Stätten des Wissens: Der Weg der Universität Wien entlang ihrer Bauten. 1365-2015 9783205793922, 9783205796558

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Stätten des Wissens: Der Weg der Universität Wien entlang ihrer Bauten. 1365-2015
 9783205793922, 9783205796558

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Stätten des Wissens Die Universität Wien entlang ihrer Bauten 1365 – 2015

Herausgegeben von Julia Rüdiger und Dieter Schweizer

2015

böh lau ve rlag wi e n köln we imar

Eine Publikation der Universität Wien aus Anlass ihres 650-jährigen Gründungsjubiläums 2015

Gedruckt mit Unterstützung durch die Firma SIWACHT GmbH der CKV-Gruppe in Wien.

Redaktion: Jubiläumsbüro der Universität Wien/Julia Rüdiger (Institut für Kunstgeschichte)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2015 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H., Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat  : Herbert Hutz, Drasenhofen Umschlaggestaltung  : KADADESIGN-KADACONCEPT Graz – Wien – München Gestaltung der Standorte-Karten  : Caroline Satzer Satz  : Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung  : Holzhausen, Wolkersdorf Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-79655-8

Inhalt   7 Grußwort des Rektors   9 Dieter Schweizer  : Stätten des Wissens. Eine Einführung zu diesem Band   11 Dank



Teil 1: Das alte Universitätsviertel

  13 Kurt Mühlberger  : Das Alte Universitätsviertel. Die Universität im Mittelalter   43 Herbert Karner  : Die Universität und die Gesellschaft Jesu. Collegium Academicum Viennense

(1624 – 1755)   57 Herbert Karner  : Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl«. Der Bau und seine Geschichte   69 Werner Telesko  : Die Funktion des neuen Universitätsgebäudes   87 Christoph Gnant  : Die Universität Wien im 18. Jahrhundert. Entkirchlichung – Verstaatlichung –

Ausbau 101 Hellmut Lorenz  : Der josephinische Bautenkomplex. Allgemeines Krankenhaus, Garnisonsspital,

Narrenturm und Josephinum 113 Nina Knieling  : Bibliotheken als Wissensspeicher für Forschung und Lehre. Ein geschichtlicher Abriss

der Bibliotheksstandorte der Universität Wien ab 1365 123 Thomas Maisel  : Vormärz, Revolution 1848 und Verlust der Alten Universität



Teil 2: Der Palast am Ring als Zentrum für die Neuen Wissenschaften

139 Kurt Mühlberger  : Auf dem Weg zu einer »neuen Universität«. Die Zeit der Reformen 1849 – 1873 149 Julia Rüdiger  : Wissen ohne Stätte  ? Dislozierung des Universitätsbetriebs und Standortsuche für den

Neubau 159 Julia Rüdiger  : Der kleine Monumentalbau. Das Chemische Institut als erster Universitätsbau nach

1848

Inhalt  5

169 Julia Rüdiger  : Das Hauptgebäude als gebauter Sieg des Lichts über die Finsternis 197 Nina Knieling  : Die Universitätsbibliothek als Gedächtnisspeicher für Studium, Forschung und Lehre.

Ein geschichtlicher Abriss der Bibliotheksstandorte der Universität Wien ab 1777 221 Julia Rüdiger  : Säkularisierte Himmelsschau  ? Die neue Universitätssternwarte an der Türkenschanze



Teil 3: Die Phase der Expansion im 20. Jahrhundert

233 Richard Kurdiovsky  : Abseits der Ringstraße. Der Wiener Universitätsbau bis zum Ende der

Donaumonarchie 265 Julia Rüdiger  : Das Hauptgebäude im Wandel. Transformationen im 20. Jahrhundert 273 Christoph Gnant  : Zur Umgestaltung von Aula und Arkadenhof des Hauptgebäudes am Anfang des

21. Jahrhunderts 281 Elmar Schübl  : Eine große Leistung. Die bauliche Entwicklung der Universität Wien in der zweiten

Hälfte des 20. Jahrhunderts 301 Elmar Schübl  : Vom Alten Allgemeinen Krankenhaus zum Universitäts-Campus Wien 311 Judith Eiblmayr  : Das Juridicum. Haus der rechtswissenschaftlichen Fakultät 321 Judith Eiblmayr  : Studienräume. Neue Raumstrukturen für die Studierenden 327 Harald Peterka  : Neue Anforderungen an den Hochschulbau 337 Elmar Schübl & Peter Schintler  : Die Standorte der Universität Wien im Frühjahr 2014

361 Abkürzungen 363 Weiterführende Literatur 383 Chronik und Baugeschichte der Universität Wien 387 Autorinnen und Autoren 389 Bildnachweis 391 Register

6  Inhalt

Grußwort des Rektors

2

015 – im Erscheinungsjahr dieses Bandes – fei- schaften – und auch der Neubau an der Währinger ert die Universität Wien ihr 650-jähriges Grün- Straße 29 für die Fakultät für Informatik und das dungsjubiläum. Sie blickt mit Stolz auf ihre lange Institut für Publizistik, beide Häuser eröffnet im Jahr Geschichte, auf das bisher von ihren Angehörigen 2013. Bewusst wurde bei diesen Bauten eine innere Geleistete, aber nicht im Sinne einer Orientierung räumliche Konstellation gewählt, durch die »stochasam Vergangenen, sondern als Ansporn und Ver- tische« Begegnungen verschiedener Fächer erzwunpf lichtung, auch heute und morgen einen bedeu- gen werden. Interdisziplinäres Denken, interfakultätenden Beitrag zur Weiterentwicklung des Wissen- res Zusammenarbeiten, Forschen und Lehren werden schafts- und Wirtschaftsstandortes Wien zu leisten. hier durch die Architektur gefördert. Die Universität Wien versteht sich als eine gloEine besondere Herausforderung ist die Erneubal wirkende Universität, die zugleich einen starken erung älterer Gebäude, aktuell für die Bauten der Einfluss auf die regionale Entwicklung hat in gesell- biologischen Fächer, in einer Weise, die auch eine schaftlicher, wirtschaftlicher, sozialer und kulturel- moderne Laborinfrastruktur ermöglicht. Nur wenn ler Hinsicht. Es ist uns ein besonderes Anliegen im wir die Rahmenbedingungen im Bereich der InfraJubiläumsjahr, das universitäre Wirken zum Nutzen struktur verbessern, können wir heute und für die der Gesellschaft, der Region und weit darüber hin- Zukunft die notwendige Grundlage für Qualität in aus, für eine breitere Öffentlichkeit nachvollziehbar Forschung und Lehre sichern. aufzuzeigen. Zur Sichtbarkeit der Universität Wien Das vorliegende Buch über die »Stätten des Wistragen auch die Universitätsbauten bei, die im Laufe sens« der Universität Wien schließt eine Lücke. Eine ihrer 650-jährigen Geschichte entstanden und bis zusammenfassende Behandlung aller wichtigen Bauheute erhalten und im Gebrauch geblieben sind. Als ten der Universität Wien über eine geschichtliche besonderes Signal im Jubiläumsjahr 2015 sind alle Zeitspanne von 650 Jahren hat bisher gefehlt. Das wichtigen Standorte der Universität Wien beflaggt. Buch verbindet die historische Entwicklung unseFür Universitäten weltweit sind die Qualität ih- rer Universität mit der Baugeschichte und illustriert rer Infrastruktur, ihre Gebäude und Ausstattung dabei den Wandel der Anforderungen, die an Hocheine entscheidende Vorbedingung für die Qualität schulbauten gestellt werden. Den Herausgebern, den von Forschung und Lehre. Ausschlaggebend bei Be- Autorinnen und Autoren, den Sponsoren und allen rufungen sind das Renommee der Universität, die an der Herstellung dieses Bandes Beteiligten sei an KollegInnen und damit verbunden das wissenschaft- dieser Stelle für ihre sichtbar und greifbar erfolgreiliche Umfeld, aber eben auch die zur Verfügung ste- che Arbeit gedankt. hende räumliche und technische Ausstattung. Dies alles sind Grundvoraussetzungen zur erfolgreichen Heinz W. Engl Umsetzung der geplanten Forschungsvorhaben. BeiRektor der Universität Wien spielhaft genannt sei in diesem Zusammenhang das erneuerte und erweiterte Gebäude »Oskar-Morgenstern-Platz 1« – ein gemeinsamer Standort der Fakultäten für Mathematik und für Wirtschaftswissen-

grusswort des rektors  7

Dieter Schweizer

Stätten des Wissens Eine Einführung zu diesem Band

D

as aus Anlass des 650-jährigen Gründungsjubi­ und der Nahversorgung, ist jedoch im Laufe weniger läums der Universität Wien 2015 erscheinende Jahrhunderte durch die dort entstandenen universiBuch über die Bauten der Universität Wien ist glei- tären Wissenseinrichtungen zu einem wesentlichen chermaßen Baugeschichte wie auch Entwicklungs- Teil des heutigen Erscheinungsbildes der Inneren geschichte unserer Alma Mater Rudolphina Vindo- Stadt geworden. Auch die späteren Universitätsbaubonensis. Gebäude der Universität, Stätten einer ten waren ein prägendes Element der StadtentwickGemeinschaft der Lehrenden und Lernenden, die lung. Diese führte in Wien im 19. Jahrhundert zur der Pflege der Wissenschaft verpflichtet ist, sind von großräumigen Stadterweiterung auf dem durch die Beginn an mehr als nur Behausungen oder reine Schleifung der Bastionen gewonnenen Areal für die Funktionsbauten. Sie sind nicht nur in Zeiten des 1865 begonnene Ringstraße mit ihren Bauten für PoWachstums und der Prosperität, sondern gerade auch litik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft und den in schwierigen Zeiten ein identitätsstiftendes öffent- Palästen des Geldadels. In der Hochblüte des Histoliches Zeugnis des Selbstverständnisses ihrer Körper- rismus findet der bestimmende universitäre Gedanke schaft. Sie sind, jeder Bau für sich, ein sichtbares Zei- dieser Zeit, die Humboldt’sche Idee der disziplinenchen der jeweiligen Epoche und zugleich bleibender übergreifenden Gesamtuniversität, seinen beeinAusdruck der gelebten Idee einer Universität. druckenden baukünstlerischen Ausdruck in einem Ein Charakteristikum, welches die Universität »Palast der Wissenschaft« des Architekten Heinrich Wien mit anderen frühen Stadtuniversitäten gemein- Ferstel am neuen Ring. sam hat, ist eine längere, meist über Jahrhunderte Ab dem späten 19. Jahrhundert können aus dauernde erste Phase einer vergleichsweise langsamen Raumnot und bedingt durch neue technische Anforbaulichen Entwicklung, gefolgt ab der Mitte des 19. derungen an die Hochschulbauten und deren EinJahrhunderts von einer Phase des Wachstums, der richtungen nicht mehr alle Fächer der Universität im flächenmäßigen Ausdehnung, der baulichen Vielfalt. Hauptgebäude am Ring unter einem gemeinsamen Aufgegeben wird dabei das ursprüngliche Konzept Dach untergebracht werden. Mit der von hier aus beder baulichen Verdichtung der Universität innerhalb ginnenden Expansion der Universität in die nächsteines begrenzten städtischen Areals zu einer eigent- liegende Vorstadt, den 9. Wiener Gemeindebezirk lichen »Universitätsstadt«. In Wien konnte, bedingt Alsergrund, wird auf die besonderen Entwicklungen durch den frühen Tod des Universitätsstifters Herzog in der Medizin und die zunehmende sozioökonomiRudolf IV., der von ihm entwickelte Plan eines in- sche Bedeutung der neuen Schlüsselwissenschaften nerstädtischen Campus in nächster Nachbarschaft zu Chemie und Physik geantwortet. Im Umfeld der den Bauten des Klerus und des Adels nicht verwirk- Währinger Straße entstehen Institutsbauten mit Lalicht werden. Das heute »Altes Universitätsviertel« boratorien und spezieller apparativer Ausstattung. genannte, damals als ungeeignet qualifizierte Ersatz- Nutzungsbedingt weiter entfernt, entstehen zusätzquartier beim Stubentor, ein Areal des Kleinhandels liche naturwissenschaftliche Einrichtungen wie die

Stätten des Wissens  9

Sternwarte beim Türkenschanzpark und das neue Botanische Institut in Wien-Landstraße im 1754 gegründeten Botanischen Garten. In der Zwischenkriegszeit stagniert die Neubau­ tätigkeit der Universität Wien. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, nach der Beseitigung der Kriegsschäden, folgt eine zweite Welle der Expansion, die bis heute anhält, jedoch infolge der zunehmenden Verdichtung des Stadtraums immer weniger einem idealen Plan folgen kann. Der wohl spektakulärste Universitätsbau der Nach­­ kriegszeit ist das sogenannte Juridicum auf einem Areal in der Innenstadt in Gehweite zum Haupt­­ gebäude am Ring. Das größte und komplexeste Projekt ist die Umwandlung des Alten Allgemeinen Krankenhauses in den »Universitätscampus Wien«, der am 16. Oktober 1998 eröffnet wurde. Die Stadt Wien hatte zehn Jahre zuvor das Krankenhausareal von rund 96.000 m2, räumlich gegliedert in neun historische Höfe durch Gebäudetrakte, die zum Teil bis in das Jahr 1693 zurückgehen, der Alma Mater zum Geschenk gemacht. Inhaltlich bewegt sich das vorliegende Jubiläumsbuch chronologisch entlang der Bauten, die von der Universität Wien genutzt und teilweise auch selbst errichtet wurden. Das Buch gibt einen Überblick über die wichtigsten Universitätsbauten  ; es erhebt aber mit den behandelten Standorten in keiner Weise den Anspruch auf Vollständigkeit. Ein Verzeichnis aller von der Universität Wien genutzten Bauten innerhalb und außerhalb Wiens ist als Anhang beigefügt. Ein Buch zu den Bauten der Universität Wien 1365 – 2015 kann zum einen den Schwerpunkt auf die Baugeschichte in Verbindung mit der Universitäts­ geschichte legen. Zum anderen kann der Blick auf die Bauten ein vorwiegend kunsthistorischer, architekturkritischer sein. Das vorliegende BautenKompendium aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums ist in dieser Hinsicht nicht einheitlich. Ganz bewusst wurde ein Team von Autorinnen und Autoren gewählt, welches für unterschiedlichste Blickweisen steht. Herausgekommen ist eine Sammlung von ­E ssays zu den Orten des Wissens der Universität Wien aus der Feder ausgewiesener Kunsthistoriker

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und von Experten der Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, ergänzt durch Beiträge mit prononciert architekturkritischer Sicht. Der im Buch verfolgte Weg der Universität Wien entlang ihrer Bauten muss von den Leserinnen und Lesern nicht streng chronologisch oder topologisch abgeschritten werden. Bestimmt durch Interesse und Neigung mögen die Bauten der Universität Wien im vorliegenden Band nach eigener Wahl besucht werden.

Dank

D

as vorliegende Buch ist eine Festgabe der Universität Wien anlässlich ihres 650-jährigen Gründungsjubiläums im Jahr 2015. Herr HR i.R. Univ.-Doz. Dr. Kurt Mühlberger, vormaliger Direktor des Archivs der Universität Wien, ist den Herausgebern von Beginn an beratend und unterstützend zur Seite gestanden, wofür die Unterfertigten ihm in ihrem eigenen Namen und namens der Universität Wien ihren ganz besonderen und herzlichen Dank aussprechen. Auch den Autorinnen und Autoren sowie den Fotografen Alexander Arnberger und Wolfgang Thaler und allen weiteren bei der Herstellung dieses festlichen Bandes Beteiligten sei für ihren persönlichen Beitrag und für ihr vielfältiges Mitwirken bei der Verwirklichung dieses Jubiläumsprojektes gedankt. Namentlich danken wir Frau Dr. Ursula Huber und Herrn Michael Rauscher, Böhlau Verlag, die den Weg vom Manuskript zum Buch mit Geduld und unschätzbarem Rat begleitet haben. Dankend hervorgehoben sei an dieser Stelle auch die hilfreiche organisatorische Mitarbeit von Frau Michaela Griehsler-Holstein aus dem Jubiläumsbüro. Wertvolle Hilfe erhielten die Herausgeber von der Universitätsbibliothek und vom Archiv der Universität Wien. Unser ganz besonderer Dank gilt dem Raumund Ressourcenmanagement der Universität Wien (r r m) für die Förderung des Buchprojektes sowie der Firma siwacht GmbH der ck v-Gruppe, dem Hauptsponsor dieser Jubiläumspublikation, ohne dessen Zuwendung das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Dem Rektorat sei schließlich gedankt für die erhaltene Unterstützung während des gesamten Entstehungsprozesses der hier vorgelegten Darstellung der Baugeschichte der Universität Wien. Wien, im März 2015 Die Herausgeber

Dank  11

Kurt Mühlberger

Das Alte Universitätsviertel Die Universität im Mittelalter

Die Universität  : eine europäische Neuschöpfung des späten Mittelalters

Seit der Antike finden wir Zeugen für schulisches Lehren und Lernen in Europa. Während des frühen und hohen Mittelalters blühten insbesondere Kloster- und Domschulen, daneben auch Pfarr- und städtische Lateinschulen. Die elementaren Fertigkeiten und Kenntnisse lehrten vorwiegend Pfarrer und Ordensgeistliche. Höheres Bildungsgut vermittelten dagegen die Schulen der Domkirchen. Der Unterricht, die Bildungsziele und Lehrmethoden waren konfessionell gebunden. Sie lagen während des europäischen Mittelalters im Schoße der römischen Kirche. Jüdische Gemeinden erteilten Unterricht an den Synagogen, die mit höheren Talmudschulen verbunden sein konnten.1 Für die Entstehung des modernen Studiums und der Universität als anerkannte Stätte von Wissenschaft und Lehre war der allmähliche Wandel in der christlichen Ethik in Bezug auf wissenschaftliches Erkenntnisstreben von Bedeutung. Curiositas, Wissbegierde, hatte lange als unziemlich oder gar verdächtig gegolten, was sogar von Kirchenvätern wie dem hl. Augustinus genährt worden war. Erst vom 12. Jahrhundert an schwand dieses Misstrauen, das insbesondere den profanen Wissenschaften gegolten hatte. Als Triebfedern für die Verbreitung des gelehrten Studienwesens galten »das gelehrte wissenschaftliche Interesse, das Wissen- und ErkennenWollen«, der amor sciendi. Andererseits belehren uns zeitgenössische Quellen, dass nicht allein die Liebe zur Wissenschaft, sondern Habgier und Ehrgeiz, insbesondere die »lukrativen« Wissenschaften Jurisprudenz und Medizin, sowie die Jagd nach Ämtern

und Ruhm für die Verbreitung des Studienwesens und die Entstehung der Universitäten verantwortlich gewesen seien. Freilich gab es auch einen steigenden Bedarf an qualifizierten Kräften für staatliche und kirchliche Aufgaben im Zuge der Festigung der Territorialstaaten. Der spätmittelalterliche Siegeszug der Universität mag von allen diesen Entwicklungen begünstigt worden sein. Es entstand das studium generale als »hohe Schule«, begründet von einer der universalen Mächte  : Papst oder Kaiser. Die Akteure der Studien, Lehrer und Schüler, schlossen sich an Orten bestehender Schulen aus eigener Initiative zu freien Schutzgemeinschaften zusammen, die man zeitgemäß universitates nannte. Man kann den lateinischen Begriff mit »Körperschaft« (Korporation), »Genossenschaft« oder »Gemeinde« wiedergeben. Analog zur städtischen Bürgergemeinde (universitas civium) formierte sich die universitas magistrorum et scholarium (die Gemeinde der Lehrer und Schüler). Diese Gemeinschaften, die sich dem Studium und der Wissenschaftspflege widmeten, wurden von Kaisern und Päpsten großzügig privilegiert. Sie erhielten Rechte, die gleichsam weltweite Geltung im Rahmen der christlichen Machtsphäre haben sollten. Sie genossen den direkten Schutz des Souveräns und konnten Magister- und Doktortitel verleihen. Die Promovierten erlangten mit diesen Titeln eine umfassende Lehrberechtigung (licentia ubique docendi), die im Gegensatz zu den bisherigen Gepflogenheiten nicht auf ein bestimmtes Bistum beschränkt war. Die Mitglieder (supposita) der Universitätsgemeinden, waren von den öffentlichen Gerichten eximiert und bildeten einen eigenen akademischen Gerichtsstand.

Das Alte Universitätsviertel  13

Abb. 1: Herzog Rudolf IV. der »Stifter« (gest. 27. Juli 1365 in Mailand). Das Bildnis des Universitätsgründers gilt als das älteste selbständige Fürstenporträt der österreichischen Malerei, ca. 1339–1365.

In der Frühzeit der Universität  – beginnend vom ausgehenden 12. Jahrhundert – entstanden zwei organisatorische Grundtypen, an denen sich spätere Gründungen orientierten. Wir sprechen einerseits von »Studentenuniversitäten«, wo ausschließlich Studierende der universitas angehörten, die ihre Gemeinde selbstständig verwalteten und auch das Rektorsamt bekleideten, wie es in Bologna oder Padua der Fall war. Hier unterrichteten oft namhafte, auf Zeit verpflichtete, bürgerliche Lehrer, die außerhalb der Universitätsgemeinde standen. Sie konnten sich in eigenständigen Doktorenkollegien gesondert organisieren. Andererseits gab es »Magisteruniversitäten«, wo die »Professoren« die führende Rolle in den universitären Korporationen spielten, zugleich aber auch Studierende der akademischen Gemeinde angehörten

14  Kurt Mühlberger

(universitas magistrorum et scholarium), wie es sich in Paris entwickelt hat. Es gibt Gründungsmythen, welche die Entstehung der Universität im Altertum oder im Frühmittelalter ansiedeln. Kaiser Theodosius II. (Konstantinopel), Karl der Große (Paris) oder Alfred der Große (Oxford) wurden bemüht, sogar die Trojaner wollte man an der Gründung von Oxford beteiligen. Während des Mittelalters sollte hohes Ansehen und Authenzität einer Institution durch ein ehrwürdiges Alter unterstrichen werden. Schon Humanisten haben derartige Fiktionen am Ende des Mittelalters als solche entlarvt. Nicht die Idee der korporativen Universität hat ihren Ursprung in der Antike. Vielmehr das an ihr verbreitete Lehrgut oder zumindest große Bereiche davon. Die antiken Lehren bzw. Inhalte wurden nicht zuletzt durch Kirchenväter wie den hl. Augustinus in christianisierter Form weitergegeben. Mittelalterliche Gelehrte sahen sich gegenüber ihren antiken Vorläufern als Zwerge, die – auf den Schultern von Riesen stehend – weiter sehen könnten als diese.2 In Europa finden wir um die Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 30 Universitäten. Viele waren ohne formalen Stiftungsakt durch spontane Initiativen der Lehrer und Scholaren etwa in Anlehnung an gelehrte Domschulen oder Privatschulen entstanden (universitates ex consuetudine). Paris galt als das »Mekka« der Theologen und Artisten (Philosophen), Bologna besonders als Zentrum der Rechtsgelehrten. Wir sprechen von der »universalen Phase« der älteren Universitätsgeschichte seit der Entstehung der frühesten Universitäten in Bologna, Paris, Oxford etc. Ende des 12. und im 13. Jahrhundert waren die treibenden Kräfte die Akteure des Studiums selbst gewesen. Ähnliche »private« Initiativen hat es in Mittelund Osteuropa nicht gegeben. Hier bedurfte es der großen Dynasten, welche den Wert gelehrter Bildung erkannten und die Etablierung hoher Schulen in der Rechtsform der älteren west- und südeuropäischen korporativen universitates – oft gegen regionale Widerstände – durchzusetzen vermochten.3 König Wenzel II. von Böhmen (1278 – 1305) hatte Ende des 13. Jahrhunderts einen erfolglosen Versuch zur

Gründung einer Universität in Prag unternommen, sches Königreich vor. Die Bedeutung einer Universiwobei der moderne Gedanke einer »landesherrlichen tät für sein Land und für den Glanz seiner Dynastie Durchdringung« des eigenen Territoriums mithilfe war ihm bewusst. Außerdem wollte er seinem kaiuniversitär gebildeter Räte oder Beamter eine Rolle serlichen Schwiegervater Karl IV. nicht nachstehen. gespielt haben mag.4 Neben den oft bemühten politischen Beweggründen Wir befinden uns am Übergang vom ursprünglich des Herzogs wurden in jüngerer Zeit die Idee des selbstständig »gewachsenen« Universitätstypus zur »frommen Werkes«, der »Seelgerätstiftung« und die ersten Phase der Stiftungsuniversitäten (universitas ex Sicherung der »Memoria« stärker betont. Auch die privilegio), in dem ein dichteres Universitätsnetz ge- Vorstellung einer »einsamen Leistung« des Fürsten knüpft und die Regionalisierung der Einzugsbereiche scheint heute überholt. Man denkt vielmehr an einen erfolgte. »Beziehungen zu Fürstenhof und Residenz, »interaktiven Prozess« zwischen dem Stifter und weiEinzugsgebiet der Universität und fürstliches Terri- teren Interessengruppen und unterstreicht die große torium bewegten sich aufeinander zu und gelangten Bedeutung von Professoren im Stiftungsgeschehen zunehmend zur Deckung«.5 (besonders von Langenstein), die neben den Fürsten Die erste erfolgreiche Universitätsgründung nörd- als fundatores universitatis gerühmt werden konnten.9 lich der Alpen gelang dem gelehrten Luxemburger In der deutschen Fassung der Stiftungsurkunde heißt König Karl IV. (ab 1355 römisch-deutscher Kaiser) es, der Fürst fühle sich aufgrund seiner göttlichen mit der Errichtung der Prager Universität im Jahre Sendung verpflichtet, 1348. Er stiftete ein Generalstudium mit vier Fakul»… aufzesetzen und ze stiften solich wesen ordenung täten, das zum Vorbild für künftige Gründungen im und lere in unsern landen, damitte dez ersten unser mittel- und osteuropäischen Raum wurde.6 kristenlicher geloube in aller welt geweitet und gemeDem luxemburgischen Vorbild eiferten bald führet werde, darnach damit gemain guot, rechte gerichte, rende europäische Dynastien nach. So die Jagiellomenschlich vernunft und beschaidenhait aufneme nen (Kasimir der Große, 1364 Krakau), die Habsund wachse, und das durchscheinende liecht goetliburger (Rudolf IV., 1365 Wien), die Anjou (Ludwig cher weishait nach dem influzze des heiligen geistes der Große, 1367 Pécs / Fünfkirchen), die Wittelsbaerleuchte und befruchte aller leute hertzen in solicher cher (Ruprecht I. von der Pfalz, 1386 Heidelberg) mazze, daz ein yeglich weiser mensch vernuenftiger, und neuerlich die Luxemburger (Sigismund, 1395 Buda / A ltofen). Aber auch Kommunen setzten Iniund ain unweiser zuo menschlicher vernunft in rechte erkantnuosse mit goetlicher lerung bracht und getzotiativen zu Universitätsgründungen wie die Städte gen werde …«. 10 Erfurt (1379) und Köln (1388).7 Die Absolventen der hohen Schulen sollten in der Epoche des sich formierenden institutionellen Territorialstaates als universi- Das Bekenntnis zur Verbreitung des christlichen tär gebildete Sekretäre, Diplomaten und Juristen eine Glaubens war wohl die Voraussetzung für das Gelingen des ganzen Unternehmens, das von der päpstliwichtige Rolle spielen. chen Zustimmung abhängig war. Fürstliche Macht ruhte auf kirchlichen Fundamenten. Die Wiener Gründung  : Universitas Doctorum, Die Voraussetzungen für die Etablierung einer Magistrorum et Scolarium Wyenne8 Universität waren in Wien nicht schlecht. Besonders die verkehrsgünstige Lage an der Donau und die ehrDer junge Herzog Rudolf IV. plante, Wien als po- würdige Schultradition bei Sankt Stefan sprachen litisches, geistliches, kulturelles und wirtschaftliches dafür. Die Pfarrschule an der Hauptkirche Wiens Zentrum seiner Länder auszubauen. Man spricht so- hatte längst den Charakter eines Partikularstudiums gar davon, es schwebte ihm ein künftiges österreichi- erlangt. Man lehrte die Artes liberales und theolo-

Das Alte Universitätsviertel  15

Abb. 2: Stiftbrief der Universität Wien vom 12.März 1365. Der Text wurde vom herzoglichen Kanzler Johann Ribi aus Lenzburg im Aargau, Bischof von Brixen, hergestellt, der schon 1364 im Auftrag von Papst Urban V. Erkundigungen über die Voraussetzungen eines Wiener Studiums einzuholen hatte. Aussteller sind die Brüder Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III., die ihre Unterschriften auf das Diplom (­ Leo­pold III. nur auf die lateinische Fassung) setzten. Danach folgt die Rekognition des Kanzlers. In der Arenga wird als Zweck der Gründung angegeben: »damitte dez ersten unser kristenlicher geloube in aller welt geweitert und gemeret werde, darnach damit gemain guot, rechte gerichte, menschlich vernunft und beschaidenheit aufnehme und wachse…«. Als Vorbilder werden die Universitäten zu Athen, Rom und Paris genannt. Weiters enthält die Urkunde die Gründung eines abgeschotteten Universitätsviertels (»Pfaffenstadt«), Bestimmungen zur Sicherheit ihrer Angehörigen, zu wirtschaftlichen Begünstigungen, zur Exemtion aus jeder weltlichen Gerichtsbarkeit, zur Organisation der »akademischen Gemeinde« etc.

gische Fächer. Namhafte Persönlichkeiten hatten die Stelle des Schulmeisters bekleidet. Als »Bürgerschule zu Sankt Stefan« (auch  : collegium civium) nannte man sie seit dem Stadtrechtsprivileg vom Jahre 1296, in welchem Herzog Albrecht I. den Wiener Bürgern seine landesfürstlichen Rechte an der Stefansschule abtrat. Die Stadt gewann auf diese Weise Einfluss auf das Wiener Bildungswesen. Freilich war die Gemeinde nun auch für die Erhaltung der »Bürgerschule« zuständig.11 Daneben gab es in Wien Lateinbzw. Pfarr- und Klosterschulen bei St. Michael, im

16  Kurt Mühlberger

Bürgerspital und im Schottenkloster sowie die Hausstudien der Bettelorden (Augustiner-Eremiten, Dominikaner, Franziskaner und Karmeliten) und die internen Schulen der Frauenklöster (St. Niklaskloster, St. Maria Magdalena vor dem Schottentor, St. Jakob auf der Hülben).12 Der Universitätsgründung gingen Verhandlungen mit der Kurie in Avignon voraus. Dabei spielten der spätere Gründungsrektor Magister Albrecht von Sachsen († 1390),13 der 1353 als Rektor der Universität Paris fungiert hatte, sowie der herzogliche

Kanzler ­Johann Ribi von Lenzburg († 1374),14 Bischof von Brixen, die zentralen Rollen. Die beiden waren an der Formulierung der Gründungsurkunde beteiligt, in welcher die Verfassung der Wiener Universität nach dem Vorbild von Paris als korporative 4-Fakultäten-Universität samt Nationengliederung verankert wurde.15 Die Privilegien und Freiheiten, welche die ersten, allmählich gewachsenen Universitäten wie Bologna, Paris und Oxford im 13. Jahrhundert von den Obrigkeiten Zug um Zug erkämpft hatten, wurden bei den spätmittelalterlichen Gründungsuniversitäten als ein Bündel von Rechten in der Gründungsurkunde verbrieft. Neben der Zuweisung eines Stadtviertels, der sogenannten »Pfaffenstatt«, erhielt das Wiener Studium zahlreiche Privilegien, wie Maut-, Zoll- und Steuerfreiheit, die Exemtion von den ordentlichen Gerichten und die Einrichtung Abb. 3: Großes Siegel der Universität Wien, 1365. Das erste Große einer universitären Sondergerichtsbarkeit, Geleit- Siegel wird im Stiftbrief vom 12. März 1365 als »magnum sigillum schutz für die anreisenden Scholaren und Magister … pro omnibus suis causis« bzw. »grozzes insigl … zuo aller ir geetc. Alle Mitglieder der akademischen Gemeinde mainer sachen« erwähnt. Das Petschaft sollte in einer Holzlade wurden nach ihrer geografischen Herkunft in vier verwahrt werden, die ihrerseits in einem eisenbeschlagenen Teilkorporationen eingeteilt, sogenannte »Natio- Schrei­ben zu verschließen war. Zugang zu dem Siegel hatten Rektor, Kanzler, Dekane und Nationsprokuratoren nur gemeinsam. nen«, mit gewählten Prokuratoren an der Spitze, die Demnach wären zehn Schlösser erforderlich gewesen. Der Stempel das Recht hatten, den Rektor als Repräsentanten der soll im Auftrag des Herzogs von dem Goldschmiedemeister Janko Gesamtuniversität frei zu wählen, der als »Magister von Prag angefertigt worden sein. artium« gleichzeitig der Artistenfakultät vorstehen sollte, während die übrigen, höheren Fakultäten der Theologen, Juristen und Mediziner von Dekanen ge- ter Domherren) ihre ökonomische Basis finden. Acht Stellen wurden für Mitglieder der Universität reserleitet wurden.16 Ungünstig erwies sich das Fehlen eines Bischof- viert. Rudolfs Unternehmungen waren von politischem sitzes in Wien. Die Stadt gehörte zum Passauer Bistumssprengel. Um diesem Mangel abzuhelfen, griff Ehrgeiz und energischer Durchsetzungskraft geHerzog Rudolf IV. den Plan einer Wiener Bistums- trieben. Sie benötigten aber auch finanzielle Mittel. gründung auf. Die Realisierung dieses Vorhabens Das nötige Geld beschaffte der Herzog durch die dauerte allerdings weitere hundert Jahre.17 Rudolf Einführung neuer Steuern, die freilich nicht freudig betrieb den Ausbau der Hauptkirche zur mächti- aufgenommen wurden. Besonders unbeliebt war das gen Kathedrale, der späteren Domkirche St. Stefan, 10 %ige »Ungelt«, eine Wein- und Getränkesteuer. und stiftete an dieser das Kollegiatkapitel »Allerhei- Davon blieb sogar der Klerus nicht verschont, was ligen« vier Tage nach der Universitätsgründung am dem Herzog den Ruf eines persecutor ecclesiae ein16. März 1365. Diese beiden Stiftungen sollten »ewig- brachte.19 Der Herzog bezog in seine Stiftung der lich zu einander in einer verpflichtung und einnung Universität auch den Klerus, den Landesadel und die bleiben«. Gotteslob und Verbreitung des christlichen Wiener Bürgerschaft ein. Dies sollte die Realisierung Glaubens waren die deklarierten Ziele.18 In Hinkunft der Stiftung absichern  : den ewigen Bestand des prikonnten hier Universitätslehrer als Kollegiaten (spä- vilegierten Wiener Generalstudiums und der Univer-

Das Alte Universitätsviertel  17

sität (der Personengemeinschaft der Lehrenden und Lernenden) sowie das ewige Gedenken an den Stifter und seine Dynastie.20

Die »Pfaffenstatt«: das »Campusprojekt« neben der Herzogsburg

Der Universitätsgründer und Stadtherr hat die landesfürstliche Stadt Wien verpflichtet, für seine Projekte Opfer zu bringen, auch für die Errichtung der privilegierten universitas magistrorum et scholarium, – die vom städtischen Gericht befreit sein, dazu Zollund Mautfreiheit genießen sollte.21 Sein Plan war es, einen abgegrenzten Bezirk innerhalb der Stadtmauern zwischen der herzoglichen Burg und dem Schottenkloster als exemtes Territorium auszugliedern und mit Mauern vollständig abzutrennen, der in der Gründungsurkunde topografisch exakt beschriebenen ist, gleichsam als eine »Stadt in der Stadt«  : die »… phaffenstatt, da die … wirdige schuol sein und alle maister und schuoler wonen sullen …«.22 Hier sollte der Universitätsbetrieb ungestört vom Treiben der Stadt florieren  : Der Name wies auf die künftigen Bewohner der fiktiven städtischen Exklave hin, die durch drei (fünf  ?) Tore den »Universitätscampus« betreten hätten können.23 Nach heutiger Topografie schloss die projektierte »Pfaffenstatt« (in der lateinischen Gründungsurkunde locus … interclusus) den Straßenzug vom Schottentor entlang der Schottenund Herrengasse (Hochstrazze) bis zur Schauflergasse (Schaufellucke) ein, diese entlang bis zur Stadtmauer (rynkchmawr), die im Verlauf der heutigen Straßenzüge Löwelstraße-Oppolzergasse-Mölkersteig wieder zum Schottentor führte.24 Das Gebiet schloss zahlreiche bürgerliche und adelige Häuser ein, aber auch das Minoritenkloster samt Kirche und Friedhof, das als geistliches Zentrum des »Campus« gedacht war.25 Herzog Rudolf wählte diesen repräsentativen Standort, weil der Friede und Schutz in keinem Bereich der Stadt so gut gesichert werden konnte wie unmittelbar neben dem herzoglichen Palast. Der fürstliche Schutz der Universitätsgemeinde sollte durch diese bevorzugte Lage gewährleistet sein.

18  Kurt Mühlberger

Man möchte glauben, selbst der Stifter erwartete Widerstand gegen die empfindlichen Eingriffe in die Rechte der Bürger. Die in diesem Bezirk befindlichen Häuser sollten in Hinkunft nur an Universitätsangehörige vermietet werden, wobei zwei Bürger und zwei Studenten die Höhe der Mieten auszuhandeln gehabt hätten. Bei Stimmengleichheit wäre die Stimme des Rektors entscheidend gewesen, was für die Universität wohl von Vorteil gewesen wäre.26 Der baldige Tod des jungen Stifters am 27. Juli 1365 in Mailand  – vier Monate nach der Gründung – verhinderte die Realisierung des Projektes »Pfaffenstatt«. Die Bürger Wiens haben den frühen Tod Herzog Rudolfs vielleicht sogar mit einem Seufzer der Erleichterung aufgenommen und das eingetretene Machtvakuum genützt, um den drohenden Einschnitt in ihre Rechte abzuwenden. Dies ging zulasten der Universität, deren früheste Geschichte bei einer vollständigen Umsetzung des Stifterwillens und der Realisierung der »Pfaffenstatt« vielleicht glanzvoller verlaufen hätte können. In sehr bescheidenem Maße konnte das Wiener Studium in seinem Gründungsjahr eröffnet werden. Zumindest die Artistenfakultät bestand von Beginn an, knüpfte sie doch an die Tradition der erfolgreichen Bürgerschule zu St. Stefan an. Auch von vereinzelten juridischen Vorlesungen ist die Rede, von medizinischem Unterricht ist hingegen vorerst nichts bekannt. Die Errichtung einer theologischen Fakultät war seitens des Papstes vorerst nicht genehmigt worden, da die erforderliche Dotation und Gebäudeaustattung fehlte. Eigene universitäre Lehr- und Wohngebäude gab es nicht. Vorlesungen fanden in der Stefansschule statt, vielleicht auch in Wohnungen von Professoren. Ähnlich wie die Prager Karlsuniversität konnte die Wiener Rudolphina in ihren ersten beiden Dezennien bloß eine kümmerliche, kaum lebensfähige Existenz entfalten. Beim Tode des Stifters sei »kaum ein Tintenfass« vorhanden gewesen. Man befürchtete, dass die Universität ganz eingehen könnte, noch ehe sie vollständig ins Leben treten würde.27 Wir erfahren aber von vereinzelten Vorlesungen und Graduierungen in den Jahren nach der Gründung, von der Zuweisung der Einkünfte der Pfarre Laa an der

Die Pfaffenstadt

St. Michael

Rudolfinisches Universitätsprojekt R. Perger - F. Hueber 1985

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Abb. 4: »Die Pfaffenstadt«, das unausgeführte Projekt Herzog Rudolfs IV., 1365. Das von Rudolf IV. geplante mit Mauern umschlossene Universitätsviertel nahe der herzoglichen Burg blieb aufgrund des frühen Todes des Stifters unausgeführt. Hier sollten alle »maister und schuoler« samt ihren Dienern, Pedellen und dem Gesinde wohnen. Im Stiftbrief ist das Areal vom Schottentor, Herrengasse, Schauflergasse, und Ringmauer beschrieben. Der Tod des Herzogs und der Widerstand der Bürger haben das Projekt vereitelt. Abb. 5: Das älteste Matrikelbuch der Universität (erste Seite), angelegt 1377. Die Führung der Hauptmatrikel oblag dem Rektor, der diese Aufgabe während des Mittelalters meist persönlich wahrgenommen hat. Scholaren, Studenten, Dozenten und »akademische Bürger« (Pedellen, Notare, Buchdrucker, Illuminatoren etc.) gehörten mit der Einschreibung der akademische Gemeinde an und genossen besondere Privilegien, wie Personenschutz, Sondergerichtsstand, Zollfreiheiten, etc.

Das Alte Universitätsviertel  19

Abb. 6: Das »Albertinum«: Reform und Ausbau der Alma Mater Rudolfina, 1384. Im Jahre 1365 wurde seitens des Papstes die Gründung einer Theologischen Fakultät noch abgelehnt. Papst Urban VI. hat die Genehmigung 1384 dazu erteilt, so dass Herzog Albrecht III. nun den Ausbau zur Vier-Fakultäten-Universität und die grundlegende organisatorische Neuordnung der Universität erreichen konnte. Gleichzeitig hat der Herzog das erste Wiener Universitätsgebäude gegenüber dem Dominikanerkloster, das Collegium Ducale gestiftet, das zum Hauptsitz der Hochschule wurde.

Thaya, es wurde ein Pedellenstatut erlassen und die Einteilung der Universitätsmitglieder in vier Akademische Nationen beschlossen. Auch ein erstes Studentenhaus in der Kärntner Straße wurde im Jahre 1370 vom herzoglichen Leibarzt Mag. Albrecht von Gars gestiftet. Hier sollten drei Sublektoren wohnen, die an der Universität lehrten, und ein Student, der von diesen Unterricht erhielt.28

20  Kurt Mühlberger

Ein Lebenszeichen der Wiener Universität finden wir auch im Jahre 1377, als Rektor Johannes de Randekk den ersten Band der Wiener Universitätsmatrikel anlegte. In den Pergamentkodex wurde zuerst eine Liste von 291 Scholaren – darunter neun Magister – eingetragen. Offenbar waren sie schon in die Universität aufgenommen worden, als es noch keine Matrikel gab. In den nachfolgenden Studienjahren

wurden bis zu 110 Studierende jährlich eingetragen. Im Aufwind der Albertinischen Universitätsreform von 1384 stieg die Jahresfrequenz dann auf mehr als 160 Neuzugänge.29

Zur Universitätsreform Herzog Albrechts III. (1384)

Der Ausbruch des Großen Abendländischen Schismas (1378) begünstigte die Berufung erstrangiger Spitzenkräfte nach Wien. Es handelte sich um Pariser Gelehrte, die sich für die Obedienz des »römischen« Papstes Urban VI. (1378 – 1389) und gegen den in Avignon residierenden »französischen« Gegenpapst Clemens VII. (1378 – 1394) entschieden hatten. Unter diesen Neuberufenen befand sich der bekannte Theologe Heinrich Heimbuche von Langenstein. Die Belebung der Universität durch die Universitätsreform von 1384, die mitunter sogar als Neugründung interpretiert wurde, war nicht zuletzt ihm zu verdanken. Auch die Abfassung des sogenannten »zweiten Wiener Stiftbriefs« Herzog Albrechts III., womit die Absicherung und Erweiterung der Rudolfinischen Universitätsstiftung bewerkstelligt wurde, ist sein Werk.30 War es am 12. März 1365 eine prunkvolle Gründungsversammlung gewesen – 163 namhafte Potentaten waren als Zeugen geladen –, so führt uns die Albertinische Konfirmations-Urkunde von 1384 mit ihrer reichen Besiegelung die Einbindung verschiedener Gruppen eindrucksvoll vor Augen. Sie trägt als Beglaubigungsmitteln neben den Reitersiegeln der beiden habsburgischen Herzoge Albrecht und Leopold die Siegeln von 16 Herren und Rittern Österreichs. Alle führenden Landherren sowie die Inhaber der Landesämter sind vertreten. Den Abschluss bildet das große Siegel der Stadt Wien. Neben der Bestätigung der Rudolfinischen Gründung erfolgte durch diese Urkunde die Errichtung der theologischen Fakultät mit Zustimmung des Papstes Urbans VI. Gleichzeitig stiftete Herzog Albrecht III. das erste Wiener Universitätsgebäude  : das sogenannte Collegium ducale (Herzogskolleg) gegenüber dem Dominikanerkloster (heute Postgasse 7 – 9), das im Frühjahr des Folgejahres eröffnet wurde. 31

Abb. 7: Darstellungen zur Universitätsreform Herzog Albrechts III. 1384/85. Herzog Albrecht (gest. 1395) ließ 1385 das schon 1291 verfasste »Rationale divinorum officiorum« des Wilhelmus Durandus ins Deutsche übersetzen und künstlerisch ausgestalten. Die Arbeit wurde 1406 vollendet. Viele reich illuminierte Seiten glorifizieren den Herzog und seine Familie. Die Universitätsreform scheint ihm aber ein ganz wesentliches Werk gewesen zu sein. Ihr widmet er die ganze erste Seite in fünf kunstvollen Miniaturen: Wir finden im Initialbild Herzog Albrecht in rotem, goldverbrämten Kleid und rotem Birett mit blanken Schwert thronend dargestellt. Ihm sind die vier Dekane in roten, grünen und blauen Talaren zugewendet, die ihm jeder ein Buch entgegenstrecken. Hier wird bereits die »Volluniversität« mit vier Fakultäten gezeigt. Am Fußende der Seite nehmen vier Medaillons direkten Bezug auf die Schritte der Reform (v. l. n. r.): 1. Papst Urban VI. übergibt den Gesandten des Herzogs die Errichtungsbulle der Theologischen Fakultät; 2. Überbringung der Bulle an den Herzog; 3. Herzog Albrecht stiftet das Collegium ducale; 4. Die neue Theologische Fakultät beginnt ihre Vorlesungen. In den Randleisten halten Engelsfiguren die Wappen von Österreich (Bindenschild), Land ob der Enns, Krain, Hohenzollern (Links), sowie Steiermark, Kärnten, Tirol und der Windischen Mark (rechts).

Das Alte Universitätsviertel  21

Zum Bautypus der mittelalterlichen Universität

In der Frühzeit der ersten, ohne Gründungsakt entstandenen Universitäten konnten sich keine typischen universitären Bauformen entwickeln. Es wurde an öffentlichen Plätzen bestimmter Stadtvierteln unter freiem Himmel gelehrt oder angemietete Häuser bezogen. Festliche Versammlungen hielt man gerne in Kirchen ab. Die frühen Universitäten waren also auf die Mitnutzung städtischer oder kirchlicher Baulichkeiten angewiesen. So ließen sich etwa die Juristen und Artisten Bolognas in verschiedenen Bezirken der Stadt nieder, die Magister und Scholaren der Pariser Kathedralschule von Notre-Dame verließen aus Protest gegen den Kanzler die Dominsel und schlossen sich an mehreren Orten der Stadt mit Klosterschulen zusammen. Charakteristisch für die frühesten universitären Gemeinschaften ist vorerst die weitgehende örtliche Ungebundenheit, die nicht selten zur Auswanderung bzw. Verlegung ganzer Universitäten in andere Städte führte.32 Die Verbindung der akademischen Schutzgemeinschaften mit neuen oder bestehenden Lehranstalten bzw. ihr allmähliches Zusammenwachsen und die Erfordernisse eines geregelten Studien- und Alltagsablaufes erforderten bald auch geeignete Baulichkeiten für ein sich festigendes Raumprogramm. Die Orden errichteten in Universitätsstädten Studienhäuser, um ihren Scholaren am Studienort ein dem Kloster ähnliches Zusammenleben zu ermöglichen. Daraus gingen die Universitätskollegien hervor, welche zuerst bloß als Wohnstätte dienten. Auch externe bedürftige Scholaren und Lehrer wurden aufgenommen. Zunehmend wurde das Kollegium auch zum Ort des Lehrens und Lernens. Es entwickelte sich ein typisch universitäres Raumprogramm, das Kapelle, Lesesaal, Speisesaal, Bibliothek, repräsentative Versammlungsräume, Schlafräume, Wirtschafts- und Verwaltungsräume sowie Wohnungen für Lehrer, Schüler und Bedienstete umfasste. Dieses Raumprogramm, das den Bautyp der Universität bestimmte, wurde zunächst in bestehenden Häusern realisiert, erst ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Universitätskollegien planmäßig

22  Kurt Mühlberger

auch als Neubauten errichtet. Das Spanische Collegium in Bologna, das 1365 – 1367 errichtet wurde, gilt als erster Kollegs-Neubau. Es diente künftigen Anlagen ähnlich wie das Collège de Sorbonne in Paris oder das New College in Oxford als Vorbild für künftige Anlagen. Das Kolleg mit nach außen abgeschlossenem zentralen Innenhof, von dem aus die Räume begehbar waren, wurde in Hinkunft der charakteristische Bautyp der mittelalterlichen Universitäten in Europa.33

Anfänge des »Alten Universitätsviertels« beim Stubentor

Rudolf der Stifter hatte gewünscht, die Universität bei der Herzogsburg in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hof und Adel in einem »Campus« anzusiedeln, was nach seinem Tod vereitelt wurde. Damit war die Chance für die kommenden 500 Jahre verspielt, die Hochschule an der nobleren Schauseite der Stadt zu positionieren. Durch die Reform Herzog Al­brechts III. von 1384 / 85 kam die Alma Mater zwar zu ihrem ersten eigenen Sitz, war aber in eine städtische Randposition verlagert worden. Nun nistete sich die akademische Gemeinde in das weniger noble nordöstliche Stadtviertel beim Stubentor ein. Die Universität fand sich nicht wie ursprünglich beabsichtigt in einer abgeschiedenen »phaffenstatt« sondern in bunter Gesellschaft fremder Großhändler mit ihren Niederlassungen sowie der benachbarten Kirchen und Klöster. In nächster Nähe waren das Predigerkloster (Dominikaner) und das Nonnenkloster von St. Laurenz. Ein wenig übertrieben hat wohl der Schulmeister des Schottenstifts Wolfgang Schmeltzl in seinem »Lobspruch« auf Wien Mitte des 16. Jahrhunderts, als er das bunte Treiben samt babylonischem Sprachengewirr beim Lugeck, dem Sammlungsplatz des Stubenviertels, beschrieb  :34 [325] An das Lugek kam ich ongfer [zufällig], Da tratten Kauffleut hin und her, Al Nacion in ir claidung Da wirt gehört manch sprach und zung, Ich dacht ich wer gen Babl khumen,

[330] Wo alle sprach ein anfang gnomen, Und hört ein seltzams dräsch und gschray Von schönen sprachen mancherlay. Hebreisch, Griechisch und Lateinisch, Teutsch, Frantzösisch, Türkisch, Spanisch, [335] Behaimisch, Windisch, Italianisch, Hungarisch, guet Niderlendisch, Naturlich Syrisch, Crabatisch, Rätzisch, Polnisch und Chaldeisch. Des volcks auch was ein grosse meng [340] Ich macht mich bald aus dem gedreng …

In der Vorstadt vor dem Stubentor befand sich am Glacis (heute Stubenring) der Ochsenstand. Rinderherden aus Ungarn wurden hereingetrieben. Hier stellte man die Fleischversorgung Wiens sicher. Ebenso gab es im 16. Jahrhundert im nordöstlichen Ende des Viertels im »Sauwinkl« (heute Auwinkl) neben dem St. Laurenz-Kloster Schweinehaltung und anschließend ein Schlachthaus. Straßennamen wie Fleischmarkt, Hafnersteig, Wollzeile, Riemergasse, Bäckerstraße erinnern heute noch an die ursprüngliche Bestimmung dieser Straßenzüge. Die namengebenden Gewerbe waren allerdings zur Zeit der Etablierung der Universität schon weitgehend verschwunden. Das Stubenviertel, dessen Name vielleicht an ältere Badstuben erinnern könnte, wandelte sich allmählich vom Kaufmanns- und Gewerbe- zum Universitätsviertel.35

Das älteste Gebäude der Universität Wien  : das Herzogskolleg (Collegium ducale), 1384

Die umfassende Reform und Erweiterung der Stiftung durch den Mitbegründer Herzog Albrecht III. im Jahre 1384 bescherte der jungen Universität ihr erstes Gebäude  : das Herzogliche Kolleg, Collegium ducale.36 Heute ist dieses Gebäude gegenüber dem Dominikanerkloster im Bereich Postgasse 7 – 9 (früher auch »Prediger Steig«, »Bockgasse«)37 an der Stelle des früheren Akademischen Kollegs der Jesuiten und des ihm vorgelagerten »Stöcklgebäudes« zu lokalisieren. Für die räumliche Unterbringung der

Abb. 8: Herzog Albrecht III. stiftet das »Collegium ducale«, 1384/85. Die Miniatur aus dem prunkvoll illuminierten Handbuch der Liturgie des Kanonisten Wilhelmus Durandus zeigt das älteste Wiener Universitätsgebäude, das der Mitbegründer der Hohen Schule, Herzog Albrecht III., im Zuge seiner Universitätsreform (1384) gestiftet hat. Es wurden zwei Wiener Bürgerhäuser und das Stadthaus des Klosters Lilienfeld gegenüber dem Dominikanerkloster (heute: 1., Postgasse 7 – 9) angekauft und für die Universität adaptiert. Die Darstellung zeigt den noch im Bau befindlichen Dachstuhl, der ganze Komplex stand ab 1385 in Verwendung.

Universität hatte Herzog Albrecht III. hier zwei Häuser von dem Wiener Ratsbürger Niklas Würfel erworben, die dieser davor zu einem Gebäudekomplex vereint hatte. Zu diesem Haus mit dem charakteristischen Torturm, der die Universität nun im Stadtbild markierte, kaufte der Herzog im selben Jahr das nordöstlich angrenzende Stadthaus des Zisterzienserklosters Lilienfeld, das rundherum frei stand. Diesen Baukomplex übergab der Herzog 1385 der Universität. Im Jänner des Jahres haben noch Zimmerleute und Steinmetze gewerkt, Stühle wurden angeschafft, und im April fanden die ersten Sitzungen in der Magna Stuba des Collegium ducale statt. Am 2. Februar hören wir von »des Würffels haus, da nu die hoch schull ist«, und am 26. April wurden den Kollegiaten ihre Wohnungen zugewiesen.38 Im Gegensatz zu dem bunten Treiben in dem geschäftigen Stubenviertel sollte der Unterricht ungestört verlaufen. Deswe-

Das Alte Universitätsviertel  23

gen verfügte der Herzog, dass in den an das Kolleg baulichen Adaptierungen und die Inneneinrichtung angrenzenden Gassen »alle chremerey und gewerb« waren drei Jahre nach seiner Eröffnung also nicht entfernt werde. Die Scholaren sollten auch in aller abgeschlossen. Langenstein forderte die Sanierung Ruhe und unbehelligt rund um das Universitätsge- des Gebäudes und riet dringend zur wirtschaftlichen bäude umherwandeln können.39 Nutzung der zum Teil noch unbenützbaren Räume. Die einzige zeitgenössische Darstellung des Kol- Er dachte an die Einrichtung von vermietbaren Stulegsgebäudes stammt aus der prächtigen Handschrift dentenwohnräumen, die er in Paris und Prag kendes späten 14. Jahrhunderts, des sogenannten »Rati- nengelernt hatte. Dort konnten unbesoldete Magister onale divinorum officiorum«, einer deutschen Über- eine Kollegsburse mit mehreren »ehrenhaften« Stusetzung des Handbuchs der Liturgie des Kanonisten denten führen und so ihren Unterhalt sicherstellen. Guilelmus Durandus († 1296), die Albrecht III. ge- Auch an Gäste konnte Wohnraum vermietet werden. widmet war. Der Herzog ist darin in einem Medail- Das Kolleg hätte so jährliche Einnahmen von 20 oder lon als Stifter des Kollegsgebäudes dargestellt.40 Die 30 Gulden, die man für die Instandhaltung der GeMiniatur zeigt ein ziegelgedecktes zweistöckiges bäude verwenden könnte.43 In dem Collegium ducale befand sich der Sitz des Gebäudegeviert mit Innenhof und dem markanten Torturm, der die anschließenden Häuser um zwei Rektors, der Verwaltung (Notar und Syndicus, PeGeschosse überragt. Er diente künftig vermutlich dellen) und die Hörsäle (Auditorien). Im ersten Stock auch als Observatorium der Wiener mathematisch- war die Magna Stuba Collegii (Aula) untergebracht, astronomischen Schule unter Johannes von Gmun- der repräsentative Sitzungssaal, wo auch feierliche den, Georg von Peuerbach und Johannes Regiomon- Versammlungen, Prüfungen, Disputationen und tanus.41 Hier war der Haupteingang des Kollegiums. Promotionen stattfanden. Die Fenster dieses Saales Der davor liegende Straßenzug »Am Collegium du- und der benachbarten Hörsäle richteten sich gegen cale« wäre in der gedachten nordöstlichen Verlänge- den westlich vorbeiführenden Straßenzug »Am Colrung der heutigen Riemergasse (früher »Filzerstraße«) legium ducale« (Riemergasse), aber auch gegen den im Kollegshof zu suchen. Dieser Straßenzug wurde Innenhof des Kollegs. Die meisten Hörer studierten beim Bau des Jesuitenkollegs (1623 – 1650 / 54) an an der Artistenfakultät, die alle Studienanfänger abder Wollzeile abgetrennt und großteils verbaut. Im solvieren sollten, ehe sie sich einem Studium an den Hintergrund der Darstellung ist ein Dachbereich »höheren Fachfakultäten« widmeten. Die jugendlisichtbar, der nicht eingedeckt ist, offenbar ein Indiz chen Scholaren erhielten die sprachliche und philofür die durch den Herzog veranlasste bauliche Her- sophische Grundausbildung, den Unterricht in den stellung des abgewohnten Komplexes, die zu diesem Sieben freien Künsten (Septem artes liberales). Daher Zeitpunkt noch ausständig war.42 standen den Artisten drei Hörsäle zur Verfügung, Trotz der geplanten Sanierung war das Kollegsge- ­einer im ersten Stock neben der Großen Stube, zwei bäude noch im Jahre 1388 in einem schlechten Zu- weitere im Erdgeschoss. Die Theologen hatten ihr stand. Der bekannte Theologe Heinrich Heimbuche Auditorium im ersten Stock direkt an die Aula anvon Langenstein sprach in einem Bericht an den Lan- schließend, die Mediziner im Erdgeschoss darunter. desfürsten sogar die Befürchtung aus, dass das Wie- Auch eine Kollegsbibliothek war in dem Gebäude ner Studium nicht mehr lange bestehen würde, wenn gesondert untergebracht, während die Artistenfadie noch immer nicht zu Ende geführten Gebäudere- kultät noch im Jahre 1415 bloß einen Bücherschrank paraturen weiter hinausgezögert würden. Besonders besaß, der unter der Stiege gegenüber dem Eingang die Unterbringung der Bibliothek sowie die Einrich- zur Magna Stuba Platz fand.44 Holztreppen führten tung der Kollegskapelle und die Erneuerung der Dä- zu den Wohnräumen der Kollegiaten, wobei vier gröcher fand er vordringlich, da inzwischen vieles durch ßere Zimmer für die Theologen und mehrere kleinere eindringendes Regenwasser zerstört worden sei. Die für die Artistenmagister vorgesehen waren. Außer-

24  Kurt Mühlberger

Abb. 9: Das »Collegium Ducale« in der Vogelschau Jakob Hoefnagels (1609). Der kaiserliche Kammermaler Jakob Hoefnagl aus Antwerpen (1575–c. 1630) schuf 1609 diese erste genauere topographische Stadtansicht Wiens, vom Norden gesehen, die noch den mittelalterlichen Charakter der Stadt zeigt. Der Bildausschnitt zeigt das Collegium Ducale gegenüber dem Dominikanerkloster (dazwischen der »Prediger Steig«; heute: Postgasse); der rechte Straßenzug »Am Collegium Ducale« (gedachte Verlängerung der Riemergasse Richtung Norden), an dem der markante Torturm liegt, wurde bei der Errichtung des Jesuitenkollegs verbaut. Im Vordergrund zeigt sich der spätere Anbau der St. Benediktskapelle mit drei Strebepfeilern. Als Erweiterung wurde 1434–1425 ein Neubau errichtet (»Nova Structura«). Dafür stellte Herzog Albrecht V. die Steine der 1421 zerstörten Wiener Synagoge zur Verfügung. Das Gebäude war durch ein schmales Gässchen vom Kolleg getrennt, das im Hintergrund angedeutet ist.

dem befand sich im Kollegsgebäude auch ein Pfer- organisiert, zweifellos hatte auch das 1366 von Kaidestall. Gegen den Fleischmarkt hin bildete die dem ser Karl IV. begründete Prager Collegium Carolinum hl. ­Benedikt geweihte Hauskapelle den nördlichen Vorbildwirkung. Es war von Beginn das Zentrum Abschluss des Komplexes, ebenfalls eine Stiftung Al­ des Wiener Studiums und hatte den Charakter einer brechts III., die nachträglich angebaut wurde. Stu- selbstständigen Korporation mit eigenen, von den denten und Magister sollten hier Messen lesen. Später Kollegiaten beschlossenen Statuten.46 Ihr gehörten diente der Raum auch als Urkunden- und Aktende- zwölf Artistenmagister und zwei Doktoren der Theologie an. Jeder Kollegiat war zur Lehre verpflichtet pot.45 Das Wiener Collegium ducale wurde in erster Li- und erhielt eine Besoldung aus der landesfürstlichen nie nach dem Pariser Collegium Sorbonicum unter Dotation47. Die Kollegiaten führten ein gemeindem Einfluss der von dort berufenen Professoren schaftliches Leben und waren berechtigt, frei wer-

Das Alte Universitätsviertel  25

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Abb. 10: Die mittelalterliche Universitätsgebäude und Bursen. Gezeigt werden die mittelalterlichen Universitätsgebäude (schraffiert) im Stubenviertel sowie die Studentehäuser bzw. Bursen und Kodreien (gerahmt). Die Zahlen entsprechen der Nummerierung im Hofquartierbuch von 1566.   807 Studentenhaus, Kärntnerstraße 8 (c. 1383–1544)   842 Burse des Niklas Rauch (c. 1480)   936 Haus der Ärzte (Stiftung Niklas Hebersdorf, 1421–1526)   982 Bauhütte von St. Stefan   987 Bürgerschule zu St. Stefan (1237 erstmals erwähnt) 1014 (A–B) Juristenschule (1385) 1015 St. Hieronymus- oder Harrer-Burse (1466) Poetenkolleg (1501) 1024 Burse zum Einhorn (c. 1457) 1036 Rauchburse (v. 1457–n. 1481) 1058 Schärding- oder Würffelburse (1465) 1094 Burse Heidenheim bzw. Paulusburse (1484–1520) 1097 Burse Heidenheim bzw. Paulusburse (1519–1623) 1098 Studentenspital, Bibliothek (1492–1623) 1102 Schwaiger-Burse (1466) 1103 Burse im Kelhaimerhaus (c. 1452) 1119 (B) Domus Universitatis (1626 gekauft) 1120 Teil der Domus Universitatis (1623 gekauft)

26  Kurt Mühlberger

1121 Sprenger- und Lammburse (1447–1623) 1122 Bruckburse (1491–1623) 1134 Großes Jesuitenhaus (1627) 1135-36 Kroatisches Kolleg (n. 1626) 1137 Lilienburse (1458–1623, dann Pazmaneum) 1138 Pazmaneum (1646) 1140 Schlesierburse (1420) 1146 Rosenburse (1423–1623) 1149 Karzer (1455 gekauft) 1150 (A–C) Nova Structura (1423/25 neu errichtet) 1151 Collegium ducale (1385) 1152 »Des Pymir Haus« (1623 angekauft) 1153 »Zum Roten Kreuz« (1623 angekauft) 1155 Kodrei Goldberg (1473–1622) 1157 Kodrei Pankota im Haidenhaus (1476–n. 1507) 1164 Löwenburse (c. 1457–n. 1546)

dende Plätze im Kolleg selbstständig zu besetzen.48 Den Artistenmagistern stand die Möglichkeit offen, neben der Lehre ein Theologiestudium zu betreiben. Überdies war den Kollegiaten eine Kanonikatsstelle bei St. Stephan in Aussicht gestellt. An der Spitze des Kollegs standen die Doktoren der Theologie, die als parentes oder superintendentes eine Ehrenstellung einnahmen. Die Kollegsleitung, Wirtschaftsführung und Finanzgebarung besorgte der von den Kollegiaten aus dem Kreise der Artistenmagister zu wählende Prior.49 Die ursprüngliche Verpflichtung zu einem zöliba­ tären Leben bestand für die Kollegiaten bis zum Jahr 1537. Im Gefolge der Reformation musste Ferdinand I. aus Mangel an »tauglichen Leuten« diese Bestimmung zurücknehmen. Damals gab es nur mehr sieben Kollegiaten, davon lebten die »vier beheüratn collegiaten« außerhalb des Kollegs mit ihren Familien, sollten aber dennoch »für collegiaten geacht« werden.50 Die Aufnahme von Scholaren in die Gemeinschaft war nicht ausdrücklich vorgesehen, wenngleich Familiaren und Diener der Magister und Doktoren im Kollegsgebäude wohnten. Einzelne Räume konnten an »ehrenwerte Personen« vermietet werden. 51

als Kollegiat Aufnahme finden. Die Wohnräume wurden nach dem Seniorat an die Eintretenden vergeben. Es gab neben einem Lektorium und drei Wohnungen für Professoren eine, später sogar zwei dem hl. Ivo, Patron der Rechtsgelehrten, geweihte Hauskapellen, die von einem Kaplan betreut wurden. Studenten wurden nicht in diese Gemeinschaft aufgenommen.54 Das Gebäude wurde bei dem großen Stadtbrand von 1627 zerstört, danach aber wieder aufgebaut. Mit der Übersiedlung in die Neue Aula (heute Akademie der Wissenschaften) im Jahre 1756 hat die Fakultät diesen Standort auf Anweisung der Regierung verlassen, die inzwischen zusammengelegte Kapelle des hl. Ivo aber weiterhin für Andachten verwendet. Erst 1789 wurde sie endgültig profaniert und verkauft. Der Fakultät blieben aus zwei Versteigerungen der Kircheneinrichtung Stiftungsobligationen über 5.425 Gulden.55 Am Haus Schulerstraße 14 befindet sich heute eine Gedenktafel, die an die ehemalige »Juristenschule« erinnert  : An der Stelle dieses Hauses stand vom Jahre 1389 bis zum Jahre 1765 die Juristenschule der Universität samt den zwei Kapellen des Hl. Ivo

Die Juristenschule, 1384 (Schulerstraße 14)

Im Collegium ducale waren Theologen und die Artisten untergebracht, auch die kleine medizinische Fakultät besaß hier ein Auditorium. Für die Juristen erwarb der Landesfürst 1384 ein gesondertes Haus in der Schulerstraße nahe St. Stephan, wo er einen Neubau errichten ließ, den man in Hinkunft gerne Juristenschule nannte.52 Hier fanden »in stuba communi scole iuristarum« die Fakultätsversammlungen statt, am 1. April 1389 beschlossen die Juristen hier ihre Fakultätsstatuten.53 Als Erweiterung kam im Jahre 1397 das benachbarte Haus hinzu, das der Pfarrer von Probstdorf und Rektor der Universität Koloman Kolb stiftete. In der Juristenschule, auch Collegium Juristarum genannt, konnte jeder besoldete Rechtsprofessor (»stipendiatus ad legendum in jure«)

Das Collegium St. Nikolaus, 1385 (Singerstraße 13 – 15)

Für Theologiestudenten des Zisterzienserordens sorgte der Herzog ebenfalls 1385 mit dem Ankauf eines Hauses, das den Namen Collegium St. Nikolaus trug. Es war nach dem Vorbild des Pariser SanktBerhard-Kollegs organisiert und beherbergte Lehrer und Ordensschüler. Die Lehre erteilten ein Doktor und ein Bakkalar der Theologie sowie ein Lektor der Artes liberales. Die Aufsicht über dieses Kolleg führten gemeinsam die theologische Fakultät und der Abt von Heiligenkreuz. Es sollten alle Zisterzienserklöster der Diözesen Salzburg und Passau ihre Studenten hierher entsenden und das Haus finanziell unterstützen, auswärtige Schüler waren nicht zuge-

Das Alte Universitätsviertel  27

lassen. Das Ordensstudium der Zisterzienser war mit mehrjährigen Unterbrechungen bis 1520 in Betrieb. Es verfügte über Einkünfte aus Zinserträgnissen von zwei benachbarten Häusern sowie aus den Bursengeldern, die von den Äbten der Klöster für ihre Novizen zu entrichten waren. Bei dem großen Stadtbrand von 1525 wurde das Haus teilweise vernichtet. Nach der ersten Türkenbelagerung (1529) übergab der Landesfürst das ruinöse Gebäude vorübergehend den Nonnen von St. Maria Magdalena als Notquartier, deren Kloster in der Vorstadt zerstört worden war, schließlich 1539 dem Wiener Bischof Johann Fabri, der hier das kurzlebige Collegium trilingue für 12 bis 13 arme Studenten errichtete. Mit dem Tod des Bischofs im Jahre 1541 ging das Kolleg ein, das Gebäude wurde 1545 dem Franziskanerorden übergeben. 56

Das »Haus der Ärzte, 1419 (Weihburggasse 10 – 12)«

Aus dem Nachlass des Wiener Bucharztes Niklas von Hebersdorf erwarb die medizinische Fakultät 1419 ein Gebäude, das als »Haus der Ärzte« bekannt wurde. Mit dem Haus erbte die Fakultät auch dessen medizinische Büchersammlung, die sie als Studienbibliothek nutzte. Weitere Teile des Hauses wurden vermietet. Wegen der Entfernung zur Universität erwog die Fakultät 1453 den Verkauf des Hauses. Dazu kam es allerdings nicht. Beim großen Stadtbrand von 1525 wurde der Bau vernichtet, danach verkaufte der Dekan 1526 die Brandstätte.57 Seit 1956 befindet sich in dem an dieser Stelle 1911 errichteten Jugendstilgebäude die Wiener Ärztekammer. Eine Gedenktafel im Hausflur erinnert heute an das erste Wiener »Haus der Ärzte«  :58 Auf diesem Platz standen um 1200 n. Chr. die Häuser Nr. 922, 923 und 924. Nr. 924 gehörte Dr. Hebreinsdorf, genannt »Niclas Bucharzt«, der das Haus und seine Bibliothek 1419 der Medizinischen Fakultät vermachte. Durch 106 Jahre kamen »die Medici in ihrem eygen Haus zusammen,

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um ihre Sachen abzuhandeln«. 1525 sind alle drei Häuser »verprunnen und verdorben«. Wiederaufbau im Barock als Nr. 10, 10A und 12. 1531 erhielt das Haus Nr. 10 den Schildnamen »Zum gelben Adler«.

»Neue Schul« – Nova structura, 1423 / 25 (Teil von Bäckerstraße 20 und dem Kolleg)

Im 15. Jahrhundert stiegen die Besucherfrequenzen – insbesondere der Artistenfakultät  – stark an und damit der Raumbedarf der Universität. Man kaufte in den Jahren 1417 – 22 drei nebeneinander gelegene Brandstätten, die dem Herzogskolleg in Richtung Wollzeile benachbart waren. Die Artistenfakultät ließ hier in den Jahren 1423 bis 1425 einen Neubau errichten, der durch ein schmales Gässchen vom Herzogskolleg getrennt war (Teil von Bäckerstraße 13 und 20). Die prominenten Professoren Thomas Ebendorfer und Johannes von Gmunden führten die Bauaufsicht im Namen der Artistenfakultät. Herzog Albrecht V. stellte für diesen Bau Steinmaterial von der im Jahre 1421 im Zuge des Pogroms zerstörten Wiener Synagoge zur Verfügung. Es wurden in dem Neubau Hörsäle und Wirtschaftsräume für alle Fakultäten sowie eine Bibliothek eingerichtet. Den größten Bereich erhielt die Artistenfakultät. Im ersten Stock befanden sich zwei Refektorien und eine Küche sowie jene Aula, die der berühmte poeta laureatus Konrad Celtis 1498 repräsentativ ausgestalten ließ. Als Schmuck ließ er neben Fresken und einem Sinnbild der Philosophie ein Porträt Kaiser Maximilians I. und seiner Person anbringen. Darunter wurde der Vers angebracht  : »Ich als erster, Celtis, verbrachte ans Heimatgestade nebst der hebräischen Schrift jene von Argos und Rom.« Der neu gestaltete Festraum sollte wohl auch den feierlichen Rahmen für Dichterkrönungen, musikalische und theatralische Aufführungen von Studenten des 1501 begründeten Poetenkollegs (Collegium poetarum et mathematicorum) bieten.59 Im Untergeschoss befanden sich Hörsäle der Theologen (gegen

das Dominikanerkloster), Juristen (in der Mitte) und das von den Jesuiten der Universität zur Verfügung Mediziner (gegen den Universitätsplatz). Das Ge- gestellte Universitätspedellenhaus (Domus universitabäude wurde durch Zubauten mehrfach erweitert  : tis, Sonnenfelsgasse 19), wo er im Erdgeschoss unter1438 /42 wurde die Artistenbibliothek eingerichtet, gebracht war. Sein einziges Fenster war unmittelbar 1455 wurde ein zur Postgasse hin unmittelbar be- unter dem auf die Sonnenfelsgasse gerichteten Balnachbartes Gebäude als Pedellenhaus und Karzer kon, an dem bis heute das Wappen der Universität adaptiert.60 Wien angebracht ist. In dieser »Domus antiqua« war von nun an die Universitätsverwaltung mit Rektorat, Universitäts- und Pedellenkanzlei, Konsistorialsaal Der Karzer  : das Studentengefängnis, 1455 und dem Archiv – abgesondert von dem Akademi(Bäckerstraße 22, Postgasse 3) schen Kolleg der Jesuiten – untergebracht.62 Rektor Kaspar Tettnang und »die lerer, maister und studenten gemain der Universitet der hochwirdi- Das Poetenkolleg, 1501 (Schulerstraße 16) gen schul hie zu Wienn« kauften im Jahre 1455 das »Haus auf dem Steig gegenüber dem Predigerkloster Auf Anraten des Erzhumanisten und gekrönten Poam Eck«, das unmittelbar neben dem neuen Artis- eten Konrad Celtis begründete Maximilian I. am tenhaus (Nova structura) lag. Hier wurde das »behalt- 31. Oktober 1501 das Poetenkolleg, um den humanuss und venknuss« für straffällige Universitätsmit- nistischen Studien in Wien eine Grundlage und Verankerung an der Universität zu geben. Poetenprofesglieder untergebracht (Bäckerstraße 22 / Postgasse 3). Durch die Aufnahme in die Matrikel traten die suren nahmen im Allgemeinen eine Sonderstellung neuen Universitätsmitglieder in die Sphäre der aka- an den Universitäten ein, denn die Integration der demischen Gerichtsbarkeit über. Sie genossen die hochdekorierten Poeten in die Fakultät der Artisten Privilegien der Universität und waren der Strafgewalt war problematisch. Hier weltoffene, im Umgang mit des Stadtrichters entzogen, soweit sie keinen öffent- Fürsten und Bischöfen geübte Humanisten, dort eher lichen Handel betrieben. Papst Martin V. hatte der weltfremde in Mönchskutten gekleidete Scholastiker, Universität im Jahre 1420 die Jurisdiktionsgewalt die dem neuen, der heidnischen Antike verpflichteüber weltliche und geistliche Universitätsangehörige ten Bildungsgut reserviert gegenüberstanden. Zudem bestätigt. Das Universitätskonsistorium (Senat) mit verachteten viele Humanisten die »veralteten« Univerdem Rektor als Vorsitzendem besaß als Gerichts­ sitäten, die sich ihren Ideen widersetzten und ihren senat auch die geistliche Gerichtsbarkeit und Strafge- urbanen Lebensstil ablehnten. Als Lösung des Probwalt mit Einschluss der Exkommunikation und dem lems war die Errichtung eines lose mit der Universität Recht, von Kirchenstrafen wieder zu lösen. Kleinere verbundenen Poetenkollegs gedacht. Es nahm die mit Disziplin­überschreitungen wurden mit Karzer geahn- besoldeten Lehrkanzeln ausgestatteten Humanisten det, große Straftaten zogen den Ausschluss von der auf und sorgte für die humanistischen Studien. Die Universitätsgemeinschaft, die Streichung in der Ma- Teilnahme am Lehrprogramm dieses Instituts war trikel nach sich. Verbrechen konnten vom Universi- für die Studenten der Artes freilich nicht ausdrücktätsgericht sogar mit dem Tode bestraft werden. Der lich vorgeschrieben. Erst allmählich konnten sich im 17. Jahrhundert angelegte Universitätsplatz (heute die »Humaniora« im Programm der Artistenfakultät Dr.-Ignaz-Seipel-Platz) diente als Richtstätte.61 etablieren, bis sie schließlich im 16. Jahrhundert im Das »Gefangenenhaus« wurde vom Jahre 1628 Zuge der Reformen Ferdinands I. mit der Festlegung an für Studienzwecke der philosophischen Fakultät besoldeter Lehrkanzeln definitiv verankert wurden. Es wurden je zwei Lehrkanzeln für Poetik und genutzt und trug nun die Bezeichnung Schola philosophorum. Der »Karzer« übersiedelte gleichzeitig in Rhetorik sowie für die »mathematischen Diszip-

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linen« (Naturwissenschaften) errichtet. Die Ver- angegebene Lokalisierung des Kollegs in Räumen bindung der philologischen mit den naturwis- des St.-Anna-Klosters in der Annagasse ist falsch.70 senschaftlichen Fächern gilt als Besonderheit des Mit »St. Anna« war vielmehr die gleichnamige KaWiener Poetenkollegs,63 das deswegen als Collegium pelle im Neubergerhof in der Nähe der Universität poetarum et mathematicorum bezeichnet wurde. Als gemeint.71 Die Mietkosten wurden von Celtis selbst Leiter (»Superintendent«) des Kollegs installierte getragen, der vielleicht Räume des Hauses an MagisKönig Maximilian den Urheber des ganzen Plans, ter weitervermietete. Kurz vor seinem Tode hat Celtis Konrad Celtis (1459–1508), der im Jahre 1497 nach noch einmal selbst die Miete für das Kollegshaus St. Wien berufen worden war. Ihm verlieh er das Recht Anna für die künftigen Monate bezahlt. 72 der Dichterkrönung, die mit besonderen Insignien (Ring, Birett, Szepter und silberner Lorbeerkrone) als Abschluss der humanistischen Studien an diesem Das Studentenspital, 1492  ; 1512 (Dr.-Ignaz-SeipelKolleg durchgeführt werden sollte. Der Absolvent Platz und Jesuitenkolleg) galt als ein mit dem Lorbeer gekrönter Dichter, poeta laureatus, ein Titel, den sonst nur der Kaiser selbst Die Artistenfakultät wollte durch die Errichtung verleihen konnte.64 Über die Tätigkeit des Instituts eines Hospitals für die außerhalb der bürgerlichen und seine innere Gestaltung wissen wir wenig. Es Gemeinschaft stehenden Scholaren Vorsorge treffen. scheint aber doch seinen »Erfinder« Celtis überlebt Dies in einer Zeit oft wiederkehrender Seuchen. Zwar und zumindest in Form der vier Lehrkanzeln, die wurden Studenten in die öffentlichen Krankenhäuser man später an der Artistenfakultät findet, weiterbe- aufgenommen, im Falle des Todes kam jedoch ihr standen zu haben.65 Nachlass den armen Insassen des Spitals zugunsten, Die räumliche Unterbringung der Humanisten­ was den Privilegien der Universität widersprach.73 schule wurde im Stiftbrief nicht geregelt. Celtis Der erste, 1466 gefasste Plan, im Karzer der Uniwohnte in der Juristenschule (1498),66 wechselte dann versität Räume für Kranke einzurichten, wurde aus in das Fakultätshaus der Mediziner (1500).67 Schließ- Geldmangel aufgegeben. Erst durch die Widmung lich gelang es ihm, vom Abt des Zisterzienserklos- des Magisters Leonhard Frum(m)an von 300 Gulters Neuberg an der Mürz drei Räume im Neuber- den war die Finanzierung des Vorhabens gesichert. gerhof, später das ganze Haus für das Poetenkolleg In seinem Testament verfügte er, dass die Fakultät anzumieten (Schulerstraße 16 – Grünangergasse ein Haus für Schwache und Kranke einrichte. Man 1 – Kumpfgasse 2).68 Das Gebäude befand sich in kaufte 1492 ein gegenüber dem Hauptportal des Nähe der Universität gegenüber der Juristenschule Herzogskollegs gelegenes Gebäude vom Kloster Enund diente als Residenz des Poeten, vielleicht auch gelszell und ließ es umbauen. Das »Spitalsgebäude« des Inhabers der Rhetorik-Lehrkanzel und als Unter- diente von Beginn an nicht nur als Hospital, sondern kunft für Schüler. Celtis stellte hier sein Testament auch als Bibliothek (»Libereye«), die sich mehr und aus. Wir erfahren, dass in diesem Haus ein Hörsaal mehr ausbreitete. Von Beginn wurde das Haus mehr untergebracht war, in dem auch Notizen und Ma- als »structura librarie nova« wahrgenommen, ernuskripte von Celtis verwahrt wurden. Ein Teil der scheint aber auch als »hospitale novum« in den Akten. Lehrveranstaltungen der drei Klassen fand hier statt, Zweifellos war das Spital hier vorerst in Betrieb. 1501 weitere Vorträge und festliche Aufführungen wur- beschäftigte die Fakultät sich sogar mit der Größe den in der Aula des Herzogskollegs abgehalten. 1502 der angeschafften Betten und fasste den Beschluss, berichtet Rektor Wilhelm Puelinger (Polyhymnius die Betten entweder jeweils in zwei Hälften zu teilen Limonius) über die ersten Aufführungen der Poeten- oder sie durch kleinere zu ersetzen. 74 Die Lage des Krankenhauses im Universitätsvierschüler. Man spielte die »Aulularia« des Plautus und die »Eunuchi« des Terenz. 69 Die oft in der Literatur tel und die Nähe zum Herzogskolleg erwiesen sich

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in Pest- und Seuchenzeiten als ungünstig.75 Daher verlegte man das Spital 1510 in die Vorstadt vor dem Stubentor in ein Miethaus. Der Dekan der Artistenfakultät, Astronom und Mathematiker Georg Tannstetter, genannt Collimitius, kaufte jedoch 1512 ein besser geeignetes Haus samt Weingarten nahe dem Stadtgraben vor dem Stubentor »im Ghreut gegen den garten Paradeis« bei den Lederern (Bereich Parkring 10 – 12) von dem Wiener Ratsbürger und Lederer Hans Rinner um 200 Gulden und richtete ein Spital und Siechenhaus für arme Studenten ein, »so von frömbden landen herkomen, ze trost, die mit krankheit beladen […]«. Die Nachbarschaft der Lederer hielt man für günstig, da sich nach damaliger Ansicht der Geruch des Leders und der Gerberlohe günstig auf Gesundheit und Heilung auswirkte. Seit 1513 baute man auch an der Spitalskapelle, die 1521 dem hl. Sebastian geweiht wurde. Leider wurde der gesamte Komplex schon 1529 im Zuge der osmanischen Invasion vernichtet und später nicht wieder aufgebaut. Während der großen Seuchen des 16. Jahrhunderts stand den Studenten kein eigenes Spital oder Siechenhaus zur Verfügung.76

Die Studentenhäuser  : Bursen und Kodreien

Im Gegensatz zu den älteren französischen und englischen Universitätskollegien, die meist als Stiftungen für Studenten und Professoren gleichermaßen angelegt waren und mit Grund-, Haus- und Rentenbesitz ausgestattet wurden, über Bibliotheken und Kapellen verfügten und sich zu Eliteschulen mit eigenem Vorlesungsbetrieb entwickelten, entstand im zentralen Mitteleuropa im Spätmittelalter ein Kollegstyp in dem vornehmlich graduierte Universitätslehrer (Magister, Doktoren, Lizentiaten, Bakkalare) ein gemeinschaftliches, bis in das 16. Jahrhundert eheloses Leben führten.78 Schüler und Studenten waren nach den Wiener Statuten aber verpflichtet, in gesonderten Bursen oder Kodreien unter der strengen Aufsicht eines Magisters zu leben. Man spricht von Bursen- und Magisterzwang. Für einen geringen wöchentlichen Beitrag (bursa) erhielten sie Quartier, Verköstigung

Abb. 11: Reisetagebuch des Tilemann Stella: »Gelägenhayt der Collegiorum zuo Wien«, 1560. Die von dem Kartographen Tilemann Stella aus Mecklenburg 1560 angelegte Beschreibung Wiens enthält eine topographische Skizze der zentralen Universitätskollegien und Bursen im Stubenviertel. Die folgende Gebäude, Plätze und Gassen sind genannt: N: Das plätzlein der hohen schule (heute Postgasse), α: Collegium Archiducale (Herzogskolleg), B: Bursa Rosae (Rosenburse), γ: Contubernium Liliorum (Lilienburse), δ: Bursa Silesiorum (Schlesierburse), ε: Mons Aureus (Kodrei Goldberg), z: Nova Domus (ad Aureum montem), H: Hospital für die krankhen studenten (Spital und Bibliothek), θ: Nova structura (ad facultatem artium; Neue Schul, Schola Philosophorum), K: aula universitatis ubi ad actos publicos conveniunt (Mittelalterliche Aula), M: Bursa Haydenhaim (Heidenburse), λ: domus cursoris vel pedelli, ut vocant et carcer (Pedellenhaus und Karzer), ξ: ad portam stubarum; Der alt Fleischmark(t), Bursa agni (Lammburse), Bursa Bruck (Bruckburse), hinter becken strasse (heute Sonnenfelsgasse), forder becken strasse (Bäckerstraße), Collegii Gassen (ehenmalige Gasse »Am Collegium Ducale«, im Jesuitenkolleg verbaut), Prediger Kloster (Dominikanerkloster).

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und vertiefenden Unterricht. Die bursa, in Wien Viele Mitglieder des Lehrkörpers waren nicht auf meist zwei oder drei Groschen wöchentlich, wurde die landesfürstlichen Dotationen angewiesen. Sie lebvon den Studenten selbst oder von Stiftungen auf- ten als »frei lesende Magister« von Taxen und Kollegebracht. Der Begriff wurde auf die Studentenhäu- giengeldern, wenn viele Scholaren an ihrem Unterricht ser und auf ihre Bewohner, die bursarii oder bursales, teilnahmen. Das war am ehesten an der Artistenfakulübertragen und findet sich in den neuhochdeutschen tät der Fall. Die Bursen etablierten sich innerhalb der Worten »Bursch«, »Börse« und »Burse« wieder.79 Ur- Universität als lose verbundene Gemeinschaften mit sprünglich haben sich »kommerzielle Bursen« entwi- eigener Finanzhoheit, eigener Hausordnung, Bibliockelt, die vor allem von Artistenmagistern betrieben thek etc. im »Windschatten« landesfürstlicher Univerwurden. Sie mieteten Wohn- und Arbeitsräume in sitätsprivilegien (Zoll- und Mautfreiheiten). Manche Bürgerhäusern, in denen sie mit Zustimmung der wurden von privaten Stiftern mit Grundbesitz, RenFakultät eine Burse einrichteten und die Funktion teneinkünften und Stipendienplätzen ausgestattet und des Bursenkonventors (auch »Bursenrektors«) ausüb- konnten auf dieser Basis ein wirtschaftliches Eigenten.80 Sie übernahmen gegenüber ihrer Fakultät die leben führen. Oft standen an der Wiege der Wiener Verantwortung für die wirtschaftlichen und diszipli- Bursen Stiftungen, die in vielen Fällen durch weitere nären Belange, aber auch für die Sicherheit der Scho- Zustiftungen erweitert wurden (»Stiftungsbursen«). laren, sie erteilten in der Burse Unterricht und hielten Zumeist schränkten die Stifter den Kreis der BegünsÜbungsdisputationen ab. In Wien beaufsichtigte der tigten ein (regionale Herkunft, FamilienzugehörigDekan der Artistenfakultät fast alle Studentenbursen. keit) und legten auch das Studienfach und die Dauer Er war nach den Universitätsstatuten verpflichtet, se- des Aufenthalts fest. In diesen Studentenhäusern wurmesterweise Visitationen durchzuführen.81 den Räume nicht nur an Stipendiaten, sondern auch Der Betrieb der kommerziellen Bursen (auch »Pri- an externe Scholaren, Handwerker, Kaufleute etc. gevatbursen«) ging auf Rechnung des von der Artis­ten­ gen Miete vergeben. Diese in Wien charakteristische fakultät zugelassenen Magisters. Er führte sie gleich- Mischung von »freiem Unternehmertum« und zwecksam als Wirtschaftsbetrieb. Die Studenten ernährten gebundenen Stiftungen ist bis in das 17. Jahrhundert durch die Wochenmiete, bursa, ihren Konventor, der zu verfolgen. Die Privatbursen, die ausschließlich auf oft selbst an einer »höheren« Fakultät (Medizin, Jus, laufende Einnahmen angewiesen waren, verschwanTheologie) studierte. Die Einsetzung eines Konven- den oft völlig spurlos von der Bildfläche.86 Neben den Bursen gab es auch einfache Studentors war verpflichtend, sobald mehr als vier Scholaren in einer Gemeinschaft wohnten.82 Die personelle tenhäuser für mittellose Scholaren, Armenhäuser Bindung der Scholaren an den Magister und die (domus pauperum), die man in Wien als Kodreien Wahrung der Disziplin standen zwar im Vordergrund bezeichnete. Der Begriff – in lateinischen Quellen dieser Bestimmung. Gleichzeitig hatte man eine codriae genannt – kommt vom mittelhochdeutschen Form der Existenzsicherung für lehrende Magister kote, in der Bedeutung »Hütte« bzw. als koter, »Häusder Artistenfakultät geschaffen.83 ler«. Geläufig sind die neuhochdeutschen Formen Vielfach betrieben die Magister Werbung, um »Bettelkotter«, »Hundekotter«, »Narrenkotter«. »Betzahlungskräftige Studenten für ihre Häuser anzulo- telstudenten« fanden in diesen Armenhäusern gegen cken, und gerieten untereinander in Konkurrenz.84 geringe Zahlungen Kost und Quartier, jedoch kaum Die Bursenbewohner mussten für den vom Konven- Unterricht. Aufsicht und Disziplin waren in den tor erteilten Unterricht Honorare (»pastus«) bezahlen. Kodreien wesentlich lockerer, weswegen manche StuSchließlich waren Beiträge für die Pflege und Behei- dierende vielleicht diesen Armenhäusern den Vorzug zung des Hauses in Form von Geld (»lignalia«, »car- gaben, wenn sie auch den Geldbetrag für eine besser bonalia«) oder in Form persönlicher Dienste (Raum- organisierte Burse aufbringen hätten können. Für die pflege, Küchendienst etc.) zu leisten.85 als Konventoren aufsichtführenden Magister waren

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diese Häuser wegen der geringeren Einnahmen weni- eines studentischen Tumultes (1413), bei dem drei ger beliebt. In Wien kennen wir bis zum 16. Jahrhun- Nächte lang 30 bis 80 Bewaffnete die Stadt unsicher dert sechs solcher Armenhäuser, wobei die Kodrei gemacht hatten, kam es zu einer Visitation der StuGoldberg am Alten Fleischmarkt das größte Haus dentenhäuser. Es wurden 29 Bursen und Kodreien dieser Art war.87 kontrolliert, wobei bloß drei Verdächtige aufgefallen Während des 14. und 15. Jahrhunderts nisteten waren.90 Man kann annehmen, dass diese 29 Häusich rund um das Collegium ducale nach und nach ser unter der Jurisdiktion der Universität standen, da kommerziell geführte, vorwiegend aber gestiftete hier der Stadtrichter nicht intervenieren konnte. AnBursen und Kodreien ein. Aus dem geschäftigen lässlich einer Neuregelung der Mietpreise im Jahre Stubenviertel wurde ein lebendiges Studentenvier- 1449 ist von 17 Häusern die Rede (11 Bursen und tel. Hier wurde nicht – wie ursprünglich geplant – 6 Kodreien).91 In solchen Häusern lebten zuweilen eine nach allen Seiten abgeschottete »Pfaffenstatt« angeblich »mehr als 70 Scholaren«. Die Universität realisiert. Vielmehr pflanzte man die akademische wollte 1509 jedoch nicht mehr als 24 Studenten in Gemeinde in ein buntes, von Kaufleuten, Handwer- einer Wohngemeinschaft dulden.92 kern, Fernhändlern und Klerikern geprägtes, belebtes Umfeld ein. Die privilegierte Ausnahmestellung der schon durch ihre Tracht und Sprache hervortretenden Silesenburse (Schlesierburse) – Bursa Silesorum Universitätsbesucher bot inmitten dieser bürgerlichen 1420 (Postgasse 10) Gesellschaft Anlass für Konflikte und führte nicht selten zu Unruhen, sogar zu gewalttätigen Ausein- Die Silesenburse war eine Stiftung des Breslauer andersetzungen zwischen Studenten und Handwer- Domherrn Nikolaus von Gleiwitz zur Erhaltung arkern.88 Wir hören vom »Schusterkrieg« (1387), vom mer Studierender aus Schlesien. Aus seinem Nachlass Kampf mit städtischen Wachen (1414), von einer wurde 1420 ein Haus am Alten Fleischmarkt (heute Belagerung des Landesfürsten (1451), vom »Fleisch- Postgasse 10) gekauft und als »domus pauperum« orhauerkrieg« (1455), vom Kampf mit den Weinhauers- ganisiert. Die Studenten konnten an jeder Fakultät knechten (1456) und schließlich sogar vom »Bellum studieren, die Superintendenz übte die juridische FaLatinum« (1513 / 14), der über das gewohnte Maß stu- kultät aus, das Präsentationsrecht hatte der Abt des dentischer Unruhen weit hinausging. Der Kern des Augustiner-Chorherren-Stiftes auf dem Sande zu »Übels« lag in der Kleiderordnung, die den Scholaren Breslau. Während des 16. Jahrhunderts kamen nur vorschrieb, über ihren klerikalen Studentenhabit ein mehr wenige Stipendiaten, das Haus verfiel. 1768 »Cingulum«, einen einfachen Gürtel, zu binden, der wurde es mit mehreren angrenzenden Häusern abgesie deutlich von den Graduierten unterscheiden sollte. brochen. An seiner Stelle entstand das HauptmautgeWeingartenarbeiter, mit denen es mehrfach Streit gab, bäude. Vom Stiftungskapital wurden noch bis 1832 hatten über das verpönte Symbol eines niederen sozi- jährliche Stipendien in der Höhe von 60 Gulden an alen Ranges, das die Studenten als Schmach empfan- 32 schlesische Studenten ausbezahlt.93 den, gespottet. Die Unruhen breiteten sich mehrfach über die ganze Stadt aus und endeten im Folgejahr mit dem Abzug von rund 700 Studenten aus Wien. Rosenburse – »Bursa ad Rubeam Rosam«, v. 1423 Nicht wenige Bursenmitglieder wurden danach we- (Postgasse 8) gen der Beteiligung an diesen Unruhen bestraft und In dem Haus des verstorbenen Fleischhauers und aus der Matrikel gestrichen.89 Die Zahl der Wiener Bursen ist nicht exakt zu er- Ratsherrn Paul Wagendrüssel etablierte sich eine primitteln, da sie oft kurzlebig waren oder ihren Namen vate Unternehmerburse, die als »bursa magistri Bonimit jedem neuen Konventor änderten. Im Gefolge facii de domo Wagendruessel« erwähnt wird.94 Der

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Mediziner Dr. Ulrich Grünwalder hinterließ 1419 der Fakultät 365 Pfund Pfennige und verfügte, dass der Betrag »zu ainer ewigen wonung und aufhaltung armer studenten und schuler« verwendet werden sollte. Davon wurde 1423 das Haus des Fleischhauers Wagendrüssel gekauft.95 Die alte kommerzielle Burse des Magisters Bonifatius wurde in eine Stiftungsburse umgewandelt. Durch Zustiftungen wurden Plätze für insgesamt zwölf »arme« Studenten geschaffen, neun davon sollten aus Österreich stammen. 96 Aus dem »Hofquartierbuch« von 1563 erfahren wir die Raumaufteilung des Hauses  : »Der provisor 1 stuben, 1 camer, 1 kuchl. Die stipendiaten und andere studenten 5 stuben, 15 camer, 1 kuchl, 1 keller. Mag. Hiberus 1 stuben, 1 camer. Mer haben burgersleutt in bestandt 3 camer. 1 kuchl brauchen sie insgemein. Zwen ställ auf 4 und 4 pferdt.«97 In der Folge wurde das Haus um fünf zusätzliche Stiftplätze erweitert. Aus dem Stiftungskapital wurden nach Auflösung der Burse Stipendien vergeben. Mit der »Pragmatischen Sanktion« ging die Rosenburse 1623 an die Gesellschaft Jesu, die das Gebäude 1651 abbrechen und an seiner Stelle 1652 – 1654 das Konvikt St. Barbara samt Kapelle erbauen ließ. Nach Auf hebung des Jesuitenordens 1773 schenkte der Kaiser das Haus der Griechisch-Unierten Kirche, die es 1852 umbaute.97

Kodrei Pankota, n. 1425 (Singerstraße  ; ab 1481 Fleischmarkt 24)

Der im Jahre 1425 in die Matrikel eingetragene Magister Johannes Augustini aus Pankota (im ungarischen Komitat Arad, heute Rumänien) war wohl der namengebende Konventor. Im Jahre 1481 wurde die Kodrei auf den Alten Fleischmarkt verlegt.98 Zuweilen dürfte es hier turbulent zugegangen sein. 1501 wurde einem Studenten aus Görlitz das Bakkalariatsexamen verwehrt, weil er die vorgeschriebenen Übungen (»responsiones ordinariae«) nicht besuchte. Überdies hatte er sich an einem Aufruhr (»disturbium«) beteiligt. 1514 sind vier Mitglieder als Teilnehmer am bellum latinum unter den »straffälligen«

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Scholaren namentlich genannt.99 Die Kodrei Pankota musste ohne Stiftplätze auskommen, war also der Typus des privaten, studentischen Armenhauses. Die Konventorsstelle war wohl nicht sehr einladend, da Mag. Michel Zois aus Mondsee 1480 um Versetzung ansuchte. 1481 wurde die »domus Pankota« vermutlich in die am Alten Fleischmarkt bereits bestehende Kodrei im Haus des Laurenz Haiden (s. unten) übertragen.100

Lammburse, »Bursa Agni«, v. 1447 / 1487 (Areal der Universitätskirche)

Die spätere »Lammburse« war ursprünglich als kommerzielle Privatburse im Haus des Wiener Kaufmanns Kristan Pfanzagl eingemietet.101 1487 wurde das Haus an die bestehende Stiftung des Wiener Bürgers und Fleischhauers Kristof Ötzesdorfer verkauft. Nun änderte sich der Charakter der Burse. Hinfort sollten in diesem Haus zehn arme Studenten, »die Österreicher und frum sein und studirn wellen, in massen als in Wursa Rosa [Rosenburse]« als Stipendiaten versorgt werden. Aus der Privatburse war eine Stiftungsburse geworden, die jedoch gleichzeitig gegen Zahlung der »bursa« Plätze an Studenten, die nicht in den Genuss eines Stipendiums gekommen waren, vergeben konnte. Seit 1489 ist die Verwendung des Namens Lammburse (»Bursa Agni«) belegt.102. Die Lammburse wurde zu einem Stiftungskonglomerat, zu dem im 16. Jahrhundert mehrere Stipendienstiftungen hinzukamen. Im Zusammenhang mit der Studentenrevolte 1513 / 14 wurden vier »straffällige« Studenten dieses Hauses namentlich genannt. Nach den Angaben bei Wolfgang Lazius von 1546 wurde die Burse von Studenten aus Österreich und Krain bewohnt. Die Zusammenlegung mit der benachbarten Bruckburse (s. unten) ist vielleicht schon 1491 erfolgt, sodass später mehrfach von der »Bursa Agni et Pontis« die Rede ist. Die Einkünfte der Burse bestanden vor allem in langlebigen Burgrechten.103 Das Gebäude wurde 1623 für den Bau der Jesuitenkirche zerstört, die Stiftung vergab weiterhin Stipendien. Noch 1758 wurden 14 österreichi-

sche Studenten mit 25 Gulden jährlich beteilt. 1784 wurde die Lammbursenstiftung mit der RamingBriccianischen vereinigt.104

Bruckburse, »Bursa Pontis«, 1455 (Dr.-Ignaz-SeipelPlatz 1), Areal des Kollegsgebäudes  ; etwa an Stelle der Benediktskapelle)

Kodrei im Haus des Laurenz Haiden, zirka 1476 (Fleischmarkt 24)

In die erstmals 1476 erwähnte »domus pauperum« im Haus des verstorbenen Kaufmanns und Wiener Ratsbürgers Laurenz Haiden wurde vermutlich 1481 die mit bislang in der Singerstraße befindliche Kodrei Pankota (s. oben) verlegt. Sie hatte keine Stiftplätze zu vergeben. Weitere Erwähnungen gibt es aus den Jahren 1488 und 1507.109

Nach ihrem Konventor, dem späteren Artistendekan, Rektor und Kanoniker zu St. Stephan Mag. Rupert Weißenburger aus Bruck an der Leitha (1455 – 61), »Bursa Pontis« benannt, dürfte die unmittelbar dem Paulusburse, »Bursa Pauli«, 1489 (Bäckerstraße 18 ) Herzogskolleg benachbarte Burse ursprünglich als private Unternehmerburse geführt worden sein. Wei- Die Paulusburse war eine Stiftung des Passauer tere Nennungen gibt es 1514 im Zusammenhang mit Domherrn Dr. theol. Paulus Wann, die 1484 vorerst den Studentenunruhen, bei denen vier »straffällige« in der Form eines Stipendiums für drei Studenten Bursisten genannt werden.105 Nach Lazius (1546) unter einem Provisor eingerichtet wurde. Passau wurde das Haus von Madjaren bewohnt. Das Ge- (später Salzburg) hatte das Präsentationsrecht für bäude wurde 1623 für den Bau des Jesuitenkollegs einen Platz, während die beiden anderen Stiftplätze und der Kirche demoliert.106 Verwandten des Stifters, die dem ungarischen Zweig der Familie angehört haben dürften, vorbehalten waren. Neben der Herkunft waren auch StudienLöwenburse, »Zum Goldenen Löwen«, 1457 wahl und -dauer vorgeschrieben. Für die Artes wa(Wolfengasse 3) ren maximal fünf Jahre bis zum Magisterium vorgesehen, dann sollte ein zweijähriges Studium der Die Artistenfakultät erteilte 1457 dem Hausbesitzer Theologie oder des Kanonischen Rechts anschließen. Kristof Ötzesdorfer die Zustimmung für die Ein- Beim Eintritt als »Scholar« durfte der Aufenthalt richtung eines Studentenquartiers. Stiftplätze sind zehn Jahre, als »Magister« sechs Jahre währen. 1489 nicht bekannt. Im Jahre 1498 wurde die »Bursa leo- kaufte die Stiftung das Haus und eröffnete die nach nis« neu eröffnet und änderte bei dieser Gelegenheit dem Stifter benannte »Paulusburse«. Vermutlich ihren Standard. Aus einer 2-Groschen- wurde eine wurde der Name mit dem Apostel Paulus, dem »doc3-Groschen-Burse.107 1509 hören wir von der »Bursa tor gentium«, in Verbindung gebracht, sodass mehrLeonis aurei«, 1514 wurden vier »straffällige« Bursis- fach die Bezeichnung »Bursa (Doctoris) Gentium« ten erwähnt. 1546 spricht Lazius von der Kodrei »Au- verwendet wurde.110 Die Rheinische Akademische rei Leonis«. Die ursprüngliche Unternehmerburse Nation bestellte die Superintendenten und traf die übernahm vermutlich 1481 das Stipendium »Neue Auswahl der Konventoren. Im Jahre 1508 stiftete der Burse« aus der Rauchburse. Sie wurde abwechselnd Wiener Neustädter Physikus Dr. med. Georg Taler als Burse, »bursa duorum [bzw. trium] grossorum« ein Kapital von 600 Pfund für zwei Studenten. Erst oder Kodrei bezeichnet und scheint sich letztlich den 1513 wurde der erste Stipendiat, Thomas Vocht aus »domus pauperum« ihrer nächsten Umgebung ange- Kempten, präsentiert. Im Zusammenhang mit den Studentenunruhen von 1514 werden vier Bursisten glichen zu haben.108 der Paulusburse unter den Anstiftern namentlich erwähnt. 1519 kaufte die Rheinische Nation das Haus

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der nahen Heidenburse, »Bursa Haidenhaim« (s. unten), und verlegte die Paulusburse dorthin. Das ursprüngliche Domizil musste im folgenden Jahr verkauft werden.111

Goldberg anzusehen ist, oder ob sie eine Zeit lang unmittelbar benachbart bestanden hat.114

Kodrei Goldberg – »Codria Aurei Montis«, v. 1469 (Fleischmarkt 28)  ; ab 1622 (Johannesgasse 13) Heidenburse, »Bursa Haidenheim«, v. 1448 (Bäckerstraße 20)

Ursprünglich wurde die »Bursa Haidenhaim« (1469 belegt) als Unternehmerburse privat in einem Miethaus geführt. Dieses Haus kaufte die Rheinische Nation 1519 um 700 Pfund von Wiener Bürgern und verkaufte aber 1520 das Haus der vom Passauer Domherrn Paulus Wann gestifteten Paulusburse um 500 Pfund, die bereits hierher verlegt worden war. Die Unternehmerburse war in eine Stiftungsburse umgewandelt worden. Der ursprüngliche Namengeber der Bursa Heidenheim war der 1455 genannte Konventor Mag. Johannes Kolberger aus Heidenheim112. 1514 wird von drei straffälligen Studenten berichtet. Laut Lazius wohnten 1546 Salzburger, Steirer und Weißenburger (Franken) darin. 1615 finden wir in der »Bursa Gentium« neun Insassen. Nach 1623 wurde das Gebäude demoliert und an seiner Stelle ein Teil der Aula des Jesuitenkollegs erbaut. Unter dem Namen »Bursa Gentium« oder »Haydenburs« erhielt sich danach ein Stiftungskonglomerat, das 1755 neun Stipendien in unterschiedlicher Höhe ausbezahlte.113

Kodrei »Domus Poloni«, 1456 (Fleischmarkt 28)

Die Witwe Barbara Kurz vererbte ihr Haus an die »Meister der sieben freien Künste der hochwürdigsten Universität und Schule im Fürsten-Collegium«. Im Jahre 1473 trat der Erbfall ein, jedoch schon vorher befand sich in dem Haus gegenüber dem St.-LaurenzKloster eine Kodrei, die nach dem bis 1469 amtierenden Konventor Johannes Aldeholcz de Goltperg (in Schlesien) benannt war, der seit 1452 Magister artium war und 1469 sein Amt als nunmehriger »doctor in medicinis« an Mag. Udalricus Schrotenlawer weitergab. Goltperger soll ursprünglich vierzig armen Studenten freie Wohnung geboten haben. Die Kodrei wurde in der Folge zu dem am meisten besuchten Armenhaus der Universität, das neben den Scholaren zahlreiche Bettelknaben, pueri, beherbergte. Sie mussten die zusammengekommenen Beträge abliefern und erhielten dafür Wohnung und vielleicht auch Unterricht. Wir hören im 16. Jahrhundert von mehr als 100 Hausbewohnern, wobei auf einen Studenten fast zwei Bettelknaben kamen. 1514 wurden vier »straffällige« Scholaren genannt.115 Im Jahre 1622 verkauften die Jesuiten das Haus an das von Kardinal Peter Pazmàny gestiftete ungarische Priesterseminar, das »Pazmaneum«, und erwarben dafür das Gebäude in der Johannesgasse, wohin die Kodrei verlegt wurde.116

Die Kodrei wird 1456 erstmals im Zusammenhang mit einer Disziplinaruntersuchung erwähnt, bei Rauchburse, »Nova Bursa«, v. 1457 (Riemergasse der 19 Scholaren »retardiert« wurden, davon zwei 15 / Singerstraße 27) »de domo Poloni«, die sich weigerten dahin gehend zu wirken, dass das Haus nicht durch unzüchtige Die Burse trug ihren Namen nach dem 1471 bezeugFrauen geschändet und Knaben und sonstige Be- ten Konventor Mag. Johannes Rauch, weiters sind wohner zu Bösem verführt würden. Die Lage wird Mag. Arnold aus Scharndorf und Mag. Hans von 1461 mit »ex opposito S. Laurentii«, gegenüber dem Menesdorf (1457) in dieser Funktion genannt. Ende St.-Laurenz-Kloster, angegeben. Als namengebender 1481 wurde sie in Form eines Stipendiums in eine Konventor ist Mag. Andreas Polonus bekannt. Es ist Kodrei am Fleischmarkt (vermutlich in die Löwenunsicher, ob diese Kodrei als Vorläuferin der Kodrei burse) übertragen.117

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Burse zum Einhorn, zirka 1457 (Kumpfgasse 5)

Die Unternehmerburse »in domo Magistri Leonardi de Heczendorf cum unicorno« wurde nach einem Hauszeichen benannt. Im Jahre 1457 übergab Mag. Bernhard von Reningen das Konventorsamt an Mag. Konrad Arnold von Scharndorf, weiters sind Peter Leschenprant (1461) und Mag. Leonhard Liecht aus Ulm (1465) genannt.118

Lilienburse, »Bursa Lilii«, 1458 (Postgasse 11)

Haus fünf unterschiedliche Wohneinheiten, »habitationes«, vorhanden waren. Dreien davon waren jeweils gesonderte Räume, »stubellae«, zugeordnet. Für die erste Wohneinheit wurde ein Tarif von 9 Solidi den. festgelegt, bei der zweiten heißt es nur »mansit in priori taxa«, für die dritte, bestehend aus einer »stubella cum habitatione«, setzte man 2 Gulden 29 Pfennige (?) fest, für die vierte, eine »stubella maior cum habitacione«, 20 sol. den. und schließlich wurde eine »parva stubella cum certa parva habitacione« mit 12 sol. den. taxiert.121 1514 werden vier »straffällig« gewordene Bursisten namentlich genannt. 1546 erwähnt Lazius, dass weiterhin »Suevi, Wirtenbergenses ac Ulmenses« hier wohnen. Ein Visitator des Jahres 1560 kritisierte, dass die Burse auch von Frauen bewohnt sei  : »Praeterea in Bursa Liliorum magnus est numerus mulierum.« 1628 wurde das Gebäude an das ungarische Seminar des Kardinals Peter Pazmány verkauft.122 Das Stipendium blieb weiterhin bestehen, konnte jedoch 1755 aufgrund der Zinsenrückstände nur mehr drei Stipendien mit je 25 Gulden ausbezahlen.123

Die etwa 1450 / 57 vom Passauer Domherrn Mag. Burkhard Krebs mit einem Kapital von 3.000 Gulden für zehn Scholaren oder Bakkalare aus Württemberg und Schwaben errichtete Stipendienstiftung kaufte 1465 ein Gebäude, in dem bereits eine »private« Burse untergebracht war (»Ötzesdorfer Burse«). Damals wurden auf Anweisung des Stifters Statuten nach dem Vorbild der Rosenburse verfasst. Der Name Lilienburse rührt von dem früheren Hausbesitzer, dem Stift Lilienfeld, her. 1472 wird die Lilienburse durch einen Brand verwüstet. Zustiftungen erfolgten 1499 durch den Domkustos zu Konstanz Schärdinger- oder Würfelburse, zirka 1465 und Pfarrer zu Ulm Heinrich Neithart (Jahreszins (Wollzeile 22, Schulerstraße 17) 17 Gulden für 1 Studenten), Mag. Christian Lingkh (17 Talente jährlich), Mag. N. ex Aldingen (15 Ta- Ursprünglich wohl als Unternehmerburse im Haus lente jährlich) und Mag. Johannes Echterdingen de der Familie Würfel geführt, scheint diese im Laufe Hamertingen (25 Gulden). Zahlreiche Konventoren der Zeit in eine Stiftung umgewandelt worden zu sind bezeugt, darunter im Jahre 1507 der bekannte sein. 1471 ist Hans Würfel »hospes« der »bursa Humanist Johannes Cuspinian.119 Im Jahre 1501 Scherding«. Noch 1520 ist von »des Würffels Stiftsführte der Konventor Magister Conradus Falch vor haus« die Rede. Als Konventor ist Mag. Leonhard der Artistenfakultät darüber Beschwerde, dass sich Haider (1468) bekannt.124 die Stipendiaten des Hauses als nicht der universitären Jurisdiktion unterworfen betrachteten. Das Universitätskonsistorium entschied den Fall dahin Harrerburse alias St. Hieronymusburse, zirka 1466 gehend, dass zwar die Superintendenten der Stif- (Kumpfgasse 1 / Schulerstraße 20) tungsburse keinerlei Jurisdiktionsgewalt über die Stipendiaten besitzen sollten, alle Bursisten und auch Vermutlich als Unternehmerburse geführt dürfte sie die Bursenfunktionäre wären aber der Fakultät und ihren Namen von dem 1442 zum Magister artium graduierten Johannes Harrer aus Heilbronn haben, dem Rektor als zuständigem Richter unterstellt.120 Aus einem Akteneintrag des Jahres 1505 über die 1466 wurde sie »Bursa Sancti Jeronimi« genannt. Als »Taxierung« der Lilienburse erfahren wir, dass in dem weitere Konventoren sind bekannt  : Mag. Michel

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Lochmair von Haideck (1469), Mag. Georg von Dinkelsbühel (1473), Mag. Christof Hueber von Rosenheim (1490).125

Kelhaimerburse, »Domus Kelhaimer«, v. 1457 (Bäckerstraße 11)

Im Haus des Wiener Bürgers Andre Kelhaimer und seiner Erben sind mehrere Konventoren einer reinen Unternehmerburse nachweisbar  : Eberhard Schleusinger, Urban Trönl von Kelhaim (1457), Kolman von Weitra (1458).126

Schwaiger- oder Schlierstadtburse, v. 1466 (beim Kelhaimerhaus)

Von der in einem Bürgerhaus eingemieteten Burse sind mehrere Konventoren bekannt  : Mag. Johannes Schwaiger aus Ingolstadt (1466), Mag. Georg Zingl aus Schlierstadt (1470), Mag. Johannes Pici de Maczen (1471), Mag. Johannes Tichtl aus Grein (1472 –  74), Mag. Sigismund de Scherding (1478).127 Anmerkungen 1 Vgl. Engelbr echt, Österreichisches Bildungswesens 1, 64 – 78. 2 Nach Bernhard von Chartres († um 1130). Siehe: Rüegg, Geschichte der Universität 1, vgl. die Beiträge von Walter Rüegg und Jacques Verger. 3 Vgl. Mor aw, Prag im Mittelalter, 22 – 26. 4 R e x roth, Deutsche Universitätsstiftungen, 83 – 85. 5 Wagner, Von der »Natio«, 141 – 162, bes. 162 mit Bezug auf Mor aw, Die Prager Universitäten, 109 – 123, bes. 123. 6 Wagner, Von der »Natio«, 145f.; Vgl. dazu R e x roth, Transfer des Pariser Universitätsmodells, 507 – 532; Mor aw, Prag im Mittelalter, 9 – 134; ders., Die Prager Universitäten, 97 – 129. 7 Vgl. Ruegg 1. 8 Umschrift des ältesten Großen Wiener Universitätssiegels von 1365. Siehe Abb. 3. Vgl. Ga ll, Insignien, 25 – 29. 9 Wagner, Landesfürsten, 269 – 294, bes. 272. Vgl. auch R e x roth, Deutsche Universitätsstiftungen, 5.  – In Wien wurde diese Ehre jenen beiden Kapazitäten zuteil, die nach

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Ausbruch des Großen Schismas (1378) von Paris nach Wien berufen werden konnten. Sie wurden 2009 mit einer Gedenktafel in St. Stephan gewürdigt: IN DANKBARKEIT GEDENKT DIE | KATHOLISCH  – THEOLOGISCHE FAKULTÄT | DER UNIVERSITÄT WIEN | IHRER GRÜNDUNG IM JAHR 1384 | SOWIE DER PROFESSOREN | DIE HIER IM UNIVERSITÄTS- / APOSTELCHOR | BESTATTET WURDEN; | IM BESONDEREN DER BEIDEN | GRÜNDUNGSPROFESSOREN: | HEINRICH HEIMBUCHE VON LANGENSTEIN (†  1397) | HEINRICH TOTTING VON OYTA († 1397) | 1384 2009. 10 Die deutsche und die lateinische Fassunge sind ediert u. a. von Uiblein in: 600 Jahre Universität Wien. Vgl. auch: Csendes, Rechtsquellen der Stadt Wien, 143 f.; Engelbr echt, Geschichte des österreichischen Bildungswesens 1, 402 – 419. 11 Lhotsk y, Artistenfakultät, 29. 12 Vgl. Mühlberger, Schule und Unterricht, 296 – 311. 13 Albrecht von Sachsen (†  1390) stammt aus der Diözese Halberstadt. Als Geburtsort wird das Dorf Rickmersdorf/ Rickensdorf bei Helmstedt angegeben. Zur Person s. Heidingsfelder, Albert von Sachsen; NDB 1 (1953), 135, und neuerdings Berger, Albertus de Saxonia, 300f. 14 Johann Ribi von Lenzburg (Aargau) wurde nach seinem elsässischen Kirchenlehen auch »von Platzheim« genannt; 1364 – 1374 war er Bischof von Brixen. Vgl. Str na dt, Stiftungsuniversität, 250, Anm. 13 mit weiterer Literatur. 15 K ink 1/1 (Wien 1856), 1 – 18. Der Stiftbrief ebd. 2, 1 – 24 Nr. 1. Rudolf IV. und seine Brüder Albrecht III. und Leopold III. traten gemeinsam als Stifter der Universität und des Allerheiligenkapitels auf. Vgl. R e x roth, Deutsche Universitätsstiftungen, 108 – 146. Zu den »Nationen« s. unten Anm 16. 16 Die Nationeneinteilung wurde am 6. Juni 1366 von der Universität urkundlich festgelegt. K ink 2, 32 – 34 Nr. 5. 17 Das Bistum Wien wurde unter Friedrich III. im Jahre 1469 begründet. Gleichzeitig wurde auch in Wiener Neustadt ein Bischofssitz errichtet, davor schon 1461 in Laibach. S. Niederstätter, 349 – 352. – Zur Funktion der Stefanskirche als capella regia Austriaca s. Wagner, Universitätsstift und Kollegium, 91ff. (mit weiterer Literatur). 18 Zit. nach Uiblein, Landesfürsten, 383f. Anm. 7. Vgl. K ink 2, 24f. Nr. 2. 19 Bruder, Finanzpolitik. 20 Wagner, Landesfürsten, bes. 275 – 288. 21 Vgl. dazu zuletzt Ubl, Pfaffenstadt, 17 – 26. 22 Vgl. M a isel, »Die Stadt in der Stadt«, 24 – 27. 23 In der lateinischen Fassung des Stiftbriefs  : »… locum subscriptis terminis et finibus interclusum …« Vgl. K ink 2, 5 Nr. 1. 24 Zur topografischen Lage s. Perger, Universitätsgebäude, 77f., die topografische Karte 206 und Kat. Nr. 2.15 (234 f.). Die geplanten phaffenstatt umfasste den Straßenzug vom Schottentor entlang der Schotten- und Herrengasse (Hochstrazze) bis

zur Schauflergasse (Schaufellucke), diese entlang bis zur Stadtmauer (rynkchmawr), die im Verlauf der heutigen Straßenzüge Löwelstraße-Oppolzergasse-Mölkersteig wieder zum Schottentor führt. Die Passage im Stiftbrief vom 12. März 1365 s. in: Csendes, Rechtsquellen der Stadt Wien, 143 f. (lat. Fassung), 159f. (dt. Fassung). Vgl. Kink 2, 5, Nr. 1. 25 Das Schottenkloster sollte hingegen nicht in der phaffenstatt eingeschlossen sein. Vgl. Mühlberger, Universität und Stadt, 53 – 86, Anm. 50. 26 Csendes (Hg.), Rechtsquellen der Stadt Wien, 159. Vgl. auch Lichtenberger, Raum und Gesellschaft, 34. 27 Lhotsk y, Artistenfakultät, 33 – 36. 28 Heute Teil des Hauses Kärntner Straße 4 (Hofquartierbuch von 1566 Nr. 807  ; Konskriptionsnummer Nr. 1075) Perger, Universitätsgebäude, 80f.; Mühlberger, Studentenbursen, 144f.; Uiblein, Frühgeschichte, 39. 29 Ga ll, MU W 1. 30 Zur Entstehung des Albertinums von 1384 s. L ack ner, Diplomatische Bemerkungen, 124 – 125. Vgl. Ders., Wissen für den Hof, 37 – 51. 31 Siehe  : L ack ner, Diplomatische Bemerkungen, 117 – 120  ; ders., Möglichkeiten und Perspektiven diplomatischer Forschung (Kommentar, Edition und dt. Übersetzung des Albertinums).  – Vgl. auch  : R e x roth, Deutsche Universitätsstiftungen, 121 und Sommerfeldt, Aus der Zeit der Begründung, 306 f. 32 Rück brod, Das bauliche Bild der Universität; Vgl. dazu ders., Universität und Kollegium (1977) und Seifert, Universitätskollegien, 355 – 372. 33 Vgl. Kühtr eiber, Universitätsgeschichte aus Schutt und Scherben, 169 – 204, bes. 173f. 34 Schmeltzl, Ein Lobspruch, Vers 325 – 340. Vgl. K isch, Die alten Strassen, 560 f. 35 Lichtenberger, Raum und Gesellschaft, 35 – 39; Perger, Straßen, Türme und Basteien; Czeik e 1, 215. 36 L ack ner, Diplomatische Forschung, 83f. (lat.)106f. (dt.). Einen Auszug aus dem Privileg Albrechts III. zur Gründung des Collegium ducale s. bei Wagner, Universitätsstift und Kollegium, 368 – 371. Vgl. Opll, Tilemann Stella, 328 m. Anm. 32. 37 Auch  : »Predigerplatz«, »Bei den Predigern«, »Dominikanerplatz« und »Bockgasse« (nach einem ehemaligen Hausschild »Zum blauen Bock«) s. K isch, Die alten Strassen, 419. 38 Schr auf, Universität, 984 39 Wagner, Universitätsstift und Kollegium, 370. 40 ÖNB Cod. 2765, fol. 1a. Rationale divinorum officiorum des Guilhelmus Durandus. Vgl. Uiblein, Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, 248 – 251, Katalog Nr. 4.4.1 – 8. 41 Dazu s. Grössing, Humanistische Naturwissenschaft, 253 Anm. 57. 42 Hueber, Zur Entwicklung der Baugestalt, 111 – 125 Auch:

»Collegii Gassen«. Opll, Tilemann Stella, s. 329 (Vgl. Abb. 11). 43 Edition des lat. Textes bei Sommer feldt, Aus der Zeit der Begründung, 302 – 331. Zur Datierung der Quelle auf das Jahr 1388 siehe Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, 25, und ders., Die Landesfürsten, 393f. 44 Siehe dazu den Beitrag von Nina K nieling. 45 Schr auf, Universität, 984f.; Ga ll, Die Alte Universität, 26 –  28. 46 Wagner, Universitätsstiftung und Kollegium, 44 – 55, 114– 124: Erstdruck der Statuten des Collegium ducale s. ebd., 371 – 379. 47 Mühlberger, Finanzielle Aspekte, 115 – 142. Durch die Reformen Ferdinands I. von 1537 und 1554 erfolgte die Einführung der besoldeten und fachlich festgelegten Lehrkanzeln. Siehe  : K ink 2, 352 – 359 und ebd. 380 – 384, 395 – 397. 48 Das Selbstergänzungsrecht der Kollegiaten wurde unter den Herzogen Wilhelm am 4. Juli 1405 und Albrecht V. am 21. Dezember 1414 und neuerlich unter König Maximilian I. am 3. Mai 1504 verbrieft. K ink 1 / 2, 33 – 35 Nr. XII, und ebd. 2, 266 Nr. 23 sowie 308 Nr. 43. 49 K ink 2, 396. 50 Reformgesetz Ferdinands I., 15. September 1537, K ink 2, 352f., vgl. ebd. 395. 51 Zum »Collegium ducale« (später »Collegium archiducale«) s. Wagner, Universitätsstift und Kollegium, 91 – 172  ; Goldmann, Die Universität, 151 – 155. Zum Prager Collegium Carolinum und dem damit verbundenen Allerheiligen-Kolleg s. Tomek, Prager Universität, 21 – 23  ; Svatoš, Pražvká univerzitní kolej všech svatý. [Das Prager Universitätskolleg zu Allerheiligen], 85 – 93, und Wagner, Universitätsstift und Kollegium, 37 – 89. 52 Ga ll, Die Alte Universität, 33  ; Perger, Universitätsgebäude, 84. 53 K ink 2, 153; Mühlberger, Juristenmatrikel 1, 4f. 54 In einem Kaufbrief vom 9. Jänner 1385 heißt es, dass Albrecht III. in das Haus »in der Schuelstrass ze Wienn … ein schuel gelegt hat« (Quellen 2 / 1, 256 Nr. 1081). Vgl. Perger, Universitätsgebäude, 84f. Zur Stiftung Koloman Kolbs vom 1. Juli 1397 siehe Uiblein, AFA, 151 m. Anm. 11  ; K ink 1 / 1, 102 m. Anm. 113. Vgl. auch Geusau, Stiftungen, 108 – 113. Die Statuten der Juridischen Fakultät, 1. April 1389 s. K ink 2, 153. Vgl. weiters  : Ga ll, Die Alte Universität, 33 – 44, sowie Ga ll, Ivo-Kapelle, 491 – 508, und Ca mesina, Juristenschule, 127 – 129. Vgl. auch Aschbach 2, 102, und ders. 3, 79 – 87. 55 Ga ll, Die Alte Universität, 44. 56 M aur er, Kollegium zum hl. Nikolaus, V–XI, 1 – 43. Vgl. Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, 22. Wodk a, Kirche in Österreich, 200 – 203. Zur Fabri-Stiftung siehe  : Denk, Collegium trilingue.

