur That , hatte hergestellt werden kann. Am vortheilhaftesten und empfehlenswerthesten ist in sogar die Disposition längst fertig und seine Truppen in der Nacht zum 4. September schon ausrücken lassen ; deffen die dritte Art. Es sind bei derselben die Vortheile allein Butturlin weigerte jedesmal die Cooperation mit der vorigen Einrichtung noch damit vereinigt , daß auch seiner ganzen Armee ; Laudon wurde krank vor Aerger, die Gewinne der Lieferanten wegfallen und der Menage Und dennoch findet grade diese Ein und die hierdurch genährte Zwietracht brachte schon am zu gut kommen . 10. September die völlige Trennung zu wege. Daß richtung viele Gegner. Die Einwürfe, welche man gegen Laudon allein nunmehr nicht angreifen werde, ließ sich fie macht , find die folgenden : annehmen ; daß er aber, nach 2 monatlicher Unthätigkeit, 1 ) Die Verwaltung, besonders die Rechnungsführung, ist zu schwierig. plöglich zu der fühnen fühnen Erſtürmung Er von Schweidniß sich auf 2) Es entstehen durch die Aufbewahrung der Lebens raffen könnte , das tam unerwartet. Es war aber auch mittel Verluste , welche man nicht hat , wenn der nöthig , wenn Laudon , der seiner Ueberlegenheit unges Bedarf für jeden Tag geliefert wird. achtet bis zum 30. September nichts erzielt hatte, seinen Kriegsruhm retten wollte ; ohnehin wirft ihm die Kritik 3) Das Schlachten ist schwer zu beaufsichtigen, und auch hierbei entstehen leicht Verluste. über diesen Feldzug vor, daß er, so trefflich er in der Ver 4) Es können leicht Unterschleife gemacht werden , da theidigung , ebenso schwach im Angriff sich gezeigt habe. die Controle schwer zu führen ist , und man hat Immerhin war es von Friedrich nicht wohl gethan, daß Mißtrauen gegen eine solche Verwaltungsweise. er, der doch den Zustand von Schweidnig kennen mußte, wenn er die Ingenieurwissenschaft nicht immer unter Diese Einwürfe entspringen entweder aus Unkenntniß schägt hätte , die Nähe der Festung verließ, wo es ihm der Sache, oder aus Bequemlichkeit, oder aus fehlerhaften doch allein gelingen konnte, Schlesien bis zum Einbruche Einrichtungen, anderer Ursachen nicht zu gedenken. Ihre des Winters zu behaupten. Widerlegung ist indeſſen nicht schwer und soll nachstehend versucht und dabei zugleich dargelegt werden , nach wel (Schluß folgt.) chen Grundsägen eine derartige Verwaltung eingerichtet sein muß. Zu 1. Es ist freilich nicht zu läugnen, daß die Vers waltung bei der Selbstbeschaffung der Lebensmittel eine Ueber Menageeinrichtungen . umfangreichere und mühsamere iſt, als wenn der tägliche Bedarf contractlich geliefert wird ; aber schwieriger kann (Schluß.) man sie nicht nennen , es muß nur Alles möglichst ein [ H. G.] Doch gehen wir zu dem eigentlichen Zweck fach und übersichtlich eingerichtet sein. Die Theilung der dieser Zeilen über. Die Verpflegung des Soldaten kann Arbeit muß als Grundsag gelten, und die dabei nöthigen auf dreierlei Weise geschehen. Aemter , welche von Offizieren unentgeltlich neben ihrem 1 ) Ein Unternehmer liefert das fertige Eſſen. sonstigen Dienst verwaltet werden , dürfen weder zu ſehr 2) Die Soldaten bereiten sich in größeren oder kleineren mit Geschäften belastend , noch so schwierig sein , daß sie Genossenschaften (Menagen) das Essen selbst, und nur von einzelnen Persönlichkeiten zweckentsprechend vers die Stoffe dazu werden von Lieferanten nach dem sehen werden können . Auch müssen derartige Aemter in bestimmten Zeiträumen wechseln , dürfen aber nicht um täglichen Bedarf geliefert. 3) Das Effen wird ebenfalls von den Soldaten selbst fo länger in einer Hand bleiben , je beſſer fie verwaltet bereitet , aber die Bestandtheile dazu werden mögs werden ; leicht wird sonst Mißmuth erzeugt und auch das lichst aus erster Hand und in Vorrath gekauft und durch oft die ganze Einrichtung durch den Abgang einer Bersönlichkeit in Frage gestellt. das Fleisch durch Selbstschlachten gewonnen . Zu 2. Es ist richtig , daß durch die Aufbewahrung Die erste Art ist offenbar die bequemste , sowohl für die Leute, als auch für die Vorgesezten. Trogdem ist sie von größeren Vorräthen Verluste entstehen. Hier und da nicht zu empfehlen , denn es wird dadurch den Leuten verdirbt etwas , ein anderes Product trocknet ein , und gar zu bequem gemacht , und kommen sie in das Feld, durch Vermessen und Verwiegen geht auch mancherlei so wissen sie in der ersten Zeit sich weder zu rathen, noch verloren , wogegen allerdings tein derartiger Verlust zu helfen. Ueberdem will ja der Unternehmer doch Ge entsteht , wenn der Bedarf für den einzelnen Tag gelie winn haben , also erhält der Soldat die Kost nicht für fert wird. Aber falsch ist es , zu glauben , daß man im den vollen Betrag seiner Zahlung , sondern ein Theil letteren Fall einen wohlfeilen Erwerb hätte. Der Liefe davon fällt in die Tasche des Unternehmers . rant muß auch einen großen Vorrath haben , er iſt alſo Am häufigsten findet man die zweite Art. Hier ist ganz denselben Verlusten ausgesezt , berechnet dieselben schon der Vortheil ersichtlich, daß die Soldaten das Kochen jedoch im voraus und läßt sie sich bezahlen, er mag sie

238 erleiden oder nicht. Hat aber die Menage den Vorrath | unumgänglich nöthig, und muß derselbe nicht allein das selbst , so trägt sie natürlich nur denjenigen Schaden, Schlachten, sondern auch den Einkauf gut verstehen. Ein welcher wirklich entstanden ist, und daß ein solcher durch solcher wird sich aber in jeder Truppe leichter finden, als man glaubt. eine gute Berwaltung vermieden oder doch auf ein Mi nimum gebracht werden kann , ist einleuchtend. Sehr 3u 4. Bei jeder Verwaltung , auch einer auf täg zweckentsprechend ist es daher , wenn die mit der Aufbe lichen Lieferungen beruhenden , können Unterschleife vor wahrung betrauten Unteroffiziere je nach ihrer Mühe und kommen, und es gibt keine Einrichtung, welche dieselben absolut unmöglich machte. Wohl aber können Maßregeln guten Verwaltung eine Vergütung erhalten. An passen den Räumen fehlt es ſelten. getroffen werden , welche Unredlichkeiten erschweren und Bu 3. Die meisten Anfechtungen hat das Selbst bald erkennen laſſen. schlachten zu erleiden , und doch möchte grade hier der Vor Allem muß darauf gesehen werden, daß bei jedem Vortheil am meisten in die Augen springen. Daß man Einkauf, jeder Uebernahme einer Lieferung, jeder Abgabe dadurch wohlfeileres Fleisch bekommt , unterliegt wohl aus den Vorräthen und ebenso beim Schlachten immer keinem Zweifel , denn selbst wenn man nicht Alles so wenigstens zwei bei der Verwaltung Betheiligte gegen verwerthen fann wie der Fleischer , so erspart man doch wärtig sind. Die Vorrathsräume dürfen nie von Jemand Dabei 15-20 pCt. bei einzelnen Fleischsorten und zu allein betreten werden, und überhaupt muß als Grundſag Beiten noch mehr. Wenn aber behauptet wird , grade gelten, daß Alles so öffentlich als möglich betrieben wird, das Schlachten sei schwer zu beaufsichtigen, so kann dieß wodurch am leichtesten dem Mißtrauen gegen eine solche zwar nicht ganz verneint werden, aber auch die tägliche Verwaltung vorgebeugt wird. Dieses Mißtrauen hat aber Lieferung von ausgeschlachtetem Fleiſche ist die am schwer oft einen ganz anderen Grund . Es ist nämlich, wie schon ften zu controlirende , und bei ihr kommen die meisten vorher beiläufig bemerkt, nicht allein recht und billig, sondern Klagen vor. Bald hat der Fleischer zu viel Knochen ge für die Anstalt selbst vortheilhaft, daß diejenigen Unteroffi liefert, bald ist das Gewicht nicht richtig , heute wird überziere und Soldaten, welche als Rechnungsführer, Einkäufer, zu junges und morgen über zu altes Fleisch geklagt, und Vorrathsverwalter, Schlächter oder Köche verwendet wer mag der Contract noch sehr verklausulirt sein, die Klagen den, Diensterleichterungen oder auch kleine Vergütungen bleiben nicht aus und der Lieferant ist schwer zur Rechen erhalten, welche sie sowohl für ihre Mühe belohnen, als schaft zu ziehen. Wer je dabei zu thun gehabt hat, wird auch dazu dienen sollen, fie anzuregen , im Interesse der gestehen müssen , daß hiermit nicht zu viel gesagt ist. Menage zu handeln , weßhalb jene Belohnungen auch Der Fleischer wird die Lieferung immer so einrichten, daß immer den Leistungen nur entsprechend sein dürfen. er möglichst viel Gewinn hat, d. h. er wird so geringe Leider wird dadurch aber oft der Neid ihrer Kameraden Waare liefern, als der Contract zuläßt ; die besten Fleisch geweckt , es wird alles Mögliche aufgestochen , Verläum stücke bekommt die Menage auf keinen Fall , es müßte bungen entstehen und Mißtrauen wird erregt. Doch benn zu einem Preise sein, welcher das Fleisch zu einem auch diesem Uebel fann entgegen gearbeitet werden. Man seltenen Leckerbissen für den Soldaten macht. In großen wähle zu den verschiedenen Beschäftigungen nur zuverlässige Städten , wo viel Concurrenz herrscht, mag es noch an- Leute, die zugleich allgemeines Vertrauen haben, ja man geben ; in fleinen jedoch, wo solche fehlt , werden diese lasse solche, soweit es dienlich erscheint, von den Menage Uebelstände um so greller hervortreten. theilhabern selbst erwählen. Auch ist es nothwendig, daß Es ist aus alledem ersichtlich , daß sogar , wenn das diese Aemter nach bestimmten und zwar so kurzen Zeit Selbstschlachten auch nicht wohlfeiler war als die Be räumen, als es sich mit dem Gedeihen der Menage vers schaffung durch Lieferung, es dennoch der letteren vorzu einigen läßt, neu besegt werden. Jedem geäußerten Ge ziehen sein würde , denn das Fleisch ist nicht nur besser, rücht über Unregelmäßigkeiten oder gar Beruntreuungen sondern man ist auch nicht allein auf Rindfleisch an suche man auf den Grund zu kommen , um Abhülfe gewiesen , und es kann ebenso leicht Schweinefleisch, schaffen zu können. Sollten sich Schuldige finden , so Kalb oder Hammelfleisch , Wurst oder Spect gegeben bestrafe man dieselben streng und unnachsichtlich, aber werden, was bei Lieferungen nur selten vom Fleisch ebenso diejenigen, welche falsche Gerüchte verbreiten und verabfolgt wird. Auch ist es eine große Unterstüßung Mißtrauen erregen. für die verheiratheten Unteroffiziere , wenn dieselben von Werden die oben angeführten Grundsäge streng durch der Menageschlächterei Fleisch , Fett u. s. w. für einen geführt, so wird unbedingt bald Vertrauen zu einer Ein billigeren Preis erhalten können, und dieß ist auch für die Menage von Vortheil , weil dann das Fleisch nicht richtung entstehen, von welcher die Betheiligten in furzer so alt wird und alle Theile besser verwerthet werden können. Beit einsehen werden, daß sie ihnen nur Vortheil bringt. Hiermit wären wohl die Einwürfe gegen eine Menager Verluste find freilich dabei nicht gänzlich zu vermeiden, indessen gilt hier ebenfalls , was schon oben gesagt : der verwaltung , welche vorzüglich auf Selbstbeschaffung ´ge= Lieferant läßt sich den Verlust, der vielleicht entsteht, gründet ist, widerlegt, und wer ruhig prüft , wird aners auf jeden Fall bezahlen. Aber es wird nur sehr wenig kennen, daß dieselbe viele Vortheile gegen die andern Schaden zu tragen sein, wenn die Aufbewahrungsräume Arten der Verpflegung hat und gewiß den Vorzug vere gut sind und wenn Eis vorhanden ist , was sich ja, dient. Es bliebe nun noch übrig , die ganze Einrichtung nach den neueren Erfahrungen , mit nur wenig Mühe und Kosten aufbewahren läßt. einer nach den oben aufgestellten Grundsägen verwalteten Selbstverständlich ist übrigens ein tüchtiger Fleiſcher | Menage darzustellen, allein dieß möchte wohl für jezt zu

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weitläufig sein. Nur über die Buch- und Rechnungs | berechnet, was in der Küche verbraucht wird, jedoch nur führung sei noch Einiges erwähnt. in monatlichen Summen, wie solche aus dem Vorraths Die Bücher müſſen, um eine genaue und leichte Ueber buche, welches der zweite Offizier führt , hervorgehen. ficht zu gewähren, und damit sie auch leicht zu führen Diese beiden Bücher sind in so viele Capitel, Conti's, find, möglichst einfach und zweckentsprechend angelegt oder wie man fie nennen will , eingetheilt , als verschie sein. Man suche diese Eigenschaften aber nicht dadurch dene Artikel aufbewahrt werden , und das legtere Buch zu erreichen , daß man möglichst wenig Bücher oder braucht nur bei der Ausgabe die Geldberechnungen zu Rubriken in denselben habe, sondern vielmehr darin, enthalten. daß auch hierbei der Grundsag der Theilung der Arbeit Lagerbücher führen diejenigen Unteroffiziere, welche angewendet wird. die Vorräthe verwalten ; Preisangaben sind hierbei un Wer mit einem Zweige der Verwaltung betraut ist, nöthig. muß auch ein Buch darüber führen , und jeder einzelne Ein Schlachtbuch muß genauen Nachweis über Posten in einem solchen muß auf ein Beleg gestüzt oder die Ergebnisse des Schlachtens enthalten, und der Fleischer das Ergebniß des Abschlusses in einem andern Buche muß ein Buch führen über das Gewichtsergebniß beim fein. Bequem für die Uebersicht und die Revision er Schlachten , den Handel mit den sonst hierher gehörigen leichternd ist es , wenn bei jedem Posten angegeben ist, Bemerkungen. wo er in andern Büchern vorkommt ; die Bemerkung des In das Küchenbuch endlich wird eingeschrieben, was jeden Tag in der Küche verbraucht wurde, zu wel zugehörigen Beleges versteht sich von selbst. Es würden ungefähr folgende Bücher zu führen ſein : chen Preisen die Artikel berechnet worden sind, und die Ein Tagebuch, in welches der Chef der Verwal Portionenzahl , so daß die Kosten des täglichen Effens tung alle Vorkommnisse, Erfahrungen u. s. w. einträgt. und ihre Verhältnisse zur Einnahme zu ersehen sind ." Das Hauptbuch, welches alle Posten enthält, die Das beim Kochen beschäftigte Personal muß bemerkt das Vermögen der Menage unmittelbar vermehren oder sein. Genaue Bestandes listen dienen als Belege für vermindern. Als Anhang zu demselben können die Conti's die Portionenzahl, und auf deren Grund erfolgen die von Lieferanten, mit denen die Verwaltung etwa in Ab Einzahlungen. „ Dieß sind zu viel Bücher und eine zu weitläufige rechnung steht, beigefügt sein. Der Abschluß des Haupt buches ergibt den Bestand des Vermögens . Rechnung !" wird man einwenden , aber man prüfe nur Das Cassebuch ist für alle Einnahmen und Aus genau und ohne Vorurtheil und wird dann , besonders gaben an baarem Gelde bestimmt. aber durch die Erfahrung, finden , daß diese anscheinend Im Hauptvorrathsbuche werden die Einnahmen so verwickelte und vielfältige Buchführung recht einfach, und Ausgaben von Vorräthen mit ihrem Geldbetrage | leicht zu handhaben, übersichtlich und leicht zu revidiren ist.

Nachrichten.

Preußen. Berlin , 20. Juli. [ Gesezentwurf, die außer ordentlichen Bedürfnisse der Marineverwaltung für 1862 betreffend.] Die Regierung hat den Kam mern einen Gesetzesentwurf vorgelegt , worin zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben für die Marineverwaltung angesezt sind : 1) Zur Herstellung des Kriegshafens an der Nordsee zur Fortsegung der Bauten 500,000 Thlr. , d. h. 200,000 Thlr. weniger als 1861. 2) Zu Schiffsbauten 580,000 Thir., d. h. 180,000 Thlr. mehr als 1861. 3) zu Land- und Wasserbauten 65,000 Thlr. , d. h. 20,000 Thlr. mehr als 1861. Außer dieſer Summe von 1,145,000 Thlr. ver Langt die Regierung die Ermächtigung, weiter 1,400,000 Thlr. zu verwenden, welche aus dem Staatsschaß entnommen werden sollen und von denen bestimmt sind a) 220,000 Thlr. zur Fortsetzung begonnener Schiffsbauten , b) 200,000 Thlr. zum Bau von Uebungsschiffen , c) 600,000 Thlr. als erste Rate zum Bau von Panzerbooten und 380,000 Thlr. als erste Rate zur Anlegung eines Hafens auf der Insel Rügen. An extraordinären Ausgaben für 1863 werden verlangt : 1,150,000 Thlr., so daß die Marineverwaltung zu Bauten ic. am 1. Januar über 3,700,000 Thlr. zu verfügen hätte.

Beigefügt sind diesem Gesezentwurf folgende Motive : "Bei den Berathungen der Etats der Marineverwaltung ist von dem Landtage wiederholt der Wunsch ausgesprochen worden, daß ihm ein Plan über die beabsichtigte Entwickelung der Marine vorgelegt werde. - Die Staatsregierung hat die Nothwendigkeit eines solchen Flottenplans stets anerkannt, und die Vorlegung deſſelben für die gegenwärtige Seſſion zu gesagt. Wenn nun auch die Bearbeitung und vorläufige Feststellung des Plans bereits stattgefunden hatte , so haben sich doch bei der weiteren Berathung über denselben mehr. fache Bedenken ergeben , welche es rathsam erscheinen ließen, die definitive Feststellung des Plans noch bis zur nächsten Session des Landtages auszuſegen. Das erste dieser Bedenken ging hervor aus der in der neuesten Zeit stattfindenden wesentlichen umgestaltung der Schiffsbau- Technik in Folge der Einfüh rung der Construction und der Gebrauchsweise der Panzer schiffe. Zwar muß es als unzweifelhaft angesehen werden, daß für die Folge nur Panzerschiffe als eigentliche Schlacht schiffe verwendet werden können ; es liegen jedoch noch nicht so ausreichende Erfahrungen vor , um namentlich hinsichtlich der für die preußische Marine zu wählenden Gattungen mit völliger Sicherheit Entscheidung treffen zu können. Die nächste Zukunft erst wird über diese Frage Entscheidung

240 bringen. - Andererseits erachtete die Staatsregierung es für geboten , bei Vorlegung des Flottenplans gleichzeitig bestimmte Vorschläge wegen Beschaffung der zur Erbauung der

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die Beschaffung von Dampfbaggern und anderen Bauutens filien , die Herstellung von Arbeiterhütten und Dienstlocali täten 2c. Hierzu wird eine Summe von 380,000 Thirn.

Schiffe und Häfen erforderlichen extraordinären Geldmittel zu erforderlich sein. Der nach dem Vorstehenden noch für das machen. Bei der Kürze der Zeit und der noch obwaltenden laufende Jahr dringend erforderliche Betrag von 1,400,000 Thir. Unsicherheit über die Gattung der zu erbauenden Schiffe war findet in der etatsmäßigen Einnahme der Staatscaffe keine es indeß nicht möglich , die in dieser Beziehung vorliegenden Deckung . Diesen Betrag durch eine Anleihe zu beschaffen, Absichten durchzuführen. Muß aus diesen Gründen für jegt kann - abgesehen von anderen gewichtigen Bedenken von der definitiven Feststellung des Flottenplans noch Ab- schon um deßwillen nicht für angemessen erachtet werden, weil stand genommen werden , so erscheint es doch dringend noth- es sich hier nur um einen verhältnißmäßig geringen Theil wendig , der Marineverwaltung in der Zwischenzeit bereits des Gesammtaufwandes handelt , den die Herstellung der diejenigen Mittel zuzuwenden , welche zur gedeihlichen Fort- Flotte nöthig machen wird , und die Bestimmung über die entwickelung und zur späteren kräftigen Ausführung des als Beschaffung der Mittel für diesen Gesammtaufwand , mithin zweckmäßig erkannten Flottenplans erforderlich erscheinen. Es auch für den jezt in Rede stehenden Theil desselben, bis zur find die im §. 1 des Gesezes aufgeführten Summen, zu denen Vorlegung des vollständigen Plans zur Vergrößerung der im Speciellen Folgendes bemerkt wird : ad 1. Von den im Flotte ausgesegt bleiben muß. - Die Staatsregierung ist Bau befindlichen Schiffen sollen im Jahre 1863 eine bedeckte darauf bedacht , neue Einnahmequellen , deren Ertrag vore Corvette , eine Glattdecks- Corvette und zwei große Dampf zugsweise für die Zwecke der Marine zu verwenden sein würde; kanonenboote beendet und der Bau der übrigen Schiffe an- zu ermitteln, und hofft, die desfallsigen Vorschläge gleichzeitig gemeſſen fortgesezt werden, wozu außer den durch den Staats- mit dem Flottenplane den Häusern des Landtages bald vor= Haushaltsetat für 1862 bestimmten Beträgen die Summe von legen zu können. Aus den so zu erzielenden Mehreinnahmen 220,000 Thlr. nöthig ist. ad 2. Um mit dem Wachsen der werden dann auch die jezt aufzuwendenden 1,400,000 Thlr. Flotte auch für die Heranbildung des nöthigen Personals an zu decken sein ; inzwischen aber bleibt nur übrig, sie aus dem Offizieren und Unteroffizieren Sorge zu tragen , ist die Be- Staatsschage zu entnehmen , mit dem Vorbehalte , sie dem= schaffung eines Cadetten- und zweier Schiffsjungen-Schiffe selben demnächst unverkürzt wieder zuzuführen. " erforderlich. ad 3. Die nächste Aufgabe der Marine ist die Großbritannien. Vertheidigung der vaterländischen Küsten. Ungesäumt muß fie daher in den Stand gesezt werden , diese Aufgabe zu er= [-b-] [ Neu erlassenes Gesez für die Marine · füllen. Die zur Küstenvertheidigung bestimmten hölzernen | reserve. ] Nach einem neu erlassenen Geseg über die Marine reserve soll die Zahl der Offiziere derselben 400 nicht über Schraubenkanonenboote, wie solche bisher in der Marine er baut worden sind, entsprechen seit der Einführung der Panzer steigen und aus 130 Lieutenants mit dem Rang unmittelbar nach den Marinelieutenants und 270 Unterlieutenants mit schiffe und ihrer nunmehr als unzweifelhaft erkannten Ueber legenheit nicht mehr völlig ihrem Zwecke ; an ihrer Stelle Zu dem Rang nach den Marineunterlieutenants bestehen. Lieutenants und Unterlieutenants können Masters von Handels müssen vielmehr künftig Panzerkanonenboote erbaut werden, denen indeß eine solche Größe zu geben sein wird , daß ihre schiffen mit wenigstens 500 Tonnen , die sie 2 Jahre lang freie Verwendung auch auf hoher See angängig ist. Vor geführt haben , zu Unterlieutenants aber Chiefmates (Ober läufig wird beabsichtigt, vier solcher Panzerkanonenboote her schiffer) , welche als solche oder als Masters die gleichen Be dingungen erfüllt, genommen werden, wofern sie das 45. Lebens zustellen. Die Kosten eines derselben werden zum größten jahr nicht überschritten haben. Mehr als 45 Jahre alte Theil aus den freiwilligen Beiträgen gedeckt werden können. Für die drei anderen sind die Kosten , so weit dieselben im Masters fönnen als Honorarlieutenants bis zur Zahl von 100 gegenwärtigen Jahre bestritten werden müssen , in Anfag ge eingetheilt werden. Die Offiziere der 2. Classe können in die erste vorrücken . Solche, welche sich im Dienste bewähren, bracht. ad 4. Die Nothwendigkeit eines Ostseehafens für unsere Marine ist allseitig anerkannt. Nach den angestellten erhalten Anspruch auf Anstellung als wirkliche Marineoffiziere eingehenden Ermittelungen hat sich der Jasmunder Bodden und bei besonderer Auszeichnung auf Beförderung . In der auf der Insel Rügen als der geeignetste Punkt zur Anlage dieses Kriegshafens , welcher zugleich der Natur der Sache nach vorzugsweise als Bauetabliſſement anzusehen sein wird, herausgestellt. - Die specielle Auseinandersegung der dabei zur Sprache kommenden Verhältnisse und Absichten glaubt fich die Staatsregierung bis zur Vorlegung des Flottenplans vorbehalten zu dürfen , wiewohl sie über die Art der Aus führung keineswegs noch im Ungewissen und daher auch schon jest bereit ist , alle etwa erforderlich scheinenden Aufschlüsse zu geben. Soll dieser nothwendige Bau vom nächsten Jahre ab kräftig in die Hand genommen werden, so müſſen bereits im gegenwärtigen Jahre umfassende Vorbereitungen getroffen werden. Dahin gehört : der Ankauf von Grund und Boden,

Uniform unterscheiden sie sich von den wirklichen Marineoffi zieren dadurch, daß sie auf dem Vorderarm statt einer breiten. Borte eine , resp. zwei schmale , wellenförmige Lizen und auf den Knöpfen c. die Bezeichnung R. N. R. (Royal Naval Reserve) tragen. Die Offiziere haben alljährlich einen 28tägigen Cursus an Bord eines Exercirschiffes durchzumachen, während welcher Zeit der Lieutenant täglich 10 Schilling , der Unter lieutenant 7 Schilling erhält. Bei wirklichem Dienst an Bord eines Kriegsschiffes erhalteu sie den Gehalt ihres Grades. Während der Uebungszeit und im wirklichen Dienste sind sie den Seekriegsgesehen unterworfen. Verwundete und Wittwen von Reserveoffizieren werden grade wie die der übrigen Marine offiziere behandelt.

Rebigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Truck von G. W. Leske.

1st sist and god uspijuid spumantind jih i nabin

olinishtli sblo daun bon si immoratili o one

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monade Jad, ni siar Jul 19ista

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von

einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 2. August.

No. 31.

1862.

Inhalt: Aufsäte. Die Bundesmilitärcommiffion. (Schluß.) - Die Kriegsjahre 1761 und 1762. A. Der Feldzug von 1761. (Schluß.) – Militärische Briefe aus und über Italien. I. Vom Bernhardin nach Trecate. Miscelle. Die ältesten Geschüge in Bayern. — Die Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Bevorstehende Errichtung eines stehenden Lagers bei Bruck a. d. L. neuen Panzerfregatten Juan d'Austria und Salamander. Preußen. 50jährige Jubiläumsfeier der Land- Gendarmerie. - Auf hebung der Festung Schweidnig. - Neu erfundenes System von eisernen Fortificationen. Dänemark. Bau von zwei Panzerdampffchoonern. Griechenland. Ein neues Marineconscriptionsgefeß. Rußland. Neubefestigung von Kertsch. Sardi nien. Gegenwärtiger Stand der Armec. Beabsichtigte Einführung der " Catanella" bei einem Lanciersregiment. Schweden und Norwegen. Die topographischen Arbeiten vom Jahre 1861.

Die Bundesmilitärcommiſſion. (Schluß.) [ 1.] Es ist hiernach gar nicht unberechtigt, wenn zum öfteren schon gesagt wurde, daß der Bund jedes Or gang entbehre, das für sein militärisches Gesammtintereffe Wache zu halten berufen wäre , das im vorkommenden Falle , wenn auch nicht handeld einzugreifen , so doch wenigstens die Initiative zu ergreifen, die Anregung zu geben hätte, damit die vielleicht folgenschwere Frage über haupt am Bund in Behandlung komme. Wie oben nach gewiesen wurde , ist die Bundesmilitärcommission nur innerhalb des enge beschränkten Umfangs ihrer ständigen Geschäfte als ein solches Organ zu betrachten, und auch da ist sie es nur darum, weil es in der Natur eben dieser Geschäfte liegt , daß die Schwierigkeiten, die sonst aus der Art der Bevollmächtigung ihrer Mitglieder er wachsen, und von denen nachher zu reden ist, grade hier nicht zur vollen Geltung gelangen. Aber jenseits der Grenze dieses Geschäftsumfanges hat die Commission weber eine Pflicht, noch auch nur ein Recht der Initia tive, und damit fehlt dem Bunde überhaupt jedes Organ hierfür. Welche Folgen der Mangel eines solchen Bun desorgans oder vielmehr , was hier dasselbe ist, welche Folgen die allzu enge Competenz der Bundesmilitärcom mission für die militärischen Gesammtinteressen des Bun

des gehabt hat, dafür sprechen die Thatsachen. Eine Reihe von organischen Arbeiten , die den Ausbau der Bundeskriegsverfassung hätten vollenden sollen, ist noch heute unerledigt. Die Bundeskriegsverfassung selbst ist in wichtigen Buntten , wie Kaliber zc., noch bis heute Das deutsche nicht zum ganzen Vollzug gekommen. Eisenbahnnes entstand und entwickelte sich, ohne daß die militärischen Interessen des Bundes , set es auch nur durch Wunsch und Anregung, dabei irgend eine Vertre tung fanden ; während in Frankreich die commission mixte des travaux publics " längst ein Muster dafür ge geben hatte, wie die militärischen und verkehrlichen In tereffen in Führung der Schienenwege zu einigen find, blieb in Deutschland die ganze Eisenbahnfrage bis vor wenigen Jahren außerhalb aller Einwirkung und fast selbst außerhalb der amtlichen Beachtung von Seiten der Selbst in solchen Fällen, militärischen Bundesbehörde. wo deren Competenz durchaus begründet war, trat dieſe doch zu spät in Geltung, weil die Sache zu spät an fie fam ; so gelangte die Frage der Rheinbrücke Straßburg Rehl, die nach dem Bundesbeschluß vom 27. Februar 1832 zu behandeln war , erst dann an die Bundesmili tärcommission , als fie schon soweit reif war , daß die militärischen Motive überhaupt nicht mehr durchschlagen konnten, und statt daß der Rheinübergang des großen west-östlichen Schienenstrangs im deutschen Interesse nach Germersheim verlegt worden wäre, blieb es bei der un glücklichen Wahl des Punktes Straßburg.

242 Alle solche Unterlassungen, und deren ließen sich reich | irren, wenn wir hinzufügen, daß das seine Früchte schon lich viele noch aufführen , treffen nicht die Thätigkeit der gebracht hat, denn die jüngsten Unternehmungen von Bundesmilitärcommission , sondern allein die Enge ihrer Bahnbauten , wodurch wesentliche Lücken im Schienen. Competenz. Wo die Commission sich zur Arbeit com net geschlossen und namentlich die bisher von allem Bahn petent wußte , da hat sie mit einem Ernste und einer bau gemiedenen Festungen Germersheim und Ingolstadt warmen Hingebung an die gemeinsame Sache gearbei endlich mit dem Schienenneg verbunden werden sollen, tet, daß die mehr als 40 Jahre ihres Wirkens in Wahr fallen zu nahe mit dieser Thatsache zusammen, um nicht heit als ein Ehrendenkmal gelten dürfen; und wo in in ihr das veranlassende Motiv zu sehen. Und diese einzelnen Fällen dieser Art, wie in der Frage der Main wichtigen praktischen Resultate hat die Bundesmilitär . zer Rheinbrücke, des Rastatter Lagers 2c., das militärische commission erreicht ohne eigentlichen directen Antrag, Interesse dennoch nicht durchdrang, da lag das wahrlich selbst ohne daß die Sache ständig ihrer Competenz über nicht an der Bundesmilitärcommiſſion. Aber wo überwiesen wäre , sondern allein auf dem Boden ihrer Be haupt die Competenz fehlt , da freilich muß auch die rechtigung zu Arbeiten , deren weittragende Bedeutung Arbeit ruhen , und Schweigen fann dann kein Vorwurf sich erst aus ihnen selbst entwickeln mußte. für den sein, dem die Rede nicht gestattet ist. hodin Mit Recht darf darum wiederholt gesagt werden, daß Wie die Commission ihre Aufgabe ernst gefaßt hat, es nicht an der Bundesmilitärcommission selbst liegt, dafür sprechen ebenfalls die Thatsachen, undet jedem Falle, fie für Deutschland nicht das ist, was sie ihm sein gel wenn e Thätigkeit lähmt . Aber es ist nicht bloß die Wort verzichten mußte , lief Comp enzman fönnte dasCommission auf die follte, sondern daß allein die Enge der Com wo aus zweifellosem sich derer Fall entgegenstellen , in dem sie geredet hat, ob Competenz der Commission im Ganzen , was hier in schon sie wegen zweifelhafter Competenz hätte schweigen Betracht kommt, sondern ebenso und fast mehr noch die fönnen. Ein schlagendes Beispiel dieser Art wurde schon Competenz ihrer Mitglieder. oben berührt : es ist die Initiative der Bundesmilitärs Wie schon früher gesagt, sind die ständigen Geschäfte commission in Sachen des deutschen Eisenbahnwesens. Der Bundesmilitärcommission (Staatscontrole , Muste Der Bundesbeschluß von 1839 bezweckte nicht mehr als rungswesen , Bundesfestungen , militärisch-statistische Ar eine bloße Unterstützung der technischen Militärcommission beiten) von so ausgesprochen technischer Natur, daß eine mit verschiedenen dienstlichen Hülfsmitteln," und nur in Beschränkung des persönlichen Votums hier kaum oder diesem Sinne wurden damals die Bundesstaaten aufge gar nicht eintreten kann. Selbst da, wo eine bindende fordert, die bei ihnen erscheinenden Reglements, Gene Instruction von der heimathlichen Regierung fönnte er ralstabskarten 2c. für den Gebrauch der Militärcom theilt werden wollen, liegt doch der einzuschlagende Weg mission" abzugeben. Daran reihten sich seit 1858 , auf meist in der Natur der Sache und der dafür geltenden Antrag der Commission, periodische Uebersichten über die Erwägungen so bestimmt vorgezeichnet, daß eine Beengung im Betriebe stehenden Eisenbahnlinien. Das Unzulänge durch die Instruction nur in den seltensten Fällen wird liche dieser Uebersichten , um daraus die militärische vorkommen können. Snnerhalb ihrer ständigen Geschäfte Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen zu beurtheilen, veran wirkt darum allerdings die Bundesmilitärcommission laßte die Bundesmilitärcommission, durch Beschluß vom thatsächlich fast mit der gleichen Selbstständigkeit ihrer 17. Januar 1861 eine Bereifung und Besichtigung des Mitglieder , fast mit der gleichen Unabhängigkeit des des Specialcommission von Votums wie jede andere Behörde , und mit Recht darf ganzen Schienenneges durch eine Specialcommission Generalstabsoffizieren zu beantragen , und schon am fie innerhalb dieses beschränkten Geschäftstreifes wie ein De 7. Februar 1861 wurde dieser Antrag am Bunde geneh Bundestriegsministerium betrachtet werden. migt. Die Bereifung geschah in den darauf folgenden Anders dagegen ist es mit den nichtständigen Ge Monaten März bis Juli , und zu Anfang October er schäften der Bundesmilitärcommiffion, mit den besonderen hielt die Bundesmilitärcommission den Bericht über die technischen Arbeiten und Gutachten, die fie, über ihr ge Ergebnisse derselben zu weiterer Amtshandlung. Es ist wöhnliches Wirken hinaus, für die Bundesbehörde zu macht in's hier weder der Ort , noch sehen wir uns in der Lage, liefern hat. Spiel Hier erft erst iſt ist es ,, wo die die Frage der der Voll über die Erfolge, die durch diese Specialcommission er macht in's Spiel tommt, wo die Mitglieder des " techni zielt wurden, mehr zu sagen, als bereits in dem "1 Mi schen Beistandes" der Bundesbehörde nicht mehr, wie es litärwochenblatt für das deutsche Bundes thatsächlich sonst der Fall ist, als stimmberechtigte Tech 19-23 (Nr. von 46 1862) Nr. 1-7, beer" von barüber 1861 und Nr. 1-7, 9-11 9-11 und und niter, sondern allein als die Stimmträger ihrer Man 19-23 von 1862) darüber gesagt wurde. Es genügt danten erscheinen, weil grade hier auch das Feld ist, auf schon beinahe, nur an die Thatsache zu erinnern, daß so dem die besonderen Interessen und politischen Motive zuerst eine zusammenhängende militärische Anschauung sich geltend zu machen suchen. Wenn es sonst ohne ernſte des deutschen Schienenneges gewonnen wurde, daß damit Bedeutung ist, daß die Mitglieder der Bundesmilitär jezt erst die Bedingungen gegeben sind, um im Kriegs commission nicht persönlich , sondern als Vertreter von falle dieses wichtige Bewegungsmittel mit Sicherheit und Contingent oder Armeecorps votiren, so gewinnt das hier Erfolg auszunugen. Aber noch wichtiger erscheint die eine sehr ernste Bedeutung , denn das Votum ist jest Thatsache, daß jezt erst das deutsche Eisenbahnwesen als nicht mehr das Ergebniß der eigenen Prüfung und Gegenstand des militärischen Bundesinteresses und als pflichtmäßigen Ansicht , sondern allein die Folge von wesentliches Glied unseres Defensivsystems vom Bunde Weifung und Instruction. Wie man auch diese Dinge ausdrücklich anerkannt ist , und wir glauben nicht zu beurtheilen mag , gewiß bleibt immer , daß allein diese

243 Abhängigkeit von der Instruction , die nur eben bei den commission zu behaupten, weil die Abgabe vorgeschriebener nichtständigen Arbeiten der Bundesmilitärcommission so Voten zulegt ebenso gut durch die Gesandten in der scharf hervortritt, die Ursache davon ist, wenn grade hier Bundesversammlung, wie durch die bevollmächtigten Offi die Thätigkeit der Commission die förderliche Frische nicht ziere in der Bundesmilitärcommission geschehen könne. Fassen wir den Inhalt dieser Ausführungen zusammen, zeigt und nicht zeigen kann, die sonst ihre Wirksamkeit in nerhalb ihres ständigen Geschäftstreises auszeichnet. Es so müssen wir grade an das wieder anknüpfen, was wir im Eingang voranstellten. Die kräftigere Entwickelung ist vielleicht nicht einmal der größte, gewiß aber ein spre chender Uebelstand hierbei, daß die Instruction wohl das der Bundesinstitutionen ist eine Aufgabe , deren Lösung Votum und die Hauptpunkte für dessen Begründung geben von den Regierungen erstrebt und von der öffentlichen kann, die eigentliche Vertretung in der Debatte aber (viel Stimme begehrt wird. Im militärischen Gesammtinteresse handelt es sich vor Allem um eine erweiterte Wirksam leicht gegen die eigene Ueberzeugung) dem Bevollmächtig ten überlassen muß, und daß dieser darin oft genug in die feit der militärischen Centralstelle. Die Bundesmilitär Lage kommen kann, ein Votum mit militärischen Gründen commission hat kein Recht der Initiative ; fie darf über stügen und verfechten zu müssen, das allein auf politischen Fragen , die außerhalb ihres ständigen Geschäftskreises Motiven beruht, oder allein von Rücksichten des besonderen liegen , nur dann sich aussprechen, wenn sie dazu aufge Interesses eingegeben ist. Eine spätere Zeit , der die fordert wird, und selbst dann spricht sie nicht ihre eigene Eindrücke der Gegenwart fern liegen, wird mit seltsamer technische Ueberzeugung aus, sondern sie resumirt nur die Verwunderung in den Protocollen der Bundesmilitär Voten ihrer Auftraggeber. Die Bundesmilitärcommission commission so mancher Debatte folgen, in deren veröffent könnte aber , ohne daß die föderativen Grundlagen des lichten Bruchstücken, wie z. B. über die Grundsäge für Bundes verschoben würden, das volle Recht der Initia die Reform der Bundeskriegsverfassung , selbst wir nicht tive und des eigenen technischen Votums haben , und ohne Verwunderung es gesehen haben , wie alles Rüst indem sie gegenüber der Bundesversammlung dieses Recht und damit auch die erweiterte Pflicht übernähme, würde zeug von Kriegswissenschaft und Kriegsgeschichte dazu dienen mußte, militärische Voten zu begründen , deren fie das militärische Auge und Ohr, das Gedächtniß und legter und einziger Grund doch nur eben ein politischer war ! der sorgende Techniker der Bundesversammlung, und Daß es wünschenswerth sein muß, diesen ganzen dann erst wäre sie wirklich der technische Beirath der Widerstreit von politischen Motiven und besonderen In obersten Bundesbehörde , dann erst auch das , was sie teressen den technischen Verhandlungen der Bundesmilitär sein sollte, und was in den Bundeseinrichtungen fehlt : commission fern zu halten, das scheint uns hiernach außer der verantwortliche Wächter der militärischen Zweifel. Auch die Erfahrung liefert Thatsachen genug, Interessen des Bundes.ast bunstriper bi die dafür sprechen. Die Frage einer vierten Bundes thin rogantinis stalo sand festung, für die feit dem Frankfurter Territorialreceß aun nodod to our ITS Nining vom 20. Juli 1819 , aus den im Pariser Vertrag vom scenis dail Die Kriegsjahre 1761 und und 1762. 20. November 1815 bewilligten Geldern, 20 Minionen sid si Die verfügbar lagen, würde nicht erst in den Bundesbeschlüssen stanal sldA. Der Feldzug von 1761. vom 26. März 1841 und vom 11. August 1842 ihren siding on Abschluß gefunden haben, wenn nicht das technische Votum an tratiebian bird (Schluß.) 90(banbildn von politischen Motiven geleitet oder vielmehr gehemmtun baso III. Aft in Pommern.de war. Das Bundesverpflegsreglement würde nicht 40 197ut thordsg pugnis repedia 10 Jahre bedurft haben, um noch unerledigt zu sein, wenn [8.] In Vorpommern commandirte der preußische nicht in die technische Bearbeitung desselben schon inner Husarenoberst v. Belling 2500 Mann gegen 15,000 halb der Bundesmilitärcommission überall das besondere Schweden unter Ehrensward . Die kriegerischen Ereignisse Interesse sich eingedrängt hätte. Alle die Reformfragen, auf diesem Schauplage sind von untergeordneter Be lehrreichen deutung, vorübergehend in 1859 der commiſſion vorliegen, würden wenigstens innerhalb dieser die Udfermart einzubringen vermochten ; dagegen ist die technischen Stelle einen rascheren Fortgang haben, wenn Kriegführung des genialen Belling ein wahres Muster Diese Stelle wirklich nur eben eine bloß , technische" wäre. für einen unternehmenden raftlofen Parteigänger und Aber die Bundesmilitärcommission ist das nicht ; sie ist darin für den kleinen Krieg ungemein lehrreich.urlsds grade für solche Fragen gar nicht das , wofür Manchen In Hinterpommern fames dießmal zur wirklichen fie halten, und was sie allerdings auch sein sollte : eine Belagerung und Eroberung Kolbergs. Es hatte von begutachtende Versammlung von bewährten Fachmännern, Anfang den Hauptfehler der russichen Kriegführung aus sondern sie ist eine diplomatische Versammlung von be gemacht, daß ste nicht gleich im ersten Jahre eine von auftragten Offizieren , die nur das Votum in die Ver Desterreich unabhängige Operationsbasis gegen die Mark handlung bringen , das ihnen von Hause gesendet wird. Brandenburg als das Herz ihres Feindes sich gesichert Wo irgend die Sache streitig , ist darum fein festes tech hatte, wodurch wohl auch das Auftreten der Schweden mehr nisches Gutachten allein auf dem höheren Standpunkt Schwung erhalten und für Preußen die Nothwendigkeit sich des Bundesinteresses von ihr zu erwarten, fonden im gün ergeben hätte , weit mehr Truppen als seither auf dem stigsten Falle eine Transaction, und nicht ohne Berechtigung nördlichen Kriegsschauplage zu verwenden. 91 Dießmal find deßhalb manche Stimmen selbst bis dahin gegangen, sollte dieser Fehler wieder gut gemacht werden. Romanzow gradezu die Entbehrlichkeit der ganzen Bundesmilitär hatte sich schon Anfangs Juni mit 12,000 Mann, welche

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bald zu dieſes Bestandes herabschmolzen , vor Kolberg gelagert, mußte aber zwei volle Monate auf die Flotte warten, welche ihm Verstärkung und Belagerungsmaterial zuführen sollte. Der Prinz von Württemberg deckte preußischer Seits die Festung mit 12,000 Mann in einem wohlangelegten verschanzten Lager, versäumte aber, die Zeit seiner Uebermacht zur Berdrängung der Russen zu verwenden , weil seine Truppen von untergeordneter Qualität waren und 7000 derselben für unzuverlässig galten. Darüber demoralisirten diese aber nur noch mehr, da in Folge dieser Passivität ſehr bald Proviants, Futter- und wegen der Munitionsverschwendung auch Bulvermangel eintrat. Auch nachdem der wackere Platen im September eingetroffen und die Preußen wieder auf die Stärke von 17,000 Mann gebracht hatte, war der schwache eigensinnige Prinz nicht zum energischen Vor gehen gegen den nur 20,000 Mann zählenden Romanzow zu bewegen, und so mußte das Deckungscorps endlich aus Hunger abziehen. Hiermit war aber die Leidens geschichte dieses unglücklichen Corps noch nicht zu Ende ; zu wiederholten Entsazversuchen und zur Deckung der nach Kolberg gehenden Transporte verwendet, unterlag es aus körperlichem Elend bei jeder Berührung mit den Russen. Die Verpflegung dieser Truppen war nämlich die er bärmlichste, die sich denken läßt ; nicht genug , daß der Prinz gleich zu Anfang der Belagerung einen bedeu tenden Proviantvorrath zu Belgard liegen ließ, weil es ihm an Geld gebrach , um ihn den Eigenthümern abs zukaufen, worauf die Russen ihn ohne Bezahlung für fich requirirten : auch jezt, mitten im Winter, als seine hungernden Soldaten einen Previanttransport nicht weiter zu schaffen vermochten , wollte er denselben aus Rücksicht für die königliche Caffe lieber an einen russischen Speculanten verkaufen, welcher mehr dafür bot, als die armen Soldaten aus ihrem Beutel bezahlen konnten. Diese waren jedoch so gescheidt und plünderten die Wagen. Endlich , nachdem alle Entsegversuche gescheitert und Mehl- und Pulvervorräthe bis auf's legte Körnchen auf gebraucht waren, capitulirte die Kolberger Besagung am 17. December nach 116 tägiger Belagerung.

mit der nunmehr unter Serbelloni auf Leipzig losrückenden Reichsarmee die Preußen aus Sachsen hinauszumanö vriren. Er zog es jedoch vor, auch während des Sep tembers und Octobers zu paufiren , seine Truppen in dem uneinnehmbaren Lager an der Weistrig mit Friedens exercitien zu beschäftigen und dem Prinzen Heinrich dadurch Muße zu lassen, die Reichsarmee durch Streifzüge unter Seydlig, in welchem jedoch der Sieger von Roßbach kaum wieder zu erkennen ist, und den kühnen Kleist aufzuhalten. Erst auf die Nachricht der Erstürmung von Schweidnit schien Daun mehr Regsamkeit zu gewinnen ; am 5. Nov., als dieKaiserlichen durch die Rückkehr der Verstärkungen aus Italien wieder zu 65,000 Mann angewachsen waren, wurde die ganze preußische Stellung lebhaft allarmirt, und Prinz Heinrich fürchtete schon, der Gegner wollte ihn schließlich doch aus Sachsen entfernen. Da zeigte es sich aber, daß Daun nichts als bequeme Winterquartiere gewollt hatte, was auch bei dem sehr frühen Einbruche der rauhen Witterung rathsam war. Die förmlichen Winterquartiere wurden in der früheren Ausdehnung von den Kaiserlichen erst Anfangs , von den Preußen erst am 30. December bezogen. Wahrscheinlich hatte Daun eine Rückkehr Frie drichs nach Sachsen gefürchtet, wenn er in dieser dritten Periode seiner großen Ueberlegenheit den Preußen allzu hart zugesezt hätte ; das Resultat war, daß Alles beim Alten blieb, und daß während des ganzen 8 monatlichen Feldzugs zwar Vieles, aber nicht viel , nämlich nicht eine einzige größere Operation unternommen wurde zum größten Glücke für die Preußen , denn der König hatte seinem Bruder eine höchſt mannigfaltige Aufgabe gestellt. Er sollte Sachsen behaupten, die Reichsarmee im Respect halten , den Saalkreis und das Halberstädtische_gegen Streifereien der Franzosen und Reichstruppen sichern, die Mark Brandenburg mit der Hauptstadt gegen Russen und Schweden decken und die schlesische Armee verstärken, falls Daun mit dem Gros sich dorthin wendete. Daß er für diese vielartigen Zwecke zu schwach war , liegt auf der Hand ; wenn er dennoch seine Aufgabe im Ganzen glücklich löste, so verdankte er dieß neben seiner eigenen Umsicht und Thätigkeit hauptsächlich der totalen Paſſivität ſeiner Gegner.

IV. Att in Sachsen. Der sächsische Feldzug bietet auf öſterreichiſcher Seite einen höchst unerquicklichen Anblick. Daun stand nach des Königs Abzug mit 70,000 Mann den 30,000 Preußen unter Prinz Heinrich gegenüber; da er jene 30,000 Mann die er zur Verstärkung an Laudon abzugeben hatte, aus Uebelwollen gegen diesen Rivalen erst am 10. Juni ab gehen ließ , so hatte er zwei volle Monate für sich , in denen er den in der verschanzten Stellung hinter der Triebsche von Nossen bis Meißen postirten Preußen arg zusehen konnte. Gleichwohl geschah von seiner Seite so gut wie nichts, und außer einem lebhaften Vorposten- und Parteientrieg, bei welchem die leichten österreichischen Trup pen manch' schönen Coupl ausführten, die Preußen aber unter dem rastlosen Obersten Kleist meist die Oberhand be haupteten, ist von größeren Operationen lediglich nichts zu berichten. Auch als Daun um jene 30,000 geschwächt war, hätte er immer noch Gelegenheit gehabt, in Verbindung

Militärische Briefe aus und über Italien. ( Es ist uns erfreulich, diese von uns in der A. M.-Z. Nr. 22 d. J. vorläufig angekündigten Original-Reiseberichte eines deutschen Offiziers schon heute beginnen lassen zu können. Dieselben schildern als Gegensas zu den in Nr. 22-25 mitgetheilten Auffägen über die militärischen Verhältnisse Sardiniens mehr die Lage Desterreich 8 in Italien , auf das grade jest wieder das allgemeine Interesse in erhöhtem Grade sich richtet. Ein größerer Bericht desselben Herrn Ver faffers unter dem Titel : Venetien mit dem Festungsviereck, eine militär - geographische Stizze " befindet sich bereits unter der Presse und soll in nicht ferner Zeit in Brochurenform erscheinen. D. Red.) I. Vom Bernhardin nach Trecate. [ M. B.] Oben auf den von zahlreichen Adern don nernder Eiswasser durchrauschten Schneefeldern des Monte

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Bernhardino , auf deſſen ſelbſt im Suli nicht schnee | wöhnlich großen, rothen, viereckigen Mantelsäcke aus, für freiem Scheitel ein dürftiges Häuschen Hospiz ge die sich wohl eine gefälligere Form finden lassen würde. nannt ―― inmitten trauriger Dede das Dasein mensch Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zum Langen licher Cultur bezeugt , gelangt man an die eigentliche see zurück. Das Boot landet in Luino mit seinen Grenze italienischen Lebens und Landes ; denn taum hat wunderlichen Klippenschlössern , dem reizend an Wein man die zahllosen Straßenwindungen hinter sich, welche und Olivenhügeln gelegenen Canero , dem fabriken der italienische Venturin mit schwindelerregender Schnelligs reichen Handelsstädtchen Intra , welchem die Befesti keit, aber sicherer Hand herabfährt , so findet man Alles gungen gegenüberliegen , welche die Desterreicher zum so ganz anders als diesseits der Alpen. Gleich der oberste Schuge ihrer Dampfschifffahrt auf dem Langensee zu Theil des Val Misocco zeigt durchaus italienisches Laveno erbauten : das Fort Monte Castello und Land und Volk ; schäumende Torrenten , ungeheuren Fort Cerro. Die italienische Regierung soll beabsich Silberfäden ähnlich, stürzen hunderte von Fußen hoch die tigen, beide Forts, nachdem sie jezt durch die Verrückung ſteilen, theils tablen, theils üppig bewaldeten Thalwände der Grenzen ihre Bedeutung verloren, eingehen zu laſſen. herab ; die Ortschaften, ein unregelmäßiges Conglomerat An den genügend bekannten borromäischen Inseln vorüber schmugiger, ruinenartiger, flachgedachter, steinerner Häuser, berührt der Dampfer die Stationen Bareno , Stresa, bilden einen grellen Contrast gegen die von Rauch und endlich Arona und mit diesem Orte die Eisenbahn. Von Arona führt die Bahn in südlicher Richtung Zeit geschwärzten Holzbauten des hinteren Rheinthales ; die Cultur wird üppig ; Weinranken , nach italienischer durch das entlang des unteren Seeufers herabstreifende Weise gepflegt, ziehen sich coulissenartig an den Straßen Hügelland , das überall die Terrassencultur zeigt , ein hin, und Kastanienbäume in üppiger Bracht, wie sie der gesegnetes, von Obst, Getreide und Gemüſe üppig strogen Norden nicht kennt , zeigen sich theils isolirt , theils zu des Land. Ununterbrochen kleiden die Gänge der Hügel ganzen Wäldern angehäuft. Aber auch die Schattenseite Wein- und Fruchtgärten , Oliven- und Kaſtanienhaine, italienischer Natur macht sich bereits unverkennbar. Der und in ihrem Gefolge finden sich all ' die landwirthschaft Schmug der Dörfer, das Leben auf der Straße , das lichen Objecte , welche derlei Pflanzungen bedingen : ge Arbeiten der Leute vor den Häusern , mit einem Worte mauerte Terrassen und Umzäunungen, Delmühlen, Winzer das an die Oeffentlichkeit gezogene Leben zeugt schon vonhäuser , zerstreute Cascinen und Deconomiegebäude , wo italienischer Sitte, wie denn auch hier schon das dolce durch das Land den Charakter eines äußerst durchschnittenen far niente schöner, aber faul in den Straßen und Gärten und verwickelten , der Defensive jedoch günstigen Bodens herumliegender Männergestalten an Italien erinnert. Erst annimmt. Es ist dieß das Land des fleinen Kriegs : bei Nacht wird Bellinzona erreicht und am frühen Morgen das Terrain, das Garibaldi ſich und seinen Alpenjägern Magadino , ein ärmlicher Ort am nördlichen Gestade mit Vorliebe zum Schauplag seiner Thätigkeit wählte, des langgestreckten , durch seine landschaftliche Schönheit woran uns drüben das schön gelegene Sesto Calende bekannten Langensees . Der Dampfer fährt unmittels erinnert, deffen altergraues Castell stolz von einem strogen Bei der bar nach Ankunft der Post ab, und in wenigen Minuten den Weinhügel über den See herüberschaut. erreicht man mit dem freundlichen Orte Brissago, dessen Station Oleggio erreicht die Bahn die Region der weiße Häuschen weithin aus den fie umgürtenden Cy Reisfelder. Die Eigenthümlichkeit der Landschaft und preſsenalleen herausleuchten , die Grenze der wälschen der Einfluß derselben auf die Kriegführung verdient wohl Schweiz, und bei Canobbio landend, einen der ältesten berührt zu werden . Es erscheint dieses Terrain als große und wohlhabendsten Orte des Langensees; hier belehrt uns Wiesenebene , welche durch mittelst Dämmen eingefaßte die am Hafen stehende, nach süddeutschen Begriffen etwas Bewässerungscanäle in regelmäßige Vierecke von etwa coquett aufgepugte Figur eines italienischen Gendarmen, 300 Schritt Seitenlänge getheilt ist. Die Dämme selbst daß wir uns bereits im Bereiche der Staaten Victor find mit Bäumen bewachsen. Im Frühjahr wird mittelst Emmanuels befinden . Bleiben wir einen Augenblick bei Schleusen das Wasser über die Felder geleitet, das, wenn dieser Erscheinung, die uns im Laufe der Reise auf allen auch nicht sehr tief, die Gegend bis zur Ernte überfluthet. Bahnhöfen , Stationen , in den Straßen der Städte er Im Herbste werden die Canäle wieder abgesperrt, jedoch folgt, um einige Worte über die italienische Gendarmerie ist die ganze Gegend während der drei Jahre, in denen zu bemerken. Sie besteht aus lauter ausgesuchten, körper die Reisfelder als solche bebaut werden , als ein Sumpf lich gut gestalteten, gewandten Leuten, deren Ansehen man zu betrachten , der sich in den nächsten zwei Jahren, wo Durch elegante Uniform , die aber dem deutschen Ge dem Boden Ruhe gegönnt wird, in eine üppige, überall schmacke nicht behagt, zu stüzen versucht. Der preußische pratticable Wiesenfläche umwandelt. In militärischer Be Hut, quer aufgefeßt , in Gala mit blau-rothem Feder ziehung kann man somit die Reisfelder unprakticabeln busch geziert, macht einen ebenso sonderbaren Eindruck Sümpfen gleichstellen, welche die Bewegung nur auf den als der lange Spigfrack, der trog ſeines eleganten Schnittes, Dämmen gestatten und selbst im trockenen Zustande wegen der reichen Achselschnur und der gestickten Granaten an des ungesunden Sumpfgeruchs weder gut zu Lagerplägen den spigen Rockschößen etwas mehr an Polizeidiener als sich eignen , noch anderen Waffen als ter Infanterie an eine Elitetruppe erinnert, wozu namentlich auch die zugänglich find , da das dichte Nez von Gräben und über die rechte Schulter getragene Säbelkuppel das Ihrige Dämmen der Artillerie und Cavalerie hindernd ent beiträgt. Einen besseren Eindruck macht die trefflich be gegentritt. Ohne einen bedeutenderen Ort zu berühren , erreicht rittene Gendarmerie ; Roß und Mann sind tadellos. Etwas schwerfällig bei ihrer Ausrüstung sehen die unge die Bahn Novara , das mit seinen imposanten Kuppels

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thürmen und seinem ansehnlichen Bahnhof den Eindruck Die Hügelwelle hinter No einer großen Stadt macht. vara, auf der sich die weithin sichtbare alte Kirche, neben der ein Meierhof liegt , erhebt , ist die Biccoca : der Brennpunkt jenes großen Entscheidungskampfes , in dem der unglückliche Karl Albert, dem greifen Radegt unters liegend, Krone und Reich zugleich mit der Schlacht verlor. Von Novara wendet sich die Bahn östlich nach Trecate dem Ticino zu, und wir erreichen damit die Station, von welcher aus gewöhnlich das Schlachtfeld von Ma genta besucht wird .

Miscelle. Die ältesten Geschütze in Bayern. Die Chroniſten erzählen, daß die Augsburger im Jahre 1371 mit 20 Steinbüchsen auf die Truppen des Herzogs Johann von Bayern herausschoffen und in einem Ausgaben

büchlein der Stadt Nürnberg vom Jahre 1356 bereits „Ge schüß und Pulver" vorkommen. Die ersten Geschüße in Deutsch. land würden also demzufolge dem 5. Decennium des 14. Jahrhunderts angehören. Nun finden sich aber in einem In ventar des kurfürstlichen Zeughauses zu Ingolstadt von 1636 4 Geschüße aus dem 3. Decennium des 14. Jahrhunderts verzeichnet. Das Inventar ſagt nämlich bei Aufzählung der vorhandenen Geschüße : 1) " Am Scharpfdirlein (Scharfeiaul) (?) mit einem Ab ler vnd im Wappen ein N samt der Jahrzahl_begriffen, 1330 " , und 2) W Drey cleine Pockstickhlein oder Scharpfdirlein (?) mit einem Adler und Jahrzahl 1335, doch ohne Lauette". Daraus geht nun hervor , daß die ersten Geschüße in Deutschland schon in die Regierungszeit Kaiser Ludwig des Bayers fallen. An der Westgrenze des deutschen Reichs war das Feuergewehr bereits urkundlich im 2. Decennium des 14. Jahrhunderts in voller Ausübung (Böhmen , Regesta, Ludovici , Bavari , additam I , Frankfurt a. M. p. 296 in fine , p. 297 in it.) Weiter befindet sich in dem genannten Inventar noch ein Geſchüß aus dem Jahre 1370 angeführt. Es heißt nämlich : „ 1 Falkonet mit einem darauf gegossenen Adler und Jahrzahl 1370 regiert an Eisen 1 Pfund.“

Nachrichten.

der ausländischen erreicht hatten , haben die Schießversuche, welche vor einigen Monaten in Steyermark gegen 41 Zoll Wien, 1. August. [Bevorstehende Errichtung dicke Platten unternommen wurden, ein vorzügliches Resultat eines stehenden Lagers bei Bruck a. d . L. ] Schon geliefert.— Die Panzerfregatte ,,Salamander" unterscheidet sich seit längerer Zeit wurde hier über die Errichtung eines von allen anderen, uns bisher bekannten Kriegsschiffen schon ständigen Lagers, nach dem Muster des Lagers von Châlons, in ihrer äußeren Erscheinung sehr auffallend. Das Vorder für die österreichische Armee berathen. Die Angelegenheit ist theil des Schiffes läuft nämlich sehr scharf keilförmig zu, und jezt so weit gefördert, daß das Inslebenführen dieses Ge die Panzerplatten dieses Keils bilden eine Art Breitbeil von dankens im Allgemeinen als gesichert erscheint, und wesentlich außerordentlicher Dimension, mit welchem man anderen Schiffen nur noch die Frage erörtert wird , ob das Lager nur für in den Leib rennen kann. Die zweite auffallende Eigenthüm eine Brigade oder für eine ganze Division zu berechnen sei. lichkeit dieses Schiffes ist ein rundes Blockhaus, welches etwa Wahrscheinlich entscheidet man sich für das leztere. Die in 6 Fuß über Deck ragt. Dieses Blockhaus ist schußfest und für den Commandanten bestimmt , der von hier aus die Be Aussicht genommene Localität liegt an der ungarischen Grenze, unweit Bruck an der Leitha. wegungen des Feindes ganz sicher übersehen und die Evolution. Triest, 26. Juli. [Die neuen Panzerfregatten des eigenen Schiffes vollständig leiten kann. Denn in diesem Juan d'Austria und Salamander. ] Heute wurde Raume hat er die Vorrichtungen für das concentrirte Feuer auf der Werfte S. Marco die Panzerfregatte Juan d'Austria" der Geschüße , den Maschinentelegraph und andere unter der glücklich vom Stapel gelassen. Es ist dieß die lezte der drei | Hand , mittelst welcher er seine Commandos , ohne auf dem neuen, zu Ende des vorigen Jahres begonnenen Fregatten Deck dem Feuer ausgesezt zu sein, in die verschiedenen Schiffs= dieser Claffe , wovon die beiden ersteren , „ Kaiser Mar" und räume mittheilen kann. In diesem Blockhaus hat auch eine „Prinz Eugen ", sich gegenwärtig in dem neuen Lazareth be Infanterieabtheilung Plaz, welche von dieser geschüßten Posi finden , um daselbst gepanzert und vollständig ausgerüstet zu tion aus, im Fall das Schiff geentert würde, das ganze Dec werden. Mit der Panzerung der Fregatte „Kaiser Mar“ mit ihren Kugeln bestreichen kann. Uebrigens ist eine Ente find ziemliche Fortschritte gemacht worden ; dieselbe hat be rung dieses Schiffes schwer möglich. Die äußere Wand des reits im Mittelschiffe die Höhe der Stückpforten erreicht, und selben bietet keine hervorspringenden Theile dar , an welchen es werden auch schon am Vordertheil die krummen Platten es dem Feinde möglich wäre, hinaufzuklettern und sich anzu angebracht. Auffallend sind die großen Dimensionen der klammern. Die Luken am Deck sind mit schwerem eisernen Platten der neuen Fregatten gegen die der Fregatten „ Sala, Gitterwerk geschlossen, wodurch ein Eindringen unmöglich ist. Die Geschüßpforten in den Seiten find grade weit genug für mander" und " Drache" , und sie zeigen den Fortschritt, wel chen die Plattenfabrication im Inlande in der Zwischenzeit die Mündung der Kanone und ihre nothwendige Elevation, gemacht hat. Während bei den ersten Versuchen in Pola und bieten höchstens nur noch so viel Raum, daß sich ein die inländischen Platten noch nicht die Widerstandsfähigkeit | Mann mit großer Mühe durchzwängen kann. Die Besege Desterreichische Monarchie. ** x'},

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247 lung der Panzerfregatte ist gleichfalls von der anderer Schiffe sehr verschieden. Der Zweck derselben ist nämlich der : das Schiff bei bewegter Sec zu stetigen , es gegen zu heftiges Hin- und Herwerfen zu unterstügen, und bei längeren Fahrten, wenn der Wind günstig ist, das Feuerungsmaterial zu sparen. Auch sind die Stangenraaen so eingerichtet , daß sie binnen wenigen Minuten herabgeholt werden können , so daß bei einem eventuellen Gefechte bloß die Maſtſtumpfen ſtehen bleiben, welche durch feine Drahtseitwanden und Stage gestützt wer den. Hierdurch wird jeder Verlegung des Decks und der kämpfenden Mannschaft durch herabgeschossene schwere Bes mastungstheile vorgebeugt ; ferner werden die Evolutionen des Schiffes unter Dampf dadurch erleichtert ; es wird verhindert, daß der Gegner sich mit seiner vollen Lakelung in jene des Panzerschiffes verfange, um eine Enterung vorzunehmen. Das Schiff sieht, wie gesagt, imposant aus ; es vereinigt die Vor theile einer schwimmenden Batterie mit jenen der Campagne schiffe, und wenn es sich bei der Probe ganz feetüchtig und den theoretischen Berechnungen entsprechend bewährt, so wird unsere Marine stolz darauf sein können, denn der Plan wurde von einem österreichischen Ingenieur, Herrn Romako aus Wien, entworfen , von einem Desterreicher wurde das Schiff gebaut, die Maschinen, Schraube, mit einem Worte alle Bestandtheile find in Desterreich gefertigt. Preußen.

Berlin, 30. Juli. [50jährige Jubiläumsfeier der Land - Gendarmerie.] Heute vor fünfzig Jahren, am 30. Juli 1812, wurde die Land- Gendarmerie organisirt. Eine besondere Feier dieses Jubiläums findet nicht statt, weil die Land-Gendarmerie im ganzen Lande zerstreut, fast einzeln stationirt ist. Bei dieser Gelegenheit wollen wir über die gegenwärtige Organisation dieses Corps Nachfolgendes hinzufügen : das Corps der Land- Gendarmerie , welches nach ben 8 Provinzen des Staats in 8 Brigaden eingetheilt ist, besteht aus dem Chef, General-Lieutenant v. Alvensleben, Commandant von Berlin und mit der Führung der Geschäfte des Chefs der Land - Gendarmerie beauftragt , aus 8 Briga diers : 1. Brigade, Oberst v. Garten in Königsberg i. Br., 2. Brigade , Oberst-Lieutenant v. Harthausen in Stettin, 3. Brigade, Oberst v. Clausewig in Berlin , 4. Brigade, Oberst v. Owstien in Magdeburg , 5. Brigade , Oberst v. Panwig in Posen, 6. Brigade, Oberst v. Bentivegni in Bres lau , 7. Brigade, Oberst Freiherr v. Schleinig in Münster und 8. Brigade, Oberst v. Plög in Koblenz. Diese Brigaden find in Districte eingetheilt. denen 6 Majors und 16 Haupt leute vorstehen und zu welchen 107 erste Wachtmeister, 1132 berittene und 1016 Fuß-Gendarmen gehören. Im Ganzen besteht also das Corps der Land- Gendarmerie aus 1 General Lieutenant als Chef, 7 Obersten und 1 Oberstlieutenant als Brigadier, 32 Majors und Hauptleuten als Districts Offiziere (1 Major als Adjutant beim Chef) und 2255 Wachtmeister und Gendarmen. - Die Hafen- Gendarmerie in Memel und Swinemünde ſteht in keinem Zusammenhang mit der Land-Gendarmerie. [Aufhebung der Festung Schweibniz.] Bei der Commandantur in Schweidnig ist die Nachricht einge gangen, daß der König mittelst allerhöchster Cabinetsordre vom 7. Juni zu befehlen geruht hat , daß Schweidnig auf

hört, Festung zu sein. Es bleibt jedoch ein Plag von fortis ficatorischer Wichtigkeit. Es werden daher auch die jetzt vor handenen Werke der inneren Enceinte keinenfalls geschleift, ebenso verbleibt wahrscheinlich das Artilleriedepot hier. Da gegen kommt die bisher in Schweidnig garnisonirende Festungs compagnie der Garde-Artilleriebrigade zum 1. October nach Spandau. - [Neu erfundenes System von eisergen Fortificationen. ] Einer Mittheilung der officiösen Allg. Preuß. 3tg. zufolge hat ein Civilingenieur Wilhelm Parje aus Cöln , in Offenbach a. M. wohnend , der gegenwärtig in Berlin verweilt , dem Kriegsministerium ein eigenthüm liches , von ihm neu erfundenes System von eisernen Forti ficationen vorgelegt , welches die Festungen uneinnehmbar (?) machen und alle bisherigen bekannten Vertheidigungs- und a Angriffsmittel übertreffen soll. Die Parje'schen Fortificationen sollen transportabel und sowohl für Land- und Seefeftungen, wie für befestigte Lager 2c. anwendbar sein.

Dänemark. Von der dänischen Grenze , 23. Juli. [ Bau von 2 Panzerdampfschoonern.] Die beiden ersten Panzerfahrzeuge der dänischen Marine , die Dampfschooner Absalon und Esbern Snare , welche vor einiger Zeit aus England auf der Kopenhagener Rhede angekommen sind, werden in dänischen Blättern so gerühmt, daß es der Mühe wohl verlohnt, sich dieselben näher anzusehen. Der Beschrei bung in Kopenhagener Blättern zufolge sind diese Fahrzeuge 145 Fuß lang, 26 Fuß breit, und haben einen Tiefgang von 101 Fuß. Die Maschine hält 100 Pferdekraft und gibt dem Fahrzeug allein eine Fahrt von 11 Knoten in der Stunde. Auf der Fahrt von England nach Kopenhagen er zielte der Absalon unter gleichzeitiger Anwendung der Segel und Dampftraft eine Schnelligkeit von 13 Knoten. Der Schiffsrumpf besteht aus (vermuthlich halbzölligem) Eisen, auf welchem eine Filzschicht liegt, die wiederum von 24 bebedt ist. zölligen Eisenplatten bedeckt Die Schraube ist zwei blätterig und dreht sich in der Minute 120mal. Für Kohlen ist auf 4 Tage (Vollkraft) Raum vorhanden. Die Armi rung besteht aus 3 Kanonen, von denen ein Sechszigpfünder in der Mitte des Decks und je ein Dreißigpfünder vorn und hinten ( nach Art der größeren preußischen Kanonenboote) an gebracht ist. Die Besagung ist , eingeschlossen Offiziere und Maschinenpersonal , 57 Mann start. Gezogene Kanonen scheint man bis jezt noch nicht viele zu besigen, sonst würde man die neueren Kriegsfahrzeuge wohl mit solchen versehen. Ob die Dice des Panzers den Geschossen gezogener Vierund zwanzigpfünder hinreichenden Widerstand leisten würde, er scheint mindestens zweifelhaft. Obgleich demnach dieser neuere Zuwachs der dänischen Marine die Feuerprobe erst noch zu bestehen haben wird , ist man mit demselben doch schon so zufrieden , daß man beschloffen hat, den für die Schlei be stimmten Dampfwidder bei derselben englischen Firma bestellen zu lassen. Außerdem wird die Marineverwaltung wenigstens eins der alten Segelschiffe nach vorgenommener Rafirung der oberen Batterie in einen Panzerdampfer verwandeln laſſen.

Griechenland. Athen, 18. Juli. [ Ein neues Marineconscrip tionsgeset.] Das Marineministerium hat einen Vorschlag

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ausgearbeitet , welcher wesentliche Reformen in der Recruti Schweden und Norwegen. rung und Organifirung der königlichen Matrosen zum Zweck hat, und wobei man das französische System zum Muster ge Stocholm, 24. Juli. [ Die topographischen Ar nommen hat. Bisher war die Seeconscription auf die Inseln beiten vom Jahre 1861. ] Laut dem Ende März d. I. Hydra und Paros beschränkt ; jezt soll sie auf alle Inseln | veröffentlichten Bericht des Chefs vom königlich schwedischen und Häfen ausgedehnt , ferner soll das Matrosencorps von topographischen Corps sind im Jahre 1861 folgende topo graphische Arbeiten in Schweden ausgeführt worden : 600 auf 1000 Mann gebracht werden. Rußland. St. Petersburg, 20. Juli. [Neubefestigung von Kertsch. Die Befestigung von Kertsch ist neu aufgenommen und wird gegenwärtig mit bedeutenden Kräften betrieben. Dieselbe wird beide Ufer der nach diesem Orte benannten Meerenge umfassen, und soll im großen Maßstabe ausgeführt werden. 20,000 bis 25,000 Soldaten sind bei dem Baue beschäftigt. Wenn derselbe vollendet worden , wird Rußland für jebe Eventualität Herr des tief in seinen Landeskörper einschneidenden, bedeutungsvollen Binnenmeeres sein, aus deffen Besehung durch die vereinigten Marinen Englands und Frank reichs 1854-1855 ihm so große Verluste und für seine Krieg führung auf der Krim so viele Uebelstände erwachsen waren.

a) Winterarbeiten : Verschiedene Blätter der vom topographischen Corps entworfenen Karte von Schweden wurden in verjüngtem Maßstabe gezeichnet , um sie zum Stich vorzubereiten. - Fortsetzung der Berechnung des großen Dreiecneges von Schweden. ― Controlirende Untersuchung aller Arbeiten , sowohl der , welche von Feldmessern einge liefert , als auch der , welche in der Zeichnung vollendet wurden.

b) Sommerarbeiten : Die Triangulation wurde von West- Dalekarlien aus in der Richtung nach Often fortgefeßt, und es find sechs Triangulationspunkte vollständig beobachtet Feldmessung und die Signalpunkte ausgesteckt worden. und Höhenmessung in Schoonen nahmen ihren Fortgang . Bei letterer wurden 1050 Punkte bestimmt , deren Höhen Sardinien. ziffern in die ausgegebenen Kartenblätter von Schoonen ein [S. ] [ Gegenwärtiger Stand der Armee.] In getragen werden sollen. Von der Karte von Schweden wurden im Laufe des Folge der Eintheilung von 2000 Freiwilligen-Offizieren, von Jahres von den älteren Platten , die gegenwärtig revidirt welchen die der Specialwaffen und der Verwaltung ihre Befähigung durch Prüfungen nachweisen mußten , wurde die werden , folgende nach ihren Hauptorten benannte Blätter Sie besteht jezt aus herausgegeben : Uddevalla , Wenersborg , Mariestad , Upperud Armee um 4 Divisionen vermehrt. 7 Armeecorps à 3 Divisionen à 16 Bataillone Linie, 2 Ba- und Skinskatteberg. Bereits vollendet , aber noch nicht er taillone Jäger , 4 Schwadronen und 3 Bataillone Artillerie.schienen find : Derebro , Carlsborg und Gysinge. Von den Hiernach ist der Stand der Armee (von Juli 1862 ab) neuen gestochenen Schoonen'schen Blättern sind erschienen : Malmö, Landskrona und Engelholm. Von diesen sind voll folgender : Mann. Pferde. endet, aber noch nicht herausgegeben die Blätter Cimbris Infanterie: 84 Regimenter 257,628 hamn und Christianstad. Somit sind denn alle Küstenblätter 28,336 Jäger: 42 Bataillone von Schoonen abgeschlossen ; übrig sind nur noch die Blätter 20,811 15,498 Reiterei : 21 Regimenter Lund , Finja und Carlshamn , von denen die beiden ersteren 8948 13,855 auch bereits im Stich sind. In den Händen des Publi Artillerie: 4 Regimenter Feldartillerie 3 10,125 cums befinden sich jezt - die beiden im Jahre 1860 er Festungsartillerie " 2159 40 1 Bontonniere "I schienenen Blätter Sala und Fjällbacka mit inbegriffen ― 90 2798 1 Handwerker 10 Blätter, und 5 harren nur noch des Colorirens. Von 6410 Genie : 2 Regimenter den Läns-Karten ist die von Nyköpings-Län im Stich. 1214 818 Guiden : 1 " Im Laufe des Jahres wurde auch die vor längerer Zeit ge 9240 11,340 Train : 3 "1 agte , neuerdings aber revidirte Karte der Umgegend von 4461 Verwaltung Stockholm in 9 Blatt (Maßstab 1 : 20,000) herausgegeben. 4468 Carabiniers: 14 Legionen 17,958 In der am 20. Februar abgehaltenen Quartalssigung 6763 400 Stäbe, Militärinstitute 2c. der Gesellschaft der Wissenschaften zu Drontheim wurde unter Anderem auf Antrag des Vorstandes beschlossen, dem Lieute Summe 381,758 31,602 nant D. Krefting in den Jahren 1862 und 1863 eine Turin , 20. Juli. [ Beabsichtigte Einführung der „Satanella" bei einem Lanciers regiment. ] Nach Unterstügung von je 100 Spcs. zu gewähren , zum Zweck einer Mittheilung des piemontesischen „ Armee-Moniteur" soll der Herausgabe einer Specialkarte von Süd- Drontheims Amt. Für die betreffenden Aufnahmsarbeiten zu dieser Karte die Waffe der Satanella in einem Lanciersregiment praktisch die Gesellschaft bereits früher 600 Spcs. bewilligt. hatte eingeführt werden. Die Lanze des Reiters würde nach der Erfindung eines Herrn G. J. B. in eine Art Electrifir Von der im vorigen Jahre zuerst erschienenen , für die apparat (!) umgewandelt werden , um bei der bloßen Be Zwecke der norwegischen Volksaufklärungs - Gesellschaft von rührung mit der Spige den Feind niederschmettern zu können. Capitän Schwenzen herausgegebenen Karte der skandina (Alles schon dageweſen : man erinnert sich, daß schon Ariost im | vischen Reiche mit Island und den Färöern (im Maßstab rasenden Roland dem Paladin Astolfo eine mit gleicher Wunder von 1 : 1,900,000 ) ist Ende April eine neue Auflage er schienen. kraft ausgestattete Lanze in die Hand gibt !) Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von E. W. Lesk e.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster No. 32.

Jahrgang.

Darmstadt , 9. August.

1862 .

Inhalt: Aufsätze. Das deutsche Schüßenfest. 1. — Das Exerciren und das Manövriren im Infanteriebataillon. - Militärische Briefe aus und über Italien. II. Wanderung über das Schlachtfeld von Magenta. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Einsegung einer Befestigungs- und Armirungs- Inspicirungscommission. Preußen. Beabsichtigte Aenderungen im Militärverpflegungswesen. Bayern. Die neue Organisation der Artillerie. Däne mark. Befestigungsarbeiten bei Neumünster. Niederlande . Uebungslager bei Milligen. Errichtung einer Artillerie-Instruc tionscompagnie. Rußland. Beabsichtigte Eintheilung des Landes in 15 Militär-Arrondissements. Schweden und Norwegen. Bericht der Marinecommission. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Brame's Geschüzventilator.

Das deutsche Schüßenfeft. I. [ M.] Wohl ziemt es auch uns deutschen Soldaten, Des deutschen Schüßenfestes mit froher Anerkennung zu gedenken , denn die schönen Tage von Frankfurt waren Lage des Sieges für die deutsche Treue und Ehre, Tage der Niederlage für den schlimmsten Feind unserer deut schen Waffen : den deutschen Bruderzwist. Das Schüßenfest war ein lauter Protest des deutschen Volkes gegen alle diejenigen , welche zur Ausführung ihrer Pläne auf den deutschen Bruderhaß rechnen müssen ; ein lauter Protest gegen die traurige Verblendung derer, denen ein Kampf von Deutschen gegen Deutsche auch heute noch nicht verwerflich scheint. Das deutsche Schüßenfest hat eine hohe Bedeutung für die Wehrhaftigkeit der deutschen Nation, — nicht etwa weil der deutsche Schüßenbund eine unmittelbare , be deutende Vermehrung unserer Kriegsmacht zu liefern ver spräche, sondern weil er uns für die Sicherheit der Basis, auf der die gesammte deutsche Kriegsmacht sich entwickeln muß, eine neue Garantie zu bieten scheint. Die A. M.-3. ist vorzugsweise der Besprechung und Förderung des technischen Fortschritts im deutschen Kriegs wesen gewidmet. Wir sind rastlos bemüht , die besten militärischen Einrichtungen aller civilisirten Nationen der

Erde mit den Zuständen unserer deutschen Heere zu ver gleichen , unsere eigenen Fortschritte daran zu messen, unsere rückständigen Aufgaben danach zu bestimmen. Und wahrlich , diese unsere Arbeit auf dem Gebiete der mili tärischen Wissenschaft kann als eine lohnende und hoff nungsvolle bezeichnet werden, denn unser geistiges Schaffen hat seinen sicheren Boden und seine reellen Erfolge in der jezigen Beschaffenheit und ununterbrochenen Entwicke lung der heimischen Kriegsmacht ; wir stehen inmitten eines Verbandes deutscher Heere , deren fast jedes den sichersten Resultaten der Wissenschaft und den neuesten praktischen Lehren der Kriegsgeschichte in seinen Institu tionen Rechnung trägt. Was nügt es Aber was hilft uns das Alles ! uns, die Spigen aller einzelnen Pfeile zu schleifen, wenn der mächtige Bogen zerbricht , der sie abschießen soll ! Nur in unserer Einigkeit und Treue find uns Bogen und Sehne , Spannung und Schnellkraft gegeben , um die Pfeile unserer Kriegsmacht kräftig zum Ziele zu treiben. Wenn auch heute noch die gemeinsamen Hüter und Lenker deutscher Kraft und Einheit vergeblich nach einer Combination suchen , durch die es gelingen könnte , die deutsche Kraft und Einheit zur That und zur Wahrheit werden zu lassen , so fommt es uns am allerwenigsten zu , die Lösung eines politischen Räthsels zu versuchen, an dem schon so oft die Weisheit der Weisen zu Schanden wurde.

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Aber es gibt , wie für jede , so auch für diese höchst | Sicher gibt es nur sehr wenige deutsche Infanterieoffi schwierige Aufgabe gewisse Grundlagen und Ausgangs ziere , die nicht in dieser Beziehung einem Fortschritt punkte, welche von Keinem verkannt und verläugnet kräftig das Wort redeten . werden dürfen , der in Wahrheit dem hohen Ziele ent Wenn man nun troßdem noch nicht überall den ge denn die gegenstrebt. Gegenüber allen den vielen Elementen und wünschten Fortschritt sich bethätigen sieht, Factoren , die in der hohen Einheitsidee sich versöhnen literarischen Klagen sind noch nicht verstummt so dürfte und verbinden sollen , gibt es zunächst nur einen für diese Wahrnehmung wohl ein Hauptgrund in dem Kitt, der uns im Drang der Zeiten zusammenhalten Umstande liegen, daß es eben leichter ist, eine Sache zu mag : es ist die natürliche Waffenbrüderschaft der deutschen tadeln, als etwas Besseres dafür an die Stelle zu sehen . Stämme und Heere , an der sich Niemand versündigen Eine bloße Verurtheilung des alten Ausbildungssystems darf, der auf die Zukunft des deutschen Volkes zu rech reicht aber nicht aus ; es muß ein besseres Verfahren, die nen hat. Trog aller Verwickelung und Verwirrung der Uebungen anzustellen , angegeben und mit Eifer befolgt Zeit erhält sich im Norden und Süden das Bewußtsein werden. Freilich ist es weit bequemer , mit Spott und Hohn der gemeinsamen höchsten Interessen und Pflichten. Diese unsere tröstliche Ueberzeugung hat durch das jenes alte System und seine Anhänger zu verwerfen, zu deutsche Schüßenfest eine neue Befestigung gefunden, tadeln und lächerlich zu machen , als darüber mit Ernst und hierin erkennen wir die hohe militärische Bedeutung nachzudenken, wie denn und wodurch die Friedensübungen jener freudigen Tage. wirklich nüglicher werden könnten , d. h. wie dieselben Aber wir wollen hiermit dem deutschen Schüßenfeste einzurichten seien, daß fie sowohl für den Mann im Gliede, als auch für den Vorgesezten , nicht bloß für die einen gewissen unmittelbaren militärischen Werth durch jüngeren Herren , sondern hinauf bis zum Bataillons aus nicht absprechen. Wenn ein preußischer Redner in rhetorischem Auf commandeur und darüber lehrreich sind. Wahrhaft lehrreich heißt eine militärische Uebung aber schwung bereits ein neugeschaffenes Schüßenheer vor sich sah, durch welches die Militärfrage in ein neues Stadium mit Recht nur dann , wenn sie einem jeden Theilnehmer gebracht werden soll , so war uns dieß freilich um so gute Gelegenheit bietet , schon dasjenige im Frieden zu weniger verständlich , als grade die Betheiligung der denken und auszuführen , was er im Kriege zu erwägen Zwar werden immer auch die Preußen (abgesehen von den Rheinländern) sich bei dem und zu leisten hat. Schüßenfeste nicht in hervorragender Weise geltend machte. | rationellsten Friedensübungen gegen diejenigen Beleh rungen zurückbleiben, welche der Krieg selbst zu ertheilen Aber auch mit völlig nüchternem Auge sah man in Frank furt eine ehrenwerthe Versammlung deutscher Männer vermag ; indeß muß das Streben , den Krieg , das Ge= aus allen Gauen, doppelt achtbar als Vertreter der alten fecht stets vor Augen zu haben , als der sicherste Weg unvertilgbaren Bruderliebe der deutschen Stämme und erkannt werden , die anzustellenden Uebungen möglichst als Förderer des fröhlichen deutschen Schüßenthums. nugbringend zu machen. Durch das deutsche Schüßenwesen in seiner jegigen Um aber den Krieg und das Gefecht als Vorbilder Organisation wird die Bekanntschaft mit der gezogenen benußen zu können , muß man dieselben entweder aus Waffe in immer weiteren Kreisen heimisch werden , zum eigener Erfahrung kennen, oder wer wie wir, die jüngere wachsenden Vortheil der deutschen Kriegsheere , welche Generation , den Krieg in der Praxis nur wenig oder eine immer größere Anzahl geübter Schüßen theils in gar nicht gesehen hat, der muß zum Studium greifen. ihren Rahmen hereinziehen , theils ( im Kriegsfall) zu An der Hand der Taktik , eines ernsten Studiums der schägbaren Freiwilligencorps organisiren können . Einem Kriegsgeschichte , betrete der Offizier den Uebungsplaß, solchen nationalen Streben kann ein denkender deutscher und er wird sicher nicht fehlgehen. Soldat seine Achtung und Anerkennung nicht versagen. Es soll gewiß das Verdienst derer nicht geschmälert Wir werden nun einige technische Bemerkungen über werden, die durch Wort und Schrift , durch Wig und Wahrheit, dem früheren Zopf in den militärischen Uebungen das deutsche Schüßenfest folgen lassen. tapfer zu Leibe gegangen sind und die Augen der jeßigen Generation darüber geöffnet haben. Indeß nunmehr, nach gewonnener Einsicht, ist es auch Pflicht eines jeden praktischen Offiziers, mit allen Kräften dazu beizutragen, jede Uebung für sich selbst und für die Untergebenen Das Exerciren und das Manövriren im recht lehrreich zu machen. Wer hierzu nicht Lust und Trieb besigt, der schelte auch nicht das alte System, sonst Infanteriebataillon. bringt er sich in den gegründeten Verdacht, sein Unmuth ſei mehr gegen die Mühe und Arbeit des alten Sy. Eine taktische Studie. stems , als gegen dieses selbst gerichtet. [ v. Hdt. ] Es ist bereits in so vielen Aufsägen und Das neue System der Truppenausbildung , soll es Brochuren der neueren deutschen Militärliteratur über wirklich Belehrung bringen , wird aber ohne Frage bei as bisherige Ausbildungssystem der Infanterie, über das weitem mehr Mühe und geistige Arbeit verlangen als Drillen und das Paradewesen so entschieden der Stab das frühere , mehr mechanische Betreiben der Uebungen. gebrochen, daß die Zahl der offenen Anhänger jenes alten Es wird dieß umsomehr dann der Fall sein, wenn nicht Systems gewiß eine nur noch höchst geringe sein dürfte. nur der Mann im Gliede, sondern auch die Vorgesezten

251 dabei für den Krieg Nügliches lernen sollen. Jemehr die Vorgesezten lebhaft erkennen und festhalten , daß namentlich die Uebungen in größeren Abtheilungen weit weniger der Truppe wegen, als grade ihrethalben anzu stellen sind, desto mehr wird das Drillen, das Betreiben von Details und Kleinigkeiten bei diesen Uebungen ver schwinden. Die Vorgesezten , namentlich die Compagnies und Bataillonscommandeure , sollen eben lernen , die Truppe zu gebrauchen, anstatt stets und ständig sich damit abzu mühen , der Truppe die Details ihres Handwerks , die taktischen Elemente, zu lehren und sie hierin auf einen über flüssigen Grad von Fertigkeit zu schrauben. Der deutsche Soldat, was auch sonst seine Schwächen sein mögen , steht sicher hinsichtlich seiner taktischen Ele mentarabrichtung auf einem so hohen Standpunkt, wie dieß in irgend einer der übrigen europäischen Armeen der Fall ist. Ob dieß Urtheil in Bezug auf die Ausbildung der Führer für die deutschen Armeen und Contingente ebenso günstig ausfallen möchte , dürfte wohl die Frage ſein. -Nun ist es einmal freilich eine sehr viel leichtere Aufgabe, einen Infanteristen so weit abzurichten , daß derselbe taktisch brauchbar ist, als für einen Hauptmann oder für den Commandeur eines Bataillons, fich für alle Anforderungen , die das Gefecht und der Krieg an ihn stellt, schon im Frieden bereits auszubilden. Sodann muß man zugestehen , wie in den Truppen theilen der deutschen Contingente , mit zwei Jahren Präsenzzeit und mit einem ausgedehnten Urlaubssystem, namentlich der Ausbildung des Stabsoffiziers ſich wesent liche Schwierigkeiten in den Weg stellen. Es fann da her nicht sonderlich Wunder nehmen , wenn jenseits des Rheins die gleichgestellten Chargen mehr Uebung und Gewandtheit besigen . Der geringe Präsenzstand an Mann schaft bei der Fahne gibt dem deutschen Stabsoffizier nur selten Gelegenheit, das Bataillon zu exerciren, noch seltener mit dem Bataillon zu manövriren, oder dasselbe in einem größeren taktischen Verbande zu führen . Da ferner der Stabsoffizier für die Detailausbildung seines Bataillons in letter Instanz verantwortlich ist und bleiben muß, so wird er immer wieder zum Betreiben des Details , zum sogenannten Drillen, herabgezogen, und zwar umſomehr, je größeres Gewicht von oben her von Seiten der Inspicirenden eben auf diese Detailabrichtung der Mannschaft gelegt wird , je mehr grade diese als Maß stab der Tüchtigkeit des Bataillons und des Comman deurs selbst gilt. In je höherem Grade ein Comman deur auf solche Weise gezwungen ist, auf diese Richtung ſeine Aufmerksamkeit und sein Hauptstreben zu lenken, desto weniger wird er dazu kommen , an seiner eigenen Ausbildung zu arbeiten : nämlich sich selbst im Gebrauch seines Bataillons zur Erreichung von Gefechtszwecken zu üben und zu vervollkommnen . Es sei uns gestattet , hier die so wahre Aeußerung des Herzogs von Ragusa aus dessen Memoiren zu citiren, wo es heißt: " Alle ausgezeichneten und zur Leitung großer Angelegenheiten befähigten Männer haben sich grundsäglich von jeder Art Detail freigemacht , und sich Damit begnügt, die Arbeit zu beurtheilen , womit sie Andere beauftragten . Es iſt dieſe Bemerkung ein Maß-

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stab für die wahre Tüchtigkeit von Männern von Ruf. " Diese wichtige Lehre für den Geschäftsbetrieb dürfte sich auf die Stellung eines Bataillonscommandeurs, nament lich in Bezug auf die Detailausbildung seiner untergebenen Truppe, anwenden lassen. Dem so wichtigen Manövriren im Bataillon tritt nun endlich noch der Umstand hindernd in den Weg, daß die Nebungen im Bataillon meistens auf den einförmigen Exercirplag verwiesen zu sein pflegen, - hält es ja doch schon schwer , nur für kleine Abtheilungen angemessenes Manöverterrain aufzufinden ! Für eine rationelle Betreibung des Felddienstes , so wie des zerstreuten Gefechts haben die Bestrebungen einiger ausgezeichneten Schriftsteller aus den Reihen deut scher Offiziere bereits viel gewirkt. Denn Dank jenen Anleitungen haben beide Zweige der Ausbildung der Infanterie seit etwa einem Decennium sich eines bedeu tenden Aufschwunges zu erfreuen gehabt. Weniger ist in dieser Beziehung für das geschlossene Gefecht , für die Anstellung von Uebungen im Bataillon und in größeren taktischen Körpern geschehen , und doch erscheint eben für die Ausbildung von Compagnie- und Bataillonscomman danten eine rationelle Betreibung grade der Uebungen im Bataillon ganz dringend erforderlich. Hier möchte wohl ziemlich allgemein der Mechanismus noch bedeutend die Oberhand haben , und dürfte das Einüben des Formellen in der Regel mehr bedacht wer den als die Anwendung der Formen zur Erreichung von taktischen Zwecken. Verfasser dieser kleinen Studie ist nun teineswegs so anmaßend, hier irgendwie belehrend auftreten zu wollen, er möchte aber gern seine Ansichten über die im Bataillon anzustellenden Uebungen einer kameradschaftlichen Beur theilung unterbreiten ; denn eben durch Austausch der Ansichten findet Belehrung statt. Wer nicht bloß dem Fortschritt in der Abrichtungsweise das Wort reden will, sondern etwas Besseres zu gewinnen strebt , der wird jede Belehrung - müßte er sie auch mit der Einsicht, mit Dank annehmen. sich geirrt zu haben , ertaufen Sollte aber durch Anregung rieses Gegenstandes eine reichere Erfahrung , eine bessere Ensicht und eine ge schicktere Feder sich bewogen fühlen, etwas wirklich Lehr reiches über die Uebungen im Bataillon , unter Berück sichtigung der geschlossenen und der zerstreuten Fechtart, seinen Kameraden zu bieten , so würde sich der Verfasser dieser Blätter glücklich schägen , dazu Veranlassung ge= geben zu haben. Für eine recht lehrreiche Anstellung der Uebungen im Bataillon scheint zunächst erforderlich : von vornherein zu trennen, ob das Bataillon exerciren soll , oder ob der Bataillonscommandeur mit dem Bataillon manövriren will , und mag zur Begründung dieses Unterschiedes Folgendes dienen. Soll das Bataillon exerciren , so soll eine mecha nische Uebung desselben in den Vorschriften des Exercir reglements stattfinden, die sich im Wesentlichen auf Stel lung, Bewegung und Waffengebrauch beziehen wird und zum Zweck hat , das Bataillon bezüglich seiner taktischen Ausbildung zu demjenigen zu machen , was es sein soll, | nämlich : eine leicht verfügbare , lebendige Kraft in der

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Hand seines Commandeurs , ein tüchtiges , brauchbares Mittel, um taktische Zwecke damit zu erreichen, um höhere Befehle mit demselben auszuführen. Will hingegen der Commandeur eines Bataillons mit diesem manövriren , so will er das Bataillon , unter Anwendung des Exercirreglements , taktisch verwenden, und zwar nach Maßgabe gegebener oder angenommener Gefechtsbeziehungen , bei denen eine defensive oder offen five Lage zum Grunde liegt. Dieses Manövriren kann nun zunächst ohne Terrainbenugung, also auf dem Exer cirplag , geschehen, wodurch etwa Schulmanöver entstehen würden ; oder aber das Manövriren findet im wirklichen Terrain statt, wodurch dasselbe dann um einen großen Schritt der Wirklichkeit, d . h. dem Ernstgefecht, näher tritt. Nach Begründung dieses Unterschiedes sollen über das Exerciren und über das Manövriren im Bataillon, und zwar lezteres ohne und mit Terrainbenugung , einige Ansichten und Betrachtungen dargelegt werden. Da in deß in den Infanterien deutscher Bundescontingente in Bezug auf Exercirreglement, Eintheilung des Bataillons, Stärke und Benennung der einzelnen Abtheilungen des ſelben eine nicht unerhebliche Verschiedenheit herrscht, welche eine Verständigung über Details " allerdings erschwert, so ist absichtlich vermieden worden , auf Details näher einzugehen, vielmehr ist eine ganz allgemeine Behand lung des Gegenstandes vorgezogen. Wenngleich zu hoffen ist, daß diese Verschiedenheit in der Ausführung der taktischen Elemente im Laufe der Zeit in den Contingenten der deutschen Bundesarmee immer mehr verschwinden werde , so möchte es doch ein Frrthum sein und nur beweisen , daß man die Bedeu tung dieser Formen und Details überschägt , wenn man in deren Verschiedenheit eine große Schwäche des deut schen Bundesheeres finden wollte. Die Hauptsache ist und bleibt, daß jeder Comman dant seine ihm untergebene Truppe fest in der Hand hat ; daß die Truppe zum Führer , wie auch zu der ihr eigenthümlichen Fechtart , mit welcher schon ihre Väter fiegreich waren, ein unerschütterliches Vertrauen besigt, und daß endlich eine jede Truppe , zählte sie nach Tau senden oder nach Hunderttausenden , in ihrer Art und Weise mittelst ächt kriegerischer Tugenden vor dem Feinde Tüchtiges leistet. Ist dieß der Fall , so dürfte eine Ver schiedenheit in den Details nicht eben schwer in die Wage der Entscheidung fallen. (Fortsegung folgt. )

Militärische Briefe aus und über Italien. II.

Wanderung über das Schlachtfeld von Magenta. [ M. B.] Das Schlachtfeld von Magenta, etwa 7 Stun den westlich von Mailand an der von Turin herführen den Hauptstraße gelegen, bildet im Allgemeinen ein von West nach Ost langgestrecktes Viereck, als deffen vier Spizen die große Tessinbrücke von Buffalora , legterer Ort selbst,

das Dorf Magenta und die Häusergruppe Ponte vecchio di Magenta bezeichnet werden können. Als lange Diagonale dieses Vierecks laufen die große Chaussée nach Mailand und die Bahnlinie, beide die Hauptoperationslinien der Franzosen bildend. Die kurze Diagonale dagegen bildet der linke Thalrand des Tessin und der in denselben theils eingeschnittene, theils an seinem Fuße hinfließende Naviglio grande , durch welche beide die Vertheidigungslinie der Desterreicher markirt ist. Die Angriffsbewegung des Kaisers begann von der Westspiße des Vierecks : von Ponte nuovo di Buffalora, auf deſſen Ostspige lag Magenta, der Schlußpunkt der österreichischen Aufstellung ; jenes war der Ausgangspunkt, dieses der Endpunkt der Bewegung. Mac Mahon dagegen , nachdem er den Tag vorher bei Turbigo oberhalb Buffalora den Tessin überschritten, rückte von Norden her der Navigliolinie in Flanke und Rücken und entschied mit der Wegnahme Magentas die Schlacht. Diese kurze Skizzirung dürfte nicht überflüssig sein, um einen Ueberblick über die Lage und Bedeutung der Positionen zu gewinnen. Trecate ist die legte Bahnhofstation von Magenta und etwa drei kleine Stunden von legterem entfernt. Nach einem Marsch von einer Stunde erreicht man San Martino , ein Gehöft mit einer Capelle am rechten Tessinufer. Hier hatte Napoleon III. am Abend nach der Magentaschlacht sein Quartier. Man erblickt noch die Spuren des Brückenkopfes, den hier die Oesterreicher zur Deckung des Tessinübergangs erbaut hatten . Gleich hinter dem Gehöfte beginnt die schöne massive, 1000 Fuß lange Tessinbrücke, Ponte nuovo di Buffalora, auf welcher die Eisenbahn und Straße vereinigt über den Tessin führen, der in einem fast Stunde breiten Bette seine Wassermasse in zwei Hauptarmen und 6-7 fleineren Seitenarmen durch seine ganz mit Gebüsch bedeckte Thal sohle, zahlreiche Inseln bildend, wälzt. Bekanntlich hatten . die Desterreicher anfangs die Absicht, den Tessin selbst mittelst des mit schweren Geschüßen armirten Brücken kopfs von San Martino zu vertheidigen , verließen aber denselben, nachdem sie die Nachricht erhalten , daß ein französisches Corps bei Turbigo über den Fluß gegangen sei. Die Räumung des Brückenkopfs gebot natürlich auch die Zerstörung der Brücke, und vorsorglich hatte sich das Geniecomité in Wien die Mühe genommen , die Berechnung der zur Sprengung der ganz aus Quadern erbauten festen Brücke selbst vorzunehmen und nach Italien zu schicken. Da aber der mit der Sprengung beauftragte Offizier noch andere Minenladungen anzubringen hatte und in der Vorausseßung, daß man von Mailand werde Pulver requiriren können , vorerst von dem abgelieferten Quantum nahm und anderweitig verwendete , so reichte der Vorrath nicht mehr hin, ein genügendes Resultat zu erzielen. Die Minen lagen in zwei Pfeilern und erschüt terten zwar den zwischenliegenden Bogen, ohne ihn jedoch einstürzen zu machen, so daß sie den Franzosen einen ganz bequemen Uebergang bot. Von da an , wo die Brücke über den östlichsten Arm des Tessin wegführt, trennen sich wieder Eisenbahn und Straße. Lettere führt von der Tessinbrücke allmählig zur Thalsohle hinab, die aus zum Theil feuchten Wiesen und Reisfeldern , mehreren dicht bestandenen Buschparzellen besteht und von vielen naſſen,

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mit Gebüsch und Bäumen besegten Gräben durchzogen ist. Die Uebersicht ist in diesem Rayon kaum möglich, da der Blick selten weiter als über ein Wiesenstück von 200 Fuß reicht, und die Truppenbewegung außerhalb der Wege wegen des Weichlandes sehr erschwert. Etwa Stunde lang führt die breite Hauptchaussée in grader Linie durch die Thalsohle , dann steigt sie wieder sanft zur Brücke über den Naviglio an. Die Eisenbahn dagegen führt von der hochgewölbten Teffinbrücke etwas rechts, nach Südost abbiegend, auf einem etwa 15 Fuß hohen Damm durch das Thal, bis sie den etwas höheren Thal rand, in den sie dann einschneidet, erreicht, während ein dritter, weniger guter Weg von der Tesfinbrücke nördlich der großen Straße und ebenfalls durch die Thalsohle führend, nach Buffalora abbiegt, bei welchem Dorfe dieser Weg den Naviglio erreicht. Die Strecke oberhalb der großen Mailänder Chaussée, zwischen dem Thalrande und Tessin, ist frei von nassen Gräben , aber von Maulbeer bäumen mit Weinranken dicht bestanden und völlig un übersichtlich. Damit sind wir an der eigentlichen Westgrenze des Schlachtfeldes , der Navigliolinie , angelangt. Der Naviglio , ein 30 Fuß breiter, 6 Fuß tiefer Canal, welcher bei Tornavento aus dem Tessin abgeleitet wird, führt oberhalb Buffalora entlang des linken Thalrandes hin , schneidet von dort an in denselben ein und geht in fast grader Linie über Ponte nuovo di Magenta und Ponte vecchio di Magenta nach Robecco. Der sanft ge wellte Thalrand begleitet den Canal bis Buffalora , springt von dort an bald mehr, bald weniger gegen den Fluß vor und streicht dann etwas zurücktretend füdwest lich bei Ponte nuovo und Ponte vecchio di Magenta vor über nach Carpenzago. Der Thalrand ist etwa 20 Fuß hoch und fällt so steil ab, daß er für Artillerie und Ca valerie nicht überall prakticabel ist. Auf dem kurzen Ab hange ist er meist unbebaut, auf der Höhe findet sich die gewöhnliche oberitalische Terrassencultur. Die Flußniede rung wird vom Thalrande vollständig beherrscht, doch ist dieselbe wegen der dichten Gebüsche nicht einzusehen . Von da, wo nun der Canal bei Buffalora in den Thalrand einschneidet , fließt derselbe in einem tief ausgegrabenen Bette, dessen steile Ufer insofern den Charakter von Däm men annehmen , als die ausgehobene Erde an beiden Ufern aufgeworfen ist. Hierdurch sind dieselben etwa 5 bis 6 Fuß höher als das umliegende Terrain, was aber bei der Annäherung weniger auffällt, da die Erde nach außen hin glacisartig verzogen ist. Die reißende Strö mung des Flusses und die Steilheit (35 °) der an mehreren Stellen gemauerten , theilweise mit dichten Akaziengebü schen bekleideten Böschungen seiner Ufer erlauben, den Canal nur auf Brücken zu passiren , welche als nicht zu umgehende Defilés eine bedeutende Rolle in der Schlacht von Magenta spielen. Es führen westlich des Dorfes Magenta die Brücken von Robecco , Ponte vecchio di Magenta, Ponte nuovo di Magenta und die Brücke von Buffalora über den Naviglio. Die nördlichst gelegene Brücke, welche auf unserm Schlachtfelde über den Naviglio führt, ist die von Buffa Iora , dessen kaum Stunde entferntes hohes Schloß und schlanken Kirchthürm man von der Tessinbrücke aus

| über die Gebüsche herausragen sieht. Das an beiden Seiten des Naviglio gelagerte Dorf bietet für die Ver theidigung sehr günstige Positionen ; der Theil des rechten Ufers liegt flach auf der Thalsohle, während der des linken Ufers an die Gänge des Thalrandes fich anlehnt. Letterer erhebt sich zum Monterotondo, einem Plateau, welches, sehr günstige Geschüßposition bietend , die Thal sohle beherrscht. Da , wo die große Mailänder Straße den Naviglio | erreicht , liegt Ponte nuovo di Magenta , bestehend aus vier Gehöften und der Brücke. Die Brücke ſelbſt, massiv aus Stein gebaut, überspannt den Canal in einem flachen Bogen und hat ein aus massiven Quadern be stehendes, 3 Fuß hohes Geländer. Die Länge der Brücke beträgt 62, die Breite 13 Fuß. Die Brücke erhält eine besondere Stärke durch die vier Gehöste , welche paar weise auf beiden Seiten des Canals und der Chauſſée liegen. Auf dem rechten Ufer lehnt sich an der nörd lichen Seite der Straße an die Brücke ein drei Etagen hohes, massives , neuerbautes Haus an, vor welchem noch ein mäßiggroßer , von einer 10 Fuß hohen Mauer ums schlossener Hofraum liegt. Auf der südlichen Seite der Straße steht ein zwei Etagen hobes, langgestrecktes Haus, das die ganze Front der Angriffsſeite darbietet. Auf dem linken Ufer des Canals sind die massiven Mautheta blissements von besonderer Stärke ; das eine, nördlich von der Straße, ist drei Etagen hoch ; hier befinden sich gegen Westen und Osten je mauerumschlossene viereckige Hof | räume, zu welchen große Hofthore von Süden her führen, und an den gegen Nordwest und Südoſt ausspringenden Winkeln der Hofmauer springen halbrunde, massive, etwa 12 Fuß hohe Thürme vor. An der Südseite der Straße des linken Ufers lehnt sich ebenfalls ein gleich hohes | massives Gebäude an die Brücke, an deſſen Südseite eine 10 Fuß hohe Mauer ebenfalls ein großes Wirthschafts gebäude und einen Magazine enthaltenden Hof umschließt. Diese Gehöfte bilden durch ihre Beschaffenheit nach beiden Seiten des Canals hin eine hartnäckige Vertheidigung begünstigende Brückenköpfe. Etwa 500 Schritt unterhalb des Ponte nuovo di Ma Die genta führt die Ponte di Strada ferrata Eisenbahnbrücke über den Naviglio . Sie hat eine Breite für drei Geleise, von denen jedoch nur eins ge= legt ist und überschreitet mit horizontaler Lage auf zwei starken, aus Backsteinmauerwerken bestehenden Widerlagern den Canal in einer Länge von 40 Schritt. Am Anfang und Ende der Brücke überspannen dieselbe zwei Brücken thore, auf welchen die auf beiden Ufern des Canals ent lang desselben führenden Wege die Eisenbahn überschreiten. Das Geländer der Brücke besteht aus 2 Fuß hohen Platten von starkem Eisenblech, das wesentlich gegen Kleingewehrfeuer schügen mußte. Vorwärts gegen den Abhang des Thalrandes hin hatten die Desterreicher einige Erowerke zur Deckung der Brücke angelegt. Weiter südlich gehend, gelangen wir am Naviglio nach Zurücklegung einer Strecke von 800 Schritt nach Ponte vecchio di Magenta, einem auf beiden Seiten des Na viglio gelegenen Dorfe , von dem nur drei ganz offene Gehöfte auf dem rechten Canalufer liegen. Den Canal, der hier eine Breite von 30 Schritt hat und zwiſchen

254 sehr steilen bebüschten , aber weniger hohen Uferdämmen als bei Ponte nuovo fließt , überspannt die Brücke auf zwei sentrechten Pfeilern und einem massiven steinernen Bogen ; Holzplanken bilden das Geländer. Die Häuser des rechten users, größer und besser gebaut, entlang des Ufers sich anreihend, boten eine starke Position , nament lich die an die Brücke stoßende, sehr vertheidigungsfähige Villa , die nebst ihren Wirthschaftsgebäuden und Gärten von einer hohen massiven Mauer umgeben ist , welche auf der Seite gegen die Brücke an einer von einem Gitterthore geschlossenen freien Stelle die Placirung von zwei Geschügen erlaubte , welche die Brücke auf nur 40 Schritt mit einem Kartätschenhagel überschütten konnten. Hinter der Häusergruppe gegen Magenta zu steht die alte runde, thurmlose Kirche Ponte vecchio, vor deren Haupt eingang sich ein geräumiger, freier Plag befindet. Diesen wählte Kaiser Napoleon zur Aufstellung eines Denkmals der Schlacht von Magenta. Auf einem marmornen, mit dem vergoldeten kaiserlichen Wappen gezierten, von einem Gitter umgebenen Piedestal, zu dessen beiden Seiten auf i der Mündung stehende Geschüßrohre und Kugelpyramideni

Na

Desterreichische Monarchie.

