Verdichtetes Wohnen: Konzepte, Planung, Konstruktion 9783034615211, 9783764371142

Eine Bestandsaufnahme des aktuellen, verdichteten Wohnungsbaus. Aktuelle Trends im Wohnbau Internationale Wohnbauproje

193 58 35MB

German Pages [176] Year 2004

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Verdichtetes Wohnen: Konzepte, Planung, Konstruktion
 9783034615211, 9783764371142

Table of contents :
Herausforderung Wohnungsbau
Von der Vereinzelung an der Peripherie zum Häuserhaus der Stadt
Innen und außen - der zeitgenössische Wohnungsbau auf der Suche nach dem Besonderen
Materialübersicht der Projekte
Wohnanlage in Zürich
Wohnbebauung in Meran
Wohnbebauung in Dornbirn
Wohnzeilen in Trofaiach
Wohntürme in Konstanz
Wohn- und Gewerbebau bei Kopenhagen
Wohnkomplex in Tokio
Wohnbebauung in Gifu
Patiohäuser in Amsterdam
Wohnhäuser in Paris
Wohnzeile in München
Zwei Wohngebäude in München
Wohnblock in Madrid
Wohnzeile in Basel
Wohnzeile in Ingolstadt
Wohnzeilen in Potsdam
Wohnbebauung in Ingolstadt
Wohnanlage in Hannover
Wohnblock in Zürich
Wohnzeilen in München-Riem
Zwei Wohnhäuser in Berlin
Blockrandbebauung in Rotterdam
Wohnanlage in Ludwigsburg
Literatur
Autoren
Projektdaten/Architekten
Bildnachweis

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im ∂

Verdichtetes Wohnen Konzepte Planung Konstruktion

Christian Schittich (Hrsg.)

Birkhäuser Edition Detail

im ∂ Verdichtetes Wohnen

im ∂

Verdichtetes Wohnen Konzepte · Planung · Konstruktion Christian Schittich (Hrsg.)

Edition Detail – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG München Birkhäuser – Verlag für Architektur Basel · Boston · Berlin

Herausgeber: Christian Schittich Projektleitung: Andrea Wiegelmann Redaktionelle Mitarbeit: Kathrin Draeger, Alexander Felix, Julia Liese, Christa Schicker Zeichnungen: Kathrin Draeger, Norbert Graeser, Christiane Haslberger, Oliver Klein, Emese Köszegi, Beate Stingl DTP: Peter Gensmantel, Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler

Ein Fachbuch aus der Redaktion DETAIL Dieses Buch ist eine Kooperation zwischen Edition Detail – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG und Birkhäuser – Verlag für Architektur Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. © 2004 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Postfach 33 06 60, D-80066 München und Birkhäuser – Verlag für Architektur, Postfach 133, CH-4010 Basel Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff (TCF ∞). Printed in Germany Reproduktion: Karl Dörfel Reproduktions-GmbH, München Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell ISBN 3-7643-7114-5 987654321

Inhalt

Herausforderung Wohnungsbau Christian Schittich Von der Vereinzelung an der Peripherie zum Häuserhaus der Stadt Klaus-Dieter Weiß Innen und außen – der zeitgenössische Wohnungsbau auf der Suche nach dem Besonderen Eberhard Wurst

Materialübersicht der Projekte Wohnanlage in Zürich EM2N Architekten, Zürich

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26

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Zwei Wohngebäude in München Rohnke Hild und K, München

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Wohnblock in Madrid Matos-Castillo Arquitectos, Madrid

114

Wohnzeile in Basel Morger & Degelo Architekten, Basel

118

Wohnzeile in Ingolstadt Beyer + Dier, Ingolstadt

120

Wohnzeilen in Potsdam Becher + Rottkamp, Berlin

124

Wohnbebauung in Ingolstadt meck architekten, München

128

Wohnanlage in Hannover Fink + Jocher, München

136

Wohnbebauung in Meran Holzbox Tirol, Innsbruck mit Anton Höss, Innsbruck

54

Wohnblock in Zürich Martin Spühler, Zürich

142

Wohnbebauung in Dornbirn B & E Baumschlager-Eberle, Lochau

58

Wohnzeilen in München-Riem Fink + Jocher, München

150

Wohnzeilen in Trofaiach Hubert Riess, Graz

62

Zwei Wohnhäuser in Berlin popp.planungen, Berlin

154

Wohntürme in Konstanz Ingo Bucher-Beholz, Gaienhofen

68

Blockrandbebauung in Rotterdam KCAP, Rotterdam

160

Wohn- und Gewerbebau bei Kopenhagen Arkitektfirmaet C. F. Møller, Kopenhagen

76

Wohnanlage in Ludwigsburg Hartwig N. Schneider mit Gabriele Mayer, Stuttgart

164

Literatur

168

Autoren

169

Projektdaten/Architekten

170

Bildnachweis

174

Wohnkomplex in Tokio Riken Yamamoto & Field Shop, Yokohama

78

Wohnbebauung in Gifu Kazuyo Sejima and Associates, Tokio

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Patiohäuser in Amsterdam MAP Arquitectos, Josep Lluís Mateo, Barcelona

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Wohnhäuser in Paris Herzog & de Meuron, Basel

96

Wohnzeile in München meck architekten, München

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Herausforderung Wohnungsbau Christian Schittich

Wozu brauchen wir neue Konzepte für den Geschosswohnungsbau, wenn in einem Land wie Deutschland jeder Einwohner statistisch gesehen schon mehr als 40 m2 Wohnfläche zur Verfügung hat, wenn gleichzeitig die Bevölkerungszahl abnimmt, wenn die Landschaft schon zur Genüge zersiedelt ist und wenn laut Umfragen beinahe jeder vom eigenen Häuschen im Grünen träumt? Auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag: Die Wohnungsfrage ist noch lange nicht gelöst. Nach wie vor gibt es einen großen Bedarf an Wohnungen: Wohnungen für bestimmte Haushaltsgrößen und soziale Gruppen, Wohnungen, die den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen, nicht zuletzt aber auch Wohnungen in zahlreichen Ballungsregionen. Denn das Angebot an günstigem Wohnraum ist geographisch gesehen ziemlich ungleich verteilt. So stehen heute in Deutschland ganze Siedlungen im Osten, im Saarland oder im Ruhrgebiet leer, während in Großstädten wie München, Stuttgart, Hamburg oder Köln angemessener Wohnraum ein unerschwinglicher Luxus ist. Nach wie vor stecken in diesen Städten die kommerziellen Investoren – allen voran die mächtigen Immobilienfonds – ihr Geld lieber in glitzernde Bürotürme oder neue Einkaufs- und Ladenpassagen. Trotz des Risikos, dass diese Gebäude wegen des vorhandenen Überangebots erst einmal leer stehen, versprechen sie langfristig dennoch die höhere Rendite. Es bedarf weiterer Anreize der öffentlichen Hand, damit wieder mehr Wohnungen gebaut werden – Wohnungen, die kostengünstig und ökologisch sind, die gewisse soziale Kriterien erfüllen und auf sich wandelnde Rahmenbedingungen Rücksicht nehmen. Es ist schon ein Phänomen: Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten die gesellschaftlichen Strukturen erheblich verändert haben – mit der Folge, dass die durchschnittliche Kleinfamilie zunehmend an Bedeutung verliert –, ist der typische Wohnungsgrundriss auch im Neubau nach wie vor fast ausschließlich an deren Bedürfnissen orientiert. Dabei verlangt die heutige Vielfalt an Lebensstilen nicht unbedingt nach spezialisierten Grundrissen. Vielmehr sind flexible Typen gefragt, die es ermöglichen, mit einfachen Mitteln auf wechselnde Lebensumstände zu reagieren. Da jedoch der Mensch scheinbar nirgendwo sonst so konservativ ist wie beim Wohnen und da Bauträger in der Regel den bequemen und risikoarmen Weg wählen, setzen sich Neuerungen im Wohnungsbau nur sehr langsam durch. Werden in anderen Bereichen, beim Auto oder Computer etwa oder bei Bauaufgaben wie Bahnhöfen, Museen oder

Läden futuristisches Design und neueste Technologien vorbehaltlos akzeptiert, orientieren sich Wohnvorstellungen und Wohngeschmack an Bewährtem, Überliefertem. Dass diese Gegebenheit enormen Einfluss auf Gestaltung und Städtebau, Erschließung und Grundrissstruktur hat, liegt auf der Hand. Schließlich richten Wohnungsbaugesellschaften und Investoren ihr Angebot streng an der Nachfrage aus. Heraus kommt oft nicht mehr als zum durchschnittlichen Kundenwunsch kondensierte Massenware. Auf der anderen Seite sehen sich fortschrittliche Architekten häufig dem Vorwurf ausgesetzt, die Vorstellungen der Nutzer zu ignorieren und am Markt vorbei zu planen. Denn innovative Grundrisslösungen, Konstruktionen oder Fassadengestaltungen werden von den Bewohnern nicht immer begeistert angenommen. Gerade bei der Durchsetzung notwendiger Neuerungen ist darum eine sinnvolle Steuerung durch die öffentliche Hand gefragt. Die Abkehr vom Prinzip der Gießkanne bei der Verteilung staatlicher Subventionen und steuerlicher Vergünstigungen ist dringender denn je – nicht nur, um Wohnungen endlich in den Regionen zu bauen und zu fördern, wo sie wirklich gebraucht werden – dort, wo die Menschen arbeiten und leben –, sondern damit besondere Anreize geschaffen werden, um wesentliche, zukunftsfähige Kriterien zu erfüllen: das nachhaltige Bauen im Bestand, ökologische Maßnahmen, Barrierefreiheit, die Bereitstellung von Wohnraum für bestimmte Gruppen, aber auch fortschrittliche und zeitgemäße Wohnkonzepte. Wegen der Möglichkeit, sich von den Marktmechanismen teilweise abzukoppeln, entstehen schon heute viele herausragende Projekte im Geschosswohnungsbau als staatlich initiierte und geförderte Demonstrativbauvorhaben, wie einige der Beispiele in diesem Buch zeigen. Andere gehen auf die Eigeninitiative der Bewohner zurück, die sich zu Interessens- und Nachbargemeinschaften zusammengeschlossen oder selbstverwaltete Baugenossenschaften gegründet haben. In einem Fall trat der Architekt gar selbst als Bauträger auf (Wolfram Popp, siehe S. 154ff.). Er fand für seine unkonventionellen Wohnungen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg schnell Mieter und Käufer – ein Beleg dafür, dass es auch am freien Markt durchaus Nachfrage nach gut gestaltetem, innovativem Wohnungsbau gibt.

1.1 Wohnanlage für Frauen in Kumamoto, Kumamoto Prefektur, Japan, Kazuyo Sejima and Associates 1991

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1.2

Wohnungsbau als Planungsaufgabe Zweifellos gehört der Wohnungsbau zu den spannendsten Aufgaben für Architekten. Nicht zuletzt, weil es sich dabei um die Erfüllung von Grundbedürfnissen handelt – um die ursprünglichste Aufgabe der Architektur, die spätestens seit der industriellen Revolution eng mit sozialen Fragen verknüpft ist. Jeder Architekt kennt das Wohnen aus eigener Erfahrung, kann sich also leicht mit der Planungsaufgabe identifizieren. Auf der anderen Seite bleibt der Geschosswohnungsbau ein anonymer Bereich, denn nur selten sind die späteren Nutzer bekannt. Das steht im Widerspruch zu der These, dass die besten Ergebnisse dann erzielt werden, wenn das Gebäude auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist. Darüber hinaus steht der Wohnungsbau im besonderen Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und ökologischen Anforderungen und den Bedürfnissen der Nutzer. Die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung vom eigenen Haus mit Garten träumt, muss in Einklang gebracht werden mit der Notwendigkeit nach verdichtetem Bauen, um den Verbrauch weiterer Grünflächen, die fortschreitende Zersiedelung der Landschaft und das dadurch hervorgerufene Verkehrsaufkommen zu stoppen (siehe S. 12ff.). Neue Konzepte sind also gefragt. Die im vorliegenden Buch dokumentierten Gebäudebeispiele zeigen eine Vielzahl an zeitgemäßen Lösungen für gut gestalteten Geschosswohnungsbau mit einem breiten Spektrum an Gebäudeformen, Erschließungssituationen, Grundrissen, Materialien und Konstruktionen. Städtebau Guter Wohnungsbau ist mehr als nur das einzelne Haus: Die Verkehrsanbindung, der Städtebau, die Erreichbarkeit von infrastrukturellen Einrichtungen, die Erschließungssituation sowie die Ausformung und Gestaltung der begrünten Zwischenbereiche haben entscheidenden Einfluss auf die Wohnqualität und das soziale Miteinander der Bewohner. Das Gebäude selbst kann zur Keimzelle städtischer Infrastruktur werden. Mit dem zunehmenden Zusammenführen von Wohnen, Arbeiten und Freizeit sind dabei Projekte gefragt, die über das reine Angebot an Wohnraum hinaus gemeinschaftliche und öffentliche Einrichtungen anbieten. Ökologie, Gebäudeform Um Ressourcen zu sparen, müssen unter ökologischen Aspekten die Sanierung und Nachverdichtung vorhandener Bausubstanz gegenüber dem reinen Neubau Vorrang erhalten. Bei der Wahl der Gebäudeform ist das A/V-Verhältnis – das Verhältnis zwischen den dem Klima ausgesetzten Umfassungsflächen und dem Volumen – ein für den Heizenergiebedarf wesentliches Kriterium. Auch die Geschosszahl spielt neben der Gebäudeform eine entscheidende Rolle. Massenquartiere in Wohnhochhäusern – wie in den 70er-Jahren gebaut – führen aufgrund fehlender sozialräumlicher Bezüge, der Anonymität ihrer unwirtlichen Erschließungslösungen und der mangelnden Beziehung zwischen Gebäude und Außenraum vielfach zu sozialen Problemen. Deshalb gehen die meisten der Beispiele in diesem Buch nicht über fünf oder sechs Geschosse hinaus. Trotzdem gibt es auch beim Wohnhochhaus immer wieder interessante Typen, wie zwei Beispiele aus Japan zeigen. Während Kazuyo Sejima in ihrer Wohnzeile durch Lauben-

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gänge und zweigeschossige, offene Lufträume sowohl sozialen Kommunikationsraum als auch großzügige private Außenräume schafft, führt Riken Yamamoto bei seinem Wohnhochhaus mit einem System aus inneren Straßen das Prinzip des Wohnquartiers in die Vertikale (siehe S. 78ff. und S. 82ff.). Erschließung Bei den vielfältigen Erschließungsmöglichkeiten ist grundsätzlich zwischen Treppenhaus- und Laubengangerschließung zu unterscheiden. Damit Laubengänge von den Bewohnern angenommen werden, sollten sie Aufenthaltsqualitäten bieten, die sie als Erweiterung des Wohnraums nutzbar machen. Sie können besonders dann sinnvoll sein, wenn – beispielsweise wegen Barrierefreiheit – die wirtschaftliche Anbindung eines Aufzugs notwenig wird. Darüber hinaus eignen sie sich zur Erschließung von Maisonetten – ein zwei- oder mehrgeschossiger Wohnungstyp, der es ermöglicht, die spezifischen Qualitäten des »kleinen Hauses« auf den Geschossbau zu übertragen. Grundriss Die Grundrisse müssen auf veränderte Haushaltsformen, aber auch auf sich ändernde Situationen innerhalb einer Familie reagieren. Immer weniger Wohnungen werden von der klassischen Kleinfamilie bewohnt; in den sich wandelnden Wohnstrukturen spiegelt sich die Unterschiedlichkeit heutiger Lebensmodelle. Ob Wohngemeinschaft, Single, Kleinfamilie oder allein Erziehende, ob Heimarbeit oder Wohnbüro – erforderlich sind anpassungsfähige Konzepte mit weitgehender Neutralität der einzelnen Zimmer. Um Flexibilität zu erreichen, müssen nicht immer gleich Trennwände versetzt werden. Sinnvoll können beispielsweise Grundrisse sein, bei denen am Eingang ein neutraler Raum liegt, der alternativ als Gäste- oder Arbeitszimmer oder als Wohnbereich für ein älteres Kind oder Großelternteil verwendet werden kann (siehe S. 26ff.). Konstruktion Die nachfolgenden Beispiele zeigen, dass für fortschrittlichen Wohnungsbau grundsätzlich alle verfügbaren Primärbaustoffe – Holz, Stahl, Mauerwerk und Stahlbeton – zur Verfügung stehen. Bei der Materialwahl spielen neben regionalen Gegebenheiten und Bauvorschriften gestalterische Überlegungen, bauphysikalische Eigenschaften und die Vorstellungen und Ansprüche der Bewohner eine Rolle. Gerade im Wohnungsbau, vor allem dem öffentlich geförderten, sind die Baukosten ein wesentliches Kriterium. Unter diesem Gesichtspunkt hängt die Entscheidung für ein bestimmtes Material von den jeweiligen örtlichen Umständen ab wie der Verfügbarkeit oder der Qualifikation der Handwerker und ausführenden Firmen. Für flexible Grundrisslösungen sind die heute üblichen Holzbausysteme, aber auch der Stahloder Stahlbetonskelettbau besonders geeignet. Holzsystembauweisen sind darüber hinaus unter ökologischen Aspekten interessant: Sie erreichen fast durchweg Niedrigenergiestandard und eine kaum unterbietbare Gesamtenergiebilanz.

1.3

1.2 Punkthäuser in Innsbruck, Baumschlager & Eberle 2000 1.3 Wohnanlage in London, Haworth Tompkins 2002

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Von der Vereinzelung an der Peripherie zum Häuserhaus der Stadt Klaus-Dieter Weiß

Jeder Wohntraum beginnt im Zusammenwirken der Sehnsucht nach privatem Glück und des Gedankens an vererbbaren Besitz mit einer märchenhaften Villa am See – nicht mit einer Etagenwohnung in der Stadt. Die Folgen für die Stadt sind fatal, sie verliert langfristig ihre Einwohner. Für Innovationen im Wohnungsbau sind die Auswirkungen nicht weniger dramatisch, nachgefragt wird nur die Übergangslösung. Doch der schöne Schein der Einsiedelei trügt auch im Idealfall der Villa am See über zahlreiche versteckte Probleme hinweg. Davon abgesehen, dass die Realität in kleinen, vorgefertigten Serienhäusern auf kleinen Grundstücken weit vor der Stadt unabhängig von den immer wieder schön gerechneten laufenden Kosten ganz anders aussieht. Der Durchschnittsamerikaner verbringt heute zehn Jahre seines Lebens im Auto, weil Wohnen die Bedürfnisse nach Urbanität, Vernetzung und Selbstbestimmung nicht mehr berücksichtigt. Der schwunghafte Handel mit Hörbüchern nahm in den USA im Stau seinen Anfang, weil Pendler dort nicht mehr im Garten lesen, sondern im Auto nur noch hören konnten. Dennoch wird keiner der stressgeplagten Einfamilienhausbewohner und Dauerpendler die zeitliche Brisanz seines Wohnstandorts bilanzieren. Selbst dazu fehlt die Zeit. Das linear geordnete Wohnen im so genannten »Grünen« entpuppt sich als individuell auf dem Erdboden positionierte Vereinzelung ohne räumliche Qualität und urbanen Zusammenhang. Eine bescheidene Distanz von 2 x 3 m zwischen frei stehenden Häusern wird in der Praxis eher zum unwirtlichen und arbeitsintensiven Ärgernis als zum Ort freier Entfaltung. Akustische Abschirmung und Unabhängigkeit vom Nachbarn sind mit konstruktivem Schallschutz auf technischem Wege viel wirksamer herzustellen. Wenn die unmittelbare Nachbarschaft weder zu sehen noch zu hören ist, kann die Stadtwohnung im baulichen Verbund viel luxuriöser sein als die Landwohnung im frei stehenden Haus. Vorausgesetzt beide Alternativen bieten identische, hausähnliche Wohnqualitäten: in ihrem Inneren und im Übergang zu einem angemessenen Freiraum – einem kleinen Garten, einem Wintergarten oder einer (Dach-) Terrasse. Diesem Anspruch genügen Wohnungen im Geschosswohnungsbau bisher leider nur in Ausnahmefällen – meistens, wenn Architekten für sich selbst planen. Die vermeintlich frei getroffene Entscheidung für das eigene Haus vor der Stadt ist damit eigentlich eine Entscheidung gegen unzureichende Wohnmöglichkeiten in der Stadt, nicht gegen die Stadt als Wohnort. Das daraus resultierende Dilemma individuellen Wohnens beschrieb Kurt Tucholsky 1927 in seinem Gedicht »Das Ideal«, vier Jahre bevor Le Corbusier in seiner spektakulärs-

ten Skizze eine konkrete Umsetzung anbot (Abb. 2.9), samt Grundriss und Schnitt, aber leider der zeitgenössischen Stadtbaudoktrin folgend ohne die laut Tucholsky unbedingt notwendige urbane Einbindung: »ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn aber abends zum Kino hast dus nicht weit. Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit: Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn! Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn, Radio, Zentralheizung, Vakuum, eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm, eine süße Frau voller Rasse und Verve (und eine fürs Wochenend, zur Reserve) eine Bibliothek und drumherum Einsamkeit und Hummelgesumm. Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste, acht Autos, Motorrad – alles lenkste natürlich selber – das wär ja gelacht! Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd …«1 Urbanität Das Zusammenleben in der Stadt bietet unersetzbare Vorteile, sobald sich die Vielfalt urbanen Lebens zum Greifen nah vor der eigenen Tür abspielt. Stadt ist nicht durch Vorstadt, Peripherie oder Einsiedelei zu ersetzen. Umgekehrt ist jedoch die Wohnqualität des Siedelns auf eigene Faust mit architektonischen und technischen Mitteln auf dem eigenen Geschossgrundstück in der Stadt leicht zu übertreffen. Verbunden sogar mit dem Vorteil, bis zu zehn Jahre seines Lebens freier und gewinnbringender nutzen zu können als mit beiden Händen an das Lenkrad eines Autos gefesselt zu sein. Le Corbusier schuf für das Wohnen im Haus und in der Stadt vor siebzig Jahren die für die weitere Entwicklung entscheidende Grundlage. In seinem 1935 erschienen Buch »La ville radieuse« beschreibt er die revolutionäre Idee für Algier in dürren Worten: »Sehen Sie, hier sind die künstlichen Baugrundstücke, die Gartenstadt in der Höhe. Alles ist beieinander: die Aussicht, der Freiraum, die Sonne, die guten vertikalen und horizontalen Verbindungen (…). Der architektonische

2.1 Wohnprojekt »Highrise of Homes«, S.I.T.E. 1981

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2.2

Aspekt ist faszinierend, eine ergreifende Erscheinung! Die größte Verschiedenheit in der Einheit. Wenn man will, baut jeder seine Villa, und für das Ganze macht es nichts aus, wenn sich der maurische Stil neben Louis XVI. oder der italienischen Renaissance befindet. (…) Zuerst erstellt man den Unterbau mit den erhöhten künstlichen Baugeländen bis zur horizontalen Autostraße. Nun verkauft man die Bauparzellen für Villen mit Gärten und freier Aussicht.«2 Die Faszination historischer Städte liegt in ihrer räumlichen Verwobenheit, die keineswegs ohne menschliches Zutun gewachsen ist, sondern professionell geplant wurde. Die einzelnen Elemente dieser Stadtstrukturen verlieren nicht, sondern gewinnen in ihrer urbanen Vernetzung. Ausgerechnet der moderne Revolutionär Le Corbusier, der die alte Stadt dem Erdboden gleichmachen wollte, hatte dieses Motiv in die Vertikale ausgedehnt, die Realisierbarkeit von Einfamilienhäusern in der Stadt mit Hilfe von Geschossgrundstücken zumindest theoretisch vervielfacht. Auf dieser gedanklichen Basis Le Corbusiers entstehen zurzeit Projekte, welche die gesellschaftlich und ökologisch zwingende Rückkehr in die Stadt erneut propagieren. Die Bandbreite reicht dabei von luxuriös und himmelstürmend bis realistisch und standortbezogen. Der spanische Architekt Santiago Calatrava plant derzeit am Ufer des East River im »South Street Seaport District« in Downtown Manhattan ein 300 m hohes Wohnhochhaus.3 Der Projekttitel »Townhouses in the Sky« umreißt bereits die programmatische Idee: zwölf verglaste Kuben von je vier Geschossen, die an einem filigranen Betonkern hängen (Abb. 2.2). Jede Einheit ist in moderner Ausprägung einem viergeschossigen städtischen »Townhouse« nachempfunden. Mit anderen Worten: ein 300-Meter-Turm für zwölf Luxushäuser. Die Fertigstellung ist für 2007 vorgesehen. Einen ganz anderen Weg geht der gebürtige Iraner Hadi Teherani aus dem Hamburger Architekturbüro Bothe Richter Teherani (BRT). Seine neue programmatische Zielsetzung verbirgt sich hinter dem Kürzel »home4«, auch eine bislang unrealisierte Konzeption, die schon in der Projektbezeichnung in die vierte Dimension des Wohnens eingreift: den Zeitfaktor. Wie Santiago Calatrava geht es Hadi Teherani um die Verwirklichung desselben alten Traums, um ein Wohnen wie im Einfamilienhaus auf den Etagen der Stadt. Wie Le Corbusier zielt auch Hadi Teherani auf die Nähe zum Wasser, den Ausblick in die Ferne. Anders als in den Träumen und Visionen zur Stadtentwicklung üblich, behält er aber die kleinmaßstäbliche, dafür umso urbanere Realität der Stadt im Blick. Inzwischen wird das Wohnmodell für Standorte der Hamburger Speicherstadt wie des Kölner Rheinauhafens konkretisiert (Abb. 2.3, 2.4). Wachsende Stadt Trotz aller Schrumpfungsprozesse und Rückbaupläne in wirtschaftlich kritischen Regionen Deutschlands ist die Wohnungsnachfrage in Ballungszentren wie München oder Hamburg ungebrochen. Hamburg hat sich unter der Zielsetzung »Metropole Hamburg – Wachsende Stadt« sogar ein erhebliches Bevölkerungswachstum vorgenommen, von bisher 1,7 Millionen Menschen auf 2 Millionen. Gerade Hamburg braucht darum Wohnungsangebote, die über die reine Unterbringung, den Notbehelf der Etage, weit hinausgehen. Die Ausweisung von ländlich anmutenden Einfamilienhausgebieten im begrenzten Stadtgebiet des Stadtstaates wirkt dagegen langfristig kontraproduktiv. Bei der Wohnfläche pro Einwohner liegt die Stadt mit 35,6 m2 im Vergleich der Bun-

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2.3

2.4

desländer an vorletzter Stelle. Vor allem sind es junge Leute, die die Zuwanderungsgewinne Hamburgs bestimmen. Gerade sie sind offen für neue Ideen und Eigentumsangebote des Wohnungsbaus, die mit dem traditionellen Siedeln hinter Jägerzäunen der Peripherie nur noch die Zweigeschossigkeit und die Freiheit der Wohnungsteilung bzw. -organisation gemein haben. Das spannungsvolle Element Wasser ist in vielen Städten zum Bezugspunkt des Wohnens zu machen; in Hamburg etwa liegt der größte Reiz an seiner neuen Wasserfront, der Hafen-City. Das Konzept »home4«, ein ungestörtes und individuelles, architektonisch anspruchsvolles »Hausen« auf dem begrünten Geschossgrundstück, eine Synthese von Villa und Stadt, soll für das Wohnen in der Stadt neu begeistern. Die Auflösung urbaner Verdichtung hat bisher in keinem Fall zu räumlich ansprechenden und gesellschaftlich inspirierenden Lösungen geführt. Weder die in eine Parklandschaft mit einzelnen Hochhäusern samt integrierten Ladenstraßen verwandelte Stadt Le Corbusiers noch die von Ebenezer Howard vor mehr als 100 Jahren ins Leben gerufene Gartenstadtbewegung konnten den Reiz der echten, dynamischen und spontanen Stadt ersetzen. Überspitzt formuliert ging es in beiden Alternativen darum, Stadtplanung als Surrogat zu betreiben. Im einen Fall mit Hilfe von frei flottierenden Wohndampfern, im anderen mit Hilfe von Schrebergärten. Als ebenso urbanitätsfeindlich erweist sich heute das Modell Gated Community des in den USA praktizierten New Urbanism. Von zentraler Bedeutung für die Diskussion ist es darum, die Typen- und Ideengeschichte der hausähnlichen Stadtwohnung im »Häuserhaus« aufzuarbeiten. Bemerkenswert daran ist, dass seit Le Corbusier mit Schwerpunkten in den 60-er und 70-er Jahren fast alles Notwendige gedacht, gesagt und gezeichnet worden ist. Von ganz wenigen, oft längst vergessenen Ansätzen abgesehen, fehlen jedoch die gebauten Beispiele. Die folgende mit Utopien, Zitaten, Bauten, Projekten und Kommentaren kaleidoskopartig angelegte Genealogie der Etagenvilla erklärt diesen für die zukünftige Stadtentwicklung so chancenreichen Nebenweg des Wohnungsbaus zum Hauptthema und lässt die bisherige Entwicklung im Zeitraffer Revue passieren, um Schlussfolgerungen für die aktuelle Situation zu ermöglichen. Verdichtung 1966 wies der deutsche Architekt und Raumplaner Eckhard Schulze-Fielitz, der wie Archigram, Superstudio, Yona Friedmann oder Kenzo Tange Städtebau und Architektur durch frei besiedelbare Raumkonstruktionen transformieren wollte, darauf hin, dass Verdichtung dann nicht negativ besetzt sein muss, wenn dabei im städtischen Zusammenhang synergetische Vorteile entstehen: »Man scheint der Überzeugung zu sein, dass allein die Verdichtung schädliche Folgen hat, da die Bauordnung zwar eine Begrenzung der maximalen, jedoch nicht der minimalen Dichte kennt. (…) Die gesetzlich oktroyierte Verdünnung der Nutzung ist eine Enteignung ohne Kompensation, eine Erhöhung der Kommunikationskosten und des Zeitaufwandes bei der Stadtbenutzung. (…) Die Quartiere der Gründerzeit – Kinderkrankheiten der ersten industriellen Revolution – haben zu einer Denkweise im Stadt2.2

Wohnprojekt »Townhouses in the Sky« in New York, Santiago Calatrava, geplante Fertigstellung 2007 2.3, 2.4 Wohnprojekt »home4« in Hamburg und Köln, Hadi Teherani, geplante Fertigstellung 2005

