Volk und Schule Preußens vor hundert Jahren und heute: Festrede gehalten auf der Deutschen Lehrerversammlung zu Dortmund, Pfingsten 1908 9783111551883, 9783111182407

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Volk und Schule Preußens vor hundert Jahren und heute: Festrede gehalten auf der Deutschen Lehrerversammlung zu Dortmund, Pfingsten 1908
 9783111551883, 9783111182407

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Volk und Schule Preußens
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Volk und Schule Preußens vor hundert Jahren und heute

Festrede gehalten auf der Deutschen Lehrerversammlung zu Dortmund,

Pfingsten 1908 von

Paul Natorp Professor an der Universität Marburg

Verlag von Ulfred Töpelmann

(vormals 3- Nicker) --- Gießen 1908

Druck von L. G. Höbet G. m. b. k)., Leipzig.

Eine große Sache ist es, die uns zusammenführt; nicht bloß

die eines einzelnen Berufs.

gutem Grunde. Voraussetzung

Mr Ihren Beruf Kämpfen Sie mit

Sie wollen die Rechte ihm erkämpfen, die die

sind

zur ganzen Erfüllung der gewaltigen auf

Ihnen lastenden Pflicht.

Ihre Pflicht aber gilt der Nation; und

darum ist Ihre Sache die der Nation.

Venn der erste und letzte

Zweck, um deswillen die vielen sich zusammenschließen zur Ein­ heit, zur Allheit eines Volkes in einem Staat, ist, daß jedem bis zum letzten herab ein voller Anteil werde an den Gütern der Menschheit, an menschlicher Bildung.

Und wenn dazu schließlich

alle Funktionen des sozialen Lebens zusammenwirken müssen, so ist doch auf dies letzte Ziel keine zugleich so umfassend und so unmittelbar gerichtet wie die, deren Ausübung in Ihren Händen

liegt. Nationale Erziehung:

Nation ist,

das besagt nicht nur, daß es die

die sich ihre Schule schafft; sondern daß auch die

Schule an ihrem Teil daran mitarbeitet, die Nation zu schaffen.

Vie Einheit der deutschen Nation hat in der Zeit, als sie äußer­ lich noch gar nicht vorhanden, als sie politisch erst ein Gegen­

stand kühner Träume, dann eines schweren, schmerzlichen Ringens war, die deutsche Lehrerschaft, hat Ihr Verein, haben Ihre Tage und Versammlungen in der Idee dargestellt, damit aber auch

ihrer politischen Verwirklichung nicht wenig vorgearbeitet.

In so tiefer Beziehung stehen zueinander ein Volk und seine Schule. Aber von Volk und Schule Preußens soll hier die Rede sein; weshalb nicht Deutschlands?

Die Geschichte gibt darauf die klare Antwort. Preußens Beruf, ein Deutschland zu schaffen.

(Es war

Die Wiedergeburt

Preußens vor hundert Jahren war der erste Schritt zum lvieder1*

4 erstehen eines Deutschland, da schon sein Name ausgetilgt schien

aus den Büchern der Geschichte.

Mit dem Gedächtnis der Wieder­

geburt Preußens aber ist unlöslich verknüpft das Gedächtnis der Geburt

der

Schule Preußens,

die

den Keim

einer

deutschen

Nationalschule ebenso enthielt, wie in der damaligen Geburt eines

Volksbewußtseins des Preußen der Reim lag, aus dem das Volks­

bewußtsein des Deutschen erwachsen sollte. Wo war vor hundert Jahren Deutschland?

(Es gab keins.

(Es gab ein Gsterreich, ein Preußen und einen Rheinbund,- unge­ rechnet die großen Gebietsteile, die Frankreich ganz an sich ge­

rissen hatte,

hier im Lande hauste der Fremde.

Zwar wir

haben nicht Grund, nur in Worten des Hasses von ihm zu reden.

Der Deutsche hatte in der harten Schule der Fremdherrschaft erst

zu lernen, welche Kraft in der Einheit einer Ration liegt.

Ruch

darf man nicht vergessen, welcher Strom von Ideen zugleich mit

den feindlichen Heeren und den fremden Verwaltungen damals vom Westen zu uns hereingedrungen ist.

Selbst der Begriff des

Vaterlands, der Nation war dem Bewußtsein des Deutschen da­

mals noch fast fremd, dem des Franzosen dagegen höchst lebendig. Und mit ihm der Begriff der Nationalerziehung.

Wie auf recht­

lichem und wirtschaftlichem Gebiet vielfach modernere Wege von

der französischen oder französisch beeinflußten Verwaltung bei uns eingeschlagen oder angebahnt wurden, so in einigem Maße auch im Erziehungswesen, wenn auch der Drang der Zeitumstände es

zu durchgreifenden Reformen nach dieser Seite damals nirgends

kommen ließ.

Und doch war auch hier im westen der Name Friedrichs un­

vergessen.

Das Andenken dieses Einzigen stand dafür, daß Preußen

noch etwas anderes war als ein bloßer, damals mehr denn je schwankender geographischer Begriff: der Ausdruck eines Glaubens, einer Hoffnung, einer Verheißung, wenngleich kaum einer gegen­

wärtigen Wirklichkeit.

Denn in der damaligen Gegenwart -

was war auch aus Preußen geworden?

Ein Spielball in der

Hand des Mächtigen, der wie zum hohn es in seiner tiefsten inneren Entkräftung äußerlich groß werden ließ, um es für seine

5 weitergehenden Absichten gegen Österreich, Rußland, England erst

zu gebrauchen, dann aber, nachdem es seinen Dienst getan hätte, es mit einem Fußtritt Luft in Luft aufgehen zu lassen.

Eine ganz kleine Schar von Männern mit dem sicheren Bewußtsein von dem deutschen Beruf Preußens: der Freiherr vom

Stein und die wenigen, auf die er sich verlassen durfte - das

eigentlich war damals Preußen.

Nicht ohne großen Schein haben

neuere Historiker aus der vollen Kenntnis der damaligen Lage den Eindruck gewonnen, daß eigentlich dieser Handvoll genialer Menschen, den dreien besonders: Stein, Scharnhorst und Gneisenau,

die Rettung Preußens und Deutschlands zu danken sei.

Das ist

denn doch übertrieben: diese wenigen, so genial sie waren, hätten in der politischen Wirklichkeit nichts

bedeutet, wenn nicht die

vielen hinter ihnen gestanden hätten,

die nur des befreienden

Wortes harrten, um gleich reinen Geistes und edlen Mutes sich

zu erheben und Gut

und Blut

einzusetzen für die Befreiung,

vielmehr für die eigentliche Erschaffung des Preußen, des Deutsch­ land, das sie in ihrer Idee trugen.

Gerade die mitten in der

Zeit standen, jene Großen selbst und viele Gleichgesinnte,

fanden das stark und tief:

emp­

Preußen und in ihm Deutschland,

das in seiner äußeren Existenz zum Schatten einer bloßen Idee geworden schien,

werden.

mutzte aus seiner bloßen Idee neu geboren

Gerade dazu aber hat der damalige Deutsche die merk­

würdige Fähigkeit bewiesen.

Der tiefe Trunk aus

der Ideenerkenntnis war nicht für nichts gewesen.

dem (Quell Mit Unrecht

hatte Napoleon der Ideologen gespottet: sie sind es, die ihn be­

zwungen haben.

Ihre Ideologie war zufällig gerade auf den

Punkt gekommen, wo

sie sich in Tat übersetzen mußte.

sieht aus wie ein historischer Mystizismus.

Das

Und doch geht es

ganz natürlich zu, daß in der Welt des Willens nur ein ziel­

zuletzt etwas ausrichtet;

klares Wollen

daß

auch

der stärkste

Wille schließlich scheitern mutz, wenn ein echtes, sinnvolles Ziel

ihm mangelt.

Napoleons Wille war gewiß von Felsenkraft; aber

zuletzt inhaltlos.

Cr wollte Macht; wozu schließlich?

Lin letztes,

wozu sie dienen, was sie vermögen sollte, ein reales, inhaltvolles

6 Ziel fehlte ihm, und so mutzte sein sinnloses Machtstreben zuletzt

zuschanden werden, nicht weil es auf eine andere äutzere Macht

traf, die stärker war, sondern weil es selbst zuletzt ins Leere, Ziellose sich verpuffte. gezeichnet

als

den

So hat ihn Pestalozzi * tief und wahr

„unvergleichlichen Dienstmann",

der seinen

Herrn suchte und, da er ihn nicht fand, genötigt war, selber den

Herrn zu spielen, während

doch

eben das ihm mangelte, was

allein ihn zum herrschen befähigt hätte: die herrschende Idee. Er opferte den Zweck dem Klotzen Mittel, den Menschen dem Staat, dem Staat, der nur eine Maschine in seiner Hand war, die nach seinem Gefallen spielen zu lassen ihm Vergnügen machte.

Über das Mittel siegt dauernd nicht über den Zweck.

Venn das

blotze Mittel, so stark es im Augenblick sein mag, ist immer an

Zeit und Umstände gebunden und findet in ihnen zuletzt seine Grenze; der Zweck aber, die Idee, ist ewig.

In den deutschen Ideologen lebte das sichere, unerschütter­ liche Bewußtsein dieses Verhalts: das war die Kraft, an der auch ein Napoleon zerschellte.

(Es ist erhebend in dem wirken gerade

der geistigen Führer jenes Zeitalters, der Stein, Humboldt, Gnei-

senau, Scharnhorst, Clausewitz und aller anderen zu studieren, aus welcher Tiefe des Idealismus

die Klarheit und

politischen handelns hervorflotz.?

