Versuch über eine neue Theorie des Sehens und Die Theorie des Sehens oder der visuellen Sprache ... verteidigt und erklärt 9783787325757, 9783787307166

Diese erkenntnispsychologische Studie über das Verhältnis von Gesichts- und Tastwahrnehmung war Berkeleys erste große Pu

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Versuch über eine neue Theorie des Sehens und Die Theorie des Sehens oder der visuellen Sprache ... verteidigt und erklärt
 9783787325757, 9783787307166

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GEORGE BERKELEY

Versuch über eine neue Theorie des Sehens und

Die Theorie des Sehens oder der visuellen Sprache ... verteidigt und erklärt Übersetzt und herausgegeben von Wolfgang Breidert unter Mitwirkung von Horst Zehe

·FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 399 1912 als Band 143 unter dem Titel »Versuch einer neuen Theorie der Gesichtswahrnehmung und die Theorie der Gesichtswahrnehmung verteidigt und erläutert«, übersetzt und mit Anmerkung versehen von Raymund Schmidt, durchgesehen und durch Vorwort eingeführt von Paul Barth. 1987 Neu übersetzt und herausgegeben von Wolfgang Breidert unter Mitwirkung von Horst Zehe. Vorliegende Ausgabe: Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der Ausgabe von 1987 identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-0716-6 ISBN eBook: 978-3-7873-2575-7

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1987. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­ papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in www.meiner.de Germany.

INHALT

Einleitung. Von Wolfgang Breiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII 1. Berkeleys Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII 2. Zur Theorie des Sehens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII 3. Zur Gliederung der Texte ............................ XXVII 4. Zur Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXI

George Berkeley Versuch über eine neue Theorie des Sehens Widmung (i.d.F. der ersten und zweiten Ausgabe} ........ . Inhalt (i.d.F. der vierten Ausgabe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Text (i.d.F. der vierten Ausgabe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Anhang (aus der zweiten Ausgabe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Ein Brief eines anonymen Verfassers an den Autor des »Kleinen Philosophen« Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

George Berkeley Die Theorie des Sehens oder der visuellen Sprache, die die unmittelbare Gegenwart und Vorsehung einer Gottheit zeigt, verteidigt und erklärt Text

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Inhalt

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Versuch über eine neue Theorie des Sehens . . . . . . . . . . . . 2. Brief eines anonymen Verfassers an den Autor des »Kleinen Philosophen« ................................... 3. Die Theorie des Sehens ... verteidigt und erklärt . . . . . .

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Namenregister .................................................. 159 Sachregister ..................................................... 161

EINLEITUNG

1. Berkeleys Leben und Werk

1685 1696-1700 1700-1713

1713-1720

1721-1724

1724-1728

1729-1731

12. März: George Berkeley in der Nähe von Kilkenny in Irland als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Besuch des Kilkenny College. Trinity College in Dublin. 1704 B. A., 1707 M. A., 1709 Diakon, 1710 Priester.- »Arithmetica absque Algebra aut Euclide demonstrata« und »Miscellanea Mathematica« 1707, »An Essay Towards a New Theory of Vision« 1709, »A Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge« 1710, »Passive Obedience« 1712. vorwiegend auf Reisen. 1713 in London. 1713/14ltalienreise als geistlicher Begleiter des Grafen von Peterborough. 1714-1716 in England. 1716-1720 Italienreise als Tutor von George Ashe, Sohn des Bischofs von Clogher.- »Three Dialogues between Hylas and Philonous« 1713. Artikel im »Guardian Quadrat ' und das aus sieben Buchstaben bestehende zweisilbige Wort, durch das es bezeichnet wird, von derselben Spezies sind, weil sie mit demselben Namen benannt werden. 1 Es ist üblich, geschriebene Wörter und die Dinge, die sie bezeichnen, mit demselben Namen zu benennen. Da man die Wörter nicht im Hinblick auf ihre eigene Natur, sondern nur als Zeichen der Dinge betrachtete, war es nämlich überflüssig und außerhalb des Zweckes der Sprache, ihnen Namen zu geben, die von den durch sie bezeichneten Dingen verschieden sind. Derselbe Grund gilt auch hier. Sichtbare Gestalten sind Zeichen der tastbaren Gestalten, und aus § 59 ist klar, daß sie selbst wenig

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betrachtet werden, es sei denn wegen ihrer Verknüpfung mit tastbaren Gestalten, die sie von Natur aus zu bezeichnen bestimmt sind. Da sich nun diese Sprache der Natur nicht mit dem Lauf der Zeiten oder von Volk zu Volk verändert, kommt es, daß die sichtbaren Gestalten immer und überall mit denselben Namen benannt werden wie die durch sie suggerierten entsprechenden tastbaren Gestalten, und nicht etwa, weil sie ihnen ähnlich oder von derselben Art sind. 141. Aber, sagt man, ein tastbares Quadrat ist doch einem sichtbaren Quadrat ähnlicher als einem sichtbaren Kreis. Es hat vier Ecken und ebenso viele Seiten. Das hat das sichtbare Quadrat auch, doch der sichtbare Kreis hat so etwas nicht, da er durch eine einzige gleichförmige Kurve ohne gerade Linien oder Winkel begrenzt wird, was ihn ungeeignet dafür macht, das tastbare Quadrat, aber sehr geeignet dafür, den tastbaren Kreis zu repräsentieren. Daraus folgt offenbar, daß die sichtbaren Gestalten Muster der durch sie repräsentierten jeweiligen tastbaren Gestalten sind, also zur selben Spezies gehören, daß sie ihnen ähnlich und aufgrund ihrer ihnen eigenen Natur geeignet sind, sie zu repräsentieren, weil sie von derselben Art sind, und daß sie keineswegs willkürliche Zeichen sind wie die Wörter. 142. Ich antworte: Man muß zugeben, daß das sichtbare Quadrat besser als der sichtbare Kreis geeignet ist, das tastbare Quadrat zu repräsentieren, doch das ist nicht so, weil es ihm ähnlicher ist oder es eher zur selben Spezies gehört, sondern weil das sichtbare Quadrat in sich mehrere verschiedene Teile enthält, durch die die verschiedenen entsprechenden Teile des tastbaren Quadrats bezeichnet werden können, während das vom sichtbaren Kreis nicht gilt. Das mit dem Tastsinn wahrgenommene Quadrat hat vier verschiedene gleiche Seiten und ebenso auch vier verschiedene gleiche Winkel. Es ist also notwendig, daß die sichtbare Gestalt, die am besten geeignet ist, jene zu bezeichnen, vier voneinander unterschiedene gleiche Teile enthält, die den vier Seiten des tastbaren Quadrats entsprechen, und auch vier andere voneinander unterschiedene gleiche Teile, durch die die vier gleichen Winkel des tastbaren Quadrats bezeichnet werden. 1 Und in Übereinstimmung damit sehen wir, daß die sichtbaren Gestalten in sich unterschiedene sichtbare Teile

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enthalten, die den unterschiedenen tastbaren Teilen der von ihnen bezeichneten oder suggerierten Gestalten entsprechen. 143. Daraus folgt aber nicht, daß irgendeine sichtbare Gestalt ihrer entsprechenden tastbaren Gestalt ähnlich ist oder zur selben Spezies wie sie gehört, wenn nicht auch gezeigt wird, daß nicht nur die Anzahl, sondern auch die Art der Teile in beiden dieselbe ist. Um das zu erläutern, bemerke ich, daß sichtbare Gestalten ganz auf dieselbe Weise tastbare Gestalten repräsentieren, wie geschriebene Wörter die Laute. Nun sind Wörter in dieser Hinsicht nicht willkürlich, da es nicht gleichgültig ist, welches geschriebene Wort für einen Laut steht. Es ist aber erforderlich, daß jedes Wort ebenso viele verschiedene Zeichen enthält, wie es Variationen im Laut gibt, für den es steht. Der einzelne Buchstabe »a« ist geeignet, einen einzigen einfachen gleichförmigen Laut zu bezeichnen, und das Wort »adultery« 1 ist geeignet, den mit ihm verknüpften Laut zu repräsentieren, da es bei seiner Bildung acht verschiedene Anstöße oder Veränderungen des Luftstroms durch die Speechorgane gibt, von denen jeder einen Lautunterschied erzeugt. Es war also gut, daß das Wort, welches den Laut repräsentieren sollte, aus ebenso vielen unterschiedlichen Zeichen besteht, um dadurch jeden einzelnen Unterschied oder Teil des Gesamtbildes zu bezeichnen. Und doch wird, wie ich annehme, keiner behaupten, der einzelne Buchstabe »a« oder das Wort »adultery« sei den entsprechenden durch sie dargestellten Lauten ähnlich oder gehöre zu derselben Spezies wie sie. Es ist in der Tat willkürlich, daß allgemein Buchstaben einer Sprache überhaupt Laute repräsentieren, doch wenn man einmal eine solche Vereinbarung getroffen hat, ist es nicht mehr willkürlich, welche Buchstabenkombination diesen oder jenen besonderen Laut repräsentiert. Ich überlasse es dem Leser, das weiter zu verfolgen und es in seinen eigenen Gedanken anzuwenden. 144. Man muß zugeben, daß wir bei anderen Zeichen nicht so leicht dazu neigen, sie mit den bezeichneten Dingen zu verwechseln oder zu meinen, sie gehörten zur selben Spezies, wie wir es bei sichtbaren und tastbaren Vorstellungen tun. Doch eine kleine Betrachtung wird uns zeigen, wie dies möglich ist, ohne daß wir voraussetzen, sie seien von gleicher Natur. Diese Zeichen sind konstant und universal, ihre Verknüpfung mit den tastbaren Vorstel-

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lungen wurde schon bei unserem ersten Eintritt in die Welt erlernt, und seitdem ist sie unseren Gedanken immer, fast in jedem Augenblick unseres Lebens, begegnet und hat sich in unserem Geist festgesetzt und dort immer tiefere Wurzeln geschlagen. Wenn wir beachten, daß Zeichen variabel und eine Sache menschlicher Setzung sind, wenn wir uns daran erinnern, daß es eine Zeit gab, in der sie in unserem Geist noch nicht mit den Dingen verknüpft waren, die sie jetzt so prompt suggerieren, und daß ihre Bedeutung in kleinen Schritten der Erfahrung gelernt wurde, so bewahrt uns das davor, sie zu verwechseln. Wenn wir aber finden, daß dieselben Zeichen auf der ganzen Welt dieselben Dinge suggerieren, wenn wir erkennen, daß sie nicht eine Sache menschlicher Setzung sind, auch wenn wir uns nicht erinnern können, einmal ihre Bedeutung gelernt zu haben, sondern meinen, sie hätten uns beim ersten Sehen dieselben Dinge wie jetzt suggeriert, so bringt uns das alles leicht zur Überzeugung, daß sie zur selben Spezies gehörten wie die entsprechenden, durch sie repräsentierten Dinge, und daß es durch eine natürliche Ähnlichkeit geschehe, wenn sie unserem Geist diese Dinge suggerieren. 145. Es kommt noch hinzu, daß es jedesmal, wenn wir einengenauen Blick auf ein Objekt werfen, indem wir die optische Achse nacheinander auf jeden seiner Punkte richten, gewisse Linien und Gestalten gibt, die durch die Bewegung des Kopfes und der Augen beschrieben werden, und weil sie in Wahrheit durch den Tastsinn wahrgenommen werden, sich trotzdem gleichsam so mit den Vorstellungen des Gesichtssinnes mischen, daß wir kaum anders können, als zu meinen, sie gehörten zu diesem Sinnesvermögen. Außerdem kommen mehrere Vorstellungen des Gesichtssinnes auf einmal in den Geist und zwar deutlicher und weniger vermischt, als es gewöhnlich bei den anderen Sinnesvermögen mit Ausnahme des Tastsinnes geschieht. Im selben Augenblick wahrgenommene Laute neigen zum Beispiel dazu, in einen Laut, wenn ich so sagen darf, zu verschmelzen. Wir können aber eine große Mannigfaltigkeit sichtbarer Objekte gleichzeitig wahrnehmen, die ganz getrennt und verschieden voneinander sind. Da nun die tastbare Ausdehnung aus mehreren verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, können wir darin einen weiteren Grund finden, der uns veranlassen mag, uns

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eine Ähnlichkeit oder Analogie zwischen den unmittelbaren Objekten des Gesichtssinnes und denen des Tastsinnes einzubilden. Es trägt sicher nichts mehr dazu bei, sie zu vermengen und zu verwechseln, als die starke, enge Verknüpfung, die sie miteinander haben. Wir können unsere Augen nicht öffnen, ohne daß durch sie die Vorstellungen von Entfernung, Körpern und tastbaren Gestalten suggeriert werden. So schnell, plötzlich und unwahrgenommen ist der Übergang von sichtbaren zu tastbaren Vorstellungen, daß wir uns kaum der Meinung enthalten können, sie seien ebenso unmittelbares Objekt des Sehens. 146. Das Vorurteil, das darauf und auf das, was sonst noch als Ursache angegeben werden mag, gegründet ist, sitzt so fest 1, daß es unmöglich ist, ohne hartnäckige Mühe und Arbeit des Geistes ganz davon loszukommen. Nun kann aber das Widerstreben, auf das wir bei der Ablehnung einer Auffassung stoßen, kein Argument zugunsten ihrer Wahrheit sein, jedenfalls nicht für den, der beachtet, was schon mit Bezug auf die Vorurteile, denen wir bei Entfernung, Größe und Lage der Objekte unterliegen, gezeigt wurde, Vorurteile, die unserem Geist so vertraut und in ihm so fest verwurzelt sind, daß sie auch dem klarsten Beweis kaum nachgeben. 147. Ausall dem können wir, meine ich, mit Recht schließen, daß die eigentlichen Objekte des Sehens eine universale Sprache des Schöpfers der Natur bilden 1, durch die wir unterrichtet werden, wie wir unsere Handlungen einrichten müssen, um die Dinge zu erreichen, die für die Erhaltung und das Wohlbefinden unseres Leibes nötig sind, wie auch zur Vermeidung all dessen, was ihm nachteilig und schädlich sein kann. Es ist die Information jener Objekte, durch die wir bei allen Unternehmungen und Lebensverrichtungen hauptsächlich geleitet werden. Und die Art und Weise, wie sie uns die Objekte, die sich in einer Entfernung befinden, bezeichnen und kenntlich machen, ist dieselbe wie die der Sprachen und Zeichen aufgrund menschlicher Vereinbarung, die ja die bezeichneten Dinge nicht aufgrund natürlicher Ähnlichkeit oder Identität suggerieren, sondern nur aufgrund einer gewohnheitsmäßigen Verknüpfung zwischen ihnen, zu deren Beachtung uns die Erfahrung geführt hat. 148. Man nehme an, einem, der ununterbrochen immer blind

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war, werde von seinem Führer gesagt, nach soundso vielen Schritten werde er an den Rand eines Abgrunds kommen oder an eine Wand stoßen. Muß ihm das nicht höchst wunderbar und erstaunlich vorkommen? Er kann nicht begreifen, wie es einem Sterblichen möglich ist, solche Voraussagen wie diese zu treffen, die ihm ebenso befremdlich und unerklärlich scheinen würden wie anderen Leuten eine Prophezeiung. Sogar die, die mit dem Sehvermögen gesegnet sind, können darin (auch wenn es wegen der Vertrautheit damit weniger beachtet wird) Grund genug zur Bewunderung finden. Die wunderbare Kunstfertigkeit, mit der es den Zielen und Zwecken angepaßt ist, für die es offenbar bestimmt ist, die ungeheure Ausdehnung, Zahl und Mannigfaltigkeit der Objekte, die mit so viel Leichtigkeit, Schnelligkeit und Vergnügen gleichzeitig von ihm suggeriert werden, - all das liefert Stoff für viele und befriedigende Forschungen und, wenn überhaupt etwas, so kann dies uns einen gewissen schimmernden, analogen 1 Vorbegriff von Dingen geben, die jenseits der sichtbaren Entdeckung und Erfassung unseres gegenwärtigen Zustands liegen. 149. Ich habe die Absicht, die Mühe auf mich zu nehmen, aus der bisher dargelegten Lehre Folgerungen zu ziehen. Wenn sie der Prüfung standhält, mögen andere, soweit es ihnen paßt, ihre Gedanken anstrengen, sie weiter auszudehnen und zu jedem Zweck anzuwenden, zu dem sie nützlich sein mag. Ich kann es aber nicht unterlassen, eine gewisse Untersuchung über den Gegenstand der Geometrie anzustellen, auf die man beim Thema, das uns beschäftigte, geführt wird. Wir haben gezeigt, daß es keine solche Vorstellung wie die der Ausdehnung als abstrakter gibt, und daß es zwei Arten sinnlich wahrnehmbarer Ausdehnung und Gestalten gibt, die ganz verschieden voneinander und heterogen sind. Es ist nun natürlich zu untersuchen, welche davon der Gegenstand der Geometrie ist. 1 150. Es gibt gewisse Dinge, die beim ersten Hinsehen die Auffassung begünstigen, die Geometrie habe es mit der sichtbaren Ausdehnung zu tun. Der ständige Gebrauch der Augen sowohl in den praktischen als auch in den theoretischen Teilen der Wissenschaft verführt uns leicht dazu. Zweifellos käme es einem Mathematiker seltsam vor, wollte man ihn davon überzeugen, die Zeichnungen, die er auf dem Papier sieht, seien nicht die Figuren oder wenigstens

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die Bilder der Figuren, die Gegenstand des Beweises sind. Da das Gegenteil für eine unbezweifelbare Wahrheit gehalten wird, nicht nur von den Mathematikern, sondern auch von denen, die sich eingehender mit dem Studium der Logik beschäftigt haben, ich meine jene, die über die Natur der Wissenschaft, der Gewißheit und des Beweises nachdenken. Sie schreiben es der Geometrie als einen Grund für ihre außergewöhnliche Klarheit und Evidenz zu, daß in dieser Wissenschaft die Begründungen frei von jenen Unannehmlichkeiten sind, die zum Gebrauch willkürlicher Zeichen gehören, weil hier gerade die Vorstellungen selbst auf dem Papier abgebildet und dem Blick dargestellt werden. Wie gut das im übrigen damit übereinstimmt, daß sie genauso von den abstrakten Vorstellungen behaupten, sie seien Gegenstand des geometrischen Beweises, überlasse ich dem weiteren Nachdenken. 151. Um in diesem Punkte zu einer Lösung zu kommen, müssen wir nur beachten, was in§§ 59-61 gesagt worden ist, wo gezeigt wurde, daß die sichtbaren Ausdehnungen an sich wenig betrachtet werden und keine feststehende, bestimmte Größe haben, und daß man überhaupt nur durch das Anlegen von tastbarer Ausdehnung an tastbare Ausdehnung mißt. All das macht es evident, daß sichtbare Ausdehnung und Figuren nicht der Gegenstand der Geometrie sind. 152. Es ist also klar, daß in der Geometrie sichtbare Figuren denselben Nutzen haben wie Wörter und die einen ebensogut zum Gegenstand dieser Wissenschaft erklärt werden können wie die anderen, weil beide darin nur insofern von Belang sind, als sie dem Geist die einzelnen mit ihnen verknüpften tastbaren Figuren repräsentieren oder suggerieren. Es gibt allerdings zwischen der Bezeichnung von tastbaren Figuren durch sichtbare und der Bezeichnung von Vorstellungen durch Wörter folgenden Unterschied: Während die letztere variabel und unbestimmt ist, da sie ganz und gar von der willkürlichen Vereinbarung der Menschen abhängt, ist die erstere immer und überall feststehend und unwandelbar dieselbe. Z.B. suggeriert ein sichtbares Quadrat in Europa dem Geist dieselbe tastbare Gestalt wie in Amerika. Daher kommt es, daß die Stimme des Schöpfers 1 der Natur, die zu unseren Augen spricht, nicht der falschen Auslegung und Mehrdeutigkeit unter-

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worfen ist, der die von Menschen erfundenen Sprachen unvermeidlich unterliegen. 2 153. Obwohl das Gesagte genügen kann, um zu zeigen, was über den Gegenstand der Geometrie festgestellt werden sollte, werde ich trotzdem zur besseren Erläuterung desselben folgenden Fall betrachten: Man nehme ein intelligentes Wesen 1 an, also einen körperlosen Geist, der fehlerlos gut sieht, d.h. er habe eine klare Wahrnehmung der eigentlichen, unmittelbaren Objekte des Gesichtssinnes, er habe aber keinen Tastsinn. Ob es so etwas in der Natur gibt oder nicht, liegt außerhalb der Absicht meiner Untersuchung. Es genügt, daß die Voraussetzung keinen Widerspruch in sich enthält. Wir wollen nun prüfen, zu welchen Leistungen so ein Wesen in der Geometrie fähig ist. Diese Überlegung wird uns dazu bringen, klarer zu sehen, ob die Vorstellungen des Gesichtssinnes möglicherweise doch der Gegenstand dieser Wissenschaft sind. 154. Erstens also: Es ist sicher, daß das oben genannte intelligente Wesen keine Vorstellung von einem Körper oder einer dreidimensionalen Quantität haben könnte, was daraus folgt, daß es keine Vorstellung von Entfernung hat. Wir neigen in der Tat zur Meinung, wir hätten die Vorstellungen des Raumes und der Körper durch den Gesichtssinn. Das kommt aus unserer Einbildung, wir sähen strenggenommen die Entfernung und gewisse Teile eines Objektes in einer größeren Entfernung als andere. Es wurde aber bewiesen, daß dies die Wirkung der Erfahrung ist, die wir davon gemacht haben, welche Vorstellung des Tastsinnes mit diesen oder jenen zum Sehen gehörenden Vorstellungen verknüpft sind. Doch das intelligente Wesen, von dem wir hier reden, hat nach Voraussetzung keine Erfahrung vom Tastsinn. Es würde also nicht so urteilen wie wir, es hätte auch keine Vorstellung von Entfernung, Außen oder Tiefe, und folglich auch keine von Raum oder Körper, weder unmittelbar noch durch Suggestion.' Daraus ist klar, daß es von jenen Teilen der Geometrie keinen Begriff haben kann, die sich auf die Messung von Körpern und ihre konkaven oder konvexen Oberflächen beziehen, und die die Eigenschaften von Linien untersuchen, die durch den Schnitt eines Körpers erzeugt werden. 2 Das Verständnis irgendeines Teils davon liegt außerhalb der Reichweite seiner Fähigkeiten.

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155. Ferner kann es nicht die Art begreifen, wie man in der Geometrie eine Gerade oder einen Kreis beschreibt. Das Lineal und der Zirkel sowie ihr Gebrauch wären Dinge, von denen es unmöglich einen Begriff haben könnte. Es wäre ihm auch keine leichtere Sache zu begreifen, wie man Ebenen oder Winkel aufeinander legt, um ihre Gleichheit zu beweisen 1, denn das setzt eine gewisse Vorstellung von Entfernung und äußerem Raum voraus. All das macht es evident, daß unser bloß intelligentes Wesen, niemals zur Kenntnis auch nur der ersten Elemente der ebenen Geometrie gelangt. Vielleicht wird man nach einer genauen Untersuchung finden, daß es sogar genauso wenig eine Vorstellung von einer ebenen Figur haben kann wie von Körpern, da eine gewisse Vorstellung von Entfernung nötig ist, um die Vorstellung einer geometrischen Ebene zu bilden, was jedem einleuchtet, der ein bißeben darüber nachdenkt. 156. All das, was mit dem Sehvermögen eigentlich wahrgenommen wird, läuft auf nichts anderes hinaus als auf Farben mit ihren Variationen und verschiedenen Verhältnissen von Licht und Schatten. Die dauernde Unbeständigkeit und Flüchtigkeit dieser unmittelbaren Objekte des Gesichtssinnes macht es unmöglich, sie nach Art der geometrischen Figuren zu behandeln. Es ist auch keineswegs nützlich, das zu tun. Es ist wahr, von ihnen werden verschiedene auf einmal wahrgenommen, und zwar von einigen mehr und von anderen weniger, aber ihre Größe genau zu berechnen und exakt bestimmte Verhältnisse zwischen so variablen, unbeständigen Dingen anzugeben, muß doch eine sehr belanglose unwichtige Arbeit sein, falls wir annehmen, daß sie überhaupt möglich ist. 157. Ich muß bekennen, daß die Menschen zur Meinung neigen 1, flache oder ebene Figuren seien unmittelbar Objekte des Gesichtssinnes, obwohl sie zugeben, daß Körper es nicht sind. Und diese Meinung ist auf das gegründet, was in der Malerei beobachtet wird. Da sind - so scheint es - die dem Geist unmittelbar eingeprägten Vorstellungen nur solche von verschiedenfarbigen Flächen, die durch einen augenblicklichen Urteilsakt in Körper verwandelt werden. Doch mit ein wenig Aufmerksamkeit finden wir, daß die hier als die unmittelbaren Objekte des Gesichtssinnes erwähnten Flächen nicht sichtbare, sondern tastbare Flächen sind. Denn wenn

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wir sagen, Bilder seien Flächen, meinen wir damit, daß sie dem Tastsinn glatt und gleichförmig erscheinen. Dann wird aber diese Glätte und Gleichförmigkeit oder, in anderen Worten, diese Ebenheit des Bildes nicht unmittelbar durch das Sehen wahrgenommen, denn es erscheint dem Auge vielgestaltig und ungleichförmig. 158. Aus all dem können wir schließen, daß Flächen ebensowenig das unmittelbare Objekt des Gesichtssinnes sind wie Körper. 1 Was wir strenggenommen sehen, sind nicht Körper, aber auch nicht verschiedenfarbige Flächen, sondern nur Verschiedenheit von Farben. Und einige davon suggerieren dem Geist Körper und andere flächige Figuren, geradeso wie man erfahren hat, daß sie mit den oder den anderen verknüpft sind, so daß wir Flächen genauso sehen wie Körper, da beide auf die gleiche Weise durch die unmittelbaren Objekte des Sehens suggeriert werden, die in Übereinstimmung damit auch selbst als Flächen oder Körper bezeichnet werden. Doch obwohl sie mit denselben Namen wie die durch sie bezeichneten Dinge benannt werden, sind sie trotzdem von ganz anderer Natur, wie gezeigt worden ist. 159. Das Gesagte genügt, wenn ich nicht irre, um die Frage zu entscheiden, die wir zur Prüfung vorgelegt haben, nämlich bezüglich der Fähigkeit eines bloß geistigen Wesens, wie wir es beschrieben haben, Geometrie zu lernen. Es ist allerdings keine leichte Sache, uns genau in die Gedanken eines solchen intelligenten Wesens zu versetzen, weil wir in unseren Gedanken nicht ohne große Mühe die eigentlichen Objekte des Gesichtssinnes von den mit ihnen verknüpften des Tastsinnes richtig trennen und entwirren können. Das scheint in der Tat kaum in einem vollkommenen Maße durchführbar, was uns auch nicht merkwürdig erscheinen wird, wenn wir daran denken, wie schwer es für jemanden ist, die Worte seiner Muttersprache 1 mit seinen Ohren zu hören, ohne sie zu verstehen. Obwohl er sich bemüht, die Bedeutung vom Klang zu trennen, wird sie sich trotzdem seinen Gedanken aufdrängen, und er wird es äußerst schwer, wenn nicht unmöglich finden, sich selbst ganz in die Lage eines Fremden zu versetzen, der die Sprache niemals gelernt hat, so daß ihn bloß die Klänge für sich reizen und er nicht die mit ihnen verknüpfte Bedeutung wahrnimmt. 2Inzwischen, nehme ich an, ist es klar, daß weder die abstrakte noch die sichtbare

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Ausdehnung der Gegenstand der Geometrie sind. 3 Daß man das nicht erkannte, hat vielleicht manche Schwierigkeit und nutzlose Arbeit in der Mathematik hervorgebracht. 4

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Anhang 1 Die Kritiken, die an dem vorangehenden Versuch geübt wurden und von denen ich Nachricht erhielt, legen mir den Gedanken nahe, ich sei in manchen Punkten nicht klar und bestimmt genug gewesen, und um künftigen Mißverständnissen vorzubeugen, hätte ich gerne an dem, was ich geschrieben habe, einige notwendige Änderungen oder Ergänzungen angebracht. 2 Doch das war undurchführbar, weil die vorliegende Ausgabe fast fertig war, als ich jene Nachricht bekam. Deswegen halte ich es für geeignet, die Haupteinwände, die zu meiner Kenntnis gelangten, an dieser Stelle zu betrachten. An erster Stelle wird eingewandt, daß ich am Anfang des Versuches entweder gegen jeden Gebrauch von Linien und Winkel in der Optik argumentiere, und dann sei das, was ich sage, falsch, oder nur gegen jene Verfasser, die behaupten, daß wir die optischen Achsen, Winkel usw. mit den Sinnen wahrnehmen, und dann sei es nichtssagend, weil es ein Unsinn sei, den niemand jemals vertreten hat. Darauf antworte ich, daß ich nur gegen jene argumentiere, die der Meinung sind, wir nähmen die Entfernung von Objekten durch Linien und Winkel wahr oder, wie sie es nennen, durch eine Art von angeborener Geometrie. Und, um zu zeigen, daß ich nicht mit meinem eigenen Schatten fechte, will ich hier eine Stelle des berühmten Descartes wiedergeben. 3

X

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»Die Entfernung erkennen wir übrigens durch eine gewisse Wechselbeziehung der Augen. Wenn nämlich z.B. unser Blinder zwt:i Stöcke AE und CE hält, über deren Länge er nicht sicher ist, und wenn er nur die Entfernung der Hände A und C sowie die Größe der Winkel ACE und CAE kennt, kann er daraus, wie aus einer gleichsam allen angeborenen Geometrie, erkennen, wo sich der Punkt E befindet. So sagt uns, wenn unsere beiden Augen RST und rst auf X gerichtet werden, die Größe der Linie Ss und die der Winkel XSs und XsS mit Sicherheit, wo sich der Punkt X befindet. Dasselbe können wir auch mit Hilfe jedes einzelnen der beiden Augen erforschen, indem wir es von der Stelle bewegen, z.B. wenn wir es immer auf X gerichtet, zuerst in den Punkt S setzen und sofort danach in den Punkt s. Das genügt dafür, daß in unserer Einbildung z.B. die Größe der Linie Ss und die der beiden Winkel XSs und XsS zugleich vorkommen, und wir daraus die Entfernung des Punktes X erkennen. V nd das durch eine Handlung des Geistes, die wohl ein einfaches Urteil zu sein scheint und dennoch eine gewisse Schlußfolgerung in sich enthält, ähnlich der, durch die die Geometer von zwei verschiedenen Punkten aus einen unzugänglichen Ort vermessen.« Ich könnte zu demselben Zweck noch Zitate von verschiedenen anderen Autoren zusammentragen, doch da das angegebene in unserer Sache so klar ist und von einem Autor mit so großem Ansehen stammt, will ich den Leser mit keinem weiteren Zitat belästigen. Was ich in diesem Punkte gesagt habe, habe ich nicht gesagt, um Fehler bei anderen Menschen zu finden, sondern weil ich es für notwendig halte, vor allem anderen zu beweisen, daß wir Entfernung nicht unmittelbar sehen, und daß wir sie auch nicht durch die Vermittlung von etwas wahrnehmen, was - wie Winkel und Linien - eine notwendige Verknüpfung mit ihr hat. Vom Beweis dieses Punktes hängt nämlich die ganze Theorie ab. Zweitens macht man den Einwand, daß die Erklärung, die ich von der Erscheinung des Mondes am Horizont gebe - die man auch auf die Sonne anwenden kann -, dieselbe ist, die zuvor schon Gassendi gab. Ich antworte: In der Tat wird die Stärke der Atmosphäre von uns beiden erwähnt, doch die Methoden, durch deren Anwendung das Phänomen erklärt wird, sind dann sehr verschieden, was jedem klar ist, der das, was ich über dieses Thema gesagt habe, mit

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den folgenden Worten Gassendis vergleicht: »Daher scheint man sagen zu können, daß die mit dem Auge betrachtete niedrig stehende Sonne deswegen größer erscheint, als wenn sie höher emporgestiegen ist, weil sie sich dann in der Nähe des Horizontes befindet, wo eine Reihe von Dünsten und sogar von Korpuskeln ausgebreitet ist, die die Strahlen der Sonne so dämpfen, daß das Auge weniger geschlossen ist, und sich die Pupille wie im Schatten weit mehr öffnet, als wenn die Sonne höher steht und schwache Dünste dazwischenkommen und die Sonne selber so leuchtet, daß die Pupille, wenn sie in dieselbe blickt, sich so stark wie möglich zusammenzieht. Denn daraus scheint klar zu sein, warum das aus der Sonne herkommende sichtbare Bild, das durch die erweiterte Pupille auf die Retina fällt, auf dieser einen größeren Platz einnimmt und daher eine größere Erscheinung der Sonne erzeugt, als wenn es durch die zusammengezogene Pupille darauf fällt.« (Siehe Epistula I de apparente Magnitu·

dine solis humilis et sublimis, p. 6.).4

Diese Erklärung Gassendis geht von einem falschen Prinzip aus, nämlich dem, daß die Erweiterung der Pupillen das Bild oder Abbild auf dem Augenhintergrund vergrößere. Drittens: Gegen das in Abschnitt 80 Gesagte wird der Einwand erhobenS, daß dasselbe Ding, das so klein ist, daß es kaum von einem Menschen erkannt wird, irgend einem kleinen Insekt wie ein Berg erscheinen kann, woraus folgt, daß das minimum visibile (Sehminimum) nicht für alle Geschöpfe gleich ist. Ich antworte: Wenn man diesem Einwand auf den Grund geht, wird man finden, daß er nicht mehr besagt, als daß dasselbe Materieteilchen, das für einen Menschen durch ein minimum visibile bezeichnet ist, einem Insekt eine große Zahl von minima visibilia darstellt. Das beweist aber nicht, daß ein minimum visibile des Insekts nicht einem minimum visibile des Menschen gleich ist. Die fehlende Unterscheidung zwischen den mittelbaren und unmittelbaren Objekten des Sehens ist, wie ich vermute, eine Ursache für eine falsche Auffassung in dieser Sache. Man beging einige andere Fehldeutungen und fand Schwierigkeiten, doch ich habe mich in den Punkten, auf die sie sich beziehen, bemüht, so klar zu sein, daß ich mich nicht klarer auszudrücken weiß. Alles, was ich hinzufüge, ist: Wenn die, denen es gefällt, meinen Versuch zu kritisieren, nur das Ganze mit etwas Aufmerksamkeit

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lesen würden, könnten sie um so besser imstande sein, meine Meinung zu verstehen und folglich auch über meine Fehler zu urteilen. Ich habe davon Nachricht erhalten, daß bald nach der ersten Ausgabe dieser Abhandlung irgendwo bei London ein Mann zum Sehen gebracht wurde, der blind geboren war und etwa zwanzig Jahre lang so lebte. 6 Ein solcher Mensch kann als ein geeigneter Richter gelten, um zu entscheiden, wieweit manche Lehren, die an verschiedenen Stellen des vorangehenden Versuchs dargelegt wurden, mit der Wahrheit übereinstimmen, und falls irgendein wissenshungriger Mensch Gelegenheit hat, ihn darüber auf geeignete Weise zu befragen, würde ich mich freuen, meine Auffassungen durch die Erfahrung entweder verbessert oder bestätigt zu sehen.