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sich befinden, erhebt sich eine schlanke Säule etwa 30 Fuß hoch und trägt auf dem Capital eine große blaue Kugel, welche in Gold den Tag der Schlacht als Inschrift trägt, überragt von einem vergoldeten Adler mit ausgebreiteten Flügeln . Die Höhe des ganzen Denkmals mag 35 Fuß betragen . Nach dieser Abschweifung wenden wir uns nach dem 1 Stunde weiter südlich gelegenen Robecco , welches der Canal in zwei ziemlich gleich große Hälften trennt ; die Brücke , welche dort über den Canal führt , war jedoch abgebrochen. Wenn wir noch kurz bemerken , daß von der großen Tessinbrücke kein directer Weg nach Ponte vecchio di Magenta führt , sondern derselbe über Ponte nuovo di Magenta genommen werden muß, so haben wir den ganzen Raum des Schlachtfeldes , soweit derselbe in der ersten Periode der Schlacht - vom Beginn derselben bis zum Fühlbarwerden der Umgehung der Position am Naviglio durch Mac-Mahon in Betracht kommt, be schrieben .

(Schluß folgt.)

chricht

en.

,,Bei den Naturalienbeschaffungen für die königlichen Militärmagazine hat sich seit längerer Zeit in den ausfüh renden Localinstanzen mehr als erwünscht die Praxis heraus gestellt, den Bedarf größtentheils im Ankauf aus zweiter und dritter Hand oder durch kaufmännische Lieferungsunternehmer sicherzustellen , während der directe Ankauf von den Produ centen immer mehr in den Hintergrund getreten ist. Wenn

Wien , 6. August . [ Einsegung einer Befesti gungs- und Armirungs- Inspicirungscommission.] Auf Befehl des Kriegsministeriums ist eine aus höheren Offi zieren der Artillerie und der Geniewaffe bestehende Com mission „Befestigungs- und Armirungs- Inspicirungscom miſſion “ niedergefeßt , welche sämmtliche Festungen der der Herr Kriegsminister auch anerkennt , daß diese Richtung Monarchie zu bereisen und mit Beiziehung der betreffenden des Ankaufsgeschäfts im Allgemeinen durch die gänzlich ver Festungscommandanten und Artilleriedirectoren den Zustand änderten Verkehrs- und Handelsverhältnisse der Gegenwart und die Armirung der Werke , namentlich in Bezug auf die hervorgerufen ist , so glaubt derselbe doch bei den großen gezogenen Geschüße, in Augenschein zu nehmen und an Ort Vorzügen der Naturalienbeschaffung aus erster Hand , d . i. und Stelle die etwa erforderlichen Weisungen zu erlassen von den Producenten selbst , gegenüber der Benuhung anderer haben wird. Die Commiſſion wird zunächſt die adriatische | Handelsquellen , sowie auch im wohlgemeinten Intereſſe der Küste einer eingehenden Besichtigung unterziehen, und werden großen Zahl kleiner ländlicher Grundbesitzer , sich des Ver= ihre Wahrnehmungen das Material für die in Aussicht ge suches nicht enthalten zu dürfen, die Versorgung der Militär nommenen Küstenbefestigungen abgeben. magazine mit Naturalien durch Heranziehung von Producenten in ausgedehnterem Umfange als seither bewirken zu lassen. Zu diesem Behufe wird der Herr Kriegsminister den aus Preußen. führenden Organen seines Ressorts zur besonderen Pflicht *** Berlin , 8. August. [Beabsichtigte Aende machen , unausgeseht ihre Bemühungen auf Erreichung jenes rungen im Militärverpflegungswesen. ] Sie haben Ziels zu richten, und beabsichtigt derselbe außerdem auch , in neulich (in Nr. 7 und 26 dieſer Blätter) über einen beab Bezug auf das Ankaufsgeschäft selbst , jede Erleichterung zu sichtigten wohlfeileren Armeeverpflegungsmodus in der öster Gunsten der Producenten , so weit dieß mit dem Intereſſe reichischen Armee berichtet. Auch bei uns hat man diesen wich der Staatscasse irgend vereinbar , eintreten zu laſſen. tigen Gegenstand schon seit längerer Zeit in's Auge gefaßt Der Erfolg dieser Maßnahmen wird jedoch wesentlich das und Berathungen darüber gepflogen, wie man die Naturalien von abhängen , daß die selbst producirenden Verkäufer für ankäufe für die königlichen Militärmagazine zweckmäßiger als den directen Absah ihrer Erzeugnisse an Roggen, Hafer, Heu bisher einrichten könne. Als Resultat dieser Berathungen und Stroh an die königlichen Militärmagazine auch ander find zwei soeben erlassene Verfügungen zu betrachten , welche weit unmittelbar intereſſirt werden. In dieser Beziehung hat fast gleichzeitig von den Herren Ministern des Innern und der Herr Kriegsminister meine Vermittelung dahin in Anspruch des Krieges erlassen worden sind und die ich Ihnen nach genommen : stehend abschriftlich mittheile : durch die Herren Oberpräsidenten ic. den Landrathsämtern

0255 und durch diese den Producenten von der Absicht der Militärverwaltung Kenntniß geben zu laſſen und dieselben darauf aufmerksam zu machen , daß alle etwaigen Hinder nisse und Schwierigkeiten , welche sich der Verwirklichung dieser wohlbegründeten Absicht entgegenstellen sollten , so fort bei dem föniglichen Kriegsministerium . zur Anzeige zu bringen. Besonders dürfte eine derartige Anregung der Producenten sich für die Zeit , wo die Anfäufe der Magazinverwaltungen lebhafter aufgenommen werden, in den Herbstmonaten empfehlen. Euer c. ersuche ich demnach ergebenst , dem Gegenstande gefälligst Ihre besondere Theilnahme zuwenden zu wollen, um durch Dero thatkräftige Mitwirkung den gewünschten Erfolg zu sichern ; von demjenigen, was Euer c. in der Sache an geordnet haben , erbitte ich mir seiner Zeit eine gefällige Anzeige. Berlin, 2. August 1862. Der Minister des Innern . gez. von Jagow. An

sämmtliche Herren Oberpräsidenten. Vorstehender Erlaß des Herrn Ministers des Innern an die königlichen Oberpräsidenten der Provinzen wird hierdurch zur Kenntniß der königlichen Militärintendanturen gebracht, welche im Anhalt an die darin hervorgehobenen Gesichts punkte die untergebenen Magazinverwaltungen mit näherer Anweisung für die Ausführung des Naturalienankaufsgeschäfts zu versehen haben . Es ist dabei diesen Verwaltungen zur strengen Pflicht zu machen, mit Ernst und Eifer auf die Erreichung der hier an gedeuteten Absicht hinzuwirken , wozu die königlichen Inten danturen selbst durch sorgfältige Beobachtung der Ankaufs operationen der einzelnen Magazine , sowie je nach den Um ständen durch fördernde, oder vermittelnde Einwirkung beizu tragen, sich werden angelegen sein laſſen. In vielen Fällen wird es nicht gelingen , daß die mit Besorgung der Naturalienankäufe betrauten Magazinbeamten nur den guten Willen haben , ihre Ankäufe direct von den Producenten zu machen und sich auf die Benutzung der sich Hierzu von selbst etwa darbietenden Gelegenheiten beschränken ; vielmehr wird es nöthig sein , durch eigenes Bemühen den Verkehr mit den Producenten zu beleben und denselben den Absag ihrer Naturalienerzeugnisse auf jede zulässige Weise zu erleichtern und erwünscht zu machen. Die günstigen Erfolge , welche in dieser Richtung den einzelnen Beamten gelingen sollten , werden einen besonderen Maßstab für deren praktische Brauchbarkeit und Umsicht ab geben. Berlin, 6. Auguſt 1862. Kriegsministerium. von Roon. " Es ist nicht zu bezweifeln, daß sowohl der Staat und der Soldatenstand einerseits , als der Producent andererseits aus einer genauen Befolgung der hier gegebenen Vorschriften und der nach und nach gewonnenen größeren Praxis bei den Einkäufen von Naturalien an der Quelle die größten Vortheile ziehen wird. Bayern. * München , 9. August. [Die neue Organisation der Artillerie.] Das neueste Militärverordnungsblatt

6 theilt eine allerhöchste Verordnung , die neue Organisation der Artillerie betreffend , mit. Dieselbe bestimmt : 1) die Organisation der (fahrenden) Zwölfpfünder-Feld batterien zu 8 leichten Zwölfpfündern ; 2 ) die Einführung des leichten Zwölfpfünders auch in der reitenden Artillerie bei gleicher Zusammensetzung der Batterien zu 8 Kanonen dieses Kalibers ; und 3) die Ausscheidung der langen leichten Siebenpfünder Haubige aus dem Kalibersystem und ihren allgemeinen 9 Ersag durch den leichten Zwölfpfünder. Danach wird jede Zwölfpfünder- Feldbatterie des 1. , 2. und 4. Artillerieregiments künftig bestehen aus 198 Mann, 10 Reit- und 56 Zugpferden im Friedensfuß und 203 Mann, 28 Reit- und 132 Zugpferden im Kriegsfuß , und zwar 1 Hauptmann , 1 Oberlieutenant (auf Kriegsfuß 2 ) , 2 Unter lieutenants, 1 Oberfeuerwerker, 4 Feuerwerkern, 9 Corporalen (aufKriegsfuß 12), 3 Trompetern (auf Kriegsfuß 4), 1 Schmied, 1 Sattler , 16 Bombardieren, 24 Oberkanonieren, 47 Unter kanonieren , 11 Fahrbombardieren , 77 Fahrkanonieren.

Dänemark. Von der dänischen Grenze , 1. August. [ Be = festigungsarbeiten bei Neumünster.] Gegenwärtig sind dänische Genieoffiziere mit der Aufführung von Schanz werken in der Nähe des Fleckens Neumünster beschäftigt. Vorläufig werden deren drei angelegt werden, und zwar süd lich von dem genannten Orte in einer Lage , daß von den Schanzen aus die nach Altona laufende Eisenbahn und die abwärts gehenden Landwege bestrichen werden können . Zwei der im Bau begriffenen Schanzen werden 8 , die dritte da gegen wird nur 4 Kanonen erhalten. Die dänische Regie rung hat jezt den Plan der Anlegung eines Canals zwischen Neustadt und Brunsbüttel , auf welchem bei einem Tiefgang von 24 Fuß Seeschiffe durch Locomotiven und Schleppdampf schiffe aus dem einen Meer in das andere werden gelangen können , genehmigt und wird das Nivellement schon in den nächsten Tagen in Angriff genommen werden. Niederlande. [ 4 ] [ Uebungslager bei Milligen.] In den Monaten August und September wird wieder ein Lager bei Milligen zur Ausführung von Feldmanövern bezogen. Hieran nehmen Theil : 12 Bataillone Infanterie , 8 Schwadronen Reiterei , 2 Feldbatterien à 6 Kanonen, Batterie reitender Artillerie und 1 Traincompagnie. Die Infanterie wird in 2 Brigaden getheilt , die Reiterei zu einer Brigade vereinigt und die Artillerie den unmittelbaren Befehlen des Lager commandanten, Generallieutenants Prinzen von Oranien, unter stellt , um nach Befinden der Infanterie oder Reiterei zuge theilt zu werden. Die Infanteriebataillone erhalten durch Einberufung von Milizen des Jahrgangs 1859 die Stärke von 350 Soldaten. Ebenso wurden zur Abhaltung von_prak tischen Uebungen in den Monaten Juni , Juli , August und September im Lager bei Zeist vereinigt : 6 Tirailleurcom pagnien und ein Theil des Mineur- und Sappeurbataillons. Endlich sollen zu gleicher Zeit auf der Fläche von Waals dorp zu Uebungen vereinigt werden : 24 Compagnien Festungs artillerie. An täglichen Zulagen werden für diese Zeit bes

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zahlt : dem Lieutenant 1 Fl. 30 Cts . , dem Capitän 1 Fl. | Tambow ; 12) Kaukasus, 13) Orenburg, 14 ) West- Sibirien 50 Cts. , dem Major oder Oberstlieutenant 1 Fl. 85 Cts. , und 15) Ost- Sibirien. dem Obersten 3 Fl . 75 Cts . , dem Generalmajor 5 Fl. 50 Cts. , dem Generallieutenant 7 Fl. 50 Cts . Unteroffi= Schweden und Norwegen. ziere und Soldaten erhalten eine Solderhöhung von 10 Cts. Stockholm, 4. August. [Bericht der Marinecom= täglich. - [Errichtung einer Artillerie - Instructions mission.] Die Regierung hatte vor längerer Zeit eine compagnie.] Zur Ausbildung von Corporalen und Unter Marinecommission niedergesezt, welche namentlich in Betreff offizieren für die Artillerie ist eine besondere Instructions der beabsichtigten Neuorganisation Vorschläge machen sollte. compagnie errichtet worden, welche aus 1 Capitän, 4 Lieute Dieselbe hat nunmehr ihren Bericht erstattet und beantragt nants , 1 Sergeantmajor, 1 Feuerwerker , 12 Sergeanten, darin namentlich die Anschaffung von 6 Panzerschiffen , 4 1 Fourier , 8 Corporalen , 3 Hornisten und 200 Kanonieren kleineren Dampfcorvetten und 4 Transportcorvetten . Die besteht. Hiervon sind die Offiziere , die Sergeanten und Kosten für die Panzerschiffe werden zu 2 Millionen Thaler Corporale commandirt , die übrigen fest. Kleidung und Be schwedisch per Schiff veranschlagt. Für die Scheerenslotte wer waffnung ist die der Festungsartillerie. Der Capitän erhält den außerdem schwimmende eiserne Batterien und Dampf 150 Fl. , die Lieutenants je 100 Fl. jährliche Zulage , die kanonenschaluppen in Vorschlag gebracht. Zur Erreichung von Unteroffiziere 5 Cent täglich. Die Instructionscompagnie Ersparnissen soll eine Reduction des Offizierpersonals ein treten. Der Bericht wird dem nächsten Reichstage vorgelegt wird zu Schoonshoven ſtationirt. werden , und zwar beabsichtigt die Regierung , gutem Ver nehmen nach, beim Reichstage die Bewilligung der zur Aus Rußland. führung der Commiſſionsvorschläge nöthigen Mittel zu bean= St. Petersburg, 2. August . [Beabsichtigte Eins tragen. Daß die Arbeit der Commission die Zustimmung der theilung des Landes in 15 Militär- Arrondisse Regierung findet , dürfte bereits aus dem Umstande hervor ments.] Die zum Zwecke der Reorganisation der Armee leuchten , daß Graf Platter als Vorsigender der Commiſſion eingesezte Commission hat sich für eine vollständige Decen kürzlich in den Staatsrath berufen wurde und ihm die Admini tralisation der Armeeverwaltung und Eintheilung des Landes stration der Marine übertragen worden ist. in 15 Militär-Arrondissements entschieden. Da die erste (in Polen und Südrußland ) stehende Armee bereits in 3 Militär Vereinigte Staaten von Nordamerika. Arrondissements aufgelöst wurde, so kann man mit Sicherheit [Brame's Geschützventilator.] Die Er annehmen , daß auch der andere Theil dieses Entwurfs der Commission in längerer oder kürzerer Zeit zur Ausführung higung des Geschüßes hat bekanntlich nach einigem Feuern gelangen wird. Die 15 Militär -Arrondissements sind folgende: sehr bedenkliche Wirkungen. Der Amerikaner de Brame hat 1) Finnland , mit der Residenz Helsingfors , umfassend das nun die Beobachtung gemacht , daß in einer gewiſſen Ent ganze Großfürstenthum von 6873 Quadratmeilen und 1,650,000 fernung von der Kammer , wo die Explosion vor sich geht, Einwohnern; 2) St. Petersburg , umfassend die Gouverne die Triebkraft des Gases durch den atmosphärischen Druck ments St. Petersburg, Olonets und Novgrød, 5398 Quadrat | neutralisirt wird , welcher bis zum Ausgang des Geschosses meilen mit 3,345,000 Einwohnern ; 3 ) das baltiſche, Residenz | aus dem Rohr auf jenes drückt. Daraus schloß er, daß der Riga , umfassend Livland , Estland , Kurland , Witepsk und Cylinder, welches auch seine innere oder äußere Organiſation Pstoff, 3312 Quadratmeilen mit 3,242,400 Einwohnern ; sein möge , der Bewegung des Geschosses nur die Richtung 4) das nordwestliche , Residenz Wilna , umfassend Wilna, gebe, ohne in irgend einer Weise auf Percussionskraft und Trag Kowno, Grodno, Minsk, Mohileff, 4725 Quadratmeilen mit weite zu influiren. Er versah nun ein Geschüß seiner ganzen 4,617,000 Einwohnern ; 5 ) das westliche, Residenz Warschau, Ausdehnung nach mit Längenöffnungen , welche den Zügen umfassend das Königreich Polen , 2320 Quadratmeilen mit entsprachen. Auf diese Art konnte die innere , vorwärts des 4,770,000 Einwohnern ; 6) das südwestliche, Residenz Kieff, Geschosses zusammengepreßte Luft nach allen Seiten entfliehen, umfassend Kieff, Volhynien und Podolien , 2988 Quadrat die äußere Luft dagegen augenblicklich und unmittelbar in meilen mit 5,221,000 Einwohnern ; 7) das südliche, Residenz das Rohr eindringen und die Entwickelung des durch die Odessa, umfassend Bessarabien, Cherson, Taurien, Katharino Entzündung hervorgebrachten Wärmestoffes hemmen. Wieder flaff, 4549 Quadratmeilen mit 3,672,000 Einwohnern ; holte Versuche sind neuerdings in New-York vor höheren 8) Moskau , umfassend die Gouvernements Jaroslaw, Twer, Offizieren der Nordarmee und der französischen Mariné an gestellt worden, aus denen Folgendes hervorging : Die Brame Wladimir, Moskau, Smolensk, Kaluga, Tula, Rjäſan, 6232 Geſchüße erlitten keine durch die Hand fühlbare Wärmever Quadratmeilen mit 9,985,000 Einwohnern ; 9 ) Charkow, umfassend Orel , Tschernigoff, Kursk , Woronesch , Charkow, mehrung, welches auch die Zahl und Schnelligkeit der abge Poltawa, 5770 Quadratmeilen mit 10,148,500 Einwohnern ; feuerten Schüsse sein mochte ; sie hatten keinen Rückstoß und Da 10) Ober-Wolga, Residenz Kasan, umfassend Perm; Wiatka, konnten sofort ohne neues Zielen abgefeuert werden . Kostroma, Nischni-Novgorod , Kaſan , 12,145 Quadratmeilen das den 6 Revolverkammern gemeinschaftliche Bodenstück be mit 8,049,000 Einwohnern ; 11 ) Nieder-Wolga , Residenz weglich ist , so wird es selbst beständig ventilirt und nicht Saratoff, umfassend Simbirsk , Samara , Saratoff, Panza, mehr erhigt als der Cylinder.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 33.

Jahrgang.

Darmstadt , 16. August.

1862.

Inhalt: Auffäßt. Das deutsche Schüßenfest. II. ― - Das Exerciren und das Manövriren im Infanteriebataillon. (Forthegung.) 1 Militärische Briefe aus und über Italien. U. Wanderung über das Schlachtfeld von Magenta. (Schluß.) Nachrichten. Preußen. Die Truppenübungen, die Belagerungsübung bei Graudenz und die Cavaleriemanöver der 8 Gardes regimenter bei Berlin. Schweiz. Jahresfest des Offiziersvereine. - Einführung von Schießschulen für Offiziere. - Die dieß jährigen Instructionsschulen.

fann , grade in diesem Punkte aber sich noch nicht aller wärts von dem alten Zopfe befreit hat. Das deutsche Schüßenfest. Was soll sich im Ernstfall von dem Schießen aus freier Hand erwarten lassen , wenn wir schon auf den II. abgemessenen Distanzen des Uebungsplages das Hülfs mittel des Auflegens gestatten ? Selbst auf den größten [ M.] Wir können unsere technische Betrachtung des Distanzen von 600-1000 Meter ist zur Erlangung ge Schüßenfestes mit der Bemerkung eröffnen , daß im All nügender Resultate das Auflegen der Waffe keineswegs gemeinen eine überaus anerkennenswerthe Ordnung so nöthig , als man es mitunter annimmt (ohne sich und Zweckmäßigkeit sich in den getroffenen Anstalten durch ausreichende praktische Versuche davon überzeugt bemerkbar machte, und daß der ganze Verlauf des Schießens zu haben) ; auf Entfernungen bis zu 400 Schritt aber einen praktischen Fortschritt des deutschen Schüßenthums muß das freie Schießen zur strengsten Regel werden, nach dem Ziele der militärischen Brauchbarkeit, wenn man nicht den Soldaten künstlich an künstliche seiner Elemente nicht verkennen ließ. Schon die Wahl Hülfsmittel gewöhnen und sich in papierne Illusionen der verhältnißmäßig bedeutenden Distanzen , bis zu dem über die praktische Feuerwirkung einwiegen will. Höchst Abstand von 400 Schritt , der im Ernstfall die äußerste illusorisch ist besonders die bei manchen Militärpersonen Grenze des Schießens nach einem einzelnen Gegner vorherrschende Idee, daß sich durch Terrainbenugung 2c. bezeichnet , war ein evidenter Triumph über das alte die Gelegenheit zum angestrichenen oder aufgelegten Im Großen und zünftige Schüßenthum. Noch mehr aber gilt dieß von Schießen hinlänglich ergeben werde. Der fast ausschießlichen Durchführung des Schießens aus Ganzen wird dieß nur selten der Fall sein , wenn große Truppenmassen als ein zusammenhängender Organismus freier Hand. Nur für die nähere Distanz war in Rücksicht auf nach den Regeln einer schlagfertigen Taktik gelenkt wer manche ältere Mitglieder des Bundes das aufgelegte den, denn hierbei ist die freie und uneingeschränkte Schießen auf 10 Ständen gestattet ; die auf 400 Schritt Disposition über die volle Feuerkraft jedes stehenden Feld- oder Mannsscheiben wurden nur aus einzelnen Truppentheils ohne die Abhängigkeit von freier Hand beschossen. Es ist dieß eine lehrreiche zufälligen Hülfsmitteln die erste Bedingung. Das aufgelegte Schießen sollte daher nur als erste Thatsache für die militärische Schießschule , die zwar im Allgemeinen der bürgerlichen nur zum Muster dienen kurze Vorübung den Uebergang vom Zielunterricht zum

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eigentlichen Scheibenschießen bezeichnen , und außerdem nur jenseits 600 Meter und auch hier nur theilweise zur Anwendung kommen . Es ist hier der Ort, ein abermaliges ceterum censeo gegen den hartnäckigen Feind aller kriegerischen Leistungen einzuschalten, ――― wir meinen den Helm, der den mili tärischen Schüßen an Leib und Seele niederdrückt und abstumpft und besonders beim Schießen lästig wird, weil grade hierzu ein leichter Kopf und helle Augen am nöthigsten sind. Bei einer leichten , zweckmäßigen Ausrüstung wird man auch bei turz geübten Leuten genügende Resultate beim freien Schießen erlangen ; sollten aber dennoch die papiernen Procente sich etwas verringern, um so besser für die gesunde Anschauung des Kriegswesens und für die richtige Tagirung der eigenen Mittel. Wir kehren nach dieser Abschweifung zum Schüßen feste zurück. Die Inferiorität des bürgerlichen Schieß wesens liegt für jezt noch hauptsächlich in folgenden Punkten , die auch in Frankfurt sich dem militärischen Kritiker auforängen mußten. 1) Die Abhängigkeit vieler Schüßen von einem mehr oder weniger umständlichen Ladeapparat, gegenüber dem Soldaten, der überall, wie er geht und steht, nur in die Patrontasche und nach dem Ladestock zu greifen braucht. 2) Der häufige Mangel eines starken und völlig solid befestigten Bajonnets , welches eine wirklich friegstaugliche Waffe unter den heutigen Verhältnissen nicht mehr entbehren kann. *) 3) Die Complication und Künstlichkeit mancher noch tolerirter Visireinrichtungen , welche es nicht gestatten, rasch und mit völlig freiem Ueberblick der Waffe die Visirhöhe zu wechseln, resp . das Visir zu verstellen . Das Festhalten an dem vereinbarten Schweizer Stugen, bei strenger Verbannung aller Diopter auf allen Schieß ständen, würde diesen Uebelstand beseitigen . 4) Der Mangel an einer wirklichen Kalibereinheit ; die Bundessazungen gestatten auch für das neu verein barte Modell die größten Abweichungen in der inneren Construction, unter anderm auch einen ganzen Milli meter Differenz im Geschoßkaliber , wodurch alle Vor theile der Einigung illusorisch werden. Nur ein wirklich genau bestimmtes Modell von Waffe und Geschoß würde die Gleichheit der Flugbahnen , Elevationswinkel , Visir theilungen 2c. garantiren, und nur in diesem Falle würde die Anfertigung , Prüfung und allgemeine , erfolgreiche Anwendung der vereinbarten Waffe für alle Distanzen auf eine sichere Basis gestellt sein, wie dieß in der mili tärischen Praxis unividerlegbar erwiesen ist. **) Auch die *) Auch das Bajonnet des Schweizer Ordonnanzstugens, welches mit Hülse und Feder befestigt wird , entspricht den Anforde rungen des Krieges weit weniger als die solide Einrichtung des Jägergewehrs von gleichem Kaliber. **) Es ist kaum zu glauben, daß immer noch von manchen Lurus Büchsenmachern und ähnlichen unsicheren Autoritäten die Ein baltung der Kalibereinbeit unter Hinweisung auf das Aus frischen der Rohre für unmöglich erklärt wird. Das klar vor liegende Beispiel sämmtlicher civilisirter Armeen liefert den Gegenbeweis. Gut behandelte Waffen halten etwa 15,000 ſcharfe Schüſſe aus , obne des Frischens zu bedürfen ; im

fabrikmäßige Anfertigung einer für alle deutsche Schüßenwaffen verwendbaren Munition wäre eine der wichtigsten Vorbedingungen für die erfolgreiche Thätigkeit und allgemeine Ausbreitung der Schützenver eine. Wie das ganze Arrangement dieſes wahrhaft nationalen Frankfurter Festes, so konnten auch, wie bereits oben er wähnt, die zum Schießen getroffenen Anstalten und Vor kehrungen als sehr zweckmäßige bezeichnet werden ; nur scheint es leider an einer sicheren Controle zu fehlen, wo nach die Leistungen des Schüßen in ihrem positiven militärischen Werthe beurtheilt werden könnten . Wir wollen versuchen , was sich aus den schägbaren Angaben der Wehr- und Schüßenzeitung etwa folgern läßt. Es wurde nur auf zwei Distanzen geschossen , näm lich auf 175 und 300 Meter , 233 , resp. 400 Schritt, im erfreulichen Gegensag zu dem alten zopfigen Schüßen thum, welches auf weit näheren Entfernungen mit colossalen Standrohren zu wirken pflegte. Eine Ausdehnung des Schießens auf die Entfernungen von mindestens 500-600 Meter , wie es der Artillerie gegenüber für praktische Schüßen erforderlich ist , wird keinen Anstand haben , wenn es gelingt, die allgemeine Einführung einer deutschen Schüßenwaffe von schweize rischem Kaliber mit ihrer ebenso regelmäßigen als rasanten Flugbahn wirklich durchzusegen. Aber grade für diese größeren Distanzen wird ein durchaus festgestelltes Mo dell mit sicherer Visirtheilung und völlig gleichartiger Munition unumgänglich erfordert , wenn nicht fortwäh rend jeder einzelne Schüße in ebenso mühevoller als unvollkommener Weise sich mit Experimenten plagen soll, welche ein für allemal bei der Feststellung des Modells beseitigt werden müssen. Von den 100 vorhandenen Scheiben standen 70 Standscheiben auf 233, 30 Feldscheiben auf 400 Schritt. Das Trefferfeld hatte für beide Scheibenarten verhältniß mäßig sehr geringe Dimensionen ; auf den Standſcheiben mußte nämlich ein Kreis von nur 7 Centimeter Halb messer getroffen werden , auf den Feldscheiben eine die obere Hälfte eines Mannes darstellende Fläche , nämlich ein Parallelogramm von 66 Centimeter Höhe auf 60 Centimeter Breite (Rumpf und Arme) mit einem oben angesezten kleinen Quadrat von 24 Centimeter Seite (Kopf) ; tiefe Treffer ( auf die Beine) zählten nicht. In Bezug auf die Treffwahrscheinlichkeit kann dieses Treffer= feld der Mannsscheibe ungefähr einem Kreis von 36 Centi meter Halbmesser gleich geachtet werden . Von den 30 Feld- oder Mannsscheiben waren 10, von den 70 Standscheiben 12 als Festscheiben reservirt, auf welche jeder Schüße nur zwei , resp . einen Schuß abgeben durfte. Auf diesen Festscheiben wurden die Treffer hin sichtlich ihrer Lage innerhalb des Trefferfeldes genau controlirt , und zwar auf den Feldscheiben durch Vertical striche von 1 Centimeter Abstand , welche von beiden

Uebrigen müssen alle militärisch brauchbaren Waffenſuſteme das gleiche Geschoßkaliber für Rohre von etwas abweichendem Durchmesser (Spielraum von etwa 2-5 Procent des Robr= falibers) im Nothfall zulaſſen.

259 Seiten nach der Mittellinie hin mit 1-20 . numerirt waren; auf den Standscheiben wurde vom Centrum aus der Abstand der Treffer mittelst eines Inſtruments abge zirkelt, welches noch Unterscheidungen von etwa 1. Milli meter gestattete. In beiden Fällen, besonders im legteren, wurden also die Festgaben nicht nach der durch das mittlere Resultat vieler Schüsse erprobten wirklichen Tüch tigkeit der Schüßen, sondern mehr nach einzelnen Glücks treffern ausgetheilt. Auf die 78 übrigen Scheiben, die sogenannten Kehr scheiben, fand das eigentliche Concurrenzschießen statt, welches für die technische Beurtheilung der Resultate mehr Anhalt bietet , wenn auch die Untersuchung durch den Umstand sehr erschwert wird , daß jeder Schüße eine be liebige Anzahl von bezahlten Schüssen abgeben konnte, um die zur Erlangung eines Preises erforderliche Anzahl von Treffern zu erreichen. Auf diesen 78 Schießständen war also hauptsächlich die Ausdauer des Schüßen, resp. das Vielschießen , entscheidend für die Qualifi cation. *) Die Uebelstände dieser Bestimmungen sind einleuch= tend , auch enthalten bereits die neueren Nummern der Schüßen- und Wehrzeitung zweckmäßige Vorschläge zur Abhülfe. Es ist in der That nichts leichter , als jeden Schüßen nach dem Procentjag seiner Treffer zu quali ficiren. Wir müssen uns für dießmal mit den Angaben be gnügen , welche über die Gesammtsumme der auf die Kehrscheiben abgegebenen Schüffe, die Zahl der gewonnenen Preise und Prämien , sowie über die Bedingungen vor liegen, welche zur Erlangung dieser Preise erforderlich waren. Auf diese Angaben haben wir eine Rechnung begründet , deren natürlich nur approximative Resultate wir nachstehend mittheilen. Im Ganzen wurde etwa mit dem sechsten bis siebenten Schuß ein Treffer geliefert , also etwa 15 Procent als Mittel auf beide Distanzen und Scheiben gattungen. Auf die Feld- oder Mannsscheiben (400 Schritt) wurde verhältnißmäßig ebenso gut geschossen als auf die Standscheiben (233 Schritt) ; auf ersteren fiel nämlich der vierte bis fünfte Schuß in einen Kreis von etwa 36 , auf legteren etwa der achte Schuß in einen Kreis von 7 Centimeter Halbmesser , was also dem Betrag von ungefähr 22 , resp . 12 Procent Treffer auf die genannten sehr kleinen Kreisflächen ent spricht. Hiernach läßt sich annehmen, daß auf den Feldscheiben etwa 36 Procent Treffer auf die Oberfläche eines Mannes, und vielleicht gegen 45 Procent Treffer auf ein Parallelo gramm von der Breite und Höhe eines mittleren Mannes, auf der Distanz von 300 Metern erreicht worden wären. Die angeführten Ergebnisse , welche im Durchschnitt von 1800-2000 Schüßen erreicht worden find **), müſſen *) Es scheint, daß auch für die sogenannteu „ Tagesprämien " nur die Anzahl der Treffer ohne Rücksicht auf deren Procentwerth maßgebend war ! **) Dieje Anzahl von Schüßen hat nach der Schäzung der Schüßen und Wehrzeitung sich mit mindestens zwölf Schüssen an dem Schießen betheiligt. Hätte man die entsprechenden

auch vom militärischen Standpunkte aus als recht be friedigende anerkannt werden , wie sie nur durch gute Kriegswaffen erreicht werden , besonders wenn man er wägt , daß auf 70 von jenen 78 Kehrscheiben nur aus freier Hand geschossen worden ist. Von den etwa 500,000 Schüssen, welche während des neuntägigen Festes gefallen find , berechnen sich für jeden Stand im Durchschnitt über 50 auf die Stunde. Wer von der schwierigen Organisation eines so großartigen Schießens den rechten Begriff hat , wird schon hieraus die Zweckmäßigkeit der getroffenen Einrichtungen erkennen. Das wichtigste technische Resultat des ganzen Schießens war ohne Zweifel die abermalige Constatirung der Ueber legenheit der langen Geschosse von kleinem Kaliber, zur Satisfaction des Comités , welches sich für die Schweizer Waffen entschieden hat. Möchte nun auch die Anschaffung dieser trefflichen Waffen - Stugen oder Jäger -mit strengster Wahrung gewehr, noch besser das lettere der Kalibereinheit zur Durchführung kommen !

Das Ererciren und das Manövriren im Infanteriebataillon. Eine taktische Studie. (Forthegung.) Das Exerciren im Bataillon. [ v. Hdt. ] Faßt man den bereits angegebenen Zweck dieser Uebung , nämlich Abrichtung des Bataillons in den Vorschriften des Reglements , näher in's Auge , so möchten sich für die Anstellung dieser Uebung etwa fol gende Gesichtspunkte ergeben : 1) Es sind diejenigen Schwierigkeiten zu überwinden, welche dadurch entstehen , daß die reglementarischen Evo lutionen und der Waffengebrauch nicht mehr in fleinen Abtheilungen, in Trupps und in der Compagnie, sondern eben im größeren Körper, im Bataillon, ausgeführt wer den sollen. 2) Es muß unter den verschiedenen Compagnien des Bataillons die nöthige Gleichförmigkeit und Ueberein stimmung insoweit geschaffen werden, daß die Compagnien zusammen , als ein Ganzes vereint , das heißt im Ba taillon , taktisch leicht verwendbar sind . 3) Durch das Bataillonsexerciren soll ferner auch im

größeren Körper Appell und Dressur geschaffen werden, worunter zu verstehen ist : die gespannte und dennoch be sonnene Aufmerksamkeit, um die ausgesprochenen Befehle vollständig zu vernehmen ; Präcision im Befehlen ; Ruhe in den Hülfen , ohne unmittelbares Eingreifen in das Detail von oben her ; electrisches Ineinandergreifen der Aufzeichnungen , um die Leistungen der weit größeren Zahl derjenigen Schügen , welche nur mit wenigen Schüssen sich be= theiligten , aus den Gesammtreſultaten abzuscheiden, so würden die Ergebnisse wohl noch günstiger für jene 2000 ausfallen.

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Räder und Getriebe , ohne Uebereilung und Mißver stand ; lautlose Stille in den Pausen und nach voll brachter Bewegung ; eine gleichmäßige Virtuoſität , selbst unter schwierigen und verwickelten Umständen, fiehe R. v. L., Theil I. S. 340. Die Mannschaft soll sich durch das Exerciren im Ba taillon an das Commando des Bataillonscommandeurs gewöhnen, und die Commandanten der Züge und Com pagnien sollen geübt und geschickt gemacht werden , mit ihren Abtheilungen erhaltenen Befehlen sicher und rasch Folge geben zu können. 4) Endlich wird allerdings auch darauf Gewicht zu legen sein, daß die Mannschaft die Elemente, als : Rich tung, Marsch, Wendungen, Schwenkungen und die Hand habung der Waffe , stets den im Reglement gegebenen Vorschriften gemäß ausführt. Durch das Exerciren im Bataillon soll die Mannschaft in ihrer Ausbildung nicht zurückkommen, sich vielmehr eine rasche , routinirte Aus übung der Elemente erwerben, und sich also in den De tails befestigen. Das Bataillonsexerciren ist aber nicht dazu da, um sich diesen Theil der Abrichtung zum Haupts gegenstand, zur ausschließlichen Aufgabe zu machen ; viel mehr soll für das Ganze, statt eines starren Aneinander haltens , die Eigenschaft der Elasticität und Cohärenz geschaffen werden , wie man fie bei flüssigen Körpern wahrnimmt. Wenn die Mannschaft in Trupps und in den Com pagnien gut vorgearbeitet ist , so werden sich die eben erwähnten Anforderungen bald erreichen lassen . Ist dieß aber in genügendem Grade erlangt , so wird die Uebung des Exercirens im Bataillon auch füglich aufhören können, und dürfte man dann unbedenklich zum Manövriren über gehen . Beigt es sich aber , daß Mangel an Detailab richtung der Mannschaft oder die Ausbildung der Com pagnien Schuld daran ist , daß das Bataillonsexerciren nicht nach Wunsch gehen will , so ist es weder Sache des Bataillonscommandeurs , noch ist das Exerciren im Bataillon die passende Gelegenheit , um diesen Mängeln abzuhelfen. Man würde die Zeit vergeuden , die gut ausgebildeten Compagnien durch einen überflüssigen De tailbetrieb ermüden und diese verhindern, ihre Zeit beſſer anzuwenden. Wird eine oder die andere Compagnie ungenügend in der Detailausbildung befunden, so ist es die Sache des betreffenden Hauptmanns, dieselbe auf den erforderlichen Standpunkt zu bringen, so daß sie den für das Bataillonsexerciren zu stellenden Anforderungen ent spricht, und muß also der Hauptmann einer solchen Com pagnie dafür verantwortlich gemacht werden. Aehnliches tritt ein , wenn weniger ein Nichtkönnen, als ein Mangel an Aufmerksamkeit , an Ruhe oder Lust, Schuld an Fehlern wird . Hier faſſe man immer nur den schuldigen Theil an und lasse diesen zur Strafe wieder zu Detailübungen zurückkehren, nachexerciren so wird man ohne große Mühe von der Mannschaft die wirklich erforderliche Präcificn und Sicherheit in den Elementen erreichen. ―― Tros aller Disciplin aber und wäre diese militä rische Tugend auch sonst musterhaft bestellt - wird der Mann im Gliede, namentlich der länger gediente Mann, recht wohl zu beurtheilen wissen, wie viel in der Gleich

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förmigkeit und Präcision für den Ernstgebrauch wirklich erforderlich ist. Wenngleich nun die Ansicht der Leute bei Leibe nicht maßgebend werden soll, so dürfte man bei zu weit getriebenen Anforderungen dieser Art doch leicht an eine Grenze gelangen, jenseits welcher die Lust und die Freudigkeit der Mannschaft an der Uebung das gute von Statten Gehen derselben nicht mehr unterſtügt, wo man der Strafen bedarf, um das Verlangte zu er reichen. Eine sehr wichtige Sache für das Exerciren im Ba taillon ist das Auftreten des Bataillonscommandeurs. Hat derselbe ein lautes , präcises Commando , ist er gut beritten , dabei ein determinirter , fixer Reiter , besigt er raschen Ueberblick, so daß er entstehende Fehler frühzeitig bemerkt, weiß er die Ursachen derselben bald zu erkennen, versteht er die Fehler kurz zu moniren, dieselben mit Ruhe zu redressiren und ihren Folgen durch angemessene Hülfen vorzubeugen : so wird bei einer in den Compagnien ge hörig vorgearbeiteten Truppe das Bataillonsegerciren bald in einer Weise von Statten gehen , wie es die Anforde rungen des Gefechts und der Lattik verlangen dürften ; umsomehr dann, wenn angemessene Ruhepausen die Körper kräfte frisch erhalten, und wenn durch eine Abwechselung in den Evolutionen und im Waffengebrauch die geistige Spannung bewahrt wird. So lange eine Uebung durch Mangel eines gehörigen Ineinandergreifens der einzelnen Theile nicht gelingen will , so lange lasse man nicht nach , ein und dasselbe zu wiederholen , bis sie nach Wunsch geht. Erst mit der nöthigen Instruction, dann ohne diese ; anfangs langsam, dann rascher und endlich ganz schnell. Geht die Sache geläufig, so gebe man den Befehl dazu auch einmal in überraschender Weise , wenn das Bataillon vielleicht in der Ausführung anderer Evolutionen oder des Waffen gebrauchs begriffen ist. Dieses stufenweise Fortschreiten möchte sich namentlich für Quarrébildungen empfehlen . Wie aber ein maßvoller Wechsel das Princip alles Lebens ist , so hat umgekehrt der Mangel daran , das Einerlei, eine abspannende, einschläfernde Wirkung. Jeder, welcher öfter Gelegenheit hatte, in Reihe und Glied an längeren Exercirübungen im Bataillon theilzunehmen, wird gewiß den wohlthätig wirkenden Einfluß einer ge schickt gewählten Abwechselung lebhaft erkannt haben. Nun ist es freilich beim Manövriren, wo es sich um die Auffassung und Verfolgung einer Idee handelt, bedeutend leichter, das Interesse der Truppe und der Zugscomman danten während der Uebung wachzuerhalten ; indeß kann auch beim Exerciren des Bataillons durch verschiedene Maßregeln Abwechselung und damit geistige Aufmunte rung geschaffen werden . Zu dem Ende kann man die Evolutionen nicht mehr ausschließlich in der gewöhnlichen Manövrircadence, son dern zeitweise im Laufschritt im Trabe ―――― ausführen lassen. Man verlasse ferner auch bisweilen den gewöhn lichen Exercirplag und suche für das Exerciren des Ba taillons ein schwieriges , unebenes Terrain , wobei dann weniger die Absicht der Terrainbenugung, als einer Ueber wältigung der Terrainschwierigkeiten vorliegt. Sodann exercire man zur Abwechselung mit dem zweiten Gliede vorn, übe damit das im Retiriren so häufig vorkommende

261 Vergrößern und Verkleinern der Züge, das Passiren von Engwegen , Abbrechen und Wiederherstellen der Front linien. Man gewöhne die Truppe daran , im Retiriren auf kurze Distanzen rasch Raum zu gewinnen, noch rascher aber nach dem Feinde zu , also nach der Seite des ersten Gliedes , die Front wiederherzustellen, und sich zum er neuten Waffengebrauch wieder bereit zu machen. Für eine Truppe, die nicht daran gewöhnt ist, mit dem zweiten Gliede vorn sich zu bewegen und damit zu evolutioniren, hat die Sache anfänglich etwas sehr Fremdes ; nach einiger Uebung macht es sich indeß bald. (Fortsegung folgt.)

Militärische Briefe aus und über Italien. II. Wanderung über das Schlachtfeld von Magenta. (Schluß.)

auf die Navigliobrücken. In zwei Colonnen geht der Kaiser mit der Garde zum Angriff vor. Die linke Co lonne des 2000 Mann starken Grenadierregiments rückt auf dem dammartigen Weg gegen Buffalora an, wo die Desterreicher die linke Hälfte des Dorfes besegt und auf dem Monte rotondo eine Batterie placirt hatten. Es gelingt den Franzosen mit ungeheurem Verluste , fich auf dem rechten Ufer festzuſeßen, aber nicht über den Na viglio vorzubringen. Die rechte Colonne, das 3. Grenadierregiment , geht auf dem Eisenbahndamm vor, während das 2. Zuaven regiment an der Mailänder Straße Stellung nimmt und das 1. Grenadierregiment die rechte Flanke gegen Car penzago beobachtet. Das 3. Grenadierregiment erstürmt im ersten Anlaufe die von den Grenzern besezten Schanzen, wirft sie hinter den Canal zurück und macht, zugleich mit denselben auf die Brücke dringend, die Zerstörung derselben unmöglich, indem der Unteroffizier , der die Leitung zünden wollte, niedergemacht wurde. Die Grenadiere breiten sich rechts und links aus, hinter den Dämmen Stellung nehmend, vermögen aber nicht über das Defilé hinauszudringen. Das 2. Zuavenregiment geht auf der Chaussée vor, und es gelingt ihm, unterstügt von einem Bataillon des 3. Grenadierregiments, das sich gleich von der Eisenbahn lints gewendet und durch die Dämme gedeckt bis zur Chaussée herangekommen war , nach hartem Kampf und mit den blutigsten Opfern der Gebäude des rechten Ufers sich zu bemächtigen. Auch hier mißglückte den Desterrei chern die Zerstörung der Brücke, da die Minen nicht ge= laden waren ; das Pulver dazu fanden die Franzosen in Fässern in den Häusern diesseits der Brücke. Nach einem nach 2 Uhr - waren weiteren halbstündigen Kampfe die Franzosen auch Herren der Mauthetabliſſements auf dem linken Ufer des Naviglio. Es war 2 Uhr Nachmittags ; wohl waren die tapfern

[M. B.] In furzen Zügen mögen jezt die Ereignisse gegeben werden, welche in den bisher geschilderten Dert lichkeiten im Laufe des Vormittags und der ersten Hälfte des Nachmittags des 4. Juni stattfanden. Am Morgen des 4. Juni hatten das I. und II. öster reichische Corps, etwa 20,000 Mann stark, die Naviglio stellung eingenommen ; die Brigade Burdina hatte die Eisenbahnbrücke und Ponte nuovo di Magenta, die Otto chaner Grenzer die Schanzen an der Eisenbahnbrücke besegt ; ein Bataillon des Regiments Wasa diente legteren zur Reserve. Auf der Mailänder Straße hatte die Bri gade Burdina Geschüße vorgeschoben und die Gebäude auf dem rechten Naviglioufer zur Vertheidigung einge Garden in Buffalora, an der Eisenbahnbrücke Herren des richtet. Die Brigade Baltin marſchirte nach Buffalora, rechten Ufers und an der Mailänder Straße selbst des die Brigade Kudelka nach Cascina nuova, die Brigade linken des Canals geworden , aber nichtsdestoweniger Rezniced stand als Reserve bei Magenta, die Brigade in einer verzweifelt bedenklichen Lage, denn jeden Augen Kingel mit Vorposten bei Ponte vecchio di Magenta. blick mußte ein Offensivstoß von Ponte vecchio her be Um 10 Uhr Morgens langt der Kaiser mit der fürchtet werden. In möglichster Eile befahl der Kaiser Gardedivision Mellinat an der Leffinbrücke an, findet das Vorrücken der Corps Niel und Canrobert , die Die Brigade Piccard dieselbe aber stärker besegt , als er vermuthet und zieht ihre Bivouacs bezogen hatten. die Truppen aus dem Gefecht, um erst wieder anzugrei langte von dieſen Corps zuerst um 2 Uhr an der Tefsin fensive, brücke an. Sogleich ergreifen die Franzosen die fen, wenn die von Turbigo anrückende Colonne mit ih rem Angriff begönne, wodurch das von Westen her über indem sie von Ponte nuovo aus vorbrechen und die aus schwierige Defilé sich von selbst öffnen würde. In Zuaven sich an den Dämmen ausbreiten und das 1. Grena dessen war die Colonne Mac-Mahons bereits um 10 Uhr dierregiment mit 4 Geschüßen auf der Mailänder Straße von Turbigo vormarſchirt , indem eine Colonne (Motte unter General Cler vorgeht. Sie werfen das Regiment rouge) über Cuggiono, Casate auf Buffalora, die andere Wasa, an dessen Spize General Burdina fällt, dessen (Espinasse) über Buscote und Meserro auf Marcallo Truppen bis an die Cascinen zurückweichen, wo das Ge vorging. fecht wieder zum Stehen kommt. Das Feuer in ihrem Rücken hörend , befürchtet die Brigade Baltin in Buffa Die Division Motterouge stößt in Casate auf die lora, von Magenta abgeschnitten zu werden und räumt österreichischen Vorposten , die sich auf Buffalora zurück. den Ort, worauf das 2. Grenadierregiment die hölzerne ziehen , wo sie sich festsegen und die Angriffe der Fran zosen abschlagen. Zwischen beiden Theilen entspinnt sich Brücke in Buffalora herstellt und sich dort festsegt. ein Geschützkampf , dessen Donner Napoleon in der AnDie Linie des Naviglio war verloren , als jegt das sicht bestärkt , daß Mac - Mahon bereits die Umgehung Corps Reischach , schon seit 2 Stunden auf dem An vollendet habe. Er gibt sofort den Befehl zum Angriffmarsche , zur Unterstügung anlangt. Die Gassen Ma

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genta's , mit Fuhrwerk vollgepfropft, das auch die ganze Sturmangriffe des Regiments Hessen auf dieses Gehöft Mailänder Chaussée anfüllt, erschwerten das Debouchiren, blieben erfolglos. Ebenso erfolglos blieben die Versuche und faum hatte die Brigade Gablenz sich frei gemacht, der Brigade Dürrfeld , den Feind zu überflügeln. In so erstürmt Reisch ach an ihrer Spise wieder die Ponte größter Nähe geführt, kostet der Kampf hier viele Opfer, nuovo. Die erschöpften Garden weichen mit Hinters besonders viele Offiziere. lassung eines Geschüßes über die Brücke zurück und über Jest trat die Krisis der Schlacht ein. Auch Niel lassen die Mauthetablissements den Desterreichern. Bei war um 54 Uhr mit der frischen Division Vinoy ange diesem Angriffe fiel General Cler. Man zeigt ein fleis langt. Durch zwei Bataillone derselben unterstügt , segt nes , rothes Häuschen etwa 1000 Schritte von Ponte die erschöpfte Brigade Piccard den Kampf am rechten nuovo C. Foronate links an der Mailänder Naviglioufer fort. Mit dem Reste der Division Vinoy Straße als die Stelle , unweit deren er fiel und wo er, überschreitet Vinoy die Eisenbahnbrücke , detachirt eine von den Seinen dahingebracht, starb. Brigade gegen Magenta, während er mit der andern am Indessen war auch die Brigade Lebzeltern des Corps rechten Ufer des Canals gegen Ponte vecchio anrückt und Reischach debouchirt und drang längs des Dammes auf auch die östliche Hälfte dieſes Dorfes wegnimmt. Bereits Buffalora vor , das zwar bis in die Mitte des Ortes schicken sich seine Bataillone an, aus Ponte vecchio gegen erstürmt, dann aber wieder geräumt wurde. Ein zweiter Magenta zu debouchiren, als ein überraschender Angriff Sturm wurde ebenfalls abgeschlagen , doch wagten die der Preußen -Husaren unter Oberst v. Edelsheim sie wieder in's Dorf zurückwarf. Die Wegnahme von Ponte Franzosen nicht, aus Buffalora vorzubrechen. Um dieselbe Zeit war auch das dritte Corps , Fürst vecchio ließ aber für den Erfolg des Kampfes auf dem rechten Naviglioufer um so weniger Hoffnung , als jegt Schwarzenberg , im Anmarsch auf Robecco angelangt, und mit richtigem Blicke beschließt der Commandant einen dort auch noch um 6 Uhr die Brigade Janin eingetroffen Angriff auf die Flanke der Franzosen von Robecco aus, war , wodurch auch dort die Wagschale des Sieges sich der der Grenadierdivision höchst gefährlich werden konnte, zu Gunsten der Franzosen neigt, und die Desterreicher allmählig zu weichen beginnen. indem er sie von der Chaussée zwischen dem Tessin und Gegen 4 Uhr war endlich auch das Corps Mac der Canalbrücke ab und in den Winkel zwischen den Strom und Naviglio drängen konnte. Ohne den Auf Mahon angriffsfähig ; die Division Motterouge drückt marsch seines eigenen Corps abzuwarten , segte sich der heftig auf die Brigade Lebzeltern, welche, durch die Bri Fürst an die Spige der Brigade Kingel und führt sie gade Gablenz unterstügt , den Kampf bei Cascina über Ponte vecchio hinaus in die Flanke des Feindes. nuova aufnahm, einem maſſiven Gehöft, das ungefähr Allein statt des gehofften Erfolges verlor er die Westseite 80 Schritte im Geviert von Mauern umgeben ist. Der von Ponte vecchio , welches die Bataillone Piccard's Widerstand scheint dort nicht nachhaltig genug gewesen wegnahmen, denen gegenüber die 4 Bataillone der Bris zu sein, auf was die große Anzahl von Gefangenen und gade Ringel, lauter Italiener, keine große Neigung zum die wenigen Gräber an diesem Orte hinweisen. Gleich Kampfe zeigen. Doch können die Franzosen nicht über zeitig zwingt General Espinasse die Brigade Rezniceck den Naviglio vorgehen, da die Brücke abgetragen ist. zum Rückzug, und die von Marcallo herüberhallende leb Die Öffensivstöße der Desterreicher auf Buffalora, hafte Kanonendonner ist für die Garden und die ankom Ponte nuovo di Magenta und ihre rechte Flanke von menden Theile des 3. und 4. Corps das Zeichen, auch Robecco her fallen in den kurzen Zeitraum von 2-3 bei Ponte nuovo wieder vorzubrechen. Es ist Abends 61 Uhr. Die Lage des Kaisers war um diese Zeit nichts Uhr, als die Desterreicher von allen Seiten auf Magenta weniger als beneidenswerth. Jeden Augenblick mußte zurückgedrängt werden. Damit sind wir auf dem zweiten Abschnitt des er befürchten , daß die Desterreicher die Navigliobrücken Schlachtfeldes angelangt, den man vom Naviglio und von forciren und ihn dadurch mit seinen Garden, deren Rei hen furchtbar gelichtet waren , in die übelste Situation der Bahnlinie begrenzt annehmen kann . Beide Linien bringen würden . Von Mac-Mahon zur Linken war seit treuzen sich unmittelbar vor dem Orte, so daß die Bahn Stunden nichts zu hören und zu sehen, und zur Rechten linie am nördlichen Saume des Dorfes vorüberfährt, drängten die Desterreicher immer mehr und mehr. Jest während das Dorf zu beiden Seiten der großen Mai war indessen auch das 3. österreichische Corps ( Schwar länder Straße liegt , den Weg von Marcallo her durch zenberg) zum Angriffe aufmarschirt, und die Brigade schneidet die Bahnlinie am Stationsgebäude. Die Eisenbahn selbst bot als hoher und breiter Damm Ramming rückte am östlichen , die Brigade Hartung am westlichen Üfer des Naviglio hinauf, während die Bri eine bedeutende Widerstandsfähigkeit, und das Stations gade Dürrfeld über Carpenzago , die Brigade Wes gebäude , ein isolirtes, mit der Hauptfront nach Nor lar im Flußthal selbst vorgehen sollte. Es war 4 Uhr, den gekehrtes , zwei Etagen hohes , massives Haus ver als die Desterreicher sich zu diesem Angriff anschichten. stärkte die Stellung am Bahndamme wesentlich, als deren Reduit das Dorf Magenta selbst angesehen werden Die Brigade Hartung verjagt die Brigade Piccard aus dem westlichen Theile von Ponte vecchio und ist eben kann. Dieses Dorf ist zwar von allen Seiten zugänglich, im Begriff, über Ponte vecchio hinauszugehen , als sie hat aber eine Menge Dertlichkeiten, die zur localen Ver theidigung sehr geeignet sind, so westlich an der Gabelung auf die Bataillone stößt, mit denen eben Canrobert , von Trecate herbeieilend, auf dem Schlachtfelde angekom der großen Mailänder Straße und des Weges , der von men war. Unter Canroberts persönlicher Führung er Buffalora herführt, die Kirche , welche ctwas erhöht ge stürmten diese wiederholt Ponte vecchio , und sieben legen und deren fleiner Kirchhof von den Desterreichern

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in eine Redoute umgewandelt war , die im Laufe der mehrere , sondern nur zwei Stockwerke von fünf Fen Schlacht rollständig zerstört wurde und dessen Mauer sterbreiten hoch, von denen aber nur das obere Stockwerk selbst in diesem Jahre noch der Herstellung harrt. Die in Betracht kommen konnte , da das untere durch die 8 zahlreichen Kugellöcher in der Mauer der Kirche zeugen Fuß hohe Gartenmauer maskirt ist, die die vordere, nach von der Hiße des Kampfes , sowie die zerschossenen Gar- Norden gerichtete Seite umgibt und selbst in der Länge tenmauern in der nächsten Umgegend. Nicht weniger von 80 Schritten der Angriffsseite zugekehrt ist . Gegen higig mochte der Kampf am Kirchhofe gewüthet haben, die Straße heraus hat die Westseite des Hauses in der. der, ein ummauertes Viereck von 400 Schritt Länge und obern Etage ein Fenster, in der untern einen engen La 200 Schritt Breite, an dem Wege von Ponte vecchio nach den, an dem das Einsteigen kaum möglich wäre. Da Magenta liegt. Theilweise hatten die Desterreicher die gegen führt allerdings unmittelbar am Hause ein großes, Mauern crenelirt , theilweise auch nur Infanteriebänke von massiven, steinernen Pfeilern gehaltenes Hofthor von angelegt. Die Spuren der Crenelirung sind noch deut- Westen in den Garten und ein kleineres von der Angriffs lich. Die Straßen des Dorfes sind eng und münden seite her. Der Garten kann aber von den gegenüber alle in einen beschränkten Plag in der Mitte desselben. stehenden Hause (jezt Restauration) eingesehen werden, Bei der Erstürmung Magenta's kommt hauptsächlich die und dessen Wegnahme konnte keinen Schwierigkeiten un Straße in Betracht, welche vom Stationsgebäude her interliegen , da es frei steht und von der dem Feuer den Ort führt und heute den Namen Corso di Vittoria der Gartenmauer nicht ausgesezten Seite zugänglich trägt. Am Eingang dieser Straße vom Bahnhof her ist. Jenes Haus , das die linke Ecke bildet , war befindet sich das Haus , vor welchem Espinasse fiel. allerdings von 2 Compagnien des 3. Kaiserjägerbatail Während von West und Nord concentrisch die französischen lons besegt, welches nicht übel mit seinem Feuer gewirkt Colonnen auf Magenta vordrangen, zu dessen deſſen Vertheidis haben mag. Allein der Tod des Generals Espinasse gung eigentlich kein geschlossener vollständiger Truppen wird von den Bewohnern Magenta's, welche ihn sterbend förper mehr vorhanden war , so daß nichts übrig blieb, und seine Leiche sahen , anders erzählt , indem sie auf's als mit den vorhandenen Kräften sich in den Häusern bestimmteste behaupten, der General sei, an der Garten bestmöglichst einzurichten , bis endlich allmählig Haus nach ecke stehend , welche etwa 100 Schritt , da wo sich die Haus sich ergeben mußte , war es die Colonne des Ges Wege von Marcallo und Bovera vereinigen , von einer nerals Espinasse , die nach Wegnahme des Bahnhofge- | Kanonenkugel getroffen. An derselben Stelle ließ ihm bäudes den Eingang des Corso Vittoria stürmte. " Dort auch der Kaiser ein einfaches Denkmal eine steinerne stand (erzählt Bazancourt ) ein großes Haus von Pyramide - sehen, welche die Inschrift trägt : mehreren Stockwerken, welches die linke Ecke der Straße Qui Colpito bildet. Ein österreichischer Oberst hatte es mit 300 Tis Da Palla Nemica railleurs besegt , die als ausgezeichnete Schüßen vielen Schaden unter uns anrichteten. Tocte und Verwundete Il 4 Giugno 1859 lagen in großer Anzahl vor allen Zugängen dieses todt moriva bringenden Hauses auf der Erde ausgestreckt. " !! Man Il Prode General muß sich um jeden Preis dieses Hauses bemächtigen "", ESPINASSE sagt Espinasse, der, seinen Truppen in dieser gefährlichen Fu Sepoltó Straße vorangehend , sich dem Hause nähert. " " Vor in Francia wärts, Zuaven, schlagt diese Thür ein ! "" Die Zuaven folgen dem General auf dem Fuße , der sich auf diese Per Ordine Weise freiwillig den Büchsen der Tyroler als Zielscheibe Di Napoleon III. darbietet ; mit wiederholten Schlägen erschüttern sie die Andere Denkmäler finden sich, außer einem unbedeu Thür , die allen ihren Anstrengungen widersteht. Von Zorn erfüllt, ſeine tapfersten Soldaten diesem Hinderniß tenden eines französischen Artillerieoffiziers , nicht. Die zum Opfer fallen zu sehen , klopft der General mit dem Helden dieses Kampfes fanden alle gemeinschaftliche Grä Gefäß seines Degens an die Jalousie des Parterre ber ; wenn man an der Bahn hinfährt, so kennzeichnen Fensters und ruft: mn Hier herein , hier herein ! "" In sie sich als weite , weiße Kiesflächen , da und dort mit demselben Augenblick zerschmettert ein Flintenschuß aus einem kleinen, unscheinbaren, schwarzen Kreuze geſchmückt . dem Fenster, gegen welches er sich gelehnt hat , ihm den -Da ruhen sie alle die Tausende, einst unversöhnliche Arm und dringt ihm in den Unterleib c. c. Dieser Feinde , jegt friedlich bei einander ; streckenweise wuchert Darstellung Bazancourt's widerspricht auf's wohl auch die Mohnblume hervor, und dann gleichen entschiedenste der That bestand. Jenes Haus, diese Grabstrecken in der Ferne großen Blutflecken inmit kaum 40 Schritte vom Stationsgebäude entfernt, ist nicht ten der üppigen, dunkelgrünen Vegetation, die sie umgibt.

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Nachrichten. der Kriegführung. Deßhalb ist es ein neues glänzendes Zeugniß von dem weitschauenden Geiste , welcher über die Kriegsübungen der preußischen Armee waltet, daß man Mittel gefunden hat , um eine vollständige Belagerung mit allen ihren vorauszusehenden und wahrscheinlichen Phasen so treu wie möglich darzustellen. Ein Mehreres wäre für jest , vor dem Schlusse der Uebung , vorzeitig. Der Ausmarsch der einzelnen stehenden Bataillone c. behufs Vereinigung der Regimenter ist bereits erfolgt. Nach de Regimentsübungen folgen weitere Märsche zur Zusammen ziehung in Brigaden , dann Brigadeübungen , Felddienst übungen und Rückmärsche. Das Wiedereintreffen in die Garnisonen erfolgt etwa um die Zeit des 10. September, worauf dann , wenigstens bei allen Truppen zu Fuß , die Kriegsreserven entlassen werden.

Preußen. [ .] Berlin , 9. August. [Die Truppenübungen, die Belagerungsübung bei Graudenz und die Cavaleriemanöver der 8 Garderegimenter bei Berlin.] Außer den für dieses Jahr angeordneten Sommer übungen der in Brigaden mit gemischten Waffen zu dreitägigen Felddienstübungen mit Ausschluß großer Manöver zuſammen gezogenen Armeecorps finden noch zwei besondere Uebungen im größeren Maßstabe statt , von denen besonders die erste die allgemeine Aufmerksamkeit im hohen Grade verdient : 1) Die große Belagerungsübung bei Graudenz , welche bereits gegen Mitte Juli begonnen hat und bis zur gänz lichen Beendigung einen Zeitraum von etwa 6 Wochen in Anspruch nehmen wird , da die Belagerung in allen Haupt momenten vom Anfang bis zu Ende durchgeführt werden soll. 2) Eine Zusammenziehung der 8 Cavalerieregimenter des Gardecorps zu einem großen Cavalerieererciren, resp . Manöver bei Berlin. Die Wichtigkeit des Belagerungskrieges bedarf für die Leser dieser Blätter keines Beweises ; die Kriegsgeschichte aller Zeiten liefert denselben mehr wie ausreichend. Im 17. und 18. Jahrhundert war die Wichtigkeit des Belagerungskrieges sogar eine über die des Krieges im freien Felde hervorragende. Eine größere Belagerung, oder zwei bis drei im kleineren Maßstabe, war oft das Werk eines ganzen Feldzugs für zwei streitende Armeen. Gegen Ende des 18. und im Anfange des 19. Jahrhunderts trat auf den großen Kriegstheatern, wo die Heere der massenhaften Aufgebote fochten , der Be lagerungskrieg in den Hintergrund , weil die Befestigungs kunst, deren Werke auf Jahrhunderte berechnet sind, vermöge ihres natürlichen Charakters der Stabilität, dem raschen Um schwunge der großen Strategie und Taktik, welchen der Ver stand , fester Wille und Befehl allein zu bewirken vermögen, nicht in demselben Tempo folgen konnte. In der folgenden langen Friedensperiode verstanden es aber scharfsinnige In genieure , das Gleichgewicht wieder herzustellen, und die Er fahrung künftiger Kriege wird den Beweis nicht schuldig bleiben, daß der Ausgang der Feldzüge und damit das Schick sal der Völker wesentlich an die Resultate des Kampfes um befestigte Positionen geknüpft ist , und dieß umsomehr , je mehr die großen fortificatorischen Ideen des Obersten v. Scheel werden zur Ausführung gekommen sein. Ia schon der neueste Feldzug im größeren Maßstabe im Jahre 1859 würde schwer lich am Mincio geendet haben , wenn nicht das bekannte Festungsviereck nothwendig das nächste Object seiner Fort segung gewesen wäre. Als eine große Versäumniß muß es daher dem prüfenden Auge erscheinen, wenn fast alle größeren Kriegsübungen bisher nur dem Feldkriege galten. Auf andere Ursachen dieser auffälligen Erscheinung einzugehen , würde hier zu weit führen . Die Artillerie für sich , das Pionnier corps für sich übten im Kleinen jedes seine Rolle bei der Belagerung im Allgemeinen , ohne Beziehung auf einen be stimmten Fall. Die Infanterie bekam durch die sogenannten Festungsmanöver unter Leitung der resp. Commandanten kaum eine Idee von ihrer überaus wichtigen Rolle bei dieser Art

Schweiz.

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( Jahresfest Aus der Schweiz, 14. August. des Offiziersvereins. - Einführung von Schieß Die dießjährigen Instruc schulen für Offiziere. tionsschulen. ] Mit dem heutigen treffen die Mitglieder des eidgenössischen Offiziersvereins maffenweise in Bern zu Es besteht diese Gesellschaft bereits ihrem Jahresfeste ein. aus 2139 Mitgliedern, darunter die geachtetsten Oberoffiziere Es läßt sich nicht läugnen , daß der eidgenössischen Armee. der Verein für unser eidgenöſſiſches Militärwesen schon viel Nügliches geleistet , und gleichsam alle Verbesserungen sind durch ihn befürwortet worden , fanden deßhalb auch stets in Der Be= der eidgenössischen Armee die beste Aufnahme. schluß der eidgenössischen Räthe wegen Einführung von Schieß schulen für die Offiziere ist bereits in der Weise zur Aus führung gebracht worden , daß dieses Jahr in Winterthur In den ersten, (Zürich) zwei Curse abgehalten werden. vom 8. bis 27. September , senden die Auszüger- Bataillone 1-42 je 1 Offizier ; in den zweiten , vom 6. bis 25. Oc= - Die dieß tober, ebenso die Auszüger-Bataillone 43-83 . jährigen Instructionsschulen find allerwärts mit Befriedigung abgehalten worden. In Bière war Artillerie mit gezogenen Kanonen , die einen Ausflug über die Hauptkette des Jura nach dem Jour-Thal machte ; im Bündtnerischen hat die Artillerieschule gleichfalls eine Bergfahrt in's Hochgebirge ge macht . In Thun aber hätte es fast unglücklich gehen können, da die gezogenen Geschüße so weit trugen, daß sie eine ganze Ortschaft , die bis jezt außer Schußbereich lag , mit einem Kugelregen überschüttete. - Die neuesten Explicationen zwi schen Turin und Bern wegen des Tefsins haben in manchen Kreisen und Blättern zu strategischen Erörterungen geführt, und man fragt sich nicht mit Unrecht, in welchem strategischen Verhältnisse stehen unsere Grenzen zu denen des neuen italie nischen Staates , zu Desterreich , zu Frankreich und endlich zu Deutschland ? Es läßt sich über diesen Gegenstand aber nicht in einer Correspondenz sprechen, dazu müßte man mehr Raum in Anspruch nehmen. Gut ist es , daß unsere militä rischen Alpenstraßen in Arbeit genommen werden ; endlich sind alle Unterhandlungen deßhalb abgeschlossen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 25. Auguft.

No. 34.

1862.

Inhalt: Auffäte. Smolensk. - Das Exerciren und das Manövriren im Infanteriebataillor. (Fortsegung.) - Militärische Briefe aus und über Italien. 111. Mailand. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Ausrüstung der in Italien stehenden Artillerie mit Schießwollkanonen nach Lenk'schem System. Preußen. Erweiterung der Festungswerke von Thorn. Sachsen - Coburg - Gotha. Neucs Gesez , die Militärdienstpflicht betreffend. Rußland. Die Verhältnisse der Militärveterinärärzte. Vereinigte Staaten von Nord amerika. Gegenwärtiger Stand der Kriegsflotte.

neuer Kraft und neuen Anschlägen den Gegner anzu packen. Zugleich pflog er Rath mit den Führern über die Frage, ob stehen bleiben oder weiter gehen, — zum [5.] Wir haben in Nr. 26 diefer Blätter den Ein Scheine nur , wie Pelet gesteht , denn er war mit sich marsch der großen Armee" in Rußland , wir haben ihr einig , daß ihm nichts gefährlicher als ein verlängerter Vordringen bis Smolensk miterlebt ; wir sahen, wie das Krieg , und es war sein innerstes Glaubensbekenntniß, Glück und Geschick des Kaisers und seiner kriegsgewohnten wenn er bei diesen Berathungen äußerte : eine Expe Marschälle schon in dieser ersten Periode des gewaltigen dition wie die unsere gelingt nur in einem Krieges erbleichte , wie die Siegestraft der übermüthigen Zuge oder nie. Daß er sich überhaupt auf solche Franken dießmal an der riesigen Ausdehnung des Kriegs Berathungen einließ, war ein verhängnißvoller Mißgriff. schauplages , an dem durch die Gewalt der Thatsachen Früher hatte er Niemand befragt , nur scharf befohlen, so gewordenen Kriegsplane der Russen, sowie an den wis was zu thun sei ; Alles vertraute seinem überlegenen drigen Zufällen von Witterung und Mangel an Pflege Genius und gehorchte ohne Wanken. Hier , da er so ermattete. Wir haben es heute mit der ersten Entschei viele ernste Mienen um sich sah , nicht mehr die alten hoffnungsfreudigen Gesichter ; hier, da eine innere Stimme dung bei Smolensk zu thun. Die große Armee hatte gewaltige Anstrengungen ge , ihm jagte, er habe einen folgenschweren Irrthum be macht : in der größten Sommerhiße war sie ohne gesicherte gangen und sich in eine sehr zweifelhafte Unternehmung Verpflegung unaufhaltsam vorangeeilt , hatte ungeheure eingelassen ; hier wollte er nicht mehr bloß befehlen, son Strecken zurückgelegt, aber Alles war vergeblich gewesen, tern auch Rath vernehmen , Einwürfe hören und durch - beide russische Heere bis auf wenige Tausende Ver ceren Widerlegung sich und seine Kampfgenossen über lust standen fast unberührt, während die französischen in zeugen. Dieß war ein Fehler , denn er stieg damit von seiner Höhe der Unfehlbarkeit herab und weckte den Wider Zeit von 6Wochen von 397,000 auf 268,000 Mann zusam mengeschmolzen,, also schon ihrer Stärke eingebüßt hatten. spruchsgeist ; man befolgte jegt nicht mehr blind die Be Das erregte Sorgen , Unruhe , Bedenklichkeiten bei den fehle des Herrn , sondern erwog sie, und wenn sie nicht Führern wie beim Heer und nicht die wenigsten bei init der inneren Ueberzeugung stimmten , wurden sie nur Napoleon. Er beschloß während der drückenden Hige schwach und zögernd au geführt. Während also die Russen seit dem 3. August bei den Truppen einige Rast zu gönnen , die in Unordnung gerathene Heermaschine wieder einzurichten und dann mit Smolenst concentrirt standen , bezegen die Franzosen

Smolensk.

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eine bis auf 26 Meilen ausgedehnte Stellung von Por retschie bis über Mohilew hinaus ; dieß geschah der Vers pflegung halber, vielleicht wohl aber―――auch, um die Russen zu einem Angriffe herauszulocken, und siehe da , ste kamen ihnen auf halbem Wege entgegen. Wir müssen hier auf die inneren Verhältnisse im russischen Hauptquartier etwas näher eingehen. Dort herrschte schon vor und noch mehr seit Beginn des Krieges Unsicherheit , Schwanken und Zwietracht unter den lei tenden Häuptern. Schon die verkehrte Maßregel , daß zwei selbstständige Armeen unter Barclay und Bagration aufgestellt waren, hinderte die Einheit. Hierzu kam, daß der Kriegsminister Barclay, dessen bedeutende Persönlich feit ihn doch zum thatsächlichen Obercommandanten stem pelte , bei der altrussischen Partei als Ausländer verhaßt und verdächtigt war. Die fortwährenden Streitigkeiten der zahlreichen unbeschäftigten Generale und Intriguanten des russischen Hauptquartiers , welche ihre heftigen Debatten sogar auf die offene Straße verlegten und dadurch den französischen Spionen in die Hände arbeiteten , hatten dem Kaiser Alexander den Aufenthalt im Drissaer Lager verleidet ; er war nach Moskau, wo seine Gegenwart die Begeisterung für die Rüstungen weckte, und von da nach Petersburg gegangen ; aber auch hierdurch wie durch die Uebertragung des Oberbefehls an Barclay waren die Zu stände wenig gebessert. Gleichwie die Altruſſen im Haupt quartier die Stärke der Franzosen von Anfang an merk würdig unterschägt hatten , so fuhren fie fort , auch jest immerwährend auf Angriff zu dringen, während Barclay in all' dem Schwanken den einzig richtigen Gedanken festhielt, daß man bei der eigenen Schwäche durch Con centration nach rückwärts sich stärken , den Feind durch Raum und Zeit schwächen und so durch Verlängerung des Kriegs eine Ausgleichung des Stärkeverhältnisses erzielen müsse. Auch in Smolensk wiederholten sich die früheren Scenen: das Murren, die Unzufriedenheit mit dem bis her Geleisteten (und wie durfte man im Grunde Gott dafür danken !) wuchs im russischen Lager und verstieg sich oft soweit, daß Platow z. B. dem Obercomman danten erklärte , er kämpfe nur noch im Mantel gegen die Feinde , denn er schäme sich, die russische Uniform den Franzosen entgegenzutragen. Barclay wurde ange feindet, verleumcet, Briefe über Briefe von den verschie denen Häuptern gingen nach Petersburg ab, um ihn an zuklagen ; in Petersburg , in Moskau , im ganzen Reich wurde das Mißvergnügen über ihn laut ; man wollte -eine That, Entscheidung, ohne in kurzsichtigem Patriotis mus einzusehen, daß die Entscheidung gegenwärtig noch viel zu früh und daß sie bei Napoleons großer Ueber legenheit an Truppen und Talent nicht anders als nach theilig ausfallen konnte. So machte auch jezt der General quartiermeister der ersten Armee , Oberst Toll , auf die weite Zersplitterung der französischen Armee aufmerksam und beantragte, dieselbe mit 120,000 Russen bei Rudnia zu durchbrechen; Barclay, welcher mit richtigerem Blick überschaute , daß man in dieser Richtung die feindliche Mitte , ebenso stark wie die eigene Armee, in mehreren guten Stellungen hintereinander vor sich, den rechten und linken Flügel Napoleons , je 40,000 und 50,000 Mann, neben sich haben werde , wurde in dem Kriegsrathe am

| 5. August überstimmt, und die russische Offensive sollte beginnen . Am 7. rückten beide russische Armeen gegen Rudnia ; Bagration blieb zum Schuße von Smolensk bei Windra stehen, Barclay rückte weiter. Die französischen Vorposten wichen vor ihm her , nur Eugen , als linker Flügel, blieb bei Porretschje, zunächst an Smolenst, stehen . Diese Lage rechtfertigte Barclay's Entschluß , zunächst Eugen zu entfernen und dann nach Sicherung seiner eigenen Flanke gegen die Mitte sich zu wenden ; während also Bagration bei Wydra blieb , mit den französischen Vortruppen am 10. bei Inkowo kämpfte und Njewerowski bei Krasnoi die linke Flanke deckte, marschirte Barclay am 9. über Moschinski gegen Eugen. Dieser wich auf der Witepsker Straße zurück, und man gewann die Ueber zeugung, daß Napoleon seine Armee hinter Rudnia con centrire. Dieß deutete auf einen Angriff, welchem Barclay in der sehr starken Stellung von Wolokowaja hinter der Kasplja (der besten des ganzen Feldzugs ) entgegentreten wollte. Da lief am 15. die Nachricht von dem wunder baren Kampfe Njewerowski's bei Krasnoi ein ; er hatte dort am 14. mit einer schwachen Infanteriedivision von 6000 Mann, meist Recruten, dem vereinten Andrange Mu | rats und Ney's Stand gehalten und war glücklich gegen Smolensk entkommen, ein glänzendes Resultat , das nur durch Murat's große Fehler ermöglicht wurde. Man | ersah jegt mit Bestürzung und Verwunderung, daß Napo leon seine Gegner getäuscht und am linken Dnieprufer gegen Smolensk vordringe ; eilige Umkehr war das Einzige, was übrig blieb, wollte man Smolensk und die Moskauer Straße retten. Mit meisterhafter Kunst hatte Napoleon die Aufmerk samkeit der Russen für ihre rechte Flante erweckt, während er eigentlich einen Schlag gegen ihre Linke vorhatte : er wollte Smolenst durch Ueberfall nehmen , seine Gegner von der Moskauer Straße ab und gegen Norden drängen. Mit geschickter Benugung der Localitäten und des decken den Waldes von Babinowiczi war seine Armee hinter den Vorposten weg nach rechts marschirt, am 14. bei | Chomino , Rassesna, Dubrowno , Orscha und Mohilew an's linke Dnieprufer übergegangen, und wie mit einem Zauberschlage standen 185,000 Franzosen zum Vormarsche gegen Smolenst bereit. Die glückliche Entscheidung stand ganz nahe vor Augen : die französische Vorhut stand schon näher an Smolensk als Barclay, - aber auch dieses schöne Manöver sollte mißlingen , wie denn dem vom Glücke Verlassenen Alles mißlang ! Njewerowski's Kampf weckte die russischen Führer aus ihrer Sicherheit ; Napoleons Absicht , das von Truppen entblöste Smolensk zu überraschen und im Rücken der russischen Armee wegzunehmen , war schon halb vereitelt. Noch aber hatte er den wichtigen Vorsprung der Zeit : am 16. früh erschien er vor Smolensk, wohin Bagration den zunächst stehenden Rajewski mit 13,000 Mann vor ausgesendet hatte ; erst gegen Mittag erschien Bagration, am Abend erst Barclay jenseits der Stadt, Napoleon hatte also einen vollen halben Tag vor den Ruſſen vor aus und benugte ihn auch zum alsbaldigen Sturm auf Smolensk. Diese Stadt liegt auf beiden Seiten des tief zwischen felsigen Ufern eingeschnittenen Dniepr, der Haupttheil -

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die ummauerte Altstadt - am linken , die große offene | war Bagration schon Morgens 4 auf der Moskauer Straße Petersburger Vorstadt am dominirenden rechten Üfer. abgerückt und postirte sich an diesem Tage hinter der Die Altstadt ist mit einer alten Mauer umgeben , noch Kolodnja , am folgenden bei Salowjewo ; schon dieſe zur Zeit Gorunow's aus Ziegeln und Bruchsteinen er Theilung der Streitkräfte im Angesicht des concentrirten baut ; sie hat fast eine Meile Umfang, 25–40 Fuß Höhe, Feindes deutete auf Barclay's Entschluß. Erst Nachmit= 10-18 Fuß Dicke ; sie ist mit Zinnen gekrönt, mit einem tags 3 Uhr überzeugte sich Napoleon von diesem Manöver 5 Fuß breiten Wallgang und mit 36 Thürmen versehen, der Russen ; nun durchschaute er die Sachlage und da von denen aber damals nur noch 17 in vertheidigungs die Fuhrt durch den Dniepr , welche die ganze Armee fähigem Zustande waren. Nach der Einnahme der Stadt durchwaten sollte, nicht aufgefunden wurde , so gab er durch die Polen 1611 hatte König Sigismund an der jegt den erneuten Befehl zum Sturme auf Smolensk, Südwestecke ein bastionirtes Fünfed ――― Erdwerk die die denn dieses bildete jezt für ihn die einzige Paſſage , um an die Russen zu gelangen. sogenannte Königsbastion, nachmalige Citadelle, erbaut, So entbrannte der Kampf von Neuem. In Smolensk mit nassem Graben gegen die Stadt , trockenem gegen außen. Der Stadtgraben war von ganz schwachem commandirte heute der von schwerer Krankheit erst halb Profil und trocken, mit unbedeutendem Glacis und aus genesene Dochturow 42 Bataillone, 8 Schwadronen Ruſſen ; neuerer Zeit an manchen Stellen mit einem schwachen unter ihm Njewerowski , Konownigün und der freiwillig bedeckten Wege versehen. Im Süden bildeten 5 Vor mit seiner Division herbeigeeilte Herzog Eugen von Würt städte einen Kranz um Smolensk , ähnlich wie die Vor temberg. Die Russen leisteten den an ihnen bekannten stäote um Wien. Die ganze Befestigung war nicht auf zähen, kaum zu überwindenden Widerstand, wie auch Ney, die Länge haltbar ; namentlich fehlte es den russischen Davoust , Poniatowsky mit ihren Colonnen anstürmen Geschüßen an den nöthigen Banquets, da diese noch nir mochten. Die russischen Batterien vom rechten Ufer hemm gends vollendet waren. ten vielfach ihre Fortschritte, die große französische Batterie Gegen fie rückten am 16. Morgens 8 Uhr die Spigen von von 150 Geschützen vermochte nichts gegen die Festungs Murat und Ney , später Davoust auf der Südseite an mauern, dagegen gerieth die Stadt mit ihren Vorstädten und eröffneten ein Plänklergefecht. Um 9 traf Napoleon schon am Abend in Brand. Mit sinkender Nacht endete ſelber ein und ließ die Kanonade eröffnen , welche an die heiße Schlacht mit der Eroberung der Vorstädte ; die fangs nur matt , von Nachmittags 3 Uhr aber sehr leb Stadt selbst hatten die Ruſſen rühmlich behauptet. Nachts haft unterhalten wurde. Wenig energische Angriffe wur. 12 Uhr ließ Barclay mit der Räumung der brennenden den gegen die Vorstädte gerichtet , und waren auch Stadt beginnen , aus welcher Herzog Eugen um 4 Uhr am Abend , wo die Citadelle von Ney erstiegen ward, die legten Truppen herauszog . Barclay blieb noch den vorübergehende Vortheile erreicht, so wurden sie nicht aus ganzen 18. im Angesichte der Stadt, und seine Avant genugt, wie denn das 40. französische Linienregiment von garde unter Korff föcht noch bis zum Abend in der Peters Rajewski und Paskewicz wieder hinausgeschlagen wurde. burger Vorstadt gegen die nachdringenden Franzosen, Rajewski, welcher der ungeheuren feindlichen Uebermacht welche erst am Vormittag gemerkt hatten, daß der rauchende gegenüber sich verloren glaubte und zum Opfertode ent Trümmerhaufen leer sei. Man hat Barclay getadelt, daß schlossen war, widerstand glücklich und betrachtete seitdem er nicht sogleich am 18. abgezogen, da er allerdings durch diesen Tag als den schönsten seines Lebens. Bis zum diese Zögerung in eine schlimme Lage gerathen konnte. Abend war die gesammte russische Armee im Norden der Dieß hing jedoch mit den inneren Zuständen des ruſſi Stadt versammelt und bereitete sich zum Kampf für den schen Heeres zusammen . Von dem Erfolge der voran gegangenen zwei Tage berauscht , wollten die russischen folgenden Tag. Er wurde am Morgen von den Franzosen nur durch Generale nichts von Räumung wissen ; sie glaubten viel eine matte Kanonade eröffnet ; die französischen Corps mehr erst recht den Augenblick zum Angreifen gekommen. wichen sogar zurück und nahmen weiter rückwärts Stel Bennigsen, der Großfürst Constantin und Andere bestürm lung. Napoleon wollte nämlich den Ruſſen Raum laſſen, ten Barclay um ein Zurücknehmen seiner Befehle ; er wußte zwar diese bedenkliche Meuterei mit Festigkeit ab um ihm die heißersehnte Entscheidungsschlacht zu bieten ; als verzogenes Kind des Glücks hoffte er, was er wünschte, zuweisen , mußte sich aber entschließen, bis zum Abend erfüllt zu sehen, ohne zu bedenken, daß bei Smolensk gar auszuharren, wenn er überhaupt noch Gehorsam bei seinen kein Schlachtfeld für die Russen war. Sie hätten auf Untergeneralen finden wollte. Mit Anbruch der Nacht einem durchschnittenen Boden mit einem hochusrigen Fluß zog er ab und entging noch glücklich dem ihm drohenden hinter sich kämpfen müssen, und dazu lag ihre Rückzugs Verderben, indem er Smolensk, dessen Magazine und Locali linie in der verlängerten Linken und ging fast eine Meile täten den Franzosen einen erwünschten Depotplat ge= am niederen Ufer des Flusses unter dem beherrschenden währen konnten, in Asche hinterließ, nachdem er mit einer Einbuße von 10,000 dem Gegner einen Verlust von Feuer des Feindes fort. Dort eine Schlacht anzunehmen, wäre eine Tollheit gewesen und Napoleon that Unrecht, beigebracht hatte. 20,000 Mann bei dem Eroberer Alles mißglückt : das eine solche bei Barclay vorauszusehen. Barclay vertheidigte Smolensk nur, um einen Tag Zeit für Bagration zu Manöver gegen Bagration, das Manöver gegen Barclay, der schönste gewinnen , damit dieser vor dem Feind Dorogobusch er das Manöver gegen beider vereinigtes Heer, Schachzug dieses Feldzugs, wie Napoleon selbst mit vollem reiche, denn mit vollem Recht zitterten die russischen Heer führer vor dem Gedanken , von dem Süden und von Recht ihn nannte. Man hat grade diese schöne Unter nehmung gegen Smolensk getadelt ; Clausewig vor Allen Moskau abgeträngt zu werden . Um dem vorzubeugen,

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Hier mag auch das so wichtige Rallieren des Ba machte geltend, daß Smolensk gar kein Object für Napo | leon war, sondern die ruſſiſche Armee, die er viel sicherer taillons Erwähnung finden. Man laſſe dazu die Leute beliebig auseinandergehen und sich etwa zum Ruben durch grades Vorgehen von Witepst aus erreichen konnte. Grade dieß war aber nach den seitherigen Erfahrungen lagern , die Gewehre in der Hand , dann stelle man die unsicher, denn in Napoleon begann schon jezt die Ahnung nöthigen Punkte zur Bezeichnung der Directionsflügel aufzusteigen, daß das Zurückweichen bei den Russen zum für die Züge in irgend einer beliebigen Colonnenform festen System geworden. Eben um endlich die gewünschte auf, bedeute kurz die Richtung der Front und ertheile Alsdann eilen die ganz Schlacht zu finden, mußte er sie über Smolensk in Flanke das Signal zum Sammeln. nach ihrem Zugführer r Leute und Rücken fassen ; dann mußten sie sich schlagen oder durcheinande befindlichen von Moskau und dem Süden abdrängen lassen . Hierzu und nehmen ohne laute Hülfe ihrer Zugscommandanten ihren Plag in den zu bildenden Zügen wieder ein. Nun gab es aber keine schönere Einleitung als den meister haften Dnieprübergang , und das ganze Manöver wäre entwickele man das Bataillon sofort in Linie zum Waffen ja auch um ein Haar geglückt , wenn Ney und Davoust gebrauch oder formire unverzüglich ein Quarré. Wenn die Stadt Smolensk am Vormittag des 10. im ersten ein Bataillon dieses rasch und mit vollkommener Ruhe Anrennen, wie man konnte, erobert hätten. Nachdem dieses leistet, so besigt es schon einen ganz hübschen Grad von Anrennen mißglückt war , trifft ihn allerdings der Vor Appell und Findigkeit , der ihm wichtiger sein dürfte als wurf, daß er nicht alsbald einen bedeutenden Theil seines die Kunst , schöne Gewehrgriffe , feste Beitritte , egales übermächtigen Heeres über den seichten Dniepr warf, um Schwenken des rechten Armes u. dgl . m. ausführen zu fich im Rücken der Russen der Moskauer Straße zu be können. Bezüglich der erwähnten Anwendung des Laufschritts mächtigen. Nur 1 Meile aufwärts lag die bequeme Fuhrt von Prudischtochewo ; wurde sie gefunden und benugt, möchte sich der Verfasser noch einige Bemerkungen er so mußten die Ruſſen eiligst abziehen, ihm Smolensk ohne lauben . den schweren Verlust des 17. intact überlassen und konnten Ein Offizier, der mit den Kräften ſeiner Truppe weiſe überdieß in die bedenklichste Lage gebracht werden . Es baushaltet, wird den Laufschritt der Infanterie nur dann schien eben in diesem ganzen Kriege eine eigene Fatalität eintreten laſſen, wenn das damit unvermeidlich verbundene über ihn zu walten : nichts wollte mehr gelingen , die Opfer an physischen Kräften seinen gültigen Preis hat. geschicktesten Maßnahmen erwirkten nur ihr Gegentheil. Die heutige Taktik wird aber unter Umständen des Lauf Das übermüthige Wort , das er in dem Manifeste vom schritts nicht entbehren können, oder mit anderen Worten : 22. Juni gesprochen, „Rußland ist fortgerissen durch sein wenn die Franzosen ihre Infanterie in der Weise erziehen, - das Verhängniß ; seine Geschicke müssen sich erfüllen ! " daß fie längere und zwar namhafte Strecken im Lauf Schicksal kehrte es jest wider ihn . Ruit alto a culmine ! schritt zurücklegen kann, ohne deßhalb unfähig zum Waffen stand fortan mit Flammenzügen an dem dräuenden Himmel gebrauch zu werden , so müssen wir nolens volens auch Rußlands für ihn geschrieben . unsere Infanterie dahin zu bringen suchen. Stärkung der deutschen Infanterie durch ausreichende, kräftige Nahrung und eine gründliche Ausbildung des physischen Elements in längere Zeit hindurch bezogenen ernsthaften Erziehungslagern, was denn auch eine Ver längerung der activen , d. h. bei der Fahne gegenwär Das Exerciren und das Manövriren im tigen Dienstzeit und Erhöhung der Militärbudgets in Infanteriebataillon. volviren würde , - das sind Dinge , die der deutschen Bundesarmee , namentlich der Infanterie , zu wünschen Eine taktische Studie. wären ; Dinge, welche der Feldtüchtigkeit bei weitem mehr frommen würden als unreife Projecte , die deutschen (Forthegung.) Bundescontingente zu egalisiren und als allerhand nichts [ v. Hdt.] Endlich kann man absichtlich allerhand kostende Vorschläge , dieselben zu beglücken , welche von Abweichungen vom Normalen hervorbringen, welche, wenn gewissen Seiten im deutschen Vaterlande ausgehen , wo fie sich ohne Absicht einstellen, eben Unordnungen genannt mächtig Zeter erhoben wird , wenn es heißt, Geld herzu werden müssen , deren Entstehen dann auch irgend ein geben , um die materielle Lage des Soldaten zu ver Irrthum , ein Versehen , ein Fehler zum Grunde liegt. bessern, oder um sonst etwas Reelles für das Militār zu Aus solchem Wirrwar mit Ruhe und Gewandtheit zur schaffen . . . Doch Halt! da ist ganz bedeutend von der Directions Ordnung wieder zurückzugehen , ist eine höchst wichtige Sache. Irrthümer , Versehen , Fehler werden auch im linie abgewichen ; zurück zum Laufschritt , wovon hier die Gefecht unfehlbar eintreten und haben dann oft verhäng Rede sein sollte. nißvolle Folgen . Daher übe man die Unordnung, nicht Das andauernde Laufen , wie das Tragen des Tor ihrer selbst willen , sondern um Gelegenheit zu haben, nisters , sind beides unvermeidliche Dinge, welche die aus ihr zur Ordnung zurückzukehren. Entstehen aber Kräfte der Infanterie in hohem Grade in Anspruch neh solche Confusionen unwillkürlich , so tadle man weniger, men. Es gibt nur ein Mittel , diesem schwächenden daß sie überall entstanden sind , als eine etwaige Unan Einfluß zu begegnen , und das ist : fleißige Uebung der stelligkeit eines Zugscommandanten , den Fehler rasch zu Truppe in beiden. Wenn nun aus diesem Grunde eine verbessern. öftere Anwendung des Laufſchritts und vieles Tragen des I

269 marschfertig gepackten_ _Tornisters auf dem Exercirplag verlangt wird , so würde es deßwegen von einem In fanterieoffizier ganz unverantwortlich sein , wenn er im Felde den Laufschritt da anwendete , wo er mit einer Langsameren Cadence ausreichen kann, oder wenn er vers säumte, ſeinen Leuten den Tornister abnehmen zu lassen, wo dieß die Umstände nur irgend gestatten. Um hier die nöthige Uebung der Truppe mit der Gewöhnung der Vorgesezten an die gehörige Schonung der Kräfte ihrer untergebenen Mannschaft zu vereinen, möchte es sich vielleicht empfehlen, bei den Exercirübungen mehr die Abhärtung der Truppen in's Auge zu fassen, also fleißig Tornister tragen laſſen und Laufschritt an wenden, dagegen beim Manövriren , besonders im Ter rain , darauf zu halten , daß die Offiziere die unerläß liche Rücksicht auf die Schonung der Kräfte nehmen, ohne welche nun einmal auf dauernde Leistungen der Infanterie durchaus nicht zu rechnen ist. Der Commandeur eines Bataillons ist beritten , und nur zu leicht verliert man zu Pferde den Maßstab, den man für dauernde Bewegung zu Fuß, namentlich unter der Last des Gepäcks und im frisch gepflügten Sturzacker oder dergleichen Boden, anzu legen hat. Uebrigens ist jede Anstrengung der Truppe, auf dem Exercirplag wie auf dem Manöverfelde , welche die Aus dauer und die Kräfte stählt , eine der Truppe erwiesene Wohlthat , für welche die Danksagung indeß wohl nur selten zu Ohren des Spenders gelangen dürfte. Die römischen Legionen kämpften in ihrer Glanzperiode mit Waffen zur Uebung im Frieden , welche von einem dop pelten Gewicht derer waren , die sie im Felde führten. Sollte dieß Beispiel nicht Nachahmung verdienen ? Gewiß. Eine Ermüdung der Truppe durch anstren gendes , rasches Exerciren , mit Anwendung des Lauf schritts und mit vollem Gepäck ist weit eher zu verant worden als eine längere , nuglose Anwendung des Ma növrirtritts und eine unnöthige Beibehaltung der strammen Gefechtsordnung da, wo man ganz unschädlicherweise den Reiseschritt annehmen und seine Erleichterungen eintreten laſſen könnte , oder gar als ein langes Stillſtehen der Truppe in stramm angespannter Haltung, um eine haar scharfe Richtung langer Linien zu erzielen , oder um so gar eine Deckung hinter einander stehender Rotten in ver schiedenen Zügen zu Wege zu bringen. Weit weniger als jene, doch mindestens nugbringende Anstrengung der Truppe möchte zu entschuldigen sein , wenn durch aller hand Paradestücke und Pedanterien , welche freilich das Auge manches Nichtsoldaten in und ohne Uniform die ---auch bisweilen als Löwenhaut herhalten muß — ergößen mögen , die Kräfte der Truppe erschöpft werden und ihr die Lust an den Uebungen schwindet. Was endlich das Exerciren auf schwierigem Terrain betrifft, wovon gleichfalls vorhin die Rede war, so wähle man dazu etwa mäßig geböschte Hänge von Anhöhen, zugängliche Ravins , ein von nicht zu breiten Gräben durchschnittenes Gelände , ein recht unebenes Terrain, Weidegrund , hohe Ackerrücken , Kuhlen und dergleichen ähnliche , für gewöhnlich zu Exercirplägen ungeeignet ge haltene Terrainabschnitte. Nichts übt ein Bataillon mehr in den Elementen als ein strammes Exerciren mit Ueber

| windung solcher Bodenschwierigkeiten , und gibt es kein besseres Mittel , das Bataillon zum Bewahren der tak tischen Ordnung im Gefecht, wo man ja doch den ebenen Exercirplag verlassen muß , zu erziehen. Anstatt daher durch Commandos den Exercirplag alljährig hübsch ein zuebnen, sollte man denselben lieber uneben machen lassen, tünstliche Hindernisse und Bodenschwierigkeiten darauf schaffen, und den gelungensten Theil des so hergerichteten Plages für die Abnahme des Parademarsches reserviren. Nach diesem, manchem Leser vielleicht gewagt scheinen den Vorschlag dürfte es wohl Zeit ſein , mit dem Exer ciren im Bataillon abzubrechen. (Schluß folgt.)