Energie ihres

Daraus allein begreift sich die

bewundernswürdige Einheit ihres Zusammenwirkens, da sie doch alle wahrlich Individualisten, und ihre Individualität ihr hei­ ligstes war.

Aber der gleiche Idealismus lebte in der ganzen damaligen Bildung preutzens.

wir versetzen uns für einen Augenblick nach

Berlin zu Beginn des Jahres 1808.

Die Hauptstadt Preußens,

obgleich Frieden, ist von französischen Truppen besetzt, denn noch

lastet auf dem Lande der furchtbare Druck der Kontributionen, französische Aufpasser überall, auch an den Stätten der geistigen

Aufrichtung.

Ein Glück, daß sie von dem hohen Ideengang

dieser Träumer nichts verstehen und so von ihrer Gefährlichkeit nichts ahnen.

Man begeht soeben einen ernsten patriotischen

Gedenktag: es ist der 24. Januar, der Geburtstag Friedrichs des

7 Großen,

welche Erinnerung in solcher Zeitlage!

vreifaltigkeitskirche,

um

Schleiermacher

wir eilen zur

zu hören,

wir

ver­

nehmen eine predigt,8 nein, eine patriotische Rede von eigen­ artiger Form und tiefgründigem Gehalt, eine seltene Vereinigung

reifer politischer und historischer Einsicht mit philosophischem Tief­ blick, voll der stärksten sittlichen antriebe und stiller, sicherer Ge­

mütsdurchwärmung.

Die Steinschen Reformen, die große Forde­

rung der inneren Näherung der Stande, des Sieges des Gemein­ geistes über die Sonderinteressen der gesellschaftlichen Rlasten, des Sieges der Freiheit, der geistigen und Gewissensfreiheit vor allem, über den tötenden Mechanismus, den auch Friedrichs kraftvolle

Staatsverwaltung nicht überwand: das ist es, was der Redner seinen Hörern in die Seele legen möchte; darin sieht er die echte Bewahrung des Vermächtnisses des großen Königs, darin die ein­

zige Hoffnung der Rettung aus der gegenwärtigen Not, die ein­ zige wirksame

Machthabers.

Gegenkraft

gegen die

unheimliche Gewalt des

Darum aber gilt kein verzagen.

Das alte Preu­

ßen, das Preußen Friedrichs - es mutzte stürzen, damit ein neues erstand, doch mit jenem innerlich eins in dem hohen Sinn des

Gemeingeistes, der Rechtlichkeit und der sittlichen Freiheit. Denn: „ein Volk ist ein ausdauerndes Gewächs in dem Garten Gottes", das die Stürme des winters scheinbar hinwegfegen mögen, aber nur

damit es zu einem neuen Frühling aus der Dauerkraft

seiner Wurzeln wiederaufblühe. — So die Rede dieses echten Pro­ pheten.

Noch sind wir beschäftigt, ihren mächtigen Gehalt in uns

zu verarbeiten, indem wir in den Hörsaal eines anderen Redners

eintreten: Fichtes, der selbigen Tages in noch erhobenerer Sprache, die Nation, nicht die ist, sondern die werden will, vor dem gei­

stigen Rüge,

eine seiner donnernden Reden hält.*

Es ist die

sechste, jene, in der er die religiöse Reform Luthers, die philo­ sophische Reform Kants und vorandeutend schon die eben erst sich

ankündigende pädagogische Reform Pestalozzis anführt zum Be­ weise, daß deutsch sein heißt radikal sein, aus ursprünglicher, naiver Kraft zurückgehen hinter alles äußerlich Wirkliche zu den

wurzeln der Wahrheit und der Freiheit.

Besonders aber das

8 will er an jenen, an allen großen Deutschen uns beweisen, daß in Deutschland allein und von jeher alle Bildung vom Volke aus­

gegangen fei; daß alles, was es nur Großes ausgerichtet,

allein

dadurch ihm gelungen sei, daß es Volksangelegenheit wurde.

So

war diesem Manne die deutsche Nation eine sichere Realität in dem Augenblick, wo äußerlich wirklich alles dagegen sprach. Sie bestand nur noch in der Idee;

aber diese Idee lebte in dem

„Volke der Denker" nicht bloß als Gedanke, sondern als tat­

kräftiger Wille. vom „Volke der Denker" hat man sprechen können: wirk­ lich, die Handvoll Denker, die da zu Schleiermachers und Fichtes

Füßen in den Reihen der Hörer saßen, das war damals fast

allein das deutsche Volk.

Denn ein Volk ist allein da, wo ein

tatkräftiges Bewußtsein der Notwendigkeit eines festen Zusammen­

stehens im Staate ist.

Line passive Masse ist nicht ein Volk.

Und wenn je der Gedanke wahr werden soll, der gerade in jenen Tagen in unseren Denkern lebendig war:

daß an allen

sozialen Grundfunktionen alle Glieder einer sozialen Einheit An­ teil und in bestimmtem Sinne gleichen Anteil haben sollten, so

kann sie zur Wahrheit nur dadurch werden, daß die Massen auf­ hören träge, bloß von außen zu bewegende Massen zu sein, daß vielmehr jedem bis zum letzten die Möglichkeit geschaffen wird,

die Kräfte der Einsicht und des wollens und zwar sozialer Ein­ sicht und sozialen wollens, die in ihm liegen, frei zu entfalten.

Dann würden erst im wahren Sinne die Denker das Volk sein und das Volk die Denker.

Eben dies aber war die Idee vom Verhältnis zwischen Na­ tion und Erziehung, von der Fichte und alle ernsthaften Patrioten damals erfüllt waren.

Zwar auch sie war unter dem Namen

der Idee der Nationalerziehung vom westen gekommen; sie ge­ hörte zum eisernen Bestand des Revolutionsprogramms. Die For­ derung selbst also war nicht neu, sie war auch in Deutschland

längst bekannt.

Aber erst die Not jener Tage gab ihr ein Ge­

wicht, das sie ohne das selbst für die breiteren Schichten der Ge­

bildeten, vollends für die Entschließungen der Regierenden, nicht

9 gehabt hätte.

Und dann gewann diese Idee allerdings einen

neuen, vertieften Gehalt, indem sie mit dem idealistischen Geiste

des damaligen Deutschland, mit dem Geiste, der von Kant aus­ gegangen war, sich vermählte.

Die großzügigen Entwürfe des

ftanzösischen Revolutionszeitalters zur Organisation der National­

erziehung, auch den Londorcets^ nicht ausgenommen, verleugnen doch nicht den allgemeinen Zug der Revolution, den Zug der

mechanischen Gleichmachung, der die Individuen nur als Nummern

gelten.

Vie deutsche Intelligenz von damals baute dagegen alles

auf die Individualität des Einzelnen; sie betrachtete die staatlichen Organisationen nur als die äußere Schale, in der der Kern der

Individualität - aber der Individualität jedes Einzelnen bis zum geringsten — um so freier und eigener selbsttätig sich entwickeln

sollte.

Darin stimmen sie alle zusammen: Stein und Vincke und

Humboldt und Nicolovius und Süvern, wie andrerseits Fichte und

Schleiermacher und der, von dem sie alle gelernt, den sie alle

wie mit einem Munde als den Führer nennen, dem man in Er­ ziehungssachen zu folgen habe: Pestalozzi, dessen eindrucksvolles wirken von Burgdorf bis Iferten durch eine günstige Fügung

eben in jene Jahre siel, wo die Zeitlage die Frage der Volks­ erziehung im ernstesten Sinne zur Lebensftage der Nation ge­

macht hatte. Mit Recht weist der Biograph Steins, Max Lehmanns dar­ auf hin, daß die leitende Idee der Steinschen Reformen: die der

Entfaltung der Eigenkraft des Volkes in jeder feiner Gliede­ rungen und zuletzt in den Individuen zu sozialer Betätigung, in der Grundrichtung genau zusammentraf mit der Erziehungsidee

Pestalozzis, welche die ganze physische, geistige und stttliche, in­

dividuale und soziale Bildung des Menschen zum „Werk seiner

selbst", zur Selbsttat des Individuums machen wollte. Vieser Zu­ sammenhang liegt nicht bloß an sich in der Sache, er spricht sich deutlich

aus, wenn Stein in enger Verknüpfung mit dem

ganzen System seiner Verwaltungsreformen eine Reform der Er­

ziehung im Sinn und Geist Pestalozzis fordert.

In der Rbsicht,

„die Disharmonie, die im Volke stattfindet, den Kampf der Stände

10 unter sich, der uns unglücklich machte, zu vernichten, gesetzlich die Möglichkeit aufzustellen, daß jeder im Volke seine Kräfte frei in

moralischer Richtung entwickeln könne", erwartet er in seinem politischen Testament' vom 24. November

1808

„am meisten

von der Erziehung und dem Unterrichte der Jugend"; und mit der Forderung einer „auf die innere Natur des Menschen ge­ gründeten Methode", durch die „jede Geisteskraft von innen her­

aus entwickelt, jedes echte Lebensprinzip angereizt und genährt und so alle einseitige Bildung vermieden werde", stellt er sich ausdrücklich auf den Boden der Grundsätze Pestalozzis.

Diese allgemeine Richtung verrät schon sein frühes Wirken

in den westlichen Provinzen Preußens. Wenn der genannte Histo­

riker im Kern seiner Behauptung recht behält: daß Stein hier

im westfälischen und rheinischen Lande, an dessen Grenzen ja auch seine Wiege gestanden, etwas von Selbstverwaltung, von leben­

diger eigener Teilnahme des Volkes an seinen gemeinsamen An­ gelegenheiten vorfand, überall daran anknüpfen und so durch

eigene reiche Erfahrung die Überzeugung von ihrem unersetzlichen Werte erproben konnte, so gilt das nicht zum wenigsten auch

vom Schulwesen.

