Stadtbild, Wahrnehmung, Design: Kevin Lynch revisited 9783034610384, 9783034607704

Der Klassiker von Kevin Lynch – neu gelesen Kevin Lynchs Studie „The Image of the City“ (erschienen 1960, deutsch 1965

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German Pages 268 Year 2011

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Stadtbild, Wahrnehmung, Design: Kevin Lynch revisited
 9783034610384, 9783034607704

Table of contents :
Dank
Vorbemerkung
1 Kevin Lynch und The Image of the City. Überblick
Lynchs fachlicher Werdegang – eine Suche in Etappen
The Image of the City – Forschungsinteresse, theoretische Ansätze, Thesen
Gliederung, Methodendesign und empirisches Vorgehen
Zur disziplinenübergreifenden Rezeption von The Image of the City
2 Images und Sketch Maps in The Image of the City
Lynchs environmental image und dessen drei Komponenten: Identität, Struktur und Bedeutung
Unscharfe Präferenzen: images, pictures, kollektive und individuelle Vorstellungen
Die fünf image-Elemente: empirisch belegte Hypothesen oder normativ-apriorische Setzungen?
Einige Anmerkungen zu Lynchs Kartenskizzen
Exkurs: Zum Einfluß von Gyorgy Kepes auf Lynch und zur gemeinsamen Forschung
3 Planungspraxis und mental-map-Diskurs: Kontextualisierungen
Lynchs image-Ansatz im Kontext erkenntnistheoretischer Repräsentationsdiskurse
Die environmental-image-Thematik im Kontext von Lynchs eigenem Werk
Externe Nachfolgestudien mit Bezug zu The Image of the City
Kevin Lynch im Kontext des mental-map-Diskurses: ausgewählte Positionen
The Image of the City als urban-design-Publikation
Schlußbemerkungen
Zitierweise
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Bildnachweise
Bauwelt Fundamente

Citation preview

Bauwelt Fundamente 148

Herausgegeben von Ulrich Conrads und Peter Neitzke Beirat: Gerd Albers Hildegard Barz-Malfatti Elisabeth Blum Eduard Führ Werner Sewing Thomas Sieverts Jörn Walter

Jörg Seifert

Stadtbild, Wahrnehmung, Design Kevin Lynch revisited

Bauverlag Gütersloh · Berlin

Birkhäuser Basel

Diese Arbeit wurde als Dissertationsschrift an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) eingereicht (Gutachter: Prof. Dr. habil Christoph Asendorf, Viadrina, und Prof. Dr. habil Angelus Eisinger, HCU Hamburg; Disputation: 7. Juli 2010). Vordere Umschlagseite: New York, Washington Street, Ecke Summer Street Hintere Umschlagseite: New York, Scollay Square, von der Südseite aus gesehen Fotos: Nishan Bichajian, aus: Kevin Lynch, Das Bild der Stadt, Braunschweig/Wiesbaden 1965 (Nachdruck Birkhäuser Verlag, Basel Boston Berlin 2001) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Der Vertrieb über den Buchhandel erfolgt ausschließlich über den Birkhäuser Verlag. © 2011 Birkhäuser GmbH, Postfach, 4002 Basel, Schweiz und Bauverlag BV GmbH, Gütersloh, Berlin

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN: 978-3-0346-0770-4 987654321

www.birkhauser.com

Inhalt

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kevin Lynch und The Image of the City. Überblick . . . . . . . . . . . Lynchs fachlicher Werdegang – eine Suche in Etappen . . . . . . . . . . The Image of the City – Forschungsinteresse, theoretische Ansätze, Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gliederung, Methodendesign und empirisches Vorgehen . . . . . . . Zur disziplinenübergreifenden Rezeption von The Image of the City . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Images und Sketch Maps in The Image of the City . . . . . . . . . . . . 33 Lynchs environmental image und dessen drei Komponenten: Identität, Struktur und Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Unscharfe Präferenzen: images, pictures, kollektive und individuelle Vorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Die fünf image-Elemente: empirisch belegte Hypothesen oder normativ-apriorische Setzungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Einige Anmerkungen zu Lynchs Kartenskizzen . . . . . . . . . . . . . . 56

Exkurs: Zum Einfluß von Gyorgy Kepes auf Lynch und zur gemeinsamen Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

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Planungspraxis und mental-map-Diskurs: Kontextualisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lynchs image-Ansatz im Kontext erkenntnistheoretischer Repräsentationsdiskurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die environmental-image-Thematik im Kontext von Lynchs eigenem Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Externe Nachfolgestudien mit Bezug zu The Image of the City . .

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Kevin Lynch im Kontext des mental-map-Diskurses: ausgewählte Positionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 The Image of the City als urban-design-Publikation . . . . . . . . . . . 160 Schlußbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Zitierweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Bildnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Bauwelt Fundamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

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Für Miriam und Jonathan Leander

Dank

Die vorliegende Arbeit ist Resultat eines langen, streckenweise gewundenen, unüberschaubar verzweigten und folglich mitunter mühsam zu beschreitenden Weges. Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen sowie Freunde, Verwandte und Bekannte haben mich dabei auf ganz unterschiedliche Weise begleitet und unterstützt. Ihnen allen möchte ich für ihre individuellen Beiträge und Hilfestellungen danken. Umberto Eco – der am Werden meiner Arbeit keinen Anteil hat – versteht es zwar als Zeichen schlechten Geschmacks, den Betreuern zu danken;1 dennoch möchte ich an dieser Stelle betonen, sehr froh darum zu sein, daß Christoph Asendorf und Angelus Eisinger bereit waren, die Betreuung beziehungsweise Zweitbegutachtung der Arbeit zu übernehmen. Darüber hinaus gilt mein Dank Miriam Seifert-Waibel, Helga und Joachim Seifert, Martin J. Waibel, Sonja Bumiller, Dagmar und Jürgen Dörr, Christoph Hild und Vanja Weingart sowie Angelus Eisinger, Nina Brodowski und Frithjof Look für Verständnis, Beistand, offene Ohren und moralische wie lebenspraktischorganisatorische Unterstützung; des weiteren Kay Kirchmann, Rudolf Schlögel, Walter Bongartz, Frid Bühler, Raimund Blödt und Andreas Burger für die Ebnung des Weges in der frühen Phase des Promotionsvorhabens. Für das Interesse an meiner Arbeit bedanke ich mich bei den Mitgliedern des Graduiertenkollegs Bild – Körper – Medium der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, hier insbesondere bei Martin Schulz und Siegfried Zielinski. Für zahlreiche Hinweise, Anregungen und Hintergrundinformationen danke ich außerdem Jürgen Schmitt, Sven Grampp, Hans Belting, Götz Großklaus, Asko Lehmuskallio, Franz Oswald, Laurent Stalder, Marc Angélil, Stephen Carr, Peter Martin, Gary Hack, Judith Wechsler, Márton Orosz. Schließlich danke ich nochmals Miriam SeifertWaibel für zahlreiche Korrekturdurchgänge sowie – last but not least – Peter Neitzke und dem Birkhäuser Verlag, hier namentlich Daniel Morgenthaler, für die verlagsseitige Begleitung. Jörg Seifert

Februar 2011

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Vorbemerkung

Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist eine Relektüre von Kevin Lynchs The Image of the City, 1960 publiziert als Ergebnis des von der Rockefeller Foundation geförderten Projekts The Perceptual Form of the City. Diese Relektüre erfolgte mit dem Anspruch, einen differenzierten Kommentar zu verfassen, der fünfzig Jahre nach Erscheinen von Lynchs erster Buchpublikation sowohl die disziplinäre Seite der Architekten und Stadtplaner als auch „das interdisziplinäre Darüber hinaus“ in den Blick nimmt. Den Anlaß für dieses Vorhaben lieferte zunächst die Tatsache, daß Lynchs Studie – die in zahlreiche Sprachen übersetzt2 wurde und in diesen auch immer wieder neu aufgelegt wird3 – seit geraumer Zeit schon als seminal work gilt4. Donald Appleyard – ehemaliger Mitarbeiter Lynchs und späterer Professor für urban design in Berkeley – konstatierte 1978, sei es noch zu früh für eine eingehende Retrospektive auf Werk und Wirkung gewesen: „As with any seminal work, it may take time for its full effects to be apparent and by then they may be blurred by other influences.“5 Inzwischen scheint jedoch die zeitliche Distanz von nunmehr fünf Jahrzehnten angemessen für derartige Betrachtungen. Obwohl mittlerweile selbstredend auf allen Gebieten, in die The Image of the City hineingewirkt hat, zahlreiche neuere Ansätze etabliert und zum Teil bereits wieder verworfen wurden, wird nicht nur der Grundlagencharakter und der seinerzeit innovative Gehalt der Publikation anerkannt. Vielmehr ist die Arbeit bis heute eine Reibungsfläche für diverse Kritiken aus unterschiedlichsten Perspektiven. Insbesondere hinsichtlich methodischer Fragen schienen sich die Kritiken recht bald zu verfestigen und nicht zuletzt durch punktuelle selbstreflexive Eingeständnisse Lynchs gegen Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre weitgehend zu erschöpfen – bis jeweils wiederum zusätzliche Akteure auf den Plan traten und neue Gegenargumente vorbrachten. Parallel dazu wurden auch immer wieder neue Anschlußstellen für disziplinär unterschiedlichste Kontexte etabliert. Diese über Jahrzehnte zu beobachtenden Phänomene werfen die Frage nach der Aktualität der Publikation auf: Wie kommt es eigentlich, 11

daß dieser schmale Band auch noch nach 50 Jahren nicht ausschließlich für Fachhistoriker interessant ist? Ohne an dieser Stelle zu weit vorzugreifen, sind hierfür wohl drei Punkte maßgeblich: Erstens liegt dies in Lynchs nachdrücklicher Suche nach einer zeitlos guten Gestalt gebauter Strukturen und seiner sachlich-ideologiefreien Annäherung an den Gegenstand. Überzeugt von der Existenz transhistorisch und transkulturell erfahrbarer räumlich-physischer Qualitäten, bezog er Aspekte räumlicher Wahrnehmung und Vorstellung ein und unternahm somit den Versuch einer Rückbindung normativer Aussagen an gleichsam objektive Kriterien. Dabei war ihm der begrenzte Einfluß seiner Disziplin duchaus bewußt. Er beließ anderen ihre Domäne und verfiel nicht der Hybris einer ersten Moderne, die meint, über Architektur und Stadtstruktur Zugriff auf die gesamte Komplexität stadtalltäglicher Realitäten zu haben und mit einer neuen Architektur- und Planungskultur zugleich auch einen neuen Menschen hervorbringen zu können. Vielmehr sah Lynch seine Arbeit zur Gestalt nur als einen Bruchteil komplexer Planungsprozesse – als lediglich einen Layer unter vielen. Das wird u.a. daran deutlich, daß er seine Bewohnerbefragungen vollständig von konkreten Planungsaufgaben ablöste. Ihm schwebte ein visueller Plan als Ergebnis seiner Methode vor, der dann in den Planungsämtern liegt und bei konkreten Planungsaufgaben neben vielen anderen Aspekten (zum Beispiel Bebauungspläne, Infrastrukturpläne, Grünraumkonzepte, aber auch Einkommensverhältnisse, Mietenspiegel, Segregationen etc.) zur Entscheidungsfindung herangezogen werden kann. Zweitens ist es Lynchs Hinwendung zum Bestand, seine Absicht, vorhandene Strukturen durch Konturierung zu stärken, deren Relevanz heute gegenüber den 1950er Jahren noch deutlich zugenommen hat – ein Umstand, auf den Thomas Sieverts bereits in seiner Publikation Zwischenstadt hingewiesen hat. Fast nur implizit plädierte Lynch mit seinem Ansatz für die Entwicklung flexibler, nutzungsneutraler Strukturen, die immer wieder neue, palimpsestartige Überschreibungen zulassen. Aus der Beobachtung, daß nur wenige Neuplanungen dem Vergleich mit historisch gewachsenen Strukturen standhalten, folgerte er, daß jede Neuplanung im Hinblick auf die Entstehung von Atmosphäre – die Entwicklung des Genius loci – gleichsam eine Hypothek für die Nachfolgegenerationen ist. Vorausgesetzt, jede Planergeneration sei gewillt, ihren eigenen Beitrag zum Gewachsenen und Wachsenden zu leisten, impliziert diese Haltung unweigerlich auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe. Insofern scheint es aus heutiger Sicht gerechtfertigt, Lynchs 12

Wirken im allgemeinen und The Image of the City im besonderen als theoretische Rahmung nachhaltigen Planens und Bauens, basierend auf einer „Ästhetik der Eingebundenheit“, und damit als Engagement für Baukultur avant la lettre zu verstehen. Drittens sind es ironischerweise Lynchs Auslassungen und die vermeintlichen konzeptionellen Schwachpunkte, die entscheidend zur breiten Rezeption und zur hohen Anschlußfähigkeit seiner Studie beigetragen haben. Einer der Hauptkritikpunkte macht sich an Lynchs Beschränkung auf die physische Dimension der Stadt fest. Jeder, der sich mit The Image of the City befaßt, stößt schon nach wenigen Seiten unmittelbar auf diese Leerstelle: Es sind eben nicht nur geometrisch gut gegliederte Räume, an die man sich besonders klar und deutlich erinnern kann, sondern ebenso auch solche, bei denen die soziokulturelle oder die psychoemotionale Dimension stark ausgeprägt ist, also Räume, die auf besondere Art und Weise mit kollektiver oder individueller Bedeutung aufgeladen sind. Hätte Lynch seinerzeit diese Aspekte mit einbezogen, wäre er zweifellos zu einer weit fundierteren und komplexeren Analyse gelangt. Zugleich wäre es ihm damit jedoch um einiges schwieriger geworden, städtebauliche Fragen derart klar und griffig anzusprechen. Außerdem – so steht zumindest zu vermuten – hätte sich die Halbwertszeit der Arbeit deutlich schneller verringert, so daß wir heute wohl ein interessantes Zeitdokument aus den USA der 1950er Jahre in den Händen hätten, mehr aber auch nicht. Gerade die offensichtliche Unvollständigkeit bei zugleichguter Strukturierung und plakativ-schlagwortartiger Aufbereitung der vorhandenen Substanz provoziert zwar immer wieder Kritik, regt ebenso aber auch immer wieder neue Studien an, die sich jeweils aus ihrer spezifischen, zeitlich und kulturell gebundenen Perspektive dem Füllen dieser Leerstelle widmen. Insofern handelt es sich doch wohl um eine überaus produktive Leerstelle. Hinzu kommt schließlich noch ein weiterer, vierter Aspekt, der ganz besonders in den aktuellen Debatten um neue mediale Entwickungen und Praktiken, wie etwa Google Street View, evident geworden ist. Jenseits juristischer und ethischer Fragestellungen zum Schutz der Privatsphäre als Kern der aktuellen Diskussionen verweist die überaus breite mediale Resonanz des Themas vor allem auch auf das grundsätzlich hohe Interesse an der visuellen Erfahrbarkeit der gebauten Alltagswelt weit jenseits aller Fachdebatten. Genau diese visuelle Erfahrbarkeit von Raum sowie die damit verbundenen Vorstellungen und Erinnerungen waren es, die Lynch ins Zentrum planerischen Denkens rückte. Das intuitive Erfassen unterschiedlicher Raumseqenzen aus der Bewegung sowie die bewußte Struk13

turierung dieser Sequenzen war über Jahre hinweg eines seiner zentralen Forschungsfelder. Im Rahmen des Projekts The Perceptual Form of the City erfolgten – angeregt durch Gyorgy Kepes – u.a. auch fotografische Erfassungen des Bostoner Straßenraums aus einem fahrende Auto heraus, die dann jedoch von Lynch zunächst nicht weiterverfolgt wurden. Trotzdem zeigt die offensichtliche Parallele zum heutigen Street View, wie weit Lynch und sein Team ihrer Zeit voraus waren. Um zu diesen Einsichten zu gelangen, schien es bei der Relektüre sinnvoll, auch die als weitgehend abgesichert geltende Kritik an The Image of the City zunächst einmal beiseitezustellen und sich dem Werk und seinen Intentionen – soweit überhaupt möglich – vorurteilsfrei zu nähern. Ziel dieser Unternehmung war es keineswegs, eine „Heldengeschichte“ zu erzählen, sondern vielmehr auch die Elemente längerer Halbwertszeit zu erfassen und in die Kommentierung einzubeziehen. Im Ergebnis ist eine Arbeit entstanden, die sich in drei Hauptkapitel gliedert. Während das erste, relativ kurze Kapitel Überblickscharakter besitzt und auf vertiefende Auseinandersetzungen vorbereitet, widmet sich das zweite Kapitel ausgewählten Fragestellungen zum Begriff des environmental image und Lynchs Arbeit mit Kartenskizzen. Kapitel 3 als das umfassendste Kapitel verläßt den Rahmen von The Image of the City. Hier wird der Fokus geweitet und Lynchs environmental-image-Thematik sowohl in den Kontext erkenntnistheoretischer Repräsentationsdiskurse gestellt als auch in seinem weiteren Werk verfolgt. Thematisiert werden ferner externe, von Lynch beeinflußte Studien und seine Vorstellungen von städtebaulichem Entwerfen. Es erfolgt eine historische Verortung von Lynch im mental-map-Diskurs und schließlich, als Exkurs zwischen den Kapiteln 2 und 3, eine Diskussion der Rolle von Gyorgy Kepes, Lynchs bereits erwähntem Projektpartner des Forschungsvorhabens, aus dem 1960 The Image of the City hervorgegangen ist. Die Fragen nach dem Stellenwert der visuellen Dimension bei Lynchs raumanalytischen wie gestalterischen Ansatz, nach der mentalen Komponente und der Relevanz von Lynchs Studie für Architektur und Planung – nach der disziplinären Perspektive im interdisziplinären Forschungsfeld – ziehen sich dabei wie ein dreifach geknüpfter Faden durch die Arbeit. Um diesen Faden immer wieder aufnehmen zu können, schien die Kombination unterschiedlicher methodischer Instrumente unumgänglich. Lynchs Theoreme und Begrifflichkeiten wurden hinterfragt, methodologische Aspekte vor dem Hintergrund expliziter oder impliziter Intentionen erörtert. Umfangreiche öffentlich zugängliche, aber offenbar bisher 14

kaum beachtete Archivquellen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurden gesichtet und möglichst breit in die Überlegungen einbezogen. Die Arbeit schließt zwar begriffsgeschichtliche Elemente ein, insgesamt ist sie jedoch weitaus stärker kulturhistorisch ausgerichtet, was jedoch nicht als Reflex auf etwaige disziplinäre Konjunkturen zu verstehen ist, sondern aus der Vertiefung in den Gegenstand und den von ihm aufgeworfenen Fragestellungen resultiert. Die Arbeit enthält zahlreiche deskriptive Passagen, die in der festen Überzeugung zusammengetragen wurden, daß auch die dichte Präsentation von Materialien und – sofern möglich – deren Vergleich und die Darlegung bestehender Verknüpfungen aus dem zeitlichen Abstand heraus zur Diskussion und partiellen Neubewertung von vermeintlich Bekanntem beitragen können. Über die reine Materialiensammlung hinaus wurde jedoch auch der eigenständige Versuch unternommen, in Gestalt mehrerer Rereading-Schleifen ein kulturhermeneutisch interpretatives Moment fruchtbar zu machen und auch auf diesem Weg zu zusätzlichen Einsichten zu gelangen. Bei einem derart breit rezipierten Werk wie The Image of the City mußte die Auswahl der Schwerpunktthemen und folglich jene der Sekundärquellen selektiv erfolgen, weshalb der Fokus auf die im folgenden diskutierten Aspekte vielleicht etwas einseitig oder lückenhaft wirken mag. Aus einer architektonisch-städtebaulich geprägten Perspektive erfolgte eine zum Teil intuitive Spurensuche, die mit einer zeitlichen Distanz von fünfzig Jahren zu subjektiven Bewertungen kommt. Einige Themen wurden vertieft – punktuell möglicherweise auch auf Kosten der Stringenz der Gesamtstruktur –, andere konnten dagegen nur angetippt werden. Der gut vierzig Jahre nach Lyotard und Feyerabend6 zwar nicht zwingend erwartbare, aber dennoch mögliche Einwand postmoderner Beliebigkeit sei jedoch an dieser Stelle präventiv zurückgewiesen. Vielmehr versucht die Arbeit einen für das postmoderne Zeitalter charakteristischen polyperspektivischen Blick fruchtbar zu machen, der – obschon um zahlreiche Vernetzungen und Verwebungen bemüht – weder gewillt noch imstande ist, immer die gesamte Tragweite fokussierter Einzelbeobachtungen zu ermessen. Statt sich die alleinige Deutungshoheit über ein erschlossenes Themenfeld anzumaßen, möchte die Arbeit nicht nur Antworten liefern, sondern auch Fragen aufwerfen und Ansatzpunkte für weitere Vertiefungen transparent machen. In Anlehnung an den Gegenstand wurden auch in der Relektüre Leerstellen und Brüche zugelassen, die als potentiell konstruktive Momente für erweiterte interdisziplinäre Debatten angelegt sind. 15

Individuelle und kollektive Vorstellungen von Stadt sind immer wieder neu zu verhandeln. Kevin Lynchs The Image of the City bietet dazu nach wie vor einen guten Einstieg.

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1 Kevin Lynch und The Image of the City. Überblick

Lynchs fachlicher Werdegang – eine Suche in Etappen Der amerikanische Stadtplaner und Architekt Kevin Andrew Lynch zählt zu den wichtigsten Theoretikern des urban beziehungsweise city design7, zugleich hat er mit seinem Fokus auf die mentale Dimension der Stadt – vor allem im Rahmen seiner 1960 publizierten Studie The Image of the City8 – stark in verschiedene andere Disziplinen hineingewirkt. Nicht selten wird er als bedeutender Vorreiter der mental-map-Forschung betrachtet, obwohl er sich den inneren Bildern räumlicher Artefakte nur unter einem ganz spezifischen, planungsrelevanten Fokus zuwandte. Erklärungsmuster zu Prozessen mentaler Repräsentationen klammerte er dabei weitgehend aus. Die breite Resonanz, auf die seine Studie stieß, ist nicht zuletzt dieser Verbindung von Fragen der Raumwahrnehmung mit solchen aus Designtheorie und -praxis sowie der damit einhergehenden Offenheit seiner konzeptuellen Überlegungen geschuldet. Insgesamt ist Lynchs akademische Karriere eine eindrückliche Suche nach adäquaten Möglichkeiten zur Gestaltung der physischen Alltagswelt und der theoretisch fundierten breiten Integration menschlicher Bedürfnisse in abstrakte Planungsprozesse. Im Rahmen seiner Forschungen nahmen Fragen zu Orientierbarkeit und sensuellen Raumqualitäten immer wieder einen zentralen Stellenwert ein und erfuhren mehrfach Neubearbeitungen. Die frühen Jahre standen allerdings sehr stark im Zeichen der Selbstverortung. Lynchs Suche war zunächst einmal auf die disziplinären Rahmungen ausgerichtet, innerhalb derer sich sein erst allmählich etablierendes Interesse an den Zusammenhängen zwischen räumlich-geometrischer Umwelt und ihrer Erfahrung und Bewertung durch die Benutzer – einschließlich deren räumlichen Agierens – manifestieren konnte. 1918 geboren, studierte Lynch zunächst zwei Jahre Architektur in Yale. Da ihm jedoch recht bald die konservative Ausrichtung des Studiums widerstrebte, suchte er den Kontakt zu Frank Lloyd Wright, der mit ihm 17

in Briefwechsel trat, ihn zum Gespräch einlud und dann im Herbst 1937 als Schüler in seinem Atelier Taliesin aufnahm.9 Lynch äußerte zwar rückblickend, Wright „made him see the world for the first time“,10 dennoch verließ er bereits nach eineinhalb Jahren auch Wrights Architekturschule wieder, da nun auch sie ihm als zu rückschrittlich erschien und zu wenige Entfaltungsmöglichkeiten bot. In den folgenden zwei Jahren studierte er zunächst Bauingenieurwesen, anschließend Biologie am Rensselaer Polytechnic Institute in Troy, NY, und arbeitete anschließend in einem Chicagoer Architekturbüro, bevor er 1941 ins US Army Corps of Engineers einberufen wurde.11 Nach dem Krieg begann er dann – u.a. inspiriert durch die Lektüre von Lewis Mumfords Technics and Civilization und The Culture of Cities12 – ein Studium im Bereich city planning am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Nach seinem Abschluß 1947 mit einer Bachelorarbeit zum Thema „Controlling the Flow of Rebuilding and Replanning in Residential Areas“ arbeitete er zunächst bei der Planungsbehörde in Greensboro, NC. Nicht zuletzt aufgrund seiner Bachelor Thesis, die bei MIT-Angehörigen wie Lloyd Rodwin einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben muß, erhielt er jedoch bald darauf von der Planungsfakultät ein Stellenangebot, das er 1948 annahm. Rodwin vermerkt zur Anfangszeit, Lynch habe am MIT zwar Kompetenzen in allen planungsrelevanten Feldern aufweisen können, bei ihm sei aber zunächst keine Empathie für konkrete Fragestellungen feststellbar gewesen.13 Sein großes Forschungsthema fand Lynch dann 1952/1953, als ihm und seiner Familie durch ein Stipendium der Ford Foundation eine Studienreise in mehrere europäische Städte ermöglicht wurde. Hier erhielt er die Inspirationen für seine darauf folgenden jahrelangen Auseinandersetzungen mit gestalteten Räumen aus der Nutzerperspektive, die u.a. in The Image of the City mündeten. Auch seine weitere Laufbahn zeichnete sich durch ein überaus produktives planungstheoretisches Schaffen aus, das Tridib Banerjee und Michael Southworth – zwei ehemalige Mitarbeiter Lynchs14 – als „the only extant philosophy of large-scale design“15 würdigten. Dazu leistete jedoch Lynchs meist beachtete Publikation, die im Zentrum der folgenden Abschnitte stehen wird, einen vergleichsweise überschaubaren Beitrag. Lynch selbst charakterisierte diesen als „some first principles in city design.“16 Als praktizierender Architekt und Planer wurde Lynch dann erst vergleichsweise spät wieder tätig, weshalb sich aus diesem Wirken kaum Querverbindungen zu seinen theoretischen Arbeiten ziehen lassen. Gemein18

sam mit Stephen Carr, einem seiner ehemaligen Studenten, hatte Lynch 1977 nach seiner Emeritierung in Cambridge, MA, das Architektur- und Planungsbüro Carr Lynch Associates gegründet.17 Das inzwischen unter dem Namen Carr, Lynch and Sandell, Inc. weitergeführte Büro ist sowohl auf das Verfassen von Masterplänen, Urban Design, Freiraumplanung und Landschaftsarchitektur als auch auf den Neubau und die Sanierung von Einzelgebäuden spezialisiert.18 Doch selbst aus den früheren Projekten dieses Büros lassen sich schwerlich Rückschlüsse auf ästhetische Vorstellungen Lynchs ziehen. Wie der mittlerweile pensionierte Büromitgründer Stephen Carr auf Anfrage ausführte, sind Lynchs originäre Beiträge zu den einzelnen Projekten aus den folgenden Gründen nicht mehr auszumachen: „[W]hen Kevin and I started Carr, Lynch Associates it was with the understanding that Kevin would spend only half time with the firm so that he could continue with his writing. Further, he did not wish to be in charge of projects but rather serve as a senior consultant to the project team. In this role he contributed many ideas and helped in working with clients and in guiding staff, but it would have been difficult at the time and is impossible now to assign specific products to him. H[i]s ideas were conveyed verbally or with the aid of quick sketches or diagrams which would not have been preserved. Occasionally he would write a chapter of a final report. Thus, even if the firm has retained copies of the final reports or has photos of the built projects with which he was involved, there would be no way to identify his specific contributions.“19