Militärische Briefe aus und über Italien. III. Mailand. [M. B.] Von Magenta führt die Bahn durch die üppige Ebene der Lombardei ; soweit das Auge reicht, überall die Cultur des Maulbeerbaumes und Weinstockes, der dichten Vorhängen gleich an den graden langen Linien der Maul beerbäume hinzieht und den freien Umblick verschleiert. Zahllose niedrige Casinen heben ihre blendend weißen, fensterarmen Wände aus dem dunklen Grün, und nur wenige größere Orte zeigen ihre schlanken, flachgedachten Kirchthürme. Nach einer stundenlangen Fahrt ist Mai land erreicht , die stolze Metropole der Lombardei , die sich übrigens, aus der Ferne gesehen, nicht besonders im ponirend ankündigt, da sie ganz flach liegt. Sie ist eigent lich eine offene Stadt , obwohl sie ein bastionirter Wall von starken Profilen umgibt, dessen Escarpen aber niedrig und mit Leitern leicht zu ersteigen , während die Thore größtentheils nur Barrièren sind . Man erreicht die Stadt an der Porta Vercellina , an der man die große Wallstraße Strada di Circumvallazione welche auf dem alten Walle um ganz Mailand herum führt , überschreitet , um in das Häusermeer Mailands selbst einzutreten. Man ist jegt nicht wenig überrascht, enge Straßen ohne auffallend schöne Gebäude und Paläste zu finden, und statt einer lärmenden prächtigen Stadt präsentirt sich eine gewiſſe verdroſſene Ruhe in derselben, die einen unheimlichen Eindruck macht. Eng und un regelmäßig , wie die Mehrzahl der Straßen ist und faſt ganz modern ohne eigenthümliches Gepräge - wie z. B. Verona und Venedig zeigen sie wenige schöne Gebäude, und nur die breiten Trottoirs, die thurmhohen Häuser mit reichen Läden im Erdgeschoß und zahlreichen Balkonen verkünden die Großstadt. Se unbedeutender und gewöhn licher nun aber Alles ist , was sich beim ersten Eintritt in die Stadt zeigt , um so überraschender wirkt es auf das Gemüth , wenn man durch eine finstere Gasse kom mend und um in eine Ecke biegend, auf den Domplaß hin austritt und das wunderbare Domgebäude im Sonnenschein filbern vom dunkelblauen Hintergrunde des Himmels sich

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herausheben sieht, - einer ganzen versteinerten Pflanzenwelt | Eindruck. Selbst bei der Wachtparade, die Abends 7 Uhr gleichend, die mit tausend Blumen und Knospenblättern an der Börſe , in deren Erdgeschosse die Hauptwache ist, und Zweigen, Stämmen und Wipfeln hinauf in's Licht erscheinen die Einen vermuthlich die, welche die Mittel strebt! Das Werk eines Deutschen ― wurde zu Anschaffuug der Tuchuniform nicht haben - in der Arler der Dom 1386 begonnen und harrt noch seiner Voll- Interimsuniform, einer blauen, roth garnirten Leinwand endung ; er ist der König Mailands , der mit seinem blouse, die Andern in der zuerst für die Mailänder ge Schwung und seiner Schönheit die ganze Stadt zu wählten Nationalgardeuniform : dunkelgrünem Waffenrock sammenhält, auf den Alles sich bezieht und auf den immer mit rothem Kragen und Vorstoß und Fransenepauletts, und immer wieder den Blick zu richten man sich gezwun eisengrauen Beinkleidern , wieder Andere endlich in dem gen sieht. Unendlich wird derselbe noch gewinnen, wenn für die gesammte Nationalgarde Italiens eingeführten der bereits zum Beschlusse erhobene Plan ausgeführt sein hellgrauen Capotrock mit schwarzem Halbkragen , rothen wird, wonach der Abbruch der den Dom beengenden näch- Fransenepauletts und Käppis. In einer und derselben sten Häuserreihen des Domplages in baldigster Aussicht Abtheilung sind alle drei Uniformsgattungen wunderlich steht. An der Südseite des Domes präsentirt sich die gemischt, was etwas sonderbar mit der Eleganz des com schöne Façade des Palazzo reale, einst Sig der Vice- mandirenden Offiziers absticht, der mit den großen filbernen fönige des lombardisch-venetianischen Königreichs . Rechts Fransenepauletts auf beiden Schultern und der breiten und links des Hauptportals sind zwei Wachen verschie- kornblauen, über die Brust getragenen Schärpe kein übles dener Uniform etablirt, jene rechts in den dunklen Waffen- Bild gibt. Eleganz in der Uniform ist überhaupt durch röcken, mit rothen Fransenepauletten, niederen Käppis, ist gehends eine Eigenschaft des piemontesischen Offiziercorps, piemontesische Linieninfanterie, während die andere Ab- und man kann nicht verkennen , daß das Kriegsminis theilung in grauen Capotröcken Truppen der National sterium in den Armeeadjuſtirungsbeſtimmungen, sowohl garde find. Mailands Besagung besteht nämlich theils was den Schnitt , als die Farbenzusammenstellung der aus Linientruppen , welche vorzugsweise das Castell und Uniformen betrifft, lobenswerthen Geschmack gezeigt hat. die an den Thoren und dem Hauptwalle Mailands ge- Als besonders hübsch sind die Uniformen der Bersaglieri legenen Casernen besegt halten und nur die Wache am und der Artillerie hervorzuheben ; es wäre vielleicht nur Palazzo reale in die Stadt geben. Der Dienst der Er zu tadeln , daß die Paradeuniform der Offiziere fast zu haltung der inneren Ruhe und Ordnung in der Stadt sehr mit Gold und Silber überladen ist. Als abweichend ist der Nationalgarde anvertraut , deren Mailand von den übrigen Armeen Europas ist in Bezug auf die 8 Bataillone ſtellt. Noch ist diese Institution in der Ent- Gradabzeichen der Offiziere zu bemerken , daß dieselben wicklung begriffen, und namentlich ist es bis jezt noch nicht nicht, wie häufig angenommen wird, die französischen sind . gelungen, die gesetzlich bestimmten Artillerie- und Cavalerie- Die Subalternoffiziere tragen alle Fransenepauletts' auf abtheilungen zu completiren. Der Dienst der National- beiden Schultern, und die einzelnen Grade sind durch garde ist ziemlich beschwerlich: außer den häufigen und die Anzahl ( 1–3) von Schnüren an den Mügen und anstrengenden Waffenübungen, dem Wachtdienste 2c. haben Borten an den Käppis erkennbar , ebenso bei den Stabs nicht nur gegenwärtig 3 Bataillone ununterbrochen Re- offizieren , welche zum Unterschiede von den Subaltern= servedienst, sondern es werden im Nothfall auch aus offizieren Epauletts mit dicken Bouillons , die Generale Freiwilligen formirte Bataillone mobilifirt und nach Süd- aber gestickte Uniformen mit Achſelſchnüren tragen. Eigen italien geschickt, um zur Unterdrückung der bourbonischen thümlich sind auch die carmoisinrothen Halsbinden, welche Erhebungen verwendet zu werden. Die Beschwerlichkeit zu den Kragen von schwarzem Sammt sehr gut stehen. des Dienstes, die damit verbundene Zeitversäumniß und Ueber die Gliederung und Stärke der piemontesischen der nicht unbedeutende Kostenaufwand der Ausrüstung Truppen sind früher in der A. M.-Z. Nr. 22-25 v. d . J. tragen nicht grade dazu bei , die Piemontesenherrschaft | Aufsäße erschienen, welche hier eine weitere Besprechung als bei den Mailändern beliebt zu machen , die ohnedieß in überflüssig erscheinen laſſen. Das bedeutendste Gebäude in militärischer Beziehung dem Stolze , mit dem die Piemontesen die Lombarden ist das Castell an der Nordwestſeite der Stadt, einst gleichsam als erobertes Volk behandeln, und in der un die Residenz der Visconti und Sforza, jezt die Citadelle geheuren drückenden Besteuerung Gründe genug haben, sich über den gegenwärtigen Zustand der Dinge nicht der lombardischen Metropole. Dieses Castell war früher grade besonders zu freuen. Die Nationalgarde besteht ein mit Bastionen und Ravelins umgebenes Fünfeck und jegt drei Jahre und ist leidlich gut in den Waffen geübt, hatte noch in den Feldzügen der französischen Revolution genügt wenigstens ihrem nächsten Zwecke, den Sicherheits Belagerungen ausgehalten. Von den Franzosen wurden aber diese Befestigungen gesprengt und geschleift, und an dienst in der Stadt zu versehen, vollkommen, wenn auch ihre Stelle trat die mit Alleen besette, als Spaziergang hie und da etwas mehr Energie in ihrem Auftreten bei beliebte Esplanade an der Südseite und der geräumige, durch den sehr häufigen Demonstrationen und Ruhestörungen das prachtvolle Marmorthor- Arco della Pace wünschenswerth wäre. Man hat täglich Gelegenheit, abgeschlossene Piazza d'Armi, der Hauptwaffenplag der Nationalgardebataillone zu Waffenübungen ausrücken zu Mailänder Garnison . Von der Citadelle blieb nichts sehen und muß sich von der grauenerregenden , noch in übrig als die zu Casernen verwendeten Gebäude, denen der Kindheit liegenden Kunst ihrer Tamboure und der die Piemontesen eben beschäftigt sind , an der Nordseite Buntscheckigkeit der Uniformen nicht abschrecken lassen, einen neuen Casernenbau anzuschließen . Im Innern des ihre nähere Bekanntschaft zu machen. Die Uniform macht Castells befindet sich unter der Benennung Rocchetta nämlich auf den ersten Anblick keinen besonders günstigen

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eine von den Visconti's erbaute , von den Sforza's er weiterte und von den Spaniern noch mit mehreren Ge bäuden vergrößerte mittelalterliche Burgie eine ziemliche Stärke hat. Die der Stadt zugewen Castellseite hat in brei Etagen je 14 Geschütcasematten und an den vier Ecken des Castells find runde Thürme, deren Plattformen vollkommen gute Geschüßstände bieten. Das ganze Castell hat jegt eine nicht unbedeutende Widerstandsfähigkeit, welche, wie bemerkt, die Piemontesen durch Neubauten zu erhöhen suchen. Nicht so war es zur Zeit des Ausbruches des Mailänder Aufstandes im Jahr 1848. Damals hatte das Castells nur an der der Stadt zugewendeten Seite zwei schöne, mit Rustiken von weißem Marmor bekleidete Thürme, auf denen zwei Allarmkanpnen standen. Nach dem Abzug der Desterreicher fingen die Mailänder sogleich an, die Thürme abzutragen und machten sie dadurch zu vollkommen geeigneten Geschüßständen , was sie vorher wegen ihrer Höhe nicht waren. dag on @ [ stoljegoist -Spahtsid nachlear doon natu maons shorthet be

Die übrigen Cafernen Mailands sind meist alte Kloster gebäude , in fn die große Caserne San Franzesco , in der Näheres ansehnlichen Ospetale militare , die Caserne de Bersaglieri in der Nähe der Brera , die Ar tilleriecaserne auf dem Corso Girolamo se. ‫טור‬ Neubau einer großen Defensivcaserne ist in der Nätsver Porta orientale außerhalb der Umwallung in Angri genommen und dürfte in dem laufenden Jahre vollendet fein. Ganz in der Nähe davon liegt der ehe malige Wohnsiz Radegtys , die Villa reale , an der Nordseite der als Sammelplaß der eleganten Mailänder Welt beliebten Giardini publici. Man hat dort am Sonntag Nachmittag Gelegenheit, den Glanz der Mailän der Welt entfaltet zu sehen und dabei die nicht grade übermäßigen Leistungen einer italienischen Militärmustt zu genießen, die nichts weniger als geeignet sind , daran zu erinnern , daß man sich in Italien , dem Lande der ar msg ents Musit, befindet. an ass fons pama jun dun potjd isda nochiide

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. ** Wien , 10. August. [Ausrüstung der in Ita lien stehenden Artillerie mit Schießwollkanonen nach Lent'schem System. ] Vor beinahe einem Menate ist ein Theil der in Italien befindlichen F. t . österreichischen Artillerie mit den neuartigen Schießwollkanonen (nach Lenk' schem Syfem) ausgerüstet worden. Wie aus Verona be richtet wito , befinden sich bei der kaiserlichen Armee in Sta lien gegenwärtig im Ganzen 10 Batterien dieser Art, und zwar 8 vierpfündige und 2 achtpfündige, die dem 7. Artillerieregi mente (VII. Armeecorps) zugewiesen worden sind , welches fich durch wiederholte scharfe Uebungen auf der Haide bei Abiano (in der Nähe von Pordenone) mit dem Wesen dieser neuartigen Waffe vertraut machen sollte. Vom hiesigen Ar tilleriecomité wurde ein Hauptmann nach Italien abgesendet, um an Artillerieoffiziere und Mannschaft die nöthigen Unter weisungen in der Behandlung dieser Geschütze zu ertheilen und den batterieweisen Schießübungen beizuwohnen. Zur Beurtheilung dieser Uebungen laffen wir ein Pro gramm folgen , wie es bei denselben zumeist Plag griff.

Programm für die besondere Schießübung zum Zwecke allgemeiner Kenntnißnahme und Beurtheilung der Schießwollgeschüge am 28. Juli 1862. Mit 2 8 fünder Schießwoll - Kanonen auf 900 Schritt 16 8fdr. 16 } Spig-Hohlgeschoß-Schüsse. " " " 2400 8 " " " 4200 Mit denselben zwei Geschügen auf 1000 Schritt 12 8 for. Spig-Hohlgeschoß-Würfe. 12 8fbr. " 1600 einer 4Pfdr. Schießwoll Batteriefeuer mit einer batterie

auf 1800 Schritt 32 Schuß ? "I " "

Spighohlgeſchoſſe,

auf 900 Schritt 32 Schuß Shrapnels, 16 " 18 " 300 Büchsentartätschen. Gesammte Uebungen finden an einem Tage statt, und zwar zuerst das Spit-Hohlgeschoß-Schießen, dann das Spig-Hohl geschoß-Werfen, zulegt das Battertefeuer. Anfang der Uebung um 5 Uhr früb . Den äußerst günstigen Resultaten , die sich schon bei den ersten Probeübungen auf dem Steinfelde bei Wiener Neu stadt herausstellten, haben die Schießwollgeschüße ihre allge meine Einführung in der Armee zu verdanken, wenngleich sich an ihre Verwendung ein Uebelstand knüpft , der jedoch bald gänzlich beseitigt werden dürfte. Es ereignet sich nämlich zu weilen ,, daß durch die starke Intensität und vehemente Ver weilen brennung der Schießwolle die Brandkapsel, die erst durch das Aufschlagen des Projectils explodiren und den Brandsag fammt der Sprengwolle entzünden soll , schon im Rohre sich in Brand fezt und das Hohlgeschoß zum Plazen bringt. Während der ganzen Uebungszeit bei Abiano , in der jede der 10 Batterien 200 Schüffe that , ist mit einziger Aus nahme einer 8pfündigen Batterie bei jeder derselben je ein Hohlgeschoß imRohre geplagt , ―ein Verhältniß, das zwar bei Gegeneinanderhaltung von 9 : 2000 sehr klein zu sein scheint, aber von besonderer Wichtigkeit wird und sich als sehr groß herausstellt, wenn man bedenkt, welchen Einfluß das momen tane Unbrauchbarwerden einzelner Geschüße auf den Verlauf eines Gefechts nehmen kann , zumal in einem Terrain , das ihre Verwendung auf gebahnte Wege und Straßen bannt, und ihrer Machtentwicklung alle nur denkbaren Hindernisse in den Weg legt, so zwar, daß sie zumeist nur zu zwei Stücken in Thätigkeit gesegt werden können. Die Geschütze sind in dem hier geschilderten Falle freilich nur für eine kurze Zeit unbrauchbar, denn ihre an Ort und Stelle vorgenommene Herstellung nimmt kaum Stu de Zeit in Anspruch, 1 vor dem Feinde aber wird diese Reparatur selbstverständlich un ausführbar. Das 2. Armeecommando sah sich deßhalb zu dem Ansuchen

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veranlaßt, daß bis zur vollständigen Bewährung der Schieß wollgeschüge nebst diesen auch die bis dahin im Gebrauche gestandenen Batterien alter Art in fernerer Verwendung der Armee in Italien belaſſen werden . Wir haben dieser Mittheilung nur noch beizufügen , daß sich auch die Nachrichten aus Italien über die genaue Treffs sicherheit der neuartigen Geschüße nicht rühmend genug aus fprechen können ; fie grenzt, sagt der Berichterstatter, selbst auf die größten Distanzen an's Fabelhafte ; Fehlschüsse sind eine Seltenheit. Preußen. Thorn , 17. August. [ Erweiterung der Festungs werke.] Mit der Erweiterung der hiesigen Festungswerke, welche schon seit Jahren als eine Nothwendigkeit von Sach verständigen in Aussicht gestellt worden war , ist bereits der Anfang gemacht. Mehrere Militärs find mit den topogra phischen Vorarbeiten beschäftigt, und auf dem jenseitigen Ufer werden in der Nähe des Brückenkopfes fortificatorische Erd arbeiten ausgeführt. Auch auf dieser Seite der Festung wer den neue Vertheidigungswerke errichtet , und sollen zu diesem Zwecke bereits Anfäufe von Grund und Boden abgeschlos ſen ſein. Sachsen -Coburg - Gotha.

Rußland.

[ PI ] [ Die Verhältnisse der Veterinärzte . ] In dem sich neuerdings fast in allen Ländern kundgebenden Bestreben , die Thierärzte von den Menschenärzten zu eman cipiren und würdig zu stellen , ist Rußland nicht zurückge blieben. Daselbst ist bei jedem Cavalerie- und Artillerieregi mente ein nüglicher Veterinärarzt angestellt. Derselbe be zieht eine Gage von 500 Thlr. , 250 Thlr. Quartiergelder nebst 1 Mann Bedienung. Nach 5jähriger Dienstzeit wird

Vereinigte Staaten von Nordamerika. New - York, 6. August. [ Gegenwärtiger Stand der Kriegsflotte.] Das soeben erschienene Flottenregister für das Jahr 1862 weist den enormen Zuwachs nach, welchen die Kriegs flotte der Vereinigten Staaten durch den Krieg erhalten hat. Vor einem Jahre bestand die Kriegsflotte der Vereinigten Staaten , Alles in Allem, aus 88 Fahrzeugen , wovon 30 Dampfer. Jegt zählt sie 286 Fahrzeuge, sämmtlich Dampfer, Vor mit Ausnahme einiger alten Fregatten und Corvetten . einem Jahre betrug die Bemannung der Flotte 8000 Mann, jegt 23,000. Neu gebaut wurden von den 198 Fahrzeugen, um welche die Flotte sich vermehrt hat , 80 , d. h. bloß 8 weniger, als vorher die ganze Flotte zählte. Von den neu gebauten waren 32 hölzerne Kanonenboote , 12 Raddampfer, 2 Dampffregatten , 7 Panzer - Kanonenboote , 9 (hölzerne) Alle diese , mit Ausnahme der Widder , 16 Panzerschiffe. Panzerschiffe und der Dampffregatten, sind bereits vollständig fertig und im Dienst. Die Mehrzahl derselben, nicht weniger als 118 , sind freilich nur sehr nothdürftig kriegstüchtig ge machte ehemalige Handelsschiffe , über die man fortwährend klagen hört. Folgende Uebersicht macht die stattgehabte Vermehrung der Flotte anschaulich : 1. Januar 1861. 1862. 10 6 Segel-Linienschiffe 5 10 Segelfregatten 20 16 Segelcorvetten 3 1 Segelbriggs 7 9 Schraubenfregatten 1. Claffe 6 6 Dampfcorvetten 1. Claſſe 14 Raddampfer 1. Claſſe 8 17 Dampfer 2. Classe . 27 5 Schraubendampfer 3. Claſſe 4 Raddampfer 3. Claſſe 3 Vorrathsschiffe 7 Stationäre Vorrathsschiffe 2 Avisos (Dampftender) 2 Panzerfregatten 23 Panzer-Kanonenboote 8 Widder 136 Gekaufte Schiffe

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

* ∞4362

Gotha, 19. August. [Neues Gesez, die Militär dienstpflicht betreffend.] Bufolge des neuen, in diesen Tagen veröffentlichten Gesezes über die Erfüllung der Militär dienstpflicht wird lettere durch den Dienst im Hauptcontin gente und durch den Dienst in der Reserve erfüllt. Ersterer umfaßt 4, lezterer 2 Jahre. In Bezug auf den einjährigen freiwilligen Dienst enthält das Gesez die Bestimmung , daß hinsichtlich solcher jungen Leute, welche sich in einer speciellen Richtung der Wissenschaft oder Kunst oder in einer anderen, dem Gemeinwesen zu gut kommenden Thätigkeit besonders auszeichnen und sich hierüber durch glaubhafte Zeugnisse aus zuweisen vermögen, das Staatsministerium von dem strengen Nachweise des erforderten Maßes der Schulkenntnisse absehen und den Eintritt in den einjährigen Freiwilligendienst ge statten kann. Lezteres tritt auch ein hinsichtlich besonders ausgebildeter, kunstgerechter oder mechanischer Arbeiter , wenn es die Berücksichtigung örtlicher Gewerbsverhältnisse erheischt, oder wenn es ohne erheblichen Nachtheil für die zweckmäßige Erhaltung einer größeren Fabrikanstalt nicht möglich ist , die Stelle solcher Arbeiter durch andere zu ersegen.

die Gage um , nach 10 jähriger um , nach 20 Jahren um das Doppelte erhöht. Nach 30 Jahren hat er Anspruch auf Pension mit letterer Gage und erhält außerdem Eme ritengelber je nach der Dienstzeit von 100-200 Thlr. Der Regiments-Veterinärarzt hat den Rang eines Hauptmanns. Nach 4 Jahren bekommt er Majorsrang und hört damit das Avancement in der Linie auf , in der Garde aber kann er bis zum Oberstlieutenant steigen. In jedem Armeecorps gibt es einen Corpsveterinär. Derselbe nimmt wenigstens den Rang eines Oberstlieutenants ein , kann aber avanciren bis zum Brigadegeneral ; seine Gage beträgt mit allen Ein nahmen circa 1000 Thlr. nebst 2 Mann Bedienung und steigt in vierjährigen Zwischenräumen.

88 Druck von 6. W. Leske .

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 30. August.

No. 35.

Inhalt: Aufsätze. Ueber die Aussichten eines französisch-russisch-preußischen Bündnisses. Infanteriebataillon. (Schluß.) — Ein Wort über die deutsche Militärorthographie.

1862.

- Das Exerciren und das Manövriren im

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Personalchronik : Feldmarschall Graf Nugent , Feldzeugmeister Hartlieb, General der Cavalerie Prohaska t. Sardinien. Einverleibung der Tiberjäger in die Armee.

Ueber die Aussichten

eines

französisch - russisch

preußischen Bündniſſes. (Der nachfolgende Auffaz gehört vollständig in das Gebiet der Conjecturalpolitif. Wir theilen ihn lediglich als ein Zeichen der Stimmungen und Hoffnungen mit, die auch bei diesem Anlaß wieder auf das Ziel der allgemeinen Sehnsucht im deutschen Vaterlande, auf eine große entschiedene Zusammenfassung unserer Kräfte hin: trängen. Indessen sind wir ferner nicht gesonnen , den politischen Blättern weiter in das Gebiet ihrer luftigen Vermuthungen zu folgen. D. Red.) [ St.] Wenn wir uns heute auf ein Feld begeben, das vielfach politischer Natur ist, so findet das seine Ent schuldigung, ja seine Rechtfertigung eines Theils darin, daß Krieg und Politik nahe Verwandte sind und der erstere stets mit der legteren Hand in Hand gehen muß ; andern Theils darin, daß wir uns angeregt fühlen, einen jüngst mit besonderem Geräusch besprochenen politischen Gegenstand , unter gleichzeitigem Zugrundelegen unserer Ansichten darüber , hier von der militärischen Seite zu beleuchten. Wir meinen den unlängst in der Beilage zu Nr. 215 der Augsburger Allgemeinen Zeitung (vom 3. August d. I.) abgedruckten interessanten Artikel : „Allianz oder Coalition" . Es handelt der genannte Artikel von der aus manchen neueren Erscheinungen abgeleiteten Annäherung Preußens und Rußlands an Frankreich und der Gestaltung des

Verhältnisses dieser Großmächte zu einander und zu den "Russische und französische Stimmen übrigen Mächten. waren die ersten, die - wie der Auffah besagt - dieses Ereigniß nach seiner tieferen Bedeutung zu würdigen wußten und dabei sich des Wortes bedienten : das ist feine Allianz , das ist eine Coalition." Wir übergehen die nun folgende Auseinandersetzung der Bedeutung und des Unterschieds beider Wörter, der Sache selbst uns zuwendend. Diese nun - die Allianz — wird als ein für Preußen, für Deutsch oder Coalition land sehr gefährliches Ereigniß dargestellt. Mehr oder weniger Gefahr liegt in jedem Unternehmen, dessen Aus gang wie bei allen menschlichen Dingen nicht vorauszu= sehen ist ; je größer, je kühner das Unternehmen ist, desto Worin aber besteht sie mehr wächst auch die Gefahr. zunächst in diesem Falle ? In dem völligen Auseinander reißen des ohnehin kaum noch lose zusammenhängenden deutschen Bundesstaates ? Daß dieser in seiner jegigen Verfassung , mit seinem Bundestag an der Spize, über haupt 47 Jahre lang im Stande war, dieses Scheinleben zu führen, gehört fast zu den Wundern, ist natürlich auch nur bei uns Deutschen möglich ; daß er nun wohl end lich endlich einer anderen Form Plag machen dürfte, darüber ist gewiß Niemand im Zweifel. Aber was dann ? Ein deutsches Parlament ? Das hieße in Betreff der Macht und Gewalt nicht viel mehr, als Namen und Personen Oder gehört etwa eine Einigung zwischen den ändern. beiden deutschen Großmächten auf die Dauer in das

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Reich der Möglichkeiten ? Auf kurze Zeit ja , wenn äußere Gefahren beide Mächte gleichmäßig bedrohten ; dann würde eine nothdürftige Einigung wie 1813-1815 3u Stande kommen, die schon zur Zeit der Gefahr wie da mals drohen würde, alle Augenblicke wieder zu zerreißen, nach beseitigter Bedrängniß aber ganz gewiß sich auflöste, um nach glücklicher Abwehr des feindlichen Nachbarbe suches ein ebenso zerrissenes deutsches Schattenreich zurück zulassen wie 1815. Oder hält Jemand ein deutsches Reich für möglich, in welchem eins der beiden deutschen Großmächte als Oberhaupt mit kräftiger starker Hand zu regieren vermöchte und die andere Großmacht diesem Oberhaupte sich unterordnen , ihm gehorchen , wirklich gehorchen würde? Es gab eine Zeit, in der die Verwirklichung dieser ― Idee zu den Möglichkeiten gehörte, eine Zeit, in der sich alle Sympathien einem Staate zuwendeten, dem das Schicksal mit unverkennbarer Deutlichkeit die Führerschaft entgegentrug. Es hätte nur des Zugreifens bedurft. (Allerdings gehört zum Zugreifen und Festhalten eine starke Hand, ein energischer Sinn, der die Hand leitet. ) Es wiederholte sich diese Zeit. Sie verstrich stets unbe nugt. Das Schicksal könnte auch müde werden , seine Gaben immer vergebens anzubieten. Die Sympathien schwanden dort, ohne sich mit derselben Wärme anderswo ――― hinzuwenden. Doch das sind bekannte Geschichten. Sehen wir von ihnen und sehen wir zugleich auf einen Augenblick von der Lage des übrigen Deutschlands ab, so muß uns die Allianz Frankreich-Preußen-Rußland als ein imposantes Bild von Größe und gewaltiger Kraft erscheinen, fähig, dem ganzen Erdball Geseze vorzuschreiben. Aber - und das ist der Kern der Gefahr ― bei einem solchen Bündniß (ganz abgesehen davon , daß ein poli tisches Bündniß selten zugleich sehr ehrlicher , uneigen nüßiger Natur ist) wird sich mit der Zeit eine Ueber legenheit des einen der Bundesglieder über das andere geltend machen , und dabei werden weniger die 50,000 Bajonnette, die dieser oder jener mehr aufzupflanzen ver mag, in die Wagschale fallen als die Persönlichkeit, welche diesen Bajonnetten gebietet. Nehmen wir nun an , diese Coalition gestaltete sich zu einem entschiedenen Schuß- und Trugbündniß der ge= nannten drei Mächte und führte dadurch zu einem Con flict zwischen Preußen und Desterreich ; abstrahiren wir zugleich für den Augenblick von dem Schmerzlichen, welches ein solcher Conflict für jeden Deutschen haben wird, und fassen wir nur die politisch-militärische Lage vom übrigen Deutschland und Desterreich obiger Coalition gegenüber in's Auge. Die Spaltung in ein nord- und süddeutsches Heerlager wäre unvermeidlich ; der Anschluß des Nordens an die Coalition , des Südens an Desterreich selbstver ständlich; der natürliche Bundesgenosse des legteren Eng land. Aber einen weiteren, in diesem Falle ebenso natür lichen Bundesgenossen müßte Desterreich sich in seinem südlichen Nachbar , in Italien suchen , möchte Graf Rechberg sich dagegen sträuben, so viel er wollte. Hätte Desterreich auf den Besig Venetiens verzichtet , was sich allerdings nicht unmittelbar nach dem Frieden von Villafranca thun ließ, nachdem aber die Alles abschleifende Zeit darüber gerauscht , unserer Ansicht nach das Zweck

mäßigste gewesen wäre : die Abtretung einer sehr kost spieligen , nur mit Gewalt im Zaum gehaltenen wider willigen Provinz gegen vortheilhafte Entschädigung, die zu haben war , die am Ende heute noch zu haben ist, hätie den Verlust des Festungsvierecks " leicht ver schmerzen lassen , (was sonst , zum Theil von sehr unbe rufener Feder, über strategische Flankenbedrohung u . s. w. geschrieben worden ist , bedarf in unserem Kreise wohl keiner Widerlegung *) — hätte sagen wir, Desterreich bis zum Eintritt dieses beispielweise angenommenen Conflicts auf die italienische Provinz verzichtet, so würde sich das Bündniß zwischen ihm und dem Königreich Italien, das sich mit Freuden von der französischen Vormundschaft los machen möchte, noch viel leichter und besser gestalten. An unserem Beispiel festhaltend, sei es uns gestattet, nunmehr auch_die_Streitkräfte der Parteien in Betracht zu ziehen, die sich in runden Zahlen etwa folgendermaßen herausstellen dürften . Frankreich, welches bei diesem Conflicte das größte Interesse hätte, in der Hoffnung den größten Profit dars aus zu ziehen , würde nach Abzug dessen , was es im Innern, in Algier, in China und Mexiko gebraucht, mit etwa 200,000 Mann auf dem Kriegsschauplage erscheinen können ; Rußland , das unter den augenblicklich obwal tenden Umständen im Innern eine bedeutende Macht zurückbehalten müßte, auch nicht dieses hervorragende In teresse an dem Kampfe hätte , wenn es auch seinerseits immerhin hoffte , Vortheil dabei zu ziehen , würde höch stens 150,000 Mann stellen ; Preußen, als das am meisten betheiligte, mit höchster Kraftentwickelung 300,000 Mann. Rechnen wir hierzu die norddeutschen Staaten und Däne mart mit 80,000 Mann , die Niederlande und Belgien als gezwungene Bundesgenossen Frankreichs mit ebenso viel, so gibt das eine Gesammtzahl von 810,000 Streitern. Dagegen wird Desterreich als der andererseits am meisten betheiligte Staat 350,000 Mann zu stellen im Stande sein ; Italien dasselbe, ebenfalls mit bedeutendem Kraftaufwande, da es sich in diesem Weltkampfe zu einer Macht ersten Ranges emporschwingen möchte, mit 200,000 Mann unterstüßen ; Süddeutschland wird 150,000 Mann aufbringen ; England , dessen Hauptunterstügung freilich das so nothwendige und namentlich hier so sehr willkom mene Geld bildet , wird doch auch 50,000 Mann in's Feld rücken lassen, und die Schweiz endlich, deren Neu tralität schwerlich Anerkennung finden dürfte , sich daher nothgedrungen zu Desterreich schlagend, gleichfalls 50,000 Mann zusammenraffen. Macht zusammen 800,000 Mann . Skandinavien und die pyrenäische Halbinsel laſſen wir außer Rechnung , ebenso wie die Türkei , die sich gegen seitig wohl im Gleichgewicht halten dürften. Die Streit träfte sind also, wie wir sehen, ziemlich gleich ; sollte man uns entgegenhalten, daß wir bei denen Desterreichs und seiner Bundesgenossen zum Nachtheil der Coalition zu hoch gegriffen , die der legteren dagegen , namentlich in

*) Wir haben den Herrn Verfasser wie durch den ganzen Auffag, so auch an dieser Stelle sich frei aussprechen lassen. Daß seine Anſicht in diesem Punkte nicht diejenige der A. M.-Z. iſt , be weist eine ganze Reihe von Aufsägen über die hier berührte D. Red. Frage.

275 Betreff Norddeutschlands , zu niedrig geschäßt haben , so bemerken wir , daß neben der obigen theilweisen Moti virung ferner zu erwägen ist, daß die norddeutschen Staaten unter obigen Bundesgenossen wahrscheinlich nicht mit der allergrößten Begeisterung und daher nicht mit aller nur möglichen Kraftentfaltung in's Feld ziehen würden , während das in Süddeutschland im höchsten Grade der Fall wäre , in dem Bewußtsein , allein der deutschen Sache zu dienen. Was weiter aber noch zu Gunsten der letteren in Rechnung gezogen werden muß, ist, daß Preußen mit Aufstellung obiger Streitmacht wohl Alles erschöpft haben dürfte, während Desterreich noch eine Thatsache, über nachhaltige Kräfte zu verfügen hätte, die bei längerer Dauer des Krieges schwer in's Gewicht fallen würde. Das schwerste Gewicht freilich , der Aus schlag, würde bei der nahezu gleichen numerischen Stärke der Feldherr geben. Doch das ist eine Frage , bei der wir uns auf ein höchst unsicheres Terrain begeben müßten. die Was wir bis jezt ganz außer Acht gelassen , sind die maritimen Streitkräfte, und die Besprechung dieser führt uns gleichzeitig zur Besprechung des Kriegstheaters . Auf dem Meere ist die Coalition ganz unstreitig Desterreich und England überlegen. Frankreich steht in dieser Rich tung mindestens mit England auf einer Höhe , und wenn auch Desterreichs und Italiens Flotten der hollän disch-belgischen, der dänischen und preußischen gleich sein mögen, so tritt hinwiederum Rußland als bedeutende Uebermacht diesen beiden entgegen. Was die Küstenaus Dehnung betrifft, so ist dieselbe zwar bei beiden Parteien. ziemlich gleich lang , jedoch die der österreichisch-englisch italienischen Allianz von unstreitig günstigerer Beschaf fenheit als die der französisch-preußisch-russischen Coalition, indem erstere in die zwar langgestreckte , aber schmale appenninische, vermöge ihrer geringen Breite leicht zu ver . theidigende Halbinsel und in das brittanische Inselreich zerfällt , das durch seine gewiß nicht zu verachtende Mi lizenorganisation eine große Widerstandsfähigkeit besigt ; die Coalition dagegen die unendlich lang ausgedehnte Küstenstrecke vom bottnischen Meerbusen bis zu den Pyre näen zu vertheidigen hätte. Nehmen wir nun die Karte zur Hand , um uns auf dem durch unser Beispiel angenommenen Kriegsschauplah zu orientiren, so ersehen wir, daß Oesterreich zc. auf die inneren Operationslinien angewiesen ist. Rechnen wir nun zur Deckung von Italien 100,000 Mann, zur Deckung der linken Flanke von Genf bis Mannheim, einschließlich der 50,000 Schweizer , ebenfalls 100,000 ; zur Deckung der rechten Flante gegen die russisch-polnische Grenze 150,000, fo bleiben als Operationsheer, zur Verwendung im freien Felde, 450,000 Mann zur Verfügung, — eine im posante Zahl , die gehörig zusammengehalten und gut geführt, in dem vortheilhaften Befig der inneren Linien, Das concentrische , aber immerhin mit großen Abständen vorzunehmende und daher unmöglich ganz übereinstim mende Vordringen selbst einer überlegenen feindlichen Streitmacht nicht sonderlich zu fürchten hätte. Sehen wir uns dagegen die Kehrseite des Bildes an, und denken uns die Hauptmacht der nordischen Coalition als eine fest zusammengeschlossene, compatte Masse, die in raschem Vordringen in den Centralpunkt der inneren Linien des

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Gegners mitten hinein stößt, nachdem zuvor geschickt ge= führte Demonstrationen der französischen und russischen Flankencorps den Gegner zur Zersplitterung seiner Kräfte verleiteten; denken wir uns weiter, daß diese Flankencorps durch die verstärkten Flügeldeckungen des Gegners einige Echecs erlitten , und nun das Centrum unter deutscher Führung, aus vorzugsweise deutschen Kriegern bestehend, (vielleicht von den nachbarlichen Alliirten in der freund lichen Absicht so arrangirt, daß jene für diese die Kasta= nien aus dem Feuer holen) den Sieg erringt , den Frie den dictirt und damit nicht nur Deutschland , sondern - Genug, auch dem übrigen Europa Gefeße vorschreibt. wir wollen den Traum nicht weiter ausmalen. Es bleibt immer ein schwerer Traum , und bis jegt ist er ja auch Gottlob noch sehr weit von seiner Erfüllung. Ob die Verwirklichung dieses oder eines ähnlichen Traumes ganz zu vermeiden sein wird ; ob uns vom Geschick eine an Dere, eine alle Theile befriedigende " Lösung der deutschen Frage" wird , die wir bis jegt noch nicht zu ahnen ver mögen ? - Der Himmel gebe es ; dann aber lieber heute als morgen .

Das Exerciren und das Manövriren im Infanteriebataillon. Eine taktische Studie. (Schluß.)

Das Manövriren mit dem Bataillon. [ v. Hdt.] Nach dem bisher Gesagten sollte unter Ma növriren ganz allgemein verstanden werden die Verwen dung des Bataillons zur Erreichung taktischer Zwecke, und wird zunächst das Exercirreglement dazu die nöthige Anleitung und Vermittelung an die Hand geben. Jedes Manöver mit dem Bataillon ist aber mehr oder weniger eine auszuführende taktische Aufgabe ; es liegt dabei die Verwirklichung einer taktischen Absicht vor, oder es sind angemessene Maßregeln unter gegebenen taktischen Verhältnissen zu treffen. Da nun die Taktik bekanntlich theoretisch Manöver und Gefecht von einander unterscheidet, so müßte auch hier streng genommen zwischen dem eigentlichen Manövriren und den anzustellenden Ge fechtsübungen ein Unterschied gemacht werden. In der Praxis indeß wird sich schon kaum bei Friedensübungen , noch weit weniger aber einem wirklichen Feinde gegen= über, eine scharfe Trennung zwischen Manövriren und Fechten durchführen lassen. Das tattische Manövriren , wenn es wirklich Nugen bringen soll , dürfte den Zweck haben , eben durch die neue Anordnung die Streitkräfte in eine Lage zu bringen, welche in Rücksicht auf den Feind und auf das Terrain zum eigentlichen Fechten , d. h. zum wirklichen Waffen gebrauch , günstiger ist und mehr Vortheile gewährt, " als diejenige Lage war war,, in welcher man sich vorher befand. Ausgebildete Manövrirfähigkeit ist daher gewiß ein sehr wichtiges taktisches Erforderniß. Eine Gegenüberstellung von Manöver und Gefecht aber in der Weise, daß man

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durch Ersteres das Fechten vermeiden oder überflüssig zu machen im Stande wäre, möchte namentlich für taktische Verhältnisse , wie sie bei Verwendung eines Bataillons vorkommen dürften, eine sehr gefährliche Auffassung sein. Dieß mag als Rechtfertigung genügen, daß im Laufe der nachstehenden Betrachtungen ein Unterschied zwischen An ordnung und Gebrauch der Kräfte zum Fechten nicht so streng aufrecht erhalten worden ist , daß vielmehr nach Analogie der Ausdrücke : Feldmanöver , Corpsmanöver, beide Thätigkeiten unter dem Ausdruck : Manövriren im Bataillon zusammengefaßt worden sind . Wie schon gesagt, wird beim Manövriren im Bataillon zunächst das Exercirreglement zur Anwendung kommen, und wird das jedesmalige Verfahren sich hierauf vorzüg lich stüßen ; indeß wird eine strenge Befolgung des Reglements allein sicher nicht ausreichen , vielmehr sind es die Lehren der Taktik , welche dem commandirenden Offizier bei seinem Verfahren, namentlich bei seinen Ent schlüssen , rathend zur Seite stehen müssen. Aber weder Taktik, noch Exercirreglement werden in der Weise Hülfe und Rath zu geben vermögen , daß man ihnen ohne Weiteres folgen könnte , etwa in der Art, wie man bestimmte Befehle vollzieht. Die Wahl des Rich tigen unter dem Gebotenen ist und bleibt Sache des Com mandirenden , und geht es hier wie mit der Anwendung aller Theorie ; deßhalb aber auch bedarf es einer fleißigen Uebung, die vom Leichten und Einfachen beginnend, zum Verwickelten und Schwierigen fortschreitet. Nur derjenige, welcher sich im Manövriren mit dem Bataillon einige Fertigkeit erworben hat , darf hoffen , sich mit Erfolg an größeren Abtheilungen zu versuchen. So vielseitig nun allerdings die Thätigkeit der Truppe beim Manövriren sein wird , so möchte sich dieselbe doch in drei Hauptrichtungen zusammenfassen laſſen , je nach dem es sich nämlich um die Einnahme einer Stellung, um die Anordnung einer Bewegung, oder um die Aus übung eines angemessenen Waffengebrauchs handelt. Für die Praxis wird dann beim Manövriren eine richtige Combination dieser Thätigkeiten erforderlich sein , und zwar etwa in der Weise , daß man aus einer inneha benden Stellung durch eine entsprechende Bewegung in eine neue Stellung übergeht, um in dieser seine Waffen vortheilhaft gebrauchen zu können. Es muß aber außerdem noch eine dem jedesmaligen Zweck entsprechende Anordnung der Kräfte hinzukommen, welche in der Hauptsache auf eine angemessene Einthei lung in ein Vortreffen , Haupttreffen und eine Reserve hinausläuft. Gegen den etwaigen Einwurf , es könne eine solche Eintheilung nicht wohl in einem so kleinen Körper wie in einem Bataillon gebildet werden , diene zur Erwiede rung , daß durch eine Verwendung des Bataillons in Compagniecolonnen hierzu vollkommen die Mittel ge= geben find. So bildet z . B. die Schüßenabtheilung, etwa durch eine halbe oder ganze Compagnie unterstügt, das Vortreffen ; der Haupttheil des Bataillons, zwei oder vier Compagnien , je nachdem dasselbe aus vier oder sechs besteht, macht das Haupttreffen aus , während der Rest , eine Compagnie , als Reserve verbliebe. Ebenso oft, als eine solche und ähnliche Eintheilung

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der Kräfte zweckmäßig sein kann, ebenso oft dürften frei lich Umstände vorliegen , unter denen eine Verwendung ¦ des ganzen Bataillons gleichzeitig in einer Masse am Plag ist. Wenn aber dieß legtere Verfahren, namentlich 1 im Momente der Entscheidung selbst, das vielleicht einzig richtige sein kann, so bleibt nichtsdestoweniger die erstere theilweise Verwendung des Bataillons für die Einleitung oder für das Abbrechen des Gefechts von entschiedenem Nugen. Man wird auch nicht immer im Stande sein , eine räumliche Trennung der Reserve vom Haupttreffen ein treten zu lassen , wo man sich dann dadurch zu helfen sucht , daß man die zu reservirenden Abtheilungen etwa in einer weniger entwickelten Bereitschaftsform (Colonne) behält und sie das Feuer aufsparen läßt. Es wird ferner nicht selten vorkommen , daß die zur Eröffnung des Ge= fechts verwendeten Theile des Bataillons später als Re serve benugt werden müſſen , in welches Verhältniß sie sich dann während der Zeit zu versehen haben, daß man mit dem Haupttreffen agirt. Troß dieser Modificationen dürfte es also sehr wohl thunlich sein, die Eintheilung von Vortreffen , Haupt treffen und Reserve auch im Bataillon festzuhalten und zu verfolgen ; und grade in dieser Auffassung , in der Behandlung des Bataillons als eines aus lebendigen Theilen bestehenden Körpers , anstatt dasselbe als eine große , untheilbare Masse anzusehen, dürfte ein wichtiges Moment für's Manövriren liegen. Bevor nun zum wirklichen Manövriren übergegangen wird , mag noch eines Umstandes Erwähnung geschehen, in welchem wohl nicht mit Unrecht die Schwierigkeit größtentheils zu suchen sein dürfte, eben beim Manövriren im Bataillon die Lehren der Theorie zu verwerthen , und das ist die Art und Weise , in welcher meistens die Theorie gelehrt zu werden pflegt. Es ist gewiß, daß eine wissenschaftliche Behandlung der Theorie des Krieges und seiner Führung umsomehr erforderlich ist, als sie eine praktische Kenntniß des Krieges ersehen soll ; indeß darf doch die Lehre der Kriegswissenschaft ja nicht in zu abstracter Weise erfolgen. So viel wie mög lich muß den Betrachtungen , welche der forschende Ver stand aus dem Wesen des Krieges anstellt , dadurch das Gepräge der Wahrheit erhalten werden , daß man die selben an Beispiele knüpft , an wirklich im Kriege statt gehabte Vorfälle, oder an künstlich angestellte Manövrir übungen. Ferner müssen da , wo Truppen zum Grunde gelegt werden, um taktische Wahrheiten zu entwickeln oder dar zuthun , nicht immer so große Verhältnisse gewählt wer den, wie dieß gewöhnlich der Fall zu sein pflegt. Mag sich dieß für den wissenschaftlichen Vortrag empfehlen : für die demnächstige Anwendung in der Praxis erscheint es weit zuträglicher , wenn die Theorie an kleineren Truppenabtheilungen , unter genauem Eingehen auf De tails , entwickelt worden ist. Das Manövriren im engeren Sinne, oder die An ordnung der Kräfte zum Fechten läßt sich nun in wenigen Grundzügen zusammenfassen : 1) Der Ort , an welchem sich die Kräfte befinden, soll mit einem anderen verwechselt werden, ohne daß sich



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dabei das Verhältniß der Truppen unter einander oder ihre Form ändert ; es handelt sich also einfach um eine Bewegung vorwärts , rückwärts , seitwärts u . s. w. 2 ) Es soll die Form der Truppen oder das gegen ſeitige Verhältniß der Theile , oder beides zugleich , ge= ändert werden , also z. B. die Front , die Tiefe , die Ausdehnung, die innere Composition der Truppenordnung, als Linienform , die verschiedene Art der Colonne, Com bination von Linie und Colonne , Form en echelon , en echiquier , en potence und dergleichen mehr. In allen diesen sub 2 genannten Fällen kann nun Der Ort ein und derselbe verbleiben , oder es soll zu gleich ein Uebergang von einem Ort zum anderen statt finden. Alsdann können jene Veränderungen geschehen: am alten Ort , ehe man diesen verläßt ; am neuen Ort, nachdem man ihn erreicht hat ; unterwegs , d. h. man gibt beim Verlassen des bisherigen Ortes auch die frühere Form auf und nimmt die verlangte Form an , indem man den neuen Plag erreicht. Alle Arten von Abmärschen , Aufmärschen und Evo lutionen möchten in diesen Hauptfällen inbegriffen ſein, und ist es für die Auflösung eines speciellen , etwa ver wickelten Falls von Nugen, sich gleich an den allgemeinen Fall zu erinnern , um dann die für legteren gegebenen Regeln auf die Specialität anzuwenden. Sodann wird man die wesentlichsten Bedingungen einer Aufgabe voll ständig auffassen müssen, und bei verwickelten Umständen ſchnell die Elemente, aus denen der Fall zusammengesezt ist , zu erkennen haben. Ohne also bereits ein wirkliches Terrain zum Grunde zu legen , wird schon auf dem Exercirplag für das Ma növriren im Bataillon ein reiches Feld von Anordnungen und Maßregeln eröffnet, welches sich noch erweitert, wenn man eine Verbindung der geschlossenen und zerstreuten Fechtart eintreten läßt und sich nicht bloß feindlicher In fanterie gegenüber denkt, sondern auch feindliche Cavalerie angriffe berücksichtigt. Ein fernerer Anhaltspunkt für das Manövriren wird sodann dadurch gewonnen , daß man die drei Stadien, die ein jedes Gefecht in seinem regelmäßigen Gange zu durchlaufen pflegt , gewissermaßen auch für das Ma növriren mit dem Bataillon als Grundgedanken festhält, und darauf begründet, nun seiner Phantasie Raum gibt. Ein vollständiges Manöver müßte demnach aus einer Einleitung des Gefechts , aus einer Entwickelung des selben und aus dessen Beendigung bestehen. Da es sich ja aber nur um Stoff zu einer dem Ernstgefechte ahn lichen Uebung mit dem Bataillon handelt , so kann es schon genügen , wenn man nur einen Moment dieses ganzen Verlaufs zum Gegenstand des Manövers macht. Auf solche Weise dürfte man indeß hoffen , ließe sich der Wahrheit schon näher kommen , als wenn man planlos verfährt. Beispielsweise könnten demnach Gegenstand des Ma növrirens im Bataillon werden : Uebergang aus der Marschform oder aus der Bereitschaftsstellung zur Ge fechtsform ; Aufmarsch ohne weitere völlige Entwickelung ; Deckung dieses Aufmarschirens in angemessener Weise ; auch etwa Deckung des Aufmarsches einer supponirten Brigade, die man sich im entsprechenden Abstande folgen



dächte , vermittelst des Bataillons. Die Truppen des Vortreffens hätten sodann das Gefecht zu eröffnen ; die für ihre Unterstüßung oder für ihre Zurücknahme gefaßten | Entſchlüſſe wären auszuführen. Alsdann ist die Gefechtsform des Haupttreffens weiter zu entwickeln , und zwar kann dieß mehr in Bezug auf das zerstreute Gefecht, oder für die geschlossene Gefechts art geschehen , wenn man nicht beide Fechtweisen ver bunden zugleich in Anwendung bringen will . Die An ordnung der verschiedenen Theile des Bataillons , nach Maßgabe der für den Waffengebrauch oder für ihre gegen seitige Unterstügung und Aufnahme gefaßten Absichten ; die Maßregeln , um etwa einem benachbarten Bataillon rasch eine Unterſtügung zu gewähren , oder zum Schuß der eigenen Flanke ; Ausfälle gegen die feindliche Flanke u. dgl. m. möchten etwa dem Stadium des vollständig entwickelten Gefechts entsprechen. Endlich bliebe dann noch das Abbrechen des Gefechts , der Uebergang aus der entwickelten Gefechtsform in die Marschform , zum Verfolgen des Feindes oder zum eigenen Rückzug übrig. Auch kann man , während das Bataillon grade in einer Evolution begriffen ist , plöglich einen Angriff von feindlicher Infanterie oder Cavalerie supponiren und dann so schnell als möglich die nöthigen Maßregeln ergreifen lassen. Hierbei muß sich jeder Abtheilungscommandant oft in einer vom Gewöhnlichen abweichenden Weise zu helfen suchen , und der Commandeur lernt , auch ohne Hülfe stereotyper Commandoworte , ſeine Absicht den Untergebenen schnell kundzugeben , während diese wieder in rascher Auffassung geübt werden. Der Commandeur muß rasch einhelfen und von Kleinigkeiten abstrahirend, ohne Zeitverlust etwas Zweckentsprechendes aus dem Ganzen improviſiren. Solche Uebungen bieten wiederum Mittel dar , das einförmige Bataillonsexerciren kurz zu unterbrechen, um jene belebende Abwechselung zu schaffen, von welcher früher die Rede war. Ueberall dürfte das Manövriren im Bataillon zur Folge haben , daß die Abtheilungscommandanten leicht die Absicht des Bataillonscommandeurs auffassen und rasch dieselbe verwirklichen. Ihre Thätigkeit muß, wenn gleich sie bis zu einem gewissen Grade der Selbstständig feit nicht entbehren darf, doch immer in den nöthigen Grenzen bleiben, um eine gemeinschaftliche Leitung eines mehrtheiligen Ganzen von Seiten des Bataillonscom mandeurs ungestört zu gestatten. Für dieses Verhältniß kann ein Reglement unmöglich Alles und Jedes normiren und fest angeben ; es muß sich ein Takt entwickeln , eine 1 stillschweigende Verabredung muß eintreten , was nur durch viele praktische Uebung und oft erst durch längeres Beisammensein ein und desselben Personals ermöglicht wird. Wenngleich das Exercirreglement für alle taktische Thätigkeit der Truppe, namentlich im Gefecht, die Grund lage abgeben soll, und daher eine willkürliche Abweichung von demselben durchaus nicht geduldet werden kann , sø dürfte es doch beim Manövriren nicht selten unerläßlich werden , mehr im Geiste des Reglements zu verfahren, als nach Advocatenweise den Buchstaben desselben auf recht zu erhalten. Es wird gestattet ſein müſſen , die reglementarischen Formen in freier Weise anzuwenden, die Vorschriften zu biegen , da wo die Verhältnisse es

278 gebieten; ja es muß selbst erlaubt sein, von den für ein | centrirt auftritt, dürfte, vorausgesezt daß es ſeine Waffen zelne Fälle im Allgemeinen gegebenen bestimmten Regeln noch zu gebrauchen vermag, wohl nur selten vorkommen, abzuweichen , wenn die Umstände ein solches Verfahren mindestens selten gefährlich werden , während das Gegen theil , eine zu große Zersplitterung der Kräfte , nur zu rechtfertigen. Auch das vollständigste Exercirreglement kann unmög häufig einzutreten pflegt. Es ist hier indeß nicht der Ort, darauf näher einzugehen , welche Ausdehnung man den lich für alle Gefechtsfälle und alle taktischen Lagen For men , Evolutionen , Regeln und Vorschriften geben ; im disponiblen Kräften geben darf ; wie es denn überall Gegentheil , je einfacher ein solches Reglement gehalten sehr schwer ist, allgemein etwas praktisch Nügliches über ist, je mehr dasselbe einzelne Grundprincipien aufſtellt und diesen Gegenstand zu sagen . Um sich zu hüten, bei Aus wahl eines Terrains zum Manöver für ein Bataillon sich darauf beschränkt , einige wenige Grundformen zu bieten , je mehr Spielraum und freie Hand aber dem weder den für das Bataillon angemessenen Raum zu commandirenden Offizier belassen ist : desto besser ist das überschreiten , noch überall Aufgaben zu wählen , welche Reglement, denn es wird für den Feldgebrauch um so die Kräfte des Bataillons übersteigen , möchte sich viel praktischere Leute bilden. leicht als praktisches Mittel empfehlen, daß man sich dieß Nimmt man nun in oben angedeuteter Weise Ma Bataillon mit mehreren anderen zu einer Brigade ver ――― am besten növrirübungen im Bataillon , unter taktisch angemessener einigt denkt , und nun für diese Brigade Benugung des Terrains , vor , so wächst nicht nur die unter Berücksichtigung damit verbundener Cavalerie und Pofitionen im Terrain sucht , die sich zum Vielseitigkeit des Stoffes für diese Uebungen, sondern das Artillerie ganze Bild gewinnt an Naturtreue. Alle Vorgesezten Angriff und zur Vertheidigung qualificiren ; nun gehe und selbst die Leute im Gliede werden begreifen, warum man das Gefecht dieses großen Körpers gründlich in der es sich handelt , was durch die angestellte Thätigkeit er Phantasie - besser auf Situationsplan und auf dem reicht werden soll ; während auf dem Exercirplag die Papiere - durch , und wähle endlich das Verhalten Idee des Manövers vielleicht bloß in der Phantasie des eines jener Bataillone zur praktischen Ausführung mit Commandeurs vorhanden war , spricht sich dieselbe nun der Truppe im Terrain. allgemein anschaulich aus. Was die Nachahmung des wirklichen Gefechts durch Hier im Terrain verschwinden die ſtarren Linien, und das Manövriren zweier im Terrain einander gegenüber schmiegen sich die Züge , das Terrain richtig benugend , agirender Truppenabtheilungen anbetrifft, so dürften wohl demselben in verständiger Weise an. Nicht nur die Tirail nur die ersten Schritte der beiderseitigen Gefechtsthätig leure und deren Soutiens , sondern auch größere , ge feiten sich dazu eignen. Für die Vertheidigung würde schlossene Abtheilungen stehen nicht mehr steif da, son in dieser Beziehung die Wahl der Position , ihre erste dern suchen knieend und liegend, so weit es die Gefechts Besetzung, nebst Anordnung der gehörigen Beobachtungs thätigkeit gestattet , eifrig Deckung im Terrain , die sie maßregeln, das Einziehen des Vortreffens und die Ent nur aufgeben , um ein besseres Ziel zu gewinnen , oder wickelung des Haupttreffens , nach Maßgabe der feind= um, bisher verborgen, überraschend daraus hervorzubrechen. lichen Angriffsmaßregeln, in Betracht kommen. Für den Die Märsche , auf weitere Strecken mit ähnlichen Er Angriff würde vielleicht der Anmarsch zur feindlichen Po leichterungen wie im Reiſemarsch (Wegfallen des Tritts, fition, deren Recognoscirung , die Entwickelung aus der bequemes Tragen der Gewehre) , nehmen die stramme Marschcolonne zur Gefechtsform und die Einleitung des Ordnung nur in den nöthigen Momenten an; sie gehen Gefechts durch Vorführung der disponirten Abtheilungen nicht mehr wie auf dem Exercirplag ermüdend auf langen auf die gewählten Angriffspunkte und deren Entwickelung Linien gradaus, oder wohl gar den Kanten des Exercir darzustellen sein. plages parallel : Weitere Fortführung des Manövers , um das Ernst gefecht zu copiren , scheint nur dann zweckmäßig , wenn ?? Wie des Färbers Gaul nur im Ring herum" ; nur auf einer Seite wirklich Truppen und auf der an sondern die Truppen bewegen sich auf Objecte zu, welche deren ein en squelette martirter Feind vorhanden sind. ihnen Gefechtszwecke anweisen. Die Märsche führen von Es führen sonst solche Gefechtsbilder nur zu leicht zu Position zu Position, von Deckung zu Deckung, oder auf Spielereien und zu theatralischen Scenen, welche die mili geschickt gewähltem Wege zu entscheidenden Punkten im tärische Kritik nur höchst selten befriedigen und in den Terrain. Bald Schuß suchend gegen feindliche Waffen Köpfen der Truppe allerhand wüste und unnatürliche Er wirkung , bald sich selbst der feindlichen Wahrnehmung innerungen zurücklaſſen, -wiewohl diekriegerischen Tableaug möglichst entziehend , sucht man dem Feinde die Flanke für manche Zuschauer, namentlich für die schönere Hälfte abzugewinnen oder ihn sonst überraschend anzufallen ... des Publicums, eine bedeutende Anziehungskraft besigen ! Doch wozu ein Bild weiter ausmalen , das ja dem Man nehme für Gefechtsübungen im Terrain ganz Leser ohnehin genügend bekannt ist. Eine große Klippe einfache Gefechtsfälle an , lasse den Truppen zur gründ für das Manövriren im Terrain zur Uebung bleibt immer, lichen Ausführung ihrer Thätigkeit die volle Zeit, welche ― daß das Bataillon allgemein die betreffende Truppen das Geschäft im Ernst erfordern würde ; man benute das abtheilung ― eine zu große Ausdehnung annimmt, und Terrain auf das gewissenhafteste, und lasse ein und die muß man sich stets erinnern, daß man Gefechtsübungen, selbe Uebung so lange wiederholen , bis sie ohne Fehler aber keine weitläufigen Unternehmungen zum Umgehen und mit Rühe und Ordnung von Statten geht. Die oder gar zum Abschneiden des Gegners ausführen will. richtige, naturgetreue Ausführung eines einzigen Gefechts Der Fall , daß ein Bataillon im Gefecht zu sehr con falles hat für die Truppe weit mehr Nugen als eine

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lange Reihe flüchtig und fehlerhaft durchgemachter Dar stellungen von Gefechten . Zum Schluß dieser Betrachtungen mag noch Einiges über die Leitung des Bataillons beim Manövriren gesagt werden, wofür man wohl dadurch die sichersten Anhalts punkte gewinnen möchte, wenn man das Ernstgefecht selbst in's Auge faßt. So lange das Bataillon, auch wenn es in Theile zer fällt , noch im Bereiche der Stimme geschlossen auftritt, wird der Commandeur vermittelst der reglementarischen Commandoworte oder durch kurze, mündliche Weisungen jeine Befehle ertheilen und das Bataillon zur entsprechen den Thätigkeit veranlassen können. Nimmt aber das Bataillon einen größeren Raum ein , besonders wenn eine theilweise Anwendung des zerstreuten Gefechts ein tritt, so wird der Bataillonscommandeur, namentlich für die zu letterer Fechtart verwendeten Compagnien , Horn signale anwenden müssen , während dann das specielle Commando des geschlossen verbleibenden Theils vom Ba taillon zweckmäßigerweise dem nächſtältesten Offizier zu übertragen sein dürfte. Ein berittener Signalist, der aber auch reiten können muß, wird dem Commandeur rascher folgen können, und ist solche Einrichtung gewiß praktisch von Nugen ; übrigens findet der Commandeur in seinem Adjutanten oder etwa in einer Ordonnanz der Cavalerie Gelegenheit, Befehle rasch auf entferntere Punkte gelangen zu lassen. Die Leitung der in zerstreuter Ordnung auftretenden Compagnien muß von Seiten des Bataillonscomman deurs aber aus einem anderen Gesichtspunkt erfolgen, wie etwa der Hauptmann seine Compagnie im Schüßen gefecht führt. Der Commandeur befehligt das ganze Bataillon und nicht die augenblicklich in Thätigkeit befinde lichen Abtheilungen allein ; auch braucht sich derselbe in die Details des Schüßengefechts umsoweniger einzumischen, als er eben hierfür die betreffenden Compagniecomman danten verantwortlich machen kann. Der Commandeur wird zunächst eine Entscheidung darüber treffen müssen , ob und in welchem Maße das zerstreute Gefecht angewendet werden soll, wie viel Kräfte dafür zu disponiren sind. Den hierzu bestimmten Abthei lungen kann häufig dadurch ihre Rolle zugewiesen wer den, daß sie einen bestimmt zu erreichenden Gefechtszweck zugetheilt erhalten, ihnen ein auszuführender Auftrag ge geben wird. Für einzelne Eventualitäten lassen sich viel leicht Instructionen in bestimmter Weise ertheilen, wobei dann das Verhältniß des Untergebenen um so selbststän diger bleibt, je mehr die Befehle das Was als das Wie vorschreiben, und etwa nur einzelne Fälle mit negativen Bestimmungen - Verbote - bedacht werden. Vermag der Commandeur hingegen das ganze Bataillon zu über ſehen , ist dasselbe mehr in geschlossenen Formen und mehr auf demselben Raume thätig , ist das Verhalten eines theils abhängig von demjenigen der übrigen Theile, oder für diese bestimmend : so wird der den einzelnen Abthei lungscommandanten belassene Spielraum ein geringerer werden müssen, und bestimmtere Befehle haben die zu er zielende Gesammtwirkung , die gegenseitige Unterstügung und Berücksichtigung unter den Theilen zu sichern. Da, wo ein unzweckmäßiges Verfahren einer einzelnen

Abtheilung rasch innezuhalten , oder eine zweckmäßige Thätigkeit unverzüglich in's Werk zu sehen ist , wird der Commandeur allerdings veranlaßt sein , selbst Details anzuordnen. Wenn aber auch übrigens den Abtheilungs commandanten viel freie Hand gegeben ist , so wird sich der Commandeur dennoch bezüglich einiger Thätigkeiten und Anordnungen den ganz ausdrücklichen Befehl vorbe halten müssen, und zwar für den Beginn des Retirirens ; für die Verfolgung des Feindes über eine gewonnene Position hinaus ; für den Uebergang zur Offensive bei abgeschlagenem Angriff des Feindes und endlich für die Wiederannahme der geschlossenen Form aus der zerstreu= ten , um nämlich in ersterer weiter zu fechten (plögliche Anordnungen gegen Angriffe feindlicher Cavalerie gehören selbstverständlich nicht hierzu). Im Uebrigen wird der Ba taillonscommandeur um so nothwendiger bei Leitung seines Bataillons im Gefecht sich vom Detail zu befre haben, als ihm sehr wichtige andere Geschäfte obliegen. Die Beobachtung des feindlichen Thuns und Treibens, die Berücksichtigung anderer coordinirter Truppen , und zwar nicht der Infanterie allein, sondern auch der beiden anderen Waffen, der Gang des Gefechts im Ganzen, die dem Stande desselben angemessene Entwickelung ven Kräften , der Haushalt mit ihnen , namentlich die Wahl des richtigen Moments , mit geschlossenen Abtheilungen in das zerstreute Gefecht einzugreifen, die Entscheidung, ob ersteres fortzusehen oder aufzugeben , also ob im Wider stand länger zu verharren , im Angriff sich noch tiefer einzulassen ist : dieß Alles sind Erwägungen , die bei Führung eines Gefechts den Bataillonscommandeur mächtig in Anspruch nehmen, und zu deren richtiger Beurtheilung sich derselbe die nöthige Ruhe des Geistes und des Ge müths bewahren muß. Deßhalb auch gehört der Bataillonscommandeur in die Tirailleurlinie nur dann, wenn er nicht anders etwas Nothwendiges über den Feind oder über die Terrainbe schaffenheit des Kampsplages sehen und erfahren kann ; sonst möchte sein Plaz mehr dort sein , wo er über sein ganzes Bataillon einen guten Ueberblick hat, und wo ihn die Meldungen seiner Untergebenen leicht treffen. In kritischen Momenten wird sich der Commandeur aller dings dort finden lassen, wo seine persönliche Gegenwart die größte moralische Hebelkraft auf seine Untergebenen auszuüben vermag . Der geneigte Leser, welcher die Güte hatte, vorstehen den Auffag bis an's Ende zu verfolgen, wird gewiß nicht viel Neues darin gefunden haben ; indeß war es auch nur die Absicht, einige Andeutungen zu geben, in welcher Weise die uebungen im Bataillon etwa zu betreiben sein dürften, um dem Commandeur und der Truppe Gelegenheit zu geben, durch diese Uebung fich für den Ernstgebrauch auszubilden , anstatt ausschließlich eine mechanische Ab richtung des Bataillons in den Vorschriften des Regle ments zu erzielen.

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Ein Wort über die deutſche Militärorthographie. | denklich erscheinen dürfte als z . B. die Schreibweisen Militär, Ordonnanz, Manöver, Patrulle 2c. für die etymo [ K. v. E.] In Nr. 28 des Literaturblatts zur A. M.-3. logisch richtigen Militaire, Ordonnance, Manoeuvre, Pa trouille 2c. befindet sich eine " bescheidene Anfrage" , die in der f . sächsischen Armee übliche Schreibweise Leutnant" betref= Könnte freilich in die so sehr bunte Militärortho fend. Wir erlauben uns darauf nachstehende Antwort zu graphie Deutschlands * ) eine einheitliche Ordnung ge geben. bracht werden , würde dabei wissenschaftlich festgestellt , Die sächsischen Offiziere bedienen sich durchgängig der welche von den unzähligen Fremdwörtern der Militär Schreibweise Oberleutnant und Leutnant , seitdem sprache als eingebürgt nach deutschem Klange zu schreiben im Jahre 1833 die bis dahin üblichen Titel Premier find, und suchte man wenigstens nur die ganz überflüssigen lieutenant und Souslieutenant in die obener fremden Ausdrücke zu verbannen : wie gern würde da wähnten umgewandelt, und dabei auch officiell in Dienst der Einzelne , oder die einzelne Corporation sich der schriften , Ranglisten c. die oben gebrauchten Schreib eigenen Ansicht zu Gunsten der Uebereinstimmung ent weisen in Anwendung gebracht wurden. Dürfte schon schlagen ! So lange wir aber auf dem heutigen Stand hierin, wenigstens für den Einzelnen, die verlangte Recht punkte bleiben, wird man wohl dem Einzelnen das Recht fertigung gefunden werden, so ist hierbei doch wohl noch nicht streitig streitig machen können , innerhalb der zulässigen zu erwägen , daß diese officiell veränderte Schreibweise Schranken seinen eigenen Geschmack walten zu lassen. ihren Grund jedenfalls in dem Umstande hat , daß wir Deutschen eben Leutnant sagen und nicht (französisch) *) Wir erinnern z . B. an die officiellen Schreibweisen : Küraſſier, Lieutenant, und daß , wenn hiermit von der Etymologie Cüraffier, Cuirassier, -- Czako, Tschacko, Bajonet, Bayonnet, Bajonette , ――― Cavalerie, Kavallerie 20. 20. Umgang genommen worden ist , dieß ebenso wenig be

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. knüpfen. 1785 zu Gastorf in Böhmen geboren , trat Hart Wien , 25. August. [Personalchronik : Feld lieb 1804 in die Armee und machte die Feldzüge von 1805 In den marschall Graf Nugent, Feldzeugmeister Hart und 1809 , sowie den von 1812 in Rußland mit. lieb , General der Cavalerie Prohasta t.] In großen Kämpfen gegen Napoleon von 1813 und 1814 zeich einer einzigen kurzen Woche des Frühlings 1862 verlor der nete er sich mehrfach, namentlich bei Culm und Dresden, aus Kaiserstaat das ausgezeichnete Felherrentriumvirat : Schlik , und hatte die Ehre, Napoleon mit den diesem allein gelaſſenen Wallmoden und Windischgräß, wie wir seiner Zeit 800 Mann der alten Garde unter Cambronne's Führung von (in Nr. 13 der A. M.-Z.) meldeten ; ein weiteres Trifolium Paris nach der Insel Elba als Commissär der verbündeten Er war es , welcher, während der hat sich ihnen mit dem beginnenden Herniederfallen der Herbst Mächte zu escortiren . blätter zugefellt : Nugent , Hartlieb und Prohasta langen Friedensepoche zum Feldmarschalllieutenant befördert, sind nicht mehr unter den Lebenden ; der Maria-Theresien am 31. October 1848 durch Beschießung der Burgbastei die Orden ist abermals um drei seiner trefflichsten Mitglieder Entscheidung des Tages : Eroberung der inneren Stadt Wien ärmer. - Feldmarschall Laval Graf Nugent von Westmeath, herbeiführte und hiervon das Prädicat „von Wallthor“ (Burg Hartlieb's culturhistorische Bedeutung be Magnat von Ungarn , römischer Fürst , Ritter des Ordens thor) erhielt. steht in dem Antheil, den er an der in ganz Europa bekannten vom goldenen Vließ , t. t. Kämmerer ic. ist im Jahre 1777 zu Prag geboren. Früh schon zum Militär bestimmt , hatte Vortrefflichkeit der t. t. Generalstabskarten hatte; unter der er fich bereits 1809 zum Obersten und Stabschef beim Erz Leitung des Obersten Fallon entstanden durch Hartlieb jene herzog Johann aufgeschwungen und commandirte 1813 als Meisterstücke der Kartographie, welche selbst in unseren Tagen, Generalmajor eine Abtheilung des Armeecorps unter Hiller, trog aller Vervollkommnung der Vervielfältigungsmittel, noch mit dem er Triest einnahm. Nach der Restauration wurde nicht übertroffen worden sind. Als dritter im Bunde erscheint General der Cavalerie er 1817 zum Generalissimus der neapolitanischen Armee er nannt , welchen Posten er 1820 aufgab , um als Feldmar Prohaska Freiherr von Guelphenburg, ein gleichfalls durch schalllieutenant wieder in die österreichische Armee zu treten. kühne Waffenthaten in den großen Kriegen mit Napoleon Nugent's Thätigkeit in den legten Feldzügen ist noch in ausgezeichneter und in Folge dessen mit dem Ritterkreuz des frischem Andenken : 1848 sammelte er am Isonzo ein Armee Maria- Theresia-Ordens geschmückter Heerführer. So sinkt von den bewährten Helden aus Deutschlands corps , mit dem er den von den Piemontesen angegriffenen schwerster Drangperiode einer nach dem andern hin ; Ehre Radesky zu Hülfe eilte; ebenso führte er in dem ungarischen ihrem Andenken ! Feldzuge ein eigenes Corps und unterstützte Windischgräg wesent lich durch seine neuen Organiſationen. Später ward er zum Sardinien. Feldmarschall befördert und lebte dann auf seinen Besigungen O [Einverleibung der Tiberjäger in die Armee.] in Kroatien , wo er auch am 21. August sein thatenvolles Leben beschloß. Das freiwillige Corps der Liberjäger ist unter dem Namen : An demselben Tage und zwar ganz in seiner Nähe , in „ Legion der Tiberjäger" der regulären Armee einverleibt Karlstadt , verschied sein tapferer Waffengefährte Feldzeug worden. Die Legion zählt 2 Bataillone à 4 Compagnien meister Hartlieb Freiherr von Wallthor , ein Name , an und 1 Depotcompagnie mit 50 Offizieren und 1475 Mann. den sich bedeutsame hiſtoriſche und culturhistorische Erinnerungen Sie tragen das Kreuz von Savoyen auf dem Käppi. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Lesk e.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 36.

Jahrgang.

Darmstadt , 6. September.

1862.

Inhalt: Auffähe. Die Enthüllungsfeier des Maria-Theresia-Monuments zu Wiener Neustadt. - Borodino. - Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg. II. Die Befestigung Spandaus sonst und jezt. Miscelle. Die militärische Position von Nom. Project zur Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Beantragte Aufhebung der medicinischen Josephs- Akademie. Aufhebung der Monturs- Deconomie - Commiſſion . Kurhessen. Neue artilleristische Erfindung des Hauptmanns Darapsky. — Dänemark. Beabsichtigte Anschaffung von gezogenen Geschügen und Panzerschiffen. Commission zur Feststellung der zukünf tigen Organisation der Cavalerie.

Die Enthüllungsfeier des Maria - Thereſia Monuments zu Wiener Neustadt. [ 23.] In der Chronik der " allezeit getreuen " Stadt Wiener Neustadt , dieser einstigen Grenzfestung gegen die friegerischen und raublustigen Magyaren, spielt die nordöstlich der Stadt gelegene Burg , die gegenwär tige Militärakademie , eine hervorragende Rolle. Der Fremde , der heutzutage die langen Gänge und die großartigen Säle derselben durchwandert und so dann den einladenden weitläufigen Park betritt , wird das hohe Alter des Gebäudes troß seines modernen An striches erkennen , und unfreiwillig steigt dann in seinem Geiste die Vergangenheit aus ihrem Grabe und belebt diese Corridore und Räume mit historischen Personen und geschichtlichen Handlungen. Er sieht vor dem nun niedergeriffenen Walle und dem in Gartenanlagen umgewandelten Graben raubgierige Horden, wie sie gegen das Bollwerk anstürmen ; die Zugbrücke raffelt nieder, Reisige und Ritter stürzen hervor, doch die Uebermacht zwingt sie zurückzuweichen. Ihnen nach stürmen die Feinde ; schon dringen fie gemeinschaftlich mit jenen über die Brücke, da stellt sich ihnen ein Ritter allein entgegen - es ist Desterreichs Horatius Cocles , Andreas Baum firchner, der den Feind mit vernichtenden Streichen ab

wehrt , und als die Brücke endlich aufgezogen wird , in die Fluthen des Grabens springt und schwimmend eine rettende Ausfallspforte erreicht. Die Geschichte wendet das Blatt und bezeichnet zwei Namen , Frangipani und Brini , und der Genius der Menschheit verhüllt trauernd sein Antlig , denn an diese Namen knüpft sich der Hochverrath und das Beil des Henters. Und wenn der Fremde den Wunderbau der Capelle be tritt, die sich kühn über dem Eingangsthore der Burg wölbt, deren gigantische Säulen die gothischen Bogen tragen ; wenn er dort, wo das Licht des Tages nur matt durch die alten vlämischen gemalten Fenster eindringt, an den Stufen des Hauptaltars in stiller Andacht hinsinkt, dann fesselt sein Auge eine Inschrift , die ihm kundgibt, daß ber legte deutsche Ritter, Kaiser Maximilian, hier beige segt ruht. Zwei Jahrhunderte ziehen nun an ihm vorüber ; da erscheint ihm die hohe Frau , wie fie der Pinsel eines Künstlers im Prüfungssaale der Anstalt verewigt hat, mit der Stiftungsurkunde in der Hand , welche die Militär akademie begründet, die seit 110 Jahren Männer bildete : der Stolz des Vaterlandes , die Zierde der Armee. Im Jahre 1852 feierte die Anstalt die Säcularfeier ihres Bestehens und am 31. August 1862 den erhebenden Akt der Enthüllung des Maria-Theresia-Monuments, das die dankbaren Böglinge der erhabenen Gründerin der Akademie im Parke daselbst gesezt hatten.

282 Zu beiden Festen strömten die „ Neustädter" , wie sie Wiener Neustadt , Baden , Ebenfurt , Neunkirchen und sich und die Armee fie neunt , herbei und begrüßten die Glocknig , rechts eine zweite für die Geladenen . Stätte, die ihnen eine zweite Heimath geworden ist , in Seine Majestät der Kaiser trafen mit dem allerhöchsten der sie zu würdigen Staatsbürgern erzogen worden waren Hofe etwas nach 8 Uhr am Bahnhofe in Wiener Neu und der sie , wie stürmisch auch ihr Leben sich gestaltet stadt ein, woselbst Allerhöchstdieselben von dem F.3.M. haben mochte , stets in Liebe und Treue gedachten. Kempen (einem Neustädter) und dem Comité begrüßt Doch nicht das Haus allein ist es, das ihnen Allen, wurden. In der Suite Seiner Majestät befanden sich die in dessen Räumen Jahre hindurch weilten, ein Mekka die Erzherzoge Carl Ferdinand Rainer, Wilhelm, Sigis geworden ist: das Band, das sich um die Neustädter mund Leopold und Ludwig Victor , Kronprinz Ru schlingt, vereinigt sie Alle , hoch oder nieder , alt oder dolf langte von Reichenau an. Die Mufit der Neu - entstammen sie ja einem gemein jung, zu einer Familie, städter Bürgerwehr spielte bei Ankunft des Monarchen schaftlichen Vaterhause , der Akademie. die Volkshymne . und fragt ihr in der Armee Desterreichs nach , ob Im Hofe der Militärakademie waren alle Offiziere, sie auch ihre Pflichten stets erfüllt haben, ob sie würdige die zur Verherrlichung des Festes von Nah und Fern Söhne des Vaterlandes seien, man wird euch sagen, daß erschienen waren , en parade versammelt und schlossen aus ihrer Mitte die würdigsten Vertreter des Standes sich bei Ankunft Seiner Majestät der Suite an. hervorgegangen , daß sie zumal es sind , welche die In Nach der Besichtigung der ausgerückten Truppen, die telligenz in der Armee repräsentiren ; man wird euch die auf dem Maria- Theresien-Plage aufgestellt waren , ver Schlachtfelder weisen , auf denen sie geblutet haben und nach besten Kräften bemüht waren , eine Schuld abzu fügten sich Seine Majestät zu dem links vom Altare er tragen , die sie dem Fürsten und dem Vaterlande in richteten Zelte, während das andere die Generalität, den drangvollen Zeiten entrichten sollten , das Vertrauen zu F.3.M. Haugwig als ältesten Repräsentanten der Neu rechtfertigen und den Erwartungen zu entsprechen , die städter an der Spige , betrat. Auf der Terraſſe, in dem man an sie zu stellen berechtigt war. Die Annalen der logenartigen Belte, hatten Ihre kaiserlichen Hoheiten die Erzherzoginnen Elisabeth , Marie und Mathilde, der Wiener Neustädter Militärakademie enthalten der Namen und Thaten viele, die in der Geschichte der österreichischen Kronprinz und Erzherzog Friedrich, der Sohn Sr. taiser lichen Hoheit des Erzherzogs Carl Ferdinand Plag ge. Armee so manches ruhmreiche Blatt füllen. nommen. Die Terrasse im zweiten Stockwerke und alle Schon am Vorabende des 31. August , dem legten, an dem die in die Armee tretenden Zöglinge des legten Fenster waren von festlich geschmückten Damen besegt. Die Feldmesse begann , ihr folgte die Festrede , ge= Jahrgangs herkömmlicher Weise gemeinschaftlich noch die sogenannte große Tour", einen Spaziergang , den sie halten von dem Akademieprediger Joseph Wois, an deren Schlusse unter Geschüß- und Gewehrsalven, begleitet von Jahre hindurch officiell zurücklegen mußten, nunmehr frei willig antraten , gab die Art und Weise seiner Ausfüh den Klängen der Volfshymne, die Hülle von dem Dent rung ein kleines Vorspiel des kommenden Festtages ab . mal fiel. Dieses stellt die große Kaiserin in doppelter Lebens Eine Musikbande an der Spige , die Zöglinge mit brennenden Fackeln versehen , traten diese die legte Tour größe stehend dar , in der einen Hand hält sie den Stif an; der gefeierte Feldherr der italienischen Armee F.3.M. tungsbrief, die andere gleitet ruhig hinab , an den vier Benedek (ein Neustädter ) betheiligte sich an derselben, der Eden des Postaments figen die Gerechtigkeit , die Weis von den jugendlichen Kriegern mit nie enden wollenden heit, die Religion und die Stärke. Das Postament selbst trägt die einfache Inschrift : Der Gründerin der Aka Hochs begrüßt wurde. Der Morgen des 31. August 1862 brach an, die demie , Kaiserin Maria Theresia dankbare Zöglinge 1862. Sonne stieg am wolkenlosen Himmel empor, da kündeten Nach beendeter Festrede wurden die geschichtliche Ur 24 Kanonenschüsse und die Reveille mit Musikbegleitung funde des Monuments, die Abschrift des unterm 14. De= den festlichen Tag an. Die Stadt hatte sich festlich geschmückt ; die Straße cember 1751 erlassenen Stiftungsbriefes und einige entlang , die in grader Richtung zur Akademie führt, Münzen in das Denkmal eingesenkt und der Schlußstein waren alle Häuser mit Fahnen, Teppichen, Blumen und gelegt , an welchem Akte sich nicht allein Seine Majestät Laubgewinden verziert, und zu beiden Seiten der Straße der Kaiser und die kaiserlichen Prinzen betheiligten, "ſon stand dichtgedrängt die freudige Menge, der Ankunft des dern auch F.M.L. Alemann auf Aufforderung des Mo Monarchen harrend. Feenhaft nahm sich die Ausschmückung narchen im Namen aller Neustädter die filberne Kelle der Akademie aus , welche den Anordnungen des Künst und den Hammer in üblicher Form in die Hand nehmen lers (Machhold) alle Ehre machte. Der Hof der Afa mußte. Der Männergesangverein trug indessen eine von dem Demie war in einen Garten verwandelt, Freitreppen und Gänge waren mit Trophäen und Grün geschmückt , die Dichter des Tristan" (Weilen) verfaßte Festcantate mit Terrasse der Freitreppe, dem Theresienmonumente gegen Weihe und erhebender Wirkung vor, deren Text wir hier über, war in eine reizende Loge umgewandelt, gegenüber folgen lassen : dem in Linnen gehüllten Denkmale war ein Altar er Du größte Frau auf Habsburgs hohem Throne, richtet, und zu beiden Seiten desselben waren Zelte auf Bewundernd neigt sich noch die Nachwelt Dir! geschlagen, neben den Zelten erhoben sich Tribünen, links Dich schmückte nicht, - Du warst der Schmuck der Krone, Der Kön'ge Vorbild und der Frauen Zier ! eine für den Männergesangverein aus Wien, Dedenburg,

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Der Väter Erbe wollt' man Dir entraffen , Schon hatten Liſt und Habgier es zerstückt , Da rief'st Du Deine Völker zu den Waffen , Sie haben Dir's erkämpft , Du - fie beglückt! Und die für Dich durch's Feld der Schlachten schritten , Die schlossest Du in's Herz , in's treu ste cin; Nicht ihnen nur , daß sie für Dich gestritten , Sollt ihren Enkeln selbst zum Segen sein; Daß höchster Muth nach höchſtem Ziele strebe , Dein Orden winkt ihm , o Theresia ! Daß Heldensinn noch in den Enkeln lebe , Steht dieses Haus , das Du gegründet , da. Und ob auch jeder Herbst aus diesen Hallen Die Schaar der jungen Krieger weit verstreut , Dieß Haus bleibt Heimathſtätte ihnen allen , Und Deiner denken sie voll Dankbarkeit. Daß es so ist und war zu allen Tagen , Daß noch ein Geist, ein Herz in allen lebt , Soll spät'sten Zeiten noch dieß Denkmal sagen , Das sich ein Liebeszeichen Dir erhebt. Und siegverkündend soll's hier ewig stehen! Der Jüngling, der dieß Haus betreten will, Mog' frommen Sinn's bei diesem Denkmal flehen: Daß ihn Dein Geist , Du Heldenfrau, erfüll' ! Und zicht er in die Welt , zuvor entblöße Mit heil'gem Schwur er hier sein junges Schwert , Daß er nur kämpfen will für Oesterreichs Größe , Und leben Dein und Deines Stammes werth. Das Te Deum schloß die kirchliche Feier. Während die Truppen zur Defilirung sich aufstellten, geruhten Seine Majestät der Kaiser, sich einzelne der ausgezeichnetsten Zöglinge des legten Jahrgangs vorstellen zu lassen , an die Allerhöchstdieselben einzelne belobende und aufmunternde Worte richteten ; den Kronprinzen Rus dolf an der Hand, verfügten sich sodann Seine Majestät der Kaiser vor die Front der Knaben des Untererziehungs hauses aus Fischau , ließen aus den Reihen derselben gleichfalls die ausgezeichnetsten vortreten und richteten an jedes Kind herzliche Worte. Nach beendeter Defilirung wurden die Räumlichkeiten der Anstalt besichtigt, und nachdem Seine Majestät der Kaiser über die Haltung der Böglinge der Akademie das allerhöchste Wohlgefallen und über die getroffenen An ordnungen seine lebhafte Freude auszudrücken geruhten, ernannten Allerhöchstdieselben den Obersten Festungscom mandanten zu Karlstadt (ausgemustert 1812) zum General major , den Oberstlieutenant Commandanten des Hain burger Cadetteninstituts (ausgemustert 1822) zum Obersten, einen ſeit 1799 pensionirten Lieutenant (ausgemustert 1795) zum Hauptmanne , endlich den Hauptmann Deconomie inspector der Militärakademie zum Major. Um 11 Uhr fand in der neuerbauten prachtvollen Winterreitschule das effectvollste Schauspiel des Tages, das Caroussel, statt. Bei demselben erschienen die ver schiedenen Waffengattungen im Costüme der gegenwär tigen Epoche und in jenem zur Beit Maria Theresias ( 1762) . Den Einzug eröffneten 1 Bannerträger, 2 Pauter nebst 4 Pferdeführern und 18 Fanfarenbläser. Diesen folgten Infanteristen der Linie, der Grenzer und Jäger, dann Mannschaften der Genietruppe, des Pionniercorps, der (nicht mehr bestehenden) Donauflottille , Serezaner,

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an die sich Tamboure, Hornisten und Pfeifer anschloffen. Nach diesen tamen 40 3öglinge zu Fuß, 20 in der gegen wärtigen Adjustirung , 20 in der Tracht aus der Zeit Maria Theresias , mit quersigendem Dreispit , gepudeter Frisur und obligatem Zopf in weißen Röcken, mit rück wärts aufgeschlagenen Schößen oder den Ledercoller vor der Brust , Infanterie , Cavalerie und Artillerie bunt nebeneinander. Nun fährt ein 6pfündiges Fußgeschüß und ein Regis mentsstück in die Bahn, gefolgt und gefahren von Kano nieren, Büchsenmeistern und Stücknechten ; nach diesen reiten 36 Cavalerietrompeter herein, 18 der neuen, ebenso viele der alten Zeit angehörend , fie fünden den Anzug der Cavalerie an , die als Cüraſſiere , Carabiniers , Hu saren , Uhlanen , Chevauglegers , in der Tracht der Neu zeit und in jener des vorigen Jahrhunderts sich den Zuschauern präsentiren . An diese schließen sich 32 be rittene Böglinge an, gleichfalls zur Hälfte im Anzuge von heute , zur Hälfte in jenem von 1762. Der ganze Zug, 195 Personen zu Fuß und 112 zu Pferde, macht vor Seiner Majestät Halt, der Trommel wirbel erschallt, der Flügelmann springt vor, die Truppen präsentiren nach den Reglements von 1762 und 1862, die Volkshymne ertönt und ein tauſendſtimmiges Hoch durchzittert den weiten Raum. Feierlich wie der Einzug ist auch der Auszug. Da erscheinen , als der Zug verschwunden ist, 16 Zöglinge in der Reitbahn und führen mehrere Touren im Trabe und Galopp mit seltener Gewandtheit und Präcifion aus ; dann reiten 8 Cavalerierepräsentanten die erste Quadrille, 4 andere, die ihnen folgen, reiten ein Kopfcaroussel, das durch seine überraschende Leistung und durch die Eleganz der Reiter die allgemeine Bewunderung erregt, die zweite Quadrille und ein Schlußgefecht bilden das Ende eines Schauspiels , das allgemeinen Beifall erntete. Um 4 Uhr Nachmittags versammelten sich in dem selben Raume, der binnen 4 Stunden zum Speisesalon umgestaltet worden war , die ehemaligen Akademifer die geladenen Gäste zum Diner. Die Neustädter saßen nach Jahrgängen geordnet , und man bemerkte da unter den weißen Uniformen manchen schwarzen Frack , zum Beweise , daß Neustadt seine Söhne auch in anderen Ständen und nicht im Militärſtande allein zu suchen habe. Die ungebundenste Heiterkeit herrschte an der Tafel, die zur Begeisterung stieg , als F.3.M. Brnedek einen Toast auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte , dem unter den Klängen der Volkshymne 24 Kanonenschüsse antworteten . Man trennte sich spät, und die Genossen der Jugend, die sich nach Jahren wieder gefunden hatten, eilten fort, wohin sie ihre Bestimmung rief, ber eine da , der andere dorthin , werden fie fich wieder treffen ? Vielleicht ist ihnen ein Wiedersehen nicht mehr beschieden, doch wie dem auch sei , der 31. August 1862 wird in ihrem Ge dächtnisse und in ihrem Herzen fortleben als Weihetag aller Neustädter !

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Borodino.

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ganz entschlossen gewesen, sie zu behaupten ; als ihm aber fein neuer Generalstabschef Bennigsen , dem er übrigens [ 5. ] In natürlicher Nachwirkung der seitherigen Miß | mißtraute , weil er wußte, daß dieser selbst nach dem erfolge ward Napoleon vom künstlichen Manövriren fortan Obercommando angelte , die Vorstellung machte, daß ein abgeschreckt ; hinfort nur auf die materielle Gewalt , auf Sieg in dieser Stellung zur Hälfte auch dem , der fie Muth und Schwert seiner Veteranen sich verlassend, strebte ausgesucht, d. h. seinem Vorgänger zu gut käme , da er ohne weitere Manöver vorwärts, um die Schlacht zu taugte sie nichts mehr. Wie widrig sich auch so niedrige suchen , die, wie er wohl wußte , nicht lange ausbleiben Beweggründe bewähren mögen, merkwürdig bleibt immer, fonnte , da es um den Preis von Moskau ging , dessen wie Alles in diesem Krieg Napoleon's Fehler und ―――― dazu beitrugen, Fall , wie er rechnete , Alles entscheiden und beendigen die Intriguen der russischen Generale mußte. Gleich am 19. August folgte er der retirirenden den Russen das einzig richtige Kriegssystem aufzunöthigen russischen Armee , welche in einem bedenklichen Nacht und Napoleon durch ihr fortwährendes Ausweichen in's Verderben zu führen . marsche durch die nördlichen Waldungen ausgebogen war und nur durch den standhaften Widerstand bei So kamen die Russen in ihrem langsamen Rückmarsch Gedesnowo und Valutina Gora den endlichen Besitz der am 3. September in die Stellung von Borodino , 15 Moskauer Straße sich sicherte. Auch hier machte sich Meilen vorwärts von Moskau , keineswegs der besten, wieder der geringe Einklang und die Ermattung unter aber der legten , welche ihnen nach so langem Wählen den französischen Marschällen auf nachtheilige Weise gel übrig blieb, wenn man nicht die heilige Hauptstadt ohne tend, wie denn Junot schon damals durch Spuren seines Schwertstreich räumen wollte. Die Stellung von Boro späteren Irrfinns der eigentliche Retter der Russen wurde. dino war ein sogenannter Augenwischer , d. h. sie ver Von da an durch volle 2 Wochen sezten die russischen sprach mehr, als sie erfüllte. Ihr rechter Flügel an der Heerführer in voller Ordnung den Rückzug gegen Mos Moskwa, welche nicht zu durchwaten ist, war von Natur fau fort ; überall bewährte sich die feste Haltung ihrer so stark , daß hier kaum an Angriff zu denken war ; die Nachhut unter Konownizyn's trefflicher Führung ; überall Mitte wurde von Gorki, wo auf der dominirenden Höhe entspann sich auch von Neuem die Zwietracht unter ihren bei einem Hünengrab zwei Schanzen errichtet waren, Führern. Zur Rettung Moskaus sollte eine Entschei über Borodino , wo die Heerstraße erst einen Zufluß der dungsschlacht geliefert werden , und täglich wurden Ent Kolodscha, die Woina, dann diese selbst überschreitet, durch deckungsreisen in's Innere angestellt , um eine passende deren im Sommer zwar trockenes, aber tief eingeschnittenes Stellung hierfür auszusuchen. Solcher fanden sich zwei Bett , später bis über Semenowskaja durch die seichte zwischen Smolensk und Gjagt : bei Uswjät an der Usha Semenowka und deren Nebenbach, die Kamenka, gedeckt ; und bei Zarewo Saimischtsche. Erstere wurde von Ba nur der linke Flügel, von da bis zur alten Smolensker gration verworfen und dafür die von Dorogobusch vor Straße durch lichtes Birkengestrüpp zum Walde von Utiza geschlagen, welche Clausewit gradezu abscheulich nannte ; ansteigend , war ohne Anlehnung und konnte auf der legtere genügte allen Anforderungen , war auch in der genannten Straße umgangen werden. Von beherrschenden That die vorzüglichste , die sich auf dem ganzen Wege Höhen fanden sich die dominirende Kuppe südlich von bis Moskau finden ließ, denn der Zugang zu ihr lief Borodino , auf welcher die Rajewski- Schanze im Halb durch einen weit ausgedehnten Sumpf auf einem 3 Werste bastion mit zwei Tenaillen für 20 Zwölfpfünder änge langen Damm, daher ihr Name Kaiserdamm". Blesson legt wurde; noch weiter südlich und links von Semenows fagt von ihr: indem Napoleon ungehindert über diesen kaja 2 Hünengräber, wo die 3 Bagrationschanzen und Damm passirte, habe er eigentlich schon seinen Einzug vorwärts von da eine weithin herrschende Kuppe , gleich in Moskau gehalten ". Ehe es mit ihr zur Entscheidung falls ein riesiges Hünengrab, bei Schewardino , wo eine kam, trat im russischen Hauptquartier ein bedeutungs geschlossene Redoute erbaut wurde. Diese Feldwerke, erst voller Wechsel ein. Der „ beſtverläumdete" unter den in den lezten Tagen begonnen und flüchtig aus schlechtem russischen Heerführern , Barclay , ein Ehrenmann durch Material errichtet, ließen in Anlage und Profilirung sehr und durch und ein fähiger General, war den giftigen Ins viel zu wünschen übrig , wie denn die Geschüße der triguen seiner zahlreichen Feinde erlegen : Kaiser Alexander Rajewski-Schanze kaum den eigenen seichten Graben, viel hatte ihn für den Augenblick fallen lassen und den Fürsten weniger den vorliegenden Grund einsahen und die Ar Kutusow , einen 70jährigen Greis an Leib und Seele, tilleriemannschaft nicht einmal gegen das Flintenfeuer zum Obergeneral ernannt , wogegen Barclay das Com aus der Tiefe deckten ; gleichwohl spielten fie in der mando der ersten Armee beibehielt. Kutusow war der Schlacht eine wichtige Rolle und erfüllten ihren Zweck . einzige von Suworow's, Schülern , der sich noch einiges Die französische Vorhut gelangte am 4. vor Gridnewo, Renommé bewahrt hatte ; bei der Armee war er als wo Konownizyn hartnäckigen Widerstand leistete ; am Stockrusse beliebt und blieb es auch trog seiner Schwäche, nächsten Tage bei Kloster Koloztoi abermaliger Kampf, Hinterlist und Doppelzüngigkeit, und wenn durchaus ein der mit dem Rückzuge der Arrièregarde auf das Gros Russe commandiren mußte, so war allerdings kein besserer endigte. Bei Walnewo gelangte die französische Spige zu finden. Am 29. übernahm er zu Gjagt das Com in's Angesicht des künftigen Schlachtfeldes , und kaum mando , und das Eigenthümliche war nur das , daß gewahrte Napoleou die beherrschende Schanze bei Sche Kutusow, der das seitherige Retiriren längst so bitter ge wardino , als er mit sicherem Blick deren Bedeutung er tadelt hatte, seine Operation nun selbst mit dem Räumen kannte und den mit 12 Bataillonen und 36 Schwadronen der trefflichen Zarewostellung begann. Er war zwar dort postirten Gortschatoff ungefäumt von der Vorhut

285 angreifen ließ. Es entspann sich ein heißer Kampf , der bis tief in die Nacht dauerte und den schließlich zurück geworfenen Russen 6000 Mann fostete. Am 6. ruhten beide Heere und bereiteten sich für den folgenden Tag zur entscheidenden Schlacht ; das russische unter Anderem auch dadurch , daß ein wunderthätiges Marienbild , das man aus Smolensk gerettet hatte , in feierlicher Pro cession durch das Lager getragen wurde. Die russische Stellung bildete einen convegen Bogen von der Einmündung der Kolodscha in die Moskwa über Gorfi, Borodino, Semenowskaja bis Utiza. Der rechte Flügel , welcher die schönste Position inne hatte , war ganz vergeblich besegt , denn die Franzosen waren viel zu sehr auf den linken Flügel und das Centrum ange wiesen, als daß sie dorthin ihre Kräfte zersplittert hätten. Es wäre daher zweckmäßiger gewesen , wenn Toll seinen rechten Flügel bei Gorki an die Kolodscha gelehnt und das Thal weiter abwärts nur beobachtet hätte. Der linke war am 5. noch ziemlich vernachlässigt und erst in Folge des Treffens bei Schewardino und auf die Nach richt recognoscirender Offiziere, daß der Feind seinen rechten Flügel beträchtlich verstärke , mußte das zur Re serve bestimmte III. Corps unter Tutschkow I. nach Utiza abrücken, dieses Dorf mit den dortigen Waldungen be ſegen, 6 Pults Kosaken links placiren und 7000 Milizen in dem rückwärtigen Wald hinter dem dortigen Hünen grab aufstellen . Nebenbei bemerkt, ist es wunderbar, daß sämmtliche russische Milizen nur mit elenden Piken be waffnet waren, während im Moskauer Zeughaus 80,000 Flinten vorräthig waren und später den Franzosen in die Hände fielen. Das VIII. Corps (Borosdin), durch 4 Jägerbataillone mit der äußersten Linken verbunden, ſtand bei den Bagrationschanzen und hinter Semenows kaja , dahinter die Cürassierdivision Duka. Von da bis zur Rajewski-Schanze das VII . (Rajewski) mit dem Ca valeriecorps Sievers. Diesen ganzen linken Flügel bildete die zweite Armee unter Bagration. Das Cens trum unter Barclay bestand aus dem VI . ( Dochturow) und Pahlen's Cavaleriecorps ; es stand zwischen Boro dino und Gorki , dahinter als Reserve die Garden und die erste Cüraſſierdivision . Der rechte Flügel unter Miloradowitsch , aus dem IV. (Ostermann) und V. (Baggehofwut) , dahinter die Cavaleriecorps Korff und Uwarow hatte die vorliegenden Schluchten , die Dörfer Borodino und Gorki mit den dortigen Schanzen und die Fleschen gegen die Moskwa besegt. Platow mit mit 9 9 Ko sakenpulks stand rückwärts an der Moskauer Straße in Reserve. Die Russen standen von Haus aus und da im Verlauf der Schlacht der rechte Flügel sich hinter das Centrum schob, in sehr tiefer Aufstellung , denn jedes Corps stand in zwei Treffen hinter einander , so daß Infanterie und Cavalerie, die Hauptstellung und Reserve zusammen in 8 Treffen, und zwar sehr nahe auf einander standen, so daß die französischen Kugeln gleich anfangs in die Reserven einschlugen. Da die ganze Ausdehnung der russischen Schlachtlinie 11,000 , die der Mitte aber, wo der Hauptkampf stattfand , nur 6000 Schritt betrug, so kamen im Ganzen 9, beziehungsweise sogar 16 Mann auf 1 Schritt Frontausdehnung. Den converen Bogen der Ruſſen durch einen con

caven , nur halb so großen umschließend, hatte Napoleon seine Streitmassen nur bis Utiza ausgedehnt. Seinen linken Flügel gegen Borodino bildete der Vicekönig von Italien mit dem IV. Corps , 2 Divisionen von Davoust und dem Cavaleriecorps Grouchy's, die 3 übrigen Divisionen von Davoust, Ney mit seinem und dem Corps des erkrankten Junot, die Garden, die 3 Cavaleriecorps Nansouth , Montbrun , Latour lagerten als Mitte eng beisammen neben und hinter der eroberten Schewardino schanze ; als rechter Flügel stand Poniatowsky unweit Doronino. Gegen die vorliegenden russischen Schanzen wurden während der Nacht 3 große Batterien für je 24 Zwölfpfünder erbaut , aber so weit rückwärts derselben, daß ihr Feuer unwirksam blieb. Napoleon's Angriffs disposition ging dahin , daß Poniatowsky den Feind über Utiza zurückdrängen , Davoust und Ney die zwei Bagrationschanzen_nehmen (die Franzosen wußten nichts von der dritten), Eugen das Dorf Borodino nehmen und als Stügpunkt des linken Flügels stark besegen , dann auf 3 über die Kolodscha geschlagenen Brücken dieſe paſ firen und die Rajewsky- Schanze erobern sollte. Davoust hatte den wirksameren Vorschlag gemacht , daß er selbst mit Poniatowski Utiza umgehen und die Mitte erst dann in's Gefecht greifen sollte ; der Kaiser aber verwarf ihn , weil ihm alle Umgehungsmanöver durch den seit herigen Feldzug verleidet waren. (Schluß folgt.)

Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg.