Die Schulen besonders des bergischen Landes,

die nicht Sache des Staats noch der Kommunen, sondern eigener

„Schulgemeinden" b waren, zu denen die Hausväter selbst zu­

sammentraten, hatten vorzugsweise dadurch einen merklichen Vor­

sprung vor denen des (Ostens.

Es bedarf hier noch vieles gründ­

licher historischer Erforschung. Ich kann hier nur reden von dem, was zufällig mir am genauesten bekannt und zugleich svon lo­ kalem Interesse ist, von dem wirken meines Ahnen Ludwig Na-

torp,9 damals Predigers in Essen, und

den Zuständen dieses

Landes, welche sein Wirken voraussetzt und beweist.

Ich denke

hierbei besonders an sein unscheinbares Wirken als Schulkom­

missar im Kreise Bochum und die in dieser Stellung von ihm ins

Leben gerufene „Gesellschaft von Schulfreunden in der Grafschaft Mark", in der er nicht bloß die Lehrer selbst zu ständiger wechsel­ seitiger Förderung und engem Zusammenschluß in allen ihren ge­

meinsamen Angelegenheiten vereinigen, sondern zugleich eine un-

11 mittelbare Teilnahme aller Schichten der Bevölkerung, ein leben­

diges Gemeininteresse des Volkes an seiner Schule wecken und wach erhalten wollte.

Schulfreunde"

Sein „Brieswechsel einiger Schullehrer und

(1811 bis 1816), der zwar schon mit auf den

späteren Erfahrungen seines Kurmärkischen wirkens beruht, aber

nachweislich auch auf das frühere Arbeiten hier im Lande viel­ fach zurückgreift, schildert anschaulich ein solch lebendiges, völlig freies handinhandarbeiten und bietet daher, neben reicher päda­

gogischer Belehrung, höchst anziehende Momentbilder aus dem

Leben jener Tage nach einer Seite, auf die sonst selten in den Annalen der Geschichte auch nur einmal ein Streiflicht fällt. Man

kennt Ähnliches auch sonst, besonders auf dem republikanischen Boden der Schweiz, so in jener „helvetischen Gesellschaft", zu der

Pestalozzi bekannte Beziehungen hatte, und deren Seele Jselin war. Vie westlichen Provinzen Preußens genossen nicht die gleiche, aber doch eine einigermaßen damit vergleichbare Gunst der po­

litischen Verhältnisse; sie hatten in ihrer Entfernung vom Zen­ trum des Staats sich eine gewisse Freiheit vom starren militä­ rischen und patriarchalischen Absolutismus Altpreußens bewahren

können, und sie hatten an dem Minister Heinitz, dann an Stein und dessen Freund und Nachfolger Vincke Regierende gefunden,

die für diese ihre von altersher erhaltene, im Grunde urgerma­ nische Eigenart volles Verständnis mitbrachten und

in treuem

wirken mit dem Volke, nicht gegen es, dies Verständnis immer

mehr befestigten. Gerade dadurch haben diese westlichen Provinzen einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dem Geiste und der

Richtung des Steinschen wirkens. Vie tiefe Erschütterung Preußens

durch

das

verheerende

Ungewitter, das vom Westen hereinbrach, der schmerzliche Gang der Ereignisse von Jena bis Tilsit rief den Felsenmann auf einen

größeren Posten.

Nichts bezeichnender für den Geist, der mit ihm

in die preußische Regierung einzog, als daß in dieser bedrängtesten Lage des Landes, dessen einst blühende Finanzen durch den

Krieg und die erbarmungslosen Kontributionen auf einen wahr­ haft jammernswerten Stand gesunken waren, neben so großen

12 Dingen wie Bauernbefreiung, Städteordnung und Heeresreform

die Verbesserung nicht nur, sondern radikale Erneuerung

des

höheren wie niederen Schulwesens als dringlichste Angelegenheit

begriffen und sofort in Angriff genommen wurde.

(Es war, hier

wie in allem andern, eine völlige innere Revolution, zu der das alte Preußen im Drange der Not sich entschließen mußte. Zwar schon von seinem Regierungsantritt an hatte der König Friedrich Wilhelm III. das unbestimmte Gefühl, daß auch für den

niederen Volksunterricht etwas geschehen müsse - aber nur ja in

den Grenzen landesväterlicher Fürsorge. man schon aufmerksam gewesen.

Auch auf Pestalozzi war

Nachdem 1802 Sopaux und

Jablonski von Berlin aus Pestalozzi in Burgdorf besucht und

darüber berichtet hatten, wurde 1803 vom Schuldepartement der

neuen Provinz Südpreußen Jeziorowski ebendorthin entsandt, der über die pestalozzische Lehrweise günstig nach Berlin berichtete

und ihre Einführung in den Schulen empfahl. Aber die Regierung

entschied," daß es dafür „jetzt noch zu früh" sei.

Man dürfe ja

nicht vergessen, daß man es hier mit der schätzbaren Volksklasse

zu tun habe, die zeitlebens mit Handarbeit von früh bis spät beschäftigt sein und bleiben werde.

Sie sollen ihren Katechismus,

Bibel und Gesang lesen, ihren geringen und eingeschränkten Ver­ hältnissen gemäß schreiben und rechnen, Gott fürchten, lieben und darnach handeln, die Gbrigkeit achten und den Nächsten lieben

lernen,

wolle man ihnen mehr aufpfropfen und selbst diese

wenigen Gegenstände über einen sehr mäßigen Grad anbauen, so

mache man sich nicht bloß eine vergebene und undankbare Mühe, sondern handle dem wahren und großen Interesse dieser genüg­

samen Menschen, der Ruhe der Gemüter, dem Fleiße und der Emsigkeit im Berufe, und damit dem Wohle des Staates entgegen.

Das war die Art des alten Preußen, sich der Volkserziehung

anzunehmen.

In der Katastrophe von 1806 aber erfuhr dies alte

Preußen einen Zusammenbruch zum Nichtwiederaufstehen. Es galt, ein neues Preußen gleichsam aus dem Boden zu stampfen.

Die

erschütternde Sprache der Fichteschen Reden traf jetzt empfängliche Gemüter.

Er bewies unwidersprechlich, daß neben der äußeren

13 Bewaffnung der Nation bis zum letzten Mann ihre geistige Aus­

rüstung durch eine gründliche und allgemeine Erziehung die einzige

Rettung war. Und auf Pestalozzi wies er hin:^ „Lr wollte bloß

dem Volke helfen.

Aber feine Erfindung, in ihrer ganzen Aus­

dehnung genommen, hebt das Volk, hebt allen Unterschied zwischen

diesem und einem gebildeten Stande auf, gibt statt der gesuchten Volkserziehung Nationalerziehung und hätte wohl das vermögen,

den Völkern und dem ganzen Menschengeschlechte aus der Tiefe seines dermaligen Elendes emporzuhelfen."

Daß eine Erneuerung von innen her not tue, nun da nach außen alles verloren schien, ist die durchgängige Stimmung jener Tage, der auch die Erlaffe des Königs Ausdruck gaben.

Vie

Königin Luise aber hatte in den Tagen der Trübsal sich an Pestalozzis Schriften aufgerichtet; ihre Verehrung für den edlen

Dulder wirkte jetzt auch auf den König zurück.

Stein, Vincke,

alle erkannten hier die Rettung, ihnen allen stand es fest, daß

die Erneuerung der Schule Preußens im Geist und Sinne des Schweizer Pädagogen erfolgen müsse.

Zwei Männer besonders:

Nicolovius, der alte Freund Pestalozzis, und Süvern, der gründ­ liche Gelehrte und Schulmann, die beide um jene Zeit (im Dezember 1808) zu bedeutenden Stellungen in der preußischen

Regierung berufen wurden, wandten ihren ganzen Eifer dieser Sache zu.

Schon im September des Jahres erging eine erste

Anfrage an Pestalozzi selbst wegen der geplanten Entsendung

geeigneter junger Männer nach Jferten, die sich dort mit dem

Geiste der pestalozzischen Erziehungs- und Lehrmethode erfüllen sollten, um dann zu ihrer Verpflanzung in die Schulen Preußens

mitzuwirken.

3m Januar 1809 empfahl dann die Sektion im

Ministerium des Innern für den öffentlichen Unterricht in einer Eingabe an den König18 ausdrücklich die Einführung der Pesta­

lozzischen Methode, deren Wesen darin bestehe, daß sie „nicht ein

mechanisches Anlernen und Anüben gewisser Kenntnisse und Fertig­

keiten bezweckt, sondern die innerste Grundkraft der menschlichen Natur in allen den verschiedenen Zweigen ihrer Äußerung um« fassend in Anspruch nimmt und dem Entwicklungsgänge der Natur

14 gemäß folgerecht bildet und stärkt."

Alles wurde genehmigt.

Pestalozzi schrieb damals an Nicolovius (10. März 1809)

die

denkwürdigen Worte:14 „Gott gibt auch den Königen diese Kraft (der reinen Menschenliebe), aber freilich nicht durch das Blend­

Lr gibt sie ihnen, wenn er die

werk des Glanzes ihrer Throne.

höhen dieses Blendwerks in ihren Grundfesten erschüttert und ihre Reiche unter ihren Füßen erbeben wie nichtiger Staub, den der Atem einer höheren Macht mit einem leichten hauche aufhebt und wehet, wohin er will

Du verehrst den ewigen König, der

eine Dornenkrone trug: der, dem du auf Erden dienst, trägt auch eine solche, und er fühlt jetzt, daß er sein Volk nicht beglückte und sein Volk ihn nicht segnete, ehe ihm Gott sie auflegte. Was

kann Friedrich Wilhelm seinem Volke, was kann er der Mensch­ heit werden, wenn er nur will - und er will es!