Diese Aussage deckt sich auch mit der Feststellung von Tridib Banerjee und Michael Southtworth, daß „even Lynch' s former associates may not accurately recall who did what.“20 Bereits vor Gründung von Carr Lynch Associates war Kevin Lynch als Consultant für zahlreiche Projekte von Kommunen, Planungskommissionen und Firmen tätig, so u.a. für die Städte Boston (MA), Dallas (TX), Baltimore (MD) und Los Angeles (CA) in den USA, aber auch für das Büro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) sowie für Projekte anderer Firmen in Frankreich und Puerto Rico.21 Diese Projekte tragen mal mehr,22 mal weniger23 deutlich Lynchs Handschrift. Deshalb ist es hier generell schwieriger, anhand der Projekte auf dessen formalästhetische Präferenzen zu schließen, als es der analytische Blick in seine theoretischen Publikationen erlaubt. Banerjee und Southtworth haben zwar in ihre umfangreiche Sammlung von Lynch-Schriften auch einige ausgewählte Exzerpte von Projekten u.a. in Boston, Cleveland (OH), der Metropolregion Phoenix (AZ) und 19

in San Diego (CA) integriert, bei denen die reports entweder eindeutig aus Lynchs Feder stammen oder er sie stets als eigene Projekte verstanden hat.24 Auf eine Diskussion dieser Projekte wird jedoch im Rahmen der vorliegenden Arbeit verzichtet, weil zur Beurteilung nicht nur Konzeptbeziehungsweise Schlußberichtfragmente und einzelne aus dem Kontext herausgelöste Skizzen25 herangezogen werden können. Vielmehr müßten hierfür fallbezogen die Prozesse, Akteurskonstellationen und Entscheidungsstrukturen mit geeigneten Methoden analysiert und zudem die inzwischen zum Teil umfassenden Reaktionen in Presse, Öffentlichkeit und Fachliteratur einbezogen werden. Dies entspricht jedoch nicht der Herangehensweise der vorliegenden Arbeit.26 The Image of the City – Forschungsinteresse, theoretische Ansätze, Thesen Wie sich bereits aufgrund seiner disziplinären Verankerung mutmaßen läßt, ging es Lynch weniger um die Erforschung der individuellen mentalen Repräsentationen räumlichen Wissens als um Qualitäten des gebauten physischen Raums. Primärer Forschungsgegenstand waren nicht etwa die subjektiven inneren Bilder, sondern vielmehr die Städte, die nach ihren visuellen Qualitäten befragt werden sollten.27 Die Vorstellungsbilder ihrer Bewohner leisteten ihm dabei nur empirische Hilfestellung – deren Erkundung fungierte als Mittel zum Zweck. The Image of the City war entsprechend auch nicht als Grundlagenforschung zu Fragen mentaler Repräsentationen konzipiert28 – ein solcher Anspruch hätte freilich in Anbetracht von Lynchs fachlichem Hintergrund wohl befremdlich und reichlich anmaßend erscheinen müssen. Als anwendungsorientierter Raumforscher war er eben nicht an grundsätzlichen Erklärungen von Vorgängen des Zustandekommens, Speicherns und Abrufens individuellen räumlichen Wissens interessiert. Vielmehr suchte er das subjektive Wissen zu instrumentalisieren, um daraus Schlußfolgerungen und Anhaltspunkte für die angemessene Gestaltung von neuen, vor allem aber für Korrekturen und Schärfungen von bestehenden räumlichen Konstellationen ziehen zu können. Durch „physical manipulation“29 suchte Lynch stadträumliche Vorstellungsbilder zu beeinflussen; das heißt hier zunächst, durch gezielte bauliche Veränderungen räumliche Klarheit zu schaffen. Sein Anliegen, prägnantere images der Städte zu erzeugen, wollte er aber nicht ausschließlich 20

durch Veränderung der Umgebung, sondern auch durch verschiedene Maßnahmen eines „retraining of the perceiver“ erreichen.30 Es ging ihm in erster Linie um den Erlebniswert, die Interessantheit von Räumen und Raumsequenzen. Als Architekt und Planer verstand er Stadtgestaltung – wie auch die Musik – als eine zeitbemessene Kunst.31 Aus dem Anspruch, Räume und Raumsequenzen architektonisch-städtebaulich zu komponieren,32 erklärt sich auch sein vielfach kritisierter starker Fokus auf visuell-formale Aspekte. Lynch war von der Bedeutung der physischen Form für das Vorstellungsbild und dessen Beeinflußbarkeit durch den Planer überzeugt. Dies zeigt sich u.a. an folgenden Zeilen: „This image is the result of a two-way process between observer and observed, in which the external physical shape upon which a designer can operate plays a major role.“33 Da baulich-räumliche Ausformulierungen von Planern und Architekten in der Regel mit dem Anspruch erfolgen, der Allgemeinheit dienlich zu sein, konzentrierte sich Lynch auch weitgehend auf kollektive Übereinstimmungen bei den Vorstellungsbildern: „He believed that […] ,public transcripts` of shared visual experience could ultimately influence public debates about the future form of the community.“34 Rückblickend benannte Lynch vier grundlegende Motivationen für die in The Image of the City mündenden Forschungen. Dabei steht an erster Stelle sein Interesse, Fragestellungen und Erkenntnisse der seinerzeit stark abstrakt operierenden Psychologie in den Kontext der gebauten städtischen Umwelt zu stellen. Zweitens bekannte er seine grundsätzliche Faszination für ästhetische Problemstellungen in einer Zeit, in der zahlreiche Planerkollegen diese als „matter of taste“ abtaten. Er war drittens von der Frage geleitet, wie man Stadt jenseits vom Gebäudedesign der Architekten und der technisch-ökonomischen Perspektive vieler Planer auffassen und im großen Maßstab gestalten könnte. Der vierte Punkt ist auf die Akteurskonstellationen gerichtet: Lynch spannte hier ein Dreieck zwischen Planern, Politik und Nutzern auf. Er formulierte „[h]ope of influencing planners to pay more attention to those who live in a place – to the actual human experience of a city, and how it should affect city policy.“ Hierin drückt sich aus, daß er den Planern die Schlüsselrolle in diesem Akteursdreieck zuschrieb.35 Die Sensibilisierung der Architekten, Stadtgestalter und Planer für die Nutzerperspektive und eine diesbezügliche Einflußnahme auf die Politik strich Lynch dann noch einmal als die beiden eigentlichen Ziele der Arbeit heraus: Laut eigener Aussage handelte es sich um eine Studie, „whose principle aim was to urge on designers the 21

necessity of consulting those who live in a place“ – „a study with the primary aim of affecting policy“.36 Lynch verband seine Überlegungen zu formal-strukturellen und sinnlichen Qualitäten von Stadträumen nicht nur mit Fragen von Navigation, Orientierung, räumlichem Lernen und Erinnern, sondern auch mit individuellen und kollektiven Vorstellungen dieser Räume – inklusive ihrer methodischen Erschließung und gestalterisch-planerischen Operationalisierung. Da er hierfür also gewissermaßen den produktiven „Umweg“ über die Bewohnerbefragungen nahm, ist es unumgänglich im Kontext einer Auseinandersetzung mit Lynchs Untersuchung, zwischen a) normativen Gestaltkonzepten, b) Arbeitsthesen hinsichtlich der Funktionsweise der environmental images und ihrer Brauchbarkeit hinsichtlich der formalästhetisch-strukturellen Analyse von Stadträumen zu differenzieren. Lynchs zeitlos angelegtes Konzept einer guten städtebaulichen Gestalt geht von Fragen der Wahrnehmung, Orientierung und des Erlebniswerts der alltäglichen räumlichen Umgebung aus. Es läßt sich – fernab von architektonischen Stilfragen und stadtplanerischen Indoktrinierungen – kurz auf den Nenner eines ausgewogenen Verhältnisses von Ordnung und Chaos bringen, das auch ein Mindestmaß an Überraschungsmomenten einschließt: „It must be granted that there is some value in mystification, labyrinth, or surprise in the environment. Many of us enjoy the House of Mirrors, and there is a certain charm in the crooked streets of Boston. This is so, however, only under two conditions. First, there must be no danger of losing basic form or orientation, of never coming out. The surprise must occur in an over-all frame-work; the confusions must be small regions in a visible whole. Furthermore, the labyrinth or mystery must in itself have some form that can be explored and in time be apprehended. Complete chaos without hint of connection is never pleasurable.“37

Entsprechend seinen Zielen und Motivationen beziehen sich Lynchs Thesen erstens auf das Wechselspiel von gebauter Form einerseits und individuellen wie kollektiven Vorstellungen andererseits; zweitens rekurrieren sie auf die Beschaffenheit und die kollektiven Komponenten der Vorstellungsbilder; und drittens werfen sie die Frage nach der Brauchbarkeit der Analyse von Vorstellungsbildern für Planungs- und Entwurfsprozesse auf.38 In seiner Grundthese geht Lynch davon aus, daß die Vorstellungsbilder in Intensität und Detaillierungsgrad von der Klarheit gebauter Formen und Strukturen abhängig sind und daß man deshalb aus der Analyse der Vor22

stellungsbilder Rückschlüsse auf die visuelle Qualität der Stadtgestalt ziehen kann.39 Diese Grundthese spiegelt sich unmittelbar in den Begriffen legibility und imageability wider.40 Lynch postuliert diesbezüglich: „clarity or ,legibility` of the cityscape[:] By this we mean the ease with which its parts can be recognized and can be organized into a coherent pattern. […] legibility is crucial in the city setting, […] it is of special importance when considering urban environments at the urban scale of size, time, and complexity41 imageability: that quality in a physical object which gives it a high probability of a strong image in any given observer. It is that shape, color, or arrangement which facilitates the making of vividly identified, powerfully structured, highly useful mental images of the environment. It might also be called legibility, or perhaps visibility in a heightened sense[…]“42

Zu den individuellen und kollektiven images formuliert Lynch weiterhin folgende Thesen:

„Each individual creates and bears his own image, but there seems to be substantial agreement among members of the same group.“43 „There seems to be a public image of any given city which is the overlap of many individual images. Or perhaps there is a series of public images, each held by some significant number of citizens. Such group images are necessary if an individual is to operate successfully within his environment and to cooperate with his fellows.“ „Each individual picture is unique, with some content that is rarely or never communicated, yet it approximates the public image, which, in different environments, is more or less compelling, more or less embracing.“44

Ebenfalls deklariert als Thesen – die Lynch mit seiner Studie verifiziert45 sah – wurden die folgenden fünf viel zitierten Elemente des environmental images – die paths, edges, nodes, landmarks und districts. Lynch charakterisiert diese hier, begleitet von illustrativen Piktogrammen, wie folgt: „1. Paths. Paths are the channels along which the observer customarily, occasionally, or potentially moves. They may be streets, walkways, transit lines, canals, rail-roads. For many people, these are the predominant elements in their image […]. 2. Edges. Edges are the linear elements not used or considered as paths by the observer. They are the boundaries between two phases, linear breaks in continuity: shores, railroad cuts, edges of development, walls. They are lateral references rather than coordinate axes. […] 23

3. Districts. Districts are the medium-to-large sections of the city, conceived of as having two-dimensional extend, which the observer mentally enters „inside of,“ […] Most people structure their city to some extend in this way, with individual differences as to whether paths or districts are the dominant elements. […] 4. Nodes. Nodes are points, the strategic spots in a city into which an observer can enter, and which are the intensive foci to and from which he is traveling. […] Some of these […] are the focus and epitome of a district, [… S]ome nodal points are to be found in almost every image, and in certain cases they may be the dominant feature. 5. Landmarks. Landmarks are another type of point-reference, but in this case the observer does not enter within them, they are external. They are usually a rather simply defined physical object: building, sign, store or mountain. […]“46 Abb. 1

Lynch bezeichnete diese fünf Komponenten als „hypothetical element types“47; es wird an späterer Stelle noch zu diskutieren sein, inwiefern er deren Existenz tatsächlich empirisch überprüfte oder ob es sich hierbei nicht doch um apriorische Setzungen handelt. Zunächst einmal ist es für ein umfassendes Verständnis seiner Ausführungen im vorliegenden Kontext aber sinnvoll, die Publikation The Image of the City in ihrem Aufbau sowie hinsichtlich der Vorgehensweise des Autors zu betrachten, um anschließend detailliert auf derartige Fragen einzugehen. Gliederung, Methodendesign und empirisches Vorgehen Die Publikation The Image of the City dokumentiert wesentliche Ergebnisse des von der Rockefeller Foundation ab 1954 geförderten Projekts The Perceptual Form of the City, das Lynch gemeinsam mit Gyorgy Kepes begonnen hatte.48 Nicht zuletzt infolge dieser Kooperation mit Kepes, dessen Wirken sich an den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft 24

und Technik verorten läßt, ist die Studie vom Bestreben um eine übergreifende Perspektive geprägt. Dennoch finden sich in der Publikation einige Brüche zwischen architektonisch-städtebaulichen Überlegungen und den Feldforschungen einerseits sowie den – breit gestreuten aber kurz gehaltenen – kulturgeschichtlich-ethnologischen Exkursionen in verschiedene Epochen und Zivilisationen andererseits; insbesondere trifft dies zu hinsichtlich der Form der Auswertung und Einbindung dieser Überlegungen, Feldforschungen und Exkursionen – was nicht zuletzt auch auf den fragmentarisch-vorläufigen Charakter dieser Publikation verweist.49 Die mit Anhang, Quellen und Index knapp 200 Seiten umfassende Arbeit ist in fünf Hauptkapitel gegliedert, wobei das nur zwei Seiten umfassende, mit „A New Scale“ überschriebene fünfte „Kapitel“ lediglich als Markierung städtebaulichen Handlungsbedarfs dient. Somit liegt – nachdem in Kapitel I Problemaufriß und Einführung von Terminologie und Thesen erfolgen – das Gewicht der Publikation auf den Kapiteln II, III und IV. Während die ersten beiden davon analytischer Natur sind, ist das vierte Kapitel raumsynthetisch-handlungsorientiert ausgerichtet. Kapitel II – überschrieben mit „Three Cities“ – liefert ortsspezifische Analysen in Gestalt von drei Stadtgebietporträts; Kapitel III, betitelt mit „The City Image and Its Elements“, ist in der Überschneidung des Materials der drei Fallstudien eine generalisierte Analyse mentaler Vorstellungen städtischer Raumkulissen und schlägt mit den bereits genannten fünf Elementen – paths, edges, districts, nodes und landmarks – eine denkbare Strukturierung dieser mentalen Inhalte vor, die einen operationalisierten Zugriff erlaubt. In mehrerlei Hinsicht nimmt Kapitel III wiederum eine herausgehobene Stellung ein. Zunächst einmal ist es mit 45 Seiten das zentrale und umfangreichste Kapitel. Es umfaßt ein Viertel – und ordnet man ihm die Beschreibung der Methoden in Anhang B zu, sogar ein Drittel50 – der gesamten Arbeit. Darüber hinaus ist es aber auch dasjenige Kapitel, das zur Erschließung der environmental images am ausgiebigsten auf die Materialien der Feldforschungen zurückgreift. Kapitel II und IV stützen sich zwar ebenfalls auf die empirischen Erhebungen, zugleich aber in noch stärkerem Maße auf das eigene Erfahrungswissen des architektonisch-städtebaulich geschulten Forscherteams – und zwar auf dessen Bewertung konkreter räumlicher Situationen in Kapitel II sowie auf Prinzipien, Traditionen und Konventionen städtebaulich-formalen Gestaltens in Kapitel IV. Man könnte deshalb in semantischer Hinsicht Kapitel III mit „Operationalisierung des Mentalen“ überschreiben und in methodologischer Hinsicht vom „empirisch hinterlegten generalisierten Analysekapitel“ sprechen, 25

während sich Kapitel II als das „ortsspezifisch-exemplarische Analysekapitel“ und Kapitel IV als das „urbanistisch-entwurfsheuristische Kapitel“ charakterisieren ließen.51 In Kapitel V wird abschließend „[a] clear and comprehensive image of the entire metropolitan region“ als neue gestaltungsplanerische Aufgabe in erweiterten Dimensionen fokussiert, die – so Lynch – auch die pädagogische Komponente einer visual education einschließe.52 In Anhang A erörtert Lynch dann diverse Aspekte von Orientierung und räumlicher Navigation. Dies erfolgt unter Einbeziehung eines reichhaltigen Fundus an anthropologischer und psychologischer Literatur, ferner aber auch von belletristischen Quellen sowie u.a. von Fachtexten aus den Bereichen Medizin/Biologie, Kunst, Geisteswissenschaften und Philosophie sowie Wirtschafts-, Sozialwissenschaften und Geografie, vereinzelt auch von Pressematerial und ähnlichen Quellen.53 Auffallend ist hierbei insgesamt, wie wenig Lynch dabei auf den architektonisch-städtebaulichen Kontext zurückgriff. Das größte Gewicht haben vielmehr die anthropologischen und psychologischen Quellen, die jeweils gut ein Viertel des Literaturverzeichnisses umfassen. Obwohl sich beide vom Umfang her in etwa die Wage halten, so empfand Lynch doch – wie er auch später in einem Interview darlegte – die anthropologischen Texte und auch Romane54 als weitaus inspirierender als die bis dato erfolgten psychologischen Forschungen.55 Anhang A dokumentiert also Lynchs Quellenstudium, während die Anhänge B und C das methodische Vorgehen, das auch Gegenstand der folgenden Abschnitte sein soll, im Ansatz etwas transparenter machen. Gemäß Lynchs Ausführungen handelt es sich beim empirischen Teil von The Image of the City um eine „small pilot study“, die dazu dienen sollte, Ideen und Methoden zu finden56 – also einer explorativen Forschungslogik verpflichtet scheint. Folglich operiert sie weitgehend mit qualitativen Verfahren, deren Potentiale Lynch auszuloten suchte. Gegenüber quantitativen Methoden deutete er – freilich mit Bezug auf den Gegenstand – hingegen Vorbehalte an.57 In The Image of the City nimmt er allerdings selbst auch grobe Quantifizierungen vor, die in seinen Karten in Form von unterschiedlichen Strichstärken, Schraffierungen und Symbolen dargestellt sind.58 Später äußerte sich Lynch relativ neutral zur Berechtigung qualitativer, quantitativer und grafischer Methoden zur Auswertung von individuellen Karten und Skizzen.59 Und mit den fünf oben genannten Elementen entschied sich Lynch offenbar für die aus der quantitativen Forschung stammende Vorgehensweise der Modellbildung und Hypothesenprüfung.60 Somit weist die Studie sowohl Elemente einer entdeckenden 26

als auch einer überprüfenden Forschungslogik auf, die im Feld aber beide mit den für die qualitative Forschung üblichen überschaubaren Samples verfolgt werden.61 Zu den größeren methodischen Herausforderungen zählten zweifellos sowohl die Generierung von Karten aufgrund verbaler Beschreibungen als auch die grafische Überlagerung individueller Skizzen zu Karten kollektiver Vorstellungen, die Lynch u.a. beide in The Image of the City präsentiert. Zwar zeigte er sich noch nach Jahren fasziniert vom lebhaften Eindruck „of being, in some degree, ,inside the heads` of these people“,62 dennoch sind die Übersetzbarkeit verbaler Informationen ins Kartenmedium wie auch die adäquate Überlagerung grafischer Informationen zu diskutieren – eine Problematik, auf die an späterer Stelle noch eingegangen wird. Insgesamt ist eine exakte und systematische Rekonstruktion von Lynchs empirischem Vorgehen im Detail weder auf Basis der diesbezüglichen Ausführungen in The Image of the City noch unter Einbeziehung des inzwischen zum Teil öffentlich zugänglich gemachten Archivmaterials des MIT möglich – hierfür sind erstere zu knapp gehalten und letztere nicht uneingeschränkt zugänglich.63 Anhand der digital für Forschungszwecke bereitgestellten Faksimiles und Transkriptionen lassen sich aber immerhin einige Entwicklungen der Forschungsanliegen sowie ausschnitthaft deren schrittweise Umsetzung, das Erreichen oder Verfehlen ursprünglich gesteckter Teilziele nachvollziehen. Dagegen bleibt – trotz zahlreicher Aufzeichnungen – weitgehend unklar, wie im Detail die verschiedenen Interviews und Kartenskizzen ausgewertet wurden. Querverbindungen lassen sich zum Teil nur ziehen, wenn man zufällig auf zwei miteinander verknüpfbare Fragmente stößt; Autorschaften und Zuständigkeiten im Team sind zum Teil ungeklärt und zudem ist bei Weitem nicht alles Material eindeutig den betreffenden Interviewpartnern beziehungsweise den im Projektverlauf mehrfach modifizierten Teilprojekten zuzuordnen. Einige spezifische Vorgehensweisen, Methodentests und Teilprojekte werden aber – das erlauben die digitalisierten Materialien des MIT durchaus – an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Frage nach der Rolle von Gyorgy Kepes noch diskutiert und, wo möglich, in den Kontext von The Image of the City als (vorläufiges) Forschungsergebnis gestellt.64 Für The Image of the City führte Lynch mit seinem Team Untersuchungen in drei amerikanischen Städten durch. An der Ostküste war dies zunächst Boston, die unmittelbar vor der Tür des Massachusetts Institute of Technology gelegene Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts. 27

Später kamen Jersey City im Großraum New York (Bundesstaat New Jersey) und die kalifornische Metropole Los Angeles als Untersuchungsgegenstand hinzu. Ausgewählt wurden diese drei Städte, um die erwarteten Zusammenhänge zwischen dem environmental image der Stadtbewohner und der physischen Stadtgestalt im Vergleich unterschiedlicher Kontexte hinsichtlich Maßstab, städtebaulicher Struktur und visueller Prägnanz zu diskutieren.65 Um ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrierten sich die Untersuchungen auf je einen zentralen Bereich dieser Städte mit einer Ausdehnung von 2,5 auf 1,5 Meilen – also gut 4 auf 2,5 Kilometern.66 In Boston – auf vertrautem Terrain67 – wurden die detailliertesten Erhebungen durchgeführt und auch die meisten Interviews geführt – mit etwa dreißig Personen. In Jersey City und Los Angeles beschränkte man sich dagegen auf je 15 Befragungen. Mit etwa der Hälfte der Bostoner Gruppe wurde ein zweites Interview einschließlich eines Fotoerkennungstests durchgeführt. Neben den Befragungen am Institut wurden zudem auch Gruppenbegehungen durch das Quartier gemacht, bei denen Wegbeschreibungen in situ gefordert und auf Tonband aufgezeichnet wurden. Schließlich wurden die Untersuchungen in Boston durch einige wenige Passantenbefragungen ergänzt, die auf ausgewählte Wegbeschreibungen abzielten. Ein tatsächlicher Vergleich der drei Fallstudien blieb jedoch letztlich aus, Lynch hebt diesbezüglich im Buch lediglich auf zweieinhalb Seiten einige ausgewählte Charakteristika für jede Stadt hervor.68 Lynch selbst sprach grundsätzlich von zwei Methoden, die er und sein Team im Rahmen der Studie miteinander verknüpft hätten, wobei die erste stärker hypothesengeleitet ist als die zweite. Zum einen wurde ein trained observer ins Feld geschickt, der das Gebiet durch Anfertigen eines Plans erfaßte, in welchem er Vorhandensein, Lage, Erkennbarkeit und Beziehungen zwischen den einzelnen, im Forschungsverlauf schließlich als paths, edges, districts, nodes und landmarks gesetzten Elementen fixierte. Zur Überprüfung dieser Kartierungen unternahm der trainierte Beobachter anschließend eine Reihe von „problem“ trips, die zugleich auch der Hierarchisierung der gefundenen Elemente dienten.69 Zum zweiten wurden die bereits genannten Befragungen kleiner, sozial relativ homogener Bevölkerungsgruppen durchgeführt, deren Vertreter schon über längere Zeit mit dem Untersuchungsgebiet vertraut waren, weil sie entweder dort lebten oder arbeiteten. Die weitgehend erzählgenerierenden Interviews70 dauerten in der Regel 90 Minuten und bestanden aus insgesamt sieben Leitfragen, vornehmlich zu Richtungen, Entfer28

nungen, Wegen und den dafür benötigten Zeiten sowie charakteristischen Elementen der Gebietskulisse. Sie beinhalteten aber auch Aufforderungen zu imaginären Spaziergängen – inklusive der Beschreibung der damit assoziierten Gerüche, Geräusche sowie der sich einstellenden emotionalen Bezüge. Nach einer allgemeinen einleitenden Frage wurden die Interviewpartner als Erstes gebeten, eine Skizze des Untersuchungsgebietes zu zeichnen. Aus Lynchs Dokumentation geht hervor, daß die Versuchspersonen dabei nicht explizit aufgefordert wurden, bestimmte Begriffe für einzelne Elemente respektive eine vorgegebene Symbolik zu benutzen, der anwesende Forscher war jedoch angehalten, die Entstehungsreihenfolge71 der Skizzen zu protokollieren. Sowohl die verbalen Wegbeschreibungen als auch die individuellen Skizzen72 wurden in Karten der betreffenden Gebiete übersetzt, die zum Zweck eines Vergleichs mit jenen Karten der geschulten Beobachter die Lynchsche Symbolik aufweisen. Eine nicht unwesentliche Rolle im Rahmen der Untersuchung spielten zudem phänomenologisch-introspektive Elemente, wie die imaginary trips, welche sowohl von Mitgliedern des Forschungsteams selbst unternommen als auch von den Interviewpartnern abgefragt wurden.73 Trotz einiger selbstkritischer Anmerkungen hinsichtlich der Verallgemeinerbarkeit der auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse sah Lynch mit den Ergebnissen der Studie seine Thesen bestätigt und konstatiert in seiner Publikation abschließend: „So far, of course, the study has definitely shown only the existence of a consistent image which is used to describe or recollect the city in the absence of the real thing. This might be quite different from the image used when actually operating in the environment.“74

Festzuhalten ist also, daß die Methoden seinerzeit nicht etwa durch Forschungstraditionen, auf die sich Lynch hätte berufen können, gefestigt waren. Zudem ist die empirische Basis der Studie vergleichsweise schmal. Vor diesem Hintergrund wird die Frage zu beantworten sein, weshalb The Image of the City zum städtebaulichen Grundlagentext avancieren konnte und zudem bis heute auch von vielen anderen Disziplinen außerordentlich breit rezipiert wurde. Zur disziplinenübergreifenden Rezeption von The Image of the City The Image of the City ist weder Lynchs umfassendste noch fundierteste Publikation, gleichwohl aber die mit Abstand meistbeachtete. Auch heute 29

noch wird sie international unmittelbar mit dem Namen Kevin Lynch assoziiert. Die Rezeption erfolgte über Jahrzehnte hinweg derart breit und vielfältig, daß die folgenden Ausführungen – auch bei gegenstandsbezogener Beschränkung auf Aspekte der visuellen Präsenz, der mentalen Repräsentation und deren Einbindung in städtebauliche Fragen – nur exemplarisch verkürzt erfolgen können. Bereits unmittelbar nach Veröffentlichung von The Image of the City waren neben der Diskussion in der Fachpresse erste, durch Lynch inspirierte Forschungsaktivitäten zu verzeichnen. Nicht nur in den USA, sondern vor allem auch in Europa stieß Lynchs Untersuchung auf breites Interesse. Verschiedene Studien zur Überprüfung, Erweiterung und Modifikation seiner Methode waren die Folge. Einige ausgewählte Beispiele werden im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit kurz behandelt. Viele dieser Studien zeichnet ein positiver Grundtenor aus. Offenbar schätzten die Autoren Lynchs Ansatz und sahen seine Thesen durch ihre eigenen Untersuchungen erhärtet. In den 1970er und 1980er Jahren nahm dann aber die Kritik an Konzept und Methode von The Image of the City zu; auf diese Kritik wird an späterer Stelle ebenfalls noch exemplarisch eingegangen. Lynch stellte sich mehrfach den Vorwürfen, die meist von jenseits der Planungsdisziplinen erhoben wurden.75 Neben diesen reaktiven Auseinandersetzungen über Fächergrenzen hinweg waren es bereits die von Beginn an in Lynchs Arbeiten angelegten Bemühungen um eine disziplinenübergreifende Perspektive, die bei The Image of the City – in Ergänzung zum Empirieteil – zur Einbeziehung von „Erkenntnisse[n] aus Literatur, Anthropologie, Psychologie und Kunst“76 führten. Gerade die Kombination aus kulturgeschichtlichen Reflexionen und einer qualitativ-empirischen Arbeit, die sich nicht der harten Methoden bediente, beförderte nicht nur die externe Kritik, sondern erhöhte vielmehr grundsätzlich die Anschlußfähigkeit von Lynchs Studie an diverse Diskursstränge in ganz unterschiedlichen Kontexten im wesentlichen Maße. The Image of the City wurde schon recht bald zum Kanon städtebaulicher Literatur gezählt und Thomas Sieverts attestierte der Studie noch 1997, trotz positivistischer Ausrichtung, erzieherischem Anspruch und Glauben an die Formbarkeit des Menschen ihren Zeitgeist überdauert zu haben.77 Lynch selbst sah hingegen mehr als zwanzig Jahre nach Erstveröffentlichung sein eigentliches Ziel, mit The Image of the City Planung und vor allem Politik zu erreichen, als gescheitert an.78 Ironischerweise beflügelte die Studie in anderen Feldern Diskurse und inspirierte Forscher maßgeblich: 30

„The work has become a small part of a much larger, and intellectually more fascinating, study of the nature of human cognition. […] The function of the human brain is the central mystery, and the study of humankind' s perception of its environment has a valid place in it.“79

Lynch beeinflußte mit seiner Untersuchung unter anderem die kognitive Psychologie, vor allem aber die sich seinerzeit etablierende Wahrnehmungsgeografie: „Obwohl Kevin Lynch selbst kein Geograph sondern Stadtplaner war, haben die Ergebnisse seiner Studie Eingang in zahlreiche stadtgeographische Lehrbücher gefunden und gehören heute zum stadtgeographischen Basiswissen.“80 Dies führte mitunter auch dazu, daß am konkreten Fall von Lynch kritische Auseinandersetzungen mit wahrnehmungsgeografischen Ansätzen erfolgten. Exemplarisch hierfür sei an dieser Stelle auf den Stadt- und Kulturgeografen Hellmut Fröhlich verwiesen, der Lynchs Arbeit in seiner Publikation als „zentralen Anknüpfungspunkt für die in der Geografie und Stadtforschung der 1960er und 1970er Jahre geleisteten Untersuchungen zur Raumwahrnehmung“ herausstellt und in seinem Kapitel zum „Traditionelle[n] Wahrnehmungskonzept in Stadtforschung und Geographie“ an erster Stelle zu The Image of the City referiert.81 Lynch wird aber auch – zuweilen etwas irreführend – im Kontext anthropologischer oder soziologischer Literatur angeführt,82 da er – wie schon erwähnt – zu Illustrationszwecken auch auf anthropologische Quellen zurückgriff.83 Während sich Anfang der 1960er Jahre „[…]vor dem Hintergrund der immer deutlicher zu Tage tretenden Probleme der rasanten Verstädterung und der gleichzeitigen Expansion der Städte ins Umland die beiden Disziplinen des Städtebaus und der Soziologie – die zuvor nur wenig Berührungspunkte hatten – gegenseitig entdeckten“,84 hatte Lynch bereits in den 1950er Jahren seine Arbeit methodisch sozialwissenschaftlich ausgerichtet. Ferner wird er wiederholt im Zusammenhang mit Kritikern modernistischer Planung wie Jane Jacobs oder Alexander Mitscherlich genannt85 – worauf im vorliegenden Kontext ebenfalls noch einmal zurückzukommen sein wird. Mitunter wird Lynchs Studie heute auch als dezidiert kulturhistorischer Ansatz verstanden, wie beispielsweise in folgender Passage des Cambridge-Journals Urban History, wo es heißt: „This cultural-historical approach was widely practised by […] Lewis Mumford, Jane Jacobs, Kevin Lynch and Richard Sennett, who explored the relationship between the city' s built form and its intangible cultural life.“86 Viele der Fragen, die Lynch in The Image of the City aufwirft – etwa, wie sich innere Bilder konstituieren und veränderten äußeren Gegebenheiten 31

anpassen87 –, wurden erst viel später von der kognitiven Psychologie oder von transdisziplinären Vorhaben forciert. Insofern war Lynchs Arbeit mit ihren unscharfen Begrifflichkeiten durchaus fruchtbar für die späteren Forschungen, da sie Fragen formuliert und Probleme adressiert. Lynchs image, verkürzt auf seine fünf Elemente paths, edges, nodes, landmarks und districts, ist dabei vielfach geradezu zum Synonym für mental maps schlechthin avanciert. Dies gilt sowohl innerhalb als auch außerhalb von Architektur und Stadtplanung sowie auch weit über einen pseudo- oder populärwissenschaftlichen Kontext hinaus88, wenngleich Lynchs Studie eine andere Stoßrichtung verfolgte und er den Terminus mental map nur äußerst sporadisch, cognitive map dagegen gar nicht gebrauchte.

