Zivilrecht bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts [1 ed.] 9783428513420, 9783428113422

Die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts ist aktueller denn je. Zahlreiche Krankenkassen-

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Zivilrecht bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts [1 ed.]
 9783428513420, 9783428113422

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Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 294

Zivilrecht bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts Von Thorsten Burg

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

THORSTEN BURG

Zivilrecht bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts

Schriften zum Bürgerlichen Recht Band 294

Zivilrecht bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts

Von Thorsten Burg

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Die Juristische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat diese Arbeit im Jahre 2002 / 2003 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

D 61 Alle Rechte vorbehalten # 2004 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7387 ISBN 3-428-11342-X Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Für meine Eltern

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2002 / 2003 von der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf zur Promotion angenommen. Literatur und Rechtsprechung konnten vor Drucklegung bis Ende September 2003 berücksichtigt werden. Eine Untersuchung der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen, insbesondere solcher des öffentlichen Rechts, scheint nicht neu. Die bisherigen Betrachtungen befassten sich jedoch fast ausschließlich mit der Nachfolge in öffentlich-rechtliche Rechtspositionen. Zivilrechtliche Fragestellungen wurden demgegenüber fast vollständig außer Acht gelassen. Diese gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, wie sowohl die Umgestaltung der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen zu selbständigen Anstalten des öffentlichen Rechts, als auch zahlreiche Krankenkassen- und Sparkassenzusammenschlüsse im gesamten Bundesgebiet gezeigt haben. Im Zuge der Verselbständigung der Universitätsklinika entstand daher auch auf Anregung meines Doktorvaters, Herrn Universitätsprofessor Dr. Dirk Olzen, die grundlegende Idee zu dieser Arbeit. Ihm steht aber nicht nur dafür Dank zu. Vielmehr gebührt ihm für die fortwährende persönliche und individuelle Betreuung sowie die Tätigkeit in einer von Sympathie und Entgegenkommen geprägten Atmosphäre, die ihresgleichen sucht, mein herzlicher Dank. Des Weiteren bedanke ich mich bei Herrn Universitätsprofessor Dr. Ulrich Noack für die Übernahme des Zweitgutachtens. Jeder, der eine solche Arbeit zu Ende gebracht hat, weiß, wie wertvoll die Hilfe anderer ist. Deswegen bedanke ich mich bei allen Verwandten, Freunden und Bekannten, die stets ein offenes Ohr hatten und mir mit fachlichem oder menschlichem Rat zur Seite standen. Mein innigster Dank gebührt aber meinen Eltern. Ohne ihre ideelle und materielle Unterstützung wäre dieses Projekt niemals zu einem solchen Abschluss gekommen. Ihnen widme ich diese Arbeit. Breitscheid, im September 2003

Thorsten Burg

Inhaltsverzeichnis 1. Kapitel Einleitung

25

A. Praktische Hintergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

25

B. Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

27

2. Kapitel Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

32

A. Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

I. Rechtsnachfolgebegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

II. Rechtsnachfolgegegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33

III. Rechtsnachfolgegründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34

B. Allgemeine Voraussetzungen der Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

36

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

37

I. Die Entstehung der juristischen Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

1. Juristische Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

a) Juristische Personen des Privatrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

b) Juristische Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39

aa) Körperschaft des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40

bb) Anstalt des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40

c) Abgrenzung zwischen juristischen Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

41

2. Rechtsnatur der juristischen Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

43

II. Handlungsfähigkeit juristischer Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44

III. Handlungsmöglichkeiten juristischer Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . .

45

1. Zivilrechtliches Tätigwerden juristischer Personen des öffentlichen Rechts . .

45

10

Inhaltsverzeichnis 2. Umfang der Handlungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46

a) Die ultra-vires Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

aa) Grundlegende Entscheidung des BGH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

48

bb) Folgerungen aus dem Urteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

48

b) Uneingeschränkte Rechtsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49

c) Entscheidung zwischen ultra-vires Lehre und uneingeschränkter Rechtsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49

3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

50

IV. Rechtsnachfolgebegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

50

1. Gesamt- / Universalrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

51

2. Einzelrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

3. Sonderrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

4. Teilrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

5. Sonderfall: Vertragsübernahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

53

a) Dogmatische Begründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

53

b) Vertragsübernahme bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

54

aa) Umfang der Beteiligung der einzelnen Vertragsparteien an der rechtsgeschäftlichen Vertragsübernahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

54

(1) Vertragsübernahme als zweiseitiger Vertrag mit Zustimmungserfordernis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55

(2) Vertragsübernahme als dreiseitiger Vertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56

(3) Entbehrlichkeit einer Entscheidung aufgrund Notwendigkeit rechtsgeschäftlicher Willenserklärungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56

bb) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56

c) Rechtsfolgen hinsichtlich des zu übertragenden Rechtsverhältnisses . . . . .

57

aa) Identität des Rechtsverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

bb) Rechtsfolgen in Bezug auf Gestaltungsrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

58

(1) Inhalt der Gestaltungsrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

58

(2) Übergangsfähigkeit bei der Vertragsübernahme . . . . . . . . . . . . . . . .

59

cc) Einschränkung durch Aufgaben- und Wirkungskreis der juristischen Person des öffentlichen Rechts? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

60

(1) Juristische Person als verbleibende Partei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

60

(2) Juristische Person als ausscheidende Vertragspartei . . . . . . . . . . . . .

61

(3) Juristische Person als neu eintretende Vertragspartei . . . . . . . . . . . .

61

d) Abgrenzung der Vertragsübernahme vom Neuabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . .

61

e) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

63

6. Sonderfall: Behördensukzession / Funktionsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

63

Inhaltsverzeichnis

11

V. Abgrenzung der Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

64

1. Abgrenzung gegenüber Rücknahme hoheitlicher Befugnisse . . . . . . . . . . . . . . . .

64

2. Abgrenzung gegenüber Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

65

a) Unmöglichkeit der Abgrenzung zwischen Identität und Rechtsnachfolge

66

b) Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

66

c) Unterscheidung von Identität und Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

67

aa) Merkmale des Rechtssubjekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

67

bb) „Identität“ der Vor-GmbH mit der eingetragenen GmbH . . . . . . . . . . . .

68

cc) Identität bei formwechselnder Umwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

68

dd) Übertragbarkeit der Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

70

ee) Merkmale der Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

70

d) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

72

D. Übertragungstatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

72

I. Rechtsnachfolge im Zivilrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

1. Abtretung, §§ 398 ff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

74

2. Vertragsübernahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

3. Schuldübernahme, §§ 414 ff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

76

4. Betriebsübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

76

5. Gesetzlicher Forderungsübergang gem. § 774 Abs. 1 S. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

77

6. Keine Mitwirkungsrechte aufgrund gesetzlicher Regelung? . . . . . . . . . . . . . . . . .

78

a) Keine Mitwirkungsrechte gem. §§ 566, 578, 581 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78

b) Keine Mitwirkungsrechte gem. § 1058 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78

7. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

79

II. Rechtsnachfolge im öffentlichen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

79

III. Rechtsnachfolge in zivilrechtliche Rechtspositionen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

80

1. Keine ausschließliche Anwendung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

81

a) Bindung des Hoheitsträgers an öffentliches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82

b) Juristische Person als Teil der mittelbaren Staatsverwaltung . . . . . . . . . . . . .

82

c) Unanwendbarkeit von Grundrechten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

84

d) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85

2. Keine ausschließliche Anwendung öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85

a) Kumulative Anwendbarkeit von Zivilrecht und öffentlichem Recht . . . . . .

86

12

Inhaltsverzeichnis b) Zusätzliche Anwendung zivilrechtlicher Grundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

87

aa) Verstoß gegen die Privatautonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

88

bb) Keine Einflussnahme mangels besonderen Interesses am Vertragspartner? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

88

c) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

3. Beeinträchtigung hoheitlicher Rechtsgestaltung bei Rechtsnachfolge nach zivilrechtlichen Grundsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

a) Problemdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

91

b) Lösungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

92

aa) Unbeachtlichkeit der Solvenz des Vertragspartners . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

bb) Schutz vor beliebigem Vertragspartnerwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

94

c) Umwandlungsgesetzliche Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

95

aa) Anwendung auf die vorliegende Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

95

bb) Grundsätzliche Anwendbarkeit von Umwandlungsrecht auf Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts . . . . . .

97

(1) Ablehnende Ansicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

97

(2) Kritik an der ablehnenden Ansicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98

cc) Relevante Umwandlungstatbestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

99

(1) Zuständigkeitsübertragung auf einen anderen Rechtsträger . . . . .

99

(2) Zuständigkeitsübertragung auf mehrere andere Rechtsträger . . . . 100 (3) Teilübertragung von Gesamtzuständigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 d) Direkte Anwendbarkeit von Umwandlungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 aa) Numerus clausus gem. § 1 Abs. 2 UmwG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 bb) Anwendbarkeit des UmwG aufgrund gesetzlicher Anordnung . . . . . . 101 cc) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 e) Analoge Anwendbarkeit des UmwG (Rechtsgedankenübertragung) . . . . . . 103 aa) Kein Verstoß gegen das umwandlungsgesetzliche Analogieverbot . . 104 (1) Wortlaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 (2) Systematische Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 (3) Historische Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 (4) Teleologische Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 (5) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 (6) Strukturelle Verschiedenheit von umwandlungsgesetzlicher und öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 (7) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 bb) Gesetzliche Regelungslücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 cc) Eingrenzung der vergleichbaren Rechtsnachfolgefälle . . . . . . . . . . . . . . 112

Inhaltsverzeichnis

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dd) Vergleichbarkeit von umwandlungsgesetzlicher und hoheitlich-angeordneter Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 (1) Vergleichbarkeit der Sachverhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 (2) Vergleichbarkeit der Interessenlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 (3) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 ee) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 f) Konfliktsituation / Nicht dem Umwandlungsgesetz unterfallende Fälle . . . 120 aa) Parteivereinbarung, Singularsukzession . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 bb) Interner Freistellungsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 (1) Öffentlich-rechtlicher oder zivilrechtlicher Vertrag? . . . . . . . . . . . . 121 (2) Eingeschränkte Rechtsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 cc) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 IV. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 I. Übertragbarkeit einer zivilrechtlichen Rechtsposition einer juristischen Person des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 1. Höchstpersönlichkeit aufgrund gesetzlicher Anordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 2. Höchstpersönlichkeit aufgrund individueller Vereinbarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 II. Höchstpersönlichkeit bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . 128 1. Beispiel: Krankenhausbehandlungsvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 2. Individualbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 a) Merkmale der Selbständigkeit der Anstalt des öffentlichen Rechts . . . . . . . 130 b) Sonderstellung juristischer Personen des öffentlichen Rechts im Zivilrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 aa) Grundsätzlich öffentlich-rechtliche Handlungsweise . . . . . . . . . . . . . . . . 131 bb) Besonderheiten im Zivilrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 cc) Kein Vertrauensverhältnis mangels natürlicher Personen . . . . . . . . . . . . 133 c) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 3. Möglichkeit der Vereinbarung im Einzelfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 III. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 F. Ergebnis zum 2. Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

3. Kapitel Arbeitsrechtliche Fragen

137

A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

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Inhaltsverzeichnis I. Anwendbarkeit von § 613a im öffentlichen Dienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 1. Spezialität einzelner öffentlich-rechtlicher Rechtsnormen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 a) Gleicher Regelungsgehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 b) Weiteres Tatbestandsmerkmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 2. Allgemeiner öffentlich-rechtlicher Rechtssatz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 II. Auslegung des § 613a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 1. „Betrieb / Betriebsteil“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 2. „Übergang auf einen anderen Inhaber“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 a) „Anderer Inhaber“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 b) „Übergang“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 3. „Durch Rechtsgeschäft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 a) Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 b) Arbeitnehmerschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 c) Arbeitnehmerschutz bei Gesamtrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 4. Analoge Anwendung von § 613a bei gesetzlich angeordneten Umbildungen

151

III. Sachlicher Geltungsbereich des § 613a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 1. Nicht-hoheitliche Tätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 2. Funktionsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 3. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 IV. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 C. Zuständigkeiten der Personalvertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 I. Historische Entwicklung der Arbeitnehmervertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 II. Überblick über das zivilrechtliche Mitbestimmungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 III. Personalvertretungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 1. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 2. Aufgabenwahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 IV. Beteiligung der Personalvertretung im Rahmen einer Rechtsnachfolge . . . . . . . . . 161 1. Kein Mitwirkungsrecht im Vorfeld der Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 2. Mitwirkungsrecht nach Durchführung der Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 a) Dienststellenbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 b) Personalbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 3. Folgen unzureichender Beteiligung der Personalvertretung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 4. Keine Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 5. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Inhaltsverzeichnis V. Besetzung und Zuständigkeitsverteilung des Personalrats nach Rechtsnachfolge

15 165

1. Vereinigung zweier Rechtsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 a) Rechtsnachfolge bei Rechtsträgern mit bestehendem Personalrat . . . . . . . . 167 aa) Neuwahl der Personalvertretung in der neuen Dienststelle . . . . . . . . . . 168 bb) Übergangsmandat der zuvor bestehenden Personalräte gem. § 27 Abs. 3 BPersVG analog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 (1) Gesetzliche Regelungslücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 (2) Vergleichbarkeit der Interessenlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 cc) Kein Unterschied zu LPVG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 b) Erstmalige Bildung eines Personalrates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 c) Zusammenführung von Teilen eines Rechtsträgers bei bestehendem Personalrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 2. Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers bei bestehendem Personalrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 VI. Auswirkungen der Zuständigkeitsveränderung des Personalrats auf laufende Verfahren (insbesondere Kündigungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 1. Ablauf einer Kündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 2. Auswirkungen bei Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 a) Vereinigung von Rechtsträgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 aa) Auswirkungen auf die Einbeziehung des Personalrats . . . . . . . . . . . . . . . 175 bb) Auswirkungen auf den Weiterbeschäftigungsanspruch . . . . . . . . . . . . . . 176 cc) Interessenabwägung / Vergleich mit dem Betriebsverfassungsrecht . . 176 dd) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 b) Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 aa) Fortbestand mehrerer an einer Maßnahme beteiligter Rechtsträger . . 179 bb) Übergangsmandat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 VII. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

4. Kapitel Datenschutz

182

A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 B. Eingrenzung des Prüfungsbereichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 I. Themenbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 II. Juristische Personen als Adressat datenschutzgesetzlicher Regelungen . . . . . . . . . 185 III. Datenschutzgesetzliche Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

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Inhaltsverzeichnis

C. Datenschutz bei Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 I. Begriffsklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 II. Voraussetzungen der Übermittlung von Daten bei Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . 187 III. Auswirkungen auf den Prüfungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 1. Natürliche Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 2. Stelle i.S.v. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . 188 a) Kein Individualbezug der „Stelle“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 b) Stellenbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 aa) Vergleich mit Dienststellenbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 bb) Abgrenzung anhand der zugewiesenen Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 c) Übertragung der Kriterien auf natürliche Person als Dritter . . . . . . . . . . . . . . 191 3. Auswirkungen auf Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 a) Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 b) Vereinigung von Rechtsträgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 aa) Datenübermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 bb) Besonderheiten der Gesamtrechtsnachfolge? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 IV. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 D. Erlaubnistatbestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 I. Andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 1. Öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 a) Einschränkung durch formelle oder materielle Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 b) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 2. Auswirkungen bei Rechtsträgerumbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 a) Rechtsnachfolge unter Ortskrankenkassen gem. §§ 144 ff. SGB V . . . . . . . 198 aa) Anwendbarkeit von Bundes- oder Landesdatenschutzrecht . . . . . . . . . . 199 bb) § 144 SGB V als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 b) § 9 IHKG oder § 1 IHKG (nw) als „andere Rechtsvorschrift“ gem. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 c) § 32 SpkG (nw) als „andere Rechtsvorschrift“ gem. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 3. Abgrenzung von § 9 IHKG gegenüber Subsidiaritätsklausel . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 4. Zivilrechtliches Rechtsnachfolgeelement als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204

Inhaltsverzeichnis

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II. Zulässigkeit der Datenverarbeitung infolge datenschutzgesetzlicher Erlaubnis . . 206 1. Rechtsnachfolge unter Krankenkassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 a) Bundesdatenschutzgesetzlicher Erlaubnistatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 b) Landesdatenschutzgesetzlicher Erlaubnistatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 2. Rechtsnachfolge unter Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 III. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 IV. Einwilligung in die Datenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 1. Betriebsinterne Daten (Arbeitnehmer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 a) Keine konkludente Einwilligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 b) Freiwilligkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 aa) Mangelnde Freiwilligkeit infolge Subordination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 bb) Grenze zulässiger Einwilligungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 (1) Subordinationsverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 (2) Folgen für Freiwilligkeit der Einwilligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 c) Umfang der zu übertragenden Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 2. Externe Daten (Dritte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 E. Folgen unzulässiger Datenverarbeitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 I. Allgemeine Rechte des Betroffenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 II. Schadensersatzanspruch gem. § 20 DSG (nw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 1. Anspruch auf Ersatz für materiellen und immateriellen Schaden . . . . . . . . . . . . 219 2. Schadensersatzanspruch bei Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

5. Kapitel Haftungsrechtliche Fragen

221

A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 B. Haftung der juristischen Person des öffentlichen Rechts, § 89 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 I. „Vorstand oder verfassungsmäßig berufener Vertreter“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 II. „Juristische Person des öffentlichen Rechts“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 III. Privatrechtliches Tätigwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 IV. Zurechnung der Handlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 2 Burg

18

Inhaltsverzeichnis

C. Übergang der Verpflichtung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts auf den Rechtsnachfolger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 I. Gesamtrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 1. Fortbestand des alten Rechtsträgers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 2. Nachhaftung juristischer Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 a) Zivilrechtliche Nachhaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 aa) Bezug auf Rechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 bb) Interessenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 b) Vergleichbarkeit der Interessenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 aa) Nicht-insolvenzfähige Rechtsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 bb) Insolvenzfähige Rechtsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 (1) Fortgesetzte Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 (2) Zeitliche Begrenzung der Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 II. Einzelrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 1. Mitwirkung des Gläubigers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 2. Einschränkung durch ultra-vires-Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 3. Nachhaftung bei Einzelrechtsnachfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 D. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236

6. Kapitel Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

238

A. Rechtsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 I. Juristische Person als Beklagte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 1. Wortlaut von § 265 ZPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 2. Historische Auslegung von § 265 ZPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 3. Systematische Auslegung von § 265 ZPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 4. Prozessökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 5. Anwendung auf Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 II. Juristische Person als Kläger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 1. Fortbestand des Rechtsträgers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 2. Prozessfortführung durch Rechtsvorgänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 3. Umstellung des Klageantrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

Inhaltsverzeichnis

19

C. Rechtsnachfolge zwischen Urteil und Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 I. Juristische Person als Schuldner der Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 1. Titelübertragende Vollstreckungsklausel (insb. Offenkundigkeit), § 727 ZPO 248 2. Subjektive Rechtskraft des Urteils, § 325 ZPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 3. Besonderheiten der Zwangsvollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts, § 882a ZPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 II. Juristische Person als Gläubiger der Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 D. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

7. Kapitel Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

251

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259

Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

2*

Abkürzungsverzeichnis a.A. a. a. O. a.E. a.F. abl. ABl. EG Abs. Abschn. AcP AG AG AktG AnfG Anm. AO AP ArbGG AuA Aufl. AuR ausf. BAG BAGE Bank-A BArbG BayObLG BB Bbg. Bd. BDSG BenshSlg

1

anderer Ansicht am angegebenen Ort am Ende alte Fassung ablehnend(-er) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Absatz Abschnitt „Archiv für die civilistische Praxis“1 Aktiengesellschaft „Die Aktiengesellschaft“ Aktiengesetz Gesetz über die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Insolvenzverfahrens Anmerkung Abgabenordnung „Arbeitsrechtliche Praxis“ Arbeitsgerichtsgesetz „Arbeit und Arbeitsrecht“ Auflage Arbeit und Recht ausführlich Bundesarbeitsgericht Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts „Bank-Archiv“ Bundesarbeitsgericht Bayerisches Oberstes Landesgericht „Betriebsberater“ Brandenburg Band Bundesdatenschutzgesetz Entscheidungen des Reichsarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte, verlegt bei Bensheimer (ab 1934: Arbeitsrechtssammlung – ARS)

Angaben in „ . . .“ kennzeichnen ein Periodikum.

Abkürzungsverzeichnis BetrAVG BetrVG BeurkG BGB BGH BGHZ BPersVG BRAK-Mitteil. bspw. BT-Drucks. BVerfG BVerwGE bzw. DB ders. Diss. DÖV DRZ DSG (nw) DStR DtZ. DVBl. EGBGB EGInsO et al. EuGH EV f. (ff.) FAZ Fn. FRGG FS GG ggf. GmbH GmbHG GmbHRdsch. GO (nw) GS GVBl. Habil.

21

Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung Betriebsverfassungsgesetz Beurkundungsgesetz Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bundespersonalvertretungsgesetz „Mitteilungen der Bundesrechtsanwaltskammer“ beispielsweise Bundestagsdrucksachen (Wahlperiode / Nr.) Bundesverfassungsgericht Sammlung der Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts beziehungsweise „Der Betrieb“ derselbe Dissertation „Die öffentliche Verwaltung“ „Deutsche Richterzeitung“ Datenschutzgesetz Nordrhein-Westfalen „Deutsches Steuerrecht“ „Deutsch – Deutsche Rechtszeitschrift“ „Deutsches Verwaltungsblatt“ Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche Einführungsgesetz zur Insolvenzordnung und andere Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands – Einigungsvertrag – folgende (mehrere folgende) „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Fußnote Funktionalreformgrundsätzegesetz Festschrift Grundgesetz gegebenenfalls Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung „GmbH-Rundschau“ Gemeindeordnung (Nordrhein-Westfalen) [i. d. Fassung der Bekanntmachung vom 14. Juli 1994, GV NRW S. 666 / SGV NRW 2023] Großer Senat Gesetz- und Verordnungsblatt Habilitation

22 HG (nw) Hs. i.E. i.S.v. i.V.m. IAB IHKG IHKG (nw) InsO JZ Kap. KHG NRW LG Lit. lit. LM LPVG LPVG (nw) LStDV m. m.a.W. m. w. N. MDR Mot NJW NJW-RR Nr. NVwZ NW NZA o.g. OLG OVG PersR PersV Prot RAG RdA RGZ

Abkürzungsverzeichnis Gesetz über die Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen Halbsatz im Ergebnis im Sinne von in Verbindung mit Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern Gesetz über die Industrie- und Handelskammern im Lande NordrheinWestfalen Insolvenzordnung (vom 5. Oktober 1994 [BGBl. I 2866]) „Juristenzeitung“ Kapitel Krankenhausgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen Landgericht Literatur Buchstabe „Lindenmaier – Möhring“: Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Landespersonalvertretungsgesetz Landespersonalvertretungsgesetz Nordrhein-Westfalen Lohnsteuerdurchführungsverordnung mit mit anderen Worten mit weiteren Nachweisen „Monatsschrift für Deutsches Recht“ Motive zum Bürgerlichen Gesetzbuch „Neue Juristische Wochenschrift“ „Neue Juristische Wochenschrift“ – Rechtsprechungsreport Nummer „Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht“ Nordrhein-Westfalen „Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht“ oben genannte Oberlandesgericht Oberverwaltungsgericht „Der Personalrat“ „Die Personalvertretung“ Protokolle der Verhandlungen zum Bürgerlichen Gesetzbuch Reichsarbeitsgericht „Recht der Arbeit“ Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen

Abkürzungsverzeichnis Rn. Rspr. S. s. o. s. u. SGB StPO u. a. Überbl UmwG Urt. v. VerwArch vgl. VVDStRL VwGO VwVfG VwVG (nw)

WarnRspr WEG WM WRV z. B. ZBR ZfA ZfPR ZGR ZHR ZIP ZPO ZRP ZVG ZZP

23

Randnummer Rechtsprechung Seite / Satz siehe oben siehe unten Sozialgesetzbuch Strafprozessordnung und andere Überblick Umwandlungsgesetz Urteil vom „Verwaltungsarchiv“ vergleiche Veröffentlichungen der Vereinigung Deutscher Staatsrechtslehrer Verwaltungsgerichtsordnung Verwaltungsverfahrensgesetz Verwaltungsvollstreckungsgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (i.d. Fassung der Bekanntmachung vom 13. 05. 1980 [GVBl. NW S. 510 / SGV NW 2010]) Rechtsprechung des Reichsgerichts, hrsg. von Warneyer Gesetz über das Wohnungseigentum und das Dauerwohnrecht (Wohnungseigentumsgesetz) „Wertpapiermitteilungen“ Weimarer Reichsverfassung zum Beispiel „Zeitschrift für Beamtenrecht“ „Zeitschrift für Arbeitsrecht“ „Zeitschrift für Personalvertretungsrecht“ „Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht“ „Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht“ „Zeitschrift für Wirtschaftsrecht“ Zivilprozessordnung „Zeitschrift für Rechtspolitik“ Zwangsversteigerungsgesetz „Zeitschrift für Zivilprozeß“

1. Kapitel

Einleitung A. Praktische Hintergründe Die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern ist juristisch ein offenes Feld. Sie erlangte insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, und zwar hinsichtlich der Nachfolge der Bundesrepublik Deutschland in die Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches1, aber auch im Zuge der Kommunalreform2 sowie im Rahmen der Wiedervereinigung3 wesentliche Bedeutung. Dabei stand allerdings stets die Frage der Nachfolge in öffentlich-rechtliche Rechtspositionen im Vordergrund. Die zivilrechtlichen Auswirkungen der Rechtsnachfolge unter öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern wurden trotz erheblicher Bedeutung kaum behandelt. Das erscheint umso verwunderlicher, als insbesondere in jüngerer Zeit eine zunehmende Anzahl von Umstrukturierungen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts festzustellen ist4. Mit Verordnung vom 1. Dezember 2000 wurden die medizinischen Einrichtungen, § 34 HG (nw), der Hochschulen Münster5, Köln6, Essen7, Düsseldorf8, Bonn9 und Aachen10 als Universitätsklinikum zu einer selbständig rechtsfähigen juristischen Person des öffentlichen Rechts umgebildet. Dabei handelt es sich entsprechend dem Wortlaut der Verordnungen um Anstalten des öffentlichen Rechts. Sie erfüllen die dem Land Nordrhein-Westfalen gem. § 1 Abs. 2 S. 1 KHG NRW obliegende Aufgabe der Krankenversorgung in Krankenhäusern. Ebenso „dien[en sie] dem Fachbereich Medizin der [je1 Dazu beispielsweise Grewe, DRZ 1949, 313; Coing, NJW 1954, 817; Freudling, NJW 1954, 1786. 2 Siehe dazu die Arbeiten von Hassel, Rechtsfolgen kommunaler Gebietsreform, und Schink, Rechtsnachfolge bei Zuständigkeitsveränderungen in der öffentlichen Verwaltung. 3 Stern, Deutsche Wiedervereinigung; Ipsen, Verfassungsrecht im Wandel, FS Heymanns Verlag, Teil I. 4 So etwa die Ausgliederung der Universitätsklinika aus den Hochschulen in NordrheinWestfalen, GVBl. NW 2000, 716 ff. 5 GVBl. NW 2000, 716 ff. 6 GVBl. NW 2000, 721 ff. 7 GVBl. NW 2000, 725 ff. 8 GVBl. NW 2000, 729 ff. 9 GVBl. NW 2000, 734 ff. 10 GVBl. NW 2000, 738 ff.

26

1. Kapitel: Einleitung

weiligen Hochschule]11 zur Erfüllung seiner Aufgaben in Forschung und Lehre“12. In großem Umfang fanden in den letzten Jahren auch strukturelle Veränderungen unter Krankenkassen, die gem. § 4 Abs. 1 SGB V Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, statt. Die Zahl der allgemeinen Ortskrankenkassen in den alten Bundesländern sank zwischen 1990 und 2002 um 255 von 267 auf 12 Krankenkassen. Die Betriebs- und Innungskrankenkassen reduzierten sich von 633 (BKK) bzw. 122 (IKK) im Jahre 1990 auf 275 (BKK) bzw. 19 (IKK). In den neuen Bundesländern verringerte sich die Zahl der Allgemeinen Ortskrankenkassen zwischen 1991 und 2002 von 12 auf 5 Krankenkassen. Von 37 Betriebs- und 23 Innungskrankenkassen blieben 12 bzw. 6 Krankenkassen über13. Die zahlenmäßigen Veränderungen resultieren aus der Möglichkeit, Krankenkassen auf Beschluss der Verwaltungsräte gem. §§ 144 ff. SGB V zusammenzulegen. In diesem Fall entsteht gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V eine neue Krankenkasse, die Gesamtrechtsnachfolger der vereinigten Krankenkassen wird. Vergleichbare zahlenmäßige Veränderungen sind auch unter Sparkassen festzustellen. Gem. § 32 SpkG (nw) können benachbarte Sparkassen, die gem. § 2 SpkG (nw) juristische Personen des öffentlichen Rechts sind, vereinigt werden, so dass entweder gem. § 32 Abs. 1 Nr. 1 SpkG (nw) „eine Sparkasse entsteht, auf die das Vermögen der beteiligten Sparkassen als Ganzes übergeht [ . . . ]“, oder gem. § 32 Abs. 1 Nr. 2 SpkG (nw) „eine Sparkasse von einer bestehenden oder neu zu errichtenden Sparkasse aufgenommen wird, auf die das Vermögen als Ganzes übergeht“. Die Zahl der Sparkassen in Gesamtdeutschland sank infolge von Zusammenschlüssen zwischen dem 31. Dezember 1990 und Januar 2002 von 770 Instituten auf 535 Institute. In Nordrhein-Westfalen (Verbandsgebiete „Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, Düsseldorf“ und „Westfälisch-Lippischer Sparkassen- und Giroverband, Münster“) waren zwischen Anfang 1990 und Januar 2002 insgesamt 14 Institutszusammenschlüsse zu verzeichnen14. Damit ist die Liste der Beispiele möglicher Rechtsnachfolgekonstellationen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts jedoch noch nicht erschöpft. Industrieund Handelskammern, die gem. § 3 Abs. 1 IHKG Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, können beispielsweise gem. § 1 S. 1 IHKG (nw) durch Rechtsverordnung umstrukturiert werden. Das erfolgte zuletzt durch die Verordnung über die Neugliederung der Industrie- und Handelskammern in NRW vom 1. März 197715. Ergänzungen durch Verfasser. So z. B. der Wortlaut von § 2 Abs. 1 der Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts vom 1. Dezember 2000 (GVBl. NW 2000, 729 ff.). 13 Quelle: Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V.; eigene Darstellung nach: BMG. Zu geplanten Krankenkassenfusionen siehe auch FAZ vom 05. 11. 2002, S. 14; 22. 02. 2003, S. 12. 14 Quelle: Statistik des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Berlin. Zur aktuellen Bedeutung der Rechtsnachfolge unter Sparkassen vgl. FAZ vom 21. 09. 2002, S. 21; 26. 09. 2002, S. 12; 12. 11. 2002, S. 13; 16. 06. 2003, S. 16; 23. 09. 2003, S. 16. 11 12

B. Gang der Untersuchung

27

In allen Fällen fand zwischen den beteiligten Rechtsträgern Rechtsnachfolge statt. Auch wenn die zivilrechtliche Rechtsnachfolge im Gegensatz zur öffentlichrechtlichen normiert ist16, wie die erb- sowie umwandlungsrechtlichen Regelungen zeigen, so sind im Zusammenhang mit der zivilrechtlichen Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern immer noch verschiedene Fragen ungeklärt. Das gab Anlass zu der vorliegenden Untersuchung, deren Schwerpunkt in der Betrachtung der Rechtsnachfolge öffentlich-rechtlicher Rechtsträger in zivilrechtliche Rechtspositionen liegen soll17. Die zivilrechtliche Tätigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts wirft hinsichtlich der Rechtsnachfolge in privatrechtliche Rechtspositionen zunächst die Frage auf, ob eine solche Sukzession allein nach zivil- oder öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen stattfindet, oder beide Rechtsgebiete kumulativ Anwendung finden. Gegebenenfalls erfordert die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts sowohl eine öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung, die Bestandteil hoheitlicher Rechtsgestaltung ist, als auch einen gesonderten zivilrechtlichen Übertragungstatbestand. Für die oben angesprochene Rechtsnachfolge zwischen Universität und Universitätsklinikum bedeutet das beispielsweise, dass eine Verbindlichkeit der Universität, die auf das Universitätsklinikum im Zuge dessen Verselbständigung übergehen soll, bereits durch die (öffentlich-rechtliche) Verordnung übergeleitet werden kann, oder aber erst aufgrund einer gesonderten (zivilrechtlichen) Schuldübernahme gem. §§ 415 ff.18 übergeht.

B. Gang der Untersuchung Der Gang der Untersuchung orientiert sich dabei an den zivilrechtlichen Voraussetzungen der Rechtsnachfolge, die das Vorhandensein einer Rechtsposition, Erfüllung eines Übertragungstatbestandes sowie die Übergangsfähigkeit der Rechtsposition umfassen. Folglich werden mit Rücksicht auf die Notwendigkeit einer Rechtsposition zunächst Entstehung und (zivilrechtliche) Handlungsmöglichkeiten juristischer Personen des öffentlichen Rechts näher betrachtet, um anschließend der Frage der Übertragung von Rechtspositionen nachgehen zu können. Im Zusammenhang mit dem Übertragungstatbestand als zweite Voraussetzung der Rechtsnachfolge wird dann zuerst geprüft, ob die Sukzession einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in eine zivilrechtliche Rechtsposition bereits aufgrund einer öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung stattfindet, oder da15 GVBl. NW S. 95 / SGV NW 7124, geändert durch VO vom 05. 11. 1981 (GVBl. NW S. 682). 16 Stadie, DVBl. 1990, 501. 17 Zur Rechtsnachfolge im öffentlichen Recht vgl. umfassend die Habilitationsschrift von Dietlein, Nachfolge im öffentlichen Recht. 18 §§ ohne nähere Bezeichnung sind solche des BGB.

28

1. Kapitel: Einleitung

neben zusätzlich ein zivilrechtlicher Übertragungstatbestand erfüllt werden muss. Wenn sowohl eine öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung als auch ein zivilrechtlicher Übertragungstatbestand für die Überleitung einer zivilrechtlichen Rechtsposition unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts notwendig sind, dann kann daraus die Einflussnahme einer Privatperson auf hoheitliche Rechtsgestaltung resultieren. Zivilrechtliche Rechtsnachfolge findet, wie im Verlauf der Prüfung zu zeigen sein wird, unter Beteiligung der von der Rechtsnachfolge betroffenen Partei statt. Damit ist die Partei eines Rechtsverhältnisses gemeint, auf deren Seite keine Rechtsnachfolge stattfindet. Im Fall der Übertragung einer Verbindlichkeit wäre die von Rechtsnachfolge betroffene Partei beispielsweise der Gläubiger, § 415 Abs. 1 S. 1. Die Mitwirkungsrechte dieser Partei können die Rechtsnachfolge zum Erliegen bringen, da z. B. die Wirksamkeit einer Schuldübernahme von der Genehmigung des Gläubigers abhängt, § 415 Abs. 1 S. 1. Verweigert der Gläubiger die Zustimmung, dann ist die Schuldübernahme unwirksam. Macht ein Privater seine Mitwirkungsrechte geltend bzw. verweigert er die Mitwirkung, dann scheitert die zivilrechtliche Rechtsnachfolge daran. Das hätte für die Nachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in eine zivilrechtliche Rechtsposition zur Folge, dass die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung leer liefe, da sie zivilrechtlich nicht (mehr) umgesetzt werden könnte. Die Anordnung bestünde zwar, wäre inhaltlich mangels Durchführbarkeit aber gegenstandslos. Eine Lösung dieses Problems wird im zweiten Kapitel unter Zuhilfenahme des Umwandlungsgesetzes entwickelt. Das Umwandlungsgesetz bietet in erster Linie zivilrechtlichen Rechtsträgern verschiedene Umstrukturierungsmöglichkeiten, mit dem Ziel, schnellstmöglich auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren zu können19. Das Mittel dazu ist eine zügige Durchführung von Rechtsnachfolge, wobei die Interessen der an der Umwandlung beteiligten Rechtsträger über diejenigen von Dritten, welche von der Rechtsnachfolge betroffen sind, gestellt werden20. Dadurch wird die Einflussnahme der „beteiligten“ Dritten minimiert. Sofern das Umwandlungsgesetz bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts ebenfalls anwendbar wäre oder dessen Grundsätze sich übertragen ließen, könnte die Einflussnahme eines Privaten auf hoheitliche Rechtsgestaltung mangels Mitwirkungsmöglichkeit umgangen werden. Eine Untersuchung der dritten Rechtsnachfolgevoraussetzung, der Übergangsfähigkeit von Rechtspositionen, schließt das zweite Kapitel ab. Übergangsfähigkeit setzt voraus, dass die jeweilige Rechtsposition losgelöst vom bezogenen Rechtssubjekt bestehen kann21. Subjektbezug beinhaltet wiederum Individualität, woran es bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts als Teil der mittelbaren Staats-

19 Siehe bereits Begründung des Gesetzentwurfs in BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71; auch abgedruckt bei Ganske, Umwandlungsrecht, Teil A (S. 13). 20 Siehe nur Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 19; MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 27. 21 Heinze, Rechtsnachfolge, 20.1 (S. 154); Schink, Rechtsnachfolge, § 3 A I (S. 28) jeweils m. w. N.

B. Gang der Untersuchung

29

verwaltung22 mangeln kann. Insofern ist herauszuarbeiten, welche Merkmale die Übergangsfähigkeit einer Rechtsposition sowie die Individualität einer juristischen Person kennzeichnen, und ob es diesbezüglich Besonderheiten hinsichtlich der juristischen Personen des öffentlichen Rechts gibt. Daneben sind weitere zivilrechtliche Fragestellungen zu untersuchen. Die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts bezieht sich nicht nur auf die beteiligten Rechtsträger, sondern berührt auch deren Arbeitnehmer. Öffentlich-rechtliche Rechtsträger beschäftigen sowohl Beamte als auch Angestellte. Da vorliegend den zivilrechtlichen Auswirkungen der Rechtsnachfolge nachgegangen wird, ist die Frage zu prüfen, ob hinsichtlich der Angestelltenverhältnisse die Regelungen des § 613a zur Anwendung gelangen. Gegebenenfalls könnten die Angestellten als privatrechtliche Arbeitnehmer ein Widerspruchsrecht gegen den Betriebsübergang gem. § 613a Abs. 6 geltend machen, was wiederum Einflussnahme eines Privaten auf hoheitliche Rechtsgestaltung bedeutete. Das wird zu Beginn des dritten Kapitels der Arbeit untersucht. Des Weiteren sind die Interessenvertretungen der Arbeitnehmer nicht zu vernachlässigen. Während die Interessen von Angestellten eines zivilrechtlichen Rechtsträgers durch den Betriebsrat wahrgenommen werden, erfolgt die Interessenvertretung der Arbeitnehmer eines öffentlich-rechtlichen Rechtsträgers durch die Personalvertretung. Ihre gesetzliche Grundlage finden die Interessenvertretungen im Betriebsverfassungsgesetz bzw. im Bundes- sowie in den Landespersonalvertretungsgesetzen. Eine darauf bezogene Betrachtung erfolgt im zweiten Teil des dritten Kapitels. Im Zuge einer Rechtsnachfolge kommt es zu Veränderungen der betrieblichen Größenverhältnisse, die ihrerseits neue Zuständigkeiten sowie Zusammensetzungen der Personalvertretung nach sich ziehen. Daher werden im weiteren Verlauf des dritten Kapitels die Beteiligung der Personalvertretung an der Rechtsnachfolge sowie deren Zuständigkeitsverteilung geprüft. Weiterhin bleibt zu untersuchen, welche Auswirkungen die Rechtsnachfolge auf Verfahren, an denen die Personalvertretung zu beteiligen ist und die zum Zeitpunkt der Rechtsnachfolge noch nicht beendet sind, hat. Hierunter fällt beispielsweise die Kündigung eines Arbeitnehmers gem. § 79 BPersVG. Dies wird am Ende des dritten Kapitels untersucht. Mit dem Übergang von Arbeitsverhältnissen auf einen neuen Rechtsträger ist notwendig auch die Übertragung von arbeitnehmerbezogenen Daten verbunden. Der neue Arbeitgeber könnte beispielsweise Gehaltszahlungen nicht vornehmen, wenn er keine Angaben über Bankverbindungen etc. seiner Arbeitnehmer erhielte. Die Übertragung dieser Daten unterliegt jedoch Einschränkungen, da sie personenbezogen sind, und gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) ein grundsätzliches Verbot der Übermittlung solcher Daten besteht. Insofern tritt die Fragestellung auf, ob und bejahendenfalls in welchem Umfang personenbezogene Daten im 22 Jecht, Die öffentliche Anstalt, 1. Kap. § 3 I (S. 25); Maurer, VerwR, § 23 Rn. 1, 30; Schnapp, AöR 105 (1980), 243 (245).

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1. Kapitel: Einleitung

Rahmen einer Rechtsnachfolge auf den Rechtsnachfolger übertragen werden dürfen. Das gilt nicht nur für arbeitnehmer-, sondern auch für drittbezogene Daten, wie zum Beispiel die eines Patienten der medizinischen Einrichtungen einer Universität, Kundendaten einer Sparkasse oder Mitgliedsdaten einer Industrie- und Handelskammer. Diese dürfen ebenfalls aufgrund ihres Personenbezuges nicht uneingeschränkt übertragen werden. Den datenschutzrechtlichen Aspekten der Rechtsnachfolge wird im vierten Kapitel der Untersuchung nachgegangen. Daran schließen sich im fünften und sechsten Kapitel eingehende Betrachtungen der haftungsrechtlichen und prozessualen Auswirkungen der Rechtsnachfolge an. Juristische Personen des öffentlichen Rechts können wie jeder andere Rechtsträger schadensersatzpflichtig werden. Sofern der Tatbestand der §§ 89, 31 erfüllt ist, richtet sich der Anspruch unmittelbar gegen die juristische Person. Hierin liegt eine Parallele zu den staatshaftungsrechtlichen Regelungen gem. Art. 34 GG, § 839. Unklar ist jedoch, wann die unmittelbare Haftung der juristischen Person gem. §§ 89, 31 eintritt. Dies wird zu Beginn des fünften Kapitels untersucht. Daran schließt sich die Prüfung der Frage an, ob auch die Ersatzverpflichtung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts durch Rechtsnachfolge auf den neuen Rechtsträger übergeht. Hier erlangen insbesondere wieder die Mitwirkungsrechte der von der Rechtsnachfolge betroffenen Dritten Bedeutung, da der Übergang einer Verpflichtung unter Umständen eine Verschlechterung der Rechtsposition des Gläubigers, beispielsweise aufgrund von schlechterer Solvenz des neuen Schuldners, nach sich ziehen kann. Andererseits können jedoch auch wieder Besonderheiten für juristische Personen des öffentlichen Rechts gelten, da diese unter anderem gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO nicht insolvenzfähig sind, sofern das Landesrecht dies vorsieht. Mangelnde Insolvenzfähigkeit verneint einen Rückschluss auf schlechtere Solvenz. Das wiederum stellt eine Verschlechterung der Rechtsposition in Frage. Demnach wird untersucht, ob die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auch die Verbindlichkeiten übergehen lässt. Daneben ist die Frage einer eventuellen Nachhaftung des Rechtsvorgängers zu prüfen. Zivilrechtlich, und dabei insbesondere im Handels- und Umwandlungsrecht, wie § 26 HGB, § 133 UmwG exemplarisch belegen, treten an verschiedenen Stellen Regelungen über eine Nach- bzw. Enthaftung des Rechtsvorgängers auf. Danach haftet der Rechtsvorgänger für Verbindlichkeiten, die von ihm begründet worden waren, innerhalb eines bestimmten Zeitraums fort. Entsprechendes könnte auch für die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts gelten, so dass beispielsweise eine Universität für Verbindlichkeiten, die zum Zeitpunkt der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen bestanden und auf das Universitätsklinikum übergegangen sind, auch nach Durchführung der Rechtsnachfolge noch einstehen müsste. Das wird ebenfalls im fünften Kapitel näher untersucht. Das sechste Kapitel widmet sich einer Betrachtung der prozessualen Auswirkungen der Rechtsnachfolge. Dazu werden zunächst die sukzessionsbedingten Konsequenzen für laufende Prozesse betrachtet. Zu prüfen ist, ob bei Rechtsnachfolge

B. Gang der Untersuchung

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während eines Prozesses ein Parteiwechsel stattfindet oder es lediglich einer Klageänderung bedarf. Ebenso bleiben die Konsequenzen der Rechtsnachfolge auf den Zeitraum zwischen Prozessende und Beginn der Zwangsvollstreckung zu prüfen. Die Wirksamkeit der Zwangsvollstreckung setzt gem. §§ 704, 724, 750 ZPO voraus, dass der Gläubiger der Zwangsvollstreckung über einen Titel mitsamt Vollstreckungsklausel verfügt, und dem Schuldner der Zwangsvollstreckung ein Exemplar des Titels zugestellt wird. Sofern Rechtsnachfolge eintritt, und gegen den Nachfolger vollstreckt werden soll, stimmt die Bezeichnung des Schuldners der Zwangsvollstreckung in der Vollstreckungsklausel nicht mehr. Dem kann durch eine Umschreibung abgeholfen werden. Diesen und weiteren Auswirkungen der Rechtsnachfolge auf ein Zwangsvollstreckungsverfahren wird im sechsten Kapitel nachgegangen. Am Ende der Arbeit erfolgt im siebten Kapitel eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse.

2. Kapitel

Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge A. Rechtsnachfolge Die medizinischen Einrichtungen der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen waren gem. § 41 Abs. 1 S. 1, 5 HG (nw) bis zum 31. 12. 2001 durch Rechtsverordnung in Anstalten des öffentlichen Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit umzubilden. Zugleich ließ der Gesetzgeber gem. § 41 Abs. 2 Nr. 3 HG (nw) in der jeweiligen Rechtsverordnung Regelungen bezüglich der Rechtsnachfolge treffen. Ähnlich ordnet § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V an, dass die neue Krankenkasse in die Rechte und Pflichten der bisherigen Krankenkassen eintritt. Schließlich sieht § 32 SpkG (nw) die Möglichkeit vor, dass das Vermögen einer Sparkasse im Zuge der Aufnahme durch eine andere Sparkasse vollständig auf diese übergeht. In allen genannten Fällen findet eine Veränderung der rechtlichen Zuordnung von Rechtspositionen statt, so dass – wie ausdrücklich in § 41 Abs. 2 Nr. 3 HG (nw) genannt – Rechtsnachfolge vorliegt. Fraglich ist aber, welche Bedeutung Rechtsnachfolge hat. Das wird nachfolgend geprüft. Zunächst erfolgt eine Klärung des Begriffs „Rechtsnachfolge“. Anschließend wird deren in Betracht kommender Inhalt erörtert, um dann verschiedene Möglichkeiten zu untersuchen, die Rechtsnachfolge auslösen können. Danach wird die Rechtsnachfolge insbesondere bei Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auf ihre einzelnen Bestandteile und Voraussetzungen näher beleuchtet.

I. Rechtsnachfolgebegriff Rechtsnachfolge setzt die Existenz des Rechtsträgers voraus23. Kennzeichnendes Element ist die Identität der Rechtsverhältnisse24, so dass man unter Rechts23 Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, S. 1. Ansonsten könnte unter Rechtsnachfolge auch lediglich der Vorgang der Aufeinander- / Nachfolge zweier Rechtsträger unter Außerachtlassung ihrer rechtlichen Verhältnisse zu verstehen sein. Dann setzte Rechtsnachfolge lediglich die (rechtliche) Existenz des Rechtsträgers voraus. Das käme jedoch einer Betrachtung der Gründung und rechtlichen Anerkennung gleich. Folge wäre eine Vermischung mit den ausschließlich diesen Rechtsbereich regelnden Rechtsvorschriften, die sich z. B. im GmbHG oder AktG finden. 24 Dietlein, Rechtsnachfolge, § 1 B (S. 43 ff.) mit zahlreichen weiteren Nachweisen.

A. Rechtsnachfolge

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nachfolge nicht nur den (Fort-)Bestand eines Rechtsträgers, sondern vielmehr den Übergang von Rechtsverhältnissen / -positionen zwischen zwei Rechtsträgern versteht. Soweit die Beteiligungsfähigkeit juristischer Personen an einer Rechtsnachfolge bestritten wird25, kann dem entgegengehalten werden, dass diese Sichtweise innerhalb der geltenden Rechtsordnung unvertretbar ist. Juristische Personen sind, wie bereits die Überschrift vor § 89 zeigt, Bestandteil der Rechtsordnung. Sie gelten aufgrund ihrer unumstrittenen zivilrechtlichen Handlungsfähigkeit als vollwertige Rechtssubjekte26, die somit auch Beteiligte einer Rechtsnachfolge sein können. Das gilt sowohl für die juristischen Personen des Zivilrechts als auch für diejenigen des öffentlichen Rechts.

II. Rechtsnachfolgegegenstand Durch Rechtsnachfolge tritt demnach eine Änderung der Zuordnung von Rechtspositionen ein. Diese erfolgt durch den Wechsel des Rechtssubjekts27, während der Inhalt des übergehenden Rechtsverhältnisses unberührt bleibt. Veränderte sich der Inhalt des Rechtsverhältnisses28, dann träte zwar auch eine Änderung der Rechtsposition ein, jedoch führte dies zu einer Neubegründung. Das Rechtsverhältnis wäre nicht mehr identisch mit dem zuvor bestehenden. Rechtsnachfolge beinhaltet also eine Veränderung des Rechtssubjekts unter Wahrung der Identität des Rechtsobjekts (des Rechtsverhältnisses)29. Das gilt sowohl für den Übergang berechtigender als auch verpflichtender Rechtspositionen. Im Rahmen der Rechtsnachfolge ist der Grundsatz zu beachten, dass „der Nachfolger kein besseres Recht haben kann als der Vorgänger“30. Demnach kann ein bestehendes Rechtsverhältnis durch Rechtsnachfolge nicht erweitert werden31. Der Sukzessor tritt in die unveränderte (berechtigende) Rechtsposition des Autors32 ein, worin sich die Identität des übergehenden Rechtsverhältnisses zeigt. 25 Nach den seinerseits nicht näher belegten Ausführungen von E. Wolf sei Rechtsnachfolge nur unter Menschen möglich. Vgl. Wolf, BGB AT, § 6 B II (S. 268 f.). A.A. statt vieler Palandt-Heinrichs, Vorb 8 v § 21. 26 Statt vieler Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 1. 27 Mot. I 340 = Mugdan I 539. 28 v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 35) nennt diesbezüglich exemplarisch den Rechtserwerb gem. § 953 (hinsichtlich des Eigentumserwerbs durch die Trennung von Erzeugnissen und Bestandteilen), § 823 (hinsichtlich der Ersatzforderung des Eigentümers) oder § 1196 (hinsichtlich der Eigenbestellung einer Grundschuld). 29 Statt vieler Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, S. 1. 30 v. Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 37). 31 Davon zu unterscheiden ist eine Ausdehnung der Rechtsposition durch gutgläubigen Erwerb, beispielsweise gem. §§ 932 ff. 32 Zur Terminologie vgl. v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 35).

3 Burg

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Gelegentlich wurde die Übergangsfähigkeit verpflichtender Rechtspositionen bestritten33. Die Vertreter dieser Ansicht begründen dies damit, dass Nachfolge in „Rechte“ stattfinde, was nur berechtigende Rechtspositionen umfasse34. Abgesehen von der – später noch ausführlich zu behandelnden35 – mangelnden Übergangsfähigkeit höchstpersönlicher Verpflichtungen36, erscheint eine prinzipielle Ablehnung der Nachfolge in Verpflichtungen nur schwer vertretbar. Die geltende Rechtsordnung enthält zum Teil ausdrücklich solche Sukzessionen, wie z. B. die Haftung des Erben gem. §§ 1967 ff. zeigt37. Das geht ebenfalls aus den Regelungen der §§ 25 Abs. 1 S. 1, 27 Abs. 1 HGB hervor, wonach derjenige, der ein Handelsgewerbe übernimmt, auch für die bestehenden Verpflichtungen aufzukommen hat38. Schließlich belegt die Möglichkeit einer befreienden Schuldübernahme gem. §§ 414 ff., die eine Sukzession zwischen Alt-Schuldner und Übernehmer darstellt39, diese Nachfolgemöglichkeit.

III. Rechtsnachfolgegründe Wie aus den eingangs genannten Beispielen der Universitätsklinika, Sparkassen, Krankenkassen und Industrie- und Handelskammern hervorgeht, kann Rechtsnachfolge unter juristischen Personen verschiedene Ursachen haben. Einerseits tritt sie im Zuge der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers auf, andererseits bei der Vereinigung von juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu einem neuen Rechtsträger. Daneben sind verschiedene andere Fälle denkbar40. Bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts geht Rechtsnachfolge regelmäßig mit einer Zuständigkeitsveränderung einher41. Das resultiert daraus, dass 33 Nachweise bei Heinze, Rechtsnachfolge, 20.1 (S. 156, Fn. 594). Zur Frage, ob eine Nachfolge in Verpflichtungen möglich ist, siehe schon v.Tuhr, Allgemeiner Teil I, § 12 V (S. 227). 34 s. o. Fn. 33. 35 s. u. 2. Kapitel E. 36 Vgl. beispielsweise §§ 613, 664. 37 Zwar mag der Begriff des Rechts als solcher undefinierbar erscheinen (vgl. dazu nur Binder, Rechtsbegriff und Rechtsgeschichte, in: Maihofer, Begriff und Wesen des Rechts, S. 396), jedenfalls umfasst er aber auch die Verpflichtungen einer Person (Feuerbach, Versuch über den Begriff des Rechts, in: Maihofer, a. a. O., S. 2). 38 Vgl. zur Übernahme von Verpflichtungen auch noch Palandt-Heinrichs, 57. Auflage, § 419 Rn. 2. Zur Frage der Nachhaftung s. u. 5. Kapitel C I 2. 39 Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 80; Palandt-Heinrichs, Überbl 1 v § 414; Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 24. 40 Im Gegensatz zu den natürlichen Personen wird Rechtsnachfolge unter juristischen Personen mangels Fähigkeit zu sterben nicht durch Tod ausgelöst, vgl. Erman-Schlüter, § 1922 Rn. 1; Palandt-Edenhofer, § 1922 Rn. 2. 41 Schink, Rechtsnachfolge, § 2 B (S. 23 ff.). Zum Begriff der Zuständigkeit (einer Gemeinde) vgl. Hassel, Rechtsfolgen, 1. Abschn. A (S. 5 f.).

A. Rechtsnachfolge

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grundsätzlich der körperschaftlich verfasste Staat Verwaltungsträger ist. Die Verwaltungsträgerschaft wird durch Delegation der Verwaltungsaufgaben erfüllt, so dass einzelne Zuständigkeiten entstehen. Dabei sind die juristischen Personen des öffentlichen Rechts Teil der mittelbaren Staatsverwaltung42. Ihre Zuständigkeiten können sich verändern. Dadurch wird der Eintritt eines Rechtsträgers in Rechte und Pflichten, die von einem anderen Rechtsträger begründet worden waren, notwendig. Diesbezüglich sind drei Arten von Zuständigkeitsveränderungen denkbar. Ein öffentlich-rechtlicher Rechtsträger kann aufgelöst werden, mit der Folge, dass seine Zuständigkeit entweder vollständig auf einen anderen Rechtsträger übertragen oder auf verschiedene andere Rechtsträger aufgeteilt wird. Das ist beispielsweise bei Ortskrankenkassen der Fall, die gem. § 144 SGB V vereinigt werden. Gem. § 144 Abs. 4 S. 1 SGB V sind die bisherigen Krankenkassen nach der Vereinigung geschlossen. Folglich bleibt nur der neu zuständige Rechtsträger bestehen, was insbesondere hinsichtlich einer eventuellen (Nach-)Haftung für Verbindlichkeiten, die vor dem Rechtsübergang begründet worden waren, wichtig sein kann43. Des Weiteren kann die Zuständigkeit eines Rechtsträgers aufgeteilt werden, wodurch ein Teil auf einen anderen Rechtsträger übertragen wird, während der ursprünglich zuständige Rechtsträger weiterhin die ihm verbliebenen Aufgaben erfüllt. Diese Konstellation findet sich zum Beispiel bei der oben angesprochenen Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen. Während die medizinischen Einrichtungen vor der Umbildung Teil der Körperschaft Universität waren, nehmen sie nachher eigenständig Aufgaben wahr. Die Universität erfüllt ebenfalls weiterhin eigenständig ihre (verbliebenen) Aufgaben. In diesem Fall bestehen vormals- und neu-zuständiger Rechtsträger nebeneinander fort, was wiederum für die Frage der Haftung für Verbindlichkeiten interessant ist44. Schließlich kann es zu Einzelübertragungen von Zuständigkeiten kommen. Dann bleiben wiederum beide Rechtsträger nebeneinander bestehen. Sofern eine öffentliche Zuständigkeit nicht ersatzlos wegfällt, liegt in den genannten Fällen immer Rechtsnachfolge vor. Die Rechtsnachfolge ist abzugrenzen von der Neuschaffung einer Zuständigkeit, also einer originären Aufgabenzuweisung.

42 Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 1 Rn. 15; Jecht, Die öffentliche Anstalt, 1. Kap. § 3 I (S. 25); Faber, Verwaltungsrecht, § 9 II (S. 55 ff.); Maurer, VerwR, § 23 Rn. 1, 30; Schnapp, AöR 105 (1980), 243 (245); Wolff / Bachof / Stober, Allgemeines Verwaltungsrecht I / 1, § 34 Rn. 8. 43 Dazu ausf. s. u. 5. Kapitel C I 2. 44 s. u. 5. Kapitel C I 1.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

B. Allgemeine Voraussetzungen der Rechtsnachfolge Der Wechsel von Rechtssubjekten durch Nachfolge in Rechtspositionen ist an verschiedenen Stellen, wie z. B. §§ 221, 861, § 265 Abs. 2 ZPO, § 3 ArbGG, gesetzlich vorgesehen45. Dabei wird der Begriff der Rechtsnachfolge sowie des Rechtsnachfolgers bzw. Rechtsvorgängers als gegeben vorausgesetzt, ohne ihn näher zu definieren46. Der Inhalt des Sukzessionsbegriffs wird deshalb nun näher betrachtet. Bislang wurde festgestellt, dass die Rechtsnachfolge als solche begrifflich den Wechsel des Rechtssubjekts voraussetzt47. Dieser Wechsel vollzieht sich aufgrund der Anwendung eines Rechtsnachfolgetatbestands, sofern das Rechtsverhältnis übergehen kann48. Dabei ist zwischen gesetzlicher und gewillkürter Rechtsnachfolge zu unterscheiden. Die gesetzliche Rechtsnachfolge leitet bestehende Rechtsverhältnisse vollständig49 oder teilweise50 auf ein neues Rechtssubjekt über, sobald der jeweilige Tatbestand erfüllt ist. Im Rahmen einer gewillkürten Sukzession, wie z. B. der Vertragsübernahme, tritt der Rechtsnachfolger aufgrund privatautonomen Willensentschlusses in die jeweiligen Rechtspositionen ein51. Gegenstand der Rechtsnachfolge ist das Rechtsverhältnis52 in der Form, wie es von der Partei, die aus dem Rechtsverhältnis ausscheidet, vereinbart wurde53. 45 Vgl. §§ 221, 861 Abs. 2, 943, 999, 1100, 1101, 1102, 1164 Abs. 1, 1173 Abs. 2, 1174 Abs. 1, 1182, 2168 Abs. 2 BGB; §§ 239, 265 Abs. 2, 325, 727, 799, 835 ZPO; Art. 25 EGBGB; § 15 AnfG; § 3 ArbGG; § 1 Abs. 1 S. 2 LStDV. 46 Schwerin, Rechtsnachfolge, I (S. 1); Hamel, Rechtsnachfolge, Vorbem. (S. 8); Heinze, Rechtsnachfolge, 20.0 (S. 149). 47 Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, S. 1; Nörr, Vertragsübernahme, in: FS Mikat, S. 870. 48 Höchstpersönliche Rechte, also solche, deren Identität sich durch den Subjektswechsel verändern würde, sind nicht übertragbar; vgl. Hamel, Rechtsnachfolge, II. Teil 1. Abschn. § 2 (S. 13 f.); v.Tuhr, Allgemeiner Teil I, § 12 I (S. 219); Schink, Rechtsnachfolge, § 3 A I (S. 27); Larenz / Wolf, AT, § 13 Rn. 69. Ausführlich dazu s. u. 2. Kapitel E. 49 Z. B. § 1922 Abs. 1: In diesem Fall geht das gesamte Vermögen auf den Rechtsnachfolger über, sog. „translative Sukzession“, vgl. dazu nur v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 35). 50 Z. B. § 571 Abs. 1: Nur ein bestimmtes Rechtsverhältnis bzw. ein Teil desselben geht auf den Nachfolger über, mit der Folge, dass bei diesem ein neues Recht geringeren Inhalts entsteht, sog. „konstitutive Sukzession“, v.Tuhr, a. a. O. 51 BGHZ 95, 88 (94) m. w. N. Die Möglichkeit, Rechtsnachfolge vertraglich zu vereinbaren, zeigt sich insbesondere in der juristischen Figur der „Vertragsübernahme“, s. u. 2. Kapitel C IV 5. 52 Tritt der Nachfolger in die unveränderte Rechtsposition ein, dann liegt sog. translative Rechtsnachfolge vor (v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 45 I [S. 59]). Entsteht nach dem Rechtssubjektswechsel beim Nachfolger eine Rechtsposition geringeren Inhalts, dann handelt es sich um sog. konstitutive Rechtsnachfolge (v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 45 II [S. 62]).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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Übertragbarkeit ist anzunehmen, wenn die Existenz des Rechtsverhältnisses nicht vom jeweils bezogenen Rechtssubjekt abhängt54. Damit bleibt jedoch offen, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, um von einer Rechtsnachfolge sprechen zu können. Das wird nun unter Berücksichtigung der Begründung von Rechtspositionen geprüft.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition Wie soeben dargelegt, bedarf es zur Durchführung von Rechtsnachfolge einer Rechtsposition55. Damit diese auf einen anderen Rechtsträger übergehen kann, muss der Rechtsvorgänger sie zunächst begründen. Das ist bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht uneingeschränkt möglich. Der Rechtsträger bedarf nämlich der entsprechenden Rechtsfähigkeit56. Das wiederum setzt grundsätzlich dessen Existenz voraus. Damit zwischen der Universität und den verselbständigten medizinischen Einrichtungen beispielsweise Eigentumsrechte und Verbindlichkeiten übergehen können, müssen diese Rechtsträger mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet und fähig sein, Rechtspositionen zu begründen. Dies wurde für juristische Personen des öffentlichen Rechts zum Teil in Frage gestellt57. Nachfolgend wird deshalb zunächst zur Entstehung juristischer Personen Stellung genommen. Im Anschluss daran folgt eine Betrachtung, wie juristische Personen des öffentlichen Rechts zivilrechtliche Rechtspositionen begründen. Gleichzeitig werden die Entsprechungen im Zivilrecht aufgezeigt.

Die translative Rechtsnachfolge bedingt eine vollständige Übertragung des jeweiligen Rechts, während bei konstitutiver Rechtsnachfolge das sog. Mutterrecht (v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 45 II [S. 62]) beim Autor verbleibt, so dass letztlich eine Aufteilung des Rechts stattfindet. 53 A.A. Hellwig, Wesen und subjektive Begrenzung der Rechtskraft, § 41; ders., Lehrbuch des Deutschen Civilprozeßrechts I, § 40 II 5, der Rechtsnachfolge auch beim Abschluss eines Vertrages zu Gunsten Dritter bejaht. Diese Sichtweise ist jedoch unvertretbar, da Rechtsnachfolge eine Nachfolge voraussetzt, die nur möglich ist, wenn bereits eine Rechtsposition begründet wurde, in die nachgefolgt werden kann. Der Vertrag zu Gunsten Dritter begründet aber originär eine Rechtsposition, MünchKomm-Gottwald, § 328 Rn. 3, v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 36). 54 Vgl. statt vieler Heinze, Rechtsnachfolge, 20.1 (S. 153) m. w. N.; ausf. s. u. 2. Kapitel E. 55 Darunter fallen sowohl Rechte als auch Pflichten, s. o. 2. Kapitel A II. 56 s. u. 2. Kapitel C III 2. 57 So beispielsweise Mayer, Die juristische Person und ihre Verwertbarkeit im öffentlichen Recht, S. 73, der mit Rücksicht auf den wirtschaftlichen Verein die rechtliche Trennungslinie zwischen Gemeinwesen und Unternehmen als Ansatzpunkt der Sonderpersönlichkeit von juristischen Personen des öffentlichen Rechts sieht.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

I. Die Entstehung der juristischen Person Die Übertragung von Rechten und Pflichten sowie die Nachfolge in Rechtspositionen können nur zwischen Rechtssubjekten stattfinden58. Deswegen waren beispielsweise die medizinischen Einrichtungen der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen gem. § 41 Abs. 1 S. 1 HG (nw) in Anstalten mit eigener Rechtspersönlichkeit umzubilden. Fraglich ist, wann eine juristische Person, sei es das Universitätsklinikum, eine nordrhein-westfälische Sparkasse gem. § 2 SpkG (nw) oder eine Industrie- und Handelskammer gem. § 3 Abs. 1 IHKG, rechtsfähig wird. 1. Juristische Personen Die Möglichkeit einer juristischen Person am Rechtsverkehr teilzunehmen unterliegt spätestens mit Vollendung ihrer Gründung keinen Beschränkungen mehr59. Dies richtet sich nach dem jeweiligen Typus der juristischen Person, wobei grundsätzlich zwischen juristischen Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts zu unterscheiden ist. Nachfolgend werden kurz die Entstehungsvoraussetzungen einer privatrechtlichen juristischen Person dargestellt. Dies erleichtert die spätere Abgrenzung von den öffentlichen Rechtsträgern. Anschließend folgt eine nähere Betrachtung der juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Danach wird eine Abgrenzung zwischen juristischen Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts vorgenommen, weil die im weiteren Verlauf der Arbeit zu prüfenden Besonderheiten der Sukzessionen ausschließlich für juristische Personen des öffentlichen Rechts gelten. a) Juristische Personen des Privatrechts Die Schaffung einer privatrechtlich verfassten juristischen Person basiert auf dem privatautonomen Entschluss60 ihrer Gründungsorgane61. Sie kann zum Teil bereits mit Beginn ihrer Erschaffung am Rechtsverkehr teilnehmen62. Kennzeichnend für die juristische Person des Privatrechts ist, dass die Rechtsordnung sie 58 v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 35); Palandt-Heinrichs, Überbl 1 v § 1; Brox, AT, Rn. 654. 59 Die Besonderheiten der einzelnen Gründungsstadien bei Kapitalgesellschaften, beispielsweise bei einer GmbH i.Gr., sollen hier mangels thematischer Relevanz außer Betracht bleiben. 60 Dadurch werden zugleich Unternehmenszweck und -gegenstand festgelegt, vgl. Flume, Juristische Person, Kap. III § 5 I (S. 142); Kraft / Kreutz, Gesellschaftsrecht, B I 1 (S. 33). 61 Bydlinski, System und Prinzipien des Privatrechts, 2. Hauptteil III 4 a (S. 141), 3. Hauptteil III 3 a (S. 469); Flume, Juristische Person, Kap. III § 5 I (S. 142); K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 5 II 1 a (S. 102); Leenen, Typus und Rechtsfindung, S. 126 ff. 62 Vgl. beispielsweise für die Vor-GmbH RGZ 82, 288 (290); Kraft / Kreutz, Gesellschaftsrecht, B I 5 b (S. 44 ff.).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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durch gesetzliche Verleihung der Rechtsfähigkeit als Rechtssubjekt anerkennt63. Ihre Handlungsfähigkeit wird durch organschaftliche Vertretung ermöglicht64.

b) Juristische Personen des öffentlichen Rechts Anders verhält es sich mit den juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Zwar werden sie als Entlehnung aus dem bürgerlichen Recht angesehen65, ihre Existenz ist jedoch Bestandteil der mittelbaren Staatsverwaltung und dient deren Entlastung66. Die Errichtung basiert auf einem staatlichen Hoheitsakt, erfolgt also durch oder aufgrund eines Gesetzes67. Grundsätzlich unterscheidet man bei den juristischen Personen des öffentlichen Rechts zwischen drei Typen68, den Körperschaften, Anstalten und Stiftungen. Eine Gemeinsamkeit liegt darin, dass sie eigenständig am Rechtsverkehr teilnehmen können. Rechtsfähigkeit erlangen juristische Personen des öffentlichen Rechts infolge eines Erschaffungsaktes, der auf einer gesetzlichen Legitimation beruht69. Dabei muss man zwischen öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsfähigkeit unterscheiden70. Die öffentlich-rechtliche Rechtsfähigkeit geht aus der Zuweisung von Rechten und Pflichten des öffentlichen Rechts hervor71. Die zivilrechtliche Rechtsfähigkeit wird dem Hoheitsträger begriffsnotwendig mitverliehen72; ihr Umfang wird später einer ausführlichen Untersuchung unterzogen73. Zwischen den juristischen Personen des öffentlichen Rechts bestehen Unterschiede hinsichtlich ihrer Organisation und Zweck. Mangels Bedeutung für den 63 Staudinger / Weick, Einl. 58 zu §§ 21 ff.; Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 1; zu Möglichkeiten, Rechtsfähigkeit zu erlangen siehe MünchKomm-Reuter, §§ 21, 22 Rn. 52 ff.; Soergel-Hadding, Vor § 21 Rn. 18 ff. 64 Staudinger / Weick, Einl. 50 ff. zu §§ 21 ff.; Flume, Juristische Person, Kap. V § 10 II 1 (S. 357). 65 Forsthoff, VerwR AT, § 24 II 1 (S. 424). 66 Jecht, Die öffentliche Anstalt, 1. Kap. § 3 I (S. 25); Faber, Verwaltungsrecht, § 9 II (S. 55 ff.); Maurer, VerwR, § 23 Rn. 1, 30; Schnapp, AöR 105 (1980), 243 (245); Wolff / Bachof / Stober, Allgemeines Verwaltungsrecht I / 1, § 34 Rn. 8. 67 MünchKomm-Reuter, § 89 Rn. 4; Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 3; Maurer, VerwR, § 23 Rn. 38, 51, 55. 68 Im Gegensatz zu den juristischen Personen des Privatrechts existiert für diejenigen des öffentlichen Rechts kein Typenzwang, Soergel-Hadding, § 89 Rn. 7, so dass die Wahl der Struktur der juristischen Person frei ist. 69 Vgl. Fn. 67. 70 Klotz, DÖV 1964, 181 (182). 71 Bachof, AöR 83 (1956), 208 (269). 72 Letztlich zur Aufrechterhaltung des normalen Geschäftsbetriebes, z. B. bei fiskalischen Hilfsgeschäften; Wolff / Bachof, Verwaltungsrecht I, § 34 I 2; Fabricius, Relativität der Rechtsfähigkeit, S. 105. 73 s. u. 2. Kapitel C III.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Fortgang der Untersuchung wird nachfolgend auf die ausführliche Darstellung der Stiftung des öffentlichen Rechts74 verzichtet. aa) Körperschaft des öffentlichen Rechts Die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist mitgliedschaftlich verfasst, wobei man zwischen freiwilliger und zwangsweiser Mitgliedschaft unterscheidet. Ihre Zweckbestimmung liegt in der Wahrnehmung staatlicher Aufgaben mit hoheitlichen Mitteln. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts untersteht der staatlichen Aufsicht75. Exemplarisch mag hier die Körperschaft Universität angeführt werden, deren entsprechende Rechtsnatur in Nordrhein-Westfalen § 2 Abs. 1 S. 1 HG (nw) normiert. Die eingeschriebenen Studierenden, § 72 HG (nw), sind Mitglieder der Hochschule. Die Zweckbestimmung einer Universität, mit anderen Worten die von ihr wahrzunehmenden Aufgaben, lassen sich § 2 HRG entnehmen, dessen landesgesetzliche Entsprechung für Nordrhein-Westfalen in § 3 HG (nw) liegt76. bb) Anstalt des öffentlichen Rechts Anstalten des öffentlichen Rechts77 stellen einen „Bestand von sächlichen und persönlichen Mitteln, welcher in der Hand eines Trägers öffentlicher Verwaltung einem besonderen öffentlichen Zwecke dauernd zu dienen bestimmt ist“ dar78. Im Gegensatz zur Körperschaft hat die öffentlich-rechtliche Anstalt Benutzer, die die von der Anstalt gebotenen Leistungen empfangen79. Das zwischen Anstalt und 74 Hierbei handelt es sich um die Erhebung einer zweckgebundenen Stiftung zum Verwaltungsträger, in der Absicht, dass diese bestimmte öffentliche Zwecke erfüllen soll. Sie hat weder Mitglieder noch Benutzer, sondern sog. Destinatäre (Maurer, VerwR, § 23 Rn. 55; Rittner, Die werdende juristische Person, 8. Kap. B II 2 [S. 235 f.]). Ein inzwischen klassisches Beispiel für eine solche juristische Person des öffentlichen Rechts ist die „Stiftung preußischer Kulturbesitz“, die gem. § 1 des „Gesetz zur Errichtung einer Stiftung ,Preußischer Kulturbesitz‘ und zur Übertragung von Vermögenswerten des ehemaligen Landes Preußen auf die Stiftung“ Stiftung des öffentlichen Rechts ist. Dort findet sich auch ein Beispiel für Rechtsnachfolge, da gem. § 2 Abs. 1 des soeben genannten Gesetzes „das Eigentum und sonstige Vermögensrechte des ehemaligen Landes Preußen [ . . . ] mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes auf die Stiftung über[gehen]“. 75 Forsthoff, VerwR AT, § 24 II 2; Faber, Verwaltungsrecht, § 9 II (S. 56). 76 Die Universität wird organschaftlich vertreten durch den Rektor gem. §§ 18, 19 Abs. 1 HG (nw). 77 Grundsätzlich ist zwischen nichtrechtsfähigen, teilrechtsfähigen und rechtsfähigen Anstalten zu unterscheiden, MünchKomm-Reuter, § 89 Rn. 6. Mangels eigener Handlungsfähigkeit der nichtrechtsfähigen Anstalt bleibt diese im Rahmen der vorliegenden Darstellung außer Betracht. 78 Mayer, Verwaltungsrecht Bd. 2, § 51 (S. 468) m. w. N. 79 Maurer, VerwR, § 23 Rn. 47; Rittner, Die werdende juristische Person, 8. Kap. B II 2 (S. 235 f.).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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Bürger zu Stande kommende Benutzungsverhältnis unterliegt entgegen der öffentlich-rechtlichen Ausgestaltung der Anstalt nicht zwangsläufig dem öffentlichen Recht. Vielmehr erfolgt die Darbietung der Leistungen privatrechtlich 80. Ein solcher Anbieter von Leistungen ist beispielsweise das mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattete Universitätsklinikum, dessen Benutzer einerseits die dort behandelten Patienten, andererseits die Studenten des Fachbereichs Medizin der jeweils angebundenen Universität sind.

c) Abgrenzung zwischen juristischen Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts Da die im weiteren Verlauf der Untersuchung festzustellenden Besonderheiten der Sukzession81 nur für juristische Personen des öffentlichen Rechts gelten, bleibt zu klären, anhand welcher Merkmale die Zuordnung der juristischen Person zu dem jeweiligen Rechtsgebiet erfolgt. Zwar unterscheiden sich juristische Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts nicht hinsichtlich der Tatsache, dass sie rechtsfähig sind. Aufgrund der Rechtsnatur müssen jedoch unter Umständen Besonderheiten hinsichtlich der Rechtsnachfolge, wie zum Beispiel die Notwendigkeit einer öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung, beachtet werden82. Für eine Abgrenzung kommen verschiedene Merkmale in Betracht. Juristische Personen des öffentlichen Rechts und des Privatrechts unterscheiden sich zunächst hinsichtlich ihres Gründungsaktes und der damit verbundenen Aufgabenzuweisung. Ein öffentlicher Rechtsträger entsteht durch Hoheitsakt; privatrechtliche juristische Personen werden durch privatautonomen Entschluss gegründet. Im Zuge der Gründung werden der juristischen Person Aufgaben zugewiesen, wobei die originäre Zuweisung hoheitlicher Aufgaben stets einen Hoheitsakt erfordert83. Demnach kann eine infolge privatautonomen Entschlusses gegründete juristische Person niemals allein infolge ihrer Gründung hoheitliche Aufgaben wahrnehmen84. Folglich muss eine juristische Person dem öffentlichen Recht zuzuordnen sein, wenn sie bereits mit Gründung hoheitliche Aufgaben wahrnehmen kann. Juristische Personen können also anhand des Gründungsakts dem öffentlichen Recht oder Privatrecht zugeordnet werden85. Des Weiteren könnte eine Abgrenzung anhand der unterschiedlichen, von den juristischen Personen wahrgenommenen Aufgaben erfolgen. Typischerweise erfülMaurer, VerwR, § 23 Rn. 53. s. u. 2. Kapitel D III. 82 Dazu unten 2. Kapitel D. Vgl. zur Abgrenzung insgesamt auch Mayer, Die juristische Person und ihre Verwertbarkeit im öffentlichen Recht, in: Festgabe Laband, S. 79 ff. 83 Siehe nur Palandt-Heinrichs, Einf 3 v § 21; Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 3 m. w. N. 84 Rasch, DVBl. 1970, 765 (766). 85 RGZ 130, 169 (172); Erman-H. P. Westermann, vor § 21 Rn. 11. 80 81

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

len öffentlich-rechtliche Rechtssubjekte öffentliche Aufgaben, wie dies beispielsweise bei der Universität gem. § 2 HRG der Fall ist. Bei einer Abgrenzung allein nach diesem Merkmal bliebe allerdings außer Betracht, dass öffentlich-rechtliche Rechtsträger auch privatrechtlich tätig werden können86. Ebenso kann die Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben durch juristische Personen des Privatrechts nach einem entsprechenden staatlichen Beleihungsakt erfolgen. Die Abgrenzung durch die von der juristischen Person wahrgenommenen Aufgaben ist daher nicht möglich. Allerdings könnte eine Abgrenzung anhand der bei Erschaffung der juristischen Person zugewiesenen Rechte und Pflichten vorgenommen werden. Einer juristischen Person des öffentlichen Rechts werden bei ihrer Schaffung (hauptsächlich) öffentliche Rechte und Pflichten zugewiesen. Sind diese wesensmäßig für den neu geschaffenen Rechtsträger, so handelt es sich um eine juristische Person des öffentlichen Rechts87. Die Zuweisung ausschließlich privatrechtlicher Rechte und Pflichten kennzeichnet demgegenüber juristische Personen des Privatrechts. Demnach unterscheiden sich juristische Personen des öffentlichen Rechts von denen des Zivilrechts durch die bei ihrer Gründung zugewiesenen Rechte und Pflichten. Schließlich kann die Art und Weise der Aufgabenzuweisung für die Unterscheidung zwischen den juristischen Personen des Zivilrechts und denen des öffentlichen Rechts herangezogen werden. Der originäre Zuweisungsakt kennzeichnet die Zugehörigkeit der juristischen Person zum jeweiligen Rechtsgebiet. Während juristische Personen des öffentlichen Rechts durch Hoheitsakt geschaffen werden, basiert die Gründung zivilrechtlicher juristischer Personen auf einem privatautonomen Entschluss. Demnach würde einem öffentlich-rechtlich veranlagten Rechtsträger im Gegensatz zu einem zivilrechtlichen niemals die Wahrnehmung einer öffentlichen Aufgabe durch Beleihung, sondern stets durch Hoheitsakt übertragen. Folglich gehört eine juristische Person dem öffentlichen Recht an, wenn sie öffentliche Aufgaben wahrnimmt, die ihr nicht durch Beleihung übertragen wurden. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Abgrenzung zwischen juristischen Personen des Privatrechts und des öffentlichen Rechts sich in erster Linie nach dem Entstehungsakt, der entweder auf privatautonomen Gründungsentschluss oder Hoheitsakt basiert, richtet. Ebenso kann eine Unterscheidung anhand der bei der Erschaffung zugewiesenen Aufgaben sowie der Art und Weise der Aufgabenzuweisung erfolgen.

86 Zur Problematik der „Flucht ins Privatrecht“ vgl. Faber, Verwaltungsrecht, § 7 I (S. 39 ff.) sowie Hengstschläger, VVDStRL 54 (1995), 165 ff.; zur Grundrechtsbindung bei Beleihung vgl. Schnapp / Kaltenborn, JuS 2000, 937 ff. 87 Klotz, DöV 1964, 181 (182).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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2. Rechtsnatur der juristischen Person Die Rechtsfähigkeit der juristischen Person des öffentlichen Rechts wird heute nicht mehr in Frage gestellt88. Es gab jedoch einen gewissen Streit89 um die Begründung der Rechtsfähigkeit juristischer Personen90. So wurde die tatsächliche Existenz der juristischen Person zum Teil geleugnet91. Einige sahen sie als zweckgebundenes Sondervermögen92. Andere93 stellten die juristische Person dem Menschen gleich94. Der Streit hat aber heute keine Auswirkungen mehr95. Die Existenz solcher Rechtsträger kann nicht in Abrede gestellt werden, wie die auf juristische Personen bezogene Überschrift des zweiten Titels im ersten Abschnitt des ersten Buchs des BGB zeigt. Allerdings lässt die Vielfältigkeit96 der juristischen Personen 88 Das zeigt schon die auf juristische Personen bezogene Überschrift des zweiten Titels im ersten Abschnitt des ersten Buchs des BGB. A.A. aber beispielsweise noch Mayer, Die juristische Person und ihre Verwertbarkeit im öffentlichen Recht, S. 73; Jecht, Die öffentliche Anstalt, 1. Kap. § 3 II (S. 33). 89 Eine anschauliche Darstellung der darauf bezogenen Ansichten und dogmatischen Konstruktionen findet sich bei John, Rechtsperson, 1. Teil 1. Abschn. I S. 22 ff. 90 Die Rechtsfähigkeit der juristischen Person des öffentlichen Rechts richtet sich nach ihrer Rechtsnatur. Diese wurde bislang nicht eindeutig geklärt, vgl. Nass, Person, IV / V. 91 So die Vertreter der sog. „Fiktionstheorie“ (bspw. v.Savigny, Windscheid und Puchta). Ihrer Ansicht nach war sie eine bloße Fiktion und ein juristischer Kunstgriff, da Rechtsperson in der ursprünglichen Bedeutung lediglich der Mensch sein könne (vgl. dazu die Hinweise bei Larenz / Wolf, AT, § 9 Fn. 5). Im Übrigen war die Terminologie „juristische Person“ im 19. Jahrhundert noch nicht bekannt. Stattdessen war von der „moralischen Person“ die Rede, vgl. Nass, Person, IV 3 a (S. 35). 92 Sog. „Theorie des Zweckvermögens“. Nachweise bei MünchKomm-Reuter, Vor § 21 Rn. 1 mit Hinweis auf Brinz, Lehrbuch der Pandekten II 1, 1860, S. 989 ff.; Wiedemann, WM Sonderbeil. Nr. 4 / 1975, S. 8. Den Vertretern dieser Theorie zufolge war ein bestimmten Zwecken gewidmetes Sondervermögen selbständiger Träger von Rechten und Pflichten (vgl. dazu Palandt-Heinrichs, Einf 1 v § 21). 93 So Beseler (Die Lehre von den Erbverträgen, S. 71 ff.; ders., Volksrecht und Juristenrecht), v.Gierke (Deutsches Privatrecht I, § 59 [S. 469 ff.]) und Zitelmann (Nachw. bei SoergelHadding, Vor § 21 Rn. 10) im Rahmen der sog. „Theorie der realen Verbandspersönlichkeit“. Die Handlungs- und Deliktsfähigkeit wurde aufgrund der organschaftlichen Vertretung angenommen, so dass die juristische Person als tatsächlich vorhandenes Wesen anzusehen war. 94 Daneben existieren weitere Ansichten: Die Genießertheorie (v. Ihering, Hölder, Binder) begründet die Rechtsnatur der juristischen Person über die Rechtsfähigkeit der von der juristischen Person profitierenden natürlichen Personen, vgl. beispielsweise Hölder, Institutionen des römischen Rechts, § 23 (S. 67 ff.). Der Theorie der überindividuellen Wirkungseinheit (Rittner) zufolge ist die juristische Person aufgrund der Eingliederung von Rechtspersonen eine überindividuelle Willens- und Wirkungseinheit, die dem Menschen als Rechtsperson gleichgestellt sei. 95 Palandt-Heinrichs, Einf 1 v § 21; Jauernig-Jauernig, Vor § 21 Rn. 2; Ott, Recht und Realität, 2. Kap. I 1 (S. 36 ff.); Rittner, Die werdende juristische Person, 8. Kap. A IV 2 (S. 225 f.); i.E. auch Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 7; Soergel-Hadding, Vor § 21 Rn. 8. 96 Exemplarisch sei hier nur die Unterscheidung von Idealverein und Kapitalgesellschaft angeführt.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

eine konkrete Bestimmung ihrer Rechtsnatur nicht zu. Ihnen ist gemeinsam, dass sie rechtlich anerkannt sind und einen eigenen aktiven Wirkungskreis haben. Diesen Wirkungskreis füllen sie durch Umsetzung kollektiver Willensbildung in gesetzlicher Bindung aufgrund organschaftlicher Vertretung aus. Somit bleibt festzuhalten, dass die juristischen Personen sowohl des Privat- als auch des öffentlichen Rechts97 als selbständige Rechtsträger im Rechtsverkehr auftreten können98.

II. Handlungsfähigkeit juristischer Personen Bislang unbeantwortet blieb jedoch, wie sie am Rechtsverkehr teilnehmen. Juristische Personen als solche sind nicht handlungsfähig, sondern bedürfen der Handlung natürlicher Personen99. Entsprechend der Vorstellung der am Rechtsverkehr teilnehmenden natürlichen Person muss die juristische Person „mit Leben gefüllt“ werden. Folglich handelt sie durch Organe. Diese ermöglichen die Begründung eigener Rechte und Pflichten. Eine eingehende Auseinandersetzung mit den einzelnen, im Rahmen des soeben kurz aufgezeigten Streits vorgebrachten Sichtweisen bleibt entbehrlich, da alle die Teilnahmefähigkeit der juristischen Personen durch ihre Organe am Rechtsverkehr bejahen100.

97 Im ersten Buch finden sich im Untertitel 3 im zweiten Titel des ersten Abschnitts Regelungen betreffend die juristischen Personen des öffentlichen Rechts. § 89 verweist auf Regelungen für zivilrechtliche juristische Personen. Dieser Verweis zeigt die grundsätzliche Gleichstellung der juristischen Personen des öffentlichen Rechts und des Zivilrechts (Jauernig-Jauernig, § 89 Rn. 3, letztlich bei Handeln im Privatrechtsverkehr, Palandt-Heinrichs, § 89 Rn. 1). 98 Zutreffend insofern die „Theorie des sozial realen Zurechnungssubjekts“ von Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 11. 99 Staudinger / Weick, Einl. 50 zu §§ 21 ff.; John, Rechtsperson, 2. Teil 2. Abschn. III 1 (S. 115). 100 Zur uneinheitlichen Terminologie bei der Vertretung vgl. Staudinger / Weick, Einl. 52 zu §§ 21 ff. Der Fiktionstheorie zufolge bedarf die juristische Person als eigentlich handlungsunfähiges Gebilde der Vertretung durch eine rechts- und geschäftsfähige natürliche Person (Staudinger / Weick, Einl. 52 zu §§ 21 ff.). Die Verleihung der Vertretungsmacht erfolgt aufgrund eines Gesetzes oder Satzung und nicht durch Vollmacht. Sie entspricht der in § 26 Abs. 2 vorgesehenen Vertretungsmacht. Die Theorie, die die juristische Person als Zweckvermögen ansieht, verlangt für deren Handlungsfähigkeit einen Verwalter. Ziel der Verleihung der Rechtssubjektivität an eine Vermögensmasse sei die Erreichung eines Zwecks (SoergelHadding, Vor § 21 Rn. 11). Die Vertreter der Theorie der realen Verbandspersönlichkeit, die die Existenz der juristischen Person als Rechtspersönlichkeit anerkennen, bejahen deren Handlungsfähigkeit aufgrund organschaftlicher Vertretung (v.Gierke, Deutsches Privatrecht I, § 59 II 4 [S. 472 f.]).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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III. Handlungsmöglichkeiten juristischer Personen des öffentlichen Rechts Aufgrund des organschaftlichen Handelns bedarf es innerhalb der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen beispielsweise101 der Bestellung eines Vorstands, der die Anstalt Dritten gegenüber vertritt. In gleicher Weise vertritt der Vorstand gem. § 19 Abs. 1 SpkG (nw) die Sparkasse gerichtlich und außergerichtlich. Juristische Personen des öffentlichen Rechts können im Gegensatz zu denen des Zivilrechts originär sowohl hoheitlich als auch privatrechtlich tätig werden102. Hier soll themenbedingt nur die Rechtsnachfolge in privatrechtliche Rechtspositionen einer öffentlich-rechtlich veranlagten juristischen Person betrachtet werden.

1. Zivilrechtliches Tätigwerden juristischer Personen des öffentlichen Rechts Die Möglichkeit einer öffentlich-rechtlich veranlagten juristischen Person Verträge auf zivilrechtlicher Ebene zu schließen ist unbestritten103. Allerdings muss man dabei unterscheiden, in welcher Funktion der zivilrechtliche Vertragsschluss seitens des Hoheitsträger erfolgt. Die sog. fiskalischen Hilfsgeschäfte der Verwaltung, die der Bedarfsdeckung dienen, unterfallen unstreitig dem Zivilrecht, da der Hoheitsträger als Abnehmer einer Leistung auftritt104. Die erwerbswirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand105 unterliegt dagegen nicht ohne weiteres dem Zivilrecht106. Schließlich kann ein Hoheitsträger zur Erfüllung ihm obliegender öffentlicher Aufgaben im Rahmen des sog. Verwaltungsprivatrechts zivilrechtlich tätig werden107. Folglich können juristische Personen des öffentlichen Rechts verschiedene zivilrechtliche 101 So etwa gem. § 5 Abs. 1 Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts. 102 Auch juristische Personen des Zivilrechts können hoheitsrechtlich tätig werden; dazu bedarf es jedoch eines Beleihungsaktes, durch den die hoheitlichen Befugnisse übertragen werden, Maurer, VerwR, § 23 Rn. 56. 103 Ehlers, Verwaltung in Privatrechtsform, 1. Teil B (S. 27) m. w. N. (Fn. 106); Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 23 Rn. 16; Maurer, VerwR, § 3 Rn. 6 ff. 104 Gegebenenfalls kann öffentliches Recht zusätzlich anzuwenden sein, Maurer, VerwR, § 3 Rn. 7 a.E. 105 Den Trägern hoheitlicher Gewalt ist nicht erlaubt, das eigene Finanzvermögen uneingeschränkt zu mehren. Dies ergibt sich beispielsweise aus § 107 Abs. 1 S. 3 i.V.m. S. 1 a.E. GO (nw). 106 Das kann Auswirkungen auf die Möglichkeit zivilrechtlicher Vertragsschlüsse haben. s. u. 2. Kapitel C III 2. 107 Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 23 Rn. 5, 29 ff.; Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 2 Rn. 71 ff.; Faber, Verwaltungsrecht, § 16 IV b 4 (S. 141 ff.).