Ich träume

mir jetzt Friedrich Wilhelm als den Helden der Liebe, den das

Menschengeschlecht gegen die einseitige Heldenkraft des Schwertes heute mehr als je bedarf

"

Wir dürfen nicht verweilen bei dem anziehenden Briefwechsel zwischen dem Staatsrat Süvern und den nach Iferten entsandten

„Eleven"; nicht bei dem Wirken August Zellers in der Provinz Preußen, welches nach Pestalozzis eigenem Urteil desien Absichten

nicht nach jeder Seite rein erfüllte; bei dem Wirken plamanns und seines Kreises in Berlin,

dem so bedeutende Männer wie

Friesen, Jahn, Harnisch angehörten; bei der Vermählung, welche die Grundideen Pestalozzis eingingen mit dem, was aus älterer

Zeit, von Rochow, Niemeyer und den besseren Philanthropinisten her besonders in den kurmärkischen Schulen noch lebendig war,

und dem aus dieser Vermählung hervorgegangenen neuen, freieren, preußischen pestalozzianismus,

dem auch die in Iferten ausge­

bildeten preußischen Schulmänner wie Dreist, Kawerau, Henning, Ramsauer, Blochmann sich anschlossen, der dann in Diesterweg den

wirksamsten Vortreter fand und hauptsächlich durch ihn in eine wesentlich reaktionärere Zeit hinübergerettet wurde. Das alles16

muß hier übergangen werden, ist ja Ihnen auch bekannt genug.

Nicht vorübergehen aber darf ich an dem berühmten ersten Lnt-

15 wurf eines preußischen Volksschulgesetzes, dessen Urheber der ge­ nannte 5üvern war. von Rechts wegen hätte dem endlichen Siege über Napoleon

und der mächtigeren Wiederherstellung Preußens die ganze LrfüBung der hohen Versprechungen folgen müssen, zu denen die preußische Regierung in der Zeit der Drangsal sich aufgeschwungen

hatte.

Und dazu gehörte, neben dem verheißenen Volksanteil an

der Gesetzgebung, besonders die gründliche und umfassende Neu­ regelung des gesamten Schulwesens und an erster Stelle des Volks­

schulwesens. Besten.

Ruf diese hofften, an sie glaubten damals fest unsere

So schrieb Ilatorp16 aus der vollen Begeisterung über

den Tag von Leipzig an die Seinen in Westfalen: „Was ich hier erlebt habe, ist größer und herrlicher als was wir in den Büchern

der Griechen und Römer lesen.

Größeres werde ich nie erleben,

und darum könnte ich allenfalls jetzt wohl aus der Welt gehen,

wenn ich nicht noch Lust hätte zu sehen, ob in diesem Freiheits­

kriege nicht auch die Schulmeister ein wohltätiges hitziges Fieber bekommen würden.

. . . Wenn die jetzige Zeit gut benutzt wird,

dann wird unser Volksschulwesen von Grund aus eine Umgestaltung erfahren und in eine vernünftige Beziehung zum Staate und Volke gebracht werden.

Schon vor Ausbruch des Krieges war unser

Departement damit beschäftigt, eine Instruktion über die Ein­ richtung der Schule zu entwerfen,

wahrscheinlich wird diese in

kurzem erlassen und veröffentlicht werden; und sie wird hoffentlich

für das Schulwesen in allen deutschen Landen eine wichtige Er­ scheinung sein."

Es ist nichts anderes als der Süvernsche Ent­

wurf gemeint, der in der Tat bereits im Jahre 1812 in der Hauptsache fertig geworden war und in dem Natorp

den die

Elementarschule betreffenden Teil bearbeitet hat. Über die allge­ meine Bedeutung des Entwurfs genügt es, das Urteil viltheqs17

wiederzugeben:

„Zum erstenmal faßte eine deutsche Verwaltung

den Plan, das ganze Schulwesen als ein integrierendes Glied des

ganzen Staatsorganismus zu ordnen.

Line solche Organisation

hatte in revolutionärem Geiste Londorcet 1791/92 entworfen; Napoleon hatte sie im Sinne des französischen Zäsarismus aus-

16 geführt; nun stellte dieser Organisation des französischen Schul­ wesens Deutschland seine eigene gegenüber.

Wie überlegen waren

die Intentionen dieser deutschen Reform der mechanischen Trennung

der heutigen Schulen.

Damals versuchte man jedem Schüler die

Möglichkeit zu geben, von einer Anstalt auf eine höhere über­ zugehen. ..."

Sie verstehen, auf welchen Hauptpunkt damit hin­

gedeutet wird.

Tin streng einheitlicher Aufbau des nationalen

Schulwesens war beabsichtigt, derart, daß erst auf dem Fundamente einer gemeinsamen Elementarbildung die höheren Stufen des Unter­ richts sich aufbauen sollten. Jeder Staat, so hieß es in den grund­ legenden Paragraphen des Entwurfs," wirkt durch seine ganze Verfassung,

Gesetzgebung und Verwaltung erziehend

auf

seine

Bürger ein, ist gewissermaßen eine Erziehungsanstalt im großen.... Zu dieser Nationalerziehung im großen aber müsse die National-

Jugenderziehung vorbereiten und des ganzen Werkes Grund legen.

„Alles wird der Staat in und mit seinen Bürgern erreichen können, wenn er sorgt, daß sie alle in einem Geiste von Jugend auf für seine großen Zwecke, deren eigentlicher Gegenstand ihre eigene

Gesamtheit ist, gebildet. . . . werden."

So entschieden wird hier

im Geiste eines ganz platonischen Sozialismus die Erziehung durch

die Gemeinschaft zur Gemeinschaft, die Gemeinschaft als Fundament

der Erziehung und die Erziehung als Fundament der Gemein­ schaft anerkannt.

Daraus fließt vor allem die Forderung öffent­

licher allgemeiner Schulen, als Stamm und Mittelpunkt für die Jugendbildung des ganzen Volks und Grundlage der gesamten

Nationalerziehung.

Allgemeine Elementarschule, allgemeine Stadt­

schule und Gymnasium sollen als wesentlich zueinander gehörige

und zwar aufeinander folgende Stufen zusammen wie eine einzige große Anstalt für die National-Jugendbildung angesehen und dem­

gemäß eingerichtet werden, so daß jede zwar ihren eigentümlichen Zweck verfolgt, aber, weil dieser in dem allgemeinen Endzwecke

enthalten ist, zugleich auf die nächsthöhere Stufe vorbereitet.

Bekanntlich hat schon an dieser Grundabsicht die spätere preußische Schulgesetzgebung und Verwaltung nicht festgehalten. Ez war lange Zeit auch in Preußen wenigstens die Regel, was

17 in Süddeutschland bis heute weit überwiegt, daß die Kittber aller Volksklassen zuerst die Elementarschule besuchen.

mehr sind

Aber mehr und

dann namentlich in den größeren Städten daneben

privatschulen zur elementaren Vorbildung der künftigen Besucher

höherer Schulen aufgekommen, dann auch öffentliche sogenannte

Vorschulen eingerichtet worden; ihre Begründung wurde von der Verwaltung mehr und mehr zugelassen, dann direkt begünstigt und in die Hand genommen.

Und wenn selbst der Kultusminister

Bosse persönlich anderer Ansicht war, so vermochte er doch gegen

die allgemeine Strömung in der preußischen Schulverwaltung nicht

durchzudringen.

der all­

Der widerstand gegen die Forderung

gemeinen Volksschule ist freilich begreiflich, solange man sich die

Volksschule nach dem Muster denkt, wie sie der reaktionären

preußischen Verwaltung vor Augen stand und im ganzen leider

noch vor Augen zu stehen scheint.

Der Entwurf Süvern verstand

die Volksschule, wie wir sahen, im vollen Sinne als National­

schule; er stellte demgemäß an die Elementarschule auch inhalt­

lich Forderungen, die im vollen Umfang bis heute nicht erfüllt sind.

In Hellem Stolz konnte noch 1817 Ludwig Natorp

in

Gegenhaltung gegen englische Zustände schreiben: „Unsere deutschen Volksschulen stehen

als wirkliche Volksschulen da.

In ihnen

kennt man ebensowenig als auf unseren Turnplätzen den Unter­

schied der Stände . . . Volksschulen heißen sie bei uns nicht, weil sie für die verwahrlosete Jugend aus den gemeinsten Massen der Nation bestimmt sind, sondern weil sie die Jugend aus der Ge­

samtheit des Volks ohne Unterschied des Standes und des künf­ tigen Berufs in den Elementarunterricht aufnehmen. Diese Ein­ richtung hat die überaus ^heilsame Folge gehabt, daß weniger

Pöbel unter uns aufwachsen kann, daß die gemeiner erzogene Jugend an der besser erzogenen sich veredelt, und daß kein wirk­

lich vernünftiger und

Gebildeter unter den vornehmen Anstoß

daran nehmen darf, wenn er seine Kinder unter anderen Kindern sitzen und lernen sieht,

seinigen."

welche minder vornehm sind

als die

Man muß gestehen, daß dazu unser heutiger Zustand

in vollem Gegensatz steht,

heute erstreckt sich die Scheidung nach

Natorp, Volk und Schule Preußens.