32

2 Images und Sketch Maps in The Image of the City

Lynchs environmental image und dessen drei Komponenten: Identität, Struktur und Bedeutung Karten- und Bildbegriff sind bei Lynch kaum getrennt voneinander zu betrachten. Während der Begriff der mentalen Karte – entgegen aller Erwartungen – bei Lynch nur sporadisch aufscheint, ist sein Bildbegriff relativ breit, wenngleich diffus angelegt. Lynch hält ihn in The Image of the City weitgehend offen und umschreibt meist durch wechselnde Attribute, worauf im jeweiligen Kontext sein Augenmerk liegt. Er benutzt u.a. environmental image(s), urban image, mental image(s), mental picture(s), public image(s),89 mental map90, „image in the mind“91, „communicable memory image“ und „the image used in immediate field operations“92. Diese Vielschichtigkeit deutet zum einen darauf hin, daß Lynch zu jenem Zeitpunkt seinen Gegenstand noch formte, zum anderen läßt sie sich bedingt auch aus Lynchs Arbeit an den Schnittstellen unterschiedlicher Disziplinen erklären, in denen je unterschiedliche Konnotationen vorherrschen: „Erlebt der Image-Begriff in den 1950er und 1960er Jahren insgesamt eine Wiederbelebung, dann bezeichnet er in der Kognitionspsychologie jener Zeit – ähnlich wie der Begriff des Schemas – mentale Repräsentationen, während er in der Ökonomie, u.a. im Anschluß an Freuds Imago-Begriff, eher ein kollektives Vorstellungs- und Leitbild meint, das die Ansichten, Gefühle und Wertungen einer sozialen Gruppe gegenüber einem Gegenstand, einer Person oder anderen Gruppe enthält.“93

Wie Kirsten Wagner zurecht konstatiert, kommt dem image bei Lynch sowohl „die Bedeutung eines inneren Bildes im Sinne einer mentalen Repräsentation der Außenwelt“ als auch die eines „kollektive[n] Vorstellungsbild[es …] sowie in gewisser Hinsicht [eines individuellen] Wahrnehmungsbild[es]“ zu.94 Die Verwischung dieser drei Bedeutungsebenen scheint allerdings zumindest im Rahmen der empirischen Erhebungen unvermeidlich. Wenn etwa Passanten vor Ort nach Wegbeschreibungen 33

gefragt werden, so beginnen sie freilich mit der unmittelbar wahrgenommenen Raumsituation als Ausgangspunkt. Um ihre Wegbeschreibung auf unsichtbare, weiter entfernte Bereiche ausdehnen zu können, müssen die Passanten auf ihre mentalen Repräsentationen zurückgreifen. Ebenso fließen aber auch kollektive Vorstellungen und Zuschreibungen, zum Beispiel die Charakterisierung eines Stadtteils als „highclass residence“95, in die Erläuterungen ein. Als logische Konsequenz hieraus folgt aber, daß auch die Karten, die Lynch mit seinem Team anfertigte – und die er ebenfalls als images bezeichnete – weder eindeutig als mentale Repräsentationen, Wahrnehmungs- oder Vorstellungsbilder angesehen werden können noch als deren präzise Übersetzungen ins Kartenmedium. Auf ganz unterschiedliche Weise ging Lynch mit den Metaphern um, die er in seiner Publikation gebraucht. Während er mit der Einführung der rubber-sheet-Metapher ganz klar die beobachteten Verzerrungen von Distanzen und Richtungen bei individuellen Kartenskizzen auf den Punkt bringt,96 spricht er an anderer Stelle völlig unvermittelt vom „human computer“97, ohne in den weiteren Ausführungen noch einmal darauf zurückzukommen. Vielmehr kamen hier die seinerzeit hoch aktuelle Computermetapher98 für das menschliche Gehirn – die später in der kognitiven Psychologie und den Kognitionswissenschaften große Verbreitung fand – fast ebenso beiläufig zum Zuge wie an anderer Stelle der Begriff der mental map. Daran wird nochmals deutlich, daß Lynch in Bezug auf Wahrnehmung, Repräsentation und Erinnerung eine assoziative Bildsprache eindeutigen terminologischen Klärungen vorzog, weil er die zentralen Aufgaben seiner Forschungen offensichtlich nicht in diesem Bereich ansiedelte. Dagegen wird der hohe Wert, den Lynch den physischen Gestaltqualitäten der Stadt, ihrer Erfassung und Untersuchung beimaß, bereits auf der begrifflichen Ebene anhand des Neologismus der imageability deutlich, den er zur Charakterisierung, Unterscheidung und Bewertung stadträumlicher Strukturen einführte. In The Image of The City findet dieser Neologismus weitgehend synonyme Verwendung mit dem Begriff der legibility – der Ablesbarkeit distinkter Formen innerhalb räumlicher Arrangements.99 Die Tatsache, daß Lynch seine Publikation nicht mit „The Map of the City“ betitelte und imageability statt etwa „mapability“ als Konzept einführte, verweist auf eine begriffliche Hierarchie zwischen Bild und Karte. Deshalb werden im Folgenden auch zunächst einige Aspekte von Lynchs Bildbegriff erörtert, um erst im Anschluß daran auf seine Kartenskizzen sowie den damit verbundenen Kartenbegriff einzugehen. 34

Das Vorstellungsbild der räumlichen Umwelt setzt sich bei Lynch aus drei Bestandteilen zusammen: Identität, Struktur und Bedeutung. Identität erhält hierbei „the meaning of individuality or oneness“ und ist damit als Zusammenfassung von Einzelelementen im Stadtgefüge zu einer gleichzeitig nach außen hin abgrenzbaren, identifizierbaren Einheit zu verstehen. Unter Struktur faßt Lynch die „spatial or pattern relation[s] of the object to the observer and to other objects“ zusammen, das heißt er subsumiert unter dieser Kategorie sowohl (relativ) statische Relationen auf der Objekt-Objekt-Ebene als auch weitaus dynamischere Beziehungen zwischen Objekt und Subjekt. Die Komponente Bedeutung schließlich charakterisiert Lynch kurz mit dem praktischen oder emotionalen Sinn für den Beobachter.100 Es ist vielfach kritisiert worden, daß Lynch letztere Komponente – die soziale und kulturelle Bedeutung des Gebauten – aus seiner Untersuchung ausgeklammert hat.101 Lynch selbst erklärte aber durchaus plausibel, warum er sich weitgehend auf die beiden Komponenten Identität und Struktur beschränkte: Er wollte formale Kriterien für eine nachvollziehbar gute Stadtgestalt finden und verwies im Kontext dieses Vorhabens darauf, daß die Komponente Bedeutung weitaus weniger durch gestalterische Eingriffe beeinflußbar sei. Lynch spricht in diesem Kontext von „physical manipulation[s]“ – von „physischen Kunstgriffen“, wie es in der deutschen Übersetzung heißt.102 Man könnte Lynch entgegenhalten, daß Architekturen immer mit Bedeutungen aufgeladen sind und in einer Vielzahl der Fälle werden auch Versuche konkreter Zuweisungen in Form intentionaler Akte durch den Architekten unternommen. Diese können jedoch letztlich nur auf der begrenzten Ebene des Einzelobjekts erfolgreich sein. Im Kontext städtebaulicher Settings drohen sie dagegen stets unterkomplex zu bleiben. Bedeutungen sind im städtebaulichen Maßstab vielgestaltig, sie überlagern und entwikkeln sich – wie Lynch auch selbst am Beispiel der New Yorker Skyline treffend veranschaulichte103 – relativ unabhängig von der gebauten Form fort. Sie konstituieren sich in Gestalt palimpsestartiger Überschreibungen in den dynamischen Amalgamierungen aus unterschiedlichsten Nutzungen und direkten wie mittelbaren Aneignungen immer wieder neu. Wenn Lynch formuliert: „We may even be wise to concentrate on the physical clarity of the image and to allow meaning to develop without our direct guidance“,104 dann appelliert er damit an Architekten und Stadtgestalter, sich auf ihre Kernkompetenzen zu besinnen, die darin bestehen, in begrenzter Zeit mit begrenztem Budget adäquate räumliche Struktu35

rierungen anzubieten. Dies führt zwangsläufig zu Komplexitätsreduktionen, denen nur durch partielle Aufgabe von Deutungshoheit und Entwicklung neutraler, potentiell polyvalenter Strukturen begegnet werden kann. Vertreter anderer Disziplinen mögen dies als „Kapitulation“105 empfinden, doch sei daran erinnert, daß gerade Versuche, im städtischen Kontext Bedeutung mit dem Entwurf festzuschreiben, meist an der aus klaren Zuweisungen resultierenden Unterkomplexität und der mangelnden Flexibilität derart determinierter Strukturen gescheitert sind.106 Statt also mehr oder minder harsche Kritik zu üben, müßten die Vertreter der Kulturwissenschaften wie jene der Sozio-Semiotik Lynch seinen Ansatz, Leerstellen für vielfältige Konnotationen zuzulassen, eigentlich zugute halten. Denn zum einen ist nach Auffassung der Sozio-Semiotik „eben nicht davon auszugehen, daß hinter einem Bild oder einem Symbol immer dieselbe Bedeutung ,versteckt` ist, sondern daß diese kulturell, sozio-ökonomisch, historisch, nach Geschlecht der Betrachter etc. variiert“.107 Zum anderen ist diese Haltung durchaus kompatibel zu den später im Zuge des Spatial Turn etablierten kulturwissenschaftlichen mental-map-Konzepten,108 die sich mit gruppenspezifisch unterschiedlichen Konnotationen von räumlichen Kulissen befassen, deren Geometrien sich dabei nicht zwangsläufig verändern müssen.109 Kritiken wie jene von Kirstin Wagner, mit Lynchs Ausklammerung der „sozialen und kulturellen Bedeutung der Form als [dem] eigentliche[n] Problem der Stadt- und Raumwahrnehmung und damit auch der Planung von Stadt“ erfolge eine „radikale Verkürzung von Stadt“, widerspiegeln sicher aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nachvollziehbare Positionen. Im Hinblick auf Lynch als Architekt und Planer sind derartige Vorwürfe jedoch nur zum Teil gerechtfertigt, zum Teil sogar falsch adressiert.110 Schließlich dürfte nicht nur unter Architekten und Stadtgestaltern strittig sein, ob es sich bei der kulturellen und sozialen Bedeutung von großmaßstäblichen Formen tatsächlich um das grundlegende Problem von Raumwahrnehmung und Stadtplanung handelt – und ob folglich primär Architekten und Planer für deren Zuweisungen zuständig sind. Handelt es sich dabei nicht vielleicht eher um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die es in breit angelegten Aushandlungsprozessen immer wieder neu zu lösen gilt?111 Anstatt Lynch also eine „radikale Verkürzung von Stadt“ vorzuwerfen, sollte man seinen Ansatz als Eingeständnis werten, daß Architekten und Planer Stadt nicht im Alleingang – losgelöst von gesellschaftlichen Praktiken – entwerfen können. Entgegen der seinerzeit gängigen Paradigmen 36

des modernen Städtebaus könnte man bei Lynch also eine frühe Einsicht in das „grundlegende Problem des Verhältnisses von Architektur und Gesellschaft beziehungsweise Stadt“ ausmachen. Laut dem Städtebauhistoriker Angelus Eisinger besteht das Problem darin, daß von Architektur und Städtebau „mit dem gestalterischen Durchkomponieren von Baukörpern, der Anordnung von Funktionen und ihrer Abfolge im Raum, dem Spiel mit Licht, Materialien oder Texturen“ einerseits „Angebote [gefordert sind], Gesellschaft in bestimmter Weise räumlich zu fassen und in Form zu bringen“ und mit den entsprechenden Planwelten „ins Bild gefaßte Optionen auf Zukunft“ zu präsentieren; andererseits aber beeinflussen „Gerichtsentscheide, Baumaschinenparks, Bürostrukturen oder Parteizugehörigkeiten […] ebenso wie die brisanten Themen der Tagespolitik, Parlamentsdebatten oder Investitionskriterien ein städtebauliches Vorhaben“. Deshalb können „erst die Realisierungsphase und der städtische Alltag […] die am Zeichentisch entwickelten Prinzipien zum Leben erwachen lassen – oder eben nicht.“112 Die Auseinandersetzung mit der Kritik an Lynchs Fokussierung auf visuelle Aspekte raumgeometrisch-physischer Konstellationen verdeutlicht exemplarisch, daß dieses grundlegende Problem seitens der Kultur- und Sozialwissenschaften zum Teil zu wenig berücksichtigt wird. Gerade weil – wie Eisinger schreibt – Gesellschaft „das Apriori jeglicher Architektur“113 ist, kommt den Gesellschafts-, sprich: den Kultur- und Sozialwissenschaften in Bezug auf Architektur und Städtebau die Rolle eines kritischen Korrektivs zu. Für ein wirkungsvolles Funktionieren dieses Mechanismus bedarf es allerdings einer konstruktiven Atmosphäre, welche eine Dialogbereitschaft auf beiden Seiten voraussetzt. Und um diese Bereitschaft dauerhaft aufrecht zu erhalten, ist Sensibilität und Stringenz seitens der Kritik gefordert. Tendenziell besteht immer die Gefahr, daß sich Architekten und Städtebauer aufgrund verschiedener, in der Summe inkongruenter Kritiken in klassische No-win- beziehungsweise Lose-lose-Situationen114 manövriert sehen, die entweder frustrierend wirken oder aber vollständig immun gegen jegliche Kritik machen. Eine solche „doppelte Falle“ könnte sich wie folgt gestalten: Beschränken sich Architekten und Stadtgestalter weitgehend auf Gestaltungsregeln für Raumgeometrien, könnte ihnen möglicherweise Blindheit für die eigentlichen Probleme von „Stadt“, die Triebkräfte und Interessenskonflikte für Urbanisierungsprozesse, vorgeworfen werden – oft gepaart mit dem Verweis auf die nachrangige Bedeutung ästhetischer Fragestellungen beziehungsweise die Probleme hinsichtlich der Umsetzbarkeit von städtebaulichen Gestaltungsregeln. Werden 37

sie aber andererseits zu konkret in der (von extern eingeforderten) Antizipation künftiger gesellschaftlicher Realitäten – formulieren sie zu plastische Ideen und Bilder, wie sich Gesellschaft künftig gestalten mag –, könnte wiederum fast unmittelbar das „Damoklesschwert“ der Kompetenzüberschreitung drohen, also der planungshistorisch durchaus plausibilisierte Vorwurf einer Hybris des Architekten als genialischer Weltentwerfer und Demiurg.115 Wie diese Ausführungen zeigen, handelt es sich bei dem von Eisinger thematisierten Problem tatsächlich um einen kaum auflösbaren Konflikt. Insofern scheint es zumindest überlegenswert, eine der Architekturkritik vergleichbare Kultur der Planungskritik zu etablieren, in der sich sowohl für die Rolle des „Advocatus Diaboli“ als auch für jene des „Advocatus Dei“ entsprechende „Instanzen“ herausbilden.116 In eine ähnliche Richtung wie die Kritik Wagners geht auch diejenige des japanischen Umweltpsychologen Kazunori Hanyu, der Lynchs Argument einer nur schweren Meßbarkeit emotionaler Faktoren durch spätere Studien anderer Forscher widerlegt sieht. Er bemängelt, daß „Lynch […] explicitly avoided pursuing the affective quality of places.“117 Auch diese Kritik ist – zumindest in dieser Pauschalität – unberechtigt. Zwar wurden durch Lynch und sein Team keine umfassenden emotionalen Bewertungen von Plätzen oder Orten abgerufen, sehr wohl aber wurden die Versuchspersonen nach ihren Gefühlsregungen beim Ablaufen bestimmter Wege befragt sowie auch danach, ob die Bewegung in einer vertrauten Umgebung ihnen Vergnügen beziehungsweise ob Ortsunkenntnis ihnen Unbehagen bereite.118 Darüber hinaus beschrieben einige Versuchspersonen detailliert ihre Emotionen an bestimmten Orten, die sich auch in der Auswertung der Studie niederschlugen: so etwa die beängstigende Wirkung eines großen Verkehrsknotenpunktes in Jersey City, die Furcht vor bestimmten sozialen Gruppen, die sich Teile des Pershing Squares in Los Angeles angeeignet hatten, das Vergnügen, das die weite Aussicht von erhöhten Abschnitten des Freeways bereiten kann, oder auch ein wahres Glücksgefühl beim Anblick der New Yorker Skyline mit Freiheitsstatue und Empire State Building von Jersey City aus.119 Auch aktuelle architekturtheoretische Anthologien merken an, daß die in The Image of the City „ausgearbeitete Methode […] noch sehr stark gebunden an die visuell wahrnehmbaren Aspekte der Stadt und vom Ideal des klar gestalteten Erscheinungsbildes geleitet“ sei120 – Formulierungen, die Lynch Jahre zuvor fast wortwörtlich selbstreflexiv gebrauchte.121 Den Kritikern, die Lynch eine zu eingeengte Perspektive vorwerfen, stehen jedoch auch andere Einschätzungen entgegen. So konstatiert zum 38

Beispiel Eisinger, daß Lynch „das heuristische Verhältnis urbanistischen Arbeitens zwischen dem Architekten, dem städtebaulichen Objekt ,Stadt` und der städtischen Bevölkerung neu“122 entwarf: „Lynch weitete deshalb die Phänomenologie des Städtischen, die bei urbanistischen Entwürfen in Betracht gezogen werden sollte: Geräusche und Gerüche formten mit dem Straßenleben, den oft banalen Architekturen der Fassaden, den Lichtern der Gebäude oder Bäumen einen umfassenden Kosmos, dessen individuelle Deutung das jeweilige Verhältnis zum Stadtraum bestimmte.“123

Auch diese nicht visuellen Komponenten wie Gerüche und Geräusche sind Teil von Lynchs Befragungen.124 Und die „other influcences on imageability such as the social meaning of an area, its function, its history, or even its name“ werden in der Auswertung der Interviews keineswegs so kategorisch „glossed over“ wie vorher angekündigt.125 Mit Nutzungsintensität, funktionaler Spezifik und Ausmaß von Belebtheit werden einige dieser nicht physisch-formalen Einflüsse auf die Vorstellungsbilder der Stadtbewohner sogar vor raumgeometrischen Eigenheiten wie der Enge oder Weite einer Straße oder formalästhetischen Auffälligkeiten wie charakteristischen Fassadengestaltungen diskutiert.126 Darüber hinaus werden der bei einigen Interviewpartnern festgestellte Zusammenhang zwischen funktionaler Kontinuität eines Straßenabschnitts und erhöhter Einprägsamkeit desselbigen im Vergleich zum Rest dieser Straße erörtert – sowie die unterschiedliche Memorierbarkeit einer Straße und die damit verbundene emotionale Sicherheit in Abhängigkeit von der Kontinuität oder des häufigen Namenswechsels entlang des Straßenverlaufs.127 An anderer Stelle werden historische Ereignisse oder persönliche Beziehungen beziehungsweise Aneignungen als Facetten soziokultureller wie individueller Bedeutung benannt, die die Einprägsamkeit stärken: „Image strength rises when the landmark coincides with a concentration of association. If the distinctive building is the scene of a historic event, or if the bright colored door is your own, then it becomes a landmark indeed,“ schreibt Lynch zu der aus seiner Sicht auch für den erfolgreichen Planer notwendigen „coincidence of association and imageability”.128 Ein weiteres Beispiel, das Lynch hier im Kontext der landmarks anführt, scheint seinen Thesen sogar entgegenzustehen: Die Symphony Hall in Los Angeles sei „the very antithesis of visual imageability“. Untergebracht in unscheinbaren, gemieteten Räumen sei dem Fremden die herausragende Funktion des Konzertsaales überhaupt nicht ersichtlich, doch „[i]ts strength as a landmark seemed to derive from the contrast and irritation felt between ist cultural status and its physical invisibility.“129 39

Diese verschiedenen Beispiele machen deutlich, daß die gestalterische Klarheit von Elementen und Strukturen und deren Auswirkung auf die images der Stadtrezipienten bei Lynch immer relativierend als lediglich eine Einflußgröße unter anderen aufgefaßt wurde. Er war sich also durchaus der „Quadratur des Kreises“ bewußt, bei der Abfrage von environmental images physisch-geometrische Faktoren von Bedeutungszuschreibungen – denotative von konnotativen Dimensionen – zu separieren.130 Es darf aber in diesem Kontext auch nicht übersehen werden, daß die Auseinandersetzung mit der image-Komponente Bedeutung ursprünglich im Rahmen eines eigenen, von Gyorgy Kepes geleiteten Teilprojekts erfolgen sollte.131 Im Herbst 1954 merkte J.C.R. Licklider – Psychologe, Internet-Wegbereiter und seinerzeit Professorenkollege am MIT, der von Lynch und Kepes zur Kommentierung der Projektskizzen konsultiert worden war – kritisch an, er vermisse die Thematisierung von „,meaning' as a coordinate problem area.“132 Lynch antwortete hierauf: „We have no intention of leaving out meaning, but perhaps of putting it aside only in the very first stages. Perhaps this is wrong, but we thought to try it that way, and then to correct ourselves in a few months“133 – eine „Korrektur“, die dann offensichtlich nicht erfolgt ist. Wie bereits eingans angedeutet, heißt das jedoch, daß Lynch mit The Image of the City lediglich das vorläufige Resultat eines „unfertigen“ Projekts präsentierte und verteidigte. Er selbst charakterisierte es als „a first word not a last word“.134 Dennoch provozierte Lynch die oftmals geäußerte Kritik bezüglich der Vernachlässigung der Komponente Bedeutung auch selbst mit, wenn er zunächst eine begriffliche Dreiheit aufspannte, sich dann aber nur zwei von drei Aspekten widmete – ganz gleich wie nachvollziehbar diese Beschränkung aus pragmatischen Erwägungen und einem spezifischen Forschungsinteresse heraus auch sein mögen. Im Kontext späterer Publikationen ersetzte er dann die Komponente Bedeutung durch eine Reihe anderer Begrifflichkeiten135 und äußert in diesem Zusammenhang gleichzeitig die Hoffnung, von einer sich seinerzeit etablierenden Raumsemiotik präzisere Kenntnisse über den Umgang mit Symbolen der physischen Umgebung zu erhalten.136 Insofern ist es naheliegend, sich an dieser Stelle auch den Versuchen einer zeichentheoretischen Interpretation von Lynchs environmental image zuzuwenden. Detlef Ipsen hält The Image of the City für „[d]ie sicherlich einflußreichste Arbeit zur Gestaltung der Stadt durch Zeichen und ästhetische Gliederung“137 und Thomas Sieverts sieht in der Dreigliederung des Vorstellungsbildes in Identität, Struktur und Bedeutung „eine Nähe 40

Lynchs zur Semiotik von Pierce und Morris und ihren drei Dimensionen ,Zeichensubstanz` , ,Zeichen-Grammatik` und ,Zeichen-Pragmatik` “138, die er durch einen Verweis auf Max Benses Semiotik von 1967 zu untermauern sucht.139 Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, daß sich Lynchs Konzept eindeutigen Zuordnungen entzieht. Mehr als eine diffuse Nähe läßt sich nicht ausmachen: Morris fokussiert mit seinen semiotischen Dimensionen semantics, syntactics und pragmatics das Verhältnis zwischen Zeichen und Zeichen (syntactics), Zeichen und Objekt (beziehungsweise Zeichen und Bedeutung: semantics) sowie zwischen Zeichen und Interpret (pragmatics).140 Bense entwickelt eine triadische Zeichenrelation mit gleichzeitigem Mittel-, Objekt- und Interpretantenbezug der Zeichen und setzt diese in Beziehung zu den Morrisschen semiotischen Dimensionen.141 Wenn man nun eine Kongruenz der von Sieverts genannten Termini Substanz, Grammatik und Pragmatik mit den Morrisschen Dimensionen semantics, syntactics und pragmatics voraussetzt, lassen sich zwar Entsprechungen zwischen Morris, Bense und Sieverts ausmachen, Lynch läßt sich jedoch nicht ohne Weiteres in diesen „Kanon“ einreihen. Zunächst einmal legten Lynch und Morris offenbar einen recht unterschiedlichen Objektbegriff zugrunde: Objekt und Zeichen scheinen bei Lynch nicht so streng voneinander getrennt zu sein wie bei Morris, sondern fallen möglicherweise sogar zusammen.142 In diesem Sinne kann man Lynchs Komponente der Identität sowohl als Beziehung zwischen Zeichen und Zeichen als auch zwischen Objekt und Objekt verstehen, wobei die Bedeutung – die man als Beziehung zwischen Objekt und Beobachter/Interpret charakterisieren könnte – hier völlig ausgeklammert wird. Man könnte vom zeichenhaften Objekt sprechen, das seine Zeichenhaftigkeit erst durch den Beobachter/Interpreten und seine semantische Zuschreibung erhält. Lynchs Struktur-Komponente schließlich vereint in sich sowohl die Beziehung zwischen Zeichen und Zeichen (beziehungsweise Objekt und Objekt) als auch zwischen Zeichen und Beobachter/Interpret. Bei Lynch erfolgt also keine klare Trennung zwischen Zeichen, Objekt und Beobachter/Interpret. Insofern wäre im Rahmen einer Vertiefung dieser Problematik zu prüfen, ob Lynchs Kategorien nicht eher an die Peircesche143 Zeichentheorie anschlußfähig sein könnten, doch würde dies im vorliegenden Kontext zu weit von Gegenstand wegführen. Zudem scheint die theoretische Basis hierfür doch relativ schmal zu sein, so naheliegend eine semiotische Deutung von Lynchs Arbeit sein mag – gerade auch vor dem Hintergrund seiner Einführung von Elementen wie den 41

landmarks. So versteht zwar u.a. auch der Soziologe Bernhard Schäfers Lynchs Image of the City als „bekanntesten Versuch“, „[d]ie Frage nach der Semiotik, der Zeichenhaftigkeit der gebauten Umwelt, […] auf ganze Städte“ zu beziehen;144 der französische Semiologe Roland Barthes konstatiert hingegen: „[…] in reality the studies of Lynch, from the semantic point of view, remain rather ambiguous; […]“.145 Lynch selbst spielte den Ball gegen Ende seiner Forscherkarriere mit folgendem Statement an die Semiotik zurück: „For the moment, however, the [semiotic] effort suffers from the difficulties of translating its concepts from the verbal languages […] to the environmental language“.146 Unscharfe Präferenzen: images, pictures, kollektive und individuelle Vorstellungen Beim oberflächlichen Blick in The Image of the City könnte man zunächst den Eindruck gewinnen, die Verwendung der Begriffe image und picture erfolge relativ beliebig. So unterschied Lynch zum Beispiel noch nicht – wie heute in bildwissenschaftlichen Diskursen üblich – klar zwischen immateriellen images und materiellen pictures. William J. Thomas Mitchell, auf den diese Differenzierung zurückgeht, brachte den im Deutschen sprachlich schwerer faßbaren Unterschied zwischen beiden Bildkategorien wie folgt auf den Punkt: „You can hang a picture, but you cannot hang an image. […] The picture is the image plus the support; it is the appearance of the immaterial image in a material medium.“147 Lynch dagegen verwendete einerseits beide Begriffe im Sinne immaterieller Bilder und bezeichnete andererseits aber auch Materialisierungen in Gestalt der verschiedenen gezeichneten Skizzen als images. Dennoch gebrauchte Lynch die beiden Termini nicht völlig synonym, scheint doch der picture-Begriff bei ihm auf eine konkretere, der image-Begriff auf eine generalisierte Bildkategorie zu zielen.148 Dafür spricht auch die Tatsache, daß Lynch picture ausschließlich für individuelle, image dagegen sowohl für individuelle als auch für kollektive (Vorstellungs-)Bilder verwendete.149 Image ist damit der umfassendere Begriff. Und wenn auch weder der image- noch der picture-Begriff bei Lynch klar faßbar ist, läßt sich sehr wohl eine deutliche Präferenz für ersteren ausmachen. Diese korrespondiert mit einer ebensolchen Präferenz für kollektive gegenüber individuellen Vorstellungen, welche sich wiederum aus dem disziplinären Kontext 42

heraus erklärt. Lynch verwies mehrfach darauf, daß Stadtplanung nicht das Individuum, sondern das Kollektiv im Fokus habe. In der Einleitung von The Image of the City benutzt Lynch den Begriff mental picture, um den des environmental image näher zu bezeichnen. Es geht ihm hier zunächst um ein individuelles inneres Bild – das mental picture –, das sich sowohl aus der unmittelbaren Wahrnehmung als auch aus Erinnerungen speist und essentielle Bedeutung für die Prozesse räumliche Navigation hat. Es kann aber auch als Träger kultureller Codierungen fungieren.150 Lynch verweist in diesem Kontext auf die individuelle Verschiedenheit der mentalen Bilder, aber auch auf intersubjektive Übereinstimmungen, an denen Stadtplaner – als „manipulators of the physical environment“ – letztlich interessiert sind: „Each individual creates and bears his own image, but there seems to be substantial agreement among members of the same group. It is these group images, that interest city planners who aspire to model an environment that will be used by many people. Therefore this study will tend to pass over individual differences, interesting as they might be to a psychologist.“151