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Rechtspositionen begründen, von denen nachfolgend einige exemplarisch zu nennen sind. Die juristische Person kann Namensrechte gem. § 12 für sich in Anspruch nehmen108 und daraus Ehrenschutzansprüche ableiten109, ebenso bei ordnungsgemäßer Vertretung durch ihre Organe schuldrechtliche Rechtsgeschäfte tätigen110 und Inhaberin dinglicher Rechte werden111. Aufgrund ihrer Rechtsfähigkeit hat eine juristische Person die Möglichkeit, als aktiv- und passivlegitimierte Partei eines Zivilprozesses aufzutreten112. Hinsichtlich der Zwangsvollstreckung113 wegen Geldforderungen114 unterscheiden sich die juristischen Personen des öffentlichen Rechts allerdings von denen des Zivilrechts, worauf im weiteren Verlauf der Arbeit noch ausführlich einzugehen ist115. 2. Umfang der Handlungsfähigkeit Unklar ist jedoch, wie weit die (zivilrechtliche) Betätigungsmöglichkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts reicht116, insbesondere im Hinblick auf Geschäfte, die für sie „nutzlos“ sind. Hier muss man berücksichtigen, dass jede juristische Person einen „Unternehmens“-Zweck117, den sie durch ihre (Geschäfts-)Tä108 BVerfG NJW 1994, 2346; BGHZ 124, 173 (178); Palandt-Heinrichs, § 12 Rn. 9; MünchKomm-Schwerdtner, § 12 Rn. 34 m. w. N.; John, Rechtsperson, 2. Teil 2. Abschn. III 3 (S. 130). 109 MünchKomm-Schwerdtner, § 12 Rn. 316. 110 s. o. 2. Kapitel C III. 111 Staudinger / Bund, § 854 Rn. 58 ff.; Erman-Werner, § 854 Rn. 6; Soergel-Mühl, § 854 Rn. 10 f.; Palandt-Bassenge, Einf 6 v § 854. Sie übt durch ihre Organe Besitz aus, Schwab / Prütting, Sachenrecht, § 11 III 2; Westermann / Gursky, Sachenrecht, § 20 II. Eine familienrechtliche Rechtsposition kann die juristische Person mangels „Menschqualität“ demgegenüber nicht einnehmen, MünchKomm-Wacke, Einleitung (Familienrecht) Rn. 47 f.; PalandtBrudermüller, Einl 1 v § 1297. 112 BGHZ 124, 173 (174 f.); Brox / Walker, Zwangsvollstreckungsrecht, Rn. 22; Bauer / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 78; Zöller / Vollkommer, § 50 Rn. 10, 14. Ausführlich zu prozessualen Aspekten s. u. 6. Kapitel. 113 Davon abzugrenzen ist die verwaltungsgerichtliche Vollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts. Die Unterscheidung zwischen zivilprozessualer und verwaltungsgerichtlicher Zwangsvollstreckung erfolgt anhand der Herkunft des zu vollstreckenden Titels; § 882a ZPO findet also nur Anwendung, wenn der der Zwangsvollstreckung zugrunde liegende Titel in einem Zivilprozess ergangen ist. Vgl. Kopp / Schenke, VwGO, § 167 Rn. 5 m. w. N.; i.E. auch Redeker / v. Oertzen, VwGO § 167 Rn. 2. 114 Die Zwangsvollstreckung wegen anderer als Geldforderungen gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts unterscheidet sich demgegenüber nicht weiter, Wieczorek / Schütze / Loeser, § 882a Rn. 41; Stein / Jonas / Münzberg, § 882a Rn. 6. 115 s. u. 6. Kapitel. 116 Vgl. dazu auch die Problemstellung bei Winterfeld, Grenzen, S. 2; Klotz, DÖV 1964, 181 f. 117 So z. B. § 1 GmbHG. Auch § 705 BGB greift den Zweck der Gesellschaft auf; die GbR ist zwar keine juristische Person, jedoch ist ihre Rechtsfähigkeit (inzwischen) anerkannt, vgl. BGH NJW 2001, 1056 mit Aufsatz K. Schmidt, NJW 2001, 993 ff.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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tigkeit verfolgt, und einen „Unternehmens-“ Gegenstand118, der die Art und Weise der Zweckverfolgung kennzeichnet, hat. Juristischen Personen des öffentlichen Rechts wird von Gesetzes wegen ein bestimmter Aufgaben- und Wirkungskreis zugewiesen, der für sie den „Unternehmenszweck“ und „-gegenstand“ im übertragenen Sinne darstellt119. Gem. § 3 HG (nw) obliegt den Universitäten in NordrheinWestfalen beispielsweise „die Pflege und Entwicklung der Wissenschaften durch Forschung, Lehre und Studium“. Industrie- und Handelskammern haben gem. § 1 Abs. 1 IHKG die Aufgabe, „das Gesamtinteresse der ihnen zugehörigen Gewerbetreibenden ihres Bezirkes wahrzunehmen, für die Förderung der gewerblichen Wirtschaft zu wirken und dabei die wirtschaftlichen Interessen [ . . . ] zu berücksichtigen“. In diesem Zusammenhang entsteht die Frage, ob z. B. eine nordrhein-westfälische Universität Rechtsgeschäfte tätigen könnte, die keinen Zusammenhang mit den gem. § 3 HG (nw) zugewiesenen Aufgaben aufweisen, wie z. B. den Betrieb eines Telekommunikationsdienstes. Gleichermaßen erscheint unklar, ob eine küstennah gelegene Industrie- und Handelskammer sich verstärkt in der Förderung von hochalpinem Tourismus durch die Errichtung von Kletterwänden engagieren könnte, was mangelnden Bezug zu den gem. § 1 Abs. 1 IHKG zugewiesenen Aufgaben vermuten ließe. Weiterhin ist fraglich, ob ein nordrhein-westfälisches Universitätsklinikum die Möglichkeit hätte, schweres Bau- und Planiergerät zu erwerben, obwohl die ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebes einen solchen Erwerb definitiv nicht erfordert. Das hängt davon ab, ob die Wirksamkeit jeglicher organschaftlicher Handlungen für die juristische Person generell zu bejahen ist120, oder ob von vornherein eine Begrenzung der Handlungsmöglichkeiten aufgrund eingeschränkter Rechtsfähigkeit121 besteht.

a) Die ultra-vires Lehre Der ultra-vires Lehre122 zufolge kann eine juristische Person des öffentlichen Rechts nur solche Rechtsgeschäfte wirksam tätigen, die innerhalb ihres Aufgaben118 Vgl. dazu beispielsweise §§ 3 Abs. 1, 23 Abs. 3 Nr. 2 AktG; §§ 3 Abs. 1 Nr. 2, 8 Abs. 1 Nr. 6 GmbHG. 119 Maurer, VerwR, § 23 Rn. 38, 47, 55; Flume, a. a. O. 120 So die Vertreter der Theorie uneingeschränkter Rechtsfähigkeit der juristischen Person. Vgl. beispielsweise Fuß, DÖV 1956, 566 (573); Bullinger, Vertrag, 2. Kap. 3. Abschn. II 3 (S. 104 f.). 121 So die sog. „ultra-vires“ Lehre. Vgl. dazu den ersten Leitsatz von BGHZ 20, 119; BGH NJW 1969, 2198; Koenig, WM 1995, 317 (323); Schlink, ultra-vires-Lehre, S. 163 ff.; v.Tuhr, Allgemeiner Teil I, S. 465. 122 Die Terminologie entstammt dem Lateinischen: ultra = außerhalb, vires = Kräfte, also: „außerhalb der Kräfte“. Der Begriff ultra-vires Lehre geht hervor aus der sog. ultra-viresDoktrin des anglo-amerikanischen Rechts, vgl. Eggert, ultra-vires-Lehre, 1. Kap, § 1 I.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

und Wirkungskreises liegen. Für Rechtsgeschäfte, die außerhalb davon liegen, fehlt ihr die Rechtsfähigkeit123. aa) Grundlegende Entscheidung des BGH Die Frage des Umfangs der Rechtsfähigkeit einer juristischen Person des öffentlichen Rechts war Gegenstand eines Urteils des BGH124. Streitgegenstand war eine von einer Körperschaft an einen Interessenverband zu leistende Zahlung. Sie sollte infolge der Nichtigkeit eines zwischen dem Interessenverband und der Körperschaft geschlossenen Vertrages erfolgen. Der BGH hatte insofern die Wirksamkeit jenes Vertrages zu prüfen, die letztlich mit mangelnder Rechtsfähigkeit aufgrund von Überschreitung des Wirkungskreises verneint wurde125.

bb) Folgerungen aus dem Urteil Dieses als grundlegend für die Geltung der ultra-vires Lehre im deutschen Recht angesehene Urteil126 begründet die Begrenzung der Rechtsfähigkeit einer juristischen Person des öffentlichen Rechts mit ihrem gesetzlich zugewiesenen Aufgaben- und Wirkungskreis127. Willenserklärungen, die eine außerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises liegende rechtsgeschäftliche Handlung der Organe umfassen, sind mangels entsprechender Rechtsfähigkeit der juristischen Person unwirksam128. Der ultra-vires Lehre zufolge können die Organe einer juristischen Person des öffentlichen Rechts also nur insoweit rechtsgeschäftlich tätig werden, als es dem Aufgaben- und Wirkungskreis, zivilrechtlich ausgedrückt „dem Unternehmenszweck“, entspricht. Demnach entfalteten die Willenserklärungen in obigen Beispielen keine Wirksamkeit.

(S. 1 f.). Die historischen Ursprünge des ultra-vires Gedanken liegen vor 1850 in den USA, während die grundlegende Entscheidung die des House of Lords von 1875 im sog. Ashbury case darstellt; vgl. die Darstellung bei Eggert, ultra-vires Lehre, 1. Kap. § 1 I (S. 2) m. w. N. 123 Hier erfolgt nur die Auseinandersetzung mit der Geltung der ultra-vires Lehre für juristische Personen des öffentlichen Rechts. Die in Frage gestellte Anwendbarkeit auf juristische Personen des Privatrechts – vgl. beispielsweise K. Schmidt, AcP 184 (1984), 529 ff. – bleibt außer Betracht. 124 Urt. v. 28. Februar 1956 (BGHZ 20, 119). 125 BGHZ 20, 119 (126 f.). 126 Vgl. dazu Koenig, WM 1995, 317 (323). 127 BGHZ 20, 119 (123 ff.). 128 Die Frage nach einer genauen Abgrenzbarkeit des Wirkungskreises juristischer Personen des öffentlichen Rechts soll hier außer Acht gelassen werden. Vgl. dazu die entsprechende Fragestellung bei Winterfeld, Grenzen, Erster Teil, 3. (S. 24).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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b) Uneingeschränkte Rechtsfähigkeit Nach anderer Ansicht ist die juristische Person des öffentlichen Rechts uneingeschränkt rechtsfähig129. Willenserklärungen, die außerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises der juristischen Person liegen, sind zwar uneingeschränkt wirksam, sie können der juristischen Person aber gegebenenfalls nicht zugerechnet werden. In diesem Fall gelangt § 177 analog zur Anwendung, so dass der jeweilige Vertragspartner entweder von seinem Widerrufsrecht gem. § 178 Gebrauch machen oder Erfüllung bzw. Schadensersatz gem. § 179 vom nicht-vertretungsberechtigten Organ verlangen kann130. Hinsichtlich der oben genannten Beispiele wären die jeweiligen, außerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises liegenden Rechtsgeschäfte zunächst gem. § 177 Abs. 1 analog schwebend unwirksam. c) Entscheidung zwischen ultra-vires Lehre und uneingeschränkter Rechtsfähigkeit Beiden Ansichten ist gemeinsam, dass juristische Personen des öffentlichen Rechts durch ihre Organe solche Handlungen rechtswirksam vornehmen können, die innerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises liegen. Im Übrigen unterscheiden sich die vorgebrachten Theorien erheblich. Die Vertreter der uneingeschränkten Rechtsfähigkeit der juristischen Person des öffentlichen Rechts beabsichtigen Vertrauensschutz und Rechtssicherheit zu schaffen. Ein Dritter könnte sich auf das Zustandekommen des von ihm beabsichtigten Vertragsschlusses mangels Kenntnis des genauen Umfangs von Aufgaben- und Wirkungskreis nämlich sonst nicht verlassen. Weitere Rechte auf Widerruf, Erfüllung oder Schadensersatz gem. §§ 177 ff., die Dritten Vertrauen ermöglichen131, würden ebenfalls nutzlos. Andererseits ist zu beachten, dass hier die Rechtsfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts in Frage steht. Das zieht eine veränderte Sichtweise nach sich. Träger hoheitlicher Gewalt unterliegen als Teil der mittelbaren Staatsverwaltung132 dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung133. Für eine hoheitliche Tätigkeit bedürfen sie insofern stets einer gesetzlichen Befugnis. Das gilt – was allerdings umstritten ist – auch für die Leistungsverwaltung, die den Rechtskreis des Bürgers nicht beschränkt, sondern erweitert. Hoheitsträger sind also immer dem Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes unterworfen. Fuß, DÖV 1956, 566 (573); Bullinger, Vertrag, 2. Kap. 3. Abschn. II 3 (S. 104 f.). Fuß, DÖV 1956, 566 (573); Bullinger, Vertrag, 2. Kap. 3. Abschn. II 3 (S. 104 f.). 131 Mot I 240 f. = Mugdan I 485 f. 132 Jecht, Die öffentliche Anstalt, 1. Kap. § 3 I (S. 25); Faber, Verwaltungsrecht, § 9 II (S. 55 ff.); Maurer, VerwR, § 23 Rn. 1, 30; Schnapp, AöR 105 (1980), 243 (245); Wolff / Bachof / Stober, Allgemeines Verwaltungsrecht I / 1, § 34 Rn. 8. 133 Sachs-Sachs, GG, Art. 20 Rn. 109 ff.; Stern, Staatsrecht I, S. 800 ff.; Bull, Allgemeines Verwaltungsrecht, Rn. 247 ff. 129 130

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Die Teilnahme von juristischen Personen des öffentlichen Rechts am Rechtsverkehr erfordert die Abgabe der entsprechenden Willenserklärungen durch ihre Organe. Im Rahmen der ultra-vires Lehre wird die Wirksamkeit solcher Erklärungen durch die Rechtsfähigkeit der juristischen Person beschränkt. Die Rechtsfähigkeit richtet sich wiederum nach dem zugewiesenen Aufgaben- und Wirkungskreis. Diese Zuweisung erfolgt bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts durch den Gründungsakt, der seinerseits einen hoheitlichen Akt darstellt. Die Schaffung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts erfordert eine gesetzliche Grundlage134. Insofern unterliegt die Gründung eines solchen Rechtsträgers ebenfalls dem Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes, mit der Folge, dass die ultra-vires Lehre dieses Prinzip auf das zivilrechtliche Tätigwerden juristischer Personen des öffentlichen Rechts überträgt. Sie ist der Ausdruck der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung auf fiskalischer Ebene. Folglich können Vertrauensschutzaspekte nicht gegen die Geltung der ultra-vires Lehre angeführt werden, da das Gebot der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung überwiegt. Die ultra-vires Lehre gelangt also uneingeschränkt unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zur Anwendung. Rechtsgeschäfte, die außerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises der öffentlich-rechtlich veranlagten juristischen Person liegen, sind demnach mangels Rechtsfähigkeit nichtig.

3. Zwischenergebnis Juristische Personen des öffentlichen Rechts handeln durch ihre Organe und können am Rechtsverkehr teilnehmen, sei es hoheitlich oder zivilrechtlich (fiskalisch). Im Falle zivilrechtlicher Tätigkeit entfalten rechtsgeschäftliche Willenserklärungen nur in dem Umfang Wirksamkeit, den der gesetzlich zugewiesene Aufgabenund Wirkungskreis der juristischen Person des öffentlichen Rechts bestimmt. Alle darüber hinausgehenden Erklärungen entfalten mangels Rechtsfähigkeit der juristischen Person keine Wirksamkeit. Infolge der Nichtigkeit können auch keine Ansprüche gem. §§ 177, 178 gegen die handelnden Organe geltend gemacht werden.

IV. Rechtsnachfolgebegriffe Die Vielfalt der Rechtsgeschäfte, die eine juristische Person des öffentlichen Rechts innerhalb ihres Aufgaben- und Wirkungskreises tätigen kann, korrespondiert mit dem möglichen Umfang einer Rechtsnachfolge. Einerseits können einzelne Rechtspositionen zwischen Rechtsträgern übergehen, wie z. B. bei der Abtretung einer Forderung gem. § 398, andererseits können Gesamtheiten von Rechten und Pflichten übergehen, beispielsweise bei der Vereinigung von nordrhein-west134

s. o. 2. Kapitel C I 1 b.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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fälischen Sparkassen gem. § 32 Abs. 1 SpkG (nw) oder Ortskrankenkassen gem. § 144 SGB V. Erstgenannter Fall beschreibt eine Singularsukzession135, letztgenannter eine sog. Universalsukzession136, von der ein Unterfall die partielle Universalsukzession137 darstellt. Dazwischen liegen die Sukzessionen, innerhalb derer weder eine einzelne Rechtsposition noch eine Gesamtheit übergeht, wie z. B. bei der Vertragsübernahme. Demnach sind verschiedene Rechtsnachfolgebegriffe bei Übergang einer oder mehrerer Rechtsposition(-en) zu unterscheiden, die nachfolgend dargestellt werden. 1. Gesamt- / Universalrechtsnachfolge Unter Universalsukzession versteht man den uneingeschränkten Übergang eines gesamten Vermögens138. Dieser Vorgang bedarf regelmäßig gesetzlicher Anordnung139. Im Übrigen geht das BGB grundsätzlich von Einzelrechtsnachfolge aus140. Unklar ist, ob die Gesamtrechtsnachfolge den Wegfall des Rechtsvorgängers voraussetzt141. Dieses Problem ist von erheblicher Bedeutung. Gegebenenfalls könnte z. B. der Rechtsübergang zwischen Universität und den verselbständigten medizinischen Einrichtungen nicht als Universalsukzession anzusehen sein, da die Universität als früherer Rechtsträger nach Durchführung der Rechtsnachfolge weiterhin existiert. Die erbrechtliche Gesamtrechtsnachfolge ließe den Rückschluss auf die Notwendigkeit eines Wegfalls des Autors zu. Allerdings findet sich eine Abweichung von diesem Grundsatz beispielsweise im Umwandlungsgesetz, auf das später ausführlich einzugehen ist142. Danach kann Gesamtrechtsnachfolge im Rahmen einer Abspaltung gem. §§ 123 Abs. 2, 131 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 UmwG auch ohne die vollständige Auflösung des Rechtsträgers stattfinden. Ohne der späteren detaillierten Betrachtung des Umwandlungsgesetzes vorzugreifen, können aus der umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolgekonstellation zwei Schlüsse gezogen werden: Gesamtrechtsnachfolge setzt nicht begriffsnotwendig den Wegfall des Dazu Bork, Allgemeiner Teil, Rn. 309; Larenz / Wolf, a. a. O., Rn. 65. Ossenbühl, NJW 1968, 1992 (1993); Muscheler, Universalsukzession, § 1 II (S. 5 ff.); Larenz / Wolf, Allgemeiner Teil, § 13 Rn. 64. 137 K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 13 I 2 b (S. 370). 138 Muscheler, Universalsukzession, § 1 II 1 a (S. 5); Bork, Allgemeiner Teil, Rn. 309; Brox, Erbrecht, Rn. 22. 139 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 72. Die grundsätzliche Notwendigkeit einer gesetzlichen Gesamtrechtsnachfolgeanordnung zeigt sich beispielsweise im Erbrecht, wo gem. §§ 1922, 1942 sämtliche Rechte und Pflichten des Erblassers auf den / die Erben übergehen. 140 Das legen sowohl die Möglichkeit privatautonomer Sukzession gem. § 398 als auch die gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 774 Abs. 1 S. 1 exemplarisch dar. 141 Reinhardt, NJW 1952, 441 (445). 142 Zum Umwandlungsgesetz siehe unten 2. Kapitel D III 3 c. 135 136

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Autors voraus. Des Weiteren ist entgegen der begrifflichen Festlegung eine Gesamtrechtsnachfolge auch in Bezug auf Teile eines Gesamtrechtsverhältnisses möglich143. 2. Einzelrechtsnachfolge Die Einzelrechtsnachfolge kennzeichnet die privatautonome Übertragung einer ausgesuchten Rechtsposition144. Dabei können Autor und Sukzessor nebeneinander fortbestehen.

3. Sonderrechtsnachfolge Sonderrechtsnachfolge bezeichnet die Nachfolge in eine Rechtsposition aufgrund eines besonderen Rechts. Der Mietvertrag über Wohnraum geht gem. § 563 Abs. 1 S. 1, 2 z. B. nur dann auf den Ehegatten oder Lebenspartner über, wenn die Ehe / Lebenspartnerschaft zum Zeitpunkt des Todes des Ehegatten / Lebenspartners wirksam bestand145. Ähnliches findet sich in § 10 Abs. 2, 3 WEG, der die Wirkung von Regelungen, die unter den Wohnungseigentümern vereinbart wurden, gegenüber Sondernachfolgern bestimmt. Sondernachfolger i.S.v. § 10 Abs. 2, 3 WEG ist, wer das Eigentum durch Rechtsgeschäft oder Zwangsversteigerung erworben hat146.

4. Teilrechtsnachfolge Der Begriff der Teilrechtsnachfolge tritt vorwiegend im Zusammenhang mit erbrechtlicher Rechtsnachfolge auf147. Bei Vorhandensein mehrerer (Mit-)Erben ist jeder von diesen zu einem Teil erbberechtigt, § 2032 Abs. 1. Aufgrund ihres erbrechtlichen Bezuges hat die Teilrechtsnachfolge vorliegend geringere Bedeutung, da erbrechtliche Rechtsnachfolgevorschriften für die Sukzession unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht zur Anwendung gelangen148.

143 Sog. „partielle Universalsukzession“. Vgl. K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 13 I 2 b (S. 370) sowie ders., AcP 191 (1991), 495 ff. 144 Vgl. nur Bork, Allgemeiner Teil, Rn. 309. 145 Statt vieler Palandt-Weidenkaff, § 563 Rn. 9 ff. 146 Palandt-Bassenge, § 10 WEG Rn. 10. Gegenüber Erben, die Rechtsnachfolger aufgrund Universalsukzession werden, findet § 10 Abs. 2, 3 WEG mangels Vorliegen einer Sondernachfolge beispielsweise keine Anwendung. Ausführlich zur Sondernachfolge vgl. Muscheler, Universalsukzession, § 1 IV 1, 2. 147 BGHZ 14, 251 (254); Olzen, Erbrecht, Rn. 956. 148 s. u. 2. Kapitel D I sowie Fn. 40.

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5. Sonderfall: Vertragsübernahme Wie eingangs bereits angesprochen worden war, existieren Fälle von Rechtsnachfolge, die nicht ohne weiteres als Gesamt- oder als Einzelrechtsnachfolge zu qualifizieren sind. Darunter fällt die Vertragsübernahme. Sie stellt eine durch Rechtsfortbildung entwickelte Ausprägung der Rechtsnachfolge dar149 und ermöglicht den Eintritt eines neuen Rechtssubjekts an die Stelle eines anderen Rechtssubjekts in ein Rechtsverhältnis, das zwischen diesem und einem Dritten bereits begründet worden war. Die Vertragsübernahme ermöglicht den Wechsel einer Vertragspartei, indem das Rechtsverhältnis zwischen verbleibender und ausscheidender Partei als solches entweder zum Gegenstand eines eigenen Rechtsgeschäfts gemacht150, oder infolge der Erfüllung eines gesetzlichen Übergangstatbestandes auf die neu eintretende Vertragspartei übergeleitet wird151. Ein Universitätsklinikum könnte also z. B. – falls keine Gesamtrechtsnachfolge durchgeführt würde – in einen Vertrag mit einem Reinigungsunternehmen eintreten, den die Universität zuvor geschlossen hatte. In Bezug auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts ist diese zivilrechtliche Rechtsnachfolgekonstruktion deshalb genauer zu untersuchen, weil sie rechtsgeschäftliche Tätigkeiten der Beteiligten bei Durchführung der Vertragsübernahme erfordert. Das setzt bei diesen Rechtsträgern Rechtsfähigkeit voraus; anderenfalls könnte eine Vertragsübernahme unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht durchgeführt werden. Des Weiteren treten hier erstmals Mitwirkungsrechte Dritter zu Tage, die erhebliche Auswirkungen auf die Rechtsnachfolge haben können. Demnach erfolgt zunächst eine Prüfung der dogmatischen Begründung der Vertragsübernahme. Anschließend werden Anwendbarkeit, Umfang und Beteiligungsmöglichkeiten einer juristischen Person des öffentlichen Rechts an der Vertragsübernahme untersucht. a) Dogmatische Begründung Die dogmatische Begründung der Vertragsübernahme lag zunächst in einer Kombination aus Forderungsabtretung gem. §§ 398 ff. und Schuldübernahme gem. §§ 414 ff.152. Diese Sichtweise wurde inzwischen modifiziert, mit der Folge, dass die Vertragsübernahme als Rechtsgeschäft sui generis anerkannt ist153. Palandt-Heinrichs, § 398 Rn. 38; Pieper, Vertragsübernahme, S. 176 ff. m. w. N. Zweigert, RabelsZ 23 (1958), 643 (645); Pieper, Vertragsübernahme, S. 173 ff.; Fikentscher, Schuldrecht, Rn. 618; Larenz, SR I, § 35 III (S. 617 f.); Staudinger / Busche, Einl. 201 zu §§ 398 ff. m. w. N.; Erman-H. P. Westermann, Vor § 414 Rn. 1. 151 Vgl. beispielsweise §§ 613a Abs. 1 S. 1, 569a Abs. 1 S. 1. 152 RGZ 119, 114 (118); 130, 115 (118); BGH DB 1960, 233; BGH NJW 1961, 453 (454); OLG Nürnberg NJW 1965, 1919 (1920). Das stellte zugleich einen Bruch mit der Sichtweise des schuldrechtlichen Vertrages als eingliedrige Bindung zwischen den Vertragsparteien dar, Larenz, JZ 1962, 105 (107 ff.). 149 150

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Dadurch wird die Übergangsfähigkeit der vermehrt auftretenden Dauerschuldverhältnisse154 erleichtert155. Beim Eintritt eines neuen Rechtssubjekts in ein zwischen anderen geschlossenes Rechtsverhältnis bedarf es nicht mehr zahlreicher Einzelabtretungen i.S.v. § 398156; stattdessen genügt ein pauschaler Übertragungsakt. Demnach handelt es sich bei der Vertragsübernahme auch um einen Fall der – zumindest partiellen – Universalsukzession. Sie kann entweder infolge privatautonomer Vereinbarung oder als Legalsukzession durchgeführt werden157.

b) Vertragsübernahme bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts Die Vertragsübernahme kommt grundsätzlich bei zivilrechtlichen Übertragungsgeschäften unter Privatrechtssubjekten in Betracht. Fraglich ist, ob sie auch zur Anwendung gelangt, wenn eine juristische Person des öffentlichen Rechts an einer rechtsgeschäftlichen Vertragsübernahme beteiligt wird. Die eingeschränkte Rechtsfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts könnte bei entsprechendem Aufgabenbereich einer Vertragsübernahme entgegenstehen, sofern rechtsgeschäftliche Willenserklärungen abzugeben sind. Die Antwort hängt davon ab, wie sich der Übergang des Vertragsverhältnisses innerhalb der privatautonomen Vertragsübernahme rechtssystematisch vollzieht. aa) Umfang der Beteiligung der einzelnen Vertragsparteien an der rechtsgeschäftlichen Vertragsübernahme Die Vertragsübernahme setzt begriffsnotwendig einen vorhandenen Vertrag voraus158, worin ein Vertragspartner durch einen neuen ersetzt wird. Demnach sind in ihren Vollzug drei Parteien einbezogen: die neu eintretende Partei, die ausscheidende Partei sowie der verbleibende Vertragspartner. Nicht eindeutig geklärt ist die Art der Beteiligung dieser drei Parteien. Einerseits kann die rechtsgeschäftliche Vertragsübernahme als dreiseitiger Vertrag, anderer153 BGHZ 95, 88 (94) m. w. N. = NJW 1985, 2528 (2530) = WM 1985, 1172 (1174); Larenz, SR I, § 35 III (S. 616 ff.). 154 Vgl. die bei Palandt-Heinrichs, § 398 Rn. 38a sowie Staudinger / Busche, Einl. 199 zu §§ 398 ff. genannten Beispiele. 155 Coester, MDR 1974, 803 (804); Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 (S. 188). 156 So noch BGH NJW 1961, 453 (454). 157 Nörr / Scheyhing / Pöggeler, a. a. O., §§ 19 f. (S. 191 ff.; 200 ff.). 158 Der zu übernehmende Vertrag muss nicht vollends abgeschlossen sein. Er muss aber zumindest das Stadium des Vorvertrages erreicht haben. Des Weiteren sind bedingte bzw. befristete Verträge i.S.v. §§ 158 ff. ebenso wie Rahmen- und Mantelverträge übernahmefähig. Vgl. dazu Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 21 I (S. 204).

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seits als zweiseitiger Vertrag zwischen verbleibender und neu eintretender Vertragspartei mit Zustimmungserfordernis des Dritten (der verbleibenden Partei), konstruiert werden. Daraus ergibt sich die Frage, ob die verbleibende Partei als Vertragspartner an der Vertragsübernahme beteiligt werden muss. Anderenfalls bedarf die Vertragsübernahme „lediglich“ der Zustimmung der verbleibenden Vertragspartei, während der eigentliche Übernahmevertrag zwischen eintretender und ausscheidender Vertragspartei geschlossen wird. (1) Vertragsübernahme als zweiseitiger Vertrag mit Zustimmungserfordernis Einer Ansicht zufolge stellt sich die Vertragsübernahme als zweiseitiger Vertrag159 dar, dessen Wirksamkeit also nur von der Zustimmung der dritten (im Vertragsverhältnis verbleibenden) Partei abhängt160. Dies wird damit begründet, dass die neu eintretende Partei für den (verbleibenden) Gläubiger nur hinsichtlich ihrer Solvenz interessant sei, während der ausscheidende Schuldner ein erheblich größeres Interesse an dem neu Eintretenden infolge der zwischen ihnen stattfindenden Werteverschiebung161 habe. Deswegen bedürfe es keiner gleich großen Mitwirkungsanteile von verbleibendem Gläubiger und ausscheidendem Schuldner an der Vertragsübernahme162. Ersterer soll „nur“ seine – über die Wirksamkeit der Vertragsübernahme aber entscheidende – Zustimmung geben, die derjenigen i.S.v. § 182 entspricht. Demnach muss sie nicht notwendig vor Abschluss des Vertrages zwischen ausscheidender und neu eintretender Partei vorliegen, sondern kann auch danach in Form einer Genehmigung – gegebenenfalls konkludent163 – erklärt werden164. Somit handelte es sich bei der Vertragsübernahme um einen zweiseitigen Vertrag mit (formlosem) Zustimmungserfordernis der verbleibenden Vertragspartei165. 159 So beispielsweise BGHZ 72, 394 (398); 95, 88 (95) = NJW 1985, 2528 (2530) = WM 1985, 1172 (1174); 96, 302 (308) = NJW 1986, 918 = LM § 123 BGB Nr. 65. 160 Der reduzierte Mitwirkungsanteil der verbleibenden Vertragspartei resultiere aus dem aus § 415 Abs. 1 abgeleiteten Grundmuster eines Übernahmevertrages. Ausgangspunkt dieser Konstruktion war die Feststellung, dass der (verbleibende) Gläubiger sowohl bei einer Zession gem. § 398 als auch bei einer Schuldübernahme gem. § 415 ein geringeres Interesse an der Person seines Vertragspartners habe als der übertragende Schuldner, vgl. Dörner, Dynamische Relativität, S. 134; ders., NJW 1986, 2916 (2917 f.). 161 Dörner, a. a. O., S. 134. 162 Dörner, a. a. O., S. 134 f.; ders. NJW 1986, 2916 (2918). 163 Staudinger / Busche, Einl. 201 vor §§ 398 ff.; Coester, MDR 1974, 803 (804). 164 Gem. § 182 Abs. 2 ist die Zustimmung formfrei. Vgl. auch den ersten Leitsatz von BGH DtZ 1996, 56. 165 BGHZ 72, 394 (395); 95, 88 (93 ff.); 96, 302 (308); BGH MDR 1958, 90 m. insofern abl. Anm. Bettermann, der in der Vertragsübernahme einen dreiseitigen Vertrag sieht; BGH WM 1974, 908 (909); BGH DtZ 1996, 56 (57); BGH NJW 1999, 2664 (2665). Zuletzt auch OLG Düsseldorf NJW-RR 2001, 641.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

(2) Vertragsübernahme als dreiseitiger Vertrag Nach anderer Ansicht166 liegt in der Vertragsübernahme ein dreiseitiger Vertrag eigener Art167, der zwischen den Beteiligten als „gleichwertigen“ Vertragspartnern geschlossen wird168. Eine Entscheidung zwischen den dargestellten Sichtweisen ist entbehrlich, wenn keine unterschiedlichen Anforderungen an die jeweiligen Mitwirkungsakte der beteiligten Parteien gestellt werden. (3) Entbehrlichkeit einer Entscheidung aufgrund Notwendigkeit rechtsgeschäftlicher Willenserklärungen Beide oben dargelegten Konstruktionen einer Vertragsübernahme verlangen die Abgabe rechtsgeschäftlicher Willenserklärungen. Die Beteiligung am Vertragsschluss setzt somit genauso wie die Erteilung der Zustimmung oder Ablehnung der Vertragsübernahme entsprechende Rechtsfähigkeit der Beteiligten voraus. Das gilt auch für die Beteiligung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts. Falls sie aus einem Vertragsverhältnis ausscheidet oder darin neu eintritt, bedarf es somit stets entsprechender Rechtsfähigkeit. Insofern kann dahingestellt bleiben, welche dogmatische Konstruktion der Vertragsübernahme man bevorzugt. Hinsichtlich des oben genannten Beispiels folgt daraus, dass das Universitätsklinikum in den Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen nur eintreten kann, wenn es über die entsprechende Rechtsfähigkeit verfügt.

bb) Zwischenergebnis Die dogmatische Konstruktion der Vertragsübernahme bedarf keiner eindeutigen Festlegung. Sie kann sowohl als dreiseitiger Vertrag zwischen den beteiligten 166 Die Konstruktion der Vertragsübernahme als zweiseitiger Vertrag mit Zustimmungserfordernis wird von den meisten Vertretern der hier dargelegten Sichtweise ebenfalls anerkannt. So z. B. BGHZ 98, 88 (94); 96, 302 (307); BGH DtZ 1996, 56 (57); OLG Düsseldorf NJW-RR 2001, 641; RGRK-Weber, Vor § 398 Rn. 9 f.; MünchKomm-Roth, § 398 Rn. 4; MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 9; Erman-H.P.Westermann, Vor § 414 Rn. 1; PalandtHeinrichs, § 398 Rn. 38a; Pieper, Vertragsübernahme, S. 199 ff.; Larenz, SR I, § 35 III (S. 560); a.A. (nur dreiseitiger Vertrag) Esser / Schmidt, Schuldrecht I / 2, § 37 IV 2 a (S. 622); Fikentscher, Schuldrecht, Rn. 618; Fabricius, JZ 1967, 144 (146). 167 BGHZ 44, 229 (231) (allerdings ohne direkte Bezeichnung der Vertragsübernahme); 95, 88 (94); 96, 302 (308); OLG Düsseldorf, Urt. v. 11. 12. 2001 (Az.: 24 U 17 / 01); MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 8; Esser / Schmidt, Schuldrecht I / 2, § 37 IV 2 a; Pieper, Vertragsübernahme, S. 194 ff. 168 Die Feststellung einer Regel-Ausnahme-Konstellation zwischen § 415 und § 414, die zur Annahme eines zweiseitigen Vertrages mit Zustimmungserfordernis führt, resultiere aus „Interessenjurisprudenz“, deren als Begründung herangezogenes Interessengefälle falsch bewertet werde. Vgl. Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 19 I (S. 193).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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Parteien als auch als zweiseitiger Vertrag zwischen ausscheidender und neu eintretender Partei zuzüglich der Zustimmung der verbleibenden Vertragspartei konstruiert werden. Entscheidend ist, dass es der Abgabe einer rechtsgeschäftlichen Willenserklärung aller Beteiligten bedarf, sei es in Form einer Zustimmung, sei es als Bestandteil eines Vertragsschlusses. Demnach muss eine an der Vertragsübernahme zu beteiligende juristische Person entsprechende Rechtsfähigkeit aufweisen. c) Rechtsfolgen hinsichtlich des zu übertragenden Rechtsverhältnisses Bislang unbehandelt blieb die Frage, was mit dem zu übertragenden Rechtsverhältnis geschieht. Einerseits kann es unverändert fortbestehen, andererseits aufgrund des Eintritts einer neuen Vertragspartei (gegebenenfalls konkludent) neubegründet werden. Insoweit hilft eine Betrachtung der dogmatischen Konstruktion ebenso wie eine Wortauslegung des Begriffs „Vertragsübernahme“ weiter. aa) Identität des Rechtsverhältnisses Dadurch, dass das zu übertragende Rechtsverhältnis Gegenstand eines eigenen Rechtsgeschäfts sein kann169, findet diesbezüglich nur ein Austausch auf personaler Ebene statt170. Das Rechtsverhältnis als solches bleibt unverändert171. Die neu eingetretene Vertragspartei ist so anzusehen, „als habe [sie] den betreffenden Vertrag selbst abgeschlossen“172. Außerdem läge keine Übernahme eines Rechtsverhältnisses vor, wenn der Wechsel eines Vertragspartners innerhalb eines bestehenden Rechtsverhältnisses einen (konkludenten) Neuabschluss173 beinhaltete. Stattdessen würde ein bestehendes Rechtsverhältnis aufgelöst, bei gleichzeitiger Neubegründung eines vergleichbaren Rechtsverhältnisses, allerdings mit einer anderen Partei. Dann läge jedoch auch keine Übernahme mehr vor, so dass die Terminologie der Vertragsübernahme einer inhaltlichen Änderung des zu übertragenden Rechtsverhältnisses ebenfalls entgegensteht. Der Wechsel einer Vertragspartei wirkt sich somit nicht auf das Rechtsverhältnis als solches aus174. Dies gilt auch für den Lauf von Fristen, so dass beispielss. o. 2. Kapitel C IV 5. Pieper, Vertragsübernahme, § 7 II 3 b (S. 115 ff.). 171 Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 III 1; Enneccerus-Nipperdey, Allgemeiner Teil, § 143 III (S. 883). 172 Pieper, Vertragsübernahme, § 7 II 3 b a.E. (S. 118) m. w. N. 173 s. u. 2. Kapitel C IV 5 d. 174 Vgl. zur Identität des Rechtsverhältnisses nur BGHZ 44, 229 (231); 95, 88 (94 f.); daneben BGH NJW 1961, 453 (454); BGH WM 1970, 195 (196); 1974, 908 (909); Staudinger / 169 170

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

weise Gewährleistungsfristen durch die Vertragsübernahme nicht beeinflusst werden. Ebenso bleiben dem neu eintretenden Vertragspartner alle Einwendungen seines Vorgängers erhalten175. Das Rechtsverhältnis ist nach dem Eintritt der neuen Partei identisch mit dem Rechtsverhältnis vor Vollzug des Übertragungsaktes. Fraglich bleibt, ob das auch für parteigebundene Rechte, insbesondere die Gestaltungsrechte, gilt. Davon hängt beispielsweise ab, ob bei der oben exemplarisch genannten Übernahme eines Vertrages, den eine Universität mit einem Reinigungsunternehmen geschlossen hatte, das den Vertrag übernehmende Universitätsklinikum die gleichen Kündigungsmöglichkeiten hätte wie die ausscheidende Vertragspartei.

bb) Rechtsfolgen in Bezug auf Gestaltungsrechte (1) Inhalt der Gestaltungsrechte Gestaltungsrechte verleihen dem Berechtigten eine einseitige Rechtsetzungsbefugnis176. Er hat die Möglichkeit, mit Abgabe einer – zumeist empfangsbedürftigen177 – Willenserklärung gestaltend Einfluss auf das mit einer anderen Partei geschlossene Rechtsverhältnis nehmen. Die Rechtsgestaltung kann auf die Begründung178, inhaltliche Bestimmung oder Änderung179 und die Aufhebung eines Rechtsverhältnisses180 gerichtet sein. Die Gestaltungsrechte können gesetzlichen oder vertraglichen181 Ursprungs sein. Typisierendes Merkmal ist die Verbindung mit dem Rechtsverhältnis zwischen den Parteien182. Mangels eigenen Rechtsobjektsstatus183 sind Gestaltungsrechte nicht selbst rechtsverkehrsfähig und können folglich nicht Gegenstand einer eigenen Übertragung sein. Demzufolge erscheint ihre Übergangsfähigkeit innerhalb der Vertragsübernahme fraglich. Busche, Einl. 202 f. zu §§ 398 ff.; Erman-Zeiss, vor § 398 Rn. 5; Blomeyer, Allgemeines Schuldrecht, § 45 2 a.E. (S. 291); Pieper, Vertragsübernahme, S. 210; Coester, MDR 1974, 803 (804). 175 Dies ergibt sich aus §§ 404, 417 Abs. 1 S. 1 analog, vgl. Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 22 II (S. 211). Zu der fragwürdigen Annahme, dass bestehende Einreden auch nach einem Neuabschluss eines Vertrages aufrechterhalten bleiben vgl. Pieper, Vertragsübernahme, § 7 III 2 a (S. 122) mit Hinweis auf die Vergleichbarkeit der titulierten Novation im römischen Recht (Kaser, Das römische Privatrecht I, S. 542, 544). 176 Larenz / Wolf, AT, § 15 Rn. 78; Brox, AT, Rn. 580. 177 Larenz / Wolf, a. a. O., § 15 Rn. 90. 178 Vgl. dazu beispielsweise die Bindung an den Antrag gem. § 145. 179 So z. B. das Wahlrecht gem. § 262 und das Leistungsbestimmungsrecht gem. §§ 315 f. 180 Insb. Anfechtungsrechte gem. §§ 119 ff., 142 und Rücktrittsrecht gem. § 346. 181 Hierunter fallen beispielsweise mietvertraglich eingeräumte Verlängerungsfristen für den Mieter. 182 Larenz / Wolf, AT, § 15 Rn. 96 ff. sprechen vom Gestaltungsgrund. 183 Brox, AT, Rn. 730.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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(2) Übergangsfähigkeit bei der Vertragsübernahme Betrachtet man die Vertragsübernahme als Kombination von Abtretung und Schuldbeitritt184, so wäre die Übergangsfähigkeit der Gestaltungsrechte weitestgehend185 abzulehnen186. Die Übertragbarkeit von Gestaltungsrechten richtet sich nach dem Grundsatz, den Vertragspartner zu schützen187. Er soll sich nicht unerwartet mit Rechten ihm unerwünschter Dritter (infolge einer Abtretung etc.) konfrontiert sehen. Ein vergleichbarer Gedanke trat bereits bei der Konstruktion der Vertragsübernahme als zweiseitiger Vertrag mit Zustimmungserfordernis188 hervor, da der (verbleibende) Gläubiger keine Verschlechterung der Solvenz seines Vertragspartners in Kauf nehmen muss. Allerdings bleibt zu beachten, dass das zugrunde liegende Rechtsverhältnis, welches die Gestaltungsrechte entstehen lässt, innerhalb einer Vertragsübernahme unverändert bleibt. Gestaltungsrechte könnten somit akzessorisch uneingeschränkt übertragen werden, wenn die Übertragung nicht gegen den Grundsatz des Vertragspartnerschutzes verstieße. Die zu „schützende“ Partei ist bei der Vertragsübernahme entweder die verbleibende Vertragspartei, da sie einen neuen Vertragspartner erhält, oder die neu eintretende Partei, weil sie mit Rechten des neuen Vertragspartners konfrontiert wird. Da die Vertragsübernahme die Beteiligung aller Parteien in Form einer rechtsgeschäftlichen Willenserklärung erfordert, besteht aber keine Gefahr von „Überraschungen“ in Bezug auf geltend zu machende Gestaltungsrechte. Es bedarf deshalb keines über den normalen rechtsgeschäftlichen Verkehrsschutz hinausgehenden Schutzes, weil das zu übertragende Rechtsverhältnis mit allen anhängenden Rechten Gegenstand der zwischen den Parteien durchzuführenden Vertragsübernahme ist. Diesem Verkehrsschutz wird sogar innerhalb der rechtsgeschäftlichen Beteiligungspflichten der Parteien einer Vertragsüber-nahme Rechnung getragen. Die Übergangsfähigkeit der Gestaltungsrechte im Rahmen der Vertragsübernahme ist somit zu bejahen. Auf obiges Beispiel bezogen folgt daraus, dass das in den Vertrag mit einem Reinigungsunternehmen nachfolgende Universitätsklinikum die gleichen Kündigungsrechte ausüben könnte, die seinem Rechtsvorgänger, der Universität, gegenüber dem Vertragspartner zustanden.

s. o. 2. Kapitel C IV 5 a. Ausschließlich forderungsbezogene Rechte sind übergangsfähig, z. B. Mahnungs- und Fristsetzungsrechte gem. §§ 281, 286 Abs. 1 S. 1; vgl. Pieper, Vertragsübernahme, § 10 II 1 b bb (S. 166 f.). 186 Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Prüfung von Pieper, Vertragsübernahme, § 10 II 1 b (S. 164 ff.) bezüglich der Übergangsfähigkeit von Gestaltungsrechten bei der Zession. 187 Vgl. Larenz / Wolf, AT, § 15 Rn. 99 ff. 188 s. o. 2. Kapitel C IV 5 b aa 1. 184 185

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

cc) Einschränkung durch Aufgaben- und Wirkungskreis der juristischen Person des öffentlichen Rechts? Die Wirksamkeit einer Vertragsübernahme bei Beteiligung juristischer Personen des öffentlichen Rechts hängt von deren Aufgaben- und Wirkungskreis ab189. Je nach Art der Beteiligung an der Vertragsübernahme kann die juristische Person unter Umständen begriffsnotwendig über die entsprechende Rechtsfähigkeit verfügen. In diesem Fall bedürfte es keiner (weitergehenden) Untersuchung der Rechtsfähigkeit. Erhält eine juristische Person des öffentlichen Rechts beispielsweise einen neuen Vertragspartner aufgrund einer Vertragsübernahme, so ist eine besondere Beachtung ihrer Rechtsfähigkeit nicht notwendig, da sie das Vertragsverhältnis wirksam begründen konnte und somit auch wirksam an einem Vertragspartnerwechsel mitwirken können muss. Dies soll nachfolgend anhand einer detaillierten Erörterung der einzelnen Beteiligungsmöglichkeiten einer juristischen Person gezeigt werden. (1) Juristische Person als verbleibende Partei Verbleibt die juristische Person in einem Vertragsverhältnis, dann stellt die Vertragsübernahme keine besonderen Anforderungen an ihre Rechtsfähigkeit. Die Vertragsübernahme als solche käme gar nicht zustande, wenn das zu übertragende Rechtsverhältnis nicht wirksam hätte begründet werden können. Da das Rechtsverhältnis vor und nach der Übertragung identisch ist, und die juristische Person dieses Rechtsverhältnis wirksam begründen konnte, liegt die Zustimmung zur Vertragsübernahme bzw. die zum Abschluss des dreiseitigen Vertrages notwendige Willenserklärung auch innerhalb ihrer Geschäftsfähigkeit. Somit ist die Vertragsübernahme uneingeschränkt anwendbar, wenn die juristische Person im Vertragsverhältnis verbleibt.

189 Zum anderen könnte es einer weiteren Befugnis zur Durchführung der Vertragsübernahme bedürfen. Als Folge des Vorbehalts des Gesetzes darf die Verwaltung, und somit auch alle juristischen Personen des öffentlichen Rechts, nur innerhalb der ihr vom Gesetzgeber eröffneten Bereiche tätig werden. Dieser Gesetzesvorbehalt gilt jedoch nur für hoheitliches Tätigwerden der juristischen Personen des öffentlichen Rechts (der Geltungsbereich des Vorbehalts des Gesetzes ist im Einzelnen umstritten, vgl. Maurer, VerwR, § 6 Rn. 3, 9 ff.). Unstreitig ist jedoch, dass ihm nur die Verwaltungstätigkeit als hoheitliche Tätigkeit unterfällt, Maurer, VerwR, § 6 Rn. 12 ff. m. w. N. Das zivilrechtliche Tätigwerden der Verwaltung unterliegt daher nicht dem Vorbehalt des Gesetzes. Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Befugnis für hoheitliche Tätigkeit der Verwaltung findet allerdings für zivilrechtliches Tätigwerden ihre Entsprechung in der eingeschränkten Rechtsfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts (s. o. 2. Kapitel C III 2 c). Einer gesonderten Befugnis zur Durchführung einer Vertragsübernahme bedarf es mitunter nicht.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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(2) Juristische Person als ausscheidende Vertragspartei Da auch bei diesem Sachverhalt wiederum ein in der Vergangenheit begründetes Rechtsverhältnis Gegenstand des Übertragungsaktes ist, kann man die Rechtsfähigkeit der juristischen Person bejahen. Anderenfalls hätte das zu übertragende Rechtsverhältnis nicht wirksam begründet werden können. Fraglich ist allerdings, ob die juristische Person sich von einem von ihr (mit-)begründeten Rechtsverhältnis ohne weiteres wieder lösen kann. Schließlich diente es ihrem Aufgaben- und Wirkungskreis, wodurch der Abschluss erst möglich geworden war. Die Beendigung des Rechtsverhältnisses durch Übertragung könnte dem zuwiderlaufen, mit der Folge, dass ihr Ausscheiden besondere Rechtsfähigkeit erforderte. Eine solche Beendigung kann jedoch als actus contrarius190 zur Begründung des Rechtsverhältnisses angesehen werden. Die durch den Aufgabenund Wirkungskreis eingegrenzte Rechtsfähigkeit der juristischen Person gäbe anderenfalls eine einseitige Handlungsweise vor, was die Handlungsfähigkeit der juristischen Person einschränkte und dem Erfordernis von Flexibilität und effizientem Verwaltungshandeln191 entgegenliefe. Somit bedarf die juristische Person keiner besonderen Rechtsfähigkeit, um ein Rechtsverhältnis auf einen anderen Rechtsträger zu übertragen. (3) Juristische Person als neu eintretende Vertragspartei Da der Eintritt in ein bestehendes Rechtsverhältnis für den Eintretenden die erstmalige Aufnahme einer solchen Rechtsbeziehung darstellt, muss er über die erforderliche Rechtsfähigkeit verfügen. Das setzt voraus, dass das Rechtsverhältnis, in das die juristische Person eintritt, innerhalb ihres Aufgaben- und Wirkungskreises liegt. Anderenfalls ist die Vertragsübernahme mangels Wirksamkeit der notwendigen Willenserklärungen unwirksam192. Somit wird die Durchführbarkeit einer Vertragsübernahme, bei der eine juristische Person des öffentlichen Rechts als übernehmende Partei auftritt, durch deren Aufgaben- und Wirkungskreis beschränkt.

d) Abgrenzung der Vertragsübernahme vom Neuabschluss Wie oben bereits angesprochen, ist die Kontinuität eines Rechtsverhältnisses durch Rechtsnachfolge beim Wechsel eines Rechtssubjektes nicht zwangsläufig anzunehmen. Das neue Rechtssubjekt kann ein vergleichbares Rechtsverhältnis 190 Zur Bedeutung von „actus contrarius“ vgl. Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I, § 25 Rn. 21. 191 Dazu ausf. s. u. 2. Kapitel D III 3 e aa 6. 192 s. o. 2. Kapitel C III 2 a.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

nämlich auch durch Neuabschluss der jeweiligen Verträge (neu-)begründen193. Das wirkt sich beispielsweise auf die Anrechnung von Vertragslaufzeiten, Gewährleistungsrechten, Betriebszugehörigkeiten194 etc. aus. Die Vertragsübernahme unterscheidet sich vom Neuabschluss195 dadurch, dass jene von Kontinuität hinsichtlich des Vertragsinhalts geprägt ist196. Allerdings bleibt unklar, wie Neuabschluss und Vertragsübernahme voneinander zu unterscheiden sind. Nach teilweise vertretener Ansicht entscheidet der Wille der Beteiligten 197. Die wirtschaftliche Bedeutung der Abmachung müsse ebenso wie die allgemeine Interessenlage bei der Beurteilung, ob eine Vertragsübernahme oder ein Neuabschluss vorliege, Berücksichtigung finden. Auch sei zu prüfen, welche Gestaltung den Bedürfnissen der Parteien entspreche198. Eine Vertragsübernahme liege vor, wenn der Inhalt des Vertragsverhältnisses unverändert bleibe199. Der Nutzen der beiden letztgenannten Merkmale erscheint fraglich. Die Abgrenzung zwischen Vertragsübernahme und Neuabschluss ist gerade in den Fällen problematisch, in denen die Vertragsverhältnisse zwischen verbleibender und ausscheidender sowie verbleibender und neu eintretender Partei (nahezu) identisch sind. Anderenfalls kommt eine Vertragsübernahme nicht in Betracht200. Im umgekehrten Fall jedoch, in dem Identität vorliegt, erscheint es unwahrscheinlich, dass das Rechtsverhältnis durch Neuabschluss begründet wurde. Die verbleibende Vertragspartei hätte sonst ihre Konditionen der seit Begründung des Rechtsverhältnisses abgelaufenen Zeit wahrscheinlich angepasst. Die Entscheidung zwischen Vertragsübernahme und Neuabschluss anhand eines Vergleichs der Rechtsverhältnisse argumentiert demnach vom Ergebnis her. Ebenso verhält es sich mit den Parteibedürfnissen. Sie sind stets ausschlaggebend für das Handeln der Parteien. Eine Abgrenzung zwischen Neuabschluss 193 Offengelassen in BGH VIII ZR 112 / 58 (Urt. v. 24. 09. 1959) und VIII ZR 155 / 77 (Urt. v. 21. 06. 1978). 194 BAG AP § 613a BGB Nr. 3; BAG BB 1978, 404. 195 Die Rechtsprechung neigte zum Teil vorschnell zur Annahme eines Neuabschlusses und ließ die Möglichkeit der Vertragsübernahme außer Acht (Pieper, Vertragsübernahme, § 4 II 1 a m. w. N. [S. 64]). Das generelle Verständnis der Vertragsübernahme als konkludenten Neuabschluss eines Vertrages stellt aber die inzwischen unstreitig anerkannte Möglichkeit, ein bestehendes Rechtsverhältnis zum Gegenstand eines eigenen Rechtsgeschäfts zu machen, in Frage und muss deshalb abgelehnt werden. 196 Vgl. für das konkrete Abgrenzungsproblem im Zusammenhang mit § 613a BGHZ 98, 88; BAG NJW 1973, 822 (823); 1977, 1168. 197 Pieper, Vertragsübernahme, § 7 III 2 b (S. 124). 198 Vgl. zu allen genannten Kriterien Pieper, Vertragsübernahme, § 7 III 2 b (S. 124). 199 Pieper, Vertragsübernahme, § 7 II (S. 118). Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 II (S. 185) wollen dieses letzte Merkmal jedoch nur als Auslegungskriterium verstanden wissen. 200 Zur Eingrenzung der „Erheblichkeit“ des Unterschieds zweier Vertragsverhältnisse anhand diverser Beispiele vgl. Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 II (S. 185 f.).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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und Vertragsübernahme allein aufgrund der jeweiligen Parteibedürfnisse hat insofern lediglich unterstützende Funktion bei der Ermittlung der Willensrichtung201. Die übrigen subjektiven Kriterien sind zu unbestimmt. Die Auslegung des zwischen den Parteien geschlossenen Rechtsgeschäfts gem. §§ 133, 157 erfordert (auch) die Berücksichtigung objektiver Umstände202. An der Vertragsübernahme sind stets drei Parteien beteiligt; das „normale“ rechtsgeschäftlich begründete Schuldverhältnis betrifft im Unterschied dazu jedoch nur zwei Parteien203. Die Privatautonomie204 gestattet jedem Rechtssubjekt, nach Belieben Verträge zu schließen; dabei bedarf es regelmäßig nicht der Beteiligung von drei Parteien. Sind aber drei Parteien an einem solchen Rechtsgeschäft beteiligt, so spricht dies für eine Vertragsübernahme. e) Ergebnis Zivilrechtliche Rechtsverhältnisse können im Wege der Vertragsübernahme übertragen werden. Dabei wird die Beteiligungsmöglichkeit der juristischen Person an der Vertragsübernahme durch ihren Aufgaben- und Wirkungskreis begrenzt. Nur wenn das zu übernehmende Rechtsverhältnis diesem entspricht, können die notwendigen rechtsgeschäftlichen Willenserklärungen wirksam abgegeben werden. Durch die Vertragsübernahme bleiben alle Rechte, auch die parteibezogenen Gestaltungsrechte, aufgrund der Identität des Rechtsverhältnisses vor und nach der Übertragung, unberührt.

6. Sonderfall: Behördensukzession / Funktionsnachfolge Ein weiterer Sonderfall eines Rechtsnachfolgebegriffs liegt in der sog. Funktionsnachfolge bzw. Behördensukzession. Diese Rechtsfiguren tauchten, bedingt durch die Neuordnung der Verwaltung, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Literatur205 und Rechtsprechung206 auf. Kennzeichnend für diesen Vorgang ist die Nachfolge eines Rechtsträgers in die Funktion eines weggefallenen Rechtsträgers, zwischen den gerade keine Rechtsnachfolge stattfindet. Stattdessen besteht lediglich Kontinuität bezüglich der ausgeübten Funktion207. Demnach bedarf es in Fäl201 Insofern ist mit Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 II (S. 185) darin übereinzustimmen, dass die genannten Kriterien nur der Auslegung dienen. 202 Flume, Rechtsgeschäft, § 16 3 c (S. 310 ff.); Brox, AT, Rn. 124. 203 Vgl. statt vieler Medicus, SR I, Rn. 30; ders., BR, Rn. 25; Larenz, SR I, § 2 II (S. 15). Der Sonderfall des Vertrages zu Gunsten Dritter gem. §§ 328 ff. soll außer Betracht bleiben. 204 Vgl. statt vieler Flume, Rechtsgeschäft, § 1 4, 6 a (S. 5, 7 f.). 205 Wilm, NJW 1953, 859; Coing, NJW 1954, 817; Freudling, NJW 1954, 1785 (1786); Däubler, NJW 1954, 5. 206 VG Hessen, NJW 1949, 634; BGHZ 4, 266 (276 f.); 7, 75 (88). 207 Däubler, NJW 1954, 5 (8); a.A. Kaja, Funktionsnachfolge, § 8 (S. 81).

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

len der Funktionsnachfolge auch keines Übertragungstatbestandes, so dass die Funktionsnachfolge einen Unterfall der Vermögensübernahme gem. § 419208 a.F. darstellt209.

V. Abgrenzung der Rechtsnachfolge Ähnlich wie schon die Vertragsübernahme ist die Rechtsnachfolge gegenüber anderen Fällen einer Rechtssubjektsveränderung in bestehenden Rechtsverhältnissen abzugrenzen, da es in diesen Konstellationen keiner Rechtsnachfolgeanordnung bedarf210. Die Feststellung, ob ein Rechtssubjektswechsel aufgrund von Rechtsnachfolge oder anderweitiger Umstrukturierung stattgefunden hat, wirkt sich ebenfalls auf die prozessuale Aktiv- bzw. Passivlegitimation sowie die Frage, gegen wen die Zwangsvollstreckung zu betreiben ist, aus211. Soll beispielsweise eine Ortskrankenkasse gerichtlich in Anspruch genommen, die mit einer anderen gem. § 144 SGB V vereinigt wurde, dann ist der Rechtsnachfolger zu verklagen; läge keine Rechtsnachfolge vor, dann wäre die Klage gegen die ursprüngliche Krankenkasse zu erheben. Der Wechsel eines Rechtssubjekts geht nicht zwangsläufig mit Rechtsnachfolge einher. Die Zuständigkeit eines Rechtsträgers212 kann sich beispielsweise auch durch die Rücknahme hoheitlicher Befugnisse ändern. Ebenso können vermeintlich verschiedene Rechtssubjekte miteinander identisch sein. Die Rechtsnachfolge ist deswegen von der Rücknahme hoheitlicher Befugnisse sowie der Identität von Rechtsträgern abzugrenzen.

1. Abgrenzung gegenüber Rücknahme hoheitlicher Befugnisse Rechtsnachfolge liegt nicht vor, wenn der Aufgaben- und Wirkungskreis einer juristischen Person des öffentlichen Rechts dadurch verändert wird, dass ihre hoheitlichen Befugnisse eingeschränkt bzw. zurückgenommen werden213. Denkbar ist der Fall, dass der Kreis der Kammerzugehörigen einer Industrie- und Handelskammer gem. § 2 IHKG geändert wird. Die Interessen der nicht länger Kammer208 Durch Art. 33 EGInsO mit Ablauf des 31. 12. 1998 außer Kraft getreten; vgl. in Bezug auf Übergangsregelung Art. 223a EGBGB. 209 Palandt-Heinrichs, 57. Aufl., § 419 Rn. 3. 210 Beispielsweise § 41 HG (nw) i.V.m. mit der jeweiligen Verordnung (GVBl. NW 2000, 716 ff.). S. o. 1. Kapitel. 211 Dazu ausf. s. u. 6. Kapitel C. 212 s. o. 2. Kapitel A III. 213 Die Rücknahme hoheitlicher Befugnisse tauchte erstmals im Rahmen der Neugestaltung der Verwaltung nach dem zweiten Weltkrieg auf. Darin lag zugleich ihr Hauptanwendungsbereich. Vgl. dazu BGHZ 7, 75 (88).

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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zugehörigen sind fortan nicht mehr gem. § 1 Abs. 1 IHKG wahrzunehmen. Rechtsverhältnisse, die im Zusammenhang mit solchen ehemaligen IHK-Mitgliedern stehen, müssten nicht gesondert übertragen werden. Durch die Rücknahme hoheitlicher Befugnisse werden Verwaltungskompetenzen verlagert, mit der Folge, dass zwar der für Rechtsnachfolge an sich typische Rechtssubjektswechsel eintritt, dieser allerdings nur hinsichtlich der Ausübung bestimmter hoheitlicher Befugnisse stattfindet. Weder obligatorische noch dingliche Rechtspositionen werden unter den Hoheitsträgern übertragen. Demnach liegt in der Rücknahme hoheitlicher Befugnisse mangels Eintritts eines anderen Rechtssubjekts in Rechte und / oder Pflichten keine Rechtsnachfolge214. Sie steht im Zusammenhang mit der Funktionsnachfolge215, was auch das eingangs genannte Beispiel der Zuständigkeitsveränderung einer Industrie- und Handelskammer veranschaulicht. Die Interessen der nicht länger Kammerzugehörigen werden fortan gegebenenfalls von einem anderem Hoheitsträger wahrgenommen, ohne dass jedoch eine Übertragung von Rechtspositionen der früher zuständigen Industrie- und Handelskammer auf den neu zuständigen Rechtsträger stattfindet.

2. Abgrenzung gegenüber Identität Rechtsnachfolge setzt die Verschiedenheit der beteiligten Rechtsträger voraus216. Während dies unter natürlichen Personen regelmäßig zutrifft, bereitet die Verschiedenheit juristischer Personen, insbesondere der des öffentlichen Rechts, unter Umständen erhebliche Abgrenzungsschwierigkeiten217. Unklar ist, woran festgestellt werden kann, ob beispielsweise die verselbständigten medizinischen Einrichtungen einer nordrhein-westfälischen Universität nicht aufgrund gleichen Rechtssubjektsstatus (Anstalt des öffentlichen Rechts) sowie Aufgaben- und Wirkungskreises mit der Universität identisch sind. Danach richtet sich wiederum z. B., gegen welchen Rechtsträger eine Klage anzustrengen oder ein Zwangsvollstreckungsverfahren zu betreiben wäre. Deshalb ist zu prüfen, wann juristische Personen des öffentlichen Rechts identisch sind. Falls Identität zwischen zwei Rechtsträgern vorliegt, dann bedarf es beim „Wechsel“ des Rechtssubjekts keines gesonderten Übertragungsaktes. Dies ist nur bei Rechtsnachfolge erforderlich. 214 BGH, a. a. O.: „[ . . . ] Soweit die vom Reichsnährstand ausgeübten Funktionen hoheitlicher Art auf das beklagte Land »übergegangen« sind, handelt es sich in Wirklichkeit um eine Zurücknahme der Ausübung von Hoheitsbefugnissen, ohne daß hiermit irgendwie ein Betrieb im privatrechtlichen Sinn mit den sich daraus möglicherweise ergebenden schuldrechtlichen Verpflichtungen übernommen worden ist. [ . . . ]“ 215 s. o. 2. Kapitel C IV 6. 216 Schink, Rechtsnachfolge, § 1 B I (S. 6 f.); Dietlein, Nachfolge, § 1 B (S. 43 ff.) m. w. N. in Fn. 34. 217 Dietlein, Nachfolge, § 1 B (S. 45) mit Hinweis auf Aristoteles, Politik, 3. Buch, 3. Kapitel (S. 81), wo die Frage staatlicher Kontinuität behandelt wird.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Zum Teil wird die Möglichkeit der Abgrenzung mangels Feststellbarkeit abstrakter Kriterien verneint218. Dieser Ansicht ist jedoch deshalb nicht zu folgen, weil ein Vergleich verschiedener Rechtsgebiete Abgrenzungskriterien offenbart, deren Übertragung auf die juristischen Personen des öffentlichen Rechts eine abstrakte Unterscheidung von Rechtsnachfolge und Identität ermöglicht219.

a) Unmöglichkeit der Abgrenzung zwischen Identität und Rechtsnachfolge Die Abgrenzung von Identität und Rechtsnachfolge wurde umfassend220 im Rahmen der Untersuchung einer Haftung der Bundesrepublik Deutschland für Verbindlichkeiten des Deutschen Reiches behandelt221. Danach sei im Ergebnis eine abstrakte Unterscheidung von Identität und Rechtsnachfolge nicht möglich. Stattdessen müssten zunächst die umstrittenen „Rechtswirkungen“222 festgestellt werden, um dann anhand der sie tragenden Gesichtspunkte die Frage nach Identität oder Rechtsnachfolge zu beantworten223. Die Abgrenzung richtet sich somit nach dem jeweiligen Anspruch und nicht der Anspruch nach der (ggf.) vorliegenden Sukzession. b) Kritik Die dargestellte Sichtweise ist bemüht, Einzelfallgerechtigkeit herzustellen. Das geht daraus hervor, dass jede streitige Rechtsposition zunächst festgestellt und im Anschluss daran hinsichtlich ihres Übergangs auf das neue oder den Verbleib beim alten Rechtssubjekt untersucht wird. Demnach wäre Rechtsnachfolge als solche nicht möglich, sondern stets nur eine Begleiterscheinung einer privatautonomen Handlung. Darin liegt jedoch ein Widerspruch zu gesetzlich vorgesehenen Sukzessionen, die keine privatautonome Handlung voraussetzen224. So tritt z. B. aufgrund des rechtsgeschäftlichen Übergangs eines Betriebes oder Betriebsteils der neue Inhaber gem. § 613a Abs. 1 S. 1 kraft Gesetzes in die Rechtsposition des früheren Inhabers So Reinhardt, NJW 1954, 441 (442). s. u. 2. Kapitel C V 2 c. 220 Reinhardt, NJW 1954, 441 ff. 221 Die Untersuchung diente der Feststellung, ob bestehende Rechtsverhältnisse, wie z. B. Beamtenverhältnisse, unverändert fortbestanden oder kraft Rechtsnachfolge ein neuer Rechtsinhaber auftrat. Eine vergleichbare Fragestellung wurde in „jüngerer“ Zeit wieder relevant für die Frage des Fortbestands von in der DDR begründeten Rechtsverhältnissen, vgl. Dietlein, Rechtsnachfolge, § 7 II 1 (S. 457). 222 Reinhardt, NJW 1954, 441 (442). 223 Reinhardt, a. a. O. 224 Vgl. z. B. §§ 412, 774 Abs. 1 S. 1 BGB; § 67 Abs. 1 S. 1 VVG. 218 219

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ein225. Darin liegt eine Sondernachfolge in die Rechtsstellung des alten Arbeitgebers226, woran wiederum gesetzliche Pflichten des Erwerbers geknüpft werden. Folglich bestimmt die Nachfolge die weitere rechtliche Behandlung streitiger Verhältnisse zwischen dem Erwerber und den im Betrieb angestellten Arbeitnehmern227; nach obiger Ansicht müsste aber jede Rechtsposition gesondert auf ihren Übergang bzw. ihre Identität geprüft werden. Demnach erscheint die generelle Ablehnung einer abstrakten Unterscheidbarkeit von Identität und Rechtsnachfolge unvertretbar. c) Unterscheidung von Identität und Rechtsnachfolge Damit ist noch nicht geklärt, anhand welcher Kriterien Identität von Rechtssubjekten, insbesondere juristischen Personen des öffentlichen Rechts, festgestellt werden kann. Geht man vom Wortlaut aus, so bedeutet Identität nach dem allgemeinsprachlichen Verständnis völlige Gleichheit228. Im Folgenden wird anhand der Rechtssubjektsmerkmale sowie unter Zuhilfenahme von Identitätsmerkmalen anderer Rechtsgebiete versucht, unter Beachtung des geschilderten Wortsinns Kriterien für eine abstrakte Abgrenzung von Identität und Rechtsnachfolge zu entwickeln. aa) Merkmale des Rechtssubjekts Die juristische Person wird geprägt durch ihre Erschaffung229, Zusammensetzung230 und Geschäftsgegenstand bzw. Aufgaben- und Wirkungskreis231. Des Weiteren unterscheiden sich die juristischen Personen des öffentlichen Rechts durch ihre Rechtsfähigkeit232. Dies sind jedoch „äußere“ Merkmale, die bei einer Vielzahl von Rechtsträgern vorliegen können, ohne dass diese Identität aufweisen. Insofern bedarf es weiterer Kriterien. Zur Klärung dieser Frage bietet sich ein Vergleich mit den zivilrechtlichen Ausprägungen von Rechtsnachfolge und Identität an, verbunden mit der Prüfung, ob die dabei festgestellten Kriterien gegebenenfalls auf die Prüfung der Identität von juristischen Personen des öffentlichen Rechts übertragen werden können. Heinze, DB 1980, 205 (209). Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 104; MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 7; Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 17 II (S. 184). 227 Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 106. 228 Duden, Die deutsche Rechtschreibung, S. 363; Duden, Universalwörterbuch, S. 681. 229 Vgl. dazu 2. Kapitel C I 1. 230 Vgl. dazu 2. Kapitel C II. 231 Vgl. dazu 2. Kapitel C III 2. 232 Vgl. dazu 2. Kapitel C I 1 b. 225 226

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

bb) „Identität“ der Vor-GmbH mit der eingetragenen GmbH Ein vermeintlich klassischer Fall zivilrechtlicher Identität ist die von Vor-GmbH und eingetragener GmbH. Die nach Abschluss des Gesellschaftsvertrages entstandene Vor-GmbH wird gemeinhin als identisch mit der nach Eintragung in das Handelsregister, § 11 Abs. 1 GmbHG, entstandenen GmbH angesehen233. Demzufolge übernähme die eingetragene GmbH die Aktiva und Passiva der Vor-GmbH, ohne dass es eines gesonderten Übertragungsakts bedürfte234. Unklar ist jedoch, ob zwischen beiden Gesellschaften die notwendige „völlige Gleichheit“ vorliegt. Dagegen spricht, dass die Vor-GmbH im Gegensatz zur eingetragenen GmbH nicht den Status einer juristischen Person hat235. Ebenso verändert sich das (spätere) Gesellschaftsvermögen hinsichtlich seines rechtlichen Status’. Während der Vor-Gesellschaftsphase ist es gesamthänderisch gebundenes Vermögen236, durch die Eintragung der GmbH wird es Gesellschaftsvermögen mit eigenem rechtlichen Status237. Lediglich der beteiligte Personenbestand bleibt unverändert, was hier jedoch mangels Identität der Rechtsträger keinen Gewinn bringt. Demnach sind Vor-GmbH und eingetragene GmbH nicht identisch. Eine gesonderte Vermögensübertragung zwischen beiden Gesellschaften ist unumgänglich238. cc) Identität bei formwechselnder Umwandlung Der Begriff der Identität tritt ebenfalls im Zusammenhang mit der formwechselnden Umwandlung von Gesellschaften gem. §§ 190 ff. UmwG auf. Den in § 191 Abs. 1 UmwG abschließend aufgezählten Rechtsträgern239 wird die Möglichkeit eines Rechtsformwechsels eröffnet240. 233 So die Einheits- / Identitätstheorie; vgl. BGHZ 80, 129 (140); Kübler, Gesellschaftsrecht, § 24 II 3 c; G. Hueck, Vorgesellschaft, FS 100 Jahre GmbHG, 1992, 127 ff.; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 34 III 4 a (S. 1027 f.). 234 Die Tatsache, dass die GmbH die Aktiva und Passiva der Vor-GmbH übernimmt, ist anerkannt. Vgl. dazu nur BGHZ 80, 129 (140 ff.). 235 K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 34 III 3 a (S. 1016 f.); Kraft / Kreutz, Gesellschaftsrecht, B I 5 b bb (S. 45). 236 Baumbach / Hueck / Fastrich-Hueck, GmbHG, § 11 Rn. 7; auch die Anerkennung der Teilrechtsfähigkeit der GbR durch den BGH (Az.: II ZR 331 / 00) gleicht das gesamthänderisch gebundene Vermögen mangels eigenständigen Rechtssubjektstatus nicht dem GmbHVermögen an. 237 Vgl. dazu die o.g. Theorien zur dogmatischen Begründung der juristischen Person, 2. Kapitel C I 2. 238 So auch Kraft / Kreutz, Gesellschaftsrecht, B I 5 c ee. Die dogmatische Begründung der Vermögensübertragung ist bislang ungeklärt, Kraft / Kreutz, a. a. O. 239 Lutter-Decher, UmwG, § 190 Rn. 11 ff.; Impelmann, DStR 1995, 769 (772). Ausführlich zum Umwandlungsgesetz s. u. 2. Kapitel D III.

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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Die Besonderheit einer solchen formwechselnden Umwandlung liegt darin, dass gem. § 202 Abs. 1 Nr. 1 UmwG der ursprüngliche Rechtsträger nach Eintragung der neuen Gesellschaftsform weiter besteht. Das Vermögen des alten Rechtsträgers muss also nicht durch einen besonderen Übertragungsakt transferiert werden241. Hier tritt ein vermeintlicher Widerspruch zur obigen Darstellung der Verschiedenheit von Vorgesellschaft und eingetragener GmbH242 zu Tage: Die Vor-Gesellschaft könnte, je nach Unternehmensgegenstand, entweder eine GbR oder eine Personenhandelsgesellschaft sein243. Als Personenhandelsgesellschaft 244 hat sie die Möglichkeit, von der Umwandlung gem. §§ 190, 191 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. § 191 Abs. 2 Nr. 3 UmwG Gebrauch zu machen. Dies zöge einen identitätswahrenden Formwechsel von Personenhandelsgesellschaft zu Kapitalgesellschaft nach sich, der nach obiger Darstellung aber nicht stattfindet. Die Lösung dieses vermeintlichen Widerspruchs hängt davon ab, wie man die Rechtsnatur der Vor-GmbH qualifiziert. Die soeben dargestellte Sichtweise, welche zu dem Widerspruch führte, gilt heute als „überholt“, da die Vor-GmbH als Organisation angesehen wird, die einem Sonderrecht unterliegt245. Das Sonderrecht setzt sich zusammen aus den vertraglichen und gesetzlichen Gründungsvorschriften in Kombination mit dem Recht der rechtsfähigen Gesellschaft, soweit dies keine Registereintragung voraussetzt246. Die Vor-GmbH ist also keine Personenhandelsgesellschaft. Demnach tritt kein Widerspruch zwischen dem Übergang der Vor-GmbH zur GmbH und der formwechselnden Umwandlung hinsichtlich Identität oder Rechtsnachfolge unter den Rechtsträgern auf. Die formwechselnde Umwandlung gilt damit als echter Fall von Identität247. Bevor jedoch die identitätskennzeichnenden Kriterien detailliert geprüft werden, ist zunächst die Übertragbarkeit dieser Kriterien auf juristische Personen des öffentlichen Rechts zu untersuchen.

240 Er besteht in einer Umwandlung von einer Personenhandelsgesellschaft in eine Kapitalgesellschaft (die formwechselnde Umwandlung einer Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft ist dabei nicht vorgesehen, vgl. BT-Drucks. 12 / 6699, S. 147), einer Kapitalgesellschaft in eine Personengesellschaft oder einem Wechsel zwischen Kapitalgesellschaftsformen. 241 Streck / Mack / Schwedhelm, GmbHRdsch. 1995, 161 (171). 242 s. o. 2. Kapitel C V 2 c bb. 243 So die ältere Rspr. und Lit., vgl. RGZ 58, 55 (56); 151, 86 (91); BGHZ 64, 45 (47); OLG Hamburg JZ 1952, 436; OLG Oldenburg BB 1955, 713; Möhring, GmbHRdsch. 1951, 70. 244 Eine formwechselnde Umwandlung einer GbR in eine Kapitalgesellschaft ist im Rahmen des UmwG nicht vorgesehen, s. o. Fn. 240. 245 BGHZ 80, 129 ff.; BAG NJW 1997, 3331 = BB 1997, 1208 = DB 1997, 1822 = ZIP 1997, 1544; Scholz / K. Schmidt, GmbHG, § 11 Rn. 24; Lutter / Hommelhoff, GmbHG, § 11 Rn. 4. 246 So schon BGHZ 21, 242 (246). 247 BT-Drucks. 12 / 6699, 137; ebenfalls schon K. Schmidt, AcP 191 (1991), 495 (506).

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

dd) Übertragbarkeit der Kriterien Das UmwG regelt die zivilrechtliche Umwandlung von Rechtsträgern. Die herauszuarbeitenden Identitätskriterien sollen aber auf öffentlich-rechtliche Rechtsträger angewendet werden. Demnach könnte eine Analogiebildung in Betracht kommen. Das Umwandlungsgesetz enthält in § 1 Abs. 2 UmwG ein Analogieverbot, demzufolge Umwandlungen außerhalb des UmwG nur in bundes- oder landesgesetzlich vorgesehenen Fällen möglich sind248. Damit das Analogieverbot eingriffe, müsste die Übertragung der herauszuarbeitenden Kriterien nur im Wege der Analogiebildung erfolgen können. Das setzt die Anwendung einer Norm oder einer Reihe von Normen auf einen interessenmäßig vergleichbaren, gesetzlich jedoch nicht geregelten Fall voraus249. Gerade das findet jedoch nicht statt. Die Untersuchung der formwechselnden Umwandlung dient hier nur der Herausarbeitung solcher Kriterien, die die Identität von Rechtsträgern kennzeichnen. Ein Analogieschluss erfolgt dabei nicht, da keine Regelung des Umwandlungsgesetzes auf einen darin nicht vorgesehenen Fall übertragen wird250. Gegen die Übertragbarkeit der Kriterien könnte jedoch sprechen, dass diese ausschließlich auf juristische Personen des öffentlichen Rechts angewendet werden sollen. Allerdings sind auch diese Bedenken zu verwerfen, da die formwechselnde Umwandlung gem. §§ 190 ff., 301 ff. UmwG auch Anstalten des öffentlichen Rechts offen steht. Im Folgenden wird die formwechselnde Umwandlung auf die die Identität zwischen Rechtsträgern kennzeichnenden Merkmale untersucht.

ee) Merkmale der Identität Gem. § 202 Abs. 1 Nr. 1 UmwG besteht der formwechselnde Rechtsträger in der im Umwandlungsbeschluss bestimmten Rechtsform weiter. Diese Kontinuität bezieht sich auf zwei Aspekte: Einerseits liegt wirtschaftliche, andererseits rechtliche Kontinuität vor. Letztere lässt sich wiederum unterteilen in Kontinuität hinsichtlich der beteiligten Personenkreise sowie des Unternehmensgegenstandes251.

Dazu ausf. s. u. 2. Kapitel D III 3 d. Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 381 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, E III 3 a (S. 304); Schwacke, Juristische Methodik, 5.2.4 (S. 81 ff.); Heller, Logik und Axiologie der analogen Rechtsanwendung, S. 70; Canaris, Die Feststellung von Lücken im Gesetz, S. 24, 144; Weinberger, Rechtslogik, S. 377; Staudinger / Coing, Einl. 157 zum BGB; Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 3. Teil II, III (S. 475 ff.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 11 II (S. 68 ff.). 250 Eine grundsätzliche Unanwendbarkeit zivilrechtlicher Kriterien auf öffentlich-rechtliche Fragestellungen ist entgegen Otto Mayer nicht anzunehmen. Aus heutiger Sicht ist die Anwendbarkeit zivilrechtlicher Regelungen im öffentlichen Recht unbestritten, vgl. dazu Knöpfle, Die Nachfolge im Verwaltungsrecht, in: FS Maunz, S. 225 (236 f.) m. w. N. 248 249

C. Rechtssubjekt und Rechtsposition

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Die wirtschaftliche Kontinuität des Unternehmens lässt sich durch den unveränderten Fortbestand des Vermögens kennzeichnen252. Ferner unterliegt der von der Gesellschaft umfasste Personenkreis keiner Veränderung253. Nach der Umwandlung bleiben dieselben Personen an der Gesellschaft beteiligt. Beteiligungsrechtliche Fragen werden durch §§ 194 Abs. 1 Nr. 3 – 5, 196 UmwG dahingehend gelöst, dass die formwechselnde Umwandlung zu keiner Schlechterstellung der an der Gesellschaft beteiligten natürlichen und juristischen Personen führen darf. Beteiligungsverhältnisse bleiben also auch unverändert, ein weiteres Kennzeichen für Identität. Das Gleiche gilt für den Unternehmensgegenstand. Das von der Gesellschaft angestrebte Ziel und die Methode, dieses Ziel zu erreichen, werden durch die Umwandlung nicht berührt254, was ebenfalls als Indiz für Identität zu werten ist. Ebenso könnten unveränderte organschaftliche Stellungen einzelner Gesellschafter auf Identität der Rechtsträger hindeuten. Eine solche Kontinuität lässt sich jedoch bei der formwechselnden Umwandlung nicht feststellen, da die Organe des formwechselnden Rechtsträgers nicht automatisch zu Organen des neuen Rechtsträgers werden255. Zwar bleiben Anstellungsverträge unberührt, bestehende Organstellungen enden jedoch aufgrund der umfassenden Veränderung der Rechtsstellung von Organen des neuen Rechtsträgers mit Wirksamwerden der Umwandlung256. Daher haben Organstellungen innerhalb des neuen Rechtsträgers keine Indizwirkung für Identität. Demgegenüber können die fortbestehenden Anstellungsverträge als Indiz für Identität zweier Rechtsträger herangezogen werden257. In Bezug auf das Verhältnis zwischen Universitätsklinikum und Universität ist unter Zugrundelegung dieser Kriterien zu schließen, dass die Rechtsträger nicht identisch sind. Der von der Universität umfasste Personenkreis wurde mit der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen verändert, da alle Angestelltenverhältnisse auf die verselbständigte Anstalt des öffentlichen Rechts übergingen. Mit der Veränderung der Angestelltenverhältnisse geht auch ein Wechsel der 251 Eine exakte Abgrenzung ist jedoch nicht möglich, vielmehr greifen die unterschiedlichen Kontinuitätsaspekte ineinander, vgl. Lutter-Decher, UmwG, § 190 Rn. 3. 252 s. o. Fn. 251. 253 Siehe nur Lutter-Decher, UmwG, § 202 Rn. 19. 254 Zur Notwendigkeit einer den wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechenden Anpassungsmöglichkeit der Rechtsform einer Gesellschaft vgl. bereits Reinhardt, Die Umwandlung, in: FS Bartholomeyczik, S. 310 f. 255 Kallmeyer-Meister / Klöcker, UmwG, § 202 Rn. 24; Widmann / Mayer-Vossius, UmwG, § 202 Rn. 110. 256 So schon K. Schmidt, AG 1985, 150 (152); Lutter-Decher, UmwG, § 202 Rn. 39. 257 Der Fortbestand von Anstellungsverträgen ergäbe sich auch aus § 613a, dessen Anwendung bei der formwechselnden Umwandlung jedoch nicht notwendig ist, vgl. Lutter-Decher, UmwG, § 202 Rn. 30.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Struktur der Anstellungsverhältnisse einher, da das Universitätsklinikum als Rechtsnachfolger der Universität die Anstellungsverhältnisse innerhalb der medizinischen Einrichtungen übernahm. Ebenso veränderte sich der „Geschäftsgegenstand“, also der Aufgaben- und Wirkungskreis. Das Universitätsklinikum ist für Lehre und Forschung in der Medizin zuständig, während der Universität Lehre und Forschung in allen anderen Fachrichtungen obliegt. Zwar kooperieren die beiden Rechtsträger, § 41 Abs. 2 Nr. 6 HG (nw), jedoch kommt es dadurch nicht zu einer Vermengung der Aufgabenbereiche.

d) Zwischenergebnis Rechtsträger können identisch sein. Im Gegensatz zur Rechtsnachfolge unter Rechtsträgern bedarf es bei Identität keines gesonderten Übertragungsaktes. Die unter Umständen schwierige Prüfung der Identität zweier Rechtsträger, insbesondere juristischer Personen des öffentlichen Rechts, kann anhand verschiedener Kriterien vereinfacht werden. So ist von der Identität zweier juristischer Personen auszugehen, wenn von beiden Rechtsträgern derselbe Personenkreis umfasst wird. Ebenso sprechen gleiche Beteiligungsverhältnisse an den Rechtsträgern für Identität. Dabei indiziert ein unveränderter Unternehmensgegenstand bzw. Aufgabenund Wirkungskreis genauso völlige Gleichheit der Rechtsträger wie identische Anstellungs- und Vermögensverhältnisse. Demgegenüber bleibt die Organstellung außer Betracht.

D. Übertragungstatbestand Nachdem geklärt wurde, wie juristische Personen des öffentlichen Rechts zivilrechtliche Rechtspositionen begründen können, erfolgt nun eine Untersuchung des Übertragungstatbestandes. Zivilrechtliche Rechtsnachfolge tritt erst bei Erfüllung dieses Übertragungstatbestandes ein, während öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolge bereits mit Erlass eines Übertragungsaktes258 vollzogen wird. Demnach ist zu prüfen, wie der Übergang von zivilrechtlichen Rechtspositionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts erfolgt, sich beispielsweise also die Rechtsnachfolge des Universitätsklinikums in die von der Universität begründeten privatrechtlichen Rechtspositionen gestaltet. Die gleiche Frage stellt sich auch bei der Vereinigung zweier Ortskrankenkassen gem. § 144 SGB V und bei der Zusammenführung benachbarter Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw). Zivilrechtlich verlangt der Rechtsübergang einen Übertragungstatbestand, während es nach öffentlichem Recht eines Übertragungsaktes bedürfte. Für die Rechts258 Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 42 Rn. 58 f.; Dietlein, Nachfolge, § 4 A (S. 152 ff.).

D. Übertragungstatbestand

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nachfolge juristischer Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen kommen somit drei Varianten in Betracht: Rechtsnachfolge allein nach öffentlich-rechtlichen, allein nach zivilrechtlichen, oder nach einer Kombination aus öffentlich-rechtlichen und zivilrechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen. Im Folgenden wird daher die dogmatische Konstruktion des Übergangs zivilrechtlicher Rechtspositionen unter öffentlich-rechtlichen Rechtssubjekten untersucht. In diese Untersuchung sind insbesondere auch eventuelle Rechte Dritter, die von der Rechtsnachfolge dadurch „betroffen“ sind, dass sie entweder einen neuen Gläubiger oder einen neuen Schuldner erhalten, einzubeziehen259. Die Mitwirkungsrechte eines Dritten können sich auf die Sukzession auswirken, wie das Beispiel mangelnder Genehmigung des Gläubigers bei einer Schuldübernahme gem. § 415 Abs. 2 S. 1 zeigt, unter Umständen sogar die zivilrechtliche Sukzession scheitern lassen. Dadurch könnte es zu Beeinträchtigungen hoheitlicher Rechtsgestaltung kommen. Um die Auswirkungen fehlender Mitwirkung zu beantworten, erfolgt zunächst eine Prüfung der Rechtsnachfolge unter Beachtung der Mitwirkungsrechte Dritter im Zivilrecht. Anschließend wird die Rechtsnachfolge im öffentlichen Recht näher unter diesem Aspekt beleuchtet, um dann dem Problem der dogmatischen Konstruktion der Nachfolge juristischer Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen nachgehen zu können.

I. Rechtsnachfolge im Zivilrecht Die Nachfolge eines Rechtssubjekts in eine privatrechtliche Rechtsposition hat die oben geschilderten drei Voraussetzungen260: die zu übertragende Rechtsposition muss zum Zeitpunkt der Übertragung existieren261, es muss ein Übertragungstatbestand bestehen, und die Rechtsposition muss übertragbar sein262. Damit ist jedoch nicht geklärt, welche Rechte Dritte bei dem Übertragungsvorgang geltend machen können. Dazu werden nachfolgend verschiedene Sukzessionstatbestände263 des Zivilrechts betrachtet. Da eine juristische Person des öffentlichen Rechts nicht „sterben“ kann i.S.v. § 1922 Abs. 1264, beschränkt sich die Auswahl der Tatbestände auf solche, bei denen Rechtsnachfolge unter Lebenden stattfindet.

Vgl. dazu auch die Ausführungen zur Vertragsübernahme unter 2. Kapitel C IV 5 b aa. Heinze, Rechtsnachfolge, 20.1 (S. 153 f.). 261 Dazu s. o. 2. Kapitel C II, III. 262 s. u. 2. Kapitel E. 263 Darunter fallen sowohl rechtsgeschäftliche als auch gesetzlich angeordnete Rechtsübertragungen, vgl. Hamel, Rechtsnachfolge, S. 16 ff. 264 Erman-Schlüter, § 1922 Rn. 1; Palandt-Edenhofer, § 1922 Rn. 2. 259 260

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

1. Abtretung, §§ 398 ff. Nähere Beachtung verdient zunächst die Abtretung gem. § 398. Dabei handelt es sich um einen Fall von Rechtsnachfolge. Dies folgt aus § 406, wonach der Schuldner die Möglichkeit hat, dem (neuen) Gläubiger die zum Zeitpunkt der Abtretung begründeten Einwendungen weiterhin entgegenzuhalten. Folglich bildet die Abtretung einen Rechtssubjektswechsel bei Identität des Rechtsobjekts. Fraglich ist, ob Rechte Dritter, genauer Einwirkungsmöglichkeiten der von der Rechtsnachfolge betroffenen Partei, in Bezug auf das Rechtsverhältnis existieren. Bei der Abtretung zeigt sich eine Einflussnahmemöglichkeit des Schuldners auf das Rechtsverhältnis z. B. darin, dass er gem. § 399 2. Hs. die Abtretung der Forderung vertraglich ausschließen kann265, sofern die Forderung nicht ohnehin aufgrund personalen Bezuges unabtretbar ist266. Darin kommt der Schutz des Schuldners zum Ausdruck267, da sich einerseits die von ihm zu erbringende Leistung inhaltlich nicht ändern, er andererseits aber auch nicht ohne weiteres einen neuen Gläubiger zu akzeptieren haben soll268. Damit kann der Schuldner bereits vor der Rechtsnachfolge Einfluss auf den zukünftigen Bestand des Rechtsverhältnisses nehmen269. Eine weitere Regelung zum Schuldnerschutz findet sich in § 404, demzufolge der Schuldner seine vor Abtretung begründeten Einwendungen nach der Zession nicht verliert. Daraus geht die Identität des übergehenden Rechtsverhältnisses hervor, da auch solche Einwendungen erhalten bleiben, „die zur Zeit der Abtretung [ . . . ] begründet waren“270. Denn anderenfalls, d. h. bei Veränderung des Rechtsverhältnisses, könnten nicht dieselben Einwendungen fortbestehen. Des Weiteren kann § 404 entnommen werden, dass der Schuldner, der an der eigentlichen Über265 Sog. „pactum de non cedendo“, vgl. auch Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 3 V (S. 29). 266 Staudinger / Busche, § 399 Rn. 5 ff.; Erman-Westermann, § 399 Rn. 2; zu weiteren Fallgruppen, die Unabtretbarkeit von Forderungen auslösen, vgl. Staudinger / Busche, § 399 Rn. 4. 267 Wagner, Abtretungsverbote, § 2 I 2 (S. 30 f.); Canaris, Die Rechtsfolgen rechtsgeschäftlicher Abtretungsverbote, in: FS Serick, S. 22. 268 Prot II 772 = Mugdan II 573; zu Bedenken hinsichtlich einer möglichen Vermögensentziehung gegenüber Gläubigern vgl. Mot II 123 = Mugdan II 67. Die Pfändung kann jedoch durch rechtsgeschäftlich vereinbartes Abtretungsverbot nicht ausgeschlossen werden, § 851 Abs. 2 ZPO. Dadurch wird der Schuldnerschutz jedoch nicht berührt, Wieczoreck / Schütze-Lüke, § 851 Rn. 33; Zöller / Stöber, § 851 Rn. 6. 269 MünchKomm-Roth, § 399 Rn. 2. Der Sonderfall des § 354a HGB, der eine Einschränkung des vertraglichen Abtretungsverbotes beinhaltet, bedarf hier keiner näheren Betrachtung, da gem. § 354a S. 1 HGB die juristische Person des öffentlichen Rechts Schuldner sein müsste, während vorliegend Rechtsnachfolge in die Gläubigerstellung eines solchen Rechtssubjekts in Frage steht. 270 Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 4 I (S. 36 f.), zugleich mit Kritik an der gesetzlichen Formulierung unter Bezugnahme auf RG Recht 1909, Nr. 3323. Auslassung durch Verfasser.

D. Übertragungstatbestand

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tragung der Forderung unbeteiligt ist, nach dem Rechtsübergang keine schlechtere Rechtsposition haben darf als zuvor271. Demnach hat der von Rechtsnachfolge betroffene Schuldner im Rahmen einer Abtretung die Möglichkeit, im Vorfeld auf die Durchführung der Rechtsnachfolge durch Vereinbarung eines Abtretungsverbots einzuwirken. Erfolgt das nicht, dann bleiben ihm zwar keine Einwirkungsmöglichkeiten auf den Rechtsübergang als solchen, aber seine Rechtsposition verschlechtert sich auch nicht durch die Sukzession. Diese Merkmale könnten allgemeine Kennzeichen zivilrechtlicher Rechtsnachfolge sein, wenn andere Rechtsnachfolgetatbestände sie ebenfalls enthalten.

2. Vertragsübernahme Innerhalb der oben beschriebenen Vertragsübernahme272 zeigen sich vergleichbare Einflussnahmemöglichkeiten der verbleibenden, nicht an der Rechtsnachfolge beteiligten Vertragspartei. Die Wirksamkeit der Vertragsübernahme setzt ihre rechtsgeschäftliche Willenserklärung voraus, sei es als Beteiligung an einem dreiseitigen Vertrag, sei es als Zustimmung zu einem zweiseitigen Vertrag zwischen ausscheidender und eintretender Partei. Diese Mitwirkungsmöglichkeit und auch Notwendigkeit kann die Vertragsübernahme zum Scheitern bringen, weil das bestehende Rechtsverhältnis im Falle der Verweigerung nicht auf den neuen Vertragspartner übergeht. Dadurch wird der Privatautonomie der verbleibenden Partei in Bezug auf die Vertragspartnerwahl Rechnung getragen. Dem Schuldner gewährt die Mitwirkungsmöglichkeit Schutz vor einem beliebigen Gläubigerwechsel. Geht der Vertrag über, dann bleiben die Einwendungen und Gestaltungsrechte der verbleibenden Partei unberührt273. Aus Gläubigersicht schützt die Mitwirkungsmöglichkeit vor einem beliebigen Schuldnerwechsel, mit Rücksicht auf dessen Solvenz ein wichtiger Umstand274. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die von Rechtsnachfolge „betroffene“ Partei Einflussnahmemöglichkeiten auf den Fortbestand des Rechtsverhältnisses hat, wobei insbesondere ein beliebiger Schuldnerwechsel vermieden wird. Darüber hinaus dürfen aber weder die rechtlichen Interessen des Schuldners noch die des Gläubigers durch die Rechtsnachfolge beeinträchtigt werden.

271 Gernhuber, Synallagma und Zession, in: FS Raiser, S. 62; Erman-Westermann, § 404 Rn. 1; Staudinger / Busche, § 404 Rn. 2 m. w. N.; Palandt-Heinrichs, § 404 Rn. 1. 272 s. o. 2. Kapitel C IV 5. 273 s. o. 2. Kapitel C IV 5 c bb. 274 s. o. 2. Kapitel C IV 5 b aa 1.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

3. Schuldübernahme, §§ 414 ff. Einen weiteren Fall von Rechtsnachfolge bildet die Schuldübernahme, §§ 414 ff. Die zu erfüllende Schuld als Rechtsobjekt bleibt identisch, während der Schuldner, das Rechtssubjekt, wechselt275. In diesem Fall ist die von Rechtsnachfolge „betroffene“ Partei stets der Gläubiger. Gem. § 415 Abs. 1 S. 1 bedarf eine Schuldübernahme deshalb seiner Genehmigung. Anderenfalls gilt die Schuldübernahme gem. § 415 Abs. 2 S. 1 als nicht erfolgt. Dies dient dem Schutz des Gläubigers, der sich nicht mit einem weniger solventen Schuldner zufrieden geben muss276. Durch Verweigerung der Zustimmung kann der Gläubiger also die Rechtsnachfolge blockieren277. Der Gläubigerschutz geht auch aus § 309 Nr. 10 hervor, demzufolge die Vereinbarung eines Vertragspartnerwechsels durch Allgemeine Geschäftsbedingungen nur sehr eingeschränkt zulässig ist. Das Erfordernis der namentlichen Angabe des Rechtsnachfolgers bzw. die Einräumung eines außerordentlichen Kündigungsrechts für den verbleibenden Vertragspartner, § 309 Nr. 10 lit. a, b, unterstreichen die Schutzbedürftigkeit des Gläubigers278. Durch die namentliche Angabe des neuen Vertragspartners kann der Vertragspartner des Verwenders bereits im Vorfeld des Vertragsschlusses mögliche Konsequenzen einer Rechtsnachfolge bedenken. Schließlich wird die Einflussnahmemöglichkeit auf das Rechtsverhältnis durch das außerordentliche Kündigungsrecht in besonderer Form belegt. Festzuhalten bleibt, dass der Gläubiger als die von Rechtsnachfolge „betroffene“ Partei bei einer Schuldübernahme gem. § 415 nicht zwangsläufig einen neuen Schuldner akzeptieren muss, sondern durch seine Genehmigung auf den Fortbestand des Rechtsverhältnisses einwirken kann. Das belegt zugleich, dass sich die Rechtspositionen der von Rechtsnachfolge „betroffenen“ Partei durch die Sukzession nicht verschlechtern dürfen.

4. Betriebsübergang Vergleichbares zeigt sich auch im Arbeitsrecht. Im Rahmen eines Betriebsübergangs tritt der neue Arbeitgeber gem. § 613a Abs. 1 in die bestehenden Arbeitsverhältnisse ein. Da ein Wechsel des Rechtssubjektes (Betriebsinhaber) bei Identität des Rechtsobjekts (Arbeitsverhältnis) vorliegt, handelt es sich um einen echten Fall von Rechtsnachfolge279. 275 OLG Köln WM 1992, 623; Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 1; MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 2, 6; Palandt-Heinrichs, Überbl 1 v § 414. 276 Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 3. 277 MünchKomm-Möschel, § 415 Rn. 15. 278 Vgl. zur alten Rechtslage, § 11 Nr. 13 AGBG, Ulmer / Brandner / Hensen-Hensen, AGBG, § 11 Nr. 13 Rn. 5 ff.; Schlünder, AGBG, § 11 Nr. 13 Rn. 1; Wolf / Horn / LindacherWolf, AGBG, § 11 Nr. 13 Rn. 1.