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bau geführt, nach der die beste Dichte jene ist, die erst gar nicht entsteht.«4 Urbanität entsteht nicht durch Dichte allein; in dieser Annahme lag, wie wir heute wissen, ein Trugschluss des Leitbilds der 60-er Jahre. Das spektakuläre Tagungsmotto des Bundes Deutscher Architekten (BDA) von 1963 »Gesellschaft durch Dichte« war tatsächlich jedoch als Provokation gemeint, im Hinblick auf ein von der deutschen Regierung propagiertes Entballungsszenario. Yona Friedmann stellte den ursächlichen Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Dichte schon damals grundsätzlich in Frage und plädierte in Anlehnung an die moderne Physik für eine Verwissenschaftlichung des Städtebaus – nicht nur im Hinblick auf die Dimension Raum, sondern auch unter Berücksichtigung des Zeitfaktors, vor allem aber nicht auf künstlerische Intuition und persönliche Präferenzen allein gegründet.5 Andererseits ist die heute angestrebte ökologische Stadt sicher nicht ohne Verdichtung und Nachverdichtung zu erreichen. So vernetzt, wie der nahtlose Übergang von Wohnung und Garten vorgibt, ist das Wohnen im Einfamilienhaus nicht. Im Gegenteil, das Wohnen im Einfamilienhaus jenseits der Stadt ist eindimensionales Wohnen. Seine Ordnung ist rein linear. Die zur Verfügung stehenden Freiräume liegen zwar zu ebener Erde und sind privates Eigentum. Aber aus juristisch motivierten Abstandsstreifen lässt sich kein räumlich ansprechender Zusammenhang gewinnen. Der größte Teil des Gartens bleibt als reines Schaugrün, als Relikt der vornehmen Villa ungenutzt, benötigt aber dennoch Unterhaltung und Pflege. Der deutsche Soziologe Hans-Paul Bahrdt stellte darum 1961 lapidar fest: »Siedlungshäuser und Eigenheime, die wegen der Bauwich-Vorschriften genau in die Mitte sehr kleiner Grundstücke gesetzt sind, werden dem Wunsch nach privater Abschirmung weniger gerecht als Etagenwohnungen.« Das Argument muss gerade heute erschrecken, noch nie waren die Bühnen des privaten Wohnglücks an der Peripherie kleiner. Selbst der Österreicher Roland Rainer, einer der größten Verfechter des verdichteten Flachbaus, musste 1974 zugeben: »Der Wunsch nach privater Sphäre, der die meisten Menschen ja dazu treibt, unter hohen eigenen Opfern und großer Beanspruchung der Öffentlichkeit ein ›Einfamilienhaus‹ anzustreben, wird durch die heutige Form dieser Häuser nicht erfüllt.« Zusätzlich müssen die enormen Defizite eindimensionalen Wohnens zeit- und kostenintensiv auf ökologisch und ökonomisch fragwürdige Art mit unzähligen Fahrten im eigenen Auto ausgeglichen werden. Oder sie werden mit dem völligen Verzicht auf kulturelles und gesellschaftliches Leben in Kauf genommen. Unter mehreren Möglichkeiten frei wählen zu können ist dagegen eine Qualität, die das verdichtete Wohnen in der Stadt vom vermeintlich ländlich orientierten Wohnen der Peripherie unterscheidet. Das böse Gespenst der Etagenwohnung bzw. »Sozialwohnung« vertrieb jedoch jede Chance zur Einsicht in diese Zusammenhänge. Ulrich Conrads, der langjährige Chefredakteur der »Bauwelt«, hatte 1964 den Vergleich von Wohnung und Haus als schief gebrandmarkt und die Mehrheit der Einfamilienhäuser im Vergleich zur »Sozialwohnung« als »Sozialhäuser« entlarvt, was sich leider als Synonym nicht durchsetzte. Das Schlagwort von der »Gesellschaft durch Dichte« oder der »Urbanität durch Dichte« war im Vergleich zur Gartenstadtidee der Jahrhundertwende durchgängig negativ besetzt. Doch es war nichts falsch daran. Falsch waren in aller Regel nur die architektonischen Schlussfol16

gerungen – auf beiden Seiten der Stadtmauer. Falsch war vor allem der Slogan: »So viel Eigenheime wie möglich, so viel Mietwohnungen wie nötig.« Denn Le Corbusiers Etagenvillen waren zu diesem Zeitpunkt längst vergessen. Vernetzung Der gebürtige Russe Serge Chermayeff, Nachfolger von László Moholy-Nagy am »Institute of Design« in Chicago, und der Wiener Christopher Alexander, beide in England ausgebildet, stellten ihre überaus bemerkenswerte gemeinsame Arbeit »Gemeinschaft und Privatbereich im neuen Bauen« vor allem unter den Gesichtspunkt der Vernetzung. Ein Gedanke, der für Christopher Alexander auch deshalb nahe lag, weil er neben Architektur Mathematik studiert hatte: »Das Pseudo-Landhaus steht unglücklich in einer zusammengeschrumpften Landschaft – weder vertraulich dicht neben dem Nachbarhaus noch in angemessener Entfernung. Es ist neugierigen Blicken und Lärm ungeschützt ausgesetzt: ein lächerlicher Anachronismus. (…) Die leeren, unbenutzten Grasinseln dienen lediglich dem Mythos der Unabhängigkeit. Dieser ungegliederte Raum ist weder Stadt noch Land. Hinter ihrer romantischen Fassade birgt die Vorstadt weder die naturnahe Ordnung eines großen Landgutes noch die vom Menschen geschaffene Ordnung der historischen Stadt. (…) Die Vorstadt ist nicht freie Natur, weil sie zu dicht besiedelt ist. Sie ist nicht Stadt, weil sie nicht dicht genug besiedelt, nicht ausreichend gegliedert ist. Die zahllosen verstreuten Häuser, wie Steinchen auf sauberen Reihen parzellierten Landes, bilden weder Ordnung noch eine Gemeinschaft. Der Nachbar bleibt ein Fremder, und die wirklichen Freunde sind zu oft weit entfernt, ebenso wie Schulen, Geschäfte und andere Einrichtungen. (…) Trotz zunehmender Dezentralisierung und der Tatsache, dass immer mehr Menschen mit immer mehr Autos im Wolkenkuckucksheim der Vorstadt wohnen, wird das meiste Geld weiterhin in der Stadt verdient und ausgegeben.«6 Fast erschreckend ist, wie sich die Argumente der Fachwelt in den 60er-Jahren rund um den Globus annäherten, ohne in der Praxis des Städtebaus – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – auch nur das Geringste zu bewirken. Die praktische Antwort, die Chermayeff und Alexander anboten, war die dichte Teppichsiedlung aus eingeschossigen, in die Tiefe entwickelten Gartenhofhäusern in einem Netz aus schmalen, labyrinthischen autofreien Verbindungswegen. Für die USA lag darin ein revolutionärer, flächensparender Ansatz im Sinne Roland Rainers, aber im Vergleich zum weit komplexeren Modell der europäischen Stadt kein konstruktiver, langfristig urbaner Ansatz. Die Stadt gilt mit Lewis Mumford zu Recht als »kostbarste Erfindung der Zivilisation, die als Vermittlerin der Kultur nur hinter der Sprache zurücksteht«7. Sie ist der Ort der Geschichte schlechthin. Seit 50 Jahren ist unter dem Postulat unantastbaren Eigentums dennoch die planlose Ausuferung der Städte in Eigenheimsiedlungen zu beobachten. Vergessen ist, dass die Stadterfahrung unmittelbar jenseits des privaten Wohnens beginnt und mit Einkauf und Freizeit, Schulund Arbeitsweg, Kultur und Kommunikation das Leben nachhaltig prägt: je nach ästhetischer Anregung und freier Wahl zwischen Kontaktaufnahme und Distanz positiv oder negativ. In ihren einzelnen Bezirken sollte die Großstadt der Kleinstadt nacheifern und auf Stadtteilebene als Mittelpunkt einen räumlichen Bereich spezifischer Eigenart schaffen, eine »kleinräumige, beschauliche, behagliche alltägliche Öffentlichkeit, die

aber nichts mit der Dorflinde im vorindustriellen Dorf zu tun hat«8, wie es Hans-Paul Bahrdt 1968 formulierte. Moderne Wohnungen in diesem vielfältigen Ensemble der Funktionen und Formen sollten ihre Modernität nicht nur mit technischem Fortschritt belegen, sondern vor allem im Sinne kultureller Entwicklungsfähigkeit für die Bewohner und deren unmittelbare Umgebung. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Größe eines weitgehend autarken Viertels durch die Reichweite eines Fußgängers definiert: 10 Minuten bzw. 10 000 Einwohner. »Von dem Grad der Verdichtung hängt es ab«, so Bahrdt, »ob Geschäfte für den täglichen Bedarf, Schulen, Lokale, Kirchen zu Fuß erreichbar sind, ob eine Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist, d.h. auch welcher Bedarf an individuellen Kraftfahrzeugen besteht, was dann wieder Konsequenzen für den Ausbau des Straßennetzes hat.«9 Gordon Cullen, der Camillo Sitte der 60er-Jahre, bildete mit seinem wegweisenden Themenheft »The functional tradition« der Zeitschrift »Architectural Review«10 das Zentrum der englischen Debatte zum Thema. In einer deutschen, heute vergriffenen Ausgabe erschien das Buch erst mit 30-jähriger Verspätung. Die eingeschränkte Zugänglichkeit der entscheidenden Quellen erschwert die konsequente Fortführung der Diskussion ohnehin zunehmend. Es erscheint darum immer wieder notwendig, die wichtigsten Passagen der zentralen Positionen im Wortlaut zu zitieren: »Das enge Zusammenleben der Menschen in einer Stadt hat Vorteile. Eine einzelne Familie, die auf dem Lande wohnt, kann sich nicht einfach entschließen, ins Theater zu gehen, außerhalb zu essen oder in einer Bibliothek zu stöbern; während die gleiche Familie, wenn sie in der Stadt wohnt, diese Annehmlichkeiten erwarten darf. Die kleine Summe, die die Familie dafür aufbringen muss, vervielfacht sich mehrere tausend Mal, so werden kollektive Einrichtungen möglich. Eine Stadt ist mehr als die Summe ihrer Einwohner. Sie hat die Kraft, einen Überfluss an gesellschaftlichen Angeboten hervorzubringen; dies ist einer der Gründe, weshalb Menschen lieber in einem Gemeinwesen leben als in der Abgeschiedenheit. (…) Ein alleinstehendes Haus auf dem Lande wird als ein Stück Architektur erfahren. Wenn man aber ein halbes Dutzend Gebäude zusammenbringt, kann sich eine Kunst entfalten, die etwas anderes ist als Architektur. In der Gruppe entstehen nach und nach Dinge, die beim Einzelhaus nicht möglich wären. Wir können zwischen den Häusern hindurch und an ihnen vorbeigehen, wir gehen um die Ecke, und plötzlich fällt der Blick auf ein völlig unerwartetes Gebäude. Wir sind überrascht, vielleicht sogar erstaunt – und diese Reaktion wird von der Komposition der Gruppe hervorgerufen, nicht vom einzelnen Gebäude. (…) Es gibt tatsächlich eine Kunst der Beziehung, wie es eine Kunst der Architektur gibt. Sie ist es, die alle Elemente, die unsere Umwelt ausmachen: Häuser, Bäume, Natur, Wasser, Verkehr (…), so miteinander verflicht, dass ein Drama freigesetzt wird. Denn eine Stadt ist ein dramatisches Ereignis innerhalb unserer Umwelt.«11 Cullen formulierte damit die entscheidend komplexere Gegenthese zu Le Corbusiers Bild der primären, klar zu lesenden Formen unter dem Licht.

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2.5 Wohnanlage »Lillington Gardens« in London, Darbourne & Darke 1964 –72 2.6 Wohnexperiment »Habitat« auf der Weltausstellung in Montreal, Moshe Safdie 1967

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Häuserhaus Auf der Weltausstellung 1967 in Montreal demonstrierte Moshe Safdie mit seinem Wohnexperiment »Habitat« (Abb. 2.6), dass die ideale Wohnform der Zukunft in der Kombination aus Einfamilienhaus und Etagenwohnung zu suchen sei. Der spektakuläre, stark gegliederte und mit Brücken aufwändig erschlossene Makroverband von 158 Wohneinheiten aus industriell gefertigten Betonboxen, die wie Legobausteine zu einer wabenartigen, offenen Wohnpyramide zusammenfügt sind, löste zahlreiche utopische Projekte aus, aber nur wenige konkrete Umsetzungen. Die englischen Architekten und Landschaftsplaner John Darbourne und Geoffrey Darke, über die bis heute – von einem kleinen Ausstellungskatalog abgesehen – keine ausführlichere Publikation existiert, hatten dagegen mit der Londoner Wohnanlage »Lillington Gardens« schon 1961 ein für die Stadt und ihre Raumanforderungen realistischeres Konzept entworfen und 1968 in einem ersten Bauabschnitt fertig gestellt (Abb. 2.5). Nur war gerade in diesem Fall, durch eine komplizierte Verschränkung der Wohnungsebenen, die einzelne Wohneinheit – im Gegensatz zu Le Corbusiers epochalem Vorschlag für Algier – außen kaum noch ablesbar. Eine 1987 vorgenommene Bilanz der Innovationsfähigkeit des Geschosswohnungsbaus konnte darum nur ein negatives Urteil fällen: Das Versagen städtischen Wohnungsbaus wird vom Bewohner bereitwillig umgemünzt in das Eingeständnis, auf dem Weg in das allein rettende und selig machende Einfamilienhaus – aus finanziellen Gründen – selbst versagt zu haben. Eine Annäherung von Traum und Wirklichkeit auf der Ebene der Etage gilt als utopisch, wird nicht nachgefragt und also, den Marktmechanismen gemäß, nicht angeboten. Die plumpe Anbiederung an des Bausparers Lieblingskinder hieße allerdings eine aus Entscheidungsnot geborene Vorliebe mit einer zwischen echten Alternativen getroffenen, begründeten Auswahl zu verwechseln. Denn für das Publikum löst sich die Unterbringungsfrage auf denkbar einfache Art. Je nachteiliger sich die Stapelware des Massenwohnungsbaus ausnimmt, desto vorteilhafter stellt sich das Hausen auf eigene Faust dar.12 Im Liberalismus des schottischen Nationalökonomen Adam Smith gilt die freie Tätigkeit der von ihrem persönlichen Vorteil angetriebenen Individuen als Grundlage aller Gesetze, die Natur und Gesellschaft formen. Für den Städtebau erfüllte der faktische Verzicht auf Planung und Aufsicht jedoch nicht die optimistische These eines aus der Wahrnehmung aller Einzelinteressen gebildeten Gleichgewichts. Mit der Verfügungsgewalt über den Boden verlor die öffentliche Hand jeden regulierenden Einfluss auf den Immobilienmarkt. Die Geschichte der Ideen und Initiativen blieb so gegenüber der Geschichte der Trends und Tatsachen stets im Hintertreffen. In der alten Bürgerstadt war der Spielraum der individuellen Entscheidungen zwar begrenzt. Aber innerhalb eines vorgegebenen und als selbstverständlich erachteten Musters bestand die Freiheit, sich baulich selbst auszudrücken. Heute bleibt die Frage, wie die verplanten Subjekte, die eigentlich die Herren der Stadt sein sollten, leben bzw. wie sie im Vergleich dazu leben wollen, noch immer unbeantwortet. Archi2.7 Stadtplanung für Nemours/Algerien, Unité d’Habitation, Le Corbusier 1934 2.8 Terrassierter Maisonette-Block »Domaine de Badjara« in Algier, Le Corbusier 1932 2.9 »Plan Obus«, verikale Gartenstadt unter einer Stadtautobahn, Le Corbusier 1931

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tektonische und urbanistische Alternativen, mit denen der Einzelne seine Illusionen korrigieren und seine Phantasie erweitern könnte, fehlen. »Es muss ja nicht dabei bleiben, dass wir über das Revierverhalten der Singvögel besser orientiert sind als über das Wohnverhalten der Menschen«, argwöhnte der Architekturkritiker Wolfgang Pehnt 1971. Aber auch dieser Vorstoß zur Verwissenschaftlichung des Städtebaus blieb ungehört. Ästhetik Der Münchner Architekt und Publizist Christoph Hackelsberger hob 1983, mitten in der Postmoderne, insbesondere die vertanen Chancen eines modularen Bauens hervor, das Moshe Safdie 1967 in einem spektakulären Einzelfall ohne jede Fortsetzungsmöglichkeit nach der Weltausstellung realisiert hatte und das im Wohnmodell »home4« heute neu zum Einsatz kommt. Auch Hackelsberger beklagte dabei den Mangel an konkreter Wohnbauforschung: »Zwar gab es in der Nachkriegszeit eine beträchtliche Anzahl von Demonstrativbaumaßnahmen; wirkliche Wohnbauforschung, Optimierung der gewünschten Grundrissformen und Erarbeitung einer gewissen Raumflexibilität durch An- oder Abkoppeln von autarken Flächen sowie Minimierung des Aufwands unterblieben aber. Als in den 70er-Jahren die Mode aufkam, dem industrialisierten Bauen oberflächliche Aufmerksamkeit zuzuwenden, verfiel man, geblendet von Erfolgen beim Universitätsbau, in eine geradezu euphorische Stimmung. Doch die erste Ölkrise beendete die meist unseriösen Bemühungen und führte zum Ausweichen ins Pseudohandwerklich-Folkloristische. Gänzlich auf der Strecke blieb das modulare Bauen, das tatsächlich eine Chance gehabt hätte, variantenreich und preisgünstig den Wohnbau zu verbessern. Doch Derartiges war nicht gefragt, vor allem nicht bei der Bauindustrie und den marktbeherrschenden Trägergesellschaften, die, wie zum Beispiel die Neue Heimat, von Architekten geschönte Monotonie in Massen lieferte.«13 Auf der Suche nach der sozialen Imaginitation von Urbanität und Gemeinschaft hatte Sigfried Giedion 1956 die vier Jahre zuvor realisierte Unité d’Habitation von Le Corbusier in Marseille als grandiosen Beleg dafür beschworen, dass sich Wohnungsbau in Zukunft nicht auf die »Aufeinander- oder Nebeneinanderreihung einzelner Wohnzellen« beschränken

müsse. Die Grundidee der Erweiterung des bestehenden Wohnbegriffs damals wie heute bestand darin, dem Wohnen selbst im Hochhaus Luft und Raum zu geben – mit Hilfe zweigeschossiger Lufträume sogar auf Kosten der Wohnfläche. Schon bei seinen Villenblöcken von 1922, deren einzelne Wohneinheit 1925 in Paris ausgestellt worden war, legte Le Corbusier das Wohnen auf der Etage hausähnlich zweigeschossig an, was die Intimität und die räumlichen Möglichkeiten der Wohnung erheblich ausdehnt. In Marseille war jede zweigeschossige Villa auf der Etage, wie Giedion hervorhob, nach zwei Seiten orientiert: »Gegen Osten umfasst der Blick in der Ferne eine Arena von Kalksteinbergen, wie sie überall in der Provence wachsen. Im Westen trifft den Blick die blaue Oberfläche des Mittelmeeres, und in der Nähe kann das Auge auf grünen Baumwipfeln ausruhen, zwischen denen rote Ziegeldächer eingestreut sind.« Falsch an diesem Modell war vor allem, dass die urbane räumliche Verflechtung des Wohnens im Nahbereich zugunsten der damals im Sinne der Charta von Athen betriebenen Trennung der Funktionen aufgegeben wurde. Gerade das Wohnmodell Le Corbusiers hätte sich andererseits aber für den modularen Anspruch einer modernen Bauindustrie geeignet. Die architektonisch und innenräumlich gelungene Reform des Wohnungsbaus, die Le Corbusier unter Beibehaltung der Qualitäten des freien und flexiblen Wohnungsgrundrisses propagierte, über den die anonyme Stilarchitektur des amerikanischen Einfamilienhauses schon vor Frank Lloyd Wright verfügt hatte, wurde in der Konkurrenz zum privaten Einzelhaus nicht zum Maßstab – nicht einmal im Hinblick auf dessen interne räumliche Qualitäten. Während sich das Einfamilienhaus noch bei den geringsten gestalterischen Ansprüchen des Vulgärfunktionalismus auf eigener Scholle als »einzigartig« präsentieren konnte, trafen die architektonischen Vereinfachungen der 50er-, 60er- und 70er-Jahre gerade den Massenwohnungsbau am Stadtrand besonders hart – und vertieften den Graben zwischen Individuum und Gemeinschaft, zwischen Villenbewohner und »kaserniertem Mitteleuropäer« (Roland Rainer) nochmals. Der Soziologe Hans-Paul Bahrdt hatte 1961 eindringlich vor dieser Fehlentwicklung gewarnt: »Verhängnisvoll ist vor allem die gedankenlose Koppelung von Eigenheim und Flachbau einerseits und von Mietwohnung und Mehrgeschossbau andererseits.«

2.9

19

2.10

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Mobilität Zum schnell nachvollziehbaren Schreckensbild wird der Wohnwunsch Nr.1, das frei stehende Einfamilienhaus, vor allem dann, wenn man die Zeitbudgets seiner Bewohner analysiert: Laut aktuell erhobener Daten des zuständigen Bundesministeriums ist in Deutschland jeder Verkehrsteilnehmer im Schnitt 96 Minuten am Tag unterwegs und legt durchschnittlich etwa 44 km zurück (Arbeits- und Ausbildungsverkehr 21%, Einkaufsverkehr 19%, private Erledigungen samt »Bringen und Holen« 21%, Freizeitverkehr 31%). Der gemittelte Zeitaufwand beträgt damit 11,2 Stunden pro Woche bzw. mehr als 24 Tage im Jahr. Das sind nach gewerkschaftlicher Zeitrechnung fast siebzehn 35-Stunden-Wochen. Die zur Finanzierung des Individualverkehrs benötigte Arbeitszeit ist, rein betriebswirtschaftlich betrachtet, noch zu addieren. Zumal jeder Haushalt im Durchschnitt bereits über 1,1 Autos verfügt (1989: 0,8) bzw. 28% der Haushalte mehr als einen Pkw betreiben. 44 km pro Tag bzw. 16 000 km pro Jahr verursachen laut ADAC in einem VW Golf 1,9 TDI Gesamtkosten von über 5 000 Euro pro Jahr. Könnte diese Zwangsmobilität durch optimale Nahbeziehungen und attraktivere Lebensumfelder innerhalb einer »Stadt der kurzen Wege« vermieden werden, läge der Zeitvorteil im Vergleich zum Vorort-Pendler bei zwei bis drei Monaten pro Jahr. Von den vermiedenen ökologischen und gesamtwirtschaftlichen Schäden gar nicht zu reden. Den schnellsten Ausweg aus der rein ökonomischen Misere der Zersiedlung versprechen heute PendlerNetzwerke, die auf eine höhere Anzahl von Insassen im Auto zielen (1,04 bei Berufspendlern). Dieses Modell der Gruppenreise im Alltag harmoniert allerdings kaum mit der erträumten Individualität des Einfamilienhauses. Von den dramatischen Zeitverlusten amerikanischer Pendler sind wir in Deutschland nicht mehr weit entfernt. Eine politische und städtebauliche Umkehr wird immer schwieriger. Aber auch diese These ist, wie sich an einem prominenten Beispiel zeigen lässt, nicht neu. Victor Gruen, 1903 in Wien geboren, gilt in den USA als Vater der Shopping-Mall wie – später – der innerstädtischen Fußgängerzone. Sein 1975 geäußertes Plädoyer für eine human-ökologische Stadtplanung beruht insofern auch auf eigenen Irrtümern: »Das Tragikomische der Mobilitätsanbetung ist, dass die Ära der höchsten menschlichen Zivilisation mit dem Zeitpunkt begann, an dem der Mensch sesshaft wurde, als er sein Nomadentum und damit die Beschäftigung des Jagens und Früchtesammelns aufgab und zu Ackerbau, Handwerk, Handel und Gewerbe überging. (…) Aus der Sesshaftigkeit ergaben sich dann die Tugenden der Civitas oder das, was wir dank der Gesetzgebung, der Kunst, der Wissenschaften als Zivilisation bezeichnen. Erstaunlich ist nun, dass nach etwa 10 000 Jahren der Sesshaftigkeit die Menschheit wieder zum Nomadentum zurückgekehrt ist. (…) Das Resultat ist, dass wir soviel Zeit und Energie für unser zigeunerhaftes Herumziehen aufwenden, dass uns nur noch sehr wenig Mittel und Möglichkeiten für die Ausstattung unserer Häuser und Wohnungen, unserer Siedlungen und Städte verbleiben. (…) Wie können wir die Städte so planen, dass die räumlichen Distanzen so gering wie möglich werden und dass die Qualität der Bleibeorte, also der Wohnungen, und die Qualität der Pflichtorte, also der Arbeitsplätze, und schließlich die Qualität der Wahlorte, das sind die Theater, Kinos, Diskotheken usw., so hochwertig ist, dass unsere Bleiben als Hauptelement von einer so überragenden ›vergnüglichen‹ Qualität sind, dass wir meistens dort bleiben wollen und in uns nicht das

Bedürfnis verspüren, andere Orte aufzusuchen. (…) Würde ich mir die Frage vorlegen, ob die Qualität des Lebens, wie sie für mich bis 1938 in einer verhältnismäßig bescheidenen Mietwohnung (in der Wiener Innenstadt) bestand, geringer war als jene, die ich in einem luxuriösen Haus (mitsamt vier Autos) in einer der vornehmsten Vorortgegenden von Los Angeles (25 km vom Stadtzentrum entfernt) genieße, dann müsste ich die Frage negativ beantworten.«14

2.11

Individualität Auch Roland Rainer, den prominenten Verfechter des verdichteten Flachbaus, faszinierte vor 30 Jahren die alternative, urbanere Idee des Einfamilienhauses auf der Etage: »Angesichts des öden Schematismus der meisten, heute von den verschiedenen Bauträgern errichteten Mietwohnungen einerseits, (…) angesichts der bekannt raschen Veränderung der Familienverhältnisse, der Lebensgewohnheiten und des Wohnstandards andererseits, erscheint natürlich der Gedanke bestechend, eine in einem Stockwerk liegende Ebene kaufen oder mieten zu können, wo man Wohnräume mit zugehörigen Freiterrassen usw. nach eigenen Wünschen einrichten und an vorhandene Leitungen aller Art anschließen kann, um solcherart eine individuelle Behausung, sozusagen ein Einfamilienhaus in der Etage, ohne Landverbrauch, ohne Erschließungskosten, ohne Garten-›Arbeit‹ zu gewinnen.«15 Seine spektakuläre Skizze zu diesem Traum fertigte Le Corbusier vor 70 Jahren als Bestandteil seiner städtebaulichen Studien für Algier (Abb. 2.9). In dem großartigen, an Sensationen nicht gerade armen Gesamtwerk gehört gerade diese kleine Zeichnung zu den am meisten publizierten Arbeiten des Architekten. Allerdings erst nach 1961, nachdem sich der Niederländer Nicolaas John Habraken davon für sein Buch »Die Träger und die Menschen. Das Ende des Massenwohnungsbaus« hatte inspirieren lassen – ohne jeden konkreten Hinweis auf die gedankliche Verbindung. Die englische Ausgabe des Buchs erschien 1972, die deutsche erst 2000. 1970 war die Skizze Le Corbusiers in den Niederlanden in enormer Vergrößerung von fast 1 m Länge publiziert worden, zusammen mit einem Beitrag über Partizipation im Wohnungsbau. Obwohl Schnitte und Grundrisse existieren, zielt die Skizze Le Corbusiers wie das Buch Habrakens nicht auf die konkrete Realisierung, ihre größte Kraft liegt in der suggestiven Wirkung. Als reine Utopie müssen Versuche gelten, das Statussymbol Villa in seinem antiquierten Bildwert zu stapeln. Eine illusorische zeichnerische Annahme, die die amerikanische Architektengruppe S.I.T.E. 1981 aus einer damals über 70 Jahre alten Abbildung in der amerikanischen Zeitschrift »Life« übernahm, um für deren Neuauflage unter dem Titel »Highrise of Homes« am Standort Manhattan zwar das New Yorker Museum of Modern Art zu begeistern, aber bis zum heutigen Tag nichts Gebautes beitragen zu können. Der Luftraum über dem doppelt angelegten Dach der Häuser bringt keinerlei Vorteil, zeigt nicht den Himmel, sondern lediglich eine zwangsläufig banale Deckenuntersicht. Beide eher als Karikatur zu wertenden Zeichnungen – des Jahres 1909 wie des Jahres 1981 – belegen nur, wie tief verwurzelt das Bild der Villa jenseits jeder praktischen Brauchbarkeit in seinem 2.10 Entwurfszeichnung für die Wohnanlage Löwengasse in Wien, Friedensreich Hundertwasser 1984 2.11 Entwurf für einen Atelierturm in Frankfurt-Sachsenhausen, Peter Cook 1984

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reinen Statuswert ist (Abb. 2.1). Dennoch ist die Idee so frappierend, dass es erstaunlich ist, wie wenig sie sich durchsetzen konnte. Das bislang einzige realisierte Projekt dieses Genres von Erik Friberger in Göteborg konnte dagegen keine Aufmerksamkeit auf sich lenken: Immerhin 18 Einfamilienhäuser wurden schon 1960 auf vertikal addiertem Betongrund realisiert.16 Die nach wie vor berechtigten Ziele haben in Göteborg einen Bau entstehen lassen, der der theoretisch schlüssigen Argumentationskette zum krönenden Abschluss die Antithese liefert. Angesichts der Banalität einer Parkhausstruktur mit darin mühsam abgestellten, fast als Typenhäuser auftretenden Einfamilienhäusern schwindet die Kategorie Architektur zusehends auf die Größe einer technischen Verwaltung von Einzelinteressen. Aus dem Scheitern ihrer »Luxury Condominiums« in der Praxis hatte die Gruppe S.I.T.E. bald Konsequenzen gezogen und ein Sparmodell angeboten. Es verzichtet ganz auf frei formulierte Hausdächer und zeigt in einer fixierten, der üblichen Stapelware sehr angepassten Gebäudestruktur in Richtung Straße lediglich aufgesetzte Verbrämungen und Attrappen: Dachansätze, Gauben, scheinbar reich varriierte Fassaden, vor genormtem, schmalem Hauszuschnitt. Die Reihung der Kataloghäuser Wand an Wand lässt in dem geplanten »Theater« nur noch eine Fassade frei auftreten. Diese ist nach dem Drehbuch des Stücks gezwungen, ein Haus zu spielen – samt Haustür, Klingel und Vorgarten. Funktional handelt es sich jedoch hier um die Gartenseite mit dem einzigen vorhandenen Freiraum. Die echten Erschließungswege verlaufen auf der Rückseite – ähnlich traurig wie in Göteborg. Sinnvoller wäre der Versuch, die modularen Bausteine des Wohnens, die schon Moshe Safdie zur Steigerung der räum2.12

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lichen Wahlmöglichkeiten des Bewohners wie Legosteine nutzte, mit einem individuellen Fassadenausschnitt in der Gesamtansicht des Hauses zu koppeln. Die reine Farbmarkierung, wie Le Corbusier sie an den Loggien seiner Unité d’Habitation einsetzte, wäre dagegen zu wenig. Nur eine strukturierte Stadt ist eine erkennbare Stadt. Diese Aufgabe wird dadurch erleichtert, dass sich in der Außenansicht der Etagenvilla die Forderung nach individueller Erscheinungsform und die Notwendigkeit des Freiraums als Gartenerlebnis auf der Etage überlagern. Jede Wohneinheit ist unabdingbar auf den unmittelbaren Naturbezug bzw. die Begegnung mit biologischen Abläufen angewiesen. Wie der Schweizer Architekt Otti Gmür 1977 darstellte, ist der Platzbedarf zur Erfüllung dieses Grundbedürfnisses verschwindend gering: »Aber Erde, Wasser und Luft müssen uns dafür zur Verfügung stehen. Denn die Erlebnisse und Beobachtungen müssen aus eigener Initiative zu machen sein; an einem Stück Natur, das mehr ist als der Versuch, sterile Umwelt zu dekorieren.«17 Struktur Der Niederländer Nicolaas John Habraken hatte mit seinem Buch Furore gemacht, obwohl es keine einzige Abbildung enthielt, selbst die Skizze Le Corbusiers war nicht enthalten. Habraken plädierte rein theoretisch dafür, das mittelalterlich-individuelle Strukturprinzip des Bürgerhauses im Wohnungsbau auch der Großstadt beizubehalten: »Von einer wirklich modernen Stadt würde man erwarten, dass sie eine komplexe und verfeinerte Struktur aufweisen würde, die aus einer noch größeren Anzahl Zellen aufgebaut wäre als bei der historischen Stadt. Dieser Organismus könnte eine neuartige

Erscheinung sein, bei der alle Zellen eigene Organe und Organgruppen bilden würden, die speziell geeignet wären für die sehr große Stadt. Dies könnte mit der Natur verglichen werden, wo die höheren und komplexeren Organismen mehr Organe entwickeln als die niedrigen. Die großen, aber strukturell äußerst primitiven Städte, die wir im Moment bauen, stehen in großem Widerspruch zur heutigen Gemeinschaft. Die Gemeinschaft entwickelt sich zu einem stets komplexeren Organismus mit stets neuen Organen, die jedoch alle aus den gleichen Zellen zusammengesetzt sind, ähnlich wie früher. Die Forderung nach einer Wiedereinführung der natürlichen Relation ist nichts anderes als ein notwendiges Verlangen, die Struktur einer Stadt in Übereinstimmung zu bringen mit unserer Gemeinschaft. Es geht um das Verlangen, bei der Großstadt von heute die gleiche strukturelle Übereinstimmung zwischen Materie und Bevölkerung zu erreichen, wie wir sie von den kleinen Städten aus früheren Zeiten kennen. (…) Es gibt eine Architektur, die uniformiert ist, und eine, die Vielfalt entstehen lässt. Bei der letzteren geht es um das Prinzip ›Träger und Einbaupakete‹. Dabei ist für die Fassade eine Form möglich, die so stark ist, dass darin alles geschehen kann, ohne dass der Gesamteindruck von außen chaotisch wird. Dies wird als muntere Vielfalt zu erfahren sein.«18 Auch wenn es für das Haus auf der Etage darum geht, mehr interne räumliche Qualität und Flexibilität zu erreichen, die sich nicht zuletzt auch in daraus abgeleiteter externer Individualität ausprägt, muss das »Häuserhaus« in seiner ästhetischen und räumlichen Gesamtaussage maßstäblich und standortspezifisch so frei reagieren können, dass der über den Wert der Wohnlage vor allem entscheidende Stadtraum als Ensemble nicht beinträchtigt, sondern aufgewertet wird. Wolkenkratzer oder horizontale Supergebäude werden in einem stadtbezogenen urbanen Sortiment höchst selten gebraucht werden. Jede Neuplanung in der Stadt hat sich der Ordnung des Gesamtgefüges zu unterwerfen und in ihrer Gestalt eine formale Antwort auf die räumlichen Vorgaben zu geben. Denn nach den Thesen der 70er-Jahre weist erst die zusammenhängende Ordnung der Freiräume dem Bauwerk seinen Standort an, aus dem heraus es seine spezifische architektonische Qualität entwickeln kann. Die Ausformung der öffentlich zugänglichen Freiräume als eine Folge von Raumerlebnissen ist die zentrale Aufgabe der Stadtgestaltung. Je gemischter die Lebensformen sind, desto vielseitiger und größer ist die Zahl der Erlebnismöglichkeiten und selbstverständlich auch die der Passanten. Erst in einem breiten Raumangebot für eigenes Tun, für Information, für Muße und Entspannung, für Lernen und Vergnügen, Besinnung und Auseinandersetzung kann sich ein Klima entwickeln, in dem der Stadtmensch frei wird zum Kontakt und zur Begegnung mit dem Nächsten. »Architektur ist die Kunst, öffentliche Räume zu schaffen, auch dort, wo sie nur Bauten von Privatleuten realisiert«, befand der streitbare Ästhetikprofessor und Kulturkritiker Bazon Brock erst vor wenigen Jahren. Wie sollte man danach den räumlichen Standard der ach so beliebten Einfamilienhausghettos beurteilen? Christoph Hackelsberger gab seinen ebenso eindringlichen wie praxisorientierten Rat zur Umkehr vor 20 Jahren: »Wenn wir die Stadt in ihrer eigentlichen Funktion als Kraftquelle der Zivilisation wiedergewinnen wollen, dann müssen wir mit klei-

2.13

2.12 Selbstbauprojekt in Dänemark, Susanne Ussing und Carsten Hoff 1973 2.13 Karikatur der Etagenvilla, um 1920

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nen, maßvollen und intelligent überlegten Korrekturen zur in großen Zeiträumen zustande gekommenen Vernetzung städtischen Lebens und Wirkens zurückfinden. Dieses Zurückfinden ist nur im Voranschreiten möglich.« Das Wohnmodell des vertikal angelegten Häuserbaus in der Stadt bietet die Chance für das Wiederfinden zivilisierter Urbanität, für die Priorität stadtschaffender Gemeinsamkeit. Zwischen der Gesellschaftslosigkeit der Vororte, der Langeweile moderner Nachbarschaften und der City für das Kaufhaus des Billigsten entstände ein unerwartetes, neues Moment demokratischer Aufgliederung: jede Wohneinheit der Stadt ein architektonisch definiertes Publikum der Res publica. Die Rückkehr zur Vielfalt der Stadt könnte keinen größeren Schritt wagen als den, die endlose Wiederholung des Wohnens aufzugeben, die Ausgliederung des Bürgers aus den städtischen Traditionen rückgängig zu machen. »Wenn unsere Städte heute mit Asche bedeckt würden wie einst Pompeji – was würde der Archäologe denken, wenn er die endlosen Wiederholungen der gleichen Wohneinheiten unter der Asche entdeckte? Würde er darin den Ausdruck einer lebendigen Demokratie oder eines Sklavenstaates erkennen?«, hatte Jacob Berend Bakema 1964 gewarnt.19 Die Stadtbürger des 20. Jahrhunderts konnten zwar sehr genau schildern, wie der Fortschritt von Stadtwohnung und Stadt positiv zu beeinflussen wäre. Den Stadtbürgern des 21. Jahrhunderts aber bleibt immer noch, die Idee in die Tat umzusetzen.

