Von Gnathon zu Saturio: Die Parasitenfigur und das Verhältnis der römischen Komödie zur griechischen 3110181673, 9783110181678

Inwieweit ist die römische Komödie von der griechischen abhängig? Dieser alten Streitfrage geht die Autorin in einer Unt

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Von Gnathon zu Saturio: Die Parasitenfigur und das Verhältnis der römischen Komödie zur griechischen
 3110181673, 9783110181678

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zum Begriff des Parasiten: Etymologie und Definition
3. Die Gestalt des Parasiten in der griechischen Komödie
4. Die Parasitenrollen in der römischen Komödie
Literaturverzeichnis
Indices

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Andrea Antonsen-Resch Von Gnathon zu Saturio

w DE

G

Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Gustav-Adolf Lehmann, Heinz-Günther Nesselrath und Otto Zwierlein

Band 74

Walter de Gruyter · Berlin · New York

Von Gnathon zu Saturio Die Parasitenfigur und das Verhältnis der römischen Komödie zur griechischen

von

Andrea Antonsen-Resch

Walter de Gruyter · Berlin · New York

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN 3-11-018167-3 Bibliografische Information Der Deutschen

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Meinem Mann und meinen Eltern

Vorwort Die vorliegende Arbeit, die im Frühjahr 2003 von der Philosophischhistorischen Fakultät der Universität Bern als Dissertation angenommen wurde, ist aus einer von Prof. Hermann Tränkle betreuten Zürcher Lizentiatsarbeit hervorgegangen und verdankt ihre Entstehung der vielfaltigen Unterstützung, die ich in jeder Phase ihrer Abfassung erfahren durfte: Mein spezieller Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Heinz-Günther Nesselrath, der die Arbeit während der gesamten Zeit mit nie erlahmender Geduld und der nötigen Kritik betreut und gefordert hat. Wertvolle Hinweise verdanke ich auch Prof. Werner Schubert, dem Zweitgutachter, und Prof. Hermann Tränkle, der den Ausbau meiner Lizentiatsarbeit zur Dissertation anregte, sowie J.C.B. Lowe (London) und P.G.McC. Brown (Trinity College, Oxford). Besonderer Dank gebührt meinen Eltern Maximilian und Hildegard ReschWegscheider für ihre überaus grosszügige Unterstützung und liebevolle Begleitung. Sehr herzlich danke ich an dieser Stelle auch meinem Mann Jan Erik Antonsen, der die Arbeit stets geduldig mitgetragen, sie mehrmals kritisch durchgelesen und mir zu allen Zeiten beratend und ermunternd zur Seite gestanden hat. Schliesslich sei den Professoren Heinz-Günther Nesselrath, Otto Zwierlein und Gustav-Adolf Lehmann für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe „Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte" herzlich gedankt. Zürich, im Februar 2005

A. Antonsen-Resch

Inhaltsverzeichnis Vorwort

VII

1. Einleitung

1

2. Zum Begriff des Parasiten: Etymologie und Definition

3

3. Die Gestalt des Parasiten in der griechischen Komödie 3.1. Epicharm und die Alte Komödie 3.2. Die Mittlere Komödie 3.3. Die Neue Komödie

5 5 8 14

4. Die Parasitenrollen in der römischen Komödie

20

4.1. Die Parasitenkomödien des Plautus 4.1.1. Asinaria 4.1.2. Bacchides 4.1.3. Captivi 4.1.4. Curculio 4.1.5. Menaechmi 4.1.6. Miles gloriosus 4.1.7. Persa 4.1.8. Stichus 4.2. Die Parasitenkomödien des Terenz 4.2.1. Eunuchus 4.2.2. Phormio 4.3. Zusammenfassung 4.4. Zu den dramaturgischen Funktionen des Parasiten 4.5. Möglichkeiten der Unterscheidung des plautinischen und des terenzischen Komödienparasiten

20 20 30 58 82 93 108 127 143 153 153 178 196 201 212

Literaturverzeichnis 1. Ausgaben und Kommentare 2. Sekundärliteratur

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Indices

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1. Namen und Sachen

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2. Index locorum

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1. Einleitung "The parasite is the 'funny' man par excellence of Roman comedy. Living by his wits and always on the lookout for a free meal, he is ... a professional jokester eager to amuse his prospective host ... The parasite had a long tradition in the Greek theater, deriving ultimately from Epicharmus, but it is very possible that Plautus developed and enriched the role, making the parasite one of his most original creations."1

Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung steht die Figur des Parasiten, die hinsichtlich ihrer Einordnung ins dargestellte Geschehen sowie der komischen Wirkungen, die sie entfaltet, analysiert wird. An diese Komödiengestalt κατ' έξοχήν lassen sich aber auch Überlegungen anschliessen, die vom bloss Inhaltlichen zu grundsätzlichen Fragen führen, welche die Stellung der römischen Komödie in ihrem Verhältnis zu den griechischen Vorbildern betreffen. Indem sich die Untersuchung auf den Parasiten, wie er in den Stücken der Palliatendichter Plautus und Terenz zur Erscheinung kommt, konzentriert, macht sie aus der Not eine Tugend: Da die attische Mittlere ausschliesslich und die Neue Komödie überwiegend fragmentarisch überliefert ist, erscheint es sinnvoll, die nahezu vollständig erhaltenen lateinischen Bearbeitungen griechischer Originale zur Grundlage einer solchen Studie zu machen. Dadurch indes rückt zwangsläufig das Verhältnis der römischen Komödie zur griechischen in den Blickpunkt jenes philologische Problem also, das schon seit jeher die Kardinalfrage der Plautus- und Terenz-Forschung bildet. In der Tat scheint gerade die Figur des Parasiten geeignet, ein erhellendes Licht auf dieses alte Problem zu werfen. Denn der Parasit selbst ist weder soziologisch noch dramaturgisch ein römisches Phänomen: Als im Gegenteil originär griechische, in karikierender Überzeichnung einer realen gesellschaftlichen Erscheinung ausgebildete Gestalt war er in Rom zunächst nur durch die im griechischen Milieu angesiedelte Palliata bekannt, d.h. er wurde als ein rein literarisches Phänomen wahrgenommen, das der Grundlage im gesellschaftlichen Zusammenhang der Zeit entbehrte. Indem der Parasit eine zweifache Analogie zum Verhältnis der römischen Komödie zur

G. E. Duckworth, The Nature of Roman Comedy. Α Study in Popular Entertainment, Princcton 1952, 265.

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Einleitung

griechischen aufweist - einerseits ist er griechischer Herkunft, entfaltet aber doch im römischen Kontext eine gewisse Eigenständigkeit, andererseits lebt er in existenzieller Abhängigkeit von seinem Brotherrn (was er nicht müde wird immer wieder zu betonen) und ist doch eine rechtlich eigenständige Person stellt er geradezu eine Verkörperung dieses literarhistorischen Verhältnisses dar, das die Abhängigkeit der Palliata von ihren attischen Vorbildern als parasitär erscheinen lässt. Die Untersuchung des Parasiten in den plautinischen und terenzischen Komödien eignet sich daher in besonderem Masse, um deren Beziehung zu den Prätexten der Nea zu beleuchten. Ein solches Vorhaben lässt es zum einen unumgänglich erscheinen, dass die Parasitenfigur jeweils nicht anders als im Kontext des gesamten Stücks behandelt und zugleich immer danach gefragt wird, wie dieses innerhalb der Forschungsdiskussion zu beurteilen ist. Zum andern erweist es sich, um die ganze Bandbreite der Typenrolle in den Blick zu bekommen, als ebenso notwendig, sämtliche plautinischen und terenzischen Komödien, in denen ein Parasit auftritt, zur Besprechung heranzuziehen. Daraus ergibt sich für die Untersuchung folgende Struktur: Zunächst wird in einem kurzen Überblick anhand der einschlägigen Fragmente der Mese und der Nea die Ausformung der Parasitenrolle auf der griechischen Komödienbühne nachgezeichnet. Daran schliesst sich der Hauptteil der Arbeit an, in dem die Parasitenfiguren bei Plautus und Terenz im Hinblick auf die Frage des Verhältnisses der lateinischen Bearbeitungen zu den griechischen Vorlagen untersucht werden; hierbei erfolgt die Behandlung der acht plautinischen und zwei terenzischen Komödien in der traditionellen alphabetischen Reihenfolge. Auf der Grundlage des bereitgestellten Materials soll hernach versucht werden, die römischen Bühnenparasiten anhand der ihnen innerhalb des jeweiligen Stücks zukommenden dramaturgischen Funktionen zu differenzieren. In einem letzten Teil wird der Frage nachgegangen, worin sich der spezifisch plautinische Parasit vom spezifisch terenzischen unterscheidet, wobei - mit Blick auf die griechischen Vorbilder - ein besonderes Augenmerk den vielfaltigen komischen Wirkungsweisen des edax parasitus gilt.

2. Zum Begriff des Parasiten: Etymologie und Definition Lat. parasitus

stellt ein Lehnwort aus dem Griechischen dar und entspricht

griech. παρά-σιτος - einem hypostasierten Nominalkompositum 2 , das ,neben, bei oder mit einem anderen essend' 3 , als Substantiv ,Tischgenosse' bedeutet und ursprünglich im kultischen Bereich 4 , später insbesondere pejorativ im Sinne von .Schmarotzer' gebraucht wird5. Der παράσιτος ist ein freier Tischgenosse, der sich reichen Mitbürgern für eine Einladung zum Essen dadurch erkenntlich zeigt, dass er sich ihnen gegenüber als Schmeichler und Spassmacher aufführt und sich wo immer möglich nützlich zu machen versucht, wie dies F. Muecke in ihrer Definition des Parasiten verdeutlicht: "Traditionally parasites are poor. Their poverty drives them to attach themselves to a wealthy patron, whom they flatter and amuse, to whom they make themselves useful, and from whom they are willing to accept ill-treatment, as long as there is some hope of a free dinner, their driving interest."6

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Vgl. Ε. Schwyzer, Griechische Grammatik, Bd. 2, München 1950, 498. Vgl. dazu Schol. Ter. p. 98, 18f. Schlee: parasitus sonat mecum cibatus vel apud me, quia παρά apud, σίτος cibus dictus est. Zum Begriff „ π α ρ ά σ ι τ ο ς " als Bezeichnung für Kultpersonen, auf die ich in meiner Untersuchung nicht näher eingehen werde, vgl. vor allem L. Ziehen, Παράσιτοι, RE XVIII 4 (1949) 1377-1381 und L. B. Zaidman, Ritual Eating in Archaic Greece. Parasites and Paredroi, in: J. Wilkins - D. Harvey - M. Dobson (Hrsgg.), Food in Antiquity, Exeter 1995, 196-203; ferner Ο. Ribbeck, Kolax. Eine ethologische Studie, Leipzig 1883, 18-20 und Ο. Navarre, Parasitus, in: Ch. Daremberg - E. Saglio (Hrsgg.), Dictionnaire des antiquites grecques et romaines, Bd. IV I, Paris 1907,330. Vgl. Thes. 1. G. VI, 379f. s.v. Παράσιτος (Hase); Thes. 1. L. X 1, 316f. s.v. parasitus (Paskicwicz); Menge - Güthling, Enzyklopädisches Wörterbuch der griechischen und deutschen Sprache, Teil I: Griechisch-deutsch, Berlin " 1 9 1 3 , 524; W. Pape, Griechisch-deutsches Handwörterbuch, Braunschweig 3 1914, Bd. 2, 498; H. G. Liddell - R. Scott - H. St. Jones, A Greek-English Lexicon, Oxford 9 1940, 1323; Κ. Ε. Georges, Ausfuhrliches lateinischdeutsches Handwörterbuch, Bd. 2, Leipzig s 1918, 1471; Lewis and Short, Α Latin Dictionary, Oxford 1879, 1301; A. Ernout - A. Meillet, Dictionnaire etymologique de la langue latinc, Paris 4 1959, 481 f.; P. G. W. Glare (Hrsg.), Oxford Latin Dictionary, Oxford 1982, 1294 s.v. parasitus Nr. 2. F. Muecke, Plautus: Menaechmi. A Companion to The Brothers Menaechmus, from Plautus: The Pot of Gold and Other Plays, translated by E. F. Watling, with Introduction and Commcn-

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Zum Begriff des Parasiten

Der Parasit, ein fester Bestandteil des Rollenrepertoires der attischen Mittleren und Neuen Komödie, hat als stehende Figur der Palliata auch in Rom Eingang gefunden.

tary, Bristol 1987, 16f. Vgl. auch W. Pfeifer (Hrsg.), Etymologisches Wörtcrbuch des Deutschen, Bd. 2, Berlin 2 1993, 971 s.v. .Parasit'.

3. Die Gestalt des Parasiten in der griechischen Komödie 3.1.

Epicharm

und die Alte

Komödie

D i e R o l l e d e s B ü h n e n s c h m a r o t z e r s leitet A t h e n a i o s v o n Naukratis ( z w e i t e Hälfte d e s 2. Jh.s n. Chr.) in s e i n e m a u s f ü h r l i c h e n Parasitenreferat i m B u c h ( 2 3 4 c - 2 4 8 c ) der Δ ε ι π ν ο σ ο φ ι σ τ α ί v o m dorisch-sizilischen

sechsten

Komödiendich-

ter E p i c h a r m h e r 7 , d e r i m l ä n g s t e n F r a g m e n t d e s S t ü c k s Έ λ π ί ς ή Π λ ο ύ τ ο ς e i n e n s o l c h e n s i c h s e l b s t c h a r a k t e r i s i e r e n l ä s s t (fr. 3 2 , 3 - 1 0 K . - A . ) : τ η ν ε ΐ [sc. b e i m G e l a g e ] δε χ α ρ ί ε ι ς τ' ε ι μ ί κ α ι π ο ι έ ω π ο λ ύ ν γέλωτα και τον ίστιώντ' έπαινέω· και' κ α τις ά ν τ ί ο ν < τ ι > λ ή ι τ ή ν ω ι λ έ γ ε ι ν ,τήνωι κ υ δ ά ζ ο μ α ί τε κ ά π ' ων ή χ θ ό μ α ν . κήπειτα π ο λ λ ά καταφαγών, π ό λ λ ' έμπιών ά π ε ι μ ι . λ ύ χ ν ο ν δ ' ο ύ χ 6 π α ι ς μοι σ υ μ φ έ ρ ε ι , ε ρ π ω δ' ό λ ι σ θ ρ ά ζ ω ν τε κ α ι κ α τ ά σ κ ό τ ο ς έ ρ ή μ ο ς · D i e Selbstbeschreibung dieses Schmarotzers umfasst bereits m a s s g e b e n d e Z ü g e d e s späteren Parasiten der Mittleren u n d N e u e n K o m ö d i e : W i t z , d e m Gastgeber gegenüber, Armut s o w i e Ess- u n d Trinkfreudigkeit8.

Schmeichelei Gleichwohl

k a n n a n h a n d der erhaltenen F r a g m e n t e e i n e f e s t s t e h e n d e Parasitenrolle bei Epicharm n o c h nicht n a c h g e w i e s e n werden9.

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Ath. VI 235e-236b. Vgl. dazu H.-G. Nesselrath, Lukians Parasitendialog. Untersuchungen und Kommentar, Berlin / New York 1985, 93. Vgl. auch fr. 31 K.-A. Dieser Sachverhalt wird besonders hervorgehoben von J. Nuchclmans, De tafelschuimer in de Griekse komedie. Een beknopte schets aan de hand van teksten, Lampas 10, 1977, 366; Nesselrath 1985, 94; Ε. I. Tylawsky, Saturio's Inheritance: The Greek Ancestry of the Roman Comic Parasite, New York u.a. 2002, 14f. Vgl. Nesselrath 1985, 94f., der darauf hinweist, dass der „unmässige Fresser" - insbesondere in Gestalt des Herakles - auch in den mythologischen Stücken Epicharms zu finden sei (vgl. fr. 18 K.-A.), dort aber ebenfalls keine Typenrolle darstelle. Was die Bezeichnung des Schmarotzers betrifft, so bietet der überlieferte Wortlaut der Fragmente für die von Ribbeck 1883, 20 und A. Giese, De parasiti persona capita selecta, Diss. Kiel 1908, 5 Anm. 1 vertretene Auffassung, schon Epicharm habe den Begriff „ π α ρ ά σ ι τ ο ς " verwendet, keine wirklichen Anhaltspunkte. Zwar lautet fr. 33 K.-A. (= Schol. Τ Horn. Ρ 577, IV p. 410 Erbse): το δέ ονομα τοΰ παρασίτου εϊρηται έν Έ λ π ί δ ι παρ' Έπιχάρμωι; doch bemerkt G. Kaibel, Comicorum Graecorum Fragmenta, Bd. 1, Berlin 1899, 97 dazu: „ipso vocabulo poetam usum esse reete

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Die griechische Komödie

Während der frühe Reichtum Siziliens und Unteritaliens die Entwicklung des Parasitentums seit jeher begünstigte 10 , waren in Athen die Voraussetzungen für das Auftretender Schmarotzer erst im Laufe des 5. Jh.s v. Chr. gegeben", als der wachsende Wohlstand, der zunehmende Fremdenverkehr und nicht zuletzt die Bewegung der Sophisten dem Gesellschaftsleben nachhaltige Impulse verliehen. Übermässige Gastlichkeit pflegte in jener Zeit etwa der reiche Kallias, der in seinem Haus jeweils eine ganze Schar schmarotzender Gäste um sich versammelte. Das verschwenderische Treiben dieser κόλακες karikiert der Komödiendichter Eupolis in seinem nach ihnen benannten, an den Grossen Dionysien des Jahres 421 v. Chr. vor Aristophanes' Frieden siegreichen Stück, in dem der „Parasitenschwarm, der sich an die reiche Tafel drängte"12 - bei Athenaios das Paradebeispiel für die Schmarotzer der Alten Komödie 13 - , den Chor bildet und in der Parabase seine Lebensweise schildert (fr. 172, 1-13 K.-A.): άλλα δίαιταν ήν εχουσ' οϊ κόλακες προς υμάς λέξομεν. άλλ' άκοΰσαθ' ώς έσμέν άπαντα κομψοί άνδρες· οτοισι πρώτα μεν παις ακόλουθος έστιν αλλότριος τά πολλά, μικρόν δέ τι •('κάμον')· αύτοΰ. ίματίω δέ μοι δύ' έστόν χαρίεντε τούτοιν μεταλαμβάνων άεί θάτερον έξελαύνω εις άγοράν. έκεΐ δ' έπειδάν κατίδω τιν' άνδρα ήλίθιον, πλουτοΰντα δ', εύθύς περι τοΰτόν είμι. καν τι τύχηι λέγων 6 πλούταξ, πάνυ τοΰτ' έπαινώ, και καταπλήττομαι δοκών τοΐσι λόγοισι χαίρειν.

negat Wilamowitz". Weder παράσιτος noch κόλαξ (vgl. unten Anm. 14) lassen sich in den erhaltenen Fragmenten belegen; in fr. 31, 3 K.-A. nennt Epicharm seinen Schmarotzer εΰωνος άείσιτος, wobei unklar bleibt, ob dieser Ausdruck einem „Augenblicksbegriff' oder einer „generischen Bezeichnung" (Nesselrath 1985, 93) entspricht (Literaturangaben dazu bei E. Wüst - A. Hug, Parasitos, RE XVIII 4 [1949] 1382f. und Nesselrath 1985, 93f.). Zu der schwierigen Frage eines möglichen Einflusses vonseiten Epicharms auf die Alte Komödie vgl. E. Wüst, Epicharmos und die alte attische Komödie, Rhein. Mus. 93, 1950, 337-364 (zum Parasiten ebd. 359-361), der eine Reihe entscheidender Unterschiede hinsichtlich der Metrik, des Baus, der Stoffbehandlung und der inneren Haltung der Stücke geltend macht und einen bestimmenden Einfluss Epicharms auf die Alte Komödie ausschliesst; ebenso Nesselrath 1985, 96. 10

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Vgl. Wüst - Hug 1949, 1383 und Wüst 1950, 360; ferner H. Bengtson, Griechische Geschichte. Von den Anfangen bis in die römische Kaiserzeit, München 5 1977, 94-96. Vgl. etwa die Gestalt Kimons bei Theopomp FGrHist 115 F 89. Dazu Ribbeck 1883, 9; J. M. G. M. Brinkhoff, De parasiet op het Romeinsche tooneel, Neophilologus 32, 1948, 129; V. Ehrenberg, Aristophanes und das Volk von Athen. Eine Soziologie der Altattischen Komödie, aus dem Englischen übertragen von G. Feiten, Zürich / Stuttgart 1968, 21-25. A. Lesky, Geschichte der griechischen Literatur, Bern / München 3 1971, 478. Ath. VI 236e-237a. Vgl. dazu Ribbeck 1883, 14f.; Nuchelmans 1977, 366-368; Nesselrath 1985, 96; Tylawsky 2002, 46-51.

Epicharm und die Alte Komödie

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ε ι τ ' έπί δ ε ΐ π ν ο ν έ ρ χ ό μ ε σ θ ' ά λ λ υ δ ι ς ά λ λ ο ς ή μ ώ ν μ α ζ α ν έ π ' ά λ λ ό φ υ λ ο ν , ου δει χ α ρ ί ε ν τ α π ο λ λ ά τον κ ό λ α κ ' ε υ θ έ ω ς λ έ γ ε ι ν , ή ' κ φ έ ρ ε τ α ι θ ύ ρ α ζ ε .

Bezüglich des Begriffs ,,κόλαξ", der in Athen erst unmittelbar vor der einschlägigen Komödie des Eupolis eingeführt worden zu sein scheint14, hält Athenaios VI 236e fest: οί δ ' α ρ χ α ί ο ι π ο ι η τ α ι τους π α ρ α σ ί τ ο υ ς κ ό λ α κ α ς έ κ ά λ ο υ ν [...].

So deuten die κόλακες denn auch auf den „späteren Typ des nach fremder Küche begierigen Mitessers"15 voraus, wenn sie auf der Agora nach einem Weichling"16 Ausschau halten, ihn umschmeicheln, um sich eine Einladung zum Essen zu verschaffen, und sich ihren Platz beim Gelage sichern, indem sie die Anwesenden mit geistreichen Witzen unterhalten17. Dennoch verkörpern sie „nicht einfach getreue Vorwegnahmen"18 des typischen Komödienparasiten, was insbesondere daraus ersichtlich wird, dass Eupolis vorwiegend namentlich bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens - wie z.B. den Sophisten Protagoras und Alkibiades, den Schwager des Kallias - als Schmarotzer verunglimpft 19 . Ebenso wenig kann der weitaus gefährlichere „politische κόλαξ" 20 in den Rittern des Aristophanes als fester Typus bezeichnet werden: Als paphlagonischer „Obersklave" des durch den alten „Herrn" Demos personifizierten athenischen Volkes betritt hier der Demagoge Kleon die Bühne, dessen auf die Macht

14

Vgl. Ribbeck 1883, 9-11. Die Etymologie des Wortes ,,κόλαξ" ist ungeklärt. Wie Ribbeck ebd. 3-8 darlegt, war der Begriff zunächst im Osten Griechenlands als Titel für die Hofbeamten, die zum Gefolge des Fürsten gehörten, verbreitet, so dass er neben „Kammerdienern, Spionen, Vertrauten, Gesellschaftern" auch „Spassmacher, fahrende Sänger und Dichter, Künstler, Philosophen, Gelehrte aller Art, sowie Beamte und Feldherrn" umfasste (ebd. 8; vgl. Ath. VI 255cff.). In der griechischen Literatur bis in die zweite Hälfte des 5. Jh.s v. Chr. kaum belegt, bildet κόλαξ als Bezeichnung für den Schmeichler und Schmarotzer, „der seines eigenen Vortheils wegen Anderen schmeichelt" (Pape 1914, Bd. 1, 1472), einen Ausdruck der Umgangssprache (Ribbeck 1883, 8f.; Liddell - Scott - Jones 1940, 971; H. Frisk, Griechisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1, Heidelberg 2 1973, 896). Vgl. ferner W. Kroll, Kolax, RE XI 1 (1921) 1069f.; Brinkhoff 1948, 128f.; Nuchelmans 1977, 363f.

15

Nesselrath 1985, 96. Pape 1914, Bd. 2, 638 s.v. πλοΰταξ. Zu fr. 172, 12f. K.-A. vgl. Epicharm fr. 32, 3f. K.-A.; die Entschlossenheit der κόλακες, zum δεΐπνον zu gelangen, veranschaulicht fr. 175 K.-A. Nesselrath 1985, 96. fr. 157f. 171. 177-180 K.-A.; dazu Wüst 1950, 360f. und Tylawsky 2002, 44-46. Die κόλακες bekunden nicht allein Interesse an Speise und Trank, sondern auch an den kostbaren Gütern des Hauses, wie fr. 162 K.-A. verdeutlicht; vgl. auch fr. 169 K.-A. Weitere Parasiten der Alten Komödie sind bei Wüst - Hug 1949, 1385 verzeichnet. / Nesselrath 1985, 97, der zwei Arten von κόλακες in der Archaia - den „mehr oder weniger .privaten' Schmarotzer" und den „politischen Karrieremacher" - unterscheidet.

16 17

18 19

20

Die griechische Komödie

8

im Staate zielende Schmeichelei im άγων κολακείας jedoch von dem als Gegenspieler eingeführten Wursthändler übertrumpft wird21. Geprägt durch das Element des „Aktuell-Individuellen"22, unterscheidet sich das Auftreten der Schmarotzer in der Archaia grundlegend von der Behandlung des Parasitentums in der Mittleren und Neuen Komödie.

3.2. Die Mittlere

Komödie

Athens Niederlage im Peloponnesischen Krieg setzte nicht nur seiner politischen Dominanz im Ägäischen Raum ein Ende, sondern zog auch eine allmähliche Veränderung von Form und Gehalt der Komödie nach sich. Diese manifestierte sich in einer „Lockerung des Verhältnisses zum öffentlichen Leben Athens"23, die bereits in den Spätstücken des Aristophanes zum Ausdruck kommt und von H.-G. Nesselrath wie folgt charakterisiert wird: „Sie [sc. die Komödie] entpolitisiert sich zusehends, das Geschehen auf der Bühne wird mehr und mehr zu einer durchgängigen, geschlossenen Handlung, und die in ihr agierenden Personen verfestigen sich zu ausgeprägten Charakteren mit typischen Eigenschaften."24 Die Figur des Schmarotzers entwickelt sich in der Mittleren Komödie zu einem „festen und mit typischen Zügen ausgestatteten Bestandteil des komischen Rollenrepertoires"25, wobei sich jedoch die Entstehung der Parasitenrolle im

21

22

Eq. 722-1263. Zur Charakterisierung des Gerbers Kleon vgl. vor allem Eq. 43-70. 103f. 258270 und Vesp. 1030-1037 (Kleon als Scheusal; vgl. Pax 752-760) sowie zu deren Interpretation M. Landfester, Die Ritter des Aristophanes. Beobachtungen zur dramatischen Handlung und zum komischen Stil des Aristophanes, Amsterdam 1967, 13-37; ferner F. M. Comford, The Origin of Attic Comedy, with Foreword and Additional Notes by Th. H. Gaster, Garden City 1961, 143-145 und Tylawsky 2002, 19-26. Die Bedeutung der Anspielungen auf das G e werbe Kleons erörtert H. Lind, Der Gerber Kleon in den „Rittern" des Aristophanes. Studien zur Demagogenkomödie, Frankfurt a. M. 1990. Nesselrath 1985, 96.

23

24

25

W. Schmid - O. Stählin, Geschichte der griechischen Literatur, Erster Teil: Die klassische Periode der griechischen Literatur, Bd. 4, München 1946, 441. Vgl. Bengtson 1977, 253f. und W. G. Amott, From Aristophanes to Menander, Greece & Rome 19, 1972, 65-80. Nesselrath 1985, 99, der ebd. 99-102 die Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklungen im Athen des frühen 4. Jh.s v. Chr. auf die Ausformung des Bühnenparasiten untersucht. Vgl. ferner K. Lever, Middle Comedy. Neither Old nor New but Contemporary, Class. Joum. 49, 1953-54, 167-181 (zum Parasiten ebd. 173f.). H.-G. Nesselrath, Die attische Mittlere Komödie. Ihre Stellung in der antiken Literaturkritik und Literaturgeschichte, Berlin / New York 1990, 309. Vgl. auch W. G. Arnott, Studies in Comedy I: Alexis and the Parasite's Name, Greek, Roman and Byzantine Studies 9, 1968, 162.

Die Mittlere Komödie

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Einzelnen nicht nachzeichnen lässt26. Im Folgenden seien daher die Hauptzüge dieses aufkommenden Typus anhand der einschlägigen Fragmente dargestellt. Die Prägung einer „unverwechselbaren Bezeichnung für einen festen Schmarotzertypus"27, fur den sich der Begriff ,,κόλαξ" aufgrund seiner Bedeutungsbreite als zu unbestimmt erwiesen hat28, fallt wahrscheinlich noch in die erste Hälfte des 4. Jh.s v. Chr. Hinsichtlich der Frage, welchem Komödiendichter die scherzhafte Übertragung des Wortes „παράσιτος" aus dem kultischen Bereich auf die Bühne zu verdanken ist, besteht in der Forschung weitgehend Uneinigkeit29. Das vielleicht älteste Zeugnis für die Bezeichnung eines Bühnenschmarotzers als παράσιτος bietet Aristophanes' Sohn Araros in seinem Ύμέναιος (fr. 16 K . - A . ) : ούκ ε σ θ ' οπως ούκ εΐ π α ρ ά σ ι τ ο ς , φ ί λ τ α τ ε · 6 δ ' Ίσχόμαχος όδί τρέφων σε τυγχάνει.

Der Begriff „παράσιτος" scheint hier insofern „noch keine feststehende Typenbezeichnung"30, sondern vielmehr einer Erklärung bedürftig zu sein, als seine Bedeutung im zweiten Vers durch den Hinweis auf die Beziehung des genannten Schmarotzers zu dessen Brotherrn Ischomachos erläutert wird31. Auf analoge Weise führt ihn Alexis im Παράσιτος (fr. 183, lf. K.-A.) als einen „von der jeunesse doree für einen besonders beharrlichen Vertilger von Lebensmitteln"32 erfundenen Spitznamen ein: κ α λ ο ΰ σ ι δ ' α ύ τ ό ν π ά ν τ ε ς οί νεώτεροι Π α ρ ά σ ι τ ο ν ύ π ο κ ό ρ ι σ μ α · τώι δ ' ούδέν μέλει.33

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Vgl. dazu Nesselrath 1985, 106: „Es ist nicht möglich, für alle diese Entwicklungen aus den spärlichen Fragmenten so etwas wie eine lineare Chronologie herzustellen; bei dem experimentellen Charakter, der der Mese insgesamt anhaftet, ist mit Überlappungen, Sprüngen und Rückschritten zu rechnen."

27

Ebd. 99. Vgl. ebd. sowie oben Anm. 14 und 20.

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Nesselrath 1985, 102f. Anm. 314 (mit einem Forschungsüberblick ebd.) stützt sich auf „die Aussagen des einzigen ausführlichen Gewährsmannes für den Komödienparasiten", Ath. VI 237a: τοϋ δέ ονόματος τοΰ παρασίτου μνημονεύει Άραρώς έν Ύ μ ε ν α ί φ [...]. Nesselrath 1990, 313. Vgl. dens. 1985, 103 (zum Namen „Ischomachos" ebd. 102f. Anm. 314 und 103 Anm. 320) sowie Wüst - Hug 1949, 1389; anders Arnott 1968, 165. Nesselrath 1985, 104. Vgl. dazu zuletzt W. G. Arnott, Alexis: The Fragments. A Commentary, Cambridge 1996, 544: "... we may guess that the name's appropriateness so impressed the a u dience that they began to use π α ρ ά σ ι τ ο ς thereafter as the mot juste for the type as a whole." Diese beiden Verse stellen eines der ältesten Zeugnisse für eine in der griechisch-römischen Komödie beliebte Formel zur Einführung des Parasiten beim Publikum dar und finden eine Parallele in den Πρόγονοι des Antiphanes fr. 193, 10-12 K.-A.: [...] και καλοϋσί μ' oi ν ε ώ τ ε ρ ο ι / δ ι α τ α ΰ τ α π ά ν τ α Σ κ η π τ ό ν · ά λ λ ' οΰθέν μ έ λ ε ι / τ ω ν σκωμμάτων μοι [...] (vgl. unten

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Die griechische Komödie

Die Ausformung der für den späteren Typus des Parasiten charakteristischen Züge erfolgte im Wesentlichen offenbar erst nach der Jahrhundertmitte. Die Haupteigenschaften eines Bühnenschmarotzers bilden zunächst unbändiges Verlangen nach Speise und Trank sowie „Freude am Nassauern"34, wobei in erster Linie das τάλλότρια δειπνεΐν und das Mitessen άνευ συμβολών gepriesen werden35. Dementsprechend missbilligt ein Parasit36 im Οιδίπους des Eubulos (fr. 72 K.-A.) das συμβολάς πράττεσθαι und rühmt den Erfinder des τάλλότρια δειπνεΐν. In fr. 117 K.-A. (ohne Titel) desselben Dichters zeigt der für zwei oder gar drei essende Philokrates, dessen Hunger ihn schon bei Tagesanbruch zur vorgesehenen Mahlzeit eintreffen lässt, das typische Verhalten späterer Bühnenschmarotzer37. Um die „zukunftsträchtige Ausgestaltung des Parasiten"38 in der Mittleren Komödie machten sich vor allem Antiphanes und in noch stärkerem Masse Alexis verdient39, der in seinem Παράσιτος (fr. 183-185 K.-A.) - einem „wichtigen Markstein für die Entwicklung des Bühnenschmarotzers"40 - vielleicht erstmals einen Parasiten als Titelhelden einer Komödie auf die Bühne brachte41;

S. 12). Aus der Palliata lassen sich beispielsweise Plaut. Capt. 69 - Iuventus nomen indidit .Scorto' mihi - , Men. 77 - Iuventus nomen fecit Peniculo mihi - und Stich. 174 - Gelasimo nomen mi indidit parvo pater - anfuhren. Vgl. dazu auch F. Leo, Plautinische Forschungen. Zur Kritik und Geschichte der Komödie, Berlin 2 1912, 106 sowie Arnott 1968, 165-167 und 1996, 543. 34 35

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Nesselrath 1990, 311. Bereits Phrynichos, ein Vertreter der Archaia, lässt jemanden verkünden (fr. 60 K.-A.): ή δ ύ δ' άποτηγανίζειν αν ευ συμβολών. Für die Maxime τάλλότρια δ ε ι π ν ε ΐ ν χόν καλώς εύδαίμονα beruft sich der vom ausgehenden 5. bis weit ins 4. Jh. v. Chr. tätige Komödiendichter Theopomp im Οδυσσεύς (fr. 35 K.-A.) parodistisch auf Euripides; dazu Nesselrath 1990, 311 Anm. 70. Vgl. auch Alexis fr. 213 K.-A., Antiphanes fr. 252 K.-A. (unten S. 13), Nikolaos fr. 1, 16. 42 K.-A. (unten S. 18f.) und Timokles fr. 31 K.-A.; zur Euripides-Parodie ferner Diphilos fr. 60 und 74 K.-A. (unten S. 15f.). Ausdrücklich bezeugt durch Ath. VI 238f-239a.

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Vgl. die bei Nesselrath 1985, 31 Anm. 55 verzeichneten Parallelstellen und zu Kaibels Identifikation des Philokrates mit dem Friedens-Initiator von 346 v. Chr. dens. 1990, 310 Anm. 67 (mit einer Zusammenstellung weiterer Fragmente der Mese, „in denen sich Sprecher [sc. Parasiten oder deren Vorgänger in dieser Zeit] ihres gewaltigen Appetits und Verzehrs rühmen", ebd. 309f.). Nesselrath 1985, 102f. Anm. 314. Vgl. dazu dens. 1990, 317 und Wüst - Hug 1949, 1388. Nesselrath 1990, 314. Diese von Th. Kock, Comicorum Atticorum Fragmenta, Bd. 2, Leipzig 1884, 363f. geäusserte Vermutung (zustimmend erwogen von Arnott 1968, 165 und 1996, 544f.) gründet in einer bei Ath. VI 235e überlieferten Bemerkung des Karystios von Pergamon - τον δέ νΰν λεγόμενον παράσιτον Καρύστιος ό Περγαμηνός έν τφ περί δ ι δ α σ κ α λ ι ώ ν εύρεθήναί φησιν ύπό πρώτου Ά λ έ ξ ι δ ο ς [...] -, die Erstcrer auf Alexis' Παράσιτος bezieht. Zur Datierung des Stücks vor

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diesen fuhrt wahrscheinlich das oben erwähnte fr. 183 K.-A. bei dessen Lieblingsbeschäftigung, dem genüsslichen Schmausen, vor. Von den Gaumenfreuden handeln auch die fünf erhaltenen Bruchstücke des möglicherweise nur wenig später entstandenen Παράσιτος des Antiphanes (fr. 180-184 K.-A.), wobei fr. 180 K.-A. einen Ausschnitt aus einem Dialog zwischen der Titelfigur und einem Koch repräsentieren könnte42. Aus dem gesamten in den Stücken des Alexis und des Antiphanes zutage tretenden Spektrum parasitischer Züge sollen im Folgenden diejenigen herausgegriffen werden, die sich fur die weitere Entwicklung der Typenrolle in der attischen Neuen und der römischen Komödie als massgebend erweisen. Vornehmlich die bereits genannte Ess- und Trinkfreudigkeit des Bühnenparasiten wird uns bei Alexis und Antiphanes deutlich vor Augen gefuhrt43. So preist sich ein Schmarotzer im Τοκιστής ή Καταψευδόμενος des Alexis (fr. 233 K.-A.) glücklich, beim zu erwartenden Hochzeitsmahl bis zum Platzen schmausen zu können, was überdies seiner Vorstellung eines schönen Todes entspricht, und sieht sich in fr. 235 K.-A. des Stücks ausserstande, den Tag ohne Frühstück zu überstehen44. In der Πολύκλεια desselben Dichters (fr. 190 K.-A.) gilt das Lob des Sprechers dem Erfinder der τραγηματα, „weil er so fur eine stets sinnvolle Beschäftigung der Kiefer gesorgt habe"45. Demgegenüber wird der unersättliche Magen in den Συναποθνήισκοντες des Alexis (fr. 215 K.-A.) zur Ursache allen Übels erklärt46, und in dessen "Υπνος (fr. 243 K.-A.) scheint ein Parasit gar um sein δεΐπνον geprellt worden zu sein47.

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350 v. Chr. anhand einer Anspielung auf die Komödien des Araros in fr. 184 K.-A. vgl. Amott 1968, 165 und Nesselrath 1990, 313f. Vgl. Nesselrath 1990, 259 und 312f. sowie zur Datierung von Antiphanes' Παράσιτος dens. 1985, 103. Zu dieser „Betonung des Magens" in der Mese vgl. O. Ribbeck, Über die mittlere und neuere Attische Komödie, Leipzig 1857, 26-35 (mit einer knappen Charakteristik des „allzeithungrigen Parasiten" ebd. 32-35) und W. Fauth, Kulinarisches und Utopisches in der griechischcn Komödie, Wien. Stud. 86, 1973, 41-43; ferner Lever 1953-54, 170f. Dass es sich hierbei um einen κ ό λ α ξ handelt, geht aus Ath. VI 258e eindeutig hervor. Κόλαξ, der weitere und unbestimmtere Begriff, konnte auch dann noch, als die Bezeichnung „παράσιτος" eingeführt war, ganz selbstverständlich für Parasitenfiguren gebraucht werden. Dies belegen Alexis fr. 262 K.-A. ( - U U - κ ό λ α κ ο ς δέ βίος μικρόν χρόνον άνθεΐ- / ούδεϊς γαρ χαίρει πολιοκροτάφωι π α ρ α σ ί τ ω ι ) und Antiphanes fr. 142 K.-A., wo ein Parasit seine τέχνη nicht als π α ρ α σ ι τ ε ΐ ν , sondern als κ ο λ α κ ε ύ ε ι ν bezeichnet (zitiert unten S. 13f.); vgl. auch Ter. Eun. 30. Dazu Nesselrath 1985, 104f. und 1990, 312 Anm. 73. Ders. 1990, 315. Vgl. Diphilos fr. 60 K.-A. sowie die zahlreichen „Jammermonologe" (Nesselrath 1985, 61) plautinischer Parasiten. Vgl. Plaut. Men. 446-464.

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Die „als Fresser und Nassauer eingeführte Figur"48 sucht der in den Δίδυμοι des Antiphanes auftretende Schmarotzer dadurch zu veredeln, dass er in einer wohlgemuten Selbstcharakteristik sich und seinesgleichen als φίλος γενναίος ασφαλής θ' ex μα (fr. 80, 7 Κ.-Α.) darstellt49. Der „sich selbst anpreisende ,Tausendsassa-Parasit'", wie ihn Nesselrath nennt50, bildet eine zweite wichtige Spielart des Bühnenschmarotzers und ist nicht nur in den Δίδυμοι, sondern auch in den Πρόγονοι des Antiphanes (fr. 193 K.-A.) vertreten, wo er seine vielfaltige Verwendbarkeit auf eindrückliche Weise demonstriert und sich gleich als „ideales , Allzweck-Gerät'"51 für jede Lebenslage anbietet: τον τ ρ ό π ο ν μεν ο ΐ σ θ ά μ ο υ οτι τΰφος ούκ ε ν ε σ τ ι ν , ά λ λ α τοις φ ί λ ο ι ς τοιοΰτός εϊμι δήτα· τύπτεσθαι μύδρος, τύπτειν κεραυνός, έκτυφλοΰν τιν' αστραπή, φέρειν τ ι ν ' ά ρ α ς άνεμος, ά π ο π ν ΐ ξ α ι βρόχος, θ ύ ρ α ς μ ο χ λ ε ύ ε ι ν σεισμός, ε ΐ σ π η δ α ν ά κ ρ ί ς , δ ε ι π ν ε ΐ ν ά κ λ η τ ο ς μ υ ΐ α , μή ' ξ ε λ θ ε ΐ ν φ ρ έ α ρ , άγχειν, φονεύειν, μ α ρ τ υ ρ ε ΐ ν , ο σ ' α ν μόνον τ ύ χ η ι τις ε ι π ώ ν , τ α ΰ τ ' ά π ρ ο σ κ έ π τ ω ς π ο ι ε ΐ ν α π α ν τ α . κ α ι κ α λ ο ϋ σ ί μ' οί νεώτεροι δ ι α τ α ΰ τ α π ά ν τ α Σ κ η π τ ό ν · ά λ λ ' ούθέν μ έ λ ε ι των σ κ ω μ μ ά τ ω ν μ ο ι · των φ ί λ ω ν γ α ρ ών φ ί λ ο ς έργοισι χρηστός, ού λόγοις έφυν μόνον.

Die umfassende Selbstanpreisung des Parasiten lässt darauf schliessen, dass eines jener Probleme, die sich ihm am häufigsten stellen, in der Sicherung eines geeigneten τρέφων besteht. Doch selbst wenn es ihm einmal gelingt, sich eine Einladung zum Essen zu verschaffen, sieht er sich seiner Sorgen noch längst nicht entledigt. Dies veranschaulichen die Klagen über Verständigungsschwierigkeiten mit einem des Attischen nicht mächtigen Brotherrn im Πρωτόχορος (fr. 200 K.-A.) und diejenigen des Stratios über den allzu schnellfüssigen De48

Nesselrath 1990, 311.

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Hingegen brüstet sich vermutlich derselbe Sprecher in fr. 82 K.-A. des Stücks mit seiner gattungsspezifischen Gefrässigkeit und Trinkfestigkeit: άπέλαυσα πολλών και καλών έδεσμάτων, / πιών τε προπόσεις τρεις ϊσως ή τέτταρας / έστρηνίων πως, καταβεβρωκώς σιτία / 'ίσως έλεφάντων τεττάρων. Einen ähnlichen Appetit legt der plautinische Ergasilus in Capt. 909-921 an den Tag; vgl. auch Plaut. Men. 223: nam parasitus octo hominum munus facile fungitur. 1990,312. Ebd. Entsprechende Auftritte des „Tausendsassa-Parasiten" liegen im Ιατρός (fr. 5 K.-A.) und im Πυθαγοριστής (fr. 10 K.-A.) des Aristophon vor (dazu Nesselrath 1985, 44f. und 1990,312)- in fr. 10, lf. K.-A. versichert der Parasit gar, notfalls auch ohne Essen auszukommen - sowie bei Timokles fr. 8 K.-A. (Δρακόντιον); vgl. auch Menanders Δύσκολος V. 57-68 (dazu unten S. 16f.) und die Auktion des Gelasimus in Plaut. Stich. 193-233.

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meas im Πύραυνος (fr. 205, 1-4 Κ.-Α.)52 des Alexis, die bereits eine weitgehende Typisierung des Paars τρέφων - παράσιτος voraussetzen. Wie das resignierende Fazit eines alternden Berufsgenossen, an dem niemand mehr Gefallen findet, hört sich fr. 262 K.-A. aus Alexis' Ψευδόμενος an53. Auf die Kontrastierung eines bei der Suche nach einem Ernährer erfolgreichen Schmarotzers mit einem armseligen Hungerleider könnten fr. 252f. K.-A. (ohne Titel) des Antiphanes hindeuten54. Die Palette der in den Komödien des Alexis und des Antiphanes greifbaren Ausprägungen der Typenrolle reicht mithin vom „burlesken .TausendsassaParasiten'" und dem „Vielfrass, der sich selbst zum edlen Freund stilisiert", über den „erfolgreichen, der sich ,wie Gott in Attika' vorkommt", und den „armen Hungerleider, der davon weit entfernt ist", bis zu jenen „Parasiten, die sich mit ihrem τρέφων herumschlagen, die von früheren oder noch erwarteten Essensfreuden schwärmen oder unter ihrem Mangel leiden"55. Die in Antiphanes' Λήμνιαι (fr. 142 K.-A.) vorliegende Lobrede auf ein unbeschwertes Schmarotzerdasein, der zufolge dieses unter den τέχναι den zweiten Platz einnimmt, soll die skizzierte Übersicht vervollständigen56: ε ΐ τ ' έστίν ή γ έ ν ο ι τ ' α ν ή δ ί ω ν τ έ χ ν η ή π ρ ό σ ο δ ο ς ά λ λ η τ ο ΰ κ ο λ α κ ε ύ ε ι ν εύφυώς; ό ζ ω γ ρ ά φ ο ς πονεΐ τι κ α ι π ι κ ρ α ί ν ε τ α ι , ό γεωργός - U - U - U U -

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Vgl. Ath. VI 244d. Nichtsdestoweniger versteht Stratios seinen Ernährer umgehend in gewohnter Manier zu umschmeicheln, als sich dieser seiner Ergebenheit vergewissert (fr. 205, 5-8 K.-A.). Letztlich zielt die von einem Schmarotzer in Alexis' Κυβερνήτης (fr. 121 K.-A.) vorgenommene Einteilung der Vertreter seiner Zunft in zwei Kategorien, das κοινον και κεκωμωιδημένον γένος - „die eigentlichen Komödienparasiten" - und das γένος σεμνοπαράσιτον - „die Parasiten-Satrapen und -Strategen", „gewissermassen die Fortsetzung der aristophanischen κόλακες vom Schlage Kleons" (Nesselrath 1985, 105; vgl. ebd. 20f. Anm. 16)-, ebenfalls darauf, sich einem möglichen τρέφων anzudienen (fr. 121, 10. 15 K.A.). Vgl. auch die ausgedehnten Schmeicheleien des plautinischen Artotrogus (Mil. 9-71) und des terenzischen Gnatho (Eun. 391-453. 771-816). Zitiert oben Anm. 44; vgl. dazu Nesselrath 1990, 314. Gleichermassen mit Sorge erfüllt Ergasilus, Peniculus und Gelasimus die Abwesenheit ihres jeweiligen Gönners: Plaut. Capt. 77ff. (Aufenthalt auf dem Lande), Capt. 133ff. (Kriegsgefangenschaft), Men. 446ff. (Volksversammlung) und Stich. 208 a ff. (Schiffsreise). Ein analoges Gegensatzpaar findet sich bei Terenz, Eun. 232-264. Nesselrath 1990, 313 und 315. Die ebenso zu den Hauptzügen des Parasiten der Mese gehörende Vorstellung, dieser müsse gleichsam eine Lehre durchlaufen, um sich in den für eine erfolgreiche Handhabung der παρασιτική hilfreichen Eigenschaften zu üben, ist bei Antidotes fr. 2 K.-A. und Axionikos fr. 6 K.-A. belegt; vgl. auchNikolaos fr. 1, 20-25 K.-A. (dazu unten S. 18f.) und die „Schule" der Gnathonici in Ter. Eun. 263f.

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Die griechische Komödie U - U έν οσοις εστί κινδύνοις π ά λ ι ν · πρόσεστι π ά σ ι ν έπιμέλεια καί πόνος, ή μ ΐ ν δε μετά γέλωτος δ βίος κ α ι τρυφης· ου γαρ τό μέγιστον έργον έστϊ π α ι δ ι ά , άδρόν γ ε λ ά σ α ι , σκώψαί τ ι ν ' , έμπιείν π ο λ ύ ν , ούχ ήδύ; έμοι μεν μετά τό π λ ο υ τ ε ΐ ν δεύτερον.

Was die Entwicklung des Parasitentums im 4. Jh. v. Chr. ausserhalb der Komödienbühne betrifft, so sind über historisch bezeugte Schmarotzer, von denen in den erhaltenen Bruchstücken der Mese verhältnismässig wenige - namentlich Chairephon und Tithymallos57 - dem όνομαστί κωμωδεΐν anheim fallen, zahlreiche Nachrichten auf uns gekommen58. Die Dichter der Mittleren und Neuen Komödie verfugten offenkundig über reichliches Anschauungsmaterial für die Ausformung der typischen Wesenszüge des Bühnenparasiten, dem aufgrund seiner Entsprechungen im realen Leben somit nicht der Charakter einer reinen Kunstfigur anhaftet59.

3.3. Die Neue Komödie „Die Nea erlebt ihre Blüte unter Alexander d. Gr. und seinen unmittelbaren Nachfolgern; die Ära der grossen griechischen Königshöfe, die bereits mit Dionys I. von Syrakus und mit Philipp II. von Makedonien begonnen hat, führt neben der immer wieder gerühmten Ausdehnung der griechischen Kultur auch zu dem weit weniger erfreulichen Aufblühen eines allgegenwärtigen Hofschranzenwesens, in dem die gelungenste Schmeichelei beim Herrscher jeweils den Ton angibt." 60

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Während Ersterer jeweils als wahrer Meister darin erscheint, „immer wieder unauffällig durch offenstehende Türen in Häuser hineinzuschlüpfen, in denen gerade kulinarische Genüsse bereitet wurden" (Nesselrath 1985, 65f.; vgl. etwa Alexis fr. 213 und 259 K.-A. sowie Ath. VI 242f-244a. 245a. 245f. 584e; dazu Tylawsky 2002, 67-73), verkörpert Letzterer durchweg geradezu den Inbegriff eines Hungerleiders (vgl. etwa Alexis fr. 164 K.-A., Aristophon fr. 10, If. K.-A., Dromon fr. 1 K.-A. und Timokles fr. 20 K.-A. sowie Ath. VI 240c-f). Der viel genannte Chairephon gilt als Verfasser eines seinem Kollegen Kyrebion gewidmeten prosaischen Δεΐπνον in Briefform vom Ende des 4. Jh.s v. Chr. (vgl. Ath. VI 244a; dazu M. Wellmann, Chairephon, Nr. 4, RE III [1899] 2029). Der Deckname ,,Τιθύμαλλος" bedeutet .Wolfsmilch' - eine Pflanze, die gemäss A. Steier, Tithymalos, RE VI A2 (1937) 1524-1531 in der Antike vor allem als Brech- und Abführmittel zur Anwendung gelangte. Weitere in der Mese verspottete Parasiten sind bei Wüst - Hug 1949, 1390 verzeichnet.

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Eine Auswahl der Zeugnisse ebd. 1386-1388. Vgl. dazu besonders Ribbeck 1883, 76-80 und Nesselrath 1985, 99-101. Nesselrath 1985, 107. Vgl. ferner P. S. Dunkin, Post-Aristophanic Comedy. Studies in the Social Outlook of Middle and New Comedy at Both Athens and Rome, Illinois Studies in Language and Literature 31, 3-4, 1946, 17f. und Wüst - Hug 1949, 139If.

Die Neue Komödie

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Während das Parasitentum im Gesellschaftsleben der hellenistischen Zeit ungeahnte Ausmasse annahm, lassen die überlieferten Fragmente der Nea Anspielungen auf namentlich bekannte Vertreter - mit Ausnahme Chairephons, dessen meisterhafte Beherrschung des τάλλότρια δειπνεΐν ανευ συμβολών ein beliebtes Ziel des Komödienspotts bleibt61 - weitgehend vermissen. Im Hinblick auf den literarischen Typus verfestigen sich die in der Mittleren Komödie vorgeprägten parasitischen Eigenschaften, wie im Folgenden anhand der einschlägigen Zeugnisse aufgezeigt werden soll. In den erhaltenen Überresten von Stücken der drei Hauptvertreter der Neuen Komödie - Menander, Philemon und Diphilos - sind im Ganzen gesehen nur wenige Parasitenrollen greifbar. Legen zwei Titel des Philemon - Μετιών ή Ζωμίον und Παρεισιών - jeweils das Auftreten eines Schmarotzers nahe62, ohne dass jedoch entsprechende Fragmente verfugbar wären, so ist ein solcher bei Diphilos zumindest in drei Stücken sicher nachzuweisen: in dem nach ihm benannten Παράσιτος und im Τελεσίας 63 , in denen ein Parasit massgeblich am Geschehen beteiligt gewesen zu sein scheint, sowie in der Συνωρίς. In fr. 60-62 K.-A. des Ersteren, die den Titelhelden als Sprecher zu erkennen geben64, ergeht sich dieser zum einen in einer Klage über seine ταλαίπωρος γαστήρ (fr. 60 K.A.), wobei er sich auf die Autorität des Euripides beruft65; zum andern gewährt er einen Einblick in seine τέχνη, mit deren Hilfe er die Qualität einer Mahlzeit schon aus dem bei ihrer Zubereitung aufsteigenden Küchenrauch zu erschliessen weiss (fr. 61 K.-A), und erklärt die Verköstigung, die ihm der Angesprochene anscheinend verweigern wollte, zur grundsätzlichen Pflicht der Hilfeleistung gegenüber einem Fremden (fr. 62 K.-A.). In fr. 74 K.-A. der Συνωρίς besticht

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Exemplarisch sei auf Apollodoros von Karystos fr. 31 K.-A. (Σφαττομένη) verwiesen: καλώ δ' "Αρη Νίκην τ' έπ' έξόδοις έμαϊς, / καλώ δέ Χαιρεφώντα· καν γαρ μη καλώ, / ακλητος ήξει. Vgl. etwa auch dens. fr. 29 K.-A. und Menander fr. 225 K.-A. Dass ζωμίον (.Süppchen', Deminutiv zu ζωμός) als Spitzname eines Parasiten zu deuten sein dürfte, ergibt sich aus einem Vergleich mit Anaxandrides fr. 35, 5 K.-A. und Aristophon fr. 5, 3 K.-A.; dazu Ribbeck 1883, 70 und Nesselrath 1990, 315 Anm. 85, der παρεισιών unter Bezugnahme auf Philippides fr. 8 K.-A. (ψωμοκολακεύων και παρεισιών άεί) als Bezeichnung fur jemanden, „der als Schmarotzer .neben anderen irgendwo eintritt'", auffasst (vgl. Menge -Güthling 1913, 528 s.v. παρεισέρχομαι [= παρείσειμι] .daneben od. heimlich hineinkommen od. einwirken, sich einschleichen'; Liddell - Scott - Jones 1940, 1333). Vgl. Ath. VI 258e (= Diph. Τελ. test, ii K.-A.). Vgl. Ath. VI 236b und 238f. Vgl. fr. 60, 1-4 K.-A.: ευ γ' ό κατάχρυσος είπε πόλλ' Ευριπίδης· / "νικαι δέ χρεία μ' ή ταλαίπωρος τε μου /γαστήρ." ταλαιπωρότερον ούδέν έστι γαρ / της γαστρός [...] und Eur. fr. 915 Ν.: νικά δέ χρεία μ' ή κακώς τ' όλουμένη /γαστήρ, άφ' ης δή πάντα γίγνεται κακά; dazu Ε. Fraenkel, Plautinisches im Plautus, Berlin 1922, 167.

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Die griechische Komödie

der Parasit beim Würfelspiel mit der gleichnamigen Hetäre anlässlich des so genannten Euripides-Wurfes durch seine „literarische Bildung"66. Bei Menander, dem bedeutendsten Dichter der Neuen Komödie, lässt einzig der Δύσκολος verbindliche Aussagen über das Erscheinungsbild des Bühnenschmarotzers zu. Chaireas, der Parasit des Jünglings Sostratos, fungiert innerhalb der dramaturgischen Struktur des Stücks als πρόσωπον προτατικόν - „eine nur zum Zweck der Exposition, sei es um zu erzählen ... oder sich erzählen zu lassen ..., also nur um die monologische Erzählung an die Zuschauer zu dramatisiren, oder, die vollkommenere Form, um durch das Gespräch die Situation oder den Hauptcharakter hervortreten zu lassen ..., erfundene Figur"67. In einer „sehr gedämpften Form des früheren ,Tausendsassa-Parasiten-Selbstlobs'"68 preist er sich als idealer Ratgeber in Liebesangelegenheiten an69, der sich im Ernstfall weder scheut, allfallige Erkundigungen über Charakter und Lebenswandel einer freigeborenen attischen Bürgerin einzuziehen, noch vor der Entfuhrung einer Hetäre zurückschreckt (V. 57-68): Χαι. προς τ ά τ ο ι α ύ τ α , Σ ώ σ τ ρ α τ ε , ο ϋ τ ω ς έ χ ω - π α ρ α λ α μ β ά ν ε ι τ ι ς των φ ί λ ω ν έρών ε τ α ί ρ α ς · ε ΰ θ ϋ ς ά ρ π ά σ α ς φέρω,

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Nesselrath 1990, 316. Der Euripides-Parodie in fr. 74, 7-9 K.-A. - "άνήρ γαρ όστις ευ βίον κεκτημένος /μή τουλάχιστον τρεις άσυμβόλους τρέφει, /ολοιτο, νόστου μή ποτ' εις πάτραν τυχών" - liegen Eur. fr. 187, 1 Ν. - άνήρ γαρ όστις ευ βίον κεκτημένος - und Eur. Iph. Taur. 535 - ολοιτο, νόστου μήποτ' ές πάτραν τυχών - zugrunde. Zum Ευριπίδης-Wurf, dessen Zahlenwert vierzig galt, vgl. H. Lamer, Lusoria tabula, RE XIII 2 (1927) 1949 und zu Diphilos fr. 75f. K.-A. Nesselrath 1990, 316 Anm. 88. Ebenfalls im Würfelspiel versiert ist der plautinische Curculio (Cure. 354-359); vgl. auch Plaut. Capt. 72f.

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Leo 1912, 243. Vgl. die Definition der persona protatica bei Donat, Ter. Andr. praef. 1,8: persona autem protatica ea intellegitur, quae semel indueta in prineipio fabulae in nullis deinceps fabulae partibus adhibetur. Dazu Liddell- Scott - Jones 1940, 1534 s.v. πρότασις Nr. 4; O. Ribbeck, Alazon. Ein Beitrag zur antiken Ethologie und zur Kenntnis der griechischrömischen Komödie nebst Übersetzung des Plautinischen Miles gloriosus, Leipzig 1882, 58 Anm. 1; Duckworth 1952, 108f.; H. Marti, Untersuchungen zur dramatischen Technik bei Plautus und Terenz, Diss. Zürich 1959, 102-107; zu Chaireas im Besonderen A. Schäfer, Menanders Dyskolos. Untersuchungen zur dramatischen Technik. Mit einem kritischexegetischen Anhang, Meisenheim am Glan 1965, 35-39 sowie Nesselrath 1985, 110 und 1990, 316. Dieselbe Funktion erfüllen der Sklave Thesprio im Epidicus, der Parasit Artotrogus im Miles gloriosus und der Sklave Grumio in der Mostellaria des Plautus sowie der Freigelassene Sosia in der Andria, der Sklave Davus im Phormio, die Hetäre Philotis und die Alte Syra in der Hecyra des Terenz.

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Nesselrath 1990, 316 Anm. 92; vgl. oben S. 12 mit Anm. 51. Vgl. auch das Kompositum supparasitor .leiste als Parasit Komplizendienste' (Glare [Hrsg.] 1982, 1881: 'to act the part of a parasite') bei Plaut. Amph. 515. 993 und Mil. 348; dazu A. W. Gomme - F. Η. Sandbach, Menander. A Commentary, Oxford 1973, 131 und Nesselrath 1985, 28 Anm. 40.

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Die Neue Komödie

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μεθύω, κ α τ α κ ά ω , λόγον ο λ ω ς ούκ α ν έ χ ο μ α ι · π ρ ι ν έ ξ ε τ ά σ α ι γ α ρ η τ ι ς έστί, δ ε ι τ υ χ ε ΐ ν . τό μεν β ρ α δ ύ ν ε ι ν γ α ρ τον ε ρ ω τ ' α ΰ ξ ε ι π ο λ ύ , έν τώι τ α χ έ ω ς δ ' ε ν ε σ τ ι π α ύ σ α σ θ α ι τ α χ ύ . γ ά μ ο ν λέγει τις κ α ι κόρην έ λ ε υ θ έ ρ α ν · ετερος τ ί ς ε ί μ ' έ ν τ α ΰ θ α · π υ ν θ ά ν ο μ α ι γένος, βίον, τρόπους, εις π ά ν τ α τον λοιπον χρόνον μ ν ε ί α ν γ α ρ ή δ η τώι φ ί λ ω ι κ α τ α λ ε ί π ο μ α ι ώς α ν δ ι ο ι κ ή σ ω π ε ρ ι τ α ΰ τ α . 7 0

Doch zeugen schon die Ratschläge, die er seinem verliebten τρέφων im Anschluss daran konkret erteilt, von keinem besonderen Mut, und so vermag es nicht zu erstaunen, dass er es im entscheidenden Augenblick vorzieht, sich unter einem fadenscheinigen Vorwand davonzustehlen (V. 125-138)71. Da Chaireas infolge seiner subsidiären dramaturgischen Funktion gar nicht dazu kommt, typisch parasitische Züge zu entfalten, verkörpert er insgesamt einen eher „blässlichen Charakter"72. In Bezug auf Menanders Κόλαξ, aus dem Terenz nach eigenem Zeugnis (Eun. 30-33) die Typenrollen des parasitus colax und des miles gloriosus in seinen Eunuchus übertragen hat, besteht in der Forschung Uneinigkeit darüber, ob die beiden in den bisher bekannten Fragmenten des Stücks belegten Personennamen „Gnathon" und „Struthias", die sich aufgrund ihrer Bedeutung jeweils mit einem παράσιτος oder κόλαξ in Verbindung bringen lassen, ein und dieselbe oder zwei verschiedene Figuren bezeichnen - eine Frage, die angesichts des bruchstückhaften Erhaltungszustandes des Κόλαξ freilich offen bleiben muss73. Wie man sich die Rolle des Parasiten Theron in den Σικυώνιοι74, von 70 71

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Zitiert nach der Menanderausgabe von F. H. Sandbach, Oxford 2 1990. Zu der umstrittenen Frage seines Abgangs vgl. Gomme - Sandbach 1973, 158 (zu V. 135) und St. Ireland, Menander: The Bad-Tempered Man (ΔΥΣΚΟΛΟΣ), with Translation, Introduction and Commentary, Warminster 1995, 122 (zu V. 126). Nesselrath 1985, 110. Vgl. Gomme - Sandbach 1973, 132: "Menander thus gave Chaireas traits that his audience could recognize as belonging to the traditional parasite, although they are not the most characteristic. These traits suggest that he is not a true friend, but one who cultivates Sostratos with some idea of advantage to be gained"; ebenso Tylawsky 2002, 96: "In his characterization of Chaereas, Menander picked out those details that would aid in contrasting Sostratus (although the fuller figure of the parasite was clearly implied by these). These were, for example, Chaereas' volubility, his boasting and self-congratulation, and, finally, his acute sense of self-preservation disguised by big, but postponed, promises. It was a nice bit of characterization that Chaereas, whom Sostratus described as praktikos 'effective,' found it most effective to vanish out of danger's way, thereby proving that his vaunted area of competency was, in fact, self-interest. ... Chaereas was no friend of Sostratus." Vgl. Sandbach 1990, 166-174 und dazu Gomme - Sandbach 1973, 419433. Der von Ch. Jensen, Menandri Reliquiae in Papyris et Membranis servatae, Berlin 1929, praef. LII und W. E. J. Kuiper, De Menandri Adulatore, Mnem. 59, 1932, 165-183 begründeten Auffassung der

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Die griechische Komödie

der nur wenige Ausschnitte auf uns gekommen sind, im Einzelnen vorzustellen hat, entzieht sich ebenfalls unserer Kenntnis; auf seine Esslust spielen zumindest die spärlichen Überreste der Verse 38-51 an75, während V. 317-321 und 364-367 auf einen Auftritt in der Manier eines servus currens hinzudeuten scheinen76. Aus der nachmenandrischen Zeit der Neuen Komödie sind zwei der längsten Parasitenmonologe - fr. 2 K.-A. (Έπίκληρος) des Diodoros von Sinope, eines Bruders des Diphilos77, über den göttlichen Ursprung der auf Zeus Philios zurückgeführten τέχνη παρασιτική78 und fr. 1 K.-A. des Nikolaos über deren richtige Handhabung - überliefert, die Nesselrath innerhalb der typologischen Entwicklung der Bühnenrolle folgendermassen situiert:

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rollenmässigen Identität von Gnathon und Struthias schliesst sich heute die überwiegende Forschungsmeinung an. Eine ausführlichere Diskussion dieser im Hinblick auf die von Nesselrath 1985, 105-110 postulierte Differenzierung zwischen κόλαξ und παράσιτος wichtigen Frage folgt unten S. 169-172. Zu der unsicheren Überlieferung des Titels, der sowohl in der Singular- als auch in der Pluralform bezeugt ist, vgl. Gomme - Sandbach 1973, 632 (mit einer Rekonstruktion des Handlungsgerüstes anhand des verfügbaren Materials ebd. 634-636) und Α. M. Belardinelli, Menandro: Sicioni. Introduzione testo e commento, Bari 1994, 56-59. Vgl. den Kommentar von R. Kassel, Berlin 1965, 5f. zu V. 39. 41. 43ss. und Gomme - Sandbach 1973, 639 zu V. 36-51: "It looks as if a parasite with a hearty appetite is under discussion"; ebenso Belardinelli 1994, 119 zu V. 39-46. Der Parasit des Soldaten Stratophanes (zu seinem Namen ,,Θήρων" vgl. Gomme - Sandbach 1973, 633) nimmt innerhalb seiner Gattung möglicherweise eine besondere Stellung ein, da er sich gemäss V. 144f. (dazu Gomme Sandbach 1973, 646) und Σικυώνιοι fr. 12 Arnott (= Poll. IV 119 καί πορφυροί δ' έσθήτι χρώνται οί νεανίσκοι [sc. έν τη κωμιρδί^], οί δέ παράσιτοι μελαίνη ή φαιά, πλην έν Σικυωνίφ λευκή, οτε μέλλει γαμεΐν ό παράσιτος) mit Heiratsplänen trägt; einen ähnlichen Einzelfall bildet die Vaterschaft des Parasiten Saturio in Plautus' Persa. Zu weiteren menandrischen Parasitenrollen vgl. unten Kap. 4.1.2 (Bacchides) und 4.1.8 (Stichus). Eine weitgehende Übernahme der Funktionen eines servus currens erfolgt auch durch die plautinischen Parasiten Ergasilus (Capt. IV 1-2) und Curculio (Cure. II 3); vgl. unten S. 66, 79 und 91-93. Vgl. Diod. test. 2 und Diph. test. 3 K.-A. fr. 2, 1-20 K.-A.; zu V. 5-13 vgl. Fauth 1973, 42f. Andere „Ursprungslegenden" über das Parasitentum liegen bei Anaxandrides fr. 10 K.-A. (Rhadamanthys und Palamedes) und Nikolaos fr. 1, 1-11 K.-A. (Tantalos) vor. Im weiteren Verlauf des Monologs differenziert der Sprecher - selbst freilich geradezu ein Ebenbild des Zeus Philios (fr. 2, 20 K.-A.; vgl. die Selbstanpreisung seines Kollegen bei Nikolaos fr. 1, 40-45 K.-A.) - zwischen den altehrwürdigen, wahren Vertretern seines Standes (V. 23-30) und den κολακεύειν δυνάμενοι και πάντ' έπαινεΐν (V. 34f.), die seine τέχνη nachhaltig in Verruf gebracht hätten (V. 31-42); vgl. Nikolaos fr. 1, 12-25 K.-A. und die δύο γένη παρασίτων in fr. 121 K.-A. des Alexis (dazu oben Anm. 52) sowie zum Verhältnis von κόλαξ und παράσιτος unten Anm. 747. Die Verherrlichung der παρασιτική steht in der Tradition der vor allem in der Mittleren Komödie beliebten „Parasiten-Enkomien" (Nesselrath 1985, 50, zusammengestellt ebd. 62 Anm. 162; vgl. auch oben S. 12 mit Anm. 51).

Die Neue Komödie

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„Beide ,Referate' wirken in Inhalt und Ausdrucksweise gegenüber früheren unverblümt-burlesken Äusserungen von Parasiten über Freuden und Leiden ihres Standes erheblich verfeinert, darin wiederum vergleichbar den subtiler und w i s senschaftlicher' gewordenen Kochvorträgen aus ungefähr der gleichen Zeit. Ob diese späten ,Edelparasiten' wie die Köche nur episodisch auftraten und das Publikum mit der paradox-sophistischen Aufwertung des Schmarotzertums in einem einmaligen Auftrittsmonolog erfreuten ..., oder ob dieser Monolog nur den gloriosen Auftakt für eine Figur bildete, die auch das weitere Stück hindurch wesentlichen Anteil an der Handlung hatte, kann wegen des Fehlens weiteren Materials nicht mehr entschieden werden." 79 Soweit sich die Ausformung des Komödienparasiten anhand der bisher verfugbaren Fragmente nachzeichnen lässt, wird klar ersichtlich, dass sich dieser, nachdem er „auf der Bühne der Mittleren Komödie erschienen und dort anscheinend zu einem raschen Siegeszug angetreten ist" 80 , in der Nea weiterhin ungebrochener Beliebtheit erfreute. Hierfür bildet auch sein häufiges Auftreten in den erhaltenen Stücken der Palliata - in acht plautinischen und zwei terenzischen ein untrügliches Zeugnis 81 .

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Nesselrath 1990, 317. Ebenfalls aus der späteren Zeit der Nea stammt die parodistische Umdeutung der ήδονή Epikurs in den Φιλέταιροι (fr. 2 K.-A.) des Hegesippos, die als Telos das μασΰσθαι propagiert, da die Freuden des Kauens der ήδονή und dem αγαθόν gleichkämen. Zu der in der Nea gegenüber der Mese stärker zutage tretenden Philosophenparodie vgl. ferner A. Weiher, Philosophen und Philosophenspott in der attischen Komödie, Diss. München 1914. 80 8t Nesselrath 1985, 106. Auf Parallelen zur Entwicklung der Koch- und der Sklavenrolle weist ders. 1990, 317 hin, wobei naturgemäss eine besondere Affinität zwischen dem - episodisch auftretenden - Koch und seinem „dankbarsten dienten" (Ribbeck 185 73, 32) besteht: Diese manifestiert sich in einer Reihe von Gemeinsamkeiten, zu denen auch die Auffassung der jeweiligen Profession als τέχνη gehört; vgl. dazu vor allem die erschöpfende Übersicht bei Nesselrath 1985, 35f. Anm. 71 sowie dens. 1990, 297-309 (zur Sklavenrolle ebd. 283-296).

4. Die Parasitenrollen in der römischen Komödie 4.1. Die Parasitenkomödien

des Plautus82

4.1.1. Asinaria Der im herkömmlichen Handlungsschema der um die Mitte des 4. Jh.s v. Chr. ausgebildeten bürgerlichen Intrigen- und Liebeskomödie83 angelegte VaterSohn-Konflikt gelangt in der Asinaria™, die laut den Angaben des Prologs (V. lOf.) eine lateinische Nachdichtung des 'Οναγός des sonst unbekannten Demophilos 85 darstellt, „in der derbsten Weise zum Austrag"86. Der alte Demaenetus kommt der Bitte seines Sohnes Argyrippus nach, ihn bei dessen Bemühen zu unterstützen, sich den Alleinbesitz der geliebten Hetäre Philaenium gegen den Rivalen Diabolus zu sichern, und beauftragt seinen Sklaven Libanus, die von der Kupplerin Cleaereta für den Freikauf ihrer Tochter geforderte Geldsumme zu beschaffen. Als sich inzwischen der Bote eines Kaufmanns aus Pella einfindet, um die aus einem Kauf von arkadischen Eseln erwachsene Geldschuld seines Herrn zu begleichen, macht sich Libanus' Gefährte

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Neben den nahezu vollständig erhaltenen Stücken Asinaria, Bacchides, Captivi, Curculio, Menaechmi, Miles gloriosus, Persa und Stichus lassen nachstehende Titel verlorener Plautuskomödien auf umfangreichere Parasitenrollen schliessen: Colax, Parasitus medicus, Parasitus piger, Saturio. Auf die Fragmente der Palliata neben Plautus und Terenz sowie der Togata (vgl. O. Ribbeck, Comicorum Romanorum praeter Plautum et Terentium Fragmcnta, Leipzig 2 1873) werde ich im Folgenden nicht näher eingehen. 83 „Ein athenischer Jüngling schaltet mit Hilfe seines Sklaven einen gefährlichen Nebenbuhler aus und setzt sich in den Besitz des von ihm geliebten Mädchens, das sich am Ende als attischc Bürgerin entpuppt" (W. Ludwig, Antike Komödien. Plautus / Terenz, München 1966, 1406). 84 Zur Deutung des Titels, der sich sowohl auf die für die Intrigenhandlung zentrale Geldquelle, die von einem Verkauf arkadischer Esel herrührt (V. 333-337), als auch auf den „tollen Ritt, den sich der Sklave Libanus mit seinem jungen Herrn leistet" (V. 703-710), beziehen lässt, vgl. A. Schwarz, Das Rätsel der Komödientitel „Asinaria" und „Rudens", Phil. Woch. 56, von F. Bertini, Genua 1968, 44-47. a« 1936, 876-878 und den Asinaria-Kommentar Vgl. R. Kassel - C. Austin, Poetae Comici Graeci, Bd. V, Berlin / New York 1986, 15 sowie die Praefatio zur Asinaria, XIX und den Apparat zu V. 10 in der Plautusausgabe von F. Ritsehl - G. Götz - G. Löwe - F. Schöll, Leipzig 1871-1902; dazu Bertini 1968, 11-14. 86 F. Wehrli, Motivstudien zur griechischen Komödie, Zürich 1936, 57.

Plautus: Asinaria

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Leonida die sich unverhofft bietende Gelegenheit dadurch zunutze, dass er sich gleich selbst als der fur die Entgegennahme der Zahlung zuständige Hausverwalter Saurea ausgibt. Da Demaenetus die Identität des vermeintlichen atriensis umgehend bestätigt, händigt der nichts ahnende Ankömmling dem Sklaven bereitwillig den Geldsack aus. Als Gegenleistung für seine Beihilfe zur erfolgreichen Durchführung der Intrige bittet sich der senex von Argyrippus schliesslich eine Mahlzeit und eine Nacht bei Philaenium aus, wird jedoch beim darauf folgenden Gelage von Diabolus überrascht, der seinerseits die Hetäre durch eine von seinem Parasiten aufgesetzte vertragliche Vereinbarung mit der Kupplerin für ein Jahr in seinen Besitz zu bringen sucht. Der erwähnte Parasit findet sich dann auch dazu bereit, das Demaenetus' Untreue offenbarende Ansinnen dessen uxor dotata Artemona zu hinterbringen, so dass die Bestrafung des senex ama-

tor nicht lange auf sich warten lässt. Die Asinaria bildet „ein wohlkomponiertes Stück", „das zur Gänze dem Typenarsenal und Motivrepertoire der attischen Komödie verpflichtet ist"87, wobei sich ihre innerhalb des bisher verfügbaren Materials der Nea und der Palliata singuläre dramaturgische Konzeption 88 aus einer Kombination der drei bekannten Ausprägungen des konventionellen Handlungsmusters erklärt, wie D. Konstan überzeugend darlegt: "The most common paradigm in classical comedy is based on a simple triangle involving a father, a son, and a girl. The son is torn between passion for the girl who is, at least to all appearances, ineligible as a partner in marriage, and fear of his father, a stern paterfamilias of the old school. ... The Asinaria ... opens with an evocation of this type: the confrontation between the deceived and irate senex and the clever and intriguing slave belongs to the denouement of such plays ... Plautus' most successful story type is based on the competition between two rival lovers for a single girl. ... In plays of this sort the senex may have the role of an indulgent, humane and even libertarian figure who encourages the intrigues of the lover, rather than that of the severe and conservative father in the ethical paradigm. ... In the Asinaria, Demaenetus appears to have doffed the usual patriarchal persona for the part of the sympathetic elder of this second paradigm, to assist Argyrippus against the superior resources of his rival, Diabolus. Yet it is extraordinary, even unique, that a paterfamilias should assume this role. There is yet another crucial difference between the situation in the Asinaria and the usual type of the rival play. The deception by which the meretrix will be won

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G. Vogt-Spira, Asinaria oder Maccus vortit Attice, in: E. Lefevre - E. Stärk - G. Vogt-Spira (Hrsgg.), Plautus barbarus. Sechs Kapitel zur Originalität des Plautus, Tübingen 1991, 12. Vgl. V. 49f. (Plautus wird im Folgenden nach der Ausgabe von W. M. Lindsay, Oxford 190405 zitiert): DE. aut qurpostremo filio suscenseam, /patres ut faciunt ceteri? LI. quid istuc novi est?

Die römische Komödie

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has for its victim not the rival himself or the procurer, but Artemona, Demaenetus' own wife. This brings the dimension of ethical conflict right back into the play, albeit in a distorted form. ... Artemona, by virtue of the large dowry she controls, has actually been playing the role of the paterfamilias, while Demaenetus has been reduced to a status of dependency. ... ... In the first plot type, the father is the obstacle to the son's affair, while in the second type, the obstacle ... is the rival. In the third or hybrid form, the father as rival is the obstacle to the son. But the passionate paterfamilias has an obstacle of his own in the person of his wife, from whom he must conceal the intrigue. Thus the wife becomes a natural ally of the son. The exposure, or threatened exposure, of the old man's infatuation simultaneously restores him to his family and leaves the field of love to the boy. ... The success of the son's affair is contingent upon restoring the moral integrity of the father. It will now have been perceived that the sudden turn toward the end of the Asinaria may be described as a shift into the third paradigm."89 Die fur die vorliegende dramaturgische Struktur des Stücks konstitutive Rolle eines moralischen Korrektivs 90 wird dem in den Szenen IV 1-2 und V 2 auftretenden namenlosen Parasiten zuteil, der durch die Vereitelung des von Demaenetus beabsichtigten Seitensprungs sowohl die Legitimierung der Liebschaft des Argyrippus als auch die im Hinblick auf die poetische Gerechtigkeit notwendige Bestrafung des senex amator ermöglicht und so das Happy End herbeifuhrt91. Für die Übernahme der in den plautinischen Menaechmi und im terenzischen Phormio

(III 2. IV 1-2)

(V 8-9) ebenfalls dem Parasiten vorbehaltenen

Funktion des „Anklägers" 92 , der den mutmasslichen Ehebrecher in Gegenwart

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D. Konstan, Plot and Theme in Plautus' Asinaria, Class. Journ. 73, 1978 (= ders., Roman Comedy, Ithaca / London 1983, 47-56), 216-218. Zur Komödienfigur des „Alten als Konkurrent und Helfershelfer in einer Person" vgl. auch Wehrli 1936, 57-59. Vgl. Ludwig 1966, 1336 und Konstan 1978, 221 sowie die Doxographie „De Asinaria Plautina recte aestimanda" bei Bertini 1968, 27-35. Marti 1959, 108f. weist darauf hin, dass die Intrigenhandlung insofern kein wirkliches Ende findet, „als der Betrug innerhalb des Stücks nie aufgedeckt wird". Giese 1908, 20: „accusatoris enim partes agit, Artemonam iussu domini certiorem facit de fraude mariti." Hierbei sind die motivischen Parallelen zwischen der Schlussszene der Asinaria und Plaut. Men. IV 1-2 besonders augenfällig: Beide Male stürzt die ob der ruchbar gewordenen Lüsternheit ihres Gatten entrüstete matrona im Gespräch mit dem Parasiten aus ihrem Haus, der ihr dazu verhelfen will, den Übeltäter in flagranti zu ertappen (Asin. 876: sequere hac me modo, iam faxo ipsum hominem manufesto opprimas und Men. 562: manufesto faxo iam opprimes: sequere hac modo; vgl. Asin. 869f. und Men. 569). Ehe sie ihn zur Rede stellen, belauschen sie ihn aus dem Hinterhalt (Asin. 881: aucupemus ex insidiis clanculum quam rem gerant und Men. 570: hue concedamus: ex insidieis aueupa), wobei das Motiv des erwogenen (Asin. 884-886. 929f. 939) bzw. begangenen Manteldiebstahls (Men. 563f. 568. 600f. 604. 609f. 618f. 645-662) prominent wird. Vgl. dazu P. E. Sonnenburg, T. Maccius Plautus, RE XIV 1 (1928) 101; V. E. Hiatt, Eavesdropping in Roman Comedy, Diss. Chicago 1946, 18f. und 40-42; Bertini 1968, 324 zu V. 885. Nach der Erfüllung seines Auftrags zieht

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von dessen Gemahlin der Untreue bezichtigt, erweist sich der juristisch versierte .Anwalt" des Rivalen Diabolus als geradezu prädestiniert93, zumal ihn seine existenzielle Bindung an seinen τρέφων vor nichts zurückschrecken lässt, wenn es darum geht, diesem zu seiner Hetäre zu verhelfen - sei es auch kraft einer gütlichen Einigung mit dem Nebenbuhler94 - und sich selbst die fortdauernde Gunst seines Ernährers zu sichern, wie er in seinem Abgangsmonolog zu erkennen gibt (V. 913-919): ibo ad Diabolum, mandata dicam facta ut voluerit, atque interea ut decumbamus suadebo, hi dum litigant, poste demum hue eras adducam ad lenam, ut viginti minas ei det, in partem hac amanti ut liceat ei potirier. Argyrippus exorari spero poterit ut sinat sese alternas cum illo noctes hac frui. nam ni impetro, regem perdidi95: ex amore tantum est homini incendium. —

Auf der Grundlage ihrer kompositionellen Eigentümlichkeiten sind in der Asinaria von der Forschung seit jeher „Anstösse ..., Undeutlichkeiten und Unstimmigkeiten"96 namhaft gemacht worden, die den unmittelbaren Anlass zur

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der Parasit ein kurzes Fazit und verlässt schliesslich die Bühne (Asin. 911-919 und Men. 665667). Im Unterschied zum Parasitenverrat in der Asinaria rächt sich der um sein prandium g e prellte Peniculus in den Menaechmi allerdings an seinem eigenen Brotherrn (Men. 469-472. 518-521. 611. 628f. 636f.). Zum Phormio vgl. unten Anm. 429. Vgl. Giese 1908, 22: „In fabulis, quibus nomina sunt Curculio, Persa, Asinaria, Phormio parasiti similes sunt servis illis callidissimis comoediae novae"; ferner P. W. Harsh, Studies in D r a matic "Preparation" in Roman Comedy, Diss. Chicago 1935, 91 und Brinkhoff 1948, 138f. Die rollenspezifische Charakterisierung des Parasiten als edax tritt in der Asinaria ebenso wie im Phormio zugunsten der Ausgestaltung seiner aussergewöhnlichen juristischen Fähigkeiten in den Hintergrund, so dass „haec persona ... .cenarum assectator' minime nobis esse videtur" (Bertini 1968, 136). Vgl. Ter. Eun. V 9. /

Für die Verwendung von rex als Spitznamen des reichen τρεφων des Parasiten (Georges 1918, 2383: .Beschützer, Patron der Schmarotzer'; Lewis and Short 1879, 1592; Glare [Hrsg.] 1982, 1651 s.v. rex Nr. 8; vgl. Thes. 1. L. X 1, 787 s.v. patronus [Baer]: „de eo, qui parasitum pascit") lassen sich aus der römischen Komödie weitere Belegstellen anfuhren: Plaut. Capt. 92 (und 825), Men. 902, Stich. 455, Ter. Phorm. 338; vgl. Horaz, epist. 1, 7, 37 und 1, 17, 43. Ein entsprechender Gebrauch von β α σ ι λ ε ύ ς ist im Griechischen bisher zwar nicht bezeugt, aber „es sollte doch ein wenig verwundern, wenn dies - bei der bekannten Abneigung der Römer gegen ,rex' und .regnum' - eine genuin römische Zutat wäre ... und nicht vielmehr eine im Munde schon der griechischen Bühnenparasiten zur Schmeichelei geratene Vorstellung, die der Welt der hellenistischen Fürstenhöfe entlehnt ist" (so Nesselrath 1985, 347 gegen Fraenkel 1922, 192f.; vgl. auch P. W. Harsh, Possible Greek Background for the Word rex as Used in Plautus, Class. Phil. 31, 1936, 62-68). Sonnenburg 1928, 101. Vgl. Fraenkel 1922, 127 Anm. 1 und F. Munari, La composizione de\V Asinaria, Stud. It. Fil. Class. 22, 1947, 25: "... 1 'Asinaria e una commedia sui generis. Essa

Die römische Komödie

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Diskussion über die Frage des Verhältnisses der lateinischen Bearbeitung zu ihrer griechischen Vorlage boten. Da weder über den im Prolog genannten Demophilos noch über seine „Eselskomödie" weitere Zeugnisse auf uns gekommen sind, konnte es nicht ausbleiben, dass die Richtigkeit der überlieferten Angaben hinsichtlich des Originals der Asinaria

verschiedentlich in Zweifel

gezogen wurde und sich in Bezug auf dessen Erschliessung ein Widerstreit der Meinungen entzündete: "Benche VAsinaria dichiari nel suo prologo autore e titolo della commedia greca, la quale servi da modello ( w . 10-12: huic nomen Graece Onagost fabulae. Demophilus scripsit, Maccus vortit barbare; Asinariam volt esse, si per vos licet), tuttavia la critica non e concorde nell'identificare tale modello. Sia il titolo Onagos ο Onagros, sia l'autore Demophilus ο Diphilus97 ο altri, hanno spesso suscitato dubbi e costretto gli editori a proporre congetture e ad operare cambiamenti nel testo."98

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presenta molteplici, evidenti difetti di composizione, che sembrano quasi invitare all'ipotcsi della contaminazione." F. Ritsehl, Parerga zu Plautus und Terenz, Bd. 1, Leipzig 1845, 271 f. Anm. **. F. Deila Corte, La commedia dell'asinaio, Riv. Fil. Istr. Class. 29, 1951, 289, der ebd. 303-305 Demophilus für eine Verschreibung von Deinophilus erklärt und daraus den Namen des dorisch-sizilischen Komödiendichters Deinolochos, eines Sohnes oder Konkurrenten Epicharms, konjiziert - eine später allerdings von ihm selbst (Da Sarsina a Roma: ricerche Plautine, Florenz 2 1967, 141 Anm. 32) widerrufene These. Zu der Frage des Titels der griechischen Vorlage, der seit K. Meisters Vorschlag (Das Original der Asinaria des Plautus, in: Festschr. A. Bezzenberger, Göttingen 1921, 108), aufgrund sprachlicher Bedenken gegen die Lesart Onagos ,Eselführer, -treiber' (dor. όναγός = att. όνηγός) der im Vetus Camerarii (B) und im Ursinianus (D) überlieferten Variante Onagros .Wildesel' (οναγρος) den Vorzug zu geben, umstritten ist, vgl. F. Della Corte, Contaminatio e retractatio nell'Asinaria, Dioniso 35, 1961, 3841 (Onagos als lectio difficilior) und Bertini 1968, 12f. sowie die Erwägungen Fraenkels 1922, 127 Anm. 1: „Sodann aber geht gerade aus dem Widerspruch der plautinischen Charakteristik (vetulos, claudos eqs. [V. 340]) zu der Bezeichnung asinos Arcadicos [V. 333] fast mit Sicherheit hervor (was j a auch aus sachlichen Gründen das Wahrscheinlichste ist), dass diese Angabe der Rasse ins Original gehört: Plautus wird die Diskrepanz doch nicht unnötig selbst geschaffen haben. Dann bliebe aber für den Wildesel kein Raum. Andrerseits muss man den Bedenken ..., von denen Meister ausgeht, zustimmen ... Dass man an sich auch von övov αγειν (z.B. Arist. Wesp. 170) das Nomen agentis hätte bilden können, möchte ich nicht bezweifeln. Aber wie ist der Dorismus in der Angabe über den Titel des attischen Stücks zu erklären? Die Annahme, dass Plautus das Wort nach ihm vertrauten Lehnwörtern wie choragus u. dgl. umgesetzt hätte, bleibt misslich. Hinzukommt..., dass tatsächlich in dem Drama gar kein Eselfuhrer oder Eseltreiber vorkommt; der Kauf liegt schon eine Weile zurück (333. 397), nur die Zahlung erfolgt jetzt. So bleibe ich bei der Aporie stehen; wir wissen nicht, wie der Titel der Komödie des Demophilos gelautet hat." Dementsprechend versehen Kassel - Austin, PCG V, 15 den Titel ,,'Οναγός" mit einem Fragezeichen. Immerhin ist die Möglichkeit, dass es die Form όναγός im Attischen gegeben hat, nach D. Björck, Alpha impurum, Uppsala 1950, 292 Anm. 1 („Ein "όναγός ist im Attischen nicht unvorstellbar") nicht definitiv auszuschliessen.

Plautus: Asinaria

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Den zahlreichen zur Erklärung der monierten Unstimmigkeiten vorgebrachten Hypothesen - „von der Rückführung auf eine frühe dorische Posse Siziliens" bis zur Annahme eines Plautus zeitlich nahestehenden Modells 100 , von der Zuordnung eines hohen Anteils bis zur völligen Bestreitung101 plautinischer Autorschaft"102 die im Einzelnen zu erheblich voneinander abweichenden Ergebnissen führten, liegt doch mehrheitlich die Auffassung zugrunde, dass sich in Anbetracht des „farcenhaften Charakters der Asinaria" bereits das griechische Original, dessen Wiedergabe sie darstelle, „tiefgreifend von jenem Komödientypus menandrischer Prägung unterschieden"103 haben müsse. Demgegenüber bestreitet G. Vogt-Spira im längsten Beitrag des Sammelbandes „Plautus barbarus. Sechs Kapitel zur Originalität des Plautus", angeregt durch E. Stärks Dissertation über die Menaechmim, die Existenz einer attischen Vorlage der Asinaria, wobei er die von J. N. Hough im Anschluss an M. Brasse vertretene Kontaminationshypothese radikalisiert, der zufolge Plautus in seine Übertragung des 'Οναγός die Szenen I 2-3 und III 1 sowie den ganzen vierten und fünften Akt aus einer so genannten Diabolus-Komödie eingefügt und II 1 sowie Teile von III 3 selbständig hinzugedichtet habe105. Ausgehend 99

100

Deila Corte 1951, 302-305 unter Annahme ihrer „Attisierung" (vgl. Plaut. Men. 11 f.) seitens des Plautus mit Rücksicht auf den Geschmack des römischen Publikums. Leo 1912, 147: „... Demophilus, ein Nachahmer Menanders ..." (vgl. dens., Der Monolog im Drama. Ein Beitrag zur griechisch-römischen Poetik, Berlin 1908, 62 und Geschichte der römischen Literatur, Erster Band: Die archaische Literatur, Berlin 1913, 108); Wehrli 1936, 57: „Da menandrische Motive eine zu frühe Datierung verbieten, haben wir in Demophilos einen Nachzügler der von den fuhrenden Dichtern preisgegebenen Posse zu sehen, der sich nur in Einzelheiten an jene anlehnt"; E. Woytek, T. Maccius Plautus: Persa. Einleitung, Text und Kommentar, Wien 1982, 74: „... die Asinaria ... als das Werk eines Zeitgenossen des Plautus

101

Die Zuweisung der Asinaria an einen Maccus des 1. Jh.s v. Chr. durch L. Havet - A. Frete, Pseudo-Plaute, L e p r i x d e s änes: Asinaria, Paris 1925 bildet den einzigen Versuch, einer der einundzwanzig dem Plautus zugeschriebenen fabulae Varronianae dessen Autorschaft abzusprechen.

102

Vogt-Spira 1991 a , 13. Ebd. 15.

103

104

105

E. Stärk, Die Menaechmi des Plautus und kein griechisches Original, Tübingen 1989; vgl. dazu unten Kap. 4.1.5. M. Brasse, Quatenus in fabulis Plautinis et loci et temporis unitatibus species veritatis neglegatur, Diss. Greifswald 1914, 80ff. und J. N. Hough, The Structure of the Asinaria, Am. Journ. Phil. 58, 1937, 19-37, der eine Widerlegung durch Munari 1947, 6-25, Deila Corte 1951, 300f. und 1961, 49f. sowie Duckworth 1952, 208 erfuhr; vgl. dazu die Zusammenstellung der von Befürwortern und Gegnern der Kontaminationshypothese vorgebrachten Argumente bei Bertini 1968, 50-56. Houghs Zuordnung der Szenen I 2-3 zur Diabolus-Komödie beruht auf einer nunmehr zur communis opinio gewordenen Konjektur von L. Havet, Etudes sur Piaute, Asinaria I. La seconde et la troisieme scenes et la composition generale, Rev. Phil. 29, 1905, 94-103, nach dessen Ausführungen der in den Szenenüberschriften einhellig überlieferte N a m e

Die römische Komödie

26

v o n der P r ä m i s s e , „dass die Grundidee d e s H a n d l u n g s p l a n s in d e n H a u p t z ü g e n mit

a t t i s c h e m R e c h t vereinbar s e i n m u s s " , stützt s i c h V o g t - S p i r a bei

B e w e i s f ü h r u n g e i n z i g a u f d i e A b w e i c h u n g der „ehegüterrechtlichen

seiner

Vorausset-

z u n g e n , a u f d e n e n die g a n z e Dramaturgie beruht", v o n der in A t h e n

üblichen

R e g e l u n g des ehelichen Verfügungsrechts über die Mitgift, u m zu d e m

Schluss

z u g e l a n g e n , d i e K o n s t e l l a t i o n d e r Asinaria

Vorlage

k ö n n e „in einer attischen

nicht v o r g e k o m m e n " 1 0 6 sein: „Ein

attisches

schliessen.

Original

für die

Gesamthandlung

Andererseits ist die m o t i v i s c h e

und

der Asinaria

strukturelle

ist

auszu-

Verbindung

d e m attischen Drama s o e n g , dass u n a b h ä n g i g e E n t s t e h u n g nicht

mit

angenommen

w e r d e n kann, w o b e i j e d o c h mit E i n f l ü s s e n der u n t e r i t a l i s c h e n P o s s e zu r e c h n e n ist. Z u g l e i c h gibt e s k e i n e schriftliche, für e i n e d u r c h g ä n g i g e tracht k o m m e n d e

ausserattische

Komödienproduktion

daraus z u z i e h e n ist, lautet: Plautus hat in der Asinaria,

V o r l a g e in B e -

... D i e F o l g e r u n g ,

die

anders als er e s g e w ö h n -

lich tat, darauf verzichtet, eine b e s t i m m t e g r i e c h i s c h e K o m ö d i e als V o r l a g e z u n e h m e n , v i e l m e h r hat er auf der B a s i s e i n e s e i g e n e n dramatischen Entwurfs d i e aus der Tradition

zur V e r f ü g u n g

stehenden

Elemente

... neu

zusammenge-

setzt." 1 0 7

„ARGIRIPPVS" durch denjenigen des Diabolus zu ersetzen sei: "Le jeune homme de la scene III parle de faire ses conditions ä la lena (... 234s.), Sur quoi la lena lui conscille de stipuler tout ce qu'il voudra par un contrat ecrit (syngraphus 238). Or, dans la suite, ce n'est pas Argyrippe, c'est Diabole qui redige un syngraphus (746, 751). II n'est pas question d'un ecrit en c e qui touche Argyrippe. On suppose chez le poete comique une etrange maladresse professionnelle, si Ton admet qu'il a montre un des deux jeunes gens realisant, et realisant seul, l'avis donne ä l'autre ... Non seulement la mention du syngraphus est un indice positif qui doit orienter les critiques vers Diabole et non vers Argyrippe, mais beaucoup de details des scenes IIIII sont... inapplicables ä Argyrippe, parfaitement applicables ä Diabole, - d'autant plus que sur Diabole rien ne nous renseigne d'ailleurs" (ebd. 95). Vgl. auch Delia Corte 1951, 295: "Uno degli argomenti, a parer mio, piü notevoli per tale restituzione e che anche i codici dovevano anticamente recare il nome di Diabolus in testa alia scena I, 2, perche il nome di questo personaggio figura nell'elenco iniziale al terzo posto dopo Libanus e Demaenetus che occupano la I, 1." Marti 1959, 29f. Anm. 38 indessen plädiert dafür, an der Überlieferung festzuhalten, „da sich ... durch diese Änderung bei weitem nicht alle Schwierigkeiten lösen lassen". Letztere schreibt J. C. B. Lowe, Aspects of Plautus' Originality in the Asinaria, Class. Quart. 42, 1992, 159-163 einem "substantia! Plautine rewriting" der Szenen I 2-3 zu. Einen Anhaltspunkt fiir die Annahme einer eigenen Diabolus-Komödie bildete der Umstand, dass der Rivale und sein Parasit infolge ihrer dramaturgischen Funktion als "discovering agents" (Marti 1959, 109 Anm. 9) „nur mechanisch" mit der Intrige des Stücks verbunden sind: vgl. dazu Harsh 1935, 20; D. E. Fields, The Technique of Exposition in Roman Comedy, Diss. Chicago 1938, 4f.; M. F. Smith, The Technique of Solution in Roman Comedy, Diss. Chicago 1940, 126f.; Duckworth 1952, 180. 106 107

Vogt-Spira 1991 a , 9 und 16; vgl. ebd. 21-26. Ebd. 32.

Plautus: Asinaria

27

Indem Vogt-Spira die eigentümliche Komposition der Asinaria auf die plautinische Schöpfung „eines eigenen attisierenden Stückes" unter Verschmelzung von „Elementen und Motiven der attischen Nea sowie Verfahrensweisen der vor- und frühliterarischen Bühne zu einem unverwechselbaren, wirkungsvollen Ganzen" zurückfuhrt, kommt ihm zwar das Verdienst einer „positiven" Bewertung der „nach dem Massstab logischer und chronologischer Stringenz"108 verschiedentlich bemängelten Verknüpfung einzelner Handlungssequenzen zu, doch erweist sich seine These bei näherer Überprüfung als nicht haltbar. Zum einen steht die Behauptung, Plautus habe in der Asinaria auf die Bearbeitung einer bestimmten griechischen Vorlage verzichtet, sowohl in krassem Widerspruch zu seiner sonstigen Gepflogenheit, wie Vogt-Spira selbst einräumt, als auch zu den Angaben des Prologs - [...] huic nomen graece Onagost fabulae; / Demophilus scripsit, Maccus vortit barbare (V. lOf.) - , die explizit auf das für die römische Komödie insgesamt durch reiches Material bezeugte Phänomen der Nachdichtung hinweisen109. Dieser Tatsache trägt auch VogtSpira indirekt Rechnung, wenn er die im Rahmen seines Argumentationsgangs erklärungsbedürftige „Nennung eines Demophilus und des rätselhaften Titels Onagos im Prolog" nicht etwa plautinischer Erfindung zuschreibt, sondern als ein zu „Nobilitierungszwecken" erfolgtes Zugeständnis des römischen Dichters an die „gattungskonstituierende Konvention der Palliata"" 0 verstanden wissen will: „Die Unmöglichkeit, den Dramentitel Eselsführer in irgendeinen Zusammenhang mit der Asinaria zu bringen - ein Umstand, der gleichzeitig gegen eine Erfindung dieses Titels vom römischen Stück her spricht - , macht es wahrscheinlich, dass die Gemeinsamkeit der Stücke sich darauf beschränkt, dass in beiden in prägnanter Weise Esel vorkommen, es sich also um zwei ,Eselskomödien' handelt; Plautus mag das Drama aus Lektüre oder eher noch in einer Aufführung

108

109

110

Ebd. 13 und 63. Vgl. etwa folgende Zeugnisse: die erhaltenen Didaskalien zum Pseudolus und zum Stichus des Plautus sowie zu sämtlichen sechs Terenzkomödien; die für Plautus' Asinaria, Casina, Mercator, Poenulus, Rudens und Trinummus sowie die terenzischen Stücke vorliegenden Angaben über das jeweilige griechische Original (mit belegten Einschüben aus drei weiteren Komödien der Nea in Ter. Andr., Eun. und Ad.); die Vorlage des menandrischen Δις έξαπατών zu Bacch. 494-562 und den direkten Vergleich dreier Stellen aus dem Plocium des Caecilius mit ihren Entsprechungen im gleichnamigen Stück Menanders bei Gell. 2, 23; ferner die bildliche Darstellung einer mit Plaut. Cist. I 1 übereinstimmenden Szene aus den Συναριστώσαι desselben Komödiendichters auf einem Mosaik der so genannten Villa des Cicero bei Pompeji (der römischen Kopie eines griechischen Originals des Dioskurides von Samos aus der ersten Hälfte des 3. Jh.s v. Chr.; dazu Τ. B. L. Webster, Greek Theatre Production, London 2 1970, 23-26, 87 und 90). Vogt-Spira 1991 a , 33f.

Die römische Komödie

28

auf der unteritalischen Bühne kennengelernt und dann die griechischen Namen zu Nobilitierungszwecken, legitimiert durch eine entfernte motivische Ähnlichkeit, in sein eigenes Stück eingefügt haben. Gibt es also einerseits keinen hinreichenden Grund, die Existenz jenes angegebenen Autors und Dramas in Zweifel zu ziehen und mit plautinischer Fiktion zu rechnen, so gilt andererseits mit Nachdruck, dass sich über den Onagos des Demophilos keine weiteren positiven Aussagen treffen lassen."'"

Vogt-Spiras Erklärungsversuch beruht schon insofern auf höchst anfechtbaren Argumenten, als der Umstand, dass Demophilos „nicht in den Siegerlisten und in keiner gelehrten Überlieferung erscheint"112, sowie die Schwierigkeiten, „den Dramentitel Eselsfiihrer in irgendeinen Zusammenhang mit der Asinaria zu bringen"113, schwerlich zu der Schlussfolgerung berechtigen, zwischen den beiden Stücken hätte lediglich eine rein zufallige „entfernte motivische Ähnlichkeit" bestanden; vielmehr lässt das Fehlen einschlägiger Zeugnisse keine definitiven Rückschlüsse auf das Verhältnis der Asinaria zum 'Οναγός des Demophilos zu, so dass die postulierte singuläre Verfahrensweise des Plautus ebenfalls ausreichender Grundlage entbehrt. Zum andern steht Vogt-Spiras radikaler These der „Unmöglichkeit einer attischen Vorlage"114 die zuletzt von ihm selbst hervorgehobene enge „motivische und strukturelle Verbindung [sc. der Asinaria] mit dem attischen Drama"115 entgegen. So liegt der Konzeption der y4smaria-Handlung im Kern die vornehmlich in der Nea beliebte Komödienkonstellation zugrunde, „dass nämlich der Ehemann völlig unter dem Einfluss der Frau steht"116, wie dies F. Wehrli noch etwas verdeutlicht: „Zum Liebhaber mit grauen Haaren gehört die uxor dotata, welche im Hause das Regiment führt und dem Ehemann auf seinen Wegen aufpasst." 117

Die „einfache und effektvolle Grundidee, Artemona in die Rolle des pater familias einzusetzen und Demaenetus von ihr abhängig sein zu lassen"118, weist 111

112 113

114 115

116 117 118

Ebd. 34. Leo 1913, 108; vgl. dens. 1908, 62: „Demophilos ist ein obscurer Name, weder die litterarische noch die inschriftliche Überlieferung hat ihn bisher ans Licht kommen lassen." Vgl. dagegen Schwarz 1936, 877: „Dieser längst gesuchte und noch nie gesehene Eseltreiber soll nun endlich gefunden werden." Vogt-Spira 1991a, 17. Ebd. 32 (zitiert oben S. 26). Vgl. ebd. 12 (zitiert oben S. 21), 29f. und 66: „Bei allen Einflüssen der Posse ist jedoch für die Asinaria charakteristisch, dass sie durch und durch aus attischem Motivrepertoire aufgebaut ist"; ebenso Munari 1947, 20 Anm. 1 und Lowe 1992, 158. Die einzelnen Motivparallelen zeigt Wehrli 1936, 44-59 überzeugend auf. Vogt-Spira 1991% 19. Wehrli 1936, 47f. mit entsprechenden Belegen aus der Palliata. Vogt-Spira 1991", 19.

29

Plautus: Asinaria

innerhalb der attischen Komödie eine Analogie zu fr. 296f. K.-A. des menandrischen Πλόκιον119 auf und kann typologisch als eine sekundäre dramatische Umsetzung des geradezu zu einem Topos gewordenen Motivs der drohenden „Versklavung des Ehemanns durch eine hohe Mitgift" aufgefasst werden: „ D e n n w e n n der feine U n t e r s c h i e d z w i s c h e n M a c h t im H a u s e und

Verfügungs-

g e w a l t nach aussen ... v e r n a c h l ä s s i g t wird, s o ist es ein kleiner Schritt, aus d e m T o p o s der V e r s k l a v u n g

durch

eine

hohe

Mitgift

eine

des E h e m a n n s v o n seiner Frau bis hin zur f i n a n z i e l l e n

reale

Abhängigkeit

Handlungsunfähigkeit

w e r d e n zu lassen." 1 2 0

Die mithin bereits innerhalb des Motivrepertoires der Nea nachweisbare dichterische Möglichkeit der Umkehrung des rechtlichen Verhältnisses zwischen dem pater familias und dessen Ehefrau impliziert, dass die Handlungsvoraussetzungen der attischen Intrigen- und Liebeskomödie nicht durchweg mit der jeweiligen Rechtslage korrespondieren, wie überhaupt die „rechtliche Regelung und die Ausübung oder praktische Verteilung der κυριεία ... zwei verschiedene Dinge"121 bilden. Hieraus wird deutlich, dass die von Vogt-Spira als Ausgangspunkt seiner These geltend gemachte Unvereinbarkeit von Artemonas unumschränkter finanzieller Verfügungsgewalt mit dem attischen Ehe- und Dotalrecht keine ausreichende Handhabe bietet, die Existenz eines griechischen Originals emsthaft in Zweifel zu ziehen. Einen weiteren Anhaltspunkt für die plautinische Schöpfung der Asinaria sieht Vogt-Spira darin, dass der im Laufe des Stücks nicht auftretende servus dotalis Saurea ein „attischem Recht grundsätzlich fremdes Institut"122 verkörpert und überdies in der griechischen Komödie bisher keine Entsprechung findet. Im Hinblick auf die Stellung des atriensis innerhalb der dramaturgischen Struktur 119

121

122

In fr. 296 K.-A. ergeht sich der maritus senex in einer Klage über das strenge Regiment seiner herrschsüchtigen uxor dotata Krobyle, die ihn in ihrem Argwohn soeben zum Verkauf einer dienstbeflissenen, hübschen jungen Sklavin genötigt hat. Vgl. dazu die Übertragung der fr. 296-298 K.-A. durch Caecilius (Gell. 2, 23) und die Rekonstruktion der Handlung des Stücks anhand des verfügbaren Materials bei Gomme - Sandbach 1973, 704. Den Bezug zu Demaenetus und Artemona stellt Τ. B. L. Webster, Studies in Later Greek Comedy, Manchester 1953, 234 her: "... Demaenetus has married an heiress and so belongs to the succession of henpeckcd husbands after Strepsiades of the Clouds·, in particular he reminds us of the husband in Menander's Plokion ..., whose wife is 'master of the house and the fields ... cruel to all, not only to me, much more to my son, and to my daughter'." So Vogt-Spira 1991 a , 32; vgl. die ebd. 24f. angeführten Zeugnisse. Ebd. 25. Vgl. dazu auch P. G. McC. Brown, Rez. E. Lefevre - E. Stärk - G. Vogt-Spira (Hrsgg.): Plautus barbarus. Sechs Kapitel zur Originalität des Plautus, Tübingen 1991, Gnomon 67, 1995, 680: "But can we be sure that the unknown Demophilus never wrote a play which depended on unrealistic assumptions in order to make an intrigue necessary?" Vogt-Spira 1991 a , 26.

30

Die römische Komödie

der Asinaria erhebt sich indes die Frage, ob seine Rolle für die Konzeption der Intrigenhandlung wirklich unverzichtbar ist oder ob eine Übernahme seiner Funktion des Empfängers der ausstehenden Zahlung durch eine andere Figur der griechischen Vorlage denkbar wäre. Letzteres kann - freilich unter Annahme gewisser Modifikationen hinsichtlich der dramatischen Ausgestaltung - nicht von vornherein ausgeschlossen werden, doch geht Vogt-Spira auf diese Möglichkeit gar nicht erst ein, sondern beschränkt sich darauf, kategorisch sämtliche den Eselsverkauf betreffenden Szenen aus dem 'Οναγός auszuscheiden123. Die Bestimmung des servus dotalis als eines „attischem Recht grundsätzlich fremden Instituts" lässt dagegen höchstens den Schluss zu, dass der Part des Dotalsklaven eine mögliche plautinische Einfügung darstellt124, und bietet insofern ohnehin keine Rechtfertigung dafür, die gesamte Intrigenhandlung des Stücks freier Erfindung seitens des römischen Dichters zuzuweisen.

4.1.2. Bacchides Aufgrund der wörtlichen Übereinstimmung des bei Stobaios (ecl. 4, 52, 27) indirekt überlieferten, dem „Zweifachen Betrüger" zugeschriebenen Menander-

123

Seine Argumentation, „dass mit dem Verzicht auf die Rolle des atriensis Saurea so wesentliche Teile des Stückes ausscheiden müssten, dass das, was übrigbliebe - nämlich im wesentlichen die Diabolus-Partien im I. und IV. Akt sowie die senex amator-Szene im V. - , nicht im entferntesten eine zusammenhängende Komödienhandlung abgäbe" (ebd. 28), wird auch durch die erwägenswerte Vermutung von Brown 1995, 680 entkräftet, die Funktion des römischen servus dotalis sei im griechischen Original einem Freigelassenen zuteil geworden.

124

Auf plautinische Erweiterung zugunsten stärkerer komischer Effekte deutet die neben dem „Problem der .Einheit' von Demaenetus' Charakter" (Vogt-Spira 1991 a , 35; vgl. dazu Konstan 1978, 216: "... the change in the character of Demaenetus, which appears as the critical discontinuity in the play, is in fact a secondary phenomenon, a function of an alteration in the plot") wohl meistdiskutierte „dramatische Überflüssigkeit der vorgeführten Verstellungsszene gegenüber dem Geldboten" (II 4) hin: „Bei der Durchführung der Betrugshandlung ist seit jeher eine auffallige Disproportionalität bemerkt worden. Denn, so wurde zu bedenken gegeben, die sämtlichen breit ausgespielten Bemühungen der Sklaven, dem Boten einen falschen atriensis glaubhaft zu machen, sind dramatisch überflüssig. Zum einen sind sie schon durch die prinzipielle Weigerung des mercator, den Sack anders als unter Demaenetus' Zeugenschaft weiterzugeben, zum Scheitern verurteilt; zum anderen ist überhaupt unverständlich, warum die Sklaven nicht sofort den geforderten pater familias beiziehen und statt des bequemen, schnellen Erfolges einen schwierigeren Weg wählen" (Vogt-Spira 1991 a , 35 und 49; so schon P. Langen, Plautinische Studien, Berlin 1886, 102f.). Demnach Hesse sich der Hergang auch ohne das mit der Gestalt des atriensis untrennbar verknüpfte Verstellungsspiel denken; die Möglichkeit, dass die Szene II 4 nicht aus dem 'Οναγός stammt, impliziert somit keineswegs die plautinische Herkunft der gesamten den Esels verkauf betreffenden Handlung.