EIN BRIEF EINES ANONYMEN VERFASSERS AN DEN AUTOR DES »KLEINEN PHILOSOPHEN«

EIN BRIEF EINES ANONYMEN VERFASSERS an den Autor des »Kleinen Philosophen« 1

Hochwürden! Ich habe Ihre Abhandlung mit dem Titel »Alciphron« gelesen, in der die Freidenker unserer Zeit mit ihren verschiedenen wechselhaften Lehren mit Witz, elegant und gründlich widerlegt werden. Der Stil ist flüssig, die Sprache klar und die Argumente sind treffend. Was aber die beigefügte Abhandlung angeht und jenen Teil darin, in dem Sie nahezulegen scheinen, das Sehen sei die einzige Sprache Gottes, so bitte ich Sie um Erlaubnis, daß ich die folgenden wenigen Bemerkungen mache und Sie Ihrer Betrachtung wie auch der des Lesers vorlege. 1. Was es auch immer draußen sein mag, was die Ursache einer Vorstellung drinnen ist, ich nenne es Sinnesobjekt. Die Sinnesempfindungen, die aus solchen Objekten entspringen, nenne ich Vorstellungen. Die Objekte, die solche Empfindungen verursachen, sind außerhalb von uns, die Vorstellungen aber sind in uns. 2. Hätten wir nur ein einziges Sinnesvermögen, könnten wir zu dem Schluß neigen, daß es überhaupt keine Objekte außerhalb von uns gebe, sondern daß die ganze Szene von Vorstellungen, die den Geist durchziehen, aus seinen inneren Tätigkeiten entspringe. Da aber dasselbe Objekt die Ursache für Vorstellungen verschiedener Sinne ist, f~lgern wir daraus seine Existenz. Doch obwohl das Objekt ein und dasselbe ist, haben die Vorstellungen, die es in verschiedenen Sinnen produziert, keinerlei Ähnlichkeit miteinander. Denn 3. welche Verknüpfung zwischen den Vorstellungen eines Sinnes mit der durch dasselbe Objekt produzierten Vorstellung eines anderen besteht, geht nur aus der Erfahrung hervor. Um das etwas leichter zu erklären, wollen wir annehmen, einem Menschen sei ein so ausgezeichneter Tastsinn gegeben, daß er klar und deutlich die Verschiedenheit der Oberflächen zweier Objekte wahrnehmen könnte, die durch die Reflexion und Brechung von Lichtstrahlen die Vorstellungen von Farben erzeugen. Obwohl er im Dunkeln

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Ein Brief eines anonymen Verfassers

mit seinem Tastsinn deutlich einen Unterschied wahrnimmt, könnte er zunächst unmöglich sagen, welches Objekt rot und welches weiß ist, während er mit etwas Erfahrung eine Farbe im Dunkeln ebenso fühlen könnte, wie er sie bei Licht sieht. 4. In der Sprache steht sehr oft dasselbe Wort sowohl für das Objekt draußen als auch für die Vorstellungen, die es drinnen in den verschiedenen Sinnen erzeugt. Wenn es für ein Objekt draußen steht, repräsentiert es keinerlei Vorstellungen. Wir können auch unmöglich irgendeine Vorstellung von dem haben, was nur außerhalb von uns ist. Denn 5. Vorstellungen drinnen haben keine andere Verknüpfung mit den Objekten draußen als die aufgrund der Bau- und Machart unseres Körpers, d.h. aufgrund der willkürlichen Einrichtung durch Gott. Und obwohl wir nicht gut anders können, als uns einzubilden, die Objekte draußen seien etwas unseren Vorstellungen drinnen Ähnliches, würde uns doch eine neue Garnitur von Sinnesvermögen oder die Veränderung der alten bald von unserem Irrtum überzeugen. Und selbst dann, wenn unsere Vorstellungen ganz und gar anders würden, könnten die Objekte dennoch dieselben bleiben. 6. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge gibt es aber eine unfehlbar sichere Verknüpfung zwischen der Vorstellung und dem Objekt. Und wenn ein Objket eine Vorstellung in einem Sinnesvermögen erzeugt, wissen wir also, aber nur aus Erfahrung, welche Vorstellung das Objekt in einem anderen Sinnesvermögen erzeugen wird. 7. Die Veränderung eines Objektes kann in einem Sinnesvermögen eine andere Vorstellung erzeugen als vorher, die mit keinem anderen Sinnesvermögen wahrgenommen werden mag. Wo aber die Veränderung verschiedene Vorstellungen in verschiedenen Sinnesvermögen verursacht, können wir aufgrund unserer unfehlbaren Erfahrung aus der Vorstellung im einen Sinnesvermögen auf die im anderen schließen, so daß wir, falls aus der Veränderung eines Objektes entweder bezüglich der Lage oder der Entfernung oder sonst irgendwie in zwei Sinnesvermögen verschiedene Vorstellungen entstehen und wir die Vorstellung im einen Sinnesvermögen haben, aufgrund der Gewohnheit wissen, welche Vorstellung das Objekt

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in der veränderten Situation im anderen Sinnesvermögen erzeugen wird. 8. Da die Wirkungen der Natur immer regelmäßig und gleichförmig sind, kann also ein wißbegieriger Beobachter dort, wo dieselbe Veränderung des Objektes einen kleineren Unterschied in den Vorstellungen des einen Sinnesvermögens verursacht und eine größere in einem anderen, aufgrund von genauen Beobachtungen ebensogut schließen, wie wenn die Unterschiede zwischen den Vorstellungen gleich wären. Die Erfahrung lehrt uns nämlich deutlich, daß bei der Veränderung der Vorstellungen eines jeden Sinnes ein genaues Verhältnis zur Veränderung des Objektes eingehalten wird. Auf diesen Bereich sind alle vernünftigen Beobachtungen und Erkenntnisse der Menschen beschränkt. Wenn man nun diese Bemerkungen richtig versteht und bedenkt, dann wird Ihre neue Theorie des Sehens in weitem Maße hinfällig, und man wird finden, daß die Gesetze der Optik auf dem alten unerschütterlichen Boden bestehen bleiben. Denn obwohl unsere Vorstellungen der Größe und Entfernung in einem Sinnesvermögen ganz verschieden sind von unseren Vorstellungen der Größe und Entfernung in einem anderen, können wir doch mit Recht aus dem einen auf die anderen schließen, weil sie draußen eine gemeinsame Ursache haben, von der wir, da sie draußen ist, unmöglich auch nur die blasseste Vorstellung haben können. Die Vorstellungen von Entfernung und Größe, die ich durch das Tasten bekomme, sind ganz verschieden von den Vorstellungen, die ich durch das Sehen bekomme. Doch jenes Etwas draußen, das die Ursache der ganzen Mannigfaltigkeit der Vorstellungen in dem einen Sinnesvermögen drinnen ist, ist auch die Ursache der Mannigfaltigkeit in dem anderen. Und da sie eine notwendige Verknüpfung mit jener Ursache haben, schließen wir ganz mit Recht aus unseren Tastvorstellungen darauf, welche Vorstellungen wir beim Sehen desselben Objektes haben werden. Wenn auch, worin ich Ihnen zustimme, die Rede vom Sehen mittels tastbarer Winkel und tastbarer Linien direkter Unsinn ist, so gibt es doch einen sehr guten Sinn, aufgrund von Winkeln und Linien im Tastsinn auf die Vorstellungen zu schließen, die beim Sehen aus demselben gemeinsamen Objekt entspringen, und so auch vice versa {umgekehrt). Aufgrund dieser eilig zusammengestellten Bemerkun-

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Ein Brief eines anonymen Verfassers

gen und einer gründlichen Verarbeitung derselben könnte man sehr viele, für alle philosophischen Streitigkeiten nützliche, Folgerungen zusammentragen. Ich bin Ihr ergebener Diener usw.

THE

THEORY OF

VI SI 0 N, 0 R

VISUAL LANGUAGE, SHEWING

The Immediate P R E s E N c E and PROVIDENCE ofa 0EITY, VINDICATED tJnd EXPLAINED. By the Au T Ho R of

ALCIPHRON, or, 'IÖe MINUTE PHILOSOPH ER.

!11 him we live,

Mh xvii. 2.8.

••J move, ••d htJ'IJI o11r bei11g.

LONDON: Printed for J. T o N s o N in the StrtJnd. MDCCXXXIU. [Price One Shilling.]

DIE THEORIE DES SEHENS oder der visuellen Sprache, die die unmittelbare Gegenwart und Vorsehung einer Gottheit zeigt, verteidigt und erklärt. Antwort an einen anonymen Verfasser 1. Mein schlechter Gesundheitszustand, der mir nur selten und für

kurze Zeiten erlaubt, mich irgendeiner Art von Studien zu widmen, möge meine Entschuldigung dafür sein, daß ich Ihren Brief, mein Herr, nicht früher beantwortet habe. 1 Aufgrund dieses Zustands hätte ich mich überhaupt von einer Auseinandersetzung über persönliche oder rein theoretische Dinge befreien können, oder auch davon, mit Phrasendreschern in die Schranken zu treten, um sie vielmehr dem Triumph ihrer eigenen Leidenschaft zu überlassen. Und was kann man in der Tat jemandem dieser Art, der sich selbst widerspricht und mich falsch darstellt, besseres zur Antwort geben als die Bitte an seine Leser, sein Wort nicht für dasselbe zu nehmen, was ich sage, sondern selbst ihre eigenen Augen zu benutzen, zu lesen, zu prüfen und zu urteilen. Und ich appelliere an ihren gesunden Menschenverstand. Für einen derartigen Verfasser mag eine solche Antwort genügen. Doch ich gebe zu, Argumente haben ein Recht darauf, daß man über sie nachdenkt, und daß man sie, wenn sie nicht überzeugen, mit einer Begründung ablehnt. Und da ich überzeugt bin, daß die an den Kleinen Philosophen 2 angehängte Theorie des Sehens den denkenden Menschen einen neuen, unwiderlegbaren Beweis für die Existenz und unmittelbare Wirkung Gottes und die beständige, gütige Fürsorge seiner Vorsehung liefert, halte ich es für meine Aufgabe, sie in einer Zeit, in der der Atheismus größere Fortschritte gemacht hat, als manche zugeben und andere glauben wollen, so gut, wie ich kann, zu verteidigen und zu erklären. 2. Wer bedenkt, daß die heutigen erklärten Feinde des Christentums ihre Angriffe gegen dasselbe unter dem trügerischen Vorwand der Verteidigung der christlichen Kirche und deren Rechte begonnen haben 1, wenn er beobachtet, daß dieselben Leute für eine natürliche Religion2 plädieren, wird er versucht sein, ihren Ansichten zu mißtrauen und ihre Aufrichtigkeit im einen Falle nach der zu

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beurteilen, die sie im anderen bewiesen haben. Gewiß ist der Begriff eines wachsamen, aktiven, intelligenten, freien Geistes, mit dem wir es zu tun haben, und »in dem wir leben, weben und sind«\ nicht der in Büchern und Gesprächen am weitesten verbreitete, nicht einmal bei denen, die man Deisten nennt. Außerdem kann man, sobald ihre Systeme (schemes) wirken, leicht den Verfall der sittlichen Tugend und der natürlichen Religion wahrnehmen. Wir werden sowohl durch die Vernunft als auch durch die Erfahrung erkennen, daß die Zerstörung der Offenbarungsreligion in Atheismus oder Abgötterei enden muß. Man muß zugeben, daß viele Kleine Philosophen heutzutage nicht gerne zu den Atheisten gerechnet werden möchten. Doch wieviele wären vor zwanzig Jahren beleidigt gewesen, hätte man sie für Ungläubige gehalten, die jetzt noch mehr beleidigt wären, hielte man sie für Christen! Wie es ungerecht wäre, die mit dem Vorwurf des Atheismus zu belasten, die nicht wirklich mit ihm behaftet sind, so wird man es für sehr unbarmherzig und unklug halten, ihn bei denen zu ignorieren, die mit ihm behaftet sind, und zu ertragen, daß solche Leute ihre Prinzipien unter trügerischen Vorwänden verbreiten und schließlich dasselbe Spiel mit der natürlichen Religion spielen, das sie mit der Offenbarungsreligion getrieben haben. 3. Ohne Frage muß es manchen harmlosen Bewunderer eines gewissen attraktiven Vertreters des Deismus und der natürlichen Religion erschüttern, wenn einer behauptet, man finde starke Anzeichen von Atheismus und Religionslosigkeit (sowohl im Sinne der natürlichen wie auch im Sinne der Offenbarungsreligion) sogar bei jenem bewunderten Autor. 1 Und doch: Es scheint in jeder Hinsicht atheistisch oder zerrüttend für eine jede Religion, die Neigung an die Stelle der Pflicht zu setzen, den Menschen zu einem Handelnden aus Notwendigkeit zu machen und über ein künftiges Gericht zu spotten. Jeder aufmerksame Leser kann klar erkennen, daß dies die Grundsätze jenes Autors sind, obwohl es nicht immer leicht ist, bei einem so ungenauen und unzusammenhängenden Verfasser einen bestimmten Sinn festzustellen. Es scheint eine gewisse Art des Schreibens zu geben, die, ob gut oder schlecht, kitschig oder echt, sinnvoll oder unsinnig, zu der Verstandesgröße paßt, die ihre Besitzer für die »Kleine Philosophie« 2 geeignet

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macht, und darum fabelhaft jene klugen Leute beeindruckt und verblüfft, die hierdurch verführt werden, sie wissen nicht wie und wissen nicht wohin. Zweifellos verbreitet der Atheist seine Prinzipien am glaubhaftesten, der sie vertuscht, sie einschmuggelt und sie sogar, während er sie einschmuggelt, verleugnet. Was nützt es für die Tugend und die natürliche Religion, in der Struktur des Universums die stärksten Spuren von Weisheit und Macht anzuerkennen, wenn nicht diese Weisheit damit beschäftigt ist, unsere Handlungen zu überwachen, noch diese Macht dazu da ist, sie zu vergelten, und wenn wir uns nicht selbst für verantwortlich halten und auch nicht Gott für unseren Richter? 4. Alles, was man von einem lebendigen Ordnungsprinzip, der Harmonie und der Proportion gesagt hat, alles, was man von der natürlichen Schönheit und der Zweckmäßigkeit der Dinge gesagt hat, alles, was man vom Geschmack und der Schwärmerei (enthusiasm) gesagt hat 1, kann ebensogut bestehen und angenommen werden ohne auch nur einen Hauch von natürlicher Religion, ohne irgendeinen Begriff von Gesetz und Pflicht, ohne einen Glauben an einen Herrn oder Richter oder Gott in irgend einem religiösen Sinn. Das Nachdenken des Geistes über die Vorstellungen der Schönheit, Tugend, Ordnung und Zweckmäßigkeit ist nämlich eine Sache und Religiosität (sense of religion) eine andere. Solange man kein anderes Prinzip der guten Taten anerkennt als den natürlichen Reiz, keine andere Vergeltung als die natürlichen Folgen, solange man kein göttliches Gericht fürchtet, keine Ängste hegt und keine Hoffnung auf ein zukünftiges Reich hat, sondern wenn man wie der Autor der Characteristicsl, und die, die er für den freien und gebildeten Teil der Menschheit hält, über all diese Dinge lacht, wie kann man da behaupten, in irgend einem Sinne religiös zu sein? Oder was gibt es da, was ein Atheist nicht ebenso anerkennen könnte wie ein Theist? Könnten in einem solchen System nicht Schicksal oder Natur demselben moralischen Zweck ebensogut dienen wie eine Gottheit? Und ist im Grunde nicht dieses das Ergebnis jener hübschen Vortäuschungen? 5. Daß die Zahl der Atheisten, die sich an keine Grundsätze der Religion halten, weder der natürlichen noch der geoffenbarten, wächst, und zwar auch unter Leuten von nicht geringem Stande,

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wurde schon vor längerer Zeit ausdrücklich von einem anerkannt1, dessen Urteil man für zutreffend halten wird, nämlich gerade von demselben attraktiven Vertreter des Deismus und der Schwärmerei. Wenn aber irgendwelche wohlmeinenden Personen, getäuscht von den listigen Verfassern in der »Kleinen Philosophie« oder aus Mangel an Gelegenheit zu einem freimütigen Gespräch mit einigen klugen Leuten dieser Sekte, meinen, Lysicles2 habe über das Ziel hinaus geschossen und ihre Prinzipien falsch dargestellt, so müssen sie nur, um sich vom Gegenteil zu überzeugen, ein Auge auf die jüngst von einem Kleinen Philosophen publizierte Phüosophical Dissertation upon DeathJ werfen. Vielleicht wird jemand, der Zeit hat, es der Mühe wert finden, den Fortschritt und die Entwicklung ihrer Prinzipien zu verfolgen und zwar von dem an, der zur Verteidigung der »Rechte der christlichen Kirche« geschrieben hat\ bis zu diesem Ehrenmann, dem bewundernswerten Autor des »Todes«. Ich meine, man kann in dieser Zeitspanne die ausgeheckte Absicht bemerken, den Glauben an die göttlichen Attribute und die natürliche Religion nach und nach zu untergraben. Dieser Plan läuft parallel mit ihrem schrittweisen, versteckten, unaufrichtigen Vorgehen in bezug auf das Evangelium. 6. Daß die atheistischen Grundsätze tiefer Wurzel geschlagen haben und weiter verbreitet sind, als die meisten Leute sich vorstellen wollen, ist jedem klar, der folgende Punkte beachtet: Pantheismus, Materialismus und Fatalismus sind nichts anderes als ein nur wenig vermummter Atheismus. An den Ansichten von Hobbes, Spinoza, Leibniz und Bayle findet man Geschmack und spendet ihnen Beifall. So wie diejenigen, die die Freiheit und Unsterblichkeit der Seele leugnen, damit in Wirklichkeit die Existenz derselben leugnen, genauso Ieugenen diejenigen (in bezug auf alle moralischen Wirkungen und auf die natürliche Religion) die Existenz Gottes, die leugnen, daß er die menschlichen Handlungen überwacht, richtet und vergilt. Der von Ungläubigen begangene Argumentationsweg führt zum Atheismus wie auch zum Unglauben.' (Ein Beispiel dafür kann man im Vorgehen des Autors eines Buches mit dem Titel A Discourse of Free-Thinking occasioned by the Rise and Growth ofa Sect called Free-Thinkers sehen, der seinen U nglauben, ausgehend von verschiedenen Scheingründen und An-

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sichten anderer Leute über die Offenbarungsreligion, einschmuggelte und dann seinen Atheismus, ausgehend von den verschiedenen Auffassungen der Menschen über die Natur und Attribute Gottes, auf die gleiche Weise einzuschmuggeln scheint, besonders durch die Ansicht, daß wir Gott durch Analogie erkennen2, wie sie von manchem in den letzten Jahren mißverstanden und falsch ausgelegt worden ist. So ist die üble Wirkung unglücklicher Verteidigungen und Erklärungen unseres Glaubens! Und einen solchen Vorteilliefern unvorsichtige Freunde seinen Feinden! Wenn es da einen wohlmeindenden modernen Verfasser gibt, der (weil er vielleicht nicht das fünfte Buch Euklids kennt) viel über Analogie schreibt, ohne etwas davon zu verstehen 3, und dadurch mit seinem Fuß in diese Schlinge geraten ist, so wollte ich, er zöge ihn wieder zurück, er würde, statt den guten Menschen einen Skandal und den Atheisten einen Triumph zu bereiten, still seine erste Ansicht zurückziehen und von Gott und seinen Attributen wieder im Stile anderer Christen reden, indem er zugibt, daß Erkenntnis und Weisheit im eigentlichen Sinne der Worte zu Gott gehören, und daß wir einen gewissen, wenn auch unendlich unangemessenen Begriff von diesen göttlichen Attributen haben, doch immer noch einen besseren, als ein Blindgeborener von Licht und Farben haben kann.) Doch um zur Sache zurückzukommen: Wenn ich es in ihren Schriften sehe, wenn sie es in ihren Gesprächen zugeben, wenn ihre Vorstellungen darauf hinauslaufen, wenn ihre Ziele nur erreicht werden, falls man es voraussetzt, wenn ihr führender Autor4 vorgibt, den Atheismus zu beweisen, aber es für richtig hält, seinen Beweis vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten, wenn das in ihren Kreisen bekannt war, und man trotzdem diesem Autor folgte und ihn der Welt als einen Anhänger der natürlichen Religion darstellte, wenn diese Dinge so sind (und ich weiß, daß sie so sind), was die Liebhaber ihrer Systeme aber sicher bemänteln werden, dann ist es die Pflicht der anderen, es an den Tag zu bringen und zu widerlegen. 7. Und obwohl die Schriftzüge der Göttlichkeit für Menschen mit klarem Sinn und gesundem Verstand in der ganzen Schöpfung groß und lesbar dastehen, muß man doch daran denken, daß wir

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anderen Gegnern entgegenzutreten und zu bekehren haben, Menschen, die durch falsche Systeme voreingenommen und gewöhnlichen Argumenten unzugänglich sind, und die auf anderem Boden bekämpft werden müssen. Eingebildeten, metaphysischen und disputierenden Leuten muß man in einer anderen Münze heimzahlen. Wir müssen zeigen, daß ihnen Wahrheit und Vernunft auf jede Weise immer entgegenstehen, es sei denn, wir entschließen uns selbst auf Wahrheit und Vernunft zu verzichten, was sie gerne hätten. Sie wollen nämlich als die gelten, die alle Ansprüche auf Philosophie, Wissenschaft und Forschung gepachtet haben. 8. Inzwischen ist soviel klar: Jene guten Menschen, die keine Lust haben, ihre Gedanken dieser Theorie des Sehens zuzuwenden, haben keinen Grund, etwas auszusetzen. Sie befinden sich gerade dort, wo sie waren, da sie im vollen Besitz aller anderen Argumente für einen Gott bleiben, von denen keines dadurch abgeschwächt wird. Für jene, die sich bemühen, diesen Gegenstand zu prüfen und darüber nachzudenken, besteht die Hoffnung, daß es ihnen in einer Zeit, in der so viele Systeme des Atheismus wiederentdeckt oder erfunden werden, Freude macht, ein neues, einzigartiges Argument für den Beweis der unmittelbaren Fürsorge und Vorsehung eines Gottes zu finden, der unserem Geist gegenwärtig ist und unsere Handlungen leitet. Da mir diese Betrachtungen die Überzeugung geben, daß ich mich nicht nützlicher machen kann, als indem ich dazu beitrage, die Menschen zu erwecken und ihnen einen genauen Sinn der Gottheit zu geben, die selbst in menschliche Handlungen und Angelegenheiten hineinblickt, an ihnen mitwirkt und teilnimmt, so hoffe ich, es wird ihnen nicht unangenehm sein, wenn ich mich zu diesem Zweck auf die Vernunft berufe, ausgehend von Ihren Bemerkungen über das, was ich über das Sehen geschrieben habe, denn Menschen, die bezüglich der Mittel verschiedener Meinung sind, können doch im Ziel, in der Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe übereinstimmen. 9. Unter einem sinnlich wahrnehmbaren Objekt verstehe ich das, was eigentlich mit den Sinnen wahrgenommen wird. Eigentlich mit den Sinnen wahrgenommene Dinge werden unmittelbar wahrgenommen. Außer den durch irgendeinen Sinn eigentlich und unmittelbar wahrgenommenen Dingen mag es auch andere Dinge

Ursache der Empfindungen nicht wahrnehmbar

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geben, die dem Geist mittels jener eigentlichen und unmittelbaren Objekte suggeriert werden. Diese so suggerierten Dinge sind nicht Objekte jenes Sinnes, da sie in Wahrheit nur Objekte der Einbildungskntft sind und ursprünglich zu irgendeinem anderen Sinn oder Vermögen gehören. So sind Laute die eigentlichen Objekte des Gehörs, da sie durch dieses und durch keinen anderen Sinn eigentlich und unmittelbar wahrgenommen werden. Durch die Vermittlung von Lauten oder Worten können dem Geist aber alle anderen Dinge suggeriert werden und doch werden die so suggerierten Dinge nicht für die Objekte des Gehörs gehalten. 10. Die jedem Sinn eigentümlichen Objekte können, obwohl sie in Wahrheit und strenggenommen nur durch diesen Sinn wahrgenommen werden, dennoch der Einbildungskntft durch irgendeinen anderen Sinn suggeriert werden. Deswegen können die Objekte aller Sinne Objekte der Einbildungskraft werden, welches Vermögen alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge vorstellt (represents). Eine Farbe, die in Wahrheit allein durch den Gesichtssinn wahrgenommen wird, kann daher trotzdem beim Hören des Wortes »blau« oder »rot« mit der Einbildungskraft erfaßt werden. Sie ist primär und eigentlich das Objekt des Gesichtssinns, sekundär ist sie das Objekt der Einbildungskraft, kann aber eigentlich nicht als das Objekt des Hörens angesehen werden. 11. Die Objekte der Sinne werden, weil sie unmittelbar wahrgenommene Dinge sind, auch Vorstellungen genannt. Die Ursache dieser Vorstellungen oder die sie erzeugende Kraft (power) ist nicht das Objekt der Sinne, da sie nicht selbst wahrgenommen, sondern nur mit der Vernunft aus ihren Wirkungen, nämlich aus solchen Objekten oder Vorstellungen, die mit den Sinnen wahrgenommen werden, erschlossen wird. Aus unseren sinnlichen Vorstellungen ist ein Vernunftschluß möglich auf eine Kraft, eine Ursache, einen Urheber (Agent). Wir können deswegen aber nicht schließen, daß unsere Vorstellungen dieser Kraft, dieser Ursache oder diesem aktiven Wesen ähnlich sind. Es scheint im Gegenteil klar, daß eine Vorstellung nur einer anderen Vorstellung ähnlich sein kann, und daß in unseren Vorstellungen oder unmittelbaren Objekten der Sinne nichts von Kraft, Kausalität oder Tätigkeit enthalten ist. 1 12. Daraus folgt, daß die Kraft oder Ursache der Vorstellungen

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nicht ein Objekt im Sinne, sondern der Vernunft ist. Unsere Kenntnis der Ursache wird an der Wirkung, die der Kraft an unserer Vorstellung abgelesen. Zur absoluten Natur äußerer Ursachen oder Kräfte haben wir daher nichts zu sagen. Sie sind keine Objekte unserer Sinne oder Wahrnehmung. Wenn also irgendwo in einem bestimmten vernünftigen Sinn Gebrauch von der Berufung auf ein sinnliches wahrnehmbares »Objekt« gemacht wird, so wird sie nicht dazu verwendet, die absolute Existenz einer äußeren Ursache oder Kraft zu bezeichnen, sondern die dadurch erzeugten Vorstellungen selbst. 13. Vorstellungen bei denen man beobachtet, daß sie miteinander verknüpft sind, werden gewöhnlich unter der Beziehung von Ursache und Wirkung betrachtet, während sie in streng philosophischer Genaugikeit nur wie das Zeichen und das bezeichnete Ding aufeinander bezogen sind. 1 Wir kennen nämlich unsere Vorstellungen und wissen daher, daß eine Vorstellung nicht die Ursache einer anderen sein kann. Wir wissen, daß unsere sinnlichen Vorstellungen nicht die Ursachen ihrer selbst sind. Wir wissen auch, daß wir sie nicht verursachen. Daher wissen wir, daß sie irgendeine andere, von ihnen und uns verschiedene wirkende V rsache haben müsse. 2 14. Bei der Behandlung des Sehens war es meine Absicht, über die Wirkungen und Erscheinungen, über die durch meine Sinne wahrgenommenen Objekte und über die Vorstellungen des Gesichtssinnes in ihrer Verknüpfung mit denen des Tastsinnes nachzudenken, zu untersuchen, wie es kommt, daß eine Vorstellung eine andere, die zu einem anderen Sinn gehört, suggeriert, wie sichtbare Dinge tastbare suggerieren, wie gegenwärtige Dinge entfernte und zukünftige suggerieren, ob durch Änlichkeit, durch eine notwendige Verknüpfung, durch einen mathematischen Schluß oder durch eine beliebige Festsetzung. 15. Es war unter Mathematikern und Philosophen tatsächlich eine vorherrschende Meinung und ein unbezweifeltes Prinzip, daß es gewisse Vorstellungen gebe, die beiden Sinnen gemeinsam sind. Daraus entstand die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten. Ich meine aber, bewiesen zu haben, daß es so etwas wie ein gemeinsames Objekt als eine Vorstellung oder eine Art von Vor-

Ursache der Empfindungen nicht wahrnehmbar

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stellung, die sowohl durch den Gesichtssinn als auch durch den Tastsinn wahrgenommen wird, nicht gibt. 1 16. Um die Natur des Sehens mit der gebührenden Exaktheit zu behandeln, ist es an erster Stelle notwendig, unsere eigenen Vorstellungen genau zu betrachten, zu unterscheiden, wo es einen Unterschied gibt, alle Dinge mit ihren richtigen Namen zu benennen, die Ausdrücke zu definieren und nicht durch ihren mehrdeutigen Gebrauch uns selbst und andere zu verwirren. Mangel oder Vernachlässigung dieser Punkte hat ja so oft Irrtümer provoziert. Daher kommt es, daß man so redet, als ob eine Vorstellung die bewirkende Ursache einer anderen wäre. Daher verwechselt man Vernunftschlüsse mit Sinneswahrnehmungen. Daher verwechselt man auch die Kraft, die in irgendetwas außerhalb des eigentlichen Objektes der Sinne liegt, mit diesem selbst, das in Wahrheit nichts anderes als unsere eigene Vorstellung ist. 17. Wenn wir die Natur des Sehens gut verstanden und betrachtet haben, werden wir wohl eher fähig sein, daraus mit vernünftigen Schlüssen eine gewisse Kenntnis der äußeren, unsichtbaren Ursache unserer Vorstellungen zusammenzubringen, ob es eine einzige oder mehrere gibt, ob sie vernünftig oder unvernünftig ist, aktiv oder träge, Körper oder Geist. Wir sollten aber bedenken: Um diese Theorie zu verstehen, zu begreifen und ihre eigentlichen Prinzipien zu entdecken, ist es nicht der beste Weg, sich um unbekannte Substanzen, äußere Ursachen, Aktivitäten oder Kräfte zu kümmern und über dunkle, unwahrgenommene, völlig unbekannte Dinge Schlüsse zu ziehen oder etwas aus ihnen zu folgern. 18. Da wir uns in dieser Untersuchung damit beschäftigen, welche Objekte wir wahrnehmen, d.h. mit unseren eigenen Vorstellungen, so müssen unsere Schlüsse von ihnen ausgehen. Völlig unbekannte Dinge so zu behandeln, als wären sie uns bekannt und damit unseren Ausgan~punkt in die Dunkelheit zu verlegen, scheint wohl nicht das geeignetste Mittel zur Entdeckung der Wahrheit. Daraus folgt: Es wäre falsch, würde jemand bei der Behandlung der Natur des Sehens, statt auf die sichtbaren Vorstellungen zu achten, festlegen, das Objekt des Gesichtssinnes sei jene dunkle Ursache, jene unsichtbare Kraft oder Aktivität, die sichtbare Vorstellungen in unserem Geist produziert. Eine solche Ursache oder