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57 Senfelder, Gesundheitspflege 1058f., 1067; Perger, Universitätsgebäude, 89. 58 1911 errichtete Baumeister Guido Gröger an der Stelle der drei Barockhäuser das große Haus Nr. 10 – 12 im Jugendstil. Seit 1956 aufgrund des österreichischen Staatsvertrages Eigentum der Ärztekammer Wien. Renoviert 1979 – 1984«. Czeik e 1, 171. 59 Vgl. A ntonicek, Musik- und Theaterleben, 168 – 170. 60 Perger, Universitätsgebäude, 86f.; Schr auf, Universität, 987 – 990. Opll, Tilemann Stella, 330 – 331 m. Anm. 40 – 41. 61 Gall, Alma Mater, 134 – 138. Die Aufhebung der Universitätsgerichtsbarkeit erfolgte 1783. Siehe: Kink 1, 561f., und ebd. 2, 590 Nr. 191. Opll, Tilemann Stella, 331 m. Anm. 43. 62 Perger, Universitätsgebäude, 92f.; Ga ll, Alte Universität, 91 – 95 (zur akademischen Gerichtsbarkeit); Quellen 1/2, 373, Nr. 3619; K ink 2, 269 – 271 Nr. 25. 63 Siehe dazu: Grössing, Humanistische Naturwissenschaft, bes. 147 – 153. 64 Mühlberger, Poetenkolleg und Dichterkrönung, 84  –  119. 65 Vgl. Gr a f-Stuhlhofer, Humanismus zwischen Hof und Universität, 58 – 71; Mühlberger, Zwischen Reform und Tradition; 18 – 22; Kink 1/1, 199; Aschbach 2, 61  –  72, 444 (Testament, ausgestellt am 24.1.1508 »in domo S. Annae«). Zu St. Anna siehe Perger / Br auneis, Mittelalterliche Kirchen und Klöster, 252 – 257. 66 Ruppr ich, 320 f.: Brief des Johann Engel vom 17. März 1498 an Celtis »Viennae in scolis iuristarum moranti«. 67 Schr auf, AFM 2, 228 zum 13. Oktober 1500. 68 Ruppr ich, 406 – 408 Nr. 243. Vgl. Czeik e 4, 370f. zum Neubergerhof. 69 A ntonicek, Musik- und Theaterleben, 168 – 171; Vgl. J. W. Nagl, Jakob Zeidler, Deutsch-österreichische Literaturgeschichte, 1. Band: Von der Kolonisation bis 1750 (Wien/ Leipzig 1898), 448, 452; vgl. K ink 1/1, 219 Anm. 254. 70 Aschbach 2, 66. 71 Mühlberger, Poetenkolleg und Dichterkrönung, s. 84 – 119. Vgl. Czeik e 4, 370 f. (»Neuberger Hof«); K isch, Die alten Strassen, 466f., und Perger / Br auneis, Mittelalterliche Kirchen und Klöster, 273. 72 R eischl, Die Wiener Prälatenhöfe, 202, und Bauch, 125 f. UAW; Liber Testamentorum Universitatis Viennensis 1504 – 1551, fol. 20f. Druck des Testamentes bei: Aschbach 2, 442 – 446 (Text ungenau  !), 225; Ruppr ich, 604 –  609, Nr. 338. 73 Schr auf, Universität, 991f.; Opll, Tilemann Stella, 330, Anm. 39. 74 Zum Gebäudekauf s. Schr auf, Universität, 991 – 993. UAW, Urkundenreihe B 150. Vgl. Perger, Universitätsgegbäude, 101f. Zur Universitätsbibliothek s. den Beitrag von Nina K nieling.

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75 Mühlberger, Zu den Krisen der Universität Wien, 269 –  277. 76 Siehe dazu die Diplome vom 12. Oktober 1512, UAW, Urkundenreihe B 171, B 172  ; Ca mesina, Hospital, 140f.; Perger, Universitätsgebäude, 102 lokalisiert das »Jüngere Studentenspital« im Bereich Parkring 10, 12. Vgl. auch Ga ll, Die Alte Universität, 63 – 67 und Aschbach 2, 99f. 77 Vgl. Opll, Tilemann Stella, 328 – 332. 78 Verger, Collegium, Sp. 39 – 42  ; Seifert, Universitätskollegien, 355 – 359. Vgl. dazu Schwinges, Studentenbursen, 537. Zur Ehelosigkeit vgl. Wagner, uxorati, 15 – 40. 79 Vgl. Schr auf, Studien, 12f.; ders., Universität, 994f.; Schw inges, Studentenbursen, 530f. m. Anm. 10. 80 Zur Funktion des Konventors s. Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln, 142 – 145. 81 Universitätsstatuten von 1385, K ink 2, 78: Vgl. Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, 35. 82 Statuten der Artistenfakultät vom 1. April 1389, Titulus VI, De vita et moribus scolarium facultatis artium, ed. K ink 2, 187. 83 Schw inges, Studentenbursen, 534. Vgl. K ink 2, 375 Nr. 62. 84 Schr auf, Studentenhäuser, 21, Nr. 10, und ebd., 24 Nr.19 (2); Schw inges, Deutsche Universitätsbesucher, 15 m. Anm. 10; ders., Studentenbursen, 541f. 85 Siehe dazu Schr auf, Studien, 13. Vgl. auch K ink 2, 253. 86 Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln, 142 – 150. 87 Ebd., 150 – 164, 186 – 196. Vgl. Matthias Le x er, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (Leipzig 171926), der unter »Koderie« mit Hinweis auf das Vocabularium theutonicum (Nürnberg 1482) angibt: »kodrei oder haus der armen, codria«; s. weiters Jacob und Wilhelm Gr imm, Deutsches Wörterbuch V/2 (Leipzig 1854 – 1960): Vgl. auch K ink 1/1, 37 und Schr auf, Studien, 16 m. Anm. 2. 88 Mühlberger, Universität und Stadt, 53 – 86. 89 M a isel, Der »Lateinische Krieg«, 389 – 411. 90 Schrauf, Studentenhäuser, 6, Anm. 12 (nach UAW, Cod. R 2, fol. 55r). 91 Im Jahre 1449 gab es sogar 678 Immatrikulationen (MUW I, 265 – 273)  ; zu 1413 siehe MUW I, 95 – 100. Schrauf, Studentenhäuser, 7 m. Anm. 14 (AFA III, fol. 13r)  ; Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert, 35. 92 Schr auf, Grundzüge, S. 18. Vgl. ders., Die Wiener Universität im Mittelalter, 1009 – 1013  ; Das Universitätsstatut vom 13. Juli 1509 bei K ink 2, 314. 93 Zu Nikolaus von Gleiwitz und der Geschichte seiner Stiftung für arme schlesische Scholaren, siehe Uiblein, Kopialbuch, 51 – 68. Vgl. Opll, Tilemann Stella, 330 m. Anm. 35  ; Schw inges, Studentenbursen, 539f. Quellen 1 / 5, Nr. 4941. Zu den Visitationen s. Mühlberger, Studentenbursen 166 – 172, 177 m Anm. 173 – 175.

 94 Schr auf, Studentenhäuser, 9 mit Hinweis auf AFA 2, fol. 56v. Zu Wagendrüssel s. Perger, Wiener Ratsbürger, 254 Nr. 515.; Vgl. Opll, Tilemann Stella, 328.   95 UAW, Altes Universitätsarchiv, Lad. 1 Nr. 1.  96 Die Namen der Konventoren siehe bei  : Mühlberger, Studentenbursen, 178f. m. Anm. 180.  – Zur Rosenburse vgl. Schr auf, Studentenhäuser, 9 – 13  ; ders., Studien, S.  20 – 22  ; ders., Schr auf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 1000f.   97 Zitiert nach Schr auf, Studien, 22. Vgl. Birk, Materialien, 84. Eine Zusammenstellung der mit der Rosenburse verbundenen Stiftungen s. bei Mühlberger, Studentenbursen, 179 m. Anm. 182.  98 MUW 1 / 1, 1425, H. 40, 153. Vgl. Aschbach 1, 610, Schr auf, Studentenhäuser, 30f.   99 Akteneintrag vom 18. September 1501, und vom 13. Oktober 1514, AFA 4, fol. 21r, 90r. 100 Schr auf, Studentenhäuser, 27 Nr. 20 / 5 und ebd., 30f.; Perger, Universitätsgebäude, 89f., 99f. 101 Die Konventoren namentlich bei   : Schrauf, Universität, 1005 – 1007  ; ders., Studien, 29 – 31. Zu Pfanzagl siehe Perger, Wiener Ratsbürger, 169 Nr. 38. 102 Schrauf, Studentenhäuser, 21f.; Opll, Tilemann Stella, 331 m. Anm. 44. 103 Akteneintrag vom 13. Oktober 1514, UAW, Cod. Ph.9, AFA 4, f. 90a. Zu den Visitationen s. Mühlberger, Studentenbursen, 181f. 104 Vgl. Perger, Universitätsgebäude, 90f.; Savager i, 113 –  116   ; Schrauf, Universität, 1005–07. Nach dem »Liber fundationum« von 1755 vergab die Stiftung »Bursa Agni et Bruck« Stipendien für 13 Österreicher mit jährlich je 25 Gulden, die sie bis zu 11 Jahre erhalten konnten. 1755 wurde die Stiftung um ein 14. Stipendium erweitert. UAW, Cod. R.8, pag. 15, 35 – 44. 105 AFA 4, fol. 45r – 47v, 49r und Akteneintrag vom 13. Oktober.1514, AFA 4, f. 90a. 106 Perger, Universitätsgebäude, 91f.; Opll, Tilemann Stella, 331 m. Anm. 45  ; Geusau, Stiftungen, 113 – 116  ; Savager i, Stiftungen, 113 – 116.; Gugli a, Wiener Stiftungen, 634  ; Schr auf, Universität, 1007f. 107 Schr auf, Universität, 1008 mit Hinweis auf AFA 3, fol. 101v. Ders., Studentenhäuser, 26 Nr. 19 / 12 und 27 Nr. 20 / 2-5. Am 10. Juli 1498 wird in den Artisten die Namensänderung der »Neuen Burse« in »Löwenburse« vermerkt. 108 Akteneintrag vom 13. Oktober.1514, AFA 4, f. 90a. Perger, Universitätsgebäude, 94f.; Schr auf, Universität, 1008. 109 Perger, Universitätsgebäude, 99f. 110 Uiblein, Dr. Georg Läntsch, 63, Anm. 23 findet die erste Erwähnung der »bursa doctoris gentium« schon 1491 (AFA 3. fol. 351r) gegenüber Schr auf, Studentenhäuser, 17 (a.

1493). Uiblein lehnt auch die bisherige Indentifizierung der unter diesem Namen aufscheinenden Belege (AFA 3, fol. 351r, 368v) mit der Heidenheimburse ab. Vgl. Perger, Universitätsgebäude, 100f. 111 Akteneintrag vom 13. Oktober.1514, AFA 4, f. 90a  ; Perger, Universitätsgebäude, 100f.; Schr auf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 1004f. 112 Weitere Konventoren siehe bei   : Uiblein, Dr. Georg Läntsch, 63 m. Anm. 22 – 24 mit Hinweis auf AFTh 2, fol. 122r und AFA 3, fol. 377v  ; Perger, Universitätsgebäude, 92. Die Konventorsnennungen ab 1507 s. AFA 4, fol. 29v, 43r, 56r etc. Vgl. Opll, Tilemann Stella, 331 m. Anm. 42. 113 Akteneintrag vom 13. Oktober 1514, UAW, Cod. Ph.9, AFA.IV, f. 90a  ; Perger, Universitätsgebäude, 92  ; Schr auf, Universität, 1004f. Vgl. Uiblein, Dr. Georg Läntsch, 63 m. A. 23. 114 Schr auf, Studentenhäuser, 18, 32f. Vgl. dagegen Perger, Uni­versitätsgebäude, 93f. 115 Ga ll, Die Alte Universität, 62.; Akteneintrag vom 13. Oktober.1514, UAW, Cod. Ph.9, AFA 4, f. 90a. 116 Vgl. Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln  ; R imely, Historia Collegii Pazmaniani, S  : 21 ff.; Opll, Tilemann Stella, 330 m. Anm. 37 und 38  ; Perger, Universitätsgebäude, 93f. m. Anm. 187  ; Zum Verkauf des Goldberghauses siehe Goldm a nn, Die Universität, 46, 49 – 51. 117 Das Haus fiel dem Stadtbrand von 1525 zum Opfer. Perger, Universitätsgebäude, 94  ; Schr auf, Studentenhäuser, 34f. 118 Perger, Universitätsgebäude, 95f.; Schr auf, Universität, 1008  ; Geusau, Stiftungen, 123 – 126  ; Savageri, Stiftungen, 171 – 174  ; Guglia, Wiener Stiftungen, 605f. 119 Perger, Universitätsgebäude, 96f.; Uiblein, Dr. Georg Läntsch, 79 Anm. 111. Opll, Tilemann Stella, 328 m. Anm. 34. 120 Fakultätssitzung vom 3. April 1501, AFA 4, fol. 18v. 121 Akteneintrag zwischen 29. November und 1. Dezember 1505, AFA.4, fol. 43v. 122 Akteneintrag vom 13. Oktober.1514, UAW, Cod. Ph.9, AFA 4, f. 90a  ; AFA.5, fol. 14v  ; R imely, Historia Collegii Pazmaniani; Perger, Universitätsgebäude, 96f.; Schrauf, Studentenhäuser, 24 – 27, 40  ; ders., Studien, 25f, 96f.; ders., Die Wiener Universität, 1003f. 123 Liber fundationum, 1755, fol. 22, 110 – 119, UAW, Cod. R.8. Vgl. dazu Geusau, Stiftungen, 119f.; Savager i, Stiftungen, 169f.; Gugli a, Wiener Stiftungen, 614. 124 Perger, Universitätsgebäude, 98f.; Schr auf, Universität, 1008. 125 Schr auf, Studentenhäuser, 32. 126 Perger, Universitätsgebäude, 98f. 127 Ebd., 99  ; Schr auf, Studentenhäuser, 33f.

Das Alte Universitätsviertel  41

Herbert Karner

Die Universität und die Gesellschaft Jesu Collegium Academicum Viennense (1624 – 1755)

A

m 1. August 1624 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau des Akademischen Collegiums im Wiener Stubenviertel. Die zu diesem Zweck angefertigte Bauinschrift ist in gedruckter Form überliefert. Sie gibt zusammenfassende Auskunft über die zu diesem Zeitpunkt noch kurze Geschichte der Wiener Jesuiten, die im Jahr 1551 – nach direkter Verhandlung zwischen König Ferdinand I. und dem Ordensgründer Ignaz von Loyola – nach Wien gekommen waren. Das ursprünglich als Kollegium benutzte, ehemalige Karmeliterkloster samt Kirche auf dem Platz Am Hof wurde nun, 1624, in ein Professhaus des Ordens umgewandelt. Als neues Collegium ließ Kaiser Ferdinand II. zur Verbreitung von Frömmigkeit und Wissenschaften (»Pietatis ac Literarum … Propagando«) ein »novum sociorum ac musarum domicilium«, ­einen den Ordensheiligen Ignatius und Franz Xaver geweihten Gebäudekomplex, errichten.1

Bauliche Vereinigung von Universität und Jesuitenkolleg

Im Stubenviertel, nordöstlich hinter dem Stephansdom, hatte die Gesellschaft Jesu die Möglichkeit erhalten, auf dem Areal der mittelalterlichen Universität eine neue und großzügige Anlage zu errichten. Mit der »Sanctio Pragmatica« von Kaiser Ferdinand II., publiziert am 13. 10. 1623, war die institutionelle Verschmelzung des Ordenskollegs und der Universität – nach einer längeren Vorgeschichte – unumstößlich festgelegt worden. Der Unterricht in der Theologie und der Philosophie lag damit definitiv in den Händen der Gesellschaft Jesu, die ihn in den

Abb. 1: Dieser Ausschnitt aus dem Wiener Stadtplan des Bonifaz Wolmuet zeigt die bauliche Anlage der Universität im Jahr 1547. Entlang der Riemerstrasse (»Riemer Stros.«) waren die einzelnen Gebäude aufgefädelt: Das mittelalterliche »universitet Collegium« (Collegium Ducale) die südlich gelegene »Aula Universitatis« (auch »Structura nova« oder »Neue Schul« genanntes Gebäude der Artistenfakultät) und die »Liberey« (die Bibliothek) zwischen Oberer (= Vorderer) und Unterer (= Hinterer) Bäckerstraße (heutige Sonnenfelsgasse).

»Studia Inferiora« (drei Grammatikklassen, Humanitäts- und Rhetorikklassen) und den »Studia Superiora« (Logik, Physik mit Mathematik, Metaphysik mit Ethik sowie alle Fächer des Theologiestudiums wie Scholastische Theologie, Kirchenrecht, Kontroverstheologie und Kasus) umsetzten. Dieser  – nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen erfolgten – Vereinigung der beiden Insti-

Die Universität und die Gesellschaft Jesu  43

»Neue Schul« genannte Gebäude der Artistenfakultät) und die »Liberey« (die Bibliothek) an der Westseite, zwischen Oberer (= Vorderer) und Unterer (= Hinterer) Bäckerstraße (heutige Sonnenfelsgasse). Mit einer Reihe von Bursen (Studentenwohnhäusern) im nahen Umfeld bildete diese Gebäudegruppe den Nukleus der Universität, der bis zu den Baumaßnahmen der Jesuiten im 17. Jahrhundert Gültigkeit hatte. Mit dieser Situation verglichen macht der Stadtplan des Werner Arnold Steinhausen von 1710 deutlich, wie exakt die Jesuitenanlage in diesen Bereich implementiert wurde.3 Die Riemergasse wurde unmittelbar nach der Kreuzung mit der Wollzeile gekappt und endet abrupt unmittelbar am Schultrakt des Collegiums. Erhalten hat sich lediglich – auf der nördlichen Seite des Collegiums – deren letzter, heute zur Schönlaterngasse gehöriger Abschnitt, der in die Postgasse mündet. Der Bereich dazwischen wurde vollkommen vom neuen Jesuitenbau vereinnahmt. Zusätzlich zu den Grundflächen kleiner, nun aufgelassener Gassen (Schul- und Abb. 2: Der Stadtplan des Werner Arnold Steinhausen von 1710 Filzergasse) und teilweise der Unteren Bäckerstraße zeigt das riesige Ausmaß des neuen Jesuitenkollegiums, dem die musste der notwendige Baugrund erst durch die Universität implementiert wurde. Mit seiner Errichtung ab 1624 war eine tiefgreifende Veränderung der städtischen Struktur des weitgehende Abtragung der alten Verbauung, vorViertels verbunden. So wurde etwa die Riemergasse gekappt und nehmlich des alten Collegium ducale, aber auch anendet seit damals abrupt am neu errichteten Schultrakt der Jederer Universitätsgebäude, wie der traditionsreichen suiten. Für die Bereitstellung des notwendigen Baugrundes, aber Lammburse, gewonnen werden. auch für den neuen Universitätsplatz musste die alte Verbauung, Um der Kirche eine entsprechende Wirkung und vornehmlich das alte Collegium Ducale, aber auch andere UniverWahrnehmbarkeit zu sichern, wurde in das Großsitätsgebäude, wie die traditionsreichen Lammburse, abgetragen werden. projekt ein Platz vor der Fassade mit eingeplant, der gleichzeitig auch die Funktion eines öffentlichen tutionen hatten auch die Planungen des künftigen Universitätsplatzes übernehmen sollte. Zur Gewin»Collegium Academicum Viennense« zu entsprechen.2 nung der dafür notwendigen Grundfläche wurden Die damit verbundenen massiven Eingriffe in die zwei zwischen Oberer und Unterer Bäckerstraße siVerbauungsstruktur des Stubenviertels lassen sich im tuierte Bürgerhäuser aufgekauft und abgetragen. Die Vergleich von Stadtplänen aus den Jahren 1547 und damit gewonnene Fläche bildete gemeinsam mit den 1710 gut nachvollziehen. Der Plan des Bonifaz Wol- flankierenden Straßenstücken diesen städtebaulich muet von 1547 zeigt, dass das alte Universitätsareal wichtigen Platz. zur Gänze von der Riemergasse (»Riemer Stros.«) als Hauptachse durchzogen wurde, entlang der die Gebäude der alten Universität aufgefädelt waren: Das Planungs- und Baugeschichte des Kollegs »universitet Collegium« (=  1384 gegründete Collegium ducale) und seine baulichen Erweiterungen des Zur Gewinnung einer Vorstellung der Planungs- und 15. Jahrhunderts, namentlich die südlich gelegene Baugeschichte des Collegiums und der Kirche ste»Aula Universitatis« (das auch »Structura nova« oder hen einige Grundrisspläne als wertvolle, in der Pari-

44  Herbert Karner

Abb. 3: Aus dem Zeitraum zwischen Herbst 1622 und Sommer 1624 sind drei Planvarianten zur Errichtung des Jesuitenkollegiums bekannt. Im Vergleich zum ausgeführten Bau zeigen alle Varianten deutliche Abweichungen im Detail. Auf dem Erdgeschossplan der zweiten Variante (»idea secunda«) sind unter der Überschrift »Contra hanc ideam hoc opponantur« handschriftlich die Gründe des römischen Planzensors für die Ablehnung genannt. Alle Pläne befinden sich heute in der Pariser Nationalbibliothek.

ser Nationalbibliothek aufbewahrte Bilddokumente sowie eine Reihe von in Wien verwahrten Schriftdokumenten zur Verfügung. Für eine detaillierte Analyse werden künftig noch, vornehmlich in den Quellen des römischen Zentralarchivs der Gesellschaft Jesu, wichtige Detailerkenntnisse zu gewinnen sein.4 Bekannt sind heute drei (z. T. unvollständige) Plansätze5, die ein Ringen um die optimale Nutzung des zur Verfügung stehenden Areals zu erkennen geben. Die kaiserliche Festlegung zur Errichtung des neuen Collegiums erfolgte offiziell am 21. Oktober 1622, die Grundsteinlegung folgte knapp zwei Jahre später, am ersten August 1624.6 Im dazwischen liegenden Zeitraum sind die genannten Planzeichnungen, die – dem Planungsprozedere der Gesellschaft Jesu entsprechend – der römischen Ordenszentrale zur Begutachtung vorgelegt werden mussten, je-

doch keine Approbation erhielten, entstanden. Die Gründe dafür sind zumindest für die »Idea secunda« (zweite Version) bekannt, auf deren Erdgeschossplan sieben Argumente handschriftlich unter der Überschrift »Contra hanc ideam hoc opponantur« vermerkt sind. Der Vergleich dieser Entwürfe mit der real ausgeführten Bauanlage macht augenscheinlich, dass bis zur Approbation noch deutliche Adaptionen vorgenommen wurden. Das Grundschema einer Anlage mit drei, in Nord-Süd-Richtung angelegten Höfen ist allen drei Projekten, der »Idea prima« (drei Erdgeschossgrundrisse), der »Idea secunda« (ein Geschossgrundriss mit Klappen, Abb. 3) und der »Idea tertia« (drei Geschossgrundrisse) (Abb. 4), gemeinsam. Der mittlere und größte ist dem Collegium, also dem Wohnbereich der Ordensbrüder, zugeordnet, der im Westen

Die Universität und die Gesellschaft Jesu  45

Abb. 4: Der Erdgeschossplan der dritten Planvariante (»idea tertia«) zeigt ein mit den anderen beiden Planvarianten grundsätzlich verwandtes Grundschema einer Anlage mit drei, in Nord-Südrichtung angelegten Höfen. An den mittleren, der dem Collegium, also dem Wohnbereich der Ordensväter zugeordnet ist, schließt westseitig der Kirchenbau an, der als einziger Bauteil hinsichtlich Position und Grundrisstypus von Anfang an eine feststehende Größe war.

unmittelbar mit der Kirche verbunden ist. Dieser Sakralraum ist von Anfang an hinsichtlich Position und Typus die einzige fixe, außer Streit gestellte Größe in den Planungen. Die »Idea prima« zeichnet sich durch eine klare Trennung der Schulbereiche aus: Nördlich an das Collegium schließt ein Hof mit kleinem zweigeschossigem Gebäude an, als »Area Scholarum Inferiorum« gekennzeichnet. Die »Area Scholarum Superiorum« hingegen ist an der Südseite als um einen stattlichen Hof gruppierte Anlage ausgezeichnet. Die »Idea secunda« (Abb. 3) übernimmt im Wesentlichen diese dreiteilige Gruppierung, definiert aber den nördlichen Hof (»B«) als Wirtschaftsbereich mit Küchen, Vorratskammern und Refektorium, das unmittelbar an das Collegium gebunden ist. Letzte-

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res ist auch in diesem Konzept dem mittleren Hof (»C«), zugeordnet. Der südseitig angeschlossene Schul­hof, die »Area Scholarum« (»A«) verfügt über große, um den Hof gruppierte Unterrichtssäle. Die »Idea tertia« (Abb. 4) zeichnet sich im Wesentlichen durch eine veränderte Struktur des Schul­ traktes aus; er wird nun als isolierter, autonomer Baukörper verstanden, der nur in Erdgeschosshöhe mit Begrenzungsmauern mit dem Collegium verbunden werden sollte. Die beiden Obergeschosse sollten von der »Aula Academica«, einem riesigen, sich über etwas mehr als die Hälfte des Traktes erstreckenden Saal, eingenommen werden. Hinsichtlich der Funktionshierarchie ist es wichtig, dass – wie auch bei den beiden anderen Entwürfen – die Fassaden von Kirche und Schultrakt den

intendierten Platz an zwei Seiten begrenzen sollten; Bei der Grundsteinlegung am 1. August 1624 Kirche wie Schule sollten demnach repräsentativ über waren die Abbrucharbeiten wohl weitgehend abden Platz betretbar und damit der Öffentlichkeit zu- geschlossen. Die Arbeiten an der Großbaustelle gewandt sein; das Collegium als zentraler Ordensbe- schritten in den Folgejahren zügig und ohne größere reich der Anlage, wäre vom Platz aus nicht einsehbar Unterbrechungen voran. 1631 wurde die vollendete gewesen. Kirche von Kardinal Franz Dietrichstein feierlich Alle drei Planungsstufen unterscheiden sich in ei- eingeweiht. 1639 wurde am Collegiumsbau die nem wichtigen Punkt vom ausgeführten Komplex: Sie Dachgleiche erreicht. Für die Finanzierung war vor beziehen noch nicht das Gebäude der spätmittelalter- allem Kaiser Ferdinand II. aufgekommen, so nennen lichen »Nova Structura« (Neue Schule) in den südsei- die Litterae Annuae, die Jahresberichte der Jesuiten, tigen Abschnitt des Collegiums mit ein. Daraus ist zu eine Summe von 87.000 Gulden, die der Kaiser zwischließen, dass man zu diesem Zeitpunkt der Planung schen 1625 und 1635 investiert habe. vermutlich noch von einer kompletten Schleifung der 1628 wurde die »Domus Universitatis« (heute »Nova Structura« ausging, stand sie als stattliche vier- Sonnenfelsgasse 19) neben der Jesuiten- oder Uniflügelige Anlage doch einer Verlängerung der Oberen versitätskirche in Betrieb genommen. Sie entstand Bäckerstraße im Weg, wie der Stadtplan von Wohlmuet durch Zusammenlegung eines angekauften Hauses von 1547 (Abb. 1) deutlich macht. Die Verlängerung mit jenem des Wolfgang Stubenvoll und nahm die der Bäckerstraße war aber notwendig, um Collegium Universitätsverwaltung (Universitätspedellen, Kanzund Universität eine Anbindung an das städtische leipersonal, Archiv und Karzer) auf. Straßennetz zu sichern. Nur so lässt sich erklären, dass anfänglich – die Pläne dokumentieren das – das akademische Gebäude mit seinen Klassenzimmern und Die Universitätskirche Mariä Himmelfahrt und hll. dem großen Theatersaal im Obergeschoss etwas dicht Ignatius und Franz Xaver gedrängt in jenem Areal Platz finden sollte, das lediglich bis zum neu zu errichtenden Straßenstück gereicht Die Kirche des Kollegiums, die gleichzeitig als Kirhätte. Sobald aber der Beschluss gefasst war, das Schul- che der Universität fungierte, ist in typengeschichtgebäude auf der anderen Straßenseite, unter Einbe- licher Hinsicht einer der ersten frühbarocken Sakziehung der Substanz des Vorgängerbaus zu errichten, ralbauten in Mitteleuropa, die nach italienischem konnte das Collegium neu konzipiert werden (Abb. 5). Muster errichtet wurden. Sie ist als sogenannter röDer Innenhof wurde axial um 90 Grad gedreht, seine mischer Saalraum konzipiert, der beidseitig von je Längsachse nun parallel zur Kirche ausgerichtet. Da vier Kapellen begleitet wird. Der geschlossene Saalmit der Verlegung des Schultraktes der ihm anfänglich charakter wird an den Wänden durch Riesenpilasgewidmete Innenhof obsolet geworden war, konnte die ter in kompositer Ordnung mit einer umlaufenden, jesuitische Kernanlage großzügiger strukturiert werden. mächtigen Gebälkzone erzeugt, der die Kapellen Im September 1623 war dieser Beschluss bereits subordiniert sind. Der nur wenig eingezogene Chor gefasst, denn in einem Brief an den Universitätsrek- ist einjochig und mit einer polygonalen Apsis versetor Wilhelm Rechperger vom 9. September verweist hen. Weit gespannte Tonnengewölbe mit Stichkapder Rektor des Kollegs, P. Wilhelm Lamormaini, pen schließen den Raum nach oben ab. Über das auf die bevorstehende Teildemolierung der mittelal- ursprüngliche Aussehen des Kircheninneren gibt es terlichen Aula Universitatis (»Nova Structura«), um keine anschaulichen Dokumente, man hat es sich Bauplatz für die neue Straße zu gewinnen. Der ver- aber im zeitspezifischen Stil frühbarocker Jesuitenbleibende Teil des Gebäudes hingegen würde, schrieb kirchen, mit schwarz-goldenen Altären vor weiß geLamormaini, in das neue, erst zu errichtende Schul- tünchten Wänden und Gewölben, vorzustellen. In den Jahren 1703 – 1705 wurde der Innenraum durch gebäude integriert werden.7

Die Universität und die Gesellschaft Jesu  47

den aus Rom kommenden, berühmten Padre Andrea eine gestalterische Betonung. Die sehr zurückhalPozzo S.J. völlig neu gestaltet. In die Bogenbereiche tende, flache Gliederung der Kirchenfassade verder hohen Seitenkapellen ließ er – ähnlich wie The- zichtet zwar auf besondere raumfordernde Akzente, aterlogen – »Coretti« einbauen und er bemalte alle entwickelt aber einen regelmäßigen Raster als VorGewölbe mit einem Bilderzyklus, dem eine kom- aussetzung für die Ausbildung einer ikonografisch plexe, jesuitisch geprägte Ikonografie zugrunde liegt.8 mehrschichtigen Schauwand. Pilaster und horizonDurch Zusammenfassung der Gewölbe der beiden tale Leisten (Gebälk, Gesimse und Attika) bilden mittleren Joche schuf Pozzo eine annähernd quad- über zwei Geschosse eine gleichmäßige Abfolge von ratische Grundfläche, auf die er eine seiner berühm- Feldern, die mit Fenster- und Nischenädikulen beten Scheinkuppeln (zuvor bereits in San Ignazio in setzt sind. Über dem kaiserlichen Stifterwappen im Rom und in den Jesuitenkirchen von Frascati und Erdgeschoss befinden sich in den Nischen des OberMondovì) in Schrägperspektive aufmalte. Durch geschosses die Skulpturen der beiden Ordensheilidiese mächtige fingierte Kuppelmotiv deutet Pozzo gen Ignatius von Loyola und Franz Xaver, darüber den längsrechtigen Raum zu einem Zentralraum um. solche der hl. Katharina und der hl. Barbara, die PaDen Hochaltar inszenierte Pozzo als mächtige Säu- troninnen der philosophischen Fakultät beziehungslenarchitektur im Sinn eines dauerhaften »Theatrum weise der Schuljugend, sowie des hl. Josef, seit 1676 Sacrum«, das unmittelbar mit der in den Sakralraum Patron des Heiligen Römischen Reiches, und des eindringenden, weil sehr realistisch auf das Apsisge- hl. Leopold, seit 1663 Landespatron von Österreich. wölbe gemalten Trinität in Zusammenhang steht. Die Gesellschaft Jesu, die Universität, das römische Die Funktion, Kirche der Universität zu sein, Reich und Österreich sind kurz gesagt die Bestandschlägt sich in den Patrozinien des ersten Kapellen- teile eines Bildprogramms mit sehr umfassendem paares unmittelbar nach dem Eingang nieder. Links Anspruch, das um den (für den Orden wie für Ferist die Kapelle der philospohischen Fakultät unter- dinand II.) Identität stiftenden gegenreformatorigebracht; das Altarblatt zeigt die mystische Vermäh- schen Aspekt ergänzt wird, der mit dem zweizeililung der hl. Katharina, der Patronin der philoso- gen Inschriftenband zum Ausdruck kommt9. Diese phischen Fakultät. Gegenüber, an der rechten Seite ikonografischen Dimensionen der Fassade schlagen befindet sich die Kapelle der theologischen Fakultät; sich zwangsläufig auf den ihr vorgelagerten Platz das Altarblatt zeigt die Kreuzigung Christi, flankiert nieder: Er ist Kirchenplatz und Ordensplatz, Unimit Gemälden der lateinischen Kirchenväter (Gregor, versitätsplatz und vielleicht auch Gedächtnisplatz Ambrosius, Augstinus und Hieronymus) bzw. des des habsburgischen Kampfes für die katholische Sache. Thomas von Aquin.

Das »untere Jesuiterplatzl« (Universitätsplatz, heute: Dr.-Ignaz-Seipel-Platz)

Das Refektorium im Bibliothekstrakt der Gesellschaft Jesu

Als unübersehbarer Teil des Gesamtkomplexes grenzt der Platz unmittelbar und übergangslos an zwei seiner vier Seiten an die jesuitische Bauanlage, nordseitig an die Kirchenfassade, ostseitig an die rechtwinkelig anschließende lange Front des Collegiums (S. 59, Abb. 1). Letztere ist ausschließlich mit einfachen Kordonbändern gegliedert und besitzt lediglich mit dem über Treppen erreichbaren Portal

Neben der Kirche und dem – weiter unten beschriebenen – Theatersaal gibt es zwei weitere glanzvolle Zeugen jesuitischer Raumkunst. Im nordöstlichen Bereich des Kollegiums, im Zwickel zwischen Schönlaterngasse und Postgasse, ist in Verlängerung des Postgassentraktes ein Anbau eingestellt, der im Erdgeschoss das Refektorium, und unmittelbar darüber den zweigeschossigen Bibliothekssaal10 enthält.

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Abb. 5: Ein mehrteiliger, im dritten Viertel des 18. Jahrhundert entstandener Plansatz gibt wertvolle Aufschlüsse u. a. über die Raumaufteilung der (in den Quellen so genannten) »Aula Universitatis«, jenes im Süden durch die Bäckerstraße vom Hauptbau des Kollegiums getrennten Traktes. Der Erdgeschossplan zeigt vier gleich große Säle, die als »Schullen« bezeichnet und über einen parallel zur Straße laufenden Gang betretbar sind.

Das Refektorium ist als großer, sechs Achsen langer und zwei Achsen breiter Saal konzipiert (siehe Abb. 5) und besticht noch heute mit einer Ausstattung des frühen 18. Jahrhunderts. Die Wände sind mit einer Doppelpilastergliederung aus gefärbeltem Stuckmarmor, die Flachdecke ist mit einer qualitätvollen Stuckdekoration aus floralen und figuralen Elementen aufgewertet: Der große, zentrale Stuckspiegel enthält das IHS-Zeichen des Ordens, das von einer vergoldeten Strahlen- und Wolkengloriole umgeben ist. Flankiert wird der Spiegel von vier kleinen runden Stucktondi mit den Reliefs »Maria diktiert Ignatius die Ordensregeln (Manresa)«, »Dreifaltigkeitsvision des Ignatius«, »Vision von La Storta« und »Ignatius legt das weltliche Schwert des Ritters nieder (Monserrat)«. Zwei weitere

Stuckreliefs, »Ignatius schickt Franz Xaver nach Indien« und »Ignatius nimmt Franz Borgia in den Orden auf«, runden das standardisierte Programm ab, das wichtige Stationen im Leben des Ordensgründers enthält und damit wesentliche Aspekte der jesuitischen Identität widerspiegelt. Der Trakt wurde 1827 – 1829 spätklassizistisch erweitert und beherbergt mitsamt dem Refektorium seit 1980 das Universitätsarchiv.

»Domus Academica« und »Aula Universitatis«

Der vom eigentlichen Collegiumsbau durch die verlängerte Bäckerstraße getrennte, aber doch über zwei

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Schwibbögen verbundene, viergeschossige Schultrakt (auch »Jesuitentheater« bzw. »Alte Aula«), wurde unter Einbeziehung von Bauteilen des Gebäudes der alten »Aula Universitatis« (»Nova Structura«) ebenfalls Mitte der 1630er-Jahre fertiggestellt. In der Reisebeschreibung des polnischen Jesuiten Barthélmi Nathanael Wassakowski, der sich 1653 in Wien aufhielt, wird das Gebäude als »Domus Academica«, die »in supremo aula seu auditorium pro actionibus comicis et Academicis« habe, beschrieben: Es war demnach von Anfang an mit einem großen Saal ausgestattet, in dem Veranstaltungen der Universität wie Promotionen, Disputationen abgehalten wurden und Theater gespielt wurde.11 Die vom polnischen Jesuiten verwendeten Termini entsprechen sehr genau den Bezeichnungen, die auch in den Schrift- wie Planquellen zu finden sind: Das Gebäude, in dem sich der »aula academica« oder »auditorium academicum« genannte Saal befunden hat, enthielten die »scholae« bzw. »academicae scholae«, »Schuelen« oder auch »Schullen«.12 Eine Serie von sechs in der Albertina auf bewahrten Grundrissplänen, die zwischen 1755 und 1773, dem Jahr der Auf hebung des Jesuitenordens, entstanden ist, dokumentiert die Aufteilung der Räume und gibt wertvolle Auskünfte über die Funktionen der einzelnen Trakte, wie sie sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dargeboten haben.13 Der in gegebenen Zusammenhang interessierende »Schullen«-Trakt ist im Erdgeschoss (Abb. 5) und im ersten Obergeschoss (Abb. 6) identisch strukturiert mit einer Abfolge von jeweils vier gleich großen Sälen, flankiert von einem langen, parallel zur Bäckerstraße laufenden Korridor. Beide Geschosse sind dem akademischen Gymnasium zuzuordnen, die vier Unterrichtssäle im Erdgeschoss (»Schullen«) sind durch je zwei frei stehende Säulen zweischiffig angelegt und mit Kreuzgratgewölben gedeckt, von den Räumen im ersten Obergeschoss dienten drei gleichfalls als Unterrichtssäle (»Schullen«) und einer als Kapelle (»Capelle«), eingewölbt sind alle mit einer Stichkappentonne. Die Trennmauern zwischen den einzelnen Sälen im Erd- und im ersten Obergeschoss wurden in späterer Zeit

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geöffnet und bis auf die zum Tragen des Gewölbes notwendigen, massiven Wandpfeiler reduziert, was insgesamt einen – bis heute gültigen – Raumcharakter von gedrungenen dreischiffigen Saalanlagen ergab. Bei der Generalsanierung des Gebäudes im Jahr 2005 wurden an Pfeilern und Gewölben des Obergeschosses Reste von figuralen und ornamentalen Wandmalereien freigelegt (und erneut unter Putz gelegt. In der Gesamtschau erwiesen sie sich als zu fragmentarisch, um die ursprüngliche ikonografische Konzeption rekonstruieren zu können. Man darf aber annehmen, dass sie in unmittelbarem thematischen Zusammenhang mit den jeweiligen Unterrichtsfächern standen. Die Hörsäle der Universität und die studentischen Unterkunftsräume lassen sich gegenwärtig nicht eindeutig innerhalb der Anlage positionieren, sie waren wahrscheinlich über die gesamte Anlage verteilt. Die Bibliothek etwa war weit entfernt vom Schulgebäude, im nördlichen Fortsatz des Osttraktes (zwischen heutiger Schönlaterngasse und Postgasse) untergebracht.14 Testarellos Beschreibung zufolge sollen sich im Schulgebäude selbst zwei Hörsäle der medizinischen Fakultät befunden haben. Über den Lehrsälen des ersten Obergeschosses jedenfalls lag und liegt noch heute der bereits angesprochene, riesige, sich über zwei Geschosse erstreckende Saal (Abb. 7 ). Es handelte sich dabei um den großen Theatersaal der Universität, in dem – wir folgen den Angaben des Wiener Domherrn Johannes Mathias Testarello della Massa in seiner 1685 publizierten Wien-Beschreibung – alle »actus publicos, alß promotiones, disputationes« abgehalten wurden. Die erste in den Quellen fassbare »promotio sub auspiciis imperatoris« fand dort 1661 statt.15 Neben der Abhaltung dieser eigentlichen akademischen Veranstaltungen diente der Saal über Jahrzehnte vorwiegend als Theatersaal. Bereits 1640, also unmittelbar nach der baulichen Vollendung, findet sich in den Ordenschroniken der Hinweis auf Aufführungen auf einer Bühne der »Aula academica«. 1654 stiftete der Jesuitenschüler und Sohn des Kaisers, der wenig später an Blattern verstorbene König Ferdinand IV., die beachtliche Summe von

Abb. 6: Der mit Abb. 5 bereits angesprochene Plansatz aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts enthält diesen Grundriss des ersten Obergeschosses der »Aula Universitatis«. Er zeigt eine zum Erdgeschoss analoge Raumaufteilung mit Lehrsälen (»Schullen«) und einer »Capelle«; im rückwärtigen, sich verjüngendem Raumaabschnitt ist ein »Theater« eingezeichnet, das für studentische Aufführungen bestimmt war.

4.000 Gulden für ein »solenne theatrum raris et arti- Fassungsvermögen des Saales von 3.000 Besuchern, ficiosis machinis, picturis, conversionibus scenarum, was als starke Übertreibung anzusehen sein dürfte  : comicis insuper vestimentis, aliis et aliis«16. Mit die- »Mehrbesagtes Auditorium ist so groß, daß es bey ser großartigen theatertechnischen Aufrüstung des 3000 Man fasßet, und pflegt man alle Actus publicos, multifunktionalen Saales dürfte die Ausstattung des alß Promotiones, Disputationes, wie auf die größere Schultraktes auf hohem Niveau abgeschlossen gewe- Congregation Unßer Lieben Frawen allezeit hierin zu sen sein. Mehrfach fanden Aufführungen im Beisein halten. […].« Mit Letzterem ist auch die dritte wichhabsburgischer Regenten, vornehmlich Leopolds I., tige Funktion des Saals, jene des Versammlungsraustatt. 1667 wurde die Bühne vom berühmten kai- mes der von der Gesellschaft Jesu geleiteten Marianiserlichen Theateringenieur Lodovico Ottavio Bur- schen Kongregation, genannt. nacini umgebaut. An der Rückwand, gegenüber der Am Ende des 17. Jahrhunderts, im Jahr 1698, erBühne, wurde eine Galerie positioniert, die vor allem hielt das Gebäude im ersten Obergeschoss ein neues, als Musikerempore und wohl auch als Loge für be- mit fünf Szenenverwandlungen ausgestattetes, wenn sondere Gäste gedient haben dürfte. Auch für Sitzrei- auch deutlich kleineres Kulissentheater, das von den hen war gesorgt, Testarello notierte ein angebliches unteren Klassen (studia inferiora) bespielt wurde.

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Abb. 7: Über den Lehrsälen in der »Aula Universitatis« befindet sich ein riesiger, zwei Geschosse vereinnahmender Theatersaal, der im Laufe des 17. Jahrhunderts mehrfach umgebaut und neu ausgestattet wurde. Verwendet wurde er für Studentenaufführungen (mehrfach im Beisein des Kaisers), für universitäre Festakte (Promotionen, Disputationen), aber auch für die Versammlungen der marianischen Kongregation der Jesuiten. Seine letzte große Neuausstattung erhielt der Saal 1736, die in einem Deckengemälde mit der Darstellung der Mariä Himmelfahrt kumulierte. Antonio oder Giuseppe Galli-Bibiena, Theaterkünstler am Kaiserhof, zeichnete für die prächtige, heute noch erhaltene scheinarchitektonische Deckenmalerei mit dem Thema der Maria Himmelfahrt verantwortlich. Aktuell ist der modernisierte Saal Veranstaltungsort für Tagungen und Präsentationen.

1736 begann eine letzte große Umbau- und Neu- ben.17 Partielle, im Rahmen der Generalsanierung ausstattungsphase, die alle wichtigen Teile des 2005 durchgeführte Freilegungen von weiteren Saals, wie Bühne, Proszenium, die Galerie an der Wandmalereien haben gezeigt, dass das Proszenium, Rückwand und die Decke des Zuschauerraumes, also der Vorbau vor der Bühne, mit einer gemalbetroffen hat. Die illusionistische Ausmalung der ten kolossalen Scheinarchitektur gerahmt war, die Decke mit dem Motiv der Himmelfahrt Marias, wahrscheinlich auch an den durchfensterten Seitenhat sich als einziges Element dieser spätbarocken wänden weitergeführt wurde. Eine Beschreibung Ausstattung erhalten. Ausführung und Entwurf dieses Proszeniums in der »Historia Collegii« von der Quadratur (beschrieben in den Litterae Annuae 1736 bestätigt diese gemalte, an italienischen Vor1735) wird Antonio oder Giuseppe Galli-Bibiena, bildern des 16. und 17. Jahrhunderts orientierte Vadie stark übergangenen Figuren hingegen dem riante mit Säulenstellungen und dazwischengefügschwäbischen Maler Anton Hertzog zugeschrie- ten Skulpturennischen.18

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Abb. 8: Die Grundrisszeichnung des zweiten Obergeschosses aus dem genannten, im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts angefertigten Plansatz zeigt die Verwendung des jesuitischen Theatersaals in der »Aula Universitatis« ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach Auflösung des Theaters und Verkaufs der Theaterrequisiten im Jahr 1754 wurde im Saal ein Naturalienkabinett (»musaeum mathematicum«) eingerichtet, wozu eine umlaufende Galerie eingebaut wurde, die über zwei Wendeltreppen zugängig war.

Kaum zwanzig Jahre später verlor der Saal seine an- Bildungsmonopols der Jesuiten verbunden war. Der gestammten Funktionen. Die akademischen Ver- Rektor des Collegiums verkaufte 1754 die große anstaltungen fanden nun im Festsaal des neuen, an Bühne des Saals an den kaiserlichen Hof um die der Ostseite des »Jesuiterplatzls« errichteten Aula- Summe von 2.500 Gulden. Auf Befehl der Kaiserin gebäudes statt (siehe die Beiträge von Karner und sollten Bühne, Kulissen und technische Ausrüstung Telesko)  ; die Marianische Kongregation wurde an- im (mittlerweile kaiserlich gewordenen) Schloss Beldernorts angesiedelt und das Theaterspiel wurde von vedere wiederaufgebaut werden.19 Im Saal wurde 1755 ein Naturalienkabinett (musader Gesellschaft Jesu zur Gänze aufgegeben. Mit der Kaiserin Maria Theresia ging das große Interesse am eum mathematicum) eingerichtet, zu welchem Anlass jesuitischen Schultheater verloren. Es war in seiner eine umlaufende Galerie eingebaut wurde, die über didaktischen Ausrichtung überaltert – eine Entwick- zwei Wendeltreppen zugängig war.20 Diese und auch lung, die eng mit dem kontinuierlichen Verlust des ein Laboratorium, das im Bereich der ehemaligen

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zur Aula Universitatis der Jesuiten siehe jüngst ausführlich Bühne eingerichtet wurde, sind deutlich im GrundLindner, Theatersaal. rissplan des zweiten Obergeschosses aus der Planserie der Albertina (Abb. 8) eingezeichnet. Gegründet 12 Auf diese genaue begriffliche Differenzierung in den Quellen hat Lindner, Theatersaal, 8, nachdrücklich hingewiesen. worden war das »musaeum mathematicum« bereits 13 Albertina Museum Wien, AZ allgemein, Mappe 45, 5394 –  1714  ; es enthielt Bücher, Geräte für Optik, Astrono5399; erstmals komplett publiziert in H a m a nn/Mühlmie, Geografie und Geometrie sowie Artefakte für berger /Sk acel, Das Alte Universitätsviertel, 210, 212, 214 – 216, 218 – 221. naturwissenschaftliche und ethnologische Studien.21 Bereits 1733 war über dem südlichen Ecktrakt im 14 Diesbezügliche, von Friedmund Hueber getätigte Angaben zur Lokalisierung von Hörsälen müssen noch einer kritischBereich Bäckerstraße / Postgasse ein mathematischer historischen Analyse des Planmaterials und des Baubestandes Turm mit Sternwarte errichtet worden. unterzogen werden; siehe Hueber, Zur Entwicklung der

Anmerkungen  1 Zum Text der Inschrift siehe ausführlich bei Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien, 33.  2 Zum Universitätsviertel aus kulturwissenschaftlicher Sicht siehe Csák y, Altes Universitätsviertel, 257 – 278; siehe auch Telesko, Kunsthistorische Bemerkungen, 270 – 302.   3 Vgl. Perger, Universitätsgebäude, 75 – 102, sowie Friedmund Hueber, Zur Entwicklung der Baugestalt, 111 – 126; sowie Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien, und K a r ner, Wiener Bauanlagen der Jesuiten, 39 –  56. Wichtige bauarchäologische Befundungen siehe Kühtr eiber, Die Ausgrabungen.   4 Die bislang kompletteste Zusammenstellung aller bisher bekannten, die Bauentwicklung des Collegiums betreffenden, aus dem Universitätsbereich stammenden Quellen und Daten siehe bei Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien, 21 – 37.   5 Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes, Hd-4c, 53bis, 54, 55; Hd-4d, 152, 203, 204, 205. Siehe Va lleryR a dot, Le recueil, 283 – 284: Nr. 918 – 925.  6 Eine erste Analyse der Pläne bei Bösel/HolzschuhHofer, Jesuitische Gesamtanlage, S. 103 – 104; dort auch weitere Literaturangaben.  7 Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien, 32; H a m a nn/Mühlberger /Sk acel, Das Alte Universitätsviertel, 276 (Kat.-Nr. 10.11).   8 Siehe Telesko, Das Freskenprogramm, 75 – 91.  9 Die Inschrift lautet: DEO VICTORI TRIVMPHATORI OPT. MAX. TROPHAEVM HOC IN MEMORIAM B. VIRGINIS MARIAE / SSQ. IGNATII ET FRANCISCI XAVERII FERDINANDVS II. IMPERATOR STATVIT MDCXXVII. 10 Zur Bildausstattung des Bibliothekssaals siehe den Beitrag von Werner Telesko »Die Funktion des neuen Universitätsgebäudes«, S. 69–84 in diesem Band. 11 Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien , 37;

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Baugestalt, 111 – 125, bes. 120 – 123. 15 Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg in Wien, 37 sowie Lindner, Theatersaal, 10. 16 H a da mowsk y, Theatergeschichte, 89. 17 K na ll-Brskovsk y, Deckenfresko, 296. 18 Diese Stelle aus der Historia Collegii 1736 ist sehr schlüssig analysiert bei Lindner, Theatersaal, 34 – 40; Lindner sieht in diesem radikalen Umbau auch »die architektonische Manifestation einer veränderten Saalnutzung weg vom Theater hin zur marianischen Kongregation«. 19 H a da mowsk y, Theatergeschichte, 91 – 93. 20 Lindner, Theatersaal, 59. 21 Lindner, Theatersaal, 86 – 91  ; Wrba, Gesellschaft Jesu, 69.

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Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl« Der Bau und seine Geschichte

D

ie von Maria Theresia mit Nachdruck betriebene Reform von Wissenschaft und Lehre hatte mit der zunehmend rationalistischen Ausrichtung der Wissenschaften, der Orientierung an den Bedürfnissen des praktischen Lebens und an der Gemeinnützigkeit zentrale Fundamente. Dahinter stand ein radikaler Reformansatz, der ausschließlich der Öffentlichkeit und dem Staatswohl verpflichtet war. Ignaz de Luca charakterisierte 1797 die neue Ausbildungsmaxime kurz und bündig  : »In Wien und auf den österreichischen Universitäten überhaupt hat man keineswegs zur Absicht, fremde Studierende herbey zu ziehen  ; das Augenmerk derselben ist bloß ihre einheimische Jugend zu bilden, sie an die Quelle der Wissenschaften zu führen, daß der Staat seine Ämter damit brauchbar besetzen und sein Volk in einer zweckmäßigen Cultur und Verfeinerung erhalten könne. Und das ist genug.«1 Spätestens seit November des Jahres 1752 wurden bei Hof Überlegungen zu einem neuen Universitätsgebäude angestellt.2 In einem entsprechenden Schreiben vom 26. Februar 1753 heißt es, es sei »[…] eine solche Gelegenheit ausfindig zu machen, allwo ein mit hinlänglichem Raume versehenes Universitäts­ hauss allhier zusammengesetzt und darinnen wo möglich für alle Professores Juris und Medizinae [sic  !] das nöthige Unterkommen verschaffet, anvorderist aber alldort die Juridisch – und medicinische Fakultäten mit denen nöthigen Zimmern und Saalen zu denen gewöhnlichen prälectionen und actibus publicis auch übriger Erfordernuss versehen werden könnten«.3 Im Mittelpunkt des Baukonzeptes standen anfänglich die von der Universitätsreform besonders

betroffenen Fakultäten, die Jurisprudenz und die Medizin. Doch schnell wuchs offensichtlich die Einsicht, dass das künftige Universitätshaus formell alle vier Fakultäten in sich versammeln sollte. Das neue Bewusstsein der Zusammengehörigkeit aller akademischen Disziplinen – und damit auch die Herauslösung der Theologie und der Philosophie aus dem hermetischen Kontext des Jesuitenordens  – sollte auch baulich repräsentiert werden. Dabei musste klar gewesen sein, dass nicht alle Raumbedürfnisse der vier Fakultäten in diesem einen Gebäude befriedigt werden könnten. Der Neubau konnte nicht alle existierenden – und zum Teil verstreut liegenden – Lokalitäten ersetzen, die zum Teil schon seit geraumer Zeit in universitärer Verwendung standen. Der künftige Bau war gleichsam als »Universitätshauptgebäude« (Justus Schmidt) und als ideelles Zentrum dieser unterschiedlichen Universitätslokale gedacht. Mit diesem grundsätzlichen Bekenntnis war auch klar, dass das Gebäude im unmittelbaren Nahbereich der alten Universität, des Collegium Academicum, und unter deren teilweiser Weiterverwendung, zu positionieren war. So war es naheliegend, dass der Neubau direkt an der westlichen Seite des »untern Jesuiterplatzls« errichtet werden sollte. Mit dem Ankauf und dem Abriss von drei Häusern zwischen Platz, Bäckerstraße, Sonnenfelsgasse und rückwärtiger Windhaaggasse war eine ausreichende Baufläche sichergestellt. Das platzseitige der drei Häuser war im 16. Jahrhundert noch als Schwaigerburse bekannt. Da es erst mit der Platzausbildung nach 1624 an seiner Ostseite frei zu stehen kommen sollte, ist es mit einer Fassade versehen worden, die stilistisch weitgehend dem gegenüber liegenden Kolleg angepasst war.

Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl«  57

Auf dem Stich des Jesuitenplatzes von Salomon Klei- Schluss zu, dass der lothringische Architekt Jean ner, 1724 (Abb. 1) ist das Gebäude als dem Grafen Nicolas de Jadot, der mit Franz Stephan von LothCollalto gehörig angegeben. ringen aus der Toskana nach Wien gekommen war, Mit der Festlegung dieser Baufläche und ihrer sehr zumindest mit den Fassadenentwürfen, letztlich aber spezifischen Formation waren bereits wichtige funk- wohl auch für die komplette Bauplanung zuständig tionelle und ästhetische Grundentscheidungen für war. Die Planung des Universitätsbaus, ein Unterden künftigen Bau getroffen worden – noch bevor nehmen mit hoher politischer Signalwirkung, war die Planung in Auftrag gegeben war. Das Protokoll eine ideale Gelegenheit, die lothringische Herrschaft eines Vortrages an die Kaiserin vom 15. Februar 1753 und Präsenz in der Monumentalarchitektur der Resihält dazu Folgendes fest  : »Wie dann auch unmittel- denzstadt festzuschreiben. Man darf vermuten, dass bar vier Thöre an diesem Gebäu beyzubehalten kom- diese Option für Maria Theresia der entscheidende men, um von einer Seiten ein- und bei der anderen Grund gewesen war, gerade den Lothringer mit der auszufahren, weilen hiebey keine großen Höf aus- Aufgabe zu betrauen. Schon wenige Wochen nach fallen werden. Um also zu sehen wie alles dieses in der feierlichen Grundsteinlegung vom 10. August die behörige Ordnung gebracht werden könne, will 1753 verließ er allerdings Wien in Richtung Belgien  ; erforderlich seyn, die vorläufige Riss zu entwerffen die Ausführung seines Projektes wurde k. k. Unterlassen und zumahlen E. kais. Kön. Mayestät bereits Hofarchitekt Johann Adam Münzer und Johann sich allermildest zu äussern geruht, dass dieses neue Enzenhofer und Daniel Christoph Dietrich überantGebäu mit zierlichen Fassaden von allen vier Seiten, wortet. Zwei Jahre später, 1755, war das Gebäude in besonders aber auf dem Platz der Jesuiten Kirchen seiner gesamten Kubatur fertiggestellt und darüber versehen und von dem Hof Bau Inspector de Jadot hinaus mit einer hoch aufragenden Sternwarte aushierzu die nötigen Riss verfertigt werden sollen. Das gestattet. Noch im selben Jahr wurde mit der Ausmawird lediglich von der Allerhöchsten Entschließung lung des großen Festsaals durch Gregorio Guglielmi abhängen, ob allerhöchst-dieselbe dem v. Jadot hier- und Domenico Francia ein zentrales Ausstattungswegen den weitern Befehl zu ertheilen und bene- projekt realisiert (siehe Beitrag von Werner Telesko). benst allergnädigst zu determinieren geruhen wollen, Die für den Oktober 1755 geplanten Eröffnungsfeidurch weme die übrige Riss und respective Auswei- erlichkeiten wurden von Maria Theresia aufgrund sung deren obigen Erfordernussen zu verfasse und der bevorstehenden Geburt ihrer Tochter Antonia sohin das Gebaw selbst zu führen habe.«4 Auf einen (2. November 1755) auf den 5. April 1756 verlegt. Mit Innenhof musste aus Platzmangel verzichtet werden, seinen Freskoarbeiten im Ratsaal (heute sogenanndoch sollte die Anlage an zumindest zwei Seiten Tore tes »Museumszimmer«) und im Hörsaal der Theofür die Ein- und Ausfahrt von Pferdekutschen erhal- logie (heute sogenannter »Johannessaal«), 1759 bzw. ten, was auch den – noch heute spürbaren – Charak- 1766 / 67, vollendete Franz Anton Maulbertsch, der ter der Aula als offene Halle mit den riesigen (heute wohl bedeutendste Maler des österreichischen Spätbarocks, die Ausstattung der Universität. verglasten) Schmiedeeisenportalen erklärt. Es erscheint ungewöhnlich, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine verbindlichen Planzeichnungen für die innere Struktur und die Raumaufteilung des Die Hauptfassade der Neuen Aula Gebäudes existiert haben, mit Jean Nicolas de Jadot aber schon der Entwerfer der Fassadenpläne festge- Dem einleitend zitierten Schriftstück ist zu entstanden ist. Wer die übrigen Risse und die Anord- nehmen, dass die Fassaden, v. a. jene zum Platz hin, nungen für die Bauführung verfassen sollte, müsse, als besondere, gestalterisch vorrangige Elemente so die Schriftquelle, aber erst noch geklärt werden. betrachtet wurden. Die zur Verfügung stehende Die bis heute bekannten Dokumente lassen aber den Grundf läche ist für einen Bau dieses Zuschnitts

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Abb. 1: Der in einem großen Stichwerk über die Gebäude Wiens vom bekannten Vedutenkünstler Salomon Kleiner 1724 publizierte Kupferstich zeigt das damals so genannte »Untere Jesuiterplatzl«. Nordseitig wird er von der Fassade der Universitätskirche und ostseitig von einem Trakt des Kollegiums abgeschlossen. Die westliche Platzwand bildet ein Gebäude, das dem Grafen Collalto gehörte.

ungewöhnlich schmal und knapp zweieinhalbmal so tief (Abb. 7). Ihre Längsseiten verlaufen an der Oberen und Unteren Bäckerstraße (heute Bäckerstraße und Sonnenfelsgasse), die Schmalseiten sind an die kurze, etwas schräg geführte Windhaaggasse und eben an das »Jesuiterplatzl« gesetzt, zu dem die Hauptfassade ausgerichtet werden musste. Deren Gestalt hatte der angemessenen Wahrnehmbarkeit des neuen Wissenschaftsgebäudes Rechnung zu tragen. Das »Jesuiterplatzl« war das natürliche Zentrum des Universitätsviertels, von ihm aus waren Kirche, Collegium und künftig auch die neue Universität zu betreten. Die Hauptfassade hatte in unmittelbare Konkurrenz zur hohen Fassade der Jesuitenkirche zu treten, versehen mit der Aufgabe, zum neuen Fokus,

zum optischen Zentrum des Platzes zu avancieren. Die dazu aufgewendeten architektonischen Mittel werden im Folgenden kurz dargelegt  : Die dreigeschossigen Längsfronten an der Bäcker­ straße und Sonnenfelsgasse (und in reduzierter Form auch die Rückfront an der Windhaaggasse) sind durch eine gleichmäßige Abfolge der Erdgeschossfenster und vor allem der Fensterädikulen mit abwechselnden Rundbogen- und Dreiecksgiebeln im Hauptgeschoss gegliedert. Der gleichförmige Fassadenlauf an den beiden Längsseiten wird lediglich von je einem dreiachsigen und flachen Mittelrisalit mit zentraler Ädikula und Balkon unterbrochen. Auffallend konträr zu diesen monotonen Fassadenspiegeln verhält sich die mit Pilastern und Vollsäulen plas-

Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl«  59

Abb. 2: Die zum Dr. Ignaz Seipel-Platz (ehem. »unteres Jesuiterplatzl«, später »Universitätsplatz«) ausgerichtete Hauptfassade der 1753 – 55 erbauten Neuen Aula ist im Hauptgeschoss mit einer begehbaren Säulenkolonnade als architektonisches Hoheitsmotiv aufgewertet. Das Bildprogramm der Fassade gibt Auskunft über Funktion und Stifter des Gebäudes. Auf den Dreiecksgiebeln der beiden Seitenrisalite ruhen Skulpturen als Allegorien der Fakultäten Medizin, Jus, Theologie und Philosophie. Die kaiserliche Bauherrschaft der Universität wird durch das habsburgisch-lothringische Kombinationswappen und der Inschrift: »franciscus i. maria theresia augg: / scientiis et artib: restitut: posuerunt. mdccliii« dokumentiert.

tisch gestaffelte und fünfachsig geordnete Platzfassade (Abb. 2). Im »piano nobile« ist die korinthische Ordnung dreiachsig zu einer begehbaren Säulenkolonnade ausgearbeitet, die der kräftig zurückgesetzten Mittelwand als raumbildendes Hoheitsmotiv vorgeblendet ist. Das dritte Geschoss tritt gleichfalls an den drei Mittelachsen zurück und ist durch einen von der Säulenkolonnade getragenen und von einer Balustrade eingefassten Balkon ausgezeichnet. Man kann resümieren, dass die Gestaltung der vier Fronten des frei stehenden Gebäudes hierarchisch sehr klar gegliedert ist  ; das Schema ist rückseitig an der kurzen Windhaaggasse weitgehend vereinfacht, aufgewertet an den beiden Längsfronten und am Platz kulminierend in einer für die Mitte des 18. Jahrhun-

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derts noch überraschend barock inszenierten Repräsentationswand. Diese Säulenkolonnade hat dabei als Schlüsselmotiv der Fassadenkonzeption, als Hoheitsformel allerersten Ranges zu gelten. Renate WagnerRieger hat von einer »Erscheinungsarchitektur« gesprochen  ; man kann einen Schritt weiter gehen und sie als triumphal inszenierte Logenarchitektur bezeichnen, von der aus das Regentenpaar universitären Festen auf dem Platz beiwohnen konnte. Das Bildprogramm der Hauptfassade informiert über die Funktion des Gebäudes und seine Stifter. Auf den Dreiecksgiebeln der beiden Seitenrisalite ruhen vollplastische Allegorien der Fakultäten, wobei nicht geklärt ist, ob sie nicht bloß die ursprünglich für den Bau vorgesehenen Fakultäten der Medizin

(links) und der Jurisprudenz (rechts) darstellen sollten, deren Attribute erst nachträglich, im Sinn der Fakultätserweiterung, verändert und erweitert wurden. Die kaiserliche Bauherrnschaft der Universität wird durch die Verbindung des monumentalen habsburgisch-lothringischen Kombinationswappen mit der Inschrift unmittelbar darunter dokumentiert  : »FRANCISCUS I. MARIA THERESIA AUGG  :  /  SCIENTIIS ET ARTIB  : RESTITUT  : POSUERUNT. MDCCLIII«. Der territoriale Anspruch der Universität wird mit kleinen Wappenschilden demonstriert  : Bei den beiden Fakultätsgruppen, links das Wappen von NeuÖsterreich, rechts wahrscheinlich von Alt-Österreich (heute leer), sowie die Wappen der Königreiche Ungarn und Böhmen über den Seitenportalen in der Bäckerstraße bzw. der Sonnenfelsgasse.

Der Platz als Universitätsforum

Im Zuge der Planungen in der ersten Hälfte der 1750er-Jahre gab es konkrete Überlegungen, das »Jesuiterplatzl«, das nach Auf lösung des Ordens 1773 »Universitätsplatz« genannt wurde (und heute Abb. 3: Diese Aufrisszeichnung zeigt ein nicht realisiertes Projekt, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz heißt), durch einige bauliche den sogenannten Mathematischen Turm von seiner alten Position Akzente zum räumlichen Mittelpunkt des Universi- am Kreuzungsbereich Bäckerstraße / Postgasse auf den Universitätsviertels zu machen. Dies veranlasste bereits Re- tätsplatz zu verlegen. Annähernd mittig sollte die lange Front des nate Wagner-Rieger, von der Planung eines veritablen Kollegiums, gegenüber der Neuen Aula, einen fünfachsigen und zweigeschossigen Aufbau erhalten. Dessen Mittelachse sollte vom »Universitätsforums« zu sprechen. »Mathematischen Turm« samt Aussichtsplattform überragt werDurch die kaum gegliederte, strenge Front des den. Als Abschluss hält eine Herkulesfigur den Globus, überragt Jesuitencollegiums und die Kirchenfassade an der vom Dreiecksymbol des alle Geheimnisse durchdringenden Auge Nordseite waren zwei Platzwände unveränderbar vor- Gottes. gegeben. Die monumentale Kirchenfassade mit einer frühbarocken, reliefhaften Durchgestaltung verkör- Aus den – heute nur mehr rudimentär bekannten – pert mit ihrem (auch auf die Universität bezogenen) Planungen rund um den Universitätsbau hat sich ein Bildprogramm des 17. Jahrhunderts noch die alte Entwurf (Abb. 3) erhalten, der die sichtbare ImpleEinheit von Universität und Gesellschaft Jesu, die ja mentierung der Naturwissenschaften in die Ikonoeiner der Gründe für die bildungspolitische Offen- grafie des Platzes zum Gegenstand hatte. Die letzten sive unter Maria Theresia gewesen war. Schon alleine fünf Achsen der dreigeschossigen Front des alten bei Gegenüberstellung der Kirchenfassade und der Collegiums, vor dem Schwibbogen über die verlänneuen Universitätsfassade wird die historische Leis- gerte Bäckerstraße, sollten einen zweigeschossigen tung der Herauslösung universitärer Ausbildung aus Aufbau erhalten, der seinerseits von einer Aussichtsden dogmatischen Bindungen des Ordens deutlich plattform bekrönt und von einem »Mathematischen ablesbar. Turm« überragt werden sollte. Der Turm wäre durch

Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl«  61

Abb. 4: Die südseitige Platzwand des »Unteren Jesuiterplatzls« (nachmals Universitätsplatz, heute Dr. Ignaz Seipel-Platz), gegenüber der Kirchenfassade, wurde von einem Wohngebäude gebildet, das sich im Besitz des Johann Conrad von Albrecht befand. Albrecht war Antiquar und Programmdichter unter Kaiser Karl VI. und als solcher Verfasser des sogenannten Albrechtscodex. Der Kupferstich von Salomon Kleiner von 1737 zeigt ein Umbauprojekt des Gebäudes, das allerdings nie realisiert wurde.

eine kräftige, bis auf Straßenniveau herabgeführte tisch-naturwissenschaftlichen Ausstattung der UniPutzbänderung symbolisch verstärkt und mit einer versität gedacht gewesen. Auch die vierte Platzwand, gegenüber der KirHerkulesfigur mit Globus, überragt vom Dreiecksymbol des alle Geheimnisse durchdringenden Auge chenfassade, sollte universitären Aufgaben zugeGottes, als Abschluss bestückt worden. Dieses Pro- führt werden. Das dort situierte Gebäude entstand jekt kam nicht zur Ausführung, der Mathematische durch die im 17. Jahrhundert erfolgte ZusammenTurm blieb an seiner angestammten Position im Be- legung zweier Häuser5 und war im Besitz des Conreich der südöstlichen Ecke des langen Traktes des rad Adolph von Albrecht, berühmter Concettist von alten Jesuitencollegiums an der Postgasse. Auf einem Kaiser Karl VI.; als Verfasser der ikonografischen Grundrissplan des zweiten Obergeschosses des Col- Programme etwa für die Karlskirche oder die Hofbilegiums aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts bliothek war er für die hohe Qualität der Kunst un(siehe dazu im Kapitel »Collegium Academicum«, ter Karl VI. wesentlich mitverantwortlich. Al­brecht S. 53, Abb. 8) ist an der Ecke ein »Mosaium zum beabsichtigte, das Gebäude zu einem seiner BedeuStudirn« und daneben die »Altan auf dem Madema- tung entsprechenden Stadtpalais umzugestalten. tischen [sic  !] Thurn« eingezeichnet. Wahrscheinlich Salomon Kleiner hat das wahrscheinlich auf Joseph wäre der zweigeschossige Aufbau des Entwurfs für Emanuel Fischer zurückgehende Projekt 1737 auf die Aufnahme dieses Museums als Teil der mathema- einem Kupferstich festgehalten (Abb. 4), was zur ir-

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Abb. 5: Das berühmte, von Bernardo Belotto (gen. Canaletto) vor 1760 angefertigte Ölgemälde zeigt die beiden Hauptgebäude auf dem Platz: das neue, eben von Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan gestiftete Universitätsgebäude sowie seitlich die hochaufragende Fassade der jesuitischen Universitätskirche des 17. Jahrhunderts. Auf dem Gebäude der Universität ist hinter dem platzseitigen Walmdach die monumentale, heute nicht mehr existierende Sternwarte zu sehen.

rigen Annahme geführt hat, der Umbau hätte auch tatsächlich stattgefunden.6 Die Realisierung des Umbaus unterblieb – wohl wegen einer dauerhaften finanziellen Notlage des schließlich 1751 verstorbenen Besitzers. Allerspätestens im Jahr 1753 wurden vom Wiener Erzbischof Johann Joseph Graf Trautson, seit 1752 als Protektor der Universität für den Neubau zuständig, Überlegungen angestellt, das Haus Albrecht in die Planungen miteinzubeziehen und es für den Wohnungsbedarf der Professoren zu adaptieren. Erst im November 1753, also Monate nach dem Baubeginn (Grundsteinlegung war am 10. August 1753) wurde davon Abstand genommen. Als Begründung wurde in einem Bericht die enorme Verschuldung der

beiden Häuser, deren Regelung nicht absehbar sei, angegeben7. Aus diesen Planungen und verworfenen Konzepten wird deutlich, dass die Errichtung des neuen Universitätsgebäudes keinesfalls als isolierter Akt zu sehen ist. Sie war Teil eines umfassenden Konzeptes, das dem seit dem Mittelalter hier angesiedelten Universitätsviertel klare Strukturen gegeben und dieses auch städtebaulich neu definiert hätte. Wenn auch das Projekt aus den Jahren nach 1750 auf halbem Weg stehen geblieben sein mag, mit dem Bau der neuen Universität jedenfalls ist dessen baukünstlerisch hochrangiges Kernstück realisiert.

Die Neue Aula am »untern Jesuiterplatzl«  63

liche Informationen. Auch sind, wie schon angesprochen, keine Originalpläne von Jean Nicolas de Jadot »Endlich muß man auch die Sternwarte den Frem- bekannt, die Aufschluss über die ursprüngliche Orden besonders empfehlen. Sie ist mit allen zu den ganisation des Raumes gemäß den Bedürfnissen der astronomischen Beobachtungen erforderlichen Inst- vier Fakultäten geben könnten. Es lässt sich aber in rumenten aufs vollkommenste eingerichtet. Hr. Ab- heutiger Sicht nachvollziehen, dass es dem Architekbee Driesneker, ein Schüler des sel. Hrn. Abbee Hell ten gelungen ist, die Nachteile des schmalen und tieals k. k. Hofastronom empfängt die Fremden und fen Bauplatzes mit einer optimierenden Disposition andere Gelehrte, welche die Instrumente und die von Raum und Funktion auszugleichen. Sie reagierte Sternwarte zu besehen oder zu benutzen verlangen, pragmatisch auf den aus dem Universitätsbetrieb remit der größten Leutseligkeit.« So empfiehlt Ignaz de sultierenden Raumbedarf und genügte gleichzeitig Luca einen Besuch der Sternwarte der Universität in dem Repräsentationsanspruch des fördernden Herrseiner Publikation »Neueste wienerische Wegweiser scherhauses. für Fremde und Inländer vom Jahr 1797. Oder kurze Immerhin ist eine Reihe von Plänen erhalten geBeschreibung aller Merkwürdigkeiten Wiens«. blieben, die wahrscheinlich Grundlagen für geplante Diese Sternwarte war auf den vorderen Stiegenhaus- oder auch vorgenommene Umbauten waren. Trotz trakt hinter dem platzseitigen Walmdach aufgesetzt dieser Unbestimmtheit kann aus ihnen die räumliund überragte dieses auf eine für das Erscheinungsbild che Konzeption der Universität abgelesen werden. Sie des Gesamtbaus sehr relevante Weise, wie dies auf dem nimmt nicht, wie zu erwarten wäre, von der promiberühmten, vor 1760 von Bernardo Bellotto (gen. Ca- nenten Hauptfassade ihren Ausgang. Die zentralen naletto) angefertigten Ölgemälde (Abb. 5) auch deut- Repräsentationsbereiche sind vielmehr unabhängig lich zur Darstellung gebracht worden ist. Der Vergleich von der Fassade in die Mitte des Gebäudes gerückt. mit bildlichen Darstellungen des späten 18. und 19. Dort befindet sich ein die gesamte Breite des GrundJahrhunderts zeigt allerdings etwas überraschend, dass stücks (von der Bäckerstraße bis zur Sonnenfelsgasse) die von Canaletto gezeigte Gestalt der Sternwarte nicht durchmessender Querblock, der im Erdgeschoss die ganz stimmen kann. Keine der späteren Darstellungen Aula beherbergt und darüber, im Hauptgeschoss, den gibt auch nur annähernd eine derartige Höhe wieder. großen Festsaal. Die Aula ist als großartige SäulenSo zeigt etwa ein aquarellierter Stich von Carl Schütz, halle über fünf je dreijochigen Schiffen entwickelt um 1790, einen lediglich eingeschossigen Aufbau in (Abb. 6). An der Außengliederung der Straßenfronannähernd gleicher Höhe mit dem Dachfirst. Die von ten ist sie durch die Mittelrisalite mit je drei großen einer eingezogenen Attikamauer gesicherte Plattform Portalen deutlich eingeschrieben. Die Portale dienten trägt den Mittelpavillon mit seitlichen polygonalen ursprünglich der Ein- und Ausfahrt von PferdekutTürmchen.8 Diese Aufsatzgruppe wurde vor 1850 abge- schen, da aufgrund des beschränkten Baugrundes an tragen, übrig blieb bis heute (gut sichtbar) lediglich der die Ausbildung eines Hofes nicht zu denken gewesen Geschossbau mit Plattform.9 war. Über gekuppelten Säulen dorischer Ordnung 1879 wurde die Universitätssternwarte auf der spannen sich fünfzehn gedehnte Platzlgewölbe, die Türkenschanze neu aufgebaut (siehe Beitrag von Julia durch ovale Stuckrahmungen zu Flachkuppeln umRüdiger). gedeutet sind. Diese zentralräumlichen Motive konzentrieren sich im mittigen Kreuzungsjoch der den gesamten Bau durchlaufenden Hauptachse mit der Das Raumprogramm der Universität mittleren der drei Querachsen. Quadratisch ausgeweitet und von jeweils drei über Eck gestellten Säulen Über die ursprünglichen Intentionen des Architekten umfasst, bildet es die geometrische Mitte der Säulenhinsichtlich der Raumaufteilung fehlen bis heute jeg- halle und gleichzeitig der gesamten Anlage. Die Sternwarte

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Abb. 6: Die großartige Säulenhalle im Erdgeschoss des Gebäudes der ehemaligen Universität (Neue Aula), in dem heute die Österreichische Akademie der Wissenschaften untergebracht ist, wurde nach Plänen des lothringischen Architekten Jean Nicolas de Jadot errichtet. Sie durchmisst die gesamte Gebäudebreite und war ursprünglich an den Seiten mit großen Portalen für die Ein- und Ausfahrt von Pferdekutschen geöffnet.

Die das Gebäude durchlaufende, als Korridor ver- und Poststelle der ÖAW) von der »Wohnung des Prowendete Längsachse führt vom Haupteingang am fessors der Zergliederungskunst« und der »HausmeisPlatz (heutiger Dr.-Ignaz-Seipel-Platz) zum Hinter- terswohnung« besetzt  ; der Raum rechts des Ganges eingang in der schräg verlaufenden Windhaaggasse. (heute sogenannter Clubraum der ÖAW) war hingeAn diese Erschließungsachse sind – annähernd sym- gen als fünfachsiger und platzlgewölbter Hörsaal der metrisch – in die Gebäudeecken vier Raumeinheiten »Kräuterwissenschaft (Botanik)« zugeordnet. Der gruppiert, die ursprünglich ausschließlich (soweit rückwärtige Gebäudeabschnitt beherbergte links dies heute verlässlich rekonstruierbar ist) für die des Ganges (heute Bibliotheksaal) die »Artzeneymedizinische Fakultät verwendet wurden. Die bei- wissenschaft«, und rechts (heute Bibliotheksverwalden zum Platz ausgerichteten Kompartimente waren tung) die »Zergliederungskunst«. Für Letztere war gemäß der Beschriftung einer detaillierten Grund- im vierachsigen Hauptsaal das anatomische Theater risszeichnung von Johann Georg Mack von 178310 untergebracht, das auch über einen Aufzug verfügte, (Abb. 7) links des Mittelganges (heute Portierloge mit dem die Leichen aus dem Keller in den Hörsaal

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Abb. 7: Die Grundrisszeichnung der Neuen Aula, angefertigt von Johann Georg Mack im Jahr 1783, zeigt die Aufteilung des Erd­ geschosses in vier Raumabschnitte, die ausschließlich der Medizinischen Fakultät zugeordnet waren: Platzseitig war »Wohnung des Professors der Zergliederungskunst« und die »Kräuterwissenschaft (Botanik)«, rückseitig die Artzeneywissenschaft«, und die »Zergliederungskunst«, letztere in einem anatomischen Theater, untergebracht.

gebracht wurden. Ein in der Albertina aufbewahrter Plan zeigt ein (ausgeführtes  ?) Hörsaal-Projekt mit amphitheatralisch angeordneten Sitzreihen, die um den zentralen, von einer Balustrade abgeschrankten Seziertisch gruppiert waren. Nach 1786 wurde dieser Saal wegen unzureichender Lichtverhältnisse in das zweite Obergeschoss verlegt. Der Saal im Erdgeschoss wurde in sechs Einzelzimmer unterteilt, in denen künftig anatomische Studien betrieben wurden.

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Die Raumausteilung im Hauptgeschoss entspricht weitgehend jener des Erdgeschosses. Einer Grundrisszeichnung der Albertina (Abb. 8) ist zu entnehmen,11 dass platzseitig, an der Südostecke, der 127 m2 große Saal der »deologie« untergebracht war, der heute aufgrund der Ausmalung des Muldengewölbes mit der Taufe Christi »Johannessaal« genannt wird (siehe dazu den Beitrag von Werner Telesko). Von einer anderen Grundrisszeichnung12 wissen wir, dass ursprünglich unmittelbar an den Theologiesaal der Saal der »philosofia« anschloss. In späterer Zeit wurde von diesem Raum mittels Mauereinzug ein Korridor abgetrennt. Dieser durch diese Reduktion ebenfalls 127 m2 große Saal der Philosophie (heute Sitzungssaal der beiden Klassen der ÖAW) diente als physikalischer und mechanischer Hörsaal und beherbergte darüber hinaus eine Sammlung von physikalischen Instrumenten, »Kunststücken« und mechanischen Modellen. Die Räume im rückwärtigen Gebäudeabschnitt dienten zumindest ab 1796 als Hörsäle für die juridischen und politischen Wissenschaften. Heute beherbergen sie, mehrfach umgebaut, die Verwaltungs- und Präsidialräume der Akademie der Wissenschaften. Zwischen diesen vorderen (östlichen) und hinteren (westlichen) Saaltrakten ist der beeindruckende, zwei Geschoss hohe Festsaal mit einer Größe von über 400 m2 eingeschoben. Man mag es als gewisse Schwäche der Gebäudedisposition werten, dass die direkte und im Alltag notwendige Grundkommunikation zwischen den Hörsaaltrakten nur durch Einbeziehung jenes großen Saals möglich wurde, der streng genommen für die Alltagsgeschäfte gerade nicht bestimmt war. Das zweite Obergeschoss, dessen vorderer und hinterer Abschnitt durch den Luftraum des Festsaals vollkommen voneinander isoliert sind, wurde 1786, nach Abwanderung der vorübergehend hier einquartierten Akademie der bildenden Künste wiederum Fakultätszwecken zugeführt  ; dort, wo heute ausschließlich Verwaltungsräume untergebracht sind, entstanden das schon genannte neue anatomische Theater und Hörsäle für Pathologie, »Materia medica« und Geburtshilfe.

Abb. 8: Wie der in der Albertina aufbewahrten Grundrisszeichnung zu entnehmen ist, waren im Hauptgeschoss der Neuen Aula platz­ seitig die Hörsäle für die »deologia« (heute Johannessaal) und die »philosofia« (heute Sitzungszimmer) untergebracht. Die Räume im rückwärtigen Gebäudeabschnitt dienten spätestens ab 1796 als Hörsäle für die juridischen und politischen Wissenschaften.

Die Kommunikation der Stockwerke untereinander ist durch drei Stiegenhäuser geregelt. Zwischen dem platzseitigen Hörsaaltrakt und dem Zentralbereich mit Aula und Festsaal sind die beiden Hauptstiegen eingefügt  ; im Bereich des westlichen Mittelganges befindet sich der dritte Stiegenaufgang.

Nachgeschichte

Das Universitätsgebäude beherbergte 1759 – 1786 im 2. Obergeschoss zusätzlich die Akademie der bildenden Künste. Nach Abwanderung der Universität 1857 wurde es an die Akademie der Wissenschaften übergeben, deren Sitz es bis heute ist.

Anmerkungen 1 de Luca, Wegweiser, 68. 2 Literatur zur Geschichte der Neuen Aula  : Schmidt, Jadot  ; Meister, Akademie  ; Ga ll, Die Alte Universität   ; Wagner-Rieger, Haus  ; K a r ner, Wien  ; K ar ner / Rosenauer /  Telesko, Akademie.

 3 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Studienhofkommission, Karton 7, Sign. 4, Akt 12 ex 1753, fol. 5r – 9v (Kostenvoranschlag des »Directorium in publicis et cameralibus« an Maria Theresia vom 26. Februar 1753).  4 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, allgemeines Verwaltungsarchiv, Studienhofkommission, Karton 7, Sign. 4, Akt 13 ex 1753, fol. 17r – 23r (Vortrag des »Directorium in publicis et cameralibus« an Maria Theresia vom 15. März 1753).  5 Hueber, Alte Universität, 146.  6 Ga r r etson, Conrad Adolph von Albrecht, 19 – 92.  7 Schmidt, Jadot, 21.   8 Wien Museum, Inv.-Nr. 79000/884.   9 Die Abtragung der Aufbauten muss etwa zwischen 1825 und 1850 stattgefunden haben. Eine kolorierte Radierung von Tranquillo Mollo, um 1825, entspricht noch der Darstellung von Schütz; auf einer anonymen Federzeichnung aus der Zeit um 1850, im Besitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, fehlen die Aufbauten bereits. 10 Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett, Inv.Nr. 16783. 11 Albertina, AZ allgem., Mappe 45, U5 Nr. 14/8023. 12 Albertina, AZ allgem., Mappe 45, U5 Nr. 14/8030.

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Werner Telesko

Die Funktion des neuen Universitätsgebäudes

S

eit dem Jahr 1752 dachte Maria Theresia daran, sichtspunkt, dem im Folgenden in überzeugender die an Platznot leidende Wiener Universität Weise auch im Konzept der malerischen Ausstattung in würdiger Weise unterzubringen. Am 26. Feb- des Festsaals entsprochen werden sollte. Das neue ruar 1753 forderte sie »[…] eine solche Gelegenheit Universitätshaus repräsentiert damit die von Maria ausfindig zu machen, allwo ein mit hinlänglichem Theresia energisch ins Werk gesetzte Reorganisation Raume versehenes Universitätshauss allhier zusam­ des wissenschaftlichen Lebens, die auf einer Vereimengesetzt und darinnen wo möglich für alle Pro- nigung der zunehmend rationalistisch orientierten fessores Juris und Medizinae das nöthige Unter- Wissenschaft mit den Anforderungen des täglichen kommen verschaffet, anvorderist aber alldort die Lebens beruhte. Besonders die praxisnahe »VerbesJuridisch – und medicinische Fakultäten mit denen serung der Wissenschaften«3 erhielt aus dieser Persnöthigen Zimmern und Saalen zu denen gewöhn- pektive im akademischen Fächerkanon einen neuen lichen prälectionen und actibus publicis auch übri- Stellenwert. ger Erfordernuss versehen werden könnten. […]«1. In einem umfangreichen Vortrag des »Directorium in publicis et cameralibus« 2 an die Regentin vom Das Deckenfresko im Jesuitenkollegium 15. März 1753 behandelte man die Notwendigkeiten in Bezug auf Bau, Raumnutzung und Ausstattung Bereits in dem 1734 datierten Bibliotheksfresko im erstmals in detaillierter Weise. Stand am Beginn Jesuitenkollegium, das von Anton Hertzog gemalt die Vorstellung, womöglich für alle Professoren der wurde (Abb. 1),4 spielt dieser wichtige Aspekt der Vijuridischen und medizinischen Fakultät Wohnun- sualisierung aller Wissenschaften eine zentrale Rolle  : gen einzurichten, so kann dies nun vor allem unter Das scheinarchitektonisch kunstvoll gearbeitete Dedem leitenden Gesichtspunkt gesehen werden, die ckenfresko gliedert sich in drei etwa gleich große Abvon der Universitätsreform besonders betroffenen schnitte, wobei die beiden Seitenteile inhaltlich auf praxisnahen Fakultäten Medizin und Jurisprudenz den Mittelteil mit Engeln auf Wolkenbänken, die zu bevorzugen. Letztlich setzte sich aber die Auffas- eine zentrale Sonne – möglicherweise ursprünglich sung durch, das neue Universitätshaus allen vier Fa- mit IHS-Emblem bezeichnet – adorieren, ausgerichkultäten zur Verfügung zu stellen, auch wenn man tet sind. Die beiden flankierenden Freskenteile geben darin nicht alle notwendigen Räume unterbringen jeweils – vermittelt durch einen Durchblick in der Art eines Oculus – den Blick auf den Himmel frei, konnte. Spätestens ab dem Februar 1754 wurde die Zu- der von verschiedenen Personifikationen auf Wolken sammenfassung der vier Fakultäten im Neubau zum bevölkert wird  : Im einen Abschnitt werden die auf Programm erhoben und damit die Zusammenge- einem Sternenglobus sitzende »Wahrheit« mit Buch hörigkeit aller akademischen Disziplinen im Sinne und Sonnenscheibe vor der Brust5 sowie der »Glaube« der Umsetzung der »universitas« betont – ein Ge- mit Geisttaube und Dekalog6 von einem Engel mit je

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einem Lorbeerkranz bekrönt. Darunter befinden sich die »Gottesliebe« mit den Petrusschlüsseln und einem Buch mit brennendem Herzen7 sowie zwei Personifikationen mit jeweils einer Feder in der Rechten sowie einem geöffneten Buch (als Versinnbildlichung des Neuen Bundes), denen ein Putto mit Flammenbündel assistiert, der den (heidnischen) Unglauben in die Tiefe stürzt. Im gegenüberliegenden Teil wird der Krönungsvorgang den (profanen) Wissenschaften zuteil, zuerst den Naturwissenschaften  : Erdkunde mit Botanik mit einem Globus im Wolkenkranz als Attribut, das zugleich das »symbolum proprium« Kaiser Karls VI. ist, begleitet zu ihrer Rechten von einer eigenartig gestalteten Personifikation, die mit Buch und Waage in einigen Ausgaben von Cesare Ripas »Iconologia«, zuerst im Jahr 1603 illustriert erschienen, auf die

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»Wahrheit« und zusätzlich mit der Tafel mit Lot auf die Geometrie verweist, darunter die »Heilkunde« mit Äskulapstab, Arzneibecher sowie begleitendem Putto mit einem auf die Chemie anspielenden Destillierofen, zu ihrer Linken die »Geschichtsschreibung« mit Feder sowie einem von Chronos gestützten Schreibpult. Römische Spolien und Medaillen beziehen sich in diesem Zusammenhang auf die antiquarische Gelehrsamkeit, während der Putto mit Schild und der Datierung 1734 ein wörtliches Zitat der Ausmalung der römischen Jesuitenkirche S. Ignazio (1694) darstellt. Darüber befindet sich die »Mathematik« mit aufgestellter Lehrtafel und Künstlersignatur, die einen Zirkel in der Rechten hält, während Winkelmaß und Fernrohr zu ihrer Rechten zugleich auf die »Astronomie« verweisen. In der Ausprägung der Versammlung der Personi-

Abb. 1: Deckenfresko der Bibliothek im Jesuitenkollegium: Im Fresko der Bibliothek spielt der Aspekt der Visualisierung aller Wissenschaften eine zentrale Rolle: Drei etwa gleich große Abschnitte sind auf eine zentrale Sonne – möglicherweise ursprünglich mit IHS-Emblem – ausgerichtet.

fikationen vermischen sich in diesem Werk Typen- Attributen Szepter, Winkelmaß, Kerykeion und Lyra bildungen, die offensichtlich unmittelbar von Ri- auf die (profanen) Wissenschaften, andererseits mit pas »Iconologia« abgeleitet sind, mit eigenständigen Papstkrone, Buch, Geiselstrick und Rosenkranz auf Neuschöpfungen. Theologie und Kirche verweisen. Die DeckenmaleDas Geschehen an der umlaufenden, mit Blumen­ reien Hertzogs zeigen in vielen Details motivische vasen geschmückten Balustrade verdichtet sich  – und inhaltliche Anlehnungen an die kunstgeschichtwohl als Rückgriff auf die von Johann Michael liche Tradition sowie eine klare theologische PräfeRottmayr im Jahr 1706 freskierte Jesuitenkirche in renz, ist doch dem Glauben und seiner Vermittlung Breslau – an den Endpunkten der Längsachse in ges- ebenso viel Platz gewidmet wie allen (profanen) Wistikulierend gegebenen Vertretern der Wissenschaft, senschaften. während je zwei Personifikationen in Grisaille eine leere Kartusche einschließen und einerseits mit den

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Festpublikationen anlässlich der Übergabe des Hauses an die Universität

Das unter Maria Theresia konzipierte neue Universitätshaus konnte nicht alle existierenden – und bisher verstreuten – Lokalitäten, die in der einen oder anderen Form bereits seit Längerem in universitärer Weise genützt wurden, ersetzen. Der Neubau ist demnach vor allem als »Universitätshauptgebäude«8 sowie als ideelles Zentrum verstreut angesiedelter Lokalitäten anzusehen. Die Regentin beschränkte sich nicht nur auf die Weiterverwendung der alten Universitätsgebäude, sondern trachtete danach, in der Nähe der am Universitätsplatz neu errichteten Aula Häuser für die Wohnungen von Professoren und Hörsäle zu erwerben. Die festliche Eröffnung des im Sommer 1755 vollendeten Baues fand am 5. April 1756 statt. Kniend empfing der Präsident des Directoriums, Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz (1702 – 1765), von der Kaiserin die Schlüssel der Universität und überreichte diese dem Studienprotektor, Erzbischof Johann Josef Graf von Trautson (1707 – 1757), der sie dem »Rector Magnificus«, Regierungsrat Johann Adam von Penz, übergab. Aus Anlass der Inauguration des neuen Universitätsgebäudes erschienen mehrere aufschlussreiche Publikationen, die allerdings weniger über Programmatik und Zielsetzung des Neubaus informieren als vielmehr generelle Strategien habsburgischer Kunstpolitik offenlegen  : Zuallererst muss hier auf die vom Epiker und Kunsttheoretiker Franz Christoph Scheyb (1704 – 1777) redaktionell betreute Festschrift mit dem Titel »Musae Francisco et Mariae Theresiae Augustis congratulantur ob scientias bonasque artes eorum iussu et munificentia Vindobonae restitutas« (Wien 1756) verwiesen werden. In diesem interessanten Sammelwerk wird – ausgehend vom Babenbergerherzog Heinrich II. Jasomirgott – eine umfassende Herrscherapotheose auf Franz I. Stephan und Maria Theresia formuliert. Die beiden habsburgischen Regenten erscheinen in dieser Publikation in einem von Scheyb selbst verfassten Text mit dem Titel »Heinrich Jasomirgott«9 als Mäzene reicher künstlerischer und wissenschaftlicher Tätigkeit  :

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»[…] So sind ja Sie das Paar, von dem die Muse sang  ; […]«10, heißt es an einer Stelle dieses Werkes. Dieses panegyrische Zeugnis steht nicht isoliert, denn Scheyb, wohl eine der wichtigen kunstpolitischen Autoritäten der maria-theresianischen Epoche, verfasste im gleichen Jahr unter seinem Geheimnamen Orestrio eine weitere, unpaginierte Publikation mit dem Titel »Heinrich Jasomirgott  – eine Lobschrift auf Ihre Kaiserliche und Koenigliche Majestaeten bey Gelegenheit der uralten Universität zu Wien von dem Arkader Orestrio« (Wien 1756). Auch darin werden die Aktivitäten des Kaiserpaares als Gipfel und Endpunkt des jahrhundertelang wirkmächtigen babenbergischen und habsburgischen Mäzenatentums angesehen  : »[…] Ein Paar, das Frieden bringt, und alles Unglueck hemmt  ; / Das in den Herzen herrscht, vor dem nur Laster beben, / Um dessen Kronen Huld und Lieb, und Gnade schweben. […].« Den Höhepunkt habsburgischer Herrscherverherrlichung markiert die vom Wiener Jesuiten und Professor für Beredsamkeit Georg Maister verfasste und 47 Seiten umfassende Schrift »Panegyricus Francisco et Mariae Theresiae Augustis ob scientias optimasque artes suis in terris instauratas, ornatas, […]« (Wien 1756) (Abb. 2), die bereits im Titel die Kunst- und Wissenschaftspatronage der regierenden Habsburger anzeigt und auch in einer französischen Ausgabe erschien. Darin wird wortreich beschworen, in welcher Weise die Wissenschaften aus kärglichen und ärmlichen Gebäuden in einen neuen königlichen Palast (»novum regale palatium«)11 eingezogen seien und die früher vernachlässigten akademischen Disziplinen nun verstärkt gepflegt würden. Dem Charakter der Widmung des Hauses an alle Fakultäten entsprechend wird das neue Universitätshaus als »Burg allgemeinen Glücks« (»arcem communis felicitatis«),12 überdies als »Hoffnung Österreichs« (»spem Austriae«)13 sowie als »Zierde Deutschlands« (»decus Germaniae«)14 gerühmt – gipfelnd im Lobpreis der Architekturschöpfung Jadots als »Firmament des Friedens, der Religion, der Gerechtigkeit und des allgemeinen Wohls« (»firmamentum pacis, religionis, justitiae, salutis universorum«)15. Die Sorge des Kaiserpaares um die Wissenschaften wird mit »väterlichem Kummer« (»Pa-

terna solicitudine [sic  !]«) und »mütterlicher Milde« (»Materna clementia«) hymnisch gerühmt.16 Zum Gebäude selbst und seiner reichen Ausstattung werden in dieser Schrift allerdings kaum wirklich relevante Aussagen getroffen  : Nur die Skulpturengruppen des Festsaals sind darin als Allegorien der Künste, Wissenschaften und Tugenden bezeichnet. Die Verherrlichung des umfassenden Mäzenatentums des Kaiserpaares als zentrale Aussage von Gregorio Guglielmis Deckenfresko im Festsaal des neuen Universitätsgebäudes (1755) erfuhr demnach eine breite Propagierung in den erwähnten Jubiläumsschriften, die aus Anlass der Einweihung der Aula erschienen. Im Zentrum steht dabei  – wie auch im Deckenfresko Guglielmis – nicht so sehr die Charakterisierung der Vielfalt der im Rahmen einer Universität praktizierten Tätigkeiten, sondern das kaiserliche Patronat, das beanspruchte, ein neues, »goldenes Zeitalter« der Wissenschaften zu fördern. In diesem Sinn ist auch die unpaginierte »Ode a leurs majestés imperiales et roïales à l’occasion du rétablissement de l’université de Vienne« (Wien / Prag 1756) zu verstehen, die – angesichts von Jadots Neubau – mehrfach in topischer Weise das »heureux siècle de Titus« sowie das »beau siècle d’Auguste«, somit Glanzzeiten römischer Antike unter den Kaisern Augustus und Titus, heraufziehen sieht. Die besondere Ehre, die Franz I. Stephan und Maria Theresia als Mäzenen der Wissenschaften zuteil wurde, erkennt man auch an einer von Matthäus Donner angefertigten Medaille mit der Fassade des neuen Universitätsgebäudes und der Umschrift »MUNIFICENTI A AUGUSTORUM« (1756), die anlässlich der Inauguration des Hauses verteilt wurde.17

Die Ausstattung des Festsaals

Der Festsaal des neuen Universitätsgebäudes war hinsichtlich seiner Funktion vor allem der Rektorswahl, den Disputationen und anderen universitären Feierlichkeiten vorbehalten.18 Er besticht in architektonischer und ausstattungsmäßiger Hinsicht durch eine farblich sehr einheitliche, in Violett- und Gelbtönen

Abb. 2: Georg Maister, »Panegyricus Francisco et Mariae Theresiae Augustis ob scientias optimasque artes suis in terris instauratas, ornatas, […]« (Wien 1756). Maisters ausführliche Publikation bildet den Höhepunkt habsburgischer Herrscherverherrlichung im Rahmen der Feierlichkeiten der Inauguration des neuen Universitätsgebäudes.

gehaltene, opulente Wandgliederung in Kunstmarmor. Die Architektur ist mittels korinthischen Pilastern unter durchlaufendem Architrav, mittels drei rundbogigen Arkaden an jeder Seite und einer dieser Gliederung folgenden hohen, bis zum Gewölbeansatz führenden Attikazone entwickelt. An den Breitseiten öffnen sich die Arkaden zu den Fenstern, an den Längsseiten hingegen zu den zentral gesetzten Portalen und den beiden schmäleren Skulpturennischen an den Seiten. Die Mittelachsen sind jeweils durch Verdoppelung der Pilasterstellung hervorgehoben, die beiden Portalachsen zusätzlich durch Verkröpfung des Architravs und der darüber gesetzten Balkonausbauten.

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Das heutige Aussehen des Deckenfreskos dieses gen skizziert wird. Eine der zentralen Forderungen Festsaals ist allerdings das Ergebnis einer Rekonst- Metastasios war ikonografische Klarheit  : Auch »der ruktion  : Ein Brand am 7. und 8. Februar 1961 hatte Mann von der Straße« (»qualunque più rozzo spetdie vollständige Zerstörung der Deckenmalereien tatore«) – so Metastasio – sollte den Inhalt der FresGregorio Guglielmis (1714 – 1773) und des Quadra- ken begreifen können. Der Dichter kommt gleich turisten Domenico Francia (1702 – 1758) zur Folge. am Beginn seiner Ausführungen auf die beiden zenOtto Demus, Präsident des Bundesdenkmalamtes, tralen Themenbereiche des Programms zu sprechen. setzte sich für die originalgetreue Rekonstruktion Bei den Fakultäten ist ihm daran gelegen, mit Nobdes Freskos ein, die vom akademischen Maler Paul lesse und größtmöglicher Klarheit zu zeigen, welche Reckendorfer mit seinen Mitarbeitern in nicht ganz Wissenschaften an der Universität gepflegt werden  : zwei Jahren verwirklicht wurde. Die scheinarchitek- »[…] Uno. Il dimostrare con la nobiltà e con la chiatonischen Aufbauten des Deckenfreskos entsprechen rezza possibile quali siano le scienze che si coltivano der von der Architektur vorgegebenen Zentrierung. nell’università suddetta. […].« Die Längsseiten der Ausführender Künstler des ursprünglichen Decken- Decke des Festsaals zeigen die Fakultäten der »Theofreskos war Gregorio Guglielmi, dessen Berufung logie« und der »Jurisprudenz«. Den beiden anderen Pietro Metastasio (1698 – 1782), dem Entwerfer des Fakultäten sind die bescheideneren Schmalseiten Programms, der ihn 1753 in Dresden kennengelernt zugeordnet. Das Fresko der theologischen Fakultät hat, zu verdanken ist. Guglielmi lernte bei Sebasti- nimmt die Fläche gegenüber dem Haupteingang ein. ano Conca und wurde im Jahr 1748 Mitglied der rö- In Metastasios Brief werden die einzelnen Fakultäten mischen »Accademia di San Luca«. 1753 ist der Ma- hinsichtlich ihrer inhaltlichen Gestaltung genauer ler in Dresden nachweisbar, 1759 in Turin  ; in Wien charakterisiert. Zur raschen Orientierung des Bewirkte er auch für die Dekoration der kleinen und trachters erhielt jede Fakultät den Angaben im Brief großen Galerie in Schloss Schönbrunn (1761 / 1762). Metastasios entsprechend eine Kurzbezeichnung (auf Das reiche Schaffen des in ganz Europa gefragten einer gemalten Marmortafel)  : »Theologie« (»DI V IKünstlers wird ergänzt durch die Deckengemälde im NARVM R ERVM NOTITIA« [Kenntnis der göttlichen Großen Saal des Schäzler-Palais in Augsburg. Bereits Dinge]), »Jurisprudenz« (»IVSTI ATQUE INIVSTI SCI1772 ist Guglielmi in St. Petersburg nachweisbar  ; in ENTI A« [Wissenschaft des Gerechten und Unrechdiesem Jahr wird er auch als Mitglied der »Accade- ten]), »Philosophie« (»C AVSA RV M IN V ESTIG ATIO« mia de Disegno« in Florenz zugelassen. Ähnlich wie [Erforschung der Ursachen]) und »Medizin« (»A RS Luca Giordano verkörpert Gregorio Guglielmi in T VENDA E ET R EPAR ANDA E VALET VDINIS« [Kunst kongenialer Weise den Typus des in ganz Europa des Schutzes und der Wiederherstellung der Gesundtätigen Wanderkünstlers, der für unterschiedlichste heit]). In Grisaille gemalte Engel bzw. Genien flankieren diese Tafeln. Dekorationsaufgaben zur Verfügung stand.19 Die Entstehung des malerischen Programms für Bei einer heute im Wien-Museum aufbewahrten den Festsaal20 ist quellenmäßig gut dokumentiert  : lavierten Federzeichnung (1754 / 1755)21 dürfte es sich Zu Beginn des Jahres 1755 richtete Kardinal Fürs- um eine der ersten Gesamtskizzen Guglielmis für das terzbischof Johann Josef Graf von Trautson, Protek- geplante Deckengemälde handeln. Im Gegensatz zur tor der Universität, ein Schreiben an den kaiserlichen Ausführung werden in dieser Entwurfszeichnung die Hofdichter Pietro Metastasio, in dem er diesen bat, »Theologie« und »Jurisprudenz« den Schmalseiten des ein literarisches Programm für das großes Decken- Saales zugeordnet. Erhebliche Unterschiede zwischen fresko im Saal des neuen Universitätsgebäudes zu Zeichnung und ausgeführtem Werk lassen sich auch entwerfen. Dieser Brief ist nicht erhalten, jedoch für das Zentrum des Deckenspiegels feststellen, wo Metastasios Antwortschreiben vom Februar oder ursprünglich  – im Gegensatz zu Metastasios proMärz 1755, in dem das Programm in den Grundzü- grammatischen Anweisungen – nur die »Fama« (mit

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Abb. 3: ÖAW, Festsaal, Theologie. In unkonventioneller Weise wird hier ein auf einem Sockel thronender Greis (möglicherweise Evangelist Johannes) mit Gruppen lebhaft bewegter Männer kombiniert, die sich auf die apostolische Verkündigung beziehen.

der Posaune) den Ruhm Maria Theresias verkünden die Stufen gebreiteter Teppich, auf dem kostbare Kirsollte. chengeräte liegen. In den unteren Ecken sind ein VerDen Hintergrund der »Theologie« (Abb. 3) bildet treter der Tradition, möglicherweise die Verfasser der ein kuppelbekrönter Rundbau mit korinthischen Pi- Apostelgeschichte, mit offenem Buch und Feder, aber lastern. Auf dem davor befindlichen Sockel sitzt ein ohne spezifische Attribute, vielleicht ein »Geschichtsin ein helles Gewand gehüllter bärtiger Greis (mög- schreiber«, sowie spielende Putten an der Kante im licherweise Johannes Evangelist), der in der Linken Vordergrund gelagert. Die Flanken sind durch Grupeine Tafel mit der Inschrift »In pr incipio er at pen disputierender Männer belebt, die sich um die verbvm« aus dem Prolog des Johannesevangeliums Balustraden verteilen. In der Gruppe von Gelehrten, (Jo 1, 1) hält. Die Mittelfigur und zwei flankierende die rechts den Abschluss bilden, kann man Repräsenjugendliche Gestalten mit Kreuz und Rauchfass bil- tanten der »Spekulation« erkennen. den die Spitze einer Pyramide, an deren Seiten GrupEine halbkreisförmig die Bühne umschließende pen lebhaft bewegter Männer wiedergegeben sind. In Dekorationsarchitektur mit Halbsäulen und Pilasden beiden dominierenden, predigenden Gestalten tern bildet den Hintergrund für die »Jurisprudenz« darf man die apostolische Verkündigung vermuten. (Abb. 4). Wie bei der »Theologie« wird der pyramiDer rechte der beiden Prediger wendet sich an eine dale Aufbau von reich drapierten Figuren gebildet, Hörergruppe, der linke an eine – wie es scheint – zu- als deren Spitze ein Jüngling, der mit der Rechten nächst abwehrende Gruppe. Die Basis bildet ein über eine Steintafel mit der achten »Tabula« des römi-

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Abb. 4: ÖAW, Festsaal, Jurisprudenz. Auch in der »Jurisprudenz« wurde von Guglielmi ein pyramidaler Aufbau gewählt und mit Figuren verbunden, die sich explizit auf antike Texte (Zwölftafelgesetz, »Corpus iuris civilis« Kaiser Justinians I.) beziehen.

schen Zwölftafelgesetzes (»Si qVa drV pe s / paVper iem sa rcito / qV i frVGes / e xC A NTASIT / ENDO«) hält. Links von dieser Gruppe erörtert und studiert eine zweite Gruppe die Gesetze der ersten »Tabula«, deren Inhalt mit einzelnen Stichwörtern angegeben ist (»SI IN I VS VOC AT / QV E AT / NI IT A NTESTA[mino] / IGIT V R ENCI / SI C A LV IT V R / PEDEM V E […]«). Um diese zentrale Figur sind vier Greise auf Stufen gruppiert, die in die Betrachtung des Zwölftafelgesetzes und des »Corpus iuris civilis« Kaiser Justinians I. vertieft sind oder sich erklärend an ihre Umgebung wenden. Auf den Stufen befindet sich ein aufgeschlagener Band des Justinianischen Gesetzeswerkes mit der Definition der »Iustitia« aus den »Institutiones« (I, 1) des »Corpus iuris civilis« (»I Vstiti a est / consta[n]s / et per pe[tua] / vo[luntas] i Vs sV V m / [CV Ique tr ibuendi]«). Dem Konzept Metastasios entsprechend ist das rö-

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mische Recht im Hinblick auf die Zwölf Tafeln zur Darstellung gebracht und wird zwischen dem »Naturrecht« der Völker und dem »Zivilrecht« unterschieden. Dem Vorschlag des Dichters hinsichtlich einer Wiedergabe des »Naturrechts« folgt hier aber der Künstler nicht – möglicherweise, weil diese Thematik nur mit einem großen Apparat von Symbolen und Allegorien darstellbar gewesen wäre. In der rechten Gruppe werden zwei Gestalten und ein – durch Kette und Medaille als Würdenträger gekennzeichneter – Mann mit aufgeschlagenem Buch hervorgehoben. Die linke Gruppe zeigt eine Versammlung von Gelehrten, die verschiedene Aktivitäten vorführen, möglicherweise Vertreter des »Naturrechts«, das erst 1753 – in Zusammenhang mit den umfassenden maria-theresianischen Reformen – als Lehrfach zugelassen wurde. In dem Mann mit den Rollen samt angehängten Siegelkapseln dürfte ein Repräsentant

Abb. 5: ÖAW, Festsaal, Philosophie. Die Philosophie umfasst im Fresko Metastasios zahlreiche Disziplinen, die heute unter die Naturwissenschaften eingereihte Fächer wie »Geografie« und »Sternkunde« miteinbeziehen.

des modernen Rechts (»Lehensrecht« sowie »Erblandesordnung«) zu erkennen sein. Den Hintergrund der »Philosophie« in Richtung Sonnenfelsgasse (Abb. 5) bilden die versatzstückartig angeordneten Kulissen einer antiken Tempelruine in Kompositordnung, einer Pyramide und eines mächtigen Felsens. Die Pyramide (Obelisk), die in diesem Kontext die zentralen Inhalte und Ziele der Philosophie, nämlich feste Gesinnung und Weisheit, veranschaulicht, erinnert an Piranesis berühmte Stiche der römischen Cestius-Pyramide. Den Mittelpunkt der Szenerie bildet ein mächtiger Globus, über den sich in schwungvollem Kontrapost ein Greis beugt und mit der Rechten zu einer belehrenden Geste ausholt. Offensichtlich wird hier auf die »Geographie« angespielt. Den linken Vordergrund nimmt ein Apparat, eine Platte mit Uhrwerk und horizontaler Achse, ein, über den sich zwei Jünglinge beugen. Die linke Seite

wird von den ernsten, unbewegten Gestalten dreier Greise in weißen Togen, wohl griechischer Philosophen, ausgefüllt. Die rechte Hälfte dominiert die Figur eines Physikers, der an dem Gestänge eines Apparats hantiert, während hinter diesem ein Greis mit Stirnband – also ebenfalls ein antiker Gelehrter – sichtbar wird. Der weitere Hintergrund ist von Figuren ohne besondere Charakterisierung erfüllt. Auf dem Felsen rechts im Mittelgrund ist die Disziplin der »Sternkunde« vertreten  : Drei Astronomen sind mit der Handhabung eines großen Refraktors, eines Linsenfernrohrs mit mehreren Sammellinsen als Objektiv, beschäftigt, durch den einer von ihnen gerade den Himmel studiert. Den Mittelpunkt der Komposition der »Medizin« in Richtung Bäckerstraße (Abb. 6) bildet ein Seziertisch, auf dem ein grünlich verfärbter Leichnam mit abgehackten Armen und aufgeschnitte-

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Abb. 6: ÖAW, Festsaal, Medizin. Den wohl auffälligsten Mittelpunkt der Darstellungen der Fakultät bildet die »Medizin« mit einem Seziertisch, auf dem ein Leichnam mit aufgeschnittenem Leib zu erkennen ist. Damit wird die Praxisnähe wissenschaftlichen Arbeitens unterstrichen.

nem Leib dargestellt ist. Unter dem Tisch ist ein Thematisch abgerundet wird die Konzeption der Metallbecken platziert, aus dem ein abgesägtes Decke des Festsaals mit Vasen und ArchitektureleBein herausragt, daneben befindet sich eine Kno- menten, die von Figuren in historischen und zeitgechensäge. Den Angaben Metastasios zufolge sind nössischen Kostümen bevölkert sind. In den Ecken neben diesem Mittelteil in den Seitenfeldern die befinden sich gemalte Allegorien, die sich auf die vier Hilfsdisziplinen »Botanik« rechts und »Chemie« Erdteile und die ihnen entsprechenden Weltströme links mit der »Mineralogie« angeordnet. Während Donau, Ganges, Nil und Rio de la Plata beziehen. im linken Feld eine Anzahl von Bergleuten mit Die Visualisierung der »Universalität« menschlichen Spitzhacke bemüht ist, der Erde Stoffe abzuge- Wissens ist in dieser Hinsicht in das traditionelle winnen, die zum Heil der Menschheit notwendig System von Vierergruppen eingebunden und wird sind, schleppen auf der rechten Bildhälfte mehrere gleichsam durch diese Hinweise auf den Naturkosgeschäftige Personen Kräuterbündel heran, die das mos kontextualisiert. Pflanzenreich der Arzneikunde kennzeichnen solIm Zenit der Decke des Festsaals befindet sich ein len. Durch die im Jahr 1749 erfolgte Reform der ovales Medaillon mit den Profilporträts des Kaisermedizinischen Studien durch Gerard van Swieten paares Franz I. Stephan und Maria Theresias, das von (1700 – 1772) sind »Botanik« und »Chemie« als neue drei Gestalten umgeben ist (Abb. 7)  : Die mächtige Fächer eingeführt worden. Greisengestalt des Chronos schwebt mit weit ausge-

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Abb. 7: ÖAW, Festsaal, Decke, Medaillon mit dem Kaiserpaar. Das ovale Medaillon mit den Profilporträts des Kaiserpaares Franz I. Stephan und Maria Theresias im Zenit der Decke bildet den eigentlichen inhaltlichen Mittelpunkt der gesamten Ausmalung, die auf das Mäzenatentum Habsburgs ausgerichtet ist.

breiteten Schwingen und hält mit beiden Händen die Bildnissen Maria Theresias und Franz’ I. umgeben  : hochovale Bildnistafel. Das Medaillon in den Hän- Chronos, der Adler und die drei Genien mit den den des Zeitgottes bedeutet hier sinngemäß, dass das Symbolen Ölzweig, Lorbeer und der Schlange, die Gedächtnis der gefeierten Monarchen für alle Zeiten sich in den Schwanz beißt und damit auf »Urobobewahrt werden soll. Auf der Gegenseite kniet ein ros« als Ewigkeitssymbol verweist. Möglicherweise Putto auf einer dunklen Wolke und hält – von ­einem fehlt der Genius mit der Schlange in der endgültigen Faltenstreifen umflattert – einen Ölzweig in der Lin- Ausführung, weil die Personifikation der »Ewigkeit« ken, während die Rechte das Bildnismedaillon stützt. bereits durch die zerbrochene Sense des Chronos Vor ihm schwebt ein Adler, in den Fängen die Bruch- symbolisiert war. stücke einer Sense, des Attributs des Chronos. Der Vor dem Hintergrund der umfassenden, alle Adler fungiert hier im Sinn der Herrscherallegorie als Wissenszweige betreffenden Reformbestrebungen die durch die Ewigkeit überwundene Zeitlichkeit, als setzen Metastasios Programm und Guglielmis da»Aufhebung« der Zeit durch die Ewigkeit des Nach- rauf basierende Ausmalung des Festsaals im Uniruhms. Darüber befindet sich ein kleiner Engel, der versitätsgebäude einen entwicklungsgeschichtlich einen Lorbeerkranz mit beiden Händen hält. Dem entscheidenden Schritt von der biblisch und theoloProgrammentwurf entsprechend sollten eigentlich gisch gebundenen Fakultätsikonografie der Frühen fünf Figuren bzw. Symbole das Medaillon mit den Neuzeit zur aufklärerisch beeinflussten und mit den

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aktuellen Universitätsreformen zusammenhängen- seinem berühmten Hirtenbrief des Jahres 1752 unter den »modernen« Interpretation wissenschaftlicher anderem gegen einen allzu häufigen Gebrauch der – Disziplinen. Durch die rasante Ausdifferenzierung in der Barockzeit überaus beliebten  – Allegorien der einzelnen Fächer im Verlauf des 18. Jahrhun- ausgesprochen hatte. Die Integration der positiven derts wurde die Ikonografie der Gelehrsamkeit mit und historischen Disziplinen der Theologie sowie die neuen Notwendigkeiten konfrontiert, welche die Einbeziehung des Naturrechts dürften sich auf seine traditionellen Möglichkeiten der Visualisierung Initiative zurückführen lassen und finden eine übersprengten. Bisher gebräuchliche Konzepte konnten zeugende Umsetzung in der Ikonografie des Freskos. die aktuelle Vielfalt der Wissenschaften und die mit Auch die Naturwissenschaften waren in grundlegenihr verbundene Auffächerung nicht mehr adäquat der Weise von den reformerischen Bestrebungen beabbilden  ; zudem war man nun bestrebt, die Praxis troffen. Die treibende Rolle spielte hier van Swieten der unterschiedlichen Tätigkeiten szenisch – anstelle als Präsident der medizinischen Fakultät. Die Intentionen des Programms, vor allem des Devon isoliert agierenden Personifikationen – einzufangen. Die Aufgabenstellung einer Verbildlichung der ckenspiegels, unterstreichen sowohl die vier großen Bedeutung der Wissenszweige im täglichen Leben Skulpturengruppen, geschaffen von Jakob Gabriel ging zudem über die Möglichkeiten einer kodifi- Müller, gen. Mollinarolo (1721 – 1780)22, die in vier zierten Ikonologie – wie sie durch die einschlägigen Wandnischen des Festsaals eingefügt sind, als auch Handbücher des 17. und 18. Jahrhunderts vermittelt die acht Puttenpaare auf dem Gebälk der vier Mittelwurde – weit hinaus. An die Stelle von abstrakten risalite in der Verlängerung der gekuppelten Pilaster. Personifikationen des »Glaubens«, der »Religion«, Die vier großen – außerordentlich schlank gebildeder »Gerechtigkeit« und der »Medizin«, wie noch in ten – rhythmisch bewegten Gruppen in den Nischen Anton Hertzogs Deckenbild im Jesuitenkollegium stellen eine interessante Mischung zwischen Freiplasausgeführt, tritt in Guglielmis Fresko ein äußerst re- tik und Hochrelief dar, da sie bis etwa in zwei Dritalistisches und auf Praxis und Anwendung der Wis- tel Höhe mit der gewölbten Rückwand verbunden senschaften gerichtetes Konzept, das die Funktion sind. Sie nehmen inhaltlich auf das Leitthema des der Disziplinen im alltäglichen Leben nachdrücklich Saales, die Verherrlichung des habsburgischen Mäzebetont. Am deutlichsten sichtbar wird diese innova- natentums, Bezug. Darauf beziehen sich sowohl die tive Vorstellung in der Darstellung der Leichensezie- Gruppe mit »Weisheit« und »Wachsamkeit« mit den rung. Das gelehrte »concetto« Metastasios stellte an Attributen Spiegel und Öllampe links vom Eingang die künstlerische Umsetzung durch Guglielmi prak- als auch die rechte Gruppe, welche in der Darstellung tisch kaum erfüllbare Forderungen  : Wie sollte man zweier Frauen, die aus Gefäßen Münzen verteilen, »Naturreligion« und »Offenbarungsreligion« oder die »Freigebigkeit« zeigt. Ergänzend zu diesen Grup»Tradition« und »Spekulation« überzeugend verbild- pen, die traditionelle Eigenschaften von Herrschern lichen  ? Auch bei der Darstellung der »Philosophie« verkörpern sollen, sind an der gegenüberliegenden wurde dem ausführenden Künstler viel abverlangt  : Seite »Glaube« und »Beständigkeit« bzw. »Tapferkeit« Der Maler sollte zusätzlich zur »Metaphysik« und als Personifikationen der geistlichen und weltlichen »Ethik« auch noch die Erforschung der irdischen und Macht mit dem zweiarmigen Kreuz und dem Marder Himmelskörper veranschaulichen. schallstab als Attributen sowie »friedliche und kriegeDie grundsätzliche Gesinnung, die einem solchen rische Macht« mit den Attributen Krone und Schwert Konzept zugrunde liegt, dürfte vor allem mit der Per- bzw. Buch positioniert. Zusammen mit den ehemals son Erzbischof Trautsons in Verbindung zu bringen an der Wand angebrachten und inhaltlich zugehörisein, der als Protektor der Universität maßgeblich an gen Festons, die in jüngster Zeit wieder montiert wurden Studienreformen der Theologie, der Philosophie den, formulieren sie ein einheitliches Konzept, das und der Jurisprudenz beteiligt war und sich bereits in zum Teil von den Puttenpaaren am Gebälk, die sich

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auf die entsprechenden Fakultäten des malerischen Programms beziehen, wieder aufgenommen wird. Malerei und Skulptur wachsen in dieser Hinsicht an diesem Punkt zu einer raffinierten konzeptuellen Einheit zusammen, wobei der Grundtenor der Gesamtprogrammatik in der Verherrlichung habsburgischer Herrschertugenden sowie in der Förderung der Wissenschaften durch das regierende Kaiserpaar liegt.

Das theologische Programm des »Johannessaals«

Neben dem Festsaal bietet der Johannessaal (Abb. 8), ursprünglich Hörsaal der theologischen Fakultät, das wohl bedeutendste malerische Ensemble im Rahmen der Ausstattung des Universitätsgebäudes.23 Dokumente zur Ausführung des Freskos haben sich hier allerdings nicht erhalten. Die früheste Erwähnung verdanken wir einer Notiz im »Allergnädigst privilegierten Anzeiger« vom 18. September 1771. Wahrscheinlich geht die Freskierung auf die späten Sechzigerjahre des 18. Jahrhunderts zurück. Der Künstler war der 1724 in Langenargen am Bodensee geborene Franz Anton Maulbertsch, der bedeutendste Maler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Österreich und wohl der wichtigste mitteleuropäische Freskant seiner Zeit, der in seinem reichen Œuvre wie kein anderer die unterschiedlichen stilistischen Strömungen der barocken Malerei verkörpert. Maulbertsch dürfte bei Peter van Roy (Royen) und ab 1741 bei Jakob van Schuppen gelernt haben. Die 1752 /  1753 von ihm ausgemalte Piaristenkirche ist neben dem Deckenfresko »Stiftung des Stephansordens durch Maria Theresia« im Ratssaal der Ungarischen Botschaft in Wien (1766 – 1769), wohl Maulbertschs wichtigstes Werk in Wien. Es lag daher nahe, ihn für diese anspruchsvolle Aufgabe heranzuziehen. Zudem ist von Bedeutung, dass er hinsichtlich der Ausstattung der Universität kein Unbekannter mehr war. Bereits im Jahr 1759 hatte er den Ratssaal der für einige Zeit in diesem Gebäude untergebrachten Malerakademie (heute »Museumszimmer«) mit einem, heute nur mehr schlecht erhaltenen Fresko ausgestattet.

Abb. 8: ÖAW, Einblick in den Johannessaal. Der »Johannessaal«, ursprünglich Hörsaal der theologischen Fakultät, zeigt das bedeutendste malerische Ensemble des Universitätsgebäudes. Dieses wurde von Franz Anton Maulbertsch, dem wohl bedeutendsten Maler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Österreich, geschaffen.