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Verwobenheit Den entscheidenden Begriff für die Zukunft des Wohnungsbzw. Häuserbaus in der Stadt prägte Gordon Cullen, als er in seinem Buch »Townscape« den Begriff der »Verwobenheit« einführte: »Verwobenheit. Diese Eigenschaft wird vielleicht am wenigsten verstanden (und am wenigsten gezeigt) im heutigen Bauen, das beim Augenfälligsten schon stehen bleibt, beim Fertigteilhaus, beim Raster, bei der Vorhangfassade, bei der Banalität pastell getönter Flächen, die uns vom Himmel herab ankichern. Aber die Qualität der Verwobenheit fesselt das Auge. Sie ist eine zusätzliche Dimension, die durch Kenntnis und Erfahrung, aus wirklichem Professionalismus gewonnen wird, im Gegensatz zu den Unausgereiftheiten des Amateurs.«20 Diese Verwobenheit war weder Le Corbusier in seinen Plänen für Algier gelungen, noch Moshe Safdie mit seinem Modellprojekt Habitat, schon gar nicht dem amerikanischen Team S.I.T.E. mit seinen bunten utopischen Bildern für ein »Highrise of Homes«. Wird diese Verwobenheit mit dem aktuellen Konzept »home4« von Hadi Teherani realisierbar? Innerhalb der Genealogie des Häuserhauses liegt die Besonderheit des Modells »home4« in der Komplexität und Individualität des mäandernden Fassadenbildes, in dem sich das weite Spektrum der unterschiedlichen ein- oder mehrgeschossigen frei aufteilbaren Wohnbausteine widerspiegelt. Gleichzeitig weist das labyrinthische Motiv dieses zu marktüblichen Preisen realisierbaren dreidimensionalen Wohnpuzzles auf die Zielsetzung hin, sich im Gegensatz zu den Visionen Le Corbusiers in den Rahmen der vorhandenen Stadt kleinmaßstäblich einzupassen. Die bislang verfügbaren Darstellungen zeigen insofern nur modellhafte Lösungen. Das Konzept »home4« soll den Stadtraum nicht revolutionieren, sondern schließen und ergänzen. Das erfordert im Unterschied zu allen utopischen Wohnhügeln, Trichter- oder Raumstädten eindeutige, raumbildende Geometrien. Voraussetzung der Vielfalt ist allein, dass sich die individuellen

2.15

Puzzleteile ohne Fehlstellen zu einer geometrischen Form ergänzen. Durch die neue Präsenz des »Bürgerhauses« in der Stadt, die gesellschaftlich einem erneuten Wandel vom »Ackerbürger« zum »Stadtbürger« gleichkommt, sind tiefgreifende und vielschichtige Auswirkungen auf die Qualität von Stadt nicht auszuschließen. Wird der Zeitgewinn dieser Wohnform in attraktiven Stadtlagen im Vergleich zum Wohnen jenseits aller Urbanität erst erkannt, wird sich die Zuwanderung in attraktive Städte sehr viel schneller positiv entwickeln können. Beiläufig erweist sich der Vorteil einer wissenschaftlichen Arbeitsweise auch in der Architektur. Als brisante Vorteile einer freien Ausfüllung von Neutralsystemen hatte Eckehard Schultze-Fielitz schon 1971 genannt: • die Konkurrenz verschiedener Füllmethoden und -systeme, • einen größeren Einfluss des Bewohners auf Anordnung und Gestaltung seines privaten Bereichs, • die Identifikation des Bewohners mit seiner Umwelt, • künstlerische Freiheit, • unterscheidbare Einheiten und damit neue materialisierte, visualisierbare Eigentumskonzepte über das bisher rein juristische Stockwerkseigentum hinaus, • nachträgliche Änderung (Umfunktionieren).21 Die Zukunft des Wohnens in der Stadt könnte so endlich an Dynamik und Qualität gewinnen. Anmerkungen: 1 Kurt Tucholsky: Das Ideal, Berliner Illustrirte Zeitung, 31.7.1927 2 Le Corbusier: La Ville radieuse, Boulogne-Seine 1935, vgl. Arnulf Lüchinger: 2-Komponenten-Bauweise, Den Haag 2000, S. 19 3 Architectural Record am 4/2004, S. 42 4 Eckhard Schulze-Fielitz: Stadtsysteme I, Stuttgart 1971, S. 27 5 Vgl. Gerhard Boeddinghaus (Hrsg.): Gesellschaft durch Dichte. Kritische Initiativen zu einem neuen Leitbild für Planung und Städtebau 1963/1964 (Bauwelt Fundamente 107), Braunschweig/Wiesbaden 1995, S. 42ff. 6 Serge Chermayeff, Christopher Alexander: Gemeinschaft und Privatbereich im neuen Bauen. Auf dem Wege zu einer humanen Architektur (1963), Mainz/Berlin 1971, S. 57– 59

7 Lewis Mumford: Die Stadt. Geschichte und Ausblick (1961), zit. nach: Alexander Mitscherlich: Drei Aspekte der Stadtriesen: Wachstum, Planung, Chaos. In: Uwe Schultz (Hrsg.): Umwelt aus Beton oder Unsere unmenschlichen Städte, Reinbek 1971, S. 132 8 Hans-Paul Bahrdt: Humaner Städtebau (1968), Hamburg 1971, S. 118 9 Hans-Paul Bahrdt, a.a.O., S. 63 10 Dem Themenheft »The functional tradition« der Zeitschrift Architectural Review folgte unter dem Titel »Townscape« eine neunjährige Artikelserie und 1961 schließlich das gleichnamige Buch. 11 Gordon Cullen: Townscape. Das Vokabular der Stadt (1961), Basel/ Boston/Berlin 1991, S. 6f. 12 Vgl. Günther Fischer, Ludwig Fromm, Rolf Gruber, Gert Kähler, KlausDieter Weiß: Abschied von der Postmoderne (Bauwelt Fundamente 64), Braunschweig 1987, S. 103, 106 13 Christoph Hackelsberger: Plädoyer für eine Befreiung des Wohnens aus den Zwängen sinnloser Perfektion (Bauwelt Fundamente 68), Braunschweig 1983, S. 52 14 Victor Gruen: Die lebenswerte Stadt, München 1975, S. 33, 12–13, 158 Die Angaben in Klammern sind Anmerkungen des Autors. 15 Roland Rainer: Für eine lebensgerechtere Stadt (1974), S. 50, zit. nach: Gerd Albers, Alexander Papageorgiou-Venetas: Stadtplanung. Entwicklungslinien 1945-1980 (Bd. 2), Tübingen 1984, S. 483 16 Vgl. Klaus-Dieter Weiß: Highrise in Göteborg. Etagengrundstücke, Deutsche Bauzeitung 8/1990, in: Wilfried Dechau (Hrsg.): ... in die Jahre gekommen. Wohnungsbauten von gestern heute gesehen, Stuttgart 1996, S. 62ff. 17 Otti Gmür: Stadt als Heimat (1977), S. 91, zit. nach: Gerd Albers, a.a.O., S. 485 18 Nicolaas John Habraken: Die Träger und die Menschen. Das Ende des Massenwohnungsbaus (1961), zit. nach: Arnulf Lüchinger: 2-Komponenten-Bauweise/Die Träger und die Menschen, Den Haag 2000, S. 39/U3 19 Jacob Berend Bakema: Identität und Intimität der Großstadt, Bauen + Wohnen 1/1964, zit. nach: Josef Lehmbrock, Wend Fischer: Profitopolis oder: Der Mensch braucht eine andere Stadt, Ausstellungskatalog, München 1971, Tafel 4 (o.S.) 20 Gordon Cullen, a.a.O., S. 64 21 Eckhard Schulze-Fielitz, a.a.O., S. 57– 59

2.14 Studie zur Ästhetik von neutraler Struktur und individueller Ausführung, Eckhard Schulze-Fielitz 1971 2.15 Projekt für ein Häuserhaus am Strand, Frei Otto, um 1960

25

Innen und außen – der zeitgenössische Wohnungsbau auf der Suche nach dem Besonderen Eberhard Wurst

»Im Hause, wo kein Bett ist, ist der Teppich, mit welchem der Bewohner nachts sich zudeckt, im Wagen wo kein Polster ist, das Kissen kostbar, das man auf seinen harten Boden legt. In unseren wohlbestellten Häusern aber ist kein Raum für das Kostbare, weil kein Spielraum für seine Dienste.«1 Walter Benjamin Individualisierung und Marktzwang In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnten trotz äußerster Kraftanstrengungen nicht einmal die schlimmsten Mängel in der Wohnungsversorgung behoben werden. Auf dem 1929 in Frankfurt durchgeführten CIAM-Kongress versuchte die moderne Architekturbewegung das Wohnungsproblem breiter Bevölkerungsschichten zu lösen. Unter dem Motto »Die Wohnung für das Existenzminimum« wurden Grundrisse aus ganz Europa gezeigt, die kaum mehr als 10 m2 Wohnfläche pro Person vorsahen.2 Kurz zuvor hatte Mies van der Rohe im Rahmen der Werkbundausstellung »Die Wohnung«1927 mit seinem Mehrfamilienhaus auf dem Stuttgarter Weißenhof dem modernen Geschosswohnungsbau neue Perspektiven eröffnet. Einerseits räumte er der Rationalisierung und Typisierung einen hohen Stellenwert ein; andererseits stellte er in seinem Beitrag für den Katalog der Ausstellung fest: »Die immer steigende Differenzierung unserer Wohnbedürfnisse aber fordert auf der anderen Seite größte Freiheit in der Benutzungsart. (…) Beschränkt man sich darauf, lediglich Küche und Bad ihrer Installation wegen als konstante Räume auszubilden und entschließt man sich dann noch, die übrige Wohnfläche mit verstellbaren Wänden aufzuteilen, so glaube ich, dass mit diesen Mitteln jedem berechtigten Wohnanspruch genügt werden kann.«3 Um die Leistungsfähigkeit seines Konzeptes zu beweisen, ließ Mies van der Rohe die Wohnungen von insgesamt 29 Architekten einrichten. Diese planten – teilweise in Arbeitsgruppen – die Grundrisseinteilung und legten die Möblierung fest (Abb. 3.2).4 Der Nachweis der Variabilität gelang in diesem Fall auch deshalb, weil die jeweiligen Architekten auf Mies’ Wunsch für unterschiedliche Bewohnergruppen planten. So entwickelte ein Kollektiv von Schweizer Werkbundarchitekten u.a. eine 75 m2 große Wohnung für eine sechsköpfige Familie mit drei Zweibettzimmern nach dem Kabinenprinzip. Eine 48 m2 große Wohnung wurde für eine Familie mit einem Kind eingerichtet, während im darüber liegenden Geschoss auf der gleichen Fläche eine Junggesellenwohnung entstand.5 Eine andere Wohnung wurde – der damaligen Zeit weit voraus – für eine berufstätige Frau konzipiert.6

Die Flexibilität seiner Stahlskelettkonstruktion zu demonstrieren ist Mies van der Rohe somit eindrucksvoll gelungen. Mit der Berücksichtigung verschiedener Nutzungsoptionen lösten sich in seinem Wohnblock die Kriterien für objektiv feststellbare Mindeststandards in Luft auf. Gert Kähler merkt dazu an: »In Übereinstimmung mit dem freien Grundriss, als dem architektonischen Bild gesellschaftlicher Emanzipation, steht, dass der Architekt diesen nicht nur in der Villa oder dem zwecklosen Ausstellungspavillon verwirklicht; er überträgt ihn vielmehr auf den Massenwohnungsbau. Die prinzipiell gleiche Architektur für die Villa der Reichen wie für die Wohnung der Massen aber macht ihren emanzipatorischen Anspruch deutlich.«7 Zukunftsweisend stellte Mies’ Angebot für Wohnformen jenseits der Eltern-Kind(er)-Familie eine Vorwegnahme unserer aktuellen Situation dar. Mitte der 20erJahre traf sein Angebot, prozentual gesehen, noch auf eine sehr geringe Nachfrage. Jahrzehnte später wurde der Wohnungsfrage – einem vermeintlich rein quantitativen Problem – mit typisierten und genormten Wohnungen begegnet. 1995 entstanden auf dem Höhepunkt des Nachwendebooms in Deutschland innerhalb eines Jahres über 600 000 Wohnungen – sechs Jahre später kaum noch die Hälfte.8 Eine vergleichbar geringe Bautätigkeit findet heute unter stark veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen statt. Im Jahr 2002 lebten nur noch 30% der deutschen Bevölkerung in Haushalten von drei und mehr Personen. Die anhaltende Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße (momentan 2,14 Personen)9 hat vielschichtige Gründe: Das steigende Durchschnittsalter unserer Gesellschaft, komplexe Anforderungen an die Berufsplanung (Flexibilität, Mobilität) und Auflösungserscheinungen im Sozialverband (Geschlechterrolle, hohe Scheidungsraten, Migration) verändern unser Zusammenleben und Wohnen elementar. Mit der Differenzierung der Haushalts- und Familienkonstellationen haben sich die Ansprüche an das Wohnen und das Wohnumfeld entscheidend gewandelt. Obwohl immer weniger dem statistischen Normalfall entsprechend, dominiert das Leitbild des familiengerechten Wohnens den Wohnungsmarkt nach wie vor. Zahlreiche Haushaltsformen werden von solchen Angeboten jedoch nur begrenzt erfasst. »Empty Nest« und »Living Apart Together« sind nur zwei Beispiele, die zur weiteren Steigerung der durchschnittlichen Wohnfläche von derzeit etwa 40 m2 pro Person beitragen. Der zunehmenden Vielfalt von Lebensstilen muss aber nicht

3.1 Wohnanlage in Innsbruck, Georg Driendl 2003

27

3.2

3.3 Bildung (Jahre) 1 11 6 4

3 10

7 2

9

5 8

9 8 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9

28

40

50

Selbstverwirklichungstyp in Beruf und Freizeit Unterhaltungs-/Actiontyp Allseits Interessierte Sachorientierter, qualitätsbewusster Typ Häuslicher, arbeitsorientierter Typ Hochkultureller Typ/Niveautyp Familiärer Unterhaltungstyp Traditioneller Integrationstyp Passiver, zurückgezogener Typ

60 9% 6% 12 % 12 % 13 % 11 % 10 % 11 % 16 %

Alter

zwingend mit spezialisierten Wohnungsgrundrissen begegnet werden. Aus der Zersplitterung der Wohnbedarfsgruppen lässt sich eher ein wachsender Bedarf an Wohnungen ableiten, die auf sich ändernde Anforderungen reagieren können. Die soziologische Forschung hat dieses Problem erkannt und analysiert seit geraumer Zeit so genannte »Lebensstilkonzepte«. Als Ergänzung herkömmlicher Klassen- und Schichtmodelle wird die Bevölkerung nach Bildung, Alter, Freizeitverhalten, kulturellem Geschmack, Lebenszielen und Alltagsverhalten klassifiziert (Abb. 3.3).10 Tatsächlich lassen sich bei genauer Betrachtung der einzelnen Lebensstilgruppen Rückschlüsse auf zielgerichtete Wohn- und Lebensangebote ableiten. So lebt etwa der »arbeits- und erlebnisorientierte Selbstverwirklichungstyp« mit 23% unterdurchschnittlich häufig im Einfamilienhaus, obwohl diesbezügliche Wünsche in seiner Gruppe mit 79% überproportional stark ausgeprägt sind. Aus der Kombination von beanstandeten Defiziten an den realen Wohnverhältnissen und einer hohen Mobilitätsbereitschaft lässt sich für diese Lebensstilgruppe ein unmittelbarer Handlungsbedarf ableiten. Wohnraum mit Eigenheimqualitäten ist gefordert, um diese finanzstarke und gebildete Klientel in der Stadt halten zu können. Als wichtige Ausstattungskriterien werden Schallschutz, frei gestaltbarer Innenausbau, Terrasse oder Garten, separater Eingang und neueste Technik genannt. »Rückzugs-, Darstellungs- und Repräsentationsaspekte sind bei diesem Typ von besonderer Bedeutung. Diese Gruppe steht daher im Mittelpunkt der Debatten zur Gentrification und Suburbanisierung.«11 In Deutschland ist das Bedürfnis nach Wohneigentum stark verbreitet. Dafür sprechen nicht zuletzt handfeste Gründe wie zum Beispiel die größere Wohnfläche, die bei 41% der Eigentumswohnungen 120 m2 und mehr beträgt. Die gleiche Größe wird nur bei 5% der Mietwohnungen erreicht.12 Daneben rücken auch weniger greifbare Versprechen wie häusliches Glück und ein intakter Rahmen für ein stabiles Familienleben in den Blickpunkt. In Marktuntersuchungen zu Kundenwünschen – von der Immobilienindustrie in Auftrag gegeben – führen Sprossen-, Rautenfenster und Klappläden, die ein Gefühl von »Freiheit und Geborgenheit« vermitteln sollen, die Wunschliste an. Gleichzeitig muss sich die – auch mit Architekturpreisen ausgezeichnete – Wohnbauarchitektur scharfe Kritik gefallen lassen.13 Nicht zufällig trifft die nostalgische Architektur eines Rob Krier den Nerv vieler Zeitgenossen. In komplett neu angelegten, kleinstädtischen Strukturen schießen Versatzstücke pseudohistorischer Architektur wie Pilze aus dem Boden und treffen auf eine rege Nachfrage, nicht nur in den Niederlanden (Abb. 3.4). Die Sehnsucht nach »Freiheit und Geborgenheit« mündet derzeit zunehmend in ein Sicherheitsbedürfnis, das durch so genannte »Gated Communities« – umzäunte Siedlungsgebiete mit patrouillierendem Wachpersonal – gestillt wird. Im Eingangsbereich solcher Wohnkomplexe vermittelt die Anwesenheit eines »Doorman« die Gewissheit, dass die Zumutungen der realen Welt beim Betreten des Gebäudes zurückgelassen werden. Sowohl die technischen Sicherungssysteme als auch die Methoden der Eindringlinge werden immer raffinierter. In Mitteleuropa lange Zeit kaum verbreitete Formen der Fortifikation verändern das städtische Gefüge. Eine steigende Tendenz zur Privatisierung des öffentlichen Raumes dokumentiert die gesellschaftliche Segregation und Entsolidarisierung auf städtebaulicher Ebene.

3.4

In bisher ungewöhnlichen Kombinationen werden neue, exklusive »Produkte« auf den Markt geworfen, um eine besonders zahlungskräftige Klientel anzusprechen. Neben GolfTennis- und Reitanlagen wird die Wohnsiedlung im Landhausstil aus dem Boden gestampft. Das Preis-Leistungsverhältnis oder der Zuschnitt der Wohnung spielen bei solchen Kaufüberlegungen eine untergeordnete Rolle. Über den Erfolg eines Projekts entscheidet vielmehr der Imagetransfer. Architektonische oder gar städtebauliche Kriterien treten dabei in den Hintergrund. Gleichzeitig bleiben berechtigte Wohnwünsche wachsender Schichten unberücksichtigt. Der Rückgang des öffentlich geförderten Wohnungsbaus in den letzten 20 Jahren reduziert den Wohnungsbau insgesamt zu einem reinen Investitionsvorgang oder drängt ihn in Nischen für geförderte Sonderwohnformen. Eine Ausnahme bildet die Schweiz, wo sich im europäischen Vergleich neben einem verblüffend hohen Anteil von Mehrfamilienhäusern auch eine traditionell geringe Wohneigentümerquote nachweisen lässt.14 In Zürich hat man erkannt, dass der am häufigsten vorkommende Wohnungstyp im Stadtgebiet, die 3–4Zimmer-Wohnung der 30er- und 40er-Jahre mit rund 70 m2, den steigenden Wohnbedürfnissen von Haushalten mit mehr als zwei Personen nicht mehr standhält. Nur 8% der Wohnungen haben fünf und mehr Zimmer. Der hieraus resultierenden Abwanderung von Familien in das Umland soll mit einem 1998 aufgelegten Sonderprogramm »10 000 Wohnungen in 10 Jahren« begegnet werden. In diesem Rahmen werden Architektenwettbewerbe durchgeführt, städtische Grundstücke für genossenschaftlichen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt und Umnutzungen von stillgelegten Fabrikarealen initiiert (siehe S. 46ff., S. 142ff.). Bei allen Projekten entsteht Wohnraum weitab von jahrzehntelang gepflegten Normen mit hoher Qualität.15 Andere Schweizer Städte wie Bern und Basel realisieren vergleichbare Programme.16 Beim niederländischen Vinex-Programm wird mit ähnlichen Zielsetzungen der Bau familienfreundlicher Wohnungen – in erster Linie Reihenhäuser – gefördert. Derzeit entstehen dort innerhalb von zehn Jahren 750 000 Reihenhäuser an zehn staatlich festgelegten Standorten mit guter Anbindung an die bestehende Infrastruktur. Solche gezielten Eingriffe in den Wohnungsmarkt bilden die Voraussetzung dafür, dass herausragende Projekte entstehen, die vermeintliche wie echte Marktzwänge überwinden und damit Suburbanisierungsprozesse zu vermeiden helfen. Verdichtete Wohnformen bringen dabei etliche Vorteile gegenüber dem kleinen, vorstädtischen Einfamilienhaus mit sich: • zentrale Lage in der Stadt, gute Verkehrsanbindung, kurze Wege zu Schule, Arbeitsplatz etc., • gute Kommunikationsmöglichkeiten mit Nachbarn, • in hohen Häusern Wohnungen mit Aussichtslage, • aufwändige Haustechnik, die sich erst mit der Umlegung auf viele Haushalte rechnet, • Sondernutzungen wie Sauna, Schwimmbad und Gästeapartment, • guter Schutz vor Einbrechern, • geringere Grundstückskosten durch die Umlegung auf mehrere Wohneinheiten.

3.2 Mehrfamilienhaus Am Weißenhof 14–20 in Stuttgart, Mies van der Rohe 1927, Grundrisse EG, 2. OG Maßstab 1:200 3.3 Lebensstile in Westdeutschland 3.4 Häuserzeile in der seit 1998 entstehenden Kleinstadt Brandevoort/ Niederlande, Rob Krier und Christoph Kohl (Städtebau)

29

In den folgenden Abschnitten werden am Beispiel aktueller Wohnbauten Aspekte diskutiert, die der Idee des verdichteten Wohnens neue Impulse geben. Vieles davon wurde nicht neu erfunden, sondern schon vor Jahrzehnten erprobt. Wandel der Wohnfunktionen Die Veränderungen im Wohnungsbau lassen sich anhand neuer Anforderungen an einzelne Funktionsbereiche gut studieren. Kochen Die Zone für das Kochen und Essen dokumentiert den Wandel und die Auflösung des Familienverbandes besonders deutlich. Mahlzeiten werden zunehmend außerhalb der Wohnung eingenommen wie auch die Zubereitung von Mahlzeiten vermehrt von Fertiggerichten verdrängt wird. »So ist das Kochen mit frischen Zutaten (…) für viele eher zum Freizeithobby als zur Alltagspraxis geworden. Da oft in ein und demselben Haushalt beide Formen des Kochens alternativ praktiziert werden, müssen die Küchen für alles gerüstet sein.«17 In der Küche werden »Freunde empfangen, Kinder erzogen, hier trifft sich die mobile Familie, wenn sie sich noch trifft. Die Küche ist nicht mehr der ›Arbeitsplatz der Hausfrau‹, sondern ein vielfältiger sozialer Ort, der die Funktionen des Wohnzimmers übernimmt. (…) Sie öffnet sich in vielerlei Hinsicht nach außen: in den Garten, den Wintergarten, die Nachbarschaft.«18 Wohnen und Essen Angesichts der Veränderungen im Koch-Essbereich verschiebt sich auch der Stellenwert des Wohnzimmers. Das Zusammenleben von Erwachsenen und Kindern ist von einer zunehmenden Selbstständigkeit und unterschiedlichen Tagesabläufen geprägt. Die Anforderungen an den Grundriss nähern sich mit wachsender Autonomie seiner Bewohner immer mehr denen einer klassischen Wohngemeinschaft. Wo noch vor zehn Jahren der Standort des Fernsehgerätes Anlass zur Benutzung eines gemeinsamen Wohnzimmers gab, steht heute oft in jedem Individualraum eine komplette Auswahl an Medien zur Verfügung. Das Wohnzimmer bildet nicht mehr den Mittelpunkt eines zunehmend fragmentierten Familienlebens. Seine Daseinsberechtigung resultiert vielmehr – wie schon die »kalte Pracht« der bürgerlichen Gründerzeitwohnung – aus repräsentativen Motiven. Individualräume Im Regelfall waren Kinderzimmer bis vor 20 Jahren mit zwei Betten möbliert. Heute ist das Zimmer für eine Person der Standard. Gestiegene Anforderungen an den persönlichen Rückzugsbereich haben es von der ursprünglichen kleinen Schlafkabine aus dem sozialen Wohnungsbau in einen multifunktionalen Wohn-, Schlaf- und Arbeitsbereich verwandelt. Hier werden Hobbies gepflegt und bei Bedarf Gäste untergebracht. Die verschiedenen Anforderungen erzwingen eine Nutzungsneutralität des Individualraumes, die mit einer gewissen Mindestgröße einhergeht. Um einen Raum alternativ mit einem Doppelbett, Einzelbetten oder als Wohnraum einrichten zu können, sind Flächen von 14 m2 und mehr erforderlich. Dabei führen größere Zimmer heutzutage nicht mehr wie im sozialen Wohnungsbau vergangener Jahre automatisch zu einer Einschränkung des gemeinsamen Wohn- und Ess30

raums. Stattdessen ist die Fläche der durchschnittlichen Mietwohnung in Deutschland von 1972–1993 von 63 auf 68 m2 gewachsen, die durchschnittliche Eigentumswohnung sogar von 95 auf 113 m2.19 Dies erstaunt umso mehr, als die durchschnittliche Personenanzahl pro Haushalt gleichzeitig erheblich abgenommen hat. Die 3-Zimmer-Wohnungen einer Wohnzeile in Coburg von Fink und Jocher (Abb. 3.5) mit einer Nettofläche von knapp 65 m2 erinnern auf den ersten Blick an Otto Haeslers Kabinengrundrisse aus den 20er-Jahren – bis heute eine der radikalsten Funktionalisierungen elementarer Wohnvorgänge. Wo jedoch bei Haeslers Projekten zwei Personen in einer Schlafzelle von maximal 9 m2 untergebracht waren,20 sind die Zimmer des Coburger Wohnanlage etwa 15 m2 groß. Mit einem durchgehenden Achsmaß von 3,2 m wird bewusst auf eine Spezialisierung dieser Individualräume zugunsten einer flexiblen Nutzung verzichtet. Viele alltägliche Wohnvorgänge, die in den funktionalen Grundrissen früherer Jahre aus Platzgründen ausschließlich im Gemeinschaftsbereich stattfanden, verlagern sich heute in Rückzugsbereiche. In Coburg erweitern sich die Zimmer bei geöffneten Türen in eine südorientierte »Spielzone«, die sich dank aufklappbarer Flügel im Sommer zur Loggia verwandeln lässt. Bad Der Stellenwert des Badezimmers ist gleichermaßen einem Wandel unterworfen. In den 50er- und 60er-Jahren schuf die motorische Be- und Entlüftung die technischen Voraussetzungen für innen liegende Sanitärzellen, die von da an auf knappsten Flächen in die Wohnung integriert wurden. In den vergangenen Jahren ist das Badezimmer dagegen wieder gewachsen: Der Hygienebereich, seine direkte Belichtung, seine Größe und Ausstattung sind zu einem wichtigen Gradmesser für die Qualität einer Wohnung geworden. Er steht heute als großes, direkt belichtetes Wohnbad ganz oben auf der Wunschliste maßgeblicher Käuferschichten.21 Die Standardflächen von 4–6 m2 werden gesprengt vom Wunsch nach Doppelwaschtischen, einer frei im Raum stehenden Wanne und einer separaten Dusche. Der lange gültige Standard für die Ausstattung einer Familienwohnung – ein Bad mit Wanne, Waschtisch und WC sowie ein Gäste-WC im Eingangsbereich – hat ausgedient. In letzter Zeit werden vermehrt Wohnungen mit zwei vollständig ausgestatteten Bädern realisiert. Die Architekten Birchmeier und Kaufmann gehen bei einem Wohnhaus in Zürich noch einen Schritt weiter: Im Stil nordamerikanischer Einfamilienhäuser haben sie ein größeres Bad einem oder zwei Individualräumen direkt zugeordnet (Abb. 3.6). Vom frei zugänglichen Wohnungsflur wird es nicht mehr erschlossen und verändert sich somit, seiner Lage im Grundriss entsprechend, zum intimsten Bereich der Wohnung. Die Voraussetzung für eine Vereinigung mit dem Schlafzimmer zu einem »Cooconing-WellnessBereich«22 ist geschaffen. Das kleinere, am Flur gelegene Bad bedient die anderen Zimmer und beherbergt das Gäste-WC.23 Arbeiten Bisher nur schemenhaft zeichnen sich die Konsequenzen für unsere Arbeits- und Wohnwelt ab, die sich aus den Veränderungen gewerblicher Tätigkeiten hin zu emissions- und immissionsarmen Dienstleistungen ableiten lassen. Die Voraussetzungen für eine weitere Zunahme von Telearbeitsplätzen zu Hause sind mit dem Ausbau der Informationsnetze

bereits gegeben. Die Erschließung der Räume mit Telefon und Internetzugang gilt mehr und mehr als Standard. Die moderne Wohnung als ständig verfügbarer Datenempfänger und -sender hat Terence Riley im Rahmen der New Yorker Ausstellung »The un-private house« 1999 als »permeable Struktur« bezeichnet. Offen bleibt, ob und inwieweit sich gestiegene Ansprüche an Privatheit und Rückzug mit einer ständigen Erreichbarkeit, Bildtelefon und Videokonferenzen vereinbaren lassen. Es mag nicht mehr lange dauern, bis Nichterreichbarkeit als eigentliche Lebensqualität angesehen wird und dementsprechend hochwertige Wohnungen über gut abgeschirmte »Non-Communication-Zonen« verfügen.

3.5

Flexibilität Die Anpassung der Wohnung an individuelle Bedürfnisse mit einfachen Mitteln ist ein großes Thema im Wohnungsbau, nachdem der quantitative Aspekt der Wohnungsfrage gelöst zu sein scheint. Die Flexibilität fällt schon lange nicht mehr unter den Spargedanken einer Tag-Nacht-Anpassung, wie sie etwa Le Corbusier mit seinem »Maison Locheur« aus dem Jahr 1929 im Auge hatte. Um unterschiedlichen Familienszenarien gerecht zu werden, eignet sich die Mies’sche Idee der anpassbaren Gebäudestruktur aus den 20er-Jahren schon eher. Wie beim Wohnblock auf der Weißenhofsiedlung vorgedacht, gaben die Architekten Fink und Jocher beim Hannoveraner Kronsbergkarree eine neutrale Struktur vor, die unterschiedlich zoniert werden kann (Abb. 3.7, siehe S. 136ff.). Die gewählte Achsbreite von 6 m leistet vom konventionellen, komplett in Einzelräume aufgeteilten Mittelflurgrundriss über ein Durchwohnkonzept bis hin zum so genannten »Loft« alle denkbaren Grundrissvarianten. Mit 12 m Haustiefe – etwa 1,5 m mehr als beim Haus auf der Weißenhofsiedlung – ergeben sich durch die Option innen liegender Sanitärzellen Spielräume, die Mies aus technischen Gründen noch nicht erproben konnte. Weit über den von Mies vorgegebenen Standard reichen auch die wohnungsbreiten Loggien, die sich zum Blockinneren orientieren. Trotz der Vorteile flexibler Systeme gelingt es selten, Investoren, Käufer und Mieter für derartige Angebote zu interessieren – dies umso mehr, als die Anpassung an Bewohnerwünsche nach dem Erstbezug nur mit einem erhöhten Aufwand umsetzbar wäre, der nicht dem Standard einer einfachen Geschosswohnung entspricht. Ein gelungenes Berner Projekt überträgt Flexibilität in die dritte Dimension (Abb. 3.8). Nach den Vorgaben eines Investorenwettbewerbs sollten auf einem ehemaligen Industrieareal an der Lorrainestraße Wohnungen, Büros, Werkstätten und Ateliers entstehen. In dem fünfgeschossigen Neubau ist die Erdgeschosszone mit einer Raumhöhe von 3,5 m als Arbeitsraum ausgewiesen. Neben Wohnungen, die am Haupttreppenhaus liegen, sind von einem Außengang im zweiten Obergeschoss Maisonettes mit großzügig bemessenen Dachterrassen erschlossen. Darüber hinaus sind von dort

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3.5 Wohngebäude in Coburg, Fink + Jocher 1999, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:200 3.6 Wohngebäude Breitensteinstraße in Zürich, Birchmeier Kaufmann 2002, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500 3.7 Wohnanlage Kronsbergkarree in Hannover, Fink + Jocher 1999, Grundrisse Maßstab 1:500, Grundstruktur und Ausbauvariante 3.8 Wohnhaus »Vordere Lorraine« in Bern, Werkgruppe AGW mit Reinhard + Partner 2001, Grundrisse 2. OG, 3. OG Maßstab 1:500

31

Atelierwohnungen erreichbar, die teilweise bis zu den Arbeitsbereichen im Erdgeschoss durchgesteckt sind. Unterschiedliche Wohnsituationen und Wohnungsgrößen ergeben sich durch eine variable Schaltbarkeit der Geschosse untereinander. Tragende Wandschotten mit einem Achsmaß von 7,2 m gliedern den Grundriss. Nur die Position der Treppe und der Versorgungsstränge war durch die Planung vorgegeben. Ansonsten konnten die Mieter die Räume zwischen den Wohnungstrennwänden frei einteilen und mit dem wählbaren Ausbaustandard Einfluss auf die Miethöhe nehmen.