D. Übertragungstatbestand

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Dabei hat der Arbeitnehmer als die von Rechtsnachfolge betroffene Partei gem. § 613a Abs. 6280 ein Widerspruchsrecht gegen den Betriebsübergang. Das ergibt sich aus der persönlichen Natur der Arbeitsleistung, § 613281. Übt der Arbeitnehmer sein Widerspruchsrecht aus, dann ist der Übergang des Arbeitsverhältnisses unwirksam. Der alte Arbeitgeber bleibt Vertragspartner. Somit kann der Arbeitnehmer zwar keinen Einfluss auf die Übertragung des Betriebes bzw. Betriebsteils nehmen, er hat jedoch die Möglichkeit, den Übergang seiner persönlichen Rechtsposition in Form des Arbeitsverhältnisses zu beeinflussen. Darin zeigen sich sowohl Gläubiger- als auch Schuldnerschutz. Der Arbeitnehmer wird als Schuldner der Arbeitsleistung durch den uneingeschränkten Übergang des Anstellungsverhältnisses vor einer Verschlechterung seiner Rechtsposition geschützt. Als Gläubiger des Entlohnungsanspruchs kann er sich durch Ausübung seines Widerspruchsrechts vor einem weniger solventen Schuldner schützen.

5. Gesetzlicher Forderungsübergang gem. § 774 Abs. 1 S. 1 Der Schutz einer von Rechtsnachfolge betroffenen Partei wird auch bei gesetzlicher Rechtsnachfolge nicht vernachlässigt. Das geht beispielsweise aus § 774 Abs. 1 S. 1 hervor, demzufolge die Forderung gegen den Schuldner im Wege der Legalzession282 auf den Bürgen übergeht, soweit dieser den Gläubiger befriedigt. Zum Schutz des Schuldners bleiben seine Einwendungen gegen die Hauptforderung gem. §§ 412, 404 erhalten283. Zugleich darf gem. § 774 Abs. 1 S. 2 der Übergang der Forderung „nicht zum Nachteile des Gläubigers geltend gemacht werden“, der somit ebenfalls vor mangelnder Solvenz des Schuldners geschützt wird. Durch Übergang der Hauptforderung können auch Nebenrechte übergehen, die die Einbringbarkeit der Forderung verschlechtern würden. Um das zu vermeiden, ist dem Gläubiger bei teilweiser Befriedigung seiner Forderung Vorrang gegenüber dem mitanspruchsberechtigten Bürgen einzuräumen284. 279 Ohne ausdrückliche Benennung Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 54 f.; Erman-Hanau, § 613a Rn. 6; Palandt-Putzo, § 613a Rn. 11. 280 So die Rechtslage seit dem 02. 01. 2002, BGBl. I S. 42; vgl. zur alten Rechtslage, wonach dem Arbeitnehmer ein in richterlicher Rechtsfortbildung durch verfassungskonforme Auslegung von § 613a zwecks Vermeidung eines Verstoßes gegen Art. 12 Abs. 1; 1; 2 Abs. 1 GG entwickeltes Widerspruchsrecht zugestanden wurde, BAGE 26, 301 (304), BAG NZA 1998, 750. 281 So schon BAGE 26, 301 (304 ff.); MünchArbR / Buchner, § 36 Rn. 29; Kasseler Handbuch / Hattesen, 1.7 Rn. 99; Erman-Hanau, § 613a Rn. 47; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 117. 282 Staudinger / Horn, § 774 Rn. 3; MünchKomm-Habersack, § 774 Rn. 1; Palandt-Sprau, § 774 Rn. 9; Hk-BGB / Staudinger, § 774 Rn. 1. 283 Staudinger / Horn, § 774 Rn. 36 ff.; MünchKomm-Habersack, § 774 Rn. 20 f.; PalandtSprau, § 774 Rn. 10; Hk-BGB / Staudinger, § 774 Rn. 7. 284 Siehe den ersten Leitsatz von BGHZ 92, 374; Palandt-Sprau, § 774 Rn. 12.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

6. Keine Mitwirkungsrechte aufgrund gesetzlicher Regelung? Die bisher festgestellte Notwendigkeit einer Mitwirkungsmöglichkeit des Dritten könnte dennoch in Frage zu stellen sein. Innerhalb der geltenden Rechtsordnung sind zum Teil gesetzliche Rechtssubjektswechsel in einem bestehenden Rechtsverhältnis vorgesehen, ohne dass der anderen Partei des Rechtsverhältnisses Mitwirkungsmöglichkeiten zugebilligt werden. Ließen sich diese Aspekte auf die Rechtsnachfolge übertragen, wären Dritten letztlich doch keine Mitwirkungsrechte zuzugestehen.

a) Keine Mitwirkungsrechte gem. §§ 566, 578, 581 Gem. § 566 Abs. 1 tritt der Erwerber von Wohnraum in bestehende Mietverhältnisse ein, muss also sowohl den Mieter als auch die Modalitäten des zuvor geschlossenen Mietvertrages akzeptieren. Im Gegenzug hat der Mieter den neuen Vermieter anzunehmen. Weder dem Erwerber noch dem Mieter werden im Zuge des Rechtsübergangs Gestaltungsmöglichkeiten, beispielsweise in Form eines außerordentlichen Kündigungsrechts, eröffnet. Darin liegt zumindest vordergründig ein Widerspruch zu obigen Feststellungen, denen zufolge der von Rechtsnachfolge betroffenen Partei in einem Rechtsverhältnis stets Mitwirkungsrechte zu gewähren sind. Nach h.M. stellt § 566 aber kein Fall von Rechtsnachfolge dar, sondern regelt die gesetzlich angeordnete Entstehung eines Mietverhältnisses285. Durch den Erwerb des Grundstücks wird von Gesetzes wegen ein neues, lediglich inhaltlich identisches Rechtsverhältnis begründet. Im Ergebnis liegt deshalb mangels Identität des Rechtsverhältnisses keine Rechtsnachfolge vor. Stattdessen wird ein inhaltlich identisches Schuldverhältnis neu begründet. Demnach widersprechen auch die §§ 578 und 581, die auf § 566 verweisen, nicht den oben dargelegten Feststellungen bezüglich Einflussnahmemöglichkeiten auf den Fortbestand des Rechtsverhältnisses.

b) Keine Mitwirkungsrechte gem. § 1058 Des Weiteren könnte § 1058 ein Argument für mangelnde Einwirkungsmöglichkeiten der von Rechtsnachfolge betroffenen Partei im Rahmen einer Sukzession sein. Demnach gilt im Falle des Auseinanderfallens von Eigentümer und Nießbrauchbesteller der Besteller gegenüber dem Nießbraucher als Eigentümer, solange der Nießbraucher keine positive Kenntnis vom neuen Eigentumsverhältnis hat286. 285 Vgl. zum früheren § 571 BGB BGH NJW 1962, 1390; Staudinger / Emmerich [1997], § 571 Rn. 9; Erman-Jendrek, § 571 Rn. 12. Zur aktuellen Rechtslage vgl. Palandt-Weidenkaff, § 566 Rn. 16. 286 Siehe auch Staudinger / Frank, § 1058 Rn. 3 f.

D. Übertragungstatbestand

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§ 1058 ist aber eine reine Schutzvorschrift für den gutgläubigen Nießbraucher287. Weder Eigentümer noch Besteller werden durch die Vorschrift geschützt288. Da § 1058 keine Sukzession regelt, liegt also wiederum kein Fall mangelnder Mitwirkungsmöglichkeiten der von Rechtsnachfolge betroffenen Partei im Rahmen einer Sukzession vor. 7. Zwischenergebnis Zivilrechtliche Rechtsnachfolge wird von verschiedenen Kriterien geprägt. Zunächst findet eine Veränderung der an einem Rechtsverhältnis beteiligten Rechtssubjekte statt. Demgegenüber unterliegt das Rechtsobjekt, also das in Frage stehende Rechtsverhältnis, keiner Veränderung. Schließlich erfährt die innerhalb einer bestehenden Rechtsbeziehung verbleibende Partei regelmäßig Schutz in Form von Einwirkungsmöglichkeiten auf den Fortbestand des Rechtsverhältnisses. Diese reichen von antizipierter Vereinbarung von Abtretungsverboten bis hin zu außerordentlichen Kündigungsrechten nach dem Wechsel des Vertragspartners. Daraus lässt sich ableiten, dass kein Teilnehmer am Rechtsverkehr eine Änderung und gegebenenfalls Verschlechterung seiner bestehenden Rechtsposition aufgrund von Rechtsnachfolge hinnehmen muss289. Insbesondere Gläubiger werden vor einer Verschlechterung ihrer Rechtsposition infolge des Eintritts weniger solventer Schuldner in das Rechtsverhältnis geschützt.

II. Rechtsnachfolge im öffentlichen Recht Nachdem die zivilrechtlichen Kennzeichen der Rechtsnachfolge geprüft wurden, kann nun die Rechtsnachfolge bei juristischen Person des öffentlichen Rechts untersucht werden. Die Übertragung einer Rechtsposition unter Hoheitsträgern erfordert grundsätzlich einen Übertragungstatbestand in Form eines Hoheitsakts290. Demnach Staudinger / Frank, § 1058 Rn. 8. MünchKomm-Petzoldt, § 1058 Rn. 1. 289 I.E. auch Schink, Rechtsnachfolge, 2. Teil § 8 B I 2 b bb (S. 198 f.), der nur bei Vorliegen besonderer sozialer Schutzbedürftigkeit Rechtsnachfolge ohne Einwirkungsmöglichkeiten für zulässig erkennt. Allerdings bejaht Schink Einflussnahmemöglichkeiten auf den Rechtsnachfolger, was der Relativität des Rechtsverhältnisses (Staudinger / J Schmidt, Einl. 432 ff. zu §§ 241 ff.; MünchKomm-Kramer, Einl. zum Schuldrecht Rn. 15; Palandt-Heinrichs, Einl 3 v § 241) und somit der freien Wahl des Vertragspartners zuwiderliefe. Eine vermeintliche Ausnahme von diesem Grundsatz findet sich im Erbrecht, in der Pflichtteilsberechtigung gem. § 2303, der zufolge bestimmte Personengruppen einen Pflichtteil vom Nachlasswert verlangen können. Diese werden mangels testamentarischer Anordnung, wie die Auslegungsregel des § 2304 zeigt, jedoch nicht Rechtsnachfolger, sondern erhalten lediglich einen Zahlungsanspruch gegen den / die Erben. Vgl. auch Staudinger / Haas, Vorbem. 1 zu §§ 2303 ff.; ders., § 2304 Rn. 11 f.; Erman-Schlüter, Vor § 2303 Rn. 2. 287 288

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

können Rechtspositionen nur übertragen werden, wenn dies durch oder aufgrund materiell-gesetzlicher 291 Anordnung erfolgt. Eine solche Rechtsnachfolgeanordnung findet sich beispielsweise in § 41 Abs. 1 HG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung über die Errichtung des Klinikums [ . . . ] der Universität [ . . . ] als Anstalt des öffentlichen Rechts292. In gleicher Weise ordnet § 144 SGB V Gesamtrechtsnachfolge für den Fall der Vereinigung zweier Ortskrankenkassen an. Der Unterschied zur zivilrechtlichen Rechtsnachfolge liegt darin, dass der zivilrechtliche Rechtsträger zunächst einen gesetzlichen Tatbestand erfüllen muss, und dann die Rechtsfolge „Rechtsnachfolge“ in Kraft tritt. Im öffentlichen Recht bedarf es demgegenüber aufgrund der Notwendigkeit einer Rechtsnachfolgeanordnung durch oder aufgrund Gesetzes keiner Erfüllung eines gesetzlichen Tatbestandes. Die Rechtsnachfolge tritt vielmehr bereits durch eine solche Anordnung ein293.

III. Rechtsnachfolge in zivilrechtliche Rechtspositionen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts Damit ist jedoch nicht geklärt, wie zivilrechtliche Rechtspositionen unter Hoheitsträgern übertragen werden. Juristische Personen des öffentlichen Rechts begründen grundsätzlich öffentlich-rechtliche und nur ausnahmsweise zivilrechtliche Rechtspositionen. Daher gilt das Erfordernis einer gesetzlichen Rechtsnachfolgeanordnung grundsätzlich auch nur für die Übertragung hoheitlicher Rechtspositionen294. Demnach würden beispielsweise im Zuge der Rechtsnachfolgeanordnung gem. § 41 HG (nw) oder § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V nur die öffentlichrechtlichen Rechtspositionen auf den Rechtsnachfolger übertragen. Das zeigt sich auch in der Rückschau auf die oben festgestellten295, notwendigen Mitwirkungsmöglichkeiten Dritter innerhalb zivilrechtlicher Rechtsnachfolge. Ein Dritter hätte keine Mitwirkungsmöglichkeit an der Rechtsnachfolge, wenn das zivilrechtliche Rechtsverhältnis lediglich aufgrund gesetzlicher Anordnung überginge. Darin könnte außerdem ein Verstoß gegen die gem. Art. 1, 2 GG verfassungsmäßig ge290 Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 41 Rn. 16 f.; Erichsen in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 11 Rn. 49; Schink, Rechtsnachfolge, § 3 B I (S. 36 ff.). 291 Hassel, Rechtsfolgen, 2. Abschn. B I (S. 17) m. w. N.; Kaja, Funktionsnachfolge, S. 111; a.A. Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 41 Rn. 16 ff.; Erichsen in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 11 Rn. 49. 292 GVBl. NW 2000, 716 ff. 293 Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 41 Rn. 58 f. Diese dogmatische Konstruktion der Rechtsnachfolge entspricht dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung. Genauso wie jegliches Handeln der Verwaltung an eine gesetzliche Befugnis gebunden ist, unterfällt auch die Rechtsnachfolge ebenfalls dieser Beschränkung. 294 Soergel-Hadding, § 89 Rn. 34. 295 s. o. 2. Kapitel D I.

D. Übertragungstatbestand

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schützte Privatautonomie296 liegen, da sowohl Dritter als auch Rechtsnachfolger unter Umständen einer unerwünschten Partei gegenübergestellt würden. Denkbar ist der Fall, dass ein Universitätsklinikum durch eine solche Rechtsnachfolge als Partei in ein Rechtsverhältnis gelangte, das von diesem „selbst“ nie begründet worden wäre. Um Derartiges zu vermeiden, müsste die Rechtsnachfolge, wenn sie sowohl öffentlich-rechtliche als auch privatrechtliche Rechtspositionen umfassen soll, nach öffentlich-rechtlichen und zivilrechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen stattfinden. Der Rechtsübergang bedürfte dann einer hoheitlichen Anordnung sowie eines zivilrechtlichen Übertragungstatbestands. Diese doppelte Rechtsübertragung wäre andererseits jedoch aufwendig und verstieße deshalb womöglich gegen den Grundsatz effizienten Verwaltungshandelns297. Demnach ist zu klären, ob die Rechtsnachfolge in eine zivilrechtliche Rechtsposition unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts sowohl ein öffentlich-rechtliches als auch ein zivilrechtliches Rechtsnachfolgeelement voraussetzt. Anderenfalls sind allein öffentlich-rechtliche oder zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze anzuwenden.

1. Keine ausschließliche Anwendung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts fände dann allein nach zivilrechtlichen Grundsätzen statt, wenn der übertragende Hoheitsträger wie ein Privater, d. h. ohne Bindung an das öffentliche Recht, insbesondere an den Gesetzesvorbehalt, anzusehen wäre. Öffentlich-rechtliche Vorgaben, vor allem die Notwendigkeit eines Hoheitsakts für Rechtsnachfolge, würden hingegen die privatautonome Handlungsfreiheit einschränken, die einem Teilnehmer am Rechtsverkehr eigenverantwortliche Gestaltung seiner Rechtsverhältnisse sowie Befriedigung seiner Bedürfnisse in den gesetzlichen Grenzen ermöglichen soll298. Außerdem genießen die an einer zivilrechtlichen Rechtsnachfolge Beteiligten die oben näher beschriebenen Mitwirkungsrechte. Falls eine juristische Person des öffentlichen Rechts uneingeschränkt wie ein Privater anzusehen wäre, könnte beispielsweise eine Ortskrankenkasse oder eine Industrie- und Handelskammer alle ihre zivilrechtlichen Rechtspositionen auf Dritte übertragen, sobald nur ein zivilrechtlicher Rechtsnachfolgetatbestand erfüllt wäre. Eine öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung beeinträchtigte sie dagegen in ihrer privatautonomen Handlungsfreiheit, da sie die eigenverantwortliche Gestaltung der Rechtsverhältnisse, insbesondere die freie Wahl von Vertragspartnern bzw. Partnern eines Rechtsver296 Statt vieler Busche, Privatautonomie, § 2 I [S 14] m. w. N.; Larenz / Wolf, AT, § 34 Rn. 1 ff. 297 Dazu ausf. s. u. 2. Kapitel D III 3 e aa 6. 298 Larenz / Wolf, AT, § 34 Rn. 22; Esser / Schmidt, Schuldrecht I, § 1 II 2 (S. 10); Busche, Privatautonomie, § 2 I [S 14] m. w. N.

6 Burg

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

hältnisses, ausschlösse. Fraglich ist deshalb, ob eine juristische Personen des öffentlichen Rechts uneingeschränkt wie ein Privater anzusehen sein kann oder nicht.

a) Bindung des Hoheitsträgers an öffentliches Recht Hinsichtlich privatrechtlichen Tätigwerdens einer juristischen Person des öffentlichen Rechts muss man zwischen fiskalischen Hilfsgeschäften und Verwaltung in Privatrechtsform unterscheiden299. Während der Hoheitsträger im Rahmen der fiskalischen Hilfsgeschäfte als „Privater“ tätig wird300, unterliegt er bei Verwaltung in Privatrechtsform stets öffentlich-rechtlicher Bindung301. Privatrechtliche Verwaltungshandlungen können demnach nicht losgelöst vom öffentlichen Recht gesehen werden, so dass auch bei der Rechtsnachfolge in solche Rechtspositionen öffentlich-rechtliche Vorgaben nicht außer Acht zu lassen sind. Folglich erscheint allenfalls denkbar, die Übertragung privatrechtlicher Rechtspositionen, die durch fiskalisches Handeln begründet wurden, ausschließlich nach zivilrechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen stattfinden zu lassen. Dabei bleibt wiederum fraglich, ob der fiskalisch handelnde Hoheitsträger sich durch diese Handlungsweise jeglicher öffentlich-rechtlicher Bindung entledigt.

b) Juristische Person als Teil der mittelbaren Staatsverwaltung Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind Teil der mittelbaren Staatsverwaltung302. Als solcher unterliegen sie der Bindung an das Gesetz, da ihre Erschaffung sowohl einen Hoheitsakt als auch das Vorliegen eines öffentlichen Interesses303 voraussetzt304. Fraglich ist, ob bei fiskalischem Handeln jegliche öffentlichrechtliche Bindung305 entfällt. Das trifft nicht zu. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der „Staat [ . . . ] Staat bleibt“306 und deshalb niemals seine öffentlich-rechtliche Bindung verlieren kann. Zwar haben s. o. 2. Kapitel C III. So die traditionelle Ansicht von Siebert, Privatrecht im Bereich öffentlicher Verwaltung, in: FS Niedermeyer, S. 215 (219 ff.) und Wolff / Bachof / Stober, Allgemeines Verwaltungsrecht I / 1, § 23 Rn. 1. Ebenso Schmalz, Allgemeines Verwaltungsrecht und Grundlagen des Verwaltungsrechtsschutzes, Rn. 657. 301 Trute, Verzahnungen von öffentlichem und privatem Recht, S. 167 (179); Maurer, VerwR, § 17 Rn. 1; siehe auch oben 2. Kapitel C III 1. 302 s. o. Fn. 42. 303 Wolff / Bachof / Stober, Allgemeines Verwaltungsrecht I / 1, § 29 Rn. 1 f. 304 s. o. 2. Kapitel C I 1 b. 305 Metaphorisch ausgedrückt müssten die Hoheitsträger sich ihres „öffentlich-rechtlichen Kleides“ entledigen können. Ähnlich schon W. Jellinek, Verwaltungsrecht, S. 25. 299 300

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Träger hoheitlicher Gewalt die Möglichkeit, am Zivilrechtsverkehr teilzunehmen, jedoch steht dahinter immer ein öffentlicher Zweck. Selbst fiskalische Hilfsgeschäfte als „einfachste“ Form zivilrechtlicher Tätigkeit dienen immer noch der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben. Der Sonderstatus juristischer Personen des öffentlichen Rechts zeigt sich auch darin, dass sie nur insoweit rechtsfähig sind, als ihr Aufgaben- und Wirkungskreis es erfordert307. Falls Hoheitsträger wie ein „normales“ Privatrechtssubjekt anzusehen wären, könnten sie demgegenüber uneingeschränkt am Rechtsverkehr teilnehmen, denn Privatrechtssubjekte unterliegen grundsätzlich keinen Beschränkungen hinsichtlich ihrer Rechtsfähigkeit. Dass juristische Personen des öffentlichen Rechts als Teil der mittelbaren Staatsverwaltung nicht wie ein „normales“ Privatrechtssubjekt am Rechtsverkehr teilnehmen können, wird auch durch die Existenz von fiskalischen Sonderrechten, wie z. B. § 928 Abs. 2 BGB, § 882a ZPO, § 3 Abs. 2 GBO, belegt308. Darunter sind diejenigen Rechtsnormen zu verstehen, die den Staat und juristische Personen des öffentlichen Rechts als Vermögensträger begünstigen bzw. von bestimmten Regelungen ausnehmen. Gem. § 3 Abs. 2 GBO bedarf es beispielsweise keiner Eintragung von Grundstücken des Bundes, der Länder, Gemeinden oder anderer Kommunalverbände in das Grundbuch. Die gem. § 873 Abs. 1 obligatorische Eintragung wird nur auf Antrag des Hoheitsträgers durchgeführt. Diese Abweichung vom Realfolium wird damit begründet, dass die notwendige Publizität durch öffentlich-rechtliche Regelungen gewährleistet sei309. Informationen über Vermögensverhältnisse und somit Immobiliareigentum der genannten Hoheitsträger könnten auch durch Einsichtnahme in allgemein zugängliche Informationsquellen (Amtsblatt etc.) eingeholt werden310. Das Grundbuch gilt zwar gem. § 186 Abs. 2 EGBGB für Rechtsgeschäfte des institutionellen Eigentümers311 als angelegt und zivilrechtliche Übertragungsvorschriften gelangen zur Anwendung312. Es bedürfte jedoch dieser Regelungen nicht, wenn der zivilrechtlich handelnde Hoheitsträger wie ein Privater zu behandeln und somit uneingeschränkt Zivilrecht anzuwenden wäre. Im Rahmen ihrer Teilnahme am Zivilrechtsverkehr können öffentlich-rechtliche Rechtsträger folglich nicht uneingeschränkt zu Zivilrechtssubjekten werden. Demnach haben weder der fiskalisch handelnde noch der zivilrechtlich verwaltende Hoheitsträger die Möglichkeit, sich vollständig von ihrer öffentlich-recht306 Zeidler, VVDStRL 19 (1961), 208 (226 f.); Binder, Der Staat als Träger von Privatrechten, S. 52 ff.; Erichsen, Gemeinde und Private im wirtschaftlichen Wettbewerb, S. 18 f.; Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 2 Rn. 79 m. w. N. 307 s. o. 2. Kapitel C III 2 a. 308 Siehe auch die Aufzählung bei Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 1, § 23 Rn. 26. 309 Vgl. dazu nur Demharter, GBO, § 3 Rn. 13. 310 Demharter, a. a. O. Die gleiche Begründung wurde bei Schaffung von § 36 HGB (mittlerweile aufgehoben durch HRefG v. 21. 06. 1998 BGBl. I 1474) angeführt. 311 Bauer / v. Oefele-Waldner, GBO, § 3 Rn. 22. 312 Bauer / v. Oefele-Waldner, GBO, § 3 Rn. 28 f.

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lichen Bindung zu lösen. Die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts erfordert daher notwendig ein öffentlich-rechtliches Rechtsnachfolgeelement in Form einer zumindest materiell-gesetzlichen Rechtsnachfolgeanordnung313. Dieser Ansatz ist allerdings dann zweifelhaft, wenn durch die Anwendung öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze die Privatautonomie des hoheitlichen Rechtsträgers beeinträchtigt würde. Das setzt voraus, dass Hoheitsträger sich darauf berufen können. Dies wird nachfolgend untersucht.

c) Unanwendbarkeit von Grundrechten Die Privatautonomie wird grundgesetzlich im Rahmen der Art. 1, 2 GG314 garantiert. Sie ermöglicht unter anderem die freie Wahl des Vertragspartners. Die Rechtsnachfolge nach öffentlich-rechtlichen Grundsätzen könnte diese freie Wahl beeinträchtigen, da der Rechtssubjektswechsel durch öffentlich-rechtliche Anordnung vollzogen würde. Um eine Verletzung der Privatautonomie durch die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung zu bejahen, müssten juristische Personen des öffentlichen Rechts in den grundrechtlichen Schutzbereich einbezogen werden. Das kommt allenfalls hinsichtlich der fiskalischen Hilfsgeschäfte in Betracht, da der Hoheitsträger in diesen Fällen wie ein Privater auftritt315. Demgegenüber werden privatrechtlich verwaltende Hoheitsträger jedenfalls nicht in den grundrechtlichen Schutzbereich einbezogen. Anderenfalls träte eine Art „Konfusion“ ein316, da die Grundrechte dem Schutz gegenüber dem Staat dienen, juristische Personen des öffentlichen Rechts jedoch Teil der mittelbaren Staatsverwaltung sind317. Selbst wenn man dem fiskalisch handelnden Hoheitsträger den Status eines Privatrechtssubjekts beimisst, kann eine unzulässige Einflussnahme auf seine freie Vertragspartnerwahl nicht festgestellt werden, wenn er ebenfalls öffentlich-rechtlicher Bindung unterliegt. Fiskalische Hilfsgeschäfte haben im Rahmen der Handlungen von Hoheitsträgern untergeordnete Bedeutung, wie schon der Begriff „Hilfsgeschäft“ zeigt. Sie dienen lediglich der Aufrechterhaltung der Verwaltungstätigkeit. Da fiskalische Hilfsgeschäfte somit nur von sekundärer Bedeutung sind, wird Rechtsnachfolge allein in ein durch fiskalisches Hilfsgeschäft zustande geWolff / Bachof / Stober, a. a. O. Statt vieler Sachs-Murswiek, GG, Art. 2 Rn. 55a m. w. N. 315 Siehe nur Maurer, VerwR, § 3 Rn. 7. 316 Sog. Konfusions- / Identitätsargument, BVerwGE 81, 1 (10). 317 Folglich ist der Staat nicht vor sich selbst zu schützen. Vgl. die ausführliche Darstellung dieser Problematik bei Ehlers, Verwaltung in Privatrechtsform, 5. Teil 3. Abschn. B I 1 a aa (S. 212 ff.). 313 314

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kommenes Rechtsverhältnis nicht stattfinden318. Folglich kann sich ein öffentlicher Rechtsträger nicht auf eine unzulässige Beschränkung seiner freien Vertragspartnerwahl berufen, da fiskalische Hilfsgeschäfte niemals alleiniger Gegenstand einer Rechtsnachfolge, sondern stets mit einer verwaltenden Tätigkeit verbunden sind. Da der Schwerpunkt der Tätigkeit des Hoheitsträgers somit regelmäßig nicht in fiskalischen Hilfsgeschäften liegt, kann die Beeinträchtigung der Privatautonomie des fiskalisch handelnden Hoheitsträgers ebenfalls ausgeschlossen werden. Folglich ist auch bei der Rechtsnachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in Rechtspositionen, die durch fiskalisches Hilfsgeschäft zustande kamen, die Beeinträchtigung der freien Vertragspartnerwahl ausgeschlossen, wenn die Sukzession nach öffentlich-rechtlichen Grundsätzen vollzogen wird. d) Zwischenergebnis Juristische Personen des öffentlichen Rechts können sich nicht vollständig von der öffentlich-rechtlichen Bindung lösen, wenn sie am Zivilrechtsverkehr teilnehmen. Daher wird Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern hinsichtlich ihrer zivilrechtlichen Rechtspositionen nicht ausschließlich nach zivilrechtlichen Grundsätzen durchgeführt. Es bedarf regelmäßig eines Hoheitsaktes für die Durchführung der Rechtsnachfolge.

2. Keine ausschließliche Anwendung öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze Damit ist jedoch nicht beantwortet, ob zivilrechtliche Rechtsnachfolgeelemente gänzlich außer Acht zu lassen sind, da es grundsätzlich für den Übergang einer zivilrechtlichen Rechtsposition eines zivilrechtlichen Rechtsnachfolgeelements bedarf319. Eine Rechtsnachfolge nach ausschließlich öffentlich-rechtlichen Grundsätzen ließe eventuelle Mitwirkungsrechte von Parteien, die an der Rechtsnachfolge beteiligt sind, unbeachtet. Dadurch könnte gegen zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze verstoßen und die Privatautonomie des von Rechtsnachfolge betroffenen Dritten verletzt werden320. Nach obiger Untersuchung darf sich indes keine Rechtsposition eines an der Durchführung der Rechtsnachfolge zwar unbeteiligten, jedoch darin einbezoge318 Wenn es die ordnungsgemäße Verwaltungstätigkeit einer neu zuständigen bzw. neu geschaffenen Stelle in Gang zu bringen oder aufrecht zu erhalten gilt, wie dies beispielsweise bei den Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen nach deren Verselbständigung der Fall war, dann findet zwangsläufig Gesamtrechtsnachfolge statt, wie § 41 HG (nw) i.V.m. § 1 Abs. 2 Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts (GVBl. NW 2000, 729) exemplarisch belegt. 319 Schink, Rechtsnachfolge, § 3 B II 1 (S. 37) mit zahlreichen weiteren Nachweisen. 320 s. o. 2. Kapitel D I.

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nen Rechtssubjekts durch die Sukzession verschlechtern. Je größer die Gefahr einer Verschlechterung der Rechtsposition ist, umso größer sind auch die Mitwirkungsrechte321. Der Gläubiger einer juristischen Person des öffentlichen Rechts könnte beispielsweise einen Forderungsausfall zu befürchten haben, wenn er aufgrund von Rechtsnachfolge einen anderen, weniger solventen Schuldner bekäme. Zivilrechtlich wird das Risiko durch das Genehmigungserfordernis gem. § 415 Abs. 1 S. 1 vermieden. Eine solche Mitwirkung wäre bei alleiniger Anwendung öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze nicht gewährleistet, da der Rechtsübergang ausschließlich aufgrund gesetzlicher Anordnung erfolgte. Um dieser Gefahr zu begegnen, könnten zusätzlich zu den öffentlich-rechtlichen zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen anzuwenden sein, und zwar in kumulativer Anwendung. Zunächst ist daher zu fragen, ob öffentlich-rechtliche und zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze nebeneinander anwendbar sind, oder in einem Exklusivitätsverhältnis stehen322.

a) Kumulative Anwendbarkeit von Zivilrecht und öffentlichem Recht Das Verhältnis von öffentlichem Recht und Zivilrecht insgesamt ist seit jeher umstritten323 und bis heute ungeklärt324. Obwohl manche hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den Rechtsgebieten von „feindlicher Gegnerstellung“325, „Auswirkungen von Generationenproblemen“326 und öffentlich-rechtlichem „Moränenschutt, der das zivilrechtliche Urgestein verdeckt“327 sprechen, lässt sich nicht belegen, dass öffentliches Recht und Zivilrecht einander gegenseitig ausschließen. Hinweise geben auch nicht diejenigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften, die zivilrechtliche Regelungen für anwendbar erklären bzw. auf sie verweisen, wie z. B. § 57 VwGO, § 31 Abs. 1 VwVfG. Denn das geschieht nur dann, wenn keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften existieren, die die jeweilige Frage regeln. Ans. o. 2. Kapitel D I. Abzulehnen wäre die kumulative Anwendbarkeit öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze, wenn ein öffentlich-rechtliches Rechtsverhältnis nach zivilrechtlichen Grundsätzen übertragen werden sollte, vgl. Stober, JuS 1982, 740, 742. Das trifft hier nicht zu, da die Übertragung zivilrechtlicher Rechtsverhältnisse geprüft wird. 323 Vgl. dazu Stolleis, Öffentliches Recht, S. 41 ff.; Bullinger, Öffentliches Recht und Privatrecht, 2. Abschn. (S. 13 ff.); ders., Öffentliches Recht und Privatrecht in Geschichte und Gegenwart, S. 69 (70 ff.). 324 Siehe nur Schröder, VVDStRL 50 (1991), 196 ff. mit zahlreichen weiteren Nachweisen. 325 Baur, JZ 1963, 41. 326 Baur, a. a. O. 327 Medicus, NuR 1990, 145 (150). 321 322

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sonsten würde der jeweilige Sachverhalt ausschließlich von öffentlich-rechtlichen Regelungen bestimmt. Die beiden Rechtsgebiete haben zwar unterschiedliche Grundlagen328, es bestehen aber auch verschiedene Verflechtungen329. So beweisen beispielsweise die oben genannten fiskalischen Sonderrechte eine Vermischung von öffentlichem Recht und Zivilrecht. Weiterhin belegt der fortwährende Streit um die Abgrenzung330, dass die Grenzen fließend sind, und eine eindeutige Abgrenzung nicht möglich ist. Schließlich zeigt sich in der Leistungsverwaltung, dass öffentliches Recht und Zivilrecht ineinander greifen, da die Umsetzung eines öffentlichen Zwecks (Daseinsvorsorge) häufig in privatrechtlicher Form (beispielsweise Auszahlung von Sozialhilfe) erfolgt331. Daraus kann abgeleitet werden, dass im Ergebnis jedenfalls kein Exklusivitätsverhältnis zwischen den beiden Rechtsgebieten besteht332 und öffentlich-rechtliche sowie zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze nebeneinander Anwendung finden können.

b) Zusätzliche Anwendung zivilrechtlicher Grundsätze Damit ist noch nicht geklärt, ob zivilrechtliche und öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze kumulativ bei Rechtsnachfolge juristischer Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen als einem Anwendungsbereich der Kollisionsproblematik anzuwenden sind. Das Erfordernis einer kumulativen Anwendung öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze resultiert zunächst aus dem Interesse des von Rechtsnachfolge Betroffenen an der freien Wahl seines Vertragspartner, basiert also auf dem Wunsch nach Privatautonomie.

328 Während das öffentliche Recht Ordnungsfunktion hat, basiert das Zivilrecht auf privatautonomen Handlungen Gleichberechtigter, Trute, Verzahnungen von öffentlichem Recht und privatem Recht, S. 167 (172 f.). 329 Trute, a. a. O., S. 177. Ebenso Bullinger, Öffentliches Recht und Privatrecht, 3. Abschn. II 1 A a (S. 82 f.), der – ausgehend von der Rechtslage im Jahre 1968 – unter anderem das Beispiel der Jahresabschlussprüfung durch einen Wirtschaftsprüfer anführt, dessen Honorarvereinbarung zivilrechtlich sei, während der von ihm zu vertretende Haftungsmaßstab durch öffentliches Recht bestimmt werde. Hier liege eine Vermischung von öffentlich-rechtlichen Haftungsbestimmungen und zivilrechtlichen Leistungsvereinbarungen vor. 330 Soergel-Hadding, § 89 Rn. 35 ff.; Erichsen, Jura 1994, 418 ff.; Renck, JuS 1999, 361. 331 Ehlers, Verwaltung in Privatrechtsform, 6. Teil A I 2 (S. 254); ders. in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 1 Rn. 38, 47; Maurer, VerwR, § 1 Rn. 21; siehe auch Dietlein, Jura 2002, 445 (452). 332 I.E. auch Bartholomeyczik, AcP 166 (1966), 30 (34 f.), der von einer Verzahnung der öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Verträge spricht; Bullinger, Öffentliches Recht und Privatrecht in Geschichte und Gegenwart, S. 69 (89). A.A. Dietlein, Rechtsnachfolge, § 1 A a.E. (S. 43).

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aa) Verstoß gegen die Privatautonomie Für zivilrechtliche Rechtspositionen hätte die ausschließliche Anwendung öffentlichen Rechts zur Folge, dass der Private einen neuen Vertragspartner buchstäblich „vorgesetzt“ bekäme. Die Privatautonomie ermöglicht dem am Rechtsverkehr teilnahmeberechtigten Rechtssubjekt aber eigenverantwortlich seine Bedürfnisse durch Rechtsgeschäfte zu befriedigen333. Gerade die freie Wahl des Vertragspartners hat wesentliche Bedeutung, da der kontrahierenden Partei – insbesondere beim Abschluss synallagmatischer Verträge334 – entschieden an der Leistungsfähigkeit und Solvenz ihres Vertragspartners gelegen ist. Daher werden der von Rechtsnachfolge „betroffenen“ Partei, wie oben dargelegt, im Rahmen der zivilrechtlichen Sukzession verschiedene Mitwirkungsmöglichkeiten bei Durchführung der Rechtsnachfolge gewährt. Diese Rechte sind umso wirkungsvoller, je größer die Gefahr ist, dass sich die Rechtsposition des an der eigentlichen Rechtsnachfolge Unbeteiligten verschlechtert. Das zeigen beispielsweise das Genehmigungserfordernis gem. § 415 Abs. 1 S. 1 und das Mitwirkungserfordernis an der Vertragsübernahme. Diese Bedenken könnten bei Beteiligung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts an der Rechtsnachfolge jedoch entfallen, und zwar wegen ihrer besonderen Rechtssubjektsqualität.

bb) Keine Einflussnahme mangels besonderen Interesses am Vertragspartner? Die alleinige Anwendung von öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen würde die Privatautonomie des privaten Vertragspartners dann nicht beeinträchtigen, wenn dieser kein „besonderes Interesse“ an seinem jeweiligen Vertragspartner hätte. Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind, wie bereits angesprochen, Teil der mittelbaren Staatsverwaltung335. Im Gegensatz zu den juristischen Personen des Zivilrechts haben sie keine besondere individuelle Kennzeichnung336. Das kann vor allem Auswirkungen auf das Interesse an der Solvenz des Vertragspartners haben. Während sich Kapitalgesellschaften als zivilrechtliche juristische Personen beispielsweise in ihrem Stamm- bzw. Grundkapital, den Gesellschafterverhältnissen und Stimmrechtsverteilungen unterscheiden, fehlen derartige individuelle Merkmale bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Gerade hinsichtlich der Solvenz eines Hoheitsträgers sind Besonderheiten allenfalls ausnahmsweise festzustellen. Gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO ist ein Insolvenz333 334 335 336

Larenz / Wolf, AT, § 34 Rn. 22; Esser / Schmidt, Schuldrecht I, § 1 II 2 (S. 10). Palandt-Heinrichs, Einf 5 v § 320. s. o. 2. Kapitel A III sowie Fn. 42. Vgl. dazu auch unten 2. Kapitel E II.

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verfahren über das Vermögen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht eines Landes untersteht, unzulässig, sofern das Landesrecht dies bestimmt337. Für obiges Beispiel der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen bedeutete das, dass die Solvenz des Klinikums als Schuldner kein individuelles Merkmal darstellt. Gem. § 9 Abs. 3 der Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts338 übernimmt das Land NRW für die Verbindlichkeiten des Universitätsklinikums Düsseldorf die Gewährträgerschaft. Daher wird mangels Insolvenzfähigkeit des Landes, § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO, niemals ein Insolvenzverfahren über das Vermögen des Universitätsklinikums eröffnet. Entsprechendes gilt für die juristischen Personen des öffentlichen Rechts, deren Zahlungsfähigkeit der Bund sichert, z. B. gem. § 17 Abs. 2 BetrAVG, § 359 Abs. 2 S. 2 SGB III. In diesem Fall ist die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens faktisch ausgeschlossen339. Folglich könnte eine Beeinträchtigung des Interesses am Vertragspartner der im Rechtsverhältnis verbleibenden Partei abzulehnen sein. Das gilt jedoch nur hinsichtlich der juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die der Landesaufsicht unterstehen oder deren Zahlungsfähigkeit der Bund sichert. Alle anderen – mit Ausnahme des Bundes und der Länder340 – sind insolvenzfähig341. Demnach kann die Solvenz juristischer Personen des öffentlichen Rechts nicht gänzlich unberücksichtigt bleiben. Außerdem ist zu beachten, dass die Wahl des Vertragspartners nicht nur unter Berücksichtigung seiner Solvenz bzw. Leistungsfähigkeit erfolgt, sondern dem freien Willensentschluss der Beteiligten unterliegt. Die für einen Vertragsschluss ausschlaggebenden Motive sind nicht feststellbar, was die Privatautonomie kennzeichnet. Diese ermöglicht dem Einzelnen nach seinem eigenen Belieben, ohne Angabe von Gründen, in den rechtlichen Grenzen Verträge zu schließen342. Exemplarisch lässt sich dies am Widerspruchsrecht des Arbeitnehmers gem. § 613a Abs. 6 S. 1 belegen. Er kann dem Betriebsübergang aus jedem beliebigen Grund

337 Siehe zu § 12 InsO auch Lehmann, Konkursfähigkeit, L (S. 170 f.). Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen juristischer Personen des öffentlichen Rechts, die der Landesaufsicht unterstehen, ist in Nordrhein-Westfalen gem. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw) ausgeschlossen. 338 GVBl. NW 2000, 729 ff. 339 Kirchhof in HK-InsO, § 12 Rn. 4 a.E. 340 Siehe nur Noack, Gesellschaftsrecht, Rn. 59 in: Sonderband 1 zu Kübler / Prütting, InsO. 341 So z. B. Industrie- und Handelskammern, vgl. BVerfG NJW 1994, 1465 (1466) m. w. N. 342 Die auf rechtsphilosophischer Ebene angesiedelten Beweggründe für die Wahl eines Vertragspartners sowie die inhaltliche Ausgestaltung eines Schuldverhältnisses lassen sich abstrakt nicht eindeutig fassen. Dies lässt sich trefflich anhand der Beschreibung von Marcus für die Erklärung eines gerechten Preises, also der Vereinbarung von Leistung und Gegenleistung als Teil der Privatautonomie, veranschaulichen, wonach die Liebe das Vacuum in der Äquivalenz als einem Natur-, Wirtschafts- und Sittlichkeitsgesetz füllt (Marcus, Metaphysik der Gerechtigkeit, S. 50 ff.).

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widersprechen bzw. seine Zustimmung verweigern343. Daraus lässt sich der Rückschluss ziehen, dass sowohl die Gründe für einen Vertragsschluss als auch die Gründe für oder gegen Einwände gegenüber dem Rechtsnachfolger nicht bestimmbar sind. Demnach kann auch das Interesse des privaten Vertragspartners gegenüber einer juristischen Person des öffentlichen Rechts nicht allein aufgrund der Tatsache, dass es sich bei seinem Vertragspartner um einen Hoheitsträger handelt, dahingehend eingeschränkt werden, ihm jegliche Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Rechtsnachfolge unter solchen Rechtsträgern abzusprechen. Vielmehr müssen dem von Rechtsnachfolge betroffenen Dritten Mitwirkungsrechte gewährt werden. Entsprechend den bisherigen Feststellungen sind öffentlich-rechtliche und zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze also kumulativ anzuwenden, sofern sich nicht sonstige Gegenargumente ergeben. c) Zwischenergebnis Rechtsnachfolge im Zivilrecht eröffnet dem verbleibenden, von Rechtsnachfolge betroffenen Rechtssubjekt Einwirkungsmöglichkeiten auf den Fortbestand des Rechtsverhältnisses. Durch den öffentlich-rechtlich angeordneten Wechsel eines Rechtssubjektes wird dessen zivilrechtlicher Vertragspartner in seiner Privatautonomie eingeschränkt, wenn man ihm keine Einflussnahme einräumt. Gegebenenfalls müsste er einen neuen Vertragspartner akzeptieren, mit dem er selbst kein Rechtsverhältnis begründet hätte. Dieses Problem kann dadurch gelöst werden, dass neben den öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen zusätzlich die zivilrechtlichen zu erfüllen sind344. Diese sichern die Mitwirkungsrechte des von Rechtsnachfolge betroffenen Dritten. Das spricht dafür, dass Rechtsnachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen also grundsätzlich sowohl das Vorliegen einer öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung als auch die Erfüllung eines zivilrechtlichen Rechtsnachfolgetatbestands erfordert345.

3. Beeinträchtigung hoheitlicher Rechtsgestaltung bei Rechtsnachfolge nach zivilrechtlichen Grundsätzen Durch die kumulative Anwendung öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze kann ein Privater unter Umständen Einfluss auf hoheitliche Rechtsgestaltung nehmen. Aufgrund der öffentlich-rechtlichen RechtsnachVgl. noch zur alten Rechtslage Palandt-Putzo, § 613a Rn. 48. A.A. Schink, Rechtsnachfolge, § 3 B II 1 (S. 37). 345 Darunter fallen rechtsgeschäftliche, gesetzliche und hoheitlich angeordnete Rechtsübertragungen. Vgl. Hamel, Rechtsnachfolge, S. 16 ff. 343 344

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folgeanordnung, wie z. B. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V, der Gesamtrechtsnachfolge der neuen Krankenkasse gegenüber den zuvor vereinigten Ortskrankenkassen normiert, wird eine hoheitliche Rechtsgestaltung vorgenommen. Noch deutlicher findet sich dies in § 41 HG (nw), der die Umbildung der medizinischen Einrichtungen der nordrhein-westfälischen Universitäten unter Durchführung von Rechtsnachfolge, § 41 Abs. 2 Nr. 3 HG (nw) i.V.m. beispielsweise § 1 Abs. 2 Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts346, anordnet. Diese Vorgabe, die medizinischen Einrichtungen aus dem Verbund „Universität“ herauszunehmen und zu verselbständigen, beeinflusste die interne Organisation der Universitäten und stellte somit eine hoheitliche Rechtsgestaltung dar.

a) Problemdarstellung Ein Privater kann die hoheitliche Rechtsgestaltung durch seine Mitwirkungsrechte innerhalb einer zivilrechtlichen Rechtsnachfolge beeinträchtigen, ja sogar zum Erliegen bringen, sofern man für die Rechtsnachfolge in zivilrechtliche Rechtspositionen stets die Beachtung öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze verlangt. Das zeigt folgendes Beispiel: Eine juristische Person des öffentlichen Rechts, z. B. eine nordrhein-westfälische Universität, schließt mit einem Dritten einen Leasingvertrag über ihre Kopierer. Einige Zeit später wird aufgrund Gesetzes Rechtsnachfolge auf Seiten der Universität angeordnet, z. B. gem. § 41 HG (nw). Soll der Leasingvertrag, der aufgrund seiner Rechtsnatur als atypischer Mietvertrag347 ein Dauerschuldverhältnis ist, wirksam auf den Rechtsnachfolger übertragen werden, so bedürfte es einer Vertragsübernahme348. Lehnt der Leasinggeber als verbleibende Partei den Vertragsschluss ab, oder verweigert er die Zustimmung zur Vertragsübernahme, dann kann der Leasingvertrag nicht übergehen. Die Vertragsübernahme und somit die zivilrechtliche Rechtsnachfolge in das Dauerschuldverhältnis würde scheitern349. Der Rechtsnachfolger dürfte die Kopierer also nicht als Leasingnehmer benutzen. Dessen ungeachtet bestünde aber die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung. Diese kollidierte mit der zivilrechtlichen Rechtsnachfolge, deren Durchführung aus faktischen Gründen nicht (mehr) möglich wäre, wenn man an sämtliche fiskalischen Geschäfte denkt, die für den reibungslosen Ablauf notwendig sind. GVBl. NW 2000, 729. Staudinger / Emmerich [1997], Vorbem. 85 ff. zu §§ 535, 536; Erman-Jendrek, Anh § 536 Rn. 15; Palandt-Weidenkaff, Einf 38 v § 535; Hk-BGB / Eckert, Vor § 535 – 580a Rn. 10; Medicus, BR, Rn. 214. 348 Diese ist zivilrechtlich entweder als dreiseitiger Vertrag oder zweiseitiger Vertrag mit Zustimmungserfordernis der verbleibenden Vertragspartei zu konstruieren. s. o. 2. Kapitel C IV 5 b aa. 349 I.E. auch Schink, Rechtsnachfolge, § 8 B I 2 b bb (S. 201). 346 347

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Das gleiche Problem träte im Falle verweigerter Genehmigung einer Schuldübernahme auf. Soll eine juristische Person des öffentlichen Rechts aufgrund hoheitlicher Rechtsnachfolgeanordnung eine privatrechtliche Verbindlichkeit übernehmen, so entspricht dies einer Schuldübernahme gem. §§ 414 ff., deren Wirksamkeit von der Genehmigung des Gläubigers gem. § 415 Abs. 1 S. 1 abhängt. Verweigert der Gläubiger die Genehmigung, scheitert die Schuldübernahme. Wiederum läge eine Kollision von öffentlich-rechtlichen und zivilrechtlichen Rechtsnachfolgegrundsätzen vor: Nach öffentlich-rechtlicher Vorgabe wäre eine Rechtsnachfolge durchzuführen, deren tatsächliche zivilrechtliche Umsetzung (mangels Genehmigung) scheiterte. Folglich könnte ein Privater auch auf diese Weise durch seine Mitwirkungsrechte bei einer Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern mittelbaren Einfluss auf hoheitliche Rechtsgestaltung nehmen.

b) Lösungsansatz Diese Einflussnahmemöglichkeit resultiert aus der Anwendung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze auf die Sukzession von Hoheitsträgern in zivilrechtliche Rechtspositionen. Gewährte man dem von Rechtsnachfolge betroffenen Privaten, in oben genannten Beispielen also dem Leasinggeber bzw. dem Gläubiger der Schuldübernahme, keine Mitwirkungsrechte, dann könnten diese auch keinen Einfluss auf die hoheitliche Rechtsgestaltung nehmen350. Die Verweigerung von Mitwirkungsrechten bei Rechtsnachfolge in ein Privatrechtsverhältnis ist andererseits aber deshalb unzulässig, weil kein Privatrechtssubjekt teilnahmslos eine Verschlechterung seiner Rechtsposition(-en) sowie einen beliebigen Vertragspartnerwechsel durch Rechtsnachfolge zu akzeptieren hat351. Die Lösung dieses Konflikts zwischen Einflussnahme und Mitwirkungsrechten muss gewährleisten, dass die von Rechtsnachfolge betroffene Partei die hoheitliche Sukzession nicht zum Erliegen bringen, zugleich aber auch eine Verschlechterung ihrer Rechtsposition verhindern kann. Ein denkbarer Ansatz liegt darin, zivilrechtliche Rechtsnachfolgegrundsätze unter Hoheitsträgern nicht anzuwenden, und zwar dann, wenn eine Benachteiligung der von Rechtsnachfolge betroffenen Partei ausgeschlossen ist. An dieser Stelle könnten zunächst wieder die Besonderheiten juristischer Personen des öffentlichen Rechts zum Tragen kommen.

350 Laut Hassel, Rechtsfolgen, 3. Abschn. B III (S. 51) kann der Übergang privatrechtlicher Rechtsstellungen in einem Gebietsänderungsvertrag bestimmt werden, so dass es einer gesonderten zivilrechtlichen Übertragung der privatrechtlichen Rechtspositionen nicht mehr bedarf. Schink, Rechtsnachfolge, § 8 B I 2 b bb (S. 198) sieht die Nichtanwendung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgetatbestände als nur ausnahmsweise zulässige Einschränkung der Privatautonomie aus sozialen Erwägungen. 351 s. o. 2. Kapitel D III 2. So auch Schink, Rechtsnachfolge, § 8 B I 2 b bb (S. 198).

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aa) Unbeachtlichkeit der Solvenz des Vertragspartners Das zivilrechtliche Rechtsnachfolgeelement dient unter anderem dem Schutz vor Verschlechterung bestehender Rechtspositionen. Dies besagt, dass dem von Rechtsnachfolge betroffenen Dritten als Schuldner einer Forderung nach der Sukzession mehr Pflichten obliegen als zuvor; Verschlechterung einer Gläubigerposition tritt ein, wenn der Dritte einen weniger solventen Schuldner erhält und dadurch den Ausfall seiner Forderung zu befürchten hat. Im Zuge einer Rechtsnachfolge, also der Veränderung des Rechtssubjekts bei Identität des Rechtsobjekts352, besteht keine Gefahr der Verschlechterung von Schuldnerpositionen. Das Rechtsobjekt ist in diesem Fall die Forderung gegen den Schuldner, die sich durch den Rechtsübergang gerade nicht verändert353. Die Gefahr der Verschlechterung von Gläubigerpositionen, die auf die Solvenz des Sukzessors bezogen sind, besteht nur bei Rechtsnachfolge unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts354. Denn ein Gläubiger müsste erst ab dem Zeitpunkt der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gem. §§ 11 ff. InsO mit einem zumindest teilweisen Ausfall seiner Forderung rechnen, da sich von diesem Punkt an die zur Verfügung stehende Haftungsmasse des Schuldners gem. § 1 InsO auf die Insolvenzmasse begrenzt. Folglich führt die mangelnde Insolvenzfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts in Nordrhein-Westfalen, die der Landesaufsicht unterstehen, gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw)355 dazu, dass keine Gefahr einer Verschlechterung von Gläubigerpositionen besteht. Entsprechendes gilt für bundesunmittelbare öffentlich-rechtlich veranlagte juristische Personen sowie den Bund und die Länder, über deren Vermögen ebenfalls kein Insolvenzverfahren eröffnet wird, § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO356. Außerdem werden die Forderungen der Gläubiger dadurch gesichert, dass die Möglichkeit besteht, gegen eine juristische Person des öffentlichen Rechts die Zwangsvollstreckung zu betreiben, wenn auch unter den besonderen Voraussetzungen von § 882a ZPO357, was ebenfalls den Gläubigerschutz nahe legt. Insgesamt steht in diesen Fällen also eine Verschlechterung der Rechtsposition von Gläubigern einer juristischen Person des öffentlichen Rechts aufgrund von Rechtsnachfolge nicht zu befürchten. Es bedürfte insofern auch keines zivilrechtlichen Rechtsnachfolgeelements. s. o. 2. Kapitel A II. v.Tuhr, Allgemeiner Teil II / 1, § 44 I (S. 37). Das zeigt sich beispielsweise darin, dass der Schuldner nach einer Abtretung gem. §§ 398, 404 dem Zessionar die gleichen Einwendungen entgegenhalten kann, die er schon gegen den Zedent geltend machen konnte. 354 s. o. 2. Kapitel D III 2 b bb. 355 Daneben finden sich weitere einzelgesetzliche Regelungen, wie z. B. § 125 Abs. 2 GO (nw.). 356 Siehe nur Noack, Gesellschaftsrecht, Rn. 59 in: Sonderband 1 zu Kübler / Prütting, InsO; Kirchhof in HK-InsO, § 12 Rn. 3. 357 s. u. 6. Kapitel C. 352 353

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Das gilt jedoch nicht für die Rechtsnachfolge bei insolvenzfähigen öffentlichen Rechtsträgern, deren Zahlungsfähigkeit auch nicht durch den Bund gesichert wird358. Aufgrund der Möglichkeit der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens muss der von der Rechtsnachfolge betroffene Gläubiger unter Umständen mit einem Ausfall seiner Forderung rechnen, so dass ihm aus diesem Grund Mitwirkungsrechte einzuräumen sind. Deswegen dürfen zivilrechtliche Mitwirkungsrechte aus Gründen des Gläubigerschutzes in diesen Rechtsnachfolgekonstellationen nicht vernachlässigt werden.

bb) Schutz vor beliebigem Vertragspartnerwechsel Ebenso bleibt ungeklärt, wie jeweils ein Vertragspartnerwechsel gegen den Willen der Partei vermieden werden kann. Insgesamt hilft eventuell ein Vergleich mit dem Zivilrecht. Aus der Untersuchung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgekonstellationen war oben359 der Schluss gezogen worden, dass der von Rechtsnachfolge betroffenen Partei grundsätzlich Mitwirkungsrechte einzuräumen sind. Dieser Grundsatz wurde vorläufig auf die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern in zivilrechtliche Rechtspositionen übertragen. Es geht dabei um die Lösung eines Interessenkonflikts. Einerseits darf die Rechtsnachfolge nicht unnötig erschwert oder sogar vereitelt werden, andererseits muss den Betroffenen die Wahrnehmung ihrer Interessen ermöglicht werden. Falls das Zivilrecht nun Rechtsnachfolgetatbestände vorsieht, die keine oder nur geringe Mitwirkungsmöglichkeiten für die von Rechtsnachfolge betroffene Partei enthalten, trotzdem aber eine Benachteiligung ihrer Interessen aufgrund der Rechtsnachfolge ausschließen, könnten sie direkt oder analog auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts angewendet werden. Rechtsnachfolgekonstellationen, die diese Voraussetzungen erfüllen, finden sich im Umwandlungsgesetz, das bereits oben in anderem Zusammenhang angesprochen wurde360. Während es dort um die Frage ging, welche allgemeinen Merkmale die Identität von Rechtsträgern kennzeichnen, soll das Umwandlungsgesetz jetzt daraufhin untersucht werden, ob und gegebenenfalls welche Rechte Dritte, die von einer Rechtsnachfolge betroffen sind, geltend machen können.

358 359 360

s. o. 2. Kapitel D III 2 b bb. s. o. 2. Kapitel D I. s. o. 2. Kapitel C V 2 c cc.

D. Übertragungstatbestand

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c) Umwandlungsgesetzliche Rechtsnachfolge Das Umwandlungsgesetz361 ermöglicht die Umstrukturierung und Reorganisation von Rechtsträgern362. Innovativ ist, dass eine Universalsukzession durch Rechtsgeschäft vereinbart werden kann363. Dadurch werden zahlreiche Einzelübertragungen, die entsprechend der zivilrechtlichen Grundkonzeption von Rechtsnachfolge notwendig wären364, entbehrlich. Das Umwandlungsgesetz kennt auch teilweise Vermögensübertragungen, also partielle Universalsukzessionen365. In erster Linie soll damit den steigenden Anforderungen an die wirtschaftliche Flexibilität der privaten Unternehmen366 Rechnung getragen werden367. Insgesamt sind vier grundlegende Umwandlungsarten vorgesehen: Verschmelzung (§§ 2 – 122 UmwG), Spaltung (§§ 123 – 173 UmwG), Vermögensübertragung (§§ 174 – 189 UmwG) und Formwechsel (§§ 190 – 304 UmwG). Diese Grundformen der Umwandlung machen Gebrauch von zwei zivilrechtlichen Prinzipien: Identität368 und Rechtsnachfolge369. Identität liegt, wie oben bereits angesprochen worden war370, bei Formwechsel einer Gesellschaft vor. Rechtsnachfolge findet bei Verschmelzungen, Spaltungen und Vermögensübertragungen statt.

aa) Anwendung auf die vorliegende Untersuchung Das Umwandlungsgesetz sieht keine Mitwirkungsmöglichkeiten für die von der Rechtsnachfolge betroffenen Dritten vor; die Gesamtrechtsnachfolge findet stets unter alleiniger Beteiligung der umzustrukturierenden Rechtsträger statt371. 361 Das zu Beginn des Jahres 1995 in Kraft getretene Umwandlungsgesetz bereinigte und erweiterte das Umwandlungsrecht um verschiedene Umwandlungsmöglichkeiten, vgl. Anlage 2 zu BT-Drucks. 12 / 7265, S. 5. 362 Vgl. dazu auch Müller in Hölters, Handbuch des Unternehmenskaufs, IV Rn. 94 ff. 363 Unterschiedlich sind die Auffassungen hinsichtlich des den tatsächlichen Rechtsübergang auslösenden Aktes. Einerseits wurde dieser in der Vereinbarung der Umwandlung gesehen (als Ausdruck des allgemeinen zivilrechtlichen Grundsatzes, Gesamtrechtsnachfolge könne individualvertraglich vereinbart werden, BT-Drucks. 12 / 6699, S. 82), andererseits in der Eintragung der Umwandlung ins Handelsregister (so die absolut h.M., vgl. statt vieler Kallmeyer, ZIP 1994, 1746 [1754]). 364 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 72. 365 Dazu bereits K. Schmidt, AcP 191 (1991), 495 (510 ff.); ders., Gesellschaftsrecht, § 12 IV 3 b (S. 366); Rieble, ZIP 1997, 301 (303 f.). 366 Hauptadressat sind zwar Unternehmen, das UmwG nimmt jedoch gem. § 1 Abs. 1 UmwG allgemeinen Bezug auf Rechtsträger mit Sitz im Inland. 367 Siehe bereits Begründung des Gesetzentwurfs in BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71; auch abgedruckt bei Ganske, Umwandlungsrecht, Teil A (S. 13). 368 Vgl. bereits die Darstellung unter 2. Kapitel C V 2 c cc. 369 K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 12 I 6 b (S. 349). 370 s. o. 2. Kapitel C V 2 c dd.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

So geht gem. § 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG im Rahmen einer Verschmelzung das gesamte Vermögen mit Eintragung der Umwandlung in das Handelsregister auf den neuen Rechtsträger über, ohne dass ein Dritter Mitwirkungsrechte geltend machen kann. Entsprechendes gilt gem. § 125 UmwG für die Spaltung sowie gem. §§ 176 Abs. 1, 177 Abs. 1 UmwG für die Vermögensübertragung. Die Umwandlungsfreiheit der Unternehmensträger wird also über die Interessen der beteiligten Gläubiger (Dritten) gestellt372, obwohl deren Rechtspositionen besonders „anfällig“ für eine Verschlechterung durch Rechtsnachfolge sind. Der Übergang einer Verbindlichkeit auf weniger solvente Rechtsnachfolger könnte nämlich zum teilweisen oder vollständigen Ausfall der Forderung führen. Daher bedürfte es zwecks Übertragung der Verbindlichkeit eines umzustrukturierenden Rechtsträgers eigentlich einer Schuldübernahme gem. §§ 414 ff. Die notwendige Beteiligung des Gläubigers373 könnte aber unter Umständen die zügige Durchführung der Rechtsnachfolge verzögern. Um das zu vermeiden, setzt sich das Umwandlungsgesetz über die Mitwirkungsrechte Dritter hinweg374. Es bietet den beteiligten Rechtsträgern die Möglichkeit, sowohl Vermögensgegenstände als auch Verbindlichkeiten durch (partielle) Gesamtrechtsnachfolge zu übertragen375. Dementsprechend können Dritte auch keinen Einfluss auf ihren zukünftigen Vertragspartner nehmen. Das Umwandlungsgesetz bevorzugt somit grundsätzlich die Interessen der beteiligten Rechtsträger an einer zügigen Durchführung der Umwandlung gegenüber den Belangen der von der Rechtsnachfolge betroffenen Dritten376. Eine Verschlechterung der Rechtsposition einer von umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge betroffenen Partei ist indes nicht zu befürchten377. Das Umwandlungsgesetz ordnet an verschiedenen Stellen Gläubigerschutz an. Gläubiger von Rechtsträgern, die an einer Verschmelzung i.S.v. § 2 UmwG beteiligt sind, haben z. B. gem. § 22 UmwG das Recht, eine Sicherheitsleistung zu verlangen. Begründet wird die Notwendigkeit einer Sicherheitsleistung damit, dass nach der Umwandlung die Haftungsmasse für die Forderungen der Gläubiger nicht mehr ausreichen könnte378. Daher stehen den Gläubigern des umzuwandelnden Unternehmens Kallmeyer, ZIP 1994, 1746 (1754). Siehe nur Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 19; MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 27; entsprechend BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. 373 s. o. 2. Kapitel D I 3. 374 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 74 f.; Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 19; MünchKommMöschel, Vor § 414 Rn. 27. 375 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 72. 376 Siehe nur Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 2. 377 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. Siehe auch Kallmeyer-Marsch-Barner, UmwG, § 22 Rn. 1; Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 133 Rn. 1 ff.; Kallmeyer-Willemsen, UmwG, § 134 Rn. 1; Kallmeyer-Meister / Klöcker, UmwG, § 204 Rn. 1; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 22 Rn. 1 ff.; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Hörtnagl, UmwG, § 133 Rn. 1, § 134 Rn. 1 ff.; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 204. 378 Bei einer Verschmelzung treten nämlich beispielsweise die Forderungen der Gläubiger des an der Verschmelzung mitbeteiligten Rechtsträgers neben die Forderungen der ursprüng371 372

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gem. §§ 22 ff. UmwG Ansprüche gegen den übertragenden379 oder übernehmenden Rechtsträger380 zu. Vergleichbare Regelungen finden sich in § 23 UmwG, wonach den Inhabern von Sonderrechten381 in einem übertragenden Rechtsträger gleichwertige Rechte in dem übernehmenden Rechtsträger zu gewähren sind. Des Weiteren sieht das Umwandlungsgesetz gem. §§ 25 ff. UmwG Schadensersatzpflichten vor. Diese Schutzvorschriften gelangen aufgrund der Verweisung in § 125 UmwG und §§ 176 ff. UmwG auch im Rahmen der Spaltung, §§ 123 ff. UmwG, sowie Vermögensübertragung, §§ 174 ff. UmwG, zur Anwendung. Demnach ist eine Verschlechterung der Rechtspositionen Dritter aufgrund umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge nicht zu befürchten, obwohl ihnen keine Mitwirkungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Die Anwendung des Umwandlungsgesetzes auf Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern könnte somit eine zügige, unbeeinflusste Durchführung der Sukzession ermöglichen. Die geschilderte Gefahr privater Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung würde sowohl durch die direkte als auch analoge Anwendbarkeit des Umwandlungsgesetzes auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts reduziert. bb) Grundsätzliche Anwendbarkeit von Umwandlungsrecht auf Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts Zunächst stellt sich die Frage, ob umwandlungsrechtliche Regelungen überhaupt auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts anwendbar sind. (1) Ablehnende Ansicht Die Anwendbarkeit wurde teilweise deshalb abgelehnt382, weil umwandlungsrechtliche Vorschriften primär auf Strukturveränderungen unter Privaten bezogen seien. Das ziehe eine restriktive Handhabung der jeweils einschlägigen Vorschriften im öffentlichen Recht nach sich383. Weiterhin hat man vorgebracht, dass das Zivilrecht hinsichtlich der Gesamtrechtsnachfolge grundsätzlich die Auflösung bzw. Liquidation des übertragenden Rechtsträgers voraussetze, während (Gelichen Gläubiger; die Abspaltung eines Unternehmensteils kann zu einer Verkleinerung der Haftungsmasse führen. Vgl. auch Murawo, Anteilseigner und Gläubigerschutz bei Unternehmensspaltungen, in: Gedächtnisschrift Grabitz, S. 431 (440 ff.). 379 Widmann / Mayer-Vossius, UmwG, § 22 Rn. 26. 380 Lutter-Grunewald, UmwG, § 22 Rn. 21. 381 Z. B. Anteile ohne Stimmrecht, Wandelschuldverschreibungen etc. 382 Zum Nachfolgenden vgl. Schink, Rechtsnachfolge, § 4 A II 2 (S. 51 ff.). 383 Schink, Rechtsnachfolge, § 4 A II 2 (S. 52 ff.). 7 Burg

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

samt-)Rechtsnachfolge im öffentlichen Recht nicht notwendig den Wegfall des übertragenden Rechtsträgers erfordere384. Die Kapitalausstattung der privaten Rechtsträger – als Grundlage der unternehmerischen Tätigkeit und Basis der Haftung gegenüber den Gläubigern – unterscheide sich wesentlich von der öffentlichrechtlichen Vermögensbestimmung. Das Vermögen von öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern diene der Aufrechterhaltung der Tätigkeit des Rechtsträgers, so dass es dem Gläubigerzugriff zunächst entzogen sei385. Schließlich zeige die Sonderstellung einzelner öffentlich-rechtlicher Umwandlungsvorschriften die grundsätzliche Unanwendbarkeit von privatem Umwandlungsrecht auf öffentliche Rechtsträger386. (2) Kritik an der ablehnenden Ansicht Diese Argumente entsprechen allerdings nicht mehr der aktuellen Rechtslage. Die Anwendung zivilrechtlicher Regelungen im öffentlichen Recht ist heute grundsätzlich anerkannt387. Dem könnte allenfalls die spezialgesetzliche Stellung des Umwandlungsgesetzes entgegenstehen. Das Umwandlungsgesetz enthält jedoch in den §§ 168 – 173, 176, 177, 178, 179, 180 – 184, 185 – 187, 188, 189, 301 – 304 UmwG auch Vorschriften über öffentlich-rechtliche Rechtsträger. Des Weiteren bedarf eine Universalsukzession nicht (mehr) notwendig der vollständigen Auflösung des übertragenden Rechtsträgers388. Spätestens mit In-KraftTreten des Umwandlungsgesetzes wurde die (partielle) Universalsukzession anerkannt389, so dass ein Teil des Vermögens beim übertragenden Rechtsträger verbleibt. Ebenso lässt sich hinsichtlich der Kapitalausstattung der jeweiligen Rechtsträger keine grundsätzliche Unanwendbarkeit von Umwandlungsrecht auf juristische Personen des öffentlichen Rechts feststellen. Die Kapitalausstattung der privaten Rechtsträger, insbesondere Kapitalgesellschaften, unterscheidet sich zwar immer noch in Bezug auf Mindestausstattungsanforderungen und Bestandsgeboten von derjenigen öffentlich-rechtlicher Rechtsträger. Allerdings ist keine vollständige Haftungsfreistellung des Trägers öffentlicher Gewalt festzustellen. Die Zwangsvollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts darf wohl gem. § 882a Abs. 3 S. 1 i.V.m. Abs. 1 S. 1 ZPO nicht vor Ablauf einer vierwöchigen Schonfrist390 begonnen werden, jedoch bestehen an ihrer grundsätzlichen ZulässigSchink, a. a. O. Schink, a. a. O. 386 Beispielsweise in den Sparkassengesetzen, vgl. Schink, a. a. O. 387 Statt vieler Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 1, § 22 Rn. 36; Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 2 Rn. 77 ff. 388 Dazu schon K. Schmidt, AcP 191 (1991), 495 ff. 389 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. 390 Zöller-Stöber, § 882a Rn. 2. 384 385

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keit keine Zweifel. Auch die prinzipielle Insolvenzfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts – vorbehaltlich landesrechtlicher Regelungen391 – gem. §§ 11 Abs. 1 S. 1, 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO, zeigt, dass das Kapital juristischer Personen des öffentlichen Rechts nicht unangetastet bleibt. Das letzte Gegenargument, welches sich auf die Sonderstellung öffentlich-rechtlicher Umstrukturierungen bezieht, kann dadurch entkräftet werden, dass bei InKraft-Treten des (bereinigten) Umwandlungsgesetzes die außerumwandlungsgesetzlichen Regelungen entsprechend den Gesetzgebungsmaterialien ausdrücklich beibehalten wurden392. Falls dies die einzigen Tatbestände gewesen wären, die eine Umstrukturierung öffentlicher Rechtsträger normierten, hätte man daraus die Nichtanwendbarkeit von Umwandlungsrecht auf Hoheitsträger ableiten können. Da der Gesetzgeber die Beteiligungsmöglichkeit öffentlich-rechtlicher Rechtsträger an Umwandlungen aber zusätzlich explizit in das Umwandlungsgesetz aufnahm, geht daraus die grundsätzliche Anwendbarkeit von Umwandlungsrecht auf juristische Personen des öffentlichen Rechts hervor.

cc) Relevante Umwandlungstatbestände Von den oben angesprochenen vier Umwandlungsformen sind themenbedingt nur die Verschmelzung, Spaltung und Vermögensübertragung zu untersuchen. Die Bestimmung der einschlägigen Umwandlungsform(-en) hängt davon ab, in welchem Umfang das Vermögen eines Rechtsträgers auf einen oder mehrere andere Rechtsträger übergehen soll. Demnach bedarf es zunächst einer genaueren Prüfung der möglichen Rechtsnachfolgekonstellationen 393 unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts. (1) Zuständigkeitsübertragung auf einen anderen Rechtsträger Die Auflösung eines Verwaltungsträgers bei gleichzeitiger Zuständigkeitsübertragung auf lediglich einen anderen Rechtsträger, wie dies beispielsweise bei der Vereinigung zweier Ortskrankenkassen gem. § 144 SGB V der Fall ist, erfordert eine Universalsukzession (Übertragung des Vermögens der zu vereinigenden Krankenkassen, § 144 Abs. 4 S. 1 SGB V), mit der die Auflösung des übertragenden Rechtsträgers (die übertragenden Krankenkassen sind nach der Vereinigung geschlossen, § 144 Abs. 4 S. 1 SGB V) einhergeht. Derartiges regeln die Vorschriften über die Verschmelzung, §§ 2 ff. UmwG (einschließlich der drittschützenden Normen gem. §§ 22 ff. UmwG), bzw. die Vermögensübertragung (Vollübertragung), § 176 Abs. 1 UmwG. 391 Noack, Gesellschaftsrecht, Rn. 59 in: Sonderband 1 zu Kübler / Prütting, InsO; Kirchhof in HK-InsO, § 12 Rn. 3. 392 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 393 s. o. 2. Kapitel A III.

7*

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

(2) Zuständigkeitsübertragung auf mehrere andere Rechtsträger Falls die Zuständigkeit des aufzulösenden Rechtsträgers auf mehrere Rechtsträger übertragen wird, bedarf es einer Regelung, die eine aufteilende Vermögensübertragung mit der Auflösung des übertragenden Rechtsträgers kombiniert. Diesbezüglich ist denkbar, dass der Bezirk einer Industrie- und Handelskammer in mehrere Bezirke aufgeteilt wird, mit der Folge der Zuständigkeit verschiedener Industrie- und Handelskammern. Im Umwandlungsrecht geschieht das durch die Aufspaltung gem. § 123 Abs. 1 UmwG bzw. die Vermögensübertragung (Teilübertragung) gem. § 177 Abs. 1 UmwG. (3) Teilübertragung von Gesamtzuständigkeiten Schließlich kann der Fall einer teilweisen Übertragung von Gesamtzuständigkeiten auftreten, wie die Umbildung der medizinischen Einrichtungen in NordrheinWestfalen zeigt. Nach Abschluss der Umstrukturierung bleiben zwei Rechtsträger (Universität und Universitätsklinikum) nebeneinander bestehen. Umwandlungsgesetzlich kommen dem die Spaltung, genauer die Abspaltung, § 123 Abs. 2 UmwG, sowie Ausgliederung, § 123 Abs. 3 UmwG, nach. Auf diese Vorschriften wird zugleich im Falle einer teilweisen Vermögensübertragung (Teilübertragung) gem. § 177 Abs. 1 UmwG verwiesen.

d) Direkte Anwendbarkeit von Umwandlungsrecht Zu prüfen bleibt, ob diese Regelungen auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts angewendet werden können. Kommt einer der dargelegten Umwandlungstatbestände in Betracht, wäre die Einflussnahme eines von der Rechtsnachfolge betroffenen Privaten auf hoheitliche Rechtsgestaltung unter Wahrung seiner Interessen reduziert bzw. ausgeschlossen.

aa) Numerus clausus gem. § 1 Abs. 2 UmwG Die direkte Anwendbarkeit des Umwandlungsgesetzes auf die oben dargelegten Fälle von Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts scheitert daran, dass keine dieser denkbaren Rechtsnachfolgekonstellationen umwandlungsgesetzlich geregelt wurde. Das Umwandlungsrecht unterliegt aber gem. § 1 Abs. 2 UmwG dem bereits oben erwähnten numerus clausus394. Demzufolge können nur die umwandlungsgesetzlich normierten Fälle von Umstrukturierungen eines Rechtsträgers umwandlungsrechtlich behandelt werden395. Erweiterungen des 394

s. o. 2. Kapitel C V 2 c dd; i.Ü. statt vieler Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 20.

D. Übertragungstatbestand

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Kreises der beteiligten Rechtsträger oder der Umwandlungsmöglichkeiten sind unzulässig396. Der numerus clausus gem. § 1 Abs. 2 UmwG soll vermeiden, dass die Vorteile der umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolge im Rahmen von Umstrukturierungsvorgängen, welche umwandlungsgesetzlich nicht vorgesehen sind, ausgenutzt werden397. Anderenfalls liefe der grundsätzliche Schutz Dritter mangels Mitwirkungsrechten leer. Da das Umwandlungsgesetz aber keine Norm enthält, die die Verselbständigung von Teilen eines öffentlich-rechtlichen Rechtsträgers unter Verleihung eigener Rechtspersönlichkeit ermöglicht, wie dies im Rahmen der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten gem. § 41 HG (nw) erfolgte, entfällt dessen direkte Anwendbarkeit in Fällen der Teilübertragung von Gesamtzuständigkeiten. Ebenso wenig sieht das Umwandlungsgesetz Regelungen für die Vereinigung von juristischen Personen des öffentlichen Rechts, wie z. B. die Zusammenlegung von Krankenkassen gem. § 144 SGB V, vor. Zwar wird an verschiedenen Stellen, z. B. §§ 176, 177, 178, 179 UmwG, auf öffentlich-rechtliche Rechtsträger Bezug genommen398, jedoch betrifft keine dieser Normen die oben dargelegten möglichen Fälle von Rechtsnachfolge unter alleiniger Beteiligung juristischer Personen des öffentlichen Rechts. Die umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolgetatbestände können demzufolge nicht direkt auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts angewendet werden, ohne gegen den numerus clausus des § 1 Abs. 2 UmwG zu verstoßen. bb) Anwendbarkeit des UmwG aufgrund gesetzlicher Anordnung Gem. § 1 Abs. 2 2. Hs. UmwG besteht jedoch die Möglichkeit, Umwandlungsrecht ohne Verletzung des Prinzips eines numerus clausus durch eine bundes- oder 395 Leinekugel, Ausstrahlungswirkungen, § 6 III 3 a, 4 a (S. 174 f.; 177 f.); Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 23 f. Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 35 ff.; Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 20; Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 47 ff. 396 Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 38; Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 23; Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 47; Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 23 f. Demgegenüber bestehen hinsichtlich der analogen Anwendung umwandlungsgesetzlicher Schutzvorschriften keine Bedenken, vgl. Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 23; Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 38; Leinekugel, Ausstrahlungswirkungen, § 6 III 3 b. Zu allgemeiner Kritik am umwandlungsgesetzlichen Analogieverbot vgl. Medicus, Zum Analogieverbot des § 1 Abs. 2 UmwG, in: FS Kropff, S. 259 ff. 397 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 398 So geschehen in §§ 176 Abs. 4; 177 Abs. 2; 178 Abs. 2; 179 Abs. 2; 180 Abs. 2; 184 Abs. 2; 188 Abs. 2; 189 Abs. 2 UmwG. An diesen Stellen verweist das Umwandlungsgesetz regelmäßig auf das für den jeweiligen Hoheitsträger einschlägige Bundes- oder Landesrecht. Dadurch soll nicht in die jeweiligen Beteiligungs- und Vertretungsverhältnisse eingegriffen werden (BT-Drucks. 12 / 6699, S. 134).

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

landesgesetzliche Regelung für anwendbar zu erklären399. Umwandlungen, die nicht im Umwandlungsgesetz normiert sind, können dann, wie z. B. im SpTrUG400 und Eisenbahnneuordnungsgesetz401, entsprechend den Regelungen des Umwandlungsgesetzes durchgeführt werden402. Eine solche gesetzliche Anordnung könnte beispielsweise auch § 41 Abs. 1 S. 2 HG (nw) sein. Danach wurde das Ministerium ermächtigt, „die Umbildung [der medizinischen Einrichtungen] durch Rechtsverordnung vorzunehmen“403. Fraglich ist, ob diese allgemein gehaltene Befugnis (der Normtext spricht lediglich von „Umbildung“, ohne die Umstrukturierung genau zu bezeichnen) den Voraussetzungen einer gesetzlichen Anordnung i.S.v. § 1 Abs. 2 2. Hs. UmwG genügt, oder ob die gesetzliche Anordnung gem. § 1 Abs. 2 2. Hs. UmwG eine ausdrückliche Bezugnahme auf Umwandlungsrecht verlangt. Die Antwort ergibt sich aus denselben Überlegungen, die im Zusammenhang mit dem numerus clausus gem. § 1 Abs. 2 UmwG angestellt wurden. Umwandlungen außerhalb des Umwandlungsgesetzes sollen nur sehr restriktiv durchgeführt werden, weil das zwingende Recht des Umwandlungsgesetzes größtenteils abschließend ist. Wenn eine Umwandlung in einem anderen Gesetz bestimmt wird, so muss es zunächst ein formelles Gesetz sein404. Bei Erteilung einer allgemeinen 399 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80; Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 35; Leinekugel, Ausstrahlungswirkungen, § 6 III 3 a, 6 III 4 a (S. 174 f., 177 f.); Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 23 f. 400 Gesetz über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen v. 5. 4. 1991, BGBl. I, 854. 401 Eisenbahnneuordnungsgesetz v. 27. 12. 1993, BGBl. I, 2378. 402 Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 20. 403 Ergänzung durch Verfasser. § 32 SpkG (nw) kann hier außer Acht gelassen werden, da die landesgesetzliche Vereinigung von Sparkassen umwandlungsgesetzlichen Regelungen nicht unterfallen sollte, vgl. BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 404 Die Frage nach der Art des Gesetzes wird weder von der Begründung zum Regierungsentwurf des UmwG aufgegriffen, BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80, noch von der einschlägigen Kommentarliteratur im Zusammenhang mit dem Analogieverbot des § 1 Abs. 2 UmwG angesprochen, Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 20 ff.; Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 22 ff.; Widmann / Mayer – Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 35 ff.; Goutier / Knopf / Tulloch – Bermel, UmwG, § 1 Rn. 47 ff. Die Notwendigkeit eines formellen Gesetzes ergibt sich durch Auslegung von § 1 Abs. 2 2. Hs. UmwG. Der Wortlaut lässt keine eindeutige Begriffsbestimmung zu, jedoch spricht die Systematik für ein formelles Gesetz. Zwar umfasst der Gesetzesbegriff i.S.v. Art. 2 EGBGB sowohl materielle als auch formelle Rechtsnormen. Allerdings zeigt § 1 Abs. 2 2. Hs. UmwG, dass allenfalls das UmwG ausdrücklich eine Abweichung von dessen zwingenden Vorschriften vorsehen muss. Darin liegt, ebenso wie in § 1 Abs. 2 UmwG, eine Ausnahme von umwandlungsgesetzlichen Vorschriften; das UmwG ist aber ein formelles Gesetz. Das zeigt auch der systematische Zusammenhang der Gesetzesmaterialien. Da die Umstrukturierungsmöglichkeit gem. § 32 SpkG (nw) durch das UmwG nicht berührt werden sollte (BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80), ist davon auszugehen, dass diese Form der (formell-gesetzlichen) Umstrukturierung den gesetzgeberischen Vorstellungen entsprach. Entsprechendes ergibt auch die teleologische Auslegung. Wenn Abweichungen vom Umwandlungsgesetz schon ausdrücklich in diesem (formellen) Gesetz vorgesehen sein müssen, dann

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Befugnis zur Durchführung von Rechtsnachfolge, wie z. B. in § 41 Abs. 1 S. 2 HG (nw), bestünde zwar eine durchgängige Legitimationskette zu einem formellen Gesetz, jedoch liefe die Schutzfunktion des formellen Gesetzgebungsprozesses leer. Der Verordnungsgeber könnte letztlich nach Belieben verfahren und damit die restriktive Anwendung von Umwandlungsrecht aushebeln. Demnach muss die durchzuführende Umwandlung im formellen Gesetz, das die Rechtsnachfolge anordnet, ausdrücklich normiert sein. Eine allgemeine Befugnis zur Anordnung von Rechtsnachfolge genügt dem Erfordernis des § 1 Abs. 2 UmwG nicht405. cc) Zwischenergebnis Bislang wurde festgestellt, dass die Rechtsnachfolge in zivilrechtliche Rechtspositionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts sowohl ein öffentlich-rechtliches Rechtsnachfolgeelement, in Form einer hoheitlichen Rechtsnachfolgeanordnung, als auch einen zivilrechtlichen Rechtsnachfolgetatbestand, also die Erfüllung eines Übertragungstatbestandes, erfordert. Dadurch werden die Interessen Dritter, seien sie Gläubiger oder Schuldner eines Hoheitsträgers, vor Verschlechterung ihrer Rechtspositionen geschützt. Gleichzeitig entsteht jedoch die „Gefahr“ privater Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung. Der Interessenkonflikt könnte durch Anwendung des Umwandlungsgesetzes gelöst werden. Eine direkte Anwendung entfällt wegen des numerus clausus in § 1 Abs. 2 UmwG. Ebenso wenig existiert ein formelles Gesetz, das die Umstrukturierung anhand umwandlungsgesetzlicher Vorschriften ausdrücklich anordnet.

e) Analoge Anwendbarkeit des UmwG (Rechtsgedankenübertragung) Aufgrund der bisherigen Untersuchungsergebnisse bleibt eine analoge Anwendung umwandlungsgesetzlicher Vorschriften zu prüfen. Der oben dargestellte406, allgemeine umwandlungsgesetzliche Grundsatz, demzufolge zivilrechtliche Rechtsnachfolge zwar ohne die Beteiligung Dritter, aber unter Wahrung ihrer Interessen stattfindet, könnte als Rechtsgedanke auf die Sukzession unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts übertragen werden. Die Rechtsgedankenübertragung entspricht methodisch einer Gesamtanalomuss das gleichermaßen für Ausnahmen bzw. Ergänzungen außerhalb des Umwandlungsgesetzes gelten. 405 Folglich hätte das HG (nw) die gegebenenfalls durchzuführende Umwandlung ausdrücklich darstellen müssen. 406 Siehe dazu ausf. 2. Kapitel D III 3 c.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

gie407, bei der übergreifende Grundsätze einer Vielzahl von Normen auf einen gesetzlich ungeregelten Fall übertragen werden408. Die Bildung einer solchen Analogie setzt zunächst voraus, dass die analog anzuwendenden Normen analogiefähig sind. Daran könnte man hier mit Hinsicht auf das umwandlungsgesetzliche Analogieverbot gem. § 1 Abs. 2 UmwG zweifeln409. Daneben verlangt eine Analogiebildung, dass eine planwidrige gesetzliche Regelungslücke vorliegt und die Tatbestände von gesetzlich geregeltem und ungeregeltem Sachverhalt in ihrer rechtlichen Bewertung vergleichbar sind410. Im Folgenden wird daher zunächst geklärt, ob eine Rechtsgedankenübertragung gegen § 1 Abs. 2 UmwG verstößt und eine gesetzliche Regelungslücke besteht. Danach erfolgt eine Eingrenzung der Fälle von Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern, die einer umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierung entsprechen. Zuletzt bleibt auf die notwendige Vergleichbarkeit von umwandlungsgesetzlicher und hoheitlicher Rechtsnachfolge einzugehen.

aa) Kein Verstoß gegen das umwandlungsgesetzliche Analogieverbot Dem Wortlaut von § 1 Abs. 2 UmwG zufolge ist „eine Umwandlung im Sinne des Absatzes 1 [ . . . ] außer in den in diesem [Umwandlungs-]Gesetz geregelten Fällen nur möglich, wenn sie durch ein anderes Bundesgesetz oder ein Landesgesetz ausdrücklich vorgesehen ist“411. Bislang wurde festgestellt, dass hinsichtlich der oben genannten412 Rechtsnachfolgekonstellationen weder einschlägige Vorschriften im Umwandlungsgesetz existieren, noch eine bundes- oder landesgesetzliche Regelung Umwandlungsrecht für anwendbar erklärt. Damit umwandlungsgesetzliche Rechtsgedanken dennoch übertragen werden können, muss geprüft werden, ob es sich bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts um eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. 407 Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 1 c (S. 384 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.2.4 (S. 83); Palandt-Heinrichs, Einleitung Rn. 40; Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 3. Teil III (S. 478); Looschelders / Roth, Methodik, E III 3 b (S. 310 f.) m. w. N. 408 Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 1 c (S. 384 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.2.4 (S. 83); Palandt-Heinrichs, Einleitung Rn. 40; Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 3. Teil III (S. 478); Looschelders / Roth, Methodik, E III 3 b (S. 310 f.) m. w. N. 409 s. o. 2. Kapitel D III 3 d aa. Numerus clausus und Analogieverbot sind jedoch nicht synonym, Leinekugel, Ausstrahlungswirkungen, § 6 III 3 a (S. 174 f.). 410 Staudinger / Coing, Einl. 157 zum BGB; Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 381 ff.); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 3. Teil II, III (S. 475 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, E III 3 (S. 304 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.2.4 (S. 81 ff.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 11 II (S. 68 ff.). 411 Auslassung und Ergänzung durch Verfasser. 412 s. o. 2. Kapitel D III 3 c cc.

D. Übertragungstatbestand

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Abs. 1 UmwG handelt. Die Rechtsgedankenübertragung kollidierte nämlich nur dann mit dem Analogieverbot gem. § 1 Abs. 2 UmwG, wenn ein Fall von Rechtsnachfolge umwandlungsgesetzlich behandelt werden soll, der sachlich eine Umwandlung darstellt, aber nicht ausdrücklich im Umwandlungsgesetz normiert ist413. Falls es sich demgegenüber bei den oben aufgezeigten Rechtsnachfolgekonstellationen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht um eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG handelt, steht einer Rechtsgedankenübertragung nichts entgegen. Folglich muss die Bedeutung von „Umwandlung“ i. S. v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG durch Auslegung der Norm geprüft werden. (1) Wortlaut Innerhalb der Wortlautauslegung wird das Verständnis eines unklaren Begriffs im allgemeinen oder gegebenenfalls besonderen Sprachgebrauch ermittelt414. Umwandlung bedeutet allgemein Änderung415. Der besondere Sprachgebrauch des Umwandlungsgesetzes geht in dieselbe Richtung. Durch eine Umwandlung verändert sich ein Rechtsträger416. Diese Änderungen beziehen sich auf die Strukturen und Vermögenszuordnungen der an der Umwandlung beteiligten Rechtsträger417. Eine solche Veränderung findet auch bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts statt. Allerdings ermöglicht diese Auslegung noch keine Abgrenzung von Umwandlungen gegenüber sonstigen Fällen von Rechtsnachfolge. Würde man stets eine Umwandlung bejahen, sobald sich die Struktur oder Vermögenszuordnung eines Rechtsträgers verändert, dann unterfielen alle Sukzessionen dem Begriff der Umwandlung. Dies sollte jedoch gerade vermieden werden418. Außerdem nimmt der 413 Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 35, 38. Dies haben die Fälle des Formwechsels von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gezeigt: Der Formwechsel eines Privatrechtssubjekts ist als solcher zwar im Umwandlungsgesetz vorgesehen, jedoch eben nicht als Fall des Formwechsels einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Rechtsformwechsel von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften entsprechen umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierungen also ansatzweise, sind jedoch nicht ausdrücklich normiert. Daher lag in der Anwendung umwandlungsgesetzlicher Vorschriften ein Verstoß gegen das Analogieverbot. Vgl. dazu Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 20; siehe auch BGH BB 1999, 1450 f.; 1999, 2210. 414 Staudinger / Coing, Einl. 139 ff. zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 a (S. 320 ff.); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 2. Teil III (S. 437 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, D II 1 (S. 130 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 56 ff.) Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 9 I (S. 45 ff.). 415 Duden, Die deutsche Rechtschreibung, zum Begriff „Umwandlung“ (S. 770). 416 Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 8; Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 3; Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 3; Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 2; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 1 Rn. 1. 417 Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 3; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 1 Rn. 1; Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 17 ff. 418 Siehe BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71, 80.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Wortlaut von § 1 Abs. 2 UmwG ausdrücklich Bezug auf § 1 Abs. 1 UmwG. Für die vier dort genannten Umwandlungsarten bestehen gesonderte Regelungen, aus deren Besonderheiten sich weitere Merkmale des Inhalts einer Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG ergeben419. Die Wortlautauslegung führt demnach zu keinem abschließenden Ergebnis. (2) Systematische Auslegung Die systematische Auslegung versucht den Sinn des unklaren Begriffs aus dem Zusammenhang mit anderen Normen und seiner Stellung im Gesetz zu ermitteln420. Gem. § 1 Abs. 2 UmwG umfasst der Begriff „Umwandlung“ die in § 1 Abs. 1 UmwG aufgezählten Umwandlungsmöglichkeiten, nämlich Verschmelzung (Nr. 1), Spaltung (Nr. 2), Vermögensübertragung (Nr. 3) und Formwechsel (Nr. 4). Daraus ergibt sich einerseits, dass der Umwandlungsbegriff für das gesamte Umwandlungsgesetz gilt421. Andererseits können aus einer Analyse der genannten Umwandlungsarten weitere Rückschlüsse auf den Inhalt des Umwandlungsbegriffs gem. § 1 Abs. 2 UmwG gezogen werden. Die umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierungen eines Rechtsträgers, die im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge stehen, sehen stets die Gewährung einer Gegenleistung vor422. Gem. § 2 UmwG kann eine Verschmelzung nur gegen Gewährung von Anteilen oder Mitgliedschaften des übernehmenden oder neuen Rechtsträgers vollzogen werden. Das Gleiche gilt für die Spaltung gem. § 123 Abs. 1 – 3 UmwG. Die Vermögensübertragung gem. §§ 174 ff. UmwG verlangt ebenfalls eine Gegenleistung, § 174 UmwG. Diese besteht im Gegensatz zur Verschmelzung und Spaltung nicht in mitgliedschaftlichen Anteilen, sondern beispielsweise in einer Barzahlung423. Der Formwechsel als letzte in § 1 Abs. 1 UmwG genannte Umwandlungsart bedarf keiner näheren Betrachtung, da bei ihm aufgrund der oben schon angesprochenen424 Identität des Rechtsträgers kein Bedarf für eine Gegenleistung besteht. Festzuhalten bleibt, dass die Gewährung einer Gegenleistung eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG kennzeichnet.

419 So auch Goutier / Knopf / Tulloch-Bermel, UmwG, § 1 Rn. 17 ff.; Kallmeyer-Kallmeyer, UmwG, § 1 Rn. 2; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 1 Rn. 1; Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 3; Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 1 Rn. 8. 420 Staudinger / Coing, Einl. 143 ff. zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 b (S. 324 ff.); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 2. Teil IV (S. 442 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, D II 2 (S. 149 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 59 ff.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 10 III (S. 52 ff.). 421 Differenzierend Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 3. 422 Siehe nur BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71 f. sowie Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 1 Rn. 1. 423 Kallmeyer, ZIP 1994, 1746 (1752). 424 s. o. 2. Kapitel C V 2 c ee.