Plautus: Bacchides

f r a g m e n t s 4 ( A m o t t ) 1 2 5 m i t d e n P l a u t u s v e r s e n [ . . . ] quem cens

moritur

31

di

diligunt

/

adules-

[ . . . ] ( B a c c h . 8 1 6 f . ) h a t t e b e r e i t s F . R i t s e h l i m Jahre 1 8 3 6 d e n Δ ι ς

έ ξ α π α τ ώ ν a l s d a s g r i e c h i s c h e O r i g i n a l d e r Bacchides Oxyrhynchos

gefundenen

dreizehn

Papyrusfragmente

erschlossen126. aus

Die

Menanders

bei Δις

έ ξ α π α τ ώ ν , d i e Ε. W . H a n d l e y z u d e n R e s t e n dreier aufeinander f o l g e n d e r K o lumnen mit ursprünglich j e einundfünfzig Zeilen zusammenzusetzen vermochte u n d in seiner L o n d o n e r Antrittsvorlesung

d e s Jahres

1968

veröffentlichte127,

bieten das bisher bei w e i t e m längste fur d e n direkten V e r g l e i c h mit einer lateinischen Übertragung zur V e r f u g u n g stehende Teilstück einer griechischen K o m ö die. I m H i n b l i c k a u f die A r b e i t s w e i s e und die dichterische Eigenart d e s Plautus a v a n c i e r t e n d i e Bacchides,

n a c h d e m sie seit E. Fraenkels einschlägigen

Äusse-

rungen128 v o n der F o r s c h u n g „eher stiefmütterlich"129 b e h a n d e l t w o r d e n waren, n u n m e h r g e r a d e z u z u e i n e m „ S c h l ü s s e l s t ü c k für d i e n e u e r e Plautuskritik"130: „Wir können hier z u m ersten Mal einen längeren g r i e c h i s c h e n K o m ö d i e n t e x t d e m e n t s p r e c h e n d e n A b s c h n i t t der l a t e i n i s c h e n Übertragung v e r g l e i c h e n .

mit Wäh-

rend man bisher die K o m ö d i e n des Plautus und Terenz nur anhand g a n z kurzer Fragmente, also i m w e s e n t l i c h e n nur indirekt u n d hypothetisch zu ihren g r i e c h i s c h e n Originalen in B e z i e h u n g s e t z e n konnte, lässt s i c h hier e n d l i c h einmal u n mittelbar b e o b a c h t e n , w i e der r ö m i s c h e Dichter e i n e g a n z e S z e n e n f o l g e

behan-

delt hat." 131

125

126

127

öv οί θεοί φιλοΰσιν, αποθνήσκει νέος. Die dem Komödiensklaven, der sich über seinen alten Herrn lustig macht, in den Mund gelegte Sentenz findet innerhalb der neueren englischen Literatur wiederum Verwendung in G. G. N. Byrons "Whom the gods love die young" (Don Juan IV 12, 1). Der von Ritschl am 22. Januar 1836 in Breslau gehaltene Vortrag „De Plauti Bacchidibus" ist bei dems. 1845, 389-430 abgedruckt; vgl. vor allem ebd. 404-412.

Editio prineeps (unvollständig) von E. W. Handley in: Menander and Plautus. Α Study in Comparison, Inaug. Lect. London 1968 (aus dem Englischen übersetzt von V. Eggers in: E. Lefevre [Hrsg.], Die römische Komödie: Plautus und Terenz, Darmstadt 1973, 249-276). Nunmehr bequem greifbar in: The Oxyrhynchus Papyri, Bd. LXIV, edited with Translations and Notes by Ε. W. Handley - U. Wartenberg u.a., London 1997, 14-42. Vgl. dazu den M e nanderkommentar von Gomme - Sandbach 1973, 118-125. 128 De media et nova comoedia quaestiones selectae, Diss. Göttingen 1912, 100-104 und 1922, 129 61-75. H.-P. Schönbeck, Beiträge zur Interpretation der plautinischen „Bacchides", Diss. Düsseldorf 1981,4. 130 O. Zwierlein, Zur Kritik und Exegese des Plautus IV. Bacchides, Mainz 1992, 5. 131 K. Gaiser, Die plautinischen „Bacchides" und Menanders „Dis exapaton", Philol. 114, 1970, 51. Der Wert des Neufundes kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, zumal der bislang einzige mögliche Vergleich zwischen einem griechischen und einem lateinischen Komödientext - zweiunddreissig Verse aus Menanders Π λ ό κ ι ο ν , die Gell. 2, 23 mit den ihnen entsprechenden vierundzwanzig Versen aus der lateinischen Nachdichtung des Caecilius überliefert - den entscheidenden Nachteil aufweist, dass es sich hierbei um drei nicht zusammenhängen-

32

Die römische Komödie

Infolge des Ausfalls einiger Blattlagen, die auch den Schluss der Aulularia enthielten, ging der grösste Teil des ersten Aktes der Bacchides verloren132; hinzu kommt, dass der Mailänder Palimpsest erst in V. 476 einsetzt und uns bis dahin allein das Zeugnis der palatinischen Rezension greifbar ist. Im Kern liegt den Bacchides, deren Titelfiguren - zwei gleichnamigen Hetären - in der letzten Szene der endgültige Triumph zuteil wird, ein altbewährtes Handlungsschema der Neuen Komödie zugrunde, wobei das spezifische Charakteristikum des Stücks in der Verdoppelung des herkömmlichen Personals besteht. Der junge Athener Mnesilochus, den sein Vater Nicobulus rund zwei Jahre vor Beginn der Handlung in Begleitung des Sklaven Chrysalus zur Eintreibung einer Geldschuld nach Ephesos geschickt hatte, lernte auf der Reise die Hetäre Bacchis aus Samos kennen und verliebte sich in sie. Als Bacchis dem Offizier Cleomachus, der ihre Dienste für ein Jahr gemietet hatte, nach Athen folgen musste, beauftragte Mnesilochus von Ephesos aus brieflich seinen Freund Pistoclerus, ihm die Geliebte bis zu seiner Rückkehr ausfindig zu machen. Dieser hat sie just nach ihrer Ankunft in Athen im benachbarten Haus ihrer gleichnamigen Zwillingsschwester entdeckt, deren Verfuhrungskünsten er - nach anfanglichem Widerstand - in der ersten erhaltenen Szene erliegt. Die Handlung setzt in dem Moment ein, in dem Mnesilochus und Chrysalus aus Ephesos zurückkehren und mit der ausgekundschafteten Lage konfrontiert werden. Während es Chrysalus mittels einer meisterhaften Lügenerzählung gelingt, seinem alten Herrn Nicobulus weiszumachen, ein Grossteil des eingetriebenen Geldes hätte beim Diana-Priester in Ephesos deponiert werden müssen, und dem Freikauf der Bacchis somit nichts mehr im Wege zu stehen scheint, trifft Mnesilochus zu allem Unglück mit Pistoclerus' Vater Philoxenus und dem aufs höchste erregten Pädagogen Lydus zusammen, der einer Liebesszene zwischen Pistoclerus und Bacchis beigewohnt haben will. „Mnesilochus, der nur von der Existenz eines

132

de Partien handelt, die kaum Aufschluss über die dramatische Gestaltungsweise des römischen Dichters zu geben vermögen. Auf eine hypothetische Rekonstruktion des Handlungsgangs in den verlorenen Anfangsszenen der Bacchides sowie auf eine Ordnung der indirekt überlieferten Fragmente soll im Folgenden verzichtet werden. Eine kritische Beurteilung diesbezüglicher Versuche von Gaiser 1970 a , 65-69 und dessen Schüler B. Bader, Der verlorene Anfang der plautinischen „Bacchides", Rhein. Mus. 113, 1970, 304-323, die „u.a. von der unvorsichtigen Annahme ausgegangen sind, aus der antiken Bezeichnung der Personen durch griechische Buchstaben ... lasse sich die Reihenfolge ihres Auftretens im Stück ersehliessen", nimmt H. Tränkle, Zu zwei umstrittenen Stellen der plautinischen Bacchides, Mus. Helv. 32, 1975, 117 Anm. 9 vor: „Nirgendwo geht die Rechnung wirklich a u f . . . " Zur Frage der Akteinteilung vgl. Gaiser 1970 a , 61-64; A. Primmer, Handlungsgliederung in Nea und Palliata: Dis exapaton und Bacchides, Wien 1984, 5365; Zwierlein 1992, 124-126.

Plautus: Bacchides

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Mädchens dieses Namens weiss, nicht aber von ihrer Zwillingsschwester", muss annehmen, „sein Freund Pistoclerus sei zu seinem Nebenbuhler geworden und habe mit eben der Bacchis, die er wieder für ihn ausfindig gemacht hatte, eine Liebschaft angefangen. Das Geld, das sein Sklave Chrysalus für ihren Loskauf beiseite gebracht hat, gibt er im Zorn dem Vater zurück und will nun mit der vermeintlich Treulosen Abrechnung halten. Ehe es dazu kommt, begegnet ex Pistoclerus, und im Verlaufe dieses Gespräches kommt der wahre Sachverhalt ... bald zu Tage"133. Nachdem sich der Irrtum aufgeklärt und Mnesilochus seine Voreiligkeit längst bereut hat, erscheint der namenlose Parasit des Cleomachus und verlangt im Auftrag seines Herrn entweder Bacchis oder die zweihundert Philippi zurück, die der Soldat für sie entrichtet hatte. Doch auch diesmal ist Chrysalus nicht um einen Rat verlegen, wie er Nicobulus um dieselbe Summe prellen könne: Nach der Übergabe eines fingierten Briefes des Mnesilochus an dessen Vater lässt er diesen einen heimlichen Blick ins Haus der Bacchis werfen, um ihm die drohende Gefahr, in der sein Sohn beim Liebesgelage mit der angeblichen Ehefrau des Offiziers schwebe, unmittelbar vor Augen zu fuhren. Als dann auch noch Cleomachus selbst wutschnaubend auf den Plan tritt und seine Ansprüche geltend macht, zahlt Nicobulus im Glauben, seinen Sohn damit vor den Folgen des Ehebruchs zu bewahren, bereitwillig die geforderten zweihundert Philippi, worauf Chrysalus sogleich zum entscheidenden Schlag gegen den alten Herrn ausholt: Mit Hilfe eines zweiten Briefes bringt er es sogar so weit, dass ihm Nicobulus weitere zweihundert Philippi, die Mnesilochus der Ehefrau des Offiziers schulde, formlich aufdrängt. Im Anschluss an die Aufdeckung des Betrugs stehen die beiden Komödienväter ihren Söhnen, die sie aus den Fängen der Bacchides zu befreien suchen, letztlich in nichts nach und gehen selbst - Nicobulus allerdings erst nach einigem Widerstand - den Zwillingsschwestern ins Netz. Liegen auch im Unterschied zu anderen Komödien des Plautus kaum „bemerkenswerte Nachahmungen oder Neubearbeitungen"134 des Stücks in der Neuzeit vor, so haben die Bacchides doch eine überwiegend positive Würdigung innerhalb der neueren Literatur erfahren135. Seit Ritschis Urteil, der sie „in Absicht der dramatischen Entwickelung" sowie „rücksichtlich der künstlerischen Anlage" gar „zu den am feinsten berechneten und mittels trefflich in einander

133

134 135

Tränkle 1975, 118. K. von Reinhardstoettner, Plautus: Spätere Bearbeitungen plautinischer Lustspiele. Ein Beitrag zur vergleichenden Literaturgeschichte, Leipzig 1886, 435. Vgl. dazu Schönbeck 1981, 9f.

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greifender Scenen am glücklichsten ausgeführten Stücken des Dichters"136 zählt, gelten sie vor allem wegen der engen Verknüpfung der „äusseren Handlung des Spiels" mit dem „Ethos der Personen" als vorzüglich, wie dies K. Gaisers Charakteristik der beiden Komponenten zu veranschaulichen vermag: „(a) Zum einen ist das Stück durch eine lebhafte Intrigenhandlung gekennzeichnet: dem Sklaven gelingt es, seinen Gegenspieler, obwohl dieser gewarnt ist u n d auf der Hut sein will, noch zweimal zu überlisten, (b) Dazu kommt ein reich entfaltetes inneres Geschehen. Es vollzieht sich in drei menschlichen Relationen: in der Freundschaft (zwischen den beiden Jünglingen), in der Liebe (zwischen den Jünglingen und den Hetären) und in der Erziehung (der Söhne durch die Väter und durch den Pädagogen). Die beiden Hauptkomponenten des Dramas sind ... geschickt und vielfältig miteinander verbunden. Das seelische Geschehen verdichtet sich besonders stark in den Szenen, die wir jetzt auch griechisch vor Augen haben [III 3-6]. Die Freundschafts- und Liebesthematik kulminiert hier in den Zweifeln des Jünglings und ihrer glücklichen Auflösung ... Dazu kam bei Menander das Eingeständnis der Betrugsabsicht in der Begegnung zwischen Vater und Sohn, die Plautus auf einen kurzen Bericht reduziert hat. Alle diese ethischen und psychologischen Probleme sind eingebettet in eine Handlung, die durch äussere Spannung zu fesseln vermag." 137

Neben dem Amphitruo und den Menaechmi des Plautus stellen die Bacchides ein weiteres Exemplar des Typs der Zwillingskomödie dar, in deren Zentrum naturgemäss „die Elemente Irrtum und Irreführung"138 stehen: Während Mnesilochus' Unkenntnis von der Existenz einer gleichnamigen Zwillingsschwester seiner Geliebten in der Szene III 3 - dem „Angelpunkt des ersten Teils"139 - zu einem folgenschweren Missverständnis fuhrt, das die vorzeitige Verwirklichung des angestrebten Ziels - des Freikaufs der Hetäre - verhindert140, wird Nicobulus in der Szene IV 8 - dem „Angelpunkt" des zweiten Teils der Komödie aufgrund seiner falschen Deutung des Status der samischen Bacchis das Opfer eines Betrugs. Sowohl die Handlungsentwicklung als auch die Figurenkonstellation in den Bacchides lassen eine Reihe auffalliger Symmetrien erkennen, die 136

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F. Ritsehl, Die ursprüngliche Gestalt der Plautinischen Bacchides, (= Opuscula Philologica, Bd. 2, Leipzig 1868, 292-374), 376. Gaiser 1970 a , 85f.

Rhein. Mus. 4,

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Schönbeck 1981, 5. Im plautinischen Miles gloriosus wird das Auftreten einer Zwillingsschwester mittels der Übernahme zweier verschiedener Rollen durch ein und dieselbe Person sowie einer durchbrochenen Hauswand nur fingiert. E. Lefevre, Plautus-Studien II: Die Brief-Intrige in Menanders Dis exapaton und ihre Verdoppelung in den Bacchides, Hermes 106, 1978, 536. Innerhalb des traditionellen Handlungsschemas der Neuen Komödie lenkt die entscheidende Wendung des Geschehens „das Interesse der Zuschauer auf die für das jeweilige Stück individuelle Art und Weise, in der die durch das Genre notwendig vorgegebene Lösung der Konflikte herbeigeführt wird" (Schönbeck 1981, 127f.).

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verschiedentlich auf die menandrische Disposition des Δις έξαπατών zurückgeführt worden sind141. Im Hinblick auf das an der Intrigen- und Liebeshandlung beteiligte Komödienpersonal findet die Verdoppelung der Titelrolle ihr Gegenstück in deqenigen des verliebten Jünglings, des Vaters und des Sklaven. Die beiden letztgenannten Verdoppelungen erfahren dadurch eine zusätzliche Steigerung, dass einerseits der seinem Sohn Pistoclerus gegenüber stets zur Nachsicht geneigte Philoxenus einen Gegensatz zu Mnesilochus' Vater Nicobulus verkörpert, der an den hergebrachten Grundsätzen festhält und leicht aufbraust, und andererseits der umgekehrte Kontrast in der Charakterzeichnung der Sklaven zutage tritt: Der Intrigant Chrysalus düpiert den strengeren Nicobulus, der Pädagoge Lydus hingegen übertrifft den grosszügigeren Vater seines Zöglings Pistoclerus weit an moralischem Ernst. Die Gegenüberstellung von Philoxenus und Nicobulus weist insofern Ähnlichkeiten mit jener der beiden Komödienväter in den terenzischen Adelphen (einer Nachdichtung von Menanders 'Αδελφοί [β']) auf, als Philoxenus und Micio denselben Typ des „nachsichtigen, humanen, .fortschrittlich' denkenden Erziehers" vertreten, „mit dem für Menander eine gewisse Lässigkeit und Schlaffheit ebenso wie ein gewisser Mangel an Standfeste nahezu untrennbar verbunden gewesen zu sein scheint"142; überhaupt gleichen sich die beiden menandrischen Stücke in Bezug auf das Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen und auf die Fragen der Erziehung im Zusammenhang mit den Liebschaften der adulescentesm. Die Bacchides unterscheiden sich

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Vgl. etwa Handley 1973,255; Gaiser 1970 a , 80; N. Holzberg, Menander. Untersuchungen zur dramatischen Technik, Diss. Nürnberg 1974, 156; S. Rizzo, Da Crisalo a Siro: per una ricostruzione del Dis exapalon di Menandro (con alcune riflessioni sui pedagoghi in commedia), in: Dicti Studiosus. Festschr. Sc. Mariotti, Urbino 1990, 25; Zwierlein 1992, 57, 117, 125f. und 255.

142

H. Tränkle, Micio und Demea in den terenzischen Adelphen, Mus. Helv. 29, 1972, 254f.: „Das bedeutet natürlich noch nicht, dass Micio mit Philoxenus auf einer Stufe stünde. Er begeht keine ehrenrührige Handlung, ist ungleich differenzierter, aus viel edlerem Holz geschnitzt, wie denn Menander in den Adelphen überhaupt nicht versäumt hat, den beiden Alten neben den lächerlichen Zügen auch die gewinnenden reichlich mitzugeben. Die Bacchides dagegen haben ein auch in der plautinischen Vergröberung noch recht deutlich erkennbares satirisches Element; es kommt dem Dichter allem Anschein nach darauf an, die Hohlheit eines gutbürgerlichen, vermeintlich wohlanständigen Daseins zu entlarven. Das hat auf die dort auftretenden Personen stark abgefärbt." Tränkle spricht sich zu Recht für die Deutung der beiden Väter in den Adelphen als extremer Gegentypen aus, der zufolge Micio „von der μεσάτης des vollkommenen Handelns ... ebenso wie sein Bruder weit entfernt" ist, „nur eben in entgegengesetzter Richtung" (ebd. 248).

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Parallelen zwischen den Heautontimorumenos des έξαπατών indie „mittlere Sklave meistert in beiden

Bacchides und dem ebenfalls auf Menander zurückgehenden Terenz macht Gaiser 1970", 82-84 für seine Datierung des Δις Periode der menandrischen Entwicklung" (ebd. 83) geltend: „ D e r Stücken eine äusserst erschwerte Aufgabe, da das Opfer der Intrige

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von den übrigen Palliaten mithin weniger durch das Auftreten eines Pädagogen schlechthin144 als vielmehr durch die ausführlichere Darstellung der Konfrontation zwischen dem nunmehr herangewachsenen jungen Herrn und dessen Erzieher sowie die Fülle der Variationsmöglichkeiten, die sich aus der spezifischen Figurenkonstellation ergeben und von H.-P. Schönbeck in der Schlussbemerkung seiner Dissertation besonders hervorgehoben werden: „Die Personen, die in den ... Bacchides auftreten, begegnen uns dort in verschiedenen Konfrontationen und Koalitionen, deren ständiger Wechsel von der Meisterschaft zeugt, mit der das begrenzte Repertoire der Neuen Komödie mit ihren stereotypen Charakteren und Handlungsabläufen hier von Menander variiert und von Plautus souverän ins Lateinische umgesetzt worden ist. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Motiv des Irrtums. ... In den Bacchides ist es vor allem die Gestalt des alten Nicobulus, der jeweils in der Konfrontation mit seinem Sklaven Chrysalus, dem Helden des Stücks, das Opfer einer raffiniert geplanten Irreführung wird, so dass er mit gutem Recht als der Anti-Held bezeichnet werden kann. ... Während Chrysalus seine ganze Strategie bewusst auf die Irreführung des Nicobulus anlegt, handelt Lydus ohne jede betrügerische Absicht. Aber dadurch, dass er trotz aufrichtiger Motive einen Irrtum herbeiführt, der den ersten Erfolg des Chrysalus zunichte macht und die Freundschaft zwischen Mnesilochus und Pistoclerus in eine schwere Krise stürzt, gewinnt er in der ersten Hälfte des Stücks eine beherrschende Position, die den Fortgang der Handlung in negativer Hin-

vorher gewarnt worden ist; die Väter und ebenso die Söhne sind in ähnlicher Weise kontrastiert" (ebd. 84), wobei „der Vater Nicobulus seine Strenge gegen den Sohn ebensowenig durchhalten wird" (ebd. 82) wie Menedemus; vgl. ferner die analoge Schilderung der Unbeherrschtheit des verliebten Jünglings in Bacch. 477-488 und Haut. 562-590. Das Motiv der Warnung des Opfers vor der Betrugsabsicht des Sklaven (Bacch. 739-744. 805f. und Haut. 550-557) liegt auch in Plaut. Pseud. 484-488 und 504-518 vor, doch sind gegenüber seiner Bestimmung als eines plautinischen Zusatzes durch Lefevre 1978", 535 wegen des terenzischen Belegs Bedenken angebracht. 144 Während Schönbeck 1981, 11 die „Einzelstellung" des Lydus - des einzigen paedagogus innerhalb der römischen Komödie, der explizit als solcher bezeichnet ist - betont (vgl. auch Rizzo 1990, 41 f. Anm. 60 und 46f.), weist Zwierlein 1992, 148f. im Anschluss an J. A. Barsbys Kommentar zu den Bacchides, Warminster 1986, 105 (mit Stellenangaben) darauf hin, „dass es auch in anderen Stücken Sklaven gibt, 'who are concerned for their young masters' morals and even left in charge of them during their old masters' absence'". Eine Schwierigkeit besteht freilich in der erkennbaren Aufhebung der sonst für Griechenland und Rom b e zeugten Trennung zwischen paedagogus und grammatisles, deren Funktionen Lydus in sich zu vereinigen scheint; eine Übersicht über die verschiedenen Erklärungsversuche bietet Barsby 1986, 105f. Auf eine ähnliche Auseinandersetzung zwischen einem möglichen Erzieher und dessen einstigem Zögling könnten die Verse 26-56 in Menanders Φάσμα hindeuten; vgl. Gomme - Sandbach 1973, 678 zu V. 26-52.

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sieht nicht weniger beeinflusst, als die Stellung des Chrysalus im zweiten Teil zum Gelingen der Intrige führt."145 Indem die dramaturgische Funktion, die entscheidende Peripetie im jeweiligen Teil der Intrigenhandlung herbeizuführen, den beiden Sklaven des Stücks vorbehalten bleibt, figuriert Chrysalus innerhalb des Handlungsgefüges als „ein ... Gegenstück zu dem Pädagogen Lydus"146. Ihre Kontrastierung ist auch daraus ersichtlich, dass Chrysalus' vorgebliche Motivierung seines Abgangs ins Haus der Bacchis (V. 907-912) - er gedenke seinem missratenen jungen Herrn Mnesilochus gehörig die Leviten zu lesen (stattdessen diktiert er ihm den zweiten Brief an dessen Vater) - eine komische Analogie zur Absicht des entrüsteten Pädagogen bildet, seinen bei einer Hetäre ein- und ausgehenden Zögling Pistoclerus kräftig zu tadeln (was ihm jedoch der nachsichtige Philoxenus am Ende der Szene III 3 verbietet). Da die Charakterisierung des servus callidus als eines komischen Gegenparts des Lydus147 eine innere Verbindung zwischen den erotischen Verstrickungen der beiden Jünglinge und der Neuaufnahme der Intrigenhandlung im vierten Akt herstellt, scheint sie auf eine ähnlich tragende Rolle des Sklaven Syros im Δις έξαπατών hinzudeuten, wobei freilich der in der römischen Ausprägung des „Meisterbetrügers"148 erkennbare „plautinische .Flitter' in Abzug zu bringen"149 ist. Die Reihe der Entsprechungen kulminiert in der

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Schönbeck 1981, 158f., der als „ein Paradebeispiel für die kunstvolle Verflechtung verschiedener Interessensphären" die Szene IV 8 herausgreift: „Chrysalus steht zu Anfang der Szene noch als Kontrahent des Nicobulus da, dessen scheinbare Vormachtstellung durch die Handschellen des Sklaven symbolisiert wird; unversehens wird er beim Auftritt des Cleomachus zum Koalitionspartner des Alten, ohne seine eigentliche und unverrückbare Position als Agent des Mnesilochus aufzugeben. In der sich neu einstellenden Situation wird er in dieser Rolle akzeptiert und geht, obwohl er nur als Mittler zwischen den streitenden Parteien fungiert, als der eigentliche Sieger aus dem Treffen hervor." F. Ritsehl, Zur Charakteristik des Plautus, Rhein. Mus. 8, 1851 (= Opuscula Philologica, Bd. 2, 732-752), 60. Vgl. Rizzo 1990, 34 und 40-47, die ebd. 25-27 in Bezug auf das Gebaren des servus callidus als "savio sputasentenze" (ebd. 34) zahlreiche Parallelstellen aus anderen Menanderkomödien anführt und Δις έξαπατών fr. 4 Amott (Bacch. 816f.) als mögliches Indiz dafür auffasst, "che il Siro menandreo faceva uso di massime filosofiche ο di allusioni letterarie con effetti comici non dissimili da quelli delle citazioni tragiche profuse dal Davo dell'Aspis ( w . 399 sgg.)" (ebd. 35), so dass sich der Intrigensklave auch in sprachlich-stilistischer Hinsicht als regelrechter „ex-paedagogus" erwiesen habe (vgl. etwa die Anspielung des Pädagogen Lydus auf ein geflügeltes Wort in V. 128, die ihm Pistoclenis in V. 144 sozusagen mit gleicher Münze heimzahlt; dazu Schönbeck 1981, 18f. und 22f. sowie Zwierlein 1992, 154f.). Zwierlein 1992, 237. Lefevre 1978 a , 528, der mit massgeblichen plautinischen Erweiterungen der Sklavenrolle - bis hin zur „Verselbständigung" (ebd. 537) der Intrige in der Antizipation des Triumphs (V. 640-666) und in der Verdoppelung des Gewinns - rechnet. Zwierlein hinwiederum will die menandrische Figur unter geringfügigen Änderungen seitens des Plautus getreu nachgestaltet

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weitgehend parallelen Gestaltung der Verführung der beiden senes in der Schlussszene (V 2) und jener des Pistoclerus im ersten Akt (I 1 nach der traditionellen Zählung), wie O. Zwierlein in seiner Abhandlung zur „Kritik und Exegese" der plautinischen Bacchides überzeugend darlegt: „In beiden Szenen gelingt es der Bacchis, die zunächst widerstrebenden Männer ... ihren Plänen dienstbar zu machen. Ziel der Mädchen im 5. Akt war es, die beiden Alten mit Hilfe ihrer Verfiihrungskunst ins Hetärenhaus zu locken und sie mit ihren dort schwelgenden Sprösslingen zu versöhnen. ... Ziel der Mädchen im 1. Akt war es, der soeben aus Samos eingetroffenen, ihre i η Athen lebende Schwester aufsuchenden Bacchis in Pistoclerus, dem Freund des Mnesilochus, einen Patron zu gewinnen, der sie solange vor der Willkür des Soldaten, ihres bisherigen Herren, bewahrt, bis von Mnesilochus das Geld für den Loskauf aus dem Jahresvertrag bereitgestellt ist (vgl. 42-46. 103f. 576. 590f. 842ff.). Für den Fall, dass der Soldat bereits vor Mnesilochus im Hetärenhaus auftauchen sollte, scheint Bacchis ... an ein Verwechslungsspiel zu denken, das sie... dem Soldaten in den Armen des Pistoclerus vorführt, so dass dieser glauben muss, (seine) Bacchis sei die Freundin des jungen Atheners."150

In Analogie zu der für den Fall der vorzeitigen Ankunft des Offiziers vorgesehenen Inszenierung151 zieht der Pädagoge aus den tatsächlichen Liebkosungen der athenischen Bacchis und des Pistoclerus sowie aus den nachfolgenden Erklärungsversuchen des Mnesilochus den verhängnisvollen Schluss, sein Zögling hintergehe den Freund. Die vorliegende Komposition des Stücks lässt den parallelen Verlauf der beiden Verführungsszenen umso deutlicher hervortreten, als die Bacchides überhaupt nur im ersten und im fünften Akt auf der Bühne zu sehen sind, so dass man geneigt sein wird, den endgültigen Triumph der Hetären über die beiden Väter, „die heftig gestikulierend und drohend auf dem Plan erschienen waren, um ihre Söhne aus dem Lotterhaus herauszuholen und ihnen den

und ihre ursprüngliche Einheitlichkeit durch Eingriffe eines späteren „Pedanten" (1992, 237) in das plautinische Stück zerstört wissen, wohingegen Rizzo 1990, 33f. eine Kompromisslösung vorschlägt: "Da quanto siamo venuti fin qui argomentando appare che anche nel Dis exapaton lo schiavo doveva avere un notevole risalto: se Plauto ne ha fatto una figura comicamente grandiosa facendo assurgere le sue malefatte a dimensioni mitichc, Menandro aveva creato un personaggio arguto, ricco di sfumature e di effetti comici ..." 150 151

Zwierlein 1992, U 9 f . Vgl. V. 58-61. 76-78. Ähnliche Vorkehrungen trifft der Sklave Palaestrio in Plautus' Miles gloriosus, um allfallige Bedenken des Soldaten gegen die Existenz der (nur fingierten) Zwillingsschwester zu zerstreuen (Mil. 242-254. 806-808). In beiden Zwillingskomödien wird sich die erwartete Situation hernach nicht einstellen. Hieraus auf Kontamination zu schliessen, w ä re jedoch verfehlt; vielmehr liegt jeweils das Phänomen vor, „dass bestimmte Motive im weiteren Verlauf der Handlung in verändertem Zusammenhang auftreten" (so Zwierlein 1992, 120f.; vgl. etwa Bacch. III 1-3).

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frechen Geldbetrug ordentlich heimzuzahlen"152, bei allem Vorbehalt dem griechischen Original zuzuweisen153. Nicht selten „fuhrt die Handlung menandrischer Komödien ... in Verwicklungen und Missverständnisse, die ans Tragische streifen"154. Aus einer solchen für die Neue Komödie typischen Konstellation, in der sich eine Figur aufgrund einer falschen Schlussfolgerung aus einer missdeuteten Situation in noch grösseren Irrtum verstrickt, resultiert die erste Peripetie in den Szenen III 3-6 der Bacchides - einer Partie, die neben ihrer zentralen Stellung innerhalb der Komödienhandlung vor allem dank des glücklichen Fundes des ihr entsprechenden Teilstücks des Δις έξαπατών in den Blickpunkt der Plautusforschung gerückt ist. Die Möglichkeit, zum ersten Mal eine Szenenfolge der lateinischen Bearbeitung mit ihrer griechischen Vorlage vergleichen zu können, bot den Anlass zu zahlreichen Publikationen, die mehrheitlich der Frage gelten, wie stark die plautinischen Bacchides von Menanders Δις έξαπατών abweichen155. Der erste „direkte Blick in die Werkstatt des Plautus"156 hat durchaus einige Überraschungen

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Zwierlein 1992, 313. Auf die Parallelisierung des Komödienschlusses mit der Verführung des Pistoclerus im ersten Akt hat bereits U. von Wilamowitz-Moellendorff, Der Landmann des Menandros (1899), in: Kleine Schriften, Bd. 1, Berlin 1935, 229f. hingewiesen. Die Szenenfolge V 1-2 vereinigt „die wichtigsten Elemente eines menandreischen Schlussaktes: γάμος, πότος und δεϊπνον, vertreten durch die Hetären und ihr Fest, sind geschickt in eine typische Verspottungsszene integriert, in der ein bisheriger Zustand - die moralische Strenge der beiden Väter - in burlesker Weise auf den Kopf gestellt wird ..." (Holzberg 1974, 156); eine vergleichbare Wendung ins Burleske vollzieht sich etwa am Ende des Δύσκολος sowie der ebenfalls auf Menander zurückgehenden Nachdichtungen Stichus und Adelphen. Die Tatsache, dass in der Schlussszene V 2 vier sprechende Personen gleichzeitig auf der Bühne agieren, legt eine gewisse Umgestaltung des fünften Aktes seitens des Plautus nahe. Zur Anzahl der Schauspieler als einem analytischen Kriterium vgl. zuletzt J. C. B. Lowe, Terence's Four-Speaker Scenes, Phoenix 51, 1997, 152-169; anders Wilamowitz in seinem Kommentar zu Menanders Schiedsgericht (Επιτρέποντες), Berlin 1925, 120 und Tränkle 1972, 251: „Zwar ist bis jetzt in den menandrischen Originalen keine Szene aufgetaucht, die mit Sicherheit mehr als drei redende Schauspieler erforderte, doch können wir die Möglichkeit, dass es ausnahmsweise doch solche Szenen gab, nicht ausschliessen" (ebenso Zwierlein 1992, 91 und 115f.). Zu der skurrilen Gleichsetzung der beiden senes mit geschorenen Schafen (V. 1120-1148) vgl. vor allem Fraenkel 1922, 72-75 und Zwierlein 1992, 91-93, der indessen spätere Bearbeiter für die „Verballhornung" (Fraenkel 1922, 73) verantwortlich macht. Tränkle 1975, 118. Vgl. etwa C. Questa, Alcune strutture sceniche di Plauto e Menandro (con osservazioni su Bacchides e Δις έ ξ α π α τ ώ ν ) , Entret. Fond. Hardt 16, 1969, 181-228; V. Pöschl, Die neuen M e nanderpapyri und die Originalität des Plautus, Heidelberg 1973; E. Lefevre, Neue und alte Erkenntnisse zur Originalität der römischen Komödie: Plautus und Menander, Freiburger Universitätsblätter 18, 1979, 13-22; O. Zwierlein, Zur Kritik und Exegese des Plautus I. Poenulus und Curculio, Mainz 1990, 24-40. Lefevre 1979, 22.

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zutage gefordert; gleichwohl lässt sich die Lösung jener Probleme, die den Gesamtsinn des Stücks betreffen, „nicht einfach auf den ersten oder zweiten Blick ablesen"157. So konnte es nicht ausbleiben, dass hinsichtlich des seit jeher umstrittenen Verhältnisses der lateinischen Nachdichtung zu ihrem griechischen Original statt einer Einigkeit weiterhin ein lebhafter Widerstreit der Meinungen herrscht und die Vertreter einer grundsätzlichen Abhängigkeit denjenigen einer weit reichenden Selbständigkeit der römischen Komödiendichter noch immer zuweilen unversöhnlich gegenüberstehen, wie der anschliessende Vergleich der plautinischen Szenenfolge mit ihrer menandrischen Vorlage veranschaulichen soll. Der im vierundsechzigsten Band der Ausgabe der Oxyrhynchos-Papyri bequem greifbare fortlaufende Text des Δις έξαπατών bietet insgesamt hundertdreizehn meist stark beschädigte, teilweise durch Konjekturen wiederhergestellte Zeilen158, die den Versen 494-562 in den Bacchides zugrunde liegen und trotz ihres bruchstückhaften Zustandes „einen hervorragenden Vergleich mit der plautinischen Nachgestaltung sowohl in stilistischer als auch in dramaturgischer Hinsicht"159 gestatten. Die einschlägige Handlungssequenz, die sich in der plautinischen Szeneneinteilung vom Ende des Gesprächs zwischen dem Pädagogen (Lydus), dem Vater (Philoxenus) und dem Freund (Mnesilochus) des Pistoclerus (III 3) bis über die Hälfte des Dialogs der beiden Jünglinge (III 6) erstreckt, bildet im Rahmen der dramatischen Komposition insofern eine Einheit, als in ihrem Verlauf dem aus Ephesos zurückgekehrten Mnesilochus der für den Fortgang des Geschehens entscheidende Gefühlsumschwung widerfahrt. Auf den im Mittelpunkt stehenden Konflikt zwischen den beiden Freunden, der das Hauptmotiv der Intrigen- und Liebeshandlung - die Beschaffung des nötigen Geldes für den Freikauf der Bacchis - vorübergehend in den Hintergrund treten lässt, deutet bereits das überschwängliche Lob der Freundschaft von der Seite des Mnesilochus in dessen Auftrittsmonolog III 2 voraus, da „die so vorbehaltlos zur Schau gestellte positive Haltung ... gegenüber seinem zuverlässigen und treuen Freund Pistoclerus ... ihre eigene Widerlegung"160 geradezu provoziert. Hieraus ergibt sich ein einheitlicher Handlungsbogen, den Zwierlein wie folgt umschreibt: „Hatte er [sc. Mnesilochus] in seinem Auftrittsmonolog 385ff. seine tiefe Dankbarkeit dem Freund gegenüber bekundet, so erfüllt ihn bei seinem Abgangsmo-

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Tränkle 1972,241. Vgl. dazu Handley 1973, 252f. und 255. Lefevre 1979, 15. Schönbeck 1981, 127.

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n o l o g bitterer S c h m e r z über d e s s e n ( v e r m e i n t l i c h e ) Treulosigkeit, den er nun a l s s e i n e n Feind ansieht ... D i e s ist der e i n h e i t l i c h e B o g e n , der sich über d i e s e drei S z e n e n der h e r k ö m m l i chen A b t e i l u n g [III 2 - 4 ] h i n w e g s p a n n t , der W e g der G e f ü h l e Dankbarkeit zu bitterer E n t t ä u s c h u n g Handlungsabschnittes

- , den M n e s i l o c h u s

von

freudigster

im Verlauf

dieses

geführt wird. Zu B e g i n n des 4. A k t e s ( 5 2 6 f f . ) s e h e n

wir

dann das T h e m a der Freundestreue in den M i t t e l p u n k t der A u s e i n a n d e r s e t z u n g gerückt, i n d e m nun die b e i d e n J u g e n d g e f ä h r t e n auf o f f e n e r B ü h n e

miteinander

konfrontiert werden. Wir erleben e i n e n weiteren G e f ü h l s u m s c h w u n g : chus erkennt, dass er das Opfer eines M i s s v e r s t ä n d n i s s e s

Mnesilo-

g e w o r d e n , sein F r e u n d

i h m in bewährter Treue verbunden ist." 161 W ä h r e n d P l a u t u s der H a n d l u n g s e n t w i c k l u n g innerhalb d e s

erhaltenen

Passus

s e i n e r V o r l a g e i m W e s e n t l i c h e n g e t r e u g e f o l g t ist, w i r d s e i n p e r s ö n l i c h e r A n t e i l durch die A b w e i c h u n g d e s M e t r u m s u n d der P e r s o n e n n a m e n v o n j e n e n d e s Δ ι ς έ ξ α π α τ ώ ν s o g l e i c h offenbar. D i e menandrischen N a m e n der b e i d e n

Jünglinge

( S o s t r a t o s u n d M o s c h o s ) 1 6 2 s o w i e d e s S k l a v e n ( S y r o s ) 1 6 3 - d r e i d e r f ü n f , d i e der P a p y r u s überliefert164 Fraenkels

Vermutung,

hat P l a u t u s g e ä n d e r t ; h i e r m i t b e s t ä t i g t e dass der S k l a v e

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anders g e h e i s s e n habe165. I m Unterschied z u der s c h w e r nachvollziehbaren W a h l

161 162 163

Zwierlein 1992, 249. D i s e x . 15. 18 und 99. Dis ex. 58 - zugleich ein entscheidender Anhaltspunkt dafür, dass die Wortspiele mit dem Namen „Chrysalus" (.Goldjunge') in mehrfacher Hinsicht auf Plautus zurückgehen: Es sind dies zum einen diejenigen, die auf der scherzhaften Übertragung des griechischen Anlauts χρυ- ins Lateinische beruhen (Bacch. 362: facietque extemplo Crucisalum me ex Chrysalo vgl. dazu Schönbeck 1981, 55: „Das ,Triumphlied vor der Peripetie', mit dem sich der Monolog des Chrysalus [V. 349-367] seiner Funktion nach vergleichen lässt, geht auf ein Schema zurück, das sich schon in der attischen Tragödie findet. Bevor aus Chrysalus ein Crucisalus wird, will er lieber die Flucht ergreifen, wenn es nötig wird ..."; 687: istoc dicto idedistit hodie in cruciatum Chrysalum\ 1055f.: edepol qui me esse dicat crucialu malo / dignum [...]; 1183 a f.: quem quidem ego ut non excruciem / alteram lantum auri non meream [...]), zum andern j e n e mit der Bedeutung der griechischen Wurzel χρυσ- (V. 240: [...] opus est chryso Chrysalo vgl. dazu Schönbeck 1981, 37: „... in der komischen Paronomasie ... formuliert er gleichsam das Motto, unter dem sein Handeln stehen wird ..."; 639f.: [...] tuam copiam / eccam Chrysalum video; 703f.: ceterum quantum lubet me poscitote aurum: ego dabo. / quid mi refert Chrysalo esse nomen, nisi /actis probo?). Ein analoges Spiel mit Paronomasien und Assonanzen liegt in V. 53 - [...] quia, Bacchis, Bacchas metuo et bacchanal tuom — und 371 - Bacchides non Bacchides, sed Bacchae sunt acerrumae - vor.

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Die Namen des Pädagogen (Lydos: Dis ex. 14) und des ephesischen Diana-Priesters (Theotimos: Dis ex. 55f.; Bacch. 306) hat Plautus unverändert beibehalten. Für die Übernahme des Ersteren dürfte er sich nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeit zur Anbringung eines Wortspiels mit ludus entschieden haben (Bacch. 129: non omnis aetas, Lyde, ludo convenif, vgl. d a zu Schönbeck 1981, 19). Weder für die beiden Väter noch für die gleichnamigen Hetären lässt der Papyrus die Spur eines Namens erkennen. 1922,27.

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Die römische Komödie

der beiden Namen „Mnesilochus" und „Pistoclerus"166 ist die Änderung des typischen zugunsten eines sprechenden Sklavennamens, der sich zur Anbringung von Wortspielen noch dazu vortrefflich eignet, doch wohl in der Ausgestaltung der Lieblingsfigur des Plautus begründet, denn für eine derart beherrschende Rolle dürfte ihm eine geographische Herkunftsbezeichnung kaum genügt haben167. Neben der Änderung der Personennamen und dem nahezu vollständigen Ersatz des durchgängigen griechischen Sprechverses - des jambischen Trimeters - durch einen Rezitationsvers - den trochäischen Septenar168 - bestehen die weitaus bedeutendsten und aufschlussreichsten Abweichungen der Bacchides vom Δις έξαπατών in gewissen inhaltlichen und dramaturgischen Modifikationen der menandrischen Szenenfolge, die zwei Monologe des Sostratos (Dis ex. 18-30. 91-102) und zwei dazwischenliegende, durch eine Aktpause getrennte Dialoge desselben mit seinem Vater (Dis ex. 31-63. 64-90) sowie einen Teil des Gesprächs der beiden Jünglinge (Dis ex. 103-113) umfasst. Die ersten verfugbaren Verse des griechischen Textes setzen am Ende der „Erziehungs-Szene"169 ein, als der Vater des Moschos dem Pädagogen Lydos weiteres Nachspionieren untersagt und stattdessen den jungen Sostratos bittet, ein Auge auf seinen Freund zu haben; sie lassen angesichts wörtlicher Übereinstimmungen in den einander entsprechenden Partien Dis ex. 13-17 und Bacch. 494-499 auf eine recht enge Anlehnung des Plautus an seine Vorlage schliessen170. Die Hervorhebung der verletzten Freundestreue durch Lydos im

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Die im Namen des Pistoclerus enthaltene Anspielung auf die Freundestreue könnte dessen Wahl mitveranlasst haben. Durch die Kenntnis des Namens von Chrysalus' griechischem Pendant erhalten die Verse 649f., in denen sich der „verherrlichte Syros" von seinen gewöhnlichen Standesgenossen distanziert, eine zusätzliche Pointe: „Ich habe nichts für eure Parmenos und Syrusse übrig, die ihren Herren zwei oder drei Minen abnehmen" - so die deutsche Übersetzung des von Handley wiedergegebenen Satzes (1973, 258). Einzig den Monolog des Mnesilochus (V. 500-525) hat Plautus in die Form des lateinischen Sprechverses - des jambischen Senars - übertragen; vgl. dazu Schönbeck 1981, 124: „... damit wird wohl dem eher statischen Gepräge des Monologs gegenüber der hier ohnehin schwachen Dynamik der umgebenden Szenen Rechnung getragen." Lefevre 1978 a , 533. Vgl. σώσον (Dis ex. 13) und serva (Bacch. 495); Λυδέ, προάγωμεν (Dis ex. 14) und Lyde, sequere [...] me (Bacch. 499); εί δέ κάμε κ α τ α λ ί π ο ι ς (Dis ex. 14) und me quoque [...] si [...] reliqueris (Bacch. 496); ικανός (Dis ex. 15) und adfatim (Bacch. 497); αίσχύνει (Dis ex. 17) und dedecorat (Bacch. 498). Im Ganzen gesehen zeugt die lateinische Ausdrucksweise von einer α ΰ ξ η σ ι ς des Stils seitens des Plautus gegenüber der Menander-Vorlage (vgl. etwa animum atque ingenium regas [Bacch. 494]; serva tibi sodalem et mihi filium [Bacch. 495; αύτόν τε σώσον in Dis ex. 13]; dedecorat [...]flagitiis suis [Bacch. 498]; in te ego hoc onus omne impono [Bacch. 499]); dazu Questa 1969, 193f. Aufgrund der inhaltlichen Entsprechungen von Bacch. 494-496. 499 und Dis ex. 11-14 einerseits sowie Bacch. 497f. und Dis ex. 15-17 ande-

Plautus: Bacchides

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letzten (Dis ex. 17) bzw. durch Philoxenus im vorletzten Vers (Bacch. 498) der Szene liefert dem nunmehr allein auf der Bühne zurückbleibenden Jüngling gleichsam das Stichwort fur dessen anschliessenden „Rachemonolog"171, der in den Bacchides infolge der plautinischen Erweiterungen in V. 503-511. 521-525 und der in V. 519 a " c vorliegenden offenkundigen Alternativfassung eines Retraktators zu V. 512-514' 72 die doppelte Länge aufweist. Der den Monolog des Mnesilochus einleitende Zweifel, wer von beiden Bacchis oder Pistoclerus - denn nun sein grösserer Feind sei (Bacch. 500f.)173, stellt eine die psychologische Ausgangssituation resümierende Modifizierung der Schlussverse des zweiten Monologs des Sostratos (Dis ex. 97-102) dar, dessen Zorn sich deutlich weniger gegen den „Einfaltspinsel" Moschos als vielmehr gegen die vermeintlich unverfrorene Geliebte richtet174. Wenngleich Plautus die von Menander eingeführte gegensätzliche Behandlung des Freundes und der Hetäre in den Eingangsversen der Szene III 4 dadurch aufgehoben hat, dass beide als gleichermassen feindlich eingestuft werden, und die Frage nach dem Hauptschuldigen mithin offen bleibt, so steht doch - in Analogie zum griechischen Original - eindeutig Bacchis im Zentrum der nachfolgenden Erwägungen des auf Rache sinnenden Mnesilochus, der sich ebenso wenig wie Sostratos über seine Gefühle im Klaren ist. Während die innere Zerrissenheit des Jünglings im Δις έξαπατών auf subtilere Weise - anhand des wiederholten Einschubs von Parenthesen, die einen kontinuierlichen Gedankenfluss verhindern175 - vor Augen geführt wird, spiegelt sie sich in der lateinischen Nachdichtung „in dem abrupten Wechsel zwischen kurzen, ganz vernünftig klingenden Überlegungen, Verwünschungen und überraschenden Eingeständnissen seiner

rcrseits gibt Zwierlein 1990, 29f. der in der palatinischen Rezension überlieferten Versetzung des Verses Bacch. 499 unmittelbar nach 495 sowie der von G. Hermann vorgenommenen Zuteilung der Verse 497 b f. an Lydus statt an Philoxenus den Vorzug (ebenso Handley 1973, 259f.; Questa 1969, 193f.; Schönbeck 1981, 92f.; Primmer 1984, 26 Anm. 43). Legt der Papyrus deren Richtigkeit durchaus nahe, so stehen gleichwohl die übliche Verwendung der stereotypen sequere-sequor-¥oTme\ (V. 499) am Szenenschluss (vgl. aber Dis ex. 60-63, Plaut. Poen. 502f. 1161-1173, Pseud. 1230-1237, Stich. 668-672 und Ter. Hec. 879f., wo die W e n dung jeweils in eine kurze Fortsetzung des Gesprächs mündet) sowie die Möglichkeit, dass Plautus selbst die mahnenden Worte in Bacch. 497 b f. dem Philoxenus in den Mund gelegt hat, einer absoluten Gewissheit entgegen. 171 172 173 174

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Schönbeck 1981,94. Vgl. dazu vor allem Zwierlein 1990, 29 und 1992, 254f. Inimiciorem nunc utrum credam magis / sodalemne esse an Bacchidem incertum admodumst. Dis ex. 98-102: [...] τον δ ' άβέλτερον/Μόσχον [...]· και τα μεν εγωγ' οργίζομαι, / τά δ' ούκ έκεϊνον τοϋ γεγονότος αίτιον / αδικήματος νενόμικα, την δ' ίταμωτάτην / πασών έκείνην [...]. Vgl. Dis ex. 21-25.

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Die römische Komödie

trotz allem ungeminderten Verliebtheit"176 wider. Die unterschiedliche Gestaltung des Monologs manifestiert sich insbesondere in den Versen 503-511, die in der Menander-Vorlage insofern keine direkte Entsprechung finden, als Plautus die sprunghafte Redeweise und das Hin und Her der Gedanken des Sostratos mittels der κατ' άπροσδόκητον-Technik wiedergegeben hat. Dieser seit der Alten Komödie beliebte Kunstgriff besteht darin, „dass das Gespräch plötzlich eine unerwartete Wendung nimmt, die das zuerst Ausgesagte oder in Aussicht Gestellte geradezu ins Gegenteil verkehrt"177. Kraft der parallelen Anordnung der lapsus linguae am Ende der Verse 505. 507. 508178 erfährt die Inkonsequenz des Liebhabers, „der nicht einmal imstande ist, die energische Entschlossenheit, zu der er sich aufrafft, auch nur einen ganzen Satz lang durchzuhalten"179, einen sowohl sprachlich als auch inhaltlich adäquaten Ausdruck: Nachdem Mnesilochus durch das άπροσδόκητον des Verses 505 (ni ego illam exemplis plurumis planeque - amo) das Eingeständnis seiner im Grunde noch immer bedingungslosen Liebe zu Bacchis herbeigeführt hat, setzt er in V. 507 (nam iam domum ibo atque - aliquid surrupiam patri) zu einem erneuten Vergeltungsschlag an, der ebenso wie der darauf folgende in V. 508 (adeo ego illam cogam usque ut mendicet - meus pater) unversehens in die Ankündigung mündet, seinem Vater Geld zu entwenden und es der Geliebten zukommen zu lassen. Die letzten beiden lapsus linguae scheinen auf die Neuaufnahme der Intrigenhandlung im vierten Akt anzuspielen und damit späteres Wissen zu antizipieren - Mnesilochus ruft sich in V. 509f. denn auch sogleich zur Raison180; in dieser „anachronistischen" Vorwegnahme von Motiven, „die erst zu einem spä176 177

Schönbeck 1981,95. Pöschl 1973, 14. Dennoch lassen die Verwünschung der Hetäre und die bei Plautus auf einen einzigen B e g r i f f - divini (Bacch. 504; vgl. Dis ex. 21: πάντες οί θεοί) - verkürzte Erwähnung der Götter Parallelen zum menandrischen Gedankengang erkennen. Eine Reminiszenz an die Situation, in der Mnesilochus von der (vermeintlichen) Untreue seiner Geliebten erfahren hat - V. 506: ego faxo hau dicet nactam quem derideat - , liegt in den Worten des Cleomachus in V. 863f. - tum illam [...] /faxo se hau dicat nactam quem derideat - vor, der damit seinen Rachedrohungen gegen Bacchis in der Szene IV 8 Nachdruck zu verleihen sucht; vgl. dazu Schönbeck 1981, 141 f.

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In V. 503 - ne illa illud hercle cum malo fecit suo (Lindsay) - fuhrt das in der palatinischcn Rezension neben suo überlieferte meo auf die lectio difficilior meo, der Questa in seiner kommentierten Bacchides-Ausgabe, Florenz 1975 sowie Barsby 1986, 141, Zwierlein 1990, 34 und A. S. Gratwick, The Schizophrenic Lover and the Logic of Farce: Plautus Bacchides 500ff., in: L. Benz - Ε. Stärk - G. Vogt-Spira (Hrsgg.), Plautus und die Tradition des Stegreifspiels. Festgabe für Eckard Lefevre zum 60. Geburtstag, Tübingen 1995, 99 aufgrund der Alliteration mit malo und der Nähe dreier weiterer απροσδόκητα folgen; vgl. dagegen Schönbeck 1981, 191 Anm. 17. Pöschl 1973, 16. sed satine ego animum mente sincera gero, / qui ad hunc modum haec hie quae futura fabulor?

Plautus: Bacchides

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teren Zeitpunkt ihren Sinn bekommen konnten", sieht Zwierlein einen „unorganischen" Zusatz eines „Poetasters" und athetiert daher im Anschluss an J. L. Ussing die Verse 506-511181. Darüber hinaus könnte die Tatsache, dass sich die beiden απροσδόκητα in V. 507f. auf materielle Vorgänge beziehen und sich dadurch von ihrem gefühlsbetonteren Gegenstück in V. 505 abheben, nahe legen, sie als Weiterfuhrung des von Plautus „begründet eingesetzten Spiels mit der Figur des Aprosdoketon"182 seitens eines späteren Retraktators zu begreifen. Wenn sich auch die Frage, ob die Antizipation der künftigen Handlungsentwicklung dem römischen Bearbeiter des Δις έξαπατών oder einem nachplautinischen „Poetaster" zuzuschreiben ist, letztlich nicht definitiv entscheiden lässt, bleibt doch festzuhalten, dass sich Plautus zumindest in V. 503-505 deutlich von seiner Vorlage entfernt und der Figur des von Menander als durchweg ernsthaft gezeichneten Jünglings unter Verwendung der κατ' άπροσδόκητονTechnik zusätzlich komische und somit bühnenwirksamere Züge verliehen hat183. Nach diesem „nicht so sehr vom Inhalt als vielmehr von der dramatischen Gestaltung her plautinischsten"184 Teil des Monologs erfolgt die Übertragung des Gedankengangs, in Anbetracht der eigenen Ohnmacht (Dis ex. 23-25; Bacch. 511) lieber mit leeren Händen der Geliebten gegenüberzutreten (Dis ex. 25-29; Bacch. 517-519) und zuvor das gesamte Geld dem Vater zurückzugeben (Dis ex. 26f.; Bacch. 515f. 520), wiederum in recht enger Anlehnung an das menandrische Original - bis hin zu wörtlichen Übernahmen in V. 517-519185 - , sieht man von „den etwas kräftigeren Tupfen"186, die Plautus in V. 512-514 aufgetragen hat, und dem Kompositionselement der nachdrücklichen Bestätigung des gefassten Entschlusses in V. 520187 ab.

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Zwierlein 1990, 34 und 36f.; ablehnend Gratwick 1995, 101-106. Zwierlein 1990, 34. 183 Vgl. dazu Handley 1973, 267; Gaiser 1970 a , 58; Pöschl 1973, 15f.; Lefevre 1979, 17f. 184 Schönbeck 1981,99. 185 / Vgl. κενόν (Dis ex. 25) und inani (Bacch. 517) sowie das jeweils auf dem Wechsel von Simplex und (Compositum beruhende Wortspiel in Dis ex. 24-27 (πείσει - συμπεισάτω πιθανευομένη) und Bacch. 517f. (subblandibitur - blandiri). Handleys Konjektur νεκρφ λέγουσα μϋθον (Dis ex. 29) erweist sich angesichts des lateinischen Äquivalents des seit Aischylos, Choeph. 926 belegten sprichwörtlichen Ausdrucks „zu einem Toten sprechen" in Bacch. 519 als plausibel (quam si ad sepulcrum mortuo narret logos', vgl. auch Plaut. Poen. 840: [...] verba facit emorluo und Ter. Phorm. 1015: [...] verba fiunt mortuo; weitere Stellenangaben bei Handley 1973, 263f. Anm. 9 und A. Otto, Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer, Leipzig 1890, 229f.). 186 Zwierlein 1990, 35. 187 Die Beteuerung profecto stabilest me patri aurum reddere (V. 520) deutet Zwierlein 1992, 256 im Gegensatz zu der in seiner ersten Plautus-Abhandlung von 1990 vorgelegten Analyse als 182

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Die römische Komödie

Während auf die Bekundung der Absicht, neben der Rückgabe des Geldes den Vater um Verzeihung für Chrysalus zu bitten, in den plautinischen Schlussversen 520-525 der Abgang des Mnesilochus ins väterliche Haus folgt und dieser bei seinem Wiederauftritt zu Beginn der Szene III 6 in analoger Form das Erreichen beider Ziele bekannt gibt (V. 530-533)188, wird im Δις έξαπατών die entsprechende Aktion in zwei sehr schlecht erhaltenen, durch einen Akteinschnitt getrennten Dialogszenen zwischen Sostratos und dessen Vater (Dis ex. 31-63. 64-90) dramatisch dargestellt, wobei die Übergabe des Geldes ebenfalls hinter der Bühne vonstatten geht. Die Eliminierung der beiden für das unmittelbare Handlungsverständnis entbehrlichen Szenen189, durch die Plautus in

„Schamiervers", der das „gequälte Bemühen" des Bearbeiters widerspiegle, „den bereits abgelegten Faden nochmals aufzunehmen", und athetiert demzufolge die einhellig überlieferten Verse 520-525; seine Argumentation - es sei „unvereinbar mit dem Umschwung der Gefühle, den Mnesilochus soeben erleben musste, dass er ... sich pedantisch vorrechnet, wie sehr es sich zieme, dass er dem Sklaven, der für ihn eine Lüge riskiert hat, beim Vater Straffreiheit erbitte" (ebd. 252-254) - vermag jedoch nicht restlos zu überzeugen. 188

Auf die bis in den Wortlaut hinein parallele Gestaltung der Ankündigung des Abgangs (V. 520-522) und der Vollzugsmeldung beim Wiederauftritt des Mnesilochus (V. 530. 532f.) gehen Barsby 1986, 143 zu V. 530-3 und Zwierlein 1990, 37 ein, der überdies die Kontrastierung des Abgangsmonologs des Mnesilochus in III 4 mit jenem des Chrysalus in II 3 (V. 349-367) hervorhebt: „Was Chrysalus am Ende des 2. Aktes erreicht hatte, das gibt Mnesilochus am Ende des 3. Aktes in bitterer Enttäuschung preis ..." (1992, 255f.).

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Der Inhalt der beiden Dialoge lässt sich folgendermassen rekonstruieren: „Zunächst erklärt der Sohn dem Vater, dass der Sklave und er das Geld mitgebracht hätten. Der Vater ist so b e gierig nach dem Gelde, dass er nicht weiter auf die Umstände des Betruges eingeht. Z w a r fragt er, was der Sklave eigentlich gewollt habe, τί ουν 6 Σύρος έβούλετο [V. 58]; aber er gibt sich mit dem ausweichenden ,lass ihn doch!', έατέον [V. 59], des Sohnes sofort zufrieden. ... es ist klar, dass in ihm [sc. dem zweiten Dialog] von der Absicht und den Folgen des Betruges die Rede gewesen sein muss. Dieses ist sachlich notwendig und wird auch durch die Verse 521-525 nahegelegt, die Plautus als Ersatz für den zweiten Dialog an Mnesilochus' Monolog angehängt hat... Wenn Mnesilochus am Schluss seines Monologes erklärt, er gehe jetzt in das Haus, um a) dem Vater das Geld zurückzugeben (= erster Dialog) und b) Verzeihung für Chrysalus zu erwirken (= zweiter Dialog), und wenig später zurückkehrt und berichtet, er habe beide Punkte erledigt (530-533), dann hat der römische Zuschauer ebenso viele Informationen wie der griechische" (Lefevre 1979, 18f.). Die Reaktion des nunmehr gegen den Sklaven voreingenommenen Vaters auf Sostratos' Eingeständnis des Betrugs in den arg beschädigten Versen 84-86 konnte durch Konjekturen erschlossen werden: ή γαρ Σύρος τον ηλιόν μοι τουτονί / εϊ νϋν παραστάς έξέχειν φάσκοι, σκότον / νομίσαιμ' αν είναι, νύκτα γεγονέναι· [...] - „Wenn Syros jetzt bei mir stünde und sagte, die Sonne dort oben scheine gerade, würde ich glauben, es sei dunkel, und die Nacht sei angebrochen" (so die deutsche Übersetzung des von Handley wiedergegebenen Satzes [1973, 268]); eine genaue Entsprechung findet die Versfolge in der Szene IV 4 der Bacchides, als Mnesilochus dem Sklaven eröffnet, er habe soeben das gesamte Geld seinem Vater ausgehändigt, und ihm dessen Reaktion schildert: CH. quid dixit? MN. si tu ilium solem sibi solem esse diceres, /se ilium lunam credere esse et noctem qui nunc est dies (V. 699f.). Offen bleibt freilich, ob die vorliegenden Verse auch bei Menander an dieser Stelle gestanden haben oder ob sie Plautus mittels einer so genannten

Plautus: Bacchides

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einer bisher ungeahnten Weise in die Struktur der Vorlage eingegriffen hat, sucht Gaiser mit Hilfe nachstehender ansprechender These zu erklären: „Plautus hat die Begegnung zwischen Vater und Sohn auf die Mitteilung des rein Faktischen reduziert. Er hat damit hier die psychologische Komponente der Vater-Sohn-Beziehung preisgegeben. Der zügige Fortgang der Handlung war ihm wohl wichtiger als die seelische Dimension des Geschehens. Und darin ist das positive Motiv für die Massnahme des Plautus zu erkennen: der Verlauf der Handlung wird auf diese Weise einfacher, geradliniger und übersichtlicher. Bei Menander sind hier zwei Handlungsstränge miteinander verflochten: das Geschehen zwischen den Freunden (Missverständnis - Enttäuschung - Verdächtigung - Auflösung des Irrtums) und die Begegnung zwischen Vater und Sohn. Plautus hat den einen Handlungsstrang eliminiert, um den anderen in zusammenhängender Folge um so wirkungsvoller zu gestalten. Anders ausgedrückt: Plautus wollte die Spannung, die sich auf die Konfrontation der beiden Freunde richtet, nicht so lange in der Schwebe lassen wie Menander, der durch die VaterSohn-Szenen und die Aktpause eine starke Sperrung einführte. ... Vor und nach der Aktpause haben wir im ,Dis exapaton' die Themenfolge: a) Freund - b) Mädchen - c) Vater // c) Vater - b) Mädchen - a) Freund. Plautus hat diese auch p s y chologisch ausgewogene Struktur zerschlagen zugunsten einer Schritt f ü r Schritt weiterführenden Aktion." 190

Als eine Konsequenz dieser einschneidenden Verkürzung ergibt sich in den Bacchides eine dramaturgische Unstimmigkeit hinsichtlich der Auftritte und Abgänge des Nicobulus, der sich am Ende des Verses 348 auf das Forum begibt, um dort seinen Sohn zu treffen, und hernach in V. 770 ganz selbstverständlich „zur Haustür herausspaziert"191, ohne dass man ihn je in sein Haus hätte zurückkehren sehen. Konnte vor der Entdeckung des Δις έξαπατώνPapyrus keine überzeugende Lösung des Problems gefunden werden, so hat uns ein glücklicher Zufall „nun ausgerechnet die Szene des menandreischen Originals ... beschert, in der Demeas [sie], ,wie es sich gehört', von der άγορά wieder zurückkehrt und Sostratos dann vor seinem Hause trifft (... 31ff.)"192. Demnach darf es als erwiesen gelten, dass die monierte Folgewidrigkeit auf die Umgestaltung der Menander-Vorlage durch Plautus zurückzuführen ist, der mit den beiden Szenen zwischen Vater und Sohn auch die Rückkehr des senex sowie dessen

"contaminazione a distanza" (eines von Questa geprägten Begriffs) aus dem von ihm gestrichenen zweiten Dialog hierher übertragen hat. ion Gaiser 1970 a , 59f. mit Anm. 16. 191 Holzberg 1974, 103.

192

Ebd. Holzbergs Behauptung, der Vater des verliebten Jünglings habe bei Menander D e m e a s geheissen, „solange ein Fund noch nicht das Gegenteil bewiesen hat" (ebd. 155f. Anm. 120), gründet auf einer unsicheren Auslegung des indirekt überlieferten fr. 2 Araott, dessen Zugehörigkeit zum Δις έξαπατών nach wie vor umstritten ist.

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Die römische Komödie

erneuten Aufbruch zur Agora ausgespart hat193, wohingegen er dessen ersten Gang auf den Markt (Bacch. 348) doch wohl aus dem Δις έξαπατών übernahm. Infolge der Streichung des Zusammentreffens von Sostratos bzw. Mnesilochus und dessen Vater auf der Bühne hat Plautus den Liebhaber direkt im Anschluss an den Monolog III 4 abgehen lassen und anstelle des menandrischen Chorlieds vier Auftrittsverse des Pistoclerus (V. 526-529) eingefügt. Diese bilden eine Erweiterung der Frage des Moschos in Dis ex. 102f., mit der sich „Menander begnügt ..., um das Anliegen des Auftretenden deutlich zu machen"194, und dienen vornehmlich zur Überbrückung der für die hinterszenische Aktion erforderlichen Zeitspanne195. Demgegenüber setzt im Δις έξαπατών die Begegnung der beiden Freunde in umgekehrter Reihenfolge ein, da Sostratos nach dem Abgang seines Vaters allein auf der Bühne zurückbleibt und sich - nunmehr mittellos - in einem zweiten Monolog (Dis ex. 91-102), dem in den Bacchides das knappe Resümee des wieder auftretenden Mnesilochus (V. 530f.) ent-

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Trifft dies zu, so erfolgte bei Menander der nächste Auftritt des Vaters anlässlich einer weiteren Begegnung mit dem Sklaven (Bacch. IV 6, V. 770) a foro und nicht wie bei Plautus aus dem Hause heraus: „Während also Menander den alten Vater ein wenig oft zum Markt und wieder zurück hetzt, hat Plautus diesen Handlungsstrang vereinfacht, indem er ihn nur in v. 348 aufs Forum gehen lässt, von w o er - für den Zuschauer unsichtbar - während des Flötenzwischenspiels in der Aktpause zusammen mit Mnesilochus und dem Gold ins Haus zurückkehrt, aus dem er erst 770 wieder heraustritt" (Zwierlein 1990, 39). Bei der Tatsache, dass Chrysalus in V. 768f. vor dem Haus auf seinen alten Herrn wartet, könnte es sich um ein Relikt der menandrischen Szenenführung handeln, wie Gaiser 1970 a , 60 Anm. 20 und Schönbeck 1981, 108 vermuten. Die sowohl in den Bacchides als auch im Δις έξαπατών den Zuschauern vorenthaltene Deponierung und Übergabe des Geldes lokalisiert Zwierlein 1992, 199 im Unterschied zur communis opinio nicht im Hause des senex, sondern „beim Bankier auf dem Markt". Schönbeck 1981, 112. Vgl. Dis ex. 102f.: [...] ε ΐ τ ' άκουσας ένθάδε / εΐναί με, ποΰ γης έστι; [...] und Bacch. 528f.: nam illud animus meus miratur, si a me tetigit nuntius, / quid remoretur [...]. Die Dauer des überbrückten Zeitraums ist insofern unerheblich, als „der Dichter ausserszenische Vorgänge beliebig raffen durfte" (H.-D. Blume, Menanders „Samia". Eine Interpretation, Darmstadt 1974, 131). Eine zusätzliche dramaturgische Funktion - jene der Herstellung eines symmetrischen Verlaufs der Begegnung der beiden Freunde in der Szene III 6 - weist S. M. Goldberg, Act to Action in Plautus' Bacchides, Class. Phil. 85, 1990, 198 dem Auftrittsmonolog des Pistoclerus zu: "Plautus creates this symmetry by transposing Menander's order of speaking. This is why Pistoclerus' monologue comes first and why we should treat it not as a 'cover' but as part of the following scene. Had Plautus kept the Menandrean sequence ..., Pistoclerus would have had to move directly to the recognition with 'estne hie meus sodalis?' [V. 534] The perfect symmetry would be spoiled. Separating his monologue, and so his entrance, from the rapid exchange of partial lines creates the more formal arrangement of monologue monologue - parallel asides - dialogue." So sprechen Pistoclerus und Mnesilochus jeweils vier Auftrittsverse (V. 526-529. 530-533), bevor sie einander gewahr werden.

Plautus: Bacchides

spricht196,

eine Konfrontation

mit

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der (nur scheinbar) s c h a m l o s e n

Geliebten

ausmalt. Im Folgenden (Dis ex. 103-113; Bacch. 5 3 4 - 5 6 2 ) stimmt

der Handlungs-

g a n g der lateinischen N a c h d i c h t u n g w i e d e r u m w e i t g e h e n d m i t d e m j e n i g e n ihres g r i e c h i s c h e n Originals überein, w e n n g l e i c h die v o n Plautus veränderte dramatische Komposition

einer gänzlich parallelen D i a l o g f ü h r u n g entgegenstand.

Im

V e r g l e i c h z u d e r p r ä g n a n t e n , l e b e n s n a h e n G e s t a l t u n g s w e i s e M e n a n d e r s , d e r „für Gruss und Erwiderung nicht einmal einen ganzen Vers (103f.) benötigt" und Sostratos die Fiktion, es sei i h m v o n einer Drittperson Unrecht widerfahren, lediglich bis V. Verlauf u m

1 0 9 aufrechterhalten lässt, liegt bei Plautus „eine in

einiger Gags willen gedehnte Begrüssung (534-537)"

197

ihrem

vor,

wie

überhaupt die Eigentümlichkeit seiner b ü h n e n m ä s s i g wirksameren Modifikation - s o H . T r ä n k l e - i n e i n e m stark „ r e t a r d i e r e n d e n M o m e n t " b e s t e h t : „... erst n a c h d e m die N e u g i e r d e s e i n e s Gesprächspartners

aufs äusserste

gestie-

g e n ist, enthüllt er [sc. M n e s i l o c h u s ] , der Fragende selbst sei jener Treulose. Gesteigert wird das retardierende M o m e n t , das in dieser G e s t a l t u n g liegt, n o c h d a durch, dass e i n i g e Zeit vergeht, bis die N e u g i e r d e in P i s t o c l e r u s g e w e c k t ist. Zunächst n ä m l i c h lässt er sich gar nicht zu einer Frage verleiten, sondern die u n b e s t i m m t e A n d e u t u n g des M n e s i l o c h u s ins A l l g e m e i n e

wendet

... Erst n a c h d e m

der andere das Verhalten des U n g e n a n n t e n n o c h einmal in s c h w ä r z e s t e n Farben geschildert hat, erfolgt die e n t s c h e i d e n d e Frage." 1 9 8 Die

P r e i s g a b e der Identität d e s

vermeintlichen

Delinquenten

vollzieht

s c h l i e s s l i c h u n t e r V e r w e n d u n g d e r k o r r e s p o n d i e r e n d e n B e g r i f f e έ μ έ ...

sich

ήδίκηκας

196

Vgl. κενός (Dis ex. 92) und inanis (Bacch. 531). In allen drei von Plautus nicht übertragenen Szenen des Δις έξαπατών führt Menander dem Publikum deutlich vor Augen, „wie Sostratos seine Lage gründlich missversteht und dementsprechend gegen die eigenen Interessen handelt" (Lefevre 1979, 20).

197

Schönbeck 1981, 112f. Vgl. etwa die Aufforderung zum gemeinsamen Essen vonseiten des Pistoclerus, den Mnesilochus mit seiner brüskierenden Antwort vor den Kopf stösst (V. 536f.): „Ich mag kein Essen, bei dem mir die Galle hochkommt" (Schönbeck 1981, 113).

198

Tränkle 1975, 119f., durch dessen subtile Beobachtungen ebd. 120-123 „die Argumente gegen die Echtheit der Verse 540-551 [sc. der Schilderung der falschen Freunde] ausschlaggebendes Gewicht" (Schönbeck 1981, 116) erhalten; zustimmend auch Zwierlein 1990, 24-29 und 1992, 261. Zur Bühnenwirksamkeit der plautinischen Gestaltung des Dialogs vgl. vor allem Pöschl 1973, 16-20, der ebd. 20-34 Parallelen innerhalb der dramatischen Literatur des Altertums und der Neuzeit aufzeigt, sowie Schönbeck 1981, 117: „Das Publikum, das in diesem Fall über das Wissen um den objektiven Sachverhalt verfugt, geniesst den doppelten Reiz dieser Szene, indem es einerseits erlebt, wie Pistoclerus aus Mitgefühl für den betrogenen Freund sich in immer grössere Feindseligkeit gegen den vermeintlichen Dritten hineinsteigert, und andererseits, wie Mnesilochus in einer Mischung aus Rücksichtnahme und Rachelust vorerst nichts unternimmt, um den Zustand der Unsicherheit zu beenden, und so in seiner V e r blendung, die man getrost tragikomisch nennen darf, zugleich auch den Zeitpunkt hinauszögert, der für ihn die Erkenntnis der bitteren Realität bringen wird."

Die römische Komödie

50

(Dis ex. 109f.) bzw. perdidisti me (Bacch. 560), wobei Plautus auch die Sagende Reaktion des fassungslosen Pistoclerus - quid istuc est? (Bacch. 561) - in genauer Entsprechung zu derjenigen des Moschos - λέγεις δε τί; (Dis ex. 112) — gestaltet hat. Wie stark die Ansichten der Kenner bezüglich der Kardinalfrage der Plautusforschung, welche Rückschlüsse die bisher einzige für den direkten Vergleich mit einer lateinischen Nachdichtung verfugbare fortlaufende Textpartie einer griechischen Komödie auf die Arbeitsweise des Plautus zulässt, seit jeher divergieren, vermögen stellvertretend die beiden gegensätzlichen Positionen zu veranschaulichen, die von Zwierlein einerseits sowie von V. Pöschl und E. Lefevre andererseits eingenommen werden. In Frage stand und steht hierbei vor allem, inwieweit die plautinische Umgestaltung der Menander-Vorlage im herkömmlichen „Rahmen des freien vertere, dem die Römer seit Livius Andronicus huldigten" 199 , bleibt oder als Folge weitgehender Selbständigkeit des Palliatendichters aufzufassen ist. Indem Zwierlein die einschneidendste dramaturgische Veränderung - die Verkürzung der beiden durch eine Aktpause getrennten Dialoge zwischen Vater und Sohn zu einer hinterszenischen Aktion - namentlich aus der „grundsätzlichen Eliminierung des Chores" im römischen Theater herleitet und damit für hinreichend begründet erachtet, billigt er Plautus lediglich Freiheiten im Detail zu; „in den Grundlinien der Handlung jedoch und der Charakterzeichnung" folge dieser getreu dem Original und emanzipiere sich „auch in der Gesprächsführung und der Wiedergabe des griechischen Wortlautes nicht weiter von Menander, als etwa Caecilius in dem von Gellius (2, 23) analysierten Paradestück ,Plocium'" 200 . In scharfem Kontrast zu Zwierleins Argumentation heben sowohl Pöschl als auch Lefevre die Eigenständigkeit des Plautus gegenüber seiner griechischen Vorlage entschieden hervor und konzedieren ihm eine selbständige dramatische Gestaltung, „die man nach den bisher geltenden Konventionen der Plautusforschung am wenigsten dem römischen Dichter zugetraut hätte"201 insbesondere die Fähigkeit, „Handlungsmotive und Handlungsfaden" frei „zu erfinden und zu verknüpfen"202; gleichwohl weichen sie hinsichtlich deren Bewertung massgeblich voneinander ab. Während Pöschl den römischen Bearbeiter nicht ohne Übertreibung gleichsam als einen zweiten Menander betrachtet, der über „das humane Element ... ebenso frei verfugt wie über die dramatischen

199 200 201 202

Zwierlein 1990, 36. Ebd. 35f. Pöschl 1973,35. Lefevre 1979, 14.

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Plautus: Bacchides

Kunstgriffe der attischen Komödie"203 und - sich Griechisches anverwandelnd sein Pendant in der „attischen" Dialogszene zwischen den beiden Freunden gar noch übertreffe, fallt Lefevres Urteil über die plautinische Ausgestaltung der menandrischen Szenenfolge umso vernichtender aus: Nicht nur sei Plautus „weit davon entfernt, Mnesilochus' Charakterbild zu vertiefen"204, sondern lasse in dessen erstem Monolog auch jegliche Einheit der Struktur vermissen und häufe „Einzelzug auf Einzelzug, ohne doch ein Ganzes zu erzielen"205, wobei seine Komik zu allem Überfluss das Gefühl „paralysiere", ja letztlich „totschlage"206. Es sind dies just ebendieselben Mängel, die Zwierlein dem fehlenden Kunstverstand späterer Retraktatoren zuzuschreiben pflegt. Im Ganzen gesehen hat der Vergleich der Papyrusfragmente aus Menanders Δις έξαπατών mit der ihnen entsprechenden Partie in den Bacchides deutlich vor Augen geführt, „auf welche Überraschungen wir uns" im Falle eines potentiellen Neufundes „gefasst machen müssten"207. Dennoch scheint der griechische Text keine wirklichen Anhaltspunkte für die Annahme der freien Erfindung ganzer Szenenkomplexe durch Plautus zu bieten, worin Gaisers plausible Schlussfolgerungen gründen: „Das Eigene des Plautus ist am deutlichsten in der sprachlich-stilistischen Gestaltung zu erkennen. Seelische Regungen werden bei ihm ,objektiver' und äusserlicher gefasst; das komplizierte psychologische Gefüge der menandrischen Szenenfolge wird vergröbert. ... Auf den Gang der Handlung gesehen, schliesst sich Plautus an das griechische Vorbild an, nimmt sich aber zugleich die Freiheit, nach Belieben gemächlicher zu gehen oder etwas zu überspringen, also zu erweitern und zu verkürzen. Dass er zwei Szenen beiseite gelassen hat, ist überraschend, bleibt aber doch in diesem Rahmen. Plautus kann sich im einzelnen unbekümmert vom griechischen Modell entfernen; aber die Eigenständigkeit führt doch, soviel wir hier sehen, nicht bis zur gänzlich neuen Erfindung szenischer Vorgänge." 208

203 204 205

Pöschl 1973,36. Lefevre 1979, 17. Ders., Versuch einer Typologie des römischen römische Drama, Darmstadt 1978, 81.

Dramas,

in: E. Lefevre

(Hrsg.),

Das

206

Ders. 1979, 22, der damit geradezu G. Jachmanns obsolet gewordenes Bild des Palliatendichters als eines „raffinierten Effekthaschers und täppischen Flickschusters, kühnen N e u e r e r s und ängstlichen Nachredners, genialen Sprachkünstlers und stammelnden Barbaren" (W. H. Friedrich, Euripides und Diphilos. Zur Dramaturgie der Spätformen, München 1953, 133) evoziert.

207

Tränkle 1972, 241. Gaiser 1970 a , 61. Dies gilt natürlich stets unter dem Vorbehalt, dass die verfugbare Menander-Vorlage zu Bacch. 494-562 ein zufallig wiedergewonnenes Zeugnis darstellt und daher keine definitiven generellen Schlüsse zulässt.

208

52

Die römische Komödie

Zweifellos hat Plautus das Ränkespiel des Sklaven stärker in den Vordergrund der Komödienhandlung gestellt, doch muss die entscheidende Frage, ob und wie es dem Sklaven nach der Aufdeckung des ersten Betrugs gelingen werde, den senex - der nunmehr aufs eindringlichste gewarnt ist - ein zweites Mal um dieselbe Geldsumme zu prellen209, schon im Δις έξαπατών den Mittelpunkt des Geschehens gebildet haben. Darauf deutet die menandrische Gestaltung des Schlusses des zweiten und des Anfangs des dritten Aktes insofern hin, als die beiden von Plautus ausgesparten Dialogszenen den Eindruck der Aussichtslosigkeit eines neuerlichen betrügerischen Unterfangens und damit die Spannung im Hinblick auf die Neuaufnahme der Intrigenhandlung dadurch noch verstärken, dass die Reaktion des erzürnten und fortan gegen den Sklaven voreingenommenen Vaters auf Sostratos' Eingeständnis des Betrugs dramatisch dargestellt wird. Unklar bleibt in diesem Zusammenhang jedoch, wie sich die drei Intrigen des plautinischen Stücks mit dem griechischen Titel „Δις έξαπατών" vereinbaren lassen - ein Problem, das seit Ritschis grundlegenden Untersuchungen zur Debatte steht. Neben der Diskrepanz zwischen dem Titel des Originals und dem Handlungsverlauf der lateinischen Nachdichtung manifestiert sich eine weitere Ungereimtheit darin, dass Nicobulus am Ende „in der Tat nur einen zweimaligen Hereinfall beklagen" konnte210, während Chrysalus in seinem grossen „Troja-Canticum" der Szene IV 9 anlässlich eines Vergleichs mit den tria fata Iliums (V. 953-978) „drei Taten gegen ihn aufzuzählen hatte, von denen er die erste vereitelte schon als duplex facinus (v. 641) gerühmt hatte"211. Aus dem Fazit des düpierten senex - des δις έξαπατώμενος - zu Beginn des fünften Aktes (V. 1087-1103) zog Ritsehl den Schluss, dass mit έξαπατάν nur die beiden erfolgreichen Listen gemeint seien, wohingegen der erste Winkelzug - die „,Räuberpistole' vom untreuen Gastfreund, den Seeräubern und dem Dianapriester"212 - wegen seiner Aufdeckung durch Sostratos' Voreiligkeit in der Bezeichnung „δις έξαπατών" keinen Niederschlag gefunden habe213. Im Gegen-

„Die übermenschliche Leistung des Chrysalus, den alten Herrn am gleichen Tag zweimal zu betrügen, wird vom Dichter noch dadurch besonders herausgehoben, dass er die Nachricht von der Rückgabe des aus dem ersten Trug gewonnenen Goldes (526ff.), die Trauer des Mnesilochus um den verhängnisvollen Irrtum (612ff.), die Ernüchterung des triumphierenden Sklaven (640ff.), das tolldreiste Versprechen, dem Alten das benötigte Gold ein weiteres Mal abzulisten (701 ff.) und die erfolgreiche Einlösung dieses Versprechens in atemberaubender Schnelligkeit aufeinanderfolgen lässt" (Zwierlein 1992, 77). 210 211 212

V. 1090: perii, pudet: hocine me aetatis ludos bis factum esse indigne?\ vgl. auch V. 1128. Sonnenburg 1928, 103. Schönbeck 1981, 105.

213

Ritsehl 1846, 607. In gleicher Weise argumentiert G. Williams, Some Problems in the Construction of Plautus' Pseudolus. Appendix: On the Relationship of Bacchides to Pseudolus,

Plautus: Bacchides

53

satz zu Ritschis Versuch, die drei Intrigen des Chrysalus mit der Zweizahl des menandrischen Komödientitels in Einklang zu bringen, sowie zur Kontaminationstheorie Th. Ladewigs, der die Herkunft des ersten Aktes aus dem Δις έξαπατών bestritt214, plädierte Fraenkel fur die plautinische Einarbeitung der dritten List aus einem anderen griechischen Stück ähnlichen Inhalts215. Ritschis und Fraenkels Position haben sich in der Folgezeit als einflussreich erwiesen, wenngleich eine Mehrheit der Forscher an der Zugehörigkeit aller drei Intrigen zum Handlungsgefuge des Originals festhält und einzig deren Vergleich mit den tria fata Iliums (V. 953-978) im Wesentlichen auf Plautus zurückfuhrt, zumal Fraenkel später auf der Grundlage von G. Williams' Argumentation seine eigene These revozierte216. Unter den Vertretern einer weitgehend getreuen Wiedergabe der Menander-Vorlage durch Plautus ist allerdings weniger Ritschis Erklärung als vielmehr die von B. Prehn und K. Kunst vorgeschlagene Lösung des Problems auf Zustimmung gestossen, die erste Täuschung des senex mittels der

Hermes 84, 1956, 454f.: "But if Menander did write a play like our Bacchides - and we have seen that there is no reason to doubt the possibility - then he would not have called it τρις έξαπατών, for the meaning of έ ξ α π α τ ά ν , from the father's point of view as much as from the audience's, in the latter two deceptions would be different from the first. He could, on the other hand, have called it Δις έξαπατών ( ' H e who defrauds twice'), and with point: for here is a slave who, though he has put the old man on his guard by a trick that fails, yet goes on not to one, but actually two, successful and complete deceptions, both achieved by virtually the same trick repeated twice. This is surely the point of δ ί ς . " Vgl. auch Gaiser 1970", 78f. 214

U e b e r d e n Kanon des Volcatius Sedigitus (1842) und Plautinische Studien (1861), in: U. Gärtner - Ε. Stärk (Hrsgg.), Th. Ladewig: Schriften zum römischen Drama republikanischer Zeit, München / Leipzig 2001, 54 und 152-154.

215

Fraenkel 1912, 100-104 und 1922, 61f„ dessen Auffassung sich Leo 1913, 120 und W. Kamel, The Bacchides of Plautus: Its Plot and Origin, Bulletin of the Faculty of Arts (Cairo) 15, 1953, 104-111 anschlössen.

216

Elementi plautini in Plauto (Plautinisches im Plautus), traduzione di F. Munari, Florenz 1960, 403 (Addendum zu 57s.). Hinsichtlich der gesamten „Troja-Monodie" des Chrysalus (V. 925978), die Spuren von Erweiterung für spätere Wiederaufführungen erkennen lässt, ist gegenüber den Auffassungen Fraenkels (1922, 61-72: plautinischer Ursprung) und H. D. Jocelyns (Chrysalus and the Fall of Troy [Plautus, Bacchides 925-978], Harvard Studies 73, 1969, 135152: allmähliche nachplautinische Ausgestaltung der von Plautus stammenden Verse 953-961) verschiedentlich die Ansicht vertreten worden, „dass Plautus auch dieses Canticum nicht völlig selbständig gedichtet, sondern aus einem im menandrischen Original vorgegebenen Kern herausentwickelt hat" (Gaiser 1970 a , 73), wobei über dessen Bestimmung seit jeher Uneinigkeit herrscht. Vgl. im Einzelnen Gaiser 1970 a , 75-77, der aufgrund einer Divergenz der V e r gleichsaspekte in V. 933-952 (zwei Taten des Odysseus) und 953-978 (drei Fata Trojas) den ersten der beiden Hauptteile - unter Hinweis auf einen Vergleich mit Odysseus in Menanders Κόλαξ (V. 1 2 3 f . ) - aus dem Δις έξαπατών herleitet; ebenso Lefevre 1978 a , 525f. und ders., Plautus-Studien V: Plautus' Iliupersis (Ba. 925-977), Hermes 116, 1988, 209-227. Mit umfangreichen nachplautinischen Erweiterungen des menandrischen Kerns (V. 933-936. 943f. 978) rechnet hinwiederum Zwicrlein 1992, 9-45.

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Die römische Komödie

Lügengeschichte vom angeblichen Verbleib des Geldes ebenfalls als erfolgreich zu werten und sodann die beiden Brief-Intrigen als eine einzige - die zweite άπάτη aufzufassen217. Den in dieser Weise die Diskrepanz zwischen der griechischen Zwei- und der römischen Dreizahl erklärenden Unitariem stehen in der Nachfolge Fraenkels die Verfechter einer weit reichenden plautinischen Umgestaltung des die BriefHandlung umspannenden zweiten Teils der Komödie gegenüber, wobei sie Fraenkels ursprüngliche Ansicht insofern modifizieren, als sie die von ihm postulierte sekundäre Verdoppelung des Brief-Motivs nicht kontaminierender Einfügung aus einem anderen griechischen Stück, sondern freier plautinischer Eindichtung zuschreiben und vornehmlich die Herkunft des ersten Briefes aus dem menandrischen Original in Zweifel ziehen218. Für die Richtigkeit seiner Annahme, dieser stelle eine „genuin plautinische" Erfindung dar, macht Lefevre geltend, dass er für die Durchführung der Intrige „völlig überflüssig"219 sei, da ihm lediglich die psychologische Funktion zukomme, Nicobulus vor dem siegesgewissen Intriganten zu warnen und aufs höchste gegen ihn aufzubringen, wodurch Plautus „der beispiellosen Zuversicht des Sklaven, den Herrn überlisten zu können"220, habe Ausdruck verleihen wollen. Gegen die so ge-

217

218

219 220

B. Prehn, Quaestiones Plautinae, Diss. Breslau 1916, 62-71 und K. Kunst, Studien zur Griechisch-Römischen Komödie, Wien / Leipzig 1919, 109f. Vgl. ferner Marti 1959, 91; Rizzo 1990, 18f.; Zwierlein 1992, 1 lf. und 55. Lefevre 1978", 521-524; Primmer 1984, 49f„ 65-70 und 84-88; Barsby 1986, 170, der für die Übernahme von Lefevres These dessen Lob erntet: „Es ist also gar nicht so schwierig, richtig bis drei zu zählen, wie man es nach dem Studium der Bacchides-L\leral\ir annehmen muss" (Gnomon 59, 1987,445). Lefevre 1978 a , 522f.; ebenso K. Büchner, Römische Literaturgeschichte, Stuttgart 4 1968, 95. Lefevre 1978 a , 523, dessen Beweisführung sich massgeblich auf die augenfälligen Übereinstimmungen bezüglich Anlage und Durchführung der Intrige des servus callidus in den Bacchides und im Pseudolus stützt, in dem Plautus ebenfalls „den Sklaven gegenüber seinem griechischen Vorbild aus einem einfachen Sieger zu einem Doppelsieger auf Kosten seines Herrn gemacht" (ebd. 518 Anm. *) habe: „Zunächst antizipieren beide ihren Triumph, Chrysalus 640ff., Pseudolus 574ff.: Sie feiern den Sieg, ehe sie Anlass dazu haben. In ihrer Siegesgewissheit sind beide so überheblich, ihre Gegenspieler, die alten Herren, vor dem geplanten Betrug zu warnen: Chrysalus in dem ersten Brief 739ff., Pseudolus in dem ersten ,Plan' 507ff. ... Beide Sklaven verdoppeln ferner gegenüber den Originalen ihren Gewinn, Chrysalus gegen seinen Herrn, Pseudolus gegen den Kuppler und seinen Herrn. Dabei ist jeweils nur die halbe Summe funktional gebunden im Hinblick auf den Offizier bzw. den Kuppler, die andere Hälfte dient dem Vergnügen. Am Ende der Stücke sind die Gegenspieler so ,grosszügig', den jammernden Alten jeweils die Hälfte des verlorenen Gelds, dimidium (Ba. 1184, Ps. 1328), zur Beruhigung anzubieten" (ebd. 535). Zu den genannten Parallelen, die W. Theiler, Zum G e f ü ge einiger plautinischer Komödien. 1. Bacchides, Hermes 73, 1938, 270 hinwiederum aus dem jeweiligen griechischen Original herleitet und fur eine einheitliche Konzeption der beiden

Plautus: Bacchides

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nannte dramaturgische Funktionslosigkeit des ersten Briefes Hesse sich jedoch der Einwand erheben, dass der von Chrysalus „durch Anklage seiner eigenen Person"221 darin „vorgespiegelte Bruch zwischen sich und Mnesilochus"222 die notwendige Voraussetzung für das Gelingen seiner Taktik bildet, sich das Misstrauen des Vaters zunutze zu machen, um sich im rechten Augenblick in der Rolle des verleumdeten Unschuldigen - geradezu eines zweiten Bellerophon (V. 81 Of.) - als Retter in der Not präsentieren zu können. Der erste Brief ist demnach innerhalb des Stücks motivisch fest verankert und „insoweit nicht als dramaturgisch funktionslos zu erweisen"223. Insgesamt scheint die These der plautinischen Eindichtung des dritten Betrugs grössere Plausibilität zu beanspruchen, denn zum einen deutet die in der zweiten Brief-Intrige - bei der es sich ohnedies um ein blosses Vergnügungsgeld handelt - vorliegende Motiv-Doppelung auf eine sekundäre Erscheinung hin. Zum andern lässt sich die nur infolge der Voreiligkeit des Sostratos bzw. Mnesilochus aufgedeckte Lügengeschichte, durch die sich der senex bereits getäuscht sieht, ohne weiteres als (erfolgreiche) erste άπάτη begreifen. Dem steht freilich entgegen, dass die beiden Briefszenen „sich grossenteils komplementär oder auch spiegelbildlich zueinander" verhalten und „sich hinter der Konzeption der beiden Briefe, deren letzterer erst auch den im ersten angelegten Handlungsstrang (die Auszahlung des Soldaten) zu Ende bringt, eine raffinierte psychologische Strategie verbirgt, die ... in zwei Etappen das Misstrauen des Alten gegenüber Chrysalus in ein Vertrauensverhältnis umwandelt"224. In Anbe-

221

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Brief-Intrigen in den Bacchides geltend macht, vgl. auch Williams 1956, 447-449 sowie Zwierlein 1992, 19, 57 und 91. Ritsehl 1851, 59f.: „Es gehört wohl zu den geistreichsten Einfallen des Sclaven, durch Anklage seiner eigenen Person Vertrauen zu erwecken, durch scheinbare Thatenlosigkeit Thätigkeit zu entfalten." Kunst 1919, 109f.: „Die beide Briefaktionen einigende List ist der vom Sklaven dem Nicobul [sie] vorgespiegelte Bruch zwischen sich und Mnesilochus." Primmer 1984, 66, der sonst im Wesentlichen Lefevres Auffassung folgt, dass der erste Brief „nicht nur als unmenandrisch, sondern sogar als genuin plautinisch betrachtet werden" könne und der zweite „nur formal, nicht inhaltlich dem menandrischen Brief entsprochen" habe ( L e fevre 1978", 523); er modifiziert sie jedoch insofern, als er für „die originale Situation der Szenen IV 5-8" „eine Kombination aus beiden Briefen" (Primmer 1984, 65f.) postuliert. Vgl. im Einzelnen ebd. 66-69 und zur dramaturgischen Funktion der beiden Briefe ferner Rizzo 1990, 19-29. Zwierlein 1992, 54 und 56f., der daher beide Briefszenen auf Menander zurückführt und ebd. 54-57 eine vortreffliche Gegenüberstellung des ersten Briefes, dessen Abfassung szenisch dargestellt wird, und des zweiten, dessen Lektüre coram publico erfolgt, bietet. Ein ähnlicher Parallelismus liegt in V. 723-725 und 831-841 vor: Chrysalus wirft zur Inspektion des nach seinen Anweisungen für das Liebesgelage ausgestatteten Ortes ebenso einen Blick ins Haus der Bacchides wie später der alte Nicobulus im Glauben, Zeuge des angeblichen Ehebruchs

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Die römische Komödie

tracht der Tatsache, dass das bisher verfügbare Material des Δις έξαπατών zur Lösung dieser viel diskutierten Frage bei weitem nicht ausreicht, wird man nicht umhinkönnen, sie bis auf weiteres offen zu lassen. Unter den vor allem von den Gelehrten des 19. Jh.s herausgestellten „mängeln in der anlage und entwicklung"225 des Dramas findet die Motivierung des Auftritts des Cleomachus zu Beginn der „Entscheidungs-Szene"226 IV 8 auch in der jüngeren Forschung Beachtung. Während die Zugehörigkeit der subalternen Rolle des namenlosen Parasiten, dem in der Szene IV 2 die Funktion des Überbringers einer Nachricht im Auftrag seines Ernährers - des miles - zuteil wird227, zum Δις έξαπατων gänzlich unbestritten bleibt228, sieht Lefevre in der „mangelhaften" Unterrichtung des Chrysalus über die unmittelbar bevorstehende Ankunft des aufgebrachten Offiziers einen Anhaltspunkt dafür, „dass bei Menander in IV 2 nicht Pistoclerus [sc. Moschos], sondern Chrysalus [sc. Syros]

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seines Sohnes zu sein. Auf „das Ineinanderspielen der Stellen 824ff. und 1059ff." weist Thciler 1938, 270 hin. Ladewig 1861, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 149; vgl. namentlich ebd. 150-152 und Langen 1886, 110-116. Lefevre 1978 a , 524. Hierin ist der Parasit mit dem Sklaven Sosia vergleichbar, dessen Auftritt zu Beginn des plautinischen Amphitruo im Auftrag seines Herrn erfolgt, Alcumena über die Kampfhandlungen Bericht zu erstatten. Der Bote des Cleomachus lässt zwar - ebenso wie Chaireas in Menanders Δύσκολος - die anhand der einschlägigen Fragmente aus der Mittleren und Neuen Komödie dargestellten typischen Charakterzüge des herkömmlichen Bühnenparasiten weitgehend vermissen (die einzige - allerdings dem puer geltende - Anspielung auf die Esslust findet sich in Bacch. 580f.), stellt sich aber in die Tradition seiner sich beim Publikum einführenden Berufsgenossen, indem er sich in seinem Auftrittsmonolog der Szene IV 1 (V. 573-576) als parasitus [...] hominis nequam atque inprobi, / militis qui amicam secum avexit ex Samo (V. 573f.) und in V. 601 selbstbewusst als dessen integumentum corporis zu erkennen gibt; zur Komik der zweiten Stelle (für den Gebrauch von integumentum im Sinne von praesidium, munimentum bilden Plaut. Bacch. 601 f. 605 und Trin. 313 bis ins 4. Jh. n. Chr. die einzigen Zeugnisse) vgl. Nesselrath 1985, 41: „... da es sich hierbei immerhin um den Soldaten Cleomachus handelt, verkehrt dieser Ausspruch das von der Komödie entwickelte typische Verhältnis zwischen prahlerischem Kriegsmann und dem um ihn herumscharwenzelnden Parasiten sinnigerweise genau in sein absurdes Gegenteil." Gleichzeitig deutet der Parasit damit - in Übereinstimmung mit der Funktion Gnathos im terenzischen Eunuchus - auf das in Bacch. 47f. 5861. 76f. 222f. explizit angekündigte Erscheinen des miles gloriosus voraus (vgl. V. 603), so dass "with the appearance of his Parasite, the pace of the plot quickens, but the suspense is skilfully maintained: the Soldier himself does not arrive until line 842 ... This scene provides the only real element of farce or knockabout comedy in the play ..." (Barsby 1986, 145f.). Der Vorliebe des Plautus für das fores pultare stehen vereinzelte Belege bei Menander und T e r e n z gegenüber (vgl. dazu ebd. 146 und 147 zu V. 581-3 sowie Duckworth 1952, 117 und 324328). Vgl. Lefevre 1978 a , 529: „Es wurde bereits festgestellt, dass der Auftritt des Parasiten in IV 1 bei Menander offenbar ebenso wie bei Plautus gestaltet w a r . . . " Es wäre ohnedies nicht recht einzusehen, weshalb Plautus eine derart untergeordnete Figur frei erfunden haben sollte.

Plautus: Bacchides

57

der Gesprächspartner des Parasiten gewesen ist, der die Ankunft des Offiziers ankündigte" 229 ; demgemäss seien .Auftreten und Aktion der Personen" in der menandrischen Szenenführung wie folgt vonstatten gegangen: „Zunächst erschien der Parasit (IV 1), dann trat Chrysalus auf und zog ihn in ein Gespräch (IV 2). Darauf kam Mnesilochus und eröffnete Chrysalus, dass er das Geld dem Vater zurückgegeben hatte, und bat ihn, ein zweites Mal zu helfen. Chrysalus sagte nach einigem Zögern zu und ersann den (zweiten) Brief. Irgendwann trat Pistoclerus hinzu, der offenbar auch bei Menander keine grosse Rolle spielte."230 Lefevres pauschale Beurteilung der Rolle des Moschos im Δις έξαπατών erweist sich aufgrund der prominenten Bedeutung des Motivs der Freundestreue in den Papyrusfragmenten sowie der zahlreichen Rekonstruktionsversuche, die auf einen nicht unwesentlichen Anteil des Pistoclerus an der Exposition in den verlorenen Anfangsszenen der Bacchides schliessen lassen, als nicht wirklich angemessen, zumal dieser auch in der erhaltenen Schlusspartie des ersten und eingangs des zweiten Aktes zugegen ist. Die verfochtene plautinische Änderung - der Ersatz des Sklaven durch den „wenig beschäftigten Pistoclerus" als Gesprächspartner des Parasiten - setzt ihrerseits voraus, „dass die anschliessende Szene IV 3 mit Mnesilochus und Pistoclerus vermutlich ganz von Plautus stammt" 231 - eine (wie schon die vage Formulierung zu erkennen gibt) nicht eben zwingende Annahme: So schliesst die von Lefevre als Argument vorgebrachte metrische Form des einleitenden Monologs des Mnesilochus und seines nachfolgenden Dialogs mit Pistoclerus in IV 3, einem plautinischen Canticum, die Ausgestaltung einer im Kern bereits bei Menander vorliegenden analogen Szene seitens des römischen Bearbeiters noch nicht notwendig aus. Überdies ist nicht recht einzusehen, weshalb allein Plautus „die totale Ratlosigkeit der beiden Jünglinge" 232 nach der voreiligen Rückgabe des Geldes hätte demonstrieren können - ganz abgesehen davon, dass uns Lefevre über die Frage, wann und mit welcher Motivierung Moschos denn nun zu Syros und Sostratos „hinzugetreten" sei, ebenfalls im Unklaren lässt233. Lefevres Begründung seiner These vermag

229

230 231 232

233

Ebd. 524: Diese hätte dem Sklaven „eindringlich ... vor Augen gehalten werden müssen, damit er seinen Plan ... entsprechend ersinnen konnte". Ebd. 529. Ebd. 529f. Ebd. Schliesslich erhebt sich die Frage, ob die monierte „zornige Erregung ... und vor allem der rüde Ton" (ebd. 525) des Pistoclerus wirklich zwingende Anhaltspunkte für einen Dialog zwischen dem Sklaven Syros und dem Parasiten an dieser Stelle des Δις έξαπατών bieten; stattdessen Hesse sich durchaus denken, dass der jeweilige Dichter um des komischen Effektes

58

Die römische Komödie

somit nicht wirklich zu überzeugen; vielmehr erscheint es kaum berechtigt, um der Beseitigung einer möglichen Unstimmigkeit des griechischen Originals willen eine Reihe hypothetischer plautinischer Änderungen zu postulieren. Dass „der Soldat (dessen Kommen von langer Hand vorbereitet war und durch die barsche Zurückweisung des vorgeschickten Parasiten als drohend bevorstehend empfunden werden musste) in eben jenem Moment auftaucht, da Chrysalus den Nicobulus durch die Tür ins Nachbarhaus blicken lässt, um ihm klar zu machen, in welcher Gefahr sein dort an der Seite einer Frau gelagerter Sohn schwebt"234, und sein Auftritt dem servus callidus zufällig äusserst gelegen kommt, „dürfte einem prüfenden und nachrechnenden Leser eher zum Bewusstsein kommen als dem Zuschauer bei einer Aufführung, und so konnte ein Theaterdichter, auch ein griechischer Theaterdichter, den Widerspruch als quantite negligeable behandeln"235.

4.1.3. Captivi Hinsichtlich ihres ausgeprägten tragikomischen Charakters, der sie seit jeher als Plautus' "most serious comedy"236 erscheinen lässt, sind die Captivi mit dem Amphitruo vergleichbar, wie W. Kraus ausführt: „Im Prolog des Amphitruo wird das Verhältnis der Komödie zur Tragödie thematisiert. ... (52ff.) ... Aber das tragische Element [sc. des Amphitruo] besteht g e w i s s nicht nur darin, dass Gestalten des Mythos auftreten. ... Die Handlung wird b i s an die Grenze des Tragischen geführt ... Die Komik ist auf die - echten und falschen - Sklaven beschränkt; darüber hinaus ist nur in einer Situation das Komische und das Tragische zugleich gegenwärtig: als der verzweifelte, zum Äussersten entschlossene Amphitruo von Merkur in Sosias Gestalt grausam zum Narren gehalten wird. Auch im Prolog der Captivi kommt die Nähe zur Tragödie zur Sprache (61 f.) ..., und auch hier besteht diese Nähe nicht nur in dem, was ausdrücklich genannt wird: dem kriegerischen Hintergrund der Handlung. Auch hier ist die Komik auf eine Figur minderen Standes beschränkt: den zu diesem Zweck eingeführten Parasiten, und wieder gibt es nur eine komische Situation,

234

willen den Sprachstil des adulescens im Hinblick auf dessen verbalen Schlagabtausch mit dem Parasiten eigens demjenigen des Letzteren angeglichen habe. Zwierlein 1992, 77.

235

236

H. Tränkle, Amphitruo und kein Ende, Mus. Helv. 40, 1983, 230 anlässlich einer Unstimmigkeit zwischen Merkurs Bericht eingangs des plautinischen Amphitruo und gewissen Äusserungen in den Szenen I 3 und II 2. Vgl. ebenso Barsby 1986, 163: "Chrysalus could hardly have guaranteed that the Soldier would arrive on cue (844), but such coincidences arc commonplace in comedy." E. W. Leach, Ergasilus and the Ironies of the Captivi, Classica et Mediaevalia 30, 1969, 263.

Plautus: Captivi

59

vor tragischem Hintergrund: die Szene, in der durch Aristophontes der Betrug aufgedeckt wird."237

Den ernsten Hintergrund der Handlung bildet ein Krieg zwischen Ätolien - dem Schauplatz der Captivi - und Elis, in dessen Verlauf Philopolemus, der Sohn des reichen Ätoliers Hegio, in elische Gefangenschaft geraten ist. In der Hoffnung, ihn durch einen Austausch befreien zu können, hat Hegio seinerseits damit begonnen, eifrig Kriegsgefangene aus Elis aufzukaufen - unter ihnen den adulescens Philocrates, der ihm dank bester Herkunft und Vermögensverhältnisse für sein Vorhaben besonders geeignet erscheint, und dessen gleichaltrigen Sklaven Tyndarus. Die beiden Gefangenen, die der Komödie ihren Titel geben, haben ihre Rollen getauscht, damit der junge Herr Philocrates wenn möglich als Erster die Freiheit erlange. Der Parasit Ergasilus238, der seit der Kriegsgefangenschaft seines Brotherrn Philopolemus „schon lange nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hat"239 und nur noch aus „Haut und Knochen" (ossa atque pellis, V. 135) besteht, weiss seine brotlose Lage in seinem Auftrittsmonolog der Eingangsszene eindrucksvoll zu schildern. Während seines nachfolgenden exponierenden Dialogs mit Hegio manifestiert sich „ihre belustigend gegensätzliche Auffassung des Unglücks"240 in ihren jeweiligen Hoffnungen auf eine baldige Befreiung des Philopolemus bzw. auf eine Einladung zu dem damit verbundenen Wiedersehensmahl. Da der senex dem Hungerleider lediglich eine wenig verlockende

237

238

239 240

W. Kraus, Die Captivi im neuen Lichte Menanders, in: Latinität und alte Kirche. Festschr. R. Hanslik, Wien / Köln / Graz 1977, 164f. Zu dem von Plautus, Amph. 59 und 63 gebrauchten Begriff „tragicomoedia" vgl. Tränkle 1983, 228 Anm. 45: „Der in der antiken Literatur nur an dieser Stelle belegte Ausdruck ... ist dort auf das Personal des Stücks bezogen, d.h. auf das Nebeneinander von Göttern bzw. Heroen und Dienern, doch gehört zu einem bestimmten Personal auch ein entsprechender Stil." Der Name ,ßrgasilus" (,der Tätige'), der vom griech. Verbum έργαζομαι abgeleitet und mit dem in Koseformen häufigen deminuierenden Nominalsuffix -λο- gebildet ist (vgl. Schwyzcr, Griechische Grammatik, Bd. 1, München 1939, 484f.), enthält sowohl eine ironische Anspielung auf den Broterwerb des Parasiten - "Ergasilus does no work at all. But we may add that he considers his quest for food as a labor, and profit is certainly his motive" (Leach 1969, 287 Anm. 45) - als auch auf dessen „beflissene Liebedienerei" (J. Brix - M. Niemeyer - O. Köhler, Ausgewählte Komödien des T. Maccius Plautus: Captivi, Leipzig 7 1930, 12; vgl. auch den Kommentar von W. M. Lindsay, London 1900, 111); zur Erklärung des Spitznamens „Scortum" (V. 69) vgl. unten S. 64 mit Anm. 251. Nesselrath 1985, 37. Leo 1912, 203. Vgl. V. 152f.: [...] ER. eheu, huic illuddolel, - / quia nunc remissus est edendi exercitus - "a comical juxtaposition of sentimentality and desire for gain" (Leach 1969, 289).

60

Die römische Komödie

cena aspera (V. 497) 241 in Aussicht zu stellen vermag, will sich dieser auf dem Forum vorerst lieber nach einem grosszügigeren Gastgeber umsehen. Hegio entlässt daraufhin in der Absicht, den gefangenen Sklaven nach Elis zu senden, um mit dem Vater des Philocrates dessen Austausch gegen Philopolemus zu vereinbaren, nichts ahnend den jungen Herrn in die Freiheit und erkennt erst zu spät - anlässlich einer Gegenüberstellung des wirklichen Tyndarus mit Aristophontes, einem anderen Gefangenen aus Elis - seinen Irrtum. Inzwischen beklagt Ergasilus, veranlasst durch seine bisher erfolglose Suche nach einem geeigneten Ernährer, den zunehmenden Verfall der Gastlichkeit und ist nunmehr fest entschlossen, sein Glück im Hafen zu versuchen. Hegio indessen muss ernstlich um die Befreiung seines älteren Sohnes furchten - der jüngere war bereits im Alter von vier Jahren durch einen Sklaven entführt worden weshalb er Tyndarus mit harter Arbeit im Steinbruch bestraft. Zu guter Letzt eilt Ergasilus in der Rolle des servus currens vom Hafen herbei, um als Erster die Nachricht von der Rückkehr des Philocrates zusammen mit Philopolemus und dem entlaufenen Sklaven Stalagmus zu verkünden - ein Auftritt, der ihm selbst einen stets freien Tisch im Hause des senex und obendrein das Amt des cellarius einbringt; dieses versieht er umgehend mit der Beflissenheit eines lupus essuriens (V. 912). Schliesslich erweist sich der gepeinigte Sklave Tyndarus aufgrund der Aussage des Stalagmus, der den vieijährigen Knaben Paegnium einst Philocrates' Vater in Elis verkauft hatte, als Hegios verschollener zweiter Sohn. Der nahezu tragödienhaften Konzeption der Capiivi'-Handlung liegt eine innerhalb der griechisch-römischen Komödie singuläre Figurenkonstellation zugrunde, die mit Ausnahme des edax parasitus sämtliche komischen Typenrollen und überdies nicht nur das Auftreten, sondern auch jegliche Anspielung auf eine Frauenfigur vermissen lässt242 , wie G. van N. Viljoen konstatiert: "Even those regular character types of New Comedy which do appear in the Captivi, have undergone a kind of metamorphosis. The basic change that made this possible, is the substitution of the chivalrous and self-sacrificing devotion of a servant to his master as the motive force of the action instead of the traditional theme of an irregular and often dishonourable love affair of a young man and its 241

242

Vgl. V. 185: HE. nam meus scruposam victus commetat viam und 188-190: HE. asper meus victus sane est. ER. sentisne essitas? / HE. terrestris cena est. ER. sus terrestris bestia est. / HE. multis holeribus. ER. curato aegrotos domi. Zwar treten auch im plautinischen Trinummus keine Frauenfiguren auf, doch spielt dort die Schwester des jungen Lesbonicus für die Handlungsentwicklung eine zentrale Rolle. Vgl. dazu ferner Wehrli 1936, 125: „Die entscheidendste Abkehr von vertrauten Komödiengewohnheiten ist... der Verzicht auf das Liebesmotiv, obwohl der Prolog gerade davon seltsamerweise schweigt."

