Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes: Band II: Monetäre Ökonomie. Allgemeine Volkswirtschaftslehre der Geldwirtschaft [1 ed.] 9783428404278, 9783428004270

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Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes: Band II: Monetäre Ökonomie. Allgemeine Volkswirtschaftslehre der Geldwirtschaft [1 ed.]
 9783428404278, 9783428004270

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Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes Band II Monetäre Ökonomie. Allgemeine Volkswirtschaftslehre der Geldwirtschaft

Von

Albrecht Forstmann

Duncker & Humblot . Berlin

Albrecht Forstmann / Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes

Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes von

Albrecht Forstmann

Zweiter Band

Monetäre

Ökonomie

Allgemeine Volkswirtschaftslehre der Geldwirtschaft

D U N C K E R

&

H U M B L O T

/

B E R L I N

Alle

Rechte

vorbehalten

Copyright 1955 by Duncker & Humblot, Berlin Gedruckt 1955 bei Richard Schröter, Berlin SW 29

IN MEMORIAM

JENS JESSEN

Vorwort I m ersten Bande der vorliegenden Untersuchungen über die „Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes" wurde versucht, die Grundlagen der Geldtheorie aufzuzeigen und damit eine allgemeine Theorie des Geldes i m volkswirtschaftlichen Sinne zu entwickeln. Die Aufgabe einer solchen Theorie liegt, wie i m einzelnen gezeigt wurde, darin, einmal das Wesen des Geldes u n d die Arten zu erklären, i n denen das Geld i n der wirtschaftlichen Wirklichkeit in Erscheinung t r i t t . Zum anderen wurde versucht, eine Erklärung der Bildung des Geldwertes und seiner Veränderungen zu geben. Schließlich waren auch noch die Aufgaben aufzuzeigen und zu erklären, die das Geld i n intervalutarischer Hinsicht, also als „Währung" zu erfüllen hat. Es handelte sich bei diesen Betrachtungen also zunächst einmal u m die Untersuchung eines volkswirtschaftlichen Einzelproblems — des Geldproblems; ohne bzw. ohne besondere Rücksicht auf seine Stellung i m Rahmen der allgemeinen volkswirtschaftlichen Theorie. Nun liegt aber die Aufgabe der Wirtschaftstheorie nicht allein in einer Untersuchung ihrer einzelnen Probleme und Problemkreise, sondern sie hat vielmehr darüber hinaus das N e b e n einander ihrer Einzelprobleme i n ein homogenes und geschlossenes I η einander einer einheitlichen Wirtschaftstheorie zu verwandeln. Die Notwendigkeit einer solchen Integration der Wirtschaftstheorie m i t den Theorien ihrer einzelnen Probleme zeigt sich nun bei der Geldtheorie insofern i n ganz besonderer Weise, als i n der Geldwirtschaft sämtliche Tatbestände und Vorgänge ihren Ausdruck nicht nur i n Geldbeträgen finden, sondern daß das Geld auch einen besonderen und selbständigen Einfhiß auf die Vorgänge des .güterwirtschaftlichen Ablaufes auszuüben vermag, so daß eine Geldtheorie, die das nicht berücksichtigt — und leider ist das i n nicht unerheblichem Ausmaße der Fall — bestenfalls ein Torso bleiben würde. Die Aufgabe, die der Geldtheorie i m Rahmen der allgemeinen volkswirtschaftlichen Theorie letztlich gestellt ist, liegt also darin, einen Einbau der Geldtheorie i n die allgemeine volkswirtschaftliche Theorie zu vollziehen, und zwar i n einer A r t und Weise, die auch dem Kredit, der i n theoretischer Hinsicht bisher ebenfalls ein mehr oder weniger ausgesprochen isoliertes Eigenleben geführt hat, seinen natürlichen Platz i m Rahmen der allgemeinen volkswirtschaftlichen Theorie zu verschaffen erlaubt.

Vili

Vorwort

Diese ihre eigentliche und letzte Aufgabe aber kann die Geldtheorie nur dann erfüllen, wenn zunächst einmal jene normativ bedingte Vorstellung der „Indifferenz" des Geldes aufgegeben wird, wie sie die „klassische" Nationalökonomie unterstellte, um die rein güterwirtschaftlichen Tatbestände und Vorgänge i n der Geldwirtschaft erfassen und erklären zu können. Diese „Indifferenzvorstellung" schließt einen jeden selbständigen Einfluß des Geldes auf die güterwirtschaftlichen Vorgänge bekanntlich aus. Sie berücksichtigt lediglich Veränderungen der Geldmenge, soweit sie ihren Ausdruck — der Quantitätstheorie und der unterstellten Indifferenzvorstellung entsprechend — i n proportionalen Veränderungen des Preis η i ν e a u s finden. Hingegen werden Veränderungen der r e l a t i v e n Preise und alle anderen wesentlichen durch Geldmengenänderungen bzw. den hierdurch verursachten Einfluß des Geldes auf den Wirtschaftsablauf hervorgerufenen Veränderungen hierbei nicht berücksichtigt. Eine Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie setzt daher auch zunächst einmal voraus, daß das Geld — den Verhältnissen der wirtschaftlichen Wirklichkeit entsprechend — als ein Faktor i m wirtschaftlichen Kreislaufgeschehen behandelt wird, der eine durchaus selbständige Bedeutung besitzt. Das aber bedeutet, daß — wie bereits i m ersten Bande der vorliegenden Untersuchungen gesagt wurde «— d i e V o l l e n d u n g d e r G e l d t h e o r i e e i n e „monetäre ökonomie" oder, anders ausgedrückt, eine a l l g e m e i n e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e der Geldw i r t s c h a f t sein muß. Die allgemeine und grundsätzliche Aufgabe einer „monetären Ökonomie", wie sie die folgenden Betrachtungen zu entwickeln haben, besteht also darin, den Einfluß bzw. die Einflußmöglichkeiten aufzuzeigen und zu erklären, die hinsichtlich des Geldes in bezug auf das güterwirtschaftliche Geschehen bestehen, d. h. die das Geld auf den güterwirtschaftlichen Ablauf ausübt, bzw. auszuüben vermag, wenn es nicht mehr als „indifferent" angesehen werden kann, so daß hier auch von einer Theorie des Geldeinflusses gesprochen werden kann. Dabei ist die Frage von wesentlicher Bedeutung, ob bzw. unter welchen Voraussetzungen das Geld als ein e n d o g e n e s Element des Wirtschaftskreislaufes bezeichnet werden kann, oder aber ob bzw. unter welchen Bedingungen dies nicht der Fall ist, das Geld also einen e x o g e n e n Faktor i m wirtschaftlichen Kreislaufgeschehen darstellt. Wenn nun auch eine „monetäre Ökonomie" i n erster Linie naturgemäß eine Theorie g e l d s e i t i g e r Tatbestände und Vorgänge ist, so darf darüber doch nicht vergessen werden, daß f ü r die Wirtschaft letztlich die g ü t e r w i r t s c h a f t l i c h e n Tatbestände und Vorgänge bestimmend sind, die durch das Geld zwar ausgedrückt und auch

Vorwort

IX

gestaltet werden können, die das Geld aber niemals auch zu ersetzen vermag. "Wenn also i n den folgenden Betrachtungen eine „monetäre Ökonomie" entwickelt werden soll, so kann eine solche Theorie immer nur eine Ergänzung, niemals aber auch einen Ersatz der „klassischen" Tauschwertlehre darstellen, deren Kenntnis sie daher voraussetzt. W i r dürfen infolgedessen auch niemals die Zusammenhänge und Bedingtheiten vergessen, die zwischen den güterwirtschaftlichen und den geldseitigen Tatbeständen und Vorgängen bestehen. Angesichts dieser Tatsache ist eine Behandlung der E i n z e l probleme der von der „klassischen" Nationalökonomie entwickelten Tauschwertlehre auch nur insoweit notwendig, als dies zum Verständnis der i n den folgenden Darlegungen durchzuführenden Untersuchungen erforderlich ist. Auch auf die i m ersten Bande der vorliegenden Untersuchungen angestellten Betrachtungen braucht nur insoweit zurückgegriffen zu werden, als die Frage zu prüfen ist, ob die Möglichkeit besteht, die erforderliche Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie auf der Grundlage der Geldw e s e n s l e h r e oder aber der G e l d w e r t l e h r e vorzunehmen, und welche Voraussetzungen hierbei gegebenenfalls zu beachten sind. Ä h n liches gilt auch hinsichtlich der i m ersten Bande i m einzelnen behandelten Arten des Geldes, deren Zusammenhang m i t der Problematik der „monetären Ökonomie", d. h. m i t einem seitens des Geldes auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes auszuübenden Einflusses ebenfalls zu untersuchen ist. Wenn w i r darauf hinwiesen, daß eine „monetäre Ökonomie" immer nur eine Ergänzung, niemals aber auch ein Ersatz der „klassischen" Lehre sein kann, insofern, als sie die Erkenntnisse der Tauschwertlehre voraussetzt, so gilt das auch i n anderer Hinsicht, u n d zwar aus folgenden Gründen: Bekanntlich ist die „klassische" Lehre insofern eine „statische" Theorie, als sie die der wirtschaftlichen Entwicklung immanenten „natürlichen" und langfristig zum G l e i c h g e w i c h t tendierenden Kräfte aufzeigen und erklären will. Demgegenüber sieht die neuzeitliche Wirtschaftstheorie ihre Aufgabe vor allem darin, die Vorgänge des kurzfristigen wirtschaftlichen A b l a u f e s aufzuzeigen und zu erklären, die i n g e l d s e i t i g e r Hinsicht zu untersuchen und zu klären die Aufgabe einer „monetären Ökonomie" ist. Es handelt sich hier also u m die Entwicklung einer „dynamischen" Theorie. Auch i n dieser Beziehung aber kann die „monetäre Ökonomie" — wie übrigens eine jede dynamische Theorie — die „klassische" Lehre nicht ersetzen, sondern n u r ergänzen, da eine dynamische Theorie nur dann als richtig angesehen werden kann, wenn sie die „klassische" Lehre als einen Sonderfall einschließt, ebenso, wie auch die „klassische" Physik nur ein Sonderfall der allgemeinen Relativitätstheorie ist.

χ

Vorwort

Volles Verständnis für alle i n den folgenden Betrachtungen zu untersuchenden Probleme w i r d nur dann zu erwarten sein, wenn die theoretische Behandlung, die diese Probleme i m Verlaufe ihrer Entwicklung erfahren haben, aufgezeigt wird, wenn also insbesondere ihre dogmengeschichtliche Seite (wenn auch nicht i n übertriebener, so doch i n ausreichender Weise) berücksichtigt und insbesondere der gegenwärtige Stand der Forschung aufgezeigt wird. U m die Kontinuität und Verständlichkeit der Darstellung dadurch nicht zu gefährden u n d dem Leser weiter ein übermäßiges Zurückgreifen auf Originalarbeiten zu ersparen, i h n gleichzeitig aber auch m i t den wesentlichsten Erkenntnissen früherer Forscherarbeiten vertraut zu machen, sind wichtig erscheinende Feststellungen anderer Forscher, soweit sie für das Verständnis der behandelten Fragen wesentlich erschienen, i n die Fußnoten aufgenommen worden. Das Gleiche gilt auch für solche eigenen Ausführungen, die einer näheren Erläuterung der i m Text gebrachten Darlegungen dienen. Angesichts der vielen Unklarheiten, Mißverständnisse und Irrtümer, die bei der Behandlung und den Versuchen einer Klärung der meisten i m vorliegenden Zusammenhange zu untersuchenden Probleme zu beobachten sind, und besonders mit Rücksicht darauf, daß die folgenden Ausführungen nicht n u r f ü r Fachgenossen m i t festem wissenschaftlichem Standpunkt, sondern auch für Studierende bestimmt sind, die erst i n die Probleme eingeführt werden sollen, schien es nicht nur zweckmäßig, sondern darüber hinaus erforderlich, solche Fragen, bei denen die Gefahr von Unklarheiten, Mißverständnissen u n d Irrtümern besonders besteht, nicht n u r i n möglichster Ausführlichkeit zu erklären, sondern sie i n den verschiedenen Zusammenhängen zu behandeln, i n denen sie akut werden können; — selbst auf die Gefahr hin, daß sich, hierbei gewisse Wiederholungen nicht vermeiden lassen. W i r vermögen hierin allerdings keinen Nachteil zu sehen; denn gerade bei den i n den folgenden Untersuchungen zu behandelnden Problemen scheint das Goethe wort: „ D u mußt es dreimal sagen!" nicht immer nur für Studierende zu gelten. M i t Rücksicht auf den Umfang des vorliegenden Buches wurde besonderer Wert auf ein ausführliches Sachverzeichnis gelegt. Dies hat nicht nur die Aufgabe, dem Leser das Wiederauffinden bestimmter ihn interessierender Stellen zu erleichtern, sondern es soll auch demjenigen, der sich nur für bestimmte Einzelfragen interessiert, eine schnelle Orientierung ermöglichen. Dadurch erhält das vorliegende Buch über seinen eigentlichen Charakter hinaus den Vorteil eines Nachschlagewerkes.

Vorwort

XI

Für die sorgfältige und verständnisvolle Anfertigung dieses Sachverzeichnisses ebenso wie des Namenverzeichnisses und schließlich auch für die Unterstützung beim Lesen der Korrekturen danke ich meiner Frau Dr. Liselotte Forstmann. Abschließend darf ich noch folgendes sagen: t Der erste Band des vorliegenden Werkes ist iin ständiger Fühlungnahme m i t Jens Jessen entstanden. Jens Jessen w a r es auch, der m i r nach meiner Entlassung aus mehrjähriger Haft i m Konzentrationslager wieder die Möglichkeit zu wissenschaftlicher Arbeit und insbesondere auch den Zugang zu der hierzu erforderlichen Literatur verschafft hat. Ich halte es daher für eine selbstverständliche Dankespflicht, den vorliegenden zweiten Band der „Volkswirtschaftliche Theorie des Geldes" dem Andenken dieses aufrechten Mannes zu widmen, der in Verfolg der Vorgänge des 20. J u l i 1944 sein Leben für Volk und Vaterland lassen mußte. Berlin, i m A p r i l 1955. Albrecht Forstmann

Inhalt Widmung

V

Vorwort

VII

Inihaltsverzeichnis

XIII

Abkürzungen

XIX

Erstes Kapitel; Die Problematik der monetären Ökonomie I. Allgemeines I I . Geldtheorie u n d allgemeine volkswirtschaftliche A. Allgemeines B. Geldwesenslehre u n d Geldeinfluß

1 Theorie

C. Geldwertlehre u n d Geldeinfluß I I I . Die Aufgaben einer monetären Ökonomie

9 10 25 42

Zweites Kapitel: Die Grundlagen einer monetären Ökonomie I. Allgemeines

58

I I . Das Wesen der Geldwirtschaft A. Allgemeines

65

B. Geldwirtschaft u n d naturale Tauschwirtschaft

67

C. Das Geld als Faktor des Wiirtschaftskreislaufes 1. Allgemeines 2. Das Geld als endogener Faktor i m Wirtschaftskreislauf 3. Das Geld als exogener Faktor i m Wirtschaftskreislauf D. Wesen u n d Charakter des Geldeinflusses

80 83 89 95

I I I . Statik, D y n a m i k u n d Geldeinfluß

101

I V . Die güterwirtschaftlicheni u n d die geldseitigen Zusammenhänge u n d Bedingtheiten A. Allgemeines B. Die S t r u k t u r der W i r k f o r m e n von Geld u n d K a p i t a l . . . . C. Die D y n a m i k der W i r k f o r m e n von Geld u n d K a p i t a l D. Wesen u n d Bedeutung der güterwirtschaftlichen u n d geldseitigen Zusammenhänge u n d Bedingtheiten

126 132 163 191

V. Geldeinfluß u n d Geldschöpfung A . Allgemeines

195

B. Geldbedarf u n d Geldversorgung

198

XIV

Inhaltsverzeichnis C. Geldschöpfung u n d Geldarten 1. Allgemeines 2. Geldeinfluß u n d Geldarten a) Das „Warengeld" b) Das „ K r e d i t g e l d " c) Das „autonome" Geld 3. Geldschöpfung u n d Geldmenge D. Geldeinfluß u n d Geldnachfrage

215 217 227 267 280 285

V I . Möglichkeiten u n d Grenzen des Geldeinflusses A. Allgemeines

297

B. Geldeinfluß u n d Bevölkerungsumfang 1. Allgemeines 2. A r t und Umfang von Veränderungen i m wirtschaftlichen Ablaufe a) Allgemeines b) Voraussetzungen u n d Grenzen einer expansiven w i r t schaftlichen E n t w i c k l u n g c) Voraussetzungen u n d Grenzen einer k o n t r a k t i v e n w i r t schaftlichen E n t w i c k l u n g 3. Bevölkerungsdynamik u n d Zins C. Geldeinfluß u n d Produktionsstruktur 1. Allgemeines 2. Die Verfügbarkeit über die Produktionsfaktoren 3. Der Geldeinfluß u n d die Grenzergiebigkeiten der Produktionsfaktkoren

302

303 304 309 313 319 322 334

Drittes Kapitel: Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse I. Allgemeines I I . Die Einkommenstheorie monetären Ökonomie A . Allgemeines

343 des Geldwertes

als

Grundlage

der 347

B. Die Einkommenstheorie des Geldwertes als Grundlage der Theorie des Geldeinflusses ex post C. Die Einkommenst'heorie des Geldwertes als Grundlage der Theorie des Geldeinflusses ex ante I I I . Einkommensentstehung u n d

350 357

Einkommensverwendung

A. Allgemeines

362

B. Die Entstehung des Einkommens 1. Allgemeines 2. Einkommensentstehung u n d Kostenarten 3. Die Entlohnung der Produktionsfaktoren

366 368 372

C. Die Verwendung des Einkommens 1. Allgemeines 2. Die MikroÖkonomik der Einkommensverwendung 3. Die MakroÖkonomik der Einkommens Verwendung

382 383 391

Inhaltsverzeichnis

XV

I V . Ersparnis u n d Investition A. Allgemeines

399

B. Die Ersparnis 1. Allgemeines 2. Die „ f r e i w i l l i g e n " Ersparnisse 3. Die „erzwungene" Ersparnis

403 403 418

C. Die Investition 1. Allgemeines 2. Die „gelungene" Investition 3. Die „mißlungene" Investition

432 434 444

V. Die Theorie des Geldeinflusses ex post Α. Allgemeines Β. Das Gleichgewicht ex post 1. Allgemeines 2. Die Bedingungen des Gleichgewichtes 9) Allgemeines b) Die allgemeinen Gleichgewichtsbedingungen c) Die A r t e n des Gleichgewichts α) Allgemeines ß) Das „geldtheoretische" Gleichgewicht γ) Das „kreislauftheoretische" Gleichgewicht 3. Gleichgewicht, Geldwert u n d allgemeine technische Produktivität C. Wirkungen u n d A r t e n des Geldeinflusses 1. Allgemeines 2. Die Wirkungen des Geldeinflusses a) Allgemeines b) Geldeinfluß, Ersparnis u n d Investition c) Diè Erzeugungsstruktur u n d ihre D y n a m i k α) Allgemeines ß) Die Wirkungen von Veränderungen i m Umfange der relevanten Erzeugungsarten γ) Geldeinfluß u n d Erzeugungsstruktur 3. Die A r t e n des Geldeinflusses a) Allgemeines b) Inflatorische Geldeinflüsse c) Deflatorische Geldeinflüsse

