Zweymal sterben macht Unfug: Ein Lustspiel in fünf Aufzügen [Reprint 2021 ed.]
 9783112446126, 9783112446119

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Zweymal sterben macht Unfug.

Ein Lustspiel in fünf Aufzügen.

Leipzig, bey @. I. Göschen. i$oo.

Vorrede.

ijd) wünsche ein Stück zu geben, welches,

ohne Tausendkünste, das

an Unterhaltung gewohnte Publikum

von Anfang bis zu Ende unterhal­ ten möge.

Dieser Wunsch har mich

vielleicht allzu nah an die Gränze der Wahrscheinlichkeit geführt.

„Glauben Sie, daß Ihr Stück weiter keinen Tadel verdiene?"

Sie haben mich unterbrochen.

Neh-

men Sie vorlieb.

Der Verfasser.

Zweymal sterben macht Unfug.

Ein Lustspiel in fünf Aufjügen.

Perfynen Bluhm,) Ä } Alte. Danz, ) Thalmann, Henrietten« Liebhaber.

Karl, Juliens Liebhaber. Rose, Advokat. Wückrr, Bluhm« Bedienter.

Schnell, Barbier.

Helm, Schneider. Rebhuhn, Bedienter.

Ein Briefträger. Madam Vollbach. Zulie, ihre Tochter.

Henriette, Thalmann« Geliebte.

Therese, Hausmädchen. Ein Marqueur und stumme Bediente.

Erstek Aufzug. Zimmer

Kabinet

mit

Erster Wacker

in Bluhms Hause.

Auftritt.

hängt Blumen um ein weibliches Porträt.

Rebhuhn

sieht ihm iU.

Also der Herr General hat

Rebhuhn.

Ihn Herrn Bluhmen empfohlen?

Wacker.

Zu dienen; und, wohl zu mer­

ken, in seiner letzten Stunde. Nun da wünsche ich denn,

Rebhuhn.

und zwar noch ganz nüchtern, daß Zhni die

Erbschaft wohl bekommen möge. Wacker.

Danke»

Rebhuhn.

Sein neuer Herr ist ein

wunderlicher Heiliger; eigensinnig —

Wacker.

Rebhuhn»

Das macht gute Bediente. Schrecklich hitzig.

4

Zweymal sterben macht Unfug. Wacker.

Hitzige Leute werden bald wie­

der gut.

Rebhuhn.

Will Er wohl einen guten

Rath von mir annehmen? Wacker tri«,»ihm.

Guter Rath ist Dan­

kes werth.

N e b h u h n.

Lerne Er in Seinen müßigen

Stunden fleißig Logik. Davon ist Herr Bluhm

ein großer Liebhaber.

Wacker.

Was ist das für ein Ding?

Rebhuhn.

Wacker.

Die Kunst zu schließen.

Ach so! — Wenn die Schlösser

gut sind, am Schließen soll es nicht fehlen. Rebhuhn.

Falsch verstanden; ich wist

mich expliciren.

Er sieht, daß ein so geschick­

ter Mensch, als ich bin, heute fortgeschickt

wird. Hat Er Logik gelernt, so schließt Er dar­ aus , daß auch Sein Bleiben hier nicht ewig seyn wird. Und hieraus schließt Er'weiter, daß man sich, als ein vernünftiger Mensch, in allem

was zur Lebensnothdurst gehört, zeitig beden­

ken muß, damit Man hernach doch weiß, war­ um man gedient hat.

Wacker.

Hör' Er, lieber Herr Rebhuhn,

Sein guter Rath führt att den Galgen;. Seine

Zweymal sterben macht Unfug.

5

Kunst läuft mir eiskalt über den Rücken; und damit ich kein Fieber bekomme, sey Er so gut. Und bring' Er Schiebt ibn zur Thiir hinallö. Seine

Logik mir gleich aus den Augen.

Zweyter Auftritt. Wacker allein. Er fährt fort die Blumen jn hängen.

Mein Alter muß doch ein guter Mann seyn!t Wahrlich ein guter Mann, der das Bild seiner seligen Frau alle Morgen mit frir schen Blumen bekränzt.

Er wif.bt »te sw ab.

Fertig — wirklich fertig ? Besinne dich. Wacker. Laß sehen. Er zählt an den Knöpfen. Nummer

Eins: der Morgensegen.

Wacker, Wacker!

Soldat gewesen, und den Morgensegen verr gessen! — Daß die Kanonen von der hölli­ schen Batterie vorbey sausten, daß der gräu­

liche Sarras von mir abglitschte, die liebe

Sonne noch immer so warm scheint, Brot und Wasser noch immer genug in der Welt ist';' er bucks ach. ich bedanke mich? Nummer Zwey:

der fremde. Herr — alle Wetter! den Patron

6

Zweychalsterben machtUnfug.

hab' ich vergessen. — Fix, Wacker, fix. Er teifi sott. Man kört Im Sabine! husten. Er kehrt um.

Da

haben wirs! Mein Alter hustet schon. Nun wirst du einen andern Denkzettel bekommen. Wacker, mache dich gefaßt.

Dritter Auftritt.

Bluhm.

Wacker.