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3.10

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Andere Formen der Flexibilität in der Geschosswohnung zielen auf eine spontane Anpassbarkeit von Räumen mit einfachen baulichen Mitteln. Der Wiener Architekt Herbert Wimmer begründet seine flexiblen Konzepte so: »Auf Veränderung muss erstens schnell und zweitens billig reagiert werden können. (…) Zum einen muss die innere Logik des Grundrisses so angelegt sein, dass er bei den notwendigsten (und minimierten) Fixpunkten soviel wie möglich offenlässt, und zum anderen muss die Technik der Veränderbarkeit unmittelbar funktionieren.«24 In einem kleinen Wohngebäude in der Wiener Grieshofgasse übersetzt er diese Forderungen in einen Grundriss mit jeweils zwei ca. 16,5 m2 großen Zimmern auf beiden Hausseiten, die sich über die Öffnung eines dreiteiligen Schiebeelementes miteinander verbinden lassen (Abb. 3.9). In der Querrichtung des Gebäudes lassen sich ebenfalls 1,6 m breite Schiebetüren öffnen. Ein Raum ist als Wohnküche vorgesehen, die anderen drei sind in ihrer Nutzung nicht festgelegt. Bei einem kurz danach entstandenen Wohnhaus in der Donaufelder Straße unterteilt Wimmer die Wohnungsbreite in drei, knapp 3 m breite Flächen (Abb. 3.10). Diese Konzeption hat den Vorteil, dass durch das Öffnen bzw. Schließen der Schiebeelemente wesentlich mehr Kombinationsmöglichkeiten und Größen entstehen. Gleichzeitig wird die Grenze dieser Flexibilitätsform für das Familienwohnen deutlich. Der Wegfall konventioneller Flure und die Trennung von Einzelbereichen durch mobile Wände haben akustische Einschränkungen und eine stark reduzierte Wandstellfläche zur Folge. Die Gleichwertigkeit der Räume ist für Wimmer »Ausdruck der Gleichbehandlung aller Bewohner, also Eltern und Kinder, Mann und Frau. (…) Machtverhältnisse finden hier keinen Niederschlag.«25 Ob diese Haltung der Realität standhält, hinterfragt Lucius Burkhardt: »Eine Familie ist kein harmonisches Gebilde; auch die glückliche Familie beruht auf einem Waffenstillstand, der unter den erschwerenden Bedingungen rasch heranwachsender und so das Kräfteverhältnis verschiebender Kontrahenten aufrechterhalten werden muss. Ihr Friede beruht auf dem Status quo, und dazu gehört die Gegebenheit der Wände. Und um diesen Waffenstillstand einzuhalten, benötigt man auch das Gleichbleiben der Wohnungseinrichtung. Da kann eine Wand so beweglich sein wie sie will.«26 Ein- und Zwei-Personenhaushalte können flexiblen Grundrissen eine größere Aufgeschlossenheit entgegenbringen als drei oder mehr Personen. So fällt z.B. Patricia Zaceks zurückhaltender Einsatz von Schiebeelementen in der Wiener Siccardsburggasse auf (Abb. 3.11). Bei den nach Süden orientierten 2-Zimmer-Wohnungen sind durch die Hinwendung der Küchenzeile zur einen Seite und der Tür in den Sanitärkern zur anderen die beiden Zimmer als Wohn- bzw. Schlafbereich festgelegt. Bei Bedarf können die zwei Haupträume des Apartments im vorderen Drittel miteinander ver-

3.12

3.13

bunden werden. Diese räumliche Überschneidung lockert die funktionale Festlegung auf. Bei den größeren, ost-westorientierten Familienwohnungen im anderen Gebäudeflügel hat die Architektin auf raumverbindende Schiebetüren verzichtet. Wie bei der kleineren Wohnung trennt ein zentral angeordneter Erschließungs- und Versorgungskern die an der Ostseite liegenden Individualräume vom Wohn-Essbereich, der sich über eine breite Loggia zum Blockinneren öffnet. Die Zimmer und das Bad sind über einen kleinen Nebenflur erschlossen. Zusammen mit der quer zum Grundriss geöffneten Küche entsteht ein wohnungsinterner Umgang. Der »Loft« hat sich seit einiger Zeit vom Insidertipp zum wirkungsvollen Marketinginstrument für gehobene Wohnformen verändert. Peter Faller schreibt dazu: »Der Loft als offene Wohnfläche ohne Unterteilungen ist das konsequenteste Gegenmodell zum funktional aufgeteilten Grundriss und kommt offenbar dem Lebensgefühl oder ›Lifestyle‹ einer jungen Generation besonders entgegen.«27 Ursprünglich als Wohnung in einer umgenutzten Fabriketage entstanden, wird heute mit dem Prädikat »Loft« versehene Architektur auch in Neubauten vermarktet, die sich nicht selten durch eine luxuriöse Ausstattung auszeichnen. Bei einem Wohnhaus in der Berliner Joachimstraße von Abcarius + Burns entwickeln sich auf 120 m2 großen Etagen verschiedene Grundrisse um den Treppenkern und den Installationsschacht (Abb. 3.12). Nicht die Zimmertrennwände, sondern frei in den Raum eingestellte Kuben gliedern die Fläche. Sie enthalten Nasszellen und Einbauschränke. 26 cm starke Betondecken mit Spannweiten bis zu 7 m lassen Raum für verschiedenste Nutzungen. Während die große Wohnung des ersten Obergeschosses durch den Badund Küchenkern noch relativ konventionell in eine Tagesund Nachtzone gegliedert ist, gestalten sich die beiden kleinen Wohnungen im dritten Obergeschoss wesentlich offener. Der Zugang zur Dusche liegt in der nördlichen Wohnung an der Außenwand; in der südlichen Wohnung entsteht bei geöffneten Duschtüren zusammen mit dem gegenüber liegenden WC ein Duschbad. Solche unkonventionellen Lösungen gibt es häufig in Gebäuden, deren Wohngeschosse von mittigen Treppenkernen erschlossen werden. In den überschaubaren Dimensionen finden die offenen Räume jeweils schnell zu ihrer »harten« Begrenzung, gegen die sich ihre Offenheit besonders wirksam absetzt. Vom Erschließungskern abgesehen, sind die Innenwände des Estradenhauses28 in Berlin völlig auflösbar (Abb. 3.13, siehe S. 154ff.). Die vom Architekten Wolfram Popp als »Einraumwohnung« bezeichneten Grundrisse können sich mit ihren lamellenartigen Trennwänden und vom Nutzer ausgewählten Einbauten, wie z.B. drehbaren Raumteilern, beweglichen Schränken und transparenten Wänden, ständig verändern. 180 cm breite Holzpodeste gehen auf der gesamten Fassadenbreite in Balkone über. Popp erläuterte den

3.9 3.10 3.11 3.12 3.13

Wohnhaus Grieshofgasse in Wien, Herbert Wimmer 1996, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:200 Wohnhaus Donaufelder Straße in Wien, Herbert Wimmer 1998, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:200 Wohnhaus Siccardsburggasse in Wien, Patricia Zacek 2003, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500 Wohn- und Geschäftshaus Joachimstraße in Berlin, Abcarius + Burns 2001, Grundriss 3. OG Maßstab 1:200 Wohnhaus Choriner Straße in Berlin, popp.planungen 1998, Grundrissvariante Maßstab 1:250

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Ausgangspunkt seiner Überlegungen: »Mein Ansatz war, den möglichen Bedürfnissen des Bewohners unter den gegebenen Bedingungen eine größtmögliche Entfaltung zu schaffen.«29 Nach dem Bezug eines ersten Bauabschnittes räumte er ein: »Nur eine Partei hat einen transparenten Raumteiler eingebaut, der zwischen vorne und hinten trennt und auch weit zu öffnen ist, nicht wie eine Wand, sondern eher wie ein Paravent. Hier wohnen nun die meisten allein und zu zweit und nicht, wie ich anfangs dachte, auch Familien.«30 Die aufwändigste Art der Erschließung mit nur einer Wohnung pro Etage spielte im mitteleuropäischen Geschosswohnungsbau lange Zeit keine Rolle. Obwohl höchst unökonomisch, entstehen in Basel zurzeit einige Wohngebäude, die als Einspänner konzipiert sind – wie z.B. das Haus in der Colmarer Straße von Buchner und Bründler (Abb. 3.14). In den ebenfalls als »Lofts« bezeichneten Wohnungen übernimmt das massive Treppenhaus zusammen mit dem Aufzug und dem angelagerten Bad die Gliederung der 165 m2 großen Geschossfläche. Ein zusätzlicher Installationsschacht für die Einrichtung der Küche erhöht die Variationsmöglichkeiten. Vom Kern nach außen geschobene Türelemente trennen bei Bedarf einen Rückzugsbereich ab. Der Aufzug führt in diesem Fall unabhängig vom Treppenzugang direkt in die Wohnung. Der Kaufpreis von etwa 700 000 sFr (ca. 460 000 ™) pro Wohnung dokumentiert den hohen Stellenwert, den solche Ausstattungselemente für eine zahlungskräftige Käuferschicht haben. Auffallend ist bei einigen der oben genannten Beispiele der weitgehende Verzicht auf geschlossene Fassadenelemente. Die Vorstellung eines nach außen offenen »Wohnregals« scheint in einer engen Verbindung mit der Idee der Flexibilität zu stehen. Hierin manifestiert sich das Bedürfnis nach möglichst wenig Festlegung: »Da immer mehr Menschen freiberuflich und zunehmend auch zu Hause arbeiten, benötigen diese Optionisten ein Wohnumfeld, das jeden Schritt im Leben mitmacht. (…) Im Gegensatz zur Verklärung der Wohnung als emotional aufgeladener Raum in ›Privacy‹ soll in ›Optionismus‹ offensichtlich das Individuum mit seiner Außenwelt versöhnt werden, was jedoch die reale Diskrepanz zwischen beiden nur verschleiert.«31 Die »Versöhnung« kann auf unterschiedliche Weise bewältigt werden. Während die Bewohner der südorientierten 2-Zimmer-Wohnungen in der Wiener Siccardsburggasse den Bezug zum Straßenraum mit Sonnensegeln regulieren, übernimmt beim Berliner Estradenhaus die vorgeschobene Balkonzone mit ihren Brüstungen aus nahezu transparentem Edelstahlgewebe die Aufgabe eines Filters zwischen innen und außen. Mit den verschiebbaren Sichtschutzelementen in der Grieshofgasse können die Bewohner nicht nur das Maß der Offenheit nach außen immer wieder neu regeln. Sie wandeln zugleich auf den Spuren Hundertwassers, wenn sie im Sinne seines Fensterrecht-Manifestes die Gelegenheit nutzen, diese Elemente auch noch individuell zu gestalten.32 Das kann bei diesem Projekt als kleine Entschädigung gelten für den fehlenden privaten Außenraum. Das Haus steht an der Straße wie ein Wohnregal, dessen Fächer nach Fasson seiner Bewohner gefüllt sind. In eine kaum 11 m breite Berliner Baulücke haben die Architekten Walter Nägeli und Sascha Zander ein siebengeschossiges Gebäude eingefügt, das beidseitig weit zurückspringt (Abb. 3.15, 3.16). Pro Geschoss entstehen je

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zwei zueinander versetzte, 25 m tiefe und maximal 5,7 m breite Wohnungen. Der Wohn-Essbereich mit der offenen Küche orientiert sich zu einer übereck geöffneten Seite, während ein Schlafbereich einseitig über den zurückgezogenen Teil der Nische belichtet wird. Wie auch bei anderen so genannten »Loftkonzepten« ist die Fassade komplett verglast. Raumhohe Schiebefenster lassen sich im zurückgezogenen Teil zu einem kleinen Putzbalkon hin öffnen. Die absolute Transparenz nach außen wird nur von einem dem Wohnraum vorgelagerten Bereich gemildert, der um eine Stufe erhöht ist. Diese Zone, »Mirame« genannt, ist etwa 2,5 m tief und soll den Bewohnern als Schaufenster dienen. Ob die Rückzugsmöglichkeiten hinter diesem extrovertierten Bereich ausreichen, hängt in hohem Maße vom individuellen Charakter der Bewohner und dem Geschoss ab. Je höher gelegen, desto besser schützen die Deckenplatten den Innenraum vor den Blicken neugieriger Passanten. Spätestens hier wird deutlich, dass völlig transparente Fassaden in verdichteter Anordnung keine ausreichende Privatsphäre erzeugen. Es ist schwer vorstellbar, dass von der gegenüber liegenden Straßenseite ein Wohnhaus mit einer ähnlich transparenten Fassade »zurückstarrt«. Zu vermuten ist vielmehr, dass solche Glasgehäuse exklusive Einzelobjekte für eine Kundschaft bleiben, die ein Minimum an Zurückgezogenheit für die Gewissheit eintauscht, sich von der konventionellen Masse abzuheben. Der Soziologe Ulrich Beck stellt fest: »Aber die Individualisierung (der) des Einen ist oft genug die Grenze der Individualisierung des (der) Anderen.«33 Der private Außenraum Die Wohnung und ihr privater Außenraum gehören zu den wenigen Bereichen, in denen die Einflüsse von außen noch weitgehend nach eigenem Ermessen dosiert werden können. Dabei stehen private Freibereiche im Geschossbau – häufig in der Übergangszone vom öffentlichen zum privaten Raum angeordnet – unter einem besonders hohen Beobachtungsdruck. Spielräume zur individuellen Aneignung sind bei Projekten mit geringeren Glasanteilen der Fassade häufig vom privaten Außenraum her entwickelt, was deren introvertierte Komponente unterstreicht. Die plastischen Gebäuderiegel des Personalwohnheims am Stuttgarter Burgholzhof weichen von aktuellen, auf gläserne Strukturelemente fixierten Fassadengestaltungen deutlich ab (Abb. 3.17). Die tief in den Baukörper eingeschnittenen Volumina vermitteln ein Bild von Geborgenheit. Poppig lackierte Faserzementplatten markieren Erschließungselemente und lockern die grau lasierten Fassadenflächen ebenso auf wie die Kastenfenster, deren äußere Ebene aus fassadenbündigen, einfachverglasten Schiebeelementen besteht. Auf der sorgfältig mit vertikalen Holzlatten verschalten Wandfläche wird das Licht tief in die Räume hinein

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Wohnhaus Colmarer Straße in Basel, Buchner Bründler Architekten 2002, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:200 3.15, 3.16 Wohnhaus Lychener Straße in Berlin, Walter Nägeli und Sascha Zander 2001, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500, Straßenansicht 3.17 Personalwohnheim Burgholzhof in Stuttgart, Architektengemeinschaft Joachim und Margot Schürmann & Partner mit Jutta und Peter Schürmann 1999, Blick vom Wohnraum auf den Balkon 3.18 Wohnblock am Park in Zürich-Oerlikon, Martin Spühler 2000, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500

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gelenkt. Die hohe Balkonbrüstung fasst den Blick aus der Wohnung und lässt den Freisitz als Erweiterung des Innenraums erscheinen. Mit seinen noch tieferen Einschnitten erinnert das Gebäude von Martin Spühler in Zürich-Oerlikon (Abb. 3.18, siehe S. 142ff.) entfernt an Le Corbusiers »Villenblöcke« von 1922. Großzügige Perforationen in der Südzeile lockern den knappen, etwas über 20 m tiefen Innenhof des Wohnblockes auf. Die 90 m lange Fassade gliedert sich in drei etwa 7,5 m tiefe und 10 m breite Loggiazonen. Von einem rückwärtigen Treppen- und Aufzugsbereich aus werden pro Geschoss jeweils zwei Wohnungen erschlossen. Die private Wohnfläche wird bei diesem Projekt um zwei Bereiche ergänzt: Die halböffentliche Erschließungszone vor der Wohnungstür eignet sich mit ihren mehr als 30 m2 Fläche in der kalten Jahreszeit auch als Balkonersatz und für Kinderspiele, und die mittig geteilte Loggia ist ein vollwertiger, ebenfalls über 30 m2 großer privater Außenwohnraum. Dorthin orientiert sich der große Wohn-, Ess- und Kochbereich. Während Le Corbusier zweigeschossige Loggien vorsah, versucht Martin Spühler, die Belichtung seiner eingeschossigen Flächen mit einem großen Oberlicht im Erschließungsbereich vor der Wohnungstür zu verbessern. Nicht einfach zu lösen ist der an dieser Stelle entstehende Konflikt zwischen dem Wunsch nach Privatsphäre und einer größtmöglichen Transparenz quer zur Gebäuderichtung mit guter Belichtung der Innenzonen. Wie in Zürich verfügen auch die Altenwohnungen im Rotterdamer Wohngebiet Stadstuinen von KCAP über zwei unterschiedliche Außenräume zusätzlich zur eigentlichen Wohnfläche (Abb. 3.19, siehe S. 160ff.). Hinter einem verglasten Laubengang auf der Südostseite liegt eine etwa 2 m tiefe Zone mit Lufträumen und Eingangspodesten. Die ca. 5 m2 großen Flächen vor der Wohnungstür können so als wettergeschützte Kontaktzonen genutzt werden. Die Wohnungstür führt, als Doppelfenster ausgebildet, in einen Empfangsraum, der sich auch als Essplatz nutzen lässt. Von dort aus gelangt man über die innen liegende Küche in den eigentlichen Wohnraum, oder man entscheidet sich für den Weg über einen kleinen Verteilerflur, der die Nasszellen und ein Zimmer am Laubengang erschließt. Auf der Nordwestseite des Hauses sind verglaste Erker vor die verklinkerte Fassade gehängt, die im Geschosswechsel als Wintergärten und Balkone dienen. Von dort wird der Ausblick nicht durch geschlossene Brüstungen behindert. Dass die private Aneignung trotz der hohen Transparenz gut funktioniert, zeigen die intensiv möblierten Außenbereiche. So bestehen auf beiden Seiten der Wohnung Flächenangebote, die Kommunikationsbedürfnissen von Bewohnern mit reduzierter Mobilität entgegenkommen. Hinter den Doppelfenstern bleibt ihnen ein sicherer Rückzugsort. Neben ihrer eigentlichen Funktion dienen Balkone häufig auch als Gestaltungsmittel, um die Fassade aufzulockern. So ist der Wohnturm von Steidle und Partner auf der Münchner Theresienhöhe mit weit aus dem Baukörper auskragen-

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Blockrandbebauung Stadstuinen in Rotterdam, KCAP 2002, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500 3.20 Wohnhaus Paul-Clairmont-Straße in Zürich-Wiedikon, Jakob Steib und Patrick Gmür, geplante Fertigstellung 2005, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500 3.21 Wohnhaus am Paltramplatz in Wien, Delugan Meissl 2002, Grundriss 5. OG Maßstab 1:500 3.22, 3.23 Wohnanlage Achslengut in St. Gallen, Baumschlager Eberle 2002, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500, Außenansicht

den Balkonen versehen. Durch die willkürlich erscheinende Anordnung setzen sie sich allerdings dem Verdacht aus, eher der Lebendigkeit der Fassade zu dienen, als der einzelnen Wohnung zu einem funktionierenden Freibereich zu verhelfen. Die Nutzung ist durch die Einsehbarkeit von den Nachbarbalkonen und die eingeschränkte Verschattung stark in Frage gestellt. Mit geschlosseneren Begrenzungen können Außenräume mehr für die Privatsphäre leisten. Dabei muss freilich darauf geachtet werden, dass sie die Belichtung der eigentlichen Wohnräume nicht beinträchtigen. In der Züricher PaulClairmont-Straße bauen Jakob Steib und Patrick Gmür derzeit eine südorientierte, abgetreppte, siebengeschossige Wohnzeile (Abb. 3.20). Auf beiden Seiten des Kernhauses sind zueinander verschobene Anbauten angefügt. Jede zweite Wohnung erhält auf der Nordseite ein vor der Hauskante liegendes Element mit zwei Individualräumen. Vor den gegenüber liegenden Wohnbereichen sind nach oben offene Kuben als Freibereiche angedockt. Durch geschossweise Versprünge dieser Patios zueinander entsteht zusammen mit mittig platzierten Abstellboxen vor jeder Wohnung ein hochwertiger, räumlich differenzierter Außenraum mit einer Fläche von deutlich über 20 m2. Mit einem hohen Wandanteil ist er vor unerwünschten Einblicken gut abgeschirmt. Der zweigeschossige Luftraum gewährleistet trotz einer Terrassentiefe von fast 4 m eine gute Belichtung der dahinter liegenden Wohnräume. Unter dem eingeschossigen Bereich ergeben sich von der Sonne geschützte Rückzugszonen, die an moderne Wohnbauten in heißen Regionen erinnern. Eindrucksvoll unterstreicht das Projekt den wachsenden Stellenwert des Außenraums.

Bei der Fassade des Rubik-Hauses von Delugan und Meissl am Wiener Paltramplatz sind nur die Loggien geschosshoch verglast, die man ab Brüstungshöhe öffnen kann (Abb. 3.21). Sie übernehmen die Hauptrolle der Fassadengestaltung. Dagegen werden die Wohnräume nur mit kleineren Fensterformaten direkt belichtet. In verschiedenen Größen und Positionen durchstoßen die Loggien die anthrazitfarbene Gebäudehülle und überschreiten dabei sogar geringfügig die Außenkante. Zwischen innen und außen vermittelnd, werden diese Glaskuben zum Berührungspunkt zwischen privater Wohnung und öffentlichem Raum. Die Bewohner können sich jederzeit nach innen zurückziehen. Die Wohnungen selbst liegen als Dreispänner um ein zentrales Treppenhaus. Die Grundrisse sind zwar nicht so spektakulär wie das Fassadenkonzept, bieten aber allemal günstige Voraussetzungen für eine Aneignung durch ihre Bewohner, weil sie nicht komplett von außen eingesehen werden können. Mit einer ganzen Serie von Projekten haben die Architekten Baumschlager und Eberle in den vergangenen zehn Jahren den Typ des Punkthauses perfektioniert. Mit der Zeit an Größe und Dichte zunehmend, hat es in der Siedlung am Lohbach in Innsbruck seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Die zwei Jahre später gebaute Wohnanlage Achslengut in St.Gallen entstand nach dem gleichen Prinzip (Abb. 3.22, 3.23): Wie bei einer Zwiebel entwickelt sich der Grundriss in Schichten von innen nach außen. Ein innen liegender Kern erschließt pro Geschoss vier Wohnungen. Um diese Zone legen sich die Nebenräume, die den nach außen orientierten Wohnräumen dienen. Die Außenwände sind von einer umlaufenden Balkonzone umgeben, die mit eigenständigen Fassa-

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denelementen in Erscheinung tritt. In den Vorläufersiedlungen haben die Architekten Hauptbaukörper und umgebende Hülle oft als verschieden große Rechtecke ausgebildet, so dass die Zwischenzone gleichmäßig um das Haus läuft. In St.Gallen dagegen sind die Räume an den Ecken zurückgenommen. Es bilden sich in den Balkonzonen Orte mit Nutzungsschwerpunkten heraus, die – akustisch vorteilhaft – weit voneinander entfernt liegen. Auch die eingesetzten Materialien haben sich im Laufe der Zeit geändert. Während z.B. in der Siedlung am Lohbach die äußere Hülle mit Klappläden aus Kupfer individuell geöffnet und verschlossen werden kann, besteht in St. Gallen die Möglichkeit, transluzente Glaselemente in unterschiedliche Positionen zu schieben. Die grundsätzliche Eigenschaft der Zweischichtigkeit bleibt bestehen. Die Bedeutung der eigentlichen Hauswand tritt hinter der äußeren Hülle zurück. Der so abgeschirmte Freibereich auf der Etage bietet günstige Voraussetzungen für eine Inbesitznahme; private Gegenstände bleiben für Passanten unsichtbar. Im Rahmen des Züricher Programms »10 000 neue Wohnungen in zehn Jahren« wurden auch die fünfgeschossigen Gebäude im Hegianwandweg realisiert (Abb. 3.24, siehe S. 46ff.). Die punktartigen Mehrspänner sind an einen gemeinsamen Tiefgaragensockel angedockt. Trotz der Widrigkeiten des Brandschutzes und vorausberechneten Mehrkosten von 1,5% gegenüber Massivbauweise errichtete man – für die Schweiz ein Novum – einen mehrgeschossigen Holzbau. In den betonierten Erschließungskern, der auch die Sanitärbereiche der Wohnungen enthält, ist eine Holzrahmenkonstruktion verankert, die zu den tragenden Außenwänden spannt und weitgehend frei einteilbare Wohnungsflächen ermöglicht. Als dritte Schicht ergänzt eine vorgelagerte Balkonzone das räumliche Angebot. Die 64–139 m2 großen Wohnungen mit mindestens 13,5 m2 großen Zimmern werden über private Eingangsflure erschlossen. Ihre mehr als 28 m2 großen Wohn- Essbereiche orientieren sich nach zwei oder drei Seiten. Einige Wohnungen verfügen sogar über zwei Balkone nach verschiedenen Himmelsrichtungen mit einer Außenwohnfläche von über 60 m2. Wie beim Estradenhaus in Berlin sind die großzügigen Balkonzonen mit halbtransparenten Brüstungen versehen. Diese 2 m breiten, teilweise über 15 m langen »Sommerzimmer« verfügen jedoch zusätzlich über außen liegende Jalousien. Bis zur Brüstung heruntergefahren, bilden sie einen von fremden Blicken abgeschirmten, verschatteten Außenraum mit den Eigenschaften eines wohnungsinternen Laubengangs. Beim Blick von außen tritt bei geschlossenen Balkonjalousien eine irritierende Umkehrung der Sehgewohnheit ein, die eigentlich mit geschlossenen Brüstungen und horizontal verlaufenden, transparenten Fensterbändern moderner Zweckarchitektur rechnet. Die Balkonzonen mit den weit auskragenden Decken und Jalousien kaschieren als kleinere, vorangestellte Volumina die wahren Dimensionen der Wohngebäude und vermitteln so zwischen den unterschiedlichen Maßstäben der umgebenden Bebauung. Die Hauptbaukörper wirken im Kontrast zu den Balkonzonen eher geschlossen, obwohl die darin eingeschnittenen Öffnungen zum Teil ebenfalls sehr groß ausfallen. Offen bleibt, ob eine Alternative zur brandschutztechnisch erforderlichen, hinterlüfteten Putzfassade dem Charakter der gewählten Holzkonstruktion eher entsprochen hätte.34 Völlig frei stehen die Balkontürme Frank Zieraus vor den viergeschossigen Wohnzeilen einer weiteren Züricher Siedlung (Abb. 3.25). Im Burriweg teilen sich jeweils zwei überein-

ander liegende Maisonettewohnungen ein 10 m hohes Holzgestell. Die etwa 2 m vom Hauptbaukörper abgerückten Lauben sind mit feinen Holzlatten verkleidet, welche – nach drei Seiten in Fensterhöhe ausgespart – einen freien Blick nach außen gewähren. Auf der gegenüber liegenden Hausseite befinden sich die Wohnungszugänge. Die obere Wohnung wird mit einer holzlamellenverkleideten, ebenfalls vor die Gebäudezeile gestellten, einläufigen Treppe erschlossen. Unter dem Eingangspodest befindet sich auf Gartenniveau der Zugang zur unteren Wohnung. Eingeschossige Abstellschuppen sind als drittes Element auf derselben Seite mit größtem Abstand vor den Hauptbaukörpern platziert. Mit dem Wechsel der Zugangsseiten von Hauseinheit zu Hauseinheit tauschen auch die drei hölzernen Zubauten ihre Position. Der von Osten erschlossene Haustyp unterscheidet sich nur durch seine geringere Breite von ca. 6,4 m vom etwa 7,5 m breiten westseitig erschlossenen Gegenstück. So entsteht ein variantenreiches Spiel von Volumina, die Einblicke begrenzen und lenken. Weit über die Möglichkeiten konventioneller Trennwände, Mäuerchen und Bepflanzungen sind die Zeilenzwischenräume gegliedert. Mit gestiegenem Stellenwert des privaten Freibereiches erlebt das Terrassenhaus eine Renaissance. Die häufigste Variante folgt dem Schnitt eines steilen Hanges. Indem die Bebauung geschossweise zurückspringt, bildet sie große, meist südorientierte Freibereiche aus. In den Niederlanden und Belgien entstehen in letzter Zeit Terrassenhäuser auf ebenem Gelände. Das Maß an Privatheit wird beim Balkon durch mehr oder weniger intensives Verpacken desselben dosiert. Beim Terrassenhaus ist dagegen die Entfernung zum benachbarten Freibereich entscheidend. Während die unregelmäßige Anordnung von Balkonen an der Fassade in der Regel einen erhöhten Aufwand an Abschirmungsmaßnahmen erfordert, kann die unregelmäßige Anordnung von Terrassen die Intimität der Freibereiche sogar erhöhen. Der Hollainhof in Gent erinnert mit seiner kubischen Erscheinungsweise kaum noch an ein klassisches Terrassenhaus (Abb. 3.26–3.28). Auf der Basis einer konsequent durchgehaltenen Struktur 4 m breiter Zimmerachsen orientieren sich zwei viergeschossige Wohnzeilen zu einer mittleren Grünzone. Die westliche Zeile liegt auf einem Sockelgeschoss an der Straße; die östliche grenzt an einen Kanal. Hier verfügen mehr als 15 m tiefe, einachsige Maisonettewohnungen auf beiden Seiten über kleine Gartenhöfe. Von offenen Treppendecks aus sind die darüber liegenden Flats und Maisonettewohnungen im zweiten und dritten Obergeschoss mit jeweils eigenem Zugang erschlossen. Diese Wohnungen profitieren von tiefen Rücksprüngen und Aussparungen aus dem Volumen des Baukörpers. Auf beiden Seiten entstehen zimmergroße private Außenräume, die naturnah und gleichzeitig gut abgeschirmt sind.

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Innenraum Analog zu Mängeln in der Grund- und Aufrissplanung fristen auch die räumlichen Qualitäten im Wohnungsbau häufig ein kümmerliches Dasein. Sogar beim Gros der Einfamilienhäu3.24

Wohnanlage Hegianwandweg in Zürich, EM2N Mathias Müller und Daniel Niggli 2003, Grundriss Normalgeschoss Maßstab 1:500 3.25 Wohnzeilen Burriweg in Zürich, Frank Zierau 2002, Grundrisse EG, 1. OG Maßstab 1:500 3.26–3.28 Hollainhof in Gent, Neutelings Riedijk 1998, östliche Wohnzeile, Grundrisse 2. OG, 3. OG, Schnitt Maßstab 1:500, Außenansicht

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ser führen Kostengründe und mangelnde Phantasie zur immer gleichen Stapelung eines Schlafgeschosses auf das Wohngeschoss. Die dreidimensionalen Potenziale schlummern oft ungenutzt vor sich hin. In jüngster Zeit finden sich jedoch vermehrt Gegenbeispiele, die der Geschosswohnung dazu verhelfen, mit räumlich wirksamen Mitteln aus ihrer beengten Situation zwischen den Decken auszubrechen. In Anknüpfung an den Loos’schen Raumplan – einer Differenzierung von Raumhöhen entsprechend ihrer jeweiligen Funktion – entstehen zurzeit immer wieder Projekte mit versetzten Geschossdecken respektive Lufträumen. Das Raumkonzept des »Brennerblocks« von 1929 in Frankfurt weiterführend, differenziert der Architekt Jakob Steib die Raumhöhen der eingeschossigen Wohnungen des Hauses Kurfürst in Zürich nach ihren Funktionen (Abb. 3.29). Die 3 m hohen Wohnbereiche wechseln sich mit 2,4 m hohen Zimmer- und Nebenraumzonen ab. Mit zwei Stufen im Boden und einer um das gleiche Maß erhöhten Decke erweitert Steib in dem Neunfamilienhaus die räumlichen Grenzen seiner Geschosswohnungen auf elegante Weise. In den darüber und darunter liegenden Etagen findet im Grundriss ein Positionswechsel zwischen dem hohen Wohnraum und den niedrigeren Bereichen statt, um die unterschiedlichen Raumhöhen ohne zusätzliches Volumen realisieren zu können. Die verschiedenen Deckenniveaus werden von den tragenden Wänden der Zimmerachsen aufgefangen. Gegenüber Anton Brenners historischer Konstruktion, bei der die Wohnungstrennwand auf der Deckenmitte der darunter liegenden Wohnung aufsitzt, ist damit ein Vorteil gewonnen. Es entsteht ein spannungsvolles, dreidimensionales Spiel, das von den leichten Verschiebungen in Grund- und Aufriss profitiert. Aus Splitlevel-Konzepten für die Berliner Interbau von 1957 weiterentwickelt, bieten die City-Lofts am Wienerberg von Delugan und Meissl eine besondere räumliche Vielfalt (Abb. 3.30). Auf zwei gewerblich genutzten Sockelgeschossen sind acht Hauptetagen auf der Nordseite sechs höheren Stockwerken auf der Südseite zugeordnet. Wohnungsinterne Treppen in der Hausmitte überwinden den jeweiligen Höhenunterschied. Der 3,3 m hohe Raum auf der Südseite wirkt sich positiv auf die Belichtung der 16 m tiefen Grundrisse aus. Die kleineren Räume auf der Nordseite haben dagegen gerade noch eine Höhe von 2,3 m. Wohnungen mit einem Achsmaß von etwa 4,5 m wechseln sich mit 6,5 m breiten Typen ab. Durch unregelmäßige Zuordnungen der unterschiedlich hohen Raumzonen gleicht keine der quer durchgesteckten Wohnungen der anderen. Als Resultat einer mäanderförmig durch den Längsschnitt geführten Erschließungszone unterscheiden sich auch die Eingangssituationen. Das Ziel einer starken Differenzierung der Wohnungen wird erreicht, ohne dass die Gefahr einer Unübersichtlichkeit der Zugänge besteht. In vielerlei Hinsicht bemerkenswert warten auch zwei Wiener Projekte mit räumlichen Eigenschaften auf, die weit über den üblichen Rahmen einer Geschosswohnung hinausreichen. In dem als »Sargfabrik« bezeichneten Gebäude verfügen viele Wohnungen über einen zweigeschossigen Wohnbereich mit Luftraum und Wohngalerien. Beim Nachfolgeprojekt, der so genannten »Miss Sargfabrik«, wurden Sondernutzungen aus der üblichen Isolation dunkler Kellergeschosse in die Hauptwohnebenen befördert (Abb. 3.31, 3.32). So liegt die Waschküche im vierten Obergeschoss und ist über eine Glaswand mit der Hausbibliothek und der Erschließung zu einem spektakulären halböffentlichen Raum mit teilweise schiefen Ebe-

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nen verbunden. Diese ungewöhnliche Kombination trägt zusammen mit ihrer hervorgehobenen Lage erheblich zur Verbesserung der Kommunikation im Gebäude bei. Die zusätzlichen Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten, Hallenbad, Veranstaltungssaal und Café wurden erst durch die Mitnutzung aus der Nachbarschaft finanzierbar. Dieser implizierte Zwang, Außenstehende einzubeziehen, löst eine starke, integrative Sogwirkung für die Entwicklung des ganzen Wohnviertels aus. Räumlich und sozial in gleicher Weise ambitioniert ist das so genannte »Kraftwerk 1« in Zürich (Abb. 3.33). Von den sozialen Ideen der 80er-Jahre beeinflusst, gründeten 50 Personen Mitte der 90er-Jahre eine Wohngenossenschaft mit dem Ziel, auf einer ungenutzten Industriebrache ein vielfältiges Siedlungsleben zu schaffen. Dabei wurden 106 Wohnungen und mehr als 3300 m2 gewerbliche Flächen in vier Baukörpern in das Konzept integriert, u.a. sind Büros, ein Restaurant, Läden und ein Kindergarten entstanden. Das achtgeschossige Hauptgebäude ist ost-west-orientiert. In der unteren Gebäudehälfte sind vier Zimmergeschossen auf der Ostseite drei Wohngeschosse auf der Westseite zugeordnet. So entstehen 20 m tiefe Grundrisse mit unterschiedlich großen Splitlevel-Wohnungen. Die 2–13 Zimmer großen Wohnungen erstrecken sich teilweise über drei Geschosse und belegen unterschiedlich viele Zimmerachsen, die jeweils etwa 4 m breit sind. Die größte Suite verfügt über mehr als 350 m2 Wohnfläche und kann somit von einer vielköpfigen Gemeinschaft bewohnt werden. Über die 3,2 m hohen gemeinsamen Wohnbereiche fällt das Licht tief in den Grundriss bis zu den internen Splitlevel-Treppen hinein. Die Individualräume eignen sich mit ihrer Größe von mindestens 14 m2 gut als Rückzugsbereich. Es werden aber auch wesentlich größere Zimmer von über 20 m2 angeboten. Insgesamt entstand eine lebendige Kombination von mehr als 100 Arbeitsplätzen und Wohnraum für 300 Personen. Viele der Ursprungsideen wie Car-Sharing, Photovoltaikanlagen, Fernwärmeheizung und Wärmerückgewinnung konnten realisiert werden. Die Mieter müssen allerdings zur Finanzierung mit Genossenschaftsanteile von 15 000 sFr (ca. 10 000 ™) pro 35 m2 Wohnfläche erwerben.35 Gleichwohl sind die Wohnungen in der Anlage sehr begehrt und sämtlich belegt. Dies kann als Bestätigung für den Bedarf an sozialutopischen Projekten gelten, die aufgrund ihrer intensiven und langen Vorbereitungsphase allerdings nur eine kleine Marktnische besetzen können. Konzeptionen wie die des »Kraftwerks 1« bleiben daher eher die Ausnahme. Die simulierte Wohnung Neue Methoden simulieren zunehmend komplexere Planungsvorgänge. Mit einem Computerprogramm, dem so genannten »Functionmixer«, variieren z.B. die niederländischen Architekten MVRDV Parameter wie Dichte, Randbedingungen und Nutzungsart auf einer virtuellen Ebene, bevor sie aus einer Reihe von Möglichkeiten die optimale 3.29

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Wohnhaus Kurfürst in Zürich, Jakob Steib 2000, Schnitt Maßstab 1:500 3.30 City-Lofts am Wienerberg in Wien, Delugan Meissl 2004, Schnitt Maßstab 1:500 3.31, 3.32 Wohnhaus »Miss Sargfabrik« in Wien, BKK 3 2000, Schnitt Maßstab 1:500, Blick in die Waschküche 3.33 Wohnanlage »Kraftwerk 1« in Zürich, Stücheli Architekten 2001, Schnitt Maßstab 1:500

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Variante weiterverfolgen. Neben regionalplanerischen Aufgaben können solche Arbeitsinstrumente auch zur Lösung städtebaulicher und architektonischer Probleme beitragen. Darüber hinaus kann der Einsatz derartiger Programme den Wohnungsbau selbst verändern. In Vorprojekten für das Amsterdamer Projekt »Silodam« wurde nach der optimalen Mischung und Verteilung der Nutzungen gesucht (Abb. 3.34, 3.35). Entstanden ist ein hybrides Gebäude mit 157 Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen und öffentlichen Einrichtungen. Jeweils 4–8 typologisch gleichartige Wohnungen sind zu Nachbarschaften zusammengefasst, die sich mit ihrem jeweiligen Fassadenkonzept deutlich von anderen Wohnungspaketen im zehngeschossigen Haus unterscheiden. Nathalie de Vries spricht in diesem Zusammenhang von einem »Museum der Typen«, mit dem die Architekten MVRDV auf die veränderte Situation reagieren: »Die Forderung nach größerer Vielfalt und ungewöhnlichen Wohnungsformen nimmt überhand. Das ideale Haus hat ausgedient; es gibt tausend ideale Häuser.«36 Mal von einem Innengang, mal vom einem Außengang erschlossen, als Flat oder Maisonette organisiert, in Form einer Eigentumswohnung oder Mietwohnung bewohnt – alle denkbaren Wohnungstypen sind vertreten und im 20 m tiefen und zehn Geschosse hohen Baukörper aufeinander gestapelt. 20 verschiedene Wohnungstypen zeichnen sich mit ebenso vielen Fassadenvarianten auch auf der Außenseite ab. Auf drei Seiten von Wasser umgeben, wirkt die komplexe Baustruktur wie ein autarker »Dampfer«, der soeben in See sticht. Ob die Heterogenität der Wohngruppen in dieser »Patchwork-Unité« von den Bewohnern selbst als Qualitätsmerkmal wahrgenommen wird, muss vorläufig offen bleiben. Die einzigartige, funktional auf den Leib geschneiderte Architektur tritt bei der Anwendung variabler Bausysteme, mit denen sich vielfältige Individualisierungen optimieren lassen, in den Hintergrund. Frank-Bertolt Raith und Rob van Gool, die sich intensiv mit dem niederländischen Wohnungsbau der letzten zehn Jahre auseinander gesetzt haben, kündigen den Bau von seriellen Einfamilienhäusern an, der einhergeht mit einer Veränderung des Rollenverständnisses der Architektur, »die nicht mehr in erzieherischer oder künstlicher Absicht an der ›Verbesserung‹ des Standards arbeitet, sondern die Wünsche der Kunden ernst nimmt – gleich ob sie mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen oder nicht.«37 Interaktive Internetplattformen bieten bereits heute potenziellen Käufern die Möglichkeit, sich an der Planung von Einfamilienhäusern zu beteiligen. Über die amerikanische Internetadresse »etekt.com« kann jeder Interessierte seine Ideen präsentieren, die dann gemeinsam mit den Bauwilligen in mehreren interaktiven Kommunikationsschritten optimiert werden. Das klingt verlockend für alle Seiten: Der Nutzer erhält das perfekt auf ihn zugeschnittene Produkt, die Bauindustrie kann mit standartisierten Bauteilen rationell fertigen und dem Architekten steht eine Plattform zur Verfügung, auf der er seine Ideen verbreiten kann. Die Frage stellt sich, wie lange es noch dauern wird, bis sich jeder Laie mit Hilfe von immer perfekteren Simulationsmodellen sein Wunschhaus selbst zusammenstellen und dies als industriell gefertigtes Produkt schlüsselfertig erwerben kann. Es scheint, dass durch die neuen Mitwirkungsoptionen das kleine Haus – frei stehend oder angebaut – seinen Vorsprung als Wohnideal gegenüber verdichteten Wohnformen weiter ausbaut. Nach wie vor lässt sich jedoch aus Becks

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These zu den Grenzen der Individualisierung ableiten, dass mit zunehmender Bebauungsdichte auch die Bedeutung verbindlicher Regeln wächst. Es bleibt also noch Zeit, bis Simulationsprogramme wie der »Functionmixer«, mit denen die Parameter Dichte, Nutzungsmischung und Wohnraumqualität festgelegt werden, nur noch Wirtschaftsinteressen dienen. Man könnte die Zeit beispielsweise nutzen, um Mies van der Rohes Idee einer flexiblen Struktur weiterzuentwickeln, wird doch bis heute die Planungsfreiheit seiner »Einrichtungs-Architekten« für das Gebäudeinnere auf dem Weißenhof nur wenigen Endnutzern von Wohnungen eingeräumt. Die Realisierung überzeugender Wohnkonzepte, bei denen Bewohner sogar die Fassadenebene individuell gestalten können, lässt aber weiter auf sich warten, obwohl wiederholt interessante Vorschläge in diese Richtung zielen. Bei stagnierenden oder sogar rückläufigen Bevölkerungszahlen wird der Wettbewerbsdruck unter Städten und Regionen steigen. Sie werden versuchen, eine möglichst junge Bewohnerschaft mit hohem Bildungsgrad und großer Kaufkraft an sich zu binden. Vor diesem Hintergrund darf man auf die Realisierung weiterer innovativer Ideen gespannt sein. Die Entwicklungen werden wie bei den oben genannten Beispielen auf ein hohes Maß an individueller Anpassung, gute private Rückzugsmöglichkeiten und große Wohnflächen ausgerichtet sein. Auf dem Wohnungsmarkt selbst spielt der Neubau neben dem großen Wohnungsbestand zwar nur eine untergeordnete Rolle, innovative und qualitätvolle Wohnprojekte können aber als positiv besetzte Image-Träger dabei helfen, die Wohnideale breiter Bevölkerungsschichten von der frei stehenden Villa in Richtung verdichteter Wohnformen zu lenken.