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Kraft scheint sicher nicht das Objekt des Sehvermögens oder der Wiss~nschaft vom Sehen zu sein, weil wir das, was wir davon wissen, nur aus den Wirkungen wissen. Nachdem ich soviel vorausgeschickt habe, gehe ich jetzt dazu über, die in Ihrem Brief dargelegten Grundsätze zu betrachten, die ich in der Reihenfolge vornehme, wie sie dastehen. 19. In ihrem ersten Paragraphen oder Abschnitt sagen Sie: »Was es auch immer draußen sein mag, was die Ursache einer Vorstellung drinnen ist, man nennt es Objekt der Sinne.« Und bald danach sagen Sie uns, »daß wir unmöglich eine Vorstellung von irgendeinem Objekt draußen haben können« 1• Daraus folgt, daß Sie mit einem Objekt der Sinne etwas meinen, von dem wir auf keine Weise eine Vorstellung haben können. So die Objekte der Sinne zu völlig unsinnlichen oder unwahrnehmbaren Dingen zu machen, scheint mir, dem gesunden Menschenverstand und dem Sprachgebrauch zu widersprechen. Daß es in den Dingen im Grunde nichts gibt, um eine solche Definition zu rechtfertigen, ist, wie ich meine, aus dem, was vorausgeschickt wurde, klar. 2 Dafür, daß es auch der allgemein akzeptierten üblichen Meinung widerspricht, berufe ich mich auf die Erfahrung des ersten besten Menschen, der Ihnen, wie ich annehme, sagen wird, daß er mit einem Objekt der Sinne das meint, was mit einem Sinn wahrgenommen wird, und nicht ein völlig unwahrnehmbares, unbekanntes Ding. Die Wesen, Substanzen und Kräfte, die draußen existieren, mögen allerdings in eine Abhandlung über irgendeine andere Wissenschaft gehören und mögen dort ein geeignetes Forschungsthema werden. Ich begreife aber nicht, warum sie in einer Abhandlung über Optik als Objekte des Sehvermögens betrachtet werden sollen. 20. Die wirklichen Objekte des Gesichtssinnes sehen wir, und was wir sehen, kennen wir. Und diese wahrhaftigen Objekte der Sinne und der Erkenntnis, nämlich unsere eigenen Vorstellungen, sind zu betrachten, zu vergleichen und zu unterscheiden, um die wahre Theorie des Sehens zu verstehen. Was die äußere Ursache dieser Vorstellungen angeht, ob es ein und dieselbe ist, oder ob es viele verschiedene sind, ob sie denkt oder nicht denkt, Geist oder Körper ist, oder was wir sonst noch darüber ausdenken oder ermitteln wollen, die sichtbaren Erscheinungen ändern ihre Natur

Beantwortung der Einwände

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nicht, unsere Vorstellungen sind immer dieselben. Obwohl ich eine falsche Auffassung von der Ursache haben mag und vielleicht gar nichts von ihrer Natur weiß, so ist das doch kein Hindernis dafür, daß ich wahre, sichere Urteile über meine Vorstellungen bilden kann, daß ich weiß, welche Vorstellungen gleich und welche verschieden sind, worin sie übereinstimmen und worin nicht, welche miteinander verknüpft sind, und worin diese Verknüpfung besteht, ob sie auf einer Ähnlichkeit ihrer Natur, auf einer mathematischen Notwendigkeit oder nur auf Erfahrung und Gewohnheit beruht. 21. In Ihrem zweiten Abschnitt sagen Sie, »da wir, wenn wir nur ein einziges Sinnesvermögen hätten, zu dem Schluß neigen könnten, daß es überhaupt keine Objekte außerhalb von uns gebe. Weil aber dasselbe Objekt die Ursache von Vorstellungen verschiedener Sinne ist, erschließen wir daraus seine Existenz.« Nun bemerke ich zunächst, daß ich über den hier vorausgesetzten Punkt in Verlegenheit bin und gerne darüber informiert würde, wie wir zur Kenntnis gelangen, daß ein und dasselbe Objekt durch verschiedene Sinne Vorstellungen verursacht. Danach möchte ich bemerken: Hätte ich nur einen einzigen Sinn, so würde ich trotzdem folgern und schließen, daß es irgendeine Ursache außerhalb von mir gibt {anscheinend definieren Sie, daß dies ein Objekt sei), welche die mit diesem Sinn wahrgenommenen Empfindungen oder Vorstellungen produziert. Wenn ich mir nämlich bewußt bin, daß ich sie nicht verursache, und weiß, daß sie nicht die Ursache ihrer selbst sind - beide Punkte scheinen sehr klar zu sein - folgt offenbar, daß es irgendeine andere dritte Ursache geben muß, die von mir und von ihnen verschieden ist. 22. In Ihrem dritten Abschnitt geben Sie mit mir zu, »daß die Verknüpfung zwischen den Vorstellungen der verschiedenen Sinne nur aus der Erfahrung entsteht.« Hierin stimmen wir überein. In Ihrem vierten Abschnitt sagen Sie, »daß ein Wort, das ein äußeres Objekt bezeichnet, keinerlei Vorstellung repräsentiert, und daß wir unmöglich eine Vorstellung von dem haben können, was außerhalb von uns ist. Was hier über ein äußeres, unbekanntes Objekt gesagt wird, wurde schon der Betrachtung unterzogen.' 23. Im folgenden Abschnitt Ihres Briefes erklären Sie, »daß unsere

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Die Theorie des Sehens ... verteidigt und erklärt

Vorstellungen nur in einer willkürlichen Verknüpfung mit äußeren Objekten stehen, daß sie den äußeren Objekten keineswegs ähnlich sind, und daß eine Veränderung in unseren Vorstellungen nicht auch einen Wechsel in den Objekten zur Folge hat. Sie können trotzdem dieselben bleiben.« Um nun nicht noch etwas über den verschwommenen Gebrauch des Wortes »Objekt« zu sagen, auf den ich schon mehr als einmal aufmerksam gemacht habe, werde ich nur bemerken, daß die in diesem Abschnitt behaupteten Punkte mit einigen anderen, die dann folgen, nicht verträglich zu sein scheinen. 24. Im sechsten Abschnitt sagen Sie nämlich, daß »es bei der gegenwärtigen Lage der Dinge eine unfehlbar sichere Verknüpfung zwischen der Vorstellung und dem Objekt gibt.« Doch wie können wir diese Verknüpfung wahrnehmen, wenn wir nach Ihrer Auffassung 1 niemals ein solches Objekt wahrnehmen und auch keine Vorstellung davon haben können? Und wenn wir das Objekt nicht wahrnehmen, wie können wir wissen, daß diese Verknüpfung unfehlbar sicher ist? 25. Im siebten Abschnitt heißt es, daß »Wir aufgrund unserer unfehlbaren Erfahrung von unseren Vorstellungen eines Sinnes auf die eines anderen schließen können«. Ich meine aber, es ist klar, daß unsere Erfahrung von der Verknüpfung zwischen den Vorstellungen des Gesichtssinnes und denen des Tastsinnes nicht unfehlbar ist. Wenn sie es nämlich wäre, könnte es keine deceptio visus (optische Täuschung) geben, weder in der Malerei 1 noch in der Perspektive, auch nicht in der Dioptrik noch sonst eine. 26. Im letzten Abschnitt behaupten Sie: »Erfahrung lehrt uns offensichtlich, daß eine direkte Proportion zwischen der Veränderung der Vorstellungen eines jeden unserer Sinne und der Veränderung der Objekte beobachtet wird.« Nun kann ich diesen Abschnitt unmöglich mit dem fünften in Einklang bringen oder begreifen, wie Erfahrung uns zeigen soll, daß die Veränderung des Objektes eine proportionale Veränderung in den Vorstellungen der verschiedenen Sinne produziert, oder wie sie uns wirklich überhaupt etwas von der oder über die Veränderung eines völlig unbekannten Objektes zeigen soll, von dem wir keinerlei Vorstellung haben und auch nicht haben können. Was ich nicht wahrnehme oder kenne, wie kann ich

Beantwortung der Einwände

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wahrnehmen oder wissen, daß es sich ändert? Und wie kann ich, da ich nichts von seinen Veränderungen weiß, irgendetwas über sie berechnen, irgendetwas aus ihnen ableiten, oder wie kann man behaupten, ich hätte irgendeine Erfahrung über sie? 27. Sie sagen, aus den von Ihnen vorausgeschickten Bemerkungen folge, wenn man sie richtig verstehe und durchdenke, daß meine Neue Theorie des Sehens weitgehend zusammenbreche, und man werde finden, daß die Gesetze der Optik fest auf dem alten, unerschütterlichen Boden bestehen bleiben. Obwohl ich Ihre Bemerkungen durchdacht habe und mich bemühte, sie zu verstehen, begreife ich doch nicht im geringsten, wie aus ihnen diese Konklusion gefolgert werden kann. Der Grund, den Sie für diese Folgerung angeben, ist der: »Obwohl die Vorstellungen in einem unserer Sinnesvermögen von unseren Vorstellungen in einem anderen ganz verschieden sind, können wir doch mit Recht von den einen auf die anderen schließen, weil sie draußen eine gemeinsame Ursache besitzen, von der wir«, wie Sie sagen, »Unmöglich auch nur die blasseste Vorstellung haben können.« Nun setzt meine Theorie nirgends voraus, daß wir nicht mit Recht aufgrund von Analogie und Erfahrung aus den Vorstellungen des einen Sinnes auf die eines anderen schließen dürfen. Im Gegenteil, dieser Punkt wird gerade überall behauptet, bewiesen oder vorausgesetzt. 1 28. Ich sehe tatsächlich nicht, wie die Folgerungen, die wir aus den sichtbaren auf die tastbaren Vorstellungen ziehen, die Berücksichtigung einer gemeinsamen unbekannten äußeren Ursache voraussetzen oder von ihr abhängen, wenn nicht aufgrund bloßer Gewohnheit. Ich denke, die Erfahrung, die ich davon gemacht habe, daß gewisse Vorstellungen eines Sinnes zu gewissen Vorstellungen eines anderen Sinnes gehören oder mit ihnen verknüpft sind, ist ein ausreichender Grund dafür, daß die einen die anderen suggerieren können. 29. An der nächsten Stelle behaupten Sie, daß »irgendetwas draußen, was die Ursache der ganzen Mannigfaltigkeit an Vorstellungen innerhalb eines Sinnes ist, auch die Ursache der Mannigfaltigkeit in einem anderen Sinn ist. Und da sie eine notwendige Verknüpfung damit haben, schließen wir ganz richtig aus unseren Tastvorstellungen darauf, welche Vorstellungen wir beim Sehen desselben

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Objektes haben werden.« Erlauben Sie mir, diesbezüglich zu bemerken, daß die Frage, ob dieses unbekannte Etwas in beiden Fällen dasselbe oder etwas Verschiedenes ist, ein Problem darstellt, das nicht zur Optik gehört, insofern als unsere Wahrnehmungen mit Hilfe des Sehvermögens genau dieselben bleiben, wie wir auch diese Frage beantworten. Ich könnte vielleicht der Meinung sein, daß dasselbe Wesen, das unsere Vorstellungen des Sehens verursacht, nicht nur ebenso unsere Tastvorstellungen verursacht, sondern auch unsere sämtlichen Vorstellungen aller übrigen Sinne mit ihrer ganzen Mannigfaltigkeit. Das, behaupte ich, gehört aber nicht zur Sache. 30. In bezug auf Ihre Äußerung, daß unsere Vorstellungen eine notwendige Verknüpfung mit einer solchen Ursache hätten, so scheint sie mir gratis dieturn (umsonst gesagt). Für diese Behauptung wird kein Grund vorgebracht, und ohne einen Grund kann ich ihr nicht zustimmen. Ich gebe zu, die Vorstellungen, d.h. Wirkungen, werden offenbar wahrgenommen, aber die Ursache ist, wie Sie sagen, völlig unbekannt. 1 Wie können Sie dann sagen, ob eine solche unbekannte Ursache willkürlich oder notwendig wirkt? Ich sehe die Wirkungen, d.h. die Erscheinungen, und ich weiß, daß die Wirkungen eine Ursache haben müssen, aber ich sehe nicht, und ich weiß auch nicht, daß ihre Verknüpfung mit dieser Ursache notwendig ist. Wie dem auch sei, ich bin sicher, daß ich keine solche notwendige Verknüpfung sehe und folglich auch nicht mit Hilfe derselben aus den Vorstellungen eines Sinnes auf die eines anderen schließen kann. 31. Sie fügen hinzu: Obwohl es direkter V nsinn sei, davon zu sprechen, daß wir mittels tastbarer Linien und Winkel sehen, so gebe es doch einen sehr guten Sinn, aus Winkeln und Linien beim Tasten auf die Vorstellungen im Sehen zu schließen, die aus demselben gemeinsamen Objekt entstehen. Wenn damit nur gemeint ist, daß man in der Optik geometrisch mit Linien und Winkeln schließt und rechnet, dann ist es soweit davon entfernt, irgendeinen Gegensatz zu meiner Theorie zu enthalten, daß ich dasselbe ausdrücklich erklärt habe. 1 Diese Lehre, wie ich sie zugebe, ist allerdings gewissen Einschränkungen unterworfen, weil es verschiedene Fälle gibt, bei denen die Autoren in der Optik meinten, wir urteilten aufgrund von Linien und Winkeln oder aufgrund einer Art natür-

Beantwortung der Einwände

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licher Geometrie. Mit Bezug darauf meine ich, daß sie sich irren und habe meine Gründe dafür angegeben. Und da Sie diese Gründe in Ihrem Brief unberührt ließen, behalten sie für mich ihre Kraft. 32. Ich bin nun Ihre Überlegungen durchgegangen. Sie legen den Schluß nahe, daß Sie in Eile geschrieben haben. Da ich sie mit aller Aufmerksamkeit, die mir zu Gebote steht, betrachtet habe, muß ich es jetzt dem denkenden Leser überlassen, darüber zu urteilen, ob sie irgendetwas enthalten, was mich nötigen könnte, von dem abzurücken, was ich in meiner »Theorie des Sehens« vorgebracht habe. Für mich, auch wenn ich es noch so gerne wollte, steht bei dieser Sache nicht in meiner Macht, mich der ehrenhaften Genugtuung hinzugeben, die darin läge, einen erkannten Irrtum freimütig aufzugeben, d.h. etwas, was zu widerrufen richtiger und ehrenhafter wäre, als es zu verteidigen. Im Gegenteil, es müßte doch den Anschein haben, daß die Theorie in Sicherheit standhält, denn Sie stimmen ja mit mir darin überein, daß die Menschen nicht mittels Linien und Winkeln sehen, und ich stimme andererseits mit Ihnen überein, daß wir in der Optik trotzdem mit Linien und Winkeln rechnen können, wie ich ausdrücklich gezeigt habe, und außerdem ist alles, was Sie in Ihrem Brief über das Objekt, die Identität des Objekts und seine Veränderung sagen, meiner Theorie ganz fremd, die unsere Vorstellungen als die Objekte der Sinne betrachtet und nichts mit jenem unbekannten, unwahrgenommenen, unvernünftigen Ding zu tun hat, das Sie mit dem Wort »Objekt« bezeichnen. 1 Gewiß bleiben die Gesetze der Optik nicht auf dem alten, unerschütterlichen Boden bestehen, wenn man zugibt, daß wir nicht mittels der Geometrie sehen2 , und wenn offenbar wird, daß Erklärungen der Phänomene, die man aufgrund der in der Optik akzeptierten Theorien gibt, ungenügend und falsch sind, und wenn man andere Prinzipien findet, die für die Erklärung der Natur des Sehens notwendig sind, und wenn es außerdem keine Vorstellung oder Art von Vorstellung gibt, die beiden Sinnen gemeinsam ist 3, im Gegensatz zur alten, bei den Autoren in der Optik allgemein akzeptierten Voraussetzung. 33. Wir täuschen nicht nur andere, sondern oft uns selbst durch den schwankenden oder mehrdeutigen Gebrauch von Ausdrücken. Man sollte denken, ein Objekt muß wahrgenommen werden. Ich

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muß gestehen, daß ich, wenn man dieses Wort in einem anderen Sinn verwendet, wegen seiner Bedeutung in Verlegenheit bin und darauf bezogene Argumente oder Schlüsse darum nicht begreifen kann. Ich bin auch nicht sicher, ob nicht eine gewisse U ngenauigkeit des Ausdrucks meinerseits wie auch die spezielle Natur der Sache, die nicht immer leicht zu erklären oder zu begreifen ist, meine Abhandlung über das Sehen für einen oberflächlichen Leser schwierig gemacht hat. Doch denke ich, daß das Ganze einem Leser mit gebührender Aufmerksamkeit, der meine Worte als Anlaß für sein eigenes Denken nimmt, sehr verständlich ist. Ich zweifle auch kaum, daß es Zustimmung finden wird, wenn man es richtig verstanden hat. Ich kann wenigstens eines behaupten: Wenn ich mich irre, so kann ich zu meiner Verteidigung weder Eile noch Unachtsamkeit anführen, da ich mir wirklich Mühe gegeben und viel darüber nachgedacht habe. 34. Und hätten Sie, mein Herr, es der Mühe für wert gehalten, ausführlicher bei der Sache zu verweilen, verschiedene Stellen meiner Abhandlung herauszugreifen, irgendeinen meiner Einwände gegen die allgemein akzeptierten Ansichten zu beantworten, irgendeines meiner Argumente, die zu meinen Gunsten sprechen, zu widerlegen oder eine besondere Anwendung Ihrer eigenen zu machen, so hätte ich ohne Zweifel von Ihren Überlegungen profitiert. Es scheint mir aber, wir haben entweder verschiedene Dinge betrachtet oder dieselben Dinge unter so verschiedenen Gesichtspunkten, daß der eine nichts zur ErheBung des anderen beitragen kann. Ich werde trotzdem diese Gelegenheit ergreifen, meine Theorie noch einmal einer Revision zu unterziehen, um sie leichter und klarer zu machen. Ich tue das um so lieber, als ich mich schon früh mit dieser Sache befaßt habe, so daß sie mir vertraut wurde, und bei der Behandlung von Dingen, die uns vertraut sind, neigen wir zur Meinung, sie seien es auch für andere. 35. Es schien mir gut, wenn nicht gar unvermeidlich, im gewohnten Stil der Autoren in der Optik zu beginnen, indem ich verschiedene Dinge als wahr zuließ, die es im strengen Sinn genommen nicht sind, sondern nur vom einfachen Volk akzeptiert und für dieses zugelassen werden. Zwischen den Vorstellungen des Gesichtssinnes und denen des Tastsinnes besteht schon lange eine feste Verknüpfung

Thema und Methode der Theorie

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in unserem Geist. Deswegen werden sie als ein und dasselbe betrachtet. Dieses Vorurteil paßt hinreichend gut zu den alltäglichen Zwecken, auch die Sprache ist diesem Vorurteil angepaßt. Es ist Sache der Wissenschaft und der Forschung, unsere Vorurteile und Irrtümer zu entwirren, indem sie die festesten Verknüpfungen entflechten, Dinge, die verschieden sind, unterscheiden, uns deutliche Ansichten anstelle von verschwommenen und verworrenen geben, unser Urteil nach und nach verbessern und es zu einer philosophischen Exaktheit bringen. Da nun diese Sache eine Sache der Zeit ist und allmählich erfolgt, ist es äußerst schwer, wenn überhaupt möglich, die Fallstricke der populären Sprache zu umgehen und sich nicht durch sie verführen zu lassen, Dinge zu behaupten, die strenggenommen weder wahr noch konsistent sind. Das erfordert ganz besonders scharfes Denken und große Aufrichtigkeit beim Leser. Da die Sprache nämlich den Vorkenntnissen der Menschen und dem Alltagsgebrauch angepaßt ist, ist es schwer, die genaue Wahrheit der Dinge auszudrücken, die so weit von solchem Gebrauch entfernt und unseren Vorkenntnissen entgegengesetzt ist. 36. Bei der Einrichtung des Sehens, wie auch bei der von anderen Dingen, scheint die Weisheit der Vorsehung mehr auf die Tätigkeiten als auf die Theorien der Menschen Rücksicht genommen zu haben. Zu den ersten passen die Dinge wunderbar, doch kommt es gerade hierdurch bei den anderen oft zur Verwirrung. So nützlich wie jene unmittelbaren Suggestionen und konstanten Verknüpfungen für die Leitung unserer Handlungen sind, ebenso notwendig ist es für die Forschung und die Erkenntnis der Wahrheit, daß wir die vermengten Dinge unterscheiden und die verknüpften, sozusagen verschmolzenen, trennen. 37. Das Wissen von diesen Verknüpfungen, Beziehungen und Unterschieden zwischen sichtbaren und tastbaren Dingen, von ihrer Natur, ihrer Stärke und ihrer Bedeutung wurden von den früheren Autoren in der Optik nicht gebührend beachtet und scheint das große desideratum (Erfordernis) in dieser Wissenschaft gewesen zu sein, die aufgrund dieses Mangels verschwommen und unvollkommen war. Eine Abhandlung dieser philosophischen Art ist daher für das Verständnis des Sehens mindestens ebenso notwendig wie die naturwissenschaftliche Betrachtung des Auges, der Nerven, der

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Häute, der Körperflüssigkeiten, der Brechungen, der körperlichen Natur und Bewegung des Lichtes oder wie die geometrische Anwendung von Linien und Winkeln bei Linsen und Spiegeln sowohl in der Praxis als auch in der Theorie, um unsere Urteile, soweit sie den Objekten der Geometrie angemessen sind, zu berechnen und auf einige Regeln und Maßverhältnisse zurückzuführen. Unter diesen drei Gesichtspunkten müßte das Sehen für eine vollkommene Theorie der Optik betrachtet werden. 1 38. Man muß beachten, daß ich bei der Untersuchung der Theorie des Sehens eine gewisse bekannte Methode angewandt habe, durch die man oft von falschen und populären Voraussetzungen aus zur Wahrheit gelangt. 1 Während man bei der synthetischen Methode schon gefundene Erkenntnis und Wahrheit darstellt, gehen wir in umgekehrter Reihenfolge vor, wobei die Konklusionen der Analysis bei der Synthesis als Prinzipien angenommen werden. Ich werde deswegen jetzt mit der Konklusion beginnen, daß Sehen die Sprache des Schöpfers der Natur ist, werde daraus Theoreme und Lösungen von Phänomenen herleiten, und die Natur der sichtbaren Dinge sowie des Sehvermögens erklären. 39. Vorstellungen, die man in Verknüpfung mit anderen Vorstellungen beobachtet, werden dann als Zeichen betrachtet, mit deren Hilfe Dinge, die man nicht wirklich mit den Sinnen wahrnimmt, bezeichnet oder der Einbildungskraft suggeriert werden. Diese Dinge sind Objekte der Einbildungskraft, und sie alleine nimmt sie wahr. Wie auch Laute andere Dinge suggerieren, so suggerieren Buchstaben diese Laute. Und allgemein: Alle Zeichen suggerieren die bezeichneten Dinge, und es gibt keine Vorstellung, die dem Geist nicht eine andere Vorstellung, die häufig mit ihr verbunden gewesen ist, darbieten kann. In bestimmten Fällen mag ein Zeichen sein Korrelat als ein Abbild suggerieren, in anderen als eine Wirkung, in wieder anderen als eine Ursache. Doch wo es keine solche Beziehung der Ähnlichkeit oder Kausalität gibt und überhaupt keine notwendige Verknüpfung, können zwei Dinge durch ihre bloße Koexistenz oder zwei Vorstellungen, weil sie zusammen wahrgenommen werden, einander suggerieren oder bezeichnen, wenn auch ihre Verknüpfung jederzeit eine willkürliche ist. Es ist nämlich nur die Verknüpfung als solche, die diese Wirkung verursacht.

Visuelle Sprache

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40. Eine Sprache besteht aus einer großen Zahl von willkürlichen Zeichen, die verschieden und passend sind. Wenn eine solche willkürliche Verknüpfung von Menschen eingerichtet wurde, ist es eine künstliche Sprache, wenn vom Schöpfer der Natur, eine natürliche. Unendlich verschieden sind die Modifikationen von Licht und Laut. Daher ist jedes von diesen beiden imstande, eine endlose Mannigfaltigkeit von Zeichen zu liefern, und jedes wurde dazu benutzt, Sprache zu bilden: einerseits aufgrund der willkürlichen Festsetzung durch die Menschen, andererseits aufgrund der Festsetzung durch Gott selbst. 1 Eine vom Schöpfer der Natur im gewöhnlichen Lauf der Dinge eingerichtete Verknüpfung darf man gewiß »natürlich« nennen, so wie die von den Menschen gemachte »künstlich« genannt werden mag. Und doch hindert das nicht, daß die eine ebenso willkürlich sein kann wie die andere. Eine Ähnlichkeit, um aufgrund der Modifikation des Lichtes tastbare Dinge darzustellen, oder eine Notwendigkeit, sie daraus zu folgern, gibt es in der Tat ebensowenig, wie es sie in der Sprache gibt, um die Bedeutung aus dem Laut zu entnehmen. 2 Die Verknüpfung der verschiedenen Töne und Artikulationen der Stimme mit ihren unterschiedlichen Bedeutungen ist die gleiche wie zwischen den verschiedenen Erscheinungsformen des Lichtes und ihren entsprechenden Korrelaten, oder mit anderen Worten: zwischen den Vorstellungen des Gesichts- und denen des Tastsinns. 41. In bezug auf das Licht und seine verschiedenen Erscheinungsformen oder Farben stimmen alle denkenden Menschen darin überein, daß diese Vorstellungen speziell nur zum Gesichtssinn gehören und nichts mit dem Tastsinn gemeinsam haben, und daß sie von anderer Art sind als die Vorstellungen, die durch den Tastsinn wahrgenommen werden. Der Fehler liegt aber darin, daß man außer diesen noch andere Vorstellungen voraussetzt, die beiden Sinnen gemeinsam seien und sowohl mit dem Gesichtssinn als auch mit dem Tastsinn wahrgenommen würden wie z.B. Ausdehnung, Größe, Gestalt und Bewegung. Daß es in der Wirklichkeit keine solchen gemeinsamen Vorstellungen gibt, und daß die Objekte des Gesichtssinns, die durch diese Wörter bezeichnet werden, von allem, was das Objekt des Tastsinns ist und mit demselben Namen bezeichnet wird, völlig verschieden und zu ihm heterogen ist, wurde in der 1heorie1 bewiesen und von Ihnen anscheinend zugegeben. Dennoch kann ich nicht begrei-

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fen, wie Sie das mit etwas Vernunft zugeben und sich gleichzeitig für die allgemein akzeptierten Theorien einsetzen können, die mit dieser Hauptstütze ebenso hinfällig werden, wie meine Theorie damit untermauert wird. 42. Wahrzunehmen ist eine Sache, ein Urteil zu fällen eine andere. Ebenso ist Suggeriertwerden eine Sache und Gefolgertwerden eine andere. Dinge werden durch die Sinne suggeriert 1 und wahrgenommen. Mit dem Verstand fällen wir Urteile und ziehen wir Folgerungen. Was wir unmittelbar und eigentlich mit dem Gesichtssinn wahrnehmen, ist sein primäres Objekt: Licht und Farben. Was durch ihre Vermittlung suggeriert oder wahrgenommen wird, sind tastbare Vorstellungen, die als sekundäre, uneigentliche Objekte des Gesichtssinns angesehen werden können. Wir folgern Ursachen aus Wirkungen, Wirkungen aus Ursachen und eine Eigenschaft aus einer anderen, wo eine notwendige Verknüpfung besteht. Wie kommt es aber, daß wir mit den Vorstellungen des Gesichtssinns gewisse andere Vorstellungen erfassen, die ihnen weder ähnlich sind, noch sie verursachen, noch von ihnen verursacht werden, noch irgendeine notwendige Verknüpfung mit ihnen haben? Die Lösung dieses Problems in seinem vollen Ausmaß umfaßt die ganze Theorie des Sehens. Diese Erklärung stellt die Sache auf einen neuen Boden und rückt sie gegenüber allen vorhergehenden Theorien in ein anderes Licht. 43. Zu erklären, wie der Geist oder die Seele des Menschen einfach nur sieht, ist eine Sache und gehört zur Philosophie. Teilchen zu betrachten, wie sie sich auf bestimmten Linien bewegen, Lichtstrahlen, wie sie gebrochen oder reflektiert werden, sich kreuzen oder Winkel bilden, ist eine ganz andere Sache und gehört zur Geometrie. Den Gesichtssinn durch den Mechanismus des Auges zu erklären, ist eine dritte Sache, die zur Anatomie und zur Experimentalwissenschaft gehört. Diese beiden letzten Forschungsbereiche sind in der Praxis nützlich, um in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen, die in diesem Weltsystem gelten, bei Fehlern des Gesichtssinns zu helfen und seine Störungen zu beheben. Die erstgenannte Theorie ist aber die, die uns die wahre Natur des Sehens, aufgefaßt als eine Fähigkeit der Seele, verstehen läßt. Diese Theorie kann, wie ich schon bemerkt habe, auf folgende einfache Frage zurückgeführt werden, nämlich: Wie kommt es, daß eine Menge

Visuelle Sprache

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von Vorstellungen, die völlig verschieden von den tastbaren Vorstellungen sind, uns diese trotzdem suggerieren kann, da doch keine notwendige Verknüpfung zwischen ihnen besteht? Darauf ist die richtige Antwort: Es geschiehtkrafteiner vom Schöpfer der Natur eingerichteten willkürlichen Verknüpfung. 44. Das eigentliche, unmittelbare Objekt des Sehens ist das Licht in all seinen Erscheinungsformen und Variationen, in den nach Art, Stärke und Quantität verschiedenen Farben, einige lebhaft, andere schwach, mehr von den einen, weniger von den anderen, verschieden in ihren Begrenzungen, verschieden in ihrer Anordnung und Lage. Ein Blinder könnte, wenn er zum erstenmal zum Sehen gelangt, diese Objekte wahrnehmen, bei denen es eine endlose Mannigfaltigkeit gibt, er würde aber zwischen diesen sichtbaren Objekten und den durch den Tastsinn wahrgenommenen keinerlei Ähnlichkeit oder Verknüpfung wahrnehmen oder sich einbilden. 1 Lichter, Schatten und Farben würden ihm nichts über Körper, hart oder weich, rauh oder glatt, suggerieren. Ihre Quantitäten, Grenzen und Anordnung würden ihm auch nicht Figuren, Ausdehnung oder Lage im geometrischen Sinne suggerieren, wie sie es nach der allgemein akzeptierten Voraussetzung tun müßten, daß nämlich diese Objekte dem Gesichts- und Tastsinn gemeinsam seien. 45. All die verschiedenen Arten, Kombinationen, Quantitäten, Stärken und Verteilungen des Lichtes und der Farben würden bei ihrer ersten Wahrnehmung an sich nur wie eine neue Menge von Empfindungen oder Vorstellungen angesehen. Da sie ganz neu und unbekannt sind, würde ein Blindgeborener ihnen beim ersten Blick nicht die Namen der Dinge geben, die er früher durch seinen Tastsinn kannte und wahrgenommen hatte. Nach einiger Erfahrung würde er aber ihre Verknüpfung mit den tastbaren Dingen wahrnehmen, sie deswegen als Zeichen ansehen und ihnen (wie es in anderen Fällen üblich ist) dieselben Namen wie den bezeichneten Dingen geben. 46. Mehr oder weniger, größer oder kleiner, Ausdehnung, Proportion und Abstand, all das findet man ebenso in der Zeit wie im Raum. Daraus folgt aber nicht, daß dies homogene Quantitäten sind. Ebensowenig folgt aus der Zuschreibung gemeinsamer Namen, daß sichtbare Vorstellungen denen des Tastsinns homogen sind. Es ist wahr, daß Ausdrücke, die tastbare Ausdehnung, Gestalt, Lage,

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Bewegung und dergleichen bezeichnen, auch dazu verwendet werden, die Quantität, Relation oder Anordnung der eigentlich sichtbaren Objekte oder Vorstellungen des Gesichtssinns zu bezeichnen. Das rührt aber nur aus Erfahrung und Analogie her. Es gibt ein »Höher« und »Tiefer« bei den Tönen in der Musik. Man spricht von einer »hohen« oder »tiefen« Tonart. Und das ist, soviel ist klar, nichts weiter als eine Metapher oder Analogie. Ebenso werden die Wörter »Lage«, »hoch« und »tief«, »oben« und »Unten« dazu gebraucht, auch die Anordnung sichtbarer Vorstellungen auszudrücken, und sie werden dabei nur im analogen Sinne verwendet. 47. Im Falle des Sehens bleiben wir aber nicht bei einer unterstellten Analogie zwischen verschiedenen heterogenen Wesen (natures) stehen. Wir nehmen eine Wesensidentität an, das heißt, daß ein und dasselbe Objekt beiden Sinnen gemeinsam sei. Und zu diesem Fehler werden wir insofern verleitet, als die verschiedenen Kopfbewegungen nach oben und unten, nach rechts und links, von einer Veränderung in den sichtbaren Vorstellungen begleitet sind. So kommt es, daß jene Bewegungen und Stellungen des Kopfes, die in Wahrheit tastbare sind, ihre Eigenschaften und Bewegungen auf die sichtbaren Vorstellungen, mit denen sie verknüpft sind, übertragen. Diese werden aufgrund dessen »hoch« und »niedrig«, »rechts« und »links« genannt und auch mit anderen Namen belegt, die die Erscheinungsformen der Lage bezeichnen. 1 Vor der Erfahrung einer solchen Verknüpfung wären sie ihnen nicht zugeschrieben worden, wenigstens nicht im primären, buchstäblichen Sinne. 48. Wir können daraus sehen, wie der Geist mit dem Gesichtssinn die Lage entfernter Objekte zu erkennen vermag. Jene unmittelbaren Objekte, deren gegenseitige Beziehung und Anordnung durch Worte ausgedrückt werden, die sich auf den tastbaren Ort beziehen, sind mit den wirklichen Objekten des Tastsinns verknüpft. Was wir also über die einen behaupten und urteilen, behaupten und urteilen wir auch über die anderen, indem wir unser Denken oder unser Auffassungsvermögen von den Zeichen auf die bezeichneten Dinge hinüber lenken, so wie es üblich ist, beim Hören oder Lesen einer Abhandlung, die Laute oder Buchstaben zu überhören bzw. zu übersehen und augenblicklich zur Bedeutung überzugehen.' 49. Es gibt aber bezüglich der Lage der Objekte, wie sie mit dem

Wahrnehmung von Lage

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Gesichtssinn wahrgenommen werden, eine große Schwierigkeit. Die Strahlenbündel, die von einem leuchtenden Objekt ausgehen, erzeugen nach ihrem Durchgang durch die Pupille und ihrer Brechung durch die Linse umgekehrte Bilder auf der Retina, die nach Voraussetzung 1 die unmittelbaren eigentlichen Objekte des Gesichtssinns sind. Wie kommt es dann aber, daß die Objekte, deren Bilder also umgekehrt sind, dennoch aufrecht und in ihrer natürlichen Lage erscheinen? Da die Objekte nur durch ihre Bilder wahrgenommen werden, müßte nämlich, weil diese umgekehrt sind, folgen, daß jene auch umgekehrt erscheinen. Diese Schwierigkeit ist aufgrund aller bisher akzeptierten Prinzipien und Theorien unerklärlich, doch erlaubt sie eine äußerst natürliche Lösung, wenn man beachtet, daß die Retina, die Linse, die Pupille, und die sich kreuzenden Strahlen, die gebrochen wieder in deutliche, den äußeren Objekten entsprechende und ähnliche Abbilder vereinigt werden, Dinge von bloß tastbarer Natur sind. 2 50. Die sogenannten Bilder, die durch die Strahlenbündel nach ihrer erwähnten Kreuzung und Brechung erzeugt werden, sind eigentlich nicht Bilder als vielmehr Abbilder 1, d.h. Gestalten, Projektionen, tastbare Gestalten, die auf eine tastbare Retina projiziert werden. Sie sind so weit davon entfernt, die eigentlichen Objekte des Gesichtssinnes zu sein, daß sie durch ihn überhaupt nicht wahrgenommen werden, denn sie gehören von Natur aus ganz und gar zur tastbaren Vorstellungsart und werden nur durch die Einbildungskraft erfaßt, auch wenn wir annehmen, daß sie tatsächlich mit dem Auge aufgenommen werden. Diese tastbaren Abbilder auf der Retina haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den tastbaren Objekten, von denen die Strahlen ausgehen, und ich gebe zu, in bezug auf diese Objekte sind sie umgekehrt. Dann leugne ich aber, daß sie die eigentlichen, unmittelbaren Objekte des Gesichtssinnes sind oder sein können. Das wird zwar von den Autoren in der Optik gewöhnlich vorausgesetzt, es ist aber ein gewöhnlicher Irrtum, mit dessen Beseitigung auch die erwähnte Schwierigkeit beseitigt wird, und diese läßt eine richtige und vollständige Lösung zu, indem man zeigt, daß sie aus einem Fehler entsteht. 51. »Bilder« kann man also in doppeltem Sinne verstehen d.h.