Bluhm vklllz angekleihet. Guten Morgen, Wacker! Wacker bückt Ms. Bluhm. Was macht unser Gast? Hast du das Zimmer gelüftet — Frühstück hinauf getragen? Wacker. Zch kann nicht lügen, Herr. Bluhm. Schon wieder vergessen? Kerl, sch werde dich denken lehren! Wacker ernsthaft biu-nd. Seyn Sie immer so gut! Bluhm giebt ihm M ohrfeige. Geh zum Teufel!

Zweyrüal sterben macht Unfug.

Wacker.

Recht,

lieber Herr,

7 recht!

Strafe muß seyn, das ist in der Ordnung;

aber wegjagen können Sie mich doch nicht. Bluhm.

Was? Dich Schlingel kann ich

nicht wegjagen? Den Augenblick jag' ich dich fort. Wacker.

Das können Sie nicht.

Bluhm.

Zch kann das nicht?

Wacker.

Nein, denn Sie sind gut.

Bluhm.

Der Teufel ist gut, und dey

willst du mit mir spielen.

Wacker. Nein, lieber Herr. Zch habe da mit den Blumen freylich ein wenig zu lange getrödelt, ich wollte es gern recht hübsch

machen —ich werde mich bessern. Bluhm.

Za so, die Blumen! Die Blu­

men sind wirklich schön: die Blumen hangen

gut, Wacker, — Da! — nimm,

Jetzt nehme ich kein Geld; bessert nicht. Aber ich habe «in«

Wacker.

Geld

Bitte — Bluhm.

Was willst du?

Wacker.

Nennen Sie mich nicht wie­

der Schlingel.

Wenn man so oft Kanonen

8

Zweymal sterben macht Unfug,

und Kugeln vor den Ohren gehabt hat, klingt

das Wort unausstehlich.

Dluhm.

Gut, gut.

Hast du sonst noch

was?

Wacker.

Und dann wollt' ich bitten, wenn

es Ihnen übrigens gleich viel ist, so bedienen

Sie Sich künftig lieber bey de» Denkzetteln einiger Niste über den Buckel; wir Soldaten sind besser daran gewöhnt. Dluhm.

Was Kerl, was? Prügeln?

Hältst du mich für einen Korporal? Wacker.

nicht übel.

Nehmen Sie mir meine Frage Haben Sie den alten Pommer

noch gekannt?

Dluhm«

Pommer, Pommer.

Wer ist

der Pommer?

Wacker.

Mein alter treuer Pudel.

Zch

wollt' ihn abrichten, wurde dann und wann ungeduldig und stieß ihn in die Nippen. Aber was halft?

Wir kamen beide drum nicht

weiter. Dluhm.

Du hättest dich mit dem bunt;

men Thiere gar nicht abgcben sollen, hättest ihn sollen laufen taffen.

Zwey Mal sterben macht Unfug. Wacker.

g

Einmal, als ich Pommern auch

gestoßen hatte, sah er mich traurig an, als wollt' er sagen: Du bist zu heftig, mein lie­ ber Herr Wacker; das that mir weh.

Bluhm.

Bursche, bas ist dein Glück.

Wacker.

Und ich beschloß, künftig, wenn

mir die Galle wieder überlaufen würde, lieber in die Kammer zu geben und ein schwippes Rüthchen zu suchen.

Denn, dacht' ich, indem

du dich nach demSlrafelehrer umthust, ist deine

Hitze gekühlt.

Da- Mittel war gut.

Mein

Pudel hat alles gelernt, und — ich habe ihn

nie wieder mit dem Fuße gestoßen.

Bluhm.

Za, ja! Schon recht! — Pom­

mer hieß dein Pudel? — Aber, Wacker, lauf^

lauf was du kannst, zu unserm Gast.

Und

vergiß mir ja nichts wieder, oder W-ck-r ist tut Thür hinaus. — ich werde dir keine Ohrfeige

wieder geben.

io

Zwey mal sterben macht Unfug.

Vierter Auftritt.

Dluhm. Danz. Wacker, t« während: -ei Gesprächs daS Frühstück bringt und abgeht. Bluhm. Ach, Herr Danz, Verzeihung; Der verdammte Kerl, mein Bedienter, hat Sie vernachlässiget; man muß sich zu Tode ärgern. Wollen Sie mit mir frühstücken? Danz.

Gern.

Bluhm. Erlauben Sie nur einen Äugens blick-, ich will gleich bestellen.

Danz. Bluhm. stellt?

Nicht nöthig. Haben Sie es denn selbst be­

Danz. Za. Bluhm. Das ist schön, so sind Sie mein Mann. Setzen Sie Sich. Rauchen Sie? Danz,

Gern.

Bluhm. Zch liebe den Tobak auch. Er befördert die schöne Vertraulichkeit zwischen

Zweymal sterben macht Unfug,

Mann und Mann.

n

Mit manchem Schuft

hab' ich essen und trinken müssen; aber eine

Pfeife hab' ich in diesem Zimmer noch mit keinem Unwürdigen geraucht. Dan).

Danke.

Er nimmt die Pfeife.

Bluhm stopft für sich.

Nun erzählen Sie

mir recht viel von Melfurth.

Was macht tr?

ist er noch immer so gut? Denkt er oft an

mich? spricht er zuweilen von mir?

Danz.

Za.

Bluhm,

Will er nicht bald wieder zu

mir kommen? Nein.

Danz.

Warum

Bluhm.

nicht?

WaS halt

ihn ab? Der Beruf.