61

Plautus: Captivi

c o n c o m i t a n t intriguing. T h e traditional comicus

stultus

senex

- the o v e r b e a r i n g

but d e c e i v e d and outwitted father - is replaced b y the kind-hearted and w i t t y o l d g e n t l e m a n H e g i o , w h o t h r o u g h o u t retains our s y m p a t h y ; the h a c k n e y e d ephebus

amans

- a spendthrift and i n t r i g u i n g y o u n g lover - is replaced b y the t r u l y

n o b l e characters o f Philocrates and P h i l o p o l e m u s ; and f i n a l l y the character-type o f the crafty s l a v e assisting his y o u n g master in his intriguing, u n d e r g o e s a v e ritable a p o t h e o s i s in the role o f Tyndarus, the real hero o f the p i e c e , with

his

n o b l e s e l f - s a c r i f i c e for the sake o f his master." 2 4 3

Die dramaturgische Struktur der Captivi besteht aus zwei Hauptteilen, von denen der eine die Düpierung Hegios mit Hilfe des Rollentauschs der beiden Gefangenen und ihre Aufdeckung durch Aristophontes (I-III), der andere die Rückkehr der beiden adulescentes und die Wiedererkennung des Tyndarus als des verlorenen zweiten Sohnes (IV-V) umfasst. Wenngleich sie das einzige erhaltene Stück der griechisch-römischen Komödie darstellen, in dessen Verlauf sich eine männliche Figur als freigeboren entpuppt, so weisen die Captivi doch gewisse motivische Parallelen zu den gängigen Handlungselementen der Nea auf. In Analogie zu den üblichen erotischen Verstrickungen der Väter und Söhne und den daraus resultierenden Geldnöten, die jeweils eine Intrige des servus callidus zur Beschaffung der für den Freikauf der Geliebten erforderlichen Summe notwendig machen, erfolgt mittels der fallacia des Rollentauschs die Befreiung des gefangenen Philocrates, auf dessen Geldwert Hegio wiederholt hinweist. Hierbei schlägt sich der Sklave Tyndarus in gewohnter Manier clam suom patrem (V. 1032) auf die Seite seines jungen Herrn. Während im Intrigenspiel der Palliata die Umkehrung des Verhältnisses Herr - Sklave zumeist rein metaphorisch zum Ausdruck kommt, wird sie im Rollentausch von Philocrates und Tyndarus explizit vollzogen und erfährt - so im Folgenden E. Segal gegen Ende der Abschiedsszene II 3 eine zusätzliche Steigerung:

243

G. van N. Viljoen, The Plot of the Captivi of Plautus, Acta Classica 6, 1963, 46; vgl. prol. 5458 und epil. 1029-1034. Ähnlich fallt das Urteil von P. Grimal, Le modele et la date des Captivi de Piaute, in: Hommages ä M . Renard, Bd. 1, Brüssel 1969, 394 aus: "Deux adulescentes, Philocrate, Philopoleme, un esclave qui n'en est pas un, puisqu'il se revele de naissance libre, Tyndare, un esclave veritable, Stalagme, mais que Γοη ne voit qu'enchaine, le carcan au cou, un vieillard, Hegion, qui a des soucis plus graves et plus legitimes que celui de defendre son argent et se propose, avec un courage et une tenacite admirables, d'arracher son fils Philopoleme ä l'esclavage, aucun de ces personnages n'est veritablement plaisant. Une seule figure comique, celle du parasite Ergasile, qui regrette, parce que c'etait un amphitryon genereux, le jeune homme eloigne de sa patrie, et qui passe et repasse sur le theatre en quete d'un bon repas, sans faire reellement partie de Taction. La piece ne comporte aucun personnage feminin; l'amour, ressort habituel des intrigues de la comedie nouvelle, est banni des Prisonniers. A sa place, l'affection d ' u n pere, desespere de savoir que son fils a ete fait prisonnier dans la lointaine Elide ..."

Die römische Komödie

62

"Tyndarus concludes his orders to Philocrates with the humble plea [V. 444f.]: tu hoc age. tu mihi erus nunc es, tu patronus, tu pater, tibi commendo spes opesque meas. ... but here is a new twist: the reversal reversed. The slave-playing-the-master enslaves himself to the master-playing-the-slave." 244 Der R o l l e n w e c h s e l der b e i d e n Gefangenen als Voraussetzung für das G e l i n g e n ihres Vorhabens, d e m j u n g e n Herrn die Freiheit z u verschaffen, findet in der H a n d l u n g s w e i s e der dritten Hauptfigur H e g i o insofern sein Gegenstück, dieser den Handel mit K r i e g s g e f a n g e n e n - [...] quaestum et maxume

alienum

ingenio

suo

hunc [...] /

als

inhonestum

(V. 9 8 f . ) - u m der B e f r e i u n g s e i n e s älteren

S o h n e s w i l l e n b e g o n n e n hat 245 . Über ein ganzes Repertoire m ö g l i c h e r R o l l e n , das

durch nachstehende

zusammenfassende

Darstellung

von

E.

W.

Leach

illustriert sei, verfügt der Parasit Ergasilus - "the m o s t a m u s i n g o f the characters" - in Entsprechung z u den Erfordernissen seiner τ έ χ ν η : "Unlike the others, Ergasilus has not assumed a new role to gain his immediate ends, but, as a parasite, he lives a life that demands constant acting. Nor are h i s roles always the same, for he shifts and changes with circumstances. ... He is the scortum invoked in scenes of pleasure, and a mouse nibbling at other men's food. ... When his patrons have their yearly holiday in the country, he is pathetically lonely, a snail, lacking dew in hot weather, that must live off its own moisture (78-83). But his patrons return to find him aggressive, like a troublesome hound (85-87). When news of good fortune arrives, Ergasilus rises to the occasion by casting himself into a series of imaginary roles. First he is the servus currens of comedy (778), the deus ex machina figure who bears the solution to all problems, inclu244

E. Segal, Is the Captivi Plautine?, in: Studi di Filologia Classica in onore di G. Monaco, Bd. 2, Palermo 1991, 560. Hieraus ergibt sich ein interessantes „metatheatralisches" Phänomen: "Analogously, the Roman audience would have savored a comedy in which the hero is a slave-who-is-really-free masquerading as a free man - ultimately discovered to be truly free being enacted onstage by an actual slave" (ebd. 567); vgl. dazu auch Leach 1969, 279 Anm. 35 und A. Gosling, A Rather Unusual Old Man. Hegio in Plautus' Captivi, Acta Classica 26, 1983, 53. Weitere Übereinstimmungen mit dem altbewährten Handlungsschema der griechisch-römischen Komödie treten etwa in V. 219-228 ("the imperious prolixity of the typical Plautine clever slave" [Segal 1991, 558]), 266-269 ("Plautus' rich storehouse of synonyms for bamboozlement" [ebd. 559] in einer von Tyndarus nach Art des servus callidus ad spectatores gesprochenen Bemerkung) und 641-656 ("the ... typical language ... of the Plautine deceptus senex" [ebd. 562]) zutage. Zur Variation gängiger Komödienmotive in den Captivi vgl. ferner Leach 1969, 269f.; J. Chr. Dumont, Guerre, paix et servitude dans les Captifs, Latomus 33, 1974, 507f.; D. Konstan, Plautus' Captivi and the Ideology of the Ancient City-State, Ramus 5, 1976, 77.

245

Vgl. Kraus 1977, 166: „Die dazu nötige Härte bringt ihn in einen inneren Widerspruch zu sich selbst, er muss sich ja sagen, dass er anderen das antut, worunter er selbst leidet ..." Eine umfassende Charakteristik Hegios im Vergleich zu den herkömmlichen senes comici bietet Gosling 1983,54-57.

Plautus: Captivi

63

ding his own. He approaches Hegio as a conquering general, ready to bring a besieged town to its knees (795-798). Excitedly savoring his coming meal, he acts out the part of a Roman aedile on tour of the markets, giving penalties for bad measure and poor food, insisting that all the city accommodate itself to the spirit of his triumphant holiday (807-822). N o longer is he a parasite, but the m o s t royal among kings (825). From a seeker after benevolence, he has become a powerful bestower of good fortune. For Hegio, he is a pantheon of beneficent deities, and especially the supreme Jupiter, demanding sacrifice as his reward ( 8 6 3 865)... In the honesty and exuberance of his role playing, he provides a sharp contrast with the major characters. Unlike them, he is not attempting to conceal his true self behind his roles." 246

Innerhalb der Ökonomie der Captivi, in denen die beiden den Gefangenenaustausch sowie den Parasiten betreffenden Handlungsstränge in wechselseitigem Abhängigkeitsverhältnis parallel nebeneinanderher laufen und sich im exponierenden ersten Akt sowie bei der entscheidenden Wende des dramatischen Geschehens in den Szenen IV 1-2 jeweils kreuzen, bildet Ergasilus ein unerlässliches komisches Gegengewicht zum übrigen Personal des Stücks und verhindert dadurch, dass die Handlung zur Tragödie gerät247. Seine Schlüsselstellung als Hauptträger der Komik - da ,ja der Sklave, der sich für seinen Herrn opfert, in ganz eigentümlicher Weise ernsthafte Hauptfigur ist, also in seinen Reden kaum Gelegenheit zur Anknüpfung grobkomischer Witze bot"248 - legt schon sein erster Auftritt im Anschluss an den Prolog nahe, wie Segal pointiert bemerkt: "Only eleven lines after the audience is told that there will be no meretrix mala in the piece, on walks a parasite ... whose first words are: Juventus nomen indidit ,Scorto' mihi ... (69) ... As for the claims in line 1032, it is true that the only scortum in the play is Ergasilus ,.." 249

246 247

248

Leach 1969, 264 und 287f. "It is clear that the poet uses Ergasilus mainly to provide diversion in the form of exuberant fun and frolic, and to remind the audience that after all they are watching a comedy, which becomes necessary in view of the unusually serious and almost tragic tone marking the play throughout..." (Viljoen 1963,45). Eine vergleichbare Funktion kommt Herakles, dem „durch die Darstellungen der Komödien zum unersättlichen Fresser" gewordenen „Schutzpatron des Parasiten" (Ludwig 1966, 1359 zu 348; vgl. Epicharm fr. 18 K.-A., Ar. Vesp. 60, Pax 741 und Plaut. Cure. 358, Stich. 223), in Euripides' Alcestis zu, wie überhaupt in der Forschung verschiedentlich auf gewisse motivische Ähnlichkeiten zwischen den Captivi und euripideischen Dramen hingewiesen worden ist (vgl. etwa K. Abel, Die Plautusprologe, Diss. Frankfurt a. M. 1955, 47 und 53; Segal 1991, 560 Anm. 24). Fraenkel 1922, 245f.

249

Segal 1991, 556 und 566f. Ebenso Leach 1969, 263: "Nonetheless, the good intentions of the prologue are curiously contradicted when the play's first speaker identifies himself as a parasite, one degenerate rascal not yet mentioned." Aufgrund dieses leicht ironischen Kontrastes

64

Die römische Komödie

Indem sich Ergasilus anhand einer seit der Mittleren Komödie bezeugten Formel beim Publikum einfuhrt (V. 69f.) 250 und seinen Spitznamen ,JScortum" im nachfolgenden Wortspiel davon ableitet, „dass er invocatus bei einem Gastmahl zu erscheinen pflege"251 (V. 71-76), gibt er sich als typischer edax parasitus und nach allgemeinen Erwägungen über die Wechselhaftigkeit der Parasitenεύδαιμονία (V. 77-90) - noch dazu als trauriger Hungerleider zu erkennen. Seine Rolle als "secondary prologue"252, die ihm im Hinblick auf die Wiederholung der im Prolog exponierten Handlungsvoraussetzungen aus der Perspektive des gastrisch Leidtragenden in V. 91-107 zuteil wird, weist bereits auf seine massgebende dramaturgische Funktion in den Szenen I 2 und III 1 voraus. Infolge der materiellen Abhängigkeit von seinem jungen Brotherrn verkörpert er gleichsam ein emotionales Spiegelbild des um Philopolemus bangenden Vaters253, was in seinem (auf dem Wechsel von transitiver und reflexiver Verwendung des Verbs beruhenden) Wortspiel nam ni illum recipit [sc. Hegio], nihil est quo me

zur „Betonung der Verschiedenheit des Stoffs von der üblichen Erotik" (Sonnenburg 1928, 103) im Prolog und im Epilog weisen Kraus 1977, 164 Anm. 8 und Segal 1991, 554 die V e r s e 55-58 und 1029-1034 als "perhaps the biggest joke the playwright ever worked on his admirers" dem römischen Bearbeiter zu, wohingegen Leo 1912, 205 darin „nichts was nicht dem Original gehört oder gehören kann" zu erkennen vermag. 250

251

luventus nomen indidit .Scorto' mihi, / eo quia invocatus soleo esse in convivio', vgl. die oben Anm. 33 angeführten Parallelstellen. Nesselrath 1985, 66. Da das Wortspiel mit invocatus auf dessen doppelter Bedeutung ,ungcrufen, ungeladen' und .angerufen' beruht, schwingt im typisch parasitischen Ungeladen-zumEssen-Kommen zugleich die beim Würfelspiel übliche Anrufung einer Hetäre durch deren Liebhaber mit (vgl. etwa Diphilos fr. 74 K.-A. und Plaut. Cure. 356-358). Den Nachweis, dass „das Spiel mit invocatus, das sich auf ακλητος nicht übertragen lässt", entweder den lateinischen Ersatz eines Wortspiels der griechischen Vorlage oder eine freie plautinische Eindichtung darstellt und demzufolge auch „der Spitzname Scortum Plautus' eigene Erfindung ist", hat Leo 1912, 106 erbracht.

252

253

Segal 1991, 557. Die augenfälligen inhaltlichen Ubereinstimmungen zwischen dem Prolog und den Szenen I 1-2 (vgl. V. 24-34 und 91-107. HOf. 129-132. 167-172) werfen die Frage auf, inwieweit sich der Parasit zur Übernahme der Funktion des prologus - etwa in Analogie zum Pädagogen Daos in Menanders 'Ασπίς - eignen würde. Ein solcher Auftritt des Ergasilus ist nicht so abwegig, wenn man sich dessen entscheidende Bedeutung fur den gesamten Handlungsgang vergegenwärtigt. Sowohl in den Captivi als auch in den Menaechmi des Plautus bildet die Einführung des ausgehungerten Hausfreundes zu Beginn des ersten Aktes ein bühnenwirksames Mittel zur Veranschaulichung der Ausgangssituation des Stücks; vgl. dazu auch Lindsay 1900, 138f. und Fields 1938, 41-44 sowie zum Auftrittsmonolog des Peniculus unten S. 105f. Zur Rolle des Hungerleiders als "an emotional foil for Hegio" vgl. Duckworth 1952, 152; ferner Konstan 1976, 90 Anm. 19 ("a coarse and comic symbol or echo of the fortunes of Hegio's family") und Leach 1969, 287-289: "Like Hegio and the captives, Ergasilus longs for the restoration of his true self and the familiar order of his life. His desires are no less than a debased version of theirs. ... His actions serve as parody of theirs."

Plautus: Captivi

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recipiam (V. 103) einen adäquaten Ausdruck erfährt. Der erste Dialog (I 2) zwischen Ergasilus und Hegio - seinem einzigen Gesprächspartner auf der Bühne bietet insofern einen komischen Kontrast, als der Parasit so tiefe Anteilnahme am Schicksal des rex unico magis unicus (V. 150) bekundet, dass schliesslich weniger der Vater als vielmehr er selbst des Trostes bedarf, worauf Segal aufmerksam macht: "Hegio may be a bereft and grieving father, but he is also an extraordinarily witty one. And the situation has a touch of comic reversal: the vivid paratragic expressions of grief are uttered by the parasite, 'Ego, qui tuo maerore maceror / macesco, consenesco et tabesco miser; / ossa atque pellis sum misera - macritudine ...' (133-5). And the comforting phrase 'habe bonum animum' is spoken twice not to the parent but by him - to the parasite (152, 167)."254

In Entsprechung zu der im zweiten Akt durchgeführten Intrige des Rollentauschs, deren Aufdeckung durch Aristophontes in der längsten Szene des Stücks (III 4) - "the most farcical moment in the play"255 - Hegios Hoffnungen auf eine baldige Befreiung seines älteren Sohnes jäh zunichte macht und mithin den dramatischen Höhepunkt der Haupthandlung darstellt, bleibt dem hungernden Ergasilus eingangs des dritten Aktes nur noch eine letzte spes cenatica (V. 496) im Hafen, nachdem seine Suche nach einem grosszügigeren Gastgeber bisher erfolglos verlaufen ist und in der Klage über den zunehmenden Verfall der Gastlichkeit (V. 469-491)256 ihren Tiefpunkt erreicht hat. Hinsichtlich der Handlungsfuhrung dient dieser Monolog des Parasiten (III 1) vornehmlich als Zwischenspiel257 zur Überbrückung der Zeitspanne zwischen Hegios Ankündigung, den im Hause seines Bruders untergebrachten übrigen Gefangenen einen Besuch abzustatten (V. 45 8f.), und seiner Rückkehr in V. 498, wobei er gleichzeitig dem weiteren Geschehen den Boden bereitet: "And in addition to keeping the groundlings laughing at the account of his misadventures, it [sc. his monologue] concludes with a casual remark that will later actually serve a dramatic purpose: nunc ibo ad portum hinc: est illic mi una spes cenatica. (496) This will put Ergasilus in the best position to spot the returning Philocrates and play the servus currens.

254 255

256 257

Segal 1991,557. Ebd. 561; ebenso S. A. Frangoulidis, Counter-Theatricalization in Plautus' Captivi III. 4, Mnem. 49, 1996, 145. Das Motiv der insania, deren Tyndarus den Aristophontes bezichtigt, um die Aufdeckung seiner fallacia zu verhindern, liegt auch in Plaut. Men. V 2 vor, wo sich Menaechmus von Syrakus den seinem Zwillingsbruder geltenden Anschuldigungen seitens der matrona und des senex durch einen vorgetäuschten Wahnsinnsanfall zu entziehen sucht. Vgl. Plaut. Stich. 183-192. Vgl. Leo 1912, 227-229 Anm. 3 und Brix - Niemeyer - Köhler 1930, 54 zu V. 461ff.

66

Die römische Komödie ... At line 768, the parasite Ergasilus reappears to initiate the second farcical scene, which is also the second longest. ... The parasite is bringing news that will win him aeternum cibum (780). But to do so he has changed dramatic persona. Clearly having forgotten the prologue's promise that this comedy would not be 'ut ceterae', Ergasilus proposes to behave 'ut comici servi solent' (778), i.e. act the stock running slave." 258

Indem sich Ergasilus die für den servus currens charakteristische Gepflogenheit, sich in der Eile das pallium um die Schultern zu werfen, zu Eigen macht (V. 778f.), vollzieht er einen weiteren Rollenwechsel, durch den er - im Einklang mit seiner weitgehenden Übernahme der Funktion des Komödiensklaven als der vorzugsweise komischen Figur - „auch vom Standpunkte plautinischer Oekonomie aus betrachtet ... in die meist dem Sklaven vorbehaltene Stelle"259 einrückt. Während er im bisherigen Verlauf der Captivi geradezu den Inbegriff eines Hungerleiders abgegeben hat, ergeht er sich in seinem letzten Monolog (IV 3) in umso grösserem Jubel über die reich gefüllte Vorratskammer, die ihm als cellarius nunmehr obliegt, und vertilgt daraufhin „in einem fürchterlichen Anfall plötzlicher Fresswut quasi lupus essuriens den gesamten Lebensmittelvorrat

258

259

So Segal 1991, 560f. und 563f. Zur Figur des servus currens (Ter. Haut. 37 und Eun. 36) in der griechisch-römischen Komödie vgl. etwa C. Weissmann, De servi currentis persona apud comicos Romanos, Diss. Glessen 1911 („de parasito currente Plautino" ebd. 28-35); J. Wagner, De nuntiis comicis, Diss. Breslau 1913 (zum Auftrittsmonolog und zur Übermittlung der Nachricht im Einzelnen ebd. 57-73); E. Schild, Die dramaturgische Rolle der Sklaven bei Plautus und Terenz, Diss. Basel 1917, 56-62; G. E. Duckworth, The Dramatic Function of the servus currens in Roman Comedy, in: Classical Studies, presented to Ε. Capps, Princeton 1936, 93-102 (mit einer Differenzierung zwischen den plautinischen und den terenzischen Ausprägungen des servus currens im Hinblick auf dessen Funktion der Spannungserzeugung); T. Guardi, I precedenti greci della figura del servus currens della commedia romana, Pan 2, 1974,5-15; Ε. Csapo, Plautine Elements in the Running-Slave Entrance Monologues?, Class. Quart. 39, 1989, 148-163. Fraenkel 1922, 246, der ebd. 131f. nachstehenden Vergleich der „für das Auftreten des servus currens zu fester Typik ausgebildeten ... Aufforderung an das Volk, dem Laufenden Platz zu machen" (ebd. 130), in Plaut. Capt. IV 2 und Cure. II 3 anstellt: „Kommt man von der Drohrede des Curculio zu der des Ergasilus ..., so kann der Eindruck nur sein: sicut lacte lactis similest. In der einleitenden Partie (791-798) geht die Übereinstimmung bis zur Wiederkehr einzelner Wendungen. Die Erfindung des Folgenden geht im Ganzen der des Curculio parallel, ist aber natürlich unabhängig von ihr. Plautus hat sich dies Mal offenbar Mühe gegeben die Polemik in nähere Beziehung zu der Person zu setzen, die sie ausspricht; es ist hier alles aus der Parasitenperspektive gesehen: Bäcker, Fischhändler, Fleischer sind die Leute, die hauptsächlich bedroht werden. ... Im Gegensatz zu Curculio beschränkt sich Ergasilus in seiner Rede nicht auf seinen nächsten Zweck; während dort nur allerlei missliebige Leute gewarnt werden dem Eilenden in den Weg zu treten, widrigenfalls gegen sie Gewalt gebraucht werden würde, erlässt Ergasilus, von dem gleichen Gedankengang ausgehend, allgemeinere Polizeivorschriften unter Androhung entsprechender Strafen."

Plautus: Captivi

67

seines augenblicklichen Gönners Hegio"260. Von Ergasilus' hinterszenischem Wüten, mit dem die komische Nebenhandlung um seinen Broterwerb ausklingt, vermag der anschliessende Bericht des sichtlich entsetzten puer (IV 4) dem Publikum einen lebhaften Eindruck zu vermitteln. Insgesamt erweisen sich die drei Auftritte und Abgänge des hungrigen Hausfreundes als durchaus folgerichtig und lassen, in dessen Rolle als parasitus currens - "the dramatic consummation of all the preceding activities of the parasite"261 - kulminierend, eine deutliche Klimax erkennen, die J. Brix - M. Niemeyer - O. Köhler in ihrem Kommentar wie folgt umschreiben: „ D e r P a r a s i t tritt in k ö s t l i c h e r S t e i g e r u n g in m e h r e r e n S z e n e n a u f : in K o n d o l e n z , als H u n g e r l e i d e r , als P o s a u n e n a n g e l o s , als P o l i z e i m a n n u n d z u l e t z t a u f s o l c h e r H ö h e der Situation,

d a s s m a n sein W ü t e n u n t e r d e n V o r r ä t e n H e g i o s a u f d e r

Strasse hört."262

Aufgrund der im Epilog resümierten Eigentümlichkeiten des Stücks - [...] ad pudicos mores facta haec fabula est, / neque in hac subigitationes sunt neque ulla amatio / nec pueri suppositio nec argenti circumductio, / neque ubi amans adulescens scortum liberet clam suom patrem (V. 1029-1032) - fallt dessen Bewertung in der Forschung sehr unterschiedlich aus, wobei sich die Bandbreite der Urteile vom gepriesenen Meisterwerk humaner Gesinnung bis hin zum missachteten dramaturgischen Fehlschlag erstreckt. Beide Auffassungen können bis zum jungen Lessing zurückverfolgt werden, der im Rahmen der von ihm und seinem Vetter Mylius gegründeten Zeitschrift Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters (1750) den Captivi wohl zum ersten Mal eine eigene Abhandlung, die Critik über die Gefangnen des Plautus, gewidmet hat. Hierin rechtfertigt er gegen die von einem „Freunde" in einem umfangreichen Brief erhobenen Einwände seine bekannte Einschätzung, die Captivi seien „das vortrefflichste Stück ..., welches jemals auf den Schauplatz gekommen ist":

260

Nesselrath 1985, 30. Vgl. Plaut. Stich. 577 - atque eccum tibi lupum [sc. Gelasimum] in sermone: praesens essuriens adest - und 605. Die Aufzählung personifizierter Fleischstücke, die denn auch den einzigen Inhalt des kurzen Abgangsmonologs des Parasiten (Capt. 901-908) bildet, bietet den „besten Beleg für die Treffsicherheit von Mommsens ... Apercu" (Fraenkel 1922, 248): „... die Esspartien blieben freilich auch in der römischen Nachbildung sehr zahlreich, aber überall dominiert über die mannigfaltige Bäckerei und die raffinierten Saucen und Fischgerichte der derbe römische Schweinebraten" (Th. Mommsen, Römische Geschichte, Bd. 1, Berlin 9 1903, 899).

261

Viljoen 1963,59. Brix - Niemeyer - Köhler 1930, 3. Vgl. auch das Fazit von C. Damon, The Mask of the Parasite. A Pathology of Roman Patronage, Ann Arbor 1997, 79: "No other Plautine parasite is so honored."

262

Die römische Komödie

68

„Ich habe oben gesagt, dass in den Lustspielen der Alten auch die besten Personen nur solche wären, die weder einen erhabnen Geist noch ein edles Herz verlangten. Die Gefangnen des Plautus muss man hiervon ausnehmen, worinne er den nach ihm folgenden Dichtern das erste Muster gegeben hat, wie das Lustspiel durch erhabne Gesinnungen zu veredeln sey. Wie gut wäre es, wenn sie ihm treuer gefolgt wären! Ich bleibe also dabey, dass die Gefangenen das schönste Stück sind, das jemals auf die Bühne gekommen ist, und zwar aus keiner andern Ursache, welches ich nochmals wiederholen will, als weil es der Absicht der Lustspiele [sc. die Sitten der Zuschauer zu bilden und zu bessern] am nächsten kömmt, und auch mit den übrigen zufälligen Schönheiten reichlich versehen ist." 263 D i e beiden von Lessing einerseits und seinem Widerpart andererseits vertretenen gegensätzlichen Positionen haben j e w e i l s nachhaltige Wirkung ausgeübt,

so

dass sich innerhalb der C o p i m - F o r s c h u n g noch immer im Wesentlichen zwei Richtungen der Interpretation gegenüberstehen, die von Leach folgendennassen zusammengefasst werden: "Later discussions tend to follow one of two lines of thought. Those critics most sympathetic to the emotional, or tragicomic aspects of the piece ... have written appreciatively of the human dilemma of its characters and the noble tone of its sentiments, of the captives' devotion to each other and Hegio's mourning for h i s lost sons. In these discussions structural problems are touched upon lightly, if at all. Other critics ... who give greater attention to the effectiveness of such traditional comic devices as intrigue, deception and surprise have emphasized dramatic flaws: unwieldy contrivance, improbable motivation, inconsistencies in character and action, excessive verbosity. Thus the play has been termed either a humane masterpiece or a dramatic failure ,.." 264 Hatte bereits Lessings Gegner g e w i s s e dramaturgische Unstimmigkeiten

mo-

niert, ohne dabei jedoch zwischen der plautinischen Nachdichtung und ihrem griechischen Original zu differenzieren, so warf Ladewig als Erster die entscheidende Frage nach dem Verhältnis der beiden Stücke zueinander auf: Z u m einen

263

264

Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften, hrsg. von K. Lachmann, dritte, a u f s neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch F. Muncker, Bd. 4, Stuttgart 3 1889, 79 und 191f.; vgl. ebd. 83 und den Brief des „Freundes" ebd. 132-171. Lessing folgt hier weitgehend dem Urteil von S. Werenfels in dessen Oratio de Comoediis (1716) - einer „Rede zu V e r t e i d i g u n g der Schauspiele" (vgl. Lessings Rezension der deutschen Übersetzung von 1750 ebd. 175-179) wie Μ. E. Agnew, Lessing's Critical Opinion of the Captivi of Plautus, Class. Weekly 39, 1945-46, 69f. aufzeigt. Nach wie vor umstritten bleibt, ob es sich bei Lessings „Gegner" um einen wirklichen oder um einen fingierten Briefpartner handelt; Literaturhinweise zu dieser Frage bei E. Lefevre, Plautus' Captivi oder Die Palliata als Prätexta, in: L. Benz - E. Lefevre (Hrsgg.), Maccus barbarus. Sechs Kapitel zur Originalität der Captivi des Plautus, Tübingen 1998,10 Anm. 5. Leach 1969,268.

Plautus: Captivi

69

stimmte er Lessing insoweit zu, als er die Captivi für „eins der bessten Dramen" des Plautus erachtete; zum andern erklärte er ihre Komposition mit Hilfe der Annahme, der Palliatendichter habe das „weinerliche" griechische Lustspiel durch die „Zuthat" der Parasitenrolle aus einer Sekundärvorlage kontaminiert und somit „trefflich dafür gesorgt, dass Rührung nicht die durchgängige Stimmung ist, die das Stück hervorruft"265. Seiner These der Einfügung der Parasitenszenen aus einer anderen griechischen Komödie schlossen sich C. Pascal und Hough an266, während E. Herzog und Segal für die plautinische Schöpfung des Ergasilus plädierten267. Ungeachtet ihrer Ausscheidung der Parasitenrolle aus dem Handlungsgefüge des Originals hielten die Vertreter der Kontaminationstheorie entschieden an der griechischen Herkunft der Captivi fest, so dass die Auffassung, diese stellten im Wesentlichen die Wiedergabe eines Stücks der Neuen Komödie dar, nunmehr zur communis opinio geworden ist268. Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung der Hauptvorlage hat sich mehrheitlich die von F. Leo begründete Ansicht durchgesetzt, Plautus habe in den Captivi ein nachmenandrisches Stück bearbeitet, das „eine merkwürdige Spur von Reaktion gegen die erotische Komödie ... oder bewusster Abweichung von den ausgebildeten Typen"269 erkennen lasse. Lefevre hinwiederum gelangt in der einleitenden Abhandlung des Sammelbandes „Maccus barbarus. Sechs Kapitel zur Originalität der Captivi des Plau-

265 266

Ladewig 1842, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 55. C. Pascal, Osservazioni critiche sui Captivi di Plauto, Riv. Fil. Istr. Class. 29, 1901, 2-6 (aus einem Stück Epicharms) und J. N. Hough, The Structure of the Captivi, Am. Journ. Phil. 63, 1942, 37 mit Anm. 23 ("easily recognizable nuclei [sc. of a briefer Greek original section]").

267

E. Herzog, Die Rolle des Parasiten 22, 1876, 364f. und Segal 1991, 557 naechmi\ vgl. aber ebd. 556: "First of be left with a play shorter than all but

268

Vgl. etwa Leo 1912, 203; Brix - Niemeyer - Köhler 1930, 5; Fraenkel 1922, 246; Sonnenburg 1928, 103; B. Krysiniel-Jözefowicz, A Reconstruction of the Original of the 'Captivi', Eos 47, 1954, 167; Viljoen 1963, 61; Grimal 1969, 398 und 407 (Poseidippos als Autor des Originals); Leach 1969, 264 Anm. 4 und 267; Dumont 1974, 505; Kraus 1977, 160; Gosling 1983, 57; J. C. B. Lowe, Prisoners, Guards, and Chains in Plautus, Captivi, Am. Joum. Phil. 112, 1991, 35; S. A. Frangoulidis, Food and Poetics in Plautus, Captivi, L'Antiquite Classique 65, 1996, 227 und 230.

269

Leo 1912, 141 mit Anm. 2. Als ein Produkt der nachmenandrischen Komödie, „die sich vom Komischen abwendet und vornehmlich auf Rührung hinauswill", sieht auch Wilamowitz 1925, 134 die Captivi an, obschon „gerade Menander es war, der seine Personen im bewussten G e gensatz zu den Typen gestaltete" (Kraus 1977, 163). In gleicher Weise schliesst Sonnenburg 1928, 103 auf „eine voraufgehende längere Entwicklung der νέα κ ω μ ω ι δ ί α " ; ebenfalls „dieser späteren Zeit der Neuen Komödie" weist Nesselrath 1990, 317 das Original der Captivi zu.

in den Captivi des Plautus, Fleckeisens Jahrbücher (in Anlehnung an den Parasiten Peniculus in den Meall, were we to remove Ergasilus completely, we would one other extant comedy").

Die römische Komödie

70

tus" 270 bei seinem Versuch, „dem Phänomen des doppelten Antlitzes der plautinischen Captivi...

auf den Grund zu gehen", zu nachstehendem, von der com-

munis opinio abweichendem Schluss: „Bei nüchterner Abwägung der werkimmanenten und der äusseren Auffälligkeiten ergibt sich somit, dass Plautus nur in äusserst freier Weise ein attisches Original verwendet haben kann - vielleicht eine Tragödie, in die er die ErgasilusSpässe interpolierte, vielleicht ein Stück der Μέση, das er zurechtbog, vielleicht eines der Νέα, dem er den einen oder anderen Handlungsstrang verdankte. In jedem Fall wird sein eigener Anteil sehr gross gewesen sein - wenn nicht so gross, dass sich die Frage nach einem Original erübrigt. Es könnte nicht unberechtigt sein, Plautus' Verfahren mit dem der gleichzeitig schreibenden Prätexten-Dichter zu vergleichen, die sich nur in sehr vager Weise an griechische TragödienHandlungen anlehnen konnten, im übrigen aber die Monologe und Dialoge selbst gestalten mussten. Auch bei ihnen werden die Szenen ungelenk miteinander verbunden gewesen und die Personen ohne exakte Motive aufgetreten sein, da es ihnen - wie Plautus in der Komik - vor allem auf Wirkung und Überzeugungskraft ankam." 271 Bei seiner „Abwägung der werkimmanenten ... Auffälligkeiten", die namentlich die Glaubwürdigkeit der Handlung betreffen, stützt er sich weitgehend auf die im Anschluss an Lessings Gegner von P. Langen geltend gemachten „Widersprüche,

Inkonsequenzen

und

psychologischen

Unwahrscheinlichkeiten" 272 ,

wenngleich dieser damit weniger plautinische Erfindung als vielmehr Eingriffe eines nachplautinischen Retraktators nachzuweisen suchte: „Der Plan, die Rollen als Herr und Sklave zu tauschen, gewinnt übrigens nur dadurch Bedeutung, dass Hegio Jemand betreffs Auswechslung seines Sohnes nach Elis schicken will, ein Auftrag, welchen Philokrates in der Rolle seines Sklaven Tyndarus übernimmt. Dieses Vorhaben teilt Hegio aber erst 330ff. den beiden Gefangenen mit, nachdem sie schon längst ihren Plan, der bis dahin völlig in der Luft schweben musste, gefasst haben ... Wir vermissen also zur gehörigen Begründung des gefassten Planes eine Andeutung darüber, wie die Gefangenen schon früher von dem Vorhaben des Hegio bezüglich ihrer Auswechslung Kenntnis bekommen konnten. ... Wenn Philokrates von Hegio einfach entlassen worden wäre auf die blosse Versicherung der beiden Gefangenen hin, dass Alles sich so verhalte, wie sie angegeben, so würde man dies zwar als sehr unvorsich-

270

271 272

Vgl. dazu die Rezension von P. Kraschwitz im BMCR 8. 11. 1999: "It is, 1 think, for the third time ... that the title of a book from the Sonderforschungsbereich .Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit' (University of Freiburg) recurs to the wellknown verse Plaut. Asin. 11 'Demophilus scripsit, Maccus vortit barbare'. This demonstrates a gift of re-combining these words, and consequent neglect of 'Demophilus scripsit'. The book under review reveals (again) that this is no pure chance." Lefevre 1998, 7 und 31. Langen 1886, 89.

Plautus: Captivi

71

tig bezeichnen müssen, aber man könnte es doch für möglich halten, dass H e g i o in seiner freudigen Aufregung und H o f f n u n g auf die baldige Heimkehr des S o h nes so ganz ohne Überlegung handelt; wenn er jedoch vorhatte, sich in geeigneter Weise zu erkundigen, ob das ihm Mitgeteilte auf Wahrheit beruhe, dann ist es psychologisch unmöglich, dass er den Philokrates entlässt, bevor er sich d i e s e Gewissheit verschafft hat. ... Freilich gewinnt erst dadurch der Dichter die M ö g lichkeit zu den folgenden Verwicklungen, die weder eingetreten wären, wenn Hegio sich gar nicht erkundigt hätte, noch, wenn er es vor der Abreise des P h i l o k r a tes gethan, aber es geschieht doch auf Kosten der psychologischen Wahrheit. ... Dass der vierte und fünfte Akt in der Wirklichkeit viel später liegen müssen als die vorhergehenden, verdient, zumal von unserem Standpunkte aus, d u r c h a u s keinen Tadel. Aber das ist doch eine starke Z u m u t u n g an den Hörer oder Leser, dass der Dichter uns die Handlung so vorführt, als wenn Philokrates an ein u n d demselben Tage von Ätolien nach Elis reise, dort die Auswechslung des S o h n e s des Hegio vermittele und wieder zurückkehre ... Verlegen wir aber die ganze Handlung ... auf einen einzigen Tag, so müssen wir gestehen, dass T y n d a r u s kaum in den Steinbrüchen angekommen sein konnte, als er auch schon wieder herausgeholt wurde, und unter dieser Voraussetzung ist Alles, das Bedauern d e s Hegio, die Klagen des Philokrates und Tyndarus völlig gegenstandslos. ... A u s Allem geht hervor, dass sich der Dichter rücksichtlich der Zeit, in welcher d i e Handlung verlaufen soll, sehr wenig Sorge gemacht hat." 2 7 3

Eine weitere Unwahrscheinlichkeit der Handlungsfuhrung sieht Lessings Widerpart in der „Person des Stalagmus", der „am Ende der Handlung ganz unvermuthet auf das Theater" komme, „als wenn er vom Himmel gefallen wäre"274. Die unzureichende Motivierung der Rückkehr des Stalagmus sowie die rasche Herbeiführung der Anagnorisis in der Szene V 4, an deren Schluss sich Tyndarus plötzlich daran zu erinnern glaubt, einst quasi per nebulam den Namen seines Vaters Hegio vernommen zu haben (V. 1023f.)275, bieten inhaltliche

273

Ebd. 117, 119 und 121.

274

275

Lachmann - Muncker 1889, 155f.: „Wo Stalagmus herkömmt, hat zwar der Zuschauer im dritten Auftritte des vierten Aufzugs von dem Ergasilus gehört, dass ihn nämlich Philokrat mitgebracht: allein mit alle dem kann ich in diesem Stücke keine Spur des Wahrscheinlichen, ja nicht einmal einen Zusammenhang finden. Denn warum kömmt Stalagmus wieder in ein Haus, wo er ja wohl wusste, dass er nichts als die Strafe seiner Bosheit zu holen habe? Sagt man, Philokrat habe ihn wider seinen Willen mit zurück gebracht, ... so frage ich aufs neue, was bewog den Philokrat dazu? Er wusste ja nicht, dass Tyndar Hegions Sohn sey, noch dass Stalagmus dem Hegio entlaufen, noch dass er ihm einen Sohn entfuhrt, noch dass er denselben seinem Vater verkauft. Er kannte ja den Stalagmus nicht einmal ... Und wo hat denn Philokrat den Stalagmus aufgetrieben? Denn dass er in des Theodoromedes Hause geblieben, kann nicht erwiesen werden. ... Alles das sind für mich unauflösliche Schwierigkeiten und unbegreifliche Dinge." Vgl. auch Viljoen 1963, 46 Anm. 34 und 57f.; Leach 1969, 293-296; Konstan 1976, 77; Kraus 1977, 160. Leach 1969, 293 hebt "the relative joylessness of this recognition scene in comparison to equivalent scenes in such plays as the Rudens or Epidicus" hervor.

Die römische Komödie

72

Schwierigkeiten im fünften Akt des Stücks; doch bilden sie kein wirkliches Indiz „gegen die Autorschaft eines griechischen Dichters"276 schlechthin, da sie sich ohne weiteres durch kürzende Eingriffe des Plautus ins Handlungsgefuge des Originals erklären Hessen, so dass auch Lefevre nicht umhinkann, „eine gewisse Verwandtschaft" der Captivi mit „bekannten Formen der Νέα"277 anzuerkennen. Demgegenüber beruhen die von Langen erhobenen Einwände grösstenteils auf „Unwahrscheinlichkeiten, ohne die es keine fabula gäbe"278, und können daher in den entscheidenden Punkten durchaus auf den griechischen Dichter zurückgehen. Dies räumt Langen selbst ein, wenn er darauf hinweist, dass die durch Hegio „post festum"279 erfolgte Überprüfung der Glaubwürdigkeit der Gefangenen die folgenden Verwicklungen überhaupt erst ermöglicht. Eine vergleichbare Unwahrscheinlichkeit stellen die - angesichts des in der attischen Komödie im Allgemeinen gewahrten „gewissen Masses an Wahrscheinlichkeit"280 - singulären Zeitverhältnisse im Stück dar, in dem Philocrates vom Ende des zweiten bis zum Beginn des vierten Aktes den Weg zwischen Ätolien und Elis zweimal zurückzulegen hat, was denn auch auf entsprechende Kritik stiess: „Sollte es w o h l nicht das m i n d e s t e seyn, w e n n man sagte, sie [sc. A e t o l i e n u n d Elis] hätten auch nur zehn M e i l e n v o n einander g e l e g e n ? S o hat also P h i l o k r a t e s zu seiner Hin- u n d Herreise 2 0 M e i l e n gehabt. S o bald er in Elis

angekommen,

hat er seinen Vater besucht, er hat ihm s e i n e G e s c h i c h t e erzählt, er ist zu d e m Arzt M e n a r c h u s g e g a n g e n , er hat u m die F r e y l a s s u n g des P h i l o p o l e m u s

angehalten,

er hat ihn l o s b e k o m m e n , er hat sich auf die R ü c k r e i s e gemacht, ist in A e t o l i e n w i e d e r angelangt, und das alles in drey Stunden." 2 8 1

Ist nun zwar „der gute Dichter" in der Tat „allzugeschwind gegangen"282, so erweist sich die äusserste Raffung der Bühnenzeit aber als unabdingbare Voraus-

276 277

278

279 280

281

282

Lefevre 1998, 22. Ebd. 25. H. Drexler, Zur Interpretation des plautinischen Miles, Hermes 64, 1929, 349. Derartige Unwahrscheinlichkeiten liegen auch in Sophokles' Oedipus Tyrannus vor, wie Konstan 1976, 88 Anm. 4 deutlich macht: "That the slave who survived the attack on Laius' party should be the very man entrusted to expose the infant Oedipus, and that the Corinthian messenger who delivers the news of Polybus' death should also be the herdsman who received the rescued Oedipus, are two among several striking improbabilities by which the principal action of the play - the discovery - is advanced." Lefevre 1998, 19 und 30. Tränkle 1983, 229. So Lessings Gegner bei Lachmann - Muncker 1889, 153. Vgl. auch Duckworth 1952, 132: "Perhaps the most striking example of the lapse of dramatic time occurs in the Captivi..." Lachmann - Muncker 1889, 187.

Plautus: Captivi

73

setzung für die gesamte Handlung des Stücks, die auf den gegenseitigen Austausch sowie die Befreiung der Gefangenen zielt und somit ohne die Reise des Philocrates gar nicht möglich wäre. Die vorliegende Anomalie bietet mithin keinen zwingenden Anhaltspunkt dafür, die Existenz eines griechischen Originals der Captivi (bei deren Analyse Lefevre immerhin „den einen oder anderen Handlungsstrang"283 aus der Mese oder der Nea herleitet) zu bestreiten, sondern lässt im Gegenteil den Schluss zu, dass sie aus diesem stammen dürfte. Insofern kann sie als Zeugnis für den offenkundigen Facettenreichtum der attischen Komödie gelten, in der „die Uhren der Bühnenzeit ... auch sonst nicht immer gleich schnell"284 gingen. Das von Lefevre in Anlehnung an Langen angeführte Argument der Unwahrscheinlichkeit des Rollentauschs, der „auf der Ebene der Gefangenen-Handlung überflüssig und unglaubwürdig" sei und dem Dichter lediglich dazu diene, „dass Hegio betrogen wird - ein urplautinisches Thema"285 - , vermag ebenso wenig zu überzeugen. Zum einen deutet das Fehlen einer näheren Angabe darüber, zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Zweck Philocrates und Tyndarus den Plan gefasst haben, ihre Rollen als Herr und Sklave zu tauschen, allenfalls auf Kürzungen des „zu wissen nötigen Teils der Vorgeschichte"286, kaum jedoch auf die Erfindung der den Gefangenenaustausch betreffenden Haupthandlung durch Plautus hin. Der Begründung des Rollentauschs in V. 35f. und 40f. zufolge - hisce autem inter sese hurte confinxerunt dolum, / quo pacta hie servos suom erum hinc amittat domum. / [...] et hic hodie expediet harte docte fallaeiam, I et suom erum faciei libertatis compotem [...] - besteht dessen vorrangiger Zweck in der Befreiung des jungen Herrn, den Hegio bei einem zustande kommenden Lösegeld-Handel voraussichtlich nur gegen Entrichtung eines hohen Kaufpreises freigeben wird (V. 27-34). Wenngleich Philocrates' Vater Theodoromedes ,„im Speck bis oben 'ran' sass und jeden Preis zahlen würde" und Hegio „in dem eingetretenen Fall ... statt Lösegeld seinen Sohn als Ge-

283

Lefevre 1998, 31.

284

285 286

Tränkle 1983,229; ebenso Viljoen 1963,61-63. Überdies sei auf Lessings Gegner selbst verwiesen, der zur „Verteidigung" des Plautus Folgendes vorbringt: „Doch dieses sind nur kleine Fehler, welche man dem Dichter eben sowohl vergeben kann, als man es dem Euripides vergiebt, dass er gedichtet, Theseus sey von Athen nach Theben mit einer grossen Armee gegangen, habe daselbst eine Schlacht geliefert und hundert andre Dinge verrichtet, sey siegend wieder nach Athen auf das Theater gekommen, und das alles in 6 Stunden" (Lachmann Muncker 1889, 153f ). Vergleichbar ist auch die Reise des Amphitheos in Aristophanes' Acharnern, der von V. 132 bis 175 den Weg zwischen Acharnai und Sparta zweimal zurücklegt. Lefevre 1998, 29. Leo 1912, 204.

Die römische Komödie

74

genwert fordert"287, eröffnet doch allein der Rollentausch den beiden Gefangenen die Möglichkeit, sich die Freiheit ohne Beihilfe ihrer Väter zu sichern, zumal sich die Gefangennahme des Philopolemus bis zum Beginn der Szene II 2 (V. 261 f.) ihrer Kenntnis entzieht, worauf Viljoen nachdrücklich hinweist: "Only, it is not until 1. 261 that the two captives learn, from Hegio, that his son is a captive too. But the motive for their substitution trick, which has been brought into effect long before this point, must have been one that existed from the very beginning of their captivity and this was most probably the fear that an excessive ransom would be demanded in Aetolia for Philocrates' freedom. Should this be the case, Philocrates himself, pretending to be the slave, could then ask permission to return to Elis for negotiating the payment of the ransom for his 'master' with the result that the more costly of the two captives would be free straightaway - even if the required ransom be refused. ... Though it nowhere appears that the course of action suggested had been planned by the captives in this very way, it nevertheless makes it clear that there is nothing prima facie improbable in the whole identity ruse."288

Zum andern scheint Lefevre übersehen zu haben, dass der Rollentausch nicht nur zur Ausgestaltung eines „urplautinischen Themas" - der Düpierung des senex dient, sondern insbesondere auch die Voraussetzung für die Bestrafung des Tyndarus durch dessen eigenen Vater am Ende des dritten Aktes schafft. Infolge dieser für die Captivi zentralen, das Tragische streifenden Handlungsentwicklung erfahrt das Verhältnis des Tyndarus zu Hegio - gleichsam der ,.Angelpunkt der Handlung"289 - eine wirkungsvolle Steigerung, wie sie die in der Doppelnatur des versklavten Sohnes kulminierende Erzählung der Vorgeschichte (V. 5 f. 29. 46-51) bereits erahnen lässt. Die vorliegende stringente Konzeption der Gefangenen-Handlung steht zu der von Lefevre postulierten „ungriechischen" Dramaturgie, „die in der Tradition des Stegreifspiels locker motiviert und nicht wie die der Νέα genau berechnet und gefügt ist"290, in krassem Widerspruch, so dass seine Zuweisung der Haupthandlung der Captivi an Plautus ausreichender Grundlage entbehrt. Lefevres These findet auch in dem von Hough anhand der Szenenfolge 1 2 II 3 versuchten Nachweis, "that Ergasilus is a stranger to the Captivi", keine

287 288

289 290

Lefevre 1998, 28. Viljoen 1963, 48f. Dass Hegio „den .Sklaven' als Unterhändler nach Elis schicken w e r d e " , womit die Gefangenen nach Lefevres Ansicht „noch lange nicht ... rechnen" durften (1998, 28), liegt doch nahe genug: "Obviously an Elean would be in a better position to achieve Philopolemus' release in Elis ..." (Viljoen 1963, 47 Anm. 40). Derselben Argumentation bedient sich Kraus 1977, 161. Leo 1912, 204. Lefevre 1998, 25 und 28.

Plautus: Captivi

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wirkliche Stütze, da dessen Herleitung der Parasitenrolle aus einem anderen griechischen Stück der entscheidenden Bedeutung des Ergasilus als des Hauptträgers der Komik innerhalb der Ökonomie der Captivi nicht gerecht wird: "The entrances and exits of Hegio around the scene in question [sc. the HegioErgasilus scene (129-194)] are unique in Roman comedy for their confusion and unmotivated change of purpose. ... That exits and entrances may at times be poorly motivated is not serious, but that they should be utterly stupid is another matter. There is not the shadow of an excuse for Hegio's going indoors at 194 when the trip to his brother's was the announced reason for his appearance at 126. Nothing which took place between these two points had any effect on his plans. Nothing could be lamer than the bank balance excuse. ... without the ghost of an excuse, Hegio breaks the thread of his movements. Ergasilus has said nothing to change Hegio's plans. ... The alteration which would account for these difficulties is obvious: the omission of the Ergasilus-Hegio scene from the Greek original of the Captivi."29]

Widersprechen zwar Hegios Rückkehr in sein Haus am Ende des ersten Aktes und seine Ankündigung zu Beginn der Szene II 2 - iam ego revortar intro, si ex his [sc. captivis] quae volo exquisivero (V. 251) - seiner in V. 126f. bekundeten, doch erst in V. 458f. in die Tat umgesetzten Absicht, den bei seinem Bruder untergebrachten Gefangenen einen Besuch abzustatten (was auf "Plautine reworking"292 schliessen lässt), so tritt die Radikalität der von Hough verfochtenen Position, die sich Lefevre zu Eigen macht, gleichwohl offen zutage. Die Behauptung, Hegios erster Auftritt laufe „nicht nur in den Einzelheiten, sondern auch im ganzen jeder Wahrscheinlichkeit"293 zuwider, wird dadurch entkräftet, dass die Gestaltung der Szene I 2, die sichtlich „nur zur Einführung Hegios und zur Schilderung der Stimmung in den beiden Gegenbildern des Vaters und des Parasiten"294, indes kaum zur Weiterführung der Handlung dient, durchaus eine innere Folgerichtigkeit aufweist. Indem Hegio im Anschluss an sein Gespräch mit dem Tischgenossen unversehens ins Haus geht, „um sein Vermögen für die Schmarotzermahlzeit zu überschlagen"295 (V. 192f.), verleiht er seiner Befürchtung, seine finanziellen Mittel könnten für die Verköstigung eines Gourmands vom Schlage des Ergasilus nicht ausreichen296, unmittelbar Ausdruck und führt 291 292 293 294 295

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Hough 1942, 37 und 27-29. Ebd. 26. Lefevre 1998, 16. Leo 1912, 203. Lefevre 1998, 16. Hegios Handel mit Kriegsgefangenen (V. 27f. 32-34. lOOf.) legt ohnedies den Schluss nahe, den Viljoen 1963, 54 zieht: "His bank balance must already have slunk considerably as a result of extensively buying up captive Eleans from the war booty, but in the specific dramatic situation this fact could at the most be a contributory cause for Hegio's financial concern."

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auf diese Weise dem Publikum die konstant grosse Gefrässigkeit, die den Bühnenparasiten seit der Mittleren Komödie kennzeichnet297, noch einmal eindringlich vor Augen. Damit erzielt der Dichter zweifellos einen zusätzlichen komischen Effekt, den Hough und Lefevre bei ihrer Deutung von Hegios Abgang am Ende der Szene I 2 hinwiederum gänzlich zu verkennen scheinen298. Mag nun Plautus die ursprüngliche Motivierung, mit der Hegio auf die Bühne gekommen ist, „wegen eines Witzes kurzerhand"299 aufgegeben oder der griechische Dichter „die innere Unruhe des Alten auch durch dieses Mittel" 300 ausgemalt haben: Die „in der Weise der euripideischen Eingangsreden"301 durchgeführte Exposition des Stücks lässt sich jedenfalls ohne weiteres mit den Gepflogenheiten der attischen Komödie vereinbaren, auch wenn der Part des Ergasilus eine gewisse Ausgestaltung seitens des römischen Bearbeiters erfahren haben dürfte302. Lefevres These, der erste Akt stelle im Ganzen eine plautinische Schöpfung dar, ist demnach schwerlich zu halten. In Bezug auf die Frage nach der Herkunft der Parasitenrolle macht sich Lefevre erneut Houghs Argumentation zunutze, nicht jedoch um desgleichen an der Zugehörigkeit des Parasiten zu einer anderen griechischen Komödie festzuhalten, sondern um nachzuweisen, "that he [sc. Ergasilus] is not an individual with a will of its own but a puppet of the poet [sc. Plautus]" 303 : "He [sc. Ergasilus] left bound for the harbor to bury his sorrow and seek gastronomic sustenance, yet in the very same breath he reminds us that he can eat at Hegio's house if he cares to (496). Why doesn't he? Why come on the stage to tell us that he has found no other patron? Why leave the stage without doing anything but complain? And above all, why go to the harbor?"304

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Vgl. etwa die recht drastische Zeichnung der Schmarotzer im Παρασιτος des Alexis (fr. 183 K.-A.) und in den Δίδυμοι des Antiphanes (fr. 82 K..-A.); dazu Nesselrath 1985, 30 sowie oben S. 9-11 und 12 mit Anm. 49. Vgl. Hough 1942, 28: "... without the ghost of an excuse, Hegio breaks the thread of his movements" (zitiert oben S. 75); Lefevre 1998, 16: „Hegio will zum Bruder gehen, kehrt aber in das Haus zurück, um zu prüfen, ob er, der Reiche, finanziell in der Lage sei, ein einfaches Essen anzubieten!" Lefevre 1998, 16. Leo 1912, 204; ebenso Viljoen 1963, 54f. und Leach 1969, 283. Leo 1912, 204f. Vgl. dazu Segal 1991, 556: "He is clearly Plautus' favorite character in the piece, since his speeches have been expanded and embellished with what all acknowledge to be Plautus' original touches ..." Lefevre 1998, 19. Hough 1942, 33.

Plautus: Captivi

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Während Lefevre hierin die aus dem „Wespennest plautinischer BeliebigkeitsMotivation" erwachsende „ominöseste Dramaturgie"305 zu erkennen glaubt, ergibt sich die Stimmigkeit der Ergasilus-Handlung - auf die bereits hingewiesen worden ist - daraus, dass sich der Hungerleider, nachdem er auf dem Forum zwar „alle möglichen jungen Leute in seiner drolligen Aufdringlichkeit" angesprochen hat, aber keinen willigen Gastgeber finden konnte, „da man seine Sprüche offenbar schon alle aus besseren Tagen kennt"306 (V. 478-484), folgerichtig gezwungen sieht, sein Glück zu guter Letzt im ebenso geschäftigen Hafen zu versuchen. Überdies wird sich ein Parasit von echtem Schrot und Korn wie Ergasilus - gerade weil er „Hegio genau kennt und weiss, dass dieser bescheiden speist"307 - vorerst doch wohl lieber anderweitig umsehen, als Hegios Einladung zu einer cena aspera voreilig anzunehmen, und ihr erst im Notfall, „wenn er keine üppigere [sc. Mahlzeit] findet"308, Folge leisten. Weist die Handlungsfuhrung in den Parasitenszenen bislang offenkundig nichts Ungewöhnliches auf309, so gründet der von Lefevre im dritten Teil seiner Abhandlung unternommene Versuch, den Parasiten Ergasilus, der „ganz besonders ... im uneigentlichen Sinn ... verwendet" sei, als plautinische Figur zu bestimmen, in einer allzu starren Auffassung des Personals der attischen Komödie: „Parasiten waren sowohl in der Μέση als auch in der Νέα bekannt. Aber sie wurden an der Handlung beteiligt. In der Νέα konnte diese Figur sogar ,zum Führer einer Intrige, zum Sykophanten, zum Verräter werden', und zwar in dem Sinn, ,dass die Intrige im Interesse des τρέφων geführt und der Verrat an dessen Gegnern geübt wird.' Ergasilus aber steht völlig neben der Handlung."310

Die von Lefevre als Beleg für die postulierte „ungriechische" Verwendung des „völlig neben der Handlung" stehenden Ergasilus zitierten Passagen entstammen Stärks Dissertation über die Menaechmv, dort beziehen sie sich zum einen auf den namenlosen Parasiten in Plautus' Asinaria, „der die Streiche des ... Demaenetus dessen Ehefrau hinterbringt", zum andern auf den terenzischen Phormio, „der in den Szenen V 8 und V 9 des nach ihm benannten Stückes zwar auch einen Gegner, aber immerhin doch den Vater seines rex, Chremes, auf eigene 305 306

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Lefevre 1998, 18. Nesselrath 1985, 24 und 27. Die Agora bzw. das Forum bildet seit Eupolis' Κόλακες (fr. 172 K.-A.) einen beliebten Tummelplatz der nach einem τρέφων Ausschau haltenden Komödienparasiten; vgl. auch Capt. 491. Lefevre 1998, 16. Ebd. Ergasilus' Verweilen im Hafen wird durch V. 496f. demnach einwandfrei motiviert. Dagegen sucht Lefevre 1998, 15f. der Leserschaft sein wiederholtes „ganz ungewöhnlich" gleichsam „einzuhämmern" (ebd. 17). Ebd. 26f.

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Die römische Komödie

Rechnung an dessen uxorsaeva verrät" 3 ". Nun hat aber Lefevre just die letztgenannte Handlungssequenz, die er hier als typisches Verhaltensmuster des Parasiten der Nea verstanden wissen will, in seiner Untersuchung zum Phormio des Terenz und zum Έπιδικαζόμενος des Apollodoros von Karystos (1978) „auf Grund struktureller Kriterien"312 dem römischen Dichter zugeschrieben313, so dass der Eindruck eines vorliegenden argumentativen Zirkels nicht von der Hand zu weisen ist. Darüber hinaus erscheint Lefevres pauschales Urteil, die Parasiten seien sowohl in der Mese als auch in der Nea an der Handlung beteiligt gewesen, in Anbetracht des „Trümmerfeldes der attischen Komödie zwischen Aristophanes und Menander"314 allzu kühn und erweist sich nicht nur wegen der in den Fragmenten dieses Zeitraums noch erkennbaren Variationsbreite der Parasitenrolle315, sondern gerade auch im Hinblick auf menandrische Ausprägungen des Bühnenschmarotzers als unzutreffend. Bei seiner Bestimmung des Ergasilus als einer „von Plautus selbst gedichteten"316 Figur dürfte Lefevre den bekannten Fall des Δύσκολος nicht angemessen berücksichtigt haben, in dem der Parasit Chaireas lediglich als πρόσωπον προτατικόν fungiert und nicht einmal dazu kommt, typisch parasitische Züge zu entfalten; eine ähnlich untergeordnete Rolle wird der Schmarotzer im Δις έξαπατων gespielt haben, „wenn man von dem kurzen Auftritt des Parasiten in Plautus' Bacchides (573-605) zurückschliessen darf' 317 . Im Vergleich zur Bühnenpräsenz des Ergasilus, der zwar keinen wesentlichen Anteil an der Haupthandlung hat, aber das ganze Stück hindurch deren komisches Gegengewicht verkörpert, zeigt das episodische Auftreten des Chaireas im Δύσκολος und seines Berufsgenossen im Original der Bacchides eine weit geringere Verknüpfung mit dem jeweiligen Handlungsverlauf, so dass die Gültigkeit des von Lefevre als Indiz fur griechische Herkunft angesehenen Kriteriums, nämlich der Beteiligung des Parasiten an der Handlung, erheblich in Zweifel zu ziehen ist und seine Schlussfolgerung - „in der

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Stärk 1989, 38f. Ebd. 39. E. Lefevre, Der Phormio des Terenz und der Epidikazomenos des Apollodor von Karystos, München 1978, 32-58 und 75-78. Dieser Auffassung schliesst sich Stärk 1989, 37^(0 an und erklärt auf ihrer Grundlage den Parasiten Peniculus in den Menaechmi, der seinen Brotherrn „an dessen uxor saeva verrät", ebenfalls für plautinisch. Nesselrath 1990,281. Vgl. dazu vor allem ebd. 311-317. Lefevre 1998, 27. Nesselrath 1990, 316.

Plautus: Captivi

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Tat dürfte sich in der Νέα kein Beispiel einer solchen Überflüssigkeit finden lassen"318 - jeder Grundlage entbehrt. Dementsprechend deutet auch die weitgehende Übernahme der Funktionen eines servus currens durch Ergasilus in den Szenen IV 1-2 weniger auf dessen Verwendung „im uneigentlichen Sinn" als vielmehr - ebenso wie die Titelrollen des plautinischen Curculio und des terenzischen Phormio - auf eine „Neubelebung"319 des Parasiten hin, die dank der auf Apollodoros von Karystos zurückgehenden Vorlage des Phormio für die spätere, nachmenandrische Zeit der Neuen Komödie einwandfrei bezeugt ist. Dass die Auftrittsrede des servus currens, die vornehmlich in den Palliaten des Plautus jeweils einige Erweiterungen erfahren hat, ein im attischen Drama ausgebildetes Motiv repräsentiert, veranschaulicht Leo anhand einer in der Szene IV 2 vorliegenden „genaueren Übereinstimmung" mit „einer Einzelheit" zu Beginn des zweiten Aktes in Aristophanes' Plutos\ „Karion fordert die Herrin ehe er erzählt auf Wein zu bringen (644) ..., so bestellt Ergasilus Capt. 843 sq. vorher ein Mahl in breiter Ausführung, dann 869 tantum ego nunc porto a portu tibi boni ..."320

Die chronologische Einordnung des Originals der Captivi in die Zeit nach Menander aufgrund der dramaturgischen Funktion des Parasiten findet eine Stütze im Rollentausch der beiden Gefangenen und in der Wiedererkennung des Tyndarus als eines freigeborenen attischen Bürgers, die eine offenkundige Variation der gängigen Handlungselemente der Intrige sowie der Anagnorisis bilden und innerhalb der Neuen Komödie demnach als eine sekundäre Entwicklung gelten können, wie Segal im Rahmen seiner Interpretation des Epilogs darlegt: "But does the play really lack a pueri suppositio [V. 1031]? To be literalminded, we would have to call it an adulescentis suppositio, but the fact remains that one lad switches places with another for the sake of bamboozlement. ... But Tyndarus does indeed free his beloved, life-long friend clam suom patrem. ... At the end of the traditional New Comedy plot (whether Greek or Roman), the heroine is discovered to be of better birth than once supposed — and hence marria-

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Lefevre 1998, 27. Hinsichtlich ihres Anteils an der Handlung durchaus vergleichbar sind auch die Rollen des Peniculus in den Menaechmi und des Gelasimus im Stichus, der mit seinen Sprüchen ebenfalls keinen Erfolg hat; zu den Parallelen zwischen dessen dramaturgischer Funktion im ersten Akt des Stichus und jener des Ergasilus in den Captivi vgl. Brinkhoff 1948, 138f.

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Fraenkel 1922, 192 Anm. 4. Leo 1912, 137f. Vgl. auch den „mit seinen Umtrieben fast als servus currens" (Nesselrath 1990, 316) fungierenden Parasiten in Menanders Σικυώνιοι (V. 317-321. 364-367) sowie zu einer möglichen Tradition des servus currens-Auftritts in der griechischen Komödie Guardi 1974, 5-15 und Csapo 1989, 148-160.

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geable. Frequently she is thought to be a meretrix - often because she has been raised by one. But the happy ending reveals otherwise: she turns out to be pudica et libera (Casina 81). ... Mutatis mutandis, do we not have a similar situation in the Captivi? - a kidnapped child sold as a slave, perhaps intended for immoral sexual purposes, ultimately discovered to be wealthy and freeborn, having had the good fortune to be able to retain his chastity, 'bene pudiceque educatust usque ad adulescentiam' (992)." 321

Im Ganzen gesehen lässt sich auch der verbleibende, schon von Ladewig erhobene Einwand, dass die Nachricht des parasitus currens „ohne Schaden fur das dramatische Gefiige" auf „einen beliebigen Sklaven"322 - in Analogie zum Auftritt des puer Pinacium in Plautus' Stichus (II 2) - übertragen werden könne, kaum gegen die griechische Herkunft der Rolle des Ergasilus geltend machen; denn der Parasit eignet sich infolge seiner existenziellen Abhängigkeit vom Geschick des Hauses weitaus besser zur Erfüllung der Funktion, seinem augenblicklichen Gönner Hegio die freudige Botschaft von der Heimkehr seines herbeigesehnten Brotherrn Philopolemus zu überbringen, als ein eigens zu diesem Zweck in die Handlung eingeführter Sklave323. Die von den Erklärern des 19. Jh.s begründete Ansicht, der Parasit sei als ursprünglich einer anderen griechischen Komödie zugehörige Figur aus der Hauptvorlage der Captivi abzuscheiden, erweist sich daher als ebenso unhaltbar, zumal das Stück ohne die Mitwirkung des burlesken „Unterhaltungs- und Lebenskünstlers"324 seines Komödiencharakters gänzlich verlustig ginge, so dass P. E. Sonnenburg das überzeugende Fazit zieht: „Die zahlreichen römischen Anspielungen sind fast alle dem Parasiten in den Mund gelegt, ohne dass deshalb diese Rolle dem Original gefehlt haben könnte «i325

Neben der vermeintlichen Unglaubwürdigkeit der Handlung moniert Lefevre als „äussere Auffälligkeit" der Captivi den Widerspruch des Umstands, „dass ein einzelner Bürger dem Staat Gefangene abkaufte, um auf eigene Faust einen

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Segal 1991, 566f.; zustimmend Lefevre 1998, 25. Lefevre 1998, 27. Vgl. Ladewig 1842, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 55. In gleicher Weise wendet sich Damon 1997, 79 gegen eine Beurteilung der Parasitenrolle als "inorganic": "A slave could have done that [sc. to announce Philopolemus' arrival] ... But a slave would not have served as well to reveal the magnanimity of Hegio and (by extension) his son." Dass es im Stichus nicht dem Parasiten Gelasimus, sondern dem Sklaven Pinacium vorbehalten bleibt, Panegyris die Nachricht von der Heimkehr der beiden Brüder Epignomus und Pamphilippus zu übermitteln, gehört zum Erscheinungsbild eines rechten Pechvogels, den Ersterer im gesamten Verlauf des Stücks verkörpert. Nesselrath 1990,281. Sonnenburg 1928, 103.

Plautus: Captivi

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Reibach zu machen", zu »jeder Gepflogenheit in Griechenland und Rom" und gewinnt hieraus ein analytisches Kriterium: In einer attischen Komödie hätten die Gefangenen, deren Rollentausch „von vornherein jeder Motivation" entbehre, nicht erwarten können, „in einen Lösegeld-Handel verwickelt zu werden"326. Ein „Verstoss gegen die [sc. griechische wie römische] Realität"327 bietet wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes der Mese und der Nea jedoch noch kein stichhaltiges Argument für die Plautinität der Konzeption des Gefangenenaustauschs: Die Möglichkeit, dass sich die Gefangenen-Handlung, in deren Zentrum ohnedies die Charakterzeichnung Hegios und seiner beiden captivi steht, innerhalb des ebenfalls fiktiven Rahmens des griechischen Originals in derselben Weise zugetragen hat, lässt sich nicht definitiv ausschliessen, wie Lefevre in seiner vagen Formulierung - „in der Regel ist ein solches Vorgehen ... römischer Provenienz"328 - selbst zu erkennen gibt. „Bei nüchterner Abwägung der werkimmanenten und der äusseren Auffälligkeiten ergibt sich somit", dass Lefevres These, die Struktur der Captivi sei „von Α bis Ζ von Plautus"329, insgesamt nicht zu überzeugen vermag und sein Versuch, die eingeräumte „Verwandtschaft" des Stücks mit der Nea statt durch die plautinische Bearbeitung einer attischen Vorlage mit Hilfe der Annahme zu erklären, Plautus habe unter „Zurechtbiegung" einer griechischen Komödie „eine Prätexta hinter einer Palliata ... verbergen"330 wollen, doch schwerlich nahe liegt. Der Vergleich des postulierten plautinischen Verfahrens „mit dem der gleichzeitig schreibenden Prätexten-Dichter" spiegelt bezüglich der Gattung des historischen Schauspiels eine Sicherheit der Quellenlage vor, über die wir in Wirklichkeit nicht verfugen: So erscheint die Aussage, auch bei den PrätextenDichtern „werden die Szenen ungelenk miteinander verbunden gewesen und die Personen ohne exakte Motive aufgetreten sein, da es ihnen - wie Plautus in der Komik - vor allem auf Wirkung und Überzeugungskraft ankam"331, in Anbetracht der etwa sechzig überlieferten Verse der fabula praetexta nicht eben zwingend. Schliesslich erhebt sich die Frage, weshalb sich Plautus die Mühe gemacht haben sollte, eine Prätexta hinter einer Palliata zu verbergen, anstatt von vornherein eine fabula praetexta oder togata zu verfassen, wenn er sein Stück allein in römischem Milieu spielen lassen wollte.

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Lefevre 1998, 30. Ebd. 31. Ebd. 30f. Ebd. 24. Ebd. 7 und 46. Ebd. 31 (zitiert oben S. 70).

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4.1.4. Curculio Das kürzeste erhaltene Stück der römischen Komödie, dessen Handlung „die Übertölpelung eines Miles und Leno durch den Parasiten nebst der durch einen Ring herbeigeführten Anagnorisis mit folgender Verlobung"332 umfasst, stellt gleichsam „eine Rumpelkammer bekannter Motive, ein 'ripostiglio di quasi tutti i τόποι piu convenzionali della palliata'"333 dar und lässt von den herkömmlichen komischen Bühnentypen nur jenen des senex vermissen. Den Schauplatz des nach der „Starrolle"334 des Parasiten benannten Curcu335 lio bildet Epidauros - das Zentrum des Asklepios-Kults - , wo der junge Phaedromus, der den Titelhelden vor vier Tagen nach Karien beordert hat, um sich von einem Freund die für den Freikauf seiner Geliebten Planesium erforderliche Geldsumme zu leihen, dessen Rückkunft erwartet. Während der Koch bereits vollauf mit den Vorbereitungen für ein angemessenes Begrüssungsmahl beschäftigt ist, wird Palinurus, der Sklave des Phaedromus, des in Gestalt eines servus currens heranstürmenden Curculio gewahr. Auf die gegenseitige Befragung nach dem Stand ihrer jeweiligen Hoffnungen auf Geld bzw. auf ein üppiges Essen erweisen sich diejenigen des Parasiten als erfüllt, wohingegen jene des Phaedromus jäh zerstört werden - „freilich so, dass sich unmittelbar anschliessend der wahre Weg zu seinem Glück auftut"336: Wenngleich Curculio ohne eine Münze zurückkommt, weiss er doch von einer folgenreichen Begegnung mit dem Soldaten Therapontigonus Platagidorus zu berichten, der unlängst den Kaufpreis für Planesium beim Wechsler Lyco hinterlegt und diesen

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Sonnenburg 1928, 105. E. Lefevre, Curculio oder Der Triumph der Edazität, in: Lefevre - Stärk - Vogt-Spira (Hrsgg.) 1991, 91; die von Lefevre zitierte Passage stammt aus E. Paratore, Plauto: Curculio (II Gorgoglione), Florenz 1958, 12. Ludwig 1966, 1356. Der „für einen Schmarotzer, der sich überall durchfrisst" (ebd.), passende Doppelsinn des durch Intensivreduplikation und progressive Ferndissimilation (vgl. M. Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München 5 1926-28, 231 und 382) gebildeten Nomens curculio ,Kornwurm' (vgl. V. 586f.) und ,Gurgelmensch, Gurgler (= Schlemmer)' (Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Bd. 1, Leipzig 8 X913, 1829) - rührt von dessen volksetymologischer, scherzhafter Gleichsetzung mit gurgulio ,Schlund' her (vgl. V a r r o frg. Serv. georg. 1, 186: curculio per antistoechon dictum, quasi gurgulio, quoniam paene nihil est nisi guttur). Zur Erklärung des sprechenden Parasitennamens vgl. auch A. S. Gratwick, Curculio's Last Bow: Plautus, Trinummus IV. 3, Mnem. 34, 1981, 341: "Curculio is so called because (i) weevils live π α ρ ά τω σίτω as parasites par excellence, (ii) they run fast, (iii) gurgulio / curculio as 'gullet' is appropriate as a parasite-name, and (iv) gurgulio also connotes 'membrum virile' (schol. Pers. Sat. 4, 38)." Zwierlein 1990,245.

Plautus: Curculio

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beauftragt hatte, ihn dem Kuppler Cappadox gegen Auslieferung des Mädchens zu zahlen, sobald ihm ein mit seinem Ring versiegelter Brief überbracht werde. Die sich ihm unverhofft bietende Gelegenheit verstand der parasitus callidus natürlich sogleich zu ergreifen, indem er den Soldaten betrunken machte und ihm daraufhin dessen Siegelring durch Verpfändung beim Würfelspiel abjagte. Nunmehr wohlgenährt und als einäugiger Offiziersbursche Summanus 337 ausstaffiert, verhilft er seinem Brotherrn mittels eines gefälschten Briefes, den er Lyco aushändigt, zum Besitz der Geliebten, wobei er kraft seiner bramarbasierenden Heldenerzählungen einen durchaus würdigen Abgesandten des miles gloriosus abgibt (V. 437-453). Da sich Cappadox unter Eid zur umgehenden Rückerstattung des Kaufpreises verpflichtet, falls sich Planesium als freigeborene Bürgerin erweisen und jemand im Nachhinein Anspruch auf sie erheben sollte, hat er nach ihrer Wiedererkennung als Schwester des Therapontigonus anhand ebendes gestohlenen Siegelrings schliesslich den Schaden, während Curculio auf den bevorstehenden Hochzeitsschmaus hoffen darf. Ungeachtet seines geringen Umfangs von 729 Versen liegt dem Curculio im Wesentlichen eine in sich stimmige dramaturgische Struktur zugrunde, „in der alle Handlungsfäden folgerichtig entwickelt und alle zum Verständnis nötigen Voraussetzungen im Stück selbst exponiert werden", wie Zwierlein in der Einleitung seiner einschlägigen Analyse der Komödie aufzeigt: „Für diese wohlabgewogene Handlung, bei der vor allem die mit Hilfe des erbeuteten Rings durchgeführte Intrige Schlag auf Schlag durchgespielt wird, benötigt der Dichter knapp 700 Verse. ... Gleichwohl erhält der Zuschauer alle Informationen, die er zum Verständnis des Stückes benötigt. Auch für seine Unterhaltung ist bestens gesorgt, ich erinnere nur an den grandiosen Auftritt des Parasiten als servus currens (280ff.), an die packende Erzählung von seinem Abenteuer in Caria (329ff.), an die lustigen Witzeleien über den Unoculus im Gespräch mit dem Wechsler Lyco (392ff.), die Invektive gegen Kuppler und Wechsler in 4 9 4 515, an den bramarbasierenden Bericht über die Heldentaten des Soldaten, der sich eine sieben Fuss hohe Goldsäule aus Philippsmünzen errichten lassen will (438ff.), an die antithetischen Schwüre des Soldaten und des Kupplers (574ff.), die skurrile Verdrehung der antestatio (620ff.) und an die ... Schlussszene. ... Sollte das Bühnengeschehen möglichst gerafft werden, liess sich kaum ein zweckdienlicheres Verfahren finden, als die neue Information über den Nebenbuhler in Caria von dem zurückkehrenden Parasiten erzählen und zugleich den Ring mitüberbringen zu lassen, mit dessen Hilfe dieser Nebenbuhler ausgeschal-

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Die Doppeldeutigkeit des fingierten Namens beruht auf der scherzhaften Herleitung der Bezeichnung des Gottes Summanus, dem man die Blitze am Nachthimmel zuschrieb (daher auch „Beiwort des Iuppiter als Schützer des Hauses vor Blitzgefahr" [A. Walde - J. B. H o f mann, Lateinisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 2, Heidelberg 1954, 630]), von summanare .etwas berieseln (bepissen)' (Georges 1918, 2923); vgl. V. 414-416.

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Die römische Komödie

tet werden kann. Dass dieser Ring im folgenden nicht nur das entscheidende Requisit für die Intrigenhandlung abgeben, sondern zusätzlich die Anagnorisis eröffnen wird, ist ein glänzender Ausweis der im Stück obwaltenden οικονομία: Mit dem Einsatz sparsamster Mittel werden weitreichende Ergebnisse erzielt." 338

Gleichwohl hat die Eigenart des Stücks in der Forschung verschiedentlich Anlass zur Diskussion gewisser Unstimmigkeiten geboten, die von O. Ribbeck zusammenfassend dargestellt werden: „Gleich in dem ersten Act, der neben manchen anmuthigen Stellen auch manchen frostigen Spass enthält, ist die Exposition ziemlich unvollständig. Weder der Liebhaber noch sein Mädchen erwähnen das Haupthinderniss ihrer Wünsche, dass Planesium an einen miles bereits so gut wie verkauft ist; seine Person u n d sein Aufenthalt grade in Carien, wohin Phaedromus den Parasiten geschickt hat, um Geld von einem Freunde zu leihen, scheint beiden unbekannt zu sein. Ebensowenig erfährt man, was den Therapontigonus plötzlich wieder nach Epidaurus zurückgeführt hat (533). ... Eben [V. 257] war Palinurus abgegangen, um für das zu rüstende prandium Vorräthe herauszugeben: da [V. 274] soll er plötzlich ohne alle Motivirung wieder erscheinen, nur um den Parasiten von fern kommen zu sehen und den Herrn herauszurufen. ... Curculio hat eben [im dritten Akt] in der Rolle eines Abgesandten vom miles den Wechsler durch Vorzeigung eines erdichteten Briefes dahin gebracht, dass er sich bereit erklärt, das bei ihm deponirte Geld für den Ankauf eines Mädchens an den Kuppler zu zahlen, da [V. 4 5 5 ] tritt dieser, ohne die übliche Begrüssung, wie vom Himmel gefallen selbst auf und erhält sofort von Lyco die lakonische Weisung: argentum accipias: cum illo mittas virginem, welcher er nichts als das ganz räthselhafte Bedenken eines dem Leser unbekannten und unbekannt bleibenden Eidschwures (quid quod iuratus sum?) entgegensetzt. ... Nachdem in der dritten Scene des zweiten Actes Curculio berichtet hat, durch welche List er zu dem Siegelring des miles gelangt ist, welcher ihm zu dem gewünschten Gelde verhelfen soll, heisst es (V. 365) einfach: eamus nunc intro, ut tabellas consignemus. Und damit wäre die ganze Verabredung über die Intrigue, dass Phaedromus nach dem Dictat des Parasiten einen Brief unter dem Namen des Therapontigonus an den Wechsler schreiben solle des Inhalts, er möge die bei ihm deponirte Summe für das Mädchen an den Kuppler auszahlen, dass dieser Brief mit dem entwendeten Ring versiegelt von Curculio in irgend einer Verkleidung, auf die nur später der Choragus 463 f. anspielt, dem Wechsler überbracht, dann weiter das Mädchen vom Kuppler abgeholt und in das Haus ihres Liebhabers geführt werden solle, - dies Alles wäre mit jenen paar Worten abgemacht?" 3 3 9

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Zwierlein 1990, 226 und 230f.; vgl. ebd. 271.

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0 . Ribbeck, Beiträge zur Kritik des Plautinischen Curculio, Ber. ü. d. Verh. d. Königl. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig, Phil.-Hist. Kl. 31, 1879, 81-83. Ebenso Langen 1886, 134-137 und H. Jordan, Die Parabase im Curculio des Plautus, Hermes 15, 1880, 118, nach dessen Urteil gar „der ganze Curculio sein Dasein" den „schwachen Stunden des Dichters" verdanke.

Plautus: Curculio

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Während Ribbeck die angeführte „Reihe der Verwüstungen" als Folge der „Grausamkeit irgend eines Regisseurs, der aus dem vollen Drama ein kurzes Nachspiel zurechtstutzte, wie er es für seinen Zweck grade bedurfte"340, erklärt, schreibt E. Fantham die Anstösse zum einen der Eliminierung des Prologs, zum andern einer Komprimierung der Handlung des griechischen Originals seitens des Plautus zu341. Damit schliesst sie sich der Auffassung Leos an, der einerseits aufgrund der beiläufigen Nennung des Schauplatzes Epidauros in V. 341 von einem Verlust des Prologs der Vorlage und „höchst wahrscheinlich auch"342 desjenigen ihrer lateinischen Nachdichtung ausgeht; andererseits aber betrachtet er die in Form eines Dialogs zwischen dem jungen Herrn und dessen Sklaven erfolgende Exposition der Handlungsvoraussetzungen (11) - „dass das Haus [sc. des Phaedromus], sein Nachbarhaus, einem Kuppler gehöre, dass er mit einem der Mädchen des Kupplers einen Liebeshandel habe, dass der Kuppler ihn mit seinen Forderungen beständig hinhalte, dass er den Parasiten fortgeschickt habe um Geld zu besorgen: alles Dinge, die Palinurus längst wissen muss" - als einen „Notbehelf, dessen Unwahrscheinlichkeit der dramatische Dichter hinnimmt eben um den erzählenden prologus zu vermeiden"343. Demgegenüber zieht Lefevre im Kapitel „Curculio oder Der Triumph der Edazität" des Sammelbandes „Plautus barbarus" die Zugehörigkeit der Begegnung zwischen Phaedromus und Planesium in der Szene I 3 sowie „zumindest von 12 ..., im Grunde aber auch ... des grössten Teils von I 1" zum Original in Zweifel, da man sich frage, „warum er [sc. Phaedromus] Planesium bei seiner grossen Liebe nicht erst einmal .entführt'"344. Angesichts des aus seiner Zuweisung des gesamten ersten Aktes an Plautus resultierenden allzu geringen Umfangs des Stücks bestreitet Lefevre sodann die Existenz einer attischen Vorlage des Curculio schlechthin: „Eine sinnvolle Konstruktion hätte die Begegnung zwischen Phaedromus und Planesium vermieden. Damit wäre das Stück um fast ein Drittel kürzer gewesen, als es ohnehin ist. Freilich ist hieraus nicht zu schliessen, dass Plautus die Eingangs-Szenen erfunden hätte, um die Handlung zu dehnen, sondern nur, dass schlechterdings nicht zu sehen ist, wie ein Original mit üblicher Länge hätte aussehen können.

340 341

342 343 344

Ribbeck 1879, 80f. und 82. E. Fantham, Der .Curculio' des Plautus: Eine Illustration plautinischer Bearbeitungsverfahren, aus dem Englischen übersetzt von V. Eggers in: Lefevre (Hrsg.) 1973 (= Class. Quart. 15, 1965, 84-100), 173-204, vor allem 173-176 und 199-203. Leo 1912, 221; vorsichtig zurückhaltend in dieser Frage Fraenkel 1922, 153f. Anm. 1. Leo 1912, 196. Lefevre 1991, 82.

86

Die römische Komödie

Für Plautus hatten die schönen ersten Szenen zweifellos Selbstwert. Um ihrer Konstruktion willen nahm er in Kauf, dass Planesium jederzeit fliehen konnte."345

Lefevres Versuch, auf der Grundlage der seiner Ansicht nach einzig „sinnvollen" Lösung des Konflikts - Planesiums Entführung durch Phaedromus (in Analogie zu dem von Aeschinus auf offener Strasse verübten Raub der Hetäre Bacchis in Terenz' Adelphen) - die griechische Herkunft der Eingangsszenen definitiv auszuschliessen, vermag allerdings kaum zu überzeugen: Zum einen wird er der Tatsache nicht gerecht, dass die Entfuhrung der Geliebten im Rahmen des bisher verfügbaren facettenreichen Materials der griechisch-römischen Komödie nur eine mögliche Verhaltensweise des jungen Liebhabers darstellt; zum andern lässt er die dichterische Freiheit, „eine real existierende Fluchtmöglichkeit aus poetischen ... Gründen"346 nicht zu nutzen, offenbar ganz ausser Acht. Lefevres Schlussfolgerung der Unmöglichkeit der Existenz einer attischen Vorlage erscheint daher nicht wirklich begründbar, zumal er sich darauf beschränkt, sämtliche Szenen des ersten Aktes aus dem Original des Curculio auszuscheiden, ohne jedoch Erwägungen über deren allfallige Entsprechung im griechischen Stück anzustellen. Als einen weiteren Anhaltspunkt für seine These, „dass es nicht möglich ist, ein attisches Original zu rekonstruieren, da weder die Struktur noch die Handlung des Stücks den Gepflogenheiten der Νέα entsprechen"347, macht Lefevre im vierten Teil seines Beitrags den „in mehrfacher Weise ungewöhnlichen" Handlungsverlauf geltend: „1. Die Intrige des jungen Herrn und des Sklaven / Parasiten richtete sich nicht wie üblich gegen den alten Herrn. 2. Es war keine Frist genannt, bis zu der das Geld besorgt werden musste. 3. Der entscheidende Ring wurde - ein Unikum gestohlen. 4. Der zu betrügende Soldat war Feind und Freund zugleich. Es ist nicht auszuschliessen, dass es ein entsprechendes Original gegeben hat, wenn es auch wenig wahrscheinlich ist. Auf der anderen Seite ist klar, dass die Handlung des Curculio griechischer Tradition verpflichtet ist."348

Liegt nun zwar in der fehlenden Angabe eines vereinbarten Termins, an dem der Verkauf der Planesium erfolgen sollte, durchaus eine den Eid des Kupplers betreffende Unstimmigkeit vor, so bilden die übrigen angeführten Kriterien aber

345 346

347 348

Ebd. 83. O. Zwierlein, Zur Kritik und Exegese des Plautus II. Miles gloriosus, Mainz 1991, 224f. Anm. 460. Vgl. dazu die Ausführungen bezüglich des Handlungselements der durchbrochenen Wand unten S. 124-126. Lefevre 1991, 74. Ebd. 90f.

87

Plautus: Curculio

spezifische Eigentümlichkeiten des Stücks, die keine definitiven Antworten auf die Frage des Verhältnisses des Curculio zu seiner griechischen Vorlage zulassen, so dass auch Lefevre letztlich nicht umhinkann, die mögliche Existenz eines „entsprechenden Originals" einzuräumen. Die Schlusspartie des dritten Aktes (V. 455-461) bereitet insofern inhaltliche Schwierigkeiten, als in V. 455 „das Auftreten des Kupplers, ohne dass er angekündigt würde, ... der Komödientechnik"349 widerspricht und der „Vers 458 ... mit seiner Bezugnahme auf einen von Cappadox geschworenen Eid der rätselhafteste Zug an dem ganzen Geschäft" ist, „denn es wird in dem Stück vorher kein Bezug auf diesen Eid genommen"350. Diese Anstösse scheinen auf Eingriffe ins Handlungsgefüge des Originals hinzudeuten, doch ist ihre Beurteilung nach wie vor äusserst umstritten. So fuhrt sie Lefevre schlicht auf die „plautinische Schnell- und Erwartungs-Dramaturgie" zurück, die vom Zuschauer „spontanes Mitgehen" erfordere und auf „langatmiges Erklären des Witzes"351 verzichte, während Fantham unter Verwendung einer Hypothese Fraenkels folgende Begründung für ihre Zuweisung der Verse 458f.352 an den römischen Bearbeiter vorbringt: „ K e i n Lohnschreiber hätte - ohne die griechische V o r l a g e vor sich - einen derartigen Vers e i n f ü g e n k ö n n e n , n o c h hätte er, w e n n er den p l a u t i n i s c h e n s a m m e n f a s s e n w o l l t e , ihn auf eine derartig

Text z u -

verwirrende Form reduziert.

Dies

m u s s eine B e z u g n a h m e auf einen Eid darstellen, der in der V o r l a g e eine g e w i s s e R o l l e in der H a n d l u n g spielte. D i e s e B e z u g n a h m e war an d i e s e m Punkt

wahr-

s c h e i n l i c h knapp gehalten, da die U m s t ä n d e im g r i e c h i s c h e n Stück in der E x p o s i t i o n erklärt w o r d e n s e i n dürften; als Plautus d i e s e Stelle aus der B e a r b e i t u n g des ersten A k t e s strich, hatte er m ö g l i c h e r w e i s e v e r g e s s e n , dass d i e s e Verse i m dritten A k t sich a u f d e n s e l b e n Eid b e z o g e n . " 3 5 3

-1JQ

350

351 352

353

Fraenkel 1922, 153f. Anm. 1. Vgl. Ribbeck 1879, 81: „... da tritt dieser, ohne die üblichc Begrüssung, wie vom Himmel gefallen selbst a u f . . . " (zitiert oben S. 84). Fantham 1973, 186. Vgl. Fraenkel 1922, 153f. Anm. 1: „458 und 566 beziehen sich auf einen Eid, von dem wir vorher nichts gehört haben, so wenig wie von den V. 365 erwähnten tabellae." Lefevre 1991, 77 und 79. CA. quid quod iuratus sum? LY. quid id refert tua, / dum argentum accipias? CA. qui rtionel quasi adiuvat. Fantham 1973, 186, die ebd. 187f. - ausgehend von den beiden häufigsten Varianten des von einem Kuppler geleisteten Eides innerhalb der Palliata - Schlüsse auf dessen möglichen Inhalt im Original des Curculio zu ziehen versucht: „Cappadox könnte geschworen haben, dass e r den Kaufpreis für Planesium an den Käufer zurückzahlen würde, wenn sich herausstellte, dass sie frei geboren war. Wir wissen, dass er das tat ... Aber ein derartiges Versprechen ist hier nicht relevant. Cappadox ist beunruhigt wegen eines Eides, den er in diesem Augenblick bricht. ... Die andere Art eines Eides (oder eines Versprechens) wäre die einem anderen Kunden gegebene Versprechung, das Mädchen nicht vor einem vereinbarten Termin zu ver-

88

Die römische Komödie

Zwierlein hinwiederum sucht in seiner sorgfaltigen Analyse des Übergangs vom dritten zum vierten Akt „die Lösung dieses Rätsels ... auf dem Wege der Athetese nachplautinischer Eindichtungen"354 zu finden, indem er den dritten Akt des Curculio „mit Vers 454, also mit der Aufforderung des Lyco, Curculio solle ihm folgen, damit er - hinter der Bühne - auf dem Forum in seiner Wechselstube die 30 Minen holen und dem Curculio [Summanus] übergeben könne", enden und den Kuppler einstweilen vom Asklepios-Tempel durch den Hinteroder Seiteneingang in sein Haus gelangen lässt, „so dass ihn Lyco und Curculio nach ihrer Rückkehr von der Wechselstube dort vorfinden, ihm das Geld übergeben und das Mädchen auslösen konnten, bevor sie dann alle zusammen 487 aus dem Kupplerhaus auf die Bühne heraustreten"355. Die Frage, ob Zwierleins ansprechende Hypothese mit der originalen Szenenführung übereinstimmt und die bezeichneten Schwierigkeiten in der lateinischen Übertragung von Kürzungen seitens des Plautus herrühren oder ob dieser hierin seine Vorlage getreu wiedergegeben hat und allfallige Änderungen „von einem Bearbeiter in das Stück gebracht worden sind"356, muss freilich offen bleiben. Gleichwohl bietet sie keine wirklichen Anhaltspunkte dafür, die griechische Herkunft des Curculio schlechthin zu bestreiten, zumal dessen Handlung - insbesondere die beiden den Diebstahl des Siegelrings voraussetzenden Elemente der Intrige und der Anagnorisis - augenscheinlich „griechischer Tradition verpflichtet ist"357, wie auch Lefevre anerkennt. Seine Behauptung, das Motiv des gestohlenen Rings stelle innerhalb der griechisch-römischen Komödie „ein Unikum"358 dar, stützt sich auf nachstehenkaufen - was Dono im .Phormio' III, Sz. II dem mittellosen Phaedria gewährt. So muss Cappadox auch in der ,Curculio'-Vorlage dem Phaedromus das Versprechen gegeben haben, den Verkauf nicht vor einem bestimmten Tag zum Abschluss zu bringen: Dieser Tag ist noch nicht gekommen ..., und Cappadox ... hat Bedenken, Phaedromus gegenüber meineidig zu werden. Aber Lyco erinnert ihn daran, dass er das Geld gleich bekommt - was macht der Eid da schon aus?" 354 355

356 357 358

Zwierlein 1990, 236. Ebd. 254-256. Aus der postulierten grösseren Ausdehnung der hinterszenischen Aktion scheint Zwierlein ein Indiz für die Echtheit des viel diskutierten, innerhalb der römischen Komödie singulären „parabasenartigen Intermezzos des Garderobenmeisters" (Ribbeck 1879, 80) in IV 1 zu gewinnen, da „ein Bearbeiter, der den Schluss des dritten Aktes so verändert, dass er die Geldtransaktion noch auf der Bühne vollziehen lässt, so dass die hinterszenische Handlung auf das Herausführen des Mädchens zusammenschrumpft, kein Motiv gehabt hätte, auch noch einen Überbrückungsmonolog (den Choragus-Auflritt) hinzuzudichten" (Zwierlein 1990, 256). Für die nachplautinische Einfügung der so genannten Parabase plädieren dagegen Ribbeck 1879, 80 und Jordan 1880, 131-136. Zwierlein 1990, 258 Anm. 502. Lefevre 1991, 91 (zitiert oben S. 86). Ebd.

Plautus: Curculio

de Äusserung von A. nummus

S.

89

Gratwick in d e s s e n A u f s a t z z u m plautinischen

Tri-

( I V 3):

"The Curculio

is the o n l y p l a y o f Plautus, indeed o f the s u r v i v i n g

theatre, in w h i c h there occurs the motif s e s s i o n , other than the

o f a ring

stolen

Greco-Roman

during

a drinking-

Trinummus."359

Hieraus ergibt sich, dass L e f e v r e s A r g u m e n t a t i o n in einer u n v o l l s t ä n d i g e n dergabe d e s zitierten P a s s u s gründet360. In der Tat

findet

a u f d a s s e l b e M o t i v e i n g a n g s d e r S z e n e I V 3 d e s Trinummus d e s a l s servus

currens

heranstürmenden

Sklaven

sich eine

Wie-

Anspielung

in der Auftrittsrede

Stasimus,

der d e n

Verlust

seines Rings während eines Trinkgelages mit seinen Zechkumpanen zu beklagen hat ( V . 1 0 1 3 - 1 0 2 6 ) . E i n w e i t e r e s Z e u g n i s für d a s H a n d l u n g s e l e m e n t d e s e i n e m Betrunkenen abhanden g e k o m m e n e n Rings - mit dessen H i l f e bereits Telephos in

E u r i p i d e s ' Äuge

scheint

361

als

Sohn

des

Herakles

wiedererkannt

worden

zu

sein

- liegt in M e n a n d e r s Ε π ι τ ρ έ π ο ν τ ε ς vor, w e s h a l b E. C s a p o die M ö g -

lichkeit, d a s s s i c h d i e D o p p e l f u n k t i o n d e s R i n g s als V o r a u s s e t z u n g der Intrige u n d der A n a g n o r i s i s aus einer Tradition d e s M o t i v s in der g r i e c h i s c h e n K o m ö d i e herleiten lässt, z u R e c h t nicht a u s s c h l i e s s t : "There is n o reason to s u p p o s e that the 'ring m o t i f w a s u s e d o n l y o n c e in N e w C o m e d y , indeed a p a s s a g e in M e n a n d e r ' s Epitrepontes

( 4 9 9 - 5 0 7 ) attests the p o -

pularity o f just the kind o f scenario w e find in the Curculio

359 360

361

362

and

Trinummus."362

Gratwick 1981, 335f. Vgl. Lefevre 1991, 91 Anm. 75, wo er den letzten Teil des Satzes - "other than the Trinummus" - einfach übergeht. Vgl. dazu Gomme - Sandbach 1973, 382 ( Επιτρέποντες V. 1123) und die Literaturhinweise bei Csapo 1989, 162 Anm. 77. Csapo 1989, 162. Der von Curculio begangene Diebstahl steht mit dem Erscheinungsbild des παράσιτος in der griechischen Komödie ohne weiteres im Einklang: vgl. etwa Eupolis fr. 162 und 169 K.-A.; dazu Nesselrath 1985, 52 Anm. 127: „... die Freude am Stibitzen ist ... ein ... Wesenszug, den der Parasit mit dem Komödienkoch gemeinsam hat ..." Die Umkehrung des herkömmlichen Motivs des einem Betrunkenen abhanden gekommenen Rings tritt in der Hecyra des Terenz in dem Umstand zutage, dass der trunkene Jüngling Pamphilus seinerseits d e r virgo Philumena den Ring entrissen hat, wobei dessen entscheidende Bedeutung fur die Anagnorisis ebenfalls erst im Nachhinein offenbar wird (Hec. 821-829). Aus der Beliebtheit des Ring-Motivs Hesse sich überdies die von Ribbeck 1879, 82 (zitiert oben S. 84) monierte „ganze Verabredung über die Intrigue" in einem einzigen Vers erklären: Denn die durch Curculios Ankündigung eamus nunc intro ul tabellas consignemus (Cure. 365) evozierte Kombination der beiden Requisiten anulus und tabellae dürfte dem Publikum ausreichende Anhaltspunkte für die Erschliessung des hinlänglich bekannten Verlaufs der Brief-Intrige geboten haben; vgl. die analoge Formulierung in Plaut. Trin. 774f.: [...] ferat epistulas / duas, eas nos consignemus, quasi sint a patre. Dazu ferner Fantham 1973, 184 sowie zur Doppelfunktion des Rings Duckworth 1952, 153; A. Dieterle, Die Strukturelemente der Intrige in der griechisch-römischen Komödie, Amsterdam 1980, 22 Anm. I l l ; S. M. Goldberg, Improvisation, Plot, and Plautus' Curculio, in: Benz - Stärk - Vogt-Spira (Hrsgg.) 1995, 37.

90

Die römische Komödie

In gleicher Weise vermögen die beiden verbleibenden Argumente der „nicht wie üblich gegen den alten Herrn" gerichteten Intrige des parasitus callidus und der „ambivalenten" Rolle des zu betrügenden Soldaten als „Feind und Freund zugleich"363 Lefevres These der plautinischen Erfindung des Curculio nicht wirklich zu rechtfertigen; vielmehr weisen sie auf den offenkundigen Facettenreichtum der Nea hin, der seine stärkste Ausprägung in der weitgehenden Übernahme der dramaturgischen Funktionen eines Komödiensklaven durch den Parasiten Curculio erfahrt. Dass das Fehlen des senex als des traditionellen Ziels der Hauptintrige durchaus keinen Einzelfall bildet, belegen die argumenta sechs plautinischer Stücke - Asinaria, Miles gloriosus, Persa, Poenulus, Trinummus und Truculentus - sowie des terenzischen Eunuchus. Was die „ambivalente" Rolle des zu betrügenden Soldaten angeht, so findet die Gestaltung des Therapontigonus in derjenigen der menandrischen milites Thrasonides (Μισούμενος), Polemon (Περικειρομένη) und Stratophanes (Σικυώνιοι) insofern eine Entsprechung, als die auf Thrasonides und Polemon zutreffende „behutsame Sublimierung des στρατιώτης zum gefühlvollen Liebhaber"364 sowie Stratophanes' Wiedererkennung als Moschions Bruder ebenso signifikante Abweichungen vom postulierten „völlig einheitlichen Bild"365 des „grosssprecherischen Miles" darstellen, der „sich seiner Herkunft, seiner Grosstaten, seiner Tapferkeit rühmt, sich aber immer wieder als feige erweist und kein Glück in den komischen und grotesken Liebesabenteuern hat"366. Das „sowohl .positive' als auch ,negative'" „Schillern"367 des Therapontigonus ist demnach mit den Gepflogenheiten der Nea ohne weiteres vereinbar, zumal seine Doppelrolle als Nebenbuhler und künftiger Schwager des Phaedromus ohnedies „eine gewisse Würde"368 hinsichtlich seiner Charakterzeichnung erfordert; dagegen beruht seine Bestimmung als eine von Plautus geschaffene Figur durch Lefevre auf einer allzu starren Auffassung des Personals der attischen Komödie. Von dem in der Veredelung des Soldaten zum Ausdruck kommenden Streben des Dichters nach einer Variation gängiger Rollen- und Handlungsschemata

363 364 365 366 367

368

Lefevre 1991, 90f. und 95. Stärk 1989, 36. Ebd. 37. Lefevre 1991, 96. Ebd. Zu der von Ribbeck 1879, 83 und Langen 1886, 136f. beanstandeten unzureichenden Motivierung der Rückkehr des Soldaten nach Epidauros (V. 533) vgl. Zwierlein 1990, 235: „... immerhin rechnet der Wechsler ja in 437 damit, dass der Soldat sein Mädchen selbst abholt ..." Ribbeck 1879,96.

Plautus: Curculio

91

zeugt in besonderem Masse das auffälligste Charakteristikum des Stücks, die Übernahme der „meist dem Sklaven vorbehaltenen Stelle"369 seitens des Parasiten Curculio. Hierbei erhält die Bühnenwirksamkeit des Trägers der Intrige dadurch eine zusätzliche Steigerung, dass der Titelheld, dem im Curculio „die zusammenhängenden Massen plautinischer Skurrilitäten ... zugefallen"370 sind, die „unerschöpfliche Erfindungsgabe und praktische Intelligenz" des servus callidus und die „skurrile Haltung eines auf das Essen Versessenen"371 in sich vereinigt. Die von Phaedromus im Laufe des ersten und zweiten Aktes wiederholt geäusserte Hoffnung auf sein baldiges Eintreffen372, die das von der Komödie ausgebildete typische Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem hungrigen παράσιτος und dem reichen τρέφων vorübergehend in sein Gegenteil verkehrt, lässt Curculios zentrale dramaturgische Funktion innerhalb des Stücks bereits erahnen. Diese manifestiert sich sodann in seiner die Haupthandlung eröffnenden, „nach Art der Botenberichte stilisierten Reiseerzählung"373, die durch ein von Zwierlein erläutertes - „sonderbares In- und Widereinanderspielen der fremden und heimischen Elemente"374 gekennzeichnet ist: „Im folgenden [V. 2 8 8 f f . ] flicht Plautus — in Entsprechung zu der ... , C h o r a g u s Parabase' - einen Hieb auf römische Strassenverhältnisse

ein: Der g r i e c h i s c h e

Parasit im Pallium, der w e n i g später erzählen wird, dass

er seinen

Griechen-

Mantel als Pfand beim Würfelspiel eingesetzt hat (355), droht verächtlich Graeci

369 370 371 372

373 374

palliati,

den

die in der Stadt (gemeint ist natürlich - u n a u s g e s p r o c h e n

-

Fraenkel 1922,246. Ebd. Lefevre 1991,94. V. 67-69. 143f. 206f. (225-228). Zu der Frage „Wie kann eigentlich der Parasit erwartet werden? Was Plautus sich auch immer unter den von ihm verwendeten Geographica vorgestellt hat: Wenn Curculio vor drei Tagen (206) fortgeschickt wurde, wie kann er am Spieltag präzise zum Frühstück (252) erwartet werden?" (Lefevre 1991, 77; ebenso Fantham 1973, 180f. Anm. 8 und 191) vgl. die Ausführungen über die Raffung hinterszenischer Vorgänge, die zu den festen Konventionen in der griechisch-römischen Komödie gehört, bei Zwierlein 1990, 231-235 sowie den oben S. 72f. besprochenen Fall der Captivi. Ausserdem wird sich gerade ein edax parasitus bemühen, zu einer offenbar vereinbarten Mahlzeit wieder rechtzeitig zur Stelle zu sein. Der auf Curculios bevorstehende Rückkunft hinweisende episodische Auftritt des Kochs (II 2; vgl. V. 251-253) bietet hinsichtlich seiner Verknüpfung mit den Szenen II 1 und II 3 gewisse Unstimmigkeiten - vgl. etwa die unvermittelte Weiterfuhrung der von Palinurus in II 1 begonnenen Traumdeutung durch den Koch und das plötzliche Wiederauftauchen des Ersteren in V. 274, „nur um den Parasiten von fern kommen zu sehen und den Herrn herauszurufen" (Ribbeck 1879, 81; zitiert oben S. 84) - , so dass die Mehrheit der Erklärer von der plautinischen Eindichtung der Kochrolle ausgeht: G. Williams, Evidence for Plautus' Workmanship in the Miles Gloriosus. Appendix on the Curculio, Hermes 86, 1958, 103-105; Fantham 1973, 192-194; Lefevre 1991, 76f. Anm. 33; Lowe 1992, 157. Fraenkel 1922, 153f. Anm. 1. Leo 1913, 145.

Die römische Komödie

92

Rom) die Strassen bevölkern (288ff.), und der gleiche Parasit, der es gerade zum libertus gebracht hat, geisselt das niedere Sklavenvölkchen, das auf freier Strasse Ball spielt (296ff.) - ein erheiternder Scherz mit der Bühnenillusion! Dass diese beiden, jeweils durch tum isti (288. 296) eingeleiteten Erweiterungen des eigentlichen Auftritts ganz von Plautus stammen, darf man nach den Untersuchungen von Csapo wohl nicht mehr behaupten. Dass aber Plautus es war, der durch tum isti Graeci palliati ... einen originär römischen Zug in den Text gebracht hat, scheint mir sicher."375

Im Anschluss an seinen fulminanten Auftritt als servus currens bekundet der Protagonist - noch ehe er sich anschickt, das Ergebnis seiner Mission bekannt zu geben - in der Manier plautinischer , Jammerparasiten"376 sein unbändiges Verlangen nach den obligaten reliquiae des Hauses (V. 308-326) 577 und hat nach erreichter Sättigung „noch ein klein wenig Platz übrig ..., um auch noch die reliquiarum reliquias darin zu bergen"378 (V. 386-388). Gestärkt durch Fleisch und Brot, erweist er sich nicht nur im fernen Karien, sondern nunmehr auch zu Hause jederzeit als Herr der Lage - „Phaedromus wird schreiben, Palinurus aufwarten, er aber essen und (wohl mit vollem Mund) diktieren"379 (V. 369f.). Selbst nach der Erfüllung seiner Hauptfiinktion als Erfinder der Intrige kommt ihm noch massgebende Bedeutung zu: In seinem kurzen Monolog der Szene V 1 rückt er den als Mittel zur Düpierung des miles eingeführten Ring durch seine Klage über Planesiums unaufhörliche Fragen nach dessen Herkunft erneut in den Mittelpunkt des Geschehens und leitet damit aus der Perspektive der komischen Figur die Anagnorisis ein, die später kraft des Rings als ihres σύμβολον realisiert wird380. 375

Zwierlein 1990, 242f. Vgl. dazu Leo 1913, 146f.; Hiatt 1946, 77; Fantham 1973, 182; Csapo 1989, 150-154; zur Figur des servus currens in der griechisch-römischen Komödie ferner die Literaturangaben oben Anm. 258. Curculios „Drohrede" (Fraenkel 1922, 131) weist augenfällige Parallelen zu jener des ebenfalls als parasitus currens fungierenden Ergasilus in Plaut. Capt. IV 2 (V. 790-826) auf, wobei „in der einleitenden Partie (791-798) ... die Übereinstimmung bis zur Wiederkehr einzelner Wendungen" (ebd.) geht, wie der von Fraenkel angestellte Vergleich (zitiert oben Anm. 259) zeigt; zur stereotypen Aufforderung an das Volk, dem Laufenden Platz zu machen, vgl. auch Ter. Haut. 31 f.

376

Nesselrath 1985, 62. Vgl. Plaut. Men. 142. 462, Persa 77. 105, Stich. 231. 496; dieselbe Entschlossenheit, δεΐπνον zu gelangen, legen Eupolis' κόλακες in fr. 175 K.-A. an den Tag.

377

zum

378

Zwierlein 1990, 249 Anm. 481. Ebenso wie Curculio (V. 366-368) schwelgt Ergasilus nach seinem Auftritt als servus currens in einer Vielfalt römischer Fleischspeisen (Plaut. Capt. IV

379

3 )

380

'

Lefevre 1991, 94. Hierin wird Curculios Doppelrolle als edax parasitus und als servus besonders sinnfällig; vgl. Plaut. Bacch. 731-747, wo der Sklave Chrysalus seinem Herrn Mnesilochus den ersten Brief diktiert. Bezüglich der Rolle des Titelhelden in der Schlussszene des Stücks hält J. Collart in Kommentar zum Curculio, Paris 1962, 124 an der im Vetus Camerarii (B) überlieferten

callidus jungen seinem Perso-

Plautus: Menaechmi

93

Insgesamt lässt sich der Ersatz des altbewährten servus callidus durch den edax parasitus, dessen „freiwillig-unfreiwillige Abhängigkeit"381 von den Speisen seines rex neue komische Wirkungsmöglichkeiten eröffnet, insofern aus den Erfordernissen der Intrigenhandlung erklären, als sich Curculio das typische Gebaren eines um den bramarbasierenden Kriegsmann herumscharwenzelnden Offiziersburschen zu Eigen machen muss, was geradezu eine Domäne des Bühnenschmarotzers darstellt382. Dessen weitgehende Übernahme der Funktionen eines Komödiensklaven kann innerhalb der Nea als eine sekundäre Entwicklung gelten, die anhand der vergleichbaren Rolle des Parasiten im Έπιδικαζόμενος des Apollodoros von Karystos chronologisch gut fixierbar ist und Lefevres These der rein plautinischen Herkunft des Curculio ebenfalls widerspricht. Zwar liegen durchaus Eingriffe des römischen Bearbeiters vornehmlich in der Ausgestaltung der Titelfigur vor383, doch bietet die Eigenart des Stücks im Ganzen gesehen keine wirkliche Handhabe dafür, die Existenz eines griechischen Originals definitiv auszuschliessen, wie Lefevre selbst durch seine wiederholte Bezugnahme auf „wichtige Anregungen", die Plautus „einer entsprechenden Komödie der Νέα"384 zu verdanken habe, erkennen lässt.

4.1.5. Menaechmi Das zentrale Motiv „dieses unverwüstlich comischen Stückes" bilden „die Verwicklungen und Irrungen, welche von einem Zwillingspaar, das sich zur Ver-

nenverteilung fest: "Sans doute ne figure-t-il pas nommement dans la liste des personnages placee en tete de la scene ..., mais il peut etre compris dans la mention EIDEM. Sans doute certains mss attribuent-ils au soldat les 2 repliques que Β attribue ä Charan^on [sc. Curculio]. ... Pour sortir du debat, il faut un temoin: en l'absence de Lycon, ce ne peut etre que le p a r a site. En conclusion: ... il semble qu'il convient d'attribuer les deux repliques a CharanQon." Vgl. auch Lefevre 1991, 80 Anm. 50, der ebd. 94 darauf hinweist, dass Curculio „nicht wie die Sklaven für seine Freilassung, sondern nur für seinen Magen zu kämpfen braucht". 381

382

383 384

Ebd. 94. Vgl. Tylawsky 2002, 119: "In Curculio Plautus' parasite played the servus callidus to the pimp and the kolax to the soldier, assuming in each case the role which, according to convention on stage, fooled the pimp and the soldier respectively." Vgl. dazu Nesselrath 1985, 50 und Zwierlein 1990, 243 Anm. 468. Lefevre 1991, 74, der ebd. 91 f. zu bedenken gibt, „ob Plautus nicht die in vielen Punkten ähnliche Handlung des Pseudolus", die „auf ein griechisches Original zurückgeht", „zum Vorbild fur den Curculio genommen hat". Zu Übereinstimmungen zwischen dem Curculio und dem Poenulus des Plautus in Struktur und Inhalt, einzelnen Motiven sowie in formaler und sprachlicher Hinsicht vgl. Zwierlein 1990, 272-280.

