Transzendentalphilosophie und Spekulation: Der Streit um die Gestalt einer Ersten Philosophie (1799–1807). Quellenband 9783787326686, 9783787309979

Welchen Weg hat die Philosophie nach der Kantischen Kritik einzuschlagen? Den Weg einer Neugestaltung der Metaphysik, de

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Transzendentalphilosophie und Spekulation: Der Streit um die Gestalt einer Ersten Philosophie (1799–1807). Quellenband
 9783787326686, 9783787309979

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Transzendentalphilosophie und Spekulation Quellenband

Philosophisch-literarische Streitsachen Herausgegeben von Walter Jaeschke Band 2.1

Transzendentalphilosophie und Spekulation Der Streit um die Gestalt einer Ersten Philosophie

(1799-1807) Quellenband Herausgegeben von Walter Jaeschke

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

F E LI X M EI N E R V E R L AG

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprüng lichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-0997-9 ISBN eBook: 978-3-7873-2668-6

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1993. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany.  www.meiner.de

INHALT

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

Realismus vs. Transzendentaler Idealismus Jacobi an Fichte (Sendschreiben) (1799)..............................................

3

Fichte: Zu »Jacobi an Fichte« [1805-1806] ................................... ........

44

Reinhold an Fichte, 27. März/6. April 1799 (Sendschreiben)......................

47

Fichte an Jacobi, 22. April 1799....................................................... Jean Paul an Jacobi, 22./23./26. Dezember 1799 ................................... Fichte an Reinhold, 8. Januar 1800. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jacobi an Jean Paul, 9. Januar 1800................................................... Reinhold an Fichte, 23. Januar 1800. .. . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jacobi an Reinhold, 28. Januar 1800 ............. ....... ..... ... . . .................... Jacobi an Jean Paul, 13. Februar 1800................................................ Jean Paul an Jacobi, 21./23. Februar/3./6. März 1800. ............ .. . . ........ .. .. Jacobi an Jean Paul, 16. März 1800...................................................

57 62 64 67 68 71 73 75 78

Jean Paul: Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana (1800)..... ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

81

Fichte an Reinhold, 4. Juli 1800.... .. ... . . .. . . . . . .. . . . . .. . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Fichte an Reinhold, 18. September 1800 (Briefentwurf)........................... 111 Reinhold an Fichte, September/Oktober 1800 (Bruchstück)....................... 113 [Fichte: Bardili-Rezension] (1800) . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . 115 Fichte an Reinhold, 15. November 1800 ...... ............. ... ............ ........... 124 Reinhold: Sendschreiben an den Herrn Professor Fichte über die zweyte Recension von Bardilis Grundriß (1801) ..... .... ............. .. .. 126 Jacobi an Reinhold, 28. November 1800.. .. . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . 135 Reinhold: Ideen zu einer Heavtogonie oder natürlichen Geschichte der reinen Ichheit, genannt, reine, Vernunft (1801) ....... ............ ...... ....... 137 Bouterwek an Jacobi, 24. Februar 1801 ... ................... .. . . ... ................. 145 Jacobi an Reinhold, 3. März 1801..................................................... 146 Fichte: Antwortsschreiben an Herrn Professor Reinhold (1801) .. . . . .. ..... ...... 148 Jacobi an Reinhold, 28. April 1801 . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 168 Jacobi an Jean Paul, 30. April/1. Mai 1801.......................................... 169

VI

Inhalt

Reinhold: Ueber das Fichtesche Antwortschreiben auf mein Sendschreiben (1802) ......................................................... 172

Transzendentaler Idealismus vs. Transzendentaler und Absoluter Idealismus Fichte: Bemerkungen bei der Lektüre von Schellings transseendentalem Idealismus (1800) .................... ..... ... ............. ......... 185 Fichte an Schelling Fichte an Fichte an Schelling Schelling

Schelling, an Fichte, Schelling, Schelling, an Fichte, an Fichte,

15. November 1800 ............................................. 19. November 1800 ........................................ ..... ca. 27. Dezember 1800......................................... 27. Dezember 1800 ............................................. 15. Mai 1801.. ....... ........ ... . . ... . . ... . .. .. . .. . . . .. . . . . . ..... 24. Mai 1801. .. . ....... .. . ... . . .. . . . .. . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . .

187 189 193 194 196 197

Fichte: Zur Darstellung von Schelling's Identitätssysteme (1801) . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Fichte an Schelling Fichte an Fichte an Schelling

Schelling, an Fichte, Schelling, Schelling, an Fichte,

31. Mai/7. August 1801.... .. . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Oktober 1801 ................................................. Oktober 1801.... ....... .. . .. . . ... . . ... . . .. . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . . . 15. Januar 1802 .................................................. 25. Januar 1802 ..................................................