2

18 den gesellschaftlichen Klaffen auf die Turnplätze und nicht selten auf die Spiel-, ^Schwimm- und Lislaufstätten ebenso wie auf die So wie ja auch unsere scheinbar demokratische Heeres­

Schulen.

verfassung in dem Privileg des Einjährigen und in den be­

kannten Verhältnissen des Dffizierstandes die Sonderung der ge­ Wir selbst emp­

sellschaftlichen Klassen in aller Strenge festhält?o

finden kaum mehr in voller Schärfe, was sich jedem unbefangenen, namentlich ausländischen Beobachter sofort und immer wieder als der eigentliche Charakter unserer Schulorganisation aufdrängt:

daß die Schulen bei uns nach den gesellschaftlichen Schichten ge­

trennt

sind

und

durch ihre ganze Verfassung der Schichtung

und damit inneren Zerklüftung der gesellschaftlichen Klassen nicht

irgendwie entgegenwirken, sondern sie zu erhalten und zu ver­ schärfen die tatsächliche, vielfach auch ausgesprochene und beab­

sichtigte Wirkung haben. Damit haben wir nun schon den Übergang gemacht zur Be­ antwortung unserer größten und

heute

zueinander

Preußen

bei

uns

ernstesten Frage: wie stehen

das Volk und seine Schule?

hat

aus den Erfahrungen vor hundert Jahren gelernt?

hat unsere Zeit das Testament jener Tage vollstreckt?

hat es

ihre großen Hoffnungen wahr gemacht, oder zu ihrer Erfüllung wenigstens irgendwelche entscheidende Schritte getan?

Ohne Zweifel: wie nicht ein Vater seinem Kinde die Lebens­

wege genau vorzeichnen, wie auch nicht die Ideen unserer eigenen

Jugend unser reifes HIter vollständig bestimmen dürfen, so kann nicht ein Zeitalter in der Geschichte eines Volkes für kommende, auch nur für die nächstfolgenden Generationen die Bahnen der

Entwicklung voraus festlegen.

Auch ist nicht zu verkennen, daß

diese letzten hundert Jahre fast das ganze Leben des Menschen

auf diesem Planeten gewandelt und damit in den Kreis der poli­

tischen, auch

der schulpolitischen Erwägung Möglichkeiten

und

Notwendigkeiten gerückt hat, an die vor hundert Jahren noch gar nicht gedacht werden konnte. Deutschland zumal war in wirt­ schaftlicher - Volks- und weltwirtschaftlicher - Beziehung, und da­

mit in unermeßlich vielem anderen weit zurückgeblieben; es hat

19 inzwischen nicht nur viel seit Jahrhunderten versäumtes nachge­ holt, sondern steht mit wenigen anderen Nationen gegenwärtig an der Spitze jedes materiellen Fortschritts; es hat in manchen

Gebieten die wissenschaftliche und praktische Führung in die Hand genommen.

Es ist damit und dadurch auch politisch erstarkt und

so vielfach geneigt, auf seine ideologische Vergangenheit, auf den Hungeridealismus unserer vorfahren vor hundert Jahren beinahe mitleidig zurückzublicken, wie wohl ein emporgekommener In-

dustriekönig auf seinen an Ideen und Arbeit reichen, an äußeren Gütern armen und armseligen Vater oder Großvater.

Und doch gibt es kein unbestechlicheres Gericht über mensch­

liche Überzeugungen als die Not.

Sollte also die politische Ein­

sicht, die aus der gefährlichsten Krise unseres Vaterlandes geboren wurde und ihm durch sie hindurchgeholfen hat, nicht der ernstesten Beachtung auch in der Zeit der behaglichen, scheinbar unbedrohten

äußeren Existenz wert sein?

Oder vielmehr: ist diese Behaglich­

keit einer wie für Ewigkeiten gesicherten politischen Existenz nicht

vielleicht ein ebenso schlimmer Selbstbetrug wie jener, in den vor der Katastrophe von Jena Preußen sich gewiegt hatte, und der

an dieser Katastrophe ohne Zweifel einen großen Teil der Schuld trug?

hier mag wohl manchem von Ihnen sich die Stirn runzeln: was soll uns solche Schwarzseherei?

Ist nicht unser Heer, unsere

Verwaltung, unser nationaler Wohlstand in vergleichsweise guter

Verfassung?

Ist nicht der wirtschaftliche Aufschwung unbestreit­

bar, dessen großartiger Eindruck hier, im Zentrum unserer mäch­

tigsten Industrien, uns auf Schritt und Tritt umfängt?

Beweist

sich nicht in dem allen eine gewaltige Kraft unserer Nation? Würde nicht einem Nlanne wie dem Freiherrn vom Stein das

herz höher schlagen, wenn er diesen Aufschwung sähe, zu dem er selbst den ersten Grund gelegt hat, indem er als Gberbergrat

drüben in Wetter mit die ersten Schritte tat,

durch Schiffbar­

machung der Ruhr und durch Straßenanlagen den Kohlenschätzen dieses Landes die Wege des Absatzes zu öffnen?

Ist aber nicht,

Hand in Hand mit diesem allgemeinen wirtschaftlichen und dem 2*

20 diesem entsprechenden politischen Aufschwung, auch unser Schul­ wesen sehr beträchtlich gebessert worden? unseres Schulhaushalts

neben

Man stelle die Zahlen

die vor hundert und noch vor

fünfzig Jahren; man vergleiche die Lebenshaltung, den Bildungs­

stand des heutigen Lehrers mit dem von damals; man prüfe die Statistik der Analphabeten, selbst die Verbrecherstatistik und so fort: überall beweist sich doch unwidersprechlich eine wesentlich

gebesserte

Gesamtlage

der

heutigen

preußischen und deutschen

Und wenn es sich allerdings nicht

Schule gegen frühere Zeiten.

wird leugnen lassen, daß im Verhältnis zu dem, was bei der heutigen Lage des Staates an sich möglich wäre, für die Schule

nicht so viel geschieht wie damals, wo bei der denkbar traurigsten

Gesamtverfasiung unseres Staates schon fast das Unmögliche mög­ lich gemacht wurde, so läßt sich zu unserer Entlastung vielleicht

anführen, daß eben in seiner damaligen Lage (wie auch Fichte in seinen Heben andeutet) dem preußischen Staat fast nichts übrig gelassen war, als für das Innerste des Innern zu sorgen, da

nach außen der unerhörte Druck der politischen Lage jedes freie

Hegen unmöglich machte.

Unsere mächtige Weltstellung, wird

man sagen, legt uns große Verpflichtungen auf; die dadurch un­ absehbar erschwerte Sorge für Volkswirtschaft und Volkswehr zu

lvasier und zu Land verschlingt beinahe alles und läßt für große und ganze Reformen auf dem Gebiete des Bildungswesens -

wenn es denn solcher wirklich bedürfen sollte — nicht Mittel noch Kräfte, kaum Gedanken übrig.

Die Tatsache ist unbestreitbar. eine ernste Gefahr?

zehren?

Aber liegt nicht eben darin

heißt das nicht von unserem besten Kapital

Wodurch anders sind wir denn, bei keineswegs glän­

zenden äußeren Hilfsmitteln und einem lange Zeit äußerst hem­ menden politischen Zustand,

doch so hoch emporgekommen, als

durch die Überlegenheit unserer Volks- und höheren Bildung und

den durch diese wieder geförderten rastlosen Arbeitseifer unseres Volkes?

Es ist eine schwerwiegende Frage, über die ich keines­

wegs hier abgesprochen haben möchte, ob nicht unsere Weltwirtschafts- und Weltbewaffnungspolitik vielleicht das gesunde Maß schon

21 zu überschreiten in Gefahr ist.

Sei dieser unbändige Drang der

äußeren Machterweiterung, der nicht in einzelnen bloß lebt, son­

dern mit den Siegen

Erweiterung des

der Technik und der dadurch

bedingten

Horizonts des wirtschaftlichen und politischen

Denkens wie eine Naturgewalt der ganzen Nation und der Na­ tionen sich bemächtigt hat, in sich notwendig und als notwendig auch berechtigt: nur um so unabweislicher mutz dann die Frage

sich

aufdrängen, wieso denn die wirtschaftliche und militärische

Leistungskraft der Nation auf dieser höhe dauernd soll erhalten

und noch ins Unabsehliche gesteigert werden können, wenn nicht

den nach jeder Seite fortwährend wachsenden Anforderungen an die geistige und sittliche Bildung jedes Einzelnen durch eine nie

auch nur für einen Augenblick stillstehende Besserung des natio­ nalen Unterrichts- und Erziehungswesens voll entsprochen wird.

Schließlich aber und hauptsächlich: unsere internationale wirt­ schaftliche und militärische Behauptung mag

ein erstwesentliches

Mittel sein; immer darf sie doch nur Mittel sein wollen zu dem

einzig verständlichen Zweck: jedem Gliede der Nation die Mög­ lichkeit eines menschenwürdigen Daseins zu verschaffen. Sind wir

also nicht wieder in der ernsten Gefahr, das bloße Mittel der äußeren, politischen und wirtschaftlichen Machtstellung der Nation

dem Zwecke, der humanen Kultur ihrer Glieder und zwar aller, überzuordnen, dem bloßen Mittel den Zweck zu opfern?