Bei der Dekoration des Johannessaals handelt es sich um eine rein malerische Ausstattung. Auch wenn die gemalte Wandgliederung des Öfteren erneuert worden ist, gibt sie die originale Dekoration mit großer Treue wieder. Die rahmende Hohlkehle über dem Gesims wird an den Ecken und in der Mitte der Seiten durch Kartuschen akzentuiert. Der breite Rahmengurt an der Schmalseite bezieht sich auf den Katheder des Vortragenden an der Eingangswand des Raumes, den man ursprünglich vom Vestibül durch eine heute vermauerte Tür betreten hat. Die Scheinkuppel im Zentrum des gemalten Gurtes befand sich genau über diesem Katheder. Auf der ursprünglichen Eingangswand ist in einem von einer

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Scheinarchitektur gerahmten Breitoval die Personifi- katmantels des Orientalen ist so stark aufgehellt, dass kation der »Römischen Kirche« bzw. des Neuen Bun- das Kolorit durch das strahlende Licht fast verschluckt des, die »ecclesia«, mit dem versiegelten Buch sowie wird. Auch bei der Gruppe auf der anderen Seite Kelch mit Hostie als Attributen gemalt. Für den von merkt man erst bei genauem Hinsehen, dass es sich Guglielmi freskierten Festsaal des Universitätsgebäu- um zwei Figuren handelt  : Ein in ein üppiges Gewand des galten noch die traditionellen Prinzipien der ba- aus aufgeblähten Stoffen gehüllter Orientale und rocken Deckenmalerei  : Die gemalte Architektur, die dahinter eine weitere Figur mit der tiefhimbeerroden realen Raum illusionistisch erweitert, ist auf den ten Kappe  ; davor liegt der junge Kavalier. Durch die in der Mitte des Raumes stehenden und nach oben Farbe, mithilfe gesuchter Stellungen und bauschenblickenden Betrachter bezogen. Gewissermaßen eine der Gewänder formt Maulbertsch seine Figuren und Zwischenstellung zwischen der barocken Illusion in Gruppen zu dekorativen Gebilden um. Unabhängig der Art des Festsaals und der neuen radikalen Auffas- von der tatsächlichen Gestalt der einzelnen Figuren sung mit anti-illusionistischen Bildern nimmt Maul- ergeben sich höchst dekorative Konfigurationen, die sich der Gesamtkomposition besser als anatomisch bertschs Fresko im Johannessaal ein. So wie ein Wandbild – allerdings nicht ganz so korrekt gezeichnete Figuren unterordnen. In seiner konsequent – hat dieses Deckenfresko eine Boden- atmosphärischen Leichtigkeit und in der dekorativ zone und darüber die Himmelszone. Das Terrain, das ausgerichteten Auffassung erinnert das Fresko noch an sich um die Bildecken, dem Rahmen entlang bis zur das Frühwerk aus den Fünfzigerjahren  ; in der größeSaalmitte zieht, erinnert noch an die Konzeption eines ren zeichnerischen Präzision weist es aber bereits auf in der Mitte stehenden Betrachters. Eine felsige mit seinen klassizistisch geprägten Spätstil voraus. Üblicherweise wurde die theologische Fakultät Bäumen und Buschwerk bewachsene Landschaft bildet hier den Schauplatz des Geschehens (Abb. 9). Die durch allegorische Darstellungen bzw. durch gelehrte große Fläche, die Maulbertsch zu füllen hatte, könnte Heilige wie Thomas von Aquin oder Katharina von es nahegelegt haben, die Taufe im Gegensatz zur iko- Alexandrien verbildlicht. Dass man sich in Wien in nografischen Tradition – häufig begnügte man sich den Sechzigerjahren des 18. Jahrhunderts für die bei Taufdarstellungen mit wenigen Figuren – als viel- Taufe Christi entschied, hängt wohl auch mit der um figurige Szene zu gestalten. Die dekorativ arrangierten diese Zeit aktuellen Forderung nach besserer VerZuschauer, von denen sich einige für die Taufe ent- ständlichkeit der Freskenprogramme zusammen, wie kleiden, entsprechen dem von Maulbertsch bekann- sie Metastasio bei der Abfassung des Programms für ten Repertoire. Die beiden Hauptfiguren, Christus den Festsaal beispielhaft formulierte. Überraschenund der Täufer, sind hervorgehoben. Johannes steht derweise ist Johannes im Johannessaal nicht taufend auf einen Felsvorsprung, der betend gegebene Chris- gegeben, sondern breitet die Arme im Erstaunen über tus über dem als Wasserfall inszenierten Fluss, der als die Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu aus. Daeine Art von Sockel wirkt, wobei die aufragende Fi- mit folgt Maulbertsch dem Text des Johannesevangur Christi und das herunterstürzende Wasser einen geliums  : Erst aus dem vierten Evangelium erfahren wirkungsvollen Kontrast bilden. Das himmlische wir nämlich, dass Johannes der Täufer das HerabLicht, das von der Taube des Heiligen Geistes ausgeht schweben des Geistes mit ansah, und erst in diesem über der von Engeln umgeben Gottvater mit ausge- Zusammenhang wird betont, dass der Geist auf Jesus breiteten Händen schwebt, fällt wie eine Kaskade auf blieb (Jo 1, 32f.). Der damit verbundene volle und Christus herab. Die Felsen sind so hell gemalt, dass ständige Geistbesitz (Jo 1, 33) ist das auszeichnende sie farblich nicht in Konkurrenz zu den Wolken tre- Charakteristikum des Messias. Die Taufe wird von ten. Die Frau mit dem Kind und dem Orientalen, der Maulbertsch somit nicht eigentlich »nacherzählt«, hinter ihr sitzt, kann als beispielhaft für den Umgang sehr wohl aber wird sie vorausgesetzt und entspredes Künstlers mit der Farbe gelten. Das Gelb des Bro- chend kontextualisiert.

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Abb. 9: ÖAW, Johannessaal, Detail der Decke. Eine mit Bäumen und Buschwerk bewachsene Landschaft bildet den Schauplatz des Geschehens der Taufe Christi und ermöglicht so – über das biblische Geschehen hinaus – die Gestaltung einer vielfigurigen Szene.

Die Umstände von Entstehung und Ausformulierung der Deckenmalereien sind nicht ohne die Reform für die theologische Fakultät des Jahres 1752 verständlich, die der Wiener Erzbischof Christoph Anton von Migazzi (reg. 1757 – 1803) mit dem fortschrittlich gesinnten und seit 1760 zudem als Kanzler der Universität Graz amtierenden Jesuiten Ludwig Debiel (1697 – 1771) ausarbeitete. Auf der Basis des Hofdekrets vom 10. September 1759 wurden schließlich die bisherigen Direktoren der theologischen und philosophischen Fakultät entlassen und an deren Stelle die beiden Domherren Ambros Simon Stock (1710 – 1772) und Johann Peter Simen († 1775) gesetzt. Dieses auf Betreiben Migazzis erlassene Hofdekret hatte die Errichtung je einer Lehrkanzel für die augustinische und die thomistische Theologie im Rahmen des Dogmatikunterrichts an allen österreichischen Universitäten verfügt. Neben den

Jesuiten sollten in Zukunft an allen Universitäten der Monarchie auch Dominikaner und Augustiner Dogmatik lehren. Damit war das jahrhundertelang dominante »Unterrichtsmonopol«24 der »Gesellschaft Jesu« endgültig gebrochen, und seit dem Jahr 1760 dozierten der Dominikaner Pietro Maria Gazzaniga (1722 – 1799) und der Augustiner Agostino Gervasio (1730 – 1806) an der Wiener Universität. Gazzaniga formulierte denn auch im zweiten Band seiner »Theologia polemica« (Wien 1778), dass die Offenbarung von Christus und dem von ihm gesandten Heiligen Geist den Aposteln vollständig übergeben worden und demnach – in Schrift und Tradition – die Offenbarung in gleichsam fertigem Zustand vorhanden sei. Die Ikonografie der Taufe Christi im Johannessaal dürfte in engem historischen Zusammenhang mit den Zielsetzungen der Lehre an der theologischen Fakultät der Universität Wien ab dem Jahr

Die Funktion des neuen Universitätsgebäudes  83

1752 stehen, also einem Zeitpunkt, ab dem man sich mit Nachdruck bemühte, die Monopolstellung der Jesuiten zu Fall zu bringen und in einer Art kurzfristiger Union zwischen Augustinismus und Thomismus die traditionelle jesuitische Scholastik zu bekämpfen. Maulbertschs Visualisierung der Taufe als Offenbarung der Trinität, wie sie uns im Fresko des Johannessaals entgegentritt, wird somit um einiges transparenter, wenn man die wesentliche Stellung der Offenbarung im Kontext zeitgenössischer Lehrbücher und universitärer Disputationen in Rechnung stellt. Das Deckenfresko im Johannessaal ist deshalb letztlich nicht ohne die Kenntnis der aktuellen Diskussionen zu zentralen Inhalten der Tauf- und Trinitätstheologie zu begreifen, es spiegelt in seiner inhaltlichen Konzeption die Richtung der ab 1752 bzw. 1759 – nach der Ausschaltung der Jesuiten an der Wiener theologischen Fakultät – vorherrschenden Lehrmeinungen der Augustiner und Dominikaner, die stark gegen jede Form eines Antitrinitarismus auftraten. Besonders aus dem aktuellen Anlass der optimalen Sichtbarmachung der Gegnerschaft zu den antitrinitarischen Häresien wurde bewusst auf die Visualisierung eines biblischen Berichts oder einer Parabel mit betont erzählerischer Ausrichtung verzichtet und anhand der Taufe Christi der zentrale Inhalt der katholischen Offenbarungsreligion, wie er aus dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums abgeleitet werden kann, unmissverständlich in den Vordergrund gestellt.

Anmerkungen 1 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Studienhofkommission, Karton 7, Sign. 4, Akt 12 ex 1753, fol. 5r – 9v (Kostenvoranschlag des »Directorium in publicis et cameralibus« an Maria Theresia vom 26. Februar 1753), Akt 13 ex 1753, fol. 17r – 23r (Vortrag des »Directorium in publicis et cameralibus« an Maria Theresia vom 15. März 1753). 2 Im Zuge der Verwaltungsreformen Maria Theresias wurde die »Hofkammer« bis auf zwei Abteilungen im Jahr 1749 mit der »Hofkanzlei« zum »Directorium in publicis et cameralibus« zusammengeschlossen.

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3 Coll a nd, Inbegriff, 357  ; und 221 – 505 (detailliert zur Universität Wien).   4 Zusammenfassend zur künstlerischen Ausstattung des alten Jesuitenkollegiums, vgl. die Beiträge in  : K ar ner /  Telesko, Die Jesuiten in Wien.   5 Im Typus mit dem erhobenen Buch wohl von Cesare Ripas Typus der »Sapienza divina« (in dessen »Iconologia« [11593]) abgeleitet.   6 Auch in Cesare Ripas »Iconologia« besitzt »Fede cattolica« den Dekalog als Attribut.  7 Die Schlüssel finden sich auch als Attribut bei Ripas »fedeltà«, das brennende Herz hingegen bei »amore divino«.  8 Schmidt, Jadot. Vorwort von Julius Schlosser (Wien / Leipzig 1929) 15.   9 Ebd., 148 – 163. 10 Ebd., 158, vgl. Lesiga ng-Bruck müller, Eröffnung, 383 –  414. 11 Ebd., 7. 12 Ebd. 13 Ebd. 14 Ebd. 15 Ebd. 16 Ebd., 11. 17 Abgebildet bei Georg M a ister SJ, Panegyricus Francisco et Mariae Theresiae Augustis ob scientias optimasque artes suis in terris instauratas, ornatas, […] (Wien 1756) 3 (Vignette); zur Medaille auch: Coll a nd, Inbegriff (Anm. 3) 362, Anm. **. 18 Coll a nd, Inbegriff, 364. 19 Von L a ngen, Fresken  ; Von L a ngen, Guglielmi, 612 –  623. 20 Zusammenfassend mit allen Quellenangaben   : Telesko, Programm. 21 Inv.-Nr. 114.810. 22 Hinweis von Luigi A. Ronzoni (Sitzendorf/S.). 23 Zusammenfassend mit allen Quellenverweisen  : Telesko, Aufklärung versus barocke Allegorik, 17 – 37. 24 Hersche, Der Spätjansenismus, 69.

86  Christoph Gnant

Christoph Gnant

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert Entkirchlichung – Verstaatlichung – Ausbau

Vorgeschichte, Reformbestrebungen bis 1740

Die Organisation der Universität Wien erfuhr durch die sogenannte reformatio nova Kaiser Ferdinands I. 1554 in Antwort auf den weitgehenden Zusammenbruch des Studienbetriebs nach 1520 eine grundlegende Reform ihrer Struktur.1 Trotz des Ausbaus der Funktion des Superintendenten als Kontrollorgan des Landesfürsten blieb die Universität aber eine selbstständige Kooperation mit vier Fakultäten und vier akademischen Nationen. Mit der reformatio nova verschob sich allerdings der Auftrag der Universität insofern, als die Funktion der Universität als Staatsaufgabe in den Vordergrund rückte.2 Erstmals wird die Universität auch als Staatsanstalt verstanden, weil sie zur Heranbildung der Träger der Verwaltung der habsburgischen Lande herangezogen wird.3 Ferdinand I. rief 1550 zugleich auch die Gesellschaft Jesu an die Universität Wien. Er erhoffte sich neben der Erneuerung des durch die Reformation weitgehend zum Erliegen gekommenen Studienbetriebs eine grundlegende Neuordnung der theologischen Studien. Zwischen den Jesuiten und der Universität bestand von Anfang an ein sehr gespanntes Verhältnis. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelang es dem Jesuitenkolleg nicht zuletzt durch die straffe Organisation der Ausbildung einen erfolgreichen Studienbetrieb aufzubauen, der die Studierendenzahl an der Universität deutlich überstieg.4 Mit der Pragmatischen Sanktion Kaiser Ferdinands II. vom 9. 8. 1623 erfolgte die Inkorporation des Jesuitenkollegs in die Universität Wien. Die Jesuiten prägten die Universität danach rund 150 Jahre, übernahmen auch die Universitätsgebäude

Abb. 1: Josef Anton Öttl. Jurist, 1703 Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, 1707/08 Rektor, Mitglied des Hofkriegsrats, kaiserlicher Generalauditor; Das Porträt eines unbekannten Künstlers, welches sich heute im Archiv der Universität Wien befindet, zeigt einen Rektor der Barockzeit in seiner Amtstracht als Repräsentant der Universität als Korporation mit eigener Gerichtsbarkeit.

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  87

und besetzten die überwiegende Anzahl der Lehr- habe.11 Überdies legt er den Zusammenhang zur kanzeln der philosophischen und der theologischen Aufklärung näher dar. Wolfgang Schmale  : »Josephinismus ist Aufklärung – nur als Josephinismus ist Fakultät.5 Auch wenn die Jesuiten auf schulischem Gebiet ›aufgeklärter Absolutismus‹ Aufklärung.«12 Wie immer Begriff, Abgrenzung und Folgewirerfolgreich waren und ihre kulturellen Leistungen, etwa bei der Entwicklung des Theaters, erheblich kungen des Josephinismus zu sehen sind, ist nicht zu sind,6 erschien die inhaltliche und wirtschaftliche bestreiten, dass die Hauptursache und die primäre Situation der Universitäten am Beginn des 18. Jahr- Motivation der theresianisch-josephinischen Reforhunderts unbefriedigend. Das strikte Festhalten an men ab 1740 das Gefühl eines Mangels in allen Beder ratio studiorum der Jesuiten geriet zunehmend in reichen des Staatswesens war.13 Als Maria Theresia die Kritik  ; Versuche eines Sparkurses an den Uni- nach den Wirren des Österreichischen Erbfolgekrieversitäten gab es schon unter Kaiser Karl VI.7 Eine ges ihre Situation bewertete, war ihr die UnzulängKonstante des Verhältnisses zwischen Universität lichkeit ihrer ständisch und dezentral organisierten und Staat bzw. Gesellschaft ist die permanente Un- Länder voll bewusst, dies galt auch für die Universiterfinanzierung der Universitäten, dies zeigt sich täten. Die ökonomischen Konsequenzen der Erbfolgerade auch am Anfang des 18. Jahrhunderts. Wie gekriege gegen Preußen mit dem Verlust Schlesiens immer in Krisenzeiten der Universität, entstanden in führten zur Erkenntnis, dass eine umfassende Staatsdieser Zeit vermehrt alternative tertiäre Bildungsfor- reform erforderlich sei. Ausgangspunkt war dabei die men, wie etwa die Wiederbelebung der sogenannten prinzipielle Frage  : Aus welchen Gründen andere, in Ritterakademien, die vor allem der konkreten Ausbil- erster Linie protestantische Staaten, wie etwa auch Preußen, in einem effizienteren und letztlich erfolgdung des erbländischen Adels dienten.8 Die zunehmende Zahl der Studierenden, die seit reichen Zustand waren  ?14 Staatskanzler Fürst Kaunitz legte in einer DenkEnde des 17. Jahrhunderts an die Universität strömten, führte zu unterschiedlichen Reformansätzen. schrift über die Grundregeln der Förderung von Die Vertreter der jesuitischen Universitätstradition Gewerbe und Handel vom 30. 1. 1761 diese Themadeuteten diesen Zulauf als Beweis für die ungebro- tik – in einer Zeit höchster Not der Erblande – anchene Attraktivität ihrer Universität, die »kamera- schaulich dar  : Das Ziel der notwendigen Staatslistischen« Vertreter des Staates als Zeichen der Re- reformen sei es, »… das ganze internum auf einen vollkommenen fuß zu setzen … und alles zu hülf zu formbedürftigkeit des Studiums.9 nehmen, was die wohlfahrt und die einkünften sowohl des souverains als seiner landen und unterthaReformen in der Epoche Maria Theresias und nen beförderen kann«.15 Josephs II. – Josephinismus Die Reformmaßnahmen Maria Theresias und Josephs II. in der zweiten Hälfte des 18. JahrhunDie Frage, was unter Josephinismus genau zu ver- derts verfolgen weniger ein einheitliches Konzept, stehen ist, wird seit rund 150 Jahren kontrovers sie zeigen sich primär in der Praxis in einer Unzahl diskutiert, wobei sich in den letzten Jahren die wis- an staatlichen Verordnungen, die das Ziel haben, senschaftliche Debatte darüber wieder intensiviert durch Rechtssetzung die Gesellschaft grundsätzlich hat.10 Neuerdings hat Wolfgang Schmale eine ganz zu verändern. Peter Hersche fasst dies treffend so neue Sicht auf den Josephinismus vorgelegt und be- zusammen  : »Dem Josephinismus als Ganzem fehlte tont, dass der Josephinismus die reinste Form des eigentlich … eine positive ideelle Grundlage  ; die poaufgeklärten Absolutismus gewesen sei und sich nur litische des Gesamtstaates z. B. entwickelte sich erst im Josephinismus der aufgeklärte Absolutismus in allmählich. Wohl aber gibt es negativ ein ideologisystematischer und vollständiger Form verwirklicht sches Band, das alle getroffenen Maßnahmen, zu-

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nächst natürlich die im kirchlichen Bereich, umfasst, nämlich den Antibarock. … Die ›große Remedur‹ beabsichtigte wirklich eine völlige Ummodelung des Bestehenden.«16 Josephinismus in engerem Sinn ist der Versuch Kaiser Josephs II., aus dem »Plural« der habsburgischen Länder und Königreiche in ihrer unterschiedlichen Struktur einen zentralistischen Einheitsstaat17 zu schaffen. Dies vermag das Modell des »territorialen Etatismus« anschaulich darzulegen.18 Etatistisch im Sinne einer Überhöhung der Rolle des Staates als einigendes Band der Monarchie und zugleich als Mittel der Durchsetzung der Vereinheitlichung. Territorial, weil mit diesem Einigungsprozess die Abschottung nach außen, insbesondere auch in Bezug auf das Heilige Römische Reich, verbunden war. Gerade die Abschottung nach außen wirkt bis weit ins 19. Jahrhundert hinein und wird für die Universitäten ein grundsätzliches Problem bleiben. Die sogenannten intermediären Gewalten19, wie die Kirche, die Stände, die Zünfte, aber vor allem auch die Universitäten, mussten in ihrer bisherigen relativen Autonomie bekämpft werden. »Diese intermediären Gewalten waren für die Befürworter des josephinischen Staates der entscheidende Hemmschuh für die utilitaristische, effiziente und die ›Glückseligkeit des Staates‹ befördernde Gesellschaftsveränderung.«20

Universitätsreform unter Maria Theresia

Abb. 2: Huldigungsbild auf Maria Theresia. Maria Theresia empfängt 1743 den Rektor Adrian Blümel, OSB, Abt von Melk und kaiserlicher Rat, und weitere akademische Amtsträger, welche die Glückwünsche der Universität Wien nach der böhmischen Krönung Maria Theresias überbringen. Das Bild in der Hauptmatrikel der Universität Wien ist eine Huldigung an die Landesherrin, zugleich aber auch Ausdruck der universitären Eigenständigkeit, die das Szepter des Rektors (rechts im Vordergrund) symbolisiert.

Die Universitäten und ihre Reformbedürfigkeit wa- land, nicht im Inland, was doch sowohl dem Glanze ren ab Mitte der 1740er-Jahre, mitten im Österrei- der Universität als auch der Nationalökonomie diechischen Erbfolgekrieg, ein Thema, wobei diese erste nen würde.23 Auf Grundlage dieser Fragestellung Phase der Universitätsreform untrennbar mit der legte Gerard van Swieten am 17. 1. 1749 eine Reihe Person des Leibarztes Maria Theresias, Gerard van von Verbesserungsvorschlägen auf dem Gebiete der Swieten21, verbunden ist. Der konkrete Anlass war medizinischen, chirurgischen und pharmazeutischen relativ unspektakulär. Die medizinische Fakultät der Wissenschaften der Universität Wien vor und stellte Universität Wien hatte am 24. 4. 1747 um die Be- zugleich auch grundsätzliche organisatorische Überstätigung ihrer Privilegien eingereicht.22 Ein formell legungen an. Er empfahl dabei u. a. eine stärkere durchaus üblicher Akt, nach Kink hatte die Hof- staatliche Kontrolle der Prüfungen, der Wahlen in kanzlei sogar schon die Bestätigungsurkunde erstellt die akademischen Funktionen und lehnte die von der (!). Dann wollte Maria Theresia aber Genaueres wis- Fakultät angeforderte Ausdehnung der akademischen sen  : Warum studieren so viele Untertanen im Aus- Gerichtsbarkeit ab.24 Vor allem die eigenständige Ju-

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  89

Abb. 3: Gerard van Swieten. 1700–1772, Präses und Direktor der medizinischen Studien ab 1749, Kaiserlicher Leibarzt und Präfekt der Hofbibliothek, Vordenker der Universitätsreformen unter Maria Theresia, Rheinische Nationsmatrikel, 1746.

risdiktion über die Universitätsangehörigen und die Promotionsordnung standen in der Kritik van Swietens. Für neue Professuren sollte ein deutlich höheres und flexibleres Gehalt gezahlt werden.25 Ausgehend von den Reformüberlegungen für das medizinische Studium hat van Swieten eine grundlegende Veränderung der Universität Wien und ihrer Struktur und Studien entwickelt. Innerhalb der Fakultäten sollte es zu einer klaren Führungsposition, dem Studiendirektor, kommen, der unabhängig von der Fakultät durch die Landesfürstin bestellt werden sollte. Dieser »staatlich bevollmächtigte Kontrollbeamte« diente der Umsetzung staatlicher Reformen innerhalb der Universität. 26 Maria Theresia bestätigte schon am 7. 2. 1749 die vorgeschlagenen Änderungen des medizinischen Studiums und ernannte van Swieten zum Direktor und

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Präses der medizinischen Fakultät. Auf Grundlage dieser Reformüberlegungen erfolgten auch die Änderungen an den drei anderen Fakultäten. Das bisherige Konsistorium als oberste administrative Behörde der Universität wurde in ein consistorium ordinarium, welches sich primär mit den eigenen Studienangelegenheiten zu beschäftigen hatte, und ein consistorium in judicialibus, welches die Jurisdiktionsagenden übernahm, geteilt.27 Nach van Swieten müssten die Professoren von der Landesfürstin ernannt werden, dem consistorium kam nur eine Gutachterfunktion zu. Die Professoren hätten primär zu lehren und sollten weder im Konsistorium sitzen, noch Dekane sein, dafür aber besser besoldet werden.28 Van Swieten wurde erster Studiendirektor der Medizinischen Fakultät. 1752 / 53 erfolgte die Neuordnung der Studien an den drei anderen Fakultäten. Die philosophischen Studien, die ihren lediglich vorbereitenden Charakter behielten, wurden auf zwei Jahre verkürzt, bei strikter Bindung an die »Beschaffenheit und Reihenfolge« der Vorlesungen, einem geradezu minutiös geordneten Studienplan.29 Zutreffend weist Notker Hammerstein darauf hin, dass diese Eingriffe in die innere Struktur der Universitäten erheblich waren. »Entschieden rigoroser als in den restlichen Reichsterritorien wurde dann zu Wien auch die aufgeklärtdespotische Obsorge des Staates über die Universität gefasst. Einer Selbstregeneration des Patienten traute man nichts zu …«30 Ein wesentliches Ziel der theresianischen Universitätsreform lag in der Kontrolle bzw. Übernahme der Vermögensverwaltung der Universität. Seit dem Mittelalter finanzierte sich die Universität primär über die landesfürstliche Dotation, ein relativ bescheidenes eigenes Vermögen sowie Einnahmen von Studierenden. Mit mehreren Verordnungen in den Jahren 1753 / 54 wird die selbstständige universitäre Vermögensverwaltung aufgehoben und das Vermögen dem Ärar eingewiesen.31 Die finanzielle Grundlage der korporativen Selbstverwaltung war damit weitgehend weggefallen. Die Frage, ob die Universität eine selbstständige Korporation oder primär eine staatliche Lehranstalt sei, wird daher meines Erachtens

bereits Mitte der 50er-Jahre des 18. Jahrhunderts entschieden. In der Übernahme der Finanzierung liegt der Abschluss der ersten Phase der theresianischen Reformen, die Korporation der Universität wird weitgehend eine Anstalt des Staates, unter relativ strenger Aufsicht der staatlichen Studienhofkommission. Die Universitätsfragen wurden in die staatliche Bürokratie eingegliedert.32 Der Prozess der Zurückdrängung der Jesuiten und der Verstaatlichung der Universitätsorganisation läuft aber parallel mit dem Ausbau der Universität, soweit es im Interesse des Staates liegt, etwa durch die Neuschaffung naturwissenschaftlicher Lehrkanzeln. Vor allem aber wird u. a. auch in Abgeltung für die entzogenen Kapitalwerte der Universität ein neues Gebäude, die Neue Aula (heute Akademie der Wissenschaften), gestiftet, welches 1756 auch formell ins Eigentum der Universität überging.33 Teil der Neuordnung der Universität Wien war auf Anregung von Gerard van Swieten auch die Anlage eines hortus medicus, der 1754 unter Maria Theresia als Medizinpflanzengarten errichtet werden konnte. Zielsetzung des zunächst rund zwei Hektar umfassenden Gartens war die Bereitstellung von Studienmaterial für Studierende der Medizin, Pharmazie und Botanik. Die ursprüngliche Anlage des Gartens erfolgte durch Robert Laugier, der auch der erste Professor für Chemie und Botanik an der Universität Wien war. Die wesentliche Ausgestaltung des Gartens erfolgte unter Nikolaus von Jacquin und seinem Sohn Joseph Franz von Jacquin zwischen 1770 und 1830.34 Der Botanische Garten, am Rennweg im 3. Bezirk, dient seit damals seinem ursprünglichen Zweck in Forschung und vor allem Lehre und ist in wesentlich erweiterter Form seit über 250 Jahren ein wichtiger Teil der Universität Wien.35 Seit 2002 findet jährlich eine große Pflanzen- und Raritätenbörse statt. Nach dem Tod van Swietens 1772 und der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 traten die Universitäten nochmals in den Blickpunkt Maria Theresias. 1774 / 75 erfolgte eine Überarbeitung der Studienpläne, der »rigoros vorgeschriebene Vorlesungsablauf« wurde allerdings beibehalten.36

Abb. 4: Josef von Sonnenfels. 1732–1817, 1767 Professor für »Polizey und Cameralwissenschaft«, Mitglied der Studienhofkommission, Hauptvertreter der Aufklärung in Österreich, Verwaltungsreformer; dieses Porträt von Anton Graff ist seit 1778 als Teil der Rektorengalerie an der Universität Wien nachweisbar.

Bilanzierend wird man sagen müssen, dass der »Kleinkrieg« mit der Universität, die Zurückdrängung der dominierenden Rolle der Jesuiten und der Kampf um die autonomen Rechte der Universität unter Maria Theresia trotz aller Proteste gegen 1760 weitgehend abgeschlossen wurde.37 Der konfessionellen Bevormundung folgte eine – ebenso unbefriedigende – Phase der »totalen Staatskuratel«.38 Grete Klingenstein fasst diesen Abschnitt der Geschichte der Universität Wien so zusammen  : »Die Universitäten erhielten einen neuen Auftrag, den sie ohne staatliches Engagement weder erfassen noch durchführen hätten können. Es begann mit der Finanzierung. Die Einkünfte aus ihren mittelalterlichen und gegenreformatorischen Stiftungen waren längst entwertet. … Zum anderen wurde die Universitätsver-

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  91

Abb. 5: Huldigung auf Erzherzog Joseph. Der spätere Kaiser Joseph II. als zehnjähriger Erzherzog auf dem Huldigungsbild der Hauptmatrikel 1751/52 unter einem mit dem österreichischen Erzherzogshut gekrönten Baldachin. Zu beiden Seiten des Erzherzogshutes Porträts seiner Eltern Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen und Maria Theresia. Die barocke, höfische Repräsentation hat auch Huldigungsbilder von Angehörigen des Herrscherhauses als Kinder, die naturgemäß keine Studierenden waren, in die Matrikel aufgenommen.

waltung von der Lehre getrennt … Das wichtigste war die Lehre. Für die Forschung wollte man nach dem Vorbild des Auslands eine Akademie gründen.«39

Reformen Kaiser Josephs II.

Auch im Bereich der Universitäten radikalisiert sich unter Kaiser Joseph II. Tempo und Ausprägung der Universitätsreform.40

92  Christoph Gnant

In seiner berühmten Denkschrift vom 2. 1. 1766 über den Zustand der Erblande breitet Joseph II. auch bereits Grundzüge seiner künftigen Bildungspolitik näher aus, wenn er feststellt, dass an den österreichischen Universitäten offenbar weniger fleißig studiert und gelehrt werde als an den protestantischen Universitäten im Reich. Als Lösung schlägt er – etwas skurril – vor, die Universitäten möglichst aus den größeren Städten zu entfernen, weil dort die »Zerstreuungen für die jungen Leute« zu groß seien.41 Paul von Mitrofanov beschreibt die bildungspolitischen Ziele Josephs II. zutreffend so  : »Ihm war jede Wissenschaft nur insofern von Wert, als sie dem Staate mittelbaren oder unmittelbaren Nutzen brachte.«42 In der Folge beginnt nach Barbara Gant eine aktive »vielfach auch aggressive obrigkeitsstaatliche Bildungspolitik«43. Kaiser Joseph II. hat sich auch mit dem Studienbetrieb selbst auseinandergesetzt. Auf die Feststellung der Studienhofkommission, dass eine Verminderung der Zahl der Professoren im Rahmen der josephinischen Sparpolitik nicht möglich sei und in einigen Bereichen mehr Lehrstühle erforderlich wären, erfolgte eine sehr ungnädige Antwort Josephs vom 29. 11. 1781  : »3. Muss nichts den jungen Leuten gelehrt werden, was sie nachher entweder sehr seltsam, oder gar nicht zum Besten des Staats gebrauchen oder anwenden können, da die wesentliche Studien in Universitäten für die Bildung der Staatsbeamten nur dienen, nicht aber bloss zu Erziehung Gelehrter gewidmet sein müssen, … 5. … Alle übrigen Fakultäten ohne Ausnahme müssen hinfüro auf deutsch alle ihre Vorlesungen abhalten, und so fielen alle die doppelten Professores bey der Philosophischen Fakultät in beyden Sprachen gleich von Anfang hinweg, … und wahrhaft geschickte und den Universitäten Ehre machende Männer müssen ausgewählet … werden, wozu … durch Gestattung der unterschiedlich tolerirten Religionen eine desto leichterer stoff in der Auswahl dargebothen wird.«44

Diese Analyse ist ein Schlüsseltext für die Sicht Josephs II. auf die Universitäten. Er enthält richtungsweisende Elemente, wie die Einführung der deutschen Sprache als Sprache der universitären Lehre und Disputation, oder die Toleranz, offenbart aber zugleich ein rein auf die rationale Zweckorientierung bezogenes Verständnis von Wissenschaft und Ausbildung. Aufgrund dieser Grundsatzentscheidung erfolgt 1782 die berühmt-berüchtigte Aufhebung der Universitäten Graz, Innsbruck, Brünn und deren Umwandlung in sogenannte Lyzeen. Die Zentralisierung des Bildungswesens ging mit einer deutlichen Sparpolitik einher.45 Das größte Verdienst des Kaisers im Bereich der Universitätsreform liegt sicher im Auf brechen der konfessionellen Grenzen.46 Der klerikale Charakter der Universität wird endgültig verdrängt. Das »Dreieck Kirche, Staat und Universität« zerfällt.47 Auch in der Toleranzpolitik gilt neben der Überzeu- Abb. 6: Kaiser Joseph II., Porträt in Uniform. Kaiser Joseph II. lehnte gung von der Schädlichkeit des Gewissenszwangs barocke Ausdrucksformen auch in der Kleidung ab. Er ließ sich fast vor allem der Grundgedanke der Nützlichkeit für ausschließlich in Uniform malen. Dieses Porträt eines unbekannten Künstlers befindet sich vermutlich seit dem 18. Jahrhundert das allgemeine Staatswohl.48 Bei allen Zweckmä- räumlich an der Universität Wien, seit 1821 im Bereich der Univerßigkeitsüberlegungen josephinischer Toleranz muss sitätsbibliothek. Die bildliche Repräsentation des Landesherrn aber festgehalten werden, dass die persönliche Über- innerhalb der Universität hat eine bis in die frühe Neuzeit zurück zeugung Josephs II., dass die Gewissensfreiheit ein gehende Tradition (Repraesentatio in effigie). positiver, von der Nützlichkeitsfrage getrennter Wert sei, unbestreitbar ist.49 Zunächst erfolgte die Zulas- dem Gehorsamsversprechen gegenüber dem »römisung der Protestanten zur Erlangung akademischer schen Stuhl« 1785.52 Die Universität hat gegen alle diese Maßnahmen Grade am 22. 7. 1778 für die juridischen Studien, am 11. 9. 1778 auch für medizinische und philosophi- heftigen Widerspruch eingelegt und musste zur Toleranz und zur »Entkirchlichung« geradezu genötigt sche Studien. Wenn sich die jüdischen Einwohner der Länder werden (!). Von den weiteren Reformen in der Zeit Josephs II. der Monarchie aus dieser Sicht zu »nützlichen Staatsbürgern« entwickeln sollen, müssen ihnen auch die seien die Aufhebung der akademischen GerichtsbarUniversitäten offenstehen. Im Zusammenhang mit keit und die Abschaffung der Amtstracht beispielhaft dem sogenannten Toleranzpatent erfolgte 1781 / 82 hervorgehoben. die Zulassung der Juden zum Studium, inklusive Die Jurisdiktion über die eigenen Angehörigen dem juristischen und medizinischen Doktoratsstu- war ein konstitutionelles Element der Universidium.50 tätsautonomie 53. Erst die Gerichtsbarkeit grenzte In diesem Zusammenhang erfolgte die weitere die Universitätsangehörigen als Angehörige einer Entkirchlichung des Studiums mit der Aufhebung selbstständigen Korporation von kirchlicher oder des Eides auf die unbefleckte Empfängnis 178251 so- landesherrlicher Jurisdiktion ab. Dieser einheitliche wie des Glaubensbekenntnisses und des Eides mit Gerichtsstand war insofern sinnvoll, als er auch den

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  93

spezifischen Besonderheiten etwa des Studentenle- lis akademischer Würdenträger. Die Amtstracht des bens wie auch dem spezifischen Schutzbedürfnis ex- Rektors, der spätere schwarze Talar mit dem Hermeterner Studierender und Lehrender gerecht werden linbesatz, war überdies ein Zeichen der Gerichtsbarkonnte.54 Die genaue Abgrenzung der Gerichtsbar- keit der Universität und der quasi fürstlichen Qualität keit der Universität zu anderen Gerichtsständen blieb des Rektors.61 Die Direktorenbilder der Barockzeit, stets strittig, insbesondere auch im Verhältnis zur welche heute etwa im Großen Festsaal der Universität städtischen Gerichtsbarkeit.55 Für das Verständnis Wien ihren würdigen Platz haben, repräsentieren dieder folgenden Ereignisse ist wichtig, dass die Auf- ses akademische Selbstverständnis. Es ist daher nicht hebung der akademischen Gerichtsbarkeit weniger erstaunlich, dass Teil des Verstaatlichungsprozesses eine primär gegen die Universität gerichtete Maß- der Universität auch das Verbot der akademischen nahme umfasste, sondern Teil der allgemeinen Ge- Amtstracht war. Schon Maria Theresia hat 1773 ein richtsreform Josephs II. war.56 Am 28. 7. 1783 wird Gesuch der Universität auf Erneuerung der Amtsim Rahmen der Neuordnung der Gerichtstände trachten abgelehnt, weil sie mit derartigen »unnützen die Gerichtsbarkeit des consistorium in judicialibus Sachen« nichts zu tun haben wollte.62 Zum Entsetzen aufgehoben. Die Universität versucht diese Maß- der Universität hob dann Joseph II. am 11. 11. 1784 nahme  – erfolglos  – zu verhindern und argumen- die Amtstracht ganz auf  : »Die auf den hohen Schutiert vor allem dahin gehend, dass die Doktoren der len … bei öffentlichen Feierlichkeiten gewöhnliche Universität dem adeligen und nicht dem städtischen Tragung der fliegenden Haare, und der reichen und Gerichtsstand unterstehen müssten. Das diesbezügli- bebrämten sammeten Mäntelchen der Rektoren und che Gesuch vom September 1783 geht daher in zwei Dekanen, so wie iener, deren sich die Doktoren zuRichtungen, zum einen wird festgestellt, dass die weilen gebrauchen, soll gänzlich abgestellet werden  ; Universität die Gerichtsbarkeit seit Jahrhunderten folglich steht ihnen frei, bei dergleichen Gelegenund aufgrund einer Reihe von Privilegien zum all- heiten in ihren eigenen Kleidern zu erscheinen. Die gemeinen Besten ausübe und die Maßnahme daher dießfälligen Kleidungen sind durch Versteigerung zu entbehrlich sei.57 Zum anderen aber wird festgehal- veräusern, und das daraus gelöste Geld ist den Kassen ten  : »Wenn aber Euer Majestät aus anderen Grün- der Fakultäten, die eines und das andere angeschafft den, die wir in tiefster Ehrfurcht verehren, bey dem haben, überlassen, und der von der gleichfalls zu verEntschluß die Gerichtsbarkeit dieser hohen Schule äusernden Kleidung des Rektors zu lösende Betrag aufzuheben, verbleiben wollen, so haben wir aber al- kann unter die 4 Fakultäten vertheilt werden.«63 Mit lerunterthänigst gebethen …«, dass »die wirklichen der Mitteilung des Konsistoriums an die Fakultäten Doktoren dem adelichen Foro zugetheilet werden«.58 vom 4. 12. 1784 endete zunächst die jahrhundertealte Auch in der Frage der Talare erfolgten im Jahr- Tradition der Amtstracht. Die Aufhebung mit der zehnt der Alleinregierung Josephs II. wesentliche geradezu kleinlichen Anordnung wie mit dem Erlös Änderungen. Schon seit der Gründungsphase der der Veräußerung der Mantelkleider umzugehen sei, Universitäten ist eine spezifische Amtstracht ihrer ist unabhängig von ihrer grundsätzlichen Bedeutung Funktionsträger überliefert. Seit den ältesten Darstel- auch ein gutes Beispiel für die Detailverliebtheit von lungen von Rektoren der Universität Wien sind Barett Anordnungen Josephs II. Das Fehlen einer sichtbaren und Talar Teile des »Funktionsgewandes« des Rektors Kleidung für Funktionsträger wurde innerhalb der der Universität Wien.59 Das Amtskleid war im Mit- Universität als großes Defizit empfunden, wobei Vertelalter ein wichtiger Teil der Insignien der Universität suche unter Kaiser Leopold II. auf Wiedereinführung Wien, das gemeinsam mit den Szeptern und den Sie- scheiterten.64 Erst 1804 unter Kaiser Franz II. war für eine Gegeln der Universität 60 die äußeren Kennzeichen der autonomen Kooperation der Universitäten umfassten. neration josephinisch geprägter Universitätslehrer In den Talaren symbolisierte sich die nobilitas mora- das Interesse an einem Amtskleid gesunken,65 die

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Abb. 7: Josephinum. Eröffnungsvortrag des ersten Direktors Giovanni Alessandro Brambilla vom 7.11.1785 in der medizinischchirurgischen Akademie; aquarellierter Kupferstich von Hieronymus Löschenkohl, Wien 1785. Heute ist das sog. Josephinum Teil der Medizinischen Universität Wien und Aufbewahrungsort der einzigartigen Sammlung anatomischer Wachspräparate.

Abb. 8: Anatomisches Theater in der Neuen Aula. Wegen der Heilung eines Augenleidens durch den Anatomen und Augenarzt Josef Barth finanzierte Kaiser Joseph II. 1784 den Hörsaal der »Schola anatomiae« im Parterre der Neuen Aula, heute Akademie der Wissenschaften. Im Vordergrund Pallas Athene und der Hinweis auf den amtierenden Rektor Joseph von Herbert. Lavierte Zeichnung von Joseph Eisner, 1787, aus der Hauptmatrikel.

Verleihung von Amtsketten als äußere Symbole von hender Diskussion zwischen 1925 und 1927 wurden Rektor und Dekan hingegen in den Vordergrund am 5. 1. 1927 die Wiedereinführung der Amtstracht getreten. Eine erste »Medaille« wurde unter Kaiser und die Anfertigung eines »Mustertalars« seitens des Leopold II. verliehen. Am 3. 6. 1804 suchte die Uni- Unterrichtsministeriums bewilligt. Die artistische versität Wien unter dem Rektor Franz von Zeiller um Kommission des akademischen Senats orientierte Verleihung einer neuen Amtskette an. Mit Hofdekret sich bei der inhaltlichen Gestaltung des neuen Amtsvom Dezember 1804 wurden die neuen Amtsketten kleides an den Rektorsbildern aus der Barockzeit.68 als »Ehrenzeichen« von Kaiser Franz II. grundsätz- Seit damals gibt es wieder Talare als Symbole univerlich bewilligt.66 Bis ins 20. Jahrhundert trugen Rek- sitären Selbstverständnisses,69 die an der Universität tor und Dekane die Kette bei feierlichen Anlässen Wien auch »die Stürme der Diskussion« als Folge der zu schwarzer Kleidung.67 Erst in einer Zeit schwie- 1968er-Bewegung überlebt haben. Mit der Ausgestalriger materieller Verhältnisse und größter innerer tung der Universitäten als autonome juristische PerAuseinandersetzungen zum Ende des Ersten Welt- sonen öffentlichen Rechts durch das Universitätsgekriegs lebte die inneruniversitäre Diskussion über setz 2002 ist die Amtstracht zugleich auch wieder ein das Fehlen der Amtstracht wieder auf. Nach einge- Symbol der universitären Unabhängigkeit.

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  95

Abb. 9: Rektorskette 1804/05. Kaiser Franz II. verlieh im Dezember 1804 der Universität Wien als Ersatz für die 1784 abgeschaffte akademische Amtstracht fünf Ehrenzeichen für den Rektor und die Dekane. Die Amtskette besteht aus zwei übereinander gelegten Malteserkreuzen; darüber ist anstelle des von der Universität angestrebten Rektorszepters das Symbol der Kaiserkrone, worin sich die starke Abhängigkeit der Universität vom Staat zeigt, angebracht. Die Avers-Umschrift um das Porträt des Kaisers lautet: »FRANCISCUS ROM. ET AUST. IMP.«

Die dargelegte Fokussierung des Studienbetriebs auf Nützlichkeitsaspekte, vor allem in den theoretischen Fächern, darf aber abschließend nicht den Blick auf die Expansion im Bereich des Gesundheitswesens verstellen, auch wenn diese zunächst nicht innerhalb der Universität Wien erfolgte.70 Eine wesentliche Zielsetzung der josephinischen Reformen war auch die Verbesserung des bestehenden Gesundheitswesens, insbesondere in ländlichen Gebieten sowie im militärischen Bereich. Im Sinne der grundlegenden Zweckmäßigkeitsvorstellung des Josephinismus war die Neuordnung der Ausbildung des medizinischen Personals ein wichtiges Anliegen. Joseph von Sonnenfels hat dabei die Wichtigkeit der Versorgung von breiten Bevölkerungsgruppen betont.

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Das wesentliche Anliegen der josephinischen Gesundheitspolitik, einer stärkeren Spezialisierung der Ärzte, widersprach aber dem bisher an der Universität üblichen Bildungsziel eines möglichst umfassend in allen Teilbereichen der Heilkunde ausgebildeten Arztes.71 Der Kaiser schuf daher mit Eröffnung der medizinisch-chirurgischen Akademie am 7. 11. 178572 eine bewusst von der Universität getrennte Ausbildungsstätte für Ärzte, wobei diesen an der »Josephsakademie« ausgebildeten Ärzten dieselben Rechte eingeräumt wurden wie den an der Universität ausgebildeten Kollegen. Die neue Akademie wurde der militärischen Verwaltung unterstellt, weil Joseph II. in diesem Bereich unter Umgehung der Universität seine Reformvorstellungen rascher verwirklichen konnte.73 Das binnen zwei Jahren fertiggestellte Gebäude der medizinisch-chirurgischen Akademie, welches heute als Josephinum bezeichnet wird, war gemeinsam mit dem Allgemeinen Krankenhaus und dem sogenannten Narrenturm Teil eines neuen medizinischen Komplexes. Die Akademie setzte unter dem ersten Direktor, dem früheren Wundarzt des Kaisers Giovanni Alessandro Brambilla, das neue, auf eine stärkere Spezialisierung ausgerichtete Studium um, wobei die Unterstellung der Akademie unter die militärische Organisation nicht bedeutete, dass die Absolventen alle automatisch als Chirurgen im Militärdienst tätig waren, sondern auch im zivilen Bereich eingesetzt wurden.74 Die medizinisch-chirurgische Akademie war daher kein Teil der Universität, stand aber in engem Bezug zur Universität. Das Josephinum ist auch ein Beispiel dafür, dass Widerstand aus der Universität gegen die rasche Umsetzung von Studienreformen in gewissem Maße erfolgreich war, allerdings in der Folge zu einer ressourcenmäßig durchaus gut ausge-

Nächste Seite: Abb. 10: Zulassung von Juden zum medizinischen und juridischen Doktorat. »Allerhöchste Entschließung« von Kaiser Joseph II. vom 12.1.1782, wonach erstmals Juden zu den nicht-theologischen Studien, insbesondere zum Doktoratsstudium der Medizin und der Jurisprudenz zugelassen wurden, als wichtiger Teil der sog. josephinischen Toleranzgesetzgebung.

Die Universität Wien im 18. Jahrhundert  97

statteten Sondereinrichtung führte, die zugleich in einer gewissen Konkurrenz zur Universität stand. Das 18. Jahrhundert war auch an der Universität Wien von Entkirchlichung, Verstaatlichung und Ausbau »moderner« Wissenschaften geprägt. Das zentrale Ziel der Universitätsreformen war die Ausbildung geeigneter Staatsdiener  : »Die Hauptabsicht des Staates ist, dass die Untertanen für eine überall gleichförmige, zweckmäßige Lehrart und nach bestimmten Grundsätzen zu seinem Dienste gebildet werden …«75 Dieser Verstaatlichungsprozess des Josephinismus wirkt bis ins 21. Jahrhundert nach. Anmerkungen  1 Mühlberger, Kurze Blicke, 24.  2 Wink ler, Rechtspersönlichkeit, 10.   3 Zur Geschichte der Universität Wien immer noch zentral K ink, Geschichte, hier 1/1, 257f.  4 Mühlberger, Kurze Blicke, 26.  5 Zur Universitätsreform in Österreich umfassend: Fer z, Universitätsreform, hier 52 – 54.  6 Mühlberger, Kurze Blicke, 30.  7 Wolf, Geschichte, 3.  8 Frötschel, Theresianisch, 71 – 86.  9 Fer z, Universitätsreform, 70f. 10 Vgl. dazu etwa die Beiträge in  : Schm a le / Zedinger /  Mondot, Josephinismus, sowie die zusammenfassende Dar­stellung der Forschungen zum 18. Jahrhundert in Österreich bei Wallnig / Frimmel / Telesko, 18th Century Studies. 11 Schm a le, 18. Jahrhundert, 28 – 34. 12 Schm a le, 18. Jahrhundert, 34. 13 Zur Problematik eingehend Gna nt, Akademische Gerichtsbarkeit, 615 – 617. 14 Gna nt, »Territorialer Etatismus«, 38f. 15 K lueting, Josephinismus, Quellen, Nr. 27, 55 – 61, hier 55. 16 Hersche, Muße und Verschwendung, 986. 17 So auch R eina lter, Aufgeklärter Absolutismus, 326. 18 Dazu und zum Folgenden eingehend Gna nt, Territorialer Etatismus, 39 – 41. 19 Holenstein, Kommunikatives, 191 – 208, hier 205, mwN. 20 Gnant, »Territorialer Etatismus«, 40. 21 Zu diesem etwa Lesk y/Wa ndruszk a, Van Swieten. 22 Schr auf, Grundzüge, 49f. 23 K ink, Geschichte, I, 444. 24 Gna nt, Akademische Gerichtsbarkeit, 618. 25 K ink, Geschichte, I, 448 – 451, Gutachten abgedruckt in

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K ink, I/II, 254 – 271. 26 Fer z, Universitätsreform, 81. 27 Schr auf, Grundzüge, 50 – 52. 28 Fer z, Universitätsreform, 81. 29 Fer z, Universitätsreform, 85 30 H a mmerstein, Aufklärung, 183f. 31 K ink, Geschichte, I, 475f. 32 Fer z, Universitätsreform, 101, bezeichnet die Studienhofkommission zutreffend als das »Wissenschaftsministerium des achtzehnten Jahrhunderts«. 33 Wink ler, Rechtspersönlichkeit, 16. 34 Zur Entstehungsgeschichte des Gartens Jacquin, Universitäts-Garten, 3 – 25. 35 K iehn/Petz-Gr a benbauer, Botanischer Garten, 1 – 32. 36 Fer z, Universitätsreform, 122 – 125, Zitat 125. 37 Fer z, Universitätsreform, 128, 38 Wink ler, Rechtspersönlichkeit, 20. 39 K lingenstein, Bildungskrise, 218. 40 Siehe dazu umfassend Stoiber, Universität Wien  ; vgl. auch Stiegelbauer, Wiener Universität. 41 K lueting, Josephinismus Nr. 39, 88 – 107, hier 99f. 42 Mitrofa nov, Joseph II., 807. 43 Ga nt, »National-Erziehung«, 98. 44 K ink, Geschichte, I, 547. 45 Fer z, Universitätsreform, 133 – 136. 46 Gna nt, Akademische Gerichtsbarkeit, 619. 47 Fer z, Universitätsreform, 141. 48 Dazu eingehend u. a. die Beiträge in Ba rton, Zeichen der Toleranz ; Leeb/Scheutz/Weik l, ­Geheimprotestantismus. 49 Vgl. dazu Be a les, Joseph II., Vol. II, 177f. 50 Schr auf, Grundzüge, 55 51 Mühlberger, Kurze Blicke, 42. 52 Fer z, Universitätsreform, 142. 53 Zur akademische Gerichtsbarkeit allgemein A lenfelder, Akademische Gerichtsbarkeit. 54 Dazu eingehend Gna nt, Akademische Gerichtsbarkeit, 620 – 628. 55 Zur Stellung der Studierenden vgl. auch Ga ll, Alma Mater. 56 Ogr is, Joseph II., 147. 57 Gna nt, Akademische Gerichtsbarkeit, 626. 58 UAW CA 1.0.251 fol 8r, September 1783, genauere Datierung ist im Konzept nicht ersichtlich. 59 Dazu eingehend Ga ll, Insignien, 40. 60 Ga ll, Insignien, 13. 61 Ga ll, Insignien, 41. 62 Ga ll, Insignien, 50. 63 Kaiserliche Verordnung vom 11.11.1784, Handbuch der k.k. Gesetze, 3. Abteilung, 6. Band, 401. 64 Ga ll, Insignien, 51. 65 Ga ll, Insignien, 55. 66 Ga ll, Insignien, 79f.

67 Mühlberger, Kurze Blicke, 42. 68 Zu den Einzelheiten Ga ll, Insignien, 55 – 57. 69 Vgl. dazu Wimmer, Amtstracht, 129 – 138. 70 Mühlberger, Kurze Blicke, 44. 71 Dazu umfassend Hor n/Lindenhofer, Josephinum, 23 –  42 72 Wy k lick y Josephinum, 57. 73 Zu den Einzelheiten der Entstehung siehe Hor n, Hintergründe Josephinum, 215 – 244. 74 Hor n/Lindenhofer, Josephinum, 37. 75 Gottfried van Swieten, im August 1782 in einer Diskussion des Staatsrats; hier zitiert nach Stiegelbauer, Wiener Universität, 34.

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Hellmut Lorenz

Der josephinische Bautenkomplex Allgemeines Krankenhaus, Garnisonsspital, Narrenturm und Josephinum

D

ie im Folgenden behandelten Bauten stehen nur in indirekter Verbindung zur Geschichte der Universität Wien. Da sie jedoch seit der Regierungszeit Josephs II. der medizinischen Ausbildung auf hohem akademischem Niveau gedient haben und sich zudem seit der Etablierung des »Campus Altes Allgemeines Krankenhaus« (1997) zu einem wichtigen und intensiv frequentierten Schauplatz des aktuellen akademischen Lebens der Wiener Universität entwickelten, erschien es gerechtfertigt, die Vorstellung dieses weiträumigen Baukomplexes hier in Form ­eines Exkurses einzuschieben.

Das Allgemeine Krankenhaus

Der Baukomplex des Allgemeinen Krankenhauses wurde am 16. August 1784  – ohne jede Feierlichkeit – von Kaiser Joseph II. der Öffentlichkeit übergeben. Schon den Zeitgenossen galt die weitläufige Anlage als architektonische Neuschöpfung des aufgeklärten Monarchen  : »Das würdigste Denkmal dieses ruhmreichen Herrschers ist ohne Zweifel das neuerbaute Universalhospital, ein Meisterwerk der Kunst und Erfindung. Das Gebäude dieses Hauptspitales in der Alstergasse ist von einem ungeheuren Umfang ins Geviert und für mehrere tausend Personen geräumig und zweckmäßig gebauet.«1 Auch zeitgenössische Ansichten, wie etwa der kurz nach der Eröffnung publizierte Kupferstich von Joseph und Peter Schaffer (Abb. 1) vermitteln den Eindruck eines Neubaus. Ganz zweifellos war es ein rigoroser Kraftakt des Kaisers, in kurzer Zeit die Idee eines Zentralspitals für Wien umzusetzen, doch handelt

es sich dabei »nur« um die Verregelmäßigung eines weitläufigen Baukomplexes, dessen bauliche Substanz bereits zu etwa 80 – 90 % bestanden hat und schon über Jahrzehnte hinweg für verschiedene soziale Zwecke genutzt wurde. Anders ausgedrückt  : Der gewaltige Baukomplex des Spitals wäre nie zustande gekommen, hätte es die um 1780 bereits bestehende Baustruktur verschiedener Trakte und Höfe nicht gegeben. Die Anfänge der Anlage reichen fast ein Jahrhundert zurück2  : 1686 widmete der kaiserliche Rat Johann Theobald Franck ein großes Grundstück – es entspricht etwa dem heutigen Hof 1 des alten Allgemeinen Krankenhauses – testamentarisch als Baugrund für ein Soldatenspital. Hier im Westen der Stadt, im Bereich des Alser Baches, bestanden seit jeher verschiedene kleinere Bauten, die der Krankenpflege dienten. Um 1570 war hier auch der »kaiserliche Gottesacker« in Form eines italienischen »campo santo« errichtet worden, 1657 entstand in der Nachbarschaft der städtische »Kontumaz-Hof« als Seuchenlazarett  ; vor allem Pest-Kranke wurden hier in Quarantäne (»contumacia«) gehalten. Anregung für die Franck’sche Stiftung bot das nach 1671 erbaute Hôtel des Invalides in Paris  ; im Gegensatz zur überaus repräsentativen Monumental­ architektur in Paris war die Wiener Anlage freilich nur als schlichter Nutzbau konzipiert. Nach Eingang weiterer Stiftungen sowie auch einiger von Kaiser Leopold I. verfügter Sondersteuern konnte 1693 mit der Errichtung der vier den Hof begrenzenden Trakte begonnen werden. Bald wurden hier dann auch die zahlreichen Armen Wiens untergebracht. Wie Reise­beschreibungen des frühen 18. Jahrhunderts

Der josephinische Bautenkomplex  101

Abb. 1  : Wien, Allgemeines Krankenhaus, Zustand kurz nach der Eröffnung 1784, Kupferstich von Joseph und Peter Schaffer. Während Kaiser Joseph II. den Baulichkeiten der Universität keine Aufmerksamkeit widmete, entstand in seiner Regierungszeit (1780–1790) innerhalb weniger Jahre der große Baukomplex des Allgemeinen Krankenhauses, das heutige Areal des Universitäts-Campus AAKH.

Eine großzügige Erweiterung wurde ab 1726 wieberichten, konnten um 1700 bereits mehr als 1.000 Personen versorgt werden.3 Um 1715 war die Zahl derum durch eine Stiftung von privater Seite mögder Insassen – »krancke und blessierte Soldaten, nun lich  : Der Hofkammer-Rat Freiherr Ignaz von Thaaber auch allerhand personen beides geschlechtes, le- vonat hatte seinen gesamten Besitz im Wert von dige und verheiratete«4 – auf 2.500 angestiegen, da 600.000 Gulden dem Armen- bzw. Invalidenhaus an den Trakten kontinuierlich weitergebaut wurde  : hinterlassen  ; seinem Willen nach sollte das Geld vor»Es ist nicht lang, dass man ein gantzes Gefach Häu- wiegend der Unterbringung der Invaliden gewidmet ser darzu gebaut hat, welche sich auf etliche hundert werden. Ein kurz danach veröffentlichter KupferZimmerlein belauffen«, berichtet die Stadtbeschrei- stich von Salomon Kleiner (Abb. 2) benennt in der bung Bormastinos, der den Bau als »großmächtiges Legende die Doppelfunktion der Anlage (»ArmenGebäu« bezeichnet, »von einem Umfang, worin- Hauss und Soldaten-Spitahl«) und weist auch die nen man sagen kann, dass eine kleine Stadt stehen Trakte im Hintergrund als »Tavornatische Stifftung« möchte, mit unzählbaren Zimmerlein«5. aus. Der Baukomplex erscheint auf dem Stich frei-

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Abb. 2  : Ansicht des »Armen-Hausses und Soldaten-Spitahl«, um 1730, Kupferstich von Salomon Kleiner.

lich wesentlich symmetrischer und aufwendiger gestaltet als in der Realität um 1730  ; der monumentale Mittelrisalit zeigt nur ein nie realisiertes Projekt, das an »imperiale« Entwürfe der beiden Fischer von Erlach im Hofburgbereich erinnert. Da die Verwaltung der Stiftung des Freiherrn von Thavonat in den Händen des niederösterreichischen Statthalters Graf Sigmund Friedrich von Khevenhüller lag, wurde seinem Haus-Architekten Franz Anton Pilgram, einem Schüler des Johann Lucas von Hildebrandt, die bauliche Umsetzung anvertraut.6 Bis heute haben sich an verschiedenen Stellen im AKH markante architektonische Details (Fenster, Portale, Treppenbalustraden, Dekorformen) aus dem barocken Formenrepertoire Pilgrams erhalten (Abb. 3). Im Jahr 1737 lobte der baukundige Reisende Johann Michael Küchel aus Bamberg das »herrliche Kayßerl. Invaliden-Hauß in der Alstergaß«  ; glaubt man seinen Angaben, so

konnten damals bereits »3.500 Personen bequemlich einlogirt werden«7. Im Zuge einer von Maria Theresia im Jahr 1749 verfügten Neuordnung des Militärinvalidenwesens kam es erneut zu einer funktionalen Umwidmung  : Den Invaliden wurden nun wiederum die Trakte um den großen Hof (Hof 1) zugewiesen, während die Armenpflege in die Thavonat’schen Höfe verlegt wurde. Da in der architektonischen Gestaltung zwischen den Funktionen »Soldatenspital« und »Armenhaus« kaum Unterschiede bestanden, ließen sich derartige Umwidmungen zügig bewerkstelligen  ; dies hat später auch für Joseph II. die schnelle Einrichtung des neuen Zentralspitals in diesen verschiedenen Trakten wesentlich erleichtert. In den Thavonat’schen Höfen war bald zu wenig Platz für die große Zahl der Armen sowie Nutzungen für andere Zwecke, die aufgrund einzelner Stiftungen im Laufe der Jahre hier einge-

Der josephinische Bautenkomplex  103

Abb. 3  : Barock-Fenster im Hof 2 des Allgemeinen Krankenhauses, um 1730. Detail der Erweiterung der Anlage nach Entwurf von Franz Anton Pilgram.

richtet worden waren. So wurden ab 1752 – wiederum nach Plänen von Franz Anton Pilgram – drei weitere Höfe (heute  : Höfe 3, 5, 6) im bewährten Rastersystem errichtet, die vor allem der Armenpflege dienen sollten. Nach Fertigstellung konnten etwa 6.000 Personen hier untergebracht werden  ; in der Verwaltung dieser »Stadt in der Stadt« gab es jedoch zunehmend zahlreiche Unklarheiten und Missstände. Die Erweiterungsmöglichkeiten des Baukomplexes waren nun weitgehend ausgeschöpft. Die außerordentlich präzise Vogelschau der Wiener Vorstädte von Joseph Daniel Huber zeigt das weitläufige Areal im Zustand von etwa 1770 (Abb. 4). Der große Hof 1 ist hier als »K. K. Invaliten Hauß« ausgewiesen, die dahinter angeordneten sechs Höfe als »Das große arme Hauss«. In diesen kleineren Höfen waren auf Anordnung von Maria Theresia seit 1760 zahlreiche Maulbeerbäume angepflanzt worden, um – gleichsam als Beschäftigungstherapie für die Armen – eine bescheidene Seidenzucht einzurichten  ; diese Maßnahme brachte jedoch nicht die erhofften Resultate und wurde bald darauf wieder eingestellt. Hubers Vogelschau zeigt jedenfalls bereits nahezu alle jene Baulichkeiten, die ab 1784 für die neue Funktion als »Allgemeines Krankenhaus« verwendet wurden (vgl. dazu Abb. 1). Für Joseph II. hatte die Realisierung eines neuen Großspitals in Wien hohe Priorität  ;8 er hat schon vor 1780 als Mitregent konsequent auf eine Reform des

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Spitalswesens hingearbeitet und persönlich wie auch über Dritte Meinungen zu diesem Thema eingeholt. Als er 1777 incognito nach Paris zu seiner Schwester Marie Antoinette reiste, inspizierte er Pariser Spitäler, die damals als vorbildlich galten  ; parallel dazu hatte er den Militärchirurgen Johann Hunczovsky, Mitglied mehrerer ausländischer Akademien, mit einer Studienreise nach England, Italien und Frankreich betraut, deren Ergebnisse der Arzt dem Kaiser vorlegte und kurz danach auch veröffentlichte.9 In den 1781 erlassenen »Direktiv-Regeln« ließ Joseph  II. festlegen, dass der Baukomplex des großen Armenhauses nun ausschließlich als Hauptspital für die »wirklich Kranken« dienen sollte – eine Idee, die grundsätzlich schon auf Gerard van Swieten, den Leibarzt Maria-Theresias, zurückgeht. Die Armen und Invaliden wurden in weiterer Folge abgesiedelt. Zielstrebig ordnete Joseph II. 1782 einen Wettbewerb unter den führenden Ärzten Wiens an, bei dem auch grundsätzliche Fragen (Großspital – ja oder nein  ?, Neubau oder Adaptierung  ?) diskutiert wurden. Der ausführlichste Beitrag des renommierten Arztes Franz Xaver Fauken10 sah einen völligen Neubau »auf einer erhöheten Gegend« im Bereich der damals noch schwach besiedelten nordwestlichen Vororte außerhalb des »Linienwalls« (heute  : Gürtel) vor. Sein Projekt folgte freilich im Hof-Trakt-System dem bereits bestehenden Bau des Armenhauses und beugt sich damit dem Sachzwang der vom Kaiser favorisierten Idee. 1783 wurde Joseph Quarin, der Leibarzt ­Jo­sephs II., zum Direktor des Hauptspitals ernannt  ; er war fortan für die Organisation, aber auch für die Adaptierung des großen Baukomplexes verantwortlich, der nun ausschließlich der medizinischen Versorgung der Zivilbevölkerung Wiens gewidmet

Nächste Seite: Abb. 4  : Areal des »Invaliten- und Armen-Hausses«, Zustand um 1770: Detail aus der Vogelschau Wiens von Joseph Daniel Huber. Im Vergleich mit dem Zustand von 1784 (Abb.1) lässt sich gut erkennen, dass fast die gesamte Bausubstanz des Allgemeinen Krankenhauses bereits in verschiedenen Etappen im Laufe des 18. Jahrhunderts geschaffen worden war.

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Abb. 5  : Wien, Allgemeines Krankenhaus, Haupteingang an der Alserstraße, inschriftlich 1784 datiert.

war. Dabei war ihm mit Joseph Gerl ein erfahrener Baupraktiker beigestellt worden, der für die architektonisch nicht sehr spektakuläre Sanierung, Adaptierung und Überformung der überkommenen Bausubstanz zuständig war und diese Aufgabe solide erledigt hat, sodass das Spital schon nach kurzer Bauzeit im August 1784 eröffnet werden konnte. Die zeitgenössische Charakterisierung der schlichten Gebrauchsarchitektur – »von außen ohne Pracht, aber gleichförmig, einfach und reinlich«11 – lässt sich bis heute nachvollziehen. Nur wenige markante Bauteile, wie etwa der an der Alser Straße gelegene Mittelrisalit mit dem Haupteingang und der Inschrift  : »S A LV T I ET SOL AT IO A EGRORV M JOSEPH VS II. AVG. MDCCL X X X I V« (Abb. 5) sind anspruchsvol-

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ler gestaltet und gehen wohl auf Ideen von Isidore Ganneval (Canevale) zurück, der im kaiserlichen Hofbauamt für alle Bauten der Vorstädte Wiens zuständig war  ; er besaß das Vertrauen des Kaisers und war bereits ab 1783 an anderen Planungen im Areal (»Narrenturm«, Josephinum – siehe dazu weiter unten) tätig.12 Die letzte Erweiterung um zwei Höfe

Nächste Seite: Abb. 6  : Gesamtplan des ab 1783 neben dem Allgemeinen Krankenhaus neu errichteten militärischen Spitalskomplexes. Grundriss aus: Giovanni Alessandro Brambilla, Appendice alla storia della chirurgia Austriaca militare, Pavia 1800: Links oben einige Höfe des Allgemeinen (=zivilen) Krankenhauses, Narrenturm, Garnisonspital und »Josephinum« (unten).

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wurde erst nach Auflassung des »Kaiserlichen Gottesackers« ermöglicht. Genau ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung des Spitals ließ Kaiser Franz II. / I. an Stelle des Friedhofes die heutigen Höfe 8 und 9 erbauen und in respektvoller Huldigung an Joseph II. über dem hohen Einfahrtstor zur Garnisongasse die Inschrift »SA LV TI ET SOL ATIO A EGRORVM FR ANCISCVS I. MDCCCX X XIV« anbringen.

Das Garnisonsspital

Der Narrenturm

Auf einem kleinen Grundstück an der Scharnierstelle zwischen Zivil- und Militärbereich des Spitalskomplexes entwarf der Architekt Ganneval einen der erstaunlichsten Bauten des Klassizismus in Mitteleuropa  : Für die Unterbringung der »Wahnwitzigen« (sowohl der »Civil-« als auch der »Militär-Irren«) entstand ab 1783 ein wuchtiger, fünf Geschosse hoher Zylinder (Abb. 7). Seine architektonische Formensprache ist außerordentlich reduziert  ; kräftige Rustizierung überzieht den gesamten Rundbau in monotoner Weise. Die schmal dimensionierten Fensterschlitze unterstreichen das abweisende, festungsartige Erscheinungsbild noch zusätzlich, das durchaus als »architecture parlante« verstanden werden will. Die Reduktion auf eine stereometrisch klare Grundform erinnert an Tendenzen des sogenannten französischen »Revolutionsklassizismus«, die dem aus Paris nach Wien gekommenen Architekten wohl bekannt gewesen sein dürften. Der Narrenturm konnte nach kurzer Bauzeit noch vor dem Hauptspital in Betrieb genommen werden. Die hier versorgten Geisteskranken waren in Einzelzellen untergebracht – ein aus medizinischer Sicht wichtiger Fortschritt gegenüber der bisherigen Unterbringung in mehrfach belegten Sälen. Damit war eine intensivere Betreuung, aber auch Überwachung der Patienten ermöglicht. Grundsätzlich erinnert dies an die Struktur von Gefängnisbauten, ein Bautypus, zu dem sich auch die nächsten Parallelen zum Narrenturm finden.

Von Anfang an hatte Joseph II. auch Überlegungen zur besseren ärztlichen Versorgung des Militärs angestellt und dabei auch die Erneuerung des Systems der chirurgischen Ausbildung angestrebt. Wichtigster Berater in diesem Bereich war Giovanni Alessandro Brambilla, der aus Pavia nach Wien gekommene Leibchirurg des Kaisers. Parallel zur Umformung des Armenhauses zum Zentralspital entstand nun in unmittelbarer Nachbarschaft ein gänzlich neu errichteter Baukomplex für das Militär (Abb. 6). Für das Garnisonsspital wurde der Bereich des alten »Contumaz-Hofes« gewählt, der außerhalb der PestZeiten auch als Armenhaus gedient hatte und nun abgebrochen werden konnte  ; einige Grundstücke zur Währinger Straße mussten zusätzlich erworben werden. Die großzügigen Dimensionen der Hofanlage, die grundsätzlich das Hof-Trakt-System des Allgemeinen Krankenhauses aufgreift, sind erst in den letzten Jahren – im Zuge der Sanierung als Zahnklinikum der Medizinischen Universität Wien – wieder erkennbar geworden. Nach dem Rat Brambillas waren die Räume zum Zweck der besseren Belüftung Das Josephinum außerordentlich hoch gebaut worden. Der Einsatz von Soldaten für den Bau ermöglichte die schnelle Weitaus stärker an traditionellen Würdeformeln Realisierung des Projektes  ; Brambilla spricht davon, architektonischen Gestaltens ist der Bau des 1785 dass hier täglich bis zu 1.000 Mann zum Bau abkom- eröffneten »Josephinums« orientiert, in dem die mandiert wurden. Im großen Hof befand sich eine Militärchirurgische Akademie untergebracht war kleine oktogonale Kapelle, seitlich war ein Botani- (Abb. 8).14 Der Bau entstand in enger Zusammenarscher Garten für Heilkräuter angeordnet, davor ein beit zwischen dem Leibchirurgen des Kaisers, Giovanni Alessandro Brambilla, und dem Architekten vierflügelige Hofanlage für die Studenten13. Ganneval. Die räumlich gestaffelte Hauptfassade ist zur Währinger Straße hin ausgerichtet, sie ist im

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Abb. 7  : Der »Narrenturm« im Allgemeinen Krankenhaus, 1783/84 nach Entwurf von Isidore Ganneval errichtet. In diesem festungsartigen Bau waren sowohl »Civil-« als auch »Militär-Irre« untergebracht.

klassischen Typus einer »Cour d’honneur-Anlage« gestaltet, wie sie nach französischem Vorbild im Schlossbau der Barockzeit häufig anzutreffen ist. Direkte Verwandtschaft besteht aber vor allem auch zu dem eben erst, um 1776 / 77 von Nicolo Pacassi und Franz Anton Hillebrandt fertiggestellten Platz vor der Hofbibliothek im Bereich der kaiserlichen Hofburg (heute  : Josephsplatz). Sowohl die Gestalt des Mittelrisalits als auch die kolossalen Pilaster jonischer Ordnung sowie die streng gehaltenen Detailformen zeigen deutliche Übereinstimmung. Die Entscheidung, die »Academia Medico-Chirurgica Viennensis« zum architektonischen Glanzstück im Areal des großen neuen Spital-Viertels aufzuwerten, dürfte nicht nur auf den Architekten Ganneval zurückgehen,15 sondern wurde wohl auch von Kaiser Joseph II. absichtsvoll mitgetragen  : Das Erscheinungsbild der Lehranstalt in den Formen einer spätbarocken Schlossanlage kann durchaus als

Ausdruck der Hochschätzung der akademischen Lehre verstanden werden. Zum Vergleich  : In dem fast zeitgleichen Neubauprojekt von Franz Xaver Fauken war in herkömmlicher Gewichtung noch die Kirche des Areals jener Bauteil, dem die aufwendigsten architektonischen Akzente vorbehalten waren. Im Mittelrisalit des Josephinums, in dem man den Festsaal vermuten würde, war der große Hörsaal (»Anfiteatro«) untergebracht .16 Heute ist im Josephinum das Institut für Geschichte der Medizin untergebracht. Im musealen Bereich des Hauses hat sich in einigen Räumen die große Sammlung jener färbigen anatomischen Wachsmodelle des menschlichen Körpers noch erhalten, die auf Anraten von Brambilla zunächst für die Zwecke von Studium und Lehre angeschafft wurden. Joseph II. hatte im Jahr 1780 anlässlich eines Besuchs bei seinem Bruder Leopold – damals Großherzog der Toskana, später Kaiser Leopold II. – in Florenz die Modellsammlung

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Abb. 8  : Die Militärchirurgische Akademie »Josephinum«, 1783–1785 nach Enwurf von Isidore Ganneval errichtet.

Reise«), Handschrift Inv. 40.451 Jb der Wiener Stadt- und im eben erst neu eingerichteten »Museo di Fisica e Landesbibliothek. Storia Naturale« kennengelernt und angeordnet,  5 Bor m astino, Historische Erzehlung, 117 – 119. möglichst viele Kopien der dort gezeigten Wachs-  6 R izzi, Pilgram, 350 – 362, 579 – 587. Präparate des menschlichen Körpers für die Wiener  7 Küchel, Beschreibung, 24. militärchirurgische Akademie anzuschaffen. Somit  8 Wy k lick y/Skopec, Allgemeines Krankenhaus. zählt die Militärchirurgische Akademie sowohl im  9 Skopec, Krankenhaus, 9 – 21. Außenbau wie auch in der inneren Ausstattung zu 10 Fauk en, Entwurf. den aufwendigsten Schöpfungen der josephinischen 11 Geisler, Skizen , 250. 12 Bis vor Kurzem war die Schreibweise »Canevale« gebräuchEpoche in Wien.

Anmerkungen 1 Geisler, Skizen, 249f. 2 Grois, Allgemeines Krankenhaus; Lor enz, Allgemeines Krankenhaus. 3 Fr eschot, Relation, 20f. 4 Aus dem Reisebericht des Schweizer Minoriten Georg König (»Des Minoriten Georg König von Solothurn Wiener

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lich, da der Künstler wahrscheinlich einem Zweig dieser aus Oberitalien stammenden, jedoch weit in Europa verstreuten Künstlerfamilie Canevale entstammte. Er kam 1760 aus Paris nach Wien und hat sich auf Dokumenten und Bauplänen ausschließlich als »Ganneval« bezeichnet, so dass heute zumeist diese Schreibweise Verwendung findet. Siehe: Bibo, Ganneval, 1 – 7. 13 Br a mbill a, Appendice, 36 – 37. 14 Wy k lick y, Josephinum  ;  – Hor n / A blogin, Josephinum  ; darin  : Sw itta lek, Josephinischer Klassizismus, 51 –  76.

15 In einigen zeitgenössischen Beschreibungen findet sich der Hinweis, dass der mailändische Architekt Giuseppe Piermarini an der Planung beteiligt war. Dies ist möglich, lässt sich aber bislang nicht sicher dokumentieren. 16 Der Saal besteht heute nur mehr in umgebauter Form.  – Eine ausführliche Beschreibung der Innnenräume bei Brambilla (wie Anm. XIII). Siehe auch  : Peintinger, Brambilla.

Der josephinische Bautenkomplex  111

Nina Knieling

Bibliotheken als Wissensspeicher für Forschung und Lehre Ein geschichtlicher Abriss der Bibliotheksstandorte der Universität Wien ab 1365

B

ibliotheken und Universitäten bilden bereits ab den Universitätsgründungen eine Einheit, da Forschung und Lehre damals wie heute an die Verschriftlichung des Wissens und seine Bewahrung an einen Ort gebunden sind, der die Überlieferung sicherstellen soll. Bibliotheken stehen dabei nicht nur für das in ihnen enthaltene und gesammelte Kulturerbe, sondern auch für den Aufbewahrungsort per se. Die Bibliotheken der »Hohen Schule zu Wien« als zentrale Orte des Wissens lassen auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, die den Bogen vom Mittelalter bis in unsere Zeit spannen.

Entstehung der ersten mittelalterlichen Büchersammlungen

Die Bibliothek fand bereits im Stiftbrief des Jahres 1365 Erwähnung  : Darin wird festgelegt, dass der Rektor über den Nachlass von verstorbenen Universitätsmitgliedern verfügen konnte, wenn es keine Erben gab. Im Besonderen hervorgehoben sind die hinterlassenen Büchersammlungen, die der Bibliothek einverleibt werden sollten, jener neuen publica libraria, die in der deutschen Fassung des Stiftbriefs als »gemaine půchkamer und libereye« bezeichnet wird.1 (Abb. 1) Die Begrifflichkeit der »Öffentlichen Bibliothek« bedarf hier einer Präzisierung, da der Zugang zu den Buchbeständen besonders in der Anfangszeit einem äußerst eingeschränkten Personenkreis vorbehalten war, nämlich den graduierten Universitätsmitgliedern. Die mittelalterliche Universität schloss selbst ihre Studenten von der Benutzung der wertvollen Bestände aus.

Abb. 1: Detail aus der deutschen Fassung des Stiftbriefs der Universität Wien, 1365. Die spätmittelalterliche Urkunde regelt in mannigfaltiger Weise das Leben der Universitätsgemeinschaft. Dazu zählt ebenso die Passage über die »gemaine půchkamer und libereye«, die hier mittig in der deutschen Fassung dieser spätmittelalterlichen Urkunde hervorgehoben wurde.

Im Albertinum des Jahres 1384, dem sogenannten »zweiten Stiftbrief« der Universität Wien, erfolgt eine neuerliche Erwähnung der Bibliothek. Mit »librariam sue facultatis« wird allerdings explizit jene der Artistenfakultät angesprochen, die in der deutschen Fassung als »seiner maisterschafft puchkamer« bezeichnet wird.2 Es kann daher weder räumlich noch institutionell von einer einzigen Bibliothek gesprochen werden, da sich die Vielfalt der universitären Korporationen auch in den verstreuten Handschriftensammlungen der Fakultäten, Kollegien und Bursen widerspiegelte. Die Bibliothek der Artistenfakultät wurde bereits im Albertinum hervorgehoben und spielte in der mittelalterlichen Universitätsgeschichte aufgrund der finanziellen Ausstattung der Fakultät für den Ankauf von Büchern, aber auch durch wiederkehrende Schenkungen und Legate eine herausragende Rolle.3 Die mittelalterlichen Handschriften stellten einen ganz besonderen Schatz der Universität Wien dar. Ihre materielle und ideelle Wertigkeit war so

Bibliotheken als Wissensspeicher für Forschung und Lehre  113

hoch, dass man den Universitätsangehörigen in den der Theologe und Historiograf Thomas Ebendorfer beiden Urkunden der Jahre 1365 und 1384 ein Ver- von Haselbach (1388 – 1464), der die Fertigstellung kaufs- bzw. Verpfändungsverbot auferlegte, solange des Zubaus 1473 allerdings nicht mehr erlebte.6 Während zu den baulichen Maßnahmen und der Rektor oder ein Vertreter nicht die Einwilligung gegeben hatten. Als normative Quelle sahen die bei- der Handhabung dieser Kollegienbibliothek weden Urkunden auch Maßnahmen bei Diebstahl oder nige Quellen überliefert sind, finden sich mehr Details zum Entstehungskontext und dem Anwachsen Verlust von Handschriften vor. Die räumliche Verortung der Bibliothek in den der Bibliothek der Artisten, die zunächst ebenfalls mittelalterlichen Universitätsbauten durchlief eine im Herzogskolleg aufgestellt war. Von dort erfolgte stufenartige Entwicklung, welche der Größe ihrer die Übersiedlung in die in den Jahren 1423 – 1425 Sammlungen Rechnung trug. Die ersten Buchbe- erbaute »Nova structura«, oder »Neue Schul« (im stände hatten einen relativ überschaubaren Umfang. Bereich der Bäckerstraße 20).7 Im dort gelegenen So wurden die Handschriften der Artisten zunächst Fakultätshaus der Artisten fand die Bibliothek ihre in einem armarium untergebracht, einem Bücher- einstweilige Aufstellung. Doch auch hier machte die schrank, der sich unter den Stufen gegenüber der Platznot bald einen Zubau erforderlich. Nach einer magna stuba befand. Diese Aula diente als Ort für Finanzspritze aus dem Legat des Humanisten JoVersammlungen, Prüfungen und universitäre Feier- hannes von Gmunden (gest. 1442), der den Artisten lichkeiten innerhalb des 1384 gestifteten Collegium auch seine Bibliothek mitsamt mathematischen und ducale – dem Herzogskolleg – das seinerseits das astronomischen Instrumenten vererbte, konnte der Zubau 1443 fertig gestellt und die Bibliothek dorthin Herzstück des »Alten Universitätsviertels« bildete.4 Das Anwachsen der Bibliotheksbestände und der transferiert werden.8 daraus resultierende, zu allen Zeiten symptomatisch Auch die anderen Fakultäten verfügten über eiwiederkehrende Platzmangel führte zur Schaffung gene Handschriftensammlungen. Die Bibliothek der und Erweiterung von eigenen Bibliotheksräumen. Juristen war in deren Fakultätsgebäude in der SchuHierbei handelt es sich um eine genuine Entwick- lerstraße untergebracht, die Medizinische Fakultät lung, die auch für die mittelalterlichen Klosterbiblio- hingegen erhielt durch das Legat des Mediziners Nitheken nachzuweisen ist.5 kolaus von Hebersdorf (gest. 1419) dessen Haus in Wenn von der Bibliothek die Rede ist, darf nicht der Weihburggasse 10 /12 mitsamt seiner ebendort vergessen werden, dass Bücher bei Weitem nicht die aufgestellten Bibliothek. Zutritt hatten wiederum einzigen Sammlungsobjekte innerhalb der Biblio- ausschließlich graduierte Fakultätsmitglieder, den theksbestände waren. Diese enthielten ebenso medi- Studenten blieb dieser trotz eines Ansuchens im Jahr zinische und astronomische Instrumente, Landkar- 1435 verwehrt. 1443 wurde die Bibliothek aufgrund ten und Pläne, aber auch Globen oder Druckgrafiken des Platzmangels von der Weihburggasse in den Zusind in weiterer Folge zu erwähnen. Erst in späterer bau des Fakultätshauses der Artisten in die »Neue Zeit fand eine Ausdifferenzierung bzw. Institutiona- Schul« überstellt. Auch die Fakultätsbibliotheken erhielten durch Schenkungen und Legate weiterhin lisierung einzelner Sammlungen statt. Im 15. Jahrhundert präfiguriert das Anwachsen reichhaltige Bestandszuwächse.9 Im Jahr 1443 wurde eine eigene Bibliotheksorddieser vielfältigen Sammlungen durch nicht eingelöste Pfande, Schenkungen und Legate die Notwen- nung für die Artistenfakultät erlassen, welche als nordigkeit der Bereitstellung von adäquaten Räumlich- mative Quelle einen anschaulichen Einblick in die rekeiten. Für die Kollegienbibliothek, die im Collegium striktiven Vorgaben für Öffnung und Benutzung gibt. ducale aufgestellt war, wurde ein Zubau errichtet, der Die »Ordinacio de apercione librariae facultatis et usu einerseits von der Artistenfakultät, andererseits von librorum eiusdem«, die sich in den Fakultätsakten ereinzelnen Professoren finanziert wurde, unter ihnen halten hat, nimmt den Bibliothekar, der seit dem Jahr

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1415 von der Fakultät gewählt wurde, in die Pflicht, sorgsam mit den Büchern umzugehen und dies auch von den Lesern zu erwarten. Der Zugang wurde über die Funktion der Bibliothek als Wissensspeicher der universitären Lehre definiert und stellte infolgedessen ausschließlich Lehrinhalte bereit. Die Fakultätsmitglieder hatten sowohl für den Erhalt des Bibliotheksschlüssels als auch für die Entlehnung Taxen zu entrichten, einen Eid zu leisten und einen Entlehnschein auszufüllen. Bald wurde der zugelassene Personenkreis zu denselben Bedingungen auch auf die Doktoren und Magister der anderen Fakultäten ausgeweitet. Gesonderte Regelungen zu Aufstellung und Entlehnung konnten für legierte Werke aus Verlassenschaften gelten, wie dies bei der Büchersammlung des Johann von Gmunden der Fall war.10 Durch die neue räumliche Aufstellung präsentierte sich die Sammlung nun als Pultbibliothek, in der besonders wertvolle Kodizes als libri catenati mit einer Kette an den Lesepulten befestigt wurden. Für die Entlehnung dieser besonderen Werke hob man ein zusätzliches Pfand ein. Die ordinacio sah weiters vor, dass ein Bestandsverzeichnis an den Wänden der Bibliotheksräume ausgehängt werden sollte. Mit dieser Tabulatur, aber auch mit der Erstellung von Katalogen betraute die Fakultät einen Magister, der ebenso wie der gewählte Bibliothekar ab 1452 ein SaAbb. 2: Theologe Leonhard Villinus († 1567) dozierend am Katheder. lär erhielt.11 Hatte man wegen Platzmangels bereits 1473 einen Der Leibnitzer Gelehrte hielt die während der Reformationszeit herabgekommene Theologische Fakultät am Leben. Die Darstellung Teil der Bibliotheksbestände in die im Fakultätshaus gibt einen seltenen Einblick in einen Wiener Hörsaal mit Lehrkanbefindliche Wohnung des Pedellen transferiert, so zel und einem Bibliothekstisch im Hintergrund, an dem mehrere machten die laufenden Bestandszuwächse wenige Bücher angekettet dargestellt sind (»libri catenati«). Jahre später eine neuerliche Übersiedlung erforderlich. Als Folge der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern gelangte 1474 auch die erste 1510 das Hospital untergebracht waren.13 Auf dem Druckschrift, ein auf Pergament gedrucktes Dekre- Wiener Stadtplan von Wolmuet aus dem Jahr 1547 tale, in die Bibliothek.12 Der nun einsetzende Sieges- ist das Bauwerk nur mehr mit der Bezeichnung »Lizug von Druckschriften als Massenware forcierte die berey« zu finden (vgl. Abb. auf S. 43). Das Gebäude Bestandserweiterung und demnach einen neuerli- existiert heute nicht mehr, da es in der Jesuitenära zu chen Standortwechsel. Aus diesem Grund wurde die einem Großteil dem Bau des Akademischen Kollegs Bibliothek in ein 1492 von der Artistenfakultät ange- zum Opfer fiel.14 Die Bibliotheksräumlichkeiten kann man sich kauftes Gebäude zwischen der vorderen und hinteren Bäckerstraße übersiedelt (heute Bäckerstraße und auch hier wieder als Pultbibliothek vorstellen, welche Sonnenfelsgasse), in dem auch Mietparteien bzw. bis ganztägig geöffnet war. Namhafte Professoren über-

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ließen ihre Sammlungen der Artistenfakultät, darunter auch die Büchersammlung sowie die astronomischen und mathematischen Instrumente von Konrad Celtis, der 1508 verstorben war.15 Universitärer Buchbesitz ist auch in den Bursen nachweisbar. In den nach der wöchentlich zu bezahlenden »bursa« (mittellat. für »Beutel«) benannten Studentenhäusern wurde nicht nur für Kost und Logis gesorgt. Man pflegte dort auch die Lektüre, genauer gesagt das Vorlesen von Texten zur Wiederholung des Vorlesungsstoffs (»Resumptionen«).16 Das Fehlen von aussagekräftigen Quellen hat zur Folge, dass über diese Buchbestände und ihre Verwendung wenig bekannt ist, allerdings kann man anhand der Rosenburse (Postgasse 8 / Barbaragasse 1 / Dominika­ nerbastei 9)17 einen interessanten Einblick in die Buchbestände gewinnen. Die erhaltenen Bucheinbände zeigen, dass es sich auch hier um eine Pultbibliothek mit an Ketten befestigten Büchern handelte. Dies mag allerdings ein Einzelfall sein, der sich bei den anderen Bursenbibliotheken nicht nachweisen lässt. Die Verwaltung der Bibliothek oblag dem Provisor, der auch für die Entlehnung an die Stipendiaten des Hauses zuständig war.18 Nach der Pragmatischen Sanktion 1623 gingen viele Bursen zugrunde oder wurden in jesuitische Konvikte umgewandelt. Ihre Buchbestände gingen in den anderen Bibliotheken auf.

Frühneuzeitliche »Bibliothekswirren«

Für die Zeit des Verfalls der Universität nach dem Tod Maximilians I. häuften sich die Fälle, in denen Professoren nicht mehr die Einverleibung ihrer Privatbibliotheken in die Bestände der Universität oder ihren Fakultäten verfügten. So gelangten Teile der Privatbibliothek des Bischofs von Wien, Johann Fabri (1478 – 1541), erst auf Umwegen in die Bibliothek der Artistenfakultät, nachdem dieser die testamentarische Verfügung getroffen hatte, seine Handschriften und Bücher dem Collegium trilingue19 zu überlassen, welches er selbst für arme Studenten gestiftet hatte. War Alphons Lhotsky aufgrund des Nachlasskatalogs

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von einem Bestand mit 5.000 Titeln ausgegangen,20 so konnten die neuesten Forschungen von Friedrich Simader belegen, dass die Bibliothek vermutlich noch umfangreicher gewesen sein könnte und von den Bestandszahlen her auf einer Ebene mit der Privatbibliothek des Augsburgers Konrad Peutinger rangierte, die mit ihren 6.000 Titeln zu den umfangreichsten Humanistenbibliotheken nördlich der Alpen gezählt werden kann.21 Als wenige Jahre nach dem Tod Fabris der schrittweise Niedergang seiner Stiftung einsetzte, erfolgte die Inkorporation des Großteils der Bestände in die Bibliothek der Artistenfakultät, während ein geringerer Teil in den Buchbeständen der Kodrei Goldberg aufging.22 Der Rückgang der Legate und Schenkungen an die Bibliothek der Artistenfakultät ging mit der Verwahrlosung bzw. Buchverlust und -diebstahl einher. Noch 1562 wird dies als maxima confusio et maximum damnum allatum in den Fakultätsakten vermerkt, obwohl unter Kaiser Ferdinand I. die schrittweise Umwandlung und Aufwertung der Universität in eine staatliche Lehranstalt stattgefunden hatte.23 Bemerkenswert ist der Plan des niederländischen Humanisten und ersten Präfekten der Hof bibliothek, Hugo Blotius, der die vier großen Bibliotheken in Wien an einem Standort zu vereinigen suchte. Dazu zählte Blotius die zu diesem Zeitpunkt noch auf mehrere Gebäude verstreuten Sammlungen der Hofbibliothek sowie die Bibliotheken der Universitätskorporationen  : des Collegium ducale, der Artisten und der Bibliothek des Johann Fabri. Blotius‘ Konzept verfolgte die Zentralisierung der umfangreichen Bestände durch die Einrichtung einer öffentlichen Bibliothek in den Räumen des Herzogskollegs. Fortschrittlich war auch sein Gedanke, der Allgemeinheit den Zugang zu dieser neuen Zentralbibliothek mit geregelten Öffnungszeiten zu ermöglichen. Die Realisierung der Vision seines »Museum Blotianum« fand jedoch nicht statt.24 Einen Einschnitt in die bisherige Bibliotheksgeschichte stellte die Universitätsreform von Kaiser Ferdinand II. mit der Inkorporation des Jesuitenkollegs in die Universität dar, die in weiterer Konsequenz auch zu umfangreichen baulichen Veränderungen

Abb. 3: Bibliothekssaal im ehemaligen Akademischen Kolleg, Fotografie vor 1885. In diesem zweigeschossigen Prunkraum (27 m lang x ca. 8,5 m breit x ca. 8 m hoch) waren bis 1773 die Bestände der Jesuitenbibliothek untergebracht. Anschließend fanden hier zwischen 1777 und 1884 Bestände der Universitätsbibliothek ihre Aufstellung. Vor der Absiedlung in das neue Hauptgebäude am Ring entstand die obige Aufnahme.

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im Universitätsviertel führte. In der 1623 erlassenen sich zweistöckige Seitenflügel um einen kleinen Hof Sanctio pragmatica wird in Bezug auf die Bibliotheks- mit Brunnen, der Richtung Fleischmarkt durch eine sammlungen vermerkt, dass diese unter die Aufsicht Mauer abgeschlossen wurde. der Jesuiten gestellt wird. Magister und Doktoren Während die Jesuitenbibliothek also einen äußerst erhalten weiterhin uneingeschränkten Zugang. Auf prachtvollen Standort im sogenannten Bibliotheks­ den zukünftigen Standort legt man sich jedoch nicht trakt des Akademischen Kollegs erhielt, führten fest.25 Der anschließende Um- und Neubau der Al- die universitären Bibliotheken ein Schattendasein. ten Universität in den Jahren 1623 – 1654 zog die Bezeichnenderweise wurden die katastrophalen Zuangesprochene Demolierung des Gebäudes der Ar- stände in einem Gutachten der Medizinischen und tistenbibliothek nach sich.26 Die Bücherschätze der Juridischen Fakultät um 1635 kritisiert  : Universität Wien erwiesen sich in weiterer Folge als »Item ist es unerhöhrt, dass bey einer Universitet oder Zankapfel zwischen Jesuiten und Universität. Die General Studio kein gemeine Bibliotheca, deren sich Vereinigung der universitären Bibliotheksbestände sowohl Docentes als Discentes gebrauchen können, scheiterte infolge der Eigeninteressen der Teilkorposollte gefunden werden, dahero wirdt auch zu diessem rationen, die an ihrer Selbständigkeit festhielten und unentpöhrlichem Intent alle Jahr von 200 bis in die ihre Buchbestände nicht an die Jesuiten übergeben 300 fl. einkombens erfordert […].«31 wollten. Dies gilt insbesondere für die Medizinische Fakultät. Der weitere Bestimmungsort der FabriBibliothek sorgte ebenfalls für jahrelange Diskussi- Neben der geforderten Bibliotheksdotation wird onen. Die Bestände, die zuvor der Kodrei Goldberg auch die Notwendigkeit der Mittel für die »fundagehörten, wurden 1718 schließlich der Universität tion der Bibliothecae«, die Errichtung eines eigenen Bibliotheksbaus unterstrichen. Vorläufig konnte die zugesprochen.27 So kam es lediglich zu einer Zusammenführung ungelöste Raumfrage durch den 1654 fertig gestellder Bestände der ehemals im Collegium ducale un- ten Ausbau des ehemaligen Pedellenhauses32 gelöst tergebrachten Bibliothek mit jener der Artisten. Die werden. Dieses 1455 in den Besitz der Universität Tatsache, dass hier zwei Bibliotheken zu einer ver- übergegangene Gebäude beherbergte seit 1628 auch schmolzen, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Philosphische Fakultät und gab dem Haus nun diese neu entstandene Bibliothek unter den Jesuiten seinen Namen  : Schola philosophorum.33 (Abb. 4) Die einen Niedergang erlebte. Bezeichnenderweise ver- Bibliothek wurde im obersten Stockwerk des Gebäufügte der Orden seinerseits über eine eigene Univer- des untergebracht. Doch der neue Standort führte zu salbibliothek, deren Bestände im 1653 fertig gestell- keiner Verbesserung – die hohe Feuchtigkeit als verten, barocken Prunksaal28 im Bibliothekstrakt des heerendes Übel für die Bestandserhaltung war dafür Akademischen Kollegs Platz fanden (Postgasse 9, verantwortlich. Immer wieder wurden Stimmen laut, Abb. 3). Der zweigeschossige Raum hat sich bis heute die den Niedergang und die Verwahrlosung der Biberhalten. Das Deckenfresko 29 der Saalbibliothek liothek beanstandeten. Der Bollandist Jean Baptiste thront seit 1734 über den eindrucksvollen Bücherre- Du Sollier (1699 – 1740) hielt nach der Besichtigung positorien aus Eichenholz, die sich heute nicht mehr der Bibliothek fest, dass die Bücher »schockweise im Besitz der Universität befinden und als verschol- übereinanderliegend und unterschiedliche daraus len gelten. Eine Ebene unterhalb des neuen Biblio- halb verfaulet, andere per ipsum non usum in Staub thekssaals lag das Refektorium der Jesuiten, während zerfallen«.34 Die (fehlende) Präsenz der Bibliotheken der Hoim darüberliegenden Raum die Scholastiker des Ordens untergebracht waren.30 Dieser Bibliothekstrakt hen Schule zu Wien in Reisebeschreibungen bzw. schloss im Südwesten unmittelbar an das Jesuiten- topografischen Skizzen von Wien bildet die geringe kolleg an. Zu beiden Seiten vorgelagert gruppierten Bedeutung unter den Bibliotheken Wiens ab. Nach

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dem in Reisebeschreibungen wiederkehrenden Loblied auf die räumlich imposante und an raren Beständen reiche Hofbibliothek beschreibt Johann Basilius Küchelbecker 1732 die universitären Sammlungen folgendermaßen  : »Die Universität besitzet ebenfalls eine zahlreiche Bibliothek.« Man kann »dieselbe, wenn man darum Ansuchung thut, zu sehen bekommen, denn ordentlicher Weise stehet solche nicht offen. Es bestehet aber dieselbe aus lauter ordinarien und bekannten Büchern, so meistentheils zu denen humanioribus dienen  ; […] ausser denenselben ist in solcher eben nichts rares anzutreffen. Von denen vier Fakultäten hat auch eine jedwede ins besondere ihre Bibliotheck, so ist ebenfalls nur mittelmäßig, iedoch übertreffen diejenigen, so die Jesuiter besitzen, die andern alle.«35

Sowohl vonseiten der Jesuiten als auch von der Universität häuften sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts konkrete Vorschläge, wie mit der Bibliothek weiter zu verfahren sei. Doch konnte man sich 1740 weder auf die Überlassung der Bestände an die Jesuiten, noch die 1755 von Rektor und Konsistorium Abb. 4: Blick in die Postgasse, Fotografie vor 1900. Diese historische gewünschte Unterbringung im gerade in Bau befind- Fotografie zeigt die Postgasse, an deren virtuellem Ende sich die Scuola philosophorum befand. Kurze Zeit nach Entstehung der lichen neuen Aulagebäude (später Akademie der Wis- Fotografie wurde das Gebäude demoliert, um durch einen Bau der senschaften) einigen.36 Jahrhundertwende ersetzt zu werden. 1748 hatte man den Mediziner Johann Maximilian Dietmann37 zum Bibliothekar der Büchersammlung gewählt, der die 1753 mittels Hofdekret einflussreiche Präfekt der Hofbibliothek, Gerard van angeordnete Übersiedelung der Bibliotheksbestände Swieten, von Maria Theresia damit beauftragt, die von der Schola philosophorum in das Universitätshaus Bibliotheksbestände zu übernehmen.40 Zu diesem (Sonnenfelsgasse 19) vornahm.38 Auch dort waren die Zeitpunkt umfasste der Buchbestand gemeinsam mit konservatorischen Bedingungen für die Lagerung ka- der Bibliothek Fabris die ehemaligen Bibliotheken tastrophal. des Collegium ducale, der Artisten und der Bursen. Da keine Möglichkeit gefunden werden konnte, In Einzelfällen verblieben Büchersammlungen bzw. die Bibliothek in adäquaten Räumlichkeiten im Restbestände an ihrem angestammten Ort, wie im neuen Aulagebäude unterzubringen, folgte am 8. Falle der Buchbestände der übrigen Fakultäten.41 1756 fand die Übergabe von rund 2.790 Bänden Jänner 1756 überraschenderweise die Entscheidung von Rektor und Konsistorium, die Universitätsbi- an die Hof bibliothek statt. Davon entfielen 1.037 bliothek Maria Theresia »zur allerhöchsten freyen auf Handschriften und 1.750 auf Druckschriften mit Disposition überlassen zu wollen […]«, da die Hof- einem Anteil von 364 Inkunabeln.42 Während sich bibliothek ohnedies eine öffentliche Bibliothek sei.39 für die Handschriften ein eigenes Verzeichnis erhalDrei Wochen später, am 24. Jänner 1756 wurde der ten hat, erweist sich die Rekonstruktion des Druck-

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schriftenbestands aus Ermangelung eines Katalogs als äußerst schwierig. Die Vorgehensweise und der Umgang mit universitären Bibliotheksbeständen spiegeln somit die inneren Spannungen zwischen der Societas Jesu und der Universität wider, die für die Jesuitenära prägend waren. Letzten Endes verlor die Universität mit der Abgabe ihres Bücherschatzes an die Hofbibliothek einen umfangreichen Wissensspeicher, der nicht zu ersetzen war. In der Literatur über die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bibliotheken der Universität Wien wird bereits ab dem 15. Jahrhundert gerne von der Bibliothek der Artistenfakultät als Haupt- oder Universitätsbibliothek gesprochen. Natürlich sind wir unserem modernen Denken verhaftet, die Bedeutung universitärer Büchersammlungen dieser Periode als Institution der Universität Wien als Ganzes zu sehen. Realiter waren sie aber schrittweise gewachsene Bibliotheken der Teilkorporationen mit eingeschränktem Zugang. Erst die Auflösung des Jesuitenordens 1773 stellte die Weichen für die Gründung der Institution Universitätsbibliothek mit ihrem neuen Standort im Bibliothekstrakt des Akademischen Kollegs.43

11 Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge, 465. 12 K ink I, 142. 13 Schr auf, Die Universität [im Mittelalter], 991–992  ; Perger, Universitätsgebäude, 101–102. 14 Franz Gall und Walter Pongratz vertreten die irrige Meinung, dass sich die »Liberey« an der Stelle des heutigen Ignaz-Seipel-Platzes befunden hätte. Vgl. Ga ll, Alte Universität, 66  ; Pongr atz, Universitätsbibliothek, 18. Bereits Friedmund Hueber hat diese Ansicht widerlegt, die anhand der Rekonstruktion des Straßenverlaufs der Riemergasse auf späteren Stadtplänen ersichtlich ist. Vgl. Hueber, Zur Entwicklung der Baugestalt, 114. 15 Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge, 467–468. 16 Mühlberger, Studentenbursen, 130. 17 Ebendort, 178–179  ; Perger, Universitätsgebäude, 88. 18 http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/kataloge/

universitaet/Rosenburse.htm (19.11.2014)

19 UAW, Ladula XXIV.6 Urkunde über die Einrichtung der Bibliothek des Bischof Johannes für die Studenten des Collegium trilingue, vgl. auch Denk, Collegium trilingue. 20 Die Angabe wurde auf Basis des Nachlasskatalogs Fabris von Alphons Lhotsky ermittelt. Lhotsk y, Johannes Fabri, 228– 241. 21 Sim a der, Johannes Fabri, 272. 22 Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln, 200–202. 23 Mühlberger, Ferdinand I. als Neugestalter der Universität Wien. 24 Stumm voll, Hofbibliothek, 107  ; Molino, Blotianum. 25 Ga ll, Die Alte Universität, 68–70. 26 K ink I, 359. Für die Edition der Sanctio pragmatica, insbesondere § 6 zur Bibliothek vgl. K ink II, 456–457. 27 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 6. Annmerkungen 28 A lk er, Wiener Universitätsbibliothek, 93. 29 Für genauere Angaben zum Deckenfresko verweise ich auf  1 Csendes, Die Rechtsquellen der Stadt Wien, 152 bzw. 168. den Artikel von Werner Telesko in diesem Band.  2 L ack ner, Diplomatische Forschung, 83 bzw. 106. 30 Scholastiker waren Jesuiten vor dem letzten Gelübde und  3 Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge, 464 – 467. befanden sich noch in universitärer Ausbildung, durften aber  4 Schr auf, Die Universität [im Mittelalter], 983–985   ; bereits philosophische Vorlesungen halten. Die von Gall Gott­l ieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge, 464  ; Gall, und Pongratz gewählte Bezeichnung Juniorat ist für diesen Die Alte Universität, 26–32. Zeitraum irreführend. Ich danke Pater Johannes Wrba SJ für  5 Jaksch/Fischer /K roller, Bibliotheksbau, Bd. 1, 31. diesen Hinweis. Vgl. Ga ll, Die Alte Universität, 74  ; Pon 6 Pongr atz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 9. gr atz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 31.  7 Perger, Universitätsgebäude, 86. Alle angegebenen Stra- 31 Das Aktenstück ist nicht datiert, entstand aber vermutlich ßennamen beziehen sich auf die heute gebräuchlichen Beum 1635. Vgl. K ink II, 231. zeichnungen. 32 Zum Pedellenhaus vgl. den Artikel von Kurt Mühlberger,  8 Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge, 464. S. 29 in diesem Band.  9 K ink I, 342  ; Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekska- 33 Standort  : Bäckerstraße 22/Postgasse 3/Wollzeile 33. Nachtaloge, 466, 468–469  ; Perger, Universitätsgebäude, 89. dem das Haus 1789 von der Universität verkauft wurde, Zur Bibliothek der Mediziner vgl. Senfelder, Heilkunde, steht an dieser Stelle heute ein Bau der Jahrhundertwende. 1018–1068. K ink I, 369  ; Ga ll, Die Alte Universität, 30–31  ; Perger 10 A FA II, 158v. bezeichnet die Schola philosophorum aufgrund des dort zuvor

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untergebrachten Karzers als »Studentengefängnis«, vgl. Perger, Universitätsgebäude, 92. 34 Zitiert nach Pongr atz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 20. 35 Küchelbeck er, Residenz-Stadt, 720–721. Zu Küchelbecker und seinen Reisebeschreibungen vgl. K auffm a nn, Stadtbeschreibungen, 69–87. 36 Pongr atz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 20–22. 37 Pongr atz, Alte Universitätsbibliothek, 139. 38 UAW, CA 1.0.175. 39 UAW, CA 1.0.195. 40 Ebendort. 41 Pongr atz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 23. 42 Sim a der, Johannes Fabri, 269. 43 Die Fortsetzung der Geschichte der Universitätsbibliothek folgt auf S. 197.

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Thomas Maisel

Vormärz, Revolution 1848 und Verlust der Alten Universität

S

ieht man vom Erweiterungsbau für die Universitätsbibliothek (entstanden in den Jahren von 1827 bis 1829) ab, so war die 1756 von Maria Theresia eröffnete Neue Aula (seit 1857 Sitz der Akademie der Wissenschaften) für mehr als hundert Jahre das einzige Gebäude, welches eigens für die Wiener Universität geplant und errichtet wurde.1 Es ist kein Zufall, dass zugleich mit dem neuen Aulagebäude auch eine tief greifende Reform des Unterrichts- und Studienwesens einherging. Dieser sollte mit einem entsprechenden Bauprogramm der nötige Raumbedarf verschafft werden. Gleichzeitig repräsentierte die Neue Aula auch die sichtbare Erneuerung der Institution Universität und die Abkehr von der jesuitischen Dominanz über das höhere Bildungswesen. Der Zusammenhang zwischen verwirklichten Reformprogrammen und Universitätsneubauten wird im hier behandelten Zeitraum dadurch erkennbar, dass erst nach dem Einsetzen der Thun-Hohenstein’schen Universitätsreform ab 1849, mit einiger Verzögerung, wieder Neubauprogramme in Angriff genommen wurden.

Universität und Studium in der »Alten Universität« bis 1848

Die theresianisch-josephinischen Reformen unterwarfen die Universität und den an ihr praktizierten Unterricht einer strengen staatlichen Aufsicht. Im Jahr 1760 wurde die Studienhof kommission eingerichtet. Vom Kaiser ernannte Studiendirektoren fungierten darin als Referenten und waren zugleich Präsides ihrer Fakultäten, wo sie den Vorsitz in den Fakultätsversammlungen führten und die Einhal-

tung der Studienvorschriften überwachten. Aktive Professoren waren ab 1760 von allen Universitätsämtern ausgeschlossen, um jede Ablenkung von ihrer Lehrtätigkeit zu vermeiden. Ihre Ernennung war dem Landesfürsten vorbehalten. Die Reformziele lagen zunächst in der Zurückdrängung des jesuitischen Einflusses auf die Universitätsstudien, welche vor allem im Bereich der medizinischen und der rechtswissenschaftlichen Ausbildung Defizite aufwiesen. Der Ausbau des absolutistischen Staates mit seinen bürokratischen Institutionen und zentralen Behördenstellen erforderte fachlich qualifizierte, der Herrschaft treu ergebene Beamte. Darin sah Joseph II. die vornehmliche Aufgabe der höheren Bildung. Während die Ideale der Aufklärung mit ihrer religiösen Toleranzgesetzgebung erstmals auch Protestanten und Juden die Möglichkeit eines Universitätsstudiums eröffneten, wurde der freien Entfaltung von Wissenschaft und ihrer Lehre an der Universität kein Platz eingeräumt. 1783 erging das ausdrückliche Verbot, an den vorgeschriebenen Lehrbüchern in den Vorlesungen irgendeine Änderung oder Ergänzung vorzunehmen. Der staatliche Kontrollapparat unterband weitgehend das korporative Eigenleben der Universität, war jedoch angesichts der beharrenden Kräfte innerhalb der Universität auch ein Garant für manche Fortschritte im Bereich der medizinisch-naturwissenschaftlichen sowie der rechts- und staatswissenschaftlichen Studien. Die Ausbildung war praxis­ orientiert und vom Primat der Nützlichkeit geleitet.2 Der Studienbetrieb unterschied sich bis zur Revolution 1848 von dem heutiger Universitäten grundlegend. Die Universität Wien war eine Schule mit dem Recht, akademische Grade zu verleihen, keine

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Forschungseinrichtung. Der schulische Charakter wurde dadurch verstärkt, dass in den Räumen der Universität auch Gymnasialunterricht stattfand. Das Akademische Gymnasium, ursprünglich eine Jesuitenschule, war im Bereich der »Alten Aula« untergebracht (Bäckerstraße 20). Die Schüler dieses sechsklassigen Gymnasiums wurden ebenso in die Universitätsmatrikel eingetragen wie die Studenten der höheren philosophischen Jahrgänge, deren Absolvierung Voraussetzung für ein Fachstudium an der theologischen, rechtswissenschaftlichen oder medizinischen Fakultät war. Erst 1866 übersiedelte das Akademische Gymnasium in den neu errichteten Schulbau am Beethovenplatz. Ebenfalls im Akademischen Kolleg untergebracht war von 1802 bis 1848 das Stadtkonvikt (mit dem Zugang vom Universitätsplatz, gegenüber der Neuen Aula), in welchem nicht nur Schüler des Akademischen Gymnasiums, sondern auch Hofsängerknaben wohnten. Der berühmteste unter ihnen war zweifellos der Komponist Franz Schubert (im Konvikt von 1808 bis 1813). Die staatliche Kontrolle des Studienbetriebs erhielt seit der Regentschaft Kaiser Franz II. (I.) eine stark restaurative und konservative Tendenz. Die Angst vor der Ausbreitung von Ideen der Französischen Revolution, später vor dem Import liberalen, antiklerikalen und (deutsch-)nationalen Gedankenguts führten zu einem System der Überwachung und Zensur, welches seit 1819 maßgeblich von den Karlsbader Beschlüssen (Verbot von Burschenschaften, Überwachung der Universitäten) bestimmt wurde. Die Professoren waren angehalten, sich exakt an die vorgeschriebenen Lehrbücher zu halten, vor allem dort, wo Religion und Philosophie betroffen waren. Entstand der Verdacht, dass in den Vorlesungen liberale oder nationale Ansichten geäußert wurden, drohte den Professoren Berufsverbot. 1824 wurde der Philosophieprofessor Leopold Rembold auf Betreiben des Monarchen in den Ruhestand versetzt, weil sein Vortrag nach Ansicht der Behörden dazu angetan war, seine Studenten in ihrer Religion schwankend zu machen. Da er bei diesen sehr beliebt war, kam es wegen seiner Absetzung sogar zu Krawallen, die von der Polizei unterdrückt wurden. Bereits vier Jahre zuvor wi-

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derfuhr dem Wiener Professor Vincenz Weintridt ein ähnliches Schicksal, wobei ihm seine Verbindung zu dem 1819 ebenfalls enthobenen Prager Theologieprofessor Bernard Bolzano zum Verhängnis geworden sein dürfte.3 Nicht nur die von den Professoren vermittelten Lehrinhalte, auch die Lebensführung der Studenten waren der Überwachung unterworfen. Der Zusammenschluss zu studentischen Verbindungen war untersagt, auch die Lektüre wurde kontrolliert. So durften Studierende in der Bibliothek keine Romane, Unterhaltungsschriften oder ausländische Konversationslexika benutzen  ; selbst Werke von Goethe und Kant konnten nur mit spezieller Erlaubnis gelesen werden.4 Der tägliche Besuch der heiligen Messe war vorgeschrieben, und über die regelmäßige Ablegung der Beichte mussten die Studenten Belege (Beichtzettel) vorweisen. Bis zum Abschluss des philosophischen Grundkurses war der Besuch von Gaststätten und Theatern untersagt. Mit zunehmendem Einfluss konservativer Kräfte kam dem Lateinischen als Unterrichtssprache ab 1790 wieder mehr Bedeutung zu, wobei jedoch nicht ein neuhumanistisches Bildungsideal angestrebt wurde, sondern die Aneignung von Grammatik und Formalismen. Die Lektüre der Klassiker barg schließlich die Gefahr, freistaatlichen Ideen des Altertums Vorschub zu leisten.5 Durch Vergabe von »Sittennoten« konnten das Lesen verbotener Bücher, Widerspruch gegen Lehrinhalte und andere Verstöße bestraft werden. Das Studium im Ausland war verboten, wobei es nur gelegentliche Ausnahmen gab. Der Studiengang war auch an den »höheren« Fakultäten in Jahrgänge mit abschließenden Annualprüfungen und vorgeschriebenen Vorlesungen gegliedert, über deren Besuch die Professoren Buch führen mussten. Nummerierte Sitze in den Hörsälen dienten der Anwesenheitskontrolle. Manche dieser Hörsäle lagen auch im Bereich des von den Jesuiten errichteten Akademischen Kollegs und befanden sich im Vormärz in einem Zustand, der als völlig unzureichend empfunden wurde. So erinnerte sich der Dichter Eduard Bauernfeld  : »Ein ehemaliger, kaum erträglich metamorphosirter Pferdestall der P. P. Jesuiten war’s, wo wir die philosophi-

Abb. 1: Aufführung der »Schöpfung« von Joseph Haydn im Festsaal der Neuen Aula am 27. März 1808 (Fotografie des Lichtdrucks vom Aquarell des Balthasar Wigand, herausgegeben durch die Gemeinde Wien 1909 zur Erinnerung an den Todestag von Joseph Haydn am 31. 5. 1809). Das Aquarell von Balthasar Wigand befand sich ursprünglich im Histor. Museum der Stadt Wien, ist jedoch seit Kriegsende offenbar verschollen.

schen Collegien hörten.«6 Gemeint war offenbar das gegenüber dem Dominikanerkloster gelegene »Stöcklgebäude«, wo später ab 1854 das Institut für Österreichische Geschichtsforschung untergebracht war. Ein anderer Student schilderte seine Enttäuschung über den Anblick der Wiener Universitätsbauten so  : »Die Wiener Universität machte freilich auf die Ankömmlinge einen nichts weniger als imposanten Eindruck, […] um auf den Platz zu gelangen, auf dem ein furchtbar nüchternes, gelb getünchtes, stilloses Gebäude […] den Sitz der Musen und Wissenschaften vorstellte.«7 In den Hörsälen waren Belüftung und Klimatisierung mangelhaft  ; in der warmen Jahreszeit litt man unter Hitze und Gestank, im Winter unter eisiger Kälte. An Eisenstäben befestigte Kerzen boten bei Dunkelheit eine spärliche Lichtquelle. In

der baugeschichtlich jüngeren Neuen Aula fanden vor allem medizinische, rechtswissenschaftliche und theologische Vorlesungen statt, aber auch hier gab es regelmäßig Klagen über Gestank, vor allem in den Sommermonaten. Der Grund dafür war, dass in diesem Gebäude ein Saal für anatomische Übungen und ein anatomisches Theater untergebracht waren  ; die dazu benötigten Leichen wurden in angrenzenden Kammern oder im Keller gelagert und verbreiteten im ganzen Haus und in den Straßen der Umgebung üblen Geruch. Ursprünglich wurden eben deswegen die anatomischen Übungen nur im Winter abgehalten  ; die steigende Zahl der Medizinstudenten erforderte es jedoch, dass auch in der warmen Jahreszeit Sezierübungen abgehalten werden mussten.8 Auch die Sammlung anatomischer Präparate, deren

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Grundstock auf Gerard van Swieten zurückging, Flügelvorbauten und der Mangel an Leseplätzen (oft wurde in der Neuen Aula aufbewahrt.9 mussten bis zu fünfzig oder mehr Personen auf der Der medizinisch-naturwissenschaftliche Lehrbe- Straße warten) konnten nicht anders bewältigt wertrieb war vornehmlich im Erdgeschoss der Neuen den.13 Für die Verbesserung der räumlichen Situation Aula angesiedelt, die juridischen und politischen des Lehrbetriebs gab es außer Umbauten keine MaßWissenschaften sowie die Theologie in den Stockwer- nahmen. So wurde vermutlich um 1828 der Heuboken darüber, jedoch hat es im Laufe der Jahrzehnte den über dem früheren Pferdestall im Stöcklgebäude immer wieder Änderungen gegeben, die aufgrund zu einem Obergeschoss ausgebaut.14 Ansonsten ist der schwierigen Aktenlage nicht immer klar nach- in den Akten der Universität lediglich von Adaptievollziehbar sind. Auf dem Dach des Aulagebäudes rungen und Reparaturen die Rede. Um die Störung befand sich die Universitätssternwarte, deren Lage des Vorlesungsbetriebes durch den Lärm vorbeifahmitten in der Stadt schon zu Beginn des 19. Jahrhun- render Fuhrwerke zu verhindern, wurde 1812 verfügt, derts als sehr nachteilig erachtet wurde. 1804 wurde die Straßen im Universitätsviertel mit Ketten abzuvon der niederösterreichischen Regierung ein Neu- sperren, eine Maßnahme, die bereits im Mittelalter bau abgelehnt.10 Der Astronom Johann Joseph von praktiziert wurde.15 Welche Haltung die Regierung Littrow forderte bei seinem Amtsantritt 1819 die Ver- der universitären Raumsituation gegenüber einnahm, legung an den Rand der Stadt, mehr als Umbauten wird unter anderem aus dem 1814 verfolgten Plan wurden jedoch nicht bewilligt  ; erst 1883 konnte eine ersichtlich, den Kanzleibetrieb des Universitätssynneue Sternwarte beim Türkenschanzpark in Betrieb dikus und des Pedellen in deren Dienstwohnungen genommen werden. Für den chemischen und physi- zu verlegen, um die dadurch frei gewordenen Räume kalischen Unterricht gab es eigene Laboratorien, die im Universitätshaus (domus antiqua) gewinnbringend jedoch den Ansprüchen einer »forschenden« Univer- vermieten zu können.16 Nicht die Hebung des Unisität nicht gerecht wurden. Dies war in den Augen versitätsbetriebs, sondern die wirtschaftliche Nutder Regierung auch nicht deren Aufgabe. Um die zung der Universitätsbauten war hier das Anliegen. Lichtverhältnisse im chemischen Hörsaal der Neuen Als 1820 eine Erweiterung des anatomischen HörAula zu verbessern, wurde 1805 genehmigt, die Fas- saales in der Neuen Aula wegen akuten Platzmangels sade des gegenüberliegenden Universitätshauses – die erwogen wurde, bewilligte die Regierung zunächst domus antiqua in der Sonnenfelsgasse – zu weißen, nur eine provisorische Lösung des Problems  : Die damit das dadurch reflektierte Licht die Helligkeit Vorlesung sollte in zwei Teilen abgehalten werden, erhöhen möge.11 1820 regte der Universitätsgebäude- damit alle Studenten abwechselnd daran teilnehmen inspektor an, versuchsweise Argandsche Lampen zur konnten.17 Offenbar ist es erst zirka fünfzehn Jahre Beleuchtung der Hörsäle einzusetzen – das waren später zu entsprechenden baulichen Maßnahmen gemoderne Öllampen, die ein deutlich helleres Licht kommen. Die bauliche Vernachlässigung der Universität erzeugten. Dennoch stimmte die Mehrheit der Professoren für die Beibehaltung der Beleuchtung mit war nicht allein der chronisch schlechten Lage des Staatshaushaltes geschuldet, sondern Ausdruck eiWachskerzen.12 Obwohl die Klagen über Platzmangel und Un- nes bildungspolitischen Programms. Der Schwerzulänglichkeiten der Hörsäle zahlreich waren, gab punkt wurde auf technische und praxisorientierte es für die Universität nur im Bereich der Bibliothek Ausbildung gelegt, von der man sich auch dringend durch den Erweiterungsbau von 1827 bis 1829 eine erforderliche Impulse für die Hebung von Wirtschaft umfassendere räumliche Verbesserung. Hier waren und Gewerbe erhoffte. Nicht Universitäten, sondern die Zustände freilich katastrophal gewesen. Der Zu- eigene Fachinstitute wurden dafür geschaffen und wachs an Büchern durch die josephinischen Klos- gefördert.18 Trotz Staatsbankrotts 1811, der die Verteraufhebungen, die Baufälligkeit der nordöstlichen wirklichung einige Zeit verzögerte, wurde 1815 das

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Abb. 2: Der Universitätsplatz in der Nacht vom 13. zum 14. März 1848.