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es gibt zwei ganz unähnliche, heterogene Arten: die einen bestehen aus Licht, Schatten und Farben, die anderen sind eigentlich nicht Bilder, sondern auf die Retina projizierte Abbilder. Dementsprechend werde ich zur Unterscheidung jene »Bilder«, diese »Abbilder« nennen. 1 Die ersteren sind sichtbar und die speziellen Objekte des Gesichtssinnes, die letzteren sind so ganz anders, daß ein Blindgeborener sie sich vollkommen vorstellen, sie verstehen und begreifen kann. Und hier dürfte es nicht verfehlt sein zu beachten, daß Gestalten und Bewegungen, die von uns nicht wirklich gefühlt, sondern nur in der Einbildung vorgestellt werden können, trotzdem für tastbare Vorstellungen gehalten werden können, soweit sie von derselben Art wie die Objekte des Tastsinnes sind und die Einbildungskraft sie aus diesem Sinn genommen hat. 2 52. In dieser ganzen Angelegenheit wird der Geist erstaunlich leicht durch die plötzliche Suggestion der Phantasie irregeführt, weil er sie mit den Sinneswahrnehmungen verwechselt und dazu neigt, eine feste, gewohnte Verknüpfung zwischen äußerst verschiedenen Dingen als eine Wesensidentität mißzuverstehen. 1 Die Lösung dieses Knotens bezüglich der umgekehrten Abbilder scheint in der ganzen optischen Theorie die Hauptsache zu sein, die vielleicht am schwersten zu begreifen ist, aber unsere Aufmerksamkeit am meisten verdient, und die, wenn man sie richtig versteht, der sicherste Weg ist, um den Geist zu einer gründlichen Erkenntnis der wahren Natur des Sehens zu führen. 53. Zu diesen umgekehrten Abbildern auf der Retina ist zu bemerken, daß sie zwar in ihrer Art von den eigentlichen Objekten des Gesichtssinnes, d.h. von den Bildern, ganz verschieden sind, aber ihnen trotzdem proportional sein können, so wie tatsächlich die verschiedensten, hererogensten Dinge in der Natur trotzdem zueinander in Analogie stehen und proportional sein können. Und obwohl jene Abbilder, wenn die Entfernung gegeben ist, sich einfach wie die strahlenden Flächen verhalten müssen, und obwohl man infolgedessen zugeben muß, daß die Bilder in diesem Falle zu jenen strahlenden Flächen oder der tastbaren, wirklichen Größe der Dinge proportional sind, folgt daraus doch nicht, daß wir beim gewöhnlichen Sehen jene tastbaren, wirklichen Größen einfach durch die sichtbaren Größen der Bilder wahrnehmen oder beur-

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teilen. Dabei ist nämlich die Entfernung nicht gegeben, denn die tastbaren Objekte befinden sich in verschiedenen Entfernungen, und die Durchmesser der Abbilder, zu denen die Bilder proportional sind, verhalten sich umgekehrt wie jene Entfernungen, die nicht unmittelbar mit dem Gesichtssinn wahrgenommen werden. 1 Und gäbe man zu, sie würden so wahrgenommen, dann ist trotzdem gewiß, daß der Geist, wenn er die Größen tastbarer Objekte mit dem Gesichtssinn erfaßt, sie nicht mit Hilfe der umgekehrten Proportionen der Bilder berechnet. Jeder mag sich durch seine Erfahrung darüber informieren, daß keine solche Folgerung oder vernünftige Überlegung den gewöhnlichen Akt des Sehens begleitet. 54. Um zu erkennen, wie wir mit dem Gesichtssinn die wirkliche Größe der tastbaren Objekte wahrnehmen oder erfassen, müssen wir die unmittelbaren sichtbaren Objekte und ihre Eigenschaften oder Akzidentien betrachten. Diese unmittelbaren Objekte sind die Bilder. Manche dieser Bilder sind lebhafter, andere schwächer. Manche sind höher, andere niedriger in Bezug auf die ihnen eigentümliche Anordnung oder spezielle Lage. Obwohl diese in Wahrheit von jener der tastbaren Objekte ganz und gar verschieden ist, hat sie dennoch eine Beziehung und Verknüpfung mit ihr, und daher wird sie mit denselben Ausdrücken »hoch«, »niedrig« usw. bezeichnet. Die Größe der tastbaren Objekte nehmen wir dann durch die Größe, Schwäche und Lage der Bilder wahr, indem die größeren, schwächeren und höheren Bilder mehr an tastbarer Größe suggeneren. 55. Wir wollen zur besseren Erklärung dieses Punktes eine durchsichtige Fläche annehmen, die aufrecht vor dem Auge und senkrecht zum Horizont steht, und die in kleine, gleichgroße Quadrate eingeteilt ist. Eine gerade Linie, die vom Auge durch diese durchsichtige Fläche zur äußersten Grenze des Horizontes geht, wird einen bestimmten Punkt oder eine Höhe bezeichnen, zu der sich die horizontale Fläche erhebt, wenn man sie auf die senkrechte Fläche projiziert oder auf ihr darstellt. 1 Das Auge sieht all die Teile und Objekte auf der horizontalen Fläche durch bestimmte entsprechende Quadrate auf der senkrechten, durchsichtigen Fläche. Diejenigen, die die meisten Quadrate einnehmen, haben die größte sichtbare Ausdehnung. Diese Ausdehnung ist der Anzahl der Quadrate pro-

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portional. Die tastbaren Größen der Objekte werden aber nicht als proportional zu ihr eingeschätzt, denn diejenigen, die durch die oberen Quadrate gesehen werden, erscheinen weitaus größer als jene, die man durch die unteren Quadrate sieht, obwohl sie dieselbe oder eine viel größere Anzahl jener gleichgroßen Quadrate auf der durchsichtigen Fläche einnehmen. 56. Die Strahlen, die von all den Punkten eines jeden Teils oder Objektes auf der Horizontalebene durch die durchsichtige Fläche zum Auge gehen, stellen für die Einbildungskraft ein auf der durchsichtigen Fläche erzeugtes Abbild der Horizontalebene und all ihrer Teile dar, und dieses nimmt die Quadrate darauf bis zu einer bestimmten Höhe ein, die gekennzeichnet ist durch eine vom Auge zur äußersten Grenze des Horizontes reichende gerade Linie. Eine durch die erwähnte Höhe oder Markierung parallel zum Horizont auf der durchsichtigen Fläche gezogene Linie nenne ich die »Horizontallinie«. Jedes Quadrat enthält ein Abbild eines bestimmten entsprechenden Teils der Horizontalebene, und dieses ganze Abbild kann das »Abbild der Horizontalebene« heißen und das ihm entsprechende Bild das »Bild der Horizontalebene«. Bei dieser Darstellung suggerieren die oberen Abbilder viel mehr an Größe als die unteren, und diese Abbilder, die mehr an Größe suggerieren, sind nicht nur höher, sondern auch schwächer. Daraus folgt, daß die Schwäche und die Lage zusammen mit der sichtbaren Größe dazu beitragen, die tastbare Größe zu suggerieren. Was die Wahrheit von all dem angeht, so berufe ich mich auf die Erfahrung und Aufmerksamkeit des Lesers, der seine eigene Überlegung zu dem, was ich geschrieben habe, hinzufügen mag. 57. Es ist wahr, diese durchsichtige Fläche und die Abbilder, die nach Voraussetzung darauf projiziert werden, haben eine tastbare Natur. 1 Es gibt dann aber Bilder, die auf jene Abbilder bezogen sind, und diese Bilder haben eine Anordnung untereinander, die der Lage der Abbilder entspricht. Mit Bezug auf diese Anordnung werden jene Bilder auch »höher« oder »niedriger« genannt. 2 Diese Bilder sind auch mehr oder weniger schwach. In Wahrheit sind sie, und nicht die Abbilder, die sichtbaren Objekte. Was von den Abbildern gesagt wurde, muß also strenggenommen in Bezug auf die entsprechenden Bilder verstanden werden, deren Schwäche, Lage

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und Größe unmittelbar mit dem Gesichtssinn wahrgenommen werden, und die alle drei zur Suggestion der Größe tastbarer Objekte beitragen, und zwar nur aufgrund einer Verknüpfung, die man erfahren hat. 58. Manche meinen vielleicht, die Größe des Bildes habe eine notwendige Verknüpfung mit der des tastbaren Objektes, oder wenn sie nicht miteinander verwechselt werden - jene sei wenigstens das einzige Mittel, um diese zu suggerieren. Das ist aber so weit von der Wahrheit entfernt, daß von zwei gleich großen sichtbaren Bildern das eine, das schwächer und höher ist, eine hundertmal so große tastbare Größe suggeriert wie das andere. 1 Das ist ein einleuchtender Beweis dafür, daß wir die tastbare Größe nicht nur aufgrundder sichtbaren beurteilen, sondern daß unser Urteil oder unser Erfassen eher mit Hilfe anderer Dinge erfolgt, die jedoch deswegen, weil man nicht begreift, daß sie so viel Ähnlichkeit mit der tastbaren Größe haben, übersehen werden können. 59. Es ist ferner zu bemerken, daß außer dieser Größe, Lage und Schwäche der Bilder auch unsere Vorkenntnisse über die Art, Größe, Gestalt und Natur der Dinge dazu beitragen, uns ihre tastbare Größe zu suggerieren. So wird z.B. ein Bild in der Gestalt eines Menschen eine geringere tastbare Größe suggerieren als ein gleich großes, ebenso schwaches und in genau derselben Lage befindliches Bild in der Gestalt eines Turmes. 60. Wo die Art, Schwäche und Lage der horizontalen Bilder1 gegeben ist, wird die suggerierte tastbare Größe wie die sichtbare sein. Die Entfernungen und Größen, die wir mit der Tasterfahrung zu messen gewohnt waren, liegen in der Horizontalebene. Daher kommt es, daß die Lagen der horizontalen Bilder die tastbaren Größen suggerieren, die durch vertikale Bilder nicht so suggeriert werden. Es ist auch zu bemerken, daß unser Urteil über die tastbare Größe eines Objektes, das allmählich vom Horizont zum Zenit hinaufsteigt, nach und nach immer mehr von seiner sichtbaren Größe abhängt. Die Schwäche wird nämlich weniger, weil die Quantität der dazwischenliegenden Luft und Dämpfe abnimmt. Und während sich das Objekt erhebt, erhebt sich auch der Blick des Betrachters über den Horizont, so daß die beiden mitwirkenden Umstände, die Schwäche und die horizontale Lage, aufhören, die Suggestion

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der tastbaren Größe zu beeinflussen. Deren Suggestion oder Beurteilung wird dementsprechend zum bloßen Resultat aus der sichtbaren Größe und den Vorkenntnissen. Es ist aber einleuchtend: Wenn mehrere Dinge - z.B. Schwäche, Lage und sichtbare Größe - mitwirken, eine Vorstellung zu vergrößern, so wird sie, wenn man einige dieser Dinge nach und nach wegläßt, allmählich kleiner werden. Das ist beim Mond der FalF, wenn er über den Horizont hinaufsteigt und nach und nach seine scheinbare Größe in dem Maße verringert, wie seine Höhe zunimmt. 61. Es ist für Mathematiker selbstverständlich, den Sehwinkel und die scheinbare Größe als die einzigen oder hauptsächlichen Mittel für unsere Erfassung der tastbaren Größe von Objekten zu betrachten. Aus dem Vorausgegangenen ist aber klar, daß unsere Erfassung stärker durch andere Dinge beeinflußt wird!, die keine Ähnlichkeit oder notwendige Verknüpfung damit haben. 62. Genau dieselben Mittel, die die Größe tastbarer Dinge suggerieren, suggerieren auch ihre Entfernung 1, und zwar auf dieselbe Weise, d.h. allein aufgrund von Erfahrung und nicht aufgrund einer notwendigen Verknüpfung oder geometrischen Folgerung. Die Schwäche oder Lebhaftigkeit, die höhere oder niedrigere Lage sind also zusammen mit dem sichtbaren Format der Bilder und unseren Vorkenntnissen über die Gestalt und Art tastbarer Objekte in Wahrheit das Mittel, durch das wir die verschiedenen Grade tastbarer Entfernung erfassen. Das folgt aus dem Vorausgegangenen und wird tatsächlich jedem einleuchten, der bedenkt, daß jene Sehwinkel mit ihren Bogen oder Sehnen weder durch den Gesichtssinn noch durch irgendeine andere Sinneserfahrung wahrgenommen werden. Es ist indessen sicher, daß allein die Bilder mit ihren Größen, Lagen und Graden der Schwäche die eigentlichen Objekte des Gesichtssinnes sind, so daß alles, was jemals mit dem Gesichtssinn wahrgenommen wird, mit ihrer Hilfe wahrgenommen werden muß. Zu dieser Wahrnehmung tragen auch die Vorkenntnisse bei, die wir durch Erfahrung mit dem Tastsinn oder mit dem Gesichtssinn in Verbindung mit dem Tastsinn erworben haben. 63. Wir brauchen in der Tat nur über das nachzudenken, was wir sehen, um sicher zu sein, daß die Bilder, je kleiner sie sind, auch um so schwächer sind, und daß ihre Entfernung, je höher sie

Wahrnehmung von Entfernung

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sind - vorausgesetzt, sie bleiben noch unterhalb der Horizontallinie' oder deren Bild- um so größer zu sein scheint. Und diese höhere Lage des Bildes ist strenggenommen das, was man darunter verstehen muß, wenn man in der gewöhnlichen Sprechweise sagt, das Auge nehme Felder, Seen und dgl. wahr, die zwischen ihm und dem entfernten Objekt liegen2, denn man nimmt nur wahr, daß die ihnen entsprechenden Bilder niedriger liegen als das des Objektes.3 Es ist nun klar, daß keines dieser Bilder in seiner eigenen Natur irgendeine notwendige Verknüpfung mit den verschiedenen Graden der Entfernung besitzt. Bei etwas Nachdenken wird sich auch zeigen, daß verschiedene Umstände der Gestalt, Farbe und Art unsere Entfernungsurteile oder unser Erfassen der Entfernung beeinflussen. All das ist eine Folge unserer Vorkenntnisse, die nur das Resultat der Erfahrung sind. 64. Da es für Mathematiker selbstverständlich ist, die Dinge auf geometrische Regeln und Maße zurückzuführen, neigen sie zur Annahme, die scheinbare Größe habe an der Bildung unseres Urteils über die Entfernung der Dinge vom Auge einen größeren Anteil, als wir wirklich darin finden. Es wäre auch ohne Zweifel eine leichte, bequeme Regel für die Bestimmung des scheinbaren Ortes eines Objektes, wenn wir sagen könnten, seine Entfernung sei umgekehrt proportional zum Durchmesser seiner scheinbaren Größe, und wenn wir unser Urteil allein damit fällen könnten, ohne irgendeinen anderen Umstand zu berücksichtigen. Daß diese Regel aber nicht richtig wäre, ist klar, weil es beim Sehen mit gebrochenem oder reflektiertem Licht bestimmte Fälle gibt, in denen die Verkleinerung der scheinbaren Größe mit einer scheinbaren Verkleinerung der Entfernung verbunden ist. 1 65. Um uns aber noch mehr davon zu überzeugen, daß unsere Urteile oder Auffassungen über die Größe oder Entfernung eines Objektes nicht absolut von der scheinbaren Größe abhängen, müssen wir nur den nächstbesten Maler fragen. Er, der eher die Natur als die Geometrie betrachtet, weiß sehr gut, daß dazu noch verschiedene andere Umstände beitragen. Und da die Kunst uns nur täuschen kann, indem sie Natur nachahmt, müssen wir nur Gemälde der Perspektive und der Landschaftsmalerei ansehen, um diesen Punkt beurteilen zu können. 1

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66. Wenn das Objekt so nahe ist, daß der Abstand zwischen den Pupillen ein sinnlich wahrnehmbares Verhältnis zu ihm hat, muß man die Empfindung, von der die Drehung und Anstrengung der Augen zur Vereinigung der beiden optischen Achsen auf dem Objekt begleitet wird, als eines der Mittel für unsere Entfernungswahrnehmung ansehen. 1 Man muß zugeben, daß diese Empfindung eigentlich zum Tastsinn gehört. Da sie aber dem deutlichen Sehen bei geringer Entfernung dient und eine konstante regelmäßige Verknüpfung damit hat (je geringer die Entfernung, um so stärker die Empfindung), so ist es natürlich, daß sie ein Zeichen für die Entfernung werden mußte und sie dem Geist suggeriert. 2 Und daß es tatsächlich so ist, folgt aus jenem bekannten Experiment, bei dem man einen Ring so aufhängt, daß man seine Öffnung nicht sieht, und dann, während man ein Auge geschlossen hält, versucht, das Ende eines Stockes durch eine Bewegung von der Seite in ihn hineinzustecken. Das erweist sich als schwieriger als die Ausführung mit zwei offenen Augen, weil jene Möglichkeit fehlt, aufgrund der Empfindung zu urteilen, von der die Annäherung des Schnitt- oder Kreuzungspunktes der beiden optischen Achsen begleitet wird. 67. Es ist wahr, daß es dem Geist des Menschen gefällt, einfache, gleichförmige, allgemeine und auf die Mathematik zurückführbare Regeln oder Methoden in der Natur zu bemerken, nämlich als ein Mittel, sein Wissen gleichzeitig leichter zu gestalten und auszudehnen. Wir dürfen aber nicht zugunsten von Gleichförmigkeiten oder Analogien von der Wahrheit und den Tatsachen abgehen, uns auch nicht einbilden, der scheinbare Ort oder die scheinbare Entfernung eines Objektes müsse in allen Fällen durch dieselben Mittel suggeriert werden. Und in der Tat entspricht es den Zwecken des Sehens, wenn man annimmt, daß der Geist gewisse zusätzliche Mittel oder Hilfen braucht, um die Entfernung derjenigen Objekte genau zu beurteilen, die die nächsten sind und uns folglich am meisten angehen. 68. Man muß auch bemerken, daß das Objekt verschwommen erscheint, wenn die Entfernung so klein ist, daß sie zur Weite der Pupille ein wahrnehmbares Verhältnis hat. Und diese Verschwommenheit wird stets bemerkt, wenn man solche Objekte in der Nähe genau anschaut, und sie nimmt in dem Maße zu, wie die Ent-

Wahrnehmung von Entfernung

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fernung kleiner wird, deswegen wird sie zu einem Mittel, den Ort eines Objektes zu suggerieren. 1 Eine Vorstellung ist nämlich schon dadurch dazu geeignet, eine andere zu suggerieren, daß sie oft zusammen mit ihr wahrgenommen wird. Und wenn die eine direkt oder umgekehrt proportional zur anderen zunimmt, werden aufgrund einer solchen gewohnheitsmäßigen Verknüpfung und aufgrund der proportionalen Zu- bzw. Abnahme, die verschiedenen Grade der ersten die verschiedenen Grade der zweiten suggerieren. Die sich allmählich ändernde Verschwommenheit eines Objektes kann zur Ausbildung unserer Fähigkeit beitragen, auch geringe Entfernungen zu erfassen, wenn wir nur mit einem Auge sehen. Und nur das kann Dr. Barrows Schwierigkeit erklären, nämlich den Fall, wie er von ihm vorgelegt wurde, bei dem er sich nur auf einen einzigen sichtbaren Punkt bezieht. 2 Auch wenn man verschiedene Punkte betrachtet oder wenn man annimmt, das Abbild sei eine ausgedehnte Fläche, trägt in diesem Falle die zunehmende Verschwommenheit gemeinsam mit der zunehmenden Größe dazu bei, die Entfernung zu verkleinern, die im umgekehrten Verhältnis zu beiden steht. 69. Beim Sehen erlangten wir unsere Erfahrung durch das bloße Auge. Wenn wir durch Linsen sehen, erfassen und urteilen wir aufgrund genau dieser Erfahrung. Trotzdem dürfen wir nicht in allen Fällen von der einen auf die andere schließen, weil bestimmte Umstände, die mit Hilfe von Linsen ausgeschlossen oder hinzugefügt werden, manchmal unsere Urteile ändern, besonders soweit sie von Vorkenntnissen abhängen. 70. Was ich hier geschrieben habe, kann als Kommentar zu meinem l.-ersuch über eine neue Theorie des Sehens dienen und wird ihn, wie ich glaube, denkenden Menschen klarmachen. In einer Zeit, in der wir so viel von Denken und vernünftiger Begründung hören, mag es unnötig sein zu bemerken, wie nützlich und notwendig das Denken ist, um zu richtigen und genauen Begriffen zu gelangen, um Dinge, die verschieden sind, zu unterscheiden, um widerspruchsfrei zu reden, und sogar um zu erkennen, was wir selbst meinen. 1 Und doch können wir auch in unseren Tagen viele sehen, die sich aus Mangel daran in ewige Dummheiten und Fehlschlüsse verrennen. Kein Freund der Wahrheit und Erkenntnis

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Die Theorie des Sehens ... verteidigt und erklärt

würde also dem Denken irgendeine Einschränkung oder Entmutigung auferlegen. Es gibt aber, das muß man zugeben, gewisse allgemeine Maximen, die das Resultat von Jahrhunderten und der gesammelte Verstand (sense) der denkenden Menschheit sind. Sie dienen der großen Masse, die sich nicht selbst zu denken bemüht und deswegen durch die Gedanken anderer geleitet werden muß, als Führer oder Maßstab an Stelle des eigenen Denkens. Doch jene, die sich selbständig machen, jene, die sich nicht mehr nach den allgemeinen Maßstäben richten, oder auch jene, die solche Leute wieder zu ihnen zurückführen wollen, - wenn die nicht denken, was soll man dann von ihnen denken? Obwohl ich nicht den Anspruch erhebe, irgendwelche Entdeckungen gemacht zu haben, die andere nicht genauso hätten machen können, wenn sie es der Mühe für wert gehalten hätten, so muß ich doch vorbehaltlos sagen: Ohne Mühe und Denken wird kein Mensch jemals die wahre Natur des Sehens verstehen oder begreifen, was ich darüber geschrieben habe. 71. Es wird nicht verkehrt sein, wenn ich, bevor ich schließe, noch folgenden Auszug aus den Philosophical Transactions anfüge, der sich auf einen von Kindheit an Blinden bezieht, der viel später zum Sehen gelangte: »Als er zum ersten Mal sah, war er so weit davon entfernt, irgendein Urteil über Entfernungen zu fällen, daß er dachte, alle Objekte überhaupt würden seine Augen berühren (wie er es ausdrückte) so wie das, was er fühlte, seine Haut berührte, und er hielt keines der Objekte für so angenehm wie jene, die glatt und regelmäßig waren, obwohl er kein Urteil über ihre Gestalt bilden konnte und auch keine Vermutung davon hatte, was ihm an einem Objekt gefiel. Er kannte von keinem Ding die Gestalt und konnte kein Ding von einem anderen unterscheiden, und waren sie noch so verschieden in Gestalt oder Größe. Doch nachdem man ihm gesagt hatte, welche Dinge es waren, deren Form er von früher durch den Tastsinn kannte, wollte er sie genau betrachten, um sie wiedererkennen zu können. Da er aber zu viele Objekte auf einmallernen mußte, vergaß er viele von ihnen wieder, und - wie er sagte - anfangs lernte er tausend Dinge an einem Tage kennen und vergaß sie wieder. Mehrere Wochen, nachdem ihm der Star gestochen worden war, fragte er, als er durch Bilder getäuscht wurde, welcher Sinn der verlogene sei, der Tastsinn oder der Ge-

Bericht über einen Blindgeborenen

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sichtssinn? Er war niemals imstande, sich irgendwelche Linien jenseits der Grenzen, die er sah, vorzustellen. Von dem Zimmer, in dem er sich befand, sagte er, er wisse, daß es ein Teil des Hauses sei, doch er könne nicht begreifen, daß das ganze Haus größer aussehen könne. Er sagte, jedes neue Objekt sei ein neues Vergnügen gewesen und die Freude ~ei so groß, daß ihm die Mittel fehlten, es auszudrücken.«' So wurden durch die Tatsachen und das Experiment Punkte der Theorie, die dem Anschein nach am weitesten von der gewöhnlichen Auffassung entfernt lagen, recht gut bestätigt, und zwar viele Jahre nachdem ich durch vernünftiges Nachdenken auf ihre Entdeckung gestoßen war.

ANMERKUNGEN

Die Kennziffer einer Anmerkung nennt vor dem Komma die Paragraphen-Nummer (oder eine Text-Kurzfassung, wie: Widmung, Inhalt oder Anhang), nach dem Komma die Anmerkungshinweisziffer innerhalb des betreffenden Paragraphen oder einer Textstelle. Die Ausgaben-Bezeichnung der Schrift Versuch über eine neue Theo· rie des Sehens entspricht der von A. A. Luce verwendeten: A = erste Ausgabe 1709 B = zweite Ausgabe 1709 C = dritte Ausgabe 1732 (als Anhang zur ersten Ausgabe des

Alciphron)

D = vierte Ausgabe 1732 (als Anhang zur zweiten Ausgabe des

Alciphron)

1. Versuch über eine neue Theorie des Sehens Widmung,l. Bart = Baronet, ein englischer Adelstitel. John Percival (1683-1748), 1733 Graf von Egmont, war ein langjähriger Freund und Briefpartner Berkeleys. Sie hatten sich im Herbst 1708, also ein Jahr vor der Publikation des Versuch einer neuen Theorie des Sehens in Dublin kennengelernt. Über ihre Korrespondenz: Benjamin Rand, Ber· keley and Percival, Cambridge 1914. Widmung,2. Die Widmung kommt in den Ausgaben C und D nicht vor. Der überschwängliche Stil der Widmung entspricht der Gepflogenheit des 18. Jahrhunderts. Widmung,3. Durch die Metapher vom Sehen aus der Ferne oder Nähe spielt Berkeley auf den Inhalt seines Buches an. Widmung,4. Berkeley spielt mit dem Begriff der Vorstellung (idea) auf das Prinzip seiner Philosophie an, wonach das Sein der Dinge in unseren Vorstellungen liegt. Allerdings haben wir nach dieser Auffassung gerade keine Vorstellungen von Personen oder geistigen Wesen. Widmung,S. Vgl. § 130. Der physische und metaphysische Vorzug des Gesichtssinns vor allen anderen Sinnesvermögen wurde seit Aristoteles (Metaphysik I,1, 980a21-26; De Anima III,3, 429a2-3) immer wieder betont, z.B. Descartes (Dioptrice I,1; Principia philosophiae

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Anmerkungen

IV, 195), Malebranche (Recherche de Ia verire I,6), Locke (Essay concerning Human Understanding II, 9, 9). Inhalt,!. ,.des Schöpfers« steht nicht in den Ausgaben A und B. Inhalt,2. In den Ausgaben A und B folgt: »160. Daß das Objekt der Geometrie ungenügend verstanden wird, ist eine Ursache von Schwierigkeiten und nutzloser Arbeit in dieser Wissenschaft.« 1,1. »Entfernung« (distance) bedeutet im folgenden immer die Entfernung eines Objekts vom Betrachter und nicht die zwischen zwei betrachteten Objekten. 1,2. Mit »Vorstellungen« (ideas) meint Berkeley vor allem die der Wahrnehmung und nicht nur die der Einbildung. 1,3. Locke {Essay II,5 und 13) vertrat die Überzeugung, daß die Vorstellungen von Ausdehnung, Gestalt, Bewegung und Ruhe beiden Sinnen gemeinsam seien. - In Ausgabe A folgt: »Bei der Behandlung all dieser Dinge sind, wie mir scheint, die Autoren, die über Optik geschrieben haben, von falschen Prinzipien ausgegangen.« 2,1. Vgl. Alciphron IV,§ 8.- W. Molyneux, Dioptrica nova, London 1692, p. 113: ,.for Distance of it self, is not to be perceived; for 'tis a Line {or a Length) presented to our Eye with its End towards us, which must therefore be only a Point, and that is lnvisi· ble.« (Denn Entfernung ist an sich nicht wahrnehmbar, weil sie eine Linie (oder Länge) ist, die sich unserem Auge mit ihrem auf uns gerichteten Ende darstellt. Sie kann also nur ein Punkt sein, und der ist unsichtbar.) Berkeley etabliert hier also kein neuartiges Prinzip, wie es ihm später vorgeworfen wurde (Samuel Bailey, A Review of Berke· ley's Theory ofVision. London 1842, pp.38-43; Thomas K. Abbott, Sight and Touch, London 1864, pp.9-12. John Stuart Mill verteidigt es (Dis· sertations and Discussions, II, London 1859, p. 172-174). David M. Armstrong (Berkeley's Theory ofVision, Melbourne 1960, pp. 9-15) verweist auch auf Molyneux und wirft Berkeley eine unkritische Übernahme des Grundsatzes vor. 4,1. »Forscher«: speculative men. -In Ausgabe A heißt es: »Es ist die (allgemein) akzeptierte Meinung«, in Ausgabe B: »Es ist die Meinung e1mger«. 4,2. In Ausgabe C steht die Anmerkung: »Man sehe, was Descartes und andere über diese Sache geschrieben haben.« Vgl. Descartes, Dioptrice VI, 13. Hieraus zitiert Berkeley im Anhang. 8,1. In Ausgabe A beginnt § 8: ,.Jch habe hier die allgemeinen, üblichen Erklärungen dargelegt, die man für unsere Wahrnehmung gerin-

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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ger Entfernungen durch den Gesichtssinn gibt. Obwohl sie von den Mathematikern fraglos für richtig hingenommen und dementsprechend zur Bestimmung der scheinbaren Örter von Objekten verwendet werden, ... « In Ausgabe B heißt es: "· .. von einigen als richtig hingenommen ... « 9,1. In den Ausgaben A und B beginnt der Abschnitt: »Erstens: Es ...« 9,2. Vgl. Philosophisches Tagebuch Nr. 231. 12,1. In Ausgabe A: »Mathematiker«. 12,2. In Ausgabe A folgt: »Ja, ob es für ihn nicht völlig unmöglich ist, mit den Sinnen die verschiedenen Winkel wahrzunehmen, mit denen die Strahlen je nach ihrer größeren oder geringeren Divergenz in sein Auge fallen.« 12,3. In Ausgabe A heißt es statt »irgendjemand« »alle Mathematiker der Welt«. 14,1. In den Ausgaben A und B beginnt der Abschnitt: »Zweitens: Die ... « 14,2. Berkeleys Kritik an der Verwendung von Hypothesen steht im Kontext einer umfangreichen Diskussion seiner Zeitgenossen, die in der berühmten späteren Ablehnung von unprufbaren Hypothesen in der Experimentalwissenschaft durch Newton gipfelt {2.Ausgabe der Principia mathematica 1713, Scholium generale). Obwohl Berkeley sein eigenes Prinzip der Philosophie zunächst als »immaterielle Hypothese« bezeichnete (Philosophisches Tagebuch, Nr. 19), wendet er sich doch von Anfang an gegen die Mathematiker und Naturwissenschaftler als die »hypothetischen Herren« (ebda. Nr. 406). Vor allem in De Motu betont Berkeley den Unterschied zwischen den mathematischen Hypothesen und der Natur der Dinge (§§ 17, 66: vgl. Siris § 250). 15,1. In den Ausgaben A und B: »Der dritte und letzte ... « 16,1. »Suggestion« bedeutet bei Berkeley die Hervorrufung einer Vorstellung durch eine andere, wie das Zeichen das Bezeichnete hervorruft. Im Unterschied zum psychologischen Begriff der Assoziation enthält der Begriff der Suggestion eine Richtung. 16,2. »Empfindung«: sensation. Hier ist eine mit dem Tastsinn (s. Anm. 45,1) erfaßbare Empfindung der Augenbewegung gemeint. Vgl. §§ 27, 145 und Theorie des Sehens . .. verteidigt § 66. 19,1. »oder die seitlichen Winkel, die zwischen dem Abstand der Augen und den optischen Achsen liegen« steht nicht in den Ausgaben A und B. 20,1. Nachdem die Sprache als Modell (Zeichen- Bezeichnetes) implizit schon in§ 16 (»suggerieren«) verwendet wurde, wird sie hier zum ersten Mal explizit in diesem Sinne gebraucht.