Anmerkungen: 1 Walter Benjamin: Denkbilder (1932), Gesammelte Schriften IV, Frankfurt am Main, S. 404 2 Internationale Kongresse für Neues Bauen, Zürich (Hrsg.): Die Wohnung für das Existenzminimum, Frankfurt a. M. 1930; siehe auch Gerd Kuhn: Wohnkultur und kommunale Wohnungspolitik in Frankfurt am Main von 1880–1930, Bonn 1998 3 Jürgen Joedicke (Hrsg.): Bau und Wohnung (1927), Faks. Stuttgart 1992, S. 77 4 Karin Kirsch: Die Weißenhofsiedlung, Stuttgart 1987, S. 59ff. 5 Die so genannte »Neubühl-Gruppe« des Schweizerischen Werkbundes wurde angeführt von Max Ernst Haefeli und bestand aus den weiteren Personen: Ernst F. Burckhardt, Karl Egender, Alfred Gradmann, Hans Hofmann, Wilhelm Kienzle, Werner M. Moser, Hans Weisse, R.S. Rütschi, Rudolf Steiger, Franz Scheibler, Paul Artaria und Hans Schmid. Siehe Karin Kirsch, a.a.O., S. 85 6 Geplant von den Vertreterinnen der berufstätigen Frauen nach Entwürfen von H. Zimmermann, R. und M. Stotz und W. Schneider im Haus 1, Wohnung 1, Erdgeschoss rechts. Siehe Karin Kirsch, a.a.O S. 69 7 Gert Kähler: Kollektive Struktur, individuelle Interpretation. In: arch+ 100/101, S. 43 8 Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2003, S. 243, 10.6 Genehmigte und fertiggestellte Wohnungen 9 Statistisches Bundesamt: Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2002, Wiesbaden 2003 10 Annette Spellerberg: Lebensstile und Wohnprofile: Trends. In: Schader-Stiftung (Hrsg.): wohn:wandel. Szenarien, Prognosen, Optionen zur Zukunft des Wohnens, Darmstadt 2001, S. 276ff; siehe auch Michael Andritzky: Balance zwischen Heim und Welt. In: Ingeborg Flagge (Hrsg.): Geschichte des Wohnens, Band V, Stuttgart 1999, S. 672f 11 Annette Spellerberg, a.a.O S. 282 12 Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2003, Eigentümer- und Mietwohnungen im April 1998 nach Wohnfläche und Baujahr, S. 248; siehe auch Tilman Harlander (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001

13 Jörg Scheufele: Planen Architekten am Kunden vorbei? In: Baumeister 7/2003, S. 59 14 Schweiz: Wohnungen in Ein- und Doppelhäusern/Wohneigentümerquote 37/31%(1990), Deutschland 46/41% (1998), Niederlande 71/52% (1999), Spanien 40/81% (1999); siehe in: Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Wohneigentum in Europa, Ludwigsburg 2002 15 Frank Argast, Daniel Kurz: 10 000 Wohnungen und 100 neue Ideen. In: Stand der Dinge. Neuestes Wohnen in Zürich, Ausstellungskatalog, Zürich 2002 16 Bern: Stadtentwicklungskonzept Bern. Fortschreibung Wohnen (STEK 95); siehe in: Stand der Dinge. Wohnen in Bern, Ausstellungskatalog, Zürich 2003 Basel: Im Rahmen des Programms »Logis Bâle« sollen in den kommenden 10 Jahren 5 000 familienfreundliche und qualitativ hochwertige Wohnungen geschaffen werden. Siehe auch: www.Basel.ch 17 Margret Tränkle: Neue Wohnungshorizonte. In: Ingeborg Flagge, a.a.O., S. 764 18 Matthias Horx: Zwischen Konvention und Innovation – Wandel des Wohnens. In: Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Wohnbauen in Deutschland, Stuttgart 2002, S. 211 19 Karin Zapf. In: Ingeborg Flagge, a.a.O., S. 583 20 Siehe z.B. Kassel Rothenberg 1929–31. In: Peter Faller: Der Wohngrundriss, Stuttgart/München 2002, S. 315 21 Jörg Scheufele, a.a.O., S. 59 22 Matthias Horx, a.a.O., S. 211 23 Eine ähnliche Baderschließung haben u.a. die Wohnüberbauung am Park in Zürich-Oerlikon von Martin Spühler (siehe S. 142ff.), das Wohnhaus Kurfürst von Jakob Steib und die Wehrenbachhalde von Burkhalter+Sumi. 24 Herbert Wimmer: Wohn-Optionen. In: Gunda Dworschak, Alfred Wenke (Hrsg.): Zukunft Wohnen, Augsburg 1998, S. 186 25 Herbert Wimmer, a.a.O., S. 187 26 Lucius Burckhardt: Die Kinder fressen ihre Revolution. In: arch+ 100/101, S. 20 27 Peter Faller, a.a.O., S. 67 28 Estrade = erhöhter Teil des Fußbodens vor einem Fenster. Siehe: Duden, Das Fremdwörterbuch. 4.Auflage, Mannheim 1982, S. 228 29 Wolfram Popp in einem Interview mit Max Glauner anlässlich des Architekturforums Linz 1999, zit. www.popp-planungen.de/html/ max.html 30 Wolfram Popp, a.a.O. 31 Michael Kasicke berichtet über die Stilwerk-Trendstudie. In: Bauwelt 5/2003, S. 31 32 Friedensreich Hundertwasser: Verschimmelungs-Manifest (1958). In: Ulrich Conrads, Manfred Sack (Hrsg.): Programme und Manifeste zur Architektur des 20. Jahrhunderts (Bauwelt Fundamente 1), Braunschweig/Wiesbaden, 2. Auflage 1975 33 Ulrich Beck: Individualisierung, Globalisierung und Politik. In: arch+ 158, S. 29 34 Die besonders restriktiven Schweizer Brandschutzbestimmungen werden zur Zeit mit den Vorschriften auf europäischer Ebene abgestimmt. Siehe: Hochparterre 10/2003, S. 18 35 www.kraftwerk1.ch 36 Vgl. Klaus Englert: Ein Museum der Wohntypen, Neue Zürcher Zeitung vom 7.3.2003 37 Frank-Bertolt Raith, Rob van Gool: Jenseits des Standards. In: arch+ 158, S. 65

3.34, 3.35 Wohnzeile »Silodam« in Amsterdam, MVRDV 2002, Nutzungsdiagramm, Außenansicht

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Materialübersicht der Projekte

Holz

Stahl

Seite 46 Wohnanlage in Zürich EM2N Architekten, Zürich

Seite 68 Wohntürme in Konstanz Ingo Bucher-Beholz, Gaienhofen

Seite 54 Wohnbebauung in Meran Holzbox Tirol, Innsbruck mit Anton Höss, Innsbruck

Seite 76 Wohn- und Gewerbebau bei Kopenhagen Arkitektfirmaet C. F. Møller, Kopenhagen

Seite 58 Wohnbebauung in Dornbirn B & E Baumschlager-Eberle, Lochau Seite 62 Wohnzeilen in Trofaiach Hubert Riess, Graz

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Beton

Mauerwerk

Seite 78 Wohnkomplex in Tokio Riken Yamamoto & Field Shop, Yokohama

Seite 128 Wohnbebauung in Ingolstadt meck architekten, München

Seite 82 Wohnbebauung in Gifu Kazuyo Sejima and Associates, Tokio Seite 86 Patiohäuser in Amsterdam MAP Arquitectos, Josep Lluís Mateo, Barcelona Seite 96 Wohnhäuser in Paris Herzog & de Meuron, Basel Seite 104 Wohnzeile in München meck architekten, München Seite 110 Zwei Wohngebäude in München Rohnke Hild und K, München Seite 114 Wohnblock in Madrid Matos-Castillo Arquitectos, Madrid

Seite 136 Wohnanlage in Hannover Fink + Jocher, München Seite 142 Wohnblock in Zürich Martin Spühler, Zürich Seite 150 Wohnzeilen in München-Riem Fink + Jocher, München Seite 154 Zwei Wohnhäuser in Berlin popp.planungen, Berlin Seite 160 Blockrandbebauung in Rotterdam KCAP, Rotterdam Seite 164 Wohnanalge in Ludwigsburg Hartwig N. Schneider mit Gabriele Mayer, Stuttgart

Seite 118 Wohnzeile in Basel Morger & Degelo Architekten, Basel Seite 120 Wohnzeilen in Ingolstadt Beyer + Dier, Ingolstadt Seite 124 Wohnzeilen in Potsdam Becher + Rottkamp, Berlin

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Wohnanlage in Zürich Architekten: EM2N Architekten, Zürich

Lageplan Maßstab 1:4000 Isometrie des Montageablaufs

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Weithin sichtbar leuchten die hellgrünen Stoffmarkisen in den strengen Putzfassaden und prägen das Bild der neuen Genossenschaftssiedlung am Stadtrand von Zürich. Auf einem Hanggrundstück zwischen Schulgebäuden, hohen Wohntürmen und einer kleinteiligen Siedlung aus den 50er-Jahren erheben sich auf einem Betonsockel fünf dunkelgraue Kuben mit 74 Wohnungen, zwei Kindergärten, einem Gemeinschaftsund drei Atelierräumen. Auf dem Plateau, in dem die Tiefgarage untergebracht ist, gliedert der zentral platzierte Baukörper die mit locker geschwungenen Linien gestaltete Asphaltfläche. Über großflächig verglaste Eingangsbereiche mit Abstellflächen für Kinderwägen betritt man vom Siedlungsplatz die in den vier- und fünfstöckigen Gebäuden zentral gelegenen Treppenhäuser. Pro Geschoss sind drei oder vier Wohnungen jeweils über Eck angeordnet, ein Drittel von ihnen ist sogar von drei Seiten belichtet. Dabei kann jede Wohnung als Einraumloft genutzt oder mit mehreren Zimmern ausgebaut werden. Je nach Zuschnitt gelangt man von der Diele aus in einen Gang, der an den Zimmern vorbei zum Wohnraum führt, oder direkt in einen großen, offenen Wohnraum. Raumhohe Fenstertüren öffnen die Wohnung zu einem zwei Meter tiefen Balkon nach Süden, Osten oder Westen, der sich mit herabgelassenen Markisen in ein zusätzliches »Zimmer im Freien« verwandeln lässt. Die Anlage ist als Pilotprojekt für den mehrgeschossigen Wohnbau in einer Mischbauweise aus Holz und Beton errichtet. Auf der flachen Tiefgarage stehen fünf aussteifende Betonkerne mit Treppenhäusern, Aufzügen, Dielen und Bädern. Daran verankert spannen massive Brettstapeldecken zu den tragenden Außenwandelementen in Holzrahmen-Bauweise. Die entstehenden stützenfreien Flächen erlauben vielfältige Grundrissteilungen mit nichttragenden Zimmertrennwänden, die auch später an sich ändernde Anforderungen angepasst werden können. Die Tragstruktur der weit auskragenden Freisitze bilden Brettschichtholzträger, die alle 60 cm aus der Brettstapeldecke ragen. Balkon und Decke bilden bei minimierten Wärmebrücken eine konstruktive Einheit. Die gedämmten Außenwände sind beidseitig mit Gipsfaserplatten verkleidet und außen grau verputzt. Nach der Montage wurde auf der Innenseite eine zusätzliche Gipsvorsatzschale vor der Installationsschicht angebracht. Die Ausführung mit vorgefertigten Holzelementen gewährleistet, neben einer günstigen Ökobilanz, kurze Bauzeiten. Im Vergleich zum Massivbau werden außerdem bessere Wärmedämmwerte erreicht, sodass die Siedlung mit zusätzlichen Maßnahmen wie kontrollierter Lüftung und Abwärmenutzung dem Niedrigenergiestandard entspricht.

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aa

Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:1000 A Dachgeschoss B Obergeschoss C Erdgeschoss Zuordnung der Wohnungen nach m2: 1 2,5-Zimmerwohnung 2 3,5-Zimmerwohnung 3 4,5-Zimmerwohnung 4 5,5-Zimmerwohnung 5 Atelier 6 Hobbyraum 7 Gemeinschaftsraum

Gebäudedaten: Nutzung:

74 Wohneinheiten 2 Kindergärten 2 Ateliers 1 Gemeinschaftsraum Wohnungen: 14≈ 2,5 Zimmer (64–72 m2) 23≈ 3,5 Zimmer (93 m2) 29≈ 4,5 Zimmer (105–122 m2) 8≈ 5,5 Zimmer (137–139 m2) lichte Raumhöhe: 2,50 m Konstruktion: Stahlbeton (Kerne) und Holzbau (Decken, Fassade) Erschließung: Drei-, Vierspänner Bruttogeschossfläche: 14 404 m2 Grundstück: 12 896 m2 Bauzeit: 01/2002– 07/2003

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Schnitte

Maßstab 1:20

1 Dachaufbau: extensive Begrünung 80 mm Drainagebahn 20 mm Polymerbitumenbahn Wärmedämmung Mineralwolle im Gefälle 150–200 mm Brettstapeldecke 180 mm Dämmung Mineralwolle 30 mm Gipskartonplatte 2≈ 12,5 mm 2 Sturz Brettschichtholz 63/360 mm 3 Wandaufbau: Faserzementplatte 11 mm, gestrichen Windpapier Gipsfaserplatte 15 mm Holzständer 180 mm Mineralfaserplatte 180 mm Gipsfaserplatte 15 mm Dampfbremse Dämmung Mineralwolle 30 mm Gipskartonplatte 2≈ 12,5 mm 4 Holzfenster mit Isolierverglasung 5 Terrassenaufbau: Betonplatten 400/400/40 mm Splitt 40–80 mm Dichtungsbahn Dreischichtplatte 27 mm Brettschichtholz 100/200 mm Lattung 24/48 mm Faserzementplatte gestrichen 11 mm 6 Rinne Edelstahl 7 Bodenaufbau Wohnung: Parkett Eiche 10 mm Trockenestrich 70 mm, PE-Folie Trittschalldämmung 30 mm Folie, Brettstapeldecke 200 mm Dämmung Mineralwolle 30 mm Gipskartonplatte 2≈ 12,5 mm 8 Auflager Fließmörtel 9 Bodenaufbau Diele: Kunststeinplatte 20 mm Zementestrich 60 mm; PE-Folie Trittschalldämmung 30 mm Stahlbeton 220 mm 10 Balkonaufbau: Holzrost Douglasie 25/100 mm U-Profil Aluminium 30/68/3 mm Keillattung 40 mm Gummischrotmatte Dichtungsbahn Stahlbeton 220 mm Lattung 24/48 mm Putzträgerplatte 16 mm, Putz 11 Senkrechtmarkise 12 Bodenaufbau Eingang: Gussasphalt 80 mm Polymerbitumenbahn Stahlbeton 350 mm 13 Schlitzrinne Edelstahl

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Wohnbebauung in Meran Architekten: Holzbox Tirol, Innsbruck mit Anton Höss, Innsbruck

Das Wohnhaus fällt auf – durch seine Material- und Formensprache hebt sich das viergeschossige Gebäude von den umgebenden Wohn- und Fabrikhäusern aus den 60er- und 70er-Jahren ab. Die Anlage für junge Paare, Singles und Kleinfamilien liegt am Rande des Stadtkerns von Meran. Nach Südwesten öffnen sich die 12 Kleinwohnungen mit großzügigen Loggien, getragen von den auskragenden Wandscheiben. Mit farbigem Stoff bespannte Rahmen bieten Sichtund Sonnenschutz. Ihr lebhaftes Schachbrettmuster macht die geschossweise gespiegelten Wohnungsgrundrisse ablesbar, deren klare Struktur unterschiedliche Raumnutzungen ermöglichen. Ein eingesteller Installationsbereich mit Küche gliedert die durchgesteckten Wohnungen in zwei Bereiche. Die beiden Wohnräume orientieren sich nach Nordosten und Südwesten. Durch die offene Küche ist sowohl Querlüftung, als auch die Blickbeziehung nach beiden Seiten möglich. Nach Südosten und Nordosten, zur Straße und einem kleinem Erschließungsweg, ist eine Stahlkonstruktion mit Laubengängen, Treppe und Aufzug vorgelagert. Böden und Stufen sind hier aus Lärchenholz, ein Vorhang aus feinem Metallgitter soll über die Jahre berankt und zum grünen Filter werden. Die klare Struktur aus großformatigen, vorgefertigten Massivholztafeln erreicht eine hohe statische Steifigkeit. Das System ist konstruktiv leicht einzusetzen, außerdem wirken die Tafeln als Speichermassen. Auf dem Dach findet sich eine überdeckte Gemeinschaftsterrasse, flankiert von Kollektoren und großen Pflanzkörpern für die in Südtirol üblichen Palmen. Ihr Gewicht entspricht dem von zwei zusätzlichen Geschossen und beweist damit auch die Tragfähigkeit des Systems.

Lageplan Maßstab 1:1000 Grundrisse Maßstab 1:250 1 Kochen 2 Schlafen 3 Wohnen

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Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen: lichte Raumhöhe: Konstruktion: Erschließung: Bruttogeschossfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit:

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12 Wohneinheiten 12≈ 2,5-Zimmer (50 m2) 2,60 m Holztafelbau Laubengang 781 m2 637 m2 10/2002–12/2003

4

5

6

3

Schnitt Maßstab 1:400 Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Maßstab 1:20 1 Gründachaufbau 500 mm, Abdichtung 5 mm Wärmedämmung Weichfaserplatte 150 mm Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern kreuzweise verleimt 146 mm, Gipskarton 15 mm 2 Parkett 13 mm, Gleitmatte 2 mm Fließestrich 45 mm, Trennlage Trittschalldämmung Weichfaserplatte 15 mm Splittschüttung 30 mm Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern, kreuzweise verleimt 162 mm Schalldämmung 28 mm, Gipskarton 15 mm 3 Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern kreuzweise verleimt 160 mm, oberste Lage Lärche

4 Aufbau Innenwand (aussteifend): Gipskarton 12,5 mm Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern, kreuzweise verleimt 94 mm Lattung 50 mm Gipskarton 12,5 mm Fliese 8 mm 5 Aufbau Außenwand: Schalung Lärche 19 mm, Lattung 30 mm Wärmedämmung Weichfaser 80 mm Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern, kreuzweise verleimt 94 mm Körperschalldämmung 50 mm Gipskarton 2≈ 12,5 mm 6 Schalung Lärche 19 mm Konterlattung 30 mm, Lattung 80 mm Fertigteilelement aus Tannenholzbrettern, kreuzweise verleimt 94 mm Schalung Fichte 19 mm

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Wohnbebauung in Dornbirn Architekten: B & E Baumschlager-Eberle, Lochau

Versteckt hinter einer ehemaligen Scheune am dicht besiedelten Stadtrand Dornbirns inmitten von traditionellen Holzhäusern mit Satteldach liegt der Wohnbau auf einem schmalen Grundstück. Mit seiner außergewöhnlichen Kubatur und Fassadengestaltung hebt er sich von der umgebenden Bebauung ab. Ein dreigeschossiger und ein zweigeschossiger Riegel sind so gegeneinander versetzt, dass sich der Baukörper mit sieben Wohneinheiten gut in die kleinteilige Nachbarbebauung einfügt und geschützte Freibereiche schafft. Die von den Abstandsflächen vorgegebenen Bebauungsgrenzen werden dabei optimal ausgenutzt. Die Tiefgaragenzufahrt erfolgt über die umgebaute Scheune an der Straße. An der Schnittachse der beiden zueinander verschobenen Gebäuderiegel befindet sich die Treppe. Über diese sind in jedem Stockwerk drei Wohneinheiten mit Loggia, im Dachgeschoss eine Wohneinheit mit Dachterrasse erschlossen. Alle Wohnungen sind als Eckwohnungen konzipiert und so optimal belichtet und belüftet; während die Nebenräume der Wohnungen, Bäder und Küchen entlang der Erschließungszone aufgereiht liegen. Nicht nur die Gebäudeform, auch die Fassade reagiert auf die dichte Bebauung. Sie spiegelt die Umgebung des kubischen Wohnhauses und erzeugt damit optische Weite. Die Fassade ist durch Bänder aus weißen Glasscheiben gegliedert, die von schwarzen Führungsschienen gehalten werden. Die in drei Ebenen gestaffelten Elemente verleihen der glatten Oberfläche eine subtile Tiefenwirkung und erzeugen differenzierte Lichtreflexionen. Hinter der äußeren Glashülle verbirgt sich eine Holzständerkonstruktion mit kunstharzgebundenen Schichtstoffplatten. Das Erscheinungsbild der Fassade ist abhängig von der jeweiligen Wetterlage und Tageszeit. Die Bewohner regulieren selbst, wie weit sie sich auf ihre Umgebung einlassen möchten. Durch die siebbedruckten Fassadenelemente sind sie vor unerwünschten Einblicken der Nachbarn – nicht nur in das Innere des Hauses, sondern auch in die Loggien geschützt – und können dennoch nach außen blicken. Aus der Loggia wird bei Bedarf ein Wintergarten. Auch die Belichtungssituation bestimmt der Bewohner: Sind zwei Scheiben übereinander geschoben, ist der Lichteinfall reduziert. Die Veränderbarkeit ist Teil des einheitlichen Fassadenkonzepts – die homogene Hülle erreicht erst mit der nutzungsbedingten Bewegung der einzelnen Elemente ihre volle Wirkung. Lageplan Maßstab 1:2500 Schnitte Maßstab 1:500

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Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

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lichte Raumhöhe: Konstruktion: Erschließung: Nutzfläche: Grundstücksfläche: Bauzeit:

7 Wohneinheiten 2≈ 2-Zimmer (48 m2) 2≈ 3-Zimmer (70 m2) 1≈ 3-Zimmer (87 m2) 2≈ 3-Zimmer (102 m2) 2,38 m / 2,80 m Holzständerwände mit Stahlbetondecken Dreispänner, Vierspänner 692,20 m2 1302 m2 06/2000 –11/2001

a

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4 Grundrisse Maßstab 1:250 1 2 3 4 5

Loggia Küche Schlafen Wohnen Dachterrasse

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4 Vertikalschnitt • Horizontalschnitt

Maßstab 1:20

1 ESG 6 mm, siebbedruckt in dreibahniger Laufschiene Siebdruck einfarbig Punkte Ø 1 mm 2 Holzständerwand: Schichtholzplatte kunstharzgebunden 5 mm Windsperre diffusionsoffen, OSB-Platte 12 mm Kantholz 120/60 mm dazwischen Wärmedämmung kaschiert mit Baupapier 120 mm 3 Vorsatzschale innen: Holzständerwand, Dämmung 60 mm, Gipskarton 2≈ 12,5 mm dazwischen Dampfsperre PE-Folie 4 Aluminiumprofil pulverbeschichtet 5 Stahlprofil ∑ 130/90 mm

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5

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Wohnzeilen in Trofaiach Architekt: Hubert Riess, Graz

In der kleinen Stadtgemeinde Trofaiach in der Steiermark, 40 km von Graz entfernt, nehmen die zwei lang gestreckten Wohnungsbauten den Raum eines ganzen Häuserblocks ein. Die klar gegliederten Baukörper zeichnen sich durch ein hohes Maß der Vorfertigung aus. Nicht nur die Außenwände, auch die Wohnungstrennwände, Geschossdecken und Treppen bestehen aus Fertigteilen. Die Gebäude sind dreigeschossig und werden durch je vier einläufige kaskadenartige Treppen gegliedert. Zwischen den Zeilen liegt eine hofartig geschützte Grünzone mit Gemeinschaftsflächen. Straßenseitig ist den Erdgeschosswohnungen eine private Freifläche zugeordnet. Die Lage der »durchgesteckten« Treppen ist in den Fassaden auf beiden Seiten durch hohe Öffnungen deutlich ablesbar. Jede Treppe erschließt vom Hof zwei der insgesamt acht Wohneinheiten pro Stockwerk. Diese Lösung führt zu geschossweise versetzten Eingangssituatuionen; die Grundrisse der einzelnen Ebenen variieren leicht, dennoch sind die Sanitäreinheiten konsequent übereinander geschichtet. Die Wohnräume orientieren sich nach Osten und Westen. Zum Hof hin werden die Wohnungen durch eine von zwei Seiten zugängliche Loggia abgeschirmt. Die wohnungsbegrenzenden Querwände und alle Außenwände bestehen aus geschossweise vorgefertigten Holzrahmenelementen. Die Fassadenelemente sind durch hohe Brettschichtholzbinder verbunden und vor die Geschossdecken gestellt. Der Raum unter der Fertigteiltreppe wird als Abstellraum genutzt, dessen leichte Trennwände als zusätzliches Auflager für die einzelnen Treppenelemente dienen. Großflächige Verglasungen zum Hof sorgen für gute Belichtung; verstellbare Holzlamellen schützen im Brüstungsbereich vor Einblicken.

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a Lageplan Maßstab 1:2500 Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6

Eingang Küche Zimmer Wohnraum Loggia Abstellraum

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Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

Schemata der vorgefertigten Elemente Maßstab 1:200 1 Fassadenelement: Kanthölzer Wärmedämmung beidseitig Gipsfaserplatten 2 Dachelement: Sparren, Wärmedämmung beidseitig Spanplatten

3 Deckenelement: Brettstapelplatte 4 Brettschichtholzbinder 5 Innenwandelement: Kanthölzer Dämmung beidseitig Gipsfaserplatten

45 Wohneinheiten 13≈ 2-Zimmer (57 m2) 32≈ 3-Zimmer (69 m2) lichte Raumhöhe: 2,48 m Konstruktion: Holzrahmenbau, Brettstapeldecken Erschließung: Zweispänner Nutzfläche: 3138,91 m2 Grundstücksfläche: 5142 m2 Bauzeit: 03/1999 – 07/2000

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Vertikalschnitt Horizontalschnitt Maßstab 1:20

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1 Stehfalzdeckung Edelstahl verbleit Schalung sägerau 30 mm Lüftersparren 80/180 mm Windpappe, Spanplatte 19 mm Sparren Nadelholz 100/240 mm Wärmedämmung 240 mm PE-Folie, Spanplatte 19 mm Sparschalung 24 mm Gipsfaserplatte 15 mm 2 Binder Brettschichtholz 160/480 mm 3 Schalung Lärche 19 mm Lattung 30/60 mm Windpappe Gipsfaserplatte 10 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm Pfosten Nadelholz 80/160 mm Wärmedämmung 160 mm PE-Folie, Gipsfaserplatte 12,5 mm Gipsfaserplatte 10 mm

4 Bodenaufbau: Parkett 10 mm Estrich 50 mm, PE-Folie Trittschalldämmung 30 mm Splittschüttung 65 mm PE-Folie Brettstapeldecke 140 mm PE-Folie, Federbügel / Wärmedämmung 47 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm 5 Riegel Nadelholz 160/80 mm 6 Binder Brettschichtholz 160/340 mm 7 Fenster nordische Kiefer 68 mm 8 Lamellen Lärche 55/20 mm auf Stahlrahmen 9 Dreischichtplatte 19 mm 10 Terrassentür, nordische Kiefer 68 mm

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Housing Towers in Constance Architects: Ingo Bucher-Beholz, Gaienhofen

As part of the desired increase in urban density in the town of Constance, two residential towers, off-set from each other, were built on a narrow site. The architects decided upon this scheme in order to maximise the incidence of natural lighting and amount of external space afforded the residents. Access to both levels of the 12 low-cost maisonette dwellings is via external steel staircases and covered galleries. The towers are also linked by steel bridges supporting extensive planting, providing further possible communication zones. The lower dwellings are two storeys high, while the upper dwellings are three-storeys high and include roof terraces. The covered walkways and balconies extend the living spaces to the east and west. These facades are fully glazed and supplied with awnings, providing the necessary privacy and sun screening. The open-plan layout, based on a four metre grid, orientates the living and sleeping spaces, similarly, to the east and the west. The zoning is determined by the centrally located service and access cores. In the absence of a basement, the blocks are raised above the ground, with the undercroft area providing space for parking, services and storage. The simple steel structure facilitated the erection of the towers in a low-energy form of construction in only six months. The precast concrete slabs are fixed to the steel framing via stud-shear connectors. All internal and external walls are in non-load-bearing dry construction. Steel beams, columns and wind-bracing elements are housed in the transverse-walls. The only stiffening in the longitudinal direction is provided by the vertical external wind-bracing structures that transmit the loads from the end walls directly to the foundations. Site plan scale 1:500 North elevation Plan of 1st and 3rd floors Plan of 2nd and 4th floors Plan of roof storey scale 1:500

Project Details: Usage: Units:

Internal room height: Construction: Unit access: Total floor area: Total site area: Construction time:

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12 dwelling units 10≈ 3-room apartments (82 m2) 2≈ 5-room apartments (106 m2) 2.30 m Steel frame Covered access galleries 1,148 m2 836 m2 May 1995 – Dec 1995

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Sectional details through balcony facade scale 1:20

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1 Edge of roof: Planted layer PVC roof seal 1.5 mm Plywood 22 mm, fixed with timber fillet Steel Å-beam 100mm, bolted to concrete slab 2 Steel rod 48.6 mm diam. ≈ 2.6 mm, welded to steel }-profile 10 mm 3 Steel rod 16 mm diam., as wind-bracing 4 Suspended handrail 30 mm diam. ≈ 2.6 mm 5 Metal grating 30mm Sound buffer EPDM 5 mm Steel Å-beam 100 mm Steel rod 42 mm diam. Welded steel }-profile 10 mm 6 Floor construction, first floor: Beech parquet flooring 10 mm Asphalt screed 30 mm PE membrane Sound insulation 20 mm Thermal insulation PU rigid foam 120mm PE membrane Reinforced concrete slab 160 mm Steel Å-beam 200 mm with stud shear connectors, concrete encased 7 Welded steel Å-column 220 mm, concrete encased 8 Steel rod 88.9 mm diam ≈ 10 mm, as wind-bracing

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Sectional details through access gallery Horizontal section through northern facade scale 1:20 1 edge of roof: planted layer 1.5 mm PVC roof seal 22 mm plywood fixed with timber fillet cantilevered Å-beam 100 mm deep bolted to concrete 2 steel Å-beam 200 mm deep with stud shear connectors 3 steel Å-column 100 mm deep 4 steel Å-column 120 mm deep 5 30 mm metal grating; 5 mm EPDM bearers; Å-beams 100 mm deep; 42 mm dia. steel rods; 10 mm welded cantilevered }-beam 6 bridge between access galleries: metal grating; EPDM bearer; Å-beams 100 mm deep 7 2 or 4≈ 30 mm dia. steel rods as wind-bracing

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A

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A B C

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Section through party wall Section through northern external wall End view of wind bracing scale 1:20 D, E Structural system scale 1:500

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1 wall construction: 18/76 mm corrugated aluminium sheeting 30/60 mm battens waterproofing layer 2≈ 12.5 mm gypsum fibreboard 185 mm mineral-fibre thermal insulation vapour barrier plasterboard 2≈ 12.5 mm 2 party wall construction: 2≈ 12.5 mm plasterboard 150 mm mineral fibre thermal insulation 2≈ 12.5 mm plasterboard 3 30 mm dia. steel rod 4 76.1 mm dia. tube 8 mm thick 5 steel Å-beam 200 mm deep

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Wohn- und Gewerbebau bei Kopenhagen Architekten: Arkitektfirmaet C. F. Møller, Kopenhagen