457 459 461 462 467 468 473 475 480 481 482 494 496 504 511 512 519

V I . Die Theorie des Geldeinflusses ex ante A. Allgemeines B. Das Gleichgewicht ex ante 1. Allgemeines 2. Die Bedingungen des Gleichgewichtes a) Allgemeines b) Die allgemeinen Bedingungen des Gleichgewichtes c) Die A r t e n des Gleichgewichtes α) Allgemeines

527 531 532 534 549

Inhaltsverzeichnis

XVI

β) Das „geldtheoretische" Gleichgewicht y) Das „kreislauftheoretische" Gleichgewicht d) Die Wahrung des Gleichgewichtes α) Allgemeines ß) Die Wahrung des „geldtheoretischen" Gleichgewichtes y) Die Wahrung des „kreislauftheoretischen" Gleichgewichtes C. Die Ursachen des Geldeinflusses 1. Allgemeines 2. Die allgemeinen Ursachen des Geldeinflusses 3. Geldeinfluß u n d Geschäftskreislauf a) Allgemeines b) Die Ursachen von Veränderungen i m Umfange der Realinvestierungen c) Die Ursachen von Veränderungen i m Umfange der Verbrauchsgütererzeugung d) Die Ursachen von Veränderungen i m Umfange der Läger 4. Geldeinfluß u n d Einkommenskreislauf a) Allgemeines b) Die Ursachen des „Investierens" der Ersparnisse . . . . c) Die Ursache des „Hortens" der Ersparnisse V I I . Geldeinfluß u n d K o n j u n k t u r A . Allgemeines B. Der k o n j u n k t u r e l l e Aufschwung C Der k o n j u n k t u r e l l e Abschwung

55o 567 572 574 582 589 591 602 604 609 613 616 619 623 629 642 666

Viertes Kapitel: Die Theorie exogen bedingter Geldeinflüsse I. Allgemeines

091

I I . Die Theorie der Inflation A. Allgemeines

696

B. Wesen u n d Ursachen der Inflation

700

C. Die A r t e n der I n f l a t i o n 1. Allgemeines 2. Die „ v i r u l e n t e " Inflation 3. Die „avirulente" Inflation a) Allgemeines b) Die „potentielle" Inflation c) Die „latente" Inflation D. Staatliche Defizitausgaben zur Wirtschaftsförderung E. Die Wirkungen der Inflation 1. Allgemeines 2. Die Wirkungen der Inflation auf die Einkommen a) Allgemeines b) Die W i r k u n g e n der Inflation auf die Unternehmereinkommen

712 714 724 726 733 739 749 752 754

Inhaltsverzeichnis c) Die Wirkungen der Inflation auf die Nichtunternehmereinkommen 3. Die W i r k u n g e n einer Inflation auf die Vermögeft

XVII

760 764

I I I . Die Theorie der Deflation A. Allgemeines B. Wesen u n d Ursachen der Deflation

771

1. Allgemeines 2. Das Wesen der Deflation

776 777

3. Die Ursachen der Deflation a) Allgemeines b) Die geldseitige Bedingtheit der Deflation c) Die güterwirtschaftliche Bedingtheit einer Deflation . .

781 782 791

C. Vermeidung u n d Beseitigung einer Deflation D. Eine „allgemeine" Theorie der Deflation E. Die Wirkungen der Deflation 1. Allgemeines 2. Die Wirkungen der Deflation auf die Einkommen a) Allgemeines b) Die Wirkungen der Deflation auf die Unternehmereinkommen c) Die Wirkungen der Deflation auf die Nichtunternehmereinkommen 3. Die Wirkungen der Deflation auf die Vermögen

801 804 812 813 814 820 826

Schlußbemerkungen

835

Schrifttum

863

Namenverzeichnis

899

Sachverzeichnis

907

Abkürzungen I. Z e i t s c h r i f t e n A.E.R. AfmWuSF AfSw. B. Β. A . Br.Ann. B.W. Ch.E.B. Dtsch.Vwsch. Eca. Ecm. Edb.Rev. E. J. Fin.Arch. Int.Lab.Rev. Int.Rdsch.d.Arb. JASTA JbfNuSt. JbfSw. JoF. JPE. JRStS Mag.d.Wtsch. MthLLab.Rev. Nat.0k.Tidskr. PASTA. PEST. Q.J. REStat. REStud. REP Schm.Jb. Soc.Res. SZfVSt. W.A. W.D. WIfK. W.K.

American Economic Review A r c h i v f ü r mathematische Wirtschafts- u n d Sozialforschung Archiv f ü r Sozialwissenschaft u n d Sozialpolitik Die B a n k Bank Archiv A n n a l e n f ü r soziale P o l i t i k u n d Gesetzgebung (Brauns Annalen) Bankwirtschaft The Chase Economic B u l l e t i n (Chase National Bank) Die deutsche Volkswirtschaft Economica Econometrica E d i n b u r g h Review Economic Journal Finanzarchiv International Labour Review Internationale Rundschau der A r b e i t Journal of the American Statistical Association Jahrbücher f ü r Nationalökonomie und Statistik Jahrbuch f ü r Sozialwissenschaft Journal of Finance Journal of Political Economy Journal of the Royal Statistical Association Magazin der Wirtschaft M o n t h l y Labour Review Nationalokonomisk T i d s k r i f t Proceedings of the American Statistical Association Postwar Economic Studies The Quarterly Journal of Economics Review* of Economic Statistics Review of Economic Studies Révue d'économie politique Schmollers Jahrbuch f ü r Gesetzgebung, V e r w a l t u n g u n d Volkswirtschaft Social Research Schweizerische Zeitschrift f ü r Volkswirtschaft u n d Statistik Weltwirtschaftliches A r c h i v Wirtschaftsdienst Wochenberichte des Instituts f ü r Konjunkturforschung Die Wirtschaftskurve

Abkürzungen WW. ZfdgKw. ZfdgStw. ZfOek. ZfN. ZfSw. ZfVwSpVw

Wirtschaftswissenschaft Zeitschrift f ü r das gesamte Kreditwesen Zeitschrift f ü r die gesamte Staatswissenschaft Zeitschrift f ü r Ökonometrie Zeitschrift f ü r Nationalökonomie Zeitschrift f ü r Sozialwissenschaft Zeitschrift f ü r Volkswirtschaft, Sozialpolitik u n d Verwaltung

II. S a m m e l w e r k e A m o n n Festschr.

Btrge.z.Gth. Brt.Festschr.

DgfSch.Festschr.

CED. ptsch.Gp. EEHAH EEHGC EEHWCM EFE. EHIF. Fin.Am.Prosp.

Gerloff Festschr.

GdS. Hwb.d.Fin.W. Hwb.d.Stw. Jahn Festschr. Konv.d.W. KuK.

χιχ

usw.

Wirtschaftstheorie u n d Wirtschaftspolitik, Festschrift f ü r A l f r e d Amonn, hrsg. v. V. F. Wagner u n d F. M a r bach, Bern 1953 Beiträge zur Geldtheorie, hrsg. v. F. A . H a y e k , Wien 1933 Die deutsche Wirtschaftswissenschaft nach dem Kriege, Festgabe f ü r L u j o Brentano z u m 80. Geburtstag. 2 Bde. München u n d Leipzig 1925 Lagler Messner: Wirtschaftliche E n t w i c k l u n g u n d soziale Ordnung, Ferdinand Degenfeld-Schonburg z u m 70. Geburtstag gewidmet. W i e n 1952 Veröffentlichungen des Commettee for Economic Development Deutsche Geldpolitik, Schriften der Akademie f ü r D e u t sches Recht, hrsg. v. H . F r a n k , B e r l i n 1941 Economic Essays i n Honour of A l v i n Hansen, New Y o r k 1948 Economic Essays i n Honour of Gustav Cassel, London 1933 Economic Essays i n Honour of Wesely Clair Mitchell, N e w Y o r k 1935 The Economics of F u l l Employment, Oxford 1944 Essays i n Honour of I r v i n g Fisher, N e w Y o r k 1937 Financing American Prosperity. A Symposium of Economists, ed. by P. T. Η ο m a η and F. M a c h l u p , New Y o r k 1945 Beiträge zur Geld- u n d Finanztheorie, Festschrift a n läßlich des 70. Geburtstages v o n W. Gerloff, hrsg. v. F . N e u m a n n u n d H. S a u e r m a n n , Tübingen 1951 Grundriß der Sozialwissenschaft, Tübingen Handwörterbuch der Finanzwissenschaft, hrsg. v. W. G e r l o f f u n d F. M e i s e 1. 3 Bde. Tübingen Handwörterbuch der Staatswissenschaft, Jena Festgabe f ü r Georg Jahn zur Vollendung seines 70. L e bensjahres, hrsg. v. K . Muhs, B e r l i n 1955 Die K o n v e r t i b i l i t ä t der europäischen Währungen, hrsg. ν. Α. H u η ο 1 d , Erlenbach-Zürich und Stuttgart 1954 K a p i t a l u n d Kapitalismus, hrsg. ν. B. H a r m s , B e r l i n 1931

XX Mayer Festschr.

MFE N.Econ. Schmoller Festschr.

Sch.V.F.Sp. Spiethoff Festschr.

Stw.d.Vw. Surv.Cont.Ec. V.I.P. Wb.d.Vw. Weber Festschr. Wth.d.Ggw.

Abkürzungen Neue Beiträge zur Wirtschaftstheorie, Festschrift anläßlich des 70. Geburtstages v o n Hans Mayer, hrsg. v. A . Mahr, W i e n 1949 National a n d International Measurement for F u l l Employment, L a k e Success 1949 The N e w Economics. Keynes' Influence on Theory and Public Policy, ed. by S. E. H a r r i e s , N e w Y o r k 1947 Die E n t w i c k l u n g der deutschen Volkswirtschaftslehre i m neunzehnten Jahrhundert. Festschrift f ü r Gustav Schmoller zur 70. Wiederkehr seines Geburtstages 24. J u n i 1908. 2 Bde. Leipzig 1908 Schriften des Vereins f ü r Sozialpolitik, M ü n c h e n u n d Leipzig. (NF. Berlin) Der Stand u n d die nächste Z u k u n f t der K o n j u n k t u r forschung. Festschrift f ü r A r t h u r Spiethoff. München 1933 S t r u k t u r w a n d l u n g e n der deutschen Volkswirtschaft, hrsg. v. B. H a r m s . 2 Bde. B e r l i n 1928 A Survey of Contemporary Economics, ed. by H. S. E l l i s , Philadelphia and Toronto 1948 Vollbeschäftigung, Inflation, Planwirtschaft, hrsg. v. H. H u n o I d , Erlenbach-Zürich 1951 Wörterbuch der Volkswirtschaft, Jena Wirtschaftstheorie u n d Wirtschaftspolitik, Festgabe f ü r A d o l f Weber zum 75. Geburtstage, B e r l i n 1951 Wirtschaftstheorie der Gegenwart, hrsg. v. H. M a y e r . 4 Bde. W i e n

Erstes

Kapitel

Die Problematik der monetären Ökonomie I. Allgemeines Die „klassische" Nationalökonomie sah bekanntlich i m Gelde ein nur dienendes Element des wirtschaftlichen Kreislaufgeschehens, dessen Aufgabe lediglich darin bestand, die güterwirtschaftlichen Vorgänge quantitativ zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei aber selbst irgendeinen Einfluß auf sie zu gewinnen 1 . Die Unrichtigkeit dieser Ansicht sowie die Tatsache, daß das Geld ein durchaus selbständiges Element des Wirtschaftskreislaufes sein kann und als solches auch einen nachhaltigen Einfluß auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes auszuüben vermag, wurde aber inzwischen immer mehr erkannt 2 . Z u einer Lösung der m i t dieser Erkenntnis weiter zusammenhängenden Fragen — oder doch zumindest zu einer einigermaßen befriedigenden Klärung — konnte man jedoch i m allgemeinen nicht kommen. Der Grund hierfür ist w o h l i m wesentlichen darin zu sehen, daß eine solche Lösung nicht i m Rahmen der Geldtheorie allein, sondern nur i n unmittelbarem Zusammenhange von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie möglich ist, so daß das Ergebnis eine „monetäre Ökonomie", zwar nicht als Ersatz, w o h l aber als Ergänzung der „klassischen" Lehre, ist. 1 Besonders charakteristisch scheinen hier die bekannten Feststellungen v o n J. St. Mill (Grundsätze der politischen Ökonomie, dtsch v. A. Soetbeer, Bd. 2, Leipzig 1885, S. 158), daß es „ f ü r die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gesellschaft nichts Unwesentlicheres geben [kann] als das Geld, außer i n seinem Charakter als E i n r i c h t u n g zur Ersparung von Zeit u n d A r b e i t . . . Die Verhältnisse der Waren zueinander werden durch das Geld gar n i c h t geändert, was allein neu hinzukommt ist i h r Verhältnis z u m Geld selbst, n ä m lich f ü r w i e v i e l oder w i e w e n i g Geld sie sich austauschen lassen — m i t anderen Worten, w i e der Tauschwert des Geldes selbst bestimmt w i r d " . 2 So f ü h r t beispielsweise W. Euchen (Kapitaltheoretische Untersuchungen, Jena 1934, S. 159) aus: „ D a die meisten Klassiker dem Gelde n u r die Rolle eines Trabanten zubilligten, der sich nach den Bewegungen der Güter r i c h tet, hielten sie eine Frage i m wesentlichen f ü r erledigt, w e n n sie f ü r die Naturalwirtschaft geklärt war. W i r wissen heute, daß das Geld k e i n T r a bant ist u n d daß es die Hergänge i n dier G ü t e r w e l t sehr stark zu beeinflussen vermag." Wie A. C. Pigou (The V e i l of Money, London 1949, pg. 26) meint, ist „das Geld, so möchten w i r sagen, ein Schlüssel, m i t dessen H i l f e produktive K r ä f t e befreit werden können, die sonst eingeschlossen bleiben würden".

1

Forstmann, Theorie des Geldes. II

Die

be

er monetären Ökonomie

Es scheint daher auch nicht verwunderlich, daß die Geldtheorie — neben der Lehre vom Kredit — w o h l derjenige Teil der Nationalökonomie war (und zu einem großen Teile heute noch ist), der ein mehr oder weniger ausgesprochenes Eigenleben a u ß e r h a l b der allgemeinen volkswirtschaftlichen Theorie geführt hat bzw. heute noch führt. Das scheint vor allem die Folge des Zustandes der „herrschenden" Geldtheorie und insbesondere der „herrschenden" Geldw e r t lehre zu sein. Gerade diese steht auch dort der erforderlichen Verbindung zwischen Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie hindernd i m Wege, wo man die grundsätzliche Notwendigkeit einer solchen Verbindung erkannt hat und sich u m ihre Realisierung bemüht. Es ist daher zweifellos verständlich — wenn vielleicht auch etwas übertrieben —, daß man vielfach auf Grund der gewonnenen Erfahrungen eine allgemeine Abwendung der Geldtheorie von der sie mehr oder weniger ausgesprochen beherrschenden Geld w e r t lehre fordert 3 . Allgemein läßt sich hinsichtlich der herrschenden Geldlehre grundsätzlich folgendes sagen: Man unterscheidet i m Rahmen der Geldtheorie i m allgemeinen — einem Vorsdilage S. P. Altmanns folgend 4 — zwei grundsätzliche Problemkreise, und zwar einmal das „qualitativ-statisdie" und zum anderen das „quantitativ-dynamische" Geldproblem. Während sich der erstgenannte Problemikreis — soweit man den Ausführungen A l t manns folgt — m i t der Erklärung des Wesens des Geldes und der Begründimg seines Wertes beschäftigt, so daß man hier zweckmäßigerweise von einer Geld w e s e η s lehre 5 sprechen kann®, sieht man die Aufgabe des zweitgenannten Problemkreises i n der Erklärung der Bildung des Geldwertes und seiner Veränderungen; man spricht daher hier allgemein von einer Geld w e r t lehre. Wenn n u n auch diese A r t der Einteilung die a l l g e m e i n e n Probleme der Geldtheorie i m wesentlichen zu erfassen gestattet, so liegt hier 1 doch insofern eine gewisse Enge der Problemstellung vor, als man 3 So m e i n t F. A . Hayek (Geldtheorie u n d Konjunkturtheorie, W i e n und Leipzig 1928, S. 71) n i c h t zu Unrecht: „ D i e wichtigste Aufgabe der Geldtheorie scheint m i r gegenwärtig i h r e Emanzipation von der sie heute fast ausschließlich erfüllenden Geld w e r t theorie zu sein." 4 Vgl. hierzu S. P. Altmann: Z u r deutschen Geldlehre des 19. Jahrhunderts, in: Schmoller-Festschrift, I. Teil, Leipzig 1908. 5 Diese Bezeichnung w i r d daher durchaus zutreffend von G. Stavenhagen (Geschichte der Wirtschaftstheorien, Göttingen 1951, S. 184 ff.) zur K e n n zeichnung dieses Problemkreises benutzt. β Allerdings k a n n die Geld w e s e n s lehre nicht auf diesen Problemkreis beschränkt bleiben, sondern sie muß darüber hinaus auch, eine E r k l ä r u n g der prinzipiell-genetisch bestimmten A r t e n des Geldes geben. Vgl. hierzu auch A . Forstmann: Z u r Frage einer Erneuerung der Geldtheorie, Fîn.Arch., NF. Bd. 14, 1953, S. 302 ff.