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Anmerkungen

21,1. »Verschwommen« (confused) wird in§ 35 genauer erklärt. Vgl. Theorie des Sehens ... verteidigt§ 68. 23,1. »er sieht« (he sees): Die Pointe der Formulierung liegt darin,

daß weder im wörtlichen noch im metaphorischen Sinne eine notwendige Verknüpfung zu sehen ist. 29,1. lsaac Barrow (1630-1677), Theologe und Mathematikprofessor in Cambridge, war Lehrer und Förderer Newtons, dem er seine Professur überließ. Barrows Vorlesungen zur Geometrie werden in Berkeleys Philosophischem Jägebuch wiederholt zitiert. Dort wird auch die »Schwierigkeit« bzw. der ,.ßarrowsche Fall« erwähnt (Nr. 147, 170, 501). - Das folgende Zitat wird bei Berkeley lateinisch und anschließend in englischer Übersetzung wiedergegeben. Es stammt aus Barrows Lee-

riones XVIII Cantabrigiae in scholis publicis habitae, in quibus optico· rum phaenomenon ... (London 1669, p. 125, Lect. 18 § 13). Berkeley mag durch William Molyneux auf diese Stelle gestoßen sein, denn sie wird von ihm behandelt (Dioptrica nova, London 1692, p. 118, prop.

31 § 9). 29,2. Johannes Kepler (1571-1630), Mathematiker und Astronom,

befaßte sich im Rahmen seines astronomischen Werkes auch mit den Problemen des Sehens, vor allem in Ad Vitellionem Paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur (1604) und in der Dioptrice (1611), enthalten in: Gesammelte werke, Bd. II, München 1938 bzw. Bd. IV, München 1941. 29,3. Christoph Scheiner (1573-1650), jesuitischer Astronom in Freiburg im Breisgau, Ingolstadt und Neiße, war einer der Entdecker der Sonnenflecken vor Galilei, weswegen er mit diesem in einen Streit geriet. Er publizierte u.a. Oculus, hoc est: fundamenturn opticum, Oenipontii 1619. 29,4. Rene Descartes (1596-1650), Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler, publizierte seine Dioprique zusammen mit Les Meteores und La Geometrie 1637 als Anhang bzw. Anwendungen des Discours de Ia methode. Berkeley zitiert im Anhang zur Ausgabe B die lateinische Version (Dioptrice). Descartes, Oeuvres, publ. par Ch. Adam et Paul Tannery, Paris 1897-1913, T. VI; deutsch: Dioptrik, übers. v. Gertrud Leisegang, Meisenheim a. Glan 1954. 29,5. »Antizipationen« (anticipations): Im lateinischen Text bei Barrow steht »praenotionibus«. Berkeley verwendet in der Theorie des Sehens . .. verteidigt 1732 wiederholt den entsprechenden englischen Ausdruck »prenotions«. Offenbar schien ihm dieser Ausdruck 1709 noch ungeeignet. 29,6. Andreas Tacquet (1612-1660), in Antwerpen und Löwen Mathe-

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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matik lehrender Jesuitenpater, der u.a. an Cavalieris Indivisibilienmethode und an den mathematischen Äußerungen von Hobbes Kritik übte. Berkeley hat selbst Tacquet gelesen und erwähnt ihn in seinen frühen mathematischen Schriften (Arithmetica absque algebra/Miscellanea ma· thematica, in: WVrks, ed. Luce/ Jessop, IV, p. 167, 213). Tacquets Optica wird bei William Molyneux (Dioptrica nova, London 1692, pp. 107, 113) lobend zitiert. Das im Text erwähnte Prinzip findet sich in Taquets Catoptrica (Opera mathematica, Antwerpen 1669, '1707, p. 223, I. prop.22). Es läßt sich bis in antike Quellen zurückverfolgen. 29,7. »Katoptrik« ist der aus der Antike stammende Ausdruck für die Lehre von den Spiegelungen. 30,1. Siehe Anm. 29,6. -Bei Tacquet lautet der Satz: »In omni speculo plano et conuexo obiecti punctum vnumquodque non alibi apparet quam in concursu radij reflexi cum catheto incidentiae.« Berkeley zitiert den Satz auf Englisch: »every visible point seen by reflexion from a speculum shall appear placed at the intersection of the reflected ray, and the perpendicular of incidence.« Wie aus Tacquets Erläuterungen hervorgeht, bedeutet es: Das Bild A' eines vor dem Spiegelliegenden Objektpuntkes A erscheint dort, wo das von A auf den Spiegel gefällte Lot die Gerade, in der der reflektierte Strahl verläuft, schneidet. 33,1. Die Strahlenbrechungslehre heißt nach Kepler Dioptrik. 34,1. Die Vereinigung der Strahlen hinter der Retina findet nicht wirklich statt. 37,1. Vgl. Philosophisches Tagebuch, Nr. 170. 38,1. Zur Wertschätzung der geometrischen Optik und zu ihren Grenzen s. § 78 und Theorie des Sehens ... verteidigt § 31. 40,1. Berkeley macht hier selbst die Anmerkung: »Par.l, Prop. 31, Sect.9.« Damit verweist er aufW. Molyneux, Dioptrica nova -A Trea· tise ofDioptricks, London 1692, pp. 117-119. Berkeley zitiert englisch. 40,2. »Deutlichkeitspunkt« und »Zugehöriger Brennpunkt« sind ältere Ausdrücke für den Bildpunkt. 40,3. Anmerkung Berkeleys: »Molyneux, Dioptr., Par. I, Prop. 5.« 41,1. In den Prinzipien der menschlichen Erkenntnis(§ 43) verweist Berkeley selbst auf diesen Paragraphen. 42,1. Die Veranschaulichung durch den Blinden mit den Stäben findet sich bei Malebranche (Recherche de la verite 1,9, § 3) und bei Descartes (Dioptrice Vl,9. Die entsprechenden Abbildungen finden sich in der Ausgabe von Adam/Tannery in T:VI, p.136 im Rahmen der französischen Fassung.) Berkeley zitiert Descartes' Darstellung im Anhang zur Ausgabe B. 43,1. Vgl. Alciphron IV, 10.

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Anmerkungen

44,1. »Sichtbarer Punkt« oder »minimum visibile« (sichtbares Minimum , Sehminimum) bedeutet für Berkeley den kleinsten noch sichtbaren Ausschnitt des Gesichtsfeldes. Es ist ein Minimum der Ausdehnung und nicht der Intensität. In analogem Sinne spricht Berkeley auch vom »tastbaren Minimum« (Tastminimum) oder allgemein von einem Minimum der Sinneswahrnehmung. Dazu § 54 und Philo· sophisches Tagebuch (z.B. Nr. 59, 70 u.ö.). 45,1. Der Tastsinn (touch) umfaßt auch den Bereich der Empfindungen aufgrundvon Muskelanstrengungen oder Bewegungen. Vgl. Anm. 16,2. 49,1. In den Ausgaben A und B stand »Materie« (»Sache«, »matter«) statt »Dinge«. Berkeley versuchte wohl, diesen Ausdruck zu vermeiden, weil er die Existenz der Materie im ontologischen Sinne leugnete. 49,2. In den Ausgaben A und B stand »Ding« statt »Objekt«. 50,1. »näherkommen«: In den Ausgaben A und B stand» näherkommen oder auch nur den Anschein haben näherzukommen«. 51,1. In den Ausgaben A und B stand statt »glaube« »Zweifle nicht daran«. 53,1. Z.B. W. Molyneux, Dioptrica nova, London 1692, I, Prop.28. 54,1. Siehe Anm. 44,1. 55,1. Zur Koexistenz von Objekten des Gesichts- und des Tastsinns s. Philosophisches Tagebuch Nr. 287. 56,1. Mit Stärke oder Schwäche ist die visuell bewertete Lichtintensität gemeint, die man heute als Leuchtdichte bezeichnet. 57,1. In Ausgabe A hieß es »der Augen«. 57,2. In den Ausgaben A und B stand »Anzahl der dazwischenliegenden Objekte« statt »Anzahl und Lage der Objekte«. 58,1. In den Ausgaben A und B stand »Verschwommenheit, Schwäche usw.« statt »Verschwommenheit und Schwäche«. 59,1. In den Ausgaben A und B heißt es »und hauptsächlich ... «. 59,2. Vgl. § 85. 59,3. In den Ausgaben A und B steht »sinnlich erregt« (sensibly affect us) statt »angeht« (concern us). 61,1. Siehe Anm. 44,1. 61,2. Berkeley läßt hierbei außer acht, daß auch dem Tastsinn »ein und dasselbe« Ding verschieden groß erscheinen kann z.B. kann ein Körnchen, das wir kaum zwischen den Fingerspitzen fühlen, der Zunge sehr groß erscheinen. 63,1. In den Ausgaben A und B steht »oft« statt •wirklich«. 63,2. In den Ausgaben A und B endet hiermit§ 63. 64,1. Berkeley geht davon aus, daß die Vorstellungen des Tastsinns

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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das Bezeichnete (Designatum) und die Vorstellungen des Gesichtssinns das Bezeichnende (Designator) sind. Vgl. § 59 und Anm. 61,2. 65,1. Vgl. Philosophisches Tagebuch Nr. 231. 66,1. In den Ausgaben A und B steht »einige« statt »viele«. 66,2. In den Ausgaben A bis C steht »im Geist« (in ... minds), in Ausgabe D »des Geistes« (of ... minds). 66,3. Vgl. Philosophisches Tagebuch Nr. 220. 67,1. Der Meridian, die Mittagslinie, ist die Linie am Himmel, in der die Gestirne im Laufe eines Tages ihren höchsten Stand erreichen. 67,2. »Mond am Horizont« (horizontal moon) wörtlich »horizontaler Mond«. Zur »Mondtäuschung« s.I.Rock, Wahrnehmung, pp.21-25. 70,1. Der hier als dritter aufgeführte Aspekt bildete in den Ausgaben A und B den vierten. In A heißt es: »Drittens: Es kann nicht an den äußeren Umständen oder dazwischenliegenden Objekten liegen, sondern muß ein Einfluß des sichtbaren Mondes selbst sein. Sieht man nämlich durch ein Rohr, d.h. wenn alle anderen Objekte aus dem Blickfeld ausgeschlossen sind, ist die Erscheinung so groß wie sonst.« In B steht stattdessen: »Drittens: Es kann nicht an den äußeren Umständen oder dazwischenliegenden Objekten wie Bergen, Häusern, Feldern usw. liegen, denn auch wenn alle diese Objekte aus dem Blickfeld ausgeschlossen sind, ist die Erscheinung so groß wie sonst.« Berkeley hat die falsche Meinung, daß beim Blick durch ein Rohr die scheinbare Vergrößerung des Mondes erhalten bleibe, wahrscheinlich von William Molyneux ungeprüft übernommen. Dieser hatte sie in den Philosophical Transactions gegen die Erklärung von Descanes angeführt. Über die möglichen Gründe für Berkeleys verschiedene Deutungen der scheinbaren Mondvergrößerung: David Berman, Berkeley and the Moon Illusion, Revue internationale de philosophie 39{1985), pp.215-222.- "· .. eher um so kleiner ... «: Da der Beobachter den Mond nicht vom Erdmittelpunkt aus betrachtet, sondern von der Erdoberfläche, sieht er den Mond am Horizont aus einer Entfernung, die - wenn auch nur wenig - größer ist als bei der Betrachtung des Mondes im Zenit, so daß der Mond am Horizont kleiner erscheinen müßte. 70,2. W. Molyneux definiert: »Schwaches Sehen wird hervorgerufen, wenn nur wenige Strahlen ein einziges Bündel bilden.« (Dioptrica nova, London 1692, p. 109, prop. 28 § 10). 72,1. In Ausgabe A steht an dieser Stelle in Parenthese: »Ich spreche mit dem Volk.« Diese Bemerkung bezieht sich nicht nur auf das Sehen aus einer Entfernung, die ja nach Berkeley eigentlich nicht gesehen werden kann, sondern wohl auch auf die ihm unpassend erscheinende Ausdrucksweise, daß gewisse Teilchen »nicht wahrnehmbar« (unperceivable)

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Anmerkungen

sind, was dem Berkeleyschen Prinzip, daß Sein Wahrgenommenwerden ist, widerspricht. 73,1. In der Ausgabe A steht an Stelle des folgenden Teils von § 73: »Betrachtet man dies recht, so kann es vielleicht einigen Einwänden vorbeugen, die man sonst gegen das erheben könnte, was wir als die wahre Erklärung der Erscheinung des Mondes am Horizont angeführt haben.« 74,1. »oder wirklichen« (or real) ist Berkeleys Zusatz in den Ausgaben C und D. Er zeichnet damit die tastbaren Objekte gegenüber den sichtbaren aus. Der Grund hierfür ist in § 59 enthalten. 75,1. Pierre Gassendi (1592-1655), französischer Philosoph, Erneuerer der antiken Atomistik und Gegner Descartes', behandelt die scheinbare Sonnengröße in De apparente magnitudine solis humilis atque sublimis epistolae quatuor, Paris 1642, in: Opera, Lyon 1658, Nachdr. Stuttgart-Bad Cannstatt 1964, T.III, pp.420-477. Berkeley zitiert aus dieser Schrift im Anhang. - Zu Descartes s. Anm. 29,4. Er behandelt die scheinbare Vergrößerung des Mondes in Dioptrice VI (Oeuvres, publ. Adam/Tannery, VI, p. 145 bzw. 612). Descartes hält die dazwischenliegenden Objekte, die uns den Eindruck einer größeren Entfernung (bei gleichem Sehwinkel) vermitteln für den Grund der Vergrößerung. Thomas Hobbes (1588-1679), englischer Philosoph und Politiker. Berkeley erwähnt im Philosophischen Tagebuch (Nr. 834, 837) die Einwände von Hobbes gegen Descartes und Wallis. Das Problem der scheinbaren Größe der Gestirne behandelt er in De Homine (Kap. 7, §§ 7f. Opera Latina, ed. G. Molesworth, London 1839-1846, Nachdruck Aalen 1966, V, pp. 62-64). In De Corpore (IV, Kap. 27, § 14) führt Hobbes als möglichen Grund für die scheinbare Vergrößerung am Horizont die Reflexion an Dampf- und Dunstteilchen an, wodurch der Kegel der in die Augen fallenden Strahlen vergrößert werde. 75,2. Berkeley macht hier die Anmerkung: »Phil. Trans. Num. 187. p. 314«. In den Ausgaben A und B steht diese Anmerkung zusammen mit dem Zusatz »Von Herrn Molyneux« im Text. Der Artikel trägt den Titel »Concerning the apparent magnitude of the sun and moon, or the apparent distance of two stars, when nigh the horizon, and when higher elevated« und ist mit William Molyneux unterzeichnet. Er nimmt nicht nur auf Gassendi, Descartes und Hobbes, sondern auch auf Honoratus Fabri, Hevelius und Riccioli Bezug. 75,3. Berkeley macht die Anmerkung: »Numb. 187. p. 323«. In den Ausgaben A und B steht sie im Text. 75,4. John Wallis (1616-1703), englischer Mathematiker. Seine Kritik an der angeblichen Kreisquadratur von Hobbes wird von Berkeley

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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im Philosophischen Tagebuch zitiert.- Der Artikel über die scheinbare Größe der Gestirne am Horizont trägt den Titel »The Sentiments of ... J. Wallis ... upon the aforesaid Appearance« und steht in den Phi· losophical Transactions unmittelbar hinter dem Artikel von Molyneux (pp.323-329). 77,1. »Vermute ich« (suppose): In den Ausgaben A und B steht »Ohne Zweifel« (without doubt). 77,2. In den Ausgaben A und B war hier noch folgender Satz eingeschoben: »Und was die Absurdität angeht, daß irgendeine Vorstellung eine andere in den Geist bringe, obwohl sie selbst nicht wahrgenommen wird, so haben wir sie schon einer Betrachtung unterzogen, und sie ist zu offensichtlich, als daß wir uns weiter darüber verbreiten müßten.« 77,3. Der hier folgende Teil des§ 77 fehlt in den Ausgaben A und B. 77,4. »höher« und »tiefer« als Ausdrücke zur Bezeichnung der Verhältnisse innerhalb des Gesichtsfeldes. - Berkeley leugnet nicht die Verknüpfung, sondern nur ihre Notwendigkeit. 78,1. Zum Nutzen der geometrischen Optik vgl. § 38.- Berkeleys Vorwurf greift die exakten Naturwissenschaftler gerade im Hinblick auf die Exaktheit an, denn die Ergebnisse der geometrischen Optik mögen zwar eine innere Exaktheit besitzen, aber aus demselben Grunde treffen sie auf die Wirklichkeit nicht exakt zu. 78,2. In den Ausgaben A und B steht »kaum« (hardly) statt »nie« (never). 79,1. Über »sichtbare Punkte« s. Anm. 44,1. 79,2. Statt »nicht leicht« steht in den Ausgaben A und B »ohne gewisse Mühe und geistige Anstrengung nicht völlig«. 80,1. Die aus dem Bereich des Sehens stammenden Metaphern »Licht« und »Reflexion« werden in diesem Paragraphen von Berkeley bewußt verwendet. 80,2. Vgl. Philosophisches Tagebuch Nr. 116. - Berkeleys Kritiker nahmen an dieser Stelle Anstoß. Ihm wurde z.B. von einem als »AntiBerkeley« zeichnenden anonymen Autor eines Artikels in Gentlemen's Magazine (vol. XXII, Jan. 1752, p.12) entgegengehalten, daß Lebewesen, die kleiner seien als das (menschliche) Sehminimum, ihren eigenen Leib nicht sehen könnten. Diese Kritik kam verspätet, denn Berkeley hatte im dritten Teil des Anhangs (1709) schon auf diesen Einwand geantwortet. 80,3. »Unverträglich« (inconsistent) steht im Gegensatz zu »bestehen« (consist) im ersten Teil des Satzes. Das Wortspielläßt sich im Deutschen kaum nachahmen.

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Anmerkungen

84,1. »intelligenten Wesen« (intelligences): Seit Thomas von Aquin diente »intelligentiae« als Ausdruck für himmlische Wesen (Engel). 85,1. Im Zusammenhang mit den Fragen, ob unsere Sinnesvermögen von Gott zuverlässig genug eingerichtet seien, äußerte Malebranche den Gedanken, daß das Mikroskop nicht nur »vergrößere«, sondern uns eine Welt in der Welt zeige (Recherche de Ia verite I, 6, 1). Locke ging darüber hinaus und behauptete, »mikroskopische Augen« würden uns in eine »ganz andere« Welt entrücken (Essay concerning Human Understanding II,23,12). Durch Alexander Pope fanden die mikroskopischen Augen Eingang in die Dichtung: »Why has not Man a microscopic eye?/ For this plain reason, Man is not a Fly.« (Warum das Mikroskopaug' Menschen fehlt?/ Als Mücke nicht, als Mensch ist er beseelt. - Ubers. W. Breidert) (Essay on Man I, 193f.) 85,2. Vgl. § 59. 86,1. In den Ausgaben A, B und C war hier der Satz eingeschoben: »Ich wüßte aber gerne, worin diese Schärfe besteht, die man für eine große Auszeichnung des Gesichtssinns hält.« 86,2. »sehe« (see): R. Schmidt übersetzte ,.finde« und verdeckte damit die optische Metaphorik, die vielleicht beabsichtigt war (vgl. Anm. 80,1). 86,3. In den Ausgaben A und B folgte der Satz: »Ich überlasse es jedem zu entscheiden, ob dies eine wünschenswerte Verbesserung wäre oder nicht.« 89,1. Vgl. §§ 113 ff. -Die »Schwierigkeit«, »Wie es kommt, daß das Auge die Objekte aufrecht sieht«, wird z.B. von William Molyneux (Dioptrica nova, London 1692, p. 105, prop. 28 § 4) behandelt. Berkeley übernimmt die Abbildung von dort (bei p. 103). Wie auch Descartes (Dioptrice Vl,17, Oeuvres, T. VI, p. 611) macht Molyneux darauf aufmerksam, daß eigentlich nicht das Auge, sondern die Seele sehe. 89,2. Diese Illustration wurde von Descartes benutzt (a.a.O., p. 608f.) und daher von Berkeley im Anhang zitiert. 89,3. Berkeley macht die Anmerkung: »Dioptrica, par. II, c.7, p.289.« 90,1. In den Ausgaben A und B heißt der erste Satz: »Wie vernünftig und zufriedenstellend diese Erklärung anderen auch gelten mag, mir erscheint sie doch gewiß keineswegs richtig.« 90,2. »das Erfassen des Objekts mittels der Achsen der Strahlenbündel«: »hunting for the object along the axes of the radious pencil«. 90,3. In den Ausgaben A und B folgt: »Wir können es also wagen, diese Auffasung über die Art und Weise, wie der Geist die aufrechte Erscheinung der Objekte wahrnimmt, als eine vom gleichen Schlage zu bezeichnen wie jene anderen in der Optik vertretenen Lehren, die

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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wir in den vorangehenden Teilen dieser Abhandlung zu prüfen und zu widerlegen Gelegenheit hatten.« 103,1. Zur Beantwortung der Frage s. §§ 139f. 109,1. Zur Unterscheidung von primären und sekundären Qualitäten s. Aristoteles, De anima III,1, 425a14-16; Locke, Essay concerning Human Understanding 11,8,9. Vgl. Berkeley, Prinzipien der menschlichen Erkenntnis§§ 12f., 119-122.- Um die von John Stuart Mill propagierte physische Fundierung der Zahl zu untergraben, zitiert Gottlob Frege in§ 25 seiner Grundlagen der Arithmetik (1884, Nachdruck der 2. Aufl. Darmstadt 1961, S.33) aus der Theorie des Sehens § 109, doch nicht aus dem Original, sondern aus Joh.Julius Baumann, Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik, Il, Berlin 1869, S.428. 111,1. Die Absurdität des »gleichweit« wird in § 112 korrigiert. Da die Objekte des Tastsinns ebenso wie die des Gesichtssinns aus Vorstellungen konstituiert sind, müßte Berkeley eigentlich zu dem Schluß kommen, daß beide »im Geist« sind. Berkeley vermeidet diese Konsequenz hier bewußt, denn er hatte sich diese Auffassung schon im Phi· losophischen 7ägebuch notiert. In den Prinzipien der menschlichen Erkenntnis(§§ 43 f.) vertritt er dann auch öffentlich die Überzeugung, daß sich die Vorstellungen beider Arten »im Geist« befinden, und ist bemüht, die Verwendung des »vulgären Irrtums« in seiner Theorie des Sehens damit zu entschuldigen, daß er in dieser Schrift nicht die Absicht gehabt habe, ihn zu widerlegen. 112,1. »Punkte« s. Anm. 44,1. 116,1. Dieser Irrtum wurde etwa durch die Darstellung in Descartes' Dioptrice (cap.V) begünstigt, weil dort das Auge mit einem dunklen Zimmer verglichen wird, in das durch ein Fenster Licht fällt bzw. mit dem Fenster selbst. Die beigefügten Abbildungen zeigen in dem dunklen Zimmer den Forscher, der die Bilder auf der Retina (z.B. eines Ochsenauges) beobachtet (Descartes, Oeuvres, T. VI, pp. 116, 119, 122, 125, 139). 117,1. ... daß es eine solche Ähnlichkeit nicht gibt ... 120,1. Immer wieder hat Berkeley vor der Verführung durch die Sprache gewarnt, vor allem im Philosophischen 7ägebuch (z.B. Nr. 565, 627, 642, 696), in Prinzipien der menschlichen Erkenntnis (Einführung§ 21 f.) und Über die Bewegung (§1). 121,1. »nicht eine einzige, numerisch identische«: »no one self same numerical«. Vgl. § 133. Unter der numerischen Identität versteht man seit Aristoteles die Identität eines Dinges im Gegensatz zur Identität (Gleichheit) der Art oder Gattung. Vgl. Aristoteles, Metaphysik V,9, 1018a6 u.13; Topik 1,7, 103a8.

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Anmerkungen

122,1. Zu Berkeleys Angriffen auf die Existenz abstrakter Ideen sehe man Philosophisches Tagebuch (z.B. Nr. 513}, Prinzipien der menschli· eben Erkenntnis (Einf. §§ 6-20}, Alciphron (VII,§§ 5f.) und Verteidi· gung des freien Denkens in der Mathematik (in: Schriften über die Grundlagen der Mathematik und Physik, hrsg. v. W. Breidert, §§ 45-48}. 124,1. Vgl. Aristoteles, Metaphysik XIII,10, 1087a10ff. 125,1. Statt »der Verfasser« heißt es in den Ausgaben A und B »der mit Recht bewunderte Verfasser«. Gemeint ist Locke, dessen Essay auf den jungen Berkeley besonders großen Eindruck machte, wie man vor allem im Philosophischen Tagebuch sieht. Er hat sich aber auch später noch intensiv mit Locke befaßt, wie die zahlreichen Änderungen zeigen, die er in den späteren Ausgaben an § 125 vornahm. 125,2. In den Ausgaben A und B steht »oder, was dasselbe ist,« statt »oder«. 125,3. Man sehe die in Anm. 122,1 angegebenen Stellen. 125,4. In den Ausgaben A und B war hier folgender Satz eingeschoben: »Ich bin sicher, wenn das so ist, so ist es für mich unmöglich, ein Wissen auch nur über die ersten Elemente der Geometrie zu erlangen, da ich nicht die Fähigkeit besitze, in meinem Geist solch eine Vorstellung wie die hier beschriebene zu bilden.« 125,5. »aus verschiedenen Arten gemischten Vorstellungen«: »ideas of mixed modes«. 125,6. In den Ausgaben A und B: "· .. ein Mann von so klarem Verstand, der so viel und so gründlich dachte, und der einen ... « 125,7. In den Ausgaben A und B steht »seine Meinung über abstrakte Figuren und Ausdehnung« statt »seine Meinung«. 125,8. In den Ausgaben A und B war hier der Satz eingeschoben: »Ich will nur bemerken, daß die viel gepriesenen Metaphysiker und Forscher anscheinend Fähigkeiten besitzen, die von denen gewöhnlicher Menschen verschieden sind, wenn jene von allgemeinen oder abstrakten Dreiecken, Kreisen usw. sprechen und derart entschieden erklären, diese seien Gegenstand all der ewigen, universalen Wahrheiten in der Geometrie.« 128,1. In den Ausgaben A und B beginnt der Paragraph: »Erstens: Wenn ... « 128,2. In den Ausgaben A und B folgte noch der Satz: »Gewiß kann man sich auch in diesem Falle auf das Urteil einer solchen vorurteilsfreien Person mehr verlassen als auf die Gefühle der Menschen im allgemeinen, die sich, wie auch sonst fast immer hierbei eher von Gewohnheit und den falschen Suggestionen des Vorurteils leiten lassen als von Vernunft und ruhiger Überlegung.«

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129,1. Siehe Anm. 128,1. 130,1. In den Ausgaben A und B steht »Der hervorragende Locke«

statt »Locke«. 130,2. »Spitze« {nicety): Die darin enthaltene Doppeldeutigkeit (Spitzfindigkeit bzw. Schärfe einer Fähigkeit) ist wohl von Berkeley beabsichtigt. 130,3. »Im strengen Sinne« {in a strict sense) ist im Englischen ebenso doppeldeutig wie im Deutschen, nämlich Bedeutung bzw. Sinnesvermögen. 130,4. »doch das werden sie auch durch das Gehör«: In den Ausgaben A und B stand stattdessen: »deswegen sehe ich dann keinen Grund, warum der Gesichtssinn für umfassender gehalten werden sollte als das Gehör«. 131,1. In den Ausgaben A und B war hier der Satz eingeschoben: »Ich gebe zu, selbst zur letzteren Art zu gehören.« 132,1. William Molyneux {1655-1698) hatte das berühmt gewordene Problem Locke brieflich vorgelegt, der es in die zweite Ausgabe seines Essay aufnahm {11,9,8). Dementsprechend wird es von Leibniz in den Nouveaux essais sur l'entendement humain {11,9, 8) behandelt. Das Problem hat Berkeley immer wieder beschäftigt, z.B. Philosophisches Tagebuch Nr. 27f, 38, 49, 58f, 95, 100, 246, 295, Alciphron IV, 9, 11. Dazu S. Desieee Park, Locke and Berkeley on the Molyneux Problem, Journal of the History ofldeas 30 {1969), pp. 253-260. JudithJarvis Thomson, Molyneux's Problem, The Journal of Philosophy 71(1974), pp. 637-650. Michael J. Morgan, Molyneux's Question, Cambridge etc. 1977. 133,1. s. Anm. 121,1. 133,2. Gemeint sind Molyneux und Locke. In den Ausgaben A und B steht », •. beiden sehr klugen ... « 135,1. »Vorsprung« {protrusion): Gemeint ist das Hervorragen in Richtung auf den Beobachter. 140,1. Berkeley unterscheidet hier zwischen Objekt- und Metasprache, ohne daß er diese Ausdrücke zur Verfügung hat. 142,1. Dieses wird in§ 143 näher erläutert. Die Objekte des Gesichtssinns repräsentieren die des Tastsinns nicht aufgrundeiner inhaltlichen Ähnlichkeit, sondern aufgrund einer Übereinstimmung der Struktur. Nur soweit die Komplexität des Bildes (Zeichens) mit der des Originals übereinstimmt, ist es zur Abbildung geeignet. Vgl. Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus 2.1 ff. 143,1. »adultery« bedeutet Ehebruch. Es wurde nicht übersetzt, weil das deutsche Wort zwar acht Buchstaben, aber nur sieben Laute enthält. Analoge Phänomene gibt es auch im Englischen (z.B. Wörter mit »th«). Berkeleys Angriff auf die These von der Ähnlichkeit zwischen

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Anmerkungen

Zeichen und Bezeichnetem ist also auf die These von der Strukturgleichheit ausdehnbar. Seine Auffassung ist daher in diesem Punkt nicht haltbar. 146,1. In den Ausgaben A und B heißt es » ••• so fest in unserem Verstand ... « Offenbar will Berkeley vermeiden, daß der »Suggestion« ein rationales Moment beigelegt werden könnte. 147,1. Statt »eine universale Sprache des Schöpfers der Natur« hieß es in den Ausgaben A und B nur »die universale Sprache der Natur«. Die in§ 147 gezogene Konklusion ist, wie Berkeley in der Theorie des Sehens . .. verteidigt (§38) hervorhebt, das Ziel seiner Wahrnehmungsanalyse. Zur Sprache des Schöpfers s. § 152 und Alciphron IV, 7 u. 12. Vgl. auch Malebranche, Recherche de Ia verite 1,6 § 1, wonach uns die Augen zur Erhaltung unseres Körpers gegeben sind und für diesen Zweck eine hinreichende Genauigkeit besitzen. 148,1. Vgl. Theorie des Sehens . .. verteidigt§§ 6 u. 46f. Im Alciphron (IV, 21) erläutert Berkeley die Begriffe der metaphorischen und der eigentlichen Analogie sowie ihre Verwendung in der Theologie, wobei er Cajetan, den italienischen Scholastiker des 15. Jhs. zitiert. Vgl. Kant, Kritik der Urteilskraft § 59. 149,1. Wie auch seine Zeitgenossen sucht Berkeley nach dem Gegenstand der Geometrie, ohne der Frage nachzugehen, ob den verschiedenen Sinnesbereichen nicht vielleicht verschiedene Geometrien entsprechen (für Ansätze dazu s. § 156). Diese Frage wird erst von Thomas Reid (Inquiry, 1764), ausgehend von Berkeleys Gedanken, explizit gestellt. W. Breidert, Die nichteuklidische Geometrie bei Thomas Reid, Sudhoffs Archiv 58 (1974), S.235-253. 152,1. »des Schöpfers« steht nicht in den Ausgaben A und B. 152,2. In den Ausgaben A und B folgt noch der Satz: »Daraus kann man vielleicht in einem gewissen Maße jene besondere Evidenz und Klarheit der geometrischen Beweise herleiten.« 153,1. s. Anm. 84,1. 154,1. Zum Begriff der Suggestion s. Anm. 16,1. 154,2. Hier ist vor allem an Ellipse, Parabel und Hyperbel zu denken, die seit der Antike als Kegel»schnitte« interpretiert wurden. 155,1. Das auf das Sehen beschränkte Wesen könnte keinen Kongruenzbegriff durch das Umklappen von Flächen bilden, doch auch in der Fläche bleibende Figuren könnten nicht »aufeinander«liegen oder eine »hinter« der anderen verschwinden. 157,1. Statt »die Menschen zur Meinung neigen« steht in den Ausgaben A und B »es die Meinung einiger sehr geistreicher Menschen ist«. Ohne »sehr« steht dieser Text auch in Ausgabe C.