Danz.

Handelt er noch immer?

Bluhm.

Danz.

Za.

Bluhm,

Will er denn immer noch reir

cher werden?

Danz. Bluhm.

plagt.

Nein.

So ist es Thorheit, daß er sich

Er hat Vermögen erworben, was will

er mehr?

Danz.

Arbeit,

12

Zweynial sterben machtUnfug.

Bluhm. Zu Tode muß man sich nicht arbeiten; das laß' ich wohl bleiben. Zeh bin mit Rechnungen, Geldzählen, Mahnen und Wechseln, dem Himmel sey Dank, fertig. Ich handle nicht mehr.

Danz. Bluhm.

Danz.

Ey, ey!

Ist Ihnen das bedenklich? Etwas.

Bluhm. Warum bedenklich? Was besor­ gen Sie? Danz.

Langeweile.

Bluhm. Der weiß ich zu entgehen; ich studire, studire die erste, erhabenste aller Wist seyschaflen, die Philosophie. Danz. Wie steht der Cours auf Hamburg ?

D l u h m. Danz.

Bluhm. daran liegt. Danz.

Was weiß ich es! Schlimm.

Ich will fragen, Wenn Ihnen Ihren Sohn vermuthlich?

Bluhm. Hat Ihnen Melfutth auch von meinem Sohn erzählt?

Danz.

Ja.

Zweyinal sterben machtUnfug. Bluhm.

iz

Er hatte den Knaben sehr lieb;

der Mann soll ihm Freude machen; der Bursche

studirt Tag und Nacht.

Studirt auch?

Danz. Bluhm.

Za, seiner Neigung gemäß. Ich

mußte meine Neigung unterdrücken, wurde

Kaufmann bloß aus Achtung für den Willen meines Vaters. Was kam dabey heraus? Statt des Courses studirt« ich den zureichem

den Grund. Danz.

Mit wie viel pro Ont Gewinn?

Blüh in.

Herr, ich habe den Gewinn doch

nicht vernachlässiget; aus Pflicht lernt' ich endr lich noch gut kalkuliren. Ihr Herr Sohn, wie alt?

Danz.

B l u h m.

Bald fünf und zwanzig Jahr.

Und noch nicht genug studirt?.

Danz.

Bluhm. Nein; noch ein halbes Zahr muß

er lernen.

Dian kann in der Philosophie nie

zu viel thun, zumal wenn man Geld hat. Danz. Bluhm.

Auch ein Philosoph? Ja, er soll in meine Fußstapfcn

treten, und mir helfen die kritischen Philosoi phcn zu Paaren treiben.

Danz.

Was thun Ihnen diese?

14

Zweymal sterben macht Unfug.

Sehen Sie, vierzig Zahr hab'

Bluhm.

ich in allen Gesellschaften tapfer herum dispm

tirt und immer Recht behalten. —

Danz.

So haben Sie Hoffnung auch

künftig Recht zu behalten. Sie sind der Sache

nu» einmal gewohnt. Bluhm.

Nein.

Da kommt eine ganz

nagelneue Philosophie wie vom Himmel ger

schneyt, macht auf einmal alles so dunkel, so

naß, so kalt, daß ich da draußen nicht mehr mit fort kann.

Danz. Bluhm.

Streiten Sie zu Hause., Hier in meinen vier Pfählen?

Mit wem? Danz.

Bluhm.

Danz. D luhm.

Danz. Bluhm.

Mit Sich selbst. Herr! ist das Spott oder Ernst?

Ernst. Lehren Sie-mich doch daö.

Schreiben Sie. So inkognito?

Das. ist .ein

schlechtes Vergnügen. Danz.

Bluhm.

Lassen Sie drucken?

Drucken für die Welt? Nein

Herr, das thut man nur in der Jugend^ da

Zweymal sterben macht Unfug.

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man die Welt noch nicht kennt, oder im Alter,

da man ihr Geld braucht. Danz.

So? Za mein Herr! Statt schrei­

Vluhm.

ben und drucken werd' ich mir meinem Sohn von vorne wieder anfangen.

Mit ihm will

Ich hernach den Herrn zeigen, was Wolf und

Leibnitz heißt.

Er hat sich gewaltig gerüstet,

und wird, wie er sagt, nun bald vom Kopf

bis zum Fuß rein vernünftig seyn.

Daüz.

Schade!

Dluhm.

Was? Soll mein Sohn nicht

vernünftig werden? Danz.

2(uf die rechte Art, ja.

Bluhm.

Welche Art halten Sie für die

beste?

Danj.

Ein thätiges Leben.

Rüben säen, Korn dreschen, Schafe weiden u. s. w. Bluhm.

Danz.

Bluhm.

Nicht übel. Sie irren Sich; es gehört

mehr dazu. Danz.

Bluhm. denken ?

Eignes ruhiges Nachdenken.

Richtig! Aber worüber nach­

16

Zwxymal ft'trben macht Unfug.