Wiener Polytechnische Institut zur »Emporbringung der vaterländischen Gewerbe durch wissenschaftlichen Unterricht« eröffnet.19 Kurz darauf wurde für dieses neue Institut in der Nähe der Karlskirche ein großzügiger Neubau errichtet, obwohl die Staatskasse nach den Kriegen gegen Frankreich leer war. Das schon länger existierende Tierarzneiinstitut drohte im Staatsbankrott unterzugehen, was durch Eingliederung in den Verband der Universität Wien 1812 verhindert werden konnte. Auch für diese Einrichtung wurde im Jahr 1823 ein Neubau eröffnet.20

Die Universität als Veranstaltungsort

Eine Neuerung im Universitätsbetrieb, die manchmal nur gegen den Widerstand von einigen Professoren durchgesetzt werden konnte, war die Abhal-

tung von universitätsfremden Veranstaltungen im Festsaal der Universität in der Neuen Aula. Den Anfang bildete die Vorführung einer Flugmaschine des bürgerlichen Uhrmachers Jakob Degen am 7. August 1807.21 Degen hat seinen Flugapparat, der mit beweglichen Schwingen ausgestattet war, später noch an anderen Orten vorgeführt, und sich offenbar tatsächlich, wenn auch mithilfe eines mit Wasserstoff gefüllten Hilfsballons, in die Lüfte erhoben. Ob er auch im Festsaal der Universität unter dem Fresko von Gregorio Guglielmi schwebte, ist nicht belegt. In seinem Antrag an das Universitätskonsistorium äußerte er die Absicht, für seine Vorführung Eintrittskarten verkaufen zu wollen. Dies wurde jedoch von der Universität nicht gestattet  ; die Nutzung von universitären Räumlichkeiten zu kommerziellen Zwecken widersprach nach Ansicht der Professoren der Würde des Hauses. Von diesem Prinzip wollte

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man auch in den folgenden Jahrzehnten nicht abwei- wäre für die Universität sicher nicht vorteilhaft gewechen  ; jede Veranstaltung sollte wenigstens zum Teil sen. Das Musikleben Wiens, das zu dieser Zeit vom einem gemeinnützigen Zweck dienen. Da es ganz Übergang adeligen Mäzenatentums zur Entfaltung ohne finanzielle Mittel selten ging, waren freiwillige bürgerlicher Musikpflege gekennzeichnet war, stand Spenden möglich  ; eine Kassa zum Verkauf von Ein- in voller Blüte, litt jedoch unter dem Mangel an getrittskarten oder zur Entgegennahme von Spenden eigneten Konzertsälen.24 Obwohl es auch vorkam, in der Universität selbst wurde jedoch nicht gestattet. dass Anträge abgelehnt wurden, fanden bis 1840 im Selbstverständlich durfte der Studienbetrieb in keiner Universitätssaal fast achtzig Konzerte statt, oft auch Weise gestört werden, auch die nötigen Einrichtun- zu gemeinnützigen Zwecken, die der universitären gen mussten nach Ende der Veranstaltungen wieder Gemeinschaft selbst zugutekamen.25 Bei diesen Gelegenheiten waren die Größen des entfernt werden und jede Beschädigung des Saales Wiener Musiklebens repräsentiert. Schon bei einem war zu vermeiden. Die Vorführung des Flugapparats hat offenbar der ersten der adeligen Liebhaberkonzerte im Deeine interessierte Öffentlichkeit auf die Eignung zember 1807 dirigierte Ludwig van Beethoven selbst des Festsaales zum Veranstaltungsort aufmerksam die Aufführung seiner 3. Symphonie (Eroica)  ; kurz gemacht. Nur wenige Monate nach dem Flugver- darauf auch seine vierte. 1813 brachte er im Festsaal such, im November des Jahres 1807, richteten die der Universität sogar zwei seiner Werke zur UraufOrganisatoren adeliger Liebhaberkonzerte in Wien führung, nämlich seine 7. Symphonie und das Oran die Universität das Ansinnen, im Festsaal musi- chesterwerk »Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei kalische »Akademien« abhalten zu wollen. Der An- Vittoria«. Das Konzert sollte Spenden für die bei der trag spaltete das Konsistorium in Befürworter und Schlacht von Hanau verwundeten österreichischen Gegner. Letztere argumentierten oft ganz im Geiste und bayerischen Soldaten einbringen. Die Lautstärke der josephinischen Universitätsreformen  : Der Musik dieser und mancher anderer Aufführung führte zur wurde keine Gleichrangigkeit mit den Wissenschaf- nicht unbegründeten Sorge, dass Schäden an der ten, die an der Universität beheimatet waren, zuge- Saaldecke davon herrühren könnten. standen, und auch kein höherer »politischer NutDas zweifellos berühmteste Konzert im Univerzen«. Ihre Praktizierung in der Universität barg die sitätssaal war die Aufführung von Joseph Haydns Gefahr der Verleitung der akademischen Jugend zu Oratorium »Die Schöpfung« am 27. März 1808. Der »Zerstreuungen, die ihre Verwendung auf Wissen- greise Komponist war während des ersten Teils selbst schaften, die dem Wohl des Staates nothwendiger u. anwesend – es war sein letztes Auftreten in der Öfnützlicher sind, [be]hindern«.22 Auch spätere Anträge fentlichkeit. Ihm wurde bei dieser Gelegenheit von auf musikalische Darbietungen führten in der Uni- der Wiener Gesellschaft und von Musikerkollegen versität zu solchen Zwistigkeiten  ; nur die Tatsache, in einer beispiellosen Weise gehuldigt  ; die Erinnedass jene oft wohltätigen Zwecken dienten, konn- rung daran ist in Text- und Bildwerken überliefert. ten die Gegner der Praxis, »[…] ewig und ewig den Es handelte sich um die letzte »Akademie« der adeUniversitäts-Saal zu bezahlten Musiken herzuleihen«, ligen Liebhaber, und stand ganz im Zeichen vaterbesänftigen.23 In Wahrheit hatte die Universität je- ländischer Gesinnung  : Offenbar um die Verbundendoch kaum Entscheidungsspielraum. Die adeligen heit mit den in den Kriegen gegen Napoleon verloren Musikliebhaber, die den Beginn einer über drei Jahr- gegangenen habsburgischen Territorien in Italien zu zehnte hinweg andauernden Abfolge von Konzerten demonstrieren, wurde das Oratorium in italienischer im Festsaal der Universität begründeten, nahmen in Sprache aufgeführt  ; am Dirigentenpult stand AntoGesellschaft und Politik höchste Positionen ein  ; an nio Salieri.26 ihrer Spitze stand der Obersthofmeister Ferdinand Von 1808 bis 1811 gab es keine öffentlichen VerFürst Trauttmansdorff. Ihren Wunsch abzulehnen, anstaltungen im Festsaal der Universität, wofür die

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Abb. 3: Franz Schams, Wachstube der Akademischen Legion in der Universität 1848 .

kriegerischen Ereignisse des Jahres 1809 wohl teil- erheblichen Summe an den Kriegskontributionszahweise verantwortlich waren. Die Armee Napoleons lungen beteiligen.29 Ab 1811 fanden wieder Konzerte und öffentlistand vor den Toren der Hauptstadt, als der Stadthauptmann von Wien die Universität aufforderte, che Veranstaltungen im Festsaal statt. Dazu zählten Hörsäle zum Zwecke der Einlagerung von Mehl auch technisch-naturwissenschaftliche Vorführunzur Verfügung zu stellen. Auch die Verwendung der gen, die jedoch im Vergleich zu den musikalischen Universität als Lazarett wurde befohlen.27 Anders Darbietungen viel weniger zahlreich waren. Der erste als 1797 stellte die Universität keine eigene Brigade, wissenschaftliche Kongress, der in den Räumen der jedoch wurden Studenten zum Militärdienst einbe- Universität abgehalten wurde, war die zehnte Verrufen. Nach der Besetzung der Stadt durch franzö- sammlung deutscher Naturforscher und Ärzte von sische Truppen musste der Vorlesungsbetrieb vor- 18. bis 26. September 1832. Die Organisatoren vor übergehend eingestellt werden, Hörsäle, die Halle Ort waren die Professoren Joseph von Jacquin (Boder Neuen Aula und die Universitätskirche dienten tanik) und Joseph Johann Littrow (Astronomie), welals Getreide- und Lebensmittellager.28 Die österrei- che erst die Erlaubnis der Regierung und des Kaisers chische Niederlage brachte für die Universität auch für diese Versammlung in Wien einholen mussten.30 finanzielle Nachteile, denn sie musste sich mit einer Auch der Polizeiminister Graf Sedlnitzky musste

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eingebunden werden, damit die »Beobachtung der für Polizeiminister Sedlnitzky war er ein »Herd der polizeylichen Vorschriften« im Rahmen der Ver- Revolution«.34 Die Gängelung des Studienbetriebs durch den sammlung gewährleistet blieb. Eigentlich war der Kongress schon für 1831 geplant gewesen, eine Cho- Staat verhinderte die Entfaltung der Wissenschafleraepidemie erzwang jedoch die Verschiebung auf ten an der Universität. Dies wurde umso mehr zu das nächste Jahr. Im Akademischen Kolleg (in den einem Problem, als vor allem in den benachbarten vom Stadtkonvikt genutzten Räumlichkeiten) war deutschen Ländern Universitäten immer mehr zu deshalb sogar ein Choleraspital eingerichtet worden, Trägerorganisationen der Wissenschaftsentwicklung obwohl dies vom Konsistorium zunächst abgelehnt wurden, eine Entwicklung, von der Österreich abworden war.31 Dass die Universität als Ort der Natur- gekoppelt erschien.35 Auch in der Regierung kam forscher-Versammlung dienen sollte, war nicht ihrer Sorge um die nachteiligen wirtschaftlichen Folgen Eigenschaft als Stätte der Wissenschaft zu verdanken, von wissenschaftlicher Rückständigkeit auf, sodass sondern dem Umstand, dass andere Säle in Wien als ab den 1830er-Jahren Lockerungen gewährt wurden. weniger geeignet befunden wurden. Einige Hundert Die Unzulänglichkeiten des Studiensystems führten Gelehrte versammelten sich sodann in Wien, darun- sogar die Behörden des absolutistischen Staates zur ter auch einige bedeutende Ärzte und Naturforscher Einsicht, dass Reformen erforderlich wären.36 Von des Auslandes. Sogar der Staatskanzler Fürst Metter- der Studienhofkommission wurden Unterkommissinich nahm selbst als Gast an einigen Sitzungen teil. onen zur Ausarbeitung von Reformvorschlägen einFür ihn war die Versammlung eine willkommene gesetzt, an denen auch Professoren beteiligt wurden. Gelegenheit zu demonstrieren, dass man in Öster- Die erarbeiteten Entwürfe sahen in den Lehrplänen reich mit dem internationalen naturwissenschaftli- aller Studien wertvolle Erweiterungen, im Studichen Fortschritt sehr wohl mithalten könne.32 Die enwesen die Lockerung der Verpflichtung, sich an Haupt- und Residenzstadt bot jedoch viele Sehens- approbierte Lehrbücher halten zu müssen, im Prüwürdigkeiten und Ablenkungen, so dass die Sitzun- fungswesen die Auflassung der vor allem von Studengen nicht immer so gut besucht waren, wie sich das ten als schikanös empfundenen Annualprüfungen die Organisatoren gewünscht hätten.33 und hinsichtlich der Besetzung von Lehrstellen die Bevorzugung eines Begutachtungsverfahrens gegenüber den bisherigen Konkursprüfungen vor  ; ferner Das »Studenten- und Professorenpack« auch den Ausbau der Einrichtung öffentlicher Dobegehrt auf  : Die Wiener Universität und die zenten.37 Keiner dieser Entwürfe, welche die staatRevolution 1848 liche Oberaufsicht zwar lindern, jedoch nicht beseitigen sollten, gelangte vor 1848 zur Durchführung. Viele junge Intellektuelle, unter ihnen auch zahl- Lehr- und Lernfreiheit, eine der zentralen Forderunreiche Studenten und Akademiker, empfanden die gen der schon bald ausbrechenden Revolution, schien Restriktionen und die Zensur des Metternich’schen darin nirgends auf. Polizeistaates als unerträglich, auch wenn die staatDie soziale und wirtschaftliche Lage zu Beginn lichen Kontrollmaßnahmen viel weniger effizient des Jahres 1848 war besorgniserregend. Das liberale waren, als es den Anschein hatte. Wer wollte, fand Besitzbürgertum fürchtete gleichermaßen den ZuMittel und Wege, an verbotene Lektüre zu gelan- sammenbruch der Wirtschaft wie die gewaltsamen gen. Mit Duldung der Regierung begann 1841 der Proteste der verarmten Massen von Arbeitern, kleiJuridisch-politische Leseverein seine Tätigkeit. So- nen Handwerkern und Tagelöhnern in den Vorstädgar Staatsbeamte zählten zu seinen Mitgliedern. Der ten.38 Die politische Lage wurde zunehmend instabil  : Verein bildete eine wichtige »Personalreserve« der Unruhen begannen in Mailand und Palermo, dann sich formierenden bürgerlich-liberalen Opposition  ; in Paris und einigen Städten des Deutschen Bundes.

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Abb. 4: Barrikade beim alten Mautgebäude gegenüber der Universitätsbibliothek (heute Postgasse 9).

Die Regierung schien handlungsunfähig  ; die Nach- großer Zahl auf dem Universitätsplatz. Sie stürmrichten über die revolutionären Ereignisse trafen auf ten die Neue Aula, um eine Petition zu beschließen, ein bereits zusammenbrechendes Kabinett. In Wien die in ihren Forderungen über die eher gemäßigte bildeten kritische Intellektuelle, Studenten, einige »Bürgerpetition« des Vortages hinausging  : Sie verProfessoren und junge Akademiker den Kern jener langten Presse- und Redefreiheit, Gleichstellung der Gruppe, welche die Erwartungen und Forderungen Konfessionen, Öffentlichkeit und Mündlichkeit gedes liberalen Bürgertums artikulierten. Die Erinne- richtlicher Verfahren, Schaffung einer allgemeinen rung an deren führende Rolle erfüllte Metternich Volksvertretung und eine Reform des Unterrichtsauch Jahre nach seinem erzwungenen Rücktritt mit wesens auf Grundlage der Lern- und Lehrfreiheit.40 Groll  ; er sprach »von einem elenden Studenten- und Die Petition sollte dem Kaiser überreicht werden. Professorenpack«.39 Zur selben Zeit tagten die besorgten Professoren im Die Studenten waren es tatsächlich, die den Gang Konsistorialsitzungssaal des benachbarten Universider Ereignisse entscheidend prägten. Am Vorabend tätshauses. Sie entsandten Anton Hye und Stephan der geplanten Sitzung des niederösterreichischen Ladislaus Endlicher, die als Liberale galten und über Landtages, von dem eine Klärung der Lage erhofft Ansehen bei den Studenten verfügten, in die Neue wurde, versammelten sie sich am 12. März 1848 in Aula, um zu beschwichtigen. Endlicher und Hye er-

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klärten sich bereit, die Petition bei Hofe vorzutragen, Fahne weht, / Es naht mit hellem Trommelklange / was sie noch am selben Tag versuchten. Ihr Erfolg Die Universität.«42 Der Ruf der Aula als Brennpunkt war jedoch nicht nach dem Geschmack der Studen- einer anfangs erfolgreichen Revolution verbreitete ten  ; der Kaiser wollte die Professoren zunächst nicht sich bis ins Ausland, und es wurden rühmende Artiempfangen, und Staatsminister Kolowrat, der Hye kel verfasst, die zur Mythologisierung der Studentenund Endlicher anhörte, missbilligte die Vorgangs- revolution beitrugen  : weise der Studenten. Als gegen Abend endlich doch »Wo noch vor drei Monden die gebückten, gedächteine Audienz gewährt wurde, endete diese ohne irnisbelasteten Gestalten trübseliger Schulfüchse vor gendeine verbindliche Zusage. Obwohl sich Hye Beginn der Unterrichtsstunden einzeln sich einfanden, am nächsten Tag vor den versammelten Studenten und kaum ein lautes Wort zu sprechen wagten, und in der Universität bemühte, seine Mission als Erfolg nach beendigtem Kollegio sich schulbekümmert wiedarzustellen, beschlossen diese, sich dem Demonsder fortschlichen  ; […] da füllen nun weltbesorgende trationszug zum niederösterreichischen Landhaus und Volksglück besprechende Comitien die Räume  ; anzuschließen. Vor dem Landhaus in der Herrenda währt das Tosen und Drängen von einer Mittergasse versammelten sich Bürger, Studenten und nacht bis zur anderen, da besteigt ein Redner nach Handwerker aus den Vorstädten  ; eine Rede von Lajos Kossuth wurde verlesen, und der Arzt Adolf Fischdem anderen die Kanzel, von da aus geht der Mißfall und der Beifall durch die ganze Residenz, durch die hof, Mitglied des medizinischen Doktorenkollegiganze Monarchie, da werden Klöster aufgehoben und ums der Universität Wien, hielt die »erste freie Rede« Öster­reichs. Die Tumulte kulminierten, als das MiMinister abgesetzt, und Gesetze berathen.«43 litär Schüsse abgab und die ersten Toten zu beklagen waren. In den Vorstädten brachen Arbeiterunruhen Auch das am 29. März gebildete Studenten-Comité aus. Noch am Abend des 13. März mussten die Re- tagte im anatomischen Hörsaal der Neuen Aula, in gierung und Staatskanzler Metternich zurücktreten. der auch alle großen Versammlungen abgehalten Die Zensur wurde abgeschafft und eine Verfassung wurden.44 Die Schwäche der zentralstaatlichen Behörden und der Regierung führten dazu, dass die in Aussicht gestellt. Zur Wahrung von Sicherheit und Ordnung be- Aula zu einer Anlaufstelle vor allem der unteren waffneten sich Bürger und Studenten aus den Be- Schichten wurde, die ein großes Vertrauen in die ständen des bürgerlichen Zeughauses Am Hof. So Studenten setzten. Klagen und Beschwerden wurden entstanden auf der Grundlage von »Besitz und Bil- vorgetragen  ; das Studenten-Comité, welches eigentdung« die bürgerliche Nationalgarde und, als deren lich zu Fragen der Unterrichtsreform beraten sollte, Teil, die aus Studenten aller Wiener Hochschulen, übte in der Stadt de facto Exekutivfunktionen aus.45 Doktoren und einigen Professoren zusammenge- Wie sehr die Universität und ihre Studenten in den setzte Akademische Legion. Das Hauptquartier der Augen der Zeitgenossen die Revolution prägten, kam Legion wurde in der Neuen Aula der Universität ein- auch dadurch zum Ausdruck, dass die an die Neue gerichtet  ; im Seziersaal, im hinteren Bereich (gegen Aula angrenzenden Straßen 1848 vorübergehend in die heutige Windhaaggasse) gelegen, hat sich die »Märzgasse« (Sonnenfelsgasse) und »Studentengasse« Wachstube befunden.41 Damit entwickelte sich die (Bäckerstraße) umbenannt wurden.46 Die Errungenschaften der Märzrevolution hatAula zu einem der wesentlichen Machtzentren der Wiener Revolution. Der Universitätsabsolvent Lud- ten für den Universitätsbetrieb bedeutende Auswirwig August Frankl widmete ihr ein Gedicht, das als kungen. Der Forderung der Studentenschaft nach erstes unzensuriertes Flugblatt eine Auflage von einer Lehr- und Lernfreiheit wurde sofort nachgegeben. halben Million Exemplaren erreichte  : »Was kommt Die kollegial geführten Zentralbehörden wurden in heran mit kühnem Gange  ? / Die Waffe blinkt, die monokratisch organisierte Ministerien umgewan-

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Abb. 5: Kleine Barrikade in der Schwibbogengasse (Bäckerstraße).

delt, und die seit 1760 bestehende Studienhofkommission (mit einer Unterbrechung von 1791 bis 1808) wurde von einem Ministerium für öffentlichen Unterricht abgelöst. Erster Unterrichtsminister wurde am 27. März der Jurist Franz Frh. von Sommaruga, der schon drei Tage später in der Neuen Aula zu den Studenten sprach und eine Umgestaltung der Universitäten auf Grundlage der Lehr- und Lernfreiheit ankündigte.47 Als am 25. April jedoch mit einem Verfassungs-Oktroy das kaiserliche Konstitutionsversprechen eingelöst werden sollte, machte sich unter den Revolutionären Enttäuschung breit. Statt einer allgemeinen Volksvertretung, wie sie in der Studenten-Petition vom 12. März gefordert worden war, sollte für den Reichstag ein Zensus gelten, der das Wahlrecht auf Steuerträger beschränkte. Dies em-

pörte umso mehr, als für die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung in Frankfurt ein freies und allgemeines (Männer-)Wahlrecht galt. In nunmehr zensurfreien Pressewerken wurde der Verfassungsentwurf heftig kritisiert. Mit lärmenden Kundgebungen und »Katzenmusiken« unter maßgeblicher Beteiligung von Studenten wurde so großer politischer Druck aufgebaut, dass Regierungsmitglieder zurücktraten und Konzessionen zugestanden werden mussten. Mit der Sturmpetition vom 15. Mai konnten die Studenten, Nationalgarde und Arbeiter ein weiteres Mal politische Forderungen durchsetzen. Die Regierung versuchte nunmehr, die revolutionären Kräfte, deren Machtzentrum sie in der Universität erkannte, in die Schranken zu weisen. Als bekannt wurde, dass die Akademische Legion mit

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Befehl vom 25. Mai aufgelöst werden sollte, flamm- Hilfe erhoffte man vergeblich vom Heer der aufstänten die Proteste erneut auf. Eine Besetzung der Uni- dischen Ungarn, das bei Schwechat zurückgeschlaversität durch das Militär wurde gewaltsam verhin- gen wurde. Das kaiserliche Militär beschoss die Stadt dert, und mithilfe von Arbeitern aus den Vorstädten mit Artillerie, wodurch auch das in unmittelbarer wurden in der ganzen Innenstadt Barrikaden er- Nähe der Universität befindliche Dominikanerklosrichtet, besonders dicht in unmittelbarer Nähe der ter beschädigt wurde.50 Am 28. Oktober begann der Universität. Nicht nur Pflastersteine, sondern auch Generalangriff, und am Abend des 31. wurde die InEinrichtungsgegenstände aus Räumen der Univer- nenstadt erobert. Viele Revolutionäre konnten sich sität wurden dafür verwendet  ; im Bibliothekstrakt dem Zugriff des Militärs durch Flucht entziehen. wurden Fenster mit Büchern verbarrikadiert.48 Die Windisch-Graetz verhängte den Ausnahmezustand Planung und Errichtung der Barrikaden wurde rasch und das Standrecht  ; 25 Todesurteile wurden vollimprovisiert  ; zwar spielte die sachkundige Hilfe der streckt.51 »Techniker« des polytechnischen Instituts dabei eine wichtige Rolle, die militärische Zweckmäßigkeit ihrer Positionierung wurde jedoch von Fachleuten auch Die Universität als Kaserne kritisiert.49 Dennoch konnte und wollte sich das Militär auf keinen Häuser- und Barrikadenkampf ein- Die Universität, die seit Ende Mai ihren Studienlassen und zog sich zurück. Trotz dieses Erfolges ge- betrieb eingestellt hatte, wurde sofort vom Militär riet die Revolution von da an in die Defensive, denn besetzt. Schon Mitte November erging der Auftrag, das liberale Bürgertum zog sich von ihr zurück und alle Gebäude samt Neuer Aula, mit Ausnahme der versuchte stattdessen, sich mit den Kräften der alten Sammlungskabinette, möglichst schnell zum Zweck der Verwendung als Kaserne zu adaptieren.52 An eine Ordnung zu arrangieren. Der Weg in die Niederlage begann am 6. Oktober, Aufnahme des Studienbetriebs war unter diesen Vorals der Befehl des Kriegsministers Latour, von Wien aussetzungen nicht zu denken. Lediglich die Räume aus Truppen zur Verstärkung des gegen die aufstän- des Akademischen Gymnasiums wurden vom Milidischen Ungarn kämpfenden kaiserlichen Heeres tär bald wieder freigegeben, um den Schulunterricht zu entsenden, zu schweren Straßen- und Barrika- zu ermöglichen. Die Anwesenheit von Soldaten gedenkämpfen führte. Latour wurde von einer aufge- fährdete die Einrichtung und die Sammlungen der brachten Menge gelyncht und an einem Laternen- Universität  ; aus den in der Aula untergebrachten pfahl aufgehängt. Dass das Studenten-Comité die anatomischen Präparaten soll Spiritus als Ersatz für Tat verurteilte, hatte keinen Einfluss mehr auf den alkoholische Getränke gedient haben.53 Die StatioBeschluss des Hofes und der Regierung, die Wiener nierung des Militärs in den Universitätsgebäuden Revolution militärisch niederzuschlagen. Fürst Win- sollte nicht nur das Wiederaufflammen revolutionädisch-Graetz erhielt die Vollmacht, mit seinen Trup- rer Umtriebe verhindern, sondern galt wohl auch als pen, die bereits das revolutionäre Prag erobert hatten, Strafmaßnahme für die Universität, deren Studengegen Wien militärisch vorzugehen. Am 20. Oktober tenschaft einen so großen Anteil an den Ereignissen von 1848 hatte. verhängte er den Belagerungszustand. Als im März 1849 der Studienbetrieb endlich wieIn Wien, aus dem viele Bürger in Panik geflohen waren, hatten die Radikalen die Macht übernommen. deraufgenommen werden konnte, war das Militär Vor der Universität wurde ein Truppenwerbeplatz immer noch anwesend. So war man gezwungen, den eingerichtet, und auf der Sternwarte des Aulagebäu- Vorlesungsbetrieb an verschiedenen Orten außerhalb des positionierte das Studenten-Comité Beobach- der inneren Stadt anzusiedeln, was durchaus im Sinne tungsposten. Auch vom Stephansdom aus wurden von Regierung und Militär war, welche gegen die Studie Truppenbewegungen vor der Stadt beobachtet. dentenschaft Misstrauen hegten und deren räumli-

134  Thomas Maisel

che Konzentration im Zentrum tunlichst vermeiden Nach und nach gab das Militär besetzte Räume wollten. Obwohl sogar der neue Unterrichtsminis- im alten jesuitischen Akademischen Kolleg frei, so ter Thun-Hohenstein intervenierte, verstärkte 1849 dass auch dort wieder ab 1854 Vorlesungen der phider Stadtkommandant sogar die Truppenstärke der losophischen und juridischen Fakultät stattfinden Wiener Garnison.54 Im Bereich der Alten Universität konnten.56 Die Thun-Hohenstein’sche Universikonnten nur der Rektor, das Konsistorium und einige tätsreform, welche die allmähliche Modernisierung Verwaltungsstellen ihren Sitz im Universitätshaus der alten, vor allem propädeutische Aufgaben erfül(domus antiqua) behalten. Auch die Universitätsbib- lende philosophischen Fakultät zu einer Stätte von liothek blieb in ihren Räumlichkeiten, und einige we- Wissenschaft und Forschung zur Folge hatte, schuf nige Lehrveranstaltungen konnten im Akademischen dadurch Raumansprüche, denen die alten UniversiKolleg abgehalten werden. Der Großteil der Vorlesun- tätsgebäude nicht mehr gewachsen waren. Nur vorügen an der philosophischen und juridischen Fakultät bergehend wurden etwa dem Physikalischen Institut, fand jedoch im Gebäude des Theresianums (Favori- welches 1850 aus dem physikalischen Museum hertenstraße 15) statt, und der medizinische Lehrbetrieb, vorgegangen war, vom Militär Räume im Aulagesoweit er nicht als klinischer Unterricht sowieso schon bäude zur Verfügung gestellt.57 Schon ein Jahr später zuvor im Allgemeinen Krankenhaus angesiedelt ge- übersiedelte es in ein angemietetes Haus in Erdberg, wesen war, wurde in der vorübergehend aufgelassenen weil die Lokalitäten den Ansprüchen nicht genügmedizinisch-chirurgischen Josephsakademie (Jose- ten. Zwar standen der Universität nunmehr auch die phinum) und später auch im Hoftrakt der ehemaligen Räumlichkeiten des alten Stadtkonvikts im KollegsGewehrfabrik (Währinger Straße / S chwarzspanier- gebäude zur Verfügung  ; die jedoch schon im Vorstraße) wiederaufgenommen. märz als ungenügend empfundene Qualität der dort Die Nachteile der räumlich weit auseinander lie- vorhandenen Hörsäle und Arbeitsräume entsprach genden universitären Einrichtungen stellten für die dem modernisierten Universitätsbetrieb in keiner Studenten eine große Belastung dar. Der junge Ale- Weise. Obwohl die Universität auch die Freigabe des xander Rollett, später ein bedeutender Physiologe, theresianischen Aulagebäudes forderte, blieb das Mischilderte 1852 in einem Brief an seinen Bruder seine litär so lange dort, bis durch neue Kasernenbauten umständlichen und langwierigen Wege zwischen die Sicherung des Stadtzentrums gewährleistet war. Allgemeinem Krankenhaus, Josephinum und Uni- Die Errichtung der »Defensionskasernen« zur miliversitätshaus, um sich für das Studium der Medizin tärischen Beobachtung und Befriedung der Stadt einzuschreiben. Nachdem ihm dies endlich gelungen Wien (Arsenal, Rossauer Kaserne und Franz-Josewar, bedurfte es eines nicht unerheblichen organisa- phs-Kaserne in unmittelbarer Nähe der Universität)58 torischen Aufwands, um die Vorlesungen an den un- benötigte jedoch Zeit, und solange sie nicht fertig terschiedlichen Orten rechtzeitig zu erreichen  : gestellt waren, trat auch der junge Kaiser Franz Joseph dafür ein, die »Aulakaserne« beizubehalten. Po»Wo werden die Vorlesungen gehalten  ? Sage im Jose­ lizeiminister Kempen notierte in seinem Tagebuch fi­num (Währingergasse), Theresianum (Wieden), über eine Unterredung 1851  : »Der Kaiser lachte, als Bota­n ischer Garten (Rennweg), im Allgemeinen ich sagte, die Universität gehöre nur in Festungen  ; Kranken­hause (Alservorstadt), im St. Anna-Kinder- er setzte auch hinzu, die Aula müsse Kaserne bleispital (Alservorstadt), im Irrenhause (Alservorstadt), ben.«59 Als die neuen Kasernen 1856 / 57 endlich in im Universitätsgebäude und im Spital der Barmherzi- Betrieb gingen, benötigte das Militär die Neue Aula gen Schwestern (Gumpendorf ). Nun frage ich Dich, nicht mehr. Sie wurde dennoch nicht der Universität, ob da nicht das Aufsuchen eines Quartiers, das Ein- sondern 1857 der erst zehn Jahre alten kaiserlichen teilen der Stunden u.s.w. beinahe ein Kopfzerbrechen Akademie der Wissenschaften übergeben. Nur der kostet.«55 Festsaal durfte bis zur Eröffnung des neuen Universi-

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tätsgebäudes 1884 für akademische Feiern verwendet werden.60

Anmerkungen   1 Siehe dazu Wagner-R ieger, Haus, und die Beiträge von Herbert K a r ner und Werner Telesko in diesem Band.  2 Stachel, Bildungssystem, 115 – 146.  3 Stachel, Bildungssystem, 128.  4 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 68.  5 Widm a nn, Studium, 122.  6 Bauer nfeld, Alt- und Neu-Wien, 11.   7 Zitiert nach: Widm a nn, Studium, 125.   8 UAW, Konsistorialakt CA 1.3.529.  9 Zur Verwendung der Räume siehe Wagner-R ieger, Haus, 30 – 38, und Ga ll, Alte Universität, 104 – 114. 10 UAW, Konsistorialakt CA 1.0.314. 11 UAW, Konsistorialakt CA 1.3.204. 12 UAW, Quästur/Universitätskassa/Gebäudeinspektion, Q 25.14. 13 Zum Erweiterungsbau für die Bibliothek siehe die Kapitel zur Universitätsbibliothek in diesem Band. 14 Ga ll, Alte Universität, 71 – 72. 15 Ga ll, Alte Universität, 47, und UAW, Konsistorialakt CA 1.0.428. 16 UAW, Konsistorialakten CA 1.3.305 und CA 1.3.308. 17 UAW; Konsistorialakten CA 1.3.346 – 347. 18 Rumpler, Mitteleuropa, 114 – 116. 19 Engelbr echt 3, 262 – 264; Mikoletzk y, Geschichtliche Entwicklung, 5 – 7. 20 Schr eiber, Tierärztliche Hochschule, 13 – 16. 21 A ntonicek, Musik, 13. 22 A ntonicek, Musik, 23. 23 A ntonicek, Musik, 25. 24 Rumpler, Mitteleuropa, 142 – 143 u. 221. 25 Vgl. die chronologische Übersicht bei A ntonicek, Musik, 77 – 108. 26 A ntonicek, Musik, 35 – 41. 27 UAW, Konsistorialakten CA 1.0.374 – 375, CA 1.0.377 28 UAW, Konsistorialakten CA 1.0.376 u. CA 1.0.382 – 383. 29 UAW, Konsistorialakt CA 1.0.386. 30 K a dletz-Schöffel, Metternich, T 1 254 – 264; Jacquin/ Littrow, Bericht, 25 – 48. 31 UAW, Konsistorialakten CA 1.3.508 u. CA 1.2.394 – 395. 32 K a dletz-Schöffel, Metternich, T 1 259 – 260. 33 Jacquin/Littrow, Bericht, 60 – 61. 34 Zitat bei Rumpler, Mitteleuropa, 274. Vgl. auch Br auneder, Leseverein. 35 K er nbauer, Wissenschaft, 91.

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36 Stachel, Bildungssystem, 133, und Höflechner, Auswirkungen, 152 – 155. 37 Meister, Reformen, T. I, 68. 38 Rumpler, Mitteleuropa, 276 – 277; Buchm a nn, Politik, 107 – 108. 39 Zitiert nach Rumpler, Mitteleuropa, 269. 40 M a isel, Alma Mater, 16 – 23. 41 [A non y m], Die Aula, 257, und UAW, Konsistorium, Fasz. III, Nr. 232 aus 1848. 42 UAW, Schriften-Sammlung zum Revolutionsjahr 1848, Inv. 148.134. 43 [A non y m], Die Aula, 257. 44 Ga ll, Alte Universität, 115 und Mikoletzk y, Das Jahr 1848, 24 – 25. 45 Mikoletzk y, Das Jahr 1848, 25. 46 Perger, Straßen, 19 u. 134. 47 Meister, Reformen, T. I, 69. 48 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 67, und UAW, Konsistorium, Fasz. III Nr. 416 aus 1848. 49 [A non y m], Barrikaden. 50 Buchm a nn, Politik, 117. 51 Buchm a nn, Politik, 117. 52 UAW, Konsistorium, Fasz. III Nr. 751 aus 1848. 53 Ga ll, Alte Universität, 114. 54 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 29. 55 Rollett, Briefe, 1852 Nr. 3 (online http://gams.uni-graz.at/ archive/get/o:rollett.1852/sdef:TEI/get#L.3, aufgerufen 19. 03.2014). 56 Ga ll, Alte Universität, 117. 57 UAW, Personalakt Christian Doppler PH PA 1035, fol. 38 –  39. 58 Buchm a nn, Politik, 118. 59 Zitiert nach: Widm a nn, Studium, 126. 60 Ga ll, Alte Universität, 116.

Kurt Mühlberger

Auf dem Weg zu einer »neuen Universität« Die Zeit der Reformen 1849 – 1873

»

… unter dem Sturmeswehen der neuen Zeit lung gesicherten und »erlaubten« Wissens. Die »Lehrstürzte der morsch gewordene Bau veralteter bücher« und »Vorlesebücher« mussten von staatlichen Einrichtungen völlig zusammen.«1 Zweifellos mar- Organen approbiert sein. Man unterrichtete das kieren die Märztage des Jahres 1848 eine entschei- über Jahrhunderte Tradierte, das von anderen Überdende Zäsur in der Geschichte des österreichischen nommene und das den politischen und kirchlichen Unterrichtswesens. Ein selbstständiges Ministerium Instanzen Genehme. Für diese Arbeit waren wissendes öffentlichen Unterrichts trat an die Stelle der al- schaftlich gebildete, kritisch denkende Forscher nicht ten Studienhofkommission, der eben ernannte erste unbedingt erforderlich. Vielmehr gab es enzyklopäUnterrichtsminister Franz von Sommaruga verkün- disch hochgebildete »Alleswisser«, wissenschaftliche dete am 30. März die lautstark geforderte Lehr- und Autoritäten, die ihre Wissensschätze mit mehr oder Lernfreiheit und stellte eine »Umgestaltung« in »allen weniger lebendigen rhetorischem Vermögen den Zweigen der Volksbildung« in Aussicht. Als Vorbild »Herrn Studenten« vortrugen, um die Inhalte ihrer dienten dem Minister die »blühenden Hochschulen Vorlesungen später möglichst wortgetreu abzufragen. Deutschlands«, wo eine »gründliche wissenschaftliDie Universität stellte für diese Aufgaben die nöche Ausbildung« geboten werde. Allerdings müsste tigen Ressourcen zur Verfügung  : Bibliotheken, Hör»Besonnenheit und reife Erwägung« die Reform »ent- säle, Vorbereitungs- und Prüfungszimmer, mitunter werfen und durchführen«. In der Realität traten ent- eine Lehrsammlung  ; jedoch keine Instituts- oder scheidende Neuerungen nicht schlagartig ins Leben. Seminarräume, keine Forscherzimmer, wenige LaVielmehr benötigte es Jahrzehnte, bis die erstarrten bors, keine Studierzimmer.2 Eigene Räume gab es mittelalterlichen Züge in der Verfassung und im All- für die Universitätsverwaltung, für Rektor, Syndicus, tag der Wiener Alma Mater Rudolphina verschwan- Dekane samt den erforderlichen Sitzungszimmern den und die angestrebte »neue Universität« auf wis- und repräsentativen Sälen (Aulen), wo große, zum senschaftlicher Basis gesetzlich verankert, mit neuen, Teil öffentliche Anlässe zu begehen waren, soweit sie dynamischen Kräften belebt wurde und baulich im nicht in Kirchen stattfanden  : Rektorsinaugurationen, Stadtbild durch entsprechende »Stätten der Wissen- Wahlen, Immatrikulationsfeiern, Disputationen, Promotionsfeiern etc. schaft« ihren gebührenden Platz erhielt. Die ehrwürdige Alma Mater Rudolphina hatte seit Innovative, forschungsgeleitete Wissenschaft und Lehre waren bislang keine Aufgaben, die den Uni- ihrer Begründung im Jahre 1365 durch den österreiversitäten der Monarchie übertragen worden wären. chischen Herzog bis in das 19. Jahrhundert grundZudem war Wissenschaft im Sinne der Aufklärung legende statutarische Veränderungen und markante überhaupt nur so weit von Interesse, als anwendungs- Eingriffe in ihre autonomen Rechte erfahren. Unter taugliche Ergebnisse für den Staat nützlich sein dem Mantel landesfürstlicher oder staatlicher Rekonnten. Daher waren die österreichischen Universi- formen wurden jedoch mittelalterliche Verfassungstäten ausschließlich Orte der Lehre bzw. der Vermitt- strukturen und Traditionen bis in das Revolutions-

Auf dem Weg zu einer »neuen Universität«  139

jahr 1848, ja sogar bis zum Organisationsgesetz von 1873 bewahrt. Die ursprüngliche Gründung des Habsburgers Rudolf IV. bezog sich auf das studium generale Viennensis, also die landesfürstliche Hochschule, deren Lehrauftrag vom Papst legitimiert war, und auf die privilegierte Gemeinschaft der Lehrer und Schüler, die universitas doctorum, magistrorum et scholarium Wyennensis.3 Die im Stiftbrief verankerte Verfassung gründete sich auf das Pariser Vorbild. Es entstand ein Konglomerat korporativer Gemeinschaften bzw. Rechtsträger mit jeweils eigenen Repräsentanten und Vermögen  : die vier Fakultäten (Artisten, Mediziner, Juristen, Theologen), die vier akademischen Nationen (Österreichische, Rheinische, Ungarische, Sächsische Nation), die Kollegien (Herzogskolleg, Juristenschule, Haus der Mediziner, Poetenkolleg) und Studentenhäuser mit jeweils eigenen Vorständen bzw. Vertretern und Funktionären, die jeweils gesonderte Vermögen unter der Aufsicht einer Fakultät verwalteten.4 Dies alles stand unter dem gemeinsamen Dach der Universität. Bis 1783 war sie für alle ihre »supposita« (alle in den Matrikeln Verzeichneten Lehrer, Schüler, Handwerker etc.) das zuständige Gericht. Die Studiengänge betreuten hingegen allein die korporativen Fakultäten, denen auch die Verleihung der Doktorund Magistergrade zustand. Erst seit 1755 war die Gesamtuniversität durch die Person des Rektors führend an den Promotionen beteiligt. 5 Seit dem Mittelalter wurde die habsburgische Universitätsstiftung mit ihren Rechten und Privilegien von den neu inthronisierten Landesfürsten bzw. Kaisern immer wieder bestätigt – freilich mit aktuellen Anpassungen in Details. So konnte es geschehen, dass die Universität Wien seit den einschneidenden Reformen Ferdinands I. im 16. Jahrhundert und letztlich endgültig durch die Neugestaltung unter Maria Theresia und Joseph II. zu einer »Veranstaltung des Staates« wurde. Die Leitidee in der Bildungspolitik der josephinischen Spätaufklärung war die Nützlichkeit der Studien für die Ausbildung von Staatsbeamten, während wissenschaftliche Forschung als Selbstzweck keine Aufgabe der österreichischen Universitäten oder ihrer Professoren war.

140  Kurt Mühlberger

Trotz der Verstaatlichung ihres eigentlichen Zweckes, des Studiums, behielt die Universität in den Fakultäten und akademischen Nationen ihren korporativen Charakter bei.6 So feierten die vier Akademischen Nationen jährlich am Tag ihres jeweiligen Patrons eine Messe zu St.  Stefan oder in der Universitätskirche. In ihre prunkvollen Matrikeln trugen sich die jungen habsburgischen Erzherzöge und späteren Regenten zum Teil eigenhändig als Ehrenmitglieder auf reich illuminierten Schmuckblättern ein. Die altehrwürdigen Nationen wurden sogar noch im Jahr 1838 reformiert, ihre Verwaltungsstruktur nach »vaterländischen Gesichtspunkten« modernisiert. Bis zur provisorischen Universitätsreform von 1849 wählten die vier Nations-Prokuratoren als führende Repräsentanten der Universitätskorporation traditionsgemäß den Rector magnificus.7 Die österreichischen Fakultäten verstanden sich im Gegensatz zu den Professorenfakultäten der deutschen Universitäten als Doktorenkollegien.8 Im Grunde waren sie »Absolventenvereine«, Korporationen, in denen mehrheitlich »doctores non legentes«, insbesondere Ärzte, Advokaten, Notare, Beamte, Lehrer, Geistliche etc., vertreten waren, die sich nicht an der Lehre beteiligten. Ihre Wirksamkeit war auf die Teilnahme des Dekans bei den strengen Prüfungen, durch Verwaltung von Stiftungsgeldern und durch allgemeine Fortbildungsvorträge beschränkt. Juristen und Mediziner betreuten außerdem »Witwen-Societätscassen«. 9 Daneben existierten seit den Reformen Gerard van Swietens (1749 / 53) die staatlichen »Studienabteilungen«. Die Leitung der Universitätsstudien oblag nunmehr nicht mehr den Korporationen, sondern den vom Staat eingesetzten Studiendirektoren. Ab 1760 waren sie gleichzeitig Referenten der neu errichteten Studienhofkommission, der Vorläuferin des Unterrichtsministeriums. An den Wiener und Prager Fakultäten leiteten Vizedirektoren an ihrer Stelle die staatlichen »Studienabteilungen« (den Lehrkörper) und übten die Kontrolle über das gesamte Lehr- und Prüfungsgeschehen aus. Sie führten auch den Vorsitz in den Fakultätssitzungen, bei den strengen Prüfun-

gen und überwachten die Befolgung der landesfürst- standen.14 Das österreichische Bildungswesen blieb lichen Verordnungen.10 konservativ, katholisch geprägt und während des Die Professoren waren staatlich besoldete Beamte. Metternich’schen Polizeistaates von ausländischen Sie wurden auf die Lehre und auf die Abhaltung von Kontakten abgeschottet. Angst vor revolutionären Prüfungen beschränkt. Seit 1760 war es ihnen ver- Bewegungen und Erstarrung in veralteten Traditioboten, akademische Funktionen auszuüben. Daher nen haben manche positiven Anläufe zu einer Mowaren die Fakultätsgremien wie auch das Univer- dernisierung des Unterrichtswesens und der Universitätskonsistorium (Senat) und alle akademischen sitäten, die es im Vormärz gab, im Keim erstickt.15 Funktionen (Dekan, Rektor) von nicht lehrenden Deutsche Kritiker beschrieben das UniversitätsleDoktoren besetzt. Ihre Kompetenzen wurden jedoch ben in Wien oder Prag als hoffnungslos rückständig. rigoros beschnitten. Es blieb ihnen die Verwaltung Thuns Berater Karl Ernst Jarcke (1801 – 1852) gab ein von Stiftungen und die Teilnahme bei strengen Prü- geradezu vernichtendes Urteil über die Universitätsfungen. Das Studium war weitgehend verstaatlicht.11 gelehrten des Vormärz in Österreich ab  : »Der Geist Ein Hemmschuh für die Modernisierung der ka- der Wissenschaft hatte von den hohen Schulen des tholischen österreichischen Universitäten war das Landes Abschied genommen, und seit MenschenFehlen der Lehr-und Lernfreiheit als Voraussetzung gedenken hatte […] kein österreichischer Professor für innovative Forschung und wissenschaftliche Ei- ­einen deutschen, geschweige denn einen europäigeninitiative, wie sie seit dem 18. Jahrhundert an den schen Namen gehabt. Der Ruf der meisten Univerdeutschen Reformuniversitäten in Halle, Göttingen, sitäts-Gelehrten war nicht über die Bannmeile ihres Jena im Verein mit konfessioneller Toleranz zu gro- Aufenthaltsortes hinausgedrungen.« Jarckes Kritik ßen Erfolgen geführt hatte. Das erkannte man in wird zwar oft als »überzogen« bewertet, hatte aber der Habsburgermonarchie. Die Regierung entsandte durchaus ihre Berechtigung.16 Die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 ha1772 das spätere Mitglied der Studienhofkommission Johann Melchior von Birkenstock (gest. 1809) nach ben den politischen Druck zu einer grundlegenden Göttingen, um den dortigen Studienbetrieb zu stu- Reform des höheren Schulwesens und der Univerdieren und junge katholische Gelehrte in Deutsch- sitäten in Österreich erzeugt. Rasch gab es Zugeland anzuwerben. Birkenstock sprach von einem »ka- ständnisse und umfassende Pläne für eine »neue tholischen Göttingen« als Ziel einer österreichischen Universität«, wobei das Gymnasium und die FakulUniversitätspolitik.12 Diese Modernisierungsvor- tätsstudien, hier insbesondere die philosophische Faschläge blieben ungehört. Man verfolgte den Plan ei- kultät, im Zentrum der Neuerungen standen. »Die ner »österreichischen Nationalerziehung«, wobei die wichtigste und folgenreichste aller Aenderungen im Universitäten als »Berufsschulen« für den österrei- Unterrichtswesen der österreichischen Universitäten chischen »Großstaat« dienen sollten. Als Vorkämpfer ist zweifellos diese, dass die philosophische Faculdieser Idee galt Josef von Sonnenfels (gest. 1817), der tät aus ihrer vormärzlichen Stellung herausgerückt eine heftige Kontroverse in Sachen Universitätspoli- wurde und in das Verhältniss vollkommener Gleichtik mit seinem Widerpart Birkenstock focht.13 ordnung mit den übrigen Facultäten eintrat.« So sah Schließlich hielt man an traditionellen Lehrme- es der Kirchenhistoriker und Wiener Rektor Karl thoden fest, die im Kern auf die jesuitische Ratio stu- Werner (gest. 1888) in seinem Rückblick. Aus dem diorum aus dem 16. Jahrhundert zurückgingen. Sie Vorbereitungskurs für die »oberen« Fakultätsstudien ließen keinerlei Meinungs- und Methodenpluralität wurde eine eigenständige wissenschaftliche Fakulzu. Dazu kamen die ungeliebten Jahres- und Seme- tät, die »alle der sogenannten allgemeinen und freien stralprüfungen sowie die antiquierten Konkursver- Bildung angehörigen Fächer in sich aufnehmen …« fahren bei Neubesetzung von Professuren, bei denen konnte. Vor allem wurde durch die Einrichtung der wissenschaftliche Qualitäten nicht im Vordergrund mit ihr verbundenen Seminare und Institute eine

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Abb. 1: Denkmal des Leo Graf von Thun-Hohenstein im Arkadenhof, enthüllt 1893. Als Minister für Kultus und Unterricht (1849–1860) konnte er die von Franz Exner und Hermann Bonitz ausgearbeitete Universitäts- und Mittelschulreform während der Zeit des Neoabsolutismus politisch durchsetzen und das Fundament für das höhere Bildungswesen in Österreich legen. Das Standbild stammt von Karl Kundmann und bildet gemeinsam mit den Büsten von Exner und Bonitz die »Unterrichtsreform-Gruppe«.

dringend benötigte »Bildungsschule für Gymnasiallehrer« sowie eine Infrastruktur für forschungsgeleitetes Lehren erstmals an der Universität Wien geschaffen.17 Als der neue Unterrichtsminister Leo Graf ThunHohenstein am 28. Juli 1849 sein Amt antrat, lagen die Reformpläne fertig vor, die tragenden Kräfte waren etabliert. Besonders der aus Prag nach Wien berufene Philosoph Franz Exner (gest. 1853) und der vom Stettiner Marienstiftsgymnasium kommende Altphilologe Hermann Bonitz (gest. 1888) hatten die

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Grundlagen für die Reform der Gymnasien und der Universitäten erarbeitet.18 Es galt, die mit revolutionärem Odium behafteten liberalen Reformen, die zum Teil schon im Revolutionsjahr propagiert wurden, am Beginn der neoabsolutistischen Epoche politisch durchzusetzen. Vorerst wurde das provisorische Gesetz über die Organisation der akademischen Behörden mit 30. September 1849 in Kraft gesetzt, das nach jeweils vier Jahren evaluiert werden sollte.19 Die vier Akademischen Nationen, die bisher das Recht der Rektorswahl ausübten, wurden aus dem Universitätsverband ausgeschieden.20 Die Fakultäten wurden zweigeteilt in Professoren- und Doktorenkollegien. Die Hauptrolle spielten nun die Professorenkollegien, neuerdings mit eigenen Professorendekanen (bisher war den Professoren die Übernahme akademischer Ämter verboten), während die Doktorenkollegien ebenfalls Teil der Fakultät blieben und weiterhin einen eigenen Doktorendekan wählten. Die endgültige Ausgliederung der alten Korporationen war jedoch vorgezeichnet. Das »Provisorium« hielt sich bis zum definitiven Organisationsgesetz von 1873 21 vor dem Hintergrund zahlloser Auseinandersetzungen und Querelen zwischen den Vertretern der traditionellen, privilegierten Korporationen (Doktorenkollegien), den progressiven Verfechtern der Ordinarienuniversität nach preußischem Vorbild, den Befürwortern des »katholischen Charakters« der Universität Wien und den liberalen Neuerern, die für die forschungsgeleitete Lehre eintraten. Die entscheidenden Weichenstellungen für eine »Neue Universität« nach preußischem Vorbild waren zum Teil schon im Revolutionsjahr erfolgt und erhielten unter der Ministerschaft Thuns (1849 – 1860) die gesetzliche Verankerung, wenn sich auch führende Köpfe in Österreich wie zum Beispiel Andreas von Baumgartner (Finanzminister, Präsident der Akademie der Wissenschaften), Karl von Krauss (Justizminister), Alexander von Bach (Innenminister) mit dem deutschen Universitätsideal nicht identifizieren konnten.22 Zu den wichtigsten Fortschritten gehörten die politische Akzeptanz einer »freien Wissenschaft«, die Zulassung einer beschränkten Lehr- und Lernfrei-

Abb. 2: Porträtbüste des Philosophen Franz Exner im Arkadenhof, enthüllt 1893. Exner wurde 1848 von Prag nach Wien in das neu begründete Unterrichtsministerium berufen, wo er sich der geplanten Reform der Mittelschulen und der philosophischen Studien widmete. Büste von Karl Kundmann

Abb. 3: Porträtbüste des Altphilologen Hermann Bonitz im Arkadenhof, enthüllt 1893. Bonitz wurde 1849 nach Wien berufen, wo er das Philologisch-Historische Seminar (das erste Seminar in Österreich) begründete und gemeinsam mit Exner den Organisationsentwurf für Gymnasien und Realschulen ausarbeitete.

heit und die Verbindung von Forschung und Lehre. selite, welche die habsburgischen Bildungsanstalten Mit dem Artikel 17 des Staatsgrundgesetzes von 1867 vorerst nicht hervorbringen konnten. Die Früchte (»Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei«) wurde dieser Maßnahme zeigten sich freilich erst später.24 dieses Prinzip in der Verfassung verankert. Ganz we- Die Privatdozenten bezogen ihr Einkommen aus den sentlich für das Gelingen einer Reform war jedoch 1850 wieder eingeführten Kollegiengeldern. Mit dedie Lösung der heiklen Personalfrage, die gleichzeitig ren Hilfe konnte das Lehrangebot erweitert werden, auch eine Generationenfrage war. Manche ältere, eta- sodass eine Wahlfreiheit der Lehrveranstaltungen blierte Professoren taten sich schwer, ihren Arbeitsstil ermöglicht wurde und nun von einer rudimentären grundlegend zu ändern, sich auf forschungsgeleitete Lernfreiheit gesprochen werden konnte.25 Eine rasche Hebung des wissenschaftlichen NiLehre einzulassen. Schon 1848 war die Einführung der Habilitation und Schaffung des Instituts der Pri- veaus war nur durch die Berufung ausgezeichneter vatdozenten verfügt worden.23 Ziel war die Heranbil- Kräfte aus dem Ausland, besonders aus Deutschdung einer künftigen österreichischen Wissenschaft- land möglich.26 Thun verfolgte anfangs eine strikt

Auf dem Weg zu einer »neuen Universität«  143

katholische Kulturpolitik und schloss für Fächer Bei den Juristen wurden Lehrkanzeln für Deutmit weltanschaulichem Charakter die Berufung von sches Recht (1851), Völkerrecht (1848), ÖsterreichiProtestanten aus. Erst als er sein Anliegen einer welt- sches Bergrecht (1850), Ungarisches Privatrecht (1853) anschaulichen Umerziehung ab 1854 gescheitert sah, und Nationalökonomie (1855) geschaffen. betrieb er die »wissenschaftliche Regeneration« der An der medizinischen Fakultät 29 wurden das Universitätslehrer ohne konfessionelle Rücksichten. Physiologische Institut (1849), die Klinik für HautIm Konkordat von 1855 wurden die Universitäten und Geschlechtskrankheiten (1849), die II. Mediim Gegensatz zu den Schulen ausgenommen. Nun zinische Klinik (1850), die Kinderklinik (1851), das erhielten auch Protestanten bloß aufgrund ihrer wis- Histologisch-Embryologische Institut (1854), die II. senschaftlichen Qualifikation Professuren, wie z. B. Augenklinik (1858 / 83  ?), die Psychiatrische Klinik der Historiker Theodor Sickel und der Geologe Edu- (1870), das Institut für Medizinische Chemie (1871), ard Suess (1857).27 die Ohrenklinik (1863), die II. Frauenklinik (1874), Das Ministerium musste freilich dem rasan- die II. Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (1875), das ten Differenzierungsprozess der wissenschaftlichen Anatomische Seminar (1886  ?), die Zahnärztliche Fachdisziplinen Rechnung tragen. Zahlreiche neu Klinik (1890), das Zentralröntgeninstitut (1898), das begründete Lehrkanzeln, Institute, Seminare und Dermatologische Institut (1912  ?) und schließlich Kliniken benötigten adäquate Räume, wobei auch an bald nach dem Ersten Weltkrieg das Institut für Geeine zeitgemäße Ausstattung mit Fachbibliotheken, schichte der Medizin (1920) errichtet. Die meisten Gründungen erfolgten an der neuen Labors, wissenschaftlichen Sammlungen, Observatorien etc. zu denken war. Besonders betraf dies die Philosophischen Fakultät. Sie wurde erweitert um neue philosophische Fakultät, welche die ehemaligen das Historisch-Philologische Seminar (1850), das »medizinischen Hilfswissenschaften« (Mineralogie, Physikalische Institut (1850), das Mineralogische Zoologie, Botanik und allgemeine Chemie) aufnahm, Institut (1850), das Meteorologische Institut (1851)30, was ihren neuen Rang zweifellos unterstrich.28 Wäh- das Geographische Seminar (1853), das Institut für rend der Regierungszeit Thuns (1849 – 1860) begann Österreichische Geschichtsforschung (1854)31, das eine fruchtbare »Gründerzeit«, die sich besonders Zoologische Institut (1863) das Zootomische Institut in der liberalen Ära unter Minister Karl Stremayr (1863), das II. Chemische Institut (1970), das Histo(1867 – 1879) verstärken sollte. Der Ausbau der wis- rische Seminar, das Mineralogisch-Petrographische senschaftlichen Institutionen wurde mit Elan voran- Institut, das Paläontologische Institut, das Geologetrieben und das Prestige der Wissenschaft erreichte gische Institut, das Pflanzenphysiologische Institut einen bislang in Österreich nie da gewesenen Hö- und das II. Physikalische Institut (alle 1873), das henflug. Trotz der in der Folge steigenden Nationa- Kunstgeschichtliche Institut (1874), das Seminar lisierung des gesamten Bildungswesens, welche das für alte Geschichte (1876), das Romanistisch-AngBudget der Monarchie belastete, konnte der institu- listische Seminar (1877), das Pädagogische Institut tionelle Ausbau zumindest an der Universität Wien, (1878), das Seminar für Deutsche Philologie (1881), dem »Flaggschiff« der österreichischen Hochschulen das Slawistische Seminar, das Orientalische Semiim Wesentlichen bis zum Vorabend des Ersten Welt- nar (1886), das Musikwissenschaftliche Institut, das kriegs fortgeführt werden. Österreichische Archäologische Institut (1898), das An der katholisch-theologischen Fakultät wurden Indogermanische Seminar (1900), das Institut für die Professuren für Kirchenrecht (1856) und Dekre- Theoretische Physik (1902), das Seminar für Osteutalenrecht (1856) und am Ende des Jahrhunderts vier ropäische Geschichte (1907), das Institut für RadiInstitute für Neues Testament, Kirchengeschichte, umforschung, das Anthropologische Institut, das Fundamentaltheologie, Kirchenrecht und Pastoral- Urgeschichtliche Institut (1910) und das Philosophitheologie (1899) errichtet. sche Institut (1914).32

144  Kurt Mühlberger

Erweiterungen des Lehrkörpers (ohne Assistenten) 1898 – 1860 – 1898 1848 Professoren

1860 Dozenten

Professoren

1898 Dozenten

Professoren

Dozenten

Theol.

07



09



10



Jur.

12

05

16

04

24

25

Med.

16

10

17

25

62

90

Phil.

11

06

27

25

66

76

Beachtlich war die Erweiterung des wissenschaftlichen Personals durch zahlreiche Professorenberufungen und Habilitierungen von Privatdozenten. An der philosophischen Fakultät wurde der Zahl der Lehrenden während der Ministerschaft Thuns verdreifacht. 33 Bei den Studentenfrequenzen gab es an der Universität Wien zunächst einen kurzfristigen Rückgang von etwa 300 Immatrikulationen, was auf die Verlagerung des zweijährigen philosophischen Obligatkurses auf die nunmehr achtjährigen Gymnasien zurückzuführen ist. Von rund 1.800 Hörern im Studienjahr 1848 / 49 stieg die Hörerzahl bis zum Jahr 1860 auf rund 2.300. Als das neue Hauptgebäude am Ring am 11. Oktober 1884 eröffnet wurde, waren bereits 5.721 Hörer inskribiert, »die höchste Zahl, welche unsere Alma Mater seit ihrem Bestande erreicht hat«, konnte damals der Theologe Hermann Zschokke, der erste Rektor im neuen Haus am Ring, berichten. Am Ende des Jahrhunderts wurde bereits die Zahl von 6.000 Studierenden überschritten.34 Mit der Niederschlagung der Revolution im Oktober 1848 war das »Alte Universitätsviertel« am Stubentor durch die Truppen unter dem Befehl von Alfred Fürst zu Windisch-Graetz erobert und das »Aulagebäude«, das damalige Hauptgebäude der Universität, militärisch besetzt worden. Die unter Thun einsetzenden Reformen haben entscheidende Impulse für die Modernisierung der Universität Wien gegeben und eine Epoche eingeleitet, in der die Alma Mater Rudolphina zu einer anerkannten Stätte von wissenschaftlicher Forschung und Lehre wurde. Ihre bauliche Gestalt musste an die neuen Anforderungen der modernen Wissenschaft erst angepasst werden. Vorerst hatten die Studierenden und ihre

Universitätslehrer noch weite Wege zu den verstreut untergebrachten Lehr- und Forschungsstätten zu gehen. Anmerkungen  1 Fr a nk furter‚Thun-Hohenstein und Bonitz, 3.  2 Bezüglich der Raumausstattung war die medizinische Fakultät besonders seit der Mitte des 18. Jahrhunderts besser gestellt. Zu erwähnen sind z. B. der Botanische Garten, das Anatomische Theater, die Kliniken im Alten Allgemeinen Krankenhaus etc. Vgl. Billroth, Über das Lehren und Lernen, 40ff.   3 Wortlaut der Umschrift des Großen Siegels der Universität Wien, gestiftet 1365 von Rudolf IV. (S. 17, Abb. 3).   4 Vgl. dazu Wink ler, Die Rechtspersönlichkeit der Universitäten, bes. 5 – 26.   5 Aufhebung der gesonderten Jurisdiktion der Universität, 4. August 1783  : K ink 2, 591, Nr. 191. Zu den Promotionen, 26. April 1755, ebd., 561 Nr. 152.  6 Höflechner, Nachholende Eigenentwicklung, 93 – 108, bes. 93 – 95.  7 Mühlberger, Relikte aus dem Mittelalter, 11 – 12, 25 – 27.  8 K ink 1/1, 480.  9 Vgl. Schneller, Historische Darstellung, 12f.: »Ungeachtet die Präsides bei den Facultäten als kaiserliche Commissäre fungirten, war doch der corporative Standpunkt der Universität nicht in Frage gestellt worden […]« und 1832 »nebst Bestätigung der übrigen Privilegien der Rang der Universität als einer geistlichen Corporation […] anerkannt worden.« 10 Zu den Studiendirektoren s. K ink 1/1, 462 – 463, 468 – 469, 480; ebd. 2, Nr. 134. Zur Studienhofkommission (23. März 1760) s. ebd. 1, 483. Vgl. Meister, Studienwesen, S. 47f. 11 Regierungsdekret vom 29. November 1760. Kink 2, 570 Nr. 162. Bereits ab 1757 war es den Professoren verboten, das »Seniorat« zu versehen. Ebd. 1, 480, Anm. 628. 12 Dazu: Lentze, Die Universitätsreform, 47f. 13 Dazu: Meister, Die Idee einer österreichischen National-

Auf dem Weg zu einer »neuen Universität«  145

erziehung, 1ff.; Gerson Wolff, Das Unterrichtswesen in 32 Zu den Lehrkanzel- und Institutsgründungen s. Ga ll, Alma Österreich unter Kaiser Josef II. (Wien 1880), 6ff.; vgl. EnMater, 23f.; ders.; Kaiser Franz Joseph, 175; ders., Kleiner gelbr echt 3, S. 80f. Führer, 18f. 14 Vgl. dazu K er nbauer, Wissenschaft, 251 – 252. 33 Geschichte 1848, 261, 270, 402  –  407. Vgl. Engelbr echt 4, 235. Übersicht über die akademischen Behörden 15 Vgl. Höflechner, Nachholende Eigenentwicklung, 93 –  … Studienjahr 1898/99 (1898); Taschenbuch der Wiener 95. 16 Zit. nach Höflechner, Zum System Wissenschaft, 485. k. k. Universität für das Jahr 1848 (1848). Vgl. dazu Ogr is, Die Universitätsreform, 12 – 16 und im An- 34 Völlmeck e, Österreichische Hochschulstatistik, Heft hang, 29 – 37: »Memorandum Jarckes über die Aufgaben eines 550A, Tabellen A.5.3-4. Unterrichtsministers in Österreich vom 5. August 1849«. 17 Wer ner, Bericht, 9 – 10. Vgl. Mühlberger, Das »Antlitz«, 67 – 102. Die Medizinische Fakultät mit ihren Kliniken und Instituten war seit dem 18. Jahrhundert wesentlich besser gestellt. 18 Lentze, Die Universitätsreform, 33 – 35. 19 Min. Erl. vom 30. Oktober.1849, RGBl. 401/1849 (Thaa, 69-77). Ein Jahr später am 1. Oktober 1850 folgte die allgemeine Studienordnung. Beck-K elle, Nr. 365 , 449 – 467. 20 Mühlberger, Relikte aus dem Mittelalter, 11 – 31. 21 Beck-K elle Nr. 18, 23-29 (RGBl. 63 vom 27.4.1873). 22 Lentze, Die Universitätsreform, 218 – 225. 23 Eine erste »provisorische Vorschrift« für die Habilitierung an der philosophischen Studienabteilung wurde schon am 6. Juli 1848 erlassen (Heintl, Mitteilungen, Nr. 128, 79 – 81). Siehe: Beck-K elle Nr. 187, 169 – 172 zu den Habilitationsnormen vom 19. Dezember 1848 und 11. Februar 1888. 24 Verordnung vom 19. Dezember 1848. Vgl. Franz Ex ner, Die Reform des öffentlichen Unterrichts in Oesterreich. In: Constitutionelle Donau-Zeitung 20, 22, 25, 28 vom 20., 22., 26. und 29.4.1848. In: Meister, Entwicklung und Reformen 2, 228 – 240, bes. 228. 25 Geschichte der Wiener Universität von 1848 bis 1898. FS Franz Joseph I., ed. Akademischer Senat der Wiener Universität (Wien 1898), 39 – 42. Das Kollegiengeld betrug ab 1850 pro Semester Wochenstunde einen Gulden. 26 Vgl. Höflechner, Österreich: eine verspätete Wissenschaftsnation?, 97 m. Anm. 7. 27 Mühlberger, Das »Antlitz«, 82–87. 28 Vgl. Egglm a ier, Naturgeschichte, 221; Höflechner, Differenzierung des Fächerkanons, 310 – 312. 29 An der medizinischen Fakultät gab es schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Instituts- und Klinikgründungen wie z. B. 1804 das Institut für Gerichtsmedizin, 1811 das Pathologisch-Anatomische Institut, 1812 die I. Augenklinik, 1842 die II. Chirurgische Klinik. Vgl. Mühlberger, Die Universität Wien, 49. 30 Als »Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen« begründet. 31 Als »Schule für österreichische Geschichtsforschung« direkt dem Ministerium unterstellt. S.: Lhotsk y, Geschichte des Instituts, 29 – 34.

146  Kurt Mühlberger

Julia Rüdiger

Wissen ohne Stätte  ? Dislozierung des Universitätsbetriebs und Standortsuche für den Neubau

D

ie Revolution von 1848 brachte für die Univer- von ihm angestrebten Universitätsreformen auch sität einen entscheidenden Einschnitt. Während maßgeblich für eine Verbesserung der Raumsituadie im März 1848 von Studenten und Professoren tion der Universität ein. Einen ersten Erfolg erzielte geforderten Reformen zu raschen Zugeständnissen er mit der Wiedervereinigung aller Universitätsvorvonseiten des ersten Unterrichtsministers Franz Frei- träge, die es der Juridischen und Philosophischen herr von Sommaruga führten,1 erzeugte der anhal- Fakultät ermöglichte, ihre Vorlesungen ebenfalls im tende Widerstand der Akademischen Legion großes Stadtkonvikt abzuhalten.3 Wenige Jahre später, am 7. Misstrauen gegenüber der Universität. Die Neue Mai 1854, verfügte Kaiser Franz Joseph schließlich, Aula im Universitätsviertel, wo sich nach der Schlie- dass für die Universität ein Neubau errichtet werden ßung der Universität im Mai 1848 die Mitglieder der sollte.4 Da die medizinische Fakultät von der Nähe Akademischen Legion verbarrikadierten, galt fortan zum Allgemeinen Krankenhaus stark profitiert hatte, als symbolisches Zentrum der Revolution. Im Zuge wurde im Juni 1854 verlautbart, dass »das Ministeder Niederschlagung der Oktoberrevolution 1848 rium für diesen Zweck sein Augenmerk auf die zu wurde die Aula militärisch besetzt und zur Kaserne k.k. Staatsbauten vorbehaltene Baulücke vor der umfunktioniert. Politisch galt eine Rückkehr der – k. k. Gewehrfabrik und dem Schwarzspanier Hause potenziell aufständischen – Studenten an diesen be- am Glacis gerichtet« hatte.5 Bis schließlich im Jahr lasteten Ort als unmöglich. So war die Alma Mater 1884 das neue Hauptgebäude eröffnet werden sollte, Rudolphina bei Wiederaufnahme des Studienbe- durchliefen die Universitätsplanungen einen schwietriebs im März 1849 weitgehend ohne Räumlichkei- rigen, mäandernden Weg um Standorte, Raumzuten, ohne institutionelles Zentrum, und die einzel- ordnungen und Stilfragen. Während dieser dreißig nen Institute fanden verstreut über die ganze Stadt Jahre waren die Universitätsangehörigen und die Stuprovisorische Unterkünfte.2 Die Juridische sowie die dierenden gezwungen, sich innerhalb ihrer ProvisoPhilosophische Fakultät mitsamt des Chemischen rien einzurichten. Labors wurden im Theresianum untergebracht. Das Der erste vorgesehene Standort bei der ehemaligen Physikalische Institut fand erst weit entfernt vom Gewehrfabrik offenbart ein Charakteristikum der Stadtzentrum in Erdberg eine geeignete Unterbrin- außergewöhnlichen städtebaulichen Situation, in der gung. Besser erging es der Medizinischen Fakultät, sich Wien in den 1850ern befand. Im Gegensatz zu die teils im Josephinum und teils in der ehemaligen den meisten anderen europäischen (Residenz-)StädGewehrfabrik einquartiert wurde. Die Theologische ten hatte Wien an seinen Befestigungsanlagen und Fakultät konnte als einzige im Wiener Stadtkonvikt, den weitläufigen, unbebauten Flächen vor den Stadtdem ehemaligen Akademischen Kolleg, innerhalb mauern festgehalten.6 Der Situationsplan des ersten Entwurfs der beiden späteren Opernarchitekten Edudes Universitätsviertels verbleiben. Der ab Juli 1849 amtierende Unterrichtsminister ard van der Nüll und August von Sicardsburg zeigt Leo von Thun-Hohenstein setzte sich im Zuge der einen trapezförmigen Komplex, der sich genau in die

Wissen ohne Stätte  ?  149

Abb. 1: Eduard van der Nüll/August von Sicardsburg, Erster Universitätsentwurf, Situationsplan, 1854. Dieser Situationsplan von 1854 zeigt den ersten Universitätsentwurf der späteren Hofopernarchitekten direkt am Glacis. Heinrich von Ferstels Wunsch, die Votivkirche am Glacis vor dem Schottentor zu errichten, durchkreuzte dieses Projekt.

beschriebene Baulücke und den zukünftigen Straßenverband einpasst. Wenn zwar der Bau auch nicht in der bereits eng verbauten Innenstadt, sondern in der Vorstadt zur Errichtung gekommen wäre, so hätte ihn die direkte Lage am Glacis mit Blickrichtung der Hauptfassade zur Stadt doch als besondere Architektur ausgezeichnet (Abb. 1). Auf die direkte Umgebung machen die zusätzlichen Beschriftungen aufmerksam, die den äußersten Hof des Allgemeinen Krankenhauses als Spital, die Gewehrfabrik Für Universitätszwecke und das Josephinum als direkten Bezug zu den provisorischen und zukünftigen Räumlichkeiten der Medizinischen Fakultät hervorheben. Denn in diesem neuen Hauptgebäude sollten vorrangig die Juridische und die Philosophische Fakultät, die Verwaltung, der Festsaal, die Bibliothek sowie das Chemische Institut untergebracht werden. Für die Mediziner sollte die Gewehrfabrik adaptiert werden,

150  Julia Rüdiger

die Astronomen hofften auf eine separate Sternwarte am Stadtrand und die Meteorologie konnte mit ihren speziellen Messgeräten in der Wiedener Vorstadt bleiben.7 Die innere Aufteilung dieses Entwurfs von 1854 (Abb. 2) ist bautypologisch insofern interessant, als sie trotz der starken inneren Rasterung der Räume, die eher an uniforme Zweckbauten der Zivilbaudirektion denken lässt, durch die Zweihof-Anlage mit hofseitig umlaufenden Korridoren eine Entwicklung vorwegnimmt, die dann mit Gottfried Sempers Zürcher Polytechnikum ihren Durchbruch erzielt. Parallel zu diesen Entwurfsarbeiten des Architektenduos verlief der Wettbewerb für die Votivkirche, den ihr Schüler Heinrich Ferstel Ende Mai 1855 für sich entschied. Da der ursprünglich dafür vorgesehene Bauplatz gegenüber dem Belvedere weder den Architekten noch den obersten Juror, den Bayeri-

Abb. 2: Eduard van der Nüll/August von Sicardsburg, Erster Universitätsentwurf, Grundriss des Parterres, 1854. Der trapezoide Grundriss dieses ersten Entwurfs passt sich exakt in den bestehenden Straßenverlauf und die (auf der rechten Seite noch zu erweiternde) Bebauungslinie ein. Mit der Ausrichtung der breiten Hauptfassade zur Stadt nimmt der projektierte Neubau dennoch eine repräsentative Stellung ein.

schen König Ludwig I., überzeugte, überließ man Vorbild durch den katholischen Einfluss abgemildem Gewinner die Wahl eines Standorts auf dem dert werden konnte.10 Auch die planenden ArchitekGlacis. Ferstels Wahl fiel just auf das Areal zwischen ten kamen zunächst überein, dass sich beide Bauten Schottentor, Währinger Straße und Alser Straße, also nicht beeinträchtigen würden. In Abstimmung auf direkt vor dem geplanten Universitätshauptgebäude.8 die neugotische Votivkirche entwarfen Sicardsburg Im März 1856 erfuhr das Universitätsbaukonsisto- und van der Nüll eine Komposition aus mehreren rium von dem Beschluss des Unterrichtsministeri- ebenfalls neugotisch verzierten Bauteilen, die sich ums, dass die Pläne der Universität adaptiert werden kranzartig um den Chor der Votivkirche gruppierten. müssten und der Neubau nun »in einer gebrochenen Eine Vogelschau des Projekts am Rand des großforLinie den Hintergrund der mit der Fronte bis an die matigen Stadterweiterungsplans der beiden Archiobige Fahrstrasse vorgerückten Votiv-Kirche zu bil- tekten van der Nüll und Sicardsburg verdeutlicht die den« hätte.9 Verteilung der Gebäudemassen in diesem GruppenIn dieser räumlichen Verknüpfung von Kirche blockbau (Abb. 3).11 Der axial hinter dem Chor posiund Universität sahen die Verantwortlichen im Un- tionierte dreigeschossige Mitteltrakt umschließt auf terrichtsministerium zusätzlich den Vorteil, dass hier einem trapezoiden Grundriss einen großen Innenhof. beide Institutionen auch ideologisch zu einer civi- Seitlich leiten ebenfalls dreigeschossige, aber deutlich tas universitatis verbunden werden konnten und auf niedrigere Flügel mit jeweils drei Lichthöfen schräg diese Weise die Universitätsreform nach preußischem zu zwei ausladenden Trabantenbauten über. Ihre Fas-

Wissen ohne Stätte  ?  151

Abb. 3: Eduard van der Nüll/August von Sicardsburg, Zweiter Universitätsentwurf in der Isometrischen Projection verschiedener Stadtteile (rechts oben). Um die Planungen von Votivkirche und Universität in Einklang zu bringen, entwarfen die Architekten Sicardsburg und van der Nüll einen Bau, der sich als Segment um den Chor der Kirche legen sollte. Die neugotisch anmutende Universitätsfassade sollte eine passende Rücklage für die hoch aufragende neugotische Votivkirche bilden.

saden zur Votivkirche und zu den radial verlaufenden Straßen sind ähnlich wie die Hauptfassade mit fünfachsigen Risaliten akzentuiert, die die Formensprache der Votivkirche mit Maßwerkfenstern, Fialen und Dachreitern wieder aufnehmen. So bildete das Universitätsprojekt von van der Nüll und Sicardsburg die ideale neugotische Hintergrundfolie für die Votivkirche. In dem zentralen Bau hätten neben der juridischen und der philosophischen Fakultät die Fest-

152  Julia Rüdiger

und Hörsäle sowie die Verwaltung aufgenommen werden sollen. Zwei Trabantenbauten sollten zunächst auf der einen Seite die Bibliothek und auf der anderen Seite das Chemische und das Physikalische Institut beherbergen, jedoch legten praktische Überlegungen – insbesondere im Hinblick auf die Geruchsbelästigung und die Feuergefahr im Chemischen Institut – nahe, diesen Teilbereich in einen selbstständigen Bau auszugliedern, wie dies bereits bei anderen naturwissenschaftlichen Spezialfächern

Abb. 4: Allerhöchst genehmigter Stadterweiterungsplan, 1860. Im offiziellen Stadterweiterungsplan von 1860 wurde der Grundriss des zweiten Universitätsentwurfs als fixer Bestandteil übernommen. Im Jahr 1862 widerrief Heinrich von Ferstel, der Architekt der Votivkirche, sein Einverständnis für diesen gemeinsamen Bebauungsplan.

der Fall war. Stattdessen hätte die Akademie der bildenden Künste als Pendant zur Bibliothek in den zweiten Flügelbau einziehen können.12 Die Aufteilung der Baukörper scheint in der weiteren städtebaulichen Planung jedenfalls Gültigkeit behalten zu haben, da dieser markante Grundriss sowohl in fast allen Plänen der Stadterweiterungskonkurrenz von 1858, ausgenommen demjenigen von Theophil Hansen und Ludwig Förster, als auch im schließlich im großen Allerhöchst genehmigten Plan

der Stadterweiterung von 1860 als Universitätsbau eingetragen war.13 (Abb. 4) Der Baubeginn wurde jedoch sowohl wegen Geldmangels als auch wegen universitätsinterner Streitigkeiten über die Zuteilung der Räumlichkeiten verzögert, sodass der neu gewählte Rektor Andreas Ritter von Ettingshausen »die Erringung eines, sämmtliche Universitäts-Studien beherbergendes Universitätsgebäudes, oder, was vielleicht noch passender erscheinen möchte, mehrerer, jedoch einander benachbarter

Wissen ohne Stätte  ?  153

Abb. 5: Heinrich von Ferstel, Entwurf für den Platz um die Votivkirche, um 1862. Statt einer bogenförmigen Rahmung des Chors konzipierte Ferstel eine nahezu quadratische Einfassung der Votivkirche. Die renaissancehaften Fassaden dieser Bauten sollten einen stimmigen Kontrast zur Gestaltung der Kirche bilden. Die äußersten Blocks seitlich des Langhauses wurden zur besseren Wahrnehmung des Sakralbaus nicht ausgeführt.

Gebäude« als eines der wichtigsten Ziele seiner Amtszeit formulierte.14 Im Weiteren dieser Inaugurationsrede im Oktober 1861 verwies er auf die Auswirkungen, »welche die unglückselige Zersplitterung unserer Universitätslokalitäten im Gefolge« hatten, sie seien »ein tief zu beklagendes Hinderniß der akademischen Thätigkeit, das gerade den Fleißigsten und Wißbegierigsten am meisten im Wege steht«. Daher betonte der Rektor, dass es ihm nicht um die »Aufführung kostspieliger Paläste, sondern lediglich um ein zweckmäßiges Gebäude« ginge, und er erinnerte hoffnungsfroh an die Zusagen des Staatsministers Anton von Schmerling in dessen Antrittsrede.15

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Die Offenheit des Rektors gegenüber der Option, Hauptgebäude oder mehrere benachbarte Bauten, ist Indiz dafür, dass das Projekt von van der Nüll und Sicardsburg infrage stand. Tatsächlich forderte das Unterrichtsministerium das Universitätskonsistorium im Dezember 1861 auf, das Raumprogramm von 1856 dem aktuellen Bedarf unter »möglichste[r] Schonung des Staatsschatzes« anzupassen, um »diese für eine gedeihliche Entwicklung des Universitäts-Lebens im Mittelpunkte des Kaiserstaates so hochwichtige Angelegenheit ihrer raschen Lösung zu zuführen«.16 Die begonnenen Verhandlungen versiegten jedoch rasch wieder, da das Universitätskonsistorium antwortete, dass »die beantragten Räumlichkeiten sämmtlich unentbehrlich« seien.17 Wenn auch ursprünglich die drei Architekten keine Rivalität der Bauten für Kirche und Universität erwartet hatten, so legte Ferstel im April 1862 dennoch einen Gegenentwurf für das Areal um den Chor vor, da er nun doch eine künstlerische Beeinträchtigung befürchtete.18 Statt des gotisierenden Kranzes ordnete Ferstel sechs vieleckige Bauparzellen mit Wohnhäusern so an, dass sie einen rechteckigen Platz um den Chor rahmten (Abb. 5). Gleichzeitig sprach sich der Architekt und Sektionsrat des Stadterweiterungsfonds, Moritz Löhr, für einen anderen Bauplatz, auf dem später von Theophil Hansen die Börse errichtet wurde, aus, weil sich »die Architektur ganz frei und in größeren Massen bewegen kann, was bei einem Monumentalbau von solcher Ausdehnung von größter Bedeutung« sein würde.19 Dieses Gutachten macht deutlich, dass der Stadterweiterungsfonds erstens trotz des Sparwillens auf einen Monumentalbau hinsteuerte und zweitens eine Einbeziehung der Universität in die Ringstraße bereits in den frühen 1860er-Jahren angedacht wurde. Im Mai 1863 entfernten sich die Planer wieder von der Idee eines repräsentativen Neubaus und tendierten stattdessen zu einem tief greifenden Umbau der ehemaligen Gewehrfabrik. Dies wiederum rief umgehend den Widerstand der Wiener Stadtverwaltung auf den Plan, die im Hinblick auf die 500-Jahr-Feier der Universität auf einen prachtvollen Universitätspalast hoffte. So wurde am 31. Juli

1863 verlautbart  : »Das Herannahen der Jubelfeier der Universität legt dem Gemeinderathe die Pflicht auf, seiner von der gesammten Bevölkerung Wiens getheilten Ueberzeugung Worte zu leihen, daß die Sicherstellung ­e ines großartigen Gesammtbaues für alle Theile und Anstalten der Hochschule ein wesentliches Moment der Festfeier sein werde.« 20 Doch das Jubeljahr 1865 musste ohne repräsentativen Neubau auskommen, noch nicht einmal auf einen Bauplan oder gar Standort hatte man sich bis dahin einigen können und die Verhandlungen kamen erneut zum Erliegen. Erst im Dezember 1866 beschloss das Universitätskonsistorium, erneut Verhandlungen aufzunehmen, um entweder einen unverzüglichen Baubeginn oder die Rückgabe des ehemaligen Universitätsgebäudes, das nun bereits Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geworden war, zu erreichen. Denn als besonders kränkend empfand es die Universitätsleitung seit Beginn der Dislozierung, dass »die erste Universität des Kaiserreiches bei ihren akademischen Feierlichkeiten jedesmal die Akademie der Wissenschaften um die Erlaubniß zur Benützung desjenigen Festsaales angehen müsse, aus dessen Decke die Embleme der vier Fakultäten herabblicken«.21 Im August 1867 erhöhten auch die Medien den Druck und die »Neue Freie Presse« forderte »von der barocken Idee ab[zu]gehen, die ganze vollständige Universität auf einmal bauen zu wollen«.22 Kurz darauf beauftragte Kaiser Franz Joseph den interimistisch mit dem Unterrichtssektor beauftragten Justizminister, Baron Anton Hye von Gluneck, mit der Suche nach geeigneten Standorten. Dieser präsentierte im Herbst 1867 sieben Möglichkeiten, darunter weiterhin die Gewehrfabrik mit Zubauten.23 Nicht darunter war jedoch der ursprüngliche Platz hinter der Votivkirche, dennoch berichtete der Lokalanzeiger der »Presse« am Sonntag, dem 17. November 1867, dass das Konsistorium der Wiener Universität beschlossen hätte, »bei dem für die Universität zugewiesenen Bauplatze hinter der Votivkirche als den geeignetsten zu verharren«.24 Zwar äußerte daraufhin Hye von Gluneck im Dezember 1867 noch einmal seine Bedenken, dass das »Universitätsgebäude

[…] immer als Bauwerk neben der Votivkirche den zweiten Platz einnehmen [würde], und doch wäre es der Würde der Hochschule entsprechend, wenn die auch als Bauobject dominierend wirkte«.25 Dennoch gab der Kaiser dem Antrag statt, auf diesem Areal zu bauen, und in der folgenden Sitzung des UniversitätsBaucomités wurde der Architekt Heinrich Ferstel mit Vorarbeiten für den Neubau beauftragt.26 Mit der Ernennung des neuen Architekten erstarkte die Initiative für einen Universitätsneubau zwar erneut, der erhoffte zügige Baubeginn im Frühjahr 1868 konnte jedoch nicht eingehalten werden. Es sollte noch weitere fünf Jahre dauern, bis schließlich auf einer neuen Bauparzelle der Spatenstich erfolgte.27

Anmerkungen  1 Lentze, Universitätsreform, 29 – 31.  2 Mühlberger, Universität 1848 – 1884, 8.   3 Ebd.  4 Ga ll, Die Alte Universität, 119; Bericht des UniversitätsSyndicus Karl von Heintl, 20. März 1867 (= Quelle aus UAW, Akad. Senat 34, Sonderreihe S60, Bauakten 1854-72) 5.  5 Erlass des Unterrichtsministeriums vom 17. Juni 1854 (Z.9411), zitiert nach: Bericht des Universitäts-Syndicus Karl von Heintl, 20. März 1867 (= Quelle aus Universitätsarchiv, Akad. Senat 34, Sonderreihe S60, Bauakten 1854 – 72) 5.  6 Mollik /R eining/Wur zer Ringstrassenzone, 45 – 61.  7 Hoffm a nn, Architekten, 50 – 51.  8 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 14.  9 Erlass des Unterrichtsministeriums vom 31. März 1856 (Z.18160), zitiert nach Bericht des Universitäts-Syndicus Karl von Heintl, 20. März 1867, 8 – 9. 10 Ch a r le, Grundlagen, 57 – 58. 11 Bautypologisch nimmt dieser Entwurf eine Zwischenposition zwischen einer Baugruppe und einem Monumentalbau ein, denn die starke Zergliederung in einzelne Baukörper lässt ihn trotz seiner gewaltigen Baufläche nicht so monumental wirken, wie das die späteren Monumentalbauten an der Ringstraße werden. Vgl. auch Hoffm a nn, Architekten, 52 – 53. 12 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 45. 13 Siehe Mollik /R eining/Wur zer, Ringstrassenzone, Tafeln 47 – 52.

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14 Inaugurationsrede von Rektor Andreas Ritter von Ettingsh ausen, in: Wiener Zeitung, 22. Oktober 1861, 2832 – 2833. 15 Ebd., 2832. 16 Bericht des Universitäts-Syndicus Karl von Heintl, 20. März 1867, 11 – 12. 17 Ebd., 12 – 13. 18 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 40. 19 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 46. 20 Zit. nach Wolf, Universitätsbau, 51. 21 Bericht des Universitäts-Syndicus Karl von Heintl, 20. März 1867, 18. 22 Neue Freie Presse, 17. August 1867, 2, Sp.3. 23 Neue Freie Presse, 3. November 1867, 6, Sp.1. 24 Lokalanzeiger der Presse, 17. November 1867, 1, Sp. 2. 25 Siehe Wolf, Universitätsbau, 54. 26 2. Sitzung des Universitäts-Baucomités, 11. Februar 1868, UAW, S60, Schachtel 34; siehe auch Allgemeines Verwaltungsarchiv, Akten des Ministeriums für Kultus und Unterricht, 416 ex 1868. 27 Rüdiger, Monumentale Universität, 38 – 48.

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Der kleine Monumentalbau Das Chemische Institut als erster Universitätsbau nach 1848

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er Vorstand des Chemischen Instituts, Professor merkenswert. Beide waren in Zusammenarbeit mit Josef Redtenbacher, hatte im Jahr 1849 den Ruf dem ehemaligen Schüler Liebigs, dem Chemiker Auan die Universität Wien unter der Bedingung an- gust Wilhelm Hofmann, geplant worden. Das Bongenommen, dass ihm innerhalb von drei Jahren ein ner Institut, begonnen im Jahr 1864 als Hofmann modernes Laboratorium errichtet würde. So war er zunächst aus London dem Ruf nach Bonn folgte, war im Januar 1868 der Erste, der nur vier Wochen nach zum Zeitpunkt von Ferstels Studienreise bereits in der Allerhöchsten Entschließung, die Universität auf Benützung.4 Kurz nach Baubeginn verzichtete Hofdem Areal um die Votivkirche zu bauen, sein Bau- mann aber auf die Bonner Professur, zugunsten eines programm einreichte, um nun mit fast zwanzigjäh- Rufs nach Berlin, wo er wiederum ein neues Instiriger Verspätung zu seinem Institutsbau zu kommen. tut errichten ließ, das bei Ferstels Besuch annähernd Die Vollendung des Instituts erlebte er allerdings fertiggestellt war.5 Beide Grundrisse lassen die oben beschriebene Dreiteilung erkennen. In Bonn ist der nicht mehr.1 Die zunehmend experimentelle Forschungsweise gesamte linke Trakt für die Sammlungen und die der Chemiker, die neben der Feuergefahr auch die Wohnung samt repräsentativem Festsaal des ProfesBeeinträchtigung durch gesundheitsschädliche sors geplant. Davon durch Durchfahrten getrennt, Dämpfe mit sich brachte, führte schon in den 1830er- schließt das Lehrgebäude an, das sich vor allem Jahren zu der Empfehlung, die chemischen Laborato- durch zahlreiche Laboratorien auszeichnet. Mittig rien von den übrigen Universitätsgebäuden zu tren- im großen Hof, zwischen Professorentrakt und Lehrnen. Vorbildlich hierfür galt der Gießener Umbau gebäude eingespannt, befindet sich der große Höreines ehemaligen Wachlokals in Justus Liebigs erstes saal, der Zugänge von beiden Seiten aus aufwies. Im eigenständiges Laboratorium.2 In der Folge entwi- Berliner Institut ist wiederum der Hörsaal zwischen ckelte sich ein Bau-Typus, nach dem sich chemische den zwei Höfen eingefasst, vom Haupteingang für Institute aus drei Raumgruppen zusammensetzten  : die Studenten direkt über einen geraden Treppenlauf die Hörsäle, die Labors für praktische Übungen und erreichbar und von der Rückseite für den Professor die Dienstwohnungen für den Vorstand und die ebenerdig direkt von dem hinten unregelmäßig anAssistenten.3 Heinrich Ferstel, bereits mit den Vor- schließenden Wohntrakt. arbeiten für die Universitätsbauten betraut, reiste im Frühjahr 1868 mit Josef Redtenbacher nicht nur nach Gießen zu Justus Liebigs ehemaligem Laboratorium Nächste 3 Seiten: und nach München zu dessen neuem, sondern auch Abb. 1: Heinrich von Ferstel, Chemisches Institut, Grundrisse, 1874 an viele andere Orte in Deutschland, in denen Schü- Die Grundrisse des Chemischen Instituts zeigen deutlich die funktionelle Zweiteilung des Bauwerks: Der breite, vordere Bauteil ler Liebigs den Bau-Typus weiterentwickelt hatten. mit dem zwischen zwei Höfen angelegten Hörsaal und mehreren Nach ihrer Rückkehr beschrieb der Architekt die Laboratorien diente der Lehre. Im niedrigeren Annexbau waren die Einrichtungen in Berlin und Bonn als besonders be- Wohnungen des Lehrpersonals untergebracht.

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Abb. 2: Heinrich von Ferstel, Chemisches Institut, Seitenfassade zur Hörlgasse, 1874. Im Gegensatz zum reich ornamentierten Lehrtrakt ist der niedrige Wohnbau in schlichteren Renaissanceformen gehalten und zusätzlich von der Straßenseite abgerückt.

Wenn auch Ferstel für die Gesamtanlage der Univer- anbringen. Wie in beiden Instituten des berühmsität im Bereich der Votivkirche weiterhin keinen ver- ten Liebig-Schülers Hofmann wurde auch im Wiebindlichen Bauplan vorlegte, reiften seine und Red- ner Institut der große Hörsaal zwischen Lehr- und tenbachers Überlegungen zum Chemischen Institut Wohntrakt eingespannt, so dass der Zugang bequem rasch. Im August 1869, als für das Hauptgebäude von beiden Seiten möglich war. Für die Studierenbereits die Aussicht auf ein Areal direkt an der Ring- den vom Haupteingang in der Währinger Straße straße bestand, konnte mit dem Bau des Chemischen über die Stiege auf halber Höhe und für den ProInstituts begonnen werden.6 fessor rückwärtig im Parterre vom Korridor von Ferstel hatte eine zweihöfige Anlage entworfen, seiner Wohnung. In den rahmenden Flügeln waren an die auf der rückwärtigen Seite zur Wasagasse, die Schülerlaboratorien untergebracht, die wiedeetwas zurückgesetzt von der Hörlgasse, noch ein rum von beiden Seiten zugänglich waren. Hörsaal Wohntrakt mit einem kleinen quadratischen Hof an- und die Schülerlaboratorien bilden auf diese Weise schloss (Abb. 1). Zentral für die Funktionalität des Begegnungsräume zwischen den funktionell geBaus waren die Loggien zu den Höfen, die einerseits trennten Gebäudeteilen, die einerseits der Lehre dem Zugang zur frischen Luft und andererseits der und andererseits dem Privatleben des vorgesehenen Ausführung feuergefährlicher Experimente dienten. Professors zugeordnet waren, und tragen damit zur Solche Loggien hatte Redtenbacher in Bonn und Professionalisierung der Lehre bei.7 Nach RedtenBerlin gesehen und ließ sie von Ferstel in Wien je- bachers Tod und der darauf folgenden Teilung in weils seitlich zur Hauptstiege auf zwei Geschossen zwei Professuren musste Ferstel den Wohntrakt, der

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zunächst für einen Vorstand ausgelegt war, für zwei Professorenwohnungen adaptieren. Während das Bonner Institut in der Seitenansicht eine deutliche Betonung des Professorenwohntrakts durch mächtige Pylonen ausweist und den ausgedehnten Lehrtrakt wie einen Appendix wirken lässt, tritt das Wohngebäude am Wiener Institut absichtsvoll zurück (Abb. 2). »Die Sonderung in das Lehrgebäude und Wohngebäude markirt sich durch das gegen die Wasagasse stark abfallende Terrain, indem der erste Stock des Wohngebäudes mit dem Parterre des Lehrgebäudes zusammenfällt.«8 Dieser Fokus der Repräsentation spiegelt sich auch in der Ausarbeitung der Fassaden wider, wo die Details des Lehrtrakts reicher ausgeformt wurden. Das Erscheinungsbild des Instituts ist insgesamt durch die Materialsichtigkeit der farblich nuancierten Ziegel und der roten Terrakotta-Dekorationen geprägt. Auch an den Fassaden ist eine Differenzierung der beiden Gebäudeteile zu erkennen. Im Gegensatz zum zurückversetzten Wohntrakt ist das zum Votivplatz gewandte Lehrgebäude, insbesondere im Obergeschoss, mit reicheren Ornamenten ausgestattet. Zur Akzentuierung des Eingangs wird das Portal von zwei toskanischen Säulen gerahmt (Abb. 3), die einen kleinen Balkon tragen. Das Portal selbst wiederholt die Form der Erdgeschossfenster, variiert aber die dekorative Gestaltung. In den Zwickeln lehnen sich zwei allegorische Wesen über an die Rundung des Portals und strecken einander eine Posaune (vielleicht Fama) und einen anderen verlorenen Gegenstand entgegen. Die Motive des Rahmens und der Laibung sind überdies farbig gefasst und heben dadurch das Portal noch zusätzlich hervor. Die horizontale Trennung zum Obergeschoss ist mithilfe eines Terrakotta-Frieses und eines darüber liegenden umlaufenden Gesimses verdeutlicht. Die Rundbogenfenster hier sind zwischen Ziegelpilaster toskanischer Ordnung eingefügt. In dem darüber angebrachten Terrakotta-Fries sind zwischen dem Rapport von Putten und pferdeähnlichen Fantasiewesen abwechselnd Medaillons mit den Initialen des Kaisers Franz Joseph I. eingefügt und Namenskartuschen. Im Attikabereich betont eine kleine Ädikula mit einem farbigen Doppeladler-Wap-

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pen noch einmal die Mitte der Fassade und zeichnet so das Institut als Staatsbau aus. Die Namenskartuschen hingegen tragen die Namen bekannter historischer Chemiker und weisen so nicht nur auf den Zweck des Bauwerks hin, sondern reihen das Wiener Institut in eine lange internationale Tradition ein. Für die markante Gestaltung des Instituts als Ziegelbau argumentierte Heinrich Ferstel so, dass sich der Bau zwar einerseits durch sein schlichtes, materialsichtiges Aussehen als Nutzbau zu erkennen geben sollte, andererseits aber verlangte der »Umstand, dass es der erste Bau der lange ersehnten neuen Universität ist, die ästhetische Seite doch nicht zu sehr aus dem Auge zu verlieren«.9 An seinem Standort musste sich das Chemische Institut nicht nur abheben von der im Bau befindlichen Votivkirche, sondern auch von umliegenden immer stärker zur Monumentalität neigenden Wohnbauten. Gegen einen Steinbau sprach nach Ferstel, dass dieser dem »grossen Monumentalbau vorbehalten« sei. Stattdessen sollte der unverputzte Ziegelbau durch künstlerische Detailformen zur Geltung gebracht werden und so Monumentalität und Funktionalität gleichermaßen zum Ausdruck bringen.10 Auf diese Weise sollte der rote Materialbau in Kontrast treten einerseits zum Maßwerk der neugotischen Kirche als auch zu den verputzen Fassaden der Wohnbauten und gleichzeitig durch Stilwahl und Detailformen dem hohen künstlerischen Anspruch entsprechen,11 wie Ferstel dies bereits beim k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie und der benachbarten Kunstgewerbeschule angewandt hatte. Anhand dieser beiden früheren Entwürfe Ferstels lässt sich seine Hierarchie der Bauformen nachvollziehen  : Das Museum zeichnet sich durch die kontrastierende Verwendung von rotem Backstein und markanten Fenster- und Türrahmungen in hellem Naturstein als Monumentalbau aus, wohingegen Ferstel bei der dazugehörigen Kunstgewerbeschule sowie bei dem späteren Chemischen Institut auf Ornamente in roter Terrakotta zurückgreift, um die Bauten zu subordinieren. Für Terrakotta-Ornamente sprachen allerdings auch die stilistischen Vorbilder, die Ferstel in sei-

Abb. 3: Heinrich von Ferstel, Chemisches Institut, Hauptfassade, 2014. Mit der Materialsichtigkeit der farblich nuancierten Ziegel und der Terrakotta-Dekorationen schließt Heinrich von Ferstel an seine Ringstraßenbauten für das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie sowie die Kunstgewerbeschule an. Das Hauptportal wird zusätzlich durch toskanische Säulen und einen reich ornamentierten Terrakotta-Rahmen akzentuiert.

Abb. 4: Heinrich von Ferstel, Chemisches Institut, Schnitt durch den rechten Innenhof, 1870. Der Schnitt durch den Hof des Lehrtrakts zeigt die zeitgenössisch-innovativen, offenen Loggien, die für Experimente mit giftigen chemischen Dämpfen vorgesehen waren. Die Zeichnung ist von Ferstel signiert und mit 1870 datiert.

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Abb. 5: Heinrich von Ferstel, Chemisches Institut, Dekoration im Hof des Wohngebäudes, 1874. Der Innenhof des Wohngebäudes war ursprünglich in Manier der norditalienischen Renaissance mit Sgrafitto-Ornamenten geschmückt. Diese widerstandsfähige, aber kostengünstige Fassadendekoration fand in zahlreichen Bauten der Wiener Ringstraßenzeit Anwendung, so auch später an der rückwärtigen Fassade des neuen Hauptgebäudes der Universität Wien.

nem Kommentar in der »Allgemeinen Bauzeitung« nannte. Denn die »italienische Bauweise im 15. Jahrhundert, […] welche die von uns heute nachgeahmten Formen ausschliessend aus dem entsprechenden Materiale entwickelte, hat uns durch zahlreiche Beispiele den Weg […] vorgezeichnet«.12 Nicht nur in der Materialfrage sah sich Ferstel durch italienische Renaissancebauten bestätigt, auch formal orientierte er sich an den römischen Renaissancepalästen. Formal nur in Details unterscheiden sich die jedoch steinernen Fensterrahmungen des Palazzo della Cancelleria oder des Palazzo Giraud-Torlonia von denjenigen im Parterre des Chemischen Instituts. Die

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doppelte Pilasterstellung zur Rhythmisierung des Obergeschosses verweist wiederum auf italienische Bauten der Hochrenaissance.13 Ein weiteres Gestaltungselement, das für Ferstel und Zeitgenossen eine deutliche Reminiszenz zur Renaissance darstellte, war das Sgraffito, das als kostengünstige, aber dauerhafte Ornamentaltechnik bereits von Vasari gelobt wurde.14 Wiederentdeckt im 19. Jahrhundert wurde sie von Gottfried Semper und in Wien von Heinrich Ferstel das erste Mal am k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie angewendet.15 Die Höfe des Chemischen Instituts waren ebenfalls ursprünglich mit Sgraffiti ausgestattet, wobei in den Höfen unterschiedliche Konzepte zur Ausführung kamen. Während die von Ferstel unterzeichneten Schnitte der Höfe des Lehrgebäudes zurückhaltende Medaillons mit tanzenden weiblichen Figuren zeigen (Abb. 4), zwei an den Zwickeln über der Loggia im Parterre und sechs an der Außenwand des großen Hörsaals, nutzt die Dekoration im Hof des Wohngebäudes jede freie Wandfläche. Über einem umlaufenden Fries mit nixen- und neptunartigen Wesen entwickelt sich ein reiches System aus Kandelabern, Medaillons, Figuren und Fabelwesen, Bandelwerk sowie Rollgiebelmotiven (Abb. 5). Insgesamt gelang Ferstel hier ein bemerkenswerter Materialbau mit deutlichen Bezügen zur italienischen Renaissance, der auch Rückschlüsse auf Ferstels unvollständige Planungen zum Universitätsbau auf den Bauparzellen um die Votivkirche zulässt. So muss man sich Ferstels Konzeption für die hierarchisch höher stehenden Gebäude der Universität für Verwaltung und Bibliothek direkt hinter dem Chor ähnlich dem k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie vorstellen, da diese formale Gestaltung mit Steinornamenten die höhere Gewichtung zum Ausdruck gebracht hätte. Mit dem späteren Bauplatz direkt an der Ringstraße stieg der Repräsentationsdruck wiederum an, so dass Ferstel hier im Sinne eines großen Monumentalbaus das Konzept überarbeiten musste. Definitiv nimmt das Chemische Institut eine Schlüsselrolle im Wiener Hochschulbauwesen ein. Als erster Neubau der Universität Wien nach 1848

wurde es zum manifesten Zeichen eines Fortschritts in der lang geführten Debatte um ein neues bauliches Zentrum der Universität. Und für den Architekten, der zunächst nur mit den Vorarbeiten für dieses bauliche Zentrum beauftragt worden war, war dies die Möglichkeit, zu beweisen, dass unter seiner Bauleitung eine repräsentative und innovative Hochschularchitektur gelingen konnte. Dank der gemeinsamen Reise mit Josef Redtenbacher konnte Ferstel die aktuellsten funktionellen Entwicklungen in der Laboratorien-Architektur für das Wiener Institut adaptieren und dadurch ein Zeichen für die Modernität der Wiener Universität setzen. Stilistisch und formal legte Ferstel einen Entwurf vor, der in der zeitgenössischen Debatte um Monumentalarchitektur durch die Renaissanceformen gut bestehen konnte und dennoch für den Universitätskernbau noch Spiel nach oben ließ.

Anmerkungen  1 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 49.  2 Stich w eh, Ausdifferenzierung, 149 – 151.  3 Nägelk e, Hochschulbau, 47 und 49.  4 Nägelk e, Hochschulbau, 253.  5 Ferstel, Chemisches Institut, 45.  6 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 51.  7 Rüdiger, Monumentale Universität, 230.  8 Ferstel, Chemisches Institut, 45.  9 Ferstel, Chemisches Institut, 46. 10 Ferstel, Chemisches Institut, 46. 11 Siehe auch Rüdiger, Monumentale Universität, 234. 12 Ferstel, Chemisches Institut, 47. 13 Rüdiger, Monumentale Universität, 234. 14 Thiem/Thiem, Groteskendekoration, 15 und 43. 15 Semper, Sgraffito-Dekoration, 45.

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Das Hauptgebäude als gebauter Sieg des Lichts über die Finsternis

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anze dreißig Jahre waren vergangen zwischen der Allerhöchsten Entschließung vom 7. Mai 1854 für einen Neubau der Universität bis zu dessen Eröffnung im Oktober 1884 (Abb. 1). So charakteristisch die lange Standortsuche für die frisch reformierte Universität auf der Suche nach einer neuen Identität zur Jahrhundertmitte war, so sehr spiegelt das ab 1873 errichtete Hauptgebäude das erstarkte Selbstverständnis der ersten Universität des Kaiserreichs wider. Statt eines reinen Zweckbaus, wie immer wieder von verschiedenen Seiten gewünscht, entwarf der Wiener Architekt Heinrich von Ferstel einen Prachtbau, der in allen seinen Details den festen Glauben des 19. Jahrhunderts in die Erkenntniskraft der Wissenschaft vermitteln sollte. Der Sieg des Lichts über die Finsternis ist nicht nur der Titel des zentralen Festsaalbildes, sondern war Motto für das gesamte Bauwerk. Durch gezielte Architekturzitate, stilistische Anspielungen und ein ausgeklügeltes ikonographisches Konzept in Bauplastik und Malerei sollten die Benutzer und Besucher auf das gewachsene Selbstbild der Institution Universität Wien hingewiesen werden. Doch wie die Planungsgeschichte ab der Beauftragung Ferstels im Frühjahr 1868 zeigt, war der Weg zum Palast der Wissenschaft nicht von Beginn an vorgezeichnet. Erst die Freigabe des ehemaligen Exerzierplatzes auf dem Josefstädter Glacis, dem letzten großen Areal an der Ringstraße, ermöglichte den Bau in dieser Form. Planungen für den Bau an der Ringstraße

Mit der Beauftragung für den Universitätsneubau stand der Architekt Ferstel am Beginn des größten

Abb. 1: Empfang des Kaisers Franz Joseph I. auf der Universitätsrampe anlässlich der Eröffnung des Hauptgebäudes am 11. Oktober 1884. Handkolorierte Xylographie (1884).

Bauprojekts seiner Karriere. Im Februar 1868 erhielt er zunächst den Auftrag, Entwürfe für einen Universitätskomplex im Umkreis der Votivkirche zu erstellen. Zusätzlich zu dem ursprünglich angedachten Areal direkt hinter der Votivkirche wurden nun auch die ehemalige Gewehrfabrik (Schwarzspanierstraße Ecke Währingerstraße) und die daran anschließende

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Abb. 2: Heinrich von Ferstel, Entwurf für den Platz um die Votiv­ kirche, 1862. Statt eines in neugotischen Formen gehaltenen Segmentbogens um den Chor der Votivkirche schlug Heinrich von Ferstel eine rechteckige Einfassung in den Formen der Neorenaissance vor.

Parzelle zum Planareal hinzugefügt. Ebenfalls dazugehörig war der Baugrund an der heutigen Hörlgasse, wo Ferstel den einzigen Bau seiner frühesten Planung, das Erste Chemische Institut, verwirklichte. Diese uneinheitliche Baufläche bereitete Ferstel nach eigenem Bekunden beim Entwerfen einer geeigneten einheitlichen Gebäudeform große Schwierigkeiten (Abb. 2).1 Erschwerend kam hinzu, dass sich die Vertreter der einzelnen Fakultäten keineswegs einig waren über die Erfordernisse, am allerwenigsten den Raumbedarf betreffend.2 Parallel zu diesen wenig zufriedenstellenden Umständen in der Planungsphase eröffnete sich spätestens im Jahr 1869 die Aussicht auf einen weit repräsentativeren Bauplatz. Der ab Dezember 1868

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am­tierende Wiener Bürgermeister Cajetan Felder, unzufrieden über den Stillstand des Rathausbaus zwischen Johannes- und Weihburggasse, entwickelte den Plan eines sogenannten Bürgerforums, auf dem die Neubauten für Rathaus, Parlament und Universität zusammengefasst werden sollten.3 Hierfür schwebte ihm der ehemals militärisch intensiv genutzte Paradeplatz auf dem Josefstädter Glacis vor, also unweit der Votivkirche und des Allgemeinen Krankenhauses. Im Oktober 1869 veröffentlichte der Lokalanzeiger der Presse bereits die Verteilung der drei großen Bauten auf dem Areal,4 doch bis zur offiziellen Genehmigung des Kaisers im Juli 1870 war Ferstel gezwungen, weiter an dem zerfransten Gelände hinter der Votivkirche zu planen.5 Wenn diese Umorientierung auf den neuen Standort an der Ringstraße auch für weitere Verzögerungen gesorgt hatte, so zeigte sich Ferstel dennoch sehr zufrieden über die gestalterischen Möglichkeiten, die der Bauplatz an der Ringstraße bot.6 Da »der ersten Universität des Reiches der schönste Bauplatz gebühre«, zeigte sich auch der Gemeinderat erfreut über die Entscheidung, dass »auf dem Paradeplatz ein großes harmonisch zusammenhängendes Gebäude, wie es die Wissenschaft und der Kunstgeschmack der Residenz verlangt, aufgebaut werde.«7 Mit neuer Begeisterung für die Aufgabe unternahm Ferstel im Frühjahr 1871 eine Reise zu den traditionellen italienischen Universitäten in Bologna, Padua, Genua und Rom, um sich von diesen Palazzi della scienza inspirieren zu lassen.8 Das Ergebnis dieser Reise, ein mit Bleistift skizzierter Grundriss, kündigt bereits die späteren Merkmale des Hauptgebäudes an  : der Plan zeigt eine große, symmetrische Vierflügelanlage, die im Inneren mehrere Höfe aufweist (Abb. 3). Noch im gleichen Jahr präsentierte Ferstel seinen ersten Entwurf auf 12 Blättern.9 Die Aufteilung des Grundrisses war hier verfeinert und erstmals lieferte Ferstel auch eine Ansicht der Fassaden (Abb. 4 und 5). Während sich die gleichmäßige Struktur der Fassaden und die Dekorationsformen der Fenster italienischen Renaissanceformen annähern, scheinen die spitz zulaufende Dachform des Mittelrisalits sowie

Abb. 3: Heinrich von Ferstel, Vorentwurf, Grundriss des ersten Obergeschosses, Bleistiftzeichnung, 1871. Der Vorentwurf nimmt bereits einige der Charakteristika des ausgeführten Baus vorweg, so beispielsweise die vierflügelige Anordnung der Trakte um einen zentralen Innenhof sowie die auffallende Stellung des Festsaals.

die seitlichen Türme auf nordeuropäische Vorbilder zu verweisen. Nachvollziehbar wird dieser Entwurf nur im Zusammenhang mit dem Rathaus, dessen Dachlandschaft Ferstel hier in der Universitätsfassade aufgenommen hatte. In einem weiteren Fassadenentwurf von 1872 reflektierte Ferstel stattdessen die hellenistische Formensprache des Parlaments (Abb. 6), um so eine stilistische Kommunikation zwischen den drei Bauten des Bürgerforums herzustellen. Währenddessen hatten sich die Fakultätenvertreter gemeinsam mit dem Universitäts-Baucomité auf ein aktualisiertes Programm der Raumanforderungen geeinigt. In seinem zweiten Entwurf adaptierte Ferstel nicht nur die Raumanordnung entsprechend, sondern variierte auch den Stil des Bauwerks. Hatten sich doch insbesondere die naturwissenschaftlichen Professoren gegen die bewegte Gestaltung ausgespro-

chen und stattdessen eine klarere, nüchternere Fassadenstruktur gefordert, vergleichbar dem Zürcher Polytechnikum oder dem King’s College in London.10 Mit der städtebaulichen Entscheidung, den Paradeplatz für die drei öffentlichen Bauten Rathaus,

Nächste Seite: Abb. 4: Heinrich von Ferstel, Erster Entwurf, Grundriss des Hochparterres, 1871. Im Ersten Entwurf sind die Fassaden weniger bewegt, nur die Hauptfassade tritt zugunsten der Rampe zurück, springt aber mit der Unterfahrt und dem darüberliegenden Festsaal umso markanter wieder hervor. Abb. 5: Heinrich von Ferstel, Erster Entwurf, Aufriss der Hauptfassade, 1871. Der Fassadenaufriss des Ersten Entwurfs sollte mit seinen Türmen eine harmonische Zusammenstellung am Rathausplatz erzeugen. Gemeinsam mit Rathaus und der hinter der Universität gelegenen Votivkirche hätte sich so eine eindrucksvolle Turm-Skyline in diesem Abschnitt der Ringstraße ergeben.

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Abb. 6: Heinrich von Ferstel, Zweiter Entwurf, Fassadenvariante, um 1872. Diese Fassadenvariante in der zweiten Entwurfsphase nähert sich stilistisch eher Theophil Hansens hellenistischem Parlamentsentwurf an.

Parlament und Universität zur Verfügung zu stellen, Unter den zahlreichen Entwürfen, die im Sepwurde eine bereits in den 1860ern geführte Debatte tember 1869 für das Rathaus eingereicht wurden, zur Monumentalität der Ringstraßenarchitektur neu waren zahlreiche in Stile der Neorenaissance, doch entfacht  : Wie konnten die drei riesenhaften Gebäude entschied man sich für den neugotischen Entwurf auf dem weitläufigen Bauareal angeordnet und gestal- des Architekten Friedrich von Schmidt. Der gotische tet werden, so dass die Baumassen nicht den Raum Stil schien besonders geeignet zu sein, am Rathaus erdrückten oder monoton zusammenschnürten  ? die bürgerliche Blütezeit widerzuspiegeln. Mit dieAus dem architekturtheoretischen Resümee des ser Codierung der Gotik am Rathausbau als BedeuWiener Architekten Wenzel Herzig lassen sich die tungsträger bot sich die Möglichkeit, den RathausKernpunkte dieser öffentlichen Debatte herausle- platz nicht mit stilistisch einheitlichen Bauten zu sen.11 So forderte Herzig für einen Monumentalbau rahmen, sondern mit kontrastierenden Bauwerken, eine möglichst großartige, erhabene Bauform. Die deren Stile semantisch entsprechend der GebäudeKombination von solidem Material, erprobten For- funktion aufgeladen wurden.12 So argumentierte men und würdevoller Ausstattung sollte idealerweise Theophil Hansen, der bevorzugt in hellenistischen zu einem kontrastreichen, aber harmonischen Ge- Formen baute, dass dieser Stil am besten die Ersamtergebnis führen. Im Platzensemble sprach dieser rungenschaften der Griechen in demokratischer Wunsch zum Kontrast gerade für ausgeprägt unter- Staatsbildung auf die zeitgenössische Entwicklung schiedliche Stile, die sich um den Rathausplatz grup- vermittle.13 Die Renaissanceformen an Ferstels Universität sollten in diesem Zusammenhang auf den pieren sollten.

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Abb. 7: Rudolf von Alt, Präsentationsblatt, 1873. Zwar zeigt Rudolf von Alts Präsentationsblatt für die Wiener Weltausstellung 1873 noch nicht die letztgültige Fassadengestaltung, aber deutlich wird, wie Ferstel hier nun für die Universität ein ganz eigenständiges Konzept erarbeitet hat, das bewusst einen Kontrast zu den Entwürfen für Rathaus und Parlament sucht.

Humanismus und den zeitgleichen Durchbruch der schoss, da die Anlage von Bibliothek und Festsaal Wissenschaften verweisen. den Durchgang von Seitenflügel zu Seitenflügel verDementsprechend adaptierte Ferstel das Aussehen hinderte. Er empfahl daher, den Festsaal parallel zur der Universität, die sich nun mit Eckpavillons, statt Fassade zu stellen, um eine Verbindung zwischen den einzelner spitzer Türme, und einem mächtigen über- Lehrtrakten zu ermöglichen. Während sich Ferstel kuppelten Mittelrisalit zur Ringstraße wenden sollte bemühte, sämtliche anderen Punkte aus Sempers (Abb. 7). Zur Begutachtung wurde dieser zweite Ent- Kritik umzusetzen, zeigt der Vergleich zwischen dem wurf an Gottfried Semper, einen der angesehensten Grundriss des ersten Entwurfs und des 1874 genehzeitgenössischen Architekten, weitergegeben. Wäh- migten Plans (Abb. 9  ; Abb. 10), dass Ferstel diese rend Semper vorrangig die Vorgaben des Raumpro- Empfehlung nicht umsetzte, obwohl Kaiser Franz gramms kritisierte – so erschien ihm der Raumbedarf Joseph bei der Baugenehmigung im Juli 1872 ausder Bibliothek zu hoch gegriffen und die hohe Anzahl drücklich forderte, dass Sempers Anmerkungen in der geforderten Einzelräume mit Fenstern schmälere die Detailplanungen aufgenommen würden.15 den Monumentalcharakter –, hieß er die planerisches Umsetzung weitgehend gut. Die Verteilung des Komplexes in Verwaltungstrakt zur Ringstraße, Bibliothek Ausgeklügeltes Wegesystem mit Arkadenhof und rückwärtig gegenüberliegend und zwei Lehrflügel an ohne Festsaal den Seiten erschien Semper als gelungene Gruppierung in Hinblick auf Ästhetik und Nutzen (Abb. 8).14 Während Ferstel auch in der Bauzeit noch VeränderunNur im Hinblick auf die Kommunikationswege gen am Plan vornahm, weigerte er sich offenbar erfolgbemängelte Semper die Aufteilung im Oberge- reich, den Festsaal parallel zur Fassade anzuordnen. Um

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Abb. 8: Heinrich von Ferstel, Zweiter Entwurf, Grundriss des Hochparterres, 1872. Ab 1872 ist die Grundriss-Form mit dem zentralen Arkadenhof weitgehend festgelegt, dennoch variiert Ferstel bis 1873 noch die Raumaufteilung wiederholt. Die Idee von ausladenden Wendeltreppen in der Bibliothek hält sich sogar noch bis Ende der 1870er-Jahre.

sich dieser kaiserlichen Forderung entziehen zu können, muss der Architekt stichhaltige Argumente für die Blockade des Wegesystems im Obergeschoss vorgebracht haben. Von Beginn der Planung an betonte Ferstel die Bedeutung der Wege innerhalb der Gesamtanlage. So schrieb er in seiner Denkschrift von 1872, es sei »auf die Communicationen in diesem Bauwerke die allergrösste Rücksicht zu legen, und von der Richtigkeit dieser Lösung hängt der ganze Werth der Anlage ab. Nicht nur muss jeder einzelne Raum von aussenher ganz direct und auf dem kürzesten Wege zugänglich

sein, sondern auch die kürzeste und directe Verbindung aller Localitäten unter einander bestehen.«16 Wenn auch Ferstel selbst und nachfolgende Autoren immer wieder die Vorbildlosigkeit einer solch riesenhaften Universitätsanlage betonten,17 gab es bereits seit der Antike eine Bautradition für Lehrgebäude, zunächst das gymnasion und später die frühen Kollegienbauten des Mittelalters und der Renaissance bis hin zu Gottfried Sempers Zürcher Polytechnikum, das im 19. Jahrhundert eine wichtige Vorbildfunktion einnahm.

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Abb. 9: Heinrich von Ferstel, Erster Entwurf, Grundriss des ersten Obergeschosses, 1871. Ursprünglich sollte sich die Universitätsbibliothek nicht nur logistisch an der Pariser Bibliothèque Sainte-Geneviève orientieren, sondern auch in der Gestaltung des Lesesaals, der durch mittig angeordnete Säulen und Bücherregale geteilt würde. Erst Ende der 1870er-Jahre entsteht das Konzept zum Saalraum mit Oberlicht.

Um also eine gelungene Kommunikation im Haus zu erreichen, orientierte sich Ferstel zuvorderst am »Ur-Typus« des italienischen Hochschulbaus, dem Collegio di Spagna in Bologna, und am Palazzo Farnese in Rom, der für die Neorenaissance-Architekten im 19. Jahrhundert einen wichtigen Bezugspunkt darstellte. Beide Bauten umschließen einen zentralen Innenhof mit Arkaden. Während beim Collegio vom Hofumgang direkt die einzelnen Zugänge zu den Kollegiatenzimmern abgingen, war beim Palazzo Farnese die Anzahl der Türöffnung reduziert, und doch boten die Korridore von jeder Seite aus Zugang zu den Trakten oder weiterführenden Stiegenaufgängen. Für den Palastbewohner

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des 16. Jahrhunderts war der Innenhof der repräsentative Treffpunkt, an dem alle Wege zusammenliefen.18 Ausgehend von diesem Angelpunkt entwickelte Ferstel seinen Bauplan, denn dem Architekten zufolge bot der Arkadenhof »das wichtigste Mittel zu einer derartigen Communication, indem an die Arkaden die sämmtlichen Treppen des Hauses gelegt sind.«19 Und tatsächlich verbindet der Arkadenhof inklusive des Vestibüls alle inneren Flügel des Hauptgebäudes miteinander und selbst der Zugang zur Bibliothek war ursprünglich im rechten hinteren Gelenk des Umgangs untergebracht. Um aber auch die äußeren Flügel der Lehrtrakte einzubinden, legte Ferstel

Abb. 10: Heinrich von Ferstel, Genehmigter Universitätsplan, Grundriss des ersten Obergeschosses, 1874. Auch dieser am 31. Juli 1874 vom Statthalter genehmigte Grundriss wurde während der Bauzeit noch verändert. Dies wird besonders an den Repräsentationsräumen deutlich, wo »Kleiner Festsaal« und »Conversations- und Versammlungssaal für die Professoren u. Docenten aller Facultäten« weichen mussten.

im Obergeschoss jeweils einen umlaufenden Korri- Zwar förderte die Blockade im Obergeschoss einerdor, der von Sempers Polytechnikum mit zwei Hö- seits die Nutzung des Arkadenhofs als kommunifen übernommen ist. In einem Fachvortrag über den kativen Verteilerkreis, andererseits scheint sie im Baufortschritt betonte Ferstel auch 1878 noch einmal, Hinblick auf Ferstels Bemühungen um ein ideales dass der Arkadenhof mit den Stiegen das geeignetste Wegesystem inkonsequent. Daher stellt sich die Frage, Mittel gewesen sei. So »liegen an jeder Seite drei Stie- ob sich Ferstel bei der Verortung des Festsaals nicht gen und rückwärts eine Stiege für die Bibliothek, so ebenfalls an prominenten Bildungsbauten orientierte, dass vom Hofe aus jeder Punct des Hauses rasch und wie er dies im Falle des Hofs und der Korridore im schnell auffindbar« sei.20 Obergeschoss getan hatte. So kommt der QuerstelDie Problematik der Verbindungen im Ober­ lung des Festsaals vorrangig eine semantische oder geschoss war jedoch davon weitgehend unabhängig. erinnernde Funktion zu.

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Abb. 11: Julian Niedzielski (?), Längsschnitt durch den Großen Festsaal, undatiert. Schon während der Planung wurde die Ausrichtung des Festsaals als Hindernis im Wegesystem wahrgenommen. Dieser Längsschnitt durch den Großen Festsaal zeigt eine Überlegung, wie man eine Passage durch den Festsaal unter Beibehaltung von dessen raumgreifender Ausrichtung hätte ermöglichen können.

Während der Großteil des Universitätsbetriebs sich gewesen, den Festsaal zentral zwischen dem vordebereits auf die andauernden Provisorien eingestellt ren und dem hinteren Flügel der Aula einzuspannen hatte, die durch die Dislozierung nach 1848 erfor- (S. 63, Abb. 5). Daher war auch hier von Beginn an derlich wurden, war der Verlust der Neuen Aula, des eine Trennung der Trakte auf beiden Obergeschossen ehemaligen Hauptgebäudes, an die Akademie der angelegt und war bereits im frühen 19. Jahrhundert Wissenschaften weiterhin ein besonderer Dorn im als Schwäche gewertet worden. In den 1830er-Jahren Auge der Universitätsgemeinde. So wurde während wurde der Saal sogar für den Durchgang geöffnet, der Verhandlungen um den Neubau wiederholt der um den Studierenden den Zugang zu den juridikränkenden Umstand betont, »daß die erste Univer- schen und staatswissenschaftlichen Hörsälen zu ersität des Kaiserreichs bei ihren akademischen Feiern leichtern.22 Die Nachteile dieses Querriegels mussten jedesmal die Akademie der Wissenschaften um Er- Ferstel bekannt gewesen sein und sicherlich hätte er laubniß zur Benützung desjenigen Festsaals angehen nicht beabsichtigt, den Festsaal in seinem Neubau müsse, aus dessen Decke die Embleme der vier Fa- für den Durchgangsverkehr zu öffnen. Daher musste der semantische Charakter dieser Querstellung die kultäten herabblicken«.21 Durch die Gegebenheiten des Bauplatzes war der Vorteile eines kompromisslos gelungenen WegesysArchitekt der Neuen Aula, Nicolas Jadot, gezwungen tems überragt haben. Mit der Anspielung auf das

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ehemalige Zentrum der Universität wird der ideelle Wert der Institution, nämlich die Anbindung an das traditionsreiche Vorgängergebäude, gegenüber den praktischen Überlegungen der Raumdisposition in den Vordergrund gestellt. Der Festsaal, als mächtiges Hindernis in Ferstels ausgeklügeltem Wegesystem, kann verstanden werden als Verbindungsanker zur langen Bautengeschichte der Alma Mater Rudolphina. Die bedeutungsvolle Zentrierung des Bauwerks auf den Festsaal, von dessen Decke (sehr viel)23 später wieder die Allegorien der vier Fakultäten herabblicken sollten, manifestiert sich daher auch in der beidseitigen Risalitbildung und der markanten Überhöhung durch das überkuppelte Dach. Eine erst kürzlich im Österreichischen Staatsarchiv aufgefundene Zeichnung zeigt jedoch, dass bereits kurz nach Ferstels Tod Überlegungen zur Verbindung der linken und rechten Gebäudeseite angestellt wurden (Abb. 11). Der Schnitt durch den Saal, vermutlich von Ferstels Mitarbeiter Julian Niedzielski gezeichnet, sah vor, dass die Zugänge von Senatszimmer und vom Kleinen Festsaal wie gewohnt zur Kanzel und zu mehreren Sitzreihen geführt hätten. Hinter diesen sollte sich eine große Tribüne erheben, die den hofseitigen Teil des Festsaals auf der Höhe der Galerie überwölbt hätte, so dass darunter ein Korridor entstanden wäre, der die beiden Vorräume des Festsaals bequem miteinander verbunden hätte.

Die Bibliothek als innovativer Saalraum

Die gegenüber dem Festsaal liegende Bibliothek war laut Ferstel der zweitbedeutendste Innenraum, was die prominente Verortung auf der Mittelachse bereits zum Ausdruck bringt.24 In den ersten Entwürfen wie auch im genehmigten Plan hatte Ferstel den Hauptsaal der Bibliothek – quasi als Referenz auf die Kapellen, die in frühen Kollegienbauten diesen Platz einnahmen – als dreischiffigen, sakral anmutenden Raum angelegt (Abb. 12). Mit den schlanken Säulen und dazwischen aufgestellten Regalen wollte Ferstel ursprünglich dem Architekten Henri Labrouste seine

Abb. 12: Heinrich von Ferstel, Schnitt durch die Bibliothek, 1877. Dieser Querschnitt durch die Universitätsbibliothek macht den ursprünglich basilikalen Aufbau des Lesesaals sichtbar. Die natürliche Beleuchtung hätte über die Seitenfenster und den »Obergaden« im »Mittelschiff« funktioniert.

Reverenz erweisen, der seine Pariser Bibliotheksbauten, der Bibliothèque Ste-Geneviève wie auch Bibliothèque nationale, durch ein besonders innovatives, zentriertes Depotsystem auszeichnete.25 Über seitliche Fenster und Oberlichter im mittleren Schiff wäre der Lesesaal beleuchtet gewesen. Dagegen stand aber Ferstels Ablehnung gegenüber der in Paris offen angewandten Eisenarchitektur, die für die schlanken Stützen notwendig gewesen wäre. Während die Eisenarchitektur besonders in Paris gestalterisch modernen Charakter hatte, schrieb die Wiener Zeitschrift Der Architekt noch im Jahr 1902, dass Eisenarchitektur lediglich einen technischen Wert besäße und keine künstlerische Anwendung fände.26 Ferstel hatte daher im Laufe der Bauarbeiten seinen ursprünglichen Plan revidiert, wie der Grundriss von 1881 zeigt (Abb. 13). So erinnert der große Saal mit den Wandregalen typologisch vielmehr

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Abb. 13: Heinrich von Ferstel, Universität, Grundriss des Obergeschosses, 1881. Erst im Grundriss von 1881, also 8 Jahre nach Baubeginn, wurde der Lesesaal zum Saalraum mit seitlichen Büchergalerien und einer riesigen Eisenglaskonstruktion, die den Lesern Scheitellicht bieten sollte.

an barocke Bibliotheken, die meist als einheitlicher Raum konzipiert waren. Durch das Einstellen zweier Säulenpaare an den Stirnseiten konnte Ferstel auf die lange, mit der Hofbibliothek verwobene Tradition der Universitätsbibliothek verweisen (S. 216, Abb. 17). Die ionischen Säulenpaare ordnen sich den korinthischen des prominenten barocken Vorbilds zwar architektonisch unter, die Variation des Motivs betont aber gleichzeitig die Eigenständigkeit gegenüber der kaiserlichen Hofbibliothek. Bisher wenig Beachtung fand jedoch das wirklich innovative Element des Lesesaals, das große Ober-

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licht, das erst durch den Saalraum möglich wurde. Zwar formulierte Ferstel selbst im Jahr 1883, dass den Architekten bisher die künstlerische Verwertung der Eisenkonstruktion noch nicht gelungen sei, ganz im Gegenteil diese Technik verdränge sogar »allmälig die Kunst des Wölbens«27, dennoch gelang ihm gerade mit der Überspannung des Lesesaals mit einem fast raumgroßen Oberlicht eine technisch höchst innovative Leistung, die die Bibliotheksarchitektur bis dahin nicht gesehen hatte. Die Nutzung der modernen Glaseisenkonstruktion für einen Bibliothekslesesaal dieser Größe muss als neuartig gelten und zeigt, mit

Abb. 14: Ansicht des Hauptgebäudes von der Ecke Reichsratsstraße, 2014. Ringsum gestaltete der Architekt die Fassade abwechslungsreich durch Fassadensprünge und Akzente in der Gestaltung einzelner Achsen oder des Attikabereichs.

welchem Geschick Ferstel doch die moderne Technik Vorbild nacheifert, so verwendete Ferstel doch zur in Einklang mit der traditionellen Form brachte.28 Strukturierung der langen Fassaden verschiedene In Summe gelang Ferstel, trotz der barock an- Formen, die deutlich auf historische Bauten verweimutenden Gestaltung, ein innovativer, funktionell sen (Abb. 14). Ähnlich wie die bereits erwähnten moderner Bibliotheksbau, der auch in der zeitgenös- Adaptierungen funktionell sinnvoller oder sprechensischen Fachwelt mit Begeisterung aufgenommen der Elemente bedeutender Vorgängerbauten, wie der wurde  : »Ferstel hat in der Universitäts-Bibliothek ein Querstellung des Festsaals entsprechend der Neuen Meisterwerk geschaffen, das nicht nur den künstleri- Aula oder der Variation der Säulenpaare der Hofbi­ schen, sondern insbesondere auch allen praktischen bliothek, integrierte Ferstel auch in die Fassade weitere Architekturzitate. Mit einer geschickten AusAnforderungen im vollsten Umfange entspricht.«29 wahl und Einbindung solcher Formzitate konnte er die Funktion des Hauptgebäudes als Ort der Lehre Architekturzitate aus der Geschichte der und der Wissenschaft noch einmal unterstreichen. Bildungsarchitektur An den Seitenfassaden integriert Ferstel jeweils zwei Mal die mit Obelisken und mythologischen Für den großen Bauplatz und das gewaltige Raum- Figuren bekrönten dreiachsigen Risalite, die in Veprogramm musste Ferstel einen riesenhaften Univer- nedig dem zentralen Ort des Wissens als Fassade sitätskomplex errichten, dessen Fassaden sich über zum Canale dienen. Der Architekt Jacopo Sanso161 x 133 Meter ausdehnen. Wenn der Bau in der vino, den Ferstel besonders schätzte, hatte mit dem Gesamtschau keinem speziellen architektonischen Bau der Biblioteca Marciana im Jahr 1536 begonnen.

