Zur Berliner Armenkrankenpflege: Zweiter Beitrag zur Frage vom Arzneiverbrauch [Reprint 2021 ed.] 9783112509784, 9783112509777

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Zur Berliner Armenkrankenpflege: Zweiter Beitrag zur Frage vom Arzneiverbrauch [Reprint 2021 ed.]
 9783112509784, 9783112509777

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Zweiter Beitrag zur Frage vom Arzneiverbrauch

von

Dr. S. Neumann.

( S e p a r a t - A b d r u c k aus No. 7. des Monatsblatts für medicinische Statistik und öffentliche

Gesundheitspflege.)

Berlin, 1856. D r u c k und V e r l a g von G e o r g R e i m e r .

I. Vor länger als einem Jahre überreichte ich den Communalbehörden unserer Stadt in M a n u s c r i p t eine Denkschrift „über den Arzneiverbrauch in der städtischen Armenkrankenpflege Berlins". Der Antrag der Armendirection und der diesem Antrage entsprechende Beschluss des Magistrats und der Stadtverordneten, durch welche meine Denkschrift, das Resultat einer nicht mühelosen Arbeit, zum Drucke verordnet wurde, gereichten mir um so mehr zur Genugthuung, als ich selbst „denjenigen Modus ihrer Verwerthung als den mir erwünschtesten und zugleich als den sachgemässesten bezeichnet hatte, der eine gründliche Prüfung Seitens aller Betheiligten, insbesondere des s a c h v e r s t ä n d i g e n ä r z t l i c h e n P e r s o n a l s , so wie der durch Amt und Pflicht zur practischen Entscheidung Berufenen ermöglichen würde". Die Wichtigkeit der Sache verlangte, die objective, von jeder persönlichen Einmischung, so wie von der Einmischung irgend welcher Persönlichkeit freie Haltung meiner Denkschrift ermöglichte eine gründliche und leidenschaftslose Kritik. Und eine s o l c h e Kritik konnte und durfte auch insbesondere von dem ärztlichen Personal erwartet werden. Denn handelte es sich in der ganzen Frage überhaupt um eine persönliche Verantwortlichkeit, so traf dieselbe in e r s t e r Reihe jene Behörden, welche die Armenkrankenpflege einrichten, leiten und überwachen. Entweder haben dieselben die Denkschrift nicht als eine Anklageschrift betrachtet — oder sie haben ohngeachtet der scheinbaren oder wirklichen Vorwürfe, welche aus den Thatsachen einer 1 0 - oder 20jährigen Vergangenheit gegen die Verwaltung gefolgert werden konnten, denselben, eben im Interesse der Sache und um einer besseren Zukunft Willen, nur um so mehr die ihnen gebührende Würdigung nicht versagen wollen. Dieses Beispiel war leider erfolglos. Eine so eben von dem Verein der Armenärzte veröffentlichte Erwiderung ist ganz und gar und nichts weiter als der Ausdruck persönlicher Erregtheit. Nur durch solche Erregtheit ist es erklärlich, dass man eine wirkliche oder vermeintliche Anklage mit Gründen zu entkräften versucht hat, die nur ein neues und schwereres Argument der Selbstanklage bilden würden, dass man statt der (gar nicht geforderten) eigenen und thatsächlichen Rechtfertigung unbewiesene Anschuldigungen vorbringt, und zwar gegen die nächsten Collegen im Vereine nicht minder, als gegen den Verfasser der Denkschrift. Dieser gegenüber charakterisirt sich die Erwiderung selbst vollkommen dadurch, j *

4 dass sie sich ausdrücklich einen D e n k z e t t e l nennt. Aber einen Denkz e t t e l und nicht ein Dankschreiben f ü r eine A r b e i t , deren wohlthätige W i r k u n g in d e r Erwiderung bereits constatirt wird, und die eben d a selbst als verdienstlich, richtig und nützlich qualificirt w i r d ? Und einen Denkzettel als Antwort auf eine Vorlage, die zum Zwecke s a c h v e r s t ä n diger P r ü f u n g und nach dreifacher und gewiss ernster Berathung von den Behörden veröffentlicht w a r ? Doch der Denkzettel ist selbstverständlich nicht an die Herausgeber, e r ist an den Verfasser adressirt. Nun wohl, die Verantwortlichkeit f ü r meine Denkschrift g e b ü h r t Niemandem als mir selbst — aber mit derselben erachte ich mich auch f ü r b e r e c h t i g t , d a r ü b e r zu w a c h e n , d a s s , soweit die von mir geschaffene thatsächliche Grundlage den Ausgangspunkt bildet, die Discussion ü b e r die Verbesserung d e r Berliner Armenkrankenpflege der materiellen W i c h tigkeit der Frage e n t s p r e c h e und des persönlichen Verhältnisses d e r dabei Beiheiligten würdig bleibe. Schon j a leider ist die Befürchtung, dass sonst d e r Sache selbst die w i r k s a m e Theilnahme der durch Pflicht und Amt zur practischen Entscheidung Berufenen verloren gehen könne, keine blosse Vermuthung mehr. Eine Beleuchtung aber g e b ü h r t der E r w i derung, weil die Achtung, die mau einer K ö r p e r s c h a f t schuldet, w e l c h e die Berliner Armenärzte in sich vereinigt, es verlangt, dass man ihr Rede stehe. I n dem Vereine vorgetragen und von demselben h e r a u s g e g e b e n , ist die E r w i d e r u n g sowohl als ein vollgültiges Zeugniss ü b e r den Zustand der Berliner Armenkrankenpflege, wie auch als die Summe des s a c h v e r s t ä n digen Beistandes zu b e t r a c h t e n , w e l c h e r d e r Armendirection in dem armenarztlichen Vereine zur Seite steht. Aber ohngeachtet d e r Verpflichtung, sowohl unziemliche P e r s ö n l i c h k e i t e n , wie auch persönliche Argumente als ungehörig und unberechtigt z u r ü c k z u w e i s e n , soll die präcise F o r m , die objective Haltung und die thatsächliche Begründung, welche", wie die Erwiderung ausdrücklich hervorhebt, m e i n e r Denkschrift ihren Erfolg gesichert h a b e n , auch diesem Beitrage nicht f e h l e n : ich w e r d e j e n e r Pflicht durch einfache und u n g e s c h m ü c k t e thatsächliche Anführungen genügen können. Und auf den Vortheil, welchen ein r h e torisches Pathos oder ein s p a s s h a f t e r Humor mir g e w ä h r e n k ö n n t e n , verzichte ich gern und leicht. Z u r Verwerthung derartiger Befähigung hat — mir wenigstens — das Kapitel von der Armenkrankenpflege niemals geeignet g e s c h i e n e n , u n d ich bin auch j e t z t noch derselben Meinung. Setzte ich meiner Denkschrift j e n e aus dem Magislratsbericht entnommenen W o r t e v o r a n : „ d i e Armenkrankenpflege b e r ü h r t einen d e r wichtigsten Zweige der A r m e n v e r w a l t u n g " , so könnte ich h e u t e n u r noch hinzufügen: „ u n d , wie es scheint, den t r ü b s t e n " .

II. Da meine Denkschrift n u r als Manuscript g e d r u c k t ist und ihrem thatsächlichen Inhalte in d e r E r w i d e r u n g nur einige wenige Zeilen g e widmet s i n d , so w i r d eine gedrängte Inhaltsangabe wohl hier ihre

4 dass sie sich ausdrücklich einen D e n k z e t t e l nennt. Aber einen Denkz e t t e l und nicht ein Dankschreiben f ü r eine A r b e i t , deren wohlthätige W i r k u n g in d e r Erwiderung bereits constatirt wird, und die eben d a selbst als verdienstlich, richtig und nützlich qualificirt w i r d ? Und einen Denkzettel als Antwort auf eine Vorlage, die zum Zwecke s a c h v e r s t ä n diger P r ü f u n g und nach dreifacher und gewiss ernster Berathung von den Behörden veröffentlicht w a r ? Doch der Denkzettel ist selbstverständlich nicht an die Herausgeber, e r ist an den Verfasser adressirt. Nun wohl, die Verantwortlichkeit f ü r meine Denkschrift g e b ü h r t Niemandem als mir selbst — aber mit derselben erachte ich mich auch f ü r b e r e c h t i g t , d a r ü b e r zu w a c h e n , d a s s , soweit die von mir geschaffene thatsächliche Grundlage den Ausgangspunkt bildet, die Discussion ü b e r die Verbesserung d e r Berliner Armenkrankenpflege der materiellen W i c h tigkeit der Frage e n t s p r e c h e und des persönlichen Verhältnisses d e r dabei Beiheiligten würdig bleibe. Schon j a leider ist die Befürchtung, dass sonst d e r Sache selbst die w i r k s a m e Theilnahme der durch Pflicht und Amt zur practischen Entscheidung Berufenen verloren gehen könne, keine blosse Vermuthung mehr. Eine Beleuchtung aber g e b ü h r t der E r w i derung, weil die Achtung, die mau einer K ö r p e r s c h a f t schuldet, w e l c h e die Berliner Armenärzte in sich vereinigt, es verlangt, dass man ihr Rede stehe. I n dem Vereine vorgetragen und von demselben h e r a u s g e g e b e n , ist die E r w i d e r u n g sowohl als ein vollgültiges Zeugniss ü b e r den Zustand der Berliner Armenkrankenpflege, wie auch als die Summe des s a c h v e r s t ä n digen Beistandes zu b e t r a c h t e n , w e l c h e r d e r Armendirection in dem armenarztlichen Vereine zur Seite steht. Aber ohngeachtet d e r Verpflichtung, sowohl unziemliche P e r s ö n l i c h k e i t e n , wie auch persönliche Argumente als ungehörig und unberechtigt z u r ü c k z u w e i s e n , soll die präcise F o r m , die objective Haltung und die thatsächliche Begründung, welche", wie die Erwiderung ausdrücklich hervorhebt, m e i n e r Denkschrift ihren Erfolg gesichert h a b e n , auch diesem Beitrage nicht f e h l e n : ich w e r d e j e n e r Pflicht durch einfache und u n g e s c h m ü c k t e thatsächliche Anführungen genügen können. Und auf den Vortheil, welchen ein r h e torisches Pathos oder ein s p a s s h a f t e r Humor mir g e w ä h r e n k ö n n t e n , verzichte ich gern und leicht. Z u r Verwerthung derartiger Befähigung hat — mir wenigstens — das Kapitel von der Armenkrankenpflege niemals geeignet g e s c h i e n e n , u n d ich bin auch j e t z t noch derselben Meinung. Setzte ich meiner Denkschrift j e n e aus dem Magislratsbericht entnommenen W o r t e v o r a n : „ d i e Armenkrankenpflege b e r ü h r t einen d e r wichtigsten Zweige der A r m e n v e r w a l t u n g " , so könnte ich h e u t e n u r noch hinzufügen: „ u n d , wie es scheint, den t r ü b s t e n " .