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i m Rahmen dieser Betrachtungsweise gerade jene wesentliche Problematik nicht zu erfassen vermag, die ihren Ausdruck i n der Notwendigkeit einer Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie findet. Insbesondere fehlt der Geld w e r t lehre jene klare Ausrichtung auf das Wesentliche, die notwendig ist, um die Geldtheorie als ein homogenes Element der volkswirtschaftlichen Theorie i n diese einzubauen und damit auch die Grundlage einer monetären Ökonomie zu geben, deren wesentlicher Inhalt i n der Erklärung des Einflusses zu liegen hat, den das Geld auf das güterwirtschaftliche Geschehen auszuüben vermag. Der Grund dieser mangelnden Eignung der Geldwertlehre liegt i m wesentlichen i n der beherrschenden Stellung der Quantitätstheorie. Es ist daher eine der dringendsten Aufgaben der Geldtheorie, die Quantitätstheorie durch eine Geldwertlehre zu ersetzen, die nicht — wie die Quantitätstheorie — nur auf den bestenfalls symptomatisch bedeutsamen Größen des reinen ZaWungsmechanismus aufbaut, sondern die sich bei ihrer Erklärung der Bildimg des Geldwertes und seiner Veränderungen auf jene Faktoren stützt, die hierfür k a u s a l bestimmend sind. Es scheint eine gewisse Tragik darin zu liegen, daß wissenschaftliche Probleme — und das gilt nicht nur für die W i r t s c h a f t s Wissenschaft, sondern nicht minder auch für andere Wissenschaftskategorien und insbesondere f ü r solche, die sich mit praktischen Fragen beschäftigen — erst dann allgemeine Beachtung finden, wenn sie gewissermaßen „ i n der L u f t liegen", d. h. wenn das Geschehen der Wirklichkeit dazu zwingt, sich m i t ihnen auseinanderzusetzen. Daraus ergibt sich die Tatsache, daß man auch der Lösung ganz bedeutsamer Probleme keine — oder doch keine ausreichende — Beachtung schenkt, solange nicht die Ereignisse des täglichen Lebens eine solche Beachtung erzwingen. Das mag zum Teil daran liegen, daß vielfach die notwendige logische Verbindung zwischen dem bestehenden Erkenntnisstand und jenem Erkenntnisstand fehlt, der den neugewonnenen, aber nicht „aktuellen" Erkenntnissen entspricht. I n dem hier besonders interessierenden Falle war dieser Tatbestand insofern realisiert, als bereits K . Wicksell zu einer,' wenn auch nicht vollständigen, so doch recht weitgehenden Lösung der i m vorliegenden Zusammenhange relevanten Probleme — insbesondere auch hinsichtlich einer Integration der Geldtheorie mit der allgemeinen volkswirtschaftlichen Theorie (unter Einschluß des Kreditproblems) — gekommen war, oder doch zumindest den Weg zu ihrer Klärung aufgezeigt hatte. Bei seinen Untersuchungen ging Wicksell von der Tatsache aus, daß, wenn der Preis eines Gutes steigt, die Ursache hierzu entweder 1·

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i n einer Steigerung der Nachfrage nach oder aber i n einem Sinken des Angebotes an diesem Gute zu suchen sei, bzw. darin, daß Veränderungen dieser A r t e r w a r t e t werden. Die Folge sei dann ein neues Gleichgewicht bei einem höheren Preis. Hieraus folgerte Wicksell, daß die grundsätzlich gleichen Gesichtspunkte auch hinsichtlich der G e s a m t h e i t a l l e r W a r e n p r e i s e gelten müßten. Eine a l l g e m e i n e Preissteigerung müßte daher immer dann eintreten, wenn die Nachfrage nach a l l e n Gütern steigen oder aber das Angebot an a l l e n Gütern sinken würde, bzw. wenn Veränderungen der angegebenen A r t erwartet würden 7 . I n dieser Annahme sieht Wicksell zwar zunächst ein Paradoxon insofern, als nach dem von J. B. Say entwickelten Theorem ein jedes Angebot eines Gutes gleichzeitig eine Nachfrage nach einem anderen Gute darstellt und umgekehrt. Wicksell erkennt nun an, daß diese Annahme auch i n der Geldwirtschaft hinsichtlich der Entwicklung im l a n g f r i s t i g e n wirtschaftlichen Ablaufe zutreffend sei, stellt aber fest, daß i m k u r z f r i s t i g e n wirtschaftlichen Ablaufe, u m den es sich bei seinen Betrachtungen i n erster L i n i e handelt, Abweichungen durchaus möglich und auch wahrscheinlich seien. Diese müßten daher i n ihren inneren Zusammenhängen und Bedingtheiten k l a r erkannt und erklärt werden 8 . U m i n diesen Fragen zu einer Lösung kommen zu können, bemühte sich Wicksell, durch den „Versuch einer rationellen Theorie" die „Mängel der Quantitätstheorie" u n d ihrer rein symptomatischen Ausrichtung aufzuzeigen und zu überwinden 9 . Dabei (denkt er zunächst noch lediglich an eine Geld w e r t lehre, von der er verlangt, daß eine solche Lehre, „die diesen Namen verdienen soll . . ., imstande sein [muß], nachzuweisen, wie und aus welchem Grunde die monetäre oder pekuniäre Nachfrage nach Waren unter gegebenen Umständen das Warenangebot übersteigen oder, umgekehrt, darunter bleiben w i r d " 1 0 . Wenn Wicksell seine Untersuchungen nicht zu einem vollständigen Abschluß, und zwar nicht n u r nicht zu einer abgeschlossenen Geld w e r t lehre, sondern auch nicht zu einer vollständig befriedigen7 Vgl. hierzu K . Wicksell: Geldzins u n d Güterpreise, Jena 1898; siehe weiter auch derselbe: Geld u n d K r e d i t , dtsch. v. M . Langfeldt, 2. Aufl., Jena 1928. 8 W i e K . Wicksell (Geld u n d K r e d i t , a.a.O., S. 181) ausführt, hat m a n „sich daran gewöhnt, m i t J. B. Say die Waren selber als gegenseitig die Nachfrage nacheinander konstituierend u n d begrenzend zu betrachten. Das sind sie auch i n l e t z t e r H a n d , aber hier handelt es sich umgekehrt gerade u m das, was i n e r s t e r H a n d geschieht, nämlich u m das Zwischenglied i n dem definit i v e n Austausch einer Ware gegen eine andere, welche v o n der Nachfrage des Geldes nach Waren u n d dem Angebot der Waren gegen Geld gebildet wird". 9 Siehe ebenda, S. 180. 10 Ebenda, S. 181.

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den Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie bringen konnte, so lag dies vor allem daran, daß er einmal die „herrschende" Geldwertlehre, die Quantitätstheorie, — trotz Erkenntnis mancher ihrer Mängel — nicht vollständig zu überwinden vermochte. Zum anderen hat es seinen Grund darin, daß seiner Theorie noch wesentliche Bestandteile fehlten, die notwendig sind, u m die hier gestellten Aufgaben restlos und damit befriedigend lösen zu können. Zwar k a m Wicksell i n seinen Untersuchungen zu einer Integration der Geldtheorie m i t der Theorie des Kapitalzinses, indem er die U r s a c h e n eines Geldeinflusses zu erklären versuchte 11 ; wenn auch diese noch gewisse Mängel zeigte, auf die später noch einzugehen sein wird. Aber das Fehlen einer befriedigenden Geld w e r t lehre verhinderte eine Erklärung der W i r k u n g e n eines Geldeinflusses und damit auch die zu einem vollständigen Einbau der Geldtheorie i n die allgemeine volkswirtschaftliche Theorie erforderliche Integration der Geldtheorie m i t der Theorie der relativen Preise. Daran vermag auch die Tatsache nichts zu ändern, daß Wicksell die hier relevanten Faktoren bereits angedeutet hatte; sie wurden erst später durch seinen Schüler E. Lindahl bei entsprechenden geldwerttheoretischen Betrachtungen zur Anwendung gebracht 12 . Es sei i n 'diesem Zusammenhange noch bemerkt, daß wesentliche Grundlagen einer befriedigenden Geldwertlehre bereits lange vor den Untersuchungen Lindahls von Ο. v. Zwiedineck gelegt wurden 1 3 . Trotz der großen Bedeutung, die den Wicksellschen Untersuchungen (auch unter Berücksichtigimg ihrer Unvollständigkeit) zweifellos zukommt, blieben sie lange Zeit völlig unbeachtet 14 , w e i l sie zur Zeit ihrer Veröffentlichung nicht „aktuell" waren, w e i l sie aber ebenso das durch die historische Schule degenerierte Erkenntnisniveau weit überschritten. 11 Das zeigt auch die Tatsache, daß Wicksell seinen Untersuchungen über „Geldzins u n d Güterpreise" (a.a.O.) den U n t e r t i t e l gab: „Eine Studie über die den Tauschwert des Geldes bestimmenden Ursachen." 12 Vgl. hierzu E. Lindahl: Penningpolitikens mài, L u n d 1929; derselbe: Penningpolitikens medel, L u n d 1930; siehe hierzu a u d i G. Mackenroth: Ziele und Wege der Geldpolitik, W. Α., Bd. 35, 1932; siehe weiter E. Lindahl: Studies i n the Theory of Money a n d Capital, London 1939; siehe hierzu auch E. Preiser : Dynamische Wirtschaftstheorie, Bemerkungen zu Eric Lindahls „Studien zur Geld- u n d Kapitaltheorie", Jb. f. N. u. St., Bd. 155, 1942. 13 Siehe hierzu O. v. Zwiedineck: Die Einkomlmensgestaltung als Geldwertbestimmungsgrund, Schm. Jb. B d 33, 1909. 14 Wïe G. Myrdal (Der Gleichgewichtsbegriff als Instrument der geldtheoretischen Analyse, i n : Beiträge zur Geldtheorie, hrsg. v. F. A . Hayek , Wien 1933, S. 370) i n diesem Zusammenhange bemerkt, ist „die ältere deutschsprachige L i t e r a t u r . . . nahezu chemisch frei von derartigen Gedankengängen. Wicksells ältere deutsche Publikationen w a r e n auch i n Deutschland fast unbemerkt geblieben. E i n bezeichnendes Beispiel ist Helfferichs großes Werk ,Das Geld', eine Arbeit, der Wicksell selbst

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E r s t n a c h d e m nach d e m e r s t e n W e l t k r i e g e das G e l d p r o b l e m (insbesondere i m Z u s a m m e n h a n g e m i t d e n a l l g e m e i n e n v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n P r o b l e m e n ) i n d e n V o r d e r g r u n d des Interesses t r a t , w u r d e die Wissenschaft v o r a l l e m aus p r a k t i s c h e n G r ü n d e n g e z w u n g e n , sich e i n g e h e n d m i t d e n h i e r r e l e v a n t e n F r a g e n auseinanderzusetzen, d e n e n sie so l a n g e i h r e A u f m e r k s a m k e i t v e r s a g t h a t t e . A b e r auch das g e n ü g t e noch n i c h t , die B e d e u t u n g d e r Wicksellschen U n t e r s u c h u n g e n z u e r k e n n e n , d i e erst d u r c h d i e V e r ö f f e n t l i c h u n g e n v o n K e y n e s 1 5 , d e r sich ganz a u f W i c k s e l l s t ü t z t 1 6 , w e i t e r e n wissenschaftlichen K r e i s e n bewußt wurde. D i e s i c h aus d e n a n g e g e b e n e n p r a k t i s c h e n N o t w e n d i g k e i t e n ergebenden U n t e r s u c h u n g e n f ü h r t e n d a n n z u d e r E r k e n n t n i s d e r h i e r z u l ö s e n d e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n A u f g a b e n , g l e i c h v i e l , ob m a n m i t G. M y r d a l d e n E i n b a u d e r G e l d t h e o r i e i n d i e a l l g e m e i n e P r e i s seiner Zeit einen gewissen W e r t beimaß, obwohl er ihren Mangel an w i r k l i c h zentralen theoretischen Fragestellungen hervorhob. M i t einer v e r ständlichen Wehmut bemerkt Wicksell i n seiner ausgezeichneten Besprechung des Buches i n der Ekonomisk Tidskrift, daß Helfferich auf seiner 58 Seiten starken Bibliographie über die Geldliteratur Wicksells ,Geldzins u n d Güterpreise' ganz übersehen hatte, während er m i t deutscher G r ü n d lichkeit alle mögliche u n d unmögliche M a k u l a t u r registriert hatte." A u c h die englischen Nationalökonomen haben sich — w i e Myrdal (ebenda) weiter ausführt — „ n u r sehr langsam zu der Fragestellung Wicksells durchgerungen. Nicht n u r Marshall, sondern auch Pigou u n d Hawtrey scheinen m i t Wicksells A r b e i t e n n i c h t w i r k l i c h vertraut zu sein. D. H. Robertsons kleine bedeutsame Arbeit, B a n k i n g Policy and the Price Level' enthält zwar viele der neuen Gedanken, aber auch er hat offenbar keine gründliche K e n n t n i s von dem I n h a l t der geldtheoretischen A r b e i t e n Wicksells u n d derjenigen seiner Schüler u n d ist daher unnötigerweise gezwungen gewesen, f ü r sich selbst zu denken". 15 Vgl. hierzu J. M. Keynes ; V o m Gelde, dtsch. v. C. Krämer, München u n d Leipzig 1932. 16 Wie G. Myrdal (a.a.O., S. 370) meint, ist „J. M. Keynes 1 neue brillante, w e n n auch nicht i m m e r theoretisch klare A r b e i t ,A Treatise on Money' . . . v o l l k o m m e n durchdrungen v o n Wicksellschem Einfluß, obwohl auch Keynes ' A r b e i t unter dieser sympathischen angelsächsischen A r t u n f r e i w i l l i g e r O r i ginalität einigermaßen leidet, die ihren G r u n d i n gewissen systematischen Lücken i n der Kenntnis der deutschen Sprache bei der Mehrzahl der englischen Nationalökonomen hat". Das t r i f f t vielleicht i n noch w e i t stärkerem Maße auf Keynes ' „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses u n d des Geldes" zu, v o n der L . A . Hahn — der wesentliche der v o n Keynes vertretenen Gedanken bereits lange v o r diesem i n seiner „Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits" (Tübingen 1920) vorgetragen hat — i n seiner „Wirtschaftswissenschaft des gesunden Menschenverstandes" ( F r a n k f u r t a. M., 1954, S. 221) meint, daß die Fest* Stellung, daß das, was „nach einem alten bekannten U r t e i l . . . v o n vielen Büchern zu sagen [ist]: Was zutrifft, ist alt, was neu ist, ist falsch, selten . . . m i t m e h r Berechtigung gemacht werden [kann] als i m Falle von Keynes ' »General Theory of Employment, Interest and Money' ", von der Hahn — ähnlich w i e auch w i r bereits früher (siehe A Forstmann: A r b e i t oder Beschäftigung? Fin.Arch., NF., Bd. 5, 1937, S. 375) — meint (ebenda, S. 7), daß „ i n der Keynesschen Schrift das Neue nicht gut u n d das Gute nicht neu sei".

I. Allgemeines theorie und die Theorie des Kapitalzinses fordert 1 7 , ob man m i t F. A. Hayek die eigentliche und letzte Aufgabe der Geldtheorie in der Erklärung des Einflusses sieht, den das Geld auf die Preise und den Aufbau der Produktion h a t 1 8 , ob man m i t W. Bücken die Beantwortung der Frage, w i e „der wirtschaftliche Alltag, der i n der Verkehrswirtschaft abläuft, von der monetären Seite her 'bedingt i s t " 1 9 , als wesentlich ansieht, oder aber ob man schließlich m i t J. M. Keynes die Entwicklung einer „Monetary Economy" fordert 2 0 . Von den Untersuchungen, die sich u m die Klärung der i m Rahmen der i m vorliegenden Zusammenhange relevanten Probleme bemüht haben, sind außer denen der Schüler Wicksells, d. h. insbesondere der Vertreter der „schwedischen Schule" 2 1 , auch die der Vertreter der „österreichischen Schule" 2 2 , vor allem aber auch die von Keynes 2 3 z u nennen, die einen besonderen nachhaltigen Einfluß ausgeübt haben und zum Teil als Dogma übernommen wurden 2 4 . Das ist insofern bedenklich, als sich hieraus nicht nur wirtschaftswissenschaftliche Unklarheiten und Mißverständnisse, sondern auch nicht unerhebliche wirtschaftspolitische Gefahren ergaben 25 . Es ist daher n u r zu begrüßen, daß der Kreis derer sich stetig vermehrt, die den Keynesschen Hypothesen kritisch gegenüberstehen 26 . 17

Vgl. G. Myrdal: a.a.O. Vgl. hierzu F. A. Hayek: Preise und Produktion, Wien 1931. 19 W. Eucken: Die Grundlagen der Nationalökonomie, Jena 1940, S. 147. 20 Vgl. hierzu den Beitrag, v o n J. M Keynes i n : Der Stand u n d die nächste Z u k u n f t der Konjunkturforschung, Spiethoff-Festschrift, München 1933, 5. 123. 21 Siehe hierzu insbesondere die Arbeiten v o n D. Davidson, E. Lindahl, J. Âkerman , G. Myrdal, E. Lundberg u. a. 22 Siehe hierzu die A r b e i t e n v o n L . v. Mises, F. A . Hayek, F. Machlup, R. v. Strigi, u. a. 23 Vgl. J. M . Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses u n d des Geldes, dtsch. v. F. Waeger, München u n d Leipzig 1936, i n folgendem als „Allgemeine Theorie" zitiert. 24 Siehe hierzu auch A . C. Pigou: Keynes 9 General Theory, a Retrospect, London 1950, pg. I f . 25 Siehe hierzu A . Forstmann: Neue Wirtschaftlehren, B e r l i n 1954. 20 Siehe hierzu schon À . Weber, Der neue Keynes, B . A Bd. 36, 1937; siehe weiter auch G. Haberler: Prosperität u n d Depression, B e r n 1948; A . Hahn: The Economics of Illusion, N e w - Y o r k 1949; derselbe: G r u n d i r r tümer i n L o r d Keynes' General Theory of Employment, Interest and Money, Ordo, Bd. 2, 1949; derselbe: G r u n d i r r t ü m e r J. M . Keynes' Allgemeiner Theorie der Beschäftigung, des Zinses u n d des Geldes, Jb.f.N.u.St., Bd. 162, 1950; H. II au: I l l u s i o n als Frucht der Deflation, Ordo, Bd. 3, 1950; H. Mayer: John M a y n a r d Keynes' „Neubegründung" der Wirtschaftstheorie, DegenfeldSchomburg-Festschr.; A . Weber: „ N e w Economics" — Revolution oder K o n fusion, Z.f.d.g.Kw. Bd. 5, 1952; derselbe: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 6. Aufl., B e r l i n 1953, S. 565 ff., siehe weiter auch A . Forstmann: Neue W i r t schaftslehren, a.a.O., sowie die dort angegebene Literatur. 18