II. *) Die Befestigung Spandaus ſouft und jeht.

[St. P. II .] Oft schon ist die Bemerkung an unser Ohr gedrungen : "Wie sehr hat sich Spandau in den legten zehn Jahren in fortificatorischer Hinsicht verändert; um wie viel ist es bedeutender und fester geworden 2c." Wir können diese Ansicht , die auf Thatsachen begründet ist, durchaus nur vollkommen theilen , indem wir, durch den Augenschein belehrt, die Richtigkeit derartiger Be merkungen bestätigt gefunden haben. - Spandau , die der Hauptstadt Preußens zunächst gelegene Festung , bot bis noch vor wenigen Jahren einen verhältnißmäßig nicht bedeutenden und schwachen Punkt der Vertheidigung, und ist vom allgemeinen militärisch-praktischen , sowie vom fortificatorischen Standpunkt aus schon längst der Wunsch rege gewesen , diesem Orte eine bessere und namentlich nach dem Spree-Thale zu stärkere Vertheidigung zu geben. Die Befestigung schloß früher mit der Stadtfront und der Havel ab , hatte aber allerdings außer dem Retran chement bei der Pulverfabrik noch die starke Citadelle hinter fich ; dennoch konnten diese Werke teine ausreichende Vor der Süd- und Sicherheit und Festigkeit bieten. Südostseite der Stadt lagen zwar noch drei in's Auge fallende Schanzen, welche aber insofern teinen reellen *) Vgl. I., die Militär- Schießschule zu Spandau, in der A. M.-Z. Nr. 18 v. d. J. -

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Nugen und keine Bedeutung hatten, als fie völlig offen, mithin zugänglich waren. Anders gestaltet sich die Sache nach der Anlage der im Laufe der legten Jahre theils beendigten , theils noch im Bau begriffenen fortificato rischen Werke, hergerichtet nach Art der neuen preußischen Befestigungsmanier (detachirte Forts) . Spandau , welches in neuerer Zeit so schöne und wichtige militärische Eta blissements , als : Zündspiegelfabrik , Geschüßgießerei , die neue Caserne am Stresowplag , die im Bau begriffene Centralwerkstatt der Artillerie auf seinem Boden hat ent stehen sehen, mußte diese Gebäude auch durch eine zwecks entsprechende Befestigung schüßen können. Dieß wird Durch die Strefow-Befestigung ermöglicht werden , deren Zweck es zunächst sein dürfte , die genannten Etablisse ments gegen einen im Spreethale, resp. vom Spandauer Bock oder Pichelsberg anrückenden Feind durch eine ſturm freie Enceinte zu sichern. Jeder Reisende, der sich von dieser Seite her Spandau nähert, wird dazu den Wall umzug mit der Burgwall- und Vorderschanze, sowie den Wall (nur theilweise) vor der neuen Caserne mit dem davorliegenden breiten nassen Graben bemerken können, welch' letterer mit starkem Gefälle dahinfließt. Diese Befestigung ist um so zweckmäßiger angelegt , als die Citabelle nicht ausreicht , einen durch das Spreethal kommenden Feind abzuwehren , und wie Spandau ein ficherer Schuß für Berlin gegen einen von Norden und Nordwesten angreifenden Feind ist , so wird auch die neuere Befestigung im Stande sein , eine im Rückzuge von Berlin begriffene Armee zu decken und sich wieder ſammeln zu laſſen. Es wird dem militärischen Auge eines aufmerksamen Beobachters nicht entgehen , daß man , um der eben be sprochenen Befestigung eine größere Stärke zu geben, nicht versäumt hat , detachirte Forts anzulegen , welche en echelon vorgeschoben, sich gegenseitig flankiren ; wir haben dort zunächst drei Schanzen bemerkt und zwar : erstlich im Anschluß an die Citadelle die Schanze an der Spree, zweitens diejenige bei dem Dorfe Ruhleben nahe der Berliner Chaussée, und drittens eine auf dem Wege nach Teltow vor dem Grunewald. Von diesen Schanzen steht man erst die Reduits vollendet, während die Wälle noch fehlen , man sieht hierzu nur abgesteckte Stangen mit Täfelchen daran , welche wahrscheinlich die Höhe der Wälle martiren sollen. Die Größe dieser Schanzen an Langend , so scheinen dieselben eine Besagung von drei Compagnien Infanterie nebst der erforderlichen Artillerie fassen zu können ; die Reduits find wohl für die schwersten Geschüße eingerichtet. -- Sowie die Anwen dung der gezogenen Geschüße einen Umschwung in der ganzen artilleristischen Welt hervorgebracht hat , so in fluiren dieselben auch auf fortificatorische Anlagen der Neuzeit, was insofern auch auf Spandau zur Anwendung fommen muß , als die gezogenen Geschüße ein näheres Heranziehen der Erdwälle an die Reduits bedingen. Ferner wäre es ganz günstig, in Anbetracht der enormen Tragweite und Trefffähigkeit der gezogenen Geschütze auf dem am Anfange des Grunewalds befindlichen Morellen berge Befestigungswerke anzulegen und den Spandauer Bock (Berg) mit in die Bertheidigung hineinzuziehen, um das Spreethal auch von dieser Seite her zu beherr

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schen. Unstreitig das bedeutendste Wert , welches in der neueren Zeit hergestellt worden , ist die Burgwallschanze dicht vor dem Stresowplag an der Unterhavel. Das auf diesem Punkt so vortheilhaft vorgeschobene Werk flankirt das ganze vor dem Potsdamer Thor am_Exercirplag gelegene ebene Terrain und die nächsten Fronten der Stadtbefestigung , so weit überhaupt Geschüße tragen, und wo die Flankirung aufhört, da treten die Geschüße der Stadtbefestigung in Wirksamkeit. Außerdem bietet die Burgwallschanze mit ihrer Hohltraverse noch den Vortheil , daß diese einen sicheren Schuß gegen alles Enfilirfeuer von der Richtung der Berliner Chaussée her gewährt. Einen Punkt der Strefowbefestigung glauben wir noch einmal berühren zu müssen , der vielfach falsch beurtheilt worden ist, nämlich die neue Caserne. Diesem an sich schönen und stattlichen Bau ist oft der Vorwurf gemacht worden, daß er zu hoch , mithin dem feindlichen Feuer zu zu sehr exponirt sei und einen sicheren Treffpunkt biete ; hiergegen muß eingewendet werden, daß diese Ca serne zwar zur Vertheidigung unwerth ist , daß sie aber, wenn auch die oberen Stockwerke zusammengeschossen würden , in ihren bombenfest eingedeckten Kellerräumen eine hinreichende Truppenzahl zu fassen vermag, und daß fie, wenn auch der obere Theil in Trümmern läge, immer hin noch eine gute Traverse gegen die Stadt bilden würde. Der Feind würde in diesem Falle dem Verthei diger hier keinen weiteren Schaden zufügen, als die kost bare Arbeit zerstört zu haben, vorwärts kommt er aber dadurch keinen Schritt. Wir sehen aus diesen Betrachtungen , daß bei einer förmlichen Belagerung die detachirten Forts und die Stresowbefestigung eine ausgedehntere Bedeutung erhal ten würden , als dieß bisher der Fall gewesen ist, und kann dieß nur als sehr vortheilhaft bezeichnet werden ; Die gezogenen Geschüße verändern allerdings die Situation und werden eine noch weitere Vertheidigung erfordern. Die Anstauung der unmittelbar vor der Festung in die Havel einmündenden Spree würde die Vertheidigungs fähigkeit Spandau's bedeutend erhöhen , doch sind dazu noch keine permanenten Vorrichtungen angebracht. Bei der Belagerung Spandaus im Jahre 1813 ist diese An stauung der Spree einmal ausgeführt worden und soll sich gut bewährt haben. - Doch nicht nur an den bis her bezeichneten Seiten , sondern auch an dem nordöstli chen Ausgange haben wir die Befestigung Spandaus vortheilhaft verändert gefunden , indem die Anlagen am Oranienburgerthore , die dort befindlichen Schleusenwerke und das darauf beruhende Wasserspiel zweckmäßig ge schüßt werden. Das im Nordosten gelegene sogenannte verschanzte Lager hat jest zur Vertheidigung keine Be deutung mehr, da es verfallen ist, und der Ausbau des selben erscheint um deßwillen nicht rathsam, weil das dortige Hügelterrain die Uebersicht detachirter Forts un gemein erschweren und dem Feinde Einsicht verschafft würde, wenn man hier die sonst so empfehlenswerthe Einen anderen günstigen Echelon - Anlage anwendete. Punct für ein verschanztes Lager, welches auch als per manentes Friedenslager brauchbar wäre, möchte das süd östliche , vor der neuen Stresowbefestigung gelegene, bis zum Anfang des Grunenwalds und zum Spandauer Bock

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reichende Territorium bieten. Wenn auch die Nordost als militärischer Position in einer Zuſchrift an die „ Times" --seite der schwächere Theil der Befestigung ist , und der lesen. In derselben wie es scheint, aus der Feder eines Feind leicht zu Wasser dort seine Belagerungsmittel heran | englischen Offiziers wird Folgendes behauptet : zubringen vermag , so darf doch nicht die Citadelle mit " Die Wichtigkeit des päpstlichen Gebiets als militäriſcher ihren starken Wällen vergessen werden, welche die Ober pied à terre wird in der Regel zu wenig erwogen , und havel flankiren , und wollen wir nur noch bemerken, man betrachtet den Besig der ewigen Stadt als eine Sache daß sich am Havelufer dem Belagerer nur ein sehr des bloßen Ruhmes oder Gefühls. Ich war viel in Italien, schmales Angriffsterrain darbietet ; auch möchte wohl verbrachte den lezten Winter wieder dort, habe den von den durch die Schließung der Schleusen und Mühlenschüßen | französischen Truppen besezten Landstrich von Neuem genau das Wasser der Oberhavel derartig gestaut werden, wie es besichtigt, und sage ohne Bedenken, daß so lange diese Be zur Armirung der Festung erforderlich ist, wodurch jedens segung dauert, nicht der König Staliens , sondern der Kaiser falls die Wiesen vor der Stadtbefestigung und vor dem der Franzosen thatsächlich Herr des Landes ist. Die Front Retranchement bei der Pulverfabrik unter Wasser gesett des besegten Gebiets, die bei Terracina beginnt und an der werden können. -— Ein noch detaillirteres Eingehen auf Bergstraße vor Perugia herumgeht, bildet eine sehr starke die neueren fortificatorischen Anlagen würde nicht im Linie, zu deren Behauptung keine große Streitmacht er Sinne unserer dießmaligen Betrachtung liegen, doch haben forderlich ist, und die sich wieder auf Positionen in größerer wir durch eigene Anschauung die Ueberzeugung gewonnen, Nähe Roms wie Albano stützt, woselbst jezt starke franzöſiſche wie wesentlich die Befestigung Spandaus vorgeschritten | Besagungen stehen. Civitavecchia ist stets zugänglich, und in jedem Augenblick könnten dort 100,000 Mann in Schnellig und gebessert worden ist. keit gelandet und nach Rom und den anderen einer Ver= stärkung bedürftigen Punkten vorgeschoben werden. Der Miscelle. Kaiser der Franzosen und der König von Italien kennen beide das Gewicht dieser Thatsachen , und beider Wunsch Die militärische Position von Rom. nach Roms Besiz ist gleich stark, obwohl nicht ausgesprochen. *** Wir leben bekanntlich in der Zeit der „ politischen Fragen". Der Wunsch des Ersteren, den Papst zu schützen , ist ein Die wichtigste dieser Fragen ist gegenwärtig, nach Garibaldis bloßer Vorwand. Ich glaube nicht, daß die geringste Aus schneller Gefangennehmung , unstreitig die italienische, speciell sicht vorhanden ist , daß Napoleon auf die Besetzung ver die römische Frage, - wer wollte ihren Ausgang schon jest zichten wird , und bis dahin bleibt die Unabhängigkeit mit Sicherheit vorausverkünden ? Glücklicherweise haben wir Italiens ein leerer Schall , von was für Monarchen auch Soldaten nicht viel mit den tiefen Geheimnissen der diplo immer sie anerkannt sein möge." Ob und inwieweit der Correspondent Recht in seinen legten matischen Schachzüge zu thun , ohne deßhalb im mindesten auf ein eigenes selbstständiges Urtheil über die Sachlage zu Behauptungen hat , wagen wir nicht zu entscheiden , haben verzichten. Zur Begründung eines solchen grade über die auch hier nichts damit zu thun ; es galt uns hier nur mehr, jegt schwebende römische Frage ist ganz besonders der mili seine Aussprüche als militärische Grundlage für das Urtheil tärische Standpunkt maßgebend, und da erscheint uns von über die fünftige Entwickelung der römischen Frage zu großem Interesse, was wir soeben über die Wichtigkeit Roms citiren. Nachrichte

n.

wären sie , wenn Gründe für die Belassung des Militär Charakters sprächen, mit den Offizieren völlig gleichzustellen, ** Wien, 20. Aug. [Beantragte Aufhebung so daß der im Range höher gestellte Arzt (in sanitarischen Die Bemühungen des der medicinischen Josephs- Akademie. - Fällen) das Commando führe". Project zur Aufhebung der Monturs -Deco - Deco Ministeriums des Kriegs , der Armee tüchtige Aerzte zuzu nomie S Commissionen . ) Die ersten Folgen der Par führen, verdient um so mehr Anerkennung, als dieselbe in lamentsverhandlungen über das Militärbudget pro 1882 | dieser Beziehung bis jezt nur sehr stiefmütterlich bedacht treten zu Tage. Eine beim Miniſterium des Kriegs zu war, und zwar aus dem einzigen Grunde, weil die Vor fammentretende Commission hat über die Mittel zu berathen, theile, die dem Civilarzte geboten wurden , um ihn zu be wie der Abgang an Militärärzten bei der f. f. Armee stimmen, seine Dienste dem Militärstande zu widmen , nicht nach Aufhebung der Josephs -Akademie zu decken sei. Das verlockend genug waren , eine halbwegs gesicherte Existenz medicinische Professorencollegium hat in Folge einer hierauf gegen eine problematische zu vertauschen. Wenn die Meinung bezüglichen Aufforderung des Staatsministeriums diese Frage des medicinischen Professoren-Collegiums berücksichtigt wird, bereits folgendermaßen beantwortet : „ Die Armee wird die so dürfte das ärztliche Personal in die zwei Kategorien : nöthige Anzahl von Aerzten gewinnen, wenn bei ihnen das Garnisons- und Feldärzte getheilt werden, bei welcher Princip der Stabilität eingeführt wird , d. h. wenn die Eintheilung natürlich die Dienstzeit, Verdienste u. dgl. maß älteren Feldärzte auf Posten stationirt werden , auf welchen gebend wären. Was die Aufhebung der mediciniſchen fie verbleiben können, damit ihnen die Privatpraxis zugäng Josephs-Akademie speciell betrifft, so spricht sich die medicinische lich gemacht wird ; ferner wäre es zweckmäßiger , die Aerzte Welt nur billigend über einen Akt aus , der nicht allein die als Civilbeamten anzustellen , damit sie den fortwährenden Mitglieder der Facultät vor Halbheiten , sondern auch die Conflicten mit den Offizieren entzogen würden , oder aber Armee vor evidenten Nachtheilen zu wahren die Aufgabe

Desterreichische Monarchie.

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hat. Bei aller Gründlichkeit der Ausbildung der Eleven, | ganz an gezogenen Kanonen. Zwei Whitworth-Kanonen, welche die Bestimmung hatten , nach vollendetem Curse als welche man sich aus London verschrieben hatte, hielten die Unterärzte in die Armee zu treten , konnte die medicinische angestellten Probeversuche nicht aus ; die eine zersprang bei Josephs-Akademie jenen Nachtheilen nicht begegnen, die sich weniger als mittlerer Bulverladung, bei welcher Gelegenheit an eine mangelhafte Praxis knüpfen. So z. B. war den leider auch der sehr geschäßte und tüchtige Unterdirektor des Eleven die Gelegenheit nicht geboten, Kinder- und Frauen Marine-Artilleriewesens tödtlich verwundet wurde ; die andere krankheiten, oder jene des betagten Alters kennen zu lernen, ward bei fortgesetten Versuchen gleichfalls untauglich. weil der praktische Curs , den sie durchzumachen hatten , sich Jezt theilt der Artillerie-Major de Jonquières in einem nur auf jene Krankheitsformen beschränkte, welche beim durch die ,,Tidsskrift for Krigsväsen" veröffentlichten Artikel rüftigen und kräftigen Mannesalter, wie es physisch taugliche über Gußeisen als Material für schwere Geschüße gelegentlich Militärs repräsentiren, vorkommen. Es ist zwar in neuester mit, daß binnen kurzem eine 84pfünder Kugelkanone (Bomben Zeit der Stellung des militär-ärztlichen Personals manches kanonen von diesem Kaliber sind schon seit längerer Zeit Zugeständniß gemacht worden, doch immer noch sind dem vorhanden) hergestellt sein wird , welche 14-15,000 Pfd. selben jene Concessionen nicht eingeräumt , die es berechtigt, wiegt und sehr große Ladungen vertragen kann. Von den einst, wenn auch nur annähernd , jene Existenz begründet zu in der Marine gebräuchlichen Kugelkanonen waren die (kurzen) sehen, die heutzutage selbst dem nur halbwegs renommirten 36pfünder bisher die schwersten. Das neue Geschüß wird Arzte überall geboten ist. zunächst glattläufig sein, doch scheint man die Absicht zu haben, Eine zweite nicht unrichtige Reform in der Militäradmis auch gezogene Kanonen von diesem Kaliber herzustellen. nistration betrifft die Monturs-Deconomie- Commissionen, die Bei dieser Gelegenheit spricht Major de Jonquières sich auch demnächst endgültig entschieden wird . Es wird nämlich die für die Herstellung von Panzerschiffen aus, und zwar müsse schon oft angeregte Frage ventilirt , ob die Herstellung der Dänemark nicht bloß kleinere Panzerschiffe und schwimmende Montur bei der Truppe nicht billiger zu stehen kommt als Batterien, sondern auch einige größere Schiffe dieser Gattung in den betreffenden Monturs -Commiſſionen. Da es keinem besigen. Mit der Abschaffung der Segelkriegsschiffe dürfte Zweifel unterliegt, daß in öconomischer und - wie wir zu man jedoch nur langsam zu Werke gehen , da die Frage behaupten wagen- selbst in materieller Beziehung ungleich über die Unverwundbarkeit der Panzerschiffe noch lange nicht größere Vortheile für den Staat erzielt werden , wenn die erledigt ſei, und ein hölzernes Schiff im nahen Kampf mög Truppen ihren Bedarf an Montur und Armatur selbst be licherweise dieselben Dienste leiste als ein Panzerschiff. Doch forgen, als daß ſie in dieser Beziehung an das Institut der stimmt Herr de Jonquières dafür , die Segelschiffe so weit wie möglich in Dampfer zu verwandeln. Monturs-Commissionen angewiesen wären , so ist die Auf Auch für die Reiterei scheint man eine Veränderung zu hebung dieser Deconomie-Commissionen nur noch eine Frage beabsichtigen. Eine vom Kriegsministerium niedergesezte der Zeit. Kurhessen. Commission hat ein Bedenken über die zukünftige Organisation [ Neue artilleristische dieser Waffe eingereicht. Die Cavalerie der dänischen Armee ** Cassel , 28. August. Der besteht bekanntlich neben einer Schwadron Leibgarde aus 6 Erfindung des Hauptmanns Darapsty.] Regimentern ( 1 Husaren-, 5 Dragoner-Regimentern). In hiesige Artilleriehauptmann Darapsky hat soeben eine in tereffante Erfindung gemacht. Dieselbe soll in der Lösung obigem Bedenken wird unter Anderem vorgeschlagen , die des Problems bestehen , den Wahrendorff'schen Verschluß der vorhandenen 6 Cavalerie-Regimenter in 6 (statt wie bisher preußischen gezogenen Kanone vor Einklemmung des Verschluß in 4) Schwadronen einzutheilen, jedes Regiment mit 200 cylinders in einer eben so einfachen als befriedigenden Weise Stammpferden zu versehen (die übrigen werden nach dem ficherzustellen, und zwar soll dieß dadurch ermöglicht werden, hier zu Lande beſtehenden Syſtem von den einzelnen Diſtricten den Kriegsfall daß der so gefährlichen spontanen Zersehungen unterworfene gestellt), und die gesammte Linien-Reiterei für Knallfilbersag der Zündschrauben für die Projectile durch einen auf 5000 Mann und Pferde zu bringen, während die bisherige ebenso wirksamen und empfindlichen, in seiner etwaigen Selbst Kriegsstärke nur 4320 Pferde betrug (720 pr. Regiment, 180 pr. Schwadron). In einem durch die „,Tidsskrift for zerſegung aber ganz ungefährlichen Zündsag ersetzt wird. *) veröffentlichten Artikel unterwirft ein Major Krigsväsen" Abermals ein Beweis , daß auch in den fleinen deutschen Er Staaten das Kriegswesen anregender Elemente zu Fortschritt Rosenkranz diesen Entwurf einer eingehenden Kritik. 9 Regi zweckmäßiger, für nämlich es hält Offizier wähnter und Verbesserung keineswegs entbehrt. menter mit je 4 Schwadronen, statt 6 Regimenter mit je 6 Dänemark. Schwadronen zu haben , und fordert, daß unter diesen 9 Die Zahl Von der dänischen Grenze , 15. August. [ Be ab Regimentern 8 leichte Regimenter sein müßten. sichtigte Anschaffung von gezogenen Geschüßen der Stammpferde segt er, statt wie im Commiſſionsbedenken und Panzerschiffen. Commission zur Feststellung auf 200, auf 240 (ein Drittel der Kriegsstärke) fest. der zukünftigen Organisation der Cavalerie. ] End Auffallend ist jedenfalls , daß man bei der durchschnittenen lich scheint auch die dänische Kriegsverwaltung Schritte thun zu Bodenbeschaffenheit, welche die Verwendung großer Cavalerie wollen, um das im Geschüßwesen bisher Versäumte nachzu massen sehr erschwert, und bei den Erfahrungen des letzten holen. Wie schon vor kurzem in Nr. 31 der A. M.-3. an deutsch- dänischen Krieges , welche eine solche Verwendung gedeutet, fehlte es in der Armee wie in der Marine bisher großer Massen nirgends aufzuweisen hat , an Vermehrung dieser Waffe denkt. Indeß ist die Sache endgültig freilich noch nicht entschieden ; auch wird der Kostenpunkt erheblich *) Wir hoffen unseren Lesern hierüber bald Näheres berichten zu können. D. Red. in's Gewicht fallen . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 15. September.

1862.

Inhalt: Auffähr. Die Brennerbahn und die Franzensfeste. - Borodino. (Schluß. ) IV. Solferino.

Militärische Briefe aus und über Italien.

No. 37.

Commissionen zur Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Bildung eines selbstständigen Marineministeriums. Reorganisation der medicinisch - chirurgischen Josephsakademie und zur Begutachtung der Einführurg von Truppenspitälern. Preußen. Fortschritte der Militärgymnastik. Dänemark. Truppenconcentration am Dannewerk. Schweiz. Verhandlungen des eidgenössischen Offiziersfestes . - Commission über Pontonnierfeldschmiede 2c.

Die Brennerbahn und die Franzensfeste. [ G. K.] Die Idee der Erbauung einer Bahn über den Brenner , mit der Fortsegung bis Verona , verdankt ihren Ursprung neben commerciellen Gründen der öster reichischen Machtstellung in Italien ; durch die Erfah rungen im Jahre 1848 und 1849 wurde ihre Aus führung eine der brennenden Fragen in dem Verthei digungssystem Lombardo-Venetiens und Tyrols. Im Jahre 1859 war die Strecke Verona-Bogen vollendet und leistete damals sehr wesentliche Dienste, was die Vollendung des noch fehlenden Theils Innsbruck Bogen nur um so wünschenswerther erscheinen ließ. End lich ist nun die Sache so weit gediehen , daß die f. f. Regierung mit der Südbahngesellschaft die bezüglichen Verträge abgeschlossen hat , und es liegt der erwähnten Gesellschaft die Verpflichtung ob, binnen drei Jahren die Bahn zu vollenden. Durch die immensen Schwierig teiten , welche der Bau durch das Eisackthal (zwischen Brixen und Bogen) bietet, veranlaßt, tauchen nun neue Projecte auf, von denen das eine die gänzliche Um gehung der Straße Innsbruck - Brixen - Boßen , dagegen die Berbindung Innsbruck mit Bogen durch eine Bahn das Innthal aufwärts , dann über Landeck und Meran vorschlägt. Abgesehen von dem Umwege , den diese Linie beschreiben würde, hat die Sache wegen der Nähe der westlichen Landesgrenze , mit welcher dieselbe theil

weise beinahe parallel laufen würde , deßhalb militärisch ihre großen Bedenken, weil fie, so weit sie das Etschthal durchläuft, sehr leicht in feindliche Hände gerathen kann. Ein anderes Project verlangt die Ausführung der Brenner bahn jedoch nur bis Brigen und will die Vollendung bis Bogen einem späteren Zeitraum , wo der gegenwär tige Besigstand Desterreichs in Italien gesicherter sein würde als jegt, vorbehalten wissen, schlägt dagegen Modi ficationen des Vertrages mit der Südbahn vor , wonach diese statt der Strecke Brigen Bogen , eine Bahn von Brigen über Lienz und Villach nach Triest zu bauen habe ; - da man, zumal der Kampf um Venetien vor Ablauf der Vollendung der Strecke Brixen-Bogen ent brennen dürfte und im Falle des Verlustes dieser Provinz eben doch nur für feindliche Interessen gebaut haben würde. Wir können dieses Project vom militärischen Gesichtspunkt aus nur ein glückliches nennen und wollen weiter unten unsere Gründe dafür entwickeln , vorher jedoch bemerken , daß die Wahrscheinlichkeit der Ausfüh rung desselben schon darum groß ist , weil wichtige com mercielle Interessen, wie die nähere Verbindung mit dem adriatischen Meere , dann mit Ungarn und Croatien, dafür sprechen. Denn von Triest über Nabresina, Verona ic. bis zum Brenner beträgt die Entfernung 69, über Villach , Lienz nur 46 Meilen ; dabei bietet das Drauthal bis Lienz keine erheblichen Schwierigkeiten des Baues 2c. - Militärisch halten wir diese Straße aus folgenden Gründen für günstig.

Es läßt sich mit Ge

290 wißheit voraussagen , daß im Falle eines Kampfes um und Forts , wie z . B. bei Trafoi c. genommen werden Venedig die dortige Bevölkerung sich erheben und wie und das ganze Etschthal vom Feinde coupirt wird. Es im Jahre 1848 die Verbindung mit den Hinterländern dürften sich dann die geschlagenen Truppen theils nach unterbrechen wird , welcher Fall auch denkbar ist , wenn dem oberen Etschthal , hauptsächlich aber in's Eisackthal die österreichische Flotte genöthigt wäre, sich in die Kriegs zurückziehen . Eine Erhebung Südtyrols wäre die nächste häfen zurückzuziehen und dann eine feindliche Landung Folge, wobei man sicher darauf rechnen kann , daß der etwa im Busen von Monfalcone bewerkstelligt würde, Feind (wir verstehen darunter die Piemontesen oder diese oder wenn Unfälle die österreichische Armee zur Aufgebung im Verein mit Franzosen) seine Freischaaren , die ihm ――― des flachen Landes nöthigten. Es kann die österreichische wie in früheren Jahren in großer Zahl und sehr wahr Armee am Mincio dann nur ihre Hülfs- und Ergän scheinlich unter tüchtigen Führern zu Gebot stehen wer zungsmittel über Tyrol heranziehen , in welchem Falle den, in die Trientiner Alpen werfen und dort ſowohl den die Bahn über Villach besonders vortheilhaft in's Aufstand im venetianischen Flachlande schüren, wie auch nördlich in der Richtung des oberen Eisackthales alles Auge fällt, namentlich wenn dieselbe statt bei Triest wo fie leicht ebenso wie die italienische Bahn bedroht Mögliche thun wird, um den österreichischen Abtheilungen sein könnte -- etwa bei Laibach in die Südbahn ein die Existenz möglichst unhaltbar und gefährlich zu machen. münden würde *) , wodurch nicht nur mit Wien, Steyer Da ist denn doch ein Plag nöthig, wo sich die geſchlage mark, Kärnthen, sondern auch mit Croatien und Ungarn nen Abtheilungen sammeln , erholen , ergänzen mögen, eine kurze Verbindung erreicht wäre, welche u. a. die sonst von wo aus ihnen sicher Munition und Proviant zuge= immer außerordentlich langwierige Ergänzung der Regi führt werden kann , der in dieser ziemlich menschenarmen Die Franzensfeste ist viel menter aus jenen Ländern ganz bedeutend verkürzen Gegend schwer zu haben ist. müßte. Die in nördlicher Richtung heranzuziehenden zu klein , um hierzu dienen zu können ; Brixen dagegen, Verstärkungen 2c. würden vorzugsweise aus Böhmen eine Stadt von 13,000 Einwohnern , deren Hülfsmittel kommen, hier macht wieder die jüngst vollendete böhmische man ohnedieß nicht preisgeben darf, ist jedenfalls am Westbahn möglich , statt der Route (wie im Jahre 1859 geeignetsten. Am Ausgange des Pußtathales , in einer das Clam- Gallas'sche Corps) über Dresden , Bamberg, Erweiterung des Eisackthales gelegen , mit fruchtbarer Nürnberg, nunmehr den kurzen Weg über Pilsen, Schwan Umgebung , zwei Märsche von Bozen entfernt , an der dorf, München einzuschlagen. Grenze der Trientiner Alpen , eignet es sich ganz vor Von hier aus Die Brennerbahn berührt unmittelbar die kleine trefflich zu einem verschanzten Lager. Franzensfeste, deren Zweck der Schluß des oberen Eisack können Streifzüge gegen das Venetianische unternommen, thales ist. Diese kleine Festung, aus einem oberen und die Vertheidigung des unteren Eisakthales unterstüßt oder unteren Fort bestehend , kann 1000 Mann aufnehmen wieder die Offensive ergriffen und nach allen Seiten hin und 76 Geschüße placiren. Die beiden Theile sind durch die Truppen mit dem Nöthigen versorgt werden ; hier einen in Felsen gehauenen Gang mit einander verbunden ; läßt sich das Material der Brenner-Brigen -Villacher Bahn nach keinem bestimmten Tracé, sondern der Gestaltung bergen, es lassen sich gesicherte Aufnahmsſpitäler errichten 2c. des Terrains sich anschmiegend, ist die Festung aus gutem Sollte momentan das Venetianische gänzlich verloren Gestein aufgeführt , die Mauern crenelirt , hier und da gehen , so wird die Bedeutung Brixens noch erhöht. mit Scharten für das Feuer eines Infanteriezuges ver Berechnen wir die von den Grenzen zurückgedrängten sehen ; die Casematten scheinen sehr fest und rauchfrei zu | Truppen nur auf 12 Landes - Schüßencompagnien und sein. In der ganzen Umgebung ist kein Punkt, der nicht 8 Bataillone mit 3-4 Gebirgsbatterien , so liegt es von der Festung aus beschossen werden könnte , die Ab auf der Hand , daß diese nebst dem Train in der Fran sperrung des Thales ist vollkommen. Bei einem Angriffe zensfeste durchaus kein Unterkommen finden können , ja sette man die Vertheidigung der steilen , am rechten und nicht einmal ihre Kranken und Verwundeten , die man linken Eisackufer liegenden Berge durch Landesschüßen eben auch nicht immer sämmtlich mit der Bahn weiter rück voraus , und hat deshalb dort, was auch schwer gewesen wärts schaffen kann. -- Das feindliche Invasionscorps ſein würde , teine Bauten aufgeführt. Es ist also tak hat die Sympathien des dicht bevölkerten Etschthales für tisch genommen die Anlage der Franzensfeste eine günstige sich und kann sich dort wie in den Trientiner Bergen zu nennen; wir halten aber für die Sicherheit Südtyrols aus diesem Grund leichter verpflegen , und wenn auch die Befestigung Brigens für ungleich wichtiger , ja der Natur der Sache nach an einen Krieg in größerem unter den jeßigen Verhältnissen für eine Nothwendigkeit, Style dort nicht gedacht werden kann , so wird es , eine und haben dafür neben dem Umstande, daß die Ein kaum zu bezweifelnde tüchtige Führung vorausgesezt, dem mündung der Bahn Laibach-Villach-Brixen nicht leicht Feinde doch gelingen , den kaiserlichen Truppen ernste ― an einem anderen Punkte als in dieser Stadt geschehen Verlegenheiten zu bereiten. Wir wünschen darum eine baldige Vollendung der Brenner Bahn im Sinne des könnte , folgende Gründe. Es ist zunächst der Fall denkbar , daß bei einer In zweiten Projects und wenn auch nur provisorische Be ---vasion die an der Westgrenze stehenden Truppen und festigung Brixens ; der Kampf um Venedig wird sicher Landesschüßen geschlagen , die verschiedenen Blockhäuser nicht ausbleiben , und wie die Dinge jegt liegen , läßt fich nicht absehen , wie lange man noch Zeit zu diesen Arbeiten behält. *) Die Verlängerung der Linie von Villach bis Klagenfurth in die im Bau begriffene Kärnthner Bahn könnte außerdem zur noch näheren Verbindung mit Ungarn gebaut werden.

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291

Borodino.

(Schluß.) [ 5.] Der Zustand beider Heere war ein sehr ver schiedener. Die Russen , welche sich immer mehr ihren Hülfsquellen näherten , erlitten seit Smolensk nur noch Gefechtsverluste ; Desertionen kamen nicht mehr vor, seit die Polen ausgeschieden waren ; Nachzügler fand man fast nicht, da man bei zureichender Verpflegung nur mäßige Märsche machte. Die Anklagen, welche Barclay's Feinde gegen diesen richteten , widerlegten sich schon durch den ganz und gar geordneten Zustand der Armee, welcher seinem Nachfolger Kutusow erlaubte , schon 9 Tage nach der Uebernahme des Commandos die Entscheidungsschlacht zu liefern und legtere noch besser bei Zarewo Saimischtsche gestattet hätte. Dagegen hatte die französische Armee seit dem Aufbruch von Smolensk in 16 Tagen abermals eine Einbuße von 43,000 Combattanten gehabt. Sie zählte nämlich bei Smolensk 182,000 und hier bei Borodino mit Weglassung von 16,000 Detachirten noch 123,000 Mann. Um einen Begriff dieser Einbuße schon vor der Retirade zu geben, soll die des württembergischen Corps detaillirt werden, wohlgemerkt eines Corps, dessen feste Haltung beim Rückzug Ney später zu bewundern hatte . Die In fanterie desselben hatte beim Einmarsch 8200 Gewehre, hatte bis zum 3. September 555 Mann vor dem Feinde ver loren, zählte aber vor der Schlacht nur noch 3 schwache Bataillone von zusammen 1456 Mann ; seine Cavalerie war von 2114 Pferden auf 230 herabgekommen. Die 10 Cürassierschwadronen der preußischen Brigade Thiele mann hatten statt 1558 nur 1030 Combattanten, obgleich fie noch gar nicht gefochten und auf den beſſeren Seiten straßen marschirt waren. Selbstmorde unter den Sol daten , um sich dem unerträglichen Elend zu entziehen, kamen schon jest häufig vor ; selbst die Garde hatte seit Smolenst, ohne einen Schuß zu thun, 4000 Mann durch bloßen Marsch verloren . Unter den 123,000 Mann der großen Armee gehörten 82,000 der Infanterie , 26,000 der Cavalerie, 15,000 der Artillerie an. Die Ruffen zählten an activen Truppen (7000 Kosaken und 15,000 Milizen als nicht brauchbar abgerechnet) 103,800 Mann und zwar 72,000 Infanterie , 17,500 Cavalerie , 14,300 Ar tillerie. An Geschüßen zählten die Ruſſen 640, die Fran zosen 587 Kanonen ; im Ganzen war das Stärkeverhält niß der ersteren zu den letteren wie 5 : 6. Dagegen ist nicht außer Acht zu lassen , daß die Franzosen jezt nur noch abgehärtete Kerntruppen vor den Feind führten, während die Russen vicle neue Mannschaften in ihren Reihen zählten. Die Schlacht von Borodino verlief im Ganzen in sehr einfacher Weise. Gleichwohl waren die früheren Berichte über diesen Riesenkampf äußerst verwirrt, und erst der allerneuesten Darstellung ist es gelungen , über die Thatsachen selbst und namentlich über deren Zeitfolge das rechte Licht zu verbreiten. Die französischen Armeecorps standen seit Morgens 3 Uhr in ihren Aufstellungen bereit. Früh 6 Uhr er er öffneten fie die Schlacht durch eine heftige Kanonade, wozu vor den rechten Flügel von Ney und Davoust eine Batterie von 60, vor den linken eine von 40 Geschüßen

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zur Beſchießung der Bagration -Schanzen auffuhr , wäh rend Eugen vom linken Kolodschaufer die Rajewski Schanze bearbeitete. Das erste ernstliche Gefecht fiel bei Borodino vor. Auf der Kolodscha lag damals ein starker Morgennebel und die Division Delzons näherte sich un gesehen dem Dorfe ; die russischen Jäger wurden förmlich überrascht und im ersten Anlauf durch das Dorf getrieben ; einige französische Bataillone verfolgten fie bis auf die Höhe , wurden aber durch die Batterien Gorki zurückge schleudert, und Delzons mußte sich darauf beschränken, das Dorf zu behaupten. Eugen's Zwölfpfünder-Batterien rückten näher an die Kolodscha, die Divisionen Broussier und Gérard überschritten diese , während Morand, schon Tags zuvor in den Gehölzen links der Semenowka postirt, die Russen vor der Rajewski-Schanze durch zahlreiche Tirailleurschwärme beschäftigte. Noch ehe die beiden Neben divisionen angerückt waren ( auch alle französischen Divi sionen standen regelmäßig in zwei Treffen), mußte Mo rand einen ersten Sturm auf die Rajewski- Schanze unter nehmen ; sie wurde auch von den 4 ersten Bataillonen im ersten Anlaufe genommen , von Rajewski aber wieder erobert ; Morand , mit schwerem Verlust zurückgeworfen, wurde unterwegs von russischen Reitermassen schwer bes drängt und nur durch das Auftreten der Nebendivisionen aus seiner bedenklichen Lage befreit. Eugen ließ seine Divifionen etwas rückwärts ausruhen und zog ſeine Ar tillerie vor, welche der Division Paskiewicz in ihrer tiefen Aufstellung schwere Verluste beibrachte. Schon vor diesem vergeblichen Versuche Eugen's hatten auch Davoust und Ney gegen die Bagration- Schanzen angesezt. 30 Kano nen an der Spize, führte Ersterer die Divisionen Com pans und Desaix am Rand des Gehölzes und durch dieses gegen die jüdlichste jener Schanzen ; links von ihr in einer Staffel rückwärts zog Ney, rechts von ihr Nan souty, links Latour, während außer diesen beiden Reiter corps das von Montbrun die Lücke bis zu Eugen's Auf stellung ausfüllte. Schon vor dem Nähen der franzö fischen Sturmcolonnen hatte Bagration aus eigener Voll macht die Division Konownizyn von Utiza , das zweite Corps Baggehofwud aus der Reserve über Knäskowo herangerufen , die Cüraffierdivision Duka zunächst hinter die Schanzen in dem dortigen Grunde aufgestellt. Die russischen Batterien eröffnen ein furchtbares Feuer ; Com pans und Desaig bleiben aber im Vormarsch, und um halb 8 Uhr wird die südlichste der Schanzen erobert. Aber Bagration nimmt sie alsbald wieder, und da Davoust mit beiden Divisionsgeneralen außer Gefecht gesezt ist, und ihre Bataillone jezt auf allen Seiten von russischer Reiterei umringt werden, so gerathen die Franzosen in eine sehr schlimme Lage. Die Cavaleriechargen Murat's, der darüber fast in Gefangenschaft geräth , und Ney's Auf treten retten sie endlich aus der äußersten Noth. Dieß mochte etwas vor 9 Uhr sein ; die Russen durch die seitherigen Erfolge gehoben, glaubten den Sieg schon er rungen, ―― diese Ansicht herrschte um 9 Uhr , verstärkt durch die falsche Nachricht von Murat's Gefangenneh mung, in Kutusow's Umgebung. Legterer war beim Beginn der Schlacht auf seinem wohlbekannten Schimmel auf die Höhe von Gorki geritten, und dort verweilte er bis zum Ende der Schlacht, durch seine körperliche Schwäche

292 und Unbehülflichkeit an den Fleck gebunden , denn er konnte nur im Schritt reiten. Auch seine geistige Ein wirkung auf den Gang der Schlacht war gleich Null ; bekannt ist , was Clausewit aus eigener Anschauung hierüber geäußert , bekannt auch, daß Wollzogen ihn der schweren Betrunkenheit beschuldigte, in Folge deren er alle Meldenden mit unfläthigen Grobheiten überschüttet. Der eigentliche faiseur war sein Generalquartiermeister Toll, welcher wirklich das Uebermenschliche leistete ; Ben nigsen, der Generalstabschef, hatte völlig den Kopf vers loren und suchte erst nach Beendigung der Schlacht die Zügel des Regiments wieder an sich zu raffen . Dieses Regiment war denn auch ein vielgetheiltes ; Barclay und Bagration disponirten schon in diesem Moment über Theile der Reserve, ohne daß Kutusow ein Wort erfuhr ; so kamen nach Baggehofwud auch die Cavaleriecorps von Korff und Pahlen mehr gegen die bedrängte Mitte, später folgte ihnen auch Ostermann, so daß die fehlerhafte Aus dehnung des rechten russischen Flügels corrigirt und das Centrum entsprechend verstärkt ward. Gleichwie die Unter generale gegen Kutusow verfuhren, sc er wider sie : Barclay wurde ein Theil der heranbeorderten Verstärkungen wieder nach dem linken Flügel entführt, wo der von Haus aus zu schwache Poniatowsky erst um halb 9 Uhr Utiza ge nommen und Tutschkor etwas in den Wald zurückge drängt hatte , ohne daß Barclay Kunde erhielt. Eben um 9 Uhr, während Kutusow in Siegesträumen schwelgte, wurde auch Uwarow auf Toll's Vorschlag ermächtigt, einen Offensivstoß in Eugen's linke Flanke auszuführen, den wir im zweiten Momente der Schlacht besprechen werden. Dieser zweite Moment drehte sich um den Besiß der Bagration- Schanzen und des unhaltbaren Dorfes Seme nowskaja, das aber erst nach Eroberung jener Schanzen angefallen werden konnte. Von 9-10 Uhr wogte das Getümmel und Handgemenge der Schlacht auf dem engen Raume vor jenen Schanzen und dem Dorfe, unterbrochen. durch zahlreiche Chargen der russischen Cavalerie gegen Grouchy's Geschader ; die Bataillone kämpften durchgehends in Vierecken, von der vor und zurückprallenden Reiterei von allen Seiten attaquirt und überritten. Um 10 Uhr end lich war Ney im definitiven Besiß der Schanzen und die Ruſſen hinter den Semenowskagrund zurückgedrängt ; er und Davoust fühlten sich aber durch den mörderischen Kampf dermaßen geschwächt , daß sie vorläufig defensiv verfuhren und Boten über Boten um Verstärkung an Napoleon absendeten. Lezterer beobachtete die Schlacht von der dominirenden Kuppe von Schewardino aus ; er beobachtete sie, aber er leitete sie nicht mit der früheren Kraft. Er hatte sich am Tag zuvor erkältet und war leidend ; sicher ist, daß er nicht das ganze Maß seiner Entschlossenheit zeigte und weniger bestimmten Antheil an der Leitung des Kampfes nahm , als man es sonst von seiner sicheren Meisterhand gewohnt war. Lange ließ er die Bitten seiner Marschälle unbeachtet ; endlich ließ er die Division Roquet der jungen Garde vorgehen ; als aber Uwarow's Diversion um diese Zeit die Auf merksamkeit nach dem linken Flügel zog, erhielt fie Gegen 1 befehl dorthin und entging den Märschällen auf dem entscheidenden Punkte.

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Uwarow hatte nämlich gegen 10 Uhr die Koladscha unterhalb Maloje überschritten und, von seinem General stabschef Clausewig geführt die 16 Schwadronen von Delzons links von Borodino über den Woinabach ge worfen. Die französische Infanterie rückte erst hinter denselben , als Uwarow seine Cavaleriebatterien vorzog. Sie hinter diesen Bach zu verfolgen , konnte Uwarow nicht wagen, da der sumpfige Grund nur auf einem Damm zu überschreiten und er ohne Infanterie war. Er blieb also mehrere Stunden unthätig stehen, während Platow's Kosaken weiter oberhalb von Bessubowo aus in den Rücken Eugen's streiften. Das ganze Manöver, das entweder mit vollem Nachdruck unternommen werden oder unterbleiben mußte , hatte nur den Erfolg , daß Daveust und Ney in ihrer Action aufgehalten und auch Eugen's Operation gegen die Rajewski- Schanze um volle 2 Stunden verzögert wurde, da der Vicefönig anfangs sogar cte italienische Garde und 12 Schwadronen von Grouchy nach links detachirte, bis er sich von der Be deutung jenes Stoßes überzeugt hatte. Die russische Armee befand sich schon gegen 11 Uhr in sehr gelockertem Zustande. Das furchtbare Geschütz feuer hatte grauenhafte Verheerungen in den tiefen Maſſen verursacht ; die Divisionen , Paskiewicz und Woronzow waren so zu sagen vom Erdboden verschwunden. Die beträchtlichen Lücken wurden durch Ostermann und 12 Grenadierbataillone der Reserve ausgefüllt ; Alles stand in Bataillonscolonnen oder Vierecken von Gorki bis zur Rajewski- Schanze und von da zurückgebogen längs des Semenowkagrundes , die Reiterei von Korff , Pahlen, Sievers mit 8 Schwadronen Gardecürassieren hinter den Infanterietreffen . Am übelsten stand es bei der zweiten Armee: ihr Führer Bagration tödtlich verwundet, zwei Tutschkow's gefallen , Woronzow , Prinz Carl von Mecklenburg , fast alle Regimentsbefehlshaber getödtet oder verwundet. Und noch war Mittag nicht vorüber, die Einsichtigeren fürchteten die lange Pause bis zum Einbruch der Nacht ; sie glaubten nicht mehr an Sieg, Festhalten der jegigen Stellung war das Höchste , was zu erwarten, wenn nicht weit eher eine große Katastrophe bevorstand. Noch war die französische Garde nirgends im Gefecht; von einigen Punkten der russischen Stellung aus sah man ihre tiefen Colonnen wie drohende Ge witterwolken am Horizont. Man fühlte jezt die Macht des Riesen, mit dem man zu ringen hatte, in ihrem vollen Gewicht. Kein Zweifel, wenn Ney und Davoust früher unterstügt worden wären , so wäre die zweite russische Armee nach Bagration's Fall in der Mitte eingestoßen worden, und es wäre eine Lücke entstanden wie bei Austerlig auf den Höhen von Praßen, — eine Lücke, welche erst später von der Division des Herzogs Eugen von Württemberg geschlossen wurde. So mußte Ney die An kunst Friant's und Latour's abwarten, um zum wieder holten Angriffe auf Semenowskaja zu schreiten, nachdem der erste an der wunderbaren Zähigkeit der russischen Bataillone gescheitert war. Friant nahm und behauptete das Dorf, unterſtüßt durch die glänzenden Chargen der Cürassierbrigade Thielemann , welche zulezt am Südfuß der Rajewski- Schanze postirt wurde. Das Kanonenfeuer auf diesen Punkten war so fürchterlich, daß das lithauische

293 Garderegiment in einer Stunde 953 Mann von 1733 verlor. Auch von den Höhen hinter dem Dorf wurden die Russen vertrieben und Napoleon , der mittlerweile selbst bei den Bagration - Schanzen erschienen war, ließ zur Sicherung dieses Schlüssels , sowie zur Einleitung des Sturmes auf tie Rajewski- Schanze eine große Bat terie von 85 Geschüßen auffahren . Auf dem linken russischen Flügel hatte Poniatowsky erst um halb 11 Uhr weitere Fortschritte gemacht : Baggehofwud hatte dort an des gefallenen Tutschkow's Stelle das Commando übernommen , hatte aber, da 9 Bataillone von Junot seine Jäger rechts immer mehr überflügelten, nach vergeblichen Gegenangriffen weichen müssen , so daß die russische Schlachtlinie im Ganzen um Mittag von Gorki und der Rajewski - Schanze längs der Semenowka bis zu deren Quelle sich zurückbog und die alte Smolensker Straße Definitiv im Besig der Franzosen war. Den dritten Moment der Schlacht bezeichnet die Er stürmung der Rajewski - Schanze und nach ihr das Er sterben des Kampfes. Der Kampf um diese Schanze hatte den ganzen Vormittag gewüthet. Nach dem ersten Unfalle Morand's war nach 9 Uhr Broussier aufgetreten, gegen 11 Uhr hatte Morand die Schanze wirklich erobert, war aber von Vermolow wieder vertrieben worden. Die Angriffe der Infanterie waren auch hier durch zahl reiche Cavaleriechargen unterbrochen , bei denen nament lich das zweite Cavaleriecorps Montbrun schwere Verluste erlitt ; es verlor seinen Commandanten, General Caulain court wurde verwundet. Gleichwohl war es dieses Corps, ſpeciell seine Cüraſſierdivision Lorges, welchem die schönste Waffenthat des Tages vorbehalten war. Um 2 Uhr traf vom Kaiser der Befehl ein , daß die beiden Cavalerie corps Montbrun und Latour den Weg zur Schanze bahnen sollten. Den Cürassieren von Lorges sprengten 4 Schwadronen sächsischer Garde du Corps vorauf; sie Drangen seitwärts der Kehle über Graben und Brust wehr, hieben die russischen Artilleristen nieder, warfen sich * mit den nachfolgenden Geschwadern auf die im Grunde rückwärts stehenden Infanteriemassen und hielten sie zu rück, ſo daß die nächsten nachgerückten Bataillone Eugen's die Schanze definitiv besegen konnten . Auch das zweite und dritte franzöſiſche Cavaleriecorps wurden weiter links in die Linie gezogen, und ihre Colonnen machten wieder holte Angriffe auf die felsenfeste, aber ermattende russische Infanterie. Noch längere Zeit schwankte der Kampf zwischen den hin- und herwogenden feindlichen Geschwa Dern; nach 3 Uhr nahm er an Intensität ab , die todt müden französischen Bataillone stellten allmählig ihre Versuche ein ; die französische Artillerie wurde auf die eroberten Höhen gezogen und der Kampf endete, wie er begonnen , gegen halb 5 Uhr mit einer Kanonade. Na poleon war im legten Stadium nach 3 Uhr auf dem entscheidenden Punkte gewesen und äußerte darüber am nächsten Tage : le champ de bataille a été superbq. " Damals war die Frage berathen worden , ob nunmehr die legte Reserve, die 20,000 Mann starke Garde, in den Kampf eintreten sollte. Der Kaiser ließ es sich von Ber thier und Bessières ausreden und begab sich damit der wirklichen Früchte des Sieges ; ja er räumte sogar am Abend mit Ausnahme der eroberten Schanzen und des

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| zerstörten Torfes dazwischen das Schlachtfeld und führte die Truppen hinter die Semenowka zurück. Woher dieser Kleinmuth, mit dem er sich nicht entschließen konnte, viel leicht einige Tausend seiner Garde daranzusehen , um die fast jezt schon aufgelösten Ruſſen völlig zu schlagen, sie namentlich ihrer Artillerie zu berauben und ihr Heer der Vernichtung so nahe wie möglich zu bringen? Erst dann hätte die Eroberung Moskau's auf Alexander den gewünschten Eindruck gemacht, wenn eine große Nieder lage seines einzigen Heeres vorangegangen und die Hoff nung auf dessen Herstellung in weite Ferne gerückt wor den wäre. So aber ermöglichte er es Kutusow, welcher freilich vom Schlachtfelde nur wenig gesehen, seinem Kaiser in der ersten zweideutigen Depesche einen Sieg vorzu malen und sich dadurch den Feldmarschallsstab_zu er schwindeln ; durch das Zurücknehmen der Truppen hemmte er am andern Tage die energische Verfolgung und trug namentlich bei Barclay's Truppen zu dem Wahne bei, als habe man eigentlich die Schlacht gewonnen und ziehe sich nur freiwillig zurück, um größere Vortheile fich zu sichern, ein Wahn , der in den ersten Tagen sehr glücklich auf den Geist der russischen Armee einwirkte. Napoleon war sonst nicht der Mann , bei einem halben Wagniß stehen zu bleiben ; Niemand wußte besser als er, daß in dem Halben meist größere Gefahr liegt als im Ganzen ; Niemand besaß in höherem Grade als er die Spannkraft des Geistes , welche erfordert wird , um im erschwerenden Element des Krieges dieser Ueberzeugung gemäß zu handeln. So weist auch hier das , was ge schehen, darauf hin, daß kein Mensch immer und in allen Augenblicken seines Daseins auf der gleichen Höhe steht. Das Resultat der Schlacht war zwar ein Napoleoni scher Sieg, aber keiner jener unwiderleglichen aus früheren Jahren. Es charakterisirt diese fürchterliche Schlacht, daß das Ermüdungsprincip in ihr deutlicher als in jeder anderen , z . B. Aspern und Trebbia hervortrat ; an ma teriellen Verlusten war sie die blutigste der neueren Kriegs geschichte. Nach Abzug der französischen Garde und der russischen Milizen waren es 207,000 Mann gewesen, welche sich 8 Stunden lang mit unerbörter Erbitterung auf einem Raume von etwas über 6000 Schritt Länge und 2500 Schritt Tiefe geschlagen und aus faſt 1200 Geschüßen unausgesezt durch volle 11 Stunden sich be schossen hatten ; kein Wunder, daß der Verlust ein unge heurer war. Den Franzosen läßt sich ein Abgang von 34,000 Mann mit 15 Geschüßen nachrechnen ; sie selbst geben natürlich viel weniger an. Bei den Russen betrug die Einbuße 52,000 Mann mit 37 Kanonen , alſo die volle Hälfte des Heeres, - ein beiſpielloſer Verlust, dem nur die Einbuße bei Zorndorf nähe kommt, beidemal durch die bei den Russen stereotype tiefe Aufstellung her vorgerufen. Bagration's Heerestheil hatte / seiner Ge sammtheit eingebüßt, so daß seine Bataillone durchschnitt lich nur 166 Mann zählten ; als Toll am Abend die Lagerpläge beritt , fragte er, auf eine mäßige Krieger schaar deutend : Was ist das für ein Regiment ? “ „ Es ist die zweite Division", war die Antwort , also die Ueber bleibsel von 12 , nicht von 2 Bataillonen , wie Toll ge schägt hatte. Wenn man den Verlust beider Theile mit 86,000 Mann zusammenrechnet, entfallen auf jedes Tausend

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der Streitenden 295, auf jede Stunde des Kampfes gar | Mantuaner Straße sich das Hügelland von Solferino 8000 Todte. Fürchterliche Rechnung ! Bei diesem Ver Cavriana ausbreitet. Südlich der Mantuaner Straße luste ist jedoch nicht zu vergessen, daß, obgleich Napoleon endlich beginnt die Ebene mit dem heidenartigen Campo di Medole , und die Orte Medole, Guidizzolo find jegt noch mit 90,000 Mann den 52,000 Russen gegen überstand , lettere alle Aussicht hatten , die Einbuße in als die Punkte der Entscheidung des Kampfes auf diesem den nächsten Monaten zu erseßen, während die Franzosen Abschnitte des Schlachtfeldes zu bezeichnen. von ihren nächsten Hülfsquellen um mehr als 100 Meilen Nachdem eine allgemeine Charakterskizze der Dertlich entfernt waren . Der Verlust war also ein ungleicher keit gegeben ist , kann zur Detaileinsichtnahme der Post und von sehr ungleichem Werth ; er bedeutete für die tionen übergegangen werden. Als Ausgangspunkt zur die Russen zwar viel , für die Franzosen aber unendlich Begehung des Schlachtfeldes dürfte das am Gardasee mehr. reizend gelegene Städtchen Desenzano gewählt werden, als die dem Schlachtfelde am nächsten gelegene Bahn ſtation. Den malerisch aus den Flüthen des Gardasees in Terrassen sich erhebenden Ort verläßt man auf der gut gebauten Strada Lugana , welche dem Südufer Militärische Briefe aus und über Italien. des Gardasees entlang nach dem freundlichen Rivoltella führt, gleich hinter diesem Orte den Bahndamm unter IV.*) einem Viaducte durchschneidet und jest bereits den nörd Solferino. lichsten Rand des Schlachtfeldes berührt. Entlang des mit dichtem Akaziengebüsch bekleideten , ziemlich hohen [ M. B.] Das Schlachtfeld von Solferino bildet ein Bahndammes erblickt man breite, heidenartige , da und ziemlich gleichſeitiges Viereck , als dessen Endpunkte Lo dort mit Gebüschparzellen bewachsene Flächen und da nato , Peschiera, Castel Goffredo und Bozzolo zwischen wieder langgestreckte blendend weiße Kiesbänke. Die große von Lonato über Erstere dienten während der Schlacht den Piemontesen bezeichnet werden mögen. Castiglione nach Goito führende Mantuaner Straße zum Hauptverbandplage und legtere find die Gräber der bildet beinahe die Diagonale des Vierecks , dasselbe in im Kampfe bei San Martino Gefallenen . Mit unmerk zwei Dreiecke zerschneidend , welche bezüglich der Terrain licher Steigung führt jezt die Straße an diesen stummen Nördlich der Man gestaltung völlig verschieden sind . Zeugen des blutigen Tages vorüber gegen eine Hügel tuaner Straße liegt das Hügelland des Mincio, welle hinauf, die, durch fanfte Einjattelungen gegliedert, welches in ziemlich parallelen Ketten die Südufer des mehrere Hügelgruppen bildet, die unter dem Collectiv Gardasees concentrisch umlagert, vom See aus terrassen namen Höhen von San Martino " in den Gefechts förmig aufsteigt, sich in seinem äußersten Rande bis zu berichten genannt sind. Die Höhen von San Martino, 400 Fuß erhebt und dann steil gegen die Ebene abfällt. im Süden begrenzt durch die breite , sanft eingesenkte Zwar behalten die Hügelketten se ziemlich den Charakter Thalmulde des unscheinbaren, schmugigen Redonebaches, langgestreckter schmaler Rücken, doch sind sie auch häufig find ein etwa 1000 Schritt langes , 400 Schritt breites mit plateauartigen Erhebungen und einzelnen Kuppen Plateau , das sich kaum 40 Fuß über die umliegende Hügel bunt durch einander gewürfelt. Die Hänge der Hügel Gegend erhebt und nach allen Seiten hin sanft geböscht fetten find ziemlich sanft und für Infanterie gut gangbar, allfällt. An der Nordecke hat die obere Fläche zwei spige nur der Südrand des Hügellandes fällt steil zur Ebene Vorsprünge. An den Abhängen sind überall Cascinen ab. Seine Thaleinschnitte sind scharf martirt, und seine gebaut, z. B. Armia, Canova, Chiocona, die be Höhen bieten überall über Ebene und Hügelland genügende beutendste derselben aber ist der Pachthof Contracania, Uebersicht. Besonders ist dieß bei der Solferinohöhe der so genannt von seinem Besiger Comte Fabio Trecani. Fall, deren viereckiger massiver Thurm - Spia d'Italia Der Bachthof liegt auf halber Höhe des nordwestlichen selbst weithin sichtbar ist und auch meilenweite Aussicht Abfalls, zu dem die Straße in einer scharfen Biegung gewährt. Der Boden des Hügellandes wie der dasselbe hinaufführt . Weithin ist der Pachthof sichtbar, und sein umgebenden Höhe ist sehr steinig und ziemlich frei von Anblick erhält ein eigenthümliches Gepräge durch die Cultur, welche sich nur auf die flacheren Hänge beschränkt, dunklen Cypressenalleen deren schwarze schlanke Spigen , während die steileren Hänge und höheren Rücken theils wie riesige Pallisaden den Höhenfamm entlang ziehen. ganz fahl , theils nur mit Gebüsch bewachsen sind. Die Der Pachthof selbst ist eine von einem massiven Mauer schlechten holprigen steinigen Wege sind selbst für leichtes viereck von 7 Fuß Höhe eingeschlossene, ebenfalls massive Fuhrwerk beschwerlich und daher die Bewegungen der Häusergruppe , bestehend aus einem einstöckigen Wohn Artillerie vorzugsweise auf die Chausséen beschränkt. hause und mehreren Nebengebäuden . Zum Hofraum Terrainabschn itte ; führt Das Schlachtfeld gliedert sich in drei ein Thor von der Süd- und Ostseite, dagegen fein zunächst das Hügelland in zwei durch das Thal des Zugang von der Angriffsſeite her. Die Mauer, in Ver Redonebaches , welcher oberhalb Monzambano in den bindung mit der dort grade ziemlich steilen Böschung des Mincio fließt. Das Hügelland zwischen diesem Bache Hügels, begünstigte die nachdrücklichste Vertheidigung. und der Eisenbahn kann man als das von San Mar Ein kleines, aber genügend hohes Thürmchen auf dem tino bezeichnen , während füdlich vom Redone bis zur Wohnhause erleichterte die Umsicht im Terrain, das der *) Vgl. III. „ Mailand “ in Nr. 34 der A. M.-Z. v. d. J.

Pachthof nach allen Seiten hin beherrscht. Dieser Pacht hof war der Brennpunkt der Stellung Benedeks, der

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nach der Besetzung des Hofes denselben zur Vertheidigung | uralter Cypressen sie ganz bedeckt. Heute bot die Kirche einrichten ließ. Vom Pachthofe führt die Straße vollends das Bild des Friedens. Sie war von Betern gefüllt, auf die Höhe zunächst an rem einen der Vorsprünge und sogar außerhalb desselben war eine Gruppe frommer vorüber nach der auf dem östlichen Vorsprung liegenden Landleute, die zur Madonna flehte. Nichts deutete auf Wallfahrtskirche. Der erstere Vorsprung ―――― Roccolo die stürmischen Kämpfe , die hier an dieser Stätte des ― (,,Vogelfang") genannt ist ein kleines Plateau , das Friedens gewüthet , als drei in die Wände der Capelle eingemauerte Grabsteine von weißem Marmor, dem An im Laufe der Schlacht als Geschüßposition eine bedeu tende Rolle spielte. Die auf dem öftlichen Vorsprung denten hier gefallener hoher piemontesischer Offiziere ge Der eine Grabstein nennt einen Grafen liegende altersgraue kleine Wallfahrtskirche San Mar widmet. tino , eine Capelle mit kleinen schlanken Glockenthürmchen, von Bergamo, der zweite einen Grafen von Stetten. ist von der Straße her kaum sichtbar , da eine Gruppe (Schluß folgt.)

Nachrichten.

heit zu bewundern, welche einzelne Truppentheile darin bereits Desterreichische Monarchie. erreicht haben und dabei zugleich der neuerdings so vielfach * *. T Wien, 5. September. [ Bildung eines erörterten Streitfrage wegen der von der Armee vertretenen selbstständigen Marineministeriums . ] Vom 1. No und von dem Altmeister Jahn begründeten deutschen Gym vember 1. J. wird das Ministerium der Marine von jenem nastik praktisch näher zu treten. Es war dieß in Veranlas des Handels getrennt und in der Person des bisherigen | ſung der Inspicirung des hiesigen ostpreußischen Jägerbatail Statthalters im Küstenlande, Freiherrn von Burger, vertreten lons durch den commandirenden General des Armeecorps, sein ; das kaiserliche Handschreiben vom 30. v. Mts ., welches General der Infanterie v. Werder , bei welcher Gelegenheit diese Verfügung anordnet , bestimmt gleichzeitig , daß alle eine Compagnie die schwierigsten gymnastischen Uebungen bisher im Wirkungskreise des Handelsministeriums gelegenen vornahm. Dieselben erfolgten in rascher Reihenfolge an den Geschäfte , welche sich auf die Handelsmarine und sonstige verschiedenen Geräthschaften. Besonders hervorheben müſſen maritime Gegenstände beziehen , an das Marineministerium wir einen Freisprung über das 41 Fuß hohe Voltigirpferd, überzugehen haben , und sind daselbst von einer aus Or der von einer ganzen Abtheilung mit außerordentlicher Prä ganen der Civilverwaltung zusammenzuseßenden Abtheilung cision ausgeführt wurde. Ferner waren die Leistungen im gesondert von der für die Leitung der Angelegenheiten der Weitsprung Erstaunen erregend , in welchem mehrere Abthei Kriegsmarine bestellten Abtheilung zu besorgen. " - Freiherr lungen vorgeführt wurden ; es wurde bei einem gleichzeitigeu v. Burger , der nunmehrige Marineminister , hat sich bereits Hochsprung über eine 34 Fuß hohe Erdtraverse eine Weite während der Budgetberathungen und zwar während der Debatten von 16 Fuß erreicht , ohne dabei etwas an Eleganz des über das Budget der Kriegsmarine durch zwei Reden be Sprunges einbüßen zu lassen. Aber auch an dem Reck waren merkbar gemacht , in denen er der Entwickelung der östers ganz vorzügliche Leistungen zu sehen , von denen besonders reichischen Flotte das Wort redete und darauf hinwies , daß eine von der ganzen Abtheilung ausgeführte Wage von großer dieselbe mit der sardinischen wenigstens gleichen Schritt halten Geschicklichkeit und eine ebenso ausgeführte Wende aus dem müsse, und daß die Machtstellung des Reiches in dieser Rich Stü in Sprungreichhöhe von großem persönlichem Muth und einer durch viele Uebung nur zu erreichenden Sicherheit tung jede Ausgabe rechtfertige. [Commissionen zur Reorganisation der medi zeugte. Nachdem in dieser Weise die Leistungen der Einzel cinisch - chirurgischen Josephsakademie und zur nen vorgeführt waren , legten die Jäger das Gepäck an, Begutachtung der Einführung von Truppen nahmen die Gewehre in die Hand und schritten nun in ge spitälern.] Auf Anordnung des Ministeriums des Krieges | schlossener Compagnie zu einer Massenleistung , welche gleich sind unter dem Präsidium des F.M.L. Freiherrn von Martini | sam als Probe zu dem Erempel den praktischen Werth der zwei Commissionen zusammengesetzt worden , von denen Gymnastik für die kriegsmäßige Ausbildung des Soldaten die eine die Reorganisation der medicinisch- chirurgischen Josephs erkennen ließ . Rings um den Plaz herum ist eine Bahn akademie und alle in das Ressort des Militär-Sanitätswesens von Hinderniſſen , die theils dem Festungskrieg entnommen einschlagenden Verbesserungen, die zweite dagegen die Wieder sind (wie Palliſaden, Traversen) , theils überall sich darbietende einführung der Truppenspitäler zu begutachten haben. Dem Terraingegenstände darstellen (wie Gräben, Bretterzäune u . s. w. ), nach scheint es , daß man von dem ursprünglichen Projecte und vom Leichteren zum Schweren fortschreitend , in einem einer Aufhebung der medicinisch-chirurgischen Josephsakademie Escalatirgerüste endigen. Diese sämmtlichen Hinderniſſe wur den in vollständiger Ausrüstung hintereinander von der ganzen, abgegangen ist. gegen 110 Mann starken Compagnie auf das bloße Com Preußen. mando "Marsch !" genommen , und nicht ein Mann blieb * Braunsberg , 23. August. [Fortschritte der zurück. Aber nicht genug hiermit ; als der lezte Mann das Militärgymnastik. ] Die Militärgymnastik macht in der lezte Hinderniß überwunden , wurde "Kehrt" commandirt, Armee die erfreulichsten Fortschritte. Wir hatten vor einigen und die bedeutendsten Hindernisse der Bahn wurden in um gekehrter Reihenfolge noch einmal genommen. Hier war Tagen wieder Gelegenheit , die hohe Stufe zur Vollkommen

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namentlich die Leistung bei dem Erklettern der Pallisaden | Tage festgesetzt . Die Gesammtstärke der concentrirten Truppen als die schwierigste von allen zu bewundern , da grade hier wirk, Alles in Allem, 10,000 Mann (8000 Mann Infanterie, bei das Gepäck und die Büchse am meisten hindern müssen. ―――― 1000 Mann Cavalerie und 1000 Mann Artillerie und In Bei Allem , was wir gesehen , ist zu erwägen , daß dieselbe genieurtruppen mit 24 Geſchüßen) nicht übersteigen, von denen Compagnie auf dem vor der Stadt gelegenen großen Exercir die gesammte Infanterie , also wie angegeben 8000 Mann , plage kurz vorher in Parade gestanden, von da im Laufschritt in Schleswig einquartiert werden sollen . Da diese Stadt eingerückt und unmittelbar darauf während einer glühenden seit 1850 durch Entziehung vieler Nahrungsquellen stark ges Mittagshige zum Turnen übergegangen war. Und dennoch litten hat , so ist diese Last eine unverhältnißmäßige , und ließen die Leistungen nichts von vorhergegangenen Anstren- man fommt um so mehr auf den Gedanken , daß die Stadt gungen merken. Es hat wohl aber auch Jeder den Eindruck wegen ihrer entschieden deutschen Haltung gewissermaßen be mitgenommen, wie ungemein die Kriegstüchtigkeit der Truppen straft werden soll , als die Nothwendigkeit einer solchen in durch die Gymnastik gefördert wird, wenn durch sie, als Mittel gesundheitlicher Beziehung jedenfalls schädlichen Truppenan zum Zweck betrachtet, nur die Hebung des moralischen Muthes häufuug durchaus nicht vorliegt. und ein sicheres Selbstvertrauen erstrebt wird , daneben auch Schweiz. die Truppen praktisch lernen, Terrainhinderniſſe zu überwinden ; während Alles fern gehalten wird, was zu feinem von beiden Aus der Schweiz , 24. August. [Verhandlun Zielen führt und als Zweck selbst betrachtet, für die Kriegs tüchtigkeit werthlos ist. Wir haben deßhalb keine Uebung gen des eidgenössischen Offiziersfestes. -— Com Das von Einzelnen allein machen sehen , sondern nur solche, die mission über Pontonnierfeldschmiede c.] von einer ganzen Abtheilung ohne Ausnahme geleistet lehte Offiziersfest in Bern, welches mit so viel Glanz gefeiert werden konnten, worin gerade der Hauptwerth für den mili wurde und an welchem über 1200 Offiziere jeden Grades tärischen Zweck liegt, da die Kunstfertigkeit eines Einzelnen Theil nahmen, gab zu manchen Besprechungen Veranlassung. So hielt daselbst Oberst Lecomte einen Vortrag über den weder einen Maßstab für die Ausbildung des Ganzen gibt, noch überhaupt für den allgemeinen Zweck von Werth ist. nordamerikanischen Krieg, dem derselbe als Adjutant des Ge= Und in diesem Zweck mag ein wichtiger Unterschied zwischen nerals Mac Clellan beiwohnte. Jedoch macht man geltend, Der Militärgymnastik und der deutschen Turnkunst liegen, daß dieser Vortrag, welcher im Drucke erscheinen wird, in rein obgleich die Art der Uebungen keine wesentlich verschiedene zu militärischer Beziehung sehr kurz gefaßt war und wenig Neues sein schien , wie wir denn auch den ganz fehlenden Barren bot. Interessanter waren rie Vorträge des Oberst v. Gonzen mit seiner Anwendung durch entsprechende Uebungen an an bach über die Organisation der Militärjustizpflege und dann dern Geräthschaften völlig ersegt sahen. An diese praktische die militärärztlichen Erörterungen der Herren Dr. Lehmann und Dr. Demine , welche Verbesserungen im eidgenössischen Turnübung schloß sich ein Wettkampf mit Bajonnetfechtge wehren, der allseitig viel Interesse durch die dargethane Ge Militärsanitätswesen anstreben. Man ist gegen Sanitätscom wandtheit im Gebrauch der Waffe zu Schuß und Trug bot ; pagnien. Das nächstjährige Fest wird in Sitten stattfinden, eine Uebung, die neben dem praktischen Werth für den Ernst soll jedoch einfacher sein. Die für dasselbe bestimmten Preis fragen beziehen sich 1) auf die Organisation der Armee gebrauch, jedenfalls noch einen höheren moralischen Nugen für die Ausbildung der Truppe haben möchte . mit Inbegriff der Landwehr, 2) auf die noch anzuſchaffenden gezogenen Kanonen , ob deren noch mehr nöthig Dänemark. und ob die glatten Läufe noch anzuwenden seien ( eine Frage, zu deren Beantwortung den Preisbewerbern die mit Geist Von der dänischen Grenze , 22. August. [ Truppen concentration am Dannewerk. ] Vom 3. bis 22. Sep und Sachkenntniß geschriebene Schrift : die gezogenen Ge tember soll eine Truppenconcentrirung am Dannewerk statt schüge ; kritische Untersuchungen über ihre Vorzüge und Nach finden. Es werden daran außer den Leibgarden (1 Bataillon theile für Offiziere aller Waffen" von einem deutschen Ar und 1 Schwadron) sämmtliche dem 2. und 3. Generalcom tillerieoffizier , von großem Vortheil sein dürfte) , 3) auf die mando untergebenen Infanteriebataillone # das 2. General Ambulance. Da schon in öffentlichen Blättern die Frage commando umfaßt Fühnen, Jütland, Schleswig ; das 3. Hol | angeregt worden war, ob es nicht thunlich sei, einen theore stein und Lauenburg theilnehmen , mit Ausnahme des tischen Militärunterricht in den höheren Schulen einzuführen, 11. und 20. Bataillons, welche in Aalborg, beziehungsweise so wollte der Bundesrath dieselbe berücksichtigt sehen ; der Altona, cantonniren. An Reitern werden, außer der Schwa Antrag fand jedoch für jezt keine Anhänger. Auch der Vor schlag zu Aufstellung einer Preisfrage, den Herr Oberstlieute dron Leibgarde, das 4. Dragonerregiment (zu Schleswig ) und 2 Schwadronen nebst einer Ordonnanzabtheilung des nant Fr. v. Erlach machte, beliebte nicht; derselbe wollte näm 6. Dragonerregiments (zu Igehoe) zusammengezogen ; an Ar lich die weitere Durchführung der Volksbewaffnung und ihre tillerie 3 Batterien aus Rendsburg und 1 Batterie aus Ausdehnung auf die gesammte Bevölkerung. Fredericia , beide vom 2. Artillerieregiment , die Batterie zu Sonst habe ich Ihnen noch zu melden die Begutachtung einer 6 Geschüßen. Den Oberbefehl führt der in lezter Zeit von Expertencommission, bestehend aus den Herren Oberst Wolff, dänischen Blättern so sehr verunglimpfte Generallieutenant Major Schuhmacher und Major Siegfried , zu Gunsten der de Meza , commandirender General des 2. Districts ; doch vorgelegten Modelle für Pontonnierfeldschmiede , Pontonnier wird , dem Vernehmen nach , der König selbst auch das Com und Sappeurrüstwage , in Folge dessen für jeden Pontontrain mando übernehmen. Von fremden Offizieren sind schwe nach denselben ein Rüstwagen und eine Feldschmiede ange dische, norwegische , russische , englische und französische einge fertigt und ausgerüstet wird. Auch wird eine definitive Ordon laden. Die Dauer der Concentrirung ist, wie erwähnt, auf 19 nanz nebst Reglement aufgestellt werden. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 38.

Jahrgang.

Darmstadt , 20. September.

1862 .

Inhalt: Auffäge. Militärische Thesen zur preußischen Heeresfrage. - Die Belagerungsübung bei Graudenz. -- Militärische Briefe aus und über Italien. IV. Solferino. (Schluß. ) Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die bevorstehenden Aenderungen im Militärverpflegungswesen. Medlens burg- Schwerin. Die deutsche Küstenbefestigungsfrage und die eventuelle Anlage eines befestigten Kriegshafens bei Wismar. Spanien. Gegenwärtiger Bestand der Marine.

Militäriſche Theſen zur preußischen Heeresfrage.

erscheinen ", so schrieb damals ,,Wie uns die ad Dinge Kamer unser Herr Nr. 1 , sehen wir darin nicht bloß

(Die nachstehende Arbeit hoffen wir den Aufmerksamkeit unserer eine preußische, sondern im ganzen Sinn eine deutsche Leser besonders zu empfehlen , indem wir unsere Uebereinstimmung Frage. Die ungeschmälerte Durchführung der allgemeinen mit den darin entwickelten Grundsägen , wenn auch nicht mit allem Wehrpflicht gilt uns als eine Forderung, die sich zuleht Detail der Darstellung, offen erklären. Was insbesondere die hoch wichtige Frage der Ausbildungszeit der Infanterie betrifft, so waren nicht abweisen läßt. " -- „ Die Bestimmung der noth wir bei einem früheren Anlaß ( Nr. 15 von 1861 ) in der Lage, die wendigen Uebergangszustände scheint aber nahezu in Entscheidung für eine bestimmte Dauer dieser Uebungspräsenz vor ganz Deutschland erfüllt zu sein , die Zeit darum nahe, läufig abzulehnen , indem uns grade dieser Streitpunkt einer ganz wo der legte Schritt gethan werden muß , der die ganze unbeengten wissenschaftlichen Discussion vorzugsweise zu bedürfen nationale Wehrkraft verfügbar macht, der die Heere wirk schien. Wir sehen uns jezt zu der Bemerkung veranlaßt , daß wir aus dem ganzen Verlaufe dieser Discussion , wie sie in unserer Beislich zu einer segensvoll wirkenden Volkserziehungsanstalt tung und anderwärts sich nunmehr zu einem vorläufigen Abschluß werden läßt , und nach dem man erst mit Recht wird entwickelt zu haben scheint , feinerlei stichhaltige Argumente sagen können , daß die Gesammtheit der deutschen Heere für die absolute Nothwendigkeit einer dreifährigen im Sinne des alten Königswortes das deutsche "" Volk Ausbildungszeit zu folgern wissen. D. Red. ) in Waffen"" fei." [ 11.] Die preußische Wehrfrage wird durch das Ab An diese Einleitung schloß sich der bereits erwähnte geordnetenhaus einer neuen Wendung entgegengeführt, Auffag eines geschäßten preußischen Mitarbeiters, welcher der wir unsere ernste Aufmerksamkeit nicht versagen können . Die Nothwendigkeit einer dreijährigen Dienstzeit mit über Die A. M.-8. ist der Entwickelung dieser Angelegenheit aus einleuchtenden, aus eigener ausgedehnter Erfahrung immer gefolgt , und wie wir glauben in der rechten geschöpften Gründen bekämpfte. Weise, — wir meinen mit dem tiefen Interesse und der Die eifrigen Angriffe einer Berliner Zeitschrift gaben strengen Zurückhaltung, die eine politisch-militärische Frage unserem erwähnten Mitarbeiter Nr. 1 cen geeigneten von solcher Bedeutung fordert. Anlaß , in Nr. 52 von 1860 auf die Frage der Dienst Schon in Nr. 35 von 1860 hat sich eine sehr beachtens zeit zurückzukommen ; er bezeichnet dieselbe mit vollem werthe Stimme über die Umbildung des preußi Rechte als den Angelpunkt, in welchem mehrere der schen Wehrwesens ausgesprochen , in der Einleitung höchsten Interessen des Staates theils sich berühren, theils Wenn es unseren Lesern. zur Arbeit eines preußischen Offiziers (L. v. S. ) über ihre Ausgleichung suchen". gegenüber überhaupt noch nöthig war , die Unterschiede Die Ausbildungszeit der Infanterie".

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Wir weisen heute auf alle diese Erörterungen hin, zwischen Paradeglanz und Kriegskraft, automatischer Ab. | richtung und militärischer Ausbildung , zwischen Instruc weil sie uns grade jegt wieder einer neuen dringen tionszeit und wirklicher Instruction der Mannschaft den Betonung zu bedürfen scheinen. So lange unser so ist dieß in dem fraglichen Auf Stoff das Object einer leidenschaftlichen politischen Con abermals zu betonen, sage in sehr verständlicher Weise geschehen, in principieller troverse und einer häufig sehr erbitterten Discussion für Uebereinstimmung mit erleuchteten Schriftstellern des alle berufenen und unberufenen Organe der Presse war, preußischen Heeres wie Scharnhorst, Rohr , Decker, konnte von der A. M.-3 . nur die äußerste Zurückhaltung Waldersee , Wigleben , Böhn u. s. w. erwartet werden, umsomehr, als schon die früheren streng Aber wenn auch die Lehre von der absoluten sachlichen Erörterungen jener Streitpunkte der Verdäch Nothwendigkeit einer dreijährigen Präsenz, tigung nicht entgangen waren. Jest aber, wo der Sturm wie sie von einem an sich recht löblichen , aber für die der politischen Leidenschaft seinen Culminationspunkt er Wissenschaft nicht grade maßgebenden Gesinnungseifer reicht und überschritten zu haben scheint ; jezt , wo die propagirt wurde , schon längst durch die einleuchtendsten streitenden Gewalten ihre Stellungen so scharf geschieden technischen Gründe und die sichersten Erfahrungen wider sehen , daß sie beide dicht vor sich und zwischen sich den legt war , so blieb doch den wenigen , aber unerschütter Abgrund einer verderblichen Spaltung erblicken, lichen Anhängern jenes Dogmas, neben der Anwendung Spaltung, die doch im Grunde von Niemand gewünscht gewisser nicht allzu inhaltschwerer Schlagworte und der wurde, oder verantwortet werden möchte jegt ſchien Drohung mit dem Anathema wegen politischer Regerei, uns der rechte Augenblick gekommen zu sein , um mit noch die Berufung auf die ältere Entwickelungs ruhigem Ernste an die rein sachlichen Argumente zu erinnern , welche allein in dieser verwickelten Angelegen geschichte des preußischen Heeres übrig. Es war unter diesen Umständen eine unabweisbare heit den Ausschlag geben können und werden, sobald die Pflicht der A. M.-Z. , auch diese historischen Argumente politische Controverse sich ermüdet und abgekühlt hat. einer scharfen Betrachtung zu unterwerfen, eine Auf | Wir versuchen es in den nachfolgenden Thesen die gabe, welche unser Referent Nr. 1 schon in Nr. 52 von wichtigsten dieser Argumente noch einmal kurz zusammen 1860 in Angriff genommen und sodann in Nr. 15 von zufassen , ohne jeden Anspruch auf Erschöpfung des Thes 1861 durch eine , wenn auch nur fragmentarisch mitge mas und mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß wir die Nothwendigkeit einer längeren Dienstzeit für die Artillerie theilte , Untersuchung doch in so überzeugender Weise und zwar vorzugsweise durch das eigene Material der und Reiterei als eine längst entschiedene und darum nicht specifisch preußischen Militärhistoriker gelöst hat , daß mehr zu discutirende Frage betrachten . damals die Debatte durch völlige Entkräftung der gegne 1. Soll das Heer wirklich das Volk in Waffen“ rischen Argumente geschlossen schien. Es mag auch in sein , so ist zu fordern , daß es die materiellen und mora der That ein wahrhaft ermüdendes Unternehmen sein, lischen Kräfte einer Nation auf die einfachste , wohlfeilste aus irgend einer ruhmvollen Periode der preußischen und vollständigste Weise zum Kriege vorbereite und im Kriegsgeschichte den Werth oder gar die Nothwendigkeit Kriege verwende, beides mit der denkbar geringsten eines Systems herleiten zu wollen , welches der große Störung und Hemmung des gesammten normalen Staats König niemals gekannt und die große Befreiungszeit lebens . Die Heeresorganisation ist also um so beſſer, in offen verläugnet hat. je höherem Maße sie die Vorbereitung und Ausführung des Krieges als eine natürliche und zwanglose Function Die Debatte, auf deren Grundzüge wir soeben zurück des Staatskörpers erscheinen läßt . blickten, war die passendste Einleitung zu einer zusammen II. Die allgemeine Wehrpflicht muß daher hängenden Betrachtung der preußischen Heeresreform hinsichtlich ihrer neuesten Entwickelung im preußischen die weiteste und strengste Anwendung auf alle zum Staatsleben. Die Nummern 1-21 von diesem Jahr Kriegsdienst tauglichen Staatsbürger finden, und zwar gange brachten aus der Feder des Herrn Referenten J in der Weise , daß jeder Taugliche die kräftigſten Jahre eine durchaus objectiv gehaltene , von Ernst und Sach der Jugend , in welchen er zum Kriegsdienste mora fenntniß durchdrungene Darstellung der gesammten preußi lisch und physisch am besten geeignet, in das bürgerliche ſchen Militärfrage, welche, an die wichtigsten historischen Staatsleben aber noch minder fest verflochten ist , dem Daten seit dem 3. September 1814 anknüpfend, die rein Dienste des Vaterlandes , theils durch Uebungsdienst, theils militärischen Streitpunkte behandelt , welche als positiver durch Bereitschaft oder wirklichen Kriegsdienst widmet. Kern der ganzen Militärfrage zu betrachten sind. Auch III. Die Landwehrpflicht muß demnach eine diese Arbeit stellt die Präsenzzeit der Infanterie in möglichst beschränkte Anwendung finden in Bezug auf erste Linie, und spricht sich entschieden für die zwei ihren friegsbereiten Charakter oder auf ihre Dauer für jährige Instructionszeit aus , unter Zugrundlegung der jedes einzelne Individuum , da es , rein militärisch be zweckmäßigsten Bestimmungen des preußischen Aus trachtet, ein doppelter Vortheil ist, wenn die beweglichsten, bildungssystems , welches ja auch in keiner Weise unabhängigsten und frischesten Kräfte unter den Waffen an eine dreijährige Präsenzzeit gebunden ist ; weiter stehen, während zugleich das bürgerliche Staatsleben die hin werden hauptsächlich die Zusammenſegung und zu seinen Functionen unentbehrlichsten älteren Kräfte ―― Bildung des Offiziercorps und der Unter möglichst behält zur energischen Unterhaltung des offiziere , sowie die Formation der Heeresförper Krieges , der eine Arbeit des ganzen Staates ist , nicht in Bezug auf Linie und Landwehr in der ein aber eine isolirte Action des Wehrstandes. Ist ja doch gehendsten Weiſe erörtert. die zweckmäßige Disposition und Theilung der Arbeit

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auch hier, und hier am allermeisten , die erste Vorbes dingung einer großen Leistung ! Eine Nation führt gewiß einen wahrhaft nationalen Krieg , wenn sie den Kampf ernährt, der ihre Jünglinge und jungen Männer fast ohne Ausnahme vor den Feind stellt! Diese von militärischen Autoritäten nicht mehr bestrittenen Wahrheiten bilden den trefflichen Grundge danken der neuen preußischen Heeresreform , an deren Aufrechthaltung wir um deswillen nicht zweifeln können , weil sie eine evidente Lebensfrage der preußischen Machtstellung involvirt. Indem wir anerkennen , daß durch jährliche Heranziehung von über 60,000 preußischen Kriegspflichtigen zur acht- oder (nach der Novelle) sieben jährigen Dienstpflicht in der Linie das Mögliche für iegt geleistet ist, können wir uns doch der Thatsache nicht verschließen , daß man später in dieser Richtung noch weiter gehen kann durch fernere Zuziehung von etwa 25,000 Dienstpflichtigen und factisch kriegstauglichen jungen Männern, da man erst dann über die starke Hälfte aller 20 bis 27 jährigen Leute disponiren wird . Natürlich würde dann die Landwehrpflicht auch ohne deren Einschränkung bezüglich der Jahresclaſſen weit minder schwer auf dem bürgerlichen Leben des Staates lasten, da ihre Function mehr und mehr an exceptionelle, kritische Verhältnisse geknüpft wäre.

durch verlängerten Aufenthalt im Heere dem bürgerlichen Leben seines Volkes zu entfremden . In ganz anderem Sinne ist es eine Ausnahme von der Regel , wenn, wie in Desterreich, zahlreiche und sehr verschiedene Nationalitäten durch deutsche Cadres gebildet werden ; hier hat natürlich die längere Dienstzeit Berech tigung und Zweck. VI. In die Kategorie der rein militärischen Ausbildung fällt lediglich die Instruction des Mannes in solchen Lehrzweigen, welche auf den Krieg eine directe Beziehung haben , also die Kriegstauglichkeit des Mannes unmittelbar steigern. Hierher gehören also für die Infanterie : 1) Alle Turnübungen , welche Kraft , Ausdauer und Gewandtheit des Mannes steigern. 2) Der Gebrauch des gezogenen Gewehrs als Schuß- und blanke Waffe ; das Distanzschäßen. 3 ) Die Ausbildung der Fähigkeit, sich in geschlossener und geöffneter Ordnung als Glied eines taktischen Organismus , auf verschiedenem Terrain zu bewegen. 4) Die Uebung im ausdauernden Reise marsch in leichter zweckmäßiger Rüstung. 5) Die praktische Uebung im Recognofcirungs- und Sicherungs dienst. Es gehören nicht hierher : 1) Jede Abrichtung " des Mannes, welche nicht auf IV. Fest organisirte stehende Heere mit mög. Die Steigerung seiner Kraft und Gewandtheit, oder seiner lichst zahlreichen Cadres und einem , ihrer seitherigen activen Disciplin , sondern lediglich auf die passive Disciplin , D. h. auf die Abtödtung der physischen und Stärke gegenüber , mindestens unverringerten Präsenz und die Einschläferung der stande bilden für jegt und wohl noch lange die unent moralischen Selbstständigkeit _ um schließlich die sogenannte Geisteskräfte hinwirkt, behrliche Grundlage und Erziehungsanstalt einer wirt " stramme" Haltung und ähnliche Scheinreſultate zugleich lichen deutschen Volksbewaffnung , zu deren großartiger mit einer automatischen Hülflosigkeit des Mannes zu Ausdehnung die Organisations- und Bildungsmittel im erreichen. 2) Der zeitraubende Mißbrauch des gezogenen rechten Verhältniß vorhanden sein müſſen . Gewehrs zur rastlosen Erzeugung sogenannter Handgriffe, Wir deuten hier nur kurz darauf hin, daß alle demo insofern die taktmäßig klappernde , mathematisch präcise Volkswehr projecte kratischen für die militärische Ausführung durch ganze Truppenkörper als Uebungszweck Kritik zu tief liegen. Wir könnten von dieser Seite auftritt. 3) Die höchst schwierige Kunst, sich nicht durch feine lebensfähige Schöpfung, sondern nur formlose Miß gewöhnliches Gehen , sondern durch widernatürliches geburten und auflösende Fäulniß erwarten. Die ameri Spreizen und gewaltsames Ausschnellen der Beine in ―― Die Bus Zu monströsen Schrittarten voranzubewegen kanischen Verhältnisse sprechen laut genug ! , und diese Gang ſtände der Schweiz sind durchaus exceptionell und noch art , oder wenigstens einen strengen Gleichtritt , feineswegs bewährt, -― sie dürfen, um für die Sicherheit auch während der Ausführung längerer tak dieses Staates beruhigend zu erscheinen, nicht außer dem tischer Bewegungen zugleich mit einer übertrieben ergänzenden Zusammenhange mit den regulären Heeresz genauen Richtung einzuhalten , wobei die gespannte einrichtungen der natürlichen deutschen Alliirten betrachtet Aufmerksamkeit des Mannes und aller Chargen mehr werden. auf die technischen Leistungen der Beine , als auf Sinn V. Nach den rein militärischen Erwägungen unter I., und Zweck der taktischen Lebung gerichtet wird. 4) Die II. , III. fann es der wirklichen , nachhaltigen Kriegs Uebung im ausdauernden Ertragen schwerer und unzweck fraft eines Staates nur schädlich sein , während es mäßiger Rüstungsstücke, insbesondere einer schweren Kopf zugleich die bei einem gewissen Geldaufwand erreichbare bedeckung, eines Säbels und ähnlicher unnüger Impedi Kopfzahl des Heeres ohne Noth verringert, wenn man mente, - durch deren Abschaffung der Uebungs zweck weit schneller und vollständiger zu erreichen Die Einübungszeit des Soldaten länger aus wäre. 5) Die ständige und übertriebene Ausübung des dehnt , als zu seiner rein militärischen Ausbil dung unbedingt nöthig ist. Die nügliche und imposante Garnisondienstes , insoweit dieselbe auf leeren Schein Repräsentation der obersten Gewalt , wie sie durch das und zweckloses Ceremoniell gerichtet ist , oder gedanken Heer auch nach innen dargestellt werden soll, ist an eine losen Müssiggang befördert. abnorme Verlängerung der Uebungszeit keineswegs ge VII. Als Resumé aller unabhängigen Begutach bunden. Außerdem kommt für deutsche Regierungen tungen competenter deutscher Offiziere, wie sie die Militär der Vortheil nicht in Betracht, den anderwärts eine literatur uns darbietet , ist eine Präsenzzeit von junge Gewaltherrschaft darin finden mag, den Soldaten etwa zwei Jahren völlig genügend, um die

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oben aufgeführten realen Unterrichtsstoffe | tratie den Stachel zu nehmen und selbst die Knauserei Solchen zu bewältigen und zugleich den Mann in eine des liberalen Philisteriums zu überwältigen. streng militärische Zucht und Gesinnung ein Grundsägen dagegen, denen vom militär - wissenschaft zugewöhnen. Ja die Erfahrung beweist sogar , daß lichen Standpunkte aus die praktische Richtigkeit abge man fast allenthalben noch überflüssige Zeit genug sprochen werden muß , kann auch eine durchschlagende hatte, um die Mannschaft nicht nur in jenen wirklichen politische Kraft nicht innewohnen. Am wenigsten aber Lehrzweigen zu instruiren , sondern auch auf jene wüßten wir irgend einen solidarischen Zusammen gleichfalls oben angeführten, mindestens unnügen hang zwischen den unvergänglichen , wahrhaftigen Ge fühlen einer ächten militärischen Loyalität und den abge Künste und Observanzen abzurichten. Zwei Jahre sind also jedenfalls genug , lebten , unwahren Formen der militärischen Pedanterie wenn man von solchen Verirrungen abläßt ; ja man wird zu entdecken . Wir gedenken bei einer anderen Gelegenheit unsere vielleicht bald auf eine noch etwas geringere Uebungszeit, Thesen zu erweitern und fortzuseßen, um zu zeigen , wie etwa 1 Jahre, zurückkommen, wenn Leibesübungen von friegerischem Charakter mehr und mehr in die gesammte auch die Organisation und Bildung der Cadres und das Volkserziehung sich einfügen. Die hierzu erforderlichen genauere Verhältniß der Linie zur Landwehr sich aus Kosten wären unbedingt den allernüglichsten militä denselben einfachen Grundsägen zwanglos entwickeln läßt. Geschrieben am 18. September 1861. rischen Ausgaben des Staates beizurechnen , weil die Heere selbst bis jezt außer Stand sind , sich ihr junges Ersagmaterial an Menschen zweckmäßig vorzubilden , während doch in jedem größeren Kriege die mehr oder minder rasche Assimilirung jenes Materials einen Die Belagerungsübung bei Graudenz. entscheidenden Factor des Erfolgs bildet. VIII. Aus allen angeführten Punkten ergibt sich, daß (Aehnlich wie im vorigen Jahre bei der Belagerungsübung von es für jeden Staat ein kleines , theures und ein Jülich, haben wir auch dießmal keine Mühe gescheut , über die so großes, wohlfeiles Budget geben kann , je nach der eben beendeten , namentlich in Bezug auf den Minenkrieg höchſt Heeresstärke, Kriegskraft und politischen Macht, welche die intereſſanten Uebungen bei Graudenz einen zuverläſſigen Original Nation für ihre Geldopfer kauft ; ferner daß insbesondere bericht zu erlangen. Der Verfaſſer , Artillerist von Fach , hat bei alle Budgets theuer sind , welche sich auf eine mehr deſſen Abfaſſung mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt ; er war nicht selbst Augenzeuge der Graudenzer Uebung , doch sind als zweijährige Dienstzeit begründen , und daß ſeine Quellen ſehr guter Art. D. Neo.) man in diesem Falle die Wahl hat, entweder bei Herab [ .] Die Belagerungsübung bei Graudenz hatte den sehung der Dienstzeit und des Budgets eine ungefähr gleiche Heeresstärke bei größerer Schonung der Finanz Zweck , eine Belagerung in den bisher als Regel aner kraft (also Kriegskraft) des Staates zu behalten ; oder, kannten Formen , durch alle Hauptphasen hindurch , in einem seit dem Frieden noch nicht dargestellten Umfange bei Herabſegung der Dienstzeit und Beibehaltung des Budgets, eine größere Heeresstärke zu erzielen, eine Maß und Zusammenhange zur Anschauung zu bringen, und regel, die sich nur dann empfiehlt , wenn man bis jetzt zugleich einige neuere Experimente und Ideen im größeren weder über die höchste Steuerkraft des Staates verfügt, Maßstabe zu prüfen. Legteres gilt besonders vom Minen noch über die starke Hälfte der Dienstpflichtigen , deren friege. Die Neuheit dieses Schauspiels hatte deßhalb Heranziehung wenigstens als das Ziel einer völligen außer den näher betheiligten einheimischen Offizieren manche fremde, zum Theil aus weiter Ferne, nach Grau Entwickelung der Militärkraft zu betrachten ist. Eine dritte Auffassung könnte dahin gehen, den durch denz geführt , so daß dieser kleine Ort jezt ein noch nie gesehenes militärisches Leben darbot. Die Ingenieur Herabſegung der Dienstzeit erreichten Ueberschuß des arbeiten , als die Hauptsache, leitete von Anfang an der Budgets zu anderweitiger Steigerung der Kriegskraft zu verwenden. Oberst von Schweinig, der gewissermaßen als die Seele IX. Diese zulegt erwähnte Maßregel scheint unter des Ganzen zu betrachten war ; seit dem 10. August war gewissen Umständen überaus empfehlenswerth. Es scheint ferner der Chef des Ingenieurcorps , Fürst W. Radzi uns nämlich außer Zweifel zu stehen , daß die Opfers will, anwesend, neben ihm die Generallieutenants v. Pritt willigkeit einer erleuchteten Nation sich nicht nur nach wig- Gaffron und Wasserschleben vom preußischen Inge der Erwägung bemißt , ob das Budget klein oder nieurcorps. Die mannichfachen Uniformen der fremden Wir groß , sondern auch, ob es wohlfeil oder theuer Besucher fesselten ganz besonders die Schaulust. fei ? - Wir zweifeln z . B. kaum daran , daß die Aus nennen von diesen : den k. britischen Generalmajor Hamilton von der Infanterie, den t. t. österreichischen Major Leithner sicht, durch die Schöpfung einer mächtigen Kriegsflotte aus den Schranken einer einseitigen Machtstellung heraus von der Artillerie , den französischen chef d'escadron zutreten , die Steuerwilligkeit eines intelligenten Volkes Major Baron Lahitte von der Artillerie , Militärbevoll unmittelbar steigern und durch große Erfolge belohnen mächtigter am Hofe zu Berlin und Sohn des franzö würde. fischen Artilleriegenerals , nach welchem bekanntlich das Die bekannten Principien , welche wir in unseren System der gezogenen Geschüße benannt ist ; außerdem waren Thesen entwickelt haben, bieten in ihrem praktischen Werthe ein nassauischer Oberstlieutenant von der Infanterie, ein das sicherste Mittel , die Zustimmung aller intelligenten mecklenburg-schwerinscher Ingenieurlieutenant, ein anhalt Patrioten zu gewinnen, der giftigen Opposition der Demo | bernburgischer und zwei serbische Offiziere anwesend. Das



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44. Infanterieregiment und ein Cavalerieregiment trafen in den nächstfolgenden Tagen zu einer Brigadeübung ein, die in Graudenz stehende Artillerie-Fußabtheilung war am 14. August von der Schießübung bei Königsberg wieder eingerückt: Rechnet man dazu die unmittelbar zur Be lagerungsübung vereinigten zahlreichen Truppen , welche im Lager bei Neudorff standen, so kann man sich eine Idee von dem militärischen Glanze machen, welcher in und bei Graudenz herrschte. Für uns find indessen vorzugsweise nur die ausge führten Belagerungsarbeiten , als das militärisch Lehr reiche , von Interesse. Zum Angriff war die nordwärts gekehrte Front der Festung Graudenz mit dem Unterthor ausgewählt. *) Das Angriffsterrain lehnt sich rechts (Weſtſeite) an die hohen steilen Ränder des Weichselthals und befindet sich auf einer Hochebene mit reizender Aus ficht. Die Angriffsarbeiten , deren Ausführung bisher die Hauptaufgabe war , waren am 18. August bis zur dritten Parallele einschließlich vollendet, also bis zu einem gewissen Abschlusse gelangt. Dem oberflächlichen Ueber blicke gewährten sie das Bild einer anscheinenden Zerstö rung, mit ihren vielen verbundenen Gräben, Brustwehren, Winkeln u . s. w. , welches durch die Baumstümpfe des abgeholzten Glacis seine Vollendung erhielt. Das Kenner auge indessen gewahrte sehr bald die große Gediegenheit und Präcision der Ausführung. Der Angriff hatte also das Stadium erreicht , wo der Angreifer Herr des Ter rains vor der Angriffsfront ist ; seine nächste Aufgabe bestand nun in der Eroberung der äußersten Festungs linien, nämlich des Glacis und des gedeckten Weges, mit Einschluß der Blockhäuser in den Waffenplägen. Zu diesen Operationen sollte nun vorzugsweise der Minenkrieg in An wendung kommen, welchem große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, gewiß wegen der erhöhten Rolle, welche ihm für die Zukunft bestimmt scheint. Es kamen sowohl über ladene Minen, welche auf das Auswerfen großer Trichter berechnet sind, in deren Krönung sich der Angreifer fest sezen will , um von dort aus weiter vorzugehen , als auch Quetschminen zur Zerstörung feindlicher Minengänge, welche nur unterirdisch wirken , und Demolirungsminen, um Werke in Trümmer zu legen, die Contreescarpe ein zuwerfen u. s. w., zur Anwendung. Außer kleineren Quetschminen tam am 15. und 18. August die Zün dung von zwei größeren Minen zur Ausführung. Die Zeit der Sprengung war selbst den Offizieren der Ver theidiger geheim gehalten worden , um dem Ernste mög lich nahe zu kommen. Der Zweck war, Erfahrungen zu sammeln über Größe , Tiefe , Art des Trichters , dessen Verwendbarkeit, und ein Vergleich über die Wirkung der Schießbaumwolle mit der des Pulvers. Hierbei bestä tigte sich eine vielleicht manchem unserer Leser noch unbe tannte Erfahrung. Man nimmt die Kraft unserer Wolle als 24 mai größer als die des Pulvers von gleichem Ges wicht an , jedoch erwächst daraus kein Vortheil, weil unsere Schießbaumwolle 6mal theurer ist als das Schieß

*) Die hoch an der Weichsel (am Ufer) gelegene Festung hat 4 Ausgänge : das Oberthor nach der Stadt zu , das Unterthor nach der entgegengesezten Richtung und zwei Wasserthore, nabe bei einander nach der Weichsel zu.

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pulver, man also durch legteres eine gleiche Wirkung etwa um die Hälfte billiger erzielt. Die am 15. ge sprengte Mine war mit 25 Centnern Pulver geladen und warf einen Trichter von 70 Fuß Durchmesser und 15 Fuß Tiefe, eine geringe Tiefe, welche sich durch den Unter grund erklärt , der aus fettem Lettenboden bestand. Die geringe Wirkung nach unten reichte nicht aus , um eine unter dem Ofen durchgehende Minengallerie zu zerstören , was man beabsichtigt hatte. Sicherheitsstände, Signale 2 . zur Verhütung von Unglücksfällen fehlten nicht , wie es sich bei Friedensübungen gehört. Die zweite große Mine, welche am 18. sprang, hatte eine Ladung von 10 Centnern Schießbaumwolle. Die Resultate waren ein wenig ge= ringer. Auch eine Wegnahme des gedeckten Weges, Grabens und des Unterthores durch Ueberrumpelung ward am 16. dargestellt , aber als mißglückter Versuch, um dem beabsichtigten regelmäßigen Angriffe , hauptsäch lich unterirdisch , nicht seinen Vorwand zu rauben. Es war dabei besonders auf Erleuchtungsversuche abge sehen. Beim Sturm wurden zwei Leuchtraketen und Leuchtkugeln aus Bombenröhren zur vorübergehenden, Leuchtfackeln dagegen zur dauernden Beleuchtung ange wandt. Lettere (Zinfröhren mit hell leuchtendem Sah gefüllt) hatten einen ausgezeichneten Erfolg , denn der Graben erschien fast in Lageshelle. Die geschlagenen Sturmcolonnen wurden mit Kartätsch- , Gewehr- und Rollbombenfeuer ( natürlich nicht scharf geladen) verfolgt. Erwähnenswerth find ferner die Horchversuche in den Minengängen mit Trommeln , auf welche Erbsen gestreut waren, und die Erscheinungen als Folgen der überaus beschwerlichen und im Ernste sehr gefähr lichen Minenarbeit : die Beengung des Athmens und die Minenkrankheit. Legtere äußert sich in Ohnmachten, Schwindel und Kopfschmerz bei den Leuten , welche in Minen arbeiten , die vorher gesprengt worden sind, und wo das Erdreich noch mit den betäubenden Pulvergasen erfüllt ist. Merkwürdigerweise zeigen sich diese Symptome plöglich und erst dann , wenn die Leute wieder an die freie Luft kommen. Das Unwohlsein war indeſſen nie gefährlich , aber stets am heftigsten , wenn die Mine mit Den schwersten Schießbaumwolle geladen gewesen war. Dienst hatten natürlich die Pionniere, fie arbeiteten Lag und Nacht. Für Verpflegung und auch für Unterhaltung ward möglichst gesorgt , die Leute waren guten Muthes, der Gesundheitszustand befriedigend , und im Lager bei Neudorff ging es ganz lustig zu : Tanz , lebende Bilder, improvistrte Theater u. s. w. -- Zunächst sollte nun die Vertheidigung vorzugsweise versinnlicht werden ; denn vom 19. August ab wurde begonnen , von der Festung aus auf die Angriffswerke scharf zu schießen. Die Theilnahme und das Interesse an der Sache war bei den Soldaten und Zuschauern merkbar rege. An Unglücksfällen kam nur die Verwundung eines Pionniers durch sein eigenes Bajonnet beim Springen in den Graben vor. (Fortsegung folgt.)