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Die römische Komödie

wechslung gleicht, veranlasst werden"385. Die in den Menaechmi herbeigeführten Situationen weisen gewisse Ähnlichkeiten mit jenen des Amphitruo auf, in dem die sich einstellenden Verwechslungen allerdings „nicht auf einer Laune der Natur, sondern auf der eines Gottes" beruhen und „die Verdoppelung der Paare auf das Bestreben des Dichters zu deuten scheint, die gängige Form eines schon etwas abgenützten Motivs zu übertrumpfen und ihm damit neue Wirkungen abzugewinnen"386, wie Tränkle überzeugend darlegt. Seit sechs Jahren schon auf der Suche nach seinem verschollenen Zwillingsbruder, der als Siebenjähriger - nachdem er sich bei den Spielen in Tarent im Gedränge verlaufen hatte - von einem reichen Kaufmann entführt worden war, landet Sosicles (Menaechmus von Syrakus) mit seinem Sklaven Messenio zu guter Letzt in Epidamnos. Währenddessen sieht sich Peniculus387, der Parasit des dort ansässigen Zwillingsbruders Menaechmus, nach seinem Brotherrn um, der ihm auch schon mit einem seiner Frau entwendeten Mantel entgegenkommt und ihm eröffnet, dass er diesen seiner Geliebten Erotium zu schenken und bei ihr zusammen mit seinem Tischgenossen ein opulentes Mahl einzunehmen gedenke. In Anbetracht der zu erwartenden Gäste hält es der Koch Cylindrus für ratsam, vorsichtshalber gleich für zehn Personen einzukaufen, nam parasitus octo hominum munus facile fungitur

(V. 222f.) 388 . Kaum betritt der Ankömm-

ling in Begleitung seines Sklaven Messenio zu Beginn des zweiten Aktes die Bühne, wird er von Cylindrus und von Erotium, deren Einladung zum gemeinsamen Mahl er willig Folge leistet, mit seinem Zwillingsbruder verwechselt. Just in dem Augenblick, als Peniculus mit dem Verdacht vom Forum zurückkehrt, sein Ernährer habe sich absichtlich aus der Volksversammlung fortgeschlichen, um ihn vom vereinbarten Mittagsmahl auszuschliessen, verlässt Sosicles - der sich inzwischen an den aufgetragenen Leckerbissen gütlich getan hat - bekränzt und mit der palla über dem Arm das Haus der Erotium, so dass

385

386 387

388

A. L. Stiefel, Uber die Menaechmen des Plautus, Blätter für das Bayerische Gymnasial- und Real-Schulwesen 15, 1879, 310 und 313. Tränkle 1983,221. „.Schwänzchen' [sc. Deminutiv zu penis]. Der mit obszönem Unterton gebildete Name hat im Stück die Pointe, dass mit diesem Wort Pferde- und Ochsenschwänze bezeichnet wurden, die man zum Abkehren und Abwischen des Tisches von Speiseresten benützte (die Bezeichnung wurde dann auch auf Bürste [in Plaut. Men. 391; vgl. Paul. Fest. p. 231], Kehrwisch [in Men. 286] und Schwamm [in Plaut. Rud. 1008, Ter. Eun. 777; vgl. Paul. Fest. p. 208] übertragen). Ähnlich pflegt der Parasit alles, was sich noch auf dem Tisch findet, abzuwischen" (Ludwig 1966, 1365 zu 408); vgl. dazu Men. 77f.: Iuventus nomen fecit Peniculo mihi, / ideo quia mensam quando edo detergeo. Vgl. Antiphanes fr. 82 K.-A. und Eubulos fr. 117 K.-A.; dazu Nesselrath 1985, 30f. sowie oben S. 10 und 12 mit Anm. 49.

Plautus: Menaechmi

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sich der Parasit um sein prandium geprellt sieht und sich dafür auf der Stelle rächt, indem er das Treiben des epidamnischen Menaechmus dessen uxor saeva hinterbringt. Diese erteilt ihrem Ehemann im Glauben, ihn auf frischer Tat ertappt zu haben, umgehend Hausverbot, bis er ihr den Mantel zurückbringt. Auf seine Bitte um dessen Rückgabe hin fällt er bei Erotium gleichfalls in Ungnade, da sie ihm die palla doch bereits zur Änderung mitgegeben hat, wie sie meint. Im weiteren Verlauf des Verwechslungsspiels wird der syrakusanische Menaechmus auf der Suche nach Messenio zunächst von der matrona und anschliessend von deren Vater für seinen Zwillingsbruder gehalten, wobei er den Manteldiebstahl jeweils standhaft leugnet. In letzter Minute vermag der dazwischentretende Messenio zu verhindern, dass die Sklaven des Schwiegervaters seinen vermeintlichen Herrn, dem das Verhalten des Ankömmlings - ein vorgetäuschter Wahnsinnsanfall - nunmehr zur Last gelegt wird, gewaltsam in die „Praxis" des Arztes expedieren. Als die beiden Menaechmi in der Schlussszene erstmals gemeinsam auf der Bühne erscheinen, bleibt es Messenio vorbehalten, ihre Wiedererkennung herbeizuführen. Im Unterschied zu den übrigen in plautinischer Bearbeitung auf uns gekommenen Zwillingskomödien Amphitruo und Bacchides sowie zum Miles gloriosus, in dem das Auftreten einer Zwillingsschwester mittels der Übernahme zweier verschiedener Rollen durch ein und dieselbe Person (Philocomasium) und einer durchbrochenen Hauswand nur fingiert wird, stehen die Verwechslungen der Menaechmi in keinem Zusammenhang mit der Durchführung einer Intrige. Die dramaturgische Struktur des Stücks, dessen Handlung vorwiegend Situationskomik beinhaltet, besteht vielmehr aus einer „Abfolge immer ärgerer und tollerer Verwechslungen und ihrer Konsequenzen"389, wobei „ein Mantel (palla) neben der Zwillingsähnlichkeit ... mit immer wachsender Spannung, mit immer sich steigerndem Interesse die ganze Maschinerie ... in Bewegung setzt"390. Dem sich während neun Szenen (II 2-3. III 1-3. V 1-2. 5. 7) in Form einer Klimax vollziehenden Verwechslungsspiel liegt ein fünfmaliger Auftrittswechsel der beiden Zwillinge zugrunde, deren bis dahin getrennte Handlungsstränge sich gegen Ende von II 3 erstmals kreuzen, als der Ankömmling nicht umhinkann, Erotiums Einladung anzunehmen. Die dem Syrakusaner eingangs der Szene III 2 ausgehändigte palla, „das Paradestück"391 unter den Requisiten 389 390

W. Steidle, Zur Komposition von Plautus' Menaechmi, Rhein. Mus. 114, 1971, 248. Stiefel 1879, 314.

391

A. Primmer, Die Handlung der Menaechmi (I), Wien. Stud. 100, 1987, 101, der die „sowohl visuelle ... wie handlungsökonomische" (ebd. 102) Bedeutung des dreimaligen Besitzerwechsels der palla eingehend erörtert: „In der Exposition der Matrone entwendet und Erotium g e schenkt, erwirbt sie, da Mcnaechmus Ε vor dem geplanten Gelage noch zum Forum gehen

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in den Menaechmi, wird diesen - ebenso wie ihr Fehlen den Epidamnier - hinfort kennzeichnen392. Die „immer ärgeren und tolleren Verwechslungen" erreichen ihren dramatischen Höhepunkt in dem durch das Auftreten des senex hervorgerufenen Wahnsinnsanfall des syrakusanischen Menaechmus (V 2) sowie in der gescheiterten Entfuhrung seines epidamnischen Ebenbildes (V 7), ehe in den Schlussversen die Aufklärung der Missverständnisse erfolgt - wenn auch erst auf Betreiben Messenios, da die beiden Brüder „gegen alle psychologische Plausibilität nicht von sich aus auch nur einen Schritt auf die Erkennung hin machen"393. In Übereinstimmung mit dem offenkundigen Streben des Dichters nach einer möglichst vielfältigen und bühnenwirksamen Gestaltung des Themas der Verwechslung erfahren gerade die Titelfiguren keine ausgeprägte Charakterisierung, denn - so im Folgenden A. L. Stiefel - „wuchtige Charaktere hätten da den leichten Gang der Handlung unmöglich gemacht": „Aber hätte der Dichter denselben sehr markirte Charaktere verliehen, so wäre er nach zwei Seiten hin auf Klippen gerathen: Gab er beiden Brüdern dieselben scharf ausgeprägten Eigenthümlichkeiten, so fehlte er gegen die Naturwahrheit, gab er ihnen grundverschiedene Charaktere, so trat die Unwahrscheinlichkeit der

muss, inzwischen dem Menaechmus S die Gunst der Hetäre (I 1 - II 3). Dann beginnt sie Komplikationen zu stiften: Menaechmus S, der sie nach genossenen Tisch- und Bettfreuden als weitere Beute behalten will, statt sie wie versprochen zum Goldsticker zu tragen, darf sich zwar noch als Glückspilz fühlen, aber der heimkehrende Menaechmus Ε gerät (wegen des Diebstahls) bei seiner Frau und (wegen der vermeintlichen Veruntreuung) bei Erotium in Misskredit (ΠΙ 1 - IV 3). Schliesslich bringt die gutgläubige Behauptung des Menaechmus S, die palla sei Eigentum der Hetäre, auch ihn bei der Matrone und deren Vater in die Klemme, und als er ihnen durch einen vorgetäuschten Wahnsinnsanfall entkommt, wird prompt wieder Menaechmus Ε an seiner Stelle für verrückt gehalten (V 1 -7)" (ebd. 101 f.). Neben dem signifikantesten Requisit des Frauengewandes ist die raffinierte Verwendung des Geldbeutels und des Kranzes hervorzuheben, der das entscheidende Indiz für das vermeintliche Fehlverhalten des Brotherrn gegenüber dem Parasiten bildet. Das Motiv des (allerdings nur erwogenen) Manteldiebstahls liegt auch in Plaut. Asin. 884-886. 929f. 939 vor; vgl. dazu oben Anm. 92 sowie das griechische Pendant zu der Wendung ,pallam surrupere", das in λ ω π ο δ υ τ ε ΐ ν (wörtlich: ,in jemand anderes Kleider schlüpfen, stehlen, rauben'), λ ω π ο δ ύ τ η ς und λ ω π ο δ υ σ ί α steckt. 392

393

Dementsprechend dienen die fortwährenden Anspielungen auf das Vorhanden- (V. 426-430. 466-469. 563f. 705. 806f. 1138-1142) bzw. Nichtvorhandensein (V. 568. 600f. 907f. 1049. 1060f.) des äusseren Kennzeichens auch zur Identifizierung der beiden Zwillinge; vgl. dazu vor allem P. G. Moorhead, The Distribution of Roles in Plautus' Menaechmi, Class. Journ. 49, 1953-54, 123f. Weiteren Aufschluss über deren Identität vermag der Umstand zu geben, dass der in Epidamnos ansässige Menaechmus stets a foro, der Ankömmling hingegen a portu a u f tritt. In gleicher Weise verhindern die göttlichen Attribute in Plautus' Amphitruo, dass die Zuschauer ein Opfer der Verwechslung von Iuppiter und Amphitruo bzw. von Mercurius und Sosia werden (Amph. 142-147). Ludwig 1966, 1364.

Plautus: Menaechmi

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Irrungen übermässig zu Tage. ... Er vermied alle starken Züge, gab jedoch, bei einer gewissen geistigen (sagen wir naturwahren) Ähnlichkeit einem jeden der Brüder schon ihrer verschiedenen Erziehung gemäss verschiedene E i g e n t ü m lichkeiten. Die Pietät, der Familiensinn des Sosikles steht der Untreue des Ehemanns gegenüber und anderseits ein gewisses selbstbewusstes, festes Auftreten des vom Schicksale früh auf die eigenen Beine gestellten Menaechmus I gegenüber des hasenfüssigen Verhaltens seines erklärlicher Weise verhätschelten Bruders. Leichtsinnige Gesellen sind aber beide."394 Der beiden Menaechmi eigene Wesenszug „einer verschmitzten Profitlichkeit"395 vermag „den leichten Gang der Handlung" - in deren Verlauf sie sich wechselseitig den vom Zwillingsbruder herbeigeführten Situationen ausgesetzt sehen396 - dadurch zu unterstreichen, dass er „Anlass zu schadenfroher Genugtuung" über „wohlverdiente Unbill"397 gibt und insofern eine wichtige Voraussetzung für die durchweg komische Wirkung der Missverständnisse darstellt. Demgegenüber rückt selbst das Motiv der Brudersuche, das innerhalb der Dramaturgie im Wesentlichen als Begründung für das Auftreten des Syrakusaners in Epidamnos dient (V. 69-71. 230-246), dergestalt in den Hintergrund, „dass Sosicles mit der ausgesprochenen Absicht kommt, seinen verlorenen Bruder zu suchen und gleichwohl dieselbe nicht nur während des ganzen Stückes gänzlich vergisst, sondern auch gegen den Schluss hin viel zu viel Umstände macht, den Bruder zu erkennen"398. Diese „Unwahrscheinlichkeit der Grunderfindung"399 gilt seit jeher als eine hervorstechende Eigentümlichkeit der Menaechmi und sei durch nachstehendes Resümee von W. Ludwig noch etwas verdeutlicht: „Die psychologische Unwahrscheinlichkeit, dass der syrakusanische Menaechmus, der sich ja, um seinen Zwillingsbruder zu finden, auf die Reise begeben hat, durch diese dauernden Verwechslungen nicht merkt, dass in dieser Stadt sein Bruder leben muss, wird nur wenig dadurch gemildert, dass sein Sklave Messenio ihn vor den Listen der Frauen von Epidamnus gewarnt hat und er in den Verwechslungen, die ihm widerfahren, danach nur Intrigen oder allenfalls Verrücktheiten sieht; zudem hindert ihn sein daraus resultierender Versuch, die Epidamnier nun seinerseits zu düpieren, an der Erkenntnis der wahren Zusammenhänge. Aber all das kann die dramaturgische Notwendigkeit — Menaechmus darf die

394 395 396

Stiefel 1879,316. Steidle 1971,249. Vgl. II 2-3. III 2-3. V 1-2. 8 (Menaechmus S) und IV 2-3. V 5. 7 (Menaechmus E).

397

398 399

H.-D. Blume, Plautus und Shakespeare, Antike und Abendland 15, 1969, 139, der ebd. Anm. 10 darauf hinweist, „dass das einzige wirkliche Unrecht, das jemandem zugefugt wird, nicht auf unvorhergesehenen Verwechslungen beruht: der Manteldiebstahl ist eine reine .Familienangelegenheit'". Stiefel 1879,317. Steidle 1971,248.

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Wahrheit nicht erkennen, damit das Spiel der Verwechslungen fortgesetzt werden kann - natürlich nur sehr fadenscheinig motivieren." 400

Findet die der Konzeption des Verwechslungsspiels inhärente „psychologische Unwahrscheinlichkeit" in der Forschung auch hinreichende Beachtung, so hat sich bezüglich der Kardinalfrage nach dem Verhältnis der lateinischen Bearbeitung zu ihrem griechischen Original unter den Kennern doch mehrheitlich die Auffassung durchgesetzt, dass die Menaechmi den Handlungsgang der Vorlage im Wesentlichen getreu repräsentieren, wie stellvertretend Fanthams Position veranschaulicht: "For all his vitality, and the exuberant verbal humor and ornament which he has undoubtedly added to the original, Plautus seems to have kept the structure and proportions of the play without distortion. No Plautine scholar has had reason to suggest that the Menaechmi contains any modifications of the Greek plot or any additional scenes ,.."401

400

Ludwig 1966, 1364. Dieselben „psychologischen Bedenken" hat schon Langen 1886, 157f. gegen die Gestaltung der Anagnorisis erhoben: „Die Erkennungsscene am Schluss der Komödie ist gegen alle Wahrscheinlichkeit übermässig ausgedehnt. Menächmus II. ist nur von dem einen Gedanken beseelt, seinen Zwillingsbruder wieder zu finden, den er jetzt schon im sechsten Jahre überall vergebens gesucht hat: da stösst er auf einen ihm zum Verwechseln ähnlichen jungen Mann ... Erheisst ebenfalls Menächmus, ist ebenfalls aus Syrakus gebürtig: wie ist es in psychologischer Beziehung auch nur denkbar, dass im wirklichen Leben Menächmus II dies nicht sofort aufgegriffen und so die Erkennung hätte herbeiführen sollen?" Demgegenüber macht L. Braun, Keine griechischen Originale für Amphitruo und Menaechmi?, Würzburger Jahrbücher 17, 1991, 208 anhand eines Vergleichs mit Sophokles' Oedipus Tyrannus Folgendes geltend: „Genauso [sc. wie Oedipus] gibt Menaechmus II in Szene 2,3 dem Affekt nach, hier zunächst der Aussicht auf sexuellen Genuss und materiellen Gewinn. Bei ihm hält allerdings die ,Verblendung' bis zum Ende des Stückes an, aber da in jeder weiteren Verwechslung sogleich aggressiv auf ihn eingedrungen wird (V. 487 ff., 708 ff., 818 ff.) und er immer wieder befürchten muss, man wolle ihm die palla streitig machen, ist alles ruhige Folgern und Denken weggedrängt. Und überhaupt gehört es in solchen Lagen teils zum Abbild der Lebenswirklichkeit, teils zu den Wirkungsgesetzen des Dramas, dass der Held auf das Nächstliegende nicht kommt, und es macht für den Betrachter gerade einen besonderen Reiz aus, dass er selber schnellere und genauere Schlüsse zieht als die Bühnengestalt. Die Verwunderung über die Begriffsstutzigkeit des Menaechmus sollte sich daher in Grenzen halten."

401

E. Fantham, Act IV of the Menaechmi·. Plautus and his Original, Class. Phil. 63, 1968, 175. Vgl. etwa Th. Ladewig, Einleitung und anmerkungen zu den Menaechmis des Plautus (1846), in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 126: „... zumal da sich fast nichts in dem stücke findet, was in einem griechischen drama ungehörig wäre"; Sonnenburg 1928, 107: „Der geschlossene und symmetrische Aufbau der Handlung ... lässt recht engen Anschluss an das griechische Vorbild vermuten ... Doch sind eigne Zutaten des Plautus wohl erkennbar, besonders in den Monodien ... sowie einzelnen Wortwitzen und Anspielungen ..."; Steidle 1971, 250: „... Plautus scheint da wenig geändert zu haben"; A. Primmer, Die Handlung der Menaechmi (II), Wien. Stud. 101, 1988, 193: „... der Schluss auf bestimmte Eingriffe des Bearbeiters [sc. wird] nur aus auffalligen Abweichungen vom sonst durchgehaltenen Werkstil des Originals gezogen".

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Von der communis opinio abweichende Thesen, die vornehmlich die Herkunft der Arzt-Szenen V 4-5 sowie mögliche plautinische Eingriffe in V 1-4 und 8-9 betreffen, vertreten W. Steidle402, W. Hofmann403, A. Primmer und L. Braun404; sie halten aber dennoch an der Existenz eines griechischen Originals fest, wie umstritten dessen zeitliche und motivische Einordnung im Einzelnen auch sein mag405. Vor zwanzig Jahren ist nun Lefevre in seiner Rezension von Primmers Untersuchung zum Δίς έξαπατών und zu den Bacchides (1984) mit der Ansicht hervorgetreten, die Struktur der Menaechmi sei „von Α bis Ζ von Plautus"406.

402

Steidle 1971, 253-261 konstatiert in der Szene V 5, die ausschliesslich zur Verspottung des Arztes diene und innerhalb des „sinnvollen Ganzen" (ebd. 257) keinen Handlungsfortschritt erkennen lasse, insofern eine Unstimmigkeit, als das ursprüngliche Vorhaben des Schwiegervaters, Sklaven herbeizuholen (V. 844-846), in V. 875 zugunsten der Beiziehung eines Arztes zurückgestellt wird, der seinerseits wiederum die Deportation des epidamnischen M e n a e c h mus mit Hilfe von vier Sklaven anordnet (V. 952-956). Dies versucht Steidle durch die Annahme zu erklären, dass sich Arzt-Motiv und -Szene „zwischen das Sklavenmotiv und seine schliessliche Durchführung geschoben" hätten (ebd. 255) und Plautus die Szene V 5 einer a n deren griechischen Komödie entnommen habe; zustimmend Braun 1991, 21 Of. Anm. 49 und 215. Eine kritische Auseinandersetzung mit der schon von Ladewig 1846, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 126f. verfochtenen Kontaminationshypothese bietet E. Woytek, Zur Herkunft der Arztszene in den Menaechmi des Plautus, Wien. Stud. 95, 1982, 165-182. Vgl. ferner P. E. Sonnenburg, De Menaechmis Plautina retractata libellus, Diss. Bonn 1882, 30-32, der die Szenen V 3-5 einem nachplautinischen Bearbeiter zuweist, sowie L. Baumbach, Quacks Then as Now? An Examination of Medical Practice, Theory and Superstition in Plautus' Menaechmi, Acta Classica 26, 1983, 99-104.

403

Während W. Hofmann, Zum Verständnis der plautinischen Menaechmi, in: Musa Iocosa. Festschr. A. Thierfelder, Hildesheim / New York 1974, 131-140 von dem „durchweg negativen Charakter der handelnden Personen" (ebd. 138) auf plautinische Änderungen insbesondere im fünften Akt des Stücks schliesst und die Menaechmi insgesamt als „Angriff auf j e n e Elemente der griechischen Welt, die dem so schon angekränkelten mos maiorum gefahrlich werden konnten" (ebd. 140), verstanden wissen will, sieht H. D. Jocelyn, Anti-Greek Elements in Plautus' Menaechmi"}, Papers of the Liverpool Latin Seminar 4, 1983, 1-25 darin einen dem Original zuzurechnenden Ausdruck athenischen Ressentiments gegenüber westgriechischen Landsleuten.

404

Primmer 1987,98-115 plädiert im Anschluss an O. Ribbecks „Bemerkungen zu den M e naechmi des Plautus", Rhein. Mus. 37, 1882, 539f. und 544 aufgrund der im Vergleich zu den übrigen Requisiten „dramaturgisch ausnehmend dürftigen Verwendung" (Primmer 1988, 193) des spinier (vgl. III 3) für plautinische Kürzungen in der Szene V 1, „wo der einzige mögliche Handlungsansatz für das Requisit zu finden ist" (ders. 1987, 103). Braun 1991, 210 Anm. 48 hinwiederum erklärt die ancilla-Szene III 3 als „Plautinische Dublette zu dem Auftrag, die palla zum Umarbeiten zu bringen". Vgl. ferner Sonnenburg 1882, 17f., der sämtliche spinterStellen auf nachplautinische Interpolation zurückfuhrt; dagegen Braun ebd.: „... dies kann nicht sein, da die spinier-Stellen im Plautinischen Zusammenhang völlig fest sitzen."

405

Zu dem verschiedentlich diskutierten Verhältnis zwischen der Zwillingskomödie und dem so genannten Zwei-Brüder-Märchen vgl. etwa W. F. Hansen, An Oral Source for the Menaechmi, Class. World 70, 1977, 385-390. Gnomon 57, 1985,696.

406

100

Die römische Komödie

Dementsprechend gilt die Dissertation seines Schülers Stärk unter dem programmatischen Titel „Die Menaechmi des Plautus und kein griechisches Original" (1989) dem Nachweis, „dass Plautus unabhängig von einer Vorlage dichtete, indem er in völlig originaler Weise allgemeine Elemente der griechischen Komödie und des römischen Possen-Spiels gemischt hat"407: „Wenn daher die wenigen Fragmente und Berichte über das antike Stegreifspiel, wenn die viel reichlicher fliessenden Quellen über die Commedia dell'arte und verwandte Erscheinungen in der Neuzeit prinzipiell dieselben Strukturen zu erkennen geben, wie sie bei einer Analyse der plautinischen Menaechmi aufscheinen, wenn femer diese gemeinsamen Strukturen allem, was aus dem griechischen Drama bekannt ist, auf das entschiedenste widersprechen, so ist der Schluss unausweichlich, dass hinter den Menaechmi nicht die grosse schriftliche Tradition der griechischen Komödie steht, sondern die schwerer fassbare, aber nicht weniger mächtige Tradition des schriftlich nicht fixierten italischen Schauspiels. ... Die analytischen Beobachtungen zu den Menaechmi, dass sie im Aufbau und in der Moral griechischem Geist widersprechen, ... fuhren auf ein Ergebnis: Die Menaechmi besitzen kein griechisches Original, sie sind insgesamt eine Schöpfung des Plautus."408

Wenngleich zweifellos Beziehungen zwischen der Palliata und dem Stegreifspiel der Atellane und des Mimus bestehen, so erweist sich der von Stärk aus den „wenigen Fragmenten und Berichten über das antike Stegreifspiel" sowie aus den „viel reichlicher fliessenden Quellen über die Commedia dell'arte und verwandten Erscheinungen in der Neuzeit" gezogene Schluss, „dass hinter den Menaechmi nicht die grosse schriftliche Tradition der griechischen Komödie steht, sondern die schwerer fassbare, aber nicht weniger mächtige Tradition des schriftlich nicht fixierten italischen Schauspiels", in mehrfacher Hinsicht als keineswegs „unausweichlich": Zum einen gibt er im Hinblick auf die Gattung des italischen Schauspiels eine Sicherheit der Quellenlage vor, über die wir in Wirklichkeit nicht verfugen - ganz abgesehen davon, dass die erhaltenen Atellanen- und Mimenfragmente erst achtzig bis hundert Jahre nach Plautus' Schaffensperiode datiert werden409; zum andern entbehrt der postulierte Widerspruch der Menaechmi zu „griechischem Geist" ausreichender Grundlage, wie im Folgenden zu zeigen sein wird. Entscheidende Anhaltspunkte für seine These sieht Stärk neben der „prinzipiellen Unwahrscheinlichkeit der Menaechmi' vor allem in der „ausserordentlichen Banalität ihres argumentum" sowie in der „Irrealität der Charaktere, ihrer 407 408

409

Lefevre bei Stärk 1989, 239 (Nachwort). Stärk 1989, 11 f. und 132. Vgl. auch die pointierte Bemerkung von Braun 1991, 205: „Nun, wissen wir wirklich von der Atellane so sehr viel mehr als von der Mese?"

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Determiniertheit durch die dramatische Situation und in der Folge davon ihrer moralischen Indifferenz"410. Unter Verwendung der von J. Chr. Gottsched im Versuch einer Critischen Dichtkunst (1730) für das Stegreifspiel geprägten Begriffe entwirft er eine Charakteristik des Stücks, die dessen Handlung mit ,jomnia, .unsinnigen Phantasien', ... völliger Absenz ,des gemeinen Lebens', ... Missachtung des verisimile auf Schritt und Tritt"411 gleichsetzt - ein Urteil, das in seiner Radikalität durch Steidles subtile Beobachtungen widerlegt wird: „Gewiss, der Dichter setzt damit eine unwahrscheinliche, nur für das Theater gültige Prämisse; gibt man diese aber einmal zu, so ist die Entwicklung der einzelnen Szenen auseinander durchaus folgerichtig ... Trotz der Unwahrscheinlichkeit der Grunderfindung hat sich der Dichter bemüht, die aus den Verwechslungen entstehenden Irrungen bis zu einem gewissen Grad wahrscheinlich zu machen, das heisst also das πιθανόν zu wahren." 412

Um aufgrund dieser durch das literarische Genre der Verwechslungskomödie gegebenen „unwahrscheinlichen" Prämisse die griechische Herkunft der Menaechmi gänzlich ausschliessen zu können, reicht das bisher verfügbare Material der Mese und der Nea denn auch keinesfalls aus. So beruft sich Stärk bei seiner Argumentation zwar auf das ,»Bestreben aller griechischen Komödiendichter", dem Leben den Spiegel vorzuhalten, vermag aber als Beleg hierfür allein „die Figuren Menanders" anzuführen - allerdings nicht ohne selbst einzuräumen, „die Ausgangssituationen [sc. Menanders] mögen gesucht sein"413. Seine Schlussfol410 411

412

413

Stärk 1989, 6f. Ebd. 8; die von Stärk zitierten Passagen stammen aus J. Chr. Gottsched, Versuch einer Critischen Dichtkunst, Darmstadt 51962, 638f. Steidle 1971, 248. Dieses Bemühen des Dichters manifestiert sich etwa in den wiederholten Hinweisen auf die besondere Vorliebe des Menaechmus Ε fur Scherze (V. 317f. 381. 396f. 405. 499. 746f. 824f.) bzw. auf die mögliche Verrücktheit nahezu sämtlicher personae (V. 198 [Peniculus], 282 [Menaechmus S], 288-293 [Cylindrus], 309-315 [Menaechmus S], 325. 335f. [Cylindrus], 373f. 390. 394f. [Erotium], 510 [Menaechmus S], 517 [Peniculus], 738. 742f. [matronal 818f. 831 f. 873*. 876f. [Menaechmus S], 945-947. 958-962. 1046 [Menaechmus E]) sowie in Mcssenios „Aitiologie" von Epidamnos (V. 258-264). Steidle 1971, 253 Anm. 23 macht zudem auf das Verfahren „der üblichen theatralischen Verzögerung im Dienst der dramatischen Spannung" aufmerksam. Zu dem geradezu leitmotivischen Charakter von error und insania vgl. femer M. C. Zanini, "Simillimi" ed "insania" nei "Menaechmi", Eos 72, 1984, 87-94. Stärk 1989, 8f. Vgl. dazu die Kritik von A. S. Gratwick in der Einleitung seines MenaechmiKommentars, Cambridge 1993, 23f. Anm. 27: "While applauding the emphasis placed by Stärk (1989) on the importance to Plautus of the traditions of Atellane Farce, this editor disagrees with him and Lefevre (1985) 693-8 in judging the scenario and characterization so unHellenic that we should infer that there was no Greek original, and attribute the whole thing to Plautus. Stärk ... is over-confident that none of the sixty-four exponents of New Comedy whom Alexandrian scholarship later distinguished could possibly have devised a plot (as he would have it) so repetitively mechanical and implausible. He particularly objects to the way in

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gerung, die Menaechmi besässen kein griechisches Original, findet nicht nur von hier aus keine Stütze, sondern wird auch dem anzunehmenden Facettenreichtum der attischen Komödie nicht gerecht, zumal sie impliziert, dass die dichterischen Möglichkeiten, die das Motiv der Verwechslung sehr ähnlicher Zwillinge bietet, damals nicht entsprechend ausgeschöpft worden seien414. Dies dürfte ebenso wenig überzeugen, da im Amphitruo immerhin ein weiteres Exemplar der Zwillingskomödie in plautinischer Bearbeitung vorliegt, in dem „äusserst geistvoll ... dem einen Doppelgängerpaar noch ein zweites aus der Sphäre der Diener an die Seite" gesetzt und „allmählich alle überhaupt nur möglichen Verwechslungen durchgespielt"415 werden. Ein solches Vorgehen lässt auf die Existenz einer Tradition der Zwillingskomödie in der griechischen Literatur schliessen und legt innerhalb derselben eine wohl verhältnismässig späte Datierung des AmphitruoOriginals nahe416. Demgegenüber erscheint Stärks Behauptung, die für die Mese sowie die Nea bezeugten Stücke mit dem Titel ,,Δίδυμοι", „"Ομοιοι" u.ä.417 enthielten keinen Hinweis auf die Verwechslung identisch aussehender Personen und kämen daher als Vorlage für die „Zwillingsintrige" der Menaechmi von vornherein nicht in Frage418, angesichts der spärlichen Fragmente kaum hinreichend begründet. Gegen die übrigen von Stärk vorgebrachten Kriterien der „Belanglosigkeit des Inhalts" sowie „mangelnder Charakterisierung, moralischer Indifferenz und Realitätsverlust"419 erhebt sich der Einwand, dass „der Dichter ja kein Charakteroder Intriguenstück liefern, sondern nur die belustigenden Streiche des Zufalls darstellen wollte"420 und gerade das Fehlen einer ausgeprägten Charakterzeichnung das ausgelassene Verwechslungsspiel überhaupt erst ermöglicht, indem

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417

418 419 420

which Menaechmus II completely 'forgets' his mission as soon as the Errors are under way (II.2): this is for him unacceptable in terms of the sort of realism which (by circular argument) he expects in all New Comedy." Vgl. Stärk 1989, 134-146 und 153-165. Tränkle 1983, 220 und 225. Eine entsprechende Steigerung des Verwechslungsmotivs weist Shakespeares Comedy of Errors auf, in der ebenso wie ihre Herren auch die Diener Zwillinge darstellen. So schon Ladewig 1846, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 122f. Tränkle 1983, 220 und Nesselrath 1990, 317 rechnen das Original der Menaechmi ebenfalls der späteren Zeit der Neuen Komödie zu. Vgl. dazu J. Brix - M. Niemeyer - F. Conrad, Ausgewählte Komödien des T. Maccius Plautus: Menaechmi, Leipzig 6 1929, 13 und P. Thoresby Jones, T. Macci Plauti Menaechmi, with Introduction and Notes, Oxford 1918, 14f. Stärk 1989, 137, 145 und 163. Ebd. 7. Stiefel 1879,316.

Plautus: Menaechmi

103

„alle Personen etwa auf gleicher Ebene stehen"421. Auf der Grundlage einer unzutreffenden, allzu starren Auffassung des komischen Rollenrepertoires „neigt Stärk dazu, apodiktisch für die meisten der Personen [sc. mit Ausnahme des Sklaven Messenio, der ancilla, des senex und des medicus] Konzeptionen festzustellen, die nirgends in der griechischen Komödie eine Entsprechung fänden", wobei ihm „der zwingende Nachweis, dass eine Person im Griechischen völlig ausgeschlossen wäre und rein römische Erfindung sein müsste", „in keinem einzigen Fall gelungen"422 ist, wie Braun zu Recht konstatiert; dies sei im Folgenden anhand der Parasitenfigur exemplifiziert. Die dramaturgische Schlüsselstellung des Peniculus ergibt sich bereits aus der Struktur der Menaechmi, deren Mittelpunkt die Enttäuschung bildet, die ihm durch die Konfrontation mit dem syrakusanischen Übeltäter in der Szene ΠΙ 2 widerfahrt: pallam ad phrygionem fert confecto prandio / vinoque expoto, parasito excluso foras (V. 469f.). Sein Ausschluss von der vereinbarten Mahlzeit bereitet der für die Handlungsentwicklung zentralen Denunziation des ortsansässigen Titelhelden bei dessen uxor saeva (IV 1-2) den Boden, deren Einbindung ins Verwechslungsspiel ( V I ) die bühnenwirksamen Auftritte des senex und des Arztes (V 2-5) zur Folge hat, wodurch „die Verwirrung ihrem Höhepunkt zutreibt"423. Während Steidle hinsichtlich der rollenspezifischen Charakterisierung des Peniculus zu der Erkenntnis gelangt, dass „der Parasit... nichts als Parasit"424 sei, gibt es nach Stärks Ermessen „keinen unparasitischeren Parasiten als Peniculus"425, der sich aufgrund seiner Abweichungen vom „völlig einheitlichen Bild"426 des παράσιτος in der attischen Komödie als „eine reine [sc. plautinische] Situationskreatur"427 erweise. Wie facettenreich dagegen die Ausgestaltungen des Bühnenschmarotzers in der Mese, aber auch in der Nea zu sein pflegten, hat zuletzt Nesselrath anhand der einschlägigen Fragmente zweifelsfrei nachgewiesen428. Demnach steht die von Stärk als Hauptanstoss angesehene Rache des Peniculus am eigenen τρέφων

421 422 423 424 425 426

427 428

Blume 1969, 139. Braun 1991,207. Steidle 1971,251. Ebd. 250. Stärk 1989,39. Ebd. 37f.: „Um des Nutzens willen ist er leutselig, freundlich, langmütig, witzig, der Spassmacher. Sein Wesen erschöpft sich in adsentatio gegen seinen Essensherm. ... Auch in der N e u en Komödie kann der Parasit zum Führer einer Intrige, zum Sykophanten, zum Verräter w e r den - mit dem grundlegenden Unterschied, dass die Intrige im Interesse des τρέφων geführt und der Verrat an dessen Gegnern geübt wird." Ebd. 40. Vgl. vor allem Nesselrath 1990, 311-317.

Die römische Komödie

104

durchaus mit d e m typischen Verhaltensmuster d e s h e r k ö m m l i c h e n Parasiten i m E i n k l a n g , z u m a l s i e in der H a n d l u n g s w e i s e d e s terenzischen P h o r m i o ,

„der in

den S z e n e n V 8 und V 9 des nach ihm benannten Stückes zwar auch einen Gegn e r , a b e r i m m e r h i n d o c h d e n V a t e r s e i n e s rex, d e s s e n uxor

saeva

verrät"

429

C h r e m e s , a u f e i g e n e R e c h n u n g an

, eine g e n a u e Entsprechung findet:

„ W e n n es mit d e m k o s t e n l o s e n δ ε ΐ π ν ο ν nicht klappt, ist es auch mit der α τ α ρ α ξ ί α sehr schnell vorbei: D a n n e r w a c h e n i m Parasiten nur zu rasch entweder j a m m e r n des S e l b s t m i t l e i d — b e s o n d e r s s c h e n Captivi

eindrucksvoll

w e i s s Ergasilus in den

plautini-

s e i n e b r o t l o s e Lage darzustellen - oder aber auch finsterste

c h e g e f ü h l e , w e n n er sich w i e P e n i c u l u s in den Menaechmi

Ra-

u m das v e r s p r o c h e n e

E s s e n geprellt sieht. U n d dazu gibt es Z e u g n i s s e nicht nur aus der Palliata, s o n dern auch n o c h aus den g r i e c h i s c h e n Originalen." 4 3 0 S o scheint d i e v o n P e n i c u l u s in V . 4 6 9 - 4 7 2 u n d 5 1 8 - 5 2 1

gegebene

dung, sein Brotherr habe ihn m u t w i l l i g v o m versprochenen M a h l s e n , a u c h f u r d e n S c h m a r o t z e r i n fr. 2 4 3

429

Begrün-

ausgeschlos-

K . - A . des A l e x i s z u gelten431,

wie

Stärk 1989, 39. Die Übereinstimmungen zwischen den Schlussszenen des Phormio und Men. III 2. IV 1-2 gehen bis in die Einzelheiten: Nach der Ankündigung der Denunziation des Ehebrechers bei dessen Gattin (Men. 471f. 518-521 und Phorm. 944. 974f. 989) macht der auf Rache sinnende Parasit seine Drohung jeweils sogleich wahr (Men. 521-559 [hinter der Szene] und Phorm. 985-1007), worauf es in seiner Gegenwart zur Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten kommt (zu deren analogem Verlauf vgl. Men. 609f.: [...] PE. quid paves? / MEN. nil equidem paveo [...] und Phorm. 997-999: [...] PH. delirat miser / limore. [...] / CH. egon timeo? [...]; Men. 612: MEN. non taces? PE. non hercle vero taceo [...] und Phorm. 987f.: [...] DE. non taces? /PH. taceam? [...]. 1004: [...] CH. non taces? [...]; Men. 641: PE. [...] non potes celare: rem novit probe und Phorm. 958f.: DE. vides peccatum tuom esse elatum foras / neque iam id celare posse te uxorem tuam). Ein Unterschied besteht freilich darin, dass sich Nausistrata dem Verräter gegenüber schliesslich in der gewünschten Weise erkenntlich zeigt (Phorm. 1050-1054), wohingegen Peniculus - bei seinem Ernährer nunmehr in Ungnade gefallen - ex hac familia plane excidit (Men. 667). Auf die Parallelen zwischen Men. IV 1 -2 und dem Schluss der plautinischen Asinaria, wo der Parasitenverrat allerdings im Interesse des rex an einem Nebenbuhler begangen wird, ist bereits oben Anm. 92 hingewiesen worden.

430

431

Nesselrath 1985, 48 unter Bezugnahme auf Diphilos fr. 75 K.-A. Stärks Argument, dass der Affekt der όργή „laut Lukians Parasitenkodex nicht sein" dürfe (1989, 37), wird von Braun 1991, 207 souverän widerlegt: „... hier ist zunächst Lukian missverstanden, von ,nicht d ü r f e n ' steht da nichts, sondern der Parasit wird gerühmt, weil er über nichts zürne (33, 53); da die Lukian-Schrift aber insgesamt ein parodistisches Enkomion ist, wird schon hieraus klar, dass nichts für einen gefoppten Parasiten so nahe liegt, wie sich zu ärgern. Natürlich ist das nicht klug, aber das Drama lebt nun einmal davon, dass Personen nicht klug handeln. Und wenn es gleich danach heisst, der Z o m eines Parasiten, wenn doch ausbrechend, habe nichts Finsteres, sondern erheitere die Anwesenden - kann man noch deutlicher sein? Überdies zeigt die von Stärk S. 38 zitierte Diphilos-Stelle [fr. 75 K.-A.], entgegen seinen Ausführungen, gerade einen zürnenden Parasiten." Vgl. dazu oben S. 11.

Plautus: Menaechmi

105

überhaupt die aus der unmässigen Esslust resultierende stetige Sorge um das δεΐπνον seit jeher zu den grundlegenden Eigenschaften des παράσιτος gehört. Bei dem von Stärk als „unparasitisch" bezeichneten „penetrierenden Misstrauen", das Peniculus „trotz der von Menaechmus Ε in den Szenen I 2 und I 3 bezeigten Leutseligkeit und trotz seiner eigenen grossen Hoffnungen"432 von Anbeginn hegt, handelt es sich demzufolge vielmehr um ein stehendes Charakteristikum der Parasitenfigur. Entsprechend der dramatischen Technik der Vorausdeutung lässt das „gesunde"433 Misstrauen des Tischgenossen dessen spätere Trennung vom τρέφων bereits erahnen, so dass Peniculus' rasche Wandlung vom Komplizen des Ehebrechers zu dessen Verräter eingangs des dritten Aktes nicht weiter zu erstaunen vermag. Dies prädestiniert ihn geradezu fur die Funktion des moralischen Korrektivs, zu deren Übernahme er sich als Mitwisser des Manteldiebstahls ohnehin bestens eignet. Dass er damit die Pfründe im Hause seines rex ein für alle Mal verwirkt und schliesslich als „rechter Pechvogel"434 aus der Bühnenhandlung ausscheidet, ist ein Schicksal, das er mit manch anderem Komödienparasiten teilt435. Im Zusammenhang mit der Frage nach der Herkunft der Parasitenrolle kommt der Auftrittsrede des ausgehungerten Hausfreundes (I 1), die dem Publikum nach der Exposition des Prologs einen ersten Eindruck vom lockeren Lebenswandel des ortsansässigen Zwillings vermittelt (V. 96-103), entscheidende Bedeutung zu. Sowohl die den Monolog einleitende etymologische Erklärung des Parasitennamens - die auf eine seit der Mittleren Komödie bezeugte Formel

432 433

434 435

Stärk 1989, 37 und 68. Braun 1991, 206: „... ein gesundes und nur zu verständliches Misstrauen [sc. spricht] schon aus den Worten, mit denen der Parasit zusammen mit Menaechmus V. 216 f. abging: .Weiss Gott, ich will dir folgen und dich nicht aus den Augen lassen, um allen Reichtum des Himmels will ich dich heute nicht verlieren.' Wenn Peniculus seiner Sache restlos sicher wäre, könnte er bis zur Essenszeit getrost seiner eigenen Wege gehen." Vgl. auch V. 125f. und 150f.; dazu Ladewig 1846, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 127-130. Nesselrath 1985,61. Vgl. etwa die „Jammermonologe" (ebd.) des Ergasilus (Plaut. Capt. I 1. III 1) und des Gelasimus (Plaut. Stich. I 3. III 2, V. 497-504. IV 2, V. 632-640), der ebenfalls „aus der familia plane excidit" (Stärk 1989, 40); zu Peniculus' Abgang (Men. 665-667) im Einzelnen J. M. G. M. Brinkhoff, De parasiet in Plautus' Menaechmi, Hermeneus 38, 1966, 44. In ähnlicher W e i se verschwinden der namenlose Parasit in Plaut. Asin. 911 -919 und Saturio in Plaut. Persa IV 9 nach der Erfüllung ihrer dramaturgischen Funktion „auf Nimmerwiedersehen" (Marti 1959, 81 mit einer Zusammenstellung weiterer Beispiele ebd. 77-84). Dass Peniculus auch hinsichtlich des fur Stärk massgebenden Wesenszugs der „adsentalio gegen seinen Essensherrn" (Stärk 1989, 37; zitiert oben Anm. 426) keineswegs vom bisher bekannten Parasitenbild abweicht, belegen die Verse Men. 148f. 156-158. 162 ([...] id enim quod tu vis, id aio atque id nego); in V. 163-172 lässt er sich gar dazu erniedrigen, an der gestohlenen palla zu riechen.

106

Die römische Komödie

zur Selbstvorstellung des παράσιτος zurückgeht (V. 77f.)436 - als auch der Hauptteil der Rede über die moralische Nutzbarkeit der kulinarischen Bande (V. 79-95) - der nur verständlich ist, wenn man hinter den Begriffen „vinclum" (V. 93f.) und „esca" (V. 88) das ursprüngliche Wortspiel mit ihren griechischen Entsprechungen ,,δέσμα" und ,,εδεσμα" erkennt437 - weisen auf die Übertragung einer attischen Vorlage seitens des Plautus hin438. Dass „der Monolog des Peniculus reich an Graeca ist", bestreitet auch Stärk nicht und nimmt für dessen

436

Zitiert oben Anm. 387; vgl. die oben Anm. 33 verzeichneten Stellen und dazu Ladewig 1846, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 124: „... diese aehnlichkeit ... zeigt ..., dass die komiker es liebten, ihren parasiten eine masse beinamen geben zu lassen ...". Für Brinkhoff 1966, 43 stellt der Monolog des Peniculus im Ganzen nichts anderes als einen ausführlichen Kommentar zu dessen Namen dar.

437

Vgl. V. 87f.: quem tu adservare recte ne aufugiat voles / esca atque potione vinciri decet und 94f.: ita istaec nimis lenta vincla sunt escaria: / quam magis extendas tanto astringunt artius. Die Erklärung des Wortspiels mit weiteren griechischen Parallelen findet sich bei G. D. Kellogg, The Greek Motives of the First Scene of Plautus' Menaechmi, Transactions and Proceedings 44, 1913, XXXIIf.

438

Eingriffe des Bearbeiters zeigen sich etwa in Peniculus' Vergleich des Parasitenstatus mit demjenigen eines nach altrömischem Exekutionsverfahren dem Kläger zugesprochenen, in Fesseln gelegten Schuldners (V. 96f.; vgl. Brix - Niemeyer - Conrad 1929, 30 zu V. 97) und in der hyperbolischen Bezeichnung der Tafelfreuden im Hause des Brotherrn als Ceriales cenae (V. 101). Zu den die brotlose Lage des Hungerleiders veranschaulichenden Schlussverscn des Monologs (V. 104-107) vgl. Stärk 1989, 66: Die Personifikation „von den teuren Speisen, die desertieren (V. 107), ruft den edendi exercitus der Captivi herauf (V. 152-166), und das ganze Bild des mit seinen .Lieben' eingeheimsten Peniculus (V. 105-107, domi domitus) hat sein Gegenstück in den Parasiten der Captivi, die sich vom eigenen Saft ernähren, wenn ihre Speiseherren ruri rurant (V. 78-84)." Auf diese Parallelstelle stützt sich A. Schwarz, Zwei noch unerkannte Plautuswitze, Phil. Woch. 57, 1937, 816 bei seiner Deutung des schwierigen Verses Men. 105 (domi domitus sum usque cum carets meis): „So lebt denn auch Peniculus, da sein Gastgeber schon seit Wochen verreist ist [vgl. Plaut. Capt. 77ff. 133ff., Stich. 208 a ff.], zu Haus haushälterisch (Wortspiel wie domi domitus) mit seinen Teuern. Der Witz liegt hier im Doppelsinn von carus [vgl. Plaut. Bacch. 309-311] ..., denn die cari sind nicht etwa die teuern Angehörigen, sondern die teuem Leckerbissen, mit denen er sich für fremdes Geld versehen hat, wie dies aus den zwei weitem Versen klar hervorgeht ... Die sinngemässe Übersetzung dürfte somit lauten: ,Ich lebe zu Haus stets haushälterisch mit meinen Teuern, denn ich esse und kaufe nur das Allerteuerste. Doch jetzt auch dies: die gehamsterten Teuern schwinden dahin. Nun halt' nach ihm ich Ausschau ...' Mit diesen Versen ist das Auftreten des Menächmus trefflich eingeleitet, der denn auch jetzt dem vom Hunger Bedrohten zur rechten Zeit als rettender Engel erscheint." Die in der Auftrittsrede des Parasiten vorliegende gedankliche Abfolge „einer allgemeinen Betrachtung ... (V. 79-95) und ... der Anwendung derselben auf seinen eigenen Fall (V. 96-107)" bzw. ihre Umkehrung erkennt A. Goldbacher, Ueber die symmetrische Verteilung des Stoffes in den Menaechmen des Plautus, in: Festschr. J. Vahlen, Berlin 1900, 209f. auch in den einander entsprechenden Klagemonologen des Peniculus (III 1, V. 446-450. 451-461) und des Menaechmus Ε (IV 2, V. 571-587. 588-601).

Plautus: Menaechmi

107

Entstehung offenbar die Existenz gleich mehrerer Originale an439, was hinwiederum seiner Konzeption des Parasiten als einer rein plautinischen Schöpfung widerspricht. Ebenso wenig kann sein Versuch, die Plautinität der übrigen in den Menaechmi auftretenden Figuren des komischen Rollenrepertoires nachzuweisen, als gelungen gelten: Weder die eigentümliche Mittelstellung des epidamnischen Menaechmus „zwischen den typischen Jünglingen der Komödie, die, weil sie unter der Fuchtel eines knauserigen Vaters stehen, sich auf illegale Weise die Mittel für ein Liebesverhältnis schaffen, und dem wohlhabenden jungen Alleinerben, dem es ein leichtes ist, Pläne zu schmieden und auch auszufuhren, um in den Besitz eines geliebten Mädchens zu gelangen"440, noch das Auftreten eines „seiner Insignien [sc. der τέχνη μαγειρική und der αλαζονεία] so gänzlich beraubten Kochs"441 bietet wirkliche Handhabe dafür, die griechische Herkunft dieser in der Mese ausgebildeten Typenrollen ernsthaft in Zweifel zu ziehen442 .

439

440

441

442

Stärk 1989, 66: „... die Folgerang aber, die ganze Rede stamme deshalb aus einem Original, ist unzulässig ..." Blume 1969, 141. Vgl. Stärk 1989, 33f., der sich fur seine Charakterisierung der Zwillinge als ,„Buffopaar' von Sklave und Parasit" (ebd. 31) insofern irrtümlich auf Blume 1969, 139 beruft, als dieser damit nicht die - von Stärk intendierte - rollenmässige Gleichsetzung der Titelfiguren mit einem Sklaven und einem Parasiten, sondern die Situierung sämtlicher Charaktere des Stücks auf gleicher Ebene zum Ausdruck bringt: „Deutlich tritt das am Beispiel der Brüder in Erscheinung, die keineswegs über ein ,Buffopaar' von Sklave und Parasit hinausgehoben sind, sondern wie diese Gegenstand und Ziel des Spottes bilden." Stärks Pauschalurteil „Ein Verhältnis mit einer Hetäre pflegen in der Komödie nur unverheiratete iuvenes" (1989, 33) relativiert Braun 1991, 207 durch den Hinweis aufCharisios in Menanders Επιτρέποντες. Zu dem für die spätere Entwicklung der Nea charakteristischen Phänomen der Typenmischung vgl. femer die Ausführungen unten S. 129f., 140 und 190-195. Stärk 1989, 44, dessen Behauptung „Der Koch, der Mageiros, hatte in der Μέση und Νέα eine respektable Rolle inne" (ebd. 41) gerade auf die menandrischen Ausprägungen des Bühnentypus nicht zutrifft, wie Nesselrath 1990, 307 hervorhebt: „Bei Menander scheint der Koch, mit Ausnahme des Dyskolos, eher eine untergeordnete Rolle zu spielen ... In allen diesen Fällen hat Menander die bis zu seiner Zeit entwickelten Charakteristika des Komödienkochs nur kurz angedeutet und nirgends breit ausspielen lassen, nicht einmal von dem Sikon des Dyskolos ..." Hinsichtlich ihrer wenig ausgeprägten „Standesspezifik" (Stärk 1989, 42) durchaus vergleichbar sind die Hausköche im Curculio und im Miles gloriosus sowie die Mietköche in der Casina und im Mercator des Plautus. Die von Ladewig 1846, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 125 aufgrund der Stellung des Cylindrus als eines Haussklaven entwickelte Theorie, die Menaechmi gingen gemäss Ath. XIV 658f (ούδέ γαρ αν εϋροι τις ύμών δοΰλον μάγειρόν τινα έν κωμωδίςι πλην παρά Ποσειδίππω μόνω) auf den Nea-Dichter Poseidippos aus Kassandreia zurück, stiess schon im 19. Jh. auf Widerspruch; vgl. dazu Thoresby Jones 1918, 13f. und J. C. B. Lowe, Cooks in Plautus, Class. Antiquity 4, 1985, 82-85. Stärks Konzeptionen der meretrix (1989, 45f.) und der matrona (ebd. 47-59) werden in ihrer Radikalität durch Blume 1969, 140 und Braun 1991, 207 widerlegt. Zu der bereits für die Nea bezeugten Komödienkonstellation, dass „die uxor dotata ... im Hause das Regiment führt und

108

Die römische Komödie

Abschliessend bleibt festzuhalten, dass der von Stärk apodiktisch erklärte Widerspruch der Menaechmi zu „griechischem Geist"443 nicht nur im Hinblick auf die Konzeption ihrer Handlung und Figuren sowie auf ihre dramaturgische Struktur444, sondern auch in Anbetracht des fragmentarischen Erhaltungszustandes der attischen Komödie ausreichender Grundlage entbehrt. Vielmehr widerspricht Stärks Rechtfertigung seiner Position - „nichts zwingt dazu, da in einigen der Komödien-Prologe Angaben über ein griechisches Original gemacht werden, ein solches für sämtliche fabulae zu postulieren"445 - „dem, was wir über Schaffensweise und literarische Fähigkeiten des in seiner Art zweifellos genialen Komödiendichters [sc. Plautus] aufgrund eines reichen Materials mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen können, in ... krasser Form"446, so dass sich seine Schlussfolgerung, die Menaechmi seien insgesamt eine Schöpfung des Plautus, gleich in mehrfacher Hinsicht als unhaltbar erweist.

4.1.6. Miles gloriosus Die lateinische Bearbeitung des im Prolog (V. 86) genannten Άλαζών stellt das längste erhaltene Stück der Palliata dar und nimmt im Vergleich zu den übrigen Plautuskomödien sowohl in Bezug auf ihre metrische Gestaltung447 als

443 444

445 446

447

dem Ehemann auf seinen Wegen aufpasst" (Wehrli 1936, 47), vgl. auch die Bemerkungen oben S. 28f. Stärk 1989, 132 (zitiert oben S. 100). Vgl. dazu vor allem Braun 1991, 208-215: „Was die These Stärks eigentlich zu Fall bringt, ist ... die Beachtung von Struktur und Komposition des Stückes. Denn erstens zeigt sich in den .Menaechmi' eine perfekte funfaktige Gliederung mit klaren vier Aktpausen. Im allgemeinen bemüht sich Plautus aber, Aktpausen eines griechischen Originals zu verdecken. ... Warum sollte dann Plautus in einem Stück, in dem er seiner Phantasie völlig freien Lauf gelassen hätte, ausgerechnet die ihm sonst so hinderliche griechische Aktstruktur verwirklicht haben? Zweitens weisen ... die .Menaechmi' eine bis ins einzelne durchgestaltete sinneriullte Komposition auf, die von Symmetrien und Entsprechungen bestimmt ist. ... Wenn Stärk S. 18 hingegen behauptet, die einzelnen Szenen der .Menaechmi' seien austauschbar, so wird das von ihm weder am Text gezeigt... noch hat es irgendeine Grundlage im Text. Schon die sachlichen Verbindungen legen jede Szene auf ihren unverrückbaren Platz fest. Oder sollte z.B. Menaechmus II erst auf die Frau seines Bruders treffen und dann auf Erotium?" (ebd. 208f. und 214 Anm. 61). Stärk 1989, 132. Tränkle 1983, 224. Zur „antiken Quellenevidenz" (Stärk 1989, 132) bezüglich des Phänomens der Nachdichtung vgl. oben Anm. 109. Mit Ausnahme der singulären anapästischen Langverse 1011-1093 besteht der Miles gloriosus, der polymetrische Cantica gänzlich vermissen lässt, nur aus jambischen Senaren sowie jambischen und trochäischen Septenaren.

Plautus: Miles gloriosus

auch a u f ihre -

109

v o n L. Schaaf gepriesene - „gleichsam barocke Stoffülle" eine

b e s o n d e r e Stellung ein: „ D i e u n u n t e r b r o c h e n e A b f o l g e der T ä u s c h u n g e n , der Intriguen und G e g e n i n t r i g u e n , das dichte N e t z der Irrungen und Wirrungen, die bunte Fülle der a u f t r e t e n den und sich v e r s t e l l e n d e n P e r s o n e n erzeugen ein a u s s e r o r d e n t l i c h

reiches dra-

m a t i s c h e s Leben, auf das Wirkung und Erfolg d e s Stückes zu e i n e m guten T e i l z u r ü c k z u f ü h r e n sind." 4 4 8 D e r Miles

gloriosus

l e b t v o n d e r T i t e l f i g u r d e s d u m m s t o l z e n B r a m a r b a s , der

„ n i r g e n d s i n d e n u n s e r h a l t e n e n K o m ö d i e n ... e i n e s o f a r b e n p r ä c h t i g e

Ausge-

s t a l t u n g e r f a h r e n " 4 4 9 h a t u n d „ g l e i c h i n d e r e r s t e n S c e n e ... i n v o l l e r P l a s t i k d e n V o r d e r g r u n d " 4 5 0 tritt: H i e r e r g e h t s i c h d e r P a r a s i t

Artotrogus45'

prahlerischen Brotherrn P y r g o p o l i n i c e s g e g e n ü b e r in geradezu S c h i l d e r u n g e n v o n d e s s e n z a h l l o s e n R u h m e s t a t e n s o w i e in über d e s s e n wahrhaft achilleische

Schönheit,

um

sich

in

seinem

abenteuerlichen

Lobeserhebungen

seinen

Freiplatz

bei

D e n S c h a u p l a t z der H a n d l u n g bildet E p h e s o s , w o h i n der T i t e l h e l d -

der

Tisch m ö g l i c h s t lange z u sichern.

s i c h n u n m e h r a n s c h i c k t , d i e a m V o r t a g f ü r d e n s y r i s c h e n K ö n i g S e l e u k o s angeworbenen Söldner auf d e m Forum zu entlohnen -

P h i l o c o m a s i u m , die Ge-

liebte d e s j u n g e n Atheners P l e u s i c l e s , entführt hatte. P l e u s i c l e s '

vormaligem

S k l a v e n Palaestrio, der durch Seeräuber e b e n f a l l s in d i e H ä n d e d e s Offiziers g e f a l l e n w a r , ist e s i n z w i s c h e n g e l u n g e n , s e i n e n H e r r n v o m A u f e n t h a l t s o r t der G e l i e b t e n z u unterrichten u n d ihn nach d e s s e n A n k u n f t in E p h e s o s i m N e b e n -

448

L. Schaaf, Der Miles Gloriosus des Plautus und sein griechisches Original. Ein Beitrag zur Kontaminationsfrage, München 1977, 349. Falls die gemeinhin anerkannte Deutung der V e r s e 211 f. (nam os columnatum poetae esse indaudivi barbaro, / quoi bini custodes semper totis horis occubant) als Anspielung auf den älteren römischen Dichter Naevius richtig ist, der wegen seiner Schmähungen namentlich gegen die einflussreichen Meteller (Q. Caecilius Metellus war im Jahre 206 v. Chr. Konsul) auf deren Veranlassung verhaftet worden sein soll, ergäbe sich eine Datierung des Stücks in die frühere Schaffensperiode des Plautus; vgl. dazu Schaaf 1977, 373-377 mit einer Zusammenstellung der einschlägigen Zeugnisse, denen jedoch E. S. Gruen, Studies in Greek Culture and Roman Policy, Leiden 1990, 96-105 jeglichen historischen Aussagewert abspricht.

449

Ludwig 1966, 1370. Ribbeck 1882 b ,58. Ά ρ τ ο τ ρ ώ ξ ,Brotnager' (Aug. O. Fr. Lorenz, Ausgewählte Komödien des T. Maccius Plautus, Bd. 3: Miles Gloriosus, Berlin 3 1981, 5): „Das Komische, das die Alten aus diesem N a m e n heraushörten, wird wohl nicht so sehr gewesen sein: ,ein armer Schlucker, der an seiner spärlichen Brodrinde nagt', sondern eher: .Einer, der bloss aus Mangel an Besserem Brod isst, sonst aber es nur annagt, während er der Zukost, dem δψον, weidlich zuspricht' ... - Übrigens erinnert dieser Name an Άρτοφάγος, Σιτοφάγος und Τρωξάρχης in der Myobatrachomachia, wie auch an Μικκότρωγος Stich. 242 (μικκός dorisch f ü r μικρός) und an κυαμοτρώξ Aristoph. Equ. 41" (ebd. 249 Anm. 4).

450 451

110

Die römische Komödie

haus beim alten Junggesellen Periplectomenus unterzubringen. Als Sceledrus, ein Sklave des Pyrgopolinices, Philocomasium im Nachbarhaus erblickt, zu dem sie kraft der von Palaestrio durchbrochenen Zwischenwand ungehinderten Zugang hat, vermag ihm der servus callidus weiszumachen, er habe deren Zwillingsschwester ihren Liebsten küssen sehen. Damit steht der geplanten Düpierung des eitlen Kriegsmannes, die auf die Flucht der beiden Liebenden und ihres Sklaven zielt, nichts mehr im Wege: Nachdem Pyrgopolinices stellvertretend seinen Parasiten mit den angeworbenen Söldnern zu König Seleukos beordert hat, bringt ihn Palaestrio mittels der Finte, die (von der Hetäre Acroteleutium gespielte) Gattin des Periplectomenus sei unsterblich in ihn verliebt, ohne Mühe dazu, den Verlockungen der vermeintlichen Nachbarsfrau nachzugeben und dafür Philocomasium in Begleitung des Sklaven sowie des als Seemann verkleideten Pleusicles ziehen zu lassen. Der auf frischer Tat ertappte „Ehebrecher" aber entgeht schliesslich nur mit knapper Not der für sein Vergehen vorgesehenen Strafe - der Kastration durch den Küchensklaven Cario. Während die von den Vertretern der Kontaminationstheorie unternommenen Versuche, die Unstimmigkeiten verschiedener anderer Plautuskomödien durch die Einfügung von Szenen aus (einem oder mehreren) griechischen Stücken ähnlichen Inhalts in die lateinische Übertragung der Hauptvorlage zu erklären, mehrheitlich auf Widerspruch stiessen, galt der Miles gloriosus seit jeher „als das Paradestück erwiesener Kontamination bei Plautus"452, so dass Schaaf in seinem ,..Beitrag zur Kontaminationsfrage" die Forschungslage wie folgt umschreibt: „ S o bleibt also allein der M i l e s Gloriosus als Beispiel für die .grosse' Kontamination übrig. Freilich ist auch die ursprüngliche Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t s e i ner beiden Handlungsteile in zahlreichen Schriften vertreten worden, aber i n diesem Falle beweist Leos Kontaminationstheorie Lebenskraft." 4 5 3

eine ganz

ungewöhnliche

Im Anschluss an Ladewig454 führte Leo „alle gerügten mängel"455 der Komposition auf die Kontamination der Άλαζών-Handlung mit derjenigen einer anderen 452

Zwierlein 1991, 5. Vgl. auch Sonnenburg 1928, 108: „... diese beiden Stücke [sc. Miles gloriosus und Poenulus] haben in der Neuzeit als besonders sichere Beweisstücke dafür herhalten müssen, dass Terentius' Berufung auf Plautus' Vorbild gegenüber dem Vorwurf des contaminare Graecas fabulas zutreffend sei."

453

454 455

Schaaf 1977, 14 mit einer „kritischen Geschichte des Kontaminationsproblems im Miles" ebd. 22-119. Leos folgenreiche Beweisführung nahmen etwa Fraenkel 1922, 253-262 und G. Williams, Evidence for Plautus' Workmanship in the Miles Gloriosus, Hermes 86, 1958, 79-105 zum Ausgangspunkt ihrer Darlegungen. 1 861, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 144-149. Ebd. 148.

Plautus: Miles gloriosus

111

attischen Komödie zurück, aus der Plautus den gesamten zweiten Akt und die Szene III 1 übernommen habe. Für seine Zuweisung des Motivs der durchbrochenen Wand und der damit verbundenen Uberlistung des Sceledrus (II 3-6) sowie der „Aristie" des Periplectomenus (V. 616-764) an den Dichter der Sekundärvorlage machte Leo zum einen geltend, dass „die Erfindung des 4. Aktes ... nur dann Sinn" habe, „wenn die Befreiung auf anderm Wege als unter Zustimmung des Herrn [sc. Pyrgopolinices] nicht möglich war"; demnach stehe sie „in Widerspruch mit der Existenz des geheimen Durchgangs", der „im vierten Akte ... völlig fallen gelassen" werde. Zum andern gehöre „die αριστεία des alten Ephesiers nicht in ursprünglichen Zusammenhang mit dem Gegenstande des 4. Aktes", da sie - im Gegensatz zu den Versen 596-598 und 765f., die „den 4. Akt vorbereiten" - die Vorstellung impliziere, die in V. 592-595 angekündigte Beratung sei „zu Ende und dem Alten seine Rolle bereits zugeteilt"456. Als argumentum des zweiten griechischen Originals, der „Wanddurchbruchskomödie", postulierte Leo unter Bezugnahme auf die orientalische Novellenliteratur einen doppelten Betrug mittels ein und derselben Intrige der fingierten Zwillingsschwester: „Aber dem Herrn musste dieselbe Überzeugung beigebracht werden wie dem Diener, erst dann war die komische Wirkung vollständig; dies durchzuführen ohne durch Wiederholung der gleichen Situation lästig zu werden, wird der attische Dichter schon Wege gefunden haben."457

Im Einzelnen liegt die Annahme der Kontamination des Miles gloriosus vorwiegend in den innerhalb der Szenen II 6 und III 1-2 erkennbaren Unstimmigkeiten begründet, deren Beurteilung unter den Unitariern gleichermassen umstritten ist. Einen entscheidenden Anhaltspunkt für die Vermutung, „dass dieses zweite Stück eine Handlung für sich ausmachte" und „die Falle in die der miles im Άλαζών gelockt wird jenem fremd war"4S8, bot hierbei die Inkongruenz des Schlusses von III 1 mit dem weiteren Handlungsverlauf, auf die schon Ribbeck in seinen „Bemerkungen zu Plautus' Miles gloriosus" hingewiesen hat459: So lassen die von Palaestrio in V. 805-812 erteilten Instruktionen, Pleusicles solle Philocomasium nach der Rückkehr des miles vom Forum nicht mit ihrem richtigen Namen anreden, sondern sie nach ihrer fingierten Zwillingsschwester Dicea nennen, eine entsprechende Situation im Laufe der nachfolgenden Intrigenhandlung erwarten, ohne dass eine solche jemals einträte:

456 457 458 459

Leo 1912, 179-181. Ebd. 179. Ebd. 178. Rhein. Mus. 12, 1857, 606f.

Die römische Komödie

112

„ W i e w e i t hierfür das g r i e c h i s c h e Original oder der Uebersetzer

verantwortlich

zu m a c h e n sei, lässt sich mit Sicherheit nicht n a c h w e i s e n , aber w a h r s c h e i n l i c h ist es d o c h w o h l , dass hier Plautus

es ist, der b e i m Z u r e c h t s c h n e i d e n

oder

F l i c k e n s e i n e s Musters N a d e l und S c h e e r e liederlich gehandhabt hat." 4 6 0 Von

der H e r l e i t u n g

der b e z e i c h n e t e n

Schwierigkeiten

aus der

plautinischen

Bearbeitung einer zusätzlichen attischen K o m ö d i e w e i c h e n einerseits die Thesen v o n F. Schmidt, Langen u n d Zwierlein ab p l a u t i n i s c h e n Retraktator zuschreiben461 - ,

d i e das D i c e a - M o t i v e i n e m nach-

andererseits d i e j e n i g e n v o n W .

A.

B a e h r e n s , W i l l i a m s , S c h a a f u n d L e f e v r e - d i e f ü r d i e freie E i n d i c h t u n g „ d i e s e s nicht

glücklichen

Bindeglieds"462

durch Plautus

s c h l i e s s t Gaiser v o n der „auffallenden Bruchstelle" k u n f t der b e i d e n Hetären A c r o t e l e u t i u m

und

plädieren463. 464

Demgegenüber

auf die plautinische

Milphidippa,

Her-

deren R o l l e n

sprünglich P h i l o c o m a s i u m und Pleusicles zuteil g e w o r d e n seien

465

ur-

.

„Ihren schärfsten A u s d r u c k " f i n d e n „die Widersprüche in der G e s a m t k o m p o s i t i o n d e s D r a m a s ... in d e n A b s u r d i t ä t e n d e r S z e n e III l " 4 6 6 , d i e „ a n u n b e g r e i f l i c h k e i t e n a l l e r art j e n e r i n s t r u c t i o n d e s P a l a e s t r i o

wenig"467

nachstehen

und

durch folgende Darstellung v o n L a d e w i g n o c h etwas verdeutlicht seien: „ P e r i p l e c o m e n u s [sie] erklärt 5 9 2 s q . den Vorsatz, in sein haus zur weiteren b e rathung mit den freunden zurückzukehren. D a hier ein akt s c h l i e s s t ,

so

sollte

460

So Ribbeck ebd. 607. Derselben Metaphorik bediente sich Fraenkel 1922, 254 bei seiner Erklärung, Plautus habe „den Faden, den der attische Dichter später wieder aufnahm, hier abgeschnitten".

461

F. Schmidt, Untersuchungen über den Miles Gloriosus des Plautus, Jahrbücher f. class. Philol. Suppl. 9, 1877-78, 364-374; Langen 1886, 319-321; Zwierlein 1991, 85-95. Vgl. auch Th. Hasper, De compositione Militis Gloriosi commentatio, in: Festschr. d. 44. Vers. d. Vereins deutscher Philologen und Schulmänner, Dresden 1897, 355.

462

W. A. Baehrens, Zur Komposition des Miles Gloriosus, Nachr. von d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1924, 60f. Williams 1958, 96-98; Schaaf 1977, 296f.; E. Lefevre, Plautus-Studien IV: Die Umformung des Ά λ α ζ ώ ν zu der Doppel-Komödie des ,Miles gloriosus', Hermes 112, 1984, 46 Anm. 73. Vgl. dagegen Drexler 1929, 368f. Anm. 1, nach dessen Ansicht „hier für eine Eventualität vorgesorgt wurde, die der Dichter freilich entschlossen war nie eintreten zu lassen": „Denn dass sie hätte eintreten können, darf man nicht sagen; die Handlung des Stückes ist, um das Selbstverständliche nochmals zu wiederholen, keine Realität. Wohl aber darf in Erwägung gezogen werden, ob nicht der Zuschauer mit diesen Versen beruhigt werden sollte ..."

463

K. Gaiser, Zum ,Miles Gloriosus' des Plautus: Eine neuerschlossene Menander-Komödie und ihre literaturgeschichtliche Stellung, in: Lefevre (Hrsg.) 1973 (= Poetica 1, 1967, 436-461), 220. 465

466 dfkl

Ebd. 219-223. Vgl. auch Lefevre 1984, 48f., der indessen die plautinische Herkunft der gesamten Hetären-Handlung vertritt und die Rolle der Acroteleutium im Original, in dem „man ... keiner Zofe bedurfte" (ebd. 39), Philocomasiums Mutter zuweist. Fraenkel 1922, 258. Ladewig 1861, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 147.

Plautus: Miles gloriosus

113

m a n meinen, die berathung sei während des Zwischenaktes zu einem g l ü c k l i c h e n abschluss gediehen, und erwartet beim beginn des dritten aktes von dem eben aus dem hause des Periplecomenus tretenden Palaestrio das resultat dieser berathung zu vernehmen. Aber viel gefehlt, Palaestrio ruft v. 598 den Periplecomenus und den Pleusicles aus dem hause heraus zu dem concilium, quod habere volumus. Was hat also die trias im hause des Periplecomenus getrieben? Hat im hause aber noch keine berathung statt gefunden, wie kann denn Palaestrio 6 1 2 13 sagen: Sed volo scire, eodem consilio, quod intus meditati sumus, Si gerimus rem - ? Also wäre doch schon etwas verabredet. Aber was? Wir erfahren es ebensowenig vom dichter, als es sich aus dem verlaufe der handlung ersehen lässt. Nun aber setzt Palaestrio von 765 an den freunden seinen plan auseinander, v o n dem sie vorher noch nicht das geringste gehört haben. Im hause also ist es n o c h nicht zur berathung, wenigstens noch zu keinem beschlusse gekommen. Hiernach sollte man meinen, die freunde würden das, was sie im hause versäumt hatten zu thun, und weshalb sie das haus verliessen, nun auch ungesäumt v o r n e h men, aber wieder weit gefehlt, sie haben gemächlich zeit, über tausenderlei d i n g e und de quibusdam aliis zu reden, und erst als der stoff auszugehen scheint, stellt Palaestrio den zweck der ganzen Zusammenkunft zur Verhandlung. Ferner, als Palaestrio aus dem hause tritt, sieht er sich erst um, bevor er die freunde ruft, ob die luft auch rein sei, denn sie brauchten zu der berathung einen tutus locus, Unde inimicus ne quis nostri spolia capiat consili. Wie denn? bot das h a u s nicht diesen tutus locust und war das nicht der fall, hätte uns Palaestrio oder Periplecomenus nicht den grund von der Verlegung des berathungslokales angeben sollen?" 4 6 8 A n g e s i c h t s dieser o f f e n k u n d i g e n U n s t i m m i g k e i t e n herrscht in der Forschung seit jeher U n e i n i g k e i t darüber, w e l c h e der beiden sich widersprechenden K o n zeptionen - die hinterszenische Beratung der Freunde oder deren Z u s a m m e n kunft coram p u b l i c o -

denn nun d e m Ά λ α ζ ώ ν zuzurechnen ist und

allenfalls auf e i n z w e i t e s griechisches Original 4 6 9 ,

welche

auf Plautus selbst 4 7 0

oder

einen späteren Retraktator 471 zurückgeht - eine Frage, die sich anhand des bisher verfugbaren Materials nicht entscheiden lässt.

468

Ebd. 147f.

469

470

471

So Ladewig ebd. 148f. (V. 610-764; 586-595 als spätere Zudichtung), der davon ausgeht, dass in der Sekundärvorlage „der weitere plan im hause des Periplecomenus verabredet wurde weshalb das gespräch in III, 1 fuglich auf andere gegenstände übertragen werden konnte und aus der weiteren handlung den zuhörem ersichtlich wurde" (ebd. 149); Leo 1912, 182 (die ganze Szene III 1; V. 596-611. 765-804. 810f. als plautinische Bindeglieder); Baehrens 1924, 52f. (V. 612-764); Williams 1958, 95 (V. 631-764; 614-630 als plautinische Überleitung). SoSchaaf 1977, 267-292 (V. 612-616. 642-648. 651-658. 666-671. 682-684. 725-735. 737765) und Lefevre 1984, 45f. (V. 592-595. 612-615). So Schmidt 1877-78, 351f. und 359-362 (V. 592f. 612-765); Langen 1886, 314-316 (V. 596812; 592-595 als plautinische Erweiterung); Hasper 1897, 340 (V. 586-595. 612-615); Th. Kakridis, Die Kontamination in Plautus' Miles gloriosus, Rhein. Mus. 59, 1904, 627 (V. 652-764);

114

Die römische Komödie

Eine weitere „Unebenheit, die auch den gangbaren Erklärungsversuchen widerstrebt", liegt „in der Umgebung von III 1, in derselben kritischen Partie"472 vor: Die Lucrio-Szene III 2 bildet der überwiegenden Forschungsmeinung zufolge insofern einen „Fremdkörper"473, als „der völlig besiegte Sceledrus" in seinem Abgangsmonolog (II 6) zunächst verkündet, „er wolle sich der drohenden Strafe entziehen: nam iam aliquo fugiam (natürlich nicht nach Hause)"474 (V. 582), sich in V. 585 aber dessen ungeachtet dazu entschliesst, ibo hinc domum, um seines Nebenamtes als promus des Weinkellers im Hause des Pyrgopolinices zu walten - wie sein Gehilfe Lucrio dem Sklaven Palaestrio zu berichten weiss. Während sich die Interpreten des Stücks hinsichtlich der dramaturgischen Funktion der Lucrio-Szene als einer „zeitüberbrückenden Episode"475 durchweg einig sind, bleibt deren Herkunft, die man durch kontaminierende Einfügung aus einer zweiten bzw. dritten attischen Komödie 476 oder durch freie Eindichtung seitens des römischen Bearbeiters477 bzw. eines nachplautinischen Retraktators478 zu erklären versucht hat, nach wie vor umstritten; an deren Zugehörigkeit zum Ά λ α ζ ώ ν halten einzig Leo und Zwierlein fest479.

472 473 474

K. Gaiser, Bemerkungen eines Gräzisten zum Text des Plautus (Miles gloriosus), in: Silvae. Festschr. E. Zinn, Tübingen 1970, 40-42 (V. 598f. 602f.); Zwierlein 1991, 73-77, 80f„ 96-127 und 135-139 (V. 592-594. 602f. 612-615 zwecks Verkürzung des dritten Aktes: „Auf diese Weise konnte die lange ,Aristie' des Periplectomenus, die nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt, eliminiert werden ..." [ebd. 74]; 635-660. 666-671. 675. 679-684. 706-708. 710. 712. 716-724. 727-730. 738-765). Leo 1912, 182f. Gaiser 1973, 221. Leo 1912, 183.

475

H.-W. Nörenberg, Einige Beobachtungen zur Lucrio-Szene des plautinischen Miles gloriosus, Rhein. Mus. 118, 1975,285. 476 So Hasper 1897, 338-340 (V. 585 als plautinisches Bindeglied); Fraenkel 1922, 258-262, nach dessen Ermessen „an sich das Vorkommen einer rein episodischen, die Haupthandlung garnicht fordernden Einzelszenc keinerlei Bedenken wachrufen d a r f (ebd. 258); Baehrens 1924, 61f.; Drexler 1929, 369; Gaiser 1973, 211 Anm. 13. 477 So Williams 1958, 96 Anm. 1; Nörenberg 1975, 286 und 309f.; Schaaf 1977, 296f.; L e f e v r e 1984, 37 Anm. 31. 478 So Schmidt 1877-78, 386-389 und Kakridis 1904, 628, der bezweifelt, „dass der miles, 47Q der weder aus Ephesos war, noch lange Zeit da anwesend sein soll, einen Weinkeller hat". Leo 1912, 184f. und Zwierlein 1991, 60-73 (V. 585 als nachplautinische Zudichtung). Ribbeck 1882 b , 71 sucht den Sinneswandel des Sceledrus in dessen Abgangsmonolog folgendermasscn zu erklären: „Der Widerspruch zwischen seinem 582 ausgesprochenen Entschluss, sich aus dem Staube zu machen, und der Thatsache, dass er nachher den Keller vorgezogen hat, macht keine erhebliche Schwierigkeit. Nach einigem Herumtreiben hat er sich eben besonnen, das Angenehme mit dem Sicheren zu verbinden und hat sich durch irgend eine Hinterthür nach den Weinkrügen begeben."

Plautus: Miles gloriosus

115

Aufgrund der Ähnlichkeiten des ersten Aktes des Miles gloriosus mit seinem terenzischen Gegenstück, der Szene III 1 des Eunuchus, traten G. A. Becker und Ladewig mit der Ansicht hervor, Plautus habe ihn aus Menanders Κόλαξ in seine Nachdichtung des Άλαζών übertragen480. In der Nachfolge Ladewigs, der die Szene I 1 später - im Rahmen seiner umfassenden Kontaminationshypothese - der postulierten unbekannten Sekundärvorlage zugewiesen hat481, zieht Lefevre ihre Herkunft aus dem Άλαζών erneut in Zweifel, wobei er ihren griechischen Ursprung schlechthin bestreitet und sie aus einer weit reichenden plautinischen Umgestaltung des Stücks herleitet482. Der Parasitenszene kommt innerhalb der Diskussion der Kontaminationsproblematik entscheidende Bedeutung zu, da die Beurteilung ihres Verhältnisses zur nachfolgenden Handlung des Miles gloriosus Rückschlüsse auf dessen Gesamtkomposition zulässt; sie soll daher in Bezug auf die Frage, ob sie aus dem Άλαζών stammt und dort „schon ursprünglich die Doppelhandlung eröffnet hat, wie sie das plautinische Stück aufweist (Wandkomödie + Acroteleutium-Intrigue), oder lediglich für die einfache Handlung der Akte III-V entworfen ist"483, nunmehr eingehender untersucht werden. Im Hinblick auf die dramaturgische Struktur des Miles gloriosus entspricht der einleitende Dialog zwischen dem Titelhelden Pyrgopolinices und seinem als πρόσωπον προτατικόν484 fungierenden Parasiten Artotrogus (I 1) in Verbindung mit dem nachgestellten Prolog des Palaestrio (II 1) einer gängigen Variante griechischer Komödienexposition. Die „Vorspeise"485, wie G. Mazzoli die Eröffhungsszene des Stücks unter Verwendung der parasitenspezifischen Essmetaphorik scherzhaft bezeichnet, gliedert sich in eine Eingangs- (V. 1-8) und eine

480

G. A. Becker, De comicis Romanorum fabulis maxime Plautinis quaestiones, Leipzig 1837, 82f., dessen Auffassung, Plautus habe im ersten Akt des Miles gloriosus dieselbe Szene des Κ ό λ α ξ bearbeitet, die Terenz in seinen Eunuchus übernommen hat, jedoch Ladewig 1842, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 58 nicht teilt.

481

Ladewig 1861, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 149. Lefevre 1984, 46. Schaaf 1977, 143. Vgl. dazu oben Anm. 67. J. Brix - M. Niemeyer weisen in ihrem Kommentar zum Miles gloriosus, Leipzig 3 1901, 12 Anm. 3 zu Recht darauf hin, dass sich die Stellung des Parasiten als persona protatica - die auch Chaireas in Menanders Δύσκολος, Thesprio im Epidicus und Grumio in der Mostellaria des Plautus sowie Sosia in der Andria, Davus im Phormio, Philotis und Syra in der Hecyra des Terenz innehaben - „weder fur noch gegen Kontamination v e r werten" lässt: „... nirgends aber ist die Ausschliessung einer solchen Person von der weiteren Entwickelung der Handlung so geschickt motiviert wie beim Artotrogus 948." Vgl. f e r n e r Fields 1938, 6 und 141 sowie Duckworth 1952, 108 Anm. 16.

482 483 484

485

G. Mazzoli, Witz e improwisazione: l'aristia di Pirgopolinice, in: Benz - Stärk - Vogt-Spira (Hrsgg.) 1995,44.

116

Die römische Komödie

Schlusspartie (V. 72-78) sowie in zwei Hauptteile (V. 11-57. 58-71), deren Disposition sich aus den beiden in V. 10 genannten Leitbegriffen „vir fortis" (V. 11-57) und, forma regia" (V. 58-71) ergibt. Die in Form eines ins Haus zurückgesprochenen Befehls gestalteten Auftrittsverse des Pyrgopolinices (V. 1-4) kompromittieren ihn bereits als Ausprägung des typischen άλαζών: So sucht er den Glanz, „den bei Homer die Waffen der Helden in bedeutsamen Augenblicken höchster άρετή-Entfaltung im Kampf von selbst ausstrahlen", mittels profanen Putzens hervorzurufen und überdreht noch dazu den „Sonnenvergleich, höchste Auszeichnung des homerischen Helden, ... ganz und gar ...: Heller als die Sonne bei strahlendem Wetter (doppelte Steigerung) soll sein Schild glänzen"486 (V. lf.). Die Herabsetzung heroischer Motive aus der epischen Sphäre in jene prosaischer Alltäglichkeit ebenso wie deren hybride Übersteigerung lassen den miles geradezu als Antipoden eines homerischen Helden erscheinen. Sie finden eine Fortsetzung in seinem Ansinnen, kraft des Strahlens seines Schildes die Augen der Feinde in einem künftigen - freilich niemals stattfindenden - Kampf zu blenden (V. 3f.), sowie in der epischen Personifikation seines Schwertes (V. 5-8), die durch die derbe Schlusswendung „Hackfleisch aus den Feinden machen" (V. 8) „entmythologisiert"487 wird und gleichzeitig eine komische Konnotation erhält. Hierin erreicht die Selbstentlarvung des Pyrgopolinices als eines blossen Maulhelden ihren Höhepunkt, wobei seine machaera quae misera gestit fartem facere ex hostibus (V. 8) sinnigerweise mit dem culter qui iamdudum gestit moecho hoc abdomen adimere (V. 1398) des Küchensklaven Cario korrespondiert, was auf eine gezielte Parallelisierung von Vor- und Nachspiel, Anfangs- und Endpunkt der Handlungsentwicklung hindeutet und mithin ein massgebendes Indiz für die Zugehörigkeit der Szene I 1 zum Άλαζών bildet. Die Schlusspointe des Verses 8 stellt aufgrund ihrer Essmetaphorik zugleich eine treffliche Überleitung zur Gesprächseröffnung in V. 9 dar, wie Mazzoli ausführt: "Una caratteristica subito evidente nel personaggio di Pirgopolinice e l'eteronomia della sua gloria, che per sussistere esige un pubblico ... II soldato non s'accontenta dei servi, passivi destinatari della battuta iniziale: per la sua vanitä ha bisogno d'un interprete ben piü sensibile. Ε allora si guarda in giro, ansioso di rintracciare la persona adatta (9): sed ubi Artotrogus hic est? ... la presentazione in scena del parassita dal nome parlante costituisca un trapasso del tutto consentaneo con la metafora alimentäre che conclude la 'fanfaronata'

40A

487

Schaaf 1977, 126 (mit zahlreichen Belegstellen aus Homers Ilias ebd. 402 Anm. 118-123): Curate ut splendor meo sit clupeo clarior / quam solis radii esse olim quom sudumst solent. Die folgenden Ausführungen stützen sich im Wesentlichen auf Schaafs subtile Beobachtungen. Schaaf 1977, 131.

Plautus: Miles gloriosus

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d'esordio di Pirgopolinice: fartem facere ex hostibus (8), iperbole di 'basso' realismo ... che degrada bruscamente al rango d'un affare gastronomico la tirata epica."488 Die durch die formale Einbindung des Parasiten ins Bühnengeschehen eingeleiteten Verse 9-35, die in ihrer Gänze dem vir fortis und dessen virtutes gelten, bestehen ihrerseits aus zwei parallel strukturierten Teilen (V. 9-24. 25-35): So entspricht der Eröffnung des Gesprächs in V. 9 - sed ubi Artotrogus hic est? dessen Wiederaufnahme in V. 25 - ubi tu es? der Heldenerzählung des Pyrgopolinices von seiner Bewährung auf den campi Curculionii (V. 11-18)489 diejenige von seinem Kampf gegen den indischen Elefanten (V. 25-30) 490 und dem ersten Beiseitesprechen des Artotrogus (V. 20-24) schliesslich ein zweites (V. 33-35). Die beiden Bemerkungen ad spectatores sind überdies durch die chiastische Anordnung ihrer Themen - der Lügenhaftigkeit des miles (V. 20-23. 35) und der Doppelbödigkeit der Rolle des Tischgenossen als dessen „Folie und Begleiter ..., der ihm die tausendmal gehörten Prahlereien zur Freude des Publikums wieder entlockt"491 (V. 24. 33f.) - aufeinander bezogen und setzen „durch direkte Biossstellung die Linie der indirekten Enthüllung fort ..., die in Pyrgopolinices' pompöser Selbsteinfuhrung in V. 1-8 beginnt und sich in der Folge durch unsere ganze Szene hindurchzieht"492. Die in V. 35 - et adsentandumst quidquid hic mentibitur - offenbarte bedingungslose Schmeichelei des Artotrogus wird in der anschliessenden kurzen Wechselrede (V. 36f.), in der er

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Mazzoli 1995, 44-46. Der zugrunde liegende Vergleich des prahlerischen Kriegsmannes mit Mars, den dieser „nicht mehr als Kriegsgott, sondern als einen ihm augenblicklich nicht mehr ganz genau erinnerlichen Helden, mit dem er sich einst gemessen, den er besiegt und dem er das Leben geschenkt haben will" (Schaaf 1977, 130), auffasst, fügt sich nahtlos in die Reihe der „entmythologisierten" heroischen Motive des Szenenanfangs ein. Zum Tertium Comparationis des an homerische Gleichnisse anklingenden Verses 18 vgl. Mazzoli 1995, 50f.: "... ma, se i poveri curculiones in balia degli eventi sono davvero omologhi alle foglie 'soffiate via', male conviene a Pirgopolinice l'identificazione col vento. Ο meglio: conviene benissimo, ma non alia sua millantata 'marzialitä'.... la gloria del miles non e altro che vuota aria; la sua aristia ha avuto l'inconsistenza di un soffio." Auf die unterschiedliche Bedeutung der sprachlich parallel gestalteten Schlussformeln der beiden „Aristien" (V. 11-18. 25-30) - V. 19: PY. istuc quidem edepol nihil est. AR. nihil hercle hoc quidemst und 31: PY. nolo istaec hic nunc. AR. ne hercle operae pretium quidemst macht Schaaf 1977, 132 aufmerksam: „Verse 19/20 beenden den vorausgehenden Bericht durch (geheuchelte) Abwertung der Tat und Ankündigung einer Steigerung; hier ist also lediglich ein Teilabschnitt zu Ende, die Reihe soll fortgesetzt werden. Eine solche Fortsetzung deuten die Verse 31-32 nicht mehr an ..." Leo 1912, 115f. Anm. 3. Zur dramaturgischen Funktion des Artotrogus vgl. auch M. Pfister, Das Drama. Theorie und Analyse, München 1977, 118f. und Nesselrath 1985, 45. Schaaf 1977, 129.

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seinem Brotherrn selbst in Unkenntnis des konkreten Sachverhalts die Zustimmung nicht versagt, auf die Spitze getrieben. Das dem Publikum dergestalt vor Augen geführte Verhältnis zwischen dem patronus und dessen parasitus analysiert Mazzoli folgendermassen: "Ciö che importa e cogliere fin d'ora il codice genetico delle battute che si scambiano i due personaggi, tutte fornite d'una funzione conativa ben conforme all'indole contrattualistica del rapporto giuridico patronus-parasitus, secondo la quale l'uno chiede all'altro (Plauto ce ne fornisce un'ampia casistica) una precisa prestazione. Nella fattispecie Pirgopolinice 'compra' gloria e 'vende' (o almeno promette di vendere) sussistenza alimentäre; a sua volta Artotrogo, per comprarsi il diritto zWoffa, vende (in perfetta mala fede) memoria."493

Während kaum jemand daran gezweifelt zu haben scheint, dass Plautus in diesem planvoll strukturierten ersten Abschnitt (V. 1-36) das griechische Original - abgesehen von einzelnen Änderungen 494 - im Wesentlichen getreu wiedergegeben habe495, bietet die unvermittelte Lenkung des Gesprächs auf die vom Parasiten mitgefuhrten Requisiten tabellae und stilus (V. 38) eine inhaltliche Schwierigkeit, die Zwierlein zur Athetese des betreffenden Passus (V. 37-41) bewogen hat496: Die von der überwiegenden Forschungsmeinung vertretene Auffassung der tabellae als „Notiz-"497 bzw. „Triumphbuch, in das der Prahlhans all seine Heldentaten diktiert" 498 , erweist sich als problematisch, da es im weiteren Verlauf des Dialogs weder um das Vorlesen früherer noch um das Diktieren neuer Eintragungen, sondern vielmehr darum geht, „Grosstaten des Soldaten aus dem Kopf herzusagen ..., ja ... sich Artotrogus ausdrücklich damit" brüstet, „die vielen Zahlen nicht aufgeschrieben, sondern im Gedächtnis zu haben ..., was Pyrgopolynices anerkennend lobt" 499 . Demgegenüber lässt die von Schaaf vorgeschlagene Identifizierung „der nicht näher bezeichneten tabellae in V. 38 mit den genau bestimmten in V. 73"500 - dem Söldnerverzeichnis des

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Mazzoli 1995,46. Vgl. dazu Schaaf 1977, 129-131. Für die freie plautinische Eindichtung der Verse 1-53 plädiert einzig Schmidt 1877-78, 391393. 1 991, 128-132. Drexler 1929, 344. Unter Bezugnahme auf Theophrast, Char. 23, 6, wonach es zu den hervorstechendsten Eigenarten des άλαζών gehört, sich von einem anderen Geldbeträge vorrechnen zu lassen, erklärt Gaiser 1970b, 37 die tabellae als Rechenhilfe. Zwierlein 1991, 128f. Ebd. 129. Schaaf 1977, 134 (vgl. V. 72-74: PY. videtur tempus esse ut eamus ad forum, / ut in tabellis quos consignavi hic heri / latrones, ibus denumerem Stipendium): „... sie [sc. die Söldnerliste] hängt ja aufs engste mit dem Auftritt von Pyrgopolinices und Artotrogus zusammen; übrigens wird sie in V. 73 in einer Weise erwähnt (in tabellis), als sei von ihr schon früher die Rede

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miles - den Anstoss hinfallig werden, zumal sie sich ohne Schwierigkeiten in die Gesamtkonzeption der Szene einfügt. So deutet die erste Erwähnung der tabellae in V. 38 dramaturgisch auf das eigentliche Handlungsziel des Bramarbas - die Entlohnung der angeworbenen Söldner - voraus, das erst in der Schlusspartie des Gesprächs (V. 72-78) prominent wird; in den beiden durch V. 38 getrennten übrigen Teilen der Szene „drängt sich" jeweils die Charakterisierung des Titelhelden als vir fortis atque fortunatus et forma regia in den Vordergrund und „schiebt gleichsam den Handlungseinsatz vor sich her"501. Das hierin zutage tretende Verfahren, „das von vornherein angesteuerte Thema bewusst zum Ende hin wegzuschieben und den freigewordenen Raum mit anderem zu füllen"502, bildet ein für das ganze Stück geltendes Kompositionsprinzip und demnach ein gewichtiges Argument gegen die Kontamination bzw. für die ursprüngliche Einheit des Miles gloriosus. Zum einen findet das Zurücktreten der innerszenischen Handlung zugunsten der Charakterisierung ihres Trägers eine genaue Entsprechung in der „notorisch kontaminationsverdächtigen" Aristie des Periplectomenus (V. 616-764), die sich eingangs der Szene III 1 „nach der Eröffnung der Beratung vor deren Durchführung einschiebt, so dass das eigentliche concilium zu einem Rahmenthema wird"503. Zum andern manifestiert sich das offenkundige Bestreben des Άλαζών-Dichters, „durch Retardation eines Rahmenthemas eine ,mehrteilige Einheit' zu schaffen"504, in der Gesamtkomposition der Komödie, deren im ersten Akt exponierte Haupthandlung im Laufe des zweiten zugunsten der Sceledrus-Episode vorübergehend in den Hintergrund rückt. Der Nachweis dieser retardierenden Technik sowohl in zwei durch ihre Anfangs- (11) und Mittelstellung (III 1) herausragenden Einzelszenen als auch innerhalb der gesamten Struktur des Stücks lässt auf die Gestaltungsweise ein und desselben Dichters und somit auf die Zugehörigkeit der Überlistung des Sceledrus sowie der Aristie des Periplectomenus zum Άλαζών schliessen, was wiederum die Unmöglichkeit einer „sekundären Zusammenklitterung"505 des Miles gloriosus impliziert.

gewesen. Dagegen ist es schwer vorstellbar, dass ein so spezifischer Gegenstand wie die tabellae in zwei Ausführungen und zwei verschiedenen Funktionen in dieser Szene vorgekommen sein, vor allem, dass Artotrogus zwei Exemplare davon bei sich getragen haben sollte ..." (ebd.). Ebenso bereits Th. Birt, Vermuthungen zum Gloriosus des Plautus, Rhein. Mus. 40, 1885, 535-537, der sich jedoch für eine Versetzung der Verse 38-41 nach V. 77 ausspricht, und Marti 1959, 104 Anm. 7. 501 502 503 504 505

Schaaf 1977, 129 und 134. Ebd. 146. Ebd. 146 und 270. Ebd. 147. Ebd.

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Aus dem bisherigen Gang der Unterredung ergibt sich eine klare Rollenverteilung, der zufolge „nicht der Soldat selbst, sich brüstend, Kataloge von Aristien herunterbetet, sondern ... der auf einen reich gedeckten Tisch hoffende Schmeichler ihm solche andichtet, die Pyrgopolynices natürlich gerne bestätigt" 506 . Die Lobhudelei des Artotrogus, der schon aus einem blossen habes-? (V. 38) die Frage seines Brotherrn nach tabellae und stilus zu erschliessen weiss, erfahrt eine weitere wirkungsvolle Ausprägung in dem - vom Leitmotiv der memoria507 sowie der parasitischen Essmetaphorik 508 umrahmten - Katalog der uno die (V. 42-49) und - dann noch gesteigert - uno ictu (V. 52-54)509 niedergestreckten Feinde, dem Mazzoli folgende Bedeutung beimisst: "A questo punto e manifesto il fattore 'alimentäre' che da vita alle parvenze assurde del deverbium: il parassita affida a due sensi per eccellenza 'gastronomici' olfatto e gusto, la sua straordinaria capacitä di dare corpo alle vanitä del patronus, prevenendone la fatua volontä (metafora praeolat del 41), perche e un fiuto che porta al cibo, e improvvisandone l'inverosimile passato (offae monent, del 49), perche il cibo non e solo il fine ma anche il mezzo del sapere parassitico. Con la dichiarazione ai versi 50s. Pirgopolinice stipula ufficialmente con lui il contratto di collaborazione; e per tutto il resto della scena Artotrogo, 'promosso' parassita, ne paghera a cuor leggero il prezzo con una madornale cascata d i ulteriori adulazioni su entrambi i versanti giä prefigurati al verso 10, il militare e ramatorio." 510

Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Bemerkungen ad spectatores (V. 20-24. 33-35) liegt bei der dritten (V. 49) ein zusätzlicher komischer Effekt darin, dass die anschliessende Gunstbezeigung vonseiten des Ernährers (V. 50f.) gleichsam als direkte Antwort auf Artotrogus' a parte gesprochenes offae monent aufgefasst werden kann. Ein Resümee des ersten Hauptteils der Szene I 1, das zugleich als Überleitung zum zweiten dient, erfolgt in V. 55-57, wobei der Vers 57 - virtute et forma et factis invictissumis - die in V. 10 vorgegebene Disposition dergestalt wiederholt, dass der zweigliedrige erste Leitbegriff (virtute et factis invictissumis) den zweiten {forma) umschliesst. Während sich die Funktion der ersten 506 507

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Zwierlein 1991, 129. V. 42: PY. ecquid meministi? AR. memini [...] (vgl. 37: factum herclest, memini fieri [...]) und 48f.: AR. at nullos habeo scriptos: sie memini tarnen. /PY. edepol memoria 's optuma [...]. V. 40f.: novisse mores tuos me meditate decet / curamque adhibere ut praeolat mihi quod tu velis und 49: [...] offae monent. „Zu 52 (in Cappadocia) verweist Kassel auf Men. Kolax frg. 2 Körte (έν Καππαδοκία ι), wo ebenfalls der miles gloriosus im Gespräch mit dem Parasiten vorgeführt und zudem - wie später im plautinischen Stück [V. 777] ... - mit Alexander verglichen wird" (Zwierlein 1991, 131 Anm. 275). Mazzoli 1995,47.

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Komponente des vir fortis im Wesentlichen auf die Entlarvung der Titelfigur als Prototyp des άλαζών beschränkt, ist die zweite der forma regia für die Handlungsentwicklung des Miles gloriosus konstitutiv: Die Charakterisierung des Pyrgopolinices als eines vermeintlich unwiderstehlichen Frauenhelden bereitet seiner späteren Düpierung insofern den Boden, als seine dargestellten Eigenschaften der Eitelkeit und der Schürzenjägerei die notwendige Voraussetzung für das Gelingen der Acroteleutium-Intrige (IV) bilden511, die - so im Folgenden Zwierlein - in ihrem Kern bereits in der Exposition angelegt ist: „Die beiden Frauen aber, von denen der Parasit seinem Brotgeber vorlügt, sie hätten ihn tags zuvor wegen seines Herrn belästigt, ihm von dessen Schönheit vorgeschwärmt, ihre Sehnsucht nach seinem Lager kundgetan, ihn gebeten, er möge seinen kriegerischen Herrn am heutigen Tag ... wie im Triumphzug an ihnen vorbeiführen, ihn angefleht, bedrängt, bestürmt, er möge ihnen Gelegenheit verschaffen, ihr Idol zu sehen, den stattlichen Mann zu ihnen bringen, diese beiden Frauen treten im zweiten Teil des Stückes aus dem Nebelschleier der Fiktion in die Wirklichkeit, nehmen die Gestalt der Acroteleutium (der vorgeblichen Ehefrau des Periplectomenus) und ihrer Amme Milphidippa an und setzen nun in dem ... Intrigenspiel all das in Handlung um, was Artotrogus in der Anfangsszene des Stückes als blosse Fiktion seiner vom Hunger beflügelten Phantasie dem Soldaten vor Augen gestellt hatte."512

Die Parallelität von Präfiguration und Realisierung der Acroteleutium-Intrige im ersten und im vierten Akt bietet ebenfalls ein wichtiges Indiz dafür, dass es sich beim Auftritt des Komödienpaars miles gloriosus - edax parasitus nicht um eine beliebig austauschbare „Paradescene"513, sondern um einen festen Bestandteil des Ά λ α ζ ώ ν handelt. Pyrgopolinices' Hauptcharakteristika der fortitudo und der forma regia fallen noch einmal zusammen bei seiner angeblichen Verwechslung mit dem Kriegs- und Frauenhelden Achilles (V. 61), die einerseits auf die epischen Motive des Szenenanfangs und andererseits auf Milphidippas mi Achilles in V. 1054 a Bezug nimmt. In die dem Vorspiel der Komödie zugrunde liegende einheitliche Konzeption, „welche das Handlungselement immer weiter nach hinten verschob", ordnet sich auch die Gestaltung des von der Charakterzeichnung zur

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Vgl. V. 775-778. 1390-1392. Zwierlein 1991, 214f.; vgl. auch die „schemenhafte Existenz" (ebd. 223 Anm. 457) der Zwillingsschwester in Philocomasiums „Traum" von deren Ankunft im Nachbarhaus (V. 380-394). Die einzelnen, vielfach wörtlichen Übereinstimmungen zwischen der Eröffnungsszene und der Άλαζών-Handlung im engeren Sinne zeigen Schaaf 1977, 144 und Zwierlein 1991, 227 Anm. 465 auf. Ladewig 1842, in: Gärtner - Stärk (Hrsgg.) 2001, 58.

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Aktion überleitenden Szenenschlusses (V. 72-78) folgerichtig ein, w i e Schaaf überzeugend darlegt: „Die Hand des Originaldichters erkennen wir auch in der Art, wie in das handlungsbezogene Ende ein weiteres Element der Charakteristik eingestreut ist: Die Verse 75 f implizieren nämlich ein enges Verhältnis des Pyrgopolinices zum mächtigen König Seleucus, wobei dem miles sogar eine besonders ausgezeichnete Stellung zukommt, denn Seleucus musste sich mit eindringlichen Bitten an ihn wenden. Bei Theophrast (Char. 23,4) erscheint das Prahlen mit solchen Beziehungen als ein typischer Zug im Charakterbild des άλαζών ..., und auch der miles gloriosus aus Menanders Kolax, dessen Figur Terenz in den Eunuch eingebaut hat, gefällt sich in der gleichen Vorspiegelung (V. 397 ff)." 514 Der in V. 78 in die Tat umgesetzte Aufbruch des Bramarbas mitsamt dessen Gefolge zum Forum, um die im Auftrag des Königs Seleukos angeworbenen Söldner zu entlohnen und sie zu ihrem Bestimmungsort in Marsch zu setzen, findet sein Gegenstück in der Rückkehr des Protagonisten zu Beginn des vierten Aktes, wodurch die Exposition auch äusserlich einwandfrei mit der Komödienhandlung verknüpft ist. Ausserdem ergibt sich ein bezeichnender komischer Kontrast aus dem Umstand, dass der aufgeblasene Kriegsmann nicht etwa - wie dies sein martialisches Gebaren erwarten liesse 5 " - den ihm erteilten Auftrag gewissenhaft zu Ende bringt, sondern stattdessen seinen Parasiten als Söldnerfuhrer einsetzt und selbst dem otium frönt (V. 948-950) 5 ' 6 . Insgesamt lässt sich anhand der Untersuchung der Parasitenszene sowohl deren Herkunft aus dem Ά λ α ζ ώ ν als auch deren - von Schaaf stichhaltig begründete - ursprüngliche Konzipierung für die zweiteilige Intrigenhandlung nachweisen: „Da aber der Einsatz der sich an die Titelfigur knüpfenden Haupthandlung erst mit der Rückkehr des miles oder kurz davor mit der Aufstellung des Intriguen514 515 516

Schaaf 1977, 140. Vgl. V. 77: regi hunc diem mihi operam decretumst dare. Zu dem durch diesen dramaturgischen Kunstgriff tadellos motivierten Ausscheiden des Artotrogus, dessen Funktion als Folie des Charakterbildes seines Brotherrn nunmehr erfüllt ist (diejenige des Schmeichlers wird im weiteren Verlauf des Stücks vom Sklaven Palaestrio übernommen), vgl. auch oben Anm. 484. Im Unterschied zu anderen Expositionsszenen der griechisch-römischen Komödie werden im Vorspiel des Miles gloriosus „nur Grundlagen gelegt und Verhaltensweisen vorgeprägt", so dass es „vornehmlich allgemeine Charakter- und Stimmungsexposition, Handlungsexposition dagegen nur in einem hintergründigen Sinn" (Schaaf 1977, 145f.) bietet; „das Vorspiel dient also lediglich zur Charakterisierung des miles und zur Illustration der Lage: in diesem Sinn ist es das bildhafteste aller plautinischen Vorspiele" (Marti 1959, 104). Hierbei verkörpert Pyrgopolinices den Handlungsträger, während Artotrogus als retardierendes Element .jeweils die Stichworte zu den charakterisierenden Partien" (Schaaf 1977, 142) gibt; vgl. dazu die Übersicht über den planvollen Aufbau von I 1 bei Zwierlein 1991, 131 Anm. 275.

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planes gegen ihn erfolgen kann, bedeutet die dramaturgische Behandlung der Hauptperson zugleich, dass der in der Anfangsszene angesponnene Faden der eigentlichen Alazon-Handlung ausdrücklich für den ersten Teil des Stückes suspendiert wird, um erst im letzten wiederaufgegriffen und durchgeführt zu werden. Soweit es den Handlungsgehalt allein angeht, liegt in diesem Effekt sogar der eigentliche Sinn des Vorspiels. Also hat schon der Dichter des Alazon deutlich genug den Handlungsraum der ersten Hälfte seines Stücks von der Haupthandlung für eine Nebenaktion frei machen wollen." 517 Darüber hinaus wird der für den Sklaven Sceledrus w i e für dessen Herrn Pyrgopolinices charakteristische Zug der Dummheit (V. 2 3 5 - 2 4 5 ) , von dem die jeweils gegen einen der beiden gerichteten Intrigen der Neben- (II) und der Haupthandlung (IV) ihren Ausgang nehmen 5 1 8 , im Rahmen der Planung (III) der Letzteren nicht mehr eigens erwähnt, was seine Thematisierung innerhalb des ersten Komödienteils voraussetzt; zu demselben Schluss

gelangt Schaaf aufgrund

nachstehender scharfsinniger Argumentation: .Am Ende des Vorspiels bereitet der Alazon-Dichter durch die Entfernung des Pyrgopolinices den Einschub einer Nebenhandlung ohne die Titelfigur vor; da aber auch der eingeschobene Komplex, soll er Handlung enthalten, notwendig der dramatischen Funktion eines Gegners der sympathischen Partei bedarf, so folgt aus dieser Anlage, dass der Dichter nach 1,1 einen .Vertreter' des miles einführen will; ganz in dieser Richtung ist die Figur des Sceledrus im II. Akt gestaltet, der nicht nur in formal-dramaturgischer Hinsicht an Stelle seines Herrn steht: Er tritt nämlich den Verschworenen als eine Art Ersatz-miYes gegenüber, denn der Zwillingsschwester-Plan zielt im Ansatz auf Pyrgopolinices selbst (V. 235 ff), dann aber nimmt ganz natürlich Sceledrus dessen Platz als direktes Objekt der Täuschung ein." 519 Sämtliche voraufgehenden Erwägungen führen zu dem Ergebnis, dass „Akt Π äusserlich und innerlich mit dem Rahmenstück verklammert ist" und „beide Teile unserer K o m ö d i e von vornherein komplementär aufeinander hin komponiert sind" 520 .

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Schaaf 1977, 146. Dementsprechend wird der in V. 236 angestellte Vergleich des dummstolzen Bramarbas mit einem Stein - neque habet plus sapiential quam lapis [...] — in V. 1024 wiederholt ([...] nullumsl hoc stolidius saxum). Desselben Vergleichs bedient sich der terenzische Gnatho in Eun. 1085: [...] satis diu hoc iam saxum vorso [...]; dazu ferner Wehrli 1936, 102 und Duckworth 1952, 161.

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Schaaf 1977, 147. Schaaf 1977, 148, der ebd. 282 als ein weiteres Indiz fiir die ursprüngliche Einheit des Miles gloriosus den beziehungsreichen Kontrast zwischen den beiden „Rivalen" Pyrgopolinices und Periplcctomenus - „zwei diametral verschiedenen Ausprägungen ein und derselben menschlichen Schwäche, nämlich der Selbstgefälligkeit und Selbstsucht" (Gaiser 1973, 226) - geltend macht: „Wie die Charakterisierung des Periplectomenus hier sich im folgenden in der dramati-

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Demgegenüber bestreitet Lefevre in den Vorbemerkungen zu seinen vierten „Plautus-Studien" mit Nachdruck, „dass es ein griechisches Original gegeben habe, in dem das Hauptziel der Handlung darin lag, ein gefangenes Mädchen mit allen Mitteln aus seiner Haft zu befreien, dieses aber nicht nur die Möglichkeit hatte, jeder Zeit aus dem Gefängnis zu spazieren, sondern dies auch ungeniert tat - ein Original, in dem das Schlupfloch nicht die Funktion hatte, die Handlung weiterzutreiben (und zu entscheiden), sondern lediglich dazu diente, komische Wirkungen zu erzielen"521. Die von Lefevre - unter der Voraussetzung „einer weitgehenden Stimmigkeit in der Konstruktion des griechischen Originals"522 - postulierte Nutzung des Schlupflochs zur Flucht lässt sich als Handlungselement jedoch weder innerhalb der attischen Komödie noch in den von E. Zamcke zusammengestellten motivisch vergleichbaren Volkserzählungen belegen, in denen der Wanddurchbruch ebenfalls „nicht als möglicher Fluchtweg, sondern nur als Mittel zur gegenseitigen Kontaktaufnahme (und der sich daraus ergebenden Förderung der ... Düpierungshandlungen) gedacht"523 ist. Dieselbe

sehen Handlung aktualisiert, so auch die in 1,1 gegebene Charakteristik des Pyrgopolinices ... Dabei wirkt die eine sozusagen als aktive, die andere als passive Komponente des Täuschungsplanes, der ab 765 entworfen und durchgeführt wird. Das steht ebenso in Beziehung zueinander wie die beiden Charakterbilder in 1,1 und 111,1 selbst ..." Vgl. auch die auffallende Parallelität der „grossen" Aristie des Periplectomenus in III 1 (V. 616-764) und der „kleinen" der Philocomasium in II 2 (V. 185M94; dazu Schaaf 1977, 282). Die unitarische Position findet nicht zuletzt darin eine Stütze, dass dieselbe motivische Kombination von durchbrochener Wand und Entführungsgeschichte in zahlreichen europäischen und orientalischen Volkserzählungen bezeugt ist; vgl. dazu im Einzelnen E. Zamcke, Parallelen zur Entführungsgeschichte im Miles gloriosus, Rhein. Mus. 39, 1884, 1-26 sowie Baehrens 1924, 56 (gegen die von Leo 1912, 178-182 vorgenommene, oben S. 11 Of. skizzierte „Zergliederung"). 52

' Lefevre 1984, 31.