II. Da meine Denkschrift n u r als Manuscript g e d r u c k t ist und ihrem thatsächlichen Inhalte in d e r E r w i d e r u n g nur einige wenige Zeilen g e widmet s i n d , so w i r d eine gedrängte Inhaltsangabe wohl hier ihre

5 r i c h t i g e Stelle haben. Die Denkschrift b e s t e h t aus 4 Takellen und deren Erläuterung. Die e r s t e Tabelle stellt die Kosten der Berliner Armenkrankenpflege von 1 8 3 1 — 1 8 5 3 dar. Als a l l g e m e i n e s Resultat ergab sich eine gegen das W a c h s l h u m der Bevölkerung z w a r unverhältnissmässige Steigerung dieser Kosten, aber dieselbe ist geringer als im gesammten Armenbudget. Insbesondere w a r hervorzuheben, dass die Ausgabe f ü r Bäder etc. auffallend g e r i n g und wahrscheinlich u n t e r dem s a c h und zweckgemässen Grforderniss geblieben s e i , dass der A r z n e i v e r b r a u c h aber in den 2 3 Jahren über eine halbe Million, ungefähr die Hälfte der Gesammtkosten, betragen habe, und jetzt jährlich ca. 3 0 0 0 0 Tlilr. e r f o r d e r e ; das ärztliche Honorar, als auf sein Minimum beschränkt, b e trägt ca. ein Achtel und die Spitalpflege ca. ein Viertel d e r Überhaupt einige 6 0 0 0 0 Thlr. betragenden Gesammtkosten d e r städtischen Armenkrankenpflege. Nur für eine speciellere E r ö r t e r u n g des Arzneiverbrauchs sind in der von der Armendirection seit 1 8 3 5 quartaliter veröffentlichten „ N a c h weisung der ärztlich behandelten kranken Stadtarmen und d e r darauf verwendeten Arzneikosten" einigermaassen nutzbare Data vorhanden, und diese Data, welche sich lediglich auf den Arzneiverbrauch beziehen, sind zugleich ungefähr die einzigen, w e l c h e über die Berliner A r m e n krankenpflege veröffentlicht sind. Jede solcher Nachweisungen giebt bei j e d e m n a m e n t l i c h aufgeführten Armenarzt die Zahl seiner K r a n ken, den dafür verwendeten Arzneibetrag und den hieraus sich b e r e c h nenden D u r c h s c h n i t t s p r e i s pro Kopf der Kranken. D i e s e D u r c h s c h n i t t s p r e i s e s i n d d a s in d e n 3 f o l g e n d e n T a b e l l e n d e r Denkschrift verwendete Material. Um wie viel g e r i n g e r w ä r e n die Arzneikosten g e w e s e n , w e n n a l l e Aerzte den wirklich niedrigsten Durchschnittspreis, oder das Mittel aus den 1 0 niedrigsten Durchschnittspreisen n i c h t überschritten h ä t t e n ? Das s o berechnete Ersparungsquantum, verglichen mit den wirklich v e r w e n d e t e n Arzneikosten, w ü r d e betragen (in P r o c e n t e n ) von 1 8 4 5 bis 1 8 4 8 . . 4 8 , resp. 3 5 % — von 1 8 5 0 — 5 4 . . 4 4 , resp. 2 8 % und ü b e r h a u p t von 1 8 4 5 — 1 8 5 4 . . 4 6 , resp. 3 0 % ; dies ergiebt sich aus d e r z w e i t e n Tabelle, aus der ( w i e in der Denkschrift speciell n a c h g e w i e s e n ) alle diejenigen Data der amtlichen Kostennachweisung a u s g e l a s s e n sind, welche den berechneten Unterschied irgendwie a u s nahmsweise oder unberechtigt vergrössert hätten. — Die d r i t t e Tabelle ( P e r s o n a l p r e i s l i s t e ) giebt f ü r j e d e n einzelnen Armenarzt aus s e i n e n Durchschnittspreisen das Mittel, und als summarisches Resultat ergeben sich folgende Durchschnittspreise: 3 0 Sgr. und darüber bei 6 — 2 9 Sgr. Iiis 2 0 Sgr. incl. hei 2 6 — 1 9 Sgr. bis 1 0 Sgr. incl. bei 2 4 Aerzten. — Sind diese zum Theil enormen Differenzen persönlicher Natur, begründet, w i e es in dem Magistratsbericht ausdrücklich gesagt ist, in dem h a u s h ä l t e r i s c h e n V e r f a h r e n der einzelnen Aerzte — oder sind sie b e dingt durch s a c h l i c h e Verschiedenheit der Krankheilsverhältnisse in den einzelnen Armen-Medicinalbezirken? Aus der v i e r t e n Tabelle ( B e z i r k s -

6 Preisliste) ergiebt sich a l l g e m e i n , dass in e i n e m u n d d e ' m s e l b e n Bezirke die e x t r e m s t e n Differenzen v e r s c h i e d e n e r Aerzte v o r k o m m e n , und dass e i n u n d d e r s e l b e Arzt in den v e r s c h i e d e n e n Bezirken s t e t s den gleichen, i h m e i g e n t ü m l i c h e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s b e w a h r t — und ausdrücklich in d i e s e m S i n n e w i r d die Ursache d e r P r e i s d i f f e r e n z e n in d e r D e n k s c h r i f t ( S . 1 0 ) n i c h t eine e n d e m i s c h e , s o n d e r n eine e p i d e m i s c h e genannt. B e s o n d e r s h e r v o r g e h o b e n ist n o c h 1 ) ( D e n k s c h r i f t S. 1 0 ) d a s s , „ a b g e r e c h n e t d e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s v o n 1 0 S g r . " , ein D r i t t e l d e r Aerzte D ü r c h s c h n i t t s p r e i s e i n n e gehalten h a t , w e l c h e d e m Mittel aus den 1 0 n i e d r i g s t e n u n g e f ä h r e n t s p r e c h e n , u n d 2 ) (ibid. S. ö ) dass die h ö c h s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e n i c h t g e r a d e in den Bezirken v o r g e k o m m e n s i n d , w o sachliche V e r hältnisse, w i e z. B. I n t e r m i t t e n s , einen u n v e r h ä l t n i s s m ä s s i g kostspieligen A r z n e i v e r b r a u c h zu b e d i n g e n s c h e i n e n . Dies ist s u m m a r i s c h d e r t a t s ä c h l i c h e Inhalt d e r D e n k s c h r i f t , d e r in den a n g e h ä n g t e n 1 0 C o n clusen n u r r e s u m i r t w i r d . Die in d e r D e n k s c h r i f t g e w ä h l t e F o r m d e r Darstellung h a t j e d e , auch die e n t f e r n t e s t e Beziehung auf i r g e n d eine P e r s ö n l i c h k e i t a u s g e schlossen. Eine s o l c h e Beziehung w a r f ü r den Z w e c k d e r D e n k s c h r i f t , f ü r die s u m m a r i s c h e Darlegung des finanziellen Effects d e r Differenzen u n d f ü r die allgemeine u r s ä c h l i c h e B e g r ü n d u n g d e r s e l b e n vollkommen ü b e r f l ü s s i g und erschien a u c h im I n t e r e s s e einer s a c h l i c h e n und u n p e r s ö n l i c h e n Discussion nicht z w e c k m ä s s i g , u m so w e n i g e r als die n a m e n t l i c h e Bezeichnung in d e r amtlichen K o s t e n n a c h w e i s u n g d e m s a c h l i c h e n I n t e r e s s e n i c h t zum Vortheil g e r e i c h t h a b e n d ü r f t e . — Die d e n k s c h r i f t l i c h e n Data endlich sind sämmtlich in d e m M o n a t s b l a t t d e r A r m e n d i r e c t i o n g e d r u c k t u n d w a r e n s o m i t d e r freien u n d öffentlichen Kritik u n z w e i f e l h a f t a n h e i m g e g e b e n . Die Denkschrift indess, n a c h F o r m u n d Inhalt im I n t e r e s s e d e r S a c h e a u s g e f ü h r t , w u r d e — o h n e V o r b e h a l t — d e m Beschlüsse d e r B e h ö r d e n a n h e i m g e s l e l l t , von d e n e n sie e b e n s o g u t ad acta g e s c h r i e b e n als zum D r u c k e v e r o r d n e t w e r d e n konnte. Die B e h ö r d e n h a b e n , n i c h t e t w a in A n e r k e n n u n g e i n e r r ü c k sichtsvollen L o y a l i t ä t , s o n d e r n g e w i s s im sachlichen I n t e r e s s e die V e r öffentlichung f ü r z w e c k m ä s s i g e r a c h t e t . Oder w a r e n Verfasser w i e H e r a u s g e b e r in einem gleichen I r r t h u m , w e n n sie auf die t a t s ä c h lichen F r a g e n d e r D e n k s c h r i f t von den S a c h v e r s t ä n d i g e n u n d B e t h e i ligten eine s a c h l i c h e A n t w o r t v e r l a n g t e n und e r w a r t e t e n ?

III. Niemand w ü r d e es w u n d e r b a r finden, w e n n d e r Verein d e r B e r liner Armenärzte ein w i s s e n s c h a f t l i c h e s Votum a b g ä b e g e g e n j e n e g e w ö h n l i c h als negative M e t h o d e b e z e i c h n e t e R i c h t u n g in d e r p r a c t i s c h e n Medicin, die in einigen o d e r s e h r vielen K r a n k h e i t e n von ä r z t l i c h e r o d e r b e s s e r arzneilicher E i n w i r k u n g ganz a b s i e h t , die G e n e s u n g vielmehr d e m n a t ü r l i c h e n Verlaufe ü b e r l ä s s t . J a , Viele vielleicht e r a c h t e n es