212 217 223 225 231

Realismus vs. Transzendentaler und Absoluter Idealismus Jacobi: Drei Briefe an Köppen (1802) ................................................. 235 Reinhold: Ueber das absolute Identitätssystem, oder den neuesten reinen Rationalismus des Herrn SeheHing und dessen Verhältniß zum rationalen Realismus (1802) . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Reinho1d: Schlüssel zur Philodoxie überhaupt und insbesondere zur sogenannten Spekulativen (1802) . . . .. . ... . . .. . . . . . . . . . . . . . . . 270 Schelling: Ueber das absolute Identitäts-System und sein Verhältniß zu dem neuesten (Reinholdischen) Dualismus. Ein Gespräch zwischen dem Verfasser und einem Freund (1802) ................ 276 Jacobi an Reinhold, 10. August 1802 ................................................. 314 Reinhold: Briefe an Jacobi. Über das Wesen der Jacobischen, Fichteschen, SeheHingsehen und Bardilischen Philosophie (1802) ................................ 315

Inhalt

VII

Skeptizismus vs. Absoluter Idealismus [Schulze:] Aphorismen über das Absolute (1803) ................................... 337 Schulze: Die Hauptmomente der skeptischen Denkart über die menschliche Erkenntniß (1805)...... ... .. . . . . .. .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. . . . . . . 356

Absoluter Idealismus vs. Realismus Hegel: [Jacobi-Rezension] (1817) ...................................................... 387 Quellennachweis.......................................................................... 406 Personenverzeichnis... ... . . ... ... . ... ................. ... .. ... . .. . ... . . . .. . . ... .. . . . . . . . . 411 Zum Inhalt von »Transzendentalphilosophie und Spekulation«, Textband ................................................................................... 415

VoRWORT

Wenige Epochen der Geschichte der Philosophie sind derart umfassend durch neue, zumeist historisch-kritische Editionen präsentiert wie die letzten Jahre des 18. und der Beginn des 19. Jahrhunderts. Und doch hat eben die Form der gegenwärtigen editorischen Präsentation dieser Quellen den Anstoß für das Projekt »Philosophisch-literarische Streitsachen« gegeben. Es verbindet die Interpretation enthalten in den Symposienbänden - mit der Edition - enthalten in den Quellenbänden. Die bekannten Editionen erschließen die Schriften der Denker jener Jahre in einem zuvor nicht erreichten Umfang und ebenso in einer zuvor nicht gekannten Intensität. Sie erlauben es, die großen und kleineren Werke und Briefe nicht allein in einer zuverlässigen Textgestalt zu studieren, sondern auch die Entwicklung jedes philosophischen »Systems« minutiös zu verfolgen. Unsere Einsicht in die philosophische Signatur dieser Epoche wird deshalb durch sie erheblich vertieft. Eines aber erlauben sie nicht: die Diskussion, der diese Texte entstammen, in ihren vielfältigen Verzweigungen anzuschauen. Denn die autorzentrierte Präsentation der Texte, ihre Darbietung im Rahmen des Gesamtwerks jeweils eines Philosophen, zerschneidet unvermeidlich den Gesprächskontext, aus dem die einzelnen Denkgebäude erwachsen sind und dessen Spuren sich allenthalben an ihnen nachweisen lassen. Dieser Mangel einer- und zwar ebenfalls unvermeidlich- am Lebenswerk einzelner Denker orientierten Editionspraxis ist vor mehreren Jahren in der Kommission »Text« der »Arbeitsgemeinschaft philosophischer Editionen« behandelt worden - am Beispiel vor allem der Texte zum Spinozastreit. Aus diesen Diskussionen ist der Plan entstanden, nicht allein diesen gleichsam paradigmatischen Streitfall, sondern auch weitere zeitgenössische »Streitsachen« aus den Gebieten der Ästhetik, der Ersten Philosophie, der Religionsphilosophie und des Zusammenhangs der Philosophie mit Literatur und Politik durch »Schwerpunkt-« oder ••Knotenausgaben>Es bleibt dabey« dekretirt er. Er beruft sich auf seinen obigen Beweiß, nach welchem jedes (von ihm ausschließend sogenannte) Objekt nothwendig ein Nebeneinander sey. Da nun das Ich des transseendentalen Idealismus auch ein Objekt sey, wie er oben versichert, so u.s.w. -Das Ich ist ein Objekt. Nun widerspricht es sich, daß ein Objekt auch kein Objekt sey. Mithin wäre es widersprechend zu behaupten, daß das Ich kein Objekt sey. - Nicht wahr; so beweisen wir recht? Nun ist dieses (nämlich Bardilische) Ich ihm, (dem Hrn. B.), der Grund alles Plus zu allem angewandten Denken, »das zweyte Eins, auf welches diese Herren freylich gekommen (daher ihnen auch die ganze Welt in ihrem Ich stecken mußte,) und gemeynt, sie seyen schon bis zum ersten Eins (dem A. dem reinen Denken) durchgebrochen.>dieser Sinn« auch nicht im geringsten »habituel geworden« seyn kann. Das Publikum muß es also erfahren, daß und in wieferne ich selbst jenes wunderliche Quid pro quo durch meine Privatkorrespondenz mit Ihnen im vorigen Winter veranlaßt habe. Mir allein, und zwar nicht mir, dem Jenaischen Recensenten, der dazu nicht die leiseste Veranlassung gab, sondern mir, Ihrem Privatkorrespondenten, gilt alles, was Sie zur Zurechtweisung jener unmündigen transcendentalidealistischen Beurtheiler und Lobredner Bardilis geschrieben haben. I Nur durch meine Privatkorrespondenz, und noch als (wie ich nun einsehe, unwürdiges und unächtes) Mitglied Ihrer Schule, habe ich Sie in die Nothwendigkeit gesetzt, insbesondere S. 1714 und 1715 »zur Belehrung jener Transcendentalphilosophen« das A B C des tr. Idealismus zu wiederholen. Sie haben mir auf Privatbriefe durch eine öffentliche Recension geantwortet, die mehr zu meiner als des Publikums Verständigung geschrieben ist. Das gegenwärtige Sendschreiben macht kein Geheimniß daraus, daß es mehr für das Publikum, als für Sie, geschrieben ist. Es beantwortet aber gleichwohl nur dasjenige, was in Ihrer Recension meine Ansicht Ihrer und der Bardilischen Philosophie betrift, welche durch Sie an einem Orte, wo doch nur von Ihrer Ansicht des zu recensirenden Buches die Rede seyn sollte, auf eine Weise zur Sprache gebracht wird - die mir die folgenden Erläuterungen abnöthigt. Bevor ich meine vlJ!lige Erklärung des allerdings sonderbaren Phtinomens, welches den Hauptgegenstand Ihrer Recension und meines Sendschreibens ausmacht, aufstelle, erlauben Sie mir die vorltJufigen Erinnerungen, womit Sie Ihre vlJllige Erklärung einleiten, durch einige Gegenerinnerungen zu erörtern.