Wird

aber so der letzte und wahre Zweck des sozialen Lebens mehr

und mehr außer acht gelassen,

so werden die Einzelfunktionen

dieses sozialen Lebens, weil von der Beziehung auf ihren gemein­ samen letzten Zweck gelöst, auch voneinander losgerissen, und es

entsteht statt eines einträchtigen Zusammenwirkens ein offenes Gegeneinanderstreben der Einzelglieder des sozialen Organismus. Vie wirtschaftlichen Klassen und die politischen Parteien, die nur der Ausdruck der natürlichen und gesunden Differenzierung der

Funktionen innerhalb der Einheit des sozialen Lebens sein sollten, geraten mehr und mehr in ein blindes, erbittertes Kämpfen gegen­

einander, in dem wohl zeitweilig der eine Teil obsiegen und einen scheinbaren Frieden auf kurze Zeit durch Zurückdrängung des

22 anderen Teils erstreiten mag, ein ersprießliches Zusammentreten

aber zu vereintem wirken mehr und mehr zur Unmöglichkeit wird.

Daß der wirtschaftliche und politische Zustand des heutigen Preußen und Deutschland eben dies traurige Bild zeigt, ist nur

zu offenkundig.

Liegt aber nicht darin eine beständige Gefahr

ernster innerer Krisen, welche durch internationale Verwicklungen,

wie sie auch schon mehr als einmal sich drohend genug anzu­ kündigen schienen, leicht eines Tages zu gefährlichem Ausbruch

getrieben werden könnten?

Darf man sich also in Sicherheit

wiegen und auf den augenblicklichen äußeren Glanz des Reiches, auf die gewiß große, aber schon fortwährend bis zum äußersten

angespannte Kraft der Nation sich blindlings verlassen?

Nein:

heute wie nur je haben wir Grund, an das politische Testament

des Freiherrn vom Stein uns zu erinnern, uns zu besinnen, daß wir den Untergang gefahren, wenn nicht das Mittel gefunden

wird, „die Disharmonie, die im Volke stattfindet, den Kampf der

Stände unter sich (heute hieße es: der gesellschaftlichen Klaffen), der uns unglücklich machte, zu vernichten", indem „gesetzlich die

Möglichkeit aufgestellt wird, daß jeder im Volke seine Kräfte frei

in moralischer Richtung

entwickeln könne."

Dies Mittel aber,

es ist kein anderes, als welches alle ernsten Patrioten damals dafür erkannten, nämlich das einer bis zur tiefsten Wurzel zu­

rückgehenden, alle Seiten des menschlichen Wesens umfassenden und bis auf jedes einzelne Glied des sozialen Organismus sich

erstreckenden sozialen und nationalen Erziehung. Nehmen wir uns denn für einen Augenblick die hohe Frei­

heit, zurücktretend von den Kämpfen des Tages, von allem Hader einer von der Hand in den Mund lebenden Politik uns das Ideal­

bild dieser echten Nationalerziehung vor Augen zu stellen. Ich verweile nicht bei den Forderungen für die unterste Stufe, das vorschulpflichtige Alter; obgleich auch da besonders in

unseren Industriezentren und auch

auf dem Lande noch uner­

meßlich viel zu wünschen übrig bleibt. Ich wende mich vielmehr

sogleich zu dem, was ja Ihnen am nächsten liegen muß: zur Grganisation der Schule.

23 Line

vornehmlich

wichtige

Forderung

ist

schon

berührt

worden: das Fundament der Nationalschule mutz gemeinsam sein. Nur wenig wäre erreicht mit der bloßen Beseitigung der Vorschule.

Gewiß ist sie ein besonders anstößiges Symptom des unsozialen Geistes unserer heutigen Schulverfassung.

Aber kindisch'wäre es,

den Ausgleich der sozialen Gegensätze von der bloßen Gemeinsam­ keit der ersten drei Schuljahre, ohne sonstige tiefgreifende Ände­

rungen im ganzen Aufbau unseres Schulwesens, zu erwarten. (Es

ist weit mehr zu fordern.

Die Gemeinsamkeit muß sich so weit

erstrecken, als es möglich ist ohne Schädigung der Berufsbildung, die eine Differenzierung für die oberen Stufen zweifellos fordert; und so weit, als es notwendig ist, wenn die Berufswahl und da­

mit die Wahl der ferneren Bildungswege nach den Fähigkeiten der Einzelnen und nicht nach dem Geldbeutel und den Standes­ vorurteilen oder ehrgeizigen Absichten der Eltern erfolgen soll.

Unter bestimmten Voraussetzungen hielte ich für richtig, den ge­

meinsamen Unterricht auf einen vollen Kursus von sechs Jahren

auszudehnen.

Daß damit nichts Unmögliches gefordert ist, be­

weist das Beispiel der Schweiz,

wenn dort gewisse übelstände

in Hinsicht auf die höheren Stufen des Unterrichts sich heraus­ gestellt haben sollen, so ist durch nichts bewiesen, daß es dafür

keine andere Abhilfe gebe als durch eine frühere Teilung der Schulwege. (Es müßte die gemeinsame Schule eben so eingerichtet

sein, daß sie für jede höhere Stufe eine geeignete Vorbildung ge­ währt.

Sie müßte so eingerichtet sein, daß von Anfang an die

verschiedene Art und höhe der Begabung der Einzelnen Gelegen­ heit und Anreiz findet, sich zu beweisen.

(Es müßte die Möglich­

keit zur Entwicklung ebenso der Handgeschicklichkeit und künst­

lerischer Fertigkeiten wie intellektueller Begabungen geboten sein. Das würde Mcht so sehr eine Vermehrung der Unterrichtsgegen­ stände (da es sich in allem nur um die Elemente handeln kann), als vielmehr eine Änderung der Behandlungsart nötig machen.

(Es dürfte nicht unterschiedslos von allen das nämliche gefordert werden, worin vielleicht der allgemeinste Grund aller Schäden der heutigen Schule liegt, sondern jeder müßte die Möglichkeit haben,

24 in dem, wozu er besonders begabt ist, mehr als der Durchschnitt

zu leisten, und dafür von anderem, nicht unbedingt Notwendigem entlastet zu werden. Nicht sowohl ganze Fächer müßten wahlfrei

sein (außer wenigen), als besondere Leistungen in den gemein­

samen Fächern.

Differenzierung nach den Fähigkeiten, nicht not­

wendig und nur im Sinne des Mannheimer Systems — obgleich

dieses nach einer Seite einen sehr beträchtlichen Fortschritt dar­ stellt und schon des Prinzips wegen höchst beachtenswert ist sondern jedenfalls auch und noch mehr Differenzierung innerhalb

des gemeinsamen Unterrichts: das ist es, was uns not tut. Dann würde beim Abschluß des sechsjährigen Kursus mit hinreichender

Sicherheit sich beurteilen lassen, wer für einen höheren Unterricht tauglich ist und für welchen. Allerdings setzt dies alles recht viel

voraus; eine ungleich freiere und weitere Vorbildung der Lehrer, eine bedeutende Verkleinerung der Klassen und also Vermehrung

der Lehrkräfte, was aber diese wieder alles voraussetzt, davon werden wir ja morgen genug zu hören bekommen.22 Cs ist ein­ mal so, und es ist gut so, daß jede einzelne ernstliche Reform,

einmal als notwendig erkannt, auf alle andern zwingend hin­ führt. Darum ist jede geringste gute Reform so wichtig: weil sie zugleich zu allen anderen den weg bahnen hilft.

wie aber denken wir uns den weiteren Bildungsgang für

alle die, die nicht in eine höhere Schule übertreten?

hier emp­

finden Sie wohl alle mit besonderer Schärfe die ungeheuere und

ständig wachsende Schwierigkeit der unterrichtlichen und erzieh­

lichen Behandlung

des gefährlichen Zwischenalters zwischen dem

jetzigen Abschluß der Volksschule und dem Militärdienstalter.

Ich

sage Ihnen nichts Neues, wenn ich ausspreche, daß unser Fort­ bildungsschulwesen, so vortreffliches im einzelnen geleistet werden

mag, doch als Ganzes nichts mehr als ein Notbehelf ist, dessen

Unzulänglichkeit sich mit jedem Tage deutlicher herausstellt.

In

der Theorie ist es auch hier leicht, den weg der Abhilfe zu zeigen. Ich habe gewagt, die vollschule für alle nicht eine höhere Schule besuchenden vom 12. bis 18. Hahr zu fordern; eine Schule, die

nur einer noch viel freieren Organisation bedürfte als

die ge-

25 meinsame Schule bis zum zwölften Jahre. Sie mühte, nach meiner Vorstellung, mit einem Grundstock allgemeinbildender Fächer, deren

Behandlung

sich

an die Kurse der allgemeinen Volksschule in

strenger Kontinuität anschlösse, die denkbar reichste Fülle berufs­

bildender Kurse verbinden, so daß die Teilnahme an diesen nicht schlechthin wahlfrei, sondern durch die Berufswahl in der Haupt­ sache bestimmt wäre.

Zwar die ganze Jugend bis zum

zehnten Jahr von der Erwerbsmöglichkeit auszuschliehen, ist zur­

zeit

schwerlich

erreichbar; aber

wenigstens

eine Einschränkung

der zu frühen Ausnutzung der Arbeitskräfte zum Schaden der geistigen und sittlichen Ausbildung ist schon längst keine neue

Forderung mehr und wahrlich eine berechtigte und notwendige. Endlich handelt es sich noch um ganz freie Kurse zur Weiter­

bildung der Erwachsenen aller Volksklassen, vorzüglich derer, die jetzt unter dem Druck der Erwerbsnot allzuoft auch die elemen­

tarste Schulbildung, wenn sie überhaupt erreicht war, in er­ schreckend kurzer Zeit wieder verlieren.