302 Militärische Briefe aus und über Italien. IV. Solferino.

(Schluß.) [ M. B.] Von San Martino führt die Straße nach Pozzolengo , das mit seinem Castell in der Ferne einem Haufen riesiger grauer , um zwei Hügelgruppen gelagerter Felsenwürfel gleicht, hinüber nach der von der Fossetta umflossenen Höhe von Madonna della Scoperta, einem langen, schmalen Bergrücken, der sich ziemlich steil aus dem Val di Quadri , der Thalsohle der Fossetta, erhebt, gegen Nordwesten aber, die Angriffs seite , fich flach herabsenkt. Auf dem Kamm der Höhe liegt weithin sichtbar die Klosterkirche Madonna della Scoperta mit den dazu gehörigen Gebäuden , nach Osten lang hingestreckt, über ragt von einem schlanken Glockenthurm und achtſeitiger, flachgewölbter Kuppel. Eine ziemlich hohe Mauer um schließt die Kirche. Ein großes Hofthor führt von Westen her durch die Mauer , an der Ostseite befindet sich nur eine kleine Pforte. Die Hauptstärke der Vertheidigung lag im Klostergehöfte. Die ganze Hügelgruppe von San Martino , deren südlichstes Ende man hier erreicht hat, bot der Defensive außerordentlich günstige Momente; die flachen Abhänge der Hügelzone lagen unter dem rasantesten Feuer, das um so verheerender wurde, nachdem Benedek dicht unter halb der Kirche einige Geschüße, sowie auf dem Roccolo eine Batterie und in der Folge eine bedeutende Anzahl Geschüße hatte postiren lassen , welche in Verbindung mit dem aus den Schüßengräben des Roccolo eröffneten Feuer eines Jägerbataillons ein mörderisches Kreuzfeuer auf die Straße nach San Martino richteten. Ueber das . Nähere der Kämpfe zu berichten, ist hier nicht der Raum, wir verweisen deßhalb auf die kriegsgeschichtlichen Werke, darunter die von uns gelieferte Beschreibung der Schlacht von Solferino in J. v. H.'s „ Vorlesungen über Kriegs geschichte" , 3. Band. Zwischen dem Redonebach und der großen Mantuaner Straße liegt der mittlere Abschnitt des Schlachtfeldes, welcher mit dem Collectivnamen Hügelzone von Sol ferino bezeichnet werden kann. Als die bedeutendste Erhebung des Hügellandes am ganzen Südrande Desselben bildet die Hügelzone von Solferino ein für sich abgeschlossenes Ganze. Ihr Culminationspunkt ist Die Rocca, ein mit einem ziemlich hohen viereckigen Thurme, dem Reste eines Castells, gekrönter Hügel, wel cher sich 350 Fuß über die Ebene und etwa 200 Fuß über das zunächst liegende Hügelland erhebt. Um den steilen Ostabfall des Hügels herum lagert sich die fast nur eine Gasse bildende Häusermasse der Commune Sol ferino. Der Weſtabfall des Solferinohügels ist weniger steil , sondern bildet Terrassen und geht in zwei schmale parallel laufende Bergrücken über , die kaum 20 Fuß niedriger als der Solferinohügel selbst sind. Der eine dieser Bergrücken, weithin kennbar durch eine kleine Cy pressenallee , mißt auf seinem Rücken etwa 600 Schritt Länge und 20 Schritt Breite und ist in den französischen Berichten Cypressenhügel genannt ; der andere nörd

liche Bergrücken , anfangs 80 Schritt , dann kaum 15 Schritt breit, zieht sich unter dem Namen Monte Car nal an das südlich an ihn stoßende, zu einer Breite von 200 Schritt sich erweiternde Plateau des Monte Mez zana. Die westliche Böschung beider durch eine Mulde getrennten Höhenzüge verflacht sich gegen die Contrada Fatorelle, während dem Südabhange des Monte Mez zana gegen die Mantuaner Straße hin die niedrige Hügel welle des Monte di Valscura und des Monte Fenile vorgelagert sind , an welch' legterem beim Be ginne der Schlacht der Kaiser Napoleon mit seinem Gene ralstabe Stellung nahm. Am Fuße des Monte di Val seura liegt der Weiler le Grole , unfern davon Barche di Solferino ; bis zu beiden hatte sich die Vorposten stellung der Desterreicher ausgedehnt, und sie wurden somit auch die Punkte des ersten Kampfes in dieſem Ter rainabschnitte. Wir kehren jezt zum Dorfe Solferino selbst zurück. Es liegt , wie schon gesagt , fast nur eine Straße bil dend, zur Hälfte um den Ostfuß herum, zur Hälfte (mit dem oberen Theile) in dem von der Rocca, dem Monte Carnal und Monte Mezzana gebildeten Kessel , für wel chen am Fuße des Cypressenhügels bei Contrada Ca ten a eine breite Schlucht den Ausgang bildet. Oben, dicht an der Rocca, ist der Rücken des Monte Carnal auf 150 Schritt Länge vom Schlosse von Sol ferino mit Kirche, großem Hof und Nebengebäuden ein genommen und völlig gesperrt. Das Mauerviereck, wel ches diese Häusergruppe einschließt, mißt von Westen nach Osten 170 Schritt, in der Breite von Süden nach Norden 80 Schritt. Die Mauer hat eine Durchschnittshöhe von 10 Fuß , an der Nordseite von nur 3 Fuß. Die nach Westen vorspringenden Mauerecken waren mit halbrunden Thürmen verstärkt, die jest zerstört sind, und von Westen her führt ein großes Hofthor , von Süden und Osten kleinere Thore in den Hof. An der Westseite ist, die ganze Breite fast einnehmend, ein langgestrecktes Gebäude angelehnt , das gegenwärtig eine Knabenschule enthält und nach dem Hofe zu einen hübschen Säulengang hat ; gegen die Südostecke füllt den Raum das eigentliche Schloß , jest „ Residenza della Commune" (Rathhaus) , welchem gegenüber die Kirche liegt, die mit dem Schlosse durch einen Thorbogen zusammenhängt , über dem sich ein mit einer Kuppel bedeckter Uhrthurm erhebt. Von der Südwestecke der Hofmauer segt sich diese im Zickzack gegen Westen fort und zieht sich entlang der Straße links umbiegend, um den Fuß der Rocca herum nach der Con= trada Catena. Alle nach dem Schlosse von Westen her führenden Wege laufen vor dem Höfthore zusammen, was die Vertheidigung des Schloßhofes erhöht , obgleich dieselbe durch die zahlreichen Mauern, die auf dem Monte Mezzana die Gärten einschließen und dem Angreifer Deckung gewähren , wieder beeinträchtigt wird. Dagegen wirkt wesentlich günstig zu derselben der Kirchhof mit, welcher von einer 6 Fuß hohen Mauer umgeben, 80 Fuß lang , 30 Fuß breit, 300 Schritt westlich des Schloß hofes liegt. Unweit davon liegt das ebenfalls sehr vers theidigungsfähige Gehöft San Martino , das rings ummauert , ohne Zugang von der Angriffsseite her auf steiler Böschung sich erhebt und seine lange Front mas

303 fiver Mauern dem Angriff entgegenstreckt. Hinter der Kirche mit ummauertem Kirchhof ein nicht geringes Hinder Rocca , auf wenig niedriger Höhe als die Röcca selbst, niß entgegengestellt ist . Das Debouchiren aus dem Dorfe liegt die Kirche San Pietro mit ummauertem zweiten kann noch wesentlich durch Besetzung des Hügels erschwert Kirchhof, welche den Oesterreichern nach der Räumung werden, welcher, nördlich vom Dorfe gelegen, die Ruinen der Rocca eine sehr günstige Stellung bot. Am östlichen eines ehemaligen Castells trägt. Endlich erhebt sich eine Fuße der Höhe von San Pietro liegt das massive Ge | halbe Viertelstunde hinter Cavriana eine, ganz freie Be höft la Possessione, das durch die hartnäckige Ver wegung und Aufstellung aller Waffen in hohem Grade theidigung, welche die Desterreicher dort den Franzosen begünstigende Höhenwelle. Schon bei der Erwähnung von Caſſiano sind wir bis beim Angriffe auf ihre zweite Stellung leisteten, bekannt ist. Vom Dorfe Solferino aus führt die Straße südlich auf zur Ebene gelangt , die sich jezt nach Süden hin , der dritte Abschnitt des Schlachtfeldes, als eine reine Ebene, die große Mantuaner Straße, welche sie bei Cassiano, einem kleinen, aus wenigen schlechten Häusern ohne feste ausdehnt , die unmittelbar zu beiden Seiten der Man tuaner Straße den Charakter einer fahlen baum- und Umfassung bestehendem Dorfe, erreicht, welches der Schau Dieser Theil der Ebene, plag der blutigsten Kämpfe wurde , als die Desterreicher strauchlosen Heide annimmt. Solferino verlassen hatten und die Brigade Wussin auf das Campo di Medole, bot die günstigsten Verhältnisse dem südöstlich des Dorfes gelegenen Hügelrücken Monte für die Bewegungen der Artillerie und Cavalerie , was Fontana Stellung nahm . Besonders die Regimenter die Franzosen weise benugten , indem sie eine bedeutende Kaiser und Leopold waren es , die hier mit äußerster Masse von Artillerie und alle Cavalerie, die beiden Divi Anstrengung fochten. sionen Desvaug und Partouneaug, concentrirten, während Die nach Osten führende Straße verfolgend, gelangen die österreichische Cavaleriebrigade Lauingen ganz ver wir in die legte Aufstellung der Desterreicher, in die Mitte sagte und die Artillerie nur partienweise zum ungleichen des Schlachtfeldes. Sie ist durch den Höhenzug von Kampfe geführt wurde. Doch blieb hier in der Ebene, Madonna della Piere , Cavriana und die nach wo die Desterreicher beim Angriffe nicht die geringste Pozzolengo führende Straße bezeichnet , welche senkrecht Deckung durch das Terrain hatte, bis zum Ende die von der Strada Cavallara gekreuzt wird , welche Schlacht unentschieden. Die Punkte, um die sich haupt direct Solferino mit Valeggio verbindet. sächlich der Kampf drehte , waren der an der Nordseite Die Hügellinie von Cavriana zeigt sanft ge= der Mantuaner Straße an der Einmündung des Weges schwungene Terrainwellen , größtentheils fahl , theilweise nach Solferino liegende Pachthof la Marino , dann auch namentlich die Rücken bebuscht und waltig ; die südlich der Mantuaner Straße , eine halbe Stunde da einzelnen Hügel steigen kaum 50 Fuß über das umlie von entfernt , das große Dorf Medole , endlich an der gende Terrain auf, und an der höchsten Spize hinter Hauptstraße selbst unmittelbar gelegen das ebenfalls große Cavriana deckt dichter Wald die stumpfe Kuppe. Am | Dorf Guidizzolo , zwischen Medole und Guidizzolo der östlichen Abhange derselben , in tiefer Einsattlung , liegt kleine Ort Rebecco. Wie alle Cascinen , waren dieſe zu beiden Seiten der Solferinostraße das Dorf Ca Dörfer maſſiv gebaut und boten durch ihre Mauern, mit vriana, deſſen beide Hälften je von einer hochgelegenen denen die einzelnen Höfe umſchloſſen ſind, starke Verthei thurmlosen Kirche überragt werden. Die enge, durch das digungsfähigkeit. Etwa 300 Schritt nördlich von Re Dorf führende Straße bildet ein fortgesettes , der Ver becco liegt der Pachthof Baite und Stunde davon, theidigung sehr günstiges Defilé, dessen Angriffsſeite von ebenfalls nach Norden, die Casa nuova. In der un Solferino her durch ein schloßartiges Herrschaftsgut be mittelbaren Umgebung der genannten Ortschaften beginnt sondere Stärke erhält, während am östlichen Ausgange schon wieder die oberitalienische Terrassencultur , welche dem Debouchiren des Angreifers durch die hochgelegene ringsum das Campo di Medole einrahmt.

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. Wien, 13. September. [ Die bevorstehenden Aende rungen im Militärverpflegungswesen . ] Gleichzeitig mit der Reducirung der österreichische Armee, die , seit die Gefahr von Italien aus als beseitigt erscheint , in erhöhtem Maße eingetreten ist, beschäftigt man sich auch eingehend mit der Umgestaltung einzelner Verwaltungszweige des Kriegs wesens. Hier ist es namentlich das vom General Schlüter geschaffene neuere Kriegsverpflegungswesen und die Controle desselben, das in Folge der enormen Ueberhäufung mit Be amten nicht allein einen unglaublich schwerfälligen, schleppen den Gang hat und somit seine Aufgabe , die Bedürfnisse

der Armee schnell und sicher zu befriedigen , verfehlt , sondern auch nicht einmal eine Garantie für die Richtigkeit der Lie ferungen und Rechnungen darbietet , da jeder Einzelne sich auf seine zahlreichen Nebenmänner verläßt, und überdieß den Wäh Staatsschaz in unverhältnißmäßiger Weise belastet. rend es im Jahre 1853 im Ganzen nur 17 Oberkriegs commissäre gab , war die Zahl dieser Controlbeamten im Jahre 1859 in Folge der Schlüterschen Schöpfung schon auf 132 Oberkriegscommiffäre und 185 Kriegscommissäre ange wachsen. Damit man sich einen Begriff von der Beamten überhäufung machen kann , sei hier bloß die Oberkriegsbuch haltung, welche die Controle auszuüben hat , nach ihrem Beamtenstatuts , wie er wenigstens noch ganz vor Kurzem

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bestand (ob er seitdem sich geändert hat, wiffen wir nicht), aus | lich befestigten Lage von Wismar diesen Hafen und diesen amtlicher Quelle aufgeführt. Diese eine Abtheilung hat : Ort besonders geeignet zur Anlage eines Marine - Etabliſſe 6 Oberkriegsbuchhalter , 3 Kriegsbuchhalter, 10 Vice-Kriegs ments ments.. Aber - wer soll hier dieß Etablissement aufführen ? buchhalter, 50 Rechnungsräthe erster Classe , 64 Rechnungs Doch wohl nicht Mecklenburg , das nicht einmal den Han räthe zweiter Classe , 170 Offiziale erster Classe , 171 Offi delshafen von Rostock und Wismar erhält, sondern dieß den Rostocker und Wismaraner Kaufleuten überläßt *). ziale zweiter Classe , 170 Offiziale dritter Claſſe, 171 Offi ziale vierter Claffe, 170 Offiziale fünfter Claffe, 352 Assistenten Spanien. erster Claſſe , 326 Assistenten zweiter Classe, 179 Eleven, 67 Wachtmeister , also im Ganzen nicht weniger als 1909 Madrid , 20. August. [Gegenwärtiger Bestand Beamte. In ähnlichem Verhältniß findet natürlich auch die der Marine.] Die spanische Kriegsmarine besteht gegen Besetzung der übrigen Abtheilungen statt. Die Schwerfällig keit und Fehlerhaftigkeit der bisherigen Einrichtungen im wärtig aus 66 Dampfschiffen (27 Räder- und 39 Schrauben Verpflegungswesen hat sich während des letzten italienischen schiffen) , welche zusammen 426 Kanonen führen und eine Dampfkraft von 11,330 Pferden repräsentiren , ferner aus Kriegs auf das evidenteste herausgestellt. Deßhalb ist denn 9 Transportdampfern mit einem Gehalt von 9130 Tonnen auch vom Kriegsminister Grafen Degenfeld dem bekannten und einer Dampfkraft von 1680 Pferden. Die Segelmarine Major Schuster , der sich schon mehrfache Verdienste um die worunter 10 Transportschiffe – mit Verpflegung der österreichischen Armee erworben hat, der Auf umfaßt 70 Schiffe 531 Kanonen ; hierzu kommt noch eine Flottille von Fahr trag ertheilt , den umfassenden Entwurf einer ganz neuen, auf die bisherigen Erfahrungen gestügten , den Bedürfnissen zeugen von geringem Kaliber mit zusammen 273 Kanonen. Unter den Segelschiffen befinden sich 2 Linienschiffe von 86, der Gegenwart entsprechenden Ordnung des Verpflegungs 2 Fregatten von 40 und 2 Corvetten von 30 Kanonen. wesens auszuarbeiten. Bei dieser durchgreifenden Reform Die Dampfmarine besitzt 6 schöne Schraubenfregatten , wovon soll namentlich auf Vereinfachung der Manipulation , also die stärkste 50 und die schwächste 37 Kanonen führt. Die neben der Zweckmäßigkeit auch besonders auf Ersparung Räderschiffe zählen 3 Corvetten mit 16 Kanonen und 500 Bedacht genommen werden. Das Elaborat ist , wie man Pferdekraft ; der übrige Theil dieses Geschwaders besteht aus hört, seiner Vollendung nahe und soll demnächst dem Kriegs Fahrzeugen von 1 bis 6 Kanonen, worunter auch eine An minister vorgelegt werden. In der Armee erwartet man von zahl Kanonenboote. Augenblicklich werden für Rechnung der dem tüchtigen Major Schuster eine gediegene Arbeit. spanischen Regierung verschiedene Panzerfregatten und eine große Anzahl Dampfschiffe gebaut ; unter legteren befindet sich Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 8. September. [Die deutsche Küsten ein Schiff von 100 Kanonen und viele Corvetten. befestigungsfrage und die eventuelle Anlage *) Nach anderen Blättern soll es mehr als wahrscheinlich sein, daß eines befestigten Kriegshafens bei Wismar.] das mecklenburgische Gouvernement bereit sei, etwaigen Wünschen Unsere norddeutschen Blätter beschäftigen sich gegenwärtig Preußens , die Anlage eines befestigten Kriegshafens bei Wis sehr lebhaft mit der Küstenbefestigung . So wird u . a. vor mar betreffend , entgegenzukommen. Judeß sollen vorläufig geschlagen , statt des Jasmunder Boddens auf der Insel wenigstens dem einige formelle Schwierigkeiten entgegenstehen, Rügen die Bucht von Wismar als Kriegshafen einzurichten. die jedoch wohl zu beseitigen wären. In dem Vergleich vom 26. Juni 1803 , als Wismar der Form nach pfandweise von Es ist wahr , Wismar hat den herrlichsten Hafen an der Schweden an Mecklenburg überging , heißt es § . XV.: „ Da Ostsee , hier kann die größte Kriegsflotte sicher vor allen Se. Majestät der König von Schweden durch eine mit einer Stürmen vor Anker gehen, hier können leicht und ohne viele anderen Macht vor Zeiten eingegangene und noch bestehende Ver Kosten Befestigungen angelegt werden , die den Hafen so einbarung sich verbindlich gemacht haben, weder die Stadt Wis schließen , daß kein feindliches Schiff hineinzusegeln vermag. mar, noch deren Hafen auf irgend eine Art, noch unter welchem Und Wismar war ja auch im Mittelalter der Sammelplag Vorwande es sein möchte , zu befestigen und die hohen Con trahenten sich für überzeugt halten, daß durch eine bloß bypotbe der hansischen Flotten ; von hier aus gingen ja meistens jene karische Gession, diese durch einen älteren Vertrag übernommene stattlichen Unternehmungen des Hansabundes. Jest freilich Verpflichtung nicht entkräftet werden könne , so habe Seine ist in Wismar von alledem nichts mehr, die Handelsflotte ist Durchlaucht der Herzog von Mecklenburg- Schwerin kein Be unbedeutend, für den Hafen geschieht nichts. Dennoch ist benken getragen , besagte Verpflichtung für sich und ihre Nach folger auf die volle Dauer des Pfandtermins , ohne alle Ein die Tiefe des Wismarschen Hafens überall noch 15-18 Fuß, schränkung zu übernehmen." XVI. „" Es ist ferner die wechsel geschügt durch den Walfisch, eine Insel, und durch die Insel seitige Vereinbarung getroffen worden, daß der Hafen der Stadt Poel ; beide vorzüglich geeignet zur Anlage von Befestigungen Wismar nie zu einem Kriegshafen , zum Gebrauch irgend einer und Bauplägen. Vor dem Wismarschen Hafen aber liegt fremden Macht oder eines anderen Staates bestimmt werden noch eine schönere Bucht , das Wohlenberger Wiek , überall könne. Die hohen Paciscenten verstehen unter einem Kriegs 24-40 Fuß ttef , im Westen durch ein steiles Ufer , im hafen einen solchen , in welchem bewaffnete Schiffe, von welcher Größe , Bauart oder Benennung sie sein mögen, stationirt sind, Norden durch eine Sandbank und die Insel Lings und im oder kraft eines , es sei ausdrücklichen oder stillschweigenden, Osten durch die Insel Poel gedeckt , gegen alle Stürme ge Vertrages hierzu berechtigt wären . " Sollten diese Bestimmung en schüßt und mehr vom Eise frei als der Jasmunder Bodden . sich jedoch auch nicht außer Recht sehen lassen, so hat man west= Dieß Alles macht nebst der schon bestehenden Eisenbahn nach lich von Wismar eine sehr geeignete Bucht , die sog. Wohlen : Wismar und der schon durch Anhöhen und Sümpfe natür Anm . d . Red. berger Wieck in Vorschlag gebracht.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster No. 39.

Jahrgang.

Darmstadt , 27. September.

1862.

Inhalt : Auffäge. Moskau. - Die Belagerungsübung bei Graudenz. (Fortsetzung . ) - Militärische Briefe aus und über Italien. V. Berona. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die Armeereduction und Anträge der deßfalls eingesezten Commiſſion. — Sistirung der Anwendung von Schießwolle. Königreich Sachsen. Bevorstehende Aenderungen in der Uniformirung der Linien Infanterie. Frankreich. Die Waffenfabrication von Chatellerault. Großbritannien. Das neue Panzerschiff Defence.

Moskau. [5 ] Da lag fie, die stolze unermeßliche Czarenstadt ; der vielthürmige, goldbekuppelte Kreml leuchtete in weiter Ferne und Mostau ! Mostau ! " riefen jubelnd die schwer geprüften Schaaren der großen französischen Armee. Zwar waren von jenen 400,000 , welche den Niemen über schritten , faum 95,000 übrig , die ihren Einzug in die Capitale des Feindes hielten , aber sie wenigstens , nach Dreimonatlichen unerhörten Drangsalen und Mühen, hatten das ersehnte Ziel erreicht ; Erholung und Ruhe , reiche Beute und kaiserlicher Lohn war ihnen an diesem Ziele verheißen und ihnen war zu Muthe ähnlich wie jenen Glaubensstreitern Gottfried von Bouillon's , als fie im Abendsonnenstrahle das ersehnte Jerusalem herüberleuchten fahen. Auch ihr Kaiser glaubte sich am Ziele : war er ja doch in der ganzen Dauer seiner schwindelnden Lauf bahn gewohnt, dem bestegten Gegner in dessen eroberter Hauptstadt den herrischen Frieden zu dictiren , und so gab es für ihn feinen Zweifel , daß das weiche Gemüth Alexanders dem überwältigenden Eindruck des eroberten Mostaus sich fügen werde. Doch „Was sind Hoffnungen , was find Entwürfe , Die der Mensch, der vergängliche Sohn der Stunde , Aufbaut auf lockerem , wankendem Grunde !" Siehe , das Schicksal - es schreitet schnell ! Seht ihr jene Rauchsäulen, welche da und dort aus der Riesen

stadt emporsteigen ? Seht ihr die düsteren Gestalten, welche nächtlich durch die Straßen huschen, die Brand fackeln schwingend ? Seht ihr den Kreml, wie er hinter Rauchgewölke und Feuersäulen verschwindet ? Jene Flam men verzehren das gehoffte Eden der Eroberer , fie ver wandeln das Unterpfand der Unterhandlungen in Asche und Trümmer , in ihrer emporprafselnden Gluth ist der Friede begraben, das Verderben des stolzen Eindring lings beftegelt. Doch wir wollen in chronologischer Ordnung berichten. In der Nacht zum 8. September hatte die russische Armee das Schlachtfeld geräumt und den Rückzug angetreten, nicht in der besten Ordnung , wie man sich bei so voll ständiger Auflösung mancher Heertheile in Folge der Schlacht wohl denken kann ; dagegen wurde im ersten Nachtlager hinter Moshaist die Verfassung des Heeres wieder vollständig hergestellt und der Rückzug in aller Gemächlichkeit bis Moskau fortgesegt , indem man zu diesen 14 Meilen 7 volle Tage verwendete. Grade diese Marschweiſe ſegte die Russen während der ganzen Reti rade ſeit Witepst in die günstigste, die Franzosen dagegen in die allerungünstigste Lage , so daß die Marschverluste bei jenen fast Null , bei diesen unglaublich groß waren. Die Russen fanden in jeder Provinzialstadt reichliche Proviantmagazine ; bei dem zahlreichen, leicht verpflegten Fuhrwerk, das ihnen die Lebensmittel zuführte, fonnten sie überall lagern , wo sie Wasser fanden , was aller dings in diesem Theile Rußlands und in jenem trockenen

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Sommer sehr knapp war , so daß Clausewig bestätigt, man 8 Tagen nur einmal gewaschen. Der einfache Rückzug bewegte sich auf einer sehr breiten Straße , ohne allen taktischen Luxus und Kraftaufwand ; selbst um den Vorpostendienſt fümmerte sich die Armee nur wenig , den besorgten aus Gewohnheit die Kosaken . So kann man sagen , daß auf dem zehnwöchentlichen Rückzuge nur die Pferde der leichten Cavalerie, welche fast nie abgesattelt wurden , zu leiden hatten. Wie an ders bei den Franzosen ! Die Schwierigkeit der Verpfle gung in dem menschenarmen, von den Einwohnern ver Lassenen, wasserlosen Lande war ungeheuer. Sie zu erz leichtern, mußten zwei Seitencolonnen rechts und links der von den Russen schon abgespeisten Chaussée mar schiren, welche aber bei den schlechten Wegen und Brücken 2c. immer erst Nachts in's Bivouac einrückten. Für die Cavalerie wurde der Futter- und Wassermangel gradezu vernichtent. Ueberdieß war bei der russischen Nachhut die Gewohnheit eingerissen , die Dörfer beim Verlassen anzustecken. Die Einwohner hatten sich mit ihren Heer den und Habseligkeiten in die Wälder geflüchtet ; die Brände, welche ursprünglich durch Fahrlässigkeit der Ko saten entstanden und bei der ausschließlichen Holzcon struction der Dörfer nicht angeschlagen wurden, steigerten sich zur Gewohnheit , nicht aber, wie man behauptet , zu einem von Haus aus entworfenen System Hatte man bis Borodino an trockener Hige gelitten, so war seit diesem Tage fühle, regnerische Witterung eingetreten , welche die französischen Bivouacs nicht angenehmer machte. Milorodowitsch, mit der auf 20,000 Mann verstärkten Nachhut, deckte den Marsch Kutusow's, der mit der Haupt armee am 13. das nur 11 Meilen von Moskau entfernte Fili erreichte. Dort wurde im Kriegsrath beschlossen, die von Bennigsen mit großen Worten gepriesene dortige Stellung als unhaltbar zu verwerfen und ohne fernere Schlacht Moskau zu räumen, legteres namentlich deshalb, um die von den Stockrussen als heilig verehrte Hauptstadt des Reichs nicht dadurch der Zerstörung auszusehen, daß man sie vielleicht zur Deckung eines (von den Einsichti geren als unvermeidlich erachteten) Rückzugs in den Kampf hereinzöge. Noch in der Nacht zog die ungeheure Ba gage des Heeres durch die Stadt auf die Straße nach Rjäsan. Früh 3 Uhr, noch bei vollkommener Dunkelheit, folgte die Armee , deren Durchmarsch auf einer einzigen Straße über die gleich anfangs beschädigte Mostwabrücke von Augenzeugen als ein arger Wirrwarr geschildert wird. Zur Vermehrung der Unordnung kam noch hinzu, daß die lehte maſſenhafte Auswanderung der Bewohner Mostau's erst jezt, am 13. und noch mehr am 14., mit dem Abzuge der Armee zusammentraf. Graf Rostopschin, der Generalgouverneur von Moskau , hatte nämlich, bis zum 13. von Kutusow über seine Absichten getäuscht, noch am 12. in zahlreichen Maueranschlägen erklärt, daß Na poleons besiegtes Heer noch vor der Stadt seinen Unter gang finden werde ; es gälte dann, auch die Leßten dieser elenden Rotte mit Knütteln und Heugabeln todtzuschlagen, wozu er die Bevölkerung einlade. Als am 13. die Nach richt vom Durchzuge des eigenen Heeres sich verbreitete, da war kein Halten mehr unter der Bevölkerung : die

Flucht vor dem grimmigen Feinde lag so naturwüchſig in dem russischen Charakter , daß es keines patriotischen Systems bedurfte, um fie fünstlich zu veranlassen. Das russische Volk hat keine andere Vorstellung vom Kriege als die Erinnerung der Vernichtungskriege , wie sie vor Jahrhunderten von fremdgläubigen Polen und Tartaren im Lande geführt wurden . Der russische Bürger und Bauer floh vor dem Feinde, von dem er Verwüstung und Tod erwartete, eben wie seine Vorfahren vor den sengen den und mordenden Polen und Tartaren geflohen waren, und brachte Weib und Kind, sein Vieh und seine Ernte in Sicherheit, um dem Feinde nur die werthlose Hütte zu überlassen. Dieselben Vorstellungen waren es , welche Moskau's Einwohner zur Auswanderung veranlaßten, zur Flucht , durch die sie wenigstens das Leben retten wollten, wenn auch die Zeit fehlte, ihre Habe zu retten. Vaterlandsliebe allein , ohne ein anderes Motiv , hätte diese Erscheinung sicher nicht hevorgerufen ; schon einzelne Züge, wie die Einladung der Kaufleute an die durchzie henden Soldaten , sie sollten den großen Kaufhof plün dern, da die dort aufgehäuften Reichthümer doch verloren seien, sprechen es aus, was das Volk sich unter der Be signahme durch den Feind dachte. Sene Einladung hatte übrigens die Folge , daß auch zahlreiche andere leere Häuser ohne Einladung von den russischen Soldaten ge= plündert wurden, daß nicht weniger als 6000 Marodeurs deßhalb von der Armee zurückblieben und als Gefangene der Franzosen nebst den zahllosen Verwundeten, die man hülflos auf den Straßen liegen ließ, jämmerlich verbrann ten. So dauerte der Durchzug des russischen Heeres bis Nachmittags 3 Uhr , der ihrer Nachhut bis zum Abend ; Milodorowitsch hatte mit großer Gewandtheit mit Seba stiani die Uebereinkunft geschlossen, daß die Franzosen bis zur Nacht nicht nachdrängen wollten, so viel lag die sem daran , die Stadt unversehrt in die Hände zu be kommen. Dieser Wunsch stand auch in Napoleons Mienen ge schrieben , als er mit freudestrahlendem Antlig von den Höhen vor Moskau die Czarenstadt , um die er so hohen Preis bezahlt, in der Abendbeleuchtung vor seinen Füßen liegen sah. Wie er aber vernahm, daß dieselbe leer und verlassen sei, ritt er schweigend und betroffen nach dem Kreml ; außer Murat's Heertheil, welcher die Russen seit dem 8. lange nicht mit jenem siegesfrohen Drängen, wie wohl sonst nach gewonnenen Schlachten , vielmehr mit einer gewissen Ermattung und strategischen Ohnmacht verfolgt hatte, und der jungen Garde durfte vorläufig Niemand die Stadt betreten, um sie vor Plünderung zu sichern. Schon am Abend dieses Tages sahen die Öffi ziere des russischen Nachtrabes Rauchsäulen in der Stadt sich erheben ; in der folgenden Nacht loderte mehr als ein mächtiges Feuer empor, so daß man in der Stellung des russischen Heeres bei Panki die gewaltige rothe Gluth mit Staunen sah ; am 16. mehrten sich die Brände, welche bald in ein Flammenmeer zusammenflossen ; selbst die alte Czarenburg gerieth in Gefahr, so daß Napoleon nach dem Lustschloß Petrowskoje flüchten mußte. - Am 18. lagen der riesigen Stadt in Staub und Asche ! Es ist eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte, daß eine heroische That, wie die Verbrennung Moskau's,

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so lange wie die Frucht verbotener Liebe vaterlos bleiben mit welchem er sich Napoleons Einwirkung immer weiter konnte. Der Urheber wurde bis in die neueste Zeit nicht zu entziehen strebte, die reichen Vorräthe zu Kaluga ver mit voller Sicherheit angegeben. Erst die von Bernhardi loren wären und dem Feinde in die Hände fallen müß und Smitt beigebrachten Zeugnisse beweisen unwiderleg ten, ging er endlich auf Tolls Vorschlag eines Flanken lich, daß Rostopschin der alleinige Urheber war. Seine marsches ein. Dieser hatte schon von Moshaist aus ge That war die That eines höchst entschlossenen, wenn auch rathen , sich in eine Flankenstellung an der Kalugastraße rohen Charakters, nicht aber eine Heldenthat der Nation, zu sehen , dadurch die Südprovinzen und deren reiche wie man sie ausgeschrieen hat ; wäre sie lezteres gewesen, Mittel zu decken und des Feindes Verbindungen zu be so hätte der Urheber einst die Verehrung, nicht aber den drohen. Damals waren aber die russischen Generale unauslöschlichen Haß des Volkes dafür ernten müssen. sämmtlich noch in der Ansicht befangen , Moskau müßte Rostopschin kannte Alexanders weiches Gemüth ; er kannte durch eine zweite Schlacht gerettet werden. Jezt endlich die Thätigkeit der Friedenspartei, welche grade jezt alle entschloß sich Kutusow wenigstens zu einem Versuch , ob Hebel in Petersburg anseßte ; er wußte , wie sehr diese gleich was von Moshaisk aus ganz leicht und natürlich verstärkt werden würde, wenn der zahlreiche Moskauer sich gemacht hätte, nunmehr durch einen Marsch, entlang Adel seine Palläste unversehrt in Feindes Händen wüßte Murat's Spige, bewerkstelligt werden mußte. Der zwei und sie durch einen raschen Frieden wieder befreien könnte. tägige Marsch über den Pachra auf Podolsk an der Lula Darum vernichtete er Moskau, denn war der Verlust un straße gelang jedoch, von Murat gänzlich unbelästigt, und wiederbringlich , so mußte an die Stelle des Verlangens jegt fühlte sich der alte Herr so sehr ermuthigt, noch einen nach Frieden der Wunsch nach Rache treten. So lange dritten Marsch nach Krašnoi Pachra an der alten Kaluga die Ansicht herrschte , der russische Feldzug sei einzig an straße zu wagen, wo er den Raum an der neuen Kaluga dem Brande Moskau's gescheitert , ließ Rostopschin recht bis zur Tulaſtraße und damit den ganzen Süden deckte. gern seinen beispiellosen Patriotismus preisen. Diese Am 20. hatte Napoleon seinen Schwager ernstlich aufge Ansicht war jedoch eine irrige : nicht an Moskau's Flam fordert, die verlorne Spur der Russen wieder aufzusuchen ; men, nicht am russischen Winter , sondern an Alexanders während dieser aber erst am 22. auf der Rjäsanstraße Weigerung, Frieden zu schließen, ist Napoleons Unterneh vordrang , mußte Poniatowski auf der Tula , Bessières men gescheitert. Durch den Brand ging den Franzosen auf der alten Kalugastraße aufklären. Es dauerte jedoch wohl manches verloren , was sie in Moskau gefunden bis zum 25. , bis der Kaiser über die wirkliche Stellung der hätten ; überwintern aber konnte Napoleon in Moškau doch Russen unterrichtet wurde, so schlaff und matt wurden die nicht, denn 90,000 abgeschwächte Krieger in einem spigen Operationen auch von den obersten Führern geleitet. Napo Keil 130 Meilen weit nach Rußland hineingetrieben, rechts leon beschloß sofort , mit der ganzen Armee aufzubrechen das bald ebenso starke feindliche Heer , rings um sich und die Russen weiter bis hinter die Oka zurückzuwerfen, die fanatischen russischen Milizen, keine Magazine , keine da sie hier , selbst nachdem sie bis Tarutino hinter die Munitionsvorräthe , mit einer einzigen , ganz und gar Nara zurückgewichen und dort ein befestigtes Lager bezo vernichteten Verbindungsstraße, - das war feine Lage, gen hatten, seiner einzigen Operationsstraße viel zu nahe um stehen zu bleiben. Napoleon hatte schon schon beim beim Ein Ein in der Flante standen , was er alsbald aus den Streif Napoleon hatte marsch in Moskau die strategische Auszehrung und mußte zügen der Kosaken gegen Moshaist , aus dem Ueberfalle die legten Kräfte seines müden Körpers benugen, um sich von Wereja zu empfinden hatte. Aber auch dieser Ent zurückzuschleppen . Erst als diese richtigere Ansicht der schluß dauerte nur einen Tag, dann wurde er aufgegeben. Dinge allgemeiner wurde, schrieb Rostopschin seine Schrift, Daß er diesem nothwendigen Entschlusse entsagte, das worin er die That abläugnete, -eine Schrift, welche wird selbst durch den zerrütteten Zustand seiner Reiterei durch die neueren Enthüllungen gründlich widerlegt ist. und die elende Beschaffenheit der Artilleriebespannung Der Eindruck dieses Ereignisses in Rußland war ein viel nicht ausreichend gerechtfertigt und läßt sich vielleicht nur geringerer als in dem übrigen staunenden Europa, eben auf eine Weise erklären. Er fühlte wohl , daß er den weil man ihn dem Frevel des Feindes zuschrieb und an Feldzug als gänzlich mißglückt und die ungeheuren Opfer die Vorstellung so barbarischer Kriegführung gewöhnt war. als verloren betrachten müsse, wenn es ihm nicht gelänge, Nur in Petersburg machte die That eine gewaltige, den den Frieden zu schließen , den er in Moskau mit allzu Kaiser stärkende Wirkung, und auf Napoleon wirkte dieser großer Zuversicht erwartet hatte. In dieser Ueberzeugung Schlag wie betäubend , denn sein vorauseilender Geist achtete er vielleicht die militärischen Erfolge, die noch zu übersah mit einem Blick den weiten Abgrund , der sich erreichen standen und welche die Sachlage allerdings nicht vor ihm öffnete. Er bedurfte des Friedens , er sehnte sich wesentlich zu ändern vermochten, allzu gering und strebte nach Frieden, sein ganzes Heer glaubte nicht anders, als die zu ausschließlich , das zu erreichen , was allein wirklich Zeit der Feindseligkeiten ſei vorbei und die des Waffen | helfen konnte. Er that , was er überhaupt nur ein ――― paar Mal in seinem Leben und immer nur in Augen stillstandes und der Unterhandlungen sei gekommen. Diese Maßregel deutete aber nicht auf Frieden. blicken großer Verlegenheit gethan hatte : da der Berg In diesem Friedenswahne hatte auch Murat bei der nicht zu Mahomed kommen wollte, so kam Mahomed zum Vorhut jede weiter greifende Thätigkeit eingestellt , und Berg, nämlich weil keine russischen Friedensboten anlang hielt sich und Andere bis zum 29. in dem Glauben, ten, so entschloß er sich, die ersten Schritte zu thun. Der die russische Armee sei auf der Straße gegen Rjäsan frühere Gesandte in Petersburg , General Lauriston, zurückgegangen. Dieß war aber nur zwei Tage lang wurde am 5. October zu Kutusow nach Tarutino ent geschehen; als Kutusow erfuhr , daß auf diesem Marsch, sendet ; der schlaue Russe lehnte den Waffenstillstand ab

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und übernahm es nur, Napoleons Handschreiben an Ales | Geschosse waren die neu erfundenen Turbinengeschosse. xander nach Petersburg zu besorgen. Sobald Napoleon Als Erfinder oder Vollender der Erfindung wird der am 6. von der ungünstigen Stimmung im russischen Oberst Hartmann genannt. Ihre Flugbahn ist durch Hauptquartier unterrichtet war, traf er die ersten Anstal- die ihnen ertheilte Rotation sehr genau rectificirt. Diese ten zum Rückzug und zunächst über Kaluga und Selnia, Rotation wird ihrerseits durch einen Strom von Pulver denn daß die seitherige Operationsstraße gänzlich verwüstet gasen erzeugt, welcher das Geschoß in vier Gängen paſſirt. sei , das hatte er in mehreren Erlassen selbst verkündet. Die Gänge beginnen am hintern Theile, durchziehen das Allein mit der Ausführung deſſen, was er als nothwendig Geschoß schraubenartig in der Richtung der Längenachse erkannt, zögerte er noch zwei volle Wochen ! Freilich, und enden in der Seitenfläche derselben. Durch die da hatte die große Armee einmal den Rückzug angetreten, durch erzielte größere Trefffähigkeit wird das Geschoß dann durfte man keinen Friedensboten mehr erwarten, noch auf weitere Entfernungen als Paßkugel brauchbar. und die Stimmung in Petersburg konnte ja doch eine Man behauptet indeſſen, daß die Wirkung dennoch hinter günstigere sein als jene in Tarutino. Es war eben kein der der gezogenen Geschüße zurückbleibt. Die Spreng geringer Entschluß , alle schmerzlichen Opfer und An- | wirkung ist Nebensache. Wir erfahren, daß man dem strengungen unwiederbringlich verloren zu geben und mit erleichterten glatten Feldzwölfpfünder vermöge dieser Ge Fassung einer vielfach drohenden , jedenfalls ganz unbeschosse eine bedeutend erhöhte Wirkung zu verleihen hofft. rechenbaren Zukunft entgegenzugehen. Als bis zum 14. Gleichzeitig geschahen Würfe mit ungeladenen 50 pfün keine Friedensanträge von Petersburg eintrafen , mußte digen Bomben gegen eine in der dritten Parallele ge Lauriston zum zweitenmal nach Tarutino wandern, zum legene Pulverkammer ; ihnen folgten 20 Würfe Steine deutlichen Zeichen für die Russen, wie sehr Napoleon nach Spiegelgranaten und Kartätschen gegen die Besagung Frieden lechzte. Als der Unterhändler am 16. ohne der dritten Parallele und der dort befindlichen Minen Hoffnung zurückkehrte, beschloß der Kaiser den Abmarsch. trichter. Die Resultate dieses Schießens (soweit sich dieß Er hatte hierfür einen neuen Plan entworfen : die Armee ohne wirklich gegenüberstehende Besagung beurtheilen follte nördlich der großen Straße über Subzow und läßt) wurden durchgängig als günstig bezeichnet. So Bjeloi auf Witepst gehen. Auf diesem Wege rettete er dann wurde von demselben Ravelin aus mit einer ganz gewiß sein Heer; aber der Marsch in dieser Richtung 7 pfündigen Haubige gegen Sappen gerollt. Die Ladung hatte zu entschieden den Charakter eines Rückzugs , fast ist hierbei nur schwach (0,3 Pfund Pulver), die Wirkung einer Flucht, er verrieth der ganzen Welt in zu offenbarer auf die Tête der Sappe und die Arbeiter daselbst be Weise das Mißlingen des großartigen Unternehmens. rechnet. Ein stehen gebliebener und zufällig von einer Napoleons stolzer Sinn konnte sich nicht dazu bequemen, Granate getroffener Baum blieb stehen und soll nicht und nach 24 Stunden wurde dieser Plan wieder aufge- wesentlich beschädigt worden sein, ungeachtet seine Ent geben. Diese Schwankungen, die bei ihm nicht gewöhn- fernung vom Geschüß nur 50 bis 100 Schritte betrug ; lich waren , beweisen am besten , wie schwer ihm die die Granate prallte ungefähr unter einem halben rechten Schwierigkeit seiner Lage wurde, beweisen das Bewußtsein Winkel ab. Es folgte jegt ein Feuer von Spiegelgrana eines durchaus verfehlten Unternehmens. Statt dessen ten, Kartätschen und Steinen aus dem östlichen Bastion wurde der Marsch nach Kaluga wieder aufgenommen. der Angriffsfront (Baſtion 3) gegen die Besagung der Er führte zunächst angriffsweise gegen den Feind , konnte gegen das vorliegende Ravelin erbauten Breschbatterie und sogar in mancher Beziehung ein glänzendes Ansehen, we- des angrenzenden Couronnements. Zuvor waren gegen die Batterie selbst (namentlich deren Scharten) 6 Spreng nigstens den Schein eines neuen Erfolges gewinnen, wenn er gelang ! Was man auch sagen möge : Napo- raketen losgelaſſen ( kein Geschüßfeuer , weil dasselbe bei leons Wahl ist nicht unbedingt zu tadeln , vorausgesett, Erbauung der Breſchbatterien bereits als zum Schweigen daß er alle Wechselfälle dieses Unternehmens wirklich mit gebracht angenommen werden muß). Die Treibhülse von Ernst und Klarheit überdacht hatte, wirklich fest entschlossen Eisenblech war 2 zöllig, sie wird mit Mehlpulver geladen und war, fie zu bestehen und wirklich sein Heer wie sich selbst treibt ein an ihrer Spize angebrachtes verhältnißmäßig der Aufgabe gewachsen fühlte, kurz, daß er durch eine großes Geschoß von birnförmiger Gestalt, die Spige nach besonnene und begründete Berechnung und nicht etwa oben. So wunderbar es auch dem Nichtkenner dieser bloß durch eine Stimmung geleitet wurde. Feuerwerkskörper erscheinen mag , wird dennoch die aus so schwacher Hülse entwickelte Wirkung derjenigen einer 25 pfündigen Bombe gleich erachtet, die Trefffähigkeit der eines 50 pfündigen Mörsers. Die Entfernung betrug etwa 150 Schritte , die Wirkung war nach dem angegebenen Maßstabe befriedigend und äußerte sich unter heftiger Ex Die Belagerungsübung bei Graudenz. plosion. -- Am Nachmittage dieses Tages (d. 19. ) wurde noch eine Mine mit 15 Centnern Pulver für den Angrei (Forthegung.) fer gesprengt. Die Wirkung befriedigte um so mehr, als [ .] Am 19. August wurden die Angriffsarbeiten der Trichter tiefer ausfiel als bei den vorher gesprengten von der Festung aus zuerst scharf beschossen. Ein schwerer stärker gelatenen Minen. broncener 12 Pfünder in der Spize des Ravelins der Am 20., 21. und 22. Auguſt (Mittwoch, Donnerstag Angriffsfront eröffnete das Feuer. Er that 20 Schuß und Freitag) war die Periode der Thätigkeit der Bresch gegen eine Demontirbatterie der ersten Parallele. Die und Contrebatterien. Leßtere mußte freilich nur gedacht

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werden, desto thätiger aber ward der Minenkrieg angriffs | dung einer vorzüglichen Zündung in Amerika gedacht. und vertheidigungsweise geführt. Es wurden viele Quetsch Nach den herübergekommenen Nachrichten besteht sie aus und überladene Minen gesprengt, legtere bis zu 15 Cent einer Kautschufröhre mit einer brennbaren explosiven ner Pulverladung. Da die erstere Art oberirdisch nicht Masse, einer Cyanverbindung, wirkt auf die größten Ent zu beobachten war, so kann ihre Zahl nicht angegeben fernungen fast momentan und ist selbst unter Waſſer werden. Neben der Ladung mit Pulver schien immer brauchbar. Die nähere Herstellung scheint aber bis jegt gleichzeitig ein Parallelversuch mit Baumwollenladung ein Geheimniß zu sein, wenigstens ist dem Referenten von stattzufinden. Ebenso sorgfältig wurden die Zündungs einer Einführung bei uns nichts bekannt. Wahrscheinlich arten geprüft. Einen Vergleich zwischen den beiden Är in Erwägung der angeführten Bedenken wurde bei Grau ten Ladungen haben wir schon bei der vorigen Periode denz stets eine Bündwurst auch da gelegt, wo die Mine Dieß fand gegeben. Die Ergebnisse der Zündungsversuche traten durch Electricität gezündet werden sollte. aber erst jezt deutlich hervor. Die elektrische Zündung freilich nur bei wenigen Minen statt, und die Vorsicht erwies sich außerordentlich bequem und zündete momentan, erwies sich hier als überflüssig , da kein Draht versagte. genau in dem gewünschten Augenblick ; aber bei der sub Am 21. Nachmittags fanden außer den Minensprengungen filen Behandlung , welche sie erfordert , wegen der man noch Versuche zur Auseinandersprengung von Sturm nigfachen kostbaren Apparate, welche wieder andere nicht pfählen statt. Es wurden 10 Pfund Schießbaumwolle 25 Pfund Pulver ) in einen hölzernen Kasten immer sogleich zu hebende Bedürfnisse erheischen, vernahm (etwa man das sachkennerische Urtheil, daß sie im Ganzen, be verpackt und solche Kasten an die Sturmpfähle gehängt. sonders für den Krieg, als unzuverlässig zu erachten sei. Man nannte das Resultat befriedigend , indem die ent Dazu kommt ihre Empfindlichkeit gegen die im Erdreich standenen Lücken in der Verpfählung ausreichend erachtet stets enthaltene Feuchtigkeit, von welcher fie frei zu halten, wurden , um 3 bis 4 Mann durchzulassen. Noch fand bisher noch kein unter allen Umständen untrügliches Iso ein Schießversuch statt : 10 Mann schossen aus Zünd lirungsmittel erfunden ist. Ferner sind die Fehler einer nadelgewehren jeder 5 Schuß gegen Spiegelscheiben von Drahtleitung schwer zu entdecken und fast nie momentan der Größe eines Menschenkopfes auf 200 Schritt, wobei zu corrigiren. Aus allen diesen Ursachen können die die Scheiben eben über die Laufgrabenbrustwehr hervor electromotorischen Apparate leicht versagen , nußen sich ragten. Nur ein Schuß fehlte, aber auch dieser, wie der leicht ab und die einmal unbrauchbar gewordenen dürften Aufschlag bewies , fast nur um ein Haarbreit. Diese im Felde oft gar nicht zu ersehen sein. Man behauptete Wirkung erregte allgemeinen Beifall und unser franzöſiſcher auch, daß die Drahtleitungen sogar den fertigen Nach Gast notirte darüber etwas in seinem Taschenbuche. (Schluß folgt.) barminen gefährlich werden könnten, indem der zur Zün dung einer Mine bestimmte electrische Strom (Funke) im Nachbardraht Inductionserscheinungen bewirkt , welche die Nebenmine zünden können . Bei dieser Uebung ist Militärische Briefe aus und über Italien. ein solcher Fall freilich nicht vorgekommen, die Ingenieure V. kennen ihn aber aus andern Beispielen , wo sie anfäng lich sehr verwundert waren, zwei ziemlich weit von einander Verona. entfernte Minen zugleich springen zu sehen, obgleich_man nur eine gezündet hatte. Die älteren Zündmethoden [ M. B.] Rein anderer Ort des Gardasees hat eine Die hohen und durch die Zündwurst sind dagegen viel sicherer, dabei reizendere Lage als Desenzano. billiger, leichter herzustellen ohne künstliche Apparate, und schmalen Häuser senken sich terrassenförmig an den See, der erforderliche Stoff, das Pulver , ist auch im Kriege dessen dunkelblaue, stets bewegte Wogen kaum der schmalen, stets bei der Hand. Der Electricitätsmotor muß von schlechtgepflasterten Straße Raum lassen , welche entlang dem Augenblick an , wo er mit der Drahtleitung in Ver des Ufers hinführt. Die unvergleichlichste Aussicht hat bindung gesegt ist , auf das strengste überwacht werden, man von der Terrasse des Meyer'schen Hotels : mächtig da schon ein leiser Druck der Hand hinreicht , die Mine thürmt sich die Felsenmasse des Monte Balco auf , ein zu zünden. Die Zündwurst dagegen muß nur vor der ebenbürtiger Hintergrund zur imposanten Massenfläche Berührung mit Feuer geschützt werden. Ihre Wirkung des schiffbelebten Sees , die weit hinauf in die fernen ist freilich nicht so momentan ; denn erst muß sie selbst Berge hineingreift. Zur Rechten zieht langgestreckt auf angezündet werden, ehe sie das Feuer der Ladung zuführen 1 Stunde weit die reizende Halbinsel Sermione in kann , dennoch scheint ihr im Kriege so lange der Vor den See hinein ; die weiße Linie, welche das dunkle rang zu gebühren, bis die electrische Zündung eine ähn Grün der üppigen Cultur der Halbinsel unterbricht , ist liche Sicherheit erreicht hat. Noch verdient Erwähnung, eine Strandbatterie , welche die Piemontesen hier 1859 daß die Electricität, in welcher Art sie auch zum Zünden angelegt haben. Jenseits des Sees , in duftiger Ferne, benugt werden möge, sei es direct durch den springenden zeigen sich die schön geschwungenen Linien des Hügel Funken, sei es als Galvanismus oder Inductionsgalvanis landes zwischen dem Gardasee und der Etsch und die mus durch den glühenden Draht , zunächst eine Patrone Terrassen des Monte Pastello ; die vier grell herüber zur Explosion bringt , welche bei ihrer complicirten Zu leuchtenden weißen Punkte sind die vier Forts von fammenſegung gleichfalls schädlichen Einflüssen ausgesezt Pastrengo. ist, woran die Wirkung der Electricität scheitern kann . Der Schienenweg führt von Desenzano, etwas nach Endlich sei im Intereſſe der Wiſſenſchaft noch der Erfin | Süden einbiegend, durch das Hügelland unweit von den

310 Höhen von San Martino vorüber ; deutlich erblickt baut , nämlich der Erdwall durch die Escarpemauer un man zur Rechten die alte Klosterkirche Madonna della mittelbar unterstüßt , Facen und Flanken dagegen find Scoperta und in der Ferne den Thurm der Rocca. von einem Rondengange und einer freistehenden Escarpen In kurzer Zeit wird Peschiera erreicht , die Festung mauer Carnot'scher Manier umgeben. Legtere hat an des oberen Mincio , und damit die Grenze des feind den Schulterpunkten Drillons , welche vorspringend den lichen Italien und befreundeten Desterreichs überschritten. Ausgang nach dem Graben decken und mit dem anstoßen Hart am Mincio stehen die Vorposten beider , ohne den Theile der Flanke und Courtine einen eingehenden jedoch die zahlreichen Deſertionen verhindern zu können, Winkel als Sammelplag für die Truppen bilden . Vor welche in der neuesten Zeit täglich und insbesondere von jeder Polygonseite liegt ein kleines casemattirtes , über Süditalienern vorkommen. Besonders die Sicilianer zeigen wölbtes Bastion , das außer dem Erdgeschoß noch eine einen großen Drang, sich des Waffendienstes zu entledigen, obere Etage mit Schießscharten für Kleingewehr hat. Der und selbst das Elitecorps der Bersaglieri liefert ein nicht Graben ist 60 Fuß breit und vor den Bastionen mit unbedeutendes Contingent von Deserteuren. einer Erdcontrescarpe versehen, welche vor der Mitte der Mit dem Eintritt in den österreichischen Staat macht Courtine 600 Fuß hat, als glacis en contrepense - Aus st. Auf diese Weise ist gegen sich eine gewisse Strenge der Aufsicht kennbar ; auf allen fallrampe - eingerichtet ist. Bahnhöfen ist militärische Besagung und stets ein Offi wärtig die ganze 8 Fronten zählende Enceinte des rechten zier in der Dienstkleidung, sowie Gendarmerie anwesend. Etschufers eingerichtet, während auf dem linken Ufer an Die Besagung Peschieras sind Ungarn , wie uns die der Nordfront ſtatt der Bastionen die alten Halbthürme engen Beinkleider und Schnürstiefel , die einen eigen beibehalten wurden, und die Ostfront durch eine fortlau thümlichen Eindruck machen, zeigen. Eine Stunde Aufent fende, da und dort durch vorspringende Halbthürme unter halt, die zur Paßrevision nöthig ist, genügt, Peschiera zu brochene Mauerlinie, die Südfront des linken Etschufers sehen. Das von 5 bastionirten Fronten altitalienischen aber wieder auf gleiche Weise wie die Front des rechten Systems eingeschlossene Städtchen wird durch den Mincio, Etschufers befestigt ist . Die Enceinte hat zwei Stüz der hier aus dem Gardasee abfließt und von einer fleinen punkte , welche , auf dominirenden Höhen gelegen , die Brücke überspannt ist , in zwei Hälften getheilt ; die öst Enceinte selbst und die Stadt beherrschen ; es sind dieß liche Hälfte enthält das Gouvernementsgebäude, ein nicht das Castel San Felice in der Nordostecke der Enceinte sonderlich großes Haus , daneben einen rechten Winkel und das auf einer etwas niedrigeren Terrasse lang aus damit bildend die Caserne des in Peschiera liegenden gestreckte , erst seit 1849 erbaute Castel San Pietro, Bataillons (das andere ist auf die Forts vertheilt). Dieser das sich jezt auf den Ruinen der ehemaligen Burg gegenüber der hübsche 1849 erbaute Offizierspavillon. Dietrichs von Bern erhebt. Die der Stadt zugekehrte Sehr schöne Gartenanlagen ziehen entlang der Haupt schöne Frontseite zeigt in der Hauptfaçade 2 Etagen mit front des Pavillons und enden an der Minciobrücke mit je 14 Casematten und zwei vorspringende pavillonartige einer Art Terrasse, welche den Offizieren einen ange Massenthürme von 3 Etagen mit je 3 und in der Flanke nehmen Aufenthaltsort im Freien und hübsche Aussicht je 6 Casematten. Eine gemauerte Terrasse mit Geſchüß auf den See bietet. Die westliche Hälfte Peschieras ist ständen umgibt das Castel, dessen ziegelrothe Masse stolz eine schmugige Gaſſe, noch schmuzigere Häuser, worunter und imposant aus dem Grün seiner Umgebung heraus ein Café, das sich ebenfalls so wenig als das gegenüber ragt und auf die verworrene, auf Bogen aus den Etſch liegende Gasthaus durch Eleganz auszeichnet. Die Forts wellen heraufsteigende Häusermasse der Veronetta (öst von Peschiera zu besehen, fordert einen längeren Aufentlicher Stadttheil) herabſchaut. Betritt man durch die Porta nuova die Stadt, so ist halt ; es sind deren 14, wovon 10 in erster, 4 in zweiter Linie. Sie sind numerirt und führen keinen besonderen man erstaunt , in einer so uralten Stadt eine so schöne, Namen. grade und luftige Straße zu finden wie die Stradone Von Peschiera führt die Bahn, die Mailand-Veroneser Porta nuova , welche direct auf die Piazza Bra Straße zweimal durchschneidend, über San Giorgio und führt, den Culminationspunkt der Pracht Veronas. Altes die blutgetränkten , aus dem ruhmreichen Feldzuge Ra- und Neues findet sich hier bunt zusammen vor : das degfy's 1848 bekannten Höhen von Sona (links ) und imposante, durch die Zeit geschwärzte Oval der Arena, Sommacampagna (rechts der Eisenbahn) und sodann die ohne Zweifel noch aus der Zeit Diocletians stammt ; durch die Ebene. Die hart an der Eisenbahn liegenden rechts an der Südseite begrenzt den Bra die Hauptwache, Forts d'Aspre, Schwarzenberg und Wallmoden und das deren Eisengitter Zeuge der Vorsicht ist, welche die Truppen so hart mitgenommene , noch jezt Spuren des Kampfes in Italien nöthig haben , westlich das alte Stadthaus, zeigende Santa Lucia mahnen an die Nähe Veronas, welches das prachtvoll eingerichtete Offizierscasino enthält das der brausende Zug nach wenigen Minuten erreicht. und nordwestlich endlich eine Reihe Cafés, welche in den Gleich beim Eintritt in Verona , an der Porta nuova Abenden , wo die Militärmusik auf dem Bra spielt, der mit ihren massiven Halbthürmen angekommen , hat man Sammelplag alles Glanzes , den Verona enthält , ist. Gelegenheit, den Charakter der Enceinte der Festung an Lange 4 und 5gliedrige Reihen von Stühlen sind von den rechts und links liegenden Bastionen zu sehen. Die den Offiziercorps eingenommen , deren glänzende , ele zwischen den Saillants derselben liegende bastionirte Front gante üniformen seltsam gegen die gegenüberstehende, mißt etwas über 1000 Fuß, die Courtine 800, die Facen mehr als tausendjährige Arena abstechen. Hier hat man der Bastions 200, die Flanken 120 Fuß. Die Courtine dann auch Gelegenheit , die meisten der im Solferino ist nach demselben Profil wie die alten Befestigungen erfeldzug vielgenannten Generale Reisch ach, Stadionu.

311 zu sehen und vor Allem den von der Armee angebeteten | theils auf dem Rande selbst, der, das alte Etschbett um Benedek , eine hohe ehrfurchtgebietende , in Miene, säumend , in einem Halbkreise vom Dorfe Chiero über Gang und Haltung den ächten Soldaten zeigende Ge Cros bianca , San Massimo und Santa Lucia nach ſtalt. Erst die unterhalb gelegenen Cafés find vom Civil Tombetta läuft. Außer dem weiter nach innen zu liegen bevölkert, das sich immer isolirt wie im ganzen übrigen den , schon erwähnten Fort Procolo und dem Fort Stalien. Eine eigenthümliche Erscheinnng für den Deut Liechtenstein liegen auf dieser Linie die Forts Franz schen in diesem buntbewegten Leben sind die Blumen Joseph , Strafföldo , Radesky , Alt Wratislaw, mädchen, die mit schlangenartiger Gewandtheit sich d'Aspre, Schwarzenberg , Wallmoden , Clam, durch das bunte Gewirr der promenirenden Menge wins Culoz , Heß. In die äußerste Linie vorgeschoben sind den, ihre artigen Sträußchen den wohlbekannten Göns die Forts Erzherzog Albrecht (früher Parona), nern zu überreichen. Einen so glänzenden und interes Kronprinz Rudolph , Gisela , Stadion , Neu santen Anblick , als auch die Piazza Bra an solchen Wratislaw. Abendstunden bietet , so hält sie nicht entfernt den Ver Sezt man beim Fort Heß mittelst der dortigen Fähre gleich mit dem Marcusplage in Venedig aus, wenn dort über die Etsch, so erreicht man alsbald das Fort Scholl, bei brillanter Beleuchtung sich die ähnliche Scenerie weiter vorwärts an der Straße nach Vicenza bei San wiederholt. Michelo liegt das Fort Elisabeth. Die Ostseite Ve Biegt man vom Bra in die erste Straße links ein ronas hat sonst keine größeren detachirten Forts, die Nord und verfolgt die Straße nach Nordwest, so wird man seite dagegen auf den Terrassen die hart an die Etsch Durch eine Doppelschildwache auf ein Haus aufmerksam herantretenden lessinischen Berge , die ſtarken, haupt gemacht , das an sich im Aeußeren sonst nicht auffallen | sächlich auch die Stadt beherrschenden Forts Leonardo, würde. Ein näherer Einblick in den von Ordonnanzen San Matthia und Sophia. Weiter oben sperren die vier Thürme von Monte Caino die Straße, welche belebten Hof zeigt aber ein hübsches Palais , den ehe maligen Aufenthalt Radegkys , jezt Benedeks . Gleich von den leſsinischen Bergen herabführen. Mehreres über daneben strecken drei riesige altersgraue Thürme ihre die Anlage der Forts zu sagen, ist hier nicht der Plak, wunderlich zackigen Kronen in die blaue Luft ; es ist das und es genüge die Bemerkung , daß dieselben nach dem Castel vecchio , das alte Schloß der Scaliger , jest, neudeutschen System erbaut und meist mit Reduits ver wie die Inschrift einer mit einem riesigen kaiserlichen sehen sind ; nur wenige entbehren derselben , wie z . B. Doppelaar gezierten Tafel sagt : „ K. K. Arsenal". Die Schwarzenberg, Liechtenstein, Alt Wratislaw, welch' legte res zu Breschschießversuchen benugt wurde. Einige find um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaute Brücke, merk auch nur Halbthürme , wie Culoz und Scholl. Die würdig durch ihre verschiedenen Bogen und ein mit eben solchen Zacken wie die Thürme versehenes Geländer, Thürme von Monte Caino find den Linzer Thürmen ähnlich, doch finden einige Abweichungen statt. führt hinüber auf das linke Etschufer , wo in langen Mit einem Aufwande von 100 Millionen Gulden hat Linien ausgebreitet das schöne , 1859 erbaute neue Arsenal steht. Die Besichtigung desselben ist wenig Desterreich die Bollwerke Verona's hergestellt und sieht lohnend , da alle Neuanschaffungen des Kriegsmaterials jezt mit Stolz auf diesen Kern des Festungsvierecks, von fast durchgehends vom großen Arsenal in Wien bezogen dessen Erhaltung der Besiz Venetiens und Desterreichs werden. In Verona selbst wird wenig neu angefertigt. Bestand als Großmacht abhängt. Ohne Zweifel ist Ve Unweit des Castel vecchio führt die Porta San rona auch unüberwindlich , so lange es nicht an treuen Zeno aus dem Stadtbereich Veronas hinaus zu den Truppen, Proviant und Munition mangelt. Die Haupt Linien der detachirten Forts, von denen gleich das starke anstrengungen der Neuzeit wurden daher auch darauf Fort San Procolo rechts vor den Bastionen di gerichtet, Verona und damit dem Festungsvierecke durch Spagna und di San Procolo liegt. Damit wäre die Erbauung der Tyroler Thalsperren die Verbindung es an der Zeit , die Außenwerke Veronas kurz zu mit diesem Kronlande zu sichern . Die Resultate dieser besprechen. Sie lassen sich in detachirte Forts des Anstrengungen sind die Werke von Pastrengo und Ce rechten und linken Ufers und in die Thürme von Monte raino , jezt schon alle vollends_armirt, sowie die Thal Caino theilen. Die detach irten Forts des rechten sperren am Gardasee. Ihre Schilderung wird der Ge genstand des nächsten Aufſages ſein. Ufers liegen in einer doppelten Kette , theils parallel,

Nachrichte e

Desterreichische Monarchie. Wien , 21. September. [ Die Armeereduction und Anträge der deßfalls eingesezten Commis sion. ] Die zu dem Zweck der Erleichterung des Budgets und der schon seit längerer Zeit angebahnten Armeereduc tion durch den Kriegsminister eingesezte Commission ist un ablässig beschäftigt , neue Punkte ausfindig zu machen, auf

n.

denen sich noch Beschränkungen herbeiführen ließen. Die äl teren Anträge , die , wie man hört , bereits dem Kaiſer zur Entscheidung vorliegen , beziehen sich vorzugsweise auf „ Ver minderung in der Systemisirung der Offizierchargen" (bei der Cavalerie sollen die zweiten Rittmeiſterſtellen, bei der Infan= terie die zweiten Lieutenantsstellen eingehen), ferner auf zahl reiche Pensionirungen, auch in der Generalität und auf starke Beurlaubungen der Mannschaft. Die neuesten Vorschläge

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312

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empfehlen eine nahmhafte Reducirung bei sämmtlichen Ca- | Jahr 130,000 Kilo Eisen, 73,000 Kilo Stahl, 18,000 Kilo valerieregimenten , besonders bei der schweren Reiterei. Das andere Metalle, 13,000 Kilo Leder und 220 Stere Nußholz. gegen dürften die Mittheilungen öffentlicher Blätter , nach Großbritannien. welchen die beiden ersten Bataillone jedes Infanterieregiments London 10. September. [ Das neue Panzer , den ihren Effectivstand um 20 Köpfe per Compagnie vermindern follen, während die alsdann nur zum Festungsgarnisonsdienst schiff Defence.] In dem englischen Geschwader, welches zu verwendenden dritten Bataillone auf den Stand von 60 der Rhede von Kopenhagen einen Besuch abgestattet hat, Mann per Compagnie zusammengeschmolzen würden c. 2c. nimmt besonders die Panzerfregatte ,, Defence" die allgemeine doch wohl übertrieben sein, da, wenn es möglich sein sollte, Aufmerksamkeit in Anspruch. Dagbladet spricht sich über dieselbe eine solche Reduction durchzuführen , z. B. die in Italien u. A. so aus : "/ Der Unterschied im äußern Bau zwischen stehende Armee um ein volles Drittheil vermindert werden unseren Panzerschoonern und der Panzerfregatte , Defence " würde. Das längere Zeit sistirte Avancement soll jezt ist kein so geringer. Während jene leichte graziöse kleinere wieder seinen Fortgang haben ; namentlich hat der Kaiser Fahrzeuge sind, bei denen äußerlich nichts auf die Anwendung die Ernennung je eines Unterlieutenants zweiter Classe in der großen Marineform hindeutet , ist die Defence , obwohl allen 80 Infanterieregimentern und die theilweise Ausfüllung sie ganz anders wie der Monitor oder der Merrimac einem der fehlenden Hauptmannsstellen bei den Infanterieregimentern gewöhnlichen Schiffe gleicht , von außen betrachtet eine häß liche, schwarze, drohende , schwimmende Festung mit niedrigen durch Beförderung der Oberlieutenants bewilligt. ――――― [ Sistirung der Anwendung von Schieß Eisenmasten. Kommt man indeſſen an Bord, so verschwindet wolle.] Biele durch die Schießwolle herbeigeführte Un der etwas unheimliche Eindruck des äußeren , denn inwendig glücksfälle haben zu dem Antrage geführt , die fernere Umge ist Alles eben so sauber und ordentlich wie auf jedem anderen ftaltung der Geschüße zum Gebrauche für die Schießwolle Kriegsschiffe. Längs dem rein gehaltenen Deck stehen zierliche einstweilen zu fistiren und überhaupt die Anwendung derselben 40 pfd. Armstrongkanonen. Geht man hinunter, so gelangt so lange zu beschränken , bis man ausreichende Sicherungs man zuerst ins Arsenal, wo die Wände mit vortrefflichen En maßregeln gegen das häufige Explodiren bei der Bearbeitung fteldrifles behängt sind und der Hintergrund von einer Deco dieses Stoffes entdeckt hat. Es sind schon viele Leute von ration, bestehend aus Revolvern , gebildet wird , um welche der Artilleriearbeitsmannschaft dabei zu Grunde gegangen oder sich in einem Cirkel die Worte 77 God save the Queen " schlin gen. Steigt man vom Arsenal in die Batterie, so gewahrt doch arg beschädigt worden. man abermals lange Reihen drohender Armstrongkanonen, Königreich Sachſen. große 110 pfündige und 68 pfündige glattläufige Kanonen. Daneben sind eine Menge von Wurfgeschossen zu sehen. Leipzig , 17. September. [Bevorstehende Aende den Kanonen sind die Eßtische der Matrosen an rungen in der Uniformirung der Linien- In Zwischen gebracht, deren Mahlzeiten in mehreren wasserdichten Abſchnit fanterie.] Es ist nun ausgemacht, daß die königlich fäch ten der Batterie bereitet werden . Die Pulverkammer liegt sische Linien-Infanterie nach und nach neue Uniformen be unter dem Verdeck des Schiffes und ist durch Eisenplatten kommen wird , was im Hinblick auf die wenig geschmack geschüßt. An den Seiten des Schiffes find Räume angebracht, volle Farbenzusammenstellung der seitherigen Uniform nur in welche während des Gefechts Waffer eingelassen werden als ein Fortschritt begrüßt werden kann. Es wird demnach kann, theils um das Schiff zu senken, theils um die Wider die Infanterie dieſelben blauen Waffenröcke erhalten , welche standsfähigkeit zu verstärken. Die Defence hat zwei Maſchi die Reiterei bisher getragen hat , so daß also der gesammtenen , eine von 800 Pferdekraft, welche die Schraube treibt, Anzug eine und dieselbe Farbe repräsentiren wird ; die Rei und eine Hülfsmaschine von 25 Pferdekraft , die theils zum terei wird zum Unterschiede verschiedenartige Besäße und Pumpen und zu anderer Arbeit am Bord benugt wird. Vom Paspoils bekommen. Am nächsten Geburtstage Sr. Majestät Maschinenraum führt eine Telegraphenleitung zur Schanzbrücke, des Königs , 12. December , soll die erste Einkleidung eines so daß beständig eine leichte und schnelle Communication zwi Theils der Mannschaften stattfinden ; die Anschaffung der schen dem Chef und Maschinenmeister unterhalten werden kann. übrigen Uniformen wird nur in demselben Maße erfolgen, unter den Reffeln liegt die Feuerung beständig bereit, so daß wie sie auch ohne den Eintritt der Neuerung hätte bewirkt jeden Augenblick Dampf bereitet werden kann. Bei den werden müssen , so daß die lettere keine Kostenvermehrung Damffeffeln befindet sich auch ein Ofen zum Glühen der nach sich ziehen wird. Kugeln, die durch eine Röhre hinaufgehißt werden, wenn sie Der Eisencylinder , der die oben benugt werden sollen. Frankreich. Schraube treibt, ist 80 Fuß lang und hat 18 Zoll im Durch Paris , 18. September. [ Die Waffenfabrication schnitt. Die Schraube macht 75 Umdrehungen per Minute. von Chatellerault. ] Authentischen Angaben zufolge fa Die Trächtigkeit der Fregatte ist 4063 Lons, die Länge be bricirt die faiserliche Waffenfabrik von Chatellerault jährlich trägt 280, die Breite 50, der Tiefgang etwa 26 Fuß. Die 25,000 blanke Waffen, wovon 1000 in den Handel kommen, Besagung besteht, mit Einschluß der Marinesoldaten, aus 455 1000 Cüraffe und 15,000 Feuerwaffen , worunter 5000 für Mann. Die Defence ist nach demselben System wie die ,,Rest= den Handel. Neun hydraulische Motore mit ungefähr 200 Pferdekraft zusammen halten die Maschinen im Gang. Die Fabrik beschäftigt 950 bis 1000 Arbeiter und verbraucht jedes

stance" gebaut und hat sich als ein vorzügliches Seeschiff bewiesen, welches sich schnell bewegt, doch hat das Schiffsvolk unter dem Deck viel von Hige gelitten."

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Truck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt, 4. October.

No. 40.

1862.

Inhalt: Auffäße. Die Entwickelung des westdeutschen Schienenneges. — Die Belagerungsübung bei Graudenz. (Schluß.) - Mili tärische Briefe aus und über Italien. VI. Die Etschthalsperren : Die Werke von Pastrengo und Ceraino. Miscelle. Das Soldateninstitut zu Chatham. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Commiſſion zur Besichtigung der Festungen. - Beabsichtigte Sendung von Marineoffizieren nach England zu ihrer weiteren Ausbildung . Preußen. Geodätische Vermessungen in Schlesien. Baden. Weite Uebungsritte von Cavalerieoffizieren. Sachsen : Altenburg. Die Militärconvention mit Preußen. Dänemark. Sprengungsversuche. - Lager an der Dannevirkestellung. Verstärkung der Feste Friedrichstadt. Großbritannien. Neue Schießversuche mit Geschüßen gegen Eisenplatten. Rußland. Kaiserlicher Erlaß, die Reduction der Armee betreffend . Schweiz. Die diesjährigen Truppenübungen. - Errichtung einer Sanitätsschule in Lausanne.

Die Entwickelung des westdeutschen Schienen

nezes.

6) Eine Bahn von Donaueschingen nordwärts zur Verbindung mit der württembergischen Oberneckar thalbahn. 7) Eine Bahn von Donaueschingen südwärts zum Anschluß an die Bahnlinie Basel-Constanz. 8) Eine Bahn von legterer, bei Stockach abgehend, nach Möskirch in der Richtung auf Ulm. Denkt man sich diese Bauten sämmtlich vollendet , so ergeben sich wesentlich die nachstehenden Thatsachen :

[ h.] Wir haben in Nr. 25 der A. M.-3. v. d. I. die militärische Bedeutung einiger westdeutschen Eisen bahnbauten besprochen , deren Ausführung bis dahin ge wiß geworden war. Inzwischen sind noch mehrfach schwe bende Verhandlungen zum Abschluß gekommen , so daß abermals für das westdeutsche Schienennes mehrere wich a) Der Schienenweg Meg-Mannheim-Würzburg geht tige Ergänzungsglieder in sicherer Aussicht stehen. Nach in ununterbrochenem Zuge bis in's mittlere Deutschland ; dem heutigen Stand der Sache sind im Ganzen die eine fortificatorische Sperrung findet er erst bei Würz folgenden Bauten theils gewiß , theils schon begonnen : burg. 1) Die Eisenbahnbrücke Ludwigshafen-Mann b) Der Schienenweg Paris-Straßburg segt sich, ebenso heim und die Bahnlinie Heidelberg - Würzburg. ununterbrochen, durch den Schwarzwald bis in's Donau Germersheim 2) Die Bahnlinien Speyer thal fort, und erst da tritt ihm das noch immer ent und Germersheim - Bruchsal. 3) Eine Eisenbahn von Winden (eine starke Meile fernte Ulm entgegen . e) Der deutsche Brückenkopf Germersheim tritt zwar südlich von Landau) nach dem Rhein bei Maximi lians au (unweit Knielingen) , mit einer Trajekt an in Verbindung mit den Schienenwegen links und rechts stalt daselbst. Die rechtsrheinische Weiterführung dieser des Rheins ; aber die durch den Rhein getrennten Theile der Festung bleiben getrennt , oder es bleibt wenigstens Linie bis Karlsruhe (Linie Maximilians au - Karis ihre Verbindung auf die vorhandene Schiffbrücke be ruhe) ist schon vollendet und seit dem 4. August d. J. schränkt. Eine Eisenbahnbrücke bei Germersheim wird eröffnet. " nicht gebaut , selbst nicht eine Trajektanstalt. 4) Eine Abzweigung der Bahnlinie Heidelberg-Würz burg von Mosbach nach Heilbronn. d) Dagegen erhält der etwa 2 Meilen oberhalb Ger= 5) Eine Bahn durch das Kinzigthal von Offen mersheim gelegene Punkt Maximiliansau eine Trajekt burg (Kehl) nach Villingen und Donaueschingen. anstalt, welche den durchlaufenden Verkehr auf der Linie

314 Karlsruhe Winten und so zwischen den links und rechts rheinischen Bahnen vermittelt. e) Destlich des Schwarzwaldes bildet sich aus den bisherigen und aus den neuen Pahngliedern eine zu sammenhängende Parallelbahn mit dem westlich des Echwarzwaldes das Rheinthal durchziehenden Schienen wege Basel-Heidelberg. Es bedarf kaum einer näheren Untersuchung und Ausführung , um das Urtheil darüber zu finden und zu begründen, wie diese Thatsachen auf die Verhältnisse des deutschen Defensivsystems einwirken . Die Thatsachen selbst und ein Blick auf die Karte genügen , um sofort das Urtheil zu geben. Die Parallelbahn , die sich östlich des Schwarzwaldes bildet, ist ein wesentlicher Zuwachs an Stärke für uns. Ebenso ist es von erheblicher Bedeutung , daß Germers heim , das bisher völlig seitab des Schienenneges lag, endlich in Verbindung damit tritt. Aber es ist in diesen zwei Punkten auch Alles erschöpft, was von dieser ganzen Entwickelung unseres westlichen Schienenneges als dem deutschen Defensivinteresse förderlich hier genannt werden darf, und alle weitere Betrachtung zeigt nur eine Ein buße des militärischen Interesses, das grade hier im Westen so vorzugsweise befragt werden sollte. Die Bahn im Kinzigthal ist , militärisch angesehen, genau ebenso ein Stück der französischen Operationslinie gegen Süddeutschland , wie die Strecke Heidelberg- Würz burg ein solches der Operationslinie gegen das mittlere Deutschland ist ; in beiden Richtungen führen die Eisen straßen über feste Rheinbrücken , und auf beiden Linien Darum wird mit fehlt die fortificatorische Sicherung. Recht ein Brückenkopf Ludwigshafen heute ver langt, wie Xylander schon vor mehr als 40 Jahren ihn verlangt hat, und eben darum auch werden die dürftigen Befestigungen bei Kehl mit so vollem Rechte angefochten, weil sie nur scheinen , was sie allerdings sein sollten, leider aber nicht sind: ein wirksamer Verschluß des Rhein übergangs. Am schlimmsten steht es um Germersheim. Diese deutsche Festung , die als doppelter Brückenkopf die ver bindende Angel des links- und rechtsrheinischen Defensiv systems bilden soll , war bis heute von allem Bahnbau gemieden , und auch jest , wo endlich von zwei Seiten Bahnen zu ihr heranführen werden , tann sie doch nicht zum rechten Leben gelangen , weil der Schienenweg die Festung nicht durchläuft, sondern vom Rhein unterbrochen ift. Germersheim hat nicht einmal ein Trajekt erlangt, sondern einfach seine alte Brücke behalten , das Traject aber ist nach Maximiliansau , 2 Meilen rheinaufwärts,

dächtigung freilich ist jede Ansicht wie jedes Reden und Thun unterwerfen ; hat doch noch jüngst ein Herr C. v. D. "!‚Militär iſch - politische Aufsäge in Bezug auf die Tagesfragen" drucken lassen , worin er die A. M.-Z. als den Rädelsführer des Theils der militärischen Presse denuncirt, der „ den Bundestag lahm zu legen" und ganz Deutschland an Preußen zu überliefern suche *) Hier in Sachen der Eisenbahnen wird indeß vielleicht selbst der Herr C. v. D. uns beistimmen müſſen.

Die Belagerungsübung bei Graudenz.

(Schluß.)

[7 ] Sonnabend den 23. August war der legte, aber für Fachmänner und Laien gewiß der intereſſanteſte Tag der Uebung , und wiederum stehen die Minen hier in vorderster Reihe. Wohl vorzugsweise um die Zuverlässig feit der electrischen Zündung unter Wasser zu prüfen, sollten zuerst zwei große Wasserminen springen ; der Ver such fand in der Nähe der sogenannten Sternschanze statt. um ein ungefähres Bild von der Dertlichkeit zu geben, muß ferner erwähnt werden, daß der Rand des Weichsel ufers, auf welchem die Zuschauer standen, 207 Fuß hoch ift. Von diesem herab geht eine colossale Böschung in 3 Terrassen und endet auf einem schmalen Streifen "jandi gen Landes , welcher sie vom Wasserspiegel der Weichsel trennt und die Sternschanze trägt. Es wurden nun zwei Kisten, jede mit 40 Pfund Echießwolle ( etwa = 1 Centner Pulver), circa 30 Schritt vom Ufer 10 Fuß tief einge senkt und durch Pfähle und Belastung festgestellt. Den noch entführte der reißende Strom die eine der Kisten (fie gelangte später freilich noch wieder in den Besig der Ingenieure), und verdarb den zahlreichen Zuschauern da durch den doppelten Genuß eines herrlichen Schauspiels. Genau um 9 Uhr sprang die Mine. Zuerst erhob sich eine gewaltige, mannshohe Welle, welche einen imposan ten Wasserstrahl entsandte ; derselbe erhob sich kerzengrade noch über den Standort der Zuschauer zu einer Höhe, die annähernd auf 250 Fuß geschäßt wurde , bei einer Stärke von ungefähr 2 Fuß. Dann löste sich die ge waltige Fontaine allgemach in einen feinen Regen auf, der den Wasserspiegel rauschend wieder erreichte. Eine fichtliche Ueberraschung bei Jedermann bewies, daß wohl Niemand auf die Erscheinung eines so prächtigen Wasser strahls vorbereitet gewesen war. Als dieß Schauspiel verlegt worden. Wäre eine Eisenbahn von Landau nach geendet, besichtigte Se. Durchlaucht der Fürst Radziwill Germersheim theurer gewesen als die von Winden nach nochmals die vollendeten Angriffswerke und befahl das Maximiliansau, und konnte das Trajekt nicht dann ebenso Anzünden einer Sappentête, um die Zerstörungsfähigkeit gut und besser noch in Germersheim sein ? Wir denken, des Feuers bei Körben zu erproben. Dem Erfolge nach daß der Verkehr auch den Weg von Karlsruhe über Bruch scheint das Feuer den Körben einer Sappe oder Batterie fal und Germersheim nach den linksrheinischen Bahnen nicht so gefährlich zu sein, als man oft glaubt ; denn die gut gefunden hätte ; unser Defenſivintereſſe aber hätte Erde in den Körben scheint das Flechtwerk so viel zu wenigstens nicht Schaden gelitten. Das sind nicht pessimistische , sondern nüchtern mili *) Die Brochure ist auch uns zugekommen. Wir halten unſere tärische Anschauungen, und wir würden uns freuen, wenn Würde zu boch , um auf solche Angriffe zu antworten. D. Red. d . A. M. Z. Andere fie weiter führten. Der Mißdeutung und Ver

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315

kühlen, daß es angezündet den zum Fortbrennen nöthigen , eine Friedensübung eine so immense Masse von Material, Hisegrad nicht festhalten kann, selbst wenn die Erde grade Kräften , Transporten aller Art und endlich die Kosten nicht feucht ist. Es erinnert dieß an die Erfahrung, daß dafür aufzutreiben ? Dagegen waren überall, wo es auf ein Zwirnfaden, um ein metallenes Gefäß gewickelt , so ein Ziel für einen Schieß- oder sonstigen Versuch ankam, lange nicht verbrennt, als das Metall noch nicht glüht. ――――― oder soweit es zur Belehrung dienlich erachtet wurde, Um 12 Uhr Mittags ward eine Mine, mit 50 Centnern einzelne Theile vollständig und regelrecht ausgebaut und Pulver geladen, gesprengt, ――――― eine Ladung, wie sie, so weit mit den nothwendigsten Batterien versehen. Die ausge Referent sich erinnert, seit dem fiebenjährigen Kriege vor bauten Werke vermehrten sich natürlich mit der größeren Schweidnig nicht mehr vorgekommen ist. Mit donner Annäherung der kämpfenden Theile, d . h. von der dritten ähnlichem Getöse öffnete sich ein Trichter von 88 Fuß Parallele an ; wir erinnern an das Couronnement des Durchmesser und 27 Fuß Tiefe, der während des ganzen Glacis mit der Breschbatterie , der Grabendescente , den Tages zahlreichen Besuch empfing. Aber welche mühseli couronnirten Trichtern u. s. w. Bot also, wie erwähnt, gen und im Kriege sehr gefährlichen Arbeiten, welche oft der erste Ueberblick von der Höhe aus über das Ganze unvorherzusehenden Schwierigkeiten zu überwinden find, allerdings ein zerrissenes und trümmerähnliches Bild, so ehe 50 tief in die Erde versenkte und verdämmte Pulverton entging doch dem kundigen Blicke bei näherer Betrach nen durch den Druck eines Fingers eine eben so plögliche tung , insbesondere beim Durchwandern der Linien , der als colossale Wirkung äußern können , das begreift nur kunstgerechte und zweckmäßige Zusammenhang nicht , um der in sölche Arbeiten Eingeweihte und kann an diesem so mehr beim Verständniß der Tracen und Marken für Orte nicht näher geschildert werden. Der legte Act die nicht ausgebauten Theile. Daß aus den Angriffs der Belagerung , die gewaltsame Einnahme der Festung, werken gegen die Festung nicht scharf geschossen werden ward endlich am Abende dieses Tages ( den 23. ) darge tonnte, ist bei einer Friedensübung selbstverständlich ; auch stellt. Da eine Bresche, wie im Ernstfall, natürlich nicht keine Mauer einer wohlerhaltenen und ferner zu erhal bestand, so sollte eine Bastionsface durch Leiterersteigung tenden Festung wird man bei einer Friedensübung genommen werden . Alles ging in größter Stille vor sich ; in Bresche legen. Das Artilleriefeuer hatte sich demnach eine Beleuchtung , Schießen 2c. fand nicht statt , und da auf das Feuer von der Festung aus gegen die Angriffs überdieß ein finsterer Himmel und ein tüchtiger Regen werke zu beschränken und ward in durchaus instructiver die Finsterniß vermehrte , so wurden viele Zuschauer erst Weise geleitet. Dasselbe gilt vom Gewehrfeuer. In nach Beendigung des eigentlichen Actes durch das Hurrah beiden Fällen war man bemüht , die Wirkung und den der Sieger auf die richtige Stelle geleitet. Abends 7 Einfluß der verbesserten Waffen mit ihren neuen Ge Uhr sammelte sich die Sturmcolonne, mit Leitern c. ver schossen bei den Zielen und eigenthümlichen Aufgaben des sehen , in den Laufgräben. Von dort ward sie in das Festungskrieges zu erproben und zur Anschauung zu brin Couronnement auf dem Glacis geführt, aus welchem die gen. Auf das Feuern mit Raketen und den glänzenden Grabendescente (schräg unterirdisch) auf die Sohle des Ausfall der Erleuchtungsversuche wollen wir besonders Den Glanzpunkt der ganzen Grabens der großen Contregarde vor dem Ravelin führte, hingewiesen haben . zu welchem Ende die Mauer der Contrescarpe durch Uebung bildet aber ohne allen Zweifel der Minenfrieg. brochen wurde. Die Mauer enthält hier eine Gallerie Die Stufe, auf welcher derselbe augenblicklich steht, was in ihrer ganzen Länge. Auf der Grabensohle führte ein die verschiedenartigen Minen sind, und was man mit ih Koffer, mit Brustwehren zu beiden Seiten, in den Haupt nen zu leisten vermag, das findet sich in der Belagerungs graben. Auf diesem Wege gelangte die Colonne an den übung bei Graudenz in seinem vollständigen Zusammen Fuß der zu ersteigenden Mauer. An der Tête war eine hange dargestellt. Es ist daher auch diesem Theile, so weit Abtheilung Pionniere mit Leitern und Werkzeugen. Schnell die Erfahrung des Zuschauers dringen fonnte, in diesem wurden die Leitern gestellt, die Pionniere erstiegen sie und Berichte besondere Hervorhebung zu Theil geworden. gruben mit Schippen und Hacken für die ihnen folgen Viele Einzelnheiten, welche in ihrer Zusammenstellung und den Truppen Stufen in die auf der Mauer ruhende, Vergleichung zum Theil vielleicht von nicht unerheblichem hohe Erdböschung , an deren Fuß die Leitern aufhörten. militärischen Interesse gewesen wären, wie manche ge Rasch folgte die Infanterie mit am Riemen aufgehängtem nauern Maßverhältnisse, Gewichts- und Ladungsverhält Gewehr und erstieg den Erdwall . Gegen den oberen nisse , Trefferzahl , Fehler , genaue Bezeichnung der Wir Rand zu breitete sie sich weit aus, und als die legten kung u. f. w. wird mancher wißbegierige Leser vermissen . nachgekommen waren , ward der Erdwall mit Hurrah Aber der Vorwurf der Oberflächlichkeit würde dem Re gestürmt . ferenten mit Unrecht gemacht werden. Zwei Mal , das Ueberblicken wir noch einmal das Ganze , so dringt legte Mal schriftlich in aller Form, bat er gehörigen Orts, nicht um Mittheilung , sondern nur um die Erlaubniß, sich dem gerechten und kundigen Beobachter die Ueber zeugung auf, daß die Geschichte der kriegerischen Uebun aus den Berichten der Truppen und aus den Aufzeich gen auf dem Gebiete des Belagerungskrieges keine sach nungen der Ergebnisse einige Notizen für diese Blätter kundiger durchgeführte , belehrendere und interessantere entnehmen zu dürfen ; doch die Antwort lautete jedesmal Nebung aufzuweisen haben dürfte als diese. Was zunächst kurz abschläglich. Das Zuschauen allein war erlaubt. Es die ausgeführten Angriffsarbeiten betrifft, so geht schon muß also abgewartet werden, ob die betreffenden Militär aus dem Obigen hervor, daß sämmtliche Parallelen, Ap behörden über militärisch belehrende Einzelnergebniſſe prochen , Verbindungen u. f. w. allerdings nicht aufge etwas veröffentlichen werden ! Uebrigens boten die artil worfen werden konnten . Wie wäre es auch möglich, fürleriſtiſchen Ergebniſſe keine wesentlich neuen Erfahrungen

dar.

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An distinguirten Persönlichkeiten trafen in der

legten und belehrendsten Periode der Uebung noch ein : die Obersten Schüß und v. Kleist und der Major Stür mer, alle vom preußischen Ingenieurcorps, am 18. August. Ihnen folgte am Abend des 19. der Oberst v. Lengsfeld, Brigadier der 1. Artilleriebrigade. Das rege Interesse für die Uebung erhielt sich bis zum Ende nicht nur bei den militärischen Theilnehmern aller Grade, sondern auch beim Civil, von welchem zahlreiche Zuschauer täglich bei den Nebungen zugegen waren. Der Gesundheitszustand und die heitere Stimmung der Truppen blieb erfreulich, die Disciplin war zu loben. Excesse find nicht bekannt geworden, irgend erhebliche Unglücksfälle nicht zu bekla gen. Auch das Verhältniß zwischen Militär und Civil überhaupt und zwischen den zum Theil bedeutend bela steten Quartiergebern und den Einquartirten war ein erfreuliches . Ebensowenig fehlte es an geselligen Freuden bis zu Ende nicht. Die Garnison und die Fremden überboten sich an Zuvorkommenheiton. So gaben die Ingenieure im Lager der Garnison ein hübsch arrangirtes Souper mit Ball , welches von den Offizieren der Garnison durch ein glänzendes Fest mit Concert, Theater, Feuer werk und Souper in festlich geschmückten Gärten und Räumen erwiedert wurde. Abends war Feuerwerk und prächtige Illumination des Weichselusers. Die Erinnerung an diese Graudenzer Tage wird den meisten Theilnehmern eine gewiß sehr freundliche sein.

Militärische Briefe aus und über Italien. VI. Die Etschthalsperren : Die Werke von Pastrengo und Ceraino. [M.B. ] In den Verbindungen des Etschthals in Wechsel beziehung zum Centralabschnitt Tyrols liegt die fürzeste und Hauptverkehrsader Italiens mit Innerösterreich, und es muß daher, soll das Festungsviereck dauernd gehalten werden, unter allen Umständen diese Verbindung gesichert bleiben. Wie sehr die Alliirten im Feldzuge 1859 die Wichtigkeit dieses Umstandes zu würdigen wußten , be wiesen fie durch die That, indem sie nach der Einschließung von Peschiera unverweilt gegen Pastrengo vordrangen, um sich auf die Verbindungen des Etschthals zu werfen und mittelst einer Insurrection Südtyrols Desterreichs Heer, das innerhalb des Festungsvierecks stand, von dem directesten Zuge seiner Hülfsquellen abzuschneiden. Eine Insurrection Venetiens im Rücken des Vierecks hätte die Armee auch ihrer zweiten Verkehrsader beraubt und in eine bedenkliche Lage gebracht. Es mußte somit eine Sache der dringendsten Wichtigkeit bleiben , durch starke Befestigungen die gefährliche Lücke zwischen dem Gardasee und der Etsch zu schließen und damit eine Umgehung Veronas unmöglich zu machen. Desterreich löste diese Aufgabe durch die mit großem Kostenaufwande und großer Raschheit hergestellten neuen Befestigungen , welche im

Norden Veronas den obenbezeichneten Terrainabschnitt beherrschen und sich in zwei Gruppen , ta Forts ven Pastrengo und die Befestigungen von Ceraino, theilen lassen. Zum Besuche der Forts von Pastrengo vertäht man Verona durch die Perta Zeno unt passirt beim Törschen Croce bianca, am starken Fort Franz Joseph verüber, die Kette der detachirten Forts . Durch eine ziemlid sterile Gegend führt die Straße nach dem düsteren Bussolengo mit seinen steinhausenähnlichen , fensterarmen , niedrigen Häusern und beginnt dann das Hügelland von Pastrengo hinanzusteigen, das hier ziemlich steil gegen die Etsch ab segt und in unregelmäßigen Formen bald zu Kuppen an steigent , bald in langen Rücken hinstreichend, den Raum von der Etsch bis zum Gardasee ausfüllt. Bei Osteria, einem dürftigen Wirthshause mit einigen Nebengebäuden, erreicht man die erste Hausergruppe des Ortes Pastrengo, der aus einer Masse Cafinen besteht , die weit zerstreut bald am Fuße der Hügel liegen , bald deren Scheitel frönen oder an den steilen Hängen sich hinlagern. Der Haupttheil des Ortes mit der Kirche liegt an der Haupt straße , die vom Mincio (Valeggio ) in das Etschthal (Volargne) führt. Bei Osteria, schon diesseits der Haupt straße, stößt man auf das erste Fort dieser Gruppe, das Fort Nugent , die nächste Höhe krönt das Fort Leo pold, die größte der Pastrengofesten , weiter westlich liegt das fleinere Fort Benedek und endlich das Fort Degenfeld. Sämmtliche Forts find sehr solide_nach dem neudeutschen Befestigungssystem gebaut und mit ge zogenen Geschüßen (6-16) schwersten Kalibers armirt. Starte Reduits in der Kehle erhöhen die Haltbarkeit. Ihre Lage auf sehr steil geböschten Hügeln macht eine Erstürmung unmöglich und erlaubt ihnen daher, alles umliegende Terrain mit ihrem Feuer zu beherrschen. Für den Fall , daß Peschiera belagert würde, werden über dieß diese Forts eine nicht unbedeutende Rolle bei dessen Vertheidigung spielen , indem geschüßt und unbehindert eine Armee von Verona aus jeden Augenblick bei Vo largne über die Etsch gehen, hinter den Forts sich ſam meln und dann in den Rücken und die Flanke der Be lagerer vorbrechen, bei ungünstigem Erfolge aber sodann sich hinter das schüßende Feuer der Forts zurückziehen und unbehindert wieder über die Etsch gehen kann . Gegenwärtig find die Forts noch nicht mit Truppen belegt , diese liegen vielmehr in Pastrengo und den um liegenden Orten in Cantonnirung. Sie sind beneidens werth , denn dieser Winkel zwischen dem Gardasee und der Etschklause ist wohl die schönste Gegend von ganz Oberitalien , namentlich bieten die Forts Benedek und Leopold eine Aussicht, die entzückend genannt werden kann. Richtet man den Blick nach Süden, so breitet sich vor dem Auge die reizende , spiegelglatte blaue Fläche des Gardasees aus , in welche die langgestreckte Halbinsel Sermione eine Stunde weit hineingreift , weiter südlich die Höhe von Peschiera, das reizend gelegene Desenzano, dahinter die Höhen von Lonato und ein scharfes Auge gewahrt noch den schlanken Thurm der Rocca, die geschwun genen Hügelwellen des Schlachtfeldes von Solferino und die blutgetränkten Höhen von Sona und Sommacampagna. Gegen Osten treten die Thürme von Monte Caino her

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vor, und einem langen Silberbande gleich sieht man die einer fast unausführbaren Operation. Mit den Forts Etsch durch die veronesische Ebene fich winden. Dieß von Ceraino schließt die Kette der Thalsperren Tyrols ist jedoch der minder schöne Theil des Panoramas, dessen an der Südseite, aber auch die übrigen Zugänge zur Glanzpunkt nördlich vor dem Beschauer sich ausbreitet. großen Etschthalstraße sind sorgfältigst abgesperrt. Von Dicht aus dem Wellenbade des Gardasees erhebt der Pastrengo an bis Riva hinauf deckt dieselbe der hohe, Monte Baldo seinen scharfgezackten, langgestreckten Felsen für größere Truppenkörper ungangbare Felsenrücken des rücken, der selbst im Hochsommer nicht schneefrei ist ; seine Monte Baldo. Die Thalsenke von Mori, welche von untersten Terrassen sehen senkrecht ihre violetten Felsen Riva nach Roveredo führt, sperrt das Fort Nago, das hänge im Etschthale auf und bilden mit den ebenso steilen untere Sarcathal ist durch die unweit Riva am Garda Terrassen des Monte Pastello die Etschklause , deren feeufer gelegene Küstenbatterie, Fort Nicolo, geschlossen. Anblick imposant ist. Es ist ein ungeheures Felsenthor, Weitere Thalsperren find an der Ortlerstraße bei Go aus dem die eiskalten Wellen der Etsch, kaum der Straße magoi, bei Erient, bei Mezzo Lombardo, endlich Raum lassend, hervorrauschen. Den Hintergrund bilden die bedeutende Franzensfeste , welche die Straße zum die prachtvollen Berge Südtyrols und rechts die Aus Brennerpaß und in's Pusterthal beherrscht. läufe der lesfinischen Berge, die ihre weinstrogenden Gänge in die Ebene Veronas hinabsenken . Eine nur kurze Fahrt von Stunden führt von Pa strengo hinab in's Etschthal, das man bei Ponton er Miscelle. reicht , wo man auf einer Fähre über den Fluß ſeßt. Bei Volargne tritt man in das Etschdefilé ein ; rechts Das Soldateninftitut zu Chatham. und links steigen die Felsenwände hunderte von Fußen senkrecht in die Höhe, kaum hat die Straße und die Eisen bahn , die theilweise in die Felsen gesprengt ist , Raum [ 27.] Das für das Soldateninstitut bestimmte Gebäude neben der brausenden Etsch. Man befindet sich in der in Chatham ist nunmehr vollständig eingerichtet. Es enthält Etschklause (Chiusa veneta), berühmt schon durch die im Erdgeschoß zwei große Rauchzimmer, welche mit Lag- und tapfere Vertheidigung Otto's von Wittelsbach gegen die Wochenblättern , Journalen , sowie mit Brett- und Schach Venetianer. Die alte Straße lag zwar etwas höher als spielen ausgestattet sind. Zwischen diesen Zimmern befindet die jegige, und unbedeutende Mauerreste zeigen noch die sich ein großer, wohlausgerüsteter Schenktisch, an dem die Leute Stelle, wo sie früher durch ein Castell gesperrt war. Nach Erfrischungen zu dem Selftkostenpreise erhalten. Eine doppelte einer kurzen Biegung erscheint links ein Kirchthurm , es steinerne Wendeltreppe führt in den ersten Stock, welcher ein ist der von Rivoli, auf dessen schlachtberühmtes Plateau Lesezimmer und die Bibliothek enthält. Die Tische des Lese weiter hinten das Defile von Osteria hinaufführt ; noch zimmers find so gebaut, daß aus ihnen ein Podium für Con eine Biegung der Straße und man steht vor dem Fort certe und andere Vorstellungen hergestellt werden kann. Bi Ceraino, das die Straße und Eisenbahn quer absperrt.bliothek und Lesezimmer sind nur durch einen Holzverschlag Das Schließen des Thores und Aufziehen der Zugbrücke von einander getrennt , so daß, wenn ein größerer Raum zu schneidet hier allen Verkehr ab, und die steilen Felsen- Bällen oder ähnlichen Gelegenheiten nöthig wird, ein solcher wände gestatten den geschicktesten Kletterern nicht , das 80 ′ lang und 53' breit mit 200 Gasflammen leicht eröffnet Defilé zu pasfiren , dessen engen Schlund die Kanonen werden kann. Für die Unteroffiziere ist hier noch ein beson des Forts vollständig beherrschen. Die Schließung zu deres Zimmer vorhanden. Der Raum hinter dem Gebäude vervollständigen , dräuen vom Rivoliplateau herab die ist abgeschlossen und es soll auf demselben eine Turnhalle Forts Chlapady und Wohlgemuth, und rechts oben errichtet werden ; ferner sollen hier 4 Kegelbahnen , eine über Ceraino frönt die steile und fahle, Fesenstufe des amerikanische Kugelbahn, ein Raum zum Ball- und einer zum Monte Pastello das Thurmfort Mollinary. Diese Raketspiel gewonnen werden. Das Ganze kostet 5000 L., Forts find alle in demselben System erbaut wie die wozu die Regierung 2000 L. bewilligt hat , 2000 L. durch schon geschilderten und machen einen Angriff des Etsch- Privatſubſcription gewonnen wurden und 1000 L. noch zu defile's , begünstigt durch dessen natürliche Stärke, zu decken bleiben .

llowaty

Nachrichten.