523

E b d

-

Zwierlein 1991, 224. Im Gegensatz dazu erfolgt die Bereitstellung des Schiffs in Euripides' Helena einzig und allein zum Zwecke der Flucht von Menelaos und dessen Gemahlin. Diesen grundlegenden Unterschied scheint Lefevre 1984, 31 bei seinem schiefen Vergleich - „Wenn der nicht zur Flucht genutzte Wanddurchbruch in einem griechischen Original vorkäme, wäre es so, als wenn in Euripides' .Helena' ... Menelaos' Schiff unversehrt in einer Bucht läge, dieser aber auf die heimliche Flucht verzichtete, um lieber Theoklymenos zu überzeugen" gänzlich zu verkennen. Im Übrigen weist das Handlungsgefüge des Miles gloriosus schlagende Parallelen zu jenem des euripideischen Dramas auf, wie Gaiser 1973, 228f. ausführt: „Hier wie dort tritt der Entführer als Seemann auf und nimmt die Frau, die am fremden Ort von einem unerwünschten Mann festgehalten wird, mit aufs Schiff. Beim Abschiednehmen droht das Vorhaben der Liebenden entdeckt zu werden, aber der Verdacht des Betrogenen ist nicht stark genug. Er bleibt in der Erwartung einer neuen Liebesverbindung zurück, muss dann aber durch einen Botenbericht erfahren, dass er getäuscht worden ist. ... Schon in der ersten Hälfte, nicht erst bei der Vorbereitung der Flucht, läuft die Handlung parallel: in der Komödie haben wir zuerst das Verwechslungsspiel mit der Zwillingsschwester, bei Euripides dementsprechend die doppelte Helena, durch die Menelaos verwirrt wird (um schliesslich allerdings, an-

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Funktion kommt der - als Heiligtum getarnten - durchbrochenen Hauswand in Menanders Φάσμα zu, die den heimlichen Umgang von Mutter und Tochter ermöglicht und weniger den Hauptinhalt als vielmehr den Ausgangspunkt der nachfolgenden Handlung bildet524, worin sich eine genaue Entsprechung zum Miles gloriosus zeigt. Demnach liegt uns in der Nea ein sicheres Zeugnis für das Motiv des ausschliesslich als Mittel zur gegenseitigen Kontaktaufnahme verwendeten Wanddurchbruchs vor (die Handlung des Φάσμα zielt bekanntlich nicht auf die Flucht der Liebenden), so dass der von Lefevre als Prämisse seiner These der plautinischen „Umformung des Άλαζών zu der Doppel-Komödie des ,Miles gloriosus'" formulierte Anstoss hinfallig wird. Überdies bleibt es auch einem griechischen Dichter vorbehalten, „eine real existierende Fluchtmöglichkeit aus poetischen (im Miles wohl auch aus praktischen und rechtlichen) Gründen"525 nicht zu nutzen, zumal Philocomasiums Flucht durch das Schlupfloch dem Stück ein abruptes und im Hinblick auf die poetische Gerechtigkeit höchst unbefriedigendes Ende setzen würde526. Dass aber „Pleusicles im Nachbarhaus einkehrt, Wand an Wand mit der Geliebten wohnt und diese überhaupt nicht zu sehen bekommt"527, erscheint auch Lefevre schwerlich plausibel. So kann er nicht umhin, das dem Άλαζών abgesprochene Motiv des Wanddurchbruchs durch eine andere Möglichkeit der gegenseitigen Kontaktaufnahme der Liebenden - den „ans Groteske streifenden"528 „Zuruf von Balkon zu Balkon" - zu ersetzen, wobei er schliesslich doch einräumt, „dass Plautus ganz allgemein Anregungen von Wanddurchbruchs-

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ders als Sceledrus, die Wahrheit zu erfahren). Im Zentrum beider Stücke steht die Person, die in ihrer hilfreichen Wesensart für die Liebenden eintritt: Theonoe bei Euripides, Periplectomenus bei Plautus ... Und danach wird hier wie dort der Plan zur Überlistung des Gegners geschmiedet". Vgl. die Inhaltsangaben bei Donat, Ter. Eun. prol. 9, 3 und Gomme - Sandbach 1973, 673675. Zwierlein 1991, 224f. Anm. 460, der ebd. 226 entgegen Lefevres Behauptung, der Wanddurchbruch spiele in der zweiten Komödienhälfte keine Rolle mehr (1984, 31), ausdrücklich darauf aufmerksam macht, dass dieser durchweg „als Voraussetzung für die hinterszcnische Kontaktaufnahme der Hauptintriganten mit Philocomasium erhalten bleibt". Zur dramaturgischen Notwendigkeit der Bestrafung des moechus vgl. vor allem Zwierlein 1991, 21 lf. und Williams 1958, 81: "... it would be dramatically most unsatisfactory if the girl ran away at the end of Act II, since the soldier would be left untouched, and the girl, her lover, and the slave Palaestrio would be placed in a legally untenable position." Die rechtlichen Schwierigkeiten, die sich ergäben, wenn Philocomasium einfach durch die durchbrochene Wand flüchtete, bilden ein gewichtiges Argument gegen Lefevres Auffassung; diesbezüglich sei etwa auf O. Fredershausen, De iure Plautino et Terentiano, Diss. Göttingen 1906, 3138 (s.v. manumissio) verwiesen. Drexler 1929, 346. Zwierlein 1991, 7 Anm. 1.

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Die römische Komödie

Komödien bekommen hat"529. „Von der grossen Schwierigkeit hier ... ganz zu schweigen, die die Teilnahme der Philocomasium an der Intrige in diesem Falle machen würde"530, wird Lefevres Versuch, neben der „mit dem Wanddurchbruch operierenden Handlung um Sceledrus und die Zwillingsschwester" sowohl die Aristie des Periplectomenus als auch die gesamte Hetären-Handlung und die abschliessende Bestrafung des miles als Produkt von „Plautus' überbordender Phantasie"53' zu erklären, in seiner Radikalität durch Zwierleins besonnenes Urteil widerlegt: „Die Unbekümmertheit, in der Lefevre die gesamte Sceledrus-Handlung mit dem Zwillingsschwester-Spiel, ferner die Hetärenhandlung III 3 - IV 6 und noch dazu die Bestrafung des miles in der Schlussszene aus dem griechischen Original herauslöst und auf das Konto des Plautus setzt ..., ist bemerkenswert. Dass Plautus sich - zumal zu Beginn seiner Karriere als Bühnendichter ... — so weit von seinen griechischen Vorbildern emanzipiert hätte, wie dies selbst eine Generation später dem Terenz noch nicht möglich war, wird niemand ernstlich glauben, der die Bedingungen der Frühphase der lateinischen Literatur, angefangen von der Odyssee-,Übersetzung' des Livius Andronicus, gebührend in Rechnung stellt und den fortlaufenden Prozess der Aneignung der exempla Graeca durch die Römer auf dem Wege eines freien vertere verfolgt." 532

Die bezeichneten Unstimmigkeiten innerhalb der Dramaturgie des Miles gloriosus legen durchaus plautinische Eingriffe und spätere Interpolationen nahe. Gleichwohl bieten sie keine wirklichen Anhaltspunkte dafür, die Zugehörigkeit weiter Teile der Handlung (II 4-6. III 3 - IV 6) sowie der Szenen III 1 und V 1 zum Άλαζών zu bestreiten. Deren Zuweisung an den römischen Bearbeiter, der „frei nach Laune, um der blossen vordergründigen Belustigung willen gedichtet, sich mutwillig von seinen griechischen Vorlagen (falls er überhaupt solche benutzte) gelöst und jederzeit leichten Herzens die Logik seiner Handlung auf den Kopf gestellt"533 haben soll, steht einer angemessenen Rekonstruktion des griechischen Originals entgegen und evoziert geradezu das obsolet gewordene „Bild des stümperhaften Dramatikers Plautus, der in den Fallstricken der Kontamination hängengeblieben ist"534.

529 530 531 532 533 534

Lefevre 1984, 36 Anm. 21 und 46. Drexler 1929, 346. Lefevre 1984, 32 und 35. Zwierlein 1991, 7 Anm. 1. Ebd. 5. Zwierlein 1991, 78 (vgl. etwa Leo 1912, 185-187) mit einer kritischen Gesamtbeurteilung der von Lefevre 1984, 46-49 vorgeschlagenen Rekonstruktion der Άλαζών-Handlung ebd. 7 Anm. 1: „Was uns Lefevre als seine Rekonstruktion des griechischen Alazon anbietet, ist ein Phantasiegebilde ..."

Plautus: Persa

127

4.1.7. Persa

"The Persa is a light farce in which the characters represent the lowest strata of ancient society - slaves [sc. Toxilus, Sagaristio, Sophoclidisca, Lemniselenis, Paegnium], a leno [sc. Dordalus], a parasite [sc. Saturio] and his daughter."535 G. E. Duckworth' Kurzcharakteristik des Persa lässt bereits dessen hervorstechendste Eigentümlichkeit - die Transposition der herkömmlichen bürgerlichen Intrigen- und Liebeshandlung auf die Ebene der Sklaven - erkennen, durch die sich dieses Stück von allen übrigen uns noch greifbaren Komödien der Nea und der Palliata unterscheidet: So „ist der verliebte junge Mann, in dessen Interesse der Kuppler geprellt wird, hier zugleich auch Erfinder des Betrugs, kein Bürgersohn, sondern Sklave"536. Unter den plautinischen Kupplerkomödien, die „entweder komplexer gebaut sind (Pseudolus) oder als Erbe griechischer Dramatik eine Zusammenfuhrung von getrennten Verwandten enthalten (Curculio, Poenulus, Rudens)", gilt der Persa als „die am schlichtesten konstruierte", da hier „alles auf das Entführungsmotiv selbst reduziert" 537 ist. Um während der Abwesenheit seines Herrn Timarchides seine Geliebte Lemniselenis vom Kuppler Dordalus loskaufen zu können, borgt sich der - wie sonst die bürgerlichen adulescentes amantes - in Geldnot befindliche Sklave Toxilus bei seinem Gefährten Sagaristio einstweilen die Summe, die dessen Herr diesem für den Kauf von Ochsen anvertraut hat. Durch das nachfolgende, von ihm selbst initiierte Intrigenspiel weiss sie Toxilus auch gleich wieder zurückzugewinnen: Zunächst macht er sich das obligate Verlangen seines Parasiten Saturio nach den reliquiae des Hauses zunutze, um derentwillen sich der essurio (V. 103)538 ohne Zögern zum Scheinverkauf seiner Tochter an Dordalus bereit findet. Anschliessend verleitet er mit der Hilfe des als Perser539 ausstaffierten Sagaristio - dessen Auftritt als Überbringer eines fingierten Briefes des angeblich in Persien weilenden Timarchides der Komödie ihren Titel gibt - den

535 536 537 538

539

Duckworth 1952, 162. Woytek 1982", 22. E. Stärk, Persa oder Ex Oriente fraus, in: Lefevre - Stärk - Vogt-Spira (Hrsgg.) 1991, 152. nam essurio venio, non advenio saturio. Das ίχπαξ λεγόμενον es(s)urio ,„Hungerer', eigentlich .einer, der essen will"' (vom Desiderativum esurire - einer Konträrbildung zu *saturire .gesättigt sein' - abgeleitet; vgl. Leumann 1926-28, 557) stellt eine „scherzhafte Augcnblicksbildung als Pendant zu dem etymologisierten Eigennamen" „Saturio" dar, der ,,κατ' άντίφρασιν ideal auf einen Parasiten" passt (Woytek 1982a, 132 und 197f. zu V. 103); „der Name ist im Griechischen (Σατυρίων) gut belegt..., u.a. auch für einen Spassmacher bei Luc. Symp. 19", und „sonst noch als Komödientitel für Plautus bezeugt" (ebd. 132). Sc. „mit wallendem Gewand und einer Tiara auf dem K o p f (Ludwig 1966, 1376).

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Die römische Komödie

leichtgläubigen Kuppler dazu, die Parasitentochter, eine vermeintliche Araberin, ohne Garantie des Eigentumsrechts (im Falle eines vonseiten einer Drittperson auf sie erhobenen Anspruchs) zu erwerben. Kaum ist die Geldübergabe erfolgt, eilt auch schon Saturio heran und fordert die virgo als seine freigeborene Tochter zurück, so dass sie der geprellte Dordalus ohne Entschädigung wieder freigeben muss und zum Schaden obendrein noch den Spott von Toxilus und dessen Helfershelfern erntet. „Während die zahlreichen Eigentümlichkeiten dieses Stückes die Gelehrten nicht ruhen Hessen und die gegensätzlichsten ästhetischen Urteile provozierten, wussten die Dichter zu dieser Schöpfung der plautinischen Bühne offenbar nichts mehr zu sagen"540, wie Stärk in der Einleitung seines Aufsatzes ,JPersa oder Ex Oriente fraus" im Sammelband „Plautus barbarus" lapidar feststellt. Dass der Persa innerhalb der neueren Literaturen anscheinend keine direkte Nachahmung oder Neubearbeitung erfahren hat541, dürfte nicht zuletzt in seinem als „wenig einladend"542 angesehenen Bedientenmilieu begründet sein, dessen Singularität im Rahmen des bisher verfügbaren Materials der griechischrömischen Komödie A. van Ijsendijk noch etwas verdeutlicht: „Re vera est fabula servilis, in qua fere semper non nisi mus. ... Nusquam ergo servi locum primum explent: sunt rum auctores, verum heroum vel filiorum herilium causa: agant, verum res eorum non agitur. In Persa autem servi agitur." 543

servos in scaena videsane plerumque d o l o servi quidem sunt qui agunt et servorum res

Die Transposition der Liebeshandlung "dalle stanze dei signori borghesi all'abitazione dei servi"544 bildet eine konsequente Weiterführung des beliebten Komödienthemas „Bedientenherrlichkeit während der Abwesenheit der Herrschaft"545: Mit ihrer - auf die Dauer der Reise des senex beschränkten - Herrenrolle identifizieren sich die Sklaven so weit, dass sie den gut situierten Bürgersöhnen bzw. -vätern auch in deren Liebes- und Geldnöten nicht nachstehen. In der Übertragung der bürgerlichen Primärrollen auf die Sklaven des Stücks, wie sie in der Gestalt des Handlungsträgers Toxilus exemplarisch zutage tritt und im Folgenden von E. Woytek treffend umschrieben wird, besteht nach dessen 540 541 542

543 544 545

Stärk 1991, 141. Vgl. dazu Reinhardstoettner 1886, 721 f. W. Schindler, Das komische Spiel der Rollenfigur in Plautus' ,Persa'. Vier Szenen für die Schule interpretiert, Der altsprachliche Unterricht 29, 1986, 44. Vgl. den Überblick über die verschiedenen Werturteile bei E. Lefevre, Plautus' Persa zwischen Νέα und Stegreifspiel, in: St. Faller (Hrsg.), Studien zu Plautus' Persa, Tübingen 2001, 13f. A. van Ijsendijk, De T. Macci Plauti Persa, Diss. Utrecht 1884, 47 und 50. Fraenkel 1960, 406 (Addendum zu 83, n. 3). Stärk 1991, 141.

Plautus: Persa

129

Ansicht das „kennzeichnendste Wesensmerkmal der Personencharakteristik im Persa überhaupt": „In der Expositionsszene zunächst ganz die Karikatur eines verliebten jungen Mannes aus gutbürgerlichem Haus in der chronischen finanziellen Notlage, der mit paratragödischem Pathos seine Ohnmacht gegen die Gewalt der Liebe schildert, geriert er sich im folgenden nahezu unvermittelt - einen Hinweis auf den Umschlag in seinem Wesen gibt lediglich die Ankündigung in Vers 52, er wolle dem leno eine mala res magna bereiten - als der schlaue Ränkeschmied, der architectus doli vom Schlage eines Chrysalus oder Pseudolus. Zum Unterschied von diesen Sklaven zieht Toxilus allerdings, was in der Komödie singulär ist, nicht für seinen Herrn, sondern ganz im eigenen Interesse bei dem von ihm ersonnenen Betrug am leno Dordalus die Fäden. Eben noch völlig ratlos, entwirft er im Handumdrehen einen frechen Intrigenplan ,.."546

Die innerhalb der erhaltenen Stücke der Palliata singuläre Figur des servus amator verkörpert eine - schon von G. L. Müller erkannte - Kombination der zum festen Repertoire der Nea gehörenden Bühnentypen des servus callidus und des adulescens amans547. Sie findet eine Entsprechung im Sklaven Daos, der sich in Menanders "Ηρως in die von Pheidias geschwängerte Plangon verliebt hat und sich in der Hoffnung, sie dann heiraten zu können, als Vater ihres Kindes ausgibt548. Doch wird das Thema des verliebten Sklaven im Persa dadurch prominenter, dass Toxilus' Liebesangelegenheiten für die Komödienhandlung konstitutiv sind, während diejenigen des Daos - der sich alsbald veranlasst sieht, seine Heiratsabsichten aufzugeben - im Ganzen gesehen ein Nebenmotiv darstellen. Mit der Gestaltung des Toxilus als servus amator korrespondiert das Erscheinungsbild seines Gefährten Sagaristio, der die zum servus callidus und zum adulescens amans komplementären Charaktere des hilfreichen Sklaven und des treuen Freundes in sich vereinigt549. Erfährt das offenkundige Bestreben des Dichters, „aus traditionellen Typen neue zu klittern"550, in der für Toxilus und Sagaristio bezeichnenden Verschmelzung von Herrn und Sklaven zweifellos seine stärkste Ausprägung, so manifestiert es sich darüber hinaus in den Kon-

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547

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549 550

Woytek 1982\ 43f. Vgl. auch Webster 1953, 80: "... the play remains unique among Greek comedies in having a slave intriguing for himself and not for his young master." G. L. Müller, Das Original des plautinischen Persa, Diss. Frankfurt a. M. 1957, 6: „Im Persa fallen die Typen des verliebten Jünglings und des schlauen Sklaven zusammen." Vgl. d a z u G o m m e - Sandbach 1973, 385. Eine analoge Typenmischung liegt bei den zu gefühlvollen Liebhabern sublimierten menandrischen Soldaten Thrasonides im Μισούμενος und Polemon in derΠεpucειρoμέvη vor; zum Parasiten in Menanders Σικυώνιοι unten Anm. 552. Vgl. Müller 1957, 10 und Woytek 1982", 45f. Woytek 1982 a , 43.

Die römische Komödie

130

zeptionen des Parasiten Saturio und der namenlosen virgo. Mit ihnen kommt ein in doppelter Hinsicht „ganz einzigartiges Paar auf die Bühne" 551 , denn beide weichen vom bisher bekannten Spektrum ihrer Typenrolle insofern ab, als „vorgerücktes Alter und Vaterrolle für einen Parasiten ebenso ungewöhnlich sind wie die aktive Teilnahme eines freien jungen Mädchens an einer Intrige"552. Infolge der Singularität dieses Vater-Tochter-Paars konnte es nicht ausbleiben, dass ihm in der Forschung „sowohl grösste Beachtung als auch völlig unterschiedliche Beurteilung" 553 zuteil wurde, zumal die Bestimmung seiner Herkunft untrennbar mit der Kardinalfrage nach dem Verhältnis der lateinischen Bearbeitung zu ihrem griechischen Original verknüpft ist. Die im Zentrum des Interesses stehenden, disparat erscheinenden Charakterbilder von Saturio und dessen Tochter werden massgeblich dadurch determiniert, dass die beiden innerhalb der dramaturgischen Struktur des Stücks als Werkzeuge des Handlungsträgers fungieren und sich dabei das Verhaltensmuster jener Figuren aneignen, denen sonst die Mitwirkung bei einer Intrige des servus callidus vorbehalten bleibt: So sind „in der Gestalt der virgo die Typen des ernsten, tugendhaften Bürgermädchens einerseits und der raffinierten, durchtriebenen unfreien Frau aus der Halbwelt andererseits, die fur Verwechslungs- und Verkleidungskomödien vom Schlage des Persa ein stehendes personales Requisit darstellt, miteinander gekoppelt"554, während Saturio „nicht nur als Parasit auftritt und als Vater, sondern bei seiner Teilnahme an der Intrige gegen den Kuppler auch die Funktion eines Sykophanten übernimmt" 555 . Die Übertragung des für die Nea bezeugten episodischen Parts des zu Betrugszwecken in Dienst

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553 554 555

Stärk 1991, 146. B. Sherberg, Das Vater-Tochter-Verhältnis im plautinischen Persa. Zur Funktion der ersten Szene des dritten Aktes, in: Faller (Hrsg.) 2001, 139. Vgl. auch H. W. Prescott, The Interpretation of Roman Comedy, Class. Phil. 11, 1916, 132: "The Persa is unique in its presentation of a virgo in an active röle"; Webster 1953, 81: "Saturio is unique among parasites in having a daughter". Innerhalb der antiken Komödientradition ist der Schmarotzer „nach allgemeiner Regel ... noch ein junger lediger Mann" (Ribbeck 1883, 41; der Lexikograph Pollux reiht in seinem Ονομαστικόν [2. Jh. n. Chr.] die Masken des κόλαξ und des παράσιτος unter jene der ν ε α ν ί σ κ ο ι ein [Poll. IV 143f. 146. 148]) und „ex officio eine Figur ohne jede familiäre Bindung", da „seine Stellung in der Gesellschaft ... allein durch die κολακεία gegenüber dem τρέφων bestimmt" wird (Stärk 1991, 146; vgl. G. Chiarini, La recita. Plauto, la farsa, la festa, Bologna 1979, 87f. und 95f.). Ebenfalls „in wenigstens einer Hinsicht aus dem Rahmen gefallen zu sein" scheint der Parasit Theron in Menanders Σ ι κ υ ώ ν ι ο ι , der „nicht sein übliches schwarzes oder graues, sondern ein weisses Gewand" trug, „weil er - heiraten wollte" (Nesselrath 1985, 110 Anm. 344; vgl. dazu oben Anm. 75). Woytek 1982 a , 47. Ebd. 53. Sherberg 2001, 140.

Plautus: Persa

131

genommenen sycophanta inpudens (Ter. Haut. 38)556 auf den Parasiten, dessen existenzielle Abhängigkeit von seinem Ernährer - dem architectus doli - ihn hierfür geradezu prädestiniert, bot verschiedentlich Anlass dazu, auf „die völlige Identität der beiden Berufe"557 des Sykophanten und des Parasiten zu schliessen, die jeweils durch Schmeichelei ihr Leben fristen. Nachdem U. von Wilamowitz-Moellendorff die gelehrte Diskussion auf die der Gestalt Saturios immanente Typenmischung gelenkt hatte558, vertrat J. O. Lofberg die generelle Gleichsetzung von συκοφάντης und παράσιτος im hellenistischen Athen559, wobei er Saturio die Doppelnatur eines "sycophantparasite" zuschrieb560. Lofbergs richtungweisende Position radikalisierte G. Chiarini in seiner Monographie "La recita. Plauto, la farsa, la festa" insofern, als er Saturios Pendant im griechischen Original den Status eines Parasiten gänzlich absprach und stattdessen einen reinen Sykophanten postulierte, der für

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557

Der Bühnentypus des συκοφάντης geht an sich bereits auf die Alte Komödie zurück (Ar. Ach. 818-828, Av. 1410-1468, PI. 850-957), wo er aber durchweg als verhöhnter und g e prügelter Denunziant in Erscheinung tritt; vgl. dazu unten S. 193. Die Etymologie des seit dem 4. Jh. v. Chr. als Bezeichnung für „einen Jeden, der aus Bosheit oder Gewinnsucht Andere anklagte; einen ränkevollen, falschen Ankläger, Chikaneur; eine in Athen seit Perikles sehr zahlreiche und verachtete Menschenklasse" (Pape 1914, Bd. 2, 973f.) allgemein gebräuchlichen Wortes ,,συκο-φάντης" ist umstritten (Menge - Güthling 1913, 646; Liddell - Scott - Jones 1940, 1671; P. Chantraine, Dictionnaire etymologique de la langue grccque, Paris 1968, 1069 s.v. σϋκον; Walde - Hofmann 1954, 638 s.v. sycophanta). Vgl. ferner K. Latte, Συκοφάντης, RE IV A l (1931) 1028-1031 und Ehrenberg 1968, 350-353. Wüst - Hug 1949, 1392.

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560

U. von Wilamowitz-Moellendorff, De tribus carminibus latinis commentatio (1893): De Plauti Persa, in: Kleine Schriften, Bd. 2, Berlin 1941, 271: „Saturio de parasitica arte multa verba f a cit, sed quae facit, sycophantae potius sunt." J. O. Lofberg, The Sycophant-Parasite, Class. Phil. 15, 1920, 64, 68 und 71: "... the New Comedy offers more information about the cheap hireling, whose chief occupation was to act as the ready agent for others, and less about those who engaged in litigation on their own initiative or even those who practiced blackmail. ... The most easily employed agent that a f a mily of wealth could find was naturally the parasite. Men of this profession admitted that they were available for any service. ... This identification of the parasite with the sycophant was but natural. The only essential difference was in the remuneration they received. ... Roughly speaking, the term sycophant may be applied to an agent employed for some particular business, parasite to one who serves one or several patrons regularly." Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass Terenz, Haut. 38 den edax parasitus und den sycophanta inpudens als zwei v e r schiedene Typenrollen verzeichnet. Vgl. auch Menander, Θεοφορουμένη fr. 1, 16f. Arnott: πράττει δ' ό κόλαξ άριστα πάντων, δεύτερα / ό συκοφάντης, 6 κακοήθης τρίτα λέγει. Auf die „im Parasiten angelegten grösseren komischen Möglichkeiten" (Woytek 1982 a , 55 Anm. 285) geht Lofberg 1920, 68 und 72 ein. Lofberg 1920, 69.

132

Die römische Komödie

den Scheinverkauf eigens eine Flötenspielerin angeworben habe561. Die von Chiarini vorgenommene Zuweisung sowohl des Parasitentums als auch der Vaterschaft des Saturio an Plautus machten sich in jüngster Zeit Stärk und Lefevre für ihre These zu Eigen, der Persa könne „so, wie er vorliegt, nicht die in Rom übliche Bearbeitung einer Vorlage der Νέα sein", sondern „nur in äusserst freier Weise ein Original wiedergeben"562. Die Frage nach dem ursprünglichen rollenspezifischen Charakter Saturios hängt im Wesentlichen an der Auffassung der so genannten Quadruplatoren-Diatribe (V. 62-76) in dessen Auftrittsmonolog I 2, die man „bald ganz als plautinischen Zusatz zum Original"563 reklamierte, „bald ... für die wörtliche Übersetzung griechischer Termini ins Lateinische"564 hielt, während Woytek und G. Danek „darin Bauelemente aus beiden Bereichen verarbeitet"565 sahen. Innerhalb des durch die Exposition eröffneten motivischen Kontextes wird die rollenspezifische Identität des in V. 53 auftretenden Monologsprechers daraus ersichtlich, dass sich Toxilus bei seiner Ankündigung am Ende der Szene I 1, dem Kuppler malam rem aliquant „auskochen" zu wollen (V. 52)566, der Essmetaphorik bedient und damit den edax parasitus auf den Plan ruft, wie Chiarini pointiert bemerkt: "Quasi magicamente evocato dalla metafora culinaria (exeoxero), metafora usata anche altrove, in Plauto, per indicare l'attivitä creativa, inventiva del servus callidus ..., ecco apparire il piü gastronomico dei personaggi, il perenne sognatore di manicaretti, il professionista della tavola: il parasito Saturio."567

561

Chiarini 1979, 97f. In seiner Nachfolge vermutete J. C. B. Lowe, The virgo callida of Plautus, Persa, Class. Quart. 39, 1989, 394 hinter dem plautinischen Parasiten ebenfalls einen ursprünglichen Sykophanten, wohingegen M. Bettini, II parasito Saturio, una riforma legislativa e un testo variamente tormentato (Persa vv. 65-74), Stud. Class. Or. 26, 1977, 96-104 die Sykophantenthematik als römische Zutat verstanden wissen wollte.

562

Lefevre 2001, 32 und 35: „Da der Parasit keine Tochter zu haben pflegt, käme eine andere Frau [sc. fur die Intrige] in Frage. Aber welche Freie log so nach Strich und Faden oder, wenn sie nach Lowe [1989 a , 398] eine stumme Rolle hatte, mimte so eiskalt wie die plautinischc Parasiten-Tochter? Zudem: Welcher - freie - Mittelsmann handelte so unverschämt wie der plautinische Parasit?" (ebd. 32). Vgl. Stärk 1991, 146-149 und 160; ebenso Sherberg 2001, 140f.

563

G. Danek, Parasit, Sykophant, Quadruplator. Zu Plautus, Persa 62-76, Wien. Stud. 101, 1988, 224. Vgl. etwa Bettini 1977, 97-99; H. Marti, Rez. E. Woytek: T. Maccius Plautus: Persa. Einleitung, Text und Kommentar, Wien 1982, Gnomon 56, 1984, 397; Lefevre 2001, 66-68. Danek 1988, 224. Vgl. etwa Leo 1912, 123-125 und Lofberg 1920, 62. Woytek 1982 a , 184 zu V. 74. Vgl. Danek 1988, 233-236. usque ero domi dum exeoxero lenoni malam rem aliquam. Chiarini 1979,43.

564 565 566 567

Plautus: Persa

133

Dieser gibt sich denn auch gleich zu Beginn seiner Selbstvorstellung - deren „drei formal deutlich voneinander abgehobene Themenblöcke" in sich jeweils eine Ringkomposition bilden568 - als typischer Vertreter seiner Gattung zu erkennen, indem er sich anhand des Auftrittsschemas der sich beim Publikum einfuhrenden Parasiten in die Tradition seiner Vorfahren einreiht569, die sich seit jeher mit Erfolg dem τάλλότρια δειπνεΐν verschrieben haben570 (V. 53-61). An die Definition seiner eigenen Rolle als Parasit schliesst sich eine Selbstkontrastierung mit den quadruplatores - den gewerbsmässigen Anklägern vor Gericht - an, von deren (als mögliche Alternative zur ars parasitica erscheinendem) Vorgehen sine meo periclo ire aliena ereptum bona (V. 63) er sich entschieden distanziert571. Zur Eindämmung des professionellen Denunzianten-Unwesens schlägt er zwei Gesetzesentwürfe vor, von denen der eine die Kürzung des durch erfolgreiche Anklage eines Strafdelikts erzielten finanziellen Gewinns auf die Hälfte vorsieht (V. 68f.)572, während der andere - in Form eines der formulierten lex beigefugten Zusatzes - als „eine skurrile Lösung nach Art der Komödie" den Rollentausch zwischen Kläger und Angeklagtem propagiert, so dass „der Beschuldigte ... nicht nur den erhobenen Anspruch bestreiten, sondern auch seinerseits Anspruch in derselben Höhe erheben"573 darf (V.

568

Danek 1988, 231. Vgl. V. 53f.: Veterem atque antiquom quaestum maiorum meum / servo atque optineo et magna cum cura colo und 61: unde ego hunc quaestum optineo et maiorum locum (dazu Woytek 1982 a , 173); V. 63: sine meo periclo ire aliena ereptum bona und 74: qui hic albo rete aliena oppugnant bona (dazu Bettini 1977, 91 Anm. 25 und Chiarini 1979, 88-93); V. 77: nunc hue intro ibo, visam hesternas reliquias und 80: sed aperiuntur aedes, remorandust gradus.

569

V. 57: pater, avos, proavos, abavos, atavos, tritavos; vgl. dazu Woytek 1982 a , 172: „Die Ahnenreihe ist eindeutig Zutat des Plautus, das Griechische kennt besondere Vcrwandtschaftsnamen nur bis zum Urgrossvater". Ebenfalls der Familientradition rühmt sich der Sykophant in den Vögeln des Aristophanes (V. 1452): π α π π φ ο ς ö βίος συκοφαντειν έστί μοι eine Parallele, die ihrerseits wiederum auf eine gewisse Affinität zwischen dem Sykophantenund dem Parasitengewerbe schliessen lässt.

570

V. 58: quasi mures semper edere alienum eibum - eine fast wörtliche Entsprechung zu Plaut. Capt. 77: quasi mures semper edimus alienum eibum (vgl. auch Persa 336f. - [...] VI. amabo, mi pater, / quamquam lubenter escis alienis studes - und Ter. Eun. 265); dazu Leo 1912, 105f. und oben Anm. 35. Zum Vergleich von Parasiten mit Mäusen, für den Lindsay 1900, 141 zu Capt. 77 auf Diog. Lacrt. 6, 40 verweist (προς τους έρπύσαντας έπί την τράπεζαν μΰς, ' ί δ ο ΰ ' , φησί [sc. Diogenes], 'και Διογένης παρασίτους τρέφει'), siehe vor allem G. Guastclla, La contaminazione e il parassita. Due studi su teatro e cultura romana, Pisa 1988, 88-105.

572 573

V. 62: neque quadrupulari me volo [...]. si legerupam quidamnet, det in publicum / dimidium [...]; vgl. dazu Woytek 1982 a , 178. Danek 1988, 228 mit Anm. 20.

Die römische Komödie

134

6 9 - 7 2 ) " 4 . I m S c h l u s s t e i l der R e d e ( V . 7 7 - 8 0 ) , der das Parasitenthema

wieder

aufnimmt, zieht Saturio s o d a n n „die praktische Schlussfolgerung": „... auch in der m o m e n t a n e n Situation w i l l er sich als echter Parasit

verhalten

und in das Haus s e i n e s Gönners z u m S c h m a u s e n b e g e b e n . D i e Erwähnung der Quadruplatoren dient also innerhalb des M o n o l o g s als G e g e n b i l d z u m Lob a u f den Parasitenstand, d o c h besteht die Alternative nicht e i n f a c h im U n t e r s c h i e d z w i s c h e n z w e i konkurrierenden ,Berufen'; w o r a u f es hier a n k o m m t , ist v i e l m e h r , dass Parasit u n d Quadruplator g r u n d s ä t z l i c h

zwei verschiedenen

Realitätsebe-

nen z u g e o r d n e t werden: der Parasit gehört [sc. für das B e w u s s t s e i n

des

römi-

s c h e n Z u s c h a u e r s ] a u s s c h l i e s s l i c h zur f i k t i v e n W e l t der B ü h n e , der Q u a d r u p l a tor a u s s c h l i e s s l i c h z u m realen r ö m i s c h e n Alltag." 5 7 5 W i r d die R e l e v a n z der Quadruplatoren-Diatribe für das r ö m i s c h e P u b l i k u m

auch

dadurch nahe g e l e g t , dass Saturio bei d e m in V . 6 2 - 6 4 v o l l z o g e n e n „Übergang v o n d e r B ü h n e n f i k t i o n , d e r T h e m a t i s i e r u n g d e r B ü h n e n f i g u r d e s P a r a s i t e n , zur extradramatischen Debatte"576 g l e i c h s a m aus seiner R o l l e als Parasit und -

sich selbst ironisierend -

weist

sich

συκοφάνται

Leos 577

Gleichsetzung

heraustritt

i n d i e j e n i g e d e s G e s e t z g e b e r s s c h l ü p f t , s o erder

quadruplatores

mit

den

griechischen

als nicht minder begründbar, w i e D a n e k aufzeigt:

574

[...] atque etiam in ea lege adscribier: / ubi quadrupulator quempiam iniexit manum, / tantidem ille Uli rusus iniciat manum, / ut aequa parti prodeant ad trisviros\ zur manus iniectio und zur Funktion der tresviri im Einzelnen vgl. Woytek 1982 a , 179-181 sowie Danek 1988, 228f. Anm. 20f.

575

So Danek 1988, 231. „Dreistufigen Aufbau mit Schluss vom Allgemeinen auf die besondere Situation" (ebd. 231 Anm. 31) weisen auch die übrigen Vorstellungsmonologe plautinischer Parasiten auf: Capt. 1 1 (V. 69-76. 77-90. 91-109), Men. I 1 (V. 77f. 79-95. 96-109) und Stich. I 3 (V. 155-182. 183-192. 193-233). Bezüglich der Gliederung der Auftrittsrede des Saturio stellt Fraenkel 1912, 82f. einen interessanten Vergleich mit dem „Parasitenreferat" in fr. 1 K . - A des Nikolaos an, wobei sich Parallelen zwischen fr. 1, 1-11 K.-A. (Herleitung des Parasitentums von Tantalos) und Persa 53-61 sowie zwischen fr. 1, 12-25 K.-A. (über jene Parasiten, die ihre τέχνη in Verruf gebracht hätten) und Persa 62-72 ergeben. Vgl. auch fr. 2, 1-20. 31-42 K.-A. des Diodoros; dazu ferner Nesselrath 1985, 432 und oben Anm. 78.

576

Danek 1988, 226f. Vgl. ebd. 226: „Die folgende Debatte lässt deutlich erkennen, dass das Denunziantenwesen im Rom des Plautus durchaus als Problem empfunden wird; ... mit der neuerlichen Ablehnung (neque illi quifaciunt mihi placent, 64), erfolgt ein deutlicher Hinweis auf die reale Existenz dieser Menschengruppe in der römischen Gesellschaft"; Woytek 1982 a , 174 zu V. 62: „Wie allein schon die Verwendung des Wortes [sc. des άπαξ λεγόμενον quadruplari] in diesem Kontext an unserer Stelle beweist - Plautus kann es doch nicht einfach frei erfunden haben ... wurden actiones dieser Art von darum offenbar ungünstig beleumundeten Personen einzig und allein der Geldprämie wegen gewerbsmässig angestrengt ..., sodass quadruplator annähernd synonym mit delator bzw. index ist" (dazu auch Bettini 1977, 83f. Anm. 2); Lefevre 2001, 68: „Plautus nimmt durch den Mund des Parasiten satirisch zu einem aktuellen Problem Stellung, indem er die für die Quiriten exotische Figur ihr ,chrlichcs' uraltes Gewerbe gegen das ,unehrliche' neue Gewerbe der Denunzianten setzen lässt."

577

Leo 1912, 123-125.

Piautus: Persa

135

„Die erste Angabe zur Tätigkeit der Quadruplatoren (sine meo periclo ire aliena ereptum bona, 63), passt gut auch auf die Sykophanten: bei ihrer täglichen Jagd nach dem Vermögen reicher Mitbürger war die Gefahr einer γραφή συκοφαντίας sicher zu vernachlässigen. Die moralisierende Ablehnung der Quadruplatoren durch Saturio erinnert etwa an den stehenden Vorwurf der συκοφαντία bei den attischen Rednern. Für den folgenden Gedankengang [V. 65-69] finden sich wörtliche Entsprechungen im Plutos des Aristophanes (899-920), wo ein Sykophant über seine Lebensweise zur Rede gestellt wird. ... Die Aristophanesstelle zeigt die typische Selbstdarstellung eines Sykophanten, der sich sichtlich mittels stehender Phrasen damit rechtfertigt, dass er zum Wohl der Gemeinschaft agiere. Das macht es äusserst wahrscheinlich, dass im Original des Persa tatsächlich von Sykophanten die Rede war ,.."578 Wie auch immer man sich in Bezug auf die Frage „Piautus oder Original"579 im Einzelnen entscheiden mag, wird man mit Woytek nicht umhinkönnen einzuräumen, dass „die von Saturio vorgenommene Abgrenzung des Parasitenberufs von delatorischer Tätigkeit" im Ganzen gesehen „ja auch nur im Hinblick auf griechische Zustände recht bedeutsam und notwendig" 580 ist: Denn sie wird nur vor dem Hintergrund einer bestehenden

Affinität zwischen dem Sykophanten-

und dem Parasitengewerbe vollkommen verständlich581, die ihrerseits wiederum voraussetzt, dass die beiden Metiers auf der gleichen Realitätsebene angesiedelt

578

579 580

Danek 1988, 233f., dessen Untersuchung der in V. 68-72 vorgelegten Gesetzesentwürfe im Hinblick darauf, „wie die einzelnen Begriffe und Motive bei Übertragung in die griechischc Sphäre in der gesellschaftlichen Realität Athens (bzw. in deren Spiegelung und Brechung in der Bühnenkonvention) verankert sind" (ebd. 233), zu „keinem einheitlichen Befund" führt: „Für den ersten Gesetzesvorschlag hat Paoli [Iura 4, 1954, 174-181] zeigen können, dass το ήμισυ, die wörtliche Entsprechung zu dimidium, im attischen Recht terminus technicus für die Denunziantenprämie ist... Entscheidend für den Sinn des Originals dürfte die Doppelbedeutung von το ήμισυ sein: unspezifisch ,die Hälfte', prägnant ,die Prämie'. Im komischen Kontext liegt nun die Auswertung dieser Doppeldeutigkeit für eine witzige Pointe nahe ... - Sicherheit im einzelnen lässt sich hier nicht gewinnen, da die Pointe bei der Übertragung in die römische Sphäre notwendigerweise verschwinden musste. Im zweiten Gesetzesvorschlag hängt der Witz bei Piautus völlig an der - physisch vollzogenen - manus iniectio des Römischen Rechts ... Die Versuche, den Text auf einen griechischen Gesetzesvorschlag zurückzuführen [sc. etwa Leos Herleitung der manus iniectio von der απαγωγή und der tresviri von den ενδεκα (1912, 124f.)], müssen daher zweifelhaft bleiben ... Damit kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass auch das Original einen zweiten Gesetzesvorschlag enthielt; über dessen Inhalt liessen sich aber keine näheren Angaben machen. ... Damit bestätigt sich im wesentlichen die Analyse von Woytek [1982 a , 183]" (Danek 1988, 234-236). Ebd. 225. Woytek 1982", 174 zu V. 62.

581

Vgl. ebd. 55: „Nur wenn die Identität der Berufe des Parasiten und des Sykophanten dem Publikum aus der unter Umständen leidvollen Erfahrung des täglichen Lebens bekannt war oder ihm zumindest möglich erschien, konnte es das Anliegen des Parasiten ja überhaupt verstehen und würdigen."

136

Die römische Komödie

sind, was ausschliesslich im griechischen Gesellschaftsleben gegeben war - ein von Danek klar herausgestelltes Faktum: „Für den ersten Teil des Monologs, die laudatio auf den Parasitenstand, ist hervorzuheben, dass der Parasit zwar auch in der νέα eine von der Konvention geprägte typische Bühnenfigur war, dass diese dort aber ihren Ursprung in der gesellschaftlichen Realität Athens hatte, die Zuschauer also einen Bezug zu typischen Erscheinungsformen ihres Alltags herstellen konnten. ... geht es bei Plautus letztlich um die Realitätsdifferenz zwischen Parasit und Quadruplator, so waren in Athen sowohl Parasit als auch Sykophant fest im Alltagsleben verankert, mussten in der fiktionalen Bühnenhandlung somit grundsätzlich denselben Realitätsanspruch haben."582

Dies impliziert, dass sich der Zusammenhang zwischen der Selbststilisierung Saturios als eines der Tradition seiner Vorfahren verpflichteten Techniten und der Quadruplatoren-Diatribe - den Lefevre in der Gegenüberstellung des „.ehrlichen' uralten Gewerbes" der Parasiten und des „.unehrlichen' neuen Gewerbes der Denunzianten"583 erkannt hat - ebenfalls nur unter Bezugnahme auf die „gesellschaftliche Realität Athens" ganz erschliesst, da die ars parasitica im plautinischen Rom nicht wirklich als vetus atque antiquus quaestus (V. 53) gelten konnte. Daraus ergibt sich nun aber ein wichtiges Indiz für die Herkunft der „Debatte über Parasiten- und Sykophantentum" 584 aus dem griechischen Original, wobei die Vermutung nahe liegt, Plautus sei seiner Vorlage auch hinsichtlich der rollenspezifischen Charakterisierung des Monologsprechers als eines Vertreters des gepriesenen Parasitenstandes gefolgt. Letzteres ist umso wahrscheinlicher, als die für den Monolog konstitutive Thematik „Parasit - Sykophant" - die aus den dargelegten Gründen „nur im griechischen Kontext ihre Bedeutung entfalten konnte" 585 - in der von Saturio verkörperten Typenmischung einen exemplarischen Ausdruck erfahrt, indem sie sich gleichsam in einem inneren Konflikt zwischen der Parasiten- und der Sykophantenrolle manifestiert - so im Folgenden Danek anhand einer ansprechenden Rekonstruktion der originalen Saturio-Handlung: „Unter diesen Umständen [sc. der Typenmischung] musste der Anspruch eines Parasiten, er lehne die Methoden der Sykophanten ab, einem [sc. athenischen] Publikum, das ja mit der Alltagspraxis vertraut war, paradox erscheinen. Die ungewöhnliche Ankündigung beim ersten Auftritt der Figur musste im Zuschauer die Erwartung auslösen, dass das Motiv der ,Charakterspaltung' in der Folge weiter behandelt wird, dass der Parasit im Verlauf der Handlung mit seinem Ver-

582

Danek 1988, 233 und 236.

583 584 585

Lefevre 2001, 68 (zitiert oben Anm. 576). Danek 1988, 236. Ebd. 237 Anm. 51 und 239.

Plautus: Persa

137

sprechen konfrontiert wird. Eine solche konsequente Behandlung einer Nebengestalt war im Rahmen einer konventionellen νέα-Handlung durchaus üblich, wie sich vor allem anhand von anderen plautinischen Parasitenrollen [sc. Ergasilus (Capt.), Peniculus (Men.) und Gelasimus (Stich.)] schön zeigen lässt: die Parasiten erleben jeweils in einer von der Haupthandlung weitgehend unabhängigen Nebenlinie ein eigenes Schicksal, das als solches von ihrem Vorstellungsmonolog bis zu ihrem letzten Auftreten auf der Bühne deutlich hervorgestrichen ist. ... Und tatsächlich bleibt für das Schicksal des Saturio der Konflikt zwischen Parasiten· und Sykophantenrolle zentral. Schon in der nächsten Szene gibt ihm Toxilus zu verstehen, dass er als ,reiner' Parasit nicht gefragt ist ... Der Zuschauer erkennt schon an diesem Punkt der Handlung: es ist unmöglich, Parasit zu sein, ohne gleichzeitig auch als Sykophant zu agieren. Die weitere Handlung erweist Saturio dann konsequent als perfekten Sykophanten."586

In Anbetracht der sich durch die gesellschaftliche Relevanz des "sycophantparasite" eröffnenden grösseren dichterischen Gestaltungsmöglichkeiten erhalten die ersten beiden Monologteile (V. 53-61. 62-76) unter Zugrundelegung des griechischen Kontextes weit mehr Brisanz, als wenn sie sich - wie Lefevre behauptet587 - allein auf römische Verhältnisse beziehen. Demnach erweist sich Saturios Parasitentum als ein fester Bestandteil der entsprechenden Rolle des griechischen Originals, was auch darin eine Stütze findet, dass „Saturio durch den durchaus traditionellen grotesk-komischen Hunger des Parasiten ... zur Teilnahme an der Intrige veranlasst wird"588. Demgegenüber scheint Lefevre bei seinem - einzig auf die Parodie des „verbreiteten ... römischen maioresDenkens"589 in V. 61 gegründeten - Versuch, die Plautinität der laudatio auf den Parasitenstand (V. 53-61) nachzuweisen, übersehen zu haben, dass sich sowohl das Genre des zur Selbstvorstellung dienenden Parasitenmonologs als auch „einzelne Elemente ... mit ziemlicher Sicherheit auf das Original zurückfuhren"590 lassen.

586 587 588

589

590

Ebd. 236-238. 2001,67. Woytek 1982 a , 54. Vgl. vor allem V. 145f.: SAT. quaeso hercle me quoque etiam vende, si lubet, / dum saturum vendas [...]. Lefevre 2001, 67. Vgl. aber auch Woytek 1982 a , 170 zu V. 53: „Die wiederholte Berufung der maiores des sozial j a äusserst tief rangierenden Parasiten hatte wohl besonders fur ein römisches Publikum mit ausgeprägtem genealogischem Denken einen komischen Klang, muss deswegen aber nicht vollständig ... auf Plautus' Konto gehen: vgl. den Sykophanten in Aristoph. Vög. 1452 ... sowie Herod. 2, 74ff." Danek 1988, 233 Anm. 35. Vgl. etwa oben Anm. 33, 570, 575 und 589 sowie Woytek 1982 a , 173 zu V. 60 und Tylawsky 2002, 118-123. Auf ein griechisches Vorbild deuten auch das Vorhandensein der ständigen Attribute des Parasiten - ampulla und strigilis (V. 124; vgl. Plaut.

138

Die römische Komödie

Zugunsten der Annahme, die sonst für den Sykophanten typische Funktion als Werkzeug des servus callidus sei in der attischen Vorlage des Persa gleichfalls einem Parasiten zugefallen, kann überdies folgende dramaturgische Erwägung geltend gemacht werden: Die aus dem Scheinverkauf und der umgehenden Rückforderung einer vermeintlichen Hetäre bestehende Intrige ist gänzlich auf die Mitwirkung einer freigeborenen attischen virgo angelegt591, wobei ihr „Drum und Dran ... aber die Heranziehung eines Mädchens aus dem Bürgerstand nicht geraten erscheinen Hess"592, so dass die Vaterschaft des zwar freien, aber sozial tief stehenden Parasiten auch einem griechischen Dichter die adäquate Lösung bieten mochte. Die vorangehenden Überlegungen fuhren insgesamt zu dem Ergebnis, dass das eigentümliche Vater-Tochter-Paar - "la piü singolare 'famiglia' che sia mai comparsa sulle scene del teatro antico"593 - aller Wahrscheinlichkeit nach bereits dem Original angehört hat; dies den Gegenargumenten Lefevres zum Trotz, der dessen griechische Herkunft kategorisch ausschliesst, „da der Parasit keine Tochter zu haben pflegt" und es innerhalb der Nea undenkbar sei, dass eine Freie „so nach Strich und Faden" lügt und ein freier Mittelsmann „so unverschämt wie der plautinische Parasit"594 handelt. Lefevres apodiktisch formulierte Begründung seiner Ansicht vermag insofern nicht zu überzeugen, als sie den

Stich. 230 und Poll. IV 120: τοις δέ παρασίτοις πρόσεστι και στλεγγίς και λήκυθος; dazu ferner die Terrakottafigur eines Parasiten bei M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater, Princeton 2 1961, 100, Nr. 372 und Tylawsky 2002, 112-117) - sowie dessen oberste Maxime der Besitzlosigkeit (Persa 123; vgl. Plaut. Men. 665, Stich. 231. 256f., Ter. Eun. 243, Phorm. 334; dazu Tylawsky 2002, 107-112) und die Erwähnung der „für einen professionellen Spassmacher erforderlichen Fachliteratur" (Woytek 1982", 296 zu V. 392) - der logi Attici (Persa 394f.; vgl. Stich. 221. 400. 454f.; dazu Tylawsky 2002, 159f. Anm. 40). Zu möglichen Resten einer solchen Witzsammlung in Buchform auf einem Heidelberger Papyrus des 3. Jh.s v. Chr. vgl. R. Kassel, Rhein. Mus. 99, 1956, 242-245 (= Kleine Schriften, Berlin / New York 1991, 418-421). 591

592

593 594

Diesem Umstand trägt Chiarini 1979, 97f. zu wenig Rechnung, wenn er im Original anstelle der virgo eine angeworbene Flötenspielerin an der Düpierung des Kupplers beteiligt sieht. Vgl. dazu auch Lowe 1989 a , 392: "The röle played by Saturio's daughter in impersonating an Arabian is essential to the scheme and there is no reason to doubt that it derives from the Greek original of the Persa." Gegen die von Lefevre 2001, 33 Anm. 148 angedeutete Möglichkeit der Mitwirkung einer „scheinbar unfreien capliva, die sich als frei herausstellte", erhebt sich der Einwand, dass sich die Intrige in einem solchen Fall der Planbarkeit völlig entzieht. Woytek 1982", 53 Anm. 271. Vgl. auch M. Johnston, Exits and Entrances in Roman Comedy, Diss. New York 1933, 128: "The Persa is unique in that an active part in the intrigue is assigned to a virgo, but this virgo is the daughter of a parasite, not of a senex of good financial and social standing." Chiarini 1979,87. Lefevre 2001, 32 (zitiert oben Anm. 562).

Plautus: Persa

139

unseren „heutigen Wissensstand"595 mit Sicherheit übersteigenden Facettenreichtum der nur fragmentarisch überlieferten hellenistischen Komödie nicht angemessen berücksichtigt und von einer allzu starren Auffassung ihres Personals zeugt. So lassen die monierte Raffinesse der virgo596 und die rein utilitaristische Handlungsweise des Saturio - der als Vater „den Typus des strengen, unnachgiebigen, auf sein imperium pochenden Despoten"597 verkörpert - weniger auf die Erfindung der beiden Rollen durch Plautus als vielmehr allenfalls darauf schliessen, dass dieser den Charakteren manch vergröbernden Zug hinzugefügt und „das Motiv des Hungers und die Essensthematik stark hervorgehoben"598 hat. Wozu im Übrigen gerade ein Parasit - auch ein griechischer - imstande ist, wenn es um die Befriedigung seiner „gastrischen Bedürfnisse" geht, hat zuletzt Nesselrath anhand der einschlägigen Fragmente deutlich vor Augen geführt599. Damit ist nun aber sowohl dem Haupteinwand Lefevres gegen „den Scheinverkauf einer Freien in einem Original"600 als auch der von ihm weitgehend übernommenen These Chiarinis im Wesentlichen der Boden entzogen, der zufolge erst Plautus die Handlung ins Sklavenmilieu transponiert und im gleichen Zug das ursprüngliche Intrigengespann (einen Sykophanten und eine Flötenspielerin) durch den Parasiten und dessen Tochter ersetzt habe, über die ohne finanzielle Aufwendungen verfügt werden konnte601. Hat sich die von Chiarini vorausgesetzte plautinische Schöpfung des Vater-Tochter-Paars als wenig plau595 596

597

598 599 600

601

Ebd. 24. Eine Übersicht über deren kontroverse Deutungen, die von einer „ins Kleid der Komödie geschlüpften Tragödienheroine" (Woytek 1982", 52; vgl. Wilamowitz 1893, in: Kleine Schriften 1941, 273: „... poeta non nimis ingeniosus, cum virginis suae sermonem aliquo modo a proterva servulorum et parasiti dicacitate distinguere recte vellet, ad tragicarum heroidum exemplum se applicuit") und einem "impossibly virtuous girl" (Webster 1953, 81) über ein schlicht raffiniertes, gewitztes Mädchen bis hin zu einer „die Männerwelt in den Schatten" stellenden Frauenfigur (W. Hofmann, Plautinisches in Plautus' Persa, Klio 71, 1989, 406f.) reichen, bietet Woytek 1982 a , 48-53. Woytek 1982", 55, der ihn Demea in Terenz' Adelphen sowie den lenae in der Asinaria und der Cistellariα des Plautus gegenüberstellt. Vgl. ferner Sherberg 2001, 143-149 zu der (allerdings ausschliesslich dem römischen Bearbeiter zugewiesenen) Karikierung der Vaterfigur in der ersten Szene des dritten Aktes, in der die einzige längere Begegnung von Saturio und dessen Tochter vonstatten geht; eine Zusammenstellung „ver-rückter Lebensregeln" findet sich bei Schindler 1986, 51-55. Danek 1988, 239. Vgl. vor allem dens. 1985, 52. Lefevre 2001, 33: „Es ist besser, den Gedanken an den Scheinverkauf einer Freien in einem Original aufzugeben." Chiarini 1979, 97-100 (vgl. Stärk 1991, 144-146 und Lefevre 2001, 32f.), wogegen Sherberg 2001, 141 Folgendes einwendet: „Diese Erklärung kann indes vor dem Hintergrund des Einfallsreichtums der plautinischen Sklaven, die doch nie um die Ermittlung einer Geldquelle verlegen sind, nicht recht befriedigen."

140

Die römische Komödie

sibel erwiesen, so deutet der Einfall, „nach dem Motto servi hic amant... die Taugenichtse ihre Amouren in dem gleichen Stile traktieren" zu lassen, „wie das sonst ihre Herren, die gut bürgerlichen adulescentuli tun"602, auf das nur im Rahmen einer längeren literarischen Tradition verständliche, für die spätere Phase der Komödie charakteristische Bestreben hin, die gängigen Rollen- und Handlungsschemata zu variieren, um ihnen damit neue Wirkungen abzugewinnen. In gleicher Weise erklärt sich die vornehmlich in der Gestalt des servus amator Toxilus, aber auch in deijenigen des Sagaristio, des Saturio und der virgo zutage tretende Typenmischung als „Ergebnis eines souveränen Schaltens des Autors mit dem traditionellen Komödienpersonal"603 und kann mithin einer sekundären Entwicklung innerhalb der Nea zugeordnet werden. Stärks Annahme, ein griechischer Dichter hätte „diesen Kunstgriff mit mehr Rücksicht auf die sozialen Konsequenzen für den Aufbau des Dramas angewandt"604, wird dadurch entkräftet, dass das für Menanders "Ηρως, Μισούμενος und Περικειρομένη geltend gemachte „intakte ... Gefüge der Komödiengesellschaft"605 schwerlich ausreichende Handhabe bietet, ein solches für jeden NeaDichter gleichermassen vorauszusetzen und die griechische Herkunft der Figurenkonzeption im Persa von vornherein definitiv auszuschliessen.

602

Fraenkel 1922, 266; vgl. dens. 1960, 406 (Addendum zu 83, n. 3). Sagaristios rhetorische Frage ιam servi hic amant? (V. 25) weist schon M. Meyer, De Plauti Persa, Comm. Phil. Ienenses 8, 1907, 153 Anm. 1 dem Dichter der attischen Vorlage zu - „Nam ... tarnen, ut ceterae viginti fabulae docent, amationem servilem pro argumenta comoediae poni etiam Atticis insolitum fuit, quapropter ne Attico quidem poetae talem excusationem afferre supervacaneum fuisse videtur" (zustimmend Woytek 1982 a , 153 zur Stelle) - , während sie Wilamowitz 1893, in: Kleine Schriften 1941, 266, Sonnenburg 1928, 110, Müller 1957, 3, Chiarini 1979, 24f., Stärk 1991, 146 und Lefevre 2001, 20f. fiir plautinisch halten.

603

Woytek 1982 a , 64. Vergleichbar sind etwa die Art, wie Menander „mit weitgehend festgelegten und schon traditionell gewordenen Rollenschemata aus der Mese umgeht" (dazu Nesselrath 1985, 69 Anm. 189), sowie die Übernahme der Funktionen eines servus callidus bzw. eines servus currens durch den Parasiten in Plautus' Captivi, Curculio und in T e r e n z ' Phormio - der lateinischen Bearbeitung des von Apollodoros von Karystos, einem Dichter der nachmenandrischen Komödie, verfassten Έπιδικαζόμενος. „Dass in einer Spätform mit Typen und Konventionen gespielt wird und diese mit neuem Inhalt erfüllt werden" (Müller 1957, 37), macht Friedrich 1953, 153 deutlich: „... je öfter ein Stoff bearbeitet wird, je mehr er also daraufhin angesehen wird, welche neuen Möglichkeiten man ihm wohl abgewinnen könne, umso mehr wird er blosser Stoff, den die Technik so oder anders formt. Man spielt mit ihm, und dieses Spiel wird das eigentlich Interessante."

604

Stärk 1991, 144. Ebenso Hofmann 1989, 406, nach dessen Ansicht die „hybride Sonderfunktion der Mischung von adulescens und servus" (ebd. 400) „wie eine Wünschelrute auf plautinische Urheberschaft hindeutet". Stärk 1991, 144; zu den drei Stücken vgl. oben S. 129 mit Anm. 548.

605

Plautus: Persa

141

Demgegenüber scheint die auf Fraenkel zurückgehende Datierung des Originals in die nachmenandrische Zeit606 in der knappen Exposition der „vielen Komödien zugrundeliegenden Standardsituation"607 und in der exemplarischen Bestrafung des Kupplers am Schluss des Persa eine Bestätigung zu finden: Denn das „die Bezüge ... eher andeutungsweise skizzierende als schildernde Verfahren des Dichters in der Expositionsszene" zeugt ebenso von einem späteren Entwicklungsstadium der Intrigenkomödie - „das erst die Zuschauer zu den ihnen von der Knappheit und Unbestimmtheit der Exposition abverlangten stillschweigenden selbständigen Schlussfolgerungen befähigt"608 - wie die Tatsache, dass die an Dordalus vollzogene Prügelstrafe nicht wirklich seiner Person gilt (er selbst bietet „durch seine Handlungen konkret ja kaum einen Anlass zu

606

Fraenkel 1960, 406 (Addendum zu 83, n. 3): "Tutto induce a far ritenere che questo spostamento dell'intrigo amoroso dalle stanze dei signori borghesi all'abitazione dei servi sia stato inventato solo quando il pubblico della Commedia Nuova comincio a trovar noiosa l'eterna ripetizione delle storie amorose dei normali giovanotti e signorine della buona borghesia. ... Se questa supposizione coglic nel segno, l'originale del Persa ... e un prodotto rclativamentc tardo della Commedia Nuova." Zu demselben Schluss gelangt D. Guilbert, La [sie] Persa de Piaute. Une parodie de comedie bourgeoise, Publications de l'Universite de l'Etat ä Elizabethville 3, 1962, 10 unter Berufung auf das voraussetzungsreiche „stark parodische Element" (Fraenkel 1922, 266) des Stücks. Ihnen folgt heute die überwiegende Forschungsmeinung gegen Wilamowitz, der 1893 mit der These hervorgetreten war, das Persa-Original sei zur Zeit der Mittleren Komödie - „superstite Persarum regno" - entstanden (in: Kleine Schriften 1941, 262 auf der Grundlage der im fingierten Brief des Timarchides geschilderten Ereignisse [V. 501-512. 520-527]). Vgl. den Widerspruch von Meyer 1907, 184; Prescott 1916, 135 Anm. 2; Fraenkel 1922, 89 Anm. 2: „... ich habe es nie verstanden, wie man gerade an diesen Märchennamen [sc. Chrysopolis, V. 506] innerhalb einer Lügenerzählung eine historische Kombination hat knüpfen können"; Woytek 1982 a , 9-17.

607

Woytek 1982 a , 21 mit Anm. 77: „Einleno bzw. eine lena hat dem Bewerber um eines seiner (ihrer) Mädchen versprochen, ihm bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Wort zu bleiben, nach dessen Verstreichen ein Konkurrent zum Zug kommen würde". Vgl. V. 34f.: TO. haec dies summa hodie est, mea arnica sitne libera / an sempiternam servitutem serviat, dazu Brown 1995, 682 mit nachstehender Erklärung des - im Anschluss an Ladewig von Ijsendijk 1884, 52f. und 67 sowie von Stärk 1991, 151 f. beanstandeten - „dunkel bleibenden" (Ladewig 1861, in: Gärtner - Stärk [Hrsgg.] 2001, 180) Verhältnisses des Toxilus zum Kuppicr: "The play presupposes that Dordalus has insisted on payment before handing over Lerrmiselenis to Toxilus, and that he has insisted on a formal agreement as a condition of reserving her for Toxilus until a specified date; cf. Pseud. 279f, Rud. 45f. Such an agreement does not necessarily imply the existence of a rival lover; and I cannot see any contradiction between Persa 34f, 400-3 on the one hand and 415f, 43If, 785 on the other - all these passages are consistent with the idea that Toxilus has had to enter into a formal agreement with Dordalus." Die in der Expositionsszene erzielten komischen Wirkungen beleuchtet Schindler 1986, 45-48.

608

Woytek 1982®, 21. Vgl. Müller 1957, 4. Desgleichen dürfte mit Kürzungen der originalen Exposition durch den römischen Bearbeiter zu rechnen sein.

142

Die römische Komödie

solcher Verfolgung"609), sondern „dem Typus des leno schlechthin, der eo ipso Strafe verdient"610. Letzteres wird auch durch die blosse Nennung der Typenrolle im Schlusswort des Toxilus nahe gelegt, das Woytek treffend erläutert: „ D e r Sklavenhändler gilt nun einmal, w i e u n s c h u l d i g er p e r s ö n l i c h auch i m m e r sein mag, in der g r i e c h i s c h - r ö m i s c h e n K o m ö d i e als die Inkarnation

des

Bösen

schlechthin, er wird a l l g e m e i n verachtet und gehasst und ist g l e i c h s a m nur d a z u da, als Verkörperung des n e g a t i v e n Prinzips v o n den K o m ö d i e n h e l d e n mit a l l e n erdenklichen, durchaus nicht i m m e r nur l e g a l e n Mitteln b e s i e g t , d.h. trotz all seiner e i n g e b i l d e t e n

S c h l a u h e i t b e t r o g e n u n d g e f o p p t zu werden. In der

s t i m m t e n (und auch n i e m a l s enttäuschten)

Erwartung eben d i e s e s

be-

Schauspiels

g i n g das P u b l i k u m in j e d e L e n o p o s s e , es erfreute sich am U n t e r g a n g des

leno

u n d dachte dabei sicher nicht an M i t l e i d . " 6 "

Abschliessend bleibt festzuhalten, dass sowohl Stärk als auch Lefevre trotz ihrer „Zuschreibung eines grösseren Teils des Persa an Plautus"612 letztlich nicht

609

Woytek 1982", 58. Ebenso bereits Wilamowitz 1893, in: Kleine Schriften 1941, 271: „Dordalus quia leno est, impurus et periuras esse creditur, ipse talem se esse profitetur, sed inhonesti nihil committit." „Dieses Phänomen eines Auseinanderklaffens zwischen den Eigenschaften einer Gestalt und dem Typus, für den sie steht und nach dem letztlich ja auch die Handlung angelegt ist", wertet Woytek 1982 a , 58 in der Nachfolge Müllers (1957, 26) als Indiz gegen Wilamowitz' Frühdatierung des Persa-Originals. Vgl. auch Stärk 1991, 153 und Lefevre 2001, 28-31.

610

Woytek 1982 a , 58. Ebd. 38. Vgl. V. 858: TO. mei spectatores, benevalete. leno periit. CATERVA. plaudite. Stärk 1991, 160; vgl. ebd. 159: „Für das griechische Drama bleiben nach unserer Analyse von Gesamtplan und Binnenstruktur lediglich die Entwicklung der Intrige im zweiten Teil des I. Actus und die Durchführung der Intrige im IV. Actus." Den am Herrn des Sagaristio verübten Diebstahl weisen Stärk 1991, 156-158 und Lefevre 2001, 24-27 unter Modifizierung einer Hypothese Ijsendijks (1884, 88f.), der zufolge Plautus die Handlung der Hauptvorlage mit derjenigen einer anderen griechischen Komödie - der so genannten Boaria - kontaminiert h a be, dem römischen Bearbeiter zu. Abgesehen davon, dass nicht nur die Handlung der Boaria, sondern auch der von Stärk für das griechische Original rekonstruierte Ausschnitt „weit davon entfernt" ist, „für den Inhalt einer Komödie einzustehen" (Stärk 1991, 156), erweist sich Lefevres Behauptung „Sagaristios Hilfe ist überflüssig, da sich Toxilus selbst eine Intrige ausdenkt" (2001, 24; vgl. Stärk 1991, 155) als zu wenig differenziert: So wird die zweite, dem Kuppler abgelistete Geldsumme gebraucht, um die erste - mit deren Hilfe Toxilus seine G e liebte noch vor Beginn der Intrigenhandlung freizukaufen (III 3) und dadurch in Sicherheit zu bringen vermag (Dordalus wäre wohl „nach erfolgreicher Düpierung zu einer Freilassung der Lemniselenis kaum mehr bereit" [Stärk 1991, 156 Anm. 64]) - dem Herrn des Sagaristio einmal zu ersetzen: TO. atque ego omne argentum tibi hoc actutum incolume redigam (V. 324). Darüber hinaus entspricht die Abweichung von der üblichen „umgekehrten Reihenfolge" (Stärk 1991, 156), bei der die Befreiung der begehrten Hetäre das Ziel bildet, der ganz allgemein für dieses Stück charakteristischen Variation gängiger Rollen- und Handlungsschemata. Der unvermittelte Übergang vom Freikauf der Lemniselenis zum Scheinverkauf der virgo in den Szenen IV 1-2 liesse sich vielleicht als Folge plautinischer Kürzungen erklären. Hinsichtlich der viel diskutierten Frage, weshalb Saturio, „der allein um des guten Essens willen sein

6,1 612

Plautus: Stichus

143

umhinkönnen, das offenkundige „Jonglieren" „mit den Konventionen der Νέα" „auch einem griechischen Dichter" zuzugestehen613 und somit von dem freieren Anschluss der lateinischen Nachdichtung an ein entsprechendes Original auszugehen614.

4.1.8. Stichus „Jeder, der dieses Stück einmal gelesen hat, kann sicherlich nicht umhin, sich über seinen eigenartigen Bau zu verwundern"615 - so H. Petersmann in der Einleitung seines Kommentars zum Stichus, der lateinischen Bearbeitung der in der Didaskalie genannten 'Αδελφοί (α') Menanders616: „Ja, wir müssen sagen, dass der Stichus einen Einzelfall unter den plautinischen Komödien bildet. Das Stück bietet nämlich in seiner Handlung keine durchlaufende Einheit, sondern besteht vielmehr aus einer Reihe von Szenen, die teilweise nur sehr lose miteinander verbunden sind. Treffend charakterisiert auch Duckworth das Spiel, indem er sagt:

Kind zu dem zweideutigen Streich hergab, selbst gar nicht an dem Feste teilnimmt, mit dem Toxilus das Gelingen seines Streiches feiert" (Lefevre 2001, 30), weist Danck 1988, 238 mit Anm. 57 d a r a u f h i n , dass „dessen Anwesenheit beim abschliessenden Gelage aus dramaturgischen Gründen stören musste", denn „Parasit und leno durften in der Schlussszene nicht a u f einanderstossen": „Das hat hier [sc. im Unterschied zu Plaut. Men. und Stich.] aber keine Konsequenzen fur das fiktive Selbstverständnis des Parasiten, da zwischen ihm und Toxilus j a stillschweigend Einverständnis über die Unantastbarkeit des parasitären Verhältnisses besteht; die einmalige Absenz vom Festmahl fällt demgegenüber nicht ins Gewicht" (ebd. 238 Anm. 54). Vgl. dazu die ebenfalls handlungsimmanente Begründung von Woytek 1982 a , 83-85, der ebd. 37 Wilamowitz' Annahme, der Parasit habe im Original vom Kuppler Geld erpresst, „ut tandem aliquando domi satur fieri possit" (1893, in: Kleine Schriften 1941, 269), dadurch entkräftet, dass „die von Wilamowitz dem Parasiten unterstellte Absicht ... die durchaus statische Charakterisierung von festen Typen wie eben Parasiten in der Komödie einfach ignoriert. Ein Parasit von echtem Schrot und Kom wie Saturio, der von hohem Berufsethos erfüllt ist, würde es niemals erstrebenswert finden, von einem Brotherrn unabhängig zu sein." 613 614

615

Lefevre 2001, 23. Vgl. Stärk 1991, 144. Stärk 1991, 160: „Die in Szene IV 4 und IV 6 deutlich erkennbaren Eindichtungen ... schliessen indes die Möglichkeit aus, dass der Scheinverkauf im Persa [sc. der eigentlich d r a matische Teil] lediglich auf eine Motivanleihe bei der griechischen Komödie zurückgeht." H. Petersmann, T. Maccius Plautus: Stichus. Einleitung, Text, Kommentar, Heidelberg 1973, 28.

616

Did. 2: GRA EC A ADELPHOE MENANDRV. Vgl. Menander fr. If. K.-A.; dazu Petersmann 1973, 20-26. Die Angaben der Didaskalie (3f.) lassen eine genaue Datierung der Erstaufführung des Stichus zu, die an den Ludi Plebei im November des Jahres 200 v. Chr. stattfand. Die „gerade bei diesem Stück sogar in der verschiedenen Überlieferung in Α und Ρ erkennbare nachplautinische Überarbeitung" (Sonnenburg 1928, 113) deutet auf Wiederaufführungen hin; vgl. im Einzelnen Petersmann 1973, 14-17.

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Die römische Komödie

The Stichus is hardly a drama ... There is no real plot ... The scenes fall into three groups: these might be called 'The Abandoned Wives' (1-401), 'The Homecoming, or the Disappointed Parasite' (402-640), and 'The Carousal of the Slaves' (641-775)."6"

Dem die Handlungsführung des Stichus prägenden raschen Wechsel „von Betrübnis und Sorge zu Freude und Jubel"618 liegt eine an tragischen Elementen reiche Ausgangssituation zugrunde, die durchaus menandrisch wirkt, während sich die übrigen Teile des Stücks in eine Burleske auflösen. Zwei Schwestern, Panegyris und Pamphila, harren in Athen der Rückkunft ihrer Ehegatten - der Brüder Epignomus und Pamphilippus - , die sich vor drei Jahren auf Geschäftsreise begeben hatten, ohne ihnen in der Zwischenzeit eine Nachricht über ihren Verbleib zukommen zu lassen. Der senex Antipho trägt sich bereits mit dem Gedanken, seine beiden Töchter wieder zu verheiraten - ein Vorschlag, den diese in der zweiten Szene des ersten Aktes entschieden ablehnen, worauf sich der Vater zurückzieht, um sich darüber mit seinen Freunden zu beraten. „Durch diese Ungewissheit aber sind die Schwestern nur noch mehr in Angst, und so schickt Panegyris ihre Dienerin Crocotium aus, um den Parasiten Gelasimus619 zu holen, der in den Hafen eilen und sich um eine Nachricht über ihre Gatten bemühen soll, obwohl sich dort schon ein ständiger Beobachter, der Sklave Pinacium, befindet"620. Ehe Crocotium den ihr erteilten Auftrag ausführen kann, ist Gelasimus bereits zur Stelle und klagt in gewohnter ParasitenManier über seinen dauernden Hunger, der ihm „schon ein ganzes Jahrzehnt lang

617 6,8 619

620

Ebd. 28 und Duckworth 1952, 146. Ludwig 1966, 1392. Das als Eigenname sonst nicht belegte Adjektiv γελάσιμος, ,der Lächerliche' (lat. ridiculus [homo]: V. 171. 176f. 217. 382), bezeichnet die Profession wie die dramaturgische Funktion des Spassmachers Gelasimus: „Das Witzemachen ist ... ein ganz wesentliches Mittel für den Bühnenparasiten, um zu seiner Mahlzeit zu kommen; und regelrecht professionalisiert erscheint es beim plautinischen Gelasimus ..., der eigens Witzbücher besitzt, um sich auf seine .Aufgabe' genügend vorbereiten zu können" (Nesselrath 1985, 101); vgl. V. 221. 383. 393. 400. 454f. und dazu oben Anm. 590. Auf dem Wechsel von Simplex und Kompositum (γελάσιμος - καταγελάσιμος) beruht das Wortspiel des Epignomus in V. 630-1: nunc ego nolo ex Gelasimo mi fieri te Catagelasimum\ vgl. Fraenkel 1922, 35f. mit Anm. 2. Aufgrund seiner brotlosen Lage nimmt Gelasimus in V. 242 scherzhaft den ebenfalls sprechenden N a m e n ,Miccotrogus" (Μικκότρωγος ,K.rümchennager') an (Georges 1918, 913; zur Wortbildung vgl. den Parasitennamen ,^4rtotrogus" [Plaut. Mil. 9; dazu oben Anm. 451]): CR. Gelasime, salve. GE. non id est nomen mihi. / CR. certo mecastor idfuit nomen tibi. / GE.fuit disertim, verum id usu perdidi: / nunc Miccotrogus nomine e vero vocor (Stich. 239-242). Auf analoge Weise geht die Begrüssung des Parasiten Saturio durch Toxilus in Plaut. Persa 101-103 vonstatten: TO. ο Saturio, opportune advenisti mihi. /SAT. mendacium edepol dicis atque hau te decet: / nam essurio venio, non advenio saturio. Petersmann 1973, 18.

Plautus: Stichus

145

in den Eingeweiden sitzt"621 und ihn nunmehr dazu zwingt, sich in einer eigens inszenierten Auktion selbst feilzubieten (V. 155-233). Als der servus currens Pinacium sodann seiner Herrin die freudige Botschaft von der Ankunft ihres Gemahls Epignomus überbringt, zeigt Panegyris „dem Parasiten ... die kalte Schulter"622, so dass sich dieser genötigt sieht, seinen Fundus an guten Witzen zu vergrössern, um sich seinen Platz beim bevorstehenden Wiedersehensmahl gegen allfällige Mitbewerber zu sichern. Nachdem sich der mit reichen Handelsgütern glücklich heimgekehrte Epignomus mit seinem Schwiegervater ausgesöhnt hat, gewährt er seinem Sklaven Stichus zur Feier des Tages ein Gelage mit dessen Gefährten Sangarinus - dem Sklaven des Pamphilippus - und dem gemeinsamen Liebchen Stephanium. Währenddessen gibt sich Gelasimus der (freilich trügerischen) Hoffnung hin, zum ersehnten Herrenschmaus eingeladen zu werden, und sucht sich zu diesem Zweck sowohl Epignomus als auch Pamphilippus, der inzwischen ebenfalls angekommen ist, mit allen Mitteln geneigt zu machen. Doch der erwünschte Erfolg bleibt ihm versagt, da beide nur ihr Spiel mit ihm treiben und ihn tüchtig verhöhnen. So zieht er, als einziger von der ausgelassenen Festtagsstimmung ausgeschlossen, unter Erwägung des Selbstmordes endgültig von dannen (V. 632-640)623. Der Stichus, dessen Mangel an - gerade in Menanderkomödien nicht selten auftretenden - „Verwicklungen, Missverständnissen oder sonstigen Formen von gattungsbekannten Störungen"624 und dessen Kürze eine weit reichende Umgestaltung des Originals durch den römischen Bearbeiter vermuten lassen, gilt als „eines der problemreichsten Stücke des plautinischen Komödienrepertoirs"625. Nachdem ihm seit J. Camerarius' Verdikt in dessen Ausgabe von 1552 - ,Argumentum huius fabulae est leve atque futile"626 - bis ins 19. Jh. wenig Beachtung zuteil geworden war, „forderte" sein „ungewöhnlicher Bau" in der Forschung kurz nach der Jahrhundertwende „insbesondere zwei ungewöhnliche

621

622 623

624

625 626

Nesselrath 1985, 45. Vgl. etwa Alexis fr. 215 K..-A. und Diphilos fr. 60 K..-A.; dazu oben S. 11 und 15. Petersmann 1973, 19. Vgl. dazu Nesselrath 1985, 61 Anm. 158: „Häufig denken auch die Parasiten Alkiphrons an Selbstmord: vgl. Ep. III 3.13. Eine etwas mildere Variante ist der Entschluss, den Beruf zu wechseln: Ep. II 32. III 4.34." Nicht nur der Hungertod (Stich. 640), sondern auch der Selbstmord durch die Schlinge um den Hals (V. 639: [...] potione iuncea onerabo gulam) wurde als unehrenhaft, „als weibisch und feige" (Petersmann 1973, 233 zur Stelle), angesehen. G. Vogt-Spira, Stichus oder Ein Parasit wird Hauptperson, in: Lefevrc - Stärk - Vogt-Spira (Hrsgg.) 1991, 163. Petersmann 1973, 9. Zitiert ebd.

146

Die römische Komödie

Hypothesen heraus"627: Zum einen trat Leo, dem das Verdienst zukommt, die Frage nach dem Verhältnis des Stichus zu seiner griechischen Vorlage aufgeworfen zu haben, mit der Ansicht hervor, Plautus habe in seine Übertragung der 'Αδελφοί (α') die Parasitenszene des ersten (I 3) und Teile des zweiten Aktes sowie das ganze Mittelstück (III-IV) und den Schlussakt aus zwei anderen attischen Komödien eingefügt628; lediglich die beiden Eingangsszenen gingen mit Sicherheit auf Menander zurück629. Zum andern vertrat Fraenkel die richtungweisende Position, „dass Plautus doch erheblich mehr aus der Grundfabel übernommen hat, als Leo annehmen zu müssen glaubte"630, wobei er namentlich an der Zugehörigkeit der Parasitenrolle in den Szenen I 3 - II 2 sowie des Mittelteils des Stichus (V. 402-640) zum Menanderstück festhielt631, das Plautus durch einschneidende Kürzungen „dekomponiert" habe632. Bestehen im Ganzen gesehen „wenig Zweifel, dass Plautus verändert hat"633, so hängt die Diskussion über Art und Umfang der Eingriffe aufs engste mit

627 628

629

630 631 632 633

Vogt-Spira 1991 b , 164. F. Leo, Über den Stichus des Plautus, Nachr. d. Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1902, 381-390. Dass das postulierte Verfahren der Kontamination eine grosse Ähnlichkeit der beiden Sekundärvorlagen mit Menanders 'Αδελφοί (α') voraussetzt - die damit zudem schwerlich den Namen eines Hauptoriginals verdienen - , hat vor allem P. J. Enk, De Stichi Plautinae compositione, Mnem. 44, 1916, 31-33 aufgezeigt: „... quaero, si Plautus cum exposit i o n Menandrea alterius fabulae partem contaminaverit, quasnam res utraque fabula communes habuerit, ut comicus Romanus eas in unum coniungere posset. Necesse est: 1 utramque f a bulam egisse de duobus fratribus; 2 hos duos fratres duas sorores habuisse uxores; ... 3 necesse est, socerum fuisse caelibem ... 4 in utraque fabula senex generis aliquamdiu iratus fuerit necesse est; ... 5 necessarium est in utraque fabula fratres luxuria ex divitibus pauperes factos esse ... 6 in utraque comoedia fratres peregre iter fecisse necesse est, idque rei familiaris rcstituendae causa. ... duas fabulas sic omnibus partibus inter se similes fuisse, ut omnia inessent in utraque, quae supra enumeravimus, quaeque, si contaminationem defendere velis, Plautus iam in exemplis invenisse putandus est, paene incredibile videtur ... Praeterea, Leoni si assentiris, sumendum est Plautum ex tota fabula Ά δ ε λ φ ο ΐ ς nil nisi 150 versus vertisse, quae coniectura hercle absurdissima est." Leo 1902, 381; vgl. ebd. 382: „Was übrig bleibt ist Pinacium, der die Nachricht bringt und von Panegyris empfangen wird; dann hat Plautus die Rolle des Parasiten in diese Scene verschlungen ... Oder, wenn die Verbindung des Parasiten mit dem Botschaft tragenden Pinacium ursprünglich ist, dann gehört auch diese Botschaft nicht in den ursprünglichen Zusammenhang." Fraenkel 1922, 278. Ebd. 279 und 281-286. Ebd. 292. Vogt-Spira 1991 b , 163. Vgl. etwa Leo 1902, 376: „Die Theile sind sehr hübsch, das Ganze unmöglich: so dichtet kein attischer Dramatiker"; Enk 1916, 22: „Unusquisque, cui ή νέα non plane ignota est, argumento fabulae lecto statim sentit fieri vix potuisse, ut exemplum Menandreum sie esset compositum"; Lesky 1971, 724: „Ein Gebilde wie der plautinische Stichus kann selbst bei Annahme grosser Varianzbreite kaum zur Gänze als treue Übertragung einer menandrischen Komposition aufgefasst werden, mag uns auch für die Beurteilung der

Plautus: Stichus

147

dem Problem der Herkunft der an der Komödienhandlung nur unwesentlich beteiligten Parasitenfigur zusammen. Deren als „unmotivirt"634 angesehenes erstes Auftreten (I 3) bildete den Ausgangspunkt von Leos These, Plautus habe die „erwartete Fortführung der exponirten Handlung" im zweiten Teil des Stücks durch die - einem nichtmenandrischen Original entnommenen - „immer erneuerten Versuche und Enttäuschungen des Parasiten"635 ersetzt. Dagegen erhob P. J. Enk Widerspruch und rechtfertigte die Einführung des Gelasimus im ersten Akt durch den Hinweis auf Panegyris' innere Unruhe, die sich aufgrund des in der Szene I 2 deutlich gewordenen Ansinnens des Vaters noch verstärkt habe636. Fraenkel hinwiederum versuchte die bezeichnete Unstimmigkeit durch die Annahme zu erklären, „dass ursprünglich zwar Panegyris den Parasiten einmal hat holen lassen, aber nicht zu dem Zwecke den sie hier angibt und nicht an der Stelle des Stücks wo sie es jetzt tut"637, und kam zu nachstehendem Schluss: „Es gab also einen Parasiten in Menanders ,Brüdern', nur ist es nicht der Gelasimus des Stichus. Das selbstherrliche Ausgreifen dieser Gestalt hat, wenn auch weniger als das Sklavengelage am Schluss, dazu beigetragen das attische Stück zu dekomponieren. Die gefrässigen Lieblinge des Plautus ... haben auch als dichterische Gestalten in den Dramen fast so verheerend gehaust wie ihre Urbilder in Küche und Keller." 638

634 635 636

Schlussszene mit dem Sklavengelage das Ende des Dyskolos zu äusserster Vorsicht mahnen"; Brown 1995, 679: "Most of us would agree that this play in its present form is most unlikely to be at all closely modelled on its alleged Menandrian original". Leo 1902, 382. Ebd. 383f. Enk 1916, 25: „... licet observare Panegyridem quidem servum in portu praestolari iussisse, ut sibi quam primum nuntium afferret, sed timet, quippe quae patris verbis sollicita facta sit, ne servus parum accurate officio suo fungatur aut ne non properet nuntium afferrc. Parasitum autem si mittit qui haud dubie sperat se adventu fratrum ad multas cenas opiparas vocatum iri, certo seit eum optime peracturum esse quod velit"; ebenso Petersmann 1973, 31. Die von beiden vorgebrachte Begründung, Panegyris handle in besonderer Bedrängnis, findet eine Bestätigung in Theophrasts Charakteristik der απιστία (Char. 18), der zufolge eine typische Verhaltensweise des Misstrauischen darin besteht, dem zur Erledigung eines Auftrags ausgesandten Diener einen zweiten hinterherzuschicken. Darüber hinaus eröffnet Panegyris' übersteigerte Aktivität zusätzliche komische Wirkungsmöglichkeiten.

637

Fraenkel 1922, 285f.: „Nur als eine Hypothese möchte ich den Gedanken vortragen, Panegyris habe sich in ihrer Verlassenheit und in Furcht vor Massregeln des Vaters an den Parasiten gewandt, fur den ihr Mann früher so viel getan hatte. Sie liess ihn vielleicht rufen, um von ihm einen Rat zu erhalten. ... Plautus verlor infolge seiner starken Kürzungen den richtigen Anknüpfungspunkt für die Botschaft an Gelasimus und musste sie, da er auf das Auftreten des Parasiten vor dem Eintreffen des Pinacium natürlich nicht verzichten wollte, gleich hinter die zweite Szene seines Stücks verlegen."

638

Ebd. 292.

148

Die römische Komödie

Nachdem Leo die Parasitenrolle im Wesentlichen nach einem griechischen Vorbild - wenn auch nicht nach den 'Αδελφοί (α') - gestaltet wissen wollte 639 , blieb nunmehr Fraenkels Auffassung jahrzehntelang herrschend, bis in jüngster Zeit Vogt-Spira in seinem knappen „Beitrag zum Problem des Stichus"640 unter dem Titel ,JStichus oder Ein Parasit wird Hauptperson" die rein plautinische Herkunft des Gelasimus nachweisen zu können glaubte 641 ; im Hinblick auf die Schlüssigkeit seiner Beweisführung sollen die Parasitenszenen im Folgenden einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Die dramaturgische Funktion des Parasiten Gelasimus, dem im Stichus die umfangreichste Rolle zuteil wird, fasst Duckworth wie folgt zusammen: "Gelasimus is pure parasite; his only purpose in the play is to arouse laughter by his frantic but unsuccessful attempts to gain a meal."642 Alle drei Auftritte (I 3 - II 2. III 2. IV 2) des Gelasimus, der geradezu den Inbegriff eines Hungerleiders und als solcher den Hauptträger komischer Wirkungen verkörpert 643 , sind auf das Ziel gerichtet, seinen Nöten abzuhelfen und doch noch eine Essenseinladung zu erlangen. Ihnen liegt demnach eine einfache repetitive Struktur zugrunde, deren Rahmen die „breit und liebevoll" 644 exponierte Heimkehrhandlung bildet: „Dreimal liefert den Spannungspol Gelasimus' Hoffnung auf eine Einladung zum Essen, dreimal wird er enttäuscht. Die Voraussetzung, dass der Zuschauer dies voll auskosten kann, liefert die vorangehende ausbordende Exposition des Typs, die darin ihre dramatische Funktion findet."645

639 640 641 642 643

644 645

Leo 1902, 383. Vogt-Spira 1991b, 163 Anm. *. Ebd. 168. Duckworth 1952,266. Vgl. ebd. 266 Anm. 62: "No other parasite so emphasizes his own hunger ..." Dies gilt vornehmlich für die den Auftrittsmonolog einleitende „aitiologische" Erklärung seines ständigen Hungers (V. 155-170) sowie für die Auktion seiner logi ridiculi (V. 171-233), in deren Verlauf der „beklagenswerte Habenichts" (Nesselrath 1985, 43) die ihm entgangenen Trinkgelage und Schmausereien wie Verstorbene beweint (V. 208a-216); zu der durch die οίπαξ λεγόμενα in V. 226-231 gesteigerten komischen Wirkung der veräusserten „Habseligkciten" vgl. Petersmann 1973, 131 f. „Parasiten, die eine jämmerliche Gestalt abgeben, hat besonders Plautus immer wieder auf die Bühne gebracht..., mögen sie Ergasilus, Peniculus, Saturio oder Gelasimus heissen" (Nesselrath 1985, 61), wobei namentlich die Spässe des Ersteren ähnlich erfolglos bleiben (vgl. dessen Klage über den zunehmenden Verfall der Gastlichkeit in Capt. 478-491 mit jener des Gelasimus in Stich. 183-192; dazu Fraenkel 1922, 288 und Brinkhoff 1948, 137f.). Zur Komik in den genannten Partien vgl. auch unten Kap. 4.5. Leo 1902, 376. So Vogt-Spira 1991b, 170.

Plautus: Stichus

149

D i e in der w i e d e r h o l t e n A u f e i n a n d e r f o l g e v o n „kühnster H o f f n u n g u n d Verzweiflung"646 b e s t e h e n d e inhaltliche B e w e g u n g v o l l z i e h t s i c h in

tiefster

den

drei

S z e n e n II 2 , III 2 u n d I V 2 , i n d e n e n G e l a s i m u s g l e i c h s a m z u r „ R e l i e f f i g u r d e s Geprellten"647 Epignomus

avanciert:

So

erworbenen

w i r d er d u r c h P i n a c i u m s

Schätze

(V.

374-383)

in

Schilderung

zusehends

der

von

ausgelassenere

S t i m m u n g versetzt u n d lässt s i c h für einen A u g e n b l i c k gar dazu verleiten, die A u k t i o n s e i n e r logi

ridiculi

für u n g ü l t i g z u e r k l ä r e n ( V . 3 8 3 - 3 8 7 ) -

nur d a m i t

i h m d e r S k l a v e e i n e u m s o g r ö s s e r e E n t t ä u s c h u n g z u f ü g t , w e n n er i h n i n 3 8 8 f . b e i l ä u f i g a u f ernst z u n e h m e n d e

Mitbewerber in

Epignomus'

hinweist, die i h m den sicher geglaubten Platz b e i m Festmahl

streitig

V.

Gefolge machen

k ö n n t e n 6 4 8 . D i e v o r w i e g e n d a u s d e r V e r b i n d u n g v o n S i t u a t i o n s - u n d Charakterk o m i k r e s u l t i e r e n d e n k o m i s c h e n W i r k u n g e n e r f a h r e n in d e n S z e n e n III 2 u n d I V 2 eine kontinuierliche

Steigerung,

indem

Gelasimus'

neuerlich

aufkeimende

H o f f n u n g e n auf eine Essenseinladung - genährt durch das vermeintlich günstige Vorzeichen

eines beutetragenden

Wiesels

(V.

459-463)M9

-

in

zunehmend

a b r u p t e r W e i s e z u n i c h t e w e r d e n 6 5 0 . E i n e t r e f f e n d e G e s a m t c h a r a k t e r i s t i k d e r Parasitenszenen bietet Petersmann: „Die S c h i l d e r u n g seiner logi

ridiculi,

s e i n e s [sc. G e l a s i m u s ' ] Hungers, die b e a b s i c h t i g t e

Auktion

der Spott, den selbst der S k l a v e P i n a c i u m und dann die b e i -

den Brüder mit ihm treiben, s e i n e z w e i m a l i g e kalte A b f e r t i g u n g und sein

ver-

z w e i f e l t e s , v e r g e b l i c h e s B e m ü h e n , d o c h n o c h z u m Gastmahl e i n g e l a d e n zu werden, und s c h l i e s s l i c h die A n k ü n d i g u n g , lieber S e l b s t m o r d zu b e g e h e n als d u r c h

646 647

Nesselrath 1985, 62. W. Süss, Zwei Bemerkungen zur Technik der Komödie, Rhein. Mus. 65, 1910, 452.

648

PI. poste autem advexitparasites secum - GE. ei, perii miser! / PI. ridiculissumos [...]; vgl. die entsprechende Reaktion des Gelasimus in V. 393-395 und 398-401. Seine Enttäuschung bildet auch den Schlusspunkt der vorausgehenden Szene II 1 (V. 323-325): GE. possum scire ex te 649 verum? / PI. potes: hodie non cenabis. Vgl. den Kommentar von Petersmann 1973, 165 zu V. 460: „Es galt als ein schlechtes Vorzeichen, wenn jemand ein Wiesel über den Weg laufen sah. ... Die Komik unserer Stelle liegt darin, dass Gelasimus dieses allgemein als unheilvoll bekannte Vorzeichen (ένόδιος σύμβολος; vgl. dazu Aisch. Prom. 487, Xenoph. Apol. 13, Hör. od. 3, 27, Iff.) als auspicium optumum auffasst. Die Einsicht des Parasiten kommt erst spät: als er bei Epignomus nichts erreicht hat (was das Publikum schon aus dem auspicium erahnen konnte), sagt er VV. 499ff.: Certumsl mustelae posthac numquam credere, ..." 650 Eingang (Hinwendung ad spectatores: V. 454-464. 579-582) und Schluss („Jammermonolog": V. 497-504. 632-640) der beiden Szenen sowie ihre Peripetien (GE. certumnest? EP./PAM. cerium: V. 482. 613) sind parallel gestaltet. Zur verspäteten Ankunft des Pamphilippus b e merkt Leo 1902, 385: „... sie hat den einzigen Zweck, den Angriff des Parasiten auf die Gunst seiner früheren Gönner zu verdoppeln, aus einer lustigen Scene, die sich bei gleichzeitiger Ankunft der Brüder geboten hätte, zwei durch die verschiedenen Formen der Illusion und Enttäuschung des Parasiten und durch die Variationen des Auftretens und Abgehens in ihrer Wirkung gesteigerte Scenen zu machen."

150

Die römische Komödie

Hunger zu sterben, all das m a g für den M o d e r n e n fast m i t l e i d e r r e g e n d sein, für den antiken Zuschauer aber war dies g e w i s s s o a m ü s i e r e n d und l a c h e n e r r e g e n d w i e für uns heute e t w a die S p ä s s e e i n e s Zirkusclowns." 6 5 1

Neben der in der Handlungsführung des Mittelteils - der „von der Spannung zwischen der Heimkehr der Brüder und dem Hunger des Parasiten lebt" - zutage tretenden stärkeren Gewichtung der komischen gegenüber der dramatischen Handlung macht Vogt-Spira als weitere Anhaltspunkte dafür, dass die „plautinische Kompositionsweise die menandrische Vorgabe überlagert und schliesslich verdrängt"652, die „seltsame Motivation"653 des ersten Auftretens des Gelasimus sowie die „Informationen des III. und IV. Aktes über das frühere Leben der Brüder und ihr Verhältnis zu Antipho"654 geltend. Diese Informationen bereiten insofern Schwierigkeiten, als sie einerseits besagen, „die Schwiegersöhne hätten vordem ihr Hab und Gut, also insbesondere die Mitgift, unter tätiger Beihilfe des Parasiten verprasst und seien dann im Streit mit ihrem Schwiegervater als Söldner in die Fremde aufgebrochen, indes sie ihre Frauen verarmt zurückliessen"655; andererseits „setzen die beiden Eröffnungsszenen voraus, dass der Plan [sc. Antiphos, seine Töchter wieder zu verheiraten] jüngeren Datums und die Sache erst kürzlich in Fluss gekommen ist"656. Da „wir in der ... plautinischen Fassung nur durch Anspielungen" erfahren, „dass die zwei Brüder schon mehr als zwei Jahre weg sind [V. 30], zuvor mit dem Parasiten ihr Geld durchgebracht haben und mit dem Schwiegervater Antipho - wahrscheinlich wegen ihrer schlechten finanziellen Verhältnisse - in Streit auseinandergegangen sind", liegt primär die Vermutung nahe, „diese Geschichte" sei ursprünglich „irgendwie zu Beginn des Stückes erzählt worden"657. Dies impliziert die Möglichkeit, dass die monierte Unstimmigkeit weniger von einer „plautinischen Zutat" der den „vormaligen symposiastischen Lebenswandel der Brüder"658 betreffenden Passagen als vielmehr von Kürzungen 651 652

654 655

656 657

658

Petersmann 1973, 39. Vogt-Spira 1991 b , 170. Ebd. 166: „... sein Auftritt wird dadurch motiviert, dass ihn ausgerechnet Panegyris rufen lässt, um ihn zum Hafen zu schicken und den dort bereits postierten Sklaven zu überwachen" (V. 150-154). Vogt-Spira 1991 b , 168; vgl. V. 408-414. 508f. 517-522. 529f. 628. Vogt-Spira 1991 b , 165. Unter dieser Voraussetzung stellt sich - so Langen 1886, 216f. - die Frage, weshalb sich Panegyris des lästigen Schmarotzers als des eigentlichen Urhebers des Unglücks nicht schon längst entledigt habe. Vogt-Spira 1991 b , 165. Petersmann 1973, 34, der ebd. 35 Erwägungen über Inhalt und Position eines - von Τ. B. L. Webster, Studies in Menander, Manchester 2 1960, 144 postulierten - originalen Götterprologs anstellt. Vogt-Spira 1991 b , 166 und 168.

Plautus: Stichus

151

des Originals seitens des Bearbeiters herrührt - einem Verfahren, das eine mögliche Erklärung dafür bilden könnte, dass im Stichus „an die Stelle einer dramatischen Spannung, die auf die Auflösung durch den guten Ausgang zustrebte, ein rein komischer Gegenpol zur glücklichen Heimkehr"659 tritt: Plautus hätte dann allfällige „Verwicklungen und Missverständnisse" des Menanderstücks, „die ans Tragische streifen"660, zugunsten einer bühnenwirksameren Ausgestaltung der Parasitenrolle ausgespart661. Dadurch wird nun aber Vogt-Spiras Hauptargument gegen die griechische Herkunft des Gelasimus, Plautus habe diesen unter Einfügung der „eigenartigen Handlungsvoraussetzungen" - „die, wie sich zeigte, so wenig mit dem Anfang zusammenpassen" - „in das Geschehen verklammert"662, entkräftet. Die Unvereinbarkeit der Angaben über die Vorgeschichte mit der Ausgangssituation des ersten Aktes bietet ohnehin keine ausreichende Handhabe, die Zugehörigkeit der Parasitenrolle zu den 'Αδελφοί (α') zu bestreiten663: Denn „der Grund, dass am menandrischen Ursprung des Parasiten festgehalten wird", ist entgegen VogtSpiras Behauptung nicht allein in „seiner Funktion im früheren verschwenderischen Leben der Ehemänner"664 zu suchen. So argumentiert Petersmann stichhaltig, dass wir in Anbetracht der bis auf Epicharm und Eupolis zurückreichenden Tradition des Komödienparasiten dessen Existenz im menandrischen Stück anzunehmen berechtigt sind665, zumal gerade die ursprünglich griechische Figur 659

Ebd. 169. 660 -p r änkle 1975, 118. Die an tragischen Elementen reiche Ausgangssituation des Stichus weist insbesondere hinsichtlich der beiden „Penelope-Gestalten" Parallelen zum Handlungsgefuge von Menanders Σάμια auf, deren weitgehend ernster Charakter durch die Einlagen des Kochs ein komisches Gegengewicht erfährt; vgl. dazu Gomme - Sandbach 1973, 540-542. 661 Vgl. Petersmann 1973, 39: „Vergröberungen und Erweiterungen der Rolle des Gelasimus durch Plautus in unserem Stücke sind sehr wahrscheinlich." Dass der Parasit hier zu einer „mit speziell plautinischem Gut befrachteten Figur" (Nesselrath 1985, 50 mit Bezug auf den Curculio) wird, hat Fraenkel 1922, 288-292 dargelegt. 662 Vogt-Spira 1991 b , 164 und 168. 663 Das Auftreten eines π α ρ ά σ ι τ ο ς kann selbst unter der Annahme, dass Antiphos Ansinnen, seine Töchter wieder zu verheiraten, bei Menander nicht durch „ein verwerfliches Benehmen", sondern durch das „lange Fortbleiben" der Schwiegersöhne begründet gewesen sei (so Vogt-Spira 1991 b , 167), nicht ausgeschlossen werden, worauf Brown 1995, 680 zu Recht hinweist. 664 Vogt-Spira 1991 b , 168. 665 Petersmann 1973, 38f. Vgl. etwa die Stücke des Alexis, des Antiphanes und des Diphilos mit dem Titel „ Π α ρ ά σ ι τ ο ς " sowie die wahrscheinlich recht umfangreichen Parasitenrollen im Κόλαξ und in den Σικυώνιοι Menanders; dazu oben S. 10f., 15 und 17f. Mit seiner Auftrittsrede (I 3), dem längsten Parasitenmonolog innerhalb der Palliata, steht Gelasimus in der Tradition seiner sich beim Publikum einführenden Vorgänger aus der Mittleren und Neuen Komödie: zu der formelhaften Wendung in V. 174 - Gelasimo nomen mi indidit parvo pater - vgl. die oben Anm. 33 verzeichneten Parallelstellen; in V. 177f. - eo quia pauperlas fecit ridiculus fo-

152

Die römische Komödie

des παράσιτος - die in Rom bis gegen Ende der Republik nur als Bühnentypus der Palliata bekannt war - den Anschluss an ein entsprechendes Original nahe legt. Zusammenfassend wird man sagen müssen, dass die von der Forschung wahrscheinlich gemachten Vergröberungen und Erweiterungen der Parasitenszenen auf das auch in den Captivi und im Curculio erkennbare Bestreben des Plautus hindeuten, „den drolligen Part des Parasiten vom ersten Auftreten an möglichst umfangreich"666 zu gestalten. Dies mag als Beleg für die freiere Bearbeitung einer aus der attischen Vorlage stammenden Parasitenrolle gelten, so dass Vogt-Spiras Auffassung der rein plautinischen Herkunft des Gelasimus (die schon angesichts des fur die römische Komödie gesicherten Phänomens der Nachdichtung nicht zu überzeugen vermag) ausreichender Grundlage entbehrt ein Urteil, das zuletzt P. G. McC. Brown in seiner Rezension des Sammelbandes „Plautus barbarus" klar zum Ausdruck gebracht hat: "... he [sc. Vogt-Spira] has claimed more than he can prove; he has not sufficiently considered other possibilities." 667

rem; / nam ilia artis omnis perdocet, ubi quem attigit - liegt eine parodistische Übertragung des griechischen Sprichworts „Not lehrt Künste" vor (vgl. etwa Eur. fr. 642 N.: [...] πενία δ έ σοφίαν ελαχε [...]; Theokr. 21, 1: Ά πενία, Διόφαντε, μόνα τάς τέχνας έγείρει; dazu Otto 1890, 268f.). Im zweiten, von Crocotium mit Zwischenbemerkungen begleiteten Teil der Rede, der den Parasiten als Auktionator wie als Gegenstand der Auktion fungieren lässt und von der überwiegenden Forschungsmeinung für eine plautinische Erweiterung gehalten wird, kann „das Verkaufen der λόγοι aber ... auch schon aus dem griechischen Original stammen" (Petersmann 1973, 129 zu V. 221; vgl. oben Anm. 590); das Motiv der Selbstveräusserung entspricht jedenfalls einer bereits bei Epicharm fr. 31 K.-A. nachweisbaren Form der Komik. Vgl. auch W. Kraus, ,*4d spectatores" in der römischen Komödie, Wien. Stud. 52, 1934, 71. 666 667

Fraenkel 1922, 291. Brown 1995, 680. Zu einem ähnlichen Ergebnis hinsichtlich der Frage nach dem Verhältnis der lateinischen Bearbeitung zu ihrem griechischen Original gelangt W. G. Arnott, Targets, Techniques, and Tradition in Plautus' Stichus, Bulletin of the Institute of Classical Studies (London) 19, 1972, 68 anhand einer Analyse der dramaturgischen Funktion des "tragi-comic parasite" (ebd. 72f.): "Given the fact that Menander's first Adelphoi was the Greek original of Plautus' Stichus, a reasonable critic must feel that the odds favour one theory here: the theory that Plautus adapted his version of the echo technique from his Greek original, which would consequently have contained scenes corresponding to the parasite's opening monologue and his later confrontation with Epignomus, however much Plautus may have expanded or altered them in detail."

Terenz: Eunuchus

153

4.2. Die Parasitenkomödien des Terenz 4.2.1. Eunuchus Die Aufführung des nach den bühnenwirksamen Auftritten eines vermeintlichen Eunuchen benannten Stücks - der lateinischen Nachdichtung von Menanders Εύνοΰχος (prol. 19f.) - an den Ludi Megalenses des Jahres 161 v. Chr. zeitigte gemäss den Angaben Suetons und Donats einen derart durchschlagenden Erfolg668, dass der Eunuchus fortan als beste Terenzkomödie galt, was L. Tromaras im Einzelnen folgendermassen begründet: „Der Erfolg war kein Zufall, und es ist richtig, dass Terenz gerade bei

diesem

Stück d e m Plautus n a h e k o m m t , i n d e m er v i e l e k o m i s c h e S z e n e n schafft, w i e j e ne, in der der Eunuch Prügel b e k o m m t oder die S z e n e der B e l a g e r u n g des Hauses; auch s c h a f f e n Soldat u n d Parasit j e d e s m a l , w e n n sie auftauchen, sehr k o m i s c h e Szenen, während die b e i d e n v e r l i e b t e n J ü n g l i n g e und der am A n f a n g als servus

callidus

rührend k o m i s c h

z u b e z e i c h n e n d e P a r m e n o stupidus

sind

in d e n

H ä n d e n einer u n b e d e u t e n d e n aber tatkräftigen und listigen S k l a v i n endet." 6 6 9

Das traditionelle Handlungsschema der attischen Intrigenkomödie - „ein athenischer Jüngling schaltet mit Hilfe seines Sklaven einen gefahrlichen Nebenbuhler aus und setzt sich in den Besitz des von ihm geliebten Mädchens, das sich am Ende als attische Bürgerin entpuppt"670 - erfahrt im Eunuchus, dem längsten Terenzstück, eine originelle Variation: Die Rivalität zwischen dem adulescens amans (Phaedria) und dem miles gloriosus (Thraso) um die Gunst der geliebten Hetäre (Thais) wird durch die Einführung einer zusätzlichen Mädchenrolle (Pamphila) mit einer parallel verlaufenden zweiten Liebeshandlung (Chaerea) 668

669

670

Suet, vita Ter. 3: Eunuchus quidem bis die acta est meruitque pretium, quantum nulla antea cuiusquam comoedia, id est octo milia nummorum\ Don. Ter. Eun. praef. 1,6\ et acta est tanto successu, plausu atque suffragio, ut rursus esset vendita et ageretur iterum pro nova proque ea pretium, quod nulli ante ipsam fabulae contigit, octo milibus sestertium, numerarent poetae. Im Hinblick auf die Frage nach dem Zeitpunkt der zweiten Auffuhrung des Eunuchus (vgl. dazu zuletzt M. Stein, Der Dichter und sein Kritiker. Interpretationsproblcme im Prolog des Terenzischen Eunuchus, Rhein. Mus. 146, 2003, 206-211, besonders 211 mit Anm. 99) wird die umstrittene These, das Stück sei am gleichen Tag zweimal in voller Länge gespielt worden (so G. Jachmann in seinem Terenz-Artikel, RE V A l [1934] 605f.), durch Don. Eun. praef. 1 , 6 - [...] ut rursus esset vendita et ageretur iterum pro nova [...] - widerlegt; Leo 1913, 236 Anm. 3 hat denn auch im Text der Terenzvita Suetons (3) das überlieferte die athetiert: Eunuchus quidem bis [die] acta est [...]. Als bedenkenswerte Alternative zur Tilgung von die ist die von Zwierlein erwogene (persönlich mitgeteilte) Emendation von die zu bene - im Sinne von .erfolgreich' - zu nennen. L. Tromaras, P. Terentius Afer: Eunuchus. Einführung, kritischer Text und Kommentar, Hildesheim 1994, 16. Ludwig 1966, 1406.

154

Die römische Komödie

verknüpft, wobei der Bruder des Mädchens (Chremes) neben den beiden Liebhabern als dritter Jüngling figuriert671. Den Ausgangspunkt der Handlung bildet das Bestreben der Hetäre Thais aus Rhodos, das Mädchen Pamphila, das - einst von Piraten geraubt und als Sklavin verkauft - mit ihr aufgewachsen war und sich nunmehr im Besitz des Soldaten Thraso befindet, wieder seinen Angehörigen zuzuführen und damit zugleich sich selbst deren gesetzlichen Schutz zu sichern672. Thraso macht die Aushändigung der als Geschenk für seine Geliebte erworbenen Pamphila von der Bedingung abhängig, dass Thais ihm einstweilen den uneingeschränkten Vorrang vor seinem Nebenbuhler Phaedria einräume, den diese denn auch für zwei Tage ihres Hauses verweist. Nach anfänglichem Widerstand willigt Phaedria ein, so lange auf dem Lande zu verweilen, bis Thais ihr Ziel - die Wiedergewinnung Pamphilas - erreicht habe, und beauftragt vor seinem Aufbruch den Sklaven Parmeno, ihr seine beiden Geschenke, eine Äthiopierin und einen Eunuchen (Dorus), unter gebührender Hervorhebung von deren Vorzügen zu überbringen. Daraufhin betritt der Parasit Gnatho673 die Bühne und führt sich beim Publikum anhand einer „im Vollgefühl der eigenen Lebensfreude und Lebenskunst gehaltenen"674 Selbstcharakteristik (V. 232-264) als Diener des Rivalen ein, in dessen Auftrag er die schöne Pamphila zu Thais begleitet. Kaum ist das Mädchen ins Haus gelangt, stürzt auch schon Phaedrias jüngerer Bruder Chaerea herbei, der sich unsterblich in die scheinbare Sklavin verliebt hat, und vertraut sich Parmeno an. Aus dessen scherzhaftem Gedankenspiel entwickelt sich durch Chaereas ungestümes Drängen der Plan, ihn mittels eines Kleidertauschs für den Eunuchen Dorus auszugeben und ihm dergestalt bei Thais Einlass zu verschaffen, ehe diese Thrasos Einladung zum Gastmahl Folge leistet. Zu Beginn des dritten Aktes ergeht sich Gnatho seinem Brotherrn gegenüber in „prinzipien671

672

Eine Verdoppelung des Liebespaars liegt mit Ausnahme der Hecyra auch in den übrigen Terenzkomödien vor. Zu den attischen Rechtsverhältnissen vgl. die Literaturhinweise bei U. Knoche, Über einige Szenen des Eunuchus (Zweiter Teil), Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 3, 1938, 82 sowie W. Ludwig, Von Terenz zu Menander, in: Lefevre (Hrsg.) 1973 (= Philol. 103, 1959, 1-38), 357: „Sie steht allein und braucht als Fremde gesetzlich einen Prostates, als Frau einen Epitropos bzw. Kyrios."