Bereits hier macht Lynch deutlich, weshalb er sich später in seiner Untersuchung auf Gruppenvorstellungen konzentrierte.152 Grundlage war die Annahme, daß sich bei Differenzierung der Rezipienten in relativ homogene Gruppen hinsichtlich biologischer und sozialer Kriterien sowie ihrer Ortskenntnis die Wahrscheinlichkeit berechnen läßt, mit der bestimmte räumliche Settings innerhalb dieser Gruppierungen übereinstimmende Reaktionen hervorrufen.153 Den Verzicht auf die Erörterung individueller Unterschiede erklärt Lynch in diesem Kontext plausibel mit einem knappen Verweis auf die Aufgabe des Stadtplaners, für ein möglichst breit gefächertes Benutzerspektrum befriedigende räumliche Verhältnisse und zugleich funktionierende Strukturen zu entwickeln. Er fokussierte hier also mit den „public images“ einen Bereich, der später von der Sozio-Semiotik wie auch Teilen der Psychologie und Psychotherapie vertieft und als „kollektive Repräsentationen“ beziehungsweise „komplexe soziale Repräsentationen“, „kollektiv-mentale Repräsentationen“ oder auch „intermentale Wirklichkeiten“ bezeichnet wurde, die aus „geteilten Sichtweisen auf die Welt“ entstehen und ebensolche geteilte Sichtweisen auf die Welt hervorbringen.“154 Dennoch verzichtete Lynch in seiner Arbeit nicht auf das Abfragen individueller Vorstellungen. Er benutzte sie jedoch lediglich als methodischen Umweg, um auf kollektive Vorstellungen – die „geteilten Sichtweisen“ – zu schließen und von diesen wiederum auf die Qualität der gebauten 43

beziehungsweise gestalteten Umwelt. Deshalb charakterisiert er in The Image of the City auch sein environmental image als „generalized mental picture“155 oder auch die „public images“ als „common mental pictures carried out by a large number of a city' s inhabitants[…]“.156 Eine seiner Ausgangsthesen lautet: „There seems to be a public image of any given city which is the overlap of many individual images.“157 Gemäß dieser These stellen die group images beziehungsweise public images also den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den verschiedenen subjektiven Vorstellungen dar. Folglich werden zur Analyse des public image anhand von Skizzen und Interviews individuelle Informationen gesammelt, und die kollektive Komponente wird anschließend aus den Übereinstimmungen zwischen den Einzelberichten und den Überlagerungen der individuellen Skizzen herausgefiltert. Für Lynch ist das environmental image eine vermutlich in der Öffentlichkeit vorherrschende kollektive Vorstellung der äußeren Form der Stadt,158 er spricht von einem „probable composite image“159 beziehungsweise vom „composite city image“.160 Innerhalb dieser – inzwischen verschiedentlich hinterfragten161 – Komposit-Auffassung von den „intermentalen Wirklichkeiten“ wirkt dieser Versuch einer Überlagerung individueller Vorstellungen durchaus schlüssig, wenngleich deren Erkenntnisgewinn aus heutiger Sicht fraglich scheinen mag. Zudem ist nicht ganz nachvollziehbar, warum Lynch auf die Erschließung weiterer Informationsquellen verzichtete und keinerlei kollektive Äußerungen diverser Gruppen, die sich bereits auf bestimmte Konsensvorstellungen geeinigt hatten – etwa Bürgerinitiativen, Einzelhandelsverbände, lokale Vereine, Parteien, Medien etc.162 – einbezog. Allerdings erklärt diese Haltung zumindest weitgehend, warum die mental maps im Rahmen von Lynchs Untersuchung nicht in ihrem grundlegenden Charakter erforscht wurden, sondern nur die untergeordnete Rolle von relativ stark operationalisierten Ausgangsmaterialien spielten. Signifikant ist bei Lynchs Ausführungen der nicht unproblematische mehrfache Wechsel zwischen Singular und Plural – zwischen image und images. Man könnte versuchen, diese Unentschiedenheit interpretatorisch dahingehend aufzulösen, daß der Plural die tatsächlichen forschungspragmatischen Gegebenheiten ausstellt – also die Begrenztheit der Ressourcen und die Grenzen der Verallgemeinerung angesichts der überschaubaren Samples. Der auch im Titel der Publikation gewählte Singular – the image – verweist gemäß dieser Logik auf das Forschungsideal eines einzigen allgemeingültigen Vorstellungsbildes aller Rezipienten, das dem Stadtplaner eben auch nur idealiter eine eindeutige Antwort auf die Frage liefern 44

könnte, wie für alle Stadtbenutzer gemeinsam hinreichend befriedigende stadträumliche Settings zu generieren wären. In diesem Sinne ließe sich denn der folgende Teil in Lynchs Fazit zur Studie lesen, in dem er konstatiert: „[…] the study has definitely shown only the existance of a consistent image which is used to describe or recollect the city in the absence of the real thing.“163 Auch die bewußte Markierung des gewichtigen Attributs „true“ – zwei Seiten vorher – könnte man derart deuten. Dort heißt es: „It would be impossible to […] say a ,true` public image of the particular city has been uncovered.“164 Allerdings fällt bereits wenige Zeilen später genau diese Markierung weg, wenn Lynch zum Ergebnis kommt: „that the composite image might still be a rough first approximation of the true public image.“165 Entgegen der obigen Interpretation scheint er damit doch grundsätzlich von einem einzigen objektivierbaren, kollektiven Vorstellungsbild ausgegangen zu sein, für dessen Bestimmung er lediglich seine Samples als zu klein, zu wenig differenziert und seine Methode als noch nicht hinreichend präzise erachtete.166 Dies ist gewissermaßen die Crux der – zeitgeistbehafteten – Komposit-Logik, welche impliziert, man könne tatsächlich ein allgemeingültiges „wahres“ Vorstellungsbild der Öffentlichkeit generieren, sofern man nur genügend Zeit hat, um hinreichend viele Befragungen durchzuführen sowie Skizzen abzurufen und selbst zu zeichnen, die man dann nur noch zu überlagern braucht. Damit würde sich auch erklären, warum Lynch nicht – wie bereit ausgeführt – andere, besser geeignete Quellen für gruppenspezifische Vorstellungen heranzog, wenngleich er eingangs der Untersuchung genau auf diesen Zusammenhang zwischen Gruppenzugehörigkeit und Vorstellungssemantik verweist. Sofern man nämlich tatsächlich vom Wert fortgesetzter, iterativer Generalisierungen überzeugt ist, bilden individuelle Vorstellungen zwangsläufig den Ausgangspunkt der Untersuchung, während diverse Gruppenvorstellungen hierbei nur Zwischenschritte darstellen würden. Gottdiener und Lagopoulos kritisierten genau diesen Ansatz vehement als „methodological individualism which accepts unquestioningly intra-subjective pictures of the environment as the basis of urban behavior.“167 Wie stark Lynch jedoch tatsächlich dieser Logik verhaftet war, läßt sich nicht abschließend klären, zumal er auch im Rahmen der Markierung weiteren Forschungsbedarfs die verstärkte Auseinandersetzung mit Fragen nach der Abhängigkeit räumlicher Vorstellungen vom jeweiligen Kulturkreis sowie von Sozialisation und Schichtzugehörigkeit einforderte. Lynch konstatiert in The Image of the City: 45

„As planning becomes a world-wide discipline, and planners are drawn into the business of making plans for people of other countries, it becomes necessary to make sure that what has been found in America is not simply a derivation of local culture. How does an Indian look at his city, or an Italian? These differences make difficulties for the analyst, not only in international practice but within his own country as well. He can be prisoner of a regional way of thought or […] of that of his own class. If cities are to be used by many groups of people, then it is important to understand how the different major groups tend to image their surroundings.“168

Die fünf image-Elemente: empirisch belegte Hypothesen oder normativ-apriorische Setzungen? Wie bereits angesprochen, führt Lynch in seiner Publikation die fünf imageElemente paths, edges, nodes, landmarks und districts als „hypothetical element types“169 ein. Einige Indizien deuten jedoch darauf hin, daß diese Elemente weniger in jedem Vorstellungsbild existieren, als daß es sich hier um normativ-apriorische Setzungen Lynchs handelt. Es ist also fraglich, inwiefern deren Existenz als verifizierte Hypothese gelten kann, weshalb Lynchs Aussage an dieser Stelle im Detail geprüft werden soll. Anlaß hierzu geben erstens die Reflexion seines methodischen Vorgehens, insbesondere im Rahmen der Gebietserkundungen durch die trained observers, zweitens der spätere Umgang mit Lynchs Materialien im Rahmen städtebaulich-planerischer Praxis und drittens verschiedene Äußerungen von Lynch und dem in der Frühphase des Projekts maßgeblich beteiligten Mitarbeiters David A. Crane.170 In Lynchs Ausführungen zum methodischen Vorgehen im Appendix B heißt es: „The field analysis was eventually simplified to a systematic coverage of the area on food by a trained observer, previously instructed in the concept of city imageability. He mapped the area, indicating the presence, visibility, and the interrelations among the landmarks, nodes, paths, edges and districts, and noting the image strength and weakness of these elements.”171

Hieraus könnte man den Schluß ziehen, die „Überprüfung“ der fünf Elementkategorien im Feld durch den trained observer sei insofern auf affirmative Weise erfolgt, als letzterer zunächst instruiert wurde, auf welche Elemente er achten sollte und dann die Untersuchungsräume nach diesen Elementen kartierte, die man später schließlich bei den Bewohnern „wiederzufinden“ gesucht hatte.172 46

Des weiteren verwies Lynch später in einer Retrospektive zu The Image of the City darauf, daß zahlreiche Planer, die sich in der Folgezeit auf seine Studie bezogen, auf das Führen von Interviews verzichteten und stattdessen die fünf Elemente direkt dazu benutzten, um ihre eigenen images zu beschreiben.173 Von vielen Architekten seien diese Elemente zudem später isoliert herausgegriffen worden, um ihnen als Anhaltspunkte und Werkzeuge für Entwürfe im Sinne eines normativen Gestaltkonzepts zu dienen.174 Die prägnant-signethaften Grafiken,175 die Lynch seinen Ausführungen illustrierend zur Seite stellte, mögen dabei unterstützend auf eine solche Praxis gewirkt haben. Doch die Tatsache, daß diese formalen Kategorien im Rahmen eines kreativen architektonisch-städtebaulichen Schaffens offenbar auch ohne Rückkopplung mit den Stadtnutzern und ihren Vorstellungen als strukturierende Werkzeuge verwendet wurden, könnte ebenfalls ein Indiz dafür sein, daß die fünf Elemente weitgehend ohne Einbeziehung der Feldanalysen gefunden wurden. Auch Lynchs Anmerkung, die fünf Elemente im Sinne von „Platonic archetypes“ seien mit der Studie nicht bewiesen worden,176 ließe sich dahingehend interpretieren, daß genau diese Typologie in ihrer Fünfteilung von Anfang an als weitgehend unhinterfragbar gesetzt galt – werden doch apriorische Setzungen in der Regel nicht gemacht, um bewiesen zu werden. In diese Richtung deutet auch die kritische Anmerkung in der Rezension von David Crane, der in der Anfangsphase nicht unmaßgeblich an Lynchs Studie beteiligt war,177 dann aber das Forschungsteam verließ und innerhalb weniger Jahre zum Chefplaner der Stadt Boston avancierte.178 Crane schreibt: „It can safely be said that most of the basic wisdom of The Image of the City, and it is very great, was either in Lynch' s mind before we began or came out shortly afterward in staff discussions and town-watching.“179 Handelt es sich also bei den fünf Elementen um apriorische normative Setzungen, die nicht nur Auskunft über die Strukturierung räumlicher Vorstellungsbilder geben sollten, sondern zugleich auch zur Operationalisierung von Raumanalysen mit dem perspektivischen Ziel eines Planungswerkzeugs eingeführt wurden? Dagegen spricht in erster Linie die Tatsache, daß Lynch – wie aus mehreren Archivquellen hervorgeht – seine für das image konstitutiven Elemente im Verlaufe des Forschungsprozesses immer wieder neu zu fassen suchte. So bilden bereits in den 1953 erschienenen „Notes on City Satisfactions“ unter dem Stichwort orientation die folgenden fünf Elemente den Auftakt: 47

(1) directed lines, (2) sequences, (3) landmarks, (4) spaces or areas, (5) grid systems. Lynch fügt an dieser Stelle den genannten fünf Elementen unmittelbar noch drei Orientierungsformen an, und zwar: (6) diffuse orientation – die Lynch als compass orientation charakterisiert –, (7) topografic orientation aufgrund von Reliefmerkmalen wie slopes und (8) symbolic orientation anhand von Karten, Straßenschildern, Hausnummern und anderen Symbolen.180 Lynch trennte zu diesem Zeitpunkt also noch nicht zwischen individuellen kognitiven Prozessen und physischen Objekten. Im Hinblick auf sensuelle – Lynch betont hier: mit allen Sinnen erfahrbare – Bereicherungen nennt er bei punktuellen Überschneidungen im selben Text weiterhin die folgenden acht Elemente: (1) spaces, (2) floor, (3) detail, (4) texture and silhouette, (5) plastic form, (6) smell, (7) sound, (8) „natural“ elements.181 In den stichwortartigen „Urban Form Notes“ von 1954 zur möglichen Strukturierung des Forschungsprojekts The Perceptual Form of the City werden dann sieben „significant elements of the city object“ genannt, deren kategoriale Herkunft noch immer relativ heterogen wirkt. Dabei handelt es sich um (1) spaces, (2) planes, (3) detail, (4) mass, (5) use-pattern, (6) communications, (7) setting.182 In dem gemeinsam von Lynch und Kepes ausgearbeiteten Framework für die Studie wurden diese sieben Elemente wenige Wochen später unverändert als „descriptive elements of city form“ übernommen.183 Wie die bei48

den Forschungspartner darlegten, beabsichtigten sie aber nicht, ihre Studie mit einer Analyse nach den genannten Kriterien zu beginnen, denn diese Strukturierung – so Lynch und Kepes – „may be a most useful device for descriptive work, although a city is so complex as to resist this kind of analysis.“ Stattdessen wollten sie zunächst einmal die „normative [!] criteria of city form“ fokussieren, worunter sie „patterns facilitating existence, understanding, and development“ subsumierten. Das heißt also, Imperative städtischer Strukturen sollen transparent gemacht und auf eine möglichst lebensdienliche Ausprägung hin befragt werden: „[…] it is intended to stress the normative aspect of the city. That is, we desire to put the human being and his needs at the center of the work, and to emphasize the ideas of purpose and of the remodeling of the city to fit human ends.“184 Im Progress Report zur Dokumentation des Projekt-Zwischenstandes vom Juni 1955 bezieht sich Lynch dann zunächst mit lines, landmarks, materials/details, boundaries und centers auf Elemente intuitiver Arbeitstechniken aus den Designdisziplinen: „[…] many designers […] strove to give ,form` or ,unity` to a large city environment. From this source we have a number of intuitive techniques, such as the use of axial lines, dominant landmarks, unified materials or details, or sharp boundaries. The scale of our cities, and of city-projects, has grown tremendously, however, and many professionals have given up the possibility of unifying large centers in any physical sense.“185

Im weiteren Verlauf des Berichts wird aber auch auf eine bis dato durchgeführte Vorabstudie mit etwa zehn Personen verwiesen, aus der sich einige Modifikationen hinsichtlich der genannten sieben Elemente ergaben: „Results of this fragmentary study […] include a list of basic means of orientation in the city: internal dead reckoning of direction: lines of communication; distinctive spaces; linear barriers; point references; use-areas with distinctive functions and form; slopes; and an over-all grid system.186

Auf diese Vorabstudie bezieht sich offenbar auch eine handschriftliche Notiz Lynchs vom Frühjahr 1955, in der genau diese sieben Elemente notiert sind, also (1) lines, (2) spaces, (3) barriers, (4) points, (5) use-areas, (6) slopes, (7) grid.

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2–4

Sie werden mit konkreten räumlichen Situationen in Boston in Verbindung gebracht, die vermutlich auf verbale Nennungen oder Kartenskizzen im Rahmen der ersten Interviews zurückgehen.187 In einem anderen, leider undatierten handschriftlichen Papier, das grundsätzliche konzeptuelle Überlegungen zum Thema „visibility in large urban areas“ beinhaltet, benennt Lynch nun folgende fünf „basic elements of visibility in the city“: (1) lines, (2) forms, (3) points, (4) districts, (5) levels. Dabei werden die Elemente paths und edges als Unterkategorien der lines aufgeführt, während die points später in landmarks überführt wurden.188 Das Papier läßt allerdings keinerlei dezidierte Rückschlüsse darauf zu, wie diese konzeptuellen Überlegungen empirisch geprüft werden sollen, Lynch schreibt hierzu lediglich: „[I]t will (before we finish) be substantially modified by analytical studies, since it is now largely based on intuition.“189 In einem weiteren, ebenfalls undatierten, kurzen Manuskript, das auch einige Signets enthält, widmet sich Lynch hauptsächlich der Frage der grafischen Darstellung der Elemente. Hier führt er wiederum folgende sechs „physical orientation features“ auf: (1) lines, (2) forms (spatial), (3) points, (4) reference areas, (5) edges, (6) slopes sowie ferner vier Typen von points of confusion, und zwar: areas disorientation, areas of ignorance, distortion & twistings und dislocations, für die er ebenfalls grafische Signets entwarf.190 Die Entwicklung von geeigneten Beschreibungskategorien – den adäquaten Elementen der environmental images – war offensichtlich ein über den gesamten Verlauf des Forschungsvorhabens offener Prozeß. Die im Team erfolgte Auswertung der mit 16 Personen durchgeführten Fotoerkennungstests im Rahmen der vertieften zweiten Interviews191 wurde beispielsweise nach den Kategorien paths, regions, space, core und landmarks192 strukturiert; und auch in einem The Image of the City überschriebenen 39-seitigen 50

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Maschinenskript, von dem Teile in die Publikation eingeflossen sind, verwendete Lynch statt districts noch den Begriff regions.193 Auch in späteren Studien modifizierte Lynch diese Elementkategorien weiterhin mehrfach. In seiner Analyse von Brookline 1965 finden sich zum Beispiel keine Hinweise auf edges, die Kategorien sind hier: streets, landmarks, centers und districts.194 Und in der 1966 abgeschlossenen Studie The Visual Environment of Los Angeles, bei der Lynch konsultiert wurde, verwendete er paths, districts (statt nodes), centers, landmarks und – sofern relevant – edges.195 Es kann also insgesamt von einem iterativen Prozeß ausgegangen werden, inklusive mehrfacher Rückkopplungen mit dem Feld, und zwar nicht nur in Gestalt eigener Raumbeobachtungen, sondern auch mittelbar durch die Erschließung jener der Interviewpartner. Auch die oben erwähnten Aufzeichnungen der trained observers sollten ja der Überprüfung früherer Interviewaussagen – und damit auch indirekt der vorläufig bestimmten Elementkategorien – dienen.196 Es ist jedoch eher anzunehmen, daß Lynchs knappe Beschreibung der Vorgehensweise seiner trained observers im Nachhinein etwas unpräzise verkürzt dargestellt wurde. Auch wenn sich der Entwicklungsprozeß – der Weg hin zu den fünf image-Elementen – nicht mehr vollständig rekonstruieren läßt, ist doch zu konstatieren, daß hierbei durchaus eine Einbeziehung empirischer Daten stattgefunden hat, wenngleich vermutlich in deutlich stärkerem Maße auf Basis der Interviewaussagen als jener der individuellen Kartenskizzen. Insofern ist es durchaus legitim, hier von hypothetischen Kategorien zu sprechen. Einschränkend sei lediglich noch angemerkt, daß es sich speziell bei den edges tendenziell um eine Elementkategorie zu handeln scheint, die doch weitgehend der Perspektive des geschulten Beobachters entspringt. Wie aus dem Vergleich der publizierten Karten – insbesondere (2)–(4) und (7) – hervorgeht,197 wurden von Lynch und seinem Team in allen drei Städten deutlich mehr Elemente dieser Kategorie ausgemacht als von den Interviewpartnern und Passanten. In Boston charakterisierten die letzteren beiden Gruppen zum Beispiel nur die Wasserkanten des Charles River und des Hafens als edges, und in der tabellarischen Auswertung der 19 Interviews, welche die empirische Basis für die „Komposit“-Darstellungen198 der verbalen Aussagen in Karte (3) und der distinctive elements in Karte (5) bildeten, wurden nur Häufigkeiten für landmarks, districts, nodes und paths ausgezählt, edges tauchen in dieser Tabelle nicht auf.199 Lynchs Ansatz, normative und hypothetische Elemente in seiner Studie engzuführen, rief von Anfang an auch kritische Fragen hervor. Der 51

von Lynch konsultierte J.C.R. Licklider merkte beispielsweise an, daß es ihm schwer falle, anhand der Ausführungen in der Projektskizze die auf normativen Kriterien fußenden Bestandteile mit „specific operations of observation or data collection and analysis“ zusammenzubringen. Darüber hinaus ziehe er als Psychologe deskriptive Ansätze den normativen vor, weshalb er betont: „I wish it were possible to approach the problem of the form of the city in a way that did not require a priori assumptions about what is good for, or what is bad for, the people who live in the city. In psychology, I think it is true, progress has been made almost in direct proportion to the degree to which the normative has been set aside in favor of the descriptive approach.“200

Lynch antwortete hierauf, Licklider sei nicht der Einzige201 mit einer solchen Kritik und vermerkte auch im Projektzwischenbericht, daß sich die zehn bis zwölf Experten, die die Projektskizzen außerdem kommentiert hatten, „in general either strongly for or strongly against the program“ ausgesprochen hätten.202 Lickliders Einwände versuchte Lynch mit folgendem Bild zu begegnen: „I think the truth is that there is no immediate connection from general statement to detailed study, but only a directing of our attention or interest to a certain area. In other words, instead of saying that ,cats are black` and being led to a direct test of whether they are indeed black, we are saying ,it would be best for all of us if cats were black.` Since we are not prepared to prove this vague statement, we are really saying ,since we assume that we would all be healthier and happier in a black-cat world, then one of the most important things we could learn about cats is how to make them black.` It gives us a set of values as guide-posts in a complicated beginning, and the studies which are stimulated by them might, at the end, tell us something about the relative importance of those values, as well as speaking to the question of how to serve them. I am afraid that our attachment to the normative is a rather deep-seated prejudice, unscientific as we are.“203

In diesem metaphorischen Vergleich kommt u.a. wiederum Lynchs Handlungsorientierung zum Ausdruck, die sich dann vor allem im entwurfsheuristischen Kapitel IV von The Image of the City niederschlug. Lynch bezog sich damit jedoch nicht auf die in den vorangegangenen Abschnitten diskutierten fünf image-Elemente, sondern ganz allgemein auf die Bedeutung der physischen Form städtebaulicher Strukturen und Lynchs Hauptthese vom Wert der legibility.204 52

Abb. 2

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Abb. 3

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Abb. 4 Abb. 2–4 Faksimile von Lynchs undatierter handschriftlicher Notiz: „A Model of a City in Terms of Orientation“ (vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 50 der vorliegenden Arbeit)

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Einige Anmerkungen zu Lynchs Kartenskizzen Wenngleich Lynch in The Image of The City keinen expliziten Kartenbegriff etablierte, spielen Karten – mentale wie physische – innerhalb seines mehrdimensionalen image-Konzepts eine bedeutende Rolle, und zwar sowohl in theoretischer als auch in methodischer Hinsicht.205 Den Begriff mental map verwendet er im gesamten Buch nur an einer einzigen Stelle, wo er ihn als Synonym für mental image benutzt.206 Im gleichen Sinne spricht er an anderer Stelle von „communicable memory image“,207 woraus sich unschwer schließen läßt, daß Lynch in diesem Fall von bildhaften208 mentalen Repräsentationen gebauter Räume ausging – von „consistent image[s…] used to describe or recollect the city in the absence of the real thing“209. Insofern ist die Diskussion um Fragen mentaler Karten bei Lynch – wie bereits geschehen – unter der Überschrift des image-Begriffs zu führen. Das Verhältnis von image und map läßt sich ebenso wenig scharf justieren, wie das von image und picture. Selbst Versuche, philosophische Gerüste einzuziehen – etwa die aristotelische Stoff-Form-Relation oder die Luhmannsche Medium-Form-Unterscheidung210 – scheinen an dieser Stelle müßig: Lynchs diesbezügliche Statements sind sehr fragmentarisch und erfolgen offenbar ohne terminologisch klärende Intention, so daß man sich hierzu recht weit auf das Feld der Spekulationen begeben müßte. Auch die Frage, wie stark nach Lynchs Auffassung mentale Repräsentationen räumlichen Wissens – also die von psychologischer Seite vorgenommene Definition der „Karten im Kopf“ – tatsächlich physischen Karten ähneln, ließe sich nur hypothetisch beantworten. Zwar begriff er „[w]ayfinding [als] original function of the environmental image“, betonte aber gleichzeitig „[that] the image is valuable not only in this immediate sense in which it acts as a map for the direction of movement.“211 Die Tatsache, daß Lynch bei seinen Befragungen die Versuchspersonen mit dem Zeichnen der Karten beginnen ließ, verweist auf den Wert, den er der zweidimensionalen Überblicksdarstellung212 beimaß, doch die Einbeziehung von Fototests, verbalen Wegbeschreibungen, Ortsbegehungen und spontanen Passantenbefragungen deutet auf ein komplexeres Verständnis von mentaler Repräsentation hin. Angesichts der fünf apriorischen Elemente könnte man Lynch sogar eine implizite Vorwegnahme späterer Differenzierungen in Überblicks-, Strecken- und Knotenpunktwissen unterstellen. Da sich derartige Spekulationen nur durch eingehende Analysen späterer, von Lynch beeinflußter Arbeiten erhärten ließen, der Fokus hier aber zunächst 56

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auf Lynchs Untersuchung liegt, sind die weiteren Abschnitte dieses Teilkapitels einigen Anmerkungen zu den physischen Karten in The Image of the City vorbehalten. Für den ausgewählten Bereich von Boston – wo im Vergleich der drei untersuchten Städte die umfassendste Analyse stattfand – präsentiert Lynch im Buch neben einem Luftbild neun213 unterschiedliche Karten. Dabei handelt es sich um: (1) eine Umrißkarte des Gebiets, in der die Küstenlinie der Bostoner Halbinsel und die wichtigsten Straßen verzeichnet sind;214 (2) eine Karte der „visual form of Boston as seen in the field“, die das Ergebnis der Gebietsanalyse des geschulten Beobachters dokumentiert;215 (3) eine aus den Überlappungen der verbalen Beschreibungen der Interviewpartner generierte Karte; (4) eine Art „Komposit“-Karte der gemeinsamen Elemente aus den Skizzen der Interviewpartner;216 (5) eine Karte der „distinctive elements of Boston“, bei der es sich jedoch nicht – wie vielleicht aufgrund der geringen Anzahl verzeichneter Elemente zu vermuten wäre – um eine Überlagerung der bisher genannten Karten handelt, sondern um die visualisierte Auswertung einer gezielten Abfrage dieser Elemente im Rahmen des Interviews;217 (6) eine Karte desjenigen Boston, „that everyone knows“. Lynch erklärt hier lediglich, es handle sich dabei um die Struktur, die von fast allen Befragten erfaßt werde. Vermutlich ist diese Karte demnach das Resultat einer nochmaligen Überlagerung von (3) und (4) – also der aus Verbalbeschreibungen und Skizzen hervorgegangenen Karten, das Zustandekommen dieser Karte ist allerdings nicht mehr im Detail überprüfbar;218 (7) eine Übertragung der Passantenbefragungen ins Kartenmedium;219 (8) eine Verzeichnung der Bereiche (districts) des Untersuchungsgebiets mit scharfen, zumeist aber unbestimmten, sich teilweise überlappenden Grenzen;220 (9) eine Skizze der problematischsten Punkte und Zonen des Gebiets hinsichtlich Orientierbarkeit und Prägnanz – „a graphic compilation of what seems to be the major difficulties in the city image“.221 Bis auf die Umrißkarte (1) und die Erfassung der „Orientierungsproblemzonen“ (9) sind alle Karten in der einheitlichen, von Lynch entworfenen Symbolik gehalten, die – wie schon erwähnt – die kollektiven Vorstellungen über die Lokalisierung der fünf Elemente paths, edges, nodes, districts und landmarks transportiert und, gemäß der Häufigkeit der Nennung, 57

Abb. 5 Umrisskarte (1)

Abb. 6 links: Karte geschulte Beobachter (2), rechts: Freihandvorlage

Abb. 7 links: Karte verbale Beschreibungen Interviewpartner (3), rechts: Freihandvorlage

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Abb. 8 links: Karte Skizzen Interviewpartner (4), rechts: Freihandvorlage

Abb. 9 links: Karte „distinctive elements“ (5), rechts: Freihandvorlage

Abb. 10 Karte „The Boston that everyone knows“ (6)

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Abb. 11 links: Karte Passantenbefragungen (7), rechts: Freihandvorlage