D. Übertragungstatbestand

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Außerdem setzen die in § 1 Abs. 1 UmwG aufgezählten Umwandlungen durchgängig einen rechtsgeschäftlichen Entschluss voraus425. Gem. § 4 Abs. 1 S. 1 UmwG müssen die Organe der an einer Verschmelzung beteiligten Rechtsträger einen Verschmelzungsvertrag schließen. Dies gilt aufgrund der Verweisungen auf § 4 Abs. 1 S. 1 UmwG auch für die Spaltung, § 125 UmwG, und die Vermögensübertragung, §§ 176 Abs. 1, 177 Abs. 1, 178 Abs. 1, 179 Abs. 1, 180 Abs. 1, 184 Abs. 1, 186 S. 1, 188 Abs. 1, 189 Abs. 1 UmwG. Eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG erfordert also regelmäßig einen Vertragsschluss durch die Organe der an der Umwandlung beteiligten Rechtsträger426. Schließlich werden Umwandlungen i.S.v. § 1 Abs. 1 UmwG erst nach Eintragung in das Handelsregister wirksam. Die Wirksamkeit einer Verschmelzung und die damit einhergehende Gesamtrechtsnachfolge erfordert gem. § 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG die Eintragung der Umwandlung in das Handelsregister am Sitz des übernehmenden Rechtsträgers427. Aufgrund entsprechender Verweisungen gilt das auch für die anderen umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolgefälle 428. Folglich beinhalten Umwandlungen i.S.v. § 1 Abs. 1 UmwG auch die Notwendigkeit einer Handelsregistereintragung. Die systematische Auslegung ergibt damit insgesamt, dass Umwandlungen i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG einen Vertragsschluss sowie die Gewährung einer Gegenleistung für die Umstrukturierung erfordern. Ihre Wirksamkeit hängt von der Handelsregistereintragung ab. (3) Historische Auslegung Ein weiteres Hilfsmittel zur Ermittlung der Bedeutung eines unklaren Gesetzesbegriffs sind die Entwicklungsgeschichte und die Materialien, die die Entstehung des jeweiligen Gesetzes dokumentieren429. Das bereinigte Umwandlungsgesetz Vgl. dazu K. Schmidt, ZGR 1990, 580 (590). Dabei kann die Privatautonomie der beteiligten Rechtsträger eingeschränkt werden, vgl. Lutter-Lutter, UmwG, § 1 Rn. 2. 427 Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 20 Rn. 18 ff.; Kallmeyer-Marsch-Barner, UmwG, § 20 Rn. 4 ff.; Widmann / Mayer-Vossius, UmwG, § 20 Rn. 26; Lutter-Grunewald, UmwG, § 20 Rn. 3. 428 Die Eintragung unterliegt ihrerseits verschiedenen Voraussetzungen, wie §§ 16 ff. UmwG zeigen. So ist beispielsweise die Verschmelzung zunächst jeweils in das Handelsregister am Sitz der übertragenden Rechtsträger einzutragen, § 19 Abs. 1 S. 1 UmwG (KallmeyerZimmermann, UmwG, § 19 Rn. 8; Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 19 Rn. 13; LutterBork, UmwG, § 19 Rn. 2 f.; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 19 Rn. 3). Erst danach darf die Eintragung in das Handelsregister am Sitz des übernehmenden Rechtsträgers, die letztlich die Gesamtrechtsnachfolge auslöst (s. o. Fn. 363), erfolgen, §§ 19 Abs. 1 S. 1, 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG. 429 Staudinger / Coing, Einl. 161 zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 c (S. 328 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 61 ff.); detaillierter Looschelders / Roth, Methodik, D III 1 b / c (S. 155 ff.), die noch zwischen historischer und genetischer 425 426

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

trat 1995 in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt bestanden bereits verschiedene Umstrukturierungsmöglichkeiten430, die durch das Umwandlungsgesetz nicht außer Kraft gesetzt werden sollten431. Dazu zählte auch die damals schon bestehende Möglichkeit, benachbarte Sparkassen nach landesgesetzlichen Vorschriften zu vereinigen432. Daraus kann für die Bedeutung des Begriffs „Umwandlung“ i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG der Rückschluss gezogen werden, dass solche Umstrukturierungsmöglichkeiten jedenfalls nicht in dessen Rahmen fallen sollten. Die Vereinigung von Sparkassen nach landesgesetzlichen Vorschriften ist somit keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG. Die Begründung zum Regierungsentwurf verwendet als Synonym für den Begriff „Umwandlung“ häufig Umstrukturierung und Reorganisation433. Diese Terminologie beinhaltet die Veränderung bestehender Strukturen. Reorganisation im ursprünglichen Sinne bedeutet die Neugestaltung oder Neuordnung der Organisation eines unrentablen Ablaufs oder Betriebes434. Folglich beabsichtigt eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG die Steigerung der Rentabilität eines Betriebes oder betrieblichen Ablaufs. Des Weiteren dokumentieren die Gesetzesmaterialien, dass das Umwandlungsgesetz nur für solche Fälle gelten sollte, in denen die beteiligten Rechtsträger unter anderem von den umwandlungssteuerrechtlichen Vorteilen Gebrauch machen wollten435. Somit weisen steuerrechtliche Vorteile bei der Umstrukturierung eines Rechtsträgers ebenfalls auf eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG hin. Zuletzt kann der Begründung zum Regierungsentwurf entnommen werden, dass der Entwurf des (bereinigten) Umwandlungsgesetzes nur Unternehmensträger adressierte436. Zwar weicht der gültige Gesetzestext in § 1 Abs. 1 UmwG davon ab, indem er sich allgemein auf Rechtsträger bezieht, jedoch kann aus der Zusammenschau mit den einzelnen Regelungen festgestellt werden, dass in erster Linie zivilrechtlichen Rechtsträgern Umwandlungsmöglichkeiten eröffnet werden; öffentliche Rechtsträger treten allenfalls vereinzelt bei einer Vermögensübertragung oder im Rahmen eines Formwechsels auf. Demnach liegt nahe, dass „Umwandlung“ i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG grundsätzlich die UmstrukturieAuslegung unterscheiden. Zur Abgrenzung zwischen historischer und genetischer Interpretation Müller, Methodik, Rn. 360 f. 430 Z. B. durch Anwachsung gem. § 105 Abs. 3 HGB i.V.m. § 738, BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 431 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 432 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. 433 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71 ff. 434 Duden, Fremdwörterbuch, S. 675. 435 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 80. Aus der Gesamt- bzw. Sonderrechtsnachfolge, die im Rahmen einer Umwandlung durchgeführt wird, ergeben sich steuerrechtliche Vorteile für die umzustrukturierenden Rechtsträger, da es etwa keiner Betriebsaufgabe oder Liquidation bedarf. Vgl. statt vieler Goutier / Knopf / Tulloch-Knopf / Hill, UmwStG, § 1 Rn. 2. 436 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71.

D. Übertragungstatbestand

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rung eines zivilrechtlichen Rechtsträgers meint. Daraus folgt des Weiteren, dass im Rahmen einer Umwandlung hauptsächlich zivilrechtliche Rechtspositionen auf ein anderes Rechtssubjekt übergehen, da zivilrechtliche Rechtsträger in erster Linie zivilrechtliche Rechtspositionen begründen437. (4) Teleologische Auslegung Schließlich ist die teleologische Auslegung heranzuziehen438. Dazu wird die unklare Norm, ausgehend vom zu regelnden Sachverhalt, auf ihren objektiven Sinn und Zweck untersucht439. Das Umwandlungsgesetz eröffnet den Rechtsträgern deutscher Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre rechtlichen Strukturen den veränderten Umständen des Wirtschaftslebens anzupassen440. Dadurch trägt das Gesetz den steigenden Anforderungen an wirtschaftliche Flexibilität der Unternehmen Rechnung441. Folglich dienen Umwandlungen einer besseren Positionierung im wirtschaftlichen Wettbewerb442. Umwandlungen i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG bedeuten also Veränderungen der rechtlichen Struktur bzw. Vermögenszuordnung in der Absicht einer bestmöglichen Anpassung an veränderte wirtschaftliche Erfordernisse. (5) Zwischenergebnis Die Bedeutung des Wortes „Umwandlung“ gem. § 1 Abs. 2 UmwG ist unklar. Von der Begriffsfindung hängt jedoch ab, ob die Übertragung eines umwandlungsgesetzlichen Rechtsgedankens auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts gegen das Analogieverbot verstößt. Die Auslegung des Begriffs zeigt, dass unter einer Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG alle Fälle einer Veränderung der (primär zivil-)rechtlichen Struktur oder Vermögenszuordnung eines (zumeist) zivilrechtlichen Rechtsträgers zu verstehen sind, denen ein Vertragsschluss vorangeht und die der Anpassung an veränderte wirtschaftliche Erfordernisse dienen. Eine mit Rechtsnachfolge verbundene Umwandlung verlangt stets die Gewährung einer Gegenleistung für die Änderung der Rechtsstruktur bzw. Vermögenszuordnung. Ihre Wirksamkeit hängt von der Handelsregistereintragung ab. Fabricius, Relativität der Rechtsfähigkeit, S. 105. Zur Unselbständigkeit der teleologischen Interpretation als Auslegungsmethode Müller, Methodik, Rn. 364. 439 Staudinger / Coing, Einl. 149 ff. zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 d (S. 333 ff.); Bydlinski, Juristische Methodik, 3. Buch 2. Teil VI 1 (S. 453 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, D III 2 (S. 160 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 62 ff.). 440 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. 441 Siehe bereits Begründung des Gesetzentwurfs in BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71; auch abgedruckt bei Ganske, Umwandlungsrecht, Teil A (S. 13). 442 Sei es „nur“ durch Ausnutzung steuerlicher Vorteile, s. o. 2. Kapitel D III 3 e aa 3. 437 438

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

(6) Strukturelle Verschiedenheit von umwandlungsgesetzlicher und öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolge Unter Zugrundelegung der Auslegungsergebnisse sind Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG. Zwar verändert sich auch bei ihnen die rechtliche Struktur bzw. Vermögenszuordnung der jeweiligen Rechtsträger, jedoch liegt deshalb noch keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG vor. Dies ergibt sich zunächst daraus, dass die Vereinigung von Sparkassen vom InKraft-Treten des Umwandlungsgesetzes 1995 unberührt blieb. Solche Vereinigungen stellen einen wichtigen Anwendungsfall von Sukzessionen unter Hoheitsträgern dar. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht (nur) der Anpassung an veränderte Umstände des Wirtschaftslebens dient443, sondern generell dem Gebot effizienten Handelns Rechnung trägt444. Als Ausprägung des Sozialstaatsprinzips ist die hoheitliche Tätigkeit möglichst wirtschaftlich und leistungsfähig zu gestalten445. Das gilt auch bei Umbildungen im Verwaltungsaufbau und Veränderungen von Zuständigkeiten446, z. B. im Rahmen der Umbildung der Hochschulmedizin in Nordrhein-Westfalen. Sie verfolgt das Ziel der Weiterentwicklung der Hochschulmedizin, wie die Überschrift von § 41 HG (nw) vorgibt. Letztlich dienen daher alle Umstrukturierungen unter öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern dem Gebot der Effizienzsteigerung sowie der zweckmäßigen Neuordnung des Rechtsträgers zur Anpassung an veränderte Verhältnisse, und nicht nur der besseren Positionierung im Wettbewerb. Die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts entspricht auch deswegen nicht einer Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG, weil ihr im Gegensatz zu einer Umwandlung kein rechtsgeschäftlicher Entschluss zu Grunde liegt. Sukzessionen unter Hoheitsträgern bedürfen vielmehr einer gesetzlichen Rechtsnachfolgeanordnung447. Außerdem sind nicht juristische Personen des öffentlichen Rechts, sondern Unternehmensträger Hauptadressat des Siehe nur BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. Vgl. nur Badura, DÖV 1968, 446 (453); Brohm, JuS 1977, 500. 445 Herzog in Maunz-Dürig, GG, Art. 20 Abschnitt VIII Rn. 36 ff. Ziel ist die Gewährleistung individueller Entfaltung bei sich fortwährend verändernden sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen. 446 So wird beispielsweise die Klassifizierung kreisangehöriger Städte (vgl. dazu z. B. die Verordnung zur Bestimmung der Großen kreisangehörigen Städte und der Mittleren kreisangehörigen Städte nach § 3a der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein Westfalen [vom 13. 11. 1979, GVBl. NW S. 867 / SGV NW 2023]) turnusmäßig durchgeführt, um sicherzustellen, dass die gem. § 3a GO (nw) (zum Normtext vgl. GVBl. NW 1978, S. 290) den großen kreisangehörigen Städten durch Rechtsverordnung zugewiesenen Aufgaben auch nur von diesen ausgeführt werden. 447 s. o. 2. Kapitel D III 1. 443 444

D. Übertragungstatbestand

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Umwandlungsgesetzes448, was ebenfalls die mangelnde Entsprechung von Umwandlungen und Sukzessionen unter Hoheitsträgern nahe legt. Deshalb ist die ausschließliche Beteiligung von juristischen Personen des öffentlichen Rechts an einer Sukzession auch an keiner Stelle im Umwandlungsgesetz vorgesehen449. Unterschiede ergeben sich weiterhin aus dem Inhalt der jeweiligen Rechtsnachfolge. Umwandlungsgesetzliche Sukzessionen beinhalten primär zivilrechtliche Rechtspositionen, während durch Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern hauptsächlich öffentlich-rechtliche Rechtspositionen übergehen450. Der entscheidende Unterschied zwischen der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts und einer Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG liegt aber darin, dass eine Umwandlung nur dann vorliegt, wenn für die Umstrukturierung eine Gegenleistung gewährt wird451. Derartiges kann hinsichtlich der Sukzessionen unter Hoheitsträgern nicht festgestellt werden, denn juristische Personen des öffentlichen Rechts sind Teil der mittelbaren Staatsverwaltung452. Da somit regelmäßig nur ein Träger der juristischen Person existiert, wäre die Gewährung einer Gegenleistung obsolet. Im Rahmen der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten war weder in § 41 HG (nw) noch in der umsetzenden Verordnung453 ein an die Universität zu leistender Ausgleich für die Umstrukturierung vorgesehen. Das Gleiche gilt für die Vereinigung von Krankenkassen gem. § 144 SGB V und Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw). Während eine Umwandlung also notwendig eine Gegenleistung unter den beteiligten Rechtsträgern beinhaltet, findet Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts regelmäßig ohne einen entsprechenden Ausgleich zwischen den beteiligten Rechtsträgern statt. (7) Zwischenergebnis Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG darstellt. Demnach verstößt die Übertragung von umwandlungsgesetzlichen Grundgedanken auch nicht gegen den numerus clausus bzw. das Analogieverbot des § 1 Abs. 2 UmwG.

s. o. 2. Kapitel D III 3 e aa 3. s. o. 2. Kapitel D III 3 d aa. 450 Fabricius, Relativität der Rechtsfähigkeit, S. 105. 451 Bei Verschmelzung und Spaltung sind dies regelmäßig mitgliedschaftliche Anteile am übernehmenden Rechtsträger, vgl. beispielsweise §§ 2, 123 UmwG. Im Rahmen einer Vermögensübertragung ist gem. § 174 UmwG ein anderer Ausgleich zu gewähren, beispielsweise in Form von Barzahlungen, Kallmeyer, ZIP 1994, 1746 (1752). 452 s. o. Fn. 42. 453 GVBl. NW 2000, 716 ff. 448 449

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

bb) Gesetzliche Regelungslücke Hinsichtlich der Umstrukturierung von Hoheitsträgern besteht insofern eine gesetzliche Regelungslücke, als das Umwandlungsgesetz keinen Tatbestand aufweist, der eine Umwandlung unter ausschließlicher Beteiligung von Hoheitsträgern vorsieht454. Zwar enthält das Gesetz in §§ 168 – 173, 176, 177, 178, 179, 180 – 184, 185 – 187, 188, 189, 301 – 304 UmwG Tatbestände, die Hoheitsträger in eine Umwandlung einbeziehen, jedoch normiert keine dieser Regelungen eine Umstrukturierung unter ausschließlicher Beteiligung von juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Ebenso wenig finden sich andere gesetzliche Vorschriften, die allgemein die Umstrukturierung von Hoheitsträgern unter Heranziehung umwandlungsgesetzlicher Regelungen oder Grundsätze normieren455.

cc) Eingrenzung der vergleichbaren Rechtsnachfolgefälle Wie eingangs bereits dargestellt worden war, setzt ein Analogieschluss die Vergleichbarkeit der Tatbestände voraus456. Folglich kommt eine Rechtsgedankenübertragung nur hinsichtlich derjenigen Rechtsnachfolgekonstellationen unter Hoheitsträgern in Betracht, die den umwandlungsgesetzlichen zwar entsprechen, jedoch keine Umwandlung darstellen. Ein Eingrenzungskriterium ergibt sich daraus, dass das Umwandlungsgesetz unter anderem vom Prinzip der (partiellen) Gesamtrechtsnachfolge geprägt wird457. Entgegen der sonstigen dogmatischen Behandlung der Universalsukzession im Zivilrecht bedarf es für eine umwandlungsgesetzliche Universalsukzession nicht der (vollständigen) Liquidation des umzustrukturierenden Rechtsträgers458. Einzelübertragungen auf den Rechtsnachfolger sind ebenfalls nicht notwendig459. Dadurch unterscheidet sich der dogmatische Ansatz des Umwandlungsgesetzes vom übrigen Zivilrecht, dem solche Universalsukzessionen grundsätzlich fremd sind460. s. o. 2. Kapitel D III 3 d aa. s. o. 1. Kapitel. 456 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 457 s. o. 2. Kapitel D III 3 c. 458 BT-Drucks. 12 / 6699, S. 72, 74. 459 Kraft / Kreutz, Gesellschaftsrecht, B VI (S. 75). Beispielsweise bedarf eine Verschmelzung, also die vollständige Übertragung des Vermögens eines Rechtsträgers auf einen anderen, keiner Abwicklung (BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71). Die Aufspaltung gem. § 123 Abs. 1 UmwG setzt ebenfalls keine Liquidation voraus. 460 Einziger Fall von Gesamtrechtsnachfolge ist der erbrechtliche Vermögensübergang gem. §§ 1922, 1942. Partielle Gesamtrechtsnachfolge ist der allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Dogmatik jedoch fremd, K. Schmidt, AcP 191 (1991), 495 (497). 454 455

D. Übertragungstatbestand

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Folglich können nur diejenigen Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts mit umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge – ohne dass es sich tatsächlich um eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG handelt – verglichen werden, die ebenfalls eine (teilweise) Gesamtrechtsnachfolge enthalten. Eine Übertragung umwandlungsgesetzlicher Grundsätze ist demnach gegebenenfalls nur auf (partielle) Universalsukzessionen unter Hoheitsträgern möglich. Die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten gem. § 41 HG (nw) sowie die Zusammenlegung zweier Ortskrankenkassen gem. § 144 SGB V sind Beispiele für eine solche (partielle) Gesamtrechtsnachfolge. Die Behandlung der übrigen Fälle von Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die keine partielle Gesamtrechtsnachfolge beinhalten, wird hinsichtlich der Gefahr privater Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung im Anschluss an die Prüfung der Gesamtanalogie erörtert.

dd) Vergleichbarkeit von umwandlungsgesetzlicher und hoheitlich-angeordneter Rechtsnachfolge Innerhalb der Rechtsgedankenübertragung bleibt zuletzt zu prüfen, ob die für einen Analogieschluss notwendige Vergleichbarkeit von umwandlungsgesetzlicher und hoheitlicher Rechtsnachfolge vorliegt461. Demnach ist zunächst zu fragen, worin Ähnlichkeiten beider Sukzessionsarten hinsichtlich der Sachverhalte liegen. Anschließend bleibt auf die Vergleichbarkeit der Interessenlagen einzugehen. (1) Vergleichbarkeit der Sachverhalte Eine Ähnlichkeit beider Rechtsnachfolgearten liegt in der Notwendigkeit eines der Rechtsnachfolge vorausgehenden Rechtsaktes. Umwandlungen erfolgen aufgrund rechtsgeschäftlicher Vereinbarung der Vertreter des umzustrukturierenden Rechtsträgers462; Grundlage der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts ist eine hoheitliche Rechtsnachfolgeanordnung463. Dem stehen die Fälle von Rechtsnachfolge gegenüber, die keines vorausgehenden Rechtsaktes bedürfen, wie z. B. die bürgerlich-rechtliche Gesamtrechtsnachfolge gem. §§ 1922, 1942. Diese wird durch ein tatsächliches Ereignis, den Tod des Erblassers, ausgelöst464. Die wertungsmäßig vergleichbare Gemeinsamkeit von umwandlungss. o. 2. Kapitel D III 3 e. Siehe nur K. Schmidt, ZGR 1990, 580 (590). 463 So z. B. § 41 HG (nw) oder § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V. 464 Hier ist das Ableben des Erblassers Auslöser der Gesamtrechtsnachfolge. Dieses die Rechtsnachfolge auslösende Ereignis ist an keine rechtlichen Voraussetzungen, wie z. B. Rechts- und Geschäftsfähigkeit, Vertretungsmacht etc. geknüpft. Sowohl die umwandlungsgesetzliche Rechtsnachfolge als auch diejenige unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts setzen jedoch eine rechtsverbindliche Handlung bzw. Anordnung voraus. 461 462

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

gesetzlicher Rechtsnachfolge und öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolge liegt also darin, dass die Rechtsnachfolge in beiden Fällen nicht durch ein tatsächliches Ereignis, sondern durch einen rechtlichen Tatbestand ausgelöst wird. Ein weiterer Vergleichspunkt liegt darin, dass vor Durchführung der jeweiligen Sukzessionen eine Bewertung der übergehenden Vermögenswerte vorgenommen wird. Im Rahmen einer Umwandlung erfolgt regelmäßig eine Prüfung der umzustrukturierenden Unternehmen durch Sachverständige, um beispielsweise den Unternehmenswert zu ermitteln465. Eine vergleichbare Bewertung findet auch bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts statt, wie dies z. B. bei der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen gem. § 1 Abs. 3 Verordnung über die Errichtung des Klinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts der Fall war. Die Prüfung der Sachwerte, die im Zuge der Rechtsnachfolge auf das verselbständigte Universitätsklinikum übergingen, war somit Voraussetzung der Rechtsnachfolge. Schließlich ist Publizität ein wesentliches Kriterium sowohl bei der umwandlungsgesetzlichen als auch hoheitlichen (partiellen) Gesamtrechtsnachfolge. Eine Verschmelzung und die damit einhergehende Gesamtrechtsnachfolge wird gem. § 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG erst mit Eintragung der Umwandlung in das Handelsregister am Sitz des übernehmenden Rechtsträgers wirksam466. Aufgrund entsprechender Verweisungen gilt das auch für die anderen umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolgefälle. Die Eintragung unterliegt ihrerseits verschiedenen Voraussetzungen, wie §§ 16 ff. UmwG zeigen467. Vergleichbares trifft für die Rechtsnachfolgeanordnung unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu. Jede Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern erfordert eine gesetzliche Rechtsnachfolgeanordnung468. Deren Wirksamkeit hängt von der Bekanntmachung ab, da kein Gesetz ohne Veröffentlichung wirksam wird469. Das zeigt sich beispielsweise in der Veröffentlichung der die Rechtsnachfolgeanordnung von § 41 HG (nw) umsetzenden Verordnung über die Errichtung des 465 Lutter-Lutter, UmwG, Einl. Rn. 47. Die Bewertungsphase ist wesentliches Element des Unternehmenskaufs im Rahmen der sog. due diligence. Vgl. dazu auch Holzapfel / Pöllath, Unternehmenskauf, Rn. 12 ff. 466 Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 20 Rn. 18 ff.; Kallmeyer-Marsch-Barner, UmwG, § 20 Rn. 4 ff.; Widmann / Mayer-Vossius, UmwG, § 20 Rn. 26; Lutter-Grunewald, UmwG, § 20 Rn. 3. 467 So ist beispielsweise die Verschmelzung zunächst jeweils in das Handelsregister am Sitz der übertragenden Rechtsträger einzutragen, § 19 Abs. 1 S. 1 UmwG (Kallmeyer-Zimmermann, UmwG, § 19 Rn. 8; Widmann / Mayer-Schwarz, UmwG, § 19 Rn. 13; Lutter-Bork, UmwG, § 19 Rn. 2 f.; Schmitt / Hörtnagl / Stratz-Stratz, UmwG, § 19 Rn. 3). Erst danach darf die Eintragung in das Handelsregister am Sitz des übernehmenden Rechtsträgers, die letztlich die Gesamtrechtsnachfolge auslöst (s. o. Fn. 363), erfolgen, §§ 19 Abs. 1 S. 1, 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG. 468 s. o. 2. Kapitel D III 1. 469 Sachs-Lücke, GG, Art. 82 Rn. 1.

D. Übertragungstatbestand

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Klinikums [ . . . ] der Universität [ . . . ] als Anstalt des öffentlichen Rechts im nordrhein-westfälischen Gesetz- und Verordnungsblatt470. Die wertungsmäßige Vergleichbarkeit dieser Publizitätsakte liegt also in der Ermöglichung öffentlicher Kenntnisnahme. Die Handelsregistereintragung dient der Information der Beteiligten über Rechtsverhältnisse im handels- und gesellschaftsrechtlichen Bereich471. Durch die Veröffentlichung von Gesetzen472 soll der Bürger sich in zumutbarer Weise verlässlich Kenntnis vom Inhalt der Gesetze verschaffen können473. Die Information und der damit einhergehende Schutz der Beteiligten bei rechtlichen Umstrukturierungen wird in beiden Fällen durch Publizität gewährleistet. Die Sachverhalte umwandlungsgesetzlicher und hoheitlich-angeordneter Rechtsnachfolge sind demnach vergleichbar, da beide einen vorausgehenden Rechtsakt, eine Bewertungsphase sowie die Publizität der Sukzession erfordern. (2) Vergleichbarkeit der Interessenlagen Schließlich bleibt im Rahmen der Rechtsgedankenübertragung auf die Vergleichbarkeit der Interessenlagen im gesetzlich geregelten und ungeregelten Fall einzugehen474. Die Feststellung erfolgt wertungsmäßig475. Insofern bedarf es einer genaueren Betrachtung der jeweiligen Bedürfnisse bei umwandlungsgesetzlicher und hoheitlicher Rechtsnachfolge. Auch hier können die für eine Gesamtanalogie notwendigen Entsprechungen festgestellt werden. Sowohl die umwandlungsgesetzliche als auch die hoheitliche Rechtsnachfolge setzen voraus, dass die Sukzession schnellstmöglich durchgeführt werden soll. Das dient unter anderem einer Effizienzsteigerung der Tätigkeit der Rechtsträger.

GVBl. NW 2000, 716 ff. Klunzinger, Handelsrecht, § 13 (S. 153). Darunter fallen beispielsweise Kenntnisnahmemöglichkeiten hinsichtlich der Gesellschafter einer GmbH, § 8 GmbHG, oder der Vertretungsmacht infolge Prokuraerteilung, § 53 HGB. 472 Vgl. dazu Stern, Staatsrecht I, § 20 IV 4. Gem. Art. 82 Abs. 1 GG sind sowohl Bundesgesetze als auch Verordnungen, die vom Bund erlassen werden, im Bundesgesetzblatt zu veröffentlichen. Siehe auch Sachs-Lücke, GG, Art. 82 Rn. 8; Stern, Staatsrecht I, S. 828 f. 473 Dadurch wird dem Gebot der Normenklarheit und -bestimmtheit Rechnung getragen, da die normativen Regelungen den Adressaten entsprechende Ausrichtung ihres Verhaltens ermöglichen sollen (Stern, Staatsrecht I, S. 830, mit zahlreichen weiteren Nachweisen in Fn. 407). Daneben dient die Publizität der Vermeidung staatlicher Willkür, die anderenfalls bei mangelnder Normenklarheit unter dem Deckmantel der „Auslegung“ möglich wäre (Sachs-Lücke, GG, Art. 82 Rn. 8). Aus denselben Gründen der Rechtssicherheit sind auch Satzungen zu veröffentlichen (Stern, Staatsrecht I, S. 820). 474 Statt vieler Larenz, Methodenlehre, Kap. 5 2 b (S. 381); Bydlinski, Juristische Methodik, 3. Buch 3. Teil III (S. 475 ff.). 475 Larenz, Methodenlehre, Kap. 5 2 b (S. 381); Bydlinski, Juristische Methodik, 3. Buch 3. Teil III (S. 475 ff.). 470 471

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

Die umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierungsmöglichkeiten sollen Unternehmen flexibel machen476, damit sie sich an die Erfordernisse moderner Wirtschaft anpassen können477. Vergleichbares gilt für Hoheitsträger, die entsprechend obigen Ausführungen478 dem Gebot wirkungsvollen Handelns unterliegen. Dieses beabsichtigt zwar nicht die Anpassung an veränderte Umstände des Wirtschaftslebens, soll jedoch ebenfalls eine wirkungsvollere Aufgabenerfüllung ermöglichen. Durch die Zusammenlegung von Rechtsträgern, z. B. zweier Ortskrankenkassen gem. § 144 SGB V, können Synergieeffekte, etwa in Form eines verkleinerten Verwaltungsapparates, genutzt werden479. Das setzt aber eine unbeeinflusste Durchführung der Rechtsnachfolge voraus. Deshalb sieht das Umwandlungsgesetz im Rahmen der dort normierten Rechtsnachfolgekonstellationen keine Mitwirkungsrechte Dritter vor480. Gem. § 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwG geht im Rahmen einer Verschmelzung das gesamte Vermögen mit Eintragung der Umwandlung in das Handelsregister auf den neuen Rechtsträger über, ohne dass ein Dritter Mitwirkungsrechte geltend machen kann. Die von der Umwandlung betroffenen Dritten können demnach auch keinen Einfluss auf den Wechsel ihres Vertragspartners nehmen. Dies gilt gem. §§ 125, 176 Abs. 1, 177 Abs. 1 UmwG gleichermaßen für die Spaltung und Vermögensübertragung. Nichts Anderes trifft für die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu. Das Gebot effizienten Handelns481 verlangt auch hier eine zügige Durchführung der Rechtsnachfolge. Folglich muss auch die Einflussnahmemöglichkeit eines privaten Dritten auf hoheitliche Rechtsgestaltung vermieden werden. Die soeben exemplarisch angeführten Synergieeffekte aus der Vereinigung zweier Ortskrankenkassen würden nämlich beeinträchtigt, wenn man die Sukzes476 So ausdrücklich in BT-Drucks. 12 / 6699, S. 71. Die zügige Durchführung der Gesamtrechtsnachfolge geht so weit, dass vom Erfordernis des Negativattests gem. § 16 Abs. 2 UmwG als Bestandteil der Anmeldung zur Handelsregistereintragung abgesehen werden kann, wenn die klageberechtigten Anteilsinhaber unter notarieller Beurkundung auf ihr Klagerecht gegen die Umwandlung verzichtet haben, Lutter-Bork, UmwG, § 16 Rn. 13. 477 Dazu kann beispielsweise eine Ausweitung der Produktionskapazitäten aufgrund gesteigerter Nachfrage für ein bestimmtes Produkt notwendig werden. Sofern ein produzierendes Unternehmen diesem Erfordernis selbst nicht nachkommen kann, sind Kooperationen mit anderen Produzenten (wie z. B. ein joint venture, vgl. dazu Picot, Unternehmenskauf, II Rn. 64; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, S. 99 f.; Eisenhardt, Gesellschaftsrecht, Rn. 7a; Vogt in Beck’sches Wirtschaftsrechtshandbuch, N Rn. 121; Holzapfel / Pöllath, Unternehmenskauf, Rn. 65) in Betracht zu ziehen. Des Weiteren können auch ganze Unternehmen oder Teile derselben zusammengeführt werden, wofür das Umwandlungsgesetz die entsprechenden Instrumente in Form von Verschmelzungen gem. §§ 2 ff. UmwG bereithält. Die zügige Abwicklung der Unternehmens(teil)fusion dient der umgehenden Anpassung an die veränderte Produktnachfrage. Das schlägt sich in der vereinfachten Durchführung von Gesamtrechtsnachfolge nieder. 478 s. o. 2. Kapitel D III 3 e aa 6. 479 Zu Fusionen von Krankenkassen s. u. Fn. 697. 480 Siehe nur BT-Drucks. 12 / 6699, S. 74 f. 481 s. o. 2. Kapitel D III 3 e aa 6.

D. Übertragungstatbestand

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sion nicht umgehend durchführte. Dementsprechend dürfen auch hier Dritte keinen Einfluss auf die Sukzession nehmen. Die interessenmäßige Vergleichbarkeit von umwandlungsgesetzlicher und hoheitlicher Rechtsnachfolge geht also aus dem Ziel einer zügigen und unbeeinflussten Durchführung der Rechtsnachfolge hervor. Die Ähnlichkeit der Interessenlagen ergibt sich aber auch hinsichtlich der von der Sukzession betroffenen Dritten, die vor einer Verschlechterung ihrer Rechtsposition zu schützen sind. Im Rahmen umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge kann es beispielsweise durch die Verschmelzung zweier Rechtsträger zu einer Verkleinerung der zur Verfügung stehenden Haftungsmasse kommen, da die Forderungen der Gläubiger des an der Verschmelzung mitbeteiligten Rechtsträgers neben die Forderungen der ursprünglichen Gläubiger treten482. Deswegen ordnet das Umwandlungsgesetz gem. §§ 22 ff. verschiedene Schutzrechte an483, von denen vorliegend insbesondere der Anspruch auf Sicherheitsleistung gem. § 22 UmwG relevant ist484. Danach können Gläubiger gem. § 22 Abs. 1 S. 1 UmwG von Rechtsträgern, die an einer Verschmelzung beteiligt sind, nach Durchführung der Sukzession eine Sicherheitsleistung verlangen, „wenn die Erfüllung ihrer Forderung gefährdet wird“. Die Regelung gelangt aufgrund entsprechender Verweisungen in §§ 125, 176 ff. UmwG auch im Rahmen von Spaltungen und Vermögensübertragungen zur Anwendung. Vergleichbares gilt für die Rechtsnachfolge unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts485, also z. B. bei der Vereinigung von Krankenkassen gem. § 144 SGB V. Grundsätzlich wären den von der Rechtsnachfolge betroffenen Gläubigern Mitwirkungsrechte zuzugestehen486. Diese Mitwirkung kann jedoch die Rechtsnachfolge beeinflussen, so dass die Gläubiger anderweitig vor einem Ausfall ihrer Forderungen geschützt werden müssen. Dies entspricht der umwandlungsgesetzlichen Interessenlage. Die Gefahr einer Interessenbenachteiligung der Gläubiger von Hoheitsträgern entfällt demnach, wenn sie einen § 22 Abs. 1 S. 1 UmwG vergleichbaren Anspruch auf Sicherheitsleistung geltend machen können. Bei Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern, über deren Vermögen kein Insolvenzverfahren eröffnet wird487, besteht demgegenüber keine Gefahr eines Forderungs482 Vgl. auch Murawo, Anteilseigner und Gläubigerschutz bei Unternehmensspaltungen, in: Gedächtnisschrift Grabitz, S. 431 (440 ff.). 483 Dazu zählen beispielsweise Ansprüche auf Sicherheitsleistung, § 22 UmwG, Gewährung von Sonderrechten, § 23 UmwG, oder Schadensersatz, §§ 25 ff. UmwG. Diese Schutzvorschriften gelten aufgrund der Verweisung in § 125 UmwG und § 176 UmwG auch bei der Spaltung, §§ 123 ff. UmwG, sowie Vermögensübertragung, §§ 174 ff. UmwG. 484 Für die anderen Schutzrechte, z. B. Sonderrechtsgewährung gem. § 23 UmwG, besteht kein Anwendungsbereich. 485 s. o. 2. Kapitel D III 2 b bb. 486 s. o. 2. Kapitel D I. 487 Sei es aufgrund mangelnder Insolvenzfähigkeit gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO, sei es aufgrund staatlicher Sicherung der Zahlungsfähigkeit. s.o. 2. Kapitel D III 2 b bb.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

ausfalls488. Zu diesen Rechtsnachfolgekonstellationen zählen beispielsweise die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten gem. § 41 HG (nw) sowie die Vereinigung benachbarter Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw). Fraglich ist, ob darin ein Widerspruch zur bislang festgestellten Vergleichbarkeit der Interessenlagen bei umwandlungsgesetzlicher und hoheitlicher Rechtsnachfolge liegt. Dann müsste ein wertungsmäßiger Unterschied bestehen, der eine Rechtsgedankenübertragung untersagte489. Ziel der umwandlungsgesetzlichen Regelungen (und hier insbesondere § 22 UmwG) ist der Interessenausgleich zwischen unbeeinflusster Rechtsnachfolge und Berücksichtigung der Interessen Dritter. Insofern kompensiert § 22 UmwG den Mangel an Mitwirkungsrechten durch einen Anspruch auf Sicherheitsleistung. Der Gläubigerschutz wird aber auch bei der Sukzession unter insolvenzunfähigen öffentlichen Rechtsträgern deshalb nicht vernachlässigt, weil mangels Insolvenzfähigkeit die Gefahr eines Forderungsausfalls von vornherein entfällt. Demnach haben Gläubiger auch in diesem Fall keinen Einfluss auf den Vertragspartnerwechsel, müssen gleichzeitig aber auch keine Verschlechterung ihrer Rechtspositionen befürchten. Somit besteht kein Konflikt der Interessenlagen, da der Gläubigerschutz nicht vernachlässigt wird. Die Rechtsgedankenübertragung beschränkt sich in diesen Fällen darauf, dass Dritte keine Mitwirkungsrechte geltend machen können; ein Anspruch auf Sicherheitsleistung entfällt. (3) Zwischenergebnis Aufgrund der verschiedenen Aspekte, in denen sich die umwandlungsgesetzliche Rechtsnachfolge und Sukzessionen unter Hoheitsträgern entsprechen, kann eine sowohl objektive als auch hinsichtlich der jeweiligen Interessenlagen wertungsmäßige Vergleichbarkeit der Rechtsnachfolgearten bejaht werden. Demnach besteht die Möglichkeit, den umwandlungsgesetzlichen Rechtsgedanken, demzufolge Dritten im Rahmen einer Sukzession keine Mitwirkungsrechte zuzugestehen sind, auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu übertragen. Dritten sind bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts also auch keine Mitwirkungsrechte zuzugestehen. In Fällen der Rechtsnachfolge unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts haben Gläubiger die Möglichkeit, einen Anspruch auf Sicherheitsleistung, der § 22 Abs. 1 UmwG entspricht, geltend zu machen. Das Problem der Einflussnahme eines Privaten auf hoheitliche Rechtsgestaltung ist folglich für die Fälle partieller Gesamtrechtsnachfolge unter Hoheitsträgern gelöst.

488 s. o. 2. Kapitel D III 3 b aa. Nach obiger Feststellung (2. Kapitel D III 2 b bb) bedürfte es aus Gründen des Schutzes vor Forderungsausfall auch keines zivilrechtlichen Rechtsnachfolgeelements. 489 Siehe nur Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 381).

D. Übertragungstatbestand

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ee) Ergebnis Das Umwandlungsgesetz enthält den Grundsatz, dass in bestimmten Fällen von Gesamtrechtsnachfolge, d. h. bei (partiellen) Universalsukzessionen, den von der Rechtsnachfolge betroffenen Dritten keine Mitwirkungsrechte an der Durchführung der Sukzession zu gewähren sind. Betroffene Dritte sind die Gläubiger und Schuldner der umzustrukturierenden Rechtsträger. Die Reduzierung ihrer Rechte im Verhältnis zu den allgemeinen Vorschriften des Zivilrechts ermöglicht eine zügige Durchführung der Gesamtrechtsnachfolge. Dieser Grundsatz lässt sich auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts im Wege der Gesamtanalogie übertragen. Darin liegt kein Verstoß gegen den umwandlungsgesetzlichen numerus clausus bzw. das Analogieverbot gem. § 1 Abs. 2 UmwG, weil die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG darstellt. Das ergibt sich aus einer Auslegung von § 1 Abs. 2 UmwG und einem strukturellen sowie inhaltlichen Vergleich mit den Sukzessionen unter Hoheitsträgern. Ein Unterschied zwischen Umwandlungen und Sukzessionen unter Hoheitsträgern ergibt sich zunächst daraus, dass letztere einer (zumindest materiell-)gesetzlichen Rechtsnachfolgeanordnung bedürfen. Des Weiteren unterscheiden sich die Inhalte der Sukzessionen unter Privaten von denen unter Hoheitsträgern dadurch, dass bei Letztgenannten primär öffentlich-rechtliche Rechtspositionen übergehen. Schließlich stellt die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts deshalb keine Umwandlung dar, weil nur im Rahmen einer Umwandlung eine Gegenleistung für die Umstrukturierung zu gewähren ist. Zugleich weisen umwandlungsgesetzliche und hoheitliche Rechtsnachfolge aber auch verschiedene tatbestandliche und interessenmäßige Ähnlichkeiten auf, was eine Rechtsgedankenübertragung ermöglicht. Die Sachverhalte ähneln sich darin, dass beide Rechtsnachfolgen einen der Sukzession vorausgehenden Rechtsakt sowie eine Bewertung des übergehenden Vermögens erfordern. Des Weiteren sind Publizitätsanforderungen durch Bekanntmachung der Umstrukturierung in allgemein zugänglichen Quellen zu erfüllen. Die Vergleichbarkeit der Interessenlagen ergibt sich daraus, dass umwandlungsgesetzliche und hoheitliche Rechtsnachfolge durchgängig das Ziel einer möglichst zügigen Durchführung der Sukzession verfolgen. Deswegen werden Dritten keine Mitwirkungsrechte gewährt. Zugleich wird ihren Interessen aber insofern Rechnung getragen, als es aufgrund der Rechtsnachfolge nicht zu einem Forderungsausfall kommen kann. Gegebenenfalls besteht ein Anspruch auf Sicherheitsleistung. Demnach kann der umwandlungsgesetzliche Grundsatz auf die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern angewendet werden. Dies bedeutet, dass die Beteiligung Dritter außer Acht gelassen werden kann, wenn die Sukzession unter Hoheitsträgern einer umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierung entspricht, ohne dass es sich jedoch um eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG handelt. Das gilt für alle Fälle (partieller) Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

öffentlichen Rechts, also jegliche Rechtsnachfolgekonstellationen, in denen (teilweise) Vermögensgesamtheiten auf einen anderen Rechtsträger übergehen. Mangels Einflussnahmemöglichkeit kann die Durchführung der öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung nicht mehr an der fehlenden zivilrechtlichen Mitwirkung des Dritten scheitern.

f) Konfliktsituation / Nicht dem Umwandlungsgesetz unterfallende Fälle Zu prüfen bleibt, wie diejenigen Fälle von Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu behandeln sind, die keine (partielle) Gesamtrechtsnachfolge zum Gegenstand haben. Dazu zählen insbesondere Einzelübertragungen, wie z. B. eine Vertrags- oder Schuldübernahme. Verweigert der Dritte seinen zur wirksamen Durchführung der Rechtsnachfolge notwendigen Beitrag, z. B. die Genehmigung der Schuldübernahme gem. § 415 Abs. 1 S. 1 oder die Zustimmung zur Vertragsübernahme, dann ist die Rechtsnachfolge zivilrechtlich nicht durchführbar. Die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung würde damit gegenstandslos. Das Problem möglicher Einflussnahme einer Privatperson auf hoheitliche Rechtsgestaltung tritt immer dann auf, wenn der private Dritte kein Interesse an der Fortführung des Rechtsverhältnisses mit dem Rechtsnachfolger hat. Einer Fortsetzung mit dem ursprünglichen Vertragspartner stehen demgegenüber keine Bedenken entgegen. Denkbar ist der Fall, dass ein Vertrag mit einem Unternehmen, das für die regelmäßige Reinigung der Büroräume einer Industrie- und Handelskammer zuständig ist, auf eine andere Industrie- und Handelskammer im Wege der Einzelrechtsnachfolge übertragen werden soll. Dies erforderte eine Vertragsübernahme. Besteht seitens des Reinigungsunternehmens kein Interesse an einer Fortführung des Vertrages, so wird die Zustimmung zur Vertragsübernahme bzw. der Abschluss des dreiseitigen Vertrages sicherlich ausbleiben. Folglich könnte die Rechtsnachfolge zivilrechtlich nicht durchgeführt werden. Der Rechtsnachfolger, im Beispiel also die andere Industrie- und Handelskammer, würde entgegen der öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung nicht wirksam Vertragspartner. Zu prüfen ist, welche Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, damit die Rechtsnachfolge nicht an der zivilrechtlichen (Un-)Durchführbarkeit scheitert.

aa) Parteivereinbarung, Singularsukzession Die mangelnde Mitwirkungsbereitschaft einer von Rechtsnachfolge betroffenen Partei könnte dadurch umgangen werden, dass im Falle unzureichender Mitwirkung Ersatzpflichten ausgelöst werden, beispielsweise in Form einer Vertragsstrafe gem. §§ 339 ff. Dies hängt von der im Vorfeld getroffenen Parteivereinbarung

D. Übertragungstatbestand

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ab490. In obigem Beispiel hätte die Industrie- und Handelskammer, die den ursprünglichen Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen geschlossen hat, eine solche Vertragsstrafe vertraglich vereinbaren müssen. Derartiges wird jedoch nur ausnahmsweise der Fall sein, so dass nach einer anderen Lösung zu suchen ist. Die Vertragsübernahme könnte durch verschiedenen Einzelrechtsnachfolgen, also z. B. Einzelabtretungen, Einziehungsermächtigungen, Ermächtigungen zur Ausübung von Gestaltungsrechten sowie Erfüllungsübernahmen, ersetzt werden491. Dadurch würde jedoch die von der verbleibenden Partei abgelehnte Vertragsübernahme umgangen492. Außerdem könnte die verbleibende Partei im Rahmen der Singularsukzession(-en) wiederum Einflussmöglichkeiten geltend machen493, was der uneingeschränkten Durchführung der Rechtsnachfolge entgegenstünde.

bb) Interner Freistellungsanspruch Sofern einem Dritten Mitwirkungsrechte an der Rechtsnachfolge zustehen, durch die er Einfluss auf deren zivilrechtliche Wirksamkeit nehmen kann, kommt eine Lösung des Konflikts im Innenverhältnis zwischen ursprünglicher Partei des Rechtsverhältnisses und Rechtsnachfolger in Betracht. Man könnte den Rechtsvorgänger als Vertragspartner des privaten Dritten belassen, im Innenverhältnis jedoch dem Rechtsnachfolger, in obigem Beispiel also der anderen Industrie- und Handelskammer, alle Rechte und Pflichten aus dem Rechtsverhältnis abtreten. Ziel dieser Konstruktion ist die uneingeschränkte Fortführung des Rechtsverhältnisses im Außenverhältnis. Dazu müssen im Innenverhältnis sowohl Autor als auch Sukzessor so gestellt werden, als ob die Rechtsnachfolge durchgeführt worden wäre. Dazu können die ursprünglichen Parteien einen Freistellungsanspruch vereinbaren, §§ 311 Abs. 1, 241 Abs. 1. Diese Möglichkeit setzt allerdings voraus, dass Autor und Sukzessor nebeneinander fortbestehen. Das ist (nur) bei den Fällen von Einzelrechtsnachfolge unproblematisch. (1) Öffentlich-rechtlicher oder zivilrechtlicher Vertrag? Unklar ist, ob und wie der Freistellungsanspruch zwischen den beteiligten juristischen Personen des öffentlichen Rechts geschlossen werden kann. Zunächst stellt sich die Frage, ob dieser Vertrag dem öffentlichen Recht oder dem Zivilrecht unterfällt. Gegenstand des Vertrages sind zivilrechtliche Rechte und Pflichten, so dass die Anwendung von Zivilrecht nahe liegt. Andererseits wird der Vertrag zwischen zwei juristischen Personen des öffentlichen Rechts geschlossen, so dass auch 490 491 492 493

Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 19 II (S. 196). Nörr / Scheyhing / Pöggeler, a. a. O. m. w. N. BGH NJW 1963, 100 = BB 1962, 1392; BGH NJW 1972, 2036; BGH WM 1974, 908. s. o. 2. Kapitel D I.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

ein koordinationsrechtlicher Vertrag gem. § 54 S. 1 VwVfG in Betracht kommt494. Letzteres ist jedoch nicht ausschlaggebend. Auch wenn die Beteiligung von Hoheitsträgern für einen öffentlich-rechtlichen Vertrag spricht495, so entscheidet letztlich der Vertragsgegenstand496. Da vorliegend ein Freistellungsanspruch in Bezug auf zivilrechtliche Ansprüche in Rede steht, mitunter also keine Ausgestaltung bzw. Abänderung öffentlich-rechtlicher Berechtigungen oder Verpflichtungen angestrebt wird497, kommt der Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrages nicht in Betracht. Das ergibt sich auch aus der Tatsache, dass der freizustellende Anspruch des Autors durch privatrechtliches Handeln entstanden ist. Darauf findet das VwVfG, also auch die Regelungen über den öffentlich-rechtlichen Vertrag, ohnehin keine Anwendung498. Demnach ist der interne Freistellungsanspruch zwischen Autor und Sukzessor als zivilrechtlicher Vertrag zu werten. (2) Eingeschränkte Rechtsfähigkeit Die für den Vertragsschluss notwendigen Willenserklärungen erfordern Rechtsfähigkeit der beteiligten juristischen Personen des öffentlichen Rechts499. Diese richtet sich nach dem jeweiligen Aufgaben- und Wirkungskreis der juristischen Person. Die Industrie- und Handelskammern in obigem Beispiel müssten also untereinander vereinbaren können, dass der Rechtsnachfolger alle Rechte und Pflichten, die sich aus dem Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen ergeben, übernimmt. Für den Sukzessor, der die Zuständigkeit vom Autor übernommen hat, stellt der Abschluss eines solchen Vertrages regelmäßig kein Problem dar. Aufgrund seiner Zuständigkeit könnte er die entsprechenden zivilrechtlichen Verträge, von deren Verpflichtungen er den Autor freistellen will, auch unmittelbar schließen. Die Industrie- und Handelskammer in obigem Beispiel, die den Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen übernehmen soll, verfügt begriffsnotwendig über die entsprechende Rechtsfähigkeit. Allgemein kann daher festgestellt werden, dass der Sukzessor regelmäßig die notwendige Rechtsfähigkeit für einen Freistellungsvertrag hat, jedenfalls dann und soweit einem unmittelbaren Vertragsschluss mit dem Dritten nichts entgegenstünde. Schwieriger gestaltet sich die Rechtslage mit Sicht auf den Autor. Seine ursprüngliche Zuständigkeit ist aufgrund der öffentlich-rechtlichen Rechtsnach494 Schlette, Die Verwaltung als Vertragspartner, 1. Teil C I 1 (S. 111); Henneke in Knack, VwVfG, § 54 Rn. 6; Stelkens / Bonk / Sachs-Bonk, VwVfG, § 54 Rn. 30. 495 Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 54 Rn. 35. 496 Henneke in Knack, VwVfG, § 54 Rn. 2; Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 54 Rn. 33; Schlette, Die Verwaltung als Vertragspartner, 1. Teil C I 2 (S. 112 ff.). 497 Kopp / Ramsauer, VwVfG, § 54 Rn. 33. 498 Stelkens / Bonk / Sachs-Stelkens, VwVfG, § 1 Rn. 62 ff. 499 s. o. 2. Kapitel C III 2 a.

D. Übertragungstatbestand

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folgeanordnung entfallen. Somit ließe auch sein Aufgaben- und Wirkungskreis den Abschluss entsprechender Verträge mit Privaten nicht mehr zu. Die Rechtsfähigkeit, um einen Freistellungsvertrag zu schließen, scheint also nicht gegeben zu sein. Dabei muss man allerdings beachten, dass hier kein Neuabschluss, sondern nur eine Freistellungsvereinbarung von einem bereits geschlossenen Vertrag in Rede steht. Die Vereinbarung eines Freistellungsvertrages bezieht sich somit nur auf solche Verbindlichkeiten, die vor dem Zuständigkeitsverlust (aufgrund der Rechtsnachfolge) begründet worden waren. Da diese Verbindlichkeiten also wirksam begründet werden konnten, müssen die daraus hervorgehenden Verbindlichkeiten auch erfüllt werden. Dazu bedarf es keiner besonderen Rechtsfähigkeit der verpflichteten juristischen Person des öffentlichen Rechts500. An dieser Stelle setzt aber auch die Freistellungsvereinbarung an, die „nur“ eine Entpflichtung (im Innenverhältnis) beabsichtigt. Die Industrie- und Handelskammer in obigem Beispiel, die den ursprünglichen Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen geschlossen hatte, bleibt zur Zahlung der Vergütung verpflichtet, weil das Schuldverhältnis mit ihr wirksam begründet worden war. Da die Erfüllung bestehender Verpflichtungen zum Aufgaben- und Wirkungskreis des Autors gehört, unterfällt ihr auch eine Freistellungsvereinbarung. Folglich hat er die Möglichkeit, einen Freistellungsvertrag zu schließen.

cc) Zwischenergebnis Sofern im Zuge der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts privaten Dritten Mitwirkungsrechte an der Rechtsnachfolge zuzugestehen sind, kann zwischen Autor und Sukzessor ein Freistellungsvertrag vereinbart werden. Dadurch entfällt die Gefahr privater Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung. Aufgrund einer Freistellungsvereinbarung können zivilrechtliche Vertragsverhältnisse im Außenverhältnis fortgeführt werden, während im Innenverhältnis, d. h. zwischen Autor und Sukzessor, Letzterer mit Abschluss der Freistellungsvereinbarung in die Rechte und Pflichten des Autors aus dem Vertragsverhältnis eintritt.

IV. Ergebnis Rechtsnachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in eine zivilrechtliche Rechtsposition setzt eine (zumindest materiell-)gesetzliche Rechtsnachfolgeanordnung sowie die Erfüllung eines zivilrechtlichen Übertragungstatbestandes voraus. Bei Letzterem handelt es sich um eine Abtretung, §§ 398 ff., Schuldübernahme, §§ 414 ff., oder (nicht normierte) Vertragsübernahme. Das ist damit zu 500 Zur Rechtsfähigkeit bei Erfüllung siehe nur Staudinger / Olzen, Vorbem. 10, 14 zu §§ 362 ff.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

begründen, dass juristische Personen des öffentlichen Rechts als Teile mittelbarer Staatsverwaltung sich ihrer öffentlich-rechtlichen Rechtsträgereigenschaft niemals vollständig entledigen können. Sie unterliegen dem Vorbehalt des Gesetzes. Durch die Anwendung zivilrechtlicher Sukzessionsprinzipien werden dagegen die von der Rechtsnachfolge betroffenen Vertragspartner vor einer Verschlechterung ihrer Rechtsposition geschützt. Die Anwendung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze könnte jedoch dazu führen, dass die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern aufgrund fehlender Mitwirkung des (privaten) Dritten verhindert wird. Dieser Konflikt ist dadurch zu lösen, dass Dritten keine Mitwirkungsrechte gewährt werden. Dies ergibt sich aus einer gesamtanalogen Übertragung umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolgegrundsätze. Dem Umwandlungsgesetz ist zu entnehmen, dass die mangelnde Möglichkeit betroffener Schuldner und Gläubiger einer Rechtsnachfolge zu widersprechen durch Schutzrechte, z. B. einem Anspruch auf Sicherheitsleistung, kompensiert wird. Die Übertragung der genannten Grundsätze findet aber nur in Fällen partieller Universalsukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts statt. Lediglich diese Rechtsnachfolgekonstellationen weisen die für eine Rechtsgedankenübertragung notwendige Vergleichbarkeit mit der umwandlungsgesetzlichen Rechtsnachfolge auf, stellen zugleich jedoch keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG dar. Anderenfalls läge ein Verstoß gegen den umwandlungsgesetzlichen numerus clausus bzw. das Analogieverbot gem. § 1 Abs. 2 UmwG vor. In allen anderen Fällen einer Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts sind sowohl öffentlich-rechtlicher als auch zivilrechtlicher Rechtsnachfolgetatbestand Voraussetzung des Rechtsübergangs. Wenn die Sukzession unter den beteiligten Hoheitsträgern aber an der Erfüllung des zivilrechtlichen Nachfolgetatbestandes mangels Mitwirkung der in einem Rechtsverhältnis verbleibenden Partei zu scheitern droht, können Autor und Sukzessor die ursprüngliche Vertragsvereinbarung unberührt lassen und einen internen Freistellungsanspruch begründen. Dann bleibt (zunächst) die ursprüngliche Rechtslage nach außen aufrecht erhalten. Im Innenverhältnis übernimmt der Rechtsnachfolger alle Rechte und Pflichten aus dem jeweiligen Rechtsverhältnis.

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition Die dritte und letzte Voraussetzung der Rechtsnachfolge liegt in der Übergangsfähigkeit der Rechtsposition501. Die Rechtsposition geht nur dann auf das neue Rechtssubjekt über, wenn sie nicht untrennbar mit dem jeweils bezogenen Rechtssubjekt verbunden ist. Derartiges zeigt beispielsweise § 399 1. Fall, demzufolge eine Forderung nicht abgetreten werden kann, wenn der Rechtsübergang eine Inhaltsänderung der zu erbringenden Leistung nach sich zöge. Das Gleiche gilt für 501

s. o. 2. Kapitel A II.

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition

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§ 631 Abs. 1, wonach grundsätzlich nur der Unternehmer das versprochene Werk herzustellen hat. Entsprechendes normieren §§ 613, 664 für den Dienstvertrag bzw. Auftrag. Unklar ist aber, warum in diesen Fällen von sog. „Höchstpersönlichkeit“ letztlich ein Rechtsübergang entfällt. Offensichtlich hängt mangelnde Übergangsfähigkeit mit einem besonderen Vertrauensverhältnis zwischen den beteiligten Parteien zusammen. Warum sollte der Unternehmer im Rahmen eines Werkvertrages sonst die Herstellung nicht an einen beliebigen, womöglich fachunkundigen Dritten weitergeben dürfen? Dieser Frage wird zunächst nachgegangen. Des Weiteren ist nicht geklärt, ob juristische Personen des öffentlichen Rechts in der Lage sind, höchstpersönliche Rechtspositionen zu begründen. Insofern bedarf es der Prüfung, ob z. B. eine Ortskrankenkasse oder eine Industrie- und Handelskammer Rechtspositionen begründen kann, die aufgrund untrennbaren Bezugs zum Rechtssubjekt nicht übergangsfähig sind. Gleichermaßen ist fraglich, ob beispielsweise im Rahmen eines Heilbehandlungsvertrages, der zwischen einer nordrhein-westfälischen Universität (vor Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen) und einem Patienten geschlossen wurde, höchstpersönliche Rechtspositionen entstanden sind502. Bejahendenfalls wäre ein Rechtsübergang im Zuge der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten ausgeschlossen gewesen. Die Übergangsfähigkeit hängt im Beispiel davon ab, wer Vertragspartner des Patienten wurde. Geht man davon aus, dass der Heilbehandlungsvertrag nur mit der Körperschaft Universität zustande kam, ist zu bedenken, dass juristische Personen des öffentlichen Rechts keine individuellen, den einzelnen Rechtsträger kennzeichnenden Merkmale aufweisen503, so dass höchstpersönliche Rechtspositionen mangels Individualbezugs entfielen. Dieser Problematik wird im weiteren Verlauf der Untersuchung nachgegangen. Zunächst ist also zu prüfen, was Höchstpersönlichkeit bedeutet. Im Anschluss werden die juristischen Personen des öffentlichen Rechts einer eingehenderen Betrachtung unterzogen. Danach wird der Frage nachgegangen, ob diese aufgrund ihrer rechtlichen Struktur als Rechtssubjekt in der Lage sind, höchstpersönliche Rechtspositionen zu begründen.

I. Übertragbarkeit einer zivilrechtlichen Rechtsposition einer juristischen Person des öffentlichen Rechts Die Voraussetzungen der Übergangsfähigkeit von zivilrechtlichen Rechtspositionen unter Hoheitsträgern sind, wie die Rechtsnachfolge unter juristischen Per502 Zur rechtlichen Konstruktion des Krankenhausvertrages vgl. Laufs / Uhlenbruck / Genzel, Arztrecht, § 93 Rn. 2 ff.; Uhlenbruck, NJW 1973, 1399 (1400) sowie unten 2. Kapitel E II 1. 503 s. o. 2. Kapitel A III sowie Fn. 42.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

sonen allgemein, nicht normiert504. Demnach bietet sich wiederum ein Vergleich mit dem allgemeinen Zivilrecht und anschließende Übertragung der dabei festgestellten Kriterien an505. Auch wenn Hoheitsträger bei der Begründung von zivilrechtlichen Rechtspositionen nicht uneingeschränkt als Privatrechtssubjekt am Rechtsverkehr teilnehmen506, so unterliegen sie dennoch den individuellen Beschränkungen des Zivilrechts.

1. Höchstpersönlichkeit aufgrund gesetzlicher Anordnung Höchstpersönlichkeit und somit Nichtübertragbarkeit einer Rechtsposition tritt zivilrechtlich an verschiedenen Stellen auf. Sowohl im Schuldrecht, §§ 473, 613 S. 1, 631 Abs. 1, 664 Abs. 1 S. 1, 717 S. 1 als auch im Sachenrecht, §§ 1059 S. 1, 1092 Abs. 1 S. 1, im Familienrecht, § 1311 S. 1, und Erbrecht, §§ 2064, 2247, 2274, 2347 Abs. 2 S. 1 ist die Unübertragbarkeit bestimmter Rechtspositionen vorgesehen. Das Gesetz schafft in diesen Fällen Höchstpersönlichkeit. Dahinter steht regelmäßig ein besonderes Interesse zwischen den Beteiligten. Der zur Ausführung von Diensten Verpflichtete hat diese im Zweifel persönlich zu erbringen, ebenso wie der Beauftragte die Auftragsausführung keinem Dritten übertragen darf. Das Vorkaufsrecht soll nur von einer ausgewählten Person und nicht von jedem beliebigen Dritten ausgeübt werden können. Auch die Ehe kann nur persönlich eingegangen werden. Der Bezug zu einer bestimmten Person gilt selbstverständlich auch im Erbrecht, beispielsweise bei der Errichtung eines Testaments, § 2247, oder Erbvertrages, § 2274. Das Gesetz trägt dadurch den besonderen Interessen der Parteien eines Rechtsverhältnisses Rechnung. Kennzeichen ist die Individualität507. Da der Besteller dem Unternehmer Vertrauen entgegenbringt, soll das bestellte Werk gem. § 631 Abs. 1 auch nur von diesem einen Unternehmer hergestellt werden508. Unter Umständen hat nur er entsprechende Fähigkeiten, an deren Ausnutzung dem Besteller gerade gelegen ist. Diese Individualität begründet also die Nichtübertragbarkeit der geschaffenen Rechtsposition und verbindet sie untrennbar mit einem bestimmten Rechtssubjekt. Das Vertrauensverhältnis509, das zwischen den Vertragsschließenden ausschlaggebend für die Begründung des Rechtsverhältnisses war, soll durch Nichtübertragbarkeit geschützt werden. Folglich kann gem. § 362 Abs. 1 auch nur zwischen den jeweiligen Rechtssubjekten wirksam erfüllt werden, es sei denn, ein Dritter wird 504 505 506 507 508 509

s. o. 1. Kapitel. Forsthoff, VerwR AT, S. 168 ff. s. o. 2. Kapitel D III 1. Scholz-Mantel, Begriff des Rechtsnachfolgers, S. 73 f. Palandt-Sprau, § 631 Rn. 12. So beispielsweise für den Auftrag Palandt-Sprau, § 664 Rn. 1.

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition

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zur Entgegennahme der Leistung ermächtigt510. Die Relativität des schuldrechtlichen Rechtsgeschäfts wandelt sich im Falle von Höchstpersönlichkeit zu einer „absoluten“ Relativität511. Während die Parteien eines Schuldverhältnisses grundsätzlich beliebig wechseln können512, ist ein Parteiwechsel im Fall von Höchstpersönlichkeit ausgeschlossen513. Höchstpersönlichkeit ist also Ausdruck eines besonderen Vertrauensschutzes zwischen den Parteien eines Rechtsverhältnisses. 2. Höchstpersönlichkeit aufgrund individueller Vereinbarung Das besondere Vertrauen kann auch individuell geschützt werden. Gem. § 399 2. Hs. haben Gläubiger und Schuldner die Möglichkeit, Unabtretbarkeit der Forderung zu vereinbaren. Dann liegt zwar kein Fall von Höchstpersönlichkeit vor, da Forderungen grundsätzlich frei übertragen werden können. Allerdings entsteht gem. § 399 2. Hs. eine rechtlich untrennbare Verbindung zwischen Gläubiger und Forderung. Dadurch wird das Rechtsverhältnis auf ein bestimmtes Rechtssubjekt fixiert. Mit der Vereinbarung der Unabtretbarkeit gem. § 399 2. Hs. geht die Eigenständigkeit der Forderung514 verloren. Im Umkehrschluss kann daraus abgeleitet werden, dass Übergangsfähigkeit einer Rechtsposition immer dann anzunehmen ist, wenn sie sich nicht auf ein individuelles Rechtssubjekt bezieht515. 3. Zwischenergebnis Höchstpersönlichkeit liegt immer dann vor, wenn ein Rechtsverhältnis von Individualität gekennzeichnet wird. Das dient dem Schutz von besonderem Vertrauen zwischen den beteiligten Rechtssubjekten. Eine zivilrechtliche Rechtsposition kann folglich nicht übertragen werden, wenn die Beteiligten einander in erhöhtem Maße Vertrauen entgegenbringen. Die jeweilige Rechtsposition ist in diesen Fällen an ein bestimmtes Rechtssubjekt gebunden. Subjektbezug indiziert Höchstpersönlichkeit und damit mangelnde Übergangsfähigkeit einer zivilrechtlichen Rechtsposition. Sobald eine Rechtsposition ohne den Bezug auf ein bestimmtes Rechtssubjekt keinen Bestand haben kann, muss ihre Übergangsfähigkeit verneint werden. Demnach können nur solche Rechtspositionen Gegenstand einer Rechtsnachfolge sein, die sich nicht ausschließlich auf ein bestimmtes Rechtssubjekt beziehen. Statt vieler Staudinger / Olzen, § 362 Rn. 41 ff. Vgl. zur Relativität des Rechtsverhältnisses auch Staudinger / J Schmidt, Einl. 433 ff. zu §§ 241 ff. 512 Dietlein, Rechtsnachfolge, § 3 B (S. 106) m. w. N. 513 Das Schuldverhältnis besteht dann ohne Nachfolgemöglichkeit ausschließlich zwischen den originär Beteiligten. 514 s. o. 2. Kapitel D I 1. 515 So auch Heinze, Rechtsnachfolge, 20.1 (S. 154); Schink, Rechtsnachfolge, § 3 A I (S. 28) jeweils m. w. N. 510 511

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

II. Höchstpersönlichkeit bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts Juristischen Personen des öffentlichen Rechts könnte es an der für die Begründung besonderen Vertrauens und somit Höchstpersönlichkeit einer Rechtsposition notwendigen Individualität mangeln, weil sie Teil der mittelbaren Staatsverwaltung sind. Demnach existiert letztlich nur ein Träger516, so dass eine individuelle Unterscheidbarkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts zweifelhaft erscheint. Folglich könnten sie keine höchstpersönlichen zivilrechtlichen Rechtspositionen begründen. Dies soll am Beispiel eines Krankenhausbehandlungsvertrages gezeigt werden.

1. Beispiel: Krankenhausbehandlungsvertrag Ein Patient schließt mit dem Träger eines Krankenhauses einen sog. Krankenhausaufnahme- bzw. Krankenhausbehandlungsvertrag517. Krankenhausträger sind Hoheitsträger518, die Universitätsklinika in Nordrhein Westfalen selbständige juristische Personen des öffentlichen Rechts. Der Krankenhausvertrag ist zumeist privatrechtlicher Natur519, wobei sich drei Formen von Krankenhausaufnahmebzw. Krankenhausbehandlungsverträgen herausgebildet haben: totaler Krankenhausvertrag, aufgespaltener Krankenhausvertrag und Arztzusatzvertrag. Im Rahmen des sog. totalen Krankenhausvertrages wird nur der Krankenhausträger Vertragspartner520. Er schließt seinerseits Dienstverträge mit den für die Behandlung des Patienten zuständigen Ärzten und sonstigem Pflegepersonal. Des Weiteren stellt er die zur Behandlung notwendigen Einrichtungen bereit und gewährleistet die Versorgung des Patienten. Demgegenüber wird bei einem aufgespaltenen Krankenhausvertrag bzw. Arztzusatzvertrag neben dem Krankenhausträger auch der jeweilige behandelnde Arzt unmittelbar Vertragspartner des Patienten521. In diesem Fall erfüllt der Arzt durch seine Tätigkeit den Vertrag mit dem Patienten und kommt nicht nur seiner Dienstverpflichtung gegenüber dem Krankenhausträger nach.

s. o. 2. Kapitel A III, C I 1 b, insb. Fn. 42. Laufs / Uhlenbruck-Genzel, Arztrecht, § 93 Rn. 2 ff.; Uhlenbruck, NJW 1973, 1399 (1400). 518 BGHZ 9, 145 (148). 519 BGHZ 9, 145 (148). Ebenso BGHZ 1, 383 (386); 4, 138 (151 f.), jedoch ohne Begründung der privatrechtlichen Qualifizierung. Umstritten für Kassenpatienten, vgl. Laufs / Uhlenbruck-Genzel, Arztrecht, § 93 Rn. 4. 520 BGHZ 5, 321 (323); Laufs / Uhlenbruck-Genzel, Arztrecht, § 93 Rn. 3. 521 Aufgespaltener Krankenhausvertrag, BGHZ 5, 321 bzw. Arztzusatzvertrag, BGH NJW 1998, 1778. Siehe auch Laufs / Uhlenbruck-Genzel, Arztrecht, § 93 Rn. 4 ff. 516 517

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition

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Bei einer ärztlichen Behandlung entsteht zwischen Arzt und Patient ein besonderes Vertrauensverhältnis522. Das zeigt der Umstand, dass der Behandlungsvertrag zumeist als Dienstvertrag i.S.v. § 611 qualifiziert wird523. Folge davon ist die Unübertragbarkeit der Vertragspflichten gem. § 613524. Daraus resultiert jedoch nicht automatisch ein besonderes Vertrauensverhältnis gegenüber dem jeweiligen Krankenhausträger. Bei einem totalen Krankenhausvertrag erfüllt der Arzt durch die Behandlung des Patienten lediglich den seinerseits mit dem Krankenhausträger geschlossenen Arbeits- bzw. Dienstvertrag525. In diesem Fall entsteht zwischen Arzt und Patient jedenfalls kein originäres Vertrauensverhältnis aufgrund unmittelbaren Vertragsschlusses, da nur der Krankenhausträger Vertragspartner des Patienten ist. Fraglich ist aber, ob im Verhältnis zum Krankenhausträger ein vergleichbares Vertrauensverhältnis entsteht, wie beim direkten Vertragsschluss zwischen Arzt und Patient. Dann wäre das Rechtsverhältnis ebenfalls unübertragbar. Das erscheint zweifelhaft, da der Patient das im Rahmen des Behandlungsverhältnisses in Frage stehende, besondere Vertrauen nur dem Arzt und nicht dem Krankenhausträger entgegenbringt. Letzterer stellt lediglich die entsprechenden Einrichtungen bereit526. Die für das Vertrauensverhältnis ausschlaggebende Tätigkeit obliegt also letztlich dem behandelnden Arzt. Das zeigt sich auch beim Wechsel eines Krankenhausträgers. Kommt es während der Abwicklung eines totalen Krankenhausvertrages zum Wechsel des Krankenhausträgers, dann bleibt das Dienstverhältnis des Arztes gem. § 613a Abs. 1 S. 1 davon unberührt527. Der Wechsel des Krankenhausträgers bedeutete einen Betriebsübergang. Demnach gehen gem. § 613a Abs. 1 S. 1 alle zum Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnisse auf den neuen Betriebsinhaber über528, sofern kein Arbeitnehmer vom Widerspruchsrecht gem. § 613a Abs. 6 Gebrauch macht. Darunter fiele auch das Anstellungsverhältnis des behandelnden Arztes529. Gegenüber dem Patienten, der im Zuge der Abwicklung des totalen Krankenhausvertrages ungeachtet des Krankenhausträgerwechsels weiterEisner, Aufklärungspflicht, S. 17 ff.; Francke, Ärztliche Berufsfreiheit, S. 34 ff. Palandt-Putzo, Einf 18 v § 611; Eisner, Aufklärungspflicht, S. 17 ff.; Francke, Ärztliche Berufsfreiheit, S. 34 ff. 524 Das Rechtsverhältnis zwischen Arzt und Patient ist demnach auch nicht übertragbar. Zur Problematik des Praxisverkaufs vgl. BGH NJW 1974, 602; 1991, 2955; 1992, 737 ff.; 1992, 2348; 1995, 2026; 1996, 773; Bieber, Datenschutz und ärztliche Schweigepflicht, 3.1.2 (S. 18 ff.); Rossnagel, NJW 1989, 2303 ff.; Körner-Dammann, NJW 1992, 1543 ff.; Kamps, NJW 1992, 1545 ff. 525 Regelmäßig wird mit angestellten Ärzten und Chefärzten im Klinikum ein Arbeitsvertrag, ausnahmsweise Dienstvertrag, geschlossen. Palandt-Putzo, Einf 18 v § 611. 526 BGHZ 5, 321 (324). 527 Zur Anwendbarkeit der Norm auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts ausf. s. u. 3. Kapitel B I. 528 Zuletzt BAG Urt. v. 8. 5. 2001 (Az.: 9 AZR 95 / 00) = ArztRecht 2002, 160 ff. 529 BAG ArztRecht 2002, 160 (161). 522 523

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

hin zu behandeln ist, veränderte sich zunächst also nichts. Der behandelnde Arzt bliebe derselbe, was für den Patienten entscheidende Bedeutung hat. Dies gewährleistet den notwendigen Vertrauensschutz. Gegenüber dem Krankenhausträger wird demnach kein besonderes Vertrauensverhältnis begründet. Letztlich besteht auch kein Bedarf für die Begründung eines höchstpersönlichen Rechtsverhältnisses zwischen Patient und öffentlich-rechtlichem Rechtsträger530. Das für Höchstpersönlichkeit maßgebliche Vertrauensverhältnis entsteht nämlich nur gegenüber natürlichen Personen, im Beispiel dem behandelnden Arzt. Fraglich ist, ob diese Überlegungen auf alle juristischen Personen des öffentlichen Rechts übertragbar sind. Nachfolgend wird daher geprüft, ob (andere) juristische Personen des öffentlichen Rechts individuelle Merkmale aufweisen, anhand derer sie sich von anderen öffentlich-rechtlich veranlagten Rechtsträgern unterscheiden. 2. Individualbezug Mangelnde Übergangsfähigkeit einer Rechtsposition setzt voraus, dass sich das bezogene Rechtssubjekt durch besondere persönliche Kennzeichen, wie z. B. spezielle Fähigkeiten des Werkunternehmers, von anderen Rechtssubjekten abgrenzt. Individualbezug kann aufgrund der eingeschränkten Rechtsfähigkeit531 juristischer Personen des öffentlichen Rechts grundsätzlich nur innerhalb ihres Aufgaben- und Wirkungskreises entstehen. Damit ist noch nicht beantwortet, welche Merkmale die Individualität kennzeichnen. Im Folgenden wird deshalb geprüft, welche Eigenschaften eine Anstalt des öffentlichen Rechts individuell charakterisieren, anhand derer sie gegebenenfalls eindeutig von anderen juristischen Personen des öffentlichen Rechts unterschieden werden kann. a) Merkmale der Selbständigkeit der Anstalt des öffentlichen Rechts Die Anstalt des öffentlichen Rechts532 ist aufgrund der ihr zuerkannten Rechtsfähigkeit533 selbständiger Rechtsträger534. Rechtsfähigkeit als solche setzt aber noch keine individuellen Maßstäbe. 530 Das zeigt sich bereits in der grundlegenden Konstruktion der Rechtsnachfolge. Falls es nur eines Hoheitsaktes bedarf, so ist der Vertrauensschutz bei Schaffung und Durchführung dieses Hoheitsaktes zu wahren. Kommt ein zivilrechtliches Rechtsnachfolgeelement hinzu, so müssen die beteiligten Rechtsträger über die notwendige Rechtsfähigkeit verfügen, die aus ihrem Wirkungskreis hervorgeht. Insofern wird der Rechtsübergang zwischen zwei wesensverschiedenen Rechtsträgern vermieden; die allgemeine Kompetenz wird gewahrt. 531 s. o. 2. Kapitel C III 2 a. 532 s. o. 2. Kapitel C I 1 b bb.

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition

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Die Individualität von Anstalten des öffentlichen Rechts könnte jedoch aus den ihnen von Gesetzes wegen zugewiesenen Sachaufgaben535 hervorgehen536. Die übertragene Aufgabe kennzeichnet einerseits die Zuordnung der juristischen Person zum öffentlichen Recht, andererseits dient sie als Unterscheidungsmerkmal gegenüber den sonstigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine kategorisierte Unterscheidung537. Aufgaben und Zuständigkeiten können nämlich übertragen werden, mit der Folge, dass eine andere juristische Person zuständig wird538. Im Rahmen ihrer Aufgaben- und Wirkungskreise kann ein beliebiger Austausch der mit der Erfüllung einer Aufgabe betrauten Rechtsträger erfolgen. Individualität lässt sich somit auch nicht anhand der zugewiesenen Aufgabe bestimmen. Weitere Abgrenzungsmerkmale sind indessen nicht ersichtlich. Folglich besteht keine individuelle Unterscheidbarkeit einzelner Anstalten des öffentlichen Rechts. Diese Feststellung lässt sich ferner auf die anderen juristischen Personen des öffentlichen Rechts ausdehnen. Sie weisen keine Besonderheiten in ihrem jeweiligen Erschaffungsakt sowie der Ausfüllung ihres gesetzlich übertragenen Aufgaben- und Wirkungskreises auf. Die nachfolgend aufzugreifende besondere Bedeutung, die juristische Personen des öffentlichen Rechts innerhalb des Zivilrechts haben, unterlegt diese Feststellung.

b) Sonderstellung juristischer Personen des öffentlichen Rechts im Zivilrecht aa) Grundsätzlich öffentlich-rechtliche Handlungsweise Weitergehend kann man sogar die Auffassung vertreten, dass grundsätzliche Zweifel an individuellen zivilrechtlichen Rechtspositionen juristischer Personen des öffentlichen Rechts bestehen. Wenn sie nur ausnahmsweise zivilrechtlich tätig werden, dann besteht kein Bedarf für die Begründung höchstpersönlicher Rechts533 Deshalb ist eine Abgrenzung gegenüber den nicht-rechtsfähigen und somit unselbständigen Anstalten des öffentlichen Rechts vorzunehmen, die als Behörden Teil der allgemeinen Staatsverwaltung sind. Vgl. dazu auch Jecht, Die öffentliche Anstalt, § 5 II 1 (S. 62). 534 Burgi in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 52 Rn. 11; Jecht, Die öffentliche Anstalt, § 5 II 1 (S. 62). 535 BGHZ 24, 83 (88). 536 s. o. 2. Kapitel C I 1 c sowie Jecht, Die öffentliche Anstalt, § 5 II 1 (S. 64), der das „Moment der Selbständigkeit“ in einer sachlich-technischen Analyse der Anstalt des öffentlichen Rechts herausarbeitet. 537 Die Aufgabenerfüllung durch juristische Personen des öffentlichen Rechts ist Teil der Staatsverwaltung, der sich der jeweilige Rechtsträger nicht verschließen darf. Bei der Anstalt des öffentlichen Rechts ist die Aufgabenerfüllung Teil der Daseinsvorsorge. Jecht, a. a. O., S. 67. 538 s. o. 2. Kapitel A III.

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

positionen. An dieser Stelle ist zunächst in Erinnerung zu rufen, dass Hoheitsträger grundsätzlich öffentlich-rechtlich handeln und nur ausnahmsweise zivilrechtlich tätig werden539. Wenn eine juristische Person des öffentlichen Rechts zivilrechtliche Rechtspositionen begründet, so dient das entweder der Aufrechterhaltung ihrer (verwaltenden) Tätigkeit oder der Erfüllung ihrer Aufgaben (in privatrechtlicher Form)540. Das Zivilrecht ist jedenfalls nicht primäres Handlungsmittel der Hoheitsträger541. Die zivilrechtliche Tätigkeit hat nur untergeordnete Bedeutung, so dass die Begründung höchstpersönlicher, auf eine bestimmte juristische Person bezogener Rechtspositionen, ebenso wenig zu erwarten ist. Damit eine juristische Person des öffentlichen Rechts eine solche Rechtsposition begründen könnte, müsste sie über die notwendige Rechtsfähigkeit verfügen. Zugleich dürfte kein anderer öffentlicher Rechtsträger in der Lage sein, die gleiche Rechtsposition zu begründen. Damit die Unübertragbarkeit gewahrt bliebe, müsste also kein anderes Rechtssubjekt dieselbe Rechtsfähigkeit aufweisen. Die Zuweisung des für die Rechtsfähigkeit maßgeblichen Aufgaben- und Wirkungskreises erfolgt jedoch nicht konkret-individuell542. Anderenfalls könnte beispielsweise nur eine bestimmte Industrie- und Handelskammer im gesamten Bundesgebiet in der Lage sein, eine besondere zivilrechtliche Rechtsposition zu begründen. Dies ist gerade nicht möglich, da die gesetzliche Aufgabenzuweisung gem. § 1 IHKG für alle Industrie- und Handelskammern gilt. Gegenüber juristischen Personen des öffentlichen Rechts können folglich keine zivilrechtlichen Rechtspositionen, die individuellen Bezug auf einen bestimmten Rechtsträger nehmen, begründet werden.

bb) Besonderheiten im Zivilrecht Die besondere Stellung juristischer Personen des öffentlichen Rechts im Zivilrecht zeigt sich auch in den oben angesprochenen fiskalischen Sonderrechten543. § 1059 S. 1 bestimmt zwingend, dass der Nießbrauch nicht übertragbar ist544, was allerdings gem. § 1059a Abs. 1 nicht für juristische Personen gilt. Vergleichbares findet sich im Zusammenhang mit der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit, s. o. 2. Kapitel C III 1. s. o. 2. Kapitel C III 1. 541 Das gilt nicht für den Bereich erwerbswirtschaftlicher Betätigung der öffentlichen Hand. Allerdings ist dann anzunehmen, dass sich der am Wettbewerb teilnehmende Hoheitsträger der Rechtsformen des Zivilrechts bedient, mitunter also eine privatrechtlich veranlagte juristische Person gründen wird. Vgl. dazu auch Forsthoff, VerwR AT, § 24 II 5 (S. 454); Jecht, Die öffentliche Anstalt, § 5 I 1 (S. 55 f.). 542 s. o. 2. Kapitel C I 1 b. 543 Dazu bereits oben 2. Kapitel D III 1 b. 544 Palandt-Bassenge, § 1059 Rn. 1; Wilhelm, Sachenrecht, Rn. 1740; Wolf, Sachenrecht, Rn. 1025. 539 540

E. Übergangsfähigkeit der Rechtsposition

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die gem. § 1092 Abs. 1 S. 1 ebenfalls zwingend545 unübertragbar ist. Von diesem Grundsatz wird durch den Verweis in § 1092 Abs. 2, 3 auf § 1059a wiederum abgewichen, wenn eine juristische Person als Rechtsinhaber auftritt546. Das gilt sowohl für juristische Personen des Zivilrechts als auch für die des öffentlichen Rechts547. Die Unübertragbarkeit des Nießbrauches bzw. der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit soll den Grundstückseigentümer vor unliebsamen Rechtsnachfolgern des ursprünglich Berechtigten schützen548 und eine „Verewigung“ des dinglichen Rechts vermeiden549. Der Eigentümer verzichtet jedoch auf diesen Schutz, wenn er einer juristischen Person des öffentlichen Rechts ein Vorkaufsrecht einräumt. Aufgrund der Anonymität und somit mangelnden Individualisierbarkeit der juristischen Person besteht dann kein Bedarf (mehr) für den Schutz des Eigentümers550. Der Eigentümer nimmt bewusst in Kauf, dass er das Vorkaufsrecht einem Rechtssubjekt einräumt, das nicht individuell charakterisiert werden kann. Darin kommt wiederum zum Ausdruck, dass es juristischen Personen (des öffentlichen Rechts) an eindeutigen Merkmalen mangelt, anhand derer sie gegenüber anderen juristischen Personen des öffentlichen Rechts individuell zu unterscheiden sind. Das zeigt auch § 354a S. 1 HGB, demzufolge die Abtretung einer Geldforderung gegen eine juristische Person des öffentlichen Rechts oder ein öffentlich-rechtliches Sondervermögen trotz entgegenstehender Vereinbarung wirksam ist551. Die doppelte Schutzfunktion552 des § 354a S. 1 HGB hat zur Folge, dass selbst ein privatautonom vereinbartes Abtretungsverbot bei Beteiligung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts handelsrechtlich keine Wirksamkeit entfaltet. Juristische Personen des öffentlichen Rechts weisen demnach keine Individualität auf, die die Begründung individueller Abtretungsverbote rechtfertigte.

cc) Kein Vertrauensverhältnis mangels natürlicher Personen Für Höchstpersönlichkeit einer gegenüber der juristischen Person des öffentlichen Rechts begründeten zivilrechtlichen Rechtsposition besteht schließlich auch gar kein Bedarf. Das hat das obige Beispiel553 des Krankenhausbehandlungsvertrages gezeigt. Das besondere Vertrauensverhältnis, welches die Höchstpersönlichkeit BayObLGE 80, 176. Vgl. dazu auch BGHZ 28, 99 (102). 547 Staudinger / Frank, § 1059a Rn. 3; Palandt-Bassenge, § 1092 Rn. 3. 548 So für das Vorkaufsrecht BGHZ 50, 307 (310); BGH WM 1963, 617 (619); Staudinger / Frank, § 1059 Rn. 1. 549 Baur / Stürner, Sachenrecht, § 32 Rn. 17. 550 Vgl. wieder für das Vorkaufsrecht BGHZ 50, 307 (310 f.). 551 Medicus, SR I, Rn. 718; Canaris, Handelsrecht, § 24 I 4. 552 Boujong / Ebenroth / Joost-Wagner, HGB, § 354a Rn. 2 f. 553 s. o. 2. Kapitel E II 1. 545 546

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

kennzeichnet, muss zwischen den Parteien des Rechtsverhältnisses bestehen. Die einzigen natürlichen Personen, die auf Seiten einer juristischen Person tätig werden, sind deren Organe. Sie werden jedoch außerhalb ihrer Vertreterposition nicht „individuell“ tätig. Demnach entsteht auch kein unmittelbares Vertrauensverhältnis zwischen Organ und Vertragspartner. c) Zwischenergebnis Juristische Personen des öffentlichen Rechts verfügen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur mittelbaren Staatsverwaltung nicht über Merkmale, die ihnen individuelle Rechtspersönlichkeit verleihen. Dies ist jedoch Voraussetzung zur Begründung von höchstpersönlichen, nicht nachfolgefähigen Rechtspositionen. Höchstpersönliche Rechtspositionen sind gekennzeichnet von besonderem Vertrauen, was die Beteiligung natürlicher Personen an einem Rechtsverhältnis voraussetzt. Zwar können juristische Personen des öffentlichen Rechts im Rahmen ihres Aufgabenund Wirkungskreises selbständig am Rechtsverkehr teilnehmen. Allerdings haben sie mangels Individualität keine Möglichkeit, zivilrechtliche Rechtspositionen zu begründen, die nicht nachfolgefähig sind. Dazu bedürfte es höchstpersönlichen Subjektbezuges, den juristische Personen des öffentlichen Rechts nicht aufweisen.

3. Möglichkeit der Vereinbarung im Einzelfall Es besteht jedoch die Möglichkeit, einzelvertraglich zu vereinbaren, dass eine Rechtsposition nicht nachfolgefähig sein soll. Das ergibt ein argumentum e contrario554 aus § 354a HGB. Gem. § 354a HGB entfaltet eine Vereinbarung der Unabtretbarkeit einer Forderung gem. § 399 2. Hs. unter anderem dann keine Wirkung, wenn der Schuldner eine juristische Person des öffentlichen Rechts ist. Aufgrund der systematischen Stellung von § 354a HGB gilt das nur für Handelsgeschäfte i.S.v. §§ 343 ff. HGB. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass juristische Personen des öffentlichen Rechts in allen Fällen, in denen sie nicht Schuldner einer Forderung aus Handelsgeschäft gem. §§ 343 ff. HGB sind, Abtretungsverbote und somit Unübertragbarkeit der Forderung gem. § 399 2. Hs. wirksam vereinbaren können.

III. Ergebnis Die von einer juristischen Person des öffentlichen Rechts im Rahmen ihres Aufgaben- und Wirkungskreises wirksam begründeten zivilrechtlichen Rechtspositio554 Vgl. zum argumentum e contrario Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 390 f.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.2.4 (S. 86); Looschelders / Roth, Juristische Methodik, C II 1 a (S. 100 ff.).

F. Ergebnis zum 2. Kapitel

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nen sind grundsätzlich rechtsnachfolgefähig. Übergangsfähigkeit einer zivilrechtlichen Rechtsposition hängt von deren Individualbezug ab. Nur wenn sie vom bezogenen Rechtssubjekt abgelöst werden kann, ohne dass sich dabei ihr Inhalt verändert, ist sie übergangsfähig. Juristische Personen des öffentlichen Rechts haben aufgrund mangelnder Individualisierbarkeit keine Möglichkeit, höchstpersönliche Rechtspositionen zu begründen. Allerdings kann einzelvertraglich vereinbart werden, dass Rechtspositionen nicht übergangsfähig sein sollen, wie ein Umkehrschluss aus § 354a HGB in Verbindung mit § 399 2. Hs. zeigt.

F. Ergebnis zum 2. Kapitel Zusammenfassend ergeben sich also als Voraussetzungen der Rechtsnachfolge, dass die Sukzession einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen sowohl die Erfüllung der Voraussetzungen zivilrechtlicher als auch öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolge erfordert. Zivilrechtliche Rechtsnachfolge beinhaltet das Bestehen einer Rechtsposition, Erfüllung eines Übertragungstatbestandes und die Übergangsfähigkeit der Rechtsposition. Öffentlichrechtliche Rechtsnachfolge ist demgegenüber an eine öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung gebunden. Der Übergang einer zivilrechtlichen Rechtsposition unter öffentlichen Rechtsträgern setzt grundsätzlich sowohl eine öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung als auch einen zivilrechtlichen Übertragungstatbestand voraus. Das geht daraus hervor, dass öffentliche Rechtsträger sich ihres öffentlich-rechtlichen Status’ nicht entledigen können, zugleich aber auch ein privater Vertragspartner des Hoheitsträgers durch die Rechtsnachfolge keine Verschlechterung seiner Rechtsposition erfahren darf. Die zivilrechtlichen Mitwirkungsrechte ermöglichen einem Dritten jedoch, Einfluss auf hoheitliche Rechtsgestaltung zu nehmen. Das Problem lässt sich durch eine gesamtanaloge Übertragung umwandlungsgesetzlicher Rechtsgedanken lösen, denen zufolge in bestimmten Konstellationen keine Mitwirkungsrechte zu gewähren sind. Auch wenn das Umwandlungsgesetz in § 1 Abs. 2 UmwG einen numerus clausus und ein Analogieverbot enthält, ist die Rechtsgedankenübertragung dennoch zulässig, da es sich bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht um eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG handelt. Das ergibt eine Auslegung der Norm. Die für eine Gesamtanalogie notwendige Vergleichbarkeit der Sachverhalte bei umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge und Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts kann ebenfalls festgestellt werden. Das gilt jedoch nur für die Fälle partieller Gesamtrechtsnachfolge unter Hoheitsträgern. Die übrigen Fälle von Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts richten sich nach den allgemeinen Grundsätzen für die Nachfolge in

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2. Kapitel: Die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge

zivilrechtliche Rechtspositionen. Falls die Rechtsnachfolge an der Mitwirkung des (privaten) Dritten zu scheitern droht, können Autor und Sukzessor einen internen vertraglichen Freistellungsanspruch vereinbaren. Übergangsfähigkeit einer Rechtsposition bedeutet schließlich, dass sie keinen Bezug auf ein bestimmtes Rechtssubjekt aufweist. Individueller Subjektbezug entsteht durch spezifizierende Merkmale. Juristische Personen des öffentlichen Rechts weisen jedoch keine individuellen Merkmale auf, da sie Teil der mittelbaren Staatsverwaltung sind. Folglich können juristische Personen des öffentlichen Rechts auch keine höchstpersönlichen Rechtspositionen begründen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, einzelvertraglich zu vereinbaren, dass eine Rechtsposition nicht übergangsfähig sein soll.

3. Kapitel

Arbeitsrechtliche Fragen A. Einleitung Nachdem die Voraussetzungen der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts hinsichtlich der von ihnen begründeten zivilrechtlichen Rechtspositionen geklärt wurden, bleiben verschiedene Einzelfragen zu untersuchen. Darunter fallen zunächst schuldrechtliche Konsequenzen, genauer gesagt die arbeitsrechtliche Behandlung der Rechtsnachfolge. Die juristische Person beschäftigt zur Erfüllung der gesetzlich zugewiesenen Aufgaben natürliche Personen. Aufgrund ihrer Stellung als Hoheitsträger ist dabei zwischen Beamten und Angestellten zu unterscheiden. Erstgenannte, die in einem besonderen Treueverhältnis stehen555, werden innerhalb eines öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses tätig556. Dem stehen die privatrechtlichen Rechtsverhältnisse von sonstigen Arbeitnehmern gegenüber557. Das Rechtsverhältnis zwischen Hoheitsträger und Arbeitnehmer richtet sich nach Privatrecht558, unterliegt also regelmäßig dem Arbeitsrecht als Unterfall des Dienstvertragsrechts559. Für die vorliegende Untersuchung ist wiederum die Rechtsnachfolge interessant. Zivilrechtlich sind arbeitsrechtliche Fragen bei einem Wechsel des Arbeitgebers durch § 613a dahingehend gelöst worden, dass das Arbeitsverhältnis vom Betriebsübergang bzw. teilweisen Betriebsübergang (zunächst) unberührt bleibt, dem Arbeitnehmer jedoch gem. § 613a Abs. 6 ein Widerspruchsrecht gegen den Betriebs555 Vgl. dazu insgesamt Schükri, Recht des Arbeitnehmers, A III § 1 (S. 18 f.); Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 1 Rn. 19; Leuze, Urheberrechte, § 5 Rn. 2; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 8; Otto, Das Recht der Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst, § 1 I (S. 19 f.). 556 Staudinger / Richardi, Vorbem. 220 ff. zu §§ 611 ff.; MünchKomm-Müller-Glöge, § 611 Rn. 145; Ehlers in Erichsen / Ehlers, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 1 Rn. 19; Maurer, VerwR, § 21 Rn. 39. 557 Ihnen ist die Ausübung hoheitlicher Befugnisse gem. Art. 33 Abs. 4 GG verwehrt. 558 MünchKomm-Müller-Glöge, § 611 Rn. 146; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 15; Schükri, Recht des Arbeitnehmers, A III § 1 (S. 16). 559 Staudinger / Richardi, Vorbem. 19 ff. zu §§ 611 ff.; Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 35.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

übergang eingeräumt wird560, das den Eintritt des neuen Arbeitgebers in den Arbeitsvertrag verhindert561. Dadurch kann eine öffentlich-rechtlich angeordnete Gesamtrechtsnachfolge dahingehend beeinflusst werden, dass das einzelne Arbeitsverhältnis nicht überginge. Mitarbeiter eines Universitätsklinikums hätten gegebenenfalls der Neugestaltung ihres Arbeitsplatzes im Rahmen der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen beispielsweise widersprechen können. Das Gleiche würde in Bezug auf die Angestellten einer Krankenkasse im Fall der Zusammenlegung von Krankenkassen gem. § 144 Abs. 1 S. 1 i.V.m. Abs. 4 S. 2 SGB V gelten. Fraglich ist aber, ob § 613a auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts uneingeschränkt Anwendung findet562. Der Tatbestand der Norm setzt nämlich unter anderem voraus, dass ein Betrieb oder Betriebsteil durch Rechtsgeschäft übergeht. Für die (partielle) Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts genügt jedoch – ausgehend von obiger Feststellung563 – eine öffentlichrechtliche Anordnung. Privatrechtliche Arbeitsverhältnisse mit öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern sind in verschiedener Hinsicht dem öffentlichen Recht angepasst564. Beispielsweise wird den Interessen der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber anhand der Regelungen des Personalvertretungsrechts Rechnung getragen, während bei Arbeitsverhältnissen unter Privaten das Betriebsverfassungsrecht gilt565. In beiden Fällen findet eine Interessenvertretung der Arbeitnehmer statt. Daraus ergibt sich ein Problem, das die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen im Rahmen des Personalvertretungsrechts betrifft. Durch Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern kann es zu einer uneinheitlichen Verteilung von Zuständigkeiten einzelner Personalvertretungen kommen566, da beispielsweise nicht geklärt ist, ob im Falle der Zusammenlegung zweier Rechtsträger ein Übergangsmandat der Personalvertretungen besteht. Werden z. B. zwei Krankenkassen gem. § 144 SGB V vereinigt, dann könnte hinsichtlich der zum Zeitpunkt der Vereinigung laufenden Verfahren ein Übergangsmandat der Personalvertretung bestehen. Nach der Zusammenlegung könnten die zuvor bestehenden Personalvertretungen einerseits zu einem gemeinsamen Personalrat verSiehe bereits oben 1. Kapitel. Statt vieler Soergel-Raab, § 613a Rn. 156. 562 Die Anwendung von § 613a im Zusammenhang mit Hoheitsträgern abgelehnt hat beispielsweise BAG Urt. v. 08. 05. 2001 (Az.: 9 AZR 95 / 00), S. 8 f.; a.A. Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a, in: FS Däubler, S. 199; unentschieden MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 35. 563 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 564 Müller, Arbeitsrecht, Rn. 15; Otto, Das Recht der Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst, § 1 III (S. 22 f.); Wind / Schimana / Wichmann, Öffentliches Dienstrecht, III 4.1.3 (S. 416). 565 MünchKomm-Müller-Glöge, § 611 Rn. 146; Otto, Das Recht der Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst, § 10 (S. 88 ff.); Müller, Arbeitsrecht, Rn. 196 ff. 566 Henssler, NZA 1994, 913 (920 f.). 560 561

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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einigt, andererseits von einer neu gewählten Personalvertretung abgelöst werden. Eine eindeutige Zusammensetzung der Personalvertretung nach Durchführung der Rechtsnachfolge kann nämlich nicht bestimmt werden. Die Zuständigkeitsverteilung und Zusammensetzung der Personalvertretungen bei Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern soll daher ebenfalls einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Zunächst wird jedoch die Anwendbarkeit von § 613a auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts untersucht.