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Abb. 15: Fassadendetail, 2014. In diesem Fassadenausschnitt übernahm Ferstel bis ins Detail die wasserseitige Fassade der Biblioteca Marciana in Venedig. Mit einem Rückgriff auf diesen wichtigen Bildungsbau der Renaissance reiht der Architekt sein Universitätsgebäude in eine lange Tradition ein.

Für das Wiener Hauptgebäude nutzte Ferstel sowohl den dreiachsigen Aufbau als auch die Detailformen (Abb. 15). Das plastisch gestaltete Tabulariummotiv, einer Kombination aus Arkaden und davor gestellten Halbsäulen, strukturiert die Fläche um die Fensteröffnungen. Hier wie dort wird dieser hervortretende Bauteil von Obelisken und Attikafiguren besonders betont. In Wien helfen diese, die langen Seitenfassaden auch im Dachbereich zu akzentuieren. In den Details zeigen die Friese markante Übereinstimmungen in Putten, Girlanden, Maskarons und in den rechteckigen Kartuschen, die ringsum das Gebäude weitergeführt werden. Auch die in den Arkaden­

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zwickeln lagernden Figuren treten am Haupteingang wieder auf. Der überhöhte und mit der Unterfahrt hervortretende Haupteingang der Universität ist wiederum eine Reminiszenz zu einem prominenten Bauwerk, dem Pavillon de l’Horloge des Pariser Louvre. Dieser Pavillon, den der Architekt Jacques Lemercier im 17. Jahrhundert an den Ostflügel des Cour Carré angesetzt hatte, war so prägend für die Gestalt des Louvre, dass er beim Weiterbau unter Napoléon III. für die Erweiterungsflügel in ähnlicher Form wieder aufgenommen wurde. Für Ferstel steht bei diesem Zitat nicht der Louvre als Residenz im Vordergrund, sondern vielmehr die Tatsache, dass der Louvre seit der Französischen Revolution zum Museum mit Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst umgewidmet worden war. Als prächtiger Ort der Wissenschaft und Kunst bildete das Vorbild Louvre eine ideale Projektionsfläche für die ambitionierte Wiener Universität. Gleichzeitig erzeugte die formale Anlehnung an die ehemalige Pariser Residenz ein prachtvolles Moment, das das Erscheinungsbild des Hauptgebäudes an der Ringstraße entscheidend prägte und ganz im Sinne der Befürworter des monumentalen Bauens war.30 Auch im Innenhof sollen Architekturverweise die Aussage des Bauwerks stärken. Während der Grundriss der Hofanlage den frühen italienischen Kollegienbauten oder noch mehr dem Hof des Palazzo Farnese ähnlich sehen, erinnert der Aufriss der Hoffassade an den unvollendet gebliebenen Hof des venezianischen Konvents Santa Maria della Carità, den der Architekt Andrea Palladio in den 1560erJahren begonnen hatte. Palladios Aufriss ist in der Anordnung der Pilaster, in den Fensterformen und den Fensterverdachungen fast identisch nach Wien übertragen worden. Doch das sprechende Architekturzitat sollte sich weniger auf den Konvent als vielmehr die ab 1807 dort ansässige Accademia di belle arti di Venezia beziehen. Die Akademie galt als eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen Venedigs und wurde unter anderem auch von Goethe in seinen Reiseberichten lobend erwähnt.31 Für den gebildeten Besucher des Universitätsbaus sollte dieses Architek-

Abb. 16: Ansicht der rückwärtigen Fassade. An der Fassade zur Reichsratstraße wird das Fensterschema von den rundbogigen, blinden Fenstern des Lesesaals unterbrochen. Diese Flächen werden für allegorische Darstellungen verschiedener Ausprägungen von Wissenschaften genutzt. Hephaistos und Poseidon flankieren außen diese sieben Wissenschaftsallegorien.

turzitat einen weiteren Hinweis auf den hohen Anspruch der Institution an sich selbst sein. An der rückwärtigen Fassade, am hervortretenden Bauteil der Bibliothek, setzt sich die Wandgestaltung vom Rest der umlaufenden Gliederung ab (Abb. 16). Der umlaufende plastische Fries wird unterbrochen und durch ein Sgraffitoband ersetzt. Die neun blinden Fenster der Bibliothek, die ja ihr Tageslicht durch das Glasdach erhält, sind ebenfalls mit Sgraffiti dekoriert. Das Sgraffito muss einerseits wieder als Anknüpfung an die Dekorationsformen der italienischen Renaissance gelesen werden  : hier fand diese Technik, durch gezieltes Kratzen von Konturen in eine frische Putzschicht oberhalb einer andersfarbigen Grundschicht, häufig Anwendung, um schmucklose Fassaden kostengünstig und mit detailreichem Dekor aufzuwerten. Andererseits gelang es

dem Architekten durch diesen Bruch in der Fassadengestaltung wiederum, das Hauptgebäude in den Kontext anderer prominenter Bildungsbauten einzubeziehen. Gottfried Semper, der als Wiederentdecker der Sgraffito-Technik im 19. Jahrhundert galt, nutzte diese Technik ebenfalls an einer einzigen Fassade des Zürcher Polytechnikums. Dieses Bauwerk, der zeitgenössische Neorenaissance-Bildungsbau, sollte ursprünglich sowohl die Universität Zürich als auch das Eidgenössische Polytechnikum unterbringen, so dass Semper zur Stadt eine gemeinsame Fassade entwarf und jeweils für jede Institution eine eigene Zugangsfassade. Während die universitäre Südfassade architektonisch reicher gegliedert wurde, nahm Semper auf der Polytechnischen Nordfassade die Bauzier zurück und überzog die Wand stattdessen mit einem wissenschafts-ikonographischen Sgraffito. Ferstel

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dung und Universität und reihen dadurch wiederum die Wiener Universität in diese lange humanistische Tradition ein. Insgesamt wirkt das Hauptgebäude durch die geschickte Kombination der einzelnen Formzitate und einen eigenständigen architektonischen Rahmen als zeitgemäßes Ganzes.

Das ikonographische Programm der Triumphierenden Wissenschaft

Abb. 17: Josef Tautenhayn d. Ä., Geburt der Minerva, Hauptfassade der Universität Wien, ab 1880. Im Giebel direkt über dem Haupteingang der Universität ist das Thema »Geburt der Minerva« dargestellt. Zentral im Giebelfeld ist Zeus thronend dargestellt, Athene, latinisiert Minerva, steht zu seiner Rechten und zu seiner Linken stützt sich Hephaistos auf seine Axt.

wob mit dieser Anspielung auf das Polytechnikum und Semper ein weiteres Element ein, das den zeitgemäßen Charakter und den hohen Rang der Universität Wien widerspiegeln sollte. Die zahlreichen Architekturzitate sind also keineswegs als willkürlich kopierte Formen zu deuten, sondern es kommt ihnen eine sprechende Funktion innerhalb der Gesamtausführung zu. Tatsächlich stützen diese erinnernden, denkmalhaften Eigenschaften des Zitats sogar die monumentale Wirkung des Ringstraßenbaus. Denn als Erinnerungsfiguren verweisen sie auf die Tradition des Kulturguts Bil-

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Um einen stimmigen bildungsaffinen Gesamteindruck des Hauptgebäudes entstehen zu lassen, nutzte der Architekt Ferstel neben den formalen Bezugnahmen auf frühere, bekannte Bildungsbauten die Möglichkeiten der Bild- und Skulpturprogramme, die die Ideale der Universität transportieren sollten. So tragen neben den bereits angesprochenen formalen Elementen auch inhaltliche Motive zum Gesamtausdruck des Bauwerks bei und bilden die explizitesten Aussagen zur Funktion oder zum repräsentativen, würdevollen Charakter dieser Architektur. Neben den Sgraffito-Feldern an der rückwärtigen Fassade finden sich inhaltliche Aussagen in dem skulpturalen Schmuck der Fassaden und der Attiken, im Arkadenhof sowie in der Ausstattung der Innenräume. Auf diese Weise vereinen sich am und im Hauptgebäude mehrere unterschiedliche ikonographische Programme, um die Universität Wien im Sinne ihres eigenen Selbstverständnisses darzustellen. Das Zentrum des Fassadenprogramms der Universitätsfassade bildet zweifellos das Giebelrelief Geburt der Minerva oberhalb des Haupteingangs (Abb.  17). Athene, oder latinisiert Minerva, die griechische Göttin der Weisheit und des Kampfes, gilt als Beschützerin der Wissenschaft. Da ihre Geburt selbst  – sie entsteigt mithilfe eines gezielten Axtschlags von Hephaistos aus dem Haupt des Zeus – wegen der ungleichen Proportionen der Protagonisten untereinander schwierig darzustellen ist, reduziert der Bildhauer Joseph Tautenhayn die Szene auf die Darstellung der drei Personen nebeneinander im Zentrum des Giebels. Athene steht in voller Größe und in Rüstung neben dem thronenden

Abb. 18 und 19: Edmund Hellmer, Allegorie der Philosophie und Allegorie der Theologie. Die beiden Giebelgruppen auf der linken Seite der Hauptfassade sind beide von dem anerkannten Ringstraßen-Bildhauer Edmund Hellmer geschaffen worden. Gemeinsam mit den Allegorien der Jurisprudenz und der Medizin versinnbildlichen sie die Einheit der vier Fakultäten an der Universität Wien.

Zeus, der wiederum von Hephaistos mit Axt flankiert wird. Die Giebelecken sind, ähnlich wie beim als vorbildhaft genannten Athener Giebel des Parthenon, mit weiteren Gottheiten bevölkert. Dieses zentrale Relief steht durch seine offene Darstellung für zwei wichtige Faktoren der Institution  : Einerseits lässt das Thema Geburt der Minerva das dahinterstehende Bauwerk als Wiege der Wissenschaft erscheinen, andererseits verweist das wehrhafte Auftreten der Minerva auf ihre Beschützerrolle, die von dieser Institution gleichermaßen eingenommen werden will. In der handschriftlich erhaltenen Beschreibung des geplanten Programms sind diese Aspekte noch einmal betont  : »Das große Giebelfeld in der Mitte der Hauptfaçade soll die Geburt Athenens aus dem Haupte Jupiters darstellen mit Anlehnung an die große Darstellung am Parthenon. Da die Universität

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Abb. 20: Allegorische Darstellungen der wissenschaftlichen Einzeldisziplinen. Die Einzelfiguren auf der Attikabrüstung zur Ringstraße stellen Personifikationen der wissenschaftlichen Einzeldisziplinen innerhalb der vier Fakultäten dar. Hier zu sehen von links nach rechts sind das Strafrecht, das Bergrecht, das Handels- und Seerecht sowie ganz außen das Staatsrecht.

gewissermaßen selbst die Geburtsstätte des Lichtge- nis, mit der ersten Universitätsreform von 1849 und dankens der Wissenschaften ist, so ist dieses Thema der nachfolgenden von 1873 dem Ideal einer humawohl das bezeichnendste für das Haupt-Giebelfeld nistischen Volluniversität nicht mehr nachzustehen. der Universität.«32 Umlaufend über die Fassaden selbst verläuft ein In Erweiterung des unterhalb des Giebels ange- paralleles skulpturales Programm, das die bis in die brachten Mottos Universitas litterarum vindobonensis, Antike zurückreichende Wissenschaftstradition das entsprechend dem Humboldt’schen Universi- anhand von herausragenden historischen Gelehrtätsideal die Einheit der Wissenschaften und deren ten nachvollzieht. Jeweils vierundzwanzig Gelehrte Gleichberechtigung herausstreicht, zieren allegori- fanden sowohl als ganzfigurige Porträts in Nischen sche Gruppen der vier Fakultäten die Eckpavillons an den Pavillons als auch in darüber angebrachten zur Ringstraße (Abb. 18 und 19). In den Attikazonen Profilmedaillons Platz (Abb. 19). Weitere achtzig dazwischen finden nebeneinander die wissenschaft- Wissenschaftler wurden in den Kartuschen des umlichen Einzeldisziplinen als Personifikationen Platz, laufenden Frieses namentlich repräsentiert. Eine zeitdarunter auch ausgefallenere Darstellungen wie die genössische Zeitungsnotiz verrät die Zuordnung  : In des Bergrechts oder der Hygiene (Abb. 20]. Gemein- »den Nischen sollten die hauptsächlichsten Vertreter sam stehen die zentrale Minerva, die Fakultäten und der vier Facultäten im Alterthume als freistehende die Disziplinen für das neue Wiener Selbstverständ- Figuren zur Aufstellung gelangen« und »die bedeu-

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Abb. 21: Druck nach Julian Niedzielski, Isometrischer Schnitt durch das Hauptgebäude der Universität Wien, 1892. Dieser Einblick in das Innere der Universität ist besonders aufschlussreich, da er offenbart, wie die unvollständig gebliebene Ausstattung in den Stiegenhäusern und Korridoren hätte aussehen sollen.

tendsten Repräsentanten derselben im Mittelalter und der Renaissance als Porträtbüsten in den Medaillons zur Ansicht gelangen. Schließlich glänzen in den Cartouches des Frieses vom 1. Stock-Hauptgesimse die Namen jener Männer, die sich um die einzelnen Fächer in der Neuzeit in hervorragender Weise verdient gemacht haben«.33 In einer Gesamtsicht der skulpturalen Ausstattung des Hauptgebäudes müssen in diese Chronologie der Personalgeschichte der Wissenschaft noch weitere Aufstellungsorte für plastische Bildnisse mitgedacht werden. So zeigt ein isometrischer Schnitt des Hauptgebäudes einen Einblick in die geplanten Prachtstiegenhäuser, in deren Nischen ebenfalls überlebensgroße Figuren aufgestellt werden sollten (Abb. 21). Nicht dargestellt, aber bereits von Ferstel geplant und seit 1889 tatsächlich mit Denkmälern

ausgestattet, ist der Arkadenhof (Abb. 22). Gemeinsam mit seinem Mentor Rudolf von Eitelberger, dem ersten Wiener Ordinarius für Kunstgeschichte, hatte Ferstel dieses umfassende Programm entwickelt, das ganz im Sinne des historistischen Trends im 19. Jahrhundert stand. Durch die Betonung einer historisch greifbaren Personengeschichte sollte die Gesellschaft zu einem stärkeren und identitätsstiftenden Geschichtsbewusstsein geführt werden und so insgesamt die Staatsidee gestärkt werden, argumentierte Eitelberger im Jahr 1866 in seinem Aufsatz Eine Öster­reichische Geschichtsgalerie.34 Übertragen auf die Gemeinschaft der Universität musste also eine Personalgeschichte der Wissenschaft und der jüngeren Institutionsgeschichte dazu in der Lage sein, auch hier eine gemeinsame Identität zu stiften. Während nach außen die länger zurückliegende Wissenschaftsge-

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Abb. 22: Einblick in den Arkadenhof. Der Arkadenhof bildet nicht nur den Mittelpunkt des Wegesystems, sondern ist als solches Zentrum auch Ort der Begegnung zwischen Forschenden, Lehrenden, Studierenden und nicht zuletzt mit den Denkmälern der Vorgänger (und bald hoffentlich auch der Vorgängerinnen).

schichte personalisiert wurde, sollte sich der Nucleus der Universität zur Ehrenhalle für die jüngere, ruhmreiche Institutionsgeschichte entwickeln und diese in die Zukunft vermitteln. Der Arkadenhof als idealisiertes Zentrum des Wegesystems bildete daher nicht nur den Begegnungsraum zwischen aktiven Forschenden und Studierenden, sondern auch den Ort der Begegnung mit vorangegangenen erfolgreichen und insofern vorbildhaften Professoren der Universität. So wurde der Arkadenhof auch zum Identifikationsraum sowohl der Institution selbst als auch mit der Institution. In Sinne dieser identitätsstiftenden Funktion des Arkadenhofs können die anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums geplanten Erweiterungen der Ehrenhalle mit Wissenschaftlerinnen und Professorinnen nur als logische und längst überfällige Konsequenz gesehen werden.

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Allein die Bibliotheksfassade verzichtet auf eine plastische Ausstattung und präsentiert stattdessen das bereits erwähnte Sgraffito, dessen ursprüngliche Bedeutung lange in Vergessenheit geraten war. In den neun blinden Fensterfeldern zeigen sich jeweils außen eine männliche Figur und in der Mitte sieben weibliche mit unterschiedlichen Attributen, wie Büchern, Textrolle, Zirkel, Griffel und vielen anderen. Im Zuge jüngster Forschungen wurde ein Beitrag in der Neuen Freien Presse vom 5. Oktober 1884 gefunden, mithilfe dessen eine exakte Zuordnung dieser Wissenschaftsallegorien möglich war.35 Die äußeren beiden Figuren, Poseidon und Hephaistos (Abb. 23), stehen für die sich diametral gegenüber stehenden Naturelemente Wasser und Feuer, zwischen denen sich die Personifikationen verschiedener wissenschaftlicher Oberbegriffe entfalten.36 Die

Abb. 23: Sgraffito des Hephaistos. Die allegorischen Darstellungen im Sgraffito werden von den beiden Figuren Hephaistos und Poseidon, sinnbildlich für die einander diametral gegenüberstehenden Elemente Feuer und Wasser, flankiert.

Abb. 24: Sgraffito der Triumphierenden Wissenschaft. Auf einer Achse mit der Minerva im Giebelrelief der Hauptfassade und dem zentralen Festsaalbild Sieg des Lichts über die Finsternis reckt das Sgraffito der Triumphierenden Wissenschaft ihre Fackel in die Höhe.

zentrale Figur, die in der einen Hand den Palmzweig Selbstverständnis im 19. Jahrhundert. Ziel des von als Attribut des Friedens hält, stellt die Triumphie- Ferstel und seinen professoralen Zeitgenossen geplanrende Wissenschaft dar (Abb. 24). Als Zeichen ihres ten, ambitionierten ikonographischen Programms Triumphs und als Pendant des bereits in der Minerva war es, durch die Architektur und Ausstattung zum repräsentierten Lichtgedankens hält sie in ihrer Lin- Ausdruck zu bringen, dass dieses Universitätshauptken die Leuchte des Wissens. gebäude am Ring die Heimstätte der Wissenschaft Damit verbindet die Mittelachse des Hauptgebäu- war. Und zwar einer Wissenschaft, die sich selber des nicht nur zwei formal unterschiedliche ikonogra- zutraut, Licht ins Dunkel zu bringen, durch konphische Programme an Hauptfassade und Gebäu- sequentes Forschen die Geheimnisse der Natur, der derückseite, sondern auch das zentrale Bild Der Sieg Mathematik und der Philosophie lüften zu können, des Lichts über die Finsternis, das im Großen Festsaal so wie der Allegorie der Exakten Wissenschaft der ebenfalls exakt auf dieser Verbindungslinie liegt Schleier von den Augen gezogen wird (Abb. 26). (Abb. 25). Diese deutliche Betonung der Lichtthe- Doch bereits Ende des 19. Jahrhunderts bekam diese matik ist charakteristisch für das wissenschaftliche Wissenschaftsauffassung deutliche Risse.

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Abb. 25: Einblick in den Großen Festsaal. Der Große Festsaal stellt das repräsentative Zentrum des Hauptgebäudes dar. Der Streit um die Fakultätenbilder von Gustav Klimt gilt noch heute als einer der größten Kunstskandale Österreichs im 20. Jahrhundert. Seit 2005 sind Reproduktionen der 1945 verbrannten Klimt-Bilder an ihren ursprünglich vorgesehenen Stellen angebracht.

Abb. 26: Sgraffito der Exakten Wissenschaft. Ein Putto zieht der Personifikation der Exakten Wissenschaft den Schleier vom Kopf, so dass sie nun die Welt erkennen kann.

Eine Variante der ursprünglich geplanten Ausstat­ tung dokumentiert der isometrische Schnitt (Abb. 21). Der markanteste Unterschied zur AusfühNach Ferstels Tod im Jahr 1883 übernahm sein rung besteht in der Gestaltung der oberen WandSchwager und Mitarbeiter Karl Köchlin die Univer- gliederung und dem Übergang zum Deckenspiegel. sitätsbauleitung und konzentrierte sich vorrangig auf Während in der Zeichnung ein Architrav von der die Fertigstellung der für den Betrieb notwendigen Decke auf die Pilasterstellung und die dazwischenRäume. Die Ausstattung des Festsaals kam für einige liegenden Rundbogenfenster überleitet, vermitteln Zeit zum Erliegen, so dass zur feierlichen Eröffnung in der Ausführung Stichkappen von den kleinen der Festsaal lediglich mit Gobelins dekoriert war und rechteckigen Fenstern zum Spiegelgewölbe. Nur anerst ab den 1890ern wieder in Angriff genommen gedeutet sind hier die Kassettierung der Decke und wurde (Abb. 25). ein zentrales Gemälde. Laut Rudolf von Eitelberger hatte Ferstel bereits Planungen bezüglich des KonDer Skandal um Gustav Klimts Wissenschaftsallegorien

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Abb. 27: Heinrich von Ferstel, Skizze des Plafonds des Großen Festsaals, um 1882/83. Die Skizze deutet an, dass für den Festsaal klassische, sitzende Wissenschaftsallegorien mit zahlreichen Attributen und Assistenzfiguren vorgesehen waren, vergleichbar mit jenen in den Sgraffiti.

zepts für das Deckengemälde angestellt, aber das künstlerische Programm wegen seines frühen Todes nicht fertigstellen können.37 Erhalten ist eine Skizze Ferstels aus seinem künstlerischen Nachlass, die die Gliederung der Fläche zeigt (Abb. 27). Entgegen der Gliederung im Schnitt gruppieren sich hier vier Felder um ein zentrales Bildfeld. In einem der kleineren Felder hat Ferstel mit feinen Strichen eine sitzende Allegorie eingezeichnet, die vermutlich eine der Fakultäten darstellen sollte. Schließlich sollten auch im neuen quergestellten Festsaal wieder, wie bei seinem Vorgänger und Vorbild im Neuen Aulagebäude, die Embleme der vier Fakultäten auf die Mitglieder der

Universität herabblicken. Während die Struktur der Felder und die Kassettierung weitestgehend in der Ausführung übernommen sind, kam es nicht mehr zur Ausmalung der Felder. Erst ab 1891 begann die Artistische Kommission sich wieder mit diesen Belangen auseinanderzusetzen und entwickelte ein ikonographisches Programm für die Festsaaldecke, das »ideale Compositionen« vorsah.38 Für die Ausführung hatte das Ministerium für Unterricht und Kultus drei Künstler vorgesehen, die unter dem Namen Künstlercompagnie bereits in ­einigen anderen Ringstraßenbauten für Aufsehen und Begeisterung gesorgt hatten. Die drei Künstler

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waren Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt. Al- es nicht der wissenschaftliche Fortschritt und die lerdings starb Gustav Klimts jüngerer Bruder Ernst Erfolge, die der Künstler herausstrich. Stattdessen bereits 1892, so dass Franz Matsch und Gustav Klimt war hier wieder ein Strom nackter Menschen dargezu weit die Künstlercompagnie fortführen mussten. stellt, in dessen Mitte die Personifikation des Todes Im Jahr 1893 lieferte Matsch einen barockisieren- willkürlich ihren Schleier um Einzelne schlang. Die den, komplex-allegorischen Entwurf für das Mittel- zentrale Figur Hygieia im Bild hat diesem Schicksal bild. Dieser wurde von der Artistischen Kommission nichts entgegenzusetzen. Während der professorale abgelehnt, stattdessen sollte ein vereinfachtes Motiv, Protest wiederum vorrangig der Wissenschaftsaufwie »Der Sieg des Lichts über die Finsternis« oder fassung galt, sprang die öffentliche Kritik auf zwei »Triumph der Wissenschaft« gemeinsam mit Gustav Aktdarstellungen einer Frau links in Untersicht und Klimt entworfen werden. Nach Vorlage eines Vor- der Schwangeren am rechten oberen Bildrand an. entwurfs wurden die beiden Künstler im September Der Protest ging so weit, dass diejenige Ausgabe der 1894 beauftragt und legten im Jahr 1898 erste Ent- Zeitschrift Ver Sacrum, in der die Skizzen abgedruckt würfe für das Mittelbild und die Fakultätenbilder waren, beschlagnahmt wurde.41 Auch mit dem um 1901 präsentierten Fakultätsvor. Hiervon wurde die Arbeiten von Franz Matsch für das Mittelbild Der Sieg des Lichts über die Fins- bild der Jurisprudenz änderte sich die Situation nicht. ternis und für die Theologie sowohl vom Ministerium Statt die von der Professorenschaft erwarteten Alals auch der universitären Kommission angenommen legorie der erhabenen Gerechtigkeit zeigt Klimt als Hauptfigur ins Zentrum gerückt ein ausgemergel(Abb. 28). Die drei Fakultätsbilder Philosophie, Medizin tes Opfer der Rechtspraxis, gefesselt von den vielen und Jurisprudenz stießen jedoch auf teilweise heftige Armen eines Kraken. Indem drei Rachegöttinnen Kritik von Professorenseite. Die erste Debatte ent- diese tragische Konstellation von Kraken und Opfer flammte 1900, als Klimt die Philosophie in der Wie- umringen, stellen sie die Rechtswissenschaft damit ner Sezession ausstellte. Auf dem Bild tauchte aus in kein besseres Licht. Erst weit entfernt im Hintereinem nicht definierten Hintergrund auf der rechten grund erscheinen unterhalb des oberen Bildrandes Seite eine Sphinx mit geschlossenen Augen hervor, Justitia, Veritas und Lex.42 Wenn auch Klimts Philosophie auf der Pariser während auf der linken Seite ein Strom aus nackten Menschen zu sehen ist, der für die unwissende, lei- Weltausstellung die Goldmedaille gewann und Klimt dende Menschheit steht.39 Nur die Figur am unte- auch in Wien prominente Fürsprecher hatte, konnte ren Rand, die als einzige mit offenen Augen aus dem die Artistische Kommission dennoch nicht überzeugt Bild blickt, scheint sich durch eine Andeutung von werden. Im Jahr 1905 entschied sie nur das zentrale Scharfblick von der nebligen Umgebung abzusetzen. Deckenbild von Matsch anzubringen und die umDiese »verschwommenen Formen« und die »trübe liegenden vier Felder ornamental zu füllen. Erst im Phantastik« Klimts standen im krassen Widerspruch Kriegsjahr 1943 regte sich wieder Interesse an den zu der vorangegangenen Ikonographie des Hauptgebäudes und erzeugten einen massiven Protest bei der Professorenschaft. Denn statt eines nebelhaften, Nächste Seite: phantastischen Gebildes verlangten sie nach einer Abb. 28: Franz Matsch und Gustav Klimt, Die Decke des Großen Darstellung, die die positivistischen Anstrengungen Festsaals, 2005. Das von Franz Matsch und Gustav Klimt ursprüngder Philosophie und ihre Nähe zu den exakten Wis- lich geplante Ensemble der Deckengemälde wurde erst im Jahr 2005 mithilfe von S/W-Reproduktionen der Klimt-Bilder vervollsenschaften zum Ausdruck bringe.40 ständigt. Oben links: Franz Matsch, Die Theologie. Oben rechts: Das Medizin-Bild stellte für die Professoren einen Gustav Klimt, Die Jurisprudenz. Mitte: Franz Matsch, Der Sieg des ähnlichen Affront dar, weil es ebenfalls nicht dem Lichts über die Finsternis. Unten rechts: Gustav Klimt, Die PhilosoSelbstbild der Mediziner entsprach. Wieder waren phie. Unten links: Gustav Klimt: Die Medizin.

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Fakultätsbildern, eine Anbringung sollte jedoch erst nach Kriegsende erfolgen.43 Dazu kam es aber nicht mehr, da die drei Fakultätsbilder im Mai 1945 durch eine abziehende SS-Einheit verbrannt worden waren, um sie vor den russischen Truppen zu »bergen«. Durch eine Kooperation zwischen Leopold Museum und Universität Wien gelang es schließlich im Jahr 2005, hundert Jahre nach dem Beschluss sie nicht anzubringen, das Ensemble mit dem Sieg des Lichts über die Finsternis und Franz Matschs Theologie in Großen Festsaal zusammenzuführen, wenn auch mit Schwarzweiß-Reproduktionen. Die nun nachträglich erfolgte Anbringung der ehemals so umstrittenen Fakultätsallegorien stellt aus heutiger Sicht ein wichtiges Zeugnis für den stetigen Wandel der Wissenschaftsauffassung dar. So bezeugen die Bilder des berühmten Künstlers heute nicht allein dessen mutigen Kunstsinn, sondern können auch die heutigen Wissenschaftstreibenden an die Wandelbarkeit des Wissenschaftsbegriffs erinnern und zur Offenheit gegenüber innovativen Strömungen in Kunst und Wissenschaft auffordern.

Resümee

In seiner Gesamtheit sollte dieser monumentale Ringstraßenbau aus jeder Detailform, aus dem Grundriss, aus dem Wegesystem, aus den verwendeten Fassadenformen sowie natürlich aus den inhaltlichen Programmen, signalisieren, dass es sich hier um die Heimstätte der Wissenschaft handelte und dass dieser zweifellos ein palastartiger Bau gebührte. Dass der Architekt Heinrich von Ferstel großes Vertrauen in den Nutzen der Wissenschaft hatte, zeigt ein Ausschnitt einer Rede im Herbst 1880  : »Die Entdeckung und Verbreitung der positiven Wissenschaften, ihr Einfluss auf alle Lebensverhältnisse, mehrt sich fortwährend. Die Gewerbe und Industrien empfangen neue Impulse von der Wissenschaft, der Leuchte unseres Jahrhunderts. Die Wissenschaft ist es auch, die auf dem Gebiete des Staats- und Volkslebens fortwährend heilsame Fortschritte macht. Die Welt

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wird – wenn auch nur sehr langsam in allen socialen und gesellschaftlichen Fragen klüger und vor Allem menschlicher.«44

Für diese Leuchte des Jahrhunderts, für ihr Ansehen und ihren stetigen Fortschritt, hatte er das Hauptgebäude der Universität Wien an der Ringstraße errichtet.

Anmerkungen  1 Ferstel, Denkschrift, 5.  2 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 56; siehe auch 11. Sitzung des Universitäts-Baucomités, 2. Juli 1869, Universitätsarchiv, S60, Schachtel 34.  3 Spr inger, Kulturleben, 447; Felder, Erinnerungen, 350.   4 Lokalanzeiger der Presse, 1. Oktober 1869, 1, Sp. 1.  5 Wibir a l/Mikul a, Ferstel, 57; siehe auch AVA, Akten des Ministeriums für Inneres, 3513 ex 1870.  6 Ferstel, Neubau, 149f.  7 Wolf, Universitätsbau, 55.   8 Neue Freie Presse, 27. Jänner 1871, Abendausgabe, S.4.   9 Sämtlich erhalten im Bestand des Wien Museums. 10 Siehe Wolf, Universitätsbau, 61-62. 11 Her zig, Ästhetik; siehe auch Rüdiger, Monumentale Universität, 142 – 146. 12 Pl a nner-Steiner, Schmidt, 31-32; Rüdiger, Monumentale Universität, 138. 13 H a nsen, Parlamentsgebäude; siehe auch Wagner-R ieger / R eissberger, Hansen, 114 – 115. 14 Wibir a l, Ferstel, 295-296. 15 AVA, Akten des Ministeriums für Kultus und Unterricht, 9278/1872; siehe auch Wibir a l, Ferstel, 296. 16 Ferstel, Denkschrift, 9. 17 Ferstel, Neubau, 152. 18 Frommel, Römischer Palastbau, 56. 19 Ferstel, Denkschrift, 9. 20 Ferstel, Neubau, 150. 21 Bericht des Universitäts-Syndicus Karl von Heintl, 20. März 1867 (= Quelle aus UAW, Akad. Senat 34, Sonderreihe S60, Bauakten 1854-72) 20. 22 K a r ner, Baugeschichte, 23, Wolf, Universitätsbau, 6-7. 23 Die Anbringung von vier Deckengemälden mit Allegorien auf die vier Fakultäten war schon in Ferstels Planung beabsichtigt. 1894 wurden Franz Matsch und Gustav Klimt mit der Ausführung beauftragt. Aufgrund künstlerischer Divergenzen zwischen Klimt und der Professorenschaft wurden jedoch seine drei Allegorien nie in den Festsaal aufgenommen

und 1945 in den Kriegswirren zerstört. Erst 2005 wurden Schwarz-Weiß-Reproduktionen davon im Zuge einer Kooperation mit dem Leopold Museum im Festsaal angebracht. 24 Ferstel, Neubau, 151. 25 Ferstel, Bericht, 200. 26 Pudor, Eisenarchitektur, 1. 27 Ferstel, Styl und Mode, 5. 28 Bisher konnte lediglich in Amerika eine frühere Glaseisenkonstruktion als Oberlicht über einem Lesesaal dokumentiert werden. Die George Peabody Library der Johns Hopkins University in Baltimore wurde 1857 von Edmund Lind errichtet und verfügt ebenfalls über ein großes Oberlicht, dessen Konstruktion allerdings durch mehrere innenliegende Längs- und Querstreben zusätzlich gestützt wird. 29 Anonym, Die Bibliothek der neuen Universität. In: Wiener Bauindustrie-Zeitung, Jahrgang 2, 1884, Heft 7 und 8, 83 und 99. 30 Rüdiger, Monumentale Universität, 157. 31 Pignatti, Venezia, 25; Burck h a r dt, Cicerone, 364. 32 Entwurf des Fassadenprogramms der Universität, Wienbibliothek, Handschriftensammlung, Inv.-Nr. 23.468. Siehe auch Rüdiger, Monumentale Universität, 172. 33 Anonym, Äußere Ausschmückung der neuen Universität. In: Local-Anzeiger der Presse, 10. Juli 1881 (34. Jahrgang, Nr. 188) 11. 34 Eitelberger, Geschichtsgalerie 130. 35 Anonym, Wandgemälde an der neuen Universität. In: Neue Freie Presse, 5. Oktober 1884, Morgenblatt, 6. 36 Siehe Rüdiger, Monumentale Universität, 193. 37 Eitelberger, Ferstel, 23. 38 Strobl, Klimt, 139. 39 Schorsk e, Fakultätsbilder, 13. 40 Strobl, Klimt, 153; oder Schorsk e, Fakultätsbilder, 14 –  15. 41 Schorsk e, Fakultätsbilder, 21. 42 A pk e, Allegorie, 764. 43 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 136. 44 Ferstel, Rede, 51-52.

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Die Universitätsbibliothek als Gedächtnisspeicher für Studium, Forschung und Lehre Ein geschichtlicher Abriss der Bibliotheksstandorte der Universität Wien ab 1777

D

ie 1756 erfolgte Abgabe von rund 2.790 his- (1600 – 1678) hatte in seinem Testament und den torischen Buchbänden an die Hof bibliothek nachfolgenden Kodizillen verfügt, dass seine umriss eine Lücke in die universitäre Bibliotheksland- fangreichen Büchersammlungen mitsamt den astschaft Wiens. Ein derartige Geringschätzung des ronomischen und mathematischen Instrumenten Bibliotheksgutes vonseiten der Universität im wis- nach seinem Dahinscheiden vom oberösterreichisenschaftsorientierten Zeitalter der Aufklärung war schen Windhag an das Dominikanerkloster in Wien bis dahin beispiellos und ereignete sich parallel zum zu übergeben seien. Dort sollten Räumlichkeiten fulminanten Aufstieg und zur Institutionalisierung geschaffen werden, damit die Sammlung »pro Bibanderer deutschsprachiger Universitätsbibliotheken. liotheca publica eingerichtet werde, wie an anderen Neben dem Vorzeigebeispiel Göttingen (1737) wur- orthen und benenntlich zu Mayland in Bibliotheca den bereits 1696 die Universitätsbibliothek Halle an ambrosiana zu sehen ist«.4 Der Bibliophile legte dader Saale oder 1728 Erfurt gegründet.1 Die Instituti- rüber hinaus fest, dass seine eigene Sammlung unter onalisierung der Wiener Universitätsbibliothek sollte dem Namen Biblioteca Windhagiana aufgestellt wernoch auf sich warten lassen, doch zeigt sich auch in den solle und stattete sie mit einem eigenen Bibliodiesem Fall, dass die Inkorporation anderer, bereits thekar und einem Schreiber aus. Schließlich setzte er etablierter Bibliotheken als Basis für den Bestands- das Landmarschallische Gericht für die Oberaufsicht aufbau herangezogen wurde.2 der Bibliothek ein.5 In und um die Universität befanden sich weiterNach dem Tod Windhags wurde – wie von ihm hin mehrere Bibliotheken, zu denen Universitätsmit- testamentarisch verfügt – aus den Geldern der Windglieder Zugang hatten. Neben den in der Universität hagschen Stiftung ein Grundstück neben den Doverbliebenen Restbeständen der Fakultätsbibliothe- minikanern zugekauft, auf welchem ein eigener Biken sowie der nach wie vor bestehenden Jesuiten- bliothekstrakt (Postgasse 4a) errichtet wurde. Den bibliothek im Akademischen Kolleg sind vor allem Eingang ziert noch heute ein Marmoroval in der Sudie zwei im Dominikanerkloster untergebrachten praporte mit folgender Inschrift  : »Bibliotheca Joanöffentlichen Bibliotheken, die Bibliotheca Windha- nis Joachimi S[acri] R[omani] I[imperii] comitis ab et giana und die Bibliotheca Gschwindiana zu nennen. in Windhag pro usu publico fundata MDCLX X VIII.« Diese beiden Sammlungen bedürfen einer näheren (Abb. 1)6 Die Bibliotheca Windhagiana befand sich Betrachtung, da öffentliche Stiftungsbibliotheken im somit gegenüber der Schola philosophorum. 1723 wurde die Bibliothek des zwei Jahre zudeutschsprachigen Raum eher die Ausnahme bildeten, während sie beispielsweise in italienischen Städ- vor verstorbenen Feldmarschalls Johann Martin ten häufig anzutreffen waren und über eine Vorbild- Gschwind von Pöckstein (1645 –  1721)7 in demselben Bibliothekstrakt des Dominikanerklosters, wirkung verfügten.3 Der Kunstmäzen und niederösterreichische Re- aber in eigenen Räumlichkeiten aufgestellt, nachgimentsrat Joachim Enzmilner Graf von Windhag dem Gschwind dies testamentarisch verfügt hatte.8

Die Universitätsbibliothek als Gedächtnisspeicher für Studium, Forschung und Lehre  197

Abb. 1: Inschrift der Bibliotheca Windhagiana in barocker Kartusche. Das noch heute erhaltene Eingangsportal der Bibliotheca Windhagiana in der Postgasse 4a gewährte dem interessierten Leser Zutritt zu einer in den 1770er-Jahren über 30.000 Bände zählenden Sammlung, deren Kern zuvor auf Schloss Windhaag in Oberösterreich untergebracht war und nach der Überführung nach Wien durch Stiftungsgelder laufend erweitert wurde. 1786 befahl Joseph II. die Abgabe der Bestände an die Universitätsbibliothek.

Die Bibliotheca Gschwindiana zählte um die 15.000 Bände und war somit die zweite öffentliche Bibliothek, die von den Universitätsangehörigen eifrig genutzt wurde. In weiterer Folge befahl Joseph II. jedoch 1786 – entgegen den Verfügungen der beiden Bibliotheksgründer – die Inkorporation in die neugegründete Universitätsbibliothek.9

Zur Gründung der Universitätsbibliothek

Eine einschneidende Veränderung brachte die Aufhebung des Jesuitenordens in Österreich durch ein Hofdekret des Jahres 1773. In weiterer Folge befahl Maria Theresia am 28. März 1774 die Inkorporation der Bibliotheken des Jesuitenordens zum öffentlichen Gebrauch der Universität. Es handelte sich um jene im ehemaligen Professhaus Am Hof, dem Probationshaus bei St. Anna10, und des Akademischen Kollegs. Die Landesfürstin legte darüber hinaus fest, dass »die in dem Collegio academico gegen dem Hauptmautplatze an die Bibliothek beyderseits angesetztn niedern Gebäude entweder zu Studier-Zimmer, oder zu Erweiterung des Büchersals verwendet wer-

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den müssen und folglich [die Bücher] zu keinem anderweiten Gebrauche bestimmet werden können«.11 Damit setzt ein fließender Übergang des ehemaligen Bibliotheksstandortes der Jesuiten für die nunmehrige Unterbringung der neugegründeten Universitätsbibliothek ein. 1776 kamen noch Bestände der aufgelösten Jesuitenklöster Wiener Neustadt und Krems hinzu. Durch diese Inkorporationen gelangte die neue Universitätsbibliothek binnen kurzer Zeit zu einem Bestand von rund 45.000 Bänden.12 Diese umfangreiche Sammlung machte die Ausdehnung auf drei übereinanderliegenden Ebenen im Bibliothekstrakt des Akademischen Kollegs13 erforderlich. Während nun im Refektorium die weltliche Literatur aufgestellt wurde, beherbergte der Bibliothekssaal im ersten Stock die theologischen Werke.14 Diese Zweiteilung hatte man von der Bibliotheca Windhagiana übernommen. Des Weiteren diente auch der darüberliegende Raum, in dem ehemals die Scholastiker des Jesuitenordens untergebracht waren, zur Aufstellung von Bibliotheksbeständen. Wie kann man sich nun die Institutionalisierung der neugegründeten Universitätsbibliothek am neuen und gleichzeitig alten Bibliotheksstandort vorstellen  ? Aus den Kapitalien der aufgelösten Jesuitenbibliotheken wurde ein eigener Bibliotheksfonds gegründet.15 Ab 1777 ließ man diesen vom Stiftungsfonds mitverwalten, aber getrennt verrechnen. Die Universitätsbibliothek verfügte in diesem Jahr über beträchtliche Vermögenswerte von 30.800 fl., zu denen noch Gelder aus dem Verkauf von Werken der Jesuitenbibliotheken und der Auflösung beispielsweise der Windhagschen Stiftung flossen.16 Die Zinsen der Stiftungsgelder (Jesuitenbibliotheken bzw. später Windhagsche und Gschwindtische Stiftung) wurden Grundlage der Bibliotheksdotation, die für Personalausgaben und Bucherwerbungen herangezogen wurde.17 Zu den Personalkosten zählten die Ausgaben für vier Kustoden und zwei Bibliotheksdiener des Jahres 1777 in der Höhe 1.000 fl. Dabei wurden zwei Kustoden der geistlichen und zwei der weltlichen Abteilung zugewiesen.18 Zu diesem Zeitpunkt wies die neugegründete Universitätsbibliothek trotz

der nun anstehenden Aufgaben und Arbeiten einen geringeren Personalstand auf als die Hofbibliothek, parallel dazu waren die Posten erheblich schlechter dotiert.19 Dennoch kann man bei der Postenvergabe und Ausdifferenzierung der Aufgabenbereiche eine schrittweise Professionalisierung des Bibliothekarsberufs und eine Ausformung der Bibliothek als moderne Institution erkennen. Der funktionelle Anspruch als Gebrauchsbibliothek ist bereits durch den erhöhten personellen Verwaltungsapparat, aber auch das Raumkonzept der Bibliothek zu erkennen. Bei der Zuweisung des Bibliothekssaals im Akademischen Kolleg und »einige[n] schon vorhandene[n] benachbarte[n] Zimmer[n]« wurde festgehalten, das in diesen »nichts zur Schau, wohl aber alles zu einer bequemen Gelegenheit zum Lernen veranstaltet werden solle. Zu Menagirung des Raumes seyen mehrere Bücherstellen sowohl an den benachbarten Zimmern, als in den Fensterzeilen anzubringen […].«20 Es ist hier ganz wichtig zu betonen, dass die Forderung nach einem rein zweckdienlichen Lesesaal im Gegensatz zur Verwendung des Schau-Raumes klar Abb. 2: Beilage zum Wienerischen Diarium, 14. Mai 1777. Die Eröffunterstrichen wird. Für die beiden Lesesäle hatte nung der Wiener Universitätsbibliothek fand am 60. Geburtstag man zwei Zimmer im nordöstlichen Flügel des Bi- Maria Theresias, dem 13. Mai 1777, statt. Das »Wienerische Diarium« bliothekstraktes eingeplant, in denen man entspre- berichtete am darauffolgenden Tag von dem Ereignis. chend der in beiden Ebenen aufgestellten Beständen entweder geistliche oder weltliche Literatur lesen konnte. Sofern das Bibliothekspersonal nicht bereits Belieben zum Lesen oder Aufschlagen geben zu lasim Akademischen Kolleg untergebracht war, stan- sen«.24 Zeitgenössische Quellen berichten um 1800, den Räumlichkeiten im nordwestlichen Seitenflügel dass zwar der Lesesaal neben dem Bibliothekssaal des Bibliothekstrakts zur Verfügung, dieser Bereich im ersten Stock in Verwendung war, der ebenerdige scheint aber – vielleicht auch aufgrund der unzurei- Lesesaal jedoch bald für die Bibliotheksverwaltung chenden Adaptierung als Wohnbereich – zunächst und gleichzeitig als Magazin der medizinischen Werke umgewidmet wurde. Der verbleibende, für 72 kaum genutzt worden zu sein.21 Am 13. Mai 1777 wurde die Universitätsbiblio- Leser konzipierte Saal war zudem nicht sehr benutthek feierlich eröffnet (Abb. 2 und 3). Hervorzuhe- zerfreundlich eingerichtet – es war im Winter so kalt, ben ist der öffentliche Zugang ohne Einschränkung dass die Tinte einfror. Wegen des überfüllten Leseauf Universitätsmitglieder. Der 1775 eingesetzte saals bildete sich zudem häufig eine Warteschlange Oberdirektor der Universitätsbibliothek Franz Ste- vor dem Eingang der Bibliothek.25 In Reisebeschreiphan Rautenstrauch (1734 – 1785),22 hatte auch in bungen wird den Universitätsbibliothekaren oft Lob der »Instruktion für alle Universitäts- und Lycealbi- zuteil, nur Robert Townson schrieb 1797 in seiner bliotheken«23 festgesetzt, dass »Jedermann den Zu- Reisebeschreibung zu den Wiener Bibliotheken, dass tritt und die Erlaubnis hat […] sich ein Buch nach die Bibliothekare unter einer für ihren Berufsstand

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Abb. 3: »Die k.k. Universitätsbibliothek zu Wien […]«, Druckgrafik von Emil Hütter, 1877. Die Ansicht der Universitätsbibliothek und des Universitätsviertels zeigt den Bauzustand des Jahres 1777 und setzt diesen in Relation zur Ansicht des alten Universitätsviertels vor den baulichen Eingriffen der Jesuitenära.

häufigen Krankheit litten, einer Art Koma, bei dem diese trotz halbgeöffneter Augen vollkommen regungslos schliefen.26 Im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen wurde die Universitätsbibliothek zum »Umschlagplatz« für klösterliche Büchersammlungen27 und es gelangten weitere umfangreiche Buchbestände aus über 20 österreichischen Klöstern in die Universitätsbibliothek. Joseph II. hatte 1786 die Sammlungsrichtlinien für Universitäts- und Lyzeenbibliotheken festgelegt. Nach wie vor wird darin die Übernahme von Büchern aus den aufgelassenen Klöstern vorgegeben, jedoch sollen dies in erster Linie Werke sein, die für die Lehre nützlich sind, darunter vor allem Physik, Naturgeschichte und Medizin. Danach erst folgen die philosophischen Fächer, die Rechtswissenschaften und als Schlusslicht die Theologie. Überhaupt sollen für die Wissenschaften undienli-

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che Werke wie jene aus dem Gebiet der Erbauungsliteratur nicht aufgenommen werden. Unerwünscht waren bemerkenswerterweise alte Drucke und Sammelwerke.28 Diese Zimelien klösterlicher Buchbestände waren der Hofbibliothek vorbehalten, wofür die Universitätsbibliothek im Gegenzug Dubletten erhielt – vermutlich ein außerordentlich schlechter Tausch. Aus den Buchversteigerungen konnte die Universitätsbibliothek in den Jahren 1787 und 1788 Einnahmen im Wert von 28.537 fl. 32 kr. lukrieren bzw. für die in großen Mengen verkaufte Makulatur (»Stampfbücher«) 3.109 fl. 50 kr.29 Bestandszuwächse wurden bereits durch das Hofdekret vom 21. Dezember 1781 sichergestellt, welches der Universitätsbibliothek ein Belegexemplar aller in Niederösterreich gedruckte Werke zusicherte.30 In den folgenden Jahrzehnten rückten Katalogisierungsarbeiten, weitere Erwerbungen auf öffentlichen Versteigerungen, aber auch Geschenke in den Fokus. Der Universitätsbibliothek wurden u.a. auch Buchgeschenke der Privatbibliothek des Kaisers überreicht, wenn dieser mehrere Exemplare eines Werks erwerben ließ und die überschüssigen Exemplare an andere Bibliotheken abgab.31 Die Folgezeit war geprägt von wechselnden Oberdirektoren, die sich kaum für die Geschicke der Universitätsbibliothek einsetzten. Erst der ab 1814 im Amt befindliche erste weltliche Bibliotheksvorsteher und Professor für Weltgeschichte, Johann Wilhelm Ridler (1772 – 1834), versuchte Herr der personellen und finanziellen Engpässe zu werden. Erschwerend hinzu kamen überfüllte Lesesäle, Missstände in der Bestandsverwaltung bzw. der Kataloge, sowie die immense Raumnot. Durch den Staatsbankrott 1811 und die daraus resultierende Währungskrise verlor die Bibliotheksdotation ein Vielfaches an Wert und erreichte in den 1820er-Jahren einen Tiefststand von 2.500 fl. Wiener Währung. Bereits 1804 waren aufgrund der schlechten Bausubstanz des Bibliotheks­ trakts Renovierungsarbeiten an den Seitenflügeln notwendig geworden, bzw. konnten nun 1807 einige Räumlichkeiten im Südostflügel für die vorgesehenen Wohnungen des Kustos und der zwei Bibliotheksdiener eingerichtet werden.32

Abb. 4a und 4b: Die monumentale Frontansicht des Bibliotheksbaus, Druckgrafik ohne Künstlervermerk, nach 1854 sowie ein Vergleich mit einem aktuellen Foto. Die neuen Dimensionen des Gebäudes hatte man anscheinend nicht eingehend mit der Stadt Wien abgesprochen. Neun Ruthen, ein Fuß und drei Zoll (ca. 17 mC) der nun verbauten Fläche waren nämlich Teil der Straße und somit öffentlicher Grund, wie in einem Schreiben an die Universität aus dem Jahr 1829 bekundet wurde. Da die Stadt Wien in ähnlichen Fällen einen Klafterpreis von 56 fl. C.M. berechnet hätte, beliefen sich ihre Forderungen schließlich auf 515 fl. 40 kr. Die Universität hielt dem entgegen, dass dies nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fiele, womit die Angelegenheit ad acta gelegt wurde.

Hatte man bei der Neugründung der Universitäts­ bibliothek Arbeitsplätze im großen Bibliothekssaal vorgesehen, waren diese vor allem in den Wintermonaten für die Leser nicht zumutbar. Dem Andrang auf die Bibliothek konnte man mit 72 Leseplätzen längst nicht mehr gerecht werden, denn mit bis zu 500 Lesern täglich hatten sich die Besucherzahlen Mitte der 1820er-Jahre um ein Vielfaches erhöht. Ridler bemerkte, dass viele Kandidaten der Chirurgie und Medizin unter den Lesern waren und manche von ihnen den Lesesaal als »Heringstonne« bezeichneten.33 1821 war der Bibliotheksbestand auf die beachtliche Zahl von rund 80.000 Bänden angewachsen und machte auch hier eine Erweiterung der räumlichen Ressourcen unumgänglich.

Der Umbau der Universitätsbibliothek 1828/29

Nach dem wiederholten Ansuchen des Bibliotheksvorstehers Ridler wurde der Umbau des Bibliotheks-

traktes schließlich 1820 von Kaiser Franz I. bewilligt. Die von der Niederösterreichischen Zivilbaudirektion vorgenommene Planung des Bauunternehmens zog sich jedoch in die Länge und wurde vornehmlich von Regierungsarchitekt Karl Pranter durchgeführt.34 Ridler hatte sowohl auf die Planungsphase als auch auf die Realisierung des Umbaus großen Einfluss. Das Grundkonzept des Bibliotheksbaus fußte auf den Ideen von Leopoldo della Santa, der mit seiner 1816 veröffentlichten Schrift Della costruzione e del regolamento di una pubblica universale biblioteca35 großes Aufsehen erregte, indem er mit dem altbewährten Konzept der Saalbibliotheken und ihrer Einheit von Buch, Leser und Bibliothekar brach. Die Repräsentation wich in seinen Ausführungen vollends der Zweckmäßigkeit, die schier unfassbaren Dimensionen stetig anwachsender Bibliotheksbestände räumlich fassbar zu machen. Della Santa ging von einer genuin räumlichen Trennung von Magazin, Lesesaal und Bibliotheksverwaltung aus und hielt mit seinen Überlegungen Kurs auf die moderne Magazinbibliothek.36

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Abb. 5: Ehemaliges Refektorium der Jesuiten. Nach 1773 wurde das Refektorium, das direkt unterhalb des großen Bibliothekssaals liegt, für die Aufstellung von Büchern umfunktioniert. Heute befindet sich in diesem Festsaal der museale Bereich des Archivs der Universität Wien, der auch als Vortragssaal dient.

In der Literatur über Bibliotheksbauten, bei denen Genevieve wartet als Präsenzbibliothek bereits mit sich das Magazinsystem schrittweise etabliert, wird zusätzlichen Magazinräumen auf.38 Schließlich sind die Universitätsbibliothek Wien oftmals gar nicht ge- der 1854 – 1856 erfolgte Zubau des British Museum nannt, obwohl es sich bei dem Umbau dieses Gebäu- in London bzw. jener der Bibliothèque Nationale in des zum modernen Bibliotheksbau der 1820er-Jahre Paris (ab 1859) zu nennen.39 Der Umbau der Universitätsbibliothek wurde somit um eines der ganz frühen, praktischen Beispiele einer funktionalen Trennung der Bibliotheks- von der Niederösterreichischen Landesregierung räume nach den Vorstellungen der Musterbibliothek in Auftrag gegeben. Ziel war die Realisierung eines della Santas handelt.37 Die Räumlichkeiten in der Zweckbaus, der möglichst geringe Kosten verursaPostgasse haben sich bis heute erhalten und beherber- chen sollte. Der öffentliche Bauauftrag wurde im Apgen nun das Archiv der Universität Wien. ril 1827 an den Wiener Stadtbaumeister Joseph Klee Andere bekannte Beispiele früher Magazinbiblio- (1788 – 1852)40 vergeben. Klee hatte ein Angebot für theken sind die 1834 – 1842 erbaute Hof- und Staats- 45.974 fl. gelegt, die Ausstattung der Bibliotheksbibliothek in München, wobei hier die Bibliotheksre- räume schlug schließlich mit weiteren 13.330 fl. 42 kr. gale noch entlang der Wände aufgestellt wurden. Die zu Buche.41 Mit dem Umbau wurde bereits im selben zwischen 1843 und 1851 entstandene und von Henri Jahr, 1827, begonnen. Die Niederösterreichische LanLabrouste entworfene Pariser Bibliothèque Sainte desregierung gab nun die Anordnung zu Einrichtung

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Abb. 6: Bibliotheksordnung der Universitätsbibliothek, Druckgrafik, um 1835. Der Text der vorliegenden Bibliotheksordnung stimmt inhaltlich weitgehend mit jener der Hofbibliothek aus dem Jahr 1726 überein. Auch da wird nicht jedem der Zutritt zur Bibliothek gestattet: »Idiota, famulus, iners, fabulator, obambulator exesto.«

eines provisorischen Lesesaals,42 nachdem die Hofbi- keit der Eröffnung eines Lesesaales bereits im Herbst bliothek im Frühling wiederholt über den vermehrten 1828 bekanntgegeben hatte. Bibliotheksvorsteher RidLeserzustrom geklagt hatte, der die Kapazitäten des ler revidierte diese Ansicht, da »weder der Fußboden Lesesaales mit nur 43 Plätzen mehr als auslastete und gelegt, noch Thüren und Fenster eingerichtet, ja selbst dazu führte, dass man vorübergehend nur ausgewähl- […] wesentliche Mauerarbeiten darin vorzunehmen waren«.46 Doch ein Jahr später war es endlich soweit  : ten Literaten für ihre Studien Einlass gewährte.43 Die Grundsteinlegung des neuen Bibliotheksbaus Zu Beginn des Studienjahres 1829, am 1. Oktober, wurde am 21. August 1828 feierlich begangen.44 (Abb. konnte der Lesesaal im ersten Stock in Betrieb ge5, 6) Im Zuge des Umbaus hatte man den ehemali- nommen werden. Für den schnellen Zugang zu häufig gen Hof, der den Bibliothekssälen Richtung Nordos- gewünschten Werken wurde eine Handbibliothek zuten vorgelagert war, unterkellert und vier Geschosse sammengestellt, deren 7.000 Bände mit den wichtigszugebaut. Die vormals niederen Seitenflügel wurden ten Nachschlagewerken und Studienliteratur man in demoliert und ein dreistöckiger Erweiterungsbau er- verschließbaren Kästen aufbewahrte.47 Es handelt sich richtet, der auch in der Länge ausgebaut wurde.45 Of- hier um eine systematische Aufstellung des Wissens, fensichtlich war man vonseiten des Architekten Pran- einen Vorläufer der heutigen Freihandaufstellung, bei ter zu schnell in die Presche gesprungen, da man der der die Entnahme der Werke jedoch durch BiblioNiederösterreichischen Landesregierung die Möglich- theksdiener erfolgte.

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Abb. 7: Anton Friedrich Büsching, […] Neue Erdbeschreibung, Hamburg 1771–1777. Die alten und wertvollen Bestände der Universitätsbibliothek sind heute im Lesesaal Altes Buch einsehbar. Diese bedeutenden Bücherschätze werden in loser Folge digitalisiert und sind danach in PHAIDRA abrufbar. Das Akronym PHAIDRA steht für Permanent Hosting, Archiving and Indexing of Digital Resources and Assets und bildet das digitale Repository der Universität Wien (https://phaidra.univie.ac.at/).

Der zweite Lesesaal wurde schließlich 1859 geöffnet, um die stetig steigende Zahl der Benutzer unterzubringen. Eine Seite der Leseplätze war hier den Professoren vorbehalten, während die andere Platz für Seminaristen bot. In diesem Lesesaal wurden gleichzeitig aktuelle wissenschaftliche Zeitschriften aufgelegt.48 Später zog man noch einen Bücheraufzug zwischen den beiden Lesesälen ein.49 (Abb. 8) Im ersten Stockwerk des nordwestlichen Seitentrakts befanden sich nun die beiden Arbeitsräume für den Bibliotheksvorsteher und das Personal. Der über der Aula befindliche »Neue Büchersaal« erstreckte sich ebenso wie der alte Bibliothekssaal mit einer Galerie über zwei Stockwerke, bot weiteren Platz für die Aufstellung des Bibliotheksbestands und wurde mit einer Grisaillemalerei, Apollo im Sonnenwagen darstellend, ausgestattet.50 Die spätklassizistische Fassade des Gebäudes ziert noch heute die Innenstadt, mit dem einzigen Unterschied, dass durch die Abgrabung und Regulierung der Postgasse in den Jahren 1847 – 51 das Straßenniveau zwei Meter tiefer gelegt wurde, und die Errichtung der Freitreppe erforderlich machte.51 Zwischen dem flachen Mittelrisalit und dem Dreiecksgiebel befand sich darüber hinaus die Inschrift »Bibliotheca Academiae Viennensis«.

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Der neue Bibliotheksbau verfügte nun über 192 Leseplätze und beherbergte 1832 einen Bibliotheksbestand von 100.000 Bänden. Nach der Währungskrise der 1810er-Jahre erhielt die Bibliothek erst 1827 eine »systemisierte Jahresdotation« aus dem Studienfonds.52 Bibliotheksvorsteher Ridler hing nach wie vor an der zum Scheitern verurteilten systematischen Aufstellung der Bibliothek fest, die letztlich durch seinen Tod 1834 unvollendet blieb. Die Lehren des Münchner Hof bibliothekars Martin Schrettinger über die Einführung einer Bibliothekszahl konnten erst durch den nun folgenden Bibliotheksvorsteher Franz Lechner (1838 – 1851)53 umgesetzt werden und bestimmten die Katalogisierungsarbeiten der folgenden Jahre, bei denen der Umstieg auf das Aufstellungssystem im Numerus Currens als bibliothekarische Innovation hervorzuheben ist.54 Dennoch bleibt festzuhalten, dass Ridler mit seinem Bibliothekskonzept und der Beharrlichkeit in seiner Umsetzung ein beachtenswertes Beispiel einer richtungsweisenden Gebrauchsbibliothek geschaffen hatte. Sein Nachfolger Franz Lechner war der erste Bibliotheksvorsteher, der nach seinem Studium das Handwerk des Bibliothekars an der Hofbibliothek gelernt hatte und nicht mehr aus dem Professorenkollegium stammte. Mit der Revolution 1848 hielten wichtige Veränderungen im Bibliothekswesen Einzug, wie die Lockerung der Zensurvorschriften zu den ehemals verbotenen oder mit erga schedam eingeschränkt zugänglichen Werken. Diese vom Juristen und Statistiker Karl Heinrich Hugelmann55 als »Neugestaltung des öffentlichen Lebens an den Bibliotheken« bezeichneten Veränderungen umfassten auch das 1849 eingeführte ausgeweitete Entlehnrecht. War es bis zu diesem Zeitpunkt nur Professoren gestattet, so konnten von nun an auch ortsansässige Lehrer und Studenten Bücher entlehnen.56 In den 1860ern konnte in einem zweiten Schritt die Fernleihe zunächst für Niederösterreich, dann auch für die anderen Kronländer, in Einzelfällen sogar mit ausländischen Bibliotheken abgewickelt werden. Hugelmann bemerkt weiters  : »Die Bibliotheken sind aus ihrer localen Isolirung herausgegriffen und in regelmäßige Verbindung miteinander gebracht, der Bücherschatz

Abb. 8: Grundriss der Universitätsbibliothek, um 1828. Aus dem nach Südwesten ausgerichteten Grundriss der Universitätsbibliothek ist ersichtlich, dass sich zu ebener Erde die Wohnungen des Kustos, der Bibliotheksdiener und des Hausknechts befanden. Wie schon zuvor waren im erhalten gebliebenen, ehemaligen Refektorium und im alten Bibliothekssaal im ersten Stock die Bibliotheksbestände aufgestellt, während die Leser im nordöstlichen Seitentrakt über eine Treppe in die beiden geräumigen Lesesäle gelangen konnten. Diese befanden sich im ersten und zweiten Stock und nahmen jeweils eine Fläche von 152 mC ein.

der österreichischen Universitäts- und Studienbib- beeindruckenden Beitrag zur Demokratisierung des liotheken ist mit Einem Schlage zu einem gemein- Wissens. Dies brachte die Zunahme der Leserzahlen schaftlichen für die ganze österreichische Leh- und des Leihverkehrs mit sich, aber auch die Erhörer- und Schriftstellerwelt geworden, jede einzelne hung der Zahl der Bibliotheksbediensteten und die Bibliothek wirkt weit über ihren Standort hinaus bis Erweiterung der Öffnungszeiten des Lesesaals, der an die Grenzen des Reiches.«57 bemerkenswerterweise von 1873 bis 1892 auch an Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Sonn- und Feiertagen geöffnet war (!)58 Darüber hiUniversitätsprofessoren Bibliothekswerke außer Haus naus erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunentlehnen konnten, weitete sich der Zugriff auf die derts eine schrittweise Anhebung der BibliotheksBestände nun in einer bisher unvorstellbaren Weise dotation, die 1878 bereits 15.000 fl. betrug.59 Jedoch aus. Die räumliche Verquickung des Wissenskon- lösten die Bestandszuwächse der Bibliothek bald eine sums am Standort Bibliothek entfaltete sich zuneh- neue Debatte über die Verwendung weiterer Räummend als permeable Membran und leistete einen lichkeiten für die Büchermagazine aus.

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und den Historiker Albert Jäger (1801 – 1891) mit der Leitung betraut hatte, war man auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten.60 Jäger hatte das Universitätskonsistorium neben den räumlichen Erfordernissen von Arbeits- und Vortragsräumen, einem Zimmer für Archiv und Bibliothek, einem weiteren für den Direktor und schließlich einem Zimmer für den Diener auch explizit die eingangs zitierte Nähe zur Universitätsbibliothek gefordert.61 Aus diesem Grund wurde das sogenannte Stöckelgebäude neben dem Kollegsbau ins Auge gefasst. Nachdem es bereits Überlegungen gegeben hatte, dieses ehemalige Wirtschaftsgebäude der Jesuiten (Postgasse 7) abzureißen, hatte man die Räumlichkeiten schließlich für das Institut für Österreichische Geschichtsforschung adaptiert und eine direkte Verbindung mit der Universitätsbibliothek geschaffen.62 (Abb. 9)

Die Universitätsbibliothek im neuen Hauptgebäude am Ring Abb. 9: Ansicht des Stöckelgebäudes mit Schwibbogen, Fotografie um 1905. Der Schwibbogen verband den ersten Stock des Stöckelgebäudes in der rechten Bildhälfte mit dem Bibliothekstrakt. Auch bei der Errichtung des neuen Hauptgebäudes am Ring war die Nähe des Instituts zur Universitätsbibliothek bei der Raumwahl entscheidend. Der bereits 1862 vom Historiker Theodor Sickel (1826–1908) verfasste und gemeinsam mit Albert Jäger unterzeichnete Bericht »Ueber die Localbedürfnisse des Instituts für Oesterreichische Geschichtsforschung« wird mit folgenden Worten einleitet: »Das Institut kann die ihm gestellten Aufgaben nur dann lösen, wenn es in nächster Nähe der Universitätsbibliothek gelegen ist.« Noch heute ist das Institut im Hauptgebäude am Ring direkt neben der Universitätsbibliothek untergebracht.

1854 hatte Kaiser Franz Joseph den Bau eines neuen Universitätsgebäudes bewilligt, doch die Planungsund Bauphase für den neuen »Palast der Wissenschaft« sollte sich letztlich über 30 Jahre hinziehen. Bereits 1856 legte der damalige Bibliotheksvorsteher dem Unterrichtsministerium ein Gutachten für einen neuen Bibliotheksbau vor. 1863 folgten Pläne für die Beibehaltung des Standorts im Alten Universitätsviertel durch die Übernahme und den Ausbau des Stöckelgebäudes.63 Auch in den Folgejahren häuften sich die Initiativen seiner Nachfolger, um der Raumnot Herr zu werden. Doch der Bau des neuen Universitätsgebäudes zögerte sich hinaus. Schließ»… so viel als möglich in der Nähe der lich musste eine Zwischenlösung gefunden werden  : Universitätsbibliothek« – Zum Standort des einerseits erhielt die Universitätsbibliothek 1856 drei Instituts für Österreichische Geschichtsforschung angrenzende Räume im ehemaligen Akademischen an der Universität Wien Kolleg, indem man die Wohnung des mittlerweile verstorbenen Bibliotheksdirektors sowie jene des BiNachdem Minister Thun-Hohenstein die Gründung bliotheksdieners 1870/71 als Bücherspeicher adapder »Schule für österreichische Geschichtsforschung tierte.64 Der zweite Entwurf des Architektenduos Eduard an der Wiener Universität« aufgrund der allerhöchsten Entschließung vom 20. Oktober 1854 bewilligt van der Nüll und August von Sicardsburg wurde für

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den zunächst ins Auge gefassten Standort der Uni- man die von della Santa geforderte Dreiteilung von versitätsbauten zwischen der rückwärtigen Seite der Benutzungs-, Magazin- und VerwaltungsräumlichVotivkirche und der Schwarzspanierstraße bzw. Gar- keiten bereits realisiert. War Ferstel zunächst noch nisongasse geplant. Die Universitätsbibliothek wäre von einer dreischiffigen basilikalen Raumform ausgedabei in einem eigenen seitlichen Trabanten des gangen (Abb. 10), hatte er schließlich einen einschifHauptgebäudes Richtung Alser Straße in die Pla- figen, zweigeschossigen Saal konzipiert und denselnung des neugotischen Ensembles miteinbezogen ben mit einer innovativen Glaseisenkonstruktion als worden (vgl. Abb. ?? auf S. ???). Nachdem das gesamte Oberlichte verwirklicht.69 Schließlich fasste der LeseBauprojekt aufgrund der Kostenintensität und ander- saal Plätze für 296 Personen (heute 350), die nach Faweitiger Stadterweiterungspläne in der vorgesehenen kultäten aufgeteilt wurden. Der Referenz der beiden Form ausgeschieden war und Heinrich von Ferstel ionischen Säulenpaare auf die beiden Herkulessäulen die Planung übernommen hatte, wich man bald von Karls VI. mit seinem Wahlspruch »plus ultra« sind den ursprünglichen Plänen ab und wechselte zum zweifellos ein Kontrapunkt zu den korinthischen letztlich realisierten Standort des heutigen Hauptge- Säulenpaaren der Hofbibliothek,70 können aber auch in Bezug auf die universitas der Wissenschaften und bäudes am Ring.65 Bibliotheksdirektor Friedrich Leithe (1828 – 1896) ihren Aufbruch in ein neues Zeitalter gedeutet wersprach sich 1875 unter den gegebenen Umständen den. auf das Heftigste gegen einen Umzug der UniverWie schon in der alten Universitätsbibliothek gesitätsbibliothek in das neue Gebäude am Ring und schehen, erfolgte auch im neuen Hauptgebäude am für eine Ausweitung der Bibliotheksräume des bis- Ring die Trennung von allgemeinen und speziellen herigen Standorts aus. Seine Kritik betraf berechtig- Lesesälen. So wurde neben dem Hauptlesesaal wieterweise die Konzeption des Fassungsvermögens für der ein Professorenzimmer eingerichtet in dem auch den künftigen Buchbestand. Darüber hinaus wollte wissenschaftliche Zeitschriften aufgestellt waren. Die er dem seiner Ansicht nach drohenden Statusverlust Universitätsbibliothek verfügte nun über ein eigenes als staatliche Institution entgegenwirken, da es sich Katalogzimmer, Personalbüros sowie das Expedit bei der Universitätsbibliothek um eine »jedermann mit der Orts- und Fernleihe. Dieser ursprünglich offenstehende«66 wissenschaftliche Bibliothek handle. für die Garderobe eingeplante Raum führte zu dem Um bezüglich der räumlichen Distanz zur Universi- untragbaren Resultat, dass die Bibliothek für lange tät Abhilfe zu schaffen, schlug Leithe eine Art Lehr- Zeit über keine Garderobe verfügte. Von den vier buchsammlung im Hauptgebäude vor, doch seinen eingeplanten Büchermagazinen waren das Hof- und Vorschlägen wurde kein Gehör geschenkt. Die Über- das Stiegenmagazin 1884 noch nicht einmal fertig siedlung der Sammlungsbestände in das Gebäude am gestellt. Man wollte die Zuwächse des rund 300.000 Ring erfolgte schlussendlich im September 1884, mit Bände umfassenden Buchbestands in diesen Räumder Konsequenz, dass Leithe sein Amt niederlegte lichkeiten unterbringen. Doch der zusätzliche Raum, und als Bibliotheksvorsteher an die Wiener Techni- den diese Magazine nach der Fertigstellung boten, sche Hochschule wechselte.67 war bald erschöpft und das von Leithe kritisierte, zu Wenn Ferstel als Vorbild der Universitätsbiblio- geringe Fassungsvermögen der Bibliotheksmagazine thek die öffentliche Bibliothèque Sainte-Geneviève in bewahrheitete sich schneller als geahnt.71 Ab den Paris nannte,68 tat er dies sicherlich auch in Hinsicht 1890er-Jahren setzte ein Prozess ein, der bis heute auf das dort bereits umgesetzte Bibliothekskonzept nicht abgeschlossen zu sein scheint  : die Umwidmung nach dem Magazinsystem, bei dem der repräsenta- von Räumlichkeiten zur Unterbringung der zunehtive Charakter des Lesesaals dennoch nicht zu kurz menden Zahl der Buchbestände, des Bibliothekskommen durfte, und auch in der von Ferstel eben- personals und der Leser. Bereits zu Beginn des 20. falls genannten Bibliothek des British Museum hatte Jahrhunderts wurde man sich der Tatsache bewusst,

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Abb. 10: Aufrissplan der Universitätsbibliothek Heinrich von Ferstels, kolorierte Tuschzeichnung, 1777. Noch im Jahr 1777, als man sich bereits in der aktiven Bauphase für die Errichtung des Hauptgebäudes befand, war die Planung der Bibliotheksräume noch nicht abgeschlossen. Ferstel verwarf das vorliegende Konzept schließlich doch und zog sich mit dem letztlich realisierten Lesesaal erneut das Missfallen des Bibliotheksdirektors Friedrich Leithe zu.

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dass diese Umwidmungen langfristig gesehen nicht für die benötigte Magazinfläche ausreichen würden. Im Gegensatz zu den während der Übersiedlung der Bibliothek im Jahr 1884 kolportierten Bestandszuwächsen von 7.000 Bänden pro Jahr, hatte man Anfang des 20. Jahrhunderts Zuwachszahlen von rund 30.000 Bänden erreicht. Zur Jahrhundertwende verfügte die Bibliothek somit über einen Bestand von über 500.000 Bänden.72

Bibliotheksbauten müssen »eine Vergrößerung des Büchermagazins und eine vermehrte Inanspruchnahme ihrer Benützung auf längere Zeit gestatten«

Der für Wien so bedeutende Architekt Otto Wagner (1841 – 1918) spricht hier zwei Grundvoraussetzungen des modernen Bibliotheksbaus an,73 die auch heute ihre Bedeutung nicht verloren haben – ganz im Gegenteil –, die Standortsuche der Universitätsbibliothek Wien zieht sich wie ein roter Faden durch das 20. Jahrhundert. Die wiederkehrenden Planungen für einen Bibliotheksbau wie auch die fortwährenden Verhandlungen für einen geeigneten Baugrund lassen die intensiven Bemühungen deutlich werden, um der drückenden Platznot im Ferstel-Bau Abhilfe zu schaffen. Schließlich sind es jedoch mehrere Faktoren, welche über die Realisierung der Bauvorhaben entscheiden, allen voran die Akzeptanz der politischen Entscheidungsträger für die Umsetzung von kostenintensiven Bauprojekten für Hochschulen bzw. Bibliotheken. Einige ambitionierte Projekte scheiterten vor allem an der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, dem Ersten Weltkrieg und in weiterer Folge auch dem Zweiten Weltkrieg. Einen erheblichen Einfluss hatte darüber hinaus die Zweckdienlichkeit von Standort und Gebäude für die Universität selbst. Letzten Endes wurde die räumliche Trennung von Hochschule und Hauptbibliothek ein Jahrhundert lang als Damoklesschwert über der Universitätsbibliothek gesehen und von der Professorenschaft selten gutgeheißen. Ansuchen um Zuweisung von Räumlichkeiten für die Aufstellung von Teilbeständen so-

wohl innerhalb als auch außerhalb des Universitätsgebäudes sind wiederkehrende Nachweise für Zwischenlösungen. Durch die Adaption von Lesesälen und Räumlichkeiten anderer Universitätsinstitute innerhalb des Hauptgebäudes wurde dem Überquellen der Magazine kurzweilig Einhalt geboten. Letztlich ist es die Vehemenz und Kreativität der Bibliothekare, aus der (Raum-)Not eine Tugend zu machen und für die optimale Nutzung der bestehenden und neu zugewiesenen Räumlichkeiten Sorge zu tragen. Bei dem nun folgenden Überblick sollen die projektierten Bibliotheksbauten des 20. Jahrhunderts im Vordergrund stehen. So diskutierte die Bibliothekskommission des Akademischen Senats um 1910 einen Vorschlag, der die Auslagerung von Beständen in den 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring empfahl, und zwar in einen noch zu errichtenden Magazinbau auf dem Terrain der Tabakregie, der mit Lesesälen, Verwaltungsräumen und Dienstwohnungen für das Personal ausgestattet werden sollte. Ein zweiter Plan favorisierte einen Bibliotheksbau auf den Gründen des ehemaligen Waisenhausvereines, auf dem sich heute die US-Amerikanische Botschaft befindet. Für diesen Standort wurde Otto Wagner ebenfalls im Jahr 1910 mit einem Entwurf beauftragt, der zwei imposante neungeschossige Bibliothekstrakte und ausgiebig Platz für Magazine mit einem Fassungsvermögen von drei Millionen Bänden vereinte (Abb. 11). Im Gegensatz zu Ferstels Monumentalbau wird bei der Stahlskelettkonstruktion Wagners »die primäre Funktion des Gebäudes als Bücherspeicher […] unmittelbar gestaltprägend«.74 1914 erfolgte ein weiterer Entwurf der Universitätsbibliothek von Wagner. In dieser Version wurde ein Bibliothekshauptgebäude für Verwaltung und Benutzung an der Ecke Spitalgasse/Sensengasse geplant, während zwei Flügelbauten für die Magazine entlang der beiden Straßen bis zur Währinger Straße verlaufen sollten. Das geschätzte Fassungsvermögen betrug 4,2 Millionen Bände.75 In den Überlegungen, welche Wagner für die Konzeption seiner Bibliotheksbauten bereits in den 1910er-Jahren anstellte, erkennt Wolfgang Rappert trotz des Fortschritts der technischen

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Abb. 11: Erster Entwurf der Universitätsbibliothek von Otto Wagner, Farbdruck nach einer kolorierten Federzeichnung, 1910. Wagner wollte mit diesem Entwurf einen zweckmäßigen Bibliotheksbau errichten, der den Anforderungen von Leser, Bibliothekar und Buch entsprach. Der erste Vorschlag, die Bibliothek anstelle der noch verbliebenen Häuser auf der Mölkerbastei zu errichten, wurde schnell wieder verworfen, da sich nicht alle Eigentümer mit dem Verkauf einverstanden erklärten.

Möglichkeiten prinzipiell die Antizipation der »Ten aber auch einen Erweiterungsbau der Universitätscommandments« des erfolgreichen britischen Archi- bibliothek umfasst.79 Doch das Vorhaben gelangte tekten Harry Fawlkner-Brown (1920 – 2008),76 der ebenso wenig zur Ausführung wie all die anderen, hier zehn grundlegende Empfehlungen aus seinen Er- zumal es sich lediglich um einen Erweiterungsbau fahrungen im Bibliotheksbau ausformulierte.77 handeln sollte. In weiterer Folge stand das GrundDie Standortfrage des Magazinbaus wurde stück auf dem Gebiet der Tabakregie nicht mehr zur schließ­­lich auch durch den öffentlichen Diskurs be- Verfügung, auch der von der Stadt angebotene Ersatz reichert. Der Verwaltungsrechtler Karl Brockhausen auf dem Gebiet des Lainzer Tiergartens, der eine beischlug vor, einen Tiefbau unterhalb des Votivparks nahe unüberbrückbare Entfernung zur Universität zu errichten, der die Magazine über einen ebenfalls bot, stand spätestens nach dem Ausbruch des Ersten unterirdisch geführten Gang mit der Hauptbiblio- Weltkriegs nicht mehr zur Diskussion. thek verbinden sollte.78 Der Architekt Friedrich OhBereits nach dem Ersten Weltkrieg setzten die Anmann griff die Idee der Verbauung des Votivparks suchen der Bibliotheksdirektoren um die dringliche auf und propagierte ein Ensemble an Universitäts- Lösung der ungebrochenen Raumproblematik ein. bauten rund um die Votivkirche, welches den Sak- Die Republik Österreich hatte 1928 einen Baublock ralbau aus der Isolierung heraus in einen gebühren- neben der Nationalbank (Otto-Wagner-Platz 4a, den Rahmen einfassen sollte. Der geplante Neubau Schwarzspanierstraße 5) erworben, doch die Errichhätte Raum für unterschiedliche Institute geboten, tung eines Erweiterungsbaus der Universitätsbiblio-

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thek an diesem Standort hätte eine Überbauung der Hochschule, der Hochschule für Welthandel und der Schwarzspanierstraße erfordert und dennoch nicht Nationalbibliothek zugrunde lag. Der nach oben erden benötigten Platz bereitgestellt. Bei diesem Ent- weiterbare Turmbau mit radförmiger Ummantelung wurf bemängelte Bibliotheksdirektor Johann Gans hätte ein Fassungsvermögen von zehn Millionen den fehlenden Platz für adäquate Lesesäle einerseits, Druckschriftenbänden und Platz für 1.777 Leser in aber auch die fehlende Möglichkeit einer Aufsto- sechs Lesesälen geboten (Abb. 13).84 Theiss gab der ckung der Magazinräume andererseits. Schließlich Turmbauweise aufgrund der Flexibilität des Ausbaus hatte man einen Standort vor der Nationalbank ins gegenüber einem Flachbau der Vorzug und im BeAuge gefasst (Ostarrichi-Park). Das Projekt des Er- sonderen bauliche Maßnahmen gegen Feuer- und weiterungsbaus für die Buchbestände der Universität Wasserschäden hatten zunehmend an Bedeutung gean diesem Standort war 1931 soweit vorangeschritten, wonnen.85 Mehrere zentrale Standorte waren im Gespräch, dass erste Pläne vorgelegt werden konnten.80 Gans wollte jedoch auch hier nicht mit einem zu klein pro- darunter neuerlich das Terrain des ehemaligen Bürjektierten Bibliotheksbau vom Regen in die Traufe gerversorgungshauses zwischen Währinger Straße, kommen. Bibliothekswissenschaftler Georg Leyh Spitalgasse und Sensengasse oder der Platz am griff in die Diskussion ein und sprach sich vehement Ende des Schottenrings Richtung Donaukanal.86 gegen eine Zweiteilung der Bibliotheksbestände nach (Abb.  14). Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Fächern aus, da der Neubau nur Platz für die na- machte auch diese Pläne zunichte und trotz der neuturwissenschaftlichen und medizinischen Bestände erlichen Initiative Bicks nach Kriegsende wurde diegeboten hätte, konnte sich aber mit der Idee an- ser Vorschlag seitens des Ministeriums schließlich freunden, die sogenannte »tote« respektive selten be- nicht unterstützt.87 Bibliotheksdirektor Johannes Gans hatte sich in nutzte Literatur in einem Filialbau unterzubringen.81 Schließlich rückte ein anderer projektierter Biblio- den 1930er-Jahren zeitgleich für eine alleinige Lötheksbau in das Blickfeld des Interesses, der aufgrund sung der Standortfrage für die Universitätsbibliothek seiner Dimensionen alle bisherigen Projekte in den eingesetzt. Das Gebäude in der Teinfaltstraße 8 nahe Schatten stellte.82 der Universität, in dem die Allgemeine BodenkreditIn der Ersten Republik kam es zur wiederholten anstalt untergebracht war, bot sich dafür an, nachAuseinandersetzung mit der Frage, ob die ehema- dem das Institut 1929 von der Creditanstalt überlige Hof- ab 1920 Nationalbibliothek und die Uni- nommen worden war. Diese musste schließlich zwei versitätsbibliothek zusammengelegt werden soll- Jahre später ebenfalls die Insolvenz anmelden.88 Die ten. Die Vereinigung der Bestände, die eigentlich Statik des Gebäudes der Bodenkreditanstalt und die bereits im Jahr 1756 in die Tat umgesetzt worden Kosten einer Adaption sprachen allerdings gegen war, kam auch noch nach 1920 immer wieder aufs eine Verwendung als Standort für die UniversitätsTapet. Ein bemerkenswerter Plan für eine neue wis- bibliothek. Der Bau eines Zeitschriftenspeichers für senschaftliche Zentralbibliothek wurde von Josef Universitätsbibliothek und Nationalbibliothek war Bick favorisiert, der sowohl vor als auch nach dem seitens der Nationalbibliothek weiterhin ein DesideZweiten Weltkrieg als Generaldirektor der Natio- ratum, das nicht realisiert wurde.89 Die verheerenden Folgen des 1938 erfolgten Annalbibliothek fungierte. Die Pläne stammen von Jungarchitekt Werner Theiss (1909 – 1945), dessen schlusses hatten erheblichen Einfluss auf den PersoDissertation zu diesem Thema im Jahr 1934 ap- nalstand der Universitätsbibliothek, der in weiterer probiert wurde.83 (Abb. 12) Es handelt sich um ein Folge auch durch den Kriegseintritt verringert wurde. monumental-funktionelles Beispiel der Renaissance Es ist der leider erst sehr spät einsetzenden Provenides Museum Blotianum, dem die Vereinigung der enzforschung der letzten Jahre zu verdanken, dass die Bibliotheken der Universität Wien, der Technischen Bestandszuwächse der Jahre bis 1945 gebührend re-

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Abb. 12: Entwurf der »neuzeitlichen Großbibliothek« (Nationalbibliothek, Universitätsbibliothek und die Bibliotheken der Technischen Hochschule und der Hochschule für Welthandel) von Werner Theiss. Architekt Theiss rechnete damit, ein Fassungsvermögen der Buchbestände für die nächsten 200 – 300 Jahre sicherstellen zu können. Tatsächlich haben die heutigen Druckschriftenbestände von Universitätsbibliothek und Nationalbibliothek die Anzahl von 10 Millionen Bänden bereits überschritten.

Abb. 13: Aufriss des Bibliotheksbaus von Theiss. Der Einsatz von Paternostern und Rohrpost sollte die Funktionalität und Handhabung der Buchbestellung vereinfachen und zu einer schnellstmöglichen Abwicklung der Bücherausgabe beitragen. Bereits Otto Wagner hatte Paternoster in seinem Entwurf eingeplant, welche die manuelle Buchaushebung nun schrittweise eindämmen sollte.

Abb. 14: Projektierter Standort der Zentralbibliothek an der Stelle des großen Hofes im (Alten) AKH. In Theiss’ Dissertation wird auch der heutige Hof 1 des Alten AKH als möglicher Standort genannt. Er »greift den alten Plan auf, das Allgemeine Krankenhaus aus dem Stadtinnern zu entfernen und diese wertvollen Gründe anderweitig zu verwenden«.

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konstruiert und Restitutionen vorgenommen werden Auch in der Zweiten Republik haben sich die konnten.90 Vorzeichen für einen eigenen Bibliotheksbau letztIn Anbetracht der Kriegssituation war die Lösung lich nicht geändert. Zunächst kam es auf Initiative der Standortfrage in weite Ferne gerückt und die Si- Bibliotheksdirektors Gans zur Planung eines neuen cherung des Bibliotheksguts gelangte in den Fokus. Bibliotheksbaus für die Bestände der HauptbiblioIn den vorangegangenen Jahrhunderten hatte die thek. Das ausgebombte Gebäude in der UniversiAngst vor dem Raub ganzer Bibliotheken als Kriegs- tätsstraße  7, in dem zuvor das Korpskommando beute die Evakuierung als Präventionsmaßnahme untergebracht war, wurde dem Unterrichtsministeimmer wieder heraufbeschworen. Das Reichsminis- rium als neuer Bauplatz vorgeschlagen. Der Standterium entschied sich im Falle der Wiener Bibliothe- ort könnte laut Gans nicht nur als Bücherspeicher ken nicht für die Evakuierung der Nationalbiblio- dienen, sondern hier ergebe sich auch »Raum für thek, sondern für die Universitätsbibliothek. In den Verwaltungsräumlichkeiten, für Lesesäle für ZeitJahren 1943 und 1944 wurden über 1,2 Millionen schriften und Zeitungen, kurz für die vielgestaltigen Bände auf neun Standorte in Niederösterreich ver- Bedürfnisse eines bibliothekarischen Großbetriebes, teilt, darunter beispielsweise das im Waldviertel gele- […] der nicht unbedingt im Hauptgebäude untergene Schloss Therasburg. gebracht sein muss«.93 Gans’ Überlegungen griffen die mittelalterliche Idee eines »Quartier latin« auf und sahen die Universitätsbibliothek als Zentrum Die Universitätsbibliothek nach 1945 inmitten von Gebäuden, die in der Folge für andere Institutsbauten akquiriert werden könnten. Aus der Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bau- öffentlichen Ausschreibung für den Bau der Univerliche Maßnahmen gesetzt, um die durch Bombenan- sitätsbibliothek ging ein Plan der Architekten Alfred griffe zerstörten Bibliotheksräume im Hauptgebäude Dreier und Otto Nobis 1952 als Sieger hervor. Drei instand zu setzten und den Lesebetrieb wiederaufzu- Millionen Bände sollte der neue Bibliotheksbau fasnehmen. Die Rückführung der Bibliotheksbestände sen. 1955 wendete sich das Blatt, als das neu zu erricherwies sich gerade in der Besatzungszeit als äußerst schwierig. Rund 90 % des Buchbestands konnten vor tende Universitätsgebäude nicht der Bibliothek, sonallem in den Jahren 1945 bis 1947 in das Hauptge- dern verschiedenen Instituten der Philosophischen bäude zurückgeführt werden, in dem man Tonnen Fakultät zugesprochen wurde, die im Hauptgebäude an Bibliotheksgut wieder in den Magazinen auf- ebenso unter Platznot litten. Die dadurch freiwerdenden Räumlichkeiten wären leichter in Magastellte.91 Der Aufschwung der Universitätsbibliothek ging zinräume umzuwandeln, als umgekehrt, lautete der nun mit dem Zuwachs der Bibliotheksbestände ein- Grundtenor. Damit war der Hauptbibliothek die her und erforderte eine erneute Auseinandersetzung letzte Möglichkeit eines eigenen Bibliotheksbaus mit den Erweiterungsmöglichkeiten des Standorts im genommen.94 Durch den Umzug einiger UniverHauptgebäude, um zusätzlichen Platz für die Buch- sitätsinstitute in das Neue Institutsgebäude erhielt bestände zu schaffen. Dies wurde allerdings, wie in die Bibliothek nun auch weitere Räumlichkeiten den Jahren zuvor, nur als vorübergehende Notlösung vom Paläontologischen Institut im Hochparterre des angesehen. Durch die Anhebung des Raumniveaus Südwesttrakts im Hauptgebäude. In den ehemaligen im Lesesaal und den angrenzenden Räumen um 2,5 Räumlichkeiten des Instituts für Anglistik im NordMeter konnte darunter Platz für ein zusätzliches Ma- westtrakt konnte nun die Zeitschriftenabteilung ungazin von 80.000 Bänden geschaffen werden, um die tergebracht werden.95 Der Südturm und der NordBucherwerbungen der folgenden Jahre unterzubrin- turm des Ferstel-Baus bringen seither einen Großteil der Bestände der Hauptbliothek unter. gen.92

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Hauptbibliothek zu reduzieren. Vorweggeschickt werden muss, dass die einzelnen Fakultäts-, Instituts-, Seminar- und Bereichsbibliotheken mit dem Universitätsorganisationsgesetz (UOG) von 1975 definitiv der Universitätsbibliothek unterstellt wurden.97 Ihre Buchbestände sind insgesamt deutlich umfangreicher als jene der Hauptbibliothek selbst. Die Seminar- und Institutsbibliotheken begannen meist als kleine Sammlungen, die durch Nachlässe der Professoren und Schenkungen bzw. kleinere Bibliotheksdotationen schrittweise anwuchsen und oftmals gemeinsam mit den Instituten aus dem Hauptgebäude in neue Räumlichkeiten umund auswanderten, die heute über die Stadt Wien verstreut sind.98 Dazu zählen unter anderem die Rechtswissenschaften, die 1984 in das Juridicum übersiedelten und so der Hauptbibliothek neuen Raum gaben.99 Auch Standortkonsolidierungen, also die Zusammenlegung von mehreren Bibliotheksstandorten einer oder mehrerer Studienrichtungen, wie im Falle der Fachbereichsbibliothek Germanistik, konnten realisiert werden. Schließlich wurden 1998 Räume in der Teinfaltstraße 8 angemietet, nachdem die Niederösterreichische Landesbibliothek dort ausgezogen war. Es Abb. 15: Gang im Bibliotheksspeicher im Südturm des Hauptgehandelt sich hierbei um jenes Gebäude, das Bibliobäudes. In den Magazinen der Hauptbibliothek werden mittlertheksdirektor Gans nach dem Auszug der Bodenkreweile mehr als 2,5 Millionen Bände in 13 Stockwerken des Hauptgeditanstalt bereits in der Zwischenkriegszeit vorgebäudes gelagert. Pro Tag wird ein Aushebevolumen von 3.000 bis schlagen hatte. Insgesamt 300.000 Bände fanden nun 4.000 Bänden erzielt. an diesem Standort ihren neuen Platz. Die Außenstelle konnte 1999 eröffnet werden und beherbergt Eine zusätzliche Raumgewinnung konnte durch die heute ebenso den Zeitschriftenlesesaal. Im selben Einziehung einer Zwischendecke in das Professoren- Jahr nahm die Lehrbuchsammlung an ihrem heutizimmer, das Direktorszimmer und die Direktions- gen Standort im Hauptgebäude unter der Juristenkanzlei erzielt werden. Diese bauliche Veränderung stiege ihren Betrieb auf. gab dem zum Universitätsjubiläum 1965 fertig geEine langfristige Lösung des Platzmangels der stellten Foyer der Bibliothek mit der anschließenden Hauptbibliothek, wie z. B. der bereits 1974 beanGarderobe und der Adaption des alten Zeitschriften- tragte und ab 1986 mehrfach in eine neue Planungslesesaales für die Entlehnung, dem Kleinen Lesesaal phase gelangte Bau eines Tiefspeichers unterhalb der und Räumen für die Verwaltung der Bibliothek, die Reichsratsstraße bzw. dem Arkadenhof, wurde nicht damals auch die Direktion beherbergte, ihre heutige umgesetzt.100 Bis heute konnte durch die Umwidmung und Adaption von Hörsälen oder InstitutsräuGestalt.96 Es wäre unzureichend, die Standorte der Uni- men Platz für die Unterbringung der Universitätsbiversitätsbibliothek allein auf die Geschichte der bliothek und ihrer Bestände geschaffen werden. Die

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Abb. 16: Einblick in den Lesesaal Altes Buch im Hauptgebäude. Der Lesesaal Altes Buch wurde 2013 eröffnet und bietet adäquaten Raum für die Einsicht in die alten und wertvollen Bestände der Universitätsbibliothek Wien mit dem Erscheinungsjahr bis 1910.

Eröffnung des Lesesaals Altes Buch 2013 dient hier Management System PH AIDR A bis hin zu E-Books als rezentes Beispiel. (Abb. 16) Doch trotz des kons- on Demand oder e-theses. Diese Services ermöglitant steigenden Flächenzuwachses steigt der Buchzu- chen es dem User, ein breites Angebot in Anspruch wachs immer noch überproportional. 2002 wurden zu nehmen, das den Zugang zur Bibliothek durch viele der ehemaligen Instituts-, Fach- und Fakultäts- das W W W mehr und mehr von ihrem Standort löst. Die Realisierung somancher nachhaltiger Baubibliotheken in Fachbereichsbibliotheken umgewandelt und bilden mit 47 Bibliotheken an Standorten in projekte für die Universitätsbibliothek steht noch ganz Wien und dem Archiv der Universität Wie die aus. Der Bauleitplan Ost, der 2011 veröffentlichte DLE (Dienstleistungseinrichtung) Bibliotheks- und Österreichische Hochschulplan102 für die Sanierung Archivwesen.101 und den Ausbau der Universitätsbauten enthält eiIn den letzten 30 Jahren hat die Universitätsbiblio- nen Plan für die Errichtung einer Campusbibliothek Wien sich den Herausforderungen des digitalen thek, ein Vorhaben also, das bereits im 20. JahrhunZeitalters gestellt. Es erfolgte die Umstellung vom dert mit unterschiedlichen Konzeptenin Betracht Zettelkatalog auf den Online-Katalog, 1999 wurde gezogen worden war. Der Bauleitplan beinhaltet des das Bibliothekssystem A L EPH  500 implementiert. Weiteren den Plan für ein »gemeinsames Buch- und Darüber hinaus erfolgte der schrittweise Aufbau der Zeitschriftendepot aller Universitäten in Wien«.103 elektronischen Ressourcen, angefangen bei eJournals, Ob diese Vorhaben umgesetzt werden, ist noch abDatenbanken und E-Books über das Digitale Asset zuwarten.

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Abb. 17: Großer Lesesaal im Hauptgebäude. Der große Lesesaal der Universitätsbibliothek erstrahlt 130 Jahre nach der Eröffnung des Hauptgebäudes in altem Glanz. Aufgrund der Raumnot nach dem Zweiten Weltkrieg war eine wesentliche Adaptierung der Einzug einer 2,5 Meter hohen Decke, um dadurch ein Magazin für 80.000 Bände zu schaffen.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Anmerkungen Standorte der Universitätsbibliothek Wien sich einst und jetzt in einem ständigen Fluss befunden haben 1 Dolgner, Bibliotheksbauten, 58. 2 Frühsorge, Universitätsbibliotheken, 72. Die mit 1765 um den Herausforderungen für die Bewahrung von datierte Abgabe der Bibliotheksbestände der Universität an mittlerweile über sieben Millionen Buchbänden und die Hofbibliothek ist auf 1756 zu korrigieren. Bei der Bivielen weiteren Sammlungsobjekten gerecht zu werbliotheca Windhagiana und der Gschwindiana (siehe unten) den. Durch die Erhaltung und Nutzung der historihandelt es sich aufgrund der Stellung ihrer Stifter zwar um Adelsbibliotheken. Hier ist aber gerade die testamentarisch schen Standorte der Universitätsbibliothek einerseits festgelegte öffentliche Funktion der Bibliotheken als Spezifi(Abb. 17) und die Errichtung von Neubauten für die kum hervorzustreichen. Unterbringung von Instituten und ihren Fachbe3 Beispielsweise in Florenz vgl. Ch a pron, Bibliothèques. reichsbibliotheken104 andererseits stellen diese Orte 4 Der Wortlaut des Testaments ist abgedruckt bei  : Hitzinheute selbst einen breitgefächerten Erinnerungsger, Windhag, hier  : 54. Der Biblioteca Ambrosiana wird raum105 für die Geschichte der Universität Wien dar. die erste Umsetzung des Raumkonzepts der Galeriebibliothek zugeschrieben. 5 Zu Joachim Enzmilner, Graf von Windhag (1600 – 1678) vgl. Oppek er, Windhag. Der 1733 gedruckte Bibliothekskatalog verzeichnet ca. 16.000 Werke vgl. Gua r ient, Wind-

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hagiana  ; Da Windhag die Bibliothek mit Geldern für die Bestandserweiterung ausgestattet hatte, verdoppelte sich der Bestand bis in die 1770er-Jahre, wie eine zeitgenössische Quelle berichtet, vgl. Sattler, Briefe, 36. Stattler beschreibt auch genau die Raumaufteilung der beiden Bibliotheken.  6 Hitzinger, Windhag, 47–48.  7 Wur zbach 60 (1859) 402–403.   8 Catalogus Bibliothecae Geschwindianae.   9 UAW, CA 1.0.195, Reg. Nr. 12 und 13 ad 184. 10 Das Pilgrimhaus zu St. Anna (Kärntner Straße 37/Annagasse 3/Johannesgasse 4 und 4a) fungierte ab dem Jahr 1622 als Noviziats- bzw. Probationshaus der Jesuiten. Vgl. Perger, Mittelalterliche Kirchen und Klöster, 252–257. 11 UAW, UB A.1, 1774-1, Abschrift des kaiserlichen Handschreibens an Hofkammerpräsident Leopold Graf Kolowrat vom 28. März 1774  ; Diese und die folgenden Abschriften des UB Archivs für die folgenden Jahre stammen von Bibliothekar Friedrich Leithe. Für das Original vgl.: ÖStA, FHKA NHK Dom Bücher 39, Exjesuiten-Akten, 78 ex 1774, fol. 66. 12 Ga ll, Alte Universität, 77  ; Pongratz, Universitätsbibliothek, 30. 13 Ab 1773 verlieren die Begriffe »Akademisches Kolleg« und Refektorium« die unter den Jesuiten zugewiesene Funktion, sie sollen jedoch im Folgenden als Standort- bzw. Raumbezeichnung weiterhin verwendet werden. 14 UAW, UB A.1, 1777-2, Intimation der allerhöchsten Entschließung an die Studienhofkommission, 10.5.1777, Abschrift. 15 UAW, UB A.1, 1777-3, Ausweis deren zu denen vormaligen Jesuitenbibliotheken, des Profeßhauses, Collegii academici und Prob[ations]hauses bey St. Anna, dann Krems und NeustadtCollegien gehörigen Activkapitalien, 14.11.1777, Abschrift. 16 UAW, CA 2.1.3340 bzw. CA 1.0.195, Reg. Nr. 12 ad 184. 17 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 30. 18 UAW, CA 1.0.195 Reg. Nr. 6 ad 184. bzw. UAW, UB A.1, 1777-2, vom 10.05.1777 Abschrift. 19 Zum Personalstand der Hofbibliothek unter Hofpräfekt Adam Franz Kollár (Amtszeit 1772–1777) vgl. Stumm voll, Hofbibliothek, 253, 259f. 20 UAW, UB A.1, 1776-1, Abschrift eines Schreibens der Studienhofkommission an die Niederösterreichische Landesregierung vom 27.03.1776, fol. 1r. 21 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 12. 22 Abt von Braunau in Böhmen, nicht zu verwechseln mit dem österreichischen Schriftsteller Johann Rautenstrauch (1746– 1801). 23 Instruction vorgeschrieben für alle Universitäts- und Lycealbibliotheken vom 30.04.1778 abgedruckt bei Gr assauer, Handbuch, 171–175. 24 Instruktion vorgeschrieben für alle Universitäts- und Lycealbib-

liotheken mit Hofdecrete vom 30.04.1778, Z. 628 vgl. Gr assauer, Handbuch, 171. 25 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 12. 26 Tow nson, Travels, 3. 27 Im Hofdekret vom 23.09.1782 wird festgehalten, dass »zur Ersparung der Transpostkosten jeder Universitäts- oder Lizä­ umsbibliothek die Bücher in eben der Provinz wo die Universität oder das Lizäum liegt, aufgehobenen Klöster zugeteilt«, die Duplikate zu versteigern und die daraus gewonnenen Gelder für Bucherwerbungen zu verwenden sind. »Jedoch versteht sich ganz von selbsten, dass […] jene Bücher und Manuscripte, so die k. k. Hofbibliothek zu ihrem Gebrauche ausgewählet« an diese abzuführen sind.« Vgl. Gr assauer, Handbuch, 176–177. 28 UAW, CA 1.0.276. 29 Leithe, Universitätsbibliothek, 13. 30 Leithe, Universitätsbibliothek, 17. 31 ÖNB, BAG, Archiv der Fideikommissbibliothek, FKBA 03015, FKBA08018, FKBA13049, FKBA18058. Der erstgenannte Akt betrifft den Erwerb mehrerer Exemplare der »Description du Canal de jonction de la Meuse au Rhin« des Ingenieurs Amable Hageau, wovon die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. eines an die Universitätsbibliothek abgab. http://aleph.onb. ac.at/F/37XE1DX28Q8F8I18FE7MSU5QY37Y8XQKM 5YVNBI62281JPE9II-09824?func=full-set-set&set_number =099876&set_entry=000028&format=999 (21.11.2014). Zur Privat­ bibliothek Franz I. vgl. Huber-Fr ischeis/ K nie­l ing/Va lenta, Privatbibliothek. 32 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 45. 33 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 49. 34 Hueber, Zur Entwicklung der Baugestalt. Zu Pranter vgl. Hof- und Staatsschematismus 1825, 389. Ridler verwendet in seinen Zustandsberichten auch die Namensschreibung »Prantner«. 35 Die erste deutsche Übersetzung stammt aus dem Jahr 1984  : Sa nta, Universal-Bibliothek. 36 Mehlig, Bibliotheksbau, 9. 37 Leopoldo della Sa nta, Della costruzione e del regolamento di una pubblica universale biblioteca (Firenze 1816)  ; Pongr atz, Universitätsbibliothek, 55. Es ist allerdings anzuzweifeln, dass die Nutzung der Raumkapazität durch die Aufstellung von Regalen im Rauminneren vorgenommen wurde. 38 Frédéric Barbier betont, dass zunächst keine eigenen Magazinräume geplant wurden. Vgl. Bar bier, Bibliothèques, 246. 39 Dolgner, Bibliotheksbauten, 60–61  ; Cr ass, Bibliotheksbauten, 39  ; Eisen, Typologie, 280. 40 Bei Pongr atz’ Verwendung des Namens Klar handelt es sich um einen Lesefehler. Zu Klee vgl. Czeike 3, 525. 41 UAW, UB.ZB1, Zustandsbericht 1826/27  ; Pongr atz, Universitätsbibliothek, 54.

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42 UAW, CA 1.3.475. 43 ÖNB, HAD, Hausarchiv 28/1827 und 34/1827. 44 UAW, CA 1.3.489, Pongr atz spricht von einer »Schlußsteinlegung«, hier handelt es sich um einen Lesefehler. Vgl. Pongr atz, Universitätsbibliothek, 56. Der Fehler findet sich bereits bei Leithe. 45 Die Grundmauern der Seitenflügel haben sich beim Umbau vermutlich erhalten. Thomas Kühtr eiber konnte bei seinen Untersuchungen der Bausubstanz des Seitenflügels entlang der Postgasse spätmittelalterliches Bruchsteinmauerwerk nachweisen. Vgl. Kühtr eiber, Universitätsgeschichte aus Schutt und Scherben, 185. 46 UAW, UB ZB.1, Zustandsbericht 1827/28. 47 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 23. 48 Akademischer Senat, Geschichte, 371  ; A lk er, Universitätsbibliothek in der Postgasse, 97–101. 49 Pongr atz, Universitätsgeschichte, 56. Leithe, Universitäts-Bibliothek, 20. 50 UAW, B2914 Leo Schr einer, Geschichte des Hauses der alten Universität (Typoskript s. a.). 51 Dehio, Wien 1. Bezirk, 285. Die hier vorliegende Beschreibung des Umbaus der Universitätsbibliothek als Ummantelung des Gebäudes greift nicht weit genug. Aufgrund der Aktenlage ist klar ersichtlich, dass die Mauern größtenteils bis auf das Fundament abgetragen und neu errichtet wurden. 52 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 23. 53 Wur zbach 14 (1865) 289. Sein Tagebuch aus den Jahren 1838–1845, welches bei Pongratz noch als verschollen angegeben wird, hat sich in einer Kopie und Abschrift im Nachlassfragment Franz Lechner erhalten  : UAW, 131.128. 54 A lk er, Aufstellung und Signaturen. 55 ÖBL 3 (1965) 8. 56 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 69. 57 Hugelm a nn, Universitätsbibliothek, 157–158. 58 Zur Benützung der Universitätsbibliothek in den Jahren 1848–1897 vgl. Akademischer Senat, Geschichte, 406–409. 59 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 91. 60 UAW, Senats-Sonderreihe S 60/1 (GZ 1828 aus 1854) Bauangelegenheiten, Sch. 34, Ministerialerlass vom 11.11.1854. Zur Gründung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung vgl. Lhotsk y, Geschichte. 61 UAW, Senats-Sonderreihe S 60/1 (GZ 689 aus 1854), Bauangelegenheiten, Sch. 34., eigenhändiges Schreiben von Albert Jäger vom 14.11.1854  ; Jäger, Institut, 15. Ich bedanke mich bei Kurt Mühlberger recht herzlich für diesen Hinweis. 62 Der Verbindungsgang ist bereits auf den zwischen 1756–73 entstandenen Grundrissplänen des Akademischen Kollegs zu sehen. Vgl. Schriftenreihe, Bd. 2, 216. 63 UAW, Varia 141.25 64 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 57 bzw. 76. 65 Rüdiger, Monumentale Universität, 27–31.

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66 Leithe, Universitäts-Bibliothek, 10. 67 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 86–98. 68 Rüdiger, Monumentale Universität, 103–104. 69 Rüdiger, Monumentale Universität, 109–110. 70 Rüdiger, Monumentale Universität, 112. 71 Dosoudil, Raumnot, 6. 72 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 104–111. 73 Zitiert nach  : Jaksch/Fischer /K roller, Bibliotheksbau, Bd. 1, 130. 74 Nägelk e, Hochschulbau, 167. 75 Liebers, Otto Wagner, 129–133. 76 http://www.faulknerbrowns.co.uk/#173 (23.06.2014) 77 R appert, Bibliothek, 100–104. 78 Neue Freie Presse (04.08.1910) 2. 79 Tietze, Ohmanns Entwurf, 161–164. 80 ÖNB, HAD, Hausarchiv, Bibliotheksbau Zl. 5680/19241940. 81 Ley h, Zweiteilung, 287f. 82 UAW, UB S. 15 Raumnot in der Universitätsbibliothek, Selekt aus den Kurrentakten, 1923-293/20–23, mehrere Entwürfe des Direktors der Universitätsbibliothek, August Crüwell an den Generaldirektor der Nationalbibliothek Joseph Bick aus dem Jahr 1931, bzw. die Bibliothekskommission des Akademischen Senats, bzw. wird aufgrund Stellungnahme von Bibliotheksdirektor Johann Gans an das Unterrichtsministerium der Erweiterungsbau/Neubau der Universitätsbibliothek für den Standort auf dem Alsergrund mit den genannten Gründen abgewiesen. Vgl. 1923–293/26–28. 83 Theiss, Grossbibliothek. 84 Theiss, Zentralbibliothek, 206. 85 Theiss, Grossbibliothek, 67–108. 86 Theiss, Zentralbibliothek, 209  ; weitere Standorte, die aber die Demolierung von Wohnhäusern zur Folge gehabt hätten waren an der rückwärtigen Seite des Rathauses und das Areal um den Schlickplatz. Vgl. ÖNB, HAD, Hausarchiv, Bibliotheksbau Zl. 5680/1924-1940, Schreiben der Architekten Theiss/Jaksch, undatiert. 87 Bick, Zentralbibliothek  ; Stumm voll, Nationalbibliothek, 175. 88 UAW, 131.117.4.3, Nachlass Johann Gans, Johannes Gans an Bundesminister Felix Hurdes, Wien, 28.02.1946, Abschrift 89 Stumm voll, Nationalbibliothek 2, 106–108. 90 A lk er /Löscher, NS-Zeit   ; Stumpf, Universitätsbibliothek  ; H a ll/Köstner, Nationalbibliothek  ; M a lina, Provenienzforschung. 91 Ga ns, Universitätsbibliothek, 360–362. 92 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 152. 93 UAW, 131.117.4.3, Nachlass Johann Gans, Johannes Gans an Bundesminister Felix Hurdes, Wien, 28.02.1946, Abschrift 2.

 94 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 153–158. Die Pläne sind abgebildet bei  : Jaksch/Fischer/Kroller, Bibliotheksbau, Bd. 2, 71–73.  95 Dettelm a ier, Universitätsbibliothek, 184.  96 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 151–163  ; Dettel; Der Einbau einer m a ier, Universitätsbibliothek, 186   neuen Garderobe erfolgte in einem späteren Bauabschnitt und wurde 1983 fertig gestellt. Vgl. Jaksch/Fischer / K roller, Bibliotheksbau, Bd. 2, 68.   97 Die Zuordnung von Bibliotheken zu der Dienstleistungseinrichtung Bibliothek- und Archivwesen ist allerdings ein fließender  : 2013 wurde beispielsweise die Bibliothek des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport als Fachbereichsbibliothek eingegliedert. Vgl. Jahresbericht DLE Bibliotheks- und Archivwesen 2013, 3. http://bibliothek. univie.ac.at/files/UBW_Jahresbericht_2013.pdf  98 Grundlegend für den Bibliotheksbau bis 1985  : Jaksch/­ Fischer /K roller, Bibliotheksbau, Bd. 2  ; Pongr atz, Universitätsbibliothek, 164.  99 Jaksch/Fischer /K roller, Bibliotheksbau, Bd. 2, 68, 74–84. 100 Dosoudil, Raumnot, 9–10. 101 Für die aktuelle Bibliotheksstatistik vgl. http://www.biblio theksstatistik.at/eingabe/dynrep/output.php (23.11.2014) 102 Hochschulplan, 62. 103 Hochschulplan, 60. 104 2013 wurde beispielsweise die bestandsreiche Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik am neuen Standort Oskar-Morgenstern-Platz eröffnet   ; vgl. Jahresbericht DLE Bibliotheks- und Archivwesen 2013, 3. 105 Assm a nn, Erinnerungsräume  ; Assmann, Kulturelles Gedächtnis.

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Säkularisierte Himmelsschau ? Die neue Universitätssternwarte an der Türkenschanze

I

m ausgehenden 19. Jahrhundert erhob sich die des Kranzgesimses (Abb. 4). In diesen Detailformen neue, 1883 eröffnete Sternwarte markant auf der lassen sich Bezüge zu Heinrich von Ferstels Fassasüdlichsten Anhöhe an der Türkenschanze über die dengestaltung des gerade im Bau befindlichen CheUmgebung (Abb. 1).1 Das umliegende Gelände war mischen Instituts in der Währinger Straße erkennen bis auf das nahe gelegene Cottage-Viertel, das eben- (S. 165, Abb. 3). Die formale Unterscheidung innerhalb der Sternfalls erst ab dem Jahr 1873 im Entstehen war, weitgehend unbebaut, so dass das monumentale Obser- wartefassade spiegelt sich auch in der Funktionalität vatorium mit einer Länge von 105 Metern und einer der Gebäudeteile wider. So diente ursprünglich das Breite von 72 Metern die wenigen benachbarten Bau- Obergeschoss des Südtrakts fast vollständig als überten, darunter auch die erst 1883 begonnene Wein- aus großzügige Wohnung des Sternwartedirektors, wohingegen die schlichter ornamentierten Gebäudehauser Pfarrkirche, deutlich überragte.2 Über einem sakral anmutenden, kreuzförmigen teile als Zweckbauten zu gelten hatten. Wenn auch Grundriss bilden sich zwei Geschosse aus (Abb. 2). die Observatorien den obersten Zweck der gesamten Durch die überhöhten Risalite und die drei kon- Sternwarte bildeten, waren diese ornamental dem chenartigen Kuppeltürme wirkt das Bauwerk bewegt Wohntrakt des Direktors untergeordnet. Ebenso naund abwechslungsreich (Abb. 3). In der dekorativen türlich das Hochparterre des Südtrakts, in dem die Gestaltung lassen sich klare Unterschiede zwischen Wohnungen der Adjuncten und der Assistenten sowie dem nach Süden gewandten »Langhaus« und dem die Wirtschaftsräume eingerichtet waren. nördlichen Gebäudeteil feststellen. Zwar ist der Der Eindruck einer überragenden Größe dieser Nordtrakt durch die Kuppeln besonders hervorge- Sternwarte entsteht aber nicht nur im Kontrast zum hoben, der Architekt Ferdinand Fellner verzichtete wachsenden Wiener Vorort Währing, sondern auch hier aber auf aufwendige Ornamente. Die Fassade im internationalen Vergleich ist die Wiener Univerwurde lediglich durch die gemauerten Lisenen in sitätssternwarte bis heute die größte Sternwarte Euder Vertikalen und durch die Akzente der verschie- ropas.3 Auch hinsichtlich der Ausstattung glänzte denfarbigen Ziegel, die horizontale Linien ausbilden, die Sternwarte. So war der große Refraktor in der strukturiert. Die Laibungen der schlichten Rundbo- Hauptkuppel, der von der irischen Spezialfirma genfenster und Thermenfenster sind in Terrakotta Grubb eigens für die Wiener Sternwarte hergestellt ausgeführt. Die Fassade des Südtrakts hingegen wurde, für einige Zeit das größte Linsenfernrohr zeichnete der Architekt durch zusätzliche Bauzier weltweit (Abb. 5).4 Trotz der imposanten Vorzüge des Neubaus, die aus. Er behält die Struktur der Lisenen und der horizontalen Bänderung im Ziegelwerk bei, auch die sowohl im Standort mit freier Sicht als auch in der Verdachung der Hochparterrefenster, ergänzt jedoch stabilen Konstruktion selbst bestanden, wurden auch im Piano Nobile die Erscheinung durch Fensterlai- die Nachteile des riesenhaften Baus bald deutlich. So bungen aus Stein und durch einen Fries unterhalb war der Wiener Bau einer der letzten, bei dem ein

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Abb. 1: Carl Ritter v. Borkowski/A. Hlavacek, Cottage-Anlage an der Türkenschanze Wien, 1888. Noch weit außerhalb des im Entstehen befindlichen Währinger Cottage-Viertels ragt die neue Universitätssternwarte aus der Landschaft hervor. Im Gegensatz zu einem innerstädtischen Standort bot die weitgehend unbebaute Umgebung auf der Türkenschanze viele Vorteile: geringe Staubbelastung, kaum Lichtverschmutzung und wenig Erschütterungen durch den Verkehr.

kreuzförmiger Grundriss verwendet wurde, während man später dazu überging, die kuppelbekrönten Teile von Observatorien von deren sonstigen (Arbeits- und Wohn-)Bereichen zu trennen, um die davon ausgehenden Wärmeabstrahlungen der Dächer von den Teleskopen möglichst fernzuhalten. Im Rückblick auf die bauliche Situation der vorherigen Sternwarte auf dem Dach der Neuen Aula im Stadtzentrum lassen sich die funktionellen Ansprüche an ein modernes Observatorium in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beleuchten. Die erste Universitätssternwarte wurde im Jahr 1755 auf das bereits fast vollendete Aulagebäude aufgestockt, nachdem Kaiserin Maria Theresia die astronomischen Instrumente ihres jüngst verstor-

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benen Hofmathematikers Johann Jakob Marinoni der Universität gestiftet hatte (S. 63, Abb. 5).5 Zwar wurde diese Sternwarte noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund ihrer Ausstattung als besonders qualitätsvolle Einrichtung hervorgehoben,6 für die wachsenden Ansprüche der Astronomie stellte sich der Standort jedoch schnell als ungenügend ­heraus. Im Jahr 1828 schrieb der Direktor der Sternwarte, Johann Joseph Littrow, dass der ursprünglich bestehende Gebäudeaufsatz »wegen seiner äußerst schwachen Bauart von jeher zu gar keinem wissenschaftlichen Zwecke gebraucht werden« konnte.7 Daher bewirkte der Direktor bereits im Jahr 1825 einen Umbau der Sternwarte, mit dem Effekt, dass der nun

Abb. 2: Ferdinand Fellner/Hermann Helmer, Universitätssternwarte, Grundrisse, 1881. Der Grundriss der Universitätssternwarte ruft durch sein »Langhaus«, die drei »Apsiden« und die große »Vierung« die Erinnerung an Kirchengrundrisse wach. Unterstützt wird diese Assoziation durch die drei Kuppeln über den »Apsiden« und die mächtige »Vierungskuppel«. Die Stätte der Astronomie erhebt hier den Anspruch, gleichberechtigt mit derjenigen der sakralen Himmelsschau wahrgenommen zu werden.

Abb. 3: Luftbild der Universitätssternwarte, aufgenommen von der Kirchturmspitze der Weinhauser Kirche, um 1888. Die Sternwarte erhebt sich mächtig über die noch jungen Bäume des Sternwarteareals und die noch weitgehend unverbaute Türkenschanze. Heute überragen die meisten Bäume des Areals die Architektur.

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und schlug daher den Bau einer neuen Sternwarte außerhalb der Stadt vor.9 Hier sollte insbesondere die separate Fundamentierung für die schweren Instrumente gewährleistet werden, um diese vor Erschütterungen zu schützen. Allerdings wurde dieser Vorschlag nicht mehr zu seinen Lebzeiten vorangetrieben und auch sein Sohn und Nachfolger, Karl Ludwig Littrow, konnte zunächst keine Erfolge erzielen. Während die militärische Besetzung der Neuen Aula im Revolutionsjahr 1848 für die Universität als Ganzes einen großen Verlust darstellte, bedeutete dies für die Astronomie zunächst Hoffnung auf eine baldige Auslagerung der Sternwarte aus der Stadtmitte. Allerdings war just die Sternwarte die einzige universitäre Einrichtung, die während der militärischen Besetzung weiter innerhalb der Neuen Aula untergebracht blieb und so weiter auf eine für wissenschaftliche Beobachtungen geeignete Unterbringung warten musste, wie deren damaliger Direktor Karl Ludwig Littrow beklagte.10 Dieser hatte schon 1846 eine Denkschrift vorgelegt, in der er die unzureichenden Zustände in der Sternwarte detailliert darstellte und die Wiederaufnahme der Neubauplanungen beantragte. 11 Gemeinsam mit dem Bauingenieur Hieronimus Schaller entwickelte Littrow ein Bauprogramm inklusive Standortvorschlag, das im Oktober 1854 durch eine Abb. 4: Ferdinand Fellner/Hermann Helmer, Fassadendetail der Universitätssternwarte, um 1873. Die kolorierte Federzeichnung Allerhöchste Entscheidung genehmigt wurde, aber der Südostfassade macht das Zusammenspiel der Farben und wie auch die anderen Bauvorhaben der Universität Materialien deutlich. Während die zweifarbigen Ziegel und die Wien nicht zur Ausführung gelangte.12 Erst 1867, also Terrakotta-Elemente für den farblichen Grundtenor sorgen, setzen etwa zeitgleich mit den Bestrebungen, den überfällidie hellen Steinornamente klare Akzente. gen Neubau des Hauptgebäudes in Angriff zu nehmen, begann erneut die Diskussion um die Sternniedrigere Aufbau statisch immerhin derart konst- warte. Im Frühjahr 1873 legte Littrow dem damaligen ruiert war, dass er einerseits die schweren und emp- Unterrichtsminister Karl von Stremayr einen aktualifindlichen Meridian-Instrumente sowie Fernrohre sierten Plan vor. Dieser war in Zusammenarbeit mit tragen und diese andererseits zumindest vor Erschüt- dem Architekten Ferdinand Fellner auf Basis der früterungen, die der Astronom selbst durch Schritte verursachte, schützen konnte.8 Wenn auch Littrow bekannte, »dass unter diesen Verhältnissen viel Gutes Nächste Seite: und Nützliches geleistet werden« könnte, bemängelte Abb. 5: Historische Fotografie des Großen Refraktors von 1883. Der Große 27-Zoll-Refraktor befindet sich in der zentralen Hauptkuppel er, dass der Standort selbst, umringt von lebhaft be- der Sternwarte. Er wurde bei der irischen Spezialfirma Grubb in fahrenen Straßen, inmitten der staubigen und ver- Dublin bestellt und im Jahr 1883 aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt rußten Stadt nicht geeignet für eine Sternwarte sei, war es das größte Linsenfernrohr der Welt.

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Abb. 6: Hieronimus Schaller, Erstes Sternwarte-Projekt, 1849. In Hieronimus Schallers erstem Entwurf sind die späteren Charakteristika bereits angelegt: eine zentrale Kuppel auf oktogonalem Grundriss, umringt von drei kleineren Kuppeln. Das kompakte Wohnhaus des Direktors ist jedoch baulich abgesetzt und nur über einen schmalen Gang verbunden.

heren Entwürfe des Ingenieurs Schaller entstanden.13 Während Schallers erster Entwurf von 1849 bemüht war, Observatorium und Direktorswohnhaus separat zu behandeln (Abb. 6), fasste seine zweite Planungsstufe bereits Wohnhaus und Sternwarte auf einem kreuzförmigen Grundriss zusammen (Abb. 7). Nach Schallers Tod wurde dem Sternwartedirektor der junge Architekt Ferdinand Fellner empfohlen, dessen Beitrag zum Grundriss vor allem eine Adaption des Wohnhaustrakts darstellte. Er verlegte den Haupteingang, der bei Schaller auf der Westseite gelegen hatte, nach Süden. So lag der Eingang auf einer Achse mit dem großen Kuppelsaal, der über das

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großzügig angelegte Stiegenhaus erreicht wird. Das Glasdach über der zentralen Stiege erlaubte zudem eine spannungsvolle Lichtregie, die den Besucher aus dem dunklen Hochparterre über die Stiege direkt zum Eingang der Sternwarte ins Licht führt, um gleichnishaft zu verdeutlichen, dass die wissenschaftliche Naturbeobachtung zum Licht der Erkenntnis führt (Abb. 8). Überhöht wurde diese Anspielung auf eine nun säkularisierte, erkenntnisversprechende Himmelsschau nur noch durch die offensichtliche Bezugnahme des Grundrisses auf sakrale Architektur, die sich in dem kreuzförmigen Grundriss, der hoch

Abb. 7: Hieronimus Schaller, Zweites Sternwarte-Projekt, 1850. In Schallers zweitem Entwurf werden Sternwarte und Wohnbau zusammengefügt, so dass eine bauliche Einheit besteht. Vom Zugang an der südwestlichen Seitenfassade hätte eine Treppe zur Längsachse geführt, wo sie sich nach links zur Sternewarte und nach rechts zum Wohntrakt aufgespalten hätte.

überkuppelten »Vierung« und den Apsiden wider- von Karl Friedrich Schinkel in Berlin geplante Sternwarte, die auf Betreiben des Astronomen Johann spiegelt. Doch die enge Zusammenlegung von Wohnhaus Franz Encke und des befreundeten Wissenschaftlers und Observatorium war keineswegs unumstritten. Alexander von Humboldt errichtet wurde (Abb. 9). Denn der entscheidende Vorteil einer frei stehenden Die Prominenz dieses Vorbildbaus kann nur schwer Sternwarte war gerade, dass aus keinen umliegen- überboten werden, wurde es doch durch den weltbeden Schornsteinen Rauch die Himmelssicht störte kannten Naturforscher Humboldt initiiert und geoder die abstrahlende Wärme nahe gelegener Dä- meinsam von einem renommierten Astronomen und cher Luftwirbel erzeugte, die die Sicht hätten trüben dem führenden preußischen Architekten entwickelt. Wenn auch der Direktor Littrow selbst im Jahr können.14 Die eine von Littrow als Vorbild genannte Sternwarte in Pulkowo war aus diesem Grund mög- 1875 notierte, dass »man alles Kolossale zu vermeiden lichst reduziert geplant worden.15 Das andere, dann habe und das neue Institut in einer Weise errichten für die Gesamtausführung genannte Vorbild war die müsse, die in Bezug auf die vorhandenen Hilfsmittel

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Abb. 9: Karl Friedrich Schinkel, Neue Sternwarte in Berlin, 1830. Die von Alexander von Humboldt initiierte und von Karl Friedrich Schinkel entworfene Neue Sternwarte in Berlin bildet ein ideales Vorbild für die anspruchsvolle Architektur der zu bauenden k. k. Universitätssternwarte in Wien.