D a n z. Ueber unser Geschäft. Bluhm. Geschäft und nichts als Geschäft! Der Mensch ist doch kein Esel, der bloß zur Mühle gehen und Wasser tragen soll. Danz. Er soll denken — Bluhm. Das haben wir gehört. Die Frage ist, worüber er denken soll. Danz. Ueber die Natur außer uns. Bluhm. Weiter! Danz. Ueber die Natur in uns, so viel eS unsere Kräfte verstatten. Bluhm. Sie kommen auf guten Wegen. Weiter! Danz. Nichts weiter. Bluhm. Sind Sie schon fertig? Oes bleibt noch gewaltig viel übng, die ganze Metaphysik — Danz. Philosophische Seifenblasen, dar für halt' ich alles Uebrige. Bluhm ficht mit der Pftifk. Wie, mein Herr? Sie lästern Logik und Metaphysik? Sie verach­ ten die Philosophie? Wie können Sie Nachden­ ken ohne sie? Nicht reden, nicht schreiben, nicht essen und trinken können Sie ohne Philosophie; Nicht — Er zerbricht die Pfeife und schmettert sie zu Boden.

Zweimal sterben machtUnfug.

17

Der Donner und das Wetter! nicht eine ver­ nünftige Pfeife bekommt man ohne sie.

Danz.

Melfurth hat eine gute Pftifen­

fabrik.

Bluhm.

Za, Ihr schöner Melfurth, der

macht sich auch nichts aus Logik und Metaphysik.

Aber treffliche Pfeifen.

Danz.

Bluhm.

Spotten Sie nur, mein Herr;

Sie werden noch zeitig genug erfahren — Danz. Bluhm.

Was? Herr, daß euer ganzer Kram

von Wissen nichts ist ohne Philosophie, eure Tugend ein bloßer Plunder; ja, daß der

Mensch ohne Logik und Metaphysik kein Mensch ist.

Denn Logik und Metaphysik sind die

Grundpfeiler der Philosophie; ohne Philo­ sophie ist die Vernunft keine Vernunft; ergo ist ohne Philosophie der Mensch kein'Mensch.

Danz. Bluhm.

Zeh auch nicht? Sie?— Za — in so fern der

Mensch aus Fleisch und Blut besteht, sind Sie

rin Mensch. Danz. Bluhm.

Zst mir lieb.

Zst denn das genug?

iS

Zweymal sterben madjt Unfug.

Danz.

Nützlich, gerecht und gut dabey,

dann ist cs genug.

Herr, womit wollen Sie das

Bluhm.

beweisen, wenn Sie kein Philosoph sind?

Woher wollen Sie wissen, daß das genug ist? Danz.

Von Melfurth.

Bluhm.

Melfurth und immer Melfurth!

Melfurth ist zwar ein guter Mensch, das ist

wahr — Danz.

Zst er das?

Allerdings! aber — was wollt'

Bluhm.

ich doch sagen? Sie haben mich unterbrochen. Melfurth unterbrach nie. Danz.

Nie?

Bluhm.

Nein 1 ganze Abende konnt' er

mich rnhig anhören ohne mich zu unterbrechen. Danz.

Zu viel.

Zuviel? bey einer lehrreichen

Bluhm.

Unterhaltung? Danz.

Bluhm.

Ich habe Geschäfte. Wenn ihn sein Geschäft rüste,

ließ er mich in meinem Lieblingsfach fvrtreden

und schlich sich weg.

Danz.

Ohne Abschied?

Zweymal sterben machtUnfug.

Bluhm.

Nein.

19

Damit ich nicht um

seine gute Nacht kommen sollte, hakte er sie ge­

wöhnlich, mit Dlepfeder geschrieben, dort auf jenen Tisch gelegt.

Danz.

Den Tisch kenne ich.

Sie kennen den Tisch?

Bluhm.

Durch Melfurth.

Danz.

Er, Sie und

Stofe, ein Kleeblatt daran. Bluhm.

Za, das ist der Tisch! dort saß

er, hier sag ich.

Dort das Bildniß Zhrer Frau.

Danz, Bluhm.

O der gute Melfurth! ich höre,

er hat oft, er hat alles von mir erzählt. Za, mein Herr, jenes Weib war mein Leben und meine Welt. Diese Welt voll Liebe und Freude mußten meine Arme zu Grabe tragen! Danz.

Da richtete Melfurth Sie wie­

der auf. Bluhm.

O Melfurth, Melfurth! Zwan­

zig Zahre hab' ich seine Abwesenheit ertragen :

heute ist mirs, als könnt' ichs

aushasten.

nicht langer

Herr, was gab' ich darum, könnt'

ich nur noch Einmal in seine Arme fliegen. Danz 9«rür>tt.

Und —- wenn er in die­

sem Augenblick vor dir stände ?

Zweymal sterben macht Unfug.

so

Bluhm stutzt, betrachtet ihn, tust:

Sie?

Sie? — Zst es möglich? Lr wirst sich in feine Arme.

Hab' ich dich wirklich wieder? — Za,

du bist es i Mein Melfurth, mein Bruder.' Nie kommst du wieder von mir. Melfurth.

Zn deinen Armen will ich

einschlafen. Bluhm.

Zugleich, zugleich wollen wir

uns gute Nackt sagen. Melfurth.

Zm Sommer unsers Leben«

schieden wir, im Herbst finden .wir, uns wieder.

Der Himmel wird uns noch einige hei­

tere Tage geben.

Bluhm.

Za!. Du, mein Sohn, Thals

mann, Henriette, Freund Nose und ich; da« sollen Tage werden, die letzten Tage unser«

Lebens! Himmlische Tage sollen es werden, Melfurth.