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a Die Arbeitsverhältnisse der Arbeiter und Angestellten einer juristischen Person des öffentlichen Rechts unterliegen den allgemeinen Grundsätzen des Arbeits- und Sozialrechts567. Im Falle eines Betriebsübergangs, also einer Übertragung von wesentlichen Betriebsmitteln auf einen neuen Rechtsträger568, müsste somit auch der bereits genannte § 613a569 auf die zum Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnisse570 anwendbar sein. Die Norm regelt nicht nur den Übergang von Arbeitsverhältnissen, sondern gem. § 613a Abs. 1 S. 2 auch die Weitergeltung von Betriebsvereinbarungen und tarifvertraglichen Regelungen nach dem Inhaberwechsel. Schließlich erhielten die Arbeitnehmer das oben genannte571 Widerspruchsrecht gegen den Betriebsübergang gem. § 613a Abs. 6. Durch Widerspruch der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst könnten demnach Umstrukturierungsmaßnahmen beeinflusst werden572, da die Arbeitsverhältnisse widersprechender Arbeitnehmer nicht auf den neuen Arbeitgeber übergingen. Zwar ergäbe sich aus 567 Otto, Arbeitsrecht, Rn. 53; ders., Das Recht der Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst, § 3 II 1; Mayer, Arbeitsrecht öffentlicher Dienst, 3.1 (S 102); Bieler / Braun, Öffentliches Dienstrecht II, Rn. 84; Ilbertz / Stiller, Öffentliches Dienstrecht, C I 1 a (S. 33); siehe auch oben Fn. 558 f. 568 Statt vieler Erman-Hanau, § 613a Rn. 7, 13. 569 Die gesetzliche Regelung wurde durch § 122 BetrVG 1972 in das BGB integriert (Soergel-Raab, § 613a Rn. 1) und im Zuge des Erlasses der EG-Richtlinie vom 14. 2. 1977 (77 / 187 EWG) (abgedruckt in ABl EG Nr. L 61 vom 5. 3. 1977 = RdA 1977, 162 = Seiter, Betriebsinhaberwechsel, S. 159. Die Rechtslage vor In-Kraft-Treten von § 613a skizziert Borngräber, Arbeitsverhältnis, S. 27 ff.), durch die sichergestellt werden sollte, dass Ansprüche der Arbeitnehmer beim Übergang von Unternehmen, Betrieben oder Betriebsteilen gewahrt werden (siehe auch Kohte, BB 1997, 1738 [1739]), um die Absätze 2 – 4 erweitert. Der Grundsatz richtlinienkonformer Auslegung (statt vieler Streinz, Europarecht, Rn. 405) führt dazu, dass bei Auslegungsfragen auf die Interpretation der Richtlinie zurückzugreifen ist (Henssler, NZA 1994, 913; Kohte, BB 1997, 1738 [1739]; Bieback, Fusion öffentlichrechtlicher Körperschaften und § 613a, in: FS Däubler, S. 196 f.). 570 Zu den Implikationen von „Arbeitsverhältnis“, m.a.W. zum begünstigten Personenkreis vgl. Kasseler Handbuch / Hattesen, 1.7 Rn. 85 ff.; MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 8 ff.; Erman-Hanau, § 613a Rn. 42 ff.; Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 278. 571 s. o. 1. Kapitel sowie 2. Kapitel D I 4. 572 s. o. 2. Kapitel D III 3.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

dem Widerspruch die Möglichkeit einer betriebsbedingten Kündigung573; allerdings wäre der hoheitlich initiierte Umstrukturierungsprozess zunächst gehindert574. Wiederum läge also eine Form privater Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung vor575. Daher ist zu prüfen, ob § 613a nach den oben gefundenen Grundsätzen in Fällen (partieller) Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts keine Anwendung findet. Das hängt zunächst davon ab, ob die Regelung des § 613a überhaupt im öffentlichen Dienst zur Anwendung gelangt.

I. Anwendbarkeit von § 613a im öffentlichen Dienst An der prinzipiellen Anwendbarkeit von § 613a auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts bestehen keine Zweifel, weil grundlegende Unterschiede zwischen einem Betriebsübergang unter Privaten und Trägern hoheitlicher Gewalt, die ohne weiteres zur Nichtanwendbarkeit der Norm führen könnten, nicht existieren576. Die zwingende Regelung577 des § 613a könnte allerdings aufgrund spezieller öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgesätze im Falle eines Betriebsübergangs unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts unanwendbar sein578. So ordnet beispielsweise § 4 Abs. 1 S. 1 FRGG (Bbg.)579 im Rahmen der Funktionalreform im Land Brandenburg ausdrücklich den Übergang von Arbeitsverhältnissen an, falls Aufgaben vom Land auf kommunale Gebietskörperschaften übertragen werden. Die Norm scheint somit hinsichtlich der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts spezieller zu sein. Eine weitergehende Auseinandersetzung mit § 613a wäre demnach entbehrlich, wenn 573 Zur Möglichkeit der betriebsbedingten Kündigung bei (unbegründetem) Widerspruch des Arbeitnehmers vgl. Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 287 ff. sowie Henssler, NZA 1994, 913 (921 f.) m. w. N. 574 Das Problem ist ausf. aufgezeigt unter 2. Kapitel D III 3 a. 575 s. o. 2. Kapitel D III 3 a. 576 s. o. 3. Kapitel A. Die Anwendung von § 613a im Zusammenhang mit Hoheitsträgern abgelehnt hat aber beispielsweise BAG Urt. v. 08. 05. 2001 (Az.: 9 AZR 95 / 00), S. 8 f.; a.A. Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a, in: FS Däubler, S. 199; unentschieden MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 35. 577 Zum Schutz der Arbeitnehmer unterliegt die Norm nicht der Disposition durch die Vertragspartner des Betriebsübergangs, vgl. BAGE 27, 291 (298); BAG NJW 1982, 1607; MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 62; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 31; ErmanHanau, § 613a Rn. 64; Palandt-Putzo, § 613a Rn. 3. Einschränkende Vereinbarungen in Bezug auf den Übergang der Arbeitsverhältnisse sind ebenfalls unzulässig, vgl. BAG AP Nr. 27 zu § 613a BGB; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 475. 578 s. o. Fn. 576. 579 FunktionalreformgrundsätzeG (Brandenburg) [Vom 30. Juni 1994; GVBl. I S. 230]. Geregelt wird die Personalüberleitung bei teilweisem oder vollständigem Übergang von Verwaltungsaufgaben des Landes auf kommunale Gebietskörperschaften.

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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sich dessen Nichtanwendbarkeit aus spezialgesetzlichem Kontext ergäbe. Dies wird zunächst geprüft. Daneben kommt ein eventuell aus bestehenden öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeregelungen, wie z. B. §§ 144 Abs. 4, 146 Abs. 3 SGB V i.V.m. §§ 150, 160, 168a SGB V580, § 41 HG (nw), abzuleitender allgemeiner Rechtssatz in Bezug auf den Übergang öffentlicher Betriebe oder Betriebsteile in Betracht. Dieser könnte § 613a auch aufgrund von Spezialität verdrängen.

1. Spezialität einzelner öffentlich-rechtlicher Rechtsnormen a) Gleicher Regelungsgehalt Die erste Voraussetzung von Spezialität liegt darin, dass der Anwendungsbereich der spezielleren Norm den der allgemeineren vollständig enthält581. Als speziellere öffentlich-rechtliche Normen kommen somit nur solche in Betracht, die denselben Regelungsgehalt haben wie § 613a. Diese müssten also den Übergang der im Zeitpunkt eines „Betriebsinhaberwechsels“ bestehenden Arbeitsverhältnisse entsprechend anordnen. Eine solche Regelung findet sich beispielsweise im oben genannten § 4 Abs. 1 S. 1 FRGG (Bbg.)582. Ebenso umfassen aber auch diejenigen öffentlich-rechtlichen Normen den Regelungsgehalt von § 613a, die Gesamtrechtsnachfolge im Falle der Umbildung öffentlicher Rechtsträger anordnen. Denn im Zuge einer Universalsukzession gehen bestehende Arbeitsverhältnisse mit über583. Daher kann beispielsweise § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V, der den Eintritt der neuen (vereinigten) Krankenkasse in die Rechte und Pflichten der bisherigen Krankenkassen normiert, ein mit § 613a vergleichbarer Übergang von Arbeitsverhältnissen entnommen werden584. Somit existieren also öffentlich-rechtliche Rechtssätze, die denselben Regelungsgehalt haben wie § 613a.

b) Weiteres Tatbestandsmerkmal Spezialität erfordert weiterhin, dass die speziellere gegenüber der allgemeinen Norm zusätzlich mindestens ein weiteres Tatbestandsmerkmal enthält585. Hinsicht580 Danach ist die Vereinigung von Krankenkassen möglich. Die Vereinigung erfolgt aufgrund Beschlusses der Verwaltungsräte, § 144 Abs. 1 S. 1 SGB V, der wiederum von der Aufsichtsbehörde zu genehmigen ist, § 144 Abs. 1 S. 2 SGB V. 581 Larenz, Methodenlehre, II Kap. 2 4 (S. 267). 582 s. o. 3. Kapitel B I 1. 583 s. o. 2. Kapitel C IV 1. 584 vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 21; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 26; Maaßen / Schermer / Wiegand / Zipperer-Schermer, SGB V, § 144 Rn. 6; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 8.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

lich solcher Regelungen, die, wie der oben genannte § 4 Abs. 1 S. 1 FRGG (Bbg.), den Übergang von Arbeitsverhältnissen ausdrücklich anordnen, bestehen aufgrund des regelmäßig spezielleren Kontextes (§ 4 FRGG Bbg. ist auf die Funktionalreform in Brandenburg beschränkt) keine Zweifel an der Spezialität gegenüber § 613a. Sie enthalten immer – letztlich in Bezug auf die durch sie zu regelnde Situation – ein Tatbestandsmerkmal mehr als § 613a. Vergleichbares könnte für die allgemeinen öffentlich-rechtlichen Rechtssätze betreffend die Gesamtrechtsnachfolge im Falle von Umstrukturierungen, wie z. B. § 41 HG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung586, gelten. Die mögliche Spezialität der öffentlich-rechtlichen Rechtssätze liegt in diesem Fall in ihrem konkreten Bezug zu Umstrukturierungen öffentlicher Rechtsträger. Das zeigt § 41 HG (nw), der ausschließlich auf die Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrheinwestfälischer Universitäten bezogen ist. Somit liegt Spezialität zwar hinsichtlich der zu regelnden Situation vor. Diese Rechtssätze ordnen aber „nur“ allgemeine Gesamtrechtsnachfolge an, während § 613a ausdrücklich die Rechtsnachfolge bei einem Betriebsübergang regelt. Die Norm weist zwar keinen speziellen öffentlich-rechtlichen Kontext auf. Sie behandelt allerdings auch nicht nur allgemein Gesamtrechtsnachfolge, sondern normiert ausdrücklich die Rechtsfolgen bei einem Betriebsübergang. Demnach bedarf der Klärung, ob ein zwar allgemein gehaltener, jedoch in konkretem öffentlich-rechtlichen Bezug stehender Rechtssatz, wie z. B. § 41 HG (nw), gegenüber dem zwar zivilrechtlichen, aber ausdrücklich auf den Betriebsübergang bezogenen § 613a spezieller ist. Abstrakter ausgedrückt muss geprüft werden, welche von zwei Normen im Falle teilweiser Entsprechung logischen Vorrang (aufgrund von Spezialität) genießt587. Das richtet sich zunächst danach, ob bei teilweiser Entsprechung zweier Normen vom Gesetzgeber der Vorrang einer Norm beabsichtigt wurde588. Dies hängt von der Rechtsfolge ab589, die zugleich auch das entscheidende Kriterium für eine in Betracht kommende Verdrängung der allgemeineren durch die speziellere Norm darstellt590. Die gegebenenfalls alleinige Anwendung einer der Rechtssätze richtet sich danach, ob diese in ihren Rechtsfolgen dergestalt divergieren, dass eine kumulative Anwendung beider Normen gesetzgeberischen Zwecken zuwider liefe. Darüber entscheidet die Regelungsabsicht des Gesetzes591. § 613a beabsichtigt die uneingeschränkte Überleitung bestehender Arbeitsverhältnisse im Falle eines Betriebsübergangs. Folglich stünden seiner Anwendung 585 586 587 588 589 590 591

Larenz, Methodenlehre, II Kap. 2 4 (S. 267). GVBl. NW 2000, 716 ff. Larenz, Methodenlehre, II Kap. 2 4 (S. 268). Larenz, a. a. O., II Kap. 2 4 (S. 267 f.). Larenz, a. a. O., II Kap. 2 4 (S. 268 f.). Larenz, a. a. O., II Kap. 2 4 (S. 267 f.). Larenz, a. a. O., II Kap. 2 4 (S. 268).

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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alle Rechtssätze entgegen, deren Regelungsabsicht nicht in einer entsprechenden Überleitung liegt. Für die oben exemplarisch angeführten öffentlich-rechtlichen Normen ist Derartiges nicht ersichtlich. Sowohl § 144 SGB V592 als auch § 41 HG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung593 bestimmen aufgrund ihrer Gesamtrechtsnachfolgeanordnung den Übergang der zum Zeitpunkt der Umbildung des öffentlich-rechtlichen Rechtsträgers bestehenden Arbeitsverhältnisse. Die angeordneten Rechtsfolgen unterscheiden sich demnach nicht von § 613a. Daran ändert auch das in § 613a Abs. 6 normierte Widerspruchsrecht der betroffenen Arbeitnehmer nichts. Sofern das Arbeitsverhältnis im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Gesamtrechtsnachfolgeanordnung auf den neuen Betriebsinhaber übergeht, muss ihnen ebenfalls ein Widerspruchsrecht gewährt werden. Das ergibt sich aus der ursprünglichen Herleitung des Widerspruchsrechts gem. § 613a a.F., die in einer verfassungskonformen Auslegung der Norm anhand von Art. 12 Abs. 1; 2 Abs. 1 GG lag594. Folglich sind die Gesamtrechtsnachfolgeanordnungen ebenfalls verfassungskonform auszulegen. Mangels unterschiedlicher Rechtsfolgen wird § 613a also im Einzelfall nicht aufgrund von Spezialität öffentlich-rechtlicher Gesamtrechtsnachfolgeanordnungen verdrängt.

2. Allgemeiner öffentlich-rechtlicher Rechtssatz? Allerdings könnte ein allgemeiner öffentlich-rechtlicher Rechtssatz der Anwendbarkeit von § 613a entgegenstehen. Die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern ist nicht einheitlich kodifiziert595, ganz zu schweigen von einer umfassenden Kodifikation des Arbeitsrechts der öffentlichen Angestellten. Folglich existiert auch keine allgemeine normative Regelung für das öffentliche Arbeitsrecht, die § 613a entspricht. Aus dem Vorhandensein öffentlich-rechtlicher Rechtsnachfolgesätze, beispielsweise § 41 HG (nw), § 144 SGB V oder § 4 FRGG (Bbg.), könnte sich ein allgemeiner, für das gesamte öffentliche Recht geltender Rechtssatz ableiten lassen, der die Anwendbarkeit von § 613a sperrte. Dazu müsste den auf die Rechtsnachfolge bezogenen Normen eine abstrakte, über den Einzelfall hinausgehende Geltung zu entnehmen sein596, derzufolge Arbeitsverhältnisse im Rahmen einer Rechtsnachfolge (Betriebsübergang) unter Hoheitsträgern – bei Gewährung eines Widerspruchsrechts597 – grundsätzlich auf den Rechtsnachfolger übergehen. Das erscheint zweifelhaft.

s. o. Fn. 584. GVBl. NW 2000, 716 ff. 594 BAGE 26, 301 (304), BAG NZA 1998, 750; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 117. 595 Siehe dazu bereits 1. Kapitel sowie Knöpfle, Nachfolge, in: FS Maunz, S. 226. 596 Larenz, Methodenlehre, II Kap. 2 4 (S. 267 f.). 597 s. o. 3. Kapitel B. 592 593

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

Die oben angeführten öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeregelungen sind nicht einheitlich. Zum Teil ordnen sie nur allgemein Gesamtrechtsnachfolge (§ 144 Abs. 4 SGB V), zum Teil direkt die Überleitung bestehender Arbeitsverhältnisse an (§ 4 FRGG Bbg.). Außerdem unterscheiden sie sich in ihren Tatbestandsvoraussetzungen. Während gem. § 144 Abs. 1 S. 1 SGB V ein Beschluss der Verwaltungsräte der Krankenkassen für die Vereinigung (Rechtsnachfolge) notwendig ist, ordnet § 41 HG (nw) die Umbildung der medizinischen Einrichtungen (Rechtsnachfolge) per Rechtsverordnung an. Außerdem muss man berücksichtigen, dass die jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeregelungen immer nur in Zusammenhang mit bestimmten Umstrukturierungsmöglichkeiten von Hoheitsträgern stehen. Die einzelnen, auf Rechtsnachfolge bezogenen öffentlich-rechtlichen Regelungen, haben also spezialgesetzlichen Charakter. Ihre Allgemeingültigkeit ist deshalb zu verneinen. Somit existiert auch kein öffentlich-rechtlicher Rechtssatz, der § 613a entspricht. Die Norm kann demnach aufgrund der bisherigen Überlegungen weiterhin bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zur Anwendung gelangen. 3. Zwischenergebnis Obwohl öffentlich-rechtliche Rechtssätze existieren, die einen vergleichbaren Regelungsgehalt wie § 613a haben, wird dessen Anwendbarkeit bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht aufgrund von Spezialität gesperrt598. Öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgesätze, die Gesamtrechtsnachfolge anordnen, treffen keine anderen Rechtsfolgen. Folglich wird § 613a auch nicht aufgrund logischen Vorrangs dieser Rechtssätze verdrängt. Ebenso wenig kann den öffentlich-rechtlichen Regelungen mangels Allgemeingültigkeit ein allgemeiner Rechtssatz entnommen werden, der zur Nichtanwendbarkeit von § 613a bei einem Betriebsübergang unter öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern führte.

II. Auslegung des § 613a Die oben aufgeworfene Frage, ob § 613a nur in Fällen (partieller) Gesamtrechtsnachfolge unter Hoheitsträgern keine Anwendung findet, kann also bislang nicht entschieden werden. Aufschluss darüber gibt die Auslegung der Tatbestandsmerkmale von § 613a Abs. 1 S. 1. Der gesetzliche Übergang der Arbeitsverhältnisse und tarifvertraglich bzw. durch Betriebsvereinbarung getroffenen Regelungen setzt voraus, dass ein Betrieb oder Betriebsteil durch Rechtsgeschäft auf einen anderen Inhaber übergeht. Die oben aufgeworfene These, dass § 613a in Fällen (partieller) Gesamtrechtsnach598

I.E. auch BAG BB 1997, 1743 (1745).

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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folge unter Hoheitsträgern keine Anwendung findet, bestätigt sich dann, wenn die Auslegung der Tatbestandsmerkmale dazu führt, dass die Rechtsfolge des § 613a nicht ausgelöst wird, sofern die Gesamtrechtsnachfolge durch öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung erfolgt.

1. „Betrieb / Betriebsteil“ Zunächst ist zu prüfen, ob die Mittel, mit denen juristische Personen des öffentlichen Rechts ihre Aufgaben wahrnehmen, den Betriebsbegriff erfüllen. Hinsichtlich des oben genannten Beispiels der Universitätsklinika wäre demnach zu fragen, ob die medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten vor ihrer Verselbständigung als Betrieb i.S.v. § 613a Abs. 1 S. 1 anzusehen waren. Dem Begriff des Betriebes bzw. Betriebsteils unterfällt jede Arbeitsorganisation eines Unternehmens599. Das bedeutet, dass ein Unternehmer (Betriebsinhaber) innerhalb einer organisatorischen Einheit unter Einbeziehung sächlicher oder immaterieller Hilfsmittel allein oder in Gemeinschaft mit seinen Arbeitnehmern bestimmte arbeitstechnische Zwecke verfolgt600. Die den medizinischen Einrichtungen vor und nach der Umbildung obliegende Aufgabe der Krankenversorgung und Pflege von Wissenschaft und Forschung601 wird durch Verwendung medizinischer Geräte in entsprechenden Räumen sowie unter Einsatz von Ärzten, medizinisch-technischen Angestellten und Pflegepersonal erfüllt. Demnach handelt es sich um einen Betrieb. Daneben kann ein Betrieb und somit auch ein Betriebsübergang vorliegen, wenn eine Aufgabe unter öffentlichen Rechtsträgern übertragen wird602. Das erfolgte durch die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten. Folglich kann man die Hochschulmedizin im Sinne von § 33 HG (nw) schon aus diesem Grund als „Betrieb“ ansehen. Festzuhalten bleibt, dass das Tatbestandsmerkmal „Betrieb“ bzw. „Betriebsteil“ des § 613a Abs. 1 S. 1 im Zusammenhang mit der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts erfüllt ist. 599 Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 42; MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 38; ausf. Anschütz, Probleme der Betriebsratsbeteiligung, 1. Teil (S. 10 ff.) mit zahlreichen weiteren Nachweisen. 600 BAGE 59, 319 (324); 68, 67 (71); BAG AP Nr. 9 zu § 23 KSchG 1969; BAG NZA 1996, 424 (426); Erfurter Kommentar / Eisemann, § 1 BetrVG Rn. 7; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 43; RGRK-Ascheid, § 613a Rn. 39; Richardi, BetrVG, § 1 Rn. 17; Borngräber, Arbeitsverhältnis, S. 33 m. w. N.; zum Betriebsteil vgl. nur den ersten Leitsatz von BAG NZA 2000, 144. 601 Vgl. beispielsweise § 2 Abs. 1 S. 1 der Verordnung über die Errichtung des Universitätsklinikums Düsseldorf der Universität Düsseldorf als Anstalt des öffentlichen Rechts, GVBl. NW 2000, 726 ff. 602 Sog. Funktionsnachfolge. Vgl. dazu Erman-Hanau, § 613a Rn. 24; Voss, NZA 1995, 205 ff.; ablehnend EuGH Urt. v. 15. 10. 1996, Slg. 1996, 5013 = NZA 1996, 1275 = BB 1997, 1742; offengelassen bei BAG NZA 1992, 1228.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

2. „Übergang auf einen anderen Inhaber“ a) „Anderer Inhaber“ Die Tatbestandsmerkmale „Übergang auf einen anderen Inhaber“ setzen den Wechsel des Betriebsinhabers voraus. Betriebsinhaber ist derjenige, dem die innerbetriebliche Koordination des Einsatzes der betrieblichen Merkmale zur Verfolgung des jeweiligen arbeitstechnischen Zweckes obliegt603. Das gilt sowohl für natürliche als auch juristische Personen604. Die Rechtsnatur des Betriebsinhabers hat keine Auswirkungen beim Übergang eines Betriebes oder Betriebsteils605. „Betriebsinhaber“ der Hochschulmedizin in Nordrhein-Westfalen war somit bis zu deren Umbildung die jeweilige Universität, der die medizinische Fakultät angehörte606. Der neue Betriebsinhaber muss „ein anderer“ sein, darf also keine Identität mit dem vorherigen Betriebsinhaber aufweisen. Während die daraufbezogene Prüfung bei natürlichen Personen als Betriebsinhaber regelmäßig keine Schwierigkeiten bereitet, gestaltet sie sich bei juristischen Personen als Betriebsinhaber ungleich schwieriger. Die oben entwickelten Kriterien607 (gleicher Personenkreis bei den beteiligten Rechtsträgern, gleiche Beteiligungsverhältnisse, unveränderter bzw. vergleichbarer Unternehmensgegenstand, gleich bleibende Anstellungs- und Vermögensverhältnisse) erleichtern jedoch die Feststellung, ob alter und neuer Betriebsinhaber identisch sind. Universität und Universitätsklinikum weisen z. B. verschiedene Gemeinsamkeiten auf, gelten jedoch unter Berücksichtigung der Abgrenzungskriterien als verschiedene Rechtsträger. Nach der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen ist der Vorstand gem. § 5 der (jeweiligen) Verordnung über die Errichtung des Klinikums als Anstalt des öffentlichen Rechts608 für die Leitung des Universitätsklinikums zuständig. Er setzt sich gem. § 5 Abs. 2 der soeben genannten Verordnung(-en) aus ärztlichem Direktor einschließlich Stellvertreter, kaufmännischem Direktor, Pflegedirektor sowie Dekan zusammen. Auch wenn der Aufgaben- und Wirkungskreis (Krankenversorgung, Pflege der Wissenschaft in Forschung und Lehre, § 33 Abs. 2 HG [nw]) derselbe geblieben ist, §§ 1 603 Kasseler Handbuch / Hattesen, 6.7 Rn. 13; Erfurter Kommentar / Preis, § 613a BGB, Rn. 43; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 54; Pietzko, Der Tatbestand des § 613a, Kap. 2 Teil A II 1 a, b. 604 Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 56; Erman-Hanau, § 613a Rn. 6. 605 BAG NZA 1996, 424 (426). 606 Die Universität wird nach außen vertreten durch den Rektor gem. § 19 Abs. 1 HG (nw); die Leitung der Hochschule obliegt dem Rektorat, § 20 Abs. 1 S. 1 HG (nw), das sich gem. § 20 Abs. 6 S. 1 HG (nw) aus Rektor(-in), Prorektor(-en / -innen) und Kanzler(-in) zusammensetzt. Der einzelne Fachbereich, der gem. § 27 Abs. 1 S. 1 HG (nw) der Leitung und Vertretung des Dekans unterliegt, ist daneben gem. § 25 Abs. 2 S. 1 HG (nw) zur Erfüllung der Hochschulaufgaben verpflichtet. Innerhalb des Fachbereichs Medizin obliegen bestimmte Entscheidungen dem Klinischen Vorstand, § 35 HG (nw). 607 s. o. 2. Kapitel C V 2. 608 GVBl. NW 2000, 716 ff.

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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Abs. 2 S. 1, 2 Abs. 1 o.g. VO, hat sich die interne Struktur dennoch verändert. Entscheidungen werden grundsätzlich vom Vorstand getroffen, nur in Einzelfällen ist der Aufsichtsrat gem. § 4 VO über die Errichtung des Klinikums als selbständige Körperschaft einzubeziehen. Dieser strukturelle Unterschied gegenüber der früheren Hochschulmedizin als Teil der Universität legt nahe, dass die „Betriebsinhaber“ nicht identisch sind. Ebenso liegen veränderte „Beteiligungsverhältnisse“ vor. Das Universitätsklinikum untersteht als selbständiger Rechtsträger unmittelbar gem. § 14 o.g. VO der Rechtsaufsicht des Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung. Im Gegensatz zur früheren Rechtslage unterliegt es nicht mehr der entsprechenden Aufsicht über den Gesamtverbund Universität. Demnach fand durch die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrheinwestfälischer Universitäten auch ein Wechsel des „Betriebsinhabers“ statt. b) „Übergang“ Weiteres Tatbestandsmerkmal von § 613a Abs. 1 S. 1 ist der Übergang als Eintritt eines neuen Rechtssubjekts in die bestehende Betriebs- und Produktionsgemeinschaft609. Dabei stellt die Identität der zu übertragenden (Verwaltungs-)Einheit das entscheidende Kriterium dar610; diese liegt regelmäßig nicht bei einer gänzlich andersartigen Arbeitsorganisation des übernehmenden Rechtsträgers vor611. Daran ändert auch die Übertragung von sog. untergeordneten Arbeitsmitteln, wie z. B. Bürogeräten und Akten, nichts612. Außerdem fehlt es an einem Übergang auf einen anderen Inhaber, solange der ursprüngliche Betriebsinhaber unter Zuhilfenahme derselben Betriebsmittel den Betriebszweck weiterhin verfolgt613. Der neue Betriebsinhaber muss den Betrieb jedoch nicht uneingeschränkt fortführen, vielmehr genügt es, dass er den Betrieb in bisheriger Form fortführen kann614. Bei einer Gesamtübertragung, wie sie beispielsweise im Rah609 RAG, BenshSlg. 4, 71 (72); BAGE 47, 13 (19) = AP Nr. 39 zu § 613a BGB; BAG NZA 1994, 653 (654); BAG AP Nr. 7 zu § 4 BetrVG 1972; Erfurter Kommentar / Preis, § 613a BGB Rn. 58 ff.; Kasseler Handbuch / Hattesen, 6.7 Rn. 94 ff. sowie 6.7 Rn. 30 ff.; Schmallenberg, NZA 1989, Beil. 3, 14 (19). Der Betriebsprozess bleibt entsprechend der sog. Lehre von der Betriebsidentität vor und nach Übergang unverändert, vgl. Borngräber, Arbeitsverhältnis, S. 42 ff.; Gaul, BB 1979, 1666 (1669); Henssler, NZA 1994, 913 (914). Entsprechend BAG BB 1997, 1743 (1744) in Bezug auf Art. 13 EV. 610 BAG NZA 1992, 1228; Erman-Hanau, § 613a Rn. 25; Borngräber, Arbeitsverhältnis, S. 42 ff.; Henssler, NZA 1994, 913 (914). 611 BAG a. a. O.; Erman-Hanau, § 613a Rn. 25. 612 BAG a. a. O. Die Veräußerung von (untergeordneten) Arbeitsmitteln innerhalb eines Betriebsübergangs ist abzugrenzen von der betrieblichen Sachmittelveräußerung. In letztgenanntem Fall liegt kein Betriebsübergang gem. § 613a vor, vgl. dazu Henssler, NZA 1994, 913 (914). 613 BAG NJW 1999, 1131; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 63. 614 Sog. Erwerb der betrieblichen Fortführungsmöglichkeit. Vgl. LAG Köln MDR 2001, 1422; Erfurter Kommentar / Preis, § 613a BGB Rn. 26; Schaub, Arbeitsrechtshandbuch,

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men der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen stattgefunden hat, unterliegt die Erfüllung dieses Tatbestandsmerkmals keinen Zweifeln. 3. „Durch Rechtsgeschäft“ a) Definition Der Tatbestand von § 613a setzt schließlich voraus, dass der Übergang des Betriebs bzw. Betriebsteils durch Rechtsgeschäft erfolgt. Darunter fällt jede Form derivativen Erwerbs der Betriebsinhaberstellung 615. Nicht unter das Tatbestandsmerkmal „durch Rechtsgeschäft“ fallen diejenigen Konstellationen, in denen ein Übergang durch oder aufgrund Gesetzes erfolgt616. Gesetzlich angeordnete Gesamtrechtsnachfolge löst somit nicht die Rechtsfolge des § 613a aus617. Für die Umbildung von Hoheitsträgern bzw. die gesetzlich begründete Aufgabenübertragung folgt daraus zunächst scheinbar eindeutig, dass die zivilrechtlichen Regelungen über den Betriebsübergang nicht anzuwenden sind.

b) Arbeitnehmerschutz Allerdings gibt es Bestrebungen, den Tatbestand von § 613a möglichst weit zu fassen, um Arbeitnehmern im Falle eines Betriebsinhaberwechsels größtmöglichen Schutz zu gewähren618. Zum Teil wurden öffentlich-rechtliche Verwaltungsverein7. Aufl. 1992, S. 900; Pietzko, Der Tatbestand des § 613a BGB, S. 22; a.A. BAG NZA 1999, 310; BAG NZA 1999, 704. Eine solche Fortführungsmöglichkeit besteht innerhalb eines Produktionsbetriebes, wenn die wesentlichen Produktionsmittel sowie bestehenden Verträge, Kundenstamm und Firma auf den neuen Betriebsinhaber übertragen werden. Vgl. BAG DB 1985, 2459 (2460); BAG AP Nr. 31 zu § 613a BGB; LAG Bremen, BB 1986, 1643 f.; LAG Ffm., ARST 1984, 115; LAG Hamm, DB 1979, 1365; LAG HH DB 1986, 1576 f.; LAG Schleswig Holstein, DB 1978, 1406. 615 Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 31; Borngräber, Arbeitsverhältnis, 2.3.2 (S. 48 f.); Willemsen, ZIP 1986, 477 (486); Wank / Börgmann, DB 1997, 1229 (1233). Gegebenenfalls kann der Übergang auch im Wege der Einzelübertragung stattfinden, vgl. BAGE 48, 276 = AP Nr. 43 zu § 613a BGB; BAG BB 1997, 1743 (1745). 616 So zuletzt BAG Urt. v. 08. 05. 2001 (Az.: 9 AZR 95 / 00) S. 8 m. w. N. = ArztRecht 2002, 160 ff. Das zeigt beispielsweise § 41 Abs. 1 S. 1 HG (nw). Siehe auch Schükri, Recht des Arbeitnehmers, B X § 2 (S. 86).; a.A. Pietzko, Der Tatbestand des § 613a, Kap. 3 Teil A II, III. 617 Kasseler Handbuch / Hattesen, 1.7 Rn. 68; Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 83 ff.; MünchKomm-Schaub, § 613a Rn. 40; Boecken, Unternehmensumwandlungen, Rn. 56 mit zahlreichen weiteren Nachweisen. 618 Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 302; Wank / Börgmann, DB 1997, 1229 (1234). Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a BGB, in: FS Däubler, S. 193 (198) spricht von einem Mindestschutzniveau des § 613a, der den Arbeitnehmern zu gewähren sei.

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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barungen als „Rechtsgeschäft“ i.S.v. § 613a Abs. 1 S. 1 angesehen619. Des Weiteren sieht § 324 UmwG vor, dass § 613a durch die Wirkungen der Eintragung von Verschmelzung, Spaltung oder Vermögensübertragung unberührt bleibt620. In diesem Falle liegt ebenfalls Gesamtrechtsnachfolge vor621, so dass obige pauschale Ablehnung der Anwendbarkeit von § 613a auf Fälle von Gesamtrechtsnachfolge jedenfalls einzuschränken ist622. Der Begriff des Rechtsgeschäfts muss demnach weit ausgelegt werden. c) Arbeitnehmerschutz bei Gesamtrechtsnachfolge Fraglich ist also, ob von einem Übergang durch Rechtsgeschäft auch noch in den Fällen gesetzlich angeordneter Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts die Rede sein kann. Das richtet sich nach der Art der gesetzlichen Gesamtrechtsnachfolgeanordnung. Diesbezüglich kann auf die oben genannten unterschiedlichen öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnungen verwiesen werden, wie z. B. § 41 HG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung, § 144 SGB V, § 32 SpkG (nw). Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Rechtsfolge „Gesamtrechtsnachfolge“ auslösen. Sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihres Tatbestandes. Zum Teil wird ein privatautonomer Entschluss zur Umbildung des Hoheitsträgers vorausgesetzt, § 144 Abs. 1 SGB V623, zum Teil erging die Umbildungsanordnung auf gesetzgeberischem Wege, z. B. in § 41 HG (nw). Ein Rechtsgeschäft, das zumindest bei einer Partei rechtsgeschäftlichen Bindungswillen erfordert, liegt jedenfalls dann nicht mehr vor, wenn sowohl der Tatbestand der Überleitung als auch die Rechtsfolge „(Gesamt-)Rechtsnachfolge“ des jeweiligen Rechtssatzes gesetzlich angeordnet werden624. Dies ist beispiels619 BAG EzA § 613a BGB Nr. 136; BAG BB 1997, 1743 (1745); Kothe, BB 1997, 1738 (1741 f.). 620 Die in Bezug auf § 324 UmwG und einem umwandlungsbezogenen Widerspruchsrecht des Arbeitnehmers gem. § 613a geäußerten Ansichten gehen auseinander. Einerseits wird dieses abgelehnt, andererseits zugebilligt. Erstgenannte Sichtweise unterscheidet dabei zwischen genereller Ablehnung und Ablehnung nur im Umwandlungsrecht, letztgenannter Ansicht nach ist zu unterscheiden zwischen genereller Zubilligung eines Widerspruchsrechts und Widerspruchsrecht nur dann, wenn der alte Arbeitgeber fortbesteht. Vgl. zum Ganzen ausf. Müller-Ehlen, Der Übergang von Arbeitsverhältnissen im Umwandlungsrecht, 3. Teil A III (S. 77 ff.) m. w. N. 621 Die Frage, ob § 324 UmwG Ausdruck einer allgemeinen gesetzgeberischen Bestrebung war, § 613a in allen Fällen von Gesamtrechtsnachfolge anwendbar sein zu lassen (so Däubler, RdA 1995, 136 [138]; Boecken, ZIP 1994, 1089 [1090]) oder nur ein Regel-Ausnahme-Prinzip widerspiegelt, kann hier offen bleiben, da nur die grundsätzliche Möglichkeit der Anwendung von § 613a im Zusammenhang mit einer Gesamtrechtsnachfolge aufgezeigt werden soll. 622 I.E. auch Soergel-Raab, § 613a Rn. 50. 623 vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 5 ff.; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 4; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 1, 3 f. 624 Boecken, ZIP 1995, 1087 (1089 ff.); K. Schmidt, AcP 191 (1991), 495 (498 ff. / 515 ff.); Willemsen, RdA 1993, 133 (134 ff.).

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weise bei § 41 HG (nw) der Fall. Sowohl die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen als auch die damit einhergehende Gesamtrechtsnachfolge der Universitätsklinika hinsichtlich der Rechte und Pflichten der medizinischen Einrichtungen erfolgten aufgrund gesetzlicher Anordnung, § 41 HG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung über die Errichtung des Klinikums als Anstalt des öffentlichen Rechts625. Dem stehen diejenigen Normen gegenüber, deren Tatbestand eine privatautonome Einigung voraussetzt. Derartiges findet sich beispielsweise in § 144 Abs. 1 SGB V. Der dort vorgesehene Zusammenschluss von Krankenkassen erfolgt im Zuge freiwilligen Entschlusses der Verwaltungsräte in Verbindung mit der Genehmigung der Aufsichtsbehörde626. Hier tritt zwar auch die Gesamtrechtsnachfolge durch Gesetz ein, § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V. Zunächst bedarf es jedoch einer privatautonomen Einigung der Verwaltungsräte der zu vereinigenden Krankenkassen, ein Entschluss, der einer rechtsgeschäftlichen Handlung nahe kommt. Da der Tatbestand von § 613a zwecks Gewährung größtmöglichen Arbeitnehmerschutzes weit auszulegen ist, unterfällt dieser privatautonome Entschluss dem Anwendungsbereich der Norm. Im Fall von § 144 SGB V liegt somit eine Übertragung durch Rechtsgeschäft i.S.v. § 613a vor. Demgegenüber gelangt die Regelung nicht zur Anwendung, wenn sowohl der Rechtsübergang (Betriebsübergang) als auch die Rechtsfolge „Gesamtrechtsnachfolge“ von Gesetzes wegen angeordnet werden627. Folglich können Arbeitnehmer in bestimmten Fällen von Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auch ein Widerspruchsrecht gem. § 613a Abs. 6 geltend machen. Darin könnte aber ein Widerspruch zu obiger These liegen, dass § 613a in keinem Fall von (partieller) Gesamtrechtsnachfolge unter Hoheitsträgern Anwendung findet. Dies ist jedoch nur scheinbar ein Widerspruch. Das Umwandlungsgesetz, dessen Rechtsgedankenübertragung dazu führte, Dritten keine Mitwirkungsrechte zu gewähren, sieht in § 324 UmwG vor, dass die Regelungen des § 613a Abs. 1, 4 – 6 unberührt bleiben. Selbst in den Fällen zügiger umwandlungsgesetzlicher Gesamtrechtsnachfolge wird den von der Rechtsnachfolge betroffenen Arbeitnehmern also ein Schutzrecht gewährt. Daher verstößt die Anwendung von § 613a auf Fälle hoheitlich angeordneter Rechtsnachfolge, der ein Parteientschluss vorangeht, auch nicht gegen obige Lösung der Nichtgewährung von Mitwirkungsrechten im Falle (partieller) Gesamtrechtsnachfolge.

GVBl. NW 2000, 716 ff. vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 8; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 5; Maaßen / Schermer / Wiegand / Zipperer-Schermer, SGB V, § 144 Rn. 3; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 6 f. 627 I.E. auch Schükri, Recht des Arbeitnehmers, § 2 (S. 86). 625 626

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4. Analoge Anwendung von § 613a bei gesetzlich angeordneten Umbildungen Die soeben getroffene Feststellung begegnet zum Teil dem Vorwurf, dass das Mindestschutzniveau des § 613a durch dessen Nichtanwendung in Fällen gesetzlicher Zwangszusammenschlüsse unterlaufen werde628. Die konkrete Schutzfunktion des § 613a wird dabei weniger dem Tatbestand entnommen, sondern vielmehr im Widerspruchsrecht des Arbeitnehmers gegen den Betriebsübergang gem. § 613a Abs. 6629 gesehen. Für die Arbeitnehmer bedeutet es beispielsweise keinen Unterschied, ob der Krankenkassenzusammenschluss zwangsweise gem. § 145 SGB V oder freiwillig gem. § 144 SGB V – bei dem § 613a, wie oben dargelegt, zur Anwendung gelangt – erfolgt630. Deshalb fordern manche, § 613a analog anzuwenden, so dass die Norm auf jegliche Fälle gesetzlich angeordneter Gesamtrechtsnachfolge entweder direkte oder entsprechende Anwendung fände. Fraglich ist jedoch, ob eine für die Analogiebildung notwendige Gesetzeslücke dadurch begründet werden kann, dass das sog. „Mindestschutzniveau“ anderenfalls missachtet wird631. Eine Gesetzeslücke infolge mangelnden Arbeitnehmerschutzes existiert nur dann, wenn Zwangszusammenschlüsse gem. § 145 SGB V und freiwillige Zusammenschlüsse gem. § 144 SGB V hinsichtlich des notwendigen Arbeitnehmerschutzes wesensmäßig vergleichbar sind. Die Tatsache, dass es sich um unterschiedlich zustande gekommene Zusammenschlüsse und somit verschiedene Gesamtrechtsnachfolgevorgänge handelt, spricht jedoch gegen die analoge Anwendbarkeit von § 613a. Während der freiwillige Zusammenschluss von zwei Krankenkassen den privatautonomen Entschluss und somit letztlich auch das Verhandlungsgeschick der Verwaltungsräte der zu vereinigenden Krankenkassen voraussetzt, erfolgt ein Zwangszusammenschluss gem. § 145 SGB V, ähnlich wie die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen, im Wege eines ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens. Aufgrund des ordnungsgemäßen Zustandekommens des die Rechtsnachfolge anordnenden formellen Gesetzes (sowohl das SGB V als auch das HG [nw] sind formelle Gesetze) kann man davon ausgehen, dass auch der Arbeitnehmerschutz ausreichende Berücksichtigung gefunden hat. Bei einem freiwilligen Zusammenschluss gem. § 144 SGB V besteht demgegenüber eher die Gefahr, dass Arbeitnehmerinteressen vernachlässigt werden. Folglich sind ihnen entsprechende Rechte aus § 613a zuzugestehen. Im Ergebnis bleibt § 613a in allen Fällen gesetzlich angeordneter Umbildungen öffentlich-rechtlicher Rechtsträger unanwendbar. 628 Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a BGB, in: FS Däubler, S. 193 (198). 629 s. o. Fn. 280. 630 Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a BGB, in: FS Däubler, S. 193 (198). 631 Kasseler Handbuch / Hattesen, 6.7 Rn. 7 f.; Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, § 117 Rn. 28 ff., § 118 Rn. 1 ff.; Erfurter Kommentar / Preis, § 613a BGB Rn. 2; Bieback, a. a. O.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

III. Sachlicher Geltungsbereich des § 613a Der Bereich, in dem § 613a bzw. die entsprechende EG-Richtlinie 77 / 187 im öffentlichen Dienst anzuwenden ist, wird zum Teil anhand der von der juristischen Person ausgeübten Tätigkeit bestimmt632. Die vorgebrachten Ansätze gehen hinsichtlich der einbezogenen Aufgaben auseinander633. Insofern unterscheidet man in erster Linie zwischen hoheitlicher und nicht-hoheitlicher sowie zwischen wirtschaftlicher und nicht-wirtschaftlicher Aufgabenwahrnehmung. Demzufolge könnte beispielsweise ein Angestellter eines kommunalen Entsorgungsunternehmens, das mit Gewinnerzielungsabsicht am Wettbewerb teilnimmt, ein Widerspruchsrecht gem. § 613a Abs. 6 im Falle eines Betriebsübergangs geltend machen, während dieses einem Angestellten einer Universität verwehrt würde.

1. Nicht-hoheitliche Tätigkeit Der EuGH gewährt Arbeitnehmern die in der Richtlinie 77 / 187 vorgesehenen Rechte in allen Fällen von Betriebsübergängen unter öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern, in denen diese keine hoheitlichen Aufgaben wahrnehmen. Diese Sichtweise muss wegen des Grundsatzes richtlinienkonformer Auslegung zwar berücksichtigt werden634, jedoch hatte der EuGH zuvor schon ausdrücklich betont, dass die Mitgliedstaaten den Anwendungsbereich ihres – die Richtlinie umsetzenden – nationalen Rechts über den Geltungsbereich der Richtlinie hinaus ausdehnen können635. Folglich besteht die Möglichkeit, andere Ansichten, z. B. von inländischen Gerichten, ebenfalls zu berücksichtigen. Der Anwendungsbereich der Richtlinie wird also dahingehend eingeschränkt, dass entsprechende Rechte des Arbeitnehmers bei einem Betriebsübergang nur dann geltend gemacht werden können, wenn der übertragende Rechtsträger Aufgaben wahrnimmt, die auch von einem Privaten erfüllt werden können636. Zur Begründung führt der EuGH an, dass die Richtlinie nicht für die öffentliche Verwaltung und Durchführung damit einhergehender Aufgaben gelte637. Das ergebe sich aus der grammatischen und systematischen Auslegung der Richtlinie i.V.m. der 632 EuGH – Rs. C-298 / 94 (Henke / Schierke) – EuZW 1996, 731 ff.; EuGH – C-382 / 92 (Kommission / UK) – Slg. I-2435 (2495); EuGH – C-29 / 91 (Redmond) – Slg. 1992, I-3189 (3222); BAG AP Nr. 131 zu § 613a BGB = NZA 1996, 424 ff. Vgl. auch Wank / Börgmann, DB 1997, 1229. 633 Siehe Fn. 632. 634 Siehe nur Wank / Börgmann, DB 1997, 1129 m. w. N. in Fn. 4. 635 Bieback, Fusion öffentlich-rechtlicher Körperschaften und § 613a BGB, in: FS Däubler, 193 (196) mit Hinweis auf EuGH – Rs. 135 / 83 (Abels) – Slg. 1985, 469 (485). 636 EuGH – C-392 / 92 (Schmidt) – Slg. 1994, I-1311 = NZA 1994, 545. 637 EuGH – Rs. C-298 / 94 (Henke / Schierke) – EuZW 1996, 731 ff.

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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Präambel638. Dementsprechend könnten Rechte bei Betriebsübergang nur dann geltend gemacht werden, wenn die Aufgabenwahrnehmung des übertragenden Hoheitsträgers wirtschaftliche Aspekte beinhaltet, die von nicht untergeordneter Bedeutung sind639. Für die Anwendung von § 613a folgte daraus, dass Arbeitnehmer der übertragenden juristischen Person in allen Fällen daraus Rechte ableiten könnten, in denen die juristische Person nicht ausschließlich hoheitliche Aufgaben mit nur unwesentlicher wirtschaftlicher Beteiligung wahrnimmt640. Für die oben genannten Beispiele bedeutet das, dass der Angestellte des kommunalen Entsorgungsunternehmens ein Widerspruchsrecht gem. § 613a Abs. 6 aufgrund der wirtschaftlichen Betätigung seines (öffentlich-rechtlichen) Arbeitgebers geltend machen könnte. Der Universitätsangestellte, dessen Arbeitgeber gem. §§ 2 Abs. 3, 3 HG (nw) ausschließlich hoheitlich und ohne Gewinnerzielungsabsicht tätig wird, müsste darauf verzichten. 2. Funktionsnachfolge Das BAG verfolgt demgegenüber einen weiteren Ansatz641, dass § 613a bereits dann zur Anwendung gelangt, wenn eine Funktionsnachfolge unter öffentlichrechtlichen Rechtsträgern642 vorliegt643. In der genannten Entscheidung ließ das BAG gerade offen, ob der übertragende Rechtsträger ausschließlich mit der Wahrnehmung solcher Aufgaben befasst sein muss, die auch Privaten übertragen werden könnten, oder ob § 613a auch im Falle (überwiegend) hoheitlicher Aufgabenwahrnehmung zum Tragen käme644. Im Tenor klingt allerdings an, dass eine Anwendung der Norm auch bei hoheitlicher Aufgabenwahrnehmung nicht ausgeschlossen sein sollte. Das geht aus der Bezugnahme auf die Art und Weise EuGH – Rs. C-298 / 94 (Henke / Schierke) – EuZW 1996, 731 ff. EuGH – Rs. C-298 / 94 (Henke / Schierke) – EuZW 1996, 731 ff.; Kohte, BB 1997, 1738 (1741). 640 Insofern kommt die juristische Person des öffentlichen Rechts hinsichtlich ihrer Betriebsgestaltung und Aufgabenausführung den wirtschaftlich tätigen juristischen Personen des Privatrechts nahe. 641 BAG Urt. v. 7. 9. 1995 (Az.: 8 AZR 928 / 93) = NZA 1996, 424 ff. 642 Die vorliegende Fragestellung ist streng zu trennen von derjenigen nach Anwendbarkeit von § 613a bei Funktionsnachfolge unter Privaten. Vgl. dazu Voss, NZA 1995, 205 ff. 643 BAG NZA 1996, 424 (426); a.A. BAG NJW 1998, 1883; 1999, 1351. Eine Trennung von Funktionsnachfolge und § 613a findet sich noch bei Hamer, PersR 1991, 291 (292). 644 BAG NZA 1996, 424 ff. hatte über das Arbeitsverhältnis einer Reinigungskraft beim Übergang einer Schule zwischen zwei öffentlichen Rechtsträgern zu entscheiden. Da diese Tätigkeit keinen spezifisch hoheitlichen Bezug aufwies, ließ das BAG offen, ob § 613a auch bei ausschließlich hoheitlicher Tätigkeit anzuwenden gewesen wäre. Die Vorinstanz, LAG Brandenburg (Urt. v. 21. 7. 1993 Az.: 2 [1] Sa 73 / 93), hatte demgegenüber die Anwendbarkeit von § 613a bei hoheitlicher Aufgabenwahrnehmung des übertragenden Rechtsträgers mangels legislativer Regelung verneint. 638 639

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der „rechtsgeschäftlichen“ Übertragung645 sowie der mangelnden Bedeutung, ob ein öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlich verfasster Rechtsträger den Betrieb(-steil) überträgt646, hervor. Demnach könnte auch der oben exemplarisch genannte Universitätsangestellte ein Widerspruchsrecht gegen den Betriebsübergang gem. § 613a Abs. 6 geltend machen.

3. Stellungnahme Eine Stellungnahme ist entbehrlich, solange der übertragende Rechtsträger Aufgaben wahrnimmt, die nicht ausschließlich hoheitlicher Natur sind und dabei vorrangig bzw. nicht nur unwesentlich wirtschaftliche Aspekte verfolgt. In diesem Fall gewähren sowohl EuGH als auch BAG den vom Betriebsübergang betroffenen Arbeitnehmern Rechte aufgrund des Betriebsübergangs. Steht ein Betriebsübergang unter Hoheitsträgern, die hoheitliche Aufgaben wahrnehmen, in Frage, so überzeugt der Ansatz des BAG. Das folgt zum einen aus der Schutzfunktion von § 613a. Die dem Privatrecht unterfallenden Rechtsverhältnisse zwischen Hoheitsträger und Arbeitnehmern sollen hinsichtlich ihrer sozialen Mindeststandards keine Einschränkung erfahren. Ein Wechsel des öffentlich-rechtlichen Betriebsinhabers unterscheidet sich – bei Vorliegen der sonstigen Voraussetzungen – nicht von dem eines zivilrechtlichen Betriebsinhabers. Folglich muss den Arbeitnehmern aus Gründen der rechtlichen Gleichbehandlung derselbe Schutz gewährt werden, wie den Arbeitnehmern, die vom Wechsel eines privaten Betriebsinhabers betroffen sind. Zum anderen können die Grenzen der vom EuGH aufgestellten Kriterien (Erfüllung hoheitlicher Aufgaben, marginale wirtschaftliche Bedeutung der Aufgabenwahrnehmung) für die Nicht-Gewährung von Rechten aus der Richtlinie (EWG) 77 / 187 nicht eindeutig bestimmt werden. Bereits die Feststellung, wo die Grenze unwesentlicher wirtschaftlicher Aspekte bei der Aufgabenerfüllung liegt, bereitet Schwierigkeiten. Dazu bedürfte es zunächst einer Definition von „wirtschaftlichen Aspekten“. Weiterhin müssten Vergleichswerte geschaffen werden, die eine Grenzziehung ermöglichten. Das erforderte wiederum die Einteilung der in Frage kommenden Rechtsträger in Gruppen, da beispielsweise eine Universität als Körperschaft des öffentlichen Rechts sicherlich andere wirtschaftliche Kennzahlen vorzuweisen hat als ein kommunales Entsorgungsunternehmen. Die Klassifizierung hinge letztlich vom Zufall ab, was der Schutzfunktion von § 613a und (EWG) 77 / 187 nicht gerecht würde. Vergleichbare Unsicherheiten träten bei der Bestimmung „hoheitlicher Aufgaben“ auf. So bleibt zu fragen, wo der Unterschied zur Wahrnehmung solcher Aufgaben durch einen beliehenen Privaten liegt. Im Falle eines Betriebsübergangs unter Privaten, die mit der Wahrnehmung hoheitlicher 645 646

BAG NZA 1996, 424 (426). BAG NZA 1996, 424 (426).

B. Gesetzliche Rechtsnachfolge gem. § 613a

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Aufgaben betraut wurden, gelangt § 613a unzweifelhaft zur Anwendung647. Die von einem beliehenen Privaten ausgeführten hoheitlichen Aufgaben entsprechen somit denen, die von einem öffentlich-rechtlichen Rechtsträger wahrgenommen werden648. Demnach erscheint eine Beschränkung der Anwendbarkeit von § 613a auf bestimmte Betriebsübergänge unter Hoheitsträgern nur schwer vertretbar. Die Norm kann also in allen Fällen von Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts angewendet werden.

IV. Ergebnis § 613a ist bei Betriebsübergängen unter Hoheitsträgern grundsätzlich anwendbar. Vorhandene öffentlich-rechtliche spezialgesetzliche Regelungen verdrängen die Norm nicht aufgrund von Spezialität, sofern kein speziellerer Bezug der öffentlich-rechtlichen Norm zum jeweiligen Sachverhalt besteht, wie dies bei § 4 FRGG (Bbg.) der Fall ist. Ebenso wenig existiert ein allgemeiner, gegenüber § 613a speziellerer öffentlich-rechtlicher Rechtssatz. Der Anwendung von § 613a stehen auch keine Besonderheiten des Betriebsüberganges unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts entgegen. Die Rechtsnatur des Betriebsinhabers wirkt sich nicht auf die Anwendbarkeit der Norm aus. Da sowohl zivilrechtliche als auch öffentlich-rechtliche juristische Personen Betriebsinhaber sein können, unterscheidet sich der Betriebsübergang zwischen Privatpersonen nicht dergestalt von dem unter öffentlichen Rechtsträgern, dass daraus die Nichtanwendbarkeit von § 613a hervorginge. Die Norm findet jedoch keine Anwendung, wenn eine gesetzlich angeordnete Umbildung unter öffentlichen Rechtsträgern stattfindet. Demgegenüber ist § 613a aufgrund einer weiten Auslegung des Tatbestandsmerkmals „durch Rechtsgeschäft“ selbst dann anwendbar, wenn zwar Gesamtrechtsnachfolge gesetzlich angeordnet wird, diese jedoch aus einem vorangegangenen privatautonomen Entschluss resultiert. Darin liegt auch unter Berücksichtigung des § 324 UmwG kein Verstoß gegen die Rechtsgedankenübertragung aus dem Umwandlungsgesetz, wonach Dritte in Fällen (partieller) Gesamtrechtsnachfolge im öffentlichen Recht keine Mitwirkungsrechte an der Rechtsnachfolge genießen und diese nicht blockieren können. Schließlich ist der sachliche Anwendungsbereich von § 613a nicht auf Betriebsübergänge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts beschränkt, die ausschließlich hoheitliche und wirtschaftlich unbedeutende Aufgaben erfüllen.

647 Das zeigt sich bereits im Wortlaut der Norm. Der Tatbestand von § 613a Abs. 1 S. 1 enthält kein Merkmal in Bezug auf die Rechtsnatur der im übergehenden Betrieb ausgeübten Tätigkeit. 648 Statt vieler Maurer, VerwR, § 23 Rn. 56 ff.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung Wie eingangs bereits angesprochen wurde, werden Arbeitnehmerinteressen im öffentlichen Dienst genauso vertreten wie im Rahmen eines privaten Arbeitsverhältnisses, allerdings in modifizierter Form durch das Personalvertretungsrecht. Es wahrt die arbeitnehmerischen Mitbestimmungsrechte auf betrieblicher Ebene. Während auf privatrechtlicher Ebene Betriebsräte gebildet werden, üben die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst ihre Mitbestimmungsrechte durch Personalräte aus. Der zivilrechtlichen Mitbestimmung liegt das Betriebsverfassungsgesetz zugrunde649. Dem entspricht im öffentlichen Dienst das Personalvertretungsgesetz, welches sowohl auf Bundes-650 als auch auf Landesebene651 kodifiziert wurde. Die Personalvertretung wirft bei Sukzessionen unter Hoheitsträgern verschiedene Rechtsfragen auf. Der Personalrat hat, wie noch näher darzulegen sein wird, Mitwirkungsrechte an betrieblichen Entscheidungen. Fehlt beispielsweise die Mitwirkung an der Kündigung eines Arbeitnehmers, so zieht dies gem. § 79 Abs. 4 BPersVG deren Unwirksamkeit nach sich652. Insofern ist zu prüfen, wie sich eine Rechtsnachfolge auf die Beteiligung des Personalrats auswirkt, insbesondere auch, ob der Personalvertretung bereits im Vorfeld der Rechtsnachfolge, beispielsweise also bei der geplanten Vereinigung zweier benachbarter Sparkassen, ein Beteiligungsrecht zusteht. Durch eine Rechtsnachfolge verschieben sich sowohl die Zusammensetzung als auch die Zuständigkeit des Personalrats. Eine größere Zahl von Arbeitnehmern führt zu einer Vergrößerung der Personalvertretung. Deren Aufgabenbereich wird ausgeweitet, da sie nun Arbeitnehmer vormals verschiedener Rechtsträger repräsentiert. Unklar ist, ob hinsichtlich der früheren Personalräte (auch) Gesamtrechtsnachfolge eintritt. Einerseits könnten die Personalräte zusammengeführt, andererseits aber auch eine neue Zusammensetzung notwendig werden. Demnach bedarf der Klärung, wie die Zusammensetzung und Zuständigkeitsverteilung nach Durchführung der Rechtsnachfolge aussieht. Weiterhin muss die Auswirkung der geänderten Personalvertretung auf schwebende Entscheidungen bedacht werden. Ein Arbeitnehmer kann, wie später noch 649 In der Fassung der Bekanntmachung vom 25. September 2001 (BGBl. I S. 2518). Die gesetzliche Trennung von Mitbestimmungsrechten der Arbeitnehmer in zivilrechtlichen Arbeitsverhältnissen einerseits und der öffentlichen Bediensteten andererseits erfolgte erst nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland. 650 Vom 15. März 1974 (BGBl. I S. 693). 651 Landespersonalvertretungsgesetz (nw) vom 3. Dezember 1974 (GVBl. NW S. 1514 / SGV NW 2035); vgl. im Übrigen die Auflistung bei Benecke, Beteiligungsrechte, S. 21 (Fn. 7). 652 Da sich das Bundespersonalvertretungsgesetz und die Landespersonalvertretungsgesetze im Wesentlichen entsprechen (Benecke, Beteiligungsrechte, § 2 Einl. [S. 25]), wird nachfolgend aus Gründen der Übersichtlichkeit nur Bezug auf das Bundespersonalvertretungsgesetz und gegebenenfalls auf das jeweilige Landespersonalvertretungsgesetz genommen.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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ausführlich darzulegen sein wird, gem. § 79 Abs. 2 S. 1 BPersVG im Falle einer Kündigung unter bestimmten Voraussetzungen von seinem Arbeitgeber Weiterbeschäftigung verlangen. Tritt während dieser Zeit Rechtsnachfolge ein und verändert sich die Zusammensetzung des an der betrieblichen Entscheidung zu beteiligenden Personalrates, so ist fraglich, ob das in Gang gesetzte Kündigungsverfahren wirksam bleibt, oder ob die Rechtsnachfolge auf den Personalrat Auswirkungen hat und gegebenenfalls sogar die Unwirksamkeit der Kündigung gem. § 79 Abs. 4 BPersVG nach sich zieht. Im Folgenden wird zum besseren Verständnis zunächst ein kurzer historischer Überblick über die Entwicklung des Rechts der Arbeitnehmervertretung gegeben, um Gemeinsamkeiten zwischen Betriebsverfassungs- und Personalvertretungsrecht zu prüfen. Diese können später bei Auslegungsfragen von Bedeutung sein. Im Anschluss daran erfolgt eine Betrachtung der Arbeitnehmervertretung im privaten Dienstverhältnis und im öffentlichen Dienst. Schließlich wird den oben aufgeworfenen Fragen in Bezug auf Zusammensetzung und Zuständigkeit des Personalrats nach durchgeführter Rechtsnachfolge sowie deren Auswirkungen auf Verfahren, an denen der Personalrat zu beteiligen ist, nachgegangen.

I. Historische Entwicklung der Arbeitnehmervertretung Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen begann Mitte des 19. Jahrhunderts653. Arbeitnehmervertretungen traten erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Erscheinung. Zunächst basierten sie auf freiwilliger Einrichtung654. Später wurden gesetzliche Anordnungen erlassen, Arbeiter- bzw. Angestelltenausschüsse durch gewählte Vertreter der Arbeitnehmer einzurichten655. Die Trennung des Vertretungsrechts für Arbeitnehmer im privatrechtlichen Bereich und im öffentlichen Dienst hatte ihren Ursprung in der Weimarer Republik656. Art. 165 Abs. 2 WRV sah die Bildung von Betriebsarbeiterräten vor; gem. Art. 130 Abs. 2 WRV sollten Beamte eine eigene Vertretung bilden657. Diese fortschrittliche Form der Arbeitnehmervertretung wurde während der Zeit des Nationalsozialismus vollständig aufgehoben. An die Stelle der Betriebsräte trat ein sog. 653 Eine ausführliche Darstellung zur historischen Entwicklung des Personalvertretungsrechts findet sich bei Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 3 (S. 13 ff.) sowie bei Schneider / Kuda, Mitbestimmung, S. 53 ff. 654 Teuteberg, Geschichte der industriellen Mitbestimmung in Deutschland, S. 307. 655 So z. B. im „Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst“ vom 5. Dezember 1916 (RGBl. I S. 1333). 656 Bis dahin machte man keinen Unterschied zwischen Mitbestimmungsrechten der Beamten und Arbeitnehmer im privaten und öffentlichen Dienst, vgl. Mayer, Arbeitsrecht öffentlicher Dienst, 4 1 (S. 297 f.). 657 Vgl. dazu auch Böhme, Personalvertretungsrecht zwischen Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip, Einführung II 3 (S. 12 ff.).

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

„Vertrauensrat“, welcher gegenüber dem Arbeitgeber als „Führer des Betriebs“ jedoch keinerlei Kompetenzen besaß. Nach dem zweiten Weltkrieg ließen die Alliierten Betriebsräte wieder zu658. Dabei wurde den Ländern die Regelung der betrieblichen Beteiligungsrechte überlassen; sie fand ihre Ausprägung in den Betriebsrätegesetzen. Zwar schlossen diese Gesetze noch die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst mit ein. Bei Streitfragen im Bereich der hoheitlichen Verwaltung hatte aber die Verwaltungsspitze für diese Gruppe der Arbeitnehmer zu entscheiden659. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden zwischen 1952 und 1955 das Betriebsverfassungsgesetz und das Bundespersonalvertretungsgesetz verabschiedet, die eine endgültige Abkehr von der einheitlichen Behandlung der Arbeitnehmer im öffentlichen und privaten Dienst bedeuteten660. Ab 1957 traten schließlich die entsprechenden Landespersonalvertretungsgesetze in Kraft.

II. Überblick über das zivilrechtliche Mitbestimmungsrecht Zivilrechtlich sind Arbeitnehmer befugt, an bestimmten Entscheidungen mitzuwirken. Neben der gewerkschaftlichen Mitbestimmung661 haben sie auf Unternehmens- und auf Betriebsebene Mitbestimmungsrechte662. Auf unternehmerischer Ebene, insbesondere bei Kapitalgesellschaften, üben die Arbeitnehmer ihr Mitbestimmungsrecht im Aufsichtsrat aus. Dessen Zusammensetzung und Verfahrensweise unterliegt gesonderten Vorschriften, vgl. beispielsweise §§ 95 ff. AktG, § 52 GmbHG. Die betriebliche Mitbestimmung erfolgt durch den Betriebsrat. Dieser kann gem. § 1 Abs. 1 S. 1 BetrVG in allen Betrieben errichtet werden, die eine Mindestanzahl ständiger wahlberechtigter Arbeitnehmer haben. Weitere Verfahrensregelungen und Aufgabenkreise sind ebenfalls im BetrVG geregelt663. Ziel der betrieblichen Mitbestimmung ist in erster Linie die Einhaltung von Mindeststandards bei Entscheidungen in sozialen Angelegenheiten664. Dazu hat der Betriebsrat gegenüber dem Arbeitgeber Unterrichtungsrechte, beispielsweise gem. §§ 81 ff., 658 Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 22 vom 10. April 1946 (Amtsblatt des Kontrollrats Nr. 6 S. 133). 659 Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, Einl. Rn. 11. 660 Zur unterschiedlichen Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen vgl. Müller, Arbeitsrecht, Rn. 197. 661 Benecke, Beteiligungsrechte, § 1 (S. 21); Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 455 ff., 792 ff. 662 Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 707 ff. 663 Vgl. §§ 74 ff. BetrVG. 664 Kasseler Handbuch / Klinkhammer, 7.1 Rn. 1 ff.; Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, § 210; Lieb, Arbeitsrecht, Rn. 755; Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, Einl. Rn. 20; Reich, BPersVG, § 1 Rn. 1.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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90 ff. BetrVG, und ist in sozialen Angelegenheiten an Entscheidungen in Form eines Mitbestimmungsrechtes zu beteiligen, z. B. gem. §§ 87 ff., 102 BetrVG. Die wahrscheinlich bedeutendste Vorschrift des Betriebsverfassungsgesetzes ist § 102 Abs. 1 BetrVG, der die Unwirksamkeit einer Kündigung, die ohne Anhörung des Betriebsrates ausgesprochen wurde, normiert665.

III. Personalvertretungsrecht Gem. § 130 BetrVG findet das Betriebsverfassungsgesetz keine Anwendung auf Verwaltungen und Betriebe des Bundes, der Länder, der Gemeinden und sonstiger Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts. Stattdessen gelten das Bundespersonalvertretungsgesetz und die Landespersonalvertretungsgesetze. Demnach entscheidet die Rechtsform des Rechtsträgers über das jeweils anzuwendende Recht666. 1. Überblick Personalvertretungen werden gem. §§ 1 S. 1, 95 Abs. 1 BPersVG gebildet667. Aufbau und Mitgliedschaft im Personalrat richten sich nach §§ 12 ff. BPersVG. Aufgrund der gemeinsamen historischen Wurzeln von Betriebsverfassungs- und Personalvertretungsrecht sind die Zielsetzungen der Gesetze vergleichbar668. Das Personalvertretungsrecht sichert die Interessenvertretung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst gegenüber der jeweiligen Dienststellenleitung 669. Daher wird vom Personalrat auch als dem Betriebsrat des öffentlichen Rechts gesprochen670. Unter den Beschäftigtenbegriff fallen gem. § 4 Abs. 1 BPersVG Beamte, Angestellte, Arbeiter und unter bestimmten Voraussetzungen auch Richter. Arbeitsort des Personalrats ist die Dienststelle, §§ 1, 12 Abs. 1 BPersVG, § 1 Abs. 1 LPVG Dazu ausf. Boemke, Arbeitsrecht, § 13 Rn. 112 ff. BVerwG PersR 1981, 506; Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 1 Rn. 9; Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 8 I (S. 135); Mayer, Arbeitsrecht, 4 2 (S. 304); Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 734; Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 448. Zur Abgrenzung juristischer Personen des öffentlichen Rechts von denen des Zivilrechts s. o. 2. Kapitel C I 1 c. 667 Landespersonalvertretungsrechtliche Regelungen bleiben hier zunächst außer Betracht, da nur ein Überblick über das Personalvertretungsrecht gegeben werden soll. Eine Synopse bundes- und landespersonalvertretungsrechtlicher Normen findet sich bei Mayer, Arbeitsrecht öffentlicher Dienst, 4 3 (S. 331 ff.) sowie zu den jeweiligen Regelungen bei Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG. 668 I.E. auch Benecke, Beteiligungsrechte, § 4 I 3 (S. 105). 669 Reich, BPersVG, § 1 Rn. 1; Ilbertz / Stiller, Öffentliches Dienstrecht, D (S. 43); Bieler / Braun, Öffentliches Dienstrecht II, Rn. 525. Der Begriff der Dienststelle ist geregelt in § 6 BPersVG. 670 Wendeling-Schröder, ArbuR 1987, 381 (384 ff.). 665 666

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

(nw). Hat ein Rechtsträger mehrere räumlich getrennte Nebenstellen bzw. Teildienststellen, dann kann dort gem. § 6 Abs. 3 BPersVG, § 1 Abs. 3 LPVG (nw) ein eigener Personalrat gewählt werden671. Falls eine Dienststelle nicht personalratsfähig ist, besteht die Möglichkeit, sie einer benachbarten Dienststelle zuzuordnen672. Der Dienstellenbegriff entspricht im Wesentlichen dem privatrechtlichen Betriebsbegriff673.

2. Aufgabenwahrnehmung Personalvertretungs- und Betriebsverfassungsrecht unterscheiden sich in den Beteiligungsrechten 674. Die Formen des Zusammenwirkens von Personalrat und Dienststellenleitung umfassen den Abschluss von Dienstvereinbarungen, Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechten sowie Anhörungen und der Wahrnehmung von Informations- und Teilnahmerechten. Diese werden abschließend im Gesetz aufgezählt, z. B. §§ 69 ff. BPersVG675. Das Zusammenwirken von Personalrat und Dienststelle – für diese handelt regelmäßig ihr Leiter, vgl. beispielsweise § 7 S. 1 BPersVG, § 8 Abs. 1 S. 1 LPVG (nw) – wird von bestimmten Grundsätzen, z. B. dem Gebot vertrauensvoller Zusammenarbeit, § 2 Abs. 1 BPersVG, und Obstruktionsverbot, § 66 Abs. 2 S. 1 BPersVG, geprägt676. Die Beteiligung des Personalrats hat zum Teil entscheidende Bedeutung. Beispielsweise ist – entsprechend dem oben genannten § 102 Abs. 1 BetrVG – die Kündigung eines Arbeitnehmers im öffentlichen Dienst gem. § 79 Abs. 4 BPersVG unwirksam, wenn der Personalrat nicht beteiligt wurde. Ebenso kann der Arbeitnehmer, gegen dessen Kündigung der Personalrat Einwendungen gem. § 79 Abs. 1 S. 3 BPersVG erhebt, einen Weiterbeschäftigungsanspruch gem. § 79 Abs. 2 S. 1 BPersVG geltend machen, wenn er Klage nach dem Kündigungsschutzgesetz erhoben hat.

671 Zu den einzelnen Voraussetzungen vgl. Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, D I 1 b 2 (S. 57 f.); Müller, Arbeitsrecht, Rn. 213. 672 Das erfolgt seitens der übergeordneten Dienststelle im Einvernehmen mit der Stufenvertretung. Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 6 Rn. 10 ff.; Reich, BPersVG, § 6 Rn. 5; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 221. 673 So zuletzt BAG PersR 1999, 42 (43); a.A. Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 18 I (S. 353) i.V.m. § 8 I (S. 135 ff.). 674 Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, vor § 66 Rn. 4. 675 Benecke, Beteiligungsrechte, § 3 I 1 (S. 51). 676 Für eine abschließende Aufzählung der Grundsätze des Zusammenwirkens vgl. Müller, Arbeitsrecht, Rn. 243 ff.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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IV. Beteiligung der Personalvertretung im Rahmen einer Rechtsnachfolge Fragt man, wie sich die Rechtsnachfolge unter Verwaltungsträgern auf die Personalvertretung auswirkt, so ist zunächst zu klären, ob die Personalvertretung Beteiligungsrechte bei einer Rechtsnachfolge hat. Diese könnten sowohl im Vorfeld als auch nach Durchführung der Sukzession liegen. Beteiligungsrechte richten sich nach der jeweils geplanten Maßnahme, also den Handlungen und Entscheidungen des Dienststellenleiters, durch die in eigener Zuständigkeit eine Angelegenheit der Dienststelle geregelt werden soll677. Daraus resultieren entweder Mitwirkungs- oder Mitbestimmungsrechte. In beiden Fällen ist die Personalvertretung über die geplante Maßnahme zu informieren, §§ 69 Abs. 2 S. 1, 72 Abs. 1 BPersVG, §§ 66 Abs. 2 S. 1, 69 Abs. 1 S. 1 LPVG (nw). Mitwirkung i.S.v. § 72 BPersVG bzw. § 69 LPVG (nw) bedeutet, dass der Dienststellenleiter sich mit den Argumenten der Personalvertretung zwar auseinandersetzen muss, die Maßnahme jedoch auch entgegen der Ansicht des Personalrats durchführen kann678. Mitbestimmung i.S.v. § 69 BPersVG bzw. § 66 LPVG (nw) beinhaltet demgegenüber ein Mitentscheidungsrecht der Personalvertretung. Die geplante Maßnahme kann daher nur mit Zustimmung des Personalrats getroffen werden, § 69 Abs. 1 BPersVG, § 66 LPVG (nw). Dementsprechend unterscheiden sich auch die Vorgehensweisen bei der Einbeziehung der Personalvertretung: Im Rahmen der Mitwirkung ist die beabsichtigte Maßnahme zwischen Personalvertretung und Dienststellenleiter zu erörtern, § 72 Abs. 1 BPersVG, § 69 Abs. 1 S. 1 LPVG (nw); demgegenüber verbindet der Dienststellenleiter die der Mitbestimmung vorangehende Information des Personalrats mit dem Antrag auf Zustimmung, § 69 Abs. 2 S. 1 BPersVG, § 66 Abs. 2 S. 1 LPVG (nw). Während die Mitbestimmung Ausdruck gleichberechtigter Aufgaben- und Pflichterfüllung von Personalvertretung und Dienststellenleiter ist679, soll die Mitwirkung des Personalrats die Entscheidung des Dienstherrn allenfalls beeinflussen680.

677 BVerwGE 50, 186 = ZBR 1976, 228 = PersV 1977, 183; BVerwG PersV 1985, 248; OVG Münster ZBR 1987, 58 = PersV 1989, 28; OVG Münster ZfPR 1995, 14; Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 69 Rn. 4. 678 Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § Rn. 1; Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 72 Rn. 1; Reich, BPersVG, § 72 Rn. 1; Orth / Welkoborsky, LPVG (nw), § 69 Rn. 2; Welkoborsky, LPVG (nw), § 69 Rn. 1; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 261. 679 BVerwG PersR, 1986, 116; Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, vor § 66 Rn. 5. 680 BVerwGE 31, 291 = ZBR 1962, 156 = PersV 1962, 160.

11 Burg

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

1. Kein Mitwirkungsrecht im Vorfeld der Rechtsnachfolge Die Beteiligungsrechte der Personalvertretung sind katalogartig abschließend im Gesetz aufgezählt, wie §§ 75 ff. BPersVG sowie §§ 72 ff. LPVG (nw) zeigen. Da im Rahmen dieser katalogartigen Aufzählung keine Beteiligung des Personalrats im Vorfeld einer Rechtsnachfolge vorgesehen ist, scheiden Beteiligungsrechte an der Rechtsnachfolge als solcher folglich aus. Das ergibt sich auch daraus, dass die Personalvertretung Interessen der Arbeitnehmer wahrnimmt681. Diese können allenfalls mittelbar von einer Sukzession betroffen werden (etwa aufgrund des Umzugs in ein neues Dienstgebäude), so dass aus diesem Grund keine unmittelbaren Beteiligungsrechte der Personalvertretung an der Durchführung einer Rechtsnachfolge bestehen.

2. Mitwirkungsrecht nach Durchführung der Rechtsnachfolge a) Dienststellenbezug Hinsichtlich der Beteiligung des Personalrats im Zusammenhang mit der Durchführung einer Rechtsnachfolge kommt § 78 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG682 in Betracht. Hier wirkt die Personalvertretung an den für die Arbeitnehmer relevanten Aspekten der Rechtsnachfolge mit, so dass es sich letztlich um Beteiligungsrechte nach Durchführung der Sukzession handelt. Gem. § 78 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG hat der Personalrat ein Mitwirkungsrecht bei der Auflösung, Einschränkung, Verlegung oder Zusammenlegung von Dienststellen sowie wesentlicher Teile derselben. Das Gleiche gilt für das Landespersonalvertretungsrecht, § 73 Nr. 7 LPVG (nw), dem alle Fälle einer Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern, beschränkt auf die organisatorischen Entscheidungen, unterliegen683. Demzufolge sind die Personalräte zweier zu vereinigender Sparkassen zu beteiligen, wenn beispielsweise ein neues Dienstgebäude bezogen werden soll.

b) Personalbezug Personelle Konsequenzen einer Rechtsnachfolge lösen demgegenüber andere, weitergehende Beteiligungsrechte des Personalrats aus684. Sobald Arbeitnehmerinteressen berührt werden, beispielsweise durch eine Umsetzung bzw. Aufgabenneuverteilung, hat die Personalvertretung ein Mitbestimmungsrecht gem. § 75 s. o. 3. Kapitel C III 1. Dem entspricht betriebsverfassungsrechtlich § 111 BetrVG. 683 Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 78 Rn. 9; Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 78 Rn. 13. 684 Siehe Fn. 683. 681 682

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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BPersVG bzw. § 72 LPVG (nw). Für das oben genannte Beispiel der Zusammenführung zweier Rechtsträger zieht dies somit eine Beteiligung des Personalrats gem. § 75 Abs. 1 Nr. 3 BPersVG bzw. § 72 Abs. 1 S. 1 Nr. 5 LPVG (nw) nach sich, wenn beispielsweise ein weiteres Dienstgebäude bezogen und ein Arbeitnehmer fortan dort tätig werden soll. Ebenso könnte der Personalrat zu beteiligen sein, wenn aufgrund der Rechtsnachfolge der Dienstherr wechselt. Beim Wechsel des Dienstherrn handelt es sich jedoch nicht um eine personelle Angelegenheit, die die Arbeitnehmer betrifft, § 68 Abs. 1 BPersVG, § 64 LPVG, so dass auch kein Fall von § 75 BPersVG bzw. § 72 LPVG (nw) vorliegt. Folglich entsteht auch kein entsprechendes Mitwirkungsrecht des Personalrats685.

3. Folgen unzureichender Beteiligung der Personalvertretung Wird der Personalrat an einer bevorstehenden Maßnahme nicht beteiligt, so hat dies personalvertretungsgesetzlich zunächst scheinbar unterschiedliche Auswirkungen. Wie oben bereits angesprochen wurde, soll die Mitwirkung die Entscheidung des Dienstherrn beeinflussen686, während die Mitbestimmung Ausdruck gleichberechtigter Aufgaben- und Pflichterfüllung ist687. Daher löst offenbar nur eine unzureichende Mitbestimmung die Unwirksamkeit der Maßnahme aus. Das Gleiche gilt jedoch auch für den Fall unzureichender Mitwirkung. Darin liegt ein Verstoß gegen § 134688. Da das personalvertretungsgesetzliche Mitwirkungsrecht schutzgesetzlichen Charakter entfaltet689, ist die beteiligungspflichtige Maßnahme bei unzureichender Einbeziehung der Personalvertretung ebenfalls unwirksam. Zu diesem Ergebnis gelangt man auch über einen Umkehrschluss aus § 72 Abs. 2 S. 1 BPersVG sowie § 69 Abs. 2 S. 1 LPVG (nw). Die Normen enthalten eine Genehmigungsfiktion für das Mitwirkungsverfahren. Äußert sich der Personalrat innerhalb einer bestimmten Frist nicht, dann wird dessen konkludente Billigung der geplanten und ihm deshalb zur Erörterung vorgelegten Maßnahme angenommen. Diese Genehmigungsfiktion gilt jedoch nur, wenn der Personalrat ordnungsgemäß beteiligt wurde, mithin also Möglichkeit zur Äußerung 685 Reich, BPersVG, § 78 Rn. 3 mit Hinweis auf OVG Magdeburg, PersV 2000, 509. Falls die Dienststelle außer dem Dienstherrenwechsel keinen weiteren Veränderungen unterliegt, kommt aufgrund dieser Kontinuität ein Betriebsübergang i.S.v. § 613a in Betracht. Der Betriebsinhaberstatus des Dienststellenleiters, der Koordinationsbefugnis hinsichtlich der internen Abläufe voraussetzt (Staudinger / Richardi / Annuß, § 613a Rn. 53 sowie im Übrigen die Hinweise in Fn. 603), ergibt sich dabei aus § 7 S. 1 BPersVG bzw. § 8 Abs. 1 S. 1 LPVG (nw). 686 BVerwGE 31, 291 = ZBR 1962, 156 = PersV 1962, 160. 687 BVerwG PersR, 1986, 116; Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, vor § 66 Rn. 5. 688 Siehe nur Hamer, PersR 1991, 291 (294). 689 Hamer, PersR 1991, 291 (294).

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

bestand. Eine solche Möglichkeit entfällt bei unzureichender Information. Die gleiche Rechtsfolge (Wirksamkeit der Maßnahme) kann daher nicht bei unterschiedlichen Tatbeständen (ausreichende Information und dadurch Möglichkeit zur Äußerung / unzureichende Information und dadurch keine Möglichkeit zur Äußerung) eintreten. Demnach zieht mangelnde Beteiligung der Personalvertretung auch im Mitwirkungsverfahren die Unwirksamkeit der durchgeführten Maßnahme nach sich690. Folglich löst eine unzureichende Beteiligung des Personalrats an einer geplanten Maßnahme, an der er zu beteiligen ist, deren Unwirksamkeit aus. Hinsichtlich des oben genannten Beispiels der Vereinigung zweier Sparkassen folgt daraus, dass die seitens der Sparkasse geplanten Maßnahmen (Bezug eines neuen Dienstgebäudes, Versetzung eines Arbeitnehmers in ein anderes Dienstgebäude) unwirksam wären, wenn der Personalrat im Vorfeld dieser Maßnahmen nicht ordnungsgemäß beteiligt wurde.

4. Keine Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsgestaltung Falls die Personalvertretung die geplante Maßnahme weder ausdrücklich noch konkludent billigt, kann sie Einwendungen erheben, § 72 Abs. 2 S. 2 BPersVG, § 69 Abs. 2 LPVG (nw). In diesem Fall sind dem Dienststellenleiter die Gründe mitzuteilen, § 72 Abs. 2 S. 2 BPersVG, § 69 Abs. 2 S. 2 LPVG (nw). Da die Arbeitnehmer mittelbar über den Personalrat ihre Interessen ausüben, könnte dadurch wiederum die Beeinflussung hoheitlicher Tätigkeit durch Private zu befürchten sein. Der Personalrat hätte gegebenenfalls die Möglichkeit, Veränderungen in Struktur und Aufgabenbereich des Hoheitsträgers zu blockieren. Aufgrund des ausführlich geregelten Verfahrens im Konfliktfall, § 72 Abs. 4 – 6 BPersVG, § 69 Abs. 3 – 6 LPVG (nw) besteht allerdings keine Gefahr einer (ungerechtfertigten) Beeinflussung. Vergleichbares gilt für die Fälle, in denen der Personalrat nicht nur mitzuwirken, sondern mitzubestimmen hat, §§ 75 ff. BPersVG, §§ 72 f. LPVG (nw). Der Konflikt zwischen Dienststelle und Personalrat ist dann entsprechend den Regelungen der §§ 69 ff. BPersVG bzw. §§ 66 ff. LPVG (nw) zu lösen691. Folglich besteht keine Gefahr einer Einflussnahme auf hoheitliche Rechtsnachfolge.

690 I.E. auch, jedoch ohne ausdrückliche Benennung von § 134 BGB, Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 72 Rn. 2a i.V.m. § 69 Rn. 9 ff.; Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 72 Rn. 2. Das Gleiche gilt für eine Verletzung des Mitwirkungsrechts auf Landesebene, vgl. z. B. Orth / Welkoborsky, LPVG NW, § 72 Rn. 9. 691 Zu bundes- und landesrechtlichen Unterschieden in der Konfliktlösung vgl. Mayer, Arbeitsrecht, 4 3 (S. 324 ff.).

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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5. Zwischenergebnis Die Personalvertretung hat Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte, die sich nach der jeweils geplanten Maßnahme richten. Die Beteiligungsrechte sind im Gesetz katalogartig abschließend geregelt. Sie enthalten kein Beteiligungsrecht der Personalvertretung im Vorfeld einer Rechtsnachfolge. Nach Durchführung einer Sukzession kommen Mitwirkungsrechte gem. § 78 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG, § 73 Nr. 7 LPVG (nw), sowie Mitbestimmungsrechte gem. § 75 BPersVG bzw. § 72 LPVG (nw) in Betracht. Die unzureichende Beteiligung der Personalvertretung an einer geplanten Maßnahme löst deren Unwirksamkeit aus. Das gilt sowohl für die Fälle, in denen ein Mitwirkungsrecht besteht, als auch für diejenigen Konstellationen, aus denen die Personalvertretung ein Mitbestimmungsrecht ableiten kann. Aufgrund ausführlicher Regelungen für Konfliktfälle im Rahmen einer Beteiligung der Personalvertretung besteht keine Gefahr einer unzulässigen Beeinflussung hoheitlicher Rechtsnachfolge.

V. Besetzung und Zuständigkeitsverteilung des Personalrats nach Rechtsnachfolge Weiterhin stellt sich die Frage, wie Personalvertretungen nach durchgeführter Rechtsnachfolge zu besetzen und ihre Zuständigkeiten zu verteilen sind. Im Gegensatz zum Zivilrecht692 existieren keine entsprechenden Regelungen für den öffentlichen Dienst. Eine Lösung kann sich aufgrund der gemeinsamen historischen Wurzeln von Betriebsverfassungs- und Personalvertretungsrecht693 aber unter Umständen aus einem Vergleich mit dem Zivilrecht ergeben. Dabei sind wiederum verschiedene Rechtsnachfolgekonstellationen zu unterscheiden. Einerseits können zwei Rechtsträger, wie z. B. nordrhein-westfälische Sparkassen, vereinigt werden. Falls beide Rechtsträger zuvor schon einen Personalrat hatten694, ist die Besetzung des Personalrats nach der Vereinigung zu prüfen. Hatten die Rechtsträger mangels Größe keinen Personalrat, so können sie durch die Zusammenführung personalratsfähig werden. Im umgekehrten Fall, in dem nur Teile von Rechtsträgern zu einem neuen Rechtsträger zusammengeführt werden, tritt die Frage auf, ob der (bestehende) Personalrat weiter besteht, oder welche Zusammensetzung die Personalvertretung beim neuen Rechtsträger erhält. Andererseits kann aber auch, wie das Beispiel der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen gezeigt hat, ein Teil eines Rechtsträgers verselbständigt werden. Siehe nur §§ 21a ff. BetrVG. s. o. 3. Kapitel C I. 694 Die Bildung eines Personalrates erfolgt auf freiwilliger Basis. Wird von dem Recht, einen Personalrat zu wählen, kein Gebrauch gemacht, so hat das keine Konsequenzen. Die Wahl kann jederzeit initiiert werden. Vgl. Müller, Arbeitsrecht, Rn. 226 ff. Vergleichbares gilt für das Betriebsverfassungsrecht, Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 761. 692 693

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

In diesem Fall ist unklar, wie der Personalrat des alten und neuen Rechtsträgers, also der Universität und der Klinika, nach der Verselbständigung besetzt wird. Zugleich bedarf einer näheren Betrachtung, wie die Interessenvertretung der Angestellten – zumindest übergangsweise – erfolgt, falls nach der Verselbständigung keine Personalratsfähigkeit mehr besteht, da der neue Rechtsträger unter die zur Bildung eines Personalrats notwendige Größe gesunken ist.

1. Vereinigung zweier Rechtsträger Machen benachbarte Sparkassen von der Vereinigungsmöglichkeit des § 32 SpkG (nw) Gebrauch695 oder beschließen die Verwaltungsräte zweier Ortskrankenkassen696, diese gem. §§ 144 ff. SGB V zusammenzuführen, dann entsteht ein gemeinsamer Rechtsträger. Sowohl die nordrhein-westfälischen Sparkassen, § 2 SpkG (nw), als auch die Ortskrankenkassen, § 4 Abs. 1 SGB V, sind juristische Personen des öffentlichen Rechts. Gem. §§ 1, 12 ff. BPersVG, §§ 1 Abs. 1, 10 ff. LPVG (nw) besteht daher die Möglichkeit, einen Personalrat zu wählen, wenn mindestens fünf Wahlberechtigte, von denen drei wählbar sind, ständig in der Dienststelle beschäftigt werden, § 12 Abs. 1 BPersVG, § 13 Abs. 1 LPVG (nw); Dienststellen, die diese Größe nicht erreichen, werden von der übergeordneten Dienststelle zwecks Sicherung der Interessenvertretung einer benachbarten Dienststelle zugeordnet, § 12 Abs. 2 BPersVG, § 13 Abs. 2 LPVG (nw). Die Personalratswahl wird unter Beachtung der Repräsentation einzelner Gruppen (Beamte, Arbeiter, Angestellte), § 5 S. 1 BPersVG, § 5 Abs. 1 S. 1 LPVG (nw)697, nach den Grundsätzen der Verhältniswahl durchgeführt698. Ziel dieser Repräsentation, die dem Betriebsverfassungsrecht ähnelt699, ist der Schutz der jeweiligen Minderheit700. 695 Zwischen dem 31. 12. 1990 und Januar 2002 sank die Zahl der Sparkassen in Gesamtdeutschland infolge von Zusammenschlüssen von 770 Instituten auf 535 Institute. In Nordrhein-Westfalen (Verbandsgebiete „Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, Düsseldorf“ und „Westfälisch-Lippischer Sparkassen- und Giroverband, Münster“) waren zwischen Anfang 1990 und Januar 2002 insgesamt 14 Institutszusammenschlüsse zu verzeichnen (Quelle: Statistik des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Berlin). 696 Die Zahl der allgemeinen Ortskrankenkassen in den alten Bundesländern sank zwischen 1990 und 2002 um 255 von 267 auf 12 Krankenkassen. Die Betriebs- und Innungskrankenkassen reduzierten sich von 633 (BKK) bzw. 122 (IKK) im Jahre 1990 auf 275 (BKK) bzw. 19 (IKK). In den neuen Bundesländern reduzierte sich die Zahl der AOKen zwischen 1991 und 2002 von 12 auf 5 Krankenkassen. Die Betriebs- und Innungskrankenkassen verringerten sich um 25 bzw. 17 von 37 auf 12 Betriebskrankenkassen und 23 auf 6 Innungskrankenkassen (Quelle: Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V.; eigene Darstellung nach: BMG). Zu geplanten Krankenkassenfusionen siehe FAZ vom 05. 11. 2002, S. 14. 697 Vgl. dazu auch Mehlinger, Grundlagen des Personalvertretungsrechts, § 3 I 3 (S. 18 f.). Zur Sitzverteilung der Gruppen im Personalrat Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, E II 3 (S. 94 ff.). 698 Müller, Arbeitsrecht, Rn. 228; Mehlinger, Grundlagen des Personalvertretungsrechts, § 3 I 1 b (S. 13 f.).