Abb. 8: Ferdinand Fellner/Hermann Helmer, Die k. k. Universitätssternwarte, Treppenhaus, 1881. Die in Fellner und Helmers Projekt axial angelegte Prunkstiege führt vom Vestibül direkt zum im Obergeschoss gelegenen Zugang zum Observatorium. Durch das Oberlicht im Stiegenhaus gelingt den Architekten eine spannende Lichtregie, die den Besucher aus dem dunklen Vestibül in Richtung Sternwarte zum Licht bringt.

der heutigen Forderung vollkommen entspricht«,16 so hatte er sich doch nicht nur von pragmatisch-technischen Gedanken leiten lassen, sondern er entschied sich für dieses prominentere Vorbild, die Berliner Sternwarte Schinkels. Zur Rechtfertigung führte er zwei Argumente an  : Zum einen betonte er die praktischen Vorzüge eines überdachten Zugangs zum Observatorium. Dies hätte ihm der erste Entwurf Schallers jedoch auch auf eine weit weniger voluminöse Art geboten. Zum anderen entgegnete er dem Vorwurf, dass gerade die Südlage des Wohntrakts die Sicht entlang des Meridians stören könnte, dass dies »unter den gegebenen Umständen nicht in’s Gewicht [fiel], da das Wohnhaus […] weit niedriger situiert ist als

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die Sternwarte«.17 Der Längsschnitt der ausgeführten Sternwarte zeigt jedoch, dass die zentrale Kuppel das Süddach nicht sehr stark überragt und die abstrahlende Wärme tatsächlich zu Luftströmungen führt (Abb. 10). Daher muss das zweite Argument wohl mehr als Ausflucht gelten. Vielmehr war es dem Direktor daran gelegen, diese spezielle, doch kolossale Bauform für seine Sternwarte durchzusetzen. Die Wirkung, aber auch Funktionalität des Bauwerks charakterisiert der Straßburger Astronom Hermann Kobold in seinem Brief an den späteren Direktor Bruno Thüring im Jahr 1940  : »Auf der jetzigen Wiener Sternwarte, dem Schloss mit einer Sternwarte als Anhängsel, ist unter den heutigen Verhältnissen eine erspriessliche praktische Arbeit kaum möglich.«18 Die ikonologischen Bezüge der Wiener Sternwarte gehen jedoch weit über den reinen Wunsch nach Monumentalität und einem Nacheifern der Berliner Sternwarte hinaus. So verweist ohne Zweifel der Grundriss des oktogonalen Tambours mit quadratischer Einfassung auf den Florentiner Dom. Aber auch in der farblichen Kontrastierung der Ziegelfassade und in der Ausbildung eines Eingangsturms

Abb. 10: Ferdinand Fellner/Hermann Helmer, Die k. k. Universitätssternwarte, Längsschnitt, 1881. Unterhalb jeder Kuppel wurde ein separates Fundament errichtet, das die Instrumente vor Erschütterungen schützen sollte. Besonders wuchtig ist jenes für den Großen Refraktor, dessen Gesamtgewicht 18 Tonnen beträgt. Diese Fundamente sind im Längsschnitt besonders deutlich zu erkennen.

ähnlich dem »Campanile« lassen sich andeutungs- tuelle Vorbildhaftigkeit der Humanisten hinweist weise Bezüge zu dem toskanischen Frührenais- und aus diesem Grund auch deren Renaissance-Arsance-Bau spüren. Die von Filippo Brunelleschi chitektur als vorbildhaft preist,20 dann mag es nicht ausgeführte Kuppel galt in der zweiten Hälfte des verwundern, wenn der junge Architekt Fellner sich 19. Jahrhunderts als »grösstes mechanisches Meis- für seinen großen Kuppelbau nicht nur Ferstels Reterwerk«, das alles Bisherige überboten hatte.19 Mit naissance-Interpretation vom Chemischen Institut, diesem rechnerischen und konstruktiven Bravour- sondern den mächtigsten, neuzeitlichen Kuppelbau stück gelang es Brunelleschi, sich architektonisch in Europas aneignet. So nimmt die Wiener Universidie Tradition der von den Humanisten bewunderten tätssternwarte zwar Bezug auf das jahrhundertelange Antike, in der unter anderem die Kuppel des Pan- kosmologische Interesse der Kirche, speziell auch am theons in Rom konstruiert wurde, zu stellen. Damit Wirkungsort Galileo Galileis in Florenz, und auf dereihte sich Fellner wiederum in eben jene humanis- ren typologische Vormachtstellung im Kuppelbau, tische Tradition ein, die als Ideal für das neue, ver- gleichzeitig konterkariert der Wiener Monumentalnunftgeprägte Universitäts- und Wissenschaftsbild bau ebendiese gemeinsame Tradition und propagiert stehen sollte. Wenn der Architekt des Hauptgebäu- ein säkularisiertes Bild der Himmelsschau ganz im des der Universität und des Chemischen Instituts, Sinne des stark positivistisch geprägten 19. JahrhunHeinrich von Ferstel, also explizit auf die intellek- derts.

Säkularisierte Himmelsschau  ?   229

Anmerkungen  1 Eine detaillierte Baugeschichte und Stilanalyse der ­Sternwarte bietet Vyor al-Tsch apk a, Universitätssternwarte, hier 103.  2 Scheidl, Kirchenbau, S. 68.  3 Müller, Sternwarten, 112.   4 Anonym, »Der große Refractor der Wiener Sternwarte«. In: Illustrierte Zeitung, Nr. 2279, 5. März 1887, S. 242; Steinm ayr, Universitätssternwarte, 242.  5 Steinm ayr, Universitätssternwarte, 176.   6 Siehe K a r ner, Baugeschichte, 23.  7 Littrow, Sternwarte, 5.  8 Littrow, Sternwarte, 7 – 8.  9 Littrow, Sternwarte, 11 – 12. 10 Littrow, Neue Sternwarte, hier 517. 11 Vyor a l-Tsch a pk a, Universitätssternwarte, 94; Littrow, Neue Sternwarte, 516 – 517. 12 Vyor a l-Tsch a pk a, Universitätssternwarte, 94. 13 Vyor a l-Tsch a pk a, Universitätssternwarte, 102. 14 Siehe auch August Köstlin, Die neue Sternwarte der Wiener Universität. In: Allgemeine Bauzeitung, 46 (1881) 12 –  14, hier 13. 15 Müller, Sternwarten, 94. 16 Zitiert nach Vyor a l-Tsch a pk a, Universitätssternwarte, 94. 17 Littrow, Neue Sternwarte, 525. 18 Archiv der Universitätssternwarte. Einen herzlichen Dank an den Kollegen DDr. Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Universität Wien. 19 Burck h a r dt, Cicerone, 174. 20 Ferstel, Rede, 49 – 50.

230  Julia Rüdiger

Richard Kurdiovsky

Abseits der Ringstraße Der Wiener Universitätsbau bis zum Ende der Donaumonarchie

D

as 1884 eröffnete Hauptgebäude der Wiener Universität, der von Heinrich Ferstel entworfene Prachtbau an der Ringstraße, scheint das baukünstlerische Repräsentationsbedürfnis der Alma Mater Rudolphina vollkommen erfüllt zu haben.1 Mit seiner enormen Kubatur und beeindruckenden Erscheinung als Monumentalbau auf hohem Sockel, mit der reich akzentuierten Fassade und den überkuppelten Risaliten, mit dem weiten Arkadenhof und den beiden riesigen Prunktreppen im Inneren bot dieses Hauptgebäude alles auf, was den Vorstellungen des 19. Jahrhunderts von Monumentalität, grandioser Wirkung und Repräsentationsgestus entsprach. Und alles das an einem Bauplatz, der den höchsten Ansprüchen gerecht wurde  : der Wiener Ringstraße, dem Prachtboulevard des gründerzeitlichen Wien, wo der Staat für seine Institutionen eine ebenso hervorragende Bühne zur Selbstdarstellung fand wie die kaiserliche Dynastie und ihr Hof, die städtischen Gemeinde oder private Vertreter des Großbürgertums. Für die bis 1918 errichteten Gebäude der Wiener Universität2 wurden keine Bauplätze verwendet, die nur annähernd so prominent gelegen waren oder sonst städtebauliche Dominanz besaßen. In ihrer formalen Erscheinung gaben sich diese Neubauten meist unauffällig und zurückhaltend oder konform zu konventionellen, allgemein und leicht akzeptierbaren Vorstellungen – sowohl in der Stilwahl als auch was den fehlenden Einsatz prägender Architekturelemente wie Türme oder Kuppeln betraf, und nicht zuletzt in der Wahl wenig kostspieligen Baumaterials. Wenn an stilistisch innovativere Zeitströmungen angeschlossen wurde, geschah das auf sehr gemäßigte Art und Weise, ohne traditionelle Wurzeln infrage zu stellen. Wenn zu-

mindest ansatzweise radikale Formvorstellungen verwirklicht wurden, verlegte man diese »Experimente« sicherheitshalber in Hinterhöfe oder verbannte sie an rückwärtige, von der Straße nicht sichtbare Trakte, versteckte sie buchstäblich vor den Blicken der Öffentlichkeit und konnte damit öffentlich geäußerte Kritik vermeiden. Konsequenterweise bestand keine Notwendigkeit, künstlerisch exponierte Architekten wie beispielsweise Otto Wagner mit diesen Neubauten zu beauftragen – seine Entwürfe für einen Bibliotheksneubau von 1910 und 1914, die Rudolf Wolkan, damals Kustos an der Universitätsbibliothek, vermittelt hatte, fanden bekanntlich keine Verwirklichung.3 Das Augenmerk lag vielmehr auf funktionalen Gesichtspunkten, auf modernster bautechnischer Ausführung und modernster technischer Ausstattung der betreffenden Institute, ihrer Einrichtung und Infrastruktur. Die künstlerisch innovative Erscheinung scheint gegenüber praktischen Forderungen nebensächlich gewesen zu sein. Die Bauten, die im Folgenden behandelt werden (die Universitätsgebäude entlang der Währinger Straße und in der Nachbarschaft des Alten Allgemeinen Krankenhauses sowie des Botanischen Gartens am Rennweg), stellen nur eine Auswahl des Bauvolumens für Hochschulbauten dar, das bis zum Ende der Monarchie verwirklicht wurde. Wenn 1913 im Auftrag des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht eine Publikation über die Neubauten für Zwecke des naturwissenschaftlichen, medizinischen, technischen und landwirtschaftlichen Unterrichts an den Hochschulen in Wien 1894 – 1913 bei der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien herausgebracht wurde,4 dann fanden dort auch Gebäude Berücksichtigung, die, weil

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Abb. 1: Ludwig Zettl (?), Pathologisch-Anantomisches Institut in der Spitalgasse, ab 1859. Dieses Institutsgebäude ist, bei aller Monumentalität und realen Größe, ein typisches Beispiel für die sehr zurückhaltende, auf den grafischen Effekt bedachte Architektur in Wien um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

die entsprechenden Institutionen wie die Technische Universität Wien oder die Universität für Bodenkultur Wien kein Teil der Universität Wien sind, nicht im Fokus der vorliegenden Publikation stehen. Die folgenden Ausführungen müssen daher in Bezug auf universitäre Bauten als Bauaufgabe in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vor 1918 lückenhaft bleiben. Nichtsdestotrotz zeichnen sich an den im Folgenden behandelten Gebäuden und ihrer stilistischen Erscheinung die Haltung der Vertreter der Universität Wien, der zuständigen Ministerien und staatlichen Verwaltungsstellen ab, ihr Verständnis von Architektur und den ihr innewohnenden Möglichkeiten, bestimmend auf den umgebenden Stadtkörper zu wirken – oder sich unterzuordnen.

234  Richard Kurdiovsky

Erweiterungen beim Alten Allgemeinen Krankenhaus  : das Pathologisch-Anatomische Institut

Nach den Erweiterungsbauten unter Kaiser Franz II./ I., die das Hofkonzept des Alten Allgemeinen Krankenhauses nahtlos fortsetzten (vgl. den Beitrag von Hellmut Lorenz, S. 101–108), stellte der Neubau des Pathologisch-Anatomischen Instituts (Abb. 1)5, wohl nach Plänen Ludwig Zettls 6 auf dem ehemaligen Gartengelände des Großen Armenhauses (Höfe 3 und 5 des Allgemeinen Krankenhauses  ; Abb. 2) errichtet, die erste baulich markante Erweiterung dieses Spitalskomplexes dar. Als das Gebäude 1859 auf spitalseigenem Grund errichtet wurde,7 befand sich der

Abb. 2: Areal des Alten Allgemeinen Krankenhauses zwischen Alser Straße (links), wo stadteinwärts die Alser Kaserne anschließt, Garnisongasse mit der Schwarzspanierkirche (unten) und Sensengasse (rechts unten). Der Alser Bach (rechtes oberes Bildviertel) fließt in der heutigen Lazarett- und Spitalgasse. Hinter dem Großen Armenhaus liegt ein barocker Garten mit Alleen und einem Friedhof. Auf der anderen Seite des Alser Baches und am Fuß des Brünnlfeldes erhebt sich das städtische Versorgungshaus Zum blauen Heiland. Ausschnitt des Vogelschauplans von Wien von Joseph Daniel Huber, Kupferstich, um 1770.

Planungsprozess für die Ringstraße gerade in seiner Schlussphase. Mit dem Bau der Monumentalbauten am Ring, allen voran der Hofoper von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, war ebenso wenig begonnen worden, wie sich auch die Bautätigkeit an den privat finanzierten Wohnhäusern dieses neuen Stadtviertels erst in den Startlöchern befand. Die neuen Vorstellungen von architektonischer Fassadengestaltung, die sich in den 1860er-Jahren gerade in diesem Neubauareal großzügig Bahn brechen und unter anderem zum maßgeblich von Theophil Hansen geprägten »Wiener Stil« der Neorenaissance führen sollten, hatten noch keine Verwirklichung an prominenter Stelle gefunden. Daher verwundert es nicht, dass sich der Neubau des Pathologisch-Anato-

mischen Instituts in den gängigen Formen der 1850erJahre linear und flächig gegliedert unter Vermeidung jeder zu stark plastischen Artikulation präsentiert  : flach rustizierte Fassadenflächen, durch schmale Gesimsbänder gegliedert, darauf gleichmäßig gereihte Rundbogenfenster, deren schmale Verdachungsprofile die Rundform markant hervorheben, wenig plastischer Dekor, der möglichst flächig gehalten und kleinteilig strukturiert ist  – figürliche Bauplastik beschränkt sich auf die Attika des Mittelrisalits. Auf Säulengliederungen zur Nobilitierung der Architektur wird gänzlich verzichtet  ; allein die seichte Hervorhebung des Mittelrisalits und die wenig vorspringenden Eckrisalite genügen, um eine Cour d’Honneur anzudeuten und damit einen zurückhaltenden Hinweis

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auf barocke Schlossbaugestaltungen zu geben. Aber schon der Bauplatz an der Hinterseite des Allgemeinen Krankenhauses erlaubte keine nur annähernd schlossartige Entfaltung zum umgebenden Stadtraum. Keine Platzanlage, keine auf das Gebäude zuführende Straße ließ das Pathologisch-Anatomische Institut besonders hervortreten. Es lag buchstäblich in einem Randbereich der Stadt. Kein Prunkbau befand sich in seiner Nachbarschaft, sondern Sozialeinrichtungen wie das Kleine Armenhaus Zum blauen Herrgott, das zur Versorgung der »untersten« Schichten der Armen diente, die nicht einmal Bürger der Stadt Wien waren. Immerhin antwortete die Gemeinde Wien auf das neue medizinische Institutsgebäude mit einem Neubau ihrer Versorgungseinrichtung, der ab 1865 in Angriff genommen und nach Übernahme durch den Krankenanstaltenfonds zu Beginn des 20. Jahrhunderts in das Areal der Neuen Kliniken des Allgemeinen Krankenhauses integriert wurde.8 Und es ist bemerkenswert, dass sich das Gebäude der Gemeinde zwar mit einer ebenso relativ seicht geschichteten Fassadengliederung präsentiert, dafür – wohl als Reaktion auf den ärarischen Universitätsbau gegenüber – mit umso deutlicher sichtbarer skulpturaler Bauplastik in Gestalt nicht nur einer Vindobona auf der Attika, sondern von vier weiblichen Tugendpersonifikationen am Mittelrisalit zwischen den Fenstern des ersten Stocks von niemand Geringerem als dem Bildhauer Franz Melnitzky – auch wenn diese Disposition für ganzfigurige Bauplastik bereits in den 1840er-Jahren an einem ärarischen Gebäude vorgebildet worden war, nämlich der k. k. Finanzlandesdirektion nach Entwurf Paul Sprengers.

Abb. 3: Areal der Gewehrfabrik in der Währinger Straße. Links die freie Fläche des Glacis (die Baulinie entspricht der heutigen zur Schwarzspanierstraße), an der Währinger Straße das blockhaft aufragende, ehemalige Brenner’sche Vorstadtpalais mit den Gartenanlagen bis zur Feuermauer des Schwarzspanierhauses. Am unteren Bildrand ist die Geländestufe zum Donaukanal zu sehen.

George Niemann und Hans Wilhelm Auer, Schüler und Mitarbeiter Theophil Hansens, wohl im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbs für ein Generalprojekt9 einen Entwurf für den Neubau des Anatomischen, Physikalischen und Physiologischen Instituts.10 Als Bauareal war das Grundstück der Gewehrfabrik in der Währinger Straße vorgesehen (Abb. 3). Ursprünglich aus mehreren Parzellen bestehend, darunter das hochbarocke Gartenpalais des kaiserlichen Hof- und Kammerjuweliers Johann Caspar Brenner, war das Gelände 1785 vom Ärar angekauft und zur Flintenschifterei umgebaut worden  ; typischerweise Die erste Baustufe der medizinischen Institute an war die bestehende Bausubstanz nur geringfügig der Währinger Straße  : das Anatomische Institut verändert und erweitert worden.11 Aus der Zeit des Vormärz stammte ein Gebäude im Hof, das als PenEine stadträumlich völlig andere Situation, nämlich dant zum barocken Gartenpalais an der Feuermauer an einer wichtigen Ausfallstraße und am Rand der der Gewehrfabrik zum benachbarten SchwarzspaniAlser Vorstadt zum Glacis mit enger Anbindung an erhaus errichtet wurde.12 Als diese Waffenwerkstätte das Stadtzentrum, herrschte auf einem nächsten Bau- 1852 ins neu erbaute Arsenal beim Oberen Belvedere platz der Wiener Universität. Im Jahr der Eröffnung übersiedelte, wurde eine zentrumsnahe Realität frei, des Ferstel-Baues am Ring fertigten die Architekten in die verschiedene staatliche Ämter, die medizini-

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Abb. 4: Moriz Ritter von Löhr, Entwurf zu einem Erweiterungsbau der Wiener Universität auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, vor 1884, Erdgeschossgrundriss der Variante 1.

Abb. 5: Moritz Ritter von Löhr, Entwurf zu einem Erweiterungsbau der Wiener Universität auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, vor 1884, Grundriss des ersten Stocks der Variante 1.

sche Fakultät mit Hörsälen und 1868 auch die eben gegründete Kunstgewerbeschule einzogen. Als Letztere in ihren 1877 vollendeten Neubau von Heinrich Ferstel am Stubenring übersiedeln konnte, bot sich die Gelegenheit, der Universität in großer Nähe zum Hauptgebäude und zu den medizinischen Instituten im Alten Allgemeinen Krankenhaus neuen Raum zu verschaffen – und das nota bene auf einem bereits in

Staatsbesitz befindlichen Grundstück. Doch bevor das anatomische Institut seine neue Heimstätte an der Währinger Straße finden sollte, scheinen seitens des Innenministeriums andere Universitätspläne gehegt worden zu sein. Moritz (seit 1865) Ritter von Löhr, ab 1857 Leiter der Hochbauabteilung zunächst des Handels- und ab 1859 des Innenministeriums, verfasste – sei es als Grundlage für den erwähnten

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Abb. 6: Moritz Ritter von Löhr, Entwurf zu einem Erweiterungsbau der Wiener Universität auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, vor 1884, Erdgeschossgrundriss der Variante 2.

Abb. 7: Moritz Ritter von Löhr, Entwurf zu einem Erweiterungsbau der Wiener Universität auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, vor 1884, Grundriss des ersten Stocks der Variante 2. Moritz Löhrs Pläne entstanden möglicherweise, damit das für öffentliche Bauvorhaben zuständige Innenministerium über Planungsgrundlagen zum Bau eines Institutsgebäudes der Wiener Universität auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik verfügte.

Wettbewerb, sei es als eigene Planung13 – zu einem unbekannten Zeitpunkt Grundrisse zu einem Erweiterungsbau der Wiener Universität auf dem Gelände der ehemaligen Gewehrfabrik (Abb. 4 – 7), der Institute der juridischen, der medizinischen und der philosophischen Fakultät sowie das Physikalische Institut beherbergen sollte.14 In Blockrandbebauung

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mit weitgehend zweihüftiger Raumanordnung längs eines durchlaufenden Erschließungskorridors – ein Motiv, das sich für Universitätsgebäude mit Gottfried Sempers Zürcher Polytechnikum (1858 – 1864) als prominentestem Beispiel allgemein durchgesetzt hatte15   – sollte die Hauptfassade zur Währinger Straße gerichtet sein, wo ein großes Vestibül in ei-

Abb. 8: George Niemann & Hans Wilhelm Auer, Wettbewerbsprojekt zum Bau des Anatomischen, Physikalischen und Physiologischen Instituts auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, 1884, Fassadenaufriss zur Währinger Straße. George Niemanns und Hans Wilhelm Auers Projekt, wohl beim Wettbewerb um die Errichtung neuer Institutsgebäude in der Währinger Straße eingereicht, zeigt die große stilistische Nähe zum Lehrer und Mentor Theophil Hansen.

Abb. 9: George Niemann & Hans Wilhelm Auer, Wettbewerbsprojekt zum Bau des Anatomischen, Physikalischen und Physiologischen Instituts auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, 1884, Fassadenaufriss zur Schwarzspanierstraße.

nen glasüberdachten Binnenhof in der Traktmitte geführt hätte. An der Seitenfassade zur Schwarzspanierstraße hätte eine Durchfahrt direkt in den großen hinteren Hofraum geführt, in dem das vormärzliche Hofgebäude unangetastet bestehen geblieben wäre. In einem weiteren Plansatz, der die Innenraumlösung geringfügig variiert, sollte die Fassade zur Währinger

Straße auf allen Geschossen durch Loggien in den Rücklagen aufgewertet werden. Angesichts der Überfülle an verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die Löhr in seinem Entwurf beherbergen wollte, und angesichts der merkbaren Beschränkung auf drei Institute im Entwurf Niemanns und Auers von 1884, die wohl die konkreten Wettbewerbsausschreibungen be-

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Abb. 10: George Niemann & Hans Wilhelm Auer, Wettbewerbsprojekt zum Bau des Anatomischen, Physikalischen und Physiologischen Instituts auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, 1884, Grundriss.

rücksichtigten, erhärtet sich nicht nur der Verdacht, Währinger Straße die aufwändiger gestaltete Hauptdass Löhrs Planungen etwas früher entstanden, son- front im Gegensatz zur kürzeren Schwarzspanierstradern dass er sie möglicherweise auch aus eigener In- ßenfassade bilden. In der Grundrisslösung allerdings itiative schuf, vielleicht um einen etwaigen Bauauf- (Abb. 10) gliederten Niemann und Auer das Gebäude trag für sich zu sichern. Bemerkenswert ist jedenfalls, in zwei parallele Blöcke, die hinter der Fassade zur dass ein Wettbewerb, wenn er auch beschränkt war, Währinger Straße in die Tiefe führen und zwischen für einen Universitätsbau ausgeschrieben wurde, dass sich einen Innenhof freilassen sollten, sodass hinter also die Auftragsvergabe in einem Prozess geschehen dem betonten Mittelrisalit der Hauptfassade ein Freisollte, den die Öffentlichkeit mitverfolgen konnte. raum gelegen wäre. Eine breite Toranlage im MittelAm Entwurf Niemanns und Auers (Abb. 8 und risalit sollte die direkte Einfahrt in diesen Hof ermög9), der sich stilistisch und motivisch eng an Entwürfe lichen, während der geringer dimensionierte Zugang Hansens anlehnt (Ausbildung turmartiger Eckrisa- von der Schwarzspanierstraße für den Fußgängerverlite, Überhöhung des Mittelrisalits mit Verstärkung kehr ein großräumiges Vestibül mit einer grandiosen der Durchfensterung im obersten Aufsatzgeschoss, Treppenanlage erschlossen hätte. Funktional sollten serielle Fensterreihung, Arkadengliederung der In- die jeweiligen Institute in den beiden Trakten ohne nenhöfe), sollte wie bei Löhr die längere Fassade zur innere Verbindung vollkommen voneinander abge-

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Abb. 11: Dominik Avanzo & Paul Rudolph Lange, Anatomisches Institut auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, ab 1885, Fassadenaufriss zur Währinger Straße. Dominik Avanzo und Paul Rudolph Langes Anatomisches Institut präsentiert sich als klassische Lösung einer Neorenaissance-Architektur, die mit sehr bescheidenen Mitteln gegliedert und dekoriert ist und keinen »Prunkbau« darstellen soll.

trennt sein – diese Lösung wurde bekanntlich dem schen Instituts und in zeitlich folgenden Schritten je Ferstel-Entwurf für das Universitätshauptgebäude zwei flankierende Seitentrakte für die Lehrkanzeln vorgeworfen (vgl. Beitrag Rüdiger, S. 169–195). Da- für Physiologie, Histologie und Hygiene angebaut durch wurden für jeden Institutsbereich separate Stie- werden sollten, charakterisierte auch den als Sieger genhäuser und Erschließungsräume erforderlich, was aus der Konkurrenz hervorgegangenen, ab Sommer zu einer teilweise sehr verwinkelten oder zumindest 188517 realisierten Bau von Dominik Avanzo und unübersichtlichen Innenraumlösung führte  – und Paul Rudolph Lange,18 die sich mit dem Baublock der Staatsgewerbeschule an der Schwarzenbergstraße bewohl zur Ablehnung durch die Wettbewerbsjury. Aufschlussreich ist ein Bauphasenplan, den die reits einen Namen in Wien gemacht hatten. Architekten ihrem Projekt beilegten. In vier RealiWenn wir den Argumenten der Berichterstattung sierungsstufen sollte der Neubau schrittweise erfol- in Fachzeitschriften oder der Tagespresse folgen, so gen – zunächst unter Beibehaltung des vormärzli- charakterisierten nicht die ästhetischen, künstlerichen Hofgebäudes. Der zentrale Innenhof und die schen Qualitäten eines repräsentativen Gebäudes vollständige Trennung der beiden Hauptblöcke soll- den Entwurf Avanzos und Langes (Abb. 11), sondern ten den Betrieb des einen Institutsgebäudes während die technischen Seiten des Baues und seine funktioder Bauarbeiten am anderen gewährleisten.16 Eine nale Eignung als räumliche Hülle für Forschung und solche phasenweise Bauausführung, bei der zuerst Lehre.19 Im »Illustrirten Wiener Extrablatt« konnte der Mittelbau des dringend erforderlichen Anatomi- man bereits in den ersten Zeilen eines Artikels lesen,

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Abb. 12: Dominik Avanzo & Paul Rudolph Lange, Anatomisches Institut auf dem Areal der ehemaligen Gewehrfabrik, ab 1885, Querschnitt. Die achsiale Raumfolge aus Vestibül, Treppenhaus und Hörsaal folgt traditionellen Vorstellungen von repräsentativer Architektur nach dem Vorbild des neuzeitlichen Palastbaues. Gleichzeitig verstanden die Architekten aber, diesen repräsentativen Typus mit komplexen räumlichen Anforderungen zu verbinden – zwei übereinander liegende Hörsäle über nur ein Treppenhaus zu erschließen – und entwickelten überzeugende räumlich-funktionale Lösungen.

dass das neue Anatomische Institut »kein Prunkbau im landläufigen Sinne«20 sei. In seiner Rede zur Eröffnung des neuen Gebäudes thematisierte der damalige Institutsvorstand der Anatomie, Carl Langer von Edenberg, auch nicht die Architektur, sondern lediglich die Institution und ihre wissenschaftliche Infrastruktur, als er von »diesem neuen, so splendid ausgestatteten Hause der Wissenschaft« 21 sprach. Ganz unrepräsentativ fiel das Gebäude beispielsweise bei der Wahl des Baumaterials zwar nicht aus  : Untersberger Marmor für die Sockelzone der Straßenfassade, Karststein von der Brioni-Insel Sveti Jerolim (San Girolamo) für die Schäfte der Stiegenhaussäulen

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und immerhin Laaser Marmor für deren Kapitelle.22 Aber schon die Obergeschosse zur Straße waren in Sichtziegel ausgeführt, die Hoffassaden »der beschränkten Mittel halber«23 vollständig als Rohziegelbau ausgeführt. Demgegenüber wies das Gebäude bereits in seiner ersten Baustufe die außerordentliche Fassadenlänge von 21 Fensterachsen mit seicht vortretendem Mittelrisalit auf. Als 1903 die zweite Ausbaustufe des nun Pharmakologischen Instituts realisiert werden konnte,24 erhöhte sich die Fassadenlänge um weitere sieben Achsen und erhielt mit der ebenfalls risalitartig vortretenden, turmartigen Erhöhung auch eine Akzentuierung der Dachsilhouette – das zu erwartende symmetrische Pendant in Richtung Innenstadt wurde allerdings nie realisiert. Bei der Fassadengliederung im Stil der Neorenaissance 25 bedienten sich die Architekten bewährter Muster, um den gängigen Vorstellungen von einem Monumentalbau zu entsprechen  : Eine mächtige, rustizierte Sockelzone trägt eine durch Orthsteinlagen zusammengefasste, zweigeschossige Oberzone in Sichtziegel  ; dem Hauptportal wird ein Triumphbogen vorgeblendet. Ansonsten wurde auf Formen, die einen repräsentativen Gestus erzeugt hätten, verzichtet  : Eingesetzt wurden weder Säulenordnungen als nobelster Gebäudeschmuck noch reiche Bauplastik, die in Form einer Minervabüste über dem Hauptportal und des habsburgischen Doppeladlers auf der kurzen Attikabalustrade auf ein Minimum reduziert war. So glich das neue Anatomische Institut gewöhnlichen Amtsgebäuden wie Emanuel Ritter Trojan von Bylanows jüngst vollendetem Ackerbau-Ministerium in der Liebiggasse (heute Fakultät für Psychologie), das zwar ebenfalls »in einfacher, jedoch würdiger Weise gehalten«26 war, an dem aber bauplastischer Schmuck viel prominenter eingesetzt wurde, selbst die Rustizierung und die Fensterverdachungen abwechslungsreicher gestaltet waren und keinen derart seriellen Eindruck wie am Universitätsbau in der Währinger Straße hervorriefen. Durchschnittliche Wohnhäuser der Ringstraßenzone konnten aufwendiger inszenierte Fassaden besitzen, und selbst der Ingenieur- und Architektenverein baute sein gemeinsam mit dem Niederösterreichischen Gewerbever-

ein genutztes Vereinshaus in der Eschenbachgasse prunkvoller unter prominentem Einsatz von Säulengliederungen und figuraler Bauplastik. In der konkreten Umsetzung folgte die Innenraumgliederung bewährten Mustern, indem nach dem Vorbild des Königsberger Universitätsgebäudes von Friedrich August Stüler (1858 – 1862)27 auf ein geräumiges Vestibül ein quer gelegter Erschließungskorridor folgte, an den sich das Stiegenhaus anschloss. Seine zweiarmige Anlage mit mehreren Läufen und Podesten wies zum einen auf die typologisch hoch repräsentative Herkunft aus dem barocken Schlossbau hin28 und verlieh zumindest einen gewissen repräsentativen Wert (Abb. 12). Vor allem aber erlaubten die zahlreichen Podeste eine effiziente Erschließung der amphitheatralisch ansteigenden Sitzreihen in den beiden übereinander liegenden Hörsälen auf insgesamt vier Niveaus, ohne dass zusätzlich vermittelnde Treppenläufe erforderlich wurden. Zwei Hörsäle übereinanderzustellen, war eine Konsequenz des geforderten Raumprogramms  : Die zwei gleichwertigen Lehrkanzeln von Carl Langer von Edenberg und Carl Toldt sollten mit identischem Raumprogramm räumlich voneinander unabhängig untergebracht werde.29 Dazu griffen Avanzo und Lange zum System der auf eine Mittelachse spiegelbildlichen Anordnung der Räume pro Geschoss. Selbst die Bibliothek und das Anatomische Museum, die beiden Abteilungen gleichzeitig dienten, konnten in dieses symmetrische horizontale Ordnungsschema integriert werden – lediglich für die Lösung der Hörsäle musste in die Vertikale ausgegriffen werden.

Die zweite Baustufe der medizinischen Institute an der Währinger Straße  : das Pharmakologische und das Physiologische Institut

Als wie erwähnt das Pharmakologische Institut 1903 an das Anatomische angebaut wurde,30 führte man das mittlerweile rund zwanzig Jahre alte Fassadenkonzept von Avanzo und Lange bis hin zur Gliederung der in Sichtziegel ausgeführten Hoffassaden

Abb. 13: Hoffassade des Pharmakologischen Instituts in der Währinger Straße, 1903. Gliederung und Baumaterial des Pharmakologischen Instituts wurden vom Avanzo-Lange-Bau übernommen, jedoch aufgrund des Raumbedarfs im Inneren um moderne Bauformen und -materialien erweitert.

fort. Aufgebrochen wurde dieses Schema nur beim großen Hörsaalfenster des rückwärtigen Hofflügels (Abb. 13), wo einem Innenraum die größtmögliche Menge an Tageslicht zugeführt werden sollte. Am weit gespannten Rundbogenfenster, das nur von schlanken Metallstehern mit segmentbogenförmiger Versteifung unterteilt wird, setzte man von der technischen Konstruktion bedingte Formen ein, wie sie beispielsweise moderne Kaufhausfassaden längst prägten – allerdings nicht wie dort nach außen gerichtet, um möglichst viele potenzielle Kunden ins Innere zu locken, sondern bezeichnenderweise zum Innenhof gerichtet. Der Neuheit dieser Form war man sich allerdings bewusst und wollte sie dem Publikum auch präsentieren – jedoch in einem anderen Medium  : Nicht von ungefähr diente eine Fotografie gerade dieser Hoffassade als Illustration des Pharmakologischen Instituts in der Prachtpublikation des Ministeriums für Kultus und Unterricht von 1913.31 Erstaunlicherweise schweigen sich die zeitgenössischen Texte zu diesem Neubau über die ausführenden Architekten aus – wohl weil das grundlegende Konzept bereits vorgebildet war und nur mehr ausgeführt werden musste, was wahrscheinlich unter Beteiligung der Hochbauabteilung des Innenminis-

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Abb. 14: Wilhelm Rezori (?), Physiologisches Institut in der Währinger Straße, 1904.

teriums geschah, die seit 1895 von Emil Ritter von Förster geleitet wurde. 1904 wurde anstelle des vormärzlichen Hofgebäudes der stilgeschichtlich bemerkenswerteste Teil des Gebäudekomplexes eröffnet  : das Physiologische Institut (Abb. 14).32 Es zählt zu jenen Neubauten der Wiener Universität, die am stärksten auf Zeitströmungen der Moderne reagierten, wie sie aus dem hochproduktiven Umfeld Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste hervorgingen. Zwar vor dem Blick der Passanten auf der Straße versteckt, wurde auch dieser Bau in einigen Publikationen abgebildet,33 sodass er eine zumindest mediale Präsenz erfuhr. Blockhafte Baukörper werden wie in einer geometrischen Komposition prinzipiell symmetrisch, aber nach funktionalen Gesichtspunkten ausgerichtet zueinander gestellt, d. h. die einzelnen Baublöcke sind den Lichtverhältnissen entsprechend und die Bedürfnisse der Belichtung der Arbeitsräume berücksichtigend in differenzierten Dimensionen ausgeführt. Dem entspricht die innere Raumverteilung in verschiedenen Flügeln, wo die Räume für die Lehre, die von vielen Menschen frequentiert werden, von den in ruhiger Lage positionierten, individuellen Arbeitsräumen geschieden sind. Damit der Forschungsbetrieb auf keinen Fall gestört werde, erhält der Hörsaal sogar eine eigene Treppe, um das Auditorium mit seiner Galerie zu erschließen. Auch die schwebend

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wirkenden Flachdächer, die als Gesimsplatten weit über die Fassadenflächen auskragen, die differenzierte Nutung der Mauern als sparsamer Dekor und die tektonische Lösung der Hörsaalfassaden erinnern an Schöpfungen des Wagner-Umkreises  : Die zwischen den riesigen Fensterhöhlen verbleibende Mauer gleicht Pylonen, die mit gebälkartigen Friesen geschmückt sind, den Kranz der weit vorkragenden Gesimsplatten durchstoßen und erst an der Attika als eigenständiger Körper erkennbar endigen. Die beschriebene Wirkung ist allerdings auf grafischen Darstellungen eindrücklicher als in der Ausführung. Besonders auf reinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen34 treten diese modernen Formen viel deutlicher hervor als in der realisierten Fassung. Denn sie heben sich nicht kristallklar lesbar von einer glatt verputzten Fläche ab, sondern die Fassade besitzt bereits grundlegend eine kleinteilige Netzstruktur, die aus den sichtbaren Ziegellagen resultiert und die Radikalität der Formfindung verschleiert. Der konkrete Urheber dieses erstaunlichen Entwurfs lässt sich nicht benennen, wurde das Physiologische Institut doch »vom Hochbaudepartement des k. k. Ministeriums des Innern unter der Leitung des Oberbaurates [Wilhelm Edler] von Rezori erbaut«35. Und Rezori war unter der Leitung Emil Försters einer von fünf Oberbauräten, denen immerhin acht Bauräte, 13 Oberingenieure und ein Ingenieur unterstanden.36 Von Rezori kennen wir den Entwurf für das Krainische Landesmuseum in Laibach von 1881,37 das gemeinsam mit Carl Köchlin realisierte Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität von 1891 – 1895 und das Gymnasium in der Grazer Keplerstraße, die alle in den Formen einer späthistoristischen Neorenaissance gehalten sind. Eine stilistisch zwingende Konsequenz, dass Rezori auch den Entwurf des Wiener Gebäudes verfasst habe, ergibt sich aus diesen Bauten nicht. Er dürfte aber innerhalb des Ministeriums als für den Bereich universitärer Gebäude besonders qualifiziert angesehen worden sein, sicherlich wegen seiner Zusammenarbeit für Graz mit Carl Köchlin, Mitarbeiter am Hauptgebäude der Wiener Universität, der mit der Schwester Heinrich Ferstels verheiratet gewesen war und von 1888 bis zu

seinem Tod 1894 das Hochbaudepartement des Innenministeriums geleitet hatte.

Die dritte Baustufe der medizinischen Institute an der Währinger Straße  : der Flügel zur Schwarzspanierstraße

Mit den Namen seines Sohnes, Heinrich Anton Köchlin, und eines weiteren Baureferenten in ministeriellen Bauabteilungen, Eduard Zotter, verbindet sich auch die letzte Ausbaustufe des Institutsgebäudes an der Währinger Straße. Seit 1908 lagen öffentliche Baumaßnahmen in der Zuständigkeit der Hochbauabteilung des neu gegründeten Ministeriums für öffentliche Arbeiten. Das bisher im Innenministerium beschäftigte Personal wurde weitgehend ins neue Ministerium übernommen,38 sodass Köchlin und Zotter (bereits als Oberbauräte) diesen Ausbau betreuten. Im Herbst 1913 sollte mit diesem Erweiterungsbau für das Histologische, das Embryologische und das Neurologische Institut begonnen werden  ;39 Entwurfspläne datieren noch aus den letzten Monaten vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.40 Die Lage dieses Bauabschnittes im Stadtgefüge, an der Kreuzung der viel befahrenen Währinger Straße, die noch heute alle nordwestlichen Vorstadtbezirke Wiens erschließt, mit der Schwarzspanier- und der Berggasse an der oberen Kante der stark abfallenden Geländestufe zum Donaukanal, hätte ermöglicht, einen städtebaulichen Akzent zu setzen. Aber weder wurde hier die fehlende symmetrische Entsprechung zum turmartig erhöhten Seitenrisalit des Pharmakologischen Instituts endlich realisiert, die immerhin die Gebäudeecke des Institutskomplexes dominant markiert hätte. Noch gelang mit dem ausgeführten Neubau eine über den Zweckbau hinausgehende Gestaltung, indem eine besondere Ecklösung, sei es mit turmartiger oder überkuppelter Überhöhung, Auszeichnung durch Erker oder gestalterisch höherem Aufwand, realisiert wurde. Wieder scheint man sich auf die Länge der Fassade verlassen zu haben, die eine gewisse Dominanz in der Häuserflucht der Schwarzspanierstraße garantierte.

Stilistisch einordnen lässt sich der neue Institutsflügel wegen seiner erstaunlichen Ambiguität zwischen rein zweckorientierter Erscheinung und historischem Detailzitat nur bedingt. Dominierend wirkt sein Charakter als streng auf die Funktion bezogener Zweckbau. Historische Reminiszenzen beispielsweise an barocke Fassadenschemata des Palastbaues bestimmen die Gliederung nur marginal (etwa in Form der ausgewiesenen Sockelzone), vielmehr gibt die innere Raumstruktur die Position und Größe beispielsweise der Fenster vor – besonders markant an der Fassade zur Schwarzspanierstraße, wo eine vertikale Folge kleiner Fenster das dahinter gelegene Stiegenhaus zu erkennen gibt und eine Reihe großer Fenster auf die Lage der Laboratorien und Studiersäle hinweist. Am ehesten haben wir es mit einer im gestalterischen und motivischen Aufwand stark reduzierten Variante des Neobarock mit neoklassizistischen Anklängen und Anleihen beim Heimatschutz-Stil (große Satteldächer, in die pavillonartig voluminöse Walmdächer eingeschoben sind, um die Dachsilhouette malerisch aufzuwerten) zu tun. So extrem reduziert (und entsprechend kostensparend) die Fassadengliederung des neuen Institutsgebäudes an der Schwarzspanierstraße ausfällt, wo ein strenges Rastersystem den ästhetischen Eindruck bestimmt, so findet man ohne Rückgriffe auf historische Stilvorbilder doch kein Auslangen – allerdings in applizierter Form, die den eigentlichen Baukörper nicht mehr beeinflussen kann.41 Man greift auf Streifennutung, schwere barocke Fensterverdachungen und geschweifte Giebel zurück, die in der Kombination mit der strengen Grundstruktur der Fassade an den josephinischen Barockklassizismus erinnern. Der Barockstil hatte als Neobarock seit Jahrzehnten eine politische und nationale Codierung erfahren,42 die über ästhetische Vorlieben dominierte.43 In den 1850er-Jahren hatte man noch versucht, mit barockisierenden Ausbauprojekten der Hofburg einen spezifischen und dementsprechend elitären Wiener Hof-Stil zu etablieren. Schriften wie Albert Ilgs Die Zukunft des Barockstils von 1880,44 ein Plädoyer für die Erneuerung der Kunst aus dem Geist des Barock, in dem der Autor eine österreichische und speziell

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Abb. 15: Chemisches und Physikalisches Institutsgebäude in der Währinger Straße, ab 1908.

Wiener Glanzzeit erkannte, trugen dazu bei, dass barocke Formen auch im bürgerlichen Bauwesen Eingang und reiche Entfaltung fanden. Darüber hinaus schien mit dem Neobarock eine unverwechselbare lokale und auch nationale Identifikation möglich, die die international verwendete Neorenaissance nicht zu leisten imstande gewesen war.45 Im Angesicht der sich zur modernen Metropole wandelnden Stadt und in sentimentaler Erinnerung an die »Liebenswürdigkeit« von Alt-Wien bediente man die Vorstellung vom barocken Genius Loci der Stadt. Schon terminologisch wurde mit Begriffen wie dem »Maria Theresianischen Stil« nationales Geschichtsbewusstsein mit Personen verknüpft, die als Sympathieträger zur Bildung einer spezifisch österreichischen Identität beitragen sollten. Die bürgerliche, sozial breiter gestreute Teilhabe verstärkte die Möglichkeit einer nationaltypischen Interpretation des Neobarock, die auf der Pariser Weltausstellung von 1900 im Reichshaus Ludwig Baumanns einen ersten Höhepunkt erreichte. Hier ließ sich der Neobarock ganz offiziell als österreichischer, quasi staatlich sanktionierter Nationalstil vor den Augen der Weltöffentlichkeit präsentieren, wie er vor allem unter der Ägide des Thronfolgers Franz Ferdinand beispielsweise in Gestalt des Kriegsministeriums von Ludwig Baumann umgesetzt wurde. Während die Moderne, die zur Jahrhundertwende noch einen radi-

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kalen Bruch mit der Vergangenheit gesucht hatte, im Zuge des vor 1910 einsetzenden Neoklassizismus ihrerseits einen retrospektiven Anschluss an den Genius Loci des biedermeierlichen Wien suchte, »erlebte der Barock in der von immer stärkeren innenpolitischen Konflikten geprägten letzten Jahre der Monarchie eine konservative Blüte«46, die sich auch im Wiener Universitätsbau dieser Zeit äußerte – allerdings unter der bereits mehrfach angesprochenen Prämisse der Formbeschränkung oder -vereinfachung. Während der Prager Universitätsbau zu Ende der Monarchie und zu Beginn der ersten Tschechoslowakischen Republik von heftigen nationalen Auseinandersetzungen sowohl in Bezug auf den Bauplatz als auch auf die Wahl des entwerfenden Architekten und damit des Stils geprägt war,47 nahm diese Vereinfachung an den Wiener Universitätsgebäuden einer eindeutig nationalen Interpretationsmöglichkeit den Wind aus den Segeln und erlaubte es nicht, so einfach wie am Kriegsministerium von einem im Stil national codierten Bauwerk zu sprechen.48 Welche Entscheidungsträger auch immer dafür verantwortlich waren, ob direkt seitens der Universität oder seitens der zuständigen Baubehörden oder des verantwortlichen Ministeriums  : Beim Universitätsbau in Wien gab man sich in der politisch codierbaren Stilwahl auffallend zurückhaltend.

Abb. 16: Karl Freymuth, Fassadenaufriss des Physikalischen Instituts zur heutigen Strudlhofgasse, vor 1913. An den Fassaden dieses gewaltigen Baublockes mit seinem mächtigen Dachkörper verbinden sich die serielle Reihung von Fenstern und Geschossen mit dekorativen Elementen, die stilistisch beim josephinischen Plattenstil des ausgehenden 18. Jahrhunderts anknüpfen – und damit einen historischen Bezug zur Topografie des Ortes herstellen.

Das Chemische und das Physikalische Institut in der Währinger Straße

Die am Flügel zur Schwarzspanierstraße erreichte Stilstufe prägt auch den wenige Jahre zuvor begonnenen Neubau des Physikalischen und Chemischen Instituts in der Währinger Straße und Boltzmanngasse ganz wesentlich (Abb. 15).49 Der etwas frühere Baubeginn (1908) dürfte entscheidend gewesen sein, dass hier der Stil des Neobarock gegenüber der Zweckorientierung am medizinischen Institutsbau deutlicher in Erscheinung tritt. In der Baukörperanordnung, Fassadengliederung und Stilwahl gleicht der universitäre Neubau anderen, damals in Wien errichteten Gebäuden wie dem Konzerthaus von Ludwig Baumann, Ferdinand Fellner und Edmund Helmer von 1912 / 1913, auch wenn sie ganz gegensätzliche Funktionen erfüllten. Gemeinsam ist diesen Bauten der Einsatz solcher historischer Formen, die Assoziationsketten zur lokalen Topografie,50 zur Architek-

turgeschichte der Stadt und zu einer idealisierten Vorstellung von Alt-Wien herstellen lassen, um dem Genius Loci der Stadt zu entsprechen. In Erinnerung an barocke Fassadengliederungen erhebt sich am neuen Institutskomplex (Abb. 16) über einem genuteten Sockel eine Hauptzone mit kolossalen Lisenen, die nach einem breiten Gurtgesims und einem weiteren, niedrigeren Geschoss von einem mächtigen Dach abgeschlossen wird, das den Risaliten der Fassade entsprechend pavillonartig strukturiert und als Mansarddach ausgeführt ist. Mächtige Dachgiebel mit geschwungener Umrisslinie heben einzelne Achsen hervor, das große Hauptportal des Chemischen Instituts mit rustizierten Pilasterbündeln wird von einem wappenbesetzen Sprenggiebel bekrönt, am Institut für Radiumforschung treten uns gar ionische Kolossalpilaster und vasenbesetzte Attikabalustraden entgegen, der Dachreiter über dem Chemischen Institut endet als mehrstufiger Zwiebelhelm. Diese barockisierenden Elemente liegen allerdings auf einem Baukörper, der

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Abb. 17: Areal des Bäckenhäusels in der Währinger Straße. An der Abzweigung der heutigen Boltzmanngasse erhebt sich ein kleines Gebäude mit Mansarddach (die baumbestandenen Flächen gehören heute zum Garten des Palais Clam-Gallas). Der Durchstich der heutigen Strudlhofgasse südlich der Doppelturmfassade der Kirche Maria de Mercedes des ehemaligen Spanischen Spitals (rechts im Bild) existiert noch nicht. Anstelle dieses ab den 1780er-Jahren als Waisenhaus genutzten Komplexes plante Otto Wagner seinen ersten Universitätsbibliotheksentwurf.

vollkommen nüchtern wie eine Lochwand im Wechsel von tragenden Mauerpfeilern und je nach Bedarf unterschiedlich großen Fensteröffnungen aufgebaut ist. Dass flache Risalite ausgebildet werden, entsteht nicht aus funktionalen Gründen oder um die Bedeutung bestimmter Bauteile hervorzuheben (lediglich das Hauptportal wird für den Risalit, in dem es sitzt, sinnstiftend), sondern um die Gefahr der Monotonie an diesem großen Bauvolumen zu vermeiden. Diese reduktionistische Haltung – auch hier finden wir in zeitgenössischen Beschreibungen den Passus, dass die »Fassaden, dem Zwecke entsprechend, möglichst einfach gehalten sind«51 – spiegelt sich in der großen Vereinfachung der Schmuckformen an den Fensterparapeten und zwischen den Fenstern des obersten Geschosses, die wieder an historische Stilvorbilder erinnern  : an den geometrisierenden Plattenstil des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Als eines der ersten vom Ministerium für öffentliche Arbeiten durchgeführten Bauvorhaben wurde

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der gesamte Komplex zwischen Währinger Straße, Strudlhof- und Boltzmanngasse von 1908 bis 1915 abermals schrittweise verwirklicht  : 1910 wurde das Institut für Radiumforschung, 1913 das Physikalische Institut in Betrieb genommen, und im selben Jahr begann der Bau des Chemischen Instituts. Die Leitung der Bauagenden lag, wie die entsprechenden Planbeschriftungen erkennen lassen,52 auch diesmal in der Hand Eduard Zotters als Oberbaurat. Für die konkreten Planungen dürfte entweder einer seiner Mitarbeiter im Ministerium, der Oberingenieur Karl Freymuth, verantwortlich gewesen sein, wie ein von ihm signierter Fassadenaufriss des Physikalischen Instituts nahelegt.53 Oder es arbeitete, wie einem Nachruf in der »Neuen Freien Presse« zu entnehmen ist,54 ein Mitarbeiter der niederösterreichischen Statthalterei die Pläne aus  : der Bauadjunkt Arthur Falkenau, der schon das Botanische Institut am Rennweg entworfen und am Hygienischen Institut mitgebaut hatte und 1914 zum Oberingenieur avancierte  –

Abb. 18: Kopfbau des Bäckenhäusels an der Einmündung der heutigen Boltzmanngasse in die Währinger Straße, anonyme Fotografie vor 1907. Die auffallende städtebauliche Position dieses barocken Gebäudes erfuhr im Neubau des Gebäudes des Chemischen Instituts eine Neuinterpretation, die auch in den Dimensionen einer modernen Großstadt angemessen wirkt.

möglicherweise als Verdienst für den Universitätsbau in der Währinger Straße. Als Baugrund diente die Liegenschaft des ehemaligen Bäckenhäusels, eines im Besitz des Bürgerspitals befindlichen Versorgungshauses für Arme und Kranke (Abb. 17), das der Wiener Gemeinderat 1869 im Tausch gegen andere Grundstücke dem Finanzministerium überlassen hatte. Wie schon im Fall der Gewehrfabrik konnte in großer Nähe zu anderen universitären Instituten ein Neubau auf einem Grundstück errichtet werden, das sich bereits in ärarischem Besitz befand und folglich keine zusätzlichen Kosten für den Grunderwerb verursachte. Bis zur Demolierung des Baubestandes des alten Bäckenhäusels im Jahr 1907 stand ein kleines Haus mit Mansarddach und vielen kleinen Gaupen markant im städtischen Umraum positioniert direkt an der Währinger Straße und an der Spitze des Grundstücks in Richtung zur Inneren Stadt (Abb. 18). Wegen seiner isolierten Lage, die es schon von Weitem

sichtbar werden ließ, und wegen seiner ausgeprägten Dachform, die im barocken Wiener Stadtbild nicht allzu häufig anzutreffen war, konnte dieses Haus den stadtauswärts gerichteten Blick entlang der Währinger Straße charakteristisch bestimmen – und wurde dementsprechend oft und gerne fotografisch abgelichtet.55 In monumentalisierter Form wurde dieses Bild eines Alt-Wiener Straßenzugs auf den Universitätsneubau übertragen, um einen lokalen Geschichtsbezug herzustellen – sowohl was die Form des Mansarddaches einschließlich der Dachgaupen betrifft als auch hinsichtlich der neuen Baulinie, die gerade an der Währinger Straße die alte Gartenmauer fast unverändert übernahm, und in Bezug auf die Ausrichtung der Hauptansicht des neuen Gebäudekomplexes zur platzartig erweiterten Einmündung der Boltzmanngasse in die Währinger Straße und damit zum Stadtzentrum, markiert durch den Dachreiter auf der Achse des Hauptportals. So konnte dem Universitätsgebäude zwar ein städtebaulicher Akzent verliehen

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Abb. 19: Franz Berger, Bartholomäus Piekniczek u. a., Situationsplan zur Verbauung des Brünnlfeldes für die Neuen Universitätskliniken, Planungen ab 1901. Weil es sich um »Nutzbauten« und nicht um repräsentative Architektur handeln sollte, wurde die Anlage der Neuen Kliniken aus mehreren Einheiten zusammengesetzt, die zwar in sich symmetrisch aufgebaut waren, zueinander aber in keinem strengen axialsymmetrischen Verhältnis standen.

werden, den die anderen Universitätsinstitute an der Währinger Straße nicht besaßen, aber monumentalisiert wurde eigentlich nicht die Institution der Wiener Universität, sondern die Erinnerung an einen historischen Ort und an die »gute, alte Zeit«.

auf dem sich heute das Neue Allgemeine Krankenhaus erhebt. Nachdem bereits im Vormärz Pläne gehegt worden waren, dieses große, wegen seiner erhöhten Lage luftige Areal für eine Nervenheilanstalt zu nutzen, entstand von 1848 – 1852 das schlossartige Gebäude nach Plänen Ferdinand Fellners des Älteren als oberer Abschluss einer weitläufigen Parkanlage. Neue Kliniken Wegen der großen Raumnot im benachbarten Alten Allgemeinen Krankenhaus, von der die FrauenkliDer eingangs erwähnte Neubau des städtischen Ver- niken besonders betroffen waren, wurden Erweitesorgungshauses lag am Fuß des Brünnlfeldes, eines rungspläne von der Ärzteschaft seit den 1870er-Jahren zum Linienwall nach Nordwesten hin ansteigenden, diskutiert. Als sich die Professoren der Universität unverbauten Hügels, den der Alser Bach im Süden ab Mitte der 1890er-Jahre vermehrt gegen die Alser (Lazarettgasse) und Osten (Spitalgasse) umfloss und Kaserne an der stadteinwärtigen Seite des Allgemei-

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nen Krankenhauses als Areal für diese Erweiterungsbauten auszusprechen begannen, geriet das deutlich größere Gelände des Brünnlfeldes immer stärker in den Blickpunkt.56 Die Beratungen mit dem Innenministerium, das infolge des Reichssanitätsgesetzes von 1870 für das staatliche Gesundheitswesen zuständig war, mit der niederösterreichischen Statthalterei, die als Landesbehörde den Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds verwaltete, und mit dem für die Universität verantwortlichen Ministerium für Cultus und Unterricht mündeten 1901 in den Beschluss des Wiener Gemeinderats, seine Versorgungsanstalt an den Stadtrand zu verlegen (1902 – 1904 entstand das Wiener Versorgungsheims in Lainz) und das Alserstädter Grundstück an den Krankenanstaltenfonds zu verkaufen. Und als der niederösterreichische Landtag im Jahr darauf beschloss, auch die Nervenheilanstalt abzusiedeln (1907 wurde die Neue Landes-Heil- und Pflegeanstalt am Steinhof eröffnet), war das große, weitgehend unbebaute Gelände des Brünnlfeldes in unmittelbarer Nähe zu den Universitätskliniken im Allgemeinen Krankenhaus frei geworden, um hier die dringend notwendigen Neuen Kliniken zu realisieren.57 Die Grundsteinlegung durch Franz Joseph I. fand 1904 statt, 1908 wurden die Frauenkliniken an der Spitalgasse als erster Bauabschnitt eröffnet und 1911 konnten die Kliniken der zweiten Baustufe entlang der Lazarettgasse in Betrieb genommen werden. Die Planungsarbeiten und Baumaßnahmen für das restliche Spitalsgelände bis hinauf zur Gürtelstraße konnten wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nur in stark reduziertem Umfang fortgeführt und erst 1919 wieder in Angriff genommen werden. Die mit der Planung und Ausführung betrauten Architekten58 kamen aus der Bauabteilung der niederösterreichischen Statthalterei  : 1901 wurde Baurat Franz Berger, der sich mit seinen Arbeiten für das Franz-Joseph-Spital in Favoriten, das Elisabethspital in Rudolfsheim und das Wilhelminenspital in Otta­ kring bereits einen Namen im Wiener Krankenhausbau gemacht hatte, zum Leiter der Baukanzlei bestellt. Als er 1905 ausschied, um die Bauführung am Steinhof zu übernehmen, folgte ihm Bartho­lomäus Piekniczek nach, auf dessen Entwürfe wiederum

Abb. 20: Franz Berger, Erste Frauenklinik, eröffnet 1908.

Emil Förster, als Leiter der Hochbauabteilung des Innenministeriums auch Mitglied des für den Bau der Neuen Kliniken eingerichteten Baukomitees, entscheidenden Einfluss genommen haben dürfte.59 Der Charakter eines Repräsentationsbaues wurde den Neuen Kliniken von vornherein abgesprochen, sollte es sich doch explizit »nicht um Monumentalbauten, sondern nur um Nutzbauten handeln«.60 Damit entsprach man einerseits aktuellen architekturtheoretischen Forderungen, beim Spitalsbau »die peinlichste Einhaltung der ökonomischen und zwecklichen Bedingungen« zu berücksichtigen und in künstlerischer Hinsicht alles Überflüssige zu vermeiden.61 Und andererseits konnte man die Baukosten von vornherein vergleichsweise niedrig kalkulieren – als kostensenkende Maßnahme wurden die bestehenden Bauten nicht komplett geschleift, sondern wie der mittige Bauteil des städtischen Versorgungshauses als neues Eingangsgebäude zur Spitalgasse adaptiert – und man konnte Ansprüche verhindern, mit der Architektur auch die Institution repräsentativ in Erscheinung treten zu lassen. So schwächte man die bisherige, schlossartige Erscheinung der Nervenheilanstalt inmitten einer weitläufigen Parkanlage durch einen dichten Bebauungsplan ab, der das Gesamtareal in Einheiten gliederte, die zwar in sich geometrisch aufgebaut waren, aber untereinander keine axialsymmetrischen Bezüge besaßen (Abb. 19). Diese Einheiten waren in einem kombinierten Pavillon- und

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Abb. 21: Franz Berger, Hochparterregrundriss der Ersten Frauenklinik. Besonders wenn man Grund- und Aufriss zusammen betrachtet, wird Franz Bergers Entwurfssystem deutlich: Funktionale Anforderungen dominieren über eine monumentale Erscheinung, die durch hierarchische Strukturen wie Axialsymmetrien erzeugt würde.

Korridorsystem angelegt, bei dem die einzelnen Ab- ersten Baustufe unter Franz Berger gelang es, den teilungen des Spitals nicht ausschließlich in vonein- Gebäuden einen durchaus modernen Charakter zu ander isolierten, frei stehenden Gebäuden unterge- geben (Abb. 20). Die sparsam eingesetzten Dekorbracht wurden, sondern in langen Flügelbauten, die formen wie beispielsweise an den Fensterfaschen über Korridore im Inneren erschlossen wurden. Da sind dem floralen Jugendstil entlehnt, der Einsatz die Flügelbauten besonders der ersten Baustufe unter von Fliesen an den Fassaden oder der weit vorkraFranz Berger aus der inneren Funktionsaufteilung re- genden Flachdächer mit durchbrochenen Attikaaufsultierend in sich asymmetrisch angelegt waren und sätzen erinnert an Gestaltungen Otto Wagners. Die erst in der Kombination mit ihrem spiegelbildlichen Gliederung der Fassaden folgt nicht hierarchischen Pendant eine Symmetrie erkennbar wurde, entstand Vorstellungen wie einer lediglich aus der Konvention ein abwechslungsreicher, beinahe malerischer Ein- abgeleiteten Betonung der Gebäudemitte, sondern druck in der Anordnung der Gebäude, der einer stei- entspricht ganz den Gegebenheiten des Grundrisses, der die Lage von Risaliten oder Flügeln vorgibt fen Monumentalität entgegenwirkte. Ein deutlicher stilistischer Bruch lässt sich zwi- (Abb. 21). Der Grundriss ist seinerseits ganz aus der schen den beiden Baustufen beobachten. In der Funktion der Räume entwickelt, sodass an den Fassa-

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Abb. 22: Bartholomäus Piekniczek (unter Beteiligung Emil Försters?), Südfassade der Kinderklinik, 1911 eröffnet. Die Bauten der zweiten Baustufe der Neuen Universitätskliniken setzen wieder auf traditionelle Vorstellungen von Gliederung und Stil, die Monumentalität durch Hierarchien herstellen – beispielsweise durch den Einsatz von axialsymmetrischen Mittelrisaliten, rustizierten Sockelzonen oder kolossalen Pilastergliederungen.

Abb. 23: Bartholomäus Piekniczek (unter Beteiligung Emil Försters?), Eingangsgebäude der Neuen Kliniken zur Lazarettgasse. Triumphbogen, Kuppel und vorgelagerte Freitreppe verleihen dem Eingangsgebäude der Neuen Kliniken das Aussehen einer Ehrenpforte, eines durch Tradition legitimierten, klassischen Repräsentationsmotivs der Monumentalbaukunst.

den ein präzise Entsprechung von Innen und Außen kolossalen Hauptzone geschieden und Seiten- und abzulesen ist 62 – besonders augenfällig an den Hör- Mittelrisalite ausgebildet (Abb. 22). Neobarocke und saalflügeln. Dementsprechend sind die Fassaden auf neoklassizistische Schmuckformen wie Segment- und eine Reihung von gleichwertigen, aber in der Form Dreiecksgiebel, Mansarddächer, Schlusssteine oder unterschiedlichen, individuell auf die jeweilige An- Girlandendekorationen wurden eingesetzt, wir stoforderung abgestimmten Fensteröffnungen angelegt. ßen auf klassische, gar dorische Gebälke, und der Bei Spitalsbauten wie der Lupusheilstätte ging auch Eingangspavillon zur Lazarettgasse geriet mit Kuppel, Otto Wagner von sehr verwandten Vorstellungen aus, Triumphbogen und Freitreppe zu einer respektablen, die aber stärker als bei Berger einem vor allem ästhe- wenn auch klein dimensionierten Ehrenpforte nach tisch wirkenden, hierarchischen Gesamtsystem wie klassischem Muster (Abb. 23). Wie schon am Gebäuder Idee einer axialsymmetrischen Ehrenhofanlage deblock des Physikalischen und Chemischen Instituts untergeordnet sind. fand man Anschluss an den vermeintlich typischen Demgegenüber agierte man in der zweiten Bau- und dementsprechend leicht rezipierbaren Genius stufe konservativer, griff auf Repräsentationsmotive Loci des barocken und biedermeierlichen Wien, zurück, die durch Tradition legitimiert waren, und konnte den Hilfe suchenden Patienten schon von augelangte letztendlich wieder zu Gestaltungsweisen ßen suggerieren, in vertrauter (lokaltypischer) Umund Architekturelementen, die der Monumental- gebung aufgenommen und geheilt zu werden. Eine baukunst entnommen waren – allerdings in einem radikal moderne Architektur, wie sie Josef Hoffmann umgrenzten, ganz auf sich selbst bezogenen Spitals­ am Sanatorium Westend in Purkersdorf verwirklicht areal, dessen Bauten nur an einzelnen Stellen wie den hatte, die mit ihrer Reduktion und Glätte die wissenEingangsbereichen zum umgebenden Stadtraum hin schaftliche Rationalität von Medizin und technologiausgerichtet waren. Nach dem bewährten Muster scher Innovation evozierte,63 war der breiten Bevölkebarocker Palastfassaden wurden zur hierarchischen rung offenbar nicht zuzumuten – sowohl ästhetisch Strukturierung der Fassaden die Sockelzone von der als auch in ihrer zeichenhaften Aussagekraft.

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Abb. 24: Ludwig Tremmel, Hygienisches Institut, 1905–1908. Während die konstruktive Struktur des Hygienischen Instituts ganz modernen Vorstellungen von Baumaterial und davon bedingter Baugestalt folgt (Reduzierung der tragenden Wände auf ein Pfeilergerüst), gibt sich die Gesamtgliederung aus rustiziertem Sockel und nobilitierter Oberzone sehr traditionell.

Hygienisches Institut in der Kinderspitalgasse

In leicht rezipierbaren, weil historisch legitimierten und vertrauten Formen, ohne dabei ganz auf Anschlüsse an zeitgenössisch Modernes zu verzichten, präsentiert sich das 1905 –  1908 erbaute Hygienische Institut 64 von Ludwig Tremmel, das außerdem Räumlichkeiten für die Allgemeine Untersuchungsanstalt für Lebensmittel, das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie und das Serotherapeutische Institut beherbergte (Abb. 24). Auch an diesem Bau war die Hochbauabteilung der niederösterreichischen Statthalterei maßgeblich beteiligt  : Ab 1904 arbeitete Tremmel für sie als Architekt, einer ihrer Oberingenieure, Sylvester Tomsa, hatte die Bauleitung inne, assistiert von einem ihrer Bauadjunkten, Arthur Falkenau, den wir von den Gebäuden des Physikalischen und des Chemischen Instituts in der Währinger Straße und vom Botanischen Institut am Rennweg kennen.65 Im Gegensatz zu den bisher behandelten Grundstücken machte der Bauplatz des Hygienischen Instituts keine historischen Vorgaben  : Zu Ende des 18. Jahrhunderts noch gänzlich unbebautes Feld war hier erst im Vormärz die Vorstadt Breitenfeld mit

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planmäßig angelegten Plätzen entstanden, die sich langsam zu einer innerstädtischen Zone verdichtete und mit öffentlichen Gebäuden wie dem Hygienischen Institut aufgewertet wurde. Die Wahl des Bauplatzes hing mit der Nähe zu den Neuen Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen in der Nachbarschaft ebenso zusammen wie mit der guten Erreichbarkeit an der Gürtelstraße, vor allem für die Lebensmitteluntersuchungsanstalt, die dementsprechend im Trakt gegen den Gürtel mit eigenem Zugang untergebracht war. Architektonisch präsentierte sich das Institut als mächtiger, an drei Seiten frei stehender, blockhafter Bau, der abermals traditionellen Vorstellungen im konkreten Fall des barocken Palastbaues entsprechend gegliedert war  : Über einer zweigeschossigen, rustizierten Sockelzone erhebt sich eine ebenfalls zweigeschossige Hauptzone mit Kolossalgliederung, akzentuiert an allen drei Seiten durch mehrachsige, gestaffelte Mittelrisalite mit giebelförmigen Attikaaufsätzen. Die Gliederung des Sockels geschieht mit grob strukturierten Bossenquadern, an den Mittelrisaliten werden komposite Pilaster eingesetzt und das Gurtgesims mit dem klassischen Motiv des Laufenden Hundes geschmückt, das Kranzgesims ist als Konsolgesims ausgeführt. Stilistisch changiert die Architektur zwischen dieser grundsätzlich neobarocken Struktur, Anklängen an secessionistische Gestaltungen und einer funktional-modernen Haltung. An einzelnen Elementen wie dem dreifachen Vordach in filigraner Glas-Eisen-Kon­ struktion in ondulierender Linienführung tritt der secessionistische Einfluss besonders markant zutage, ebenso am heute verlorenen Attikaschmuck aus Vasen und üppig gefüllten Giebelfeldern. Ein sehr innovativer Zug lässt sich sowohl an technischen Details wie den »Reformschiebefenstern«66 nach dem damals hochaktuellen Vorbild angelsächsischer sash windows feststellen, aber auch an der grundsätzlichen Behandlung der Außenwand  : Wie wir an anderen Universitätsgebäuden mehrfach festgestellt haben, löst auch Tremmel die Mauer der Fassade weitgehend in rechteckige Fensteröffnungen auf und reduziert sie auf ein Pfeilergerüst, das an den Gebäudeecken orthsteinartig genutet und damit optisch verfestigt wird. Zeit-

Abb. 25: Areal des Botanischen Gartens am Rennweg. Gegenüber liegt das ehemalige Gartenpalais Esterházy, auf dessen Areal sich heute unter anderem die Italienische Botschaft im ehemaligen Palais Metternich erhebt. Westlich grenzt das Salesianerinnenkloster an. Auf den noch unverbauten, östlich angrenzenden Flächen liegt heute der Flügel des Botanischen Gartens entlang der Jacquingasse. Links oben ist der Menageriepavillon des Oberen Belvederes zu erkennen.

gleiche Fassaden von Otto Wagner können, wie seine pel Auslangen fand. Die Lage am Gürtel bedeutete Skizze für ein Ministeriumsgebäude von 1907 / 1908 zwar die Präsenz an einem wichtigen Wiener Boueinprägsam zeigt,67 in der Wahl der Gliederungs- levard, der aber nicht einmal annäherungsweise die motive sehr ähnlich ausfallen. Aber Wagners radi- Prominenz und Bedeutung der Ringstraße erreichen kalen Schritt, klassisch legitimierte Architekturteile konnte und mit öffentlichen Monumentalbauten so weit zu abstrahieren, bis er selbst die Oberflächen auch weit weniger reich geschmückt ist. Es wirkt soseiner Gebäude ausschließlich mit glatten Platten gar, als wendeten die öffentlichen Bauten nach Mögverkleiden kann, setzt Tremmel beim Hygienischen lichkeit ihrer Hauptfassade vom Gürtel ab – und so Institut nicht. Indem Tremmel in seinem Entwurf mag es nicht verwundern, wenn auch das Hygieniklassischen Architekturvorstellungen folgte, blieb er sche Institut wie das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater, bei aller vergleichsweise üppigen Dekorierung des die heutige Volksoper, seine Hauptfassade zu einer Hygienischen Instituts mit gegenständlicher und Nebenstraße, der Kinderspitalgasse, richtet und ornamentaler Bauplastik innerhalb der von seinem zum geräumigeren Gürtel nur eine Seitenfassade. Baublock vorgegebenen Kubatur und löste die Ober- Verglichen mit den bisher behandelten Universiflächen und Umrisslinien nicht so ungestüm auf, wie tätsbauten fällt das Erscheinungsbild des Hygienidas beispielsweise Johann Emanuel Snietiwy am be- schen Institutes merkbar repräsentativer aus, weil es nachbarten k. u. k. Garnisonsgericht von 1907 / 1908 in Dekoration, eingesetztem Architekturvokabular am Hernalser Gürtel tat. Tremmels Hygienisches In- und (zumindest suggerierter) Materialität den aus stitut glich bei aller Dekoration einem soliden und dem 19. Jahrhundert tradierten Vorstellungen von entsprechend repräsentativen Amtsgebäude, das ohne den Qualitäten eines Monumentalbaues stärker entkonventionelle Hoheitsmotive wie Turm oder Kup- spricht. Das mag im Hinblick auf das Physikalische

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Abb. 26: Bestandsaufnahme der Gebäude des Botanischen Gartens von Juni 1837. Links oben die Fassade des Direktorenwohnhauses zum Rennweg (darunter ein Querschnitt), rechts oben die des Gärtnerhauses mit einem Querschnitt darunter, der das südlich angebaute Glashaus zeigt.

und das Chemische Institut an der Währinger Straße Maria Theresia 1754 das vorstädtische Gartenpalais nicht nur am jeweils aktuellen Zeitstil, sondern ge- von Hugo und Theresia von Heunisch ankaufen ließ, rade angesichts der Klinikbauten Franz Bergers auch um unter der Leitung des Professors für Botanik und am Bauplatz liegen. Denn die Spitalsbauten lagen Chemie, des Lothringers Robert François de Laugier, innerhalb eines von der umgebenden Stadt deutlich für die Universität einen Botanischen Garten anzuabgegrenzten Raums, waren also auf sich und nicht legen,69 bestand die Nachbarschaft aus jenem Kranz auf die Umgebung bezogen, während das Hygieni- an Lust- und Gartengebäuden, der das vorstädtische sche Institut einen Teil der städtischen Blockbebau- Wien des 18. Jahrhunderts zu einem international beung bildete und so an relativ prominenter Position wunderten Charakteristikum der Stadt werden ließ. Nach 1683 begannen Mitglieder adeliger Familien vollkommen in den Stadtraum integriert war. wie Mansfeld-Fondi bzw. Schwarzenberg, SavoyenCarignan, Esterházy, Harrach, Althan bzw. Lobko­ Botanisches Institut am Rennweg witz, aber auch dem habsburgischen Kaiserhaus nahestehende Orden wie die Salesianerinnen hier Die heutige Umgebung des Botanischen Gartens der Weingärten aufzukaufen und in ausgedehnte GartenUniversität Wien68 lässt nur mehr ansatzweise er- anlagen mit prunkvollen Vorstadtpalais zu verwankennen, in welchem städtebaulichen Ambiente sich deln. Als die Belvedereschlösser 1752 in habsburgidiese Anlage zur Zeit ihrer Gründung befand. Als schen Besitz übergingen, setzte eine »staatliche« Prä-

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Abb. 27: Gartenplan des Botanischen Gartens von Juni 1837. Während im Vormärz nur der kleinste Teil des Botanischen Gartens in modernen Formen des Landschaftsgartens angelegt war, boten die barocken, streng axialen Gliederungsstrukturen einen idealen Rahmen zur systematischen Präsentation der Pflanzensammlungen. AVA, Planslg. II, A-II-c/158, Teil 5.

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senz in diesem Gebiet ein, die u. a. in Form öffentlich zugänglicher Gartenanlagen noch heute anhält – im Gegensatz zu fast allen privaten Adelspalästen, deren Grundstücke im Lauf des 19. Jahrhunderts parzelliert und verkauft wurden. Die Wahl des Grundstücks für den Botanischen Garten bedeutete aber nicht nur, dass man sich diesem noblen Gartenensemble einfügen konnte, sondern auch dass die unverbauten Flächen südlich des Hortus Botanicus Vindobonensis um die »Sandstetten«, den mittleren Abschnitt der heutigen Fasangasse, für künftige Erweiterungen großzügig Raum boten. Der erste Botanische Garten, den ab 1768 Nikolaus Jacquin als Nachfolger Laugiers in der Universitätsprofessur leitete, dürfte den baulichen Bestand des Heunisch’schen Gartenhauses weitgehend übernommen haben (Abb. 25)  :70 Hinter den ebenerdigen Gebäuden zur Straße71 zog sich der längliche Garten den Hang hinauf bis zu einem Gartenpavillon. Die Zweiteiligkeit der gesamten Anlage (zwei Höfe zur Straße, die seitlich von jeweils zwei giebelständigen Flügeln begrenzt wurden, und zwei parallel verlaufende Gartenareale, deren Breiten den beiden Höfen entsprachen) erlaubte eine klare Trennung der Funktionen sowohl der Gebäudetrakte als auch der Gartenteile. Die westliche Grundstückshälfte dürfte dem Heunisch’schen Ziergarten entsprochen haben mit Parterrefeldern und dem Gartenpavillon als kulissenhaftem point-de-vue. Die östliche Grundstückshälfte, wo zum Rennweg hin später die Gärtnerswohnungen und Wirtschaftsräume untergebracht sein sollten, nahm ein Baumgarten ein. Somit wies der Botanische Garten einschließlich der nach Süden orientierten Glashäuser alle Bestandteile auf, die einen barocken Ziergarten ausmachten. Aber der Nutzung als wissenschaftlichem Studienort entsprechend besaß der Garten nur wenige topiarische Schmuckelemente und keine Broderieparterres, dafür eine streifenförmige Bepflanzung in numerisch klassifizierter Systematik, die mittels beschrifteter Täfelchen lesbar gemacht wurde.72 Nach Veränderungen, die während der Leitung des Gartens durch Joseph Jacquin zwischen 1797 und 1839 durchgeführt wurden, präsentierte sich die

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Anlage um 1830 nicht nur bis zum Linienwall enorm vergrößert, sondern auch baulich verändert  :73 Die barocken Vorgängerbauten des westlichen Grundstückteils waren vollständig demoliert und durch ein blockhaft geschlossenes, mit ionischen Kolossalpilaster bemerkenswert deutlich nobilitiertes Direktorenwohnhaus mit eigenem Garten ersetzt (Abb. 26). Das Gärtnergebäude mit Stallungen, Remisen und sonstigen Arbeitsräumen wurde aufgestockt, um die Gärtnerswohnung aufzunehmen. Die zweigeteilte Grundstruktur des barocken Gartens behielt man bei, allerdings modernisiert mithilfe baumbestandener Partien im Landschaftsstil vor dem Gartenpavillon, der als »Seminariumsgebäude« für den Lehrbetrieb diente (Abb. 27). Für das östliche Erweiterungsareal übernahm man die streng axiale barocke Gliederung mit Alleen und streifenförmiger Anordnung der Beete. Um den Eindruck endloser Monotonie zu vermeiden, unterteilten Querachsen mit Brunnen und Rasenfeldern diese Anlage,74 die in einem weiten, alleenumzogenen Rondeau endete, hinter dem ein schmälerer Gartenteil bis zur Straße beim Linienwall reichte. Die weitere Geschichte prägten Veränderungen einzelner Gartenabschnitte, die aktuellen Zeitströmungen entsprechend modernisiert wurden, und geringfügige Verkleinerungen des Areals zugunsten der neu angelegten Straßen des benachbarten Fasanviertels.75 Den barocken Gartenpavillon ersetzte ab 1844 der doppelt so breite Neubau des Botanischen Museums, und es wurden Bauprojekte für neue, repräsentative Glashäuser entwickelt wie jenes des Architekten und Gartenkünstlers Lothar Abel (Abb. 28),76 der über seine Lehrtätigkeit für die Gartenbau-Gesellschaft ab 1868 und für die Hochschule für Bodenkultur ab 1877 eng mit botanischen Institutionen verbunden war. Seiner architektonisch dominierten Auffassung von Gartengestaltungen entsprechend sah Abel vor, die Glas-Eisen-Konstruktion des Gewächshauses, das in sieben für verschiedene Klimata reservierte Pavillons bzw. Flügel gegliedert war, auf einen gequaderten Steinsockel zu stellen und über eine zweiarmige Freitreppe zu erschließen. Die terrassierte Struktur sollte in stufenweise angeordneten,

Abb. 28: Lothar Abel, Entwurf für ein Glashaus im Botanischen Garten, Aufriss der Südfassade, undatiert. In ihrer Kombination aus ­tech­nischer Konstruktion und künstlerischer Formgebung gehören Glashäuser zu den faszinierendsten Bauaufgaben des 19. Jahrhunderts.

niedrigen Glashäusern für Orchideen, Kakteen und zur Pflanzenvermehrung eine konsequente Entsprechung finden. Da das Botanische Museum für den Lehr- und Forschungsbetrieb zu klein wurde, entstand 1903 –  1905 ein Neubau77 (Abb. 29) anstelle des alten Gärtnertraktes.78 Der architektonische Entwurf stammte vom mittlerweile mehrmals erwähnten Arthur Falkenau, dem Bauadjunkten des Hochbaudepartements der niederösterreichischen Statthalterei. Das Anforderungs- und Raumprogramm war vom Institutsleiter Richard Ritter von Wettstein ausgearbeitet worden. Den Grundriss plante man, wie schon mehrmals bei Universitätsinstituten vorgestellt, in mehreren Stufen erweiterbar. Die Hauptfassade richtete sich nicht zum Rennweg, wo passend zur Widmung des Gebäudes ein umzäunter Vorgarten angelegt wurde, sondern zur Praetoriusgasse. Wenn die potenziellen Erweiterungen realisiert worden wären, hätte das Hauptportal die Mittelachse der Fassade gekennzeichnet, worauf die Lage des Hauptstiegenhauses schließen lässt. Erstaunlicherweise aber wäre in der ausgebauten Version kein zentrierender Mit-

telrisalit ausgebildet worden, sondern die Fassade hätte nur zwei, von den Gebäudeecken abgerückte Seitenrisalite erhalten – eine Forderung nach axial strukturierter Monumentalität scheint nicht bestanden zu haben. Dem entspricht auch das weitgehende Fehlen monumentaler Gliederungsmittel, vor allem der Kolossalpilaster. Vielmehr ist erneut an einem Universitätsgebäude des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts die Reduzierung der Außenmauer auf tragende Pfeiler zu erkennen, die im Fall des Botanischen Instituts aber immerhin erst oberhalb eines sehr massiven Rustikasockels einsetzt. An den Fassadendekorationen mischen sich barockisierende Formen mit secessionistischen Motiven wie der weit vorkragenden Dachtraufe oder den floralen Dekorelemente der Fassade zum Rennweg, die die Funktion des Gebäudes spiegeln.

Resümee

An die Repräsentationsstärke des Ferstel’schen Haupt­gebäudes konnte keiner der hier behandelten

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Abb. 29: Arthur Falkenau, Botanisches Institut mit dem Vorgarten zum Rennweg und der Eingangsfassade zur Praetoriusgasse, 1903–1905. Die Vorgängerbauten des Botanischen Instituts hatten sich in Lage, Größe und Form ganz den barocken Gartenlandschaften der Wiener Vorstädte eingefügt, während Falkenaus Neubau der typisch innerstädtischen Bebauung einer mitteleuropäischen Großstadt des 19. Jahrhunderts entspricht.

len voran den klassizistisch überformten Neobarock am Physikalischen und am Chemischen Institut. Die räumlichen Grundrisslösungen resultierten überwiegend aus funktionalen Gesichtspunkten und konnten wie an den Neuen Kliniken zu auffallend modernen Ergebnissen selbst im Aufriss führen. Auch wenn besonders bei diesen Spitalsbauten sehr innovative Lösungen gefunden wurden, so scheint es bei den Wiener Universitätsbauten nicht primär um die Verwirklichung moderner Architektur in stilgeschichtlicher Hinsicht gegangen zu sein. Vielmehr können wir ein verschieden stark ausgeprägtes, aber kontinuierliches Anschließen an konventionelle Architekturformen und -auffassungen feststellen, die staatlich »sanktioniert« waren wie der Neobarock und einen breiten Publikumsgeschmack trafen wie der Einsatz klassizistischer Formen, um Vorstellungen von Alt-Wien und vom Genius Loci der Stadt zu evozieren. Dem entsprach wohl auch die Wahl der planenden Architekten, die nicht zu den internationalen Speerspitzen in der Entwicklung der Moderne zählen – zumindest einer Moderne, wie sie die kanonisch gewordene Architekturgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts formuliert hat. Die Zugehörigkeit zu dieser »Moderne« sagt freilich über die Qualität und den Innovationsgeist dieser Architekturen wenig aus, und sie negiert Eigenschaften wie Regionalität und Ortsbezug, die der Vorstellung von einer internationalen Moderne widersprächen. Die Architektur der Wiener Universitätsbauten wurde in ihren ästhetischen Qualitäten nicht als zeichenhaft sprechende, symbolische Hülle für wissenschaftliche Innovation eingesetzt, aber sie entsprach den jeweils aktuellen Forderungen an Universitätsbauten, wie sie vonseiten der Nutzenden gestellt wurde.

Bauten und Bauplätze auch nur annähernd heranreichen. Bei der Grundstückswahl wurde vor allem die Nähe zu anderen universitären Einrichtungen gesucht – ein offensichtliches Bestreben, einen Universitätscampus wie in Straßburg zu errichten,79 lässt sich aber nicht erkennen. Ausschlaggebend für die Wahl eines Bauplatzes waren stattdessen pragmatische Gründe, welche Grundstücke zu günstigen Konditionen, etwa in Staatsbesitz befindlich wie der Garten des Großen Armenhauses, die Gewehrfabrik oder das Bäckenhaus, zur Verfügung standen, und nicht stadtsemiotische oder ästhetische Entscheidungen. Die gefundenen Orte besaßen aber ihre individuelle Geschichte, an die auf vielfältige Weise angeknüpft und die fortgeführt wurde – sei es im medizinischen Viertel beim Alten Allgemeinen Krankenhaus oder im Gartenviertel beim Botanischen Institut. Stilistisch Anmerkungen gaben sich die Universitätsneubauten unauffällig zurückhaltend, entsprachen entweder dem aktuellen 1 Zum universitären Repräsentationsbedürfnis im städtischen Kontext siehe: Sch a lenberg, Universitätsbauten. Zeitstil wie das Pathologisch-Anatomische Institut 2 Eine Studie, die den Wiener Hochschulbau bis 1918 in eioder rezipierten moderne Strömungen in gemäßigter ner detaillierten Gesamtschau vorstellt, fehlt bislang. Einen Form wie an den Neuen Kliniken oder griffen auf naÜberblick bietet: Schübl, Standortproblematik. tional bzw. staatlich legitimierte Neostile zurück, al- 3 Pongr atz, Universitätsbibliothek, 117 – 119.

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 4 Neubauten  – Neubauten für Zwecke des naturwissenschaftlichen, medizinischen, technischen und landwirtschaftlichen Unterrichtes an den Hochschulen in Wien 1894 – 1913 im Auftrag des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht dargestellt und der in Wien vom 21. bis 26. September 1913 tagenden 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte gewidmet (Wien 1913). Vgl. Schübl, Nationalisierung der Universitäten, 26.   5 Archiv der Universität Wien, 135.904 (Holzstich). Das ursprünglich zweigeschossige Gebäude wurde 1882 aufgestockt und erhielt einen eigenen Hörsaaltrakt (K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 22 und Anm. 39).   6 Architektenlexikon Wien 1770 – 1945 (Architekturzentrum Wien), http://www.architektenlexikon.at/de/1338.htm (1. April 2014  : Ludwig Zettl, Werke  : öffentliche Bauten 1860).  7 K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 19 und Anm. 29.  8 K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 91 und 141 – 145.   9 Das k. k. anatomische Institut in Wien. In: Allgemeine Bauzeitung 54 (1889), 35 – 37, hier 35. 10 Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA), Plansammlung II, AII-c/158, Teil 6. 11 Auch für das Folgende: AVA, Planslg. II, A-II-c/255, Adaptierungspläne von 1786 und 1853. 12 Vgl. z. B. Vasquez-Plan der Alservorstadt der 1830er-Jahre (Die Pläne der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien von Carl Graf Vasquez [hg. von Walter Öhlinger], [Wien/ Schleinbach 2011], 37 – 40). 13 Löhr muss als Vorstand der Hochbauabteilung des Innenministeriums, in der der Stadterweiterungsfonds zur Finanzierung aller staatlicher Bauprojekte in der Ringstraßenzone verwaltet wurde, bei der Planung einer Vielzahl an staatlichen Bauprojekten eine zentrale und sehr einflussreiche Rolle gespielt haben, die von der bisherigen Forschung nur allgemein oder im Zusammenhang mit einzelnen Bauprojekten wie den beiden Hofmuseen berücksichtigt wurde. 14 AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 14. Die schematische Grundrissserie sieht neben Dienstwohnungen und Rigorosensälen im ersten Stock Räume für Pharmakologie, Pharmakopöe, Pflanzenanatomie, Theoretische Medizin, das anatomische und zootomische Museum, Philosophie, Physiologie und höhere Anatomie sowie im zweiten Stock für die juridische und die philosophische Fakultät vor. Die durchgezeichneten Grundriss-Serien enthalten neben Dienstwohnungen im Erdgeschoss Museumsräume für Zootomie, Mineralogie, Geognosie und Zoologie, Institutsräume für Kunstgeschichte, Histologie, Physik, Landwirtschaftslehre und Geografie sowie Hörsäle für Mineralogie, Geognosie und Zoologie, im ersten Stock Prüfungs- und Hörsäle, Institutsräume für Theoretische Medizin und Physik, Museumsräume des Physikalischen Instituts, Laboratorien und Räume des Dekanats sowie im zweiten Stock Hörsäle für die juridische, die medizinische

und die philosophische Fakultät. Die verschiedenen Hörsäle sind für 50 bis 300 Personen dimensioniert. 15 Nägelk e, Hochschulbau, 28 – 32. 16 Vgl. Projektbeschreibung von George Niemann und Hans Wilhelm Auer vom 9. Juni 1884 (AVA, Planslg. II, A-IIc/158, T. 6, fol. 2v). 17 33. Vereins-Excursion. Besichtigung des k. k. anatomischen Institutes durch die Mitglieder des österr. Ingenieur- und Architekten-Vereines. In: Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines 11 (1886), 323 – 324. 18 AVA, Planslg. II, A-II-C/158, T. 27; Kortz, Wien Anfang 20. Jahrhundert, 179 – 180. 19 Dementsprechend oft wird in der Literatur erwähnt, dass das Anatomische Institut unter wissenschaftlicher Beratung des Anatomen Carl Toldt projektiert wurde. Speziell unter den Aspekten der Hygiene, die bei einem anatomischen Institut mit Seziersälen und Leichenkammern naturgemäß schlagend wurde, widmete man den technischen Einrichtungen wie der Belüftung, Beheizung und Belichtung der Räume auch in den Architektur-Fachzeitschriften breiten Raum (Das k. k. anatomische Institut [Anm. 8], 36 – 37). Ein Artikel der Nachkriegszeit übergeht die Architekten zur Gänze und erwähnt überhaupt nur, dass das Anatomische Institut nach Plänen Prof. Carl Toldts errichtet worden sei (Walter K r ause, Viktor Patzelt, Die Wiener Anatomie ein Opfer des Krieges. In: Wiener klinische Wochenschrift 58 [1946], Nr. 16, 265 – 266, hier 266). 20 Das neue anatomische Institut in der Währingerstraße. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt (11. Oktober 1886), 1. 21 Die Eröffnung des neuen Anatomiegebäudes. In: Neues Wiener Tagblatt (11. Oktober 1886), 4. 22 33. Vereins-Excursion (Anm. 17); K ieslinger, Steine, 358 – 359. 23 Das k. k. anatomische Institut (Anm. 9), 37. 24 Neubauten, 13. 25 Zur Neorenaissance im Universitätsbau siehe Nägelk e, Gebaute Bildung, 138­ – 143. 26 Das neue Amtsgebäude des k. k. Ackerbau-Ministeriums. In: Allgemeine Bauzeitung 51 (1886), 36. 27 Nägelk e, Hochschulbau, 27 – 28 und 392. 28 Zur Rezeption des Schlossbauschemas im Hochschulbau siehe Nägelk e, Gebaute Bildung, 131 – 134. 29 Das k. k. anatomische Institut (Anm. 9), 36. 30 Neubauten, 14 – 17; AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 21: Skizze zur Raumverteilung (in Nutzung als Physiologisches Institut  !) auf Transparentpapier. 31 Neubauten, Abb. auf S. 17. 32 Neubauten, 17 – 20. 33 Kortz, Wien Anfang 20. Jahrhundert, 180 – 181 und Abb. 280 – 282; Paul, Technischer Führer, 340 und Abb. 252; Neubauten, 17 – 20 und Abb. auf S. 16 – 19.

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34 Kortz, Wien Anfang 20. Jahrhundert, Abb. 282. 35 Kortz, Wien Anfang 20. Jahrhundert, 180. 36 Hof- und Staats-Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie 30 (1904), 316 – 317. 37 Arhiv Republike Slovenije, SI AS 1068, Zbirka načrtov, 11/2 –  4. 38 Hof- und Staats-Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie 33 (1907), 330; 36 (1910), 416; 39 (1913), 428. 39 Neubauten, 13. 40 AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 3 und 26. 41 Diese Dekorationen, die auf den im AVA verwahrten Bauplänen verzeichnet sind, dürften Vereinfachungen im Zug des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sein. 42 Csák y/Celestini/Tr agatschnig, Barock. 43 War nk e, Barockbegriff, 1213 – 1214. 44 Ilg, Barockstil. 45 Zur Relativität der nationalen Vereinnahmung eines Stils am Beispiel der Neorenaissance in Prag: M a r ek, Kunst und Identitätspolitik. 46 Nier h aus, Neobarock, 476. 47 M ar ek, Universität als »Monument«. 48 Zur Frage der Nationalisierung der Universitätspolitik in Cisleithanien siehe Höflechner, Wissenschaftsnation, 103 – 104. 49 Neubauten, 5 – 12. 50 Zum Verweissystem auf Lokalgeschichte im Universitätsbau des Deutschen Kaiserreichs siehe Nägelk e, Gebaute Bildung, 145. 51 Neubauten, 6. 52 AVA, Planslg. II, A-II-c/ 158, T. 15, 18 und 21. 53 AVA, Planslg. II, A-II-C/158, T. 18. Der betreffende Aufriss entstand vor 1913, da Freymuth in diesem Jahr bereits als Baurat tätig war, das Blatt aber noch als Oberingenieur signierte. 54 Neue Freie Presse (8. Dezember 1927), 10. 55 Z. B. Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, St 591 Brüche.F H (August Stauda), L 25.482-B, L 25.533-B, L 27.315-B und L 27.316-B. 56 K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 29 – 37. 57 Kortz, Wien (Anm. 18), 227 – 229; Paul, Technischer Füh­rer (Anm. 33), 379 – 380; Neubauten (Anm. 4), 27 – 44. 58 K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 38 – 40. 59 K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 50 – 51. 60 Minister für Kultus und Unterricht an nö. Statthalterei vom 30. Oktober 1895, zitiert nach: K eplinger, Die »Neuen Kliniken«, 238. 61 Wagner, Verein Lupusheilstätte, 577. 62 Achleitner, Österreichische Architektur, 239 – 240. 63 Topp, Architecture, 95. 64 Paul, Technischer Führer, 341 – 342; Neubauten, 21 – 26.

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Für den Hinweis auf die Pläne zum Hygienischen Institut im Nachlass Ludwig Tremmels im Wien-Museum danke ich dem zuständigen Kurator Andreas Nierhaus ganz herzlich. 65 Die im AVA, Planslg. II, A-II-c/87 verwahrten Blätter vom Dezember 1938 beziehen sich ausschließlich auf nicht realisierte Planungen zur Aufstockung des Gebäudes. 66 Neubauten, 22. 67 Gr a f, Otto Wagner, 571 – 572. 68 Berger, Historische Gärten, 133 – 136. 69 Im kaiserlichen Lustschloss Schönbrunn wurde bereits kurz zuvor ab 1753 ein botanischer Garten angelegt (Berger, Menschen und Gärten, 117 – 118 und Anm. 612). 70 Eine detaillierte Darstellung der Gartengestaltung in: Jacquin, Hortus Botanicus. 71 AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 5, Grundriss von 1798. 72 Petz-Gr a benbauer, Jacquin, 505. 73 AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 5, Bauaufnahme von 1837. 74 Die auf den Menageriepavillon des Oberen Belvederes bezogene Querachse ist einschließlich ihrer Grundstruktur bis heute erhalten. 75 So befinden sich die Villa Richard Strauss und die Kirche Zur dreimal wundertätigen Muttergottes auf altem Gartengelände, während das Grundstück des kriegszerstörten, in den 1960er-Jahren demolierten Palais Karl Graf LanckorońskiBrzezie an der Ecke zum Landstraßer Gürtel bereits außerhalb ärarischen Besitzes lag. 76 AVA, Planslg., II, A-II-c/158, T. 19. 77 Paul, Technischer Führer, 340 – 341; Neubauten, 1 – 5. 78 Anstelle des ehemaligen Direktorenhauses erhebt sich seit 1907/1908 das von Alfred Kern entworfene Gebäude der Kunstabteilung der Hof- und Staatsdruckerei. Ab April 1939 entstanden Erweiterungspläne für ein Belegschaftsgebäude entlang der Mechelgasse (AVA, Planslg. II, A-II-c/158, T. 22). 79 Nägelk e, Hochschulbau, 61 – 64 und 443 – 459. Zur Dezentralisierung im Universitätsbau siehe Nägelk e, Gebaute Bildung, 134 – 137.

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Julia Rüdiger

Das Hauptgebäude im Wandel Transformationen im 20. Jahrhundert

E

benso wie sich schon während der Planungs- und Bauzeit zwischen 1870 und 1884 die Ansprüche an das Hauptgebäude der Universität wandelten, so mussten sich das Bauwerk und sein Innenleben seit dem 20. Jahrhundert bis heute permanent an neue oder veränderte Bedürfnisse anpassen. Unmöglich können hier alle einzelnen baulichen Veränderungen nachvollzogen werden, doch soll versucht werden, die einschneidenden Herausforderungen und die daraus folgenden Transformationen aufzuzeigen.

aufrechterhalten werden. Während einerseits die Anzahl der männlichen Studierenden durch kriegsbedingte Einrückungen stark gesunken war, stieg im Verhältnis die Anzahl der weiblichen Studierenden. Viele von ihnen belegten die angebotenen Krankenpflege-Kurse. Nach Kriegsende strömten wieder viele Heimkehrer an die Universität, so dass sie im Wintersemester 1818 / 19 mit 10.515 Studierenden sogar mehr hatte als im letzten Friedenssemester 1913 / 14, in dem 10.441 Personen aktiv studierten.2

Das Hauptgebäude im Ersten Weltkrieg Das Auditorium Maximum in der Etwa genau 30 Jahre nach Eröffnung des Hauptge- Zwischenkriegszeit

bäudes stand es vor dem ersten einschneidenden, jedoch temporären Funktionswandel. Ebenso wie in der Technischen Hochschule und in der Universität für Bodenkultur wurde auch im Universitätsgebäude am Ring ein Ersatzspital eingerichtet. Zwischen Kriegsbeginn und September 2016 wurden hier etwa 15.000 Verwundete behandelt.1 Zu diesem Zweck wurden ganze Gebäudeteile umgewidmet. Der Juristentrakt diente als Quarantänestation, der Kleine Festsaal als Operationssaal, der Große Festsaal gleich daneben wurde zum zentralen Speise- und Aufenthaltsraum (Abb.1), und aus Hörsälen wurden Bettenzimmer. Der Arkadenhof, in dessen Gängen bis 1913 bereits über 70 Professoren-Denkmäler aufgestellt waren, bot sich dem Lazarett als Spitalsgarten, in dem sich die rekonvaleszenten Militärs erholen sollten (Abb. 2). Trotz dieser Umstände während der Kriegsjahre konnte – im eingeschränkten Maße – Lehrbetrieb

Trotz der riesenhaften Ausmaße des Hauptgebäudes konnte es den Raumbedarf aller Fakultäten und Institute schon von Beginn an nicht vollständig decken. Insbesondere war ein großer Hörsaal für über 500 Personen notwendig geworden. So wurde ab 1904 der Kleine Festsaal für den Vorlesungsbetrieb verwendet, bis im Jahr 1935 der Einbau des Auditorium Maximum beschlossen wurde.3 Als Ort für den Einbau wurde der Hof VI in Aussicht genommen, von der Ringstraße aus der zweite größere Innenhof auf der nördlichen Seite. Hier war ausreichend Platz für einen modernen Hörsaal, der bis zu 800 Personen Platz bieten und sogar über Filmvorführungstechnik verfügen sollte. Am 14. Dezember 1936 wurde das Auditorium Maximum schließlich feierlich eröffnet (Abb. 3). Seitdem wurde dieser stark ausgelastete Hörsaal zweimal grundlegend saniert, einmal anlässlich der 600-Jahr-Feier im Jahr 1965 und zuletzt in

Das Hauptgebäude im Wandel  265

Abb. 1: Der Große Festsaal im Dienste des Hilfslazarett, 1914. Zwischen August 1914 und September 1916 war das Hauptgebäude eines von vielen innerstädtischen Hilfslazaretten. Während der Kleine Festsaal als Operationsraum genutzt wurde, diente der Große Festsaal als Speise- und Aufenthaltsraum.

den Jahren 2005 / 06 nach Plänen des Architekten Roger Baumeister (Abb. 4).

schädigt (Abb. 5). Der einrückenden Roten Armee genügte dieser Zustand immerhin, um hier eine pro­v isorische Kaserne samt Pferdestall einzurichten.4 Doch durch geschickte Verhandlung gelang es Bombentreffer und Wiederaufbau rasch, die Besatzungsmacht zum Abzug zu bewegen, so dass an der Universität Wien – als erster UnterSo verheerend die NS-Herrschaft für die Institution richtsanstalt in Österreich – der Studienbetrieb am Universität war, die sich durch die Vertreibung von 29. Mai 1945 wieder aufgenommen werden konnte. Juden und politischen Gegnern um einen wichtigen Beschwerlich für diesen Studienbeginn waren aber Teil ihres Lehrkörpers und der Studierenden gebracht nicht nur die Trümmer, sondern auch die Tatsache, hatte, so zerstörerisch war auch der Krieg für den dass die Buchbestände seit 1943 außerhalb Wiens gePrachtbau an der Ringstraße. lagert waren und erst wieder – soweit noch vorhanInsgesamt 26 Bomben hatten das Hauptgebäude den – zurück transportiert werden mussten. Bis 1951 getroffen und dabei etwa zwei Drittel der Dächer waren sowohl die wichtigsten Wiederauf baumaßsowie ein Drittel der Mauern zerstört. Die Juristen- nahmen sowie die Rückführung der Bücher durchgestiege und viele andere Bauteile waren schwer be- führt (Abb. 6). Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch

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Abb. 2: Der Arkadenhof als Spitalsgarten, 1914. Der Arkadenhof wurde zwischen 1914 und 1916 als Erholungsraum für die verwundeten Soldaten im Hilfslazarett genutzt.

Abb. 3: Einblick in das Auditorium Maximum in Jahr der Eröffnung, 1936. Im Jahr 1935 wurde der Einbau eines Auditorium Maximum beschlossen, das nicht nur als Hörsaal geplant war, sondern vor allem auch die technischen Voraussetzungen für Filmvorführungen bieten sollte.

Das Hauptgebäude im Wandel  267

Abb. 4: Einblick in das Auditorium Maximum nach seiner Sanierung im Jahr 2006, Foto 2013. Genau 70 Jahre nach seiner Eröffnung wurde das Auditorium Maximum saniert, technisch adaptiert und nach Plänen des Architekten Roger Baumeister neu gestaltet. Nun bietet der große Hörsaal 756 Sitzplätze.

das Fußbodenniveau im Großen Lesesaal um 2,5m Jüngste bauliche Veränderungen angehoben, um darunter Raum für Büchermagazine zu schaffen.5 Erst anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums Die schon für den Architekten Ferstel herausforim Jahr 1965 wurde der Zugang zur Bibliothek neu dernde Vielfalt an Funktionen, die das Hauptgegestaltet. Der von Ferstel direkt im rückwärtigen bäude von Beginn an erfüllen musste, stellt auch die Arkadengang angelegte Zugang wurde geschlossen Jetztzeit vor ständig neue Aufgaben. So wurde 2006 und stattdessen der Haupteingang im Obergeschoss nicht nur das Auditorium Maximum vom Architekeingerichtet. Auf Hofniveau wurde ein weiteres Bü- turbüro Roger Baumeister generalsaniert, sondern chermagazin eingerichtet. Das ursprüngliche Kon- auch das Vestibül, der oft auch als Aula bezeichnete zept des Arkadenhofs als Ausgangspunkt jeden We- Eingangsbereich, modernisiert. Diese Erneuerunges im Hauptgebäude wurde dadurch natürlich stark gen, wie ein langgestrecktes Portierpult, der gläserne beschnitten. Die Ehrenhalle im Arkadenhof wurde Windfang und Bildschirme empfangen die Besucher dennoch so rasch wie möglich wiederhergestellt. Die- bereits beim Hereinkommen und sollen sofortige jenigen Denkmäler, die während des NS-Regimes Orientierung ermöglichen (Abb. 7). entfernt oder beschädigt worden waren, konnten beVon 2009 bis 2012 wurde das Hauptgebäude  – reits bis 1947 wieder restauriert und aufgestellt wer- wiederum ganz im Sinne der Offenheit  – gemäß den.6 aktueller Sicherheitsbestimmungen modernisiert.

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Abb. 5: Blick auf die durch Bombentreffer zerstörte Juristenstiege, 1945. Trotz der insgesamt 26 Bombentreffer, die das Hauptgebäude schwer beschädigt hatten, konnte der Studienbetrieb – zwischen dem Bauschutt – bereits Ende Mai 1945 wieder aufgenommen werden. Abb. 6: Rückstellung der Bücher der Universitätsbibliothek, 1945. Die während des Kriegs außerhalb Wiens verwahrten Bestände der Universitätsbibliothek wurden nach Kriegsende wieder aufgestellt.

Das Hauptgebäude im Wandel  269

Abb. 7: Die sogenannte Aula, die zur Eröffnung 1884 lediglich mit Gaslampen beleuchtet wurde, zeigt sich spätestens seit der Sanierung im Jahr 2006 als heller und freundlicher Eingangsbereich.

Hierzu zählen nicht nur die breiteren Glastüren in den Zugängen zu den Hauptstiegen und das neue Beleuchtungskonzept im Obergeschoss, sondern vor allem die neuen Entlastungsstiegenhäuser in den Höfen III und IV, den Terrakotta-Höfen zur Ringstraße (S. 264). Das jüngste Bauprojekt, das anlässlich des 650-­Jahr-Jubiläums initiiert wurde, stellt die Revitalisierung des ehemaligen Universitätssportinstituts USI im Tiefparterre des Hauptgebäudes dar. Der ehemalige Turnsaalbereich wird von 2014 / 2015 auf Betreiben der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und der Universität Wien in der Form umgebaut, dass auf insgesamt 1.400 m Nettogrundfläche zwei neue Hörsäle und ein neues Veranstaltungszentrum ausgestattet mit Garderoben, großzügigem Sanitärbereich und Catering Facilities entsteht. Zusätzlich wird eine barrierefreie Erschließung des gesamten Veranstal-

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tungsbereichs sowie im Ringstraßen-seitigen Tiefparterre eine direkte Verbindung der linken und rechten Gebäudeflügel geschaffen. Im Jubiläumsjahr wird hier im neuen ›BIG-Veranstaltungszentrum‹ als erstes die Ausstellung »DER W IENER KR EIS. Exaktes Denken am Rand des Untergangs«7 zu sehen sein.

Resümee

So sehr sich Heinrich von Ferstel auch für eine maximale Funktionalität des Wegesystems und für eine optimale Anpassung der Räume an die Ansprüche der Professorenkollegien bemüht hatte, so konnte er doch nicht vorausahnen, welchen gewaltigen Zuwachs die Studierendenzahlen oder die Bücherbestände nehmen würden. Um also seinen Ringstraßenbau weiterhin – nicht nur als repräsentatives, son-

Abb. 8: Gunther Palme, Plan des Tiefparterres, 2014. Das jüngste Bauprojekt ist die Errichtung eines Veranstaltungszentrums und neuer Hörsäle im Tiefparterre des vorderen Trakts des Hauptgebäudes.

dern vor allem – als funktionierendes Zentrum der Alma Mater Rudolphina nutzen zu können, bedarf es immer wieder baulicher Eingriffe, die dann – mit Bedacht geplant und ausgeführt – dem aktualisierten Selbstverständnis der Institution und den funktionellen Anforderungen an den Hochschulbau gerecht werden (sollen). Anmerkungen 1 2 3 4 5

Tasch w er, Universität im Krieg, 387. Mühlberger, Universitätschronik, 53. Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 153. Mühlberger, Universitätschronik, 54. Siehe auch Nina Knielings Beitrag in diesem Buch S. 197 – 219. 6 M a isel, Denkmäler, 15. 7 Kuratoren: Karl Sigmund, Friedrich Stadler; Architektur: Her­mann Czech.

Das Hauptgebäude im Wandel  271

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Christoph Gnant

Zur Umgestaltung von Aula und Arkadenhof des Hauptgebäudes am Anfang des 21. Jahrhunderts

A

ula1 und Arkadenhof des Hauptgebäudes der zung dieses Geschichtsverständnisses. Die UniverUniversität Wien haben 2005 / 06 eine grund- sität Wien ist sich heute ihrer Mitschuld und Mitlegende Neugestaltung erfahren. Die ursprüngliche verantwortung an inhumanen, unrechtmäßigen und Konzeption Heinrich von Ferstels, die Aula, den Hof unwürdigen Handlungen in der NS-Zeit bewusst. In und die Arkaden miteinander zu verbinden, konnte den letzten Jahren konnten eine Reihe von Maßnahdurch die autonome Universität verwirklicht werden. men des Erinnerns gesetzt werden, von der NichtigEine wesentliche Zielsetzung dieser baulichen Umge- erklärung von Aberkennungen akademischer Grade staltung war die Öffnung von Aula und Arkadenhof zur Zeit des Nationalsozialismus7 bis zum Gedenkhin zu einem Begegnungsort für Studierende und buch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.2 Mit die- Universität Wien, welches im Universitätscampus sen Umbauten gelang es, »die monumentale Fried- im ehemaligen jüdischen Bethaus aufliegt, das mit hofsstimmung« in diesem Bereich zu beseitigen.3 Am dem Kunstobjekt DENK-MAL Marpe Lanefesch neu29. Juni 2006 konnte die durch das Architekturbüro gestaltet wurde. Das Rektorat der Universität Wien Roger Baumeister umgestaltete neue Aula von Rektor hat 2006 das »Forum Zeitgeschichte der Universität Georg Winckler »als Manifest für eine weitere Öff- Wien« ins Leben gerufen, welches sich u. a. der sysnung der Universität Wien« ihrer neuen Bestimmung tematischen Erforschung der Vergangenheit im 20. Jahrhundert widmet.8 übergeben werden.4 Die Universitäten sind nicht nur Orte des wissenschaftlichen Diskurses, sondern auch Raum heftiger Zur Verlegung und Neudisposition des politischer Auseinandersetzungen.5 Im 20. Jahrhundert war die Universität Wien auch Siegfriedskopfs9 Ort unfassbarer antisemitischer Gewalt und Vertreibung. Die Geschichte Österreichs und die Verstri- In der Aula des Hauptgebäudes der Universität Wien ckung in Totalität und Nationalsozialismus spiegeln befand sich seit 1923 als Denkmal der sogenannte sich auch in der Universität wider. Die Universität Siegfriedskopf.10 Dieses Denkmal geht zurück auf Wien hat sich seit den 1980er-Jahren in Zusammen- die bereits im Dezember 1914 beginnende Diskushang mit dem 625. Universitätsjubiläum vermehrt sion innerhalb der Universität Wien, ein Gefallemit ihrer Geschichte in der NS-Zeit beschäftigt und nendenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen verstärkt den Blick auf diese dunkle Seite ihrer Ge- Angehörigen der Universität Wien zu errichten.11 Auf Grundlage dieses prinzipiellen Bekenntnisses war seischichte gerichtet.6 Für die autonome Universität nach dem Univer- tens des Akademischen Senats Anfang 1923 als »Prositätsgesetz 2002 stellte sich die Frage des bewussten visorium« die Aufstellung einer Art Gefallenentafel Umgangs mit der geschichtlichen Verantwortung geplant, weil die Finanzierung eines Denkmals durch ebenso wie die Notwendigkeit der baulichen Umset- die Universität nicht möglich war.

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Abb. 1: »Siegfried-Kopf« in der Aula. 1923 wurde in der Aula der Universität Wien ein Gefallenendenkmal für die Gefallenen der Universität enthüllt, welches das »Haupt des gefallenen Siegfried« in Stein darstellen sollte. Die Finanzierung übernahm zum überwiegenden Teil die antisemitische und deutschnationale »Deutsche Studentenschaft«. Die Plastik wurde vom Wiener Bildhauer Josef Müllner hergestellt. Photo, 1927.

Zu diesem Zeitpunkt schlug die »Deutsche Studen- hat.16 Die künstlerische Darstellung des sagenhaften tenschaft« vor, ein Denkmal für die im Weltkrieg Siegfrieds, der »heimtückisch« getötet wird, kann gefallenen »deutschen Studenten unserer Alma Ma- analog zur Dolchstoßlegende, wonach die Niederlage ter« zu errichten, wobei sie aufgrund einer Spenden- der »heldenhaften Frontsoldaten« durch den »Verrat sammlung einen Großteil der Kosten des Denkmals im Hinterland« erfolgte, gesehen werden.17 Das Denkmal war in der Zwischenkriegszeit Ort übernahm.12 Das Denkmal wurde am 9. 11. 1923 im Rahmen einer deutsch-nationalen Kundgebung demonstrativer Feiern deutsch-nationaler Burschenenthüllt, an der sogar eine Gruppe nationalsozialisti- schaften und nationalsozialistischer Studenten. scher Studenten mit Stahlhelmen teilnahm (!).13 Im Zuge des Gedenkjahrs 1988 (50 Jahre nach Die »Deutsche Studentenschaft« war eine radikal dem sog. Anschluss) entstand an der Universität deutsch-nationale und antisemitisch ausgerichtete Wien die Idee der Anbringung von Gedenktafeln für Organisation, die den Anspruch hatte, alle »deutsch- die Opfer des Nationalsozialismus in der Aula. Im arischen« Studenten unabhängig von ihrer Staatsbür- Ergebnis beschloss der akademische Senat am 28. gerschaft zu vertreten.14 Ihre Zielsetzung war u. a. die Juni 1990 die Versetzung des Siegfriedskopfs in den Einführung einer zahlenmäßigen Beschränkung für Arkadenhof sowie die Anbringung einer Tafel in der jüdische Studierende an der Universität Wien.15 Aula, die der »Opfer von Krieg und Gewalt in echter Das Denkmal stellt das »Haupt des gefallenen Trauer« gedenkt.18 Der Beschluss des akademischen Senates führte Siegfried« dar und wurde von dem Wiener Bildhauer Josef Müllner entworfen, der auch zahlreiche andere allerdings zu einer außerordentlich heftigen politiPlastiken an öffentlichen Plätzen in Wien entworfen schen und medialen Debatte,19 die bis hin zu Van-

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Abb. 2: Neugestaltung und Kontextuierung des Siegfriedskopfes. 1990 hat der Akademische Senat beschlossen, den Siegfriedskopf in den Arkadenhof zu verlegen und dessen Genesis näher zu erläutern. Erst 2005/2006 konnte, nach heftiger öffentlicher Diskussion, dieser Beschluss umgesetzt werden. Die Verlegung des Siegfriedskopfes erfolgte im Zusammenhang mit der grundlegenden Neugestaltung der Aula und des Arkadenhofs. Das Denkmal erhielt durch die Umsetzung des künstlerischen Konzepts von Bele Marx und Gilles Mussard (Büro Photoglas) eine ganz neu Kontextierung. Der Kopf wurde bewusst »vom Sockel gestürzt«, in seine Bestandteile (Platte, Sockel, Kopf) zerlegt und mit kritischen Texten und Bildern einem Glaskörper zugeordnet. Über diesen Teil des neuen Denkmals erhebt sich eine weitere, gläserne »Schrift-Skulptur«, die autografische Erinnerungen der jüdischen Germanistin, Pädagogin und Schriftstellerin Minna Lachs (1907–1993) über ihre u. a. von antisemitischen Angriffen gekennzeichnete Studienzeit enthält.

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dalenakten20 ging und aus heutiger Sicht nur mehr Neugestaltung der Aula schwer verständlich ist.21 Die Versetzung des Siegfriedskopfs in den Arkadenhof scheiterte in den Die Aula wurde inklusive der Versetzung der Por1990er-Jahren auch an den Einwänden des Bundes- tiersloge umfassend verändert und damit wurde der denkmalamtes und an offenen Fragen der techni- Eingangsbereich der Universität Wien zeitgemäß gestaltet. Schon im Eingangsbereich erfolgte als zenschen Realisierbarkeit.22 Erst die autonome Universität nach dem Univer- trale Änderung die Öffnung des Mittelportals und sitätsgesetz 2002 konnte in Zusammenarbeit mit der die Errichtung eines Glaskubus, an dem Inschriften BIG (Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.) 16 Jahre angebracht sind, die auf die Gründungsurkunde der später (!) die Umsetzung verwirklichen. In der Amts- Universität Wien verweisen. Mit dem neuen Lichtzeit von Rektor Georg Winckler und Vizerektor Jo- konzept und der farblichen Ausgestaltung konnte hann Jurenitsch erfolgte, wie eingangs festgehalten, ab die Aula aus der »Dumpfheit der 1920er-Jahre« he2005 im Rahmen der grundlegenden Sanierung und rausgeholt werden.27 Die neue Aula bietet zugleich Umgestaltung der Aula die Versetzung des Denkmals verstärkte Informationen über die Universität Wien in den Arkadenhof im Rahmen einer künstlerischen mittels Plasmascreens, über ein zwischen den mittleNeudisposition. Bele Marx und Gilles Mussard (Büro ren Säulen angebrachtes Glas-Banner und über neue Photoglas) verfolgten eine künstlerische Konzeption, Infoterminals in den Seitenaulen.28 Im Zuge der Neugestaltung der Aula in den Jahwelche die geschichtliche Dimension des Denkmals in besonderer Weise hervorhebt.23 Die wissenschaftli- ren 2005 / 06 konnte auch die Umsetzung der bereits che Aufarbeitung wurde von dem Historiker Friedrich 1990 grundsätzlich beschlossenen Anbringung von erklärenden Gedenktafeln ausgeführt werden. Der Stadler (Institut für Zeitgeschichte) geleitet. Platz, wo bis 2003 der Siegfriedskopf aufgestellt war, Bele Marx und Gilles Mussard haben den Siegfried- blieb bewusst leer. Die Seitennischen rechts und kopf von seinem Sockel »gestürzt« und ihn mit einer links dieses offenen zentralen Raums dienen nunSchrift ummantelt. Diese Schrift dominiert die Skulp- mehr als Gedenk-Nischen und enthalten zwei Texte, tur und schildert antisemitische Übergriffe an der Uni- welche jene Werthaltung veranschaulichen sollen, für versität Wien in den 1920er-Jahren, die vor allem die die die Universität heute steht29  : Gruppe zu verantworten hatte, die den Siegfriedskopf In der rechten Seitennische  : finanzierte. In subtiler Weise »antwortet« und »verteidigt sich« die Schrift-Skulptur, wenn notwendig, auf / gegen mögliche Eingriffe und lässt die Erzählung akkurat und von Mal zu Mal stärker hervortreten.24

Für die Freiheit der Wissenschaften und | die Achtung der Menschenrechte. Gewidmet den Angehörigen der Universität Wien, die aus | rassistischen Motiven, auf Grund ihrer Weltanschauung oder | Zugehörigkeit zu einer religiösen oder sozialen Gruppe, oder | wegen ihres Eintretens für Demokratie und ein unabhängiges Österreich verfolgt und vertrieben wurden. ||

Die vom Bundesdenkmalamt geforderte Sicherheitshülle gegen Einflüsse der Witterung enthält zeitgeschichtliche Texte und Fotografien. Die äußere Hülle trägt Auszüge aus den Erinnerungen von Minna Lachs (1907 – 1993), die als Zeitzeugin die antisemitische Gewalt ihrer Studienzeit Ende der 1920er-Jahre schildert.25 Der Siegfriedskopf ist damit in veränderter Form In tiefer Betroffenheit am neuen Aufstellungsort, der sich bewusst nicht Universität Wien mehr in der Mittelachse des Gebäudes befindet26, ein Objekt, welches die Geschichte nicht verdrängt oder In der linken Seitennische  : leugnet.

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Abb. 3: Der Muse reicht’s. Frauen konnten ab 1897 an der Universität Wien studieren. Erst 1956 wurde die Physikerin Berta Karlik als erste Frau zur ordentlichen Professorin berufen. Der Umstand, dass es im Arkadenhof daher keine Denkmale für Wissenschaftlerinnen der Universität Wien gibt, wurde 2009 von der Universität Wien zum Anlass genommen, dieses Defizit und das Phänomen des jahrhundertelangen Ausschlusses von Frauen aus der höheren Bildung in einem Kunstprojekt zu problematisieren. Die Künstlerin Iris Andraschek bringt dieses gesellschaftliche Versäumnis mit der Schattenintarsie Der Muse reicht’s zum Ausdruck.

Gegen Krieg und Gewalt Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

tät zugelassen wurden. Im Lauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts folgten dann alle anderen Wissenschaftsbereiche der Universität Wien mit der Zulassung des Frauenstudiums, die katholisch-theologiDer Muse reicht’s sche Fakultät erst ab 1945.30 Die seit Anfang der 1990er-Jahre beginnende verEine ganz andere Dimension der Vergangenheit der stärkte Hinwendung zu Frauenförderung und GleichUniversität ist die Frage nach dem Umgang mit dem stellung an den Universitäten und die heute zentrale jahrhundertelangen Ausschluss von Frauen aus der universitäre Zielsetzung von Gleichstellung im Sinne Universität Wien. des Gender-Mainstreamings haben auch Auswirkung In der Habsburgermonarchie erfolgte erst 1896 auf die Ausgestaltung des Arkadenhofs.31 Der Umstand, dass mit Ausnahme der Dichte­ die Regelung der gesetzlichen Voraussetzung für die Ablegung der Matura für Frauen. Der steigende ge- rin Marie von Ebner-Eschenbach unter den mehr sellschaftliche Druck führte 1897 dazu, dass erstmals als 150 Denkmalen für herausragende wissen­ Frauen zum Studium an der philosophischen Fakul- schaftliche Persönlichkeiten im Arkadenhof der

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Universität Wien keine Frau vertreten ist, wurde schon seit Längerem als starkes Defizit empfunden, wobei sowohl W ­ issenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Studierende mit unterschiedlichen Initiativen auf diesen Umstand aufmerksam machten.32 In einer temporären künstlerischen Aktion hat Elisabeth Penker die Bronzebüste der »Anonymisierten Wissenschafterin« entworfen, die bis zur Renovierung der Arkadengänge im Arkadenhof zeitlich begrenzt sichtbar war.33 Das Rektorat der Universität Wien hat gemeinsam mit der BIG im Jahr 2008 / 09 einen Kunstwettbewerb durchgeführt, der ein bisheriges Versäumnis der Universität zum Ausgang nahm  : Die Leistungen von Frauen in der Wissenschaft bildeten sich in der universitären Ehrungspolitik nicht gleichberechtigt ab.34 Ausgehend von der Überlegung, dass die klassische Bronzebüste eher eine Ehrungsform des 19. Jahrhunderts sei, sollte in einer ersten Stufe das Defizit der Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen durch eine künstlerisch neue Form thematisiert werden. Die Siegerin des Wettbewerbs, die Künstlerin Iris Andraschek, bringt dieses Versäumnis über eine Schattenintarsie mit dem Titel »Der Muse reicht’s« zum Ausdruck, die von der Skulptur der Kastalia ausgeht.35 Damit wird der »Idylle des Arkadenhofs« ein »posthumer Schock« erteilt.36 Im Zusammenhang mit dem Kunstprojekt fand auch eine breite wissenschaftliche Diskussion statt, deren Ergebnisse sich u. a. in den Inschriften auf den beiden Sockeln in der Nähe der Schattenintarsie manifestieren. Für die Universität Wien war dieses Projekt ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg der Thematisierung der Gleichstellung von Männern und Frauen.37 Dieses wichtige Anliegen wird die Universität Wien auch im 21. Jahrhundert begleiten. Dazu zählt insbesondere auch die Frage, in welcher Form herausragende Wissenschaftlerinnen im Arkadenhof sichtbar gemacht werden können.

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Anmerkungen  1 Der Eingangsbereich des Hauptgebäudes wird in diesem Buch kunsthistorisch zutreffend als »Vestibül« bezeichnet. Die umgangssprachlich allgemein verwendete Bezeichnung »Aula« für diesen Eingangsbereich findet sich auch in offiziellen Dokumenten der Universität wieder und wird im Folgenden der besseren Verständlichkeit wegen, verwendet.  2 M a isel, Denkmäler, 7.  3 M a isel, Denkmäler, 17.  4 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 84.  5 Leider waren Universitätsgebäude auch Orte körperlicher Gewalt, etwa gegen jüdische oder sozialdemokratische Studierende, vgl. zur Zwischenkriegszeit etwa die Erinnerungen von Minna Lachs: L achs, Erinnerung.  6 Aus der Fülle der Literatur seien stellvertretend genannt: Mühlberger, Vertriebene Intelligenz; Sta dler, Vertriebene Vernunft; Heiss, Willfährige Wissenschaft.  7 Posch/Sta dler, Aberkennungen.   8 Auf die instruktive Homepage des Forums »Zeitgeschichte der Universität Wien« sei dazu insgesamt verwiesen, die auch weitere Literaturangaben enthält: http://www.forum-zeitgeschichte.univie.ac.at/, 5.11.2014.  9 Siehe dazu umfassend die Dokumentation »Kontroverse Siegfriedskopf«, http://forum-zeitgeschichte.univie.ac.at/uni versitaet/forum-zeitgeschichte/gedenkkultur/siegfriedskopf/, 5.11.2014. 10 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 108 – 110. 11 Dav y/Vašek, »Siegfried-Kopf«, 9. 12 Dav y/Vašek, »Siegfried-Kopf«, 10. 13 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 108. 14 M a isel, Denkmäler, 20. 15 Vergleiche zur Deutschen Studentenschaft eingehend, Dav y/ Vašek, »Siegfried-Kopf«, 18 – 27. 16 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 110. 17 M a isel, Denkmäler, 20. 18 Dav y/Vašek, »Siegfried-Kopf«, 7. 19 Die umfangreichen medialen Reaktionen sind bei Dav y/ Vašek, »Siegfried-Kopf« ausführlich dokumentiert. 20 M a isel, Denkmäler, 22. 21 Die Diskussion war nicht zuletzt deshalb kompliziert, weil der Siegfriedskopf als Gefallenendenkmal für die Opfer des II. Weltkriegs in den 50er-Jahren u. a. auch von katholischen Studentenverbindungen als Ort der Erinnerung genutzt wurde, vgl. Wel an, Student in Rot-Weiß-Rot, 21; Dokumentation »Kontroverse Siegfriedskopf«, Forum »Zeitgeschichte«. 22 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 110. 23 M a isel, Denkmäler, 22. 24 Gilles Mussar d/Bele M ar x, Kontroverse Siegfriedskopf: http://www.photoglas.com/, 5.11.2014; Dokumentation »Kon­­troverse Siegfriedskopf«, Forum «Zeitgeschichte«.