Was macht Thalmann? Ob

er gut, meiner Empfehlung würdig ist, dar­

nach frag' ich nicht.

Eine so gute Natur

strebt unaufhaltsam zur Veredlung empor.

Bluhm.

Nun hör' ich Melfurth Wieden

Du warst vorhin so einsplbig —

Melfurth, Um mich besser zu verstellen. Sag', Freund, was macht Thalmann?

Zweyma.l sterben macht Unfug.

21

Das ist ein Goldjunge, -an

Dluhm.

Leib unb Seele durchaus gesund. Melfurth.

Dann wrrd ihn das Zeiral-

ter nicht verderben.

-Nur schwache Pflanzen

zerstört das Insekt. Er ist edel, thätig, ant, bat

Bluhin.

viel, sehr viel gelernt. Er har nur Einen Fehr ter, einen- großen Fehler, und ist doch der beste

Mensch.M e lfu r th.

Bluhm.

Und der Fehler ist?

Er strebt zu sehr nach -dem

Bevfall der Welt, und setzt in ihr dummes Urtheil einen zu großen Werth.

Ein Mensch

muß selbst wissen, was er zu thun oder zu last stn hat.

M e l fu r t h.

Was beschäftiget ihn?

Natur, Feldbau und Staat.

Bluhm.

Melfurth.

So ist es recht. Du erwähn­

test einer Henriette.

Bluhm.

Warte, warte! Du mußt gleich

Meine Henriette sehen.

thuv l.rnauS:

Er fiir.qcit und ruft zur

Wacker, Wacker! — Habe nur

einen Augenblick Geduld;

selbst holen.

ich will sie gleich

rr.

Zweymal sterben macht-Unfvg.

Metfurth hilft ibn auf. .Vorher nur ein Wort! Ist beute Henriette jung, schön?'Hat-'

sie. Verstand?

Blüh m. fort.

Wie ein Engel.

Laß. ryich nrzp.

M e l ftt r th. hätt ihn ncd) auk: doch erjt deinen Sohn.

Abss^zeig mir

Bluhm. Mein Sohn ist-ja noch auf der, Universität. Er studirt nicht hier, er stuöirt^ in Göttingen. Jetzt muß ich Henrietten holen. Gebt ab. Ät e'l fu r'ih bekümmert. Der Alte ist- sehr bezaubert 'ton i>rm Mädchen; Thalmann wird es nicht weniger scpn.

Fünfter

Auftritt.

M e l f u r t h. Wacker.

W a ck e r.

Sie haben gerufey, was hekeh

len Sie?

Melfurth. Sag' Er mir doch, Freund, was ist Mamsell Henriette hier im Hause? Wacker.

Herrn Bluhms Augapfel.

M e l fu v t b .

Tochter?

Zweyrnal sterben machtUnfug. Halb und halb.

Wacker.

Melfurth.

Wie so?

Er nennt sie Tochter, sie nennt

Wacker. ihn Onkel.

23

Weiter kann ich nicht dienen.

Melfurth.

Kommt Herr Thalmann oft

in dieses Haus? Wacker.

Oft, aber nicht oft genug.

Melfurth.

Wacker.

Wie meint Er das?

Mit Zhrem gütigen Wohlnchr

men, lieber Herr, wollt' ich wohl bitten, mich nicht Er zu nennen.

Zch bin Soldat

gewesen und» heiße Wacker. nannte mich immer Du.

Mein Officier

Ich kann zu einem

Herrn nicht eher recht Vertrauen haben, bis

er mich du nennt. Melfurth«

Also, mein lieber Wacker,

sag' mir doch, wird Thalmann hier im Hause gern gesehen? Wacker. Mamsell Henriette, Herr Bluhm

und ich, ob ich gleich nur erst einige Tage hier bin, wir können ohne ihn nicht mehr seyn.

Melfurth.

So? Auch ich habe ihn

lieb.

Wacker. mann schon?

Kennen Sie denn Herrn Thal­

"4"

Zweymal sterben macht Unfug. Er ist mein Vetter.

Melfurth-

Sie Herrn Thalmanns Vet­

Wacker.

ter?— Nun lauf' ich für Sie ins Feuer, und wenn Sie wollen, obgleich nicht so viel Ehre dabey ist, ins Wasser dazu.

M e l fu r t h.

Aber ich werde meinen Vet­

ter wieder mit mir nehmen. Wacker. Das geht nicht. hat nur Platz für zwey.

Melfurth. Wacker.

Ihr Wagen

Und daran genug.

Nicht genug, Oder wollen Sie,

daß ich für Mamsell Henrietten den Trauerwar gen bestelle? Melfurth.

So sehr liebt sie ihn? Und

Thalmann, ganz natürlich, ist auch in Hen­

rietten verliebt?

Wacker. Verliebt? Darüber kann ich, aus Mangel an Erfahrung, keine Auskunft ge­

ben ; aber lieb hat er sie, das weiß ich gewiß.

Melfurth.

Vielleicht hat Henriette ihn

auch nur lieb, lieb wie einen Freund?

Wacker. Darum hab' ich sie noch nicht gefragt. —■ Doch — Ihnen scheint die Sache

wichtig zu seyn.

Man hat doch einiges hier

Zweyrnal sterben macht Unfug.

25

und da im Quartier gesehen, und ist gewohnt

Lunte zu riechen. M e l fu r t h.