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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a) Rechtsnachfolge bei Rechtsträgern mit bestehendem Personalrat Werden zwei Rechtsträger, die vor ihrer Zusammenführung bereits einen Personalrat hatten, vereinigt, könnte zunächst an die Kontinuität des jeweiligen Personalrats zu denken sein. Die Personalräte der zu vereinigenden Dienststellen würden dann zu einer Personalvertretung verbunden. Allerdings kann durch die Vereinigung eine Dienststelle der Größe entstehen, dass eine neue Personalratszusammensetzung erforderlich würde. Das sei anhand von Beispielen verdeutlicht: Zwei Dienststellen, die dem BPersVG unterliegen, mit je 18 Beschäftigten werden vereinigt. Dann entsteht eine neue Dienststelle, deren Personalrat gem. § 16 Abs. 1 BPersVG aufgrund der Beschäftigtenzahl von 36 Angestellten in der Regel drei Mitglieder hat. Die Zusammenlegung der beiden zuvor existierenden Personalräte ließe jedoch nur zwei Personalratsmitglieder zu, da der Personalrat in Dienststellen mit bis zu 20 wählbaren Beschäftigten gem. § 16 Abs. 1 BPersVG in der Regel nur aus einem Mitglied besteht. Umgekehrt könnte die Kontinuität beider Personalräte auch zu einem zu großen Personalrat führen. Wird eine Dienststelle mit 21 wählbaren Beschäftigten mit einer anderen vereinigt, die 17 Beschäftigte hat, dann besteht der Personalrat der vereinigten Dienststelle gem. § 16 Abs. 1 BPersVG aus drei Mitgliedern. Die Kontinuität der beiden bestehenden Personalräte führte jedoch zu einer Besetzung mit vier Mitgliedern. Nichts anderes ergäbe sich aus § 13 Abs. 3 LPVG (nw) für das Landespersonalvertretungsrecht in Nordrhein-Westfalen. Daher kann von schlichter Kontinuität der Personalräte zweier zu vereinigender Rechtsträger nicht ausgegangen werden. Das Ergebnis ließe sich auch aus einem Vergleich mit dem Betriebsübergang ableiten. Geht ein Betrieb oder Betriebsteil über, dann behält dieser seine Identität. Die Betriebsabläufe, zu denen auch die Arbeit des Betriebsrats bzw. der Personalvertretung gehört, werden unverändert fortgeführt701. Da in einem solchen Fall aber gerade keine Vereinigung mit einem anderen Betrieb oder Betriebsteil stattfindet, ist auch nicht von Kontinuität der Personalräte bei Zusammenführung zweier Dienststellen auszugehen. Das beantwortet jedoch nicht die Frage, wie das Problem der Personalvertretung gelöst werden kann. Bundes- und Landespersonalvertretungsgesetz (nw) enthalten zwar in § 27 Abs. 2, 3 BPersVG, § 24 Abs. 1, 2 LPVG (nw) Regelungen für bestimmte Fallkonstellationen in denen der Personalrat nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspricht, jedoch bezieht sich keine dieser Vorschriften auf die Zusammenlegung zweier Dienststellen702. Das Personalvertretungsrecht sieht also keine direkte Lösung vor; gesichert scheint lediglich die Erkenntnis, dass der Personalrat 699 Kippels, Die Betriebs- und Personalvertretung, S. 70; a.A. Benecke, Beteiligungsrechte, § 2 II 2 b (S. 34). 700 Kippels, Die Betriebs- und Personalvertretung, S. 70; a.A. Altvater, Die Mitbestimmung 1983, 122 (124 f.), der die Gruppenrepräsentation für „überholt“ hält. 701 Für die Kontinuität des Betriebsrates vgl. Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 489. 702 s. o. 3. Kapitel C V 1 a.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

seine Tätigkeit einstellt, sobald die Dienststelle aufgelöst wird703. Gleichermaßen ist in diesem Zusammenhang ungeklärt, ob zumindest für eine bestimmte Zeit nach Auflösung der Dienststelle ein Übergangspersonalrat bestehen könnte704. Eine Lösung der Übergangs- und Neubesetzungsfrage lässt sich also nur durch Auslegung des Gesetzes finden. Dabei kann aufgrund der Gemeinsamkeiten mit dem Betriebsverfassungsrecht705 eine systematische Gesamtbetrachtung mit den entsprechenden Vorschriften des Betriebsverfassungsgesetzes stattfinden. Zunächst erfolgt die Prüfung der aufgeworfenen Frage(-n) jedoch anhand des BPersVG. Aufgrund der bislang festgestellten Gemeinsamkeiten zwischen Bundes- und Landespersonalvertretungsrecht dürften sich auch hier keine Unterschiede zeigen, eine Annahme, die ebenfalls der Klärung bedarf.

aa) Neuwahl der Personalvertretung in der neuen Dienststelle Die Vereinigung zweier Rechtsträger führt zur Bildung eines neuen Rechtsträgers, der weder hinsichtlich der personellen Besetzung noch der ihm zugeordneten Gegenstände mit einem bereits bestehenden Rechtsträger Identität aufweist. Werden beispielsweise die Industrie- und Handelskammern zweier Bundesländer vereinigt, dann entsteht ein neuer Rechtsträger, der zwar wiederum eine juristische Person des öffentlichen Rechts, jedoch mit keiner der zuvor bestehenden Industrieund Handelskammern (vollständig) identisch ist. Dieser neu entstandene Rechtsträger hat – mangels gesetzlicher Regelung einer Rechtsnachfolge der Personalvertretung – zunächst keinen Personalrat. Besteht in der Dienststelle kein Personalrat, dann können die Wahlberechtigten gem. § 27 Abs. 2 Nr. 5 BPersVG allerdings jetzt einen solchen wählen. Das ist sogar außerhalb der regelmäßigen „Wahlsaison“ zwischen dem 1. März und 31. Mai, § 27 Abs. 1 BPersVG, möglich. Für die oben aufgeworfene Frage hinsichtlich der Personalratsbesetzung in der neu entstandenen Dienststelle heißt das, dass alsbald Neuwahlen der Personalvertretung durchzuführen sind, sofern die Beschäftigten von ihrem fakultativen Wahlrecht Gebrauch machen706. Die Vereinigung zweier Rechtsträger, durch die ein neuer Rechtsträger entsteht, führt also dazu, dass ein neuer Personalrat gewählt werden muss.

703 BVerwG v. 20. 02. 1976, Dokumentarische Berichte 1976, 213; Bay VGH, ZBR 1977, 414; OVG Berlin v. 27. 07. 1998 (Az.: OVG 60 PV 9.98); Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 26 Rn. 11. 704 Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 78 Rn. 1. 705 s. o. 3. Kapitel C I. 706 s. o. 3. Kapitel C III 1.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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bb) Übergangsmandat der zuvor bestehenden Personalräte gem. § 27 Abs. 3 BPersVG analog Unklar bleibt, wie sich die Personalvertretung in der Übergangszeit bis zur Neuwahl des Personalrats gestaltet. Das Gesetz hält auch für diesen Fall keine ausdrückliche Lösung bereit, die deshalb durch Auslegung zu ermitteln ist. Dazu kommt insbesondere die Regelung über die Geschäftsfortführung durch den Personalrat gem. § 27 Abs. 3 BPersVG in Betracht. Nach § 27 Abs. 3 BPersVG „führt der Personalrat [in bestimmten Fällen]707 die Geschäfte weiter, bis der neue Personalrat gewählt ist“. Entsprechend dem Wortlaut von § 27 Abs. 3 i.V.m. § 27 Abs. 2 Nr. 1 – 3 BPersVG ist die Geschäftsfortführung auf bestimmte Fälle beschränkt, in denen ein neuer Personalrat gewählt werden muss. Dazu zählen erhebliche Personalveränderungen in der Dienststelle, § 27 Abs. 2 Nr. 1 BPersVG, mangelnde Personalratsbesetzung trotz Eintritts sämtlicher Ersatzmitglieder, § 27 Abs. 2 Nr. 2 BPersVG, sowie mehrheitlicher Rücktrittsbeschluss der Personalratsmitglieder, § 27 Abs. 2 Nr. 3 BPersVG. Eine Geschäftsfortführung aufgrund von Rechtsnachfolge erfasst der Wortlaut der Norm demgegenüber nicht. Da der Wortlaut die mögliche Auslegung der Norm begrenzt708, kommt die direkte Anwendung von § 27 Abs. 3 BPersVG hinsichtlich eines Übergangsmandats bei Rechtsnachfolge somit nicht in Betracht. Allerdings könnte die Norm analog anzuwenden sein, wenn eine Lücke im Gesetz besteht709. (1) Gesetzliche Regelungslücke Eine Gesetzeslücke liegt vor, wenn von zwei wertungsmäßig gleichen Fallgruppen nur eine gesetzlich geregelt worden ist710. Vorliegend regelt das Bundespersonalvertretungsgesetz einerseits die Sicherung der Personalvertretung für den Fall, dass der Personalrat nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Andererseits bleibt der Fall ungeregelt, dass der Personalrat aufgrund der Zusammenlegung zweier Dienststellen nicht (mehr) den gesetzlichen Vorgaben entspricht711. Folglich liegt eine Gesetzeslücke vor.

Anm. durch Verfasser. Bydlinski, Juristische Methodenlehre, S. 423; Meier-Hayoz, Der Richter als Gesetzgeber, S. 42; Fikentscher, Methoden des Rechts, Bd. IV S. 294 f.; Zippelius, Einführung in die Methodenlehre, S. 43. 709 Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 381); Looschelders / Roth, Juristische Methodik, E III 3 a (S. 304 ff.). Im Übrigen s. o. Fn. 249. 710 Canaris, Die Feststellung von Lücken im Gesetz, §§ 14 ff.; Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 e (S. 401). 711 s. o. 3. Kapitel C V 1 a. 707 708

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

(2) Vergleichbarkeit der Interessenlagen Ein Analogieschluss setzt des Weiteren voraus, dass der gesetzlich geregelte und ungeregelte Sachverhalt einander ähnlich sind712. Das ist durch Wertung festzustellen713. Die grundlegende Wertung des Personalvertretungsrechts geht dahin, die Interessen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu berücksichtigen714. Die Interessenvertretung soll zu keinem Zeitpunkt vernachlässigt werden. Dies zeigt insbesondere die Geschäftsfortführung im Falle vorzeitiger Amtsbeendigung des amtierenden Personalrats gem. § 27 Abs. 3 BPersVG715. Folglich müssen die Rechte der Arbeitnehmer auch bei Vereinigung zweier Rechtsträger gewahrt werden. Ein Vergleich mit dem Betriebsverfassungsrecht führt zum gleichen Ergebnis. Gem. §§ 21a ff. BetrVG wird die Tätigkeit des Betriebsrats bei Spaltungen und Betriebsstilllegungen solange fortgeführt, bis entweder ein neuer Betriebsrat gewählt, oder die im Zusammenhang mit der Umstrukturierung anfallenden Aufgaben, wie beispielsweise die Aufstellung eines Sozialplans716, abgewickelt wurden717. Vergleichbares ergibt sich auch aus der Richtlinie 2001 / 23 / EG des Rates vom 12. 03. 2001718, die § 21a BetrVG zugrunde liegt. Darin wurden Regelungen für den Übergang von Unternehmen und Betrieben bzw. Teile derselben getroffen. In Art. 6 1. Abs. 4 der genannten Richtlinie wird angeordnet, dass die Mitgliedstaaten Maßnahmen treffen müssen, die die Interessenwahrung der Arbeitnehmer im Falle des Selbständigkeitsverlustes durch einen Übergang sicherstellen. Eine betriebliche Umstrukturierung bringt also für die Arbeitnehmervertretung keine Nachteile mit sich. Aufgrund vergleichbarer Zielsetzungen von Betriebsverfassungs- und Personalvertretungsrecht719 kann dieser Grundsatz auf die Personalvertretung der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst übertragen werden. Auch die von der Umstrukturierung betroffenen Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst dürfen hinsichtlich ihrer Interessenwahrnehmung keinen Nachteil erleiden. Somit ähneln sich der gesetzlich geregelte und ungeregelte Sachverhalt. Ein Analogieschluss ist möglich. Demnach kann in entsprechender Anwendung von § 27 Abs. 3 BPersVG davon ausgegangen werden, dass im Falle einer Vereinigung zweier Rechtsträger die beiden vor Durchführung der Rechtsnachfolge bestehenden Personalräte ihr Mandat s. o. Fn. 249. Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 381); Bydlinski, Juristische Methodik, 3. Buch 3. Teil III (S. 475 ff.). 714 Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 10 (S. 175 f.). 715 Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, F I 2 (S. 116). 716 Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 488 m. w. N.; Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 882, 886 ff. 717 Insgesamt dazu Anschütz, Probleme der Betriebsratsbeteiligung, 2. Teil 3. Kap. III 2 (S. 27 ff.). 718 Abl. EG L 82 / 16 ff. vom 22. 3. 2001. 719 s. o. 3. Kapitel C I. 712 713

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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fortführen, und zwar solange, bis ein neuer Personalrat für die Dienststelle(-n) des neuen Rechtsträgers gewählt wurde720. Das Übergangsmandat endet jedoch spätestens mit Ablauf der regulären Amtszeit des Personalrats, der das Übergangsmandat wahrnimmt721. cc) Kein Unterschied zu LPVG (nw) Das Gleiche ergibt sich aus den Vorschriften des LPVG (nw). Gem. § 24 Abs. 2 LPVG (nw) führt der Personalrat die Geschäfte ebenfalls solange fort, bis der neue Personalrat zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten ist722. Die landesgesetzlichen Regelungen über die Geschäftsfortführung beziehen sich wie die bundesgesetzlichen auf bestimmte Fallkonstellationen, in denen die Zuständigkeit des Personalrates entfällt und eine gesetzliche Vertretung der Arbeitnehmerinteressen nicht mehr gewährleistet ist, § 24 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 lit. a-c LPVG (nw). Allerdings enthalten sie keine Regelung für den Fall der Zusammenlegung zweier Rechtsträger. Im Falle einer Rechtsträgervereinigung und der damit zusammenfallenden Veränderungen der Dienststellen entfällt entsprechend obigen Ausführungen723 die Zuständigkeit des (amtierenden) Personalrats, mit der Folge, dass ein neuer Personalrat gem. § 1 LPVG (nw) gewählt werden muss. Bis dahin dürfen die Arbeitnehmerinteressen wiederum nicht vernachlässigt werden, so dass in entsprechender Anwendung von § 24 Abs. 2 LPVG (nw) ebenfalls von einem Übergangsmandat des Personalrats im Falle einer Rechtsträgervereinigung auszugehen ist. Im Beispiel der Zusammenführung zweier Sparkassen entsteht demnach ein Übergangsmandat der vormals zuständigen Personalräte bis zur Neuwahl.

b) Erstmalige Bildung eines Personalrates Daneben kann der Fall auftreten, dass zwei Rechtsträger vereinigt werden, deren Dienststellen aufgrund mangelnder Größe bisher keine eigenen Personalvertretungen hatten. Entsteht durch die Rechtsnachfolge ein neuer, personalratsfähiger 720 Für ein Übergangsmandat auch Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 78 Rn. 1. Allerdings plädieren sie ohne Angabe von Gründen nur für einen Übergangspersonalrat, der aus den Vorsitzenden der bisherigen Personalräten der Dienststellen bestehen könnte, Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, a. a. O. Mangels Vereinbarkeit mit der oben dargelegten gesetzlichen Wertung erscheint diese – nicht notwendige – Einschränkung daher unvertretbar. 721 Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, F I 2 (S. 116). 722 Die Dauer der Geschäftsfortführung ist sogar noch umfangreicher als die bundespersonalvertretungsgesetzliche. Sie erstreckt sich bis zur ersten Sitzung des neu gewählten Personalrats und nicht nur bis zum Abschluss der Neuwahl. 723 s. o. 3. Kapitel C V 1 a aa.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

Rechtsträger, so bereitet die Bildung der Personalvertretung keine Probleme. Die Wahl erfolgt anhand der bundes- oder landespersonalvertretungsgesetzlichen Vorschriften724.

c) Zusammenführung von Teilen eines Rechtsträgers bei bestehendem Personalrat Schließlich ist der Fall denkbar, dass ein neuer Rechtsträger aus Teilen anderer Rechtsträger gebildet wird, die zu einem eigenständigen Rechtsträger zusammengeführt werden. Beispielsweise hätten zwei Hochschulen in Nordrhein-Westfalen vor Umbildung der medizinischen Einrichtungen beschließen können, auf dem Gebiet der Hochschulmedizin zusammenzuarbeiten und im Zuge dieser Kooperation die jeweiligen medizinischen Einrichtungen zu einem gemeinsamen Rechtsträger zu vereinigen. Da der Rechtsträger neu gegründet würde, existiert in der bzw. den Dienststelle(-n) kein Personalrat. Dieser ist alsbald zu wählen, sofern die Arbeitnehmer von der Wahlmöglichkeit Gebrauch machen. Bis dahin darf ihre Interessenvertretung aber nicht vernachlässigt werden. Daher entsteht wiederum gem. § 24 Abs. 2 LPVG (nw) analog ein Übergangsmandat derjenigen Personalvertretungen, die zuvor die Interessen der von der Zusammenlegung betroffenen Arbeitnehmer wahrgenommen haben. Im genannten Beispiel wären das die Personalvertretungen der beteiligten Universitäten. Das Gleiche gilt gem. § 27 Abs. 3 BPersVG analog für Rechtsträger, auf die das Bundespersonalvertretungsgesetz Anwendung findet.

2. Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers bei bestehendem Personalrat Die Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers, wie sie im Rahmen der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen gem. § 41 HG (nw) stattfand, gestaltet sich personalvertretungsrechtlich wie die Zusammenführung von Teilen verschiedener Rechtsträger. Da der neue Rechtsträger, beispielsweise also das Universitätsklinikum als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts, aus einem Teil eines bestehenden Rechtsträgers gebildet wird, tritt allenfalls die Frage auf, ob die Personalratsfähigkeit gem. § 12 Abs. 1 BPersVG, § 13 Abs. 1 LPVG (nw) vorliegt. Bei entsprechender Größe kann ein Personalrat gewählt werden, anderenfalls ist über die Zuteilung zu einer benachbarten Dienststelle zu entscheiden, § 12 Abs. 2 BPersVG, § 13 Abs. 2 LPVG (nw). 724 Übergangsmandate einer Personalvertretung kommen entsprechend obigen Ausführungen (s. o. 3. Kapitel C V 1 a bb) allenfalls dann in Betracht, wenn die Dienststellen vor Durchführung der Rechtsnachfolge zu Personalvertretungszwecken einer benachbarten Dienststelle zugeteilt waren.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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Bis dahin nimmt der Personalrat des früheren Rechtsträgers, sei es, dass dieser einen eigenen Personalrat hatte oder einer benachbarten Dienststelle zugeteilt war, ein Übergangsmandat im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben wahr.

3. Zwischenergebnis Der Personalrat ist Vertreter der Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf Dienststellenebene. Weder bundes- noch landespersonalvertretungsgesetzliche Regelungen klären die Frage der Rechtsnachfolge eines Personalrates bei Umstrukturierungen des Rechtsträgers. Es steht lediglich fest, dass durch die Sukzession die Zuständigkeit des Personalrats entfällt, weil dieser aufgrund veränderter Dienststellenverhältnisse nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Ausgehend vom Grundsatz, dass die Interessenvertretung der Beschäftigten stets gewährleistet sein muss, ist anzunehmen, dass Rechtsnachfolge innerhalb eines öffentlich-rechtlich veranlagten Rechtsträgers die Tätigkeit des Personalrats nicht beeinträchtigen darf. Unter Berücksichtigung dieses Grundsatzes lässt sich den vorhandenen personalvertretungsgesetzlichen Regelungen entnehmen, dass der Personalrat bei Umbildungen des Rechtsträgers gegebenenfalls ein Übergangsmandat erhält. Das ergibt sich aus § 27 Abs. 3 BPersVG analog, § 24 Abs. 2 LPVG (nw) analog. Das Übergangsmandat bezieht sich auf den gesamten Personalrat für den Zeitraum zwischen Durchführung der Rechtsnachfolge und Neuwahl, § 27 Abs. 3 BPersVG, bzw. erster Sitzung des neu gewählten Personalrats, § 24 Abs. 2 LPVG (nw). Insofern sind auch Art und Umfang der Rechtsnachfolge unbeachtlich. Bei mangelnder Personalvertretung wird umgehend ein (neuer) Personalrat gewählt. Bis dahin werden die Geschäfte vom Personalrat desjenigen Rechtsträgers, bei dem die Arbeitnehmer zuvor beschäftigt waren, fortgeführt.

VI. Auswirkungen der Zuständigkeitsveränderung des Personalrats auf laufende Verfahren (insbesondere Kündigungen) Die Zuständigkeitsveränderung der Personalvertretung kann sich auf Verfahren auswirken, an denen der Personalrat zu beteiligen ist. Gem. § 79 BPersVG besteht ein Mitwirkungsrecht bei der Kündigung eines Beschäftigten. Das gilt sowohl für die ordentliche, § 79 Abs. 1 S. 1 BPersVG, als auch die außerordentliche Kündigung, § 79 Abs. 3 S. 1 BPersVG, vor der eine Anhörung stattfinden muss. Der gekündigte Arbeitnehmer kann gem. § 79 Abs. 2 S. 1 BPersVG unter bestimmten, sogleich näher darzulegenden Voraussetzungen, einen Weiterbeschäftigungsanspruch geltend machen. Fraglich ist, wie die notwendige Beteiligung der Personalvertretung zu erfolgen hat, wenn beispielsweise nach der Vereinigung zweier Rechtsträger ein Arbeitneh-

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

mer gekündigt werden soll, obwohl noch kein neuer Personalrat gebildet wurde. Die Kündigung könnte dann gem. § 79 Abs. 4 BPersVG bzw. § 72a Abs. 3 LPVG (nw) unwirksam sein. Entsprechendes gilt für einen Weiterbeschäftigungsanspruch des gekündigten Arbeitnehmers, § 79 Abs. 2 S. 1 BPersVG, der die Erhebung der Kündigungsschutzklage sowie Ablehnung der Kündigung durch die zuständige Personalvertretung voraussetzt. Falls kein Personalrat besteht, kann die Kündigung nicht abgelehnt werden, so dass unter Umständen der Weiterbeschäftigungsanspruch des gekündigten Arbeitnehmers wegfällt. Diesen Fragen wird im Folgenden nachgegangen. Dazu wird zunächst ein Überblick über den Ablauf eines Kündigungsverfahrens gegeben, um im Anschluss daran die Auswirkungen der Rechtsnachfolge zu betrachten.

1. Ablauf einer Kündigung Das Kündigungsverfahren beginnt gegenüber dem Arbeitnehmer mit der Kündigung des bestehenden Arbeitsverhältnisses durch den Dienststellenleiter. Zuvor ist der zuständige Personalrat anzuhören725. Er kann Einwendungen gegen die ordentliche Kündigung erheben gem. § 79 Abs. 1 S. 3 BPersVG. Dazu sieht das Gesetz einen Katalog möglicher Einwendungsgründe vor, § 79 Abs. 1 S. 3 Nr. 1 – 5 BPersVG726. Die schriftliche727 Einwendung des Personalrats gegen eine Kündigung bedarf einer ausführlichen Begründung728. Der Arbeitnehmer kann danach gem. § 79 Abs. 2 S. 1 BPersVG einen Weiterbeschäftigungsanspruch gegen den Arbeitgeber geltend machen, wenn er Kündigungsschutzklage gem. § 4 S. 1 KSchG erhoben und der Personalrat Einwendungen gegen die Kündigung vorgebracht hat729. In diesem Fall ist der Arbeitnehmer bei unveränderten Konditionen in der Dienststelle weiter zu beschäftigen, § 79 Abs. 2 S. 1

725 Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, H III 3 b (S. 200); Mehlinger, Grundlagen des Personalvertretungsrechts, § 5 VII 2 b (S. 66 f.); Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 814; Mayer, Arbeitsrecht, 4 3 (S. 333). 726 Nicht eindeutig geklärt ist, ob dieser Katalog eine abschließende Auflistung der möglichen Einwendungsgründe des Personalrats enthält oder entsprechend erweitert werden kann. Zum Meinungsstand vgl. BAG, AP Nr. 1 zu § 79 BPersVG m. w. N. sowie Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 17 V 2, 3 (S. 348 f.) m. w. N. Nach überwiegender Ansicht sei der Katalog jedenfalls nicht abschließend, vgl. BAG PersV 1985, 293, 294 ff.; BVerwG PersR 1995, 130, 131; Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 79 Rn. 8; Ilbertz / Grabendorff / Widmaier / Windscheid, BPersVG, § 79 Rn. 8; Benecke, Beteiligungsrechte, § 13 I 2 a bb (S. 169 f.); a.A. Lorenzen / Schmitt / Etzel / Gerhold / Schlatmann, BPersVG, § 79 Rn. 75. 727 Arg. e. § 79 Abs. 1 S. 4 BPersVG („Abschrift“). 728 Altvater / Bacher / Hörter / Peiseler / Sabottig / Schneider / Vohs, BPersVG, § 79 Rn. 8; Reich, BPersVG, § 79 Rn. 3 ff.; Besgen / Jüngst, Beteiligung, Rn. 228; Mayer, Arbeitsrecht, 4 3 (S. 336). 729 Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 816. Zum Weiterbeschäftigungsanspruch gegen einen privatwirtschaftlichen Arbeitgeber vgl. Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 370 ff.

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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BPersVG730. Unzureichende Stellungnahmemöglichkeiten des Personalrats im Rahmen seiner Beteiligung bewirken die Unwirksamkeit der Kündigung gem. § 79 Abs. 4 BPersVG. Die Mitwirkung des Personalrats kann auch nicht mit heilender Wirkung nachgeholt werden731. Stattdessen ist die Kündigung nach ordnungsgemäß erfolgter Anhörung zu wiederholen732. Die landesgesetzlichen Regelungen in Nordrhein-Westfalen gehen noch weiter. Gem. § 72a LPVG (nw) hat der Personalrat bei Kündigungen sogar ein Mitbestimmungsrecht733. Die landesgesetzlich vorgesehene Mitwirkung der Personalvertretung ist somit umfangreicher als die bundesgesetzliche. Gem. § 66 Abs. 1 LPVG (nw) erfordert eine mitbestimmungspflichtige Maßnahme die Zustimmung des Personalrats. Finden Dienststellenleiter und Personalrat keinen Konsens, kann die Einigungsstelle gem. §§ 72a Abs. 5 S. 2, 66 Abs. 5, 7 S. 1, 2 LPVG (nw) angerufen werden. Mangelnde Beteiligung des Personalrats zieht gem. § 72a Abs. 3 LPVG (nw) entsprechend der bundesgesetzlichen Regelung die Unwirksamkeit der ausgesprochenen Kündigung nach sich.

2. Auswirkungen bei Rechtsnachfolge Im Zuge der dargelegten734 Konstellationen von Rechtsnachfolge und damit einhergehenden Veränderungen der Personalratszuständigkeiten, sind verschiedene Auswirkungen auf das Kündigungsverfahren und den Weiterbeschäftigungsanspruch des Arbeitnehmers denkbar.

a) Vereinigung von Rechtsträgern aa) Auswirkungen auf die Einbeziehung des Personalrats Unklar ist zunächst, wie die Interessenvertretung des zu kündigenden Arbeitnehmers erfolgt, wenn durch Vereinigung zweier Rechtsträger zwar ein neuer Rechtsträger entsteht, in dessen Dienststelle(-n) aber noch kein Personalrat gewählt wurde. Soll beispielsweise nach dem Zusammenschluss zweier benachbarter Sparkassen, § 32 SpkG (nw), ein Arbeitnehmer gekündigt werden, dann hat der Dienststellenleiter den Personalrat in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, §§ 8 Abs. 1 730 Der Arbeitgeber kann nur ausnahmsweise unter den Voraussetzungen des § 79 Abs. 2 S. 2 Nr. 1 – 3 BPersVG auf Antrag vom Arbeitsgericht durch einstweilige Verfügung von der Weiterbeschäftigungspflicht freigestellt werden. 731 Müller, Arbeitsrecht, Rn. 289. 732 Müller, Arbeitsrecht, Rn. 289. 733 Zu landesrechtlichen Beteiligungen des Personalrates bei Kündigungen vgl. auch Söllner / Reinert, Personalvertretungsrecht, H III 3 b (Fn. 419). 734 s. o. 3. Kapitel C V.

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

S. 1, 72a Abs. 1 LPVG (nw). Da die Kündigung durch den Vertreter der neuen Dienststelle erfolgt, erscheint ein Übergangsmandat des vormals für den zu kündigenden Arbeitnehmer zuständigen Personalrats fraglich. Dessen Übergangsmandat beschränkt sich nämlich auf Angelegenheiten, die die alte Dienststelle betreffen. Eine Einbeziehung des vormals zuständigen Personalrats erfüllt daher nicht die Voraussetzungen des § 72a Abs. 1 S. 1 LPVG (nw). Ebenso gibt es keinen Gesamtpersonalrat, der sich aus den Personalräten der vereinigten Rechtsträger zusammensetzt735. Eine wirksame Kündigung wäre bei Beachtung der gesetzlichen Vorgaben von § 79 Abs. 4 BPersVG, § 72a Abs. 3 LPVG (nw) also nicht durchführbar. bb) Auswirkungen auf den Weiterbeschäftigungsanspruch Vergleichbare Schwierigkeiten entstünden aber auch für den Weiterbeschäftigungsanspruch des gekündigten Arbeitnehmers. Denn er entsteht nur dann, wenn der Personalrat in die Entscheidung über die Kündigung einbezogen worden war und sich ablehnend geäußert hat736. Beide Ergebnisse stellen einen Interessenkonflikt dar. Die Interessenvertretung des Arbeitnehmers darf nicht vernachlässigt werden; zugleich muss jedoch für den Arbeitgeber eine Kündigungsmöglichkeit bestehen. Einerseits sind gesetzliche Vorschriften in Form der Personalratsbeteiligung einzuhalten, andererseits erscheint ein Kündigungsausschluss nur schwer vertretbar. Gesetzliche Regelungen für die Lösung dieses Interessenkonflikts finden sich nicht. Allerdings können eine Interessenabwägung737 sowie eine systematische738 und teleologische Auslegung der personalvertretungsgesetzlichen Regelungen zu einer Klärung beitragen. cc) Interessenabwägung / Vergleich mit dem Betriebsverfassungsrecht Der Ausschluss der Kündigung mangels Beteiligung der Personalvertretung, § 79 Abs. 4 BPersVG, § 72a Abs. 3 LPVG (nw), würde in die Privatautonomie des Arbeitgebers eingreifen. Außerdem wäre die Existenz einer Personalvertretung notwendige Voraussetzung zur Durchführung einer Kündigung. Dazu müsste jede öffentlich-rechtliche Dienststelle eine Personalvertretung haben. Dies ist nicht der Fall739. 735 Die gesetzliche Zuständigkeit eines solchen Personalrats kann nicht begründet werden, s. o. 3. Kapitel C V 1 a. 736 s. o. 3. Kapitel C VI 1. 737 Vgl. dazu auch Künzl, BB 1989, 1261 (1265); Ehler, BB 1996, 376 (377). 738 Insbesondere im Vergleich mit dem Betriebsverfassungsrecht, vgl. Künzl, BB 1989, 1261 (1264). 739 Die „Verbreitung von Betriebs- und Personalräten nach Branche“ sah im Jahr 2000 bei Betrieben mit mindestens 5 Beschäftigten wie folgt aus: In 70 % aller Betriebe des öffent-

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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Entsprechende Überlegungen gelten für die Kündigung eines Arbeitnehmers in der Privatwirtschaft, § 102 Abs. 1 BetrVG, sowie für den betriebsverfassungsrechtlichen Weiterbeschäftigungsanspruch eines Arbeitnehmers gem. § 102 Abs. 5 S. 1 BetrVG. Dieser kann unter den gleichen Voraussetzungen, wie sie das Personalvertretungsrecht enthält, Weiterbeschäftigung verlangen740. Wäre die Existenz eines Betriebsrats741 notwendige Voraussetzung für die Wirksamkeit von Kündigung und Weiterbeschäftigungsanspruch742, würde die Privatautonomie des Arbeitgebers, die verfassungsrechtlich durch Art. 2 Abs. 1 GG geschützt ist, beeinträchtigt. Einfachgesetzliche Rechtsanwendung darf aber zu keinem Verstoß gegen Verfassungsrecht führen743. Eine Kündigung ist daher auch bei Nichtbestehen einer Personalvertretung möglich744. Entsprechendes gilt in modifizierter Form für den Weiterbeschäftigungsanspruch des gekündigten Arbeitnehmers. Auch wenn keine gesetzlichen Regelungen für die Kündigung und damit gegebenenfalls einhergehender Weiterbeschäftigung bei Nichtbestehen eines Personalrats existieren, lässt sich dennoch folgenden Vorschriften eine legislative Wertung entnehmen: Die Widerspruchsgründe gegen eine Kündigung in § 79 Abs. 1 S. 3 BPersVG, § 102 Abs. 3 BetrVG setzen eine Benachteiligung der Interessen des zu kündigenden Arbeitnehmers voraus745. Zugleich kann der Arbeitgeber nur unter den engen Voraussetzungen des § 79 Abs. 2 S. 2 BPersVG, § 102 Abs. 5 S. 2 BetrVG von der Weiterbeschäftigungslichen Sektors existierte ein Personalrat. Der prozentuale Anteil aller Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, die durch eine Personalvertretung repräsentiert wurden, belief sich auf 94,9 %. Demnach wiesen 30 % der Betriebe im öffentlichen Dienst keinen Personalrat auf; 5,1 % der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst erfuhren keine Interessenvertretung durch einen Personalrat. (Quelle: IAB-Betriebspanel, 8. Welle West, 5. Welle Ost) 740 Dazu Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 370 ff.; Boemke, Arbeitsrecht, § 15 Rn. 2 ff. 741 Die Repräsentation der Arbeitnehmer im privatwirtschaftlichen Bereich durch Betriebsräte sah im Jahr 2000 in Betrieben mit mindestens 5 Beschäftigten folgendermaßen aus: 12,5 % aller Betriebe der Privatwirtschaft hatten einen Betriebsrat, so dass 48 % der Beschäftigten in der Privatwirtschaft bei der betrieblichen Mitbestimmung durch einen Betriebsrat repräsentiert wurden. In 87,5 % der privatwirtschaftlichen Betriebe mit mehr als fünf Angestellten existierte somit im Jahr 2000 kein Betriebsrat; 52 % aller in der Privatwirtschaft tätigen Arbeitnehmer erfuhren keine betriebsverfassungsrechtliche Interessenvertretung. (Quelle: IAB-Betriebspanel, 8. Welle West, 5. Welle Ost) 742 Gesamtwirtschaftlich hatten im Jahr 2000 nur 17,2 % der Betriebe mit mehr als fünf Angestellten einen Betriebs- bzw. Personalrat. Knapp mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer in Betrieben dieser Größenordnung, genauer 55,3 %, wurden von einer Personalvertretung repräsentiert. (Quelle: IAB-Betriebspanel, 8. Welle West, 5. Welle Ost) 743 BVerfGE 74, 129 (151 f.); 89, 214 (231) = NJW 1994, 36 (38); BVerfG NJW 1994, 2749 (2750); Sachs-Murswiek, GG, Art. 2 Rn. 57 m. w. N. Zur verfassungskonformen Auslegung Stern, Staatsrecht I, § 4 III 8 (S. 135 ff.); Maunz / Zippelius, Staatsrecht, § 7 I 3 (S. 48 f.); Hesse, Grundzüge, Rn. 79 ff.; Münch, Staatsrecht I, Rn. 413. Zum Inhalt der Privatautonomie Coing, Grundzüge der Rechtsphilosophie, Kap. IV II 3 (S. 195). 744 Entsprechend auch BArbG GS BB 1985, 1978 ff.; 1988, 1120 f. 745 Edenfeld, Arbeitnehmerbeteiligung, § 17 V (S. 346 ff.). Die Aufzählung entspricht § 1 Abs. 2, 3 KSchG. 12 Burg

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

pflicht entbunden werden, d. h. wenn überwiegende betriebliche Interessen gegen eine Weiterbeschäftigung des gekündigten Arbeitnehmers sprechen746. Das Gesetz geht somit grundsätzlich von der Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung aus, also auch ohne vorangegangene Beteiligung der Personalvertretung. Allerdings gilt dies erst nach Erlass eines instanzabschließenden arbeitsgerichtlichen Urteils747. Bis dahin überwiegt das Arbeitgeberinteresse, den gekündigten Arbeitnehmer nicht weiterzubeschäftigen 748, beispielsweise um die unbefugte Weitergabe von Betriebsgeheimnissen zu verhindern. Aufgrund der divergierenden Interessenlage ist deshalb im Einzelfall das schützenswerte Arbeitnehmerinteresse an Weiterbeschäftigung gegenüber den Interessen des Arbeitgebers an sofortiger Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses abzuwägen. Dem Arbeitnehmer ist die Unsicherheit über den Verfahrensausgang zugute zu halten749. Je offensichtlicher die Unwirksamkeit der Kündigung erscheint, desto mehr spricht für die Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers750. Andererseits ist dem Arbeitnehmer der Weiterbeschäftigungsanspruch zu versagen, wenn überwiegende Interessen des Arbeitgebers entgegenstehen. Darunter fallen beispielsweise die zu befürchtende Weitergabe von Betriebsgeheimnissen, strafbares oder schädigendes Verhalten des Arbeitnehmers sowie eine unzumutbare wirtschaftliche Belastung des Arbeitgebers751. Demnach kann die Kündigung auch ohne Beteiligung der Personalvertretung wirksam sein, wenn kein Personalrat besteht. Dies folgt aus Systematik und Teleologie der personalvertretungsgesetzlichen Regelungen über die Kündigung eines Arbeitnehmers.

dd) Zwischenergebnis Fehlt nach der Vereinigung von Rechtsträgern ein den gesetzlichen Vorschriften entsprechender Personalrat, so kann ein Arbeitnehmer dennoch wirksam gekündigt werden. Das ist mit der Privatautonomie des Arbeitgebers zu begründen. Obwohl die gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsrechte des Personalrats an einer Kündigung, § 79 Abs. 1 BPersVG, § 72a Abs. 1 LPVG (nw), nicht erfüllt werden können, tritt keine Unwirksamkeit der Maßnahme gem. § 79 Abs. 4 BPersVG, § 72a Abs. 3 LPVG (nw) ein. Das ergibt sich aus einer systematischen und teleologischen Auslegung der personalvertretungsgesetzlichen Kündigungsvorschriften. Müller, Arbeitsrecht, Rn. 423. BAG GS AP § 611 BGB Beschäftigungspflicht Nr. 14 = DB 1985, 2197; Gumpert, Anm. zu BAG Beschl. vom 27. 02. 1985 GS 1 / 84 = BB 1985, 1978, 1984; Löwisch, Arbeitsrecht, Rn. 1377; Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 372; Müller, Arbeitsrecht, Rn. 423, 426. 748 Dütz, a. a. O. 749 Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 372. 750 BAG GS AP § 611 BGB Beschäftigungspflicht Nr. 14 = DB 1985, 2197 = BB 1985, 1978. 751 Statt vieler Berkowsky, BB 1986, 795 (796). 746 747

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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Ebenso hat der gekündigte Arbeitnehmer in derartigen Fällen einen Weiterbeschäftigungsanspruch. Anhand einer Interessenabwägung muss entschieden werden, ob die gewichtigeren Gründe für eine Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers sprechen, oder die arbeitgeberischen Interessen an der sofortigen Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses überwiegen. Je offensichtlicher die Unwirksamkeit der Kündigung erscheint, desto eher muss dem Arbeitnehmer ein Weiterbeschäftigungsanspruch gewährt werden752.

b) Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers Werden Teile eines Rechtsträgers verselbständigt, so entstehen wiederum neue Dienststellen eines öffentlich-rechtlichen Rechtsträgers, die zunächst keinen Personalrat haben. Hinsichtlich eines Übergangsmandats des vormals zuständigen Personalrats gilt das oben Gesagte753. In der Übergangszeit sind Kündigungen ebenso möglich wie bei bestehender Personalvertretung754. Entsprechendes gilt für den Weiterbeschäftigungsanspruch des Arbeitnehmers755.

aa) Fortbestand mehrerer an einer Maßnahme beteiligter Rechtsträger Die Besonderheit bei der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers liegt aber darin, dass nach der Umstrukturierung zwei Rechtsträger nebeneinander fortbestehen, die beide an einem Verfahren beteiligt sein können. Das zeigt sich bei der Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten. Nach deren Verselbständigung existieren die Universitätsklinika als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts neben der Universität. Die Beteiligung beider Rechtsträger an einem Verfahren kommt hinsichtlich solcher Maßnahmen in Betracht, die vor Durchführung der Rechtsnachfolge zwar begonnen, jedoch noch nicht beendet wurden. Denkbar wäre der Fall, dass zwei Hochschulen in Nordrhein-Westfalen eine Kooperation vereinbaren756 und im Zuge dessen die hochschulinternen Handwerksbetriebe zwecks Ausnutzung von Synergieeffekten zusammenlegen wollen. Dies entspräche einer Zusammenlegung von Dienststellen i.S.v. § 73 Nr. 7 LPVG (nw). Folglich erhielte der Personalrat der jeweiligen Hochschule ein Mitwirkungsrecht gem. §§ 73 Nr. 7, 69 LPVG (nw) an der Maßnahme. Zwischenzeitlich, d. h. solange die Kooperationsvereinbarungen noch nicht abgeBAG GS BB 1985, 1978 (1982); BAG BB 1996, 1120. s. o. 3. Kapitel C V 1 a bb. 754 s. o. 3. Kapitel C VI 2. 755 s. o. 3. Kapitel C VI 2 a bb. 756 So beispielsweise die Überlegungen einer Kooperation zwischen der Gerhard-Mercator Universität Duisburg und der Universität Essen. Vgl. dazu FAZ vom 01. 06. 2002, S. 51. 752 753

12*

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3. Kapitel: Arbeitsrechtliche Fragen

schlossen sind, kann es aber zu grundlegenden Veränderungen der Hochschulen kommen, indem etwa die medizinischen Einrichtungen verselbständigt werden. Das zieht sowohl in der Hochschule als auch innerhalb des neu geschaffenen Rechtsträgers eine Neubesetzung der Personalvertretung nach sich. Gruppenrepräsentationen757 werden verändert, da sich die Personalstrukturen aufgrund der Umstrukturierung der Hochschule verschieben758.

bb) Übergangsmandat Die an der geplanten Maßnahme zu beteiligenden Personalräte haben durch die Umbildung der Rechtsträger ihre originäre Zuständigkeit verloren. Dadurch könnte die Fortsetzung des in Gang gesetzten Verfahrens in Frage stehen, da die zunächst an der geplanten Maßnahme beteiligten Personalräte in dieser Form nicht mehr wirksam mitarbeiten können. Müsste das Verfahren erneut begonnen werden, dann wären rückwirkend Beschlüsse aufzuheben, die vor Durchführung der Rechtsnachfolge, in obigem Beispiel der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen, wirksam gefasst worden waren. Das verstößt gegen den Grundsatz effizienten Verwaltungshandelns. Deshalb kommt wiederum ein Übergangsmandat des vormals zuständigen Personalrats in Betracht. Gem. § 27 Abs. 3 BPersVG, § 24 Abs. 2 LPVG (nw) ist der Personalrat unter Umständen von Gesetzes wegen zur Geschäftsfortführung verpflichtet, wenn sich die Zahl der regelmäßig Beschäftigten verringert759. Dann besteht ein Übergangsmandat des früheren Personalrats bis zur ordnungsgemäßen Durchführung der Maßnahme. Im Zuge der Gründung der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen verzeichneten die Universitäten eine entsprechende Änderung der Beschäftigtenzahlen, so dass in obigem Beispiel schon aus diesem Grund ein Übergangsmandat des Personalrats bis zum Abschluss der Dienststellenzusammenlegung bestünde. Selbst wenn die gesetzlichen Voraussetzungen des Übergangsmandats nicht erfüllt sind, so kann ein solches dennoch bestehen. Da Arbeitnehmerinteressen in öffentlichen Dienststellen zu keinem Zeitpunkt vernachlässigt werden dürfen760, ist auch bei laufenden Entscheidungsprozessen und damit zusammenfallenden Zuständigkeitsveränderungen innerhalb der Personalvertretung diesen Interessen Rechnung zu tragen. Im Falle der Zusammenlegung der Handwerksbetriebe würden jedoch die Interessen der dort Beschäftigten vernachlässigt, falls der Personals. o. 3. Kapitel C V 1 (Fn. 697 ff.). Die Personalstruktur der Gerhard-Mercator Universität Duisburg sah im Jahr 2001 beispielsweise wie folgt aus: 193 Professoren, 154 wissenschaftliche Beamte, 529 wissenschaftliche Angestellte, 594 nichtwissenschaftliche Angestellte, 94 Arbeiter, 35 Auszubildende. Sowohl wissenschaftlicher als auch nichtwissenschaftlicher Personalrat hatten demnach 9 Sitze. 759 Gem. § 27 Abs. 3 BPersVG, § 24 Abs. 2 LPVG (nw) um die Hälfte, mindestens aber um 50 Arbeitnehmer. 760 s. o. 3. Kapitel C V. 757 758

C. Zuständigkeiten der Personalvertretung

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rat mangels (originärer) Zuständigkeit an der geplanten Zusammenlegung nicht weiter beteiligt werden könnte, außerdem der Grundsatz effizienten Verwaltungshandelns unter Umständen verletzt761. Dies spricht wiederum in analoger Anwendung von § 27 Abs. 3 BPersVG, § 24 Abs. 2 LPVG (nw) für ein Übergangsmandat des vor Durchführung der Rechtsnachfolge zuständigen Personalrats. Es erstreckt sich auf den Zeitraum bis zum Abschluss des laufenden Verfahrens, endet jedoch spätestens mit Ablauf der regulären Amtszeit, für die die Personalvertretung gewählt worden war.

VII. Ergebnis Die Interessen der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst werden durch den Personalrat vertreten. Aufgrund gemeinsamer historischer Wurzeln entspricht dieser dem privatwirtschaftlichen Betriebsrat. Das Personalvertretungsrecht ist unterteilt in Bundes- und Landesrecht, die sich jedoch größtenteils entsprechen. Im Falle einer Rechtsnachfolge gilt der Grundsatz der Mitbestimmung; die Interessen der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst dürfen nicht vernachlässigt werden. Dazu hat der Personalrat verschiedene Mitwirkungsrechte bei geplanten Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Sukzession stehen. Mangelnde oder unzureichende Beteiligung des Personalrats zieht zumeist die Unwirksamkeit der durchzuführenden Maßnahme nach sich. Durch Rechtsnachfolge kann sich die Zuständigkeit einer Personalvertretung verändern. Deshalb ist alsbald von der (fakultativen) Wahlmöglichkeit eines neuen Personalrats Gebrauch zu machen. Aufgrund der Arbeitnehmerinteressen besteht in der Übergangsphase zwischen Durchführung der Rechtsnachfolge und Neuwahl des Personalrats ein Übergangsmandat der vormals zuständigen Personalvertretung und zwar analog § 27 Abs. 3 BPersVG, § 24 Abs. 2 LPVG (nw). Dafür spricht ferner der Grundsatz effizienten Verwaltungshandelns. Dadurch entsteht insbesondere bei der Kündigung eines Beschäftigten keine Lücke in der Interessenvertretung. Zugleich wird aber auch der Ablauf der Verwaltungstätigkeit nicht behindert. Dieser Grundsatz gilt für alle Formen von Rechtsnachfolge, also sowohl für die Vereinigung bzw. Zusammenführung von Rechtsträgern als auch für die Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers. Das Übergangsmandat des vormals zuständigen Personalrats endet entweder mit der ordnungsgemäßen Durchführung der geplanten Maßnahme(-n) oder Ablauf der regulären Amtszeit.

761

s. o. 2. Kapitel D III 3 e aa 6.

4. Kapitel

Datenschutz A. Einleitung Die Umbildung von öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die verwendeten Daten. Sowohl betriebsinterne Daten, wie z. B. die Personalien der Beschäftigten, als auch drittbezogene Daten, beispielsweise der Patienten eines Universitätsklinikums, Mitglieder einer Krankenkasse oder Kunden einer Bank762, gehen auf einen anderen Rechtsträger über. Obwohl diese Daten zum Teil sogar einem besonderen (gesetzlichen) Schutz unterliegen763, wird der Datenschutz im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge regelmäßig vernachlässigt764. Der Schutz personenbezogener Daten hat jedoch wesentliche Bedeutung, da er Ausdruck des aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht gem. Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 GG abgeleiteten Rechts auf informationelle Selbstbestimmung765 ist und der freien Persönlichkeitsentfaltung vorausgeht766. Demnach genießt der Datenschutz verfassungsrechtlichen Schutz767. Das schlägt sich in einer Vielzahl einfachgesetzlicher Regelungen nieder: Bundes-768 und Landesdatenschutzgesetz(-e)769 regeln die Datenverwendung als solche; strafrechtlich wird der Datenschutz durch § 203 StGB, der allgemein die Offenbarung fremder Geheimnisse durch Angehörige bestimmter Berufsgruppen unter Strafe stellt770, gewahrt. Die 762 Vgl. dazu Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 ff. sowie Erman-Ehmann, § 675 Rn. 172 ff. 763 Beispielsweise dürfen die jeweiligen Daten wegen Vertraulichkeit nur von einem bestimmten Personenkreis eingesehen werden. Für den Verkauf einer Anwaltskanzlei vgl. Michalski / Römermann, NJW 1996, 1305. Zu europäischen Vorgaben vgl. Simitis, NJW 1998, 2471. 764 Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1290). 765 Grundlegend BVerfGE 65, 1 ff. = NJW 1984, 729 ff.; Starck in v.Mangoldt / Klein / Starck, GG, Art. 2 Rn. 108; Dreier in Dreier, GG, Art. 2 I Rn. 52; Jarass / Pieroth, GG, Art. 2 Rn. 32; Sachs-Murswiek, GG, Art. 2 Rn. 121; Simitis, NJW 1984, 398 (399). 766 BVerfG, a. a. O.; Ehmann, AcP 188 (1988), 230 (298) mit zahlreichen weiteren Nachweisen in Fn. 322. 767 Zu Datenschutz als Grundrecht vgl. Kloepfer, Datenschutz, S. 19 ff. 768 Bundesdatenschutzgesetz vom 20. 12. 1990 (BGBl. I S. 2954). 769 Vgl. beispielsweise „Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten (Datenschutzgesetz Nordrhein-Westfalen)“ vom 09. 06. 2000 (GVBl. NW S. 542 / SGV NRW 20061). 770 Schönke / Schröder-Lenckner, StGB, § 203 Rn. 4, 12, 34 ff.; Tröndle / Fischer, StGB, § 203 Rn. 11 ff.; Jähnke LK, StGB, § 203 Rn. 31 ff.

B. Eingrenzung des Prüfungsbereichs

183

Durchsetzung und Beachtung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung obliegt dem Betriebsrat bzw. der Personalvertretung771 gem. § 75 Abs. 2 S. 1 BetrVG, § 68 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG, § 64 Nr. 2 LPVG (nw). Im Folgenden wird der Datenschutz ausschließlich im Rahmen der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts thematisiert. Zunächst sind aufgrund der Tatsache, dass der Datenschutz eher dem öffentlichen Recht zugeordnet wird772, eventuelle Zweifel an der thematischen Relevanz zu klären. Anschließend ist der Frage nachzugehen, ob die bislang festgestellten Voraussetzungen einer wirksamen Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auch dem Datenschutz Rechnung tragen. Aus der Missachtung datenschutzgesetzlicher Regelungen kann nämlich die Nichtigkeit der Übertragungsvorgänge aufgrund Verstoßes gegen § 134 resultieren. Dabei tritt die Frage auf, ob im Rahmen einer (Gesamt-)Rechtsnachfolge besondere Voraussetzungen, beispielsweise in Form eines Zustimmungserfordernisses773, einzuhalten sind. Das Problem stellt sich sowohl bei der Übertragung betriebsinterner als auch drittbezogener Daten, wie z. B. die der Beschäftigten, Mitglieder und Kunden einer Krankenkasse oder Bank. Im Anschluss daran ist zu fragen, ob bundes- und / oder landesdatenschutzgesetzliche Vorgaben bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts berücksichtigt werden müssen. Das ermöglicht zugleich eine Eingrenzung des für den Datenschutz relevanten Prüfungsbereichs hinsichtlich der verschiedenen Rechtsnachfolgekonstellationen. Danach erfolgt eine genauere Betrachtung der einzelnen Ausnahmen vom grundsätzlichen Verbot774 der Verarbeitung personenbezogener Daten. Abschließend ist den Folgen einer unzulässigen Datenverarbeitung nachzugehen.

B. Eingrenzung des Prüfungsbereichs I. Themenbezug Zwar könnte man aufgrund der Tatsache, dass der Datenschutz775 eher dem öffentlichen Recht zugeordnet wird776, am zivilrechtlichen Themenbezug zweiPetschelt, Datenschutz, 2.2 (S. 15); Gola / Wronka, NZA 1991, 790 (791 f.). Däubler / Klebe / Wedde-Däubler, BDSG, Einl. Rn. 24 ff.; Auernhammer, BDSG, Einführung Rn. 33 ff., 40 ff.; Meister, Datenschutz im Zivilrecht, 3.0 (S. 8); Gola / Hümmerich / Kerstan, Datenschutzrecht, 2.2; Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (36 ff.). 773 So beispielsweise für die Fusion von Banken Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1293 f.); a.A., unter Ablehnung des Zustimmungserfordernisses, Lüttge, NJW 2000, 2463 (2466). 774 Dazu ausf. s. u. 4. Kapitel B I (Fn. 784). 775 Zu Kritik am Begriff „Datenschutz“ dahingehend, dass Schutzgut nicht das Datum, sondern das Interesse des Einzelnen an deren (Nicht-)Verwertung sei, vgl. Auernhammer, 771 772

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4. Kapitel: Datenschutz

feln777, jedoch sind diese Zweifel unbegründet. Dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen muss sowohl in den Betrieben der Privatwirtschaft als auch in den öffentlichen Betrieben Rechnung getragen werden778. In erstgenannten Betrieben war dazu eigens gem. § 37 Abs. 1 BDSG779 ein Datenschutzbeauftragter zu bestellen780. Des Weiteren beinhalten die Datenschutzgesetze nicht nur Normen bezüglich der Datenerhebung und –übermittlung öffentlicher, sondern auch nicht-öffentlicher Stellen781, wie z. B. § 1 Abs. 2 Nr. 3 BDSG, § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw)782. Außerdem erfüllt eine unzulässige Datenverarbeitung den Tatbestand des § 823, sei es durch Verletzung eines sonstigen Rechts gem. § 823 Abs. 1 (Persönlichkeitsrecht), oder Verstoß gegen ein Schutzgesetz gem. § 823 Abs. 2 S. 1 (Datenschutzgesetz)783 und führt zu zivilrechtlichen Ersatzansprüchen. Da die Datenschutzgesetze gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) ein grundsätzliches Verbot784 i. S. d. § 134 der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von personenbezogenen Daten enthalten, sind Rechtsgeschäfte, die die datenschutzgesetzlichen Vorgaben nicht berücksichtigen, nichtig785. Die thematische Relevanz datenschutzgesetzlicher Fragestellungen innerhalb der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts muss folglich bejaht werden.

BDSG, Einführung Rn. 32; ders., Grundzüge und Schwerpunkte des BDSG, in: Aktuelle Beiträge über den Datenschutz, S. 69. 776 Däubler / Klebe / Wedde-Däubler, BDSG, Einl. Rn. 24 ff.; Auernhammer, BDSG, Einführung Rn. 33 ff., 40 ff.; Meister, Datenschutz im Zivilrecht, 3.0 (S. 8); Gola / Hümmerich / Kerstan, Datenschutzrecht, 2.2; Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (36 ff.). 777 Er ist Ausdruck des aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht gem. Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 GG abgeleiteten Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. Grundlegend BVerfGE 65, 1 ff. = NJW 1984, 729 ff.; Starck in vMangoldt / Klein / Starck, GG, Art. 2 Rn. 108; Dreier in Dreier, GG, Art. 2 I Rn. 52; Jarass / Pieroth, GG, Art. 2 Rn. 32; SachsMurswiek, GG, Art. 2 Rn. 121. 778 Petschelt, Datenschutz, S. 15. 779 Aufgehoben durch Gesetz vom 18. 05. 2001 (BGBl. I S. 904). 780 Vgl. auch Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, 7.1; Simitis, NJW 1998, 2395 (2396). 781 Siehe auch Meister, Datenschutz im Zivilrecht, 3.0 (S. 8 f.). 782 Demnach bezieht sich Datenschutz jedenfalls nicht ausschließlich auf öffentlich-rechtliche Rechtsträger. So auch Petschelt, Datenschutz, 2.2 (S. 15). 783 Palandt-Thomas, § 823 Rn. 179; Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.1; Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, 7.2.2.2. 784 Bergmann / Möhrle / Herb, BDSG, § 4 Rn. 8; Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Walz, BDSG, § 4 Rn. 2 f.; Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 1.3; Däubler / Klebe / Wedde-Klebe, BDSG, § 4 Rn. 1. Zu den Regelungen des Datenschutzgesetzes als Schutzgesetz vgl. Zöllner, Daten- und Informationsschutz im Arbeitsverhältnis, S. 6; Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1290); Klippel, BB 1983, 407 (411); Ehmann, NZA Beil. Nr. 1 / 85 zu Heft 13 / 85, 2 (5); Bull, NJW 1979, 1177 (1180). 785 Vgl. nur Früh, WM 2000, 497 (501).

B. Eingrenzung des Prüfungsbereichs

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II. Juristische Personen als Adressat datenschutzgesetzlicher Regelungen Bei einer Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts könnten die regelmäßig personenbezogenen Daten im Sinne datenschutzrechtlicher Regelungen unzulässigerweise verarbeitet werden i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Dazu müssten die beteiligten Rechtsträger Adressat der datenschutzgesetzlichen Regelungen sein. Das Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten bezieht sich gem. § 1 Abs. 2 BDSG, §§ 1, 2 DSG (nw) auf die öffentlichen und nicht-öffentlichen Stellen. Darunter fallen auch die juristischen Personen des öffentlichen Rechts786. Bundesunmittelbare Körperschaften, Anstalten und Stiftungen sind gem. § 2 Abs. 1 S. 1 BDSG öffentliche Stellen. Gleichermaßen gelten juristische Personen des öffentlichen Rechts gem. § 2 Abs. 2 BDSG als öffentliche Stelle (des Landes), wenn sie der Landesaufsicht unterstehen. Entsprechend schließt die Legaldefinition des § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) die der Landesaufsicht unterstehenden juristischen Personen des öffentlichen Rechts in den Begriff der öffentlichen Stelle ein. Demnach unterfallen z. B. sowohl die Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen als auch die gem. § 4 Abs. 1 SGB V in Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts betriebenen Krankenkassen, sowie die nordrhein-westfälischen Sparkassen als rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts, § 2 SpkG (nw), den bundes- bzw. landesdatenschutzgesetzlichen Regelungen.

III. Datenschutzgesetzliche Vorschriften Damit ist jedoch nicht beantwortet, welche datenschutzgesetzlichen Vorschriften im Rahmen der Rechtsnachfolge zum Tragen kommen. Bei Durchführung einer Rechtsnachfolge werden Daten von einem Rechtsträger auf einen anderen übertragen, z. B. arbeitnehmerbezogene Daten im Rahmen eines Betriebsübergangs787 oder Kundendaten zweier zu vereinigender Sparkassen788. Dabei handelt es sich – ohne die ausführliche Begriffsklärung vorwegzunehmen – um eine Übermittlung von Daten. Diese ist gem. § 3 Abs. 4 S. 1, 2 Nr. 3 lit. a, b BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 DSG (nw) als Unterfall der Datenverarbeitung grundsätzlich verboten gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw)789, es sei denn, einer der drei dort 786 Kritik an allgemeiner Vernachlässigung datenschutzgesetzlicher Schutzrechte üben Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1289 f.). 787 Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (431). 788 Diese geben unter anderem Auskunft über private Vermögens- und steuerliche Verhältnisse, vgl. Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289. Der Datenaustausch beginnt bereits mit der due diligence im Vorfeld der Fusion, vgl. Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (427 f., 433 f.); Simitis, ZHR 165 (2001), 453. 789 s. o. Fn. 784. Zum Begriff der Übermittlung s. u. 4. Kapitel C II.

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4. Kapitel: Datenschutz

genannten Erlaubnistatbestände wird erfüllt. Demnach liegt ein Verstoß gegen das Datenverarbeitungsverbot nicht vor, wenn kein Dritter von den Daten Kenntnis nimmt, der Betroffene einwilligt oder entweder ein datenschutzgesetzlicher oder durch andere Rechtsvorschrift normierter Erlaubnistatbestand eingreift. Da die Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers, wie z. B. die Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten, ohne Einbeziehung Dritter erfolgt, könnte unter Umständen der erste Tatbestand erfüllt sein. Das ist nachfolgend detailliert zu prüfen, zuvor aber werden die grundlegenden Begriffe des Datenschutzrechts dargelegt.

C. Datenschutz bei Rechtsnachfolge I. Begriffsklärung Entsprechend der gesetzlichen Begriffsbestimmung in § 3 Abs. 1 BDSG, § 3 Abs. 1 DSG (nw) sind unter personenbezogenen Daten „Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person zu verstehen“. Die jeweilige Person definiert das Gesetz legal als „Betroffener“. Vergleichbares gilt für das nordrhein-westfälische Landesdatenschutzgesetz gem. § 3 Abs. 1 DSG (nw). Weiterhin erläutern die gesetzlichen Begriffsbestimmungen in § 3 Abs. 3, 4, 5 BDSG sowie § 3 Abs. 2 DSG (nw) detailliert, was unter „Erhebung“, „Verarbeitung“ und „Nutzung“ zu verstehen ist.

II. Voraussetzungen der Übermittlung von Daten bei Rechtsnachfolge Wie eingangs bereits angesprochen, erlangt bei Rechtsnachfolge insbesondere die Verarbeitung personenbezogener Daten Bedeutung, da sie gem. § 3 Abs. 4 S. 1, 2 Nr. 3 lit. a, b BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 DSG (nw) die Übermittlung von Daten einschließt. Unter Übermittlung ist gem. § 3 Abs. 4 S. 1, 2 Nr. 3 lit. a, b BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 DSG (nw) „das Bekanntgeben gespeicherter oder durch Datenverarbeitung gewonnener personenbezogener Daten an einen Dritten [ . . . ]790“ zu verstehen. Die Übermittlung muss also gegenüber Dritten erfolgen, worunter gem. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) alle Stellen und Personen außerhalb der verantwortlichen Stelle zu fassen sind791. In diesem Zusammenhang ist deshalb unklar, ob in allen Fällen von Rechtsnachfolge Daten übermittelt werden. Wie Auslassung durch Verfasser. Rechtsnatur, Rechtsform, Sitz und Wohnsitz des Datenempfängers sind dabei unbeachtlich. Vgl. Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Dammann, BDSG, § 3 Rn. 226; Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1291). 790 791

C. Datenschutz bei Rechtsnachfolge

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oben angesprochen, könnte die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen ohne Einbeziehung Dritter erfolgt sein, da „nur“ ein Teil eines Rechtsträgers mit eigener Rechtsfähigkeit ausgestattet wurde. Datenschutzrechtliche Probleme treten mangels Übermittlung nicht auf, wenn der Kreis der einbezogenen „Geheimnisträger“ 792 unverändert bleibt. Das richtet sich danach, ob Daten an eine andere Person oder Stelle außerhalb der für die Datenverarbeitung verantwortlichen Stelle weitergegeben oder zur Einsicht oder zum Abruf durch den Dritten bereitgehalten werden, § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw). Folglich könnten alle Fälle von Rechtsnachfolge, die ohne Einbeziehung Dritter ablaufen, mangels Verarbeitung personenbezogener Daten ungeachtet datenschutzgesetzlicher Vorschriften stattfinden.

III. Auswirkungen auf den Prüfungsbereich Entscheidend ist, ob sowohl bei der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers als auch bei der Vereinigung von Rechtsträgern der Kreis der einbezogenen Geheimnisträger, die mit den persönlichen Daten in Berührung kommen, erweitert wird, also die Kenntnisnahme eines Dritten ermöglichen. Dies erfordert eine genaue Begriffsbestimmung des „Dritten“, und zwar wegen der gesetzlichen Unterscheidung zwischen Person und Stelle in differenzierter Form.

1. Natürliche Person Die Beteiligung einer anderen natürlichen Person kann vermeintlich unschwer festgestellt werden, da der Kreis der in die Datenverarbeitung einbezogenen Personen eindeutig bestimmbar ist. Sobald die Möglichkeit der Kenntnisnahme für einen bislang Unbeteiligten entsteht, läge an sich eine Datenübermittlung gem. § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw) vor. Allerdings findet nicht in jedem Fall der Kenntnisnahme personenbezogener Daten durch Dritte eine Datenübermittlung in rechtlichem Sinne statt. Änderungen der betriebsinternen Planungs- und Arbeitsorganisation können zu Umsetzungen bzw. Neugestaltungen von Arbeitsplätzen sowie Aufgabenneuverteilungen führen. So unterliegt beispielsweise die Beschäftigtenstruktur einer Krankenkasse aufgrund von Personalfluktuation einem ständigen Wechsel. Dadurch werden Arbeitsplätze regelmäßig neu besetzt und Arbeitsbereiche umverteilt. Versteht man jede 792 Gem. § 5 S. 2 BDSG sind Beschäftigte in nicht-öffentlichen Stellen, die mit Datenverarbeitung befasst sind, auf das Datengeheimnis zu verpflichten. Laut § 6 DSG (nw) ist denjenigen, die Zugang zu personenbezogenen Daten haben, deren Verarbeitung oder Offenbarung untersagt.

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4. Kapitel: Datenschutz

Arbeitsplatzneubesetzung zugleich als eine Datenübermittlung an Dritte, löste sie das datenschutzgesetzliche Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten aus. Sofern kein Erlaubnistatbestand793 erfüllt wäre, dürfte der neue Arbeitnehmer also keine Kenntnis von den personenbezogenen Daten nehmen. Das führte zum Stillstand des Betriebsablaufs. Die Beurteilung dieser Fragestellung hängt somit maßgeblich davon ab, wann ein Dritter in datenschutzgesetzlichem Sinne in Erscheinung tritt. Der Begriff lässt sich anhand des Gesetzeswortlauts nicht eindeutig festlegen. Die Feststellung, wann eine Übermittlung von Daten an einen Dritten vorliegt, muss somit in der systematischen Zusammenschau mit dem zweiten Tatbestandsmerkmal, der anderen Stelle gem. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw), erfolgen.

2. Stelle i.S.v. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) Die Feststellung, wann eine andere Stelle, also eine solche außerhalb der verantwortlichen (§ 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG [nw]), in die Datenverarbeitung einbezogen wird, gestaltet sich ähnlich schwierig. Dabei könnte zunächst der Individualbezug ausschlaggebend sein. Dann wäre die „Einbeziehung einer anderen Stelle“ regelmäßig zu bejahen, wenn andere, zuvor unbeteiligte (natürliche) Personen mit der Datenverarbeitung befasst werden.

a) Kein Individualbezug der „Stelle“ Der Wortlaut des Gesetzes spricht allerdings gegen eine solche Auslegung. Falls der Bezug auf einzelne natürliche Personen ausschlaggebendes Merkmal der Stelle wäre, hätte es nicht der gesetzlichen Unterscheidung zwischen Person und Stelle bedurft794. Stünde der Begriff „Stelle“ nur für die Gesamtheit der bei einem Hoheitsträger mit Datenverarbeitung betrauten Personen, dann wäre die gesetzliche Unterscheidung zwischen Person und Stelle ebenfalls obsolet. Das zeigt auch ein systematisches Argument aus § 2 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 BDSG bzw. § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Danach sind als öffentliche Stellen unter anderem die Behörden und juristischen Personen des öffentlichen Rechts anzusehen. Unter Zugrundelegung des Behördenbegriffs im Sinne des Verwaltungsverfahrensgesetzes gem. § 1 Abs. 4 VwVfG, § 1 Abs. 2 VwVfG (nw), wonach Behörde jede Stelle ist, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt, kann der Rückschluss gezogen werden, dass das Individuum die einzelne Einrichtung nicht charakterisiert. Ebenso weisen die juristischen Personen aufgrund ihrer eigenständigen Rechtspersönlichkeit kei793 794

s. o. 4. Kapitel A sowie ausf. 4. Kapitel D. I.E. auch Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (47).

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nen Personalbezug auf795. Das zeigt schließlich ein argumentum a maiore ad minus796. Juristische Personen des öffentlichen Rechts gelten nach den vorangegangenen Ausführungen797 als Stelle gem. § 2 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 BDSG bzw. § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Da die individuelle personelle Besetzung einer juristischen Person schon unbeachtlich ist, kann erst recht keine individuelle Charakterisierung einer Stelle i.S.v. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) durch natürliche Personen erfolgen798. Demnach kann nicht anhand einzelner beteiligter natürlicher Personen festgestellt werden, wann eine andere Stelle in den Datenverarbeitungsprozess einbezogen wird.

b) Stellenbegriff Unklar bleibt deshalb, wann eine Datenübermittlung an eine andere Stelle vorliegt. Im Wege systematischer Auslegung bietet sich ein Vergleich mit anderen Stellenbegriffen sowie eine Betrachtung des Tätigkeitsbereichs einzelner Stellen an.

aa) Vergleich mit Dienststellenbegriff Im Zusammenhang mit personalvertretungsrechtlichen Fragen wurde häufig der Begriff der „Dienststelle“ aufgegriffen. Die Vergleichbarkeit mit der Auslegung datenschutzrechtlicher Probleme ergibt sich daraus, dass beide Stellenbegriffe im Zusammenhang mit öffentlichen Rechtsträgern stehen. Der Dienststellenbegriff umfasst unter anderem die einzelnen Behörden799. Jede Behörde gilt als eigene Dienststelle, mit eigenem Personalrat. Sie werden anhand ihrer Aufgaben unterschieden. Entscheidend für die Abgrenzung des (Dienst-)Stellenbegriffs sind die innerhalb eines bestimmten arbeitsorganisatorischen Prozesses wahrgenommen Aufgaben. Danach könnten auch Stellen i.S.v. § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) unterschieden werden. Fraglich ist, ob eine solche Abgrenzung mit dem Schutzzweck des Datenschutzgesetzes vereinbart werden kann. Danach muss der Kreis der mit Datenverarbeitung befassten Personen möglichst klein bleiben. Die Übermittlung von Daten bedarf also restriktiver Handhabung. Legt man demgegenüber den oben genannten 795 Jecht, Die öffentliche Anstalt, § 3 II (S. 32 ff.); Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 1; Raiser, AcP 199 (1999), 104 (140 ff.). 796 Zum argumentum a maiore ad minus Staudinger / Coing, Einl. 159 zum BGB; Larenz, Methodenlehre, II Kap. 5 2 b (S. 389); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 3. Teil IV (S. 479 f.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 11 II a (S. 68 f.). 797 s. o. 4. Kapitel B II. 798 Vgl. auch Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (47). 799 Daneben auch Verwaltungsstellen und Betriebe der Verwaltungen, vgl. Müller, a. a. O.

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4. Kapitel: Datenschutz

funktionellen800 Behördenbegriff zugrunde, demzufolge gem. § 1 Abs. 4 VwVfG, § 1 Abs. 2 VwVfG (nw) Behörde jede Stelle ist, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt, so würde schnell ein großer Kreis von Personen in den Arbeitsablauf einbezogen. Einzelne Behörden können aus verschiedenen Abteilungen bestehen, denen unterschiedliche, selbständige Aufgaben zugewiesen sind. Verneinte man in Fällen der Datenübertragung zwischen zwei Abteilungen eine (grundsätzlich unzulässige) Datenübermittlung, dann würde der Kreis der Geheimnisträger sehr umfangreich, obwohl gegebenenfalls behördenintern nicht einmal Bedarf für die Kenntnisnahme der Daten bestünde801. Das liefe datenschutzgesetzlichen Zielsetzungen, die nur die Einbeziehung eines möglichst kleinen Kreises von Geheimnisträgern vorsehen, zuwider. Folglich können die Merkmale des Dienststellenbegriffs nicht uneingeschränkt auf den datenschutzgesetzlichen Stellenbegriff übertragen werden.

bb) Abgrenzung anhand der zugewiesenen Aufgabe Der datenschutzgesetzliche Stellenbegriff ist deshalb gegenüber dem personalvertretungsgesetzlichen Dienststellenbegriff einzuschränken. Wie oben bereits angesprochen802, werden Behörden anhand der ihnen zugewiesenen Aufgaben unterschieden. Demnach liegt eine Datenübermittlung an eine andere Stelle jedenfalls dann vor, wenn zwischen Rechtsträgern, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen, personenbezogene Daten übertragen werden. Angesichts der Tatsache, dass nach datenschutzgesetzlichen Vorgaben möglichst wenigen Personen Kenntnisnahme ermöglicht werden soll, ist diese Abgrenzung rechtsträgerintern auszuweiten. Die Unterscheidung zwischen zwei Stellen in datenschutzgesetzlichem Sinn hängt demnach auch davon ab, ob unterschiedliche Aufgaben bearbeitet werden, jedoch unter dem Aspekt der Erhebung personenbezogener Daten. Folglich handelt es sich immer dann um eine andere Stelle im Sinne von § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw), wenn Daten an Dritte, die eine andere Aufgabe erfüllen als die, für die die Daten ursprünglich erhoben worden waren803, weitergegeben oder für diese zum Abruf bereitgehalten werden. Die Bejahung einer anderen „Stelle“ in datenschutzgesetzlichem Sinn richtet sich somit nach dem Kreis der in die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe integrierten Beschäftigten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Erfüllung der einer Behörde zugewiesenen Aufgabe aufgeteilt werden kann. Das zeigt die Unterteilungsmöglichkeit einzelner Behörden in Abteilungen. Selbst in der behördeninternen Weitergabe von Daten kann folglich ein dem datenschutzgesetzlichen Übermittlungsverbot unterfallender Vorgang liegen, Wolff / Bachof / Stober, Verwaltungsrecht I / 2, § 45 Rn. 19. Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (47). 802 s. o. 4. Kapitel C III 2 a. 803 Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Dammann, BDSG, § 2 Rn. 15; Gola / Schomerus, BDSG, § 2 Anm. 2.2.; a.A. Auernhammer, BDSG, § 3 Rn. 51. 800 801

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sofern Dritte mit den Daten konfrontiert werden sollen, die nicht ursprünglich mit der Aufgabe, für die die Datenerhebung durchgeführt worden war, befasst waren. Eine andere Stelle, die als Dritter und somit grundsätzlich unberechtigter Datenempfänger gilt, wird also mittels der von den dort Beschäftigten wahrzunehmenden Aufgaben, für deren Erfüllung die Daten erhoben worden waren, bestimmt. c) Übertragung der Kriterien auf natürliche Person als Dritter Anhand dieser Feststellungen kann die oben offengelassene Frage, wann eine andere natürliche Person als Dritter anzusehen ist, beantwortet werden. Den Ausschlag gibt die Integration in die mit der Datenverarbeitung befassten Stelle. Wird eine stelleninterne Aufgabenumverteilung vorgenommen, so erfolgt keine Kenntnisnahme durch eine dritte natürliche Person i.S.v. § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw). Im Zuge der Neubesetzung eines Arbeitsplatzes werden somit keine Daten übermittelt. Demgegenüber findet eine Datenübermittlung an einen Dritten statt, wenn weder eine Einbindung des Empfängers in den Arbeitsprozess der datenverarbeitenden Stelle vorliegt noch eine ausschließlich zu stelleninternen Zwecken notwendige Datenmitteilung erfolgt. 3. Auswirkungen auf Rechtsnachfolge a) Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers Wie eingangs vermutet804, findet bei einer Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers keine Datenübermittlung i.S.v. § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw) statt. Durch die Verselbständigung, wie sie beispielsweise bei Umbildung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Hochschulen gem. § 41 HG (nw) erfolgte, werden Teile eines Rechtsträgers mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet805. Der Kreis der beteiligten Personen und der einbezogenen Stellen bleibt aber unverändert. Durch die Verselbständigung werden also keine Dritten in den Kreis der mit der Datenverarbeitung befassten Rechtssubjekte einbezogen. Ebenso wenig verändert sich die zu erfüllende Aufgabe. Ob im Zuge der Umbildung des Rechtsträgers interne Abläufe umgestaltet werden, so dass letztlich doch Dritte am Datenverarbeitungsprozess beteiligt sind, stellt keinen Aspekt der Rechtsnachfolge dar, sondern unterliegt der betriebsinternen Organisation806. Demnach erfolgt bei der Vers. o. 4. Kapitel C II. Umwandlungsrechtlich ist dies vergleichbar mit der Abspaltung gem. § 123 Abs. 2 UmwG. 806 So auch Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (434 f.); a.A. Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (50 ff.), die nur dann keine Datenübermittlung bejahen, wenn der 804 805

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4. Kapitel: Datenschutz

selbständigung von Teilen eines Rechtsträgers keine Datenübermittlung. Datenschutzgesetzliche Vorgaben sind also nicht zu berücksichtigen. b) Vereinigung von Rechtsträgern aa) Datenübermittlung Demgegenüber werden bei der Vereinigung oder auch nur teilweisen Vereinigung von Rechtsträgern regelmäßig Daten übermittelt, da sich der Kreis der Wissensvertreter807 erweitert oder verändert. Bei einer Zusammenführung von Krankenkassen unterliegt zwar beispielsweise der Kreis der Beschäftigten keiner Änderung; jedoch erhalten Arbeitnehmer Kenntnis von personenbezogenen Daten, die vor der Zusammenführung keine Befugnis dazu hatten. bb) Besonderheiten der Gesamtrechtsnachfolge? Zweifel an diesem Ergebnis könnten dadurch entstehen, dass die (teilweise) Vereinigung von Rechtsträgern regelmäßig mit einer (partiellen) Gesamtrechtsnachfolge einhergeht808. Denn durch die Gesamtrechtsnachfolge erfolgt eine Übertragung von Vermögensinbegriffen809, die die übernehmende Stelle berechtigt, Daten einzusehen. Folglich könnte die für eine Datenübermittlung notwendige Bekanntgabe der personenbezogenen Daten abzulehnen sein810. Fraglich ist demnach, ob es sich bei der übernehmenden Stelle um einen Dritten handelt, entsprechend der Definition in § 3 Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 4 S. 2 DSG (nw) also um eine Person oder Stelle außerhalb der (zuvor) verantwortlichen Stelle811. Die Verantwortlichkeit einer Stelle für die Datenverarbeitung wechselt bei Gesamtrechtsnachfolge, und zwar in einer logischen Sekunde, in der die Übertragung von einem Rechtsträger auf einen anderen Rechtsträger stattfindet. In dieser logischen Sekunde ist die übernehmende Person oder Stelle Dritter, da sie ihre Verantwortlichkeit erst mit Abschluss der Gesamtrechtsnachfolge innehat. Demnach bleibt auch der Gesamtrechtsnachfolger Dritter. Es handelt sich also um eine grundsätzlich unzulässige Datenübertragung812. Selbst wenn beispielsweise verKreis der mit der Datenverarbeitung befassten Personen (nach der Abspaltung) gänzlich unverändert bleibt. 807 Begriff entsprechend BGHZ 83, 293 (296); 117, 104 (106 f.); 132, 30 (35). 808 Vgl. auch Lüttge, NJW 2000, 2463 (2464 f.). 809 So für die umwandlungsgesetzliche Gesamtrechtsnachfolge Lutter-Grunewald, UmwG, § 20 Rn. 7; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 12 IV 3 a (S. 365). 810 Lüttge, NJW 2000, 2463 (2466). 811 Ausführlich dazu s. o. 4. Kapitel C III. 812 I.E. auch Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1292); Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (46 ff.); a.A. Lüttge, NJW 2000, 2463 (2466).

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einigte Krankenkassen oder fusionierte Sparkassen nach ihrer Zusammenführung keine anderen Aufgaben als zuvor erfüllen, so hat sich dennoch der Kreis der „zum Wissen Berufenen“813 verändert, da jeder Rechtsträger zuvor seinen eigenen Wirkungskreis und in diesem Rahmen die ihm obliegenden Aufgaben erfüllt hatte814.

IV. Zwischenergebnis Die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern erfordert zum Teil die Übermittlung personenbezogener Daten. Eine Datenübermittlung liegt vor, wenn die Daten entweder an Dritte weitergegeben oder für diese zur Einsicht oder zum Abruf bereitgehalten werden. Sie ist gem. § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw) aufgrund der Eingriffsmöglichkeit in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung datenschutzgesetzlich prinzipiell untersagt. Dritter ist jede Person oder Stelle außerhalb der verantwortlichen Stelle. Eine Person gilt als Dritter, wenn sie mit den personenbezogenen Daten nicht nur aufgrund einer betriebs- bzw. stelleninternen Aufgabenumverteilung erstmalig in Kontakt kommt, sondern von den Daten für die Erfüllung einer Aufgabe Gebrauch macht, die außerhalb der Verantwortlichkeit der speichernden Stelle liegt. Es handelt sich um eine Stelle außerhalb der verantwortlichen Stelle im Sinne der Datenschutzvorschriften, wenn ein Rechtsträger Zugriff auf Daten erhält, der eine andere Aufgabe erfüllt als der Rechtsträger, für den die jeweiligen Daten ursprünglich erhoben und gespeichert worden waren. Demnach ist der Stellenbegriff eng zu fassen. Daraus folgt, dass datenschutzrechtliche Fragestellungen bei Rechtsnachfolge immer dann zu berücksichtigen sind, wenn Dritte in den Kreis der Wissensvertreter einbezogen werden. Das trifft für alle Rechtsnachfolgekonstellationen außer der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers zu, da in diesem Fall der Kreis der mit der Datenverarbeitung befassten Personen und Stellen keiner Veränderung unterliegt, es sei denn, die interne Arbeitsorganisation wird geändert. Letzteres betrifft jedoch nicht (mehr) die Rechtsnachfolge, so dass Datenschutz letztlich nur bei der Vereinigung oder teilweisen Vereinigung von Rechtsträgern beachtet werden muss. Folglich waren bei der Umbildung der medizinischen Einrichtungen der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen datenschutzgesetzliche Vorgaben mangels Übermittlung an einen Dritten nicht zu berücksichtigen.

813 Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (44 f.) mit Hinweis auf BGHZ 83, 293 (296); 117, 104 (106 f.). 814 s. o. 4. Kapitel C III 1.

13 Burg

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4. Kapitel: Datenschutz

D. Erlaubnistatbestände Personenbezogene Daten dürfen grundsätzlich gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) nicht übermittelt werden815, es sei denn, der Vorgang ist datenschutzgesetzlich oder durch eine andere Rechtsvorschrift erlaubt, oder eine Einwilligung des Betroffenen liegt vor816. Daraus gehen verschiedene Fragestellungen hervor. Die datenschutzgesetzlichen Ausnahmen vom Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten stehen zumeist in Zusammenhang mit den vom datenverarbeitenden Rechtsträger zu erfüllenden Aufgaben. Gem. § 15 Abs. 1 BDSG dürfen etwa Daten an öffentliche Stellen übermittelt werden, wenn sie der Erfüllung der in der Zuständigkeit des übermittelnden oder empfangenden Rechtsträgers liegenden Aufgaben dienen. Das könnte unter anderem für die Tätigkeit der Krankenkassen, die gem. § 1 SGB V in der Erhaltung, Wiederherstellung oder Besserung des Gesundheitszustands der Versicherten liegt, von Bedeutung sein. Weiterhin entfällt das Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten, wenn eine andere Rechtsvorschrift die Datenverarbeitung erlaubt, § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw). Insofern kommt beispielsweise § 9 IHKG817 in Betracht. Ebenso könnte die für die Rechtsnachfolge unter öffentlichen Rechtsträgern notwendige gesetzliche Rechtsnachfolgeanordnung prinzipiell dem datenschutzgesetzlichen Erfordernis einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) genügen. Demnach läge beispielsweise in § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V eine Erlaubnis zur Übermittlung personenbezogener Daten. Die andere Rechtsvorschrift könnte außerdem spezieller818 als die datenschutzgesetzliche Erlaubnisnorm sein, so dass die in § 1 Abs. 3 S. 1 BDSG bzw. § 2 Abs. 3 DSG (nw) enthaltene Subsidiaritätsklausel Anwendung findet819. Dadurch würde die Anwendbarkeit des Datenschutzgesetzes gesperrt. Demgegenüber gelangen datenschutzgesetzliche Regelungen – und somit auch die Notwendigkeit einer Datenverarbeitungserlaubnis – zusätzlich zu den subsidiaritätsauslösenden Normen zur Anwendung, wenn die speziellere Regel Lücken hinsichtlich des jeweiligen 815 Das hätte das Scheitern der geplanten Umstrukturierung der Rechtsträger zur Folge. Eine Forderungsabtretung wäre beispielsweise aufgrund Verstoßes gegen § 134 (i.V.m. § 4 BDSG, § 4 DSG [nw]) unwirksam, MünchKomm-Roth, § 399 Rn. 26. s. o. 4. Kapitel A. 816 Zum Verhältnis der beiden Ausnahmetatbestände zueinander vgl. Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Walz, BDSG, § 4 Rn. 6 f. 817 Siehe auch §§ 30, 31 AO, § 35 SGB I i.V.m. §§ 67 – 86 SGB X. 818 Zur Spezialität s. o. 3. Kapitel B I 1. 819 Das jeweilige Datenschutzgesetz gelangt aufgrund von Subsidiarität insoweit nicht zur Anwendung, als eine solche andere Rechtsnorm angewendet werden kann. Vgl. Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 2.1; Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, 4.2 (S. 220) i.V.m. 2.3 (S. 178 ff.); Wohlgemuth, Datenschutz für Arbeitnehmer, Rn. 88 ff.; Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 4 Rn. 4.

D. Erlaubnistatbestände

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Falls enthält820. Daher muss auch das Verhältnis zwischen subsidiaritätskennzeichnenden Rechtsnormen i.S.v. § 1 Abs. 3 S. 1 BDSG, § 2 Abs. 3 DSG (nw) und anderen Rechtsvorschriften i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) genauer untersucht werden. Schließlich stellt sich hinsichtlich des dritten Ausnahmetatbestandes, der Einwilligung, die Frage, ob und gegebenenfalls wie beispielsweise Arbeitnehmer mit Abschluss des Arbeitsvertrages821 in eine Übermittlung ihrer personenbezogenen Daten eingewilligt haben. Ebenso könnten Patienten bereits mit Abschluss des Behandlungsvertrages darin einwilligen, dass ihre Daten im Falle einer Umbildung des Rechtsträgers weitergegeben werden dürfen822. Insofern sind die Voraussetzungen einer wirksamen Einwilligung zu prüfen.

I. Andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) Zunächst bedarf der Klärung, was unter einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) zu verstehen ist823. Sofern die für die Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts notwendige gesetzliche Grundlage824, wie z. B. § 144 SGB V, § 1 IHKG (nw)825 oder § 32 SpkG (nw), eine solche andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) darstellt, würde zugleich die damit einhergehende Datenverarbeitung ermöglicht. Zuvor bedarf jedoch die Frage, ob es sich bei der anderen Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) um ein formelles oder materielles Gesetz handeln muss, einer eingehenden Betrachtung, weil dadurch unter Umständen der Kreis der als „andere Rechtsvorschrift“ in Betracht kommenden Normen eingegrenzt werden kann. Schließlich kann anhand ausgesuchter gesetzlicher (Gesamt-)Rechtsnachfolgeanordnungen geprüft werden, ob diese die Voraussetzungen einer anderen Rechtsvorschrift erfüllen und gegebenenfalls spezieller als die datenschutzgesetzlichen Erlaubnistatbestände 820 Die eingeschränkte, jedoch nicht vollständige Unanwendbarkeit resultiert aus dem auffanggesetzlichen Charakter der Datenschutzgesetze. Zum früheren wortgleichen § 1 Abs. 4 BDSG vgl. Gola / Schomerus, BDSG, § 1 Anm. 7.1; Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 12. 821 Sei es in einzelvertraglicher Form oder durch Einbeziehung allgemeiner Vertragsbedingungen, ggf. sogar konkludent. Vgl. Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.3, 6.2. 822 Vgl. dazu BGH NJW 1992, 737 (740). 823 Beispielhaft seien hier § 9 IHKG, §§ 30, 31 AO, § 35 SGB I i.V.m. §§ 67 bis 86 SGB X angeführt. Vgl. auch BVerfG NJW 1984, 419 (422). 824 s. o. 2. Kapitel D III 1, 3. 825 Hiervon wurde zuletzt im Rahmen der VO über die Neugliederung der Industrie- und Handelskammern in NRW vom 01. 03. 1977 (GVBl. NW S. 95 / SGV NW 7124), geändert durch VO vom 05. 11. 1981 (GVBl. NW S. 682), Gebrauch gemacht.

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4. Kapitel: Datenschutz

sind. Im Anschluss daran bleibt auf die Tauglichkeit des zivilrechtlichen Rechtsnachfolgeelements als andere Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) einzugehen.

1. Öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) Jede andere Rechtsvorschrift außerhalb des Datenschutzgesetzes, die die Verarbeitung personenbezogener Daten erlaubt, setzt das datenschutzgesetzliche Verarbeitungsverbot826 außer Kraft und schränkt damit das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ein827. Denn die datenschutzgesetzlichen Vorschriften sind einfachgesetzliche Ausprägung dieses grundrechtlich gewährleisteten Schutzes828. Das gilt sowohl für Bundes- als auch für Landesrecht829. Demzufolge handelt es sich bei der anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) um eine grundrechtsbeschränkende Norm, an die deshalb bestimmte Anforderungen zu stellen sind. Aus diesen Überlegungen können Rückschlüsse für die Frage gezogen werden, ob es sich um eine formelle oder materielle Rechtsvorschrift handeln muss.

a) Einschränkung durch formelle oder materielle Norm Das Grundrecht aus Art. 2 Abs. 1 GG ist durch die sog. Schrankentrias830 beschränkt. Danach begrenzen die Rechte anderer, die verfassungsmäßige Ordnung und das Sittengesetz die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Hinsichtlich der Frage, ob das Recht auf informationelle Selbstbestimmung nur durch formelle oder auch durch materielle Rechtsnormen eingeschränkt werden kann, kommt insofern nur die verfassungsmäßige Ordnung als Prüfungsgegenstand in Betracht831. Sie umfasst die gesamte Rechtsordnung, mithin alle materiellen Rechtsnormen832. Demnach kann das Recht auf informationelle Selbstbestimmung im Interesse der s. o. 4. Kapitel A, B I. s. o. 4. Kapitel A. 828 BVerfGE 65, 1 (48); Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, II. Teil 2.1 (S. 156); Gola / Schomerus, BDSG, § 1 Anm. 3.1; Tinnefeld, NJW 2001, 3078. 829 Stähler / Schmitt, DSG (nw), Einführung Rn. 1. 830 Jarass, NJW 1989, 857 (861) mit Darstellung der Gegenmeinung, die die Schranken von Art. 2 Abs. 2 GG auf dessen Abs. 1 überträgt. 831 Zugleich deckt die verfassungsmäßige Ordnung sowohl das Sittengesetz als auch die Rechte anderer, welche gesetzlich festgelegt sein müssen, mit ab. Vgl. Jarass, NJW 1989, 857 (861). 832 BVerfGE 6, 32 (37 ff.); 55, 159, (165); 63, 88 (108). 826 827

D. Erlaubnistatbestände

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Allgemeinheit833 auch durch materielle Rechtsnormen beschränkt werden. Allerdings wird der Bereich der informationellen Selbstbestimmung als besonders sensibel angesehen834, so dass es nicht bei der allgemeinen Einschränkbarkeit durch materielle Rechtsnorm bleibt. Entsprechend der für den Datenschutz grundlegenden verfassungsgerichtlichen Entscheidung im Volkszählungsurteil835 sind an eine Einschränkung vielmehr weitere Anforderungen zu stellen. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung kann demzufolge nur durch eine verfassungsmäßige gesetzliche Grundlage, aus der sich unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes Voraussetzungen und Umfang der Beschränkungen klar und für den Bürger erkennbar ergeben836, eingeschränkt werden. Ob diese Voraussetzungen nur bei Rechtsnormen im formellen oder auch bei solchen im materiellen Sinne vorliegen, ist umstritten. Einerseits werden aufgrund der Bedeutung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung nur formelle Rechtsnormen als Schranke zugelassen837, andererseits auch materielle Rechtsnormen für tauglich erachtet838.

b) Stellungnahme Der Begriff der verfassungsmäßigen Ordnung im Rahmen von Art. 2 Abs. 1 GG ist nicht im Sinne der verfassungsmäßigen Ordnung gem. Art. 20 Abs. 3 GG zu verstehen839, sondern umfasst die gesamte Rechtsordnung. Auch materielle Rechtsnormen sind Teil der verfassungsmäßigen Rechtsordnung. Aufgrund des Parlamentsvorbehalts in Verbindung mit der Wesentlichkeitstheorie des Bundesverfassungsgerichts840 hat damit letztlich jede gültige Rechtsnorm aufgrund der durchgängigen Legitimationskette eine verfassungsmäßige, formell-gesetzliche 833 BVerfGE 65, 1 (44) begründet dies mit der grundgesetzlichen Entscheidung des Spannungsfeldes Individuum – Gemeinschaft zu Gunsten des Gemeinschaftsbezuges, da der Einzelne gemeinschaftsgebunden und sozialbezogen sei. 834 Dreier in Dreier, GG, Art. 2 I Rn. 59. 835 BVerfGE 65, 1 (44). 836 BVerfGE 45, 400 (420); 65, 1 (44) sowie bereits den zweiten und vierten Leitsatz. Gegebenenfalls sind seitens des Gesetzgebers organisatorische und verfahrensrechtliche Regelungen zu treffen, BVerfGE 53, 30 (65); 63, 131 (143); 65, 1 (46). 837 Dreier in Dreier, GG, Art. 2 I Rn. 59 m. w. N. in Fn. 235; vMünch / Kunig-Kunig, GG, Art. 2 Rn. 42. 838 Sachs-Murswiek, GG, Art. 2 Rn. 107 m. w. N. 839 Maunz / Dürig-Di Fabio, GG, Art. 2 Rn. 39; Sommermann in vMangold / Klein / Starck, GG, Art. 20 Rn. 240 ff.; Sachs-Murswiek, GG, Art. 2 Rn. 89; vMünch / Kunig-Kunig, GG, Art. 2 Rn. 22; Dreier-Dreier, GG, Art. 2 Rn. 38. 840 Danach sind wesentliche gesetzgeberische Entscheidungen in einem formellen Gesetzgebungsverfahren zu treffen. Ipsen, Staatsrecht I, Rn. 666, 669; Maunz / Zippelius, Staatsrecht, §§ 13 I 1, 13 III 4, 37 V 1; Münch, Staatsrecht I, Rn. 349 f., 351 f.

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4. Kapitel: Datenschutz

Grundlage. Demnach unterfallen auch materielle Rechtsnormen als Teil der verfassungsmäßigen Rechtsordnung dem Schrankenbegriff des Art. 2 Abs. 1 GG. Allerdings bleiben die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zu berücksichtigen, dass sich aus Normen, die das Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten einschränken, unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Bürger erkennbar ergeben müssen. Unter diesen Voraussetzungen sind sowohl materielle als auch formelle Rechtsnormen, die die Verarbeitung personenbezogener Daten ausdrücklich erlauben, als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) anzusehen. Dazu zählen beispielsweise §§ 30, 31 AO, § 35 SGB I i.V.m. §§ 67 bis 86 SGB X.

2. Auswirkungen bei Rechtsträgerumbildungen Daneben könnten auch andere gesetzliche Rechtsnachfolgeanordnungen, die die Verarbeitung personenbezogener Daten zwar nicht ausdrücklich erlauben, sich jedoch auf Rechtsnachfolge beziehen, als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) anzusehen sein. Eine zivilrechtliche Forderungsabtretung gem. § 398 erfordert beispielsweise die damit notwendig verbundene Datenübertragung, etwa hinsichtlich der Höhe der Forderung, Name des Schuldners etc.841. Demnach müsste daraus eine Erlaubnis zur Datenübermittlung folgen. Das Gleiche könnte auch für öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnungen gelten, so dass diese inzident die Übertragung der für die Rechtsnachfolge notwendigen personenbezogenen Daten ermöglichen. Deshalb wird geprüft, ob die gesetzlichen Gesamtrechtsnachfolgeanordnungen des § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V, § 32 Abs. 1 SpkG (nw) oder § 1 IHKG (nw) die verfassungsgerichtlichen Vorgaben in Bezug auf Normenklarheit sowie etwaige Notwendigkeit organisatorischer und verfahrensrechtlicher Regelungen842 erfüllen.

a) Rechtsnachfolge unter Ortskrankenkassen gem. §§ 144 ff. SGB V Der Zusammenschluss von Ortskrankenkassen zieht eine gesetzlich angeordnete Gesamtrechtsnachfolge gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V nach sich, beruht aber auf einem freiwilligen Entschluss der Verwaltungsräte. Datenschutz ist deshalb zu beachten, weil sowohl die Daten der Beschäftigten als auch der Mitglieder der Kran-

841 842

Dazu ausf. s. u. 4. Kapitel D II 2 c. s. o. 4. Kapitel D I 1 a (Fn. 835).