673

Das von griech. γνάθος .Kinnbacke' abgeleitete Denominativum Γνάθων .Leckermaul, Fresser' (K. Büchner, Epikur bei Menander, in: ders., Studien zur römischen Literatur, Bd. 1, Wiesbaden 1964 [= Stud. It. Fil. Class. 14, 1937, 151-166], 11 Anm. 5) ist als sprechender Eigenname eines Parasiten, „qui adulatione aliisque malis artibus quaerit μάσημα τοΰς γ ν ά θ ο ι ς " (G. Dindorf, Thes. 1. G. II, 668 s.v. Γνάθων), in der griechischen Literatur bei Alkiphr. 3, 8 und Longos 4, 10, 11 belegt.

674

Nesselrath 1985, 38.

Terenz: Eunuchus

155

und hemmungslosem omnia adsentari"675 (V. 253) und erteilt ihm beiläufig den folgenreichen Rat, Thais' Verdacht, er liebe Pamphila, durch vorgetäuschtes Interesse weiterhin zu schüren. Da ergreift Parmeno die Gelegenheit zur Übergabe von Phaedrias Geschenken, der Äthiopierin und dem ungeteilte Bewunderung erregenden Pseudo-Eunuchen. Während Thais' Abwesenheit vergeht sich Chaerea, dessen Obhut sie Pamphila empfohlen hat, an seiner Geliebten nach dem Vorbild der Verführung Danaes durch Zeus (V. 583-591), wie er seinem Freund Antipho zu berichten weiss. Als sich hernach der junge Chremes einfindet, den Thais als Pamphilas Bruder identifiziert und zu sich gebeten hat, lässt ihn die Dienerin Pythias zum Haus des Soldaten geleiten. Thraso hält ihn freilich für einen weiteren Nebenbuhler und vergilt seine Eifersucht - Gnathos Rat entsprechend - mit der umgehenden Rückforderung Pamphilas. Inzwischen wird der vorzeitig heimgekehrte Phaedria von der Vergewaltigung in Kenntnis gesetzt, worauf er ungläubig den tatverdächtigen echten Eunuchen, der in Chaereas Kleidern steckt, ins Verhör nimmt. Sobald Dorus notgedrungen den genauen Hergang preisgibt, zwingt er ihn unter Schlägen zur Falschaussage, um seinen Bruder zu decken. Nachdem Thais in Gegenwart des Chremes eine vorläufige Wiedererkennung Pamphilas als seiner verschollenen Schwester herbeiführen konnte, lanciert Gnatho in der nachfolgenden Belagerungsszene einen (kläglich scheiternden) Sturmangriff auf ihr Haus, „während sich der Oberkommandierende Thraso besonnen ausserhalb der Reichweite des Kampfgeschehens aufhält"676. Schliesslich ermöglicht die Identifikation der signa durch die Amme Sophrona die endgültige Anagnorisis der Pamphila als einer freigeborenen attischen Bürgerin, so dass ihrer Verlobung mit Chaerea, dessen Liebesgeständnis Thais wieder versöhnlich zu stimmen vermag, nichts mehr im Wege steht und die Hetäre ihrerseits im Vater der beiden Brüder ihren gesetzlichen Patron findet. Gnathos „salomonischer Vorschlag am Ende, die Aufmerksamkeit der Hetäre Thais doch gütlich zwischen Thraso und seinem Rivalen zu teilen, rettet den friedlichen Ausgang des Stückes und für Gnatho persönlich die fortdauernde Gunst seines Ernährers"677, wobei er es letztlich vorzieht, sich Phaedria und Chaerea anzuschliessen. Im Vergleich zu den übrigen auf menandrische Vorlagen zurückgehenden Terenzkomödien - Andria, Heautontimorumenos und Adelphen - , in denen das Hauptinteresse den inneren Konflikten der Väter gilt, nimmt der Eunuchus eine

675

Ebd. 26. Terenz wird im Folgenden nach der Ausgabe von R. Kauer - W. M. Lindsay, Oxford 1926 zitiert.

676

Nesselrath 1985,41. Ebd. 50.

677

156

Die römische Komödie

Sonderstellung ein, da sein Zentrum weniger das seelische Geschehen als vielmehr die Aktion bildet - ein Unterschied, den K. Büchner im Schlussteil seines Terenzbuches wie folgt umschreibt: „Der Vater der Brüder Phaedria und Chaerea spielt keine grosse Rolle. Er ist dazu da, am Schluss den Segen zu einer zum Guten gewendeten Untat zu geben. Im Mittelpunkt steht eine Tat, verwegen und zweideutig genug. Sie könnte schlimme Folgen für die Pläne der Hetäre Thais, aber auch für den Täter haben. Der schöne Gedanke, einem Findelkind die Eltern wiederzugeben, verpufft ... Stattdessen findet nach turbulenten Ereignissen das Mädchen ausser einem unbedeutenden Bruder einen Gatten, die Hetäre Thais dank ihres Taktes in anderer Weise als gedacht Schutz und Aufnahme bei einer athenischen Bürgerfamilie. ... Sucht man nach einer Hauptszene echt menandrischen Gepräges, die etwas von innerem Leben und menschlicher Problematik verrät, so wäre natürlich V,2 zu nennen. Es ist aber bezeichnend, dass sie zur Auflösung des Schlusses gehört. In Thais und Chaerea zeigt sich echt menschliches Verhalten, Verstehen, Einsicht, Bereitschaft zum Guten, alles charmant, unproblematisch, echt. Mit den anderen Kernszenen ist sie darum doch nicht ganz zu vergleichen. Sie musste, von der Tat her gesehen, erfolgen." 678

Die Schlüsselstellung der Vergewaltigung Pamphilas als des ersten dramatischen Höhepunktes (III 2-5) innerhalb der Handlungsentwicklung manifestiert sich einerseits in der pointierten Verwendung des Motivs der Verkleidung - der Dichter lässt Chaerea seine „Mannestat" ausgerechnet in einem Eunuchenkostüm begehen - und andererseits darin, dass die Intrige zu einem „wirklich tragischen Augenblick, in dem Thais erkennt, wie alle ihre Pläne vereitelt worden sind und sie noch dazu Schuld daran hat"679, führt (V 1). Aus der für die zweite Liebeshandlung konstitutiven Düpierung der Thais durch Chaerea, die deren Abwesenheit in der Mitte des dritten Aktes voraussetzt, resultiert überdies der symmetrische Aufbau des Eunuchus: „Nach Exposition und Anlage der Komplikation im 1. und 2. Akt" strömt „zuerst alles von der Bühne weg", „um das Paradoxe zu ermöglichen, dass ein Jüngling als Eunuch in das Mädchengemach dringen kann", „dann wieder zurück ..., ehe die Lösung eintritt"680. Die beiden Handlungsstränge des Stücks sind somit durch einen grossen Bewegungsreichtum gekennzeichnet, der seinerseits wiederum eine Quelle der Komik darstellt. Sie kreuzen sich, bis dahin getrennt, erstmals bei der Überführung des falschen Eunuchen ins Haus der Thais - gleichsam „eines Wolfs in den Schafsstall"681 -

678 679 680 681

K. Büchner, Das Theater des Terenz, Heidelberg 1974, 434. Ebd. 290. Ebd. 302 und 434. Tromaras 1994, 31.

Terenz: Eunuchus

g e g e n E n d e d e r S z e n e III 2 , u m

157

sich i m vierten und fünften A k t

allmählich

wechselseitig z u durchdringen. D i e m i t C h a e r e a s A u f t r e t e n (II 3 ) e i n s e t z e n d e z w e i t e L i e b e s h a n d l u n g

voll-

zieht s i c h aufgrund der s p e z i f i s c h e n F i g u r e n k o n s t e l l a t i o n in e n g e r V e r b i n d u n g mit d e m primären Konflikt z w i s c h e n Phaedria u n d d e m Soldaten: Z u m ist ihr P r o t a g o n i s t C h a e r e a d e r j ü n g e r e B r u d e r P h a e d r i a s u n d s e i n e

einen

Geliebte

P a m p h i l a die „ S c h w e s t e r " der Thais, s o dass a m S c h l u s s die V e r e i n i g u n g zweier G e s c h w i s t e r p a a r e e r f o l g t . Z u m a n d e r n v e r k ö r p e r n C h a e r e a u n d P a m p h i l a e i n G e g e n g e w i c h t z u m ersten Liebespaar, i n d e m die Chaerea-Handlung im Hinblick auf die typologische Genese des M o t i v s

d e r bini

die

amores

sich

als

se-

kundäre E r w e i t e r u n g d e s e i n f a c h e n Intrigenstücks a u f f a s s e n lässt - d i e Charakterisierung

ihres Trägers als e i n e s l e i d e n s c h a f t l i c h e n J ü n g l i n g s erfordert:

„ U m s o rasch zu der w o h l b e h ü t e t e n

,Pamphila' e i n z u d r i n g e n , m u s s er rasch e n t -

s c h l o s s e n auch ein R i s i k o auf s i c h n e h m e n , g e s c h i c k t und s c h l a g f e r t i g h a n d e l n . Da es sich für ,Pamphila', die k ü n f t i g e ehrbare Bürgersfrau, nicht schickt,

sich

ihm aus freien Stücken h i n z u g e b e n , m u s s er triebhaft u n g e s t ü m und b e d e n k e n l o s v o r g e h e n . Trotzdem darf e s für ihn nicht nur ein Abenteuer darstellen.

Die

überwältigende M a c h t der L i e b e m u s s ihn treiben, s o dass am Ende die Heirat m i t , P a m p h i l a ' sein Ziel ist." 6 8 2 Chaereas u n b ä n d i g e Leidenschaft kontrastiert s o w o h l m i t d e m

konventionellen

und weitgehend passiven „Minnedienst", w i e ihn sein Bruder d e m

Publikum

v o r A u g e n fuhrt ( 1 1 - 2 ) , als a u c h m i t der g e w a l t s a m e n R ü c k f o r d e r u n g P a m p h i l a s durch Phaedrias R i v a l e n Thraso (IV

7)683.

Die

Gegenüberstellung

der

unter-

682

So Ludwig 1973 a , 359. Der mit Anfiihrungsstrichen versehene terenzische Name der virgo bezeichnet die entsprechende Rolle in Menanders Εύνοΰχος, von dessen Personen uns dank des Scholions zu Pers. 5, 161 und des Donat-Kommentars zu Ter. Eun. 971 vier namentlich bekannt sind: Die Hetäre hiess im Original Chrysis, ihr Liebhaber Chairestratos, dessen Sklave Daos und der Vater der beiden Brüder Simon.

683

Vgl. dazu K. Gilmartin, The Thraso-Gnatho Subplot in Terence's Eunuchus, Class. World 69, 1975, 264: "These two attacks [sc. Chaereas ,Mannestat' und Thrasos Hausbelagerung], upon the same house and seeking the same person, are in fact mirror images. Chaerea sneaks in as a eunuch, but his successful rape reveals that his weakness is mere disguise ... (604-06). In fact, he is always quick to seize opportunity (376-77), and willingly assumes command and responsibility for his campaign, in military language ... (389-90). Thraso-Pyrrus (783), on the other hand, leads a frontal assault (from the rear, 781), but his ignominious (and verbal) defeat demonstrates that he is indeed weakness masquerading as strength. While Chaerea is not only a successful amatory expert (313-18, 565-66), but has his friends' dinner party all arranged, too (607-08), Thraso breaks up his party and leads out his kitchen-army (816) because he suspects the sexually timid Chremes (531-32, 535-36) as a rival (623, 794). Not only in strategy of attack, but in his handling of basic matters, food and sex, Thraso's actions show him to be as inept as Chaerea is clear-eyed and efficient." Eine analoge Deutung von Chaerea und Thraso als Gegentypen legt G. Cupaiuolo, Terenzio: teatro e societa, Neapel 1991, 47f. vor.

158

Die römische Komödie

schiedlichen Verhaltensweisen der Liebhaber findet ihre Entsprechung in deijenigen der beiden Frauenfiguren, bei denen der umgekehrte Kontrast zutage tritt: So fallt die Rolle des an der Komödienhandlung nur unwesentlich beteiligten Mädchens, das am Ende als Bürgerstochter wiedererkannt und verheiratet wird, nicht der vom herkömmlichen adulescens amans Phaedria umworbenen - aktiv ihr Schicksal bestimmenden - Hetäre Thais zu, sondern der künftigen Verlobten des stürmischen zweiten Liebhabers, Pamphila, deren Einführung „gewissermassen eine Spaltung der Mädchenrolle"684 zur Folge hat. Die enge Verknüpfung der beiden Handlungsstränge und die Tatsache, dass sich das zweite Liebesverhältnis durchaus folgerichtig aus dem ersten ergibt, werden umso deutlicher, als der erste Liebhaber „einerseits mit seiner Zustimmung zum Plan der Chrysis die Intrige gegen ,Thraso', andererseits mit seinem Geschenk ohne sein Wissen auch die Intrige gegen Chrysis" ermöglicht, was für die - im Folgenden von Ludwig veranschaulichte - „innere Notwendigkeit"685 der vorliegenden Komposition spricht: „Diese Erfindung [sc. Chaereas List] hatte eine Reihe von Konsequenzen für d e n Verlauf der Handlung. Erstens durfte .Chaerea' der Chrysis und ihrem Dienstpersonal nicht bekannt sein. Er konnte deshalb in letzter Zeit nicht in Athen gewesen sein, obwohl er um seiner Eheschliessung mit .Pamphila' willen das a t t i s c h e Bürgerrecht besitzen musste. Menander Hess ihn als Epheben im Piräus s e i n e n Militärdienst leisten und gerade zum Urlaub an diesem Tag in die Stadt k o m m e n . Einem j u n g e n Mann dieser Art konnte man den unbedachten Draufgänger zutrauen. Zweitens musste Chrysis am Tag der Handlung einen Eunuchen in Dienst nehmen und ihm den Schutz ,Pamphilas' übertragen. Es lag nahe, dass sie i h n von einem Freund geschenkt bekommen hatte, am ehesten von Chairestratos, der dadurch über ein mit .Pamphila' konkurrierendes Geschenk verfügte. Aber er durfte nicht .Chaerea' als Eunuch verkleidet schenken. Ein echter Eunuch war nötig, und ohne Wissen des Chairestratos musste .Chaerea' dessen Rolle übernehmen, ehe dieser ins Haus der Chrysis kam. Chairestratos durfte in dem Augenblick, als der Eunuch überbracht wurde, nicht zugegen sein, sein Sklave hatte ihn zu übergeben. Der Rollenwechsel musste dann mit Wissen des Sklaven geschehen sein, was nur möglich war, wenn er der Sklave sowohl von C h a i r e s t r a t o s als auch von .Chaerea' war, d.h. die beiden j u n g e n Leute mussten zum s e l b e n Hauswesen gehören. Menander machte sie zu Brüdern." 6 8 6

Während die grundsätzliche Herkunft dieser in sich stimmigen, zweiteiligen Disposition der Handlung aus Menanders Ευνούχος kaum je ernsthaft in Zweifel gezogen wurde, rückte ein Selbstzeugnis des Terenz die lateinische Bearbei-

684 685 686

Ludwig 1966, 1406. Ders. 1973", 355 und 362. Ebd. 360f.

Terenz: Eunuchus

159

tung in den Mittelpunkt des Interesses, so dass der Eunuchus neben den Adelphen zur wohl meistanalysierten Terenzkomödie avancierte. Im Prolog gibt Terenz auf den von seinem Widerpart Luscius Lanuvinus erhobenen Vorwurf des Diebstahls hin (V. 19-26) unverhohlen zu erkennen, dass er die beiden Rollen des lobhudelnden Parasiten und des bramarbasierenden Soldaten aus Menanders Κόλαξ übernommen und in seine Nachdichtung des Ευνούχος eingefugt habe (V. 30-33): Colax Menandrist: in east parasitus colax687 et miles gloriosus: eas se non negat personas transtulisse in Eunuchum suam ex Graeca [...].688

Hierbei stand und steht vor allem in Frage, ob personas transtulisse die ausschliessliche Übertragung der beiden Figuren aus dem Κόλαξ in den Eunuchus bezeichnet oder ob der römische Bearbeiter mittels einer komplexen Kontaminationstechnik „auch Partien von dramatischer Bedeutung aus dem Κόλαξ übernommen hat, und ob somit sich für seinen Eunuchus ein vom Menandreischen Εύνοΰχος wesentlich verschiedener Handlungsverlauf ergeben habe"689. Den 687

688

689

In Bezug auf die Kleinschreibung von colax folge ich der Eunuchus-Ausgabe von J. A. Barsby, Cambridge 1999. Daneben bezeugt Donat in seinem Kommentar zu Eun. 539 - dessen Echtheit von Jachmann 1934, 635-637 im Anschluss an G. Ihne, Quaestiones Terentianae, Diss. Bonn 1843, 20-22 bestritten wird - die terenzische Einfügung einer dritten (episodischen) Rolle, jener des adulescens Antipho in den Szenen III 4-5: in hoc proloquio insinuatio personae eius est, cui narraturus est Chaerea, quae a se post scaenam gesta sunt. [...] bene inventa persona est, cui narret Chaerea, ne unus diu loquatur, ut apud Menandrum. Man mag darüber streiten, ob die Einfuhrung einer „Gesprächsperson ..., die Chaereas Tat teils aus Andeutungen erriet, teils aus ihm herausfragte" (Jachmann 1934, 636), dem römischen Bearbeiter - bzw. deren Fehlen dem griechischen Dichter - zuzutrauen sei. Doch zwingt die Zuweisung der dialogischen G e staltung von Chaereas Erzählung an Menander zu ,glicht gerade einleuchtenden" Versuchen (E. Fraenkel, Zur römischen Komödie. 2. Antipho im Eunuchus des Terenz, Mus. Helv. 25, 1968, 239), Donats Vergleich ut apud Menandrum entweder als interpolierten Zusatz (Jachmann 1934, 637) oder als Einleitung eines rekonstruierten griechischen Zitats (Fraenkel 1968, 241) zu erklären oder ihn syntaktisch statt auf den vorausgehenden Finalsatz direkt auf den Hauptsatz zu beziehen (U. Knoche, Über einige Szenen des Eunuchus [Erster Teil], Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1, 1936, 155 Anm. 1). Hierzu bemerkt Büchner 1974, 265f. kritisch: „Die Zahl der Interpretationen oder vielmehr Verballhornungen dieses Zeugnisses ist Legion ... Ut apud Menandrum darf weder gestrichen werden - seien wir doch froh, dass wir ein solches Zeugnis haben - , noch kann man es auf die erste Hälfte des Satzes beziehen: der ne-Satz beherrscht die Stelle zu sehr, und dann zeigt inventa, verknüpft mit ut apud Menandrum, dass es sich hier um Änderung handelt." Weitere Argumente für die terenzische Herkunft Antiphos, die insgesamt - bei allem Vorbehalt - grössere Plausibilität beanspruchen dürfte, bringen G. Pasquali, Un personaggio e due scene d e l l " E u n u c o \ Stud. It. Fil. Class. 13, 1936, 117-127 und Büchner 1974, 460-463 vor. Knoche 1936, 145.

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Die römische Komödie

Hauptanstoss zu zahlreichen Versuchen, „durch Analyse der Terenzischen Komposition und durch Vergleich mit den originalen Resten die Rekonstruktion der beiden Menandreischen Fabeln zu fordern und begründete Aussagen über Terenzens Arbeitsweise zu gewinnen"690, lieferte die Entdeckung und Publikation neuer Fragmente des Κόλαξ durch B. P. Grenfell - A. S. Hunt im dritten Band der Oxyrhynchos-Papyri (1903) 6 ". Wenngleich die drei teilweise stark beschädigten Kolumnen mit ursprünglich je vierunddreissig Zeilen den erhofften Aufschluss über den szenischen Aufbau und die Handlungsentwicklung des Κόλαξ kaum zu geben vermochten, gelang Leo durch die Situierung des Neufundes als Teil der Exposition immerhin der Nachweis, dass zwischen der Handlung des Κόλαξ und jener des Εύνοΰχος „keine Verwandtschaft"692 besteht: Wie der Text der dritten Kolumne erkennen lässt, befindet sich die Hetäre dort - im Gegensatz zur freien Thais - als Sklavin in der Gewalt eines Kupplers. Damit widerlegte Leo die bis dahin vorherrschende Auffassung, die Primär- und die Sekundärvorlage des Eunuchus wiesen hinsichtlich ihres Handlungsgangs grosse Übereinstimmungen auf693. Dies hatte wiederum zur Folge, dass die Papyrusreste trotz ihres Umfangs keine wirkliche Handhabe für die Lösung des Kontaminationsproblems boten und G. Jachmann in seinem 1934 erschienenen Terenz-Artikel den Stand der Forschung wie folgt resümierte: „Restlose und allseitige Klarheit in der Sonderung der beiden Vorlagen ist bisher nicht erzielt, namentlich bleibt hier wie bei der Andria unklar, wie das Hauptoriginal im einzelnen ausgesehen hat, denn in beiden Fällen hält es schwer, die fremden Zutaten wegzudenken." 694

690 691

Ebd. 146. Die Erschliessung der Zugehörigkeit des Oxyrh. Pap. 409 zur Sekundärvorlage des Eunuchus erfolgte aufgrund der Übereinstimmung der Verse 43-45 (Sandbach) mit einem bei Stobaios, ccl. 3, 10, 21 indirekt überlieferten, dem Κόλαξ zugeschriebenen Menanderfragment. Hinzugekommen sind drei weitere - von Grenfell - Hunt (in: The Oxyrhynchus Papyri, Bd. X, London 1914, 93-95), E. G. Turner (in: The Oxyrhynchus Papyri, Bd. XXXIII, London 1968, 914) und E. W. Handley (in: The Oxyrhynchus Papyri, Bd. L, London 1983, 49f.) veröffentlichte - Bruchstücke: Oxyrh. Pap. 1237, 2655 und 3534. Die Fragmente des Κόλαξ sind neben Sandbach 1990, 167-174 auch im zweiten Band der Menanderausgabe von W. G. Arnott, Cambridge Mass. / London 1996 und in der Appendix II 2 der Eunuchus-Ausgabe von Barsby 1999 gut zugänglich.

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F. Leo, Menanders Kolax, Nachr. d. Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1903, 689. Vgl. etwa W. J. Oudegeest, De Eunuchi Terentianae exemplis Graecis disputatio, Breda 1906; dazu Jachmann 1934, 635 und Ε. K. Rand, The Art of Terence's Eunuchus, Transactions and Proceedings 63, 1932, 56: "As it is, we have enough to see that Oudegeest's restoration, or any restoration based on the idea that the Eunouchos and the Kolax were very similar plays, is removed toto caelo from the truth. These plays were very different." Jachmann 1934, 635.

Terenz: Eunuchus

161

So konnte es nicht ausbleiben, dass die Ansichten der Kenner bezüglich der Kardinalfrage nach dem umstrittenen Verhältnis des Eunuchus zu dem in spärlichen Bruchstücken (fr. 137-149 K.-A.) auf uns gekommenen Εΰνοΰχος einerseits und zum Κόλαξ andererseits aufs stärkste divergieren. Als Anhaltspunkte für kontaminierende Eingriffe des Terenz ins originale Handlungsgefüge, über deren Ausmass ebenso Uneinigkeit besteht, gelten vornehmlich der vierte und der Schluss des fünften Aktes der lateinischen Bearbeitung695.

695

Darüber hinaus postulieren W. E. J. Kuiper, Grieksche origineelen en latijnsche navolgingen. Zes komedies van Menander bij Terentius en Plautus, Verh. d. kon. Akad. van Wet. te Amsterdam, Afd. Letterkunde 38, Amsterdam 1936, 15-51 und E. Lefevre, Die Expositionstechnik in den Komödien des Terenz, Darmstadt 1969, 19-26 terenzische Änderungen in der Szene I 2. So erklärt Lefevre ebd. 21-25 die Exposition der civitas Attica Pamphilas durch Thais in V. 110-115. 144-149. 202-206 („wahrscheinlich auch 197-201") als Einschub des Terenz, der die bezeichneten Partien dem - von ihm gestrichenen - Götterprolog des Εύνοΰχος entnommen habe. Den entscheidenden Anhaltspunkt fur seine These sieht Lefevre in der „ M e r k w ü r digkeit, dass Parmeno dem jungen Chaerea 369 ff. rät, sich als Eunuch zu verkleiden und so dem unbekannten Mädchen zu nahen ... - ein Ratschlag, den er unmöglich im Hinblick auf eine civis Attica geben kann" (ebd. 19f.; so schon F. Nencini, De Terentio eiusque fontibus, Livorno 1891, 76ff., Kuiper 1936, 19ff. und Webster 1960, 70). Gegen die monierte Unstimmigkeit gibt jedoch W. Steidle, Menander bei Terenz. 2. Zum Eunuchus, Rhein. Mus. 116, 1973, 328 und 336f. zu Recht zu bedenken, dass „Thais die civitas Attica Pamphilas nicht mit letzter Sicherheit behauptet (V. 110f.)" und - „wichtiger noch" - „Parmeno, noch ehe Thais ihre Erzählung beginnt, sozusagen grundsätzlich seiner Skepsis gegenüber der Wahrheit von Thais' Worten Ausdruck gibt (102ff.)". Ausserdem ergibt sich „die Anregung Parmenos, Chaerea solle als Eunuch in Thais' Haus gehen, ... nicht konsequent aus dem Gespräch", sondern ist „in raffinierter Weise davon abgetrennt": „Was auf diese Weise eingeleitet wird, ist nicht ein aus reiflichem Nachdenken erwachsener Plan, sozusagen Reaktion auf die Bitte um Hilfe - Parmeno wollte j a ohnehin weggehen sondern ein durch Chaereas Überschwang ausgelöster, nicht völlig ernstzunchmender Einfall. Parmeno will ihn auch sofort wieder zurücknehmen, als Chaerea ihn begierig aufgreift und so schnell als möglich in die Tat umsetzen will ..." (ebd. 337; ebenso Barsby 1999, 107 zu V. 110-15). Damit stimmt auch Donats Kommentar zu Eun. 110 überein - bene ,arbitror' et nihil certi: quomodo enim ausurus esset Parmeno adornare Chaeream ad vitiandam virginem, si praescisset civem esse? (vgl. V. 953) —, der weniger auf das Vorhandensein einer unlösbaren Schwierigkeit als vielmehr auf deren Fehlen hinweist, wie A. S. Gratwick in seiner Lefevre-Rezension unter dem Titel "Disiecti membra Terenti", Class. Review 22, 1972, 30 aufzeigt. Da „bei Lefevre das Leitmotiv von Thais' Plan, das zugleich Ausgangspunkt der ganzen Handlung ist, sozusagen unter den Tisch fällt (145/149)" (Steidle 1973, 327), wird man nicht umhinkönnen, sich dem Urteil von J. C. B. Lowe, The Eunuchus: Terence and Menander, Class. Quart. 33, 1983, 435 anzuschliessen: "I should p r e f e r to see the echoes in 156 f. of 110 and 145-7 as evidence for the Menandrian origin of all three passages. Lefevre's theories of Terentian Zudichtung, in this and other plays of Terence, a r e too drastic. His theory hardly leaves enough material for a plausible scene in Menander. In particular it removes from Thais' narrative its main raison d 'etre." Zur Frage der Notwendigkeit eines die Hauptpunkte der Handlung exponierenden Götterprologs im Εύνοϋχος vgl. Steidle 1973, 326-338 und Büchner 1974, 484-497; weitere Literaturangaben bei Ludwig 1973 a , 391 Anm. 86 und Lefevre 1969, 21 Anm. 24.

Die römische Komödie

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Nachdem Leo in seiner massgebenden Untersuchung der Papyrusfragmente von Menanders Κόλαξ die Diskussion über die Arbeitsweise des Terenz auf eine neue Grundlage gestellt hatte und im Hinblick auf die Frage, „in welcher Weise Terenz den Κόλαξ für seinen Eunuchus benutzt" hat, zu dem Schluss gekommen war, aus dem Κόλαξ seien ausschliesslich die ,personae parasiti et militis entnommen und ... dem Εΰνοΰχος eingefügt"696 worden, erfuhr er in den Jahren 1921 und 1934 eine scharfe Widerlegung vonseiten des Begründers der analytischen Richtung innerhalb der Terenzforschung. Jachmanns Kontaminationsbegriff resultierte zum einen aus der Annahme von Widersprüchen - so genannten „lockeren Stellen" - „in dem Gewebe der [sc. terenzischen] Komposition"697, die er auf weit reichende Änderungen des originalen szenischen Aufbaus durch den römischen „Übersetzer" zurückführte698. Zum andern stellte er das Postulat auf, „die Herübernahme der personae, wovon der Prolog spricht", schliesse „die Mitübernahme von Handlungsmomenten, deren Träger jene Personen sind, notwendigerweise ein", und schrieb „die Vorgänge um Thraso und Gnatho, so insbesondere die Belagerung des Hauses"699, gänzlich dem Κόλαξ zu. Jachmanns Methode machten sich in der Folgezeit vor allem U. Knoche, H. Drexler und E. Dieffenbach zu Eigen, die im Einzelnen zu voneinander abwei-

696

Leo 1903, 688 und 690 (vgl. auch dens. 1913, 243f.): Aus Terenz' Rechtfertigung in V. 35-40 - „Wie sollte ich nicht charakteristische Rollen aus einem andern Stücke entnehmen dürfen, da doch dieselben typischen Rollen sich in der Komödie stets wiederholen?" - gehe eindeutig hervor, dass hier „von personae" und „nicht von geänderter Handlung" die Rede sei.

697

G. Jachmann, Der Eunuchus des Terenz, Nachr. d. Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.Hist. Kl. 1921,70. Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse Jachmanns, der auf einen Rekonstruktionsversuch des Handlungsverlaufs von Menanders Εύνοϋχος verzichtete, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Im Zentrum stehen die „lockeren Stellen" (bzw. ein „Mangel an Klarheit" [ebd. 73]) innerhalb der Chremes-Handlung des dritten und vierten Aktes - die Einfuhrung des Chremes in der Szene III 3 und dessen Begrüssung durch Thais zu Beginn der Szene IV 6 (V. 743: [...] ο mi Chreme, te ipsum exspectabam - „dich gerade erwartete ich, hoffte ich zu treffen" [so Jachmann ebd. 74]). Der eben genannte Vers deute darauf hin, dass das erste Zusammentreffen der Hetäre und des Bruders der virgo im Original nicht - wie bei Terenz - in III 3, sondern erst in der IV 6 entsprechenden Szene vonstatten gegangen sei (ebd. 75), was einer Teilnahme des Chremes am Symposion entgegenstehe (ebd. 75f.; der sich daraus e r g e benden terenzischen Antizipation von Chremes' Auftreten wies Jachmann die Funktion zu, diesen ins Gelage „hineinzuziehen" [ebd. 77]). In Bezug auf den Schluss des Εύνοΰχος, zu dem Terenz - nach der aus dem Κ ό λ α ξ stammenden Belagerungsszene IV 7 - mit Chremes' Abgangsversen 807f. überleite (ebd. 81), postulierte Jachmann anstelle des „recht surrogatmässigen" (ebd. 86) Anagnorismos in IV 6 (V. 744-750) und der „skizzenhaften Halbheit" (ebd. 87) in V 3 eine personenreiche Erkennungsszene mit der „ausfuhrlichen Konstatierung der Tatsache des Raubes der Pamphila und dass Sophrona die signa bezeugen könne" (ebd. 85).

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699

Jachmann 1934, 635.

Terenz: Eunuchus

163

chenden Ergebnissen gelangten700, während die unitarische Gegenreaktion vertreten durch Wehrli, A. Klotz, Τ. B. L. Webster, H. Haffter, O. Bianco u.a., die untereinander gleichfalls in manchen Punkten divergierten - auf die „Auflösung der Jachmannschen und Knocheschen ,Widersprüche'"701 zielte und in E. Reitzensteins Arbeit ihren Höhepunkt erreichte702. Auf der Grundlage der Erkenntnis, „das Terenzische im Terenz nicht nur durch den analytisch durchzuführenden Vergleich mit seinen Vorbildern ..., aber auch nicht ohne ihn"703 erfassen zu können, suchten die Forscher der jüngeren, unitarischen wie analytischen Richtung - zu nennen sind in erster Linie Ludwig, Steidle, Büchner, Primmer, J. C. B. Lowe, Brown und J. A. Barsby704 - unter Verfeinerung des „Instrumentariums der Interpretation, des Vergleichens und Analysierens"705 sowie angemessener Verwendung des Kriteriums des Widerspruchs vermehrt die Möglichkeiten der werkimmanenten Interpretation auszuschöpfen, um der terenzischen Eigenart gerecht zu werden. Von einer Übereinstimmung der Resultate ist man jedoch noch immer weit entfernt, so dass es notwendig erscheint, das Hauptaugenmerk auf jene Szenen zu richten, in denen Terenz die Figuren seiner Sekundärvorlage auftreten Hess und damit - so im Folgenden K. Gilmartin - den unmittelbaren Anlass zu der

700

In der Nachfolge Jachmanns sprach H. Drexler, Terentiana. 5. Zum Eunuchus, Hermes 73, 1938, 73-76 und 90-95 dem Εύνοΰχος die Szenen III 3 und IV 1 . 5 ab, da die Verse 203-206 „klar" (ebd. 74) besagten, dass sich Thais und Chremes noch niemals zuvor getroffen hätten, was „in schroffem Widerspruch" (ebd. 75) zum Auftrittsmonolog des Letzteren (III 3) stehe. Nach der Widerlegung dieser Deutung der Verse 203-206 durch Knoche 1938, 33-51 widerrief Drexler, Zum Eunuch des Terenz, Hermes 76, 1941, 75 und 77 seine Athetcse der Szene III 3, verteidigte aber seine Interpretation der einschlägigen Verse als Ankündigung von Chremes' erstem Besuch bei Thais und bezweifelte ebd. 77-79 die Möglichkeit, dass eine Zusammenkunft der beiden bereits innerhalb der Vorgeschichte erfolgt sei. Dagegen nahm wiederum Knoche, Terenz oder Menander?, Hermes 76, 1941, 251-265 Stellung, dessen Rekonstruktionsversuch des vierten Aktes des Εύνοϋχος sich E. Dieffenbach, Die Komposition des Eunuchus des Terenz, Diss. Köln 1949 entgegen Drexlers Einwänden anschloss.

701

Büchner 1974, 438f. Anm. 6. A. Klotz, Der Eunuchus des Terenz und seine Vorlagen, Würzburger Jahrbüchcr 1, 1946, 128; H. Haffter, Terenz und seine künstlerische Eigenart, Mus. Helv. 10, 1953, 1-20 und 73102; O. Bianco, Terenzio. Problemi e aspetti dell'originalitä, Rom 1962, 133-168; E. Rcitzcnstein, Terenz als Dichter, Leipzig 1940 (Rez. H. Drexler, Gnomon 18, 1942, 19-38).

702

703

A. Primmer, Zur Lektüre von Terenz' Eunuchus, in: P. Neukam (Hrsg.), Verpflichtung der Antike, München 1979, 95.

704

705

P. G. McC. Brown, The Bodmer Codex of Menander and the Endings of Terence's Eunuchus and Other Roman Comedies, in: E. W. Handley - A. Hurst (Hrsgg.), Relire Menandrc, G e n f 1990, 37-61; J. A. Barsby, Problems of Adaptation in the Eunuchus of Terence, in: N. W. Slater - B. Zimmermann (Hrsgg.), Intertextualität in der griechisch-römischen Komödie, Stuttgart 1993, 160-179. Primmer 1979,96.

164

Die römische Komödie

von Luscius Lanuvinus initiierten Diskussion über die Komposition des Eunuchus bot: "Ever since Luscius Lanuvinus shouted 'Thief!' the presence of Thraso and Gnatho in Terence's Eunuchus has been a critical problem. Scholars have variously estimated the poet's avowed debt to the Kolax. Nor has there been agreement about the dramatic effect, good or bad, of these two characters. ... The unusual emphasis upon the stolen soldier and parasite in the prologue (23-34) necessarily directs an audience's attention to these characters. They are the special added attraction; their actions will be observed with heightened awareness. ... To study what Thraso and Gnatho do in the Eunuchus is thus to try to satisfy the curiosity Terence has aroused in his prologue ,.."706 Das Selbstzeugnis des Terenz bezüglich der Herkunft des parasitus colax und des miles gloriosus, die in sechs der einschlägigen sieben Szenen (II 2. III 1-2. IV 7. V 7-9) gemeinsam auf der Bühne erscheinen, impliziert „zunächst ganz im allgemeinen ..., dass keine dieser beiden Figuren in gleicher Art im Εύνοΰχος vorhanden war" 707 - wobei die Frage offen bleibt, welche Rollen ihnen bei Menander entsprochen haben. Soweit der Parasit des Κόλαξ im terenzischen Gnatho noch greifbar ist, scheint er eine in mehrfacher Hinsicht singuläre Ausprägung seines ordo verkörpert zu haben. Wenngleich Gnathos Selbstcharakteristik in seinem Einführungsmonolog der Szene II 2 (V. 232-264) - der farbigsten und (nach jener des Pamphilus in der Hecyra [III 3]) längsten monologischen Erzählung bei Terenz - formal an die Tradition des „Tausendsassa-Parasiten-Selbstlobs" 708 anknüpft, das sich besonders in der Mese grosser Beliebtheit erfreute, lässt sie doch „eine sehr individuelle", in keinem anderen Stück der griechisch-römischen Komödie belegte „Konzeption ... vom ,positiven Schmarotzer'" 7 0 9 erkennen: So kann sich Gnatho als einziger Bühnenparasit sowohl eines klugen Verstandes als auch einer tadellosen äusseren Erscheinung rühmen 710 und erweist sich obendrein als nahezu autark, indem er „das bereitwillige Eingeständnis eigener Armut mit dem positiven Gefühl bedürfnisloser Unabhängigkeit verbindet" 711 . Als πρώτος εύρων eines novom aucupium (V. 247), das im Wesentlichen in perfektionierter

706 707 708 709 710

711

Gilmartin 1975,263. Jachmann 1921, 70. Nesselrath 1990, 316 Anm. 92; vgl. oben S. 12. Ders. 1985, 69. V. 232f.: Di inmortales, homini homo quidpraestat? stulto intellegens / quid inter est? [...] (vgl. Ter. Phorm. 790: [...] vir viro quid praestat! [...]) und 242: qui color nitor vestitus, quae habitudost corporis! Nesselrath 1985, 45; V. 243: omnia habeo neque quicquam habeo; nil quom est, nil defit tarnen.

Tercnz: Eunuchus

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κολακεία gegenüber reichen Prahlhänsen besteht, trägt er sich mit dem „klassische Bildung"712 verratenden Plan, in Analogie zu den disciplinae der Philosophen eine Schule der Gnathonici zu gründen (V. 262-264)713. Doch erschöpft sich die dramaturgische Funktion Gnathos, der offenkundig „möglichst profiliert als brillanter Vertreter jener merkwürdigen Menschenklasse gezeichnet werden soll, welche das römische Publikum aus Plautus bestens kennt"714, nicht in der blossen Schaffung komischer Effekte; vielmehr bildet er in den Szenen III 1-2, IV 7 und V 7-9, in denen er diverse Kostproben seines Könnens zum Besten gibt, die eigentliche Triebfeder von Thrasos Handeln, so dass ihn C. Damon zu Recht als "all-around parasite" bezeichnet: "The parasite of Terence's Eunuchus, Gnatho ('The Jaw') has a fine blend of traits and perhaps the best claim to the title 'all-around parasite.' ... Later in the play Gnatho gives a sampling of his wares. A number of techniques are in evidence. The parasite likes to amplify what the miles says ... Besides amplification, he employs bland agreement. ... The exaggerations of a miles gloriosus are usually recognized as just that, exaggerations, but Gnatho devotes his efforts here to making Thraso preen himself on something he has none of, namely, wit. ... Concentrating Gnatho's flattery on Thraso's wit rather than his prowess was not simply a virtuoso variation on a stale theme, however, for it allows an emphatic display of Gnatho's scorn for the stupidity of his victim." 715

Mittels geschickter ironischer Übertreibungen, die der dummstolze Bramarbas in seiner Naivität freilich fur bare Münze nimmt716, versteht es der Parasit im Laufe der Dialogszene III 1, seinen Brotherrn als Inbegriff des typischen άλαζών zu entlarven und dabei gleichzeitig eigene Souveränität zu wahren, wie Ribbeck in seiner „ethologischen Studie" zum κόλαξ treffend konstatiert:

712 713

Nesselrath 1985, 27 Anm. 37. Vgl. die „Parasitenschulen" bei Antidotos fr. 2 K.-A. und Axionikos fr. 6 K.-A.; dazu die von Büchner 1964, 8-10 begründete ansprechende These, Gnathos Monolog stelle die Parodie einer philosophischen Lehrpredigt mit anschliessender Bekehrung dar und sei hinsichtlich der komischen Übertragung von „etwas Hohem auf etwas Niederes, Materielles" mit der Szene III 3 (V. 413-431) in den - ebenfalls auf Menander zurückgehenden - tercnzischen Adelphen vergleichbar, so dass sich „Gnathos Monolog zu der parodierten philosophischen Lehrpredigt wie Syrus' Küchenreglement zu Demeas hoher Pädagogik" (ebd. 10) verhalte.

714

B. Denzler, Der Monolog bei Terenz, Diss. Zürich 1968, 92, der ebd. 66-69 und 9193 bei seiner sprachlich-stilistischen Analyse der „grandiosen Suada des raffinierten Lebenskünstlers" (ebd. 91) zahlreiche „Plautinismen" verzeichnet - so auch die nachhaltige optische Wirkung Pamphilas. Vgl. ferner die von Fraenkel 1922, 132 Anm. 3 aus seiner „Schweincfleischtheorie" (Denzler 1968, 91) hergeleitete Plautusreminiszenz in V. 257 sowie zum plautinisierenden Kolorit der metrischen Gestaltung der Parasitenrede H. Haffter, Untersuchungen zur altlateinischen Dichtersprache, Berlin 2 1974, 22 Anm. 6.

715

Damon 1997, 80-85. V. 392-394. 399-401. 409f. 421 f. 427-429. 4 5 M 5 3 .

716

Die römische Komödie

166

„ D i e n i e d r i g e R o l l e des verlachten u n d g e m i s s h a n d e l t e n

S p a s s m a c h e r s ist

ein

ü b e r w u n d e n e r Standpunkt für ihn. Er ist es, der sich innerlich über den Herrn lustig

macht, äusserlich

allerdings

als unterwürfiger

Freund und

Vertrauter

durch äusserste S c h m i e g s a m k e i t und F ü g s a m k e i t seiner Eitelkeit fröhnt." 7 1 7

Thrasos gänzliche Abhängigkeit von Gnathos Schmeicheleien erweist sich für die Belagerungsszene IV 7, die seine Ratlosigkeit in den einander entsprechenden Fragen quid videtur? (V. 786) und quid nunc agimus? (V. 811) offen zutage treten lässt, als konstitutiv: In der Annahme, es handle sich bei dem von Thais zum Gelage gebetenen Chremes um einen Nebenbuhler, wendet er - wenn auch zum falschen Zeitpunkt - Gnathos Liebesrat (V. 440-445)718 an und führt dadurch den Streit mit seiner Geliebten herbei. Nachdem der Schmeichler sodann seine Zustimmung zum kriegerischen Unternehmen „des mehr mit Worten als mit Taten energischen Soldaten"719 in Form der Klimax recte - probe pulchre (V. 773f.) bekundet hat, wird er in der publikumswirksamsten Szene in deren Verlauf „der Bewegungscharakter des Stückes am stärksten zur Geltung"720 kommt (IV 7) - zum „stellvertretenden Militärkommandeur"721 der Streitmacht befordert, die sich aus drei Küchengehilfen „mit nicht auf Tapferkeit deutenden Namen"722 (Simalio, Donax und Syriscus) sowie dem mit einem Schwamm bewaffneten centurio Sanga rekrutiert. Als das Schicksal des Soldaten endgültig besiegelt zu sein scheint723, meistert Gnatho das schwierige Unterfangen, die beiden Brüder doch noch zu dessen Aufnahme in ihre Gesellschaft zu bewegen, gleich einem deus ex machina - obschon es für ihn „um Sein oder Nichtsein in seinem bisher so komfortablen Parasitenstatus geht"724.

717 718

Ribbeck 1883, 43. Vgl. Giese 1908, 18-20 und Brinkhoff 1948, 140. Vgl. V. 441-443: [...] siquando illa [sc. Thais] dicet „Phaedriam / intro miltamus comissatum, " Pamphilam / cantatum provocemus Γ...1.

719

720 721 722

723

724

Nesselrath 1985, 41. Vgl. Plaut. Bacch. 966: [...] urbis verbis qui inermus capit [sc. miles]', dazu die von Kassel (bei Zwierlein 1992, 43 Anm. 98) angeführte griechische Parallele im Epilog zu Theophr. Char. 8: [...] πόλεις τω λόγω κατά κράτος αίροϋντες [...] (12). Thrasos Belagerungspläne finden eine Entsprechung im Ansinnen des menandrischen Soldaten Polemon in der Περικειρομένη, der Moschion - den Bruder seiner Geliebten Glykera - irrtümlich für einen Rivalen hält und sich in V. 467ff. (Sandbach) zum Angriff auf deren Haus anschickt; im Unterschied zum Eunuchus zeugt das Menanderstück allerdings von einer „Umkehrung des traditionellen Possenschemas" (Wehrli 1936, 110), indem Polemon zu guter Letzt den Sieg davonträgt und Glykera heiratet. Büchner 1974, 286. Nesselrath 1985,41. Büchner 1974,283. V. 1041: iam hoc aliud est quod gaudeamus: miles pelletur foras und 1043f.: TH. numquid, Gnatho, tu dubitas quin ego nuncperpetuo perierim? / GN. sine dubio opinor [...]. Nesselrath 1985, 47 Anm. 107.

Terenz: Eunuchus

167

Im Ganzen gesehen lässt die vorliegende Gestaltung des terenzischen Gnatho, der nachweislich eine Schöpfung Menanders verkörpert, hinsichtlich der typologischen Entwicklung der Rolle auf eine Aufwertung des Parasiten schliessen725. Diese manifestiert sich in Gnathos „Selbstkontrastierung mit einem äusserst jämmerlichen Mitglied der Parasitenzunft"726 - seinem genauen Gegenbild also mit dem er kurz zuvor zusammengetroffen ist, was den äusseren Anlass seines Apologs bildet. Indem er sich von seinem bedauernswerten Kollegen, der sich der regelmässigen Handgreiflichkeiten seitens der übrigen Tischgenossen nicht zu erwehren vermag (V. 244f.), entschieden distanziert und so die Licht- und Schattenseiten des Parasitendaseins deutlich vor Augen fuhrt, stellt er der althergebrachten Parasiten-Profession eine neue gegenüber (V. 245247), zu deren Prototyp er sich selbst aufwertet727. Die Veredelung der Parasitenfigur findet in der dargestellten Verdoppelung der Liebeshandlung insofern eine Parallele, als beiden Phänomenen das für die spätere Entwicklungsstufe der Komödie charakteristische Bestreben zugrunde liegt, den gängigen Rollen- und Handlungsschemata neue Wirkungen abzugewinnen. Sie steht mit Menanders „Umprägung"728 dreier weiterer Bühnenrollen - des bramarbasierenden Soldaten (Μισούμενος und Περικειρομένη), der geldgierigen Hetäre ('Επιτρέποντες, Εύνοΰχος undΣάμια) sowie des intrigierenden Sklaven ('Ασπίς und "Ηρως) die eine ähnliche Aufwertung erfahren, im Einklang und dürfte daher als ein typisch menandrisches Verfahren von demselben Dichter herrühren - eine Ansicht, die auch aufgrund der Papyrusreste des Κόλαξ hohe Wahrscheinlichkeit beansprucht. Die Kombination des bei Athenaios (X 434c) indirekt überlieferten ΚόλαξFragments 2 (Arnott) mit Plutarchs Moralia 57a (fr. 3 Arnott) gibt Aufschluss 725 Die Diskrepanz zum Erscheinungsbild des Hungerleiders Gelasimus im Stichus - der plautinischen Bearbeitung der ebenfalls von Menander verfassten 'Αδελφοί (α') - deutet auf eine ausgeprägte Differenzierung des Bühnenschmarotzers bereits innerhalb der Nea hin, wie Nesselrath 1985, 69 überzeugend darlegt: „Es ist kaum vorstellbar, dass Plautus - vorausgesetzt, die beiden Parasiten seien bei Menander sich ähnlich gewesen - die Figur des Gelasimus so radikal verändert haben sollte ..." Vgl. dazu oben Kap. 4.1.8. 726 Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16; V. 234: conveni hodie adveniens quendam mei loci hinc atque ordinis. Vgl. auch den Anklang an das plautinische plagipatida (Capt. 472, Most. 356) in Eun. 244. 727 Dementsprechend lässt er - in Ubereinstimmung ·· t mit Chaireas in Menanders Δύσκολος - die Attitüde des gierigen Hungerleiders bis auf V. 459 (eamus ergo ad cenam. quid stas? [...]), 815 ([...] domi focique fac vicissim ut memineris), 1058-1060 ([...] si efficio hoc, postulo ut mihi tuadomus/te praesente absente pateat, invocato ut sit locus /semper [...]) und 108lf. ([...] praeterea hoc etiam, quod ego vel primum puto, / aeeipit homo nemo melius prorsus neque prolixius) völlig vermissen. 728 Wehrli 1936, 110.

168

Die römische Komödie

darüber, dass in diesem Stück zwei Personen aufgetreten sind, die als das beliebte Komödienpaar Soldat - Parasit identifiziert werden können: der άλαζών Bias, der sich mit seinem ungeheuren Trinkvermögen brüstet, und sein voll heimlichen Spottes um ihn herumscharwenzelnder Begleiter Struthias729. Einen sicheren Beweis für die Richtigkeit der Auffassung, es handle sich hierbei um die beiden von Terenz in seinen Eunuchus übertragenen Figuren, liefert die Übereinstimmung des - von Plutarch dem κόλαξ Struthias in den Mund gelegten - Fragments γελώ τό προς ιόν Κύπριον έννοούμενος (3 Amott) mit Gnathos et illud de Rhodio dictum quom in mentem venit (Eun. 498)730; die abweichende geographische Herkunftsbezeichnung erklärt Knoche anhand folgender plausibler Hypothese: „Terenz hat aus dem Kyprier einen Rhodier gemacht: vielleicht deshalb, weil nach der Illusion seines Stückes und möglicherweise auch der des Εύνοΰχος die Hetaere Χρυσίς aus Rhodos gekommen ist (V. 107), und daselbst auch ihr Freund die virgo Pamphila erstanden hatte ,.."731

Wegen des festen Auftrittsschemas des Parasiten in der griechisch-römischen Komödie wird man sich das erste Erscheinen des menandrischen Titelhelden auf der Bühne ähnlich demjenigen Gnathos in der Szene II 2 des Eunuchus zu denken haben732. Eine solche programmatische Selbstdarstellung gäbe ein adäquates

729

730

731 732

Eine mögliche Bedeutung des zu griech. σΐρουθός ,Sperling' gebildeten Denominativums Στρουθίας (vgl. Lukian, Fug. 19), .Schlemmer', entnimmt Büchner 1964, 11 Anm. 5 der Suda, nach deren Auslegung der Sperling ein Sinnbild der τρυφή verkörpert. Ein auffälliger syntaktischer Unterschied besteht darin, dass sich der Menandervers - wie die Wiederaufnahme des Verbs γελώ am Versbeginn vermuten lässt (vgl. Eun. 497: [...] THR. quid rides? [...]) - aller Wahrscheinlichkeit nach unmittelbar an eine vorausgehende Frage angeschlossen hat (so Büchner 1974, 258). Dies bedeutet jedoch kaum, „dass das Fragment im Griechischen nicht in diesem Zusammenhange gestanden haben kann" (ebd.), sondern legt die terenzische Eindichtung der ersten Hälfte von Gnathos Antwort (V. 497: [...] istuc quod dixti modo) nahe, die auf Thrasos Witz über Parmeno (V. 496) Bezug nimmt. Knoche 1936, 152 Anm. 1. Vgl. etwa Eupolis fr. 172 K.-A. sowie die oben S. 9f. und 12 verzeichneten Auftrittsreden von Parasiten der Mittleren und Neuen Komödie; dazu Plaut. Capt. I 1, Men. I 1, Persa I 2 und Stich. I 3. Bei seiner Argumentation, dass „Στρουθίας im Original mit dem Monolog aufgetreten ist, den wir ... in 2, 2 lesen", stützt sich Knoche 1936, 173 auf „vier Beweismomente", deren zweites auf einer unsicheren Gleichsetzung des - bei Erotian (fr. 60 Nachmanson) indirekt überlieferten, Philemons Κόλαξ zugeschriebenen - Fragments 9 (Amott) mit Eun. 237f. ([...] em / quo redactus sum. omnes noti me atque amici deserunt) beruht. In der Nachfolge von A. Meineke, Fragmenta Comicorum Graecorum, Bd. 2, Berlin 1847, 924 erklärt Knoche 1936, 173 Anm. 2 die Angabe der Herkunft des Fragments für einen „Irrtum des Erotian": "If this is right, this fragment constitutes our strongest piece of independent evidence that Menander's Kolax included a monologue similar to Gnatho's in Terence's Eunuchus" (so P. G. McC. Brown, Menander, Fragments 745 and 746 K-T, Menander's Kolax, and Parasites and Flatterers in Greek Comedy, ZPE 92, 1992, 107). Demgegenüber erachtet es Klotz 1946, 7 als „we-

Terenz: Eunuchus

169

Gegenstück zu der generellen Invektive gegen die Schmeichler in V. 85-94 des Κόλαξ (Sandbach) ab, die ihrerseits die nachfolgende „praktische assentatio unendlich wirksamer"733 erscheinen lässt. Die grundsätzliche Zugehörigkeit der Selbstvorstellung des Schmeichlers, der gleichzeitig das bevorstehende Auftreten seines τρέφων ankündigt (II 2)734, und des Hauptteils des anschliessenden Zwiegesprächs (III l)735 zu Menanders Κόλαξ hat denn auch - mit Ausnahme von Klotz - kaum jemand bestritten. Sie ist umso einsichtiger, als die Parasitenrede innerhalb des Gesamtwerks des Terenz die einzige Erzählung bildet, die „mit der Spielhandlung in keiner Verbindung steht und eine reine Episode darstellt"736, und die „praktische assentatio" als ein retardierendes, die Spannung vor der Eunuchen-Übergabe erhöhendes „lustiges Intermezzo"737 fungiert. Erhebliche Schwierigkeiten bereitet indes die Tatsache, dass der von Grenfell - Hunt im zehnten Oxyrhynchos-Band herausgegebene Κόλαξ-Papyrus 1237738 zwei Belege für den Namen „Γνάθων" bietet (V. 68f. Sandbach), dessen Bedeutung seinen Träger unmissverständlich als Parasiten ausweist - mithin als Vertreter derselben Typenrolle, die im Stück gemäss Plutarchs Zeugnis bereits Struthias zugefallen ist. Das Vorhandensein zweier Personennamen, die sich jeweils zu einem κόλαξ oder παράσιτος in Beziehung setzen lassen, eröffnet drei Erklärungsmöglichkeiten: Die erste besteht darin, dass die beiden sprechenden Namen ,,Στρουθίας" und „Γνάθων" ein und dieselbe Figur bezeichnen,

733 734

nig wahrscheinlich", „dass der bekannte Name [sc. Menander] durch den des weniger bekannten Dichters [sc. Philemon] verdrängt sein sollte", und zieht daraus den Schluss, in Gnathos Monolog liege „die Wiedergabe eines Stückes des Philemon" vor; dagegen gibt Brown 1992, 107 Folgendes zu bedenken: "But, if Gnatho's first speech is taken from Philemon, why does Terence say in his Prologue that the character comes from a play by Menander? ... it remains most likely that Gnatho's monologue is modelled (whether closely or not) on a speech by Strouthias in Menander's Kolax." Leo 1903,681 und 691. Vgl. Denzler 1968, 65: „Als Ganzes [sc. abgesehen von der terenzischen Arbeit im Kleinen] ist dieses Kleinod zweifellos attisch." Büchner 1974, 246 sieht in der durch Gnathos conveni hodie adveniens [...] (V. 234) angedeuteten Situation der Ankunft ein von Terenz stehen gelassenes Relikt aus dem Κόλαξ, das im Rahmen der Εύνοΰχος-Handlung eine geringfügige zeitliche Unstimmigkeit verursache.

735

736 737

738

Das in V. 434-450 eingeführte Motiv der Eifersucht des Soldaten ist für die weitere Handlungsentwicklung des Εύνοΰχος insofern relevant, als es auf den hinterszcnischen Streit bei der cena vorausdeutet, der seinerseits wiederum die notwendige Voraussetzung für die Rückforderung Pamphilas durch den miles darstellt. Denzler 1968, 90. Büchner 1974, 252. Seine ersten zwei Versschlüsse stimmen mit den letzten beiden der zweiten des Oxyrh. Pap. 409 (V. 53f. Sandbach) überein; vgl. oben Anm. 691.

Kolumne

170

Die römische Komödie

woraus sich eine rollenmässige Identität von κόλαξ und παράσιτος ergäbe, von der heute - im Anschluss an Ribbeck, Ch. Jensen und W. E. J. Kuiper - die überwiegende Forschungsmeinung ausgeht739. Zweitens können Στρουθίας und Γνάθων aber auch für zwei verschiedene Personen stehen, deren eine als κόλαξ, die andere als παράσιτος aufgetreten wäre, wie dies Grenfell - Hunt und A. Koerte erwogen haben740. Als dritte mögliche Erklärung bietet sich die Theorie E. Meyerhöfers an, der zufolge die beiden gleich auslautenden Verspaare der Papyri 409 und 1237 zwei verschiedenen Menanderstücken zugehören741. Die innerhalb des bisher verfugbaren Materials der griechisch-römischen Komödie singulare Kontrastierung eines κόλαξ (Struthias) und eines παράσιτος (Gnathon) im selben Stück würde eine scharfe Differenzierung zwischen dem „negativen" Schmeichler und dem „gewitzten"742 Parasiten implizieren, gegen die sich folgende Einwände erheben: Zum einen ist die von Wilamowitz743 postulierte Assoziierung des Parasiten Gnathon mit dem Jüngling Pheidias - dem vermutlichen Gegenspieler des Soldaten Bias, als dessen Begleiter Struthias figuriert - in Anbetracht des überlieferten Wortlauts der Κόλαξ-Fragmente und der Testimonien „auch heute noch von einem sicheren Beweis weit entfernt"744. Zum andern berücksichtigt sie „die Möglichkeit, dass ein und derselbe Parasit durchaus bei sehr verschiedenen τρέφοντες sein Auskommen finden kann"745, nicht ausreichend. Darüber hinaus deuten die Verse 248-253 sowie das wahrscheinlich auf dem Gleichklang Gnathonici - Platonici beruhende parodistische Wortspiel in V. 262-264746 des Eunuchus auf die Identität von Gnathon und Struthias hin: So soll der geplanten „Parasitenschule"

Ί\α

740

741 742 743 744 745 746

Ribbeck 1883, 21-70; Jensen 1929, praef. LH; Kuiper 1932, 165-183; ebenso zuletzt Brown 1992, 91-107 (vor allem 98f. und 103-107) sowie Tylawsky 2002, 97-99. Grenfell - Hunt 1914, 93; A. Koerte, Menandri quae supersunt, Bd. 1, Leipzig 3 1938, praef. XLIX; befürwortet von Büchner 1964, 11 Anm. 5 und Nesselrath 1985, 108-110. E. Meyerhöfer, Der Aufbau des terenzischen Eunuchus, Diss. Erlangen 1927, 32. Nesselrath 1985, 109. Vgl. Grenfell - Hunt 1914, 93. Nesselrath 1985, 109. Ebd. 67. [...] sectari iussi [sc. miserum famelicum], / si potis est, tamquam philosophorum habent disciplinae ex ipsis / vocabula, parasiti ita ut Gnathonici vocentur. Vgl. dazu Gomme - Sandbach 1973, 420f. und Meyerhöfer 1927, 32, der sich allerdings für die Entlehnung der Anspielung auf die Platonici aus einem dritten griechischen Stück ausspricht; dagegen Klotz 1946, 6: „Doch ist es wenig wahrscheinlich, dass Terenz hier geändert und gewissermassen einen Zufallstreffer erzielt haben sollte." Büchner 1964, 11-13 plädiert hinwiederum für die terenzische Prägung des Wortspiels und zieht als Bezeichnung der „Parasitenschüler" bei Menander „etwa Στρουθίειοι" (ebd. 12) - eine Analogiebildung zu 'Επικούρειοι - in Erwägung. Zur Philosophenparodie in der Komödie vgl. ferner oben Anm. 79.

Terenz: Eunuchus

171

n a c h Art der P h i l o s o p h e n s c h u l e n der N a m e ihres Gründers v e r l i e h e n ( V . 2 6 3 f . ) u n d d e r i n d e n K r e i s d e r Gnathonici uberrimus

d e s omnia

adsentari

a u f g e n o m m e n e Hungerleider im

(V. 253) unterwiesen werden -

also, die der (verschiedentlich

mit

dem

παράσιτος

Gnathon

quaestus

in jener τ έ χ ν η gleichgesetzte)

terenzische Lehrmeister e b e n s o zelebriert w i e der κ ό λ α ξ Struthias; d i e s

bildet

den Kern von B r o w n s überzeugender Argumentation: "Gnatho's treatment o f Thraso is in fact central to his presentation

throughout

T e r e n c e ' s play, and it fits with what w e k n o w o f Strouthias' treatment o f Bias i n M e n a n d e r ' s Kolax.

It is prepared for b y G n a t h o ' s w o r d s at 2 4 8 - 2 5 3 ,

a passage

w h i c h f o r m s the natural c l i m a x to the a n e c d o t e w h i c h Gnatho has been r e l a t i n g s i n c e his arrival o n stage at 2 3 2 . N o t h i n g s u g g e s t s that this p a s s a g e is in a n y w a y alien to its context, or that Terence has inserted an a c c o u n t o f b e h a v i o u r w h i c h characterised M e n a n d e r ' s kolax ferently characterised) parasitos.

Strouthias into the m o n o l o g u e o f his ( d i f -

N o r d o e s Terence say a n y t h i n g

o f any

G l e i c h w o h l löst die A n n a h m e eines D o p p e l n a m e n s fur den

κόλαξ-παράσιτος,

d i e s i c h aus der A u f f a s s u n g der Identität v o n G n a t h o n u n d Struthias ergibt, nicht alle Schwierigkeiten: D e n n bei d e n herangezogenen Zweitnamen Summanus weg um

plautinischer

( C u r e . 4 1 3 ) u n d Miccotrogus Spitz- b z w . Tarnnamen748,

such

,.."747

procedure in the P r o l o g u e to his Eunuchus

von

Parasiten

Jensen -

Scortum

zum

notwendig Vergleich

(Capt.

(Stich. 2 4 2 ) - handelt es sich während Στρουθίας

und

Γνάθων

69), durchbisher

747

Brown 1992, 104. Vgl. auch Dieffenbach 1949, 52: „In Eun. II.2 haben wir es mit einem ausgesprochenen Schmeichler zu tun, dessen Züge mit dem Struthias ... übereinstimmen". Die daraus im Hinblick auf das generelle Verhältnis von κόλαξ und παράσιτος in der attischen Komödie resultierenden Konsequenzen stehen der von Nesselrath 1985, 105-110 postulierten sprachlichen Differenzierung zwischen den beiden Begriffen in der Mesc und der Nca entgegen: "Terence evidently thinks it [sc. parasitus, Eun. 30] the appropriate term for the c h a racter after whom Menander's Kolax was named (who must be Strouthias in M e n a n d e r ' s play). In other words, Terence sees parasitos and kolax as interchangeable terms to designate the same dramatic character ... Terence says nothing to suggest that his parasitus is based on two quite distinct characters in Menander's Kolax, nor that he is aware of any significant distinction in the application of the terms parasitos and kolax" (so Brown 1992, 105). Dementsprechend sind die Indizien dafür, dass es im Bereich der Nea zu einer klaren Unterscheidung zwischen Parasit und Schmeichler gekommen ist, im Ganzen gesehen schwach: "Athenaeus [VI 234c-248c ( π α ρ ά σ ι τ ο ι ) . 248c-262a ( κ ό λ α κ ε ς ) ] and Pollux [IV 148] show that it was possible to distinguish between parasitoi and kolakes. But their testimony should not blind us to the evidence that there continued to be a great deal of common ground between the two types and that there was not always any clear distinction between them" (ebd. 99). Vgl. im Einzelnen ebd. 100-102 mit einer Diskussion der von Nesselrath als Belege für seine These angeführten Textstellen sowie oben S. 11 mit Anm. 44 zu Alexis fr. 233. 262 K.-A. und Antiphanes fr. 142 K.-A.

748

Zwischen den drei Doppelnamen ,ßrgasilus - Scortum", „Curculio - Summanus" und „Gelasimus - Miccotrogus" ist insofern zu differenzieren, als Summanus - im Gegensatz zu den

172

Die römische Komödie

keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich ihrer Verwendungsweise erkennen lassen. Angesichts der vorliegenden Probleme wird man auch die verbleibende Erklärungsmöglichkeit, nämlich die Zugehörigkeit des Papyrus 1237 zu einer anderen Komödie der Nea749, nicht gänzlich ausschliessen, zumal dessen Zuweisung an Menanders Κόλαξ einzig durch die identischen Ausgänge zweier Verspaare begründet ist. Mangels ausreichenden Beweismaterials kann man letztlich nicht umhin, die Lösung dieser viel diskutierten „Knacknuss"750 der Nachwelt anheim zu stellen. Insgesamt bilden die Κόλαξ-Einlagen in den - in ihrem Kem „fest und unablösbar zur Handlung des Ευνούχος"751 gehörenden - Szenen II 2 und III 1 keine „Partien von dramatischer Bedeutung", sondern „dramatische Ruhepunkte"752. Die terenzische Übernahme der beiden im Prolog genannten personae der Sekundärvorlage scheint sich somit weniger auf zusätzliche Handlungsmomente als vielmehr auf die Ausgestaltung der spezifischen Wesenszüge des parasitus colax und des miles gloriosus erstreckt zu haben, mit denen der römische Bearbeiter auch die Εύνοΰχος-Szene III 2 bereichert hat. Demgegenüber fungiert das Komödienpaar Soldat - Parasit in der Peripetie des vierten Aktes (IV 7) und in den drei Schlussszenen des Eunuchus (V 7-9) jeweils als Träger einer Handlung, über deren Zuordnung nach wie vor ein lebhafter Widerstreit der Meinungen herrscht. Die Bestimmung der Herkunft der Hausbelagerungsszene (IV 7) hängt weitgehend an der Beurteilung der Frage, welche Figuren in der Primärvorlage die Stelle Thrasos und Gnathos eingenommen haben. Soweit wir von der terenzischen Nachdichtung zurückschliessen können, wird das Auftreten eines Neben-

Spitznamen „Scortum" und ,Miccotrogus" - offenbar einen Tarnnamen für die Intrige darstellt (Cure. 412f.: [...] LY. quis tu homo's? / CV. libertus illius [sc. militis], quem omnes Summanum vocant); hierin könnte eine Parallele zum Gebrauch der beiden Namen ,,Στρουθίας" und „Γνάθων" in Menanders Κόλαξ bestehen. Vgl. auch Fraenkel 1922, 29 („mutare nomen"); Klotz 1946, 6 Anm. 1; Büchner 1964, 11 Anm. 5; Gomme - Sandbach 1973, 421; Tylawsky 2002, 97: "Moreover, in Terence's play the flatterer ... played one role to the young man in love and a different role to the soldier. Thus in Menander's play, the flatterer might have been known by the table nickname 'Gnatho' to Pheidias the young man, and by the ridiculing nickname 'Strouthias' to Bias the soldier..."

750 751

752

In diesem Fall hätte Terenz den Parasitennamen „Γνάθων" nicht dem Κόλαξ entnommen; zur Häufigkeit rollenspezifischer Eigennamen vgl. etwa den typischen Sklavennamen „Daos" (Oxyrh. Pap. 1237, V. 68 Sandbach). Denzler 1968, 66 Anm. 198. Knoche 1936, 150; vgl. ebd. 183: „... er [sc. Terenz] hat, wenn ich es einmal so sagen darf, dem Rivalen und seinem Sklaven die Kleider des miles und des parasitus aus der Garderobe des Κόλαξ angezogen". Ebd. 145 und 183.

Terenz: Eunuchus

173

buhlers in Menanders Εύνοΰχος zum einen durch die erste Liebeshandlung nahe gelegt, die sich in Form einer Klimax (Schenkung der virgo an die geliebte Hetäre - Streit mit der Geliebten - Rückforderung des Geschenks) vollzieht; folgende von Ludwig vorgebrachte Begründung mag dies verdeutlichen: „Die Rückforderung der ,Pamphila' durch den Rivalen soll zweifellos eine für das gute Ende äusserst kritische Situation heraufbeschwören. Ist einer solchen Genüge getan, wenn nur ein .Beauftragter' des Rivalen erscheint (und wer s o l l t e dies übrigens anders sein als sein Diener?) ...? Die Verschärfung der Gefahr durch den Auftritt des Rivalen selbst ist dramaturgisch sicher besser. Dann hätte Terenz die Handlung eben verbessert? Aber erfüllt die Erfindung einer Gefährdung durch den griechischen Dichter überhaupt ihren Zweck, wenn letztere so geringfügig bleibt und zu einer Krise gar nicht genutzt wird?" 753

Zum andern lässt das terenzische Verfahren der Übertragung der persona militis aus dem Κόλαξ in den auf unterschiedlichen Handlungsvoraussetzungen beruhenden Εΰνοΰχος die Existenz einer entsprechenden Rolle innerhalb des Letzteren vermuten. Die Möglichkeit, dass diese dort ebenfalls einem στρατιώτης vorbehalten war, bliebe dem Selbstzeugnis des Terenz zufolge nur dann ausser Betracht, „wenn die beiden aus dem ,Kolax' übernommenen Personen zu den Personen des ,Eunuchos' zusätzlich hinzugekommen wären"754, was nicht der Fall ist. Zugunsten des - von Wehrli und Ludwig bevorzugten - Erscheinens eines „Mannes mit bewaffneter Hand"755 auf der Bühne des Εύνοΰχος Hesse sich geltend machen, dass die Angst der Hetäre vor einer gewaltsamen Rückforderung der virgo (wie sie eben einem Soldaten zuzutrauen wäre) und die dadurch motivierte rasche Herbeiführung der Anagnorisis (IV 6, V. 744-752) beim Auftreten eines miles umso überzeugender wirken756. Dagegen dürfte der von Knoche rekonstruierte „empfindsame" und „etwas schwermütige, resignierte, vor allem sehr verliebte" Rivale, der „im Gespräch mit seinem Sklaven [V. 811816] die neu geschaffene Lage vom rein juristischen Standpunkt her erwogen

753 754 755 756

Ludwig 1973 a ,406f. Ebd. 387. Büchner 1974,288 Anm. 85. Vgl. Wehrli 1936, 104f.; Ludwig 1973a, 387-389 und 405-407. So Büchner 1974, 293 (gegen Jachmann 1921, 81-88 [vgl. oben Anm. 698]): „Zweitens aber ist zu sagen, dass nach der vorläufigen Erkennung im 4. Akt, deren kurzes Abbrechen wir in seiner Funktion betrachtet haben, die aber nichtsdestoweniger auf lange Hand durch die Erzählungen des Chremes vorbereitet war und überhaupt erst ermöglicht wurde, Sophrona nur noch bestätigen konnte, dass sie die signa wiedererkenne. Wie hätte das, was sie jetzt im Vorbeigehen in der nächsten Szene [V 3] sagt, je Inhalt einer Szene sein können?" Vgl. auch Wehrli 1936, 106: „Ein flüchtiges Skizzieren des Anagnorismos durfte sich auch Menander da, wo die Handlung es erforderte, um so eher gestatten, als solche Erkennungsszenen ja schon zum festen Bestand der Komödie gehörten."

174

Die römische Komödie

und freiwillig Verzicht geleistet"757 habe, mit der poetischen Gerechtigkeit insofern schwerlich zu vereinbaren sein, als ein solch edelmütiger Charakter in einem Stück der Neuen Komödie wohl kaum dermassen dem Spott preisgegeben worden wäre758. Andererseits deutet die Einfügung des miles gloriosus - des einzigen seines Ranges im Gesamtwerk des Terenz - und des parasitus colax in den Eunuchus auf das Bestreben des römischen Bearbeiters hin, die Publikumswirksamkeit seiner Vorlage zu erhöhen und zu diesem Zweck zwei weniger ausgeprägte Charaktere durch die beiden „lebensvoll gezeichneten, vollkräftigen"759 Gestalten zu ersetzen. Dies wäre umso einsichtiger, wenn im Εύνοΰχος kein Soldat, sondern etwa ein Kaufmann als Nebenbuhler des athenischen adulescens amans fungiert760 und Terenz dessen Rolle unter Eindichtung der typischen Züge des miles gloriosus bereichert hätte. Dieselbe Aporie besteht bei der Frage, welche Figur - ein Sklave oder ein Parasit - im Hauptoriginal die Stelle Gnathos eingenommen hat761, der nur

757

Knoche 1936, 160 und 1938, 83. Vgl. dens. 1936, 158-161 und 163f., wonach der monierte plötzliche Charakterwandel Thrasos in V. 434-450 und 455-493 aus der terenzischen Verschmelzung des miles gloriosus Bias und des Rivalen des Chairestratos zu erklären sei.

758

Vgl. etwa die „zartfuhlenden" (Knoche 1936, 161 Anm. 1) menandrischen στρατιώται Thrasonides (Μισούμενος) und Polemon (Περικειρομένη), die in ihrer Charakteristik dem herkömmlichen adulescens amans nahe stehen und am Ende folgerichtig je ihre Geliebte heiraten; während in der Περικειρομένη ein „Rollentausch zwischen adulescens und miles" (Wehrli 1936, 111) vorliegt, fehlt im Μισούμενος die Jüngling-mi/es-Rivalität gänzlich. Sonst ist dem Soldaten in der Nea und der Palliata zumeist die Rolle des von auswärts kommenden, prahlerischen Gegenspielers des athenischen Jünglings vorbehalten.

759

Jachmann 1921, 71. „Um zu begreifen ..., dass dieser Rivale nicht ein miles gewesen sein muss, braucht man nur an den Diabolus der Asinaria zu denken" (ebd. 70 Anm. 1). Das auch in Menanders Σικυώνιοι sowie in den Bacchides und im Miles gloriosus des Plautus vertretene Paar άλαζών - κόλαξ erfreute sich zwar grosser Beliebtheit, war aber nicht verbindlich, wie Menanders Περικειρομένη und Plautus' Epidicus zeigen. Die terenzische Ausprägung des Bramarbas zeichnet sich „durch die gleichen, nur weniger ins Groteske getriebenen Eigenschaften aus wie Pyrgopolynices im Miles, und demgemäss vollzieht sich auch seine Niederlage in wesentlich feineren Formen" (Wehrli 1936, 103; so schon Leo 1912, 115f. Anm. 3). Einen Vergleich der beiden Dialoge des Komödienpaars im Miles gloriosus (1 1) und im Eunuchus (III 1) stellt Haffter 1953, 82f. an und konstatiert bei Terenz - im Unterschied zu Plautus und Menander (vgl. Κόλαξ fr. 2. 4 Arnott) - ein gewisses „Abschwächen des Allzugriechischen" (ebd. 81): „... hier gipfelt die ganze Beschreibung in der unerhörten Vorzugsstellung, die der Soldat bei seinem Dienstherren, dem König, geniesst; dieser König aber trägt keinen Namen, und die östlich-hellenistische Atmosphäre, in die die Glorie solcher Komödien-Soldaten nun einmal hineingehört, kommt nur durch einen neidischen Rivalen, den Kommandanten der indischen Elephanten (412f.), hinzu."

760

761

Eine kritische Beurteilung von Meyerhöfers Argumentation (1927, 19; vgl. Knoche 1936, 156 Anm. 3 und Klotz 1946, 8), die sich auf das einhellig überlieferte curre - einen Befehl, den

Terenz: Eunuchus

d u r c h s e i n e n A u f t r a g , d i e virgo

175

P a m p h i l a ins H a u s der Hetäre T h a i s z u überfüh-

r e n , m i t d e r e i g e n t l i c h e n Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς - H a n d l u n g v e r k n ü p f t ist; h i e r a u s z i e h t K n o che folgende Schlüsse: „Da nun aber Pamphila zur Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς - H a n d l u n g , und nur zu dieser, gehört,

sie

auch dieser H a n d l u n g z u f o l g e n o t w e n d i g e r w e i s e ins Haus der Hetaere g e b r a c h t w e r d e n m u s s t e (denn dort findet ihre S c h ä n d u n g statt), so steht man vor f o l g e n d e m Paradox: Terenz bringt in 2, 2 e i n e Person d e s Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς (Pamphila) in n o t wendige Verbindung

mit einer Person des Κ ό λ α ξ (Gnatho); er lässt

zweitens

durch d i e s e Person des Κ ό λ α ξ eine A k t i o n durchführen, die nur zur Ε ύ ν ο ϋ χ ο ς Handlung

Person

des

Κ ό λ α ξ z u s a m m e n mit der genannten Person des Ε ΰ ν ο ΰ χ ο ς in ein B ü h n e n h a u s

gehört (die Ü b e r b r i n g u n g ) ;

und

er lässt

drittens

jene

tre-

ten, das einer anderen Person des Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς gehörte (der Χ ρ υ σ ί ς - T h a i s ) . 1 , 7 6 2 Es bleibt festzuhalten, dass dieses „Paradox" die Existenz einer Dienerrolle

im

Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς voraussetzt, die z u m i n d e s t mit der Überbringung d e s G e s c h e n k s v o n Chairestratos' R i v a l e n betraut w a r -

einer Funktion,

die s o w o h l

durch

einen

S k l a v e n als auch e i n e n Parasiten erfüllt w e r d e n konnte763. A u f g r u n d der u n l ö s b a r e n S c h w i e r i g k e i t e n , die einer E r s c h l i e s s u n g der b e i d e n v o n T e r e n z d u r c h d e n miles

gloriosus

u n d d e n parasitus

colax

ersetzten Figuren

entgegenstehen, lässt sich e b e n s o w e n i g Klarheit über die Frage g e w i n n e n , das M o t i v der Hausbelagerung d e m Κ ό λ α ξ -

w i e dies Thrasos und

ob

Gnathos

A u f t r e t e n in I V 7 n a h e z u l e g e n s c h e i n t - o d e r d e m Ε ύ ν ο ΰ χ ο ς a n g e h ö r t . E i n i g keit herrscht l e d i g l i c h darüber, „ d a s s der haben muss,

,Eunuchos'

zwei

Szenen

enthalten

d i e I V 6 / 7 m i n d e s t e n s i n s o w e i t entsprachen, als a u c h dort

am

Terenz sonst nur an Sklaven ergehen lässt - in V. 499 stützt ([...] THR. abi prae, curre, ut sint domi/parata. GN.fiat. - [ . . . ] ) , nimmt Büchner 1974, 288 Anm. 85 vor: „Ich glaube, darüber lässt sich nichts sagen. Das Argument von Meyerhöfer, der aus 499 curre (wir lesen cura [nach Paumiers Konjektur]) schloss, dass im Eunuch ein Sklave das Mädchcn überbracht h a be, ist infolge der Unsicherheit der Stelle hinfällig. Wenn er aus dem ,zivilen' Ton der Szene IV,7 dort, wo sie aus dem Eunuch stammt, schliesst, der Rivale könne kein Soldat gewesen sein, so ist dazu zu sagen, dass die soldatischen Ausdrücke wohl zu den Vorbereitungen der Belagerung und zum Abzug passen; wie aber hätte sich Thraso mit Thais und Chremcs in militärischen Ausdrücken unterhalten sollen?" Zum „störenden Nebeneinander" der beiden Ankündigungen von Thrasos und Gnathos Abgang (V. 494: THR. ego hinc abeo: tu istanc opperire [...] und 499f.) vgl. Knoche 1936, 153, der ebd. 177 - unter Hinweis auf den Wortwechsel in V. 270-287, in dem Parmeno und Gnatho „auf ganz gleichem Fuss" verkehrten - für einen ursprünglichen Sklaven plädiert; ebenso Ludwig 1973", 387f. Webster 1960, 71 hingegen möchte einem Sklaven den raffinierten Liebesrat in V. 440-445 nicht zutrauen. Vgl. auch Wehrli 1936, 104. 762 763

Knoche 1936, 173 f. Vgl. etwa den Parasiten Saturio, der in Plautus' Persa (III 1) als Überbringer seiner Tochtcr auftritt.

176

Die römische Komödie

Anfang der ersten Szene die Hetäre auftrat, am Anfang der zweiten ,Thraso"'764. In Anbetracht des ungeklärten rollenspezifischen Charakters von Chairestratos' Gegenspieler erweist sich Klotz' Prämisse - „die Belagerungsszene (771-783) ist ganz auf den Soldaten abgestimmt, kann also nicht aus dem Εΰνοΰχος stammen"765 - als allzu kühn, wenn auch deren Entlehnung aus dem Κόλαξ insgesamt grössere Plausibilität beanspruchen dürfte766. Diese bereits von Jachmann, Drexler und Knoche767 vertretene Ansicht ist allerdings mit dem Nachteil behaftet, dass die Papyrusreste des Κόλαξ für einen Sturmangriff des άλαζών Bias keine wirklichen Anhaltspunkte bieten; vielmehr hegt der πορνοβοσκός in V. 122-126 (Sandbach) die Befürchtung, der mittellose Jüngling Pheidias werde ihn beim Verkauf seiner Geliebten an den reichen στρατιώτης in Begleitung zahlloser εταίροι heimsuchen. Selbst wenn ein solcher - mit Aeschinus' Hetärenraub in den terenzischen Adelphen (II l)768 vergleichbarer - Gewaltakt des Pheidias im weiteren Verlauf des Stücks nicht zur Ausführung gekommen sein sollte, erscheinen doch gewisse Bedenken gegenüber der dramaturgischen Folgerichtigkeit einer allfälligen kriegerischen Aktion des Nebenbuhlers angebracht. So wies Leo die Bestürmung des Hetärenhauses wegen der „inneren [sc. Notwendigkeit] der Steigerung, der Vereinigung aller angeknüpften Motive zu einer Culmination der theatralischen Wirkung"769 dem Εύνοΰχος zu. Dennoch kann die Möglichkeit, dass eine Auseinandersetzung mit dem Kuppler oder eine gewaltsame Inbesitznahme der Hetäre durch Pheidias zu einer Hausbelagerung vonseiten des άλαζών Bias geführt und „Terenz eine solche Kolaxscene der Handlung und den Personen des Eunuchus angeglichen habe"770, anhand der spärlichen Fragmente nicht ausgeschlossen werden, wie auch Leo einräumte. Während die Forschung in Bezug auf die letzten drei Szenen des Eunuchus (V 7-9) darin weitgehend übereinstimmt, „dass auch bei Menander die adulescentes in ihrem Glück noch einmal auftraten und dabei die endgültige Lösung aller Schwierigkeiten mitgeteilt wurde"771, haben Thrasos und Gnathos Rück-

764 765 766

767

769 770 771

Ludwig 1973a, 383. Klotz 1946,23. Vgl. die im Auf-und Abmarsch des Soldaten (V. 771-783. 811-816) greifbare „Dehnung des geradlinigen Ablaufes" der Handlungssequenz (Büchner 1974, 288). Auf die terenzische Übernahme der Hausbelagerungsszene aus dem Κόλαξ führt Lowe 1997, 165 die Tatsache zurück, dass sich in IV 7 fünf sprechende Personen gleichzeitig auf der Bühne aufhalten; vgl. dazu auch Barsby 1993, 166 und 17lf. sowie 1999,229. Jachmann 1921, 79; Drexler 1938, 97; Knoche 1938, 66. Diese Szene hat Terenz den Συναποθνήισκοντες des Diphilos entnommen. Leo 1903, 690. Ebd. 689 Anm. 2. Steidle 1973, 344f.

Terenz: Eunuchus

177

kehr auf die Bühne (V 7) sowie die damit verbundene Teilung von Thais' Aufmerksamkeit zwischen den beiden Liebhabern (V 9) die Frage aufgeworfen, ob das terenzische Finale eine getreue Wiedergabe oder eine freie Umgestaltung des originalen Komödienschlusses bildet - ein strittiges Problem, dessen Diskussion Brown auf folgende Grundlage stellt: "... the ending of Terence's play may be considered from three different angles, since it shows (1) Phaedria agreeing to share Thais with Thraso, (2) Thraso treated as an object of mockery, and (3) Gnatho triumphantly furthering his own interests. The third of these, Gnatho's triumph, is the element least likely to correspond to anything which Terence could have found in Menander's Eunouchos (since there is no reason to believe that that play included any comparable character) ... Menander's Eunouchos must have included a rival lover, and he may even have been a soldier; we do not know whether he was as objectionable as Thraso, and we are therefore in no position to judge whether he would have been such an appropriate object of mockery at the end of the play. But at least the mockery of Thraso presents no problem at the end of Terence's play ... It is the first element, the sharing of Thais, which some scholars have found most disturbing." 772

Ein Wiederauftreten des Rivalen und seines Dieners im fünften Akt des Εύνοΰχος wird denn auch von der überwiegenden Forschungsmeinung als ästhetisch unbefriedigend abgelehnt773, wobei jedoch offen bleibt, ob in V 7-9 eine Übernahme aus dem Κόλαξ oder eine freie Eindichtung des römischen Bearbeiters vorliegt. Der gegen die burleske Schlusswendung vorgebrachte Haupteinwand, Gnathos „Halbpartwirtschaft"774 komme einer Degradierung der bona meretrix - die sich „durch die Art, wie sie auf ein zunächst widriges Geschick reagierte, menschlich bewährt"775 habe - zum Handelsobjekt gleich, lässt sich unter Hinweis auf die Beliebtheit des „ausgelassenen Kehraus", bei dem die „Personen der Komödie ihren Spott auf Kosten einer einzelnen treiben"776, in anderen Menanderstücken zumindest teilweise entkräften.

772

Brown 1990,49.

773

774 775

776

Von der communis opinio weichen ab: Rand 1932, 70; P. W. Harsh, Certain Features of T e c h nique Found in Both Greek and Roman Drama, Am. Journ. Phil. 58, 1937, 286f.; Drexler 1938, 97f.; Webster 1960, 74; Bianco 1962, 160-163; H. Lloyd-Jones, Terentian Technique in the Adelphi and the Eunuchus, Class. Quart. 23, 1973, 283f.; Steidle 1973, 345-347; Brown 1990, 49-61; Cupaiuolo 1991, 103f. Anm. 33. Klotz 1946, 27. Ludwig 1973", 401. So vor allem Pasquali 1936, 129: "Quest'ultima sccna, cosi indegna di quella creatura gentile [sc. Thais], non avrä forse offeso la maggior parte degli spettatori, ma avrä offeso i piu fini anche dei lettori contemporanei di Terenzio; a noi modcrni e insopportabile. ... L'Eunuco di Terenzio finisce in una disarmonia." Tränkle 1972, 253; vgl. etwa Menanders Δ ύ σ κ ο λ ο ς , 'Επιτρέποντες und Σάμια.

178

Die römische Komödie

Im Ganzen gesehen scheint aber die Koinzidenz von Gnathos einzigartigem Triumph in V 9 mit dem Abschlusscharakter des Verses 1041 (V 8) - iam hoc aliud est quod gaudeamus: miles pelletur foras - ein leichtes Übergewicht zugunsten der terenzischen Umgestaltung der letzten drei Szenen zu ergeben. Hinzu kommt, dass sich das Motiv der Teilung der Aufmerksamkeit einer Hetäre zwischen rivalisierenden Liebhabern auch am Schluss der Asinaria (V. 915918) - wo die Vermittlerrolle ebenfalls dem Parasiten vorbehalten bleibt - und des Truculentus (V. 958-961) des Plautus findet, dessen bevorzugter Ausprägung der meretrix durchaus römische Züge anhaften777.

4.2.2. Phormio Ein zweiter grosser Erfolg innerhalb des Jahres 161 v. Chr. war Terenz mit der Aufführung seines neben dem Eunuchus wohl „am meisten komödienhaften" 778 Stücks beschieden, dessen Vorzüge Duckworth besonders hervorhebt: "In Terence's Phormio, love affairs, deception, mistaken identity, and recognition are blended with an expert hand. Structurally perhaps the best of Roman comedies, it makes effective use of suspense and surprise, and is deservedly praised for brilliance of dialogue and liveliness of action."779 Die nach der Hauptrolle des Parasiten - per quem res geretur maxume (prol. 28) - benannte lateinische Bearbeitung des von Apollodoros von Karystos verfassten Έπιδικαζόμενος (prol. 24-26) stellt die einzige Terenzkomödie dar, deren Titel von der Vorlage abweicht780. Der Originaltitel nimmt auf die spezifisch

777

Für die römische Konzeption der meretrix bei Terenz und Donat sei im Einzelnen auf Büchner 1974, 239 verwiesen. In V 8-9 agieren vier redende Personen gleichzeitig auf der Bühne, was Lowe 1997, 165 als zusätzliches Indiz gegen die menandrische Herkunft der Szenenfolge wertet: "The Kolax characters, Thraso and Gnatho, conspicuously ignored by the others, have clearly been inserted by Terence into a context to which they did not originally belong". Zur Stichhaltigkeit des Kriteriums der Anzahl der Schauspieler vgl. auch oben Anm. 153.

778

Haffter 1953, 95. Ganz ähnlich hat schon Donat, Ter. Phorm. praef. 1, 2f. geurteilt: haec [sc. comoedia] igiturprope tota motoria est et in affectibus constituta paene maioribus quam cornicus stilus posceret, nisi quod arte poetae omnia moderata sunt. Als Zeitpunkt der Erstaufführung des Phormio gibt die Didaskalie (1-3) in den Handschriften der calliopischen Rezension die Ludi Romani, im Bembinus (A) dagegen - dem Donat, Phorm. praef. 1, 6 folgt - die Ludi Megalenses des Jahres 161 v. Chr. an (nach der communis opinio das Auffiihrungsdatum des Eunuchus).

779

780

Duckworth 1952, 156f. Vgl. Don. Phorm. praef. 1,1. Den in Athen seit dem 6. Jh. v. Chr. nachweisbaren griechischen Eigennamen ,,Φορμίων" (Μ. J. Osborne - S. G. Byrne [Hrsgg.], A Lexicon of Greek Personal

Terenz: Phormio

179

griechische Einrichtung des so genannten Erbtochterrechts Bezug, dem zufolge „der nächste Verwandte väterlicherseits verpflichtet war, eine bruderlose Waise entweder selbst zu heiraten oder im Falle ihrer Bedürftigkeit entsprechend seinem Vermögen mit einer Mitgift auszustatten"781, wobei ihm die Erbtochter (έπίκληρος) in einem gerichtlichen Verfahren (έπιδικασία) auf Antrag des έπιδικαζόμενος zugesprochen wurde; in ebendiesem Vorgang gründet die Handlung des Phormio. Der Umstand, dass έπιδικαζόμενος „dem römischen Publikum ohne eine spezielle Rechtsunterweisung nie hätte verständlich sein können"782, dürfte Terenz dazu bewogen haben, den juristischen Titelbegriff durch den Namen des Handlungsträgers zu ersetzen. Der Einfall des findigen „Staiparasiten"783 Phormio, seinem Ernährer Antipho als dem angeblich nächsten Verwandten die „Erbtochter" Phanium gericht-

Names, Bd. 2, Oxford 1994,465), dessen Etymologie unsicher ist, tegiculum [...], a quo instemitur pavimentum (Don. Phorm. 26) Hauler, Ausgewählte Komödien des P. Terentius Afer: Phormio, „bequemen Wesen" des Parasiten („von φορμός ,Decke, Matte'") 781

leitet Donat von φορμίον her, was K. Dziatzko - E. Leipzig 4 1913, 88 mit dem in Verbindung bringen.

Lefevre 1978 c , 6. Zum Erbtochterrecht, das - gemessen an der Häufigkeit der Stücktitel „ Έ π ί κ λ η ρ ο ς " (,Erbtochter': Alexis fr. 78-80 K.-A., Antiphanes fr. 94 K.-A., Diodoros fr. 2 K.-A., Diphilos fr. 40 K.-A., Euetes fr. 1 K.-A., Menander fr. 129-136 K.-A.) und , , Έ π ι δ ι κ α ζ ό μ ε ν ο ς " (.Antragsteller': Anaxippos fr. 2 K.-A., Apollodoros von Karystos fr. 1628 K.-A., Diphilos fr. 39 K.-A., Philemon fr. 23f. K.-A.) - der Komödie reichen Stoff geboten zu haben scheint, vgl. Th. Thalheim, Έ π ί κ λ η ρ ο ς , RE VI (1909) 114-117 sowie die Literaturhinweise bei Lefevre 1978°, 6 Anm. lf. Die bei Donat, Phorm. 25 (im Gegensatz zu praef. 1, 1) belegte feminine Form Epidicazomene (,das Mädchen, das zugesprochen wird') wäre „an sich ... möglich, doch liegt kein Grund vor, von der Überlieferung des Terenz-Textes abzuweichen" (so Jachmann 1934, 641; vgl. Dziatzko - Hauler 1913, 77 Anm. 1; W. E. J. Kuiper, Two Comedies by Apollodorus of Carystus. Terence's Hecyra and Phormio, Leiden 1938, 50; Bianco 1962, 169).

78"?

783

Haffler 1953, 83 im Anschluss an Dziatzko - Hauler 1913, 77; ebenso W. Steidle, Probleme des Bühnenspiels in der Neuen Komödie, Grazer Beiträge 3, 1975, 342 Anm. 7. Demgegenüber bringt Lefevre 1978°, 14 Anm. 35 eine von der communis opinio abweichende Begründung vor, der zufolge Terenz den griechischen Titel deshalb ersetzen musste, weil er „die im Original nur angedrohte έ π ι δ ι κ α σ ί α in eine tatsächlich erfolgte δ ι α δ ι κ α σ ί α " (ebd. 113) umgewandelt habe; vgl. dazu aber die Rezension von P. G. McC. Brown, Class. Review 30, 1980, 195: "... in this play we have neither one claimant nor more than one: we have (according to Phormio's fiction) an 'heiress' who is poor and whose nearest male relative has to be forced by legal action to assume responsibility for her. ... Phormio has acted as ό βουλόμενος, and w e may assume that the archon referred the matter to a court after his usual preliminary hearing (anakrisis). There is no question of a diadikasia at any stage." Dass das in Rom unbekannte Erbtochtergesetz einer Erklärung bedurfte, ergibt sich aus Phorm. 125f.: lex est ut orbae, qui sint genere proxumi, /is nubant, et illos ducere eadem haec lex iubet\ vgl. auch die Anspielung bei Plaut. Cist. 99f. Nesselrath 1985, 100.

180

Die römische Komödie

lieh zusprechen zu lassen784 und ihm so (wohlgemerkt in Abwesenheit von dessen Vater Demipho) zur Heirat mit der Geliebten zu verhelfen, bildet sowohl die Voraussetzung als auch das Zentrum der zweisträngigen Liebeshandlung, die mit der - durch den servus currens Geta angekündigten - Rückkehr des pater familias einsetzt. Nach Antiphos Flucht vor der bevorstehenden Auseinandersetzung mit seinem ob des facinus audax (V. 233) wutentbrannten Vater treten diesem sein Vetter Phaedria, der sich mangels der für den Freikauf seiner Geliebten Pamphila benötigten Geldsumme in einer ähnlich misslichen Lage befindet, und der Sklave Geta entgegen. Ihnen gelingt es fürs Erste, Demipho gegenüber ,jede Möglichkeit, dass man hätte anders handeln können, als unmöglich"785 zu erweisen. Im Hinblick auf die Konfrontation mit seinem Hauptgegner Phormio sucht der argumentativ unterlegene senex rechtlichen Beistand vonseiten dreier advocati zu erhalten, doch vermag der Titelheld - der bei seinem ersten Auftritt (II 2 nach der traditionellen Zählung786) die Annehmlichkeiten des Parasitendaseins eindrucksvoll zu schildern weiss - kraft seiner „advokatischen Virtuosität"787 den anschliessenden Agon zugunsten der Partei Antiphos zu entscheiden. Inzwischen ist Demiphos Bruder Chremes von der erfolglosen Suche nach seiner aus einer verheimlichten zweiten Ehe stammenden Tochter auf Lemnos heimgekehrt; deren Heirat mit Antipho hatten die beiden Väter zuvor vereinbart, um Chremes' Doppelehe auf die Dauer geheim halten zu können, was ihnen nunmehr scheinbar verwehrt bleibt. Als sich gleichzeitig Phaedrias Situation dadurch verschärft, dass der Kuppler Dorio, des Wartens überdrüssig, im Begriffe ist, die Zitherspielerin Pamphila an einen Offizier zu verkaufen, machen sich Phormio und Geta die Interessen der senes mit Hilfe des folgenden Täuschungsmanövers zunutze: Unter Vorspiegelung der Absicht des Ersteren - des patronus mulieris (V. 307) - , Phanium gegen Zahlung einer ansehnlichen Mitgift selbst zu heiraten788, entlocken sie diesen just die für Phaedrias Liebschaft erforderliche Summe. Dank einer zufälligen Begegnung mit der aus Lemnos 784

Auf die Ironie dieser juristischen Finte weist W. G. Amott, Phormio parasitus: Α Study in Dramatic Methods of Characterization, Greece & Rome 17, 1970, 34 Anm. 4 hin: "If Phanium had really been an έ π ί κ λ η ρ ο ς (i.e. if Chremes had been dead), then Antipho would have been the legal claimant for her hand (by the rules of έ π ι δ ι κ α σ ί α ) in the absence abroad of his father Demipho, Chremes' brother and next of kin ... Thus Phormio's perjury achieved a legally correct result ..."

785

Büchner 1974, 320. Zur Frage der Akteinteilung vgl. Webster 1953, 207 sowie zuletzt J. C. B. Lowe, Terentian Originality in the 'Phormio' and 'Hecyra', Hermes 111, 1983, 432f. und 445 Anm. 82. Nesselrath 1985, 100. Vgl. die Heiratspläne des Parasiten Theron in Menanders Σ ι κ υ ώ ν ι ο ι ; dazu oben Anm. 75.

786

787 788

Terenz: Phormio

181

angereisten Amme Sophrona, die in Athen nach dem ihr nur unter dem Tarnnamen „Stilpo" bekannten Chremes Ausschau hält, findet dieser schliesslich in Phanium seine Tochter wieder. So ist „das, worum sich die Alten bemüht und wogegen sie sich aus Unwissen gewehrt hatten, ... von selbst in Erfüllung gegangen"789. Dies ermöglicht Phormio wiederum die Inszenierung einer regelrechten Erpressung: In der Erwartung, dass die beiden Väter infolge der jüngsten Wendung des Geschehens auf die Aufrechterhaltung von Antiphos Ehe dringen werden, hält er ihnen gegenüber unbeirrt an seinen vorgeblichen Heiratsplänen fest und droht ihnen zuletzt damit, Chremes' athenische Frau Nausistrata über dessen Zweitehe aufzuklären, falls sie nicht gewillt seien, von ihrer Forderung nach Rückerstattung der gezahlten Mitgift abzusehen. Um einem freiwilligen Geständnis des Chremes zuvorzukommen und sich Demiphos Handgreiflichkeiten zu erwehren, setzt er seine Drohung auch gleich in die Tat um, wodurch er am Ende Phaedria den Besitz Pamphilas und sich selbst einen ständigen Freitisch bei Nausistrata zu sichern vermag: „Die skrupellose Wendigkeit des Parasiten hat einen vollen Triumph über die wurmstichige Moralität der beiden Alten errungen"790. Trotz seiner „lebhaften und rasch vorschreitenden Handlung"791 gilt der Phormio, in dem sämtliche im Prolog des Heautontimorumenos (V. 37-39) genannten Komödienrollen - der servus currens (Geta), der iratus senex (Demipho), der edax parasitus und sycophanta inpudens (Phormio) sowie der avarus leno (Dorio) - vertreten sind, als konventionellstes Stück des Terenz, wofür M. R. Posani folgende Gründe geltend macht: "... infatti il Formione, se lo consideriamo dal punto di vista dell'originalitä artistica, e la meno interessante di tutte le opere di Terenzio, perche piü di tutte si avvicina al tipo convenzionale della commedia nuova, caratterizzata come e da un intreccio complicatissimo, pieno di vivacitä e di brio, e mancante, d'altra parte, di una particolare finezza nella delineazione psicologica dei personaggi, qualitä che e il maggior pregio dell'arte terenziana in genere. ... mentre non si allontana per nulla negli intenti dal tipo tradizionale della commedia nuova, e tuttavia trattata con quella finezza, con quella levitä proprie dell'arte terenziana ... che pure danno a quest'opera un particolare carattere di scherzosa eleganza, che la distingue da ogni altra commedia del teatro latino."792

789 790 791

Lefevre 1978°, 5f. So Ludwig 1966, 1411. Dziatzko - Hauler 1913, 80.

792

Μ. R. Posani, II "Formione" di Terenzio, Atene e Roma 43, 1941, 29. Ahnlich ambivalent fallt das Urteil von Arnott 1970, 32 aus: "Of all Terence's plays, the Phormio ought to be the least engaging. It totally lacks sympathetic characters with whom an audience can identify itself. There is no magnanimous Thais [Eun ], no liberal Micio [Ad.]. In their place we find a set of

182

Die römische Komödie

Während die Verhaltensweise der auftretenden Figuren - freilich mit Ausnahme derjenigen des Titelhelden - weitgehend durch die festen Rollenschemata der Nea und der Palliata determiniert ist, lässt das Handlungsgefüge des Phormio doch gewisse für das spätere Stadium der Komödie charakteristische Modifikationen gängiger Motive erkennen. Zum einen weist die in der Szene I 2 exponierte Vorgeschichte auf eine „Umkehrung des traditionellen Possenschemas"793 hin, indem die Legalisierung der den Vater-Sohn-Konflikt auslösenden Liebschaft des Jünglings hier nicht erst kraft des ,.rettenden Jaworts des senex"194 kurz vor Ende des Stücks - wie dies sonst zu geschehen pflegt - , sondern durch eine der Bühnenhandlung vorausgehende juristische Manipulation erfolgt, die den heimkehrenden Vater vor vollendete Tatsachen stellt. Daraus ergibt sich, dass „die Schürzung des Knotens ... vor den Anfang unseres Lustspiels" fällt und es sich in dessen Verlauf „nur noch um die Lösung des Knotens, d.h. um die Sicherung der erschlichenen Ehe und die Aussöhnung Demiphos"795 handelt. Zum andern erhält die Anlage der konventionellen attischen Intrigenkomödie im Phormio insofern eine grössere Komplexität, als sich die parallel nebeneinanderher laufenden Handlungsstränge der bini amores in der Szene IV 3 solcherart durchdringen, dass die Vereinigung des zweiten Liebespaars - d.h. der Freikauf Pamphilas - nur unter (scheinbarer) Trennung des ersten möglich wird, wobei Phormio „mit derselben Intrige beide Parteien befriedigen kann, ... also einen einzigen Plan nach zwei Seiten zu wenden vermag"796. Die Virtuosität der vorliegenden Handlungsführung unterstreicht Posani folgendermassen: "Si puö intanto osservare che nel Formierte sono superate molto bene le difficoltä che nascono dalla duplicitä dell'intreccio. ... Di queste due coppie [sc. di innamorati] quella Antifone-Fanio e chiaramente la principale; ma non si ha l'impressione che l'altra sia quasi un di piü ο almeno un elemento assolutamente secondario, come talvolta avviene; perche le due parti dell'azione sono ben equilibrate fra loro. Inoltre non accade mai che lo svolgimento di una di esse sia iniziato e poi perduto di vista, in modo da rendere meno agevole, almeno per gli spettatori, il seguire lo svolgimento della commedia. ... perö ottenere equilibrio

unattractive figures whose vices or weaknesses are unredeemed by much humanity. The young men Antipho and Phaedria are too preoccupied with their own miseries. Of the senes, Demipho prefers cash to charity and Chremes is a spineless bigamist. And Phormio for all his gloss is merely an unscrupulously successful confidence trickster and blackmailer. Why then has the play proved so appealing through the ages? ... The plot's sheer virtuosity equals that of the best French farces, and the comic writing was never excelled by Terence." Einen Auftritt der meretrix lässt der Phormio - wie schon die Andria - vermissen. 793 794 795 796

Wehrli 1936, 110. Lefevre 1978°, 112. Dziatzko - Hauler 1913, 80. Lefevre 1978 c , 81.

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e chiarezza nel Formione era particolarmente difficile per la complessitä della trama. Soprattutto perche il presentare in continua alternativa e quasi contemporaneamente nel corso della commedia ora le vicende di Antifone ora quelle di Fedria, in maniera analoga a come avviene in altre commedie duplici, avrebbe potuto creare gravi difficoltä di comprensione. Bisognava quindi non alternare lo svolgimento delle due parti dell'azione, ma presentarne prima l'una completamente ο quasi e poi l'altra. Perö questo metodo poteva causare un inconveniente non meno grave dell'altro; poteva cioe accadere che l'azione trattata per prima restasse in ombra nel finale della commedia; ma l'autore del Formione e riuscito a superare anche questa difficoltä." 797

Das „Doppelantlitz"798 der vom Parasiten gesponnenen Intrige - einer der längsten und kompliziertesten der antiken Komödie überhaupt - , die in ihrer ersten Hälfte den Interessen Antiphos und in der zweiten denjenigen Phaedrias gilt, findet eine genaue Entsprechung in der zweiteiligen dramaturgischen Struktur des Phormio. Dessen symmetrischer Aufbau wird dadurch offenbar, dass die Antipho- sowie die Phaedria-Handlung jeweils klar im Vordergrund der ihnen zugeordneten Partie I 1 - III 1 bzw. III 2 - V 9 stehen, sieht man von Phaedrias Schilderung seiner Liebesnöte im ersten Akt (I 3) und von der Anagnorisis799 der Geliebten Antiphos in der Szene V 1 ab. Die beiden Agone zwischen dem unbezwinglichen Titelhelden und den irati senes (II 3. V 8) bilden

nicht nur die Höhepunkte des ersten und zweiten Komödienteils, sondern auch die Peripetien innerhalb der gesamten Handlungsentwicklung und weisen - so im Folgenden Steidle - die „wichtigste Responsion" des Stücks auf: „Beide Male wird in diesen Szenen eine Entscheidung herbeigefuehrt, das erste Mal nur eine vorlaeufige, das zweite Mal eine endgueltige. Beide Male findet sich das Motiv des feindlichen Aufeinanderzugehens und des Kampfes [V. 346. 355. 360; 899. 964. 968], das sie zugleich mit der allerersten Auseinanderset-

797 798 799

Posani 1941,31. Lefevre 1978°, 80. Diese führt im Hinblick auf die „Lösung des Knotens" insofern „keine echte Entscheidung" (ebd. 112 Anm. 36) herbei, als sie „nur eine nachträglich aufgetretene Gefahr [sc. jene der Auflösung von Antiphos und Phaniums Ehe] hat ... abwenden helfen" (W. Görler, Doppelhandlung, Intrige und Anagnorismos bei Terenz, Poetica 5, 1972, 178) und für das Happy End keine unabdingbare Voraussetzung darstellt, wie Posani 1941, 35-37 verdeutlicht: "Nel Formione ... l'autore ha voluto dimostrare che il piano di Geta per estorcere il denaro ai vecchi [V. 699-711] e completo, e che potrebbe svolgersi anche senza l'aiuto di circostanze inaspcttate.... Infatti, con questo mezzo, e prevista una possibilitä di soluzione, se pur ardua, anche al di fuon del riconoscimento. Anche da questo punto di vista dunque l'intreccio del Formione e meno imperfetto di quello di altre commedie, che, se non vi fosse il riconoscimento finale, non potrebbero in alcun modo risolversi felicemente" (ebd. 36). Vgl. auch Cupaiuolo 1991, 58-60 und Steidle 1975, 377: „Fuer den Zuschauer lacuft somit die Intrige ins Leere, weil der Anagnorismos inzwischen stattgefunden hat".

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zung Demiphos einerseits, Phaedrias und Getas andererseits [II 1, V. 229f.] verbindet. Beide Male ist auch die Androhung eines Prozesses vorhanden; das erste Mal erfolgt sie nur durch Phormio, der damit einen entscheidenden Trumpf ausspielt (438), das zweite Mal durch Demipho (936) und spaeter noch einmal durch Demipho und Phormio (981; 983 f.). ... der Abgang [sc. Phormios in V. 1055] nach rechts entspricht dem Abgang in der ersten Auseinandersetzung mit Demipho, unmittelbar nach der erfolgreichen Androhung eines Prozesses (439) >4800

Die Schlüsselstellung der beiden Auseinandersetzungen in II 3 und V 8 manifestiert sich überdies darin, dass sie sich wechselseitig aufeinander beziehen, wobei der zweite Agon - der durch die „gewichtigere Drohung"801 des Parasiten, das Geheimnis von Chremes' Bigamie dessen athenischer Ehefrau zu verraten, eine zusätzliche Steigerung erfahrt - die Umkehrung des ersten darstellt: Denn „in II 3 bittet Demipho Phormio, er möge Antipho von der Verpflichtung der Ehe mit Phanium entbinden, in V 8 bittet er ihn umgekehrt, er möge Phanium freigeben, damit Antipho die Möglichkeit der Ehe mit ihr erhält"802. Als Angelpunkt dieser gegenläufigen Handlungssequenzen fungiert wiederum die Szene IV 3, in der „Phormio auf Demiphos erstes Ansinnen eingeht und damit Demiphos zweites Ansinnen vorbereitet wird"803.