Gieb mir Auskunft so gut

du kannst. Wacker.

Da war z. E. ein frisches, ffittf

kes Mädchen in den Winterquartieren. Das Madel hatte ein paar große, blaue Augen — sie war so knapp und so flink!

Ich

will Sie, lieber Herr, mit der Beschreibung

nicht länger anfhaltcn. — Als wir den andern Morgen marscbiren mußten, steckte Sie mir rin schönes rothes Tuch mit grünen Kanten in

die Tasche; Cr zeigt das ruch. hier ist es noch — und ein Bündel Charpie.

Die großen blauen

Augen wurden voll Wasser, ihre frischen Lip­

pen wollten sich bewegen, aber es ging nicht. Da nahm sie das Tuch wieder ans meiner

Tasche, trocknete sich damit die Augen, Wik­

kelte es zusammen, warf es mir zu — und weg war sie aus der Stube. — Sagen Sie mir nun, lieber Herr, war das Mädchen in

mich verliebt?

Melfurth.

Ich versiehe dich. — Lebt

das Mädchen noch? Wacker. nicht.

Gott weiß es, ich weiß es

26

Z weymal sterben machtUnfug.

M e l fu r t h.

Mußte das Mädchen deine

Bekanntschaft in der Folge bereuen?

Wacker.

Nein, Herr! Ich konnte noch

denselben Tag beherzt einigen Schock Kugeln entgegen gehen. — Einen solchen Fehler macht

inan selten wieder gut.

Melfurth.

Ja

wohl,

du

ehrlicher

Wacker! Zch glaube selbst, einen solchen Feh­ ler macht man selten wieder gut. — Laß mich

jetzt allein.

Wacker geht ab.

Sechster Auftritt. Melfurth allein. Ach, Julie, meine Tochter! Tbalmann ist für dich verloren. — Alle leidigen Pläne meü

nes Kopfs sind mir gelungen —

warum muß

der schöne Plan meines Herzens zerstört wen den? — Darauf war ich nicht gefasst.

Z,weymal sterb.e« macht Unfug.

27

Siebenter ?l »stritt.

Melfurth. Bluhm, Blühm.

derchen.'

sehen.

mit eine»! eit neu Briete.

Gleich wird sie kommen, Brü­

Auch johft du bald meinen .Sohu

' Eben schreibt er mir:

habe nun genug studirt.

„Vater, ich

Der Wagen ist schon

bestellt;' in einigen Tagen bin ich bey dir. Warne unterdessen'alle hübsche Mädchen vor

dem jungen Philosophen; denn ich bin fest entschlossen, mich bald zu verlieben."

M e l f u r t h. Bluhm.

Kurz und bündig.

Za, das haben wir mit einan­

der ausgemacht; mehr als sechs Zeilen enthalt

Aber wo bleibt doch

teil unsere Briefe nie.

das Mädchen? — Ich muß dich unterdessen noch einmal' recht' betrachten.

doch sehr verändert.

Du hast dich

Zch hätte dich nicht wie­

der erkannt. — Nicht.wahr, ich habe mich

auch verändert? Ich bin gelassener geworden, nicht mehr so warm.

Melfurth. Alter.

Laß

es gut seyn,

lieber

Warme ist Quelle des Lebens in der

physischen und moralischen Welt. Bluhm.

Ey, warm bin ich wohl noch;

aber ich zanke mich nicht mehr — wenigstens

58

Zweymal sterben macht Unfug,

lange nicht so viel, als es einem Philosophen geziemt.

Findest du das mcht auch? —

Du schweigst, bist nicht mehr so heiter als vorhin!

Ich habe dich warten fassen.

‘ Du

hast Recht, nichts ist ärgerlicher als Warten. Daran ist bloß das verdammte Putzen Schuld.. Hole der Henker die Weiber sammt und soru

ders; es ist keine gescheidt.

Melfurth. Bluhm.

Es ist nicht das, lieber-

Sage mir doch, sind Tha.lmann

und Henriette einander gut
Eduard heute gelesen oder gedacht hat. Winter. Eduard, sagst du? Weißt du wohl, daß nur Kinder und Verliebte sich beym Vornamen rufen? In welchem Falle dist du?

Fanny. Ey! rch wu-ds ihn nicht inS Gesicht Eduard nennen» Nein, guter Vater» so viel vergiebt sich Fanny nicht, aber wenn er es nicht hört, da nenne ich ihn immer Eduard. Warum, das weiß ich selbst nichts «der der -Name klingt mir immer in den Ohren und schwebt mir immer auf den Lip­ pen, so daß ich ihn oft int Traume aus! spreche. Wahrhaftig Vater, der Name ger fallt mir so wohl, daß ich ihn gestern auf der Guitarre iit Musich gesetzt und äbger sangen habe»

D 4

Win?

Winter. gnügens.)

(Giebt Zeichen des ÄKlßvtÄ

Fanny. Aber was fehlt dir, guter Water, bist du mir böse? Winker. Nein, arme Fanny, ich 6t? daure dich nur, daß d« dein Herz nicht besser zu bewahren verstandst.

Fanny. (Betroffen) Mein Herz, was hat denn das dabey zu schaffen?