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kenkassen an einen neuen Rechtsträger843 übermittelt werden. An der Tatsache, dass eine Übermittlung von Daten erfolgt, bestehen insofern keine Zweifel, als die Beschäftigungsverhältnisse übergehen844 und die Mitglieder der zu vereinigenden Ortskrankenkassen (zunächst845) auch Mitglieder der neu gebildeten Ortskrankenkasse werden846. Insbesondere die Daten der Mitglieder, die intime Informationen über Krankheiten und soziale Verhältnisse der Betroffenen enthalten, zeigen die Bedeutung des Datenschutzes847.

aa) Anwendbarkeit von Bundes- oder Landesdatenschutzrecht Zunächst ist zu klären, ob die Datenübermittlung zwischen Krankenkassen Bundes- oder Landesdatenschutzrecht unterliegt. Gem. § 1 Abs. 2 BDSG findet das Bundesdatenschutzgesetz auf die öffentlichen und nicht-öffentlichen Stellen des Bundes Anwendung, also auch auf die Körperschaften des öffentlichen Rechts, § 2 Abs. 2 S. 1 BDSG. Gleiches gilt gem. § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) für das Landesdatenschutzgesetz (nw). Welches Datenschutzgesetz letztlich anzuwenden ist, richtet sich nach dem Ort der Tätigkeit des Rechtsträgers848. Eine Krankenkasse unterliegt als Körperschaft des öffentlichen Rechts, § 4 Abs. 1 SGB V, demnach bundesdatenschutzgesetzlichen Regelungen, wenn sie über die Landesgrenzen hinaus tätig wird849. Bei ausschließlicher Tätigkeit innerhalb eines Bundeslandes findet das Landesdatenschutzgesetz Anwendung850. Somit kann für die vorliegende Untersuchung angenommen werden, dass sowohl das BDSG als auch das DSG (nw) auf die Zusammenführung von Krankenkassen gem. §§ 144 ff. SGB V Anwendung finden können. Dabei bedarf es auch keiner genauen Festlegung, da sich die Voraussetzungen der anderen Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG von denen des § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) nicht unterscheiden851.

843 Dies ist die neu gebildete Ortskrankenkasse, vgl. vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 19; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 22; Maaßen / Schermer / Wiegand / Zipperer-Schermer, SGB V, § 144 Rn. 6; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 8. 844 Siehe nur BT-Drucks. 11 / 2237, S. 209. 845 Ihnen steht trotz der Rechtsnachfolge lediglich die ordentliche Kündigungsmöglichkeit innerhalb der üblichen Fristen zu. Vgl. vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 19; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 25; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 8. 846 Vgl. statt vieler Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 25; vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 19 m. w. N. 847 Vgl. auch BGH NJW 1991, 2955 (2956); LG Göttingen NJW 1979, 601. 848 Für Krankenkassen vgl. Gola / Schomerus, BDSG, § 2 Anm. 6.1. 849 Gola / Schomerus, BDSG, § 2 Anm. 6.1. Siehe auch Bergmann / Möhrle / Herb, BDSG, § 1 Rn. 9 ff.; Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Simitis, BDSG, § 1 Rn. 201 ff. 850 Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 1, 4. 851 s. o. 4. Kapitel B I.

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4. Kapitel: Datenschutz

bb) § 144 SGB V als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) Die gesetzliche Rechtsnachfolgeanordnung gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V müsste als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) ein verfassungsgemäßes, (zumindest) materielles Gesetz sein, aus dem sich Voraussetzungen und Umfang der Beschränkungen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung klar und für den Betroffenen erkennbar ergeben852. Hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit des § 144 SGB V bestehen keine Bedenken. Umfang und Voraussetzungen des Eingriffs in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung werden demgegenüber nicht genau aufgezeigt, so dass es an der Erkennbarkeit für den Betroffenen mangelt. Durch die allgemeine Feststellung in § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V, dass die neue Krankenkasse in die Rechte und Pflichten der bisherigen Krankenkasse eintritt, wird keine genaue Aussage über Art und Umfang der zu übertragenden Daten getroffen. Zwar kann der Gesamtrechtsnachfolgeanordnung entnommen werden, dass alle personenbezogenen Daten übergehen. Dann mangelt es jedoch immer noch an der Erkennbarkeit für den Betroffenen. Da die Vereinigung von Ortskrankenkassen gem. § 144 Abs. 1 S. 1 SGB V zunächst (nur) einen Beschluss der Verwaltungsräte voraussetzt, wird der Betroffene in die Rechtsnachfolgedurchführung nicht einbezogen. Dieser erfährt mitunter nichts von der Vereinbarung der Krankenkassenzusammenführung. Demnach wird die Anordnung der Gesamtrechtsnachfolge gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V dem verfassungsgerichtlichen Gebot der Erkennbarkeit für den Betroffenen nicht gerecht. Das zeigt sich auch darin, dass die Anordnung der Gesamtrechtsnachfolge die Frage der Datenübermittlung nicht aufgreift, obwohl das SGB V im Übrigen ausdrückliche Regelungen über die Verarbeitung personenbezogener Daten enthält, z. B. in §§ 304 f. SGB V. Darin werden die Aufbewahrung von Daten bei Krankenkassen und kassenärztlichen Vereinigungen sowie die Auskünfte an Versicherte geregelt. Die Normen enthalten unter anderem Aufbewahrungs- und Löschungspflichten der Krankenversicherungen, § 304 SGB V, und regeln die Anonymisierung und Unterrichtungspflicht der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte gegenüber den Versicherten, § 305 SGB V. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Notwendigkeit einer Regelung personenbezogener Datenverarbeitung bei Erlass des SGB V bekannt war. Da für die Fusion von Krankenkassen gem. §§ 144 ff. SGB V keine entsprechenden Anordnungen getroffen wurden, kann das betroffene Krankenkassenmitglied weder Art noch Umfang der im Zuge einer Vereinigung zweier Krankenkassen zu übermittelnden Daten erkennen. Demnach erfüllt die Gesamtrechtsnachfolgeanordnung des § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V nicht die Voraussetzungen einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG. Die Datenübermittlung zwischen alter und neuer Krankenkasse kann nicht 852

s. o. Fn. 835 f.

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auf der Basis von § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V i.V.m. § 4 Abs. 1 BDSG bzw. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) erfolgen.

b) § 9 IHKG oder § 1 IHKG (nw) als „andere Rechtsvorschrift“ gem. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) In Nordrhein-Westfalen besteht gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 IHKG i.V.m. § 1 S. 1 IHKG (nw) die Möglichkeit, Bezirke von Industrie- und Handelskammern durch Rechtsverordnung zu ändern853. Die Industrie- und Handelskammern sind gem. § 3 Abs. 1 IHKG Körperschaften des öffentlichen Rechts854, die auf Landesebene für bestimmte Bezirke eingerichtet werden, § 1 Abs. 1 IHKG i.V.m. § 1 S. 1 IHKG (nw), und der Rechtsaufsicht des Landes unterstehen, § 11 IHKG i.V.m. § 2 IHKG (nw). Gem. § 9 IHKG kann die Industrie- und Handelskammer Daten von ihren Mitgliedern855 erheben, verarbeiten und speichern. Sofern nun aufgrund von § 1 IHKG (nw) in Verbindung mit der jeweiligen Verordnung, wie z. B. § 1 der Verordnung über die Neugliederung der Industrie- und Handelskammern im Lande Nordrhein-Westfalen856 Gesamtrechtsnachfolge eintritt, gehen im Rahmen der Sukzession sowohl arbeitnehmer- als auch mitgliedsbezogene Daten, § 9 Abs. 1, 2 IHKG, auf den Rechtsnachfolger über. Die in § 9 IHKG getroffenen Regelungen betreffend den Datenschutz könnten bereits eine andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) sein. An der Verfassungsmäßigkeit von § 9 IHKG besteht kein Zweifel857. Die Norm ermöglicht auch Datenverarbeitungen. Gem. § 9 Abs. 1 S. 1, 2, Abs. 2 IHKG dürfen die Industrie- und Handelskammern mitgliederbezogene Daten erheben, die der Erfüllung ihrer gesetzlich übertragenen Aufgaben dienen; § 9 Abs. 3 S. 1 IHKG erlaubt ihre Speicherung und Nutzung. Im Gesetzestext findet sich zwar keine ausdrückliche Erlaubnis der Verarbeitung dieser Daten, in systematischer Auslegung von § 9 Abs. 3 S. 1 IHKG i.V.m. § 9 Abs. 3 S. 2 IHKG ergibt sich aber, dass auch die Verarbeitung zulässig ist. Der Wortlaut von § 9 Abs. 3 S. 1 IHKG, der die Fälle der zulässigen Speicherung und Nutzung regelt, behandelt nicht die Zulässigkeit der Datenverarbeitung. Demgegenüber legt § 9 Abs. 3 S. 2 IHKG fest, dass die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung, „andere[r] als d[er] in Satz 1 genannten Daten“ lediglich aufgrund anderer Rechtsvorschriften zulässig ist. Da S. 2 nur hin853 854

s. o. 1. Kapitel sowie Fn. 15. Für sie können gem. § 12 IHKG landesrechtliche Ergänzungsvorschriften erlassen wer-

den. 855 Aufgrund ihres körperschaftlichen Status hat jede Industrie- und Handelskammer Mitglieder, § 2 IHKG, die Beiträge zu entrichten haben, § 3 Abs. 3 ff. IHKG. 856 GVBl. NW 1977, S. 95. 857 Die umstrittene Frage der Verfassungskonformität von Zwangsmitgliedschaften in Industrie- und Handelskammern kann hier außer Betracht bleiben. Vgl. zuletzt BVerfG NVwZ 2002, 335 ff. = BRAK-Mitt. 2002, 40 ff. = WM 2002, 391 ff. = DVBl. 2002, 429 ff.

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4. Kapitel: Datenschutz

sichtlich der zu erhebenden Daten von S. 1 abweicht, kann der Rückschluss gezogen werden, dass die zulässig erhobenen Daten gem. § 9 Abs. 3 S. 1 IHKG auch verarbeitet werden dürfen. Des Weiteren lässt die Verwendung datenschutzspezifischer Termini, wie z. B. Datenerhebung, Datenspeicherung etc., die Schlussfolgerung zu, dass die Verarbeitung von Daten, die in § 9 Abs. 3 S. 2 IHKG ausdrücklich angesprochen wird, die Übermittlung in datenschutzgesetzlichem Sinn gem. § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 DSG (nw) einschließt. Demnach findet sich in § 9 Abs. 3 IHKG eine Regelung über die Datenverarbeitung. Aus dieser Regelung müssten sich allerdings unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Betroffenen erkennbar ergeben. § 9 Abs. 1 IHKG zeigt die Grenzen der Datenerhebung auf. Sie wird auf diejenigen Daten beschränkt, die der Aufgabenerfüllung der Industrie- und Handelskammern dienen. Dieser Zweckbezug genügt dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, da nicht mehr Daten erhoben werden dürfen, als zur Erfüllung übertragener Aufgaben notwendig ist. Zuletzt benennt die Norm den Kreis der Betroffenen, da die Datenerhebung gem. § 9 Abs. 1 S. 1 IHKG (nur) bei den Kammerzugehörigen, § 2 IHKG, erfolgt. Folglich sind Voraussetzungen und Umfang der Datenerhebung für den Betroffenen erkennbar. Zugleich wird aufgrund der Eingrenzung der zulässig zu erhebenden Daten der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gewahrt. § 9 IHKG erfüllt somit alle Voraussetzungen hinsichtlich einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw). Aufgrund der in § 9 Abs. 3 S. 1 IHKG geregelten Erlaubnis der Verarbeitung personenbezogener Daten im Falle einer Gesamtrechtsnachfolge gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 IHKG i.V.m. § 1 S. 1 IHKG (nw) i.V.m. der jeweiligen Verordnung entfällt die Kollision mit dem grundsätzlichen Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten gem. § 4 DSG (nw). Daraus kann gleichzeitig der Rückschluss gezogen werden, dass die allgemeine Rechtsnachfolgeanordnung des § 12 Abs. 1 Nr. 2 IHKG i.V.m. § 1 S. 1 IHKG (nw) keine andere Rechtsnorm i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) darstellt.

c) § 32 SpkG (nw) als „andere Rechtsvorschrift“ gem. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) Schließlich bleibt § 32 SpkG (nw) auf seine Tauglichkeit als andere Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) zu prüfen858. Im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge werden sowohl Arbeitnehmer- als auch Kun858 Gem. § 32 Abs. 1 Nr. 1 SpkG (nw) können benachbarte Sparkassen, die nach § 2 SpkG (nw) rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts sind, unter Gesamtrechtsnachfolge zu einer neuen Sparkasse vereinigt werden. § 32 Abs. 1 Nr. 2 SpkG (nw) sieht die Möglichkeit der Aufnahme einer Sparkasse durch einen bereits bestehenden oder neu zu schaffenden Rechtsträger bei Gesamtrechtsnachfolge vor. Siehe auch Heinevetter, SpkG (nw), § 32 Anm. 3.1.

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dendaten der jeweiligen Sparkasse übertragen. Spezielle Regelungen in Bezug auf Datenschutz enthält das nordrhein-westfälische Sparkassengesetz nicht, so dass die Erlaubnis zur Übermittlung personenbezogener Daten allenfalls der Rechtsnachfolgeanordnung des § 32 Abs. 1 SpkG (nw) zu entnehmen sein könnte. Hinsichtlich § 32 Abs. 1 SpkG (nw) müssten sich wiederum unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Betroffenen erkennbar ergeben. Derartiges ist, ähnlich den Ausführungen zu § 144 SGB V859, abzulehnen. Zwar bestehen an der Verfassungsmäßigkeit von § 32 SpkG (nw) keine Zweifel860, jedoch ergeben sich aus der Norm weder bestimmte Voraussetzungen noch ein festgesetzter Umfang der zu übertragenden Daten bei einer Rechtsnachfolge unter Sparkassen. Der Kunde wird darin nicht einbezogen, da die Vereinigung oder Aufnahme der Sparkasse(-n) infolge Beschlusses der Vertretungen der Gewährträger, § 32 Abs. 1 SpkG (nw), bei vorangegangener Anhörung der Verwaltungsräte erfolgt. Ebenso findet sich keine Begrenzung der zu übertragenden Daten, beispielsweise anhand von Zweck- oder Aufgabenbezug entsprechend § 9 Abs. 1 IHKG. Unter Verweis auf die Ausführungen zu § 144 SGB V kann somit festgestellt werden, dass § 32 Abs. 1 SpkG (nw) nicht als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) in Betracht kommt.

3. Abgrenzung von § 9 IHKG gegenüber Subsidiaritätsklausel Entsprechend obiger Feststellung erfüllt § 9 IHKG die Voraussetzungen einer anderen Rechtsnorm i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Die Norm könnte aber auch Subsidiarität des Datenschutzgesetzes gem. § 2 Abs. 3 DSG (nw) auslösen, so dass die Anwendbarkeit des Datenschutzgesetzes gesperrt würde. Gem. § 2 Abs. 3 DSG (nw) gehen besondere Rechtsvorschriften, die auf die Verarbeitung personenbezogener Daten bezogen sind, den datenschutzgesetzlichen Vorschriften vor. Eine Rechtsnorm i.S.v. § 2 Abs. 3 DSG (nw), die die Anwendung des DSG (nw) sperrt, erfüllt somit regelmäßig die Voraussetzungen einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw)861. Fraglich ist, ob § 9 IHKG eine Rechtsnorm i.S.v. § 2 Abs. 3 DSG (nw) oder § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) darstellt. Die Subsidiarität des nordrhein-westfälischen Landesdatenschutzgesetzes wird von allen tatbestandlich zumindest kongruenten Rechtsnormen ausgelöst, die die in Frage stehende Datenverarbeitung regeln862. Diese Voraussetzungen werden von § 9 IHKG erfüllt. Des Weiteren muss es sich bei der spezielleren Regelung um s. o. 4. Kapitel D I 2 a. Heinevetter, SpkG (nw), § 32 Anm. 7; ders., Sparkasse 1973, 235 (238 f.). 861 Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 4 Rn. 4. 862 Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 12. Dazu genügen Rechtsnormen im materiellen Sinn, vgl. Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 12. 859 860

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eine landesgesetzliche Norm handeln863, was sich einerseits aus dem allgemeinen Vorrang von Bundesrecht gegenüber Landesrecht gem. Art. 31 GG864, andererseits aus dem auf die Stellen des Landes beschränkten Anwendungsbereich des Landesdatenschutzgesetzes gem. § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) ergibt. § 9 IHKG stellt jedoch eine bundesgesetzliche Regelung dar865, so dass es sich nicht um eine subsidiaritätsauslösende Norm i.S.v. § 2 Abs. 3 DSG (nw), sondern „nur“ um eine andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) handeln kann.

4. Zivilrechtliches Rechtsnachfolgeelement als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) Es bleibt die Überlegung, ob das zivilrechtliche Element einer Rechtsnachfolge, z. B. die Abtretung gem. § 398 S. 1, als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) in Betracht kommt. Das Problem wurde umfassend in Rechtsprechung und Literatur erörtert866 und stellt sich – entsprechend obigen Ausführungen867 – in allen Fällen von Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die keine partielle Universalsukzession beinhalten. Das zivilrechtliche Rechtsnachfolgeelement beschränkt – wie jede andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) – ebenfalls die Grundrechte868. Es eignet sich als andere Rechtsvorschrift, wenn man davon ausgeht, dass Übertragungsvorgänge, die durch zivilrechtliche Gesetze erlaubt werden, auch den datenschutzgesetzlichen Erlaubnisvorschriften entsprechen und durch diese nicht blockiert werden können869. Die zivilrechtlich zulässige Abtretung einer Forderung gem. § 398 S. 1 umfasst zugleich die damit notwendig zu übertragenden Daten, § 402, wie z. B. den Namen des Schuldners, Höhe der Forderung etc.

Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 12. Vgl. auch Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 12. 865 Das ergibt sich bereits aus der Veröffentlichung der Norm im BGBl. I, S. 920 (vom 18. 12. 1956). 866 BGHZ 115, 123 (129); BGH NJW 1974, 602; 1991, 2955 (2957); 1995, 2026 (2026 f.); Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (430 ff.); Zöllner, ZHR 165 (2001), 440 (445 f.); Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (53 ff.); Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1292); Lüttge, NJW 2000, 2463 (2464); Michalski / Römermann, NJW 1996, 1305 (1308); Früh, WM 2000, 497 (501). Zu Standesrecht vgl. Roßnagel, NJW 1989, 2303 (2304). 867 s. o. 2. Kapitel D III 3. 868 Insofern kann auf die Ausführungen zum öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeelement verwiesen werden, s. o. 4. Kapitel D I 1. 869 Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (55); Zöllner, ZHR 165 (2001), 440 (445). 863 864

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Fraglich ist, ob darüber hinausgehende verfassungsrechtliche Einschränkungen bestehen. Innerhalb einer zivilrechtlichen Übertragung wirken die Grundrechte im Rahmen der sog. Drittwirkung870 allenfalls mittelbar. Unter Zugrundelegung der oben genannten Kriterien871 setzt die Einschränkung des individuellen Rechts auf informationelle Selbstbestimmung wiederum ein überwiegendes Interesse der Allgemeinheit voraus872. Vorliegend besteht das überwiegende Interesse in der Übertragbarkeit von Gegenständen, also Sachen und Rechten. Die Möglichkeit, Unabtretbarkeit von Forderungen gem. § 399 zu vereinbaren, zeigt, dass der Gesetzgeber deren grundsätzliche Übertragbarkeit angenommen hat. Dazu bedarf es auch der Übertragung von Daten. Das Gleiche gilt für die Vertragsübernahme873. Derjenige, der den Vertrag übernimmt, muss dessen Inhalt und die damit zusammenhängenden Daten, z. B. Konditionen, Fälligkeiten etc. kennen. Schließlich zeigt auch das Immobiliarsachenrecht die Notwendigkeit von Datenübertragungen. Die notarielle Beurkundung, ohne die eben eine Übertragung von Immobilien entsprechend §§ 873, 925 nicht wirksam durchgeführt werden kann, erfordert aufgrund der gesetzlichen Vorschriften über die Niederschrift gem. §§ 9 ff. BeurkG notwendig auch die Übertragung persönlicher Daten. Die Privatautonomie würde unzumutbar eingeschränkt, wenn datenschutzrechtliche Erwägungen der grundsätzlich freien Übertragbarkeit von Rechten entgegenstünden874. Demnach eignet sich das zivilrechtliche Rechtsnachfolgeelement als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) zur Legitimierung der Datenverarbeitung. Des Weiteren zeigt sich hier eine Wechselwirkung zwischen Datenschutzrecht und anderen Rechtsgebieten. Die Abtretung einer Forderung kann nämlich auch gem. § 134 aufgrund eines Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz, welches schutzgesetzlichen Charakter hat875, nichtig sein876, beispielsweise wenn die übertragenen Daten in keinem Zusammenhang mit dem Hauptgegenstand der Übertragung stünden877. Das zivilrechtliche Rechtsnachfolgeelement ermöglicht somit eine Datenübertragung als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw), begrenzt zugleich aber auch deren Umfang878. 870 Dazu Sachs-Sachs, GG, vor Art. 1 Rn. 32 ff.; Stern in Isensee / Kirchhof, Handbuch des Staatsrechts, Bd. V, § 109 Rn. 50 ff.; Canaris, AcP 184 (1984), 201 ff.; Medicus, AcP 192 (1992), 35 ff., 43 ff. 871 s. o. 4. Kapitel D I 1. 872 BVerfGE 65, 1 (44); s. o. 4. Kapitel D I 1 a. 873 Dazu ausf. s. o. 2. Kapitel C IV 5. 874 I.E. auch Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (55 f.); Früh, WM 2000, 497 (501). 875 s. o. 4. Kapitel A sowie Staudinger / Sack, § 134 Rn. 30 f. 876 Siehe auch Früh, WM 2000, 497 (501). 877 Insofern kann auf die Ausführungen zum Umfang der aufgrund einer Einwilligung übertragbaren Daten verwiesen werden. s. u. 4. Kapitel D IV 1 c. 878 Dadurch können praxisnahe, sorgfältige Regelungen getroffen werden. Statt vieler Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, 4.2 (S. 220).

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II. Zulässigkeit der Datenverarbeitung infolge datenschutzgesetzlicher Erlaubnis Wie oben festgestellt wurde879, erfüllen weder § 144 SGB V noch § 32 SpkG (nw) die Voraussetzungen einer anderen Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw). Da eine Rechtsnachfolge aber auch bei diesen Sachverhalten ohne Datenübertragung nicht durchführbar880 ist, stellt sich die Frage nach einem datenschutzgesetzlichen Erlaubnistatbestand. Sowohl das Bundesdatenschutzgesetz als auch die Landesdatenschutzgesetze enthalten verschiedene Erlaubnisvorschriften für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten881. Im Folgenden wird geprüft, ob eine solche datenschutzgesetzimmanente Erlaubnisvorschrift die Datenübermittlung bei Rechtsnachfolge ermöglichen kann. 1. Rechtsnachfolge unter Krankenkassen Krankenkassen, die nur innerhalb eines Bundeslandes agieren, unterliegen den Regelungen des Landesdatenschutzgesetzes 882. Bei länderübergreifender Tätigkeit unterfallen sie bundesdatenschutzgesetzlichen Regelungen883. a) Bundesdatenschutzgesetzlicher Erlaubnistatbestand In letztgenanntem Fall könnte § 15 Abs. 1 BDSG als Erlaubnisnorm für die Übermittlung personenbezogener Daten einschlägig sein. Dort finden sich Regelungen über die Zulässigkeit einer Datenübermittlung an öffentliche Stellen. Die Krankenkassen erfüllen aufgrund ihres körperschaftlichen Status den Begriff der öffentlichen Stelle gem. § 2 BDSG. Die Datenübermittlung müsste der Erfüllung von Aufgaben dienen, die in der Zuständigkeit des übermittelnden oder empfangenden Rechtsträgers liegen. Krankenkassen haben gem. § 1 SGB V die Aufgabe „die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern“. Dazu erbringen sie Sach- und Dienstleistungen, § 2 SGB V. Bei den Vergütungsvereinbarungen zwischen Krankenkasse und Leistungserbringer muss der Grundsatz der Beitragsstabilität 884 beachtet werden, § 71 s. o. 4. Kapitel D I 2 a, c. Prägnant Zöllner, ZHR 165 (2001), 440 (448). 881 Vgl. z. B. §§ 13 ff., 28 ff. BDSG sowie §§ 12 ff. DSG (nw). 882 Bergmann / Möhrle / Herb, BDSG, § 1 Rn. 9 ff.; Simitis / Dammann / Geiger / Mallmann / Walz-Simitis, BDSG, § 1 Rn. 201 ff.; Gola / Schomerus, BDSG, § 2 Anm. 6.2. s.o. 4. Kapitel D I 2 a aa. 883 Gola / Schomerus, BDSG, § 2 Anm. 6.2. 884 Die Beitragsstabilität ist auch zu berücksichtigen bei der Abgabe von Empfehlungen infolge einer sog. konzertierten Aktion, worunter man die Abstimmung medizinischer und 879 880

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Abs. 1 SGB V. Die innerhalb der Rechtsnachfolge gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V durchzuführende Datenübermittlung müsste gem. § 15 Abs. 1 Nr. 1 BDSG der Erfüllung dieser Aufgaben dienen. Mit der Schaffung von § 144 SGB V beabsichtigte der Gesetzgeber, Verwaltungseinheiten leistungsfähiger zu gestalten und damit die Beitragsstabilität zu sichern885. Dem wird durch den Zusammenschluss zweier Krankenkassen, der unter anderem Synergieeffekte auslöst und dadurch Kosteneinsparungen ermöglicht, Rechnung getragen. Folglich trägt eine solche Vereinigung regelmäßig zur Sicherung der bedarfsgerechten Krankenversorgung durch Beitragsstabilität und Optimierung der Verwaltungskapazitäten bei. Da die Rechtsnachfolge unter Krankenkassen nicht ohne die Übertragung der Mitgliederdaten erfolgen kann, dient diese auch der Aufgabenerfüllung. Weiterhin müsste gem. § 15 Abs. 1 Nr. 2 BDSG die Nutzung der personenbezogenen Daten nach § 14 BDSG zulässig sein. Das setzt wiederum gem. § 14 Abs. 1 S. 1 BDSG Zweckbezug zu den Aufgaben, die dem Rechtsträger obliegen, voraus. Daran bestehen vorliegend keine Zweifel. Die Tätigkeit einer Krankenkasse käme zum Erliegen, wenn sie auf die personenbezogenen Daten ihrer Mitglieder nicht mehr zugreifen könnte. Demnach dürfen personenbezogene Daten im Zuge der Vereinigung zweier Krankenkassen gem. § 144 SGB V aufgrund der bundesdatenschutzgesetzlichen Erlaubnis gem. § 15 Abs. 1 BDSG an den Rechtsnachfolger übermittelt werden.

b) Landesdatenschutzgesetzlicher Erlaubnistatbestand In Nordrhein-Westfalen kommt § 14 DSG (nw) als datenschutzgesetzliche Erlaubnisvorschrift in Betracht. Dabei steht wiederum der Zweckbezug der Datenübermittlung zu den dem übertragenden oder übernehmenden Rechtsträger von Gesetzes wegen zugewiesenen Aufgaben im Vordergrund886. Weiterhin müssten die Voraussetzungen des § 13 Abs. 1 S. 2 oder S. 3 DSG (nw), die Vorschriften hinsichtlich der Zweckbindung bei Speicherung, Veränderung und Nutzung personenbezogener Daten enthalten, erfüllt sein. Auch hier dürfen Daten nur insoweit verarbeitet werden, als es die Aufgabenerfüllung der öffentlichen Stelle erfordert. Diesbezüglich kann auf die Ausführungen zum bundesdatenschutzgesetzlichen Erlaubnistatbestand887 verwiesen werden. Krankenkassen sind öffentliche Stellen, § 4 Abs. 1 SGB V, § 2 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Gem. § 13 Abs. 1 S. 2 DSG (nw) dürfen wirtschaftlicher Daten, verbunden mit Vorschlägen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen durch die an der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung Beteiligten versteht, § 144 Abs. 1 S. 1 SGB V. 885 Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 5; Maaßen / Schermer / Wiegand / ZippererSchermer, SGB V, § 144 Rn. 1; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 1. 886 Insofern kann auf obige Ausführungen verwiesen werden, 4. Kapitel D II 1 a. 887 s. o. 4. Kapitel D II 1 a.

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Daten nur für Zwecke weiterverarbeitet werden, für die sie erhoben wurden. Da die Rechtsnachfolge unter Krankenkassen gem. § 144 Abs. 4 S. 2 SGB V der (weiteren) Aufgabenerfüllung dient, sind auch die Voraussetzungen des § 13 Abs. 1 S. 2 DSG (nw) erfüllt. Demnach enthält das nordrhein-westfälische Landesdatenschutzgesetz in § 14 DSG (nw) ebenfalls eine Erlaubnisvorschrift, die die Verarbeitung personenbezogener Daten im Rahmen einer (landesinternen) Rechtsnachfolge unter Krankenkassen ermöglicht.

2. Rechtsnachfolge unter Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw) Sparkassen sind gem. § 2 SpkG (nw) rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts und werden gem. § 3 SpkG (nw) als Wirtschaftsunternehmen der Gemeinde betrieben. Daraus folgt, dass Sparkassen landesintern tätig sind, also gem. § 1 Abs. 2 S. 1 SpkG (nw) nur im Gebiet ihres Gewährträgers, worunter gem. § 6 S. 1 SpkG (nw) die Gemeinde oder der Gemeindeverband fällt888. Folglich findet das DSG (nw) Anwendung auf die Datenübermittlung bei Rechtsnachfolge unter benachbarten Sparkassen i.S.v. § 32 Abs. 1 SpkG (nw) in Nordrhein-Westfalen. Andererseits zieht der Betrieb als gemeindliches Wirtschaftsunternehmen nach sich, dass das Landesdatenschutzgesetz gem. § 2 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 DSG (nw) nur eingeschränkt anzuwenden ist, und die Sparkassen als Rechtsträger datenschutzgesetzlich privilegiert werden889. Gem. § 2 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 DSG (nw) finden auf wirtschaftliche Unternehmen der Gemeinden nur bestimmte Teile des DSG (nw) Anwendung. Im Übrigen sind gem. § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw) die für nicht-öffentliche Stellen geltenden Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes, §§ 27 ff. BDSG, – wiederum mit bestimmten Ausnahmen – anzuwenden. Hinsichtlich der Datenübermittlung bei der Vereinigung benachbarter Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw) könnte § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG zum Tragen kommen. An der Anwendbarkeit der Norm bestehen aufgrund der Regelung in § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw) i.V.m. § 3 Abs. 1 SpkG (nw) keine Zweifel. Gem. § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG dürfen personenbezogene Daten für die Erfüllung eigener Geschäftszwecke übermittelt werden, wenn es der Zweckbestimmung eines Vertragsverhältnisses oder vertragsähnlichen Vertrauensverhältnisses mit dem Betroffenen dient. Die Datenverarbeitung müsste somit zunächst Hilfsmittel zur Erfüllung eigener Zwecke der datenverarbeitenden Stelle sein. Sparkassen dienen der geld- und kreditwirtschaftlichen Versorgung sowohl der Bevölkerung als auch der Wirtschaft, § 3 Abs. 1 SpkG (nw). Die Vereinigung von benachbarten Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw) beabsichtigt regelmäßig die Erhal888 Nur dort können sie Haupt- und Zweigstellen errichten. Heinevetter, SpkG (nw), § 1 Anm. 1, 7. 889 Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 2 Rn. 10.

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tung und Schaffung leistungsfähiger Sparkassen890. Die Tatsache, dass eine Gesamtrechtsnachfolge unter Sparkassen ohne die damit notwendig verbundene Übertragung von Kundendaten nicht möglich wäre, indiziert den Zweckbezug der Datenübermittlung. Weiterhin müsste die Datenverarbeitung der Erfüllung von Pflichten oder Wahrnehmung von Rechten aus einem mit dem Betroffenen geschlossenen Vertrag dienen891. Im Rahmen des Bankvertrages, den der Betroffene mit Vertretern des Kreditinstituts schließt, werden Kundendaten erhoben892. Dieser Bankvertrag wird nach der Vereinigung der benachbarten Sparkassen fortgeführt, wozu die kundenbezogenen Daten an den Rechtsnachfolger übermittelt werden müssen893. Folglich dient die Datenübermittlung bei der Rechtsnachfolge unter Sparkassen auch der Erfüllung von Pflichten des übertragenden sowie übernehmenden Rechtsträgers. Weitere Voraussetzungen einer zulässigen Datenverarbeitung gem. § 28 Abs. 1 BDSG bestehen nicht. Das veranschaulicht einerseits der Wortlaut von § 28 Abs. 1 Nr. 2 a.E. BDSG („oder“), andererseits legen § 28 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BDSG dies nahe. Demnach wäre eine Beeinträchtigung des schutzwürdigen Interesses, § 28 Abs. 1 Nr. 2, 3 BDSG entsprechend obigen Ausführungen894 anzunehmen, wenn die Datenverarbeitung in keinem Verhältnis zum Bankvertrag stünde895. Im Ergebnis ist also festzustellen, dass kundenbezogene Daten im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge bei der Vereinigung benachbarter Sparkassen gem. § 32 Abs. 1 SpkG (nw) aufgrund von § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG, § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw) übermittelt werden dürfen.

III. Zwischenergebnis Rechtsnachfolge erfordert regelmäßig die Übertragung personenbezogener Daten. Die Übermittlung solcher Daten kann nicht nur aufgrund einer anderen Rechtsvorschrift gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) sondern auch aufgrund einer datenschutzgesetzlichen Erlaubnisvorschrift vollzogen werden. Unter einer anderen Rechtsvorschrift versteht man eine materielle Rechtsnorm außerhalb des Datenschutzgesetzes, die die Datenverarbeitung für den in Frage stehenden Fall zulässt. Aufgrund der datenschutzgesetzlichen Subsidiaritätsklausel Heinevetter, SpkG (nw), § 32 Anm. 3.1. Schwappach in Schwappach et al., BDSG 77, § 23 Rn. 3; Gola / Schomerus, BDSG, § 28 Anm. 5.1; Däubler / Klebe / Wedde-Wedde, BDSG, § 28 Rn. 13. 892 Zur (umstrittenen) Rechtsnatur des Bankvertrages vgl. Staudinger / Martinek, § 675 Rn. B 1 ff.; MünchKomm-Seiler, § 675 Rn. 36 ff. 893 Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (431); Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289; Simitis, ZHR 165 (2001), 453; Erman-Ehmann, § 675 Rn. 172 ff. 894 s. o. 4. Kapitel D I 2 b. 895 I.E. auch Gola / Schomerus, BDSG, § 28 Anm. 2.2. 890 891

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lässt jede andere Norm das Datenschutzgesetz insoweit zurücktreten, als zumindest tatbestandliche Kongruenz hinsichtlich der Verarbeitung personenbezogener Daten mit der / den datenschutzgesetzlichen Regelungen besteht. Aufgrund des auffanggesetzlichen Charakters der Datenschutzgesetze bleiben diese soweit anwendbar, wie die speziellere Norm keine einschlägige Regelung enthält. Die andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) muss aufgrund der damit einhergehenden Einschränkung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung verfassungsgemäß sein. Des Weiteren müssen sich unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Betroffenen erkennbar ergeben. Mangels Erfüllung dieser Voraussetzungen eignen sich die meisten öffentlichrechtlichen Rechtsnachfolgeelemente, mitunter also diejenigen Rechtsnormen, die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern anordnen, nicht als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw). Im Gegensatz zu § 9 IHKG i.V.m. § 1 IHKG (nw), der die Voraussetzungen sowie den Inhalt und Umfang der Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten festlegt, beinhalten weder § 32 SpkG (nw) noch § 144 SGB V Regelungen, die diesen Anforderungen gerecht werden. Um die Übermittlung personenbezogener Daten im Rahmen einer Rechtsnachfolge unter Krankenkassen oder Sparkassen dennoch zu ermöglichen, finden datenschutzgesetzliche Erlaubnisvorschriften Anwendung. Bei der Rechtsnachfolge unter Krankenkassen gelangt – je nachdem, ob ihr Tätigkeitsbereich ausschließlich bundeslandintern oder länderübergreifend liegt – § 15 Abs. 1 BDSG oder § 14 DSG (nw) zur Anwendung. Die Datenübermittlung bei Rechtsnachfolge im Rahmen der Vereinigung zweier benachbarter Sparkassen in Nordrhein-Westfalen gem. § 32 SpkG (nw) findet ihre gesetzliche Grundlage in § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw) i.V.m. § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG. Bereits hier zeigt sich, dass bei der Übertragung der Zweckbezug zwischen den personenbezogenen Daten und den darauf bezogenen Rechtspositionen gewahrt werden muss896. Demnach ist – wie sogleich noch ausführlich zu zeigen sein wird – eine Datenübermittlung nur so weit zulässig, wie sie der Erfüllung gesetzlich zugewiesener Aufgaben des übertragenden oder übernehmenden Rechtsträgers bzw. der mit dem Betroffenen getroffenen Vereinbarungen dient.

IV. Einwilligung in die Datenübertragung Schließlich dürfen personenbezogene Daten verarbeitet werden gem. § 4 Abs. 1 a.E. BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. b DSG (nw), wenn der Betroffene897 eingewilligt Zum Zweckbezug ausf. s. u. 4. Kapitel D IV 1. Zum Begriff s. o. 4. Kapitel C I sowie Heinzelmann, Die Datenübermittlung, § 3 I 2 (S. 33 f.). 896 897

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hat. Die Einwilligung wird in solchen Fällen relevant, in denen eine Datenverarbeitung durchgeführt werden soll, die weder von einer anderen Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) noch durch eine datenschutzgesetzliche Erlaubnis gedeckt ist898. Landesdatenschutzgesetzlich wird die Einwilligung gem. § 4 Abs. 1 S. 2 DSG (nw) als „widerrufliche, freiwillige und eindeutige Willenserklärung der betroffenen Person, einer bestimmten Datenverarbeitung zuzustimmen“ definiert. Als Willenserklärung hat der Betroffene sie gem. § 183 S. 1 vor der Datenverarbeitung zu geben899. Aus der Einwilligungsmöglichkeit wird abgeleitet, dass personenbezogene Daten grundsätzlich übertragbar sind900, allerdings nur, wenn die Einwilligung freiwillig abgegeben wurde, § 4 Abs. 1 S. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 2 DSG (nw). Diese Freiwilligkeit der Einwilligung liegt aber insbesondere in Subordinationsverhältnissen nicht immer auf der Hand. Nachfolgend werden daher die Voraussetzungen einer wirksamen Einwilligung geprüft, und zwar unterschieden nach betriebsinternen und externen Daten.

1. Betriebsinterne Daten (Arbeitnehmer) Sofern eine Einwilligung in die Übermittlung betriebsinterner Daten nicht individuell vor Durchführung der Rechtsnachfolge erteilt wurde901, kann sie sich allenfalls aus den sonstigen Vereinbarungen mit den Betroffenen ergeben, also in erster Linie aus den Arbeitsverträgen.

a) Keine konkludente Einwilligung Dabei kommen nur ausdrückliche Einwilligungen in Betracht902. Konkludente Einwilligungen in die personenbezogene Datenverarbeitung sind entgegen § 183903 unzulässig904. Gem. § 4a Abs. 1 S. 3 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 3 DSG (nw) besteht 898 Das trifft beispielsweise dann zu, wenn der Betroffene von seinem Recht Gebrauch macht, auch in für ihn nachteilige Datenverarbeitungen einzuwilligen. Siehe nur Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.4. Im Übrigen s. u. 4. Kapitel D IV 1 b aa. 899 Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.1. 900 Marsch-Barner / Mackenthun, ZHR 165 (2001), 426 (432). Das geht auch daraus hervor, dass zivilrechtlich durch eine Einwilligung die Möglichkeit der sofortigen Vornahme eines zustimmungsbedürftigen Rechtsgeschäfts eröffnet wird, vgl. Staudinger / Gursky, § 183 Rn. 2; MünchKomm-Schramm, § 183 Rn. 1; Erman-Palm, § 183 Rn. 1; HK-BGB / Dörner, § 183 Rn. 2. 901 Wengert / Widmann / Wengert, NJW 2000, 1289 (1294). 902 I.E. auch Wohlgemuth, Datenschutz für Arbeitnehmer, Rn. 120. 903 Danach ist auch konkludente Erteilung möglich. Statt vieler Palandt-Heinrichs, § 182 Rn. 3.

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deshalb ein datenschutzgesetzliches Schriftformerfordernis i.S.v. §§ 126, 125, dessen Schutzfunktion905 umgangen würde. Aus diesem Grund bedarf es im Falle der Abgabe der Einwilligung in Verbindung mit anderen Erklärungen sogar gem. § 4a Abs. 1 S. 4 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 4 DSG (nw) drucktechnischer Hervorhebungen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Betroffene sich der Tragweite und Folgen seines Handelns bewusst ist906. Das Gleiche gilt für die Verwendung allgemeiner Vertragsbedingungen i.S.v. § 305 Abs. 1. Ohne drucktechnische Hervorhebung ist die Einwilligung als überraschende Klausel i.S.v. § 305c Abs. 1 anzusehen und wird nicht Vertragsbestandteil907. Dementsprechend kann die Einwilligung auch nicht durch einen allgemeinen Aushang, wie beispielsweise einer Bekanntmachung am „schwarzen Brett“ einer Dienststelle oder Aushang im Sprech-908 oder Wartezimmer909 einer Arztpraxis eingeholt werden. Schließlich gibt es auch keine Möglichkeit, eine Einwilligung als Folge eines nicht-annahmebedürftigen Vertragsangebots i.S.v. § 151 S. 1 zu konstruieren910. Dadurch würde das Aufklärungsbedürfnis gem. § 4a Abs. 1 S. 2 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 5 DSG (nw) vernachlässigt. b) Freiwilligkeit aa) Mangelnde Freiwilligkeit infolge Subordination Die Wirksamkeit der Einwilligung setzt neben ihrer Ausdrücklichkeit weiterhin Freiwilligkeit voraus, § 4a Abs. 1 S. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 2 DSG (nw). Um Freiwilligkeit erzielen zu können, müssten die Verhandlungspositionen der Betei-

904 BGH NJW 1974, 602; Däubler / Klebe / Wedder-Klebe, BDSG, § 4 Rn. 12; Däubler, Gläserne Belegschaften, Rn. 135; Borgaes, Der Informationsschutz des Arbeitsplatzbewerbers, S. 135; Tinnefeld / Ehmann, Datenschutzrecht, 4.1.2 (mit Hinweis auf die Maßstäbe der EG-Datenschutzrichtlinie, wonach eine konkludente Einwilligung genüge); Körner-Dammann, NJW 1992, 729 (730); a.A. wohl BGH NJW 1992, 737 (740), wonach die konkludente Einwilligung eines Patienten durch Erscheinen beim Nachfolger des behandelnden Arztes anzunehmen sei. Die Fortsetzung der Behandlung durch den Rechtsnachfolger ist dem Rechtsübergang jedoch zeitlich nachgelagert, so dass darin keine (konkludente) Einwilligung, sondern allenfalls eine Genehmigung, deren datenschutzrechtliche Zulässigkeit jedoch ebenfalls überwiegend abgelehnt wird (siehe nur Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 6.3), zu sehen ist. 905 Staudinger / Dilcher [12. Bearbeitung], § 125 Rn. 3; Palandt-Heinrichs, § 125 Rn. 2 ff. 906 Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 6.2. 907 Vgl. noch zu §§ 9, 3 AGBG BGHZ 95, 362 = NJW 1986, 46 sowie Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.3 mit zahlreichen weiteren Nachweisen zu allgemeinen Einwilligungsklauseln. 908 BGH NJW 1992, 2348; OLG Bremen, NJW 1992, 757 = RDV 1992, 133. 909 BGH NJW 1992, 737 (739); OLG Düsseldorf, NJW 1994, 2421 (2422). Vgl. auch Narr, Ärztliches Berufsrecht II, Rn. 761; Laufs, MedR 1989, 309. 910 Beispielsweise durch den Wortlaut „Einwilligung wird angenommen, wenn binnen 14 Tagen kein Widerspruch erfolgt“, vgl. Däubler / Klebe / Wedder-Klebe, BDSG, § 4 Rn. 12.

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ligten gleich stark sein911. Diese Voraussetzung wird zumeist nicht erfüllt. Ein Arbeitnehmer ist beispielsweise gegenüber seinem Arbeitgeber aufgrund sozialer Abhängigkeit faktisch unterlegen912, obwohl seine Verhandlungsposition durch allgemeine Schutzgesetze gleichwertig sein sollte. Folglich beruht die Einwilligung eines Betroffenen nicht immer auf dessen freier Entscheidung, insbesondere in Subordinationsverhältnissen913. Unklar ist, wie sich eine faktische Unterlegenheit auf die Wirksamkeit einer erteilten Einwilligung auswirkt. Solche Einwilligungen könnten grundsätzlich unwirksam sein. Die generelle Unwirksamkeit von Einwilligungen widerspräche aber dem Gesetzeswortlaut, § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. b DSG (nw), der ausdrücklich die Möglichkeit einer Einwilligungserteilung – ungeachtet der faktischen Lage – vorsieht. Außerdem hätte ein Arbeitnehmer dann überhaupt keine Möglichkeit, gegenüber seinem Arbeitgeber in eine Datenverarbeitung einzuwilligen. Das würde nach sich ziehen, dass die Übertragung von Rechtspositionen aus Subordinationsverhältnissen, welche notwendig mit personenbezogenen Daten verbunden sind, generell an § 134 scheiterte914. Darin läge ein Verstoß gegen die Privatautonomie und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Letzteres eröffnet dem Betroffenen nämlich auch die Möglichkeit, in bestimmte Datenverarbeitungen einzuwilligen, obwohl seinerseits kein Interesse an der Datenverarbeitung ersichtlich ist915. Diese Möglichkeit würde ihm jedoch bei grundsätzlicher Unwirksamkeit von Einwilligungen im Rahmen eines Subordinationsverhältnisses genommen. Subordination zieht somit nicht zwangsläufig mangelnde Freiwilligkeit der Einwilligung nach sich. Daher sind innerhalb von Subordinationsverhältnissen erteilte Einwilligungen nicht grundsätzlich unwirksam. bb) Grenze zulässiger Einwilligungen Die Grenze zwischen wirksamer (freiwilliger) und unwirksamer (unfreiwilliger) Einwilligung ist dort zu ziehen, wo dem Betroffenen die Einwilligungsfähigkeit durch gesetzliche Regelungen genommen wird. Insofern trägt eine Betrachtung von gesetzlich geregelten Subordinationsverhältnissen zum besseren Verständnis der Abgrenzungskriterien im Bereich des Datenschutzes bei, da die in den Spezial911 Härle, Die Äquivalenzstörung, § 3 II (S. 26 f.); Flume, Rechtsgeschäft, § 1 7, 10 ff.; Bartholomeyczik, AcP 166 (1966), 30 (33). Der gesetzliche Ausdruck dieser Idealvorstellung findet sich in den Generalklauseln, z. B. §§ 138, 242. Zur Bedeutung der Generalklauseln Staudinger / Coing, Einl. 71 zum BGB. 912 Wohlgemuth, Datenschutz für Arbeitnehmer, Rn. 120 ff., 176 spricht von „sozialer Übermacht“ des Arbeitgebers. Vgl. auch Bull, ZRP 1975, 7 (10); Schmidt, JZ 1974, 241 (247). 913 Die (faktisch) unterlegene Partei hat häufig keine andere Wahl, als die Einwilligung zu erteilen. Schmidt, JZ 1974, 241 (247); Bull, ZRP 1975, 7 (10). 914 MünchKomm-Roth, § 399 Rn. 26. 915 Gola / Schomerus, BDSG, § 4 Anm. 5.4.

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vorschriften normierten Rechte der unterlegenen Partei Auskunft über die Grenzen einer wirksamen Einwilligung geben. (1) Subordinationsverhältnisse Ein Subordinationsverhältnis findet sich zunächst im strafprozessualen Vorverfahren. Gem. § 136a Abs. 3 S. 1 StPO hat der Beschuldigte keine Möglichkeit in die Durchführung von Vernehmungsmethoden einzuwilligen, die gem. § 136a Abs. 1, 2 StPO verboten sind. Selbst wenn er in solche Vernehmungsmethoden einwilligte und diese daraufhin durchgeführt würden, dürften die Erkenntnisse gem. § 136a Abs. 3 S. 2 StPO nicht verwertet werden. Der Sinn dieser Regelung liegt einerseits im Schutz der Menschenwürde des Beschuldigten, andererseits in der Prävention von für den Beschuldigten negativen Rückschlüssen, falls dieser trotz bestehender Möglichkeit nicht in entsprechende Vernehmungsmethoden einwilligte916. Die strafprozessualen Beweiserhebungsverbote indizieren also den Schutz grundgesetzlich geschützter Rechtspositionen. Vergleichbares gilt für das beschränkte Fragerecht des Arbeitgebers gegenüber Arbeitsplatzbewerbern und Arbeitnehmern917. Es stellt eine zivilrechtliche Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und somit auch des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung dar918. Diese sog. Drittwirkung von Grundrechten919 überträgt die vom Grundgesetz aufgestellte objektive Werteordnung auf das Zivilrecht, so dass dessen Normen entsprechend auszulegen sind. Das Fragerecht ist auf die zur Beurteilung von Eignung und Befähigung des Arbeitnehmers notwendigen Informationen begrenzt920. Es muss ein unmittelbarer Zusammenhang mit der konkret zu schuldenden bzw. geschuldeten Leistung oder sonstigen Pflichtenbindung aus dem Arbeitsverhältnis bestehen; ein allgemeiner Sinnzusammenhang genügt nicht921. Weitergehende Fragen dürfen deswegen wahrheitswidrig be916 Löwe / Rosenberg-Hanack, StPO, § 136a Rn. 60; Lemke in Lemke / Julius / Krehl / Kurth / Rautenberg / Temming, StPO, § 136a Rn. 45; KK-Boujong, StPO, § 136a Rn. 37 m. w. N. 917 Wohlgemuth, Datenschutz für Arbeitnehmer, Rn. 124 ff. 918 Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, § 26 III 2 b (S. 149). 919 Sachs-Sachs, GG, vor Art. 1 Rn. 32 ff.; Stern in Isensee / Kirchhof, Handbuch des Staatsrechts, Bd. V, § 109 Rn. 50 ff.; Canaris, AcP 184 (1984), 201 ff.; Medicus, AcP 192 (1992), 35 ff., 43 ff. 920 BAG AP Nr. 35, 40 zu § 123; BAG NZA 1999, 975 (976); vgl. auch Borgaes, Der Informationsschutz des Arbeitsplatzbewerbers, S. 87 ff.; Degener, Das Fragerecht des Arbeitgebers gegenüber Bewerbern, S. 24; Ring, Arbeitsrecht, Rn. 196 ff.; Hofman, ZfA 1975, 1; Leipold, ArbuR 1971, 161; Wohlgemuth, ArbuR 1992, 46; Sander, AuA 1995, 296; Raab, RdA 1995, 42. 921 Kasseler Handbuch / Künzl, 2.1 Rn. 62; Borgaes, Der Informationsschutz des Arbeitsplatzbewerbers, S. 89. Die Beurteilung der Zulässigkeit einer Frage richtet sich nach dem jeweiligen Einzelfall, vgl. Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, § 26 III 2 (S. 148 f.); Kasseler Handbuch / Künzl, 2.1 Rn. 74 ff.; Ring, Arbeitsrecht, Rn. 196 ff.

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antwortet werden, ohne dass der Arbeitgeber ein Anfechtungsrecht geltend machen kann922. Hier zeigt sich ein eindeutiger Zweckbezug, da die Zulässigkeit einer Frage davon abhängt, ob die mit der Antwort gelieferte Information für die konkret geschuldete Leistung erheblich ist. Beim Fragerecht des Arbeitgebers muss der Zusammenhang zwischen Information (über den Vertragspartner) und Arbeitsverhältnis (Rechtsposition) bestehen. Überträgt man diesen Zweckbezug auf die Bewertung der Freiwilligkeit einer Einwilligung in eine Datenverarbeitung, wäre sie auch in Fällen faktischer Unterlegenheit wirksam, wenn Einwilligung und Datenverarbeitung durch einen gemeinsamen Zweck verbunden sind. (2) Folgen für Freiwilligkeit der Einwilligung Die eingeschränkten Informationserhebungsrechte dienen dem Schutz des Individuums. Die von der Verfassung vorgegebenen Maßstäbe sind – im Rahmen der Drittwirkung der Grundrechte – auch bei der Datenverarbeitung einzuhalten923. Demnach ist die Freiwilligkeit der Einwilligung in Frage zu stellen, sobald die Datenverarbeitung keinen Zweckbezug zum jeweiligen Einzelfall aufweist. Bei Rechtsnachfolge liegt Freiwilligkeit vor, wenn sie konkret den Interessen der übertragenden bzw. übernehmenden Partei sowie denjenigen des Betroffenen dient. Das zeigt auch ein systematisches Argument aus § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG, § 29 Abs. 1 S. 1 DSG (nw). Erstgenannte Norm erlaubt die Datenverarbeitung, wenn sie der Zweckbestimmung eines mit dem Betroffenen vereinbarten Vertragsverhältnisses dient. § 29 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) regelt die Datenverarbeitung im Rahmen von Dienst- und Arbeitsverhältnissen. Bei beiden Normen steht der Zweckbezug im Vordergrund. Folglich ist die Datenverarbeitung zulässig, sofern sie einen bestimmten Zweck verfolgt. Wenn die gesetzlich geregelte Datenverarbeitung Zweckbezug vorschreibt, dann gilt dies erst recht für die gesetzlich nicht erfasste Datenverarbeitung. Das Interesse der jeweiligen Person, deren Daten übertragen werden, besteht zumeist in der Aufrechterhaltung der übergehenden Rechtsposition. Das zeigt beispielsweise die notwendige Übertragung der Mitgliedsdaten bei einer Krankenkassenfusion. Das Rechtsverhältnis zwischen Krankenkasse und Mitglied käme zum Erliegen, falls die entsprechenden Daten nicht übermittelt werden dürften. Auf Arbeitnehmer bezogen heißt das, dass – entsprechend dem Fragerecht des Arbeitgebers bei Arbeitsplatzbesetzung und -fortführung924 – die Datenverarbeitung der Aufrechterhaltung der zu übertragenden Rechtspositionen, also des Arbeitsverhältnisses, dienen muss. Ein neuer Inhaber könnte den Betrieb nicht uneingeschränkt 922 Vgl. nur MünchKomm-Kramer, § 123 Rn. 10; Erman-Palm, § 123 Rn. 21; Schaub, Arbeitsrechts-Handbuch, § 26 III 2 c (S. 149). 923 Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (55). 924 Wohlgemuth, Datenschutz für Arbeitnehmer, Rn. 124; im Übrigen s. o. 4. Kapitel D IV 1 b bb 1.

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fortführen, wenn er beispielsweise zwecks Zahlung der Gehälter keine Mitteilung über die Bankverbindungen der Beschäftigten erhielte. Ebenso liefe die Interessenwahrnehmung durch die Personalvertretung leer, wenn keine Daten über Amtszeiten, Wahlergebnisse etc. mitgeteilt würden. Das entspricht zugleich auch den Interessen der Angestellten an einer uneingeschränkten Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs925. Demnach bestehen keine Bedenken hinsichtlich der Freiwilligkeit einer Einwilligung des Betroffenen, wenn sie sich auf die Übermittlung derjenigen Daten bezieht, die der Aufrechterhaltung der übertragenen Rechtsposition(-en) dienen. Im Gegenzug ist von Unfreiwilligkeit der Einwilligung auszugehen, wenn kein Zweckbezug zur Rechtsnachfolge vorliegt, oder die Datenverarbeitung sogar gegen den grundgesetzlich garantierten Schutz des Individuums verstößt. Dabei darf jedoch die Möglichkeit des Betroffenen, in nachteilige Datenverarbeitungen einzuwilligen, nicht außer Acht gelassen werden. Entsprechend den Ausführungen zum Fragerecht des Arbeitgebers926 hängt die Beurteilung der Freiwilligkeit einer Einwilligung damit letztlich von den Umständen des Einzelfalls ab927. Mangelnder Zweckzusammenhang und erst recht evident mangelnder Bezug zu den im Rahmen der Rechtsnachfolge übertragenen Rechtspositionen lassen aber die Unfreiwilligkeit der Einwilligung vermuten928.

c) Umfang der zu übertragenden Daten Aus diesen Feststellungen können zugleich Rückschlüsse auf den Umfang der von der Einwilligung gedeckten Datenübermittlung gezogen werden. Die Weitergabe von Aufzeichnungen über krankheitsbedingte Fehlzeiten eines Arbeitnehmers an den neuen Betriebsinhaber läge wahrscheinlich ebenso wenig in seinem Interesse wie die in der Personalakte eventuell enthaltenen Notizen über Schlechtleistungen und Disziplinarverstöße929. Maßstab des Umfangs der bei Rechtsnachfolge zu übermittelnden Daten ist wiederum deren Bezug zu der zu übertragenden Rechtsposition. Das geht entsprechend obiger Argumentation930 ebenfalls aus § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG, § 29 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) hervor. Demnach dürfen Daten ohne Bezug zu Rechtspositionen im Rahmen der Rechtsnachfolge nicht übermittelt werden931. Der Umfang 925 Anderenfalls könnten sie, sofern ein Betriebsübergang vorliegt, von ihrem Widerspruchsrecht gem. § 613a Abs. 6 S. 1 Gebrauch machen. 926 s. o. 4. Kapitel D IV 1 b bb 1. 927 I.E. auch Zöllner, ZHR 165 (2001), 440 (449). 928 Bergmann / Möhrle / Herb, BDSG, § 4 Rn. 78. 929 Zu weiteren Beispielen vgl. Teichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (60 f.). 930 s. o. 4. Kapitel D IV 1 b bb 2. 931 Siehe nur MünchKomm-Roth, § 399 Rn. 27.

D. Erlaubnistatbestände

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der Datenübermittlung wird also durch den Übertragungsakt (Einzel- oder Gesamtrechtsnachfolge) bestimmt, damit nach der Übertragung die weitere Nutzung uneingeschränkt möglich ist932. Folglich bestimmt der Zweck der übertragenen Rechtsposition dann auch den inhaltlichen Umfang der Datenübermittlung. Die Einwilligung umfasst nur die damit in Zusammenhang stehenden Daten; bloßer Sinnzusammenhang, worunter alle Fälle mangelnden konkreten Zweckbezuges fallen, genügt demgegenüber nicht. Für das Beispiel der Weitergabe „negativer“ Vermerke in der Personalakte eines Arbeitnehmers folgt daraus, dass sie nur dann erfolgen darf, wenn der neue Arbeitgeber ein begründetes Interesse daran hat. Krankheitsvermerke sind demnach weiterzugeben, wenn der Gesundheitszustand des Arbeitnehmers von elementarer Bedeutung für die von ihm zu erfüllende Aufgabe ist933. Dies wäre beispielsweise hinsichtlich einer in der Vergangenheit liegenden Hepatitis-Erkrankung eines im Pflegedienst tätigen Arbeitnehmers anzunehmen. 2. Externe Daten (Dritte) Die Rechtsnachfolge unter Hoheitsträgern kann auch die Übermittlung drittbezogener Daten notwendig werden lassen. Im Rahmen der Fusion zweier Ortskrankenkassen gem. § 144 Abs. 1 S. 1 SGB V würden beispielsweise die Daten der Mitglieder, die im Verhältnis zu den Krankenkassen mangels Einbindung in den Organisations- und Arbeitsprozess als außenstehende Dritte anzusehen sind, auf die neue934, vereinigte Krankenkasse übertragen. Der Kreis der Wissensvertreter935 wird dadurch erweitert und der grundsätzliche Verbotstatbestand der Verarbeitung personenbezogener Daten gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) wäre erfüllt. Das daraus folgende Verbot kann durch eine Einwilligung umgangen werden, § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. b DSG (nw)936, sofern nicht schon ein anderer Erlaubnistatbestand erfüllt ist. Auch hier stellt sich die Freiwilligkeit der Einwilligung als Problem dar, soweit sich die betroffenen Dritten in einer unterlegenen Position befinden937. Entsprechend dem oben entwickelten Grundsatz938 ist die Einwilligung wirksam, solange ein direkter Bezug zwischen den zu übertragenden Daten und RechtsTeichmann / Kießling, ZGR 2001, 33 (59). Entsprechendes gilt für Disziplinarverstöße etc., solange ein unmittelbarer Zweckbezug zwischen Tätigkeit und den darauf bezogenen persönlichen Daten besteht. 934 Dabei handelt es sich um einen neuen Rechtsträger. Vgl. vMaydell-Bloch, SGB V, § 144 Rn. 19; Peters / Schmidt-Peters, SGB V, § 144 Rn. 22; Maaßen / Schermer / Wiegand / Zipperer-Schermer, SGB V, § 144 Rn. 6; Hauck / Noftz-Hauck, SGB V, § 144 Rn. 8. 935 s. o. Fn. 807. 936 Anderenfalls könnte die in Rede stehende Rechtsposition nicht übergehen, MünchKomm-Roth, § 399 Rn. 26 f. 937 Schmidt, JZ 1974, 241 (247); Bull, ZRP 1975, 7 (10). 938 s. o. 4. Kapitel D IV 1. 932 933

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4. Kapitel: Datenschutz

positionen besteht; bloßer Sinnzusammenhang genügt wiederum nicht939. Zwar ist auch hier die Bewertung des Einzelfalls maßgeblich, jedoch kann grundsätzlich von der Zulässigkeit der Datenübertragung aufgrund einer Einwilligung ausgegangen werden, solange die personenbezogenen Daten der Fortführung übertragener Rechtspositionen dienen.

3. Zwischenergebnis Die Einwilligung des Betroffenen ermöglicht die Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten. Sie muss freiwillig erteilt werden. In Fällen sozialer Abhängigkeit des Betroffenen gegenüber der datenverarbeitenden Stelle bestehen daran Bedenken. Die Entscheidung hängt zwar vom Einzelfall ab, jedoch ist von Freiwilligkeit und somit Wirksamkeit der Einwilligung auszugehen, solange die Datenverarbeitung der Fortführung bzw. Aufrechterhaltung von Rechtspositionen dient, die im Rahmen der Rechtsnachfolge übergehen. Daraus ergibt sich auch der Umfang der zu übermittelnden Daten. Die Einwilligung deckt nur die Übermittlung der in unmittelbarem Zusammenhang mit der Rechtsposition stehenden Daten. Bloßer Sinnzusammenhang zwischen übertragenen Daten und Rechtspositionen genügt nicht.

E. Folgen unzulässiger Datenverarbeitungen I. Allgemeine Rechte des Betroffenen Zu prüfen bleibt, welche Folgen eine unrechtmäßige Datenverarbeitung hat. Beispielsweise könnte im Zuge der Vereinigung zweier benachbarter Sparkassen gem. § 32 Abs. 1 Nr. 1 SpkG (nw) die Kreditwürdigkeit eines Kunden fehlerhaft übermittelt werden, dessen Geschäftsbetrieb dadurch mangels Gewährung weiterer Darlehen wegen herabgestufter Kreditwürdigkeit Schaden nimmt. Der Betroffene hat im Falle einer unrechtmäßigen Datenverarbeitung sowohl bundes- als auch landesdatenschutzgesetzlich das Recht auf Auskunft gegenüber der verantwortlichen Stelle bezüglich seiner personenbezogenen Daten, § 19 BDSG, § 18 DSG (nw)940. Außerdem besteht eine Pflicht zur Berichtigung unrichtiger personenbezogener Daten, § 20 BDSG, § 19 DSG (nw). Dies erfolgt entweder 939 Das geht auch daraus hervor, dass personenbezogene Daten nur sehr restriktiv verarbeitet werden sollen. s. o. 4. Kapitel C III 2 b aa. 940 Das Bundesdatenschutzgesetz enthält in § 19a BDSG eine Benachrichtigungspflicht seitens der datenerhebenden Stelle, sofern Daten ohne Kenntnis des Betroffenen erhoben oder verarbeitet werden sollen. Das nordrhein-westfälische Landesdatenschutzgesetz normiert in § 18 DSG (nw) ein Recht des Betroffenen auf Einsichtnahme.

E. Folgen unzulässiger Datenverarbeitungen

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durch Sperrung941, §§ 20 Abs. 3, 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 4 BDSG, §§ 19 Abs. 2, 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 5 DSG (nw), oder – unter den Voraussetzungen des § 20 Abs. 2 BDSG bzw. § 19 Abs. 3 S. 1 DSG (nw) – durch Löschung942. Schließlich kann sich gem. § 21 BDSG jedermann an den Bundesbeauftragten für den Datenschutz wenden.

II. Schadensersatzanspruch gem. § 20 DSG (nw) 1. Anspruch auf Ersatz für materiellen und immateriellen Schaden § 20 DSG (nw) enthält eine landesdatenschutzgesetzliche Besonderheit. Danach kann der Betroffene, der aufgrund einer unzulässigen oder unrichtigen Datenverarbeitung943 einen Schaden erlitten hat, vom Träger der für die Datenverarbeitung verantwortlichen Stelle Ersatz944 verlangen, § 20 Abs. 1 S. 1 DSG (nw).

2. Schadensersatzanspruch bei Rechtsnachfolge Hinsichtlich des eingangs angesprochenen Falls, dass bei der Vereinigung zweier benachbarter Sparkassen gem. § 32 Abs. 1 Nr. 1 SpkG (nw) kundenbezogene Daten fehlerhaft übermittelt werden, entsteht die Frage, welchen Rechtsträger die Ausgleichspflicht trifft, und ob eine eventuelle Verbindlichkeit des übertragenden Rechtsträgers auf den Rechtsnachfolger übergeht. Weitere Nachteile, wie z. B. der Verlust sozialen Ansehens, mögen hier außer Betracht bleiben945. Aufgrund der Vermögenseinbuße des Betroffenen946, die mittelbar947 durch ausgebliebene Kreditzahlungen der Bank verursacht wurde, hat der Betroffene einen 941 Darunter versteht man die Einschränkung bzw. Verhinderung der weiteren Verarbeitung. Vgl. auch Gola / Schomerus, BDSG, § 20 Anm. 4. 942 In diesem Fall sind die gespeicherten Daten unkenntlich zu machen, § 3 Abs. 4 S. 1 Nr. 5 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 6 DSG (nw). Darin liegt ein endgültiger, irreversibeler Vorgang. Gola / Schomerus, BDSG, § 20 Anm. 4.4. 943 Darunter fallen alle Datenverarbeitungen, die gegen datenschutzgesetzliche oder andere Rechtsvorschriften verstoßen, vgl. Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 20 Rn. 3. Im Falle automatisierter Datenverarbeitung ist der Anspruch verschuldensunabhängig, § 20 Abs. 2 S. 1 DSG (nw). 944 Der Anspruch beschränkt sich auf den Vermögensschaden, kann jedoch in schweren Fällen auch auf immaterielle Schäden ausgeweitet werden, § 20 Abs. 1 S. 2 DSG (nw). Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 20 Rn. 1, 4. 945 Dazu Stähler / Schmitt, DSG (nw), § 20 Rn. 4. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass Berichtigungsansprüche zuvor ebenso wie entsprechende Rechtsmittel erfolglos geblieben sind. 946 Staudinger / Schiemann, Vorbem. 35 ff. zu §§ 249 ff.; MünchKomm-Oetker, § 249 Rn. 24 ff.; Hk-BGB / Schulze, Vor §§ 249 – 253 Rn. 5; Erman-Kuckuck, Vor § 249 Rn. 15.

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4. Kapitel: Datenschutz

Anspruch gem. § 20 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) gegen den Träger der verantwortlichen Stelle, also die Gemeinde bzw. den Gemeindeverband als Träger der Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, § 3 Abs. 1 SpkG (nw), § 6 S. 1 SpkG (nw). Die Gemeinde wird von der Rechtsnachfolge bei Sparkassen nicht berührt, so dass ein Übergang der Schadensersatzverpflichtung nicht in Betracht kommt. Das gilt jedoch nicht grundsätzlich für alle Fälle von Rechtsnachfolge. Da die Universalsukzession einen vollständigen Übergang aller Rechte und Pflichten voraussetzt, müsste auch ein Schadensersatzanspruch auf den Rechtsnachfolger übergehen. Dieser und weiteren haftungsrechtlichen Fragen wird im folgenden Kapitel nachgegangen.

947 Staudinger / Schiemann, Vorbem. 44 zu §§ 249 ff.; MünchKomm-Oetker, § 249 Rn. 136 ff.; Erman-Kuckuck, Vor § 249 Rn. 45.

5. Kapitel

Haftungsrechtliche Fragen A. Einleitung Unter Umständen tritt gegenüber einem Patienten des Universitätsklinikums wegen fehlerhafter Behandlung eine Schadensersatzverpflichtung ein, § 823 Abs. 1948. Daneben bestehen Ersatzansprüche gem. §§ 280 Abs. 1 S. 1, 611 bzw. 631949 sowie § 839 Abs. 1950. Diese Ansprüche richten sich zwar zunächst gegen den behandelnden Arzt, unter den Voraussetzungen der §§ 89, 31 kommt jedoch auch eine unmittelbare Ersatzpflicht der juristischen Person des öffentlichen Rechts in Frage951. Daneben sind zahlreiche weitere Haftungsfälle denkbar. Wie soeben gezeigt952, hat ein Betroffener, der aufgrund unrichtiger Datenverarbeitung einen Schaden erleidet, einen Ausgleichsanspruch gegen den Träger der verantwortlichen Stelle. Gleichermaßen haftet eine Sparkasse nicht nur für fehlerhafte Datenverarbeitung953, sondern beispielsweise auch für falsche Anlageberatung954. Industrie- und Handelskammern können sich durch Erteilung fehlerhafter Auskünfte gegenüber ihren Mitgliedern schadensersatzpflichtig machen. Alle genannten Fälle einer Schadensersatzpflicht beziehen sich regelmäßig auf das Verhältnis gegenüber privaten Dritten. Die Ersatzpflicht einer juristischen Per948 BGHZ 85, 393 (395); Staudinger / Hager, § 823 Rn. I 14; MünchKomm-Mertens, § 823 Rn. 460; MünchKomm-Papier, § 839 Rn. 163; Erman-Schiemann, § 823 Rn. 126; Laufs / Uhlenbruck-Laufs, Arztrecht, § 105 Rn. 11. Zu Ansprüchen wegen Organisationsverschulden im Universitätsklinikum vgl. Lippert, NJW 1984, 2606 ff. sowie zur Haftung der juristischen Person für Organisationsmängel Landwehr, AcP 164 (1964), 482 ff. 949 Zur (umstrittenen) Frage der Rechtsnatur des Behandlungsvertrages als Dienst- (h.M.) oder Werkvertrag vgl. BGHZ 63, 306; BGH NJW 1977, 2120; 1980, 1450 1452; OLG Düsseldorf VersR 1985, 456; OLG Köln VersR 1988, 1049; Erman-Ehmann, § 675 Rn. 19; Palandt-Putzo, Einf 18 v § 611. 950 Dies gilt für den beamteten Arzt, vgl. Staudinger / Hager, § 823 Rn. I 4. 951 Voraussetzung dafür ist, dass das verletzte Rechtsverhältnis privatrechtlicher Natur ist. Hinsichtlich der Beziehung zwischen Patient und Universitätsklinikum ist das zu bejahen, vgl. BGHZ 4, 138 (148 ff.); 9, 145 (149); 88, 248; 105, 160 (161); Erman-Westermann, § 89 Rn. 5; Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 23. 952 s. o. 4. Kapitel E II. 953 Vgl. dazu beispielsweise BGH WM 1993, 1455 ff.; LG Itzehoe, Urt. v. 22. 03. 2001 (Az.: 6 O 396 / 00); LG Nürnberg-Fürth, ZIP 2001, 786 ff. 954 Horn, WM 1999, 1 (3).

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

son des öffentlichen Rechts tritt jedoch unter Umständen in gleicher Weise gegenüber anderen öffentlich-rechtlichen Rechtsträgern ein. Hier ist beispielsweise an Kooperationsverhandlungen955 zwischen Universitäten956 zu denken. Scheitern diese957, so kann der Rechtsträger, der im Vertrauen auf den Erhalt der Gegenleistung Aufwendungen getätigt hat958, unter den Voraussetzungen der §§ 284, 281 Abs. 1, 280 Ersatz dafür verlangen. Ob in solchen Fällen eine vergleichbare Ersatzpflicht der juristischen Person wie gegenüber Privaten eintritt, richtet sich danach, ob die Ersatzverpflichtung zivilrechtlicher oder öffentlichrechtlicher Rechtsnatur ist. Demnach sind zunächst die Voraussetzungen einer unmittelbaren Ersatzpflicht der juristischen Person gem. §§ 89, 31 zu prüfen. Daneben existieren andere Verpflichtungen, die im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge Probleme aufwerfen können. Forderungen beziehen sich nicht nur auf Schadensersatz, sondern entstehen auch in Bezug auf Steuerverbindlichkeiten, Gehaltsansprüche etc. Erstgenannte Verbindlichkeiten mögen hier außer Betracht bleiben, da vorliegend zivilrechtliche Ausgleichsverpflichtungen thematisiert werden959. Stehen aber beispielsweise noch Gehaltsforderungen oder sonstige Erfüllungsansprüche gegen eine juristische Person des öffentlichen Rechts aus, so ist zu klären, ob der Autor oder Sukzessor diese Verbindlichkeiten zu erfüllen hat, oder beide (gegebenenfalls als Gesamtschuldner) haften. Für die rechtliche Beurteilung des Anspruchsgegners sind zunächst die verschiedenen Entstehungszeitpunkte der Verbindlichkeit zu unterscheiden. Die Ersatzbzw. Ausgleichspflicht kann einerseits vor der Rechtsnachfolge eintreten, z. B. also der Schadensersatzanspruch eines in einem nordrhein-westfälischen Universitätsklinikum fehlerhaft behandelten Patienten vor Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen960 entstanden war. Dann bedarf der Klärung, ob der Rechtsnachfolger (die selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts), oder der Autor (die Universität als Körperschaft des öffentlichen Rechts) haftet. Falls sich der Anspruch gegen den Sukzessor richten würde, tritt zusätzlich die Frage einer eventuellen Nachhaftung des Rechtsvorgängers, im Beispiel also der Universität, auf. 955 Es handelt sich bei einer vertraglichen Kooperationsvereinbarung zwischen nordrheinwestfälischen Universitäten nicht um einen öffentlich-rechtlichen Vertrag gem. §§ 54 ff. VwVfG (nw), weil das nordrhein-westfälische Verwaltungsverfahrensgesetz zwar gem. § 1 Abs. 1 VwVfG (nw) auf die Universitäten des Landes als Körperschaft des öffentlichen Rechts, § 2 Abs. 1 S. 1 HG (nw), Anwendung findet, der Anwendungsbereich jedoch gem. § 2 Abs. 3 Nr. 3 VwVfG (nw) gegenüber Hochschulen einzuschränken ist und dadurch öffentlich-rechtliche Vertragsschlüsse mangels Anwendbarkeit der §§ 54 ff. VwVfG (nw) nicht möglich sind. 956 s. o. 3. Kapitel C VI 2 b aa. 957 Zuletzt geschehen bei den Kooperationsverhandlungen zwischen den Universitäten Essen und Duisburg, siehe FAZ vom 01. 06. 2002 (S. 51). 958 Hk-BGB / Schulze, § 284 Rn. 7. 959 Steuerverbindlichkeiten sind gem. § 3 Abs. 1 AO öffentlich-rechtlicher Rechtsnatur. 960 s. o. 1. Kapitel.

B. Haftung der juristischen Person des öffentlichen Rechts, § 89 BGB

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Vergleichbares gilt für die Schadensersatzverpflichtung einer Sparkasse gegenüber einem fehlerhaft beratenen Kunden. Die Lösung hängt auch hier davon ab, wer die Ersatzverpflichtung zu erfüllen hat. Problematisch sind somit diejenigen Fälle, bei denen die Haftung vor Durchführung der Rechtsnachfolge eintritt, der Anspruch aber noch nicht erfüllt wurde. Verbindlichkeiten, die erst nach Durchführung der Rechtsnachfolge entstehen, trägt der Rechtsnachfolger allein.

B. Haftung der juristischen Person des öffentlichen Rechts, § 89 BGB Entsprechend obigen Ausführungen961 beschränkt sich die vorliegende Untersuchung auf die privatrechtliche Tätigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts962. Denkbar ist der Fall, dass vor der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen einer nordrhein-westfälischen Hochschule ein Patient von einem Oberarzt fehlerhaft behandelt wurde. Sofern ein Organ der juristischen Person gehandelt hat, tritt bei Vorliegen der Voraussetzungen der §§ 89 Abs. 1, 31 eine unmittelbare963 Ersatzpflicht der öffentlichen Organisation ein964. Demzufolge bestünde im Beispiel gegebenenfalls ein unmittelbarer Anspruch gegen die Universität bzw. das Universitätsklinikum. Das setzt voraus, dass ein Vorstand oder verfassungsmäßig berufener Vertreter i.S.v. § 31 für eine juristische Person des öffentlichen Rechts im Rahmen der Privatrechtsordnung gehandelt hat und dieses Verhalten der juristischen Person zugerechnet werden kann. Diese Tatbestandsmerkmale werden nachfolgend untersucht.

I. „Vorstand oder verfassungsmäßig berufener Vertreter“ Die unmittelbare Haftung965 der juristischen Person gegenüber einem Dritten tritt nur ein, wenn derjenige, durch dessen Handlung der Ausgleichsanspruch des Dritten entstanden ist, als Vorstand oder verfassungsmäßig berufener Vertreter gem. §§ 89 Abs. 1, 31 gehandelt hat. Dazu zählen diejenigen Personen, deren Täs. o. 1. Kapitel. Dazu oben 2. Kapitel C III 1. 963 Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 1; Palandt-Heinrichs, § 31 Rn. 1; Soergel-Hadding, § 89 Rn. 1; Larenz / Wolf, AT, § 9 Rn. 16; Medicus, BR, Rn. 84, 779; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 10 IV 1 a (S. 282). 964 Statt vieler Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 7. 965 Darin zeigt sich die Gleichstellung der juristischen mit der natürlichen Person, ErmanWestermann, § 31 Rn. 1. 961 962

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

tigkeit in der Satzung966 der juristischen Person vorgesehen ist und die mit rechtsgeschäftlicher Vertretungsmacht ausgestattet sind967, also einerseits alle Organe968, andererseits aber auch alle sonstigen Repräsentanten969 der juristischen Person. Für schädigende Handlungen anderer Personen, die für die juristische Person gegenüber Dritten tätig werden (zumeist Arbeitnehmer), haftet diese allenfalls unter den Voraussetzungen des § 831. Der Geschädigte hat in diesem Fall, sofern sich die juristische Person gem. § 831 Abs. 1 S. 2 exculpieren kann, lediglich einen Anspruch gegen den Arbeitnehmer970. Zu diesem Personenkreis zählen alle, die aufgrund eines privatrechtlichen Vertrages zur Leistung von Diensten für einen anderen in persönlicher Abhängigkeit971 gegen Entgelt verpflichtet sind972. Dabei zeigt die Eingliederung in eine fremde Arbeitsorganisation den Arbeitnehmerstatus an973. 966 Das gilt für alle öffentlich-rechtlichen Organisationsnormen (s. o. 2. Kapitel C I 1 b) die zumindest materiell-gesetzlichen Charakter haben (Soergel-Hadding, § 89 Rn. 50; MünchKomm-Reuter, § 89 Rn. 17; a.A. RGRK-Steffen, § 89 Rn. 3). 967 Grundlegend BGHZ 49, 19 (21). 968 Das zeigt bereits die Überschrift von § 31. Zum Organbegriff s. o. 2. Kapitel C II. Da die Organhandlungen für und gegen die juristische Person wirken, sollen auch die zum Schadensersatz verpflichtenden Handlungen der Organe der juristischen Person unmittelbar zugerechnet werden, sog. „Organtheorie“. Vgl. Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 2; PalandtHeinrichs, § 89 Rn. 1. Ob in § 31 eine „selbstverständliche Folge körperschaftlicher Handlungsfähigkeit“ zu sehen ist (so Martinek, Repräsentantenhaftung, S. 35; Reuber, Die haftungsrechtliche Gleichbehandlung, S. 172 ff.; Landwehr, AcP 164 [1964], 482 [504 ff.]) oder eine Zurechnungsnorm (so K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 10 IV 1 [S. 282 f.]) kann mangels Relevanz für die vorliegende Untersuchung offen bleiben. 969 Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 26; Erman-Westermann, § 31 Rn. 1; Palandt-Heinrichs, § 89 Rn. 4. Darunter sind alle Personen zu verstehen, denen durch die allgemeine Betriebsregelung und Handhabung bedeutsame, wesensmäßige Funktionen der juristischen Person zur selbständigen, eigenverantwortlichen Erfüllung obliegen, vgl. RGZ 94, 318; 117, 61 (64); 157, 228 (235 ff.); 163, 21 (29 f.); BGHZ 13, 198 (202); 49, 19 (21); 77, 74 (76); 95, 63 (70); 101, 215 (218); BGH NJW 1972, 334; 1977, 2259; BGH VersR 1962, 664; Staudinger / Weick, § 31 Rn. 32 ff.; Palandt-Heinrichs, § 31 Rn. 6. 970 Dieser kann jedoch im Innenverhältnis Regress gegen seinen Arbeitgeber, mitunter also die juristische Person des öffentlichen Rechts, nehmen. Schaub, Arbeitsrechtshandbuch, § 52 VII 2, VII 1 f.; Kasseler Handbuch / Künzl, 2.1 Rn. 275 ff. 971 Dabei kennzeichnet Weisungsgebundenheit hinsichtlich Inhalt, Durchführung, Zeit, Dauer und Ort des Arbeitsverhältnisses die persönliche Abhängigkeit, vgl. Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 31. 972 Hanau / Adomeit, Arbeitsrecht, E 2; Kasseler Handbuch / Worzalla, 1.1 Rn. 140 ff.; Erfurter Kommentar / Preis, § 611 BGB Rn. 44 ff.; Wind / Schimana / Wichmann, Öffentliches Dienstrecht, III 4.1 (S. 413 ff.); Palandt-Putzo, Einf 7 v § 611; Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 29. Mangelnde Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit bei der Gestaltung der Arbeitsabläufe sowie Ausschluss von jeglichen unternehmerischen Risiken unterlegen dies, Wank, DB 1992, 90 ff. 973 Dütz, Arbeitsrecht, Rn. 31. Auch wenn einzelne Merkmale des Arbeitnehmerbegriffs umstritten sind (Hromadka, NZA 1997, 569; Reinecke, ZIP 1998, 581), so ist die Arbeitnehmereigenschaft bei Vorliegen der genannten Kriterien zwingend zu bejahen (Erfurter Kommentar / Preis, § 611 BGB Rn. 48).

B. Haftung der juristischen Person des öffentlichen Rechts, § 89 BGB

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Aus Sicht der Rechtsprechung sind Repräsentanten und somit verfassungsmäßig bestellte Vertreter i.S.v. §§ 89 Abs. 1, 31 eines Universitätsklinikums beispielsweise der Klinikdirektor974 sowie der als selbständiger Leiter der Ambulanz tätige Assistenzarzt975. Ein Oberarzt unterfällt demgegenüber mangels Eigenständigkeit seiner Handlungen nicht dem Repräsentantenbegriff976. Als Repräsentanten von Sparkassen gelten Vorstände und Zweigstellenleiter 977. Wesentliches Kriterium der Tätigkeit eines verfassungsmäßigen Vertreters i.S.v. §§ 89, 31 ist also einerseits die Selbständigkeit, andererseits aber auch die Eigenverantwortlichkeit. Daher sind Assistenzärzte978 nicht als Repräsentanten anzusehen. Das Gleiche gilt für Sachbearbeiter979 sowie Leiter der Wechselabteilung980 in einem Kreditinstitut. Schließlich unterfällt der nur mit rein technischen Aufgaben befasste Sparkassendirektor mangels Repräsentantenstatus nicht der Organhaftung der juristischen Person981 gem. §§ 89 Abs. 1, 31.

II. „Juristische Person des öffentlichen Rechts“ Weitere Voraussetzung der unmittelbaren Haftung gem. §§ 89 Abs. 1, 31 für Handlungen eines verfassungsmäßig berufenen Vertreters ist, dass die Handlung für eine juristische Person des öffentlichen Rechts erfolgte. Dazu zählen alle juristischen Personen, die durch Hoheitsakt geschaffen wurden und deren Struktur durch öffentlich-rechtliche Organisationsnormen bestimmt wird982.

III. Privatrechtliches Tätigwerden Der verfassungsmäßig berufene Vertreter, der die schädigende Handlung begangen hat, muss diese im Rahmen einer privatrechtlichen Tätigkeit für die juristische Person vorgenommen haben. Entsprechend obigen Ausführungen besteht an der Möglichkeit des privatrechtlichen Tätigwerdens juristischer Personen des öffentliLG Köln VersR 1975, 458; 1980, 491. RG DR 1944, 287. 976 So schon BGH VersR 1960, 752 (753). 977 BGHZ 13, 198 (203); BGH DB 1956, 770 (771); OLG Oldenburg WM 1987, 836 (837); entsprechend auch schon RGZ 126, 50 (52); 157, 228 (232); RG WarnRspr. 1934, 156; 1935, 326; Bank-A 1932, 228; 1937, 85. 978 OLG Zweibrücken VersR 1988, 165 (169). 979 WM 1955, 230 (234). 980 WM 1955, 230 (234). 981 RGZ 131, 239 (247 f.). 982 Dazu ausf. s. o. 2. Kapitel C I 1 b. 974 975

15 Burg

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

chen Rechts kein Zweifel983, so dass es hier keiner weiteren dahingehenden Erläuterungen bedarf984.

IV. Zurechnung der Handlung Die Zurechenbarkeit der schädigenden Handlung gegenüber der juristischen Person des öffentlichen Rechts setzt voraus, dass sie bei Ausführung – und nicht nur gelegentlich – der dem verfassungsmäßig berufenen Vertreter zugewiesenen Aufgaben geschah985. Über §§ 89 Abs. 1, 31 werden auch vertragliche bzw. vertragsähnliche Haftungstatbestände zugerechnet. Die Zurechnung setzt in einem solchen Fall das Zustandekommen eines Vertrages zwischen juristischer Person und Drittem voraus. Aufgrund der eingeschränkten Rechtsfähigkeit von juristischen Personen des öffentlichen Rechts986 sind Vertragsschlüsse nicht uneingeschränkt möglich, was sich auf die Zurechenbarkeit der schädigenden Handlung gem. §§ 89 Abs. 1, 31 auswirkt. Die Zurechnung eines vertraglichen Schadensersatzanspruchs ist daher nur zu bejahen, wenn die juristische Person wirksam Vertragspartner werden konnte.

C. Übergang der Verpflichtung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts auf den Rechtsnachfolger Zum Zeitpunkt der Rechtsnachfolge können sowohl Erfüllungs- als auch Schadensersatzansprüche gegen den Rechtsträger bestehen. Zu den erstgenannten Ansprüchen zählen beispielsweise Gehaltsforderungen der Arbeitnehmer. Dabei handelt es sich zumeist um Ansprüche auf Zahlung von Geldschulden987. Der Übergang solcher Verpflichtungen im Rahmen einer Rechtsnachfolge wurde bislang keiner genaueren Betrachtung unterzogen. Fest steht lediglich, dass Verpflichtungen grundsätzlich auf den Rechtsnachfolger übergehen können988, und eine hoheits. o. 2. Kapitel C III 1. Dadurch, dass die schädigende Handlung innerhalb einer privatrechtlichen Tätigkeit des Hoheitsträgers erfolgt sein muss, wird § 89 von der Staatshaftung gem. § 839 i.V.m. Art. 34 GG abgegrenzt. Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 23; Soergel-Hadding, § 89 Rn. 3; Erman-Westermann, § 89 Rn. 10; Palandt-Heinrichs, § 89 Rn. 1. Bei gleichzeitig hoheitlichem und zivilrechtlichem Charakter der Tätigkeit des Hoheitsträgers besteht Anspruchskonkurrenz, vgl. Soergel-Hadding, § 89 Rn. 48. 985 Staudinger / Rawert, § 89 Rn. 40. 986 s. o. 2. Kapitel C III 2 a. 987 s. o. 5. Kapitel A. 988 s. o. 2. Kapitel A II. 983 984

C. Übergang der Verpflichtung auf den Rechtsnachfolger

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lich angeordnete Gesamtrechtsnachfolge den Übergang aller Rechte und Pflichten, also auch der Verbindlichkeiten, bewirkt989. Diese Rechtspositionen sind für eine Verschlechterung anfällig, wenn der Gläubiger durch die Rechtsnachfolge einen weniger solventen Schuldner erhält990. Daher gilt im Zivilrecht der Grundsatz, dass eine (Schuld-)Sukzession nicht ohne Beteiligung des Gläubigers durchgeführt werden kann991. Bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts wirkt sich dieser Grundsatz jedoch nur auf Singularzessionen aus992. Daran orientiert sich deshalb der Gang der weiteren Untersuchung. An verschiedenen Stellen finden sich zivilrechtliche Regelungen bezüglich einer fortdauernden Haftung des aus einem Rechtsverhältnis ausscheidenden Rechtssubjekts, z. B. in §§ 133 Abs. 1, 156, 157 UmwG993 und § 26 HGB. Danach haftet der frühere Inhaber eines Handelsgeschäfts unter bestimmten Voraussetzungen während eines bestimmten Zeitraums für die vor dem Übergang seines Handelsgewerbes auf den Erwerber entstandenen Geschäftsverbindlichkeiten fort. Das Gleiche gilt für einen ausscheidenden Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft gem. § 160 HGB sowie für den Gesellschafter einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts gem. § 736 Abs. 2. Vergleichbare öffentlich-rechtliche Tatbestände existieren nicht. Für die vorliegende Untersuchung ergibt sich daraus die Frage, ob der Rechtsvorgänger aufgrund einer Gesamtrechtsnachfolge tatsächlich von jeglicher Haftungspflicht befreit wird, oder wegen entsprechender Anwendung der zivilrechtlichen Vorschriften jedenfalls während eines bestimmten Zeitraums für die bis zum Zeitpunkt des Rechtsübergangs entstandenen Verbindlichkeiten (mit) einstehen muss. Im Folgenden werden daher die Gesamtrechtsnachfolgekonstellationen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auf eine eventuelle Nachhaftung des Rechtsvorgängers untersucht. Daneben erfolgt eine genauere Betrachtung des Übergangs von Verpflichtungen im Rahmen von Singularzessionen, wiederum unter Berücksichtigung der Mitwirkungsrechte des Gläubigers.

s. o. 2. Kapitel C IV 1 sowie 2. Kapitel D III 3. Siehe dazu auch schon oben 2. Kapitel D III 2 b. 991 Das zeigen die Regelungen über die Schuldübernahme gem. §§ 414 ff., wonach entweder Gläubiger und Dritter, § 414, oder Schuldner und Dritter unter Zustimmung des Gläubigers, § 415, den Übergang der Schuld auf den Dritten vereinbaren können (unter Zugrundelegung umwandlungsrechtlicher Besonderheiten beispielsweise Staudinger / Busche, Einl 192 zu §§ 398 ff.; vgl. dazu auch Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 2; MünchKomm-Möschel, Vor § 414 Rn. 3; Nörr / Scheyhing / Pöggeler, Sukzessionen, § 26 I 1 [S. 225]). Entscheidend ist die Mitwirkung des Gläubigers, da er – ähnlich wie bei der Vertragsübernahme (s. o. 2. Kapitel C IV 5 b aa) – durch den Schuldnerwechsel keinen Nachteil erfahren soll (s. o. 2. Kapitel D I). Folglich ist die Mitwirkungshandlung des Gläubigers auch als eigentliche Verfügung über die Schuld anzusehen, vgl. Staudinger / Rieble, § 415 Rn. 42. 992 s. o. 2. Kapitel D III 3 f. 993 K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 13 IV 5 (S. 406 ff.). 989 990

15*

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

I. Gesamtrechtsnachfolge Den zivilrechtlichen Nachhaftungsregelungen zufolge erlischt eine bestehende Verpflichtung des Rechtsvorgängers nicht mit Durchführung der Rechtsnachfolge994. Demnach haftet beispielsweise ein Gesellschafter, der aus einer Personenhandelsgesellschaft ausscheidet, gem. § 160 Abs. 1 S. 1 HGB weiterhin für solche Verbindlichkeiten, die „bis dahin“ (also vor Durchführung der Rechtsnachfolge) begründet worden waren, und für die er persönlich einzustehen hat995. Der anspruchsberechtigte Gläubiger kann somit zur Erfüllung seines Anspruchs auch auf den Rechtsvorgänger zugreifen. Vergleichbares gilt beispielsweise für §§ 133, 156 UmwG. Die Zugriffsmöglichkeit unterliegt aber einer zeitlichen Beschränkung, wie § 736 Abs. 2 BGB, §§ 26, 160 HGB sowie §§ 45, 133, 157, 167, 173, 190 ff., 224, 237, 249, 257 UmwG zeigen996. Hinsichtlich der Haftung juristischer Personen des öffentlichen Rechts ist deshalb beispielsweise zu prüfen, ob und gegebenenfalls wie lange ein gegen die medizinischen Einrichtungen einer nordrhein-westfälischen Universität vor deren Verselbständigung entstandener Anspruch auch nach dem Rechtsübergang weiterhin gegen die Universität geltend gemacht werden kann. Die gleiche Frage könnte bei Sparkassen- bzw. Krankenkassenvereinigungen auftreten. Daneben ist denkbar, dass die Bezirke zweier Industrie- und Handelskammern gem. § 12 Abs. 1 Nr. 1, 2 IHKG i.V.m. § 1 IHKG (nw) verkleinert werden und dadurch eine neue Industrieund Handelskammer für den neuen Bezirk entsteht.

1. Fortbestand des alten Rechtsträgers Die Nachhaftung setzt voraus, dass der alte Rechtsträger, welcher die Verpflichtung begründet hat, noch existiert997. Das zeigt sich beispielsweise in § 26 Abs. 1 HGB, wonach der frühere Inhaber eines Handelsgewerbes unter den o.g. Voraussetzungen neben dem Erwerber für die vor dem Übergang begründeten Geschäftsverbindlichkeiten bis zum Ablauf von fünf Jahren nach der Eintragung bzw. Kundmachung des Übergangs auf den neuen Inhaber haftet. Vergleichbares gilt für §§ 156 f. UmwG. Der an einer Umwandlung beteiligte Einzelkaufmann haftet – wiederum unter den oben dargelegten Voraussetzungen der AnspruchsgeltendmaSiehe nur K. Schmidt, Handelsrecht, § 8 I 6 c (S. 234). BGHZ 36, 224 (225, 228); K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 51 I 1 a (S. 1479 f.). 996 Siehe auch Ebenroth / Boujong / Joost-Seibert, HGB, § 160 Rn. 16. Die gesetzliche Systematik ist dabei immer gleich. Die Tatbestandsvoraussetzungen umfassen regelmäßig eine Verbindlichkeit des Rechtsvorgängers, die vor Durchführung der Rechtsnachfolge entstanden war, ein Kontinuitätsmerkmal sowie eine bestimmte Art der Anspruchsfeststellung gem. § 197 Abs. 1 Nr. 3 – 5 oder Vornahme bzw. Beantragung einer gerichtlichen oder behördlichen Vollstreckungshandlung. 997 So zumindest für die Haftungsverpflichteten, vgl. BGHZ 24, 91 (94). 994 995

C. Übergang der Verpflichtung auf den Rechtsnachfolger

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chung – gem. § 156, 157 Abs. 1 S. 1 UmwG für die im Umwandlungsvertrag aufgeführten Altverbindlichkeiten bis zum Ablauf von fünf Jahren nach der Umwandlung. Daneben haftet der Rechtsnachfolger, dessen Sukzession umwandlungsvertraglich geregelt wird. Auch diese Situation setzt das Vorhandensein beider Rechtsträger zum Zeitpunkt der Geltendmachung des Anspruchs voraus. Folglich erlangt die Frage der Nachhaftung nur hinsichtlich solcher Gesamtrechtsnachfolgekonstellationen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts Bedeutung, nach deren Durchführung der Autor weiterhin besteht. Das trifft lediglich für die Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers sowie der teilweisen Vereinigung von Rechtsträgern zu998, in Bezug auf obige Beispiele999 also nur hinsichtlich der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen nordrhein-westfälischer Universitäten sowie der Teilung von Industrie- und Handelskammern.