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Steidle 1975, 376f. Ebd. 376. Lefevre 1978°, 81. Vgl. Demiphos Umwertung eines im Laufe des ersten Agons gegen ihn vorgebrachten Arguments (V. 413-417) zugunsten seiner eigenen Position (V. 911-914); dazu den Kommentar des Donat, Phorm. 914: belle, ut, si quid neget, contra se ipsum sentire videatur. Lefevre 1978°, 81. Zu weiteren „Responsionen und Kontrasten im Motivischen und im Buehnengeschehen", die im Phormio - „mehr noch als in anderen Komoedien" - sowohl zwischen den beiden Handlungsteilen (I 1 - III 1. III 2 - V 9) als auch innerhalb eines jeden b e stehen, vgl. vor allem Steidle 1975, 371-377: „Im ersten Teil sind nun Anfang und Ende durch einander entsprechende Aktionen beziehungsweise Szenen aufeinander bezogen. ... Demipho betritt nach der Rueckkehr von seiner Reise die Buehne vom Hafen her und verlaesst sie wieder auf dieselbe Weise [II 1. 4], ... Antipho flieht beim Anblick des Vaters nach rechts und kehrt von ebenda wieder zurueck [I 4. III 1], sofort nachdem sein Vater die Buehne verlassen hat. ... Der erste und der zweite Teil des Stueckes enthaelt jeweils an seinem Beginn Handlungen beziehungsweise Szenen, die mit einander respondieren. Zentral ist hier ein Gespraech zwischen Antipho, Phaedria und Geta [I 3-4. III 2-3]. Beide Male steht das Motiv der Bedraengnis des einen der beiden Liebhaber im Mittelpunkt. ... Auf die beiden Partien, die j e weils mit einem aufregenden Ereignis, Demiphos Rueckkehr und dem Entschluss des Kupplers zum Verkauf des Maedchens, verbunden sind, folgt dann sofort eine Aktion; im ersten Teil ist es die Verteidigung gegen den angreifenden Demipho, im zweiten die nunmehr offensive Planung einer Intrige zugunsten Phaedrias. Es ist dies eine Form der Klimax zwischen erstem und zweitem Handlungsteil, die auch sonst in der Komoedie mehrfach zu beobachten ist. ... Innerhalb des ersten Teils sind die beiden Szenen, in denen mit Demipho die Heirat Antiphos zur Sprache kommt [II 1. 3], weitgehend auf Responsion und Steigerung angelegt ... Beide Male

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Im Unterschied zu den übrigen Terenzkomödien - den vier Nachdichtungen menandrischer Originale und der ebenfalls auf Apollodoros von Karystos zurückgehenden Hecyra - , über die jeweils eine Reihe einschlägiger Untersuchungen vorliegt, war dem Phormio in der Forschung immer schon eine Aussenseiterstellung zugewiesen. Während sich das Hauptinteresse der Kenner seit W. Schadewaldts „Bemerkungen zur Hecyra" (1931) jahrzehntelang auf die mögliche Eliminierung eines originalen Götterprologs804 und die durch Donat bezeug-

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gibt es zuerst eine vorbereitende Szene, im ersten Fall die ... mit der Nachricht von der Rueckkehr Demiphos [I 4], im zweiten Fall ein Gespracch zwischen Geta und Phormio, in dem der letztere ueber die Situation nach der Rueckkehr Demiphos informiert wird [II 2]. ... Eine Steigerung besteht darin, dass zuerst noch zwei Personen Demipho entgegentreten [II 1], spaeter aber Phormio allein steht; Demipho dagegen ist von drei advocati begleitet, und Geta fingiert wenigstens, seiner Partei anzugehoeren [II 3]. ... Innerhalb des zweiten Handlungsteiles ist die Struktur ebenfalls durch Responsionen gekennzeichnet. Der Anagnorismos (728/765) ist umrahmt von Szenen, die einerseits Planung und D u r c h f ü h r u n g der Intrige (bis 727), andererseits die damit verbundene Uebergabe des Geldes an Phormio zum Inhalt haben (766 ff.)." Einen Vergleich der beiden korrespondierenden servus currens-Monologe in V. 179-194 und 841-847, deren gegensätzliche dramaturgische Funktion als Unglücks- bzw. Glücksbotschaft in den Szenen I 5 und V 5-6 der Andria eine genaue Entsprechung findet, mit plautinischen Ausprägungen dieses Komödientopos stellt Denzler 1968, 114-116 an. Während Steidle aus dem symmetrischen Aufbau des Phormio den Schluss zieht, Terenz habe „an seinem Vorbild keine tiefgreifenden Umgestaltungen vorgenommen" (1975, 379), bestreitet Lefevre 1978°, 80, dass der analogen Konzeption der Szenenfolgen I 4 - II 1 und II 2-3 sowie der - von Amott 1970, 48 aufgezeigten - chiastischen Anordnung der sprachlichen und argumentativen Dominanz des Titelhelden in II 2-3 und V 8-9 eine dramaturgische Absicht Apollodors zugrunde liegt; vielmehr sieht er hierin „lediglich die notwendige Folge der terenzischen Einfügung des Auftritts II 2 " (Lefevre 1978 c , 80; dazu unten S. 191-193), wenngleich er einräumt, „dass Apollodors Dramaturgie in grösserem Masse von dem Prinzip der Parallelität und Responsion geprägt ist, als es aufgrund der Anlage der Intrige notwendig gewesen wäre" (ebd. 79). Stattdessen postuliert Lefevre Entsprechungen zwischen Szenen, die auf „analytischem Fundament" (ebd. 80) für den Έπιδικαζόμενος zu rekonstruieren seien (vgl. ebd. 82-88), nicht ohne jedoch selbst gewisse Vorbehalte erkennen zu lassen. Für dessen Vorhandensein im Έπιδικαζόμενος machte W. Schadewaldt, Bemerkungen zur .Hecyra* des Terenz, in: Lefevre (Hrsg.) 1973 (= Hermes 66, 1931, 1-28 und Gesammelte Schriften, Bd. 1, Zürich / Stuttgart 2 1970, 722-744), 302 Anm. 52 die fehlende Exposition „wichtiger Voraussetzungen der Handlung" sowie die zufällige Übereinstimmung des fingierten Namens von Phaniums Vater - Stilpo (V. 356. 389f.) - mit dem wirklichen Pseudonym des Chremes (V. 740) geltend; ebenso bereits Th. Ladewig, Beiträge zur Kritik des Terentius, Progr. Neustrelitz 1858, 9 und T. Frank, Terence's Contribution to Plot-Construction, Am. Journ. Phil. 49, 1928, 321. Ihnen folgt heute die überwiegende Forschungsmeinung: Jachmann 1934, 609 und 641f. (vgl. ebd. 641: „... die Nebenehe des Chremes in Lemnos, den Zweck seiner Reise dorthin, den zwischen Chremes und Demipho vereinbarten Plan, Demiphos Sohn mit der aus jener Nebenehe entsprossenen Tochter zu verheiraten, erfahren die Zuschauer erst 567ff."); Kuiper 1938, 51f.; Bianco 1962, 170; Lefevre 1969, 7, 11-13, 16f. und 81-83; Arnott 1970, 39 Anm. 2; Steidle 1975, 379-381; Lowe 1983 b , 431f. Vorsichtig zurückhaltend R. H. Martin, Terence: Phormio, Letchworth 3 1 9 8 1 , 1 1 und 14; entschieden ablehnend Büchner

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ten Änderungen805 seitens des Terenz richtete806, versuchte Lefevre im Anschluss an Büchners Darlegungen „eine tiefgreifende Bearbeitung des Originals durch den römischen Dichter"807 nachzuweisen, als deren primäres Ziel die moralische Abwertung des Chremes zu einem "spineless bigamist"808 anzusehen sei. Da eine solche Abwertung des senex auch eine weit reichende Umgestaltung Phormios implizieren würde, kommt der Beurteilung von dessen Rolle im Hinblick auf die Frage des Verhältnisses der lateinischen Nachdichtung zu ihrer griechischen Vorlage massgebende Bedeutung zu.

1974, 313, 324f., 327, 342 Anm. 42, 343f., 360 und 4 8 4 ^ 9 7 . Weitere Literaturangaben zu dieser Frage bei Lefevre 1969, 82 Anm. 126. 805

Don. Phorm. 49 (zu ubi initiabunt [sc. puerum]): sed Terentius Apollodorum sequitur, apud quem legitur initiis Samothracum a certo tempore pueros imbui more Atheniensium [...] (= fr. 16 K..-A.); Don. Phorm. 91: Apollodorus tonsorem ipsum nuntium facit, qui dicat se nuper puellae comam ob luctum abstulisse, quod scilicet mutasse Terentium, ne extemis moribus spectatorem Romanum offenderet (= fr. 18 K.-A.). Der Verzicht auf die Wiedergabe von Apollodors genauer Bezeichnung der Mysterien (V. 49) dürfte wohl im terenzischen Bestreben begründet liegen, „das Stück nicht mit allzu speziellen, unbekannten Sitten der Athener zu belasten" (Büchner 1974, 312). Weitere Beispiele für „dieses Zurückdrängen, dieses Abschwächen des Allzugriechischen" (Haffter 1953, 81) sind ebd. 81-83 und bei Jachmann 1934, 615-617 verzeichnet, nach dessen Ansicht Terenz damit „seinen Zuhörern das Verständnis eher erschwert als erleichtert" (ebd. 616) habe. Gegenüber Donats Erklärung der in V. 91 vorliegenden Änderung, der römische Bearbeiter habe jegliche Anspielung auf den spezifisch griechischen Brauch des Haarescherens zum Zeichen der Trauer vermeiden wollen, gaben Jachmann 1934, 615f. und Büchner 1974, 309 der Annahme einer von Terenz intendierten Steigerung des Pathos den Vorzug; vgl. auch Haffter 1953, 82 und Bianco 1962, 173f. Zurückhaltender W. Ludwig, Die Originalität des Terenz und seine griechischen Vorbilder, in: Lefevre (Hrsg.) 1973 (= Greek, Roman and Byzantine Studies 9, 1968, 169-182), 433, der in der Nachfolge Schadewaldts (1973, 279f. Anm. 2) die „für seine nur vermittelnde Rolle zu tiefe" Ergriffenheit des anstelle des Barbiers eingefügten terenzischen Jünglings b e anstandete. Auf die motivische Ähnlichkeit der Eingangsszenen des Phormio und der Hecyra, die - im Unterschied zu jenen der vier menandrischen Stücke - jeweils ein „liebevoll ausgemaltes" Genrebild aus dem Sklaven- bzw. Hetärenalltag bieten, geht Büchner 1974, 311 f., 435 und 447f. ein; vgl. ferner Denzler 1968, 97 Anm. 301 und Lefevre 1969, 88.

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Eine Ausnahme bildet Kuipers umfassender Rekonstruktionsversuch des Handlungsgefüges der griechischen Vorlage (1938, 55-94), der jedoch „ungeachtet mancher trefflichen Einzelbeobachtung" (Lefevre 1978°, 2) mehrheitlich auf Ablehnung gestossen ist. Vgl. etwa Steidle 1975, 379 Anm. 136 und Amott 1970,44 Anm. 1: "Kuiper's list of ... inconsistencies in the Phormio (op. cit. 66 ff.) is more useful than some of his explanations for them".

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Lefevre 1978 c , 2 unter Radikalisierung von Büchners Rekonstruktion des zweiten Handlungsteils des Έ π ι δ ι κ α ζ ό μ ε ν ο ς - der zufolge Antipho von seiner Flucht (I 4) nicht schon nach Demiphos erstem Abgang (III 1), sondern erst in der V 4 entsprechenden Szene zurückgekehrt sei (1974, 330-335, 338-341, 347-351, 359f. und 454^157) - sowie von dessen Zuweisung der Schlusspartie (Phorm. 948-1055) an Terenz (ebd. 355-360 und 479-481). Lefevre 1978 c , 57f. (Zitat aus Arnott 1970, 32).

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Der Titelheld des Phormio - nach E. Segal - C. Moulton "the only ... hero in the traditional sense" 809 innerhalb des Gesamtwerks des Terenz - stellt in mehrfacher Hinsicht „eine Ausnahmeerscheinung unter den Komödienparasiten" 810 dar, wie E. R. Godsey zu Beginn ihres Artikels "Phormio the Magnificent" verdeutlicht: "In the dazzling person of Phormio may surely be found one of the highest points of attainment in Terence's art. Here the type of the daring, clever, unscrupulous slave of the earlier comedies has been brought to fit culmination. The subtlety, wit, and readiness of invention and action which are to be noticed in the slaves are all present in still greater degree in the character of the parasite whom Terence honored with the title röle of one of his plays." 8 " Auf Phormios zentrale Rolle als Erfinder und Träger der Intrige lässt bereits seine Einfuhrung beim Publikum im Rahmen der Exposition der entscheidenden Handlungsvoraussetzungen (I 2) schliessen, die in agendo durch Getas detaillierten Bericht an seinen Gefährten Davus erfolgt (V. 122-134): GE. [...] est parasitus quidam Phormio, homo confidens: qui ilium di omnes perduint! DA. quid is fecit? GE. hoc consilium quod dicam dedit: „ lex est ut orbae, qui sint genere proxumi, is nubant, et illos ducere eadem haec lex iubet. ego te [sc. Antiphonem] cognatum dicam et tibi scribam dicam; paternum amicum me adsimulabo virginis: ad iudices veniemus: qui fuerit pater, quae mater, qui cognata tibi sit, omnia haec confingam, quod erit mihi bonum atque commodum; quom tu horum nil refeiles vincam scilicet: pater aderit: mihi paratae lites: quid mea? ilia quidem nostra erit." DA. iocularem audaciam! Den Erwartungen, die aus dem hier evozierten Bild des Parasiten als homo confidens erwachsen, gänzlich entsprechend 812 , bewährt sich dieser im weiteren Verlauf der Komödienhandlung als stets zuverlässiger, „zu jeder Schandtat nur zu gern bereiter Komplize" der beiden adulescentes

amantes,

wobei er immer

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E. Segal - C. Moulton, Contortor legum: The Hero of the Phormio, Rhein. Mus. 121, 1978, 276: "Terence's unique hero has true legal acumen; he uses rather than abuses the law of the land. Indeed, this in itself is a novelty in the annals of comic literature." Nesselrath 1985, 62. Class. Weekly 22, 1928,65. Vgl. dazu Fields 1938, 73-76 und 131f. sowie Amott 1970, 34: "After what the audicnce has previously been told about his impudent brilliance, Phormio has a reputation to live down to. He must show himself a more lively and interesting character than anybody else with him on the stage."

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wieder durch seine aussergewöhnliche juristische Versiertheit sowie ein Übermass an wohlgemuter Unverfrorenheit besticht813 und „sich so manches Mal an der Grenze der bürgerlichen Legalität und Anständigkeit bewegt bzw. sie mehr als einmal wohl gar überschreiten muss"814. Zwar beschränkt sich seine Bühnenpräsenz auf die Szenen II 2-3 und V 5-9 - mithin gerade auf ein Drittel des gesamten Umfangs des Stücks - , doch lassen die übrigen handelnden Personen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er jederzeit Herr der Lage ist, was den Eindruck seiner Omnipräsenz hervorruft: "... one has gained 'the impression that Phormio is in it [sc. the play] from first to last, an illusion created by' ... a variety of factors: obviously the circumstance that Phormio is the well-spring of ideas and actions in the plot, that he is at the focus of several scenes where he is not actually on the stage (122-36, 459-78, 591-711), that he is given a part in which he is able to defeat his opponents by superiority in argument. ... His name is frequently on other's lips, for praise (476 ff., 560 ff., 591 fF.) more often than for abjuration: so finely has he woven his spells." 815

Phormios Charakterisierung als „Hans Dampf in allen Gassen"816 fügt sich einerseits in die Tradition der aus der Mittleren und Neuen Komödie erhaltenen „Parasiten-Enkomien" ein, in denen ein παράσιτος seine Ergebenheit dadurch bekundet, dass er sich seinem τρέφων bzw. dem Publikum „in frohgemuter Übertreibung"817 als möglichst vielseitig verwendbar empfiehlt. Andererseits zeigt sich hinsichtlich der jeweiligen Konzeption des Bühnenschmarotzers insofern ein signifikanter Unterschied, als Phormios hervorstechendste Eigenschaft, seine geistige Überlegenheit, keine wirkliche Entsprechung im Selbstlob der

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Vgl. den leitmotivischen Charakter der die Verse 125-134 umrahmenden Begriffe „ l e x " (V. 125f. 116. 214. 236. 238. 292. 296. 374: legum contortor [vgl. Ar. Av. 1468], 409. 414. 455. 626. 984) und „audacia" / „audax" (V. 134. 156. 182. 233. 360. 561. 977); zur strukturellen Relevanz des Ersteren Segal - Moulton 1978, 280 und 285: "Significantly, Phormio's very first words in the play (as reported by Geta) are lex est... (125). ... He can at last relinquish advocacy and become what he is called before the play began, a parasite. ... But even here [V. 1054f.], all go to the final banquet with one legal issue still unresolved: Phaedria must ultimately decide what to do about his philandering father.... Thus Terence's comedy begins with a lawsuit closed and concludes with a lawsuit opened. 'Lex est' is the overture, entr'acte and finale." Nesselrath 1985, 28. So Arnott 1970, 34 und 43; die von Amott zitierte Passage stammt aus Godsey 1928, 66. Vgl. ferner Tylawsky 2002, 155 Anm. 34: "Terence's Phormio was a bold and clever parasite. But he was also a family member and therefore by definition much more fully integrated into the plot than any of his Plautine colleagues, regardless of the excesses of his personality." Nesselrath 1985, 28. Ebd. 50; vgl. oben S. 12.

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attischen „Tausendsassa-Parasiten"818 findet - in dem „bei aller Vielseitigkeit ... nie von besonderen intellektuellen Geistesgaben ... die Rede"819 ist - , wie sich denn auch seine „Anwaltstätigkeit" fur Antipho schwerlich mit der κολακεία der althergebrachten Parasiten-Profession vergleichen lässt. Im Erscheinungsbild des terenzischen Phormio tritt demnach eine gewisse Intellektualisierung des παρασιτενν zutage, die offenkundig eine sekundäre Entwicklung innerhalb der typologischen Ausformung des Bühnenparasiten darstellt und sich dramaturgisch in dessen nahezu vollständiger Übernahme der primae partes eines Komödiensklaven manifestiert. Die Ablösung des servus callidus durch den Parasiten liegt neben dem Phormio auch in Plautus' Curculio vor und scheint auf das für die spätere Zeit der Nea anzusetzende Streben nach einer Variation der traditionellen Rolle des Ränkeschmieds zu deuten; dies umso mehr, als Phormio eine „potenzierte Verkörperung"820 des Typs abgibt und der Part des Sklaven Geta, der in Abwesenheit der Väter zum Vertrauten der Söhne avanciert (V. 71-79), gleichzeitig eine auffällige Abwertung erfährt: So legt sich der einfallsreiche Sklave zwar einen Plan zur Düpierung der senes mit dem Ziel des Freikaufs der Pamphila zurecht (III 3), findet aber bei dessen Durchführung im „Hauptanstifter"821 Phormio seinen unübertroffenen Meister. Darüber hinaus erklärt sich die Übertragung der Funktion des architectus doli auf den Parasiten, dessen Bindung an seinen Brotherrn Antipho ihn hierfür geradezu prädestiniert822, aus den dramaturgischen Erfordernissen des Stücks, wie W. G. Arnott überzeugend darlegt:

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Nesselrath 1985, 110 und 1990, 312. Ders. 1985,50. Lefevre 1978 c , 52. Vgl. auch Menanders „Umprägung" (Wehrli 1936, 110) weitgehend festgelegter Rollenschemata aus der Mese; dazu vor allem Nesselrath 1985, 69 Anm. 189 und oben S. 167. Büchner 1974, 324. Geta nimmt gegenüber dem parasitus callidus insofern eine untergeordnete Stellung ein, als dieser während des gesamten Intrigenspiels der eindeutige Bezugspunkt für sein Denken und Handeln bleibt: vgl. V. 319f. (GE. obsecro te [sc. Phormio]. [...] in te spes est. [...] /[...] subveni). 560 (sed opus est mihi Phormionem ad hanc rem adiutorem dari). 591f. (ego hominem callidiorem vidi neminem / quam Phormionem [...]); dazu Segal - Moulton 1978, 282f.: "... unlike the Plautine clever slave, Geta must himself tum again to Phormio ... Indeed, the deliberate diminution of the slave's resourcefulness has prompted at least one critic [C. W. Amerasinghe, The Part of the Slave in Terence's Drama, Greece & Rome 19, 1950, 62-72] to remark that Terence has created Phormio as a kind of new rival-hero to Plautus' familiar architectus doli." Zu Getas Funktion als „Alter Ego" des abwesenden Phormio im Mittelteil des Stücks vgl. Posani 1941, 47 Anm. 32 sowie zur sprachlichen Differenzierung der beiden Rollen Amott 1970, 35-37 und 46-48. Vgl. Ribbeck 1883, 27: „Übrigens macht der anhängliche Geselle als langjähriger Hausfreund und kluger Rathgeber in der Palliata öfters dem erfindungsreichen Sclaven Concurrenz ..." Dementsprechend steht Phormios einziger Monolog (V 7) in der Tradition der Selbststilisic-

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Die römische Komödie

"The plan's ingenuity, resourcefulness, and organization far transcended the abilities of the typical servus ... callidus with whom we are familiar from Terence's other plays. Such a paragon of brilliance and initiative had to be of free status, for a slave could not act as the patron of an heiress in Athenian law. Hence Phormio needed to be a parasite."823

Die Gestalt des „strahlenden Erfolgsparasiten"824 setzt eine Umkehrung des typischen Verhältnisses zwischen dem auserwählten τρέφων und dem um ihn herumscharwenzelnden Schmarotzer voraus, wie sie in Phormios Kontrastierung seines eigenen komfortablen Status mit demjenigen seines „von immer neuen Schwierigkeiten heimgesuchten"825 rex (V. 324-345) zum Ausdruck kommt. Ein ähnliches Selbstporträt eines souveränen Lebenskünstlers, der ebenfalls seine „mit der Handlung nicht zusammenhängende Lehre in schulmeisterlichem Ton einem bewundernden Zuhörer"826 vorfuhrt, bietet Gnathos Auftrittsmonolog im Eunuchus (V. 232-264); überhaupt ist beiden terenzischen Parasiten - in augenfälligem Gegensatz zum Charakterbild plautinischer famelici - derselbe Grundzug einer ausnehmend „sonnigen Gemütslage"827 eigen. Gleichwohl stellen sie bezüglich der Ausübung ihrer Techne insofern zwei verschiedene Ausprägungen des neuen Parasitentypus dar, als sich Phormio nicht so sehr der von Gnatho proklamierten Taktik des omnia adsentari bedient, sondern sich vielmehr auf den Gebrauch juristischer Finten versteht, weshalb ihm Godsey den Titel eines "gentleman of leisure"828 zuerkennt. In Anbetracht der bezeichneten Eigentümlichkeiten Phormios erhebt sich nunmehr die Frage, inwieweit er überhaupt noch einen richtigen Parasiten verkörpert, zumal es nahe liegt, ihn aufgrund seines Auftretens als homo confidens mit einem sycophanta inpudens (Ter. Haut. 38) in Verbindung zu bringen und rung des Komödiensklaven nach vollbrachter Tat; dazu Schild 1917, 47-49 und Dieterle 1980, 246-249. 823

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Arnott 1970, 34. Vgl. V. 292f.: servom hominem causam orare leges non sinunt / neque moni dictiost [...]. Nesselrath 1985, 62. Ebd. 4 7 A n m . 107. Denzler 1968, 92 Anm. 277.

testi-

Nesselrath 1985, 47 Anm. 107. Zu der beiden terenzischen „Reden des grosssprecherischen Parasiten" gemeinsamen metrisch-stilistischen Ausschmückung nach plautinischem Vorbild vgl. Haffter 1974, 22f. Selbst der ebenfalls als Titelheld fungierende und „ähnlich in Überlistungskünsten versierte" Curculio trägt Züge eines „Jammerparasiten" (Nesselrath 1985, 50 und 62; vgl. etwa Plaut. Cure. 317-369), worin Martin 1981, 20f. den entscheidenden Unterschied zu Phormio sieht: "It is true that in Plautus' Curculio the parasite Curculio works the necessary deceptions like a servus callidus, but from his language and behaviour in other scenes it is clear that Curculio is basically the edax parasitus". Vgl. ferner Giese 1908, 21. Godsey 1928, 65. Vgl. auch Arnott 1970, 35: "But Phormio is not just another Gnatho. He is the dominator, not the hanger-on".

Terenz: Phormio

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ihm die Doppelnatur eines "sycophant-parasite"829 zuzuschreiben. Entgegen dieser verbreiteten Ansicht, die sich bis zu Cicero zurückverfolgen lässt830, gelangt Lefevre - ausgehend von Lofbergs Gleichsetzung des homo confidens mit einem "expert sycophant of the old school"831 - zu dem Ergebnis, Phormios Parasitentum sei auf „eine Übermalung seiner Rolle durch Terenz"832 zurückzuführen, wobei er offensichtlich Büchners Annahme einer burlesken Erweiterung der originalen Parasitenszenen seitens des Palliatendichters radikalisiert833. So spricht Lefevre dem έπιδικαζόμενος sowohl den Status eines Parasiten als auch - im Gegensatz zu Lofberg - denjenigen eines Sykophanten gänzlich ab834. Die Bestimmung des rollenspezifischen Charakters des apollodorischen Titelhelden hängt vorwiegend an der Beurteilung der Frage, ob Phormios „Anwaltstätigkeit" fur Antipho und Phaedria durch seine Parasiten-Freundschaft mit den beiden Vettern oder durch ein dem Sykophanten zukommendes reines Profitstreben motiviert ist. Während das Zweite von der communis opinio bestritten wird, nimmt Lefevre eine ambivalente Haltung ein, indem er die Rollenbezeichnung „sycophanta inpudens" für den terenzischen Protagonisten - „das Paradebeispiel eines Sykophanten" - „in aller Deutlichkeit" beansprucht, an dessen Stelle im Original aber einen nicht genauer differenzierten „wendigen Helfer und Freund"835 postuliert und die „eigentümliche Kreuzung aus Sykophant und Parasit" als Folge einer sekundären Zusammenklitterung erklärt: Da dem Bearbeiter kaum an der Propagierung des im römischen Prozessleben unbekannten συκοφάντης gelegen sein konnte, habe ihn seine Zudichtung des Profitstrebens dazu bewogen, Phormio auch noch die Züge eines parasitus zu verleihen836. Abgesehen davon, dass Lefevres Begründung, weshalb Terenz den Handlungsträger des Έπιδικαζόμενος gleich in zweifacher Hinsicht umgestaltet haben sollte, nicht recht einleuchtet, lässt uns seine These darüber im Unklaren, welcher herkömmlichen Komödienrolle der vorausgesetzte „wendige Helfer und

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Lofberg 1920. So steht Phormio in Phil. 2, 6 für den Inbegriff eines edax parasitus, in Caccin. 27 und nat. deor. 3, 73 dagegen für den eines sycophanta inpudens. Lofberg 1920, 69f.: "Terence, however, calls him a parasite in spite of the fact that, barring a few mild passages, there is little to justify the term, if he is to be considered a typical hungry parasite." Ebenso ders., Phormio and 'Art for Art's Sake', Class. Weekly 22, 1929, 184; Duckworth 1952, 267; Martin 1981, 20f. Lefevre 1978 c ,49. Vgl. Büchner 1974, 322f. Lefevre 1978°, 51 und 53. Ebd. 54. Vgl. Godsey 1928, 67. Lefevre 1978 c , 53.

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Die römische Komödie

Freund" denn nun zuzuordnen sei. Schliesslich kann auch Lefevre nicht umhin, die Möglichkeit einzuräumen, dass schon Apollodor die Titelfigur als παράσιτος bezeichnet habe; allerdings fugt er einschränkend hinzu, dieser Begriff sei dann „gewiss nicht im Sinne des üblichen Parasiten"837, sondern in Entsprechung zu dem nicht wirklich typischen Vertreter der Gattung in Menanders Δύσκολος zu verstehen. Lefevres Vergleich des έπιδικαζόμενος mit dem menandrischen Chaireas vermag jedoch ebenso wenig zu überzeugen, weil er zunächst einmal in einer unzutreffenden Auffassung der Rolle des Letzteren gründet, der sich - in einer „sehr gedämpften Form des früheren ,TausendsassaParasiten-Selbstlobs'" 838 - damit brüstet, „sowohl bei Hetären nicht vor Entfuhrungen zurückzuschrecken als auch bei freien Mädchen alle möglichen Erkundigungen für den Freund ... einzuziehen"839 (V. 57-68). Mag er hierin allenfalls vordergründig „auf derselben Stufe wie der Phormio des Έπιδικαζόμενος" 840 stehen, so zeugen die seinem verliebten Ernährer Sostratos konkret erteilten Ratschläge von keinem besonderen Mut, und am Ende zieht er es denn auch vor, das Weite zu suchen. Phormio hingegen scheut weder Schandtaten noch juristische Auseinandersetzungen, um seinem rex zum Besitz des begehrten Mädchens zu verhelfen. Ferner wird Lefevres Parallelisierung der beiden παράσιτοι der entscheidenden Tatsache nicht gerecht, dass sich diese bezüglich ihrer Funktion und Bedeutung innerhalb des jeweiligen Stücks aufs grundlegendste voneinander unterscheiden: Während der έπιδικαζόμενος - vorausgesetzt, die Handlung des griechischen Originals habe jener des Phormio „in wesentlichen Punkten"841 entsprochen (wovon Lefevre ausgeht) - souverän das Intrigenspiel dirigiert und zur tragenden Rolle der Komödie avanciert, erfüllt Chaireas als πρόσωπον προτατικόν lediglich eine subsidiäre Funktion und kommt gar nicht dazu, typisch parasitische Züge zu entfalten. In Anbetracht des dargestellten Kontrastes erscheint es kaum angebracht, von der Rolle des Chaireas, dessen Gestaltung durch seine untergeordnete Bedeutung für die weitere Handlungsentwicklung des Δύσκολος geprägt ist, auf einen ähnlich „blässlichen Charakter"842 als Protagonisten des Έπιδικαζόμενος zu schliessen. Die von Lefevre verfochtene terenzische Umdeutung eines indifferenten „wendigen Helfers und Freundes" zu der „eigentümlichen Kreuzung aus Sykophant und Parasit" erweist sich schon aufgrund der Unvereinbarkeit des geringen rollenspezifi-

837 838 839 840 841 842

Ebd. 54. Nesselrath 1990, 316 Anm. 92; vgl. oben S. 16f. Lefevre 1978c, 53. Ebd. Ebd. 5. Nesselrath 1985, 110.

Terenz: Phormio

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sehen Profils des postulierten έπιδικαζόμενος mit dessen prominenter Funktion des Handlungsträgers als wenig plausibel. Lofbergs Vermutung, der Part des Titelhelden sei bei Apollodor einem sycophanta inpudens zugefallen, steht entgegen, dass die in den Acharnern (V. 818-828), den Vögeln (V. 1410-1468) und im Plutos (V. 850-957) des Aristophanes sowie in der plautinischen Nachdichtung von Philemons Θησαυρός (Trin. 843-997) greifbare Rolle des Sykophanten als verhöhnter und geprügelter Denunziant bzw. als ein zu Betrugszwecken in Dienst genommener Mietling843 jeweils nur einen einzigen Auftritt umfasst. Für eine Aufwertung der Figur zum architectus doli in der Zeit der Neuen Komödie liegen keine wirklichen Anhaltspunkte vor, zumal die dramaturgische Funktion des Mietlings eine höchstens partielle Mitwirkung des Sykophanten bei der Intrige vorsieht, was sich mit deren Erfindung und Durchführung seitens des έπιδικαζόμενος schwerlich in Einklang bringen lässt. Lofberg räumt denn auch die im Vergleich zum sycophanta inpudens wahrscheinlich doch grössere Variationsbreite des edax parasitus - ganz abgesehen von dessen stärkerer komischer Komponente ein844. Die voraufgehenden Erwägungen hinsichtlich der typologischen Situierung des έπιδικαζόμενος legen im Ganzen gesehen dessen Charakterisierung als παράσιτος bereits durch Apollodor nahe. Dies ergibt sich auch daraus, dass die für die Gesamtanlage des Phormio unverzichtbare Narrenfreiheit des Handlungsträgers - die mithin aus dem griechischen Original stammen dürfte - ihren Ursprung bezeichnenderweise im „grotesk-komischen"845 Hunger des Parasiten hat (V. 326-336), worauf Nesselrath nachdrücklich hinweist: „... Phormio rühmt sich, dass man ihm noch nie einen Prozess angehängt habe aber nicht, weil er stets unbescholten lebte (der Gang des Stückes beweist denn ja auch das Gegenteil), sondern weil es in seinem Fall ganz einfach vergebliche Liebesmüh' sei: Man könne ihm in keiner Weise schaden, sondern hätte ihn im Gefängnis höchstens noch durchzufüttern - was auf einen Parasiten nun wirklich nicht abschreckend wirken kann." 846

843

844

845 846

Vgl. Trin. 765-770: homo conducatur aliquis iam, quantum polest, / quasi sit peregrinus. [...] / is homo exornetur graphice in peregrinum modum, / ignota facies quae non visitata sit, / mendaciioquom aliquem [...] /falsidicum, confidentem [...]; ferner Plaut. Pseud. 724-750 sowie Kratinos fr. 70 K.-A. und Philippides fr. 30 K..-A. Lofberg 1920, 68 und 72: "There is therefore a tendency to put a parasite rather than a sycophant into a New Comedy." Vgl. auch Wüst - Hug 1949, 1392. Woytek 1982", 54. Nesselrath 1985, 53. Ebenso Steidle 1975, 370f. Anm. 107, nach dessen Ansicht in „Phormios Aeusserungen ueber sein Parasitendasein ein wesentlicher Grund fuer seine confidential zu erkennen ist; diese bereitet ihrerseits wiederum der von Posani 1941, 37-48 hervorgehobenen.

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Die römische Komödie

Die der Gestalt Phormios inhärente Doppelnatur - „teils Parasit, teils Sykophant"847 - liesse sich als Folge des offenkundigen Bestrebens des Dichters erklären, dem gängigen Bühnentypus des Schmarotzers durch Übertragung einzelner Wesenszüge des Sykophanten neue Wirkungen abzugewinnen. Dass eine solche Typenmischung innerhalb der griechisch-römischen Komödie durchaus keine singuläre Erscheinung darstellt, vermag etwa der Parasit Saturio in Plau-

das Stück durchziehenden "atmosfera di serenita" den Boden. Eine ganze Reihe weiterer f ü r den Parasiten der griechischen Komödienbühne typischer Züge Phormios führt Damon 1997, 92 und 96-98 an: "Phormio's motives [sc. for helping Phaedria get his girl] are most clearly visible at line 1036, where he intervenes in Demipho's attempts to ease Nausistrata's sense of injury over Chremes' bigamy. Phormio wants to make sure that any tolerance Nausistrata is going to show to her husband is available to her son as well ... If Phaedria is well set up for self-indulgence, so is his parasite. One of the qualities that allows Phormio to be so helpful to his friends is his parasitical talent for pretense. He adopts different roles and attitudes quite deliberately ... Also parasitical is, of course, Phormio's interest in comestibles. ... He likes liquid refreshment, too: during a lull in the intrigue, his one thought is to engineer a drinking bout with Phaedria (830). The final reward for all of his help is, appropriately enough, an invitation to dinner (1052-54). Food intrudes itself into a foreign context for this parasite, as for others: the exhortation 'you've got to gobble it all down' in line 319 [318] refers to facing the forthcoming conflict with Demipho, not to dinner-table exertions (tute hoc intristi: tibi omnest comedendum [exedendum]). Donatus detected near the end of the play a parasite metaphor ... Demipho tries to keep Phormio from summoning Nausistrata by threatening him with a beating: 'if he doesn't come away, apply your fists to the belly' (nisi sequitur, pugnos in ventrem ingere, 988). Ά clever remark,' says Donatus, explaining that 'It practically equates 'belly' and 'parasite" (ad 988). Phormio's helpfulness, particularly his role as facilitator of amatory a f fairs, is another mark of a parasite (not a sycophant). Other characters, notably slaves, a r e called on for this service as well, but only a parasite could be imagined doing what Demipho accuses Phormio of planning to do at line 934. ... Demipho concludes, ' Y o u ' d m a n y her so that my son could have access to her at your house; that's what the two of you were planning.' This kind of service would require the parasite to stoop even lower than Saturio did in lending his daughter to a plot in the Persa, but it is one that we will find in later developments of the parasite type. ... Donatus labels Phormio a sycophant in six places (ad 133, 279, 319, 348, 352, 356 [calumniator]), a parasite in twenty-five (including scurra ad 384)." Zu der in V. 334 angedeuteten Besitzlosigkeit des Parasiten vgl. Plaut. Men. 665, Persa 123, Stich. 231. 256f. und Ter. Eun. 243. 847

Dziatzko - Hauler 1913, 79 Anm. 2: „... obschon er 28, 122 (vgl. 335, 338ff., 832) als Parasit bezeichnet wird", unterscheidet sich Phormio „zu seinem Vorteil von einem Parasiten g e wöhnlichen Schlages durch den Mangel an speichelleckerischer Unterwürfigkeit, j a durch sein selbstbewusstes Wesen, das er auch den reichen Freunden und Wohltätern gegenüber bewahrt, von einem Sykophanten aber durch die freundschaftliche und uneigennützige Gesinnung, mit der er die Sache Antiphos und Phaedrias durchfuhrt, wie wenn es sich um die eigene handelte." Eine Mittelstellung zwischen dem Parasiten, dem Sykophanten und dem wahren Freund weist ihm H. Siess, Über die Charakterzeichnung in den Komödien des Terenz, Wien. Stud. 29, 1907, 293 zu. Vgl. auch Ribbeck 1883, 27; Giese 1908, 21; Nuchelmans 1977, 372.

195

Terenz: Phormio

tus' Persa zu veranschaulichen848, weshalb man mit Damon geneigt sein wird, sie hier im Phormio als eine Schöpfung Apollodors aufzufassen: "The b i g g e s t obstacle to crediting T e r e n c e with all o f the parasite material is t h a t if the Greek P h o r m i o w a s not a parasite he had n o t h i n g to gain b y h e l p i n g

the

y o u n g m e n ... H e cannot h a v e b e e n a h e l p f u l l y tricky slave, s i n c e the plot requires h i m to u s e the courts and to be an e l i g i b l e h u s b a n d for an A t h e n i a n girl. A n independent s y c o p h a n t w o u l d want s o m e o f the profit f r o m the d e c e p t i o n to e n d up in his o w n hands ..., but the s u m extracted from Chremes g o e s straight to t h e pimp. For a parasite, h o w e v e r , the prospect o f p r e y i n g o n s e l f - i n d u l g e n t

young

m e n like A n t i p h o and Phaedria w o u l d be s u f f i c i e n t to m o t i v a t e any degree

of

exertion."849

Für Büchners Annahme einer terenzischen Ausgestaltung der originalen Parasitenszenen zugunsten verstärkter komischer Effekte bietet Donat zweifellos überzeugende Anhaltspunkte850. Doch kann man - freilich ohne postulieren zu wol-

848

Auf Phormios Pendant im plautinischen Curculio trifft sie ansatzweise ebenfalls zu: CHORAGVS. Edepol nugatorem lepidum lepide hunc nanetust Phaedromus. / halophantam an sycophantarn magis esse dicam nescio (Cure. 462f.); dazu Lofberg 1920, 68. Überdies zeigt der als edax gezeichnete συκοφάντης in Aristophanes' Plutos (V. 890-895), dass „der Sycophant und Parasit ... gerade in der Komödie Charaktere derselben Sphäre" (Leo 1912, 125) sind. Vgl. ferner Latte 1931, 1030 sowie zu Saturio und den übrigen Typcnmischungen im Persa oben S. 129f. und 140.

849

Damon 1997, 93f. Anm. 40; ebenso Steidle 1975, 370f. Anm. 107 und Tylawsky 2002, 155 Anm. 34.

850

Vgl. etwa Don. Phorm. 315 - in hac scaena de parasitis vilioribus Terentius proponit imaginem vitae [...]. animadvertendum autem huiusmodi genus hominum magis a Terentio lacerari - und die zur Stelle überlieferte Anekdote de Terentio et Ambivio ebrio, qui acturus hanc fabulam oscitans et temulentus atque aurem minimo inscalpens digitulo hos Terentii pronuntiavit versus, quibus auditis exclamavit poeta se talem cum scriberet cogitasse parasitum, et ex indignatione, qua eum saturum potumque deprehenderat, delinitus statim; dazu Segal - Moulton 1978, 276: "Only once in his entire commentary does Donatus deem it important enough to mention who acted in a comedy of Terence." Als Vorbildverse für „das Genrebild des mittellosen Parasiten, dessen Dreistigkeit straflos bleibt" (Zwierlein 1991, 105; V. 339-345), zitiert Donat, Phorm. 339 (ten asymbolum venire unetum atque lautum e balineis) sechs anonyme jambische Senare, die verschiedentlich dem sechsten Satirenbuch des Ennius zugerechnet worden sind (zuletzt von Zwierlein 1991, 105 mit Anm. 219 und Damon 1997, 105-107). Demgegenüber zog Arnott 1970, 37f. Anm. 2 die Zugehörigkeit des „auf unverschämte Essgewohnheiten schmarotzender Gäste zielenden Zusatzes" (Zwierlein 1991, 105) zur lateinischen Bearbeitung von Lynkeus' Κένταυρος in Betracht (von Nesselrath 1985, 47 Anm. 107 zustimmend erwogen). Phorm. 339 bildet den ersten Beleg fiir das in den griechischen Komödienfragmenten häufige Adjektiv άσύμβολος zur Bezeichnung des ungeladen und ohne sich an den Kosten zu beteiligen (άνευ συμβολών) mitessenden Parasiten innerhalb der römischen Literatur, wo es sich sonst nur noch bei Gell. 7, 13, 2 findet. Vgl. etwa Alexis fr. 259 K.-A., Amphis fr. 39 K.-A., Anaxandrides fr. 10 K.-A., Diphilos fr. 74 K.-A., Dromon fr. 1 K.-A., Nikolaos fr. 1, 15 K.-A., Timokles fr. 8. 10 K.-A. und Menander, Σάμια 603; dazu Don. Phorm. 339 sowie Dziatzko - Hauler 1913, 130f. und Nesselrath 1985, 66 Anm. 178.

196

Die römische Komödie

len, der „strahlende Erfolgsparasit" sei in der Nea zu einem festen Bestandteil des Rollenrepertoires geworden851 - nicht umhin festzuhalten, dass Lefevres radikale Schlussfolgerung, der römische Bearbeiter hätte die gesamte Parasitenthematik zwecks einer regelrechten „Übermalung des die Intrige bestimmenden Phormio" ersonnen, um so eine „Umwertung der Chremes-Gestalt"852 zu ermöglichen, gerade unter „Berücksichtigung der Voraussetzungen des Stücks"853 nicht wirklich begründbar ist.

4.3.

Zusammenfassung

Ehe in den beiden abschliessenden Kapiteln den spezieller dem Bühnenparasiten gewidmeten Fragen nach einer möglichen Typologie der Figur in der Palliata sowie nach dem Ursprung der zum Teil sehr sichtbaren Unterschiede zwischen den Schmarotzern des Plautus und jenen des Terenz nachgegangen wird, seien die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung des Verhältnisses zwischen griechischer und römischer Komödie nochmals kurz vor Augen geführt.

SSI

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Zurückhaltend auch Nesselrath 1985, 62 und Posani 1941, 44-48. Aus der attischen Komödie ist je ein Stück des Alexis, des Antiphanes und des Diphilos mit dem Titel „Παράσιτος" auf uns gekommen; vgl. oben S. lOf. und 15. Lefevre 1978c, 58; vgl. oben S. 186. Eine terenzische Abwertung des Chremes zum „moralischen Schwächling" (Lefevre 1978c, 44) würde implizieren, dass der Palliatendichter „das drastische Faktum der Doppelehe" (ebd. 40) - das Phormio überhaupt erst instand setzt, „Nausistrata ein Geheimnis ihres Gatten zu hinterbringen" (ebd. 48) und sich bei ihr „ein ständiges Tischrecht zu erschleichen" (ebd. 44) - ebenfalls frei erfunden hätte (ebd. 42-44). Dagegen lässt sich jedoch Folgendes zu bedenken geben: Lefevres Pauschalisierung, „die rechtliche Möglichkeit einer Doppelehe" werde in der Forschung „einwandfrei verurteilt" (ebd. 39), wird der Tatsache nicht gerecht, dass die Frage des „Vorkommens der Bigamie in Athen" nach wie vor umstritten ist (vgl. ebd.: „Es kann nicht dieses Ortes sein, die verschiedenen Positionen in der juristischen und philologischen Literatur zu umreissen"). Sie suggeriert somit eine nur scheinbare Sicherheit, über die wir in Wirklichkeit nicht verfügen. Ähnlich urteilt Brown 1980, 195: "... he [sc. Lefevre] claims too much certainty for views which are speculative and contentious." Abgesehen davon, dass Lefevres Argumentation ausreichender Grundlage entbehrt, ist die Fiktion einer Doppelehe - zumal als eines tragenden Elements der Handlung - auch in einer griechischen Komödie nicht von vornherein auszuschliessen und mit dem deutlich gewordenen Streben Apollodors nach einer Modifikation gängiger Motive durchaus vereinbar. Hinsichtlich des Parasitenverrats in der Schlussszene des Phormio, deren Vierergespräch gewisse terenzische Änderungen wahrscheinlich macht (so zuletzt Lowe 1997, 167; anders Steidle 1975, 378 Anm. 133), sei auf die Parallelen im dritten und vierten Akt der Menaechmi (V. 469-521. 559-570. 602-667) sowie in V 2 der Asinaria (V. 851-919) des Plautus hingewiesen; vgl. dazu Dziatzko - Hauler 1913, 81 und Arnott 1970, 51 sowie oben Anm. 92 und 429. Lefevre 1978c, 52.

Zusammenfassung

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Die Behandlung der plautinischen Asinaria, deren spezifische Konstellation in der finanziellen Abhängigkeit des pater familias - des senex amator - von seiner uxor dotata besteht, hat Parallelen zu Menanders Πλόκιον (fr. 296f. K.A.) aufgewiesen, was neben der engen motivischen und strukturellen Verwandtschaft des Stücks mit dem attischen Drama die Übernahme der Intrigenhandlung aus dem im Prolog (V. lOf.) genannten 'Οναγός des Demophilos wahrscheinlich macht. Die im Hinblick auf die poetische Gerechtigkeit erforderliche Funktion eines moralischen Korrektivs wird dem (namenlosen) Parasiten zuteil, dem es auch in den Captivi, im Curculio, in den Menaechmi, im Persa, im Eunuchus und im Phormio jeweils zukommt, das Happy End herbeizufuhren. Dass die Frage, wie man sich das Verhältnis der römischen Komödie zur griechischen vorzustellen habe, in den letzten Jahrzehnten zwischen den Vertretern einer weitgehenden Abhängigkeit des Plautus und des Terenz von griechischen Vorbildern und denen einer mehr oder weniger eigenständigen römischen Komödien-Dichtkunst äusserst kontrovers diskutiert worden ist, manifestiert sich in den gegensätzlichen Schlussfolgerungen, die aus dem Vergleich der Szenen III 3-6 der Bacchides mit dem entsprechenden Teilstück von Menanders Δις έξαπατών gezogen wurden: Einerseits hat Plautus durch die Eliminierung zweier Dialoge des Jünglings Sostratos mit dessen Vater zugunsten eines zügigeren Fortgangs der Handlung und einer rascheren Auflösung der auf die Konfrontation der beiden Freunde gerichteten Spannung in einer bisher ungeahnten Weise in die dramaturgische Struktur der Vorlage eingegriffen; andererseits lässt sich eine freie Eindichtung ganzer Szenenkomplexe seitens des Bearbeiters anhand des griechischen Textes nicht belegen. Unbestritten bleibt die Zugehörigkeit der episodischen Rolle des namenlosen Parasiten, der als Überbringer einer Nachricht im Auftrag des Soldaten Cleomachus fungiert, zum Δις έξαπατών. In den Captivi ist die Figur des edax parasitus mit dem Bühnengeschehen schon insofern eng verwoben, als das Stück ohne die Mitwirkung des Hungerleiders Ergasilus, in dessen Schicksal sich dasjenige des leidgeprüften senex in komischer Verzerrung widerspiegelt, seines Komödiencharakters gänzlich verlustig ginge. Der Auftritt des gefrässigen Hausfreundes als servus bzw. parasitus currens steht im Einklang mit dessen Übernahme der sonst dem Sklaven vorbehaltenen Funktion des Hauptträgers der Komik und vermag - trotz seiner plautinischen Ausgestaltung - ebenso als Zeugnis für eine Neubelebung der Schmarotzerrolle innerhalb der Nea zu gelten wie der Part des Titelhelden im Curculio und in dem auf den nachmenandrischen Dichter Apollodoros von Karystos zurückgehenden Phormio. Die aufgrund der dramaturgischen Funktion des Parasiten vorgenommene chronologische Einordnung des Captivi-Originals in die spätere Zeit der Neuen Komödie fügt sich zu dem Streben nach einer

Die römische Komödie

198

Variation gängiger Rollen- und Handlungsschemata, wie es auch in der Intrige des Rollentauschs und in der Anagnorisis einer männlichen Figur als eines freigeborenen attischen Bürgers zum Ausdruck kommt, die beide ebenfalls einer sekundären Entwicklung zugerechnet werden können. Dieses Streben nach Variation erfahrt seine stärkste Ausprägung in der sowohl im Curculio als auch im Phormio vorliegenden Übertragung der herkömmlichen Rolle des servus callidus als Erfinder und Regisseur der Intrige auf den Parasiten. Dessen Aufwertung findet innerhalb des Curculio eine Entsprechung in einer gewissen Veredelung des Soldaten Therapontigonus - des Nebenbuhlers und künftigen Schwagers des adulescens amans - , die sich mit jener der

menandrischen

στρατιώται

Thrasonides

(Μισούμενος),

Polemon

(Περικειρομένη) und Stratophanes (Σικυώνιοι) vergleichen lässt und neben dem griechischer Tradition verpflichteten Motiv des einem Betrunkenen abhanden gekommenen Rings als zuverlässiges Indiz für die Existenz einer attischen Vorlage des Stücks geltend gemacht worden ist. Gegen die plautinische Herkunft der Menaechmi spricht zum einen die - auf die bezeugten Stücktitel „Δίδυμοι", „"Ομοιοι" u.ä. und die Steigerung des Verwechslungsmotivs im Amphitruo gestützte - Annahme einer Tradition der Zwillingskomödie in der griechischen Literatur, zum andern die Konzeption der in der Mese ausgebildeten Bühnentypen des Schmarotzers, des Kochs, der meretrix und des adulescens, deren Zuweisung an den römischen Bearbeiter auf zu rigiden Vorstellungen dieses Personals beruht und dem Facettenreichtum der attischen Komödie nicht gerecht wird, wie insbesondere anhand der Parasitenfigur zu zeigen versucht worden ist. So hat sich das von Anbeginn auffällige Misstrauen des Tischgenossen Peniculus, dem sein Ausschluss von der vereinbarten Mahlzeit Anlass zu der für die weitere Handlungsentwicklung konstitutiven Denunziation seines Brotherrn bei dessen uxor saeva gibt, als ein stehendes Charakteristikum des stetig um sein δεΐπνον besorgten παράσιτος der griechischen Bühne erwiesen. Die Wortspiele in seinem Auftrittsmonolog, der sich vorzugsweise mit der moralischen Nutzbarkeit der kulinarischen Bande beschäftigt, sind denn auch nur vor dem Hintergrund der entsprechenden griechischen Begriffe vollkommen verständlich. Im Hinblick auf die Kontroverse um die so genannte grosse Kontamination im Miles gloriosus ist die Parasitenszene insofern von entscheidender Bedeutung, als die Analyse des Verhältnisses des ersten Aktes - auf den sich das Auftreten des als πρόσωπον προτατικόν fungierenden Schmarotzers Artotrogus beschränkt - zu den übrigen Komödienteilen Rückschlüsse auf dessen ursprüngliche Konzipierung für die zweisträngige Intrigenhandlung und damit auf dessen Zugehörigkeit zum Ά λ α ζ ώ ν zulässt. Deutet schon die Kontrastierung der ma-

Zusammenfassung

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chaera des Bramarbas mit dem culter des Küchensklaven (V. 5-8. 1397-1399) auf eine gezielte Parallelisierung des Eingangs und des Schlusses der Komödie hin, so zeugen vor allem das sowohl in zwei Einzelszenen (I 1. III 1) als auch innerhalb der Gesamtkomposition nachweisbare Verfahren der Retardation der Rahmenhandlung sowie die Entsprechung von Präfiguration und Realisierung der Acroteleutium-Intrige (I. IV) von der Gestaltungsweise desselben (griechischen) Dichters. Hinzu kommt, dass in Menanders Φάσμα immerhin ein weiteres Zeugnis für das Motiv der ausschliesslich als Mittel gegenseitiger Kontaktaufhahme verwendeten durchbrochenen Hauswand vorliegt. Auf das für die spätere Phase der Nea bezeichnende Bestreben, dem überkommenen Rollen- und Motivrepertoire neue Wirkungen abzugewinnen, können auch die Eigenheiten des Persa, nämlich die Transposition der bürgerlichen Intrigen- und Liebeshandlung auf die Ebene der Sklaven sowie die Kreuzung ursprünglich eigenständiger Typenrollen, zurückgeführt werden. In diesem Zusammenhang galt ein besonderes Augenmerk der Frage, ob die der Gestalt Saturios inhärente Kombination des Parasitentums mit der dramaturgischen Funktion des Sykophanten in einer attischen Komödie überhaupt denkbar gewesen sei. Hierbei hat sich die Heranziehung der Quadruplatoren-Diatribe (V. 62-76) als hilfreich erwiesen, deren Bezug zur Selbststilisierung Saturios als edax parasitus alter Schule (V. 53-61) sich erst unter Zugrundelegung des griechischen Kontextes ganz erschliesst: Denn die von Saturio proklamierte deutliche Abgrenzung des Parasiten- vom Denunziantengewerbe erscheint nur dann wirklich sinnvoll, wenn die beiden Metiers derselben Realitätsebene angehören, was im römischen Gesellschaftsleben zu Plautus' Zeit nicht der Fall war. Somit liegt es nahe, Saturios Parasitentum bereits als festen Bestandteil der entsprechenden Rolle des Perja-Originals aufzufassen, zumal der Scheinverkauf seiner Tochter explizit durch seine sprichwörtliche edacitas motiviert ist. Die allenthalben erkennbare plautinische Ausgestaltung des Parts des ewig hungrigen Gesellen erreicht im Stichus - der lateinischen Bearbeitung von Menanders 'Αδελφοί (α') - insofern einen Höhepunkt, als sich das Stück nach einem an tragischen Elementen reichen, menandrisch wirkenden Beginn allmählich in eine Burleske um das Schicksal des an der Handlung nur unwesentlich beteiligten Hungerleiders Gelasimus auflöst und jegliche gerade in Menanderkomödien nicht seltene Verwicklung vermissen lässt. Gleichwohl dürfen wir von der Existenz eines παράσιτος in der menandrischen Vorlage ausgehen, wie dies angesichts des griechischen, bis auf Epicharm und Eupolis zurückreichenden Ursprungs des Komödienparasiten geraten scheint. Die Unstimmigkeit zwischen den Anspielungen auf einen durch den verschwenderischen Lebenswandel der Schwiegersöhne und ihres Tischgenossen veranlassten Streit mit

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dem pater familias (III. IV) und der in den Expositionsszenen dargestellten Konstellation Hesse sich ohne weiteres als Folge plautinischer Kürzungen erklären. Ebenfalls als eine Schöpfung Menanders, aber geradezu als Antipode seines unglücklichen Berufskollegen Gelasimus hat der strahlende Gnatho zu gelten, dessen Gestaltung als eines neben dem Phormio einzigartigen Erfolgsparasiten nach dem Selbstzeugnis des Terenz im Prolog seines Eunuchus (V. 30-33) dem menandrischen Κόλαξ verpflichtet ist und innerhalb der typologischen Ausformung der Figur auf eine Aufwertung des Bühnenschmarotzers hindeutet. Dessen Veredelung findet ihr Gegenstück in drei weiteren von Menander positiv gezeichneten, sonst eher negativ schillernden Rollen - jenen des miles (Μισούμενος, Περικειρομένη, Σικυώνιοι), der meretrix (Επιτρέποντες, Εύνοΰχος, Σάμια) sowie des servus callidus ('Ασπίς, "Ηρως) - und dürfte daher als ein typisches Verfahren desselben Dichters anzusehen sein, das sich Terenz zu Eigen gemacht hat. Bezüglich des umstrittenen Verhältnisses des Eunuchus zu den beiden ihm zugrunde liegenden Menanderkomödien scheint die Funktion der Κόλαξ-Einlagen in den zur Handlung des Εύνοΰχος gehörenden Szenen II 2 und III 1 als retardierende Momente ein Übergewicht zugunsten der Auffassung zu ergeben, Terenz habe sich hier auf die Übernahme der im Prolog genannten personae parasiti et militis und die Ausgestaltung ihrer spezifischen Wesenszüge beschränkt. Demgegenüber bleibt die Zuordnung der Handlungselemente in IV 7 und V 7-9, als deren Träger das Κόλαξ-Paar Soldat - Parasit auftritt, nach wie vor dahingestellt. Die schon bei Menander greifbare Tendenz der Umgestaltung gängiger Bühnentypen manifestiert sich innerhalb des auf den Έπιδικαζόμενος des Apollodoros von Karystos zurückgehenden Phormio in einer gewissen Intellektualisierung des παρασιτεΐν. Der Parasit Phormio rückt - gleich seinem Pendant im Curculio - an die Stelle des Komödiensklaven in dessen Eigenschaft als architectus doli und schmiedet vermöge seiner juristischen Versiertheit eine der kompliziertesten Intrigen des antiken Dramas überhaupt, mit deren Hilfe die Legalisierung der Liebschaft des Jünglings Antipho nicht erst kurz vor Ende, sondern bereits vor Beginn des Stücks erfolgt, was einer Umkehrung des traditionellen Handlungsschemas gleichkommt. Hierin zeigt sich eine Parallele zur Konzeption des Verhältnisses zwischen dem παράσιτος und dessen τρέφων, das eine ähnliche Umkehrung erfährt, indem sich weniger der sorgengeplagte rex als vielmehr der parasitus callidus selbst eines komfortablen Status erfreut. Phormios prominente Funktion als Initiator und ständiger Bezugspunkt der Intrigenhandlung legt im Hinblick auf die typologische Situierung des έπιδικαζόμενος die Vermutung nahe, dessen Part sei auch bei Apollodor einem παράσιτος

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zugefallen: Zum einen lässt die episodische Rolle des sycophanta inpudens, mit dem der terenzische homo confidens in Verbindung gebracht worden ist, keine Anzeichen für ihre Aufwertung zu den primae partes des Handlungsträgers in der Zeit der Neuen Komödie erkennen. Zum andern bezieht Phormio seine für die Gesamtanlage des Stücks konstitutive Narrenfreiheit, die demnach aus dem griechischen Original stammen dürfte, bezeichnenderweise aus seinem Parasitendasein (V. 326-336).

4.4. Zu den dramaturgischen Funktionen des Parasiten Bereits in der Antike sind verschiedentlich Versuche angestellt worden, „in die bunte Vielfalt der Komödienparasiten ein System zu bringen" und die , j e nach Dichter und ... sogar je nach einzelnem Stück"854 unterschiedlich nuancierten Ausprägungen des παράσιτος bestimmten Kategorien zuzuweisen. Sie reichen bis in die Mittlere Komödie zurück, deren wohl bedeutendster Vertreter neben Antiphanes, Alexis, in seinem Κυβερνήτης (fr. 121 K.-A.) einen Schmarotzer spielerisch zwischen δύο γένη παρασίτων - dem κοινόν και κεκωμωιδημένον (V. 2) und dem σεμνοπαράσιτον (V. 5) - differenzieren lässt. Ersteres bezeichnet die (Komödien-)Parasiten im eigentlichen Sinn - die μέλανες ήμεΐς (V. 3), „wie die Worte des Fragments unmissverständlich ausdrücken"855 während das γένος σεμνοπαράσιτον die „grosskopfeten" Satrapen und Strategen als eine „(nur etwas vornehmer tuende) Form von Parasiten"856 verunglimpft (V. 4-7) eine aktuelle Anspielung, die viel mehr einer scherzhaften „ad-hoc-Erfindung"857

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Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16.

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Ebd. 105. Vgl. Poll. IV 119 (zitiert oben Anm. 75) und 148: κόλαξ δέ και παράσιτος μελάνες 8

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·

Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16 und 1990, 314, nach dessen Auffassung die Charakterisierung der zweiten Parasitenart gewissermassen als „Fortsetzung der aristophanischen κόλακες vom Schlage Kleons" (1985, 105) auf die Zeit der makedonischen Eroberung Pcrsiens hindeutet (1990, 314); so schon Kock 1884, 339: ,,σατράπαι Μεγάβυζοι [Kock konjizicrt in V. 4 σατράπας Μεγαβύζους; vgl. dazu Nesselrath 1990, 314 Anm. 80] sunt praefccti Macedonii süperbe omnia prae se contemnentes, sed inopes et petulantes." Webster hingegen denkt an "Athenian generals who were parasitic on foreign princes" (1953, 65; vgl. ebd. 48). Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16. Darauflässt auch der in V. 10 und 15 offenkundige Hintergedanke des Sprechers schliessen, „sich mit diesen Ausführungen bei einem potentiellen Wirtsmenschen [sc. Nausinikos] einzuschmeicheln" (ders. 1990, 314; vgl. dazu oben Anm. 52). Aus der späteren Nea ist die Selbstkontrastierung des Parasiten in der Έπίκληρος (fr. 2 K.-A.) des Diodoros von Sinope und in fr. 1 K.-A. des Nikolaos mit der „minderwertigen Kategorie" (ders. 1985, 108) der κολακεύειν δυνάμενοι και πάντ' έπαινεΐν (Diodoros fr. 2, 34f. K.-A.)

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als dem Streben nach einer Systematisierung der παράσιτοι entsprungen zu sein scheint. Eine solche liegt ansatzweise im terenzischen Eunuchus in Gnathos Gegenüberstellung des durch einen miser famelicus repräsentierten alten und des von ihm selbst begründeten neuen Parasitentypus vor (V. 241-253. 260-264), wenn sich auch der Unterschied zwischen den beiden Vertretern desselben Berufsstandes auf ihre jeweilige Taktik des ridiculus esse et piagas pati (V. 244) bzw. des omnia adsentari (V. 253) beschränkt858. Der Kontrastierung dieser parasitenspezifischen Verhaltensmuster kommt insofern weiter reichende Bedeutung zu, als sie der spätantike Grammatiker Nonius Marcellus seiner Bestimmung dreier genera parasitorum - derisores, plagipatidae sive Lacones, adulatores859 - zugrunde legt, wobei er die beiden Bestandteile des terenzischen Ausdrucks ridiculus esse et piagas pati je als eigene Unterart klassifiziert und die Bezeichnung der zweiten - plagipatidae sive Lacones - offenbar von Plautus übernimmt860; doch führen gerade dessen „Jammerparasiten", die „sowohl witzig sein als auch so manchen Schlag oder Wurf aushalten" müssen, deutlich vor Augen, „wie künstlich Nonius' Unterscheidung ist"861. Auf der Grundlage der Realien des Bühnenspiels verzeichnet der Lexikograph Iulius Pollux im Maskenkatalog seines 'Ονομαστικόν (2. Jh. n. Chr.) fur die Neue Komödie die drei Schmarotzertypen des παράσιτος, des κόλαξ und des Σικελικός862; Letzteren kennen wir nicht und „werden ihn, da für ihn Pollux kein einziges Kriterium angibt, auch wohl nie kennen lernen"863. Stimmen die Einteilungen des Nonius und des Pollux zumindest in der Absonderung eines Schmeichlers überein, differenziert Donat lediglich "fra parassiti piü e meno 'per bene'"864, zwei Kategorien „mit sicherlich sehr fliessenden Grenzen"865: den

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zu nennen, die dem Ansehen der τέχνη nachhaltigen Schaden zugefügt hätten (vgl. dazu oben Anm. 78). Vgl. im Einzelnen Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16 sowie oben S. 164f. und 167. Vgl. dazu Wüst - Hug 1949, 1399f. Vgl. Plaut. Capt. 471 f. und Most. 356. Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16 und 62. Poll. IV 148: κόλαξ δέ και παράσιτος μέλανες, σύ μην έξω παλαίστρας, έπίγρυποι, ευπαθείς • τφ δέ παρασίτψ μάλλον κατέαγετά ωτα, και φαιδρότερος έστιν, ώσπερ ό κόλαξ άνατέταται κακοηθέστερον τάς όφρϋς. [...] ό δέ Σικελικός παράσιτος έστι τρίτος. C. Robert, Die Masken der neueren attischen Komödie, 25. Hallisches Winckelmannsprogramm, Halle a. S. 1911,31. Guastella 1988, 82 Anm. 5. Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16, der ebd. eine kritische Beurteilung der von Pollux, Nonius und Donat vorgeschlagenen Klassifizierungen vornimmt: „Insgesamt wird man bei allen diesen spätantiken Versuchen ... einige Vorsicht walten lassen müssen, sie scheinen zu oft nur von einzelnen Komödien auszugehen und darüber hinaus nicht anwendbar zu sein."

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parasiti viliores - unter ihnen Phormio - und den potiores, zu denen auch die assentatores vom Schlage Gnathos gehören866. Aus der Moderne sind an erster Stelle die Versuche von Ribbeck und A. Giese zu nennen, „einerseits rustikalere und feiner situierte Exemplare zu trennen, andererseits auch nach den jeweiligen τρέφοντες, in deren Gesellschaft sich die Parasiten befanden, die Scheidelinien zu ziehen"867. So umfasst Ribbecks Charakteristik des ,,κόλαξ-παράσιτος" in seiner hundertzwanzig Jahre alten „ethologischen Studie" den „vulgären edax parasitus" (Ergasilus, Curculio, Peniculus, Saturio und Gelasimus), den „behäbigen, wohl situirten κόλαξ" (Gnatho und Phormio) sowie den „vornehmeren κόλαξ, zumal den militärischen"868 (den namenlosen in den Bacchides und Artotrogus). Das schon von Donat geltend gemachte Kriterium der mehr oder weniger ausgeprägten Urbanität erweist sich jedoch in zweifacher Hinsicht als problematisch: Zum einen lässt es sich nicht auf alle einschlägigen Parasitenrollen anwenden, was sich darin zeigt, dass diejenige der Asinaria in Ribbecks System unberücksichtigt bleibt und Phormio zwar als κόλαξ figuriert, aber „vom adsentator nichts an sich hat"869, während Gnatho die Unterarten des „behäbigen" und des „vornehmeren κόλαξ" in sich vereinigt und mithin beiden zugeordnet werden müsste. Zum andern - so Nesselrath - sind „rustikalere und urbane Schmarotzer ... vielfach gar keine gleichzeitig nebeneinander existierenden Erscheinungsformen, sondern gehören verschiedenen Zeit- und Entwicklungsstufen der Komödie an"870. Gegen das Ribbecks dritte Kategorie konstituierende Prinzip, die Tischgenossen nach dem sozialen Status ihrer Ernährer zu klassifizieren871, erhebt sich der Einwand, „dass ein und derselbe Parasit durchaus bei sehr verschiedenen

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Don. Phorm. 315: in hac scaena deparasitis vilioribus Terentius proponit imaginem vitae, ut in Eunucho de potioribus et his qui nuper processerunt, id est de assentatoribus. Nesselrath 1985, 67. Ribbeck 1883, 21 und 3 4 ^ 3 . Ebd. 41. Nesselrath 1985, 67. Ribbeck 1883,21: „Das Überhandnehmen der κολακεία ... mag es erklären, dass bei und seit Menandros neben παράσιτος auch der Ausdruck κόλαξ wieder auftaucht, specicll für den Begleiter des miles gloriosus, dessen α λ α ζ ο ν ε ί α er trägt und pflegt, so dass man vielleicht im Grossen und Ganzen für den κ ό λ α ξ einen militärischen, jedenfalls einen vornehmeren, für den παράσιτος einen Gönner des Civilstandes voraussetzen darf." Vgl. Giese 1908, 4 und 22: „... parasiti illi, qui non raro coniuncti sunt in fabulis agendis cum milite glorioso, dominumquc stupidissimum et incultum calliditate multo superant. ... - Reperiuntur huius generis parasiti in fabulis, quae inscribuntur Miles gloriosus, Eunuchus [Bacchides]"

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τρέφοντες sein Auskommen finden kann"872. Noch uneinheitlicher ist das Unterscheidungsverfahren Gieses, der neben dem militärischen Gefolgsmann zwischen einem „antiquius genus" (Ergasilus und Gelasimus) nach terenzischem bzw. „gnathonischem" - Vorbild und einem „novum genus" (dem namenlosen Parasiten in der Äsinaria, Curculio, Saturio und Phormio) differenziert, wobei die Bestimmung des Letzteren aufgrund der dramaturgischen Funktion der parasiti callidi erfolgt873. Demgegenüber gehen V. D'Agostino und J. M. G. M. Brinkhoff bei ihren Versuchen einer systematischen Erfassung der Parasitenfiguren von der Einteilung des Nonius, Μ. Bieber und Webster vom Maskenkatalog des Pollux aus874, übernehmen „dadurch aber im wesentlichen nur die [sc. oben erwähnten] Nachteile"875 ihrer Vorlagen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die dargestellten Klassifizierungsversuche des parasitischen Personals nicht wirklich als gelungen bezeichnet werden können, weil sie entweder nur für einzelne Komödien zu gelten vermögen oder nicht auf der konsequenten Anwendung eines einzigen Kriteriums beruhen. Da „das Moment der historischen Entwicklung zu Verunklärungen führt" und es „wegen unserer nur höchst fragmentarischen Kenntnis der Mese ... wenig ergiebig" ist,

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Nesselrath 1985, 67 unter Hinweis auf Gnatho, der am Schluss des Eunuchus - des prahlerischen Kriegsmannes Thraso überdrüssig - zu den adulescentes amantes Phaedria und Chaerea „überläuft".

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Giese 1908, 22: „... in fabulis, quibus nomina sunt Stichus et Captivi, antiquius illud genus parasitorum invenimus, qui esurientes, temporum iniquitates querentes iteram atque iterum magno cum gaudio spectatorum frustra cenam sibi petunt. ... In fabulis, quibus nomina sunt Curculio, Persa, Asinaria, Phormio parasiti similes sunt servis illis callidissimis comoediae novae. ... Et ut servi illi, ita parasiti quoque novi illius generis amici et adiutores fidelissimi sunt dominorum, quorum mandata quamvis periculosa fortissime exsequuntur. Quo fit, ut aut primas partes comoediae agant, ut Curculio et Phormio, aut magni momenti sint ad fabulam peragendam." So unterscheidet V. D'Agostino, La figura del parassito in Plauto, Mondo Class. Suppl. 7, 1937, 98-103 "derisores" (ebd. 98f.: Ergasilus, Saturio, Gelasimus), "adulatores" (ebd. 99102: Artotrogus, Gnatho) und "plagipatidae" (ebd. 102f.: Ergasilus, Curculio, Peniculus, Artotrogus, Gelasimus); Brinkhoff 1948, 137-140 "ridiculi" (ebd. 137f.: Ergasilus, Saturio, Gelasimus), " κ ό λ α κ ε ς " (ebd. 137-140: Cleomachus' Stellvertreter in den Bacchides, Artotrogus, Gnatho) und - unter Ersatz der "plagipatidae" durch Gieses „neuen" Parasitentypus - "callidi" (ebd. 138f.: Diabolus' Begleiter in der Asinaria, Phormio). Wenig aussagekräftig sind die von Bieber 1961, 100 und Webster 1970, 82 angestellten Versuche, die Parasiten der römischen Komödie jeweils einer der drei bei Pollux verzeichneten Masken zuzuweisen, denn sowohl Webster als auch Bieber fuhren für den παράσιτος und den κόλαξ sowie fur den Σικελικός nur j e ein Beispiel an (Gelasimus, Gnatho und Peniculus); zu unserer Unkenntnis des Σικελικός vgl. oben S. 202. Nesselrath 1985, 68.

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„dort nach verschiedenen Parasitentypen zu suchen"876, erscheint es sinnvoll, das Hauptaugenmerk auf die nahezu vollständig erhaltenen lateinischen Bearbeitungen griechischer Originale zu richten. Auf der Grundlage des bereitgestellten Materials aus der Palliata sollen die Bühnenparasiten im Folgenden anhand ihrer dramaturgischen Funktionen gruppiert werden, wie dies Giese und Brinkhoff bereits ansatzweise versucht haben. Hierbei folge ich im Wesentlichen Kraus' Unterscheidung von vier Typen - dem „komplementären Charakter zum Prahler", dem „Träger oder Werkzeug der Intrige" und der „komischen Person in sonst zu ernsten Stücken wie Capt."877 - , modifiziere sie jedoch insofern, als ich den ersten und den vierten, deren jeweilige Definition dem Part des Adlatus des zivilen adulescens Diabolus in der Asinaria bzw. jenem des Peniculus in den „unverwüstlich comischen"878 Menaechmi nicht gerecht wird, mittels der Umschreibungen „komplementärer Charakter zum Vertreter einer gegnerischen Partei" und „lustige Person" weiter fasse. Die in der römischen Komödie häufigste Funktion des Parasiten bildet diejenige als komplementärer Charakter zum Vertreter einer gegnerischen Partei. Ihre vier Träger - die beiden namenlosen Exemplare in der Asinaria und den Bacchides sowie Artotrogus im Miles gloriosus und Gnatho im Eunuchus divergieren von den übrigen plautinischen und terenzischen Berufsgenossen vornehmlich dadurch, dass sie zu der im Rahmen der konventionellen attischen Intrigenhandlung durch den miles gloriosus (in der Asinaria durch einen zweiten adulescens) repräsentierten „altera pars"879 gehören und ausschliesslich im Gefolge (Asin. IV 1-2, Mil. I 1, Eun. III 1-2. IV 7. V 7-9) bzw. im Auftrag (Asin. V 2, Bacch. IV 1-2, Eun. II 2) des Brotherrn auftreten. Die Rolle des ständigen Begleiters bzw. Stellvertreters des ausersehenen τρέφων variiert entsprechend den Erfordernissen der jeweiligen Handlung, wobei ihr Spektrum vom subalternen Überbringer einer Nachricht (Bacchides), der gar nicht dazu kommt, typisch parasitische Züge zu entfalten, über den .Anwalt" und Rächer seines rex (Asinaria) bis hin zu den professionellen Schmeichlern Artotrogus und Gnatho reicht, die ihren dummstolzen Gönnern nicht von der Seite weichen und ihnen hemmungslos nach dem Mund reden - ein vom terenzischen assentator zu höchster Vollendung gebrachtes, regelrecht zelebriertes novom aucupium (Eun. 247)880. Der Umstand, dass die beiden Schmeichler als Folie des Charak876 877 878 879 880

Ebd. W. Kraus, Parasitos, Der Kleine Pauly IV (1972) 508. Vgl. oben S. 93f. mit Anm. 385. Tromaras 1994, 29. Vgl. im Einzelnen oben S. 22f., 56 mit Anm. 227, 117-120 und 164-167. Der von F. H u e f f n e r , De Plauti comoediarum excmplis Atticis, Diss. Göttingen 1894, 9f. aus dem eben genannten

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terbildes ihrer Gesprächspartner Pyrgopolinices und Thraso dienen, lässt ihre Komplementärfunktion umso stärker hervortreten. Bestehen keine wirklichen Anhaltspunkte dafür, dass „der um den Miles gloriosus herumscharwenzelnde Schmarotzer ... ganz der Nea gehöre"881, scheint es sich bei dem von den Titelhelden Curculio und Phormio verkörperten Träger einer Intrige - der prominentesten Funktion des Bühnenparasiten - innerhalb der typologischen Ausformung der Figur um eine sekundäre Entwicklung zu handeln882. Die Übertragung der sonst dem Komödiensklaven vorbehaltenen primae partes des architectus dolim auf den ess- und trinkfreudigen Hausfreund dürfte dem für die spätere Zeit der Nea charakteristischen Bestreben entsprungen sein, das überkommene Rollenschema des Helfershelfers des adulescens amarts zu modifizieren und ihm damit neue Wirkungen abzugewinnen. So dirigieren Curculio und Phormio als "inventori... e ... registi della 'messa in scena'"884 nicht nur nach Belieben das Intrigenspiel, sondern erzielen kraft ihres Parasitenstatus, der sich jeweils in ganz unterschiedlicher Ausprägung manifestiert, zusätzliche komische Effekte: Entspricht Curculio im Grunde dem wohl bekannten Erscheinungsbild des edax parasitus, wenn er bei seinem fulminanten Einstand (Cure. II 3) - über entsetzlichen Hunger klagend - nach den Speiseresten des Vortages Ausschau hält und im weiteren Verlauf des Stücks (III 1. IV 2) das typische Gebaren eines militärischen Gefolgsmannes vom Schlage des Artotrogus an-

Vers (hoe novomst aueupium; ego adeo harte primus inveni viam) gezogene, von Leo 1912, 115f. Anm. 3 und Brinkhoff 1948, 132 übernommene Schluss, Menander habe in seinem Κόλαξ - der Sekundärvorlage des Eunuchus - erstmals das beliebte Komödienpaar Soldat Parasit auf die Bühne gebracht (zu den Σικυώνιοι vgl. oben S. 17f. mit Anm. 75), entbehrt ausreichender Grundlage, wie Nesselrath 1985, 109 Anm. 342 deutlich macht: „Gnathos wohlgemutes Selbstlob lässt sich kaum als Widerspiegelung eines literaturgeschichtlichen Faktums ansehen." 881

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Ebd. Skeptisch auch Giese 1908, 22 und Wehrli 1936, 91: „Nun bezweifle ich allerdings, dass erst Menander Soldat und Parasit verbunden habe, denn die Komik dieses Paares atmet ganz den Geist der alten Posse, von der sich Menanders Neuschöpfungen in der Regel entfernen." Gewisse Vorstufen des Trägers einer Intrige sind vielleicht schon in den sich selbst lobenden „Tausendsassa-Parasiten" (Nesselrath 1985, 110 und 1990, 312) der Mese sowie in Chaireas im menandrischen Δύσκολος zu sehen, wenngleich in den erhaltenen „Parasiten-Enkomien" „bei aller Vielseitigkeit ... nie von besonderen intellektuellen Geistesgaben des Parasiten die Rede" ist (ders. 1985, 50). Vgl. etwa die Paraderolle des Sklaven in Plautus' Bacchides, Epidicus, Miles gloriosus, Mostellaria und Pseudolus. G. Chianni, Metafore plautine, in: O. Longo - P. Scarpi (Hrsgg.), Homo edens. Regimi, miti e pratiche dell'alimentazione nella civiltä del mediterraneo, Verona 1989, 327 (zur „metatheatralischen" Gleichsetzung des erfindungsreichen servus bzw. parasitus callidus mit dem schöpferischen Dichter, die in der Kochmetaphorik einen sinnfälligen Ausdruck erfahrt, ebd. 333).

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nimmt, präsentiert sich Phormio als sorgenfreier Lebenskünstler, dem als einzige „Strafe" droht, im Gefängnis durchgefüttert zu werden (Phorm. 329-336)885. Das Gegenstück zu den beiden Handlungsträgern Curculio und Phormio bildet die in der griechisch-römischen Komödie singuläre Vaterrolle eines Parasiten, des Saturio, der auch hinsichtlich der gegen ihn initiierten schamlosen Erpressung aus dem Rahmen fällt: Der essurio (Persa 103), dessen missliche, d.h. brotlose Lage ihn „manchmal zu sehr desperaten Handlungen zwingt", soll nämlich - „wenn auch nur zum Schein - seine Tochter verschachern ..., um noch weiter Parasit sein zu dürfen"886 (V. 127-147). Damit fungiert er innerhalb der Dramaturgie des Persa als Werkzeug des servus callidus, wobei ihm im Hinblick auf die Handlungsentwicklung insofern massgebende Bedeutung zukommt, als er die gegen den Kuppler gerichtete Intrige, deren zentrales Element im Scheinverkauf der virgo besteht, durch seine Mitwirkung überhaupt erst ermöglicht. Ebensolche Habenichtse, allerdings weniger in die Haupthandlung integriert, sind die drei verbleibenden Parasiten der Palliata: Ergasilus in den Captivi, Peniculus in den Menaechmi und Gelasimus im Stichus. Ihnen wird die wohl bühnenwirksamste Funktion des Schmarotzers zuteil, diejenige als lustige Person, die - „bald ... mehr oder weniger wirkungsvoll in das Geschehen" eingreifend, „bald ... gänzlich ausserhalb" agierend - den Hauptträger der Komik darstellt, indem sie „ernste, auf höherer Ebene angesiedelte Begebenheiten und Figuren von einem weniger anspruchsvollen, pragmatischen Standpunkt aus" „kontrastiert und parodiert"887. Die drei genannten Gourmands nehmen innerhalb der Bühnenhandlung denn auch über weite Strecken eine Aussenseiterposition ein, die - bedingt durch eine längere Abwesenheit (Capt., Stich.) bzw. den plötzlichen Verlust (Men.) des jeweiligen Ernährers - sie dafür prädestiniert, gleichsam als Spiegelbild der allseitigen Hoffnungen auf dessen Heimkehr (Capt., Stich.) bzw. der diesem widerfahrenden Unbill (Men.) zu dienen, was Chiarini unter Übernahme der Parasitenmetaphorik in folgende Worte fasst:

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Vgl. im Einzelnen oben S. 91-93 und 187-190 sowie Tylawsky 2002, 118: "Unlike slaves who had no one conspicuous, overwhelming desire, not even for freedom, a parasite's preoccupation with food permitted his jokes a particular illogical absurdity which other characters in c o medy never quite achieved." Die Unterschiede zwischen den Parasiten des Plautus und jenen des Terenz werden im folgenden Kapitel deutlicher herausgearbeitet.

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„Ein krasser Fall", so Nesselrath 1985, 43 mit Anm. 94. Vgl. ferner oben S. 130f. und 133f. U. Profitlich - F. Stucke, Komische Person, in: H. Fricke (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 2, Berlin / New York 2000, 294.

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Die römische Komödie

"Ma il ventre del parassita plautino non funge solo da personalissimo orologio di se stesso, bensi anche ... da 'barometro' specializzato dell'intera vicenda seenica." 888

Dies trifft in besonderem Masse auf Ergasilus zu, der in genauer Entsprechung zum Verlauf der Gefangenen-Handlung in den Captivi sämtliche Höhen und Tiefen des Parasitendaseins im buchstäblichen Sinn am eigenen Leib zu spüren bekommt. Hierbei deckt sich sein eigenes Schicksal mit dem seines augenblicklichen Gastgebers und einzigen Gesprächspartners Hegio so weit, dass sowohl dessen Hoffnungen auf eine Befreiung des Sohnes Philopolemus als auch seine spes cenatica (V. 496) zunächst arg getrübt werden (III 1. 4), ehe beide durch die freudige Botschaft des parasitus currens von der Ankunft des rex unico magis unicus (V. 150) ihre Erfüllung finden (IV 1-2). Im Vergleich zu Ergasilus, der vom Inbegriff eines Hungerleiders kurzerhand zum „Verwalter" des gesamten Lebensmittelvorrates avanciert, durchläuft der Pechvogel Peniculus in den Menaechmi insofern die umgekehrte Entwicklung, als er - im Besitz einer Einladung zu einem veritablen Ceresschmaus (V. 101) mit der Aussicht auf die Nahrungsmengen von acht Personen (V. 223) - „infolge seiner Unachtsamkeit in das Verwirrspiel um die Zwillingsbrüder Menaechmi hineingerät und am Ende ganz ohne τρέφων dasteht"889. Nachdem er sich dergestalt in die Aussenseiterrolle hineinmanövriert hat (III 1-2), greift er - wie sein Kollege Ergasilus ein einziges Mal, dafür an entscheidender Stelle aktiv in das Geschehen ein, indem er durch die Denunziation seines Brotherrn bei dessen uxor saeva (IV 12) die Reihe von Missverständnissen, denen sich dieser im zweiten Teil des Stücks ausgesetzt sieht, in Gang bringt, so dass sich dessen Verhängnis unmittelbar aus seinem eigenen ergibt. Beredtes Zeugnis von der Wechselhaftigkeit der Parasiten-εΰδαιμονία vermag auch Gelasimus abzulegen, dessen spes cenatica sich - im Gegensatz zu jener des Ergasilus - mit der Rückkehr des einstigen Gönners nicht erfüllt. Aufgrund des Umstandes, dass er vom Anfang bis zum Ende seines Parts - des umfangreichsten im Stichus - eine jämmerliche Figur abgibt und ihm jeglicher Einfluss auf den Handlungsgang versagt bleibt, verkörpert er die lustige Person in ihrer reinsten Ausprägung, worauf schon sein Name hinweist890. Die vorliegende Einteilung der römischen Bühnenparasiten in die vier Typen des komplementären Charakters zum Vertreter einer gegnerischen Partei, des Trägers und des Werkzeugs einer Intrige sowie der lustigen Person schliesst

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Chiarini 1989,327. Nesselrath 1985,61. Vgl. dazu oben Anm. 619 sowie im Einzelnen S. 63-67, 103-105 und 148f.

Zu den dramaturgischen Funktionen

209

freilich nicht aus, dass einzelne Berufsgenossen unterschiedlicher Kategorien hinsichtlich anderer dramaturgischer Funktionen, die zu den dargestellten parasitenspezifischen hinzutreten können, Übereinstimmungen aufweisen: Zum einen macht sich der Handlungsträger des Curculio als Überbringer einer Glück verheissenden Nachricht die Attitüde des servus currens ebenso zu Eigen wie die lustige Person in den Captivi, wobei der entsprechende Auftritt den gelungenen Einstand (Cure. II 3) bzw. den glanzvollen Höhepunkt (Capt. IV 1-2) des jeweiligen Parts markiert und sich folgerichtig zur Übernahme der Funktionen des Komödiensklaven als architectus doli bzw. als vorzugsweise komische Figur durch Curculio und Ergasilus fügt. Zum andern fällt die Rolle des im Hinblick auf die poetische Gerechtigkeit erforderlichen moralischen Korrektivs, das den beabsichtigten oder begangenen Ehebruch des senex amator bzw. des maritus adulescens ans Licht bringt und den Übeltäter der verdienten Strafe zuführt, sowohl dem Adlatus des Diabolus in der Asinaria und dem Titelhelden des Phormio als auch der lustigen Person in den Menaechmi zu891 - wenn auch mit dem Unterschied, dass sich der Parasitenverrat in den ersten beiden Fällen gegen einen Gegner des rex, im letzten indes gegen diesen selbst richtet. Die folgenden Überlegungen seien der Frage gewidmet, inwieweit die einander gegenübergestellten dramaturgischen Funktionen im Typus des Parasiten bereits angelegt sind. Am eindeutigsten verhält es sich bei deijenigen der lustigen Person: Sie erweist sich als dem Bühnenschmarotzer, dem kraft seines übertriebenen Verlangens nach Speise und Trank immer schon ein primär komischer Charakter anhaftet, geradezu wesensgemäss, weshalb es nicht weiter zu erstaunen vermag, dass der Hungerleider nicht selten zum Hauptträger der Komik avanciert. Dagegen steht der Part des Erfinders und Regisseurs einer Intrige insofern in keinem ursprünglichen Zusammenhang mit der Parasitenfigur, als er traditionellerweise dem Sklaven vorbehalten bleibt, zumal in den aus der Mittleren und Neuen Komödie auf uns gekommenen „Parasiten-Enkomien" „bei aller Vielseitigkeit ... nie von besonderen intellektuellen Geistesgaben des Parasiten die Rede"892 ist. Dessen Übernahme einer ihm zunächst fremden Funktion mag eine Erklärung dafür bieten, dass die rollenspezifische Charakterisierung des terenzischen Phormio, aber auch des plautinischen Curculio als edax zugunsten der Ausgestaltung der unerschöpflichen Erfindungsgabe und Schlagfertigkeit des parasitus callidus zurücktritt. Gleichwohl erscheint die Position des „Stellvertreters" des seinem jungen Herrn in dessen Liebesnöten hilfreichen Sklaven mit

891

892

Zu den Parallelen zwischen Plaut. Asin. V 2 und Men. IV 1-2 sowie zwischen Men. III 2. IV 1-2 und Ter. Phorm. V 8-9 vgl. besonders oben Anm. 92 und 429. Nesselrath 1985, 50; vgl. dazu auch oben S. 12 und 188f.

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Die römische Komödie

der Konzeption des Komödienparasiten vereinbar, gehört es doch zum ureigensten Verhalten des παράσιτος, dem ausersehenen τρέφων nach Kräften zu Diensten zu sein, um ihn „für sich zu gewinnen und zum Aussprechen einer Essenseinladung, ja, wenn möglich, ihn sogar zu dauerndem Wohlwollen in dieser Hinsicht zu bewegen" 893 - ein Bestreben, das den ewig hungrigen Gesellen für die Funktion als Werkzeug einer Intrige gleichermassen prädestiniert. Als eine Verbindung der dramaturgisch begründeten Involviertheit in die Haupthandlung mit der Zur-Schau-Stellung der parasitenspezifischen Komik kann in gewisser Weise die Rolle des komplementären Charakters zum Vertreter einer gegnerischen Partei aufgefasst werden. Dabei wohnt der Komplementärfiinktion des ständigen Begleiters bzw. Stellvertreters des Brotherrn an sich schon ein komisches Element inne, indem sie deutlich vor Augen führt, dass der Adlatus ganz und gar durch seine Abhängigkeit determiniert ist und ihm somit ein supplementäres, d.h. im Grunde überflüssiges Dasein zukommt. Dieser supplementäre Wesenszug ist im Typus des παρά-σιτος, der seinem Wortsinn gemäss als Anhängsel seines Ernährers an Mahl und Symposion teilzunehmen pflegt, von vornherein angelegt. Nunmehr drängt sich die Frage auf, worin die Bandbreite der dramaturgischen Funktionen des Bühnenparasiten - die ihm die ganze Palette der Rollen vom episodisch auftretenden Stellvertreter des rex über die als instrumentum an der Intrigenhandlung beteiligte Nebenfigur bis hin zum Hauptträger der Komik und zum Titelhelden zuteil werden lässt894 - gründet. Gemeinsam ist allen edaces parasiti, mögen sie Ergasilus, Curculio, Peniculus, Artotrogus, Saturio oder Gelasimus heissen, die notorische Gefrässigkeit - "la ... totale soggezione alle ragioni del ventre"895, wie Chiarini das distinktive Merkmal des Schmarotzers bezeichnet, den E. Avezzu ihrerseits wiederum als "un tutto-ventre" definiert: "La categoria [sc. del parassita] vien definita ... da una funzione e da un nome. ... il nome [sc. παράσιτος], rimandandoci come fa all'occasione conviviale, ci dice di un tempo discontinuo, un tempo a salti, segnato dalla presenza-assenza di cibo. ... L'opposizione presenza-assenza di cibo segna il passaggio tra due momen-

893

Nesselrath 1985,25.

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Darüber hinaus bleibt es - mit Ausnahme des namenlosen Exemplars in den Bacchides, des πρόσωπον προτατικόν Artotrogus im Miles gloriosus und des Hungerleiders Gelasimus im Stichus - sämtlichen Parasiten der römischen Komödie vorbehalten, jeweils das Happy End herbeizufuhren. Chiarini 1989, 327.

Zu den dramaturgischen Funktionen

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ti isolabili in un punto, da non esistenza a esistenza, da morte a vita ... II cibo scandisce l'oggi e il domani ... cibo che costituisce il centro spaziale." 896

Infolge der Unersättlichkeit des stetig knurrenden Magens dreht sich der gesamte Lebensinhalt des Parasiten um „das Suchen, Finden, Beurteilen und Ausnutzen eines geeigneten τρέφων", „bei dem er auf seine Kosten kommt"897; dies umso mehr, als seine Stellung kaum je als gesichert gelten kann. Da er - im Unterschied zu dem hinsichtlich seiner untergeordneten gesellschaftlichen Position vergleichbaren Sklaven - als freier Bürger kein Eigentum des (Brot-)Herm darstellt, ist sein Abhängigkeitsverhältnis zu diesem nicht institutionalisiert und bedarf mithin der fortwährenden Bestätigung. Dementsprechend muss er sich den erprobten Gastgeber immer wieder aufs neue geneigt machen, indem er sich ihm als „ideales , Allzweck-Gerät'"898 andient, um so zu der angestrebten kostenlosen Mahlzeit zu gelangen - ein Tauschgeschäft, das Damon als "exchange [sc. of] goods of different orders" umschreibt: "If we strip the system that is composed of the comic parasite and his host to its barest essentials we will see that it is a system in which words and services are exchanged for food. There are varieties of words (the parasite tells jokes, teases his fellow-diners, flatters his host, and so on) and varieties of services (he can do the shopping, take messages to girls, brush dandruff off his patron's cloak, or simply offer himself as a butt of abuse), but what the various words and services have in common is their cheapness: they cost the parasite nothing. And what does he get in return for these insignificant offerings? The most indispensable of goods, namely, food." 899

Die grundsätzliche Bereitschaft des Tischgenossen zur Erfüllung jeglicher an ihn herangetragener Aufgaben, welcher Art sie auch immer sein mögen, macht ihn einem Chamäleon gleich - wie Avezzu erkannt hat900 - , das seine Erscheinungs-

896

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899 900

E. Avezzü, II ventre del parassita: identitä, spazio e tempo discontinuo, in: Longo - Scarpi (Hrsgg.) 1989, 235f., die ebd. 236 - ausgehend von Lukian, Par. 14 - auf den „sclbstrcfcrentiellen" Charakter des π α ρ α σ ι τ ε ΐ ν hinweist: "... l'arte (techne) del parassita si differenzi da ogni altra, in quanto non rimanda 'ad altro', e in essa 'attivita' e 'fine' coincidono. ... Non riportato a un circuito di scambio, il cibo e solo ciö che si mangia, si digerisce, si cvacua, in una ripetizione senza senso." Nesselrath 1985, 23 und 46. Das Thema der "schiavitü del ventre" (Chiarini 1989, 328) erfahrt einen sinnfälligen Ausdruck in Peniculus' Auftrittsmonolog eingangs der Menaechmi, in dem dieser allgemeine Erwägungen über die moralische Nutzbarkeit der kulinarischen Bande (vincla escaria, V. 94) anstellt; vgl. ferner oben S. lOSf. Nesselrath 1990, 312. C. Damon, Greek Parasites and Roman Patronage, Harvard Studies 97, 1995, 184. Avezzu 1989, 237: " O u t s i d e r , senza famiglia, senza ricchezze (giacchc il parassita gode in loco del cibo e dell'agiatezza del padrone), senza personalita propria ma con una pcllc da camaleonte (per difendersi, si, ma dalla fame), il parassita elabora una propria esegesi ali-

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Die römische Komödie

form der jeweiligen Situation angepasst zu wechseln imstande ist. Der Wechsel der Erscheinungsform spiegelt sich in den sprechenden Parasitennamen wider, die insofern keine reinen Eigennamen sind, als sie vorzugsweise auf die von ihren Trägem übernommenen Funktionen verweisen901. Aus seinerden Erfordernissen des Parasitendaseins entsprechenden Fähigkeit, sich mühelos die verschiedensten Rollen einzuverleiben, erklärt sich schliesslich die vielfältige dramaturgische Verwendbarkeit des Bühnenschmarotzers, der sich denn auch in dieser Hinsicht als wahrer „Tausendsassa"902 erweist.

4.5. Möglichkeiten der Unterscheidung des plautinischen und des terenzischen Komödienparasiten Betrachtet man die Parasiten der römischen Komödie unabhängig von ihren dramaturgischen Funktionen, „so scheint die Trennlinie ziemlich genau zwischen den einzelnen Dichtern zu verlaufen", denn ein plautinischer Tischgenosse wirkt „ganz anders"903 als ein terenzischer, wofür Nesselrath zwei Erklärungsmöglichkeiten anfuhrt: „... zum einen die Persönlichkeit des Bearbeiters ...; zum anderen können aber auch griechische Stücke der Nea bereits ganz unterschiedliche Parasitenfiguren auf die Bühne gebracht haben. Bei Menander lässt sich das mit ziemlicher Sicherheit nachweisen: Sowohl der plautinische Stichus als auch der terenzische Eunuchus sind Bearbeitungen menandreischer Vorlagen; aber wie sehr unterscheidet sich der hungerleidende Gelasimus von dem selbstbewussten, glänzenden Gnatho! Es ist kaum vorstellbar, dass Plautus ... die Figur des Gelasimus s o radikal verändert haben sollte; die Diskrepanz zwischen den beiden Schmarotzern wird also - zumindest zu grossen Teilen - schon auf Menander zurückgehen." 904

Wenn nun im Folgenden der Frage nachgegangen wird, worin sich die Parasiten des Plautus und diejenigen des Terenz im Einzelnen unterscheiden, sei daher immer auch auf mögliche griechische Vorbilder Bezug genommen. Als der παράσιτος der attischen Komödie „durch Plautus und Terenz ins Lateinische übersiedelte"905, blieb ihm - neben seinen ständigen Attributen

901 902 903 904 905

mentare ..." Als ein Paradebeispiel hierfür ist Ergasilus in den Captivi zu nennen, der über ein ganzes Repertoire möglicher Rollen verfugt; vgl. im Einzelnen oben S. 62f. Vgl. dazu oben Anm. 238, 335, 387, 451, 538, 619 und 673 sowie Avezzü 1989, 237. Nesselrath 1985, 110 und 1990, 312. Ders. 1985, 69. Ebd. W ü s t - H u g 1949, 1395.

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

213

στλεγγίς und λήκυθος (Poll. IV 120) bzw. strigilis und ampulla (Plaut. Persa 124, Stich. 230) - ein „Grundstock an Parasiten-Eigenschaften" 906 , von denen einzelne allerdings eine Modifikation erfahren haben, was Damon anhand zweier einschlägiger Beispiele veranschaulicht: "The parasites of Roman comedy are not generally characterized as uninvited or empty-handed, for instance, though ακλητος and άσύμβολος are standard epithets of the parasite of Greek comedy. And rather than showing up at the hospitably open front door of any house in which a party was underway, Roman parasites tend to attach themselves to a single host, a rex, and to take regular pot luck at his house: the parasite in Plautus' Menaechmi, for instance, considers himself

part of his patron's familia (Men. 667), and the parasite of the Captivi, Ergasilus, has been frequenting Hegio's dining room for nearly twenty years ( C a p t . 867, 875, 980)." 907

Zu den ureigensten Wesenszügen der homines ridiculi auf der Komödienbühne gehört zweifellos „die massive Gefrässigkeit" 908 , wie sie uns bereits die Herakles-Travestie in den mythologischen Stücken Epicharms vor Augen fuhrt 909 . Dementsprechend durch die Esslust geprägt ist seit jeher das Erscheinungsbild des Schmarotzers, der sich in der Mese als dritte mit dem bürgerlichen Haushalt verbundene persona comicam zu dem schwadronierenden Koch und dem heiter-burlesken, dienstbaren Sklaven gesellte. Im Falle des plautinischen Parasiten, der - mit Ausnahme der beiden namenlosen Exemplare in der Asinaria und den Bacchides - „diesen Charakterzug in der Tat in besonderer Potenz zu besitzen scheint", wird man geradezu von einer „konstant grossen Gefrässigkeit" 911 zu sprechen haben: Man denke etwa an die unbändige Fresswut, die der lupus essuriens Ergasilus in der reich gefüllten Vorratskammer des alten Hegio an den Tag legt (Capt. 901-921), oder an das ungeheure Fassungsvermögen des offenbar für acht essenden Peniculus (Men. 222f.), aber auch an Artotrogus und Saturio, die sich, um ihren knurrenden Magen zu füllen, dafür

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Nesselrath 1985, 20f. Anm. 16.

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Damon 1995, 181f. mit Anm. 3. Vgl. auch J. C. B. Lowe, Plautus' Parasites and the Atellana, in: G. Vogt-Spira (Hrsg.), Studien zur vorliterarischen Periode im frühen Rom, Tübingen 1989, 162; ferner oben S. 10 mit Anm. 35 sowie Anm. 57, 61, 251 und 850. L. Benz, Die lustigen Personen der antiken Possenbühnen, in: P. Csobädi u.a. (Hrsgg.), Die lustige Person auf der Bühne. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions 1993, Anif / Salzburg 1994, 92. Vgl. dazu oben Anm. 9.

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Diese Bezeichnung legt Paul. Fest. p. 134 der Figur des Maison bei: Maeson persona comica appellator, aut coci, aut nautae, aut eius generis; vgl. dazu im Einzelnen H. Dohm, Magciros. Die Rolle des Kochs in der griechisch-römischen Komödie, München 1964, 11-22 und Benz 1994, 90f. Nesselrath 1985, 31.

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Die römische Komödie

hergeben, einem aufgeblasenen Kriegsmann kräftig nach dem Mund zu reden (Mil. 20-24. 33-35. 49-51) bzw. - wenngleich nur zum Schein - die eigene Tochter zu verschachern (Persa 145f. 329-331. 337f. 342). Dieser bis ins Groteske gesteigerte chronische Appetit der plautinischen Schmarotzer tritt umso deutlicher hervor, als in krassem Gegensatz dazu den beiden terenzischen Berufsgenossen Gnatho und Phormio die Attitüde des unersättlichen Gourmands abgesehen von vereinzelten Anspielungen auf den Bereich des Essens und Trinkens912 - gänzlich abgeht. Hierin liegt wohl einer der signifikantesten Unterschiede zwischen den Bühnenparasiten des Plautus und jenen des Terenz. Inwiefern Ersterer die edacitas9n im Vergleich zu den griechischen Vorbildern stärker in den Vordergrund gerückt hat, zeigt vor allem Lowe auf: "In general [sc. in the extant passages of Greek Middle and New Comedy which refer to parasites] the emphasis is less on the meals themselves than on the means whereby the parasite obtains them, his flattery and wit, and h i s willingness to endure uncomplainingly every kind of deprivation, ill-treatment, abuse, ridicule and humiliation." 914

In dieser Hinsicht scheinen Gnatho und Phormio dem in den betreifenden Fragmenten der Mittleren und Neuen Komödie evozierten Parasitenbild zu entsprechen, indem im Zentrum ihres Redens und Handelns nicht so sehr das eigentliche Ziel - das δεΐπνον (Eun. 1058-1060, Phorm. 1052-1054) - als vielmehr die zu dessen Erreichen in Anwendung gebrachte τέχνη (Eun. 241-264, Phorm. 327-345) steht. Dass die notorische Gefrässigkeit der plautinischen Tischgenossen gleichwohl zu einem guten Teil bereits für die griechischen Vorbilder zu veranschlagen ist, vermögen insbesondere fr. 82 K.-A. (Δίδυμοι) des Antiphanes, fr. 183 (Παράσιτος) und 233 K.-A. (Τοκιστής ή Καταψευδόμενος) des Alexis sowie fr. 117 K.-A. (ohne Titel) des Eubulos zu illustrieren: Das Erst- und das Letztgenannte thematisieren die Einverleibung gewaltiger Nahrungsmengen, die mit denen von etwa vier Elefanten bzw. zwei oder drei starken Essern gleichgesetzt werden, durch den παράσιτος und weisen demnach eine augenfällige Parallele zum octo hominum munus (Men. 223) des Peniculus auf. Die beiden Fragmente des Alexis fuhren uns ebenfalls zwei ausgesprochene Vielesser vor, von denen der eine „dem Geschäft der Nahrungsaufnahme mit so

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Eun. 459. 815. 1058-1060. 1081f„ Phorm. 335f. 342f. 831f. 1052f.

913 914

Vgl. Persa 59: neque edacitate eos quisquam polerat vincere. Lowe 1989b, 162f. Vgl. etwa Alexis fr. 121 (dazu oben Anm. 52 und S. 201 f.). 188 K.-A., Antiphanes fr. 80 (oben S. 12). 142 (zitiert oben S. 13f.). 193 K.-A. (zitiert oben S. 12), Antidotos fr. 2 K.-A. und Axionikos fr. 6 K.-A. (oben Anm. 56), Aristophon fr. 5. 10 K.-A. und Timokles fr. 8 K.-A. (oben Anm. 51), Diphilos fr. 61 K.-A. (oben S. 15), Diodoros fr. 2 K.-A. und Nikolaos fr. 1 K.-A. (oben S. 18f. mit Anm. 78).

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

215

grosser Gründlichkeit und Beharrlichkeit nachkommt, dass er angesichts seiner ständig in angestrengter Bewegung befindlichen Kiefer den übrigen Gästen auf ihre Fragen nur stumm zunicken kann", und der andere „möglichst inmitten der schönsten Schmauserei infolge seines kulinarischen Hochgenusses zu platzen wünscht" - „geradezu das klassische Credo eines Parasiten"915. Diese wenigen Hinweise mögen genügen, um zu verdeutlichen, dass Plautus nicht nur in der heimischen Atellane - deren Einfluss die ausgeprägte edacitas seiner Parasitenfiguren zuweilen ausschliesslich zugeschrieben worden ist916 - , sondern „auch in seinen griechischen Vorlagen reiches Material für das nahezu unersättliche Verlangen des Parasiten nach Speise und Trank"917 gefunden haben dürfte. Ein ähnliches Bild - wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen - bietet sich uns beim Vergleich der beiden Palliatendichter hinsichtlich des Motivs des Hungerleidertums: Während der plautinische Schmarotzer fast durchweg „eine jämmerliche Gestalt"918 abgibt - selbst der „Starparasit" Curculio erleidet nach der Rückkehr von seiner beschwerlichen Reise einen akuten Schwächeanfall (Cure. 309-326) - , verkörpern die von Terenz auf die Bühne gebrachten Zunftgenossen patente Techniten, „denen einfach alles zum Guten gerät"919, weshalb sie sich eines ausnehmend sonnigen Gemüts erfreuen. Diese Diskrepanz zwischen den plautinischen und den terenzischen Vertretern desselben Berufsstandes wirft natürlich die Frage auf, ob es sich bei dem allzeit hungrigen Hausfreund

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Nesselrath 1985, 30 und 104 mit weiteren einschlägigen Beispielen aus der Mese und der Nea; „schon der κόλαξ des Epicharm [fr. 32, 7-10 K..-A.] macht sich erst ,πολλά καταφαγών, πόλλ' έμπιών' auf seinen eher freudlosen Nachhauseweg" (ebd. 29). Ober einen gesegneten Appetit scheint auch der Parasit Theron in Menanders Σικυώνιοι verfugt zu haben, soweit die Verse 38-51 dies erahnen lassen (dazu oben S. 18 mit Anm. 75). Zu den erwähnten griechischen Fragmenten vgl. ferner oben S. 11 f.

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So von Brinkhoff 1948, 133-136; Lowe 1989b, 168f.; Benz 1994, 96f. unter Berufung auf Horaz, der sich „bei den plautinischen Parasiten, die sich für eine ,cena' glatt zum Galgen fuhren Hessen [vgl. Stich. 624-627], an die Possenreisserei des derb-komischen DossennusManducus der italischen Atellanen-Bühne erinnert" fühlte (epist. 2, 1, 173). Vgl. zur HorazStelle auch Nesselrath 1985, 31 Anm. 54, der Folgendes zu bedenken gibt: „... doch ist diese Feststellung [sc. einer offensichtlichen Verwandtschaft zwischen dem Dossennus der Atellane und den ,edaces parasiti'] aus einer rückblickend-vergleichenden Perspektive getroffen und somit kein eindeutiges Zeugnis gegen eine griechische Abstammung des plautinischen Parasiten"; „Terenz, Heaut. 38 und Eun. 38, führt zudem den parasitus edax unter den typischen und das heisst doch wohl: aus dem Griechischen übernommenen - Gegebenheiten der Komödie a u f . Ebenso Ph.-E. Legrand, Daos. Tableau de la comedie grecque pendant la periode dite nouvelle, Lyon / Paris 1910, 590.

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Nesselrath 1985, 31. Ebd. 61. Vgl. vor allem Capt. 88-104. 133-135. 461-497, Men. 446-470. 663-667, Mil. 33f. 49, Persa 103. 118-126. 145f. 388f. und Stich. 155-242. 341.398-401.497-504. 579-581.632-640. Nesselrath 1985, 62; vgl. im Einzelnen oben S. 164-167 und 187-190.

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Die römische Komödie

um eine spezifisch plautinische Spielart des Komödienparasiten handelt. Doch belegen sowohl fr. 215 K.-A. (Συναποθνήισκοντες) des Alexis und fr. 60 K.A. (Παράσιτος) des Diphilos, die jeweils eine „Litanei der Kümmernisse"920 des unter der Tyrannei seiner ταλαίπωρος γαστήρ stehenden Sprechers enthalten, als auch die Parasitenbriefe des Rhetors Alkiphron aus dem 2. oder frühen 3. Jh. n. Chr., die ihren Stoff vorwiegend aus der Nea schöpfen, dass „der leidgeplagte Parasit" bereits in der attischen Komödie „kein allzu seltener Fall war", wie Nesselrath überzeugend darlegt: „... auch die in Alkiphrons Parasitenbriefen ... begegnenden Parasiten sind in sehr vielen Fällen in einer ziemlich traurigen Lage, sei es, dass sie immer wieder Misshandlungen und groben Spässen ausgesetzt sind, sei es, dass sie sich sogar mit dem Gedanken tragen, ihren ,Beruf ganz aufzugeben - unter Umständen mit einem Strick um den Hals. ... im Grunde ... ist ihre Situation [sc. der Jammerparasiten des Plautus] und die der briefeschreibenden Parasiten des Alkiphron nur allzu ähnlich. Es ist unwahrscheinlich, dass Plautus und Alkiphron beide unabhängig von der Komödie ihren Parasiten diese düstere Komponente beigemischt haben; dazu sind sie in Raum und Zeit und auch in künstlerischer Intention zu sehr voneinander getrennt."921

Umso höhere Plausibilität beansprucht der von Nesselrath hieraus gezogene Schluss, „dass solche Parasiten-Nöte mit einiger Sicherheit schon auf der Bühne der griechischen Komödie dargestellt waren"922. In Bezug auf die ganz unterschiedlichen Ausprägungen des Motivs des Hungerleidertums in den Stücken des Plautus und denen des Terenz wird man deshalb geneigt sein, neben der dichterischen Eigenart des jeweiligen Bearbeiters die Verschiedenheit der Vorlagen angemessen in Rechnung zu stellen. Dies sei anhand des von Nesselrath angeführten Beispiels der Antipoden unter den römischen Bühnenschmarotzern, des plautinischen Gelasimus und des terenzischen Gnatho, noch etwas verdeutlicht: Lässt sich auch kaum ein grösserer Kontrast als zwischen dem „Jammerparasiten" Gelasimus, der den Hunger schon ein Jahrzehnt lang gleich einer Leibesfrucht im Bauch trägt (Stich. 155-170), und dem wohl situierten, beinahe 920

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Nesselrath 1985, 45. Vgl. dazu auch oben S. 11 und 15 sowie das Porträt des Prototyps eines Hungerleiders - des Tithymallos - bei Alexis fr. 164 K.-A., Aristophon fr. 10, If. K.-A., Dromon fr. 1 K.-A. und Timokles fr. 20 K.-A. Nesselrath 1985, 61f. Vgl. etwa Alkiphr. 3, 2, 3; 3, 3, 2; 3, 9; 3, 12; 3, 13, 2; 3, 18 und Epicharm fr. 32, 11-13 K.-A., Antiphanes fr. 193, 3 K.-A., Aristophon fr. 5, 6 K.-A., Axionikos fr. 6, 3-6 K.-A., Nikolaos fr. 1, 29 K.-A., Timokles fr. 31 K.-A., Plaut. Bacch. 595f., Capt. 88f. 472, Cure. 392. 398, Persa 60, Stich. 624f., Ter. Eun. 244, Phorm. 988f.: Misshandlungen. Alkiphr. 3, 30; 3, 42 und Axionikos fr. 6, 9-11 K.-A., Nikolaos fr. 1, 31 f. K.-A.: grobe Spässe. Alkiphr. 2, 32, 3; 3, 4, 5f.; 3, 34: Berufswechsel. Alkiphr. 3, 1, 1; 3, 3; 3, 13, 2 und Plaut. Stich. 638-640: Selbstmord. Nesselrath 1985, 62.

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

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autarken „Erfolgsparasiten"923 Gnatho (Eun.) denken, so gehen doch beide auf menandrische Originale - die 'Αδελφοί (α') und den Κόλαξ - zurück und bilden mithin ein untrügliches Zeugnis dafür, dass „auch griechische Stücke der Nea" je nach den Erfordernissen der Handlung „bereits ganz unterschiedliche Parasitenfiguren auf die Bühne gebracht haben"924. Die Prominenz des Motivs des Hungerleidertums bei Plautus bzw. dessen Zurücktreten bei Terenz925 deutet demzufolge weniger auf eine radikale Umgestaltung der betreffenden Parasitenrollen als vielmehr auf eine bewusste Auswahl entsprechender Vorlagen seitens des jeweiligen Bearbeiters hin, wobei Plautus seinen „Jammerparasiten eine betont lächerliche Note gegeben und ihre Klagen vielleicht ins Groteske übersteigert"926 hat. Letzteres kann als Hauptquelle der komischen Wirkungen des plautinischen Schmarotzers gelten, die - im Gegensatz zu jenen des terenzischen Pendants vornehmlich aus der drastischen Ausgestaltung der komplementären ParasitenEigenschaften der notorischen Gefrässigkeit und des ständigen Hungers gezogen werden. Diese stellen im Hinblick auf eine Unterscheidung verschiedener Arten des Komischen typische Erscheinungsformen der Charakterkomik dar, deren „erheiternde Wirkung" auf „individuellen, aber durch Wiederkehren karikierend übertriebenen Absonderlichkeiten einer einzelnen Bühnenperson"927 beruht. Ihren

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926

927

Ebd. 62 und 45: „Ein einziges Mal scheint ein Komödienparasit in grosse Nähe des von Simon [Lukian, Par. 21] charakterisierten Ideals parasitischer Autarkie zu kommen: Das ist Gnatho im Eunuchus des Terenz, als er V. 243 bemerkt: omnia habeo, neque quicquam habeo; nil quom est, nil defit tarnen. Die prägnante Kürze, mit der dieser Satz das bereitwillige Eingeständnis eigener Armut mit dem positiven Gefühl bedürfnisloser Unabhängigkeit verbindet und sich damit Simons Postulat sehr nähert, dürfte bereits von Menander herrühren ..." In relativ gesicherter Stellung mögen sich auch die ihr Schmarotzerdasein verherrlichenden Berufsgenossen aus der Mese befunden haben; vgl. vor allem Antiphanes fr. 80. 142. 185. 193 K.-A., Aristophon fr. 5. 10 K.-A. und Timokles fr. 8 K.-A. Nesselrath 1985, 69 (zitiert oben S. 212). Im Phormio fehlt es gänzlich, und im Eunuchus liegt es insofern nur indirekt vor, als nicht Gnatho selbst, sondern sein Gegenbild, von dem er sich bewusst distanziert, einen miser famelicus (V. 260) verkörpert. Nesselrath 1985, 62. H. Fricke - A. Salvisberg, Bühnenkomik, in: K. Weimar (Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 1, Berlin / New York 1997, 279. Vgl. auch W. Schmidt, Die sprachlichen Mittel des Komischen bei Plautus, Diss. Tübingen 1960, 17f.: „Das Gemeinsame des Komischen als Gesamtbezeichnung und als Gesamterscheinung ist eine plötzlich zutage tretende Abweichung vom Normalen, die sich oft in Form eines augenblicklichen Widerspruchs oder einer Doppelschichtigkeit äussert... Diese Abweichung muss sich jedoch stets in der Weise zeigen, dass der Betrachter von jeder Art seelischer Affekte, wie Mitleid, Entsetzen und ähnliches, freibleibt." Zur Begriffsbestimmung des κωμικόν bzw. ridiculum in der Antike vgl. ebd. 15-17. Weiterführende Literaturangaben zu den Formen der Komik im D r a ma finden sich bei Fricke - Salvisberg 1997, 281 f.