Dies wäre nun zwar

bei einer Einrichtung des Jugendunterrichts, wie ich sie vorhin

gezeichnet habe, von Anfang an nicht oder nur in verschwindendem

Umfang zu besorgen.

Aber es ist einmal so, daß, je höher der

Mensch schon gebildet ist, um so stärker der Drang nach weiterer Bildung in ihm sich regen mutz; und wenn irgendwo, so hat hier

das: „Je mehr er hat, je mehr er will" seine Berechtigung. Und

darum wird

der Volksunterricht der Erwachsenen immer eine

Aufgabe bleiben, ja eine immer wichtigere und bedeutendere Auf­ gabe werden. Bereits donborcet28 dachte sich eine ganz um­ fassende Organisation eines solchen Volksunterrichts, die er in die

Hand des ganzen Körpers der Lehrenden, vom Volksschullehrer bis zum Universitätslehrer, legen wollte; praktisch also ganz über­

wiegend in die Hand des Volksschullehrers. Das setzt freilich vor­

aus, datz hier Kräfte schier ohne Grenzen zur Verfügung ständen; und

das forderte namentlich eine soziale Stellung

des Lehrer­

standes, die zur heutigen fast in diametralem Gegensatz stände. Es mützte das Wort Schleiermachers allgemein zur Wahrheit ge­

worden sein, welches im einzelnen schon jetzt vielfach zutrifft: datz

26 der Elementarlehrer der „gebildetste Mann im Volke" sein solle; und es müßte ebendamit der Lehrerstand in einem allgemeinen Ansehen stehen etwa wie heute - bekommen Sie keinen Schrecken —

der Gffiziersstand.

(Es wäre vielleicht allzu anstößig, zu sagen,

daß die Waffenübung auf dem Exerzierplätze doch eigentlich auch nur eine Schule, und zwar eine hinlänglich elementare sei; aber

das wird wohl noch zu sagen erlaubt sein, daß der Schuldienst

ein Kriegsdienst edelster Art ist; denn es ist hier, nach dem Worte

Luthers, „wohl ein ärgerer Krieg vorhanden" als der äußere: der Krieg gegen Unwissenheit, sittliche Roheit und ästhetische Un­

kultur, gegen das ganze Heer der inneren Feinde des Mensch­ lichen im Menschen, und das heißt: des Göttlichen in ihm.

was aber jede einzelne dieser Forderungen,

vollends der

Verein ihrer aller, besonders in Hinsicht der Lehrerbildung be­

deutet, davon lassen Sie mich nur noch ein Wort sagen.

(Es

bedeutet, kurz gesagt, daß die Lehrerbildung an die Universität

in engerer oder loserer Form angeschlossen werden mufc.24

Für

den akademischen Unterrichtsbetrieb selbst wäre es überaus heil­ sam, wenn er auf solche weise in einer mehr unmittelbaren Werse

als jetzt für die gesamte nationale Erziehung

einzustehen ver­

pflichtet würde; wie es doch die Bestimmung der Universität

ursprünglich gewesen und der Idee nach immer noch ist.

3u einem

organischen Ganzen kann der gesamte Lehrkörper der Nation nur so werden, und er mutz es werden. Und nur so wird je die Idee zur Wahrheit werden, in der Schleiermacher mit Condorcet25

zusammentrifft: daß das gesamte nationale Unterrichtswesen eine

ähnlich freie Stellung gegen Staat und Kirche einnehmen sollte,

wie heute etwa die Rechtspflege. wäre zu sagen,

3n sachlicher Beziehung aber

daß Pädagogik nicht eigentlich

eine besondere

Wissenschaft ist neben und auf gleicher Linie mit allen anderen, sondern von einer bestimmten, für alle gleich wichtigen Seite sie

alle umfaßt; so wie dies in anderer weise von der Philosophie, von der Geschichte, und wieder anders von der Naturwissenschaft gilt.

Also haben an ihr mehr oder minder alle Wissenschaften

mitzuarbeiten;

zumeist aber doch

die, welche die Einheit der

27 Wissenschaft in ihren letzten Grundlagen zu vertreten hat: die

Philosophie.

Jedenfalls das wird wohl künftig einmal als etwas

schier Unglaubliches empfunden werden:

wie noch in unserem

wissenschaftlich hoch kultivierten Zeitalter man hat denken können, daß das Unterrichten und Erziehen einer Nation sich wie eine Art

Handwerk

ohne

die

Grundlage

eines

freien

wissenschaftlichen

Studiums erlernen lasse. Doch allzu lange verweile ich schon bei der Zeichnung eines pädagogischen Utopien — wie wohl viele es nennen werden,

vom

Gestern und heute sollte die Rede sein, nicht vom Hlorgen; einem Morgen, das vielleicht niemals kommt. Uber gibt es überhaupt ein heute? wenn ich „jetzt" sage,

so ist dies Jetzt schon vorbei, ehe nur das Wort zu Ende ge­ sprochen ist.

vom heute ist nichts zu sagen als indem man die

Linie zu erkennen sucht, die vom Gestern zum Morgen führt.

Und dann — ich mochte nicht die festliche Stimmung dieser

Stunde verderben, indem ich etwa ein Gericht zu halten mir anmaßte über Regierung und Parteien: was sie getan, was sie unterlassen, verschuldet oder gutgemacht haben. Erhobenen Hauptes wollten wir für einen Augenblick vorwärts schauen, um tapferen

Schrittes dann wieder vorwärts zu schreiten.

3n dieser erhobenen

Stimmung gestatten Sie mir denn zum Schluß in einem frohen

Optimismus, der mir selbst ungewohnt ist, noch von der letzten

großen Sorge unseres Schulwesens zu sprechen.

Neben der sozialen ist es ja die konfessionelle Zerklüftung der Nation, die gerade im Hinblick auf unser Schulwesen uns die ernstesten Sorgen einflößen muß.

Auch hier zeigt unsere Zeit

anscheinend das volle Gegenteil der Lage vor hundert Jahren. Unsere Altvordern standen noch unter der lebendigen Nachwirkung

der deutschen Aufklärung, die, ohne radikalen Bruch mit der

Vergangenheit, doch eine freie und weite Auffassung der über­ kommenen Religionsanschauungen in allen Lagern, wenn auch nicht

allgemein gemacht,

doch nach vielen Seiten vorbereitet hatte.

Damals war ein einmütiges Zusammengehen der Konfessionen, war ein Zusammenwirken auch des geistlichen Standes mit den

28 staatlichen und kommunalen Organen in der Schule,

die im

preußischen Landrecht ausdrücklich als Staatssache anerkannt war,

möglich und fast gefahrlos; weil die geistige und Gewissensfreiheit vom geistlichen Stande selbst, nicht bloß auf protestantischer Seite,

geachtet wurde, und weil der Geistliche sich als Volkslehrer der

Erwachsenen mit dem Volksjugendlehrer auf einen Boden stellte und

ein starkes und freies Interesse auch für dessen besondere

Rufgabe mitbrachte.

(Es ist vielleicht die paradoxeste Tatsache

unserer Geschichte in diesen hundert Jahren, daß gerade in dieser

Hinsicht seitdem nur Rückschritte, fast in wachsender Progression,

zu verzeichnen sind; daß ein partikularismus des religiösen Be­

kenntnisses,

wie er damals überhaupt unbekannt war, wieder

Platz greifen konnte,

wie schwer aber das gerade auf unserem

Volksschulwesen lastet, ist uns allen ja nur zu wohl bekannt. Den Kampf aufgeben darf man nicht, auch nachdem eine Haupt­

schlacht verloren ist.

wir müssen ringen um fachliche Schulaufsicht,

um eine freiere und weitere Gestaltung des Religionsunterrichts der

Schule und — wieder und immer wieder — um eine mehr wissen­ schaftliche und damit in jedem Sinne freie Lehrervorbildung. Schleier­ macher schreibt einmal:26 „Ich habe außerdem, daß ich ein Deutscher bin, wirklich aus vielen Gründen die Schwachheit, ein Preuße zu sein." wer von uns diese Schwachheit teilt, mutz es schmerzlich empfin­

den, daß gerade in diesen Dingen fortan Preußen in Deutschland und in der Welt nicht voran, sondern erst ganz hintennach mar­ schieren soll.

Aber marschiert wird doch.

der Sieg unser sein. schichte.

Und zuletzt wird doch

Dafür bürgt uns die Logik der Weltge­

wag auch die Hoffnung gering sein, daß zu der höhe

der geistigen und sittlichen und damit auch der religiösen Freiheit,

welche die besten Männer unseres Vaterlandes sich schon vor hundert Jahren errungen hatten, die breiteren Schichten des Vol­ kes sich bald und allgemein erheben werden; mögen die vielfach

brutalen Formen des wirtschaftlichen und politischen Kampfes, wie die ungeheure

Entfaltung der Industrie und

des Weltverkehrs

sie anscheinend unvermeidlich mit sich bringt, neben der Erschütte­ rung

aller Überlieferungen auch neue, oft seltsame, im Grunde

29 atavistische Formen der Religiosität durch eine Art Kontrastwirkung Hervorrufen: aber daß die geistige Zwangsherrschaft einer oder weniger Konfessionen sich noch lange sollte behaupten können,

das, darf man wohl sagen, ist eine volle innere Unmöglichkeit.

Der Protestantismus

wird die Konsequenzen

Entwicklung ziehen müssen.

seiner bisherigen

Aber auch aus dem deutschen Ka­

tholizismus wird einmal, so hoffen wir fest, ein neuer, wenn auch

anders gearteter Protestantismus erstehen.