Desterreichische Monarchie. Benedig , 15. September. [ Commission zur Be sichtigung der Festungen. - Beabsichtigte Sen bung von Marineoffizieren nach England zu ihrer weiteren Ausbildung.] Die aus Stabsoffizieren des Geniecorps, der Artillerie und des General-Quartiermei sterstabs bestehende Commission , welche das Kriegsministerium

eingesezt hat, um sämmtliche Befestigungen der Monarchie und deren Armirung zu besichtigen, und die nöthigen Nbhülfen an Ort und Stelle zu treffen , ist bereits hier angekommen und hat ihre Arbeiten begonnen. Im Einvernehmen mit den be treffenden Feftungs- Commandanten und den Genie- und Ar tillerie- Directoren wurden die genauesten, bis ins kleinste De tail gehenden Visitirungen vorgenommen, und schon nach den ersten Inspicirungen erklärte die Commission einstimmig : daß

318 der vortreffliche Zustand, in welchem sich die hiesigen Befesti= | süchtelei Baeyers Autorität anerkannt hat. Während seines gungen befinden, und die ausgezeichnete Armirung der Werke, hiesigen Aufenthalts waren österreichische und sächsische Gene ihre höchsten Erwartungen übersteige, und daß wirklich die ralstabsoffiziere und Geodäten hierher gekommen , um des Vertheidigungsfähigkeit Venedigs eine solche sei, daß man bes Meisters Arbeiten kennen zu lernen. Bayern hatte sich zum Anschluß noch nicht bereit erklärt ; es müßte denn in neuester ruhigt allen Eventualitäten entgegensehen dürfe. ――― In mariti men Kreisen cirkulirt die bestimmte Nachricht , daß der seit Zeit geschehen sein. Die Messungen auf den anderen längerer Zeit grhegte Plan , tüchtige, der englischen Sprache Dreieckspunkten werden von den Generalstabsoffizieren Haupt vollkommen kundige Offiziere der t. 1. Kriegsmarine nach mann Löwe und Premierlieutenant Stavenhagen ausgeführt ; England zu schicken , um die dortigen Marine Einrichtungen sie dauern zum Theil noch fort. Gegenwärtig befindet sich zu studiren , nun demnächst zur Ausführung gelangen werde. Hauptmann Löwe auf der Schneekoppe, wo er vorige Woche Die f. t. Regierung habe bereits dieserwegen mit der eng bei 4 Grad Kälte , aber bei vortrefflicher Aussicht beobachtet lischen alle nöthigen Verabredungen getroffen , und es liege hat. Die Arbeiten in der Grafschaft Glaz, welche behufs in der Absicht des österreichischen Marine- Obercommandos der Detailaufnahme vorgenommen werden, leitet Oberst v. Hesse. einige tüchtige Marine - Offiziere auf englischen Kriegsschiffen Die Dreieckspunkte zweiter Ordnung , auf die es hier be eine Zeit lang als Freiwillige dienen zu lassen , um dadurch sonders ankam , sind von Generalstabsoffizieren ausgeführt, den praktischen Seedienst , wie derselbe in England betrieben die niederer Ordnung aber anderen Militärpersonen (Ober wird , zu studiren. feuerwerkern ) anvertraut worden. Ueber die Messungen end lich, welche Professor Sadebed im Eulengebirge angestellt Preußen. hat , wird dieser wohl selbst einmal Bericht erstatten. Breslau , 22. September. [ Geodätische Vermes Baden. sungen in Schlesien.] Die Messungen , welche von Pfingsten an bis gegen Anfang August auf hiesiger Stern * Mannheim , 20. September. [ Weite Uebungs warte angestellt worden sind , haben im Zusammenhang ge= standen mit denen auf dem Berge bei Goy unweit Ohlau, ritte von Cavalerieoffizieren.] Die Ausflüge zu dem Rummelsberge , dem Zobtenberge , der Schneekoppe, dem Pferde der Wiener Centralcavalerieschule Equitation Todtenberge bei Wohlau u. s. w. Sie sind durch den sind bekannt. Commandant ist gegenwärtig Generalmajor Generallieutenant Baeyer veranlaßt und geleitet worden, der Fürst Taxis , und es sind diese forcirten Distanzritte in ge gegenwärtig als erste Autorität in der Geodäsie gilt , und genwärtiger Zeit höchst nöthig ; denn wenn Alles Theil durch den die Arbeiten des preußischen Generalstabs auf die nimmt an den Erfindungen der Technik und daraus seinen Höhe gebracht worden sind , daß sie allgemein als Muster Nugen zieht, wenn die Artillerie und Infanterie ihre Waffen arbeiten gelten. Der Zweck der von ihm dieses Jahr in verbessert und damit die Grundlagen der Taktik verändert, so Schlesien veranstalteten Messungen ist , die Triangulationen kann nur die Cavalerie nichts verwerthen von all' dieſen Er von Desterreich und Sachsen mit den preußischen in Verbin findungen und bleibt nach wie vor carauf angewiesen , mit dung zu bringen , und zusammenhängende Dreiecksketten her dem einzutreten in's Gefecht und zu zahlen, was sie an Lei zustellen , welche von Palermo bis nach Drontheim hinauf stungsfähigkeit einsehen kann und was sie an persönlichem reichen. Auf diese Weise hofft General Baeyer das Mate moralischen Werthe gilt. Eine solche rial zu einer neuen Gradmessung zu erhalten . Leistungsfähigkeit und Geist zu heben durch Uebungen, ist aber wünschenswerth , weil es sich heransgestellt hat, daß welche die materiellen Kräfte entwickeln und die geistigen stär die Besselsche durchweg nicht den Grad der Genauigkeit hat, ken, indem sie das Urtheil berichtigen und das Selbstvertrauen der ihr bisher zuerkannt worden. Es liegt hierin kein Vor wecken , dazu gehören nun aber hauptsächlich gutgeleitete wurf für Beſſel und seine ausgezeichneten Forschungen , son Distanzritte Im Juni dieses Jahres ritten 31 Offiziere der genannten dern die Mängel, welche man neuerdings entdeckt haben will , sollen von einer localen Ablenkung der Lothlinie in Königs Anstalt eine höchst beschwerliche Tour von Wien nach Steyer berg herrühren. Wenn sich bestätigt , was die bisherigen mark. Auf dem Wege von Eisenerz gegen Vordernberg ver Untersuchungen ergeben haben , so ist unsere Erde größer, ließen sie an der Eisenerzer Höhe die Straße, und es wurde als Bessel gefunden hat. - Die hiesigen Messungen hat ein Gebirgssteig über die Höhe , die 5000 Fuß über der General Baeyer selbst ausgeführt , anfänglich von Sadebeck, Meeresfläche liegt, eingeschlagen , welchen bis dahin noch nie später auch von Galle , Günther und dem Artilleriehaupt der Huf eines Pferdes betreten hatte. Die Reiter saßen ab mann Habelmann unterstützt. Sein Instrument hat Kreise und führten ihre Pferde den steilen, schmalen, stellenweise für von 13 Zoll Durchmesser mit mikroskopischer Ablesung. Mit Fußgeher schwierigen Pfad hinan, an Schneefeldern vorüber, diesem hat er die Polhöhe der Breslauer Sternwarte neu und nach dreistündigem, schwerem Klettern war die 4. Nacht bestimmt ; das Ergebniß ist aber noch nicht bekannt, da das station Vordernberg ohne Unfall erreicht ; sofort ging es über selbe erst im Laufe des Winters aus den Beobachtungen be Seewiesen , Wienerbrücken nach Hainfeld , und am 8. Tage rechnet werden wird . Seine Arbeiten sollen übrigens auch zog man wieder bei vortrefflicher Gesundheit auf der Linzer gleichzeitig für die Struve'sche Längen- Gradmesjung benugt straße in Wien ein . Dabei war jeder Reiter mit Allem, werden. ――――――- Was Baeyers eigene Gradmeſſung anbetrifft , so auch mit der Pferdewartun g, auf sich allein angewiesen, denn ist von den meisten Staaten , über welche sich dieselbe er es wurden keine Diener mitgenommen. Am 9. August begab strecken wird , die größte Bereitwilligkeit , das Unternehmen sich eine solche Cavalcade in 9 Tagen von Wien nach Bruck, zu fördern, befundet worden. Namentlich wollen wir her Hochstraß , Kis - Ber, Veßprim , Keßthaly , Sumegh, Sarvar, vorheben , daß Desterreich ohne jeglichen Schein von Eifer Dedenburg und Wien zurück, eine Strecke von 647 Meilen

319 Schon in vorigem Jahre war Aehnliches von Seiten großherzoglich badischer Cavalerieoffiziere geschehen . Reiter offiziere der Garnison Bruchsal führten weite Distanzritte aus, freilich nicht in so großem Maßstabe , doch ist dabei zu be rücksichtigen, daß diese Herren keine ärarischen Pferde, ſondern ihre eigenen , ihnen ebenso lieben wie theuren Pferde reiten. Am 22. August ritt nun wieder eine Anzahl Offiziere des in Bruchsal stationirten 2. Dragonerregiments Markgraf Maximilian nach Rastatt; dieselben waren um 5 Uhr Mor gens abgeritten , trog einstündigen Rastens wurden hier in einem Zeitraum von 19 Stunden 11 Meilen zurückgelegt. Von keinem Unfalle getrübt, war um Mitternacht die Garnison Bruchsal wieder erreicht, obschon starker Regen und tiefe Fin sterniß ziemlich hemmend in den Weg traten. Nach kurzer Am Ruhe wurde um 6 Uhr zum Exerciren ausgerückt. 26. August ritten die jüngern Offiziere des in Mannheim garni fonirenden 3. Dragonerregiments Prinz Carl über Schwetzingen, Oftersheim , Sandhausen und Kirchheim nach Heidelberg in fast anhaltendem Trabe. Auf dem Rückwege durchschwamm die ganze Reitergesellschaft bei Ladenburg den Neckar und war Abends 8 Uhr wohlbehalten in Mannheim. Eine größere Aufgabe lösten diese Herren am 30. August; dieselbe mahnt uns an das Reiterstückchen des tapferen Grafen von Eberstein, umſomehr, als es fast auf der nämlichen Strecke vor so und so viel Jahren vollführt wurde. Sämmtliche Lieutenants dieses Regiments ritten unter Führung des die Reitschule leitenden Oberlieutenants die Strecke von 28 Stun den (von Mannheim nach Carlsruhe hin und zurück) in einem Zeitraume von 20 Stunden. Auch hier waren keine Diener mitgenommen, die Wartung der Pferde wurde selbst besorgt oder beaufsichtigt. Mit Ausnahme eines Reiters, dessen Pferd fich beschädigte, kehrten alle andern trog der afrikanischen Hiße jenes Tages wohlbehalten in die Garnison zurück , ohne die Kraft der Pferde erschöpft zu haben. Es ist nicht zweifelhaft , daß diese Uebungen, mit aller Umsicht und Sorgfalt (wie in diesen Fällen) behandelt, nur dem Vortheile des Dienstes entsprechen können. Abgesehen von der Abhärtung des Reiters und seines Pferdes , wird das moralische Element gehoben , die Leistungsfähigkeit er mittelt , während die Menge der zu Tage tretenden Details dem jungen Offizier die Wichtigkeit aller der Dienstvorschriften lebhaft vor Augen führt und denselben somit zum praktischen Führer befähigt. Dann auch ist es von der höchsten Wich tigkeit, im Bereich z. B. eines Regiments genau zu wiſſen , nicht nur was der Einzelne , sondern was die Mehrzahl im Verein zu leisten vermag .

Sachsen-Altenburg . Altenburg , 27. September. [ Die Militärcon vention mit Preußen.] Das heutige Gesezblatt publi cirt die zwischen der Staatsregierung und der Krone Preußen abgeschlossene Militärconvention und zugleich das neue (preußi sche) Militärstrafgesetzbuch , die Militärstrafgerichtsordnung, eine Verordnung über die Disciplinarbestrafung der Militär personen , sowie Verordnungen über die Ehrengerichte und das Verfahren bei Untersuchung der zwischen Offizieren vor gefallenen Beleidigungen. Die Convention tritt mit dem 1. October d. I. in Kraft ; bezüglich der anderen Geseze

und Verordnungen ist ein solcher Zeitpunkt noch nicht fest gesezt. Dänemark.

Aus Dänemark , 16. September. [ Sprengung 8 ― versuche. Lager an der Dannevirkestellung.— Verstärkung der Feste Friedrichstadt.] Am 13. b. M. wurden auf dem Nyholm , dem Kriegswerft in Kopenhagen , in Gegenwart des Marineminiſters , einer großen Anzahl See- und Landoffiziere und dänischer und italienischer Seecadetten einige interessante Sprengungsver suche vorgenommen. Ein altes Kanonenboot ward von unten auf unter dem Wasser durch einen sehr einfachen Apparat gesprengt ; große Brettstücke wurden 80 bis 100 Fuß in die Luft geschleudert, und eine Wassersäule von der gleichen Höhe brachte eine große Erschütterung des Erdbodens in der nächsten Nähe des Waſſers , welches so aufsprang , hervor. | Der Erfinder des Apparats ist ein Oberstlieutenant Ramstedt, ein Finne von Geburt, der in russischen Diensten gestanden ; er hat den Apparat ohne alle Förderung der dänischen Re gierung zur Verfügung gestellt, aus reinem Interesse für das Land, welches ihm durch Ingemanns romantische Erzählungen lieb geworden sei. ― Der König hat am 13. d. M. den Uebungen der Artillerie in dem Lager bei der Dannevirke ftellung beigewohnt. Die nun angekommenen fremden Offi ziere speisten am Mittag an seiner Tafel , die bisher täglich gegen hundert Couverte gehabt hat. Auch viele Personen aus der vornehmen Welt der Stadt Schleswig waren dazu geladen. Die Offiziere rühmten das Benehmen der Ein wohner , welche sich recht freundlich gesinnt zeigen ; das Be tragen der gemeinen Soldaten gegen ihre Wirthe ist auch hier friedlich und gut, und es sind bisher nicht die geringsten Scandalscenen vorgekommen. Bei Friedrichstadt sollen nun auch sogenannte vorgeschobene Werke errichtet werden, um den Plaz haltbarer zu machen. Man hat mit Schanzarbeiten auf der dithmarsischen Seite der Eider begonnen , und scheint an der Eiderfähre eine Art Brückenkopf errichten zu wollen. Es ist dieß der Plag, von wo aus im legten Krieg die Batterie Christiansen Friedrichstadt bombardirte, während es durch seine Lage so beschützt war, daß ihm nur wenig Schaden zugefügt werden konnte. Großbritannien. London , 17. September. [ Neue Schießversuche mit Geschügen gegen Eisenplatten.] In Gegenwart des Herzogs v. Somerset (Marineminister ), der Lords von der Admiralität, vieler hochstehenden Offiziere und Fachmän ner sind gestern in Shoeburyneß neue und umfassende Schieß proben mit verschiedenen Geschützen gegen schwere Eisenplat ten vorgenommen worden , deren Ergebnisse allgemeine Be achtung verdienen , insofern sich bei ihnen das Uebergewicht der neuen Artillerie über Eisenplatten herausgestellt hat. Zuerst wurde die neue schwere, oft angekündigte sogenannte Mersey Kanone (von Horsfall) in's Spiel gebracht. Dieses Mon stregeschütz vermag eine sphärische Kugel von 300 Pfund Ge wicht zu schleudern und ist somit beinahe doppelt so furchtbar als der Armstrong'sche 150-Pfünder, welcher das Plattenseg | ment des Warrior zu Schanden geschossen hatte. Auch dieß

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mal stellte die Schießscheibe ein Segment des Warrior vor, bestehend aus 413ölligen Eisenplatten , mit einer Fütterung von 18 Zoll starkem Thekaholz der besten Sorte. Der erste Schuß genügte , um weitere Proben überflüssig zu machen. Die 270 Pfund schwere Vollkugel, abgefeuert mit einer Pul verladung von 75 Pfund, aus einer Entfernung von 600 Fuß, fuhr vollständig durch die Schießscheibe mitten durch , und damit war abermals der Beweis geliefert , daß ungezogene Geschüße bei entsprechend starken Pulverladungen auf nahe Distanzen wirksamer find als gezogene Geschüße. Der Grund hiervon ist schon früher einmal angegeben worden und in dem Umstande zu finden , daß die anfängliche Flugkraft der Kugel aus ungezogenen Geschützen eine größere ist , wodurch die Wirkung auf nahe Distanzen eine gewaltigere fein muß. Es folgt daraus, daß auf großen Entfernungen die gezogenen, auf geringeren die ungezogenen den Vorzug verdienen. Ueber diesen Punkt herrscht unter den englischen Artilleristen heute nicht der geringste Zweifel mehr , und deßhalb erregte die Wirkung des Horsfall'schen Geschüßes weiter kein allzugroßes Erstaunen. Interessanter waren die nächsten Versuche mit Whitworth'schen Geſchüzen, da es sich bei diesen um die Wir fung von Hohlkugeln gegen Eisenplatten handelte. Gegen Hohlkugeln hatten sich diese bisher so vollkommen bewährt gehabt, daß es allgemein als Axiom galt, eine 22 zöllige Ei senbekleidung sei genügend, um ein Fahrzeug gegen Hohlkugeln zu schüßen, und da die Hohlkugeln die gefährlichsten Geschosse find, wurden neuester Zeit die Kanonenboote Preußens, Ruß lands und Dänemarks bloß mit 22 zölligen Platten armirt. Das Irrthümliche dieser Voraussetzung ist durch die gestrigen Proben dargethan worden. Denn die Whitworth'schen Hohl kugeln (fte treffen das Schußobject mit ihrer vorne abgeflach ten Seite ) durchbohrten die 2 zölligen Platten vollständig, und zwar wurden sie mit Ladungen von bloß 1 Pfund 11 und 1 Pfund 14 Unzen aus 12 Pfündern abgeschossen . Schwerere Hohlgeschosse , mit stärkeren Ladungen abgefeuert, zerschmetterten nicht bloß die Eisenplatten, sondern deren starke Holzfütterung durch und durch, und 4zöllige Platten hielten gegen sie ebenso wenig wie 22 zöllige Stand. Damit wäre denn die Annahme von der Unverwundbarkeit der neuen preu ßischen Kanonenboote durch Hohlkugeln praktisch widerlegt, wie denn überhaupt die Zweckmäßigkeit der Schiffspanzerung neuerdings in Frage gestellt ist. Vorerst hat sich gezeigt, daß es auch gegen 63öllige Eisenplatten genügend starke Kanonen gebe, während es andererseits mehr als zweifelhaft ist, ob eine Schiffsbekleidung noch stärker gemacht werden könne, ohne der Seetüchtigkeit des betreffenden Fahrzeugs Abbruch zu thun. Auch über die relativen Vorzüge der Armstrong- und Whit worth-Kanone mird muthmaßlich der Streit jest wieder hef tiger als je geführt werden.

Rußland. St. Petersburg , 3. September. [ Kaiserlicher Erlaß, die Reduction der Armee betreffend. ] Ganz unerwartet , namentlich den anscheinend so bedrohlichen Zu ständen im Orient und in Polen gegenüber , überrascht der Invalide " mit einem kaiserlichen Erlaß , wodurch eine an sehnliche ( wenn auch nicht zu überschäßende ) Reduction des

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Bestandes der Armee verfügt wird. Das Wesentliche dieser Verfügung ist Folgendes : 1) In den Regimentern der zwei ersten Garde - Infanteriedivisionen werden 60 Gemeine per Bataillon nach dem Friedensfuß entlassen , so daß 800 Ge meine per Bataillon bleiben ; 2) in den Infanterieregimentern und Schüzenbataillonen der ersten neun Infanteriedivisionen und des fünften Armeecorps , in dem 1. , 2., 3 und 5. Sap peurbataillon und dem Bataillon der kaukasischen Reservedi vision werden 20 Gemeine per Bataillon , auf dem Kriegsfuß, entlassen ; es verbleiben 900 Gemeine per Bataillon. In den Schüßenbataillonen werden 120 Mann entlassen ( ver= bleiben 600), und in den Reserve- Schüzenbataillonen 60 Un teroffiziere und 200 Mann (es bleiben 60 Unteroffiziere und 400 Mann) ; 3) die auf dem Kriegsfuß stehenden Reserve bataillone des zweiten , dritten und fünften Armeecorps wer den auf den Friedensfuß gesezt ; 4) alle nicht in Front dienst thuende Leute, wie Schreiber , Bäcker , Profoße ic., werden vom Etat ausgeschieden, die Dienste selbst von den Soldaten reihenweise versehen ; 5) endlich soll als Norm des Kriegs fußes für das Infanterie-, Schüßen- und Sappeurbataillon fortan die Zahl 900 statt 920 gelten. Zur Ausführung dieser Veränderungen werden in den Bataillonen der Reserve divisionen des 2. , 3. und 5. Armeecorps und in den Regi mentern und Schüzenbataillonen der 2. , 4. , 5. , 6. und 7. activen Divifionen die betreffenden Mannschaften sofort auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Nach diesen Ausweisen würde die gesammte Reduction 20,000 Mann betragen.

Schweiz. Aus der Schweiz , 5. September. [ Die dieß jährigen Truppenübungen. Errichtung einer Sanitätsschule in Lausanne. ] Trogdem, daß wir dieses Jahr keinen größeren Truppenzusammenzug haben wer den , fehlt es nicht an mannigfachen Manövern. So finden | dieſen Herbst zwei Reitermanöver für die Ost- und Westschweiz, das eine in Neukirch, das andere in Bière statt. ―――― Außer den früher erwähnten Uebungsmärschen einiger Instructions schulmannschaften fand auch ein solcher von 3 Tagen unter Oberst Wieland statt, der Schüler der Offizieraspirantenſchule von Solothurn in den Jura über Biel, Soncetry, Tavannes, Bel lelay ins Delbergerthal und über den Weißenstein zurück nach ――――― Solothurn. Dann exerciren fleißig die Cadetten, manövri ren fast überall und festiftren ganz besonders eifrig im Can ton Tessin, wo sie fast an der lombardischen Grenze in Men drisio ihr Fest mit Manöver c. haben. - Von höherem und nächstem Werthe sind freilich die Recognoscirungen des Ge= neralstabs , welcher sich dießmal die Bündtner Gebirge er wählt hat. Der Ausgangspunkt war Ragah , von da ging es durch das Rättigau nach dem Engadin. Durch diese schon einige Jahre dauernden Recognoscirungen sind unsere Grenzen nun gut durchforscht, und der Bundesrath hat ein später nug bringendes Material gesammelt. Auch für das Militär sanitätswesen wird Sorge getragen : zum ersten Male haben wir in Lauſanne eine eidgenössische Sanitätsschule, an welcher 19 Aerzte mit Unterlieutenantsrang und eine gewisse Anzahl Krankenwärter Theil nehmen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leste.

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Allgemeine Militär - Zeitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 41.

Jahrgang.

Darmstadt, 11. October.

Inhalt: Aufsäte. Verlauf und Bedeutung des diesjährigen Feldzugs in Nordamerika. Briefe aus und über Italien. VII. Mantua.

1862.

Ein Derivations versuch. - Militärische

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die dießjährigen Waffenübungen im Lager von Wimpassing. Preußen. Die bevorstehende neue Organisation der Artillerie. - Die Erledigung der Unteroffiziersfrage. Kurhessen. Hauptmann Darapsky's neue Erfindung , die Dichtmachung des Wahrendorff'schen Verschlußapparats betreffend. Berichtigung.

anderen Seite sollten sich auch die Südstaaten sagen, daß Verlauf und Bedeutung des diesjährigen Feld-

zugs in Nordamerika. (Bereits in den Nrn. 3-5 v. d. J. brachte die A. M.-Z. einen größeren Auffaz : " Die amerikanischen Wirren". Wir möchten denselben heute der wiederholten Aufmerksamkeit unserer Leser empfehlen, da sich schon in jener Arbeit eine Anschauung aussprach , die ihrer Zeit der allgemeinen Annahme zuwiderlief, jedoch durch den Lauf der Ereignisse in den wichtigsten Bunkten ihre Bestätigung gefunden und insbesondere diejenige Lösung des Conflicts vorausgesagt hat, welche jezt als die einzig mögliche erscheint. D. Red.) [2 ] Der große Kampf in Nordamerika ist an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt. Die legten Nach richten reden von einer Reihe schwer errungener Vortheile, wodurch die Generale der Union ihre fühnen und glück lichen Gegner wieder aus dem Staate, welcher die Bundes hauptstadt umschließt , zurückgeworfen hätten ; allein noch wissen wir nicht , ob der Erfolg ein gesicherter und blei bender ist. Sedenfalls wird der Norden auch mit der größten Anstrengung schwerlich weiter gelangen, als daß er den Feldzug in der Position beendet , wo er ihn im Frühjahr begonnen hat. Wir stehen damit unter allen Umständen vor einem Ergebniß, welches geeignet ist, beide Theile über die Grenzen ihrer Macht und ihrer wahr scheinlichen legten Erfolge aufzuklären. Daß die alte Union nicht wieder herzustellen sei, werden sich auch ihre hartnäckigsten Anhänger jegt eingestehen müssen ; auf der

sie wahrscheinlich den Gipfel ihres Glücks bereits über Es ist eine Lage , die beiden Theilen schritten haben. die Gedanken des Friedens , die Bedingungen der Aus Möglich , daß die blutige gleichung nahe legen mag. Arbeit noch eines Dritten Feldzugs dazu gehören wird, um diese Gedanken zur Reife zu bringen ; allein für uns Fernerstehende deutet schon der Verlauf dieses zweiten erkennbar auf die Linien hin, denen die Schlichtung des Unter diesen Um Streites wahrscheinlich folgen wird. ständen wird es an der Zeit sein, daß wir uns in einem furzen Rückblick über den Verlauf dieses Feldzugs Rechen schaft geben, wenn wir seine Bedeutung für die endliche Entscheidung ermessen wollen. Betrachten wir zunächst den westlichen Kriegsschau plag. Das beginnende Frühjahr sah die Waffen der Union hier im Vorschreiten. Im vorigen Jahre hatten fie fast ganz Tennessee verloren ; die Heere der Südstaaten waren bis Kentucky und theilweise bis zum Lauf des Ohio vorgedrungen, jenseits des Mississippi war fast ganz Arkansas und der südliche Theil von Missouri in ihrer Gewalt. Doch der Nordwesten der Union muß im Winter kräftig gerüstet haben; zu Ende März wurden die Gesammtstreitkräfte, welche die Bundesregierung für dieses weite Gebiet organisirt hatte und bezahlte , auf 350,000 Mann angegeben. Die Truppentheile , welche dort auftraten , ergaben nach Namen und Organisation allerdings weit weniger. Im mittleren Kentucky sammelte

322 fich das Armeecorps von Buell mit den 5 Divisionen Nelson , Crittenden , M'Cook, Mitchel , Smith (Pope ?) 40-50,000 Mann ; am Miſſiſſippi zwischen Cairo und Paris das Corps von Grant mit den 6 Divisionen Prentiß, Shermann , Wallace, Hulburt, Pope (Smith ?), M'Clernand 48-60,000 Mann ; in Arkansas und Miſſouri hatten Kurtis und Sigel 8-12,000 Mann , in Kanſas Hunter 10-15,000, auf Ship Island an der Miſſiſſippi mündung Buttler 10-15,000 Mann ; es waren in Allem 115 bis höchstens 150,000 Mann , die wirklich im Feld standen . Jedenfalls indessen eine ansehnliche Macht, die den Gegnern umsomehr überlegen war, als die Kanonen boote der Union unter Commodore Foote und Capitän Davis den mittleren Mississippi mit seinen Nebenflüssen Ohio , Tennessee und Cumberland beherrschten , während der Ausfluß des großen Stromes von Commodore Farra gut mit seiner Flottille vollständig bloquirt war. Vor dieser Macht wichen denn auch die Heere der Südstaaten fast aller Orten zurück. Buell rückte nach einem Sieg bei Donelson zu Änfang März in Nashville, der Haupt stadt von Tenneſſee, ein ; Grant, dem die Kanonenboote Foots den Weg bahnen halfen , drang nach Paris und von da nach Savannah vor ; Pope nahm New- Madrid und schritt zur Belagerung der Miſſiſſippi-Insel Nr. 10 ; in Missouri gelang es dem Geschick und dem Muth Sigels, bei Bea Ridge (6. - 8. März) die Angriffe eines überlegenen Feindes abzuweisen. Zu Anfang April waren Grant und Buell auf dem Marsche , sich bei Pittsburg Landing am mittleren Tenneſſee , unweit Savannah , zu vereinigen. Der Punkt war gut gewählt ; einen kleinen Tagmarsch davon liegt Korinth , ein unbedeutender Ort, doch als Kreuzungspunkt der Mobile - Ohio und der Memphis Richmond Eisenbahn von hoher Wichtigkeit. Aber auch die Südländer erkannten die Bedeutung des Punktes. Es scheint , daß kurz zuvor unter Beauregard Verstärkungen von Osten eingetroffen waren . Dieser General warf sich nun in Verbindung mit Albert Sidney Johnston auf General Grant ; noch ehe Buell seine Ver einigung mit diesem vollzogen hatte. Die Schlacht ( 6. und 7. April) fiel am ersten Tage sehr zu Ungunsten des Unionsheeres aus , am zweiten , nachdem Buell in der Nacht eingetroffen war, wurde sie wiederhergestellt. Johns ston war gefallen , Beauregard mußte sich nach Corinth zurückziehen. Drei Tage später ergab sich die Miſſiſſippi Insel Nr. 10 an Commodore Foote und General Pope. Um diese Zeit ( 11. April) traf General Halleck , in Washington zum Oberbefehlshaber für diesen Kriegsschau plag ernannt , ein. Er zog zur vereinigten Armee auch Pope heran und rückte nun äußerst langsam und vorfichtig gegen Korinth vor. Als er sich endlich zum An griff der gefürchteten feindlichen Stellung in Bewegung fette , war der Gegner verschwunden (31. Mai) ; gleich zeitig war auch General Mitchel von Nashville auf Huntsville an der Memphis-Richmond-Bahn vorgerückt, und es war damit das Unionsheer im Besig der wich tigsten westöstlichen Verbindung seiner Gegner. Der Vor theil wurde vervollständigt durch den Fall von Memphis, welches sich am 8. Juni an Oberst Charles Ellet und Capitän Davis ergab , nachdem diese vorher in einem kühnen Angriffe die feindliche Kanonenbootflottille auf dem

| mittleren Miſſiſſippi zerstört hatten. Ein noch glänzenderer Erfolg war 6 Wochen früher bei New-Orleans erfochten worden. Commodore Farragut hatte ( 18. - 26 . April) mit hölzernen Dampfern die Linie der feindlichen Forts und Schiffe durchbrochen und die große Hauptstadt des Süd westen zur Unterwerfung gezwungen. Damit waren aber auch die Erfolge der Union auf diesem Kriegsschauplag erschöpft. General Halleck ver stand nicht die Siege zu benugen ; es wird nicht eine That von ihm berichtet. Sein Gegner verschwand vor ihm , wahrscheinlich , um die Conföderirten im Osten zu verstärken ; wir wissen aber nicht, ob Halleck auch seiner seits an die Bundesarmee im Osten Streitkräfte abgab. Gewiß ist nur , daß er von der Ueberlegenheit , die ihm zu Anfang des Sommers unbestreitbar zugefallen war, keinen Gebrauch machte. Nicht einmal die Belagerung von Vixburg am Mississippi führte zu einem Erfolg. Im Laufe des Sommers löst sich auch die Unionsarmee im Westen allmählig auf, ohne daß wir bis jegt wiſſen, wie und warum. Der weite Raum von den Alleghanys bis über den Miſſiſſippi hinaus überzieht sich allmählig mit einem Guerillaskampf, der mit wechselndem Erfolg hin und her schwankt ; im Ganzen aber scheint es , als hätte die Union wohl am Miſſiſſippi , nicht aber am oberen Cumberland und Tennessee die im Frühjahr ers rungene Position zu behaupten vermocht. Zu weit größeren Entscheidungen drängten sich , der Natur der Sache nach, die Ereignisse auf dem westlichen Kriegsschauplag zusammen. Hier liegen, 22 Meilen von einander entfernt , die beiden Hauptstädte Washington und Richmond , hier sind die bedeutendsten Häfen , die dichteste Bevölkerung , das reichste Leben in Handel und Industrie , hier fließen in den wichtigen Staaten Vir ginien und Maryland die Interessen , die Sympathien, die Ansprüche der streitenden Theile am verworrenſten durcheinander. Hier also hatten von Anfang die Gegner ihre Hauptkräfte versammelt. Die Heere der Union, bei Beginn des Frühjahres, wurden in diesem Gebiet von den | Zeitungen zuſammen auf über 300,000 Mann angegeben . Was davon unter dem Namen der Potomac- Armee wirk lich im Felde stand , war nach der im März durch den Kriegsminister Stanton angeordneten Eintheilung : 1 ) die Hauptarmee unter M'Clellan , 4 Armeecorps (Sumner, = Heinzelmann, Smith, Porter) oder 9 Divisionen (Richard son, Sedgwick ; Hooker, Kearney ; Franklyn, Keyes, Couch ; Porter, Casey) 80-90,000 Mann ; 2) Armee von M'Do well, 3 Divisionen (Shield, Patrick, Gordon) 24-30,000 Mann ; 3) Armeecorps von Banks, 1 Division (Banks) 8-10,000 Mann ; 4) Armeecorps von Fremont, 2 Divi fionen (Blenker, Stahl) 16—20,000 Mann, 5) Division Burnside in Nordcarolina 8-10,000 Mann , 6) Division Benham vor Charlestown 8-10,000 Mann ; 7) Ge neral Wool bei Fort Monroe 10-15,000 Mann ; 9) Ge= neral Wright in Florida 3-5000 Mann , in Summa 157-190,000 Mann ; außerdem in Washington und Baltimore zur unmittelbaren Vertheidigung 20-30,000 Mann. Auf dieser Stärke mögen sich diese Armeetheile durch die fortwährend nachrückenden Ergänzungen an nähernd erhalten haben. Was die Südländer dagegen aufstellten, ist wegen mangelnder Nachrichten und auch

323 Darum nicht hinreichend zu ermitteln, weil sie ihre Truppens theile geschickter vom Osten nach dem Westen hin- und herge worfen zu haben scheinen ; es wird auf dieſem Kriegsschau plag wohl niemals mehr als 150,000 Mann betragen haben. Auch hier begann der Feldzug mit Erfolgen für die Union. Der erste war der berühmte Seefteg des Moni tor auf der Rhede von Norfclf am 9. März , der den furchtbaren Merrimac unter die Kanonen von Norfolk zu rüctrieb und die von diesem bereits durchbrochene Blocade wieder herstellte. Es folgte der freiwillige Abzug der Conföderirten aus ihrer seit vorigem Jahre behaupteten Stellung bei Bull-Run, und im Zusammenhang damit die glückliche Abwehr eines Angriffs von Jackson durch Shield bei Winchester (23. März) . Dann eine Anzahl kleinerer Erfolge an den Häfen von Nord- und Süd carolina und in Florida. Um die Mitte März schiffte M'Clellan 9 Divisionen bei Alexandria ein und ſezte fie nach der Halbinsel von Vorktown über ; seine Absicht war, die feindliche Hauptstadt Richmond von der Seeseite her zu nehmen. Der Plan war an sich gut angelegt und in der Beherrschung des Meeres und der Flußbuchten durch die Schiffe der Union wohlbegründet ; allein die Hauptbedingung für sein Gelingen : rasche, kühne Durch führung mit gesammelter Macht, blieb unerfüllt , darum mußte er scheitern . Gleich der Anfang ließ sich viel zu bedächtig und methodisch an ; nicht mit Unrecht hat man M'Clellan vorgeworfen, er habe sich zu sehr in das Vor bild der Belagerung von Sebastopol verstrickt, deren Ende er in officiellem Auftrag gesehen hatte. Er brauchte 5-6 Wochen, um den Feind aus den Linien, die er bei Wil liamsburg quer über die Halbinsel gezogen hatte, zu ver Drängen; ein entschlossener Angriff, verbunden mit einer Umgebung zu Schiff, hätte ihm die Stellung wahrschein lich viel rajcher in die Hand geliefert. Wie der Feind sich zurückzog, mußte er freilich Norfolk mit seinem treff lichen Hafen räumen und den Merrimac , der nicht zu retten war, in die Luft sprengen (3. u. 4. Mai) ; allein nun folgte M'Clellan wieder zu langsam : obwohl er nirgends mehr auf entscheidenden Widerstand stieß, brauchte er dochfast 4 Wochen, um die 14 Meilen bis Richmond zu rückzulegen. Zu Ende Mai richtete er sich 3 Meilen von der Stadt auf beiden Ufern des Chicahominy ein ; seine Basis war am Pamunkey River mit dem Mittelpunkt White House, durch die Beſegung von Hannover Court House, auf seinem rechten Flügel (27. Mai) stellte er die Verbindung mit M'Dowell her. Allein dieser ver mochte ihm keine Stüße mehr zu sein . Durch die An ordnung des Kriegsministers Stanton waren die Kräfte zwischen dem oberen Potomac und dem Shenandoah auf unverantwortliche Weise in die 3 Corps von M'Dowell, Banks und Fremont zersplittert. General Jackson be nugte die Gelegenheit mit großem Geschick und sprengte am 25. Mai bei Winchester das Corps von Banks völlig auseinander. Aus der allarmirten Hauptstadt rief die Regierung sofort M'Dowell und Fremont gegen den kühnen Feind herbei, ihn zugleich von Osten und Westen her zu fassen ; allein dieser entzog sich der Gefahr und wehrte noch zulegt im oberen Shenandoahthal bei Croß Keyes (8. Juni) einen Angriff Fremonts mit Glück ab. Kurz vorher hatte auch M'Clellan erfahreu müssen, wie

, wenig gesichert trog aller Vorsicht seine Stellung war. Am 31. Mai wurden zwei seiner Divisionen, die am weitesten vorgeschoben waren, von General Joseph Johnston bei Fair Dakes (Seven Pinos) mit Uebermacht angegriffen und über den Haufen geworfen ; mit Noth stellten die 2 anderen Divi sionen, die noch am rechten Ufer des Chicahominy standen, das Gefecht am Abend her, so daß es, als am 1. Juni 2 Divisionen vom linken Ufer zu Hülfe kamen, gelang, den Feind wieder zurückzuwerfen. Noch hatte dieser seine ganze Macht nicht bei Richmond zusammen ; allein wäh rend M'Clellan in den nächsten Wochen faum von der Stelle fam, bereitete sich der Schlag gegen ihn vor, der seinem Plan ein verderbliches Ende machte. (Schluß folgt.)

Ein Derivationsversuch. (Die nachstehende Arbeit erhalten wir durch Vermittelung eines unserer geschäßtesten Mitarbeiter und wollen ihr schon deßhalb unsere Aufmerksamkeit nicht versagen ; außerdem ist der darin mitgetheilte Versuch wirklich neu , interessant und in anziehender Weise darge stellt. Anderntheils sehen wir uns zu der Bemerkung veranlaßt, daß wir nicht mit allen Folgerungen einverstanden sind , welche der Herr Verfasser aus seinen Beobachtungen gezogen hat , und daß wir ins beſondere keinerlei Argumente gegen die vollkommen klare und fest= stehende Theorie der Derivation (wie solche durch Magnus , Otto, Majewski und Mondo übereinstimmend erläutert wird) aus diesem neuen Versuche zu folgern wissen. Wir denken im Sinne des Herrn Verfassers zu handeln, wenn wir unsere Bedenken an den betreffenden Stellen des Auffages andeuten, ohne in eine allzu ausführliche Dar: legung derjenigen Punkte einzugehen , welche durch die angeführten Schriftsteller erschöpfend behandelt find. D. Red.) [v. H.] Wer sich eingehend nicht allein mit der Theorie, sondern auch mit der Praxis des Schießens beschäftigt hat, dem werden häufig Erscheinungen aufgestoßen sein, für die sich im Augenblick keine Erklärung finden lassen wollte. In diesem Falle braucht man nur die reinen Theo retiker zu fragen, und erhält gewiß eine Antwort, in der die Herren Cosinus, Sinus u . s. w . nicht fehlen. Sind uns lettere Herren auch früher alle vorgestellt worden, so hat doch nicht ein Jeder ihre intime Bekanntschaft fort gesezt, und dann helfen selbst die schönsten Wurzelzeichen nicht zur Ueberzeugung. Noch schlimmer aber ist es, wenn gelehrte Erklärungen auf ungenaue Beobachtungen gegeben werden . Es kommt vor, daß gefragt wird : " Woher kommt es, daß ein Mensch gleich nach dem Mittagessen nicht mehr wiegt als turz ______ zuvor ?" Sofort erhält man eine Antwort, in der sehr viel von Luftdruck, 15 Pfund auf den Quadratzoll, ver drängter Luft, comprimirtem Gemüse u. s. w. vorkommt. Wer's glauben will , ist befriedigt und trägt die Theorie weiter , schwört wohl gar darauf; wer's nicht glauben kann , seßt sich vor und nach Tisch auf die Wagschale, und wird bei leidlichem Appetit einige Pfunde Unter schied finden. Die Derivation gehört zu den Erscheinungen , denen es an wunderlichen Erklärungen nicht gefehlt hat. Professor Magnus hat das Verdienst , den Grund dieser Abweichung zuerst durch Schrift und Experiment nachge wiesen zu haben , allein nicht Jedem sind die von ihm

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benugten theuren Instrumente zugängig , und sehen will | zontal geschossene Kugel (von dieser ist vorläufig nur die Rede) ablenkend oder hindernd wirken , einzeln, so man doch selbst. Dieser Grund veranlaßte den Schreiber dieses vor finden wir als ablenkende Kraft die Fallkraft, für die wir ein 4-5 Jahren zu einem Versuch im Bereich seiner geringen bestimmtes Geseg kennen , als hindernde Kraft den Luft Mittel, dessen hier erwähnt werden soll, nicht als etwas widerstand, und zwar, da das Geschoß eine Doppelbewegung Maßgebendes , sondern als eines Fingerzeigs für solche, nach vorn und unten hat, den Widerstand von vorn und ―― die dergleichen Experimente selbst machen und ihr Urtheil unten. Diese Widerstände betrachtet man beſſer einzeln, als vereint in den Resultirenden. aus eigener Wahrnehmung feststellen wollen. Der Luftwiderstand von vorn iſt zuerst am ſtärksten So lange man mit Rundkugeln (man vergebe ! ) schoß, wußte man nichts von der Derivation , und mag der und wird bei abnehmender Geschwindigkeit des Geschosses Grund darin liegen , daß dieß Geschoß auf größeren immer schwächer ; er hält das Geschoß auf, fann aber, Entfernungen zu ungenaue Resultate gab , um daraus solange er genau auf die Spige desselben gerichtet ist, auf eine bestimmte Abweichung schließen zu können. -- feine seitliche Abweichung hervorbringen , denn hierzu Mit Einführung der Spiggeschosse erweiterte sich die würde eine seitliche Kraft gehören. Der Luftwiderstand Wirkungssphäre , und es stellte sich die Derivation bei von unten, welcher sich dem fallenden Geschoß entgegen gezogenen Handfeuerwaffen und besonders Geschüßen bald stellt , ist hingegen anfangs sehr gering , nachher immer zur Evidenz heraus. stärker werdend, weil das Geschoß an Geschwindigkeit zu Des Referenten Versuche bezogen sich nur auf Hand nimmt. Auch dieser Widerstand würde das Geschoß nicht feuerwaffen und gingen zuerst dahin , zu ermitteln, aus der Richtung des Falls bringen, weil er nicht seitlich, welchen Einfluß Veränderungen an Waffe und Ladung sondern grade von unten angreift ; bringt man ihn je auf die Derivation ausübten. doch in Verbindung mit der seitlichen Umdrehung des Geschosses, so kann man sich leicht denken, daß ein Ab Hierbei stellte sich Folgendes heraus : Bei gleich schweren Geschossen, aus gleichen Gewehren walzen desselben in der Richtung der Rotation auf der mit gleicher Ladung auf gleiche Distanzen geschossen, deri unten dichter werdenden Luft möglich ist , ähnlich wie, virten diejenigen am wenigsten , deren Vordertheil sich wenn man einen seitlich rotirenden Billardball fallen läßt, mehr der Kugelform näherte , die am meisten , bei denen derselbe , wenn er die Erde berührt , durch die Reibung in der Richtung der Rotation seitlich abwalzt. die Spige ein langer Conus war. Hieraus ließ sich schließen, 1 ) daß die conische Spize die Dieser Gedanke ist so natürlich und scheint den Vor Derivation beförderte, und zwar umſomehr, je länger sie war. gang bei der Derivation sofort zu erklären , wenn nicht Bei gleichen Geschossen , unter sonst ganz gleichen die Bewegung excentrischer Granaten bei ähnlichen Vor Umständen und Distanzen , aber bei ungleicher Pulver aussehungen grade umgekehrt wäre. ladung, derivirten die Geschosse am wenigsten , die mit Es gilt also, durch Experiment näher zu untersuchen, der stärksten , die am meisten , die mit der schwächsten ob und welche Abweichung ein um die horizontale Achse rotirender und zugleich fallender Körper von der Sent Ladung geschossen waren. Hieraus folgt, 2) daß geringe Geschwindigkeit die rechten macht. Zu diesem Ende fertigte der Verfasser einen Cylinder Derivation vergrößert, große Geschwindigkeit ste verringert. Unter sonst ganz gleichen Verhältnissen , also noch bei von Gußstahl, 2 Zoll lang, 1 Zoll im Durchmesser, und gleicher Geschwindigkeit, war die Derivation bei Gewehren versah denselben an den Endpunkten der Achse mit ein mit raschem Drall bedeutender als bei solchen mit lang paar sehr feinen kurzen Spigen , an welchen man den famem Drall . Cylinder mit einer eigens construirten Zange der Art Hieraus folgt, 3) daß die stärkere Rotation des Ge fassen konnte, daß es möglich war, ihn mittelst eines um schosses eine stärkere Derivation herbeiführt. wundenen Seidenfadens durch schnelles Abziehen in eine Zieht man außer diesen drei Punkten ferner in Be kräftige Rotation zu verseßen. - Die Zange selbst, an einem festen Holzgestell befestigt, war der Art eingerichtet, tracht , daß die Derivation keine gradlinige Abweichung ist, sondern mit der Flugdauer steigend zunimmt, ähnlich daß sie sich beim Zusammendrücken der Schenkel öffnete. Ein Gummiband, um legtere geschlungen, gab ihr das dem Fallgesez, und daß, je nachdem das Gewehr rechts oder links gezogen ist, die Abweichung rechts oder links liegt, Größe der Derivation sich verringert. Daß die Abweichung so scheint dieselbe aus der Form der Geschoßspige, der in der Richtung des Dralls liege , ist nach den immer Rotation und der Flugdauer hervorzugehen. *) Eis jegt vorliegenden Untersuchungen keineswegs anzunehmen. Betrachten wir nun die Kräfte, welche auf die hori Bei den meisten bis jezt gebräuchlichen Langgeschossen gezogener Rohre liegt der Schwerpunkt so weit hinten , daß die Reſul tante des Luftwiderstandes mehr oder weniger vor demselben *) Als allgemeine Ursachen der Notation würden in ge= nauerem Ausdruck anzuführen sein : die Gestalt des ganzen angreift. Möchte der Herr Verfasser, dem offenbar eine außer gewöhnliche praktische Einsicht für solche Untersuchungen zu Geschosses , seine Winkelgeschwindigkeit und fortschreitende Be Gebot steht , sich durch Experiment überzeugen , ob auch solche wegung, und die aus diesen Umständen hervorgehende Modi fication des Luftwiderstandes hinsichtlich seiner Intensität und Langgeschosse , deren Schwerpunkt der Spize sehr nahe liegt, nach der Seite des Dralls deriviren , oder in entgegen seiner Angriffspunkte. Die Form der Spize ist für sich nicht entscheidend , sondern nur insofern sie für das ganze gesezter Richtung. - Am Schlusse dieser Bemerkung müſſen wir noch ausdrücklich aussprechen, daß die Richtigkeit der von Geschoß die Lage des Schwerpunkts und den Angriffspunkt dem Herrn Verfaſſer beobachteten Thatsachen außer Zweifel des gesammten Luftwiderstandes beeinflußt. Bei sehr stumpfen Spigen wird der Schwerpunkt mehr nach vorn gerückt und steht , und mit allen anderweitigen Beobachtungen überein D. Red. stimmt. hierdurch jenem Angriffspunkt näher gebracht , wodurch die

325 Bestreben, sich offen zu halten ; wollte man den Cylinder in die Zange einsehen, so sperrte man die Schenkel durch ein Hölzchen. Wurde das Hölzchen herausgerissen , so öffnete sich die Zange und ließ den Cylinder fallen. Dieser wurde in einem Kästchen mit Sand oder Lehm aufgefangen. Die angestellten Fallversuche mit dieſem Cylinder gaben folgendes Resultat : Ohne Rotation fallen gelaſſen, fiel der Cylinder senk recht in derselben horizontalen Lage in den Kasten ohne --Aenderung seiner Achslage. — Rotirte der Cylinder nach rechts, d . h., wenn man an einem Ende desselben stand, von links über oben nach rechts, so wich er beim Fall stets von der senkrechten nach links ; rotirte er umgekehrt, von rechts über oben nach links , so wich er stets nach rechts ab. In beiden Fällen behielt er jedoch die Lage seiner Achse bei, d . h. die Achse lag, von oben gesehen, parallel mit ihrer früheren Lage in der Zange. Ferner wuchs die Abweichung bei gleichen Fallhöhen mit der Geschwindigkeit der Rotation. Sie wuchs bei gleicher Rotation mit der Zunahme der Fallhöhen und zwar nicht gleichmäßig, sondern, so viel man beobachten fonnte, in einer ähnlichen Progression wie die Geschwin digkeit des freifallenden Körpers. Stand man seitwärts, so konnte man gegen ein aufgehangenes Loth sehr deut lich die Steigung der Curven wahrnehmen. Da die Ro tation nicht durch eine mechanische Vorrichtung, sondern durch die Hand gegeben wurde, so sind Zahlen nicht ge nau anzugeben , jedoch betrug die Abweichung ungefähr auf 15 Fuß 1-2 Zoll, auf 30 Fuß zwischen 4 und 5 Zoll, auf 60 Fuß zwischen 9 und 12 Zoll, auf 100 Fuß schon mehrere Fuß. Wie wir sehen, war diese Abweichung der beim Schießen fich zeigenden Derivation grade entgegengesett, fie findet jedoch ihre Erklärung in derselben Weise wie die Ab weichung der excentrischen Granaten, populär ausgedrückt, wie folgt: Eine Hälfte des nach unten gekehrten Theils des Cylinders rotirt dem von unten kommenden Luftdruck entgegen, die andere ebensoviel von demselben abwärts ; es muß daher der Cylinder einen ungleichen Luftdruck von unten erhalten und nach der Seite ausweichen, wo er den geringsten Druck erhält.*) (Schluß folgt.)

| der Eisenbahn von Verona aus in einer Stunde erreicht wird . Vom kleinen Bahnhof vor der Porta nuova aus führt die Bahn an dem aus dem Feldzug 1848 bekannten Santa Lucia vorüber ; weithin sichtbar erscheinen der schlanke, mit Zink gedeckte Kirchthurm und die schwarzen Cypressen des Kirchhofs , dessen Mauern heute noch die Spuren des blutigen Kampfes zeigen. Seht zweigt sich die Bahn von der Mailänder Hauptlinie ab, und der Zug schnurrt entlang den gleichfalls durch ihre blutige Rolle im Feldzug 1848 bekannten Höhen von Sona , Sommacampagna und Custozza nach Villa franca, an welches Städtchen sich weniger erhebende Reminiscenzen knüpfen . Es präsentirt sich ganz hübsch vom Bahnhofe aus mit seiner breiten Hauptstraße und hohen, mit stolz gewölbter Kuppel gekrönter Kirche. Fremde besuchen häufig das Haus ( nicht Schloß) des Kaufmanns, wo die beiden Kaiser den Präliminarfrieden schlossen ; der Tischteppich des Salons , in dem die Berathung ge pflogen ward , soll schon zum viertenmal erneut worden sein, da namentlich Engländer es sich nicht versagen können, einen Fezen als Reliquie davonlaufen zu lassen. Von Villafranca führt die Bahn ziemlich grade nach Roverbella , wo die Cultur der Reisfelder beginnt und dann in schnurgrader Richtung nach Süden zum Bahnhof von Mantua , der 1 Stunde von der Stadt entfernt liegt. Zahlreiche Droschten und Omnibus, welche die dammartige, fußtief mit Staub bedeckte Straße heraufjagen , die Menge der Uniformen , die auf dem Bahnhof sichtbar werden , und endlich eine widerliche Sumpfluft verkünden die Nähe Mantuas, das durch die dichten Gebüsche und Pappelalleen, welche den hier schon in's sumpfartige übergehenden fetten Marschboden be decken , verhüllt bleibt. Erst näher gekommen , tauchen die schönen Linien der bekuppelten Kirchen und ihrer schlanken Thürme auf , und nach einer halben Stunde steht man an der Pforte Mantuas, des ehemals so stolzen Siges seiner eigenen Herzoge aus dem Hause Gonzaga. Der Schwan, das Wappen Mantuas, prangt neben dem kaiserlichen Doppelaar hoch über dem Thorbogen , durch welchen man jezt in die Citadelle einfährt , den nörd lichen Brückenkopf Mantuas, ein in altitalienischer Manier ― -wie ganz Mantua befestigtes bastionirtes Fünfeck von an sich zweifelhafter Stärke, so weit dieselbe nicht in der Inundation des Vorterrains und den starken Profilen des Walles besteht. Hinter dem Thore zeigt der gesprächige Vetturin nach der Rechten , wo im Schatten prächtiger Militärische Briefe aus und über Italien. Kastanien ein unscheinbarer Steinwürfel , kaum 3 Fuß hoch, etwa 40 Schritt seitwärts , die Stelle bezeichnet, VII. wo des am 20. Februar 1810 auf Napoleons Befehl Mantua. erschossenen Andreas Hofer Leichnam ruhte , bis derselbe [ M. B.] Wem es vergönnt ist, einige Zeit in Verona nach Innsbruck gebracht ward . Die Citadelle umschließt mit ihren alten Mauerlinien und tiefen Wassergräben zu verweilen, der versäumt wohl nicht leicht die Gelegen -- Porta ―――― die aus einer heit, das nahe gelegene Mantua zu besuchen, das auf die Vorstadt Mantuas Gasse unansehnlicher ruinenartiger Häuser , welche meist *) Diese Erklärung ist nur dann völlig richtig , wenn man auch als Magazine benugt sind , besteht. Aus der Vorstadt dabei in Betracht zieht , daß eine den Cylinder umschließende fährt man über die fast Stunde lange gedeckte Ponte Luftschicht gleichfalls in Rotation versezt wird. In dem oben Mulina nach der eigentlichen Stadt. Die merkwür betrachteten Falle strömt diese Luftschicht auf der rechten Seite Dige Brücke, welche den Hauptverkehr mit Mantua ver vertical des ftande entgegen und bewirkt hierdurch, wie bei den excentrischen mittelt, wurde bereits 1188 erbaut und hält 12 Mühlen Granaten, einen Druck nach der linken Seite. D. Red. fest, welche nach den Aposteln benannt sind, deren hübsch

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gearbeitete Standbilder an den Seitenwänden der Brücke angebracht sind. Der Eindruck, den Mantua selbst macht , ist eigen thümlich ; zur Umgegend der Stadt, die nichts als Wasser, Sumpf, Sand , Gebüsch und Wiesengrund zeigt, zu den ärmlichen Häusern der Vorstadt passen die palastartigen Häuser, breiten Straßen und prächtigen Kirchen der eigent lichen Stadt schlecht. Dabei sind die hohen balconreichen Gebäude der Stadt verschlossen , scheinbar unbewohnt, die breiten langen Straßen , die hübschen freien Pläße menschenleer , und nirgends zeigt sich Leben. Starter Verkehr findet sich nur unter den Arcaden der Contrada Croce Verde und auf Piazza d'Erbe. Besonders wenn man einen derKirchthürme besteigt und das reizende Pano rama der Stadt überblickt , fällt das Todte, Menschen leere derselben unheimlich auf. Eine besonders hübsche Aussicht bietet außer dem Telegraphenthurm (wo ein optischer Telegraph mit Verona und Legnago verkehrt) der Thurm der prächtigen St. Andreaskirche. Die ganze Mantuaner Ebene liegt , einer Landkarte gleich, zu den Füßen des Beschauers . Unten liegt , von den Ruppeln der Kirchen überragt, das imposante Häusermeer der Stadt, durchschnitten von den langen Straßenlinien, grade unten der prächtige Palastplag, ein schönes Viereck mit dem kaiserlichen Palaste, dem ehemaligen herzoglichen Palaste der Gonzagas . Rings um die Häusermasse schlingt sich in nach Südwesten geöffnetem Bogen die glänzende Fläche der breiten, mit Schilfinseln wucherisch bedeckten drei Mincioseen, über welche die beiden langen Brücken bänderartig zu den beiden Brückenköpfen : die Ponte Mulina zur Citadelle und Vorstadt , die Ponte di San Giorgio zum gleichnamigen Brückenkopfe und der Rocca hinüberreicht. Da wo die Westseite Man tuas die Straße von Marcaria erreicht, führt die Porta Pradella durch die Wallgürtel. Dort war es, wo die Desterreicher unter Kray am 28. Juli 1799 das von Froissac vertheidigte Marcaria erstürmten , nachdem sie es 14 Tage lang belagert hatten. Jezt ist dort das Fort Belfiore vorgelagert , das 1810 von Chaſſeloup erbaut und in neuester Zeit durch ein Minensystem ver stärkt ist. Das Fort , ein Hornwerk, ist durch 4 Batte=

rien flankirt, welche im See auf Rosten erbaut und 1851 vollendet wurden . Zwischen der Straße von Borgoforte und dem unteren See liegt das Werk Ceresa mit 70 Ge schügen, der Kern der Befestigung des südlichen Brücken topfes von Mantua. Dieses Werk bildet das Reduit des verschanzten Lagers , das zu beiden Seiten der Borgo forte- Straße sich ausbreitet und Lagerraum für 30,000 Mann bietet. Von drei Bastionen , welche durch Cour tinen verbunden sind , umwallt, bietet es einer Armee sicheren Schuß und ist unangreifbar, wenn mittelst der künstlichen Schleusenvorrichtungen die Wasser der Mincio seen angestaut und dann abgelassen werden. In weniger als 24 Stunden kann das ganze, den südlichen Brücken kopf umgebende Vorterrain so stark überschwemmt werden, daß das Wasser selbst auf den dammartig erhöhten Straßen 9 Fuß hoch steht. An der Südspige des unteren Sees zeichnen sich am Horizonte die Profile eines aus zwei bastionirten Fronten bestehenden , in Vauban'scher Manier erbauten Forts ab ; es ist das in der Nähe des gleichnamigen Dorfes gelegene Fort Pictole , der wich tige und starke Schlüssel der Schleusenwerke. Die Wassermassen des Mincio sind es also , welche eigentlich der Schuß Mantuas sind und einen Angriff fast zur Unmöglichkeit machen; aber grade sie sind es auch, welche der gefährlichste Feind des Angreifers und Vertheidigers werden, indem sie jene mephitischen Dünste aushauchen, aus denen die verheerenden Krankheiten ent stehen, welche die furchtbare Plage der Mantuaner Truppen bilden und die oft so zerstörend wirken, daß die Spitäler dicht gefüllt sind und die Verlegung der Truppen zur Besonders ist es unabweisbaren Nothwendigkeit wird. das gelbe Fieber, welches in den heißen Sommermonaten viele Opfer fordert und die sogenannte ägyptische Augen krankheit , an der Hunderte erkranken und dann nach anderen Garnisonen gebracht werden müssen. Die Sorge der Regierung für die Kranken läßt übrigens nichts zu wünschen übrig und die Pflege in den Militärſpitälern iſt musterhaft. Wir schließen hier unsere Berichte , um sie vielleicht zu einer anderen Zeit noch fortzusehen.

Nachrichten. durchgeführt. In der ersten Zeit des Aufenthalts im Lager wurden taktisches Exerciren , der Sicherheits- und Vorposten ** Wien , 30. September. [ Die dießjährigen dienst, Ueberfälle, Recognofcirungen ic. in kleineren Truppen= Waffenübungen im Lager von Wimpassing.] Die abtheilungen vorgenommen, und dann ſtufenweiſe bis zu den dießjährigen größeren Truppenübungen der hiesigen Garnison Uebungen in der Brigade fortgeschritten. Den Schluß der find mit vorgestrigem Tage beendet worden. Sie beschränkten | Lagerzeit für jede einzelne Brigade bildete ein großes Feld sich auf jene Exercitien , welche im Lager bei Wimpassing manöver, an welchem sich die das Lager beziehende und die stattfanden. Bekanntlich war dasselbe für die Stärke einer dasselbe räumende Brigade betheiligten . Truppenbrigade (4 Linienbataillone, 1 Bataillon Jäger, 1 Was diese Uebungen speciell charakterisirte, ist vor Allem Division Cavalerie und 1 Fußbatterie) errichtet worden, und jener Unterschied , der zwischen der taktischen Schule der da die Garnison Wiens mit Zuziehung einzelner Besagungs Vorzeit und Gegenwart herrscht ; denn während sich die truppen der umliegenden Ortschaften vier solcher Brigaden Truppenconcentrirungen noch vor wenigen Jahren dadurch bildete, und jede derselben das Lager beziehen sollte, so dauerte kennzeichneten , daß man hauptsächlich dem geschlossenen der Aufenthalt der einzelnen Brigaden in demselben einen Exerciren die größte Aufmerksamkeit zuwandte, hat man im Monat. Die Uebungen begannen mit dem 1. Juni, und Lager von Wimpassing besonders jenen Uebungen die Haupt es wurden dieselben nach einer eigenen festgesetzten Norm sorge zugewandt, die auf Selbstständigkeit und geistige Entwicke

Desterreichische Monarchie.

327 lung der Truppe hinarbeiten. Unverkennbar hat die mit den Provinzen stattgefunden haben, und daß, wie verlautet, nun neuen Exercirvorschriften in's Leben gerufene neue taktische Schule mehr wenigstens der Ersag der bisher bei den meisten Ar große Dimensionen angenommen und sie wird um so gründlicher tilleriebrigaden noch geführten alten Zwölf- und Sechspfünder, den Pedantismus , der hie und da noch sichtbar hervortritt, wie der Haubigen durch die neuen kurzen Zwölfpfünder und vernichten , je mehr sie sich in ihrer ausschließlichen Anwen die erwähnten leichten gezogenen Geschüge in dem für dieses dung verkörpert und zur vollen Geltung erhebt. Man hat Jahr vorgesehenen Maße bewirkt werden soll. So viel man in der Bataillonscolonne alle jene Vortheile zu finden ge hört , würden bei jeder Artilleriebrigade 1 oder 2 fahrende glaubt, die beim Manövriren von der Beweglichkeit einzelner Batterien errichtet werden ; nach anderen Angaben soll jedoch Truppenkörper gefordert werden ; man huldigte hauptsächlich auch hierbei wieder die Absicht obwalten , vorerst nur die ihrer Anwendung, weil sie für die Offensive und Defensive die Ausrüstung einiger Brigaden mit solchen Batterien zu be nöthige Stoß- und Widerstandskraft besaß, und erst die neueste wirken und dieselben bei den andern erst mit nächſtem Herbste, Zeit sollte die Belege liefern , daß die entsprechende Anwen vielleicht auch erst 1864, eintreten zu lassen. Hier bei der dung der Divisions (in Preußen der sogenannten Compagnie-) Garde- Artilleriebrigade war bekanntlich bereits seit Mitte Colonne, nicht allein dieselben Vortheile gewährleistet, ja, sie Sommer dieses Jahres eine Exercirbatterie mit 4 pfündigen selbst überbietet , sondern auch die einzige Gefechtsform Geschüßen ausgerüstet, welche bei den Manövern in diesem ist, die im ersten Treffen den bestehenden Culturverhältnissen Herbste, sowie bei ausgedehnten ferneren Schieß- und Manövrit gemäß , wenngleich bedingt , zur Benugung gelangen sollte. übungen angeblich mit sehr günstigen Ergebnissen ihre Proben Es erscheint uns für überflüssig, diesen Ausspruch durch Bei bestanden hat. Gewiß ist , daß auf das neue Ministerium spiele zu belegen ; wir weisen aber darauf hin, daß selbst die nicht wenig neue militärische Forderungen warten. Die end neuesten Exercirvorschriften der häufigen Anwendung der liche Erledigung der Unteroffiziersfrage dürfte dabei Divisionscolonnen das Wort führen und die Schnelligkeit, obenan stehen, und zwar scheint nach einigen dahin ein mit der sie sich zu bewegen, Hindernisse zu überwinden, be schlagenden Artikeln militärischer Blätter jezt die Absicht vor liebige Gefechtsformen anzunehmen vermögen 2c., wird ihnen zuliegen, durch die gesammte stehende Armee das Exercitium in der Folge vor der schwerfälligen Bataillonscolonne ein der Recruten von dem gewöhnlichen Dienstbetriebe abzu gewisses Uebergewicht sichern. Im Lager von Wimpassing zweigen und zu diesem Behufe bei jeder Compagnie resp. wurden wenigstens bei den Waffenübungen erstere am häufig Escadron eine bestimmte Anzahl Exercirunteroffiziere zu führen ; sten angewendet, und es erscheint dieß um so erklärlicher, als die Zahl der Unteroffiziere überhaupt aber bei denselben dem die Benuzung der Bataillonscolonnen nur beim Auftreten entsprechend um 2 zu erhöhen. Man hofft durch diese Maß massenhafter Streitkräfte Plag greifen dürfte , somit bei der regel zugleich die Kriegstüchtigkeit der Truppen zu steigern und durch den Wegfall des ertödtenden Einerlei des Dienstes einen Massentaktik vorkommen wird. Den Uebungen im Lager von Wimpaſsing hat es die Armee Zuwachs an Capitulanten zu gewinnen. Die Urtheile des ferner zu verdanken, daß das Turnen, das in demselben gleich Auslandes , welche wegen der ewigen Beschäftigung des Re falls geübt wurde und allgemeine Anerkennung fand, nunmehr crutenausexercirens die preußische Armee durchaus nur als der Gymnastik beigeſellt, somit auf eine größere Selbstständigkeit eine Exercir- und keine Feldarmee gelten lassen wollten, werden und physische Entwickelung des Mannes hingearbeit wird. bei einer solchen Neuerung sicher nicht ohne Einfluß ge Auch die Cavalerie hat dargethan , daß sie den Anforde wesen sein ; ob die Geldfrage indeß nicht auch hier einen rungen der neuen taktischen Schule gerecht zu werden wußte. Riegel vorschieben wird, muß abgewartet werden. Schnelligkeit und Leichtigkeit der Bewegungen bei einem Kurhessen. reinen und freien Gange , Ausdauer der Pferde , Ueber 1 Cassel , 1. October. * ) [Hauptmann Darapsky's ** windung von Hindernissen kennzeichnen diesen Umschwung, den die Reiterei gegen sonst durchgemacht hat ; sie wird dem neue Erfindungen , die Dichtmachung des Wahren nach auch in der Zukunft jenen Rang behaupten, den sie dorff'schen Verschlußapparats 2c. betreffend. ] Die in als Waffe in der Armee eingenommen hat; trogdem die Ver Nr. 36 dieser Zeitung erwähnten Erfindungen des Haupt vollkommnung der Feuerwaffen und der erhöhte Culturzustand | manns Darapsky beziehen sich zunächst auf die Dichtmachung ihr kein besonders glänzendes Prognostikon stellten. Es wird des Wahrendorff'schen Verschlußapparats, welche, ohne wesent sich bei ihr in der Folge hauptsächlich nur um die Art ihrer liche Abweichung von der wohldurchdachten preußischen Con struction, durch eine Combination der legteren mit der Whit Verwendung und Führung handeln . worth'schen Liederung erreicht worden ist. Dieser kleine Preußen. Berlin , 8. October. [ Die bevorstehende neue Zusag zum preußischen System (wahrscheinlich eine besondere 1 Organisation der Artillerie. Die Erledigung *) Wir brachten in Nr. 36 der A. M.-Z. eine erste kurze Mitthei der Unteroffiziersfrage.] Es soll die Absicht der lung über des Hauptmanns Darapéky verdienſtvolle Arbeiten zur Regierung sein, von den zur vollen Verwirklichung der für Verbesserung der gezogenen Hinterladungsgeschüße. Durch einen die neue Armeeorganisation noch ausstehenden Maßregeln zu von unseren sachkundigen Lesern ohne Zweifel erkannten Saz nächst die neue Organisation der Artillerie durchzuführen. fehler in der achten Zeile von oben „dieß dadurch“ für „hier Die Aussichten für das Gelingen dieses Vorhabens dürften bei auch wurde die Verbesserung des Verschlußapparats in eine falsche Beziehung zur Verbesserung des Zündsazes bei der zeitigen Lage der Dinge freilich zweifelhaft sein, doch gebracht. Indem wir diesen Irrthum berichtigen, freuen wir kann es vielleicht als eine Abschlagszahlung auf dieß Ver uns , in den vorstehenden Zeilen eine etwas eingehendere Corre langen gelten , daß in lezter Zeit aus dem hiesigen großen spondenz über denselben Gegenstand vorlegen und zugleich eine Artilleriedepot wiederholte Bersendungen von Geschützrohren, besondere wissenschaftliche Darstellung derselben intereſſanten D. Ned. Angelegenheit in Aussicht stellen zu können . namentlich auch der neuen gezogenen Vierpfünder , nach den

328 Einrichtung des Spiegels oder Preßspahnbodens ) soll auch auf den Greiner'schen Verschlußapparat mit Nugen anzus wenden sein. Weiter läßt sich nach dem Ergebnisse der hier angestellten Versuche der Knallquecksilber- Zündhut in den Zündschrauben der Granate und Shrapnels, welcher unter Umständen, deren man nicht immer Herr sein kann, zur Selbstentzündung ge= neigt ist , mit ganz geringen Zusäßen zu den Maschinen 2c., der Militär-Zündhütchen-Laboratorien (welche lettere bekannt lich muriatische Zündsäge verarbeiten, weil Knallquecksilber auch in dieser Beziehung zu gefährlich ist) durch einen Zünd hut mit einem muriatischen Präparate ersegen, welches bei richtiger Behandlung allen an einen solchen Zündsag zu machenden Anforderungen entspricht, und auch in dem Zünd spiegel des Zündnadelgewehre mit aller Gebrauchsicherheit verwendet werden kann. Ferner wurde dem Verlieren der Contraschrauben und des Quercylinders der Wahrendorff'schen Verschlußvorrichtung beim Fahren, nachdem von einem genügenden Feststellen der Schrauben selbst abgestanden werden mußte , dadurch vorge beugt , daß man der Spindel der Verschlußschrauben einen Federstift und dem Langglied der Quercylinderkette ein be sonders construirtes Sperrglied hinzufügte. Hinsichtlich des für mittlere Zielentfernuugen am preußi schen Auffage angebrachten Diaphragma's mit excentrischer Drehung und des für die weitesten Zielstrecken sowie zur Correctur des Richtens von Hauptmann Darapsky, im Verein mit einem hiesigen Mechanikus dargestellten Fernrohraufsatzes endlich verweise ich sie auf den im 2. Hefte des dießjährigen Archivs für die königlich preußische Artillerie- und Ingenieur Corps" unter der Chiffre ,,Dy. " aufgenommenen Auffag : ,, Ueber die Visireinrichtung gezogener Geschüße". Der Fernrohrauffag dient durch ein in der Ocularröhre seines Fernrohres anges brachtes Mikrometer zugleich auch als Distanzmesser nach dem Princip der doppelten Messung und das leicht handliche ter restrische Fernrohr selbst ersezt , aus dem Verbande mit dem Auffage herausgenommen, den sonst nothwendigen Feldstecher. Der preußische Aufsaß wird von einem hiesigen Mecha nikus für 10-15 Silbergroschen mit einem Diopter der oben bezeichneten Art versehen , ein dem preußischen gezogenen Sechspfünder angepaßter Fernrohrauffag mit Mikrometer zum Distanzmessen für 20-25 Rthlr. geliefert.

Berichtigung. (In Bezug auf die in der A. M.-Z. wie in den sonstigen mili tärischen Zeitschriften vielfach besprochene Schrift : „ Versuch einer. Elementartaktik der Infanterie“ , als deren Verfaſſer neuer dings der Generallieutenant von Bechtold genannt wurde , kommen uns gleichzeitig zwei Berichtigungen zu , die wir beide hier folgen laffen. D. Red. ) An die verehrliche Redaction der Allgemeinen Militär-Zeitung. In dem im dießjährigen 17. Heft der Oesterreichischen militärischen Zeitschrift enthaltenen Auffaz : „ Die Angriffs colonne der Infanterie" ist der Unterzeichnete als Verfasser der Schrift : „Versuch einer Elementartaktik der Infanterie und deren Anwendung in ver schiedenen Gefechtsverhältnissen des Bataillons " bezeichnet. Diese Annahme ist aber eine irrthümliche, und ich ersuche |



Sie daher ergebenst , solches durch gefällige Aufnahme des gegenwärtigen Schreibens in das nächste Blatt Ihrer ge= schäßten Zeitung zur Kenntniß der Leser derselben bringen zu wollen. Hochachtungsvoll mich zeichnend Darmstadt, 7. October 1862. v. Bechtold , Generallieutenant. *

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[b.] Eben finde ich im 17. Heft der „ Oesterreichischen militärischen Zeitschrift" einen Auffag, betitelt „ Die Angriffs colonne der Infanterie , speciell die Bechtold'sche Massencolonne". Der Aufsaß ist ver anlaßt durch die im Jahr 1860 bei E. Zernin in Darm stadt erschienene Schrift "1 Versuch einer Elementar taktik der Infanterie und deren Anwendung in verschiedenen Gefechtsverhältnissen des Batail lons, basirt auf das Compagnie colonnensystem", deren Verfasser nach der Titelnotiz „ ein deutscher General" ift. Die Schrift findet in dem Aufsag die wohlverdiente Anerkennung ; in Bezug auf den Verfaſſer der Schrift ist aber dem Einsender des Auffages ein Irrthum begegnet, den wir glauben berichtigen zu sollen. Der Einsender hält nämlich, wie schon die Ueberschrift seines Auffages erkennen läßt, den großherzoglich hessischen Generallieutenant von Bechtold für den Verfasser der fraglichen Schrift , und er bezeichnet den selben später ( Seite 353) noch ganz bestimmt als solchen. Wahrscheinlich hat die im Jahr 1856 erschienene Druckschrift des Generals über „Die Nothwendigkeit einer Ver einbarung über gleiche Commandowörter im deutschen Bundesheer" diese Vermuthung hervorgerufen . Der deutsche General " aber , von welchem die in Rede stehende neuere Schrift herrührt , ist nach Mittheilungen, die wir für verlässig halten dürfen , nicht der Generallieutenant von Bechtold, sondern es ist der großherzoglich hessische Kriegsminister, Generallieutenant von Wachter. Es ist darum irrig, wenn in dem fraglichen Aufsag immer von der Bech told'schen Massencolonne die Rede ist , sondern es müßte statt dessen , wenn überhaupt eine derartige Bezeichnung ge wählt werden will, die „Wachter'sche Maſſencolonne" gesezt werden. In der Literatur sind derartige kurze Schlagworte, durch welche die ganze Frage , um die es sich handelt , mit einmal scharf bezeichnet ist , oft sehr erwünscht , und da mit Recht angenommen werden darf , daß grade die Frage der Massenbildung , wie die Schrift des Generallieutenants v. Wachter fie behandelt , in der nächsten Zeit den Gegen= ſtand einer vielseitigen Discussion bilden werde , so möchte es allerdings zulässig sein , dafür nach dem Vorgang der Desterreichischen militärischen Zeitschrift" das kurze Schlag wort , Wachter'sche Massen colonne " zu gebrauchen, fofern nicht eine andere, aus der Massenform selbst abgeleitete Bezeichnung dafür gefunden wird . Wir glauben indeß, daß eine solche leicht zu finden ist , und es scheint uns , daß der Ausdruck „ Compagniecolonnenmasse " eine völlig rich tige und ausreichende Bezeichnung sein würde. Da ,,Com= pagniecolonnenlinie" bereits angenommmen ist, so wür den diese beiden Bezeichnungen auf gleiche Weise sich ab= leiten, die Consequenz also gewahrt sein. Jedenfalls scheinen uns in sochen Fällen sachliche Bezeichnungen mehr am Orte als solche, die immer wieder auf bestimmte Personen zurückdeuten

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigster

No. 42.

Jahrgang.

Darmstadt, 18. October.

1862.

Inhalt: Auffähe. Verlauf und Bedeutung des diesjährigen Feldzugs in Nordamerika. (Schluß. ) — Ein Derivationsversuch. Erinnerungen aus dem Feldzug von 1813 unter Herzog Wellington. (Schluß.) Miscelle. Zur Verpflegung des preußischen Soldaten . Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Neue Organisation der Cavalerie. — Das k. k. Arsenal und seine Waffen fabrication. Preußen. Das kriegsgerichtliche Urtheil über die 12. Compagnie des 45. Infanterieregiments zu Graudenz. Bayern. Personalchronik: Kriegsminister Generalmajor v. Spies t Braunschweig. Personalchronik : Oberstlieutenant Berner t. Niederlande. Einführung einer Uebungstrommel. Rußland. Explosionsversuche mit Oberstlieutenant Ramsted's neuem Apparat. Sardinien. Gegenwärtiger Stand der Armee und Marine.

Verlauf und Bedeutung des dießjährigen Feldzugs in Nordamerika. (Schluß.) [ 2.] Wir behalten uns die nähere Darstellung des Umschwungs , der nun erfolgte , auf die Zeit vor , wo die Einzelnheiten in ihrem Zusammenhang aufgeklärt sein werden , und erinnern für dießmal nur an die Haupt thatsachen. Während man in Washington trog der legten schlimmen Erfahrungen nicht dazu fam, die Kräfte dieses Kriegsschauplageszu einheitlicher Action zu bringen, hatten die Conföderirten Alles auf den Punkt versammelt , wo die Entscheidung lag , und ihre Umsicht und Thatkraft ward durch eine Reihe von Siegen belohnt, die sie weit über die Rettung ihrer Hauptstadt hinaus , ja bis vor die Thore von Washington führte. Nach einem kühnen Streifzug eines conföderirten Reitercorps, der M'Clellan's Stellung im Rücken vom rechten Flügel bis zum linken umging und selbst mit Erfolg in sein Hauptquartier Whitehouse einbrach , sah sich dieser am 26. Juni auf seinem äußersten rechten Flügel plöglich mit überlegener Macht angegriffen. Es folgte eine Reihe von Gefechten und Treffen bis zum 2. Juli, die M'Clellan unter großen Verlusten vollständig aus seiner Stellung zurückwarfen und sein Heer am James River bei Harrison Landing zusammendrängten. Damit war die Kraft seines An griffs gegen Richmond völlig gebrochen , wie man auch

die Niederlage als eine Veränderung der Operations bafis bemäntelte ; es galt jegt, die Armee so rasch und gut als möglich von diesem Operationsfeld nach Washington zurückzunehmen und den Feldzug von vorn zu beginnen. Allein die Ausführung war sehr schwer und gelang den Generalen der Union nur höchst unvollkommen. In Washington hatte man zu Ende Juli gethan, was längst hätte geschehen sollen: man hatte die Corps von Fremont, Banks , M'Dowell in eine einzige Armee vereinigt, nur war General Pope, den man zu ihrem Befehlshaber machte , nicht der Mann , sie zu führen ; das Spiel des Angreifens und rechtzeitigen Ausweichens , wodurch er, ohne sich selbst zu ſehr auszusehen, M'Clellan den Rück zug auf die Schiffe erleichtern sollte , hätte einen ganz M'Clellan zwar wurde frei, anderen Mann erfordert. zwischen dem 14. und 18. August führte er den Rückzug auf die Halbinsel von Yorktown aus , und von da sezte er seine Armee zu Schiffe nach Acquia Creek und Alexan Sie tam aber nicht mehr zeitig genug , um dria über. das ungünstige Geschick zu wenden , dem jest Pope's Armee erlag ; nur die Corps von Franklin und Sumner scheinen sich noch frühe genug mit diesem vereinigt zu haben (29. August) , um noch in die Hauptschlacht mit eingreifen zu können. Pope war nämlich, um den Gegner von M'Clellan abzulenten , zu Anfang August über den Rappahannock gegen Süden vorgerückt ; seine Avantgarde unter Banks bestand am 9. August mit der feindlichen Vorhut bei Cedarmountain (bei Stapidan ?) ein ernſtes,

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doch nicht entscheidendes Treffen ; dann scheint er , wähführung seines großen Flankenangriffs auf Richmond ge Jedenfalls rend M'Clellan von James River nach Yorktown zurück hemmt wurde, muß sich erst noch zeigen. ging, seine Stellung hinter dem Rapid Run behauptet hatte er schon im Mai vollkommen Recht, zu verlangen, zu haben. Am 19. hätte er dann den Rückzug ange daß M'Dowell unter sein Commando gestellt werde ; und treten , auf dem er durch falsche Maßregeln und unrich das Spiel der politischen Intrigue , wodurch statt dessen tige Berechnungen in die ungünstigen Gefechte am 22. und die "1 Armee von Virginien" in drei Corps verzettelt 23. verwickelt worden wäre. Und nun hätten die Gene wurde, hat zum großen Theil die schweren Niederlagen rale Jackson und Lee jene kühne Umgebung von Pope's vom Sommer mit vorbereitet. Daß dann Pope und rechtem Flügel ausgeführt, welche diesen General nöthigte, M'Dowell ihre Aufgabe auf unerhörte Weise verfehlten, wird durch ihre Entfernung vom Commando nach den nur um die Verbindung mit Washington nicht zu ver lieren , eilfertig und unter ungünstigen taktischen Ver großen Schlachten im August hinreichend bestätigt. M'Clel= hältnissen seine Truppen nach einander dem in Flanke lan dagegen hat sich trog seiner Niederlagen im Juni und Rücken vordringenden Feind entgegenzuwerfen . Die und Juli das Vertrauen der Armee zu erhalten gewußt Gefechte und Schlachten vom 26. bis 31. August, welche und dieß Vertrauen auch in den lezten Tagen gerecht sich aus dieser schlimmen Situation entwickelten , liegen fertigt. Er scheint fein genialer General zu sein, aber in ihrem Zusammenhang noch nicht hinreichend klar vor ; jenen Muth, jene Besonnenheit und jene Einsicht zu be das Ergebniß war eine Niederlage der Unionsarmee, figen, die ganz geeignet sind , eine Armee durch schwie welche den Conföderirten den Weg nach Maryland öffnete. rige Lagen glücklich hindurchzuführen . Von seinen Corps Ihr Einrücken in diesen Staat erscheint wie eine Fort generalen ist Sigel weitaus der begabteste ; an taktischem ſegung der strategischen Umgehung aus den legten August Geschick wahrscheinlich selbst M'Clellan bedeutend über tagen, doch waren sie nicht stark genug, die Sache durch legen, verdient er ohne Zweifel eine einflußreichere Stelle, zuführen. Als eine Frucht ihrer Siege fiel ihnen noch als ihm die Eifersucht der Yankees bis jegt gewähren Neben ihm scheinen noch Hooker, Franklin, Harpers Ferry mit einigen tausend Mann Besagung in mochte. die Hände ; aber Maryland mußten sie um die Mitte Sumner tüchtige Truppenführer im Gefecht zu sein. Die September wieder räumen. M'Clellan scheint in den Soldaten des Nordens sind vielleicht weniger gewandt Treffen, welche die Conföderirten zum Rückzug über den in der taktischen Bewegung, doch haben sie sich sonst, so Potomac zwangen , seine Truppen mit Einsicht geführt oft fie gut geführt waren , ihren Gegnern vollständig zu haben; noch läßt sich indessen der Zusammenhang nicht gewachsen gezeigt. Mit Genugthuung müssen wir nament hinreichend durchschauen . Der Vortheil der strategischen lich auf die ehrenvolle Erwähnung hinweisen, welche die Lage ist im Augenblick auf Seite des Unionsheeres , da amerikanischen Zeitungen halb widerwillig bei jeder Action -es auf das wenigstens provisorisch — befestigte Waſhing den deutschen Regimentern und Corps zugestehen ; ihre ton gestügt , auf beiden Seiten des Potomac mit gleicher Verluste in den legten Schlachten beweisen, daß ihnen ein Sicherheit vorgehen kann, während die Rückzugslinie der weit bedeutenderer Antheil daran gebührt, als sich im Ver Conföderirten in der Verlängerung ihres rechten Flügels hältniß ihrer Zahl zu den amerikanischen Truppen ausdrückt. Alles in Allem wird der Norden in diesem Feldzug liegt. Gelingt es diesen nicht , in den nächsten Tagen einen bedeutenden Sieg zu erfechten , so werden sie die keinen anderen Erfolg mehr zu erwarten haben, als daß Linie des Potomac aufgeben und wahrscheinlich hinter er die Niederlagen, die er erlitten, mit Mühe ausgleicht ; wie er sich auch anstrengen mag , die Verluste lassen sich den Rapid Run zurückgehen müſſen. Die Ueberlegenheit der Führung im Großen wie im so rasch nicht ersegen, im günstigsten Falle wird er unge Einzelnen war in diesem Feldzug ohne Zweifel auf fähr die Position wieder erringen, die er zu Anfang des Der Süden ſeinerseits hat Seiten der Südstaaten. Die allgemeine Rückzugsbewegung Feldzugs gewonnen hatte. im Frühjahr zur Zusammenfassung ihrer Kräfte zeigt von nicht die Ueberlegenheit auf dem Schlachtfeld bewiesen, derselben klaren Entschlossenheit in der oberen Leitung um bei aller Genialität seiner Generale noch auf weitere Vielmehr wird wie die fühn angelegte Offensive , welche mit Ende Juni glänzende Erfolge rechnen zu dürfen. allein das Uebergewicht des beginnt. Dieser geschickten strategischen Anlage entspricht wahrscheinlich schon dann fast überall die taktische Ausführung. Unter den Nordens an Machtmitteln einen allmähligen Umschlag Generalen ragt in beiden Richtungen vor Allen Jackson herbeiführen ; er hat 19 Millionen freier Bürger gegen hervor, neben ihm werden noch Lee und Ewell von den 8 , die dem Süden , selbst mit Einschluß aller Grenz Unter diesen Umständen tritt legten Entscheidungen her vorzugsweise genannt , von staaten , nur zukommen. früheren Thaten her verdienen jedenfalls auch noch Beaure es immer deutlicher hervor , daß die Grenzstaaten den eigentlichen Gegenstand des weiteren Kampfes bilden gard und die beiden Johnston einen Namen. Die Truppen der Südstaaten erscheinen in den Bewegungen wie in werden : der Süden wird die Unabhängigkeit gewinnen, den Gefechten zuverlässig und gewandt , namentlich hat Ostvirginien wird ihm noch zufallen, vielleicht auchTen ihre Reiterei eine Reihe kühner Züge aufzuweisen. Auf nessee, sonst wird er sich auf die zuerst abgefallenen 7 Staaten beschränken. Wir dürfen darauf hinweisen, daß Seite der Nordstaaten dagegen ist das Mißgeschick viel leicht noch mehr der Unsicherheit und Verkehrtheit der einer unserer Mitarbeiter diesen Verlauf des Krieges schon oberen Leitung, als den Fehlern der Generale zuzuschreiben. zu Anfang des Jahres in Nr. 5 dieser Blätter vorher Ob M'Clellan nicht noch mehr durch die Hindernisse, gesagt hat. Geschrieben am 6. October. die ihm der Kriegsminister Stanton entgegenwarf, als durch seine eigene Bedächtigkeit in der energischen Durch

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Ein Derivationsversuch. (Schluß.) [v. H.] Aehnliche Versuche wurden nun mit cylindro conischen Körpern angestellt. Alle diese Körper wichen nach derselben Seite und in ähnlicher Weise wie der Cylinder ab ; es stellte sich jedoch heraus, daß der cylins drische Theil stärker abwich als der conische , so daß die Achse des Körpers nicht mehr ihrer ursprünglichen Lage in der Zange parallel blieb , sondern sich derselben (von cben gesehen) mit der Spige zuneigte und zwar umso mehr, je länger der conische Theil des Körpers war. Da die Rotation in Verbindung mit dem Luftdruck von unten die Ursache der Abweichung war, ſo läßt sich auch einsehen , warum beim Cylinder-Conus der cylindrische Theil mehr abweicht als der conische, indem der Umfang des cylindrischen Theils die größte Bewegung hat , die fich in dem conischen Theil nach und nach bis auf Null verkleinert. *) Durch diese lettere Erscheinung wird es aber auch erklärlich, daß die rotirend geschossene Spig fugel entgegengesegt derivirt als die rotirend fallen ge lassene. Denkt man sich hinter dem Gewehr stehend , so würde , wäre dieß rechts gezogen , die Spigfugel beim rotirenden Fall zwar links deriviren, die Spize sich jedoch, weil sie geringer derivirt , nach rechts neigen. Kommt nun die Bewegung nach vorn hinzu, so würde der Luft druck von vorn nicht mehr genau auf die Spige des Geschosses treffen, sondern einen größeren Druck auf die links gelegene Seite ausüben und dasselbe rechts herüber ―――――― drücken müssen. Daß diese Vorgänge gleichzeitig statt finden, ist selbstverständlich. Die Spige des Geschosses corrigirt also die Neigung des Cylinders, nach links ab zuweichen ; sie corrigirt sie nur zu stark und bringt eine Rechtsabweichung zu Wege. Umgekehrt würde es bei einem links gezogenen Gewehr sein. -- Ist das eben Gesagte richtig und wirken nicht andere noch unbekannte *) Sobald an die Stelle des regelmäßigen Cylinders ein cylindro conischer Körper tritt, greift die Resultante des Luftwiderstandes nicht mehr im Schwerpunkte an , und es muß natürlich eine Ablenkung nach der einen Seite hin stattfinden. Wenn sich, wie in dem vorliegenden Falle , der rechts rotirende und zu gleich fallende Körper senkrecht zu seiner Längenachse, also in der Richtung der Rotationsebene, bewegt und jene Resultante (in Folge des durch die Notation modificirten Luftwiderstan des) etwas schief, von rechts unten nach links oben gerichtet ist, so muß eine seitliche Ablenkung der Spize eintreten , so balo jene Resultante nicht in dem Schwerpunkte angreift. Es ist im Grunde dieselbe Erscheinung , wenn ein in der Nich tung seiner Längenachse , also ungefähr senkrecht auf die Rotationsebene voranbewegtes Geschoß mit seiner Spize in der Rotationsrichtung abgelenkt wird , sobald jener Angriffs punkt vor dem Schwerpunkte liegt. Dieses Verhältniß findet besonders in Mondo's bekannter Schrift über die Derivation der Langgeschosse eine sehr einfache Erläuterung. Auch das Experiment des Herrn Verfassers dürfte verschiedene Resultate liefern, je nachdem der Schwerpunkt des cylindro-coniſchen Kör pers nach der Spize oder Basis hin bedeutend verschoben würde. Im Uebrigen weist der Herr Verfasser darauf hin, daß die Rotationsbewegung nach der Spize hin abnimmt, denn hierdurch vermindert sich auch nach vorn hin der Einfluß der mitrotirenden Luftschicht, der Angriffspunkt des Luftwider standes rückt nach hinten, in dem vorliegenden Falle bis hinter D. Red. den Schwerpunkt.



Umstände mit, so folgt daraus , daß die Spize die urs sprüngliche Derivation übercorrigirt, daß es eine zwischen Cylinder und Conus liegende Form für den vorderen Theil des Geschosses geben muß , die nicht übercorrigirt, sondern nur corrigirt. *) Diese Form durch Versuche zu finden, ist Sache derer , denen die dazu nöthigen Mittel zu Gebot stehen, und eine keineswegs unwichtige Sache, besonders für die Artillerie. Zur Correctur der Derivation sind in verschiedenen Armeen sehr complicirte und kostspielige Derivationsvisire eingeführt. Diesen Zweck kann man einfacher erreichen. Da die Derivationscurve (aus dem Fall und der Ro tation reſultirend ) eine ähnliche Curve ist wie die, welche das Geschoß durch den Fall in Verbindung mit der Vor wärtsbewegung macht , die verschiedenen Visire aber nur Correcturen dieser legten Curve auf bestimmte Distanzen find, so dienen diese Visire auch gleichzeitig zur Correctur der Derivationscurve, wenn man das Gewehr um einen constanten Winkel nach der , der Derivation entgegenge seßten Seite kantet. **) Da man nun aber den Soldaten dabei lassen muß, die Visirfläche stets horizontal zu nehmen, so hat man nur nöthig , ein normal gefertigtes Visir (am besten eins mit einer einzigen Steigflappe, ähnlich dem Schweizer Visir) so weit zu verkanten , daß sich die Derivation auf irgend eine Visirschußweite cor rigirt und in dieser Stellung die Klappen horizontal ab zufeilen. Der Soldat corrigirt dann unbewußt die Deris vation für jede Viſtrdistanz. Durch entsprechendes Schief= bohren des Visirschraubenlochs oder Schiefauffeßen des Visirs erreicht man natürlich daſſelbe. ***) — Warum man *) Unter Bezugnahme auf unsere früheren Bemerkungen stimmen wir nur insofern mit dem Herrn Verfasser überein , als die Form der Spize auf die Lage des Schwerpunkts in Bezug auf die Resultante des Luftwiderstands einwirkt. D. Red. **) Der Herr Verfasser scheint hierbei zu übersehen , daß man durch das "Kanten" des Gewehrs zugleich den Treffpunkt unter den Zielpunkt bringt , also zu tief schießt. D. Red. ***) Der obige Vorschlag des Herrn Verfaſſers gründet sich auf irrige Betrachtung der hier in Frage kommenden Linien und Winkel. Wenn man die an einem Quadranten drehbare Klappe des seitwärts geneigten Visire in irgend einer Stellung hori zontal abfeilt , so wird sie eben nur für diese Stellung mit ihrer oberen Kante horizontal liegen , bei jeder Drehung aber aus dieser Richtung abweichen, da sie den Mantel eines Kegels beschreibt, dessen Achse in dem geneigten Pivotstift liegt. Der selbe Uebelstand ergäbe sich beim Schiefbohren des Visirschrauben= lochs , wodurch außerdem ein sehr schwierig herzustellender schiefer Bau des ganzen Visirstuhls (zu seiner Basis) erfordert würde. Man kennt bis jezt nur zwei Mittel, die Derivation an solchen Visiren richtig und einfach zu corrigiren : 1) man gibt den Visirbacken nach innen eine schiefe Ebene, an welcher die Klappe sich führt (angewendet und erprobt an den groß herzoglich hessischen Büchsen) oder 2) man ſezt das Visir so auf den Lauf, daß bei niedergelegter Klappe die Mittel linie der legteren (also des ganzen Visirs) einen kleinen Winkel (in der Regel etwa 2-3 Grad) gegen die Verticalebene des Rohrs bildet. Das ganze Visir bleibt hiernach in allen Stel lungen horizontal , die Kimme bewegt sich in einer Vertical ebene, welche diejenige des Rohrs unter dem erwähnten Winkel schneidet. Die Frage , ob die Derivation zu corrigiren sei oder nicht , steht wohl noch offen ; sie muß jedenfalls immer mit Bezug auf ein bestimmtes Modell beantwortet werdeu. Wenn sie , wie dieß bei manchen Modellen vorkommt, auf den

332 bei gezogenen Geschüßen die Derivation nicht einfach da= durch corrigirt, daß man den Auffag um ein bestimmtes Maß schräg einsegt , ist dem Verfasser unbekannt, da die Wurftafeln zwischen Derivationscorrectur und Aufsazhöhe ein stetiges Verhältniß nachweisen . Daß die Derivation beim Horizontalschuß am stärksten , beim senkrechten Schuß , aufs oder abwärts , gar nicht vorhanden ist, geht aus ihren Ursachen von selbst hervor. Ob die Derivation beim Infanteriegewehr ein so großer Fehler ist, daß demselben durchaus abgeholfen werden muß, könnte man verneinen . Im Allgemeinen wird dieselbe erst bei Distanzen merk bar, auf denen man vernünftigerweise auf den einzelnen Mann zu schießen aufhört ; auf weiteren Distanzen beim Schießen auf geschlossene Abtheilungen hat es aber nicht viel zu sagen , ob die Kugeln etwas mehr rechts oder links einschlagen . Bei einem gut gebauten Kriegsgewehr von kleinem Kaliber und großer Rasanz ist die Derivation aber an und für sich so gering, daß man sie ohne Schaden unberücksichtigt laſſen kann, besonders da im Ernstgebrauch der Waffe Künsteleien von selbst wegfallen .

Erinnerungen aus dem Feldzug von 1813 unter Herzog Wellington.

größeren Distanzen einige Schritte beträgt, kann ſie durch ſeit lichen Wind in dem Maße vergrößert werden , daß man z. B. ein einzelnes Geschüz oder eine kleine Schüßengruppe mit allen D. Red. Schüssen verfehlt.

[Br. ] Die hier folgenden Mittheilungen sollen sich zunächst auf die Tage vor und nach der Schlacht von Pampeluna beziehen ; dieselben enthalten für Krieger vom Fach, die es sich zum Geschäft machen, die kriegeri schen Ereignisse so viel thunlich aus gleichsam officiellen Quellen zu schöpfen , nichts Neues , aber für dasjenige Publicum , das sich nicht in dieser Lage befindet , fommt so Manches darin vor , das für dasselbe Intereſſe hat, ja auch Manches , das nicht grade kriegerischer Natur, gleichwohl von geschichtlichem Werth ist , aber fragmen ― tarisch mitgetheilt wird . Dem Vorrücken des Marschalls Soult gegen die Pyrenäen im Juli 1813 lag nichts Geringeres zum Grund , als eine französische Armee in Spanien wieder festen Fuß faſſen zu lassen ; seine Operationslinie hatte er durch die Pyrenäen mit der Absicht bestimmt, aus den beiden vor Pampeluna ausmündenden Pässen zu debou chiren, wie es dann auch wirklich erfolgte. Die Lage der englischen Armee zu dieser Zeit war folgende. Auf ihrem linken Flügel war sie mit der Be= lagerung von St. Sebastian beschäftigt , der Rest der Infanterie war innerhalb der Pyrenäen dislocirt , um die durchführenden Pässe zu beobachten, auf dem rechten Flügel lag die in Feindeshänden befindliche Festung Pampeluna, die von Spaniern bloquirt war. Niemals war es der Plan des Herzogs, das Gebirge unmittelbar vertheidigen zu wollen, vielmehr waren die in demselben befindlichen Abtheilungen angewiesen, wenn

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manpatmt

(Das Verhältniß unserer Zeitschrift zur Kriegsgeschichte ist schon zum öfteren von uns besprochen worden. Der Aufsag, den wir hier aufnehmen, veranlaßt uns, abermals einige Worte darüber zu sagen. Es ist ein Mangel in unserem militärischen Zeitschriftenwesen, daß kein Organ da ist, das für die Vertretung der kriegsgeschicht d wäre. Währen ausschließend bestimmthen Arbeitschaft lichen Forschung undtswissen Zeitschrift ihr in der Sybel'sc die deutsche Geschich Centralorgan hat, indeß die specialgeschichtliche Arbeit in zahlreichen Zeitschriften historischer Vereine vertreten ist, fehlt es für die Kriegs geschichte völlig an jedem vereinigenden Mittelpunkt. Eine deutsche "Zeitschrift für Kriegsgeschichte " wird seit lange von allen denen gewünscht , die überhaupt für die Wiſſenſchaft ihres Berufs ein näheres Intereſſe haben, und die darum auch vor Allem danach begehren , daß die öffentlichen Organe , die der wissenschaftlichen Arbeit dienen und deren Ergebnisse in weitere Kreise tragen sollen, nicht ein buntes Allerlei von Stoffen darbieten , sondern - jede einzelne für sich - eine scharf bestimmte und begrenzte Aufgabe sich stellen sollen , damit die Gesammtaufgabe von der Gesammtheit der Zeitschriften so viel ausgiebiger gelöst werden könne. In solchem Sinne sind die mancherlei bestehenden Zeitschrifter für Artillerie, Geniewesen 2. gehalten , und in solchem Sinne würde auch eine „Zeitschrift für Kriegsgeschichte “ nicht bloß einen Mittelpunkt der kriegshistorischen Arbeit abgeben, sondern auch in Form eines wiſſen schaftlichen Magazine den Sammelpunkt darstellen für alle die zahl: reichen Originalmittheilungen über eigene Kriegserlebnisse , die jezt lei Ort zerstreut sind , daß derjenige , der friegshisto: an so vieleren rische Quell sucht , sie oft kaum aufzufinden im Stande ist. Eine militärische Zeitung, wie die unsrige , ist allerdings ihrer Natur nach auf ein weiteres und vielartiges Programm hinges wiesen; eben darin aber liegt wieder die Nothwendigkeit der Be schränkung im Einzelnen. Die A. M.-Z. hat immer mit besonderem

Interesse an den kriegshistorischen Fragen sich betheiligt , nicht aber in dem Sinne, wie es eine „Zeitschrift für Kriegsgeschichte “ würde thun können und müſſen , ſondern allein so , wie es im Wesen einer militärischen Zeitung liegt , die sich vorzugsweise mit den Stoffen zu beschäftigen hat , die innerhalb der Zeit selbst bedeutsam hervortreten. Wir haben darum mancher werthvollen Originalmit theilung über eigene Kriegserlebnisse aus älterer Zeit die Aufnahme versagt , und wir mußten es thun , weil die Natur unserer Zeit schrift uns weniger auf solche hinwies , sondern überwiegend auf diejenigen kriegsgeschichtlichen Stoffe , deren streitige Natur oder deren bedeutsame Verknüpfung mit der Gegenwart eine vorzugsweise Besprechung zu erfordern schien. Wenn wir mit Aufnahme des nachfolgenden Aufſages eine der selteneren Ausnahmen von dieser Regel machen , so veranlaßt uns dazu zunächst die hobe Achtung gegen den ehrwürdigen Veteran, von welchem dieſe Mittheilung uns zukam. Wer im hohen Greisen: alter noch mit so ganzer Frische für den Beruf lebt , dem er bis an die Grenze der Manneskraft in reichen Ehren angehörte, der ist uns ein willkommener Mitarbeiter , sollte auch seine Einsendung nicht ganz programmgemäß sein. Leider sind wir nicht berechtigt , den Namen des Verfaſſers zu nennen ; aber sagen dürfen und müſſen wir , daß er einer der sehr wenigen Ueberlebenden ist , welche die Dörnberg'sche Erhebung gegen König Jerome und den kühnen Zug des Herzogs von Braunschweig durch Norddeutschland mitgemacht haben , und daß er an den Kämpfen in Spanien wie auf franzö sischem und belgischem Boden bis zum Jahre 1815 ruhmvoll bethei ligt war. Wer mit der Geschichte der Waffentechnik näher vertraut ist, der erinnert sich wohl auch des vor gut 30 Jahren gesprochenen Wortes , daß die Aufgabe aller Waffenverbesserung sei , eine Hand feuerwaffe zu erfinden , die sich als Muskete lade und als Büchse losschieße. Das gezogene Rohr mit Expansionsgeschoß hat dieſe Aufgabe gelöst, aber der Verfasser des nachfolgenden Auffages hatte die Aufgabe zuerst erkannt und ausgesprochen. Obiges war schon vor Wochen geschrieben . Soeben kommt uns die schmerzliche Nachricht vom Tode des Verfaſſers zu , und nehmen wir jezt keinen Anstand, dessen Namen zu nennen : es war der treff liche und vielverdiente herzoglich braunschweigische Oberstlieutenant Berner. Ehre seinem Andenken ! D. Red .)

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fie gedrängt würden, sich zurückzuziehen, und ein gewiſſer Theil von ihnen sollte sich in einer ihnen bezeichneten Po ſition vor Pampeluna concentriren, die anderen entſpre chende Aufstellungen nehmen. Am 25. Juli früh Morgens wurden die in den By renäen stehenden Abtheilungen angegriffen , welche sich vorgeschriebenermaßen verhielten; die für die Position be stimmten Truppen rückten am 27. Vormittags in dieselbe ein, während bald darauf ihnen gegenüber auch feindliche Truppen aufmarschirten. Die Position hat Pampeluna im Rücken und liegt demjenigen Terrain grade gegenüber , das sich zwischen der Ausmündung der beiden Pässe befindet. Ihre Stärke bestand darin, daß sich längs ihrer ganzen Front ein tief eingeschnittenes Defilé , das zugleich ihre unmittelbare Frontgrenze bildet, hinzieht. Ganz unerwartet erschien hier der Herzog in unserer Mitte, den man bei der Belagerung von St. Sebastian wähnte. Durch einen kühnen, ſehr gefahrvollen Ritt, da der Feind in dem Terrain , das er zu passiren hatte, schon möglicherweise sein konnte, wie sich auch bestätigte, nur von seinem stehenden Ordonnanzhusaren begleitet, hatte er es möglich gemacht , kurz vor dem Debouchiren der ersten feindlichen Colonne hier schon gegenwärtig zu sein ; des Jubels war fein Ende, es wurde ihm in enthu siastischer Weise ein Hurrah gebracht, das in den Bergen wiederhallte und so gleichsam einen Theil der feindlichen Armee in Folge ihrer Nähe zur unwillkührlichen Theil nahme zog. Es war diese Ovation in unserer Armee einem Er eigniß gleich zu achten ; denn während der fünf Feldzüge, welchen Schreiber dieses in der englischen Armee beige wohnt hat, ist ihm nur ein zweiter Fall der Art bekannt, und das war auf dem Schlachtfelde von Vittoria , wo die Armee es aussprechen wollte, daß die Ehre des großen Tages dem Herzog allein gebühre, die Armee selbst in

auf- und abging , kamen Depeschen für denselben aus England an ; kurz vorher waren an die Infanterie Pa tronen ausgegeben worden, von denen die geleerten Fässer umherlagen. Sofort nahm der Herzog eins derselben zu fich, ließ sich auf den stark mit Heidekraut bewachsenen Boden, Front nach der feindlichen Seite hin, nieder und nahm es, als Tisch benugend, zwischen die Schenkel, auf dem er seine Papiere austramte ; sie bestanden , wie sich vor unseren Augen auswies, aus lauter Beitungen, denen er seine volle Aufmerksamkeit widmete. Es fonnte nicht fehlen, daß dieß Schauspiel viel Auf sehen bei uns erregte, und da die Truppen nicht unterm Gewehr standen , so bildete sich in seinem Rücken und in anständiger Entfernung nach und nach ein Halbkreis von Offizieren als Zuschauer. Ab und zu nahm er ein kurz geformtes Fernglas zur Hand, überblickte die feindliche Frontseite und fuhr dann wieder mit Lesen fort ; auf dem Terrain vor dem Herzog blieb Niemand stehen , weil wohl Jeder fühlte , daß ihm dadurch die freie Aussicht nach der feindlichen Seite be einträchtigt werden dürfte. Nach Verlauf von ungefähr einer Viertelstunde redete

den Schreiber dieses ein spanischer Offizier mit den Worten an : ob er den Marschall Soult sehen wolle ? Indem er ihn auf einen , vielleicht weniger als 600 Schritt von uns entfernt stehende Gruppe " feindlicher Offiziere auf merksam machte, von denen drei mehrere Schritte vor ungefähr 20 anderen vorstanden , bezeichnete er den Mittleren als den Marschall ; die Entfernung war so gering, daß diese Bezeichnung hinreichte, den rechten Mann Schreiber dieses führte stets ein Fernglas zu erkennen. dessen Hülfe alle Unsicherheit völlig auf mit sich, mit hörte ; Soult zeigte sich als ein Mann von mittlerer anſehn licher Statur. Auf unserem rechten Flügel fielen einzelne Gewehr

schüsse , in unserer Nähe aber kein einziger. Bei der gewohnter Weise nur ihre Schuldigkeit gethan habe. Der großen Nähe, und da der Plag, auf dem der Herzog Feind unternahm noch des Nachmittags eine specielle fich niedergelassen hatte, ein ganz offener war, so hat es Recognoscirung unserer Position , die bis zur Nacht sich nicht fehlen können, daß man feindlicherseits das Nieder ausdehnte ; der damit verbundene Angriff wurde mit großer lassen des Herzogs , sofern der Marschall sich auf seinem Leichtigkeit abgewiesen , wobei der Feind einige hundert jezigen Standpunkt schon befunden, in seinem ersten Be Mann einbüßte ; aus seinem Verhalten am folgenden ginnen bemerken mußte, und dann mit Hülfe von Fern Tage, an dem die Schlacht stattfand , ist man zu dem gläsern auf das genaueste sah, womit er beschäftigt war; Schluß berechtigt, daß er nach dieser Erfahrung die Front auch fonnte man wohl aus der respectvollen Haltung, ſeite unserer Position als unangreifbar erachtete , und welche der hinter ihm stehende Halbkreis ihm gegenüber demnach keinen weitern Schritt gegen dieselbe unternahm. beobachtete, den Schluß ziehen, daß die unbekannte Per Hier muß ich der chronologischen Ordnung halber die sönlichkeit der Herzog wohl selbst sein möge, und somit Relation über die kriegerischen Vorkommnisse unterbrechen, waren beide Feldherrn sich bewußt , sich vor dem nahen um eines in ſeiner Art einzigen Schauspiels Erwähnung Beginn einer Schlacht gleichsam von Angesicht zu Ange zu thun. sicht zu sehen. Dabei muß noch bemerkt werden , daß die Es mochte am 28. Juli Morgens vielleicht zwischen englische Stellung auf höherem Terrain gelegen war als 10 und 11 Uhr ſein, als der Herzog seine Vertheidigungs diejenige Dertlichkeit, auf der der Marschall Soult zu maßregeln beendigt zu haben schien, vom Pferde stieg und der Zeit sich befand , und daß sie durch ihr allmähliges gleichzeitig den Befehl gab , die Gewehre zusammenzu Ansteigen nach rückwärts von unten herauf eingesehen fegen , was auch bei der Stärke unserer Position , der werden konnte, man also französischerseits bemerkte, daß großen Nähe des Feindes ungeachtet , ohne Gefahr ge die englische Armee ihre Gewehre aus der Hand in Pyra schehen konnte, denn durch das unmittelbar vor unserer miden gesezt und den Tornister auf dem Rücken umber Front durchstreichende tiefe Defilé waren beide Armeen wandelte. (Schluß folgt.) fast vollständig von einander getrennt. Während nun der Herzog so zwischen seinen Getreuen

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Fleisch. Wenngleich die tägliche Fleischportion auch nicht so bedeutend ist , so wird doch bei diesem Regiment täglich eine Bouillon aus 120-130 fund Fleisch gekocht , welche zum Bur Verpflegung des preußischen Soldaten. Gemüse gethan wird, alſo jedenfalls kräftig und wohlschmeckend sein muß. Außerdem kann der Soldat so oft Gemüse nach Da in lezter Zeit vielfache unrichtige Nachrichten über die holen , bis er vollständig satt ist , und wenn er zwei und Verpflegung des preußischen Soldaten verbreitet wurden, so geben dreimal ſeinen Napf zu füllen wünscht , so wird es nie ver wir nachstehend einen zuverlässigen kurzen Bericht darüber, weigert. Es wird ferner darauf geachtet, daß täglich in der wie die angeblich schlechte und unzureichende Verpflegung bei Wahl des Essens abgewechselt wird ; es folgt hier der Speise einem Garderegiment gehandhabt wird. Bei den Linienregi | zettel einer Woche, nach welchem man urtheilen kann : Montag Erbsen mit Kartoffeln und Speck, Dienstag Weiß mentern dürfte das Verhältniß sich wesentlich nicht viel anders fohl mit Kartoffeln und Rindfleisch , Mittwoch Bohnen mit gestalten. Der Mann bezahlt täglich 1 Sgr. 3 Pfg. in die Menage Kartoffeln und Rindfleisch , Donnerstag Graupensuppe mit caffe. Hierzu kommt der vom Staat gelieferte Verpflegungs Kartoffeln und Hammelfleisch , Freitag Linsen mit Kartoffeln zuschuß, der jest täglich 11 Pfg. beträgt, mithin auf den Kopf und Rindfleisch, Samstag saure Kartoffeln und Rindfleisch, 2 Sgr. 2 Pfg. Dafür erhält der Soldat in der Caserne Sonntag Milchreis mit Zucker, Zimmet und Bratwurst. jeden Morgen vor Beginn des Dienstes : Quart Caffee Die Lieblingsgerichte der Soldaten ſind ſaure Kartoffeln, mit Milch, Zucker und einer Dreierschrippe von Weizenmehl | Reissuppe mit Rindfleisch und Erbsen mit Speck . Es werden und nur einem geringen Zusag von Roggenmehl. Außerdem jede Woche einmal Erbsen , Linsen , Bohnen oder Graupen jeden Mittag nach Beendigung des Morgendienstes Gemüse gekocht, weil diese viel Eiweißstoff enthalten und das Fleisch und täglich Fleisch , Speck oder Bratwurst. Das Fleisch zum Theil erſegen. Kohl und Rüben gibt es nur der Ab wechselt ab zwischen Rind- und Hammelfleisch, nur an sämmt wechselung wegen , weil sie zu viel kraftlosen Wasserstoff ent lichen Festtagen wird Schweinefleisch geliefert. Das Gewicht halten. Außerdem gibt es zu Ostern noch Eier, zu Weih des Fleisches beträgt täglich 9 Loth roh , was ungefähr 5 nachten Kuchen , an den Festtagen gebackene Pflaumen und Loth gekocht gibt, nach Abzug der Knochen; das Gewicht des am Geburtstage des Königs erhält jeder Soldat eine halbe Specs beträgt 6 Loth. An den Festtagen gibt es Pfund Flasche Moselwein. Miscelle.