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Neben den Arbeiten Wicksells sind — als Grundlage einer Lehre vom Einfluß des Geldes und damit einer monetären Ökonomie — besonders die von O. v. Zwiedineck zu nennen, die ebenfalls dem Erkenntnisstand ihrer Zeit erheblich vorauseilten 2 7 . Die Bedeutimg dieser Untersuchungen liegt nicht nur darin, daiß m i t ihnen die Grundlagen einer Einkommenstheorie des Geldwertes und damit einer Geldwertlehre gelegt wurden, wie sie Voraussetzung für eine Lehre vom Geldeinfluß und damit auch f ü r eine Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie ist 2 8 , sondern daß die von i h m vorgetragenen Gedanken m i t Rücksicht auf die kausale Ausdeutung der i m vorliegenden Zusammenhange wesentlichen Fragen — ebenso wie durch ihre spätere Dynamisierimg 2 9 — wesentliche Gesichtspunkte für eine monetäre Ökonomie enthalten. Die hier zu stellenden Aufgaben der Entwicklung einer „monetären Ökonomie" u n d damit auch einer Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlichen Theorie können aber nur dann gelöst werden, wenn zunächst einmal die Grundlagen der Geldtheorie die erforderlichen Möglichkeiten zur Erreichung dieses Zieles bieten. Das setzt als erstes voraus, daß sowohl die Geld w e s e η s lehre wie auch die Geld w e r t lehre — i n sich, w i e insgesamt — die notwendige Homogenität und Geschlossenheit aufweisen und daß sie insbesondere auch den erforderlichen Zusammenhang m i t den kausal relevanten Faktoren des wirtschaftlichen Kreislaufgeschehens haben. Die Aufgabe unserer folgenden Betrachtungen liegt daher zunächst darin, die „herrschende" Geldtheorie daraufhin zu prüfen, ob sie diese Voraussetzungen erfüllt. Ist dies nicht der Fall, so muß weiterhin geprüft werden, ob die 'Möglichkeit dafür besteht, sie durch entsprechende Modifikationen f ü r die zu lösende Aufgabe geeignet zu machen. Bei der Untersuchung dieses Problems w i r d es sich nicht ganz vermeiden lassen, auf einzelne Fragen zurückzugreifen, die bereits i m ersten Band des vorliegenden Werkes behandelt worden sind. Daß darin keine unnötige Wiederholung gesehen werden kann, ergibt sich bereits aus der andersartigen Problemstellung, die darin liegt, daß es sich i m vorliegenden Zusammenhange u m die Prüfung der Geschlossenheit und innere Homogenität der einzelnen Problemkreise handelt, die die Grundlagen der Geldtheorie ausmachen, sowie u m die Untersuchung der Frage, ob bzw. inwieweit die Geldtheorie i n ihrer bisherigen Form 27

Siehe Ο. ν . Zwiedineck: a.a.O. Die Erkenntnisse der v o n Ο. v. Zwiedineck vorgetragenen Lehre gehen über die kurze Zeit später v o n F. v. Wieser gemachten Ausführungen (Der Geldwert u n d seine Veränderungen, Schr.d.V.f.Sp., Leipzig 1909) n i c h t u n erheblich hinaus. 29 Siehe hierzu O. v. Zwiedineck-Südenhorst: Die Arbeitslosigkeit u n d das Gesetz der zeitlichen Einkommensfolge, W.A., Bd. 34, 1931. 28

II. Geldtheorie und allgemeine volkswirtschaftliche Theorie

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einer Änderung bedarf. Es ist weiterhin zu untersuchen, ob entweder die Geld w e s e n s lehre oder die Geld w e r t lehre geeignet sind, unmittelbar aus ihnen heraus, eine Lehre vom Geldeinfluß — als wesentlicher Gehalt einer monetären Ökonomie — zu entwickeln, und damit eine Integration von Geldtheorie u n d allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie vorzunehmen, die — wie noch i m einzelnen zu zeigen sein w i r d — einmal eine Integration m i t der allgemeinen Preistheorie und zum anderen einer solchen m i t der Theorie des Kapitalzinses voraussetzt, w o m i t dann auch ein Einbau der Lehre vom Kredit i n die allgemeine volkswirtschaftliche Theorie ermöglicht wird.

II. Geldtheorie und allgemeine volkswirtschaftliche Theorie 30 A. A l l g e m e i n e s Unsere folgenden Betrachtungen haben drei grundsätzlich wichtige Fragen zu prüfen. Einmal ist zu untersuchen, ob die Erklärungen, die die „herrschende" Geldtheorie i m Rahmen ihrer beiden wesentlichen Problemkreise, der G e l d w e s e n s lehre einerseits, der Geld w e r t lehre andererseits als befriedigend anzusehen sind, oder aber, ob dies nicht der F a l l ist, i n welcher Hinsicht also die eine oder die andere oder auch beide Lehren einer Modifikation bedürfen. Z u m zweiten ist zu untersuchen, ob beide Problemkreise einmal als i n sich geschlossene Lehren anzusehen sind und ob sie zum anderen i n einer als organisch zu bezeichnenden Verbindimg zueinander stehen. Schließlich ist drittens zu prüfen, ob sich aus der herrschenden Geldtheorie bzw. ihren beiden genannten Problemkreisen heraus eine vollständige oder aber teilweise Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie vornehmen läßt. Hinsichtlich der Geld w e s e n s lehre ist also die Frage zu untersuchen, ob diese Lehre einmal das Wesen des Geldes als volkswirtschaftliche Erscheinung i n befriedigender Weise zu erklären vermag und ob sie weiterhin auch die prinzipiell-genetisch bestimmten Arten des Geldes i n ausreichender Vollständigkeit erklärt. Weiterhin ist zu prüfen, ob diese Lehre i n der notwendigen organischen Verbindung m i t der Geld w e r t lehre steht, bzw. welche Veränderungen an ihr vorzunehmen sind, u m sowohl diese, wie auch die vorher angegebenen Forderungen erfüllen zu können. Schließlich ist noch zu untersuchen, ob diese Lehre «bzw. die das Wesen des Geldes als volkswirtschaftliche Erscheinung bestimmenden Funktionen die Möglichkeit für eine totale 80 Siehe hierzu auch A. Forstmann: theorie, a.a.O.

Z u r Frage einer Erneuerung der Geld-

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oder partielle Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie bieten. Die grundsätzlich gleichen Gesichtspunkte gelten auch hinsichtlich einer Prüfung der G e l d w e r t l e h r e . Auch hier ist also zunächst die Frage zu untersuchen, ob die „herrschende" Geldwertlehre — vor allem also die Quantitätstheorie — eine befriedigende Erklärimg der Bildung des Geldwertes und seiner Veränderungen, d. h. insbesondere eine solche Erklärimg des Geldwertes zu geben vermag, die sich nicht nur auf bestenfalls symptomatische Größen stützt, sondern die die Bildung des Geldwertes und seiner Veränderungen aus den hierfür ursächlich relevanten Faktoren erklärt, und die weiterhin auch die erforderliche innere Geschlossenheit und Homogenität aufweist. Zum anderen ist prüfen, ob die Geldwertlehre i n der notwendigen organischen Verbindung m i t der Geld w e s e n s lehre steht, derart insbesondere, daiß sie sich i n logischer Konsequenz als deren organische Fortsetzung ergibt. Schließlich ist i m vorliegenden Zusammenhange zu untersuchen, ob sich unmittelbar, aus der Geldwertlehre heraus, eine totale oder partielle Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie erreichen läßt. Bei der Prüfung aller dieser Fragen w i r d es die besondere Aufgabe der folgenden Untersuchungen sein, die „herrschende" Geldtheorie, d. h. sowohl die herrschende Geld w e s e n s lehre, wie auch die herrschende Geld w e r t lehre insoweit zu ergänzen und zu vervollständigen, als die i m vorliegenden Zusammenhange zu stellenden Forderungen von diesen Lehren i n ihrer bisherigen Form nicht erfüllt werden. Die folgenden Betrachtungen stehen daher insgesamt unter dem Gesichtspunkt, ob die „herrschende" Geldtheorie als Grundlage einer monetären Ökonomie geeignet ist, die i m wesentlichen den Einfluß zu erklären hat, den das Geld auf die Vorgänge des güterwirtschiaftlichen Ablaufes ausübt bzw. auszuüben vermag, und welcher Abänderungen sie gegebenenfalls bedarf, u m diese Aufgabe erfüllen zu können. B. G e l d w e s e n s l e h r e u n d

Geldeinfluß

Das volkswirtschaftliche Wesen des Geldes und damit der Geldbegriff als v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Kategorie ergibt sich — wie die i m ersten Bande des vorliegenden Werkes durchgeführten Untersuchungen gezeigt haben 3 1 — aus jenen Funktionen, die das Geld in volkswirtschaftlicher Hinsicht zu erfüllen hat. Die Beantwortung der Frage, ob die Möglichkeit dafür besteht, auf der Grundlage der Geldwesenslehre eine totale oder partielle Integration von Geldtheorie und allgemeiner volkswirtschaftlicher Theorie durchzuführen, erfordert eine 31

Siehe hierzu Bd. I, S. 114 ff.

II. Geldtheorie und allgemeine volkswirtschaftliche Theorie

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Untersuchung der volkswirtschaftlichen Funktion des Geldes auf diese Möglichkeit hin. Die das Wesen des Geldes als volkswirtschaftliche Erscheinung und damit den volkswirtschaftlichen Geldbegriff letztlich konstituierenden Funktionen des Geldes sind, wie früher i m einzelnen ausgeführt wurde 3 2 , die der R e c h e n e i n h e i t einerseits und die des T a u s c h m i t t l e r s andererseits. Alle anderen Funktionen, die das Geld sonst noch i n volkswirtschaftlicher Hinsicht ausübt, lassen sich diesen beiden volkswirtschaftlichen Hauptfunktionen des Geldes als K o n s e k u t i v f u n k t i o n e n subordinieren 8 3 . B e i d e genannten Hauptfunktionen sind zwar zur Charakterisierung des Wesens des Geldes als volkswirtschaftliche Erscheinung und damit auch zur Konstituierung des volkswirtschaftlichen Geldbegriffes unter Berücksichtigung gewisser normativer Voraussetzungen erforderlich, sie sind hierzu aber auch völlig ausreichend 34 . Eine besondere Stellung nimmt die vielfach als eine auch i n volkswirtschaftlicher Hinsicht als bedeutsam bezeichnete Funktion des Geldes als „gesetzliches Zahlungsmittel" insofern ein, als man diese Funktion bei strenger Betrachtungsweise nicht einmal einer der beiden genannten Hauptfunktionen des Geldes als Konsekutivfunktion subordinieren kann. Es ist daher auch ein Irrtum, wenn beispielsweise Ε. v. Philippovich die Ansicht vertritt, daß „der Begriff des Geldes... drei Funktionen eines Objektes [umfasse]: die Tauschmittelfunktion, die Funktion des Wertmaßes und die des gesetzlichen Zahlungsmittels" 34 ®. Er fügt dann allerdings vorsichtshalber hinzu, daß dieser Geldbegriff „nicht mehr ein rein ökonomischer, sondern zugleich ein rechtlicher" sei. Das aber ist wesentlich, denn i n der Einbeziehung der Funktion des „gesetzlichen Zahlungsmittels" i n die v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Funktionen des Geldes liegt — worauf bereits i m ersten Bande hingewiesen w u r d e 3 4 b — ein Verkennen der Bedeutung der Unterschiedlichkeit der Erkenntnisobjekte des allgemeinen Erfahrungsobjektes „Geld". Zweifellos ist die Funktion des Geldes als „gesetzliches Zahlungsmittel" von bestimmender Bedeutung für eine r e c h t l i c h e Geldtheorie und damit auch für den für diese relevanten Geldbegriff (für 32

Siehe hierzu Bd. I, S. 180 ff. Siehe hierzu Bd. I, S. 117 ff. Wie beispielsweise S. Budge (Lehre v o m Geld, Bd. I/'l, Wesen u n d Wert des Geldes, Jena 1931, S. 10) ausführt, nennen w i r „Geld" alles das, was „innerhalb einer Wirtschaftsgesellschaft als allgemeines Tauschmittel u n d allgemeiner Wertmesser anerkannt [ist] . . . Beide F u n k t i o n e n sind u n seres Erachtens f ü r den Begriff »Geld' erforderlich aber auch ausreichend". 34a Ε. v. Philippovich: Grundriß der politischen Ökonomie, I. Bd., A l l g e meine Volkswirtschaftslehre, 13. Aufl., Tübingen 1919, S. 270. 34 b Siehe hierzu Bd. I S. 100, S. 108 ff. 33

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er monetären Ökonomie

den natürlich die v o l k s w i r t s c h a f t l i c h relevanten Funktionen der Recheneinheit und des Tauschmittlers irrelevant sind). Für eine v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Geldtheorie und insbesondere für den volkswirtschaftlichen Geld b e g r i f f ist aber die Funktion des „gesetzlichen Zahlungsmittels" ohne jede Bedeutung; bestenfalls könnte man die Funktion als Zahlungsmittel schlechthin, der Tauschmittlerfunktion als eine Konsekutivfunktion subsumieren 3 4 0 . Damit soll natürlich nicht bestritten werden, daß die Eigenschaft des Geldes, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein, nicht von Bedeutung für die A n w e n d u n g der Geldtheorie zur Erklärung der Vorgänge der wirtschaftlichen Wirklichkeit sein könnte, insbesondere hinsichtlich der sogenannten „Zessionszahlungen". Diese Bedeutung gewinnt es aber immer erst dann, wenn das normale Funktionieren der beiden volkswirtschaftlich relevanten Funktionen der Recheneinheit und des Tauschmittlers mehr oder weniger ausgesprochen gestört sind. Die Bedeutungslosigkeit der Funktion des „gesetzlichen Zahlungsmittels" f ü r die v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e Geldtheorie und insbesondere für den volkswirtschaftlichen Geld b e g r i f f zeigt die Tatsache, daß es Geld i m volkswirtschaftlichen Sinne bereits gegeben hat, als an eine Funktion des „gesetzlichen Zahlungsmittels" noch gar nicht zu denken war. Die Institution des „gesetzlichen Zahlungsmittels" setzt vielmehr die volkswirtschaftliche Erscheinung des Geldes voraus, eine Tatsache, die auch Knapp ausdrücklich anerkennt 34 « 1 . Zum anderen aber hat die Zeit der deutschen Inflation gezeigt, daß das „gesetzliche Zahlungsmittel" schließlich keine volkswirtschaftlichen Funktionen mehr erfüllen kann, sondern n u r noch für jene „Zessionszahlungen" relevant war, die auf Grund der r e c h t l i c h e n Bestimmungen die Möglichkeit dafür boten, sich — unabhängig von den tatsächlichen v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Gegebenheiten — von einer Schuld zu befreien, die unter gänzlich anderen volkswirtschaftlichen Voraussetzungen kontrahiert worden war 34 ®. 34 c So m e i n t beispielsweise C. Menger ( A r t i k e l „Geld" i m Hwb.d.Stw, 3. AufL): „ W i r d die F u n k t i o n des Geldes als den Waren- u n d K a p i t a l v e r kehr vermittelndes Verkehrsobjekt . . . i m Auge behalten, . . . so fehlt es an jedem Bedürfnis u n d an jeder Berechtigung, v o n einer bevorzugten Benutzung oder gar v o n einer F u n k t i o n des Geldes als Zahlungsmittel noch besonders zu handeln." 34

Wi,

so findet n u r eine teilweise Reproduktion des Kapitals statt, da der Umfang der erzeugten Kapitalgüter geringer ist als die bei der Erzeugung verbrauchten. Ist hingegen Ci

+ cv
0 dt

(10)

d. h. wenn die erste Anleitung der Bevölkerungsfunktion nach der Zeit einen positiven Wert aufweist. Je nach dem Ausmaße einer solchen expansiven wirtschaftlichen Entwicklung kann n u n unterschieden werden zwischen einer überexpansiven, einer gleichmäßig fortschreitenden und einer unterexpansiven wirtschaftlichen Entwicklung. Dabei w i r d eine überexpansive wirtschaftliche Entwicklung immer dann vorliegen, wenn der Umfang der Bevölkerung pro Zeiteinheit überproportional ansteigt, wenn also die Zuwachsrate der Bevölkerung der Beziehung

626

d2B dt8 > 0 Siehe hierzu oben S. 39 ff.

(11)

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

806

entsprechend i m Rahmen der Beziehung Formel (10) positive Werte ausweist. Eine gleichmäßig fortschreitende wirtschaftl i c h e E n t w i c k l u n g w i r d demgegenüber immer dann vorliegen, wenn der Umfang der Bevölkerung pro Zeiteinheit gleichmäßig ansteigt, also die Beziehimg = konst.