Abb. 12 links: Karte Bereiche (8), rechts: Freihandvorlage

Abb. 13 links: Karte Problembereiche (9), rechts: Freihandvorlage

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vier Abstufungen hinsichtlich ihrer Prägnanz aufweist. Während die letzte Karte, (9), einer anderen, etwas überkomplexen Symbolik folgt, handelt es sich bei der Umrißkarte (1) um eine Freihandzeichnung, bei der lediglich die Hauptstraßen verzeichnet sind, und zwar auch nur annähernd lagerichtig. Karte (8) wiederum unterscheidet sich insofern von allen in der Fünf-Elemente-Symbolik gehaltenen, als hier mit den districts nur eines von fünf Elementen verzeichnet ist. Zudem wird an den weiteren Umrandungen auch das diffuse Moment der kollektiven Vorstellungen weitaus deutlicher, als dies zum Beispiel anhand der grob abgestuften und dann doch abrupt endenden paths und edges in den anderen Karten zum Tragen kommt. Aufschlußreich ist auch die Anordnung der Karten innerhalb der Publikation. Zunächst scheint die Kontrastierung von je drei auf Interviewmaterial basierenden Karten mit je einer Karte der geschulten Beobachter für eine Propagierung der Bewohnerperspektive und – gemäß Lynchs erklärten Absichten – für eine Sensibilisierung für letztere zu sprechen. Demgegenüber läßt sich aber Lynchs Entscheidung darüber, welche Karten innerhalb der Hauptkapitel, und welche dagegen erst im Anhang präsentiert werden, als Hinweis darauf deuten, daß der Perspektive des Forscherteams gegenüber jenen der Bewohner doch ein größeres Gewicht zukommt. Abgesehen von der Umrißkarte (1) finden sich die Karte der trained observers (2) – der einzige Kartentypus, der auch für Jersey City und Los Angeles sogar zweimal im Buch erscheint222 –, die Karte der Bereiche (8) als der Elementkategorie, die stärker vom Forschungsteam thematisiert wurde als von den Interviewpartnern, sowie ferner jene des „Boston that everyone knows“ (6) und die Markierung der visuellen Problemzonen (9).223 Der Stadt- und Kulturgeograf Hellmut Fröhlich geht in seinen Schlußfolgerungen noch einen Schritt weiter. Er griff aus den angeführten neun Darstellungen die Umrißkarte (1), die der geschulten Beobachter (2) und „The Boston that everyone knows“ (6) heraus, um hieran das „Verhältnis von scheinbar objektiv vorgegebener physisch-materieller Welt und ihrer vereinfachten oder verfälschten Wahrnehmung durch das Individuum“ als „Konstante in den meisten Arbeiten der klassischen Wahrnehmungsgeografie“ zu problematisieren. Die erste Karte könne man – so Fröhlich – „relativ unhinterfragt als wahrheitsgetreue Repräsentation einer vorgegebenen materiellen Stadtrealität“ betrachten, die zweite als „,objektiven` Wahrnehmungsraum“. Lynch wird damit unterstellt, er habe diese beiden Karten für „echt“ gehalten, während laut Fröhlich hinsichtlich der dritten die Versuchung naheliegt, „bestimmte Elemente dieser Wahrnehmung 61

sowohl im Vergleich zur objektiven Realität des materiellen Stadtraumes als auch im Kontrast zur ,besseren` Wahrnehmung der geschulten Beobachter als ,falsch` zu disqualifizieren.“224 In eine ähnliche Richtung geht die weitaus schärfere Kritik von Roger M. Downs und David Stea, die bereits vor mehr als dreißig Jahren anmahnten: „Above all, we should avoid getting ,locked` into a form of thinking through which we, as investigators, force a subject to ,produce` a cartographic cognitive map and which we then ,verify` against an objective cartographic map.“ 225 Abgesehen davon, daß Lynch individuellen Verzerrungen der Kartenskizzen seiner Interviewpartner keineswegs ihre Berechtigung absprach,226 gilt zunächst einmal festzuhalten, daß derartige Vorwürfe die funktionale Komponente in Lynchs Ansatz verkennen. Mag sich dieser auch bei der weiteren Erforschung mentaler Repräsentationen – die Lynch freilich mehr oder weniger peripher mitgeprägt, aber nie selbst im Blick gehabt hatte – als Sackgasse erwiesen haben, hinsichtlich der Einbeziehung der Nutzerperspektive in Planungsprozesse muß er dagegen auch aus heutiger Sicht als seinerzeit hoch innovativ hervorgehoben werden. Zudem sind diese Objektiv-Subjektiv-Kontrastierungen auch vor dem Hintergrund von Lynchs eigenen Darstellungen etwas zu relativieren. Denn zum einen sollte man bei der Freihandzeichnung der outline map aufgrund der genannten Vereinfachungen nicht einmal – wie grundsätzlich bei jeder physischen Karte – von einer Annäherung an die objektive Realität, sondern lediglich von einer hinreichend exakten Annäherung an eine eingemessene Straßenkarte sprechen.227 Zum anderen waren sich Lynch und sein Team offenbar durchaus der Problematik bewußt, als sie zu dem Schluß kamen, „that the best comparison to the interviews was the record of another subjective response“ – und zwar von derjenigen subjektiven Raumdeutung der trainierten Beobachter.228 Auch letztere haben nach Lynchs Dafürhalten keinen objektiven Blick auf die Gebietskulissen, sie sind lediglich sensibilisiert – „trained to look carefully“ – und schauen sich bestimmte Aspekte bewußter, zugleich aber auch selektiver und distanzierter an als die Bewohner.229 Kritik an Lynchs Karten wäre dagegen zunächst einmal auf der Darstellungsebene anzubringen: So ist etwa das gleichzeitige Ausweisen von Wegen und Grenzlinien in einer Karte in Gestalt unterschiedlichster Linien verwirrend.230 Ebenso irritierend sind die Wahl unterschiedlicher Schraffuren bei gleich bleibender Größe der nodes231, die – gemäß der Häufigkeit der Nennung beziehungsweise Skizzierung – jedoch eine unterschiedlich starke Prägnanz aufweisen; ferner die abrupten Abbrüche in der Visuali62

sierung kollektiver Vorstellungen von Wegen und Grenzlinien, die aufgrund der groben Quantifizierungen in vier Kategorien entstanden.232 Die Symbolik der landmarks und die Schraffuren der districts lassen spontan eher unterschiedliche Subtypen dieser Elemente vermuten, anstatt – wie intendiert – Gewichtungen aufgrund von verschieden starken Verankerungen in den mentalen Repräsentationen der Bewohner auszuweisen. All diese Aspekte erschweren die Lesbarkeit der Karten erheblich. Überraschen dürften außerdem die doch auffällig geringen Abweichungen in den Überlagerungen der Skizzen und Befragungen hinsichtlich Dimensionen, Lagebeziehungen und Richtungen im Vergleich zur topografischen Karte. Zu vermuten wäre doch, daß die Abweichungen im Rohmaterial der Skizzen zum Teil deutlich größer sein müßten und daß sie sich in der Summe nicht zwingend kompensieren. Vor allem stellt sich jedoch die Frage, wie Lynch das Problem gelöst hat, eine Karte nur basierend auf dem Material verbaler Beschreibungen zu zeichnen.233 Hierzu ist ein erhebliches interpretatorisch-manipulatives Moment durch den Forscher unabdingbar, das nur durch beständiges Einfordern exakter Distanz- und Richtungsangaben minimiert werden könnte. Dies widerspricht jedoch wiederum der Logik qualitativer Interviewtechniken. Die Zuhilfenahme der fünf Element-Kategorien scheint für Lynch das Problem überhaupt erst lösbar gemacht zu haben,234 führte aber unweigerlich dazu, daß er sich mit seinem Team weitgehend auf das Eintragen der Häufigkeiten von vorab hypothetisch fixierten Elementen in Karten einheitlicher Symbolik beschränkte,235 um hieraus anschließend auf die formal-strukturellen Qualitäten eines Stadtgebiets zu schließen. Insofern kommt hier jene Seite der Kritik von Downs und Stea zum Tragen, mit der sie bemängeln, das Lynch mehrere Inputsignaturen bei der Erhebung einbezog, diese aber nur in eine einzige Outputsignatur übersetzte.236 Wenngleich bereits an früherer Stelle der vorliegenden Arbeit das Thema mentale Repräsentationen bei Lynch verhandelt wurde, so sollen nach diesen Ausführungen zu seinen Kartenskizzen noch einmal mögliche Mißverständnisse und denkbare Fehlinterpretationen ausgeräumt werden: Aus den vorangegangenen Abschnitten dürfte klar hervorgegangen sein, daß es sich bei allen hier diskutierten Karten Lynchs weder um (individuelle) mentale Repräsentationen noch um repräsentative physisch-grafische Darstellungen selbiger – also um „Re-Repräsentationen“237 handelt. Zwar fließen in diese Karten – von Lynch und seinem Team abgerufene, interpretierte und manipulierte – mentale Inhalte der Interviewpartner ein, doch es sollte völlig außer Zweifel stehen, daß die gewählte Symbolik 63

Lynchs keinerlei Rückschlüsse auf Form, Struktur, Symbolik oder Informationsdichte mentaler Repräsentationen räumlichen Wissens zuläßt – was ja im übrigen auch von Lynch nie behauptet wurde. Demgegenüber ist natürlich nicht auszuschließen, daß die intensive Arbeit mit einer bestimmten Kartensymbolik nachträglich dieses „Layout“ mentaler Karten prägen kann. So liegt die Vermutung nahe, daß Lynch und sein Team nicht nur in weitaus stärkerem Maße als die befragten Bewohner von Boston, Jersey City und Los Angeles in der Lage waren, mit bestimmten grafischen Konstellationen von Sternen, Kreisen, Linien und schraffierten Flächen die konkreten Realräume der entsprechenden Untersuchungskulissen zu assoziieren.238 Darüber hinaus wäre aber ebenso denkbar, daß sie als trained observers bei Anwesenheit in den jeweiligen Realräumen auch unmittelbar die entsprechenden grafischen Symbole für Einzelelemente oder gar mehr oder minder ausgedehnte Kartenausschnitte mental parat hatten. Allerdings erscheint die weitere Erörterung dieser Frage müßig, und zwar nicht nur aufgrund der Tatsache, daß es sich im konkreten Fall lediglich um nachträgliche Projektionen handeln kann. Auch bei vergleichbaren aktuellen Forschungen müßte hierfür zunächst einmal geklärt werden, ob es sich bei derartigen Assoziationen tatsächlich um Vorstellungsbilder beziehungsweise „phänomenale mentale Bilder“ handelt, die zumindest durch das Mittel der Introspektion epistemisch zugänglich gemacht werden könnten, oder um „subpersonale mentale Bilder“, die als „prinzipiell unbewußt und daher nicht durch Introspektion zugänglich“ gelten.239 Vor dem Hintergrund der von Lynch praktizieren Interviewtechniken und der die entsprechenden Resultate transportierenden Kartenskizzen werden im folgenden – wie bereits an früherer Stelle angekündigt – noch einmal kurz die Fragen der Übersetzbarkeit verbaler Informationen ins Kartenmedium wie auch die Möglichkeiten und Grenzen einer adäquaten Überlagerung und Generalisierung individueller grafischer Informationen erörtert. Mit der ersten Fragestellung ist die Problematik verbunden, daß Kartenskizzen ein weitaus höheres Maß an geometrischer Eindeutigkeit aufweisen als verbale Aussagen, was jedoch keineswegs zwingend mit einem höheren Maß an „Exaktheit“ beziehungsweise Detailliertheit verbunden ist: Wie Lynch selbst feststellen mußte, ist in der Regel eher das Gegenteil der Fall.240 Übersetzungen verbaler Informationen ins Kartenmedium erfordern daher immer ein interpretatives Moment seitens des Forschers, um diese Diskrepanz kompensieren zu können – es sei denn, es wird 64

bereits im Rahmen der verbalen Erkundungstechniken eine den grafischen Skizzen vergleichbare Eindeutigkeit eingefordert.241 Es gilt also bei derartigen Untersuchungen, dieses interpretative Moment seitens der Forscher und die daraus resultierenden, in die Resultate einfließenden Gehalte stets transparent zu machen, um etwaige Mißverständnisse, es handle sich hierbei ausschließlich um gebündelte, objektivierte Informationen der Versuchspersonen, zu vermeiden. Die zweite Fragestellung verweist auf die individuellen Verzerrungen von Distanzen und Richtungen als konstitutives Merkmal von Freihandskizzen zur Darstellung räumlicher Zusammenhänge und – wie später auch Roger M. Downs und David Stea konstatierten – ebenso von kognitiven Karten.242 Zugleich berührt sie aber auch die Problematik eines von Proband zu Proband unterschiedlichen Detaillierungsgrades sowie die individuellen Differenzen hinsichtlich der grafischen Fertigkeiten, der Vertrautheit mit und Übung in Darstellungstechniken.243 Beide Problematiken kommen insbesondere dann zum Tragen, wenn Repräsentationen von Distanzen und Richtungen und damit verbunden Lagebeziehungen zwischen einzelnen Elementen erfaßt und ausgewertet werden sollen. In den Karten, die Lynch in The Image of the City präsentiert, entschärft er die beiden angesprochenen Probleme – die Übersetzbarkeit verbaler Informationen ins grafische Medium und die Generalisierung individueller grafischer Informationen – nicht etwa durch ein hohes Maß an Transparenz hinsichtlich des weiteren Umgangs mit den beiden Outputformen Skizze und Gesprächsfragment. Seine Lösung besteht vielmehr in der Beschreitung eines numerisch-statistischen Umwegs. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, beschränkte er sich mit seinem Team weitgehend auf das Auszählen verbal genannter oder grafisch fixierter charakteristischer Elemente,244 die er dann, wenngleich lediglich grob abgestuft, nach der Häufigkeit ihrer Nennung in je eine „stumme“, aber maßstäblich weitgehend korrekt proportionierte Karte eintrug.245 Die Karten geben also nur Auskunft darüber, an welche identifizierbaren Elemente sich Interviewpartner am häufigsten erinnerten, sie können selbstredend keine Informationen über die individuellen Gründe dafür liefern.246 Somit werden also die unterschiedlichen individuellen Gründe undifferenziert mitüberlagert, was aber gleichermaßen auf die Auswertung der verbalen Interviews als auch der Freihandskizzen zutrifft. Es ist also festzuhalten, daß diese beiden Formen empirischen Datenmaterials weitgehend gleich behandelt wurden, wodurch sie auch miteinander vergleichbar werden. Dabei scheint – bei einer derartigen Reduktion auf 65

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die bloße verbale beziehungsweise grafische Erwähnung von Elementen – diese Gleichbehandlung weitaus weniger problematisch als die Tatsache, daß Lynch in diesem Kontext zwei Karten miteinander verglich, die zwar in derselben Symbolik gehalten sind, aber jeweils auf einer ganz unterschiedlichen empirischen Basis beruhen. Während nämlich Karte (3) aus der Auswertung von 19 Interviews hervorging, präsentiert Karte (4) übereinstimmende Elemente von 32 (!) individuellen Skizzen.247 Im Vergleich dieser beiden Karten ist es einerseits wenig überraschend, daß weitaus mehr Elemente in der Gesprächssituation genannt als in die Skizze gezeichnet wurden – Lynch und sein Team stellen für diese Differenz zu Recht die größere Schwelle beim Zeichnen als ursächlich heraus.248 Wenn hier aber zwei Karten miteinander verglichen werden, bei denen die ohnehin schon relativ kleinen Samples um mehr als 40 Prozent voneinander abweichen, kommt andererseits eine hausgemachte Abweichung hinzu, die in jedem Fall das Ergebnis verfälschen dürfte, wenngleich das Ausmaß dieser Verfälschung nur schwer abzuschätzen ist.249 Die Kritik verweist damit aber nicht auf einen grundsätzlichen methodischen Fehler, sondern vielmehr auf eine vermeidbare Nachlässigkeit im Umgang mit den empirischen Materialien hinsichtlich ihrer Generalisier- und Vergleichbarkeit. Im Hinblick auf die individuellen Verzerrungen der Skizzen seiner Interviewpartner konstatierte Lynch noch Jahre nach The Image of the City, daß gerade „the purposeful communication of distance and direction in a map is a special skill, which usually requires explicit teaching; [Hervorhebung im Original]“.250 Im Verlauf des Forschungsprojekts The Perceptual Form of the City hatte er sich dieser Thematik auch noch eingehender gewidmet, was sich u.a. in einer groben Typologie widerspiegelt wie auch in seinem Versuch, diese Verzerrungen Fall für Fall grafisch zu erfassen. In einem undatierten Manuskript kommentiert er die Skizzen von zwanzig Interviewpartnern, die er in die folgenden vier Gruppen einteilt: (1) regularly distorted with kernel expansion (6 Fälle) (2) regularly distorted without kernel expansion (11 Fälle) (3) irregularly distorted (2 Fälle) (4) torn (ein Fall)251 Hier zeigt er tatsächlich für jede Kartenskizze eine Art verdrehtes Grid, welches das Ausmaß und die Richtungen der Verzerrungen darstellen soll und vermutlich auf Lynchs persönlicher Interpretation der einzelnen Skizzen beruht. Leider läßt sich seine Vorgehensweise dabei nicht mehr im Detail nachvollziehen, weil eine Zuordnung von Lynchs Gridschemata zu 66

den Originalskizzen der Interviewpartner nicht mehr möglich scheint.252 Dokumentiert sind zwar weiterhin einige ausführlichere Überlegungen von William Alonso – research associate von Lynch253 –, die sich mit genau diesen Verzerrungen gegenüber der physischen Karte und der Problematik der visuellen Überlagerung individueller sketch maps befassen und sogar eine entsprechende Karte beinhalten.254 Obwohl die Ausführungen auch für Lynchs Vorgehen aufschlußreich sein könnten, wird doch im vorliegenden Kontext von einer detaillierteren Auseinandersetzung mit diesen Materialien abgesehen. Denn erstens ist Alonsos Rolle im Forschungsprojekt unklar, zweitens arbeitete er nicht mit den fünf Elementen von Lynch, sondern mit lines, points und areas, drittens vertiefte Lynch schließlich die Analyse der Verzerrungen auf der individuellen Ebene nicht weiter und gab offenbar viertens im Verlauf des Forschungsvorhabens den Versuch einer grafischen Überlagerung auf – vermutlich, weil er zu dem Schluß kam, daß ein derartiges Vorhaben aufgrund der erheblichen Differenzen der Ausgangsmaterialien hinsichtlich Darstellung und Detaillierungsgrad nicht durchführbar wäre. Doch ganz abgesehen von der offenen Frage nach dem Status und dem Erkenntnisgewinn derartiger Darstellungen ist zu vermuten, daß auch unter den heutigen technischen Voraussetzungen eine wirklich objektive grafische Überlagerung von individuell verzerrten Kartenskizzen kaum möglich sein dürfte.255 Zwar ist seit der Verfügbarkeit digitaler Morphing-Techniken einschließlich der eigens dafür entwickelten Software die grundsätzliche Möglichkeit gegeben, Bilder zu erzeugen, die man als Überlagerung – als grafischen Durchschnittswert – der Ausgangsmaterialien auffassen kann. Beim Einsatz dieser Techniken, der etwa in der Attraktivitätsforschung oder auch in Kunst-, Design- und Werbekontexten erfolgt, müssen aber die Ausgangsmaterialien bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, sofern hierbei nicht nur effektvolle, aber in ihrer Entstehung kaum nachvollziehbare Resultate erzielt werden sollen. Das folgende Beispiel kann diese Grundvoraussetzungen anschaulich illustrieren256: Zur Erörterung der Frage, welche Gesichts- oder Körperproportionen gemeinhin als attraktiv empfunden werden, ließ ein Team von Nachwuchswissenschaftlern der Psychologie und Biologie Anfang der 2000er Jahre an der Universität Regensburg u.a. künstliche Gesichter durch statistisch relevante Samples von Versuchspersonen bewerten. Mittels Morphing-Software wurden diese real nicht existierenden Gesichter durch Überlagerung mehrerer Fotos erstellt. Dabei war es den Forschern durchaus möglich, die prozentualen Anteile der Vorlagen, aus denen sich 67

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die gemorphten Bilder zusammensetzen, exakt zu bestimmen. Für die Überlagerung war allerdings die Festlegung von miteinander korrespondierenden Referenzpunkten und -linien erforderlich.257 Ein vergleichbares Vorgehen scheint jedoch im Hinblick auf die Kartenskizzen von Lynchs Interviewpartnern kaum praktikabel. Ursächlich hierfür ist nicht einmal das Ausmaß der Differenzen258, vielmehr dürften zum einen kaum hinreichend viele gemeinsame Referenzpunkte auszumachen sein259 und zum anderen kommt erschwerend hinzu, daß es sich bei den Skizzen – im Gegensatz zu den Gesichtern – um Kombinationen aus Grafik- und Textelementen handelt. Insofern scheint es nur plausibel, daß Lynch im weiteren Verlauf seiner Forschungen von einer Forcierung der grafischen Überlagerung der Kartenverzerrungen absah. In The Image of the City münden seine Erörterungen zu den sketch maps in die Einführung der bereits an anderer Stelle zitierten rubber-sheet-Metapher.260 Außerdem versuchte er aus der Reihenfolge, in der die Interviewpartner die Kartenskizzen zeichneten,261 Rückschlüsse auf Organisation und Struktur ihrer mental images zu ziehen. Er notiert hierzu: „The sequence in which sketch maps were drawn seemed to indicate that the image develops, or grows, in different ways“, und differenziert folgende fünf Formen der Entfaltung der images, die er mit signethaften Diagrammen illustriert:

Abb. 14

a) entlang einer vertrauten Bewegungslinie, sich von hier aus verzweigend, b) beginnend mit dem Umriß des Gebiets, zum Beispiel der klar abgegrenzten Bostoner Halbinsel, 68

c) ausgehend von der grundlegenden Struktur des Gebietes, etwas dem Straßenraster in Los Angeles, d) beginnend mit der Eingrenzung mehrerer benachbarter, aber in sich abgegrenzter Teilgebiete, die dann durch Detaillierung im Innern und durch äußere Verbindungen ergänzt werden, e) ausgehend von einem vertrauten Zentrum – ein familiar kernel als Strukturierungselement, das Lynch offenbar schon im Zusammenhang mit der Untersuchung der individuellen Verzerrungen der Skizzen aufgefallen war.262 Es liegt nahe zu vermuten, daß Lynch hier einen Zusammenhang zwischen der formalen Prägnanz bestimmter Elemente und der Reihenfolge ihrer Darstellung herstellte – zumal er auch auf die beiden Beispiele der Bostoner Halbinsel und des Gridsystems von Los Angeles verweist. Tatsächlich sah er einen möglichen Grund für diese Unterschiede in der Entwicklung der images in der Art der individuellen Ersterfahrung mit der entsprechenden Gebietskulisse.263 Wenngleich nicht explizit auf die Analyse der sketch maps gestützt, ist in diesem Zusammenhang auch Lynchs Kategorisierung der images hinsichtlich ihrer strukturellen Qualität zu sehen, die sich in der Publikation fast unmittelbar anschließt und in deren Rahmen er nochmals auf verallgemeinerter Ebene auf die Verzerrungen von Richtungen und Distanzen zurückkommt. Lynch diskutiert vier Grade der Komplexität, die er als vier Schritte zunehmender struktureller Qualität versteht:

Abb. 15

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a) Die Einzelelemente seien separat – völlig unverbunden miteinander repräsentiert, laut Lynch ein hypothetischer Fall, der ihm im Feld nicht begegnet sei. b) Es bestünden immer noch separate Beziehungen zwischen Subjekt und einzelnen Elementen, die sich in eindimensionalen Wegfolgen ohne Querverbindungen widerspiegelten. Dieser Typus dürfte wohl am ehesten den Probanden zuzuordnen sein, die ihre Kartenskizzen um einen familiar kernel organisieren, von dem aus sie sich gedanklich strahlenförmig vor- und rückwärts bewegen. c) Der von Lynch am häufigsten ausgemachte Fall: Einzelelemente seien miteinander verbunden, aber die Verbindungen seien flexibel, beweglich; es bestünden also erhebliche Unsicherheiten bezüglich der relativen Lagebeziehungen. Hier kommt Lynchs rubber-sheet-Metapher am deutlichsten zum Tragen, Lynch spricht von limp or elastic ties. d) Es bestünden deutlich mehr Verbindungen zwischen den Einzelelementen, welche das Gesamtgefüge deutlich stabilisieren und die Distanz und Richtungsverzerrungen erheblich reduzieren. Repräsentanten dieses Typus – so Lynch – könnten am sichersten in den entsprechenden Umgebungen navigieren und sehr flexibel zwischen unterschiedlichen Verbindungen wechseln.264 Diese Ausführungen erinnern an zahlreiche Thesen anderer Forscher zu mental beziehungsweise cognitive maps, so zum Beispiel an Edward Chace Tolmans Differenzierung in narrow strip maps und broad comprehensive maps265 oder auch an das von Downs und Stea angeführte illustrative Beispiel der Familie Stock, die in eine andere Stadt umzieht, und deren Familienmitglieder auf je unterschiedliche Weise ihre individuellen mentalen Karten strukturieren.266 Die Überlegungen wirken schlüssig, wenngleich bei Lynch weder eine Diskussion der objektiven noch möglicher subjektiver Gründe für diese unterschiedlichen Strukturierungsansätze geführt wird beziehungsweise denkbare Übergänge von einer zur anderen Organisationsform durch Lernprozesse thematisiert werden.267 Da Lynch diesbezüglich keine Vertiefung mit größeren und differenzierteren Samples vorgenommen hat, bleiben die Aussagen zudem recht spekulativ.

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Abb. 16 Kartenskizze Interviewpartner 1

Abb. 17 Kartenskizze Interviewpartner 2

Abb. 18 Kartenskizze Interviewpartner 3

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Abb. 19 Kartenskizze Interviewpartner 4

Abb. 20 Kartenskizze Interviewpartner 5

Abb. 21 Kartenskizze Interviewpartner 6

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Abb. 22 Kartenskizze Interviewpartner 7

Abb. 23 Kartenskizze Interviewpartner 8

Abb. 24 Kartenskizze Interviewpartner 9

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Abb. 25 Kartenskizze Interviewpartner 10

Abb. 26 Kartenskizze Interviewpartner 11

Abb. 27 Kartenskizze Interviewpartner 12

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Abb. 28 Kartenskizze Interviewpartner 13

Abb. 29 Kartenskizze Interviewpartner 14

Abb. 16–29 Die 14 im MIT-Archiv dokumentierten individuellen Kartenskizzen (von insgesamt 32), die Lynch und sein Team von den Interviewpartnern erstellen ließen [Nummerierung: J.S., da durch das Forscherteam keinerlei namentliche oder anonymisierte Zuordnung zu den Urhebern erfolgte].

Abb. 30 Lynchs interpretative Gridschemata zu Ausmaß und Form der individuellen Verzerrungen der Skizzen der Interviewpartner (dargestellt sind nur die Kategorien (1) u. (2) , zu (3), irregularly distorted, und (4), torn, existieren keine Grafikeen).

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Abb. 31 Karten von William Alonso, links: Map Addition von fünf Personen auf der Basis der Häufigkeit bezeichneter Punkte und Linien, rechts: „Cummulative map of 5 individuals of the kernel type of schema (Beacon Hill). (P.v.H., E.E., N.D., R.G., M.S.)“. (Originale farbig; Urheber vermutlich William Lloyd Demiene, vgl. Alonso, Report, a.a.O., S. 15ff).

Abb. 32 Morphing von Gesichtern in der Attraktivitätsforschung: links + Mitte: Fotos real existierender Personen; rechts: gemorphtes, „virtuelles“ Gesicht; ganz rechts: Referenzpunkte zweites Gesicht

Abb. 33 Vier der zwölf Manimals von Daniel Lee, v.l.n.r.: 1960 – Year of the Rat; Buchcover UNStudio: MOVE, Vorlage: 1949 – Year of the Ox; 1962 – Year of the Tiger; 1975 – Year of the Rabbit (freie künstlerische Arbeiten, nicht durch Morphing entstanden, vgl. hierzu auch Anmerkung 258).

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Exkurs: Zum Einfluß von Gyorgy Kepes auf Lynch und zur gemeinsamen Forschung Lynch hatte das Forschungsprojekt The Perceptual Form of the City, von dem wesentliche Teile in The Image of the City dokumentiert sind, gemeinsam mit Gyorgy Kepes konzipiert und geleitet. Im Rahmen einer Kontextualisierung von Lynchs Arbeit kommt daher der Frage nach dem Einfluß von Kepes ein zentraler Stellenwert zu. Der 1906 geborene ungarisch-amerikanische Künstler und Kunsttheoretiker Kepes strebte Zeit seines Lebens eine enge Verknüpfung von Kunst, Wissenschaft und Technik an, von der er sich erweiterte visuelle Weltzugänge erhoffte, die in der Lage seien, das durch Modernisierung und Forschritt gewandelte Verhältnis zwischen Mensch und Natur neu auszutarieren. Kepes studierte zunächst Malerei in Budapest, befand dann aber, „that painting was to anemic a medium for taking a social or political stand“268 und suspendierte die Malerei für einige Jahre. Statt dessen galt sein Interesse nun den künstlerischen Potentialen der seinerzeit neuesten technischen Darstellungsmedien wie Fotografie und Film. Nach einigen Fotocollagen – darunter 1929 eine Hommage an Rosa Luxemburg – erstelle Kepes in den 1930er Jahren zahlreiche Fotogramme und entwarf später auch Lichtskulpturen für den öffentlichen Raum. Noch im Studium schloß er sich der Künstlergruppe Munka um den Maler und Dichter Lajos Kassak an, der u.a. auch László Moholy-Nagy angehörte. Über diese Gruppe wurde Kepes sowohl mit den Positionen der westlichen Künstler-Avantgarde als auch mit jenen der russischen Futuristen, Suprematisten und Konstruktivisten vertraut. 1930 bis 1937 arbeitete er in Berlin und London mit Moholy-Nagy zusammen. In Berlin lernte er u.a. Walter Gropius, Rudolf Arnheim und die sowjetischen Filmemacher Dziga Vertov und Olexandr Dowschenko kennen. Zu Moholy-Nagys Kurzfilm ein lichtspiel: schwarz – weiß – grau,269 der dessen Licht-Raum-Modulator in Bewegung zeigte, leistete Kepes einen kleinen Beitrag. In London konnte er dann wiederum mit zahlreichen namhaften Wissenschaftlern Bekanntschaft schließen. 1937 wurde er auf Vorschlag von Moholy-Nagy Leiter Light and Color Department am New Bauhaus in Chicago, das dieser ein Jahr zuvor gegründet hatte. 1945 – drei Jahre bevor Lynch seine Anstellung erhielt – wechselte Kepes als Professor für visual design nach Cambridge an die School of Architecture and Planning des MIT. Hier plante er ab den 1950er Jahren – also schon während der Laufzeit von The Perceptual Form of the City – die Einrichtung des Center for Advanced Visual Studies (C.A.V.S.), dessen Gründung dann 1967 erfolgte. 77

Das Center sollte Künstlern die Möglichkeit geben, als Fellows die Potentiale neuer technischer Möglichkeiten als künstlerische Ausdrucksformen zu etablieren und das künstlerische Schaffen auf den städtischen Maßstab auszuweiten. Allerdings wurden die meisten am C.A.V.S. entwickelten Entwürfe – darunter auch das Boston Harbor Project, für das Kepes eine auf dem Wasser schwimmende, dynamische Lichtstruktur vorschlug – nicht realisiert. Statt dessen zeigt das C.A.V.S., das dem ursprünglich militärtechnisch geprägten MIT vor allem auch als kulturelles Aushängeschild diente, in zahlreichen Ausstellungen lediglich die Pläne und Modelle der Künstlerprojekte. Auch in seinen Publikationen wird Kepes' Streben nach einem Brückenschlag zwischen den Disziplinen offenbar, so u.a. in der von ihm herausgegebenen Vision+Value-Series, in die er u.a. Beiträge von Christopher Alexander, Donald Appleyard, Rudolf Arnheim, Max Bill, Marcel Breuer, John Cage, Heinz von Foerster, R. Buckminster Fuller, James J. Gibson, Johannes Itten, Marshall McLuhan, Pier Luigi Nervi, Ad Reinhardt sowie Alison und Peter Smithson integrierte.270 Für sein Wirken wird Kepes im Nachruf des MIT 2002 als „the greatest pioneer in the marriage of art and technology in America, if not the world“271 gewürdigt. Grundsätzlich lassen sich ganz wesentliche Überschneidungen in den Auffassungen und Interessensfeldern von Lynch und Kepes ausmachen. Zum einen verstand Lynch – wie schon angesprochen – Stadtgestaltung als Kunstform272 und zum anderen verfolgte Kepes mit der Kunst einen ganz ähnlichen Anspruch einer erlebnisreichen und klar komponierten physischen Umwelt, weshalb er immer wieder auch Möglichkeitsfelder der Kunst im öffentlichen Raum forcierte.273 In der 1944 erschienenen Monografie Language of Vision setzt sich Kepes unter expliziter Bezugnahme auf die Gestaltpsychologen Max Wertheimer, Kurt Koffka und Wolfgang Köhler274 mit bildkompositorischen Fragen in Malerei, Fotografie, Collagetechnik und Kommunikationsdesign auseinander. Hier heißt es zum Beispiel: „To grasp spatial relations and orient oneself in the metropolis of today […] requires a new way of seeing […] In each age of human history man was compelled to search for a temporary equilibrium in his conflicts with nature and his relations with other men, and thus created, through an organization of visual imagery, a symbolic order of his psychological and intellectual experiences.“

Ferner liest man unter der Überschrift „The created image“:

„We live in a whirlwind of light qualities. From this whirling confusion we build unified entities, those forms of experience called visual image.