Winter. 01 Mehr, alS LU denkste Fanny, sey um GottcSwillen nicht leicht? sinnig in dem Umgang« mit Männern, wenn dir deine Ruhe lieb ist. Fanny. Leichtsinnig, Watet, das bist ich nicht; aber Gefühle heucheln, die ich nicht habe und Gefühle verhehlen, die ich habe, das kann ich nicht. Oder willst du f daß ich gür nicht mehr mit Eduard reden soll?

Winter. Wenn du sp wenig Herr dei­ ner Gefühle bist; so thust du freilich ant besten, gar nicht mit ihm zu reden, denn er als ein Weltinann wird dich argloses Ge­ schöpf nur zu bald durchblicken.

Fanny,

sr Fanny.

ist

Weltmann

sticht, lieber Vater.

Eduard gar

Gewiß, wenn du ihn

genauer kennen lerntest, du würdest ihm wegen feines, offnen Charakters gut seyn.

Winter.

Du willst doch damit nicht

sagen, daß du ihm wegen seines CÜarakters gut wärst, - oder, mit andern Worten liebtest.^ Gehe einmal in dich, gute Fanny,

ards blonde Ringellocken,

ob Edir«

fern großes blaues

Auge, seine sanfte weiche Sprache, oder die Vorzüge seiner Herzens und Geistes mehr Theil an dieser Zuneigung haben.

Fanny.

(An seinem Halse.) Guter Va«

ter, mußt du denn alle« errathen) Winter.

Und hast du dahey überlebt,

baß Eduard ein reicher Cavalker a»S großem Hause ist, und du nur ein armes Mädchens Fanny.

Fanny arm,

und sie hat doch

einen Vater, so reich an Liebe für sie? Winter.

Nein,

du. weichst mir diese

Mal mit solche» Schmeichelenen sticht aus. Dein Glück und deine Ruhe isr/mir zu. wich­ tig.

Fanny, vey allem, was dir heilig und

Verth ist, beschwöre ich dich, vermehre den

D 3

Kumr

Kummer deine-

schon tiefgebeugten Vater­

nicht. Fanny.

an. ihn schmiegend)

(Sich

Nein« beym Himmel,

nicht betrüben,

Vater,

ich will dich

und wenn du willst, so will

ich Eouarden —- den jungen Helm, Wolltuch sagen, gar nicht Wiedersehen. DaS möchte

Winter.

unvermeidlich

seyn; aber gelobe mir dafür an meinem Herr zen, mich zum Vertrauten des Deinigen zu machen,

mir von nun an jeden Gedanken,

jedes Wort, was zwischen euch vorfällt, jedeGefühl, waS dich, hinreißt, mitzutheilen. Fanny.

das alles

Ja,

thun,

guter Vater,

wenn

Kummer lindern kann.

ich will

ich dadurch deinen

Aber laß mich auch

nun wieder die freundliche faltenlose Stirn

sehen.

Sieh mich nur noch einmal so freund-

lich an, als sonst, wie ich als Kind auf deinem

Schooße saß. Winter.

Hatte Wort, Fannys und du

wirst dereinst deinem

sorgsamen Vater dan­

ken, wenn-dein Verstand die Größe der Ge­ fahr ermessen

kann.

Jetzt

gehe,

gute-

Mädchen, und besorge den Tisch.

Fam

Fanny. (IhremVater bittend ins Auge bliekend.) Also darf ich noch mit Eduarden sprechen? — (ab.) Winter» (Allein.) Ich Thor, träumte eine gute Tochter, eine zärtliche Gattin zu haben. Julie! Fanny! wie lange wird der schöne Traum noch dauern! (ab.)

Ende des ersten AktS.

D 4

Zwey-

Zweyter Akt. Scene

i.

(Voriger Saal.)

Eduard (zur Hauptthüre herein l« Reitkleidung, hinter her) Friedrich. Friedrich. 9?utt das war doch ein Spaß rum Tobte lachen!

Eduard. Könnts eben nicht rühme». Die Ziege, die ich todtritt, war vielleicht der einzige Reichthum einer armen Familie, und es ist doch immer schrecklich, haß bcv. Pferdefuß eines Reichen in einem Nu das. zeitliche Glück eines Armen vernichten kann. Suche doch die Leute auszufragen, denen das Thier gehörte,, und schicke sie zu mir. Friedrich. Zhr Fuchs war auch ganz rappelköpfisch geworden. Er hat Ruhe gee Kabt und »st dabey vollauf traktirt worden, das

57 das schlagt mu

täte armen Teufel wirds

nicht so wohl. Eduard. Du leidest wohl große Noth bey mir. (Greift in die Tasche und giebt ihm etwas.) Da tmck heute em Glas SSct'n und mir ein fröhliches Herz. Friedrich. (Mit Bücklingen, sieht daS Geld immer verstohlen an.) Danke alterum rerxhanigst. Soll wir trefflich schmecken' und betrinken, nein betrinken kann ich mich dafür nicht und also wird mirs auch wohj bekommen» — Ja, was ich sagen wollte,gnädiger Herr, wenn ich mirs anders unter­ stehen darf: mir kams heute wirklich oorM wenn sie den Kopf voll hatten. 'Eduard. (Der sich unterdessen in den' Cleffel geworfen) Denkst du Tölpel, dass ich tmine Glückseligkeit im Betrinken, suche. Wie tu und deines Gleichen? Friedrich. Ach nein, Herr Baron-, meinte nicht, daß sie betrunken gewesen wären. Ey bewahre Gott t Mir kams nur vor- als ob sie so. allerhand Gedanken im Kopfe hätten, sonst würden sie ja ihren Hanl nicht haben über einr Ziege stolpern

ich

Dj

rassen.

lassen, (zutraulich) . Lassen sie sich ja von einem treuen Diener rathen, und hängen sie solchen Gedanken nicht so nach; denn man hat eher Beyspiele, bau Leute auf tiefe. Art ppm Verstaute gekommen sind.. Eduard. (Auffahrend.) Bist du-viele seicht schon vpm Verstand; was schivazstdu da,für Zeug?. Was kümmern dich meine Ger. danken?