(12)

dt besteht und dementsprechend d2B dt"

= 0,

(13)

ist, wenn also die erste Ableitung der Bevölkerungsfunktion eine Konstante ist und dementsprechend die zweite Ableitung verschwindet. Etes w i r d i m allgemeinen immer dami der Fall sein, wenn — u m m i t G. M y r d a l zu sprechen — w i r „annehmen können, daß i n sämtlichen relevanten Skalen von Antizipationen eine entsprechende Verschiebung nach oben" stattfindet 5 2 7 . Schließlich w i r d von einer u n t e r e x p a n s i v e n w i r t s c h a f t l i c h e n E n t w i c k l u n g immer dann gesprochen werden müssen, wenn der Umfang der Bevölkerung pro Zeiteinheit zwar ansteigt, wenn dieser Anstieg aber unterproportional erfolgt, so daß von einem abnehmenden Bevölkerungszuwachs gesprochen werden kann. I n diesem Falle entspricht die Zuwachsrate der Bevölkerung der Beziehung

1 7 "

< 0

·

« >

d. h. die zweite Ableitung der Bevölkerungsfunktion i m Rahmen der durch Formel (10) wiedergegebenen Bedingung n i m m t negative Werte an. Dieser Zustand einer unterexpansiven (teilweise auch einer kontraktiven) wirtschaftlichen Entwicklung, der allerdings nicht durch endogene Einflüsse bedingt ist, ist charakteristisch für die augenblickliche Wirtschaftslage, ebenso wie er i n der Zeit zwischen den Weltkriegen und insbesondere während der sogenannten „Weltwirtschaftskrise" realisiert w a r 5 2 8 . Er bildete und bildet noch eine wesentliche Grund527

G. Myrdal: a.a.O., S. 447. Siehe hierzu A. Forstmann: Der K a m p f u m den internationalen H a n del, 2. Aufl., B e r l i n 1936; derselbe: Z u r außenwirtschaftlichen Nachkriegsproblematik, W. Α., Bd. 67, 1951; derselbe: Neue Wirtschaftslehren, a.a.O., S. 32 ff. 528

20 Forstmann, Theorie des Geldes, II

306

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie

läge für die Forderung nach Anwendung von Lenkungsmaßnahmen 5 2 9 , insbesondere auch solcher „zentralverwaltungswirtschaftlicher" A r t 5 3 0 . Die hier aufgezeigten Zusammenhänge zwischen dem Umfange der Bevölkerung und ihrer Dynamik einerseits und dem Charakter der wirtschaftlichen Entwicklung — soweit diese als „natürlich" bezeichnet werden kann — andererseits sind i n der Abb. 5 graphisch zur Darstellung gebracht. Hier gibt die Bildkurve 1 den Umfang der Bevölkerung und ihre Dynamik für den F a l l wieder, daß die Bevölkerung zunimmt. Die Bildkurve 2 gibt dann die Zuwachsrate der Bevölkerung wieder, während i n der Bildkurve 3 schließlich die Änderung dieser Zuwachsrate zum Ausdruck kommt. Während es sich nun i m Bereich A der genannten Abbildung um eine statische Wirtschaft handelt, bei der sich der Umfang der Bevölkerung nicht verändert, liegt i n den Bereichen Β — D eine dynamische Wirtschaft, und zwar eine solche m i t expansivem Charakter vor. I m besonderen handelt es sich i m dynamischen Bereich darum, daß zunächst i m Bereich Β eine überexpansive wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, die dadurch bedingt ist, daß nicht nur der Umfang der Bevölkerung, sondern auch die Zuwachsrate zunimmt. I m Bereich C findet zwar auch noch eine Ausweitung der wirtschaftlichen Entwicklung statt, aber sie vollzieht sich — der Veränderung i m Umfange der Bevölkerung entsprechend — gleichmäßig, d. h. die Zuwachsrate bleibt hier unverändert; es liegt hier der Fall der „gleichmäßig fortschreitenden Wirtschaft" vor. Auch i m Bereich D erfährt die wirtschaftliche Entwicklung noch eine Ausdehnung, wie dies der weiteren Zunahme i m Umfange der Bevölkerung entspricht, da hier aber die Zuwachsrate der Bevölkerung eine abnehmende Entwicklung aufweist, nimmt auch der Umfang der wirtschaftlichen Entwicklung immer weniger zu. Es handelt sich hier also u m den Fall einer unterexpansiven w i r t schaftlichen Entwicklung. I m Bereich E schließlich hat die wirtschaft529 v g l . z u diesen Fragen auch die Untersuchungen der folgenden Forscher: J. M. Clark: A l t e r n a t i v e Serfdom, Oxford 1948, pg. 107; W. Fellner: The technological A r g u m e n t of the Stagnation Thesis, Q.J., vol. 55, 1941; Α. Η . Hansen: F u l l Recovery or Stagnation, a.a.O.; derselbe: Fiscal Policy and the Business Cycle, New Y o r k 1947, pg. 341 f f.; derselbe: Economic Progress and Declining Population Growth, a.a.O.; B. Higgins : T h e Doctrine of Economic M a t u r i t y , AER., vol. 36, 1946; J. M . Keynes: Allgemeine Theorie, a.a.O., S. 318 ff.; C. Landauer: Theory of National Economic Planning, 2nd ed., Berkeley 1947, pg. 130 f f., pg. 161 f.; Ch. La Roche: Beschäftigungspolitik i n der Demokratie, Zürich 1948, S. 117 ff.; W. B. Reddaway: The Economics of Declining Population, 2nd ed., London; D. H. Robertson: Essays i n Monetary Theory, London 1940, pg. 35; J. Schumpeter : Kapitalismus und Demokratie, dtsch. von G. Preiswerk, B e r n 1948; A. Sweezy: Declining Investment Opportunity, i n „ T h e N e w Economics", pg. 425 ff.; G. Terborgh: The Bogy of Economic M a t u r i t y , Chicago 1945; D. MacWright: The Prospects of Capitalism, in: Surv. Cont. Ec. 530 Siehe hierzu auch A. Forstmann: Geld und K r e d i t , Bd. 2, a.a.O., S. 557 ff.

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

liehe Entwicklung wieder ein neues Gleichgewichtsniveau erreicht, auf dem sich der Umfang der Bevölkerung nicht verändert. Es liegt hier also wieder der Zustand der „statischen Wirtschaft" vor, von dem w i r ausgingen, m i t der Abweichung allerdings, daß sich die wirtschaftliche Entwicklung nunmehr auf einem höheren Gleichgewichtsniveau vollzieht. Wie ausgeführt wurde, ist die wirtschaftliche Entwicklung i m langfristigen Ablaufe an die Gestaltung des Bevölkerungsumfanges gebunden. Wenn daher i m Falle einer Steigerung i m Umfange der Bevölkerimg die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung hinter jener „natürlichen" zurückbleibt, wie sie durch die Veränderung i m Umfange der Bevölkerung gekennzeichnet ist, so ist dies regelmäßig (soweit nicht durch güterwirtschaftliche Einflüsse und hier insbesondere durch eine unzureichende Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren bedingt) das Zeichen einer unelastischen und damit unzweckmäßigen, w e i l 2

308

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie

für die wirtschaftliche Entwicklung nachteiligen und damit schädlichen Geld- und Kreditpolitik. Es besteht natürlich ebenso auch die Möglichkeit, daß infolge entsprechender geld- und kreditpolitischer Maßnahmen die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung die durch Steigerung i m Umfange der Bevölkerung bedingte „natürliche" Entwicklung mehr oder weniger ausgesprochen übersteigt. Das w i r d aber nur dann ohne Nachteile sein, wenn zwei grundsätzliche Bedingungen erfüllt sind. Einmal muß nämlich die durch eine „zusätzliche" Kreditgewährung (als Voraussetzimg einer Diskrepanz zwischen effektiver und natürlicher wirtschaftlicher Entwicklung) bedingte Senkimg der effektiven Grenzergiebigkeit des Kapitals unter ihren „natürlichen" Wert dadurch beseitigt worden, daß durch die Steigerung der allgemeinen technischen Produktivität (die durch die m i t Hilfe der Kredite durchgeführten Realinvestierungen bedingt ist) die natürliche Grenzergiebigkeit des Kapitals m i t der effektiven i n Übereinstimmung gebracht wird. Zum anderen aber muß die durch diese Steigerung der allgemeinen technischen Produktivität bedingte gesteigerte Erzeugungsmenge (die erforderlich ist, u m keine Diskrepanzen zwischen der effektiven und der optimalen Erzeugungsmenge zu verursachen) auch abgesetzt werden können. Das aber erfordert entweder eine der S t r u k t u r der Erzeugung entsprechende Verteilung der Einkommen und damit auch der Nachfrage, die der Struktur der Produktion entsprechen muß (was i m allgemeinen eine Steigerung der Entlohnung des Produktionsfaktors „Arbeit" erforderlich macht, und zwar nicht n u r der nominalen, sondern auch der realen Entlohnung), oder aber, es muß gelingen, den anderenfalls (bei optimaler Ausnutzung der nationalen Produktionskapazität) auftretenden Überschuß der Erzeugung über den Bedarf ihrer Produktionsfaktoren zu exportieren, also — und zwar auf dem Wege der „einseitigen Wertübertragung" 5 3 1 — ans Ausland abzusetzen. Es sei hier abschließend noch auf folgendes hingewiesen: Angesichts der Tatsache, daß eine expansive wirtschaftliche Entwicklung — wie sie namentlich i m Verlaufe des vergangenen Jahrhunderts bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges festzustellen war — durch eine expansive Kreditpolitik gekennzeichnet w a r (wobei alle vorstehend genannten Bedingungen einer wirtschaftlichen Ausnutzung der nationalen Produktionskapazitäten bei steigendem Erzeugungsumfange erfüllt waren), empfiehlt Keynes — ebenso wie früher bereits D. H u m e 5 3 2 — die A n 531 Siehe hierzu auch A. Forstmann: Versuch einer allgemeinen Theorie der Alimentierung, a.a.O. Siehe auch derselbe: Z u r Frage einer Erneuerung der Außenwirtschaftstheorie u n d ihres Einbaus i n die allgemeine v o l k s w i r t schaftliche Theorie, a.a.O. 532 Vgl. D. Hume: Essay moral, political and Literary, Vol. I, Part I I , Essay I I I (of Money), London 1882.

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

309

wendung einer permanent inflatorischen Kreditpolitik, um auf diese Weise eine expansive wirtschaftliche Entwicklung als Dauererscheinung ermöglichen zu können. Dabei sieht Keynes die Vorteile eines solchen Verfahrens „ i n dem Geist des Fortschritts, der Unternehmungskunst und i n der guten Beschäftigung, die eine Gewinninflation zeitigt; hauptsächlich aber i n dem raschen Anwachsen des Kapitalvermögens und i n dem Nutzen, der sich daraus i n späteren Jahren e r g i b t " 5 3 3 . Hier liegt eine gewisse Verwechslung von Ursache und W i r k u n g insofern vor, als eine „natürlich" expansive wirtschaftliche Entwicklung eine grundsätzlich inflatorische Kreditpolitik zweckmäßig als Begleiterscheinung hat, diese kann aber n i c h t d i e U r s a c h e einer solchen Entwicklung — wenigstens nicht als D a u e r e r s c h e i n u n g — sein, sondern s i e s e t z t a l s U r s a c h e e i n e entsprechende S t e i g e r u n g i m U m f a n g e d e r B e v ö l k e r u n g — oder aber analog wirkende Einflüsse — voraus. c) Voraussetzungen

und Grenzen einer kontraktiven Entwicklung

wirtschaftlichen

Geht man auch i m vorliegenden Falle wieder von der Voraussetzung einer „statischen Wirtschaft" aus, bei der keine Veränderungen i m Umfange der Bevölkerung eintreten, die erste und zweite Ableitung der Bevölkerungsfunktion nach der Zeit also verschwinden, so w i r d eine kontraktive wirtschaftliche Entwicklung immer dann induziert werden, wenn der Umfang der Bevölkerung abnimmt, wenn also grundsätzlich und allgemein die Bedingung (15) erfüllt ist, d. h. wenn die erste Ableitung der Bevölkerungsfunktion negative Werte aufweist. Ebenso wie i m Falle einer expansiven wirtschaftlichen Entwicklung — wenn natürlich auch i m umgekehrten Verhältnis — kann auch i n dem einer kontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung unterschieden werden zwischen einer überkontraktiven, einer gleichmäßig abnehmenden und einer unterkontraktiiven wirtschaftlichen Entwicklung. Hierzu läßt sich folgendes sagen: Eine ü b e r k o n t r a k t i v e wirtschaftliche Entwickl u n g liegt immer dann vor, wenn der Umfang der Bevölkerung pro Zeiteinheit überproportional abnimmt, wenn also die Abnahmerate der Bevölkerung sich i n einer durch die Beziehung 5 3

*

J. M. Keynes : V o m Gelde, a.a.O., S. 428.

310

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie

wiederzugebenden Beziehung verändert, d. h. wenn die zweite A b leitung der Bevölkerungsfunktion i m Rahmen der Bedingung Formel (15) negative Werte ausweist. Eine g l e i c h m ä ß i g abnehmende wirtschaftliche E n t w i c k l u n g liegt demgegenüber immer dann vor, wenn der Umfang der Bevölkerung pro Zeiteinheit gleichmäßig abnimmt und dementsprechend die Beziehung 4 ? - = konst. dt

(17)

besteht, so daß (i8)

d. h. wenn die erste Ableitung der Bevölkerungsfunktion nach der Zeit eine Konstante ist, so daß die zweite Ableitung der Bevölkerungsfunktion nach der Zeit verschwindet. Das w i r d — i n Analogie zu einer gleichmäßig fortschreitenden w i r t schaftlichen Entwicklung — i m Sinne der von G. Myrdal gemachten Feststellung immer dann der Fall sein, wenn w i r annehmen können, daß i n sämtlichen relevanten Skalen von Antizipationen eine entsprechende Verschiebimg nach unten stattfindet. Von einer unterkontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung w i r d schließlich immer dann gesprochen werden können, wenn der Umfang der Bevölkerung zwar abnimmt, diese Abnahme sich aber derart vollzieht, daß sie zunehmend pro Zeiteinheit abnimmt, so daß die Veränderung der Abnahmerate der Bevölkerung der Beziehung ^ - > 0

αβ

entspricht, wenn also i m Rahmen der durch Formel (15) wiedergegebenen Bedingung die zweite Ableitung der Bevölkerungsfunktion positive Werte aufweist. Ebenso wie i m Falle einer expansiven wirtschaftlichen Entwicklung können w i r die hier relevanten Zusammenhänge und Bedingtheiten in einem graphischen Schema wiedergeben, wie es i n der Abb. 6 dargestellt ist. Auch hier gibt die Bildkurve 1 wieder den Umfang der für den Charakter der wirtschaftlichen Entwicklung bestimmenden Bevölkerungsmenge für den Fall wieder, daß die Bevölkerung abnimmt. Ebenso geben die Bildkurven 2 und 3 auch hier die Änderung i m Umfange der Bevölkerung, d. h. hier die Abnahmerate der Bevölkerimg bzw.

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

311

deren Veränderungen wieder. Auch hier gehen w i r von einer „statischen Wirtschaft" als Ausgangslage aus, die dem Bereich A der Abb. 6 entspricht, während dann i n den Bereichen Β — D eine kontraktive wirtschaftliche Entwicklung als Ausdruck der Abnahme i m Umfange der Bevölkerung vorliegt. I m dynamischen Bereich liegt dann zunächst, und zwar i m Bereich Β eine überkontraktive wirtschaftliche Entwicklung vor, die dadurch bedingt ist, daß nicht nur der Umfang der Bevölkerung abnimmt, sondern daß sich diese Abnahme auch bei einer zunehmenden Abnahmerate vollzieht. I m Bereich C findet dann zwar auch noch eine Abnahme i m Umfange der Bevölkerung statt, aber diese Abnahme vollzieht sich gleichmäßig, so daß sich also auch die Abnahmerate nicht verändert; es liegt hier also der Fall einer „gleichmäßig abnehmenden Wirtschaft"

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie vor. I m dynamischen Bereich D schließlich nimmt der Umfang der Bevölkerung ebenfalls noch ab, aber diese Abnahme ist nicht mehr so stark, sondern w i r d immer weniger, so daß der abnehmenden A b nahmerate der Bevölkerung auch eine entsprechende unterkontraktive wirtschaftliche 'Entwicklung entspricht. Auch hier hat die wirtschaftliche Entwicklung i m Bereich E schließlich eine neue Gleichgewichtslage erreicht. Der Umfang der Bevölkerung ändert sich nicht mehr, es liegt eine „statische Wirtschaft", allerdings auf einem niedrigeren Niveau als der Ausgangslage, vor. Es besteht natürlich auch i m Bereich einer durch Senkung i m Umfange der Bevölkerung bedingten kontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung die Möglichkeit, daß durch den Einfluß entsprechender geldund kreditpolitischer Maßnahmen die „effektive" wirtschaftliche Entwicklung Abweichungen von jener „natürlichen" wirtschaftlichen Entwicklung aufweist, die durch die Abnahme i m Umfange der Bevölkerung bedingt ist. Es besteht also einmal die Möglichkeit dafür, daß die effektive wirtschaftliche Entwicklung eine stärkere Kontraktion aufweist, als die durch die Bevölkerungsabnahme bedingte natürliche wirtschaftliche Entwicklung, ebenso wie die Möglichkeit dafür besteht, daß die tatsächliche Entwicklung nicht i n dem Maße abnimmt, w i e es der Bevölkerungsabnahme entsprechen würde. I n beiden Fällen w i r d es sich jedoch nur u m mehr oder weniger kurzfristige „konjunkturelle" Abweichungen handeln, die i m erstgenannten Falle einer übermäßig kontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung auf einer unzweckmäßigen Geld- und Kreditpolitik u n d die i m zweiten Falle i m wesentlichen auf „Fehlantizipationen" beruht. Es ergibt sich n u n die Frage, ob nicht durch geld- und kreditpolitische Maßnahmen eine Entwicklung ermöglicht werden kann, die jene Schrumpfungserscheinungen kompensiert oder auch überkompensiert, die durch die Abnahme i m Umfange der Bevölkerung bedingt sind. Aus Gründen, die i n unseren folgenden Betrachtungen noch näher darzulegen sein werden, besteht eine solche Möglichkeit nicht, soweit rein innerwirtschaftliche Verhältnisse interessieren, da ja der eigentliche Grund der kontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung durch rein monetäre Maßnahmen nicht beseitigt werden kann. Wenn trotzdem die Möglichkeit dafür besteht, daß eine durch Abnahme i m Umfange der Bevölkerung bedingte wirtschaftliche Entwicklung kontraktiver A r t — wenn auch nicht allein, so doch unter Mithilfe entsprechender geldund kreditpolitischer Maßnahmen — überwunden werden kann, wenn alle hierzu erforderlichen Voraussetzungen gegeben sind, so liegt das daran, daß die durch Abnahme i m Umfange der Bevölkerung an sich bedingte kontraktive wirtschaftliche Entwicklung grundsätzlich dadurch kompensiert bzw. überkompensiert werden kann, daß an die

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses Stelle der abnehmenden i n n e r w i r t s c h a f t l i c h e n Nachfrage eine entsprechende oder auch größere a u s l ä n d i s c h e Nachfrage nach inländischen Gütern t r i t t . Diese beseitigt dann die sonst bestehende Diskrepanz zwischen der effektiven und der durch die Bevölkerungsabnahme an sich bedingten kontraktiven wirtschaftlichen Entwicklung und gibt dadurch der ersteren auch ihre volkswirtschaftliche Legitimität. Selbstverständlich kann i n einem solchen Falle auch eine gewisse Steigerung der inländischen Nachfrage erreicht werden, wenn die hierzu erforderlichen güterwirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind. 3. B e v ö l k e r u n g s d y n a m i k

und

Zins

Wie bereits wiederholt betont wurde, beruht der Einfluß des Geldes bzw. des Kredits auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes i m wesentlichen auf der Tatsache, daß durch die Gestaltung des „Leihzinsfiußes", zu dem Kredite gewährt werden, Diskrepanzen zwischen der „effektiven" und der „natürlichen" Grenzergiebigkeit des Kapitals verursacht werden, die entweder bei einem zu niedrigen Leihzinsfuß eine Expansion oder aber bei einem zu hohen Leihzinsfuß eine Kontraktion des wirtschaftlichen Kreislaufgeschehens induzieren werden. Diese Veränderungen kommen — wie später noch i m einzelnen zu zeigen sein w i r d — vor allem auch i n Veränderungen in der Struktur der Erzeugung zum Ausdruck u n d zeigen sich insbesondere i n der Dynam i k der Realinvestierungen, die vom jeweiligen Charakter der w i r t schaftlichen Entwicklung abhängen. Da nun, wie dies die voraufgegangenen Betrachtungen gezeigt haben, der Charakter der wirtschaftlichen Entwicklung — insbesondere auch i m langfristigen wirtschaftlichen Ablaufe — i n erster Approximation durch die Dynamik des Bevölkerungsumfanges bestimmt wird, so erscheint es unschwer verständlich, daß auch entsprechende Beziehungen zwischen den Veränderungen i m Umfange der Bevölkerung einerseits und dem Zins bzw. der Zinshöhe als Ausdruck der Grenzergiebigkeit des Kapitals andererseits bestehen müssen. Der Zins ist bekanntlich der „Preis", der seitens der Kreditnehmer — und das sind vor allem die Unternehmer — an die Kreditgeber — und das sind regelmäßig die Banken — für die auf dem Kreditwege übertragenen „Kapitaldispositionen", d. h. für „Geld" bezahlt wird, das seitens der Kreditnehmer für ihre geschäftlichen Transaktionen, insbesondere zum Kauf von Kapitalgütern bzw. zur Durchführung von Realinvestierungen bestimmt ist. Der Zins bzw. die Höhe des Zinses richtet sich daher auch — wie ein jeder Preis — nach Angebot und Nachfrage; i m vorliegenden Falle also nach der Höhe der Nachfrage nach Kapitaldispositionen einerseits und dem Angebot an — um m i t