6 Preisliste) ergiebt sich a l l g e m e i n , dass in e i n e m u n d d e ' m s e l b e n Bezirke die e x t r e m s t e n Differenzen v e r s c h i e d e n e r Aerzte v o r k o m m e n , und dass e i n u n d d e r s e l b e Arzt in den v e r s c h i e d e n e n Bezirken s t e t s den gleichen, i h m e i g e n t ü m l i c h e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s b e w a h r t — und ausdrücklich in d i e s e m S i n n e w i r d die Ursache d e r P r e i s d i f f e r e n z e n in d e r D e n k s c h r i f t ( S . 1 0 ) n i c h t eine e n d e m i s c h e , s o n d e r n eine e p i d e m i s c h e genannt. B e s o n d e r s h e r v o r g e h o b e n ist n o c h 1 ) ( D e n k s c h r i f t S. 1 0 ) d a s s , „ a b g e r e c h n e t d e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s v o n 1 0 S g r . " , ein D r i t t e l d e r Aerzte D ü r c h s c h n i t t s p r e i s e i n n e gehalten h a t , w e l c h e d e m Mittel aus den 1 0 n i e d r i g s t e n u n g e f ä h r e n t s p r e c h e n , u n d 2 ) (ibid. S. ö ) dass die h ö c h s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e n i c h t g e r a d e in den Bezirken v o r g e k o m m e n s i n d , w o sachliche V e r hältnisse, w i e z. B. I n t e r m i t t e n s , einen u n v e r h ä l t n i s s m ä s s i g kostspieligen A r z n e i v e r b r a u c h zu b e d i n g e n s c h e i n e n . Dies ist s u m m a r i s c h d e r t a t s ä c h l i c h e Inhalt d e r D e n k s c h r i f t , d e r in den a n g e h ä n g t e n 1 0 C o n clusen n u r r e s u m i r t w i r d . Die in d e r D e n k s c h r i f t g e w ä h l t e F o r m d e r Darstellung h a t j e d e , auch die e n t f e r n t e s t e Beziehung auf i r g e n d eine P e r s ö n l i c h k e i t a u s g e schlossen. Eine s o l c h e Beziehung w a r f ü r den Z w e c k d e r D e n k s c h r i f t , f ü r die s u m m a r i s c h e Darlegung des finanziellen Effects d e r Differenzen u n d f ü r die allgemeine u r s ä c h l i c h e B e g r ü n d u n g d e r s e l b e n vollkommen ü b e r f l ü s s i g und erschien a u c h im I n t e r e s s e einer s a c h l i c h e n und u n p e r s ö n l i c h e n Discussion nicht z w e c k m ä s s i g , u m so w e n i g e r als die n a m e n t l i c h e Bezeichnung in d e r amtlichen K o s t e n n a c h w e i s u n g d e m s a c h l i c h e n I n t e r e s s e n i c h t zum Vortheil g e r e i c h t h a b e n d ü r f t e . — Die d e n k s c h r i f t l i c h e n Data endlich sind sämmtlich in d e m M o n a t s b l a t t d e r A r m e n d i r e c t i o n g e d r u c k t u n d w a r e n s o m i t d e r freien u n d öffentlichen Kritik u n z w e i f e l h a f t a n h e i m g e g e b e n . Die Denkschrift indess, n a c h F o r m u n d Inhalt im I n t e r e s s e d e r S a c h e a u s g e f ü h r t , w u r d e — o h n e V o r b e h a l t — d e m Beschlüsse d e r B e h ö r d e n a n h e i m g e s l e l l t , von d e n e n sie e b e n s o g u t ad acta g e s c h r i e b e n als zum D r u c k e v e r o r d n e t w e r d e n konnte. Die B e h ö r d e n h a b e n , n i c h t e t w a in A n e r k e n n u n g e i n e r r ü c k sichtsvollen L o y a l i t ä t , s o n d e r n g e w i s s im sachlichen I n t e r e s s e die V e r öffentlichung f ü r z w e c k m ä s s i g e r a c h t e t . Oder w a r e n Verfasser w i e H e r a u s g e b e r in einem gleichen I r r t h u m , w e n n sie auf die t a t s ä c h lichen F r a g e n d e r D e n k s c h r i f t von den S a c h v e r s t ä n d i g e n u n d B e t h e i ligten eine s a c h l i c h e A n t w o r t v e r l a n g t e n und e r w a r t e t e n ?

III. Niemand w ü r d e es w u n d e r b a r finden, w e n n d e r Verein d e r B e r liner Armenärzte ein w i s s e n s c h a f t l i c h e s Votum a b g ä b e g e g e n j e n e g e w ö h n l i c h als negative M e t h o d e b e z e i c h n e t e R i c h t u n g in d e r p r a c t i s c h e n Medicin, die in einigen o d e r s e h r vielen K r a n k h e i t e n von ä r z t l i c h e r o d e r b e s s e r arzneilicher E i n w i r k u n g ganz a b s i e h t , die G e n e s u n g vielmehr d e m n a t ü r l i c h e n Verlaufe ü b e r l ä s s t . J a , Viele vielleicht e r a c h t e n es

7 f ü r eine Pflicht eben gegen die Wissenschaft und die Menschheit, dass j e n e r Verein aus dem unvergleichlich reichen Schatze seiner gerade hierzu geeigneten Erfahrungen die verderbliche Praxis j e n e r negativen Richtung — nach den Regeln u n s e r e r Wissenschaft und Kunst — nachwiese. J e d e r m a n n aber wird f ü r die moralische Entrüstung, w e l c h e e i n e , auch von Koryphäen der Wissenschaft getragene Richtung b e kämpfen soll, e n t w e d e r n u r ein Lächeln haben, oder sie als ungehörig zurückweisen und beides um so mehr, w e n n , wie in unserm Falle, diese moralische E n t r ü s t u n g , anscheinend* w e n i g s t e n s , auf d e r Voraussetzung basirt, als ob j e n e sogenannte negative Methode nicht in der Beobachtung d e r Natur und überhaupt nicht in wissenschaftlichen Motiven, sondern in arzneilicher Oeconomie ihren Grund habe und exclusiv in der Arraenkrankenpflege ihre Bethätigung finde. Aber j e n e Voraussetzung ist auch w o h l gar nicht ernst gemeint — es kam vielmehr nur darauf an, die Ansicht plausibel erscheinen zu l a s s e n , dass die F o r d e r u n g einer g e wissenhaften und vernünftigen Sparsamkeit in der Armenkrankenpflege eben auf j e n e negative Methode sich stütze, und dass die Vertreter und Vertheidiger der arzneilichen Oeconomie lediglich oder doch vorzugsweise Anhänger j e n e r Methode w ä r e n . Thatsachen hat die E r w i d e r u n g f ü r diese Ansicht nicht beigebracht, und konnte sie auch nicht beibringen, da die factischen Verhältnisse der Berliner Armenkrankenpflege derselben sogar w i d e r s p r e c h e n . Und auch f ü r die Gefahren, welche bereits innerhalb der Berliner Armenkrankenpflege der Humanität und j e n e n Errungenschaften drohen sollen, w e l c h e J a h r h u n d e r t e der ärztlichen Wissenschaft und E r f a h rung e r o b e r t haben, finden w i r nichts — als die freilich nicht g e s c h m a c k losen Antithesen einer pathetischen Rhetorik. Ja sogar j e n e Frage, „ o b das neuerdings Mode g e w o r d e n e reihenweise Abfertigen d e r Kranken mit Fenchelwasser, . . eine Satyre auf die W i s s e n s c h a f t , ein Hohn auf die Klagen der Kranken, ob . . d i e s e r C y n i s m u s Gesetz w e r d e n s o l l " , auch d i e s e F r a g e , welche alle W e l t nicht zwar als die thatsächliche Charakteristik, aber doch als die missverständliche Beschuldigung eines Instituts nahm, das weit ü b e r Berlin hinaus als eine Zierde der m e d i cinischen Wissenschaft und Praxis d a s t e h t , ich sage, auch diese Frage ist eben auch n u r Rhetorik; denn j e n e s Institut ist gar nicht gemeint (wie der Verfasser der Erwiderung ausdrücklich selbst erklärt hat) und weil Niemand ein auf diese Frage bezügliches Factum in der Berliner Armenkrankenpflege kennt — so wird Jedermann die Phrase von dem Cynismus nicht minder als die „ o b die Berliner Armenärzte Bettelvoigte sein sollen e t c . " — so lange f ü r leere oder mystische e r a c h t e n , bis nicht durch ein vollgültiges Zeugniss ihre factische Berechtigung n a c h gewiesen ist. W i e aber kommt j e n e sittliche und practische und w i s s e n s c h a f t liche E n t r ü s t u n g , und w ä r e sie selbst bis zu dem vernichtenden Zorn eines dramatischen Pathos b e r e c h t i g t , in die E r w i d e r u n g auf meine Denkschrift? Und ist diese Verirrung nicht nur um so unerklärlicher, da der Verfasser der Erwiderung ausdrücklich e r k l ä r t , wie e r nicht nur aus persönlicher Bekanntschaft, sondern auch aus m e i n e r Denk-

8 s c h r i f t w i s s e , d a s s ich w e i t e n t f e r n t b i n , „ w e d e r d e n K r a n k e l n o c h den Aerzten solches z u z u m u l h e n " . A b e r m e i n e S c h r i f t leiste o h n e es z u w o l l e n , m e i n t die E r w i d e r u n g , j e n e r R i c h t u n g V o r s c h u b , „ w e l c h e die A r m e n k r a n k e n p f l e g e auf d e n rein p o l i z e i l i c h e n S t a n d punkt hindrängen will". Ein M o n i t u m , m i t d e m die E r w i d e r u n g sich e t w a u m ein J a h r z e h n t v e r s p ä t e t h a t ! B e r e i t s 1 8 4 7 h a b e ich — u n d z u r Zeit fast d e r einzige — g e r a d e g e g e n d e n n e g a t i v e n , p o l i z e i lichen, abwehrenden Standpunkt, der Armenkrankenpilege ihren p o s i t i v e n I n h a l t v i n d i c i r t , und p r i n c i p i e l l w i e auf Grund d e r T h a t s a c h e n d e n N a c h w e i s g e f ü h r t , d a s s eine M e d i c i n a l v e r f a s s u n g n u r in d e m G r a d e i h r e m Z w e c k e u n d Begriffe e n t s p r e c h e , als u n d i n s o w e i t sie d e m B e dürfnisse der öffentlichen Krankenpflege durch p o s i t i v e Leistungen Erfüllung gewähre. Ist d i e s e A n s i c h t als s o c i a l i s l i s c h e P h i l a n t h r o p i e h i e u n d da a u c h a n g e f e i n d e t w o r d e n , so e n t b e h r t e m e i n V e r s u c h d o c h auch nicht m a n c h e r competenten Anerkennung und gegenüber der Vorl e s u n g ü b e r H u m a n i t ä t , w e l c h e die E r w i d e r u n g g e l e g e n t l i c h m e i n e r D e n k s c h r i f t n o c h 1 8 5 6 f ü r n ö t h i g e r a c h t e t , wird ein Urlheil ü b e r j e n e n V e r s u c h a u s d e m J a h r e 1 8 4 7 an d i e s e r S t e l l e vielleicht s e i n e n r i c h tigen Platz f i n d e n . 4n e i n e r A b h a n d l u n g V i r c h o w ' s a u s d e m J a h r e 1 8 4 7 * ) ü b e r die w i s s e n s c h a f t l i c h e n S t a n d p u n k t e in d e r T h e r a p i e h e i s s t e s : „ d i e Medicin ist „ „ i h r e m K e r n u n d W e s e n n a c h e i n e s o c i a l e W i s s e n s c h a f t " " , w i e d a s H r . N e u m a n n in s e i n e r A b h a n d l u n g ü b e r die ö f f e n t l i c h e G e s u n d h e i t s p f l e g e u n d d a s E i g e n t h u m ( B e r l i n 1 8 4 7 . p. 6 5 ) , w e l c h e i h r e m U m f a n g e n a c h k l e i n , i h r e m I n h a l t e n a c h a b e r u n e n d l i c h g r ö s s e r ist als- A l l e s , w a s vor ihm in d i e s e r R i c h t u n g geleistet i s t , mit den scharfen W a d e n eiserner Consequenz dargethan hat." Und d ü r f t e ich m e i n e l i t e r a r i s c h e n V e r s u c h e u n d p r a c t i s c h e n B e s t r e h u n g e n , u n d z w a r g e r a d e d i e j e n i g e n , die sich auf die ö f f e n t l i c h e G e s u n d h e i l s - u n d K r a n k e n p f l e g e Berlins b e z i e h e n , n i c h t als Z e u g n i s s e a n r u f e n , d a s s ich j e n e r A n s c h a u u n g „ v o n d e m Kern und W e s e n u n s e r e r W i s s e n s c h a f t " t r e u g e b l i e b e n b i n ? Und g e r a d e in d e r D e n k s c h r i f t ü b e r d e n A r z n e i v e r b r a u c h in d e r s t ä d t i s c h e n A r m e n k r a n k e n p f l e g e Berlins h a b e ich plötzlich m e i n e alte U e b e r z e u g u n g v e r g e s s e n ? Sonderbare Selbstvergessenlieit — oder nicht vielmehr sonderbare Entdeckung oder E r findung meiner Kritiker? Um n i c h t davon zu s p r e c h e n , d a s s ( g l e i c h w i e bei allen b i s h e r i g e n E r s p a r u n g s m a a s s r e g e l n d e r V e r w a l t u n g ) a u c h in d e r D e n k s c h r i f t von e i n e r g e w i s s e n h a f t e n u n d v e r n ü n f t i g e n S p a r s a m k e i t im A r z n e i v e r b r a u c h , a u s d r ü c k l i c h u n t e r A u s s c h l i e s s u n g j e d e s N a c h t h e i l s f ü r die K r a n k e n , die Rede i s t , s o w i r d f o l g e n d e e i n f a c h e R e c h t s t e l l u n g d e r T h a t s a c h e n , m i t d e r w i r zugleich in m e d i a s r e s g e l a n g e n , g e n ü g e n d n a c h w e i s e n , d a s s a u c h als V o r k ä m p f e r i n ' „ f ü r die H u m a n i t ä t g e g e n die a r m e n K r a n k e n " die E r w i d e r u n g d e r D e n k s c h r i f t e b e n n u r n a c h h i n k t . Das ist a u s s e r allem S t r e i t , d a s s die Dilferenzen in d e m A r z n e i v e r b r a u c h e , e b e n w e i l sie als d u r c h a u s u n d r e i n p e r s ö n l i c h e n a e b g e - ••*) V i r c h o w ' s Archiv. Bd II.