25 M a isel, Denkmäler, 23. 26 M a isel, Denkmäler, 22. 27 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 112. 28 Mühlberger, Palast der Wissenschaft, 84. 29 Siehe Dokumentation Gedenk-Nischen in der Aula, Forum «Zeitgeschichte«: http://www.forum-zeitgeschichte.univie.ac. at/gedenkkultur/aula-gedenknischen/, 5.11.2014. 30 Dazu umfassend Heindl/Tichy, Frauen. 31 Blum/Bukowsk a, Muse, 14. 32 Dokumentation, Der Muse reicht’s: http://www.dermusereichts.at/, 5.11.2014. 33 M a isel, Denkmäler, 23. 34 Georg Winckler in A ndr aschek, Der Muse reicht’s, 5. 35 Blum/Bukowsk a, Muse, 13. 36 Eiblm ayr, Index aus Stein, 20. 37 Blum/Bukowsk a, Muse, 14.

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Elmar Schübl

Eine große Leistung Die bauliche Entwicklung der Universität Wien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

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s ist nicht so, dass sich Inneres stets im Äußeren Großzügigkeit an den hohen Stellenwert der Wissenwiderspiegelt. Fassaden können über manches schaften im Habsburgerreich erinnern, war in den hinwegtäuschen. Im Fall der Gebäude der Univer- frühen 1950er-Jahren im Wesentlichen abgeschlossität Wien spiegelte deren Zustand 1945 aber deut- sen. In diesen Jahren hatte sich die wirtschaftliche lich die katastrophale Situation des gesamten öster­ Situation zu konsolidieren begonnen und 1955, nach reichischen Universitätswesens nach dem Ende zehnjähriger Besatzung, erlangte Österreich seine des Zweiten Weltkrieges wider. Kein einziges hatte Souveränität wieder. diese Katastrophe ohne Schaden überstanden. Ihr Beim ersten großen universitären NeubauvorhaHauptgebäude, dieser »Palast der Wissenschaften«, ben in der Zweiten Republik handelte es sich um das war massiv beschädigt worden und gewissermaßen heute noch so genannte Neue Institutsgebäude (NIG) Sinnbild für den ungeheuren Substanzverlust, den der Universität Wien. Beinahe ein halbes Jahrhundie Hochschulen und Universitäten in Österreich seit dert lag zwischen der Fertigstellung des Gebäudedem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlitten hat- komplexes für Chemie und Physik an der Währinger ten. Die zum Teil in Trümmern liegenden Gebäude Straße / Boltzmanngasse (1914) und des NIG im Jahr der Universität Wien waren in den Jahren 1869 bis 1962. Das österreichische Universitätswesen begann 1914 errichtet worden. Diese Jahre markieren in etwa sich erst in den 1960er-Jahren einigermaßen von den den Zeitraum, in dem sie in Forschung und Lehre in vielerlei Hinsicht schwierigen Jahren seit 1914 zu weltweit zu den ersten Adressen zählte. Nach den re- erholen. Im »Bildungsbericht« von 1965 hielt das Unvolutionären Ereignissen des Jahres 1848 war sie als terrichtsministerium aber noch fest  : »Trotz der un»Spitzenuniversität« einer europäischen Großmacht leugbaren Erfolge des Wiederaufbaues musste also konzipiert und als solche in der Reichshaupt- und ein Vergleich der österreichischen Hochschulen mit Residenzstadt konsequent aufgebaut worden. Die derartigen Institutionen im Auslande sehr zuungunsWiener Universität zog Intelligenz aus allen Teilen ten Österreichs ausfallen.«1 Es gilt zu bedenken, dass der Monarchie an und ihre Strahlkraft reichte weit die Voraussetzungen für einen Neubeginn im Frühüber die Grenzen des großen Habsburgerreiches hi- jahr 1945 nicht viel schlechter hätten sein können. Beim Neuauf bau der Hochschulen und Univernaus. Der die Staatsfinanzen schwer belastende Erste sitäten in der Zweiten Republik spielte der UniverWeltkrieg verhinderte die Fortführung einer monar- sitätsbau eine zentrale Rolle. Denn Räume und Gechieweiten Bauoffensive, von der auch die »erste Uni- bäude sind unabdingbare Voraussetzungen für einen versität« des Reiches profitiert hätte. Auf die Stagna- erfolgreichen universitären Lehr-, Forschungs- und tion in der Zwischenkriegszeit folgte die Zerstörung Verwaltungsbetrieb. Die Bereitstellung der erforin den Kriegsjahren 1944 und 1945. Der Wiederauf- derlichen baulichen Infrastruktur (inkl. Ausstatbau der beschädigten Universitätsgebäude, die in ih- tung) bildete die erste große Herausforderung, eine rer architektonisch-künstlerischen Ausführung und zweite war der Wandel zur Massenuniversität, in-

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Abb. 1: Der Bauplatz an der Universitätsstraße Ende der 1950er-Jahre. Hier ist mit dem Neuen Institutsgebäude (NIG) das erste große Universitätsbauvorhaben in der Zweiten Republik realisiert worden. Das NIG sollte vor allem zur Entlastung des nur wenige Gehminuten entfernten Universitäts-Hauptgebäudes am Ring beitragen.

folge des enormen Anstiegs der Studierendenzahlen Standortproblematik. Und abschließend soll an drei seit den 1970er-Jahren. Von dieser Entwicklung war Beispielen (Neues Institutsgebäude – NIG  ; Univerdie Universität Wien, als die mit Abstand größte in sitätssportzentrum Schmelz – USZ I & II  ; UniversiÖsterreich, massiv betroffen. An ihr (inkl. Medizi- tätszentrum Althanstraße – UZA I & II) gezeigt wernischer Fakultät) hatte man 1969 / 70 knapp 17.300 den, wie viele Schwierigkeiten zu überwinden waren, Studierende gezählt, im Studienjahr 1979 / 80 waren um bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine deutliche es schon fast 40.000, zehn Jahre später 65.000 und Verbesserung der baulichen Infrastruktur erreichen zur Jahrtausendwende rund 77.500 Studierende. zu können.2 (2013 / 14 waren es 92.000.) In diesem Beitrag sollen vorerst jene bildungsund gesellschaftspolitischen Leitlinien skizziert Auf dem Weg zur Massenuniversität werden, die zur Massenuniversität führten. Im Anschluss daran wird die staatliche Organisation des Es war die in den 1950er-Jahren einsetzende und Universitätsbaus thematisiert. Deren Wandel ermög- gegen Mitte der 1970er-Jahre stark abflauende Billichte, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts viele dungseuphorie, die den Weg zur Massenuniversität Organisationseinheiten der Universität Wien räum- ebnete. Die in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre lich gut versorgt waren. Ein weiteres Thema ist ihre in Schwung gekommene Bildungsoffensive gewann

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immer mehr an gesellschaftspolitischer Bedeutung. Immer weitere Bevölkerungskreise teilten die Auffassung, dass höhere Bildung zu höherem Lebensstandard führe. Diese Überzeugung beschränkte sich aber nicht nur auf die wirtschaftliche Entwicklung, sondern umfasste auch eine soziale und kulturelle Komponente. Die beiden damaligen Großparteien ÖV P und SPÖ waren sich einig, dass mehr und höhere Bildung die unerlässliche Voraussetzung für die Bewältigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufgaben sei. Obwohl erst das steil ansteigende Wirtschaftswachstum eine expansive Bildungspolitik ermöglichte, bestimmten gesellschaftspolitische Zielsetzungen die Entwicklung der weiterführenden Schulen und Universitäten bis Anfang der 1980er-Jahre. Helmut Engelbrecht schreibt im 1988 erschienenen letzten Band seiner »Geschichte des österreichischen Bildungswesens«, dass in diesem Jahrzehnt die Bildungspolitik wieder an den Rand des Interesses gerückt sei – »die Anstrengungen um die notwendige Budgetsanierung stehen heute im Vordergrund«3. Daran hat sich seit nunmehr 30 Jahren nichts verändert. Im Grunde zeichnet sich die österreichische Universitäts- und Wissenschaftspolitik seit mittlerweile 100 Jahren vornehmlich durch die Verwaltung Abb. 2: Die Urkunde zur Grundsteinlegung des NIG in der Univervon Mängeln aus. sitätsstraße (7) vom 6. Dezember 1958. Früheren Plänen gemäß In den 1960er-Jahren war die Neuordnung ge- sollte an diesem Ort eigentlich ein Bibliotheksgebäude für die sellschaftlicher Verhältnisse ein großes Thema, das Universität errichtet werden. die Bildungspolitik stark berührte. Die ÖV P propagierte »Chancengerechtigkeit«, die SPÖ hingegen »Chancengleichheit«. Nachdem mehr als 40 Jahre Gründung weiterführender Schulen auf die Erschlielang wirtschaftliche und politische Krisen die Ent- ßung bislang bildungsfernerer Regionen achtete. wicklung des österreichischen Schul- und Univer- 1950 existierten 206 Schulen, deren Absolvierung zu sitätswesens schwer beeinträchtigt hatten, waren einem Universitätsstudium berechtigte; 1980 waren die Erwartungen enorm, die in den Ausbau und es bereits 516, die im Vergleich mit 1950 aber mehr die Modernisierung des Bildungswesens gesetzt als viermal so viele Schülerinnen und Schüler zu wurden. Die von der Politik seit Mitte der 1950er- betreuen hatten.4 Neben dem Universitätsbau stellt Jahre verfolgte »Ausschöpfung« aller Begabungen auch der Bundesschulbau ein erfolgreiches Kapitel gründete zwar in wirtschaftlichen Interessen, doch der jüngsten Geschichte Österreichs dar. Engelmit dieser Zielsetzung war zugleich auch ein sozia- brecht zählt ihn zu den auffallendsten Leistungen les Anliegen verknüpft, da landesweit Begabungsre- der Zweiten Republik.5 Der Abbau regionaler Unserven erschlossen werden sollten. Es galt regionale gleichheiten war auch charakteristisch für den AusUngleichheiten abzubauen, weswegen man bei der bau des universitären Netzwerkes.6

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Der in Angriff genommene Ausbau der allgemeinund berufsbildenden höheren Schulen hatte rasch einen Anstieg der Studierendenzahlen zur Folge, der die universitäre Raumnot noch verschärfte. Im 1965 vorgelegten »Bildungsbericht« hielt das Unterrichtsministerium fest, dass an der Spitze aller Probleme, mit denen die Universitäten konfrontiert seien, die Raumnot stehe. »Dieses sprunghafte Ansteigen der Hörerzahlen, das einem erhöhten Bedarf von Staat und Wirtschaft an höchstqualifizierten Fachleuten entspricht, mußte die unzureichenden Einrichtungen unserer Hochschulen bis über die Grenze des Tragbaren belasten. Die Hörerzahl hat die Normalkapazität der österreichischen Hochschulen bei weitem überschritten. Es ist in erster Linie dem Idealismus und der Improvisationskunst der Professoren an den österreichischen Hochschulen zu danken, daß der mehrere Male zu befürchtende Zusammenbruch des Lehrund Forschungsbetriebes vermieden werden konnte.«7 Im ministeriellen Bericht steht weiters  : »Schon in der Periode der relativen Stabilisierung  – etwa um das Jahr 1954 / 55 – wurde die Ausstattung der österreichischen Hochschulen als ungenügend und weit unter dem internationalen Standard bezeichnet. Gewiß wurde seit damals viel geleistet, das darf keinesfalls übersehen werden  : Es entstand eine Reihe moderner, zweckmäßiger Hochschulbauten, die Ausstattung von Instituten und Laboratorien wurde modernisiert und erneuert, es kam zu einer beträchtlichen Personalvermehrung. Aber das außerordentlich starke Anschwellen der Zahl der Studierenden hat alle diese Erfolge hinweggeschwemmt. Die gemachten Investitionen hätten, wären die Hörerzahlen seit 1955 gleichgeblieben, einen wesentlichen Fortschritt bedeutet und zur Angleichung der österreichischen Hochschulen an den internationalen Standard ganz bedeutend beigetragen. Sie haben aber nicht einmal ausgereicht, um die Schwierigkeiten, die durch das Anschwellen der Hörerzahlen entstanden sind, auszugleichen. Die Situation des österreichischen Hochschulwesens muß daher heute als kritischer als vor 10 Jahren bezeichnet werden.«8 – Diese problematische Entwicklung erfuhr noch eine massive Beschleunigung und nahm bislang ungebremst ihren Lauf.

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Da sich nach 1975 weder die Aufstockung der Planstellen für das Universitätspersonal noch die Flächengewinne an der Steigerungsrate der Studierendenzahlen orientierten, verschlechterten sich die Studienbedingungen. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen stieg mäßig, dafür nahm die durchschnittliche Studiendauer kontinuierlich zu. Die Zahl derjenigen, die ihr Studium aufgaben, stieg in den 1980er-Jahren stark an wie auch jene der arbeitslosen Akademikerinnen und Akademiker sowie derjenigen, die keine ihrer Qualifikation adäquate Arbeit fanden. Von einer Regulierung des Universitätszugangs wurde nicht zuletzt deswegen abgesehen, weil man deren negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt fürchtete. Vor allem junge Menschen, die dort keine Chance haben, belasten während des Studiums die Arbeitslosenstatistiken nicht. Auch diese temporäre »Entlastung« zählt zu den Aufgaben, die österreichische Universitäten seit Beginn der 1970erJahre zu erfüllen haben. Die damalige »Öffnung« der Universitäten erfolgte unter anderem auch schon aus diesem Grund. Die daraus resultierenden Probleme der Massenuniversität mindern aber die Leistungsfähigkeit von Lehr- und Forschungsinstitutionen, zu welchen österreichische Universitäten erst 1848 geworden sind. Im Revolutionsjahr 1848 hatte man im Habsburgerreich mit der Lehr- und Lernfreiheit, der engen Verbindung von Forschung und Lehre und dem Recht zur Selbstergänzung des Lehrkörpers die Eckpfeiler der modernen Forschungsuniversität übernommen.9 Die sie prägenden forschenden Wissenschaften zielen stets auf den Gewinn neuer Erkenntnisse ab. Der wissenschaftliche Erkenntnisprozess weist ins Offene und ist der Sache nach expansiv. Hierfür verantwortlich ist die Lehr- und Lernfreiheit, deren Wert die Förderung des persönlichen Erkenntnisinteresses darstellt. Die Forschungsuniversität ist zuallererst ein Ort der Erkenntnisarbeit, wo Lehrende und Studierende unter Einsatz ihrer Begabungen zur »Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt«10 beitragen sollen. Das ist die erste und wichtigste Aufgabe der Universitäten,

Abb. 3: Das Neue Institutsgebäude in den 1960er-Jahren mit seiner ursprünglichen, von Minister Fritz Bock geplanten Fassade. Das NIG war anfänglich die Heimstätte von vornehmlich geisteswissenschaftlichen Instituten der großen Philosophischen Fakultät.

die als solche im Universitätsgesetz 2002 festgeschrieben ist. Durch die große Bedeutung, die wissenschaftlicher Erkenntnisarbeit im 19. Jahrhundert eingeräumt worden war, erfuhr jener Prozess eine Beschleunigung, der in die wissenschaftliche Durchdringung praktisch aller Lebensbereiche des Menschen münden sollte. Die forschenden Wissenschaften sind zur Deutungsmacht, Gestaltungskraft und »kulturellen Instanz von außerordentlichem Prestige«11 geworden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begannen die Deutungshoheit über den Menschen und über dessen soziale und natürliche Umwelt zu gewinnen und lösten damit in den sich formierenden aufgeklärten Wissensgesellschaften religiöse Autoritäten ab. Im 20. Jahrhundert sollte dieser Säkularisierungsprozess, der im Hochmittelalter von den ersten Univer-

sitäten in Europa wichtige Impulse erhalten hatte,12 dann in seine finale Phase treten. Die 1848 in Österreich gewährte Lehr- und Lernfreiheit, die das persönliche Erkenntnisinteresse der Menschen fördert, erwies sich als Motor für den fachlichen Differenzierungs- und Institutionalisierungsprozess. Er brachte an der Universität Wien rasch eine beeindruckende Vielfalt in Lehre und Forschung hervor,13 die noch heute jene der übrigen österreichischen Universitäten weit übertrifft. Die Vielfalt an wissenschaftlichen Disziplinen ist Ausdruck des geistigen Reichtums des Menschen. Der fachliche Differenzierungs- und Institutionalisierungsprozess findet seinen Ausdruck in der baulichen Entwicklung der Universitäten. Denn dieser expansive Prozess hat den Anstieg des Universitätspersonals zur Folge, womit zugleich die Raumbedürfnisse steigen.

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Diese Zusammenhänge hatte die österreichische gig dimensioniert sei. Hertha Firnberg schrieb noch Unterrichtsverwaltung schon 1913 thematisiert  : 1981 im »Hochschulbericht«  : »Auch in den achtziger »Verschiedene Umstände, vor allem aber die Um- Jahren werden die Hörerzahlen noch eine wichtige wandlung des wissenschaftlichen Betriebes in einen Größe der Hochschulpolitik sein, aber nicht mehr Großbetrieb, die in den letzten Dezennien nament- deren dominierender Faktor.«16 Auch dabei handelte lich auf naturwissenschaftlichem, medizinischem es sich um eine Fehleinschätzung. und technischem Gebiete eingetreten ist und noch immer weiter um sich greift,14 verleihen baulichen Fragen auch für die Organisation und Verwaltung Die Organisation des Universitätsbaus unserer Hochschulen, deren Wesen und eigenartige Entwicklung auf der innigen Verknüpfung von For- Die traditionelle Organisation des Universitätsbaus schung und Lehre beruht, große aktuelle Bedeutung. prägte das Zusammenwirken von drei BundesminisIndem durch Spezialisierung oder Kombinierung von terien. In den Kompetenzbereich des WissenschaftsDisziplinen neue Wissenszweige entstehen, indem an ressorts fiel die Genehmigung der Raum- und FunkStelle von Lehrkanzeln Institute treten, ältere Insti- tionsprogramme, die in Zusammenarbeit mit Unitute und Kliniken durch neue Abteilungen und La- versitätsangehörigen entwickelt wurden. Das Budget boratorien ergänzt werden, muß für diese Neu- und für den Universitätsbau verwaltete aber das WirtUmbildungen räumlich vorgesorgt, müssen ältere schaftsministerium, das auch für die Einleitung der Bauten in entsprechender Weise umgestaltet und er- konkreten Architekturplanung und die Bauabwickweitert oder durch neue zweck- und zeitgemäß einge- lung verantwortlich war. Das Finanzministerium richtete Gebäude ersetzt werden. Auch die im letzten stellte die Mittel bereit, die Höhe des Baubudgets Vierteljahrhundert gewaltig anwachsende Zahl von hing vom Verhandlungsgeschick des WirtschaftsresHörern und Lehrern läßt Zu- und Neubauten fast sorts ab. Bei der traditionellen Organisationsform entfiel überall notwendig erscheinen.«15 In den 1960er-Jahren war dies nicht anders. Das bei Bauvorhaben die volle Investitionslast auf den Ministerium ließ in der zweiten Hälfte dieses De- Herstellungszeitraum der Investition. Infolge des zenniums den damals verfügbaren Gebäudebestand großen Nachholbedarfs wurden aber schon in den erheben und bewerten, die Berechnung des Raum- 1960er-Jahren zu viele Baustellen eröffnet, wodurch bedarfs erfolgte unter Zugrundelegung internationa- die jährlichen Bauraten nicht ausreichend hoch doler Vergleichsgrößen. Diese Daten bildeten 1969 die tiert werden konnten. Dies hatte zumeist beträchtBasis für die Ausarbeitung eines umfassenden Bau- liche Verzögerungen zur Folge. An den Universitäprogramms für die Hochschulen und Universitäten. ten kursierte der Witz, dass man nicht Neubauten Das »Längerfristige Entwicklungsprogramm für den errichten, sondern Rohbauten instandhalten würde. Hochschulbau« lag 1972 vor. Im Unterschied zum Die Sanierung und der Ausbau des Institutsgebäudes »Schulentwicklungsprogramm 1971 – 1980« wurde es im Botanischen Garten am Rennweg konnte zum aber nicht vom Ministerrat beschlossen, was sich ne- Beispiel erst nach 14 Jahren abgeschlossen werden. gativ auf die Dotierung des vom Wirtschaftsministe- Bei diesem Bauvorhaben handelte es sich im Unterrium verwalteten Baubudgets auswirken sollte. (Das schied zum Wiener Juridicum, das nach zwölfjähriger Programm bildete aber die Richtschnur für die bau- Bauzeit 1984 eröffnet wurde, um kein Großprojekt. liche Entwicklung der österreichischen Universitäten Das hinsichtlich der Größenordnung und Nutzung im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.) Im 1970 mit dem Juridicum vergleichbare R ESOWI-Zentrum gegründeten Bundesministerium für Wissenschaft der Universität Graz konnte hingegen schon nach und Forschung hatte sich nämlich die Auffassung zweijähriger Bauzeit fertiggestellt und 1996 bezogen durchgesetzt, dass dieses Bauprogramm zu großzü- werden. Bauverzögerungen verursachten Kosten-

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Abb. 4: Neben dem Hauptgebäude war das NIG jenes Gebäude der Universität, das von Umsiedlungen am stärksten betroffen war. Dies hinterließ rasch deutliche Spuren, die man durch regelmäßige Instandsetzungsarbeiten zu bereinigen suchte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfolgte dann eine umfassende Adaptierung (inkl. Neugestaltung der Fassade), der Pläne von Laurids und Manfred Ortner zugrunde lagen.

steigerungen und führten außerdem dazu, dass bis lungsmodellen, in welchen die Nutzungsdauer und Mitte der 1980er-Jahre unzählige Raumprovisorien die Investitionsfinanzierung synchronisiert wurgeschaffen werden mussten, die mit weiteren Kosten den. Diese Modelle lagen den meisten universitären verbunden waren. Diese »Außenanmietungen« hat- Großprojekten zugrunde. Durch Bauträgerprojekte ten nicht selten die Zersplitterung größerer Organi- konnte ungleich rascher Universitätsraum geschaffen werden. Im Vergleich mit den Verhältnissen im Jahr sationseinheiten zur Folge. Die Herausforderungen für die »Raumabteilung« 1970 verfügte die Universität Wien gegen Ende des des Wissenschaftsressorts waren enorm. Das gilt 20. Jahrhunderts schließlich über mehr als doppelt so auch für die Leistungen, die von ihr erbracht wur- viel Nutzfläche. In qualitativer Hinsicht fiel die damit den. Die von Franz Loicht geleitete ministerielle verbundene Verbesserung der Arbeitsbedingungen Abteilung ging konsequent den Weg einer flexiblen noch viel deutlicher aus. Diese Bauträgerprojekte waren im Budget des und pragmatischen Bedarfserfüllung, »verbunden mit der Bereitschaft zur Improvisation und unter Wissenschaftsressorts veranschlagt und wurden soEinbeziehung eines dauernden Lernprozesses«17. Seit mit außerhalb des vom Wirtschaftsministerium beAnfang der 1970er-Jahre forcierte die Raumabteilung treuten Universitätsbaus realisiert, dessen Schwächen den Einsatz von Finanzierungs- und Projektabwick- immer deutlicher wurden. Diese Krise, die den gan-

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zen Bundeshochbau umfasste, konnte 1987 durch ein in dieser Randzone des 1. Bezirks Innere Stadt und Sonderfinanzierungsprogramm überwunden werden. im 9. Bezirk Alsergrund stieß die rasch wachsende Diesem Programm lag die Überlegung zugrunde, Universität schon früh an Grenzen. Nach dem Ende dass langlebige Wirtschaftsgüter auch langfristig des Zweiten Weltkrieges veränderten sich durch den finanziert werden sollen. Das Wissenschaftsminis- Wiederauf bau weder die schwierige Ausgangslage terium hatte diese Auffassung schon in den 1960er- noch die Grundkoordinaten für den künftigen AusJahren vertreten und brachte die Problematik der tra- bau der Universität. ditionellen Organisationsform des Bundeshochbaus Die Frage nach ihrer räumlichen Erweiterung war 1987 im »Hochschulbericht« auf den Punkt  : »Für in den frühen 1960er-Jahren ein großes Thema. Fritz die Erfüllung öffentlicher Aufgaben ist das Zugriffs- Purr erarbeitete im Auftrag des Unterrichtsministeund Gestaltungsrecht maßgeblich, nicht aber tradi- riums eine Übersicht zum Raum- und Flächenbetionelle Wertigkeiten, wie das bücherliche Eigentum darfsprogramm mit Vorschlägen zum Ausbau. 1965, im Sinne des Bürgerlichen Rechts. Daher sollen die als die Universität ihr 600-Jahr-Jubiläum feierte, inGrundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und formierte das Ministerium in der Broschüre »Wien Zweckmäßigkeit auch für die Wahl der Nutzungs- und seine Universität« über die angestrebte bauliche und Finanzierungsmodelle maßgeblich sein, und Erweiterung. Es folgte ein langer, oftmals mühsamer nicht das Festhalten an gewohnten Formen.«18 Diskussionsprozess über Standorte und FunktionsDer vom Wissenschaftsministerium beschrittene zusammenhänge der einzelnen Fakultäten. Die ErWeg führte über die Gründung der Bundesimmo- richtung eines zweiten großen Universitätsstandortes biliengesellschaft (BIG, 1992) zum Bundesimmo- bzw. die Neuerrichtung der ganzen Universität am biliengesetz 2000, das den vorläufigen Abschluss Stadtrand war zwar angedacht worden, doch letztder tief greifenden Reform der staatlichen Bau- und lich waren diese Ideen weder von der Universität Liegenschaftsverwaltung bildet. So kann heute un- selbst noch vom Ministerium ernsthaft in Betracht gleich rascher und kostengünstiger Universitätsraum gezogen worden. Die gemeinsame und grundsätzligeschaffen werden. Es wird aber auch weiterhin der che Haltung, dass die traditionsreichste Universität politische Wille die Qualität und den Umfang des Österreichs auch weiterhin in zentraler Lage das kulUniversitätsbaus bestimmen. Sie sind signifikante turelle Leben der Bundeshauptstadt mitgestalten soll, Indikatoren des gesellschaftspolitischen Stellenwer- erleichterte die an sich schon komplexe Thematik tes, den der Staat seinen Universitäten einräumt. nicht, die ja auch mit weittragenden städtebaulichen Der Universitätsbau zählt zu jenen Themen, die stets Konsequenzen in bereits stark verbauten Gebieten aktuell sind, da er infolge der begrenzten Nutzungs- verbunden war. dauer der Gebäude der Sache nach nicht zu einem Das Ministerium und die Universität strebten geEnde kommen kann. meinsam nach einer größtmöglichen Geschlossenheit des universitären Hauptstandortes. Das konnte nur durch den Ankauf von Liegenschaften, die sich noch Die Standortproblematik der Universität Wien in Privatbesitz befanden, erreicht werden. Gelegenheiten dazu verstrichen aber immer wieder ungenutzt, Die Standortproblematik der Universität Wien ist weil der Bund nicht rechtzeitig die dafür benötigten durch ihre zentrumsnahe Lage charakterisiert. Im Mittel bereitstellen konnte. Um Gebäude und Bauletzten Drittel des 19. Jahrhunderts und im frühen gründe für Zwecke der Universität rasch zu sichern, 20. Jahrhundert waren für sie Gebäude in jener Stadt- regte das Ministerium – allerdings ohne Erfolg – die erweiterungszone errichtet worden, die im Nordwes- Gründung eines Fonds an, der durch Zuwendungen ten an das historisch gewachsene Zentrum angrenzt. des Bundes, der Stadt Wien und von Gönnern geAufgrund der dichten gründerzeitlichen Verbauung speist werden sollte.19

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Abb. 5: Im Zuge der Instandsetzung des NIG wurde an den Fassaden ein Kunst am Bau-Projekt realisiert. Die Künstlerin Eva Schlegel überzog die Loggienverglasung der sechs Geschosse mit Schriftzügen, die einerseits zum Lesen anregen, sich aber andererseits durch ihre Unschärfe verweigern.

Die Strategie, den Hauptstandort auszubauen, war über die Jahrzehnte sehr erfolgreich.20 2014 zählten 47 von 66 Adressen in der Bundeshauptstadt zu diesem zentrumsnahen Standort, dessen »Eckpunkte« das Hauptgebäude (Universitätsring  1) im Süden, der Universitäts-Campus (Spital­gasse 2) im Westen, das Physik- und das Chemie-Gebäude (Währinger Straße 38 – 42, Boltzmanngasse 3 – 5 / Strudlhofgasse 4) im Norden und das Juridicum (Schottenbastei 10 – 16) im Osten bilden. Mit dem Neuen Institutsgebäude (1962) und dem Juridicum (1984) konnten dort zwei große Neubauten errichtet werden. Die Umwandlung des Alten Allgemeinen Krankenhauses zum Universitäts-Campus21 (1998) sei an dieser Stelle als Beispiel für zahlreiche Adaptierungen von Altbauten genannt, die heute universitäre Organisationseinheiten beherbergen.

Freilich war es unmöglich, sämtliche universitäre Organisationseinheiten am Hauptstandort räumlich zu versorgen. Zu den bereits bestehenden größeren Universitätsstandorten im 18. Bezirk (Sternwarte) und im 3. Bezirk (Botanischer Garten) kamen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Universitätssportzentrum Schmelz (15. Bezirk), der ehemalige Standort der Wirtschaftsuniversität in Döbling (19. Bezirk), das (2013 allerdings wieder aufgegebene) Betriebswirtschaftliche Zentrum in Floridsdorf (21. Bezirk), das Vienna Biocenter (3. Bezirk) und das Universitätszentrum Althanstraße (UZ A, 9. Bezirk) hinzu. Durch den Aufbau und die Erweiterung des UZ A, wo nicht nur die Wirtschaftsuniversität (vorübergehend) eine neue Heimstätte fand, sondern auch zahlreiche naturwissenschaftliche Institute der Universität, ergaben sich neue Perspektiven hinsichtlich

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der Nachnutzung des Alten AKH. Der realisierte Universitäts-Campus wurde zum Zentrum kulturwissenschaftlicher Institute. Für die Kulturwissenschaften sollte eigentlich noch ein zweites Zentrum geschaffen werden, doch das Projekt »Roßauer Kaserne« scheiterte zu Beginn der 1990er-Jahre.22

Das Neue Institutsgebäude (nig)

Das erste große universitäre Neubauvorhaben in Österreich nach 1945 stand ganz im Zeichen der Entlastung des Hauptgebäudes der Universität Wien. Nach dem in den frühen 1950er-Jahren abgeschlossenen Wiederauf bau dieses monumentalen Universitätsgebäudes gab es darin kein Institut, das nicht unter Raumnot gelitten hätte. Die Universitätsbibliothek war von räumlichen Engpässen aber am stärksten betroffen. Bereits während der Planungsphase des Hauptgebäudes war der damalige Bibliotheksdirektor vehement, aber ohne Erfolg für die Errichtung eines eigenen Bibliotheksgebäudes eingetreten. Die rasch anwachsenden Bibliotheksbestände führten bereits um die Jahrhundertwende zu problematischen Verhältnissen, die durch einen Neubau beseitigt werden sollten. (Otto Wagner legte zum Beispiel 1910 einen großzügigen Entwurf für ein Bibliotheksgebäude vor.) Nach dem Zweiten Weltkrieg griff man diese Idee wieder auf. Alfred Dreier und Otto Nobis legten 1952 entsprechende Pläne vor. In den 1950er-Jahren scheiterte dieses Neubauvorhaben, da der Beseitigung von schweren Defiziten im Lehrbetrieb Vorrang eingeräumt worden war. Nicht zuletzt aufgrund des Mangels an Hörsälen sprach sich die Universitätsleitung 1955 gegen das projektierte Bibliotheksgebäude und für die Errichtung eines großen Institutsgebäudes mit 14 Hörsälen aus. Mit der Planung des insgesamt neungeschossigen NIG (27.300 m2), dessen Trakte um einen Innenhof gruppiert sind, wurden Dreier und Nobis beauftragt. Die Gestaltung der Fassade erfolgte nach Vorstellungen von Fritz Bock, damals Bundesminister für Handel und Wiederaufbau, der sich auch für die zügige Realisierung dieses Bauvorhabens sehr

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einsetzte. Das 102 Millionen ATS teure Großprojekt, das sich in nächster Nähe zum Hauptgebäude befindet, war nach vierjähriger Bauzeit 1962 abgeschlossen. Im letzten Obergeschoss befindet sich eine Mensa, wo man auch eine Terrasse nutzen kann, die drei größten Hörsäle wurden im Kellergeschoss eingerichtet. Im NIG (Universitätsstraße 7) quartierte man anfänglich 16 vornehmlich geisteswissenschaftliche Institute der großen Philosophischen Fakultät ein. Davon profitierte eine Zeit lang die im Hauptgebäude verbliebene Universitätsbibliothek, für deren Zwecke in den 1960er-Jahren unter anderem ein prunkvolles Stiegenhaus (Stiege X II) geopfert worden war. Neben dem Hauptgebäude war das NIG seitdem jenes Gebäude der Universität, das von Umsiedlungen am stärksten betroffen war. Dies hinterließ rasch deutliche Spuren, die man durch regelmäßige Instandsetzungsarbeiten zu bereinigen suchte. Eine umfassende Umwidmung wurde Mitte der 1990erJahre aktuell. Den Vorstellungen der Universität gemäß sollte nach der Inbetriebnahme des UZ A II (1995) und der Eröffnung des Universitäts-Campus (1997 / 98) das dadurch frei werdende NIG zum Zentrum der damaligen Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät werden. Das Neue Institutsgebäude sollte für diesen Zweck schrittweise adaptiert werden. Dieser Plan verzögerte sich aus finanziellen Gründen, was zur Folge hatte, dass das NIG vorübergehend sogar teilweise leer stand. Der schließlich von der Bundesimmobiliengesellschaft durchgeführten und 2004 abgeschlossenen Adaptierung lagen Pläne von Laurids und Manfred Ortner zugrunde. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen wurde auch die Fassade neu gestaltet.23 Das älteste der nach 1945 errichteten Universitätsgebäude war 2014 die Heimstätte von insgesamt sechs Instituten der Fakultäten für Sozialwissenschaften, für Psychologie, für Philosophie und Bildungswissenschaft und für Geowissenschaften, Geografie und Astronomie sowie von vier interfakultären Forschungsplattformen und mehreren Dienstleistungseinrichtungen.

Abb. 6: Der Eingangsbereich zum Wiener Universitätssportzentrum Schmelz im 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus.

Das Wiener Universitätssportzentrum Schmelz (usz i & ii)

Die Anfänge des Wiener Universitätssports reichen bis ins Revolutionsjahr 1848 zurück. Ein Gymnastikunterricht für Studenten wurde damals vorerst versuchsweise angeboten. Die Trennung zwischen dem »Turnlehrerbildungskurs«, dem Vorläufer des heutigen Instituts für Sportwissenschaft, und der Universitäts-Turnanstalt (UTA, heute  : Universitätssport-Institut, USI) erfolgte erst 1919. Nach 1945 genügten weder die zur Verfügung stehenden Räume im Hauptgebäude und im ehemaligen Garnisonsspital noch der angrenzende Universitätssportplatz den Anforderungen der beiden Einrichtungen, zumal die UTA Angehörige sämtlicher Wiener Hochschulen zu betreuen hatte.

Nach einigen erfolglosen Bemühungen schien in den frühen 1960er-Jahren die Errichtung eines Universitätssportzentrums auf dem ehemaligen Sportplatz des 1909 gegründeten Sportvereins Hakoah und den daran anschließenden bundeseigenen Grundstücken im Prater möglich. Eine weitere Option war damals schon das Gelände »Auf der Schmelz«.24 Auf diesem relativ zentrumsnahen Areal war 1850 ein Exerzierplatz errichtet worden, der bis in die Zwischenkriegszeit in Betrieb war. Für die Schmelz sprach, dass dort bereits eine Sportanlage auf bundeseigenem Gelände existierte. Im östlichen Bereich des Areals hatte 1925 der aus dem Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereinigungen hervorgegangene ASKÖ diese Anlage errichtet. Der ASKÖ wollte die in Bestand genommene Sportstätte aber nicht aufgeben, sondern diese erweitern. Eine Al-

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ternative stellte ein westlich der Possingerstraße gelegenes Areal im Ausmaß von 40.000 m2 dar. Das »Grabeland« war von Kleingärtnern besiedelt worden, die dafür jedoch keine Genehmigung eingeholt hatten. (Im Anschluss daran befinden sich genehmigte Kleingärtnersiedlungen.) Für dieses Gelände erreichte der Bund nach mühsamen Verhandlungen mit der Stadt Wien die benötigte Flächenumwidmung. Der zum Standort des Universitätssportzentrums (USZ I, Auf der Schmelz 6) bestimmte Grund grenzte im Norden an den »Garagenbezirk« des Bundesheeres. Von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg errichtete Holzbaracken waren dort als Garagen in Verwendung. Das Verteidigungs- und das Unterrichtsministerium vereinbarten 1967, dass dieses Areal die Erweiterungsfläche des USZ bilde und als solche verbaut werden könne, sobald für das Heer an einem anderen Standort Alternativen zur Verfügung stünden. Dem nach Plänen von Fritz Purr 1973 in Betrieb genommenen USZ I lag ein Raum- und Funktionsprogramm aus dem Jahr 1967 zugrunde.25 In einem dreigeschossigen Trakt des Gebäudekomplexes konzentrierte man jene Bereiche, die vom Institut für Sportwissenschaft, dem Universitätssportinstitut, der Bundesanstalt für Leibeserziehung und dem Österreichischen Institut für Sportmedizin bezogen wurden. Drei Hörsäle wurden in einem weiteren Trakt eingerichtet, außerdem verfügt das USZ I über eine Mensa. Der Sportbereich umfasst unter anderem eine Winterlauf bahn, sechs Sporthallen und ein Hallenbad, das mit einem hydraulischen Hubboden ausgestattet wurde. Um den Erholungscharakter dieses Stadtteils im 15. Wiener Gemeindebezirk zu unterstreichen wurden auf dem Areal 380 Bäume gepflanzt. Das neu geschaffene Universitätssportzentrum im Grünen linderte zwar vorübergehend den Mangel an Übungsstätten, doch der extreme Anstieg der Studierendenzahlen an allen Wiener Universitäten und die großzügige Erweiterung des Sportangebots relativierten sehr rasch diesen Erfolg.26 Bereits gegen Ende der 1970er-Jahre suchte das Wissenschaftsressort die Freimachung des »Garagenbezirks« zu erreichen, die sich

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jedoch aufgrund der immer größer werdenden Forderungen des Verteidigungsministeriums um knapp zehn Jahre verzögerte. Als Ersatz für die baufälligen Holzbaracken sollten zum Beispiel atombombensichere Kommando- und Einsatzeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Eine weitere Schwierigkeit stellte die erforderliche Flächenumwidmung durch die Stadt Wien dar. Es schienen wiederum mühsame Verhandlungen bevorzustehen, da die Bezirksvertretung die Errichtung von Wohnanlagen forderte. Im Unterschied zum USZ I konnte im gegenständlichen Fall jedoch schon Anfang der 1980er-Jahre ein Kompromiss erzielt werden. Die Stadt Wien wollte unter der Voraussetzung, dass der Bund als Liegenschaftseigentümer einer Randverbauung für Wohnzwecke entlang der Possingerstraße und der Gablenzgasse zustimmt,27 eine Umwidmung für Sportzwecke beschließen. Ein positiver Effekt dieses Planes war die durch die Randbebauung ermöglichte Abschirmung des Sportbetriebes von den verkehrsreichen Straßen. Den Anstoß zur Realisierung der angestrebten Bebauung gab die von der Stadt Wien 1986 beschlossene Verlegung eines Wasserspeichers. Sie stand im Zusammenhang mit der Verlängerung der U-Bahn-Linie U3. Ein bestehender Speicher entlang der in Aussicht genommenen U-Bahn-Führung sollte zu einem Einkaufszentrum (Johnstraße) umfunktioniert werden. Aufgrund der Höhenlage wählte man die Schmelz als neuen Standort. Über dem Wasserspeicher, auf einer Fläche von 17.000 m2, wurden Anfang der 1990er-Jahre Freiluftanlagen für den Universitätssport errichtet. In Verhandlungen mit jenen Baugesellschaften, die das Wohnbauprojekt realisierten, erreichte das Wissenschaftsministerium, dass ein Neubau entlang der Possingerstraße für Zwecke des USZ sichergestellt werden konnte. Das Ministerium regte an, dass auch dieses Gebäude von einer der beiden Wohnbaugesellschaften errichtet und zu einem bereits vereinbarten Mietzins an den Bund vermietet werden sollte. Gegen die Durchführung dieses Bauträgerprojekts sprachen sich jedoch das Finanz- und das Wirtschaftsministerium aus. Das USZ II (Auf der Schmelz 6a) wurde deswegen als Bundesbau abgewickelt, was zu

Abb. 7: Das 1973 eröffnete Universitätssportzentrum Schmelz erfuhr bislang zwei größere Erweiterungen. Das mit einem hydraulischen Hubboden ausgestattete Hallenbad ist aber bereits in der ersten Bauphase errichtet worden.

einer Verzögerung des Baubeginns und zu Mehrkos- Museen und Galerien ab. Der Ministerrat beschloss ten infolge der Einrichtung einer gesonderten Bau- 1985 Richtlinien zur Durchführung dieser Initiative, stelle führte. Das von Harry Glück geplante sieben- deren Kostenrahmen ein Prozent des Netto-Hochgeschossige Gebäude konnte nach einjähriger Bauzeit bauaufwandes bildete. im Herbst 1994 bezogen werden. Der Erweiterungsbau umfasst zwar zwei Gymnastikhallen und ein Tanzstudio, in erster Linie sind darin aber Bereiche Das Universitätszentrum Althanstraße (UZA I & II) (Bibliothek, Seminarräume, Labors und Büros) eingerichtet worden, die dem Institut für Sportwissen- Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts klagten Professoren über die im Hauptgebäude herrschende schaft zugutekommen.28 Die künstlerische Gestaltung der Bodenverflie- Raumnot des Zoologischen Instituts. Mehrere Versung in der Aula – eine allegorische Darstellung eines suche, dieses Problem zu lösen, scheiterten. Mitte der griechischen Olympioniken – erfolgte nach einem 1960er-Jahre wurde die Errichtung eines Neubaus Konzept von Helmut Margreiter. Es handelt sich für die Zoologie mit der Realisierung des Universidabei um ein Projekt der Initiative »Kunst und Bau« tätssportzentrums Schmelz verknüpft. Auf dem frei im Rahmen des Bundeshochbaus. Diese Kunst-Initi- werdenden Baugrund an der Sensengasse sollte ein ative, deren Anfänge in die 1970er-Jahre zurückrei- Institutsgebäude errichtet werden, doch dann eröffchen, zielte auf die Schaffung von Begegnungsmög- nete sich eine neue Option. Das Gelände der Unilichkeiten mit zeitgenössischer Kunst jenseits von versitätssternwarte im 18. Bezirk Währing wurde

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als Standort gewählt. Die Chance auf einen raschen Standort kaum anfreunden. Sie zweifelten daran, Baubeginn des von Karl Schwanzer und Gerhard dass die technischen Voraussetzungen für einen (weiKrampf geplanten Institutsgebäudes schien gegeben, testgehend) erschütterungsfreien Laborbetrieb über da im Dezember 1970 auch die Währinger Bezirks- einem in Betrieb befindlichen Frachtenbahnhof gevertretung der beantragten Flächenwidmungsände- schaffen werden können. Die Überbauung des Bahnrung zustimmte  ; knapp 94 Prozent des Sternwartege- hofareals, das trotz seiner recht zentralen Lage noch ländes wären unverbaut geblieben. In weiterer Folge zu Beginn der 1970er-Jahre vorstädtischen Charakdurchlief das Projekt die vorgeschriebenen Instanzen, ter hatte, erregte nicht zuletzt aufgrund der dadurch und Anfang Juni 1972 führte man die erste Bauver- erreichten Aufwertung dieses Stadtteils internatiohandlung durch. Wenig später geriet das baureife nal Aufsehen. Außergewöhnlich war damals auch Projekt aber ins Stocken. Initiiert durch kommerzi- das Finanzierungsmodell für das insgesamt rund 3,6 elle Interessen hatte sich eine kleine Bürgerinitiative Milliarden ATS teure Bauvorhaben. Da es nicht vom gebildet, die durch eine Kampagne einer Tageszei- Wirtschaftsministerium, sondern vom Kuratorium tung massiv verstärkt wurde. »Rettet den Sternwarte- zur Förderung der Wirtschaftsuniversität abgewickelt park« war der Slogan, eine bewusste Irreführung, da wurde, war das UZA i beim Wissenschaftsressort veres sich bei dem Gelände um eine Schutzzone für das anschlagt und belastete somit nicht das eigentliche Observatorium handelte, das für die Öffentlichkeit Universitätsbaubudget. Für die Universität Wien entwickelte sich in weitegar nicht zugänglich war. Die Initiatorin der Bürgerinitiative ließ sich auf einem Grundstück an der Tür- rer Folge der aus einer Notsituation geborene Standkenschanzstraße, das sich gegenüber dem Sternwar- ort an der Althanstraße zu einem wichtigen Zentrum tegelände befindet, teure Apartments errichten, und naturwissenschaftlicher Institute. Der erste Schritt suchte vor allem die Schaffung eines öffentlich zu- in diese Richtung war mit dem 1979 gefassten Entgänglichen Parks zu erreichen. Da der Bezirksvorste- schluss getan, dass nicht nur die Zoologie, sondern her des 18. Bezirks, der zuerst für das Bauprojekt war, vier weitere Institute im UZ A i angesiedelt werden dann umschwenkte, sah sich der damalige Wiener sollen. (Zur Diskussion stand sogar die Übersiedlung Bürgermeister, Felix Slavik, genötigt, eine Volksbe- des Botanischen Instituts, da dessen bauliche Erweifragung durchzuführen. Sie brachte das universitäre terung am Rennweg zu scheitern drohte.) Der für Bauvorhaben in Währing endgültig zum Scheitern, diese Zwecke zum Biozentrum (39.000 m2) erweiterte Gebäudekomplex bildete 2014 die Heimstätte Slavik trat 1973 zurück. Das Wissenschaftsministerium regte daraufhin für zehn Departments und drei weitere wissenschaftan, den Neubau für das Zoologische Institut in das liche Einrichtungen der Fakultät für LebenswissenProjekt »Universitätszentrum Althanstraße« (UZ A) schaften. einzubeziehen, das ursprünglich nur die NeuerrichDas nach Plänen der Architektengemeinschaft tung der Wirtschaftsuniversität zum Gegenstand Kurt Hlaweniczka, Karl Schwanzer und Gerhard hatte. Beim UZ A i handelte es sich in mehrfacher Krampf in den Jahren 1976 – 1982 errichtete dreigeHinsicht um ein außergewöhnliches Bauvorhaben, schossige Biozentrum befindet sich südlich des dadas in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre österreich- maligen WU-Neubaus. Ein Bibliotheksgebäude bilweit das größte Universitätsbauprojekt war. Unge- det gewissermaßen die Brücke zwischen den beiden wöhnlich war schon der Baugrund, denn das UZ A i großen Bauteilen. Der schon beim WU-Neubau zur (Althanstraße 14) wurde auf einer Betonplatte über Anwendung gekommene lineare Bautyp mit kreudem Franz-Josefs-Frachtenbahnhof realisiert. Die zenden Anschlussbauten bildete auch bei dem zum Zoologinnen und Zoologen, die noch das grüne und Biozentrum erweiterten Bauteil die Grundstruktur, relativ ruhige Umfeld des Sternwartegeländes vor Au- die aber in diesem Fall durch ein terrassenartiges gen hatten, konnten sich anfänglich mit dem neuen Flachbauprinzip ergänzt wird. Dadurch strebten die

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Abb. 8: Das 1995 in Betrieb genommene Universitätszentrum-Althanstraße (UZA) II wurde für Zwecke der erdwissenschaftlichen und pharmazeutischen Institute errichtet. Biologische Institute beherbergt das 1982 fertig gestellte UZA I.

Architekten die Schaffung eines den Instituten ent- lineare Bautyp zugrunde liegt, heben sich die beiden sprechenden »biologischen Umraumes« an, der in großen Bauteile in ihrem äußeren Erscheinungsbild den Lehr- und Forschungsbetrieb auch einbezogen voneinander ab. Die Fassade des Biozentrums ist wird. Auf diese Möglichkeit war schon bei der Zu- größtenteils in Aluminium ausgeführt, beim eheordnung von Institutsbereichen und angrenzenden maligen WU-Gebäudekomplex bilden hinterlüftete Außenflächen geachtet worden. Über die »Spangen« Vorhangfassaden ein gestalterisches Element. Bilder (kreuzende Anschlussbauten) werden Büros und von Franz Grabmayer und Peter Klitsch sowie die Arbeitsräume der Institute erschlossen, die in der Metallskulptur »Auffliegender Vogel« von Oskar E. »Nebenachse« konzentriert wurden. Die stark fre- Höfinger und die Holzskulptur »Die Vierergruppe« quentierten Bereiche (Hörsäle, Übungsräume und von Josef Schagerl bilden die im Rahmen von »Kunst Labors) befinden sich in der »Zentralzone«, wo auch und Bau« realisierten Projekte für das Biozentrum die umfangreichen Sammlungen des Instituts für der Universität.29 Für das Wissenschaftsministerium bot der UniZoologie präsentiert werden. Den Instituten stehen außerdem zwei Forschungsglashäuser zur Verfügung. versitätsstandort am Donaukanal eine wertvolle Obgleich dem gesamten Gebäudekomplex UZA i der Baulandreserve. Jene Fläche, die über dem Frachten-

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Abb. 9: Durch die Errichtung des UZA I & II auf einer Betonplatte über dem Franz-Josef-Frachtenbahnhof entwickelte sich dieser außergewöhnliche Standort zu einem Zentrum der Naturwissenschaften der Universität Wien.

bahnhof noch für die Errichtung weiterer Universi- hin gehend, dass auch dieses Bauvorhaben nach dem tätsbauten infrage kam, war aber sowohl für die Uni- bewährten Bauträgermodell durchgeführt werden versität als auch für die Wirtschaftsuniversität von sollte. Die Bauherrschaft für das insgesamt 2,7 Milliargrößtem Interesse. Sie war aber nicht groß genug, um dort die angemeldeten Raumansprüche beider Uni- den ATS teure Projekt übernahm die Universitäts­ versitäten befriedigen zu können. Nicht zuletzt des- zentrum-Althanstraße-Erweiterungsgesellschaft. wegen, weil dieses Areal zu Beginn der 1980er-Jahre Das umfangreiche Vertragswerk zwischen dem die einzige realistische Erweiterungsmöglichkeit der Bauherrn und dem Bund wurde im Oktober 1985 Universität Wien darstellte, entschied sich das Mi- unterzeichnet. Im Einvernehmen mit dem Wirtnisterium für den Ausbau des naturwissenschaft- schaftsministerium beauftragte diese Gesellschaft lichen Zentrums. Das Geo- und Pharmazentrum die Architekten Kurt Hlaweniczka, Franz Requat, umfasst rund 90 Prozent des UZA II. Dies war auch Martin Schwanzer und Ertan Ilicali mit der Plader Grund dafür, dass das Erweiterungsrojekt nicht nung des insgesamt knapp 88.000 m2 umfassenden mehr vom WU-Kuratorium abgewickelt wurde, ob- Gebäudekomplexes. Als Planungsgrundlage diente gleich man dies anfänglich in Betracht gezogen hatte. ein Raum- und Funktionsprogramm aus dem Jahr Zwischen dem Wissenschafts-, Wirtschafts- und 1986, das 1988 um ein fünftes Geschoss erweitert Finanzministerium bestand allerdings Einigkeit da- wurde und bis 1990 noch einige Überarbeitungen

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Abb. 10: Ein fünf Hörsäle und zwei Fachbibliotheken umfassender Bauteil verbindet das Geo- und Pharmazentrum. – Der Hörsaal, als ein zentraler Ort der Wissensvermittlung, aus der Perspektive des Lehrenden.

erfuhr. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde das instal- neun kreuzende Anschlussbauten (»Spangen«) beherlationstechnisch anspruchsvolle UZ A II 1995 in Be- bergen die Arbeits- und Forschungsbereiche, wo sich trieb genommen. Für die erdwissenschaftlichen und nach Instituten geordnet Labors, Depots, Büroräume pharmazeutischen Institute bedeutete das eine deut- etc. ergänzen. Der Haupteingangsbereich mit drei liche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Von Hörsälen befindet sich im Süden, dem das Geozender Fertigstellung des UZA II profitierten aber auch trum angeschlossen ist, das 2014 die Heimstätte von andere Institute der Universität. Nach der Besied- sieben Departments bzw. Instituten der Fakultät für lung der neuen Universitätszentren am Donaukanal Geowissenschaften, Geographie und Astronomie wurde die Adaptierung der bisherigen Heimstätten bildete. Auf diesen fünf »Spangen« umfassenden Be(vorwiegend gründerzeitliche Gebäude) möglich. reich folgt jener mit fünf Hörsälen und zwei FachEine weitere positive Konsequenz stellte die Aufgabe bibliotheken. Im anschließenden Pharmazentrum einiger Raumprovisorien (»Außenanmietungen«) waren 2014 in vier »Spangen« sieben Departments dar. der Fakultät für Lebenswissenschaften untergebracht. In seiner Grundstruktur folgt das UZ A II seinem Von der Infrastruktur des UZA II, wozu auch ein ForVorgängerbau. Eine von Norden nach Süden verlau- schungsglashaus zählt, profitieren außerdem vier fende Zentralzone dient vornehmlich als Kommuni- Institute der Fakultät für Chemie, ein Institut der kationsbereich und der Erschließung des Gebäudes, Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, zwei

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interfakultäre Forschungsplattformen und mehrere Dienstleistungseinrichtungen. Zu den Kunst und Bau-Projekten zählen unter anderem Skulpturen von Johann Weyringer und Franz Xaver Ölzant.30 Anmerkungen  1 Bildungsber icht 1965, 164.  2 Als Referenzwerk ist meine Studie »Der Universitätsbau in der Zweiten Republik. Ein Beitrag zur Entwicklung der universitären Landschaft in Österreich« (Horn/Wien 2005) zu nennen. Sie basiert vornehmlich auf der systematischen Auswertung der raumrelevanten Aktenbestände des Wissenschaftsministeriums.  3 Engelbr echt 5, 355.   4 Statistisches Taschenbuch, 12f.  5 Engelbr echt 5, 378.   6 1945 waren von zehn Universitäten sechs in Wien, drei in der Steiermark und eine in Tirol beheimatet. Neben Wien, Graz, Leoben und Innsbruck sind heute Salzburg, Linz, Klagenfurt und Krems ebenfalls Universitätsstädte. Bei den 1947 bis 1994 erfolgten fünf Wiedererrichtungen und vier Neugründungen stehen zwei Universitäten in Wien sieben in Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Niederösterreich gegenüber. Universitäre Einrichtungen wurden außerdem in Vorarlberg und Burgenland angesiedelt. Die treibenden Kräfte beim Ausbau des vom Bund finanzierten Universitätswesens waren stets Landespolitiker.  7 Bildungsber icht 1965, 164.   8 Ebd., 174.  9 Unterrichtsminister Franz von Sommaruga verkündete be­ reits am 30. März 1848 Studenten und Professoren der Universität Wien die Gewährung der geforderten Lern- und Lehrfreiheit. Er kündigte in der Aula der Alten Universität außerdem an, dass man sich bei der in Angriff zu nehmenden Reform an den so erfolgreichen Universitäten in den deutschen Ländern orientieren werde. »Wir wollen ein Gebäude aufführen von fester Dauer, ähnlich jenen blühenden Hochschulen Deutschlands, die wir als Vorbilder gründlicher wis­ senschaftlicher Ausbildung erkennen. Lern- und Lehrfreiheit, durch keine andere Schranke als jene der konstitutionellen Gesetze gebunden, wird ihre Grundlage sein.« Zitiert aus: Winter, Donaumonarchie, 66. 10 Sebök, Universitätsgesetz, 33. 11 Oster h a mmel, Verwandlung der Welt, 1106. 12 Fl asch, Aufklärung im Mittelalter. 13 Zum Beispiel: Schübl, Erdwissenschaften. 14 Diese Entwicklung war auch für die hier nicht angeführten Geisteswissenschaften charakteristisch. Die Philosophische

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Fakultät der Universität Wien umfasste zum Beispiel 1938 mehr geistes- als naturwissenschaftliche Ordinariate. 15 Neubauten, [iii]. 16 Fir nberg, Hochschulbericht, 5. 17 Ebd., 102. 18 Hochschulbericht 1987, Bd. 1, hg. vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Wien 1987) 358. 19 Wien und seine Universität  – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft (1965) [16f.]. 20 Einen Eindruck von dieser räumlichen Expansion am universitären Hauptstandort bietet die gemeinsam mit Peter Schintler erstellte Liste der aktuellen Standorte der Universität Wien im Anhang dieser Publikation. 21 Siehe dazu meinen Beitrag »Vom Alten Allgemeinen Krankenhaus zum Universitäts-Campus Wien« auf den Seiten 301–308 in diesem Buch. 22 1991 zerschlug sich die Hoffnung auf eine Besiedlung von Teilen der Roßauer Kaserne, die erstmals 1975 von der Universität angeregt worden war. Die als Reaktion auf das Revolutionsjahr 1848 in zentraler Lage errichtete Kaserne beherbergte nach 1945 Dienststellen der Bundespolizeidirektion, deren erwartete Absiedlung in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre zahlreiche Nutzungsvorschläge zur Folge hatte. Obwohl die Roßauer Kaserne Eigentum des Bundes ist, stellte auch die Stadt Wien Ansprüche, die auf eine gemischte Nutzung (Wohnungen, Gewerbe-, Dienstleistungs- und Kulturbetriebe) des damals recht baufälligen Gebäudekomplexes abzielten, wo aber auch universitäre Einrichtungen berücksichtigt werden sollten. Diese Idee ähnelte stark dem Revitalisierungskonzept für das Alte AKH. 1987 beauftragte das Wirtschaftsministerium Gustav Peichl, Ernst Hiesmayr und Wilhelm Holzbauer mit der Erstellung eines Nutzungskonzepts, das die Grundlage für einen zweistufigen Architektenwettbewerb bildete. Der Wert dieser Unternehmungen relativierte sich aber, als Anfang der 1990er-Jahre sowohl das Verteidigungsministerium als auch das Innenministerium massive Raumansprüche stellten.  – In gewisser Weise fand die Universität 2013 an der Roßauer Lände einen Ersatz. Der große von Franz Schuster geplante und 1957 fertiggestellte Bürokomplex (Oskar-Morgenstern-Platz 1) beherbergt heute vor allem Einrichtungen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. 23 Siehe Schübl, Universitätsbau, 139f. 24 Im frühen 20. Jahrhundert sollte auf der Schmelz bereits die Akademie der bildenden Künste von einem Bauvorhaben profitieren. Otto Wagner hatte 1910 Pläne für ein Akademie-Gebäude vorgelegt. 25 Südlich der Freiluftanlagen des Universitätssportzentrums war nach Purrs Plänen ein Bundesschulgebäude bereits in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre errichtet worden. 26 Siehe Schübl, Universitätsbau, 150f.

27 Dieses Projekt stieß auf den Widerstand einer Bürgerinitiative, die allerdings ohne Erfolg die Schaffung einer Grünzone für Erholungszwecke propagierte. 28 Siehe Schübl, Universitätsbau, 174f. 29 Siehe ebd., 157f. 30 Siehe ebd., 173f.

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Elmar Schübl

Vom Alten Allgemeinen Krankenhaus zum Universitäts-Campus Wien

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er in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre errichtete Universitäts-Campus Wien im 9. Bezirk Alsergrund ist jener Gebäudekomplex, der am deutlichsten daran erinnert, dass die heutige Medizinische Universität Wien als Medizinische Fakultät von 1365 bis 2003 zur Universität gehört hat. Beim Universitäts-Campus handelt es sich um die adaptierten und sanierten Bauten des Alten Allgemeinen Krankenhauses (A AKH), die 1784 zur Heimstätte der Wiener Universitätskliniken geworden sind. 1994 übersiedelte die letzte Universitätsklinik in den Neubau, in diesem Jahr wurde das Neue AKH nach 30-jähriger Bauzeit offiziell eröffnet.1 Das Neue A K H (Währinger Gürtel 18 – 20), das sich nordwestlich des heutigen Campus (Spitalgasse 2) befindet, wurde unter der Bauherrschaft der Stadt Wien und in deren Eigentum errichtet. Da die Universitätskliniken in diesem Zentralkrankenhaus untergebracht sind, kam der Medizinischen Fakultät in universitären Bauangelegenheiten eine Sonderrolle zu  ; die beträchtlichen Errichtungskosten des Neuen A K H trugen je zur Hälfte die Stadt Wien (als Spitalserhalter) und der Bund (als Universitätserhalter). Die Bedürfnisse und Ansprüche der großen Medizinischen Fakultät beeinflussten stark die bauliche Entwicklung der Universität Wien im 20. Jahrhundert. Denn vom Baufortschritt des bislang größten Hochbauvorhabens in der Zweiten Republik war die Nachnutzung des A A K H abhängig. Das 96.000 m2 große Areal mit seinen Bauten und Höfen, das sich in nächster Nähe zum Hauptgebäude befindet, stellte seit Mitte der 1960er-Jahre das Planungs- und Hoffnungsgebiet der Universität schlechthin dar.

Zur Baugeschichte des Alten AKH – Vom Armenund Invalidenhaus zum Zentralspital

Den weitläufigen Baukomplex des Alten AKH bilden vornehmlich zwei- bzw. dreistöckige Trakte, die neun Höfe umschließen. Hellmut Lorenz hat an anderer Stelle bereits die im späten 17. Jahrhundert liegenden Anfänge der Baugeschichte und die im 18. Jahrhundert erfolgten Erweiterungen dieser vornehmlich als Armen- und Invalidenhaus dienenden Gebäude behandelt.2 In gebotener Kürze sei hier die bauliche Entwicklung zusammengefasst. Im Unterschied zur ersten, 1693 in Angriff genommenen Bauphase ist der planende Architekt der ersten und zweiten Erweiterung (1730 bzw. 1752) bekannt. Franz Anton Pilgram, der den damals größten Wiener Baubetrieb leitete, war für jene Trakte (Hof 2, 4 und 7) verantwortlich, die im Norden an den 1. Hof anschließen. Gewissermaßen eine Verdoppelung erfuhr das Verbauungssystem 1752 durch die Errichtung der Höfe 3, 5 und 7. Nach Abschluss der dritten Bauphase konnten in dem weiträumigen Armen- bzw. Invalidenhaus bereits 6.000 Menschen betreut werden. Es hatte damals aber noch nicht den Charakter eines Spitals. Die medizinische Versorgung der Wiener Bevölkerung war Mitte des 18. Jahrhunderts auf zahlreiche Spitäler verteilt. Die Gründung eines Zentralspitals war schließlich eine organisatorische Reformleistung Josephs II. und des von ihm 1783 zum ersten Direktor des Allgemeinen Krankenhauses bestellten Hofarztes Josef Quarin. Der hier beschriebene Gebäudekomplex wurde in den Jahren 1783 / 84 für diese Zwecke nach Plänen von Josef Gerl adaptiert.3

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Abb. 1: Baudokumentation (Nr. 4865) aus dem Bestand von Margherita Spiluttini. Nach der Baufreimachung und diversen Abbrucharbeiten wurde im Herbst 1995 mit Adaptierungsmaßnahmen begonnen. Bereits im Laufe des Jahres 1997 konnten Institute ihre neue Heimstätte besiedeln, die Gesamtinbetriebnahme erfolgte im Sommer 1998.

Im Sommer 1784 erfolgte die Eröffnung des 2.000 diesen Baumaßnahmen war jene Gestalt erreicht, die Betten umfassenden Allgemeinen Krankenhauses, das Projekt »Universitäts-Campus Wien« bildet.5 in dem der im Bett liegende Kranke in den Mittelpunkt der medizinischen Forschung rückte. In diesem Spitalkomplex an der Alser Straße entfaltete sich Auf dem Weg zum Universitäts-Campus Wien in weiterer Folge die weltberühmte Wiener Medizinische Schule. Auch die Spezialisierung der einzelnen Mitte der 1980er-Jahre, als der Abschluss des JahrKliniken nahm hier ihren Anfang.4 Die forschungs- hundertprojekts »Neues AKH« absehbar wurde, trat geleitete Lehre im Spitalsbetrieb führte aber schon der Diskussionsprozess, was mit dem Areal des A AKH zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu räumlichen Eng- geschehen solle, in die entscheidende Phase. Die in pässen, die durch die Bebauung der letzten größeren Wien ansässige Internationale Gesellschaft für StadtFreifläche (östlich des 7. Hofs) nur noch gelindert gestaltung legte 1985 eine Stellungnahme zur künftiwerden konnten. In den Jahren 1833 / 34 wurden auf gen Nutzung des Geländes vor, die sowohl hinsichtdem Gelände des ehemaligen »Kaiserlichen Gottes- lich der Standorteignung als auch der Eignung der ackers« jene nun dreistöckigen Trakte nach Plänen Bauten und Grünanlagen eine Vielzahl von Mögvon Joseph Mauritius Stummer errichtet, die den Ge- lichkeiten offen ließ. Den Plan, den gemeindeeigenen samtkomplex um die Höfe 8 und 9 erweiterten. Mit Altbestand für Wohnzwecke zu adaptieren, verwarf

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Abb. 2: Der Universitätscampus Wien im Frühling. Die Höfe präsentieren sich als grüne Oasen und dienen Studierenden und Lehrenden zur Erholung, aber zum Beispiel auch zur Vorbereitung auf Lehrveranstaltungen.

die Stadt Wien aus wirtschaftlichen Gründen. Auflagen des Bundesdenkmalschutzes verhinderten die Schaffung von leistbarem Wohnraum. 1987 initiierte die SPÖ einen Ideenwettbewerb, den eine Bürgerinitiative für sich entschied, die die Erhaltung der historischen Bauten und eine gärtnerische Gestaltung der Innenhöfe vorschlug. Die »Gartenstadt in der Stadt« zeichnete sich durch eine multifunktionelle Nutzung aus. Das schließlich für die Universität realisierte Revitalisierungskonzept entspricht in seiner städtebaulichen Charakteristik weitgehend den Vorschlägen dieser Bürgerinitiative. Die Anregung des Wissenschaftsministeriums, das Alte A K H der Universität Wien zu schenken,6 erfolgte aufgrund der damaligen Krise des klassischen, vom Wirtschaftsministerium organisierten Universitätsbaus. (Aus finanziellen Gründen muss-

ten in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre zahlreiche Projekte, die zum Teil in ihrer Planung schon weit fortgeschritten waren, zurückgestellt und sogar schon laufende Bauvorhaben vorübergehend gestoppt werden.) Das Wissenschaftsministerium vertrat die Auffassung, dass unter der Bauherrschaft der Universität die Adaptierung des Alten AKH (und des Garnisonsspitals) eher realisiert werden könnte.7 Der Schenkungsvertrag wurde am 7. Dezember 1988 von Bürgermeister Helmut Zilk und Rektor Wilhelm Holczabek unterzeichnet. Eine Bedingung für die Schenkung des A AKH war die Forderung der Stadt Wien, dass die Anlage sich dem städtischen Umfeld gegenüber öffnet und ein Teil davon der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird. Dies geschah nicht zuletzt deswegen, weil damals Bürgerinitiativen sehr vehement die Erhaltung des Areals und eine

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Abb. 3: Das Foto zeigt Alt- und Neubauten, die den Hof 8 umschließen. Die Altbauten stammen aus den Jahren 1833/34. Flächengewinne erzielte man in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre durch hofseitige Anfügungen so genannter Vorgelege. Diese Zubauten heben sich durch ihre Glasfassaden (in unterschiedlichen Grüntönen) deutlich von den adaptierten Altbauten ab.

bürgernahe und bürgerfreundliche Nutzung forderten. Die Universität wurde als Bauherr diesem Anspruch gerecht. Der repräsentative 1. Hof mit seiner großen Parkanlage wird vornehmlich kommerziell genutzt. Mit der Schenkung nahm die Stadt Wien eine Aufgabe wahr, die schon im Gründungsjahr der Universität urkundlich festgeschrieben worden war. Die Wiener Stadtväter hatten gelobt, die Universität und ihre Mitglieder zu fördern und zu schützen. Mit der Adaptierung des A AK H wurde außerdem eine Idee verwirklicht, die bereits im Stiftungsbrief Rudolfs IV. thematisiert worden ist  : Die Schaffung einer »pfaffenstatt«. 1365 dachte man jedoch an ein gegenüber der Bürgergemeinde abgegrenztes Universitätsviertel. Der rund 630 Jahre später realisierte UniversitätsCampus zeichnet sich im Gegensatz dazu durch seine

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Offenheit und Durchlässigkeit aus. Die zum Teil auch neu geschaffenen (24) »Tore der Erinnerung« wurden größtenteils nach bedeutenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern benannt, die an der Universität Wien studiert oder gelehrt hatten.

Der Universitäts-Campus – Die Adaptierung und Sanierung des Alten AKH

Nach erfolgter Schenkung des ehemals gemeindeeigenen Areals des A AKH richtete die Universität einen Beirat und eine von Richard Fischer geleitete Koordinationsstelle ein, um die Adaptierung des in ihrem Besitz befindlichen, weiträumigen Baukomplexes bewerkstelligen zu können. Das Controlling-Büro von Matthias Rant wurde mit der Beaufsichtigung der

Abb. 4: Das nach Plänen von Ernst Kopper und Johannes Zeininger errichtete Hörsaalzentrum im Hof 2 bei Nacht. Es handelt sich dabei eigentlich um ein Teilprojekt des 1998 abgeschlossenen Bauprojekts »Universitäts-Campus Wien«. Die Errichtung des Hörsaalzentrums konnte aus finanziellen Gründen aber erst 2001 in Angriff genommen werden, die Inbetriebnahme erfolgte im Frühjahr 2003.

Bauabwicklung betraut. Die planerischen Leistun- Teilprojekts.8 Das Bemühen, den engen Kostenrahgen erbrachte eine aus sechs Architekten bestehende men nicht zu sprengen,9 führte dazu, dass einige VorArbeitsgemeinschaft  : Hugo Potyka (Städtebauli- haben nicht im Rahmen des 1998 abgeschlossenen ches, Außenanlagen), Friedrich Kurrent und Johan- Bauprojekts realisiert werden konnten.10 Die Universität hatte die Ansiedlung von kulnes Zeininger (Gesamtgestaltung und künstlerische Oberleitung), Ernst M. Kopper (universitäre Nut- turwissenschaftlichen Instituten beschlossen,11 die zung und technisch-geschäftliche Oberleitung) sowie Mitte der 1990er-Jahre zum Teil noch auf mehrere Sepp Frank und Rudolf Zabrana (außeruniversitäre Standorte verteilt waren. Hinsichtlich der Verortung Nutzung des 1. Hofs). Die Abwicklung des Projekts im weitläufigen Areal galt es eine möglichst befriewurde der Bauträgergesellschaft Edificio übertragen. digende Lösung zu erarbeiten, die ihren Ausdruck Potyka hatte 1990 ein Anforderungsprofil zur in verschiedenen Funktionsgruppen fand. Bei der Festlegung städtebaulicher Randbedingungen für Erarbeitung des Raum- und Funktionsprogramms die Nutzung des A AKH erstellt. Es bildete die Grund- stellten sich zwei grundsätzliche Probleme  : Die lage für ein Leitprogramm, in dessen Erstellung 1991 erste Herausforderung war das deutliche Ungleichu. a. auch Kopper eingebunden war. Dieses Leitpro- gewicht zwischen Außenanlagen und jenen Räumen, gramm diente als Orientierung für die weitere Vor- die tatsächlich für universitäre Zwecke genutzt wergangsweise zur Abwicklung des großen universitären den konnten  ; Höfe im Ausmaß von rund 70.000 m2

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Abb. 5: Die Hörsäle liegen im Kern des Gebäudes und werden von dem lichtdurchflutete Foyer und hellen Gängen umschlossen.

stehen einem Flächenangebot von 27.300 m2 (netto, inklusive der errichteten Zubauten) gegenüber. Die zweite Herausforderung waren die langen Verkehrswege, die sich aufgrund der Weitläufigkeit der Anlage nicht vermeiden ließen. Die relativ geringen Trakttiefen von rund acht Metern bildeten gewissermaßen die Klammer dieser beiden Problembereiche. Da sich die alten Dachkonstruktionen in einem guten Zustand präsentierten, sah man von Dachgeschossausbauten ab. Das bedeutete den Verzicht auf eine sonst übliche Form der Flächenerweiterung. Die eindrucksvollen Geschosshöhen waren aber für die Errichtung von Zwischengeschossen nicht hoch genug. Dennoch konnten durch den Einbau von Galeriegeschossen in den meisten Räumen, die den Institutsbibliotheken zugewiesen wurden, deren Rahmenbedin-

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gungen in funktioneller Hinsicht verbessert werden. In den Höfen 2, 8 und 9 erzielte man Flächengewinne durch hofseitige Anfügungen sogenannter »Vorgelege«, die sich durch ihre Glasfassaden (in unterschiedlichen Grüntönen) deutlich von den adaptierten Altbauten abheben. Diese ca. fünf Meter tiefen Zubauten bilden bei den ostwestlich verlaufenden Trakten eine zweite Außenwand, wodurch man in diesen erweiterten Bauteilen eine Zweihüftigkeit schuf. In den Altbauten bildete der saalartige Typus des Bettentrakts die Grundstruktur für drei Basisraumtypen, die jene Organisation des Institutsbetriebes spiegeln, die in Zusammenarbeit mit den Nutzern entwickelt wurde. Im Zuge der Erstellung der Bestandspläne entwickelten die Architekten eine neue Topografie, die eine einheitliche Systematik zur Raumbezeichnung ermöglichte. Die Grundlage hierfür bildeten Vorgaben der Bundesbaudirektion, die auf Bauteile, Trakte, Geschosse und Fensterachsen Bezug nimmt. Diese Festlegungen sind mit jenen Bezeichnungen identisch, die heute zur Orientierung im Campus dienen. Nach der Baufreimachung und diversen Abbrucharbeiten konnte im Herbst 1995 mit der Adaptierung begonnen werden. Bereits im Laufe des Jahres 1997 wurden die Höfe 8 und 9 besiedelt, die Gesamtinbetriebnahme der Höfe 1 bis 7 erfolgte im Sommer 1998. Ernst M. Kopper schreibt zur Entwicklung, die dieses Bauvorhaben nahm  : »Die Achtziger, als die Zeit der Aufarbeitung der Forderungen aus den Siebzigern, die Zeit der Bürgerbeteiligungsprojekte, der alternativen Kulturprojekte des demokratischen Engagements, die Zeit der Kleinteiligkeit, die Zeit des ›small is beautiful‹, die Zeit, in der aus der Notwendigkeit der ideologischen Dialektik und Konkurrenz noch anderes als Wirtschaftlichkeit und Rentabilität denkbar war. Die Neunziger, als die Zeit, in der die westlichen Gesellschaftssysteme unmissverständlich gesiegt haben und sich das neue Kapital ohne Einschränkungen mit völlig neuen Möglichkeiten weiterentwickeln kann, in einer im Prinzip durchaus positiv zu sehenden Europäischen Union, in der allerdings das letztlich ideologisch Verbindende der garantierte freie Fluß aller Waren ist, in welcher

Abb. 6: Der große Saal des Hörsaalzentrums fasst 450 Personen; der kleinere Hörsaal ist für 150 Personen konzipiert worden.

der Bürger mit dem Sparstift domestiziert wird, der Jahrhunderts geeignet sein kann. Der Campus präStaat die leeren Säcke zur Schau stellt, Konzerne ak- sentiert sich seit 1998 als »grüne Oase« und Ort der kumulieren und immer reicher werden, in der poli- Begegnung, wodurch das adaptierte Alte AKH sich tische Visionen in den klinischen Bereich verwiesen als Bereicherung seines städtischen Umfeldes erweist werden – diese Veränderungen müssen auch Verän- und eine Aufwertung des 9. Wiener Gemeindebederungen in der Planungshaltung haben, und es ist zirks darstellt. durchaus stimmig, daß die Werte des Josefinischen, die spartanische Einfachheit der großen Form, die Klarheit der Linie nun besonders herausgearbeitet Anmerkungen werden. Sicher ist, daß durch die Veränderung der Planungsphilosophie das Projekt zu seiner histori- 1 Die Aufnahme der Krankenversorgung erfolgte 1991, sechs Jahre später konnte das monumentale Zentralspital seinen schen Identität zurückgefunden hat und eine in sich Vollbetrieb aufnehmen. Der geläufige Satz, dass ein Kranstimmige Antwort auf die Herausforderung gegeben kenhaus nicht fertig wird, sondern nur in Betrieb geht, trifft werden konnte.«12 natürlich auch auf das Neue AKH zu, das weltweit zu den Der Universitäts-Campus zeigt, dass sich Altstadtmodernsten Spitälern zählt und den Wiener Universitätserhaltung und Stadterneuerung durchaus ergänzen kliniken ausgezeichnete Arbeitsbedingungen bietet. Siehe: können und dass Bausubstanz aus dem 17., 18. und Schübl, Universitätsbau, 144 – 146 und 166 – 168. 19. Jahrhundert auch für eine Universität des 21. 2 Siehe: Hellmut Lor enzs Beitrag in diesem Band: Der jose-

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phinische Bautenkomplex Allgemeines Krankenhaus, Garnisonsspital, Narrenturm und Josephinum, S. 100–111.  3 Den einzigen Neubau für das Allgemeine Krankenhaus stellte das nach Plänen von Isidore Canevale errichtete »TollHaus« dar, das aufgrund seiner ungewöhnlichen Form, die an einen festungsartigen Rundbau erinnert, schon bald nach seiner Fertigstellung auch »Narrenturm« und »Kaiser Josefs Gugelhupf« genannt wurde. Dieser Bau war zwar in funktioneller Hinsicht dem (Alten) AKH zugeordnet, er bildet jedoch gewissermaßen auch eine Brücke zum davon östlich gelegenen Garnisonsspital, das ebenfalls Canevale entwarf.   4 Siehe: Schmidt, Wiener Medizinische Fakultät, 7 – 35.   5 Siehe: Lor enz, Allgemeines Krankenhaus, 37 – 56.  6 In den frühen 1960er-Jahren hegte man im Ministerium bereits die Hoffnung, dass die Stadt Wien der Universität anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums (1965) das Alte AKH schenken würde. Die Errichtung des Neuen AKH war allerdings erst 1964 in Angriff genommen worden und die Nachnutzung des AAKH lag in weiter Ferne. Dies mag ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass sich die Universität nicht die Schenkung des Alten AKH, sondern die Einrichtung eines Fonds von der Stadt Wien wünschte. Der mit 50 Millionen ATS dotierte Jubiläumsfonds war das Geschenk der Bundeshauptstadt an die Universität und die Technische Hochschule, die 1965 ihre 150-Jahr-Feier beging und als Technische Universität 2015 ihr 200-Jahr-Jubiläum feiert.   7 Das war beim ehemals gemeindeeigenen AAKH dann auch der Fall. Die Schenkung des bundeseigenen Areals (Garnisonsspital) scheiterte an der Haltung des Finanzministeriums und des Rechnungshofes.   8 Siehe: Pot y k a, Leitprogramm, 17 – 24.  9 Durch den Abschluss eines Rahmenmietvertrages mit Mietzins­obergrenze konnte der Adaptierungsaufwand einge­ grenzt und die befürchtete Kostenexplosion verhindert werden; die Nettoherstellungskosten für den universitären Bereich (Höfe 2 bis 9) beliefen sich auf (ATS) 673 Millionen. Siehe: Ebenbauer /Gr eisenegger /Mühlberger, Universitäts­campus 2, 139 – Durch den Abschluss von langfristigen Miet­verträge mit Wirtschaftsbetrieben, die sich im 1. Hof ansiedelten, konnte die Universität zusätzliche Gelder lukrieren, die ebenfalls zur Finanzierung des Bauprojekts beitrugen. Zur finanziellen Absicherung des Großprojekts trug außerdem der Verkauf eines kleinen Teils des Areals an die Österreichische Nationalbank bei, die dort in unmittelbarer Nähe zu ihrem von Leopold Bauer geplanten Hauptgebäude ein Druckerei-Gebäude nach den Plänen von Wilhelm Holzbauer errichtete. 10 Ein ursprünglich vorgesehenes Teilprojekt, die Errichtung eines Hörsaalzentrums im 2. Hof, konnte 2003 fertig gestellt werden. Ein zweites Bauvorhaben schloss man 2005 ab. Das ehemalige Bethaus im 6. Hof wurde als Gedenk- und Be-

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denkstätte restauriert und von Minna Antova künstlerisch ausgestaltet. 11 In den Campus-Bauten waren im Frühjahr 2014 elf Institute der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (Ostasienwissenschaften; Südostasien-, Tibet- und Buddhismuskunde; Slawistik; Orientalistik; Afrikawissenschaften; Sprachwissenschaft; Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft; Anglistik und Amerikanistik; Romanistik; Sprachlehr- und -lernforschung; Musikwissenschaft), vier Institute der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (Osteuropäische Geschichte; Judaistik; Kunstgeschichte; Zeitgeschichte), fünf interfakultäre Forschungsplattformen bzw. Forschungsinstitute (Ethik und Recht in der Medizin; Wiener Osteuropaforum; Theory and Practice of Subject Didactics; Internationale Entwicklung; Kulturgeschichte Inner- und Südasiens) und zahlreiche universitäre Dienstleistungseinrichtungen untergebracht. In den Bauten des 1. Hofes sind mittlerweile u. a. auch insgesamt vier Institute der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft (Wiener Kreis), der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Experimentelle Wirtschaftsforschung) bzw. der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (Rechts- und Verfassungsgeschichte; Strafrecht und Kriminologie) einquartiert. 12 Kopper, Nutzbarkeit, 29f.

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Judith Eiblmayr

Das Juridicum Haus der rechtswissenschaftlichen Fakultät

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or einigen Jahren war es infolge des Abrisses eines benachbarten Gebäudes für kurze Zeit möglich, das Haus der Juridischen Fakultät in Wien I an der Schottenbastei, das sogenannte Juridicum, aus ausreichender Distanz in seiner vollen Größe zu erfassen. Die Sicht war frei auf die Schmalseite des mächtigen, an den Ecken gerundeten Baukörpers mit der spiegelnden Glasfassade. So konnte das Juridicum über die Gesamtansicht der dem Betrachter zugekehrten Teile seiner Fassade die dem Gebäude eigene Architekturqualität optisch ausspielen (Abb. 1). Aus dieser temporären Perspektive war das Prinzip der – im Sinne ihrer Erfinder – »vertikalen Stadt­ universität« am besten ersichtlich  : Wie eine hochgezogene gläserne Box hängt der Institutstrakt am schlanken Schaft der beiden Lifttürme und erhebt sich vier Geschosse über das Straßenniveau zwischen der umgebenden historistischen Bebauung. »Das freihängende Haus, kein modernistischer Gag«, schrieb der Architekt Ernst Hiesmayr1, eine Kurzformel für das Ansinnen, eine auf Straßenniveau offene, Transparenz bietende Universität zu schaffen. Ein strukturelles Prinzip, das programmatisch auf der Idee des damaligen Baubeauftragten der Juridischen Fakultät der Universität Wien, Prof. Günther Winkler, beruhte und für dessen Umsetzung Ernst Hiesmayr mit seiner Architektursprache verantwortlich zeichnete (Abb. 2). Das Erdgeschoss sollte völlig stützenfrei bleiben, um einen fließenden räumlichen Übergang von der Straße ins Gebäudeinnere zu gewährleisten. Diese »Dialektik der Problemstellung und Problemlösung«2 geht sogar so weit, dass das leicht fallende Straßenniveau in Längsrichtung im Gebäude übernommen

Abb. 1: Juridicum, Fassadenansicht durch eine Baulücke, 2008. Freie Sicht auf die Schmalseite des gerundeten Baukörpers. Das Juridicum von Ernst Hiesmayr ist ein Solitär der Moderne inmitten der gründerzeitlichen Bebauung.

und der Boden des Erdgeschosses in der Neigung angeglichen wurde. Die vier Lifttürme aus Stahlbeton mit ihren gerundeten Ecken dienen als »Pylonen« und verleihen dem Gebäude die notwendige Bodenhaftung  ; entlang der Helferstorferstraße wachsen diese geradezu aus dem Boden heraus  : Hier führt jeweils eine Stiegenanlage an den Bauteilen hinab zum abgesenkten Vorplatz des Untergeschosses, von wo aus die Hörsäle auch direkt von der Straße her begehbar sind. Zwischen diesen tief fundierten Eckpfeilern sind im obersten Geschoss vier Stahlfachwerke – 9 Meter hoch und 52 Meter lang – eingehängt und bilden ein Brückentragwerk aus, von dem wiederum das restliche Gebäude in Stahlkonstruktion, versehen mit einer Fassade aus verspiegeltem Glas, abgehängt ist (Abb. 3 und 4). »Die Verschränkung von Logik

Das Juridicum  311

Abb. 2: Modellfoto Büro Hiesmayr, ca. 1970. »Das freihängende Haus, kein modernistischer Gag.« (Zitat Hiesmayr, 1996) An den vier Pylonen der Lifttürme ist ein Brückentragwerk montiert und von diesem der obere Teil des Gebäudes abgehängt.

und Vision führte auch zu einem städtebaulichen So- Semperit, freigeräumt und der rechtswissenschaftlilitär, der … durch innerstädtische Raumverdrängung chen Fakultät zur Verfügung gestellt, um deren biskommunikativen Raum schafft … Der Bau handelt heriger Raumnot zu begegnen. Professor Günther der konventionellen, urbanen Raumnutzung zuwider, Winkler hatte es sich als Baubeauftragter der Fakulindem er eine andere, neue, attraktivere Innen-Aus- tät zum Ziel gemacht, die Mauern der Universität im übertragenen Sinne niederzureißen  ; nicht nur sen-Qualität anbietet.«3 hausintern, um allen BenutzerInnen einen offenen Diskurs zu ermöglichen, sondern auch nach außen Die Vorgeschichte hin um – der Öffentlichkeit Einblick in das »Juristenhaus« gewährend – die Gleichheit der Individuen Als Mitte der 1960er-Jahre das Hauptgebäude der vor dem Gesetz zu versinnbildlichen. Es war für ihn Universität Wien am Ring zusehends zu klein wurde klar, dass er zuerst einen Bauplatz mitten in der Stadt und auch das 1962 eröffnete Neue Institutsgebäude4 schaffen musste, um seinen Plan umsetzen zu könan der Universitätsstraße keine Entlastung gebracht nen. So riss er vorab gedanklich die Semperithäuser hatte, war klar, dass einzelne Fakultäten ausgelagert nieder um auf 2.500 m2 Grundfläche einen Neubau werden müssen. Im Jahr 1968 wurde der Häuserblock programmatisch zu entwickeln. Er war rund um die an der Schottengasse, der ehemalige Firmensitz des Welt gereist, um verschiedene Universitätsgebäude zu österreichischen staatsnahen Paradeunternehmens studieren und zu erfahren, dass nur in der baulichen

312  Judith Eiblmayr

Abb. 3: Abgang ins Untergeschoss Hohenstaufengasse, 2014. Über eine Stiegenanlage sind die Hörsäle im Untergeschoss direkt von der Helferstorferstraße her zugänglich. Die zweigeschossige Verglasung bietet Tageslicht im Hörsaal-Foyer.

Abb. 4: Sicht von innen auf den Abgang ins Untergeschoss Hohen­ staufengasse, 2014

Moderne der Schlüssel zu dem von ihm gewünschten demokratischen, räumlichen Prinzip liegen kann. Nachdem sich zeigte, dass seine Idee ernst genommen wurde, und der Abriss erfolgte, wurde ihm der Architekt Ernst Hiesmayr, soeben als Hochbauprofessor an der Technischen Universität Wien berufen, zur Seite gestellt (Abb. 5 und 6). Die Bibliothek sollte den Kern der Institution bilden. Hier sollten sich Lehrpersonen und Studenten in wissenschaftlichem Austausch auf Augenhöhe begegnen. Bislang wurden die Bücher auf den jeweiligen Instituten unzugänglich verwahrt, und die Nutzer mussten sich zur Wissensaneignung speziell Einlass verschaffen. Nun sollten alle Bücher gesammelt greifbar sein und in einer Freihandbibliothek zur Verfü-

gung stehen. Professor Winkler wollte dem Jusstudium den Ruf eines reinen »Paukerstudiums« nehmen und einen Ort schaffen, der auch durch seine räumliche Konfiguration zum vernetzten Denken und sozialen Austausch animiert. »Keiner sollte sich mehr in seinem Institut einsperren können. Das Juridicum ist ein demokratischer Bau«, so Winkler in einem Interview anlässlich der Eröffnung 1984, »das heißt, der für alle gleiche Zugang zum Recht ist auch in der Gebäudestruktur verwirklicht worden.« Auch rückblickend war er der Überzeugung, dass Ernst Hiesmayr der ideale Architekt war, um seiner strukturellen Idee zur Organisation des Jusstudiums die passende Form zu geben.5 Die Erfahrungen bei inzwischen 30-jähriger Nutzungsdauer geben ihm recht.

Das Juridicum  313

Abb. 5: Entwurfsstudie Arch. Hiesmayr, ca. 1970. Entwurfsvariante für Erdgeschoss und Untergeschoss zur Situierung der Hörsäle.

Abb. 6: Entwurfsstudie Arch. Hiesmayr, ca. 1970. Entwurfsvariante für Erdgeschoss und Untergeschoss zur Situierung der Hörsäle.

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Abb. 7: Fassadenstudie Arch. Hiesmayr, ca. 1970. Die Rampe als bauliches Element einer dynamisierenden Raumprogrammatik, bei dieser Entwurfsstudie war diese noch an der Fassade des Sockelbaukörpers geplant.

Abb. 8: Modellfoto Büro Hiesmayr, ca. 1970. Die angestrebte Transparenz zwischen Außen- und Innenraum ist bei diesem Modellfoto ersichtlich, die Sockelzone sollte stützenfrei bleiben.

Der Baukörper

In die scharfkantige Bebauung des gründerzeitlichen Rasters wurde ein völlig autonom geformtes Gebäude gesetzt, das einerseits in seiner Dimensionierung und konstruktiven Kraft Eigenständigkeit zeigen wollte, andererseits durch gerundete Ecken und eine Glasfassade, die die Spiegelung der historischen Bauten gewährleistet, dezent zurücktritt (Abb. 7). Die Re-

f lexion des Sonnenlichts bewirkt an der Glasfassade gleichzeitig eine Aufhellung der Gassen  ; damit strahlt die – nicht nur im übertragenen Sinn – positive Energie des Juridicums auf die umliegenden Fassaden aus und stellt dieserart eine gegenseitige Bezugnahme im städtebaulichen Gefüge her. Dass das postulierte demokratische Prinzip beim Bau des Juridicums so konsequent umgesetzt werden konnte, verdankte Professor Winkler nicht nur dem gleichge-

Das Juridicum  315

Abb. 9: Rampe von den Hörsälen über die Eingangshalle zur Cafeteria, 2014. Die Rampe führt vom Untergeschoss bis zur Caféteria in der eingeschobenen Zwischenebene in der Eingangshalle. Abb. 10: Doppelgeschossige Eingangshalle, 2014. Der Foyerbereich in der doppelgeschossigen Eingangshalle. Gleichzeitig ist hier die Blickverbindung bis zu den Hörsälen im Untergeschoss gegeben.

sinnten Architekten Hiesmayr, ihrem gemeinsamen Verständnis von bildlich gesprochen »niederzureissendem Mauerwerk in gründerzeitlichen Strukturen«. Vielmehr bestand Anfang der 1970er-Jahre der explizite Wunsch der öffentlichen Hand – als Geldgeber für das Universitätsgebäude – der österreichischen Stahlindustrie einen größeren Auftrag zukommen zu lassen. Architektonische Innovation wurde hier infolge der damaligen dirigistischen Wirtschaftspolitik quasi staatlich gefördert. Dies war auch für den Statiker Kurt Koss eine gute Vorgabe, um eine aufwändige Konstruktion entwickeln zu können, die ein Optimum an Raumausnutzung garantiert. Wie erwähnt, sollte durch die abgehängte Konstruktion der oberen Geschosse darunter ein stützenfreier Groß-

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Abb. 11: Podeste zur informellen Kommunikation, 2014. Die Podeste an den Stiegenläufen dienen als Treffpunkte zur informellen Kommunikation mit Blick in den Straßenraum.

raum erzeugt werden, der wiederum in vier Ebenen unterteilt wurde (Abb. 8).

Die räumliche Organisation

Man betritt die doppelgeschossige Eingangshalle, in die mittig der Länge nach eine Galerie mit der Cafeteria eingeschoben ist (Abb. 9 und 10). Über eine Rampe hat man die Wahl, hinauf auf einen Kaffee oder ins Untergeschoss hinunter zu den Hörsälen zu schlendern. Auch dieses bauliche Element entspricht der dynamisierenden Programmatik, die das Gebäude vermitteln soll  : Wenn die Studenten und Studentinnen aus dem Hörsaal kommen, sollten sie ihre Gedankengänge im Gespräch noch fortführen können und ohne Unterbrechung beziehungsweise ohne Anstrengung direkt im Café landen, wo dann in entspannter Atmosphäre zu Ende diskutiert wer-

den kann. Im 1. Obergeschoss liegen die zwei großen Lesesäle der Bibliothek mit der allgemeinen juristischen Literatur, im 2. Obergeschoss die Bibliotheksverwaltung und die Verwaltung der Juridischen Fakultät, das Dekanat. Hier endet der halböffentliche Bereich, der als »geräuschintensiver Lern- und Lehrbetrieb« im Gegensatz zum »ruhigen Studier- und Forschungsbetrieb« beschrieben wird.6 In den darüber liegenden vier Regelgeschossen befinden sich die Institute, über mehr als ein Drittel der Fläche erstrecken sich jeweils mittig die Fachbibliotheken zum Studium spezieller Materie. Diese Freihandbibliotheken sind an den Seminarräumen vorbei von den beiden Stiegenhäusern bzw. Lifttürmen her zu betreten, die relativ klein gehaltenen Räumlichkeiten der Institute sind in den vier Eckbereichen situiert. An den beiden Breitseiten des Gebäudes, am Beginn der Stiegenläufe sind größere Podeste ausgebildet, die der informellen Kommunikation dienen (Abb. 11).

Das Juridicum  317

Abb. 12 und 13: Veranstaltungssaal im Dachgeschoss, 2014. Die Brückenkonstruktion für den abgehängten Baukörper wurde im Dach­geschoss sichtbar belassen. Sie ist von beeindruckender Dimensionierung, das Ultramarinblau der Lackierung erzeugt eine Schiffsassoziation.

Hierher können sich die Studenten und Studentinnen kurz vom Bücherstudium zurückzuziehen, um zu plaudern oder zu telefonieren. Besonders attraktiv sind diese Zonen in den untersten drei Geschossen, wo sie zurückversetzt und mit raumhohen, gerundeten Verglasungen den Ausblick direkt in die Straßenräume erlauben, schützend gedeckt durch die Untersicht der Auskragung des abgehängten Baukörpers. Im Untergeschoss liegen die Hörsäle, die künstlich belichtet sind  ; ins verglaste Foyer fällt über die von der Straße herabführenden Stiegenanlagen Tageslicht von oben. Über die bereits beschriebene Rampe gelangt man leichten Schrittes wieder ins Erdgeschoss, das durch seinen warmen rötlichbraunen Kautschukbodenbelag, die dunkelblau gestrichenen Metallteile und Buchenholzelemente dem heutigen Betrachter einen unverfälschten Raumeindruck im Stile der 1980er-Jahre gibt.

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Um den Rundgang durch das Haus abzuschließen, fehlt noch das Dachgeschoss, das die enorme Dimensionierung der Brückenkonstruktion erlebbar und das Prinzip der Abhängung sichtbar macht. Der Raum, der als Veranstaltungssaal genutzt wird, ist durch die Fachwerkträger der Brückenkonstruktion der Länge nach in drei Bereiche gegliedert wie Haupt und Nebenschiffe in einer Basilika – wobei der mittige Bereich niedriger ist als die seitlichen, da oberhalb die Klimazentrale für das Gebäude untergebracht ist. Der genannte Vergleich mit einem Kirchenschiff führt uns zum Bild eines Schiffs  : Wenn der Blick an den Schrägen des Stahlfachwerkes vorbei über die Dächer der Stadt schweift, fühlt man sich tatsächlich wie auf einem Ozeanriesen, der mitten in Wien vor Anker gegangen ist. Das Ultramarinblau der Lackierung an der Stahlkonstruktion tut wohl das Seinige

Abb. 14: Fassadendetail, 2014. Die gerundete Glasfassade dient auch der Spiegelung der umgebenden Bebauung.

dazu. Der Blick fällt auch auf die Rundrohre der Abhängung, die vom Dach her schräg vor die Fassade geführt werden und den abgehängten Baukörper mit seinem »rucksackähnlichen Umriss«7 wie in einer Seilkonstruktion halten. Die tragenden Stahlteile sind übrigens aus Brandschutzgründen mit Wasser gefüllt, wodurch sie im Inneren des Gebäudes unverkleidet bleiben konnten (Abb. 12 und 13).

Die Konstruktion

Spannend hierbei ist die Dauerhaftigkeit dieser Konstruktion. Auch nach 30 Jahren Betrieb sind die Finessen dieser Gebäudekonstruktion nicht unangemessen gealtert, es gibt zum Beispiel keine Korrosionsschäden. Natürlich sind die Betriebskosten gegenüber einem Bauwerk in Massivbauweise vergleichs-

weise hoch, dies ist allerdings ein generelles Problem von Bauten mit Glasfassade. Beim Juridicum sind die Heizungsrohre direkt an der Innenseite der Lisenen der Fassadenkonstruktion angeschweißt, was sicherlich einen erhöhten Energieverbrauch nach sich zieht, andererseits eine Behaglichkeit ausstrahlt, die bei einer Glasfassade prinzipiell nicht systemimmanent ist. Darüber hinaus sollte der Mehrwert, den eine spezifierte Architektur mit sich bringt, nicht mit höheren Energiekosten eindimensional »gegenverrechnet« werden. Eine anspruchsvolle Lösung, die dem übergeordneten Zweck eines Gebäudes entspricht und Wohlbefinden nach sich zieht, kann nicht die billigste Lösung sein. Die Komplexität des konstruktiven Denkens von Architekt und Statiker und die daraus generierten Innovationen wurden jedenfalls durch Verleihung des Europäischen Stahlbaupreises 1980 auch international gewürdigt (Abb. 14).

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Der Architekturkritiker Otto Kapfinger schrieb des Inhalts gefunden. Die Nachhaltigkeit dieser Aranlässlich der Eröffnung 8   : »Kompakt, übersicht- chitektur kann jederzeit überprüft werden. lich, ambitioniert im Konzept, robust im Detail – so könnte eine Kurzcharakteristik des Juridicums lauten«9  ; was Ernst Hiesmayr in einer Replik »eine Anmerkungen treffende Kurzcharakteristik des Hauses«10 nannte. Kapfinger übte jedoch auch Kritik, indem er schrieb  :  1 Hiesm ayr, Juridicum, 4.  2 Achleitner, Österreichische Architektur Band III/1, 36. »Zu fragen wäre darüber hinaus noch, inwieweit es   3 Ebd., 35. überhaupt gelungen ist, die komplizierte Konstruk-  4 NIG, Neues Institutsgebäude, Universitätsstraße 4. Im urtionsidee zu einer selbstverständlichen Architeksprünglichen Wettbewerbsentwurf aus dem Jahr 1951 der tur zu formen, zu einem dem Aufwand adäquaten Wiener Architekten Alfred Dreier und Otto Nobis als neue Universitätsbibliothek geplant, war ein differenzierter, für Raumerlebnis, und welche ›Sprachlichkeit‹ dieser Wiener Verhältnisse durchaus moderner Gestus nachvollStahl-Glas-Bau letztlich entwickelt.«11 Er kritisierte ziehbar. Mit der seinerzeit auf Druck der Philosophischen eine Architektursprache, die – ausgehend von der Fakultät ebenfalls durch Dreier und Nobis vorgenommenen Auf bruchstimmung der 1960er-Jahre – erst Mitte Umplanung auf ein Institutsgebäude blieb jedoch von den der 1980er-Jahre vollendet werden konnte und zu gestalterischen Ansätzen des Bibliotheksbaus wenig übrig. diesem Zeitpunkt womöglich schon nicht mehr im Realisiert wurde 1960 bis 1962 schließlich ein vom Gedanken maximaler Kubaturausnutzung getragener Bürobau, der eigentlichen Sinne verständlich, weil – seiner Meijeglichen, einem Unversitätsgebäude durchaus zustehenden nung nach – überholt war. Die Frage war berechtigt. räumlichen Repräsentationsanspruch vermissen ließ. Die positiven Erfahrungen während einer nunmehr   5 Em. Univ. Prof. Dr. Günther Winkler im persönlichen Gedreißigjährigen Nutzungsdauer zeigen uns allerdings, spräch am 7.3.2014. dass der durch die Komplexität der Konstruktion be-  6 Hiesm ayr, Juridicum, 29. dingte Aufwand gerechtfertigt war. Das Gebäude hat  7 K a pfinger, Juridicum. »gehalten«, was es wollte und sollte, in seiner Funk-   8 Feierliche Eröffnung am 4. Juni 1984. tion und in seiner Ästhetik. Das Juridicum ist ein  9 K a pfinger, Juridicum. städtebaulicher Solitär in der Wiener Innenstadt ge- 10 Antwortbrief von Ernst Hiesmayr an Otto Kapfinger, ohne Datum. Quelle: Archiv der Technischen Universität. blieben und hat in seiner speziellen Körperhaftigkeit 11 K a pfinger, Juridicum. ein Selbstverständnis für die Moderne entwickelt, 12 Ehemaliger Dekan Em. Prof. Heinz Mayer im persönlichen das gerade im Universitätsbau in Österreich seinesGespräch am 5.3.2014. gleichen sucht. Sowohl Lehrpersonal wie StudentInnen fühlen sich wohl, der kürzlich emeritierte Dekan, Professor Heinz Mayer, der seit dem Einzug der juristischen Fakultät in diesem Haus arbeitet, meinte, es wäre von Anfang an hervorragend gewesen12 und es erfülle die Identifikationsfunktion, verstünden sich doch die Alumni primär als Absolventen des Juridicums und erst sekundär als solche der Universität Wien (S. 310). In der klar vorgegebenen räumlichen Struktur des Juridicums funktioniert der Studienbetrieb nach wie vor so, wie von seinem konzeptionell denkenden »Erfinder« Prof. Günther Winkler ersonnen  : kulturoffen. Ernst Hiesmayr als Architekt hat für das Gebäude offensichtlich die richtige Form als sichtbare Gestalt

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Judith Eiblmayr

Studienräume Neue Raumstrukturen für die Studierenden

Der Campus als Raumstruktur

Das System des Universitäts-Campus gilt inzwischen auch in Wien als bewährtes Modell, war es doch die Universität Wien selbst, die mit dem Uni Campus im Areal des »Alten AKH«, das in den 1990er-Jahren für die universitäre Nutzung revitalisiert worden war, diese neue städtebauliche Qualität schuf. Die weitläufigen Höfe des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses in Wien Alsergrund wurden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dienen seither als ruhiger, mit Gastronomie durchsetzter Grünraum mitten in der Stadt. Allerdings bleiben die Institute hinter den alten Mauern und neuen Glasfassaden im orthogonalen Gebäuderaster verborgen, was »Zaungästen« des universitären Betriebs, die die Höfe überqueren, den Einblick in die Räume erschwert. Auch der in den 1990er-Jahren neu errichteten Veterinärmedizinischen Universität in Wien Floridsdorf lag die Campus-Idee zugrunde; allerdings konnte diese durch die Dislozierung aus dem Stadtzentrum und ohne großzügige halböffentliche Räume keinen Mehrwert für die Öffentlichkeit erzielen. Das für die Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst revitalisierte und baulich ergänzte frühere Areal der Veterinärmedizinischen Universität im 3. Wiener Gemeindebezirk zeigt innerhalb seiner historischen Bausubstanz ruhige, begrünte Höfe. Diese Anlage ist jedoch gegen die umgehenden Straßenzüge zu abgeschlossen, um als öffentlicher Bereich wahrgenommen und auch von der Öffentlichkeit genutzt zu werden. Wien kann seit über einem Jahr mit einem internationalen Renommierprojekt auf dem Gebiet des

Hochschulbaus aufwarten. Während die Bauten der Universität Wien für Lehre und Forschung bislang vorwiegend im innerstädtischen Bereich liegen, ging man bei einer der zehn staatlichen Universitäten in Wien städtebaulich einen neuen Weg. Die Neubauten der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) wurden in einem Campus am Rande des Grünen Praters errichtet, wobei das Besondere an dieser Lage der freie Zugang für die Öffentlichkeit ist. Zwischen den universitären Einrichtungen ist eine attraktive Fußgängerzone entstanden, die nicht nur zum Hindurchspazieren, sondern auch zum Verweilen einlädt. Passanten finden hier einen der raren Orte in Wien, wo sich moderne Architektur von hoher Qualität wie selbstverständlich präsentiert, und wo sie diese auf sich einwirken lassen können. Die Dichte an angebotenen und konsumierten Architekturführungen zeugt vom großen Interesse der Bevölkerung am neuen WU-Campus und dem erhöhten Interesse der Laien für moderne Architektur. Das System des WU-Campus im Prater unterscheidet sich von jenem der Universität am Alten AKH  : Der öffentliche Raum, den eine der beteiligten Architektinnen, Laura Spinadel von BUS-Architekten als »Walk-Along-Park« bezeichnet, wird von den Gebäuden nicht begrenzt, sondern durchdrungen. Hier spaziert man von Gebäude zu Gebäude, und da die markanten Gebäude in die Weite der Gasse hineinragen, sich geradezu in den Weg stellen, fordern sie die Spaziergänger und Passanten auf, die Gebäude zu betreten. Die Neugierde der Eintretenden wird mit einladenden Innenräumen belohnt. Die Besucher ­lernen nicht nur neue eindrucksvolle Raumkonstellationen kennen, wie etwa die zentrale Halle bei Zaha Hadids

Studienräume  321

Bibliotheksgebäude, sondern sie werden ganz beiläu- mitten von Grünanlagen und außerhalb der Stadt erfig mit einem völlig neuen Zugang zur ›Institution richtet. Im Unterschied zu den genannten alten UniUniversität‹ konfrontiert  : Es existieren keine hermeti- versitäten, deren Colleges wohl auch am Rande der schen Mauern mehr, wo das Wissen gehütet und un- Stadt lagen, aber in sich abgeschlossen und nicht für ter den Gelehrten und zu Belehrenden ausgetauscht jedermann zugänglich waren, sollten die Grünanlawird, sondern es eröffnet sich für die Öffentlichkeit gen von Princeton als halböffentlicher Bereich der ineine neue Dimension des Wissensaustauschs. formellen Begegnung dienen, dem Wissensaustausch Die Universitäten verändern sich dahingehend, in entspannter Atmosphäre, auf neutralem Boden als sie sich in verstärktem Maße zu Zentren egalitä- – ein freies »Feld« für angewandte Feldforschung rer Kommunikation wandeln. Historisch waren die sozusagen. Wissen wurde nicht nur in Vorlesungen Hörsäle das Zentrum der Universitäten. Hier war mitgeteilt, sondern unmittelbar danach in demokraes den Gelehrten vorbehalten, aus Büchern, die vor tisierender Weise geteilt, getragen von einer baulich Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht vervielfältigbar offen geplanten universitären Struktur. waren, zu lesen. Die Studiosi hörten der Vorlesung zu, notierten das Gehörte und waren bei der Tradierung von Wissen auch auf die Wahrhaftigkeit des »frontal« Neue virtuelle Räume Vortragenden angewiesen. Ab der Etablierung des Buchdrucks konnten die Aussagen reproduziert wer- Durch die Weiterentwicklung des Internet in den den, man war nicht mehr auf das Vorlesen angewie- letzten zwanzig Jahren zur weltumspannenden Insen, sondern konnte das Wissen nachlesen. Gleich- formationsspeicherungs- und Kommunikationszeitig konnte auch die Vorlesung selbst festgehalten, Plattform hat sich das Feld der Wissensvermittlung vervielfältigt und einer größeren Zahl von Interes- in ungeahntem Ausmaß entgrenzt. Bei aller Kritik an senten zugänglich gemacht werden. Dieses Prinzip Globalisierung und Konsumgesellschaft, zeigt sich prägte über einen langen Zeitraum die universitären klar, dass durch die industrielle Überproduktion im Einrichtungen mit ihren Hörsälen, Institutsräumen Computerbereich und durch die flächendeckende und Bibliotheken. Über die Architektur der Univer- Etablierung von Smartphones der Informationszusitätsbauten sollte vor allem im 19. Jahrhundert ver- gang für die Allgemeinheit so stark erleichtert wurde, stärkt Repräsentation vermittelt werden. Gebäude dass heutzutage dieser tatsächlich »für jedes Kind« von einschüchternder Monumentalität konnten die gegeben ist. Jede Studentin, jeder Student verfügt Botschaft  : »Wissen ist Macht« eindrucksvoll verdeut- über ein Notebook/Laptop als Studienbehelf. Auch lichten. Das Hauptgebäude der Universität Wien, aus finanziell schwachen Schichten kommend ist ein von Heinrich von Ferstel im Stil der Neorenaissance eigener Computer kein Luxus mehr. Das erdumgeplant und 1884 eröffnet, ist hierfür ein gutes Bei- spannende Wellennetz, das überall eine Internetverspiel. Im Zuge der Errichtung der Ringstraße war bindung gewährleistet – sei es über einen »Hotspot« es den politisch Verantwortlichen wichtig, auch die im öffentlichen Raum oder am privaten Smartphone Universität aus den engen Gässchen des innerstäd- – bewirkt, dass an jedem Ort jede gewünschte Intischen Jesuitenviertels herauszulösen und in impo- formation abrufbar ist, in Sekundenschnelle und – santer Art und Weise am Prachtboulevard neu zu wenn es sich um geprüfte Quellen handelt – wissenerbauen. schaftlich haltbar. Angelehnt an die europäischen Vorbilder Oxford Für die Vortragenden in den Hörsälen bedeutet und Cambridge wurde in den USA das innerstädti- dieser Umstand eine neue Herausforderung, denn sche Organisationsprinzip der Universitäten bereits die Hörer sind nicht nur Schreiber, die den Inhalt 1746 aufgeweicht. Die Gebäude des College of New der Vorlesung zu Papier bringen oder in den ComJersey, die heutige Princeton University, wurden in- puter eintippen, sondern auch Seher, die akkurat im

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Internet Inhalte überprüfen und um eigene Assozia- ser Gebäudekomplex von SANA A, dem Büro der jationen erweitern können oder theoretisch faktische panischen Architektin Kazuyo Sejima und ihrem Ungereimtheiten im Vortrag »in Echtzeit« aufdecken ehemaligen Mitarbeiter Ryue Nishizawa bietet das bzw. kritisch hinterfragen können. Das heißt, dass Campus-Prinzip unter einem schützenden »Schirm«. die frontal Vortragenden ihr persönliches Profil ent- Hörsäle, Bibliothek, Konferenzräume, Cafeteria usw. wickeln müssen, um die Studierenden zu begeisterten sind durch großflächige, halböffentliche Bereiche verZuhörern zu machen. Die Vermittlung reiner Kern- bunden – eine Universitätslandschaft, die von einer information ist zu wenig des Lehrangebots, hat sich wellenförmigen Membran überspannt ist. Mehrere diese doch durch den virtuellen Raum auf dem Wege Öffnungen der Dachhaut bringen natürliches Licht der neuen Medien bereits ins Auditorium verselb- in darunter liegende Höfe und somit ins Innere des ständigt, neue »Formate« wie MOOCS beweisen, dass Gebäudes und schaffen eine transparente Atmodie Universitäten bereit sind, dem neuen Anspruch sphäre. an Wissenstransfer gerecht zu werden. Auch die Universität Wien hat diese GrenzverDieser Entwicklung folgend verliert die Funktion schiebung zugunsten eines vermehrten informellen des Hörsaales an Bedeutung, was gerade am neuen Wissensaustauschs bereits in den späten 1960er-JahRaumprogramm der Gebäude am WU-Campus gut ren in einem Gebäude angestrebt. Bei der Planung ablesbar ist. Nicht dass Vorlesungen obsolet wären; des Juridicums sollte einerseits das Gebäude selbst gerade die Vortragsräume sind architektonisch und durch seine vorgehängte Glasfassade Transparenz technisch auf dem letzten Stand und sie schaffen eine und Offenheit der Jurisprudenz gegenüber der Allgehervorragende Lehratmosphäre. Im Hörsaalzent- meinheit vermitteln, andrerseits sollte die im »Jurisrum sind allerdings neben Audimax, Vortrags- und tenhaus« mittig geplante Bibliothek der Treffpunkt Seminarräumen fast gleichwertig raumgreifende von Lehrpersonen und Auszubildenden sein. Die halböffentliche Bereiche für den informellen Aus- flach geneigte Rampe von den Hörsälen im Untergetausch vorgesehen. Es gibt mehrere Ebenen, die von schoss bis zum Café im ersten Obergeschoss sollte abder Aula direkt über Treppen erreichbar sind, wo gesehen von der entspannenden Wegverbindung als Arbeitsplätze für die StudentInnen eingerichtet sind. Plattform dienen, um den Diskurs nach einer VorleMan trifft sich, tauscht sich aus, kann einfach nur sung dynamisch – in Bewegung befindlich – fortfühtratschen und/oder gleichzeitig am Laptop arbeiten. ren zu können. Das System hat sich von Anfang an Darüber hinaus gibt es kleine durch Glaswände ab- bewährt und funktioniert bis heute in der ersonnegeschlossene Räume, die die StudentInnen für Klein- nen Form, in Wien gewissermaßen ein solitärer Vorgruppen belegen können, eine »soziale Zelle«, wo läufer des oben beschriebenen Campus mit all seinen diskutiert bzw. gemeinsam ein Thema bearbeitet wer- Qualitäten. den kann. Das Bibliotheksgebäude von Zaha Hadid Die Universität als Elfenbeinturm zu begreifen, bietet neben einer großen Anzahl von Leseplätzen ist nicht mehr zeitgemäß. Wissenschaft ist mittlerebenfalls die informellen Zonen mit Arbeitsplätzen weile viel eher dem Gesellschaftlichen verpflichtet, und Arbeitsräumen. So wird evident, dass die Wer- der Wissensraum hat sich wie oben beschrieben kontigkeit der Raumstruktur des »Sozialen Raumes« an tinuierlich durch die hermetischen Mauern des »Wisden Universitäten gegenüber den für einen Frontal- sensturmes« in den virtuellen Raum ausgebreitet und unterricht hierarchischen Lehrräumen an Bedeutung ist somit für jedermann konsumierbar. Ebenso ist es gewinnt. Vorbilder hierfür finden sich im Bereich mit den sozialen Räumen, auch diese haben sich entder privaten Universitäten aber auch bei staatlichen grenzt. Die jetzige Studentengeneration organisiert Hochschulen wie z. B. dem der École Polytechnique sich über das Internet, man vernetzt sich, schafft so Fédérale de Lausanne (EPFL) angegliederten Rolex den ehestmöglichen kommunikativen Austausch und Learning Center in Lausanne in der Schweiz. Die- vereinbart, wo man sich trifft. Diese Generation weiß

Studienräume  323

zu kooperieren, nicht nur intellektuell, sondern auch sozial. Im Dienste der Wissenschaft ist dieser Ansatz der gesellschaftlich produktivste, die Universitäten müssen diesem Anspruch räumlich gerecht werden und »reale« Kommunikationsräume zur Verfügung stellen. Während das Hauptgebäude der Uni Wien mit seinem großzügigen Arkadenhof ebenso eine gelungene Atmosphäre der informellen Begegnung zwischen Lehrenden und Auszubildenden bietet, ist das Campus-Prinzip, wie bei der neuen WU am Rande des Grünen Praters zuletzt realisiert, um die Einbindung der Öffentlichkeit bemüht – ein weiterer Schritt des »going public« der Wissensgesellschaft. Man darf wohl davon ausgehen, dass auch die Universität Wien bei notwendigen Neubauten diesem Leitprinzip folgen und dem Anspruch, in Studienräume künftig auch vermehrt Außenräume einzubeziehen werden, gerecht werden wird.

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Harald Peterka

Neue Anforderungen an den Hochschulbau

D

er vorliegende Jubiläumsband illustriert den Universität Wien betriebstechnisch und betriebsWandel der Anforderungen und der Ansprüche, wirtschaftlich ein erheblicher Mehrwert erzielt werdie an universitäre Bauaufgaben von den Anfängen den. 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in bis heute gestellt werden. Während im 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert und auch noch im 20. einer Zeit der akuten Not in allen Lebensbereichen, Jahrhundert bis zum Ende der Monarchie der Hoch- erschien die Schrift des bekannten deutschen Arschulbau vorrangig ein Thema der Baukunst war, ha- chitekten Peter Behrens »Vom sparsamen Bauen«, in ben sich seit damals diese Sichtweisen und auch die der er sich für Typisierung und Verwendung preisAnforderungen an den Hochschulbau grundlegend werter Materialien einsetzte. 95 Jahre später, vorletzgeändert. (Welt-)Architektur mag auch heute noch tes Jahr, zeigte das Deutsche Architektur-Zentrum bei Großprojekten, z. B. bei Neuplanungen von Uni- DA Z in Berlin eine Ausstellung mit vergleichbarer versitäten, eine bestimmende Rolle spielen, wie etwa Zielsetzung, programmatisch betitelt mit »Neue Bebeim Jahrhundertprojekt der Wirtschaftsuniversität scheidenheit  : Architektur in Zeiten der Verknappung«. Wien, dem im Herbst 2013 eröffneten Campus W U Die Notwendigkeit, kostengünstig zu bauen, bedingt zwischen Wiener Messe und Prater. Bedingt durch durch die Folgen der jüngsten Wirtschaftskrise, trifft die räumlichen Zwänge, die aus dem Selbstverständ- auch die Universität Wien. Ein technisch derart annis als Innenstadt-Universität resultieren und auf- forderungsreiches, architektonisch und konstruktiv grund der gegenwärtigen restriktiven budgetären anspruchsvolles Bauprojekt, wie es die Universität Rahmenbedingungen ist bei den aktuellen Baupro- Wien mit dem Haus der rechtswissenschaftlichen Fajekten der Universität Wien die Anzahl der Freiheits- kultät, dem sogenannten »Juridicum«, vor 30 Jahren grade von Architektur und Ausstattung deutlich klei- (nach über 10-jähriger Planungs- und Bauzeit) realiner. sierte, wäre 2015 nicht einmal denkbar. Studentenzahlen, Personalaufwand und damit verbunden der Raumbedarf der Universität Wien sind in den letzten 40 Jahren kontinuierlich gewachsen, eine Entwicklung, auf die nur in geringem Maße mit Neubauten reagiert werden konnte. Allein in innerstädtischer Lage unterhält die Universi- Nächste Seite: tät Wien über 60 Standorte, darunter viele kleinflä- Abb. 1: Universitätsgebäude am Oskar-Morgenstern-Platz 1, 2013. chige Mietobjekte. Seit einigen Jahren verfolgt die Im Sinne der Standortverdichtung im innerstädtischen Bereich Universität eine Strategie der Standortkonzentration, entschied sich die Universität Wien für die Umnutzung eines ehemaligen Bürogebäudes. Dieses – unter der Planung des Architekder Konsolidierung zusammen mit einer maßvollen, tenduos Heinz Neumann und Ernst Maurer – neue Universitätsgeschrittweisen Entwicklung und Ergänzung ihres bäude beherbergt ab dem Wintersemester 2013/14 die Fakultäten Gebäude-Portfolios. Auf diesem Weg konnte für die für Mathematik und für Wirtschaftswissenschaften.

Neue Anforderungen an den Hochschulbau  327

328  Harald Peterka

Die gegenwärtige Situation des Hochschulbaus

Auch im Hochschulbereich, auf den wir uns hier beschränken, muss heute der Planer das Unmögliche möglich machen  : Verlangt wird ein architektonisch qualitätsvolles Gebäude, das im innerstädtischen Bereich städtebauliche Akzente setzt, das alle Nutzeranforderungen erfüllt und gleichzeitig sparsam errichtet werden kann. Der Entwurf des Architekten soll beides sein  : innovativ und funktional. Die Planung wird daher beispielsweise neben den üblichen Funktionsräumen »Begegnungszonen« vorsehen müssen, die durch ihre Architektur den spontanen Informationsaustausch, das fachliche Gespräch zwischen den Forschern, den Lehrenden und den Studierenden herbeiführen. Eine ganz besondere Herausforderung an den Architekten, gar nicht selten im universitären Bereich, ist das Bauen im Bestand unter den eben genannten Rahmenbedingungen. Die Universität Wien bekennt sich zur Nachhaltigkeit. Sie ist bestrebt, nach Maßgabe der finanziellen Möglichkeiten den Forderungen des Klimaschutzes und der Bauökologie zu genügen. Die Universität Wien als Nutzer richtet an den Planer folgende Vorgaben  : Zu berücksichtigen sind behördliche Auflagen wie Brandschutz und Barrierefreiheit. Ganz allgemein hat die Planung unter Beachtung der geltenden baurechtlichen Bestimmungen zu erfolgen. Der energieeffizient konzipierte Neubau soll sich durch vorbildliche Energieverbrauchswerte auszeichnen. Das Gebäude sei mit modernster Haustechnik auszustatten. Bei Laboratorien haben die Einbauten und Geräte dem neuesten Stand der Technik bzw. den Nutzerwünschen zu entsprechen. Und last, but not least  : Das Projekt muss im Rahmen des vorgesehenen engen Kostenkorsetts und im baulichen Zeitrahmen bleiben. Dass es auch in »Zeiten der Verknappung« möglich ist, den genannten Anforderungen zu entsprechen und dabei architektonisch gut zu bauen, beweist das 2013 abgeschlossene Bauprojekt »Oskar-Morgenstern-Platz 1«, von dem weiter unten die Rede sein wird. Bemerkenswert ist der Wandel beim universitären Laboratoriums-Bau. Wie Julia Rüdiger im vorliegen-

Abb. 2: Ansicht des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Allgemeinen Invaliden-Versicherungsanstalt entworfen 1955 vom Wiener Architekten Franz Schuster (1892–1972) vor dem Umbau. Das ehemalige Bürogebäude wurde sorgsam saniert und für seinen neuen Zweck adaptiert und erweitert und in eine zeitgemäße Fassade gekleidet.

den Band am Beispiel des an der unteren Währinger Straße gelegenen Chemischen Instituts ausführt, finden die vom Architekten Heinrich Ferstel speziell auf das chemische Arbeiten ausgerichteten baulichen Maßnahmen ihren Ausdruck in der eigenständigen Lage des Gebäudes, getrennt und entfernt von den anderen Universitätsbauten und in den nach den Innenhöfen gerichteten Loggien, die der Belüftung und als Orte brandgefährlicher Experimente dienen. Das Raumprogramm des Laboratoriums sah jedoch auch Funktionen vor, die dem Laborzweck entgegenstanden, wie etwa die obligate Dienstwohnung des Institutsvorstandes und den großen Hörsaal. Straßenseitig liegt der Fokus des Erscheinungsbildes des Chemischen Instituts auf Repräsentation (siehe Rüdiger, S. 159–167). Die Wiener Laboratoriumsbauten des Historismus und auch die des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zum Secessionsstil sind konstruktiv und stilistisch dem bürgerlichen Stadtpalais oder der typischen Cottagevilla näher als beispielsweise einem zeitnahen Industriebau des traditionsreichen

Neue Anforderungen an den Hochschulbau  329

Abb. 3: Universitätsgebäude am Oskar-Morgenstern-Platz, Skylounge. Neben Hörsälen, Seminarräumen, Bibliothek und Arbeitsräumen verfügt das Universitätsgebäude am Oskar-Morgenstern-Platz 1 über einen großen, modernen Veranstaltungssaal im obersten Geschoss, die Skylounge.

Wiener Stahlbauers Waagner-Biro. Und sie sind auch für einen vergleichsweise langen »Lebenszyklus« konzipiert. Die heute errichteten modernen Laboratoriums-Bauten sind in der Regel aus Stahlbeton, innen flexibel unterteilt mittels Trockenausbau. Sie haben häufig einen sehr hohen Haustechnik-Anteil und sind daher für eine Nutzungsdauer von nur 35 bis 40 Jahren geplant. Nach dieser Zeit rechnet sich die Instandhaltung der technischen Anlagen nicht mehr. Der Bau wird bis auf das Stahlbeton-Skelett entkernt. Das Gebäude wird vielleicht einer neuen Funktion zugeführt, die wir heute noch nicht kennen. Dieser Sonderfall für reine Laboratoriums-Bauten ist kein Widerspruch zur generellen Strategie der Universität Wien, den Lebenszyklus der Bauten durch flankierende Maßnahmen wie modernste Steuerung des Facility-Management und energieoptimierte Gebäudesanierung zu verlängern.

330  Harald Peterka

Noch eine Bemerkung zur Qualität des Bauens  : Mit dem Bundesimmobiliengesetz vom 29. Dezember 2000 wurden die bis dahin von der Republik Österreich gehaltenen Liegenschaften, darunter auch Gebäude der Universität Wien an die Bundes Immobilien Gesellschaft BIG verkauft. Damit verbunden war auch die Übernahme aller Aufgaben durch den neuen Eigentümer, die sich im Zusammenhang mit der Generalsanierung von Bauten, der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben hinsichtlich Sicherheit und Barrierefreiheit und vor allem auch im Zuge der Realisierung von Neubauvorhaben stellen. Die Geschäftsziele der BIG sind primär die eines guten Kaufmanns, d. h., sie sind gewinnorientiert. Jedoch hat die BIG als eines der größten Immobilienunternehmen Österreichs in ihrem Selbstverständnis nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine gesellschaft­ liche Verantwortung. Die BIG will »den öffentlichen

Abb. 4: Neubau in der Währinger Straße 29 eröffnet zu Beginn des Wintersemesters 2012/13. Aus der gewohnten Bild der unteren Währinger Straße mit ihrer beidseitig geschlossenen Verbauung und den freistehenden Wahrzeichen Josephinum, Palais Clam-Gallas und Zweites Chemisches Institut tritt die bewegte Fassade des Universitätsneubaus für die Fakultät für Informatik und das Institut für Publizistik & Kommunikationswissenschaften durch seinen modernen metallischen Glanz auffällig hervor.