Nachricht

Desterreichische Monarchie. Wien , 15. October. [ Neue Organisation der Cavalerie.] Durch eine allerhöchste Entschließung vom 29. September d. J. ist folgende Organisation der Cavalerie anbefohlen worden. Die Cavalerie formirt 29 leichte und 12 schwere Regimenter. Jedes leichte Cavalerieregiment be steht im Frieden aus dem Stabe und 6 Escadrons ; jedes schwere aus dem Stabe und 5 Escadrons. Jedes Cavalerie regiment bildet nur 2 Divisionen , aus 3 oder aus 2 Esca drons. In jedem Regiment fungiren als Divisionscomman danten der Oberstlieutenant und der Major. In der Kriegs bereitschaft oder beim Ausmarsche gegen den Feind formirt das leichte Regiment 5 Feld- und 1 Depot , das schwere Zur Depotescas Regiment 4 Feld- und 1 Depotescadron. Depotesca dron kann jede beliebige Escadron des Regiments nach Er messen des Regimentscommandanten bestimmt werden , doch hat diese Bestimmung nie früher als bei Empfang des Befehls zur Annahme der Kiegsformation zu erfolgen. Bei dem Uebergange aus der Friedens in die Kriegsformation hat die zum Depot bestimmte Escadron eines jeden Regiments durch Abgabe vollkommen kriegsdiensttauglicher Mannschaft und Pferde an die ausmarschirenden Feldescadrons dieselben auf den vorgeschriebenen Kriegsstand zu ergänzen, dafür die minder friegsdiensttauglichen Leute und Pferde von den Feldescadrons zu übernehmen und sich erforderlichen Falls durch Einziehung von Beurlaubten, und wenn die Einberufung der Reservisten allerhöchsten Orts bewilligt wird , auch durch diese , auf den

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vorgeschriebenen Stand zu segen und zu erhalten. Die Zu weisung der nöthigen Pferde wird vom Kriegsministerium erfolgen. Die bei allen Regimentern gegenwärtig bestehenden zweiten Majore, dann die bei allen Escadrons beſtehenden zweiten Rittmeister haben fünftighin fortzufallen , dagegen werden im Stande des Stabes eines leichten Regiments drei Rittmeister zweiter Classe und in jenem eiues schweren Regiments zwei Diese Rittmeister sind Rittmeister zweiter Classe eingetheilt. nach Ermessen der Regimentscommandanten mit besonderen Dienstleistungen zu betrauen , oder aushülfsweise als Esca= Bei dem Ausmarsche dronscommandanten zu verwenden. eines Regiments in's Feld ist jedesmal ein Rittmeister zweiter Classe bei der Depotescadron zur Dienstleistung einzutheilen, während mit einem leichten Regiment zwei dieser Rittmeister und mit einem schweren einer mit dem Stabe ausmarschieren, und überdieß bei jedem Regiment ein Proviantoffizier aus der Charge der Ober- oder Unterlieutenants neu creirt wird . Der Grundbuchsstand der Regimenter wird derart geregelt, daß jeder Mann während seiner achtjährigen Liniendienstzeit ein Jahr auf Urlaub sein kann. Die Cürassiere, Dragoner und Uhlanen haben bei der alljährlich stattfindenden Versegung der ihre Liniendienstzeit vollendenden Leute in die Reserve die Hälfte der Chargen und Gemeinen in den Reservestand Der Stand einer des Militär-Fuhrwesenscorps abzugeben. leichten Cavalerieescadron ist im Frieden : 1 Rittmeister erster Classe , 2 Oberlieutenants , 2 Unterlieutenants , 156 Mann und 141 Pferde ; einer schweren 5 Offiziere, 154 Mann und 139 Pferde ; im Kriege bei der leichten und schweren Ca

335 valerie 5 Offiziere , 165 Mann und 149 Pferde ; der eines leichten Cavalerieregiments im Frieden 1007 Köpfe , 854 Pferde , im Kriege 1072 Köpfe und 929 Pferde ; endlich eines schweren Regiments im Frieden 833 Köpfe, 703 Pferde und im Kriege 896 Röpfe und 775 Pferde. - [Das k. t. Arsenal und seine Waffenfabri cation.] Im k. k. Arsenale sind zwei Säle mit sehr zweck mäßig construirten eisernen Stellagen versehen worden , an deren jeder 180,000 Stück Gewehre aufgestellt werden können. Eine derselben zeigt vollzählig diese Anzahl von Schußwaffen, in der zweiten Stellage befinden sich nur gegen 100,000 Stück und die fehlenden, metst Gewehre älterer Construction, wurden in der legteren Zeit nach und nach an die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika verkauft , welche seit Ausbruch des Krieges in den Vereinsstaaten zusammen bereits 123,000 Stück Gewehre aus den f. f. österreichischen Waffenvorräthen bezog. Der Ersag ist durch die ausgedehnte Fabrication im f. t. Arsenale leicht möglich, da nunmehr da selbst mit Hülfe vieler Maschinen in einem einzigen Tage 1000 Stück Gewehre vollkommen bis zur Schußfertigkeit her gestellt werden können. Ebenso ist die Erzeugung der Kanonen derart vorgeschritten, daß ein 24 pfündiges, gezogenes Schieß wollgeschüg sammt Laffeten und sonstigem Zubehör in dem kurzen Zeitraum von 4 Tagen für den Kriegsgebrauch fertig hergestellt werden kann. Preußen. * ** Berlin , 8. October. [ Das kriegsgerichtliche Urtheil über die 12. Compagnie des 45. Infan terieregiments zu Graudenz .] Viel Aufsehen erregt hier gegenwärtig das soeben bekanntgewordene kriegsgerichtliche Urtheil über die 12. Compagnie des zu Graudenz stehenden 8. ostpreußischen Infanterieregiments Nr. 45, welche sich be kanntlich des schweren Vergehens der Verweigerung des Ge horsams gegen ihren Hauptmann schuldig gemacht hatte. Das Urtheil hatte die allerhöchste Bestätigung in folgender Cabinets ordre gefunden : „Ich habe das Urtheil des Kriegsgerichts wegen Auf wiegelung , Meuterei und Verweigerung des Gehorsams der 12. Compagnie des 8. ostpreußischen Infanterieregiments Nr. 45 lediglich bestätigt ; denn diese Verbrechen sind uner hört in der preußischen Armee und gestatten weder Entschul digung, noch Gnade. Babelsberg, 20. September 1862. (gez .) Wilhelm ." Sämmtliche Strafen lauteten auf Festungsstrafarbeit in einer Strafabtheilung , die Unteroffiziere natürlich nach vor heriger Degradation . Es wurden verurtheilt : 1 Unteroffizier zu 19 Jahren und 9 Monaten, 1 "! " " 15 1 " " 12 " (wegen unterlassener Anzeige), 2 " "I 9 6 Gefreite " 10 "1 68 Gemeine " 11 3 12 " " 2 " 10 " 101 Mann. In Untersuchung waren gewesen 102 Mann. Ein Gemeiner war inzwischen deſertirt. Ueber die Schwere dieses Urtheilsſpruches wird hier sehr

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lebhaft discutirt ; auch wir möchten für die Verurtheilten hier eine 1 Fürbitte einlegen und finden uns darin zu unserer Freude von einem geachteten Organe, der „ Elberfelder Zeitung “, unterſtügt. "Die Schwere des Vergehens , schreibt sie , soll von dem Gesichtspunkte der militärischen Disciplin aus betrachtet, keinen Augenblick bestritten werden. Unerlaubte Selbsthülfe kann der bewaffneten Macht noch weniger als Privatpersonen gestattet werden, auch nicht in exceptionellen Fällen. Anarchische Zu stände, nicht etwa bloß im Heere, sondern auch in der bürger lichen Gesellschaft wären die unausbleibliche Folge. Die foldatische Disciplin muß eine eherne sein und bleiben. Auch die Höhe der Strafe auf der einen Seite, das geringe Straf maß auf der anderen , welches das Kriegsgericht zu bemeſſen für gut befunden hat , sei nicht angegriffen , nicht etwa die Frage ventilirt, wie die Sache der Mannschaft, wie diejenige des Hauptmanns von einem Geschwornengericht entschieden wäre. Die Militärgerichtsbarkeit besteht einmal geseglich. Man kann ihren Fortfall wünschen, keineswegs bloß auf den Prozeß der Herren Sobbe und Puzki gestügt , aber ihr Spruch ist Recht , und Recht muß Recht bleiben. Indeß mit den angedeuteten Gesichtspunkten allein kann die Be trachtung der Graudenzer Angelegenheit unmöglich abschließen. Das wäre mehr als herzlos , das wäre eine grausame Unterlassungsfünde. Der Begriff des formalen Rechts colli dirt gar häufig im Leben mit dem moralischen Recht ; die strenge Beobachtung des ersteren schließt nicht aus, daß nach erfolgter Beobachtung auch das moralische Recht die noth wendige Berücksichtigung finde. Das erheischt das Wesen der Gerechtigkeit. Das moralische Recht in dem vorliegenden Falle weist auf die gewichtigen Milderungsgründe, welche das Vergehen der Compagnie erklären und , als sittliche Schuld gewogen , wesentlich abschwächen. Die Behandlung , welche die Mannschaft lange Zeit hindurch von ihrem Vorgesetzten erfahren , hat sie zu der einmaligen Verweigerung des Ge horsams fortgerissen. Die Behandlung selbst werde nicht näher charatterifirt. Es zeugt für Jedermann , der die Verhältnisse des preußischen Militärdienstes kennt , die nackte Thatsache, daß die Behandlung eine solche war, daß sie eine solche Folge hatte, mit hinreichender Beredtsamkeit. Jedenfalls wird es erlaubt sein zu sagen , die Behandlung war eine un gesegliche und strafbare , denn wäre sie nicht eine un gefeßliche gewesen, wie hätte sonst der Hauptmann v. B. zu ein jähriger Festungshaft verurtheilt werden können ? Gereizt und erbittert durch die ungesegliche und strafbare Behandlung, welche sie seitens ihres Führers nicht einmal, sondern wieders Holt erdulden mußte, hat rie Mannschaft der Compagnie das Vergehen begangen. In den Augen des militärischen Straf coder ist das Vergehen ein sehr schweres. In den militäri schen Kreisen des Landes wird darüber nur eine Meinung herrschen , daß ungleich schwerere Vergehen von Militärs in anderen Fällen verübt worden sind , ohne daß sich hier die geringsten Milderungsgründe auffinden ließen , und daß tro dem das Strafverdict unendlich gelinder ausfiel. "

Bayern. München, 11. October. [Personalchronik : Kriegs minister Generalmajor v. Spies t.] Gestern Nacht 11 Uhr starb , 57 Jahre alt , der Kriegsminister v. Spies, nachdem er die Leitung der kriegsministeriellen Geschäfte kaum 36 Stunden zuvor an den Generallieutenant v. Heß über

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geben hatte. Dem Verstorbenen ist das Heer zum wärmsten Danke verpflichtet. Dieses ist unter seiner 3 jährigen Ver waltung gänzlich umgestaltet worden. Obwohl seiner schon bei der Uebernahme des Ministeriums eine sehr große Ar beitslast harrte, er bewältigte sie bald. Er hatte ein ordent liches und außerordentliches Budget an den Landtag zu bringen und heiße Kämpfe mit der Abgeordnetenkammer zu bestehen. Inzwischen wurde Alles in der Armee umgeschaffen. Die reglementaren Bestimmungen des Exercirens und Ma növrirens , des Turnens , Fechtens und Reitens wurden bei allen Waffengattungen andere. Gezogene Kanonen find eingeführt , die Festungen neu armirt , die Bekleidung der Mannschaft gänzlich geändert und die Löhnungen erhöht worden. Was schließt dieß Alles nicht für eine ungeheure Arbeit in sich ! Kriegsminister v. Spies unterzog sich den= ſelben gegen den Rath seines Arztes mit dem größten Eifer. Er kannte keine Schonung für sich, und man fann in Ueber einstimmung Bieler mit vollem Rechte von ihm sagen: Spies ist das Opfer seines zu großen Pflichteifers geworden . Braunschweig.

Braunschweig , 12. October. [Personalchronit : Oberstlieutenant Berner t] Soeben werden die sterb lichen Ueberreste eines jener Männer beerdigt , welche unter der Fahne des verewigten Herzogs Friedrich Wilhelm von jenen Tagen an, als derselbe sein Freicorps in Böhmen und Schleften bildete, bis zu dessen ruhmreichem Tode bei Quatre bras diente : des pensionirten Oberstlieutenants Carl Berner. Bureauchef bei der Direction der königlich westphälischen Do mainen, Gewässer und Forsten in Gaffel, trat er im Jahre 1809 nach dem Aufrnfe des Herzogs zu Turnau in Böhmen in das Corps ein , machte den Zug durch Deutschland bis Elsfleth, die Feldzüge auf der pyrenäischen Halbinsel als Lieutenant mit, erhielt bei seiner Zurückunft nach Braun schweig eine Compagnie und fämpfte als Chef derselben bei Quatrebras und Waterloo im heftigsten Kugelregen mit ganz besonderer Ruhe und Kaltblütigkeit. Im Jahre 1841 erhielt er als Major das Commando des herzoglichen Leibbataillons, und behielt dasselbe bis 1846. Von da an lebte er als Oberstlieutenant, geliebt und geachtet von Civil und Militär, in Pension hierselbst , bis er am Donnerstag Abend gegen 9 Uhr an den Folgen eines Nervenschlages , 78 Jahr alt, verschied. Er war noch Präsident der Militär-Gesundheits commission und Commandeur zweiter Classe des herzoglichen Hausordens Heinrichs des Löwen, Inhaber des Ehrenzeichens für 25jährige Militärdienstzeit , des Ehrenzeichens für den Feldzug in Deutschland im Jahre 1809 , der Medaille für den Feldzug in Portugal und Spanien von 1809 bis 1814, der Medaille zum Andenken des Feldzugs im Jahre 1815, des Ritterkreuzes des königlich hannöverschen Guelphenordens , der englischen Kriegsmedaille c. Niederlande. [ Einführung einer Uebungstrommel . ] Bei der niederländischen Armee ist kürzlich eine Uebungstrommel nach englischer Erfindung eingeführt worden, welche den Vor theil hat, daß die Tambours sich im Zimmer darauf üben können , ohne daß die übrigen Casernenbewohner dadurch

gestört werden , und bei welcher zugleich die Trommelfelle nicht so oft erneuert werden müſſen. Rußland. Nyholm (Finnland) , 5. October. [Explosionsver suche mit Oberstlieutenant Ramsted's neuem Ap parat.] Auf der Werfte von Nyholm wurden am 13. v . M. interessante Explosionsversuche mit einem neuen Apparat ge macht, dem man hinlänglich Kraft zuschreibt, um das stärkste Panzerschiff zu zerstören. Erfinder ist der Oberstlieutenant Ramsted , ein Finnländer von Geburt , der in der ruſſiſchen Armee gedient hat. Der Apparat soll von äußerst einfacher Er besteht Construction und von sehr mäßigem Preise sein. aus einem Behälter von Glas , der mit Pulver gefüllt , sich in einer gewissen Tiefe schwimmend hält , wo er durch sehr einfache chemische Mittel eine Explosion erzeugt , deren Wir fung , wie man versichert, das Fugenwerk keines Schiffes foll widerstehen können. Bei dem hier in Rede stehenden Ver suche opferte man nur ein altes Kanonenboot , und die Ladung des Apparats war deßhalb nur eine sehr mäßige , aber die Wirkung gleichwohl erstaunlich. Die Schiffswände wurden auseinander gerissen , starke Blanken 80 bis 100 Fuß hoch geschleudert und das Kanonenboot versant. Bei einem zweiten Versuche ließ der Apparat eine Wassersäule bis zu einer Höhe von 100 Fuß steigen und erzeugte rings umber heftige Er schütterungen. Sardinien. Turin, 28. September. [Gegenwärtiger Stand der Armee und Marine. ] Einer Mittheilung des " Temps " zufolge ist der gegenwärtige Stand der Land- und Seemacht des neuen Königreichs Italien folgender. Die italienische Armee zählt augenblicklich 80 Infanterieregimenter , 38 Ber faglieribataillone, 17 Cavalerie-, 3 Artillerie- , 3 Train- und 2 Genieregimenter und 44 Legionen Carabinieri, im Ganzen 335,657 Mann. Außerdem können die Depots- und Reserve streitkräfte, welche eine Verstärkung von 100,000 Mann bilden, in wenigen Tagen auf den Kriegsfuß gesezt und 120,000 Nationalgardisten mobiliſirt werden. Es gibt dieß eine ganz ansehnliche Streitmacht , wobei die Leibwachen des Königs, die Schloßwachen , die Veteranen von Asti und Neapel , die freiwilligen Jäger u. s. w. noch nicht mitgerechnet sind . Die Seemacht besteht aus 3000 Matrosen und 4 Regimentern Marineinfanterie , zusammen 5000 Mann stark , welche auf folgende Schiffe vertheilt sind : 1 Dampflinienſchiff, 11 Dampf fregatten , 5 Panzerfregatten , 2 gepanzerte Batterien , 8 Dampfcorvetten , 10 Rädercorvetten , 8 Kanonenboote ersten Ranges , 5 Avisos , 12 Transportdampfer ; ferner 2 Segel fregatten , 5 Segelcorvetten und 5 Brigantinen , im Ganzen 75 Fahrzeuge. Mit den im Bau begriffenen wird Italien bald 15 Panzerschiffe haben , die in Ancona , Manfredonia, Brindisi , Syrakus, Messina , Palermo, Neapel , Livorno und Genua stationiren werden. Die Militärschulen Italiens sind : die königliche Militärakademie in Turin, die Infanterieschulen in Ivrea und in Modena, die Cavalerieschule in Pignerol, die Militärschulen in Mailand , Parma , Neapel , Florenz, Racconigi und Maddaloni, das Militärinstitut „ Garibaldi" in Palermo und das Colleg für Söhne von Militärpersonen in Florenz.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigkter

No. 43.

Jahrgang.

Darmstadt, 25. October.

1862.

Inhalt: Auffäße. Deutsche Flagge und Flotte. - Die Compagniecolonne als Grundlage der Infanterietaktik. - Erinnerungen aus dem Feldzug ven 1813 unter Herzog Wellington. (Schluß.) Nachrichten. Preußen. Stand der Heeresreform nach dem Schluffe des Landtags. - Der legte abgekürzte und der erste volle Cursus der Kriegsschulen. - Zur Frage der neuen Kriegsschulen zu Engers und Glogau. Baben. Die Verhältnisse der 1 Militärveterinärärzte. Belgien. Verbot des Tragens des Seitengewehrs von betrunkenen Soldaten.

Deutsche Flagge und Flotte. (Eine Anfrage, die bei uns eingelaufen , veranlaßt uns , dem nachfolgenden Aufsaß eine kurze Bemerkung vorauszuschicken. G8 war bei uns seit Jahren Sitte , in der Nummer , welche dem 18. Dctober zunächst lag , einen Auffag zu bringen , der an die nationale Bedeutung dieses Tages erinnerte. Wir haben diesmal eine Ausnahme von dieser Sitte gemacht, weil die augenblicklichen Verhältnisse in Deutschland nicht dazu angethan sind , mit unge trübter Freudigkeit diesen Erinnerungstag zu besprechen. In das nächste Jahr fällt das 50jährige Gedächtniß des 18. Octobers ; mögen die Verhältnisse fich bis dahin so gestalten , daß wir gern an unsere bisherige Sitte wieder anknüpfen können. D. Red . ) [v. H.] Im Jahre 1630 wurde der legte Hansatag gehalten. Die Kraft der Hansa war längst gebrochen ; aber erst in die sturmvolle Zeit des 30jährigen Krieges fällt ihre förmliche Auflösung. Nur Hamburg , Lübeck und Bremen nannten sich von da an noch Hansastädte ; aber der Bund , in dem sie blieben , war zu klein und ohnmächtig geworden , um in ihm den Fortbestand der einst so gewaltigen Hansa zu sehen. Was die Hansa in den Zeiten ihrer Blüthe gewesen ist, gehört der Geschichte an. Für uns Deutsche bleibt sie eine ewige Mahnung an das, was deutsche Kraft vermag , sobald ein einmü thiger Sinn fie führt. Wenn ein bloßer Bund von han deltreibenden Städten eine Machtstellung zur See ein nehmen konnte, die den Norden unter festem Druck hielt, die England , Frankreich, Portugal seinen Willen auf

zwang, welche Machtstellung müßte das heutige Deutsch land zur See nehmen können, wenn es einmüthig wäre! Nach dem Fall der Hansa gab es teine deutsche Kriegsflagge mehr ; die See gehörte den andern Völkern , das deutsche Volt hatte tein Theil daran. Nur Kur brandenburg versuchte es noch einmal, in die Zahl der seemächtigen Staaten einzutreten ; aber es verzichtete bald wieder darauf, obschon seine Anfänge ehrenvoll waren. So blieb es, bis das deutsche Reich zerfiel, wie vor ihm die deutsche Hansa zerfallen war. Nach dem Sturze des Reiches gab es überhaupt kein Deutschland mehr ; die deutsche Geschichte beginnt erst wieder mit der Erhebung der Jahre 1813-1815. Was die geeinigte Kraft Deutschlands vermochte, hatte sich in den Kämpfen dieser Jahre wieder glorreich bewährt. Über dasselbe Deutschland , dessen Kaufherren einst die Meere beherrschten, war jest nur noch eine Binnenmacht, ob schon drei Meere sein Gebiet bespülen. Schon das Jahr 1817 brachte eine schmerzliche Süustration der Machtver hältnisse , unter denen Deutschland kaum erst wieder ge= gründet worden war. Die Hansastädte Hamburg, Lübeck und Bremen, einst unter die mächtigsten Glieder des see beherrschenden Hansabundes zählend , riefen den Schut des deutschen Bundes an gegen das Unwesen der afri tanischen Raubschiffe, und der Bund hatte keinen Schuß für fie. Der offene Seeraub, von den Korsarenschiffen der Barbaresten geübt , gefährdete nicht bloß die Schiff fahrt auf dem mittelländischen und auf dem atlantischen

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Meere, sondern er hauste frech selbst in den nordischen schaftlichen Nationen ihre Heerden zur Mastung treiben. Meeren; Güter und Menschen wurden als Beute in die Wer an der See teinen Theil hat, der ist ausgeschlossen afrikanischen Raubnester geschleppt. Die Hansastädte sagten von den guten Dingen und Ehren der Welt, ――― der ist in ihrem Hülfegesuch der deutsche Bund habe zwar keine unsers lieben Herrgotts Stieftind. " Seemacht, doch werde es ihm weder an Kraft noch an In der See nehmen die Nationen stärkende Bäder, erfrischen sie ihre Gliedmaßen, beleben sie ihren Geist und Mitteln gebrechen, für die Sicherheit der deutschen Schiff fahrt auf eine wirksame Weise Sorge zu tragen ! " In machen ihn empfänglich für große Dinge, gewöhnen fie den Verhandlungen , die über dieses Gesuch am Bunde ihr körperliches und geistiges Auge in weite Fernen ju gepflogen wurden, war es zunächst der Binnenstaat Baden, sehen, waschen sie sich jenen Philisterunrath vom Leibe, der von welchem der nationale Gesichtspunkt fest ergriffen allem Nationalleben, allem Nationalaufschwung so hinder wurde. Die begutachtende Commission am Bunde hatte lich ist. Das Salzwasser ist für die Nationen eine längst ihren Antrag dahin gestellt, die beiden deutschen Groß erprobte Panacee ; es vertreibt ihnen die Titelsucht , die mächte möchten im Namen des Bundes den Schuß der Blähungen aller den gesunden Menschenverstand verzeh Seemächte auch für die Handelsschiffe der Bundesstaaten renden Stubenphilosophie, die Kräße der Sentimentalität, ansprechen. Baden sprach sich scharf gegen diesen An die Lähmungen der Papierwirthschaft, die Verstopfungen trag aus. Das badische Votum verlangte, daß man vor der gelehrten Pedanterei und heilt Stubenversessenheiten Allem an die Möglichkeit von Mitteln denke, um durch und Grillenfängerei aus dem Grunde. Dabei gibt es dem Magen der Nationen Thon ; denn es bringt Reich eigene Kraft, sei es der seehandelnden Bundesstaaten thum und Genüsse , Muth und Lebensfreudigkeit in die allein, sei es der Gesammtheit aller Bundesstaaten, dieses Gesammtintereſſe deutscher Handelsindustrie und deutschen Masse des Volkes . Seefahrende Leute lachen über das Hunger- und Sparsystem am Boden kriechender National Völkerwohles wider die angethane Schmach und Ver legung zu sichern. " Die Interessen der binnenländischen öconomen, wohl wissend, daß die See an guten Dingen und der ſeefahrenden Bundesglieder seien hier gar nicht unerschöpflich ist, und daß man nur Muth und Kraft zu trennen ; was die Einen fördern, daran haben auch haben dürfe, sie zu holen. Eine Nation ohne Schifffahrt die Andern ihren vollen Antheil. Wolle der Bund in seiner ist ein Vogel ohne Flügel, ein Fisch ohne Flossen , ein zahnloser Löwe, ein Hirsch an der Krücke, ein Ritter mit Gesammtheit nicht eingreifen, so seien schon die seefahren den Bundesglieder allein mächtig genug, um gemeinsam bölzernem Schwert , ein Helote und Knecht der Mensch den Schuß ihrer Schifffahrt und ihres Seehandels zu heit. Und so tief sinkt zulegt der öffentliche Geist insecten schaffen, den der Commissionsantrag von dem guten Willen artig auf dem Lande kriechender Nationen, daß sie die Fremder erwarte. " Deutsche verstehen, Schiffe zu bauen jenigen verspotten und verfolgen , die ihnen rathen, sich und zu rüsten, unsere Seeleute dienen auf allen Meeren ; zur See zu versuchen , wie im Lande der Hinkenden der sollte dieß vorliegende große Interesse der Nationalehre Sonderling verlacht wird, der teck auf zwei Beinen daher - bewahre und des Vortheils und der Nothwendigkeit nicht Beschlüsse schreitet. Wir sprechen nicht von Deutschland wir sprechen von den Aethiopiern, von hervorrufen und verwirklichen, die allein den Zweck sicher der Himmel ! und dauernd zu erreichen verheißen ? den Chinesen und Japanesen, von den Leuten am Hima Das war die erste , obschon erfolglos gebliebene An laya , von allen jenen Schwächlingen , welchen die See regung der Idee einer deutschen Kriegsflotte, und sie fällt, weder Nahrung noch Stärkung bringt. Wir Deutschen worauf der ganze Accent gelegt werden muß , schon in haben noch eine Schifffahrt, Gott sei's gedankt und den das Jahr 1817, also in die ersten Jahre nach Gründung braven rüstigen Leuten an den Mündungen der Ems, des Bundes . Die Idee schlief von da nicht, und es ist der Weser , der Elbe , der Trave , der Oder , vor allen ein schweres Unrecht, wenn man sie später aus einer aber unsern wackern Bremern , die unter dem Schuge leidenschaftlichen Erregung des nationalen Geistes zu er Gottes und seiner Heiligen den ganzen Erdball so muthig klären gesucht hat , mit der sie doch ihrer ganzen Natur beschiffen, als segelten fte unter der Flagge der mächtigsten Nation, als wären sie nicht den Fußtritten und Rippen nach nie etwas zu thun hatte. Auch ohne Schuh rang sich indeß die deutsche See stößen jedes muthwilligen Barbaren bloßgestellt, den die tüchtigkeit zu einem Aufschwung empor, der dem deutschen Lust anwandelt, sich an ihnen zu vergreifen . " „Tiefsinnige Gelehrte, Politiker vom feinsten Wasser Seehandel eine bedeutende Stelle im großen Weltverkehr anweist , und nur eine kurzsichtige Befangenheit konnte haben bewiesen , Deutschland besize weder Mittel noch noch die Augen vor einem Umschwung der Dinge ver Lust, eine ſeefahrende Nation zu werden ; die Deutschen schließen , der sich unmittelbar innerhalb ihres Gesichts seien durchweg Landratten, liebten wie Gewürm am festen freises zutrug. Auf diese Thatsache bezieht sich ein Auf Boden zu kriechen und sie fürchteten die Gefahren der saz von Friedrich List, überschrieben „ Die deutsche See, die keine Balken habe. O, ihr Büchermacher, wie Flagge", der, obschon vor 20 Jahren geschrieben, noch ihr euer Land und Volk tennt ! Möchte doch Einer von heute seine Bedeutung hat, und den wir darum hier ein euch in die noch unentdeckten Gegenden an der Ost- und reihen wollen. List sagt : Nordsee zu reisen wagen und sich die Länder und ihre Die See ist die Hochstraße des Erdballs. Die See Bewohner beschauen und ihr Thun und Treiben , ihr ist der Paradeplag der Nationen. Die See ist der Tum Leben und Weben beobachten, und euch schulgerechte Ta melplag der Kraft und des Unternehmungsgeistes für bellen darüber anfertigen , wie viele junge Leute hinaus alle Völker der Erde und die Wiege ihrer Freiheit. Die ziehen in den Seedienst aller Länder und Welttheile, See ist die fette Gemeindetrift, auf welche alle wirth weil die einheimische Schifffahrt ihrem Drang und Sehnen

339 nach dem Leben und Gefahren der See feine Befriedigung | selbst die Portugiesen , selbst die kleinen amerikaniſchen gewähren kann ; wie viele zu Hause bleiben, denen fein Staaten der thrigen gewähren. Wir werden nur denen Beruf lieber wäre als der Seedienst , könnten sie in der Nationen, mit welchen wir bisher in einem vortheilhaften vaterländischen Schifffahrt Unterkunft finden ; welches Ge Verkehr standen (Brasilien, Spanien, Nordamerika) und die bisher uns gleiche Rechte gewährten , Gegenseitigkeit schick, welche Lust und Kraft diese Leute zum Seedienst zugestehen , den übrigen aber sagen : " Ihr habt bisher besigen und wie viele Schiffe zu bemannen wären und durch eure Bevorzugungsgesete eure Schifffahrt auf Kosten wie viele tüchtige Capitäne nur allein die Uferstaaten zu erziehen vermöchten, von dem Binnenland nicht zu reden, der unsrigen gepflegt ; es ist nicht anders als recht und und welche Materialien und Werkleute sich zum Behuf billig , daß wir die unsrige einige Zeit vor der eurigen bevorzugen , damit das Gleichgewicht wieder hergestellt des Schiffbaues bei ihnen vorfinden , und wie viel und werde. Nach Verlauf von zehn Jahren könnt ihr wieder welche Arten Schiffbauhölzer jegt außer Landes gehen, Die zum einheimischen Schiffbau verwendet werden könnten, anfragen , und dann werden wir wahrscheinlich keinen und welche Fortschritte die deutschen Seeleute und Schiff Anstand weiter nehmen, einen Gegenseitigkeitsvertrag mit bauer im Bauen und in der Führung der Schiffe und euch abzuschließen."" die deutschen Matrosen im Seedienst ohne alle Begüns So schrieb vor 2 Jahrzehnten der große Staatslehrer, stigung von Seiten der deutscheh Staaten , ja noch im dem Deutschland erst noch vor wenigen Jahren ein Ehren schweren und erniedrigenden Kampfe mit den Schifffahrts denkmal errichtet hat. Der Aufschwung des deutschen beschränkungen aller fremden Nationen gemacht haben, Seehandels , der schon damals mächtig begonnen hatte, das wären einmal Tabellen, die zu vernünftigen Schlüſſen: ist inzwischen stetig weiter gegangen , und unter den ſees führen könnten !" fahrenden Völkern nimmt das deutsche jezt die dritte „Wir werden seltsame Behauptungen und Argumente Stelle ein ; nur England und Nordamerika gehen ihm über diesen Gegenstand zu berichten haben , z. B. , daß vor , indeß das seemächtige Frankreich im großen Welt es ein großer Vortheil sei , wenn Deutschland teine ge verkehr weit hinter Deutschland zurücksteht. Und dennoch hat die Idee einer deutschen Kriegsflotte meinschaftliche Flagge habe, weil gegenwärtig die Flagge der einzelnen Staaten und Städte insultirt werden könne, auch heute noch ihre Gegner, und auch heute noch gibt unbeschadet der Ehre der Nation, (?!) während der Bund es eine Befangenheit, die die Dinge nicht sieht , die vor teine Macht hätte, die Beleidigungen der Vereinsflagge zu ihren Augen erwachsen sind , und die froh ist, daß die rächen..... Jene Weisen, die uns einwenden, wir nehmen Anfänge einer deutschen Flotte , wie sie in den Jahren das Zeichen für die Sache selbst , verkennen , daß auch 1848 und 1849 entstanden, schon nach wenigen Jahren dent schon das Zeichen moralische Kräfte weckt. Sie sind nie Hammer verfielen. Für solche ist der List'sche Aufſag, an fernen Küsten 爨 gewesen. Nie haben sie gesehen , wie den wir oben einreihten , eine derbe Lehre , denn Flagge der Nordamerikaner beim Anblick des sternbesäeten Paniers und Flotte gehören nothwendig zusammen, und die Flagge sein Pennsylvanien, sein Delaware, sein Ohio oder Illi wird nur darum gefordert, weil sie der erste Schritt zur nois vergißt und sich nur als Bürger der Vereinigten Flotte ist. Die Flagge ist die Seekrone auf dem Haupt Staaten fühlt. Nicht können sie sich vorstellen , welche der Nationen. " Wer aber die Krone trägt , der sucht Zauberwirkung eine gemeinsame Flagge auf die in ent auch in sich die Kraft, seine Krone zu schüßen . fernten Ländern wohnenden Deutschen und auf die Ent Fehlt Deutschland diese Kraft ? Die Hansa hat vor wickelung und Erhebung des Nationalgeistes im Innern Jahrhunderten bewiesen , was deutsche Kaufleute ver üben würde." mochten , obschon Kaiser und Reich nicht für sie waren. „hat man doch mehr als ein Beispiel , daß durch ein Die Gemeinsamkeit der Interessen war es damals , was Zeichen die Sache herbeigeführt worden ist. Preußen den Hansabund zusammenhielt, und dieselbe Gemeinsam feit der Interessen ist es heute wieder , was uns zur selbst ist davon ein großes Exempel. Als Friedrich I. fich in Königsberg die Krone aufs Haupt segte, was war Einigkeit , zum gemeinsamen Schuß unseres Seeverkehrs diese Krone anders als ein Zeichen dessen, was Preußen mahnt. Soll diese Mahnung unbeachtet bleiben ? Die werden wollte ; denn ein Königreich war es damals noch Korsaren von 1817 tehrten in den Jahren 1848 und nicht. Aber die Krone wirkte , daß die Häupter, die sie 1849 als dänische Kaperschiffe wieder, und abermals war trugen, ein Königreich suchten ." Deutschland ohne Macht , sich selber zu schüßen. Hat Die Flagge ist die Seefrone auf dem Haupte der diese Erinnerung ihre eindringliche Schärfe verloren ? Nationen. Man sege der deutschen Nation diese Krone Die in Aussicht stehende Küstenbefestigung ist ein preis auf und das Uebrige wird sich finden. Vierzig Millionen würdiges Wert, aber ohne eine Flotte ist sie doch nicht Menschen werden dem Zeichen ihrer Einheit und ihrer mehr als ein Stückwerk. Ansprüche auf das volle Weltbürgerrecht Achtung zu ver schaffen wissen auf die eine oder die andere Weise . Ohne dieses Zeichen werden fie ewig Englands Kammerknechte bleiben. Nur in dem Streben nach irgend einer Bedeu Die Compagniecolonne als Grundlage der tung zur See äußert sich das wahre handgreifliche Welt T Infanterietaktik. bürgerthum, alles Andere ist zur Zeit eine Ausgeburt durch zu vieles Sigen desorganisirter Gehirne." * Die Einführung der Präcisionswaffe an die Stelle ** "Man gebe uns die Flagge und wir werden Schuß für sie begehren und erlangen , wie ihn jede Seenation, des alten Glattgewehrs hat unmittelbar auf die Frage

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geführt, ob und welche Aenderungen in den taktischen Grund pagniecolonne uns hingewiesen , und indem wir sie dort formen der Infanterie dadurch bedingt werden. Es hat (Nr. 20 der A. M.-Z. v. d. J.) rasch durchsprachen, nicht an Stimmen gefehlt, die jede solche Nothwendigkeit | kamen auch wir nothwendig zu dem Verlangen , daß die berneinten, weil die vorhandenen Formen elastisch genug praktische Erprobung der Grundzüge, wie sie in dem ſeien, um mit ihnen auch innerhalb der veränderten Ge Versuch einer Elementartaktik der Infan fechtsverhältnisse auszureichen. Aber die gegentheilige ferie " gegeben sind , nicht lange auf sich möge warten Ansicht, daß allerdings eine solche Nothwendigkeit bestehe, lassen. Mit dem gleichen Wunsche schließt ein Aufſag drang mit dem Gewicht ihrer Gründe durch, und in der im 17. Heft der „ Desterreichischen Militärischen Zeitschrift", Literatur, wie in der Reglementsgebung kam so das Prin überschrieben „ Die Angriffscolonne der Infan cip der Compagniecolonne zu einer Anerkennung, die ihm terie , speciell die Bechtold'sche Massen unter den früheren Gefechtsverhältnissen nothwendig vers colonne , *) der , wie schon diese Ueberschrift erkennen sagt war. läßt , aus dem ganzen Inhalt des „Versuchs" zunächſt Es hat sich so ein Umschwung vollzogen , den man die Frage der Massenbildung herausgreift und näher er erst dann klar erkennt, wenn man die taktischen Schriften örtert, die praktische Prüfung der in dem „Versuch" vor= und Vorschriften vergleicht , wie sie vor 20 und mehr geschlagenen Maſſenform aber zunächst an die größeren Jahren in Jedermanns Hand waren. Die Compagnie deutschen Contingente fordert. Alle diese Stimmen find colonne ist jetzt als eine wesentliche Gefechtsform der In darin einig , daß es jezt an der Zeit ist , von der theo fanterie in den Lehrschriften anerkannt und durch die retischen Betrachtung zur praktischen Erprobung über Reglements eingeführt; der Nachdruck liegt jezt auf dem zugeben. Der „ Versuch" scheint die Lösung der streitigen Frage für die Taktik der Infanterie darzubieten. Aber gegliederten Kampf, indeß sonst auf dem bloßen zu sammenhalt in Linie oder Masse. nur die praktische Erprobung desselben kann die Anhalt Mit diesem Umschwung in Ansicht und Regel drängt punkte für das entscheidende Urtheil geben , nachdem die fich aber sofort wieder eine neue Frage auf. Soll die theoretische Erwägung bis dahin im Ganzen nur ein bei stimmendes Urtheil ergeben hat. Compagniecolonne, wenn sie denn doch einmal eine noth wendige Gefechtsform ist , nur neben den früheren tat Waren die Stimmen berechtigt, die eine solche prak tischen Formen bestehen ? Oder bedarf überhaupt die tische Erprobung des „ Versuchs einer Elementar Elementartaktik der Infanterie einer Entwickelung , die taktik der Infanterie , basirt auf das System jede einzelne Gefechtsform auf das gleiche durchgreifende der Compagnie colonnen" verlangten , so gereicht es uns so viel mehr zur Genugthuung , über Vollzug Princip stellt? Fast die ganze neuere Literatur , die di dattische wie die reglementäre, hat ihre Schwäche darin, und Ergebniß solcher Erprobungen hier berichten zu können. daß fie grade diese Kernfrage unerledigt läßt. Die Ein In der württembergischen Infanterie haben solche heit der Formen fehlt darum , und damit fehlt ein Er ziemlich umfänglich stattgefunden, und eben auf dem Er forderniß, das in taktischen Dingen wesentlich voransteht. gebniß derselben beruht der Aufsag der „Desterreichischen Vielleicht die einzige Schrift, in der diese entscheidende Militärischen Zeitschrift“ , deſſen wir oben erwähnten und Frage ergriffen und mit glücklichem Erfolge zu lösen ge den wir näher nachzulesen bitten. Das Urtheil , das sucht ist, erschien vor 2 Jahren unter dem Titel : Vers dort durch praktische Proben gewonnen wurde , bestätigt such einer Elementartaktik der Infanterie die Auffassung, zu der die theoretische Erwägung geführt und deren Anwendung in verschiedenen Gefechtsverhält hatte. Die tattischen Formen , die der " Versuch" vor nissen des Bataillons, bafirt auf das Compagniecolonnen schlägt , bewährten sich als „außerordentlich vereinfacht“, system. Von einem deutschen General. Darm vor Allem die Bataillonsmasse (nicht mehr aus den stadt. Eduard Bernin. 1860. Die literarische Kritik hinter einander geschobenen Compagnielinien , sondern aus den neben einander gestellten Compagnie massen hat diese Schrift sofort in ihrer Bedeutung aufgefaßt und, ungeachtet einzelnen Widerspruchs , doch im Ganzen an | gebildet) leicht in der Formation, beweglich in der Hand erkannt , daß dieser " Versuch" allerdings die brennende habung und doch consistent genug für den Gefechtszweck ; teine der bisherigen Formen von Masse oder Angriffs Frage in der Elementartaktik der Infanterie zu ihrer Lösung führen könne. colonne zeigt die Vorzüge dieser Maſſencolonne, in keiner Aber der Versuch " dürfte nicht bloß ein theoretisch ist ein so wirksames Spiel der moralischen Impulſe und anerkannter sein , sondern es handelte sich darum , ihn zugleich der Befehlsgewalt möglich wie in dieser neuen Massenform. möglichst bald in die Praxis überzuführen. Viele jour Das Ergebniß der praktischen Prüfung in Württem nalistische Stimmen drängten dahin , daß eine praktiſche Erprobung sofort geschehen möge. Schon in Nr. 12 der A. M.-Z. v. d. J. wurde , anknüpfend an die Beurthei= *) Der Verfaſſer des fraglichen Auffages hält den Generallicute lung des " Versuchs" im Januarheft der Berliner „ Mili nant von Bechtold für den Verfasser des „Versuchs einer Elementartaktik der Infanterie" . Von der gleichen Vermuthung tär-Literatur-Zeitung ", der Wunsch ausgesprochen , daß " ist auch eine Kritik in unserem Literaturblatt Nr. 35 (S. 275) man grade im preußischen Heere mit einer solchen Er geleitet. Daher bei beiden die Bezeichnung „ Bechtold'sche probung vorgehen möge. Auch wir theilten diesen Wunsch, Massencolonne". Nach einer Berichtigung, die in unserer Nr. 41 nnd wir fanden bald danach Anlaß, das öffentlich aus v. d. J. sich abgedruckt findet, iſt aber der großherzoglich hessische zusprechen; am Schluß eines längeren Aufsages, zu dem Generallieutenant von Wachter der Verfasser des „ Versuchs uns die neueste preußische Manövervorschrift veranlaßte, einer Elementartaktik der Infauterie" , und wäre also hiernach auch jene Bezeichnung zu berichtigen. D. Red. sahen wir grade auch auf die schwebende Frage der Com



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berg spricht so durchaus günstig für den „ Versuch einer aus der Marschcolonne in die Maſſencolonne ; sie ist echt Elementartaktit der Infanterie , basirt auf kriegerisch. Die nassauischen Truppen stehen noch auf das System der Compagniecolonnen ." Gleich drei Gliedern und mußten deßhalb die preußischen Com günstig waren die Ergebniſſe , zu denen anderwärts die pagniecolonnen formirt werden. Man sieht wohl ein, um Erprobung führte , und über die wir aus verlässigen wie viel ergiebiger die zweigliedrige Stellung sich in Quellen das Nachstehende mittheilen können. diesem System bewährt ; dennoch gewährte das Exercitium Dieser Versuch" wurde im Verlaufe der dießjährigen sämmtlichen Offizieren sichtbar das größte Interesse. Der Uebungen des großherzoglich hessischen Truppencorps einer Hauptmann namentlich hört auf ein Automat zu sein ; praktischen Prüfung unterworfen. Es wurde hierzu das er ist nun ein wirklicher Haupt-Mann." aus vier Compagnien bestehende Scharfschüßencorps ver Diese Ergebnisse sind sprechend genug. Aber die Frage wendet, aus welchen , wegen des kleinen Präsenzstandes, ist auch brennend genug , um sie nicht ruhen zu laſſen. zunächst nur eine Compagnie in ihrer Sollstärke formirt werden konnte. Nach etwa sechsmaligen Uebungen, deren jede eine Dauer von 1 Stunden betrug, hatten Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten das System begriffen und brachten es ohne Schwierigkeit zur Ausführung. Diese Erinnerungen aus dem Feldzug von 1813 unter Uebungen, welche in der Mitte des Sommers stattfanden, ruhten nun bis zu dem Zeitpunkte , wo die Beurlaubten Herzog Wellington. zu den Herbstübungen einberufen wurden , nach deren (Schluß.) Eintreffen die Einübung bei sämmtlichen Compagnien [ B-r.] Die geſtern bei der Recognoscirung verwendeten und im Bataillon stattfand. Hierzu fonnten, wegen der sonstigen Uebungen der Scharfschüßen , nur 5 Tage ver Abtheilungen der französischen Armee hatten sich in die wendet werden, nach deren Verlauf die Bewegungen in Pässe wieder zurückgezogen , ohne von anderen ersegt den einzelnen Compagnien , wie in dem gesammten Bas worden zu sein; was man von ihr noch sah, beschränkte taillon mit Leichtigkeit und Sicherheit ausgeführt wurden, sich auf die bereits erwähnte Offiziersvereinigung neben wobei bemerkenswerth erscheint, daß zwei Drittheile der einzelnen kleinen vorgeschobenen Feldwachen. Nachdem wohl Stunden seit dem Niedersehen des Mannschaft aus in Urlaub geweſener Mannschaft beſtanden, die seit einem Jahre nicht unter den Waffen waren ; und Herzogs verflossen waren, wandte sich derselbe nach daß der größte Theil der Offiziere und der Unteroffiziere, dem ihn umstehenden Halbkreise von Offizieren und sagte: Herren, in einer Viertelstunde werden wir ange sowie der Corpscommandanten das System vorher nicht "Meine " praktisch ausgeführt, ſondern nur theoretisch kennen gelernt griffen " , wie es dann auch wirklich geschah. Es entbrannte nun ein sehr heftiger Kampf, der in hatten. Auch in dem herzoglich nassauischen Truppencorps Folge der Richtung der feindlichen Angriffe in unserer wurde das in Frage stehende System einer Prüfung Position selbst auf einem verhältnißmäßig engen Raume unterzogen. Ein jenem fremder Zuschauer berichtet darüber ausgefochten wurde. Der Feind unternahm nicht das mindeſte gegen die Folgendes. #Bei dem in Dieg und dessen Umgebungen zu йebungen concentrirten Regimente fanden umfassende Front unserer Position, vielmehr richtete er seine wieder Versuche im Exerciren und Manövriren mit Compagnies holten beftigen Angriffe stets gegen die Flanken der beiden colonnen bis einschließlich Linienevolutionen statt. Im Flügel ; beide Theile schlugen sich mit ausgezeichneter Tapferkeit, die feindliche Armee schien sich gleichsam das Wesentlichen wurden die in der A.-M.Z. vom 3. bis 10. Januar 1854*) aufgestellten Principien mit der Massen Wort darauf gegeben zu haben , heute die Scharte von Legtere dient dem Vittoria auszuwegen ; es kamen wiederholte Fälle vor, colonne in Ausführung gebracht. System zur Grundlage und hat sich auf das glänzendste daß Bataillonscolonnen andere gradezu mit dem Bajonnet Sie besigt eine Biegsamkeit und Elasticität, angriffen ; diesen Angriffen wurde nicht ausgewichen, sie bewährt. wie ich sie bis jegt in keinem Reglement der Großstaaten, wurden stehenden Fußes angenommen und ausgefochten. In diesem Kämpfen und Ringen kamen Momente nicht einmal in dem neuen österreichischen wieder gefunden habe. Es lassen sich mit ihr nicht nur die wichtigsten vor , die den Ausgang zweifelhaft erscheinen ließen , bis Gefechtsstellungen , sondern auch alle Bewegungen und endlich das Schicksal zu Gunsten der englischen Armee Formationen der auf drei Gliedern basirten Reglements sich entschied. Da der Feind nun keinen erheblichen Vortheil hatte in weit kürzerer Zeit als bisher vollziehen . Bei den vers schiedenen Ployements, Deployements, nach der Mitte in erringen können , so gab er allen weiteren Kampf auf Colonne , Aufmärschen aus der Colonne bieten die vor und zog sich in guter Ordnung in die Pässe, aus denen rückenden compacten Compagnien einen so respectablen er gekommen war , wieder zurück. Noch an demselben Abend wurden nicht allein seine Anblick dar , daß sich etwas Praktischeres wohl nicht er denken läßt. Ausgezeichnet schnell gehen die Formationen Blessirten , sondern auch ein Theil seiner Cavalerie und Artillerie auf den Rückweg nach Frankreich in Bewegung, gefegt , was zu dem Schluß berechtigte , daß er auf jede *) Die Abhandlungen in unserer Zeitschrift, auf welche hier Bezug offensive Bewegung verzichtete, also seinen ursprünglichen genommen ist , rühren von dem Verfasser der oben berührten Brochure ber und beruhen mit dieser auf denselben Grundsägen. Plan : eine französische Armee wieder in Spanien zu etabliren , aufgab. Anm. d. Red.

1 342 Seine Bestrebungen konnten vorerst nur darauf hinaus gehen, zu retten , was noch zu retten wäre. Dicht vor unserer Position ließ er eine Arrièregarde von ungefähr 6 Bataillonen stehen. Die Truppen, welche der Schlacht beigewohnt hatten, blieben außer der sechsten Division und einigen Portus giefen die Nacht über in der Position stehen, am anderen Morgen marschirte der Rest hinter dem Feinde her, aber leider mit der Weisung, den Feind nicht zu drängen. Gegen die feindliche Arrièregarde wurde die Füfilier brigade der vierten Division mit einer Batterie , zu kings-german legion gehörig , in der Position zurückge lassen. Zur Füfilierbrigade zählte auch die Rifle-Compagnie des im englischen Dienst stehenden braunschweigischen leichten Infanterieregiments . Nach der verlorenen Schlacht hatten die gegenseitigen Beziehungen beider Armeen sich in der Art herausges stellt, daß unsere leichte Division nebst mehreren ansehn lichen spanischen Truppenkörpern sich unmittelbar im Rücken der französischen Armee befand. Auf dieß Verhältniß gestügt, glaubte der Herzog in der Lage zu sein , der französischen Armee solche Ver legenheiten bereiten zu können, in deren Folge wenigstens ein Theil derselben gezwungen werde, zu capituliren und somit ein Seitenstück zu demjenigen auszuführen , was in der Sierra Morena in Spanien dem französischen General Dupont begegnet war. Es war am 29. des Morgens , an dem die ent sprechenden Dispositionen getroffen wurden , bei denen dem Herzog daran gelegen sein mußte, daß die in des Feindes Rücken befindlichen Colonnen Zeit gewinnen möchten , recht zeitig auf gewiffen Punkten zu erscheinen, weßhalb der Feind auf seinem Rückzuge nicht gedrängt wurde ; eine Hauptbedingung für das Gelingen des Her zogs Plan war die , dem Feind das Ueberschreiten der Bidassoa zu erschweren, ihn womöglich daran zu hindern ; außer dem Druck durch die leichte Division waren Spanier befehligt, die Brücke über die Bidasoa bei Vanzi zu be haupten und andere in deren Nähe sich aufzustellen ; beide Maßregeln schlugen indessen gänzlichfehl , der Druck der leichten Division kam durch Irrfahrten auf ihrem Wege, wozu sie sich hatte verleiten lassen , gar nicht zur Perfection , und die zur Vertheidigung der Brücke bei Yanzi stehenden Spanier , weil fie offenbar zu schwach waren , ließen sich verdrängen ; der Feind brach also hier förmlich durch und gelangte dazu, die Bidasoa zu überschreiten . Des Herzogs Plan war daber als gänzlich gescheitert zu betrachten , er beruhigte sich indessen nicht dabei, sondern nahm einen neuen auf, von dem er sich schmeichelte , auf einem anderen Punkt das zu erreichen , was ihm bei Vanzi vereitelt worden war. Es wurde daher am 31. in der Frühe die leichte Division befehligt, dem Feinde entweder bei St. Estivan oder bei Sumbilla den Weg zu versperren, während andere Truppen entsprechende Vorschriften erhalten hatten. Während diese Operationen in vollem Gang sich be fanden, war der Herzog noch voller guter Hoffnung, wie mir in einer Unterredung mit meinem Brigadier, der als

Schwager des Herzogs es wohl wiſſen konnte, mitgetheilt wurde. Nur zu wohl begründet waren die Hoffnungen des Herzogs, denen er sich noch an diesem Tage hingab, denn außer den Truppen , welche sich nach der Richtung , wo dem Feinde durch die leichte Diviston der Weg versperrt werden sollte, hinbewegten, waren ganz in der Nähe des Feindes drei Divisionen theils auf, theils hinter Gebirgen, unter denen er in sorgloser Ruhe rastete, wovon der Hers zog durch genommene Einsicht sich persönlich überzeugt hatte , in verdeckter Aufstellung und sehr gefahrdrohender Weise poſtirt. Es war aber im Rathe der Götter anders beschlossen. Die erste Widerwärtigkeit, welche sich ereignete, bestand darin , daß der Feind durch eine an und für sich höchſt unbedeutende Veranlassung Kunde erhielt von der vers deckten Aufstellung jener drei Divisionen , was zur un mittelbaren Folge hatte, daß er seinen Ruhezustand auf gab und sofort weiter marschirte , wodurch er sich dem über ihm schwebenden Ungewitter entzog ; was aber noch folgenreicher als das eben erwähnte Ereigniß war, bestand darin, daß die leichte Division, abermals durch Frrfahrten verleitet, an dem Ort ihrer Bestimmung gar nicht an gelangt war. So scheiterte der großartige Plan an Zufälligkeiten, die außer aller Berechnung lagen. Trog unseres friedlichen Verhaltens nach der Schlacht ging es im Innern der Pyrenäen sehr blutig her. Die hieraus hervorgehenden Gefechte standen aber wenigstens in feinem unmittelbaren Zusammenhang mit denjenigen großartigen Fragen, welche nachher an der Tagesordnung waren; wären fie dennoch einer eingehenden Erörterung hier unterzogen worden, so würde das Uebersichtliche der Hergänge dadurch sehr beeinträchtigt worden sein, dieses erschien nicht rathsam und ist ihrer daher nur in dieſer summarischen Weise gedacht worden. Ich kann nunmehr zur Relation dessen übergehen, was sich bei der in der Position zurückgebliebenen Füsilier brigade der vierten Division zutrug. Es ist bereits angedeutet worden, daß der Feind eine Arrièregarde von ungefähr sechs Bataillonen dicht vor unserer Position stehen gelassen hatte ; dieselbe war in Colonnenlinie aufmarschirt, stets zum Abmarsch bereit,

das mehrfach erwähnte Defilé vor unserer Front deckte nun umgekehrt auch sie gegen jeden brüsquen Angriff. Im Zusammenhange mit der vom Herzog nach der Schlacht erlassenen Vorschrift : den weichenden Feind auf seinem Rückzug nicht zu drängen, wurde auch gegen den selben während des ganzen 29. und bis zum Mittag des 30. nicht die mindeste Feindseligkeit verübt und der großen Nähe ungeachtet tein Schuß mit ihm gewechselt. Neben mehreren anderen gleichsam aus der Erde er wachsenden , aber in ihrer Höhe scharftantig zugespigten Felsen befand sich auch einer in unserer Position und zwar ganz am Rande derselben , der ausnahmsweise auf seinem höchsten Punkt ein Plateau bildete , auf welchem eine, vielleicht auch zwei Kanonen placirt werden konnten ; diesen Punkt hatte der sich bei uns befindende Artillerie major Sympher ausersehen , um von demselben aus die

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343 unmittelbar gegenüberstehende Arrièregarde mit Shrapnells gelangen konnte , auch muß derselbe die Aufstellung der zu beschießen. Geschüße nicht gewahr worden sein, denn sonst würde er Dieselben war schon bei der europäiſch - englischen Unrath gemerkt und sich ihrer Wirkung zu entziehen ge Armee in der Schlacht von Vimicra in Portugal mit sucht haben ; er verblieb aber bei der angegebenen For großem Erfolg in Anwendung gekommen, fie sollen auch in mation in seiner Aufstellung , die Entfernung mochte einer der Belagerungen von Badajoz gebraucht worden sein vielleicht 500 Schritt betragen ; die beiden ersten Schüsse, und waren in diesem Zeitabschnitt, also im Jahr 1813, bereits ob mehrere erfolgt sind, ist mir heute nicht mehr erinner sämmtliche Batterien der Armee in deren Besig ; für uns lich , waren aber von so vollständiger Wirkung, daß aus Infanteristen war deren Anwendung ganz etwas neues den angegebenen sechs Massen nur ein verworrener Klumpen und nahm daher unsere volle Theilnahme in Anspruch. wurde, der sofort das Weite suchte. Hierauf verließen Die Bewerkstelligung erheischte aber große Anstren auch wir die Position und vereinigten uns wieder am gungen, Pferde waren dabei nicht anzuwenden, es mußten Abend mit unserer Division. Was sich nun noch nach dem 31. Juli zwischen beiden Hunderte der Mannschaft in Anspruch genommen werden ; da nun der Offizier , ein Lieutenant Hartmann , der Armeen ereignete, bestand, mit dem 1. August anfangend, damals die beiden employirten Kanonen commandirt hat, aus lauter ernsthaften Arrièregarden- Gefechten , die da heute noch am Leben und als pensionirter Oberstlieutenant mit endigten , daß die feindliche Armee auf ihrem hei in Hannover sich befindet, so wird derselbe zuversichtlich | mathlichen Grund und Boden wieder anlangte. als eine interessante artilleristische Waffenthat dieselbe Eine genauere Beschreibung hier zu liefern, lag außer durch Darlegung deren Einzelnheiten der Geschichte zu der Absicht dieser Mittheilungen, sie befindet sich in dem bekannten Werke des englischen Obersten Napier „ über erhalten sich angelegen sein lassen. Das Terrain gestattete es , daß man von feindlicher den Krieg in der Peninsula", dessen Angabe gefolgt Seite unbemerkt nach dem Felsen hin und auf denselben worden ist.

Nachrichten.

denn jener §. besagt in der That nicht, daß das Herrenhaus nur den vom anderen Hause amendirten Etat im Ganzen [7. Berlin , 16. October. [ Stand der Heeres- anzunehmen oder zu verwerfen hat, sondern es ſteht ausdrück reform nach dem Schlusse des Landtags. Der lich darin , daß der Etat der Regierung beiden Häusern zu legte abgekürzte und der erste volle Cursus der geht, dem Abgeordnetenhause nur zuerst. Vertiefen wir uns Kriegsschulen. - Zur Frage der neuen Kriegs- aber nicht in diesen Conflict, der nicht durch Worte zu lösen schulen zu Engers und Glogau.] Der Landtag ist ist , sondern halten uns an das Thatsächliche und bemerken geschlossen worden , ohne daß eine Einigung in Bezug auf nur, daß selbst in England von liberaler Seite Stimmen er die Heeresfrage und das Militärbudget erreicht worden wäre. schallen , welche die Regierung in ihrem vollen Rechte und Eine bedeutende Majorität des Abgeordnetenhauses hat alle die Forderungen des Abgeordnetenhauses unconstitutionell auf die Reorganisation der Armee sich beziehenden Posten im finden . Die Lage der Dinge ist nun so , daß die Armee Etat gestrichen und verlangt, daß die Armee wieder auf den ohne einen von den drei Factoren der Gesezgebung festge= Stand von 1859 zurückgeführt werde , d. h. daß alle neu- stellten Etat weiter besteht , und ein solcher erst von der Zu formirten Infanterie- und Cavalerieregimenter, über 100 Ba- kunft zu erwarten ist. Welchen Weg die Krone einschlagen taillone und gegen 50 Escadrons, wieder aufgelöst, ihre Offi- wird, um, der Verfassung treu, ihre bedrohten Rechte zu wahren, ziere allmählig in den alten Regimentern (also mit Avance- wissen wir nicht ; - jedes Aufgeben , auch das kleinste ihrer mentsstockung von Jahren !) angestellt und die Feldzeichen, Rechte, würde aber bei den offenkundigen Zielen der Demokratie welche der König in feierlicher Fahnenweihe jenen Truppen gefährlich sein und nur zu neuen Anmaßungen , zu neuen ertheilt, in das Zeughaus verwiesen werden. Die Unaus Interpretationen der Verfaſſung im Sinne parlamentarischer führbarkeit dieses Beschlusses und auch des finanziellen Theils, Allgewalt führen. im October den Etat von 1862 nachträglich zu verkürzen, Die Reorganisation der Armee leidet einstweilen auch unter nachdem die Ausgaben zu drei Viertel schon gemacht sind, diesem Conflict. Sie kann die Bahn, die ihrem allmähligen leuchtet wohl jedem Abgeordneten ein, aber sie haben dabei Fortschreiten bis zur Vollendung , nach Maßgabe der dis ganz andere Zwecke, wie die Führer der Demokratie bereits poniblen Mittel so klar und durchdacht von ihrem Kriegsherrn offen ausgesprochen haben. Es gilt der bisherigen" Macht in eigener Entschließung vorgezeichnet war, nicht stetig ver der Krone. Das Herrenhaus hat den Etat, wie ihn nun das folgen , sondern muß auch zuwarten , temporisiren. Die neue Abgeordnetenhaus demselben vorgelegt hat, abgelehnt, dagegen Formation der Artillerie , welche sich so sehr empfiehlt und den der Regierung angenommen , welcher Beschluß als ver noch weiterer Verbesserung fähig wäre, um ganz durchgreifend fassungswidrig nach der Interpretation der betreffenden SS. zu sein, ist noch nicht in's Leben getreten. Das Avancement, vom Abgeordnetenhause als null und nichtig erklärt worden das bei der Errichtung der neuen Regimenter einen so rapiden ist. Hier steht nun freilich " Interpretation gegen Inter Aufschwung nahm und dadurch unsere jungen Offiziere zu der pretation", wie der Ministerpräsident mit Recht gesagt hat, Hoffnung verführte, es müsse immer so fort gehen, ist etwas Preußen.

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in's Stocken gekommen, ― - was sich aber nicht bloß, wie Viele | bis jezt noch nicht einmal einen vollen Cursus hatten ab meinen, dadurch erklärt, daß man Anstand nimmt, durch ener halten lassen, die Schöpfung des Generalinspecteurs des Militär bildungswesens fich bereits entwickelt hatte. Durch den dieß gisches Eingreifen , wie bisher durch Pensionirung von Offi zieren, welche ihrer Stelle nicht gewachsen sind , den Etat zu jährigen Modus der Prüfung konnten nach wenigen Wochen belasten, sondern einfacher wohl dadurch, daß die Zahl solcher dem Könige über 300 Portepéefähnriche zur Ertheilung des Offiziere fich vermindert hat, und in höheren Stellen sich jezt Reisezeugnisses vorgeschlagen werden , um demnächst ihrer meist jüngere Männer befinden, als man früher gewohnt war, Ernennung zu Offizieren entgegenzusehen. diese sich aber deßhalb auch länger darin halten. Von unten Am 1. October hat der neue , endlich nun volle Cursus her find jedoch noch immer Vacanzen genug und der Andrang begonnen. Die drei Kriegsschulen sind wieder stark besezt zur militärischen Laufbahn hat nicht nachgelassen. und die Regimenter , welche sich überzeugt haben , daß sie Die Kriegsschulen haben ihren legten abgekürzten Cursus, ihre jungen Leute von dort nicht allein wissenschaftlich, son der aber doch schon 8 Monate umfaßte, im August geschlossen. dern auch praktisch, also wirklich militärisch ausgebildet wieder Um ihre Schüler möglichst bald durch das Offizierexamen erhalten , machen nur einen vorsichtigen Gebrauch von der gehen zu lassen , was bei ihrer großen Zahl vor der Ober Ermächtigung , welche ihnen eine Cabinetsordre vor einiger militär - Examinationscommission voraussichtlich vier bis fünf Zeit gegeben hat , einzelne Aspiranten unter Umständen zur Monate gedauert haben würde , ist dießmal versuchsweise ein Geftattung eigener Ausbildung für das Offizierexamen vorzu anderer Modus der Prüfung durchgeführt worden. Während | schlagen. Diese sogenannte Ausbildung ist, mit seltenen Aus der früheren , noch mehr abgekürzten Curse schon war den nahmen , immer nur eine dürftige : die praktischen Uebungen Kriegsschulen, bei dem Bedürfniß , die Vacanzen in den ver im Turnen, Reiten , Fechten , Schwimmen u. s. w. , welche mehrten Offiziercorps bald zu besegen, das Recht zugestanden auch körperlich zu Soldaten stählen, das Exerciren, der Unter worden, ihre Schüler selbst zu prüfen und nur die Acten der richt in der Dienstkenntniß , alles das fehlt natürlich in den Prüfung mit den Arbeiten der Examinaten der Obermilitär Privatanstalten, vor Allem aber fehlt die Disciplin, und daß Examinationscommiſſion zur Superreviſion einzusenden , ohne Jugend keine Tugend hat, wenn sie nicht in Zucht_und daß leztere eine rückwirkende , d . h. das Urtheil der Kriegs Ordnung gehalten wird , brauchen wir wohl nicht erst zu Eltern und Vormünder sollten also nicht bloß in schule abändernde Kraft gehabt hätte. Dazu fehlte auch ein sagen. Factor , den diese Commission nicht beurtheilen konnte : die ihrem finanziellen , sondern auch im sittlichen Intereffe ihrer mündliche Prüfung , über deren Abhaltung sie nichts ein Söhne und Mündel diesen den Wunsch , sich der strengen gehendes wußte. Kriegsschule zu entziehen , nicht so leicht bewilligen! Für den auf 8 Monate ausgedehnten Cursus von 1862 Eine vierte Schule (zu Schloß Engers am Rhein) ist war nun befohlen, daß der Director der Obermilitär-Erami- von der Budgetcommiſſion , als zur Vermehrung der Armee nationscommiſſion, General v. Holleben, in Begleitung zweier gehörig , gestrichen worden ; wir hoffen aber doch, daß sich Mitglieder derselben sich nach einander nach Potsdam, Neisse die Mittel finden werden , sie zu eröffnen , weil sie , bei der und Erfurt begeben sollte , um der Abhaltung der Offiziers- | Ueberfüllung der andern , nothwendig ist. Wegen einer prüfung am Schluffe des Cursus, welche wiederum den Kriegs- fünften zu Glogau haben die Unterhandlungen mit der schulen anheimgegeben , aber durch eine bestimmte Vorschrift Stadt , so viel wir vernommen , bis jezt noch zu keinem geregelt war , von Anfang bis zu Ende beizuwohnen , nach Resultate geführt. Baden. Bedürfniß dieselbe , namentlich die mündliche Prüfung , zu Leiten und fie badurch zu einer wirklichen Staatsprüfung zu (Pl.) [ Die Verhältnisse der Militärveterinär machen. Um auch dem Bedenken zu begegnen , welches eine ärzte.] Auch in Baden find seit dem 7. August d. I. die Prüfung durch den eigenen Lehrer in mancher Beziehung Militärveterinärärzte in Anbetracht ihrer wissenschaftlichen erregt, wurde dabei angeordnet , daß in den Parallelclaffen Durchbildung, sowie der hohen Wichtigkeit tüchtiger Veterinär für jede Wissenschaft immer der Lehrer diejenigen, die er nicht ärzte für die Conſervirung der ärarischen Pferde von der Auf unterrichtet hatte, sowohl nach ihren schriftlichen Arbeiten zu sicht der Menschenärzte emancipirt worden und ist die obere beurtheilen, als mündlich vor der bezeichneten Obercommission selbstständige Leitung des Sanitätsdienstes bei den Pferden zu prüfen batte. Was dagegen geltend gemacht worden einem "I Stabspferdearzt" übertragen worden. Die seitherigen war, daß es zu Jalousien , Störung der Kameradschaft zwiOberthierärzte " und " Thierärzte" der Truppen haben künftig schen den Lehrern oder zu ungerechter Beurtheilung der die Benennung „ Oberpferdearzt" und „Pferdearzt “ zu führen. Belgien. Schüler führen könnte, hat sich an allen drei Schulen und Brüssel , 13. October. [ Verbot des Tragens bei allen Lehrern als unbegründet bewiesen : der Uebelſtand, der einseitig befürchtet worden war, ist nirgends hervorgetreten, des Seitengewehrs von betrunkenen Sol - gewiß ein rühmliches Zeugniß. daten.] Laut Rundschreiben des Kriegsministers Generals Die Directionen hatten in einer Vorprüfung und auf Barons Chazal an die Militärbehörden verliert für die Zu Grund des Lehrerurtheils schon ermittelt , welche Schüler kunft jeder Soldat, der im trunkenen Zustande getroffen wird, durchaus keine Hoffnung hatten, im Examen zu bestehen ; das Recht, außer Dienst das Seitengewehr tragen zu dürfen. diese wurden nicht zugelassen , ihre Zahl war aber verhält Nur auf besonderen Befehl des Kriegsdepartements kann ihm nißmäßig gering. Der Ausfall der Prüfungen war höchst dieses Recht wieder ertheilt werden. Die Maßnahme dürfte zufriedenstellend und bekundete von Neuem , in welcher vor ein ausgezeichnetes Mittel sein, um die Disciplin in der Armee theilhaften Weise sich trog aller störenden Einflüsse , welche zu erhöhen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske .

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Allgemeine Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

Jahrgang.

Darmstadt , 1. November.

No. 44.

Juhalt: Auffäbe. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. I. rungen im Festungstriege. Eine englische Freiwilligen- Inspection.

1862.

Ueber den Einfluß der gezogenen Geschütze auf die Aende

Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Das Festungsviereck in Venetien und seine neuesten Verstärkungen. - Neu erfundenes Hinterladungsgewehr. Bayern. Der verstorbene Kriegsminister General Spies. Frankreich. Die Patrie" über die Frage der Panzerschiffe. Sardinien. Das neue Recrutirungsgesetz. Beabsichtigte Vermehrung der Armee.

Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. [ 1-5 ] Die A. M.-8. hat die in Preußen schwebende Frage der Heeresreform von Anfang an nicht sowohl als eine preußische , sondern im ganzen Sinne als eine Deutsche Frage betrachtet und behandelt. Jede tiefer greifende Umbildung der Heereseinrichtungen in einem unserer Großstaaten verändert (steigert oder mindert) die Kriegskraft dieses Großstaates und damit die von Ge sammtdeutschland , und es sind darum deutsche In tereffen, die dabei in Frage kommen , nicht solche des Großstaates allein. In diesem nothwendigen Zusammen hang war für die A. M.-3., wenn sie auch hier sich als deutsche Militärzeitung bethätigen wollte, der Bes ruf begründet , die in Preußen schwebende Frage der Heeresreform mit dem gleichen Ernste zu erörtern , wie es von ihr seit Jahren in Bezug auf die schwebende Frage der Reform der Bundestriegsverfassung geschehen ist. Nicht minder schien eine solche Erörterung auch Darum geboten , weil es in der Natur der Bundesver hältnisse liegt, daß die Umbildung der Wehreinrichtungen, die in einem der Großstaaten sich vollzieht , nicht etwa eine auf die Grenzen dieses Großstaates beschränkte That sache bleiben kann , sondern nothwendig auch auf andere Bundesglieder ihren maßgebenden Einfluß übt.

Den Angelpunkt der ganzen Frage, wie sie in unserer Zeitschrift und anderwärts erörtert wurde , bildete die Dauer der Ausbildungszeit. Es war zugestanden , daß Reiterei, Artillerie und technische Truppen einer längeren Ausbildung bedürfen als die Infanterie ; wie viel Aus bildungszeit aber für diese anzunehmen sei , ob 2 oder 3 Jahre, war der eigentliche Kern der Discussion , die aus der Erfahrung des militärischen Lebens die Momente zur technischen Beantwortung der Frage zu suchen hatte. Die Redaction hat sich gegenüber dieser Discussion, wie sie in unserer Zeitschrift geführt wurde, lediglich auf die Leitung der Debatte beschränkt, und sie hat selbst (Nr. 15 der A. M.-8. von 1861) ausdrücklich erklärt, daß sie die Frage der 2 oder 3 Jahre durchaus als eine offene Frage behandle , in der jede Ansicht ihre Berechtigung baben könne, feiner darum das Wort ver sagt werden solle. " Erst die Erschöpfung der Beweis mittel, mit denen die Discussion nun seit Jahren geführt wird , hat uns bestimmt , unsere eigene Ansicht (Nr. 38 v. d. I.) dahin offen auszusprechen, daß wir die Gründe, welche für eine breijährige Ausbildungszeit vorgebracht worden, nicht als durchschlagend erkennen, eine nur zweis jährige Ausbildungszeit vielmehr für genügend halten, und diese lettere dann natürlich um so mehr als dem wirklichen Wehrinteresse entsprechend ansehen müssen, weil eine kürzere Ausbildungszeit überhaupt die Voraussetzung ist, innerhalb deren allein die ganze und nachhaltige Ent wickelung der Kriegskraft erzielt werden kann.

346 Es ist natürlich, daß diese unsere Erklärung, mit der ziehen würden und daß dann die Armee der Demokratie wir übrigens die fernere Discussion in unserer Zeitschrift | anheimfallen müßte. “ noch gar nicht abzuschneiden gewillt waren , und ebenso „Wir sind weit entfernt , der A. M.-Z. solche demo die ihr vorausgegangene Discussion selbst in den nächst kratische Gelüste zuzuschreiben ; wir machen derselben auch betheiligten Kreisen in sehr verschiedenem Sinne aufgeteinen Vorwurf, daß sie teine preußischen Sympathien nommen und besprochen wurde. Die öffentliche Stimme, habe , sie erscheint in Darmstadt und ist keine preußische insoweit sie nur politischen Ursprungs, hat kein Interesse Beitung ; aber je weniger dieß vielgelesene Blatt die für uns , wohl aber das militärische Urtheil, selbst dann, Interessen der preußischen Armee vertritt, desto mehr macht wenn es etwa auf mißverständlicher Auffassung beruhen sich das Bedürfniß einer gediegenen preußischen Militär sollte. Wir geben darum nachstehend zunächst zwei zeitung fühlbar. Eine Armee, wie die preußische, bedarf Aeußerungen von zweifellos militärischem Ursprung, deren einer eigenen Militärzeitschrift, welche die Armee und ihre Kenntnißnahme unseren Lesern und Mitarbeitern immer Interessen vertritt, und welche in ihren wissenschaftlichen hin von Interesse sein dürfte. Aufsägen und in ihrer Ausstattung auf der Höhe der Die Neue Preußische Zeitung " (Kreuzzeitung) bringt Zeit steht . Wohl haben wir verschiedene militärische Zeit in ihrer Nr. 249 vom 24. October unter der Ueberschrift schriften, deren Vorzüge wir keineswegs in Abrede stellen Abwehr und Wunſch “ aus Magdeburg ein „ Eingesandt" wollen, aber wir besigen trogdem kein Blatt, welches mit der Größe unserer Armee in Einklang stände, und wer folgenden Inhalts : " Die in Darmstadt erscheinende A. M.-3 . vertritt in den hierin vielfach von unseren Nachbarn überflügelt. " Ein Zweites , das wir glauben aufnehmen zu sollen, neuerer Zeit keineswegs die in der preußischen Armee herrschende Gesinnung ; fie scheint vielmehr in der Organi | iſt eine Notiz der zu Berlin erscheinenden ,„ Militärischen sationsfrage zur Partei v. Vincke oder Stavenhagen zu Blätter". Der " Briefkasten" der Nr. 41 vom 14. October halten , befürwortet die kürzere Dienstzeit, und wenn sie dieser Zeitſchrift enthält die nachstehende Antwort auf eine auch weit entfernt ist , in den Ton eines W. Rüstow zu Anfrage : „Wir sind Soldaten und keine Politiker ; als Soldaten verfallen, so ist sie doch nicht selten mit dem Kern seiner Behauptungen einverstanden, namentlich wenn es die all aber haben wir die Verfassung weder zu schüßen, noch bekannten Raisonnements über die Bevorzugung des Adels zu bekämpfen. bekämpfen . So lange noch die Möglichkeit vorlag, gilt, wobei dann, wie immer, wohlgefällig hinzugefegt wird, daß die Verhandlungen der Abgeordneten irgendwie von daß den bürgerlichen Elementen nur in den Waffen, welche Einfluß auf die Zustände der Armee sein könnten , so eine speciell wissenschaftliche Bildung verlangen , mehr lange bekümmerten auch wir uns um den Streit ; seitdem wir aber wissen, daß diese Befürchtung unter allen Um Raum gegeben worden ist. " "I Man möchte hieraus gern folgern lassen , daß der ständen unbegründet ist , seitdem lassen wir die Herren verhandeln und beſchließen , was sie wollen , ohne uns Adel vor den wissenschaftlichen Anforderungen jener Waffen zurückgeschreckt sei und fich deßhalb von ihnen fern ge darum zu bekümmern. Ebenso wenig halten wir es für halten habe, während sich dieß Verhältniß aus ganz an angemessen, uns in eine Polemik mit der A. M.-Z. ein deren Gründen historisch entwickelt hat. In dem ersten zulassen. Was dieß Blatt sagt, oder was es nicht sagt, Auftreten der Artillerie galt dieselbe weniger als Waffe das ist für die Entwickelung unserer Zustände ohne alle Bedeutung ; das Sachliche aber , das , was das Wort wie als Zunft , und wie hoch man dieselbe auch schäßen dabei leisten kann, halten wir für völlig erschöpft. Gegen mochte, es lag in dem Wesen des Adels, kein Verlangen zu fühlen , in eine solche einzutreten . Aehnlich verhielt solche allgemeine Redensarten , wie das Verlangen nach es sich mit dem Ingenieurcorps , welches in früherer Zeitkriegsgemäßeren Uebungen ", ohne zu sagen, worin die meist aus Civilbaumeistern bestand. Wenn sich nun noch selben bestehen sollen , lassen sich nur Lusthiebe führen. Die Militärconventionen endlich werden abgeschlossen wer jegt in der Artillerie, trogdem fie seit einem Jahrhundert den, wenn auch das genannte Blatt etwas dagegen bat. " als eine vollwichtige, hochgeehrte und heutzutage sehr beliebte Waffe gilt , verhältnißmäßig weniger adelige In Bezug auf beide Aeußerungen dürfen wir auf den Offiziere befinden , so hat dieß seinen einfachen Grund Inhalt der Aufsäße verweisen , welche unsere Zeitschrift darin, daß die Söhne gern die Waffe wählen, in der die in den legten Jahren über die streitigen Fragen gebracht Väter gedient haben. So befigt die preußische Artillerie hat. Inwieweit diese Aufsäge mit den Ueberzeugungen nicht wenige Offiziere bürgerlicher Herkunft, deren Namen übereinstimmen , die in der preußischen Armee bestehen, einen guten , den bestadeligen gleichen Klang haben . können wir allerdings nicht ermessen. Aber an einen ent Vater, Groß- und Urgroßvater dienten ruhmvoll in der schiedenen Widerspruch dieser Aufsäge gegen die dort gel Artillerie , und Söhne und Enkel werden wahrscheinlich tenden Ansichten zu glauben , das wird uns aus dem wiederum dieser Waffe mit Leib und Leben angehören. einfachen Grunde schwer, weil ein Theil dieser Auf Ueber eine Bevorzugung des Adels in der preußischen jäge grade eben von preußischen Offizieren Armee zu sprechen, ist reine Thorheit und geschieht meist herrührt , die darin vertretenen Ansichten aber na ch nur in der erfolglosen Absicht , eine Kluft da hervorzu weisbar seit vielen Jahrzehnten in der preußischen Armee rufen , wo feine vorhanden ist. Daß der Adel in der festen Boden haben. Noch jezt, wo eine lange und mit Armee der Demokratie ein Dorn im Auge ist, darf nicht allen Mitteln der Dialektik geführte Debatte die Fragen verwundern ; ebenso wenig, daß sie denselben herauszus doch wohl geklärt hat, sind dort die wesentlich gleichen drängen versucht . Sie weiß sehr gut, daß mit dem Adel Ansichten nicht ohne ihre militärischen Vertreter, wie die fich auch die ehrenwerthen bürgerlichen Momente zurück | beiden Aufsäge beweisen mögen, die wir jegt hier folgen

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Die Nachtheile einer zweijährigen Dienstzeit wollen wir aber gern zugestehen, wenn nicht für eine allgemeine Casernirung gesorgt und manche unnöthige Uebungen, unter denen wir das jest reglementarische Präsentiren I. und Anfassen (Schultern ) des Zündnadelgewehrs, wie die kunstvollen Evolutionen verstehen, beseitigt werden . Schon [ H. ] Schon im Jahre 1858 besprach der Einsender die vor Jahren wurde diese Forderung in der leider einge Nothwendigkeit einer Reorganiſation der Landwehr ersten gangenen Wehrzeitung gestellt, und auch heute noch wird Aufgebots in diesen Blättern, aus denen der Artikel dann fie von vielen praktischen Offizieren für vollkommen be beifällig in mehrere politische Zeitungen überging. In gründet erachtet. Es sind dieß aber nur untergeordnete einem weit größeren Umfange, als damals erwartet werden Fragen ; in einem weit größeren Umfange würden die fonnte , ist die Umwandlung der Armee ins Leben ges Nachtheile einer kurzen Dienstzeit ausgeglichen werden, treten , aber auch gleichzeitig auf einen Widerstand ge wenn die großen Truppenübungen ähnlich wie im Lager stoßen , der sich durch demagogische Agitationen bis in der französischen Armee zu Chalons abgehalten würden . Mit der Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die tiefsten Volksschichten verbreitet hat. Der Hauptzweck die gesammte Linieninfanterie müßten natürlich aus finan dieser Bestrebungen richtet sich wesentlich dahin, den gegen des gefähr ziellen Rücksichten die Bataillone um ein volles Drittheil wärtigen Charakter des stehenden Heeres möglichst zu schmälern ihres Etats verringert werden und nur eine Stärke von lichsten Feindes der Demokratie und an die Stelle des föniglichen ein sogenanntes Bolts 350 Mann erhalten. Bei der geringen Zahl an Offi heer zu sehen. Andererseits wird die Regierung von einer zieren im Frieden ist dieß jedoch kein Nachtheil ; im Gegen Partei , der wir einen warmen Patriotismns nicht ab theil , es würde die gründliche Ausbildung des einzelnen ſprechen wollen , dahin gedrängt : eine zweijährige Mannes , auf welche immer das höchste Gewicht gelegt Dienstzeit bei den Fahnen für die Infanterie geseg werden muß, dann nur um so mehr gefördert werden lich festzustellen, wodurch nach ihrer Ansicht der unselige können. Da jedoch in den großen Festungen der an Conflikt beseitigt werden könne. Ginge die Regierung strengende Garnisonsdienst mit der um ein Drittheil ver auf diesen Wunsch ein, so könnte möglicherweise die Oppo minderten Besagung nicht auszuführen ſein würde, müßte sition gebrochen werden, und die große Masse des Volks, die Zahl der Bataillone in denselben vermehrt, gleichzeitig vor Allen die Wehrmänner , nachdem leztere die Wohl aber auch für deren Casernement und Exercirhäuser ge that der neuen Heereseinrichtung begriffen haben , sich sorgt werden. Dieß hätte den weiteren Vortheil, daß je von ihren demagogischen Führern abwenden. Es würde zwei und zwei Compagnien nicht allein , sondern auch Dieß der größte Gewinn für Preußen und Deutschland je zwei Bataillone zu Uebungen vereinigt werden könnten, sein , gegen den der Einsag nicht zu hoch erscheint, wie wie dieß bei den Herbstübungen früher oft vorkam und Die nachstehenden Zeilen darthun sollen. durchaus keine Nachtheile hatte. Wir erinnern dabei nur Aus Rücksicht für die nur mäßigen Staatseinnahmen an die combinirten Regimenter, welche unter der Regierung nach den großen Kriegen wurde bekanntlich von König König Friedrich Wilhelm's III . nach Berlin herangezogen Friedrich Wilhelm III. die halbjährige Vacanz eines wurden. Die eigentlichen Uebungen zur Ausbildung der Drittheils der Mannschaften für die Herbst- und Winter Bataillone müßten aber in der Regel nach Einziehung monate angeordnet. Diese bestand lange Jahre , führte der Reserven vorgenommen und mindestens auf vier aber große Nachtheile mit sich, unter denen die übereilte Wochen in jedem Jahre ausgedehnt werden . Steht ein Ausbildung der Recruten, welche erst im April eintraten, mal geseßlich fest , daß alle Reservisten , von denen zur besonders hervorzuheben ist. Es wurde deßhalb versuchs Completirung auf die Kriegsstärke 5 bis 6 Jahrgänge weise eine nur zweijährige Dienstzeit der Infanterie (die vorhanden sein müßten , zwei solcher Uebungen nach Garde ausgenommen) ins Leben gerufen , und die Re einander zu leisten haben, so würde die um ein Jahr ver cruten im Herbst eingestellt , so daß deren Ausbildung minderte Dienstzeit der Infanterie wohl keinen wesent nun vollständig herbeigeführt werden konnte. Die im lichen Nachtheil im Gefolge haben. Die kriegerische Jahre 1838 an Stelle der früheren Garnisonscompagnien Tüchtigkeit würde aber in einem bedeutenden Grade er errichteten combinirten Reſervebataillone behielten die zwei höht werden , wenn , wie schon oben angedeutet wurde, an Stelle der jegt gebräuchlichen Herbstübungen ganzer jährige Dienstzeit während ihres zwanzigjährigen Bestehens bei ; die Dienstzeit der Linienregimenter wurde aber wieder Armeecorps combinirte Corps in dazu vorbe auf volle drei Jahre erhöht, um den Truppenförpern einen reiteten Lagern zusammengezogen würden. Es könnten festeren Halt zu verschaffen. In wie weit diese Ansicht deren drei für die gesammte Armee eingerichtet werden, ihre Geltung hat, braucht nicht weiter erörtert zu werden; von denen das eine auf der Eifel oder dem Hunds man wolle jedoch berücksichtigen , daß die genannten Res rück in der Gegend von Trarbach, das andere in den servebataillone gegen die übrigen nicht zurückstanden und Marken und das dritte endlich in der Gegend von namentlich in dem Jahre 1848 eine so vortreffliche Hal Graudenz einen angemessenen Plag finden dürfte. tung zeigten , wie diese nur von den besten Truppen ers Die Erwerbung des nöthigen Raumes für die Uebungen wartet werden konnte. Warum sollte also die Forderung kann in diesen Gegenden unmöglich einen großen Geld einer nur zweijährigen Dienstzeit so unausführbar sein, aufwand erfordern, er ist sicher nicht höher als der gegen da sie sich im kleinen Maßstabe bei Bataillonen, die nicht wärtig auf die größeren Herbstübungen verwendete. Das einmal feste Cadres an Offizieren hatten, so gut bewährte ? erstgenannte Lager würde dann für das 4. , 7. und laſſen , und die beide von preußischen Offizieren her rühren, über deren Beruf zum Urtheil in dieser Sache kein Zweifel sein kann.

348 8. Armeecorps dienen , das zweite für die Garden, das 2. und 3., das dritte endlich für das 1. , 5. und 6. Armee corps. Alljährlich müßten dann von jedem einzelnen derselben eine Infanteriebrigade , ein Cavalerieregiment, zwei Fuß-, eine reitende Batterie und eine Pionniercom pagnie in die entsprechenden Lager aufgenommen werden , und die Bataillone durch Einziehung der Reserven eine Stärke von mindestens 600 Mann erhalten. Von wie langer Dauer der Aufenthalt der Truppen in den Lagern sein würde , hängt von den Geldmitteln ab, die kürzeste Dauer dürfte aber auf 6 Wochen festzusehen sein . Daß der militärische Geist in diesen großen Gemeinschaften wesentlich gehoben werden würde, ist nicht der einzige in jeziger Zeit besonders zu beachtende Vortheil ; auch die friegerische Ausbildung , zu welcher der Transport aller Truppengattungen auf Eisenbahnen gerechnet werden muß, würde dadurch wesentlich gewinnen . Endlich ist noch hervorzuheben, daß solche Lager auch eine sehr hohe politische Bedeutung haben können und deßhalb auch zur Aufnahme einer großen Armee eingerichtet werden müssen. Möchte dieser Vorschlag, der schon so häufig zur Sprache gebracht ist , und über dessen Zweckmäßigkeit kaum ab weichende Ansichten herrschen dürften , nicht ohne Beach tung bleiben ; möchte er aber vorzugsweise in denjenigen Kreisen ein geneigtes Ohr finden, welche die Machtstellung Preußens durch eine leidenschaftliche Oppcfition gegen die Reorganisation der Armee unbewußt untergraben helfen.

stellen und damit den Angriff beginnen. Welchen Erfolg wird man aber von diesem Bombardement haben , und wie werden die gezogenen Geschüße aus der Festung in diesen Redouten aufräumen sowie in den Infanteriecolonnen, welche zum Schuße dieser Batterien aufgestellt ſein müſſen ! Unbedingt entspricht die Parallele mit ihren Redouten an den Flügeln der sicheren Aufstellung und der kürzesten Verbindung am besten. Sie gewährt den Laufgrabenwachen ― außer dem Schuße gegen das Feuer der Festung eine treffliche Stellung für das Feuergefecht gegen Aus fälle, und über die Auftritte hinweg fann man dem Feinde mit dem Bajonnet entgegen gehen , oder dem Ausfalle in die Flanke fallen. Die Parallele vereinigt den Vortheil der Defensive und Offensive. Dieselben entsprechen zwar noch der alten Lineartaktik, und es ist scheinbar der Festungskrieg hinter der Taktik im Felde zurückgeblieben. Wenn aber die Infanterie ein Feuergefecht aufnimmt, so wird sie ebenfalls deployiren , d . h. sie verfährt auch nach der alten Lineartaktik ; die Redouten zur Deckung der Flügel der Parallelen oder zur Deckung der Com munication mit den großen Depots und Parks entsprechen der Colonnenstellung , der neueren Taktik. Es ist auch nicht anzunehmen, daß die zweiten und dritten Parallelen geringere Ausdehnung wie früher erhalten, denn man iſt noch besonders durch die Granatkartätschen der Festungs artillerie gezwungen, die gedrängte Anlage von Angriffs batterien zu vermeiden, die ungehinderte und sichere Ver bindung mit der ersten Parallele gegen Ausfälle herzu

Ueber den Einfluß der gezogenen Geſchüße auf

stellen, also wiederum die Parallele beizubehalten und zwar in ihrer früheren Ausdehnung. Es handelt sich nun darum , ob die erste Parallele die nämliche Entfernung beibehält wie die bis herige. Die nächste Grenze war bisher das Ende des Kartätschschusses und das Gehörtwerden von der Festung, 600-800 Schritte. Wenn die Rollschüsse der früheren glatten schweren Kaliber nicht im Stande waren , den Angreifer von der Festung weiter als das Ende der Kartätſchſchußweite ab zuhalten , wie sollen dann die so steil einfallenden Ge schosse der gezogenen Rohre den Feind abhalten, bei Nacht, mit Ueberraschung mit den ersten Arbeiten , ebenso nahe an den Plaz heranzugehen wie früher ? Die Entfernung der ersten Parallele auf 1100 Schritte von Seite der Franzosen vor Sebastopol und auf 1600 Schritte von Seite der Engländer war hervorgerufen durch die unge wöhnliche Anzahl der schwersten Schiffsgeschüge von der desarmirten russischen Flotte in Sebastopol. Wenn man gezwungen werden kann, von der Festung auf diese großen Entfernungen abzubleiben , nämlich die ersten Batterien auf 1200-1600 Schritte anzulegen , so ist dieses mehr von dem glatten und schweren Kaliber, mit seiner großen Roll- und Demontirschußzweite , ab hängig als von dem gezogenen , welches bei allen bei ihm anwendbaren Schußarten eine außerordentlich hohe Flugbahn gibt , mit einem Einfallwinkel von 19⁰ auf 5000 Schritte.

die Aenderungen im Festungskriege. [F. W.] Die Ansichten über den Einfluß der gezogeneu Beschüße auf den Festungskrieg und dessen mögliche Ver änderung gehen außerordentlich auseinander. Diejenige Meinung aber findet am meisten Anhänger, welche glauben, die ganze Methode der bisherigen Angriffsweise werde durch die Anwendung gezogener Geſchüße über den Haufen geworfen , und die bisherigen Festungen würden dem Feinde keinen erheblichen Widerstand mehr leisten können. Es soll deßhalb auf eine nähere Beleuchtung des Festungs krieges eingegangen werden. Es kann sich aber hierbei nicht um einen Angriff oder die Vertheidigung einer Festung handeln, wobei sich nur auf der einen Seite gezogene Geschüße befinden, auch nicht um Belagerungen mittelst Bombardement oder Blocade, sondern nur um die eigentliche regelmäßige Belagerung, und zwar um Veränderungen, die sich in deren Grund principien ergeben könnten. Eine detaillirte Aufzählung aller Momente des Festungskrieges würde hier zu weit führen und ist auch in verschiedenen Lehrbüchern enthalten. Methodischer Angriff. Die ersten Batterien des Angriffs müssen gesichert aufgestellt werden, ebenso untereinander die fürzeste Ver bindung haben. Man kann nun auf große Entfernungen in große Schanzen und Redouten gezogene Geschüße und Mörser

Man kann zwar sagen, daß die Kartätschschußweite ――――― durch als nächste Entfernung für die erste Parallele

349 die Granatkartätschen bedeutend erweitert ist , und zwar um deren Schußweite. Die Granatkartätschen leiden aber sowohl aus glatten, als aus gezogenen Geschüßen in Be ziehung der Wirkung daran , daß man immer die Ent fernung des Zieles genau tennen muß . Denn auch beim Bercuffionszünder beim Zeitzünder an und für sich ist ein Treffen bei Nacht unmöglich, wenn man den Feind nicht sieht, und wenn dessen Stellung unbekannt ist. Die Sprengintervallen der Percussionszünder werden grade auf die größeren Entfernungen immer kleiner und find nur 20-25 Schritte auf 1000 Schritte Entfernung. Es ist also ter Streuungskreis der Granatkartätschen ziemlich gering. Man kann daher bei dem steilen Einfallwinkel und dem gänzlichen Mangel des Rollschusses der ge= zogenen Geschüße unmöglich gezwungen werden, von der Festung mit den Laufgräben weiter abzubleiben wie früher. Um sich Arbeit zu ersparen , wird man immer überraschend so nahe als möglich an den Plag heran gehen , und schon die Berennungstruppen werden immer als nächste Aufgabe die rasche Einnahme der ersten Ver schanzungen haben , und den Belagerten auf den Umfang des bedeckten Weges der Vorwerke zurückzuwerfen. Freilich die Lager , Depots , Laboratorien und Parks werden von der Festung weit , über 5000 Schritte, an gelegt werden müssen ; aber leichte Feldverschanzungen werden die ungehinderte Verbindung mit der ersten Ba rallele sichern.

mit schweren Kalibern, werden bei der starken Percussion der Granaten, zum Niederwerfen der Traversen und mit Granatkartätschen , mit schwächerer Ladung und hoher Elevation zum Aufheben des todten Winkels , den Nico chetschuß möglicherweise ganz verdrängen. Der Enfilir schuß gehört im weiteren Sinne auch zum indirecten Feuer. Bei dem gezogenen Geschüß gibt es demnach nur zwei Schußarten : direct und indirect, und zwar mit ver schiedenen Geschossen und entweder in Front oder in der Enfilade gegen das Ziel. (Fortsetzung folgt. )

Eine englische Freiwilligen-Inspection. (Correspondenz aus Mancheſter.)