Versuch über eine neue Theorie des Sehens

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158,1. Berkeley leugnet, daß wir ,.flache« Figuren oder ,.flächen« unmittelbar als solche sehen, denn diese Begriffe sind auf die dritte Dimension bezogen. D. M. Armstreng meint, nach Berkeley seien die sichtbaren Figuren zwar nicht ,.flach«, aber doch zweidimensional. Wie § 156 zeigt, bezweifelt Berkeley aber, daß sie überhaupt •geometrisch« behandelt werden können, und das heißt wohl auch, daß sie nicht unter dem Begriff der Dimension erfaßt werden können. 159,1. In den Ausgaben A und B stand zusätzlich» ... die ihm vertraut ist ... « 159,2. In den Ausgaben A und B beginnt an dieser Stelle ein neuer Paragraph mit der Nummer 160. 159,3. In der Rezension von 1711 hatte Ledere den Einwand erhoben, daß die Punkte, Linien und Flächen der Geometrie nicht tastbar seien. Berkeley erwiderte in einem Brief an Ledere, »tastbar« sei doppeldeutig. Streng genommen seien die geometrischen Gebilde nicht tastbar, denn sie unterlägen nicht den Sinnen, aber sie bezögen sich trotzdem auf den Tastsinn, da sie durch eine geistige Operation im Hinblick auf die Tastvorstellungen gebildet würden (»etsi ipsa sub sensum non cadunt, tarnen ad tactum referuntur, unde originem aliquo modo habent, quum per operationem mentis formentur ad speciem idearum tactui primitus impressarum•, Works, ed. Luce/Jessop, vol. VIII, p. 50}. 159,4. In den Ausgaben A und B folgte: »Ich bin sicher, daß mir dazu etwas eingefallen ist, was ich zwar nach sorgfältiger Prüfung zwangsläufig für wahr halten muß, das aber trotzdem so weit außerhalb des üblichen Weges der Geometrie zu liegen scheint, daß ich nicht weiß, ob es nicht für Vermessenheit gehalten wird, wenn ich es in einer Zeit veröffentliche, in der diese Wissenschaft so gewaltige Fortschritte durch neue Methoden gemacht hat. Ein großer Teil davon wird vielleicht ebensogut wie ein Teil der Entdeckungen früherer Zeiten sein Ansehen verlieren, und viel von der Begeisterung, mit der die Leute die schwer verständliche und spitzfindige Geometrie studieren, wird sich legen, wenn sich erweist, daß das, was mir und einigen wenigen, denen ich es mitgeteilt habe, evident wahr erscheint, auch wirklich so ist.« Anhang,l. Der Anhang steht nur in der Ausgabe B. Anhang,2. Berkeley schreibt in einem Brief vom 1. März 1710 (Works, ed. Luce/Jessop, vol. VIII, p. 31} an Percival u.a. über die Ausgabe B: »Ich habe im Text der Abhandlung einige Änderungen vorgenommen und Zusätze angebracht, außerdem habe ich mich in einem Anhang bemüht, die Einwände des Erzbischofs von Dublin zu beantworten. Es bleibt noch der Einwand, dieses Buch sei nutzlos, aber ich hoffe,

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Anmerkungen

durch eine Abhandlung, die jetzt im Druck ist, bald klarzumachen, daß das Dargelegte den Zielen der Moral und der Religion dient, ... « Die genannte Abhandlung ist Prinzipien der menschlichen Erkenntnis. Der Erzbischof von Dublin war William King (1650-1729), der Autor mehrerer theologischer Bücher. Berkeley kritisiert im zitierten Brief Kings Theologie der metaphorischen Deutung durch »Analogie«, wie sie auch Peter Browne vertrat (s. Theorie des Sehens ... verteidigt§ 6). Anhang,3. Den folgenden Text zitiert Berkeley lateinisch aus Descartes, Dioptrice, VI§ 13 (Oeuvres, ed. Adam/Tannery, T. VI, p. 609f. Französisch ibid. p. 137f.). Von dort übernahm Berkeley auch die Abbildungen. Anhang,4. Berkeley zitiert den Text von Gassendi lateinisch. P. Gassendi, Opera omnia, Lyon 1658, Nachdr. Stuttgart-Bad Cannstatt 1964, III, p. 421. Anhang,5. s. Anm. 80,2. Anhang,6. Berkeley bezieht sich offenbar auf den im Tatler(16. August 1709) berichteten Fall des zwanzigjährigen William Jones, der durch den Arzt Roger Grant erfolgreich operiert wurde. Seiner besorgten, nicht besonders hübschen Verlobten gab der Patient den Rat, ihm seine Augen herauszureißen, falls er sich aufgrund des Sehens von ihr abwenden sollte. Berkeley erwähnt diesen Fall sonst nirgends, vielleicht weil er nichts zur Bestätigung seiner Theorie beitrug. Er erwähnt aber einen anderen Fall in Theorie des Sehens . .. verteidigt § 71. Weitere Literaturhinweise in Anm. 132,1.

2. Ein Brief eines anonymen Verfassers an den Autor des »Kleinen Philosophen« Brief,!. Im Februar 1732 publizierte Berkeley den Alciphron (1. Ausg.) und fügte ihm als Anhang seinen Versuch über eine neue Theorie des Sehens (3. Ausg.) bei. Am 9. September 1732 erschien im Daily Postbay (London) der hier in Übersetzung wiedergegebene Brief. Im Jahr darauf publizierte Berkeley als Antwort die Theorie des Sehens ... verteidigt, die den anonymen Brief als Anhang enthielt. Er ist enthalten in Berkeley, Works, ed. Luce/Jessop, vol. I, p. 277-279. Am 4. April 1734 schrieb Berkeley an seinen amerikanischen Freund Samuel Johnson (1696-1772, »Vater der amerikanischen Philosophie«, ab 1754 erster Präsident des King's College, jetzt Columbia Universität, New York): »Ich hätte von diesem Brief über das Sehen auch keine Notiz genommen, wäre er nicht in einer Zeitung erschienen, die ihn im gan-

Die Theorie des Sehens ... und erklärt

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zen Land verbreitete. Außerdem fand ich, daß die Theorie des Sehens den meisten Leuten dunkel war, weswegen mir die Gelegenheit, sie zu erklären, nicht ungelegen kam.« - Den Ausdruck »Kleine Philosophen« {Minute Philosophers) übernahm Berkeley, wie er in Alciphron 1,10 sagt, von Cicero {z.B. Cato maior de senectude § 86, De divinatione 1,62). Der Ausdruck ist im Englischen mehrdeutig: kleinliche oder schmälernde (kleinmachende) oder auch unbedeutende Philosophen. Mit Ironie wendet Berkeley alle drei Bedeutungen auf seine Gegner an: 1) Sie sind als materialistische Atomisten im wörtlichen Sinne und als wissenschaftlich gebildete Freidenker spitzfindig. Im Alciphron 1,10 werden den »Kleinen Philosophen« ironisch besonders gute Augen »Zur Unterscheidung kleinster Gegenstände« zugeschrieben. 2) Sie schmälern das, was anderen Menschen wertvoll ist (Glaube, Hoffnung, Selbstwertgefühl des Menschen). 3) Berkeleys Urteil über die Bedeutungslosigkeit dieser »kleinen Geister« steckt auch in dieser Bezeichnung. - Berkeley publizierte 1713 im Guardian einen Essay mit dem Titel Minute Philosophers {Works, ed. Luce/Jessop, vol. VII, pp. 206-209).

3. Die Theorie des Sehens . . . verteidigt und erklärt 1,1. Gemeint ist der anonyme Schreiber des hier vorangestellten Briefs. 1,2. »Der Kleine Philosoph« ist der Untertitel des Alciphron. Über diesen Ausdruck s. Anm. zum Brief. 2,1. Anspielung auf das Buch The Rights of the Christian Church asserted against the Romish and other Priests (London 1706) des englischen Deisten Matthew Tindal, der die Sonderrechte des Klerus, besonders der Bischöfe, scharf angreift. Das Buch rief eine heftige Kontroverse hervor und wurde wiederholt neu aufgelegt. Von demselben Autor erschien in London 1730 Christianity as old as the Creation, or the Gospel

a republication of the Religion of Nature.

2,2. »natürliche Religion« steht im Gegensatz zur Offenbarungsreligion und bedeutet die durch die natürlichen Fähigkeiten des Menschen, insbesondere seine Vernunft, entwickelte Religion. 2,3. Apostelgeschichte XVII,28. Berkeley zitiert diese Stelle auch im Philosophischen Tagebuch Nr. 82, in den Dialogen zwischen Hylas und Philonous {II § 4) und im Alciphron {IV,14). 3,1. Gemeint ist der aufklärerische englische Moralphilosoph Anthony Ashley Cooper, der dritte Earl of Shaftesbury {1671-1713). Er publizierte u.a. Inquiry concerning Virtue (London 1699), The Moralists {London 1709; deutsch in der Philos. Bibliothek Bd.111, Leipzig 1909)

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Anhang

und Characteristicks ofMen, Manners, Opinions, Times (London 1711, Nachdr. der Ausgabe 1714 1968). Darin ist auch The Moralists abgedruckt. Berkeley hatte im Alciphron (Dialog III) wiederholt spöttisch auf Shaftesbury angespielt. 3,2. s. Anm. zum vorangestellten anonymen Brief. 4,1. Shaftesbury hat (vor allem in seinen Schriften The Moralistsund A Letter concerning Enthusiasm) versucht, das Gute als die moralische Schönheit mit dem Schönen als der natürlichen Schönheit der Welt in Verbindung zu bringen. Wie der Geschmack im ästhetischen Bereich so leite er auch im moralischen, wobei die echte Begeisterung vom »Enthusiasmus«, der falschen Schwärmerei und dem Religionsfanatismus, unterschieden werden müsse. Shaftesbury, Ein Brief über den Enthusiasmus/Die Moralisten, übers. v. M. Frischeisen-Köhler, hrsg. v. W. H. Schrader, Harnburg 1980. 4,2. Berkeley macht die Anmerkung: »Characteristics, vol.III, Mise. 3, chap. 2.« Vgl. Anm. 3,1. Shaftesbury vertrat die Meinung, das Gewissen sei gegenüber dem Geschmack schwach. Der Mensch werde nicht durch den Gedanken an das Recht, sondern durch das Gefühl regiert. »Wenn Pfahl und Galgen nicht genügen, mag sich beim Volk ein Teufel und eine Hölle durchsetzen. Doch so ist die Natur des freien, gebildeten und feinen Teils der Menschheit! So weit sind sie von der bloßen Einfalt der Säuglinge und Kleinkinder entfernt!« 5,1. Berkeley macht die Anmerkung: »Moralists, Part II, sect.3.« 5,2. Berkeley legte im Alciphron die Meinungen der Freidenker zwei Gesprächsteilnehmern in den Mund: Während Alciphron vor allem die Meinungen Shaftesbury wiedergibt, vertritt Lysicles (im 2. Dialog) die Auffassungen, die Bernard Mandeville (1670-1733) in 1be Fable of the Bees (London 1714, deutsch Die Bienenfabel, hrsg. v. Walter Euchner, Frankfurt a.M. 1980) dargelegt hatte. Mandeville antwortete mit A Letter to Dion (London 1732). Berkeley war unter dem Namen »Dion« im Alciphron selbst aufgetreten. 5,3. Alberto Radicati Conte de Passerani ist der Verfasser des von Morgan übersetzten anonym erschienenen Buches A Philosophical Disserta· tion upon Death, Composed for the consolation ofthe unhappy, By a Friend of Truth, London 1732. Der Autor stammt aus Italien, wo er den König von Sardinien gegen den Papst verteidigt hatte. Er floh vor der Inquisition nach England, begab sich dann nach Paris, mußte aber auch diese Stadt wegen seiner relegionsfeindlichen Schriften verlassen. Er starb 1737 in Amsterdam. In dem von Berkeley zitierten Buch vertritt Radicati einen epikureischen Atomismus, eine auf diesen und Kulturvergleiche gestützte Religionskritik, eine auf den zugehörigen Determi-

Die Theorie des Sehens ... und erklärt

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nismus gegründete Moralkritik und die Freiheit zur Selbsttötung als ein natürliches Grundrecht des Menschen. 5,4. s. Anm. 2,1. - Zur Gesichte des englischen Deismus: Gotthard Victor Lechler, Geschichte des englischen Deismus. Stuttgart/Tübingen 1841, Nachdruck mit einem Vorwort und bibliographischen Hinweisen von Günter Gawlick, Hildesheim 1965. 6,1. Der folgende Absatz steht in der Originalausgabe in Klammern. Er bezieht sich auf Anthony Collins (1676-1729), dessen Discourse of Free·thinking zu Beginn des Jahres 1713 erschienen war (FaksimileNeudruck der Erstausgabe mit deutschem Paralleltext hrsg., übers. und eingeleitet von Günter Gawlick, mit einem Geleitwort von Julius Ebbinghaus, Stuttgart-Bad Cannstatt 1965). Berkeley erwähnt das ,.freche und schädliche« Buch schon in einem Brief vom 26. Januar 1713 an seinen Freund Percival. 6,2. A. Collins, a.a.O., p. 50. Berkeley selbst verweist auf »page 42«. Zum Begriff der Analogie s. Anm. 148,1 zur Theorie des Sehens. 6,3. Gemeint ist Peter Browne (gest. 1735), Provost des Trinity College in Dublin (1699-1710), dann Bischof von Cork und Ross. Er pulizierte 1728 (2.Aufl. 1729) 1he Procetiure, Extent, and Limits ofHuman Understanding. Berkeley griff im Alciphron (Iv, 16-22) Brownes Ansichten über die metaphorische Theologie an. Browne antwortete darauf in Things Divine and Supernatural Conceived by Analogy with Things Human (l.ondon 1733). 6,4. Gemeint ist Anthony Collins. 11,1. Die von Berkeley immer wieder betonte These, daß Vorstellungen nur Vorstellungen ähnlich sein können, findet sich schon im Philosophischen Tagebuch (Nr. 46f., 51, 224, 226, 280, 299, 378, 484). Auch die Inaktivität der Vorstellungen wird schon dort vertreten (z.B. Nr. 684, 706). Vgl. Prinzipien der menschlichen Erkenntnis §§ 25-28. 13,1. Vgl. Prinzipien der menschlichen Erkenntnis§ 65. 13,2. Vgl. ebda. § 29. 15,1. Theorie des Sehern §§ 127 ff. 19,1. Berkeley macht die Anmerkung»§ 4«. 19,2. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben§§ 9, 11, 12«. 22,1. Berkeley macht die Anmerkung ·Siehe oben § 19«. 24,1. Berkeley macht die Anmerkung »Brief, § 4«. 25,1. Vgl. § 65. - Wie Berkeleys Tagebücher seiner zweiten Italienreise zeigen, nahm er die Kunstschätze Italiens sehr bewußt wahr (z.B. Works, ed. Luce/Jessop, vol. VII, p. 252, wo er die perspektivische Illusionsmalerei erwähnt). Er lernte in Italien den Maler John Smibert kennen, der als Freund Berkeleys mit ihm nach Amerika reiste.

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Anmerkungen

27,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, §§ 38 und 78 USW,«, 30,1. Berkeley macht die Anmerkung »Brief, §§ 1 und 4«. 31,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens § 78«. Vgl. auch a.a.O. § 38. 32,1. Berkeley macht die Anmerkung »Oben§ 14«. 32,2. Berkeley macht die Anmerkung »Brief, § 8«. 32,3. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 127«. 37,1. Zu diesen drei Gesichtspunkten s. § 43. 38,1. Vgl. § 50. Berkeley akzeptiert die analytische Denkweise, auch wenn man sie auf falsche Prämissen anwendet. Diesen Weg »von falschen Voraussetzungen zur Wahrheit« darf man nicht verwechseln mit dem von Berkeley im Analyst heftig bekämpften Weg der sogenannten »Fehlerkompensation«, bei der wahre Konklusionen aus falschen Prämissen gezogen werden, allerdings nur dadurch, daß man zwei Fehler begeht. 40,1. Berkeley macht die Anmerkung: »Minute Philosopher Dialog IV, §§ 7, 11«. »Minute Philosopher« ist der Untertitel des Alciphron. 40,2. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, §§ 144, 147«. 41,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 127«. 42,1. Berkeleys merkwürdige Aussage, daß die Dinge »durch« die Sinne suggeriert werden (su~gested and perceived by sense) sollte man nicht durch eine mildernde Ubersetzung (»den Sinnen suggeriert«, R. Schmidt) verschleiern. 44,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens §§ 41, 106«. 47,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 99«. 48,1. Berkeley macht die Anmerkung »Min. Phi!. Dialog IV, § 12«. Vgl. Anm. 40,1. 49,1. »nach Voraussetzung« (supposed) stand nicht im Text der ersten Ausgabe, sondern wurde in der Druckfehlerliste am Ende des Buches hinzugefügt.- Die Voraussetzung wurde in§ 114 der Theorie des Sehens gemacht. 49,2. Wie in§ 50 genauer erklärt wird, sind auch die Strahlen nicht die unmittelbaren Objekte des Gesichtssinns. 50,1. Berkeley verwendet hier schon die Unterscheidung zwischen »Bild« (picture) und »Abbilde (image), die er erst im folgenden Paragraphen explizit einführt. 51,1. Berkeley unterscheidet die Bilder (pictures) als die eigentlichen Objekte des Gesichtssinns von den Abbildern (images) auf der Retina. Diese Unterscheidung ist eine andere als die von Kepler verwendete

Die Theorie des Sehens ... und erklärt

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zwischen dem realen Bild (pictura) und dem geistigen Bild (imago): »Cum hactenus Imago fuerit Ens rationale, iam figurae rerum vere in papyro existentes, seu alio parietate, picturae dicantur.« J. Kepler, Gesammelte Werke, Bd. II, hrsg. von Max Caspar, München 1938, p. 174, Paralipomena in Vitellionem cap.S). 51,2. Hier und in§ 53 mäßigt Berkeley seine zunächst sehr streng behauptete These von der radikalen Heterogenität der sichtbaren und tastbaren Vorstellungen. In der sprachlichen Formulierung wird die Korrektur jeweils durch ein »trotzdem« (nevertheless) markiert. 52,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 144«. 53,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens; § 2«. 55,1. Das von Berkeley herangezogene Projektionsverfahren wurde 1435 von Leone Battista Alberti (De pictura) beschrieben und gehörte seit dem 15. Jh. zu den Grundkenntnissen in der perspektivischen Malerei. Dazu: Kirsti Anderson. Some Observations Concerning Mathematicians' Treatment of Perspective Constructions in the 17th and 18th Centuries, in: Mathemata, Festschrift für Helmuth Gericke, hrsg. v. M. Folkerts u. U. Lindgren, Stuttgart 1985, S. 409-425). 57,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 158«. 57,2. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben,§ 46«. 58,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 78«. 60,1. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben, § 56«. 60,2. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 73«. 61,1. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben, § 58«. 62,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 77«. 63,1. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben, § 56«. 63,2. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 3«. 63,3. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben, § 55«. 64,1. Vgl. Theorie des Sehens, § 29. 65,1. Berkeley bezieht sich hiermit auf die von Platon und Aristoteles ausgehende Auffassung der Kunst als Nachahmung (Mimesis) der Natur. Vgl. § 25. 66,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, §§ 16, 17«. 66,2. Berkeley macht die Anmerkung »Siehe oben, § 39«. 68,1. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 21«. 68,2. Berkeley macht die Anmerkung »Theorie des Sehens, § 29«. 70,1. »was wir selbst meinen«: »Our own meaning«. 71,1. Berkeley macht die Anmerkung »Philosophical Transactions No. 402«. Der zitierte Bericht stammt von W. Cheselden und erschien 1728. Überneuere Fälle von operierten Blindgeborenen berichtet Michael J. Morgang, Molyneux's Question, Cambridge etc. 1977.

NAMENREGISTER*

Barrow, Isaac T29f., 36, 39f., V68 Bayle, Pierre V 6 Browne, Peter nV 6 Chesselden, William nV 71 Collins, Anthony nV 6 Descartes, Rene T 29, 75, Anhang, nT4 Euklid V6 Gassendi, Pierre T 75, Anhang Hobbes, Thomas T75, V6 Kepler, Johannes T 29

Leibniz, Gottfried Wilhelm V 6 Locke, John T 130, 132, nT 125 Lysicles V5 Molyneux, William T 40, 89, 132, nT75 Percival, Sir John Widmung Radicati, Alberto nV 5 Scheiner, Christoph T 29 Shaftesbury nV 3-5 Spinoza, Baruch de V 6 Tacquet, Andreas T29f. Tindal, Matthew nV 2 Wallis, John T 75 f.

* Abkürzungen T - Versuch einer neuen Theorie des Sehens V = Theorie des Sehens . . . verteidigt und erklärt nT = Anmerkungen zum Versuch einer neuen Theorie des Sehens nV - Anmerkungen zu Theorie des Sehens ... verteidigt und erklärt Die Ziffern beziehen sich auf die Paragraphen. Aus den Anmerkungen wurden Namen nur dann aufgenommen, wenn sie von Berkeley selbst in den Anmerkungen genannt oder wenn Autoren im Text ohne explizite Namensnennung durch Publikationstitel erwähnt werden.

SACHREGISTER

Abbild (image) s. Bild T 44, 116-118, V39, 49-53, 56f., abbilden [68 - (copy out) T 150 - (paint) T 88, 98, 113-117 abgesondert (separate) T 127 abgrenzen (bound) T 122 Abgrund (precipice) T 148 Abhandlung s. Gespräch - (discourse) T 120, V 48 - (treatise) T90, 121, V 19, 33 f., 37 abhängen (depend) T 5, V 28, 60, 65, 69 Ablehnung (rejecting) T 15, 146 ableiten (deduce) T79, V26 abpacken (bundle up together) TllO abrücken (depart) von einer Ansicht V32 absehen (abstract) T 36 Absicht s. Ziel, Zweck - (design) T 149 - (purpose) T 124, 153 absolut T 24, 74, V 65 Abstand (interval) s. Augenabstand V46 Abstrakt(ion) s. absehen, getrennt, Trennung T 54, 122-125, 127, 130, 137, 149f. absurd s. Unsinn nT75, 111 Achse, optische (optic ax) s. Strahlenbündel T 4 f., 12, 19, 29,42,145, V66

achten, auf (attend) T 130 addieren (add) T 131 »adultery« T 143 Affektion s. Einfluß, Beeinflussu.ng, beeindrucken, erregen, re1zen Affinität T 117 Agens s. Aktivität Ähnlich(keit) (like, -ness) s. Bild, gleich - von Vorstellungen T 44, 117, 128, 140-143, 145, 147, V20, 23 - (resemble, -ance) T 44, 117 144, V 42, 44, 50, 58 - (similar, similitude) T 103, V39, 49, 61 - un- (dissimilar) V51 Akt des Sehens (act of seeing, - vision) T 11, 16, 74, 98, 101f., 106, 110, 137, V 53 Aktiv(ität) (active, agent) V 17f. akzeptiert (recei ved) T 19, 89, 127, 131, V 19, 32, 34f., 41, 44, 49 Akzidentien (accidents) V 54 akzidentell s. zufällig Alciphron V 5 allgemein - (general) akzeptiert T 89 -e (general) Sätze T 124f., V67, 70 - (publick) V 70 - (universal) T 139, V 32

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Sachregister

alltäglich s. gewöhnlich -e (common) Sprache T 44, 46 -e (of life) Sprache V 35 alt (old) -es Prinzip T 30 - bekannt T 128 -er Boden V27, 32 Amerika T 152 Analog(ie) T 39, 145, 148, V46f., 53, 67 Analysis V38 Anatomie V 43 anderer Mensch T 23, 66 Änderung (alteration} - der Augenstellung T 101 f. - der Miene T 65 - der sichtbaren Erscheinungen V20 - des Urteils V 69 Andeutung (allusion) T94 angeben (assign, give), einen Grund T146, V27, 31 angeboren (born with} s. blindgeboren -e Fähigkeit T 66 angenehm (agreeable) V71 angepaßt - (accommodated, suited) V35 - (adjusted) T 148 Anlage (disposition) des Auges T57 Anlaß (occasion) s. bewirken, veranlassen T28, V33 Anlegen (application}, geometr. Tl 51 Annäherung s. nähern Annahme, annehmen (supposition} T 16, 22, 38, 42, 80, 92, 96, V19, 47, 50, 55, 64, 67f. annehmen (assume} V38

Annehmlichkeit (convenience) des Lebens T 87 Anordnung (order} s. Lage, Verteilung V 44, 46, 48, 54, 57 ansehen (consider} s. betrachten V45 an sich (in itself, themselves) s. selbst, feststehend T 2, 9, 18, 38, 45, 74, 98, 151, V 45 Ansicht s. Auffassung, Begriff, Gesichtsfeld - (notion) T 127, V 34 - (view) V35 Anspruch erheben {pretend) V 70 Anstoß (collision} T 143 anstrengen (employ), Gedanken T149 Anstrengung s. Auge Antezedens s. Vordersatz antik (ancient} T 124 Antizipation T 29 Antwort - (answer) T 40, 43, 127, 132, V34, 43 - (determine) V 29 anwenden - (apply, application} von Ausdrücken, Lehren T94-97, 135, 149, V 34, 37 - (oserve}, eine Methode V 38 Anzahl (number} von sichtbaren Dingen, Punkten T 28, 79, 82-84, 107-109, 112, 143, 148, V 55 a priori s. Erfahrung, vor der Apprehension s. erfassen Arbeit (labour} T 146 Arbeitszimmer (study) T 46, 82 Archetyp s. Urbild Ärger (anger} T65 Argument Tl27, 140, 146, V33f.

Sachregister Art (kind)

- von Dingen, Vorstellungen T28, 50, 111, 127, 139, 143, 149, VJ2, 44, sof., 53, 59, 60, 62f. - philosophische - V 37 - von Quantität T 131 Art und Weise (manner) des Sehens T29, 136, 138 Art (mode) von Vorstellungen T 125, s. Spezies Art (nature) von Dingen T 128 Art (order), unsere T84 Art (sort) -en von Geometrie V31 -en von Vorstellungen T 17, 36, 54, 121, 128f., 133, 137, 140f., V45 Arten (way) der Proportion T131 Atmosphäre s. Luft T 68 aufdecken (disclose), metaphorisch T 138 Auffassung s. Ansicht, Begriff, Bedeutung, erfassen, Meinung - (apprehension) T79, 98, V 48, 65, 71 - (meaning) T 120 - (notion) T 39, V 20 - (opinion) T33, 90, 127, 146 Aufgabe (task) T 131 Auflösungsvermögen (penetration) T86 Aufmerksam(keit) (attention) T51, 134, V32f., 52, 56 aufrecht (erect) -e Erscheinungen T 113, 115f., 119 -sehen T88-91, 95f., 98, 100-102, V 49 - stehender Mensch T 110

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Aufrichtigkeit (candor) V 35 Auge (eye) s. Blick - und Abbildung, Strahlengang T2, 7, 22, 29-31, 40, 68, 70f., 76f., 115, 118, V 55f. -, (a)normales- T35, 62, 73, 80, 86, V43 -, bloßes - T 38, 85, V 69 -, mit einem/zwei -n sehen T 4, 6, 16, 20, V 66, 68 -,Entfernung vom- T21, 27, 37, 77, 113, V64 -, mit dem - erfassen, wahrnehmen T39, 46, 50, 65, 106, VSO, 63 -, (erstes) Öffnen der -n T79, 100, 104, 108, 132, 145 -, Gebrauch der -n in der Wissenschaft T 150 - und Geist T 36, 41 -, mikroskopische -n T 86 -nabstand (interval between) T4, 16, 18f., V66 -nanstrengung (straining) T27, 77, V66 -ndrehung (turn) T16-19, 97f., V66 -nhintergrund (bottom, fund, s. Retina, Grund) T 2, 34, 88, 114, 116-118 -nhöhe (on a Ievel with the eye) T73 -nstellung (position, situation) T98, 101f. -, sichtbares/tastbares - T 119 -, zum - sprechen T 32, 152 -, Untersuchung des -s V 37 Augenblick, -lieh (instant, -ly) T3, 145, V 48 Ausblick (prospect) s. Gesichtsfeld T76f., 82

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Sachregister

ausdehnen (extend), einen Blick, eine Lehre T82, 149 Ausdehnung (extension) s. Ausmaß -, abstrakte - T 122-127, 149 -, sichtbare/tastbare - T 43, 48f., 54, 56f., 73f., 104, 121, 130, 133, 137, 139, 145, 150f., V 41, 44, 46, 55 -, wirkliche - T 53, 74 - (extent, extensive) T83, 148, V46, 67 ausdenken (conceive) V20 -, sich - (imagine) T 84 Ausdruck (expression) V 33, 35, 46, 48, 71 -, ausdrücklicher Beweis T 137 - sweise T 120 Ausdruck (term) s. Wort - »oben« usw. T94-98, 111, V46, 54 - sgebrauch V 33 Ausgangspunkt (beginning) der Behandlung V 18 Ausländer (foreigner) T 31 Auslegung, falsche (misinterpretation) T 152 Ausmaß (extent) T74, V 42 ausmerzen (root out), eine Überzeugung - T 138 ausreichender (sufficient) Grund T 15, V28 Aussehen (Iook) T9, V71 Außen (outness) T 46, 126, 154 außen, äußere (outward, external) s. außerhalb, draußen -Objekte T47, 64, 77f., 82, 88, 99, 117f., V22, 49 - r Raum T111 - Umstände nT 70 -Ursache V 17, 20, 23, 28

außerhalb (without) s. außen -des Geistes T41, 43, 50, 55, V21f. - eines Menschen T 96 Aussprache (pronouncing) T 20, 51 Auszeichnung (excellency) des Gesichtssinns nT 86 Autor (author, writer) T6, 22, 24, 29f., 40, 125, V 31f., 35, 37, 50 Axiom T131 Bau (formation) des Auges T 80 Baum (tree) T 44, 55 beachten - (consider) T14, V37 - (note) V38 - (regard) T 51 Bedeutung s. meinen - (import) eines Wortes T73 - (imply) T21 - (meaning) T51, V33, 48, 70 - (significancy) T 125, V 37 - (signification), eigentliche T45, 94 - -, entgegengesetzte - T 32 --lernen T144 beeindrucken (affect) s. reizen, erregen, Einfluß T 51 Beeinflussung (affection) s. Einfluß T70 befreien von Vorurteil s. freimachen - (disentangle) T92 - (emancipate) T66 befremdlich (strange) T 114, 148 Begleiterscheinung, Begleitung von Vorstellungen, s. beitragen, mitwirkend - (accompany) T 18, 23, 63, 65

Sachregister - (attend) T 16 f., 20, 26, 72 f., 98, V 47, 53, 66 begreifen s. vorstellen - (comprehend) V 17, 19, 26, 33, 51f., 70 - (conceive) T 49, 119, 125, 130, 134, 148, V33, 58, 71 Begrenzung, begrenzt s. beschränkt, Einschränkung - von Gestalten, Figuren (bound, Iimit, termination) T 105, 124, 133, 141, V 44 -der Sicht (confine) T82 - des Sehvermögens (limited) T83 Begriff (notion) T80, 120, 154, V70 Begründung (reasoning) T 150, V70 Behandlung (treating) T 1, 14, Vl8, 34 behaupten - (affirm) V27, 29, 33 - (assert) Tl4, V23, 30 - (say) V 35, 48 Beine (legs) s. Fuß T 108 beitragen s. mitwirkend, Begleiterscheinung - (concur) V 56f., 59, 68 - (contribute) V 65 beliebig s. willkürlich bemerken, Bemerkung - (note) V 53, 60 - (observe) T28, V27, 51, 59, 67f., 70 - (remark) V23, 27, 29 Bemühung (endeavour) T 125, V27 benennen s. bezeichnen, nennen - (call) T 55, 97, 106, 121, 127, 139f.