Raum mit qualitativ hochwertigen Immobilien aktiv mitgestalten und auf diesem Wege ihren kulturellen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten«. Neben den städtebaulichen Überlegungen und der Architektur nehmen bei der BIG Themen wie Umwelt- und Klimaschutz einen wichtigen Stellenwert ein. Eine deutliche Steigerung der architektonischen Qualität öffentlicher Bauten ist seit dem Wirken der BIG festzustellen. Dies trifft auf die jüngeren Bauten der Universität Wien zu, die bereits unter der Ägide der BIG errichtet wurden. Das Vorbild wirkt auch dort, wo von der Universität Wien Finanzierungs-, Planungsund Gestaltungsverfahren außerhalb der BIG gewählt wurden, wie etwa beim Projekt »Oskar-MorgensternPlatz 1« in 1090 Wien. Dieser Neubau sowie auch der BIG-Neubau an der Währinger Straße 29 seien in der Folge kurz besprochen.

Der Zu- und Umbau Oskar-Morgenstern-Platz 1 im 9. Bezirk

Das neue Universitätsgebäude am Oskar-Morgenstern-Platz 1, welches die Fakultät für Mathematik und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften beherbergt, ist in mehrfacher Hinsicht ein herausragendes Beispiel. Durch die Zusammenlegung zweier Fakultäten werden neue wissenschaftliche Kooperationen, interfakultäres und interdisziplinäres Lehren und Forschen gefördert. Die Adresse Oskar-Morgenstern-Platz 1 ist ein deutlicher Schritt in Richtung der beabsichtigen Standortverdichtung. Sie ist ebenso beispielhaft für das Bauen im Bestand, für die Sanierung und Umnutzung eines Bürogebäudes aus den 60er-Jahren. Unter Berücksichtigung aller Auflagen und der terminlichen und budgetären Rahmenbedingungen ist es gelungen, dieses ursprüng-

Neue Anforderungen an den Hochschulbau  331

Niederösterreich-Wien entwickelt, die das Gebäude im Jahr 2007 erworben hat.

Das neue Gebäude für Publizistik und Informatik an der Währinger Straße 29 im 9. Bezirk

Abb. 5: Neubau in der Währinger Straße 29 in der Dämmerung. Der Neubau bietet in seinen Hörsälen, in den PC-Schulungsräumen, im Innenhof und in der gemeinsamen Bibliothek den Studierenden und den Angehörigen der unterschiedlichen Institute Raum zur Begegnung und zum interdisziplinären Austausch.

lich vom Wiener Architekten Prof. Franz Schuster geplante, architektonisch interessante, bautechnisch jedoch veraltete und sanierungsbedürftige Gebäude für die Bedürfnisse des Universitätsbetriebs im 21. Jahrhundert zu transformieren und durch eine zeitgemäße Architektur das Grätzl »Roßauer Glacis« aufzuwerten. Diese Aufgabe wurde vom Architektenduo Heinz Neumann und Ernst Maurer vorbildhaft gelöst. Die Nettogeschossfläche des Objekts beträgt rund 30.000 m2. Das Gebäude enthält Hör- und Lesesäle, Seminarräume und Labors für 7.500 Studierende, eine fakultätsübergreifende Fachbibliothek, eine eigene Mensa, Besprechungs- und Tagungsräume sowie Arbeitsplätze für rund 800 Mitarbeiter­ Innen. Die Sanierung und das Umnutzungskonzept wurden partnerschaftlich mit der Raiffeisen-Holding

332  Harald Peterka

Dieses Gebäude mit seiner markanten Fassade gibt der Fakultät für Informatik und dem Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (einem Institut der Fakultät für Sozialwissenschaften) ein gemeinsames Dach. Durch diese Zusammenführung wird interdisziplinäres Forschen, Lehren und Studieren gefördert. Errichtet wurde der Neubau im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in rund zwei Jahren Bauzeit. Das architektonische Konzept wurde von NMPB Architekten ZT GmbH entwickelt. Der Bau erweckt allein schon durch seine Dimensionen Aufmerksamkeit. Er ist jedoch sehr sorgfältig in den Bestand eingefügt. Stockwerkhöhen und Fenstermaße werden aus den benachbarten Gründerzeitbauten zitiert. Mit dem straßenseitig zurückversetzten linken Bauteil im Erdgeschoss und Mezzanin gelingt die Öffnung des Hauses. Dieser Eingangsbereich ist eine Einladung, das Haus zu betreten. Der Bau ist mit seiner vor- und zurückspringenden fein modulierten Front und deren skulpturaler metallischer Oberfläche städtebaulich und architektonisch ein zeitgemäßes »Statement«. Für die Universität Wien ist dieser Neubau auch ein öffentlichkeitswirksames Zeichen ihrer Modernität. Besonderes Augenmerk wurde auf multifunktionale Service- und Kommunikationsbereiche für Studierende gelegt. Im Haus sind drei große Hörsäle (1 x 200, 2 x 50 Personen), zwölf Seminarräume (für 20 bis 49 Personen), sechs PC-Schulungsräume (für 20 bis 30 Personen) und sieben EDV-Forschungslabors untergebracht. Dass bei den Büroräumen eine einfache raumautonome Klimatisierung dem Rechenstift zum Opfer gefallen ist, erwies sich im Nutzerbetrieb bereits in den Sommermonaten des ersten Betriebsjahres als Fehler. Die Nettogeschossfläche des Objekts beträgt rund 11.000 m2. Im Erdgeschoss und den beiden Untergeschossen befinden sich die Fach-

Abb. 6: Innenhof in der Währinger Straße 29. Die Bibliothek im Erdgeschoss und in den beiden Untergeschossen vereint die Fachbereichsbibliotheken Publizistik- und Kommunikationswissenschaften und Informatik sowie eine Expositur der Fachbereichsbibliothek Chemie.

bereichsbibliotheken Publizistik- und Kommunikati- Vorstellung, die sich bei den geplanten Neubauten onswissenschaft und Informatik. Zudem konnte hier für die biologischen Fächer bedauerlicherweise nicht eine Expositur der Fachbereichsbibliothek Chemie erfüllen wird. Immerhin würde durch den beabsichuntergebracht werden. Die neue Bibliothek bietet tigten Transfer der Institute der Fakultät für Lebensausreichend Raum für Leseplätze und rund 300.000 wissenschaften (zurzeit noch an der Althanstraße Bücher. Der teilweise begrünte und mit Sitzflächen im Wiener 9. Bezirk) in die Nachbarschaft des moausgestattete Innenhof dient Studierenden und Leh- lekular-medizinisch und molekular-biologisch ausrenden als Rückzugsort. gerichteten V BC Vienna Biocenter Dr.-Bohr-Gasse in Wien-Landstraße im 3. Bezirk die grundsätzlich angestrebte Clusterbildung aller Bauten des FachbeEin Projekt der näheren Zukunft  : Neubauten für reichs Lebenswissenschaften / Biologie realisiert werden Fachbereich Lebenswissenschaften / Biologie den können. An dieser Adresse befinden sich bereits die Max F. Perutz-Laboratorien, eine gemeinsame Die Universität Wien definiert sich, wie eingangs Unternehmung der Universität Wien und der Medischon erwähnt, als innerstädtische Universität, die zinischen Universität Wien. Durch die Verlegung des ihre wichtigsten Standorte in den Bezirken 1 und 9 UZA I nach »Neu Marx« würde im dritten Bezirk ein schrittweise ergänzt und verdichtet. Idealerweise be- weiterer wichtiger innerstädtischer Standort der Unifindet sich ein neuer externer Standort Universität versität Wien entstehen. in Gehdistanz zum Hauptgebäude am Ring – eine

Neue Anforderungen an den Hochschulbau  333

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Die nummerierte Liste der aktuellen Universitätsstandorte finden Sie auf den Seiten 337-338.

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Elmar Schübl & Peter Schintler

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014

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ie Universität Wien beschäftigt heute rund 9.700 1 1010 Wien, Ebendorferstraße 10 Menschen, davon knapp 6.900 im Lehr- und 2 1010 Wien, Freyung 6 (Schottenstift) Forschungsbetrieb, ca. 92.000 Studierende nutzen 3 1010 Wien, Grillparzerstraße 7 das vielfältige Angebot der traditionsreichsten und 4 1010 Wien, Hanuschgasse 3 größten Universität Österreichs. Die Vielfalt ihres 5 1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege Lehr- und Forschungsangebotes ist überaus beeindru- 6 1010 Wien, Liebiggasse 5 (ehem. Ackerbau-Ministerium) ckend. Die Universität Wien gliedert sich derzeit in 15 Fakultäten1 (mit insgesamt 157 Instituten, Depart- 7 1010 Wien, Postgasse 7 – 9 ments und Forschungsgruppen), vier Zentren2 und 22 8 1010 Wien, Rathausstraße 19 interfakultäre Forschungseinrichtungen. Zahlreiche 9 1010 Wien, Rathausstraße 21 Dienstleistungseinrichtungen tragen zur Organisation 10 1010 Wien, Schenkenstraße 4 11 1010 Wien, Schenkenstraße 8 – 10 (ehem. Parlamentsdes äußerst komplexen Universitätsbetriebes bei. Zu den unabdingbaren Voraussetzungen für eiklubgebäude) nen erfolgreichen Lehr-, Forschungs- und Verwal- 12 1010 Wien, Schottenbastei 10 – 16 (Juridicum) tungsbetrieb zählen Räume und Gebäude. Sie sind 13 1010 Wien, Schottenring 14 größtenteils Orte der Erkenntnisarbeit, Stätten des 14 1010 Wien, Teinfaltstraße 8 (ehem. Bodencreditanstalt bzw. Niederösterreichische LandesbiblioWissens. Jene der Universität Wien haben sich im Frühjahr 2014 auf 73 Standorte verteilt  : 66 befinthek) den sich in der Bundeshauptstadt, fünf in Niederös- 15 1010 Wien, Universitätsring 1 (UniversitätsHauptgebäude) terreich (Langau bei Geras, Marchegg, Bad Vöslau, St. Corona am Schöpfl und Mönichkirchen) und 16 1010 Wien, Universitätsstraße 5 jeweils ein Standort in Oberösterreich (Grünau im 17 1010 Wien, Universitätsstrasse 7 (Neues Institutsgebäude – NIG) Almtal) und in Salzburg (Dienten). Der Großteil der Wiener Standorte (30 bzw. 19) befindet sich im 9. Be- 18 1010 Wien, Universitätsstraße 11 (Gebäude der Holding Wien) zirk (Alsergrund) und 1. Bezirk (Innere Stadt). Jeweils zwei Standorte liegen im 8. Bezirk (Josefstadt), 19 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1a (Historische 18. Bezirk (Währing) und 19. Bezirk (Döbling)  ; über Glashäuser des Versuchsgartens) drei verfügt sie im 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünf- 20 1030 Wien, Campus-Vienna-Biocenter 5 (Vihaus), über einen im 2. Bezirk (Leopoldstadt) und enna Biocenter) über sieben Standorte im 3. Bezirk (Landstraße). – 21 1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 1 (Vienna Biocenter) Einen ersten Überblick bietet die nach den Wiener 22 1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 9 (OSC-Halle, Vienna Biocenter) Gemeindebezirken und Orten in den Bundesländern gegliederte Auflistung der aktuellen Adressen der 23 1030 Wien, Rennweg 14 (Botanisches InstitutsUniversität Wien  : gebäude)

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  337

24 1030 Wien, Rennweg 14b (Glashäuser im Bota-

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nischen Garten) 25 1030 Wien, Rennweg 89b (ehem. Reithalle, Bundessporthalle) 26 1030 Wien, Strohgasse 45 27 1080 Wien, Alser Straße 23 (ehem. Zentralkinderheim, Herzfelder’sche Familienstiftung) 28 1080 Wien, Lammgasse 8 29 1090 Wien, Althanstraße 12 – 14 (ÖBB-Gebäude) 30 1090 Wien, Althanstr asse 14 (UZ A I bzw. ehem. Biozentrum) 31 1090 Wien, Althanstrasse 14 (UZ A II bzw. ehem. Geo- und Pharmazentrum) 32 1090 Wien, Althanstrasse 39 –  45 (UZ A III bzw. ehem. Juristengebäude der WU) 33 1090 Wien, Berggasse 7 34 1090 Wien, Boltzmanngasse 3 (ehem. Institutsgebäude für Radiumforschung) 35 1090 Wien, Boltzmanngasse 5 /  Strudlhofgasse 4 (Physik-Gebäude) 36 1090 Wien, Boltzmanngasse 9 37 1090 Wien, Ferstelgasse 5 38 1090 Wien, Frankgasse 1 39 1090 Wien, Hörlgasse 6 40 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 3 41 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 9 42 1090 Wien, Oskar-Morgenstern-Platz 1 (ehem. Pensionsversicherungsanstalt, Roßauer Lände 3) 43 1090 Wien, Porzellangasse 33a (ehem. Orangerie des Gartenpalais Liechtenstein) 44 1090 Wien, Porzellangasse 4 (ehem. k. k. Hofwagenfabrik Armbruster) 45 1090 Wien, Pramergasse 9 (Caritas Socialis) 46 1090 Wien, Rooseveltplatz 2 47 1090 Wien, Sensengasse 3 & 3a 48 1090 Wien, Sensengasse 8 49 1090 Wien, Spitalgasse 2 (Universitäts-Campus, ehem. Altes AKH) 50 1090 Wien, Spitalgasse 14 (Sportzentrum Spi­ tal­­gasse) 51 1090 Wien, Thurngasse 8 52 1090 Wien, Türkenstraße 23 53 1090 Wien, Währinger Strasse 10 (1. Chemie)

gungsgebäude) 55 1090 Wien, Währinger Straße 25 (Josephinum) 56 1090 Wien, Währinger Strasse 29 57 1090 Wien, Währinger Strasse 38 (ChemieGebäude) 58 1090 Wien, Währinger Strasse 42 (ChemieGebäude) 59 1090 Wien, Wasagasse 12 (Palais Wasa) 60 1150 Wien, Auf der Schmelz 6 (USZ I) 61 1150 Wien, Auf der Schmelz 6a (USZ II) 62 1150 Wien, Grimmgasse 12 – 18 (Bundessporthalle) 63 1180 Wien, Kreuzgasse 74 (Remise Kreuzgasse, Sporthalle) 64 1180 Wien, Türkenschanzstrasse 17 (Sternwarte) 65 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1 (ehem. W UHauptgebäude) 66 1190 Wien, Gymnasiumstrasse 50 (Erweiterungstrakt zum ehem. WU-Hauptgebäude) 2091 Langau bei Geras, Riegersburg 106 (ehem. Zollhaus) 2293 Marchegg, Wächterhaus Nr. 20 2540 Bad Vöslau, Haidlhof 1 (Lehr- und Forschungsgut Merkenstein der Veterinärmedizinischen Universität) 2572 St. Corona am Schöpfl, Fürtleben 10 (Leopold-Figl-Observatorium) 2872 Mönichkirchen, Schaueregg 11 (Selbstversorgerhaus Norge) 4645 Grünau im Almtal, Auingerhof 11 (Konrad-Lorenz-Forschungsstelle) 5652 Dienten, Dorf 11 (Sportheim)

338  Elmar Schübl & Peter Schintler

Die nachfolgende Auflistung der insgesamt 73 Universitätsstandorte ist chronologisch geordnet und soll einen Eindruck von der gewachsenen baulichen Struktur vermitteln. (Sie ist jedoch von steten Wandlungen geprägt. So sollen zum Beispiel die hier noch berücksichtigten Standorte Frankgasse 1 und MariaTheresien-Straße 3 im Jahr 2014 aufgegeben werden.) Die Reihenfolge der Liste bestimmt entweder das Jahr der Fertigstellung von Gebäuden, die tatsächlich für Universitätszwecke errichtet worden sind, oder

das Jahr der Anmietung von Räumen für universitäre Einrichtungen in (zumeist) Wohnhäusern oder Bürogebäuden. Die Adressen der eigentlichen Universitätsgebäude sind – wie schon oben – durch Kapitälchen hervorgehoben  ; kursiv gesetzt sind die Adressen jener Gebäude, die nach umfassenden Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen Heimstätten der Universität geworden sind. Diese Universitätsbauten verteilen sich auf 36 Standorte. 37 Adressen sind hingegen Einmietungen in Gebäuden, die mitunter universitäre Einrichtungen seit Jahrzehnten beherbergen und so zu festen Größen der baulichen Infrastruktur der Universität Wien geworden sind. Nach umfassenden Recherchen3 ist es in den allermeisten Fällen möglich, die Jahre der Errichtung, Adaptierung und Anmietung zu nennen  ; dies gilt auch für die planenden Architekten. Zu den ausgewiesenen Eckdaten zählen außerdem Flächenangaben (brutto)  ; der Universität stehen derzeit insgesamt rund 345.000 m2 zur Verfügung. Die Nennung der in den einzelnen Gebäuden beheimateten universitären Organisationseinheiten zielt darauf ab, einen Eindruck von der Vielfalt des Lehr- und Forschungsbetriebes (und der Dienstleistungen) zu geben, welche die Universität Wien ein Jahr vor ihrem 650-Jahr-Jubiläum bietet. Rund 100.000 Menschen frequentieren und beleben diese Orte der Erkenntnisarbeit in der Bundeshauptstadt Wien.

Errichtung  : 1874 – 1878 Erweiterung  : 1883  ; 1889 – 1890 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1964 –  1965, 2007 – 2008 Fläche (brutto)  : ca. 6.800 m2 Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Institut für Astrophysik Institut für Meteorologie und Geophysik Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Alternative Solvents as a Basis for Life Supporting Zones in (Exo)Planetary Systems Dienstleistungseinrichtung StudienServiceCenter Geowissenschaften, Geographie und Astronomie

1880 – 1889

1010 Wien, Universitätsring 1 (UniversitätsHaupt­gebäude) Architekt  : Heinrich von Ferstel Errichtung  : 1873 – 1884 Adaptierungs-, Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen  : 1964 – 1969  ; 1983 – 1990, 1998  ; 2005 –  2006  ; 2014 – 2015 Architekten  : Hans Hollein, Erich Boltenstern & Josef Oskar Wladar  ; Gerhard Krampf, Ertan Ilicali & Martin Schwanzer  ; Roger Baumeister  ; Gunther Palme 1870 – 1879 Fläche (brutto)  : ca. 65.400 m2 1090 Wien, Währinger Strasse 10 (1. Chemie) Universitätsleitung Architekt  : Heinrich von Ferstel Rektorat Errichtung  : 1869 – 1872 Senat Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1963, Universitätsrat 1998, 2009 – 2010 Evangelisch-Theologische Fakultät Fläche (brutto)  : ca. 40 m2 Dekanat der Evangelisch-Theologischen Fakultät Fakultät für Lebenswissenschaften Katholisch-Theologische Fakultät Department für Medizinische / Pharmazeutische Che- Dekanat der Katholisch-Theologischen Fakultät mie Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Dekanat der Historisch-Kulturwissenschaftlichen 1180 Wien, Türkenschanzstrasse 17 (Sternwarte) Fakultät Architekten  : Ferdinand Fellner II. & Hermann Hel- Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, mer Papyrologie und Epigraphik

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  339

Institut für Geschichte Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Institut für Zeitgeschichte Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät Institut für Europäische und Vergleichende Sprachund Literaturwissenschaft Institut für Germanistik Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Interfakultäre Forschungseinrichtungen Forschungsplattform Elfriede Jelinek  : Texte – Kontexte – Rezeption Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Dienstleistungseinrichtungen Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen Berufungsservice Betriebsrat für das allgemeine Universitätspersonal Betriebsrat für das wissenschaftliche Universitätspersonal Bibliotheks- und Archivwesen Finanzwesen und Controlling (Quästur) Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität Wien Internationale Beziehungen Interne Revision Öffentlichkeitsarbeit Personalwesen und Frauenförderung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter Raum- und Ressourcenmanagement Schiedskommission StudienServiceCenter Katholische Theologie Studienservice und Lehrwesen Veranstaltungsmanagement

Architekt  : Franz von Sengenschmid Errichtung  : 1892 – 1903 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1975 –  1991 Fläche (brutto)  : ca. 2.200 m2 1030 Wien, Rennweg 14 (Botanisches Institutsgebäude) Architekt  : Arthur Falkenau Errichtung  : 1903 – 1904 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1977 –  1991 Architekt  : Kurt Zöhrer Fläche (brutto)  : ca. 6.900 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften Department für Botanische Systematik und Evolutionsforschung Department für Naturschutzbiologie, Vegetationsund Landschaftsökologie Department für Strukturelle und Funktionelle Botanik Department für Tropenökologie und Biodiversität der Tiere

1910 – 1919

1090 Wien, Währinger Strasse 38 (2. ChemieGebäude, 1. Bauphase) Architekten  : Arthur Falkenau & Eduard Zotter Errichtung  : 1908 – 1910 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : ca. 1975 –  1978, 1989 – 1995 Fläche (brutto)  : ca. 16.000 m2 Fakultät für Chemie Institut für Analytische Chemie

Institut für Biologische Chemie Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie Institut für Organische Chemie Massenspektrometriezentrum NMR Zentrum 1900 – 1909 Interfakultäre Forschungseinrichtung 1030 Wien, Rennweg 14b (Glashäuser im Botani- Forschungsplattform Characterisation of Drug Involschen Garten) ved Mechanisms

340  Elmar Schübl & Peter Schintler

1090 Wien, Boltzmanngasse 3 (ehem. Institutsgebäude für Radiumforschung) Architekten  : Eduard Frauenfeld jun., Felix Boyer von Bergof & Adolf Lang Errichtung  : 1909 – 1910 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : ca. 1975 –  1978 Architekt  : Fritz Purr Fläche (brutto)  : ca. 3.000 m2 Fakultät für Physik Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation

Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation Teilchenphysik Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Alternative Solvents as a Basis for Life Supporting Zones in (Exo)Planetary Systems Dienstleistungseinrichtungen StudienServiceCenter Physik Werkstätte und Technische Dienste Zentraler Informatikdienst

1090 Wien, Währinger Strasse 42 (2. Chemie2872 Mönichkirchen, Schaueregg 11 (SelbstverGebäude, 2. Bauphase) Architekten  : Arthur Falkenau & Eduard Zotter sorgerhaus Norge) Errichtung  : 1911 Errichtung  : 1910 – 1914 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1955 –  Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : ca. 1975 –  1978, 1989 – 1995 1956 Fläche (brutto)  : ca. 13.000 m2 Fläche (brutto)  : ca. 300 m2 Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Fakultät für Chemie Universitäts-Sportinstitut Dekanat der Fakultät für Chemie Institut für Anorganische Chemie 1090 Wien, Boltzmanngasse 5 / Strudlhofgasse 4 Institut für Anorganische Chemie (Materialchemie) (Physik-Gebäude) Institut für Materialchemie Architekten  : Arthur Falkenau & Eduard Zotter Institut für Physikalische Chemie Errichtung  : 1910 – 1914 Mikroanalytisches Laboratorium Adaptierungs-, Sanierungs- und Erweiterungsmaß- Zentrum für Röntgenstrukturanalyse nahmen  : 1970 – 1983 Interfakultäre Forschungseinrichtung Architekten  : Fritz Purr & Walter Havelec Forschungsplattform Translational Cancer Therapy Fläche (brutto)  : ca. 18.500 m2 Research Fakultät für Physik Dienstleistungseinrichtungen Aerosolphysik und Umweltphysik StudienServiceCenter Chemie Computergestützte Physik Werkstätten der Fakultät für Chemie Dekanat der Fakultät für Physik Dynamik Kondensierter Systeme 1920 – 1929 Elektronische Materialeigenschaften Experimentelle Grundausbildung und Hochschuldi1090 Wien, Währinger Straße 25 (Josephinum) daktik Architekt  : Isidor Canevale Fakultätszentrum für Nanostrukturforschung Errichtung  : 1783 – 1785 Gravitationsphysik Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1960, Mathematische Physik 1965 – 1967, 2010 Physik Funktioneller Materialien Universitäre Nutzung seit  : 1920 Physik Nanostrukturierter Materialien Fläche (brutto)  : ca. 500 m2

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  341

Fakultät für Mathematik Gödel Research Center

1010 Wien, Liebiggasse 5

1010 Wien, Liebiggasse 5 (ehem. Ackerbau-Ministerium) Architekt  : Emanuel Trojan von Bylanow Errichtung  : 1882 – 1883 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2001 –  2004 Architekt  : Georg M. Feferle Universitäre Nutzung seit  : 1924 Fläche (brutto)  : ca. 6.400 m2 Fakultät für Psychologie Dekanat der Fakultät für Psychologie Institut für Angewandte Psychologie  : Gesundheit, Entwicklung und Förderung Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden Dienstleistungseinrichtung StudienServiceCenter Psychologie

1090 Wien, Frankgasse 1

Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Ägyptologie 1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege Architekt  : Ferdinand Kirschner Errichtung  : 1889 – 1893 Universitäre Nutzung seit  : 1942 Fläche (brutto)  : ca. 1.300 m2 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter

1940 – 1949

1090 Wien, Frankgasse 1 Architekt  : Emil Förster Errichtung  : 1886 Universitäre Nutzung seit  : 1940 Fläche (brutto)  : ca. 400 m2

342  Elmar Schübl & Peter Schintler

1080 Wien, Lammgasse 8 Architekt  : Hans Berger Errichtung  : 1929 – 1930 Universitäre Nutzung seit  : 1943 Fläche (brutto)  : ca. 800 m2

Errichtung  : 1881 – 1882 Universitäre Nutzung seit  : 1948 Fläche (brutto)  : ca. 600 m2 Fakultät für Sozialwissenschaften Fakultätszentrum für Methoden der Sozialwissenschaften Institut für Politikwissenschaft Rechtswissenschaftliche Fakultät Forschungsinstitut für Rechtsentwicklung

1950 – 1959

1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege

Dienstleistungseinrichtungen Kinderbüro UniClub

1010 Wien, Hanuschgasse 3

1010 Wien, Hanuschgasse 3 Architekt  : Anton Hefft Errichtung  : 1862 – 1863 Universitäre Nutzung seit  : 1953 Fläche (brutto)  : ca. 900 m2 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Europäische Ethnologie Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1010 Wien, Rathausstraße 19

1010 Wien, Rathausstraße 19 Architekten  : Ludwig Richter & Emil Schnizer

5652 Dienten, Dorf 11 (Sportheim) Universitäre Nutzung seit  : 1958

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  343

Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1990 –  StudienServiceCenter Philosophie und Bildungswis1994 senschaft Architekt  : Christoph Herzog StudienServiceCenter Sozialwissenschaften Fläche (brutto)  : ca. 2.500 m2 Zentraler Informatikdienst Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Universitäts-Sportinstitut 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1a (Historische Glashäuser des Versuchsgartens) Architekt  : Franz von Sengenschmid 1960 – 1969 Errichtung  : 1890 Universitäre Nutzung seit  : 1963 1010 Wien, Universitätsstrasse 7 (Neues Insti- Fläche (brutto)  : ca. 450 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften tutsgebäude – NIG) Architekten  : Alfred Dreier & Otto Nobis Department für Ökogenomik und Systembiologie Errichtung  : 1958 – 1962 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1999 –  1090 Wien, Ferstelgasse 5 Architekt  : Viktor Siedek 2004 Architekten  : Laurids Ortner & Manfred Ortner Errichtung  : 1889 Fläche (brutto)  : ca. 27.300 m2 Universitäre Nutzung seit  : 1964 Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft Fläche (brutto)  : ca. 100 m2 Dekanat der Fakultät für Philosophie und Bildungs- Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Politikwissenschaft wissenschaft Institut für Philosophie Fakultät für Psychologie Dekanat der Fakultät für Psychologie Institut für Angewandte Psychologie  : Arbeit, Bildung, Wirtschaft Fakultät für Sozialwissenschaften Dekanat der Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Kultur- und Sozialanthropologie Institut für Politikwissenschaft Institut für Wissenschafts- und Technikforschung Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Institut für Geographie und Regionalforschung Interfakultäre Forschungseinrichtungen Forschungsplattform Cognitive Science 1010 Wien, Rathausstraße 21 Forschungsplattform Life Science Governance Forschungsplattform Migration and Integration Re1010 Wien, Rathausstraße 21 search Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Architekt  : Anton Adametz Errichtung  : 1880 – 1881 Didactics Fläche (brutto)  : ca. 40 m2 (Hörsaal) Dienstleistungseinrichtungen StudienServiceCenter Geowissenschaften, Geogra- Universitäre Nutzung seit  : 1965 phie und Astronomie

344  Elmar Schübl & Peter Schintler

2293 Marchegg, Wächterhaus Nr. 20 Universitäre Nutzung seit  : 1967 Fläche (brutto)  : ca. 200 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften Department für Integrative Zoologie 2572 St. Corona am Schöpfl, Fürtleben 10 (Leopold-Figl-Observatorium) Architekt  : Wilhelm Modl Errichtung  : 1966 – 1968 Erweiterung  : 1975 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2007 –  2008 Fläche (brutto)  : ca. 450 m2 Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Institut für Astrophysik

1970 – 1979

1090 Wien, Sensengasse 8 Architekt  : Leopold Fuchs Errichtung  : 1885 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2006 –  2008 Architekten  : Josef Weichenberger & Johann Posch Universitäre Nutzung seit  : ca. 1971 Fläche (brutto)  : ca. 1.600 m2 Fakultät für Physik Computergestützte Materialphysik Computergestützte Physik Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation Fakultät für Chemie Institut für Organische Chemie Institut für Physikalische Chemie

1090 Wien, Währinger Straße 17

Fläche (brutto)  : ca. 4.000 m2 Fakultät für Physik Gravitationsphysik Isotopenforschung und Kernphysik Fakultät für Chemie Institut für Computergestützte Biologische Chemie Institut für Theoretische Chemie

1150 Wien, Auf der Schmelz 6 (USZ I) Architekt  : Fritz Purr Errichtung  : 1968 – 1973 Fläche (brutto)  : ca. 15.500 m2 Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Büro des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport 1090 Wien, Währinger Strasse 17 (VerfügungsInstitut für Sportwissenschaft gebäude) Architekt  : unbekannt Universitäts-Sportinstitut Errichtung  : ca. 1880 Dienstleistungseinrichtungen Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen & Erwei- Postgraduate Center terung (Montagebau)  : 1970 – 1973 StudienServiceCenter Sportwissenschaft

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  345

1090 Wien, Boltzmanngasse 9 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Architekt  : Josef Schmalzhofer Institut für Recht der Wirtschaft Errichtung  : 1914 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1969 –  1972 Architekt  : Ottokar Uhl Universitäre Nutzung seit  : 1973 Fläche (brutto)  : ca. 1.300 m2 Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Internationales Erwin Schrödinger Institut für Mathematische Physik (ESI) 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 3 Architekten  : Andreas Luckeneder & Dionys Milch Errichtung  : 1887 Universitäre Nutzung seit  : 1973 Fläche (brutto)  : ca. 1.500 m2 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Geschichte Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Institut für Zeitgeschichte Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft

1090 Wien, Türkenstraße 23

1090 Wien, Türkenstraße 23 Architekten  : Josef Sturany sen. & Leopold Walter Errichtung  : 1857 Universitäre Nutzung seit  : 1974 Fläche (brutto)  : ca. 180 m2

346  Elmar Schübl & Peter Schintler

1010 Wien, Freyung 6

1010 Wien, Freyung 6 (Schottenstift) Architekt  : Joseph Kornhäusel Errichtung  : 1826 – 1832 Universitäre Nutzung seit  : 1975 Fläche (brutto)  : ca. 500 m2 Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Human Rights in the European Context 1010 Wien, Postgasse 7 – 9 Architekt  : Karl Prantner sen. Errichtung  : 1827 – 1829 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1979 –  1980  ; 2002 – 2004 Architekten  : Alois Machatschek & Gerhard Molzbichler  ; Friedmund Hueber Universitäre Nutzung seit  : 1975 Fläche (brutto)  : ca. 3.000 m2 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Byzantinistik und Neogräzistik Dienstleistungseinrichtung Bibliotheks- und Archivwesen

Department für Molekulare Evolution und Entwicklung Department für Neurobiologie Department für Ökogenomik und Systembiologie Department für Theoretische Biologie Department für Verhaltensbiologie Großgeräteeinrichtung für Isotopenforschung Großgeräteeinrichtung für Massenspektrometrie in den Lebenswissenschaften Dienstleistungseinrichtung Postgraduate Center

1980 – 1989

1010 Wien, Schottenbastei 10 – 16 (Juridicum) Architekt  : Ernst Hiesmayr Errichtung  : 1972 – 1984 Fläche (brutto)  : ca. 26.400 m2 Rechtswissenschaftliche Fakultät Dekanat der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte Institut für Staats- und Verwaltungsrecht Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht Institut für Zivilrecht Dienstleistungseinrichtungen StudienServiceCenter Rechtswissenschaften Postgraduate Center

1010 Wien, Ebendorferstraße 10

1010 Wien, Ebendorferstraße 10 Architekt  : Wilhelm Stiassny Errichtung  : 1883 – 1884 Universitäre Nutzung seit  : 1981 Fläche (brutto)  : ca. 500 m2 Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft Institut für Philosophie Dienstleistungseinrichtung Zentraler Informatikdienst 1090 Wien, Althanstrasse 14 (UZ A I bzw. ehem. Biozentrum) Architekten  : Kurt Hlaweniczka, Karl Schwanzer & Gerhard Krampf Errichtung  : 1976 – 1982 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2013 –  2016 Fläche (brutto)  : ca. 39.000 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften Core Facility für Cell Imaging und Ultrastrukturforschung Department für Anthropologie Department für Integrative Zoologie Department für Kognitionsbiologie Department für Limnologie und Ozeanographie Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung

1090 Wien, Wasagasse 12 (Palais Wasa) Architekt  : Peter Hofbauer Errichtung  : 1857 – 1860 Universitäre Nutzung seit  : 1984 Fläche (brutto)  : ca. 150 m2 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Institut für Betriebswirtschaftslehre 1190 Wien, Fr anz-Klein-Gasse 1 (ehem. WUHauptgebäude) Architekt  : Alfred Keller Errichtung  : 1915 – 1917 Erweiterung  : 1954 – 1957 Architekt  : Carl Appel Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1984 –  1985  ; 2004

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  347

Architekten  : Kurt Hlaweniczka  ; Helmut Neumayer Zentrum für Translationswissenschaft Nutzung durch die Universität seit  : 1985 Büro des Zentrums für Translationswissenschaft Fläche (brutto)  : 9.400 m2 Institut für Translationswissenschaft Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Klassische Archäologie 1990 – 1999 Institut für Numismatik und Geldgeschichte Institut für Urgeschichte und Historische Archäolo4645 Grünau im Almtal, Auingerhof 11 (Konrad-Logie renz-Forschungsstelle) Vienna Institute for Archaeological Science Universitäre Nutzung seit  : 1990 Dienstleistungseinrichtung Fläche (brutto)  : ca. 1.700 m2 StudienServiceCenter Translationswissenschaft Fakultät für Lebenswissenschaften Department für Verhaltensbiologie

1010 Wien, Universitätsstraße 5

1010 Wien, Universitätsstraße 5 Architekt  : Wilhelm Fraenkel Errichtung  : 1878 – 1879 Universitäre Nutzung seit  : 1987 Fläche (brutto)  : ca. 700 m2 Dienstleistungseinrichtung Besondere Einrichtung für Qualitätssicherung

1150 Wien, Grimmgasse 12–18

1150 Wien, Grimmgasse 12 – 18 (Bundessporthalle) Architekt  : Günther Kaufmann Errichtung  : 1988 – 1990 Universitäre Nutzung seit  : 1990 Fläche (brutto)  : ca. 1.300 m2 Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport 1190 Wien, Gymnasiumstrasse 50 (Erweiterungs- Universitäts-Sportinstitut trakt zum ehem. WU-Hauptgebäude) Architekten  : Carl Appel & Kurt Eckel 1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 9 (OSC-Halle, Vienna Errichtung  : 1971 – 1974 Biocenter) Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1986 –  Architekten  : Ernst M. Kopper & Martin R. Köhler Errichtung  : 1989 – 1992 1987 Architekt  : Kurt Hlaweniczka Fläche (brutto)  : ca. 19.300 m2 Nutzung durch die Universität seit  : 1988 Zentrum für Molekulare Biologie Fläche (brutto)  : 9.100 m2 Büro des Zentrums für Molekulare Biologie

348  Elmar Schübl & Peter Schintler

Department für Biochemie und Zellbiologie Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Department für Chromosomenbiologie Büro des Zentrums für Sportwissenschaft und UniDepartment für Mikrobiologie, Immunbiologie und versitätssport Genetik Institut für Sportwissenschaft Interfakultäre Forschungseinrichtungen Universitäts-Sportinstitut Forschungsplattform Decoding mRNA decay in in- Interfakultäre Forschungseinrichtung flammation Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Forschungsplattform Marine Rhythms of Life Didactics Forschungsplattform Quantum Phenomena and Nanoscale Biological Systems 1090 Wien, Althanstrasse 14 (UZA II bzw. ehem. Geo- und Pharmazentrum) Dienstleistungseinrichtung Architekten  : Kurt Hlaweniczka, Franz Requat, MarStudienServiceCenter Lebenswissenschaften tin Schwanzer & Ertan Ilicali Errichtung  : 1991 – 1995 Fläche (brutto)  : ca. 87.600 m2 Fakultät für Physik Aerosolphysik und Umweltphysik Physik Funktioneller Materialien Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Dekanat der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Department für Geodynamik und Sedimentologie Department für Lithosphärenforschung Department für Umweltgeowissenschaften Institut für Geographie und Regionalforschung 1090 Wien, Althanstraße 39 – 45 Institut für Meteorologie und Geophysik Institut für Mineralogie und Kristallographie 1090 Wien, Althanstrasse 39 – 45 (UZ A III bzw. Institut für Paläontologie ehem. Juristengebäude der WU) Fakultät für Lebenswissenschaften Architekt  : Kurt Hlaweniczka Dekanat der Fakultät für Lebenswissenschaften Errichtung  : 1977 Department für Arznei- und Naturstoffsynthese Adaptierungs- und Erweiterungsmaßnahmen  : 1990 –  Department für Ernährungswissenschaften 1992 Department für Klinische Pharmazie und DiagnosArchitekten  : Otmar Edelbacher, Peter Hartmann & tik Erich Schnögass Department für Medizinische  /   Pharmazeutische Fläche (brutto)  : ca. 1.600 m2 (Turnsäle) Chemie Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Department für Pharmakognosie Universitäts-Sportinstitut Department für Pharmakologie und Toxikologie Department für Pharmazeutische Technologie und 1150 Wien, Auf der Schmelz 6a (USZ II) Biopharmazie Architekt  : Harry Glück Fakultät für Chemie Errichtung  : 1993 – 1994 Institut für Anorganische Chemie Fläche (brutto)  : ca. 5.700 m2 Institut für Biophysikalische Chemie

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  349

Institut für Ernährungsphysiologie und Physiologische Chemie Institut für Physikalische Chemie Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Vienna Institute for Archaeological Science Interfakultäre Forschungseinrichtungen Forschungsplattform Active Ageing Forschungsplattform Characterisation of Drug Involved Mechanisms Dienstleistungseinrichtungen Postgraduate Center Serviceeinrichtung Erdwissenschaften StudienServiceCenter Geowissenschaften, Geographie und Astronomie StudienServiceCenter Lebenswissenschaften Zentraler Informatikdienst 2091 Langau bei Geras, Riegersburg 106 (ehem. Zollhaus) Universitäre Nutzung seit  : 1995 Fläche (brutto)  : ca. 500 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung 1090 Wien, Spitalgasse 2 (Universitäts-Campus, ehem. Altes AKH) Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1783 –  1784  ; 1995 – 1998 Architekten  : Josef Gerl  ; Hugo Potyka, Friedrich Kurrent, Johannes Zeininger, Ernst M. Kopper, Sepp Frank & Rudolf Zabrana Fläche (brutto)  : ca. 50.800 m2 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 1 Architekt  : unbekannt Errichtung  : 1693 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Fakultätszentrum für Experimentelle Wirtschaftsforschung Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Osteuropäische Geschichte Institut für Zeitgeschichte Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte

350  Elmar Schübl & Peter Schintler

Institut für Strafrecht und Kriminologie Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Slawistik Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft Institut Wiener Kreis Dienstleistungseinrichtungen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität Wien Postgraduate Center 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 2 Architekt  : Franz Anton Pilgram Errichtung  : 1730 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät Institut für Ostasienwissenschaften Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde Interfakultäre Forschungseinrichtung Institut für Ethik und Recht in der Medizin Dienstleistungseinrichtungen Historisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 3 Architekt  : Franz Anton Pilgram Errichtung  : 1752 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Osteuropäische Geschichte Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Slawistik Interfakultäre Forschungseinrichtungen Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Forschungsplattform Wiener Osteuropaforum Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 4 Architekt  : Franz Anton Pilgram Errichtung  : 1730 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Orientalistik

Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 5 Architekt  : Franz Anton Pilgram Errichtung  : 1752 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Afrikawissenschaften Institut für Ostasienwissenschaften Institut für Sprachwissenschaft Interfakultäre Forschungseinrichtung Institut für Internationale Entwicklung 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 7 Architekt  : Franz Anton Pilgram Errichtung  : 1730 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Europäische und Vergleichende Sprachund Literaturwissenschaft Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Judaistik Dienstleistungseinrichtung Zentraler Informatikdienst 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 8 Architekt  : Joseph Mauritius Stummer Errichtung  : 1833 – 1834 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Anglistik und Amerikanistik Institut für Romanistik Sprachlehr- und -lernforschung Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 9 Architekt  : Joseph Mauritius Stummer Errichtung  : 1833 – 1834 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Kunstgeschichte Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Musikwissenschaft Interfakultäre Forschungseinrichtung Interfakultäre Forschungsplattform und Dokumen-

tationsstelle für die Kulturgeschichte Inner- und Südasiens Dienstleistungseinrichtung Philologisch-Kulturwissenschaftliches StudienServiceCenter 1010 Wien, Teinfaltstraße 8 (ehem. Bodencreditanstalt bzw. Niederösterreichische Landesbibliothek) Architekt  : Emil Förster Errichtung  : 1885 – 1887 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1966 –  1967 Fläche (brutto)  : ca. 1.700 m2 Universitäre Nutzung seit  : 1998 Dienstleistungseinrichtung Bibliotheks- und Archivwesen

1090 Wien, Porzellangasse 33a

1090 Wien, Porzellangasse 33a (ehem. Orangerie des Gartenpalais Liechtenstein) Architekt  : Jakob Wohlschläger Errichtung  : 1907 – 1908 Universitäre Nutzung seit  : 1999 Fläche (brutto)  : ca. 150 m2 Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Staats- und Verwaltungsrecht

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  351

2000 – 2009

1180 Wien, Kreuzgasse 74 1030 Wien, Campus-Vienna-Biocenter 5

1030 Wien, Campus-Vienna-Biocenter 5 (Vienna Biocenter) Architekten  : Ernst M. Kopper & Peter Podsedensek Errichtung  : 1998 – 2000 Fläche (brutto)  : ca. 3.200 m2 Zentrum für Molekulare Biologie Department für Biochemie und Zellbiologie Department für Strukturbiologie und Computational Biology 1180 Wien, Kreuzgasse 74 (Remise Kreuzgasse, Sport­ halle) Errichtung  : 1883 – 1902 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1999 –  2000 Architekten  : Michael Szyszkowitz & Karla Kowalski Universitäre Nutzung seit  : 2000 Fläche (brutto)  : ca. 1.200 m2 Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Universitäts-Sportinstitut

1090 Wien, Rooseveltplatz 2

Fläche (brutto)  : ca. 3.600 m2 Fakultät für Sozialwissenschaften Dekanat der Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Institut für Staatswissenschaft Dienstleistungseinrichtung StudienServiceCenter Sozialwissenschaften

1080 Wien, Alser Straße 23 (ehem. Zentralkinderheim, Herzfelder’sche Familienstiftung) 1090 Wien, Rooseveltplatz 2 Architekten  : Heinrich von Ferstel & Carl Köchlin Architekt  : Ernst Epstein Errichtung  : 1873 – 1875 Errichtung  : 1910 – 1911 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2003 –  Universitäre Nutzung seit  : 2001 Fläche (brutto)  : ca. 350 m2 2005 Universitäre Nutzung seit  : 2001 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

352  Elmar Schübl & Peter Schintler

Architekten  : Diether S. Hoppe  ; Peter Ortner & Erwin Stolz Universitäre Nutzung seit  : 2001 Fläche (brutto)  : ca. 1.500 m2 Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Universitäts-Sportinstitut

1080 Wien, Alser Straße 23

Institut für Geschichte Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Kultur- und Sozialanthropologie Institut für Pflegewissenschaft Institut für Politikwissenschaft

1010 Wien, Universitätsstraße 11

1010 Wien, Universitätsstraße 11 (Gebäude der Holding Wien) Architekt  : Ludwig Tischler Errichtung  : 1880 – 1881 Universitäre Nutzung seit  : 2003 Fläche (brutto)  : ca. 600 m2 Dienstleistungseinrichtungen Zentraler Informatikdienst 1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 1 (Vienna Biocenter) Architekt  : Boris Podrecca Errichtung  : 2003 – 2004 Fläche (brutto)  : ca. 1.100 m2 (Hörsäle)

1030 Wien, Rennweg 89b

1030 Wien, Rennweg 89b (ehem. Reithalle, Bundes­ sporthalle) Architekten  : August Sicardsburg & Eduard van der Nüll Errichtung  : ca. 1854 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1995 –  1997  ; 2000

1010 Wien, Schenkenstraße 8 – 10 (ehem. Parlamentsklubgebäude) Architekt  : Anton Porr Errichtung  : 1921 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2005 –  2006 Architekt  : Herbert Beier Universitäre Nutzung seit  : 2006

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  353

Institut für Kirchenrecht Institut für Praktische Theologie Institut für Religionswissenschaft Institut für Sozialethik Institut für Systematische Theologie Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Arbeits- und Sozialrecht Institut für Finanzrecht Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht Institut für Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte Institut für Zivilverfahrensrecht Interfakultäre Forschungseinrichtungen Forschungsplattform Religion and Transformation in Contemporary European Society Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Institut für Ethik und Recht in der Medizin Dienstleistungseinrichtung StudienServiceCenter Evangelische Theologie

1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 1

1010 Wien, Grillparzerstraße 7 Architekt  : Theodor Neumayer Errichtung  : 1891 – 1892 Universitäre Nutzung seit  : 2007 Fläche (brutto)  : ca. 500 m2 Fakultät für Sozialwissenschaften Projekt  : Familienforschung in Österreich

Fläche (brutto)  : ca. 12.100 m2 Evangelisch-Theologische Fakultät Dekanat der Evangelisch-Theologischen Fakultät Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Bib1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 9 lische Archäologie Institut für Kirchengeschichte, Christl. Archäologie Architekt  : Ludwig Tischler Errichtung  : 1879 und Kirchliche Kunst Universitäre Nutzung seit  : 2008 Institut für Neutestamentliche Wissenschaft Institut für Praktische Theologie und Religionspsy- Fläche (brutto)  : ca. 200 m2 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät chologie Institut für Geschichte Institut für Religionspädagogik Institut für Systematische Theologie und Religions- Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte wissenschaft 1090 Wien, Thurngasse 8 Katholisch-Theologische Fakultät Architekt  : Heinrich Kestel Dekanat der Katholisch-Theologischen Fakultät Errichtung  : 1908 – 1910 Institut für Bibelwissenschaft Universitäre Nutzung seit  : 2008 Institut für Christliche Philosophie Fläche (brutto)  : ca. 170 m2 Institut für Historische Theologie

354  Elmar Schübl & Peter Schintler

1010 Wien, Grillparzerstraße 7

1090 Wien, Thurngasse 8

Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft Didaktik der Politischen Bildung Institut für Bildungswissenschaft Interfakultäre Forschungseinrichtung Institut für Islamische Studien

Fläche (brutto)  : ca. 6.200 m2 Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft Institut für Bildungswissenschaft Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Europäische und Vergleichende Sprachund Literaturwissenschaft 2540 Bad Vöslau, Haidlhof 1 (Lehr- und For- Institut für Sprachwissenschaft schungsgut Merkenstein der Veterinärmedizini- Interfakultäre Forschungseinrichtungen Institut für Islamische Studien schen Universität) Architekt  : Sepp Stein Institut für Internationale Entwicklung Errichtung  : 1985 Dienstleistungseinrichtung Universitäre Nutzung seit  : 2009 StudienServiceCenter Philosophie und BildungswisFläche (brutto)  : ca. 200 m2 senschaft Fakultät für Lebenswissenschaften Department für Kognitionsbiologie 1090 Wien, Spitalgasse 14 (Sportzentrum Spital­ gasse) Architekten  : Josef Weichenberger, Johann Posch & 1090 Wien, Sensengasse 3 & 3a Architekten  : Josef Weichenberger & room8 arChristian Kocevar Errichtung  : 2007 – 2009 chitects Errichtung  : 2007 – 2009 Fläche (brutto)  : ca. 3.300 m2 (Sporthallen)

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  355

Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport Universitäts-Sportinstitut 1090 Wien, Pramergasse 9 (Caritas Socialis) Architekt  : unbekannt Errichtung  : 1905 – 1906 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1928 –  1929  ; 1996 – 1997 Architekten  : Josef Bittner  ; Manfred Resch, Robert Kratschmann & Partner Universitäre Nutzung seit  : 2009 Fläche (brutto)  : ca. 210 m2 Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Staatswissenschaft 1090 Wien, Althanstraße 12 – 14 (ÖBB-Gebäude) Architekten  : Karl Schwanzer, Gerhard Krampf, Harry Glück, Kurt Hlaweniczka, Franz Requat & Thomas Reinthaller Errichtung  : 1974 – 1978 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2008 –  2009 Architekten  : Peter Ortner & Erwin Stolz Universitäre Nutzung seit  : 2009 Fläche (brutto)  : ca. 400 m2 Fakultät für Lebenswissenschaften Core Facility für Micro-Computed Tomography Department für Anthropologie

1090 Wien, Hörlgasse 6

1090 Wien, Berggasse 7 Architekt  : Alois Ignaz Göll Errichtung  : 1826 Universitäre Nutzung seit  : 2010 Fläche (brutto)  : ca. 700 m2 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Dekanat der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Dienstleistungseinrichtung Forschungsservice und Nachwuchsförderung

2010 – 2014

1090 Wien, Hörlgasse 6 Architekten  : Ferdinand Dehm & Franz Olbricht Errichtung  : 1886 Universitäre Nutzung seit  : 2010 Fläche (brutto)  : ca. 300 m2 Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Staats- und Verwaltungsrecht Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Human Rights in the European Context

1010 Wien, Schottenring 14 Architekt  : Wilhelm Fraenkel Errichtung  : 1873 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2004 –  2007 Architekten  : Silja Tillner & Gerhard Steffel Universitäre Nutzung seit  : 2011 Fläche (brutto)  : ca. 120 m2 Interfakultäre Forschungseinrichtung European Law Institute 1090 Wien, Porzellangasse 4 (ehem. k. k. Hofwagenfabrik Armbruster)

356  Elmar Schübl & Peter Schintler

Zentrum für LehrerInnenbildung Plattform für Didaktik der Naturwissenschaften (AECCs) Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Theory and Practice of Subject Didactics Dienstleistungseinrichtung StudienServiceCenter LehrerInnenbildung

1010 Wien, Schottenring 14

1090 Wien, Porzellangasse 4

1090 Wien, Währinger Strasse 29 Architekten  : Manfred Nehrer, Herbert Pohl & Sasa Bradic (NMPB Architekten) Errichtung  : 2010 – 2012 Fläche (brutto)  : ca. 10.700 m2 Fakultät für Informatik CSLEARN – Educational Technologies Dekanat der Fakultät für Informatik Forschungsgruppe Bioinformatics and Computational Biology Forschungsgruppe Cooperative Systems Forschungsgruppe Data Analytics and Computing Forschungsgruppe Entertainment Computing Forschungsgruppe Future Communication Forschungsgruppe Knowledge Engineering Forschungsgruppe Multimedia Information Systems Forschungsgruppe Scientific Computing Forschungsgruppe Software Architecture Forschungsgruppe Theory and Applications of Algorithms Forschungsgruppe Visualization and Data Analysis Forschungsgruppe Workflow Systems and Technology Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Dienstleistungseinrichtungen StudienServiceCenter Informatik StudienServiceCenter Sozialwissenschaften

Architekt  : Ludwig Baumann Errichtung  : 1897 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 1960  ; 2010 Architekten  : –   ; LindnerArchitektur ZT Universitäre Nutzung seit  : 2011 Fläche (brutto)  : ca. 2.400 m2 Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Europäische und Vergleichende Sprachund Literaturwissenschaft 1030 Wien, Strohgasse 45 Architekt  : Hugo Mayer (Karl Korn Baugesellschaft Institut für Germanistik AG) Institut für Sprachwissenschaft Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde Errichtung  : 1916 – 1918 Universitäre Nutzung seit  : 2012 Sprachlehr- und -lernforschung

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  357

1030 Wien, Strohgasse 45

Fläche (brutto)  : ca. 400 m2 Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte Interfakultäre Forschungseinrichtung Institut für europäische Integrationsforschung 1010 Wien, Schenkenstraße 4 Architekten  : Anton Potyka & Hugo Potyka Errichtung  : 1973 Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2010 Architekt  : Herbert Beier Universitäre Nutzung seit  : 2013 Fläche (brutto)  : ca. 1.200 m2 Rechtswissenschaftliche Fakultät Institut für Strafrecht und Kriminologie 1090 Wien, Oskar-Morgenstern-Platz 1 (ehem. Pensionsversicherungsanstalt, Roßauer Lände 3) Architekt  : Franz Schuster Errichtung  : 1955 – 1957

358  Elmar Schübl & Peter Schintler

Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen  : 2011 –  2013 Architekten  : Ernst Maurer, Christoph Maurer, Thomas Jedinger & Heinz Neumann + Partner Universitäre Nutzung seit  : 2013 Fläche (brutto)  : ca. 30.800 m2 Fakultät für Mathematik Dekanat der Fakultät für Mathematik Gödel Research Center Institut für Mathematik Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Dekanat der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Fachbereich für Wirtschaftssprachen Fakultätszentrum für Experimentelle Wirtschaftsforschung Institut für Betriebswirtschaftslehre Institut für Finanzwirtschaft Institut für Recht der Wirtschaft Institut für Statistik und Operations Research Institut für Volkswirtschaftslehre Institut für Wirtschaftssoziologie Interfakultäre Forschungseinrichtung Forschungsplattform Computational Science Center Dienstleistungseinrichtungen Faculty IT-Support StudienServiceCenter Mathematik StudienServiceCenter Wirtschaftswissenschaften

Anmerkungen 1 Katholisch-Theologische Fakultät  ; ­Evangelisch-Theologische Fakultät  ; Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät  ; Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät  ; Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft  ; Rechtswissenschaftliche Fakultät  ; Fakultät für Wirtschaftswissenschaften  ; Fakultät für Sozialwissenschaften  ; Fakultät für Psychologie  ; Fakultät für Lebenswissenschaften  ; Fakultät für Informatik  ; Fakultät für Mathematik  ; Fakultät für Physik  ; Fakultät für Chemie  ; Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie. 2 Zentrum für Molekulare Biologie  ; Zentrum für Translationswissenschaft  ; Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport  ; Zentrum für LehrerInnenbildung. 3 Als Quellen wurden herangezogen   : Aktenbestände des Wissenschaftsministeriums, des Wiener Stadt- und Landes­

archivs, des Niederösterreichischen Landesarchivs und von Wiener Magistratsabteilungen (MA 37 – Baupolizei  ; MA 7 – Kultur)   ; Berichte des Wissenschaftsministeriums (u.  a. Hochschul- bzw. Universitätsberichte) und des ­ Parlaments, Verzeichnisse der Universität (Personalstände und Vorlesungsverzeichnisse), Aufzeichnungen des Raum- und Ressourcenmanagements der Universität Wien und der Bundesimmobiliengesellschaft sowie das Amtsblatt der »Wiener Zeitung«, die Architektur-Datenbank der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Fachliteratur, wie zum Beispiel  : Österreichische Kunsttopographie (Die Kunstdenkmäler Wiens – Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes, 1980), Dehio Wien (I. Bezirk, 2007  ; II.–IX. und XX. Bezirk, 1993  ; X.–XIX. und XXI.–XXIII. Bezirk, 1997) und Friedrich Achleitners Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert (Band III / 1  : Wien, 1. – 12. Bezirk, 1990  ; Band III / 2  : Wien, 13. – 18. Bezirk, 1995  ; Band III / 3  : Wien, 19. – 23. Bezirk, 2010).

Die Standorte der Universität Wien im Jahr 2014  359

Abkürzungen AFA Acta Facultatis Artium AFM Acta Facultatis Medicae AFTh Acta Facultatis Theologicae AVA Allgemeines Verwaltungsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs CA Consistorialakt (Akt des Universitätskonsistoriums) Cod. Codex FRA Fontes Rerum Austriacarum MUW Matrikel der Universität Wien MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung MÖGW Mitteilungen der Österr. Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte NDB Neue Deutsche Biographie NF Neue Folge ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften ÖNB Österreichische Nationalbibliothek ph. Kl. philosophisch-historische Klasse SB Sitzungsberichte UAW Universitätsarchiv Wien (Archiv der Universität Wien) UB Universitätsbibliothek

Abkürzungen  361

Weiterführende Literatur Achleitner, Österreichische Architektur – Friedrich Achleit ner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert (Salzburg / Wien 1990) A k a de m isch e r Se nat, Geschichte  – A k a demischer Senat der Wiener Uni v er sität (Hg.), Geschichte der Wiener Universität von 1848 bis 1898 (Wien 1898) Alenfelder, Akademische Gerichtsbarkeit – Klaus Michael Alenfelder, Akademische Gerichtsbarkeit (= Bonner Schriften zum Wissenschaftsrecht, Bd. 7, Baden-Baden 2002) A lk er, Wiener Universitätsbibliothek – Hugo A lk er, Das Gebäude der alten Wiener Universitätsbibliothek in der Postgasse. In  : Biblos 3 (1954) 89 – 101. Alker, Aufstellung und Signaturen – Hugo Alker, Aufstellung und Signaturen der Universitätsbibliothek Wien. In  : Zentralblatt für Bibliothekswesen 68 (1954) 241 – 252. A lk er / Löscher, NS-Zeit – Stefan A lk er, Monika Löscher (Red.), Bibliotheken der Universität Wien in der NS-Zeit. Bücherraub, Provenienzforschung, Restitution (Wien 2008) A ndr a schek, Der Muse reicht’s  – Iris A ndr aschek, Der Muse reicht’s / The Muse Has Had It. Arkadenhof der Universität Wien (Wien 2009) [A non y m], Die Aula – [A non y m], Die Aula und die Wiener Studenten. In  : Die Grenzboten, Jg. 7 (1848, I. Semester, II. Band), 256– 259. [Anonym], Barrikaden – [Anonym], Ueber die Anlegung und Vertheidigung der Barrikaden in Beziehung auf die in Wien (Aus Dr. L. A. Frankl’s »Sonntagsblättern« abgedruckt, o.O., o. J.) A ntonicek, Musik – Theophil A ntonicek, Musik im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (= Veröffentlichungen der Kommission für Musikforschung 14, Wien 1972)

A ntonicek, Musik- und Theaterleben – Theophil Antonicek, Musik- und Theaterleben an der Alten Universität. In  : Das Alte Universitätsviertel in Wien 1385 – 1985, hg. Günther Hamann, Kurt Mühlberger, Franz Sk acel (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 2. Band Wien 1985), 161 – 176. A pk e, Allegorie – Bernd A pk e, Abschied von der Allegorie. In  : Tobias Nat ter / M ax Hol l ein (Hg.), Die nackte Wahrheit. Klimt, Schiele, Kokoschka und andere Skandale (München 2005) 99 – 101. A schbach  – A schbach Joseph, Geschichte der Wiener Universität [Band 1] im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier (Wien 1865)  ; Band 2  : Die Wiener Universität und ihre Humanisten im Zeitalter Kaiser Maximilian I., (Wien 1877)  ; Band 3  : Die Wiener Universität und ihre Gelehrten  : 1520 bis 1565 (Wien 1888)  ; Nachträge zum 3. Band, bearb. v. Wenzl H a rtl und Karl Schr auf (Wien 1898) Assm a nn, Erinnerungsräume – Aleida Assm a nn, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses (München 2006) Assmann, Kulturelles Gedächtnis – Jan Assmann, Der Begriff des kulturellen Gedächtnisses. In  : Kulturelles Gedächtnis im 21. Jahrhundert (Karlsruhe 2005) 21 – 29. Ba r bier, Bibliothèques – Frédéric Ba r bier, Histoire des bibliothèques. D’Alexandrie aux bibliothèques numériques (Paris 2013) Barton, Zeichen der Toleranz – Peter F. Barton (Hg.), Im Zeichen der Toleranz. Aufsätze zur ­Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts in den Reichen Josephs II., ihren Voraussetzungen und ihren Folgen (= Studien und Texte zur Kir-

Weiterführende Literatur  363

chengeschichte und Geschichte Bd. VIII, Wien 1981) Bauch  – Gustav Bauch, Die Rezeption des Humanismus in Wien. Eine literarische Studie zur deutschen Universitätsgeschichte (Breslau 1903, Nachdruck Aalen 1986) Bauer nfeld, Alt- und Neu-Wien – Eduard Baue r nfe l d, Aus Alt- und Neu-Wien (Ausgabe Wien 1923) Beales , Joseph II. – Derek Beales, Joseph II, Vol. II, Against the World, 1780 – 1790 (Cambridge 2009) Berger, Historische Gärten – Eva Berger, Historische Gärten Österreichs. Garten- und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1903, Band 3  : Wien (Wien / Köln / Weimar 2004) Berger, Menschen und Gärten – Eva Berger, Menschen und Gärten im Barock. Das Leben und Treiben in Lustgärten vornehmlich in der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt Wien (Worms 2013) Berger, Albertus de Saxonia  – Harald Berger, Albertus de Saxonia († 1390), Conradus de Waldhausen (†  1369) und Ganderus recte Sanderus de Meppen († 1401 / 06) Eine Begegnung in Prag 1364. In  : MIÖG 106 (1998) 31 – 50. Bibo, Ganneval – Istvan Bibo, Ein französischer Architekt in Mitteleuropa  ; Isidore Ganneval (Canevale). In  : Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien 49 (1997) 1 – 7. Bick, Zentralbibliothek – Josef Bick, Die Österreichische Zentralbibliothek in Wien. Das Projekt ihres Baues und ihrer Organisation. In  : Phaidros 1 (1947) 6 – 16. Bildungsber icht 1965 – Bildungsbericht 1965, hg. vom Bundesministerium für Unterricht (Wien 1965) Birk, Materialien – Ernst Birk, Materialien zur Topographie der Stadt Wien in den Jahren 1563 bis 1587. In  : Berichte und Mitteilungen des Alterthumsvereins zu Wien 10 (1866) 81 – 164. Blum / Bukowsk a, Muse – Cornelia Blum / Sylwia Bukowska, Der Muse reicht’s. In  : Andr aschek, Der Muse reicht’s, 12 – 17. B ö s e l  /  Hol z s c h u h-Hof e r , Jesuitische Ge-

364  Weiterführende Literatur

samtanlage  – Richard Bösel, Renate Hol zs c h u h-Hof e r, Von der Planung der jesuitischen Gesamtanlage zum Kirchenbau, in  : H a m a n n  /   M ü h l be rge r  /   S k ace l , Das Alte Universitätsviertel, 103 – 110. Bor m a st ino, Historische Erzehlung  – Antonio Bor m a st ino, Historische Erzehlung von der Kayserlichen Residentz-Stadt Wienn (Wien 1715) Br a mbil l a, Appendice  – Giovanni Alessandro Br ambilla, Appendice alla storia della chirurgia Austriaca militare (Pavia 1800), 36 – 37. Br auneder, Leseverein – Wilhelm Br auneder, Leseverein und Rechtskultur. Der Juridisch-politische Leseverein zu Wien 1840 bis 1990 (Wien 1992) Bruder, Finanzpolitik – Adolf Bruder, Studien über die Finanzpolitik Herzog Rudolfs IV. von Österreich, 1358 – 1365 (Innsbruck 1886) Buch m a n n, Politik  – Bertrand Michael Buchm a nn, Politik und Verwaltung. In  : Wien – Geschichte einer Stadt. Band 3  : Von 1790 bis zur Gegenwart, hg. von Peter Csendes und Ferdinand Opll (2006) 85 – 127. Bundesdenk m al a mt, Dehio Wien – Österr eichisches Bundesdenk mal amt (Hg.), DehioHandbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien I. Bezirk – Innere Stadt (Horn / Wien 2007) Burck h a r dt, Cicerone  – Jacob Burck h a r dt, Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Basel 1855) C a m e sina, Hospital  – C a m e sina, Das Hospital vor dem Stubentor. In  : Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 5 (Wien 1871), 140 – 141. Camesina, Juristenschule – Albert Camesina, Das Haus der Juristenschule in der Schulerstraße in Wien. In  : Blätter des Vereins für Landeskunde von Wien NF 9 (1875) 127 – 129. Cata logus Bibliotheca e Gschw indi ana e – Catalogus Bibliothecae Gschwindianae, contienens quantitatem Librorum Variarum Facultatum (Wien 1732) Chapron, Bibliothèques – Emmanuelle Chapron, «Ad utilità pubblica». Politique des bibliothèques et

pratiques du livre à Florence au XVIIIe siècle (Histoire et civilisation du livre 31, Genf 2009) C h a r l e , Grundlagen  – Christophe Ch a r l e , Grundlagen, in  : Walter Rüegg (Hg.), Geschichte der Universität, Band III (Vom 19. Jahrhundert zum Zweiten Weltkrieg [1800 – 1945]) (München 2004) 43 – 81. Coll and, Inbegriff – Friedrich Coll and, Kurzer Inbegriff von dem Ursprunge der Wissenschaften, Schulen, Akademien, und Universitaeten in ganz Europa, besonders aber der Akademien und hohen Schulen zu Wien […] (Wien 1796) Crass, Bibliotheksbauten – Hanns Michael Crass, Ikonographie der Bibliotheksbauten im Historismus. In  : Hermann Fillitz (Hg.), Der Traum vom Glück. Die Kunst des Historismus in Europa, Ausstellung im Künstlerhaus und der Akademie der Bildenden Künste in Wien, 13. September 1996  –   6 . Jänner 1997 (Wien  /   München 1998) 39 – 43. Csák y  /   S tachel, Die Verortung von Gedächtnis – Moritz Csák y, Peter Stachel (Hg.), Die Verortung von Gedächtnis. 2. Internationaler Kongress des Forschungsprogramms »Orte des Gedächtnisses«, Wien 2001. Csá k y, Altes Universitätsviertel – Moritz Csá k y, Altes Universitätsviertel  : Erinnerungsraum, Gedächtnisort, in  : Csáky  /   S tachel, Die Verortung von Gedächtnis, 257– 278. C s á k y,  /   C el e s t i n i  /   Tr ag atsch n ig, Barock  – Moritz C s á k y, Federico Ce l e s t i n i, Ulrich Tr agatschnig (Hg.), Barock, ein Ort des Gedächtnisses. Interpretament der Moderne – Postmoderne (Wien / Köln / Weimar 2007) Csendes, Die Rechtsquellen der Stadt Wien – Peter Csendes (Hg.), Die Rechtsquellen der Stadt Wien (= FRA 3. Abteilung, Fontes iuris 9, Wien  ; Graz [u. a. 1986]) Cz e ik e  – Felix Cz e ik e, Historisches Lexikon Wien, 6 Bände (Wien 1992 – 1997, 2004) Dav y / Vašek, »Siegfried-Kopf« – Ulrike Dav y, Thomas Va šek, Der »Siegried-Kopf«. Eine Auseinandersetzung um ein Denkmal in der Universität Wien. Dokumentation (Wien 1991)

de Luc a, Wegweiser – Ignaz de Luc a, Neuester wienerischer Wegweiser für Fremde und Inländer vom Jahr 1797. Oder kurze Beschreibung aller Merkwürdigkeiten Wiens (Wien 1797) Denk Ulrike, Schulwesen und Universität – Denk Ulrike, Schulwesen und Universität. In  : Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hg. von Vocelka Karl, Anita Traninger (= Wien  : Geschichte einer Stadt, ed. Peter Csendes, Wien / Köln / Weimar 2003) 365 – 421. Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln – Ulrike Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln. Die Kodrei Goldberg, ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien in der Frühen Neuzeit (= Schriften des Archivs der Universität Wien 16, Göttingen 2013) Denk, Collegium trilingue – Ulrike Denk, Das Collegium trilingue des Bischofs Johann Fabri. Ein Konzept zur katholischen Reform an der Wiener Universität (geisteswiss. Diplomarbeit, Wien 1998) Det t el m a ier, Universitätsbibliothek  – Rudolf De t t e l m a i e r, Der Erweiterungsbauten der Universitätsbibliothek Wien. In  : Biblos 15 (1966) 182 – 193. Dettelmaier, Universitätsbibliothek – Rudolf Dettelmaier, Die Erweiterungsbauten der Universitätsbibliothek Wien. In  : Biblos 15 (1966) 182 – 193. Dolgner, Bibliotheksbauten – Dieter Dolgner, Bibliotheksbauten des 18. Und 19. Jahrhunderts. In  : Frühmoderne Bücherwelten. Die Bibliothek des 18. Jahrhunderts und das hallesche Waisenhaus. Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen vom 6. Mai bis zum 7. Oktober 2007 in den Franckeschen Stiftungen zu Halle (Halle 2007) Dosoudil, Raumnot – Ilse Dosoudil, Die Raumnot der Universitätsbibliothek (Wien 1997) E b e n b au e r  / G r e i s e n e g g e r  / Mü h l b e r g e r , Universitätscampus 1  – Alfred E be n b au e r, Wolfgang Gr eisenegger, Kurt Mühlberger (Hg.), Universitätscampus Wien, Bd. 1  : Historie und Geist (Wien 1998) E b e n b au e r  / G r e i s e n e g g e r  / Mü h l b e r g e r , Universitätscampus 2  – Alfred E be n b au e r,

Weiterführende Literatur  365

Wolfgang Gr eisenegger, Kurt Mühlberger (Hg.), Universitätscampus Wien, Bd. 2  : Architektur als Transformation (Wien 1998) Eibl m ay r, Index aus Stein  – Silvia Eibl m ay r, Ein Index aus Stein im Arkadenhof der Universität Wien. In  : A ndr aschek, Der Muse reicht’s, 18 – 25. Eisen, Typologie – Markus Eisen, Zur Architektonischen Typologie von Bibliotheken. In  : Winfried Ner dinger (Hg.), Die Weisheit baut sich ein Haus. Architektur und Geschichte von Bibliotheken (München / London / New York 2011) 261 – 306. Eitelberger, Geschichtsgalerie – Rudolf von Eit el berger, Eine Österreichische Geschichtsgalerie. In  : Österreichische Revue, Heft 3 (1866) 121 – 137. Eitelberger, Ferstel – Rudolf von Eitelberger, Heinrich Freiherr von Ferstel. Festschrift bei der Gelegenheit der feierlichen Enthüllung seines Denkmals im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (Wien 1884) Enge l br ech t 1, Österreichisches Bildungswesen – Helmut Engelbr echt, Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Band 1  : Von den Anfängen bis in die Zeit des Humanismus (Wien 1982) Engelbr echt 3  – Helmut Engelbr echt, Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Band 3  : Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz (Wien 1984) Engelbrecht 5 – Helmut Engelbrecht, Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 5  : Von 1918 bis zur Gegenwart (Wien 1988) Fauken, Entwurf – Franz Xaver Fauk en, Entwurf zu einem allgemeinen Krankenhause (Wien 1784) Felder, Erinnerungen – Cajetan Felder, Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters, hg. von Felix Czeike (Wien / Hannover / Bern 1964) Fer stel, Denkschrift  – Heinrich von Fer stel, Denkschrift zu dem im Auftrage des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht verfassten Entwurfe (Wien 1872) Ferstel, Chemisches Institut – Heinrich von Ferstel, Der Bau des chemischen Institutes der Wie-

366  Weiterführende Literatur

ner Universität. In  : Allgemeine Bauzeitung 39 (1874) 44 – 47. Ferstel, Neubau – Heinrich von Ferstel, »Ueber den Neubau der Wiener k. k. Universität«. Vortrag gehalten in der Wochenversammlung am 6. April 1878. In  : Wochenschrift der Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Jahrgang 3, Nr. 33, 17. August 1878, 148 – 150, Jahrgang 3, Nr. 34, 24. August 1878, 151 – 154 und, Jahrgang 3, Nr. 35, 31. August 1878, 155 – 157. Ferstel, Bericht – Heinrich von Ferstel, Bericht von der Pariser Weltausstellung 1878. In  : Wochenschrift der Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines (Dezember 1878) 200 – 201. Ferstel, Rede – Heinrich von Ferstel, Rede des neu antretenden Rectors Heinrich Freiherr von Ferstel, in  : Technische Hochschule, Reden gehalten bei der feierlichen Inauguration des für das Studienjahr 1880 / 81 gewählten Rectors des k. k. Technischen Hochschule. (Wien 1880) 36 – 53. Ferstel, Styl und Mode – Heinrich von Ferstel, Über Styl und Mode. Vortrag gehalten im niederösterreichischen Gewerbevereine am 3. November 1882 (Wien 1883) Fer z, Universitätsreform  – Sascha Fer z, Ewige Universitätsreform. Das Organisationsrecht der österreichischen Universitäten von den theresianischen Reformen bis zum UOG 1993 (Rechts- und Sozialwissenschaftliche Reihe, Bd. 27, Frankfurt 2000) Fir nberg, Hochschulbericht – Hertha Fir nberg, Vorwort. In  : Hochschulbericht 1981, hrsg. vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Wien 1981) Flasch, Aufklärung im Mittelalter – Kurt Flasch, Aufklärung im Mittelalter  ? Die Verurteilung von 1277. Das Dokument des Bischofs von Paris (= Excerpta classica, Bd. 6) (Mainz 1989) Fr eschot, Relation – Casimir Fr eschot, Relation von dem Kayserlichen Hofe zu Wienn (Cölln 1705) Frötschel, Theresianisch – Gabriele Frötschel, Theresianisch – heut’ und immerdar  ! Höhere Bildungseinrichtungen der Habsburgermonarchie im

18. Jahrhundert (ungedr. Phil. Diplomarbeit Wien 2005) From m el, Römischer Palastbau  – Christoph L. Frommel, Der Römische Palastbau der Hochrenaissance (Tübingen 1973) Frühsorge, Universitätsbibliotheken – Gotthardt Frühsorge, Zur Rolle der Universitätsbibliotheken im Zeitalter der Aufklärung. In  : Werner Arnold, Peter Vodosek, Bibliotheken und Aufklärung (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 14, Wiesbaden 1988) Gall, Alma Mater – Franz Gall, Alma Mater Rudolphina, 1365 – 1965. Die Wiener Universität und ihre Studenten (Wien 1965) G a l l, Die Alte Universität  – Franz G a l l, Die Alte Universität (= Wiener Geschichtsbücher 1, Wien / Hamburg 1970) Ga ll, Insignien – Franz Ga ll, Die Insignien der Universität Wien (= Studien zur Geschichte der Universität Wien 4, 1965) Ga ll, Ivo-Kapelle – Franz Ga ll, Die Sankt IvoKapelle in Wien. In  : FS zum hundertjährigen Bestand des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien, Band I (= Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 36, 1964) 491 – 508. Gall, MUW 1 – Die Matrikel der Universität Wien, I. Band  : 1377 – 1450, bearb. von Franz Gall etc. (= Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, VI. Reihe, 1. Abteilung, Graz / Köln 1956) Gans, Universitätsbibliothek – Johann Gans, Die Universitätsbibliothek in Wien im und nach dem Kriege. In  : Josef Stumm voll (Hg.), Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift Josef Bick (Wien 1948) 358 – 367. G a n t, »National-Erziehung«  – Barbara G a n t, »National-Erziehung«  : Überwachung als Prinzip. Österreichische Bildungspolitik im Zeichen von Absolutismus und Aufklärung. In  : Helmut R einalter (Hg.), Josephinismus als Aufgeklärter Absolutismus (Wien 2008) 97 – 124. Garr etson, Conrad Adolph von Albrecht – Edwin P. Garretson, Conrad Adolph von Albrecht und

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Weiterführende Literatur  371

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Michal Svatoš, Pražvká univerzitní kolej všech svatý. [Das Prager Universitätskolleg zu Allerheiligen]. In  : Acta Universitatis Carolinae – Historia Universitatis Carolinae Pragensis [AUC-HUCP] 31 / 1 (1991) 85 – 93. Sw ittalek, Josephinischer Klassizismus – Markus P. Sw it ta lek, Josephinischer Klassizismus. Architektur und Städtebau im Sinne der Aufklärung und die Entstehung des medizinischen Distrikts mit dem Josephinum in Wien. In  : Horn  /   A blogin, Josephinum, 51 – 76. Tasch w er, Universität im Krieg – Klaus Taschwer, »Ein seltsamer Körper war diese Universität im Krieg«. Über die Alma Mater Rudolphina in den Jahren 1914 bis 1918 – und danach. In  : Alfred Pfoser / A ndreas Weigl (Hg.), Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg (Wien 2013) 386 – 393. Te l e sko, Programm  – Werner Te l e sko, Das Programm des Deckenfreskos im Festsaal des Hauptgebäudes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. In  : Elisabeth Theresia Hilscher, Andrea Sommer-Mathis (Hg.), Pietro Metastasio – uomo universale (1698– 1782) Festgabe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum 300. Geburtstag von Pietro Metastasio (Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Sitzungsberichte 676, Wien 2000) 355 – 365. Telesko, Kunsthistorische Bemerkungen – Werner Tel esko, Kunsthistorische Bemerkungen zum »alten Universitätsviertel« in Wien als »Gedächtnisort«, Csák y / Stachel, Die Verortung von Gedächtnis, 270 – 302. Telesko, Das Freskenprogramm – Werner Telesko, Das Freskenprogramm der Wiener Jesuitenkirche im Kontext jesuitischer Frömmigkeit, in  : K arner / Telesko, Die Jesuiten in Wien, 75– 91. Tel esko, Aufklärung versus Allegorik – Werner Telesko, Das Programm der Deckenmalereien im Johannessaal der alten Wiener Universität – katholische Aufklärung versus barocke Allegorik. In  : Csák y/Celestin/Tr agatschng, Barock, 17–32.

Theiss, Grossbibliothek  – Werner Theiss, Neuzeitliche Grossbibliothek (Ungedr. Diss. TU Wien 1934) Theiss, Zentralbibliothek – Werner Theiss, Eine wissenschaftliche Zentralbibliothek für Wien. Auszug aus der Dr.-Ing.-Arbeit »Neuzeitliche Großbibliothek. In  : Zentralblatt für Bibliothekswesen 52 (1935) 202 – 209. Thiem / Thiem, Groteskendekoration  – Christel Thiem / Gunther Thiem, Andrea di Cosimo Feltrini und die Groteskendekoration der Florentiner Hochrenaissance. In  : Zeitschrift für Kunstgeschichte Band 24, Heft 1 (1961) 1 – 39. Tietze, Ohmanns Entwurf – Hans Tietze, Friedrich Ohmanns Entwurf für eine Neugestaltung des Votivkirchenplatzes. In  : Der Architekt 21 (1916) 161 –  164. Tomek, Prager Universität – Wenzel Wladiwoj Tom ek, Geschichte der Prager Universität (Prag 1849) Topp, Architecture – Leslie Topp, Architecture and Truth in Fin-de-Siècle Vienna (Cambridge 2004) Tow nson, Travels – Robert Tow nson, Travels in Hungary, with a short Account of Vienna in the Year 1793 (London 1797) Ubl, Pfaffenstadt – Karl Ubl, Die Universität als Pfaffenstadt. Über ein gescheitertes Projekt Rudolfs IV. In  : Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren, 14. – 16. Jahrhundert, hg. von Kurt Mühlberger und Meta Niederkor n-Bruck (=  Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 56, Wien / München 201) 17 – 26. Uiblein, 600 Jahre Universität Wien – Paul Uiblein, 600 Jahre Universität Wien. Erinnerungsgabe des Bundesministeriums für Unterricht für die Mitglieder des Lehrkörpers sowie die Beamten und Angestellten der Universität Wien (Wien / München 1965) [Enthält eine Edition des Stiftbriefes, lat. und dt. Fassung] Uiblein, AFA – Paul Uiblein (Hg.), Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis 1385 – 1416 (= Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 6 / 2, Graz / Wien / Köln 1968)

Weiterführende Literatur  379

Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter – Paul Uibl ein, Die Universität Wien im Mittelalter. Beiträge und Forschungen, hg. von Kurt Mühlberger und Karl K adletz (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien 11, 1999) Uiblein, Dr. Georg Läntsch – Paul Uiblein, Dr. Georg Läntsch von Ellingen, Domherr und Professor in Wien, Stifter der Pfarrbibliothek in Aschbach, † 1519. In  : ders., Die Universität Wien im Mittelalter. Beiträge und Forschungen, hg. von Kurt Mühlberger, Karl K adletz (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 11. Band, Wien 1999) 233 – 286 (Erstdruck in  : Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 40,1974, 57 – 107) Uibl e i n, Frühgeschichte  – Paul Uibl e i n, Beiträge zur Frühgeschichte der Universität Wien. In der s., Die Universität Wien in Mittelalter. Beiträge und Forschungen, hg. von Kurt Mühlberger, Karl K a dl etz (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 11. Band, Wien 1999) 15 – 4 4 (Erstdruck in Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 71,1963, 284 – 310) 26f. (294f.). Uiblein, Kopialbuch – Paul Uiblein (Hg.), Ein Kopialbuch der Wiener Universität als Quelle zur österreichischen Kirchengeschichte unter Herzog Albrecht V. Codex.57G des Archivs des Stiftes Seitenstetten (= Fontes Rerum Austriacarum, 2. Abteilung, Diplomataria et Acta, 80. Band, hg. v. ÖAW, phil.-hist. Klasse, Wien 1973) 51 – 68. Uiblein, Landesfürsten – Paul Uiblein, Die österreichischen Landesfürsten und die Wiener Universität im Mittelalter. In  : der s., Die Universität Wien im Mittelalter (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 11. Band, Wien 1999) 45 – 74 (Erstdruck  : MLÖG 72, 1964, 382 – 408, bes. 383f. Anm. 7). Uiblein, Regiomontan – Paul Uiblein, Die Wiener Universität, ihre Magister und Studenten zur Zeit Regiomontans. In  : der s., Die Universität Wien im Mittelalter (=  Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 11. Band 1999) 409 – 4 44.

380  Weiterführende Literatur

Uiblein, Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert – Paul Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jahrhundert. In  : Die Universität Wien im Mittelalter (Anm. 6) 79 Anm. 14, Erstdruck in  : Das Alte Universitätsviertel in Wien 1385 (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, Band 2, Wien 1985) 17 – 36. Va llery-R a dot, Le recueil – Jean Va llery-R adot, Le recueil de plans d’ édifices de la Compagnie de Jésus conservé à la Bibliothèque Nationale de Paris, Rome 1960, 283 – 284, Nr. 918 – 925. Verger, Collegium – Jaques Verger, Collegium (im mittelalterlichen Bildungswesen) In  : Lexikon des Mittelalters 3 (München / Zürich 1986) Sp. 39 – 42. Verger, Grundlagen  – Jacques Verger, Grundlagen. In  : Rüegg, Geschichte der Universität, 49 – 80. Von L a ngen, Fresken  – Stefanie von L a ngen, Die Fresken von Gregorio Guglielmi (tuduv-Studien. Reihe Kunstgeschichte 64, München 1994) Von L angen, Guglielmi – Stefanie von L angen, Vier wenig beachtete Deckenentwürfe von Gregorio Guglielmi. In  : Barockberichte, H. 28, (2000) 612 – 623. Vyor al-Tsch apk a, Universitätssternwarte – Margareta Vyor a l-Tsch a pk a, Die Wiener Universitätssternwarte. In  : Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 50, Heft 1 / 2 (1996) 94 – 107. Wagn e r, Verein Lupusheilstätte  – Otto Wag ner, Der Verein Lupusheilstätte, Wien 1908, zitiert nach  : Otto Antonia Gr a f, Otto Wagner. Band 2  : Das Werk des Architekten 1903 – 1918 (Wien / Köln / Weimar 21994) Wagner, Landesfürsten – Wolfgang E. Wagner, Landesfürsten und Professoren als Universitätsstifter. Verwendung und Aussagekraft des FundatorTitels am Beispiel der Universität Wien im Mittelalter. In  : Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter, hg. von Walter Pohl, Paul Herold (= Österr. Akademie der Wissenschaften, ph.-Kl., Denkschriften, 306. Band, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 5, Wien 2002) 269 – 294.

Wagner, Universitätsstiftung und Kollegium – Wolfgang Eric Wagner, Universitätsstiftung und Kollegium in Prag, Wien und Heidelberg. Eine vergleichende Untersuchung spätmittelalterlicher Stiftungen im Spannungsfeld von Herrschaft und Genossenschaft (= Europa im Mittelalter 2, Berlin 1999) Wagner, uxorati – Wolfgang Eric Wagner, uxorati – conjugati – bigami. Die Verheirateten an der spätmittelalterlichen Universität. In  : Antrittsvorlesungen der Philosophischen Fakultät 2007. Rostock (Rostocker Universitätsreden Neue Folge, 16) 15 – 40. Wagner, Von der »Natio«  – Wolfgang E. Wag ner, Von der »Natio« zur Nation  ? Die nationes – Konflikte in den Kollegien der mittelalterlichen Universitäten Prag und Wien im Vergleich. In  : Mensch – Wissenschaft – Magie. Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte 20 / 2000 (Wien 2001) 141 – 162. Wagner-R ieger, Haus – Renate Wagner-R ieger, Das Haus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Festgabe zur 125-Jahr-Feier der Akademie (Wien 1972) Wagner-R ieger  /   R eissberger, Hansen – Renate Wagner-R ieger /  Mara R eissberger, Theophil von Hansen (Wiesbaden 1980) Wa l l n ig / Fr i m m e l / Te l e sko, 18th Century Studies  – Thomas Wa l l n ig /  Johannes Fr immel / Werner Telesko (Hg.), 18th Century Studies in Austria, 1945 – 2010 (=  Das Achtzehnte Jahrhundert und Österreich. Internationale Beihefte, 4, 2011) Wa r nk e, Barockbegriff – Martin Wa r nk e, Die Entstehung des Barockbegriffs in der Kunstgeschichte. In  : Klaus Gar ber (Hg.), Europäische Barock-Rezeption (=  Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 20, Bd. 2, Wiesbaden 1991) 1207 – 1223. We l a n, Student in Rot-Weiß-Rot  – Manfried Wel a n, Student in Rot-Weiß-Rot. Wien 1955 –  1960 (Wien / Köln / Weimar 2014) Wibir al, Ferstel – Norbert Wibir al, Heinrich von Ferstel und der Historismus in der Baukunst des 19. Jahrhunderts, 2 Bände, Diss. Phil. (Wien 1952)

Wibir a l / Mik u l a, Ferstel  – Norbert Wibir a l, Renata Mikul a (heute  : K assal), Heinrich von Ferstel (Wiesbaden 1974) Widmann, Studium – Eva Sibylle Widmann, Vormärzliches Studium im Spiegel autobiographischer Quellen. In  : Österreichische Bildungs- und Schulgeschichte von der Aufklärung bis zum Liberalismus, ed. Gerda Mr az (Eisenstadt 1974) Wimmer, Amtstracht – Mario Wimmer, Unter den Talaren, Bemerkungen zur Wiedereinführung der Amtstracht (1926) und die Einführung des Professorentalars (1965) an der Universität Wien. In  : Historia Magistra Vitae  ?, Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 16 (2005) 129 – 138. Wink ler, Rechtspersönlichkeit – Günther Winkl e r, Die Rechtspersönlichkeit der Universitäten (=  Forschungen aus Staat und Recht 80, Wien / New York 1988) Winter, Donaumonarchie – Eduard Winter, Revolution, Neoabsolutismus und Liberalismus in der Donaumonarchie (Wien 1969) Wodk a, Kirche in Österreich – Josef Wodk a, Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte (Wien 1959) Wolf, Universitätsbau – Gerson Wolf, Der neue Universitätsbau in Wien. Eine historische Studie (Wien 1882) Wolf, Geschichte – Gerson Wolf, Zur Geschichte der Wiener Universität (Wien 1883) Wr ba, Gesellschaft Jesu – Johannes Wr ba SJ, Der Orden der Gesellschaft Jesu im Alten Universitätsviertel in Wien, in  : H a m a nn / Mü hlberger  /   S k acel, Das Alte Universitätsviertel, 47 – 74. Wyklick y, Josephinum – Helmut Wyklick y, Das Josephinum. Biographie eines Hauses (Wien 1985) Wy k lick i / Skopec, Allgemeines Krankenhaus  – Helmut Wy k l ick i  /   M anfred Skope c (Hg.), 200 Jahre Allgemeines Krankenhaus in Wien (Wien / München 1984) Wyklick y, Josephinum – Helmut Wyklick y, Das Josephinum. Biographie eines Hauses (Wien 1985)

Weiterführende Literatur  381

Chronik und Baugeschichte der Universität Wien

1365

1384

1385

1404 1419 1425 1445 1492 1501

1551 1554

1579 1623 1624 1631 1749

  Herzog Rudolf IV. von Habsburg unterfertigt mit seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. am 12. März 1365 die Gründungsurkunde der Universität Wien Papst Urban V. bestätigt am 18. Juni 1365 die Gründung mit Ausnahme der Theologischen Fakultät   Herzog Albrecht III. reformiert und erweitert die Universität  : Gründung der Theologischen Fakultät Stiftung des Herzoglichen Kollegs  : Collegium ducale Eröffnung des ersten Wiener Universitätsgebäudes, des »Herzogskollegs«, Collegium ducale (heute etwa Postgasse 7 – 9, 1010 Wien) und des Collegium iuristarum auch »Juristenschule«genannt, (heute Schulerstraße 14, 1010 Wien)   Galeazzo di Santa Sofia aus Padua führt die erste anatomische Demonstration nördlich der Alpen durch   Stiftung des »Hauses der Ärzte« durch Magister Niklas von Hebersdorf (heute Weihburggasse 10, 1010 Wien)   Eröffnung des ältesten Aulagebäudes, der sogenannten »Nova structura« (heute etwa Bäckerstraße 13 und 20, 1010 Wien   Aeneas Silvius Piccolomini (1458 – 1464 Papst Pius II.) propagiert die Lehre der antiken Autoren in der Aula der Universität   Studentenspital und Universitätsbibliothek erhalten ein eigenes Gebäude  : die alte »Liberey«   Kaiser Maximilian I. stiftet das »Collegium poetarum« als humanistisches Gelehrtenkolleg und betraut den »Erzhumanisten« Konrad Celtis mit der Leitung des Instituts und der Durchführung von Dichterkrönungen   Der Jesuitenorden wird von König Ferdinand I. nach Wien berufen   Ferdinand I. führt mit seiner »Reformatio nova« besoldete Ordinarien an allen Fakultäten ein und verstärkt die landesfürstliche Kontrolle der Universität bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Absicherung   Melchior Khlesl wird Kanzler der Universität und fordert das römisch-katholische Glaubensbekenntnis von allen Absolventen   Kaiser Ferdinand II. verfügt in seiner »Sanctio pragmatica« die Übernahme der Theologischen und Philosophischen Fakultät durch die Jesuiten   Grundsteinlegung zum Neubau des Akademischen Kollegs (Jesuitenkolleg) durch Ferdinand II. (Heute Dr. Ignaz Seipel-Platz 2. 1010 Wien)  Weihe der Wiener Universitätskirche (heute Jesuitenkirche, Dr. Ignaz Seipel-Platz 1, 1010 Wien)   Maria Theresianische Reformen. Gerard van Swieten führt staatliche Studiendirektoren ein und beschränkt die akademischen Freiheiten

Chronik und Baugeschichte der Universität Wien  383

1754 1756

1777 1778 1782 1783 1784 1785 1788 1848 1849 1867 1872

1873 1878 1884 1888 1892 1897

1905 1908 1910 1911 1913

  Einführung des klinischen Unterrichts an der Medizinischen Fakultät Gründung des Botanischen Gartens am Rennweg, Wien Landstraße   Eröffnung der »Neuen Aula« der Universität durch Maria Theresia. Ab 1857 Sitz der k. k. Akademie der Wissenschaften (heute Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien) Abtretung der Bestände der alten Universitätsbibliothek an die k. k. Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek)   Eröffnung der neuen Universitätsbibliothek mit Büchern der aufgelassenen Jesuitenbibliotheken Niederösterreichs   Zulassung von Protestanten zu den weltlichen Graden   Zulassung von Juden zum juridischen und medizinischen Doktorgrad, Aufhebung des »Im­ma­ culata«-Eides   Aufhebung der akademischen Sondergerichtsbarkeit Einführung der deutschen Unterrichtssprache   Eröffnung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien Alsergrund. Einrichtung von Kliniken Eröffnung eines »Anatomischen Theaters« in der »Neuen Aula« der Universität Eröffnung des Josephinums (Währinger Straße 25, 1090 Wien)   Generelle Aufhebung des katholischen Glaubensbekenntnisses für Graduanden der weltlichen Fakultäten  Wiener Revolution getragen von Doktoren und Studenten (Akademische Legion). Niederschlagung und Verlust der »Alten Universität«   Universitätsreform unter Minister Leo Graf Thun-Hohenstein. Forschung und Lehre werden vereinigt. Grundsatz der Lehr- und Lernfreiheit   Staatsgrundgesetz Art. 17  : »Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei«   Eröffnung des Ersten Chemischen Institutsgebäudes (Währinger Straße 10, 1090 Wien). Architekt  : Heinrich von Ferstel Eröffnung der »Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus« (Hohe Warte 38, 1190 Wien)   Baubeginn des Hauptgebäudes am Paradeplatz Universitätsorganisationsgesetz   Eröffnung der Sternwarte (Türkenschanzstraße 17, 1180 Wien) gebaut von Ferdinand Fellner II. und Hermann Helmer   Eröffnung des neuen Hauptgebäudes am Ring (heute Universitätsring 1, 1010 Wien). Architekt  : Heinrich von Ferstel   Anatomisches Institutsgebäude eröffnet (Währingerstraße 13, 1090 Wien) Eröffnung der »Mensa Academica«   Zulassung von Frauen als ordentliche Hörerinnen an der Philosophischen Fakultät  : 1900 an der Medizinischen, 1919 an der Rechts- und staatswissenschaftlichen, 1922 an der Evangelisch-theologischen und 1945 an der Katholisch-theologischen Fakultät   Neues Botanisches Institutsgebäude (Rennweg 14, 1030 Wien)   Hygienisches Institutsgebäude (Kinderspitalgasse 15, 1090 Wien)   Institut für Radiumforschung (Boltzmanngasse 3, 1090 Wien) Zweites Chemisches Institut, 1. Bauphase (Währinger Straße 38, 1090 Wien)   Neue Universitätskliniken (Spitalgasse 23, 1090 Wien)   Physikalisches Institutsgebäude (Boltzmanngasse 5 – 7, 1090 Wien)

384  Chronik und Baugeschichte der Universität Wien

1914 Zweites Chemisches Institut, 2. Bauphase (Währinger Straße 42, 1090 Wien) 1914 – 1916   Das Hauptgebäude am Ring dient als Verwundetenspital der k. u. k. Armee 1922   Eingliederung der Evangelisch-theologischen Fakultät (begründet 1821 als Protestantische Lehr1936 1938

1943 1944 1945 1951 1955 1962 1965 1966 1968 1973 1975 1980 1982 1984 1985 1988 1992 1993 1995 1998

2002 2004 2006

2012 2013

anstalt, 1850 Fakultätsstatus, 1861 Promotionsrecht)   Auditorium Maximum im Hauptgebäude eröffnet   Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Es folgt die Vertreibung und Deportation von Juden und politischen Gegnern aus dem Lehrkörper und der Studentenschaft. 45 % aller Professoren und Dozenten werden entlassen Verlagerung von Bibliotheken und Forschungseinrichtungen außerhalb Wiens   Erste Fliegerbomben auf das Hauptgebäude im September. Insgesamt verzeichnet man bis Kriegsende im Hauptgebäude 26 Bombentreffer Wiedereröffnung der Universität am 29. Mai  Wiederaufbau des Hauptgebäudes und Rückführung der ausgelagerten Bibliotheksbestände   Hochschulorganisationsgesetz   Eröffnung des Neuen Institutsgebäudes (NIG) (Universitätsstraße 7, 1010 Wien)   600-Jahr-Jubiläum. Teilnahme von 204 Hochschulen aus aller Welt Allgemeines Hochschulstudiengesetz Leopold-Figl-Observatorium (2572 St. Corona am Schöpfl)   Universitäts-Sportzentrum Schmelz eröffnet (Auf der Schmelz 6a, A-1150 Wien)   Universitätsorganisationsgesetz   Eröffnung des neuen Universitätsarchivs in der »Alten Universität« (Postgasse 9, 1010 Wien)   Eröffnung des »Biologiezentrums Althanstraße« (UZA I, Althanstraße 14 1090 Wien) Eröffnung des Juridicums (Schottenbastei 10 – 16, 1010 Wien) Besiedelung des ehem. WU-Hauptgebäudes (Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien)   Die Stadt Wien macht das Alte Allgemeine Krankenhaus (rund 96.000 m2) mit seinen neun historische Höfen der Alma Mater zum Geschenk Vienna Biocenter, Dr. Bohr-Gasse 9, 1030 Wien   Universitätsorganisationsgesetz (UG 1993)  ; wirksam ab 2000 Geozentrum und Pharmazie-Zentrum (UZA II)   Eröffnung des Wiener »Universitäts-Campus« im Alten Allgemeinen Krankenhaus. Die sanierten Altbauten und die Neubauten sind eine neue Heimstätte der damaligen Geisteswissenschaftlichen Fakultät   Universitätsgesetz (UG 2002). Die Universitäten sind nunmehr vollrechtsfähige juristische Personen des öffentlichen Rechts (§ 4 UG)  ; wirksam ab 2004 Die Medizinische Universität Wien geht aus der Medizinischen Fakultät hervor Hauptgebäude  : Eröffnung des renovierten und neu gestalteten Auditorium Maximum, Eröffnung der neu gestalteten Aula, Eröffnung des neu gestalteten Arkadenhofs Besiedelung des ehem. Parlamentsklubgebäudes (Schenkenstraße 8 – 10, 1010 Wien)   Neubau Währinger Straße 29, 1090 Wien, für die Fakultät für Informatik und für das Institut für Publizistik & Kommunikationswissenschaften   Universitätsgebäude am Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien für die Fakultät für Mathematik und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Chronik und Baugeschichte der Universität Wien  385

Autorinnen und Autoren

Judith Eiblmayr ist Architektin, Architekturpublizis-

sität Wien. Sie promovierte 2014 zum Thema »Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich«, und arbeitet derzeit im Archiv der Universität Wien sowie im F W F-Projekt »Die Habsburg-Lothringische Familien-Fideikommissbibliothek 1835 – 1921« an der Österreichischen Nationalbibliothek.

tin, Kuratorin. Studium der Architektur an der TU Wien und University of Michigan, USA, Dr. techn. Langjährige Tätigkeit als Kritikerin für Fachzeitschriften und Die Presse zu den Themen Architektur und Städtebau, Kulturgeschichte und Design. Zahlreiche Textbeiträge, Ausstellungen und Publikationen (Der Attersee – Die Kultur der Sommerfrische, gem. Richard Kurdiovsky ist promovierter Architekturhismit Erich Bernard u. a., 2008  ; Haus Hoch – Das toriker am Institut für kunst- und musikhistorische Hochhaus Herrengasse und seine berühmten Bewoh- Forschungen der Österreichischen Akademie der ner, gem. mit Iris Meder, 2009  ; Der Donaukanal – Wissenschaften. 1997 – 2004 freier Mitarbeiter der Die Entdeckung einer Wiener Stadtlandschaft, gem. Architektursammlung der Albertina Wien. Lehrtämit Peter Payer, 2011  ; Lernen vom Raster – Strass- tigkeit an der Universität Wien. Forschungsschwerhof an der Nordbahn und seine verborgenen Pläne, punkte  : Wiener Hofburg im 19. Jh., zentraleuropä2013  ;). Lebt und arbeitet in Wien  ; www.eiblmayr.at. ische Architektur und Gartenkunst vom Barock bis ins 20. Jh., urbane Kultur in der HabsburgermonarChristoph Gnant studierte u. a. Geschichte an der chie. Universität Wien. Seit 2003 im Büro des Universitätsrats der Universität Wien tätig. Zahlreiche Publi- Hellmut Lorenz Studium der Kunstgeschichte an kationen zu Österreich und dem Heiligen Römischen der Universität Wien, wo er auch promovierte und Reich. Forschungsschwerpunkte  : Geschichte der 1983 habilitiert wurde. 1985 bis 1997 Professor für Neuzeit im 18. Jahrhundert, Universitätsgeschichte, Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, ab Zeitgeschichte. 1997 Professor an der Universität Wien, Emeritierung 2008. Themenschwerpunkte in Forschung, Lehre Herbert Karner ist als Kunsthistoriker auf frühneu- und Publikationen  : Kunst und Architektur der Bazeitliche Themen wie barocke Deckenmalerei, Kunst rockzeit in Mitteleuropa, Architekturgeschichte, Geund Architektur der Orden sowie der europäischen schichte der Kunst in Wien. Residenzkultur spezialisiert. Er arbeitet am Institut für Kunst- und Musikhistorische Forschungen der Thomas Maisel studierte Geschichte an der UniverÖAW und ist Dozent am Institut für Kunstgeschichte sität Wien und absolvierte den Ausbildungslehrgang der Universität Wien. am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Seit 1988 im Archiv der Universität Wien beschäftigt Nina Knieling studierte Geschichte in Wien und Pe- (2010 mit der Leitung betraut). Diverse universitätsrugia bzw. Geschichtsforschung, Historische Hilfs- geschichtliche und archivbezogene Publikationen, wissenschaften und Archivwissenschaft am Institut Mitherausgeber der Reihe »Schriften des Archivs der für Österreichische Geschichtsforschung der Univer- Universität Wien«.

Autorinnen und Autoren  387

Kurt Mühlberger, Studium der Geschichte und Germanistik in Wien, Doktor der Philosophie, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Direktor des Archivs der Universität Wien (1983 – 2010), Dozent für Österreichische Geschichte an der Universität Wien, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte (ÖGW) und der Gesellschaft für Universitäts-und Wissenschaftsgeschichte (GU W). Arbeitsschwerpunkte  : Universitäts-, Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte, Edition historischer Quellen, Archivwesen.

Elmar Schübl studierte Geschichte und Philosophie

an der Universität Graz  ; Habilitation für Wissenschaftsgeschichte (2011)  ; Tätigkeiten für das Wissenschaftsministerium und das Außenministerium in Wien (2001 – 2006)  ; Mitwirkung beim Aufbau des Zentrums für Wissenschaftsgeschichte der Universität Graz (2006 – 2012)  ; Lehrbeauftragter des Instituts für Geschichte (seit 2012) und freier Historiker  ; Arbeitsschwerpunkte  : Universitätsgeschichte, Theorie der Geschichtswissenschaft, Philosophie der Geschichte und Geschichte der Erdwissenschaften. Dieter Schweizer, Doktor der Philosophie und Ma-

Harald Peterka ist Maschinenbauer und hat Facility

Management an der Donau-Universität Krems studiert. Er war 15 Jahre lang als Leiter des FM beim Öster­reichischen Roten Kreuz tätig, war danach Unternehmer und hat seine Firma an den Weltmarktführer ISS verkauft, um anschließend bei einer österreichischen Bank (BAWAG) den Bereich Facility Management und Einkauf wirtschaftlich und organisatorisch zu optimieren. Mit Juni 2010 hat Harald Peterka die Leitung der Einrichtung Raum- und Ressourcenmanagement der Universität Wien übernommen.

gister der Freien Künste der Universität Basel, ist emeritierter ordentlicher Professor der Universität Wien, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und vormaliger Gründungsdirektor des Gregor Mendel-Instituts der ÖAW. Sein berufliches Forschungsinteresse gilt der Zellgenetik. Daneben faszinieren ihn seit Jugend­ tagen Kunstgeschichte und Architektur. 2012 wurde Dieter Schweizer vom Rektor der Universität Wien mit der wissenschaftlichen Leitung des Jubiläumsbüros betraut.

Werner Telesko studierte Kunstgeschichte in Wien. Zwischen 1988 und 1990 arbeitete er am ÖsterreiParis, Doktorat 2013 in Wien. Von 2007 bis 2014 chischen Historischen Institut in Rom, ab 1990 im war sie Universitätsassistentin am Institut für Kunst- Benediktinerstift Göttweig und seit 1993 an der geschichte der Universität Wien. Seit März 2014 Österreichischen Akademie der Wissenschaften in arbeitet sie zu den Gelehrtendenkmälern der Uni- Wien, dort seit 2013 als Direktor des Instituts für versität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind  : kunst- und musikhistorische Forschungen (IK M). Gelehrten-Memoria, Schnittpunkte von Kunst und Forschungsschwerpunkte  : barocke Ikonographie, ösNaturwissenschaft sowie Architektur des 19. und 20. terreichische Kunst des 19. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Julia Rüdiger studierte Kunstgeschichte in Wien und

Peter Schintler studierte der Geschichte, Alte Ge-

schichte sowie Altertumskunde an der Universität Graz  ; Studienassistent am Institut für Geschichte (2010 – 2014)  ; Mitarbeiter des Grazer Stadtarchivs (2013)  ; wissenschaftlicher Mitarbeiter des Grazer Stadtmuseums (seit 2014), Arbeitsschwerpunkte  : Regional- und Sozialgeschichte.

388  Autorinnen und Autoren

Bildnachweis

Agentur KOOP Live Marketing S. 52

sität Wien) S. 68, 70, 71, 75, 79, 81, 104, 106, 148, 165 (oben), 202, 216, 264, 291, 293, 295, 313 (beide), Akademie der Bildenden Künste, Kupferstichkabi- 316 (beide), 317, 318 (beide), 319, 329, 332, 333 und nett S. 66 Nachsatz Albertina Wien S. 49, 51, 53, 61, 67, 171

Foto: Lisa Cichocki S. 354

Allgemeine Bauzeitung S. 160, 161, 162, 163, 166, 223 (oben), 229, 241, 242

Foto: Thomas Hoys  Frontispiz Foto: Nina Knieling S. 112, 198, 204, 214, 215

Architekt Gunther Palme S. 271 Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin S. 228 (rechts)

Foto: Paul Landl (Universität Wien, Dekanat Juridicum) S. 311 Foto: Karl Pani S. 42, 110

Archiv des Autors (Richard Kurdiovsky) S. 249 Archiv der Universität Wien S. 16, 17, 19 (unten), 20, 25, 87, 89, 90, 91, 92, 93,   95 (beide), 97, 113, 115, 117, 119, 122, 125, 127, 131, 133, 169, 175, 179, 200, 201 (beide), 203, 205, 206, 208, 210, 234, 266, 267 (beide), 269 (beide), 274 (beide), 275 (alle), 277, 282, 283, 285 Archiv der Universitätssternwarte S. 222, 223 (unten), 224, 225, 226, 227, 228 (links) Bibliothèque Nationale de France, Cabinet des Estampes S. 45, 46 Erzbischöfliches Dom-und Diözesanmuseum Wien; Foto Archiv der Universität Wien S. 14

Foto: Franz Pflügl (für die Universität Wien) Vorsatz, S. 12, 86, 138, 142, 143 (beide), 183, 184, 185 (beide), 186, 189 (beide), 190 (rechts), 193, 268, 270, 272, 296, 297, 305 Foto: Peter Schintler, 2014 S. 220, 342 (beide), 343 (alle), 344, 345, 346, 347, 348 (beide), 349, 351, 352 (alle), 353 (alle), 355, 356, 357 (beide), 358 Foto: Gebhard Sengmüller (für die Universität Wien) S. 303, 328 Foto: Margherita Spiluttini S. 65, 287, 289, 302 Foto: Wolfgang Thaler (für die Universität Wien) Cover vorne, S. 8, 56, 60, 109, 158, 168, 181, 182, 196, 232, 280, 300, 310, 336, 331 und Cover hinten

Foto: Alexander Ablogin (MedUni Wien) S. 100 Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien S. 102, Foto: Alexander Arnberger, 2014 (RRM, Univer- 103, 105, 153, 188

Bildnachweis  389

Kartographie: Caroline Satzer, 2014 (Universität Wien) S. 19 (oben), 26, 334-335

Werner Theiss, Neuzeitliche Grossbibliothek (Ungedr. Diss. TU Wien 1934) S. 212 (alle)

Kunsthistorisches Museum Wien S. 63

Norbert Wibiral /Renata Mikula, Heinrich von Ferstel (Wiesbaden 1974) S. 154,  170

Landeshauptarchiv Schwerin S. 31 Medizinhistorische Bibliothek, Josephinum Wien S. 107 Österreichische Akademie der Wissenschaften, IKM S. 43, 44, 59, 62, 76, 77, 78, 83 Österreichische Akademie der Wissenschaften, Sammlung Woldan S. 235, 236, 248, 255 Österreichische Nationalbibliothek, Foto: Archiv der Universität Wien S. 21, 23 Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv S. 150, 151, 165 (unten), 177, 178, 237 (beide), 238 (beide), 239 (beide), 240, 247, 256, 257, 259 Technisches Universität Wien, Universitätsarchiv S. 173, 312, 314 (beide), 315 (beide) Universität Wien, Öffentlichkeitsarbeit S. 190 (links), 304, 306, 307, 330 Universitätsbibliothek, Universität Wien S. 73 Wien Museum S. 152, 172 (oben), 172 (unten), 174, 176, 180, 187, 191 Wien Museum, Foto: Archiv der Universität Wien S. 129 Neubauten für Zwecke des naturwissenschaftlichen, medizinischen, technischen und landwirtschaftlichen Unterrichtes an den Hochschulen in Wien 1894–1913 (Wien 1913) S. 243, 244, 246, 250, 251, 252, 253 (links), 253 (rechts), 254, 260  

390  Bildnachweis

Personenregister Abel, Lothar (Architekt)  258, 259 Adametz, Anton (Architekt)  344 Albrecht III.  16, 20, 21, 23, 24, 38, 39, 383 Albrecht V.  25, 28, 39 Albrecht von Sachsen  16, 38 Albrecht, Johann Conrad von  62 Aldeholcz de Goltperg, Johannes  36 Alt, Rudolf von  174 Andraschek, Iris  277, 278 Appel, Carl  347, 348 Auer, Hans Wilhelm  236, 239, 240, 261 Augustini, Johannes  34 Avanzo, Dominik  241 – 243 Bach, Alexander von  142 Baumann, Ludwig  246, 247, 357 Baumeister, Roger  266, 268, 273, 339 Baumgartner, Andreas von  142 Beethoven, Ludwig van  128 Beier, Herbert  353, 358 Bellotto, Bernardo (gen. Canaletto)  63, 64 Berger, Franz  250 – 252 Berger, Hans  342 Birkenstock, Johann Melchior von  141 Bittner, Josef  356 Blotius, Hugo  116 Bock, Fritz  285, 290 Bolternstern, Erich  339 Bonitz, Hermann  142, 143 Boyer von Bergof, Felix  341 Bradic, Sasa  357 Brambilla, Giovanni Alessandro  95, 96, 106, 108, 109, 111 Burnacini, Lodovico Ottavio  51 Bylanow, Emanuel Trojan von  342 Celtis, Konrad  28, 29. 30, 40, 116, 383 Cuspinian, Johannes  37 Dehm, Ferdinand  356 Demus, Otto  74 Dietmann, Johann Maximilian  119 Dietrich, Daniel Christoph  58 Dietrichstein, Franz  47 Dinkelsbühl, Georg von  38 Dreier, Alfred  213, 290. 320. 344 Durandus, Guglielmo (Wilhelm)  21, 23, 24, 39

Ebendorfer von Haselbach, Thomas  28, 114 Ebner-Eschenbach, Marie von  277 Echterdingen de Hamertingen, Johannes 37  Eckel, Kurt  348 Eisner, Joseph  95 Eitelberger, Rudolf von  187, 190, 195 Endlicher, Stephan Ladislaus  131, 132 Enzenhofer, Johann  58 Enzmilner von Windhag, Joachim  197, 216 Epstein, Ernst  352 Ettingshausen, Andreas von  153, 156 Exner, Franz  142, 143, 146 Fabri, Johann  28, 39, 116, 118, 120, 121 Falch, Conradus  37 Falkenau, Arthur  248, 254, 259, 260, 430, 341 Fauken, Franz Xaver  104, 109, 110 Feferle, Georg M.  342 Felder, Cajetan  170, 194 Fellner, Ferdinand  221, 223, 224, 226, 228, 229, 247, 339, 384 Ferdinand I.  27, 43, 87, 116, 120, 383 Ferdinand II.  43. 47, 48, 116, 383 Ferdinand IV.  50 Ferstel, Heinrich (von)  9, 150, 151, 153 – 156, 159, 163 – 167, 169 – 171, 173 – 184, 187, 189 – 191, 194, 195, 207 – 209, 213, 221, 229, 230, 233, 236, 237, 241, 244, 259, 268, 270, 273, 322, 329, 339, 352 Fischer von Erlach, Joseph Emanuel  103 Fischer, Richard  304 Fischhof, Adolf  132 Förster, Emil  244, 251, 253, 342, 351 Förster, Ludwig  153 Fraenkel, Helmut  348, 356 Francia, Domenico  58, 74 Franck, Johann Theobald  101 Frank, Sepp  305, 350 Franz Ferdinand  246 Franz II. / I.  95 – 96, 108, 124, 201, 217, 234, 387 Franz Joseph I.  135, 149, 155, 164, 169, 174, 206, 251 Franz Stephan von Lothringen  72, 73, 78, 79, 92 Frauenfeld, Eduard  341 Freymuth, Karl  246, 248, 262 Frum(m)an, Leonard  30

Personenregister  391

Fuchs, Leopold  345 Galli-Bibiena, Antonio  52 Galli-Bibiena, Giuseppe  52 Ganneval, Isidore (gen. Canevale)  106, 108 – 110, 308, 341, 346 Gans, Johann  211, 213, 214, 218 Gars, Albrecht von  20 Gazzaniga, Pietro Maria  83 Gerl, Joseph  104, 301, 350 Gervasio, Agostino  83 Gleiwitz, Nikolaus von  33, 40 Glück, Harry  293, 349, 356 Gmunden, Johannes von  24, 28, 114, 115 Goethe, Johann Wolfgang von  182, 124 Göll, Alois Ignaz  356 Grabmayer, Franz  295 Graff, Anton  91 Grünwalder, Ulrich  34 Gschwind von Pöchstein, Johann Martin  197, 198, 216 Guglielmi, Gregorio  58, 73, 74, 76, 79, 80, 82, 84, 127 Haiden, Laurenz  26, 34 – 36 Haider, Leonhard  37 Hansen, Theophil  153, 154, 173, 194, 235, 236, 239, 240 Harrer, Johannes  26, 37 Haugwitz, Friedrich Wilhelm von  72 Havelec, Walter  341 Haydn, Joseph  125, 128 Hebersdorf, Niklas von  26, 28, 114, 383 Heczendorf, Leonard von  37 Hefft, Anton  343 Heimbuche von Langenstein, Heinrich  21, 24, 38 Heinrich II. Jasomirgott  72 Helmer, Hermann  223, 228, 229, 247, 339, 384 Herbert, Joseph von  95 Hertzog, Anton  52, 69, 71, 80 Herzog, Christoph  344 Hiesmayr, Ernst  298, 311 – 313, 316, 320, 347 Hildebrandt, Johann Lucas von  103 Hillebrandt, Franz Anton  109 Hlawenczika, Kurt  294, 296, 347 – 349, 356 Hoefnagel, Jakob  25 Hofbauer, Peter  347 Hoffmann, Josef  253 Höfinger, Oskar E.  295 Holczabek, Wilhelm  303 Hollein, Hans  339 Hoppe, Diether S.  353 Huber, Joseph Daniel  104, 235 Hueber, Christof  38 Hueber, Friedmund  19, 26, 54, 67, 120, 217, 346 Hugelmann, Karl Heinrich  204, 218

392  Personenregister

Hunczovsky, Johann  104 Hye von Gluneck, Anton  131, 132, 155 Ilg, Albert  245, 262 Ilicali, Ertan  296, 339, 349 Jacquin, Joseph Franz von  91, 129, 258 Jacquin, Nikolaus von  91, 98, 258, 262 Jadot, Jean Nicolas de  58, 64, 67, 72, 73, 84, 178 Jäger, Albert  206, 218 Jarcke, Karl Ernst  141, 146 Jedinger, Thomas  358 Joseph II.  92 – 96, 98, 101 – 104, 108, 109, 123, 140, 198, 200 Jurenitsch, Johann  276 Kant, Immanuel  124 Karl IV.   15, 25 Karl VI.  62, 88 Karlik, Berta  277 Kaufmann, Günther  348 Kelhaimer, Andre  26, 38 Keller, Alfred  347 Kestel, Heinrich  354 Khevenhüller, Sigmund Friedrich von   103 Kirschner, Ferdinand  342 Klee, Joseph  202, 217 Kleiner, Salomon  58, 59, 62, 102, 103 Klimt, Gustav  190, 192, 194, 195 Klitsch, Peter  295 Kocevar, Christian  355 Köchlin, Heinrich Anton  245 Köchlin, Karl (Carl)  190, 244, 352 Köhler, Martin R.  348 Kolb, Koloman  27, 39 Kolberger, Johannes  36 Kopper, Ernst M.  305, 306, 308, 348, 350, 352 Kornhäusel, Joseph  346 Kossuth, Lajos  132 Kowalski, Karla  352 Krampf, Gerhard  294, 339, 347, 356 Kratschmann, Robert  356Krauss, Karl von  Krebs, Burkhard  37 Kurrent, Friedrich  305, 350 Kurz, Barbara  36 Labrouste, Henri  179, 202 Lachs, Minna  275, 276, 278 Lamormaini, Wilhelm  47 Lang, Adolf  341 Lange, Paul Rudolph  241, 242 Langer von Edenberg, Carl  242, 243 Latour, Theodor von   134 Laugier, Robert  91, 256, 258 Lazius, Wolfgang  34 – 37 Lechner, Franz  204, 218

Leithe, Friedrich  120, 207, 217, 208, 218 Leopold III.  16, 38, 383 Leschenprant, Peter  37 Leyh, Georg  211, 218 Liecht, Leonhard  37 Lingkh, Christian  37 Littrow, Johann Joseph von  126, 129, 222, 224 Littrow, Karl Ludwig  224, 227 Lochmair von Haideck, Michel  38 Löhr, Moritz  154, 237 – 240, 261 Löschenkohl, Hieronymus  95 Loyola, Ignaz von  43, 48 Luca, Ignaz de  57, 64, 67 Luckeneder, Andreas  346 Machatschek, Alois  346 Mack, Johann Georg  65, 66 Maister, Georg  72, 73, 84 Maria Theresia  53, 57, 58, 61, 63, 67, 69, 72, 73, 75, 78, 79, 81, 84, 88 – 92, 94, 103, 104, 119, 123, 140, 198, 199, 222, 246, 256, 383 Marx, Bele  275, 276, 278 Matsch, Franz  192, 194 Maulbertsch, Franz Anton  58, 81, 82, 84 Maurer, Christoph  358 Maurer, Ernst  327, 332, 358 Maximilian I.  29, 39, 116, 383 Mayer, Heinz  320 Mayer, Hugo  357 Melnitzky, Franz  236 Menesdorf, Hans von  36 Metastasio, Pietro  74, 76 – 80, 82 Metternich, Clemens Wenzel von  130 – 132, 141, 255 Migazzi, Christoph Anton von  83 Milch, Dionys  346 Miller, Jakob Gabriel (gen. Mollinarolo)  30 Modl, Wilhelm  345 Molzbichler, Gerhard  346 Münzer, Johann Adam  58 Mussard, Gilles  275 Nehrer, Manfred  357 Neithart, Heinrich  37 Neumann, Heinz  327, 332, 358 Neumayer, Helmut  348 Neumayer, Theodor  354 Niedzielski, Julian  178, 179, 187 Niemann, George  236, 239, 240, 261 Nobis, Otto  213, 290, 320, 344 Nüll, Eduard van der   149 – 152, 154, 206, 235, 353 Ohmann, Friedrich  210, 218 Olbricht, Franz  356 Ölzant, Franz Xaver  298

Ortner, Laurids  287, 290, 344 Ortner, Manfred  287, 290, 344 Ortner, Peter  353, 356 Öttl, Josef Anton  87 Ötzesdorfer, Kristof  34, 35, 37 Pacassi, Nicolo  109 Palme, Gunther  271, 339 Papst Clemens VII.  21 Papst Martin V.  29 Papst Urban VI.  20, 21 Pazmàny, Peter  36, 37 Penker, Elisabeth  278 Penz, Johann Adam von  72 Peuerbach, Georg von  24 Pfanzagl, Kristan  34, 41 Pici de Maczen, Johannes  38 Piekniczek, Bartholomäus  250, 251, 253 Pilgram, Franz Anton  103, 104, 110, 301, 350, 351 Podrecca, Boris  353 Podsedensek, Peter  352 Pohl, Herbert  357 Polonus, Andreas  36 Posch, Johann  345, 355 Potyka, Anton  308, 358 Potyka, Hugo  305, 350, 358 Prantner, Karl  201, 346 Puelinger, Wilhelm  30 Purr, Fritz  288, 292, 298, 341, 345 Quarin, Joseph  104, 301 Randekk, Johannes von  20 Rant, Matthias  304 Rauch, Johannes  26, 36 Rautenstrauch, Franz Stephan  199, 217 Rechperger, Wilhelm  47 Reckendorfer, Paul  74 Redtenbacher, Josef  159, 163, 167 Regiomontanus, Johannes  24 Reinthaller, Thomas  356 Rembold, Leopold  124 Reningen, Bernhard von  37 Requat, Franz  296, 349, 356 Resch, Manfred  356 Rezori, Wilhelm  244 Ribi, Johann  16, 17, 38 Richter, Ludwig  343 Ridler, Johann Wilhelm  200, 201, 203, 204, 217 Rinner, Hans  31 Rollett, Alexander  135, 186 Rottmayr, Johann Michael  71 Rudolf IV., der Stifter  9, 14 – 20, 22, 38, 140, 145, 304, 383 Santa, Leopoldo della  201, 202, 207

Personenregister  393

Schaffer, Joseph  101, 102 Schaffer, Peter  101, 102 Schagerl, Josef  295 Schaller, Hieronimus  224, 226 – 228 Scherding, Sigismund de  37, 38 Scheyb, Franz Christoph  72 Schlegel, Eva  289 Schleusinger, Eberhard  38 Schmalzhofer, Josef  346 Schmeltzl, Wolfgang  22 Schmidt, Friedrch (von)  173, 194 Schnizer, Emil  343 Scharndorf, Konrad Arnold von  37 Schrotenlawer, Udalricus  36 Schuster, Franz  298, 329, 332, 358 Schwaiger, Johannes  26, 38 Schwanzer, Karl  294, 347. 356 Schwanzer, Martin  296, 339, 349 Semper, Gottfried  150, 166, 174, 175, 177, 183, 184, 238 Sengenschmid, Franz von  340, 344 Sicardsburg, August von  149 – 152, 154, 206, 235, 353 Sickel, Theodor  144, 206 Siedek, Viktor  344 Sommaruga, Franz von  133, 139, 149, 298 Sonnenfels, Josef von  91, 96, 141 Spiluttini, Margherita  302 Sprenger, Paul  236 Stadler, Friedrich  276 Steffel, Gerhard  356 Stein, Sepp  355 Steinhausen, Werner Arnold  44 Stella, Tilemann  31, 39 – 41 Stiassny, Wilhelm  347 Stolz, Erwin  353, 356 Stremayr, Karl  144, 224 Stubenvoll, Wolfgang  47 Stummer, Joseph Mauritius  302, 351 Sturany Josef  346 Suess, Eduard  144 Swieten, Gerard van  78, 80, 89 – 91, 98, 104, 119, 126, 140, 383 Szyszkowitz, Michael  352 Taler, Georg  35 Tannstetter, Georg  31 Tautenhayn, Josef  184 Testarello della Massa, Johannes  50, 51 Tettnang, Kaspar  29 Thavonat, Ignaz von  102, 103 Theiss, Werner  211, 212 Thun-Hohenstein, Leo von  123, 135, 141, 142, 143, 144, 145, 149, 206, 384

394  Personenregister

Tichtl, Johannes  38 Tillner, Silja  356 Tischler, Ludwig  353, 354 Toldt, Carl  234, 261 Tomsa, Sylvester  254 Trautson, Johann Joseph  63, 72, 74, 80 Trauttmansdorff, Ferdinand von  128 Tremmel, Ludwig  254, 255, 262 Trönl von Kelhaim, Urban  38 Uhl, Ottokar  346 Villinus, Leonhard  115 Wagendrüssel, Paul   33, 34, 41 Wagner, Otto  209, 210, 212, 233, 244, 248, 252, 253, 255, 290, 298 Walter, Leopold  346 Wann, Paulus  35, 36 Wassakowski, Barthélmi Nathanael  50 Weichenberger, Josef  345, 355 Weintridt, Vincenz  124 Weißenburger, Rupert  35 Weitra, Kolman von  38 Werner, Karl  141 Wettstein, Richard von  259 Weyringer, Johann  298 Winkler, Günther  311, 312, 313, 315, 320 Winckler, Georg  273, 276, 279  Wladar, Josef Oskar  339 Wohlschläger, Jakob  351 Wolkan, Rudolf  233 Wolmuet, Bonifaz  43, 44, 115 Würfel, Niklas  23, 37 Zabrana, Rudolf  305, 350 Zeiller, Franz von  95 Zeininger, Johannes  305, 350 Zettl, Luwig  234, 261 Zilk, Helmut  303 Zingl, Georg  38 Zöhrer, Kurt  340 Zois, Michel  34 Zotter, Eduard  248, 340, 341, 245 Zschokke, Hermann  145