Das Wohn- und Gewerbegebäude befindet sich in einem bis-her vernachlässigten Stadtgebiet nahe des Bahnhofes der dänischen Kleinstadt Bagsværd, 15 km nördlich von Kopenhagen. Zwei dominante Hochhäuser und die dadurch entstehenden ungünstigen Windverhältnisse prägen das Umfeld ebenso wie ein neuer Einkaufsbereich mit großem Parkplatz und Supermarkt auf der Rückseite des Grundstücks. Der drei- bzw. viergeschossige Komplex reagiert auf die schwierige städtebauliche Situation: Er spannt sich in OstWest-Richtung entlang der Hauptstraße auf, führt um einen neu geschaffenen Quartiersplatz herum und knickt zu den nördlich gelegenen Gleisen ab. Die Gehsteige neben der stark befahrenen Hauptstraße sind auf Erdgeschossniveau angehoben und als Arkade ausgebildet. Gemeinsam mit dem zurückversetzten Dachgeschoss und mit den vertikalen Erkervorsprüngen gliedern sie die lang gestreckte Fassade. Während ebenerdig Boutiquen und im 1. Obergeschoss Büros untergebracht sind, befinden sich in den oberen Stockwerken 38 genossenschaftliche Appartments. Zentrale Treppenhäuser mit kurzen Laubengängen, die zusätzlich als Aufenthaltsbalkone dienen, erschließen die Wohnungen. Gleichmäßige Raumgrößen und durchgesteckte ∑-förmige Wohnräume ermöglichen es den Bewohnern, unterschiedlichste Nutzungen zu kombinieren. Jede Wohnung besitzt straßen- bzw. platzseitig einen Erker oder Balkon, wobei die auskragenden Erker mit ihrer dreiseitigen Verglasung den Lichteinfall in den Wohnungen erhöhen. Das Gebäude ist in einer Mischkonstruktion aus Stahlbeton im Erdgeschoss, Stahlskelettbauweise in den Zwischenebenen und einem aus Holztafeln aufgesetzten Dachgeschoss errichtet. Gedämmte und verputzte Holzkassetten verkleiden die Konstruktion. Lageplan mit Grundriss 2. Obergeschoss Maßstab 1:2000 Schnitt Maßstab 1:20

Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

38 Wohneinheiten 2≈ 2-Zimmer 50 m2 3≈ 4-Zimmer 100 m2 33≈ 3-Zimmer 85 m2 lichte Raumhöhe: 2,50 m Konstruktion: Stahlbeton, Stahlskelett, Holztafelbau Erschließung: Laubengang Bruttogeschossfläche: 7000 m2 Grundstücksfläche: 2400 m2 Bauzeit: 08/1999 –12/2000

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1

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1 Abdichtung Bitumenbahn zweilagig 2 Holzdeckenelement mit Dämmung 250 mm Dampfbremse, Gipskarton 12,5 mm 3 Holzbohlen Eiche 22 mm Lattung Kiefer 50/100 mm Konterlattung Kiefer 50/150 mm Trittschalldämmung Mineralwolle 50 mm Stahlbetondecke 220 mm 4 Teakholzbohlen 25/135 mm Aluminiumblech 2 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Dämmung Mineralwolle im Gefälle 100 mm Sperrholzplatte wasserfest 22 mm Wärmedämmung 50 mm Dampfbremse Gipskarton dreilagig 37,5 mm 5 Brüstung ESG siebbedruckt 10 mm 6 Stahlrohr | 90/90/5 mm innen gedämmt 7 Pfosten-Riegelfassade Aluminium 120/50 mm

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Wohnkomplex in Tokio Architekten: Riken Yamamoto & Field Shop, Yokohama

Gebäudedaten: Nutzung:

420 Wohneinheiten Büros, Läden, Kindergarten Konstruktion: Stahlbeton Wohnflächen: 42–125 m2 lichte Raumhöhe: 2,30 m Erschließung: Mittelgang Bruttogeschossfläche: 50 095 m2 Grundstücksfläche: 9221 m2 Bauzeit: 05/2001– 07/2003

Lageplan

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Maßstab 1:4000

Die neue Wohnbebauung am Shinonome-Kanal liegt etwa 5 km vom Zentrum Tokios entfernt. Auf dem Baufeld entstehen in hoher innerstädtischer Dichte sechs Wohnblöcke verschiedener Architekten mit insgesamt 2000 Wohnungen. Ein Generalplan regelt die städtebaulichen Randbedingungen und die Zusammenarbeit der Planer. Die flächige Erdgeschossbebauung bildet das gemeinsame Tableau, auf dem alle Häuser stehen. Entlang einer S-förmig geschwungenen Promenade, die das Erdgeschoss durchschneidet, befinden sich Läden und verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen. Der von Riken Yamamoto & Field Shop geplante erste Bauabschnitt besteht aus einem zehnstöckigen und zwei 14-stöckigen Stahlbetonskelettbauten mit insgesamt 420 Geschosswohnungen. Die Wohnungen werden über innere Straßen erschlossen, zu deren Belichtung und Belüftung nach einem zufällig wirkenden Lochmuster zweigeschossige, farbig gestaltete Loggien über die Fassaden verteilt sind, die zugleich Gemeinschaftsterrassen für die Bewohner sind. Über 100 verschiedene Wohnungsgrundrisse tragen den individuellen Anforderungen der heutigen Stadtbewohner Rechnung. Jede Wohnung öffnet sich mit einem verglasten Eingangsbereich zum Flur. Zwischen öffentlichem Gang und privatem Wohnraum liegt ein Foyerraum, der von vielen Bewohnern als kleines Büro genutzt wird. Die Wohnungen sind auf knappem Raum organisiert und mit Trockenbauwänden ausgebaut. Wandschränke dienen als platzsparende Stauflächen. Küche und Bad bilden eine funktionelle Einheit und liegen an der Außenwand. Mit Glaswänden unterteilt lassen sie dennoch das Sonnenlicht tief in die Wohnung. Alle Glasflächen können mit opaken und transluzenten Schiebewänden nach individuellen Bedürfnissen geschlossen oder geöffnet werden.

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Schnitt Grundrisse 7./ 8. OG Maßstab 1:500

aa

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Wohnbebauung in Gifu Architekten: Kazuyo Sejima and Associates, Tokio

Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Wohnungen:

107 Wohneinheiten Stahlbeton 30 Wohnungstypen 49 – 80 m2 lichte Raumhöhe: 2,30/5,22 m Erschließung: Laubengang Bruttogeschoßfläche: 4706 m2 (1. Bauabschnitt) 4755 m2 (2. Bauabschnitt) Bauzeit: 1994–1998 (1. Bauabschnitt) 1998 –2000 (2. Bauabschnitt)

Lageplan

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Maßstab 1:5000

Das Quartier mit sozialem Wohnungsbau entstand als Modellprojekt auf Grundlage eines von Arata Isozaki entwickelten Rahmenplanes am Rande der japanischen Präfekturstadt Gifu. Die blockrandartige, gefaltete Zeilenbebauung von Kazuyo Sejima beherbergt in vier baukonstruktiv getrennten Gebäudeteile 107 Wohneinheiten. Der schmale und langgestreckte Baukörper ermöglicht dabei in den schwülheißen Sommern eine Querlüftung der durchgesteckten Wohnungen. Die langen, über alle Geschosse reichenden Freitreppen aus verzinktem Stahl strukturieren die ansonsten homogen gerasterten Fassaden auf der Nordseite. Sie dienen als Fluchtweg und sozialer Kommunikationsraum, während die Haupterschließung über zwei Aufzüge erfolgt. Die hinter den Treppen liegenden Außenfassaden der Laubengänge wirken durch die Verkleidung mit Maschendraht bei entsprechender Beleuchtung wie ein transluzenter Schleier. Entlang der Laubengänge öffnen sich in unregelmäßigen Abständen ausgestanzte »Lochfenster« in die Gebäudetiefe. Sie sind als private Terrasse jeweils einer Wohnung zugeordnet und lockern die Fassaden auf. Innerhalb der strengen Schottenbauweise mit geringen Spannweiten entsteht über zehn Geschosse eine Vielzahl gleichartiger Raumzellen, dabei entspricht der Achsabstand einer Zimmerbreite. Durch wie zufällig wirkende Kombinationen mehrerer dieser Grundmodule ergeben sich insgesamt 30 verschiedene Wohnungstypen. Ein Drittel der Wohnungen ist durch horizontale Kombination von Raumzellen als Maisonetten ausgebildet. Rund die Hälfte aller Wohnungen verfügt über einen Raum mit doppelter Geschosshöhe, der den Bewohnern bei geringer Grundfläche einen großzügigen Raumeindruck vermittelt. In den Wohnungen reihen sich die Zimmer entlang eines großflächig verglasten laubengangähnlichen Flures an der Südfassade. Jede Wohnung besteht aus mindestens einem traditionellen japanischen Raum, einem Schlafzimmer, einer Küche und einer Terrasse. Breite Türen öffnen die Zimmer nach Süden zur wohnungsinternen Erschließungszone.

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Grundrisse 1.– 4. OG Maßstab 1:400 Schnittabwicklung Maßstab 1:1000 1 2 3 4 5 6

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Terrasse Flur Küche Schlafzimmer japanischer Raum Luftraum

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1. OG

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Patiohäuser in Amsterdam Architekten: MAP Arquitectos, Josep Lluís Mateo, Barcelona

Wie ein »Luxusdampfer« liegt das kompakte langgestreckte Wohngebäude in privilegierter Lage am Kopf der Halbinsel Borneo im ehemaligen Hafen von Amsterdam. Hinter dem geschlossenen Baukörper verbergen sich 26 schmale Reihenhäuser mit elf verschiedenen Grundrisstypen von 110 bis über 180 m2 Wohnfläche, die »back to back« angeordnet dem ganzen Block eine sehr hohe Dichte verleihen. Die Konstruktion ist eine Kombination aus tragenden Ortbetonschotten mit Fertigteildecken und Fassadenelementen. Sie ermöglicht unterschiedliche Schnittfiguren und die Grundrissorganisation der Wohnungen entsprechend ihrer Ausrichtung. Im Erdgeschoss ist die Grundstücksfläche komplett überbaut, während aus den beiden oberen Geschossen private Innenhöfe ausgeschnitten sind. Zur Belichtung der Nordwohnungen steht im Parterre die volle Geschosshöhe von 3,5 Metern zur Verfügung. Lageplan

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Maßstab 1:10 000

In der südlichen Hälfte befindet sich die Tiefgarage, was die darüberliegenden Wohnungen 1,35 Meter über Straßenniveau hebt. Jede Wohnung hat einen direkten Zugang von der Straße und von der Tiefgarage, eine interne Erschließung über eine Treppe sowie je nach Lage verschiedene Freibereiche. Die Einheiten im Süden verfügen über eine Veranda zur Straße, einen Patio im ersten Geschoss und eine Dachterrasse. Die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite sind introvertierter. Der Patio im ersten oder zweiten Geschoss und der zusätzliche kleine Grünbereich liegen im Blockinneren. An der Ostseite sind die Wohnungen unterschiedlich organisiert, sie öffnen sich jedoch jeweils zu einer Terrasse im dritten Geschoss. Ein vorgefertigtes Glassteinelement bildet den Boden der Patios und bringt Tageslicht in die darunter liegenden Wohnbereiche. Bei den übrigen Bodenaufbauten

variiert lediglich die oberste Schicht: In den Gärten ist eine Erdschicht mit Rasen aufgebracht, auf den Terrassen sind Betonplatten oder Holzplanken verlegt, und die Flachdächer sind mit einer Lage Kies bedeckt. Nach außen zeigt das Gebäude zwei Gesichter: Auf der Südseite die Holzfassade und auf der Nordseite die geschlossene hinterlüftete Klinkerfassade. Der Wandaufbau besteht aus vorgefertigten, gedämmten Holzrahmenelementen. Diese sind an den Stirnseiten der Wände und Decken befestigt und zur Aussteifung innen mit Gipskarton und außen mit Spanplatten beplankt. Die Südfassade ist mit roter kanadischer Zeder verschalt, die im Lauf der Zeit eine graue Patina annehmen wird. Unterschiedlich zu öffnenden Fensterelemente verschwinden zum Teil hinter den Holzlamellen der Fassade, sodass in der einheitlichen Front abwechslungsreiche Raum- und Lichtsituationen entstehen.

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Grundrisse • Schnitte A B C D

Maßstab 1:500

Untergeschoss Erdgeschoss 1. Obergeschoss 2. Obergeschoss

Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

26 Wohneinheiten 4≈ Typ Südseite (111–136 m2) 3≈ Typ Nordseite (118 –175 m2) 4≈ Typ Ostseite (131–181 m2) lichte Raumhöhe: 2,7– 3,5 m Konstruktion: Stahlbeton Erschließung: Einbund Bruttogeschossfläche: 7205 m2 Grundstück: 3500 m2 Freiflächen: 1030 m2 Bauzeit: 1996 –2000

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Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250 A B C D E

Untergeschoss Erdgeschoss 1. Obergeschoss 2. Obergeschoss Dachaufsicht

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Zufahrt Garage Lüftungsschacht Wohnen/Essen Veranda Zimmer Luftraum Patio Rasenfläche Dachterrasse

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4 Detailschnitt Patio und Südfassade Maßstab 1:20 1 Türe Iroko 67/114 mm 2 Glassteinelement in Betonrahmen Fertigteil 3300/2100 mm 3 StahlbetonFertigteil 350/210 mm 4 Stahlrohr | 85/85 mm 5 Stahlprofil fi 220 mm 6 Stanzblech gekantet 7 Stahlprofil verzinkt 8 Polycarbonatplatte 10 mm 9 Betonplatten 400/400/30 mm Trennlage Bitumenbahn Hartschaum 100 mm

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Gefälleestrich 20 – 80 mm StahlbetonFertigteildecke 210 mm Schalung Zeder 18 mm Lattung 38/38 mm Windsperre Furniersperrholz 9 mm Dämmung 80 mm Dampfbremse Gipskartonplatte 12,5 mm Parkett 20 mm Estrich 50 mm StahlbetonFertigteildecke 210 mm Stahlrohr | 38 mm Stahlprofil } 38/30 mm Abstandhalter Holz 33/38 mm Holzwerkstoff 10 mm Stahlprofil aus HEB 140

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1 Detailschnitt Nordfassade Maßstab 1:20

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1 Kies 50 mm Bitumenbahn Hartschaum 100 mm Gefälleestrich 20 – 80 mm Stahlbeton-Fertigteildecke 4700/1000/210 mm 2 Klinker 100/210/51 mm Windsperre Furniersperrholz 9 mm Rahmenelement Zeder 40/120 mm Wärmedämmung 80 mm Dampfbremse Gipskartonplatte 12,5 mm 3 Holzfenster Zeder 67 mm, Isolierverglasung 4 Parkett 20 mm Estrich 50 mm Stahlbeton-Fertigteildecke 210 mm 5 Stahlprofil zur Befestigung der Holzelemente 6 Aluminiumblech 7 Kalksandstein 100 mm 8 Gehsteigbelag Klinker 100 mm 9 Stahlbeton-Fertigteil 460/600 mm 10 Bepflanzung Erdschicht 250 mm Vlies, Wurzelschutz Hartschaum 100 mm Dichtungsbahn Stahlbeton-Fertigteildecke 210 mm

Wohnhäuser in Paris Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Wohnflächen:

57 Wohneinheiten Stahlbetonskelett 33≈ Wohnungen (47– 96 m2) 7≈ Wohnungen (Loft) (48 –75 m2) 15≈ Wohnungen (Hof) (70–109 m2) 2≈ Einfamilienhäuser (48 m2) lichte Raumhöhe: 2,50 m Erschließung: Ein-, Zwei-, Fünfspänner Grundstück: 2734 m2 BGF: 8419 m2 Bauzeit: 1999 –2000

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Im 14. Pariser Arrondissement füllen gefaltete Metallvorhänge zwei Lücken in der quartiertypischen Blockrandbebauung aus dem 19. Jahrhundert. Sie kennzeichnen gleichzeitig den gelungenen Umgang der Architekten mit einer schwierigen städtebaulichen Situation und sind das im Straßenraum sichtbare Zeichen einer Nachverdichtung auf einem etwa 2700 m2 großen Grundstück, die sich zwischen zwei langen Mauern tief in die Hinterhöfe erstreckt. Eine Mischung aus Blockrand-, Zeilenbau und Einfamilienhäusern erfüllt mit einer Vielfalt an unterschiedlichen Wohnsituationen die verschiedenen Ansprüche der Bewohner vom Alleinstehenden bis hin zu Familien mit kleinen Kindern. Den Blockrand schließen zwei über Eck stehende Betonskelettbauten. Das größere der beiden Häuser beherbergt auf sieben Geschossen 33 Wohnungen. Die Faltung der Fassade findet ihre konsequente Fortsetzung im Zuschnitt der Grundrisse. Im Regelgeschoss werden über einen zentralen Flur mit gewendelter Treppe und Aufzug je fünf Wohnungen erschlossen. Die paarweise angeordneten Zwei- und Dreizimmerwohnungen sind einseitig zu Straße oder Hof orientiert, während sich eine durchgesteckte Vierzimmerwohnung zu beiden Seiten öffnet. Zwischen den Glasfassaden und den Faltläden aus gelochten und gekanteten Aluminiumblechen verlaufen schmale Balkonaustritte. Die kleinere Lücke füllen sieben übereinander gestapelte Lofts mit 48 –75 m2 Wohnfläche. Das innenliegende Treppenhaus steht als gerundeter Raumteiler in den großzügigen Wohn- und Essräumen, ein Schlafzimmer liegt abgetrennt zur ruhigen Hofseite. Im Parterre beider Häuser sind die Wohnungen leicht vom Straßenniveau abgehoben, daneben befinden sich Tiefgaragenzufahrt sowie je ein Durchgang zum Hof. Hier steht eine langgestreckte, flache Wohnzeile parallel zu den hohen seitlichen Steinmauern. Auf drei Etagen sind 15 Wohnungen mit drei bis fünf Zimmern als Zweispänner über gebäudetiefe Treppenhäuser erschlossen. Die fünf Erdgeschosswohnungen verfügen rückseitig über eingeschossige Aufweitungen in Form kleiner Betonhäuschen, in denen Bäder und Küchen untergebracht sind. Zugleich schaffen sie im Zwischenraum zur Gartenmauer private Höfe für die Bewohner. Die Zimmer der Wohnungen öffnen sich gegen Süden zu den Balkonen, die mit ihren schwungvoll abschließenden Holzjalousien eine qualitätvolle Wohnraumerweiterung bilden. An die gegenüberliegende Brandwand geschmiegt zonieren zwei Einfamilienhäuser mit je zwei Zimmern die lineare, baumbestandene Hoffläche. Alle Sichtbetonaußenwände der Gebäude sind mit Rankhilfen für Kletterpflanzen versehen und werden im Laufe der Zeit von gepflanztem wie wildem Grün des Hinterhofs bewachsen sein.

B

C

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Lageplan Maßstab 1:2000

D

D A B C D

Geschosswohnungs-Typ Loftwohnungs-Typ Geschosswohnungs-Typ Einfamilienhaus-Typ

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Grundrisse

Maßstab 1:750

A 2. Obergeschoss B 1. Obergeschoss C Erdgeschoss

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6 Schnitt Balkonfassade

1 Dachaufbau: extensive Begrünung 80 mm Bitumenbahn 2-lagig Wärmedämmung 100 mm Dampfsperre Stahlbetondecke 180 mm 2 Bitumenbahn beschiefert 3 Deckenuntersicht Holzschalung 4 Holzfenster Moabi mit Isolierverglasung 5 Rollladen Holzleisten Oregonkiefer mit Fuge 8 mm 6 Führungsschiene Aluminium 7 Balkonaufbau: Holzrost 22 mm, Gefälle 1% Lattung 50 – 30 mm Auflager Kautschuk 5 mm Stahlbetondecke 180 mm 8 Geländer: Handlauf Flachstahl ¡ 45/12 mm Pfosten Flachstahl ¡ 30/20 mm Füllung Flachstahl ¡ 16/16 mm Riegel Stahlstab | 30/30 mm 9 Bodenaufbau: Holzparkett 20 mm Estrich 50 mm Stahlbetondecke 200 mm 10 Treppe/Rampe Stahlbeton

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Maßstab 1:20

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Wohnzeile in München Architekten: meck architekten, München

Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

43 Wohneinheiten 24≈ 2-Zimmer (57,5 m2) 9≈ 3-Zimmer (75,5 m2) 10≈ 4-Zimmer (94,8 m2) lichte Raumhöhe: EG/4.OG 2,86 m 1. OG – 3. OG 2,52 m Konstruktion: Stahlbeton Erschließung: Laubengang Grundstück: 2841 m2 Bruttogeschossfläche: 3647 m2 Wohnfläche: 2990 m2 Bauzeit: 10/2002–1/2004

Lageplan Maßstab 1:2000 Grundrisse Maßstab 1:500

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Auf einem ehemaligen Kasernengelände am südlichen Rand des Olympiaparks in München entsteht im Rahmen eines staatlichen Förderungsprogramms ein neues Wohnquartier mit Stadtteilpark, Kinderspielplatz, Gemeinschaftseinrichtungen, Büros und Läden. Die fünfgeschossige Wohnzeile mit 43 größtenteils schwellenfrei geplanten Geschosswohnungen öffnet sich zum direkt angrenzenden Grünzug. Im knapp 70 Meter langen Gebäude genügen zwei Treppenhäuser mit einläufigen Treppen an der Fassade, um zusammen neun Wohnungen pro Stockwerk zu erschließen. An den Stirnseiten der kurzen Laubengänge befinden sich jeweils 3- oder 4-Zimmerwohnungen. Entlang der Laubengänge liegen die 2-Zimmerwohnungen mit einer Nebenraumzone aus Küche und Bad als Puffer zum Gang. Die nach Westen orientierten Wohn- und Individualräume öffnen sich über die ganze Breite zu den Balkonen und schieben sich unterschiedlich weit auf die Loggia hinaus. Durch die Versprünge der raumhohen Glasfassade entstehen gut nutzbare Balkonflächen unterschiedlicher Tiefe, zudem profitieren die Wohnräume durch die Belichtung über Eck. Den Erdgeschosswohnungen ist jeweils eine Terrasse und ein kleiner privater Garten vorgelagert. Auf der Gartenseite umfasst der kräftige, weiß verputzte Gebäudekante die anthrazitfarbene Fläche der hinter dunklen Flachstahlgeländern durchlaufenden Fassaden, die einen zurückhaltenden Hintergrund für das Leben auf den Balkonen bilden. Orange, im geschlossenen Zustand nicht sichtbare Fallarmmarkisen ermöglichen jedem Bewohner, seinen Sonnenschutz individuell zu regulieren und setzen farbliche Akzente in der Fassade. Die Straßenseite ist mit weißen Putz- und dunklen Fensterbändern streng horizontal gegliedert. Sorgfältig detaillierte Anschlusspunkte prägen das klare Erscheinungsbild des Hauses.

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Loggia Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Maßstab 1:20 1 Aluminiumblech fünffach gekantet, Gefälle 5° Blechhafte Holzleiste auf Baufurniersperrholzplatte 19 mm 2 Vegetationsschicht 80 mm Trennlage Wärmedämmung 140 mm Bitumendichtungsbahn zweilagig Stahlbetondecke im Gefälle 3 Fugendichtungsband 4 Putz 10 mm Wärmedämmung Hartschaum 40 mm Stahlbeton 150 –200 mm 5 Stahlwinkel ∑ 100/100/8 mm 6 Kantholz 60 mm 7 Senkrechtmarkise 8 Bauplatte zementgebunden 12,5 mm, Oberfläche gespachtelt 9 Isolierverglasung in Holzrahmen 10 Faserzementplatte 8 mm Hinterlüftung 25 mm Wärmedämmung 80 mm Stahlbetonwand 200 mm 11 Stahlbeton-Fertigteil 300 mm Bewehrungsanschluss thermisch getrennt 12 Balkontrennwand Faserzementplatte 8 mm auf Stahlrohrrahmen ¡ 60/60 mm 13 Flachstahl ¡ 40/8 mm Geländerstab ¡ 40/8 mm Flachstahl ¡ 35/8 mm Kopfplatte Stahl 10 mm 14 Fertigparkett 10 mm Estrich 60 mm, Trennlage Trittschalldämmung 30 mm Wärmedämmung 20 mm (OG)/70 mm (EG) 15 Betonwerkstein 350/350/40 mm in Splittbett 16 Rinne Stahl verzinkt

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Laubengang Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Maßstab 1:20 1 Aluminiumblech fünffach gekantet, Gefälle 5° Blechhafte Holzleiste auf Baufurniersperrholzplatte 19 mm 2 Vegetationsschicht 80 mm Trennlage Wärmedämmung 140 mm Bitumendichtungsbahn zweilagig Stahlbetondecke im Gefälle Wärmedämmung 80 mm Bauplatte zementgebunden 12,5 mm, Oberfläche gespachtelt 3 Fugendichtungsband 4 Putz 10 mm Wärmedämmung, Hartschaum 100 mm/40 mm (Brüstung) Stahlbetonwand 240 mm/300 mm (Brüstung) 5 Faserzementplatte 8 mm Hinterlüftung 25 mm Wärmedämmung 80 mm Stahlbetonwand 150 –200 mm, Putz 6 Isolierverglasung in Holzrahmen 7 Fensterbank Aluminiumblech 8 Fensterbrett MDF 25 mm 9 Holzrahmentür 10 Betonwerkstein 350/350/40 mm Splittbett 60 –70 mm Bautenschutzbahn zweilagig 5 mm Bitumendichtungsbahn zweilagig Stahlbetondecke 11 Rinne Stahl verzinkt 12 Fertigparkett 10 mm Estrich 60 mm, Trennlage Trittschalldämmung 30 mm Wärmedämmung 20 mm (OG)/70 mm (EG) 13 Betonwerkstein 350/350/40 mm in Splittbett Kiesschicht 320 mm, Trennlage Perimeterdämmung 60 mm Bitumendichtungsbahn zweilagig Stahlbetondecke im Gefälle 14 Schlitzrinne Stahl verzinkt 15 Stahlbeton-Fertigteil 350/350 mm Mörtelbett, Filtermatte 12 mm

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Zwei Wohngebäude in München Architekten: Rohnke Hild und K, München

Auf dem ehemaligen Messegelände dicht an der Münchner Innenstadt entsteht auf Basis eines städtebaulichen Wettbewerbs das Quartier Theresienhöhe. Im südlichen Abschnitt befinden sich die zwei von den Architekten im Rahmen eines städtischen Förderprogramms geplanten fünfgeschossigen U-förmigen Wohnblöcke. Als Mischung aus Blockrandbebauung und Punkthaus definieren die an den Grundstücksgrenzen liegenden Fassaden den Straßenraum. Die gegliederten Hofseiten der versetzt zueinander angeordneten Baukörper hingegen fassen eine differenzierte halböffentliche Platzfläche, die sich zur direkt angrenzenden Grünzone öffnet. Die Grundrissorganisation orientiert sich am Wohnungsbauprojekt Alvar Aaltos für die Internationale Bauausstellung 1957 in Berlin. Fast alle Wohnungen, vom kleinen 1-Zimmerapartment bis hin zur familienfreundlichen 4-Zimmerwohnung, sind über Eck oder mit durchgesteckten Grundrissen organisiert. Um den zentralen Wohnraum mit vorgelagerter Loggia auf der einen Seite und dem Essbereich mit halboffener Küche auf der anderen sind die Individualräume gruppiert. Selbst bei großen Wohnungen entstehen so nur minimale Flurflächen. Übereckverglasungen und die Tiefenstaffelung der Fassaden im Bereich der Loggien ermöglichen eine mehrseitige Belichtung vieler Räume. Zusätzlich verbessern die etwa 20 cm tiefen Versprünge in der Fassade den Lichteinfall und erzeugen eine plastische Wirkung in den grauen Fassaden. Die Loggien sind als Fertigteile mit profilierter Brüstung in Stahlbeton vorfabriziert, über wärmegedämmte Bewehrungsanschlüsse am Gebäude befestigt und anschließend verputzt.

Regelgeschoss Maßstab 1:1000 Grundrisstypologie Maßstab 1:500 A 1-Zimmer 36 m2 B 3-Zimmer 70 m2 C 4-Zimmer 80 m2 D 4-Zimmer 85 m2 E 4-Zimmer 95 m2

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Gebäudedaten: Nutzung:

85 Wohneinheiten 1 Gemeinschaftsraum Wohnungen: 27≈ 1-Zimmer (34 – 37 m2) 5≈ 2-Zimmer (55 – 57 m2) 21≈ 3-Zimmer (60 –70 m2) 36≈ 4-Zimmer (80 – 95 m2) lichte Raumhöhe: 2,50 m Konstruktion: Stahlbeton Erschließung: Vier- und Fünfspänner Wohnfläche: 5715 m2 Bruttogeschossfläche: 7299 m2 Grundstück: 4572 m2 Bauzeit: 2002–2004

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4 Schnitt Südfassade mit Loggia Maßstab 1:20 1 Aluminiumblech 1 mm Baufurniersperrholzplatte 40 mm 2 Dachaufbau: Vegetationsschicht 80 –100 mm Schutzmatte 6 mm Trennlage PE-Folie Wärmedämmung Polystyrol 120 mm Bitumenbahn zweilagig Stahlbetondecke 200 mm 3 Stahlbeton-Fertigteil, Gefälle 2° 4 Stahlrohr ¡ 60/40 mm 5 Wandaufbau: Putz 20 mm Wärmedämmung Hartschaumplatte 100 mm Stahlbeton 200 mm 6 Isolierverglasung in Holzrahmen 7 Bodenaufbau: Nadelvlies 3 mm Estrich 47 mm Trennlage PE-Folie Trittschalldämmung 25 mm Wärmedämmung 45 mm/65 mm (EG) Stahlbetondecke 200 mm 8 Gehwegplatte 300/300/40 mm Splittbett 40 mm Trennlage Wärmedämmung Polystyrol 100 mm Bitumenbahn zweilagig Stahlbetondecke 160 mm 9 Aluminiumblech 1 mm 10 Rinne Stahl verzinkt 11 Betonwerkstein 200/200/80 mm Kiesbett

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Wohnblock in Madrid Architekten: Matos-Castillo Architectos, Madrid

Von Grünflächen durchzogene, heterogene Blockrandbebauungen prägen den Vorort von Madrid. In dieses Gefüge reiht sich der siebengeschossige Neubau ein. Mit seinem drei Stockwerke hohen, U-förmigen Sockelgeschoss bildet er einen einseitig offenen Block, auf dem drei voneinander abgerückte Kuben sitzen. So entstehen vielfältige Außenbezüge, die den Block trotz seiner Dichte großzügiger wirken lassen. Gleichzeitig werden die unteren Geschosse über Lichtschächte indirekt mit Tageslicht und Frischluft versorgt. Getrennte Eingänge erschließen die drei Baukörper, die nur über die zweigeschossige Tiefgarage miteinander verbunden sind. Aufgrund des trocken-heißen Klimas ist das Gebäude äußerst introvertiert gestaltet. Lediglich die Laubengangerschließung zu den Maisonettewohnungen im östlichen Kubus zeigt sich verhalten hinter massiven Betonfertigteil-Lamellen. Ansonsten prägen klappbare Sonnenschutzelemente mit Vertikallamellen die schlichten, mit grauen Platten unterschiedlicher Größe und Materialität verkleideten Fassaden. Dahinter liegen klar strukturierte Wohnungen mit jeweils einer der Küche und einer dem Wohnbereich vorgelagerten Loggia. Die lange Spange im Süden des Komplexes beherbergt Vierzimmerwohnungen, von denen jeweils zwei über ein gemeinsames Treppenhaus erschlossen sind. Im quadratischen Turm im Westen sitzen je Geschoss drei bis vier Kleinstwohnungen, die sich teilweise zum innenliegenden Lichthof orientieren. Erschließungszonen und Wohnungen des Stahlbetonmassivbaus sind mit hellen, freundlichen Materialien, die Laubengänge pastellfarbig gestaltet. Auf diesen Flächen wirkt das durch die Sonnenschutzlamellen gedämpft einfallende Sonnenlicht mild und beruhigend.

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Lageplan Maßstab 1:2000

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Grundrisse Erdgeschoss, 1. OG, 6. OG Schnitte Maßstab 1:750 1 Eingang 2 Tiefgaragenabfahrt 3 Luftraum

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1 Kiesschüttung Wärmedämmung Polystyrol extrudiert 50 mm Dachdichtung Bitumenbahn 2-lagig Ausgleichsschicht Beton Decke Stahlbeton 290 mm Gipskarton 12,5 mm 2 Fassadenpaneel Betonfertigteil 100 mm mit Aussparungen 3 Brüstungselement Streckmetall 4 Mauerwerk zweischalig verputzt Wärmedämmung Polyurethan 40 mm 5 Abdeckblech galvanisiert 1,5 mm 6 Parkett Eiche 7 Terrazzo 20 mm Estrich im Gefälle 70–90 mm Wärmedämmung Polystyrol extrudiert 50 mm Bitumenbahn 2-lagig Decke Stahlbeton 290 mm Innenputz 8 Stahlprofil ∑ 100/100/10 mm zur Fassadenbefestigung 9 Betonfertigteil unbehandelt 100 mm Wärmedämmung Polyurethan 40 mm Hinterlüftung 80 mm Mauerwerk 71 mm verputzt 10 Sonnenschutzelement ausstellbar Lamellen PVC

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Schnitt Laubengang Maßstab 1:20

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Gebäudedaten: Nutzung:

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68 Wohneinheiten, 82 Stellplätze in zwei Tiefgeschossen Wohnungen: 5≈ 1-Zimmer (46 – 50 m2) 13≈ 2-Zimmer (54 –70 m2) 32≈ 3-Zimmer (81– 84 m2) 18≈ 4-Zimmer-Maisonetten (89 m2) lichte Raumhöhe: 2,60 m Konstruktion: Stahlbetonmassivbau Erschließung: Zweispänner, Laubengang für Maisonetten Bruttogeschossfläche: 7416 m2 Grundstücksfläche: 3107 m2 Wettbewerb: 2001 Fertigstellung: 09/2003

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Wohnzeile in Basel Architekten: Morger & Degelo Architekten, Basel

Am St. Alban-Ring in Basel treffen zwei Welten aufeinander. Nach Norden erstreckt sich das durchgrünte, citynahe GellertQuartier mit seinen Bürgerhäusern; im Süden schneiden Verkehrsstränge von Auto- und Fernbahn durch das Wohnviertel. Das dreieckige Grundstück öffnet sich einerseits zu der weiten und stillen Parkanlage einer Schule mit altem Baumbestand, andererseits ist es dem Verkehrslärm der Autobahn ausgesetzt. Wie ein Schutzwall schiebt sich der viergeschossige Wohnriegel an die Straßenkante und schließt direkt an die Nachbarbebauung an, sodass sich die Freifläche zur attraktiven Parkseite orientiert. Auch die Wohnungsgrundrisse und die Fassadengestaltung reagieren auf den Park. Balkone ziehen sich über die ganze Gebäudelänge, ihre polygonale Grundrissform lockert die Fassade auf. In reduzierter Form ist diese Bewegung auf der Straßenfassade fortgeführt. Anstelle des Balkons schützt hier die geschwungene Außenhaut als vorgesetzte Fassade vor dem Verkehrslärm. Vier Treppenhäuser erschließen jeweils zwei Mietwohnungen pro Geschoss. Sie sind versetzt zur Wohnungstrennwand angeordnet, sodass sich kleinere mit größeren Wohnungen abwechseln, wobei Fünf-Zimmerwohnungen das Kopfende der Zeile einnehmen. Die durchgesteckten Wohnungen sind in Nord-Süd-Richtung orientiert. Da die Parkseite von der Ausrichtung ungünstig liegt und die Südseite durch die Autobahn beeinträchtigt wird, entschieden sich die Architekten, Wohnräume nach beiden Seiten anzubieten. Eingestellte Bäder zonieren mit den direkt anschließenden Schlafzimmern die Wohnungen. Erschließungskerne, Wohnungstrennwände und Decken sind aus Ortbeton und gewährleisten die notwendige Aussteifung des schmalen Zeilenbaus. Die Innenwände bestehen aus Ziegelmauerwerk. Lageplan Maßstab 1:2000 Gebäudedaten: Nutzung:

45 Wohneinheiten, 11 Mehrzweckräume Wohnungen: 5≈ 2,5-Zimmer (69,7–79,6 m2) 16≈ 3-Zimmer (96,9 m2) 20≈ 4-Zimmer (110,6–118,9 m2 4≈ 5-Zimmer (135,2 m2) lichte Raumhöhe: 2,51 m Konstruktion: Stahlbetonmassivbau Erschließung: Zweispänner Bruttogeschossfläche: 5688,69 m2 Grundstücksfläche: 4577,50 m2 Bauzeit: 01/2001–05/2002

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Grundrisse Maßstab 1:750

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Wohnzeile in Ingolstadt Architekten: Beyer + Dier, Ingolstadt

Lageplan Maßstab 1:2500 Grundrisse Erdgeschoss 1. Obergeschoss Maßstab 1:500

Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

30 Wohneinheiten 26≈ 2-Zimmer (50–54 m2) 2≈ 3-Zimmer (70 m2) 2≈ 4-Zimmer (85–95 m2) lichte Raumhöhe: 2,45 m Konstruktion: Massivbau Erschließung: Laubengang Bruttogeschossfläche: 3395 m2 Bauzeit: 2002–2004

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Das ehemalige Eisenbahnerviertel aus den 20er-Jahren ist eines der größten Erneuerungsgebiete der süddeutschen Stadt Ingolstadt. Ursprünglicher Bestand des stark nachverdichteten Quartiers war nur die straßenbegleitende dreigeschossige Bebauung, die jetzt mit vorgestellten Balkonen aufgewertet ist. Um die Wohnverhältnisse der alteingesessenen Nutzer sozialverträglich zu verbessern und gleichzeitig zusätzlichen Raum für junge Familien zu schaffen, entstanden an Stelle einer ungenutzten Kleingartenanlage dreigeschossige Zeilenbebauungen. Die nötigen Stellplätze sind in einem bestehenden Parkhaus angemietet. Den Abschluss des Blocks bildet ein südorientierter Bau, der über Eck an den Bestand im Osten anbindet. Über einen Wohnweg erfolgt die Erschließung der Zeile, er mündet in das aufgeständerte Erdgeschoss des Verbindungsbaus. Hier liegt auch die verglaste Eingangshalle mit der Haupttreppe, von der aus alle 30 Wohnungen über Laubengänge erreichbar sind. In einem vor jeweils zwei Wohnungen zusammengefassten, großzügigen gemeinschaftlichen Aufenthaltsbereich befinden sich – zurückgesetzt von den Laubengängen – die Wohnungseingänge. Auf diese Weise wird gleichzeitig die Erschließungsfläche innerhalb der Wohnungen gering gehalten. Der Stahlbetonmassivbau wurde mit grauen Faserzementplatten verkleidet. Um das Raumklima der nach Süden orientierten Schlafräume zu optimieren, bilden hier Sandwich-Elemente aus Beton-Fertigteilplatten die Außenhaut, die von außen gut ablesbar sind. Der Eingangsbereich vor den Wohnungen ist mit Schichtholzplatten beplankt. Das warme Material betont den Übergang vom öffentlichen zum privaten Raum. Die geschlossenen Loggia- und Laubengangbrüstungen bestehen aus zementgebundenen Holzspanplatten mit beidseitig hellgelber Farbbeschichtung.