9 wiesen sind, eine wesentlich praclische Bedeutung h a b e n , und z w a r eine u m s o g r ö s s e r e , j e g r ö s s e r d i e s e Differenzen s i n d . Und a u c h d a r ü b e r ist m a n einig, d a s s es sich u m d i e A l t e r n a t i v e h a n d l e , die ich in m e i n e r D e n k s c h r i f t a u s d r ü c k l i c h h e r v o r g e h o b e n h a b e : e n t w e d e r findet S e i t e n s d e r s o g e n a n n t e n t h e u r e n A c r z t e ein u n n ü t z e r M e h r g e b r a u c h d e r A r z n e i e n s t a t t , o d e r die billigen A e r z t e m a c h e n sich d u r c h e i n e ü b e r g r o s s e S p a r s a m k e i t , d. i. a u s p e r s ö n l i c h e r W i l l k ü r , e i n e s U n r e c h t s g e g e n die A r m e n k r a n k e n s c h u l d i g . U n d d a s s d i e s e z w e i t e A l t e r n a t i v e ein n o c h d r i n g e n d e r e s Motiv d e r R e f o r m im A r z n e i v e r b r a u c h e sein w ü r d e , als eine A r z n e i v e r s c h w e n d u n g , ist in d e r D e n k s c h r i f t e b e n s o g u t w i e im N a c h w o r t unzweid e u t i g a u s g e s p r o c h e n . — W a r u m ich a b e r die s c h l i m m e r e A l t e r native e i n e , im E r n s t w o h l n i c h t z u l ä s s i g e , H y p o t h e s e g e n a n n t h a b e ? Das h a t n a t ü r l i c h s e i n e n e r s t e n u n d e i n f a c h e n G r u n d in m e i n e r , w e n i g s t e n s n a c h m e i n e r E r f a h r u n g r i c h t i g e n , U e b e r z e u g u n g von d e m S a c h v e r h ä l t n i s s e , u n d s e i n e n z w e i t e n d a r i n , d a s s ich von d e n b e i d e n A l t e r nativen u n z w e i f e l h a f t die m i l d e r e w ä h l e n m u s s l e , w e n n ich die h ä r t e r e n i c h t u n m i t t e l b a r und auf G r u n d k l a r e r und a u s r e i c h e n d e r T h a l s a c h e n zu e r w e i s e n , im S t a n d e w a r . G e w i s s , d e r V o r w u r f e i n e s A r z n e i m i s s b r a u c h s ist n i c h t ' d e r R e d e w e r t h g e g e n ü b e r d e r B e s c h u l d i g u n g e i n e s , z u m a l a u s p e r s ö n l i c h e r W i l l k ü r g e ü b t e n Geizes, d e r d e n a r m e n K r a n k e n das ihnen Zukömmliche entzieht. Welche Ersparniss w ä r e gross genug, so s c h w e r e Ungebühr a u f z u w i e g e n ? S o die D e n k s c h r i f t . Und w i e e n t s c h e i d e t sich g e g e n ü b e r d i e s e r , d u r c h die T h a t s a c h e n g e s t e l l t e n A l t e r n a t i v e die E r w i d e r u n g ? Dass d e r S c h w e r p u n k t d e r F r a g e in d e m G e g e n s a t z e d e r Differenzen l i e g e , b e s t r e i t e t a u c h die E r w i d e r u n g n i c h t , j a sie e r k e n n t s o g a r a u s d r ü c k l i c h an, „ d a s s das V e r d i e n s t d e r D e n k s c h r i f t ist, die b e s t e h e n d e n U n t e r s c h i e d e in d e r ä r z t l i c h e n B e h a n d l u n g i n n e r h a l b d e r l e t z t e n 1 0 J a h r e g r e l l u n d s c h l a g e n d h e r v o r g e h o b e n zu h a b e n " , a b e r sie findet o d e r s u c h t vielm e h r die p r a c l i s c h e B e d e u t u n g d i e s e r U n t e r s c h i e d e g e r a d e auf d e r e n t g e g e n g e s e t z t e n S e i l e und ihr a u s g e s p r o c h e n e r und g a n z e r Z w e c k ist, die n i c h t e r s p r i e s s l i c h e n C o n s e q u e n z e n a b z u w e h r e n , w e l c h e die V e r w a l t u n g a u s d e n in d e r D e n k s c h r i f t h e r v o r g e h o b e n e n n i e d r i g e n D u r c h s c h n i t t s preisen ziehen müsse. A b e r s t a t t e i n e r b e s t i m m t e n und objecliv b e g r ü n d e t e n A n t w o r t s t e l l t die E r w i d e r u n g n u r die F r a g e h i n , ob d e n n die billigen A e r z t e e b e n so g ü n s t i g e E r f o l g e i h r e r ä r z t l i c h e n W i r k s a m k e i t a u f z u w e i s e n h ä t t e n , w i e die t h e u r e n A e r z t e und b e g n ü g t sich d a m i t , dicss vorläufig zu b e z w e i f e l n . Und die F r a g e k a n n a u c h nicht b e a n t w o r t e t und der Zweifel nicht gelöst w e r d e n , w e d e r jetzt, noch jemals! Denn „ b e i d e r g a n z e n A r t d e r Armenpraxis" g i e b l es ¡Iber den E r f o l g d e r ä r z t l i c h e n W i r k s a m k e i t k e i n e t h a l s ä c h l i c h e G e w i s s h e i t . Ob i h r e K r a n k e n g e h e i l t o d e r ungelieilt e n t l a s s e n , o b sie, z u f r i e d e n g e s t e l l t , g e r n sich w i e d e r b e r a l h e n , o d e r ob n u r die ä u s s e r s t e Notli sie w i e d e r z u k o m m e n z w i n g e , d a r ü b e r k ö n n e n w e d e r die billigen n o c h t h e u r e n A e r z t e A u s k u n f t g e b e n I Diess z w a r t r a u r i g e , a b e r w e g e n s e i n e r Offenheit j e d e n f a l l s l o b e n s w e r t h e G e s t ä n d n i s s , w i r d

10 gewiss nicht ohne seine erspriesslichen Consequenzen bleiben. ' Aber j e n e „ n i c h t erspriesslichen C o n s e q u e n z e n " möchten w e d e r durch eine s o l c h e Negation, n o c h d a d u r c h a b g e w e h r t w e r d e n , d a s s d e r in m e i n e m N a c h w o r t e n t h a l t e n e N a c h w e i s von d e r V e r r i n g e r u n g d e r E x t r a - U n t e r s t ü t z u n g e n g e r a d e w ä h r e n d d e r billigeren A r z n e i p e r i o d e in d e r E r w i d e r u n g lediglich i g n o r i r l w i r d . — F ü r w e l c h e von d e n b e i d e n , z i e m l i c h s t a r k v a r i i r e n d e n , L e s a r t e n d e r E r w i d e r u n g ü b e r die b i s h e r i g e H u m a n i t ä t o d e r E r s p a r u n g s t e n d e n z d e r V e r w a l t u n g m a n sich a b e r a u c h e n t s c h e i d e — in k e i n e m Falle w e r d e n von d e r D e n k s c h r i f t C o n s e q u e n z e n , w e l c h e zu f ü r c h t e n w ä r e n , p r o v o c i r t o d e r u n t e r s t ü t z t . S c h o n in d e m R e c h e n s c h a f t s b e r i c h t d e s M a g i s t r a t s vom J a h r e 1 8 4 0 w e r d e n die D u r c h n i t t s p r e i s e als M a a s s s t ä b e f ü r d a s h a u s h ä l t e r i s c h e V e r f a h r e n d e r A e r z t e bezeichnet. Eine „ A p o t h e o s e des Zehnsilbergros c h e n - D u r c h s c h n i t l s p r e i s e s " ist a b e r die D e n k s c h r i f t u m so w e n i g e r , da b e i d e m H i n w e i s auf die p r a k t i s c h e B e d e u t u n g d e s b e r e c h n e t e n E r s p a rungsverhältnisses „ d e r b e i w e i t e m k l e i n s t e D u r c h s c h n i t t s p r e i s von ) 0 Sgr. a u s d r ü c k l i c h ausgeschlossen ist" (S. 10 der D e n k s c h r i f t ) u n d d i e s e a u s d r ü c k l i c h e A u s s c h l i e s s u n g e b e n die e i n z i g e E r w ä h n u n g i s t , w e l c h e d e r D u r c h s c h n i t t s p r e i s von 1 0 S g r . in d e r D e n k s c h r i f t o d e r im N a c h w o r t e g e f u n d e n h a t . Abgesehen aber dav o n , d a s s ( w i e b e r e i t s e r w ä h n t ) das e v e n t u e l l e U n r e c h t d e r billigen A e r z t e u n d die B e n a c h t h e i l i g u n g d e r A r m e n k r a n k e n d u r c h e i n e u n g e h ö r i g e S p a r s a m k e i t in d e r D e n k s c h r i f t a u s d r ü c k l i c h als d e r d r i n g l i c h e r e G r u n d e i n e r R e f o r m im A r z n e i v e r b r a u c h b e z e i c h n e t w i r d , so ist j a u n d n o c h d a z u in g r o s s e n L e t t e r n in d e r D e n k s c h r i f t ( S . I I . C o n c l u sum 5 . ) zu l e s e n : „ I n s o w e i t a b e r d u r c h d e n N a c h w e i s unnützer Ausgaben nützlichere ermöglicht werden, wird mit dem öconomischen Vortheile auch der eigentlichen Aufgabe der Armenkranitenpflege gedient sein." Der r i c h t i g e G e g e n s a t z zu d e m c h e v a l e r e s q u e n L o b e e i n e r e t w a s r e i c h l i c h e r e n u n d t h e u r e r e n R e c e p t u r ist also n i c h t g r ä m l i c h e K n i c k e r e i , s o n d e r n die b ü r g e r l i c h e V e r w e n d u n g d e r b ü r g e r l i c h e n A r m e n g e l d e r , u n d da e s n i c h t z w e i f e l h a f t i s t , d a s s n o c h s e h r d r i n g l i c h e B e d ü r f n i s s e in d e r B e r l i n e r A r m e n k r a n k e n p f l e g e n i c h t b e f r i e d i g t sind, so k a n n es a u c h n i c h t z w e i f e l h a f t sein, auf w e l c h e r S e i t e die R i t t e r d e r w a h r e n H u m a n i t ä t s t e h e n . A b e r a u c h s p e c i e l l in d e r F r a g e von d e r A r z n e i k o s t e n v e r m i n d e r u n g gebührt der Denkschrift w e d e r der Ruhm noch der Vorw u r f d e r Initiative. Um von d e n l ä n g s t v o r h a n d e n e n betrefl'enden V o r s c h l ä g e n n u r an z w e i zu e r i n n e r n , so e r s t r e b t b e k a n n t l i c h d e r e i n e , d e r n o c h n e u e r l i c h in d e m Verein f ü r S t a a t s a r z n e i k u n d e d e b a t t i r t w u r d e u n d s c h o n l a n g e von d e n C o m m u n a l b e h ö r d e n b e r a t h e n w o r d e n ist, e i n e Verminderung der Arzneikosten durch Errichtung städtischer Armen-Apotheken. Der z w e i t e Vorschlag, d e r s e i n e n U r s p r u n g auf e i n e „ s i t t l i c h e N o t h w e n d i g k e i t " z u r ü c k f u h r t und K r ä f t i g u n g d e r S o l b s t h ü l f e als s e i n e T e n d e n z b e z e i c h n e t , w i l l die S t a d t k a s s e von d e n A r z n e i k o s t e n s o g a r g a n z e n t l a s t e n , u n d z w a r d a d u r c h , d a s s die A r z n e i k o s t e n von d e n A r men selbst aufgebracht würden. Es sollten n ä m l i c h s t ä d t i s c h e K r a n -