2. Nachhaftung juristischer Personen des öffentlichen Rechts Da im Rahmen der Gesamtrechtsnachfolge alle Rechtspositionen auf den Sukzessor übergehen, entfiele grundsätzlich die weitere Haftung des Rechtsvorgängers. Eine gesetzliche Regelung in Bezug auf die Nachhaftung eines öffentlichrechtlichen Rechtsträgers bei Rechtsnachfolge existiert nicht. Demnach besteht eine Regelungslücke, so dass eine analoge Anwendung zivilrechtlicher, entsprechend obiger Rechtsgedankenübertragung1000 insbesondere umwandlungsgesetzlicher Nachhaftungsvorschriften in Betracht kommt. Daraus ergibt sich zunächst die Frage, ob die Rechtsvorgänger bei Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auch nach Rechtsübergang haften. Anschließend ist gegebenenfalls zu prüfen, ob diese Haftung einer zeitlichen Begrenzung unterliegt. Dazu müssen die Interessenlagen des gesetzlich geregelten und ungeregelten Falls vergleichbar sein1001, die zivilrechtlichen Fälle der Nach- bzw. Enthaftung1002 eines Rechtsträgers also in ihren wesentlichen Grundgedanken mit einer Nachhaftung juristischer Personen des öffentlichen Rechts übereinstimmen.

998 Weder nach der Vereinigung von Sparkassen gem. § 32 SpkG (nw) noch nach der Zusammenlegung zweier Krankenkassen gem. § 144 SGB V besteht einer der ursprünglich beteiligten Rechtsträger fort. Entweder entsteht gem. § 32 Abs. 1 Nr. 1 SpkG (nw) eine Zweckverbandssparkasse oder das Vermögen einer Sparkasse wird gem. § 32 Abs. 1 Nr. 2 SpkG (nw) von einer bestehenden oder neu zu errichtenden Sparkasse aufgenommen. Ebenso zieht die Vereinigung zweier Ortskrankenkassen die Schließung der bisherigen Krankenkasse gem. § 144 Abs. 4 S. 1 SGB V nach sich. Ansprüche gegen den alten Rechtsträger können somit mangels Existenz desselben nicht mehr geltend gemacht werden. 999 s. o. 5. Kapitel C I. 1000 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 1001 Zu den Voraussetzungen der Analogie s. o. Fn. 249. 1002 s. o. 5. Kapitel C I.

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

a) Zivilrechtliche Nachhaftung Die zivilrechtlichen Regelungen müssten im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge stehen und eine mit der Rechtsnachfolge bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts vergleichbare Wertung aufweisen. aa) Bezug auf Rechtsnachfolge Die Regelungen in § 736 Abs. 2 BGB, §§ 26, 160 HGB, §§ 45, 133, 156, 157, 167, 173 UmwG, setzen sämtlich voraus, dass entweder ein Einzelkaufmann sein Handelsgewerbe überträgt, oder ein Gesellschafter einer Personen(handels)gesellschaft aus dieser ausscheidet oder ein Unternehmen rechtlich umstrukturiert wird und dadurch Haftungsveränderungen eintreten1003. Demgegenüber stehen die Vorschriften über den Formwechsel in §§ 224, 237, 249, 257 UmwG nicht im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge. Die Umstrukturierungen eines Unternehmens, auf die §§ 45, 133, 156, 157, 167, 173 UmwG Anwendung finden, stehen unstreitig mit Rechtsnachfolge in Verbindung1004. Entsprechendes gilt auch für das Ausscheiden des Gesellschafters einer Personenhandelsgesellschaft gem. § 131 Abs. 3 HGB. Die Rechtsnachfolge, also die Veränderung des Rechtssubjektes bei Identität des Rechtsobjektes, liegt darin, dass der Gesellschaftsanteil des ausscheidenden oHG-Gesellschafters (Rechtsobjekt) den übrigen verbleibenden Gesellschaftern (Rechtssubjekt) gem. § 105 Abs. 3 HGB i.V.m. § 738 Abs. 1 S. 1 zuwächst, und die Gesellschaft dadurch fortbestehen kann1005. Das Gleiche gilt für den Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft gem. §§ 161 Abs. 2, 105 Abs. 3 HGB i.V.m. § 738 Abs. 1 S. 1. Die verbleibenden Gesellschafter folgen in den Anteil des ausscheidenden Gesellschafters nach1006. In gleicher Weise stehen auch §§ 25 f. HGB im Zusammenhang mit Rechtsnachfolge. Der frühere Inhaber eines Handelsgeschäfts haftet für die Altverbindlichkeiten des vom Erwerber (Veränderung des Rechtssubjekts) unter gleicher Firma fortgeführten Handelsgewerbes (Identität des Rechtsobjekts), so dass eine typische Rechtsnachfolgekonstellation vorliegt. Demzufolge beziehen sich die zivilrechtlichen Nachhaftungsnormen auf Rechtsnachfolge. bb) Interessenlage Die zivilrechtlichen Nachhaftungsregelungen in § 736 Abs. 2 BGB, §§ 26, 160 HGB, §§ 45, 133, 156, 157, 167, 173 UmwG gehen davon aus, dass die Verpflich1003 1004 1005 1006

K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 51 II 1 b (S. 1486). s. o. 2. Kapitel D III 3 c. Statt vieler K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 50 II 1 (S. 1444 f.). MünchKomm-Ulmer, § 738 Rn. 5; Palandt-Sprau, § 738 Rn. 1.

C. Übergang der Verpflichtung auf den Rechtsnachfolger

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tung des Rechtsvorgängers nicht mit Durchführung der Rechtsnachfolge erlischt. Anderenfalls könnte sich beispielsweise ein oHG-Gesellschafter oder ein Komplementär, der jeweils gem. § 128 HGB persönlich haftet, mit Austritt aus der Gesellschaft oder Umwandlung derselben von jeglichen Verbindlichkeiten lösen. Darin läge jedoch eine Benachteiligung der Gläubigerinteressen. Demzufolge haftet beispielsweise ein Gesellschafter, der aus einer Personenhandelsgesellschaft ausscheidet, gem. § 160 Abs. 1 S. 1 HGB für solche Verbindlichkeiten weiterhin, die „bis dahin“ (vor Durchführung der Rechtsnachfolge) begründet worden waren und für die er persönlich einzustehen hat1007. Das Gleiche gilt für §§ 133, 156, 166, 172 UmwG. Die persönliche Haftung ist also nicht an die Zugehörigkeit zur Gesellschaft gebunden und unterfiele grundsätzlich auch nur den allgemeinen Verjährungsregelungen1008, wenn keine besonderen Vorschriften bestünden. Dies gilt auch für den Gläubigerschutz bei Umwandlungen. Mangels Mitwirkungsrechten werden Gläubiger von umzustrukturierenden Unternehmen vor einem Forderungsausfall dadurch geschützt, dass der Rechtsvorgänger für alle bis zum Zeitpunkt der Sukzession begründeten Verbindlichkeiten weiter haftet. Dabei fällt auf, dass z. B. gem. § 133 UmwG eine gesamtschuldnerische Haftung in Kraft tritt, wenn keine natürliche Person an der Rechtsnachfolge beteiligt ist. Die fortgesetzte Haftung kann aber insbesondere bei Dauerschuldverhältnissen zu einem Interessenkonflikt führen1009. Deshalb beschränken die zivilrechtlichen Nachhaftungsregelungen deren zeitlichen Fortbestand1010. Ziel all dieser Regelungen ist der Ausgleich zwischen den Haftungsinteressen der Altgläubiger und Enthaftungsinteressen des ausscheidenden Kaufmanns, Gesellschafters oder sonstigen Rechtsträgers1011. Während Altgläubiger an einer möglichst langen Nachhaftung interessiert sind, beabsichtigen ausscheidende Kaufleute, Gesellschafter etc. eine schnellstmögliche Befreiung von der Haftung1012.

b) Vergleichbarkeit der Interessenlage Damit die zivilrechtlichen Nachhaftungs- bzw. Enthaftungsvorschriften entsprechend im Rahmen der Verselbständigung von Teilen einer juristischen Personen des öffentlichen Rechts zur Anwendung gelangen können, müssten die BGHZ 36, 224 (225, 228); K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 51 I 1 a (S. 1479 f.). BT-Drucks. 12 / 1868, S. 1. 1009 K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 50 I 3 (S. 1483); ders., Handelsrecht, § 8 I 6 c (S. 234); Wank, Personengesellschaftsrecht, S. 97 ff. 1010 Darin sieht man eine sog. Enthaftung. Vgl. K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 51 I 1 b (S. 1481) sowie § 51 II 1 b (S. 1486). 1011 BT-Drucks. 12 / 1868, S. 7; K. Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 51 II 1 c (S. 1487). 1012 BT-Drucks. 12 / 1868, S. 1; MünchKomm-Ulmer, § 736 Rn. 19a m. w. N.; PalandtSprau, § 736 Rn. 11. 1007 1008

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

zivilrechtlichen Wertungen hinsichtlich des Interessenausgleichs zwischen Altgläubiger und verpflichtetem Rechtsvorgänger übertragbar sein. Diesbezüglich ist wieder zwischen insolvenzfähigen und nicht-insolvenzfähigen Rechtsträgern zu unterscheiden.

aa) Nicht-insolvenzfähige Rechtsträger Das Gläubigerinteresse liegt hinsichtlich der eingangs dargelegten Beispiele1013 möglicher Verpflichtungen juristischer Personen des öffentlichen Rechts gegenüber Dritten in der Zahlung der ihm gegenüber bestehenden Geldschuld1014. Erfüllung der Verpflichtung gem. § 362 Abs. 1 bedeutet somit Zahlung der Geldschuld1015, die wiederum von der Solvenz des Schuldners abhängt. Unterschiedliche Solvenz liegt im Rahmen der Rechtsnachfolge unter insolvenzunfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts jedoch nicht vor1016. Folglich werden beim Wechsel des Schuldners im Rahmen einer Verselbständigung von Teilen eines nicht insolvenzfähigen Rechtsträgers keine Gläubigerinteressen beeinträchtigt1017. Da über das Vermögen der oben exemplarisch genannten Universitätsklinika kein Insolvenzverfahren eröffnet wird1018, braucht ein Gläubiger auch nicht mit dem Ausfall seiner Forderung zu rechnen1019. Der Anwendungsbereich der zivilrechtlichen Nachhaftung findet demzufolge keine Entsprechung bei Rechtsnachfolge unter nicht-insolvenzfähigen Rechtsträgern. Ansprüche eines Dritten, die vor der Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen einer Hochschule in Nordrhein-Westfalen gem. § 41 HG (nw) gegenüber diesen begründet worden waren, bestehen dementsprechend nach Durchführung der Rechtsnachfolge nicht mehr gegen die Universität.

s. o. 5. Kapitel A. Dazu RGZ 101, 313; Füllbier, NJW 1990, 2797. 1015 Vgl. dazu nur Staudinger / Olzen, Vorbem. 18 ff. zu §§ 362 ff. 1016 Das zeigt wiederum die mangelnde Insolvenzfähigkeit juristischer Personen des öffentlichen Rechts in Nordrhein-Westfalen gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw). Siehe auch oben 2. Kapitel D III 2 b bb. 1017 Siehe dazu schon oben 2. Kapitel D III 3 e dd 2. Im Hinblick auf die Erfüllung einer Geldschuld besteht zwischen den Parteien auch kein besonderes schützenswertes Vertrauen, dessen Vernachlässigung den Gläubiger beeinträchtigen könnte, da eine Geldschuld von jedermann erfüllt werden kann. Dem Übergang einer Verpflichtung zur Zahlung einer Geldschuld unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts steht demnach auch nicht Höchstpersönlichkeit der zu erbringenden Leistung entgegen. 1018 s. o. 2. Kapitel D III 2 b bb. 1019 Entsprechendes gilt für bundesunmittelbare öffentlich-rechtlich veranlagte juristische Personen, über deren Vermögen ein Insolvenzverfahren gem. § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO ebenfalls nicht eröffnet wird. Noack, Gesellschaftsrecht, Rn. 59 in: Sonderband 1 zu Kübler / Prütting, InsO; Kirchhof in HK-InsO, § 12 Rn. 3. 1013 1014

C. Übergang der Verpflichtung auf den Rechtsnachfolger

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bb) Insolvenzfähige Rechtsträger Diese Lösung gilt jedoch nicht für das oben aufgezeigte Beispiel der Entstehung einer neuen Industrie- und Handelskammer unter Vereinigung von Teilen der Bezirke bestehender Rechtsträger. Sofern man Industrie- und Handelskammern als insolvenzfähig ansieht1020, könnten Gläubigerinteressen durch die Rechtsnachfolge benachteiligt werden. (1) Fortgesetzte Haftung Da vorliegend Fälle der (partiellen) Gesamtrechtsnachfolge in Rede stehen, kommen – in Fortführung der obigen Rechtsgedankenübertragung1021 – für eine Vergleichbarkeit der Interessenlagen insbesondere die umwandlungsgesetzlichen Regelungen, §§ 133, 156, 166, 172 UmwG in Betracht. Dort wird z. B. gem. § 133 Abs. 1 S. 1 UmwG eine gesamtschuldnerische Haftung von Autor und Sukzessor für die vor der Umwandlung begründeten Verbindlichkeiten angeordnet. Dadurch wird dem Gläubigerschutz Rechnung getragen1022. Vergleichbares findet sich in § 156 UmwG, wonach ein Einzelkaufmann im Rahmen einer Ausgliederung zur Aufnahme „durch den Übergang der Verbindlichkeiten [ . . . ] von der Haftung [ . . . ] nicht befreit [wird]“1023. Vergleichbarer Gläubigerschutz findet sich auch in den anderen Vorschriften. Dieser Gläubigerschutz darf auch bei der Rechtsnachfolge unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts nicht vernachlässigt werden. Anderenfalls müssten Gläubiger mit einem Ausfall ihrer Forderung rechnen, wenn diese auf einen weniger solventen Rechtsträger überginge. Dazu wurde oben1024 bereits ein Anspruch auf Sicherheitsleistung bejaht. In Fortführung der umwandlungsgesetzlichen Rechtsgedankenübertragung1025 muss demzufolge auch bei der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts der Gläubigerschutz dahingehend berücksichtigt werden, dass eine fortgesetzte Haftung des Rechtsvorgängers in Kraft tritt1026. Folglich können insolvenzfähige Rechtsträger, die nach Durchführung der Sukzession fortbestehen, ebenfalls für Verbindlichkei1020 So BVerwGE 64, 255 f.; BVerfG NJW 1994, 1465 f. Zweifel an der Insolvenzfähigkeit nordrhein-westfälischer Industrie- und Handelskammern können dadurch entstehen, dass sie gem. § 11 Abs. 1 IHKG der Rechtsaufsicht des Landes unterliegen und gem. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw) solche Rechtsträger nicht insolvenzfähig sind. 1021 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 1022 Siehe nur Lutter-Hommelhoff, UmwG, § 133 Rn. 14. 1023 Auslassung und Ergänzung durch Verfasser. 1024 s. o. 2. Kapitel D III 3 e dd 2. 1025 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 1026 Ob es sich dabei um eine gesamtschuldnerische Haftung handelt, kann dahingestellt bleiben, da dies allenfalls für die hier nicht relevante Frage eines Innenausgleichs Bedeutung hat.

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5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

ten, die bis zum Zeitpunkt der Rechtsnachfolge begründet worden waren, in Anspruch genommen werden. (2) Zeitliche Begrenzung der Haftung Unklar ist, ob die fortgesetzte Haftung zeitlich begrenzt wird. Die zeitliche Begrenzung der zivilrechtlichen Nachhaftung dient entsprechend obigen Ausführungen1027 der Vermeidung einer unbilligen Benachteiligung des Rechtsvorgängers im Rahmen von Dauerschuldverhältnissen. Auch bei der fortgesetzten Haftung insolvenzfähiger öffentlicher Rechtsträger kann es zu einem solchen Interessenkonflikt kommen, z. B. wenn eine neu gegründete Industrie- und Handelskammer einen als Dauerschuldverhältnis ausgestalteten Vertrag mit einem Reinigungsunternehmen übernimmt, den die vormals zuständige Industrie- und Handelskammer geschlossen hatte. Bei zeitlich unbegrenzter Nachhaftung würde die aus dem Rechtsverhältnis ausgeschiedene juristische Person nämlich ebenfalls unbillig benachteiligt. Demnach liegt eine vergleichbare Interessenlage vor. Die Nachhaftung ist entsprechend §§ 45, 133, 157, 167, 173 UmwG zeitlich zu begrenzen, es sei denn ein § 133 Abs. 1, 3 UmwG vergleichbarer Fall liegt vor, was allerdings eine ausdrückliche Zuweisung von Verbindlichkeiten voraussetzt. Derartiges findet bei Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts jedoch nicht statt, da alle Verbindlichkeiten (ohne besondere Zuweisung) auf den Rechtsnachfolger übergehen. Demnach steht einer Übertragung der Enthaftungsregeln nichts entgegen, so dass nach fünf Jahren Enthaftung des Schuldners eintritt.

3. Zwischenergebnis Verpflichtungen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts auf Zahlung einer Geldschuld gehen regelmäßig im Zuge der Gesamtrechtsnachfolge auf den Rechtsnachfolger über. Der Gläubiger hat dabei keine Einflussnahme- bzw. Mitwirkungsmöglichkeit. Eine Benachteiligung des Gläubigers läge nur vor, wenn seine Forderung infolge schlechterer Solvenz des neuen Schuldners zumindest teilweise uneinbringbar würde. Deshalb finden sich an verschiedenen Stellen, insbesondere §§ 133, 156, 166, 172 UmwG, zivilrechtliche Vorschriften über eine Nachhaftung des Rechtsvorgängers. Eine solche fortgesetzte Haftung des Rechtsvorgängers tritt zum Teil auch bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts in Kraft. Über das Vermögen bestimmter Rechtsträger, z. B. der Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen, wird jedoch kein Insolvenzverfahren eröffnet, § 12 Abs. 1 1027

s. o. 5. Kapitel C I 2 a.

C. Übergang der Verpflichtung auf den Rechtsnachfolger

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Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw). Entsprechendes gilt für bundesunmittelbare juristische Personen des öffentlichen Rechts gem. § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO. Deshalb besteht in diesen Fällen auch kein Bedarf für eine Nachhaftung des Rechtsvorgängers für Verbindlichkeiten, die vor Durchführung der Rechtsnachfolge begründet worden waren. Demgegenüber haften insolvenzfähige öffentliche Rechtsträger nach Durchführung der Rechtsnachfolge – wiederum aufgrund einer entsprechenden Übertragung des Rechtsgedankens aus §§ 133, 156, 166, 172 UmwG – fort. Diese Nachhaftung ist zur Vermeidung einer unbilligen Benachteiligung des Rechtsvorgängers hinsichtlich Ansprüchen aus Dauerschuldverhältnissen auf fünf Jahre begrenzt, entsprechend der allgemeinen zivilrechtlichen Enthaftung, insbesondere §§ 45, 133, 157, 167, 173 UmwG.

II. Einzelrechtsnachfolge Die Frage des Übergangs einer Verpflichtung gegenüber Dritten im Rahmen einer Einzelrechtsnachfolge gestaltet sich umkompliziert. Einzelrechtsnachfolge umfasst den Übergang einzelner Rechtspositionen1028, was auch dem allgemeinen zivilrechtlichen Grundsatz entspricht1029.

1. Mitwirkung des Gläubigers Sofern eine (Einzel-)Verpflichtung auf ein neues Rechtssubjekt übergehen soll, bedarf der Übertragungsvorgang der Mitwirkung des Gläubigers für den Fall, dass der Rechtsvorgänger dadurch von der Verbindlichkeit befreit werden soll. Darin liegt dann eine Schuldübernahme gem. §§ 414 ff. Denkbar ist etwa der Sachverhalt, dass eine Verbindlichkeit, z. B. eine Kaufpreiszahlungspflicht gem. § 433 Abs. 2, einer nordrhein-westfälischen Sparkasse für den Erwerb von Büromaterial auf eine andere Sparkasse übertragen werden soll. Gem. § 415 Abs. 1 S. 1 bedürfte es dann der Mitwirkung des Gläubigers, der der Schuldübernahme für deren Wirksamkeit zustimmen müsste1030. Zwar könnte man entsprechend den Ausführungen zur (partiellen) Gesamtrechtsnachfolge 1031 an einen mitwirkungslosen Übertragungsakt denken, jedoch liegt hier in der Übertragung einer einzelnen Verbindlichkeit gerade kein Fall einer solchen Sukzession 1032. Folglich verbleibt es bei der s. o. 2. Kapitel C IV 2. s. o. 2. Kapitel C IV 1. 1030 Palandt-Heinrichs, § 415 Rn. 3. 1031 s. o. 2. Kapitel D III 3 e. 1032 Im Übrigen bedürfte es eines entsprechenden öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeelements, also eines (zumindest materiellen) Gesetzes, das Rechtsnachfolge in einem speziellen Fall anordnet. Dem stehen verfassungsrechtliche Bedenken entgegen, da es sich dabei um ein Einzelfallgesetz handeln würde. Konkret individuelle Rechtsnormen, deren Regelungs1028 1029

236

5. Kapitel: Haftungsrechtliche Fragen

Singularsukzession unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts hinsichtlich des Übergangs einer Verbindlichkeit dabei, dass die Mitwirkung des Gläubigers unumgänglich ist.

2. Einschränkung durch ultra-vires-Lehre Eine weitere Einschränkung ergibt sich aus der Rechtsfähigkeit der beteiligten Rechtsträger, die für eine vertragliche Schuldübernahme1033 erforderlich ist. Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind aber in ihrer Rechtsfähigkeit dahingehend eingeschränkt, dass diese nur den Rahmen des Aufgaben- und Wirkungskreises umfasst1034. Eine Schuldübernahme kann also nur dann wirksam vereinbart werden, wenn sie innerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises der beteiligten juristischen Personen des öffentlichen Rechts liegt. Derartiges wäre für das oben genannte Beispiel der Übernahme einer Kaufpreiszahlungspflicht zwischen Sparkassen allerdings anzunehmen, so dass eine Schuldübernahme wirksam vereinbart werden könnte.

3. Nachhaftung bei Einzelrechtsnachfolge Hinsichtlich der Frage einer eventuellen Nachhaftung des Rechtsvorgängers bedarf es in diesem Fall keiner Unterscheidung zwischen insolvenzfähigen und nichtinsolvenzfähigen Rechtsträgern. Bei Sukzessionen unter nicht-insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts besteht nach obigen Ausführungen1035 kein Bedarf für eine Nachhaftung. Die entsprechende Anwendung der zivilrechtlichen Regelungen entfällt aber auch für die Rechtsnachfolge unter insolvenzfähigen Rechtsträgern. Ziel der zivilrechtlichen Nachhaftung ist der Schutz von Gläubigerinteressen; umwandlungsgesetzlich wird dadurch der mangelnden Mitwirkung bei der Rechtsnachfolge Rechnung getragen. Wie oben festgestellt worden war1036, haben Dritte aber im Rahmen einer Singularsukzession unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts aber Mitwirkungsrechte, so dass ihre Interessen ausreichend berücksichtigt werden. gehalt nur auf einen einzigen Sachverhalt bezogen ist, sind aus rechtsstaatlichen Gesichtspunkten unzulässig, vgl. Ipsen, Staatsrecht I, Rn. 655; Maunz / Zippelius, Staatsrecht, § 20 I 3 b (S. 152). Differenzierter BVerfGE 25, 371 (398); Benda / Maihofer / Vogel-Bülow, Handbuch des Verfassungsrechts, § 30 Rn. 54, wonach Einzelfallgesetze zulässig, dann jedoch hoheitliche Einzelakte in Gesetzesform seien. 1033 Staudinger / Rieble, § 414 Rn. 2; Palandt-Heinrichs, § 415 Rn. 1. 1034 s. o. 2. Kapitel C III 2 a. 1035 s. o. 5. Kapitel C I 2 b aa. 1036 s. o. 2. Kapitel D III 3 e, f.

D. Ergebnis

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Demnach kann der Rechtsvorgänger von einem Gläubiger nach Übertragung der Verbindlichkeit im Zuge einer Singularsukzession nicht länger in Anspruch genommen werden.

D. Ergebnis Juristische Personen des öffentlichen Rechts haften gem. §§ 89, 31 für zum Schadensersatz verpflichtende Handlungen ihrer verfassungsmäßig berufenen Vertreter sowie aller natürlichen Personen, die eigenständig für die juristische Person tätig werden. Hinsichtlich vertraglicher Schadensersatzansprüche muss der Aufgaben- und Wirkungskreis der juristischen Person berücksichtigt werden. Im Rahmen einer Gesamtrechtsnachfolge gehen Verpflichtungen des öffentlichen Rechtsträgers auf Zahlung einer Geldschuld auf den Rechtsnachfolger über. Gläubigerinteressen werden bei Beteiligung nicht-insolvenzfähiger juristischer Personen an der Sukzession nicht gefährdet. Das zeigt sich exemplarisch in § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO bzw. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw). Deshalb haftet der Rechtsvorgänger in diesen Fällen nicht nach dem Rechtsübergang weiterhin für Altverbindlichkeiten. Bei Gesamtrechtsnachfolge unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts haften die Rechtsvorgänger demgegenüber – wiederum in entsprechender Übertragung umwandlungsgesetzlicher Rechtsgedanken, insbesondere aus §§ 45, 133, 156, 157, 166, 167, 172, 173 UmwG – zeitlich begrenzt fort. Dadurch wird der Interessenausgleich zwischen Gläubiger und Altschuldner gewährleistet und der Gläubiger vor Forderungsausfall geschützt. Im Rahmen von Singularsukzessionen entfällt mangels Benachteiligungsgefahr aufgrund der Mitwirkungsrechte des Gläubigers eine fortgesetzte Haftung der juristischen Person des öffentlichen Rechts.

6. Kapitel

Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge Der letzte Teil der Untersuchung über die zivilrechtlichen Aspekte der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts befasst sich mit ihren zivilprozessualen Auswirkungen. Dazu bedarf es folglich einer Verfahrenseröffnung vor einem ordentlichen Gericht, nicht vor einem Verwaltungsgericht. Letzteres kommt aber aufgrund der Beteiligung einer juristischen Person des öffentlichen Rechts ebenfalls in Betracht1037. Daher wird zunächst eine kurze Abgrenzung zwischen Verwaltungs- und Zivilgerichtsbarkeit vorgenommen. Fraglich erscheint dabei, wie sich eine während der Rechtshängigkeit eintretende Rechtsnachfolge auf den laufenden Prozess auswirkt. Eine nordrhein-westfälische Universität könnte beispielsweise von einem fehlerhaft behandelten Patienten gerichtlich auf Schadensersatz in Anspruch genommen werden. Erfolgt während des Prozesses die Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen, sind die Auswirkungen dieser Rechtsnachfolge auf den laufenden Prozess zu prüfen. Gleichermaßen kann eine Krankenkasse, die von einem Mitglied auf Rückerstattung zu viel gezahlter Beiträge verklagt wird, während des laufenden Verfahrens mit einer anderen Krankenkasse zusammengelegt werden. Wiederum sind die Konsequenzen für den laufenden Prozess unklar. Diese werden im Anschluss an die Rechtswegzuweisung geprüft. Da die juristische Person auch als Kläger auftreten kann, ist im weiteren Verlauf zu untersuchen, wie sich die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts in einer solchen Prozesssituation auswirkt. Auch in der Zwangsvollstreckung ergeben sich Probleme. Dabei kann eine juristische Person des öffentlichen Rechts sowohl Schuldner als auch Gläubiger der Zwangsvollstreckung sein. Findet nach Prozessende, aber vor Durchführung der Zwangsvollstreckung eine Rechtsnachfolge statt, so ist fraglich, welche Auswirkungen dies auf das Zwangsvollstreckungsverfahren hat. Das wird zuletzt untersucht.

A. Rechtsweg Streitigkeiten aus einem privatrechtlichen Rechtsverhältnis von juristischen Personen des öffentlichen Rechts sind regelmäßig vor einem ordentlichen Gericht 1037

Vgl. z. B. BGHZ 35, 175 (177).

B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit

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anhängig zu machen, § 13 GVG, da sich der Rechtsweg nach der Natur des Rechtsverhältnisses richtet1038. Gegebenenfalls hat das unzuständige Gericht den Rechtsstreit gem. § 17a GVG von Amts wegen an das zuständige Gericht zu verweisen1039.

B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit Unklar ist, wie sich die während der Rechtshängigkeit eines gegen die juristische Person geltend gemachten Anspruchs durchgeführte Rechtsnachfolge auf den Prozess auswirkt, sei es auf Kläger- oder Beklagtenseite 1040. Tritt während eines Prozesses auf Seiten des Beklagten Rechtsnachfolge ein, so lässt dies den Prozess unberührt, da die ZPO in §§ 265, 266, 325, 727 und 731 ZPO Regelungen enthält, die einer Rechtsnachfolge keine Auswirkungen auf einen laufenden Prozess beimessen1041. Die Sukzession wirkt sich in diesem Fall lediglich auf das Urteil aus. Hinsichtlich der Regelung des § 265 ZPO tritt der Rechtsvorgänger in gesetzlicher Prozessstandschaft1042 für den Rechtsnachfolger auf, sofern dieser nicht selbst nach Zustimmung der gegnerischen Partei, § 265 Abs. 2 S. 2 ZPO, Hauptpartei des Prozesses wird. Die Rechtskraft des Urteils erstreckt sich gem. § 325 ZPO auf den Rechtsnachfolger1043. Allerdings gilt dies nur für den Fall der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers1044. Eine Ortskrankenkasse beispielsweise, die gem. § 144 Abs. 1 SGB V mit einer anderen vereinigt wird, ist gem. § 144 Abs. 4 S. 1 SGB V nach der Vereinigung geschlossen. Demnach wäre die Fortführung eines Rechtsstreits gegen diese Krankenkasse mangels Existenz der Partei nicht mehr möglich. Hier BSGE 37, 292; Laubinger, VerwArch 83 (1992), 623 (642 ff.). Baur / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 57; Martini, Verwaltungsprozessrecht, S. 15. 1040 Stein / Jonas / Bork, ZPO, § 50 Rn. 6 ff.; Zöller / Vollkommer, ZPO, § 50 Rn. 1; Thomas / Putzo, ZPO, § 50 Rn. 3; Schilken, Zivilprozessrecht, Rn. 262; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 43 II 1 b (S. 222); Baur / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 78; Musielak, Grundkurs ZPO, Rn. 109. 1041 Vgl. Schilken, Veränderung der Passivlegitimation, S. 5 f., 31; siehe auch Baumbach / Lauterbach / Albers / Hartmann-Hartmann, ZPO, § 265 Rn. 1; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 157 III 2 a (S. 948 ff.). Die Prozessparteien bleiben unverändert und der Prozess kann ohne Klageänderung fortgeführt werden, Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 22. 1042 Dazu Baur / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 89; Schilken, Zivilprozessrecht, Rn. 274; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 46 V (S. 247 f.); Schink, Jura 1985, 291 (294). 1043 Baumbach / Lauterbach / Albers / Hartmann-Hartmann, ZPO, § 325 Rn. 5; MusielakMusielak, ZPO, § 325 Rn. 2 f.; Zöller / Vollkommer, ZPO, § 325 Rn. 13. 1044 So für die umwandlungsgesetzliche Ausgliederung Zöller / Vollkommer, ZPO, § 325 Rn. 16. Siehe auch Stein / Jonas / Schumann, ZPO, § 265 Rn. 19; Schilken, Zivilprozessrecht, Rn. 260; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 41 V. 1038 1039

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

würde das Verfahren bis zu dessen Wiederaufnahme durch den Rechtsnachfolger gem. § 239 ZPO unterbrochen1045. Dies steht jedoch unter der Voraussetzung, dass eine Gesamtrechtsnachfolge stattfindet1046. Das unterbrochene Verfahren wird anschließend durch den Gesamtrechtsnachfolger fortgeführt, wenn dieser gem. § 239 Abs. 1 ZPO unter Beachtung des Formerfordernisses von § 250 ZPO dessen Fortführung aufnimmt.

I. Juristische Person als Beklagte Vorliegend steht die Auswirkung einer Universalsukzession und damit einhergehenden Übergangs einer Verpflichtung während des Prozesses in Frage. Die einzige prozessrechtliche Regelung, die einen Fall von Rechtsnachfolge während eines Prozesses aufgreift, ist § 265 ZPO. Danach sind die Prozessparteien während des Verfahrens weiterhin zur Veräußerung und Abtretung der streitbefangenen Sache bzw. Forderung befugt. Nach Rechtsübergang bleibt der sachlich nicht mehr legitimierte Rechtsvorgänger als gesetzlicher Prozessstandschafter Partei. Fraglich ist, ob § 265 ZPO auf die Fälle von Gesamtrechtsnachfolge der beklagten juristischen Person des öffentlichen Rechts, in eingangs genanntem Beispiel1047 also hinsichtlich des gegen die Universität geltend gemachten Anspruchs, angewendet werden kann. Die Anwendbarkeit von § 265 ZPO ergibt sich aus einer Auslegung der Norm.

1. Wortlaut von § 265 ZPO Innerhalb der Wortlautauslegung ist das Verständnis des unklaren Begriffs im allgemeinen oder gegebenenfalls besonderen Sprachgebrauch zu prüfen1048. Gem. § 265 Abs. 2 S. 1 ZPO bleiben die Parteien eines Zivilprozesses nur dann unverändert, wenn die Rechtsnachfolge aufgrund von Veräußerung oder Abtretung der streitbefangenen Sache / Forderung eintritt. Sowohl Veräußerung als auch Abtretung sind Fälle von Einzelrechtsnachfolge1049, da die rechtliche Zuordnung eines einzelnen Gegenstandes wechselt. Die hier in Rede stehende Gesamtrechtsnach1045 Zöller / Greger, ZPO, § 239 Rn. 6; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 127 I 1 (S. 749). 1046 Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 127 I 1 (S. 749). Anderenfalls erfolgt keine Verfahrensunterbrechung. 1047 s. o. 6. Kapitel (Einleitung). 1048 Staudinger / Coing, Einl. 139 ff. zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 a (S. 320 ff.); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 2. Teil III (S. 437 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, D II 1 (S. 130 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 56 ff.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 9 I (S. 45 ff.). 1049 s. o. 2. Kapitel C IV 2.

B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit

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folge erfasst demgegenüber die Veränderung der rechtlichen Zuordnung einer Vielzahl von Gegenständen1050. Dies spricht gegen die direkte Anwendbarkeit von § 265 ZPO1051. Auch die Beschränkung auf Veräußerung und Abtretung als Rechtsnachfolgetatbestand deutet in diese Richtung. Darin zeigt sich die rechtsgeschäftliche Dispositionsfreiheit der Parteien1052. Die Veränderung der materiellen Rechtslage i.S.v. § 265 ZPO setzt also rechtsgeschäftliches Handeln voraus; Rechtsnachfolge von Gesetzes wegen weicht davon ab. Zwar könnte die Anwendbarkeit der Norm auch deshalb abzulehnen sein, weil § 265 Abs. 1 ZPO entweder eine Veräußerung der streitbefangenen Sache oder Abtretung des streitigen Anspruchs verlangt, worunter die vollkommene oder teilweise Weggabe eines Rechts1053, unter Begründung eines minus an Rechtsmacht1054 fällt, hier jedoch aufgrund der Rechtsnachfolge auf Beklagtenseite eine Verpflichtetenposition in Rede steht1055. Allerdings beinhaltet der Wortlaut von § 265 Abs. 1 ZPO ausdrücklich das Recht „der einen oder der anderen Partei [ . . . ]1056, die in Streit befangene Sache zu veräußern oder den geltend gemachten Anspruch abzutreten“, so dass sich der Anwendungsbereich von § 265 ZPO nicht nur auf Veränderungen der materiellen Rechtslage des Klägers beschränkt1057. Ebenso ist fraglich, ob sich der Anwendungsbereich von § 265 ZPO tatsächlich auf Einzelrechtsnachfolgefälle beschränkt. Der Tatbestand der Norm setzt voraus, dass ein „Rechtsübergang“ erfolgt. Der vom Kläger in seinem Klageantrag bezeichnete Anspruch bildet den Gegenstand des Prozesses1058. Folglich ist unbeachtlich, ob mit der umstrittenen Rechtsposition weitere Rechtspositionen auf ein anderes Rechtssubjekt übergehen. Das kann mit der Verhandlungsmaxime sowie dem „ne ultra petita“-Grundsatz begründet werden. Die Verhandlungsmaxime beschränkt den Umfang dessen, was Grundlage der richterlichen Entscheidung wird, s. o. 2. Kapitel C IV 1. Siehe auch Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 75 ff. 1052 Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 2. 1053 Also Rechtsübertragung, vgl. Soergel-Hefermehl, §§ 135, 136 Rn. 1; Palandt-Heinrichs, § 136 Rn. 1; Baumbach / Lauterbach / Albers / Hartmann-Hartmann, ZPO, § 265 Rn. 8; Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 5. 1054 Schilken, Veränderung der Passivlegitimation, S. 21. 1055 Folglich läge der Rechtssubjektswechsel in einer Verpflichtetenposition außerhalb des Anwendungsbereichs von § 265 Abs. 1 ZPO. BGHZ 61, 140 (143); BAG DB 1977, 680 (681); Brox / Walker, Zwangsvollstreckungsrecht, Rn. 118. 1056 Hervorhebung und Auslassung durch Verfasser. 1057 BAG DB 1977, 680 (681); Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 2; Schilken, Veränderung der Passivlegitimation, S. 20 f. Zur (umstrittenen) Anwendbarkeit von § 265 ZPO auf die befreiende Schuldübernahme vgl. BGHZ 61, 140 ff. sowie ausf. Schilken, Veränderung der Passivlegitimation, S. 4 ff.; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 157 III 2 b. 1058 Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 96 I. 1050 1051

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

auf das, was die Parteien im Prozess vorgebracht haben1059. Wird nur ein bestimmter Anspruch geltend gemacht, so bleiben sonstige Rechtspositionen, die im Zuge einer Gesamtrechtsnachfolge übergehen können, im Prozess außer Betracht. Entsprechend dem „ne ultra petita“-Grundsatz, § 308 Abs. 1 S. 1 ZPO, darf der Richter der obsiegenden Partei nicht mehr zusprechen, als diese beantragt hat; sonstige Rechtspositionen bleiben wieder außer Betracht. § 265 ZPO regelt den Fall des Rechtsübergangs einer bestimmten Rechtsposition. Ob daneben weitere Rechtspositionen übergehen, ist folglich unbeachtlich, so dass letztlich auch eine Gesamtrechtsnachfolge auf Seiten des Beklagten der Anwendung von § 265 ZPO nicht entgegensteht. Daraus ergibt sich gleichzeitig das letzte Argument im Rahmen der Wortlautauslegung für die direkte Anwendbarkeit von § 265 ZPO bei Gesamtrechtsnachfolge auf Seiten des Beklagten. Der zeitliche Regelungsbereich der Norm bezieht sich auf Veränderungen während der Rechtshängigkeit1060. Rechtshängigkeit besteht gem. §§ 253 Abs. 1, 261 ZPO im Zeitraum zwischen Klageerhebung und rechtskräftigem Urteil1061. Gerade dieser Fall steht in Rede, da die Auswirkung einer Gesamtrechtsnachfolge auf Seiten des Beklagten während des laufenden Verfahrens geprüft wird.

2. Historische Auslegung von § 265 ZPO Ein weiteres Hilfsmittel zur Ermittlung der Bedeutung eines unklaren Gesetzesbegriffs sind die Entwicklungsgeschichte und die Materialien, die die Entstehung des jeweiligen Gesetzes dokumentieren1062. Die Anwendbarkeit von § 265 ZPO auf Fälle von (gesetzlicher) Gesamtrechtsnachfolge ergibt sich vorliegend auch aus den Motiven zur ZPO. Ziel der Regelung war, die Partei eines Zivilprozesses, die an der Veräußerung der streitbefangenen Sache1063 unbeteiligt war, nicht zu benachteiligen 1064. Die gegnerische Partei, die auf die Rechtsnachfolge keine Ein1059 Zeiss, Zivilprozessrecht, Rn. 174 ff.; Musielak, Grundkurs ZPO, Rn. 97 ff.; Baur / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 40 ff.; Schilken, Zivilprozessrecht, Rn. 345 ff.; Schellhammer, Zivilprozess, Rn. 1163. 1060 BGH NJW-RR 1986, 1182. 1061 Statt vieler Thomas / Putzo, ZPO, § 261 Rn. 1, 9. 1062 Staudinger / Coing, Einl. 161 zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 c (S. 328 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 61 ff.); detaillierter Looschelders / Roth, Methodik, D III 1 b / c (S. 155 ff.), die noch zwischen historischer und genetischer Auslegung unterscheiden. Zur Abgrenzung zwischen historischer und genetischer Interpretation Müller, Methodik, Rn. 360 f. 1063 Sog. „res litigiosa“. Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 189; Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 293; umfassend auch Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 15 ff. 1064 Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 189. Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 293.

B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit

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wirkung hat, sollte davor geschützt werden, „nach Beendigung des mit Aufwand von Zeit, Mühe und Kosten gegen den Beklagten durchgeführten Prozesses einen neuen Prozeß gegen einen Dritten [anstrengen zu müssen]“1065. Das ergibt sich auch aus dem Ausschluss der streitgenössischen Nebenintervention, § 69 ZPO, gem. § 265 Abs. 2 S. 2. Anderenfalls blieb nach Ansicht des Gesetzgebers die mangelnde Auswirkung auf den Prozess „illusorisch“1066. Der Rechtsnachfolger wird deshalb nur mit Zustimmung der gegnerischen Partei Prozesspartei, § 265 Abs. 2 S. 2 ZPO1067. Folglich ist unbeachtlich, welche Form von Rechtsnachfolge vorliegt, und ob diese aufgrund privatautonomer Vereinbarung, von Gesetzes wegen oder kraft Hoheitsakts zustande kam1068. Sobald die an der Rechtsnachfolge unbeteiligte Prozesspartei vor einem neuen Prozess geschützt werden muss, gelangt § 265 ZPO zur Anwendung1069.

3. Systematische Auslegung von § 265 ZPO Auch verschiedene systematische Argumente führen zur Anwendbarkeit der Norm auf diejenigen Fälle von Gesamtrechtsnachfolge, nach deren Durchführung der Rechtsvorgänger weiter existiert. Die systematische Auslegung versucht den Sinn des unklaren Begriffs aus dem Zusammenhang mit anderen Normen und seiner Stellung im Gesetz zu ermitteln1070. Gem. § 239 ZPO wird das anhängige Verfahren bei Tod der Partei unterbrochen. Unterbrechung bedeutet, dass das Verfahren in dem Stadium fortgeführt werden kann, in dem es sich zum Zeitpunkt des Todes einer Partei befand, wenn der Rechtsnachfolger die Verfahrensaufnahme erklärt1071. Wird ein anhängiges Verfahren also bei Erlöschen einer Partei fortgeführt, dann muss es ebenfalls fortgeführt werden, wenn die Partei lediglich aufgrund der Rechtsnachfolge keine Sachlegitimation mehr hat, im Übrigen aber fortbesteht. Anderenfalls würde der Kläger gezwungen, einen neuen Prozess anzustrengen. Das soll durch § 265 ZPO gerade vermieden werden1072. 1065 Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 189. Ergänzung durch Verfasser. 1066 Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 190; Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 294. 1067 Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 295. 1068 Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 293 f. 1069 Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 189. 1070 Staudinger / Coing, Einl. 143 ff. zum BGB; Larenz / Canaris, Methodenlehre, Kap. 4 2 b (S. 324 ff.); Bydlinski, Juristische Methodenlehre, 3. Buch 2. Teil IV (S. 442 ff.); Looschelders / Roth, Methodik, D II 2 (S. 149 ff.); Schwacke, Juristische Methodik, 5.1.3 (S. 59 ff.); Zippelius, Juristische Methodenlehre, § 10 III (S. 52 ff.). 1071 Stein / Jonas / Roth, ZPO, § 239 Rn. 1; Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 127 I 3; Hahn, Die gesammten Materialien zur Civilprozeßordnung, S. 261 = Mot. S. 189. Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 293. 1072 s. o. 6. Kapitel B I 2.

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

Der Gedanke wird auch durch die mangelnde Anwendbarkeit von § 239 ZPO auf die Fälle des Betriebsübergangs gem. § 613a1073 bestätigt. Danach besteht der Rechtsvorgänger (der frühere Betriebsinhaber) ebenfalls fort, so dass nicht § 239 ZPO sondern § 265 ZPO zur Anwendung gelangt. Für die Möglichkeit, § 265 ZPO auf die hier in Rede stehenden Fälle der Gesamtrechtsnachfolge anzuwenden, spricht auch ein Umkehrschluss im Hinblick auf die mangelnde Anwendbarkeit des § 265 ZPO auf die befreiende Schuldübernahme. § 265 ZPO wird bei befreiender Schuldübernahme1074 aus Gründen des Schutzes der gegnerischen Partei1075 für nicht anwendbar gehalten, weil diese sich mit der Zustimmung zur Schuldübernahme ihres Schutzes begeben habe1076. Insofern ist dem Gläubiger, der an der Gesamtrechtsnachfolge eben nicht mitwirkt, der Schutz des § 265 ZPO zu gewähren, so dass die Norm bei Gesamtrechtsnachfolge zur Anwendung gelangt1077. Im Rahmen der systematischen Auslegung kann schließlich auch die oben aufgeworfene Frage, ob § 265 ZPO nur auf Fälle rechtsgeschäftlicher Rechtsnachfolge anzuwenden ist, geklärt werden. Zwar spricht die Norm von „Veräußerung“ und „Abtretung“, jedoch verkennt diese Sichtweise, dass auch Fälle gesetzlicher Übertragung einer Rechtsposition existieren, wie z. B. der Forderungsübergang infolge Gläubigerbefriedigung gem. §§ 426 Abs. 2, 774 Abs. 1 S. 1 BGB1078 oder Eigentumserwerb kraft Zuschlags in der Zwangsversteigerung gem. § 90 ZVG1079. Gleichermaßen kann ein Rechtsübergang i.S.v. § 265 ZPO kraft Hoheitsakts erfolgen1080. Der Regelungsgehalt von § 265 ZPO umfasst somit alle Fälle rechtsgeschäftlicher und gesetzlicher, zugleich aber auch hoheitlicher Veränderungen der materiellen Rechtslage1081.

4. Prozessökonomie Durch die Anwendung von § 265 ZPO auf die Rechtsnachfolge einer beklagten juristischen Person des öffentlichen Rechts wird letztlich auch dem Grundsatz der Stein / Jonas / Roth, ZPO, § 239 Rn. 13. s. o. 2. Kapitel D I 3. 1075 s. o. 6. Kapitel B I 2. 1076 Statt vieler Schilken, Veränderung der Passivlegitimation, S. 25 ff. 1077 I.E. auch Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 98. 1078 BGH NJW 1963, 2067. 1079 Siehe schon RGZ 82, 38. 1080 BGHZ 61, 140 (142) mit Hinweis auf RGZ 121, 379 (381). 1081 So schon Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 293 f.; BGHZ 61, 140 (142). Siehe auch Baumbach / Lauterbach / Albers / Hartmann-Hartmann, ZPO, § 265 Rn. 8; Stein / Jonas / Schumann, ZPO, § 325 Rn. 21 ff.; Musielak-Foerste, ZPO, § 265 Rn. 5; Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 5; Thomas / Putzo, ZPO, § 265 Rn. 6 ff. 1073 1074

B. Rechtsnachfolge während Rechtshängigkeit

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Prozessökonomie Rechnung getragen1082. Danach sind Doppelprozesse zu vermeiden, die mit unnützen Kosten und Zeitverlust für den Kläger, der eine neue Klage anstrengen müsste, verbunden wären1083.

5. Anwendung auf Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts Mit Rücksicht auf das eingangs genannte Beispiel einer nordrhein-westfälischen Universität, die in einem Zivilprozess von einem fehlerhaft behandelten Patienten verklagt wird, folgt daraus, dass die Universität das Verfahren in gesetzlicher Prozessstandschaft für das Universitätsklinikum bis zu dessen rechtskräftigem Abschluss weiter betreibt. Obwohl die verselbständigten medizinischen Einrichtungen materiell-rechtlich Anspruchsgegner des Klägers sind, berührt das den anhängigen Prozess nicht.

II. Juristische Person als Kläger Die juristische Person kann auch als Kläger in einem Zivilprozess auftreten. Hier ist der Fall denkbar, dass eine Universität ausstehende Heilbehandlungskosten einklagt, sei es gegen eine Krankenkasse oder einen Patienten. Auch bei diesem Sachverhalt kommt die Anwendung von § 265 ZPO in Betracht.

1. Fortbestand des Rechtsträgers Grundsätzlich entsteht die soeben aufgeworfene Frage nur dann, wenn der Rechtsvorgänger fortbesteht1084. Existiert nach Durchführung der Sukzession nur noch der Rechtsnachfolger, kommt eine Prozessfortführung durch den Rechtsvorgänger nicht in Betracht1085.

2. Prozessfortführung durch Rechtsvorgänger § 265 ZPO ist bei Rechtsnachfolge auf Seiten des Klägers anwendbar, da der Wortlaut der Norm ausdrücklich das Recht zur Veräußerung des streitbefangenen 1082 MünchKomm-Lüke, ZPO, § 265 Rn. 3; Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 22 ff. 1083 BGHZ 61, 140 (143); Stein / Jonas / Schumann, ZPO, § 265 Rn. 9; Schink, Jura 1985, 291 (292 f.). 1084 Siehe nur Stein / Jonas / Schumann, ZPO, § 265 Rn. 19. 1085 Insofern kann auf obige Ausführungen einschließlich Beschränkung der hier relevanten Rechtsnachfolgekonstellationen verwiesen werden, s. o. 5. Kapitel C I 1.

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

Gegenstandes bzw. Abtretung der streitigen Forderung beider Parteien (des Prozesses) aufgreift1086. Weiterhin bestehen keine Bedenken in Bezug auf die Anwendbarkeit hinsichtlich der Gesamtrechtsnachfolge von Gesetzes wegen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts1087.

3. Umstellung des Klageantrags Die einzige Auswirkung der Rechtsnachfolge auf Klägerseite während eines Prozesses besteht darin, den Klageantrag dahingehend zu ändern, dass die Leistung an den Rechtsnachfolger erfolgen soll1088. Zwar behaupten manche1089, eine Klageänderung sei nicht notwendig, was sich aus den Rechtsnachfolgevorschriften der ZPO, insbesondere §§ 325 Abs. 1, 727 ZPO1090, ergebe1091, jedoch käme in diesem Fall ein sachlich unrichtiges Urteil zustande. Denn der zu Prozessbeginn sachlegitimierte Kläger verliert durch die Rechtsnachfolge seine Sachlegitimation. Würde der Klageantrag also nicht geändert, müsste die Klage als unbegründet abgewiesen werden1092. Deshalb hat der weiterhin als Prozesspartei auftretende Rechtsvorgänger seinen Klageantrag dahingehend zu ändern, dass der Beklagte an den Rechtsnachfolger leisten soll.1093. Für das Beispiel einer auf Heilbehandlungskosten klagenden nordrhein-westfälischen Universität, deren medizinische Einrichtungen während des Prozesses gem. § 41 HG (nw) verselbständigt werden, hat das zur Folge, dass die Universität zwar Prozesspartei bleibt, allerdings ihren Klageantrag ändern muss.

1086 MünchKomm-Lüke, ZPO, § 265 Rn. 1 f.; Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 2; Stein / Jonas / Schumann, ZPO, § 265 Rn. 52. 1087 Dazu kann wiederum auf obige Ausführungen verwiesen werden. S.o. 6. Kapitel B I. 1088 Str.; so allerdings schon Struckmann / Koch, Die Civilprozeßordnung, S. 294; Thomas / Putzo, ZPO, § 265 Rn. 13. I.E. auch MünchKomm-Lüke, ZPO, § 265 Rn. 83; MusielakFoerste, ZPO, § 265 Rn. 10; Baumbach / Lauterbach / Albers / Hartmann-Hartmann, ZPO, § 265 Rn. 17; Zöller / Greger, ZPO, § 265 Rn. 6; a.A. Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 102 IV 2 (S. 585 f.); Jauernig, Zivilprozeßrecht, § 87 III 3 (S. 345). 1089 Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 102 IV 2 (S. 585 f.); Jauernig, Zivilprozeßrecht, § 87 III 3 (S. 345). 1090 So Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 102 IV 2 (S. 585 f.). 1091 Jauernig, a. a. O., sieht die Gefahr, dass § 265 Abs. 2 S. 1 ZPO „praktisch aufgehoben“ würde. 1092 RGZ 56, 301 (308 f.); BGH NJW 1979, 924; BGH ZIP 1986, 583; a.A. Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 102 IV 2. I.Ü. siehe die Hinweise in Fn. 1087. 1093 Ausführlich Grunsky, Die Veräußerung der streitbefangenen Sache, S. 99 ff.

C. Rechtsnachfolge zwischen Urteil und Zwangsvollstreckung

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C. Rechtsnachfolge zwischen Urteil und Zwangsvollstreckung Nachdem sowohl die Auswirkungen der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts während eines Zivilprozesses auf Seiten des Beklagten als auch auf Seiten des Klägers untersucht wurden, bleibt zu prüfen, wie sich eine Sukzession nach Abschluss des Verfahrens aber vor Beginn der Zwangsvollstreckung auswirkt. Es liegt nahe, dass die Zwangsvollstreckung1094 sowohl gegen als auch durch die beklagte bzw. klagende juristische Person des öffentlichen Rechts betrieben werden kann. Einerseits könnte in das Vermögen der beklagten und im Prozess unterlegenen Universität wegen Schadensersatzleistung zwangsvollstreckt werden, andererseits kann diese aufgrund ihres Anspruchs auf Heilbehandlungskosten gegen einen Patienten die Zwangsvollstreckung in dessen Vermögen nach stattgebendem Urteil betreiben. Nachfolgend werden zunächst die Auswirkungen der Rechtsnachfolge auf ein Zwangsvollstreckungsverfahren1095 geprüft, das gegen eine juristische Person betrieben wird. Daran schließt sich eine Betrachtung der Frage an, welche Konsequenzen die Sukzession auf ein Zwangsvollstreckungsverfahren hat, das von einer juristischen Person des öffentlichen Rechts betrieben wird.

I. Juristische Person als Schuldner der Zwangsvollstreckung Tritt Rechtsnachfolge auf Seiten der Partei ein, gegen die zwangsvollstreckt werden soll, so ist zumindest das Erfordernis ihrer namentlichen Bezeichnung nicht erfüllt. Der in der Vollstreckungsklausel bezeichnete Schuldner der Zwangsvollstreckung (Rechtsvorgänger) ist aufgrund der Rechtsnachfolge unzuständig, so dass die entsprechende Parteibezeichnung geändert werden muss. Das erfolgt gem. § 727 Abs. 1 ZPO1096. Die Erteilung einer gegen den Rechtsnachfolger vollstreckbaren Ausfertigung des Titels setzt voraus, dass die Rechtsnachfolge offenkundig ist, § 291 ZPO, oder durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunde nach-

1094 Vgl. allgemein Schuschke / Walker-Schuschke, ZPO, Allgem. Vorbem. Rn. 3; Zöller / Vollkommer / Stöber, ZPO, Vor § 704 Rn. 1; Wieczorek / Schütze / Paulus, ZPO, Vor § 704 Rn. 2; Thomas / Putzo, ZPO, Vorbem. § 704 Rn. 1; Rosenberg / Gaul / Schilken, Zwangsvollstreckungsrecht, § 1 I 1 (S. 1); Brox / Walker, Zwangsvollstreckungsrecht, Rn. 1. 1095 Zu den Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung vgl. Rosenberg / Gaul / Schilken, Zwangsvollstreckungsrecht, §§ 10 ff.; Lippross, Vollstreckungsrecht, Rn. 37 ff.; Paulus, Zivilprozessrecht, Rn. 464 ff.; Brox / Walker, Zwangsvollstreckungsrecht, Rn. 30 ff., 101 ff., 147 ff. 1096 Ungenau ist die häufig verwendete Bezeichnung der „Klauselumschreibung“, da eine neue Vollstreckungsklausel erteilt wird, nicht jedoch die bestehende geändert wird. Vgl. dazu auch Brox / Walker, Zwangsvollstreckungsrecht, Rn. 115.

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

gewiesen wird. Außerdem muss sich die Rechtskraft des Endurteils auf den Rechtsnachfolger gem. § 325 ZPO erstrecken.

1. Titelübertragende Vollstreckungsklausel (insb. Offenkundigkeit), § 727 ZPO Offenkundigkeit i.S.v. §§ 727 Abs. 1, 291 ZPO liegt vor, wenn allgemeine Tatsachen ohne Aufwand wahrgenommen werden können1097. Dabei muss die Tatsache einer beliebig großen Menge bekannt oder von dieser zumindest wahrnehmbar sein1098. Da die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung1099 wegen ihres materiellen Normstatus’ allgemein bekannt gemacht wird und somit aus allgemein zugänglichen Quellen zu ermitteln ist1100, kann von der Offenkundigkeit der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts regelmäßig ausgegangen werden.

2. Subjektive Rechtskraft des Urteils, § 325 ZPO Ebenso wenig bestehen hinsichtlich der Rechtskrafterstreckung des Urteils Bedenken. Gem. § 325 Abs. 1 ZPO erstreckt sich die subjektive Rechtskraft des Urteils auf die Parteien des Prozesses sowie deren Rechtsnachfolger1101. Das gilt sowohl für Rechtsnachfolge während als auch nach Beendigung des Prozesses. Folglich wirkt das Urteil auch gegenüber dem Rechtsnachfolger der juristischen Person1102.

3. Besonderheiten der Zwangsvollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts, § 882a ZPO Sind die soeben dargelegten Voraussetzungen erfüllt, dann hat der Gläubiger unter Beachtung der Vorgaben von § 882a ZPO die Möglichkeit, die Zwangsvollstreckung gegen die juristische Person des öffentlichen Rechts zu betreiben. Demnach könnte ein fehlerhaft behandelter Patient, der vor Verselbständigung der medizinischen Einrichtungen einer nordrhein-westfälischen Universität gegen diese ein 1097 Zöller / Greger, ZPO, § 291 Rn. 1; Thomas / Putzo, ZPO, § 291 Rn. 1; Schuschke / Walker-Schuschke, ZPO, § 727 Rn. 31; Schilken, Zivilprozessrecht, Rn. 470. 1098 Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 117 I 3 a. 1099 s. o. 2. Kapitel D III 1. 1100 s. o. 2. Kapitel D III 3 e dd 1. 1101 Rosenberg / Schwab / Gottwald, Zivilprozessrecht, § 103 III 3 a; Baur / Grunsky, Zivilprozessrecht, Rn. 242. 1102 s. o. 6. Kapitel B.

D. Ergebnis

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obsiegendes Urteil erlangt hat, gegen das Universitätsklinikum als Anstalt des öffentlichen Rechts die Zwangsvollstreckung betreiben.

II. Juristische Person als Gläubiger der Zwangsvollstreckung Entsprechendes gilt für den Fall, dass der Gesamtrechtsnachfolger einer juristischen Person des öffentlichen Rechts nach deren Obsiegen im Prozess jedoch vor Beginn der Zwangsvollstreckung in die Rechte und Pflichten eintritt. Die Rechtskraft des Urteils erstreckt sich gem. § 325 Abs. 1 ZPO auch auf den Rechtsnachfolger1103 der obsiegenden Partei; die fehlerhafte Parteibezeichnung in der Vollstreckungsklausel kann durch entsprechende Übertragung des Vollstreckungstitels gem. § 727 Abs. 1 ZPO beseitigt werden1104. Das Universitätsklinikum als Rechtsnachfolger der im Prozess gegen einen Patienten obsiegenden Universität könnte somit die Zwangsvollstreckung in dessen Vermögen betreiben, wenn die jeweiligen Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung erfüllt sind.

D. Ergebnis Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind sowohl aktiv- als auch passivlegitimiert. Für Streitigkeiten aus ihrer privatrechtlichen Tätigkeit ist der Zivilrechtsweg gem. § 13 GVG eröffnet, da ausschließlich Normen des Privatrechts zur Anwendung gelangen (modifizierte Subjektstheorie). Ändert sich die Sachlegitimation einer Partei während eines Prozesses aufgrund von Rechtsnachfolge, so greifen die §§ 265, 266, 325, 727, 731 ZPO ein. Demnach berührt Rechtsnachfolge den anhängigen Prozess nicht. Erlischt eine Partei nach Durchführung der Rechtsnachfolge, so wird das Verfahren gem. § 239 ZPO unterbrochen, bis der Rechtsnachfolger dessen Wiederaufnahme anzeigt. Im Falle des Fortbestands der Prozesspartei tritt diese gem. § 265 ZPO in gesetzlicher Prozessstandschaft für den Rechtsnachfolger auf. Die Rechtskraft des Urteils erstreckt sich dann gem. § 325 ZPO (auch) auf den Rechtsnachfolger. § 265 ZPO gilt auch für die Gesamtrechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts, wie die Auslegung der Norm ergibt. Der Wortlaut von § 265 ZPO bezieht sich nicht ausschließlich auf Fälle von Einzelrechtsnachfolge. Die Anwendbarkeit der Norm, durch die die an der Rechtsnachfolge unbeteiligte Partei vor nachteiligen Veränderungen ihrer prozessualen Lage geschützt werden soll, entspricht auch dem Grundsatz der Prozessökonomie. Demnach führt eine beklagte juristische PerDazu auch Wieczorek / Schütze / Paulus, ZPO, § 727 Rn. 20 ff. Ein unmittelbarer Anspruch des Sukzessors auf Klauselerteilung gem. § 724 ZPO besteht aufgrund der gesetzlichen Prozessstandschaft nicht. Zöller / Stöber, ZPO, § 727 Rn. 13. 1103 1104

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6. Kapitel: Prozessuale Auswirkungen der Rechtsnachfolge

son des öffentlichen Rechts ein anhängiges Verfahren für ihren Rechtsnachfolger bis zum Abschluss durch Endurteil fort. Vergleichbares gilt für die Fälle, in denen die juristische Person als Kläger auftritt. Allerdings muss sie die Klage dahingehend abändern, dass die beanspruchte Leistung an ihren Rechtsnachfolger erfolgen soll. Anderenfalls wäre der Anspruch aufgrund mangelnder Sachlegitimation als unbegründet abzuweisen. Betreibt die obsiegende Partei nach Prozessende die Zwangsvollstreckung, so kann die fehlerhafte Klausel, die nicht den Namen des Berechtigten ausweist, gem. § 727 Abs. 1 ZPO umgeschrieben werden. Bei der Zwangsvollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts sind zusätzlich die Vorgaben von § 882a ZPO zu beachten. Demzufolge kann die Zwangsvollstreckung wegen einer Geldforderung erst nach Ablauf von vier Wochen, nachdem der Gläubiger seine Absicht, die Zwangsvollstreckung zu betreiben, einer zuständigen Behörde oder einem Vertreter der juristischen Person des öffentlichen Rechts angezeigt hat, begonnen werden.

7. Kapitel

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse Obwohl die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts auch zivilrechtlich viele Fragen aufwirft, gab es bislang zumeist nur Abhandlungen über ihre öffentlich-rechtlichen Auswirkungen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die zivilrechtlichen Aspekte der Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zu untersuchen. I. Juristische Personen des öffentlichen Rechts können als Rechtsträger am Rechtsverkehr teilnehmen und handeln durch ihre Organe. Dementsprechend haben sie die Möglichkeit, zivilrechtliche Rechtspositionen zu begründen. Ihre Rechtsfähigkeit ist jedoch entsprechend der ultra-vires Lehre auf den gesetzlich zugewiesenen Aufgaben- und Wirkungskreis, der dem Geschäftszweck und -gegenstand juristischer Personen des Zivilrechts entspricht, beschränkt. Das resultiert aus dem Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes, dem die juristischen Personen des öffentlichen Rechts unterliegen. Rechtsgeschäfte außerhalb ihres Aufgaben- und Wirkungskreises sind demnach unwirksam, lösen aber entgegen teilweise vertretener Ansichten keine Schadensersatzpflicht des Vertreters ohne Vertretungsmacht gem. § 179 aus. II. Unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts sind verschiedene Rechtsnachfolgekonstellationen denkbar. Teile eines Rechtsträgers können verselbständigt und entweder zu einem neuen, mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestatteten Rechtsträger umgebildet oder von einem bereits bestehenden Rechtsträger aufgenommen werden. Daneben besteht die Möglichkeit, Rechtsträger oder Teile davon zu einem neuen Rechtsträger zu vereinigen. Die Rechtsnachfolge in zivilrechtliche Rechtspositionen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts erfordert in allen Fällen die Erfüllung zivilrechtlicher und öffentlich-rechtlicher Voraussetzungen. Die Erfordernisse zivilrechtlicher Rechtsnachfolge bestehen in einer Rechtsposition, auf sie bezogener Übertragungstatbestand und ihrer Übergangsfähigkeit. Öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolge verlangt eine Nachfolgeanordnung in Form eines zumindest materiellen Gesetzes. III. Die Notwendigkeit der kumulativen Anwendung öffentlich-rechtlicher und zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze ist damit zu begründen, dass öffentliche Rechtsträger sich einerseits ihres öffentlich-rechtlichen Status grundsätzlich nicht entledigen können, andererseits aber auch ein privater Gläubiger bzw.

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7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

Schuldner durch die Rechtsnachfolge keine Verschlechterung seiner Rechtsposition erfahren darf. Deshalb können Dritte, deren Vertragspartner aufgrund von Rechtsnachfolge wechselt, im Rahmen zivilrechtlicher Rechtsnachfolge regelmäßig Mitwirkungsrechte geltend machen. Folglich ist die Rechtsnachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts prinzipiell auch an die Erfüllung zivilrechtlicher Rechtsnachfolgegrundsätze gebunden. IV. Zivilrechtliche Nachfolge kann an mangelnder Mitwirkung des Dritten scheitern. In einem solchen Fall würde auch die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolgeanordnung mangels zivilrechtlicher Durchführbarkeit der Sukzession gegenstandslos. So bekäme ein Dritter Einfluss auf hoheitliche Rechtsgestaltung. Dieses unangemessene Ergebnis lässt sich durch eine Übertragung umwandlungsgesetzlicher Rechtsgedanken, denen zufolge Dritten im Rahmen einer Rechtsnachfolge keine zivilrechtlichen Mitwirkungsrechte einzuräumen sind, lösen. Der Gedanke wird begründet durch zahlreiche Ähnlichkeiten umwandlungsgesetzlicher Umstrukturierungsfälle und Rechtsnachfolgekonstellationen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Hierin liegt ein Schwerpunkt der Arbeit. Das Umwandlungsgesetz enthält in § 1 Abs. 2 UmwG einen numerus clausus und ein Analogieverbot. Danach gilt es nur für Rechtsträgerumstrukturierungen, die umwandlungsgesetzlich ausdrücklich normiert sind. Da das Umwandlungsgesetz keine Tatbestände kennt, die die Umstrukturierung allein unter Hoheitsträgern regeln, ist seine direkte Anwendung ausgeschlossen. Umwandlungsrecht kann aber durch formell-gesetzliche, ausdrückliche Anordnung für anwendbar erklärt werden., § 1 Abs. 2 UmwG. Ebenso ist eine Rechtsgedankenübertragung, die methodisch einer Gesamtanalogie entspricht, auf Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zulässig. § 1 Abs. 2 UmwG berührt nur solche Analogieschlüsse, durch die umwandlungsgesetzliche Tatbestände ausgeweitet oder neue hinzugefügt würden. Unzulässig ist demnach die Anwendung des Umwandlungsgesetzes auf Tatbestände, die zwar in umwandlungsgesetzlichen Regelungen Andeutung finden, aber nicht ausdrücklich dem normierten Tatbestand entsprechen. Das gilt indessen nicht für Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts, weil Sukzessionen unter Hoheitsträgern keine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 i.V.m. Abs. 1 UmwG darstellen. Die Auslegung der Norm zeigt, dass eine Umwandlung i.S.v. § 1 Abs. 2 UmwG auf einem privatautonomen Entschluss basiert und einer besseren Positionierung im wirtschaftlichen Wettbewerb dient. Des Weiteren beinhaltet eine Umwandlung primär den Übergang zivilrechtlicher Rechtspositionen und bedarf der Gewährung einer Gegenleistung sowie Eintragung in das Handelsregister. Daraus ergeben sich inhaltliche und strukturelle Unterschiede zu Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die weder eine Handelsregistereintragung noch die Gewährung einer Gegenleistung vorsehen. Außerdem beinhaltet diese Rechtsnachfolge auch nicht primär den Übergang zivilrechtlicher Rechtspositionen und beabsichtigt auch nicht die bessere Positionierung im wirtschaftlichen Wettbewerb. Schließlich beruht die Rechtsnachfolge unter öffentlichen

7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

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Rechtsträgern auch nicht auf einem rechtsgeschäftlichen Willensentschluss. Die jeweiligen Konstellationen entsprechen daher nicht den umwandlungsgesetzlichen Umstrukturierungsmöglichkeiten, so dass auch kein Verstoß gegen das Analogieverbot gem. § 1 Abs. 2 UmwG vorliegt, wenn man dessen Wertungen auf die öffentlich-rechtliche Rechtsnachfolge überträgt. Die für eine Gesamtanalogie notwendige Vergleichbarkeit der Sachverhalte und Interessenlagen ergibt sich daraus, dass die Wirksamkeit umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge und Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts einen Publizitäts- bzw. Rechtsakt (Handelsregistereintragung, Bekanntmachung der öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnung) erfordert. Des Weiteren findet im Vorfeld der Rechtsnachfolge eine Bewertungsphase statt. Sowohl umwandlungsgesetzliche als auch hoheitlich angeordnete Sukzessionen sollen die Effizienz der Rechtsträgertätigkeit steigern. Dabei werden die Rechte Dritter im Rahmen umwandlungsgesetzlicher Rechtsnachfolge wie auch bei Sukzessionen unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts gewahrt. Umwandlungsgesetzliche Rechtsnachfolgegrundsätze, die die Einflussnahmemöglichkeiten Dritter reduzieren, zugleich jedoch eine Verschlechterung ihrer Rechtspositionen vermeiden, können also auf die Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts entsprechend angewendet werden. V. Das gilt jedoch nur für die Fälle von (partieller) Gesamtrechtsnachfolge unter Hoheitsträgern, weil solche Sachverhalte auch die umwandlungsgesetzlichen Sukzessionen kennzeichnen. Die übrigen Fälle von Rechtsnachfolge werden dagegen nach allgemeinen Grundsätzen für die Nachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts in zivilrechtliche Rechtspositionen behandelt. Sofern die Rechtsnachfolge mangels Mitwirkung des (privaten) Dritten zu scheitern droht, können Autor und Sukzessor danach vertraglich einen internen Freistellungsanspruch vereinbaren, §§ 311 Abs. 1, 241 Abs. 1. Dann bleibt der Rechtsvorgänger gegenüber dem nicht mitwirkungsbereiten Dritten zunächst Vertragspartner, während der Rechtsnachfolger im Innenverhältnis (zwischen Autor und Sukzessor) bereits in die Rechte und Pflichten des Vertrages mit dem Dritten eintritt. Die wirksame Vereinbarung des Freistellungsanspruchs hängt allerdings von der Rechtsfähigkeit der beteiligten Rechtsträger ab, die sich nach ihrem Aufgaben- und Wirkungskreis richtet. VI. Die Durchführbarkeit einer Sukzession setzt voraus, dass die zu übertragende(-n) Rechtsposition(-en) auch übergehen können, also keinen Bezug zu einem bestimmten Rechtssubjekt aufweisen. Individueller Subjektbezug entsteht durch spezifizierende Merkmale, etwa besondere Fähigkeiten eines bestimmten Werkunternehmers. Juristische Personen des öffentlichen Rechts weisen jedoch aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur mittelbaren Staatsverwaltung keine solchen individuellen Merkmale auf. Weder ihre Kapitalausstattung noch ihre Solvenz ermöglichen eine individuelle Unterscheidung. Das hat zur Folge, dass juristische Personen des öffentlichen Rechts als solche auch keine höchstpersönlichen Rechts-

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7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

positionen begründen können. Es besteht jedoch die Möglichkeit, einzelvertraglich zu vereinbaren, dass eine Rechtsposition nicht übergangsfähig sein soll. Das ergibt ein Umkehrschluss aus § 354a HGB i.V.m. § 399 2. Hs. VII. Bei Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts gilt § 613a, es sei denn, dass speziellere öffentlich-rechtliche Rechtssätze existieren, die auf die Überleitung von Arbeitsverhältnissen in speziellem Kontext bezogen sind. Ein allgemeiner öffentlich-rechtlicher Rechtssatz, der § 613a entspricht, existiert demgegenüber nicht. Ebenso wenig steht der Anwendbarkeit von § 613a entgegen, dass ein Betriebsübergang allein unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts stattfindet, weil die Rechtsnatur des Betriebsinhabers keine Auswirkungen hat. In der Anwendung der Norm, derzufolge die von der Rechtsnachfolge betroffenen Arbeitnehmer gem. § 613a Abs. 6 S. 1 dem Betriebsübergang widersprechen und dadurch (indirekt) Einfluss auf hoheitliche Rechtsgestaltung nehmen können, liegt auch kein Widerspruch zur umwandlungsgesetzlichen Rechtsgedankenübertragung, weil die Anwendbarkeit von § 613a gem. § 324 UmwG unberührt bleibt. Die Anwendbarkeit von § 613a wird bei gesetzlich angeordneter Gesamtrechtsnachfolge dahingehend eingeschränkt, dass die Norm immer dann nicht anzuwenden ist, wenn eine gesetzlich angeordnete Umbildung stattfindet. Andererseits gelangt sie selbst dann zur Anwendung, wenn zwar Gesamtrechtsnachfolge gesetzlich angeordnet wird, diese sich jedoch als Rechtsfolge eines vorangegangenen privatautonomen Entschlusses darstellt. Dazu legt man das Tatbestandsmerkmal der Übertragung durch Rechtsgeschäft weit aus. Versuche, den sachlichen Anwendungsbereich auf Sukzessionen unter solchen Rechtsträgern zu beschränken, die hinsichtlich ihrer Betriebsgestaltung und Ausführung den wirtschaftlich tätigen juristischen Personen des Privatrechts ähneln (also keine Wahrnehmung ausschließlich hoheitlicher Aufgaben mit nur unwesentlicher wirtschaftlicher Beteiligung) sind abzulehnen. Dies folgt aus der mangelnden Bestimmbarkeit der Abgrenzungskriterien sowie der damit einhergehenden Rechtsunsicherheit. Demnach gelangt § 613a in allen Fällen eines Betriebsübergangs unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts zur Anwendung, sofern keine spezielleren Regelungen bestehen. VIII. Die Interessen der Arbeitnehmer in öffentlich-rechtlichen Angestelltenverhältnissen werden von der Personalvertretung wahrgenommen. Sie hat Beteiligungsrechte an bestimmten geplanten Maßnahmen, d. h. Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte gem. §§ 75 ff. BPersVG sowie §§ 72 ff. LPVG (nw), die in den Personalvertretungsgesetzen katalogartig abschließend aufgelistet sind. Unzureichende Beteiligung der Personalvertretung an einer geplanten Maßnahme löst deren Unwirksamkeit aus. Für die Rechtsnachfolge erlangen insbesondere Mitwirkungsrechte gem. § 78 Abs. 1 Nr. 2 BPersVG, § 73 Nr. 7 LPVG (nw), sowie Mitbestimmungsrechte gem. § 75 BPersVG bzw. § 72 LPVG (nw) Relevanz. Weder bundes- noch landespersonalvertretungsgesetzliche Regelungen klären die Auswirkungen der Rechtsnachfolge auf den Personalrat bei Umstrukturierun-

7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

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gen des zuständigen Rechtsträgers. Es steht lediglich fest, dass durch die Umstrukturierung die Zuständigkeit des Personalrats entfällt, weil seine Zusammensetzung nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Die Interessenvertretung der Beschäftigten muss jedoch stets gewährleistet werden. Demzufolge darf die Rechtsnachfolge eines öffentlichen Rechtsträgers die Tätigkeit des Personalrats nicht beeinträchtigen. Deshalb hat der Personalrat bei Umbildungen des Rechtsträgers gegebenenfalls ein Übergangsmandat. Das ergibt sich aus der entsprechenden Anwendung von § 27 Abs. 3 BPersVG, § 24 Abs. 2 LPVG (nw). Das Übergangsmandat bezieht sich auf den gesamten Personalrat und erstreckt sich über die Zeitspanne zwischen Durchführung der Rechtsnachfolge und Neuwahl, § 27 Abs. 3 BPersVG, bzw. erster Sitzung des neu gewählten Personalrats, § 24 Abs. 2 LPVG (nw). Es ist unbeachtlich, in welcher Form die beteiligten Rechtsträger umstrukturiert werden. Grundsätzlich kann umgehend ein (neuer) Personalrat gewählt werden, sofern die Personalratsfähigkeit gegeben ist. Bis dahin werden die Geschäfte vom Personalrat desjenigen Rechtsträgers, bei dem die Arbeitnehmer beschäftigt waren, fortgeführt. Das Übergangsmandat des vormals zuständigen Personalrats endet entweder mit der ordnungsgemäßen Durchführung der geplanten Maßnahme(-n) oder mit Ablauf der regulären Amtszeit. IX. Die wirksame Kündigung eines Arbeitnehmers erfordert die Beteiligung der Personalvertretung. Sofern in einer neu geschaffenen Dienststelle (noch) kein Personalrat besteht, wäre eine wirksame Kündigung mangels Beteiligung der Personalvertretung nicht möglich, § 79 Abs. 4 BPersVG, § 72a Abs. 3 LPVG (nw), wenn man sich nur an den Gesetzeswortlaut hält. Dies würde jedoch das Kündigungsrecht des Arbeitgebers einschränken und in dessen Privatautonomie eingreifen. Gesetzliche Regelungen für diesen Fall existieren nicht. Durch systematische und teleologische Auslegung betriebsverfassungs- und personalvertretungsgesetzlicher Regelungen, § 102 BetrVG, § 79 BPersVG, § 72a LPVG (nw), lassen sich die Voraussetzungen zur wirksamen Kündigung feststellen. Einerseits dürfen verfassungsmäßig geschützte Rechte (Privatautonomie des Arbeitgebers) nicht durch einfachgesetzliche Regelungen beeinträchtigt werden. Andererseits gehen die Personalvertretungsgesetze aber grundsätzlich von einer Weiterbeschäftigung des (gekündigten) Arbeitnehmers aus, § 79 Abs. 2 S. 2 BPersVG, § 102 Abs. 5 S. 2 BetrVG, obwohl der Anspruch auf Weiterbeschäftigung grundsätzlich die Beteiligung des Personalrats voraussetzt. Folglich muss die Personalvertretung zwecks Wirksamkeit einer personellen Maßnahme nicht zwangsläufig beteiligt werden, wenn dies nicht möglich ist. X. Rechtsnachfolge unter juristischen Personen des öffentlichen Rechts erfordert notwendig die Übermittlung personenbezogener Daten. Darin liegt gem. § 3 Abs. 4 S. 2 Nr. 3 lit. a, b, Abs. 8 S. 2 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 2 Nr. 4, Abs. 4 S. 2 DSG (nw) ein Unterfall der Datenverarbeitung. Aufgrund der Eingriffsmöglichkeit in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, Art. 2 Abs. 1 i.V.m.

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7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

Art. 1 GG, besteht gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) ein Datenverarbeitungsverbot. XI. Bei Rechtsnachfolge findet eine Datenübermittlung i.S.v. §§ 4 Abs. 1, 3 Abs. 4 S. 1, 2 Nr. 3 BDSG, § 3 Abs. 2 S. 1, 2 Nr. 4 DSG (nw) statt, wenn entweder eine Weitergabe an Dritte erfolgt oder die Daten für diese zur Einsicht oder zum Abruf bereitgehalten werden. Dritter ist jede Person oder Stelle außerhalb der verantwortlichen Stelle. Eine Person ist immer dann Dritter, wenn sie mit den personenbezogenen Daten nicht nur aufgrund einer betriebs- bzw. stelleninternen Aufgabenumverteilung erstmals in Kontakt kommt, sondern die Daten für eine außerhalb der Verantwortlichkeit der speichernden Stelle zu erfüllende Aufgabe verwendet. Der Stellenbegriff ist eng zu fassen. Erhält ein Rechtsträger, der eine andere Aufgabe erfüllt als derjenige, für den die jeweiligen Daten ursprünglich erhoben und gespeichert worden waren, Zugriff auf Daten, handelt es sich um eine Stelle außerhalb der verantwortlichen. Datenschutz wird deshalb nur bei der Vereinigung oder teilweisen Vereinigung von Rechtsträgern relevant; bei der Verselbständigung von Teilen eines Rechtsträgers verändert sich der Kreis der mit der Datenverarbeitung befassten Personen und Stellen nicht. XII. Vom Verbot der Verarbeitung personenbezogener Daten bestehen gem. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 DSG (nw) drei Ausnahmen. Die Datenverarbeitung kann aufgrund einer anderen Rechtsvorschrift, eines datenschutzgesetzlichen Erlaubnistatbestandes oder einer Einwilligung des Betroffenen erlaubt sein. XIII. Unter einer anderen Rechtsvorschrift ist jede materielle Rechtsnorm außerhalb des Datenschutzgesetzes zu verstehen, die die Datenverarbeitung für den in Frage stehenden Fall zulässt. Das Datenschutzgesetz tritt jedoch aufgrund der Subsidiaritätsklausel gem. § 1 Abs. 3 S. 1 BDSG bzw. § 2 Abs. 3 DSG (nw) gegenüber jeder anderen Rechtsnorm insoweit zurück, als diese hinsichtlich der Verarbeitung personenbezogener Daten zumindest tatbestandliche Kongruenz mit der / den datenschutzgesetzlichen Regelung (-en) aufweist. Aufgrund des auffanggesetzlichen Charakters der Datenschutzgesetze bleiben sie aber soweit anwendbar, wie die speziellere Norm keine Regelung enthält. Die andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) muss aufgrund der damit einhergehenden Einschränkung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung verfassungsgemäß sein. Des Weiteren müssen sich unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Betroffenen erkennbar ergeben. Mangels Erfüllung dieser Voraussetzungen sind die meisten öffentlich-rechtlichen Rechtsnachfolgeanordnungen nicht als andere Rechtsvorschrift i.S.v. § 4 Abs. 1 BDSG, § 4 Abs. 1 S. 1 lit. a DSG (nw) anzusehen. XIV. Datenschutzgesetzliche Erlaubnisvorschriften zeigen den für die Datenübermittlung notwendigen Zweckbezug. Demnach muss zwischen den zu übertragenden Daten und Rechtspositionen ein unmittelbar Bezug bestehen. Bei der Rechtsnachfolge unter Krankenkassen gelangt – je nachdem, ob der Tätigkeits-

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bereich ausschließlich bundeslandintern oder länderübergreifend liegt – § 15 Abs. 1 BDSG bzw. § 14 DSG (nw) zur Anwendung. Die Datenübermittlung bei Rechtsnachfolge im Rahmen der Vereinigung zweier benachbarter Sparkassen in Nordrhein-Westfalen gem. § 32 SpkG (nw) findet ihre gesetzliche Grundlage in § 2 Abs. 2 S. 2 DSG (nw) i.V.m. § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG. Regelmäßig ist bei der Übertragung personenbezogener Daten der Zweckbezug zu wahren. Der Umfang der Datenübertragung richtet sich deshalb nach der Erfüllung der gesetzlich zugewiesenen Aufgaben des übertragenden oder übernehmenden Rechtsträgers bzw. der mit dem Betroffenen getroffenen Vereinbarungen. XV. Die Erteilung der Einwilligung muss freiwillig erfolgen. In Fällen sozialer Abhängigkeit und damit einhergehender faktischer Unterlegenheit des Betroffenen gegenüber der datenverarbeitenden Stelle können daran Bedenken bestehen. Die Freiwilligkeit und somit Wirksamkeit der Einwilligung ist anzunehmen, solange die Datenverarbeitung der Fortführung bzw. Aufrechterhaltung von Rechtspositionen dient, die im Rahmen der Rechtsnachfolge übertragen werden sollen. Dementsprechend wird nur die Übermittlung der in unmittelbarem Zusammenhang mit der Rechtsposition stehenden Daten von der Einwilligung gedeckt. XVI. Juristische Personen des öffentlichen Rechts können gem. §§ 89, 31 unmittelbar Schuldner einer Ersatzverpflichtung werden, die durch die Handlung eines verfassungsmäßig berufenen Vertreters ausgelöst wurde. In den Personenkreis fallen alle natürlichen Personen, die eigenständig für die juristische Person tätig werden. Wirksame vertragliche Schadensersatzansprüche können nur aus solchen Rechtsgeschäften abgeleitet werden, die innerhalb des Aufgaben- und Wirkungskreises der juristischen Person liegen. XVII. Verpflichtungen einer juristischen Person des öffentlichen Rechts auf Zahlung einer Geldschuld gehen regelmäßig im Zuge der Gesamtrechtsnachfolge auf den Rechtsnachfolger über. Gläubigerinteressen werden nicht gefährdet, wenn über das Vermögen der beteiligten juristischen Personen des öffentlichen Rechts kein Insolvenzverfahren eröffnet wird, beispielsweise gem. § 12 Abs. 1 Nr. 1 InsO bzw. § 12 Abs. 1 Nr. 2 InsO i.V.m. § 78 Abs. 3 S. 2 VwVG (nw). Dementsprechend besteht in diesen Fällen auch kein Bedarf für eine Nachhaftung des Rechtsvorgängers hinsichtlich solcher Verbindlichkeiten, die er vor Durchführung der Rechtsnachfolge begründet hatte. Dadurch, dass der Gläubiger auch den Altschuldner regelmäßig wegen einer gegen diesen begründeten Forderung auch nach Übergang der Verpflichtung auf einen neuen Rechtsträger in Anspruch nehmen kann, wird der Gläubiger vor Forderungsausfall geschützt. Bei Rechtsnachfolge unter nicht-insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts ist ein Forderungsausfall jedoch nicht zu befürchten. Demgegenüber tritt bei Sukzessionen unter insolvenzfähigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts eine §§ 133, 156, 166, 172 UmwG entsprechende fortgesetzte Haftung in Kraft. Das sichert Gläubigerinteressen. Die Übertragung umwandlungsgesetzlicher Rechtsgedanken aus §§ 45, 133, 157, 167, 173 UmwG 17 Burg

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7. Kapitel: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

führt allerdings dazu, dass zwecks Vermeidung einer unbilligen Nachhaftung des Rechtsvorgängers fünf Jahre nach Durchführung der Rechtsnachfolge Enthaftung eintritt. XVIII. Juristische Personen des öffentlichen Rechts sind aktiv- und passivlegitimationsfähig. Streitigkeiten, die aus ihrer privatrechtlichen Tätigkeit hervorgehen, unterliegen der Zivilgerichtsbarkeit, § 13 GVG. XIX. Ändert sich die Sachlegitimation einer Partei während des laufenden Prozesses im Zuge einer Rechtsnachfolge, gelten die §§ 265, 266, 325, 727, 731 ZPO. Demnach berührt Rechtsnachfolge den anhängigen Prozess nicht. Sofern eine Partei erlischt, wird das Verfahren gem. § 239 ZPO unterbrochen. Die Unterbrechung dauert solange, bis der Rechtsnachfolger die Wiederaufnahme anzeigt. Besteht die aufgrund der Rechtsnachfolge nicht länger sachlegitimierte Prozesspartei fort, dann tritt sie gem. § 265 ZPO fortan in gesetzlicher Prozessstandschaft für den Rechtsnachfolger auf. Die Rechtskraft des Urteils erstreckt sich gem. § 325 ZPO (auch) auf den Rechtsnachfolger. Die Anwendbarkeit des § 265 ZPO auf die Gesamtrechtsnachfolge einer juristischen Person des öffentlichen Rechts ergibt sich durch Auslegung der Norm. Demnach bezieht sich § 265 ZPO nicht ausschließlich auf Fälle von Einzelrechtsnachfolge. Außerdem wird dadurch dem Grundsatz der Prozessökonomie Rechnung getragen. Daher führt eine beklagte juristische Person des öffentlichen Rechts ein anhängiges Verfahren für ihren Rechtsnachfolger bis zum Abschluss durch Endurteil fort. Eine Klageänderung ist nicht notwendig. Tritt die juristische Person des öffentlichen Rechts allerdings als Kläger auf, dann bedarf es einer dahingehenden Klageänderung, dass die beanspruchte Leistung an den Rechtsnachfolger erfolgen soll. XX. Bei einer Rechtsnachfolge zwischen Urteil und Zwangsvollstreckung entspricht die Vollstreckungsklausel nicht der tatsächlichen Rechtslage, da entweder der Schuldner oder der Gläubiger der Zwangsvollstreckung falsch bezeichnet sind. Durch Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des Titels gem. § 727 Abs. 1 ZPO, der auf den Rechtsnachfolger ausgestellt wird, kann dieses Hindernis beseitigt werden. Bei der Zwangsvollstreckung gegen juristische Personen des öffentlichen Rechts sind die Vorgaben von § 882a ZPO zu beachten. Demnach kann die Zwangsvollstreckung wegen einer Geldforderung erst nach Ablauf von vier Wochen, nachdem der Gläubiger seine Absicht, die Zwangsvollstreckung zu betreiben, einer zuständigen Behörde oder einem Vertreter der juristischen Person des öffentlichen Rechts angezeigt hat, begonnen werden.

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Sachwortverzeichnis Angestellte 29, 153, 159, 166, 180 Anstalt 40, 45, 65, 71, 80, 89, 91, 114, 115, 130, 131, 146, 150, 172, 179, 222, 249 Arbeitnehmer 29, 77, 129, 137, 138, 139, 140, 143, 150, 151, 153, 156, 157, 158, 160, 162, 163, 164, 170, 172, 173, 174, 175, 177, 178, 179, 180, 181, 188, 192, 195, 202, 211, 213, 215, 224, 226, 254, 255 Arbeitnehmerschutz 148, 149, 151

Haftung – Enthaftung 234 – insolvenzfähige Rechtsträger 233 – Interessenlage 230 – Nachhaftung 229 – nicht-insolvenzfähige Rechtsträger 232 Handlungsmöglichkeiten juristischer Personen – des öffentlichen Rechts 45 – des Privatrechts 39

Beamte 29, 157, 159, 166, 180 Betriebsrat 29, 158, 159, 170, 177, 181, 183 Betriebsübergang 29, 76, 77, 89, 129, 137, 139, 140, 142, 143, 144, 145, 147, 148, 150, 151, 152, 154, 155, 163, 167, 216, 254 Betriebsverfassungsgesetz 29, 156, 158, 159

Identität 65 – von Rechtssubjekten 70 – von Rechtsverhältnissen 32 Industrie- und Handelskammer 30, 38, 47, 64, 65, 81, 100, 120, 121, 122, 123, 125, 132, 201, 228, 233, 234

Daten – arbeitnehmerbezogene 29, 185 – drittbezogene 30, 182, 183, 217 – personenbezogene 29, 182, 185, 187, 198, 206 Datenschutz 182, 183, 184, 186, 193, 197, 198, 201, 203, 219, 256 – Einwilligung (Freiwilligkeit) 211, 212 – Erlaubnistatbestand 217 – Gesamtrechtsnachfolge 183 – Schadensersatzanspruch 219 – Stellenbegriff 188 Datenübertragung 190, 192, 198, 205, 206, 210, 218, 257 Einzelrechtsnachfolge 51, 52, 53, 120, 121, 235, 236, 240, 249, 258 Gestaltungsrechte – Inhalt 58 – Übergangsfähigkeit 59

Juristische Person – Arten 38 – Aufgaben 39 – Entstehung 38 – Gründungsakt 38, 39 – Handlungsfähigkeit 44 – Handlungsmöglichkeiten 45 – Nachfolgefähigkeit 33 – organschaftliche Handlung 44 – Rechtsfähigkeit 37 – Rechtsnatur 43 Juristische Personen des öffentlichen Rechts 39 – Abgrenzung 41 – Arten 39, 40 – Beteiligungsfähigkeit an Rechtsnachfolge 33 – fiskalische Hilfsgeschäfte 50, 82, 83, 84, 85 – Handlungsmöglichkeiten 45 – Teil der mittelbaren Staatsverwaltung 39

Sachwortverzeichnis – – – –

ultra-vires Lehre 47 Umfang der Rechtsfähigkeit 46 zivilrechtliche Rechtsfähigkeit 39 Zuständigkeitsveränderungen 35, 39

Klageänderung 31, 239, 246, 258 Körperschaft 35, 40, 48, 125, 147, 154, 185, 199, 222 Krankenhausvertrag 128, 129 Krankenkasse 26, 32, 64, 91, 138, 141, 182, 183, 187, 199, 200, 206, 207, 215, 217, 229, 238, 239, 245 Mitwirkungsrechte 28, 30, 53, 73, 78, 81, 85, 86, 90, 91, 92, 94, 96, 116, 117, 118, 119, 121, 123, 124, 135, 150, 155, 156, 165, 181, 227, 236, 237, 252, 254 Parteiwechsel 31, 127 Personalrat – Besetzung und Zuständigkeitsverteilung nach Rechtsnachfolge 165 – Beteiligung bei Rechtsnachfolge 161 – Landesrecht 159 – Mitwirkung bei Kündigung eines Arbeitnehmers 173 – Neuwahl 168 – Übergangsmandat 169 Rechtsnachfolge – Abgrenzung 64 – allgemeine Voraussetzungen 32 – Begriff 32 – Behördensukzession 63 – Bundesrepublik Deutschland 25 – Definition 33 – Deutsches Reich 25 – Funktionsnachfolge 63 – gesetzliche 36 – gewillkürte 36 – Gründe 34 – Grundsätze 73 – Interessenverteilung 73 – Kommunalreform 25

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– – – – –

Mitwirkungsrechte 73, 78, 79 öffentlich-rechtliche 80 prozessuale 238 Wiedervereinigung 25 Übergangsfähigkeit von Rechtspositionen 124 – Übertragungstatbestand 72 Rechtsnachfolgegründe 34 Rechtsposition – berechtigende 33 – Höchstpersönlichkeit 125, 126, 127, 128, 130, 133, 232 – keine Erweiterung durch Rechtsnachfolge 33 – verpflichtende 33 – Übergangsfähigkeit verpflichtender Rechtspositionen 34 Rechtssubjekt – Existenz 37 – Identität 67 – Identitätsmerkmale 70 – Veränderung 33 – Wechsel bei Rechtsnachfolge 33 Sonderrechtsnachfolge 52, 108 Teilrechtsnachfolge 52 Titel 31, 46 Übergangsfähigkeit der Rechtsposition 124 Übertragungstatbestand 27, 72, 73, 79, 135, 251 ultra-vires Lehre 47, 48, 49, 50, 251 Umwandlungsgesetz – Analogieverbot 70, 101, 102, 104, 105, 109, 111, 119, 124, 135, 252, 253 – Anwendbarkeit auf juristische Personen des öffentlichen Rechts 70, 97 – Gesamtanalogie 104 – numerus clausus 100 – Prinzipien 95 – Rechtsgedankenübertragung 103 Universalrechtsnachfolge 51

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Sachwortverzeichnis

Universitätsklinikum 25, 27, 30, 38, 41, 47, 53, 56, 58, 59, 71, 81, 100, 114, 146, 172, 221, 222, 223, 245, 249 Verpflichtungen – Höchstpersönlichkeit 126 Vertragsübernahme – Abgrenzung gegenüber Neuabschluss 61 – Begriff 53 – dogmatische Begründung 53 Verwaltungsprivatrecht 45

Zuständigkeitsveränderung 34, 65, 173 – Neuschaffung einer Zuständigkeit 35 Zuständigkeitsveränderungen, Rücknahme hoheitlicher Befugnisse 64 Zwangsvollstreckung – Besonderheiten 248 – juristische Person als Gläubiger 249 – juristische Person als Schuldner 247 – Titelumschreibung 247, 249