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Schnitte Maßstab 1:20 • Maßstab 1:500 1 Trapezblech Pfette Nadelholz 120/120 mm Stütze Stahlprofil | 50/50/4 mm Hinterlüftung 2 Insektenschutz Streckmetall 3 Unterspannbahn diffusionsoffen Wärmedämmung Mineralwolle, vlieskaschiert 140 mm Wärmedämmung Mineralwolle 140 mm Decke Stahlbeton gestrichen 180 mm 4 Holzwerkstoffplatte 16 mm Lattung 20 mm Winddichtung Wärmedämmung Mineralwolle vlieskaschiert 140 mm zwischen Holzständerkonstruktion

5 Brüstungselement Holzzementplatte gelb gestrichen 32 mm Abdeckwinkel Stahl ∑ 40/40/4 mm 6 Stahlprofil fi 50/38 mm 7 Fertigteil Stahlbeton 180 mm 8 Gitterrost 9 Stahlschwert 150/1000/30 mm auf Schallschutzauflager 10 Bodenaufbau: Parkett Eiche 10 mm Estrich 50 mm Trennlage Trittschalldämmung 30 mm Wärmedämmung 30 mm Decke Stahlbeton gestrichen 180 mm 11 Gitterrost über Lichtschacht 12 Schiebeladen Streckmetall in Rahmen aus Flachstahl ¡ 30/5 mm und Stahlprofil ∑ 40/40/4 mm

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Wohnzeilen in Potsdam Architekten: Becher + Rottkamp, Berlin

Lageplan Maßstab 1:5000 Grundrisse Regelgeschoss • Dachgeschoss Maßstab 1:400 Gebäudedaten: Nutzung: Konstruktion: Wohnungen:

96 Wohneinheiten Stahlbeton 27≈ 2-Zimmer (52 – 63 m2) 39≈ 3-Zimmer (78 – 80 m2) 22≈ 4-Zimmer (84 – 93 m2) 8≈ 5-Zimmer (104 m2) lichte Raumhöhe: 2,45 m Erschließung: Zweispänner Bruttogeschossfläche: 8850 m2 Wohnfläche: 7530 m2 Bauzeit: 2000 –2002

Die 96 Wohnungen der Wohnanlage Pappelallee im nördlichen Innenstadtbereich Potsdams verteilen sich auf drei in NordSüd-Richtung orientierte Zeilenbauten. Die gesamte Anlage erscheint klar und bescheiden und bringt gestalterische und ökonomische Aspekte in Einklang. Sie zeichnet sich durch den sorgfältigen Umgang mit Materialien aus und bezieht daraus ihren besonderen Reiz. Die Lochfassaden im Osten und an den Stirnseiten der Gebäuderiegel stehen im Kontrast zu den Westfassaden, geprägt von Balkonbändern und wechselnden, raumhohen Elementen aus Glas und Faserzement. Vier als Zweispänner organisierten Treppenhäuser dienen der vertikalen Erschließung der viergeschossigen Zeilen. Über sie sind je Stockwerk vier verschiedene Wohnungstypen mit zwei, drei und vier Zimmern erschlossen. Die durchgesteckten Grundrisse ermöglichen eine zweiseitige Belichtung. Die südlichen, dreiseitig orientierten Wohnungen, sind an der Gebäudemittelachse gespiegelt. Dadurch ergibt sich am Kopf der Zeilen ein Wechsel von offenen zu geschlossenen Flächen. Die Wohnungen im zurückgesetzten Attikageschoss haben eine geringere Wohnfläche, wobei sich die vorgelagerten Balkonbereiche jeweils über die gesamte Wohnungsbreite ziehen. Im angehobenen Erdgeschoss verfügen die Wohnungen über Terrassen mit vorgelagerten, privaten Gärten, während die Geschosswohnungen sich mit tiefen Balkonen zur Umgebung öffnen. Die Balkonplatten aus wasserundurchlässigen Leichtbetonfertigteilen haben keinen zusätzlichen Bodenbelag, ihre Trennwände aus Stahlrahmen mit mattiertem Glas lockern die klar gegliederte horizontale Fassade auf. Die Wohnungen für Bundesbedienstete entstanden als Pilotprojekt des Bundesbauministeriums zum Thema kostensparendes Bauen.

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Schnitt Maßstab 1:400 Schnitt Balkonfassade Maßstab 1:20

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Handlauf Stahlrohr verzinkt Ø 42 mm Pfosten Ø 38 mm Füllstab Ø 14 mm Untergurt Ø 20 mm Stahlprofil fi 160 Stahlplatte mit Gewindehülsen 120/120 mm, M 12 Entwässerungsrinne (mit Wasserspeier) Leichtbeton-Fertigteil wasserundurchlässig Fallrohr Ø 100 mm Bewehrungsanschluss wärmegedämmt Bodenaufbau: Parkett Eiche 10 mm Zementestrich 60 mm Trennlage PE-Folie Trittschalldämmumg Mineralwolle 40 mm Stahlbeton 200 mm Putz Glastrennwand VSG matt in Stahlrahmen Stahlprofil Å 160 mm Brandschutzverkleidung, zementgebunden 15 mm Dachaufbau: Stahlblech 0,75 mm Holzlattung 30/50 mm Dachkonstruktion Brettschichtholz Wärmedämmung 160 mm Lattung 40 mm Gipskartonplatte zweilagig Gitterrost Maschenweite 30/30 mm Schwert Flachstahl verschweißt Stahlprofil fi 180 mm

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Wohnbebauung in Ingolstadt Architekten: meck architekten, München

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Lageplan Maßstab 1:3000 A 1. Bauabschnitt, sozialer Wohnungsbau B 2. Bauabschnitt, integriertes Wohnen C 3. Bauabschnitt, studentisches Wohnen 2. Bauabschnitt Schnitt • Ansicht Maßstab 1:250

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Die in drei Abschnitten realisierte Wohnbebauung liegt mitten in einem Sanierungsgebiet nordöstlich der Ingoldstädter Altstadt. Wesentlich beim Entwurf des öffentlich geförderten Modellbauvorhabens ist der soziale Aspekt: Anstelle der Ausgrenzung bestimmter Gruppen tritt »integriertes Wohnen« für unterschiedliche Bewohnergruppen wie Senioren, Behinderte, alleinerziehende Eltern, kinderreiche Familien und Singles. Voraussetzung dafür ist zum einen die »barrierefreie« Planung, zum anderen eine flexible Konzeption, die jederzeit an veränderte Bedürfnisse angepasst werden kann. Im ersten Bauabschnitt der Blockinnenbebauung entstand ein dreigeschossiger sozialer Wohnungsbau mit Maisonettewohnungen im Erdgeschoss. Die Grundrisse können je nach Bedarf durch sogenannte »Schaltzimmer«, die wahlweise einer der beiden Wohnungen an die sie grenzen »zugeschaltet« sind – um einen Raum vergrößert oder verkleinert werden. Die Erschließungszone des zweiten Bauabschnitts bildet das Rückgrat der drei- bis viergeschossigen Anlage und dient gleichzeitig als Aufenthalts- und Kommunikationsbereich für die Bewohner. Angeschlossen sind Gemeinschaftsräume, Terrassen, Laubengänge und ein Behinderten- aufzug. Dieser ermöglicht es, jede der 33 Wohnungen sowie die Tiefgarage problemlos zu erreichen. In den schmalen, ost-west-orientierten Wohnungen ist der Tagesablauf mit Sonnenauf- und -untergang auch für weniger mobile Menschen erlebbar. Die Wohnungen sind in Bereiche gegliedert und mittels leichter Trennwände schnell veränderbar, sie sind von Osten über Laubengänge erschlossen. Da nie mehr als zwei Wohneinheiten an einem Laubengang liegen, nutzen die Bewohner sie auch als Freisitz. Die Westfassade ist mit hellgrauen Faserzementtafeln verkleidet. Schiebeelemente aus Lärchenholzlatten dienen als Sichtschutz für raumhohe Fenster; von innen können die Schiebeläden mittels eines Kurbelgetriebes bedient werden. Der dritte Bauabschnitt, ein Studentenwohnheim mit 24 Apartments schließt den Blockrand im Süden. An den großen Fensterelementen der Straßenfassade ist die innere Organisation des Hauses ablesbar. Die ebenerdig erschlossenen Wohnungen sind als Maisonetten konzipiert. In die Wohnungen im zweiten und dritten Stockwerk gelangt man über einen zweigeschossigen Aufenthaltsbereich, wobei die Apartments im obersten Geschoss durch eine Schrägverglasung gleichmäßiges Nordlicht erhalten. Das Gebäude ist in Ortbeton ausgeführt, die Wärmedämmung beschränkt sich aus Kostengründen auf die Bereiche der Wohnräume; der vorgelagerte Aufenthaltsbereich ist ungedämmt.

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2. und 3. Bauabschnitt Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:500

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Typ 1: 2-Zimmer-Altenwohnung Typ 2: behindertengerechte Wohnung Typ 3: 1,5-Zimmer-Wohnung Typ 4: 3-Zimmer-Familienwohnung Gemeinschaftsraum Nachbarbebauung zweigeschossiger Erschließungsbereich Studentenapartments

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Nutzungsvarianten Maßstab 1:250 A B C D

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Rückzug Wohnen Kommunikation Öffentlichkeit

Gebäudedaten Integriertes Wohnen: Nutzung: 33 Wohnungen mit Gemeinschaftseinr. und Quartiersgarage Wohnungen: 14≈ 2-Zimmer (61 m2) 16≈ 1,5-Zimmer (50 m2) 3≈ 3-Zimmer (75 m2) lichte Raumhöhe: 2,44 m Konstruktion: Ziegelmassivbau Erschließung: Laubengang Bruttogeschossfläche: 4560,01 m2 Grundstücksfläche: 3400 m2 Bauzeit: 10/1995 – 08/1997

Gebäudedaten Studentisches Wohnen: Nutzung: 24 Studentenapartments Wohnungen: 6≈ Maisonetten (23,6 m2) 9≈ Apartment (17,89 m2) 9≈ Apartment mit Galerie (18,31 m2) lichte Raumhöhe: 2,43 m (Regelgeschoss) Konstruktion: Ortbeton mit WärmedämmVerbundsystem Erschließung: Laubengang Bruttogeschossfläche: 908,29 m2 Grundstücksfläche: 393 m2 Bauzeit: 06/1998 – 08/1999

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8 a Schnitte

Maßstab 1:10

1 Titanzink-Doppelstehfalzdeckung Dichtungsbahn, Schalung sägerau 24 mm Hinterlüftung 100 mm Dichtungsbahn und Mineralfaserdämmung 80 mm zwischen Sparren 80/180 mm Mineralfaserdämmung 100 mm, Dampfbremse Lattung 30/50 mm, Gipskartonplatte 12,5 mm 2 Ziegelfertigteil, gedämmt und ausbetoniert 3 Flachziegelsturz 4 Faserzementtafel 8 mm, Hinterlüftung 40 mm Wärmedämmung 100 mm Mauerwerk 175 mm, Innenputz 5 umlaufender Stahlrahmen aus ∑ 60/60/5 mm 6 Latten Lärchenholz 7 Blech 250/110/6 mm 8 Geländer aus feuerverzinktem Flachstahl 5/30 mm 9 Hartholz mit Führungsnut l = 100 mm 10 Führungsschiene Aluminiumwinkel 20/30/3 mm 11 Kurbel für Schiebeladenantrieb

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Schnitt Maßstab 1:500 Axonometrie Dachapartment Axonometrie Maisonette ohne Maßstab

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Wohnanlage in Hannover Architekten: Fink + Jocher, München

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Gebäudedaten: Nutzung:

87 Wohneinheiten Gemeinschaftseinrichtungen Läden Konstruktion: Stahlbeton Wohnungen: 45,4 – 92,2 m2 lichte Raumhöhe: 2,46 m Erschließung: Zweispänner Bruttogrundrissfläche: 9417 m2 Wohnfläche: 6109 m2 Bauzeit: 1998–1999 Erdgeschoss Maßstab 1:2000 Grundrisstypologie Maßstab 1:500

Der Stadtbaustein in Hannover-Kronsberg mit 87 Wohnungen, Gemeinschaftseinrichtungen und Läden zeichnet sich sowohl durch die Fassadengestaltung, wie auch durch seine flexiblen Grundrisse aus. Seine zwei Hauptfassaden sind unterschiedlich ausgebildet: Zur Stadt hin eine Backsteinfassade mit Torfbrandklinkern und raumhohen französischen Fenstern mit Klappläden, zum Innenhof eine Holzfassade hinter durchlaufenden, tiefliegenden Loggien. Die plastische Ausbildung des Blockrandes mit gleich großen Fensterelementen, die sich rhythmisiert und mit leichten Versätzen über die Fassade verteilen, verleiht dem Block ein klares und dennoch lebendiges Erscheinungsbild. Die tragenden Wohnungstrennwände bilden die Grundstruktur des Gebäudes, in der eine große Vielfalt an Wohnungstypen vom Loft bis hin zum einfachen Mehrzimmer-Grundriss mit Diele möglich ist. Einläufige Treppen erschließen als Zweispänner die Wohnungen auf fünf Stockwerken, ein Treppenhaus in der Innenecke des Gebäudewinkels je Geschoss drei Wohnungen. Durch die Vorfertigung des gesamten Tragwerks aus Stahlbeton konnten die Kosten minimiert werden. Die Wohnungen entstanden in nur elf Monaten Bauzeit. Die Vorsatzschale aus 11,5 cm starken Klinkern wird durch kräftige Betonfertigteile, die zur Abdeckung der Attika dienen, akzentuiert. Fensterstürze und -bänke sind ebenfalls vorgefertigt, wobei die Stürze mit Ziegeln im Läuferverband verblendet sind. Sie erhalten die gleiche Tiefe und Oberfläche wie die 24 cm starken Laibungen, in die wiederum vierteilige Klappläden aus Schichtholzplatten eingepasst sind. Die Hoffassaden mit ihren tiefen Loggien sind mit phenolharzbeschichteten Birkensperrholzplatten verkleidet und bilden den Übergang zum begrünten Innenhof, der im Kontrast zur städtischen Umgebung des Gebäudes steht.

Grundstruktur

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Diele

Durchwohnen

Allraum

Einstellung

Loft

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Schnitt Maßstab 1:250 Horizontalschnitt Anschluss Klinkerfassade an Holzplattenfassade Horizontalschnitt Wohnungsfenster Horizontalschnitt Treppenhausfenster Schnitt Straßenfassade Maßstab 1:20 1 Sperrholzplatte Birke beidseitig phenolharzbeschichtet 18 mm 2 Laibungsbrett 40/200 mm 3 Holzfenstertür mit Isolierverglasung 4 Unterkonstruktion Kantholz 40/40 mm 5 Torfbrandklinker NF 115 mm Hinterlüftung 10 mm Wärmedämmung, Mineralfaser 120 mm Stahlbeton 180 mm 6 vierteiliger Klappladen Dreischichtholzplatten mit Umleimer wetterfest verleimt, oben und unten geführt 2≈ 15 mm 7 Flachstahlgeländer verzinkt, eisenglimmerbeschichtet 35/8 mm 8 Fensterbank Stahlbetonfertigteil Überstand mit Tropfnase 50 mm 9 Holzfenster zweiflügelig mit Isolierverglasung 10 horizontales Holzwendefenster mit Isolierverglasung, Brüstung festverglast, Innenscheibe VSG 11 Gipskartonplatte 12,5 mm 12 Wärmedämmung 80 mm 13 Ringanker Porenbeton-fi-Schale 14 Putz 25 mm 15 Gehwegplatten im Kiesbett Trittschalldämmbahn 15 mm Dachabdichtung Wärmedämmung 200 mm Dampfsperre Stahlbetondecke 220 mm 16 Blechabdeckung 17 Torfbrandklinker im Läuferverband 115 mm Hinterlüftung 10 mm Wärmedämmung Mineralfaser 120 mm Porenbeton 175 mm 18 offene Stoßfuge 19 Wärmedämmung Hartschaum 60 mm 20 horizontale Fräsung mit Gefälle nach außen 21 Lüftungselement 22 Stahlprofil als Auflager für Fensterbank

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Schnitt Maßstab 1:20

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1 Attikaabdeckung Stahlbetonfertigteil 2 Stahlbetonsturz mit Ziegelverblendung 3 Abdeckblech Titanzink 1 mm 4 Dachaufbau: Vegetationsschicht Filterschicht Drainageschicht 120 mm Dachabdichtung Wärmedämmung 200 mm Abdichtung Stahlbetondecke 220 mm 5 Torfbrandklinker NF 115 mm Hinterlüftung 10 mm Wärmedämmung, Mineralfaser 120 mm Stahlbetonwand 180 mm 6 Leuchte 450/100/100 mm

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7 Holzrahmentür mit Isolierverglasung 8 Stoßblech, Edelstahl gebürstet 1 mm 9 Stahlbeton, wasserundurchlässig 250 mm 10 horizontales Holzwendefenster mit Isolierverglasung Brüstung festverglast, Innenscheibe VSG 11 Wärmedämmung 80 mm 12 Gipskartonplatte 12,5 mm 13 Holzbohle 180/70 mm 14 Furnierschichtholzplatte mit Vollholzanleimer 28 mm 15 Gehwegplatten im Kiesbett Trittschalldämmbahn 15 mm Dachabdichtung Wärmedämmung 200 mm

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Abdichtung Stahlbetondecke 220 mm Balkonüberdachung Stahlbetonfertigteil Sperrholzplatte Birke 18 mm, phenolharzbeschichtet Hinterlüftung 40 mm Wärmedämmung, Mineralfaser 120 mm Stahlbetonwand 180 mm Abtretmatte in Stahlwinkelrahmen Stahlbetondecke 220 mm

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Wohnblock in Zürich Architekten: Martin Spühler, Zürich

Lageplan Maßstab 1:5000 Schnitt Maßstab 1:500

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Im Rahmen eines Programms des Kantons Zürich zur Neunutzung innerstädtischer Industriebrachen entstand das Wohnbauprojekt am Oerliker Park. Unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur dient das Gebäude auf dem ehemals von Maschinenbaubetrieben besiedelten Areal gleichzeitig als Motor städtischer Entwicklung. Mit der gewählten Blockrandbebauung reagieren die Architekten auf die Maßstäblichkeit der Umgebung. Die Stirnseiten des Wohnblocks sind zwei bzw. drei Geschosse niedriger gehalten, um die Belichtung des Innenhofes zu verbessern. Während der südliche Riegel über den Hof zugänglich ist, werden die anderen Seiten direkt vom Straßenraum aus erschlossen. In den Schmalseiten befinden sich auf Erdgeschossebene Büros und Läden, in den Längsseiten liegen hier Wohnungen. Die privaten Außenräume, hofseitig in die Freiflächengestaltung integriert, sind längs des Oerliker Parks als Vorgärten ausgebildet. Drei gebäudehohe Einschnitte in der Fassade gliedern den südlichen Riegel. Hier befinden sich auf sieben Ebenen ausschließlich Geschosswohnungen mit zweibündig organisierten Treppenhäusern. Die Wohnungen erhalten durch die vollverglaste Südfassade und private Terrassen in Wohnzimmergröße einen großzügigen Charakter. In den sechs Stockwerken des Nordflügels liegen Maisonette- und Geschosswohnungen. Sie werden durch den Wohn- und Essbereich geprägt, der winkelförmig die meist zweigeschossige Loggia umschließt. Schlafräume und Nasszellen befinden sich an der Nordfassade. In den viergeschossigen Stirnseiten des Blockrandes führen Laubengänge zu den hofseitig orientierten Kleinwohnungen. Während zum Straßenraum gelbes Sichtmauerwerk den Bezug zur ehemaligen Bebauung schafft, öffnet sich die Anlage zur Park- und Hofseite mit großzügig verglasten Leichtbauelementen.

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Grundrisse Erdgeschoss 1. Obergeschoss Maßstab 1:500

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Maisonettewohnung privater Außenraum Hof öffentlicher Eingangsbereich 3,5-Zimmerwohnung Terrasse Vorgarten Tiefgaragenzufahrt Laden Büro zweigeschossige Loggia Balkon 2-Zimmerwohnung Laubengang

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Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

106 Wohneinheiten 2≈ 1-Zimmer (57 m2) 4≈ 1,5-Zimmer (50 m2) 8≈ 2-Zimmer (54 m2) 21≈ 2,5-Zimmer (75 – 85m2) 8≈ 3-Zimmer (83 m2) 7≈ 3,5-Zimmer (88 – 93 m2) 6≈ 4-Zimmer (110 m2) 40≈ 4,5-Zimmer (115 –135m2) 6≈ 5-Zimmer (137 m2) 4≈ 5,5-Zimmer (150 –157 m2) lichte Raumhöhe: 2,40 m Konstruktion: Mauerwerk mit Stahlbetondecken Erschließung: Zwei-, Dreispänner, Laubengang Bruttogeschossfläche: 13 560 m2 Grundstücksfläche: 6481 m2 Bauzeit: 07/1999–10/2000

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Vertikalschnitt Maßstab 1:20

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Verkleidung Aluminium eloxiert 500/1,5 mm Sonnenschutz Stoffstore mit Führungsschiene Gelenkarmmarkise Extensivbegrünung 50 –70 mm Schutzmatte Gummigranulat 15 mm Abdichtung Polymerbitumen zweilagig Wärmedämmung Schaumglas 140 mm Dampfsperre Bitumenbahn Stahlbetondecke im Gefälle 240 –280 mm 5 Handlauf Stahlrohr Edelstahl Ø 40 mm 6 Pfosten Flachstahl verzinkt ¡ 50/12 mm 7 Bodenaufbau Terrasse: Naturstein, Porto Schiefer 20 mm Mörtelbett 60 mm Flüssigkunststoff abgesandet

8 Bodenaufbau Wohnen: Naturstein Porto-Schiefer 20 mm Estrich mit Fußbodenheizung 80 mm Trittschalldämmung zweilagig 40 mm 9 Wandaufbau: Grundputz und Weißputz 15 mm Innenschale Mauerwerk Backstein 175 mm Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm Hinterlüftung 30 mm Außenschale Sichtmauerwerk Backstein im Läuferverband 140 mm 10 Bodenaufbau Zimmer: Linoleum 2 mm Estrich mit Fußbodenheizung 80 mm Trittschalldämmung zweilagig

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Wohnzeilen in München-Riem Architekten: Fink + Jocher, München

Während zum grünen Hof hin rot verputzte Lochfassaden das Bild der Wohnzeilen im Osten Münchens prägen, sind die Eingangsbereiche durch verglaste Loggien und die Holzverkleidung der Treppenhäuser bestimmt. Ungewöhnlich ist die Orientierung der Eingänge; die Erschließung der beiden Wohnzeilen erfolgt von Süden. Diese Situation erklärt sich aus dem Städtebau: Zwischen den fünf Gebäuderiegeln wechseln sich ruhige, grüne und belebte, gepflasterte Hofräume ab. Die Erschließung der Wohnanlage erfolgt über die öffentlichen Höfe, welche sich südlich der beiden Zeilen von Fink + Jocher befinden. Um die vorteilhafte Südseite trotzdem als Aufenthaltsbereich für die Bewohner zu erhalten, sind die Wohnungen über an die Treppenhäuser angrenzende Loggien zugänglich. Mit Hilfe von Glasschiebeelementen können sie offen als Balkon oder geschlossen als Wintergarten genutzt werden. Von der Loggia gelangt der Bewohner über zweiflügelige Glastüren in den durchgesteckten Wohnraum. Auch die Küche ist nach Süden orientiert; von hier lässt sich durch ein Fenster die Eingangstür einsehen. Im zweiten Geschoss liegen Maisonettewohnungen mit Dachterrasse. Die Treppen der Maisonetten sind an der Nordfassade untergebracht, während sich in den Wohnungen darunter an dieser Stelle ein weiteres Zimmer befindet. Als Schaltzimmer kann es wahlweise der einen oder anderen Wohnung zugeordnet werden. Die Wohnanlage liegt zwischen Messegelände, Autobahnzubringer und S-Bahn. Drei Architekturbüros waren an der Planung der 250 Sozialwohnungen mit Kindergarten und Parkhaus beteiligt. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, hat man im Vorfeld den Farbton der Putzfassade, die Gebäudeform und die Dachneigung festgelegt.

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Lageplan Maßstab 1:4000 Grundrisse Maßstab 1:500

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Gebäudedaten: Nutzung: Wohnungen:

18 + 24 Wohneinheiten 14≈ 3-Zimmer (71 m2) 14≈ 4-Zimmer (83 m2) 14≈ 5-Zimmer (107 m2) lichte Raumhöhe: 2,425 m Konstruktion: Mauerwerk mit Stahlbetondecken Erschließung: Zweispänner Bruttogeschossfläche: 2060 + 2748 m2 Grundstücksfläche: keine Angaben möglich Bauzeit: 09/1998 – 01/2000

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Vertikalschnitt Maßstab 1:20

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1 Dachdichtung Bitumenbahn zweilagig 10 mm Trennlage Bitumenpappe 1 mm Schalung Fichte sägerau 240 mm Sparren Fichte 100/180 mm Hinterlüftung 600 mm Wärmedämmung Mineralfaser zweilagig 160 mm Dampfbremse PE-Folie 0,2 mm Verkleidung Gipskarton zweilagig 25 mm 2 Betongehwegplatten 300/300/4 mm Splittbett Korngröße 4 mm Schutzmatte Gummigranulat 15 mm Abdichtung Bitumenbahn zweifach Wärmedämmung Polystyrolhartschaumplatten im Gefälle 60 – 240 mm Dampfsperre PE-Folie Abdichtung Bitumenbahn Stahlbetondecke 180 mm 3 Bodenbelag Linoleum 2 mm Zementestrich 50 mm Trennlage PE-Folie Trittschalldämmung Polystyrolhartschaumplatten 60 mm Stahlbetondecke 180 mm 4 Holzdielen Lärche geölt imprägniert 28 /120 mm Kantholz Lärche 60/50 mm Fertigteil Stahlbeton 180 mm mit Aufkantung im Gefälle 1,2% 5 Pfosten Lärche Schichtholz lasiert 60/160 mm 6 Lattung Lärche lasiert 35/35 mm

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Zwei Wohnhäuser in Berlin Architekten: popp.planungen, Berlin

Die in zwei Abschnitten realisierten Wohnhäuser füllen eine Baulücke im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Zusammen mit dem umgebauten Hinterhaus umfassen sie 33 Wohn- und 7 Büroeinheiten. Die offenen Grundrisse sind durch wandelbare Ausbauelemente flexibel nutz- und bewohnbar. Dies zeigt auch die Altersstruktur der Bewohner, die von Jugendlichen bis zu Rentnern reicht, wobei beinahe die Hälfte in Familien wohnt. Im ersten Bauabschnitt entstanden zwölf Mietwohnungen auf sieben Geschossen, welche durch das außermittig positionierte Treppenhaus in jeweils eine große und eine kleine Wohnung unterteilt sind. Der gebäudetiefe Wohnraum orientiert sich nach Osten und Westen. Vor der Fassade gliedert eine durchlaufende 1,80 m breite »Stufe« den Raum, die sich optisch durch ihren Belag aus Buchenholzparkett vom dunkelblauen Epoxydharzboden des Hauptraums abhebt. Diese so genannte »Estrade« ist als vermittelndes Element zwischen Innenraum und Balkon, als Schlaf-, Sitzplatz oder Loggia nutzbar. Küche, Bad und Eingang sind vom Wohnraum durch eine zehn Meter lange »Kiemenwand« getrennt. Diese besteht aus zwölf einzelnen, mit Erlenholz funierten Holzplatten, die sich separat drehen und bei Bedarf wie ein Vorhang zusammenschieben lassen. Die Baulücke schließt ein zweites Gebäude mit zwölf gleich großen Eigentumswohnungen. Hölzerne Trennwandsysteme dienen in Form von Wandschränken oder Regalkombinationen, mit schwarzem Tafellack überzogen, als Raum- teiler. Auch hier wird der Raum durch Estraden zoniert, die sich zum Teil L-förmig in den Wohnraum ziehen. Die tragenden Wände beider Häuser, mit Ausnahme des Aufzugsschachts und der Kellerwände sind mit 24 cm Kalksandsteinmauerwerk ausgeführt. Die Sichtbetonfertigteildecken spannen als Hohldielendecke bis zu 9,5 m stützenfrei.

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Lageplan Maßstab 1:2500

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Grundrissvarianten Mietwohnungen Grundrisse Maßstab 1:250 1 2 3 4 5 6

Mietwohnungen Eigentumswohnungen Umbau Hinterhaus Wohnbereich Bad WC

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Regelschnitt Grundrissvarianten Eigentumswohnungen Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250 1 2 3 4 5 6 7 8

Gebäudedaten: Nutzung:

Wohnbereich Bad WC Eingangsbereich Küche Estradenbereich innen Estradenbereich außen Ankleide

24 Wohneinheiten und 7 Büroeinheiten Wohnungen: 12≈ Mietwohnungen (108 m2 + 78 m2) 12≈ Eigentumswohnungen (94 m2) lichte Raumhöhe: 2,70 m Konstruktion: Kalksandsteinmauerwerk mit Stahlbetonhohldielendecken Erschließung: Zweispänner Bruttogeschossfläche: 1357 + 1485 m2 Grundstücksfläche: 829 + 460 m2 Bauzeit: 02/1996 – 02/1998, 07/2000 – 09/2001

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Systemschnitt Kiemenwand M 1:20 Erlenholzfurnierplatten 840/2640/22 mm auf Flachstahl 7 mm, mattschwarz lackiert, mit Drehbeschlägen versehen. Führung der Unterkonstruktion mittels Stift und U-Schiene

Vertikalschnitt Fassade Maßstab 1:20 1 Sonnenschutz: Holzbalken Lärche geölt 40/80 mm Flachstahl ¡ 15/90 mm, aufgeschweißt auf Stahlprofil Å 240 mm 2 Balkonaufbau: Holzbelag Bangkirai unbehandelt 25 mm, höhenverstellbar gelagert Dichtung PE-Folie mehrlagig Wärmedämmung 100 mm Ausgleichsschicht Perlite 28 – 58 mm Trennlage, Spannbeton-Hohldielen 200 mm 3 Bodenaufbau: Epoxydharz gegossen 5 mm, Estrich 50 mm Trennlage, Trittschalldämmung 30 mm Trennlage, Spannbeton-Hohldielen 200 mm 4 Bodenaufbau Estrade: Vollholzparkett Buche geölt 28 mm Estrich 50 mm, Trennlage Trittschalldämmung 30 mm Trennlage, Spannbeton-Hohldielen 200 mm 5 Geländerpfosten Flachstahl ¡ 15/90 mm Obergurt Stahlrohr Ø 66/3 mm Edelstahlgewebe mit Wantenspanner

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Blockrandbebauung in Rotterdam Architekten: KCAP, Rotterdam Kees Christiaanse, Irma van Oort, Hiltje Huizenga

Gebäudedaten: Nutzung:

458 Wohneinheiten 112 Seniorenwohnungen Läden Konstruktion: Stahlbeton und Ziegelmauerwerk Wohnungen: Wohneinheiten 71–187 m2 Seniorenwohnungen 80 –110 m2 lichte Raumhöhe: 2,40 m Erschließung: Dreispänner Laubengang Einbund Bruttogeschossfläche: 70 000m2 Grundstück: 24 240 m2 Bauzeit: 1999 –2002

Lageplan

Auf einem zirka 60 000 m2 großen Areal in Rotterdam entstanden – durchzogen von zahlreichen begrünten Innenhöfen – 600 Wohnungen, 5000 m2 Laden- und Bürofläche sowie eine Grundschule. Durch die Variation gleicher Gestaltungselemente schaffen die Architekten in der Blockrandbebauung eine Vielzahl verschiedenster Gebäudetypen mit hoher innerstädtischer Wohnqualität. Jedes ihrer 16 vier- bzw. achtgeschossigen Wohnhäuser reagiert mit seiner Grundrisszonierung und Fassadengestaltung auf die stark befahrenen Straßen, die Himmelsrichtungen und spezielle Bedürfnisse der Bewohner. Die Verkleidung mit unterschiedlich eingefärbten Klinkern gibt den Blöcken ein einheitliches Erscheinungsbild. Das so entstehende Bild bietet den Hintergrund für dichter oder weniger dicht über die einzelnen Fassaden verteilte Erkerelemente. Sie sind variiert zu Wintergärten oder Balkonen. Zwei Apartmenthäuser für ältere Menschen sind über Laubengänge erschlossen, deren statische Unterkonstruktion die Erker bilden. Der an einer stark frequentierten Kreuzung gelegene achtgeschossige Wohnblock wird über innenliegende Treppenhäuser als Dreispänner erschlossen. Je eine 3-Zimmerwohnung ist zum Innenhof orientiert, während zwei 4-Zimmerwohnungen durchgesteckt organisiert sind. Eine zweite Haut aus Wintergärten vor der Fassade filtert den Verkehrslärm. Die Gebäude an den Wohnstraßen des Blocks sind ähnlich Reihenhäusern konzipiert und nur vier Geschosse hoch. Hier erstreckt sich das Erkerelement vor einem Luftraum über zwei Etagen und versorgt den einseitig orientierten Wohnraum dahinter mit Licht – oder es wird zum Eingangsbereich vor der holländischen Treppe, die vom Straßenniveau direkt zur Wohnung in das Obergeschoss führt. Die unterschiedliche Deklination des Erkerelements schafft individuelle Freibereiche.