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To perceive an image is to participate in a performing process; it is a creative act. From the simplest form of orientation to the most embracing plastic unity of a work of art, there is a common significant basis: the following up of the sensory qualities of the visual field and the organizing of them. Independent of what one ,sees` , every experiencing of a visual image is a forming; a dynamic process of integration, a ,plastic` experience. The word ,plastic` therefore is here used to designate the formative quality, the shaping of sensory impressions into unified, organic wholes.“275

Mit leichten Modifikationen276 hätte man diese Zeilen ebenso gut in Lynchs The Image of the City vermuten können. Fast scheint es, als habe Lynch den Ansatz, verschiedene Einzelelemente in einem aktiven Rezeptionsprozeß zu größeren Entitäten zusammenzufassen, aus der Kunst- und Gestalttheorie direkt auf den städtischen Kontext übertragen. Lynch vergleicht zwar in The Image of the City auch kurz die unterschiedlichen Bedingtheiten von Stadtraum und Kunstwerken, bezieht sich dabei allerdings nicht explizit auf Language of Vision.277 In der Bibliografie führt Lynch lediglich Kepes' The New Landscape in Art and Science von 1956 auf, und zwar in der verkürzten Form als „The New Landscape“ – was wohl eher als Geste zu werten ist.278 Im Text verweist er dann nur einmal auf diese Publikation, wenn er von der „quality of a vivid concreteness, of unmistaken form“ spricht, ohne aber auch hier weiter auf Kepes einzugehen. Daß sich also insgesamt in Lynchs Publikation kaum ein Hinweis auf Kepes findet, wirft die Frage auf, warum letzterer – da schon kein Mitautor – nicht zumindest erwähnt oder ausführlicher zitiert wird. Im Vorwort von The Image of the City schreibt Lynch, Kepes hätte eigentlich eine Mitautorschaft am Buch zugestanden – und es verwundert zunächst, daß am Ende eines gemeinsamen fünfjährigen Vorhabens die Ergebnisse in Gestalt einer Publikation von lediglich einem der beiden Verantwortlichen dokumentiert wurden.279 Wie Lynch ausführt, habe er damit vermeiden wollen, daß Kepes ebenfalls – und zwar zu Unrecht – für die Unzulänglichkeiten der Studie verantwortlich gemacht worden wäre. Denn, so betont Lynch: „The detailed development and concrete studies are my own, but the underlying concepts were generated in many exchanges with Professor Kepes.“280 Trotz dieser Abgrenzung Lynchs, die zum Teil wohl auch aus der Arbeitsteilung im weiteren Verlauf des gemeinsamen Forschungsvorhabens resultierte, ist der Einfluß von Kepes auf The Image of the City wohl nicht zu unterschätzen. Lynch betont in diversen Ausführungen mehrfach den 79

kreativen Austausch, insbesondere im ersten Jahr. So formuliert er zum Beispiel im Projektabschlußbericht vom April 1959: „The first year was primarily a year of general speculation, and of the search for and testing of various possible avenues of study. In this explorative year, the two principals worked very closely together, while specific responsibilities were taken on in the later years.“281

Wie ferner aus dem Zwischenbericht vom Juni 1955 hervorgeht, durchstreiften Lynch und Kepes als erste Annäherung an den Gegenstand zentrale Gebiete Bostons in „a series of walks and drives“, tauschten dabei ihre Eindrücke und Gedanken aus und zeichneten sie per Tonband auf.282 Besonders in dieser Anfangsphase brachte der zwölf Jahre ältere Kepes zahlreiche Impulse in das Projekt ein. Lynch schreibt hierzu: „As we walked the Boston streets and wrote notes to each other, and as I listened to his torrent of ideas on perception and daily experience, the minor theme of city orientation grew into the major theme of the mental image of the environment.“283

Demnach war also die Einbeziehung mentaler Repräsentationen in die Forschungsarbeit das Ergebnis der gemeinsamen Konzeptphase, wobei Kepes an dieser Fokussierung offenbar ein wesentlicher Anteil zukommt. Tatsächlich hatte er schon in The New Landscape in Art and Science den image-Begriff sowohl im Sinne individueller mentaler Repräsentationen der physischen Umgebung als auch im Sinne kollektiv geteilter Vorstellungen von letzterer gebraucht. Wenn man bedenkt, daß – wie erwähnt – das Manuskript zu diesem 1956 erschienenen „picture book“ mit „verbal illustrations“ bis 1952 abgeschlossen war,284 dann wird klar, daß Kepes die folgenden Gedanken bereits vor oder während Lynchs Studienreise nach Europa formuliert haben muß285: „Out of the sensible richness of his environment, man built himself an image, a picture of nature […] The sun that warms us, the flowers that please our senses of sight and smell, become clearly apprehended only when we attach significance to them. When we have made symbols of them, so that they can evoke emotional response as well as stimulate us by their palpable reality, we can use them to understand both our surroundings and the world at large, individually in our personal images, socially in images we share with men of our time and condition. It is not with tools only that we domesticate our world. Sensed forms, images and symbols are essential to us as palpaple reality in exploring nature for human ends. Distilled from our experience and made our permanent possessions, they provide a nexus between man and man and between man and nature.

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We make a map of our experience patterns, an inner model of the outer world, and we use this to organize our lives. Our natural „environment“ – whatever impinges on us from outside – becomes our human „landscape“ – a segment of nature fathomed by us and made our home.“286

Neben der Komponente der Bedeutung, die Kepes hier thematisiert, wird an dieser Stelle noch einmal sein Bezug zur Natur deutlich – und bezeichnend ist dabei auch die Rolle, die er der mentalen Dimension bei ihrer Domestizierung, ihrer Aneignung als human „landscape“, zuschrieb. Dennoch war Kepes kein rückwärtsgewandter Naturromantiker, sondern stand den Errungenschaften der Moderne durchaus positiv gegenüber, indem er sich neben dem rationalen auch für emotionale und intuitiv-sinnliche Zugänge hierzu aussprach: „Rapid expansion of knowledge and technical development have swept us into a world beyond our grasp; […] our new environment harbors […] invisible viruses, atoms, mesons, protons, cosmic rays, supersonic waves. […] To convert this new environment into a human landscape, we need more than a rational grasp of nature. We need to map the world' s new configurations with our senses, dispose our own activities and movements in conformity with its rhythms and discover in it potentialities for a richer, more orderly and secure human life. The sensed, the emotional, are of vital importance in transforming its chaos into order. The new world has its own dimensions of light, color, space, forms, textures, rhythms of sound and movement – a wealth of qualities and sensations to be apprehended and experienced. If we relate experience to experience, image to image, we can bring our environment into focus and become aware of the new order on the sensed and emotional levels rather than on the rational level alone. Reoriented, we shall then be in a position to cope with the new world of forms.“287

Kepes setzt sich in The New Landscape in Art and Science auch bereits mit der Frage der Aktualisierungen von mental images auseinander, also mit dem Abgleich von Erinnerungen und veränderten äußeren Bedingungen.288 Ferner skizziert er in diesem Kontext – im Hinblick auf die darstellende Kunst – eine Evolution der Bilder: von visuell wahrgenommenen, über vorgestellte bis hin zu grafisch (re)produzierten Bildern, mit denen „[p]erceptual images were brought out of mens heads“. Klarer als Lynch unterschied er dabei – hier schon durchaus im Sinne Mitchells – zwischen perceptual images und physisch materiellen pictures, zum Beispiel Umrißzeichnungen als „graphic recording[s] of man' s inner linear visions“.289 Kepes betrieb aber ebenso wenig wie Lynch Grundlagenforschung zu mentalen Repräsentationen. Dennoch – so scheint es – eröffnet diesbe81

züglich die These, die Juan Navarro Baldeweg in einer Hommage auf Kepes formuliert, eine interessante, wenngleich in diesem Rahmen nicht überprüfbare Perspektive auf die Forschungsgeschichte: Der ehemalige C.A.V.S. Fellow streicht in seiner Hommage nicht nur den Einfluß von Kepes auf Lynch heraus, sondern sieht darüber hinaus in Kepes auch den eigentlichen Impulsgeber für die sich nach The Image of the City zu etablieren beginnende Wahrnehmungsgeografie.290 Judith Wechsler, Kunsthistorikerin und 1977 bis 1979 ebenfalls C.A.V.S. Fellow,291 geht davon aus, daß Kepes nicht nur The Image of the City, sondern auch The View from the Road beeinflußt hat und betont zudem „meaningful exchanges“ zwischen Kepes und MIT-Kollegen wie Kevin Lynch.292 Auf The Perceptual Form of the City trifft letzteres, wie gesagt, wohl primär in der Anfangsphase zu. In diesen Zeitraum fällt auch die bereits an früherer Stelle erwähnte293 Konsultation von knapp fünfzig Architekten, Planern, Künstlern und Wissenschaftlern, deren Auswahl in ihrer disziplinären Vielfalt auch Kepes zuzuschreiben ist. Einer jener „some forty professionals“, auf den dies mit Sicherheit zutreffen dürfte, war der Kunstpsychologe und Medienwissenschaftler Rudolf Arnheim, der vor seiner Emigration in die USA bei Max Wertheimer in Berlin promoviert hatte, wo er bereits mit Gyorgy Kepes bekannt, später dann auch befreundet war.294 Im Zwischenbericht zu The Perceptual Form of the City, der eine gute Handvoll der konsultierten Fachkapazitäten benennt, mit denen es schließlich auch zu Gesprächen kam, wird Arnheim an erster Stelle aufgeführt.295 Allerdings geht Lynch – im Gegensatz etwa zu Donald Appleyard296 – weder in The Image of the City noch in späteren Schriften explizit auf Arnheim ein, weshalb im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Untersuchung des möglichen Einflusses von Arnheim auf Lynch nicht weiter vertieft wird.297 Umgekehrt nahm jedoch Arnheim auch nach dem für Lynch offenbar weitgehend folgenlosen Zusammentreffen sehr wohl Notiz von dessen Arbeiten. In The Dynamics of Architectural Form schreibt er 1977 – wenngleich mit eigenen, medientheoretisch geprägten Akzentuierungen – in durchaus affirmativem Sinne und mit einigen verblüffenden Parallelen zu Lynch: „Old European Towns, which have grown rather than been planned, are much like natural landscapes. To get lost in them is a delight, quite appropriate to the situation. One can interpret and enjoy the experience as a sequence of unexpected vistas, stimulating in their variety and not predetermined by a recognizable map of overall order. Such an environment is in the nature of

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a texture rather than a design; it is held together by its homogeneity, which refuses to assign to any element a particular place determined by the structure of the whole. Instead of trying to discover an objective order in the whole and assigning individual sights their proper location within that order, the mind derives from such circumstances an order of its own. It records the linear sequence of sights, which unfold, more or less unpredictably, as they would in a film. The conditions for such an experience are created deliberately in the so-called stroll gardens of traditional Japan. In a ,grown` setting the objective order is always partial. Villages and towns of this kind come about by sequences of events whose logic is largely historical, just as in a landscape geologically regular structures interact with the accidents caused by particular constellations of natural forces. The liberating and stimulating effects of such surroundings are known to everybody, and an excess of surveyable order has been recognized by city planners as impoverishing urban life. It makes a difference, however, whether one is roaming through a landscape in quest of pleasant sensations or is trying to find one' s way through it to reach a particular place. In the latter case the mere sequence of disconnected sights offers no guidance. At the very least one has to establish a set of landmarks in the correct temporal order. For more efficient orientation one tries to obtain an overall map which indicates context and relations, alternatives, distances, and so forth. The same is true for an urban environment. If one wants to live and work in Nördlingen on had better replace the delightful kaleidoscope of first impressions with a precise mental configuration of the pertinent locations and spatial relations. Kevin Lynch has shown that the ease or difficulty of such an orientation in a city depends on its physical pattern and a person' s ability to grasp structural features. He has also described the forlornness of city dwellers for whom the urban pattern remains inarticulate.“298

Nachdem Arnheim in seinen anschließenden Ausführungen den Gültigkeitsbereich dieser Aussagen auch auf den Maßstab von Einzelgebäuden erweitert, geht er nochmals auf Lynch ein, und zwar auf die Nutzung der Lagebeziehungen mehrerer landmarks für die räumliche Orientierung, die Lynch am Beispiel des Florentiner Doms und des Campanile veranschaulicht.299 Arnheim zitiert nicht nur das Beispiel, mit deutlich höherem Detaillierungsgrad „rekonstruiert“ er sogar Lynchs Skizze und betont, daß das Erkennen der räumlichen Beziehung zwischen Landmarkencluster und dem Subjekt einer mentalen Flexibilität bedarf.300 Insgesamt diskutiert Arnheim in dieser Publikation mental images mehrfach in verschiedenen Kontexten.301 Dieses Interesse auf die Lektüre von The Image 83

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of the City zurückzuführen, wäre sicher überzogen, doch festzuhalten bleibt, daß Arnheim mit seinem Verweis auf Lynch zu dessen Kanonisierung im Architektur- und Städtebaudiskurs beitrug. Kepes und Lynch praktizierten nach der kommunikativen Initialphase ihres gemeinsamen Vorhabens mit der Ausdifferenzierung in Teilprojekte eine weitgehend getrennte Weiterbearbeitung. Das bereits oben zitierte, Ende 1954 noch zusammen von Lynch und Kepes verfaßte Strategiepapier zur Strukturierung des Forschungsprojekts liefert auch erste Hinweise auf die geplante Aufgabenverteilung. Unter zahlreichen denkbaren thematischen Schwerpunkten wurden hier offenbar Vorentscheidungen hinsichtlich der Vertiefung getroffen sowie zum Teil Zuständigkeiten zugewiesen.302 Demnach sollte Lynch erstens untersuchen, wie die Stadt mit ihren Rezipienten kommuniziert, zweitens die alltagsrelevante Bedeutung der Orientierung in Städten und die Möglichkeiten zu ihrer Verbesserung fokussieren und drittens Techniken zur Beschreibung diesbezüglicher räumlicher Qualitäten von Städten entwickeln. Kepes sollte sich dagegen erstens der Problematik der sequenziellen Wahrnehmung von Städten widmen und dabei den Einfluß des Maßstabs, des Wahrnehmungsrhythmus und der Bewegungsgeschwindigkeit wie auch das Zusammenspiel der Sinne in den Blick nehmen; zweitens sollte er Dynamiken wie jahreszeitliche und klimatische Schwankungen, Wechsel von Tag und Nacht oder von Arbeits- und Feiertagen in unterschiedlichen räumlichen Settings analysieren.303 Aus dem Progress Report geht die geplante Strukturierung dann weitaus deutlicher hervor. Hier werden drei Teilprojekte skizziert. Das sind erstens „a descriptive […] study of small urban areas“ sowie zweitens und drittens zwei „normative studies […] on orientation, with the aspect of form-quality, and […] on communication, with the aspect of meaning“. Beide zielen auf die Kohärenz städtebaulicher Strukturen ab. Folgende Aufgabenverteilung wurde dabei fixiert: „The study on orientation will be in charge of Professor Lynch; that on communication will be the responsibility of Professor Kepes; and the descriptive small-area study will be carried on jointly.“304 Das Thema der Kommunikation von Bedeutung lag folglich also im Zuständigkeitsbereich von Kepes.305 In einem Brief vom 30. Juni 1955306 kommentiert Kepes diesen von Lynch verfaßten 38-seitigen Zwischenbericht und plädiert für eine Ausweitung der small-area study zu einem „more comprehensive scanning of the City Scape“, was er wie folgt begründet: „By extending this study […] we would gain the necessary convergence, that I felt was lackingin [sic!] 84

our program.“307 Er macht hierzu einige konkrete Vorschläge, die Lynch im Bericht dann auch weitgehend berücksichtigte. So hatte Lynch für die deskriptive Analyse ursprünglich nur ein innerstädtisches Geschäftsviertel und ein etwas peripherer gelegenes Wohngebiet vorgesehen.308 Kepes schlug dagegen eine Erweiterung auf insgesamt vier bis fünf funktional unterschiedliche Bereiche vor, und wollte dabei selbst als Ergänzung einen öffentlichen Platz – „a city core“ – und einen Erholungsraum sowie – gemeinsam mit Lynch – ein Vergnügungsviertel analysieren.309 Bis auf letzteres wurden die übrigen vier small areas auch im Progress Report als geplante Studien fixiert.310 Im Schlußbericht von 1959 heißt es dann allerdings, man habe diese Arbeiten teilweise durchgeführt, die avisierten Ziele aber letztlich nicht erreicht. Lynch erwähnt zwar an drei Orten durchgeführte Interviews, verweist aber als Ergebnis lediglich auf den Artikel „A Walk Around the Block“, den er jedoch nicht mit Kepes, sondern mit Malcolm D. Rivkin verfaßt hatte.311 Bei diesem Straßenblock handelt es sich genau um dasjenige Shoppingviertel an der Boylston Street, das bereits im Zwischenbericht als zuerst zu untersuchendes Gebiet festgelegt wurde. Somit kann davon ausgegangen werden, daß die small-area study – die als einziges gemeinsames Teilprojekt konzipiert war – nur im Ansatz und hier nur von Lynch bearbeitet wurde. Unter den digitalisierten Materialien des MIT-Archivs finden sich zudem keine expliziten Belege für eine intensive Zusammenarbeit zwischen Lynch und Kepes in der Zeit nach Sommer 1955.312 Über die Hintergründe – etwa anderweitige Verpflichtungen und Interessen von Kepes, einen stärkeren Forschungspragmatismus seitens Lynch oder mögliche Differenzen im weiteren Projektverlauf – kann nur spekuliert werden, da sich lediglich einige vage Indizien ausmachen lassen. So dürfte zu Beginn der Studie zwischen Lynch und Kepes u.a. auch ein breiter Konsens über die Einbeziehung von informellen, nicht wissenschaftlichen Quellen geherrscht haben. Denn während Lynch noch zwanzig Jahre später in einem Interview äußerte, daß er – neben anthropologischen Studien – Romane aufgrund der „imagination of the writer“, als „the biggest source of information“ geschätzt habe, war Kepes davon überzeugt, daß die Herausforderungen der wissenschaftlich-technischen Revolutionen seiner Zeit nur zu bewältigen seien, „if we use all our faculties to the full – assimilate with the scientist' s brain, the poet' s heart, the painter' s eyes.“313 Diesen vielschichtigen – objektiven wie subjektiven – Zugängen sollte ursprünglich auch im gemeinsamen Forschungsprojekt ein angemessener Raum gegeben werden. Im weiteren Verlauf wurde jedoch – wie es 85

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scheint auf Lynchs Initiative – recht bald davon Abstand genommen. So beschreibt Lynch neben der Idee einer „general photographic library“ im Schlußbericht „the study of the painter' s and the novelist' s view of the city“ als Ansätze, „[which] were tried and soon abandoned“.314 Zur Begründung dieser Entscheidung heißt es im Progress Report, auf den der Schlußbericht an dieser Stelle verweist, die Analyse von Kunstwerken sage mehr über den jeweiligen Maler als über die dargestellten Städte aus; und auch bei einer Vertiefung der Auseinandersetzung mit den subjektiven Bildern, die von Romanautoren entworfen werden, sei eine systematische Verwertbarkeit für die Studie nicht gewährleistet gewesen.315 Ein weiterer Punkt, der unter Umständen zu Differenzen zwischen Lynch und Kepes geführt haben könnte, ist die Arbeit mit Fotografien. Dies betrifft zum einen die ursprünglich umfassend angelegte, dann aber ebenfalls aufgegebene photo-library, zum anderen wohl auch die Frage nach dem weiteren Umgang mit einer Reihe von systematisch erstellten Fotos rund um den Copley Square in Boston. Wie aus einem undatierten Memo von Kepes an Lynch hervorgeht, stammen – neben anderen Vorschlägen316 – die wesentlichen Überlegungen zu den Fotostudien von Kepes. Alle in diesem Kontext entstandenen Fotos hat Kepes' Mitarbeiter Nishan Bichajian erstellt. Insgesamt handelt es sich um ca. 2000 Schwarz-WeißAufnahmen vom Boston der 1950er Jahre: Luftbilder von Straßenkreuzungen und Plätzen; Fassaden in der Frontalansicht und aus der Froschperspektive; Blicke von bestimmten Orten in verschiedene Richtungen; Sequenzen von Straßenräumen, aufgenommen in einem Abstand von ca. 15 Metern (50 feet)317 Beobachtungen wechselnder Aktivitäten an einem bestimmten Ort im Verlaufe eines Tages; Passanten im Straßenraum und zahlreiche Details wie Bodenbeläge, U-Bahneingänge, Straßenmöbel, Denkmäler, Wetterfahnen etc.318 Dabei fällt auf, daß Lynch für The Image of the City nur äußerst sparsam auf diesen Fundus zurückgriff und nur 18 der vorliegenden 2000 Boston-Fotos auf illustrative Weise verwendete.319 Und es mag vielleicht auch überraschen, daß Lynch und Rivkin für ihren Artikel „A Walk Around the Block“ auf der Basis von Bichajians Fotos erstellte Zeichnungen von Straßensituationen verwendeten statt der Fotos selbst;320 dies könnte auf eine gewisse Skepsis gegenüber dem Medium Fotografie hindeuten. Zum Abbruch des Teilprojekts einer umfassenden Fotobibliothek heißt es jedenfalls im Zwischenbericht: „The collection of a photographic library on the city was attempted. The principal result was a useful card-index summary of the kinds of city photographs available at a few major sour86

ces. Such indexing might be continued for a dozen additional major sources, but the main objective of the trial proved to be elusive.“ Das Material sei zu umfangreich und zu schwer zu klassifizieren gewesen, weshalb Fotostudien in der weiteren Arbeit nur gezielt und in begrenztem Umfang eingesetzt werden sollten.321 Im Schlußbericht kommt Lynch dann zu folgendem kritischen Fazit: „It is […] doubtful, however, if a general, nondirected, photographic exploration should be repeated.“322 Dagegen wurden Kepes' Ansätze zur fotografischen Analyse des Copley Square im Zwischenbericht als „quite valuable as a trial of method in the careful description of the perceptual form of an area“ erachtet, die eine wichtige methodische Grundlage für die dann allerdings nur ansatzweise durchgeführte small-area study bilden sollten.323 In seinem sehr freundschaftlich gehaltenen Brief an Lynch bedauert Kepes jedoch, daß er seine Arbeiten an dieser Vorstudie zum Copley Square abrupt habe abbrechen müssen. In vier Monaten konzentrierter Arbeit habe er hier „a satisfactory visual technique and […] a variety of ideas for further exploration“ entwickelt.324 Außerdem bittet er Lynch in diesem Brief um die Budgetierung325 eines zweiten Fotografen, da sein Mitarbeiter Nishan Bichajian auch andere Verpflichtungen habe, während der Tenor in den von Lynch verfaßten Projektberichten dahin geht, die fotografischen Arbeiten einzuschränken und stärker thematisch zu fokussieren. Möglicherweise wurde mit diesem Verzicht auf einen breiteren Einsatz der Fotos tatsächlich eine Chance vertan. Relativierend sollte aber zum einen auch in Betracht gezogen werden, daß seinerzeit kaum eine systematische Einbeziehung von Fotomaterial in sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung praktiziert wurde und Lynch und Kepes folglich kaum auf methodische Erfahrungen Dritter zurückgreifen konnten.326 Zum anderen zeigt sich zum Beispiel an den drei erwähnten Zeichnungen aus „A Walk Around the Block“ – bei denen Lynch und Rivkin Details der Fotovorlagen wegließen, „korrigierten“ oder ergänzten –,327 aber auch später in The View From the Road,328 daß das Foto nicht unhinterfragt als optimales Medium der visuellen Analyse betrachtet werden kann.329 Deshalb plante man ursprünglich u.a. auch zusätzliche Filmanalysen mit dem Ziel, „to suggest the sequence of impressions, and to record the actions of people in the streets.“330 Bis zum Zeitpunkt des Zwischenberichts hatten diesbezüglich allerdings noch keine Tests stattgefunden und der Schlußbericht erwähnt kurz, daß mangels Zeit, finanzieller Ressourcen sowie technischer Erfahrungen auch dieses geplante Teilprojekt letztlich fallengelassen wurde.331 87

Dagegen wurde diejenige Teilstudie, die später in The Image of the City münden sollte, von Lynch bereits in der Testphase als positiv bewertet: „This study proved to be quite revealing as to the mental image that people hold of their city, and will be used as one of the basic techniques of the proposed major analysis of orientation.“332 Der Einfluß von Kepes auf diesen Part des Forschungsprojekts – also auch auf The Image of the City – wird im Zwischenbericht an drei Stellen offensichtlich. Zuerst wird – analog zu Kepes' Ausführungen in Language of Vision333 – die Integration wahrgenommener Einzeleindrücke zu größeren Entitäten konstatiert: „[O]ur immediate response to the impacts coming from the environment is to group them. Colors which are similar are connected, as are shapes and sizes. From the infinite variety of separate impacts we create a continuity of pattern. On this level the process of perceptual organization moves from individual data to more comprehensive shapes, groups and finally complete images.“334

Anschließend wird darauf verwiesen, daß Künstler derartige Techniken entwickelt haben und schließlich wird im Bericht fixiert, daß diese „principles of visual unity as developed in […] visual arts“ auch in Lynchs Studie zur Anwendung kommen sollen.335 In seinem Brief an Lynch hinterfragt Kepes die Art und Weise der Verwendung des Begriffs Orientierung, der sich seines Erachtens auf die operationalen Kategorien der image-Elemente336 beschränke – Kepes bezieht sich hier explizit auf das grid system, landmarks und funktionale Bereiche mit klar ablesbaren Grenzen. Dagegen seien „aesthetic qualities, as harmony, balance, rhythm, proportion […] not factors of orientation, they do not aid directly in finding one' s way.“337 Deshalb plädiert Kepes für eine Trennung der operationalen von den ästhetischen Kategorien und schlägt zudem statt orientation den Begriff perceptual organization vor.338 Man könnte diesen Kommentar vielleicht als Infragestellung einer der zentralen Thesen Lynchs lesen, daß klar gegliederte, lesbare Strukturen die Orientierung erleichtern und damit auch emotionale Reaktionen auslösen. Ebenso gut ließe er sich aber auch als Impuls für den Neologismus imageability339 interpretieren, mit dem Lynch dann versuchte deutlich zu machen, daß der Begriff Orientierung allein nicht alle Dimensionen abdeckt, die er im Blick hatte. Kepes' Vorschlag, den Begriff perceptual organization zu verwenden, griff Lynch jedoch nicht auf.340 Im Schlußbericht heißt es zu seinem Teilprojekt: „The second major study outlined in the progress report, that on orientation, was carried through much as planned, and was applied to Boston, as well as

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to Jersey City, New Jersey, and Los Angeles, California. This study produced new material on the reaction of people to the large-scale city environment, developed a new concept for design at this scale, and created some new techniques for the analysis of city areas.“341

Auf weitere Ausführungen wird mit Verweis auf die seinerzeit in Vorbereitung befindliche Publikation The Image of the City, die bald darauf berühmt werden sollte, verzichtet. Ähnlich knapp gehalten sind die Ausführungen zur Teilstudie von Kepes, „[t]he third major study originally planned“. In zehn Zeilen wird lediglich das Thema umrissen – „the direct communication of literal meaning by intentional signs and symbols and also the communication, by the total environment, of deeper ideas or emotions“ –, um diesbezüglich dann mit der lapidaren Bemerkung abzuschließen: „Studies in these areas are forthcoming.“342 Auf der Suche nach den hier angekündigten Studien von Kepes sowie seinen Forschungsergebnissen aus dem gemeinsamen Projekt insgesamt stößt man – neben einem Text zur Bedeutung von Architektur von 1955343 – u.a. auf den Essay „Notes on Expression and Communication in the Cityscape“, der 1960/1961 kurz nach der Publikation von The Image of the City im Rahmen des Sammelbandes The Future Metropolis erschien.344 Obwohl Kepes hier weder direkt Bezug auf The Perceptual Form of the City noch auf Lynch nimmt, geschweige denn Forschungsansätze und Methoden benennt, handelt es sich bei diesem Essay zweifellos um einen Output aus dem gemeinsamen Vorhaben.345 Kepes streift hier als Themen die Überlagerungen von Symbolen, den Prozeß der Wahrnehmung von Einzelelementen und deren Synthese zu einen übergeordneten Ganzen, Grenzen und Verbindungselemente in räumlichen Kontinua, motorisierten Verkehr und darauf abgestimmte Werbung, die Potentiale künstlichen Lichts als eines der Kernthemen von Kepes' künstlerischem Schaffen346 sowie Texturen und Rhythmus im Gefüge der Stadtlandschaft.347 Wenig überraschend dürften die zahlreichen Übereinstimmung mit Lynch sein, insbesondere bei den normativen Ansätzen. So plädierte Kepes zum Beispiel ebenso wie Lynch für deutliche Akzentuierungen zur Verstärkung der Lesbarkeit sowie zum Begreifbarmachen der strukturellen Logik der „total urban scene“ und sah hierin auch den alltagspraktischen Nutzen: „If the spatial network of the city is logical and its physical pattern clear and legible, then the people will be able to perform their complex activities efficiently.“348 Auch Kepes' hier zugrunde gelegter image-Begriff scheint weitgehend mit jenem von Lynch identisch. Kepes schreibt: 89

„Our immediate experiences trigger our memories, releasing the cognate images from our stored experience into the temporay focus of awareness and establishing a relation between our present and our past. This is obviously true of our personal, individual, uncommunicated experience, but it is also true of the stored-up experience that we share with other persons of our political party, our religion, our nation, our century. Some images are common images, some symbols, common symbols.“349

Als eine teilweise Entlastung Lynchs gegenüber dem später oft wiederholten und auch bereits im Rahmen der vorliegenden Arbeit diskutierten Vorwurf, Fragen der Bedeutung aus seinen Untersuchungen ausgeklammert zu haben, läßt sich Kepes' Statement zu symbolischen Bedeutungen lesen, die aus der Überlagerung zahlreicher Einzelqualitäten entspringen. Symbole für „richness and strength of metropolitan existence“, wie sie zum Beispiel die städtebauliche Situation des Central Park in New York verkörpere, ließen sich – so Kepes – im großen Maßstab nicht durch architektonisch-planerische Interventionen schaffen: „It is self-evident that the architect or planner cannot consciously create this grand-scale of poetry with such symbolic juxtapositions, but, on the other hand, awareness of the power and meaning of contrasting forms is necessary if we are to guide the shaping of a rich poetic city.“350