[F. E.] Seitdem Sie mir erlaubten, in Ihrem Blatte über die Freiwilligenrevue von Norton im August 1860 zu berichten , sind zwei Jahre verflossen . Vielleicht in teressirt es Ihre Leser, nach so langer Zeit einmal wieder etwas über den Stand und die taktische Ausbildung der englischen Volkswehr zu erfahren. Auf die Stärke und jezige Organisation der Frei willigen werde ich vielleicht nächstens im Zusammenhang Was nun die Anlage der ersten Batterien betrifft, so eingehen ; ich beschränke mich heute auf die Mittheilung, daß können diese zu ihrer besseren Deckung ihren Plag hinter der officielle Effectivstand des Freiwilligenheeres 162,800 der Parallele, je nach Zweck der Batterie und guter Ver Mann beträgt , also stärker ist als je vorher, und gehe bindung auf geeigneten Terrainpunkten finden. Und zwar : gleich dazu über , die taktische Ausbildung dieses Heeres als Flankenangriff die Enfilir- und Ricochetbat an einem Exempel darzulegen. terien in Verlängerung einer Festungsfront in der Am 2. August hielt der Generalinspector der sämmt= nämlichen Ausdehnung wie früher ; lichen Freiwilligen, Oberst Mac Murdo, zu Heaton-Park, als Frontangriff (früher in der zweiten Parallele) eine Stunde von Manchester, Heerschau ab über das von die directen und indirecten Demontirbatterien zum dieser Stadt gestellten Contingent. Die Truppen be Demontiren des offenen und des im Graben verdeckten standen aus dem ersten, zweiten und dritten Manchester Feuers. Die Anlage derselben ist den Geſchüßauf " Regiment" ( 8. , 28. und 40. Lancashirecorps) und den stellungen der Festung grade gegenüber. von den Vorstädten Ardrick und Salford (33. und 56. Von diesen so= Die schweren Mörserbatterien finden ihren Play in Lancashire) gestellten ,,Regimentern". Regimentern" . den verlängerten Capitalen der angegriffenen Werke. genannten Regimentern " traten indeß nur drei (das erste Als Vervollständigung der Ricochetbatterien wird man und dritte Manchester- und das Ardrickcorps ) in der nun anstatt des hohen Ricochetschusses, zum Aufheben des Stärke eines Bataillons auf, die beiden übrigen formirten todten Winkels hinter der Brustwehr und den Traversen , zusammen ein Bataillon ; diese Bataillone variirten von am besten gezogene Geschüße mit Granatkartätschen an 18 bis 21 Rotten per Compagnie, je 8 Compagnien bilde wenden, mit schwächerer Ladung . Es scheint, daß durch ten ein Bataillon, und waren incl. Offiziere durchschnittlich diese Schußart der Ricochetſchuß als Species des indirecten etwa 400 Mann stark. Außerdem waren noch gegen auf die höchste Stufe seiner Ausbildung gebracht ist. Be wärtig die freiwillige Cavalerie (32 Mann) und Ar sonders bei kurzen Linien , wie Ravelin , Contregarden tillerie (2 von Herrn Whitworth geliehene 1 -pfünder und auch bei Vorwerken muß dieſer Granatkartätſchschuß | Amüſetten und circa 150 Mann, formirt als Infanterie, die verheerendste Wirkung äußern. die als Bedeckung der Geschüge auftraten), ebenfalls von Die neueren Festungen sind in ihrem Tracé in der Manchester. Die Infanterie hätte in der Mehrzahl der Regel so angelegt , daß sie dem Ricochetschuß entzogen Bataillone um 100-150 Mann stärker auftreten können, find , daß nämlich die Verlängerung der Linien des die Commandeure scheinen aber dafür gesorgt zu haben, Hauptwalles in ungangbares Terrain fällt. Hier werden daß ungeübte Leute zu Hause blieben . Das Terrain (der südliche Theil des dem Grafen Enfilirbatterien mit gezogenen Geschüßen mit ihrer großen Schußweite eine vorzügliche Anwendung finden . Die von Wilton gehörenden Parks, wo früher Wettrennen ge beste Entfernung zum Ricochetiren ist 400-800 Schritt; halten wurden) bietet einen von Westen nach Osten ab die der gezogeneu Geschüße geht überhaupt , so auch in fallenden Hügelrücken dar ; rechts und links wird er von der Enfilade, bis zu 2500 Schritt. Die Enfilirbatterien, Thalgründen begrenzt, welche nach vorn vor dem östlichen

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350

Hügelfuß sich zu einer etwa 800 Schritt im Quadrat haltenden ebenen Wiese vereinigen. Der den nördlichen Hügelfuß begleitende Bach , jenseits deſſen das Gelände wieder ansteigt, begrenzte das Terrain nach dieser Seite ; nach allen andern Richtungen wurde es von den an der Partmauer liegenden Gehölzen abgeschlossen. Eingezäunte oder freistehende kleine Gebüsche , sowie einzelne Bäume und hie und da eine sumpfige Stelle unterbrechen den sonst ganz offenen Charakter des Terrains . Die Revuen des Obersten Mac-Murdo werden , im Gegensatz zu der großen Menge der bei den Freiwilligen üblichen, stets ohne vorher festgestelltes und den Truppen mitgetheiltes Programm abgehalten ; die Herren wissen nie vorher, was sie zu thun bekommen werden. Dafür find aber auch die von ihm commandirten Bewegungen nur solche, die vor dem Feind wirklich gebraucht werden, und schließen jede taktische Künstelei aus. Mac- Murdo, der Schwiegersohn des Eroberers von Sinde, Sir Charles Napier und sein Stabschef in Indien , ist kein Pedant, sondern ein durchaus praktiſcher Soldat, und seine ganze Thätigkeit bei den Freiwilligen hat bewiesen, daß er ganz der Mann für seinen jezigen Poſten ist. Die Brigade empfing den Inspecteur wie gewöhnlich in Linie. Nach den Eingangsformalitäten ließ er Viertel distanz-Colonnen bilden (die gewöhnliche Colonne der Engländer für Bewegungen von Massen außerhalb des feindlichen Gewehrfeuers) , nach der Mitte aufschließen und die Front der Colonnenlinie nach rechts vorwärts verändern, so daß die erwähnte flache Wiese und die Ge hölze der östlichen Parkmauer vor der Front lagen. Während dieser Bewegungen, die rasch und ohne Störung ausgeführt wurden , schwärmte die Cavalerie aus , ging durch die Gehölze und eröffnete das Feuer gegen den supponirten Feind, zog sich aber bald zurück. Jegt wurde das rechte Flügelbataillon (6. Lancashire) vorgezogen, vier Compagnien ausgeschwärmt, vier als Soutiens ; die beiten folgenden Bataillone (das combinirte 28. und 56. Lan cashire und das 33. Lancashire) deployirten, während das linke Flügelbataillon (40. Lancashire) in Colonne blieb und nebst der Cavalerie fich 200 Schritt rückwärts als Reserve aufstellte. Die beiden Geschüße standen auf einem Hügelrand am rechten Flügel der Tirailleurlinie. Bis der Befehl zum Vorrücken gegeben wurde , lagen Tirail leurs , Soutiens und die deployirte Linie flach auf dem Boden. In dieser Stellung gab die Brigade einen recht friegerischen Anblick ab , wie man ihn bei den gewöhn lichen Freiwilligen-Manövern nicht gewohnt ist ; man sah, daß ein wirklicher Soldat das Commando führte. Das Signal zum Vorrücken und Feuern ertönte für die Schüßenlinie. Das zerstreute Gefecht wurde nicht besonders geführt. Die Leute, an schematisches Aus schwärmen auf der freien Ebene ihres Exercirplages ge wöhnt, waren viel zu ängstlich um die Richtung besorgt, um an Deckung zu denken. Terrainabschnitte und Ge hölze waren ihnen böhmische Dörfer. Dazu kamen ein gezäunte Gebüsche, die nicht betreten werden durften und die Leute ganz irre machten ; eine Compagnie blieb vor einem solchen Gebüsch in der engen Thalsohle stehen und feuerte mit der größten Gelassenheit hinein, während die übrige Linie fich längst herumgezogen hatte und schon

davor stand. Zudem schwenkte die Schüßenlinie allmählig ganz nach der linken Flanke hinüber, sodaß die Gehölze, aus denen die Cavalerie geworfen worden , kaum oder gar nicht angegriffen wurden und die Front der deployir ten Linie fich mehr und mehr entblößte. Da Anlage und Verlauf des Manövers diese Bewegung durchaus nicht zu motiviren schien , so muß ich vermuthen , daß sie auf einem Versehen beruhte. Die Artillerie ging feuernd mit dem rechten Flügel der Schüßen vor, stellte sich meist ziemlich ungedeckt auf, und wenn mein Perspectiv mich nicht täuschte, standen die Geschüßräder häufig schief am Abhange. Die Schüßen wurden noch für einen Moment durch Ausschwärmen der Soutiens verstärkt und dann zurück gerufen ; die deployirte Linie war inzwischen vorgegangen und eröffnete das Rottenfeuer. Das Feuer des rechten Flügels , besonders des 28. Lancashire , war sehr heftig und fast zu hastig ; im Centrum, beim rechten Flügel des 33. Lancashire, war es matt und durch lange Pausen unterbrochen ; auf dem linken Flügel ziemlich unordent lich. Ein Theil der Linie stand hier dicht hinter einer Terrainwelle von fast doppelter Mannshöhe, was sie aber nicht hinderte, lustig drauflos zu knallen. Das 40. Lancashire war inzwischen aus der Reserveſtellung bis 200 Schritt hinter die Linie vorgerückt und deployirte ; rechts von ihm entwickelte sich das wieder gesammelte 6. Lancashire. Beide ließen die linken Flügelsectionen der Compagnien rück wärts abschwenken, um Raum zum Durchziehen für das jest compagnieweise in Doppelrotten abbrechende und zu rückgehende erste Treffen zu machen. Ich gestehe, ich kann mich mit dieser, hier vorschriftsmäßigen Bewegung durch aus nicht befreunden ; dießmal gefiel sie mir schlechter als je. Die Vorschrift ist, daß das zurückgehende erste Treffen Kehrt macht, und in Linie bis auf eine Compagnie-Front länge an das zweite ebenfalls deployirte Treffen heran geht, alsdann compagnieweise abbricht und durch die wie oben gebildeten Lücken sich hindurchzieht. Wenn das erste Treffen nur aus Munitionsmangel zurückgeht, wenig er schüttert ist und kein sofortiger Angriff zu befürchten steht, so mag ein solches Manöver im Laufschritt ausführbar sein ; für einen activen Feind wäre das aber sicher der Moment, seine Massen vorzuschicken. Hier aber wurde die Sache nicht einmal reglementsmäßig gemacht. Das erste Treffen brach sofort in Compagnien ab und hatte in dieser Formation , die noch dazu recht liederlich aus geführt wurde, volle 200 Schritt zu retiriren, ohne durch Schügen gedeckt zu sein. Das 6. und 40. Lancashire-Regiment eröffneten jezt ihrerseits das Rottenfeuer , das bedeutend gleichförmiger und besser genährt war als das der beiden anderen Ba taillone. Nachdem etwa 4-5 Patronen per Mann ver schossen waren, - die Artillerie hattefortwährend vom rechten Flügel des jedesmaligen ersten Treffens gefeuert wurde Halt geblasen, und hiermit war der erste Akt des Manövers zu Ende. Bisher hatte Oberst Mac Murdo seine Bri gade als ein detachirtes Corps behandelt, das ein selbst ständiges Gefecht mit einem supponirten Feind einging ; die Stellungen und Bewegungen hatten alle Beziehung auf das gegenüber liegende , vom Feind besegte Terrain . Von jezt an zog er die vier Bataillone in eine Linie

351 zuſammen, die als supponirtes erstes Treffen einer größeren Abtheilung auftrat. Der enge Raum erlaubte nicht mehr, Rücksicht auf das gegenüberliegende Terrain zu nehmen,

und um die Leute zu Maſſenbewegungen zuſammenzu halten, wurde auch von allem ferneren Tirailliren abgesehen . (Schluß folgt.)

Nachrich

Desterreichische Monarchie. * [Das Festungsviered in Wien, 23. Dotober. Venetien und seine neuesten Verstärkungen.] In den lezten Jahren wurde ein beispiellos starkes und weitver zweigtes Befestigungsneg über Benetien ausgespannt. Das bekannte Festungsviereck war schon vor dem legten Kriege colossal, gleichwohl war es fast nur ein Embryo im Ver hältniß zu dem sogenannten venetianischen Festungssystem, wie es sich seither entwickelt hat , und das sich von Mantua bis Palma nuova und von den Quellen der Etsch bis an den untern Po erstreckt. Vom Stilffer Joch zieht sich jetzt eine Kette von Forts bis an den Gardasee, welche die Ge birgspässe und Thäler an der tyrol-lombardischen Grenze bez wachen. Peschiera umgab man in Folge der im Jahre 1859 gemachten Erfahrungen mit einem weiteren Kranz von detas chirten Forts ; im Westen von Verona , wo die Natur des Terrains der Kunst keine Nachhülfe gewährt , wurde eine dritte Fortificationslinie gebaut ; zwischen Verona und Bes chiera auf den Hügeln von Pastrengo wurde eine so starke Position geschaffen, daß man jezt füglich von einem Festungs fünfeck sprechen kann. Bei Borgoforte am Po , 4 Stunden von Mantua, errichtete man einen riesigen Brückenkopf; Vene dig verstärkte man beiläufig um das doppelte ; selbst am unteren Po , wo der Fluß doch ein ausgiebiges Defilé ges währt, fand man für gut, eine Anzahl Erdwerke und Thürme zu errichten, seitdem am jenseitigen Ufer ein minder friedlicher Nachbar als der Papst herrscht. Dieses sind jedoch nur die Hauptlinien und Punkte, die neu befestigt wurden , und noch immer wird umgestaltet und ausgebeffert, neu gebaut und vervollständigt , als ob man Benetien bis ans Ende aller Lage behaupten wollte. Man mag die Höhe der für solche Festungszwecke gemachten Gesammtausgaben ahnen , wenn man erwägt , daß die im Festungsrayon von Veronaseit 1859 ausgeführten Neubauten allein so viel kosten , als die Summe der vom Reichsrathe für 1862-1863 votirten Unter richts 3 Budgets der ganzen Monarchie beträgt. Uebrigens thut Desterreich in diesem Punkt Alles und noch ein Uebriges , was das Näherrücken der Reichsgrenze und die erhöhte Trag weite der Geschüße zu erheischen scheinen , und kann einem feindlichen Angriffe von dieser Seite mit ziemlicher Ruhe ent gegensehen. [Neu erfundenes Hinterladungsgewehr.] Ganz besonderes Interesse im Gebiete des Waffenwesens bietet gegenwärtig bei allen Sachkundigen die durch zwei österreichische Jägeroffiziere gemachte Erfindung eines Hinter ladungsgewehrs , welches nicht nur als vollkommen praktisch für den Kriegsgebrauch befunden, sondern auch für die Jagd und das Scheibenschießen von bedeutendem Einfluß sein soll. Sowohl Trefffähigkeit, als auch Bercussionskraft , endlich die leichte , sehr einfache Handhabung des Gewehrs haben vor



the

ten.

Sachverständigen die vollste Anerkennung gefunden. wurde freilich bei jeder neuen Construction gesagt.

Das

Bayern. München, 23. October. *) [Der verstorbene Kriegsminister General Spies.] Eben kommt mir die Nr. 42 der A. M.-Z. zu , von deren Inhalt ein Artikel aus Bayern mich nicht wenig überrascht. Es ist darin ge sagt, daß der verstorbene Generalmajor Spies 31 Jahre Kriegsminister war, daß er während dieser Zeit die ganze Armee reformirt, ihr beſſere Institutionen, Reglements, beſſere Löhnungen und zweckmäßigere Kleidung gegeben , daß er sie mit gezogenen Kanonen versehen, kurz sie so umgestaltet habe, daß die Armee ihm ewig dafür dankbar sein müsse. In Folge dieser ungeheuren Anstrengungen sei er an ueberarbeit gestorben. Leider muß ich sagen, daß dieser Artikel vom An fang bis zu Ende eine unwahrheit ist, wahrscheinlich gemacht, um seinen Vorgänger im Ministerium herabzusehen , seinen Nachfolger aber zu bestärken, denselben Weg einzuschlagen . Spies war nicht 3 Jahre, sondern nur 16 Monate Kriegs minister, in dieser Zeit aber 8 Monate lang krank und be= urlaubt. Er hätte darum schon materiell , wegen Kürze der Zeit , alle diese Einführungen und Verbesserungen nicht aus führen können , wären sie nicht schon durch seine Vorgänger ins Leben gerufen gewesen , so daß es nur des Befehls zum Beginn bedurfte. Spies war ein Ehrenmann , der sein ganzes Leben im Bureaudienst zugebracht hatte, daher er sich auch schwer in den Formen und Anforderungen des eigentlichen Dienstes der Waffen zurecht fand . Was nicht von Jugend auf praktiſch durchgemacht, lernt sich bei allem Verstand im Alter schwer. Dazu kommt noch, daß wegen des außerordentlichen Bud gets, das mit dem 1. October 1863 aufhört, die Armee, sobald die Stände nicht eingerufen werden und Geld bewilligen, reducirt werden muß. Diese Reduction beträgt 2 Compagnien per Bataillon oder im Ganzen 16 Bataillons, 8 Escadrone, 1 ganzes Artillerieregiment 2c. Die Armee ist aber an und für sich nicht zu stark, denn das Contingent von 15 pCt. er fordert allein schon 65,000 Mann , die Besagungen der | Festungen, die nicht zum Bunde gehören, noch weiter 20,000 Bei jeziger Lage der politischen Verhältnisse in Mann. *) In der Correspondenz in unserer Nr. 42 v. d. I., welche das Ableben des f. bayerischen Kriegsministers Generals von Spies meldet, ist durch Versehen ein Druckfehler stehen geblieben, indem darin auf Seite 336 von einer 32 statt 1/2 jährigen Verwaltung des Kriegsministeriums die Rede ist. Dieser Umstand , sowie der sonstige Inhalt der Correspondenz hat eine Berichtigung hervorge rufen , die wir hier aufnehmen. In Bezug auf den Inhalt der uns eingesendeten Berichtigung verzichten wir auf jede Aeußerung. D. Red. d. A. M.-Z.

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Deutschland und Europa verdiente der Kriegsminister, welcher | geneigt, besonders wenn er , wie jegt , fern von der Heimath den Befehl zur Reduction unterzeichnete, daß man ihm die geleistet werden soll. Dazu kommt noch , daß das gegen= Hand abhaue. So sehr es gewünscht werden mag und durch wärtige Recrutirungsgeset umfassender ist als alle früheren, solche Artikel, wie wir gelesen, auch angestrebt wird, das Ver und daß es sich nicht, wie früher, durch Hülfe käuflicher Ge fahren des Kriegsministers zu loben und seinen Nachfolger, meindebehörden umgehen läßt. Es umfaßt nicht weniger als wenn er wieder kein Soldat und Dienstmann ist, zu bewegen, 19 Jahrgänge , nämlich Alle, die von 1820-1839 geboren in diesem Sinne der Armee Verminderung vorzuschreiben , so sind ; doch ist der größere Theil der Ausgehobenen nur zur hat die Armee selbst doch ein ganz anderes Urtheil über den Bildung einer Reserve bestimmt ; der Rest zerfällt in zwei sonst braven und auch fleißigen Generalmajor Spies gefällt. Kategorien, von denen die eine 4 Jahre, die andere, die 1839 Geborenen , 8 Jahre zu dienen hat. Die durch das neue Gesez eingeführte Aushebungsmethode, wonach ein Verzeichniß Frankreich. der Militärpflichtigen , entworfen nach den Geburts- und Paris , 20. October. [Die „ Patrie " über die Sterbelisten , an jede Kreisbehörde geschickt wird , ist der früheren weit vorzuziehen. Unter dem alten Regime erhielt ffe Frage der Panzerschi .] Die hiesigen Blätter fahren der Syndicus oder Vorsteher jeder Gemeinde den Befehl, so fort, sich auf das lebhafteste mit der Frage der Panzerschiffe und so viel Recruten zu stellen, und seiner Willkühr war es und den in England zahlreich angestellten Versuchen zur Ergrün überlassen, wen er aushob, unter der einzigen Bedingung , daß dung ihrer zweckmäßigsten Construction und ihrer Widerstands er die verlangte Zahl lieferte. Jeder Freund und Verwandte kraft zu beschäftigen. So bringt die ,,Patrie" einen längeren Ar des Syndicus bis zum entferntesten Better war natürlich frei, tikel über diesen Gegenstand : " Die Versuche in England und ebenso Jeder, der ein angemessenes 27 regalo“ (Geschenk) haben vom maritimen Standpunkte aus gar keine Bedeutung. brachte , und gefälschte Geburts- und Todtenlisten mußten Die Kanone, an der Sir Armstrong augenblicklich arbeitet und die auf 3000 Meter einen Panzer durchbohren soll, wird jede ungerechtigkeit zudecken. Abhülfe dagegen gab es nicht ; denn ob auch die Geseze ihrem Wortlaut nach in dem ehes 22,000 Kilo wiegen und eine 600pfündige Kugel schleudern . Königreich Neapel musterhaft waren , stand es doch Die vor kurzem probirte Whitworthkanone wiegt 7000 Kilogr.; maligen schlimm mit ihrer Anwendung, und die polizeiliche Allgewalt das schwerste Geschüß aber, das man je an Bord eines Kriegs- besaß in den guten alten Zeiten " einen Ueberfluß an Mitteln, schiffes aufzustellen wagte, wog keine 5000 kilo, und die An einen Querulanten, der kühn genug war, Gerechtigkeit zu ver wesenheit und Handhabung eines so schweren Geschüßes ist nicht langen stumm zu machen . Ganz nuglos war es , an eine , ohne Uebelstände. Die Riesenkanonen , welche die englischen höhere Behörde zu appelliren , denn überall , vom Syndicus vornherein Erfinder gießen oder träumen, sind demnach von bis zum Minister, waren Günstlingswesen und Bestechlichkeit von der Flotte verbannt, und wenn es gelingt, ihnen die ver sprochene Tragweite und Richtigkeit des Schuffes zu geben, an der Tagesordnung. So eingewurzelt hat sich dieser Zu stand, daß man es der sardinischen, oder vielmehr italienischen so wird die Sache der feststehenden Befestigungen gewonnen Regier ung fast zum Vorwurf macht, in ihren Beamten unbe sein. Man um jeden Preis am Eingang der Häfen stechlic Man müßte um zu sein. Strenge Gerechtigkeit , unbeeinflußt durch h und um die Rheden Batterien errichten, die mit solch furcht Gunst oder Geschent, erscheint diesem durch eine lange Mig baren Zerstörungswerkzeugen ausgerüstet werden ; aber Anges regierung gründlich entsittlichten Volke als gemüthlose Härte, sichts der einzigen bis jetzt erlangten Resultate ist ein Zweifel und nicht selten hört man die guten alten Zeiten bedauern, erlaubt. Welches auch die Zerstörungsgewalt der Horsfall und Whitworthkanonen sein mag, die relative Schwäche ihrer wo Bestechung noch etwas ausrichten konnte. Die unbeug fame Ehrlichkeit der Mehrzahl der hierher versezten piemon Tragweite macht sie zum Schuß der Häfen beinahe unbrauch tesische n Beamten, verbunden mit ihren etwas schroffen Formen, bar. Sie könnten kein Geschwader verhindern , eine Stadt --hat daher es ist schlimm genug, daß es so ist der neuen Tragweite ihrer außerhalb zu bombardiren , wenn es sich Regier unter der Masse ung des Volkes durcha keine An us bielte. Diejenigen , welche in den schwimmenden Batterien die wahre Vertheidigung der Seepläge sehen , scheinen nahe hänger geworben. Es läßt sich nicht leugnen, daß das neue daran zu sein , definitiv Recht zu behalten . Eine directe Recrutirungsgeset in manchen seiner Bestimmungen zu streng ist ; so sind . B. Verheirathete nicht befreit. Außerdem Folge dieser Unmöglichkeit, die Küsten hinlänglich zu befestigen, nimmt es eine zu starke Quote der Bevölkerung in Anspruch, ist, daß die einzigen Häfen, wo man ein beträchtliches Material und entzieht in manchen Diſtricten dem Feldbau die arbeits ohne Hinderniß anhäufen kann , die inneren Häfen , wie Chatham und Brest find , welche durch die Schwierigkeiten fähigen Hände, während in den Häfen Handelsschiffe, in Folge der zu starken Aushebung, ohne die nöthige Bemannung still ihres Zugangs sich eine absolute Sicherheit erkaufen . " liegen müſſen. [ Beabsichtigte Vermehrung der Armee.] Sardinien. Das Kriegsministerium soll beabsichtigen, 4 neue Infanterie-, 8 leichte Cavalerie- und 2 Feldartillerieregimenter zu errichten, Neapel, 16. October. [Das neue Recrutirungs und die Armee in 21 Divifionen oder 7 Corps , von je 3 geseg.] Die neue Aushebung für Landheer und Marine Divisionen zu theilen. Mittelst dieser 7 Corps können 2 oder ist im besten Gange, jedoch nicht ohne in zahlreichen Classen 3 Armeen gebildet werden, je nachdem strategische Rücksichten der Bevölkerung Unzufriedenheit und Murren zu erregen, denn dieß erheischen. Die Kriegsstärke eines Corps wird auf der Neapolitaner ist an und für sich dem Militärdienst ab- | 50,000 Mann angeschlagen. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck , pon C. W Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Siebenunddreißigster

Darmstadt , 8

No. 45.

Jahrgang.

November.

1862.

Ueber den Einfluß der gezogenen Geschütze auf die Aende Inhalt: Aufsätze. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. II. - Eine englische Freiwilligen-Inspection. (Schluß.) . rungen im Festungskriege. (Fortsetzung.) Nachrichten. Preußen. Gegenwärtiger Stand der Festungsbauten von Königsberg. F Großbritannien. Das „ Court Journal" und die "7 United Service Gazette " über die Frage der Panzerschiffe. Schweiz. Neuer Geseßentwurf über die Mili tärpflicht.

Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. II. [ .] Die t. preußische Armee darf mit vollem Rechte eine solche Bedeutung in Anspruch nehmen , caß ein er höhtes Interesse nicht nur in Preußen , sondern ebenso sehr in ganz Deutschland und selbst im übrigen Europa, auch nicht allein bei Militärpersonen und Staatemännern, sondern in allen Kreisen der für öffentliche Angelegen heiten interessirten Bevölkerung, besonders dann voraus gesezt werden darf, wenn es sich um eine Lebensfrage Dieser Armee handelt. Ein solcher Moment ist mit dem 23. September 1862 eingetreten , als das preußische Ab geordnetenhaus in seiner 53. Sigung mit der imposanten Majorität von 308 gegen 11 Stimmen den durch die Reorganisation der Armee verursachten, gegen den Willen der Regierung in ein Extraordinarium zusammengezogenen Kosten in dem Militär-Budget von 1862 seine Bewilli gung versagte, damit also diese Reorganisation selbst ent schieden verwarf. Um die Bedeutung dieses Votums ge bührend zu würdigen, ist zunächst erforderlich, sich die bisher in Preußen beispiellos große Betheiligung der Wähler an den beiden legten Wahlacten , die an die Wahlcandidaten gestellten bestimmten Forderungen , die Busagen derselben , die fast überall immense Majorität

für die Gewählten, troß der Gegenbemühungen der Re gierungsorgane , endlich den Umstand zu vergegenwärti gen , daß die verschwindend kleine Minorität der 11 dis fentirenden Abgeordneten aus solchen Wählerschaften her vorging, deren Majorität sich in öffentlicher Abstimmung Der Abhängigkeit von der Autorität des Adels, der Geist lichkeit, des Militärs und der die Intereffen der Oppo nenten bedrohenden Grundherrn und Arbeitsgeber, so wie endlich des Beamtenthums nicht zu entziehen vermochte. Die nächste Folge dieser Erwägung wird die Ueberzeu gung sein , daß das verhängnißvolle Votum wirklich den Willen und die Ueberzeugung der immensen Majorität aller wahlberechtigten Preußen repräsentirt. Zur voll ständig klaren Anschauung der Situation gehört dem nächst eine deutliche Erkennung der Motive , welche dem Votum der Landesvertretung, so wie derjenigen , welche den Forderungen des Ministeriums zur Grundlage dienten. Wir geben dieselben in gedrängter Kürze, mit Ausschluß der politischen. Was zunächst die Landesver tretung betrifft, so fordert die Gerechtigkeit, vor Allem den Ernst, die Hingabe und die Gründlichkeit anzuerken nen, welche die Budgetcommission Monate lang fast täglich in vielen Stunden ihrer mühevollen, durch die Regierungs organe oft erschwerten Arbeit widmete , sowie die fast peinliche Gewissenhaftigkeit, mit welcher fie diese schwierige Frage behandelte. Bei ihren endlichen vom Plenum adop tirten Vorschlägen ward fie außer der reiflichen geschicht | lichen Erörterung der Frage geleitet von der gründlichsten

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354

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Prüfung der finanziellen rechtlichen und politischen Seite durch dieselbe vergrößerte Kostenaufwand mit 42,209,000 derselben. Rthlr. in Ansah gebracht, und stellte sich später nach Ab Der geschichtliche Anknüpfungspunkt ergab zug von 1,773,000 Rthlr. Ersparnissen auf 40,360,000 fich in den Erklärungen der Regierung bei den Verhand Rthlr. Dem nach der Auflösung neu gewählten Hause lungen im Mai 1860: „daß eine plögliche Zurückführung ist gar keine Gesegesvorlage gemacht worden , sondern der damaligen Kriegsbereitschaft der Armee auf den etats nur für die nächste Session zugesagt. In dem legtvor mäßigen Friedensstand Angesichts der politischen Verhält gelegten Etat find auch die Mehrkosten der Kriegsbereit nisse gradezu unverantwortlich , die Berathung und die schaft von den laufenden Bedürfnissen nicht mehr geson Beschlußnahme über die für die Umgestaltung des Heer dert, sondern nur durch Ersparnisse an mehreren Titeln wesens erforderliche Gesezvorlage aber einer weiteren auf ein Ordinarium von 37,779,000 Rthlr. und ein Ex Berathung der beiden Häuser des Landtags vorzubehal traordinarium von 1,826,000 Rthr., zusammen 39,605,000 ten sei." Dieß ist der Ursprung des Gesezes vom 24 . Rthr. reducirt , also 831,000 Rthr. weniger als der im Juni 1860 , welches ausdrücklich die "I einstweilige " Winter vorgelegte Etat. Dabei ist den Anträgen des Aufrechthaltung und Vervollständigung derjenigen Maß Hauses nur insofern gewillfahrt , als der Etat , der nahmen genehmigt , welche für die fernere Kriegsbereit früher nur 10 Titel hatte , jegt in 62 Titel zerlegt ist. schaft und erhöhte Streitbarkeit des Heeres erforderlich Da nun nie ein Zweifel darüber bestanden hat , daß es und auf den "I bisherigen gefeßlichen Grundlas zur Reorganisation der Armee eines Geseges bedürfe, und gen" thunlich sind. Im Jahre 1861 ward dann der alle in den Jahren 1860 und 1861 dafür bewilligten Etat der Militär-Verwaltung in ein Ordinarium und Geldmittel ausdrücklich als extraordinäre Zuschüsse bewil ein Extraordinarium geschieden , welches lettere für die ligt worden sind , so darf dieselbe nur als ein Proviso einstweilige Aufrechthaltung und Vervollständigung rium betrachtet werden, und erachtete es hiernach, und in Rücksicht der offen zu Tage getretenen Intentionen , die der größeren Kriegsbereitschaft bestimmt war. Eine Ge Budgetcommiſſion "1 einstimmig " für ein_unabweis segvorlage, welche die Reorganisation als etwas dauern des feststellen sollte , stieß gleich damals auf eine so all liches Gebot ihrer Pflicht , den Etat in ein Ordinarium gemeine Abneigung in der Versammlung , daß die Re und Extraordinarium zu scheiden , wovon legteres den gierung fie zurückzog und sich schließlich mit einer „ pro Mehraufwand für die Reorganisation bedeutet. Die finanziellen Beweggründe gehen zu visorischen" Bewilligung von 9 Millionen begnügte, begleitet von den bestimmtesten Erklärungen, von welchen nächst davon aus, daß die Ersparniſſe im legtvorgelegten namentlich die als entscheidend hervortritt : „ daß , wenn Etat , wie auch ausdrücklich angegeben , nur vorüberge das Haus späterhin die Mittel versagen sollte, alle Aen | hende sind , das Ordinarium alse , in dem jezigen Sta derungen der Heeresorganisation wieder rückgängig ge dium der Reorganisation , sich auf rund 42° Millionen macht werden könnten. " Verstärkt ward der Eindruck stellen würde. Dazu muß man die von der Weiterführung derselben noch durch den Referenten , Führer der Majo der Organisation nicht nur , sondern auch die von den rität, Freiherrn von Vincke, welcher auf die Minister deu Zeitumständen unabweislich geforderten Mehrausgaben tend ausrief: Man müßte diese Herren nicht für Ehren hinzurechnen als : die Erhöhung des Soldes und des männer halten , wenn man annehmen wollte, daß sich, Servises der Soldaten und Unteroffiziere ( der Subaltern wenn später die Mittel versagt würden, die Reorganisa Offiziere ?) 2c. Als vorübergehende, aber sehr bedeutende tion nicht würde zurückführen lassen" . Nach solchen Vor Ausgaben werden dann erforderlich : Die Kosten für gängen wurden die genannten 9 Millionen bewilligt. Casernen (Lazarethe, Sanitätswesen ?), für Festungsbau Obgleich nun die Ungeseglichkeit der Uebertragung einer ten (diese sehr umfassend , in Folge der Veränderungen extraordinären Bewilligung dieser Art ins Ordinarium der Artillerie und der Grundsäge des großen Krieges), schon hiernach selbstverständlich gewesen wäre, ward diese für gezogene Geschüße und neue Waffen (für Feld- und dennoch zum Ueberfluß von dem damaligen Finanzmini Festungskrieg) u. f. w. Danach müßte man bei Festhal ster selbst anerkannt und von den bedeutendsten Mitglie tung des Reorganisationsplans schon im nächsten Jahre dern des Hauses mit Einschluß des Referenten hervorge auf einen Militäretat von 45-50 Millionen rechnen . hoben. Endlich hatte die Landesvertretung dieser Auf Denkt man nun an die Marine, deren Fortentwickelung fassung schon am 31. Mai 1861 durch den Beschluß Aus eine Forderung der Zeitumstände , der Politik und der druck gegeben : " Die königliche Staatsregierung , falls Ehre ist, so ist ein Anwachsen des Budgets vorherzusehen, fie die zur Reorganisation der Armee ergriffenen Maß welches schon nach der Berechnung des früheren Finanz regeln aufrecht zu erhalten gedenkt , bleibt verpflichtet, ministers, unter Voraussetzung einer jährlichen Steigung spätestens dem nächsten Landtage ein Gesez behufs Ab der Staatseinnahmen um 800,000 Rtbr. (was für alle änderung des Gesezes vom 3. September 1814 über die Zukunft sehr problematisch ist) und der Fort- Existenz des Millionen bis Verpflichtung zum Kriegsdienste vorzulegen. " Der im 25procentigen Zuschlages bis 1865 , 6 Dagegen schäßte die Jahre 1862 zusammengetretenen (später aufgelösten) Lan zum Jahre 1870 betragen würde. Desvertretung legte die Regierung nun zwar eine Novelle damalige Budget-Commission , bei Annahme einer jähr Million , das zum Gesetz von 1814 vor , in deren Motiven aber die lichen Steigung der Einnahmen um Armee-Reorganisation schon als eine definitive behandelt felbe Object auf circa 251 Millionen. Nach Fortfall des ward. In dem gleichzeitig vorgelegten Budget war der 25procentigen Zuschlages würde sich der nöthige Zuschuß

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355 danach auf mehr als 34 Millionen belaufen. Ferner durfte das enorme Mißverhältniß der Ausgaben für das Heer zu den für einen in der Cultur und Civilisation fortschreitenden Staat unerläßlichen Ausgaben für andere Verwaltungszweige nicht ohne Beachtung bleiben. Die genauesten statistischen Ermittelungen beweisen, daß Preu Ben von allen europäischen Staaten den höchsten Procent fag seiner Brutto- Einnahme auf die Landmacht verwen det. Schon der bekannte Brief des Finanzministers an den Kriegsminister läßt über die unverhältnißmäßige Be vorzugung des Militärbudgets und die dagegen unange messen geringe Dotirung anderer der Berücksichtigung grade in unserer Zeit dringend bedürftiger Verwaltungs zweige keinen Zweifel bestehen. Nachdem endlich auch der volkswirthschaftliche Gesichtspunkt so eingehend wie gewissenhaft erwogen war, gelangte die Budgetcommission zu der Ueberzeugung , daß das Fortschreiten nach dem Plane der neuesten Heeresorganisation der Weg zu einem Militärbudget sein würde, zu dessen Befriedigung der Staat auf einen ehrenvollen Wetteifer in der Bahn des culturhistorischen Fortschritts verzichten müßte, — abgesehen von der Gefahr , welche dem Vaterlande durch die Ver ewigung des bewaffneten Friedens in so hoher Potenz dadurch erwachsen könnte, daß beim nicht lange vorher gesehenen Ausbruch eines großen Krieges das Land ohne tüchtiges und zeitgemäßes Festungssystem überrascht würde und mit den im Frieden erschöpften Finanzkräften eine energische und nachhaltige Durchführung des Krieges nicht zu bestehen vermöchte. Bei Erwägung der rechtlichen Beweggründe fonnte von vorn herein in der gründlichen Erörterung der Militärfrage nirgends ein Collidiren mit den aus schließlichen Rechten der Krone gefunden werden ; denn nach dem klaren Wortlaut der Verfassung sind dieselben in der Führung des Oberbefehls über das Heer und in beliebiger Beſegung aller Stellen in demselben festgestellt. Das wichtigste Recht der Landesvertretung , die Aus gabenbewilligung , würde zum leeren Scheine werden , wenn bei einer dauernden Mehrforderung von circa 10 Millionen eine sorgfältige Prüfung des dieser Forderung zum Grunde liegenden Plans nicht statthaft wäre , und zwar in allen seinen Consequenzen für die Zukunft, selbst dann, wenn es sich gar nicht einmal um die Frage han delte, ob derselbe mit den bestehenden Gesezen verträglich wäre , oder eine Aenderung derselben erforderte. Diese Frage aber liegt allerdings hier vor. Besonders einge hend ward der Widerspruch nachgewiesen , in welchen man sich mit den bestehenden geſeßlichen Bestimmungen über die Wehrverfassung begeben würde, wenn man die neueste Organisation ohne Weiteres fortbestehen ließe, so wie der ganz gesezloſe Ausnahme-Zustand , in welchen man beim Ausbruch eines ernsten Krieges hineingedrängt werden würde. Es ward in dieser Beziehung nament lich hervorgehoben , wie auch von der Regierung bereits formell anerkannt sei , daß die neue Organiſation eine Aenderung der bestehenden Geseze bedinge , indem wie derholt ein bezügliches Gesez für erforderlich erachtet würde , während man jezt wieder dieselbe Organisation ohne Gesez aufrecht erhalten wolle. Aber auch materiell ward ein mehrfacher directer Widerspruch derselben mit

dem Geseze überzeugend nachgewiesen , ohne einmal in Anschlag zu bringen, daß eine so starke Vermehrung des Heeres , wie die Erhöhung des Präsenzstandes der Frie densarmee von 154,000 Mann (1859) auf 211,000 Mann ( 1862), ſchon an und für sich eine Aenderung in der von jedem Preußen zu leistenden Militärpflicht involvire. Stellen aus dem Geseße vom 3. April 1814 und aus der Verfassung selbst, namentlich Art. 34, worin es über die Wehrpflicht heißt: Den Umfang und die Art dieser Pflicht bestimmt das Geseg " , wurden als Beweismittel herangezogen, daß eine dauernde Vermehrung des stehen den Heeres Gegenstand eines Gesezes sein müsse . Aus einer Vergleichung der bestehenden Geseze mit den in Folge der Reorganisation beim Ausbruch eines Krieges nothwendig werdenden Maßregeln ward ferner eine mehr fache Umgebung der grade den Krieg betreffenden geseg lichen Bestimmungen über die Wehrpflicht gefunden. E kann hier nur beispielsweise auf die geforderte gleich mäßige Kriegstüchtigkeit der stehenden Armee und der Landwehr hingewiesen werden, worauf die Bestimmungen über unsere Kriegsarmee beruhen. Es ward aber durch Rechnung nachgewiesen , daß diese nicht nur nicht festge= halten sei , sondern gar nicht festgehalten werden könne, schon aus der einen Ursache, daß die Regierung bei der seit 1860 eingeführten stärkeren Recrutirung , beim Aus bruch eines Krieges , da ein Jahrgang Recruten für die Ersazbataillone abgeht , mindestens noch bis zum Jahre 1865 nur unter Zuhülfenahme von ganzen Jahrgängen der Landwehr im Stande sein würde, die Bataillone auf 800 Mann zu ergänzen, geschweige denn auf 1002 Mann, woran sie doch festhält, die sie aber aus den nach §. 14 des Gesezes vom 3. September 1814 der stehenden Ar mee zugewiesenen Bestandtheilen noch weit weniger her stellen kann. Ebenso bestimmt ward unter steter Her anziehung der betreffenden Gesetzesstellen der Nachweis geführt, daß bei Festhaltung der neuesten Organiſation keine Möglichkeit vorhanden sei , die Landwehr bei aus brechendem Kriege , den Bestimmungen des Gefeßes ge= mäß, kriegstüchtig herzustellen, abgesehen davon, daß die gesetzliche Landwehr-Cavalerie gar nicht mehr existire. In Betreff der Vorlagen der Regierung als Grundlagen dauernder Bewilligungen ward betont, daß dieselben 2 Mal abgelehnt wurden und die Bewilligungen nur provisorisch für das augenblickliche Bedürfniß geschahen. Trogdem werde jezt zum 3ten Mal, ohne weitere Moti virung , ohne eine Denkschrift , die Genehmigung eines Plans , der so bedeutende Mehrkosten erfordere, ohne wesentliche Modificationen (eigener Ausdruck der Regie rung ) der Landesvertretung angesonnen. Müſſe man nun schon die Bewilligung der Summen aus finanziellen Gründen für unmöglich erklären , so könne man den Plan , als die Grundlage der Forderung , noch weniger gut heißen , ebenso wenig aber wie 1860 und 1861 , so jezt zum 3ten Male neben dem Ordinarium außerordent liche einmalige Bewilligungen aussprechen und dadurch den innern Widerspruch gutheißen, welcher in der Erklä rung der Regierung darin liegt, daß provisorische Geld= bewilligungen und dauernde thatsächliche Zustände neben einander gestellt werden ; denn das hieße Zustände that sächlich dauernd befestigen , für die man eben nichts be

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willigen will, und das wichtigste Recht der Landesvertres tung, ohne dessen Wirklichkeit die Verfaſſung zum wahren Besten des Thrones und des Vaterlandes nicht wirken fann, selbst zum wesenlosen Scheine herabwürdigen. Eben so unstatthaft ward befunden , im ordentlichen Etat Ab segungen zu machen und dadurch den Organisationsplan indirect zu amendiren ; denn dadurch würde man in Ge fahr gerathen , Mißverhältnisse zwischen den einzelnen Truppengattungen zu sanctioniren. Das Heer aber bil det ein organisches Ganze, in welchem das Verhältniß der Theile sich gegenseitig bedingt und nicht gestört wer den darf. Die gewünschte 2jährige Dienstzeit in den Etat hineinzutragen, geht auch nicht an ; der ganze Etat ist danach nicht entworfen, und officielle Berechnungen der dadurch zu erzielenden Ersparnisse liegen nicht vor, find sogar verweigert. Andere Berechnungen würden aber der erforderlichen Grundlage entbehren und übrigens die factische Einführung der 2jährigen Dienstzeit allein die finanziellen Gefahren des Plans für die Zukunft nicht beseitigen. Endlich fehlte es auch an Material zur Beurtheilung , in wie weit das bestehende Cadressystem hierzu passen würde. Dieß waren die Hauptgründe , welche die Landes vertretung bewogen, sich auf einfache Ablehnung der aus der Reorganisation erwachsenden Mehrkosten zu beschrän ken, es der Staatsregierung überlassend, im Intereſſe des Landes und zur Erhaltung einer in allen Theilen homo genen Heeres-Organisation, die Initiative in Vorlegung eines andern finanziell haltbaren Plans, sei es innerhalb des Gesezes von 1814, oder eines neuen zu vereinbaren den Gesezes zu ergreifen , wozu sie eben am besten im Stande ist. (Schluß folgt.)

Ueber den Einfluß der gezogenen Geschüße auf die Aenderungen im Festungskriege. (Forthegung.) [F. W.] Die indirecten Demontirbatterien finden ihren Plag auf 800-1200 Schritte, je nach Einfallwinkel, La dung und sonstigen Höhenverhältnissen. Genaue Kenntniß des Profils der feindlichen Werke zur Berechnung des Einfallwinkels ist hier nothwendig. Weiter ab als 1200 Schritte nimmt sowohl die Wahrscheinlichkeit des Treffens als die Möglichkeit der Beobachtung ab ; ebenso wird die gute Verbindung mit der Parallele gestört. Flache Ein fallwinkel und starke Ladung muß man bei dicken Mauern anstreben. Besonders gilt dieses für die indirecten Bresch batterien , für welche außer den gezogenen 12-Pfündern der gezogene 24-Pfünder besonders geeignet , nach den Versuchen in Schweidnig einen schrägen Schuß gegen die Mauer horizontal bis zu 60 °, selbst bis zu 30 erlaubt. Ihren Plaß werden diese Batterien in der ersten Parallele auf 800 Schritte und je nach den Terrainverhältnissen auf 400-600 Schritte in oder hinter der zweiten Pa rallele finden. In Jülich, im September 1860, schossen zwei gezogene 12-Pfünder mit 1,1 Pfund Zollgewicht Ladung gegen

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das Blockhaus im Graben vor Lünette C auf 1200 Schritte mit 7º Einfallwinkel und gegen das Reduit der Lünette C ebenfalls auf 1200 Schritte mit 5 ° Einfall winkel. Gegen die Flanke der Lünette B wurde auf 800 Schritte mit voller Ladung mit 2,1 Pfund Zollgewicht eine Bresche von 28' Breite, mit 10 Einfallwinkel , aus 6 gezogenen 12-Pfündern geschossen. Die äußerste Grenze des Einfallwinkels bei allen Kalibern ist 120-150 unt 1 Pfund Ladung bei den gezogenen 12-Pfündern , um der Sprengwirkung des Geschosſſes noch ihren vollen Werth zu sichern ; bei der 25-Pfünder langen Haubige hat man als Minimum der Ladung ungefähr 3 Pfund. Wenn man nun bei günstigen Verhältnissen und Beobachtung für den indirecten Schuß im Stande ist, das nächste Ziel der Angriffsartillerie, nämlich Bresche in den Hauptwall zu schießen, sogar auf so große Entfernungen wie 600 bis 800 Schritte zu erreichen , so muß man für die Sicher stellung des Sturmes dennoch näher an den Plag heran gehen, d . h . es müſſen weitere Parallelen angelegt wer den. Wie groß die Gefahren eines nicht genug gesicherten, wenn auch noch so tapferen Sturmes find , beweist der 18. Juni 1855 vor Sebastopol. Bei revetirter Con trescarpe muß man überdieß im Besige des bedeckten Weges sein , um jene als Vorbereitung zum Grabenübergang einstürzen zu können . Dazu ist als Verbindung auf 200 bis 300 Schritte vorwärts von der ersten Parallele mit der flüchtigen Sappe eine zweite Parallele nothwendig. Hierin finden Mörserbatterien Plag , wohin die Mörser aus den Batterien hinter der ersten Parallele nach und nach gebracht werden ; dieselben sollen auf 400-600 Schritte die bombenfesten Reduits und Vertheidigungs casernen zerstören , als Ergänzung der indirecten Bat terien. Zur Eroberung des bedeckten Weges ist auch noch eine dritte Parallele am Fuße des Glacis anzulegen, mit Aufstellungsplägen für die Infanterie und Batterien für Coehorn , Stein- und Wachtelwürfen gegen die Waffen pläge im aus- und eingehenden Winkel. Der Bau der Communicationen zu dieser Parallele und dieser Parallele selbst wird mit der flüchtigen Sappe, bei Nacht und über raschend , geschehen müssen. Die ganze Sappe wird außer den gezogenen Geſchüßen , die momentan in der Festung auftreten , in der Treffsicherheit und Percussion der gezogenen Gewehre und Wallbüchsen auf größere Entfernungen einen gewachsenen Gegner finden. Die Fugen an den Sappenspigen, Sandsäcke von den jeßigen Dimensionen, werden auf 300 Schritte durchschla= gen. Die Versuche hierüber, in Ingolstadt vom bayerischen Genieregimente angestellt , geschahen nur auf 60 80 Schritte, auf eine Entfernung, wo noch das gezogene Gewehr vermöge seiner geringeren Anfangsgeschwindigkeit hinter dem glatten mit gleicher Kugelschwere zurücksteht. Auf 150-300 Schritte erst treten die Vortheile der Per cussion und somit Trefffähigkeit der gezogenen Gewehre hervor. Es ist eine sichere Erfahrung , nach zahlreichen Schießversuchen in Amberg und sonst bei allen gezogenen Gewehren und Geschüßen , daß das Geschoß aus einem gezogenen Rohre seine Anfangsgeschwindigkeit lange und stetig während seines Fluges beibehält. Die Trefffähigkeit und Percussion tritt dadurch erst auf größere Entfernun

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gen hervor, und während auf 200--300 Schritte das Geschoß aus einem glatten Rohre mit gleicher Kugel schwere schon rasch zur Erde sintt, erhält sich das Spit geschoß noch im raschen Fluge. Es scheint demnach noth wendig , daß die Wirkung der gezogenen Gewehre auf Rollkörbe, auf die Fugen von Sappenspigen, auf Sappen förbe ohne Brustwehr und Sandsäcke auf 200-300 Schritte Entfernung probirt würde. Von der dritten Parallele aus wird es möglich sein , den gedeckten Weg bei nicht vorhandenen Contreminen und gänzlicher Zer störung der Reduits in den aus- und eingehenden Winkeln gewaltsam zu erobern und zugleich das Couronnement mit der flüchtigen Sappe auszuführen. Der Minenangriff, auch der flüchtige , bedarf viel Zeit , ist aber bei vorhandenen Contreminen bedingt . Im Besige des gedeckten Weges kann man aus der Wirkung der indirecten Demontir und Breschbatterien ermessen, ob auf der Contrescarpe zur Vervollständigung noch directe Bresch- und Contrebatterien gebaut werden müssen. Die Bresch und Contrebatterien fassen bei der Möglichkeit des schrägen Schusses bis zu 30 und in Verlängerung der Gräben von Außenwerken einen großen Spielraum in der Anlage zu . Bei näherer Betrachtung der Vauban'schen Angriffsmethode liegt dem nach grade in der systematischen Verbindung der Batterien und in dem Schuß derselben durch die Parallele, welche die Defensive mit der Offensive vereinigt , die Sicherheit des Erfolges . Die Veränderungen , die sich im Belagerungskriege durch die gezogenen Geschüße ergeben , bestehen demnach darin, daß die Arbeiten im Allgemeinen, Batteriebau mit Armiren, erleichtert und vereinfacht werden.

Vertheidigung. Die Vertheidigung einer Festung ist nicht so methodisch und regelmäßig wie der Angriff. Es liegt dieses im Begriffe der Vertheidigung eines festen Plages selbst, weil Wenige sich gegen Ueberlegenheit schlagen sollen, und weil in der Ausrüstung und Bewaffnung daher immer nach dem Minimum gestrebt wird , so daß der richtige Gebrauch von mehr oder minder beschränkten Mitteln in entscheidenden Zeitmomenten eine Hauptaufgabe der Ver theidigung bleibt. Es ist sonach mehr der freien Wirk ſamkeit und Thätigkeit der Befehlshaber zur Ausbeutung der vorhandenen Mittel überlassen. Wie der Angriff als nächste Aufgabe das rasche Ein schließen der Besagungstruppen in die Festung hat , so muß die Besagung den Feind sich so lange als möglich vom Leibe und denselben fernhalten. Dazu bieten die gezogenen Geschüße die besten Waffen , den Feind zu zwingen, seine Parts, Depots und Laboratorien bis über 5000 Schritte von der Festung zu halten. Die Verbin dung mit den großen Depots hinter der ersten Parallele ist dadurch bedeutend erschwert, und Verschanzungen sind hier nothwendig . Gegen den Batterienbau hinter der ersten Parallele wird nach deren Erkennung die verstärkte Geschügbewaffnung eintreten und zwar nicht bloß von der angegriffenen Fronte selbst, sondern auch von den Collateralwerken. Die Vertheidigungsartillerie hat in den Granatkartätſchen |

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eine Waffe , die nicht nur den Bau einzelner Batterien, sondern auch das Armiren entschieden zu hindern im Stande ist. Selbst_den_Kampf mit den fertigen Batte rien wird man entschlossen aufnehmen , wenn man die Artillerie auch von den Collateralwerken gegen eine ein zige Batterie wirken läßt. Dazu scheint es nothwendig. um an irgend einem Punkte mit entschiedener Ueberlegen heit auftreten zu können , eine Geschüßreserve von 8 bis 10 gezogenen 12-Pfündern in die Hände der Artillerie direction zu geben und unter deren directen Befehl zu stellen. Dieselben müssen allein zu diesem Zwecke und mit Rahmen und allen Ausrüstungsgegenständen bereit stehen. Die Aufstellung auf 67 " Kniehöhe mit Benugung des Infanteriebanketts zur gehörigen Deckung der Be dienung erlaubt deren rasche Aufstellung, besonders wenn beim Infanteriebankett rückwärts die nothwendige kleine Erdanschüttung für den Bettungskranz schon in Friedens zeiten auf den möglichen Angriffsfronten erfolgt ; das Lieferstellen der Geschüge in Scharten auf 57 " und 49" Kniehöhe ist auch schneller als bei vorhandenen Geschüß bänken ermöglicht. Ein Hauptmoment in der Vertheidi gungsartillerie muß in deren verschiedener Aufstellung auf Collateralwerken und momentaner überlegener Auf stellung , D. h. in der Beweglichkeit gesucht werden. Eisenschienen auf den Wallstraßen, am Fuße der Wall gänge auch zu den Vorwerken würden die besten Dienste thun. Auf das höchste wird der Grundsag der Beweglichkeit ausgebeutet, wenn in den Festungen zu den 3 gezogenen Kalibern 6-Pfünder, 12-Bfünder und 24-Pfün der, für außergewöhnliche Fälle nur solche glatte Kaliber beibehalten würden , welche die nämlichen Laffeten und Ausrüstungsgegenstände besigen und einen ausgiebigen Kartätschschuß gestatten. Demnach noch glatte 6-Pfünder und besonders glatte 12-Pfünder mit Ausschluß aller schweren Hanbigen ; jedenfalls wird die Beibehaltung eines Haubigkalibers , die kurze 25-Pfünder Haubige, als Wurfgeschüß genügen. Durch die schwächere Ladung bei den gezogenen Ge schügen sind die Haubigen hinreichend ersetzt. (Schluß folgt.)

Eine englische Freiwilligen-Inſpection. (Correſpondenz aus Mancheſter.)

(Schluß.) [ F. E.] Zuerst machte das erste Treffen eine Front veränderung links vorwärts , wodurch es in die Verlän gerung des früher erwähnten nördlichen Thals zu stehen kam . Die übrigen Bataillone marschirten links davon auf und die ganze Linie eröffnete Rottenfeuer. Sie wurde dann mehr und mehr links verlängert, indem vom rech ten Flügel an die Bataillone nach einander compagnie weise abbrachen, hinter der Front nach dem linken Flügel marſchirten und sich dort wieder formirten. Nachdem auf

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Ich glaube, solch' ein Beispiel wird den Lesern der diese Weise der linke Flügel beinahe bis an die Gehölze der westlichen Parkmauer geschoben worden war, wurde A. M.Z. ein weit anschaulicheres Bild von der Art und die Front einen Viertelkreis rechts zurückgenommen, mit dem Grade der Ausbildung dieser Freiwilligen geben als dem linken Flügel als Pivot. Mit Ausnahme des linken alle doctrinären Auseinanderſegungen . Obwohl die das Flügelbataillons wurde diese Bewegung, wie gewöhnlich, bei concentrirte Truppenzahl nur klein war , so erlaubte durch Zusammenfalten der Bataillone in Vierteldistanz fie doch eben deßhalb die Ausführung praktischerer Bewes colonnen , Einmarsch in die neue Richtungslinie und gungen, als dieß sonst hier bei größeren Zusammenziehun Deployiren ausgeführt, und zwar sehr rasch und mit der gen von Freiwilligen der Fall ist ; man findet für legtere größten Ordnung , obwohl auf einem steilen Hügelab hier nie den hinreichenden Raum. Dazu gaben die ans hang. Als die Bataillone wieder deployirten , ging ich wesenden Bataillone einen ganz guten Durchschnitt der grade der Front des 40. Lancashirecorps entlang, sah jede englischen Freiwilligencorps ab : zwei davon , wie man Compagnie in der Richtungslinie ankommen , und muß gesehen haben wird, waren bedeutend den andern beiden sagen, daß unsere bestexercirten continentalen Linientrup voraus und repräsentirten die consolidirten Bataillone der pen dieß wohl eleganter und strammer", aber sicher nicht größeren Städte ; die andern beiden, mehr zurück in ihrer ruhiger und rascher hätten ausführen können. Oberst Ausbildung schon wegen der mehr gemischten Elemente Mac Murdo drückte dem Bataillon während der Bewe aus denen sie zusammengesezt , vertraten mehr die auf gung mehrere Male seine volle Anerkennung laut aus. dem Lande und in kleineren Städten gebildeten Corps. Auch das 6. Lancashirecorps deployirte rasch und mit Ord Im Ganzen kann man sagen , daß die Freiwilligen fich nung ; von französischer Linie habe ich dieß Manöver viel in die hauptsächlichsten Bewegungen des Bataillons hin liederlicher machen sehen. Nach einigem Rottenfeuer reichend eingeschossen haben ; fie formiren Colonnen und ging die Brigade in Echelons vom linken Flügel mit deployiren, fie bewegen sich in Colonne und in Linie mit 100 Schritt Distanz zwischen den Bataillonen vor, machte hinreichender , hier und da sogar mit großer Sicherheit. Halt und formirte im Laufschritt Quarré. Dieß wurde Man wird dagegen wohlthun , fie mit künstlichen Auf stellenweise nicht besonders ausgeführt , da der Marsch märschen und Contremärschen zu verschonen , wie deren durch Büsche die Leute etwas auseinandergebracht hatte. das englische Reglement , wie so manches andere , auch Die Bataillone entwickelten sich wieder, rückten in das noch enthält. Das zerstreute Gefecht , stets die schwache Alignement des linken Flügel-Bataillons vor, gaben jedes | Seite der Engländer, kennen die Freiwilligen nur so weit eine Salve, die durchgehends rund genug war, und nun es ihnen auf dem Exercirplag beigebracht werden konnte, avancirte die ganze Brigade in einer Linie. Ich wünschte, doch ist auch hierin ein bedeutender Unterschied zwischen von den in Deutschland so zahlreichen Offizieren, die der den verschiedenen Bataillonen. Die Fehler, die bei dieser Ansicht sind, daß Bewegungen in Linie mit jungen Trups Inspection vorkamen, unterscheiden sich, wie man gesehen pen nicht auszuführen seien , hätten Einige den Front haben wird, durchaus nicht von den Fehlern, welche man marsch dieser Linie von 640 Rotten gesehen. Das Terrain bei den Uebungen unserer continentalen Friedensarmeen war so uneben, wie man es nur wünschen kann . Die tagtäglich sieht, obgleich diese Armeen den Vortheil haben, Front lief quer über einen nach drei Seiten ziemlich steil von auf dem Manöverfeld ergrauten Offizieren geführt abfallenden Hügelrücken , der Boden war voller Löcher zu werden . Wobei durchaus nicht geläugnet werden soll, und Höcker , dazu viele einzelne Bäume. Dennoch ging daß die Offiziere der englischen Freiwilligen noch immer Die Linie mehrere 100 Schritt weit mit vollkommener die schwache Seite des ganzen Corps bilden, obgleich auch Ordnung, hinreichend guter Richtung , geschlossen und hier eine bedeutende Besserung sichtbar ist. Wer am Pas ohne zu schwanken vor, besonders die beiden Bataillone | rademarsch Freude hat , wird die Freiwilligen auch in im Centrum (6. und 40.), und Oberst Mac Murdo ſprach | dieser Kunst weiter vorgeschritten finden, als er erwartet. sowohl auf der Stelle, wie nachher zu den Stabsoffizieren Endlich was ihre Leistungen auf dem Schießplag betrifft, feine volle Zufriedenheit mit dieser Bewegung aus . Zum so können sie sich unbedingt mit jeder stehenden Armee Schluß ließ er zur Attaque blasen, und nun ging es ganz von Europa meſſen , und enthalten sicher durchschnittlich nach Freiwilligenart im vollen Lauf etwa hundert Schritt mehr gute Schüßen auf jedes Bataillon als die meisten den Abhang hinunter bis ins offene Feld, mehr ein Wett Linientruppen. Summa Summarum, ist nach drei Jah rennen als eine Attaque. Als Halt geblasen wurde, stand ren das Experiment so weit als vollkommen gelungen das 40. Lancashirecorps, wenn auch schlecht gerichtet, doch anzusehen. England hat, fast ganz ohne Kosten für den compact und geschlossen da, nicht ganz so geordnet das Staat , eine organisirte Armee von 163,000 Mann für 6. Auf den Flügeln dagegen, besonders dem linken, war die Landesvertheidigung geschaffen, - eine Armee, die so es sehr unordentlich bergegangen ; die Leute waren arg weit eingeübt ist, daß sie nur noch, je nach dem verschie durcheinander, manche gefallen, auch ein Mann des ersten denen Ausbildungsgrad der Bataillone , drei bis sechs Gliedes in der Wade verwundet , da hier das zweite Wochen im Lager zu campiren und zu exerciren braucht, Glied zum Theil noch das Bajonnet gefällt hatte. Hier um eine ganz brauchbare Feldtruppe zu werden . Und mit schloß das Manöver , die Truppen formirten zum so viel Zeit wird jeder Invasionsversuch den Engländern Defiliren, defilirten und gingen nach Hause. allerschlimmsten Fall immer lassen müſſen !

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Nachrichten.

Preußen. Königsberg , 15. October. ( Gegenwärtiger Stand der Festungsbauten. ) Heute sind es 19 Jahre her, seit der am 15. October 1843 bei Gelegen heit der Geburtstagsfeier Friedrich Wilhelms IV. erfolgten Grundsteinlegung zur Königsberger Festung. Die Dent schrift des 7. preußischen Provinzial Landtages vom 8. April 1841 und die Cabinets - Ordre vom 5. April 1843 waren die in den Grundstein niedergelegten Hauptdocumente, welche den Ausbau Königsbergs zu einer Festung ersten Ran ges beantragen und anordnen. Nach dem Bauplane betragen die Gesammtkosten 8,560,790 Thlr. Um 1859 die Südseite Der Königsberger Festungswerke zu schließen, wurden in jenem Jahre eine Million allein verbaut und damals 5000 Arbei ter beschäftigt. Die provisorischen Erdwerke der Südseite werden erst successive und so gut wie die übrigen , bereits vollständig fertigen ebenfalls maſſiv aus Stein, Ziegeln, Eisen und Holz errichtet werden. Große Städte in feste Pläge zu verwandeln, hat die moderne Fortification glücklich dadurch gelöst , daß sie eine Anzahl freiliegender , aber an sich starker und unabhängiger Befestigungen rund um dieselben erbaut, rie so nahe an einander zu liegen kommen, daß sie sich durch die Kraft ihres Feuers auf das wirksamste unterstügen fön nen, - eine Fortification, die stärker ist als die in zusammen hängenden Werken bestehende. Sie erfordert ebenso viele Belagerungen, als es Werke gibt, und ist es auch dem Feinde gelungen, sich eines derselben zu bemächtigen , so findet er doch noch an den neben oder dahinter gelegenen Werken oder an dem Hauptwalle so vielen Widerstand, daß er diese wieder durch förmliche Belagerungen überwältigen muß. Nach diesen Grundsägen sind die Königsberger Festungswerke, an gepaßt dem sehr unebenen Terrain, erbaut worden . Was die Festungsbaukunst Tüchtiges , Schönes und Starkes nur erfun den hat , das hat hier seine praktische Anwendung erhalten in detachirten Forts , Reduits , Montalembertschen Thürmen, Wallwerken , Bastions u . dgl. m. In Arbeit befinden sich zur Zeit noch das Fort Krauseneck , das Friedländer Thor, einige Blockhäuser zc. Ist die südöstlich gelegene Pregelwiese, zwischen dem alten und neuen Pregelarme, bis jezt noch mit gar keinen Fortificationswerken versehen, so bleibt dabei nicht zu vergessen , daß sie von den naheliegenden , benachbarten Werken vom Friedländer Thor und Litthauer Baum als voll | ständig bestrichen werden kann, und daß die Natur hier durch fumpfige Wiesen und das Wasser der beiden Strömungen etwaigen Angriffen von hier aus Hindernisse genug in den Weg gelegt hat. Von den 11 Stadt- und Festungsthoren wovon im Bau vollendet und eröffnet sind : das Sackheimer-, Königs-, Roßgärter , Tragheimer , Steindammer-, Ausfall-, Holländerbaum-, Fort Friedrichsburg , Eisenbahn-, Branden burger und das (noch im Bau begriffene) Friedländerthor gehen 11 Zugbrücken über den fast 2 Meilen im Umkreis fassenden breiten und tiefen Festungsgraben , der , weil das Niveau des Pregels 71 Fuß tiefer liegt wie das des Ober teiches, mit 14 colossalen Schleusenwerken versehen ist. Die äußeren Festungswerke am Pregel, Nafsegarten, an der Eisen

bahn, Neuebleich , Böttchershöfchen 2c. sind Glieder einer Kette von Außenwerken , die um den inneren Festungsgürtel gelegt sind. Fertig im Bau find endlich auch noch 2 neue Exercir , 3 Stall , Pulver- , Arrest- und Waschhäuser , die Festungsthor- , Wacht- und Accifelocale , die Militär- Turn anstalten, Reitbahnen u. s. w .

Großbritannien. London, 20. October. [ Das " Court Journal " und die United Service Gazette über die Frage der Panzerschiffe.] Ueber die wichtige Frage : ob Eisen oder Holz in der Schiffsbaukunst anzuwenden sei, ist die Dis cussion in den englischen Blättern eine stets noch sehr lebhafte. So äußert sich das Court Journal , indem es die vorzüglich sten englischen und amerikanischen Panzerschiffe bespricht , in folgender Weise : „ Capitän und Mannschaft des „Warrior“ dankten Gott, als sie nach ihrer lezten Fahrt wieder ans Land kamen , denn sie waren , sobald ein Lüftchen aufsprang , in augenblicklicher Gefahr gewesen, unterzugehen. Mehrere von der Mannschaft fällen das Verdict, daß er sich weder steuern noch drehen läßt , daß er entseglich stampft und daß er für menschliche Wesen nahezu unbewohnbar ist. Natürliche Be leuchtung hat er unten gar nicht, das Licht fällt vom Decke ein und die Atmosphäre im Raum ist ein Gemisch von Dunst, Thran , Steinkohle und Eisenrost. In der Kälte eine Eis büchse , ist er in der Hige ein Backofen , und jeder Matroſe, der ausgeheuert ist , thut das Gelübde , nie wieder auf ihm zu fahren. Selbst die Vertheidigungskraft des Warrior wird jegt ziemlich allgemein bestritten. Er ist am Stern und Spie gel verwundbar, und da er noch einmal so viel Zeit zu einer Wendung braucht wie ein Schiff von halber Größe, so würde er im Gefecht in des legteren Gnade sein, da dieß nur auf seine Breitſeiten und seine schwachen Stellen am Stern und Spie gel zu schmettern brauchte. Die wasserdichten Räume sind verfehlt. Sie sollten auch auf dem " Great Eastern" sein, und doch fanden wir , daß wir nach der centralen Explosion vom Hinter- zum Vordertheil ohne welche Schwierigkeit spa zieren konnten. Drei Thatsachen stehen also bezüglich der Panzerschiffe fest : 1 ) sie sind nicht seetüchtig ; 2) sie sind un bewohnbar ; 3) sie sind an ihrer Achillesferse so verwundbar wie hölzerne Schiffe. (4) Könnte man hinzusehen , ist das Dröhnen der Geſchüße so arg, daß den Kanonieren das Blut aus Nase und Ohr fließt , und 5) ist das Schwanken bei jeder Bö so heftig, daß selbst alte Matrosen seekrank werden). Wir müssen den Kämpen jenseits des atlantischen Meeres für die schäzbaren Lehren danken, welche ihren neuesten verzwei felten Schiffskämpfen zu entnehmen sind. Auf dieser Seite des Oceans haben wir Schiffe mit ungeheuren Kosten ge baut, zum Glück, ohne ihre Unverwundbarkeit und Schlagfer tigkeit zu erproben. " Die " United Service Gazette äußert sich über denselben Gegenstand in folgender Weise : "1 Unsere Regierung und Admiralität hat sich in Schlüsse vertieft, und weil eine un geschickt gebaute, französische schwimmende Panzerbatterie dem Feuer russischer 24- Pfünder auf 700 oder 800 Ellen wis

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derstand , war es entschieden , daß hölzerne Schiffe veraltet | so lange es neu ist, etwas bewirkt, auf die Länge aber nicht seien. Die Eisenhändler, mit Hülfe ihrer wohlbezahlten Cla Stich hält. Viel Geschrei, wenig Wolle ! Und was haben queurs , die sich geschickt in die Tages- und anderen Blätter wir in England inzwischen erreicht ? Wir haben gefunden, Eingang zu verschaffen wußten, stimmten in das sie interes daß unser !!Warrior" und "Black Prince" ihre 13 oder 14 firende Geschrei ein, und das arme Holz wurde verworfen. Knoten thun können, aber daß sie 8 oder 10 Minuten zu Keine hölzerne Schiffe mehr ! riefen die Lairds , die Ruffels, einer Wendung und eine Maschinerie zur Bewegung des die Mares und andere Interessenten eiserner Schiffsbauten, Steuers brauchen. Jämmerlicher Aufenthalt für Menschen und die, welche die Frage nur durch das Medium, in welchem im Sommer, werden sie im Winter unbewohnbar sein. Nun fie ihnen geschickt vorgelegt wurde, betrachten konnten, stimm baben wir noch die Panzerschiffe ,, Defence" und " Resistance". ten bei. Der Erfolg war , daß Schiffe von 6000 Tonnen Das erstere ist nach der Ostsee und wird hoffentlich heil gebaut wurden, zu einem Preise, Alles inbegriffen, eher über zurückkommen. Dreimal ist es aufgestoßen und wird glücklich eine halbe Million das Stück als darunter, um 36 Kanonen sein, dem Geschick seiner Namensschwester zu entgehen . Die zu führen, welche Schiffe nicht wohl länger als 5 oder 6 Jahre Mannschaft der !! Resistance" klagt über verdorbene Luft und dauern können, ohne innerlich und wahrscheinlich äußerlich mit Kälte, und es ist notorisch, daß Niemand in diesen sogenann ungeheuren Kosten erneuert zu werden , und die, wenn Alles ten Sicherheitsschiffen fahren würde, der nicht müßte. Nun gesagt und gethan ist, bloße Taucherglocken und unfähig sind , haben wir 2 große Erfinder oder Verbeſſerer in Arbeit : einer steifen Kühlte zu widerstehen oder ihre Stückpforten zu Capitän Coles, dem die Ausrüstung des „ Royal Sovereigne" öffnen. < Die föderalen und conföderirten Staaten von obliegt, und Herr Reed, der versichert, das glückliche Medium Amerika auf der anderen Hand haben in anderer Weise ex entdeckt zu haben , um Eisen und Holz so zu verbinden, daß perimentirt. Vor der Trennung der Staaten sah das Cabinet es uns Sicherheit, Bequemlichkeit und Schnelle gewährt. Die von Washington verächtlich auf die Panzerschiffbewegung und Zeit allein wird zeigen , wer Recht hat ; soviel ist erprobt wollte sich damit nicht befaffen. Sie waren auf ihre alten Segel worden , daß in ihrer gegenwärtigen Verfassung Panzerschiffe schiffe versessen und wendeten, wie Jeder weiß, 2 Segelfregatten weder sicher, noch wünschenswerth find. Der " Warrior" und zur Blocade des Jamesflusses an. Der „ Merrimac" kam heraus, andere nur zum Theil gepanzerte Schiffe mögen zur Canal überrumpelte die Yankees im Schlummer, schoß die eine zusam wache, die eisernen Caledonias und andere zur Küstenverthei men und rannte die andere in den Grund. Eine Panik war die bigung tauglich sein, aber die Herrschaft der See beruht noch Folge. Wer sich ins Bockshorn jagen läßt, sieht der Veran immer auf hölzernen Linienschiffen , Fregatten und Sloops. " laffung nicht scharf ins Gesicht, und als die Nachricht von der Vernichtung des „ Cumberland " durch einen Widder nach Eng Schweiz. land fam , fing Jedermann an , nach Panzer- und Widder schiffen zu schreien. Die Panik legte sich ein wenig, als man entbedte , daß der „Widder" nur ein extemporisirtes Schiff, Aus der Schweiz , 18. October. [Neuer welches mit Eisenbahnschienen überdacht und durch den Stoß Gesegentwurf über die Militärpflicht.] In Be auf den „Cumberland " und das Gefecht mit dem einen Ge zug der schweizerischen Militärorganisation ist ein bereits von schüß des „Monitor" so verkrüppelt war , daß es zu seiner der Züricher Großraths Commission angenommener Gesetz Wiederherstellung mehrere Monate erforderte. Die Gefahr, entwurf über Militärpflichtersag ( der Untauglichen) nicht ohne Es bestimmt derselbe für Personalabgaben 10, gewiddert zu werden , war bei klarem Licht nicht sogar dro Interesse. hend. Der "I Cumberland" unterlag, weil er vor Anker blieb. 7 und 4 Fr. für Auszug, Reserve und Landwehr (regierungs -Nun kam der „ Arkansas " . Er durchlief den Widerstand räthlicher Entwurf 8, 6 und 4 Fr.) ; Maximum des Pflicht der föderalen Kanonenboote und entsegte Vicksburg . Wie der ersatzes vom Vermögen 2c. Fr. 400, 300 und 200 nach den ,, Merrimac“ sein Prototyp , sammelte der Arkansas " alle verschiedenen Milizclaffen. Dabei wird bei körperlich oder seine Lorbeeren auf einmal ; denn beim nächsten Verſuch wurde geistig Gebrechlichen , welche aus diesem Grunde nichts er= er durch ein hölzernes Schiff zerstört. Der Menschenverlust werben können , die Personalabgabe ganz gestrichen und soll am Bord der Panzerkanonenbote ist einige Mal schrecklich das eigene oder erbsanwartschaftliche Vermögen derselben erst gewesen. Troßend auf ihre Rüstung , wagten sie sich in ein von Fr. 20,000 an, bei Gebrechen, die nicht absolut unfähig zu heißes Feuer. Einige wurden quer durch den Kessel ge zum Erwerb machen, aber denselben doch erheblich beschränken, schossen und mit dem Verlust von drei Viertel der Mannschaft | erst von Fr. 10,000 an versteuert werden . - Von dem Rein zerstört. Andererseits haben wir ihre hölzernen Dampfer, ertrag des Militärpflichterſages ſollen jährlich 10 pCt. in einen durch einige Kettenwindungen geschüßt, ausgezeichnete Dienste cantonalen Pensionsfonds fallen und vom Großen Rath in leisten und, obwohl einem schweren Feuer ausgesezt, nur ge Kriegszeiten oder wenn der größere Theil des Auszuges län ringe Verluste erleiden sehen. Die Heldenthat der „ Queen" gere Zeit unter den Waffen steht (längere Grenzbeſegungen) , auf dem Jamesfluß war ebenfalls ein überzeugender Beweis, der Militärpflichtersag nach Umständen zur Unterstützung von daß hölzerne Schiffe für allgemeine Kriegszwecke den eisernen Verkrüppelten , Hinterlassenen und Gefallenen und von Fa vorzuziehen sind. Jenes kleine Schiff mußte unter einem milien dürftiger , im Dienste stehender Soldaten verwendet heftigen Feuer umkehren , beide Seiten wurden wiederholent werden. Diese Steuer wirft in vielen Cantonen eine hübsche Diese That Summe ab, besonders im Aargau. In anderen Cantonen ist lich durchbohrt , aber kein Mensch getödtet. sachen sind von großem Werth. Sie beweisen, daß das Neue, ste geringer. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W Leske.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Siebenunddreißigkter

No. 46.

Jahrgang.

Darmstadt, 15. November.

1862.

Inhalt: Auffäte. Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeresreform. II. (Schluß.) - Ueber den Einfluß der gezogenen Geschütze auf die Aenderungen im Festungskriege. (Schluß.) - Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg. III. Die tönigliche Kriegsschule zu Potsdam. Miscelle. Die Militärbibliothek in Turin. Nachrichten. Desterreichische Monarchie. Die neue Organisation der Cavalerie. - Preußen. Die Resultate der späteren Einstellung der Recruten der Infanterie. Die Stellung der Unteroffiziere. - Großbritannien. Verwerfung der Armstronggeschütze.

allgemeine Anerkennung gefunden hätten, und nur der Widerspruch , den fie in einigen Beziehungen erfahren, die Ursache gewesen sei , daß fie nicht zum Abschluß ka reform. men. Den dagegen bewilligten extraordinären Credit von 9 Millionen zur Aufrechthaltung c. der Kriegsbe (Schluß.) reitschaft vom 1. Mai 1860 bis zum 30. Juni 1861, [ .] Die politischen Motive, welche die Landesver wonach die definitive Regelung einer neuen Berathung tretung zu ihrem Verfahren bestimmten, glauben wir hier vorbehalten bleiben sollte, hat die Regierung als eine übergehen zu müssen und wenden uns nun zu dem Bestätigung dieser ihrer Ansicht aufgefaßt. Die Ursache, Standpunkt der Regierung , der in der geschickt weßhalb die Regierung um 1861 die Mittel für die Re redigirten, vom Finanzminister v. d. Heydt in der 45ten organisation dauernd in Anspruch nahm, wird aber au Sigung am 11. September verlesenen Erklärung am ßerdem noch in der Ueberzeugung angegeben , daß diese deutlichsten und übersichtlichsten zusammengefaßt ist. Organisation mit dem Geseze vom 3. September 1814 Die Nothwendigkeit einer durchgreifenden Reform der in Einklang stehe ; daß der Landtag diese Auffassung nicht Heeresorganisation segt die Regierung als allgemein an theilte , vielmehr ein neues Geseg für erforderlich erach Bei der Ausführung hatte sie die Er erkannt voraus. tete , wird von der Regierung als die Ursache angenom fahrungen der neuesten Kriege , die der legten Mobil men, daß der Bedarf für die Aufrechthaltung der Kriegs machungen, die politischen Verhältnisse, sowie die Kriegs bereitschaft wieder nur provisorisch bewilligt wurde, nicht tüchtigkeit und Kriegsbereitschaft des Heeres im Interesse aber die Abneigung gegen die Reorganisation selbst. Aus der Sicherheit und Unabhängigkeit des Staates vor Au allen vorangegangenen Abhandlungen rechtfertigt die Re gen. Das Grundsägliche war eine consequente Durch gierung ihre Vorausseßung , daß über ihre Ansichten nie Diese erforderte der geringste Zweifel, sowie auch beim Landtage die Er führung der allgemeinen Wehrpflicht. eine entsprechende Vermehrung des Friedensetats des stewartung nicht obgewaltet habe, die Umgestaltung des Daneben ward auf Erleichterung der Hecres sei nur temporär. Auch aus den Beschlüssen und henden Heeres. Landwehr Bedacht genommen. In der historischen Bewilligungen des Abgeordnetenhauses wird gefolgert, Erörterung ist der bestimmende Ausgangspunkt : Die daß es nicht seine Absicht gewesen sei , die Beseitigung Voraussetzung der Regierung , daß in der Session von der neuen Heereseinrichtungen vom 1. Januar 1862 ab 1860 die Vorlagen in ihren wesentlichen Grundgedanken zu erwarten , daß vielmehr grade in Bewilligung der

Stimmen aus Preußen zur Frage der Heeres-

362 Steuerzuschläge bis zum 1. Juli 1862 die Gewährung überhaupt und die der Kriege insbesondere, auf die Ueber der Mittel zur Erhaltung derselben über den 1. Januar zeugung der gründlichsten Denker und Staatsmänner, 1862 hinaus erkennbar sei. Bei der bisherigen Praxis, auf den klar vorliegenden geschichtlichen Beruf Deutsch wonach die Feststellung des Haushaltsetats erst in der lands und Preußens insbesondere , endlich auf das Ur Mitte des Etatsjahres erfolgt, habe übrigens die Regies theil gediegener militärischer Autoritäten gründet die Lan rung gar nicht anders handeln können, als die betreffen desvertretung ihre Ueberzeugung , daß die beste Gewähr den Kosten weiter zu bestreiten. Sie hält es daher für für die Unabhängigkeit , Sicherheit und Größe des Va unverkennbar , daß sie " in dem guten Glauben " terlandes in einem großen und tüchtigen Volksheere im -gehandelt habe, durch fernere Aufrechthaltung der Orga wahren Sinne des Wortes beruhe, einem Heere, dar nisation nur eine unabweisbare Pflicht gegen das Land gestellt durch die ganze Masse des waffenfähigen und in zu erfüllen. Das Unterbleiben der Gesegvorlage für diese den Waffen geübten Volkes . Um ein solches Heer zu Seffion aber wird neben dem Vorhergegangenen aus bilden , zu üben und in der Uebung zu erhalten , sind der Abficht erklärt, die Seſſion möglichst abzukürzen , für ausreichend zahlreiche und tüchtige Cadres erforderlich, die nächste aber dieselbe bestimmt zugesagt, mit der aus dergestalt, daß grundsäglich die ganze waffenfähige junge drücklichen Erklärung, daß auch die Regierung die Reor Mannschaft durch dieselben ihre Waffenschule durchmachen ganisation, soweit sie eine dauernde Erhöhung des Etats kann. Die Präsenzzeit der Mannschaft darf aus finan und eine anderweitige Regelung der Dienstpflicht erfors ziellen , volkswirthschaftlichen und Humanitätsrücksichten dert, nicht eher als eine definitive betrachtet, bis die ver nicht länger dauern , als erforderlich ist , um dieselbe in fassungsmäßige Zustimmung der Landesvertretung ertheilt allen denjenigen Gegenständen zu üben , welche auf den ist. Demnach erhebt die Regierung auch keine Einsprache Krieg eine directe Beziehung haben ; dagegen muß Alles gegen die Versegung der Kosten der Reorganisation in wegfallen , was nicht auf die Steigerung der Kraft, der ein Extraordinarium wie 1861. Die finanzielle Gewandtheit oder der activen Disciplin , sondern ledig Seite der Erklärung hebt die günstige Lage der Finan lich auf die paſſive Disciplin , d. h. im Ideal auf Ab zen überhaupt, das über Erwarten eingetretene Wachsen tödtung der physischen und moralischen Selbstständig der Einnahmen und die Bereitschaft der Mittel für alle keit und Einschläferung der Geisteskräfte hinwirkt , um Forderungen der Regierung hervor. Die zu große Steuer die sogenannte stramme Haltung , Schein- und Pa belastung des Landes wird in Abrede gestellt, dabei erin raderesultate zu erreichen , in deren Gefolge eine auto nert an die Steuererleichterung von 3 Millionen durch matische Hülflosigkeit unausbleiblich ist. Nach der un den Fortfall des Zuschlages , an die Ermäßigung des abhängigen Begutachtung competenter deutscher Offi Militäretats , die frühere Entlassung der Reserven , die ziere ist eine Präsenzzeit von 2 Jahren für die Infanterie spätere Einstellung der Recruten , so daß nun eine weis völlig ausreichend , um die angedeuteten realen Unter tere Ersparniß pro 1862 nicht möglich , ein Zurückgehen richtsstoffe zu bewältigen und dem Manne zugleich mili auf den Etat von 1859, wie es durch Verweigerung der tärische Zucht und Gesinnung einzugewöhnen . Sobald Reorganisationskosten gefordert werden würde, aber ebenso die Leibesübungen von kriegerischem Charakter erst in unmöglich sei. Indem die Berechnung der Budgetcom ihren Resultaten für die Volkserziehung durchgreifend ge mission, daß bis zum Jahre 1870 ein Zuschuß von über worden sind, läßt sich wahrscheinlich die Präsenzzeit ohne 34 Millionen erforderlich werden könnte , als eine ganz allen Nachtheil noch mehr abkürzen. Beträgt die Stärke falsche , weil auf unrichtigen Voraussetzungen beruhend, des Friedensetats etwa die Hälfte des Kriegsetats , so dargestellt wird, constatirt die Regierung auf's Neue, daß hat die geübte Mannschaft so lange in der Reserve zu mit der Reorganisation nur nach Maßgabe der disponi verbleiben, als nöthig ist, damit durch ihre Einberufung beln Mittel weiter fortgeschritten werden solle. Unter der Kriegsetat sofort herzustellen ist. Nach dieser Zeit Hinweis auf die bedenkliche Störung, welche in der Ord tritt fie in die Landwehr, deren Formation und Kriegs nung des Staatshaushaltes durch die Nichtbewilligung etat ganz derselbe wie bei der Linie ist. Die Cadres der verlangten Mittel zum großen Nachtheile des Landes der Landwehr, in Formation , Uebung 2c. denen der entstehen könnte , sowie auf die Unmöglichkeit , jezt , wo Linie ganz gleich, auch zum stehenden Heere gehörig und die Ausgaben pro 1862 größtentheils schon geleistet find, in der Stärke nur um so viel schwächer , als auf voll auf einen 1860 festgestellten Etat zurückzukehren , stellt ständig ausgebildete Chargen im Beurlaubtenstande zu die Regierung der Landesvertretung die ganze Schwere rechnen ist (und das ist nicht gar viel), haben denjenigen der Verantwortlichkeit vor Augen, welche auf einer Ver Theil der jungen Mannschaft, welcher im Etat der Linie sagung der durchaus unentbehrlichen und nachweislich nicht Plag finden konnte, (darunter diejenigen, welche aus bereit liegenden Mittel ruhen würde. irgend einem Grunde Berücksichtigung verdienen) als Wo die Ansichten, die Ueberzeugungen und die Ziele Landwehr- Recruten in einer auf einige Monate abge der Bestrebungen bei zweien Mächten sich so einander gegen- | kürzten Präsenzzeit zu üben , dann aber die aus der Li überstehen wie hier, ist eine Definirung der Divergenzen in nienreserve zur Landwehr übergetretenen Mannschaften den Einzelnheiten nugloser Raumverschwendung. Insbeson alljährlich auf kurze Zeit einzuberufen, um fie in Uebung dere für uns handelt es sich an dieser Stelle, nachdem wir zu erhalten, die gewesenen Landwehr-Recruten, wenigstens Durch die beiderseitigen Standpunkte ganz objectiv genügend klar in den ersten Jahren , auf etwas längere Zeit. dargestellt haben, lediglich um die Frage nach dem Stand gewissenhaft strenge Wahrung der für Alle gleichen Rechte punkte der preußischen Heeresorganisation, von rein mili und Ansprüche an Beförderung und Auszeichnung nach tärischer Seite betrachtet. Auf die Lehren der Geschichte dem Maße ihrer Befähigung, Tüchtigkeit und Dienstzeit,

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med start durch gute , für Alle ohne Geldopfer zugängliche Unter Ueber den Einfluß der gezogenen Geſchüße auf richtsanstalten, wie durch streng-gefeßliche Feststellung und die Aenderungen im Festungskriege.o Wahrung der individuellen Rechte , muß jede Scheide bis sindhund bar in der wand , fede Eifersucht , jedes Gegenüberstehen der Inte ressen zwischen dem unter und dem nicht unter den Waffenlais 18sion indbilis79 ia o(Schluß.) Bad magbibidis nung endinggenere) stehenden Theil der Nation schwinden. An eine Schwächung [ F. W. ] Gegen Laufgräben sind Kartätschen mit großen der Wehrkraft des Vaterlandes denkt Niemand, und die Schroten, Granaten und Granattartätschen die besten Ge theoretischen Phrasen von Abschaffung der stehenden Heere, schosse und wird dieses durch den glatten und ge alle Volkswehrprojecte u. dgl . m. find für unsere gegen zogenen 12 - Pfünder völlig erreicht. alsBor Der 12-Bfünder, glatt und gezogen, reicht überhaupt wärtigen Zustände und vielleicht noch auf Jahrhunderte nach utopien verwiesen. Daß aber die Landesvertretung, für alle Fälle aus ; für die Nähe zur Grabenbestreichung jeden Competenzconflict mit größter Vorsicht meidend, die befigt das glatte Rohr einen ausgiebigen Kartätschschuß, Vorlegung eines solchem Heere entsprechenden Organisa für die Ferne hat man das gezogene Rohr, dabei noch tionsplans (für deffen Details, besonders die finanziellen, den indirecten Schuß und die Granatkartätschen so ihr übrigens auch das Material fehlt) der Initiative der wohl beim gezogenen als beim glatten Kaliber, so daß Regierung überlassen will, ist schon bei den Beweggrün bei der außerordentlichen Einfachheit , die nur ein Ka den zu ihrem Votum erwährt. liber mit sich bringt, dieses als das ächte Festungsgeschüt Ihr gegenüber sucht die Regierung die Bürgschaft für bezeichnet werden muß. Zur Ergänzung für besondere Sicherheit und Macht in einem möglichst zahlreichen und Fälle ist nur noch in der Festung nothwendig ein kleiner streng geschulten stehenden Heere, deffen gesammte Insti Borrath von gezogenen 24-Pfündern und Wurfgeschügen, tutionen von einem sogenannten exclusiv - militärischen nämlich die turze 25- Pfünder Haubige.dispat Geiste durchdrungen sind , welcher seine Repräsentation Gleichheit der Munition , Laffeten und Rahmen und und Nahrung durch ein in diesem Geiste eigens erzoge selbst der Ausrüstungsgegenstände bieten auf dem Haupt nes und geschultes Offiziercorps empfängt und eine von walle unberechenbare Vortheile in Beweglichkeit und der übrigen Nation möglichst getrennte Stellung, wie vor Ersag, besonders in kleineren Festungen und in Vorwerken. den großen Volfstriegen, wenigstens im Princip, bedingt. Der weitere Gang der Vertheidigung wird nach dem alten Grundsage geleitet, das Geschüg möglichst zu schonen Eine solche Armee gestattet auch nur das möglichst ge ringe Maß von Berührungspunkten mit der dem Dens zur fräftigen Vertheidigung und es daber dem feindlichen fen und Leben des Volkes so innig verwandten Land Feuer so wenig als möglich bloßzustellen ; die Fort wehr, daß eine Abtrennung davon wie bei der Linie zur schritte des Belagerers zu hindern, die Munition nicht vollständigen Unmöglichkeit wird ; daher muß schon das zu verschwenden, sondern sie für den legten und wichtig Auftreten beider Theile der Wehrkraft in derselben Linie sten Moment aufzusparen , alle Schritte sorgfältigst nach vermieden werden. Den Weg, fich eine solche Armee für denen des Feindes und der nüglichen Dauer der Ver theidigung abzumeffen. " not fininggal digi die Dauer zu erhalten, sieht die Regierung in der Durch führung egent neuen Organisationsplans. Schließlich Daher werden nach dem Erkennen der ersten Parallele gipfelt die ganze militärische Frage in dem einen die Geschüße in leichte Scharten verfent ; sowie aber Sage : Die Regierung besteht auf der Festhal die Herrschaft der feindlichen Demontirbatterien sich fund tung und Durchführung der neuen Organi gibt und deren Dämpfung als unmöglich erkannt wird, Die g, und werden, vom das das von Feuer den Mörsern in den Capitalen und eingehen welcher sie der Wähler , ihr immense ste ihr Mandat erhielt , bat fie entschieden verworfen. Beide Bestrebungen stehen sich im Princip gegenüber. Sind sie zu vereinbaren? Unbedingt freilich nicht ! Auch die Erklärungen des neuen Ministers von Bismarck- Schönhausen gewähren keine Hoffnung dazu ; noch weniger die Stellung des Herrenhauses zum Ab geordnetenhause. Nichtsdestoweniger muß eine Lösung der Frage erfolgen , weil sie eben eine Nothwendigkeit ist. Diese besteht in Vorlegung eines Organisations plans , bei deffen Ausführung die Regierung von ihren bisherigen Schöpfungen nur wenig ganz aufzugeben, viel mehr nur das Ganze der Erkenntniß und dem Culturs zustande der Nation entsprechend zu gestalten hätte. Dann würde die Nation und deren Vertreter ohne Zweifel be weisen, daß sie kein Opfer zur Realifirung einer nationalen Schöpfung scheuen, welche die sicherste Bürgschaft für die Unabhängigkeit, den Schug und die wachsende Macht und Größe des preußischen, wie des gesammten deutschen Baters landes gewährt. Und eine solche Organisation ist obenein gar nicht schwierig zu entwerfen, liegt sogar sehr nahe.

den Waffenplägen überlassen, der Fortgang der Sappen durch momentanes Auftreten von Geschüß in schnell aufgeräumten seichten Scharten gehindert werden. Da bei nehmen zwei bis drei Feldgeschüße im ausspringenden Winkel des gedeckten Weges und einzelne gezogene 6- Pfün der oder 12-Pfünder auf den Außenwerken besonders die Sappentêten in's Auge ; 2-3 furze gezogene 12 - Pfünder in Feldlaffeten sind besonders geeignet , aus schnell an gelegten Logements vor Vorwerken oder in Contreappro chen aus dem gedeckten Wege der Collateralwerke die Pa rallelen und Verbindungsgräben zu enfiliren. Bei Tage wird man den Sappenbau gänzlich, bei Nacht wenigstens die raschen Fortschritte der flüchtigen Sappe hindern fönnen. Gegen die dritte Parallele werden in den Außens werken Steinmörser, mit Stein- und Wachtelwürfen und zahlreiche Coehornmörser aufgestellt , um besonders dem Ansammeln von Truppen , zur Eroberung des gededten Weges, entgegenzutreten. Coehornmörser finden hier, wie im Allgemeinen , bei ihrer leichten Transportfähigkeit in der Vertheidigung eine vorzügliche Anwendung.

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Bon hier ab treten dem Bau von Contre- und Bresch batterien und dem Grabenübergang alle casemattirten Flanfengeschüße entgegen, und in den Abschnitten, Ver theidigungscafernen wird alles noch brauchbare Geschüt zum Abschlagen des Sturmes in Bereitschaft gesezt. Grabencaponièren, deren Front dem feindlichen Feuer ausgesezt ist, müssen für den Moment des Grabenüber gangs aufgespart, d . h. mit Erdwehren geschützt werden. Diese werden demolirt , wenn der Feind die dritte Pas rallele am Fuße des Glacis beendigt hat und sich zum Sturme des gedeckten Weges vorbereitet. Eine Scharte zur Grabenbestreichung muß übrigens von der Erdmaske frei bleiben. Ein Geſchüzkampf von gemauerten Caſe matten gegen entfernte Batterien ist ganz unstatthaft ; denn abgesehen von der leichten Reparatur der Erdbat terien , der Gefahr für die eigene Bedienung durch die Sprengstücke der feindlichen Geschoffe , verhalten sich die Zielflächen für jedes Geschüß des Angriffs zu dem in der Casematte gleich wie 7 zu 22 ; der Querschnitt der Laffete mit Rohr zum Querschnitt einer Casemattenscharte von außen = 1 : 3. Was die bedeckten Geschüßstände auf dem Hauptwalle und in den Vorwerken betrifft, so sind diese von nun an mit ihren breiten und tiefen Scharten Zielstände für den Feind. Dieselben dienen nur noch als Traversen gegen die Enfilade und als Unterſtände für die Mannschaft. Auf dem Hauptwalle , in den ſtumpfen Polygonen neuerer Festungen gelegen , in der Regel gemauert , find fie mit Schanzkörben , mit Sandsäcken gefüllt , leicht zu blendiren ; in diesem Falle kann man die Geschüße neben die Traversen stellen, dieselben dadurch der Enfilade ent ziehen, ohne daß ihr Wirkungskreis vermindert wird. Auf den Vorwerken jedoch sollte man sie abtragen, da dies selben in der Regel im ausspringenden Winkel in einem spigen Polygonwinkel liegen ; blendirt , wie oben , gegen die fertigen, übermächtigen feindlichen Demontirbatterien, behindern sie den Kartätſchſchuß im ausspringenden Winkel gegen gewaltsame Angriffe. Einigen Ersag in der Deckung bieten hohe Wallauf stellungen mit zahlreichen Traversen , nämlich die Auf stellung der Geschüße auf 67 " Kniehöhe mit Benugung des Infanteriebanketts mit Traversen , worin Unter tritte für die Bedienung angebracht sind, Gabionaden mit Blendirungshölzern , unter 45° angelehnt, mit Faschinen und Erde bedeckt. Ein bedecktes gesichertes Feuer hat man übrigens immer noch in Mörserständen, dicht hinter dem Wallgange im Terreplein und in den gemauerten, im Graben versenkten Mörsercasematten in den Capi talen. Wegen dieser geringeren Deckung muß die Festungs artillerie wieder ihre Wirkung in der Beweglichkeit fuchen , hauptsächlich in leichten und wenigen Ka libern. Außerdem muß die Vertheidigung der Festung ihre Stüßen nicht allein im Geschüßkampf suchen, sondern auch und hauptsächlich im Offenfivgefecht mit der In fanterie. Eine zahlreiche Infanteriebesagung (freilich nur in großen Festungen möglich) geht dem Feinde schon in den nächsten Dorfschaften und Terrainabschnitten ent gegen. Verbarrikadirte Dörfer mit leichten Verschanzun gen bieten ein tüchtiges Annäherungshinderniß, gewöhnen

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die Besagungen an das Gefecht und dienen zur Erhaltung der eigenen Kraft und Rührigkeit. Die vorliegenden wichtigen Terrainabschnitte müssen mit aller Kraft gehalten werden. Dieselben finden fich zahlreich im Umkreise einer Stunde bei jeder Festung, nämlich Brücken, Schluchten, Defile's u. s. w . Die soge nannten äußeren Ausfälle, hauptsächlich gegen die Flügel der ersten Parallele , müssen mit aller Thätigkeit und Energie ausgeführt werden und zwar auch von kleineren Garnisonen. Dazu bieten die Vorwerke mit guten Com municationen mit dem Außenterrain die beste Gelegenheit. 2-3 gezogene Festungsgeschüße erlauben hierbei, die Pa rallele bei ihren Knotenpunkten zu den Communicationen zu durchschießen , auf diese Weise das Herbeieilen der Laufgrabenwachen und Unterstügungstruppen zum Ab schlagen des Ausfalls zu verhindern. Diese Ausfälle wer den besonders die Angriffsbatterien an den Flügeln der Parallele zum Ziele haben ; diese sind die der Vertheidi gung so gefährlichen Enfilirbatterien. Je näher der Feind mit den Sappen an die Festung herankommt , desto häufiger müssen bei Nacht die soge nannten inneren, kleineren Ausfälle mit der blanken Waffe ausgeführt werden. Von der dritten Parallele an und auch schon bei den Annäherungswegen hierzu, tritt das gezogene Gewehr in seine volle Wirksamkeit. Bei dem Ümflammern und Ueberhöhen der Außenwerke gegen das Couronnement des gedeckten Weges muß dieses bei guten und zahlreichen Schüßen, in bisheriger Weise ausgeführt, mit dem Rollkorbe oder gewaltsam mit der flüchtigen Sappe, unmöglich gemacht werden. Ein tüchtiger Schüße findet Deckung hinter allen Trümmern , welche die De montirbatterien direct und indirect geschossen haben. Jeder Schuß aus einem gezogenen Wallgewehre durchschlägt die Fugen der Sappenspigen. Der Feind muß gezwungen werden , entweder der Erdwalze oder sonstiger Aushülfs mittel oder der Minen sich zu bedienen, - und Minen verlangsamen das Vorschreiten gegen den gedeckten Weg ungemein. Eine geschossene Bresche entscheidet überdieß noch nicht über den Besig der Festung ; eine Bresche ist immer ein Defilé für den stürmenden Feind. Abschnitte , mit be quemen Zugängen, machen auch nach dem Sturme deren Wiedereroberung möglich. Es scheint überhaupt , daß die Präcisionswaffen , wie in alter Beit, wieder zum Nahgefecht und mehr zum Ge brauch der blanken Waffen führen , daß man die Ver= theidigung der Festung von nun an mehr in der Offen five sucht, d. h. daß man starke Besagungen soweit thunlich auch fleineren Festungen gibt. Starke Besagungen machen kräftige Ausfälle, bei Tage unter nommen , allein möglich. Schwache Besagungen können nur kleine nächtliche Ausfälle machen , weil die Verluste zu fürchten find. Die Hauptkraft der Vertheidigung liegt neben Einfachheit und Beweglichkeit im Festungsgeschüße. in einer zahlreichen und tüchtigen Infanteriebesagung. Eine Festung ist eben nur ein befestigtes Schlachtfeld.

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Babbu m ? Militärische Briefe aus der Mark Brandenburg. 51 Boy ulinisini 193 trisdeidahol да раб III.* *) ab kojenca 190 foto 10 aho binodes whin ghai Die königliche Kriegsschule zu Potsdam: ali SUCCEDUN Houarie am Hofsh [St. P. II. ] Ueber Plan und Zweck der Kriegsschulen , dieser höchst verdienstvollen Schöpfung des gegenwärtigen Chefs des Militärerziehungs- und Bildungswesens , Ge nerals der Infanterie v. Beuder, ist schon an einer an dern Stelle in diesen Blättern ausführlich berichtet wor den. **) Wir beabsichtigen daher, hier nicht näher auf das Wesen dieser Institution einzugehen, sondern wollen nur einige vielleicht noch nicht allgemein bekannte Punkte be rühren , welche besonders die äußeren Verhältnisse der $69355 föniglichen Kriegsschule in Potsdam betreffen. Bekanntlich ist die königliche Kriegsschule zu Potsdam an die Stelle der früher dort eingerichtet gewesenen Di visionsschule getreten ; fie befindet sich in denselben Locali täten in der Berliner Straße und hat noch durch die Hinzunahme einiger Räume der gegenüberliegenden Caserne zu Küche , Speisesaal 2c. eine größere Ausdehnung er fahren, welche durch die vermehrte Zahl von Böglingen P SPA geboten war. 13

Wich der Wich nach welche hoori Gesuchedes er je das sc., weder , Beschwerden tigkeit Inhalts theils " der Directors zu bringen, oder nach Umständen selbst zu er ledigen bat. Die Aufgabe eines Inspectionsoffiziers ift jedenfalls feine leichte, wenn er genügende Resultate ers zielen will. Eifer und Umsicht , sowie ein ruhiges , be fonnenes Wesen, verbunden mit der nöthigen Energie fonnenes und sonstigen militärischen Tugenten gehören dazu, eine Anzahl junger , unerfahrener, oft leichtsinniger Fähnriche richtig zu leiten und zu brauchbaren Offizieren heranzu bilden. Der Inspectionsoffizier hat für Zucht und Ord nung in seiner Abtheilung zu sorgen und in Uebertre tungsfällen von seiner Strafgewalt Gebrauch zu machen ; diese beschränkt sich auf Verhängen von Rapportstrafen und Versagen des Ausgehens in den Freistunden. In militärischer Hinsicht hat der Inspectionsoffizier die Aus Der bildung im Exerciren und Felddienst zu leiten. Inspectionsälteste hat beim Antreten zum Dienst die Auf ficht und die Führung bis zur Anwesenheit der Offiziere; er meldet dem Offizier vor Beginn des Dienstes und Vorkommnisse in der Inspection schrift macht über sonstige Der Stubenälteste ist für Ruhe, Ord liche Meldung. nung und Geseglichkeit auf seiner Stube , sowie für die Utenfilien verantwortlich und hat die Burschen zu beauf fichtigen. Je vier , Fähnriche erhalten einen Burschen.

Das Erzieher- und Lehrerpersonal hat folgende Zu Bur näheren Beaufsichtigung des geregelten Dienstganges ſammenſegung. An der Spige der Kriegsschule steht der wird ein Offizier du-jour commandirt , der wochenweise Director (augenblicklich ein Major des königlichen Generals wechselt und speciell auf den inneren Dienst sein Augen stabes), welcher die Verantwortlichkeit für die Ausbildung merk zu richten hat, beim Appell zugegen ist, das Claſſen der zur Kriegsschule commandirten Fähnriche in wissen gehen und Verlassen überwacht und die Arbeitsstunden schaftlicher und militärischer Hinsicht trägt, aber auch über revidirt. Er hat sich davon zu überzeugen , ob Abends das außerdienstliche Verhalten der Zöglinge zu machen die Fähnriche zur gehörigen Zeit in ihren Quartieren find, bat. Die dorthin commandirten Offiziere fungiren welches im Sommer gewöhnlich auf 10 Uhr festgesezt ist. Bei besonderen Gelegenheiten kann der Inspectionsoffizier theilweise als Erzieher und Lehrer (fie dürfen nur un verheirathet ſein), und theilweise sind dieselben nur als längeren Urlaub ertheilen. Urlaub nach außerhalb muß beim Director der Kriegsschule nachgesucht werden . All Lehrer bei der Kriegsschule placirt. Die zur Potsdamer täglich wird einer der Inspectionsältesten als Fähnrich Kriegsschule zu commandirenden Fähnriche gehören dem Gardes, dem zweiten und dritten Armeecorps und bem du-jour commandirt, welchem das Abführen von etwaigen Seebataillon aus Danzig an. Arrestanten oder Lazarethkranken obliegt ; er ist eventuell S ALTI Mit der speciellen Beaufsichtigung der Fähnriche find der Stellvertreter des Offiziers du-jour, hat deffen Pflich die in ersterer Kategorie erwähnten Offiziere beauftragt, ten zu übernehmen und muß sich zu Hause halten oder in der Kriegsschule zu finden sein . welche Inspectionsoffiziere genannt werden. Die Zahl Der Lehrcursus auf der Kriegsschule zerfällt in einen der diesen Offizieren untergebenen Inspectionen richtet fich nach der Gesammtzahl der zu jedem Cursus vorhan theoretischen und einen praktischen Theil ; während des benen Böglinge ; es zählt eine jede Inspection ungefähr ersteren werden alle Fachwissenschaften theils durch die 20 Köpfe als Maximum. Die Fähnriche der Cavalerie als Lehrer commandirten Offiziere, theils durch die In find in eine besondere Cavalerieinspection formirt, welche spectionsoffiziere vorgetragen, und haben sich die Fähn auch einen Cavaleristen zum Inspectionsoffizier hat. riche in den verschiedenen Lehrgegenständen des vorschrifts Weiter find die Inspectionen auf verschiedenen Stuben mäßigen Leitfadens zu bedienen, betitelt : Genetische vertheilt ; je vier Fähnriche erhalten eine gemeinschaft Stizzen des Lehrstoffs in der Waffenlehre", " Taktik" 2c., liche Wohnstube und eine Schlafftube, jede Inspection welche Leitfaden von den Zöglingen ebenso wie Papier zc hat einen Inspectionsältesten, jede Stube einen Stuben selbst zu beschaffen find . Häusliche Arbeiten werden wenig ältesten, denen besondere Geschäfte obliegen, die wir nach anfgegeben , dagegen oft in den Claffen Ausarbeitungen " 111 gefordert , weßhalb der häusliche Fleiß der Zöglinge fich her noch genauer besprechen wollen.d Der Inspectionsoffizier ist der directe Vorgesezte der besonders auf Repetition des Vorgetragenen auszudehnen Fähnriche ; zu ihm kommen zunächst alle Meldungen, hat. In den praktischen Theil des Cursus fällt : militä risches Aufnehmen, Taktik im Terrain anschaulich gemacht, 12142 *) Vergl. II. ቡ Die Befestigung Spandaus ſonft und jetzt“ in der Märsche nach Spandau zur Besichtigung der Festungs werke und Militäretabliſſements und des Schießens dere A. M.-3. Nr. 36 v. b. 3. Foamingja **) Bergl. A. M. -3. Nr. 37 und 38 von 1860.5. Artillerie auf dem Schießplag bei Tegel. - Während

366 des Lehrcursus werden mit den Zöglingen vierteljährlich Prüfungen in allen Unterrichtsgegenständen abgehalten ; am Schluß desselben wird das Offiziersexamen gemacht, wozu von den durch die Lehrer eingereichten Aufgaben die entsprechende Anzahl seitens der Ober- Militäreza minationscommission zur Bearbeitung gestellt wird. Außerdem erhalten die Fähnriche der Kriegsschule Unterricht in der Gymnastik , im Hiebs , Stoß- und Bajonnetfechten durch einen bestimmten Offizier inspec tionsweise , Reitunterricht durch einen commandirten Ca valerieoffizier, wozu die betheiligten Armeecorps die nöthigen Pferde zu stellen haben. Den Reitunterricht erhalten die Infanteristen und Jäger in einer Abtheilung gesondert von den Cavaleristen. Schießübungen werden durch einen besonders damit beauftragten Offizier geleitet und auch Felddienstübungen inspectionsweise ausgeführt ; Schwimm unterricht wird auf der Militärschwimmanstalt ertheilt. - Zum Appcll , sowie zu allem Dienst außerhalb der Kriegsschule, mit Ausnahme des Reitens , müssen die töniglichen Montirungsstücke angelegt werden. Nach dem Schluß des Cursus erhalten die betreffenden Regimenter das Abgangszeugniß ihrer commandirt geweſenen Fähn riche, welches sich über Führung, Leistungen und Fort schritte in allen Lehrgegenständen ausspricht. --- Durch schnittlich erhalten die Böglinge der Kriegsschule zweimal eir Ferienurlaub von vierzehntägiger Dauer.