314

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie

K. Wicksell zu sprechen — „ersparten M i t t e l n " andererseits 534 . Beide werden durch den Zins miteinander i n Übereinstimmimg gebracht. Der Zins, der diese Anpassung bewirkt, ist der „natürliche" Zins der „klassischen" Nationalökonomie 5 3 5 . Während d i e N a c h f r a g e nach „Kapitaldispositionen" durch die unternehmerischen Ertragserwartungen bestimmt wird, die ihren Ausdruck i n jenem „virtuellen" Zins finden 536, den die Unternehmer aus der Verwendung der von ihnen i m Kreditwege i n Anspruch genommenen Kapitaldispositionen i m Rahmen ihres wirtschaftlichen Handelns glauben erzielen zu können, w i r d d a s A n g e b o t an Kapitaldispositionen durch den Betrag der verfügbaren Ersparnisse bestimmt, die bei den Banken als Guthaben eingezahlt sind. Kredite werden hierbei nur insoweit i n Anspruch genommen, als der jeweilige subjektive „virtuelle" Zins der einzelnen Unternehmer den zu zahlenden „Leihzins" nicht unterschreitet. Insoweit bestehen keine Meinungsverschiedenheiten zwischen der „klassischen" Nationalökonomie und den sogenannten „neuen" W i r t schaftslehren 537 . Ein Unterschied zwischen den beiden genannten Lehren besteht jedoch insofern, als die Vertreter der „klassischen" Lehre der Auffassung waren, daß die Höhe der laufenden Ersparnisse eine Funktion der Zinshöhe sei, derart, daß das Angebot an Ersparnissen bei zunehmendem Zinssatze zu- und bei abnehmendem Zinssatze abnehmen würde, während die Vertreter der „neuen" W i r t schaftslehren eine solche Abhängigkeit der Ersparnisse vom Zins ablehnen und demgegenüber der Ansicht sind, daß die Höhe der laufenden Ersparnisse eine Funktion der Einkommenshöhe sei 5 3 8 . Wie ausgeführt wurde, sind Veränderungen i m wirtschaftlichen Ablaufe besonders durch Veränderungen i m Umfange der Realinvestierungen charakterisiert. N u n ist, wie i m einzelnen gezeigt wurde, der Umfang der Realinvestierungen abhängig von der Höhe des Bedarfs, die ihrerseits ceteris paribus, insbesondere i m langfristigen Ablauf, durch den Umfang der Bevölkerung bestimmt wird. Das be534

Siehe K . Wicksell: Geld und K r e d i t , a.a.O., S. 220. Die hier i m einzelnen relevanten Zusammenhänge und Bedingtheiten werden uns gelegentlich unserer späteren Betrachtungen — insbesondere über die Theorie des Gleichgewichtes ex ante (siehe unten S. 537) noch zu beschäftigen haben. 536 A u f die hier i m einzelnen relevanten Zusammenhänge und Bedingtheiten w i r d gelegentlich unserer späteren Betrachtungen über die Lehre v o m Geldeinfluß ex ante näher einzugehen sein (siehe auch unten S. 545 ff.). 537 I n diesem Sinne weist auch G. Haberler (a.a.O., S. 495) darauf hin, daß „nicht v i e l . . . über die Grenzproduktivität des Kapitals und die Nachfragekurve nach K a p i t a l gesagt [zu] werden [braucht], da Keynes hier der klassischen Lehre folgt". 538 Siehe hierzu auch A. Forstmann: Neue Wirtschaftslehren, a.a.O., S. 119 ff. R35

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

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deutet, daß der „virtuelle" Zins um so mehr eine ansteigende Tendenz auf weisen wird, je mehr die Unternehmer ein Ansteigen der Nachfrage und damit — ceteris paribus — i m langfristigen wirtschaftlichen Ablaufe eine Steigerung i m Umfange der Bevölkerung erwarten, soweit einmal von außenwirtschaftlichen Einflüssen abgesehen wird. Sinngemäß w i r d daher auch der „virtuelle" Zins u m so mehr eine nachgebende Tendenz haben, je weniger die Unternehmer einen steigenden Bedarf als Ausdruck einer Steigerung i m Umfange der Bevölkerung i m langfristigen wirtschaftlichen Ablaufe erwarten. Von besonderem Interesse ist i m vorliegenden Zusammenhange der Fall eines abnehmenden Bevölkerungszuwachses (bei Annahme einer grundsätzlich ansteigenden Bevölkerungsbewegung). N i m m t nämlich der Bevölkerungszuwachs immer mehr ab, so w i r d auch der „ v i r t u elle" Zins eine entsprechend abnehmende Tendenz aufweisen 5 3 9 . Findet schließlich keine Zunahme i m Umfange der Bevölkerung mehr statt, sondern hält sich der Umfang der Bevölkerung auf einer bestimmten Höhe, so beinhaltet das den Tatbestand einer „statischen Wirtschaft", i n der auch die Höhe der Nachfrage insgesamt gesehen keine Steigerung erfährt, so daß also kein Bedarf nach neuen Erzeugungsstätten besteht, und daher auch keine Neubildung von Realkapital stattfindet 5 4 0 , sondern der Investitionsbedarf auf die Re-Investierungen als Ausdruck der Reproduktion des Realkapitals beschränkt bleibt. Das w i r d aber zur Folge haben, daß auch d e r „ v i r t u e l l e " Z i n s g e g e n N u l l k o n v e r g i e r e n wird. Nun besteht aber, wie gezeigt wurde, ein natürlicher Zusammenhang zwischen dem „virtuellen" Zins und dem „Marktzinsfuß". Dieser ergibt sich aus der Tatsache, daß der Zins ja die Aufgabe hat, das Angebot von und die Nachfrage nach Kapitaldispositionen einander anzupassen. Steigt also die Nachfrage nach Kapitaldispositionen infolge einer Steigerung des „virtuellen" Zinses, so w i r d auch der „Marktzinsfuß" eine ansteigende Tendenz auf weisen. Das grundsätzlich Gleiche gilt auch sinngemäß hinsichtlich des Zusammenhanges zwischen 539 I n diesem Sinne m e i n t auch J. M . Keynes (Allgemeine Theorie, a.a.O., S. 184), sollte „ein richtig geleitetes, m i t modernen technischen H i l f s m i t t e l n ausgerüstetes Gemeinwesen, dessen Bevölkerung nicht sehr rasch zunimmt, i n der Lage s e i n . . . innerhalb einer einzigen Generation die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals i m Gleichgewicht auf ungefähr N u l l herunterzubringen". 340 Als K r i t e r i u m f ü r den Charakter der wirtschaftlichen Entwicklung sieht beispielsweise R. F. Harrod (Dynamische Wirtschaft, a.a.O., S. 32) „die gegenseitigen Beziehungen zwischen . . . drei grundlegenden Elementen . . . nämlich 1. der Arbeitskraft, 2. dem E r t r a g oder Einkommen pro K o p f u n d 3. der Menge verfügbaren Kapitals" an, u n d er m e i n t hierzu insbesondere, „ m a n könnte eine statische Wirtschaft definieren, indem m a n sagt, daß i n i h r diese drei Größen konstant seien".

316

Die Grundlagen einer monetären Ökonomie

dein beiden genannten Zinssätzen i m umgekehrten Sinne bei einer Senkung des „virtuellen" Zinses. Daraus folgt insbesondere hinsichtlich einer „statischen Wirtschaft", i n der der „virtuelle" Zins aus den angegebenen Gründen verschwindet, daß auch der „Marktzins" den Wert N u l l a n n i m m t 5 4 1 , weil ja — wie ausgeführt wurde — der Investitionsbedarf auf den Betrag der ReInvestierungen beschränkt ist und infolgedessen keine Nachfrage nach Kapitaldispositionen besteht 5 4 2 . Durch diese fehlende Nachfrage nach Kapital, die die Folge der durch Stagnation i m Umfange der Bevölkerung bedingten „statischen Wirtschaft" ist, w i r d naturgemäß ein gewisses Dilemma hervorgerufen. Das ergibt sich daraus, daß die Ersparnisse, die die Wirtschaftssubjekte mit Rücksicht auf die zukünftige Versorgung stets machen, keine wirtschaftliche Verwendungsmöglichkeiten mehr vorfinden, w e i l mit ' Rücksicht aoif die fehlende Kapitalbildung auch keine Nachfrage nach ihrem geldseitigen Äquivalent, den Ersparnissen, mehr besteht. Das bedeutet aber noch nicht, daß infolge des Mangels „an einer hinreichenden Zahl von Kapitalwerten zur Durchführung dieses Sparens, . . . das Sparen k ü n f t i g zu einem Ende kommen muß, sondern nur, daß die Zinsen aufhören müssen. Unter den erwähnten Umständen sind sie nicht länger erforderlich" 5 4 3 . Sie sind aber auch nicht 541 I n diesem Sinne f ü h r t daher auch schon J. Schumpeter (Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, a.a.O., S. 241) aus: „Die statische' Wirtschaft kennt keinen Produktivzins", w e i l — w i e er weiter meint — „der G e l d - , bedarf des Neuen den t a t s ä c h l i c h e n H a u p t f a k t o r i n d e r i n d u s t r i e l l e n Nachfrage auf dem G e l d m a r k t ausmacht". I n gleichem Sinne müssen w i r — nach Ansicht von R. F. Harrod (a.a.O., S. 21) — „ i n einer statischen Wirtschaft . . . den Betrag des Sparens m i t N u l l ansetzen. Das i s t formal nicht unmöglich, obwohl es natürlich unter entsprechenden Umständen m i t einem positiven Zinsfuß nicht gut vereinbar sein mag". 541 A u s den angegebenen Gründen ist daher auch die von G. Cassel (Theoretische Sozialökonomie, 5. Aufl., Leipzig 1932, S. 183) vertretene Ansicht, daß auch i n einer statischen Wirtschaft e i n Zins vorhanden sein müßte, u m die Reproduktion des Realkapitals zu ermöglichen, irrig. Denn diese R e Produktion des Realkapitals erfolgt ja nicht aus Ersparnissen, die immer n u r eine K a p i t a l n e u b i l d u n g bestimmen, sondern sie ist bereits i n den Betriebskosten enthalten (vgl. hierzu auch G. Myrdal: a.a.O., S. 418), so daß mangels einer K a p i t a l n e u bildung auch keine Nachfrage nach G e 1 d k a p i t a l — als Ausdruck verfügbarer Ersparnisse — bestehen kann. I m gleichen Sinne muß auch gegen die Ansicht von J. B. Clark (The Distribution of Wealth, New Y o r k 1908, pg. 133), daß es i n einer statischen Wirtschaft zwar kein Sparen geben würde, w e ü dies Zeit, also ein Wesensm e r k m a l der „dynamischen" Wirtschaft voraussetzt, daß es aber w o h l einen Zins geben würde, eingewendet werden, daß es i r r i g ist, annehmen zu wollen, daß Ersparnisse i m m e r n u r gemacht werden würden, wenn es einen Zins gäbe, u n d daß es ebenso i r r i g ist, anzunehmen, daß es einen Zins geben würde, Wenn keine Nachfrage nach K a p i t a l besteht. 648 R. F. Harrod (a.a.O., S. 175) m e i n t hierzu weiter: „Das Sparen kann durch garantierte Spargutscheine weiter durchgeführt werden; diese be-

VI. Möglichkeiten und Grenzen des Geldflusses

317

möglich, da keine Nachfrage nach Kapital und daher auch keine Bereitschaft besteht, Zinsen zu zahlen. Daher müssen w i r auch die von G. Cassel vertretene Auffassung ablehnen, daß eine unerschöpfliche Nachfrage nach Kapital für den Fall bestehen würde, daß es nichts kostet. Nach Ansicht von Keynes kann es i n einer statischen Wirtschaft deshalb keine Ersparnisse geben, w e i l nadie die A r t der Dispositionen der Einkommeinsbezieher bzw. der Sparer über die Verwendung ihrer Ersparnisse bestimmen, von ähnlichen Gesichtspunkten abhängig, wie jene Überlegungen, die «die Unternehmer zur Ausdehnimg und zur Einschränkung ihrer geschäftlichen Transaktionen bestimmen. Diese Gründe sind daher ebenfalls i m Rahmen unserer späteren Betrachtungen über die Theorie des Geldeinflusses ex ante zu untersuchen. Schließlich ist es auch Aufgabe der Theorie des Geldeinflusses ex ante, die Gründe aufzuzeigen, die bestimmend sind für die Diskrepanzen, die zwischen den Vorgängen i m Geschäftskreislauf einerseits und denen i m Einkommenskreislauf andererseits auftreten. Die voraufgegangenen Betrachtungen haben w o h l erkennen lassen, daß die Einkommenstheorie des Geldwertes, wenn auch nicht unmittelbar w i e f ü r die Theorie des Geldeinflusses ex post, so doch mittelbar auch als Grundlage der Theorie des Geldeinflusses ex ante angesehen werden kann. Ihre Bedeutung für die Theorie des Geldeinflusses ex ante liegt hierbei, wie gezeigt wurde, darin, daß die Einkommenstheorie des Geldwertes bzw. i h r Preisniveau der Verbrauchsgüter jene Faktoren des wirtschaftlichen Kreislaufgeschehens i n ihrem natürlichen u n d hier relevanten Zusammenhänge erfaßt, deren absolute und relative Veränderungen i n ihren durch den Einfluß des Geldes bedingten Ursachen aufzuzeigen die Aufgabe der Theorie des Geldeinflusses ex ante ist. Es sei hier abschließend noch auf die Tatsache hingewiesen, daß die Theorie des Geldeinflusses ex ante naturgemäß n u r endogen bedingte Veränderungen geldseitiger Bedingtheit i n ihren Ursachen zu erklären vermag, nicht aber auch solche Veränderungen, die durch Einflüsse hervorgerufen werden, die das Geld als ein exogenes Element des wirtschaftlichen Kreislaufgesdiehens ausübt, bei denen also die

Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse geldseitigen Veränderungen i n k e i n e m unmittelbaren Kausalnexus zu solchen güterwirtschaftlicher A r t stehen. Hier besitzt die Einkommenstheorie des Geldwertes bzw. i h r Preisniveau der Verbrauchsgüter als Grundlage der Theorie des Geldeinflusses ex post insofern einen allgemeineren Aussagewert, als sie ja nicht die Ursachen, sondern nur die Wirkungen zu erklären hat, i n denen ein Einfluß des Geldes allgemein, also unabhängig von der A r t der Verursachimg, i n Erscheinung t r i t t . Die Einkommenstheorie des Geldwertes bzw. i h r Preisniveau der Verbrauchsgüter kann also durch sinngemäßen Einbau der entsprechenden Faktoren auch die W i r k u n gen exogen bedingter Geldeinflüsse erklären, während diese Einflüsse hinsichtlich ihrer Ursachen nur durch A n w e n d u n g der Theorie des Geldeinflusses auf die jeweils konkreten Gegebenheiten der w i r t schaftlichen Wirklichkeit erklärt werden können. Das erscheint allerdings bei einiger Überlegung durchaus verständlich angesichts der Tatsache, daß die Ursachen e x o g e n bedingter Veränderungen i m wirtschaftlichen Ablaufe — also auch exogen bedingter monetärer Veränderungen — m i t Rücksicht auf ihre a u ß e r wirtschaf tliche Natur nicht i m Rahmen der „reinen" Theorie erklärt werden können, die naturgemäß immer nur r e i n w i r t s c h a f t l i c h e , also e n d o g e n bedingte Tatbestände und Vorgänge zur Voraussetzung haben k a n n 3 5 .

III. Einkommensentstehung und Einkommensverwendung A.

Allgemeines

Unsere voraufgegangenen Betrachtungen über die Einkommenstheorie des Geldwertes als Grundlage der Theorie des Geldeinflusses haben bereits erkennen lassen (und unsere späteren Betrachtungen werden das noch i m einzelnen zu zeigen haben), daß A r t und Umfang des Einflusses, den Geld u n d K r e d i t auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes ausüben bzw. auszuüben vermögen, allgemein und grundsätzlich abhängig sind von dem Verhältnis, i n dem die Tatbestände und Vorgänge i m Geschäftskreislauf, wie sie — ausgedrückt durch die Höhe der Erzeugungskosten — i n der Einkommense n t s t e h u n g s g l e i c h u n g erfaßt sind, zu denen i m Einkommenskreislauf stehen, wie sie — ausgedrückt durch die beiden grundsätzlich relevanten Arten der Einkommensverwendung — i n der Einkommens v e r w e n d u n g s gleichung erfaßt sind. 35

Siehe hierzu auch A. Forstmann: licher Veränderungen, a.a.O.