2 sich] Sich

128

Realismus vs. Transzendentaler Idealismus

117-120

Ihre Erinnerungen heißen: »Daß der tr. Idealismus ganz neuerlich bey furchtsamen, und die Sache nicht genug durchschauenden Gemüthern keine geringen Besorgnisse erregt, daß, seitdem, nach öffentlichen Druckschriften, ein Standpunkt zwischen der Fichti Isehen und Jacobischen Philosophie (welche letztere bekanntlich ein hartnäckiger Dogmatismus ist) gesucht worden, zu bemerken, daß das Jacobische reine objektive Seyn, und zwar Gottes Seyn, das vermutblich in jenen Zwischenstandpunkt kommen sollte, bey Bardili angetroffen werde; endlich, daß das vorliegende Buch, seiner auffallendsten Seite nach, eine Umarbeitung der Reinholdischen, weiland Elementar-Philosophie ist. Man findet hier dieselbe Formular-Methode (worüber tiefer unten) dieselbe Form und Stoff, dieselbe Vorstellung und bloße Vorstellung, dieselbe Vorstellung und Vorgestelltes (dem Vorstellenden ging Hr. B. freylich aus dem Wege, denn dann hätte er in das leidige Ich versinken mögen), dieselben Beweise aus der Entgegengesetztheit beyder, dieselbe Beweisart, die bey der Analyse aus jedem Satze glücklich wieder herausfindet, was sie bey der willkührlichen These hineinlegte, dasselbe trockne Spiel mit Begriffen: abgerechnet mehrere genialische Gedanken, welche B. aus neuern Büchern, welche dafür auch gebührend gelästert werden, entlehnt hat, und welche Gedanken die Urheber derselben zurückfadem mögen, wenn sie es der Mühe werth halten. Ich habe mich zu Ihrer Wissenschaftslehre bekannt, nachdem ich, durch ein langwieriges Studium Ihrer Schriften, mich überzeugt fand: daß durch meine, in ihrem eigenen Fundamente, lediglich empirische Elementarphilosophie der transcendentalen Grundlosigkeit des Kantischen Criticismus durchaus nicht abgeholfen würde, und daß der Criti Icismus nur dadurch und in so ferne zur Wissenschaft werden könne, daß und inwieferne die materialen Bedingungen der Erfahrung, zugleich mit den Formalen aus der Subjektivitlit abgeleitet würden. Ich habe mich so lange zu Ihrer Wissenschaftslehre bekannt, als ich das Denken, als Denken, mit Ihrer, und mit der Kamischen Schule - und selbst mit dem größten Theile der Gegner beyder Schulen, - für bloße subjektive Thlitigkeit hielt. Ich erkläre auch noch, daß unter dieser Voraussetzung Ihr System die einzig miJgliche konsequente Philosophie ist, und seyn kann, und daß mich die Furcht, von den Recensenten in der Jenaischen und Erlangischen L. Z. für ein vom Winde hin und her getriebenes Rohr in der WUste erklärt zu werden, nicht abhalten soll, wieder zur Wissenschaftslehre zurückzukehren, so bald Sie mich überzeugen können, daß das Denken, als Denken, subjektive Thlitigkeit sey. Zu der »Meynung« sowohl bey mir selbst als im gelehrten Publikum, •daß ich Ihr System besitze und demselben zugethan sey,« hat, daß ich mich hier Offentlieh nur auf Oeffentliches berufe - wohl nichts so sehr beygetragen, als Ihre eigene Erkllirung (in Ihrer zweyten Einleitung in die Wissenschaftslehre im Philosophischen Journal 1797, 4. Heft. S. 360): »Reinhold habe gezeigt, daß Er auch die Wissenschaftslehre gefaßt habe.• Wie ich aber dieselbe gefaßt habe, habe ich in der Folge bestimmter in meiner Recension derselben in der Jenaischen A. L. Z. 1798 N. 5 u.s.w., I und noch bestimmter, in der kleinen Schrift aber die Paradoxieen der neuesten Philosophie gezeigt, ohne daß Sie für die gute Sache des transeendentalen Idealismus eine Zurechtweisung nöthig fanden. Nun soll aus meiner und Ihrer Recension des Bardilischen Grundrisses auf einmal hervorgehen, daß ich Ihr System nie verstanden habe, und daher auch noch nicht