218

Die römische Komödie

wohl sinnfälligsten Ausdruck erfahrt die spezifische Charakterkomik des plautinischen edax parasitus, die vorwiegend einer das übliche Mass übersteigenden „Heraufsetzung des materiell Leiblichen der menschlichen Natur"928 entspringt, in den Auftritten der lustigen Personen Ergasilus (Capt.) und Gelasimus (Stich.). In den beiden Eingangsszenen der Captivi manifestiert sich diese .Abweichung vom Normalen"929 in einem komischen Kontrast zwischen den „gegensätzlichen Auffassungen des Unglücks"930 - der Kriegsgefangenschaft des Philopolemus - durch den Vater Hegio, der ernstlich um seinen Sohn bangt (V. 98-101. 129f. 147), und den „mager und elend aussehenden"931 Hausfreund Ergasilus, dessen übertriebene emotionelle Anteilnahme (V. 92-97. 133f. 139152) sich nur allzu bald als eine Klage um den Verlust seiner Nahrungsquelle herausstellt, was im άπροσδόκητον der Verse 152f. eine formale Entsprechung findet: [...] quia nunc remissus

ER. eheu, huic illud dolet, est edendi exercitus.932

-

Das „materiell Leibliche der menschlichen Natur" nimmt bei Gelasimus im Stichus insofern vollends überhand, als er in der längsten Parasitenrede der Palliata (I 3) seinen eigenen Ursprung - bzw. den seines ständigen Hungers „aitiologisch" von der personifizierten Fames herleitet (V. 155-170)933 und sich 928

929 930 931

932

933

H. R. Jauss, Uber den Grund des Vergnügens am komischen Helden, in: W. Preisendanz - R. Warning (Hrsgg.), Das Komische, München 1976, 104. Vgl. dazu ferner Μ. M. Bachtin, Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur, aus dem Russischen übersetzt von A. Kaempfe, Frankfurt a. M. 1990, 15-23. Schmidt 1960, 18. Leo 1912,203. Ludwig 1966, 209. „Das allgemein gültige Gesetz dieser Erscheinung" formuliert H. Bergson, Das Lachen. Ein Essay über die Bedeutung des Komischen, aus dem Französischen von R. Plancherel-Walter, Darmstadt 1988, 40 wie folgt: ,Jiomisch ist jedes Geschehnis, das unsere Aufmerksamkeit auf das Äussere einer Person lenkt, während es sich um ihr Inneres handelt." Dass sich bei Ergasilus im Grunde „alles ... um die Befriedigung gastrischer Bedürfnisse dreht" (Nesselrath 1985, 48), lassen die Verse 102f. 108f. 131f. 135-137 bereits erahnen. Unmittelbarer noch kommt die grotesk übersteigerte parasitische Esslust in den Szenen IV 3-4 zum Ausdruck, auf die oben S. 66f. und 213 näher cingegangen worden ist; zur Anthropomorphisierung der Fleischstücke vgl. femer unten S. 221. In diesen Zusammenhang gehört auch Ergasilus' Schadenfreude erregender zweiter Monolog (III 1), der sich in die Reihe der - geradezu zu einem Topos gewordenen - Klagen auf das Essen Versessener über deren Ausschluss vom Gastmahl einfugt (Alexis fr. 243 K.-A. [oben S. 11], Plaut. Men. 446-464. 469-472. 663-667, Stich. 183195. 497-504. 632-640); vgl. dazu oben S. 65. Famem 155f.) gestavit cottidie,

ego fuisse suspicor matrem eine Prämisse, aus der sich decern, /at ego illam in alvo / sed matrem parere nequeo

mihi, / nam postquam natus sum satur numquam Jui (V. folgendes Paradoxon ergibt: nam ilia me in alvo menses gestoplus annos decern. / [...] / uteri dolores mi oboriunt nec quid agam scio (V. 159f. 165f.).

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

219

mit etwas ganz und gar Materiellem, einem Gegenstand, in der Weise identifiziert, dass er in einer „durch die Fiktion von Gegenäusserungen aus dem Publikum"934 regelrecht inszenierten Auktion nichts weniger als sich selbst, einen parasitus inanis, feilbietet (V. 193-233)935. Demgegenüber scheint sich die Charakterkomik des terenzischen Gegenstücks ihrer Verhaftung in der Leiblichkeit weitgehend entledigt zu haben. So stilisiert sich der Vorzeigeparasit Gnatho im Eunuchus zu einer gleichsam evolutionären Weiterentwicklung des plautinischen famelicus und lässt sich schliesslich gar dazu verleiten, den obsolet gewordenen plagipatida zu sich selbst in die Schule zu schicken (V. 232-264). Indem sich der terenzische assentator mit dem Gedanken trägt, ganz nach dem Vorbild der Philosophenschulen eine „Parasitenschule" der Gnathonici (V. 264) zu gründen, tritt an die Stelle der penetranten Leiblichkeit der plautinischen edaces parasiti eine eher geistige Spielart der parasitenspezifischen Charakterkomik936. Hierbei zeigt sich ein komischer Kontrast in der Übertragung von „etwas Hohem auf etwas Niederes"937, denn Gnathos philosophische Ambitionen, die in der durch die Bezeichnung seiner Anhänger als Gnathonici evozierten Parallelisierung der ars parasitica mit der Ideenlehre Piatons kulminieren938, zielen letztlich doch nur auf das Eine - seinen τρέφων „zum Aussprechen einer Essenseinladung, ja, wenn möglich, ihn sogar zu dauerndem Wohlwollen in dieser Hinsicht zu bewegen"939. Der Umstand, dass der eigentliche, profane Zweck des gepriesenen novom aucupium (V. 247), „die Befriedigung gastrischer Bedürfnisse"940, in Gnathos Selbstporträt lediglich implizit erwähnt wird (V. 253. 259-261), bildet ein anschauliches Beispiel für die von Terenz - gegenüber der in der Mese941 und bei Plautus überwiegenden drastischen - bevorzugte subtilere Komik, deren sich bereits Menander in seinem Κόλαξ bedient haben dürfte942.

934

935

Kraus 1934, 71; vgl. V. 223f.

Vgl. dazu die entsprechende Regel bei Bergson 1988, 44: „Wir lachen immer dann, wenn eine Person uns an ein Ding erinnert." 936 Diese wird in der „advokatischen Virtuosität" (Nesselrath 1985, 100) des tercnzischcn Phormio, dessen komfortabler Parasitenstatus ebenfalls durch weit reichende Unabhängigkeit gegenüber dem rex gekennzeichnet ist, auf die Spitze getrieben. Zu weiteren Übereinstimmungen zwischen den beiden „Erfolgsparasiten" (ebd. 62) vgl. oben S. 214f. 937 938 Büchner 1964, 10. Zur Deutung der Stelle im Einzelnen vgl. oben Anm. 713 und 746. 939 Nesselrath 1985, 25. 940 941 Ebd. 48. Vgl. vor allem die oben S. 214-216 besprochenen Fragmente. 942 Vgl. etwa Κόλαξ fr. 2f. Araott sowie zu Eun. 243 Nesselrath 1985, 45 und 69f.: ferner die Darlegungen oben S. 164-169.

220

Die römische Komödie

Die anhand der Charakterkomik des Bühnenparasiten sichtbar gemachten Unterschiede zwischen der dichterischen Eigenart des Plautus und derjenigen des Terenz finden in der Sprachkomik943 insofern eine Stütze, als namentlich für Figuren des lexikalischen Bereichs (Tropen) in den terenzischen Stücken - im Vergleich zu den plautinischen - weit weniger Belege zu verzeichnen sind. Dies lässt sich jedoch nicht etwa daraus erklären, dass die entsprechenden sprachlichen Mittel des Komischen schon in den griechischen Vorbildern kaum zur Anwendung gelangt seien - ganz im Gegenteil, wie im Folgenden verdeutlicht werden soll. Nunmehr seien einige bei Plautus besonders zahlreich vertretene Formen der Sprachkomik exemplarisch dargestellt, wobei jeweils auf einschlägige Parallelen in den für die Parasitenrolle relevanten Fragmenten der Mese und der Nea hingewiesen wird944. Eine „Lieblingsform des plautinischen Witzes", die in der attischen Komödie keineswegs fehlt, „aber nirgends weder so gehäuft noch so liebevoll ausgestaltet"945 ist wie in den Palliaten des Umbrers, bildet die Belebung des Unbelebten in dem Sinne, dass „einem unbelebten oder tierischen/ pflanzlichen Gegenstand menschliche Züge verliehen werden"946 (Anthropomorphisierung). In Anbetracht der allenthalben zu konstatierenden grotesken Übersteigerung des Verlangens nach Speise und Trank vermag es nicht weiter zu erstaunen, dass sich in den plautinischen Parasitenreden das Essen und Trinken sowie die an der Nahrungsaufnahme beteiligten Körperorgane als die beliebtesten Kategorien der Anthropomorphisierung erweisen. So weiss sich Ergasilus im Hinblick auf Hegios terrestris cena (Capt. 189) dadurch zu helfen, dass er mit „beschuhten

943

944

945

946

Hier werden nur die für den Vergleich von Plautus und Terenz ergiebigsten Komikarten, die Charakter- und die Sprachkomik, einer näheren Betrachtung unterzogen. Freilich können auch andere Formen der Bühnenkomik - wie die Situations- und die Verwechslungskomik, die in den Menaechmi und im Stichus prominent hervortreten - anhand der Parasitenszenen exemplifiziert werden. Indem ich mich auf eine Auswahl sprachlicher Mittel des Komischen beschränke, lasse ich eine Reihe rhetorischer Figuren, die ebenfalls eine komische Wirkung entfalten können, weitgehend unberücksichtigt - so etwa diejenigen der Wiederholung (z.B. Anapher, Epipher, Epanalepse, Alliteration, Homoioteleuton, Parallelismus, Chiasmus) und des Kontrastes (z.B. Antithese, Paradoxon, Oxymoron) sowie die verschiedenen Typen des Wortspiels (z.B. Paronomasie, Polyptoton, figura etymologica, Wechsel von Simplex und Kompositum) und die Ironie. Fraenkel 1922, 101: „... zur Verselbständigung und Beseelung von Körperteilen, von Gegenständen des Hausrats, ja von allem womit der Mensch dauernd umgeht, neigt jede volkstümliche Rede und jede aus ihr hervorgegangene ... Komik; hier liegen reiche Möglichkeiten für das Streben nach drastischem Ausdruck." H. Fricke - R. Zymner, Einübung in die Literaturwissenschaft: Parodieren geht über Studieren, Paderborn / München / Wien / Zürich 3 1996, 46.

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz Zähnen" (cum calceatis

dentibus,

V.

221

187) 947 anrückt, wohingegen Peniculus

sein sicher geglaubtes Mittagsmahl „zu Grabe trägt" (Men. 492f.) 9 4 8 und Gelasimus um seine „dahingeschiedenen" potationes

und cenae „trauert" (Stich. 211-

214). D a s vielleicht wirkungsvollste Beispiel dieser bei Terenz nicht nachweisbaren metaphorischen Ausdrucksweise findet sich in den Captivi,

die überhaupt

in B e z u g auf die Sprachkomik am ergiebigsten sind: In der Szene IV 3 besiegelt der soeben zum cellarius

beförderte parasitus

currens

das weitere Schicksal der

in H e g i o s Vorratskammer gelagerten (alsbald der Vertilgung anheim fallenden) Fleischstücke, indem er über sie die Strafe der „Hinrichtung" verhängt und ihre „Heimsuchung von todbringendem Unheil" ankündigt (V. 9 0 1 - 9 0 4 ) : Illic [sc. Hegio] hinc abiit, mihi rem summam credidit cibariam. di inmortales, iam ut ego collos praetruncabo tegoribus! quanta pernis pestis veniet, quanta labes larido, quanta sumini apsumedo, quanta callo calamitas,949 A l s Umkehrung der Belebung des Unbelebten kann in gewisser Weise die Identifikation einer Person mit einem Gegenstand gelten, w i e sie uns der sich selbst veräussernde Auktionator - an sich schon eine Paradoxie - exemplarisch vor-

947

948

949

Die Zähne sind auch in Capt. 79 ([...] prolatae res sunt nostris dentibus) und Cure. 322 ([...] Ulis [sc. reliquiis] conventis sane opus est meis dentibus) belebt gedacht, Kehle und Magen in Capt. 468 ([...] venter gutturque resident essurialis ferias). fecisti funus med apsenti prandio. / qur ausu's facere, quoii ego aeque heres eram?, wirft er seinem vermeintlichen Brotherrn, dem syrakusanischen Menaechmus, vor. Den Überbleibseln des Vortages gilt die Sorge des Saturio, weshalb er ihnen „einen Besuch abstatten" will, um sich von ihrem „Befinden" ein Bild zu machen (Persa 77-79): nunc hue intro ibo, visam hesternas reliquias, / quierintne recte necne, num finfiieritf febris, / opertaen fuerint, ne quis obreptaverit; vgl. V. 138 und Cure. 322. Innerhalb der griechischen Komödie liegt eine Anthropomorphisierung des δειπνον etwa im Παράσιτος des Diphilos (fr. 61, 8 K.-A.) vor: [...] τοΰτό μοι τό δειπνον άλλ' ούδ' αίμ' εχει. Vgl. V. 907f. und dazu die pointierte Bemerkung von Fraenkel 1922, 248: „Es ist ganz undenkbar, dass im Leben oder in der Komödie Athens sich auf einmal im Bereiche eines Menschen oder seiner Träume eine derartige Fülle schweinerner Herrlichkeiten aufgetan hätte wie sie hier dem Ergasilus seine Phantasie vorgaukelt." Plautinisches Kolorit weist auch die durch den „ausschweifenden Gebrauch" (ebd.) von Alliteration und Anapher geprägte äussere Form des zitierten Passus auf. Einen Neologismus stellt das als scherzhafter Gcgenbcgriff zu sumen ,Saueuter, Schmerbauch' gebildete, von absumere abgeleitete ίίπαξ λεγόμενον absumedo .Verzehren' (V. 904) dar. Neben Speise und Trank sowie Körperteilen sind in den griechisch-römischen Parasitenszenen folgende Kategorien der Anthropomorphisierung vertreten: Hausrat (Antiphanes fr. 180 K.-A.), die Türe (Alexis fr. 259 K.-A., Plaut. Capt. 832; vgl. dazu Fraenkel 1922, 103-105), Abstrakta (dies: Capt. 464 [vgl. dazu Tylawsky 2002, 160 Anm. 42 und zur Vorstellung der „Individualität" des Tages Fraenkel 1922, 108-110], Men. 152-155; spes cenatica: Capt. 496f.; saturitas: Capt. 877f.; fames: Stich. 155-166; verbum: Stich. 191), Strafwerkzeuge (boia .Halseisen': Capt. 888f.), Tiere (elephantus: Mil. 25-27; aranei: Stich. 349).

222

Die römische Komödie

fuhrt, der sich in komischer Entsprechung zu seiner übermässigen Esslust als idealen Behälter zur Aufbewahrung von Speiseresten anpreist (Stich. 231): [sc. vendo] parasitum inanem quo recondas

reliquias.9S0

Hierbei werden „die Möglichkeiten komischer Wirkung" dadurch „erhöht", dass sich die „sinnliche Anschauung unmittelbarer als in den nur eine Beziehung angebenden Vergleichen... ausspricht"951. Die vonseiten der plautinischen Parasiten der Nahrungsaufnahme beigemessene übersteigerte Bedeutung spiegelt sich auch in der häufigen Verwendung der Ess- und Trinkmetaphorik wider, bei der das Begriffsfeld des Essens und Trinkens mit anderen Bildbereichen in der Weise verbunden wird, dass dieses entweder als Bildempfanger oder als Bildspender fungiert. Im ersten Fall ergibt sich ein komischer Kontrast aus der metaphorischen Umschreibung der „Befriedigung gastrischer Bedürfnisse"952 mittels Ausdrücken, die jeweils einem anderen semantischen Kontext - bei Plautus vorwiegend den Bereichen des Militärs, des Rechts, der Religion und der Medizin - zugehören und so das eigentlich Gemeinte gleichsam überhöhen. Ein Paradebeispiel hierfür stellt „die sehr charakteristische Partie"953 Capt. 152-166 dar, in der Ergasilus den zu beklagenden Verlust seiner Nahrungsquelle durch das dem Militärwesen entlehnte Bild der Entlassung der „Tischmannschaft" (edendi exercitus, V. 153) umschreibt, worauf sein Gesprächspartner Hegio die Herbeischaffung der zur Verköstigung des lupus essuriens erforderlichen Nahrungsmittel mit der Rekrutierung verschiedener „Truppengattungen" gleichsetzt, als handle es sich um eine Staatsaktion (V. 154-166): HE. nullumne interea nactu 's, qui posset tibi remissum quem dixti imperare exercitum? ER. quid credis? fugitant omnes harte provinciam, quoi optigerat postquam captust Philopolemus tuos. HE. non pol mirandum est fugitare hanc provinciam. multis et multigeneribus opus est tibi

950

951

952 953

Die hier zugrunde liegende Vorstellung vom Magen als Behälter ist bereits im Παράσιτος des Diphilos (fr. 60, 4-8 K.-A.) belegt; vgl. auch Plaut. Cure. 387f.: [...] reliqui in ventre cellae uni locum, / ubi reliquiarum reliquias reconderem. Fraenkel 1922, 38. Übermässigen Gebrauch von diesem Mittel der Komik machen die „Tausendsassa-Parasiten" (Nesselrath 1985, 110 und 1990, 312) der Mese in ihrem obligaten Selbstlob; vgl. etwa Antiphanes fr. 193 K.-A., Aristophon fr. 5 und 10 K.-A. Das terenzische Parallelbeispiel für die Verdinglichung eines Menschen bildet Gnathos Gleichsetzung des dummstolzen Kriegsmannes Thraso mit einem Stein (Eun. 1085): [...] satis diu hoc iam saxum vorso [...] (dazu femer oben Anm. 518). Nesselrath 1985,48. Fraenkel 1922, 111.

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

militibus: eorum

primumdum sunt

aliquot

opus

Panicis

opus

Turdetanis,

opus

est

genera

est, opus

Pistorensibus; Pistorensium:

Placentinis

opust

quoque;

Ficedulensibus;

iam maritumi

omnes

milites

opus sunt

ER. ut saepe

summa

ingenia

in occulto

hic qualis

Imperator

223

tibi. latent! est.954

nunc privatus

I m z w e i t e n Fall der V e r w e n d u n g d e s B e g r i f f s f e l d e s d e s E s s e n s und Trinkens als B i l d s p e n d e r fungiert d i e s e s selbst als M e t a p h e r für V o r g ä n g e in anderen semantischen Bereichen, w o b e i „die ausgedrückte Idee" dadurch k o m i s c h wird, „sich

unsere

Aufmerksamkeit

auf

die

materielle

Seite

der

dass

Metapher

konzentriert"955. S o trägt s i c h der H u n g e r l e i d e r G e l a s i m u s , n a c h d e m s i c h s i c h e r g e g l a u b t e E s s e n s e i n l a d u n g a l s F e h l s c h l a g h e r a u s g e s t e l l t h a t , in

seine seinen

Abgangsversen mit d e m Gedanken, „sich die K e h l e mit e i n e m Binsentrank f ü l l e n " - d.h. s i c h m i t e i n e m B i n s e n s t r i c k d i e K e h l e zuzuschnüren

zu

u m nicht

eines unrühmlichen Hungertodes sterben zu m ü s s e n (Stich. 639f.): nam mihi iam intus potione neque

ego hoc committam

iuncea

onerabo

ut me esse homines

gulam mortuom

dicant fame.

—956

954

„Nichts kann römischer, plautinischer sein als dieser Inhalt: der edendi exercitus, die provincia, die Fresskontingente mit ihrer eigentümlichen Personifikation und den teils italischen, teils dem römischen, westlichen Gesichtskreis angehörenden geographischen Namen, der G e g e n satz des imperator und des privatus" - so Fraenkel ebd., der die Partie fur eine plautinische Erweiterung erklärt, was auch darin eine Stütze findet, „dass vor und nach der Einlage die gleiche Wendung wörtlich wiederkehrt, V. 152 nunc habe bonum animum, 167 habe modo bonum animum." Die geographischen Bezeichnungen ,fistor(i)enses" (.Einwohner der etruskischen Stadt Pistorium'), lacentini" (.Einwohner von Placentia [= Piacenza]') und „Turdetani" (.hispanische Völkerschaft') bilden hier jeweils ein Wortspiel mit pistor (etwa im Sinne von .Bäckersheimer od. Bäckersdorfer' [Georges 1918, 1720]), placenta (etwa im Sinne von .Kuchenberger' [Walde - Hofmann 1954, 313]) und turdus (etwa im Sinne von .Drosselfelder' [Ludwig 1966, 212]). Panici und Ficedulenses sind Scherzbildungcn zu panis bzw. ficedula mit der Bedeutung ,Brothäuser, Brotheimer' (unter gleichzeitiger Anspielung auf die samnitische Stadt Pana [Georges 1918, 1459]) bzw. ,Schnepfentäler' (Georges 1913,2746). Als Metaphern für Essen dienen bei Plautus des Weiteren folgende Begriffe aus den Bereichen des Militärs, des Rechts, der Religion und der Medizin: praefeclura (Capt. 907), proelium (Men. 184-186, Persa 112), hereditas (Capt. 775, Stich. 384), ius dicere (Capt. 907), mantiscinari (Capt. 896), medicina (Men. 99). Aus der Mittleren Komödie lässt sich als Beleg für die Verbindung des Begriffsfeldes des Essens mit dem Bildbereich des Militärs Eubulos fr. 117, If. K.-A. anfuhren: ε ί σ ΐ ν ήμΐν των κεκλημένων δύο / έπί δεϊπνον αμαχοι [...]. 955 956

Bergson 1988, 78. Die Trinkmetaphorik findet bereits bei Epicharm fr. 3 1 , 4 K.-A. eine Entsprechung: ίίμυστιν ώσπερ κ ύ λ ι κ α πίνει τον βίον; vgl. auch Antidotos fr. 2, 4 K.-A.: το τεχνίον άεΐ τοΰτό μοι κατεπίνετο. Innerhalb der Palliata füngiert das Begriffsfeld des Essens und Trinkens desgleichen als Bildspender in Plaut. Cure. 431 ([...] hamum vorat), Men. 170 ([...] quid olet? [...] furtum, scortum, prandium), Mil. 41 ([...] praeolat mihi quod tu velis), Ter. Eun. 1087 (hunc

224

Die römische Komödie

Im Unterschied zu den bisher behandelten metaphorischen Figuren der Belebung des Unbelebten, der Identifikation einer Person mit einem Gegenstand sowie der Verwendung des Begriffsfeldes des Essens und Trinkens als Bildempfänger bzw. Bildspender gehört die Häufung bedeutungsähnlicher Wörter ( c o n g e r i e s ) , die für gewöhnlich aus drei oder mehr Gliedern besteht, „zu den Techniken der Aufbauschung (,amplificatio')"957. Durch diese wird eine semantische Intensivierung des Begriffsinhalts erzielt, in der das „liebevolle Nahverhältnis des Parasiten zur Speise"958 - insbesondere sein aus deren Mangel oder Überfluss erwachsendes grosses emotionelles Engagement - einen sinnfälligen Ausdruck erfährt, wie der ausgehungerte Ergasilus und der seinem Namen doch noch gerecht werdende Saturio vor Augen führen: Ergasilus verleiht seiner mehr dem eigenen Zustand als dem seines gefangenen Gönners geltenden Klage Nachdruck durch eine Aneinanderreihung vier bedeutungsähnlicher Verben, die eine Klimax bilden (,sich abhärmen' - ,abmagern' - ,alt und schwach werden' - ,zusammenschrumpfen, in Verwesung übergehen') und in einer Hyperbel959 kulminieren (Capt. 133-135): HE. quis hie loquitur? ER. ego, qui tuo maerore macesco, consenesco et tabesco miser; ossa atque pellis sum misera macritudine.960

maceror,

Ebenfalls in Form einer Häufung - mittels dreier alliterierender Verben - bekundet Saturio seine Hoffnung auf einen guten Ausgang des Intrigenspiels, der ihm Nahrung im Überfluss bescheren würde (Persa 329-331):

957 958

comedendum vobis propino et deridendum [...]) und Phorm. 318 (tute hoc intristi: tibi omnest exedendum [...]). Eine allgemeinere Form der Verbindung zweier verschiedener Bereiche stellt diejenige von Abstraktum und Konkretum dar, wie sie in den Ausdrücken „menstruales epulae" (Plaut. Capt. 483), ,jpes cenatica" (Capt. 496) und „aeternus eibus" (Capt. 780) vorliegt. H. Schlüter, Grundkurs der Rhetorik, München 14 1997, 42. Woytek 1982", 281 zu Persa 330.

959

960

Die Hyperbel stellt in den griechisch-römischen Parasitenszenen auch sonst eine häufige Quelle der Komik dar: Vgl. etwa Alexis fr. 233 K.-A., Antiphanes fr. 82 K.-A., Diodoros fr. 2 K.-A., Dromon fr. 1 K.-A., Eubulos fr. 117 K.-A., Menander, Κ ό λ α ξ fr. 2 Arnott, Nikolaos fr. 1 K.-A., Timokles fr. 20 K.-A., Plaut. Bacch. 580, Capt. 150. 825, Cure. 317-319. 350. 442448, Men. 100-103. 177. 487f„ Mil. I i i 16-18. 25f. 28-30. 42-46. 52f. 61f. 66f., Stich. 216. 581, Ter. Eun. 401f. 406. 417. 422. Sie ist dem Schmarotzer insofern inhärent, als ihm grundsätzlich ein hyperbolischer Wesenszug anhaftet. Zwei bzw. drei der vier Verben sind überdies durch Alliteration bzw. Homoioteleuton aufeinander bezogen. Vgl. auch Stich. 215f.: prae maerore adeo miser atque aegritudine / consenui; paene sum fame - emortuos.

Unterscheidung zwischen Plautus und Terenz

225

Quae res bene vortat mihi et tibi et ventri meo perennitatique adeo huic, perpetuo cibus ut mihi supersit, suppetat, superstitet.961 Abschliessend sei auf eine weitere typische Erscheinungsform plautinischer Sprachgestaltung, die metonymische Umschreibung von Körperteilen durch deren mögliche Funktion, hingewiesen: So bezeichnet der namenlose Parasit in den Bacchides seine Zähne als nucifrangibula, .Nussknacker' (V. 598), und nimmt damit die Ausdrucksweise seines Gesprächspartners Pistoclerus auf, der - um sein Gegenüber einzuschüchtern - seinen Fäusten sinnigerweise die Funktion von dentifrangibula (sc. instrumenta), ,Zähnebrechern' (V. 596), zuschreibt962. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Sprachkomik bei Terenz im Vergleich zu den für die Parasitenrolle relevanten griechischen Fragmenten und den plauti-

961

,mir reichlich, vollauf u. im Überfluss vorhanden sei' (Georges 1918, 2949). Formale Parallelen bilden die dreigliedrigen Fügungen in fr. 61, 6 K..-A. des Diphilos (γέγηθα και χαίρω τε και πτερύττομαι) und Plaut. Asin. 784 (neque ilia ulli homini nutet, nietet, adnuat). Weitere Häufungen finden sich etwa in Capt. 770f. (laudem, lucrum, ludum, iocum, festivitatem, ferias, /pompam, penum, potationes, saturitatem, gaudium). 873f. ([...] in portu Philopolemum vivom, salvom et sospitem / vidi [...]), Cure. 281 ([...] fugite omnes, abite et de via secedite). 283 (ita nunc subito, propere et celere obiectumst mihi negotium). 291 (opstant, opsistunt, incedunt cum suis sententiis). 500 ([...] muscae, culices, cimices pedesque pulicesque), Mil. 69 (molestae sunt: orant, ambiunt, exopsecrant), Persa 57 (pater, avos, proavos, abavos, atavos, tritavos) und Ter. Eun. 236 (video senium squalidum aegrum, pannis annisque obsitum). 242 (qui color nitor vestitus, quae habitudost corporis). 257 (cetarii lanii coqui fartores piscatores). 427 ([...] facete lepide laute nil supra). 1082 (aeeipit homo nemo melius prorsus neque prolixius).

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In Übertragung der den Fäusten zugewiesenen Funktion auf Pistoclerus selbst legt ihm der Parasit in der Folge die Bezeichnung ,4entifrangibulus" bei (V. 605); vgl. die analogen Scherzbildungen dentilegus (Capt. 798) ,der die (ihm ausgeschlagenen) Zähne zusammenliest' (Georges 1913, 2049) - wie nucifrangibulum ein απαξ λεγόμενον - und plagipatida (Capt. 472, Most. 356) ,einer, der Schläge erduldet'. Als weitere plautinische Neologismen, die in „einer missbräuchlichen Verwendung von Wortbildungselementen" gründen, „indem neue Wörter mit scherzhaftem Sinn geschaffen werden" (Schmidt 1960, 405), sind u.a. die in Analogie zu Molossici (sc. canes) gebildeten Adjektive odiossici und incommodestici (Capt. 87) - eine Kontamination von incommodi und domestici - sowie die Konträrbildungcn essurio (zu Saturio, Persa 103) und inanimentum (zu explementum ,Sättigungsmittel', Stich. 173; vgl. O. Hiltbrunner, Ein plautinisches Wortspiel [Stich. 173], Mus. Helv. 2, 1945, 28-32) zu nennen. Ebenfalls in den Bereich der Sprachkomik gehören die sprechenden Parasitennamen, die entweder das Wesen ihrer Träger zum Ausdruck bringen - z.B. Πτερνοκοπίς .Schinkenschlächter' (Axionikos fr. 6 K..-A.; vgl. Plaut. Capt. 903: quanta pernis pestis veniet [...]), Curculio, Peniculus, Artotrogus, Gelasimus und Gnatho - oder ironisch (κατ' άνιίφρασιν) zu verstehen sind - z.B. Ergasilus und Saturio; vgl. auch die sprechenden Parasitennamen bei Alkiphron sowie zu den plautinischen und terenzischen im Einzelnen oben Anm. 238, 335, 387, 451, 538, 619 und 673.

226

Die römische Komödie

nischen Stücken weit weniger auf den metaphorischen Figuren als vielmehr auf denjenigen des Kontrastes963 sowie dem Spiel mit etymologisch verwandten Wörtern964 beruht. So bestätigt die Behandlung der verschiedenen dramaturgischen Funktionen und der komischen Wirkungsweisen des Bühnenschmarotzers, was bereits die Untersuchung der Frage des Verhältnisses der lateinischen Bearbeitungen zu ihren griechischen Originalen am Beispiel der Parasitenfiguren gezeigt hat: Die Abhängigkeit der Palliata von der attischen Komödie kann, im Ganzen gesehen, nicht in Abrede gestellt werden. Sie ist letztlich stärker zu gewichten, als dies namentlich die Vertreter der Originalitätsthese zu tun bereit sind - ein Ergebnis, das insbesondere durch die Betrachtung der Sprachkomik noch deutlicher hervortritt.

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Vgl. etwa Eun. 243. 249-251. 258. 409. 435f. 440-444. 791. 813-815. 1059. 1070. 1075, Phorm. 336. 339f. 921-923. 950f. 974f. Vgl. etwa Eun. 233f. 249f. 1074, Phorm. 340. 350f. 419. 430. 857. 922f. 951.

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Langen 1886 Latte 1931 Leach 1969 Lefevre 1969 ders. 1973 ders. 1978"

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Sekundärliteratur Sherberg 2001

Siess 1906/07

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Steidle 1971 ders. 1973 ders. 1975 Steier 1937 Stein 2003

Stiefel 1879 Süss 1910 Thalheim 1909 Theiler 1938 Tränkle 1972 ders. 1975 ders. 1983 Tylawsky 2002 Viljoen 1963 Vogt-Spira 1991"

241

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Zanini 1984 Zarncke 1884 Ziehen 1949 Zwierlein 1990 ders. 1991 ders. 1992

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Indices 1. Namen und Sachen Achilles: 121 Aischylos: 45 Anm. 185; 149 Anm. 649 Alexander d. Gr.: 14; 120 Anm. 509 Alexis: 9 - 11; 13; 14 Anm. 57; 18 Anm. 78; 76 Anm. 297; 104; 145 Anm. 621; 151 Anm. 665; 171 Anm. 747; 179 Anm. 781; 195 Anm. 850; 196 Anm. 851; 201; 214; 216; 218 Anm. 932; 221 Anm. 949; 224 Anm. 959 Alkibiades: 7

Anm. 556; 133 Anm. 569; 135; 137 Anm. 589; 188 Anm. 813; 193; 195 Anm. 848 Aristophon: 12 Anm. 51; 14 Anm. 57; 15 Anm. 62; 214 Anm. 914; 216 Anm. 920 f.; 217 Anm. 923; 222 Anm. 951 Asklepios: 82; 88 Assonanz: 41 Anm. 163 Atellane: 100; 101 Anm. 413; 215 Athen: 6 - 8; 26; 131; 135 Anm. 578; 136; 178

Alkiphron: 145 Anm. 623; 154 Anm. 673; 216; 225 Anm. 962 Alliteration: 44 Anm. 178; 221 Anm. 949; 224 Anm. 960 Ambivius: 195 Anm. 850 Amphis: 195 Anm. 850 Anagnorisis/Anagnorismos: 71; 79; 82; 84; 88 f.; 92; 98 Anm. 400; 155; 162 Anm. 698; 173; 183; 185 Anm. 803; 198 anapästischer Langvers: 108 Anm. 447 Anapher: 221 Anm. 949 Anaxandrides: 15 Anm. 62; 18 Anm. 78; 195 Anm. 850 Anaxippos: 179 Anm. 781 Anthropomorphisierung: 218 Anm. 932; 220; 221 Anm. 948 f. Antidotes: 13 Anm. 56; 165 Anm. 713; 214 Anm. 914; 223 Anm. 956 Antiphanes: 9 Anm. 33; 1 0 - 1 3 ; 76 Anm. 297; 94 Anm. 388; 151 Anm. 665; 171 Anm. 747; 179 Anm. 781; 196 Anm. 851; 201; 214; 216 Anm. 921; 217 Anm. 923; 221 Anm. 949;

Anm. 780; 196 Anm. 852; 221 Anm. 949 Athenaios von Naukratis: 5 - 7; 9 Anm. 29; 10 Anm. 36. 41; 11 Anm. 44; 13 Anm. 52; 14 Anm. 57; 15 Anm. 63 f.; 107 Anm. 441; 167; 171 Anm. 747 Axionikos: 13 Anm. 56; 165 Anm. 713; 214 Anm. 914; 216 Anm. 921; 225 Anm. 962 Bellerophon: 55 Byron, George Gordon: 31 Anm. 125 Caecilius Metellus: 109 Anm. 448 Caecilius Statius: 27 Anm. 109; 29 Anm. 119; 31 Anm. 131; 50 Canticum: 57; 108 Anm. 447 Chairephon: 14 f. Charakterkomik: 149; 217 - 220 Chor: 6; 48; 50 Cicero: 191

222 Anm. 951; 224 Anm. 959 Apollodor von Karystos: 15 Anm. 61; 78 f.; 93; 140 Anm. 603; 178; 179 Anm. 781; 185; 186 Anm. 805; 192 f.; 195; 196 Anm. 852; 197; 200 Araros: 9; 11 Anm. 41 Aristophanes: 6 - 9; 24 Anm. 98; 63 Anm. 247; 73 Anm. 284; 78 f.; 109 Anm. 451; 131

Commedia deU'arte: 100 congeries: 224 Danae: 155 Deinolochos: 24 Anm. 98 Demophilos: 20; 24; 25 Anm. 100; 27 f.; 29 Anm. 121; 70 Anm. 270; 197 Didaskalie: 27 Anm. 109; 143; 178 Anm. 778 Diodor von Sinope: 18; 134 Anm. 575; 179 Anm. 781; 201 Anm. 857; 214 Anm. 914; 224 Anm. 959 Diogenes Laertios: 133 Anm. 570 Diogenes von Sinope: 133 Anm. 570 Dionysien: 6

244

Indices

Dionysios I. von Syrakus: 14 Dioskurides von Samos: 27 Anm. 109 Diphilos: 10 Anm. 35; 11 Anm. 46; 15; 16 Anm. 66; 18; 24; 64 Anm. 251; 104 Anm. 430; 145 Anm. 621; 151 Anm. 665; 176 Anm. 768; 179 Anm. 781; 195 Anm. 850; 196 Anm. 851; 214 Anm. 914; 216; 221 Anm. 948; 222 Anm. 950; 225 Anm. 961 Donat: 16 Anm. 67; 125 Anm. 524; 153; 157 Anm. 682; 159 Anm. 688; 161 Anm. 695; 178 Anm. 777 f.; 178 f. Anm. 780; 179 Anm. 781; 184 Anm. 802; 185; 186 Anm. 805; 194 Anm. 846; 195; 202 f. dorische Posse: 25 Dromon: 14 Anm. 57; 195 Anm. 850; 216 Anm. 920; 224 Anm. 959 Ennius: 195 Anm. 850 Epicharm: 1; 5; 6 Anm. 9; 7 Anm. 17; 24 Anm. 98; 63 Anm. 247; 69 Anm. 266; 151; 152 Anm. 665; 199; 213; 215 Anm. 915; 216 Anm. 921; 223 Anm. 956 Epikur: 19 Anm. 79 Epilog: 61 Anm. 243; 64 Anm. 249; 67; 79; 166 Anm. 719 Erotian: 168 Anm. 732 Essen und Trinken als Bildempfänger / Bildspender: 222 - 224 Eubulos: 10; 94 Anm. 388; 214; 223 Anm. 954; 224 Anm. 959 Euetes: 179 Anm. 781 Eupolis: 6 f.; 77 Anm. 306; 89 Anm. 362; 92 Anm. 377; 151; 168 Anm. 732; 199 Euripides: 10 Anm. 35; 15 f.; 63 Anm. 247; 73 Anm. 284; 89; 124 f. Anm. 523; 152 Anm. 665 fabulae Varronianae: 25 Anm. 101 Gellius: 27 Anm. 109; 29 Anm. 119; 31 Anm. 131; 50; 195 Anm. 850 Gottsched, Johann Christoph: 101 Griechenland: 7 Anm. 14; 36 Anm. 144; 81 Hegesippos: 19 Anm. 79 Helena: 124 Anm. 523 Herakles: 5 Anm. 9; 63 Anm. 247; 89; 213 Hero(n)das: 137 Anm. 589 Hetäre in der Komödie/mere/nx: 16; 20 f.; 23; 32; 34; 37 f.; 39 Anm. 153; 41 Anm. 164; 43; 44 Anm. 177; 64 Anm. 251; 86; 96 Anm. 391; 107 Anm. 440. 442; 110; 112; 126; 138; 142 Anm. 612; 153 - 156; 157 Anm. 682; 158; 160; 162 Anm. 698; 167 f.; 173; 175 f.;

178; 182 Anm. 792; 186 Anm. 805; 192; 198; 200 bona meretrix: 177 Homer: 116 Homoioteleuton: 224 Anm. 960 Horaz: 23 Anm. 95; 149 Anm. 649; 215 Anm. 916 Hyperbel: 117; 224 Iuppiter: 83 Anm. 337; 96 Anm. 392; s. auch Zeus jambischer Senar: 42 Anm. 168; 108 Anm. 447; 195 Anm. 850 jambischer Septenar: 108 Anm. 447 jambischer Trimeter: 42 Kallias: 6 f. Karystios von Pergamon: 10 Anm. 41 κατ' άπροσδόκητον-Technik: 44 f. Kimon: 6 Anm. 11 Kleon: 7; 8 Anm. 21; 13 Anm. 52; 201 Anm. 856 Koch in der Komödie: 11; 19; 82; 89 Anm. 362; 91 Anm. 372; 94; 107; 110; 116; 151 Anm. 660; 198; 213 Komödie: passim griechische/attische: 1 f.; 5; 9 Anm. 33; 21; 29; 51; 60 f.; 62 Anm. 244; 66 Anm. 258; 72 f.; 76 - 78; 79 Anm. 320; 86; 88 - 90; 91 Anm. 372; 92 Anm. 375; 100; 102 f.; 108; 122 Anm. 516; 124; 128; 142; 143 Anm. 614; 164; 168; 170; 171 Anm. 747; 194; 196 198; 207; 212 f.; 216; 220; 221 Anm. 948; 226 Alte/Archaia: 5 f.; 7 Anm. 19 f.; 8; 10 Anm. 35; 44; 131 Anm. 556 Mittlere/Mese: 1 f.; 4 f.; 8 - 10; 11 Anm. 43; 13 Anm. 56; 14 f.; 18 Anm. 78; 19; 56 Anm. 227; 64; 70; 73; 76 - 78; 81; 100 Anm. 409; 101 - 103; 105; 107; 140 Anm. 603; 141 Anm. 606; 151 Anm. 665; 164; 168 Anm. 732; 171 Anm. 747; 188; 189 Anm. 820; 198; 201; 204; 206 Anm. 882; 209; 213 f.; 215 Anm. 915; 217 Anm. 923; 219 f.; 222 Anm. 951; 223 Anm. 954 Neue/Nea: 1 f.; 4 f.; 8; 11; 1 4 - 1 6 ; 18 f.; 21; 23 Anm. 93; 27 - 29; 32; 34 Anm. 140; 36; 39; 56 Anm. 227; 60 f.; 69 f.; 72 - 74; 77 79; 81; 86; 89 f.; 93; 101 - 103; 107 Anm. 440 - 442; 125; 127; 129 f.; 131 Anm. 559; 132; 1 3 6 - 138; 140; 141 Anm. 606; 143; 146 Anm. 633; 151 Anm. 665; 167 Anm. 725;

Namen und Sachen 168 Anm. 732; 171 Anm. 747; 172; 174; 181 f.; 188 f.; 193; 196 f.; 199; 201 f.; 204 Anm. 873; 206; 209,212; 214; 215 Anm. 915; 216 f.; 220 römische: 1 f.; 9 Anm. 33; 11; 20; 23 Anm. 95; 27; 36 Anm. 144; 60 f.; 62 Anm. 244; 66 Anm. 258; 75; 82; 86; 88; 91 Anm. 372; 92 Anm. 375; 122 Anm. 516; 128; 142; 152; 164; 168; 170; 194; 196 f.; 204 Anm. 874; 205; 207; 210 Anm. 894; 212 f. Kontamination: 25; 38 Anm. 151; 53; 69; 99 Anm. 402; 110 f.; 115; 119; 126; 142 Anm. 612; 146 Anm. 628; 159 f.; 162; 198 Kratinos: 193 Anm. 843 Kyrebion: 14 Anm. 57 Lessing, Gotthold Ephraim: 67 - 71; 72 Anm. 281; 73 Anm. 284 Livius Andronicus: 50; 126 Longos: 154 Anm. 673 Ludi Megalenses: 153; 178 Anm. 778 Ludi Plebei: 143 Anm. 616 Ludi Romani: 178 Anm. 778 Lukian von Samosata: 104 Anm. 430; 127 Anm. 538; 168 Anm. 729; 211 Anm. 896; 217 Anm. 923 Luscius Lanuvinus: 159; 164 Lynkeus von Samos: 195 Anm. 850 Mars: 117 Anm. 489 Masken: 130 Anm. 552; 202; 204 Menander: 12 Anm. 51; 1 5 - 1 8 ; 25 Anm. 100; 27 Anm. 109; 29 - 31; 3 4 - 3 6 ; 37 Anm. 147; 38 Anm. 149; 39; 42 Anm. 170; 43 - 45; 46 Anm. 189; 47 - 51; 53; 55 Anm. 224; 56 f.; 64 Anm. 252; 69 Anm. 269; 78 f.; 89; 101; 107 Anm. 440 f.; 115; 120 Anm. 509; 122; 125; 129; 130 Anm. 552; 131 Anm. 559; 140; 143; 145 - 147; 151; 152 Anm. 667; 153; 157 Anm. 682; 158 f.; 160 Anm. 691; 161 Anm. 695; 162; 164; 165 Anm. 713; 166 Anm. 719; 167; 168 Anm. 730. 732; 169 - 173; 174 Anm. 758. 760; 176 f.; 179 Anm. 781; 180 Anm. 788; 189 Anm. 820; 192; 195 Anm. 850; 197; 199 f.; 203 Anm. 871; 206 Anm. 880 f.; 212; 215 Anm. 915; 217 Anm. 923; 219; 224 Anm. 959 Menelaos: 124 Anm. 523 Merkur: 58; 96 Anm. 392 Mimus: 100 Mylius, Christlob: 67 Mythos: 58

245

Naevius: 109 Anm. 448 Neologismus: 221 Anm. 949; 225 Anm. 962 Nikolaos: 10 Anm. 35; 13 Anm. 56; 18; 134 Anm. 575; 195 Anm. 850; 201 Anm. 857; 214 Anm. 914; 216 Anm. 921; 224 Anm. 959 Nonius: 202; 204 Odysseus: 53 Anm. 216 Oedipus: 72 Anm. 278; 98 Anm. 400 Oxyrhynchos: 31; 40; 160; 169; 172 Anm. 749 Palamedes: 18 Anm. 78 Palliata: 1 f.; 4; 10 Anm. 33; 19; 20 Anm. 82; 21; 27; 28 Anm. 117; 36; 61; 79; 81 f.; 87 Anm. 353; 100; 104; 108; 127; 129; 151 Anm. 665; 152; 174 Anm. 758; 182; 189 Anm. 822; 196; 205; 207; 218; 220; 223 Anm. 956; 226 Parasit: passim edax parasitus: 2; 23 Anm. 93; 60; 64; 91 Anm. 372; 92 Anm. 379; 93; 121; 131 Anm. 559; 132; 181; 190 Anm. 827; 191 Anm. 830; 193; 197; 199; 203; 206; 209 f.; 215 Anm. 916; 218 f. als komplementärer Charakter zum Vertreter einer gegnerischen Partei: 205; 208; 210 als „lustige Person": 205; 207 - 209; 218 als moralisches Korrektiv: 22; 105; 197; 209 als servus!parasitus currens: 18 Anm. 76; 60; 62; 65 - 67; 79 f.; 82 f.; 91 f.; 140 Anm. 603; 197; 208; 221 als Träger einer Intrige: 91; 187; 205 f.; 208 als Werkzeug einer Intrige: 205; 207 f.; 210 Parasitenverrat: 23 Anm. 92; 77 f.; 103 Anm. 426; 104; 196 Anm. 852; 209 Paronomasie: 41 Anm. 163 Paulus Diaconus: 94 Anm. 387; 213 Anm. 910 Peloponnesischer Krieg: 8 Perikles: 131 Anm. 556 Philemon: 15; 168 f. Anm. 732; 179 Anm. 781; 193 Philipp II. von Makedonien: 14 Philippides: 15 Anm. 62; 193 Anm. 843 Philokrates: 10 Philosophenparodie: 19 Anm. 79; 165 Anm. 713; 170 Anm. 746 Phrynichos: 10 Anm. 35 Piaton: 219 Plautus: 1 f.; 10 Anm. 33; 11 Anm. 47; 12 Anm. 49. 51; 13 Anm. 52 f.; 16 Anm. 66 f. 69; 18 Anm. 75 f.; 20 - 152: passim; 153; 165; 166 Anm. 719; 167 Anm. 725 f.; 168

246

Indices

Anm. 732; 171; 172 Anm. 748; 174 Anm. 760; 175 Anm. 763; 178; 179 Anm. 782; 189; 190 Anm. 827; 193 - 197; 199; 202; 205 209; 211 Anm. 897; 2 1 2 - 2 2 5 Plutarch: 1 6 7 - 1 6 9 poetische Gerechtigkeit: 22; 125; 174; 197; 209 Pollux: 18 Anm. 75; 130 Anm. 552; 138 Anm. 590; 171 Anm. 747; 201 Anm. 855; 202; 204; 213 Poseidippos: 69 Anm. 268; 107 Anm. 441 Prätexta: 70; 81 Prolog: 20; 24; 27; 58; 60 Anm. 242; 61 Anm. 243; 63 f.; 66; 85; 105; 108; 115; 150 Anm. 657; 153; 159; 161 Anm. 695; 162; 164; 169 Anm. 732; 171 f.; 178; 181; 185; 197; 200 πρόσωπον προτατικόν: 16; 78; 115; 192; 198; 210 Anm. 894 Protagoras: 7 Rhadamanthys: 18 Anm. 78 Rom: 1; 4; 36 Anm. 144; 81; 92; 132; 134 Anm. 576; 136; 152; 179 Anm. 782 Seleukos: 109 f.; 122 senex amator. 21 f.; 30 Anm. 123; 197; 209 Shakespeare, William: 102 Anm. 415 Situationskomik: 95; 149; 220 Anm. 943 Sklave als Komödienfigur/servus (callidus): 16 Anm. 67; 19 Anm. 81; 20 f.; 23 Anm. 93; 29 f.; 31 Anm. 125; 32 - 37; 38 Anm. 151; 41 f.; 46 Anm. 187. 189; 48 Anm. 193; 52; 53 Anm. 213; 54; 55 Anm. 221 f.; 56 Anm. 227; 5 7 - 6 3 ; 66; 70; 72 Anm. 278; 73 f.; 80; 82; 85 f.; 89 - 91; 92 Anm. 379; 93 - 95; 97; 99 Anm. 402; 103; 107 Anm. 440 f.; 109 f.; 114; 116; 122 Anm. 516; 123; 125 Anm. 526; 127 - 130; 132; 138; 139 Anm. 596. 601; 140; 141 Anm. 606; 144 f.; 147; 149; 150 Anm. 653; 153 f.; 157 Anm. 682; 158; 167; 172 Anm. 749. 751; 173 - 175; 180 f.; 185 Anm. 803; 186 Anm. 805; 187; 189 f.; 194 Anm. 846; 195; 197 - 200; 204 Anm. 873; 206 f.; 209; 211; 213 servus amator: 129; 140 Soldat als Komödienfigur/mi'/es gloriosus: 17; 18 Anm. 75; 32 f.; 38; 54 Anm. 220; 55 - 58; 82 - 84; 86; 90; 92 f.; 109 - 111; 114 Anm. 478; 116 - 123; 125 Anm. 526; 126; 129 Anm. 548; 153 - 155; 157; 159; 162; 164 168; 169 Anm. 735; 170; 1 7 2 - 178; 180; 197 - 2 0 0 ; 203 Anm. 871; 205 f.

Sophokles: 72 Anm. 278; 98 Anm. 400 Sprachkomik: 220 f.; 225 f. Stobaios: 30; 160 Anm. 691 Suda: 168 Anm. 729 Sueton: 153 Sykophant: 77; 103 Anm. 426; 130 f.; 132 Anm. 561; 133 Anm. 569; 134 - 139; 181; 1 9 0 - 195; 199; 201 Tantalos: 18 Anm. 78; 134 Anm. 575 Telephos: 89 Terenz: 1 f.; 11 Anm. 44; 13 Anm. 52. 54. 56; 16 Anm. 67; 17; 20 Anm. 82; 22; 23 Anm. 94 f.; 27 Anm. 109; 31; 35; 36 Anm. 143; 43 Anm. 170; 45 Anm. 185; 56 Anm. 227; 66 Anm. 258; 77 f.; 86; 88 Anm. 353; 89 Anm. 362; 92 Anm. 375; 94 Anm. 387; 104; 110 Anm. 452; 115 Anm. 480. 484; 122; 123 Anm. 518; 126; 131 Anm. 559; 133 Anm. 570; 138 Anm. 590; 139 Anm. 597; 140 Anm. 603; 153 - 196: passim; 197; 200; 202; 203 Anm. 866; 205; 207; 209 Anm. 891; 212; 2 1 4 - 2 1 7 ; 2 1 9 - 221; 222 Anm. 951; 223 f. Anm. 956; 224 Anm. 959; 225; 226 Anm. 963 f. Theokrit von Syrakus: 152 Anm. 665 Theophrast von Eresos: 118 Anm. 497; 122; 147 Anm. 636; 166 Anm. 719 Theopomp (Komödiendichter): 10 Anm. 35 Theopomp von Chios (Historiker): 6 Anm. 11 Theseus: 73 Anm. 284 Timokles: 10 Anm. 35; 12 Anm. 51; 14 Anm. 57; 195 Anm. 850; 214 Anm. 914; 216 Anm. 920 f.; 217 Anm. 923; 224 Anm. 959 Tithymallos: 14; 216 Anm. 920 Togata: 20 Anm. 82; 81 tragicomoedia: 59 Anm. 237 Tragödie: 41 Anm. 163; 58; 63; 70 trochäischer Septenar: 42; 108 Anm. 447 Typenmischung: 107 Anm. 440; 129 Anm. 548; 131; 136; 140; 194; 195 Anm. 848 uxor dotata: 21; 28; 29 Anm. 119; 107 Anm. 442; 197 VarTo: 82 Anm. 335 Verwechslungskomik: 220 Anm. 943 Werenfels, Samuel: 68 Anm. 263 Xenophon: 149 Anm. 649 Zeus: 18; 155; s. auch Iuppiter Zwillingskomödie: 34; 38 Anm. 151; 95; 99 Anm. 405; 102; 198

Index locorum

247

2. Index locorum Aeschylus Choeph. 926: 45 Anm. 185 Prom. 487: 149 Anm. 649 Alciphro Ep. II 32: 145 Anm. 623 32. 3: 216 Anm. 921 III 1. 1:216 Anm. 921 2. 3: 216 Anm. 921 3: 216 Anm. 921 3. 2: 216 Anm. 921 3. 13: 145 Anm. 623 4. 5 f.: 216 Anm. 921 4. 34: 145 Anm. 623 8: 154 Anm. 673 9: 216 Anm. 921 12: 216 Anm. 921 13. 2: 216 Anm. 921 18: 216 Anm. 921 30: 216 Anm. 921 34: 216 Anm. 921 42: 216 Anm. 921 Alexis fr. 78 - 80 Κ. - Α.: 179 Anm. 781 fr. 121 Κ. - Α.: 13 Anm. 52; 18 Anm. 78; 201 f.; 214 Anm. 914 121, 2 f. Κ . - Α.: 201 1 2 1 , 4 Κ . - Α . : 201 Anm. 856 1 2 1 , 4 - 7 Κ.. - Α . : 201 f. 121, 5 Κ . - Α . : 201 121,10. 15 Κ.. - Α.: 13 Anm. 52; 201 Anm. 857 fr. 164 Κ. - Α.: 14 Anm. 57; 216 Anm. 920 fr. 183 Κ . - Α . : 11; 76 Anm. 297; 214 f. 183, 1 f. Κ . - Α . : 9 fr. 183 - 185 Κ..-Α.: 10 fr. 184 Κ..-Α.: 11 Anm. 41 fr. 188 Κ . - Α . : 214 Anm. 914 fr. 190 Κ..-Α.: 11 fr. 200 Κ . - Α . : 12 fr. 205, 1 - 4 Κ . - Α . : 12 f. 205, 5 - 8 Κ . - Α . : 13 Anm. 52 fr. 213 Κ. - Α.: 10 Anm. 35; 14 Anm. 57 fr. 215 Κ . - Α . : 11; 145 Anm. 621; 216 fr. 233 Κ. - Α.: 11; 171 Anm. 747; 214 f.; 224 Anm. 959 fr. 235 Κ. - Α.: 11 fr. 243 Κ. - Α.: 11; 104; 218 Anm. 932

fr. 259 Κ. - Α.: 14 Anm. 57; 195 Anm. 850; 221 Anm. 949 fr. 262 Κ. - Α.: 11 Anm. 44; 13; 171 Anm. 747 Amphis fr. 39 Κ.. - Α.: 195 Anm. 850 Anaxandrides fr. 10 Κ. - Α.: 18 Anm. 78; 195 Anm. 850 fr. 35, 5 Κ. - Α.: 15 Anm. 62 Anaxippus fr. 2 K . - A . : 179 Anm. 781 Antidotus fr. 2 Κ. - Α.: 13 Anm. 56; 165 Anm. 713; 214 Anm. 914 2 , 4 Κ. - Α.: 223 Anm. 956 Antiphanes fr. 80 Κ. - Α.: 214 Anm. 914; 217 Anm. 923 80, 7 Κ. - Α.: 12 fr. 82 Κ. - Α.: 12 Anm. 49; 76 Anm. 297; 94 Anm. 388; 214; 224 Anm. 959 fr. 94 Κ . - Α . : 179 Anm. 781 fr. 142 Κ. - Α.: 11 Anm. 44; 13 f.; 171 Anm. 747; 214 Anm. 914; 217 Anm. 923 fr. 180 Κ . - Α . : 11; 221 Anm. 949 fr. 1 8 0 - 184 Κ. - Α.: 11 fr. 185 Κ . - Α.: 217 Anm. 923 fr. 193 Κ. - Α.: 12; 214 Anm. 914; 217 Anm. 923; 222 Anm. 951 193,3 Κ . - Α . : 216 Anm. 921 1 9 3 , 1 0 - 1 2 Κ. - Α.: 9 Anm. 33 fr. 252 K..-A.: 10 Anm. 35 fr. 252 f. Κ. - Α.: 13 Apollodorus Carystius fr. 16 Κ . - Α . : 186 Anm. 805 fr. 1 6 - 2 8 K..-A.: 179 Anm. 781 fr. 18 K . - A . : 186 Anm. 805 fr. 2 9 Κ . - Α . : 15 Anm. 61 fr. 31 Κ. - Α.: 15 Anm. 61 Araros fr. 16 Κ. - Α.: 9 Aristophanes Ach. 1 3 2 - 175: 73 Anm. 284 8 1 8 - 8 2 8 : 131 Anm. 556; 193

Av. 1410- 1468: 131 Anm. 556; 193 1452: 133 Anm. 569; 137 Anm. 589

Indices

248

1468: 188 Anm. 813 Eg. 41: 109 Anm. 451 4 3 - 7 0 : 8 Anm. 21 103 f.: 8 Anm. 21 2 5 8 - 2 7 0 : 8 Anm. 21 7 2 2 - 1263: 8 Anm. 21 Pax 741: 63 Anm. 247 7 5 2 - 7 6 0 : 8 Anm. 21 Plul. 644: 79 8 5 0 - 9 5 7 : 131 Anm. 556; 193 8 9 0 - 8 9 5 : 195 Anm. 848 8 9 9 - 9 2 0 : 135 Vesp. 60: 63 Anm. 247 170: 24 Anm. 98 1 0 3 0 - 1037: 8 Anm. 21 Aristophon fr. 5 K . - Α . : 12 Anm. 51; 214 Anm. 914; 217 Anm. 923; 222 Anm. 951 5 . 3 K . - A . : 15 Anm. 62 5, 6 K . - A . : 216 Anm. 921 fr. 10Κ - Α.: 12 Anm. 51; 214 Anm. 914; 217 Anm. 923; 222 Anm. 951 10, 1 f. Κ. - Α.: 12 Anm. 51; 14 Anm. 57; 216 Anm. 920 Athenaeus Naucratita Dipn. VI 234c - 248c: 5; 171 Anm. 747 235e: 10 Anm. 41 235e - 236b: 5 Anm. 7 236b: 15 Anm. 64 236e: 7 2 3 6 e - 2 3 7 a : 6 Anm. 13 237a: 9 Anm. 29 238f: 15 Anm. 64 2 3 8 f - 239a: 10 Anm. 36 240c - f: 14 Anm. 57 2 4 2 f - 2 4 4 a : 14 Anm. 57 244a: 14 Anm. 57 244d: 13 Anm. 52 245a: 14 Anm. 57 245f: 14 Anm. 57 248c-262a: 171 Anm. 747 255c ff.: 7 Anm. 14 258e: 11 Anm. 44; 15 Anm. 63 584e: 14 Anm. 57 X 434c: 167

XIV 658f: 107 Anm. 441 Axionicus fr. 6 K. - A : 13 Anm. 56; 165 Anm. 713; 214 Anm. 914; 225 Anm. 962 6, 3 - 6 Κ . - Α . : 216 Anm. 921 6 , 9 - 11 Κ . - Α . : 216 Anm. 921 Byron, George Gordon Don Juan IV 12, 1: 31 Anm. 125 Cicero Caecin. 27: 191 Anm. 830 Nat. Deor. 3, 73: 191 Anm. 830 Phil. 2,6: 191 Anm. 830 Cratinus fr. 70 Κ. - Α.: 193 Anm. 843 Diodorus Sinopensis test. 2 K . - A . : 18 Anm. 77 fr. 2 Κ. - Α.: 18 f.; 179 Anm. 781; 201 f. Anm. 857; 214 Anm. 914; 224 Anm. 959 2,1 - 2 0 K . - A . : 18 Anm. 78; 134 Anm. 575 2, 5 - 1 3 K . - A . : 18 Anm. 78 2,20 K . - A . : 18 Anm. 78 2, 2 3 - 3 0 K . - A . : 18 Anm. 78 2, 31 - 4 2 Κ. - Α.: 18 Anm. 78; 134 Anm. 575 2,34 f. Κ. - Α.: 18 Anm. 78; 201 Anm. 857 Diogenes Laertius 6,40: 133 Anm. 570 Diphilus test. 3 Κ. - Α.: 18 Anm. 77 Τελ. test, ii Κ. - Α.: 15 Anm. 63 fr. 39 Κ . - Α . : 179 Anm. 781 fr. 40 K . - A . : 179 Anm. 781 fr. 60 Κ. - Α.: 10 Anm. 35; 11 Anm. 46; 15; 145 Anm. 621; 216 60, 1 - 4 K . - A . : 15 Anm. 65 60, 4 - 8 Κ. - Α.: 222 Anm. 950 fr. 6 0 - 6 2 K . - A . : 15 fr. 61 Κ . - Α . : 15; 214 Anm. 914 61, 6 Κ . - Α . : 225 Anm. 961 61, 8 K . - A . : 221 Anm. 948 fr. 62 Κ. - Α . : 15 fr. 74 Κ. - Α.: 10 Anm. 35; 15 f.; 64 Anm. 251; 195 Anm. 850 74, 7 - 9 K . - A . : 16 Anm. 66 fr. 75 K . - A . : 104 Anm. 430 fr. 75 f. Κ. - Α.: 16 Anm. 66 Donatus

Index locorum Ter. Andr. praef. 1,8: 16 Anm. 67 Ter. Eun. praef. 1, 6: 153 Anm. 668 prol. 9, 3: 125 Anm. 524 110: 161 Anm. 695 539: 159 Anm. 688 971: 157 Anm. 682 Ter. Phorm. praef. 1, 1: 178 Anm. 780; 179 Anm. 781 1,2 f.: 178 Anm. 778 1,6: 178 Anm. 778 25: 179 Anm. 781 26: 179 Anm. 780 49: 186 Anm. 805 91: 186 Anm. 805 133 194 Anm. 846 279 194 Anm. 846 315 195 Anm. 850; 203 Anm. 866 319 194 Anm. 846 339 195 Anm. 850 348 194 Anm. 846 352 194 Anm. 846 356 194 Anm. 846 384 194 Anm. 846 914 184 Anm. 802 988 194 Anm. 846 Dromo fr. 1 Κ. - Α.: 14 Anm. 57; 195 Anm. 850; 216 Anm. 920; 224 Anm. 959 Epicharmus Syracusanus fr. 18 Κ. - Α.: 5 Anm. 9; 63 Anm. 247 fr. 31 Κ. - Α.: 5 Anm. 8; 152 Anm. 665 31, 3 Κ . - Α.: 6 Anm. 9 31,4 Κ - Α.: 223 Anm. 956 fr. 32, 3 f. Κ. - Α.: 7 Anm. 17 32, 3 - 1 0 Κ . - Α.: 5 32, 7 - 1 0 Κ . - Α . : 215 Anm. 915 32, 1 1 - 1 3 Κ . - Α . : 216 Anm. 921 fr. 33 Κ. - Α.: 5 Anm. 9 Erotianus fr. 60 Nachmanson: 168 f. Anm. 732 Eubulus fr. 72 Κ. - Α . : 10 fr. 117 Κ. - Α.: 10; 94 Anm. 388; 214; 224 Anm. 959 117, 1 f. K..-A.: 223 Anm. 954 Euetes fr. 1 Κ . - Α . : 179 Anm. 781 Eupolis fr. 157 f. Κ.. - Α.: 7 Anm. 19

fr. fr. fr. fr.

249

162 Κ. - Α.: 7 Anm. 19; 89 Anm. 362 169 Κ. - Α.: 7 Anm. 19; 89 Anm. 362 171 Κ. - Α.: 7 Anm. 19 172 Κ. - Α.: 77 Anm. 306; 168 Anm. 732 172, 1 - 1 3 Κ..-Α.: 6 f. 172, 12 f. Κ. - Α.: 7 Anm. 17 fr. 175 Κ. - Α.: 7 Anm. 17; 92 Anm. 377 fr. 1 7 7 - 180 Κ. - Α.: 7 Anm. 19 Euripides Iph. Taur. 535: 16 Anm. 66 fr. 187, 1 N.: 16 Anm. 66 fr. 642 N.: 152 Anm. 665 fr. 915 N.: 15 Anm. 65 Gellius 2,23: 27 Anm. 109; 29 Anm. 119; 31 Anm. 131; 50 7,13,2: 195 Anm. 850 Hegesippus fr. 2 K . - A . : 19 Anm. 79 Hero(n)das 2, 74 ff.: 137 Anm. 589 Horatius Carm. 3, 27, 1 ff.: 149 Anm. 649 Epist. 1,7, 37:23 Anm. 95 1, 17, 43: 23 Anm. 95 2, 1, 173: 215 Anm. 916 Longus 4, 10, 11: 154 Anm. 673 Lucianus Samosatensis Fug. 19: 168 Anm. 729 Par. 14:211 Anm. 896 21: 217 Anm. 923 33: 104 Anm. 430 53: 104 Anm. 430 Symp. 19: 127 Anm. 538 Menander Asp. 399 ff.: 37 Anm. 147 Col. fr. 2 Arnott: 120 Anm. 509; 167; 174 Anm. 760; 224 Anm. 959 fr. 2 f. Amott: 219 Anm. 942 fr. 3 Arnott: 167 f. fr. 4 Amott: 174 Anm. 760 fr. 9 Amott: 168 f. Anm. 732 4 3 - 4 5 : 160 Anm. 691 53 f.: 169 Anm. 738 68: 172 Anm. 749 68 f.: 169

250 8 5 - 9 4 : 169 1 2 2 - 126: 176 123 f.: 53 Anm. 216 Dis ex. fr. 2 Arnott: 47 Anm. 192 fr. 4 Arnott: 31; 37 Anm. 147 11 - 17:42 Anm. 170 13-17:42 14: 41 Anm. 164; 42 Anm. 170 15:41 Anm. 162; 42 Anm. 170 17: 42 f. 18:41 Anm. 162 18-30:42 21:44 Anm. 177 21 - 2 5 : 4 3 Anm. 175 23 - 29: 45 2 4 - 2 7 : 4 5 Anm. 185 29:45 Anm. 185 31 ff.: 47 31 - 6 3 : 42; 46 55 f.: 41 Anm. 164 58:41 Anm. 163; 46 Anm. 189 59:46 Anm. 189 6 0 - 6 3 : 4 3 Anm. 170 64 - 90:42; 46 8 4 - 8 6 : 4 6 Anm. 189 91 - 1 0 2 : 42; 48 f. 92: 49 Anm. 196 97 - 102: 43 9 8 - 102:43 Anm. 174 99:41 Anm. 162 102 f.: 48 103 f.: 49 1 0 3 - 1 1 3 : 4 2 ; 49 109 f.: 49 f. 112: 50 Dysc. 5 7 - 6 8 : 12 Anm. 51; 16 f.; 192 1 2 5 - 138: 17 126: 17 Anm. 71 135: 17 Anm. 71 Epitr. 4 9 9 - 5 0 7 : 89 1123: 89 Anm. 361 Per. 467 ff.: 166 Anm. 719 Phas. 26 - 56: 36 Anm. 144 Sam. 603: 195 Anm. 850 Sic. fr. 12 Arnott: 18 Anm. 75 3 6 - 5 1 : 18 Anm. 75

Indices 3 8 - 5 1 : 18; 215 Anm. 915 43 ff.: 18 Anm. 75 144 f.: 18 Anm. 75 3 1 7 - 3 2 1 : 18; 79 Anm. 320 3 6 4 - 3 6 7 : 18; 79 Anm. 320 Theoph. fr. 1, 16 f. Arnott: 131 Anm. 559 fr. 1 f. K . - A . : 143 Anm. 616 fr. 1 2 9 - 136 K . - A . : 179 Anm. 781 fr. 1 3 7 - 149 Κ. - Α.: 161 fr. 225 K . - A . : 15 Anm. 61 fr. 296 K . - A . : 29 Anm. 119 fr. 296 f. Κ . - Α . : 29; 197 fr. 296 - 298 K . - A . : 29 Anm. 119 Nicolaus fr. 1 Κ. - Α.: 18 f.; 201 f. Anm. 857; 214 Anm. 914; 224 Anm. 959 1, 1 - 11 K . - A . : 18 Anm. 78; 134 Anm. 575 1, 12 - 25 Κ. - Α.: 18 Anm. 78; 134 Anm. 575 1, 15 Κ . - Α.: 195 Anm. 850 1, 16 Κ . - Α . : 10 Anm. 35 1 , 2 0 - 2 5 K . - A . : 13 Anm. 56 1 , 2 9 Κ . - Α . : 216 Anm. 921 1,31 f. Κ . - Α . : 216 Anm. 921 1 , 4 0 - 4 5 K . - A . : 18Anm. 78 1,42 K . - A . : 10 Anm. 35 Papyri P. Oxy. 409: 160 Anm. 691; 169 Anm. 738; 170 1237: 160 Anm. 691; 169 f.; 172 2655: 160 Anm. 691 3534: 160 Anm. 691 Paulus Diaconus Fest. p. 134: 213 Anm. 910 p. 208: 94 Anm. 387 p. 231:94 Anm. 387 Philemo fr. 23 f. K . - A . : 179 Anm. 781 Philippides fr. 8 K . - A . : 15 Anm. 62 fr. 30 Κ . - Α . : 193 Anm. 843 Phrynichus fr. 60 Κ . - Α . : 10 Anm. 35 Plautus Amph. prol.: 58 Anm. 235 I 1:56 Anm. 227 I 3: 58 Anm. 235 II 2: 58 Anm. 235

Index locorum 52 ff.: 58 59: 59 Anm. 237 63:59 Anm. 237 142-147: 96 Anm. 392 515: 16 Anm. 69 993: 16 Anm. 69 Asin. I 1: 26 Anm. 105 1 2 - 3 : 25; 26 Anm. 105; 30 Anm. 123 II 1:25 II4: 30 Anm. 124 III 1:25 III 3: 25 IV: 25 IV 1 - 2 : 2 2 ; 30 Anm. 123; 205 V: 25 V 2: 22; 30 Anm. 123; 104 Anm. 429; 196 Anm. 852; 205; 209 Anm. 891 10: 20 Anm. 85 10 f.: 20; 27; 197 1 0 - 1 2 : 24 11: 70 Anm. 270 49 f.: 21 Anm. 88 234 f.: 26 Anm. 105 238: 26 Anm. 105 333: 24 Anm. 98 333 - 337: 20 Anm. 84 340: 24 Anm. 98 397: 24 Anm. 98 7 0 3 - 7 1 0 : 20 Anm. 84 746: 26 Anm. 105 751:26 Anm. 105 784: 225 Anm. 961 851 - 9 1 9 : 196 Anm. 852 869 f.: 22 Anm. 92 876: 22 Anm. 92 881: 22 Anm. 92 884 - 886: 22 Anm. 92; 96 Anm. 391 911 - 919: 23 Anm. 92; 105 Anm. 435 913-919:23 9 1 5 - 9 1 8 : 178 929 f.: 22 Anm. 92; 96 Anm. 391 939: 22 Anm. 92; 96 Anm. 391 Bacch. I: 32; 53; 57 I 1:32; 38; 39 Anm. 153 11 2: 57 III 1 - 3 : 38 Anm. 151 III 2: 40 1112-4:41

251 III 3: 34; 37 III 3 - 6 : 34; 39 f.; 197 III 4:43; 46 Anm. 188; 48 III 6: 46; 48 Anm. 195 IV: 37; 44 IV 1:56 Anm. 227 f.; 57 IV 1 - 2 : 205 IV 2: 56 f. IV 3: 57 IV 5 - 8: 55 Anm. 223 IV 8: 34; 37 Anm. 145; 44 Anm. 177; 56 IV 9: 52 V I - 2 : 39 Anm. 153 V 2: 32; 38; 39 Anm. 153 42-46:38 47 f.: 56 Anm. 227 53: 41 Anm. 163 5 8 - 6 1 : 3 8 Anm. 151;56Anm. 227 76 f.: 56 Anm. 227 7 6 - 7 8 : 38 Anm. 151 103 f.: 38 128: 37 Anm. 147 129:41 Anm. 164 144: 37 Anm. 147 222 f.: 56 Anm. 227 240: 41 Anm. 163 306:41 Anm. 164 3 0 9 - 3 1 1 : 106 Anm. 438 348:47 f. 349 - 367:41 Anm. 163; 46 Anm. 188 362:41 Anm. 163 371:41 Anm. 163 385 ff.: 40 476: 32 4 7 7 - 4 8 8 : 36 Anm. 143 494 - 496:42 Anm. 170 494-499:42 494 - 562: 27 Anm. 109; 40; 51 Anm. 208 495 - 499: 42 f. Anm. 170 498: 42 Anm. 170; 43 500 f.: 43 5 0 0 - 5 2 5 : 4 2 Anm. 168 503:44 Anm. 178 503-505:45 5 0 3 - 5 1 1 : 4 3 f. 504:44 Anm. 177 505:44 f. 506: 44 Anm. 177 506-511:45 5 0 7 - 5 1 0 : 44 f.

Indices

252 5 1 2 - 5 1 4 : 43; 45 515 f.: 45 5 1 7 - 5 1 9 : 45 mitAnm. 185 519a_c: 43 520: 45 520 - 522: 46 Anm. 188 520-525:46 521 - 5 2 5 : 43; 46 Anm. 189 526 ff.: 41; 52 Anm. 209 526-529:48 528 f.: 48 Anm. 194 530: 46 Anm. 188 530 f.: 48 5 3 0 - 5 3 3 : 4 6 ; 48 Anm. 195 531:49 Anm. 196 532 f.: 46 Anm. 188 534: 48 Anm. 195 534 - 562: 49 536 f.: 49 Anm. 197 5 4 0 - 5 5 1 : 4 9 Anm. 198 560 f.: 50 573 - 576: 56 Anm. 227 5 7 3 - 6 0 5 : 78 576: 38 580: 224 Anm. 959 5 8 0 - 5 8 3 : 56 Anm. 227 590 f.: 38 595 f.: 216 Anm. 921 596: 225 598: 225 601 - 6 0 3 : 5 6 Anm. 227 605: 56 Anm. 227; 225 Aran. 962 612 ff.: 52 Anm. 209 639 f.: 41 Anm. 163 640 ff.: 52 Anm. 209; 54 Anm. 220 640 - 666: 37 Anm. 149 641: 52 649 f.: 42 Anm. 167 687:41 Anm. 163 699 f.: 46 Anm. 189 701 ff.: 52 Anm. 209 703 f.: 41 Anm. 163 723 - 725: 55 Anm. 224 731 - 7 4 7 : 92 Anm. 379 739 ff.: 54 Anm. 220 739 - 744: 36 Anm. 143 768 f.: 48 Anm. 193 770: 47; 48 Anm. 193 805 f.: 36 Anm. 143 810 f.: 55

816 f.: 31; 37 Anm. 147 824 ff.: 56 Anm. 224 831 - 8 4 1 : 5 5 Anm. 224 842: 56 Anm. 227 842 ff.: 38 844: 58 Anm. 235 863 f.: 44 Anm. 177 9 0 7 - 9 1 2 : 37 9 2 5 - 9 7 8 : 5 3 Anm. 216 953 - 978: 52 f. 966: 166 Anm. 719 1055 f.: 41 Anm. 163 1059 fif.: 56 Anm. 224 1087- 1103:52 1090: 52 Anm. 210 1120- 1148: 39 Anm. 153 1128: 52 Anm. 210 1183" f.: 41 Anm. 163 1184: 54 Anm. 220 Capt. I: 63; 76 I 1:59; 64 Anm. 252; 105 Anm. 435; 134 Anm. 575; 168 Anm. 732 II -2:218 12: 64 f.; 75 I 2 - 1 1 3 : 7 4 f. I - I I I : 61 II: 65 113:61 II 3 - I V 1:72 III 1: 64 f.; 105 Anm. 435; 208; 218 Anm. 932 III 4: 65; 208 III 5: 74 IV 1 - 2: 18 Anm. 76; 63; 79; 208 f. IV 2: 66 Anm. 259; 71 Anm. 274; 92 Anm. 375 IV 3: 66; 92 Anm. 378; 221 IV 3 - 4 : 218 Anm. 932 IV 4: 67 IV - V: 61; 71 V 2: 71 V 4: 71 5 f: 74 24 - 34: 64 Anm. 252 27 f.: 75 Anm. 296 27 - 34: 73 29:74 32 - 34: 75 Anm. 296 35 f.: 73

Index locomm 40 f.: 73 46-51:74 5 4 - 5 8 : 6 1 Anm. 243 55 - 58: 64 Anm. 249 61 f.: 58 69: 10 Anm. 33; 59 Anm. 238; 63; 171 69 - 76: 64; 134 Anm. 575 72 f.: 16 Anm. 66 77: 133 Anm. 570 77 ff.: 13 Anm. 53; 106 Anm. 438 7 7 - 9 0 : 64; 134 Anm. 575 78-83:62 7 8 - 8 4 : 106 Anm. 438 79: 221 Anm. 947 85 - 87: 62 87: 225 Anm. 962 88 f.: 216 Anm. 921 8 8 - 1 0 4 : 215 Anm. 918 91-107:64 9 1 - 1 0 9 : 134 Anm. 575 92: 23 Anm. 95 92-101:218 98 f.: 62 100 f.: 75 Anm. 296 102 f.: 218 Anm. 932 103: 64 f. 108 f.: 218 Anm. 932 110 f.: 64 Anm. 252 126 f.: 75 129 f.: 218 1 2 9 - 132: 64 Anm. 252 1 2 9 - 1 9 4 : 75 131 f.: 218 Anm. 932 133 f.: 218 133 ff.: 13 Anm. 53; 106 Anm. 438 133 - 135: 65; 215 Anm. 918; 224 135:59 1 3 5 - 137:218 Anm. 932 1 3 9 - 152:218 150: 65; 208; 224 Anm. 959 152: 65; 223 Anm. 954 152 f.: 59 Anm. 240; 218 152 - 166: 106 Anm. 438; 222 f. 167: 65; 223 Anm. 954 1 6 7 - 1 7 2 : 64 Anm. 252 185:60 Anm. 241 187: 220 f. 1 8 8 - 190: 60 Anm. 241 189: 220 1 9 2 - 1 9 4 : 75 f.

253

219 - 228: 62 Anm. 244 251:75 261 f.: 74 266 - 269:62 Anm. 244 330 ff.: 70 444 f.: 62 458 f.: 65; 75 461 ff.: 65 Anm. 257 4 6 1 - 4 9 7 : 215 Anm. 918 464: 221 Anm. 949 468: 221 Anm. 947 469-491:65 471 f.: 202 Anm. 860 472: 167 Anm. 726; 216 Anm. 921; 225 Anm. 962 4 7 8 - 4 8 4 : 77 4 7 8 - 4 9 1 : 148 Anm. 643 483: 224 Anm. 956 491: 77 Anm. 306 496: 65; 76; 208; 224 Anm. 956 496 f.: 77 Anm. 308; 221 Anm. 949 497: 60 498: 65 641 - 656: 62 Anm. 244 768: 66 770 f.: 225 Anm. 961 775: 223 Anm. 954 778: 62; 66 778 f.: 66 780: 66; 224 Anm. 956 7 9 0 - 8 2 6 : 92 Anm. 375 791 - 798: 66 Anm. 259; 92 Anm. 375 795 - 798: 63 798: 225 Anm. 962 807 - 822: 63 825: 23 Anm. 95; 63; 224 Anm. 959 832: 221 Anm. 949 843 f.: 79 863 - 865: 63 867:213 869: 79 873 f.: 225 Anm. 961 875:213 877 f.: 221 Anm. 949 888 f.: 221 Anm. 949 896: 223 Anm. 954 9 0 1 - 9 0 4 : 221 901 - 9 0 8 : 6 7 Anm. 260 901-921:213 903: 225 Anm. 962

254 904: 221 Anm. 949 907: 223 Anm. 954 907 f.: 221 Anm. 949 9 0 9 - 9 2 1 : 12 Anm. 49 912: 60 980:213 992: 80 1023 f.: 71 1029-1032:67 1029 - 1034: 61 Anm. 243; 64 Anm. 249 1031:79 1032: 61; 63 Cas. 81: 80 Cist. I 1:27 Anm. 109 99 f.: 179 Anm. 782 Cure. I: 84 - 86 I 1-3:85 II 1 - 2 : 9 1 Anm. 372 II3: 18 Anm. 76; 66 Anm. 259; 84; 91 Anm. 372; 206; 209 III 1: 84; 206 f. IV 1:88 Anm. 355 IV 2: 206 f. V 1: 92 V 3: 92 f. Anm. 380 6 7 - 6 9 : 91 Anm. 372 143 f.: 91 Anm. 372 206 f.: 91 Anm. 372 2 2 5 - 2 2 8 : 9 1 Anm. 372 251 - 2 5 3 : 9 1 Anm. 372 257: 84 274: 84; 91 Anm. 372 280 ff.: 83 281:225 Anm. 961 283: 225 Anm. 961 288: 92 288 ff.: 91 f. 291: 225 Anm. 961 296 ff.: 92 308 - 326: 92 309-326:215 3 1 7 - 3 1 9 : 224 Anm. 959 3 1 7 - 3 6 9 : 190 Anm. 827 322: 221 Anm. 947 f. 329 ff.: 83 341:85 350: 224 Anm. 959 3 5 4 - 3 5 9 : 16 Anm. 66

Indices 355:91 3 5 6 - 3 5 8 : 64 Anm. 251 358: 63 Anm. 247 365: 84; 87 Anm. 350; 89 Anm. 362 3 6 6 - 3 6 8 : 9 2 Anm. 378 369 f.: 92 386-388:92 387 f.: 222 Anm. 950 392:216 Anm. 921 392 ff.: 83 398: 216 Anm. 921 412 f.: 172 Anm. 748 413: 171 4 1 4 - 4 1 6 : 83 Anm. 337 431: 223 Anm. 956 437: 90 Anm. 367 437-453:83 438 ff.: 83 442 - 448: 224 Anm. 959 454: 88 455: 84; 87 455-461:87 462 f.: 195 Anm. 848 463 f.: 84 487: 88 494-515:83 500: 225 Anm. 961 533: 84; 90 Anm. 367 566: 87 Anm. 350 574 ff: 83 586 f.: 82 Anm. 335 620 ff: 83 Men. I 1: 64 Anm. 252; 105; 106 Anm. 436; 134 Anm. 575; 168 Anm. 732; 211 Anm. 897 I 1 - II 3: 95 f. Anm. 391 1 2 - 3 : 105 112: 102 Anm. 413 I I 2 - 3 : 95; 97 Anm. 396 II3: 95; 98 Anm. 400 III 1: 105 III 1 - 2: 208 III 1 - 3: 95 III 1 - IV 3: 96 Anm. 391 III 2: 22; 95; 103; 104 Anm. 429; 196 Anm. 852; 209 Anm. 891 III 2 - 3: 97 Anm. 396 III 3: 99 Anm. 404 IV 1 - 2 : 22; 103; 104 Anm. 429; 196

Index locorum Anm. 852; 208; 209 Anm. 891 IV 2 - 3: 97 Anm. 396 V: 99 Anm. 403 V 1: 99 Anm. 404; 103 V 1 - 2: 95; 97 Anm. 396 V I - 4 : 99 V I - 7 : 96 Anm. 391 V 2: 65 Anm. 255; 96 V 2 - 5: 103 V 3 - 5: 99 Anm. 402 V 4 - 5: 99 V 5: 95; 97 Anm. 396; 99 Anm. 402 V 7: 95 f.; 97 Anm. 396 V 8: 97 Anm. 396 V 8 - 9: 99 V 9: 95; 98 Anm. 400 11 f.: 25 Anm. 99 6 9 - 7 1 : 97 77: 10 Anm. 33 77 f.: 94 Anm. 387; 105 f.; 134 Anm. 575 7 9 - 9 5 : 106; 134 Anm. 575 87 f.: 106 Anm. 437 94:211 Anm. 897 94 f.: 106 Anm. 437 9 6 - 103: 105 9 6 - 1 0 7 : 106 Anm. 438 9 6 - 1 0 9 : 134 Anm. 575 99: 223 Anm. 954 1 0 0 - 103:224 Anm. 959 101: 106 Anm. 438; 208 125 f.: 105 Anm. 433 142: 92 Anm. 377 148 f.: 105 Anm. 435 150 f.: 105 Anm. 433 1 5 2 - 155: 221 Anm. 949 1 5 6 - 158: 105 Anm. 435 1 6 2 - 172: 105 Anm. 435 170: 223 Anm. 956 177: 224 Anm. 959 1 8 4 - 186: 223 Anm. 954 198: 101 Anm. 412 216 f.: 105 Anm. 433 222 f.: 94; 213 223: 12 Anm. 49; 208; 214 2 3 0 - 2 4 6 : 97 2 5 8 - 2 6 4 : 101 Anm. 412 282: 101 Anm. 412 286: 94 Anm. 387 2 8 8 - 2 9 3 : 101 Anm. 412 3 0 9 - 3 1 5 : 101 Anm. 412

255

317 f.: 101 Anm. 412 325: 101 Anm. 412 335 f.: 101 Anm. 412 373 f.: 101 Anm. 412 381: 101 Anm. 412 390: 101 Anm. 412 391: 94 Anm. 387 3 9 4 - 3 9 7 : 101 Anm. 412 405: 101 Anm. 412 4 2 6 - 4 3 0 : 96 Anm. 392 446 ff.: 13 Anm. 53 4 4 6 - 4 6 1 : 106 Anm. 438 446 - 464: 11 Anm. 47; 218 Anm. 932 4 4 6 - 4 7 0 : 215 Anm. 918 462: 92 Anm. 377 466 - 469: 96 Anm. 392 469 f.: 103 4 6 9 - 4 7 2 : 23 Anm. 92; 104; 218 Anm. 932 4 6 9 - 5 2 1 : 196 Anm. 852 471 f.: 104 Anm. 429 487 f.: 224 Anm. 959 487 ff.: 98 Anm. 400 492 f.: 221 499: 101 Anm. 412 510: 101 Anm. 412 517: 101 Anm. 412 5 1 8 - 5 2 1 : 2 3 Anm. 92; 104 521 - 5 5 9 : 104 Anm. 429 5 5 9 - 5 7 0 : 196 Anm. 852 562: 22 Anm. 92 563 f.: 22 Anm. 92; 96 Anm. 392 568: 22 Anm. 92; 96 Anm. 392 569 f.: 22 Anm. 92 571 - 6 0 1 : 106 Anm. 438 600 f.: 22 Anm. 92; 96 Anm. 392 602 - 667: 196 Anm. 852 604: 22 Anm. 92 609 f.: 22 Anm. 92; 104 Anm. 429 611:23 Anm. 92 612: 104 Anm. 429 618 f.: 22 Anm. 92 628 f.: 23 Anm. 92 636 f.: 23 Anm. 92 641: 104 Anm. 429 645 - 662: 22 Anm. 92 663 - 667: 215 Anm. 918; 218 Anm. 932 665: 138 Anm. 590; 194 Anm. 846 665 - 667: 23 Anm. 92; 105 Anm. 435 667: 104 Anm. 429; 213

Indices

256 70S: 96 Anm. 392 708 ff.: 98 Anm. 400 738: 101 Anm. 412 742 f.: 101 Anm. 412 746 f.: 101 Anm. 412 806 f.: 96 Anm. 392 818 f.: 101 Anm. 412 818 ff.: 98 Anm. 400 824 f.: 101 Anm. 412 831 f.: 101 Anm. 412 844 - 846: 99 Anm. 402 873": 101 Anm. 412 875: 99 Anm. 402 876 f.: 101 Anm. 412 902: 23 Anm. 95 907 f.: 96 Anm. 392 9 4 5 - 9 4 7 : 101 Anm. 412 9 5 2 - 9 5 6 : 99 Anm. 402 9 5 8 - 9 6 2 : 101 Anm. 412 1046: 101 Anm. 412 1049: 96 Anm. 392 1060 f.: 96 Anm. 392 1 1 3 8 - 1 1 4 2 : 9 6 Anm. 392 Mil.

I 1: 109; 115 f.; 1 1 9 - 1 2 1 ; 122 Anm. 516; 123; 124 Anm. 520; 174 Anm. 760; 198 f.; 205 II: 111; 119; 123; 125 Anm. 526 II 1: 115 II 3 - 6: 111 II 4 - 6 : 126 III: 123 III 1: 111 - 114; 119; 124 Anm. 520; 126; 199 III 1 - 2 : 111 III 2: 114 III 3 - I V 6: 126 I I I - V : 115 IV: 111; 121; 123; 199 V: 126 I - 4 : 116 1 - 8 : 115; 117 1 - 3 6 : 118 1 - 5 3 : 118 Anm. 495 5 - 8 : 116; 198 f. 9: 116 f.; 144 Anm. 619 9 - 3 5 : 117 9 - 7 1 : 13 Anm. 52 10: 116; 120 II f.: 224 Anm. 959

11 - 57: 116 1 6 - 18:224 Anm. 959 18: 117 Anm. 489 19 f.: 117 Anm. 490 2 0 - 2 4 : 117; 120; 213 f. 25 f.: 224 Anm. 959 2 5 - 2 7 : 2 2 1 Anm. 949 28 - 30: 224 Anm. 959 31 f.: 117 Anm. 490 33 f.: 117; 215 Anm. 918 3 3 - 3 5 : 117; 120; 213 f. 36 f.: 117 f. 37: 120 Anm. 507 3 7 - 4 1 : 118 38: 1 1 8 - 1 2 0 3 8 - 4 1 : 119 Anm. 500 40 f.: 120 Anm. 508 41: 120; 223 Anm. 956 42: 120 Anm. 507 4 2 - 4 6 : 224 Anm. 959 4 2 - 5 7 : 120 48 f.: 120 Anm. 507 49: 120; 215 Anm. 918 4 9 - 5 1 : 213 f. 52: 120 Anm. 509 52 f.: 224 Anm. 959 5 8 - 7 1 : 116 61: 121 61 f.: 224 Anm. 959 66 f.: 224 Anm. 959 69: 225 Anm. 961 7 2 - 7 4 : 118 Anm. 500 7 2 - 7 8 : 116; 119; 121 f. 77: 119 Anm. 500; 122 Anm. 515 86: 108 1 8 5 a - 194: 124 Anm. 520 211 f.: 109 Anm. 448 235 ff.: 123 2 3 5 - 2 4 5 : 123 236: 123 Anm. 518 2 4 2 - 2 5 4 : 38 Anm. 151 348: 16 Anm. 69 3 8 0 - 3 9 4 : 121 Anm. 512 582:114 585: 114 5 8 6 - 5 9 5 : 113 Anm. 469.471 592 f.: 112; 113 Anm. 471 592 - 595: 111; 113 f. Anm. 470 f. 5 9 6 - 5 9 8 : 111 5 9 6 - 6 1 1 : 113 Anm. 469

Index locorum 5 9 6 - 8 1 2 : 113 f. Anm. 471 598:113 6 1 0 - 7 6 4 : 113 Anm. 469 612 f.: 113 6 1 2 - 6 1 6 : 113 f. Anm. 470 f. 616 - 764: 111; 119; 124 Anm. 520 6 4 2 - 6 4 8 : 113 Anm. 470 651 - 6 5 8 : 113 Anm. 470 6 6 6 - 6 7 1 : 113 f. Anm. 470 f. 6 8 2 - 6 8 4 : 113 Anm. 470 7 2 5 - 7 3 5 : 113 Anm. 470 7 3 7 - 7 6 5 : 113 Anm. 470 765: 113; 124 Anm. 520 765 f.: 111 7 6 5 - 8 0 4 : 113 Anm. 469 7 7 5 - 7 7 8 : 121 Anm. 511 777: 120 Anm. 509 8 0 5 - 8 1 2 : 111 8 0 6 - 8 0 8 : 38 Anm. 151 810 f.: 113 Anm. 469 948: 115 Anm. 484 9 4 8 - 9 5 0 : 122 1011 - 1093: 108 Anm. 447 1024: 123 Anm. 518 1054": 121 1 3 9 0 - 1392: 121 Anm. 511 1 3 9 7 - 1399: 198 f. 1398: 116 Most. 356: 167 Anm. 726; 202 Anm. 860; 225 Anm. 962 Persa I: 142 Anm. 612 I 1: 129; 141 12: 132; 168 Anm. 732 III 1: 139 Anm. 597; 175 Anm. 763 III 3: 142 Anm. 612 IV: 142 Anm. 612 IV 1 - 2: 142 Anm. 612 IV 4: 143 Anm. 614 IV 6: 143 Anm. 614 IV 9: 105 Anm. 435 V 2: 143 Anm. 612 25: 140 Anm. 602 34 f.: 141 Anm. 607 52: 129; 132 53: 132; 136; 137 Anm. 589 53 f.: 133 Anm. 568 5 3 - 6 1 : 133; 134 Anm. 575; 137; 199 57: 133 Anm. 569; 225 Anm. 961 58: 133 Anm. 570

257

59: 214 Anm. 913 60: 137 Anm. 590; 216 Anm. 921 61: 133 Anm. 568; 137 62: 133 Anm. 571; 134 Anm. 576; 135 Anm. 580 6 2 - 6 4 : 134 62 - 72: 134 Anm. 575 6 2 - 7 6 : 132; 137; 199 63: 133; 135 64: 134 Anm. 576 6 5 - 6 9 : 135 6 8 - 7 2 : 133 f.; 135 Anm. 578 74: 132 Anm. 565; 133 Anm. 568 77: 92 Anm. 377; 133 Anm. 568 7 7 - 7 9 : 221 Anm. 948 7 7 - 8 0 : 134 80: 133 Anm. 568 101 - 103: 144 Anm. 619 103: 127; 207; 215 Anm. 918; 225 Anm. 962 105: 92 Anm. 377 112:223 Anm. 954 1 1 8 - 1 2 6 : 215 Anm. 918 123: 138 Anm. 590; 194 Anm. 846 124: 137 Anm. 590; 212 f. 1 2 7 - 147: 207 138: 221 Aran. 948 145 f.: 137 Anm. 588; 213 f.; 215 Anm. 918 324: 142 Anm. 612 3 2 9 - 3 3 1 : 213 f.; 224 f. 330: 224 Anm. 958 336 f.: 133 Anm. 570 337 f.: 213 f. 342: 213 f. 388 f.: 215 Anm. 918 392: 138 Anm. 590 394 f.: 138 Anm. 590 4 0 0 - 4 0 3 : 141 Anm. 607 415 f.: 141 Anm. 607 431 f.: 141 Anm. 607 5 0 1 - 5 1 2 : 141 Anm. 606 5 2 0 - 5 2 7 : 141 Anm. 606 785: 141 Anm. 607 858: 142 Anm. 611 Poen. 502 f.: 43 Anm. 170 840: 45 Anm. 185 1161 - 1173:43 Anm. 170 Pseud.

258

Indices

279 f.: 141 Anm. 607 4 8 4 - 4 8 8 : 36 Anm. 143 5 0 4 - 5 1 8 : 36 Anm. 143 507 ff.: 54 Anm. 220 574 ff.: 54 Anm. 220 7 2 4 - 7 5 0 : 193 Anm. 843 1230- 1237:43 Anm. 170 1328: 54 Anm. 220 Rud. 45 f.: 141 Anm. 607 1008: 94 Anm. 387 Stich. did. 2 - 4 : 143 Anm. 616 I: 79 Anm. 318 I I - 2 : 146; 150 f. I 2: 144; 147 I 3: 105 Anm. 435; 134 Anm. 575; 146 f.; 151 Anm. 665; 168 Anm. 732; 218 f. I 3 - II 2: 146; 148 II: 146 II 2: 80; 149 III 2: 148 f. I I I - I V : 146; 199 f. IV 2: 148 f. V: 146; 147 Anm. 633 1 - 4 0 1 : 144 30: 150 150-154: 150 Anm. 653 155 f.: 218 Anm. 933 155-166: 221 Anm. 949 155 - 170: 148 Anm. 643; 216; 218 1 5 5 - 182: 134 Anm. 575 155-233: 144 f. 155-242:215 Anm. 918 159 f.: 218 Anm. 933 165 f.: 218 Anm. 933 171: 144 Anm. 619 171 - 2 3 3 : 148 Anm. 643 173: 225 Anm. 962 174: 10 Anm. 33; 151 Anm. 665 176 f.: 144 Anm. 619 177 f.: 151 f. Anm. 665 183 - 192: 65 Anm. 256; 134 Anm. 575; 148 Anm. 643 1 8 3 - 195: 218 Anm. 932 191:221 Anm. 949 193-233: 12 Anm. 51; 134 Anm. 575; 218 f. 208 a ff.: 13 Anm. 53; 106 Anm. 438 2 1 1 - 2 1 4 : 221

215 f.: 224 Anm. 959 f. 217: 144 Anm. 619 221: 138 Anm. 590; 144 Anm. 619; 152 Anm. 665 223: 63 Anm. 247 223 f.: 219 Anm. 934 230: 138 Anm. 590; 212 f. 231: 92 Anm. 377; 138 Anm. 590; 194 Anm. 846; 221 f. 2 3 9 - 2 4 2 : 144 Anm. 619 242: 109 Anm. 451; 144 Anm. 619; 171 256 f.: 138 Anm. 590; 194 Anm. 846 3 2 3 - 3 2 5 : 149 Anm. 648 341:215 Anm. 918 349: 221 Anm. 949 374-383: 149 382 f.: 144 Anm. 619 383-389: 149 384: 223 Anm. 954 393: 144 Anm. 619 393 - 395: 149 Anm. 648 398-401: 149 Anm. 648; 215 Anm. 918 400: 138 Anm. 590; 144 Anm. 619 402 - 640: 144; 146 4 0 8 - 4 1 4 : 150 Anm. 654 454 f.: 138 Anm. 590; 144 Anm. 619 454 - 464: 149 Anm. 650 455: 23 Anm. 95 4 5 9 - 4 6 3 : 149 460: 149 Anm. 649 482: 149 Anm. 650 496: 92 Anm. 377 497 - 504: 105 Anm. 435; 149 Anm. 650; 215 Anm. 918; 218 Anm. 932 499 ff: 149 Anm. 649 508 f.: 150 Anm. 654 517-522: 150 Anm. 654 529 f.: 150 Anm. 654 577: 67 Anm. 260 579-581: 215 Anm. 918 579 - 582: 149 Anm. 650 581: 224 Anm. 959 605: 67 Anm. 260 613: 149 Anm. 650 624 f.: 216 Anm. 921 624-627: 215 Anm. 916 628: 150 Anm. 654 6 3 0 - 1 : 144 Anm. 619 632 - 640: 105 Anm. 435; 145; 149 Anm. 650; 215 Anm. 918; 218 Anm.

Index locorum 932 6 3 8 - 6 4 0 : 216 Anm. 921 639 f.: 145 Anm. 623; 223 641 - 7 7 5 : 144 6 6 8 - 6 7 2 : 43 Anm. 170 Trin. 313:56 Anm. 227 7 6 5 - 7 7 0 : 193 Anm. 843 774 f.: 89 Anm. 362 8 4 3 - 9 9 7 : 193 1 0 1 3 - 1026: 89 True. 9 5 8 - 9 6 1 : 178 Plutarchus Mor. 57a: 167 Pollux IV 119: 18 Anm. 75; 201 Anm. 855 120: 138 Anm. 590; 212 f. 143 f.: 130 Anm. 552 146: 130 Anm. 552 148: 130 Anm. 552; 171 Anm. 747; 201 Anm. 855; 202 Anm. 862 Scholia in Pers. Sat. 4, 38: 82 Anm. 335 5, 161: 157 Anm. 682 Ter. p. 98, 18 f. Schlee: 3 Anm. 3 Stobaeus Ecl. 3, 10,21: 160 Anm. 691 4, 52, 27: 30 Suetonius Vit. Ter. 3: 153 Anm. 668 Terentius Ad. II 1: 176 4 1 3 - 4 3 1 : 165 Anm. 713 Andr. 15: 185 Anm. 803 V 5 - 6: 185 Anm. 803 Eun. I 1 - 2 : 157 12: 161 Anm. 695 I — II: 156 II 2: 164; 168 f.; 171 Anm. 747; 172; 175; 200; 205 113: 157 III 1: 115; 154 f.; 165 f.; 169; 172; 174 Anm. 760; 200 III 1 - 2 : 164 f.; 205 III 2: 156 f.; 172

259

III 2 - 5 : 156 III 3: 162 Anm. 698; 163 Anm. 700 III 4 - 5 : 159 Anm. 688 IV: 161; 163 Anm. 700 IV 1: 163 Anm. 700 IV 5: 163 Anm. 700 IV 6: 162 Anm. 698 IV 6 - 7 : 175 f. IV 7: 157; 162 Anm. 698; 164 - 166; 172; 175; 176 Anm. 766; 200; 205 I V - V : 157 V 1 - 2: 156 V 3: 162 Anm. 698; 173 Anm. 756 V 7: 176 f. V 7 - 9: 161; 164 f.; 172; 1 7 6 - 178; 200; 205 V 8 - 9: 178 Anm. 777 V 9: 23 Anm. 94; 177 f. 19 f.: 153 1 9 - 2 6 : 159 2 3 - 3 4 : 164 30: 11 Anm. 44; 171 Anm. 747 3 0 - 3 3 : 17; 159; 200 3 5 - 4 0 : 162 Anm. 696 36: 66 Anm. 258 38:215 Anm. 916 102 ff.: 161 Anm. 695 107: 168 1 1 0 - 1 1 5 : 161 Anm. 695 1 4 4 - 149: 161 Anm. 695 156 f.: 161 Anm. 695 197-206: 161 Anm. 695 203 - 206: 163 Anm. 700 232: 171 232 f.: 164 Anm. 710 232 - 264: 13 Anm. 54; 154; 164; 190; 219 233 f.: 226 Anm. 964 234: 167 Anm. 726; 169 Anm. 734 236: 225 Anm. 961 237 f.: 168 Anm. 732 241 - 2 5 3 : 2 0 2 241 - 2 6 4 : 2 1 4 242: 164 Anm. 710; 225 Anm. 961 243: 138 Anm. 590; 164 Anm. 710; 194 Anm. 846; 217 Anm. 923; 219 Anm. 942; 226 Anm. 963 244: 167 Anm. 726; 202; 216 Anm. 921 2 4 4 - 2 4 7 : 167 247: 164; 205; 219

Indices

260 2 4 8 - 2 5 3 : 170 f. 2 4 9 - 2 5 1 : 2 2 6 Anm. 963 f. 253: 155; 171; 202; 219 257: 165 Anm. 714; 225 Anm. 961 258:226 Anm. 963 259-261:219 260: 217 Anm. 925 260-264:202 262 - 264: 165; 170 263 f.: 13 Anm. 56; 170 f. 264: 219 265: 133 Anm. 570 2 7 0 - 2 8 7 : 175 Anm. 761 313-318: 157 Anm. 683 369 ff.: 161 Anm. 695 376 f.: 157 Anm. 683 389 f.: 157 Anm. 683 391 - 4 5 3 : 13 Anm. 52 3 9 2 - 3 9 4 : 165 Anm. 716 397 ff.: 122 3 9 9 - 4 0 1 : 165 Anm. 716 401 f.: 224 Anm. 959 406: 224 Anm. 959 409: 226 Anm. 963 409 f.: 165 Anm. 716 412 f.: 174 Anm. 760 417: 224 Anm. 959 421 f.: 165 Anm. 716 422: 224 Anm. 959 427: 225 Anm. 961 4 2 7 - 4 2 9 : 165 Anm. 716 434 - 450: 169 Anm. 735; 174 Anm. 757 435 f.: 226 Anm. 963 440 - 444:226 Anm. 963 4 4 0 - 4 4 5 : 166; 175 Anm. 761 441 - 4 4 3 : 166 Anm. 718 451 - 4 5 3 : 165 Anm. 716 4 5 5 - 4 9 3 : 174 Anm. 757 459: 167 Anm. 727; 214 Anm. 912 494: 175 Anm. 761 496 f.: 168 Anm. 730 498: 168 499 f.: 174 f. Anm. 761 531 f.: 157 Anm. 683 535 f.: 157 Anm. 683 565 f.: 157 Anm. 683 583-591: 155 6 0 4 - 6 0 8 : 157 Anm. 683 623: 157 Anm. 683 743 - 750: 162 Anm. 698

7 4 4 - 7 5 2 : 173 7 7 1 - 7 8 3 : 176 7 7 1 - 8 1 6 : 13 Anm. 52 773 f.: 166 777: 94 Anm. 387 781: 157 Anm. 683 783: 157 Anm. 683 786: 166 791: 226 Anm. 963 794: 157 Anm. 683 807 f.: 162 Anm. 698 811: 166 8 1 1 - 8 1 6 : 173 f.; 176 Anm. 766 8 13-815:226 Anm. 963 815: 167 Anm. 727; 214 Anm. 912 816: 157 Anm. 683 953: 161 Anm. 695 1041: 166 Anm. 723; 178 1043 f.: 166 Anm. 723 1058 - 1060: 167 Anm. 727; 214 1059: 226 Anm. 963 1070: 226 Anm. 963 1074 f.: 226 Anm. 963 f. 1081 f.: 167 Anm. 727; 214 Anm. 912 1082: 225 Anm. 961 1085: 123 Anm. 518; 222 Anm. 951 1087: 223 f. Anm. 956 Haut. 31 f.: 92 Anm. 375 37: 66 Anm. 258 3 7 - 3 9 : 181 38: 131; 190; 215 Anm. 916 550 - 557: 36 Anm. 143 5 6 2 - 5 9 0 : 36 Anm. 143 Hec. 1 1 - 2 : 186 Anm. 805 III 3: 164 821 - 8 2 9 : 89 Anm. 362 879 f.: 43 Anm. 170 Phorm. did. 1 - 3 : 178 Anm. 778 1 1 - 2 : 186 Anm. 805 I 1 - I I I 1: 183; 184 Anm. 803 12: 182; 187 13: 183 1 3 - 4 : 184 Anm. 803 14: 184 f. Anm. 803; 186 Anm. 807 1 4 - 1 1 1 : 185 Anm. 803 II 1: 184 f. Anm. 803 112: 180; 184 f. Anm. 803

Index locorum II 2 - 3 : 185 Anm. 803; 188 113: 183 f.; 185 Anm. 803 114: 184 Anm. 803 III 1: 184 Anm. 803; 186 Anm. 807 III 2: 88 Anm. 353 III 2 - 3 : 184 Anm. 803 III 2 - V 9: 183; 184 Anm. 803 III 3: 189 IV3: 182; 184 V 1: 183 V 4: 186 Anm. 807 V 5 - 9: 188 V 7: 189 f. Anm. 822 V 8: 183 f. V 8 - 9:22; 77 f.; 104; 185 Anm. 803; 209 Anm. 891 V 9: 196 Anm. 852 2 4 - 2 6 : 178 28: 178; 194 Anm. 847 49: 186 Anm. 805 7 1 - 7 9 : 189 91: 186 Anm. 805 116: 188 Anm. 813 122: 194 Anm. 847 1 2 2 - 136: 187 f. 125 f.: 179 Anm. 782; 188 Anm. 813 1 2 5 - 134: 188 Anm. 813 156: 188 Anm. 813 1 7 9 - 194: 185 Anm. 803 182: 188 Anm. 813 214: 188 Anm. 813 229 f.: 183 f. 233: 180; 188 Anm. 813 236: 188 Anm. 813 238: 188 Anm. 813 292: 188 Anm. 813 292 f.: 190 Anm. 823 296: 188 Anm. 813 307:180 318: 194 Anm. 846; 224 Anm. 956 319 f.: 189 Anm. 821 3 2 4 - 3 4 5 : 190 3 2 6 - 3 3 6 : 193; 201 327-345:214 3 2 9 - 3 3 6 : 207 334: 138 Anm. 590; 194 Anm. 846 335: 194 Anm. 847 335 f.: 214 Anm. 912 336: 226 Anm. 963 338: 23 Anm. 95

338 ff.: 194 Anm. 847 339 f.: 226 Anm. 963 f. 3 3 9 - 3 4 5 : 195 Anm. 850 342 f.: 214 Anm. 912 346: 183 350 f.: 226 Anm. 964 355: 183 356: 185 Anm. 804 360: 183; 188 Anm. 813 374: 188 Anm. 813 389 f.: 185 Anm. 804 409: 188 Anm. 813 4 1 3 - 4 1 7 : 184 Anm. 802 414: 188 Anm. 813 419: 226 Anm. 964 430: 226 Anm. 964 438 f.: 184 455: 188 Anm. 813 4 5 9 - 4 7 8 : 188 476 ff.: 188 560: 189 Anm. 821 560 ff.: 188 561: 188 Anm. 813 567 ff.: 185 Anm. 804 591 f.: 189 Anm. 821 591 ff.: 188 5 9 1 - 7 1 1 : 188 626: 188 Anm. 813 6 9 9 - 7 1 1 : 183 Anm. 799 7 2 7 - 7 6 5 : 185 Anm. 803 740: 185 Anm. 804 766 ff.: 185 Anm. 803 790: 164 Anm. 710 830: 194 Anm. 846 831 f.: 214 Anm. 912 832: 194 Anm. 847 841 - 8 4 7 : 185 Anm. 803 857: 226 Anm. 964 899: 183 9 1 1 - 9 1 4 : 184 Anm. 802 921 - 9 2 3 : 226 Anm. 963 f. 934: 194 Anm. 846 936: 184 944: 104 Anm. 429 9 4 8 - 1055: 186 Anm. 807 950 f.: 226 Anm. 963 f. 958 f.: 104 Anm. 429 964: 183 968: 183 974 f.: 104 Anm. 429; 226 Anm. 963

262 977: 188 Anm. 813 981:184 983 f.: 184 984: 188 Anm. 813 9 8 5 - 1 0 0 7 : 104 Anm. 429 988: 194 Anm. 846 988 f.: 216 Anm. 921 1015:45 Anm. 185 1036: 194 Anm. 846 1050- 1054: 104 Anm. 429 1052 f.: 214 Anm. 912 1052 - 1054: 194 Anm. 846; 214 1054 f.: 188 Anm. 813 1055:184 Theocritus 21, 1: 152 Anm. 665 Theophrastus Char. 8, 12: 166 Anm. 719 18: 147 Anm. 636 23,4: 122 23,6: 118 Anm. 497

Indices Theopompus fr. 35 Κ . - Α . : 10 Anm. 35 Theopompus Chius FGrHist 115 F 89: 6 Anm. 11 Timocles fr. 8 K . - A . : 12 Anm. 51; 195 Anm. 850; 214 Anm. 914; 217 Anm. 923 fr. 1 0 Κ - Α.: 195 Anm. 850 fr. 20 Κ. - Α.: 14 Anm. 57; 216 Anm. 920; 224 Anm. 959 fr. 31 K..-A.: 10 Anm. 35; 216 Anm. 921 Varro frg. Serv. georg. 1, 186: 82 Anm. 335 Xenophon Apol. 13: 149 Anm. 649