Maßstab 1:5000

A Geschosswohnungen Balkon auf Wintergarten B Geschosswohnungen Laubengang auf Wintergarten C Maisonettewohnungen

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Schnitte • Regelgeschosse Maßstab 1:400 A Geschosswohnungen Balkon auf Wintergarten B Geschosswohnungen Laubengang auf Wintergarten C Maisonettewohnungen 1 2 3 4 5

Erker/Wintergarten Balkon Laubengang Ladengeschoss Erschließung Maisonette 2.OG

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Erker • Wintergarten Schnitte Maßstab 1:20 1 Stahlträger HEA 160 feuerverzinkt 2 Sichtmauerwerk 100 mm Hinterlüftung 35 mm Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm Mauerwerk Kalksandstein 120 mm 3 Schiebefenster ESG 8 mm 4 Bodenaufbau Balkon- bzw. Laubengang: Holzdielen 22 mm auf Unterkonstruktion Abdichtung zweilagig Holzwerkstoffplatte 18 mm Kantholz 46/96 mm zwischen Stahlträgern Deckenuntersicht Multiplex 12 mm 5 Lüftungselement 6 horizontale Aussteifung Flachstahl

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Wohnanlage in Ludwigsburg Architekten: Hartwig N. Schneider mit Gabriele Mayer, Stuttgart

Lageplan Maßstab 1:2500 Schnitt • Grundrisse 2. Obergeschoss, Erdgeschoss Maßstab 1:500 Gebäudedaten: Nutzung:

60 Wohnungen 2 Tiefgaragen Wohnungen: 13≈ 1-Zimmer (38 m2) 36≈ 2-Zimmer (55 – 60 m2) 11≈ 3-Zimmer (72 m2) Lichte Raumhöhe: 2,42 m Konstruktion: Mauerwerk mit Stahlbetondecken Erschließung: Laubengang, Dreispänner Bruttogeschossfläche: 7220 m2 Grundstücksfläche: 3874 m2 Bauzeit: 10/1995 – 06/1997

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Die öffentlich geförderte Wohnanlage liegt inmitten eines Quartiers, das geprägt ist durch seine Bebauung aus den 50er-Jahren. Trotz der geforderten hohen Dichte (GFZ 1,2) gelingt es durch die Anordnung der Baukörper, die offene Siedlungsstruktur der Umgebung aufzunehmen. Die Grundrisstypen der 60 Mietwohnungen sind sowohl auf die Bedürfnisse Alleinstehender und -erziehender, als auch auf die von Paaren und Familien ausgerichtet. L-förmige Baukörper umschließen drei halböffentliche Wohnhöfe. Der langgestreckte Riegel trennt diese vom öffentlichen Grünstreifen im Süden. In dem Gebäuderiegel befinden sich erdgeschossig Maisonetten, die von Norden zugänglich sind. Ein Laubengang erschließt die eingeschossigen Wohnungen im obersten Stockwerk. Die um die Wohnhöfe angeordneten Wohnungen wirken im Innenraum großzügig, da sich der Hauptraum über die ganze Gebäudetiefe erstreckt; Bezüge zum Außenraum in zwei bzw. drei Richtungen sind möglich. Zum anderen bleiben die Zimmerwände um Flurbreite von der Fassade zurück, die Zimmer werden optisch erweitert. Hinter den Schiebeverglasungen der Putzfassaden verbergen sich den Wohnräumen nach Westen vorgelagerten Loggien. Rückseitig emaillierte Glasschiebeläden dienen als Verdunklung der Schlafräume. So entsteht ein homogenes Erscheinungsbild der Fassade, die dahinterliegenden Wohnungen sind nicht unmittelbar in den Ansichten ablesbar. Die baumbestandenen Höfe öffnen sich über großzügige Treppen zum Straßenraum und sind durch überdeckte Freibereiche mit dem Garten im Süden verbunden. Im Sockelgeschoss unterhalb der Höfe befinden sich zwei natürlich belüftete Tiefgaragen. Zur Fundamentierung musste der schlechte Baugrund durch Einbringung von 1100 Schotterpfählen verbessert werden. Die verputzten Baukörper bestehen aus Leichtziegelmauerwerk mit durchgefärbtem, mineralischem Putz, dessen Oberfläche je nach Wetterlage changiert. Im Kontrast hierzu stehen die Fassadenflächen mit elementierter naturbelassener Zedernbekleidung am Längsbaukörper im Süden. Austrittsbalkone aus eingefärbten Betonfertigteilen gliedern die homogene Fassade aus festen und beweglichen Holzelementen. Die Fenster wurden aus Holz mit Wärmeschutzverglasung ausgeführt, in besonders beanspruchten Bereichen kamen Holz-AluminiumFenster zum Einsatz.

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Vertikalschnitt Westfassade Horizontalschnitt Schiebeverglasung Putzbau Maßstab 1:20 Schnitt Maßstab 1:500 Vertikalschnitt Südfassade Maßstab 1:20 1 2 3 4 5

Führungsschiene Aluminium mit Bürsten ESG, rückseitig emailliert 8 mm Laufschuh Aluminium mit Führungsrolle Laufschiene Aluminium Wandaufbau: Außenputz mineralisch 20 mm Leichtziegel Hlz 300 mm Innenputz 15 mm 6 Leichtziegel U-Schale 300 mm 7 Aluminiumprofil fi 100/50/5 mm 8 Außenfensterbank Aluminium

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Holz-Aluminium-Fenster mit Isolierverglasung Innenfensterbank Betonwerkstein ESG 8 mm Putzprofil Edelstahl Stahlprofil verzinkt ¡ 60/20/3 mm Aluminiumprofil ∑ 60/30/5 mm Holzfaserplatte zementgebunden 14 mm obere Führungsschiene Schiebeladen untere Führungsschiene Schiebeladen Zedernholz 58 mm Innenputz 15 mm, Leichtziegel Hlz 240 mm Wärmedämmung Mineralwolle 80 mm Schutzvlies Zedernholzbekleidung elementiert 58 mm 20 Abschlussholz 220/48 mm 21 Betonfertigteil pigmentiert 22 Stabgeländer Stahlprofile verzinkt, farbbeschichtet

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Literatur

Bücher Broto, Carles: New Housing Concepts, Gingko Press, Corte Madera 2002 Carduff, Christian; Kuster, Jean-Pierre (Hrsg.): Wegweisend wohnen. Gemeinnütziger Wohnungsbau im Kanton Zürich an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, Scheidegger & Spiess, Zürich/Frankfurt 2000 Crosbie, Michael J. (Hrsg.): Multi-Family Housing: The Art of Sharing, Images Publishing Group, Victoria 2003 Dirlmeier, Ulf (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Band 2. 500 –1800 Hausen, Wohnen, Residieren, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998 ETH Wohnforum Zürich, Stadtplanungsamt Bern (Hrsg.): Stand der Dinge. Wohnen in Bern, Ausstellungskatalog, Beilage zur Zeitschrift Hochparterre 10/2003 Faller, Peter: Der Wohngrundriss, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2002 Flagge, Ingeborg (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Band 5. 1945 – heute Aufbau, Neubau, Umbau, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999 French, Hilary (Hrsg.): Accomodating in Change: Innovation in Housing, Architecture Foundation, London 2002 Gausa, Manuel: Housing. New Alternatives, New Systems, Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 1998 Hochbaudepartment der Stadt Zürich, ETH Zürich, Wüest & Partner (Hrsg.): Stand der Dinge. Neuestes Wohnen in Zürich, Ausstellungskatalog, Zürich 2002 Hoepfner, Wolfram (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Band 1. 5000 v. Chr. – 500 n. Chr. Vorgeschichte, Frühgeschichte, Antike, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999 Isphording, Stephan: Bauen und Wohnen in der Stadt. Stadthäuser, Aufstockungen, Nachverdichtungen, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2003

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Kähler, Gert (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Band 4. 1918 –1945 Reform, Reaktion, Zerstörung, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1996

Tichelmann, Karsten; Pfau, Jochen: Entwicklungswandel Wohnungsbau. Neue Gebäudekonzepte in Trocken- und Leichtbauweise, Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden 2000

Kloos, Maarten; Wendt, Dave (Hrsg.): Formats for Living. Contemporary floor plans in Amsterdam, Arcam, Amsterdam 2000

Waechter-Böhm, Liesbeth (Hrsg.): Carlo Baumschlager & Dietmar Eberle. Über Wohnbau / House-ing, Springer-Verlag, Wien/New York 2000

Landesinstitut für Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Stadtsiedlungen für die Zukunft. Wohnungen auf Entwicklungsstandorten, Aachen 2000 Lindner, Gerhard; Schmitz-Riol, Erik: Systembauweise im Wohnungsbau, Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2001 Mehlhorn, Dieter-Jürgen: Grundrissatlas Wohnungsbau, Bauwerk Verlag, Berlin 2000 Mostaedi, Arian: Apartment Architecture Now, Gingko Press, Corte Madera 2003 Oberste Bayerische Baubehörde (Hrsg.): Wohnmodelle Bayern – Band 3. Kostengünstiger Wohnungsbau, Callwey Verlag, München 1999 Oberste Bayerische Baubehörde (Hrsg.): Wohnmodelle Bayern. Qualität für die Zukunft, Callwey Verlag, München 2004 Reulecke, Jürgen (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Band 3. 1800–1918 Das bürgerliche Zeitalter, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997 Stamm-Teske, Walter (Hrsg.): Preiswerter Wohnungsbau in Österreich, Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2001 Stamm-Teske, Walter (Hrsg.): Preiswerter Wohnungsbau in den Niederlanden, Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 1998 Schader-Stiftung (Hrsg.): wohn:wandel. Szenarien, Prognosen, Optionen zur Zukunft des Wohnens, Darmstadt 2001 Schneider, Friederike (Hrsg.): Grundrissatlas Wohnungsbau / Floor Plan Manual: Housing, Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 3. überarbeitete Auflage 2004

Wicky, Gaston; Selden, Brigitte: Neues Wohnen in der Schweiz. Architekten und Bauten im Porträt, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2003 Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Wohnbauen in Deutschland, Karl Krämer Verlag, Stuttgart/Zürich 2002

Zeitschriften archithese, 4/2003 Wohnbauprogramme / Programmes d’habitation arquitectura+tecnología, 1/2002 densidad / density I arquitectura+tecnología, 2/2002 densidad / density II arquitectura+tecnología, 1/2003 densidad / density III arquitectura+tecnología, 2/2003 densidad / density IV Baumeister, 7/2003 Bauen für den Wohnungsmarkt Detail, 3/2003 Konzept Wohnungsbau Deutsche Bauzeitung, 8/2002 Wohnen auf der Etage werk, bauen + wohnen, 6/2001 Wohnen, wohnen / Habitats / Housing werk, bauen + wohnen, 10/2002 Stadtvillen, Stadthäuser, Parkhäuser

Autoren

Christian Schittich (Herausgeber) Jahrgang 1956 Architekturstudium an der TU München, anschließend sieben Jahre Büropraxis, publizistische Tätigkeit, seit 1991 Redaktion DETAIL, seit 1992 verantwortlicher Redakteur, seit 1998 Chefredakteur; Autor und Herausgeber zahlreicher Fachbücher und Fachartikel.

Klaus-Dieter Weiß Jahrgang 1951 Freier Autor und Publizist, lebt in Minden/Westfalen. Studium in München und Aachen, Forschungs- und Lehrtätigkeit am Institut für Entwerfen und Architektur der TU Hannover, Korrespondent von »architektur.aktuell« und »werk, bauen + wohnen«. Zahlreiche Aufsätze und Bücher zu Themen der modernen und zeitgenössischen Architektur, Veröffentlichungen zur Typologie des Wohnungsbaus seit 1981.

Eberhard Wurst Jahrgang 1960 Studium der Architektur und Stadtplanung, 1992 – 98 wissenschaftliche Mitarbeit an der Forschungsarbeit »Der Wohngrundriss« mit Peter Faller, seit 1992 Freier Architekt, seit 1998 Forschungsarbeiten, Veröffentlichungen und Vortragsreisen zu Wohnungsbau, Gebäudekunde und Städtebau, 2002 Lehrauftrag an der Fachhochschule Konstanz, seit 2003 Lehrauftrag an der Universität Stuttgart.

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Projektdaten /Architekten Ingo Bucher-Beholz geboren 1959; 1980 –1985 Studium an der Fachhochschule Biberach; 1990 –1993 eigenes Architekturbüro in Konstanz; 1993 –1994 Lehrauftrag an der FH Biberach; 1999 – 2002 Lehrauftrag an der FH Konstanz; seit 1993 Architekturbüro in Gaienhofen am Bodensee.

Wohnbebauung in Meran Bauherr: Baugesellschaft Wolkenstein, Meran Architekten: Holzbox Tirol, Innsbruck Anton Höss, Innsbruck Tragwerksplaner: Vorarlberger Ökohaus, Ludesch Erich Huster, Bregenz [email protected] www.holzbox.at

Wohnanlage in Zürich Bauherr: FGZ Familienheim-Genossenschaft, Zürich Architekten: ARGE EM2N Architekten ETH/SIA Mathias Müller, Daniel Niggli, Zürich bosshard + partner Baurealisation AG, Zürich Projektleitung: Christof Zollinger Mitarbeiter: Marc Holle, Wolfgang Kessler, Christoph Rothenhöfer ct Bauökonomie AG, Zürich Tragwerksplanung Massivbau: Tragwerk GmbH, Affoltern a. Albis Tragwerksplanung Holzbau: ARGE Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau, Rain; Makiol + Wiederkehr Holzbauingenieure HTL/SISH, Beinwil am See Landschaftsarchitekten: Zulauf Seippel Schweingruber, Baden

Wohnzeilen in Trofaiach Erich Strolz geboren 1959; 1980 –1989 Studium in Graz und Innsbruck; seit 1993 Bürogemeinschaft mit Armin Kathan in Innsbruck. Armin Kathan geboren 1961; 1981–1998 Studium in Wien und Innsbruck; seit 1993 Bürogemeinschaft mit Erich Strolz in Innsbruck.

Daniel Niggli geboren 1970; Diplom 1996 ETHZ; seit 1997/98 Bürogemeinschaft EM2N Architekten ETH/SIA.

Hubert Riess geboren 1946; 1967–1975 Architekturstudium an der TU Graz; 1976 –1977 Assistent an der TU Graz; seit 1985 selbständiger Architekt in Graz; 1992 Gastprofessur an der TU München; 1994 Professur an der BauhausUniversität, Weimar.

Wohnbebauung in Dornbirn Bauherr: I+R Schertler GmbH, Lauterach Architekten: B & E Baumschlager-Eberle, Lochau Projektleitung: Harald Nasahl I+R Schertler GmbH, Lauterach Mitarbeiter: Christine Falkner Tragwerksplaner: Rüsch, Diem, Schuler und Eric Hämmerle, Dornbirn Landschaftsarchitekten: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich [email protected] www.baumschlager-eberle.com Carlo Baumschlager geboren 1956; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Dietmar Eberle; seit 1994 Lehrtätigkeit. Dietmar Eberle geboren 1952; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Carlo Baumschlager; seit 1983 Lehrtätigkeit; seit 1999 Professur an der ETH Zürich.

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Architekt: Hubert Riess, Graz Mitarbeiter: Christoph Platzer Bauleitung: WAG Linz, Christian Schmied Tragwerksplaner: Rudolf Prein, Loeben [email protected]

[email protected] http://www.em2n.ch Mathias Müller geboren 1966; 1996 Diplom ETHZ; seit 1997/98 Bürogemeinschaft EM2N Architekten ETH/SIA.

Bauherr: GIWOG – Gemeinnützige IndustrieWohnungsaktiengesellschaft, Leonding

Wohn- und Gewerbebau bei Kopenhagen Bauherr: TK Development A/S, Danton A/S Architekten: Arkitektfirmaet C. F. Møller, Kopenhagen Mitarbeiter: Anna Maria Indrio, Jørgen Juul, Søren Aagaard, Charlotte Hyldahl, Christian Hanak, Mette HofmannBertelsen Tragwerksplaner: Søren B. Nielsen Aps, Naestved Generalunternehmer: Danton A/S, Randers www.cfmoller.com [email protected] Anna Maria Indrio geboren 1943; 1965 –1970 Studium an der Kunstakademie Kopenhagen; seit 1991 Partner bei Arkitektfirmaet C. F. Møller.

Wohntürme in Konstanz Bauherr: Bauherrengemeinschaft Bismarcksteig, Konstanz Architekten: Ingo Bucher-Beholz, Gaienhofen Mitarbeiter: Andy Brühlmann, Jo Zanger, Tom Klettner Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Olaf Leisering, Konstanz Generalunternehmer: Friedrich Wieland GmbH & Co. KG, Singen

Wohnkomplex in Tokio

[email protected]

Bauherr: The Urban Development Corporation Architekten: Riken Yamamoto & Field Shop, Yokohama Tragwerksplaner: Takumi Orimoto Structural Engineer & Associates + Urban Development Corporation + JV of Mitsui Sumitomo, Konoike + Dai Nippon Construction Generalunternehmer: JV of Mitsui Sumitomo, Konoike, and Dai Nippon Construction

Jacques Herzog geboren 1950; 1975 Architekturdiplom an der ETH Zürich; seit 1978 eigenes Büro mit Pierre de Meuron; seit 1999 Professur ETH Zürich, ETH-Studio Basel; seit 2002 Professur ETH-Studio Basel/Institut Stadt der Gegenwart.

[email protected] www.riken-yamamoto.co.jp/ Riken Yamamoto geboren 1945; 1968 Bachelor an der Nihon University; 1971 Master an der Tokyo National University of Fine Arts and Music; seit 1973 eigenes Architekturbüro Riken Yamamoto & Field Shop.

Patiohäuser in Amsterdam Bauherr: Bouwbedrijf m.j. de Nijs en Zonen bv Architekten: MAP Arquitectos, Josep Lluís Mateo, Barcelona Tragwerksplaner: Ingenieursgroep van Rossun, Almere

Wohnbebauung in Gifu Bauherr: Gifu Prefecture Architekten: Kazuyo Sejima and Associates, Tokio, mit Yamasei Sekkei, Gifu Tragwerksplaner: O.R.S. Office, Tokio Generalunternehmer: Usami-Gumi (1. BA), Gifu; Tsuchiya-Gumi (2. BA), Gifu

Bauherr: Heimag München ZF Generalbau München Architekten: Rohnke Hild und K Andreas Hild, Dionys Ottl, Tilmann Rohnke, München Mitarbeiter: Nina Grosshauser Tragwerksplaner: Stegerer und Zuber, München [email protected] www.hildundk.de Andreas Hild geboren 1961; 1988 Diplom TU München; seit 1998 Hild und K Architekten in Partnerschaft mit Dionys Ottl; seit 2001 Projektpartnerschaften mit Tilmann Rohnke; 2003 – 2004 Gastprofessur an der HfbK Hamburg. Dionys Ottl geboren 1964; 1995 Diplom TU München; seit 1999 Partner bei Hild und K; seit 2001 Projektpartnerschaften mit Tilmann Rohnke.

[email protected] www.mateo-maparchitect.com Josep Lluís Mateo geboren 1949; 1973 Architekturdiplom an der »Escuela Téchnica Superior de Arquitectura« (ETSAB) in Barcelona; 1976 Lehrtätigkeit an der ETSAB; 1991 Gründung des Architekturbüros »MAP Arquitectos« in Barcelona; 1994 Promotion an der ETSAB; seit 1994 Professur an der ETSAB; Gastprofessuren an mehreren Universitäten, u.a. an der UP8 (Paris 1987), am OAF Oslo Arkitektforening (Oslo 1990), an der ETH Zürich (1993 –1995).

Kazuyo Sejima 1981 Diplom an der Japan’s Women University; 1987 Gründung des Architekturbüros Kazuyo Sejima & Associates, Tokio; 1995 Gründung von SANAA mit Ryue Nishizawa; seit 2000 Gastprofessur an der ETH Zürich; zurzeit Professur an der Keio University.

Pierre de Meuron geboren 1950; 1975 Architekturdiplom an der ETH Zürich; seit 1978 eigenes Büro mit Jacques Herzog; seit 1999 Professur ETH Zürich, ETH-Studio Basel; seit 2002 Professur ETH-Studio Basel/Institut Stadt der Gegenwart.

Zwei Wohngebäude in München

Wohnzeile in München

Tilmann Rohnke geboren 1961; 1986 Diplom ETH Zürich; seit 1992 eigenes Büro in München; seit 2001 Projektpartnerschaften mit Hild und K.

Bauherr: Bauland GmbH München Architekten: meck architekten, München Mitarbeiter: Peter Fretschner, Peter Sarger, Wolfgang Amann Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Haushofer Tragwerk & Plan GmbH, Markt Schwaben [email protected] http://www.meck-architekten.de

Wohnhäuser in Paris Bauherr: Régie Immobilière de la Ville de Paris Architekten: Herzog & de Meuron, Basel Projektteam: Andrea Bernhard, Béla Berec (Modell), Christine Binswanger, Jacques Herzog, Robert Hösl, Sacha Marchal, Mario Meier (konstruktive Beratung), Pierre de Meuron Bauleitung: Cabinet A. S. Mizrahi, Paris Generalunternehmer: Bouygues SA, Paris

Andreas Meck geboren 1959; 1985 Diplom an der TU München; DAAD Stipendium Architectural Association London, Graduate Diploma 1987; seit 1989 eigenes Büro in München; seit 1998 Professor für Entwerfen und Baukonstruktion, FH München; seit 2001 meck architekten.

Wohnblock in Madrid Bauherr: Empresa Municipal de la Vivienda Ayuntamiento de Madrid Architekten: Matos-Castillo Arquitectos, Madrid Tragwerksplaner: Valladares Ingenieros, Madrid Generalunternehmer: IMASATEC.S.A, Madrid [email protected] Alberto Martínez Castillo geboren 1960; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Beatriz Matos Castaño; seit 1987 Professor an der E.T.S. of Architecture in Madrid.

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Beatriz Matos Castaño geboren 1954; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Alberto Martínez Castillo; seit 1989 Professorin an der E.T.S. of Architecture sowie der European University C.E.E.S, Madrid.

Wohnzeile in Ingolstadt Bauherr: Gemeinnützige WohnungsbauGesellschaft Ingolstadt GmbH Architekten: Beyer + Dier, Ingolstadt Mitarbeiter: Rosmarie Probeck Tragwerksplaner: Grad Ingenieurplanungen, Ingolstadt

Elmar Rottkamp geboren 1963; 1987 Diplom an der Universität-GH Paderborn; 1988 –1990 Universität Dortmund; 1993 Bürogründung Becher + Rottkamp Architekten.

[email protected] www.fink-jocher.de Dietrich Fink geboren 1958; 1984 Diplom an der TU München; 1987–1988 gemeinsames Büro mit Karlheiz Brombeiß und Nikolaus Harder; seit 1991 Büro mit Thomas Jocher, seit 1999 Professur an der TU Berlin.

[email protected] Franz Beyer geboren 1961; 1981–1986 Architekturstudium an der FH München; 1986 –1989 Planungsbüro für Hochbau; 1989 –1991 eigenes Architekturbüro; seit 1991 Büropartnerschaft mit Detlef Dier.

Wohnzeile in Basel Bauherr: Anlagestiftung Pensimo Management AG Zürich Architekten: Morger & Degelo Architekten BSA SIA, Meinrad Morger, Heinrich Degelo, Benjamin Theiler, Basel Mitarbeiter: Dagmar Strasser, André Buess Generalunternehmer: Mobag AG, Allschwill

Detlef Dier geboren 1961; 1983 –1989 Architekturstudium an der FH München; seit 1991 Büropartnerschaft mit Franz Beyer; 1990 –1994 Lehraufträge an der FH München, seit 1995 Lehraufträge an der TU Stuttgart.

[email protected] Meinrad Morger geboren 1957; Architekturstudium an der HTL Winterthur; seit 1988 Büro mit Heinrich Degelo; Gastdozent an der EPFL Lausanne und der ETH Zürich; seit 2003 Dozent an der Hochschule für Technik und Architektur in Luzern. Heinrich Degelo geboren 1957; Studium für Innenarchitektur und Produktgestaltung an der Schule für Gestaltung Basel; Mitarbeit im Architekturbüro Herzog & de Meuron, Basel; seit 1988 Büro mit Meinrad Morger. Benjamin Theiler geboren 1970; Architekturstudium an der ETH Zürich; seit 2002 Partner bei Morger & Degelo.

Wohnzeilen in Potsdam Bauherr: Deutschbau ImmobilienDienstleistungen GmbH Architekten: Becher + Rottkamp, Berlin Mitarbeiter: Horst Schönig (Projektleiter Planung), Patrick Roos (Projektleiter Ausführung) Tragwerksplaner: HEG Beratende Ingenieure, Berlin Landschaftsarchitekten: Heiner Wortmann, Lüdinghausen Generalunternehmer: Wiemer & Trachte AG, Potsdam

Wohnbebauung in Ingolstadt Bauherr: Gemeinnützige WohnungsbauGesellschaft GmbH, Ingolstadt Architekten: meck architekten, München Ausführungsplanung und Bauleitung: mit Klaus Greilich (2. BA) und Stephan Köppel (3. BA), München Mitarbeiter (2. BA): Matthias Goetz, Michaela Busenkell, Christoph Engler, Brigitte Moser Projektleitung (3. BA): Werner Schad Mitarbeiter (3. BA): Susanne Frank Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Schittig, Ingolstadt

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Thomas Jocher geboren 1952 in Benediktbeuren; 1980 Diplom an der TU München; seit 1991 Büro mit Dietrich Fink; seit 1997 Professur an der Universität Stuttgart.

[email protected] www.meck-architekten.de

Wohnblock in Zürich

Andreas Meck geboren 1959; 1985 Diplom an der TU München; DAAD Stipendium Architectural Association London, Graduate Diploma 1987; seit 1989 eigenes Büro in München; seit 1998 Professor für Entwerfen und Baukonstruktion, FH München; seit 2001 meck architekten.

Bauherr: Credit Suisse Real Estate Management, Zürich Architekten: Martin Spühler, Zürich Generalunternehmer: Batigroup AG Generalunternehmung, Zürich Tragwerksplaner: Proplaning AG, Basel www.spuehler.ch [email protected] Martin Spühler geboren 1942; 1963 –1967 Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien; 1967 Diplom-Staatsprüfung Meisterschulpreis; seit 1978 eigenes Büro in Zürich.

[email protected] www.becher-rottkamp.de Andreas Becher geboren 1960; 1988 Diplom an der Universität-GH Paderborn; 1989 –1991 Fulbright Stipendium USA: Virginia Polytechnic Institute Blacksburg, USA; 1993 Bürogründung Becher + Rottkamp Architekten.

Mitarbeiter: Ivan Grafl (Projektleitung), Rüdiger Krisch, Ulrike Wietzorrek Landschaftsarchitekten: Landschaftsarchitektur Diekmann, Hannover Generalunternehmer: Phillip Holzmann AG, Hannover

Wohnanlage in Hannover Bauherr: Gesellschaft für Bauen und Wohnen mbH, Hannover Architekten: Fink + Jocher, München

Wolfram Popp geboren 1957; Selbststudium, von der TU-Stuttgart anerkannt als Dipl. Ing.; 1984 –1986 Filmarchitekt; 1991–1994 Studium der Philosophie an der FU-Berlin; 1996 Lehrtätigkeit an der BauhausUniversität Weimar; seit 1994 Büro popp.planungen, Berlin; zurzeit Gastprofessur an der TU-Berlin.

Wohnzeilen in München-Riem

Wohnanlage in Ludwigsburg

Bauherr: GEWOFAG München Architekten: Fink + Jocher, München Mitarbeiter: Markus Dobmeier (Projektleitung), Silvia Braun, Uli Kostka, Erika Mühlthaler, Christian Ruhdorfer Landschaftsarchitekten: Berger + Reitsam, Freising Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Hingerl, München

Bauherr: Wohnungsbau Ludwigsburg GmbH, Ludwigsburg Architekten: Hartwig N. Schneider mit Gabriele Mayer, Stuttgart Projektleitung: Andreas Gabriel, Ingo Pelchen Mitarbeiter: Franz Lutz Tragwerksplaner: Hans-Walter Jäger, Ludwigsburg

[email protected] www.fink-jocher.de Dietrich Fink geboren 1958; 1984 Diplom an der TU München; 1987–1988 gemeinsames Büro mit Karlheiz Brombeiß und Nikolaus Harder; seit 1991 Büro mit Thomas Jocher, seit 1999 Professur an der TU Berlin. Thomas Jocher geboren 1952 in Benediktbeuren; 1980 Diplom an der TU München; seit 1991 Büro mit Dietrich Fink; seit 1997 Professur an der Universität Stuttgart.

Blockrandbebauung in Rotterdam Bauherr: Stadstuinen CV, Estrade Wonen, Leyten & Partners, Woonzorg Architekten: KCAP, Rotterdam Kees Christiaanse, Irma van Oort, Hiltje Huizenga Tragwerksplaner: Ingenieurs bureau Zonneveld b.v, Rotterdam [email protected] www.kcap.nl

[email protected] www.hartwigschneider.de Hartwig N. Schneider geboren 1957; 1977–1984 Architekturstudium an der Universität Stuttgart und am Illinois Institute of Technology in Chicago, USA; 1990 Gründung eines eigenen Architekturbüros, gemeinsame Arbeit mit Gabriele Schneider; 1991–1994 Lehrauftrag an der Universität Stuttgart; 1998 Ruf an die TU Berlin; seit 1999 Professor an der RWTH Aachen.

Kees Christiaanse geboren 1953; 1988 Diplom an der TU Delft; seit 1996 Professur an der TU Berlin; seit 1989 eigenes Büro in Rotterdam: Kees Christiaanse Architects & Planners KCAP; 1990 Gründung ASTOC, Köln; seit 2003 Professur an der ETH Zürich. Irma van Oort geboren 1965; 1991 Diplom an der TU Delft; seit 1992 bei KCAP, ab 1998 als Direktorin und Partnerin. Ruurd Gietema geboren 1964; 2002 Diplom an der TU Delft; seit 1996 bei KCAP; seit 2002 Partner bei KCAP.

Zwei Wohnhäuser in Berlin Bauherr: Wolfram Popp, Berlin Architekten: popp.planungen, Berlin Mitarbeiter: Gregor Siber Tragwerksplaner: Johann Schneider, Berlin

Han van den Born geboren 1958; 1987 Diplom an der TU Delft; seit 1998 bei KCAP; seit 2002 Direktor und Partner bei KCAP.

[email protected] www.popp-planungen.de

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Abbildungsnachweis

Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens angefertigt. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus dem Archiv der Architekten oder aus dem Archiv der Zeitschrift »DETAIL, Zeitschrift für Architektur«. Trotz intensivem Bemühen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht.

• Schuster, Oliver, Stuttgart: S. 35 • Shinkenchiku-sha, Tokio: S. 81– 85 • Simon, Isabel, Berlin: S. 157 • Spiluttini, Margherita, Wien: S. 96 –103 • Suzuki, Hisao, Barcelona: S. 114–117 • ’t Hart, Rob, Rotterdam: S. 42, 162 • Tessaro, Manuela, Bozen: S. 54 – 57 • van der Vlugt, Ger, Amsterdam: S. 93 • Vile, Philip/Haworth Tompkins, London: S. 11 • Walti, Ruedi, Basel: S. 118 –119

Von Fotografen, Bildarchiven und Agenturen:

• Benevolo, Leonardo: Die Geschichte der Stadt, Frankfurt 1983, S. 932: S. 18 unten • Hartmann, Monika, Koblin, Wolfram: selber + gemeinsam planen, bauen, wohnen, München 1978, S. 42: S. 22 • Highrise of Homes. SITE, New York 1982, S. 56/57: S. 12; S. 42: S. 23 • Klotz, Heinz (Hrsg.): Vision der Moderne, München 1986, S. 351: S. 21 • Le Corbusier: La ville radieuse, Paris 1964, S. 292: S. 18 oben; S. 247: S. 19 • Peichl, Gustav, Wiener AkademieReihe (Hrsg.): Wiener Wohnbau Beispiele, Wien 1985, S. 58: S. 20 • Ragon, Michel: Wo bleiben wir morgen?, München 1963, S. 93: S. 25 • Schader-Stiftung (Hrsg.): wohn:wandel. Szenarien, Prognosen, Optionen zur Zukunft des Wohnens, Darmstadt 2001, S. 280: S. 28 • Schulze-Fielitz, Eckhard: Stadtsysteme I, Stuttgart 1971, S. 58: S. 24

• Autorengruppe Wohnungsbau: Hertelt, Raith, van Gool:, Karlsruhe: S. 29 • Blee, Sarah, Antwerpen: S. 39 • Dittmann & Dittmann, Ebenhausen: S. 129, 131, 133 • Fabijanic, Damir, Zagreb: S. 62– 64, 66 – 67 • Frederiksen, Jens, Kopenhagen: S. 76 –77 • Halbe, Roland/artur, Köln: S. 164, 167 • Heinrich, Michael, München: S. 105 –108, 110 –112, 134 –135 • Henz, Hannes, Zürich: S. 47, 48, 51, 52 – 53 • Hoch, Giorgio, Zürich: S. 142 –145, 147 • Horn, Peter C., Stuttgart: S. 148–149 • Hueber, Eduard, New York: S. 10, 37, 58 – 59, 61 • Hurnaus, Hertha, Wien: S. 41 • Kaltenbach, Frank, München: S. 163 • Kandzia, Christian, Stuttgart: S. 166 • Kasper, Guido, Konstanz: S. 71– 72, 74 –75 • Kiwitt, Stephanie, Leipzig: S. 34 • Malagamba, Duccio, Barcelona: S. 86 – 88, 95 • Meyer, Stefan, Berlin: S. 155, 156 oben, 158 • Müller, Stefan, Berlin: S. 125, 127 • Ohashi, Tomio, Tokio: S. 78 –79 • Roth, Lukas, Köln: S. 137–141 • Scagliola, Daria, Rotterdam: S. 92 • Schicker, Christa, München: S. 150 • Schittich, Christian, München: S. 8, 26, 60, 109, 113 • Schneider, Uwe Lukas, München: S. 120 –123

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Aus Büchern und Zeitschriften:

Artikel- und rubrikeinführende s/w-Aufnahmen: S. 8; Wohnanlage für Frauen in Kumamoto, Kumamoto Prefektur, Japan, Kazuyo Sejima and Associates, Tokio S. 12; Highrise of Homes; SITE, New York S. 26; Wohnanlage in Innsbruck; Georg Driendl, Wien Foto Schutzumschlag: Wohnblock in Zürich Architekten: Martin Spühler, Zürich Foto: Peter C. Horn, Stuttgart