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- (denominate) T93, 98, 135 - (name) T 128 Benennung (appellation) V47 Beobachtung, beobachten, beobachtbar (observation, observe, observable) T23, 25, 36, 39, 45 f., 55 f., 65, 67 f., 71-74, 86, 95, 97 f., 102, 110. V 26, 39 Berechnung (computation) s. Rechnung T12, 77f., V26, 37, 53 Berücksichtigung (consideration) V28 berühren (touch) s. Tastsinn T89, 93, V71 Berührung (application) T 59, 94, 96 Beschaffenheit (consistency) als Teil einer Vorstellung T 96 beschränktes (confined) Denken, s. begrenzt T94, 114 beschreiben (describe), Linie T145 Bestätigung (confirmation) T33, 132, V71 bestimmt sein für - (designed) T 148 - (ordained) T 140 Bestimmung, bestimmen, festsetzen, festlegen, s. definieren, veranlassen - (define) T 111, V 18 - (determine, determinate, determining, determination) T 8, 22, 33, 38, 40, 55, lOOf., 111, 115f., 122, 124f., 151, 153, V64 - (fixed) T 55, 109 - (marked out) T 112

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Sachregister

betrachten, mit dem Auge - (behold) T 116 - (observe) V71 - (regard) T 151 - (view) T 105 betrachten, Betrachtung, Erwägung (consider, -ation) T 1, 36, 39f., 51, 138, 144, V 17, 19f., 22, 32, 34 f., 37, 39, 43, 65, 68 Betrachter (spectator) V 60 betrügen (put cheat on) T74 beurteilen s. Urteil, schätzen Bewegung (motion, moving) -, abstrakte - T 137 f. - von Körper(teilen) T 45, 93 f., 96-98, 110, 145, V 43, 47 - des Lichtes V 37 -, sichtbare/tastbare - T 121, 127, .V 41, 46, 51 - svorstellung T 43, 130 Bewegung der Seele (passion) s. Leidenschaft T 41 Beweis, beweisen s. zeigen - (demonstration) T24f., 42, 90, 121, 124-127, 137f., 146, 150, 152, 154 - (proof) T39, 59, 134, 137, V27, 41, 58 bewirken (occasion) s. Anlaß, veranlassen T 139 bewundernswert (admirable) T40, V36 Bewunderung (admiration) Tl48 bewußt (conscious) T 12, 19, 90, V21 bezeichnen, Bezeichnung s. bennennen, nennen, kenntlich machen, Zeichen - (betoken) V 47

-

(call) V 40 (denominate) T96, 111 (denote) Tl11, 142, V22, 46 (mark) T140, 142f., V41, 55 (signification) T 152 (signify) T 28, 64, 130, 140, 142, 144, 147, V32, 39, 45, 48, 54 - {term) T 130 Beziehung zwischen Vorstellungen/Objekten - (reference) T79 - (relation, relate, relative) T28, 38, 59, 102, 109, 111, 115, 154, V 37, 39, 48, 54, 57 - (respect) V 48 Bezirk (province), metaphorisch T 115 Bibel, Apostelgeschichte V 2 Bild (likeness) s. Ähnlichkeit T150 Bild (picture) s. Abbild -,Gemälde T45, 108, V71 - auf der Retina T 88 f., 114-119, V 49-51, 53, 54, 5760, 62f. Bildung, bilden von Vorstellungen, Sprache, Winkel usw. s. erzeugen - (compose) T96 - (constitute) T 147 - (form) T 22, 122, V 40 - (formation) T 143 - (frame) T 14, 28, 127, 130 blasse (faint) Vorstellung, s. schwach V27 Blick - (eye), Richtung des -s V 60 - (Iook) s. sehen T 16, 45 f., 56, 116 --, metaphorisch T 44 f.

Sachregister --, Miene T 65 - (prospect) s. Ausblick - (view, sight, survey) --, auf einen - T 83 f., 110 --, beim ersten- T95, 100, 102, 105, 107, 150, V 45 - - , metaphorisch T 49, 150 --,auf ein Objekt T82, 145 Blinder (blind) T 41f., 79, 89 f., 92, 94-96, 106f., 110, 128, 132f., 135f., 148, V 44f., 51, 71 Boden s. Grund - (bottom), metaphorisch V27, 32 - (ground), Erd- T 96 Bogen (arches), geometrisch V 62 Brechung (refraction) T29, 35f., V37, 43, 49f., 64 Brennpunkt, Brennweite (focus, focal length) T 35, 40 Brief (Ietter) V 18, 23, 31f. Buchstabe s. Sprache, Wort - (character) V 39 - (Ietter) T 140, 143, V 48 buchstäblich (Iitera!) V 47 Common sense s. gesunder Menschenverstand Dampf (vapour) s. Dunst, Nebel T71f., V60 darstellen s. repräsentieren - (deliver) V38 - (exhibit) V 56 - (expose) T 150 - (represent) T 107, 116-118, V 55, 56 Daumen (thumb) T79 dazwischenliegend, Dazwischentreten

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- (intercepted) V 60 - (interjacent) T 35, V 63 - (intermediate) T3, 76f. - (interposition) T 72, 79, 82 deceptio visus (optische Täuschung) V25 definierbar (capable of being defined) T 78 definieren (define) s. bestimmen V21 Definition V 19 denken - (conceive), meinen V33 - (imagine), sich vorstellen V33 - (think) - -, -de Leser, Menschen V32f., 35, 41,70 ist notwendig V 70 --, ob die erste Ursache denkt V20 - - und sehen T 12, 26, 43, 45, 90, 95 - (thought(s)) s. Gedanken T26, 47, 49, 51, 108, 114, 117, V48 desideratum (Erfordernis) V 37 Deutlichkeit (distinction, distinctness) - der Ansicht V 35 -des Sehens T18, 27, 31, 34f., 37, 40, 56, 77, 84f., 88, 98, V49, 66 - der Vorstellung T 130 dienlich (subservient) s. nützlich T38 Dimension s. Dreidimensionalität Ding (thing) T28, 44-48, 55f., 72-74, 77-79, 83, 90, 94f., 97, 99f., 106, 111f., 114,

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Sachregister

noch Ding

117f., 121, 128, 135f., 140, 144, 147, 150, V17-19, 24, 32, 34-39, 45, 48f., 53, 58-64, 70f. Dioptrik (dioptrics) T 33, V 25 direkt (direct) s. eingestellt - er Strahl T 7 - suggerieren T 77 -er Unsinn V31 direkte (just) Proportion V 26 Divergenz (divergency) T6, 12, 22, 29, 33, 35f., 38f. draußen (without) s. Außen, äußere, außerhalb T 118, V 19, 27, 29 Drehung s. Augendrehung Dreidimensionalität (trine dimension, three dimensions) T126, 154 Dreieck (triangle) T 124f. Dummheit (blunders) s. Fehler Dunkel(heit) [V70 - (dark), optisch T 42, 83 - (obscure), metaphorisch T44, 120, V17f. Dunst s. Dampf, Nebel - (exhalation) T71 - (haziness) T71 durchsichtig (diaphanous) V 55-57 Ecke (angle) s. Winkel - des Würfels T 132, 136, 141 »Ehebruch« s. »adultery« ehrenhaft - (honest) V 32 - (reputable) V 32 eigene (own) - Natur T 105, V 63 - Vorstellung V 20

Eigenschaft - (attribute) V 47 - (property) T 154, V 42, 54 eigentlich (proper) s. primär, unmittelbar - e Bilder V 51 - es Objekt des Sehens T 43, 47, 50f., 74, 77, 81f., 90, 95, 99, 112, 114, 117, 126, 130, 147, 153, V 42, 44, 46, 49f., 53, 62 - es Tastobjekt T 59, V 66 - e Wortbedeutung T 94 eigentlich (true, truly) - e Objekte, Bilder T 116, V 50 - e Prinzipien V 17 eigentümlich (peculiar) - e Natur T29 -, einem Sinnesvermögen T130 Eigentümlichkeit (propriety) der Sprache T 96 Eile (haste), in - geschrieben V32f. einbilden, sich - (imagine) s. vorstellen T 24, 26, 48, 123, 145, 154, V 44, 67 Einbildungskraft (imagination) T39, 50f., V56 Eindruck (impression) T 29 einfach (simple) s. Volk T 143, V67 Einfluß s. Affektion - (affection) T 59, 95 - (influence) T29, V60f., 63 einführen (intromit) T 41 Einführung (introducing) T 133 Eingang (inlet) in den Geist T133 eingeben (introduce), dem Geist - Tl2, 16,28

Sachregister eingeschränkter (bounded, narrow) Blick T 82 f. eingestellt (directed) s. direkt, Einstellung -, der Geist ist - T 89 Einheit (unit) T 109f. Einrichtung - (contrivance) des Sehens T87, V36 - (establish, institute) der natürlichen Sprache durch Gott V40, 43 - {regulate) von Handlungen T147 einschließen, enthalten (include) -, welche Vorstellungen einander- T66, 109 Einschränkung s. Begrenzung - (Iimitation) meiner Lehre V31 - {restraint) des Denkens V70 einteilen (distribute, parcel out) von Vorstellungen T 110 Einwand, einwenden (objection, object) T72, 81, 101, V34 Empfindung (sensation) T16-18, 20, 27f., 41, V21, 45, 66 Enden {extremities) eines Objekts T89 endliche (finite) Größe T 122, 124 Engländer {Englishman) T 32 Entdeckung, entdecken (discover(y)) T 56, 88, 148, V 17f., 70f. Entfernung {distance) -, angemessene- T85, 116, 118 -, hoch als - von der Erde T94, 111-116

169

-, Objekt- und Größenwahrnehmung T53, 55f., 65, 72f., 76f., 88, 121, V 53, 60 -, Wahrnehmung/Vorstellung von- Tl-52, 90, 95, 100, 112, 126, 130, 135, 138, 145-147, 154, V 48, 62-68, 71 - zwischen sichtbaren und tastbaren Dingen T 113, 115 entkleiden {strip), der Qualitäten -te Linie T 122 Entmutigung (discouragement) V70 Entschluß {resolution) T 40 entsprechend - (answering) V56f., 67 - (corresponding) T82, 143, V49, 55, 63 - {respective) T 104 erblicken (behold) T96 Erde (earth) s. Boden -, Bilder der - T 116 -, Entfernung von der - T 94, 101, 111, 113f. -, sichtbare/tastbare - T 96, 102, 111, 114f. »-« T 96, 102, 106 Erfahrung (experience) -und Analogie V 27, 46 -, {nur) durch -, Wahrnehmung und- T3, 17, 20, 26, 28, 36, 41f., 45, 57-59, 62, 65, 72, 77, 92, 99, 101 f., 104, 107f., 110, 132, 137, 144, 147, 154, V20, 22, 25-28, 45f., 57, 60, 62f., 69 -eines jeden (Lesers) T12, 19, 43, 54, 63, 90, 120, 131, V 19, 53, 56 -,vor der- T5, 7, 66, 103, 105

170 noch Erfahrung

Sachregister

- zeigt T 16, 29, 40 erfahrungsmäßig (experimental) T72, 77 erfassen (apprehend, apprehension) s. Auffassung T 39, 50, 52, 54, 67, 100, 121, 125, V 42, 50, 54, 58, 61-63, 68 f. Erfassung (comprehending, comprehension) s. umfassen T148 Erfolg (success) T29 erforderlich - (reasonable) T 134 - (requisite) T24, 44, 143 Erhaltung (preservation) -, Selbst- T85, 147 zur Erhellung beitragen (cast light) V34 Erinnerung s. Gedächtnis erkennen (discern) T 136, V 48 erkennen (know) T 5, 133, 136f., V 32, 70 Erkenntnis s. Kenntnis, Wissen - (knowledge) T 125, V 20, 36, 52, 70 - (science) V 38 Erklärung s. Erläuterung - (account) TB, 29, 70, 73, 75-78, 90, 152, V 43 - (explain, explication) T 12, 15, 33, 44, 56, 73f., 77, 80, 88-91, 115, 119, V32f., 38, 43, 55, 68 - (declare) V31 - (illustration) T 109 - (stating) V 42 [153 Erläuterung (illustration) T 143, erregen (affect) s. reizen, beeindrucken T 108, 136 Erröten

- (blushing) T23, 65 - (change to red) T9 erscheinen (seem) s. vorkommen T 105, 118, V 49 Erscheinung (appearance) s. Schein -, aufrechte- T89f., 113-116, 119 -, dem Auge erscheinen T 132 - von Ausdehnung und Farbe T43 -des Bildpunktes T29, 39f. -, Größe der - und Entfernung T 3, 5, 44 -, Höhe der - und Größe T63 -des Mondes T67f., 70-77 -, Stärke der - und Entfernung T56 -,Ursache der- V20, 30 -, Verschwommenheit der und Nähe/Größe T21 f., 26 f., 31f., 35, 38, 83, V 68 Erscheinungsform (mode) - der Lage V 47 - des Lichtes V 40f., 44 erschließen (infer) s. folgern V21 Erstaunen (surprize) T75, 148 Europa, geographisch T 152 Exaktheit (exactness) T78, V 35 Existenz (existence) T 14f., 55, 81, 96, 109, 111 f., 117-119, 121f., 125, V 19, 21 Experiment T29, 31, V66, 71 Experimentalwissenschaft (experiments) V 43 Fähigkeit s. Sehvermögen - (able) T 84, 100, 153, V 17 - (apt) Tl05, V21

Sachregister - (faculty) T 123, 130, 154, V43 Fallstricke (snares) T 35 falsch - (erroneous) V20 - (false) T 42, 100, 138, V 38 - (faulty) V 32 - (wrong) T32, 37, 116, 120, 133, V18 Farbe (colour) - als Metapher V 42 - der Miene T9, 23, 65 -als Sehobjekt T43, 45, 77, 103, 107f., 117, 122f., 129f., V 4lf., 44f., 51, 63 Fassungskraft - (capacity) T84 - (comprehension) T90 Fehler s. Dummheit, mißverstehen - (defect) des Sehvermögens T83f., 87, V43 - (gross blunders) T75 - (mistake) T80, 117, 126, 136, V41, 47, 50 Fehlschlüsse (paralogisms) V70 Feinheit (subtility) der Natur T29 Feld (field) - als Metapher T 138 - als Sehobjekt T 3, 76, 82, V63 Fenster - (casement) T 46 - (window) T 109 Fersen (heels) s. Füße T 115 fest - e Gewohnheit (constant) T139 - e Verknüpfung (close) V 35, 52

171

- igkeit (solidity) T 45, 135 festlegen s. Bestimmung Festsetzung (appointment) V 40 festsetzen (fasten), sich im Geist - T144 festsitzen (stick), -des Vorurteil T146 feststehend - e Bedeutung (fixed) T 152 - e Konsequenz (manifest) T22 -, an sich (settled) T 109, 151 Figur (figure), geometrische s. Gestalt T 124, 150-152, V44 Firmament T79, 82 Fläche {surface) T 122 f., 131, 133, V53, 68 Folge (consequence) s. K.onse· quenz T 82, 90 Folgerungs. (er)schließen - (consecution) T 108 - (corollary) T 149 - (inference) T3, 49, 59, 77, 108, V 17, 23, 27f., 42, 53, 62 Form (form) s. Erscheinungsform, Gestalt V71 Format (size) s. Größe T 116, V62 Forscher (man of speculation) s. Gelehrte T 4 Forschung (speculation) s. Überlegung T148, V35f., 43 Forschungsthema (subject of inquiry) V19 Frage s. Quaere - (ask) T135 - (demand) T139 - steiler {proposer) T 132 - (question) T29, 127, 135, V43

172

Sachregister

Freude s. Vergnügen - (gladness) T 65 - (pleasure) T41, 87 Freund (friend) T 132 fruchtbar (prolific) als Metapher T125 fühlbar (sensible) s. sinnlich wahrnehmbar T 117 fühlen s. Tastsinn - (feel) T22, 47, 49, 93, 103, 108, 132, V 51, 71 - (touch) T 46 führen (Iead) als Metapher T149, V52 Führer (guide) - des Blinden T 148 - der Nichtdenkenden V 70 Fundament (foundation) T 29 Furcht (fear) T9 Fuß (foot) als Körperteil s. Beine, Fersen T96, 101-104, 106f., 110, 113 f., 116 Fuß (foot) als Längenmaß T61 Ganz(es) (whole) Tl31, V 33, 42 Gebrauch (use) s. Ausdruck (term), Sprachgebrauch, Wort Geburt s. blindgeboren, Welt Gedächtnis (memory) T77 Gedanken (thoughts) s. Denken, Geist -, seine - anstrengen T 149 -, .. hohe-« als Metapher T94 -, Sehobjekte als - T 41 - und Suggestion T 50, 56, 135, 144 -, in - vorstellen T 45, 92, 112, 131, 143 -und Wörter T20 geeignet

- (accommodated) T 143 -(fit) T26, 141f. -(proper) T142f., V18 - (qualified) V 68 Gefühl s. fühlen, Tastsinn Gegenstand s. Objekt, Thema - der Geometrie (object) T124, 149-151, 153 - der Geometrie (subject) T150 Gehör (hearing) s. Ohr T 130 Geist (mind) -, außerhalb des -es T 43, 50, 55, 81, 95, 111, 117 -, mit dem - beurteilen T 13, 17, 22, 27, 33, 38, 52f., V 67 -, in den - gelangen, dem suggerieren T 12, 16, 18, 23, 25, 28, 39, 48, 51, 59, 74, 76-79, 98, 104-107, 110, 125, 130, 133, 135, 138, 144f., 152, V 39, 66 -, (nur) im - T9f., 21, 32, 56, 77, 111, 119, V 18, 35 -, Vorstellungen im - anderer T66 - und Vorurteil T92, 146, V 52 -, Wahrnehmung durch den T 15, 19, 88-90, 121, 138, V43, 48 -, Zahl eine Schöpfung des -es T109 Geist, geistiges Wesen (spirit) T 153, V 17, 20 geistige (spiritual) Natur T94 geistreich (ingenious) T 40, 75 Gelegenheit (opportunity) V34 Gelehrte (learned (men)) s. Forscher T29, 39, 75, 139

Sachregister gemeinsam (common) s. gewöhnlich -er Name V46 -, mehreren Sinnen - T 1, 121f., 127-129, V31f., 47 - e Ursache V28 gemischte (mixed) Arten von Vorstellungen T 125 Gemütserregung, -bewegung (passions) T9f., 23, 65 genau - (accurate) V 67, 70 - (careful) V71 - (nice) T 145 - (particular) T 127 - (precise) V 35 - (strict) T 43 Genugtuung (satisfaction) V 32 Geometrie, geometrisch (geometry, geometrical) - e Behandlung der Wissenschaft T14 - e Figur, Folgerung, Regel V44, 62, 64 -, Gegenstand der - T 124, 149-154, V 37 -,natürliche- T19, V31 - und Philosophie/Natur V 43, 65 -, Sehen ohne - T 24, 53, V32 Gerade (direct, straight, right line) T89f. Geräusch (noise) T 46 Geschicklichkeit (skill) T 125 Geschöpf (creature) T80 gesegnet (blessed) mit dem Sehvermögen T 148 Gesehenwerden (being seen) T79 Gesetz (law) s. Naturgesetz, Optik

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Gesicht (face) s. Blick, Miene TlO, 23 Gesichtsfeld (prospect) s. Ausblick T83 Gesichtspunkt - (light) V 37 - (view) V34 Gesichtssinn - (seeing) V71 - (sense of vision) V 43 - (sight) s. Sehen - , eigentliche Objekte des -s T 43-46, 49, 74, 79, 81, 98 f., 110, 112, 114, 117, 129f., 135, 153, V 18, 20, 42, 44, 46, 50f., 53 - , erster Gebrauch des -s T96, 100, 103, 128, 132, 135-137, 144 -und Tastsinn Tl, 91, 111, 115, 119, 121f., 126f., 132f., 136-138, 145, 154, V25, 35, 41 - , Wahrnehmung mit dem T8f., 11, 13, 43f., 51f., 54, 56, 67, 88, 90, 92, 95, lOOf., 105, 112f., V48f., 53f., 57, 62 - , Zweck, Vorzüge, Fehler des -s T 84-87 Gespräch (discourse) s. Abhandlung T44 Gestalt (figure s. Figur, Dreieck -, abstrakte - T 127 -, sichtbare/tastbare - T 36, 45, 49, 70, 96, 105, 107, 121, 133, 136f., 139-143, 145, 149, 152, V 41, 46, 50f. -, Vorstellung von - T 43, 48, 130 Gestalt (shape) V 59, 62, 63, 71

174

Sachregister

gesunder Menschenverstand (common sense) V 19 getrennt (abstract) T 26 Gewißheit (certainty) T 150 Gewohnheit (custom, customary, accustomed) T 17, 26, 62, 73, 77, 79, 104, 139, V20, 28, 35, 60 Gewohnheit (habit) T 43, V 28 gewohnte (habitual) Verknüpfung T17, 21, 77, 147, V 52, 68 gewöhnlich s. alltäglich - (common), -e Auffassung T 89, 120, 124, V 53, 71 - (ordinary), -e Prinzipien T75 - (ordinary, wonted), -e Sprache V63, 135 - (ordinary, wonted), -er Lauf der Dinge T 26, 36, 45, V 40 - (usual, use to), gewöhnt T 32, 45, 73, 95, 97, 107, 135, 145 - (vulgar), -er Irrtum V 50 glatt (smooth) T 103, 105, V 44, 71 Glaubwürdigkeit - (authority) T 30 - (credit) T29 gleiche (like) Natur s. ähnlich T144 gleichförmig (uniform) T 108, 141, 143, V67 Glieder (limbs) T 101 Gott (God) s. Schöpfer V 40 Grad (degree) s. Maß, Stärke - der Divergenz/Bewegung T39, 138 -der Entfernung T 17f., 20, 28, 36, V 62 f.,

- der Verschwommenheit/ Schwäche T21, 36, 45, 77 - einer Vorstellung V 68 gratis dieturn (umsonst gesagt) Grenze [VJO - (bound) V71 - (Iimit) V 55 f. groß/größer - (great) erscheinen T 50, 67, 69f., 72, 76f., 154 gibt es in Zeit oder Raum V46 - (!arge) T 3, 5 Größe s. Format - (bigness) T6, 12, 67f., 74, 132 - (bulk) T96 - (dimension) V 60 - (greatness) T55, 151, V65 - (largeness) T63, 7lf., 76f., 82 - (magnitude) T 1, 52-58, 64f., 67, 70-74, 76-80, 88, 100, 104f., 107, 121 f., 124, 138, 146, V 53-61, 64f., 68, 71 - (size) T28, 36, V41, 59 Grund - (bottom) T91 s. Augenhintergrund - (cause) T38f., 70, 148 s. Ursache - (ground) T 66, 100 - (reason) T 8, 15, 73, 98, 103, 110, 116, 140, 145, 150, V27f., 30 f. s. Vernunft Grundsatz - (principle) T67, V18 - {tenet) T29, 124, 132 s. Lehre habituell (habitual) s. gewohnheitsmäßig T 17

Sachregister Hand T 42, 79, 89, 93 f., 96, 132 Handlung {action} T86, 98, 147, V36 hart (hard) T 103, V 44 Hauptsache (principal point} V 52 Hauptstütze {main part and pillar) V 41 Haus T3, 55, 76, 109, V71 Haut (coat} V 37 herleiten - (deduce) V38 - (derive) T 152 heterogen (heterogeneous} T 108, 131, 138, 149, V 41, 47, 51, 53 Hilfe (help) s. Mittel V67 Hindernis - (hinder} T79, V20 - {obstruction) T82 Hinzunahme {superadding} T102 hoch/niedrig (high, upper/low) T77, 94f., 98, 111, V 46f., 54, 57f., 62f. Höhe s. Augenhöhe - {altitude) T 68 - (elevation) V60 - (height} V55f. homogen (homogeneous) T131, V46 hören (hear) T 17, 20, 46f., 51, V48 Horizont (horizon, horizontal} - alebene, -allinie V 56, 60, 63 - ale Bilder V 60 -,Mond am- T67-78, V60 -, senkrecht zum - V 55 Hypothese T 14, 33, 77 Identität s. Wesensidentität - (identity} Tl47

175

-, numerisch identisch (same numerical) T 121 - des Objekts (the same object} T48f., 55, V32 - der Wirkung (the same effect} T39 imaginärer (imaginary) Winkel T22 Information T104, 147, V21, 53 Inhalt (subject) des Beweises T125 innen s. drinnen Intelligenzen s. Wesen Interesse (concern} T73 irreführen - (delude) V 52 - {make us mistake} T 116 - (mislead) T 24 Irrtum s. Fehler - (error} T 125, V 32, 50 - (mistake} des Auges T 32 - , Entstehung, Auflösung T53, 138, V35 -,wenn ich mich (nicht} irre T 18, 126, 128, 134, V 33 - , sie irren sich V 31 Katoptrik (Catoptrica) T29f. Kausalität (causality} s. Ursache, Wirkung T39 kenntlich machen (mark) s. bezeichnen T 147 Kenntnis (knowledge) s. Erkenntnis T 40, V 17 Kennzeichen (mark) T 133 Kinder (children) T24, 90 Kindheit (infancy} T95, V71 Klang (sound) s. Laut T51 Klar{heit} (clear, -ness) T35, 50,

176

noch Klarheit

Sachregister

56, 77, 83f., 125, 130, 150, 152f., V34 Knoten (knot), metaphorisch T29, V52 Koexistenz T 25, 55, 66, 72, 103, 110, 145, V 39 Kombination von Vorstellungen s. zusammensetzen T 49, 96, 103, 109f., 117, V 45 Komik (humour) T 53 komplexe (complex) Vorstellung T96, 110 konkave (concave) Oberfläche T154 Konklusion T24, V27, 38 Konsequenz s. Folge T 22, 41, 46, 49, 72, 79, 114, 129 konsistent T 35 konstant - e Verknüpfung V 36, 66 - e Zeichen T 144 Konstruktion (draught) T 109 Kontext T73 Konvergenz s. Divergenz Kopie (copy) T 117f. Kopf (head) - als Teil des Körpers T 101, 103f., 107, 110, 113-116, 145 »-« T96, 102, 106 - haltung (posture of head) T73 Kopfzerbrechen bereiten (puzzle) Körper (body) [T29 - oder Geist V 17, 20 -, Leib T 45, 59, 85, 93 f., 96, 105 -, mathematischer- T 131, 133 -, tastbarer - T 135, 145 -, undurchsichtiger - T 72

- und verschiedene Sinne T47f., V44 -lieh (bodily) V37 - los (unbodied) T 153 Körper (solid) T 154 Körperflüssigkeit (humour) V 37 Korrelat (correlate) V39 Kraft (power) s. Stärke - eines Grundes V 31 - als Ursache V 17-19 Kreis (circle) T124, 141f. Kreuzung (crossing) -von Lichtstrahlen T90, V 43, 49f. - der optischen Achsen V 66 -von Stöcken T89f. Kritik (censure) T 100 Kugel (sphere, globe) T 132, 133, 135 Kunst (an) V 65 Kunstfenigkeit (art and contrivance) T 148 künstliche (artificial) Sprache V40 kurzsichtig (purblind) T 37 Kutsche (coach) T 46 Lage s. Stellung - (location) Tl13, V 46, 54 - (position) T90, 98, 115, V 47 - (posture) T92 - (situation) als Beitrag zur Größenwahrnehmung T 63. 68, 73, 77, V56, 58-60, 62f. von Farben V 44, 57 und ihre Wahrnehmung Tl, 88-90, 93f, 97-100, 111, 113-116, 121, 138, 146, V48f. «-der Dinge« V24 Land (land) T76

Sachregister Landschaftsmalerei (pieces of landscapes) V 65 Lauf (course) der Dinge/Natur T26, 45, V40 Laune (humour) T 139 Laut (sound) s. Klang, Ton - als Hörobjekt T 47 - und Licht V 40 - e verschmelzen T 145 - und Vorstellung T 66 -und Wort T32, 143, V39, 48 Leben (life) T87, 144 Lebenslagen (circumstances of our being) T 87 Lebensverrichtungen (concerns of life) T 147 Lebewesen (animal) s. Tiere T 59 Lebhaft(igkeit) - (lively) V 44, 54 - (vigorous) T 35, 44 - (vivid) T72, 77, V 62 Lehre s. Grundsatz - (doctrine) T 15, 29, 40, 149, V31 - {teach), Erfahrung lehrt V26 - (tenets) T31, 90 Leib (body) s. Körper T 147 Leicht(igkeit) - (ease) T 148 - (easy), -e Erklärung T77, V33f., 67 - (likely) V 17 Leidenschaft (passion) s. Bewegung T94 Leistung (proficency) T 153 leiten/lenken (direct) der Handlung/des Geistes T 98, V 36 lernen - (attain to know) T97 - (come to know) T 110 - (learn) T99, 144, V71 lesen (reading) V 48

177

Leser (reader) T 120, 137, 143, V 32 f., 35, 56 leuchtend (luminous) V 49 leugnen (deny) V 50 Licht -(light) T77, 103, 129f., V37, 40-42, 44f., 51, 64 - reiz (impulse of a ray of light) T89f. -strahl (ray of light) T68-70, 72, V43 Linie (line) s. Horiwntallinie -, abstrakte - T 122 f. -,Addition von -n T131 - als Körperschnitt T 154 -, mit -n und Winkeln sehen T2, 12-14, 22, 33, 38f., 52, 77f., 112, 141, 145, V 31f., 37, 43, 56, 71 links s. rechts Linse - des Auges (crystalline) T34f., V49 - als optisches Gerät (glass) T29, 36f., 40, V69 Lösung (solution, resolution) eines Problems T40, 67, 74, 132f., 151, V38, 42, 49f., 52 Logik (logick) T 150 Luft (air) s. Atmosphäre T69, 71 f., 143, V 60 Maler(ei) (painter, painting) V25, 65 Mangel (want) V 37 Mannigfaltigkeit (variety) s. Spielarten T 103, 108, 117, 145, 148, V29, 40, 44 Markierung (mark) T 109, V 56 Maß (degree) s. Grad T83

178

Sachregister

Maß(verhältnis) measure s. messen T61, V37, 64 Masse (multitude) der Menschen V70 Maßstab s. Regel Materie (matter) s. Sache Mathematik (mathematics) T24, V67 Mathematiker (mathematicians) T14, 38, 131, 150, V61, 64 mathematisch - (geometrical), -e Notwendigkeit V20 - (mathematical), -e Optik, -er Beweis T 29, 39, 78, 125 Mauer (wall) s. Wand T77 Maxime (maxim) V70 Mechanismus (mechanism) des Auges V43 Mediums. Mittel T35 Meer (sea) T76f., 82 Mehrdeutigkeit (ambiguity) Tl52, V33 memen - (mean), bedeuten T44f., 55, 94, 96, 115f., V 19, 70 - (think), denken V 34, 58 Meinung - (meaning), meine - T 134 - (opinion) s. Auffassung - - anderer T 4, 19, 52, 125, 130, 132, V 19 - - Berkeleys T71, 101, 107 Menge - (quantity) T68 - (set) von Vorstellungen T95, 111, 128, V 43, 45 Mensch (man) s. gesunder Menschenverstand, Volk -, der andere- T20, 66, 110, 123

-, Aussehen eines -en T 9 f. -, Geist des -en V 67 -, von -en gemachte Sprache s. menschlich V 40 -, gewöhnlicher -, die meisten -en T77, 100, 112, 120, 122, 127f., 139, V 19, 41, 70 -, Tätigkeiten und Theorien der-en V36 -und Tier T80f. -, sichtbarer/tastbarer - T 44, 57, 110, 115-117, V59 »-« T106 Menschheit, denkende (thinking persons) V70 menschlich (human) - er Körper T 96 - e Setzung T 144, 147 - e Sprache T 152 Meridian, im- (meridional) T67f., 72, 74, 77 merkwürdig (strange) T29 messen (measure) s. Maß T 45, 54, 151, V60 Messung (mensuration) T 154 Metall (metal) T 132 Metapher, metaphorisch (metaphor, -ical) T94, V 46 aufdecken T 138 Bezirk Tll5 Beweis T138 blaß V27 BlickT 49, 150 blicken T 44 f. Boden V27, 32 Dunkelheit T44, 120, V17f. entkleiden T 122 Farbe V42 fruchtbar T 125 Gedanken T 94 Knoten T 29, V 52

Sachregister Kraft V31 mikroskopische Augen T 86 das Objekt spricht T 32 Quelle T125 Schoß T125 Sprache Gottes/der Natur T 140, V 38, 40 verdienen V 52 Verfolgung T 90 Wahrheit T 120 Methode (method) V 38, 67 Miene (countenance) T65 Mikroskop T 85 f., 105 Milbe (mite) TSOf. mmzmum - tangibile (Tastminimum) T54, 62 - visibile (Sehminimum) T 54, 80, 82f., 86 mischen (mix) T 145 mißverstehen (mistake) s. Fehler T52 Mittel, Hilfsmittel - (mean) T9f., V 58, 61f., 66-68 - (medium) T 22, 52 f., V 62, s. Medium mittelbar s. unmittelbar mitwirkende (concurring) Umstände s. beitragen, begleiten V60 modern T 45, 124 Modifikation T 94, V 40 Mond (moon) T44, 67-74, 76-78, V60 Mühe - (effort) des Auges T27 - (pains) des Nachdenkens T 125, 134, V 33, 70 - (striving) des Geistes T 146 - (think worth while) V 34

179

- (trouble) T 149 Musik V46 Muster (pattern) T 141 Nachahmung der Natur (imitate nature) V 65 Nachdenken - (consider) T 150 [V 63 - (reflect, reflexion) T 56, 112, - (thought) T127, 134, V33 nachgehen (pursue), Reizen -, s. Verfolgung T 90 nachteilig (hurtful) T 147 nahelegen (intimate) s. Suggestion V32 nähern, sich (approach) T24, 26, 29, 37, 50, 55 Name für Vorstellungen T 49, 55, 96, 103, 106, 109f., 121, 127f., 135, 137, 139f., V 41, 45-47 Natur (nature) s. Art, Wesen -, Feinheit der - T 29 -, geistige- T94 -,gleiche-, ähnliche- T144, V20 - und Geometrie V 65 -, in der - T 14, 153, V 53, 67 -, körperliche -, tastbare V37, 49, 57 -, Lauf der - T 26, 45 -,Nachahmung der- V65 -,Schöpfer der- T147, 152, V38, 40, 43 -des Sehens T29, 51, 80, V 17f., 32, 37, 43, 52, 70 -, Sprache der - T 140 -, von - aus T 140, V 50 -, wahre -, eigene - T 28 f., 39, 64, 66, 105, 137, 140f., V33, 59, 63