11 kenkassen eingerichtet w e r d e n , welchen alle d i e j e n i g e n mit einem Beilrage von 6 Pf. bis 1 Sgr. pro Kopf und Monat beizutreten, g e zwungen sein sollten, w e l c h e i m E r k r a n k u n g s f a l l e v o r a u s s i c h t lich der A r m e n k r a n k e n p f l e g e anheimfallen. Das Contingent dieser Personen w u r d e auf mindestens 1 8 4 8 1 5 Personen angenommen, und eben dieser Beitrag von 6" Pfennigen sollte für die Arzneikosten verwendet w e r d e n ; f ü r die ärztliche Versorgung aber dieser e i n h u n d e r t und einige achtzigtausend Personen sollte die Stadt 1 5 Bezirksärzte mit 1 5 Assistenten besolden. Dieser Vorschlag findet sich in dem von der Erwiderung angezogenen Beitrage zur Reorganisation d e r städtischen Armenkrankenpflege und hat den Verfasser der Erwiderung seihst zu seinem Urheber. Aber auch abgesehen von dem humanen Inhalt und der statistischen Begründung, so hat die Denkschrift, abweichend von ihren Vorgängern, lediglich solche Thatsachen in ihre E r ö r t e r u n g g e zogen, die ausschliesslich in die medicinische Technik gehören. Entsprechend diesen Thatsachen, die sich auf nichts weiter und nur auf den Arzneiverbrauch beziehen, ist eben auch nur von der gemeinnützigen oder gemeinschädlichen Wirkung der Sparsamkeit oder Verschwendung die Rede, was ganz in der Ordnung und auch nach dem W o r t laut der Denkschrift (S. 5 ) , wie nach Sinn und Zusammenhang, gar nicht zweifelhaft ist. Die einzige Prätension der Denkschrift, und die hat sie einfach und offen ausgesprochen, war, dass i h r e ü b e r d e n A r z n e i v e r b r a u c h in d e r s t ä d t i s c h e n A r m e n k r a n k e n p f l e g e B e r l i n s vorgebrachten Thatsachen geprüft würden.*)

IV. Die Z a h l e n , w e l c h e die Grundlage der denkschriftlichen B e r e c h nungen b i l d e n , sind e b e n d i e s e l b e n Z a h l e n , welche die Armendirection seit 2 0 J a h r e n zu gleichem Zwecke, d. h. zur Berechnung des auf j e d e n e i n z e l n e n A r z t f a l l e n d e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e s v e r wendet, ohne dass bis jetzt dagegen ein Widerspruch erhoben worden wäre. E b e n d i e s e l b e n Zahlen dienen nach dem bereits e r w ä h n t e n Rechenschaftsbericht des Magistrats nicht nur dazu, um den U m f a n g des Wirkungskreises eines jeden Armen-Medicinalbeamten, s o n d e r n a u c h das h a u s h ä l t e r i s c h e V e r f a h r e n d e r s e l b e n zu b e u r t h e i l e n — und auch hiergegen hat von einem W i d e r s p r u c h nichts verlautet. Eben d i e s e Zahlen und n u r diese Zahlen bilden *) Die p e r s ö n l i c h e n A n s c h u l d i g u n g e n , mit w e l c h e n die E r w i d e r u n g beginn!, w e r d e ich u m s o m e h r u n b e r ü h r t l a s s e n d ü r f e n , weil d i e s e l b e n e b e n s o w i e die destallsige T e n d e n z a n k l a g e s i c h auf Sätze u n d W o r l e s t ü t z e n , die s i c h in m e i n e r D e n k s c h r i f t s o w e n i g w i e im N a c h w o r t e finden. W e r s i c h die M ü h e e i n e r Vergleichung g e b e n will, w i r d , o h n g e a c h l e t d e r in d e r E r w i d e r u n g geb r a u c h t e n A n f ü h r u n g s z e i c h e n , finden, d a s s d e r u r s p r ü n g l i c h e Text willkürlich v e r ä n d e r t ist — u n d d i e s e r in ein „ e h r l i c h e s D e u t s c h " ü b e r s e t z t e Text dient s c h l i e s s l i c h dazu, m e i n e r D e n k s c h r i f t e i n e n d e n u n c i a t o r i s c h e n Charakter b e i z u l e g e n .'

11 kenkassen eingerichtet w e r d e n , welchen alle d i e j e n i g e n mit einem Beilrage von 6 Pf. bis 1 Sgr. pro Kopf und Monat beizutreten, g e zwungen sein sollten, w e l c h e i m E r k r a n k u n g s f a l l e v o r a u s s i c h t lich der A r m e n k r a n k e n p f l e g e anheimfallen. Das Contingent dieser Personen w u r d e auf mindestens 1 8 4 8 1 5 Personen angenommen, und eben dieser Beitrag von 6" Pfennigen sollte für die Arzneikosten verwendet w e r d e n ; f ü r die ärztliche Versorgung aber dieser e i n h u n d e r t und einige achtzigtausend Personen sollte die Stadt 1 5 Bezirksärzte mit 1 5 Assistenten besolden. Dieser Vorschlag findet sich in dem von der Erwiderung angezogenen Beitrage zur Reorganisation d e r städtischen Armenkrankenpflege und hat den Verfasser der Erwiderung seihst zu seinem Urheber. Aber auch abgesehen von dem humanen Inhalt und der statistischen Begründung, so hat die Denkschrift, abweichend von ihren Vorgängern, lediglich solche Thatsachen in ihre E r ö r t e r u n g g e zogen, die ausschliesslich in die medicinische Technik gehören. Entsprechend diesen Thatsachen, die sich auf nichts weiter und nur auf den Arzneiverbrauch beziehen, ist eben auch nur von der gemeinnützigen oder gemeinschädlichen Wirkung der Sparsamkeit oder Verschwendung die Rede, was ganz in der Ordnung und auch nach dem W o r t laut der Denkschrift (S. 5 ) , wie nach Sinn und Zusammenhang, gar nicht zweifelhaft ist. Die einzige Prätension der Denkschrift, und die hat sie einfach und offen ausgesprochen, war, dass i h r e ü b e r d e n A r z n e i v e r b r a u c h in d e r s t ä d t i s c h e n A r m e n k r a n k e n p f l e g e B e r l i n s vorgebrachten Thatsachen geprüft würden.*)

IV. Die Z a h l e n , w e l c h e die Grundlage der denkschriftlichen B e r e c h nungen b i l d e n , sind e b e n d i e s e l b e n Z a h l e n , welche die Armendirection seit 2 0 J a h r e n zu gleichem Zwecke, d. h. zur Berechnung des auf j e d e n e i n z e l n e n A r z t f a l l e n d e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e s v e r wendet, ohne dass bis jetzt dagegen ein Widerspruch erhoben worden wäre. E b e n d i e s e l b e n Zahlen dienen nach dem bereits e r w ä h n t e n Rechenschaftsbericht des Magistrats nicht nur dazu, um den U m f a n g des Wirkungskreises eines jeden Armen-Medicinalbeamten, s o n d e r n a u c h das h a u s h ä l t e r i s c h e V e r f a h r e n d e r s e l b e n zu b e u r t h e i l e n — und auch hiergegen hat von einem W i d e r s p r u c h nichts verlautet. Eben d i e s e Zahlen und n u r diese Zahlen bilden *) Die p e r s ö n l i c h e n A n s c h u l d i g u n g e n , mit w e l c h e n die E r w i d e r u n g beginn!, w e r d e ich u m s o m e h r u n b e r ü h r t l a s s e n d ü r f e n , weil d i e s e l b e n e b e n s o w i e die destallsige T e n d e n z a n k l a g e s i c h auf Sätze u n d W o r l e s t ü t z e n , die s i c h in m e i n e r D e n k s c h r i f t s o w e n i g w i e im N a c h w o r t e finden. W e r s i c h die M ü h e e i n e r Vergleichung g e b e n will, w i r d , o h n g e a c h l e t d e r in d e r E r w i d e r u n g geb r a u c h t e n A n f ü h r u n g s z e i c h e n , finden, d a s s d e r u r s p r ü n g l i c h e Text willkürlich v e r ä n d e r t ist — u n d d i e s e r in ein „ e h r l i c h e s D e u t s c h " ü b e r s e t z t e Text dient s c h l i e s s l i c h dazu, m e i n e r D e n k s c h r i f t e i n e n d e n u n c i a t o r i s c h e n Charakter b e i z u l e g e n .'