Friedrich. Seyn sie Halter nicht un­ gnädig, denn unser einer hat auch, so (eitle contcmplationibus. Da kam Herr Kappel gestern zu mir und wollte gar zu gern wissen, Mas ihnen seit ein Tager vierzehn fehlen Müsse. Freilich muß es' die Leute Wunder Nehmen, wenn fo ein hübscher, reicher Car patter auf einmal zu Hause bleibt. Zch Ivette, daß schon viele quf galante Kranke Herten und dergleichen geschloffen haben.

E d u ar d

Kerhvon-wem sprichst du?

Friedri-ch,Zu aller unterthänigsten Diensten von meiner Wenigkeit. (Vor sich) iKv läßt sich beute einmal, gar-nicht deykome men-..- (Laut.) Sa, Herr-'Kappel das ist gar ein scharfsichtiger Patran» Go wollte «

er gestern bemerkt haben, daß Zhrv Gnaden

ganz entschlich-in

Mamsel Fanny

verliebt

Wären«

Eduard.

Sage

dem

Schurken:

er

soll sich um seine Wirthschaft bekümmern. Friedrich. Das sagte ich ihm auch, aÄr man kann ihn gar nicht los werde». 'Da meinte er auch, Mamsel Fann» machte

die Spröde gegen ihro Gnaden. Eduard«

Woher will der HundSvött

das wissen? Ach er horcht immer an

Friedrich. allen Thüren.

gnädiger

Wenns aber wirklich so wäre,

Herr,

so

sollte tnichs wundern.

Denn so ein schöner, reicher Herr,

wie sie,

darf ja nür anpochen, so "wird ihm. überall aufgethan, und so ein albernes Bürgermädr

cheü, wenn sich das sperrt, muß man laufen lassen.

Eduard.

(Rasch.)

Mensch!

(gefaßt

ter) Friedrich, du weißt, ich war dir immer gut, weil du deinen Dienst verstandst und mein Pferd gut besorgtest, aber ich befehle diy bey meinem Zorne, mit mehr Rpspeckt von

Fanny »h sprechen.

F v i e«

6o

Fredrich. (Bitte tausendmal um Vevr Hebung, ich meinte nur so. Unser einer spricht so einfältig, wie er denkt. Freilich faitu man manchmal nicht schweigen, Wenn ich so bedenke, ich sollt' an ihrer Stelle seyn, Henker noch hinein! wie wollte ich leben, wie wollte ich reiten., jagen, Hetzen, tanzen, küssen, essen, trinken! Erstlich würde ich iijir all« unnütze Aufseher vym Halse sch ast fen — Eduard. Ich weiß, war du damit meinst; aber bi» und Herr Schwarz waren Niemals gute Freunde, warum, das mag ich nicht untersuchen. Zsber so viel weiß ich, daß Herr Schwarz meiner Jugend sehr nöthig ist. Und lebt er nicht mit mir glFreund? Friedrich. Das ist wahr, aber war er nicht schuld, daß wir nicht das Quartier bey dem reichen Weinhandler an der Ecke be­ zogen? — Was das für ein herrliches Qua« tier für uns gewesen wäre/ Ich hatte eS erst expreß, und mit großer Mühe ausgei sucht. Schöne Aussicht, den besten Wein in geller, zwey Töchter,-— Püppchen wie dis

6x

die Enges, und Geld «'m Sacke, wenn Noch an

ging,

Mann

wie

Heu.

Mann ist so generens,

Warlichl

der

Geld gegen 12 Pro»

cent auszuleihen, und müßten sie nicht bey jedem andern 40 gebend Was das für eia

paradisischeS Leben gewesen wäre; aber 'frey, ohne Aufsicht, hätten ihro Gnaden seyn müssen» Frey ist der Mensch geboren und frey muß er

leben.

(Es pocht jemand und Friedrich geht

hinaus.) Eduard.

(Allein-) Friedrich wird nur

unausstehlich.

Nannte er nicht Fanny eia

albernes Bürgermädchen? —

Der Elends

fühlt sich durch meine Nachsicht berechtigt, sie, die schönste und beste ihres Geschlechts, za lästern.

Friedrich. (Auf den Zähen her-bey.) Gnädiger Herr, es hat flch was gefangen. Eduard.

Friedrich.

-Was meinest du damit?

I! das Mädchen ist dräur

ßen, der sie die Ziege kodtgerinen haben, die weint gar herzbrechend

und will sie bezahlt

haben,

Edu«

6i Eduard. (Will ihm etwas geben.) Da, stell- ihr das zu, und sage ihr, sie solle sich zwey' andre dafür kaufen. Friedrich»