Als Kritik an der bereits während des Projekts The Perceptual Form of the City geplanten und dann in The View from the Road mündenden Analyse und entwurflichen Gestaltung sequenzieller Straßenräume könnte man dagegen Kepes' Skepsis gegenüber der empirischen Erforschbarkeit von Raumsequenzen lesen: „Regular an irreguar changes, rhythmical or contrapunctual sequences of different space distances, have to be recorded and interpreted. The range is too vast to be brought down to experimental testing,“351 und an anderer Stelle konstatiert er: „In the urban scene, the sequences of a consciously planned pattern are impossible, but a modification of extremes and a timing of certain aspects of the poles of order and disorder could be accomplished.“352 Insgesamt versammelte Kepes in der hier vorgelegten kurzen Phänomenologie städtischer Elemente eine Reihe sensibler Beobachtungen, der Text weist aber nur wenig konkrete, anwendungsbezogene Relevanz auf. Viele Anmerkungen könnten als Restergänzungen ohne Weiteres in The Image of the City integriert werden, ohne daß die Publikation damit eine entscheidend neue Akzentuierung erhalten würde. Kirsten Wagner, die in ihrer Auseinandersetzung mit Lynch ebenfalls den Einfluß von Kepes auf The Image of the City erörtert, konstatiert, 90

daß – im Gegensatz etwa zu den Reisetagebüchern, den „Notes on City Satisfactions“ oder auch zu späteren Arbeiten – die Aspekte der visuellen Formwahrnehmung bei Lynch am deutlichsten während seiner Zusammenarbeit mit Kepes dominiert und mit den gemeinsamen Spaziergängen durch Boston begonnen hätten.353 Diese Aussage ist zumindest hinsichtlich der 1953 – direkt nach Lynchs Europareise – verfaßten „Notes on City Satisfactions“ zu relativieren.354 Der Text bricht keineswegs mit The Image of the City, sondern repräsentiert – wie Tridib Banerjee und Michael Southworth notieren – „the first formulation of the ideas that lead to The Image of the City.“355 Tatsächlich beginnt sich hier ein Forschungsprogramm herauszukristallisieren, das im Rahmen des Projekts The Perceptual Form of the City nur partiell zu bewältigen war.356 Insofern ist The Image of the City, das wiederum lediglich einen Teil dieses Projekts dokumentiert, nur als das Erreichen eines „ersten Etappenziels“ zu verstehen. Zum Abstecken eines solchen Teilziels scheint es – wie schon diskutiert – aus der Perspektive eines Architekten und Planers durchaus plausibel, mit den Komponenten zu beginnen, die am stärksten und unmittelbarsten durch dessen Wirken beeinflußbar sind.357 Auch in den „Notes on City Satisfactions“ beginnt Lynch die Strukturierung seines künftigen Forschungsfeldes mit dem Fokus auf visuelle Aspekte. Insgesamt nennt er – bei einzelnen Wiederholungen – 33 Punkte, die die „psychological and sensual effects of the physical form of the city“ betreffen und schließt bereits hier „direct functional effects“ wie Arbeitsplatzsicherheit, soziale Milieus, Nachbarschaften und Wohnbedürfnisse aus der geplanten Untersuchung aus.358 Statt dessen beginnt Lynch hier mit den für die Orientierung relevanten Gestaltelementen – einer der oben diskutieren Vorversionen seiner fünf konstitutiven Elemente –, die allesamt visuell- motorisch erfahrbar sind. Unter den genannten 33 Punkten finden sich mit sounds und smells lediglich zwei, bei denen die visuelle Komponente vollständig ausgeschlossen ist. Bei der Erfahrung von time and familiarity, beim Element Wasser, beim shopping und der Wahrnehmung klimatischer Verhältnisse vermittelt der Sehsinn außerdem nicht zwangsläufig die dominante Sinneserfahrung. Zwar führt Lynch eine Reihe von Punkten auf, bei denen es sich entweder primär um soziokulturelle Kategorien handelt oder die „thru all the senses“359 erfahrbar sind und so dem Rezipienten Befriedigung verschaffen, doch auch hier drückt sich immer wieder – explizit wie implizit – sein Fokus auf die visuelle Dimension aus. So finden sich unter diesen Rubri91

ken – die sich laut Lynch gerade nicht auf letztere Dimension beschränken sollten – immer wieder Stichworte wie „[t]he sight of people and their activity“,360 „the sight of many different ways of life“,361 „motion and the succession of views“, „[m]otion is a basic way of seeing the city“, „the great visual importance of the ,floor` “, „middle distance view“, „delight in watching a marked place“, „,density` of detail and interesting objects which makes the street worth looking at“, denn: „the eye demands material to work on“.362 Entsprechende Tendenzen lassen sich aber sogar noch weiter zurückverfolgen. Bereits vom April 1951 – also vor Lynchs Europareise – existiert eine grobe erste Skizze zum Forschungsprogramm, die das MIT-Archiv Lynch zuschreibt. Schon aus diesem frühen Papier wird die Fokussierung auf die visuelle Dimension einschließlich einer selbstkritischen Reflexion dieses Ansatzes ersichtlich. Es heißt hier: „This study should move toward answering two questions: (a) Of what importance are these visual effects to the well-being or pleasure of the individual and the group, relative to other objectives sought for in shaping the urban environment? (b) In our present developing society, how may this well-being or pleasure best be promoted by the visual arrangement?“

Im Anschluß an die Formulierung dieser beiden Hauptfragen werden „various dangers in attacking this whole ambiguous subject“ thematisiert. Eine dieser Gefahren bestehe im „considering that the visual form is something isolated from the other aspects of the environment, even though we may attempt to isolate it for study.“363 Daran zeigt sich also doch eine deutliche Kontinuität zwischen den Arbeiten an The Image of the City und den bereits vor der konkreten Zusammenarbeit mit Kepes formulieren Ansätzen. Insofern stellt sich die Frage, ob sich Lynchs Fokussierung auf die visuell wahrnehmbaren physischen Gestaltelemente während des gemeinsamen Forschungsprojekts tatsächlich primär dem Kepesschen Einfluß zuschreiben läßt – wenngleich dieser Schluß aufgrund dessen zahlreicher theoretischer wie praktischer Arbeiten zum und im „visuellen Feld“ auch überaus nahe liegt.364 Zum einen ließe sich mutmaßen, daß Lynchs Prägung durch Kepes möglicherweise schon weiter zurückreicht, zumal beide offenbar schon in Chicago – Jahre vor ihrer gemeinsamen Zeit am MIT – ein freundschaftliches Verhältnis pflegten.365 Zum anderen sollte aber der Einfluß von Kepes auch nicht überstrapaziert werden. Zwar standen beide, wie beschrieben, zu Beginn des gemeinsamen Projekts im engen Austausch und Lynch 92

äußerte ganz ähnlich wie über Frank Lloyd Wright: „Kepes was alive to everything he saw and helped me to look.“366 Doch Lynch zitiert in seinen Arbeiten weder Kepes, noch integriert er in seinen Ansatz explizit die Theorien der Gestaltpsychologen,367 mit denen Kepes die amerikanischen Designdisziplinen vertraut gemacht hatte.368 Im Zwischenbericht zu The Perceptual Form of the City findet sich lediglich eine handschriftliche Randnotiz: „gestalt Figure and ground“.369 Aufgrund von Lynchs Abzielen auf formale Qualitäten wie continuity, form simplicity und den figure-background contrast beziehungsweise die figure-background clarity scheint wohl der implizite Einfluß der Gestaltpsychologie offensichtlich.370 Allerdings verweist Lynch im Kontext seines imageability-Konzepts nicht etwa auf die Gestalttheoretiker, sondern auf einen Artikel von Paul Stern, der 1897 in München bei Theodor Lipps – einem Vertreter der psychologischen Ästhetik – promoviert hatte.371 Weiterhin bezieht er sich auf den Experimentalpsychologen Warner Brown, welcher sich – im Gegensatz etwa zu Tolman – deutlich von der Gestalttheorie distanzierte.372 Zudem betont der Architekt und urban designer Julian Beinart, der – wie u.a. auch Philip Thiel373 – offenbar zumindest vorübergehend in The Perceptual Form of the City involviert war, die Arbeit der Gestaltpsychologen bedeute zwar einen „major step […] forward in the explanation of many of the perceptual phenomena but it seems that in their presumptions regarding space perception they were less explicit than in their thoughts on form perception.“374 Insofern könnte man zumindest die Frage erwägen, ob Lynch offene Bezüge zur Gestaltpsychologie nicht sogar bewußt mied. Wenn man schließlich bedenkt, daß sich zum Beispiel die Herausarbeitung der Figur-Grund-Beziehung zumindest bis in die Entwürfe des Barock zurückverfolgen läßt375 und zudem bereits Max Wertheimer – der als Mitbegründer der Gestaltpsychologie die Tendenz des visuellen Feldes zur guten Gestalt, zum sinnvollen Ganzen, formuliert hatte – betont, dies betreffe „Dinge, die jeder gute Maler [… und man könnte ergänzen: jeder gute Architekt und urban designer; J.S.] längst – im Gefühl – weiß“,376 scheint es aber durchaus gerechtfertigt, entsprechend dem wissenschaftlichen Zeitgeist zumindest in einigen Punkten auch von Koinzidenzen zwischen Kepes und Lynch, statt von einer „Quasi-Lehrer-Schüler-Beziehung“ auszugehen. Gegen die These, Kepes habe Lynch auf die Dominanz des Visuellen hin gelenkt, würde sprechen, daß zum einen Kepes es war, der im Rahmen des Forschungsprojekts ursprünglich auch „concurrent signals from various 93

senses“377 analysieren sollte, und zum anderen er ebenso mit dem Teilprojekt zur Komponente der Bedeutung des city images betraut war.378 Lynch gibt indes eine andere – vielleicht zu simple – Erklärung für die Beschränkung auf die visuelle Gestalt. Es sei schlichtweg nicht praktikabel gewesen, die Forschung noch komplexer zu gestalten: „To beginn with, the question of meaning in the city is a complicated one.“379 Dies mag nach Kapitulation klingen oder wie eine schnell konstruierte Ausflucht wirken, doch die Erforschung der Bedeutungskomponente war ja durchaus ein geplanter Bestandteil des Vorhabens. Zieht man Lynchs Abschlußbericht zurate, so gewinnt man den Eindruck, als wäre eben genau jenes Teilprojekt von Kepes zur Bedeutung des images auch nach Verlängerung des Forschungsvorhabens bis 1959 nicht zu publizierbaren Resultaten gekommen. Insofern muß gerade im Kontext der bereits oben zitierten Berichte und internen Strukturpapiere sowie der „Notes on City Satisfactions“ Lynchs meist beachtete Publikation – wie schon erwähnt – als unvollständige Arbeit betrachtet werden. Kirsten Wagner nennt drei Punkte, in denen Lynch an Kepes anschließe: „Erstens greift er den Image-Begriff auf, den Kepes in ,The New Landscape in Art and Science` bereits im Sinne einer mentalen Repräsentation der Außenwelt verwendet, die zukünftiges Handeln orientiert. Zweitens versteht Lynch die physische Form der Stadt in Anlehnung an die Gestalttheorie als eine Gestalt, die sich dort als prägnant beziehungsweise gut erweist, wo sie eine größtmögliche Ordnung, Geschlossenheit, Eindeutigkeit, Klarheit aufweist. […] Drittens besitzt die moderne Großstadt im Gegensatz zur historischen Stadt für Lynch – wie schon für Kepes und auch für Lewis Mumford, dessen Schriften zur Stadt bei Lynch nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben – keine Gestalt mehr. Hier wie dort wird ein urban sprawl konstatiert, eine willkürliche Ausbreitung der Stadt in die umgebende Landschaft, mit der die Grenzen und damit die Geschlossenheit der Stadt aufgehoben werden […] Zum Gegenbild und Ideal einer prägnanten Stadtgestalt wird die mittelalterliche und frühneuzeitliche europäische Stadt […].“

Sicher lohnt es sich, die Rolle von Kepes bei der Konzeption des gemeinsamen, schließlich in The Image of the City mündenden Forschungsprojekts noch eingehender zu untersuchen, als dies im Rahmen der vorliegenden Arbeit möglich ist; und es ist das Verdienst von Kirsten Wagner, diesen Einflußfaktor – zumindest im deutschsprachigen Raum – so deutlich hervorgehoben zu haben. Wenn man jedoch die seinerzeit zunehmende Kritik an der (vermeintlichen)380 Gestaltlosigkeit der amerikanischen Städte 94

maßgeblich auf Kepes zurückführen will, dann dürfte man dessen Bedeutung in Bezug auf Planungsdiskurse allerdings ein wenig überschätzen.

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Abb. 34–37 Fassaden aus der Froschperspektive

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Abb. 38–43 Fassaden, lotrecht aufgenommen

Abb. 44–47 Details im Stadtbild: Wetterfahnen

Abb. 48–52 Boston aus der Vogelperspektive

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Abb. 53–57 Thema: Parkplätze

Abb. 58–62 Bostons Straßen bei Nacht

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Abb. 63–67 Personen im Stadtraum

Abb. 68–71 Dokumentation eines Ortes zu unterschiedlichen Tageszeiten

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Abb. 72–75 Hinweisschilder im Straßenraum

Abb. 76–80 Teilsequenz der 50 feet Intervals, Boylston Street, Boston, 4. April, 1956, Foto: Nishan Bichajian

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Abb. 81 Zeichnung auf Basis von 80 u. 74, Urheber unbekannt, abgedruckt in Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., hier: S. 202

Abb. 82 Einzelbild der 50 feet Intervals, Arlington Street, Boston, 4. April, 1956, Foto: Nishan Bichajian

Abb. 83 Zeichnung auf Basis von 82, Urheber unbekannt, abgedruckt in Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., hier: S. 203

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Abb. 84 Einzelbild der 50 feet Intervals, Newbury Street, Boston, zwischen 1954 und 1959, Foto: Nishan Bichajian

Abb. 85 Zeichnung auf Basis von 84, Urheber unbekannt, abgedruckt in Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., hier: S. 203

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3 Planungspraxis und mental-map-Diskurs: Kontextualisierungen

Lynchs image-Ansatz im Kontext erkenntnistheoretischer Repräsentationsdiskurse Lynch verwendete in The Image of the City zugleich die Begriffe mental image und mental picture.381 Den Terminus mental representation benutzte er dagegen erst später in der Retrospektive auf The Image of the City zur Charakterisierung seines image of the spatial environment382 beziehungsweise bei der konzeptionellen Vertiefung seiner Bemühungen um einen „join between the form of the environment and the human processes of perception and cognition”, die dann in das Konzept eines sense of a settlement beziehungsweise sense of a particular place mündeten.383 Gerade auch im Hinblick auf die später seitens der kognitiven Psychologie, der Humangeografie und anderer Disziplinen entwickelten mental-mapKonstrukte, für die Lynchs The Image of the City eine nicht zu vernachlässigten Impuls geliefert hat, wäre es interessant zu beleuchten, welches Verständnis von Repräsentation seinen Arbeiten zugrunde liegt. Dafür ist es im vorliegenden Kontext weder möglich noch erforderlich, die ganze Bandbreite philosophischer Repräsentationstheorien einschließlich ihrer Historizität darzulegen,384 zumal Lynchs diesbezügliche Ausführungen auch sehr knapp gehalten sind. Letztere Feststellung dürfte jedoch auch nicht sonderlich überraschen, da es ihm – wie bereits erwähnt – in seinen Untersuchungen und Erörterungen weder um kognitionswissenschaftliche noch um epistemologische Vertiefungen ging. Dennoch bieten seine fragmentarischen Äußerungen zum Thema mentale Repräsentationen einen konkreten Ansatzpunkt zur Diskussion, verweisen sie doch auf eine Problematik, die in der Erkenntnistheorie als sogenannte „Krise der Repräsentation“ diskutiert wird, sowie – damit verbunden – auf die Realismus-Antirealismus-Debatte. Auch diese hat im Verlaufe der Diskursgeschichte so vielfältige Facetten385 gezeitigt, daß an dieser Stelle nur eine grobe, „holzschnittartige“ Skizzierung der wesentlichen Paradigmen erfolgen kann. 103

Die Realismus-Antirealismus-Debatte zielt auf eine der ältesten Fragen der Menschheit, an der sich bereits Generationen von Philosophen abgearbeitet haben. Die Fragestellung ist eine zweigeteilte, und zwar handelt es sich dabei erstens um die Frage nach der Existenz einer bewußtseinsunabhängigen Realität; zweitens um jene nach ihrer Erkennbarkeit, wobei die Bejahung ersterer Teilfrage gemeinhin als ontologischer, die der zweiten als epistemologischer oder erkenntnistheoretischer Realismus bezeichnet wird. Sandkühler formuliert die Problematik wie folgt: „Was ist ,Wirklichkeit` und wie können wir sie ,wissen` ? Repräsentiert Wissen Realität? Oder ist, was wir ,Wirklichkeit` nennen, Konstruktion nach dem Maß menschlichen Geistes?“386 Von Belang dürfte im vorliegenden Kontext sein, ob die in diesem Feld agierenden Wissenschaftler aus logischen oder empirischen Gründen genötigt sind, in der Realismus-Antirealismus-Frage eindeutig Stellung zu beziehen, wie – in Abhängigkeit davon – ihre Forschungsergebnisse zu bewerten sind und ob sich Probleme für die Anschlußfähigkeit einzelner Ansätze untereinander ergeben. Zunächst einmal erscheint es evident, daß disziplinenunabhängig alle Forscher, die sich mit Orientierung im physischen Raum, räumlicher Navigation, Wahrnehmung und räumlichem Lernen befassen, zwangsläufig davon ausgehen müssen, daß räumlich-geometrische Artefakte – also zum Beispiel paths, edges, nodes, landmarks und districts – unabhängig von den darin navigierenden Subjekten existieren. Insofern dürfte auch Lynch gar nicht umhin gekommen zu sein, explizit oder implizit einen ontologischen Realismus zu akzeptieren. Tatsächlich ging er mit seinen Ausführungen zu den individuellen und kollektiven images von der bewußtseinsvorgängigen Existenz der jeweiligen räumlichen Kulisse – „as a scaffold to which we attach meanings and a guide by which we order our movements“ – und mit seinen Termini legibility, clarity und imageability auch von deren grundsätzlichen Erkennbarkeit aus.387 Dabei muß jedoch offen bleiben, inwieweit Lynch damit einen CommonSense- beziehungsweise Alltagsrealismus übersteigt, der „besagt, daß die Existenz und Beschaffenheit alltäglicher Gegenstände (wie zum Beispiel Steine, Häuser und Bäume) vom menschlichen Denken und Erkennen in jeder Hinsicht (das heißt sowohl kausal als auch begrifflich) unabhängig ist.“388 Der Regensburger Wissenschaftstheoretiker und Sprachphilosoph Franz von Kutschera weitet den Gültigkeitsbereich dieses Common-Sense-Realismus sogar auf die Domäne einzelwissenschaftlicher Untersuchungen aus, in dem er konstatiert: „Im Alltag und den Wissenschaften 104

sind wir [– im Gegensatz zur erkenntnistheoretischen Philosophie; J.S. –] alle Realisten.“ In diesen beiden Sphären – so von Kutschera – brauche man sich „nicht darum zu kümmern, wie die realistische Konzeption, wie insbesondere die Unabhängigkeitsthese genauer zu formulieren ist.“389 Insofern scheint es auch nicht erforderlich, diese Problematik im Hinblick auf Lynch weiter zu vertiefen. Etwas anders verhält es sich dagegen hinsichtlich der bereits angesprochenen „Krise der Repräsentation“. Gemeint ist damit keineswegs das „Ende jedes Repräsentationsbegriffs überhaupt“,390 sondern ein seit Mitte des 19. Jahrhunderts anhaltender „Prozeß der epistemologischen Problematisierung“ von Repräsentation als dem „moderne[n] Darstellungsmodell par exzellence“.391 Diese „Krise der Repräsentation“ ist wesentlich mit dem „Ende der metaphysischen Systeme und de[m] Übergang zum Pluralismus“ verbunden.392 Infrage gestellt wird folglich nur ein spezifisches Konzept, und zwar das „[…] abbildungstheoretische Verständnis von Repräsentation, das auf einer realistischen Ontologie/Metaphysik der Substanz, auf einer realistischen Epistemologie und in einer Korrespondenztheorie der Wahrheit beruht, das die Krise der Repräsentation evoziert und zur Entwicklung alternativer Paradigmata führt.“393 Prinzipiell seien laut Silja Freudenberger zwei Formen der Reaktion auf die „Krise“ erkennbar: Entweder werde der Repräsentationsbegriff vollständig abgelehnt und durch neue Paradigmata wie „Konstitution“ beziehungsweise „Konstruktion“ ersetzt, wobei „die Aufgabe jeglicher Vorstellung von Weltrepräsentation im Erkenntnisprozeß als Alternative nur den Gedanken der Konstruktion erlaubt“394; oder aber es werde nach Möglichkeiten der Reformulierung eines Repräsentationsbegriffs gesucht, der sich vom Abbild-Konzept abgrenzt.395 Als „besonders bemerkenswert“ streicht Freudenberger heraus, „daß die ,Krise der Repräsentation` mit der Entwicklung alternativer Repräsentationskonzepte von Anfang an zusammenfällt“396, und Jamme und Sandkühler heben hervor, daß „in der Tradition (und bis heute) im wesentlichen zwei Auffassungen miteinander konkurrieren. Im Rahmen realistischer Ontologien wird Repräsentation eher als ,Abbildung` verstanden, im Kontext Realismus-kritischer Auffassungen eher als vom Bewußtsein produzierte ,Vorstellung` .“397 Bereits bei Kant wird der Repräsentationsbegriff „von der ,Abbildung` weggerückt und in ,Vorstellung` übersetzt“ und erfährt somit eine „Verschiebung in Richtung der Aktivität des erkennenden Subjekts.“398 105

Wie verhielt sich nun Lynch – dessen Studie also mitten in die „Krise der Repräsentation“ hineingeboren wird – zu dieser Problematik? In A Theory of a Good City Form betont er in jenem Zusammenhang, in dem er den Begriff mental representation verwendet, daß die Qualität der räumlichen Klarheit, die sich bei ihm hier im sense of a settlement niederschlägt, nicht anders analysiert werden kann, als in Gestalt einer „interaction between person and place. Perception [– so fährt Lynch fort –] is a creative act, not a passive reception. […] Sense depends on spatial form and quality, but also on the culture, temperament, status, experience, and current purpose of the observer.”399 Doch bereits in The Image of the City hatte er gut zwanzig Jahre zuvor diese Wechselbeziehung zwischen Objekt und Subjekt herausgestellt und formuliert ganz ähnlich: „The creation of the environmental image is a two-way process between observer and observed“ – und dies mit nahezu identischem Wortlaut an gleich vier unterschiedlichen Stellen derselben Publikation.400 Dies zeugt zweifellos von der Wichtigkeit, die Lynch selbst dieser Aussage beimaß. Der französische Semiotiker Raymond Ledrut, der Lynch im übrigen nicht unkritisch gegenübersteht,401 spricht in diesem Zusammenhang von einer „dialectique des conditions externes et des conditions internes“.402 Zu Beginn seiner Forschungen hatte Lynch die Subjekt-Objekt-Relationen – die er dann mit um so größerem Nachdruck vertrat – zunächst noch weitaus weniger deutlich akzentuiert. So heißt es ursprünglich 1955 im Maschinenskript des Zwischenberichts zum Projekt The Perceptual Form of the City: „The symbolic image of the city that we carry in our head is the product of the objective physical surroundings as well as the associations of our mind.“ An der Textstelle „product of the objective physical surroundings“ ist jedoch nachträglich handschriftlich403 vermerkt: „a transaction process – how we relate ourselves to world“.404 In diesem Bericht finden sich an mehreren Stellen weitere, in dieselbe Richtung gehende Anmerkungen. So ergänzte Lynch zum Beispiel im Zusammenhang mit „an individual' s contact with his environment“ die Notiz: „transactual process“,405 und zu seinem Teilprojekt, das er Study of the Means of Orientation and Recognition in the City betitelte, fügte er „Perception action transactional process“ hinzu.406 Auch später, in der Retrospektive auf The Image of the City, formulierte Lynch entsprechend: „The perception of a city is a transaction between person and place, which varies with variations in each factor, but which has stable rules and strategies.“407 In diesem Kontext verweist er auf die „,transactional` psychologists, with their view 106

of perception as an active transaction between person and place“ als Einfluß auf seine Arbeit.408 Die vorangegangenen Ausführungen dürften hinreichend verdeutlicht haben, daß Lynch seinen Untersuchungen keinen abbildtheoretischen Repräsentationsbegriff zugrunde legte, sondern tendenziell dem bereits bis auf Kant zurückverfolgbaren Verständnis von Repräsentation im Sinne von „Vorstellung“ folgte, die immer eine Subjekt-Objekt-Interaktion voraussetzt. Er scheint damit – wenngleich vermutlich eher instinktiv – durchaus angemessen auf die als „Krise der Repräsentation“ beschworene wissenschaftstheoretische Problematisierung jenes spezifischen, zunehmend als anachronistisch409 geltenden abbildtheoretischen Verständnisses von Repräsentation reagiert zu haben. Die environmental-image-Thematik im Kontext von Lynchs eigenem Werk Nach Kirsten Wagners Einschätzung „nimmt ,The Image of the City` einen singulären Rang sowohl in den Schriften Lynchs als auch in den nachfolgenden Forschungen zum Bild der Stadt ein.“410 In Bezug auf Lynchs eigenes Schaffen trifft dies nur insofern zu, als nicht etwa – wie vielleicht zu erwarten – eine direkte Nachfolgepublikation über breiter angelegte Folgestudien411 existiert, in der auf den markierten Forschungsbedarf reagiert wird, sei es mit einer weiterentwickelten Methode, größeren beziehungsweise differenzierteren Samples, anderen Raumtypologien etc.412 In späteren Publikationen werden jedoch auch immer wieder Aspekte von Wahrnehmung, Repräsentation, Vorstellung und Orientierung aufgegriffen, fortentwickelt und in andere theoretische Konzepte integriert. Wesentliche Ansätze und Themen lassen sich zudem bereits in früheren Texten ausmachen. So formuliert Lynch 1953 – hier stark beeinflußt von seinen erwähnten Europareisen durch vorwiegend italienische Städte413 – in seinem Text „Notes on City Satisfactions“ erste Untersuchungsfragen zu den „psychological and sensual effects of the physical form of the city“. Er setzt sich mit Fragen der Orientier- und Memorierbarkeit räumlicher Sequenzen in Abhängigkeit von ihrer formalen Struktur auseinander, geht u.a. kurz auf Elemente wie landmarks, das Lesen von Karten und Zeichen im Straßenraum ein, aber auch auf das Vergnügen, Strukturen und Ordnungsprinzipien zu erfassen. Bereits hier bezieht er die Wahrnehmung von Geräuschen, Zeitaspekte und Fragen der emotionalen Verbundenheit 107

mit einem Ort ein. Dieser Text markiert somit die grundlegenden Forschungsinteressen, die Lynch im Laufe seiner weiteren Karriere konsequent verfolgte.414 Zwei andere Texte sind direkter Output des Forschungsprojekts The Perceptual Form of the City, wurden aber separat von The Image of The City publiziert. Dabei handelt es sich um den bereits erwähnten, 1959 mit Malcolm Rivkin veröffentlichten Artikel „A Walk Around the Block” sowie um „Some Childhood Memories of the City“, 1956 publiziert mit Alvin K. Lukashok.415 Behandelt wird in letzterem Text, auf den hier nicht im Detail eingegangen werden muß, eine 1955 durchgeführte Befragung von vierzig erwachsenen Personen, die mit erzählgenerierendem Leitfaden zu ihren Kindheitserinnerungen an ihr damaliges räumliches Spiel- und Wohnumfeld interviewt wurden.416 Die Studie integriert somit Aspekte der image-Komponente Bedeutung, deren Ausklammerung – wie erwähnt – in The Image of the City zu wiederholter Kritik geführt hatte. Als Ergebnisse werden u.a. einige grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen allen Interviewpartnern herausgestellt, hinsichtlich räumlicher Qualitäten wurden dabei „a definite preference for openness and spaciousness, and distaste for crowdedness“ ermittelt.417 Diese Studie mag Lynch zu einigen Ansätzen in What Time Is This Place418 und möglicherweise auch zur Idee geführt haben, gegenüber der UNESCO die Studie Growing Up in Cities419 anzuregen; in The Image of the City widmet sich Lynch nicht explizit der Untersuchung von Raumvorstellungen bei Kindern. Vielmehr dient die Frage: „[H]ow does a child develop his image of the world?“ hier der Markierung eines weiteren Forschungsbedarfs.420 Auch die Arbeiten an der gemeinsam mit Donald Appleyard und John R. Myer durchgeführten und 1964 publizierten Studie The View from the Road wurden bereits während der Laufzeit des Projekts The Perceptual Form of the City begonnen.421 Diese Untersuchung verdient nicht zuletzt deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie den Versuch bildet, die zunächst im überschaubaren Rahmen – und zwar in den aus der Fußgängerperspektive erlebten städtischen Quartieren – erprobten Methoden und gefundenen Regeln im großen Maßstab zu testen und gegebenenfalls auf diesen zu übertragen. Insofern überrascht es kaum, daß sich direkte Bezüge422 zu The Image of the City ausmachen lassen, wurden doch nun in der nachträglich durchgeführten Studie schon früher angedachte Ansätze ausgearbeitet, die – wie bereits ausgeführt – den Rahmen des ersteren Vorhabens gesprengt hätten. Dennoch scheint es nicht min108

der schlüssig, daß The View from the Road in einigen wesentlichen Punkten deutlich anders angelegt ist. Ebenso wie in The Image of the City geht es hier um Möglichkeiten des Planers zur Steigerung räumlicher Erlebnisqualitäten. Auch in dieser Arbeit ist das Erkenntnisinteresse auf Fragen der Orientierung sowie die Entwicklung von Instrumenten zur bewußteren Ausgestaltung zusammenhängender städtebaulicher Strukturen ausgerichtet. Singulären elements of attention – etwa den landmarks, unter denen hier tall buildings, distinctive signs und monuments subsumiert werden – kommt bei diesen Konturierungen wiederum eine wichtige Rolle zu.423 Im Fokus stehen dabei aber nicht mehr innerstädtische Gebiete, sondern die alltäglich frequentierten, monofunktionalen Transiträume amerikanischer Highways, wie sie aus der Perspektive des Autofahrers erlebt werden. Die Verfasser der Studie gingen an ihre Untersuchungsgegenstände – zahlreiche Schnellstraßen im Osten der USA424 – wie an ein zu analysierendes Kunstwerk heran. Sie betrachteten roadwatching als delight, analysierten daraufhin räumliche Sequenzen aus dem bewegten Fahrzeug heraus und stellten ferner einige „speculations about highway design“425 an, die in konkreten Entwurfsideen und allgemeineren Gestaltungsprinzipien für inszenierte filmähnliche Kulissenfolgen426 entlang der befahrenen Straßen ihren Ausdruck fanden. In diesem Rahmen wurden auch die bereits in The Image of the City am Beispiel des Florentiner Doms und des Campanile thematisierten Cluster von landmarks, die aufgrund ihrer relativen räumlichen Lage zueinander besonders gut als Orientierungshilfe geeignet sind, in die Überlegungen einbezogen. Aufgrund der kontinuierlicheren Wahrnehmung der landmarks entlang der Highways – die hier nicht wie bei geschlossener Bebauung kurz in einer Straßenflucht sichtbar werden, um dann wieder von Gebäuden der unmittelbaren Umgebung verdeckt zu werden – sowie der höheren Geschwindigkeiten werden die Wechsel in den räumlichen Beziehungen der Clusterelemente während der Autofahrt bewußter, das heißt filmähnlicher wahrgenommen. Appleyard/Lynch/Myer verweisen dabei nicht nur auf die funktionale Komponente bei der Orientierung, sondern auch auf den Erlebniswert derartiger Sequenzen.427 Die Landmarkencluster besitzen somit auf dem Highway – nicht zuletzt auch aufgrund der relativen Armut anderer Sinnesreize – insgesamt eine höhere Relevanz als etwa im dichten Gedränge eines innerstädtischen Spaziergangs. Generell ist ein solcher Ansatz, mit dem sich die Autoren explizit an den highway engineer richten,428 gerade in den USA als außergewöhnlich anzu109