Z u r Frage der Kausalität wirtschaft-

III. Einkommensentstehung und Einkommenserwendung

363

Die Bedeutung, die das Einkommen i m vorliegenden Zusammenhange vor allem besitzt, beruht dabei insbesondere darauf, daß es einmal als N o m i n a l einkommen einen G e l d ström repräsentiert, der i m Geschäftskreislauf als Entlohnung der Produktionsfaktoren der beiden relevanten Erzeugungsarten entsteht, i n den Einkommenskreislauf fließt und dort als N a c h f r a g e wirksam wird. Andererseits aber stellt das Einkommen — als Ergebnis des Preisbildungsprozesses — als R e a l einkommen das Ergebnis eines Güterstromes dar, der ebenfalls i m Geschäftskreislauf entsteht und i n den Einkommenskreislauf fließt und dort als A n g e b o t wirksam wird. Aus der Tatsache, daß das Realeinkommen nicht unmittelbar den Wirtschaftssubjekten zufließt, sondern daß es vielmehr das Ergebnis des Preisbildungsprozesses ist, ergibt sich naturgemäß, daß es i n der Geldwirtschaft außer dem Verteilungsproblem der naturalen Tauschwirtschaft immer dann noch ein weiteres — man kann vielleicht sagen sekundäres, geldseitig bedingtes — Verteilungsproblem geben wird, wenn das Geld nicht als ein i n bezug auf das güterwirtschaftliche Geschehen „indifferentes" Element anzusehen ist, sondern wenn es einen selbständigen Einfluß auf den Wirtschaftsablauf ausübt. Die Bedeutimg des Einkommens — insbesondere auch i n geldseitiger Hinsicht — liegt also darin, daß' es das Verbindungsglied zwischen dem G e s c h ä f t s kreislauf, i n dem es e n t s t e h t , und dem E i n k o m m e n s kreislauf, i n dem es v e r w e n d e t wird, darstellt. Da n u n (wie dies unsere späteren Untersuchungen noch i m einzelnen zu zeigen haben werden) ein Einfluß des Geldes immer an spezielle Divergenzen zwischen korrespondierenden Faktoren der Einkommensentstehung und der Einkommensverwendung gebunden ist, so setzt eine befriedigende Erklärung der hier relevanten Zusammenhänge und Bedingtheiten eine eingehende Analysierung der Einkommensentstehung ebenso w i e auch der Einkommensverwendung unter besonderer Berücksichtigung der A r t e n sowohl der Einkommensentstehung wie auch der Einkommensverwendung voraus. Dabei dürfen aber die Vorteile einer solchen rein nominellen Betrachtungsweise nicht überschätzt werden, wie das neuerdings unter der Herrschaft der von Keynes vertretenen „Allgemeinen Theorie" und der sich hieraus ergebenden „neuen" Wirtschaftslehren i m allgemeinen der Fall ist 3 6 . 36 Das scheint auch bei einem so kritischen Forscher der F a l l zu sein, w i e es G. Haberler zweifellos ist, der (Prosperität u n d Depression, a.a.O., S. 498) Keynes' „große Leistung" darin sieht, daß dieser „den Faktor ,Einkommen' stark betont u n d i n der Analyse der wirtschaftlichen Wechsellagen v i e l systematischer gebraucht, als es jemals vorher geschah". M a n geht hier sogar so weit, Keynes ein Verdienst zuzuschreiben, das i h m nicht — jedenfalls n i c h t i n dem behaupteten Umfange — zusteht, so

364

Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse

Es ist zwar durchaus zutreffend, daß das Einkommen — und insbesondere auch das G e l d einkommen — von bestimmender Bedeutung für das Verständnis der Vorgänge des wirtschaftlichen Ablaufes insbesondere dann ist, wenn das Geld nicht als ein „indifferentes" Element des wirtschaftlichen Kreislaufgeschehens angesehen werden kann, sondern einen selbständigen Einfluß auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes ausübt. Die leider vielfach zu beobachtende Uberbetonung der Bedeutung des Geldeinkommens beinhaltet aber die Gefahr einer mehr oder weniger ausgesprochenen Vernachlässigung g ü t e r wirtschaftlicher Tatsachen und Bedingtheiten gegenüber der monetären Seite des Problems. Daraus ergeben sich aber nicht nur i n wirtschaftswissenschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem auch i n wirtschafts p o l i t i s c h e r Beziehung nachteilige Konsequenzen und erhebliche Gefahren 37 . Damit soll aber andererseits keinesfalls die Tatsache bestritten werden, daß die Vertreter der „klassischen" Nationalökonomie die güterwirtschaftliche Seite des Problems überschätzt haben; wenn das auch ihrer wirtschaf tswissenschaf tlichen Zielsetzung entsprach, die mehr oder weniger ausschließlich — von Ausnahmen, wie beispielsweise Th. R. Malthus abgesehen — auf die Erklärung der der wirtschaftlichen Entwicklung als solcher immanenten „natürlichen" langfristigen Gleichgewichtstendenzen ausgerichtet war. Ohne Berücksichtigung b e i d e r Seiten des Problems — der geldseitigen ebenso wie auch der güterwirtschaftlichen Seite — w i r d man nicht zu eindeutigen Ergebnissen, sondern nur zu Mißverständnissen und I r r t ü m e r n gelangen. Wenn daher E. Preiser der „klassischen" Lehre glaubt, den V o r w u r f machen zu müssen, daß dem, „der i n klassischen Bahnen denkt, der Zugang zu dem Problem, wie die Produktion u n d damit auch das Volkseinkommen wächst, ebenso durch beispielsweise, w e n n C. Fohl (Geldschöpfung u n d Wirtschaftskreislauf, München u n d Leipzig 1937, S. 29) hinsichtlich der v o n Keynes i n seinem Buche „ V o m Gelde" (a.a.O., S. 109 ff.) entwickelten „Grundgleichungen f ü r den W e r t des Geldes" u n d der diesen zugrunde liegenden Gedanken die Behauptung aufstellt, sie ständien „ a n der Schwelle einer neuen Epoche geldtheoretischer Betrachtungen". Denn es steht — u m m i t A . Weber ( A l l gemeine Volkswirtschaftslehre, a.a.O., S. 572) zu sprechen — „heute bereits fest, daß Wicksell f ü r den Einbau der neuen Geldtheorie . . . auf die Dauer den größeren R u h m f ü r sich i n Anspruch nehmen k a n n " als Keynes. 97 Das aber muß berücksichtigt werden, w e n n m a n — w i e G. Haberler (a.a.S., S. 498) — der Ansicht ist: „ I m ganzen gesehen w a r es notwendig, den Ton zu wechseln u n d auf den Faktor Einkomimen zu legen. Die starke u n d überaus fruchtbare Betonung der v o m E i n k o m m e n ausgehenden W i r k u n gen, die sich i n den letzten Jahren m e h r u n d m e h r i n allen Zweigen der praktischen Volkswirtschaftslehre w i e Preis- u n d Nachfrageanalyse, i n t e r nationaler Handel usw. bemerkbar machte, geht größtenteils auf Keynes zurück."

.

inkommensentstehung und Einkommenserwendung

seine güterwirtschaftliche Sicht, wie durch die statische Betrachtungsweise erschwert" würde 3 8 , so muß demgegenüber m i t zumindest gleicher Berechtigung gesagt werden, daß der, der m i t den Vertretern der „neuen" Wirtschaftslehren, nur i n monetären Vorstellungen zu denken gewohnt ist, nicht minder Gefahr läuft, zu irrigen Schlußfolgerungen zu kommen, w e i l er die güterwirtschaftliche Seite des Problems übersieht oder doch zumindest nicht i n ihrer Bedeutung berücksichtigt 39 . Die Gefahr, die i n einer Überschätzung der Geldseite liegt, ist die, daß das rein monetäre Denken Möglichkeiten vortäuscht, die i n der wirtschaftlichen Wirklichkeit deshalb gar nicht bestehen, w e i l die güterwirtschaftlichen Gegebenheiten hier Grenzen setzen, die durch geldseitige Einflüsse u n d Maßnahmen nicht beseitigt werden können. W i r haben auf diese Tatsache bereits gelegentlich unserer Betrachtungen über das Paradoxon der Ausschließlichkeit der Kredits c h ö ρ f u n g 4 0 hingewiesen, w i e es von den Vertretern der „neuen" Kredittheorie strenger Observanz vielfach behauptet w i r d ; eine Tatsache, die namentlich dann eigenartig anmutet, wenn sie — i n Widerspruch zu solchen Behauptungen — zugeben müssen, daß selbstverständlich immer vorauszusetzen ist, daßi auf allen Gebieten ausreichende Produktionsreserven vorhanden sein müssen 41 . Wie unsere späteren Betrachtungen über die Theorie des Gleichgewichtes — insbesondere auch über die Theorie des Gleichgewichtes ex post — noch i m einzelnen zu zeigen haben werden, setzt das Gleichgewicht — und insbesondere das „geldtheoretische" Gleichgewicht — eine bestimmte gleichgewichtige A r t des Ausgleichs 38

E. Preiser: Geldschöpfung oder Sparen?, a.a.O., S. 247. I n diesem Sinne f ü h r t daher auch beispielsweise H. Timm (Geldschöpfung oder Sparen?, a.a.O., S. 5) zutreffend folgendes aus: „Die moderne (Beschäftigungs-)Theorie l ä u f t Gefahr, n u r noch i n Nominalgrößen (Geldeinkommen, Z a h l der beschäftigten Hände usw.) zu denken; nominelle Größen rangieren v o r realen Größen, globale Quantitäten v o r realen Quantitäten. Dies braucht nicht gefährlich zu werden, k a n n es aber, genau w i e das klassische Denken i n realen Größen u n d Quantitäten gefährlich oder falsch werden kann, aber nicht muß." Wenn T i m m allerdings i m Anschluß hieran meint, daß es über die A n gemessenheit oder Richtigkeit der einen oder anderen A r t des Denkens u n d der Begriffe . . . k e i n allgemeingültiges U r t e ü gäbe, sondern daß es „ v o n den zu lösenden Problemen u n d d a m i t v o n den Situationen ab[hängt], die die Theorie vorfindet oder glaubt vorzufinden", so scheint das insofern mißverständlich ausgedrückt, als es sich i n der T a t i n einem jeden Falle darum handelt, daß das güterwirtschaftliche Denken insofern den P r i m a t vor dem geldseitigen Denken haben muß, als das letztere n u r insoweit a l l gemein anwendbar ist, solange die güterwirtschaftlichen Voraussetzungen geldseitiger Einflüsse u n d Maßnahmen erfüllt sind. 40 Siehe hierzu auch A . Forstmann: V o m Paradoxon der Ausschließlichk e i t der Kreditschöpfung, a.a.O.; siehe hierzu auch oben S. 252 ff. 41 Siehe hierzu beispielsweise E. Preiser: a.a.O., S. 259. 39

366

Die Theorie endogen bedingter Geldeinfüsse

zwischen den Erzeiugungskosten der beiden relevanten Erzeugungsarten einerseits und den beiden relevanten A r t e n der Einkommensverwendung andererseits voraus. Sind die i n dieser Hinsicht zu stellenden Gleichgewichtsbedingungen nicht erfüllt, so übt das Geld einen selbständigen Einfluß auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes aus. Angesichts dieser bestimmenden Bedeutimg der beiden relevanten Erzeugungsarten, wie sie ihren Ausdruck i n der Entlohnung ihrer Produktionsfaktoren als Ausdruck der Einkommensentstehung und ihrer Quellen findet, einerseits und der Arten der Einkommensverwendung andererseits, ist es die Aufgabe unserer folgenden Betrachtungen, das Einkommen einmal der A r t seiner E n t s t e h u n g nach, d. h. i n seiner Eigenschaft als Kosten, die i m Geschäftskreislauf bei der Gütererzeugung aufgewandt werden, und zum anderen der A r t seiner V e r w e n d u n g nach, d. h. i n seiner Eigenschaft als Nachfrage, die seitens der Einkommensbezieher i m Einkommenskreislauf ausgeübt wird, einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen. B. D i e E n t s t e h u n g d e s

Einkommens

1. A l l g e m e i n e s Ein Einfluß des Geldes bzw. des Kredits auf die Vorgänge des güterwirtschaftlichen Ablaufes zeigt sich, wie wiederholt ausgeführt wurde, i m allgemeinen — wenn auch nicht ausschließlich — i n einer Veränderung der Preise. Solche Veränderungen sind allerdings nur symptomatisch bedeutsam für die i m vorliegenden Zusammenhange eigentlich relevanten Veränderungen. Die Überschätzung der Bedeutung von Preisänderungen führte, wie ebenfalls ausgeführt wurde, unter der Herrschaft der Quantitätstheorie und ihrer sogenannten „Verkehrsgleichungen" dazu, anzunehmen, daß das Wesen des Geldeinflusses nicht nur vorwiegend oder ausschließlich i n Veränderungen des — noch dazu kreislauftheoretisch völlig Undefinierten — „allgemeinen Preisniveaus" zu sehen sei, sondern daß diese Veränderungen des „allgemeinen Preisniveaus" auch den Primat vor denen der r e l a t i v e n Preise hätten; eine Tatsache, die die Quantitätstheorie — abgesehen von anderen gegen sie zu erhebenden Einwänden — auch verhindert, eine Erklärung der eigentlichen hier relevanten Probleme zu ermöglichen. Angesichts der primären Bedeutung von Veränderungen der relativen Preise — als Ausdruck eines selbständigen Einflusses des Geldes auf das güterwirtschaftliche Geschehen — können eindeutige Erkenntnisse i n dieser Hinsicht nur dann und nur dadurch gewonnen werden, daß die i m vorliegenden Zusammenhange relevanten Fak-

I I I . Einkommensentstehung und Einkommenserwendung

367

toren ihrer jeweiligen Bedeutung entsprechend berücksichtigt und erfaßt werden. Das bedeutet insbesondere, daß hinsichtlich der Einkommensentstehung (als Ausdruck der bei der Gütererzeugung aufgewandten Kosten) zwischen den beiden relevanten Arten der Gütererzeugung unterschieden wird. Das Einkommen interessiert also s e i n e r E n t s t e h u n g n a c h a l s K o s t e n , und zwar zunächst insofern, als festzustellen ist, aus welcher E r z è u g u n g s q u e l l e diese Kosteneinkommen fließen. Es ist aber noch eine weitere wichtige Tatsache zu berücksichtigen, die sich «daraus ergibt, daß die Gütererzeugung — und damit auch das aus i h r fließende Einkommen — das Ergebnis des Zusammenwirkens der drei Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital ist. Dabei ist die A r t des Zusammenwirkens dieser drei Produktionsfaktoren eine Frage ihrer Grenzergieibigkeiten bzw. des Verhältnisses, i n dem diese zueinander stehen. Beides ist nun abhängig von der Verfügbarkeit bzw. der relativen Verfügbarkeit über die Produktionsfaktoren 4 2 . Die jeweilige Verfügbarkeit über die Produktionsfaktoren ist daher auch bestimmend für die Verteilung der Erzeugungskosten auf die einzelnen Produktionsfaktoren und damit also auch für die Höhe ihrer jeweiligen Entlohnung. Diese kann zwar durch monopolistische Einflüsse m o d i f i z i e r t , a b e r n i c h t g r u n d s ä t z l i c h verändert werden, wenn nicht schwere wirtschaftliche — und auch soziale — Nachteile entstehen sollen, deren Ausmaß dann durch das Ausmaß der Diskrepanz zwischen der „natürlichen" und der monopolistisch beeinflußten Höhe der Entlohnimg bestimmt ist. Die hier relevanten Zusammenhänge u n d Bedingtheiten sind daher auch bestimmend für die sogenannte Verteilungsproblematik 4 3 . Die Grenizergiebigkeiten der Produktionsfaktoren bzw. das Verhältnis, i n dem sie zueinander stehen, sind bestimmend für die A r t der Kombination der Produktionsfaktoren und insbesondere auch für deren optimale Kombination. Veränderungen i n den Grenzergiebigkeiten und ihrem Verhältnis zueinander können auch durch einen 42

Siehe hierzu oben S. 322 ff. A u f die hier bestehenden Zusammenhänge u n d Bedingtheiten weist beispielsweise J. Schumpeter (Das Grundprinzip der Verteilungstheorie, AfSw, Bd. 42, 1916/17, S. 9) hin. E r stellt fest, „daß die ,Verteilung 4 d a r über entscheidet, was u n d w i e produziert w i r d , denn v o n i h r hängt ja das Einkommen, m i t h i n die Nachfragefähigkeit der Wirtschaftssubjekte ab. Es liegt aber ebenso auf der Hand, daß die Produktionsverhältnisse ihrerseits die ,Verteilung' bestimmen, denn sie entscheiden darüber, m i t welchen A n sprüchen der einzelne an das Sozialprodukt herantreten kann". Wie M . J. Bowman (Theories of Income Distribution, JPE., vol. 56, 1948, pg. 533) meint, liegt „ d i e Verteilungstheorie . . . auf dem Kreuzwege z w i schen der MikroÖkonomie der Werttheorie u n d der Makroökonomie der Theorie des Nationaleinkommens, des allgemeinen Preisniveaus u n d des allgemeinen Niveaus der Beschäftigung". 43

Die Theorie endogen bedingter Geldeinfiüsse

m

Einfluß des Geldes verursacht werden. Dabei sind die Möglichkeiten des Geldeinflusses durch die güterwirtschaftlichen Gegebenheiten begrenzt. Das Problem der Kombination der Produktionsfaktoren muß daher unter besonderer Berücksichtigung der Abhängigkeit ihrer Grenzergiebigkeiten von einem Einfluß des Geldes einer etwas eingehenderen Prüfung unterzogen werden, unter Berücksichtigung insbesondere der Tatsache, daß diese Frage für die A r t der Einkommensentstehung von bestimmender Bedeutung ist. 2. E i n k o m m e n s e n t s t e h u n g

und

Kostenarten

Das Einkommen ist, wie wiederholt ausgeführt wurde, nichts anderes als die Gesamtheit der i m Gesdiäftskreislauf bei der Gütererzeugung aufgewandten Erzeugungskosten. Es genügt nun aber nicht, das Einkommen gleich der Gesamtheit der Erzeugungskosten zu setzen — auch wenn nach den beiden relevanten Erzeugungsarten unter-

k

m

6

Abbildung 7

III. Einkomensentstehung und Einkommensverwendung

369

schieden wird. Es muß vielmehr ein Unterschied auch innerhalb der Erzeugungskosten der einzelnen Erzeugungsarten gemacht werden, und zwar nach den einzelnen Kostenarten. Auf Grund der bekannten, von E. Schmalenbach gesetzten Begriffe 4 4 , können die folgenden Kostenarten und die dabei angegebenen approximativen Werte, unterschieden werden: 1. 2. 3. 4.

konstante Kosten proportionale Kosten abnehmende (degressive) Kosten .. zunehmende (progressive) Kosten ..

= = = =

kk kp ka kz

= = = =

Ck cp · G ca · Ga c z · G^

Hierbei sind Ck, c p , c a und c z ebenso wie auch α u n d β Betriebskonstante, die jeweils unterschiedlich sind, und zwar handelt es sich hier — der makroökonomischen Betrachtimg entsprechend — u m resultierende Betriebskonstante. Hierbei g i l t insbesondere die Bedingung α < 1 < β. G ist die i n als homogen angenommenen Einheiten ausgedrückte Erzeugungsmenge. Die Gesamtkosten sind dann gegeben als die Summe der angegebenen einzelnen Kostenkomponenten zu kr =

Ck + Cp

·G +

Ca ·

Ga

+

Cz ·

Gß.