120-122

Reinhold: Sendschreiben an Fichte

129

verstehe, indem ich das Bardilische empfohlen habe. Um dieses begreiflicher, oder vielmehr recht handgreiflich, zu machen, führen sie durch eine geschickte Wendung den leidigen Proceß über Ihren angeblichen Atheismus ins Gedächtniß Ihrer Leser zurück. Aus Angst, ich weiß nicht, ob für einen Atheisten zu gelten, oder gar ein Atheist werden zu müssen - soll ich auf Ihrem Standpunkte, auf welchem ich ohnehin nie recht festgestanden habe, Fassung und Gleichgewicht verlohren, und mir einen neuen Standpunkt zwischen der Fichtischen Philosophie und der Jacobischen, ••welche bekanntlich ein hartnäckiger Dogmatismus sey, •• aufgesucht haben. Giebt es etwa noch andere »IJ.ffentliche Druckschriften« ausser meinem Sendschreiben an Lavater und Fichte in denen etwa Andere von andern Zwischenstandpunkten abhandeln? so kenne ich zum wenigsten jene Zwischenstandpunkte nicht, und kann über dieselben keine Rechenschaft ablegen. In meiner Druckschrift giebt die Vorrede (S. 6.) über meinen Zwischenstandpunkt folgende Auskunft: »Man würde den Verfasser völlig mißverstehen, wenn man seinen Standpunkt zwischen Fichte und Jacobi, von dem er I in den Briefen an Fichte redet, für einen besondern und neuen philosophischen Standpunkt hielte, den Er anstau des Jacobischen oder Fichtischen wählen zu müssen, und aus welchem Er ein Coalitionssystem, ein Mittelding zwischen beyden Denkarten, aufstellen zu können glaubte. Er hält vielmehr den Fichtischen Standpunkt für den einzig möglichen zum Behuf des ächten und durchaus consequenten spekulativen Wissens; so wie Er denjenigen, den Jacobi demselben entgegen stellt, für den ursprUngliehen Standpunkt der lebendigen Ueberzeugung des Gewissens erkennt. Jener dritte Standpunkt (der des Verfassers) ist nun kein Anderer als der eines Menschen, welcher, nachdem er die Unabhängigkeit des spekulativen Wissens und des lebendigen Glaubens von einander anerkannt hat, beyde miteinander vergleicht, zum Behuf dieser Vergleichung sich aber beyden schwebend erhält, und insofeme manches behaupten muß, was diejenigen, welche entweder nur das Eine, oder nur das Andere allein im Auge haben, weder verstehen noch wahr finden können.« - Jener dritte Standpunkt sollte, mit Einem Worte, kein anderer, als genau ebenderselbe seyn, auf welchen Sie sich selbst in der Folge, und zwar im Dritten Buche Ihrer Schrift: Die Bestimmung des Menschen, gestellt haben, nachdem Sie sich »durch die Stimme des Gewissens aus dem bloßen Wissen heraus auf Etwas ausser demselben liegendes, und ihm völlig ent Igegengesetztes führen ließen; auf Etwas, das da mehr und höher ist, denn alles Wissen.