12 demgemäss auch die Grundlage der V e r w a l t u n g und auf derselben w i r d z. B. über die Vergrösserung oder Verkleinerung eines bestimmten M e dicinalbezirkes, über die Errichtung einer neuen Stelle etc. entschieden. Zu dieser dreifachen Bürgschaft nicht bloss f ü r die s u m m a r i s c h e Richtigkeit dieser Zahlen, sondern s p e c i e l l f ü r ihre Zuverlässigkeit in ihrem Verhaltniss zu d e m e i n z e l n e n Arzte, muss eine vierte als d i e bedeutsamste hinzugefügt w e r d e n , w e l c h e , w i e es bereits in der Denkschrift ausdrücklich heisst, dem Z w e i f e l kein R e c h t lässt. Die in R e d e stehenden Zahlen nämlicli sind unmittelbar d e n armenärztlichen Listen entnommen. In diesen Listen aber giebt j e d e r einzelne Armenarzt d e r Verwaltung Rechenschaft von seiner Wirksamkeit, auf Grund einer und derselben, für alle gleichmässig lautenden Instruction, deren Ausführung, w e n n auch nicht ihre e i n z i g e , so doch ihre wichtigste Controle in d e m Vertrauen auf die gewissenhafte Pflichterfüllung jedes Einzelnen find e t . * ) Bei dieser vierfachen Bürgschaft mussten die Zahlen für den Z w e c k der Denkschrift um so mehr als durchaus brauchbar erscheinen, w e i l diese volle zehn Jahre in Rechnung g e z o g e n hat, d. h. die ganze Zeit, w e l c h e seit der ärztlichen Reorganisation der Berliner Armenkrankenpflege v e r f l o s sen ist. Und in der That, o b „ g r o s s a r t i g " oder nicht, j e d e m S a c h v e r ständigen w i r d diese Grundlage •— in der in Summa ca. vierbunderttausend K r a n k e mit einem Arzneiverbrauch von nicht viel unter dreihunderttausend Thalern enthalten sind, und in der auf die e i n z e l n e n Aerzte, der grossen Majorität nach, w e i t über 5 0 0 0 , zum Theil sogar über 1 0 0 0 0 und bei einigen sogar nahe an 2 0 0 0 0 Kranke fallen — gross genug erscheinen, um s o l c h e F e h l e r , w e l c he d i e s e r o d e r j e n e r Zu f a l l i r r t h ü m licli v e r s c h u l d e t haben sollte, alsausgeglichen z u b e t r a c h ten. Entgegen dieser Voraussetzung der Denkschrift will nun die E r w i d e r u n g b e w e i s e n , w i e unsicher die zahlenmässige Grundlage derselben sei - — um darauf specielle, die Persönlichkeit d e r A e r z t e betreffende, Schlüsse zu gründen, d. h. um einfach, nach dem Beispiele der A r m e n direction, den j e d e m Arzte zukommenden Durchschnittspreis zu b e r e c h nen. Und um ihren B e w e i s zu führen, weist die E r w i d e r u n g nach, w i e durch verschiedene Führung der armenärztlichen Listen nach vier Ilaupt- und einigen Untermethoden grosse Krankenzahlen oder billige "Durchschnittspreise erreicht w e r d e n . A b e r abgesehen davon, dass die richtige Führung der Listen durch d i e Instruction ganz u n z w e i deutig bestimmt w i r d , so w ä r e es doch sehr m e r k w ü r d i g , w e n n d e r Zufall des Missverständnisses oder d e r G e w o h n h e i t — w e l c h e r gerade die W i r k u n g grosser Krankenzahlen und billiger Durchschnittspreise bat — immer dieselben Persönlichkeiten träfe. Und das ist auch d i e

*) A n g e m e r k t w e n i g s t e n s diese Zahlen

sei h i e r , dass d e r

Verfasser der Erwiderung

n i s c h e n Statistik benutzt hat und h i e r b e i a u s d r ü c k l i c h auf d i e raässige

selbst

z u r B e a n t w o r t u n g f ü r e i n e d e r subtilsten F r a g e n d e r m e d i c i -

F ü h r u n g d e r Listen

hinweist.

Dieser Versuch

instruetions-

„zur

Erkrankungs-

wahrscheinlichkeit"

reducirt übrigens

ca. 6 0 — 7 0 0 0 0

ein Resultat, das a b e r g l e i c h f a l l s n o c h e r h e b l i c h e r C o r -



recturen bedürfen mochte.

das o b i g e Contingent v o n < 8 4 0 0 0 auf

13 Meinung der E r w i d e r u n g nicht, und — q. vier H a u p t -

nebst Untermelhoden

dass n i c h t s leichter ist, Neben

solcher

(oder

auch

und dung

der

moralischen)

Lauterkeit werden

Erliiulerung

Wenn

Bezug genommen

Verderb

einmal angedeutet und

„machen." materiellen

Durchschnittspreise, Unbefangenheit

sei u n d z u r B e g r ü n -

exemplificirt, deren

(wie

die die

wirksamen und unersetzbaren

weil der

auf

den

schon

in

Arzneimittel

deshalb

Verfasser der

die Ausschliessung

Armenärzte

der

irgend

in

bekämpft wird *),

Vertheidigern

der

ganz

Denkschrift

welcher

Denkschrift

Mittel

auch

ist, eine solche B e s c h r ä n k u n g d e r A r m e n ä r z t e humanen

arzneilichen

nicht

von

s o i s t in d e r D e n k s c h r i f t j a ü b e r d i e s s d e r

a u f d i e j e n i g e n B e z i r k e f a l l e n , in d e n e n ein u n v e r h ä l t n i s s m ä s s i g e r aber

die Geschichte zählt

der

practisch



den

Verfasser

der

erzielen,

wie dadurch

zeugung seinen Kranken vorenthalten

that-

Die r e i n

habe,

sachlich

gehaltene,

Ansicht

— er-

dass

er,

Jahre

von

um

billige 2 3 Sgr.

dies s o w o h l durch F ü h r u n g dass er gegen

wenn

aber

seine

Ueber-

sofern

sei,

Behandlung

Tragweite

für

Erörterung

12 Armenärzte schnittspreisen A b e r von

jährlich einer

Berliner

erheischte,

unter

etwa

in

lediglich

auf

noch

soll,

Grenze

von

einer

eine Ansicht,

derselben

deren

wohl

eine

nur

1 0 bis

1 2 0 0 0 Armenkranke

mit

Durch-

behandeln. ernsten

und

im I n t e r e s s e die R e d e

die G l a u b w ü r d i g k e i t das

bildass

auch

f ü h r t e n E r ö r t e r u n g kann füglich nicht eher authentischerWeise

äusserste

Armenkrankenpflege

wenn 10 —

1 6 Sgr. solchen

sein

oder

Ausspruche,

überhaupt

die R e d e die

die

persönliches Ar-

die t h e u r e n

in d e m

1 6 Sgr.

von

Erreichbaren

auf ein

Uber

ist e n t h a l t e n

Durchschnittspreis

ärztlichen

gleich

der Erwiderung

der

gewiesen

Um

zu r e s u m i r e n ,

selbst,

letzten halben sei u n d

des

lichen und

sich

ist.

Beispiele

diese o d e r j e n e Mittel gänzlich o d e r z u m Theil

ligen D u r c h s c h n i t t s p r e i s e

specielle

warnenden

s o n d e r l i c h e s K u n s t s t ü c k ist,

im

bewirkt

Interniittens

vermutben

zu

nicht

habe.

gument gestützte,

praclische

von

es kein

J 2 S g r . 6 Pf. h e r u n t e r g e g a n g e n

seiner Listen,

endemischer

w i e in e i n e m

Erwiderung dass

zu

wegen

von Chinin

billigen D u r c h s c h n i t t s p r e i s e n

zu beweisen,

Durchschnittspreise auf

Gebrauch

gleichsam

von

den

Oeconomie

s ä c h l i c h e N a c h w e i s g e f ü h r t , dass die h ö c h s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e

schliesslich

die

beweisen,

entstandene Durchschnittspreise,

persönlich

wird,

zu

filr d i e

bei" d i e s e r G e l e g e n h e i t

Arzneischatz

Salz

heisst es zur

billigen

Collegen" namentlich

ungerechtfertigter Weise

sogar

der

ein

aus Concurrenz oder jener

nicht zuliessen.

rationellen

Kranken z a h l e n ,

auf d i e s e l b e n

„zwei

Anwendung dieser

dem

den

der armenärztlichen Wirkungsweise

Erwiderung meint)

aus

eben

als billige D u r c h s c h n i t t s p r e i s e

Kritik

dass das Hinarbeiten

o b g l a u b l i c h o d e r n i c h t -rsollen

persönliche

Verhältniss

der

sein,

dieser

Sache als (wie

der Aerzte

w i e es schien vierfach v e r b ü r g t e n ) Z a h l e n

wieder

bis

gein

nachbezügfest-

*) Vgl. Dr. M e y e r ' s P h a r m a c o p o e a o e c o n o m i c a u n d s e i n e Kritik d e r E i t n e r s c h e n A r m e n - P h a r m a c o p o e in No. 6 d e s Monatsblattes f ü r m e d i c i n i s c h e Statistik u n d öffentliche G e s u n d h e i t s p f l e g e .

14 g e s t e l l t s e i n w i r d — und dies wird um so m e h r geschehen müssen, als die Richtigkeit dieser Z a h l e n , sowohl die summarische wie die specielle, f ü r fast alle Fragen der Verwaltung unentbehrlich i s t , und ausserdem die nothwendige Grundlage der öffentlichen Rechenschaft bildet. Und damit hier j e d e Missdeutung oder jedes Missverständniss ausgeschlossen s e i : e n t w e d e r w a r e n in der Bemängelung der d e n k schriftlichen Grundlage eben nur die, aller Statistik a n h a n g e n d e n , z u fälligen und unwesentlichen F e h l e r gemeint, dann sind und w a r e n sie nicht der Rede w e r t h — o d e r dieselben sind wesentlich und z w a r in der von der Erwiderung beschriebenen Weise verschuldet. Dann aber sind diese Zahlen — man mag sie u n g e n a u , unsicher oder sonst w i e nennen — eben falsch und nichts w e r t h . Und das Resultat der Denkschrift? d a s , meine i c h , wird kein w e n i g e r verdienstliches sein, w e n n es auch n u r , nach 2 0 j ä h r i g e r Verborgenheit, die Unrichtigkeit gedachter Zahlen an den Tag g e b r a c h t hat. Nur statistischer Fanatismus könnte gegen die intellectuellen Urh e b e r und moralischen Vertreter der fraglichen Zahlen deren Richtigkeit beweisen wollen. Aber doch zu Ehren der Statistik — der ja auch von der Erwiderung in zwei von ihr gelieferten Tabellen gehuldigt wird — und um zu b e w e i s e n , dass auch der practischen Moral die Statistik nützlich sein k a n n , mögen f ü r die angeklagten Zahlen noch einige Momente der Theilnahme erbeten sein. Die einfache Nachfolge in die Positionen der Denkschrift — welche, wie die E r w i d e r u n g meint, „ s o scharfsinnig sie auch sind, doch m e h r den Theoretiker als den die Verhältnisse nach ihrer Sachlage und mit Wohlwollen b e u r t e i l e n d e n Arzt und Beobachter v e r r a t h e n " — ich sage, die einfache Nachfolge in diese Positionen w ü r d e zwei Wirkungen gehabt haben, deren auch die Erwiderung, wie man nicht zweifeln darf, sich n u r freuen w ü r d e . Sie w ü r d e einmal wahrscheinlich Anstand genommen h a b e n , j e n e so a u f fallende und mit allgemeiner Verwunderung gelesene Anklage gegen zwei Collegen und Mitglieder des armenärztlichen Vereins zu e r h e b e n , und ebenso w ü r d e die nicht minder auffällig b e g r ü n d e t e Selbstanklage wegen der Unrichtigkeit der Z a h l e n , die in einem bestimmten Kreise n u r ein s e h r unbehagliches Staunen erregt haben k a n n , nicht vorgebracht worden sein. Es handelt sich «infach um zwei Fragen. E i n m a l , w e r d e n die Differenzen in den Durchschnittspreisen der verschiedenen Aerzte d u r c h e i n e n u n g l e i c h e n W e r t h d e r K r a n k e n z a h l bedingt? Unter Anleitung der Bezirkstabelle der Denkschrift wird diese Frage dadurch b e a n t w o r t e t werden können, dass man Krankenzahlen und Durchschnittspreise derjenigen Aerzte vergleicht, welche in einem und demselben Bezirke fungirt haben. Ich hebe als Beispiel diejenigen Bezirke hervor, in denen die in der Erwiderung exemplificirten Durchschnittspreise von 1 0 Sgr. und 5 Sgr. 1 1 Pf. vorgekommen sind. Es sind diess die Bezirke 0 und Y. Im Bezirke 0 fungirten Dr. No. 4 9 mit einem Durchschnittspreise von 2 1 Sgr. und Dr. No. 3 6 mit einem Durchschnitts-