(31)

Die resultierenden Gesamtkosten sind also als Funktion der Erzeugungsmenge darstellbar und i n der Bildkurve 1 der Abb. 7 wiedergegeben. Sind die einzelnen Kostenkomponenten bekannt, so lassen sich die einzelnen Betriebskonstanten i n einfacher Weise graphisch extrapolieren. Die spezifischen Erzeugungskosten, d. h. die Kosten pro Einheit der Erzeugung ergeben sich dann durch Division der Erzeugungsmenge i n die resultierenden Gesamtkosten zu kep = ^

= Ck · G - 1 + Cp + Ca · G « - 1 4 Cz · G ^ - 1

(32)

Aus der Kostengleichung folgt, daß es einen Wert der Erzeugungsmenge gibt, bei dem die Kosten pro Erzeugungseinheit ein M i n i m u m ergeben. Die Erzeugungsmenge, bei der dies der F a l l ist, läßt sich aus der Bildkurve für die spezifischen Erzeugungskosten, wie sie i n der Abb. 7 durch die Bildkurve 2 dargestellt ist, graphisch ermitteln. Rechnerisch folgt dieses „Betriebsoptimum" aus der Beziehung Formel (32) unter Berücksichtigung der Optimumbedingung 44 Vgl. hierzu E. Schmalenbach: Grundlagen der u n d der Preispolitik, 6. Aufl., Leipzig 1936, S. 30 ff. 2

Forstmann,

Theoie dee Geldes

II

Selbstkostenrechnung

370

Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse dksp I G -

/d*k,p ^ >

\ ° )

Betrachten w i r n u n noch die Frage des erzielbaren Bruttoerlöses, so läßt sich hierzu grundsätzlich folgendes sagen: Es w i r d i m allgemeinen einen Preis geben, bei dem überhaupt keine Nachfrage besteht. Dieser Preis sei m i t G^ax bezeichnet. Ebenso w i r d bei einer bestimmten Gütermenge keine Preissenkung mehr zu einer Steigerung der Nachfrage führen. Bezeichnen w i r diese Gütermenge m i t G m a x , so läßt sich f ü r eine jede Nachfrage — Preisabhängigkeit — relativ kontinuierlichen Verlauf dieser Abhängigkeit angenommen (was i m allgemeinen m i t hinreichender Genauigkeit vorausgesetzt werden kann) — ganz allgemein i n erster Approximation eine Beziehung von der Form _

_

71

G = Gmax — ~~~ η angeben, wobei sich aus der Grenzibedingung für Preis- und Nachfragemaximum die Beziehrung η = ~ umax ergibt. Es sei angenommen, daß Gmax einem Preis von π = 0 entspricht, was i n erster Approximation zulässig erscheint. Ist der Wert für π > 0, so muß eine entsprechende Transformation der Koordinaten vorgenommen werden. Der mathematisch denkbare Fall eines negativen Preises ist praktisch ohne Interesse. Für den Rohertrag läßt sich dann die Beziehung r = π · G = π · Gmax L

1 — -p— π ιηαχ J

(33)

angeben. Der erzielbare Gewinn ist dann als Funktion von Roherlös und Erzeugungskosten gegeben zu g = r — kr (34) Seine Abhängigkeit von der Erzeugungsmenge w i r d i n der Abb. 8 durch die Bildkurve g wiedergegeben. Das Maximum des Gewinnes ist, wie bereits E. Barone angegeben hat, durch die Beziehung dr dG

β

dkr dS

d. h. für deni Punkt der beiden Bildkurven r und k der Abb. 8 gegeben, an dem ihre Tangenten parallel verlaufen. Das Gewinnoptimum

III. Einkommensentstehung und Einkommensverwendung

371

liegt also infolge der ansteigenden Tendenz der Kostenkurve und der relativ abfallenden der Ertragskurve i m vorliegenden Falle bei einer kleineren Erzeugungsmenge, als dies dem M a x i m u m der Roherlöskurve entspricht.

A u f Grund der angegebenen Zusammenhänge und Bedingtheiten läßt sich, n u n auch die Frage beantworten, ob neue Produktionseinrichtungen errichtet werden sollen oder nicht. Insbesondere zeigt die Beziehung Formel (34), daß eine solche Errichtung nur dann vorteilhaft ist, wenn die Bedingimg r>kr erfüllt ist, d. h. wenn — i m langfristigen wirtschaftlichen Ablaufe — Gewähr dafür geboten ist, daß die Rohertragskurve oberhalb der Kostenkurve verläuft 4 5 . Die hier ausgeführten und erklärten Zusammenhänge und Bedingtheiten gelten nun nicht n u r unter mikroökonomischem Gesichtspunkte insbesondere auch für monopolistische Verhältnisse, sondern sie lassen 45 Siehe hierzu auch K . Wicksell: Vorlesungen über Nationalökonomie, Theoretischer Teil, Jena 1913, S. 189 ff.; siehe weiter auch G. J. Stigler: Production and Distribution Theories, N e w Y o r k 1949, pg. 382. 2

Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse sich auch auf makroökonomische Probleme anwenden; sie sind i m vorliegenden Falle insbesondere deshalb von Wichtigkeit, weil sie i n ihrer Anwendung die Grenzen erkennen lassen, die durch einen Einfluß des Geldes zu erreichenden Veränderungen i m wirtschaftlichen Ablaufe gesetzt sind, wenn man die Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren berücksichtigt. 3. D i e E n t l o h n u n g d e r

Produktionsfaktoren

Es handelt sich hier zunächst darum, die resultierenden Erzeugungskosten als Funktion der* auf die Produktionsfaktoren entfallenden Entlohnung auszudrücken, so daß sich also hier für die resultierenden Kosten die Beziehung kr = k A + kB + k K (35) ergibt, i n der k A die Höhe der Entlohnung des Produktionsfaktors „Arbeit", kß die Höhe der Entlohnung des Produktionsfaktors „Boden" und schließlich k x die Höhe der Entlohnung des Produktionsfaktors „Kapital" zum Ausdruck bringt. Was i m vorliegenden Zusammenhange von Wichtigkeit ist, das ist die Frage der Kombination der Produktionsfaktoren i m volkswirtschaftlichen Rahmen sowie die Problematik des Gleichgewichtes zwischen der optimalen und der volkswirtschaftlich nachgefragten Gütermenge 4 6 . Man hat vielfach — und insbesondere auch i m Anschluß an die von Keynes vertretene „Allgemeine Theorie" — versucht, die Vorgänge des wirtschaftlichen Ablaufes in der Geldwirtschaft unter dem doppelten Gesichtspunkte zu betrachten, ob i n der Volkswirtschaft „Vollbeschäftigung" besteht, oder aber ob dies nicht der Fall ist 4 7 . Eine solche Betrachtungsweise ist nun aber deshalb — so interessant sie unter anderem Gesichtspunkte sein mag — i m vorliegenden Zusammenhange nicht nur überflüssig, sondern unter Berücksichtigung der der „ A l l gemeinen Theorie" unterstellten Annahme einer konstanten Geldmenge auch gefährlich, weil sie in letzterer Hinsicht zu irrigen Schlußfolgerungen führt. Auch kommt es in dem hier interessierenden Zusammenhange nicht darauf an, ob „Vollbeschäftigung" besteht oder nicht; hier interessiert vielmehr einzig und allein die Frage, o b d e r U m f a n g des w i r t s c h a f t l i c h e n K r e i s l a u f g e s c h e h e n s sich oberhalb oder aber u n t e r h a l b jener Erzeug u n g s m e n g e a b s p i e l t , die der o p t i m a l e n Kombination der P r o d u k t i o n s f a k t o r e n entspricht48. 40

Siehe hierzu auch oben, S. 334 ff. Siehe hierzu beispielsweise E. Preiser: Sparen u n d Investieren, a.a.O. 48 I n diesem Zusammenhange meint R. Noll v. d. Nahmer (Der volkswirtschaftliche Kreditfonds, a.a.O., S. 67), daß „ m a n bei den Arbeitskräften 47

III. Einkommensentstehung und Einkommens Verwendung

373

Es besteht nun an sich zwar durchaus die M ö g l i c h k e i t , daß der Zustand der „Vollbeschäftigung" (nach der die wirtschaftliche Entwicklung auf Grund der ihr immanenten „natürlichen" Kräfte l a n g f r i s t i g tendiert) i m kurzfristigen Ablaufe auch einmal mehr oder weniger vorübergehend realisiert ist, es besteht hierzu aber keinesfalls auch eine Notwendigkeit. Auch hinsichtlich eines seitens des Geldes bzw. des Kredits auf das güterwirtschaftliche Geschehen ausgeübten Einflusses stellt der Tatbestand einer „Vollbeschäftigung" keinesfalls ein K r i t e r i u m dar. I n diesem Zusammenhange meint beispielsweise Keynes, daß i m Falle einer Unterbeschäftigung eine Veränderung der Geldmenge nur den Umfang der Beschäftigimg, nicht aber auch die Preise verändern würde, während i m Falle der „ V o l l beschäftigung" die Preise proportional mit der Geldmenge steigen würden 4 9 , so daß i n diesem Falle von einer „wahren Inflation" gesprochen werden könnte 5 0 . Nach dieser Auffassung wäre also der Begriff des „Zwangssparens" — wie dies Keynes auch ausdrücklich feststellt — nur auf einen Zustand anwendbar, der einer Beschäftigung entspricht, welche mehr als „Vollbeschäftigung" i s t 5 1 ; eine Annahme, auf deren Unrichtigkeit w i r bereits früher hingewiesen haben 5 2 ; — ganz abgesehen einmal von der Tatsache, daß eine „Inflation" (wie später noch i m einzelnen zu zeigen sein wird) immer nur der Ausdruck einer e x o g e n e n Verursachung ist 5 3 . Was i m vorliegenden Zusammenhange von Bedeutung ist, das ist nicht die Frage, ob sich der wirtschaftliche Ablauf i m Zustande der „Vollbeschäftigung" oder aber bei Unterbeschäftigung vollzieht, sonohne weiteres von einer optimalen i m Sinne von maximalen Beschäftigung sprechen" dürfte. E r ist dann aber der Ansicht, es sei schwierig, die Frage zu beantworten, „ i n w i e w e i t m a n auch bei dem technischen Produktionsapparat eine optimale Ausnutzung annehmen kann u n d was darunter zu v e r stehen i s t " ; obgleich sich diese Frage unschwer aus der Abhängigkeit der Erzeugungskosten v o m Umfange der Erzeugung beantworten läßt. 49 J. M . Keynes (Allgemeine Theorie, a.a.O., S. 250) m e i n t hier: „Solange es Arbeitslosigkeit gibt, w i r d sich die B e s c h ä f t i g u n g i m gleichen V e r hältnis w i e die Menge des Geldes ändern; u n d w e n n Vollbeschäftigung besteht, werden sich die P r e i s e i m gleichen Verhältnis w i e die Menge des Geldes ändern." 50 Wie Keynes (ebenda, S. 101) meint, w i r d , „ w e n n die Vollbeschäftigung erreicht ist, . . . irgendwelcher Versuch, die I n v e s t i t i o n noch weiter zu v e r mehren, eine Neigung der Preise erzeugen, grenzenlos u n d unabhängig v o m Grenzhang z u m Verbrauch zu steigen, das heißt, w i r werden einen Zustand w a h r e r Inflation erlreicht haben. Bis zu diesem P u n k t werden jedoch steigende Preise m i t einem zunehmenden Gesamtrealeinkommen verbunden sein". 51 Keynes ist hier der Ansicht (ebenda, S. 69), daß der Versuch, den Beg r i f f des „Zwangssparens" „ a u f Zustände von weniger als Vollbeschäftigung auszudehnen . . . Schwierigkeiten i n sich" bergen würde. 52 Siehe hierzu A . Forstmann: Neue Wirtschaftslehren, a.a.O., S. 198 f. 53 Siehe hierzu unten S. 700 ff.

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Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse

dern hier handelt es sich vielmehr u m die Frage der A r t und des Ausmaßes der Ausnutzung der verfügbaren Produktionsfaktoren und insbesondere darum, ob die Kombination der Produktionsfaktoren als optimal anzusehen ist oder nicht. Die Notwendigkeit, auf diese Fragen einzugehen, ist aber nicht nur eine allgemeine, sondern sie ergibt sich i m besonderen auch aus der Tatsache, daß die güterwirtschaftlichen Tatbestände und Vorgänge seitens der Vertreter der „neuen" W i r t schaftslehren (die ihre besondere Aufgabe i n der Aufstellung einer „dynamischen" Theorie sehen) meist mehr oder weniger ausgesprochen zugunsten einer rein geldseitigen Betrachtimgsweise vernachlässigt werden (was eine beliebige Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren impliziert), wofür die „Allgemeine Theorie" von Keynes — als tragende Grundlage der „neuen" Wirtschaftslehren besonders charakteristisch ist 5 4 . Wenn das Problem der Kombination der Produktionsfaktoren — das auch die Problematik der „natürlidien" Verteilung des Sozialproduktes i n sich schließt — gelöst werden soll, so ist das nur dadurch möglich, daß a l l e Produktionsfaktoren, die „originären" Produktionsfaktoren „Boden" und „ A r b e i t " ebenso wie auch der „derivative" Produktionsfaktor „ K a p i t a l " 5 5 , solchen Untersuchungen zugrunde gelegt werden. Die Güte der Kombination der Produktionsfaktoren — als Ausdruck der „Wirtschaftlichkeit" des Erzeugungsverfahrens — läßt sich dann (und zwar sowohl makro- wie auch mikroökonomisch) jeweils unter Berücksichtigung der i m einzelnen relevanten Faktoren durch die Größe des Verhältnisses ausdrücken, i n dem die erzeugte Gütermenge zu den bei ihrer Erzeugung aufgewandten Kosten steht, d. h. sie ist gegeben durch die Beziehung G T

=

kT'

die die allgemeine technischen Produktivität zum Ausdruck bringt. Dann gibt das M a x i m u m dieses Ausdruckes — als Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeit — die optimale Kombination der Produktionsfaktoren wieder. Von Wichtigkeit ist hier die Tatsache, daß zwar i m kurzfristigen Ablaufe die tatsächliche Kombination der Produktionsfaktoren von ihrem Optimum abweichen kann und auch vielfach abweichen wird, daß aber die der wirtschaftlichen Entwicklung als solcher immanenten „natürlichen" Kräfte langfristig zu diesem Optimum tendieren. Dieses Optimum ist dadurch charakterisiert, daß für diejenige Gütermenge, 54

Siehe hierzu auch A. Forstmann: Siehe hierzu H. v. Stackelberg; wirtschaftslehre, a.a.O., S. 12. 55

Neue Wirtschaftslehren, a.a.O., S. 82 f f Grundlagen der theoretischen Volks-

III. Einkommensentstehung und Einkommenserwendung

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die diesem Optimum entspricht, die Beziehung dksp d G

=

dkAs . dkße . dkxs ^ G + ^ G + ^ G

=

_ °

/ocN ( 3 6 )

erfüllt ist. Dabei stellen kAs = kA^G, kßs = kb/G und kxs = W G die spezifischen Entlohnungen, d. h. die Entlohnungen pro Einheit der Erzeugung der einzelnen Produktionsfaktoren dar. Die i n der Formel (36) wiedergegebene Beziehung gibt also diejenige Kombination der Produktionsfaktoren an, nach der die wirtschaftliche Entwicklung auf Grund der ihr innewohnenden „natürlichen" Kräfte langfristig tendiert. Damit soll natürlich — wie gesagt — keineswegs behauptet werden, daß diese optimale Kombination der Produktionsfaktoren in der wirtschaftlichen Wirklichkeit auch immer realisiert ist, wie dies besonders Keynes i n seiner „Allgemeinen Theorie" 5 6 ebenso wie auch viele seiner Anhänger 5 7 den Vertretern der „klassischen" Lehre glauben vorwerfen zu können. Die i n der Beziehimg Formel (36) wiedergegebene Bedingung für das Gleichgewicht zwischen der der optimalen Kombination der Produktionsfaktoren entsprechenden Erzeugungsmenge und der volkswirtschaftlich nachgefragten Gütermenge ist von besonderer Bedeutung auch für das Verteilungsproblem insofern, als i n diesem Falle die auf die einzelnen Produktionsfaktoren jeweils entfallenden Gütermengen, d. h. i h r jeweiliger A n t e i l am Sozialprodukt den „natürlichen" Bedingungen des gegebenen wirtschaftlichen Zustandes entspricht 5 8 . Dabei ist abgesehen von der Frage, ob diese „natürliche" Verteilung des Sozialproduktes auf die an seiner Erzeugung beteilig5β Es ist zwar zutreffend, wenn J. M. Keynes (Allgemeine Theorie, a.a.O., S. 29) meint, „ i n einer nach der A r t der klassischen Postulate funktionierenden Gesellschaft müßte es offenbar eine natürliche Neigung zur Optimumbeschäftigung der Betriebsmittel geben". Aber er interpretiert die „klassische" Lehre falsch, w e n n er meint (ebenda), „anzunehmen, daß dies tatsächlich so sei, heißt unsere Schwierigkeiten einfach hinwegzudenken", denn eine solche Ansicht hat die „klassische" Lehre nie vertreten; — i m Gegenteil! 57 So interpretiert auch E. Schneider (Einführung i n die Wirtschaftstheorie, I I I . Teil, Geld, K r e d i t , Volkseinkommen u n d Beschäftigung, Tübingen 1952, S. 160) die „klassische" Lehre unrichtig, w e n n er meint: „Nach der älteren Auffassung ist der Grad der Reagibilität der handelnden W i r t schaftseinheiten auf Preis- u n d Zinsänderungen so groß, daß ein Vollbeschäftigungsgleichgewicht sich i m m e r u n d schnell automatisch aus einem Zustand der Unterbeschäftigung entwickelt." E r hat allerdings nicht u n recht, w e n n er unter der „älteren Auffassung" die Methode der unrichtigen Anwendung der Erkenntnisse der „klassischen" Lehre auf die Vorgänge des kurzfristigen wirtschaftlichen Ablaufes versteht. 58 Vgl. hierzu auch Ph. H. Wickstead: A n Essay on the Coordination of the Laws of Distribution, a.a.O., pg. 8 f f . ; siehe weiter auch Κ . Wicksell: Vorlesungen über Nationalökonomie, a.a.O., Bd. 1, S. 187 ff.; siehe auch G. J. Stigler, a.a.O., pg. 382.

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Die Theorie endogen bedingter Geldeinflüsse

ten Produktionsfaktoren auch immer als sozial gerechtfertigt bezeichnet werden kann. Betrachten w i r nunmehr die Problematik, die dadurch entsteht, daß die i n Formel (36) wiedergegebene Bedingung des Gleichgewichtes zwischen der der optimalen Kombination der Produktionsfaktoren entsprechenden Erzeugungsmenge und der volkswirtschaftlich nachgefragten Gütermenge nicht mehr erfüllt ist, so daß also nunmehr die Ungleichung (37) besteht. Von Wichtigkeit ist hier zunächst die Tatsache, daß diese Ungleichung grundsätzlich auf zweierlei A r t erfüllt sein kann, und zwar kann sie einmal dadurch bedingt sein, daß

ist, u n d sie kann! zum anderen Ausdruck der Tatsache sein, daß

ist. Die hier grundsätzlich interessierenden Zusammenhänge und Bedingtheiten sind aus den i n der Abb. 9 wiedergegebenen Verhältnissen

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