180

Sachregister

noch Natur - der Wissenschaft T 150 Naturgesetz (naturallaw) s. Regel V43 natürlich (natural) s. selbstverständlich T 17, 19, 35, 39, 77, 88, 96, 98, 116, 144, 147, 149, V31, 40, 49, 66 Nebels. Dampf, Dunst - (fog) T71 - (mist) T71 Neigung - (be apt) T 126, 144f., V 34 - (disposition) der Augen Tt6f., 19f. - (inclination) der Strahlen T22 - (prone) T51, 66, 100, 154, V52, 64 - (propension) T 126 Nerv (nerve) V 37 neu (new) - er Eingang in den Geist T133 - es Untersuchungsfeld T 138 - e Vorstellungen, Wahrnehmungen T95, 128, 135f., V45 - e Welt T85 niedrig (low) s. hoch Notwendig(keit) (necessary, necessity) -, es ist - T 142, V 32, 36 f., 70 - von Verknüpfungen, Relationen T 5, 7, 17, 23-25, 38, 45, 49, 58f., 62, 64, 66, 72, 77, 103-105, 107f., V20, 29, 30, 39, 42f., 58, 61-63 numerisch s. Identität in numero (der Zahl nach) T133

Nutzen - (benefit) mikroskopischer Augen T86 - (use, useful) --des Sehvermögens T87, V36 in Wissenschaften T 38, 152, V 43, 70 nützlich (subservient) s. dienlich T149 oben/unten s. hoch/niedrig T 73, 88, 93 f., 97 f., V 46 f. Oberfläche (surface) T 154 Objekt (object) s. Ding -, äußere -e T78, 82, 88, 117, V22f., 32, 49 -, dazwischenliegende -e T76f., 79, 82 - der Einbildungskraft V 39 -, Entfernung des -s T 3 f., 12f., 16f., 20-22, 24, 26f., 29, 31-33, 36-41, 43-46, 47f., 51, 82, 146, V 48, 63, 65, 71 -, Größe der -e T 52 f., 55, 72, 146 -, Lage der -e T 1, 90, 93 f., 146, V49 -, primäres/sekundäres V42 - des Sehens/Tastens T 8, 36, 53, 56, 73f., 77, 81, 83, 85, 90, 93, 95, 98 f., 103 f., 108, 111-114, 116, 119, 121, 126, 128, 130, 136, 138, 145, 147f., 153, V 18-20, 29, 31, 41, 44, 46f., 50f., 53-58, 60-62, 64, 66-68 -, das - spricht T 32 -,Teil eines -es T89, 154

Sachregister -, unmittelbares Seh- T 129, 145, V 48f. -, wirkliches, absolutes - an sich T74, 116, V 48 »-« V23, 32f. Ohrs. Gehör T46, 50f., 66 Optik, optisch (optic, -s) - e Achsen T4f., 15, 19, 42, 145, V66 -, Autoren in der - T 6, 12, 14, 19, 22, 24, 29, 90, V19, 35, 50 -als Disziplin T29, 70, 78, V 27, 29, 31f., 37, 52 Ordnung s. Reihenfolge Organe, Sinnesorgane T 59 Original T 117 Ort (place) -,scheinbarer- T8, 22, 29f., 33, 38, 40, 43, 52, 64, 67 -, Stand- T 44 - suggerieren V 68 -, tastbarer - V 48 Papier (paper) T 150 Parallel(ismus) von Strahlen T6f., 29, 35 passen(d) - (apposite) V 40 - (convenient) T 109, 149 - {to be fitted) V 36 passiv s. träge Person T106 Perspektive V 25, 65 Phänomen T 15, 29, 31, 33, 67, 70, 74f., 78, 119, V32, 38 Phantasie (fancy) T 126, V 52 Philosoph T 124 Philosophie T 125, V 43 philosophische Art/Exaktheit V35, 37

Philosophical Transactions s. Transactions

181

physikalisch (physical) T29, V37 plötzlich (sudden) - sehen können T 96 - e Suggestion, Urteile T20, 24, 126, 145, V 52 populär (popular) V 35, 38 praktischer {practical) Teil der Wissenschaft T 150 Prämissen {premises) T24 Praxis V37 präzise {precise, precision) -, Optik nicht - T 78 -, schärfstes Nachdenken {precision of thought) T 127 primär/sekundär s. eigemdich - e Objekte T50f., 82, V 42 - e Qualitäten T 109 - e Wortbedeutung V 47 Prinzip s. Grundsatz T 1, 15, 29-31, 33, 53, 72, 75, 77, V 17, 32, 38, 49 Problem - (point) V29 - {problem) Molyneux T 132f., 135 -Iösung V42 Projektion (projection, project) T 2, 116, 118, V 50 f., 55, 57 Prophezeiung (prophesy) T 148 Proportion{al) s. Verhältnis T73, 77, 131, V 26, 37, 46, 53, 55, 64 Prüfung, prüfen - (examine) T45, 53, 90f., 153 - {test) T 149 Punkt (point) s. Schnittpunkt -, dazwischenliegende -e T 112 - als Metapher V 23, 55, 71 -, seitliche -e T 85

182

Sachregister

noch Punkt

-, sichtbarer -, strahlender T2, 7, 22, 34, 44, 54, 61, 77, 82-85, V55f., 68 Pupille T6, 12, 16f., 21f., 35, V49, 66, 68 Quadrat(isch} (square} T 133, 136, 140-142, 152, V55f. Quaere (frage!) T 132 Qualität T 103, 109, 122, 127 Quantität s. Menge T 131, 154, (T 125 V 44-46, 60 Quelle (source), metaphorisch rauh (rough} T 103, 105, V 44 Raum (space) s. Reichweite T 3, 35, 46, 94, 96, 111, 126, 130, 154, V 46 Rechnung (computation} s. Berechnung T38, 78, V31f rechtfertigen (justify) V 19 rechts/links T88, 111, V47 Redewendung (phrase} T 120 Reflexion - von Gedanken s. Überlegung T 51, 80, 131, 135 - von Licht T 29 f., V 43, 64 Regel (rule}, Maßstab T40, V37, 64, 67, 70 regelmäßig (regular} T 110, V66, 71 regulieren (regulate} der Handlung durch das Auge T 86 Reichweite (reach} von Erkenntnisvermögen T93, 154 Reihenfolge (order} s. Ordnung V18, 38 Reiz (impulse) s. Lichtreiz reizen (affect} s. Einfluß, Beeinflussung, erregen Tl28, 132, 159

Relation s. Beziehung V 46 repräsentieren (represent, be the representative) s. darstellen, suggerieren T 141-144, 152, V22 Resultat s. Wirkung - (effect} V 60, 63 - (result} V 70 Retina T 34-36, 63, 88, V49-53 Revision (review) V 34 richtig - (just} V 50 - (right} T89, V27, 32f., 52 - (true) T8, 90, 92 Richtung (direction} T90, 137 Ring (ring} V 66 Röte (redness) T 23 Rückführung (reducing} V 37 Rücksicht nehmen (consult) V36 Sache -, -verhalt (matter} T 18, 24, 31, 36, 39, 43-45 - (purpose) V 29 - (subject} s. Thema T31, 33f. - (work} V35 Satz - (corollary} T 137 - (proposition) T 124f., 127, 134, 138 schädlich (destructive} T 147 Schätzung (esteem, estimation} s. Urteil T3, 5, 27, 53, 76, 78, 90, 99 Scham (shame} T9, 23, 65 Schatten (shades) T77, 130, V 44, 51 Schauplatz (scene} T 85

Sachregister Schein (appearence) von Vernunft T138 scheinbar - e (apparent} Größe T52, 67, 77, V60f., 64f. -Entfernung T6, 38, 77, V67 - - Ort T 8, 22, 29 f., 33, 38, 52, V64, 67 - er (seeming} Widerspruch Tl20 scheinen (seem} s. erscheinen TB, 39, V63 Scherzfrage (question bantering} T135 Schicht, soziale (rank) T 139 schimmernd (glimmering} T148 schließen - (argue} V25, 27, 31 - (conclude) T39, 45, 56, 64, 107f., 116, 137, 147, V21, 69 - (demonstrate} V29-31 - (infer} s. folgern T 53 - (reason) V 17 Schluß - (conclusion} T3, 19, V32f. - (inference) T 106 - (reasoning} V 18 Schmerz (pain) s. MüheT 41, 59 Schnitt - (meeting} V 66 - (section} T 154 Schnittpunkt - (concurrence} T 5 - (point of intersection} T7, 19 Schöpfer (author} T 147, 152, V38, 40, 43 Schöpfung (creature) T 109

183

Schornstein (chimney} T 109 Schoß (womb}, metaphorisch T125 schwach, Schwäche (faint, -ness) s. blaß T 3, 5, 35 f., 44 f., 50, 56, 58, 63, 68-74, 77, V 44, 54, 56-60, 62f. Schwachsinnige (idiots} T90 Schwere (gravitate} s. Tendenz T93 Schwierig(keit} (difficult, -y) T29, 40, 49, 74, 88f., 91, 107 f., 113, 125, 127. 131, V 49 f., 66, 68 See (Iake) V 63 Seele (soul} T 41, 94, 113, V 43 Sehakt s. Akt des Sehens, Sehvorgang sehen (see) s. Auge, aufrecht, Linie -,deutlich/gut- T 34, 153 -und fühlen T22, 47, 108, 133, V31 -, wie der Geist sieht V 43 -, zum - gelangt T 41-43, 53, 92, 95, 110, 132, V 44, 71 -,Objekte- T46f., 49, 96, 128, 135, V 20, 55, 63 -,unmittelbar- T2f., 45, 77, 103 -, Vergnügen des -s T 86 -, Vorstellungen beim - T 16, 23, V29 - und wissen V 30 Sehen (sight} s. Gesichtssinn, Objekt, Sicht -, gewöhnliches - V 53 -, Seherfahrung T 107 Sehen (vision} s. Akt des Sehens, Gesichtssinn, Sehvermögen

184

noch Sehen

Sachregister

-, Einrichtung des -s V 36 -, Entfernung, Größe- T23, 27, 72f. -, Erfahrung vom - T 137, V69 -, klar usw. - T 35, 38 f., V 66 -, Natur des -s T 39, 51, 80, 88, V 17 f., 32, 43, 52, 70 -, Objekte des -s T16, 65f., 82, 145, 147, 154, V 44 - als Sprache Gottes V 38 - und Tasten V 47 -, Theorie des -s T29, 50, 90f., 119f., V 18, 20, 27, 32f., 37f., 42, 70 -, Umstände des -s T 36, V 64 -, Zweck des -s V67 Sehminimum s. minimum visibile Sehschärfe (sharpness of sight) T80, 86 Sehvermögen - (sense of vision) V 18 - (visive faculty) T 40, 80, 83, 86f., 102, 107, 113, 148, V 19, 29, 38 Sehwinkel (visual angle) s. Winkel T76, V61f. seitlich - (collateral) T 85 - (lateral) T 19 sekundär s. primär selbst (it self) s. an sich T 10, 105, V70 selbständig, sich - machen (set up for themselves) V70 selbstverständlich (natural) V 61, 64 senkrecht (perpendicular) T 89, 96, V55

Setzung (institution) s. Vereinbarung T144 Sicher(heit) - (assurance) T 100 - (certainty) T7, 29, 59, 132f., 148, 154, V20, 24 - (secure) V 32 - (sure) T 123, 125, V 33, 52 Sicht (sight) s. Sehen T82f. sichtbar (visible) T 43-45, 49, 54-56, 70, 73f., 77, 79, 81-85, 97, 99f., 102, 104, 107f., 110, 114f., 117, 121f., 127, 131, 133, 139-144, 150-152, V20, 28, 37, 44, 46f., 51, 54-60, 62, 68 Sichtbarkeit (view) T 54, 79 Sinn (signification) T73 Sinn (sense) s. Verstand -,Bedeutung V33, 35, 46, 47, - eserfahrung V 62 [51 - estäuschung s. täuschen - esvermögen T 1, 3, 29, 46, 51, 54, 79, 99, 102, 111 f., 121f., 126f., 130, 138, 145, V20-22, 25-29, 32, 39, 42, 47, 51 f., 71 - esurteil T 77 sinnlich wahrnehmbar (sensible) s. fühlbar T29, 54, 72, 122, 149, V 66 Sonne (sun) T41 speziell (peculiar) V33, 41, 51, 54 Spezies (species) von Vorstellungen s. Art Tl21, 129, 140-144 Spiegel - (looking-glass) T 45 - (speculum) T 29 f. Spielarten (varieties) s. Mannigfaltigkeit T 137

Sachregister Sprache s. alltäglich, Bedeutung, benennen, nennen, Sinn, Wort, Metapher, Stil, Verwendung -, Eigentümlichkeit der - T 96 -, menschliche, bekannte T51, 147, 152, V40 -, metaphorische - T 94 - der Natur, Gottes T 140, V38, 40 -, Sehen als - T 64, 73 -, Sprachgebrauch T 49, 51, 120, V19 -, universale- T66, 147 -, Wissenschafts- V 35 -,Zweck der- T140 sprechen - (speak) T 32, 55, 97, 152 - (talk) V31 Speechorgane (organs of speech) T143 Sprechweise (manner of speech) T55, V63 Stadt (city) T 109 Standort - (place where we stand) T71 - (station) T77 Star stechen (couch) V71 Stärke s. Grad - (degree) V 44f. - (force) V37 - (grossness) T35 - (strong) T 5, 63, 72 - (vigorousness) T 3, 56 Staunen s. Erstaunen Stellung s. Augenstellung, Lage - (position) T96, 111 - (posture) T88, 116 - (situation) T74, 77, V 47 Sterbliche (mortals) T 40, 148 Sterne (stars) T 41 stetig (continued) T 131

185

Stil (style) V 35 Stimme (voice), - des SchöpfersT 152 Stock (stick) T 42, 89 f., V 66 Stolz (proud) T 132 Störung (distemper), Seh- V 43 Strahl s. Licht - end (radiating) V 53 - enbündel (radious pencil, pencil of rays) T 90, V 49 f. - (ray) T6f., 12, 22, 29f., 33-36, 38f., V56 - engang {tracing of the rays) T90 strenggenommen - (properly) T66 - (rigorous) V 35 - (strictly, in strictness) V 35, 63 strömen (croud), in den Geist - T110 stützen (support), seinen Körper gestützt fühlen T 93 Substanzen, unbekannte V 17, 19 Suggestion s. darstellen, nahelegen, repräsentieren T 16f., 25f., 28, 37, 45, 47, 50f., 53, 57f., 64, 66, 70, 72-74, 77f., 98, 103, 107f., 126, 128, 130, 135, 138, 140, 144f., 147f., 152, 154, V 28, 36, 39, 42-44, 52, 54, 56-60, 62, 66-68 Summe (sum) T 131 Synthesis, synthetisch V 38 System s. Weltsystem V 43 Tätigkeit (Operation) s. Handlung V36 Täuschung s. deceptio visus - (deceive) T 45, V 65, 71

186

Sachregister

noch Täuschung

- {delusion) T 126 - (impose) V 33 tastbar {tangible) T 45, 54-56, 74, 85, 93, 96-98, 103-105, 107f., 112, 117, 121 f., 131, 133, 138-141, 143[, 151[, V28, 31, 37, 43, 45-51, 53f., 56-62 Tasten, Tastsinn s. berühren - (feeling) T93, 145, V31, 41, 44, 46, 66, 71 - {touch) T 1, 45, 48-50, 54, 79, 82, 86, 91, 94-97, 99, 102, 108, 111 f., 115, 117, 119, 121f., 126-129, 132f., 135f., 142, 145, 153f., V25, 29, 35, 41, 45, 48, 51, 60 Tastminimum s. minimum tan·

gibile

Tatsache (fact) V 67, 71 tatsächlich (actual) T 81, V 50 Teil - bar (divisible) T 54 - {part) des Leibes T96, 98, 101, 104f., 110 - - eines Minimums T 80 f. - - eines Objekts T 89, 154, V55f., 71 des Raumes T 111 der Vorstellung T 125, 142 der Wissenschaft T 150, 154 - chen {particles) T 68, 72, V43 Tendenz {tendency) T96 Thema (subject) s. Inhalt, Forschungsthema, Sache T 125, 138, 149 Theorem {theorem) V 38 [V 1 theoretisch (speculative) T 150,

Theorie {theory) -anderer T29, V41f., 49, 52 -, (meine) - des Sehens T 119, V 17, 20, 27, Jlf., 3~ 36-38, 451, 43, 71 Tiefe {profundity) T 154 Tiere {brutes) s. Lebewesen T 24 Tisch {table) T 132, 135 Ton - art {key) V 46 - {note) V46 - (sound) T 17, 130, s. Laut träge {inert) V 17 Transactions ( = Philosophical Transactions) T75, V71 Trennung (separating) s. abstrakt - von sichtbaren und tastbaren Vorstellungen T 43, 80, V 36 Turm {tower) T44, 57, 73, 79, V 59 Überbau (superstructure) T29 Übereinstimmung -, in- mit (accordingly) Tt42 - {agreement, agreeable) T2, 29, 31, 39, 103, 132, V20, 22, 32, 41, 43 - {conformity) T 128 überflüssig (superfluous) T 140 Übergang {transition) T 145 übergehen {pass on) V 48 überhören/übersehen (overlook) V48 Überlegung s. Reflexion, Forschung - {reasoning) T 29, V 53 - {reflexion) T 128, V 32, 34, 56 - (speculation) T 153

Sachregister Überschneidung von Strahlen s. Kreuzung - (decussation) T90 - (intersection) T90 überzeugen, Überzeugung - (convince) T 19, 47, 134, 150 - (persuade, persuasion) T 45, 100, 138, 144 üblich s. Gewohnheit - (common) T 42 - (custom(ary)) T 140, V 19 - (usual) V 45, 48 umfassen (comprehend) s. erfassen V42 umfassend (comprehensive) T125, 130 umgekehrt (inverted) sehen T 88, 95 f., 98, 100-102, 115, V 38, 49 f., 52 f. Umstände s. Lebenslagen - (circumstances) des Sehens T28, 36, 41, 45, 57, 72f., 78 f., 98, 104, 122, V 60, 63-65, 69 Umständlichkeit (tediousness) T55 Unachtsamkeit (inattention) V33 Unangemessenheit (impropriety) T 120 Unannehmlichkeit (inconvenience) T 150 unbegreiflich - (incomprehensible) Tl9, 123, 125 - (inconceivable) T 112 unbekannte (unknown) Dinge, Substanzen, Ursachen, Vorstellungen V17-19, 22, 26, 28, 30, 32, 45 undurchsichtig (opaque) T 72

187

unendlich (infinite) T 6, 54, V 40 unerklärlich - (inexplicable) T 40, V 49 - (unaccountable) T 114, 148 unerschütterlich (unshaken) V27, 32 unfehlbar (infallible) V24f. ungebildet (illiterate) T 139 Ungenauigkeit (inaccuracy) V 33 ungewöhnliche Sprechweise (singularity of speech) T 55 Ungleichheit (inequality) T79 universal (universal) s. allgemein T124f., 144, 147 unmittelbar (immediate) s. Vermittlung - es Objekt des Sehens T 2, 43-45, 51, 54, 65f., 74, 81-83, 98, 114, 126, 129f., 145, 153 f., V 42, 44, 48-50, 53f., 57 - e Suggestion T 17, 53, V36 - es Urteil T 38 - e Veranlassung T 78 - e Verknüpfung T 39 - wahrnehmen T9, 11, 18, 50, 56, 59, 61 f., 64, 77 unsichtbar - (invisible) T9, V 18 - (unseen) V 17 Unsinn - (absurdity) T 48 - (nonsense) T 113, V 31 unsinnlich (insensible) V 19 untastbar (intangible) T94 Unternehmung (transaction) T147 unterrichten (instruct) T 147 unterscheiden, Unterschied - (difference) T 1, 121, 137, 143, 152, V37

188

Sachregister

noch unterscheiden

- (discerning} T74, 98 - (distinction} T91, 119, 122, 125, 132, V20, 35f., 51, 70 unterstellen (suppose) V 47 Untersuchung - (inquiry} T 16, 43, 121, 137f., 149, 153, V 18 - (considering} V38 [T 32 - (contemplate} T 154 unvernünftig (unintelligible) unverschwommen (unconfused) T83 unverständlich (unintelligible) T 111, 135, 137 unverträglich (inconsistent} T80, 125 unvollkommen (imperfect} V 37 unvollständig (imperfect} T 125 unwahrnehmbar (unperceivable} T11,V19 unwahrgenommen (unperceived} T 145, V 17, 32 Urbild (archetype) T 118 Ursache (cause) s. Grund, Veranlassung T 36, 59, 146, V 17-21, 27-30, 39, 42 Urteil, urteilen (judgement, judge) -, allgemein T 120, V 32 - Barrows T 39 -, plötzliches - T 20, 24 - über Entfernung T 3, 6, 13, 19f., 22, 24, 27, 33, 36-38,

4lf.

-über Größe T53, 57f., 62, 64, 73, 76-79, V 65 - über Lage T 89 f., 94, 98, 100, 113, 116 - über Tastbares T 108, 154, V 31, 37, 53, 58, 60, 69

- über Vorstellungen T 32, 44, V20, 42, 48 Urteilskraft (discerning faculty) T66 Vakuum T126 Variation T 18, 109, 130, 143, V44 Veränderung s. Wechsel - (alteration} T44, 70, V26, 32 - (change} T9, 55, 86, V68 - (diversity} V 47 - (modification} T 143 - (variation} T 44, 46, 70, 73, 140, V23 Veranlassung s. Bestimmung, bewirken - (determine} T 45 - (dispose) Tl45 - (occasion} T77f. verbergen (conceal) s. verdecken T79 Verbindung s. Verknüpfung - (conjunction) T76, V62 - (join) V39 -(mutual}, verbindende Addition T131 - (tie}, unauflösbare- T66 verdecken s. verbergen - (cover} T79, 82 - (obscure} T82 Vereinbarung (appointment} s. Setzung T 147, 152 Verfolgung (hunting} s. nachgehen - des Objekts T90 verführen - (betray} V 35 - (induce} Tl50 Vergleich (comparison} T90, 102, 112, 116, 119, 131, V20

Sachregister Vergnügen s. Freude - (amusement) des Sehens T86 - (pleasure) T 59, 148, V71 vergrößern (enlarge), eine Vorstellung - V 60 Verhältnis (proportion) T 4, 21, 68, 73, 78, 111, V 66, 68 Verkehr (intercourse) T 115 Verkleinerung (diminution) V64 verknüpft (annexed) T 36, 73, 143, 135 Verknüpfung (connexion, connect) -, gewohnte, erfahrene - T 17, 21, 72, 77f., 147, V 52, 68 -, notwendige/willkürliche T5, 17, 23f., 45, 103-105, 107, V29f., 39f., 42f., 58, 61-63 - sichtbarer und tastbarer Objekte T97, 99, 102, 108, 140, 152, 154, V25, 28, 35, 37, 45, 47f., 54, 57 -, starke, enge, konstante V36, 66, 145 -, unmittelbare - V 39 - von Vorstellungen T 16, 18, 28, 37f., 45, 49, 51, 56-59, 62-64, 79, 85f., 126, 144f., V20, 22-24 -, wahrnehmbare - T 106 verkürzt (contracted) T82 verleiten (Iead) V 47 vermengen s. verschmolzen - (blend) T 145 - (confound) V36 Vermittlung s. unmittelbar - (intervention) T 50 - (intromit) T 46

189

- (mediation) T 16, 47, 54, 64, 66, 121, 130, V 42 Vermutung - (conjecture) T29, 40 - (guess) V71 - (suspect) T 102 Vernunft (reason, reasonable) s. Grund T24, 29, 66, 92, 107, 126, 138, V 53, 70f. vernünftig (intelligent) T 17 verschlungen (twisted) T 51 verschmelzen (coalesce) von Lauten T145 verschmolzen (blended together) V36 Verschwommen(heit) (confused, confusion) s. Verwirrung T21-23, 26f., 29, 31f., 34-39, 50, 56, 58, 77, 83, 88, V23, 35, 37, 68 Versehen (oversight) T39 versperren (intercept) T79, 82 Verstand, Verständnis - (conceiving) T 154 - (sense) V70 - (understanding) T 17, 45, 51, 66, 74, 91, 95f., 106, 112, 130, V37, 42 verstehen (understand) T 120, 122, 134f., V 17, 20, 27, 33, 43, 51f., 70 Versuch (Essay)(= »Theorie des Sehens«) T 126f. Verteilung (disposition) von Farben T 117, V 45 Vertraut(heit) - (acquainted) T 32, 103 - (familiarity) T 51, 146, 148, verursachen [V 34 - (cause) T72, 77, V21, 39 - (occasion) T36, 120

190

Sachregister

verwechseln (confound) T 47, 107, 144, V52, 58 Verwendung s. Anwendung, Sprachgebrauch - (apply) von Ausdrücken V 46 - (employ) von Wörtern V 33 Verwirrung, verworren s. Verschwommenheit - (confusion, confused) T 49, 80, 120 - (perplexing, perplexed) T 39, V35f. Verwunderung (wonder) T 125 Volk, einfaches - (vulgar) V 35 Völker (nations) T 139f. Vollkommenheit - (compleat) V37 - (perfection) T 84, 87, 130 Voraussage (prediction) T 148 Voraussetzung - (include) V 28 - (supposition) T 33, 40, 90, 113 f., 122, 133, 144, 153 f., V27, 32, 38, 41, 44, 49, 57 Voraussicht (foresight) T 59 Vorbegriff (praenotion) s. Vorkenntnisse T 148 Vorbild (example) T 40 Vordersatz (antecedent) T 137 Vorkenntnisse (praenotions) s. Vorbegriff, Vorurteil V 35, 59f., 62f., 69 vorkommen, einem - (seem) s. erscheinen T 148 Vorsehung (providence) V 36 Vorsprung, das Vorspringende (protrusion) T 135 vorstellen, sich - s. begreifen - (conceive) T131 - (imagine) T116f., V51, 71 Vorstellung (conception) T92

Vorstellung (idea) -,abstrakte- T122-125, 130, 149f. -, allgemeine - T 125 -, Arten von -en T 17, 121 f., 125, 128, V25-27, 41 -, einzelne - (idea by it self) T109 - erlangen, suggerieren, wahrnehmen T9f., 25f., 28, 53, 57, 73, 76 f., 96, 128, V 68 -, falsche - T 120 -und Geist T32, V19 -, gemeinsame - V 41 -, klare/deutliche - T 130 -, komplexe - T 66, 78, 96, 103, 107, 109f., V23, 39 -, Mengen von -en T 111, 128, V43 - und Objekt V 24, 26, 32 - von Raum, Bewegung usw. Tl2, 26, 37, 39, 41, 43f., 46, 56, 70, 77, 126f., 137, 154 -, schwache - T 44 -, sichtbare/tastbare - T 1, 45, 47, 49, 74, 79, 91, 95f., 98f., 102, 106, 110, 117, 119, 121, 129, 135, 144f., 153f., V28, 31, 35, 42, 45-47, 51 -, (un)mittelbare - T 16, 18 -, unsere eigene - V 18, 20 -, Ursache von -en V 17, 21, 29f. -, eine - vergrößern V 60 -, wohlbekannte - T 133 - und Wort T 152 »-« T45 Vorteil (advantage) T 86 Vorurteil (prejudice) s. Vorkenntnisse T29, 36, 43, 51, 66, 79, 92, 95, 120, 138, 146, V35

Sachregister wahr(haft) (true) T 19, 28, 32, 39, 51, 78, 112, 118, V20, 35, 43, 52, 70 Wahrheit (truth) -, allgemeine, ewige, notwendige - T7, 124, 150 -, Erkenntnis der - T 33, 138, 146, V 18, 36, 38, 58, 67, 70 -, nackte - T 120 - eines Satzes, der Dinge T 14, 45, V35 -, in - T 45, 52, 55, 108, 145, V 47, 54, 56-58, 62 -, der - verpflichtet T 29 - verstehen T 134 Wahrnehmung, wahrnehmen, wahrnehmbar (perception, perceive, perceivable) T 1, 3 f., 6, 8-13, 15-18, 26, 36f., 39, 41-47, 50, 52-54, 56, 64, 70, 72-74, 78, 80f., 83, 85f., 88, 90, 93-97, 99, 101, 103 f., 106, 108, 110, 112f., 119, 121, 123, 127 f., 130, 133, 135, 142, 145, 153, V 18f., 21, 24, 26, 29f., 33, 39, 41f., 44f., 49f., 52-54, 62f., 66, 68 Wahrscheinlich(keit) (probability) T29, 90 Wand (wall) s. Mauer T 82, 148 Wechsel (change) s. Veränderung T73, V23 Weg (way) in den Verstand T130, V 17 Wegfall, Weglassen (omission) von Umständen T73, V60 weich (soft) T 103, V 44 Weisheit (wisdom) T87, V36 Weitschweifigkeit (circumlocution) T120 Welt

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- (world) T85, 139, 144 - system (mundane system) V43 Wesen - (being) T 80, 87, 153, V 19, 29 - (intelligences), intelligente T84, 153f. - sidentität (identity of nature) V47, 52 wesentlich (specifical) T 121, 127, 133 Wetter (weather) T71 widerlegen (refute) T90, V34 widerrufen (renounce) T29, V32 Widerspruch - (contradiction) T74, 81, 120, 125, 153 - (be repugnant) T 29 widerspruchsfrei (consistent) V70 Widerstand (resistance) T 135 widerstreben (reluctancy) T 146 wiedererkennen (know again) V71 Wiedervereinigung (reunion) von Strahlen T34f., V49 willkürliche (arbitrary) Verknüpfung, Zeichen T 109, 141, 143, 150, 152, V23, 30, 39, 40, 43 Winkel (angle) s. Sehwinkel, Ecke -, mit Linien und -n sehen T12-15, 19, 22, 33, 38f., 42, 52, 77 f., V 31f., 37, 43 - des Quadrats T 142 -, Seh- T4f., 53, 67, 76 Wirklichkeit s. tatsächlich - (actual) T84, 93, V39, 51

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Sachregister

noch Wirklichkeit - {reality, real) T 14f., 74, 77, 109, V20, 41, 48, 53f., 64 Wirkung, wirken s. Resultat - (act) V30 - (affect) T 29 - (effect) T 39, 41, 77, 154, V 18, 30, 39, 42 wissen (know) T 18 f., 25, 46, 90, 102f., 107f., 125, 133, V 18, 20, 26, 30, 65, 71 Wissen (knowledge) s. Erkennt· nis V37, 67 Wissenschaft (science) T 124 f., 150, 152f., V18f., 35, 37 Wohlbefinden (well-being) T147 Wort {term) s. Ausdruck V 48 Wort {word) s. Ausdruck, Buchstabe -, bloßes - T 120 -gebrauch T32, 61, 64, V23 - und Schrift T 140, 143, 152 - suggeriert T 73, 77 -, (un)bekanntes- T20, 51 - und Wirkung T 134 - als Zeichen T 130, 141, V 22, 41 - »aufrecht« T 96 -»Fuß« T96 -»hoch/niedrig« T94, V 46 -»Kopf« T96 - »Kugel« T 135 -»Lage« V46 - »Objekt« V 23, 32 f. - »Tisch« T 135 - ..Vorstellung« T 45 - »Würfel« T 135 -»Zoll« T61 Würfel (cube) T 132, 135 Wunsch (desire) T94

Wurzeln schlagen {strike), meta· phorisch T 144 Zahl {number) s. Anzahl, Identität, in numero T 107 f., V 40 Zeichen s. Bezeichnung - (character) T 143 - (sign) T65, 141, 144, 147, 150, V39f., 45, 48, 66 Zeichnung (diagram) T 150 zeigen s. beweisen - (demonstrate) T22, 95, 117 - (show) T 1, 16, 52, 117, 119, 127, 143, V26, 32, 50 Zeit {time) T29, 51, 107, 110, 144f., V35, 46 Zeitalter (age) T139f. Ziel s. Absicht, Zweck - (design) T 1 - (end) T 109, 148 Zimmer {room) s. Arbeitszimmer V71 Zoll (inch) T61 Zufall (accident) T 104, 139 zugeben - (acknowledge) T 125, 142 - (admit) V 31, 35, 41 - {allow) T 129, 133, V 32, 53 - (confess) T 144 - {grant) Tl5, V 30, 50 - (own) T 125, 130, V 33, 66, 70 zurückführen {reduce) V 43, 64, 67 zusammenbrechen (fall to the ground) V27 zusammenbringen (collect) V 17 Zusammenfassung (collection) von Vorstellungen T96, 109f. zusammengehören (go together) von Vorstellungen T 25, 46

Sachregister Zustand (state) - im Diesseits T 148 - unseres Wissens T 87 Zweck s. Absicht, Ziel - (design) der Sprache T 140 - (end) der Sprache T 49 --des Sehens T87, V67

- (purpose) T 59, 86, 109, 148f., V35 Zweideutigkeit (ambiguity) TSS, 113 Zweifel - (doubt) T44, V33 - (scruples) T 138

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