15 preise von 1 0 S g r . , also eine Differenz von über 1 0 0 % . W ä r e diese Differenz durch eine v e r s c h i e d e n e Führung der Listen bedingt, d . h . durch eine derjenigen von der Erwiderung beschriebenen Methoden, mittelst welcher man durch eine (scheinbar) grosse Krankenzahl billige Durchschnittspreise erreicht, so müsste sich diess unmittelbar in einer S t e i g e r u n g der Krankenzahlen des Dr. No. 3 6 kundgeben, was aber, wie man aus dem Monatsblatt der Armendirection ersehen kann, durchaus n i c h t der Fall ist. — Im Bezirke Y, mit den Drr. No. 5 4 , 5 6 und 1 4 , ergiebt sich ein ähnliches R e s u l t a t , und insbesondere zeigt sich bei No. 1 4 kein F a l l e n der Durchschnittspreise aus g r ö s s e r e n Krankenzahlen. Aber eine solche Untersuchung ist überhaupt nicht nöthig, weil überhaupt die grossen Durchschnittspreise mit den kleinen Krankenzahlen und umgekehrt die kleinen Durchschnittspreise mit den grossen Krankenzahlen in gar keinem bestimmten Verhältniss stehen. Dass die kleinen Durchschnittspreise nicht vorzugsweise auf die Aerzte mit einer grossen Krankenzahl fallen, kann m a n , wie auch schon in der Denkschrift b e m e r k t , aus j e d e r Quartalsübersicht im Monatsblatt der Armendirection e r s e h e n * ) , wenn man v e r s c h i e d e n e Aerzte aus g r o s s e n und k l e i n e n Bezirken vergleicht. Aber auch bei e i n e m u n d d e m s e l b e n Arzte richtet sich die innerhalb seiner charakteristischen Grenze stattfindende Variation der Durchschnittspreise keineswegs nach der Grösse der Krankenzahl — sondern man findet die geringeren Durchschnittspreise bald bei der g r ö s s e r e n , bald bei der kleineren Krankenzahl und umgekehrt, obgleich hier in a l l e n Quartalen doch unbedingt d i e s e l b e Methode der Listenführung angewendet wird. Als Beispiel hierfür verweise ich auf den Dr. No. 3 7 im Bezirk A, weil derselbe in der Erwiderung gerade als Autorität in der Frage der Durchschnittspreise hervorgehoben ist. Hiernach aber wird man allen Ernstes die Forderung stellen dürfen, dass die von den Armenärzten behauptete Unrichtigkeit ihrer Listen auch erst — bewiesen werde.

V. Die behauptete Unrichtigkeit der armenärztlichen Zahlen hat die Erwiderung n i c h t verhindert, den thatsächlichen Ergebnissen der Denkschrift ihre Kritik zu widmen, und die gegebenen Grundlagen auch selbstständig — in zwei statistischen Tabellen — zu verwerthen. B e i des ist nur anzuerkennen und wäre auch gewiss von gutem Erfolge für die S a c h e g e w e s e n , hätte die Erwiderung wenigstens bei der E r örterung der einfachen Thatsachen ihren persönlichen Standpunkt ver*) Die n e u e s t e Quartals üb e r s i e h t zeigt ü b r i g e n s g e r a d e b e i g r o s s e n K r a n k e n z a h len, in d e n e n ein g r o s s e r B e s t a n d a u s d e m vorigen Quartal enthalten ist, s e h r h o h e D u r c h s c h n i t t s p r e i s e — w a s d i r e c t gegen die h a u p t s ä c h l i c h s t e Methode, w i e billige D u r c h s c h n i t t s p r e i s e erzielt w e r d e n , s p r i c h t ; e b e n s o v e r h i n d e r t d e r Dmsland, m e h r e r e K r a n k e a u f e i n e n K r a n k e n s c h e i n zu b e h a n d e l n , d u r c h a u s nicht, d i e s e Kranken in die L i s t e n einzutragen, l e t z t e r e s w ü r d e j e d e n f a l l s richtiger sein.

15 preise von 1 0 S g r . , also eine Differenz von über 1 0 0 % . W ä r e diese Differenz durch eine v e r s c h i e d e n e Führung der Listen bedingt, d . h . durch eine derjenigen von der Erwiderung beschriebenen Methoden, mittelst welcher man durch eine (scheinbar) grosse Krankenzahl billige Durchschnittspreise erreicht, so müsste sich diess unmittelbar in einer S t e i g e r u n g der Krankenzahlen des Dr. No. 3 6 kundgeben, was aber, wie man aus dem Monatsblatt der Armendirection ersehen kann, durchaus n i c h t der Fall ist. — Im Bezirke Y, mit den Drr. No. 5 4 , 5 6 und 1 4 , ergiebt sich ein ähnliches R e s u l t a t , und insbesondere zeigt sich bei No. 1 4 kein F a l l e n der Durchschnittspreise aus g r ö s s e r e n Krankenzahlen. Aber eine solche Untersuchung ist überhaupt nicht nöthig, weil überhaupt die grossen Durchschnittspreise mit den kleinen Krankenzahlen und umgekehrt die kleinen Durchschnittspreise mit den grossen Krankenzahlen in gar keinem bestimmten Verhältniss stehen. Dass die kleinen Durchschnittspreise nicht vorzugsweise auf die Aerzte mit einer grossen Krankenzahl fallen, kann m a n , wie auch schon in der Denkschrift b e m e r k t , aus j e d e r Quartalsübersicht im Monatsblatt der Armendirection e r s e h e n * ) , wenn man v e r s c h i e d e n e Aerzte aus g r o s s e n und k l e i n e n Bezirken vergleicht. Aber auch bei e i n e m u n d d e m s e l b e n Arzte richtet sich die innerhalb seiner charakteristischen Grenze stattfindende Variation der Durchschnittspreise keineswegs nach der Grösse der Krankenzahl — sondern man findet die geringeren Durchschnittspreise bald bei der g r ö s s e r e n , bald bei der kleineren Krankenzahl und umgekehrt, obgleich hier in a l l e n Quartalen doch unbedingt d i e s e l b e Methode der Listenführung angewendet wird. Als Beispiel hierfür verweise ich auf den Dr. No. 3 7 im Bezirk A, weil derselbe in der Erwiderung gerade als Autorität in der Frage der Durchschnittspreise hervorgehoben ist. Hiernach aber wird man allen Ernstes die Forderung stellen dürfen, dass die von den Armenärzten behauptete Unrichtigkeit ihrer Listen auch erst — bewiesen werde.

V. Die behauptete Unrichtigkeit der armenärztlichen Zahlen hat die Erwiderung n i c h t verhindert, den thatsächlichen Ergebnissen der Denkschrift ihre Kritik zu widmen, und die gegebenen Grundlagen auch selbstständig — in zwei statistischen Tabellen — zu verwerthen. B e i des ist nur anzuerkennen und wäre auch gewiss von gutem Erfolge für die S a c h e g e w e s e n , hätte die Erwiderung wenigstens bei der E r örterung der einfachen Thatsachen ihren persönlichen Standpunkt ver*) Die n e u e s t e Quartals üb e r s i e h t zeigt ü b r i g e n s g e r a d e b e i g r o s s e n K r a n k e n z a h len, in d e n e n ein g r o s s e r B e s t a n d a u s d e m vorigen Quartal enthalten ist, s e h r h o h e D u r c h s c h n i t t s p r e i s e — w a s d i r e c t gegen die h a u p t s ä c h l i c h s t e Methode, w i e billige D u r c h s c h n i t t s p r e i s e erzielt w e r d e n , s p r i c h t ; e b e n s o v e r h i n d e r t d e r Dmsland, m e h r e r e K r a n k e a u f e i n e n K r a n k e n s c h e i n zu b e h a n d e l n , d u r c h a u s nicht, d i e s e Kranken in die L i s t e n einzutragen, l e t z t e r e s w ü r d e j e d e n f a l l s richtiger sein.

i6 lassen.

So aber wollte

herein aus

sie n u r

Grade v o r w u r f s f r e i sind,

dieser

ganz

unbegründeten

denkschriftlichen Ergebnisse Bemerkungen

um

der Erwiderung Thalsachen 1)

nichts

Der

reichlich

die

nicht bloss „ z u g e g e b e n " ,

mit

Schutz

einigem

sondern

öconomische den

Fortschritt,

eine

a l s ein p r a c l i s c h

entspricht,

1850

oder

auf w e l c h e r

ab

beruhen

dürfte.

welche

genannt

Dieser

der

Denkschrift

dar,

Denkschrift berechnet

haben.

In d e m

und zwar der kleineren

der

aus

einfach

ist

der nur

Producle

nichts

die eventuelle W i r k u n g hingegen,

in

unter

specie

geächtet hat, und allgemein

die

zwischen

weiter, Die

bestimmter,

ist,

als S c h e i d e w a n d

welche

die

Sgr.,

bil-

gewisserund

hohen

und noch vieles,

hingestellt hat,

Fortschritts

Gesammtproduct

16

die niedrigen

die G e f ä h r d u n g d e r K r a n k e n

des öconomischen

arithmetische

nachweisen,

jener Differenzen.

Die E r w i d e r u n g

sie das Lob

d. h .

und kleinsten D u r c h s c h n i t t s p r e i s e —• u n d das ist

Durchschnittspreise,

schlimm

auch eben

diesem

ligen

nicht weniger

aber

weil sie

Gesammtergeb-

jedenfalls ganz l o g i s c h .