Es ist viel von pro­

testantischem Geist in jener großen Zeit in ihn eingedrungen und,

wie gerade die jüngsten Ereignisse gezeigt haben, in ihm trotz allem nicht erstorben.

Selbst in dem täglich sich aussprechenden

schnöden Undank Roms gegen die Treue, die der deutsche Ka­

tholizismus bis heute noch ihm bewahrt, verrät sich eine gewisse

Ahnung dieses Verhalts.

Und wenn dem deutschen Katholizismus

das Abwerfen des römischen Jochs allerdings so leicht nicht fallen

wird, wie anscheinend unseren westlichen Nachbarn, so lassen wir uns den Glauben nicht nehmen, daß es die ernstere Tiefe der

deutschen Religiosität ist, die ihm den Losritz erschwert.

Diese

ernstere Tiefe aber ist es, die einst den Protestantismus geboren hat.

Sie wird ihn zum zweitenmal gebären; zumal wenn viel­

leicht ein starker nationaler Antrieb, wie im Reformationszeitalter und wieder in der Zeit der Fremdherrschaft vor hundert Jahren,

Hinzutritt.

Dann werden die alten Protestanten mit den neuen

Schulter an Schulter kämpfen und beide werden sich erkennen

als Kinder eines Geistes, den kein tötender Buchstabe mehr

trennen darf.

Dann — erst dann werden wir alle ein Vater­

land haben. Das ist der Tag, dessen wir harren, den Sie vorbereiten helfen sollen.

Diese ideale Einheit der Nation mutz in Ihnen,

mutz im ganzen Wirken der deutschen Schule lebendig werden;

dann wird man dereinst sagen dürfen, daß sie die geistige Ei­ nigung der Nation miterschaffen habe, so wie sie ihre politische Ein­ heit, auch nach dem Zeugnis Bismarcks, mit hat erschaffen helfen.

Dies sei heute unsere Pfingsthoffnung, unser pfingstgelübde!

Anmerkungen. 1 In der Schrift „Rn die Unschuld rc.", 1815 (Werke, her. v. Serif» farth, Liegnitz, 1899 ff., Bö. XI, $. 95). vgl. m. Biographie Pestalozzis (Greßlers Mass. d. Pad., Bd. XXIII), S. 373 f. 2 Man lese die ausgezeichnete Darstellung von F. Meinecke, Das Zeitalter der deutschen Erhebung 1795—1815 (hepcks Monographien zur Weltgeschichte, XXV. Bielefeld u. Leipzig, 1906). 3 Ruf die Bedeutung dieser predigt (der 12. der 2. Sammlung, in Schleiermachers Werken, 2. RbL, Bd. I, $. 360 ff.) hat kürzlich Joh. Bauer hingewiesen in dem für das tiefere Verständnis der damaligen Zeit wert­ vollen Buche: Schleiermacher als patriotischer Prediger (Gießen 1908). Ihm verdanke ich auch die Bemerkung, daß diese predigt Schleiermachers mit der sechsten der Fichteschen Heben auf einen Tag fiel. 4 Fichtes „Heben an die deutsche Nation" haben jetzt, hundert Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung, eine schöne Neuausgabe (München u. Leipzig, Einhorn-Verlag, 1908) durch h. Leser erfahren, dessen bedeutende Einleitung den Lesern empfohlen sei. 6 S. m. Rufsatz „donborcets Ideen zur Nationalerziehung", Mo­ natsh. d. Tomenius-Gesellschaft, 1894, auch in „Gesammelte Rbhandlungen zur Sozialpädagogik", Bd. I (Stuttgart 1907), S. 37 ff. 3 Max Lehmann, Freiherr vom Stein (Leipzig 1902 ff.), Bd. II, S. 536. 7 pertz, Leben des Ministers Frh. vom Stein, Bd. II, S. 309 ff. Lehmann Bd. II, S. 606. 8 $. bes. Dörpfeld, Das Fundamentstück einer ... Schulverfassung" (Hilchenbach 1892), Rbschn. I. 9 $. m. Rufsatz über L. Natorp (Monatsh. d. Com.-Ges. IV, S. 261ff.; auch sep.) und die Biographie L. Natorps von D. Natorp (Essen 1894). 10 Lehmann, Bd. I, Rbschn. 3, bes. $. 105. Meinecke S. 32. 11 Nabinetsordre vom 31. Dez. 1803. pestalozzistudien her. v. Serif» farth, Bb. II, $.5. Gebhardt, Die Einführung der pestalozzischen Me­ thode in Preußen (Berlin 1896), $. 11; und m. Pest.-Biographie $. 318. 12 In der 9. Hede; Leser S. 179. 13 pestalozzistudien, Bd. II, S. 102 ff. Gebhardt S. 28 f. 14 Mors, Zur Biographie Pestalozzis, Bd. IV, S. 183. 16 Kurz dargestellt in meiner Biographie Pestalozzis, S. 323—332. 16 Bei (D. Natorp, S. 126 ff. 17 Im Rrt. Süvern der Rllg. deutschen Biographie (Bd. XXXVII, S. 239). über Natorps Anteil am Süvernschen Entwurf ebenda S. 238 und in m. Rufsatz über L. Natorp $. 12 f. Die in dem oben angeführten Brief erwähnte „Instruktion" ist eben jene von Natorp selbst abgefatzte, die von Süvern dem Entwurf zugrunde gelegt wurde.

31 18 Die Gesetzgebung auf dem Gebiete des Unterrichtswesens in Preußen v. I. 1817 bis 1868 (Berlin 1869), 5. 7 ff. 19 In der interessanten Schrift: Kndreas Bell und Joseph Lancaster, vgl. m. Kuss, über L. N., S. 25. 20 „Das Edle eines allgemeinen Prinzips in seiner Reinheit bei der Ausführung zu erhallen, ist das einzige Mittel, aus den Geist der Staats­ bürger zu wirken" — sagt Scharnhorst 1810 mit Bezug aus die allgemeine Wehrpflicht (Meinecke, S. 109). 21 vgl. Sozialpädagogik (2. Hufl.) 5. 234 ff.; Rllg. Pädagogik in Leitsätzen (Marburg 1905) § 23; und: „Die Gefahren der Einheitsschule" in der Zeitschr. „Säemann", Bö. in, $. 329 ff. 23 In der zweiten Hauptversammlung hielt I. Tews einen ein­ drucksvollen Vortrag über den „Lehrermangel nach seinen Ursachen und Wirkungen". 23 S. den oben (stnm. 5) zitierten Aufsatz, Ges. Abh. I, S. 42 ff. 24 vgl. mein Gutachten in der Broschüre von B. Hofmann, 3um Universitätsstudium der Volksschullehrer (päd. Bl. f. Lehrerbildung, Crg.h. 3, Gotha 1904); und: Allg. päd. in Leits. § 42. Genauer wird die Frage in einer demnächst erscheinenden Abhandlung zur Sprache kommen. 26 über Londorcet s. Ges. Abh. I, S. 47; über Schleiermacher u. a. Heubaums Art. in Reins Cnzyklop. Handb. unter nd). 36 Briefe, Bö. IV, 5. 132, 12. Jan. 1807. vgl. Bauer 5. 175. Es heißt in dem Briefe dann weiter: „Uber fteilich geht meine Leidenschaft auf eine Idee von Preußen, welche vielleicht in der Erscheinung die wenigsten erkennen."

Der Verlag von Alfred Töpelinann in Gießen zeigt hierdurch an, daß

Das Züchen der Zeit mit den Vorräten der bisher erschienenen ersten vier Bände aus dem Verlage von Karl Robert Langewiesche in Düsseldorf in den (einigen übergegangen ist.

214 S. 1903

Erster Sand:

Kart. M. 1.80

Unsere Hoffnung (Artur Bonus) — Vie Sehnsucht nach Persönlich­ keit (Friedrich vaab) - IHaran Atha (Heinrich Weinei) — Vas religiöse Denken der Gegenwart (Friedrich Uiebergall) — Väter und Söhne (Hans Wegener) - Die geheimen Erfahrungen der Pro­ pheten Israels (Hermann Gunkel) - Übermensch und Herdenmensch (Heinrich Lhotzky) - Ein Hemmnis deutscher Zukunft und seine Überwindung (Meyer-Zwickau) — Erfüllung (Gertrud Prellwitz).

210 S. 1904

Zweiter Band:

Kart. M. 1.80

Die Selbsterhaltung des Ichs (Friedrich Naumann) - Was ist Religion? (Hans Wegener) - Die Seele Jesu (Friedrich Vaab) — Das Mysterium (Heinrich Lhotzky) - Der Kulturwert der Re­ naissance (Artur Bonus) — vergib uns unsere Schuld (Heinrich Weine!) — Gedanken (Earl Hauptmann).

223 5. 1905

Dritter Band:

Kartpn. 1.80

Was ist die Bibel? (Hans Wegener) — „Sonnig". Geschichte eines Einsamen (Heinrich Lhotzky) — Das Armenevangelium (Fritz Werner) - Erlösung (Friedrich vaab).

220 S. |19O6

vierter Band:

Kart. M. 1.80

Die Furcht vor dem Denken (Hans Wegener) — Bekenntnisse eines versöhnten Menschen (Fritz Werner) — vom jungen Leben (Friedrich Vaab). Diese „Blätter deutscher Zukunft" wird der neue Verleger in Gemeinschaft mit den Begründern des Unternehmens, den Herren Friedrich vaab und Hans Wegener, künftig alljährlich in einem neuen Bande fortsetzen.

--------- Der fünfte Band wird im Frühling 1909 erscheinen.-----------