Durchschnittspreise

ist

a l l e r Aerzte stellt sich eben

und

Ausgleichung

nun

in

Ersparungs-

die ö c o n o m i s c h e n D i f f e r e n z e n

generelle Durchschnittspreis

arithmetische

ist a b e r

dass er vielmehr

wird.

sie b e a n t w o r t e n sollte,

Bedeutung

Product

wird,

unterschätzt,

die B e r e c h n u n g d e s

in

aus der arzneilichen Oeconomie

berechnete

wo

wolil

ist —

Sie ist n i c h t unlogisch,

A e r z t e in W i r k l i c h k e i t

das s u m m a r i s c h e

maassen

sorg-

welche

gegen

worden

wich-

s o g a r in

auf

von

noch unbillig.

quantitative

eine

Periode

der

Die B e r e c h n u n g s w e i s e

einzelnen

als

zweiten

z w e i t e n P e r i o d e z u m Tlieil w e n i g s t e n s

beruht, speciell angeführt

unlogisch,

Frage

niss

der

i s t in d e r D e n k s c h r i f t

etwaige Einwände

ein n i c h t e r h e b l i c h e r

als Beweis f ü r die I d e e ,

der

Kapitel

dass

Droguenpreisen

deshalb

verhältnisses

welche

in d i e s e m

kurze

d e r in d e m b e r e c h n e t e n E r s p a r u n g s v e r h ä l t n i s s e i n i g e P r o c e n t e

und

2)

der

folgende

zur Aufklärung

der

Parteinahme,

d e r D e n k s c h r i f t so w e n i g ü b e r s e h e n

weder

Ilumor

ausdrücklich

und gegen

der

Bemängelung

der gerade

Monitum *) gemacht

Fortschritt

billigeren

beträgt

das

weil

Fortschritt

genommen,

Recht

die

erste (1845 — 48)

tiger Punkt hervorgehoben fältigen

ist

liö-'

Lediglich

hat.

öconomische gegen

erscheinen."

dafür werden

verwendete

beigetragen

d a s s „ d i e A e r z t e in

Auffassung

entsprungen;

so m e h r g e n ü g e n , sehr

(1 8 5 0 — 5 4 )

nachweisen,

als s i e b e l a s t e t

schreibt,

der arzneilichen

will

das

was da,

lediglich

Oeconomie

als

das Resultat e i n e r g e m e i n s c h a f t l i c h e n W i r k s a m k e i t aufgefasst w i s sen.

D a s ist, g l a u b e i c h ,

sich auch,

nicht bloss unlogisch!

dass die B e r e c h n u n g s w e i s e

das aus dem

Mittel

der

1 0 geringsten

Aber hieraus

nicht u n b i l l i g

ist

Durchschnittspreise,

d a s a u s d e m g e r i n g s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e sich e r g e b e n d e Ersparungsquantum Denn

der Abstand

mit

dem

zwischen

wirklichen dem wirklich

Arzneiverbrauch staltgehabten

— oder

ergiebt welche auch

eventuelle vergleicht.

Arzneiverbrauch

*) Cfr. die Kritik Uber die Denkschrift in der literarischen Beilage der Medicinis c h e n Zeitung No. 3. 1856.

IT u n d d e m e v e n t u e l l e n w ü r d e n o c h viel g r ö s s e r sein, d. h . die Differenz in d e r W i r k u n g d e r v e r s c h i e d e n e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e w ü r d e sich n o c h viel g r e l l e r z e i g e n , w e n n d e m w i r k l i c h e n A r z n e i v c r b r a u c h e n i c h t e b e n a u c h die kleinen u n d k l e i n s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e zu G u t e k ä m e n . J a , die E r w i d e r u n g f r a g t s o g a r , w a s d e n n v e r h i n d e r t , nicht l i e b e r die e v e n Antt u e l l e W i r k u n g d e r h ö c h s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e zu b e r e c h n e n ? w o r t : o b w o h l in d e r D e n k s c h r i f t die n i e d r i g e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e n i c h t als N o r m u n d n o c h w e n i g e r in d e r W e i s e , w i e sie in d e r E r w i d e r u n g b e s p ö t t e l t w i r d , als M u s t e r h i n g e s t e l l t w e r d e n , so w ä r e es bei d e m von d e r D e n k s c h r i f t n a c h g e w i e s e n e n F o r t s c h r i t t in d e r a r z n e i l i c h e n O e c o n o m i e d e r B e r l i n e r A r m e n k r a n k e n p f l e g e u n b i l l i g und u n l o g i s c h g e w e s e n , d i e w a r n e n d e n Beispiele e i n e s d u r c h a u s u n w a h r s c h e i n l i c h e n R ü c k s c h r i t t e s zu m a l e n . 3 ) W a s a b e r d e n U n t e r s c h i e d d e r e r s t e n u n d z w e i t e n P e r i o d e und s e i n e U r s a c h e n im S p e c i e l l e n b e t r i f f t — so h e i s s t es in d e r D e n k schrift (S. 1 0 ) w ö r t l i c h w i e f o l g t : „ E s s i n d d i e D u r c h s c h n i t t s p r e i s e d e r e i n z e l n e n A e r z t e , e n t s p r e c h e n d d e in G e s a m m t d u r c h s c h n i t t s p r e i s e , in d e r z w e i t e n P e r i o d e f a s t a l l g e m e i n k l e i n e r a l s in d e r e r s t e n . E b e n s o s i n d in d e r z w e i t e n d i e h ö c h s t e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e f a s t g a n z g e s c h w u n d e n " —• und i n s o w e i t die I. s t a t i s t i s c h e T a b e l l e d e r E r w i d e r u n g g e r a d e d i e s e S ä t z e , g e g e n ü b e r den E r g e h n i s s e n d e r D e n k s c h r i f t , b e w e i s e n w o l l t e o d e r sollte, w a r sie also z i e m l i c h Überflüssig. I h r e in d i e s e r B e z i e h u n g von d e r d e n k s c h r i f t l i c h e n T a b e l l e a b w e i c h e n d e A n o r d n u n g b e z i e h t sich ü b e r h a u p t n u r auf e t w a 2 0 A e r z t e , und die f ü r d i e s e Aerzte n a c h d e n zwei Perioden g e s o n d e r t e n Durchschnittspreise s i n d , weil aus einer g e r i n g e r e n Anzahl von Q u a r t a l e n , z u m Theil ( f ü r die e i n e o d e r a n d e r e P e r i o d e ) n u r aus e i n e m o d e r z w e i Q u a r t a l e n b e r e c h n e t , a u c h w e n i g e r zu a l l g e m e i n e n F o l g e r u n g e n g e e i g n e t . — Und so f i n d e t d e n n a u c h die, d e r D e n k s c h r i f t e n t g e g e n g e s e t z t e , B e h a u p t u n g d e r E r w i d e r u n g , d a s s die D u r c h s c h n i t t s p r e i s e d e r n e u e r e n Zeit sich e n t s c h i e d e n n ä h e r g e r ü c k t s i n d , in d e n E r g e b n i s s e n d e r n e u e s t e n Zeit ( c f . die M o n a l s b l ä t t e r von 1 8 5 5 und 5 6 ) d u r c h a u s k e i n e B e s t ä t i g u n g . 4 ) In d e r D e n k s c h r i f t ist, w i e a u c h in d i e s e m Beitrage, j e d e p e r sönliche Beziehung oder Bezeichnung vermieden. Die E r w i d e r u n g , o b w o h l die „ l ö b l i c h e A b s i c h t " d e r D e n k s c h r i f t a n e r k e n n e n d , b a t in i h r e r T a b e l l e die N a m e n d e r A e r z t e g e g e b e n . Ob z u m Vortheile e i n e r u n b e f a n g e n e n E r ö r t e r u n g , b l e i b e d a h i n g e s t e l l t , a b e r das n a m e n t l i c h e V e r z e i c h n i s s e r g i e b t n i c h t , d a s s ü b e r h a u p t , o d e r in d e n b e i d e n g e t r e n n t e n P e r i o d e n , die n i e d r i g e n D u r c h s c h n i t t s p r e i s e v o r z u g s w e i s e d e n j ü n g e r e n A e r z t e n , u n d die h ö h e r e n v o r z u g s w e i s e o d e r a u s s c h l i e s s l i c h d e n ä l t e r e n A e r z t e n z u k o m m e n , so d a s s die A n s i c h t ü b e r den „ Z o p f d e s A r z n e i v e r b r a u c h s " und d e s s e n V e r m i n d e r u n g d u r c h „ d e n S t r o m d e r W i s s e n s c h a f t u n d die m o d e r n e n G r u n d s ä t z e " w e n i g s t e n s d e r u n m i t t e l b a r e n , thalsächlichen Begründung entbehrt. 5 ) Noch viel w e n i g e r z u r S a c h e g e h ö r i g o d e r zu i h r e r A u f k l ä r u n g v e r w e n d b a r ist die H e r v o r h e b u n g e i n z e l n e r h e r v o r r a g e n d e r P e r s ö n l i c h -

2

18 keiten aus dem Namcnsverzeicliniss. Wird denn j e n e r b e r ü h m t e Kliniker, „ u n s e r Aller L e h r e r " , etwa an der theuren Receptur seine Schüler e r k e n n e n ? Und der bereits verstorbene „hochgeschätzte und langjährige Techniker der Armendirection" w a r eben als s o l c h e r , wenn ich nicht irre, noch in voller lehensfrischer Wirksamkeit, als die Armendirection die Veröffentlichung der Denkschrift durch ihren Antrag b e w i r k t e ! 6 ) Nur s e h r grosse Befangenheit könnte es leugnen, dass die b e i den Tabellen der Erwiderung auch neue und werthvolle Data darbieten. Z w a r vermisst man bei der generellen Darstellung des DurchschnittsP r e i s e s der ärztlichen Verordnung (Tab. II.) den Nachweis der Durchs c h n i t t s - Z a h l der Verordnung pro Kopf, und dieser zwiefache Nachweis w ü r d e auch sehr zweckmässig in der gesonderten Darstellung d e r beiden Arzneiperioden gewesen sein. Der wesentlichste und w e r t h vollste Zusatz aber sind die beiden ersten Rubriken der I. Tabelle, welche die Anzahl der Kranken und die Anzahl der Verordnungen f ü r jeden e i n z e l n e n Arzt a n g e b e n , Data, die sowohl f ü r die Frage vom Arzneiverbrauch, als f ü r die Frage von der ä r z t l i c h e n W i r k s a m k e i t in der Armenpraxis zu einer sachlichen Verwerthung in fast unmittelbarer Weise auffordern. Und w a s ist schuld, dass diese Verwerthung u n t e r b l i e b e n ? W a s a n d e r e s , als j e n e persönliche E r r e g t h e i t , die an j e d e r Stelle der Erwiderung sich kund giebt und auch bei der E r ö r t e r u n g der einfachen Thalsachen nicht geschwiegen hat. Ja gewiss, diese E r regtheit muss in der That eine aussergevvöhnliche gewesen sein, da sie das W o r t führt nicht nur für die lebenden Armenärzte, sondern auch „ f ü r die mit E r d e b e d e c k t e n , die n i c h t Sprechen können, w e n n s i e S e h e n w e r d e n " , wie sie in der Denkschrift beurtheilt s i n d ! * ) *) Die Erwiderung hat ihre in der Calculatur der Armendirection ausgearbeiteten Tabellen den meiuigen gegenübergestellt, ohne sich über die Dichtigkeit der letzteren a u s z u s p r e c h e n . Ich erachte e s deshalb für a n g e m e s s e n , über die Differenzen, w e l c h e sich bei einer Vergleichung e r g e b e n , Folgendes zu bemerken : 4) Bei einem Vergleich der Tabelle II. der Erwiderung mit T a b e l l e n , der Denkschrift findet s i c h nur — bei der S u m m e d e s Arzueiverbrauchs — bei 4 Quartalen e i n e b e m e r k e n s w e r t e Differenz. 4 8 5 2 II. Q. und