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Abb. 86 links: Lynchs Schemaskizze der Florentiner Domkuppel und des Campanile als Landmarkenpaar in The Image of the City; Mitte: Arnheims kunsthistorisch geschulte „Rekonstruktion“ selbiger Skizze als Verweis auf Lynch; rechts: Skizze eines Landmarkenclusters in der Sequenz veränderlicher Relationen (The View from the Road)

sehen, da hier – wie Christoph Asendorf im Rahmen eines Konzeptvergleichs der amerikanischen Highways mit den deutschen Reichsautobahnen verdeutlicht – „der Grad an Ästhetisierung [im allgemeinen] deutlich geringer“ ist. Zwar sind – so Asendorf – „auch die Highways sorgfältig gestaltet, aber die Design-Arbeit ist alltäglich, eine so selbstverständliche Aufgabe wie die Festlegung von Kurvenhalbmessern.“429 In dieser Situation wurde mit den automobile surveys430 von Appleyard/ Lynch/Myer ein Ansatz entwickelt, der schon in The Image of the City von Lynch als ergänzender Gegencheck der dort durchgeführten Ortsbegehungen angeregt und im Forschungsteam bereits ansatzweise praktiziert431 worden war. Allerdings handelt es sich dabei in The View from the Road wiederum nur um die einzige – und hier zudem bedingt durch die Wahl des Untersuchungsraumes die einzig mögliche – Bewegungs- und Erkundungsform. Ein wesentlicher methodischer Unterschied besteht jedoch ferner darin, daß der überwiegende Teil der Untersuchungsergebnisse auf den subjektiven Beurteilungen „of alert and presumabely sensitive and educated observers“ basiert – also auf den eigenen Erfahrungen der beteiligten Forscher direkt im Feld sowie ihren anschließenden Erinnerungen.432 Das heißt, daß die Studie somit – trotz Einsatz von Kamera, Tonband und Skizzenblock – im Vergleich zu The Image of the City noch stärker phänomenologisch ausgerichtet war. Dennoch kam es auch hier an einem ausgewählten Fallbeispiel zur Einbeziehung einer kleinen, relativ homogenen Gruppe von Versuchspersonen. Dazu wurde zunächst ein gut 11 Kilometer langer Abschnitt des Northeast Expressway in Richtung Boston/Cambridge zunächst vom Forscherteam selbst analysiert.433 Anschließend wurden insgesamt zwanzig Personen auf 110

diese kurze Fahrt mitgenommen, um dabei direkt im Auto schnelle Skizzen der wahrgenommen Umgebung anzufertigen, in denen dann unmittelbar nach Fahrtende noch die signifikanten gezeichneten Elemente zu benennen waren.434 Es erfolgte eine quantitative Auswertung nach Häufigkeit der Registrierung dieser Elemente. Außerdem wurden die Skizzen der Versuchspersonen exemplarisch denen der geschulten Beobachter sowie Fotos der entsprechenden Situationen gegenübergestellt. Schließlich wurde eine Sequenz von Kompositskizzen angefertigt, die von allen zwanzig Personen die meist erwähnten Elemente fixierte – darunter Gebäude, Brücken, Lampen, Schilder, aber auch vorausfahrende Fahrzeuge. Verallgemeinerungen wurden versucht, insgesamt war diese Einbeziehung von Versuchspersonen aber sehr fragmentarisch, auf einen Testfall beschränkt, so daß individuelle oder kollektive Repräsentationen, Wahrnehmungen oder Vorstellungen der Benutzer dieser Straßenraumsequenzen kaum in die Entwurfsprozesse integriert wurden. Zwar wird die Möglichkeit vertiefender Untersuchungen mit Pendlern benannt,435 doch das ursprünglich mit The Image of the City verfolgte Ziel, Planung und Politik für die Nutzerperspektive zu sensibilisieren,436 scheint hier weit weniger vordringlich. Unabhängig davon bedingt das Dispositiv des Automobils – das Appleyard, Lynch und Myer zeitgleich mit oder gar kurz vor der Publikation von Herbert Marshall McLuhans berühmt gewordenem Diktum der Medien als Ausweitungen des Körpers als „Extension of Self“437 charakterisieren – durch seine akustisch-olfaktorische Filterung der Umwelteindrücke eine noch stärkere Verschiebung der Sinneshierarchie zugunsten der visuellen Dimension.438 Hinzu kommen das weitgehende Wegfallen motorischer Sinneseindrücke sowie die Minimierung kinästhetisch-vestibulärer Reize. Während Lynch beiläufig bereits in The Image of the City entsprechende Erlebnisqualitäten – etwa beim Durchfahren einer langen, auf das Stadtzentrum hin abfallenden Kurve – thematisiert hatte, wird in The View from The Road vergegenwärtigt, daß Bewegungen in der Highwaysituation kinästhetisch-vestibulär nur schwer erfaßbar seien. Im Gegensatz zum Fahrzeugführer habe eben ein Beifahrer – hält er die Augen geschlossen – Probleme, Bewegungen mit konstanten Geschwindigkeiten, leichte Kurven und Neigungen korrekt zu interpretieren beziehungsweise überhaupt wahrzunehmen, während zum Beispiel die Intensität, mit der die Fahrbahn „gefühlt“ wird, von der Konstruktion des Autos abhinge.439 Die Rede von der „Extension of Self“ beinhaltet aber noch eine andere Dimension: Diese betrifft die wahrgenommenen Maßstabsveränderungen infolge der im Vergleich zum Fußgänger deutlich höheren Bewegungsgeschwin111

digkeiten und weiteren Aktionsradien. Das Auto – so Appleyard, Lynch und Myer – vermittle „a feeling of adequacy when confronted by a vast space […;] it begins to neutralize the disparity in size between a man and a city.“440 Es dürfte kaum verwundern, daß sich der in dieser Studie zum Tragen kommende image-Begriff in seiner Vielschichtigkeit kaum von jenem in The Image of the City unterscheidet. Die Verfasser thematisieren in diesem Kontext den „sense of orientation“, den sie als „general image of the road and the landscape that develops in the mind, partly as a result of what is presently visible, partly as a result of the memory of past experience“441 charakterisieren. Das image vereint hier also wiederum Aspekte der Vorstellung, Wahrnehmung und Erinnerung. Im Gegensatz zu The Image of the City findet hier aber auch eine entwurfsbezogene Auseinandersetzung mit Fragen der Bedeutung statt. Der Autofahrer konstituiere Bedeutung durch eine Beziehung der „visible objects to the stock of ideas in his mind.“ Das Erkennen von Aktivitäten, Nutzungen und Bedeutungen der entlang der Highways gelegenen Gebiete wird dabei u.a. als wesentliche Erlebnisqualität charakterisiert. Deshalb werden hier Vorschläge gemacht, wie die Bedeutungen dieser Räume kommuniziert und so die geringe Erlebnisdichte der aus der Fahrerperspektive wahrgenommenen Highwaysequenzen kompensiert werden kann.442 Mittels subjektiver Interpretation sei es möglich, das image of the road and the landscape aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnungen erfolgten in der Studie zunächst in Kombinationen aus Fotos, Filmen, Tonbandtranskripten spontaner verbaler Assoziationen und perspektivischen Skizzen,443 um dann zwei Typen zeitbasierter sequence diagrams444 mit einer ausgefeilten Symbolik445 zu entwickeln. Dabei handelt es sich erstens um space motion diagrams und zweitens um orientation diagrams. Beim ersteren Typus werden sowohl Geschwindigkeit, Eigenbewegungen und relative Bewegungen der wahrgenommenen Objekte verzeichnet als auch räumliche Charakteristika wie Steigung und Gefälle der Strecke, Kurven, Straßenprofil, Belichtung und Beleuchtung etc.446 Die hier verwendete Symbolik wird von den Autoren mit den Noten für ein Musikstück oder den skizzenhaften Aufzeichnungen für Balletttänzer verglichen und basiert wesentlich auf Arbeiten des Architekten und Städtebauers Philip Thiel, der sich seit 1951 am MIT mit dem Thema der Sequenzanalysen befaßt hat und offensichtlich auch vorübergehend in das Projekt The Perceptual Form of the City involviert war.447 112

Zur Erstellung der orientation diagrams griffen Appleyard, Lynch und Myer direkt auf die im Rahmen der vorliegenden Arbeit bereits breit diskutierten fünf Elemente paths, edges, nodes, landmarks und districts zurück.448 In den Analysen werden entlang des Higway-paths die anderen vier Elemente in einer gegenüber The Image of the City nur leicht modifizierten Symbolik verzeichnet. Beide Diagramme werden in Abschnitte geteilt und mit Markierungen versehen, die zusätzlich zum Zweck eines raumzeitlichen Abgleichs in eine physische Karte des befahrenen Highwayabschnitts abgetragen werden. Insgesamt weichen die analytischen Diagramme jedoch deutlich von den in The Image of the City präsentierten sketch maps ab, was ganz wesentlich aus dem Umstand resultiert, daß hier versucht wurde, anstelle von an topografische Übersichtskarten geknüpften, statischen räumlichen Vorstellungen dynamische Sequenzen selbiger mit veränderlichem Betrachterstandpunkt grafisch abzubilden. Im Entwurf wird die Verwendung dieser Elemente entsprechend der jeweiligen Gegebenheiten mehrfach variiert.449 Im Kontext dieser Sequenzanalysen erweist übrigens auch die gemeinsam mit Fotografie und Film eingesetzte gezeichnete Perspektive ihre spezifischen Vorzüge. Wird dieses für Architekten essentielle Werkzeug und Darstellungsmedium in The Image of the City noch ausschließlich schematisch-signethaft und in „A Walk Around the Block“ intuitiv zu Illustrationszwecken verwendet,450 so kommt es in The View from The Road zum systematischen Einsatz von Perspektivskizzen. Durch unmaßstäbliche Akzentuierungen essentieller Elemente und Weglassen unwesentlicher Details weisen diese Skizzen Anzeichen von Bedeutungsperspektiven auf und gelangen zu klareren intentionalen Aussagen als vergleichbare Fotos.451 Mit Verweis auf The Image of the City werden hier auch noch einmal die Diskrepanzen in der Klarheit des image angesprochen, je nachdem, ob es sich primär aufgrund des Blicks von oben oder aus der Vielzahl alltäglicher Perspektiven konstituiert.452 Zudem deutet auch das praktizierte Zusammenspiel von Karte beziehungsweise Stripschema und Straßenperspektive in dieser Studie bereits implizit auf ein komplexes Verständnis von der mentalen Repräsentation räumlichen Wissens, wie es sich später in der kognitiven Psychologie in der Differenzierung zwischen „Überblicks-“ und „Straßenkarten“ beziehungsweise zwischen „Karten-“ und „Straßenwissen“ manifestiert.453 Insgesamt wird der image-Begriff hier allerdings weder theoretisch vertieft noch empirisch geprüft, zumal der 113

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Schwerpunkt hier noch stärker als bei The Image of the City auf entwurflich-planerischen Aspekten liegt.454 Fand die vertiefte ästhetische Auseinandersetzung mit Highwaydesign seinerzeit noch vergleichsweise selten statt, so haben sich in den Jahren und Jahrzehnten nach The View from the Road – vor allem aber in der jüngeren Vergangenheit – immer wieder Architekten, Planer und auch Künstler der Gestaltung von Transiträumen zugewandt. Zeitgleich mit Appleyard/ Lynch/Myer setzte sich zwar der Architekt und Mathematiker Christopher Alexander – ebenfalls am MIT – mit Fragen der Highwayplanung auseinander, verfolgte dabei aber bei seiner in stärkerem Maße verkehrsplanerisch ausgerichteten Suche nach einer optimalen Streckenführung einen völlig anderen Ansatz.455 Ein direkterer Bezug findet sich dagegen in der 1969 von Stephen Carr – Lynchs späterem Büropartner – gemeinsam mit dem Psychologen der Bostoner Northeastern University Dale Schissler publizierten Studie The City as a Trip. Hier widmeten sich die Autoren noch einmal den von

Abb. 87 Karte von Boston in The View from the Road mit explizitem Bezug auf die Arbeiten zu The Image of the City (vgl. hierzu auch Anmerkung 218 auf S. 202)

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Abb. 88 Highwayanalyse durch Appleyard/Lynch/Myer; links: Karte mit Zeitabschnitten; Mitte: space motion diagram mit der Symbolik nach Philip Thiel (ohne Darstellung der Geschwindigkeiten); rechts: orientation diagram mit den fünf Elementen.

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den Highways um Boston aus erlebbaren Raumsequenzen der Stadtregion. Gegenstand ihrer Untersuchung ist die Frage, inwiefern der city or highway designer die psychologischen Wirkungen der Rezipienten ohne zusätzliche Expertisen präzise genug antizipieren kann:456 „Its principle focus is not on the esthetic qualities of the highway trip but rather on the way in which people achieve, organize, and transform these sequential perceptions in forming a representation of such an experience.“457 Ebenso wenig suchten Carr und Schissler eine begriffliche Vertiefung von imageoder mental-map-Konzepten, sondern waren in ihrem Ansatz deutlich designorientiert.458 Diese Kooperation von Planung und Psychologie, in deren Rahmen Labor- und Feldforschung miteinander verbunden wurden, verstanden die beiden Autoren als Reaktion auf die bereits von Lynch kritisierte ausschließliche Beschränkung zahlreicher Psychologen auf abstrakte Laborexperimente. Selbstredend rekurrieren Carr und Schissler in ihrer Studie auf Lynch und sehen dessen Erkenntnisse aus The Image of the City als bestätigt an, betonen jedoch, daß die in The View from The Road gezogenen Schlußfolgerungen aufgrund methodischer Unschärfen zu überprüfen seien. Das in verschiedenen Phasen mit 49 Versuchspersonen durchgeführte Projekt wurde aber nur zum Teil als vertiefende und überprüfende Nachfolgestudie zur Arbeit von Appleyard/Lynch/Myer, zum Teil komplementär dazu angelegt. Sowohl beim Präsentieren von Filmen und Dias im Labor des Harvard Center for Cognitive Studies als auch während verschiedener Highwayfahrten in situ wurden die Augenbewegungen der Versuchspersonen aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Mindestens einen Tag vor den Testfahrten wurden diese bezüglich ihrer bisherigen Vorstellungen der abzufahrende Sequenzen befragt. Anschließend erfolgten insgesamt drei Interviews zur Erfassung der Erinnerungen: eines direkt nach Fahrtende, ein zweites am Tag darauf und ein letztes schließlich nach einer Woche.459 Neben zahlreichen Statistiken präsentieren Carr und Schissler auch eine Art Wegkarte der „most dominant elements of attention“, in der sie neben der Häufigkeit der per eye tracking ermittelten Betrachtung sowie ihrer Erwähnung vor und nach der Fahrt auch topografische und funktionale Charakteristika der einzelnen Abschnitte verzeichnen.460 Schließlich kommen sie zu folgenden Ergebnissen: „Perhaps the most significant and surprising finding of this study is the degree to which both perception and memory of the city as seen from a highway

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Abb. 89 Grafische Darstellung der charakteristischen Elemente einer Highwaysequenz von Carr und Schissler (entsprechend der Augenbewegungen im Feld, der Erinnerungen und des Vorwissens der Versuchspersonen)

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seem to be determined by the form of the environment itself. Whether analyzed in terms of eye fixations, head orientation, or the number of mentions in memory reports, it is clear that it is the structure of what is out there to be seen which largely determines what is seen by a diversity of subjects.“461 „To relate to the urban environment, one must be able to read it, to ,see` what it represents. The city or highway designer can make such seeing easier by being able to predict the perceptual and cognitive consequences of his work.“462

Die Wahrnehmungsweisen und das kognitive Verhalten während der Highwayfahrten seien relativ leicht durch Planer vorhersagbar, ohne daß diese mit psychologischen Arbeitsmethoden vertraut sein müßten: Die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigten u.a., „that introspective judgements of trained designers such as the authors of The View from the Road, while sometimes misleading, do not wholly miss the mark.“463 Zurückhaltung übten sie hingegen bezüglich der Generalisierung ihrer Untersuchungsergebnisse hinsichtlich einer allgemeinen Vorhersagbarkeit urbaner Wahrnehmungsweisen durch planerische Introspektion, denn – so Carr und Schissler: „It may be that the automobile as a moving perceptual filter and the highway as a channel represents a special case.“464 Trotzdem wandte sie sich in diesem Kontext gegen die seinerzeit zu beobachtende – historisch durchaus begründbare – Abwertung physischer Gestaltbemühungen und die damit verbundene Verunsicherung der Designer durch eine sozialwissenschaftliche Kritik.465 Von den späteren Arbeiten kann im vorliegenden Rahmen lediglich exemplarisch auf jene der englischen Architektin Alison Smithson eingegangen werden, welche – obschon mit anderen Intentionen – gut zehn Jahre nach The View from the Road eine mit Appleyard, Lynch und Myer vergleichbare Perspektive einnahm. In ihrer Publikation AS in DS – die 1983 erschien, deren Materialien aber bereits Anfang der 1970er Jahre weitgehend vorlagen – beschreibt sie ihre Eindrücke und Reflexionen während zahlreicher Fahrten mit verschiedenen Modellen des legendären Citroën DS – meist auf der Fernstraße A 303 zwischen London und ihrem Ferienhaus nahe dem südwestenglischen Salisbury (Wiltshire).466 Beide Publikationen stehen unter dem Einfluß der „pleasures of car movement“467 – einer Faszination der Wahrnehmung aus der Bewegung heraus, die offenbar mit der Verbreitung des Automobils selbst Hand in Hand ging. Denn während beispielsweise Sigfried Giedion 1941 das mit dem Autofahren verbundene Gefühl der Freiheit betonte und das Dahingleiten in der Landschaft mit Skifahren verglich,468 so hatten sich die Futuristen bereits 1909 am Automobil und seiner Geschwindigkeit berauscht.469 118

Trotz dieser gemeinsamen Tradition arbeiteten Appleyard/Lynch/Myer und Smithson auf völlig unterschiedliche Weise in ganz ähnlichen Situationen. Erstere strebten eine Objektivierung des Beobachtungsprozesses an, befaßten sich bei ihrer Suche nach systematischen Aufzeichnungsmethoden mit Fragen der idealen Kamerapositionierung, dem Erstellen von analytischen Modellen sowie der Entwicklung einer komplexen Symbolik für ihre Skizzen und bezogen zudem Methoden qualitativer Feldforschung in ihre Untersuchung ein.470 Im Gegensatz dazu ging es Smithson unter expliziter Bezugnahme auf Jean-Jacques Rousseau um eine subjektive poetische Verarbeitung des Erlebten, die im Sinne von „barometer readings of [the] soul“ der emotionalen Dimension eine große Bedeutung beimißt.471 Meist aus der Rücksitzposition praktizierte und beschrieb sie ein intuitives Erfassen von Eindrücken und Stimmungen, gibt Assoziationen Raum, die sich bereits durch Neigen des Kopfes einstellen oder bezieht Zufälle wie einen abgeklappten Spiegel ein, der es ihr ermöglicht, gleichzeitig seitlich vorbeiziehende wie auch rückwärtig entfliehende Szenerien zu verfolgen, und ihr so einen unvorhergesehenen Perspektivenwechsel verschafft.472 Ist Alison Smithsons Zusammenstellung von Tagebuchnotizen als „sensibility primer“473 angelegt, der auf die Alltagsrealität eines Lebens im Automobil sowie die damit verbundenen Wahrnehmungsweisen aufmerksam machen wollte, gehen Appleyard, Lynch und Myer in ihrem Anspruch weit darüber hinaus. Indem sie nach Möglichkeiten suchten, die Transiträume zu gestalten – zu strukturieren und zu inszenieren –, strebten sie gleichsam danach, diese Wahrnehmungsweisen systematisch auf der Objektebene zu beeinflussen. Dagegen hielt Smithson relativ ungefiltert alle Eindrücke fest, die während der Autofahrten auf sie einströmten. Sowohl bei Tag- als auch bei Nachtfahrten machte sie Aufzeichnungen, die sie mittels sechs thematischen Stichworten nachträglich nur grob strukturierte. Neben Landschaftselementen und Infrastrukturbauwerken beschreibt sie auch flüchtige Erscheinungen sowie scheinbar Unbedeutendes, etwa die Wolken am Himmel und Schlagschatten der Bäume, eine spielende Familie oder einen toten Hasen am Straßenrand. All diese Details vermerkt Smithson in der Überzeugung, daß auch die kleinste Nebensächlichkeit gleich einer antiken Tonscherbe einmal als Indikator zeitspezifischer kultureller Befindlichkeiten dienen kann.474 Nicht nur der Vergleich der textlichen Ausführungen, sondern auch jener der in beiden Fällen erstellten Fotosequenzen und Skizzen macht sowohl die aus dem gemeinsamen Gegenstand resultierende Nähe als auch die 119

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wesentlichen Unterschiede beider Auseinandersetzungen deutlich. So werden bei Smithson sowohl die Fotos als auch die während der Fahrt angefertigten Skizzen zwar als Sequenz präsentiert, doch finden sich zwischen den Einzelperspektiven Brüche und Leerstellen, die der Betrachter der Publikation füllen muß. Dagegen strebten Appleyard, Lynch und Myer – wie bereits Bichajian im Rahmen von The Perceptual Form of the City – eine möglichst lückenlose Dokumentation der Fahrt an. Zudem zeigt sich der analytische Charakter von The View from the Road an der Bandbreite unterschiedlicher Perspektivskizzen und zum Beispiel am Vergleich zwischen Experten-, Laienskizze und Foto, der in methodischer Nähe zu The Image of the City steht. Christian Sumi, der den 2001 bei Lars Müller Publishers erschienenen Nachdruck von AS in DS redigiert und kommentiert hat, sieht in Smithsons ursprünglicher Einleitung aus dem Jahre 1972 das Wechselspiel zwischen wahrnehmendem Subjekt und wahrgenommenem Objekt thematisiert, das – so Sumi – direkt auf Rudolf Arnheims Wahrnehmungstheorie475 verweise, aber ebenso an Lynchs bereits zitierte Formulierung eines „twoway process between observer and observed“476 erinnert. Für eine präzise Positionierung Lynchs im Verhältnis zu den zahlreichen jüngeren Auseinandersetzungen mit Wahrnehmung und Gestaltung von Bewegungsräumen müßte in diesem Kontext aber ebenso auf künstlerische Projekte wie etwa die Autobahnreise von Julio Cortázar und Carol Dunlop von Paris nach Marseille477 oder die 2008 an einem Duisburger Autobahnknoten realisierte Installation Kaiserberg – woher – wohin von Felix Lüdicke und Korbinian Lechner478 eingegangen werden; ebenso auf architektonische Interventionen wie Jean Nouvels „Roter Kilometer“479 sowie schließlich auf die Geschichte der Drive-thru- beziehungsweise Drive-in-Konzepte480. Diese Diskussion würde allerdings – wie so viele andere Erzählstränge auch – den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen.481 Statt dessen sei an dieser Stelle auf das facettenreiche Kaleidoskop der unzähligen Bearbeitungen des Themenkomplexes Automobil und Transitraum verwiesen, das der Hamburger Architekt und Stadtplaner Michael Koch gemeinsam mit seinem Kollegen Henrik Sander zusammengestellt hat482 – um damit wieder zum Kontext von Lynchs eigenem Werk zurückzukehren. Etwas anders als The View from the Road ist die acht Jahre danach erschienene Publikation What Time Is This Place? gelagert. Hier setzt sich Lynch mit mentalen Vorstellungen von zeitlichen Veränderungen bestimmter Räume auseinander. Hierfür führte er wiederum Befragungen in Boston 120

Abb. 90 oben links: Fotosequenz Alison Smithson, A 303 London, Richtung Exeter; oben rechts: Fotosequenz Appleyard/Lynch/Myer, Northeast Expressway; unten links: Ausschnitt Skizzensequenz Alison Smithson, während der Fahrt erstellt; unten Mitte: Vergleich Experten-/Laienskizze/Foto, Appleyard/Lynch/Myer, während der Fahrt erstellt; unten rechts: Ausschnitt Skizzensequenz Entwurfsperspektiven Appleyard/Lynch/Myer

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durch und ergänzte am Schluß die Anregung, man könnte in einem weiteren Schritt auch Versuchspersonen bitten, „to map the city ,as it was,` or the changes they expect, or the areas now changing most rapidly.“483 Kurz nimmt er auch hier noch einmal Bezug auf The Image of the City, in dem er, wie er in der Retrospektive schreibt, „the image of the spatial environment“ diskutiert habe als „mental representation of the character and structure of the geographic world – as a scaffold to which we attach meanings [sic!] and a guide by which we order our movements.“ Interessant dabei ist die Beobachtung, daß er hier deutlich klarer als noch in The Image of the City den Charakter des images als mentale Repräsentation räumlicher Gegebenheiten herausstreicht.484 Ohne weitere Quellenverweise an dieser Stelle erwähnt er in dem Zusammenhang auch spätere Studien485, „[that] have applied these ideas to settlements throughout the world, and many of the original speculations have been modified by those subsequent studies.“ Ferner zieht er Parallelen zwischen seinem environmental image of time und dem environmental image of space, verweist etwas vage auf deren Implikationen auf soziale Strukturen und gesellschaftliche Veränderungen und plädiert schließlich für eine integrierte raum-zeitliche Betrachtungsweise. Es sei – so Lynch – „evident that we should think of an environmental image that is both spatial and temporal, a time-place […]“; zu bedenken sei ferner „[that t]he mental image itself has a history of growth and decay.“486 Insgesamt ging es Lynch in dieser Studie stärker um mentale Repräsentationen der veränderlichen Komponenten dieser zeiträumlichen Settings als noch in The Image of the City. Er spricht von „mental representation of a mesure of time“ und verweist auf unterschiedliche Geschwindigkeiten der Veränderung, auf die gleichzeitige Präsenz von quasistatischen und dynamischen Elementen, die man sich anhand von zeitlichen Fixpunkten – einem alten Baum, einem Felsen oder einer Kirche etwa – vergegenwärtigen könne.487 Oberflächlich betrachtet könnte man hier eine Kohärenz zu den primären Elementen der Stadt entdecken, wie Aldo Rossi sie 1966 in seiner Theorie des Urbanen faßte. Zwar geht es in beiden Fällen um die Frage nach der Permanenz innerhalb sich wandelnder räumlicher Settings, doch im Vergleich zu Lynch verstand Rossi Stadt in einem weitaus traditionelleren Sinne als Kunstwerk und hob mit dem Begriff der primären Elemente stark auf den baukünstlerischen Wert von Einzelarchitekturen ab.488 Lynchs Fixpunkte sind dagegen allgemeiner gehalten und primär aufgrund ihrer überzeitlichen Präsenz von Interesse. Er geht in diesem Kontext 122

auch auf die antiken Mnemotechniken ein und setzt sich mit Sequenzen von inneren Bildern auseinander, die mit bestimmten Raumtypen korrelieren – etwa mit Prozessionsräumen oder japanischen und englischen Gärten.489 Zahlreiche Gedanken und Ansätze in dieser Publikation weisen somit auch in die Richtung von Karl Schlögels späteren Unternehmungen, im „Raume“ die Zeit zu „lesen“.490 Diesbezügliche erste Anklänge finden sich aber bereits in The Image of the City.491 Wiederum vier Jahre nach What Time is This Place? setzte sich Lynch im Kontext von Managing the Sense of a Region mit Fragen der Wahrnehmung und Ausgestaltung sensorischer – also visueller, akustischer, olfaktorischer und emotionaler – Raumqualitäten im Hinblick auf ihre sozialen Implikationen auseinander. Unter der Überschrift „The Image of Place and Time“ diskutierte er, wie sich Regionen nach Zugänglichkeit und Orientierbarkeit analysieren und kartieren lassen. Bei der Generierung mentaler Bilder und Strukturen der Territorien seien dies zwar zum einen wichtige Aspekte, die Planer müßten sich aber vergegenwärtigen, daß dabei ebenso Identifikationspotentiale, Fragen emotionaler Sicherheit und Befriedigung konstitutiv seien. Die emotionale Distanz eines Planers zu einem bestimmten Territorium führe eben zu anderen mentalen Bildern als die Verbundenheit derjenigen Menschen, die die Region als ihren eigentlichen Lebensraum verstehen.492 Insofern erachtete Lynch „[a]n analysis of mental images that people hold of their life space and time [ … als] key to understanding the sense of place.“493 An diesen Ausführungen zeigt sich eine merkliche Akzentverschiebung gegenüber The Image of the City. Ist das „Bild der Stadt“ noch stärker von der visuellen Prägnanz seiner physisch-geometrischen Struktur geprägt, schrieb Lynch den emotional-irrationalen Faktoren bei der Generierung von Vorstellungsbildern einer Region eine größere Bedeutung zu. Diese Differenz mag vielleicht auf eine Weiterentwicklung Lynchs verweisen, zum Teil erklärt sie sich aber auch aus den – vor allem maßstäblich – differierenden Gegenständen heraus. Zum einen sind Regionen allein schon aufgrund ihrer Ausdehnung visuell-räumlich schwerer faßbar494 als die in ihren Dimensionen überschaubaren Siedlungsbereiche, die Lynch in The Image of the City untersucht hatte; zum anderen sind Aspekte von Verwurzelung und Heimat – Lynch spricht auch von esoterischen Komponenten495 – hier traditionell stärker ausgeprägt als in den Städten mit ihren stärkeren Fluktuationen und anderen soziokulturellen Dynamiken. Das heißt, bei Lynch erfährt die auf amerikanische Verhältnisse bezogene Differenzierung zwischen Stadt und Region in soziokultureller Hinsicht eine 123

ähnliche Lesart wie der für das historische Europa charakteristische StadtLand-Kontrast. Auch in Managing the Sense of a Region plädiert Lynch dafür, Aspekte zeitlicher Vorstellungen mit einzubeziehen – etwa das Bewußtsein darüber, welche Orte zu welchen Zeiten von welchen unterschiedlichen Gruppen angeeignet werden. Er gibt ferner einige Empfehlungen an die regionale Politik, wie die mental images der Bewohner einer Region gestärkt werden können – „whether by physical change, activity regulation, institutional reform or education“. Dabei dominieren aber doch wiederum solche Maßnahmen, die sich auf visuell-physische Elemente einer Region beziehen.496 Im Anhang kennzeichnet Lynch das Verhalten im Raum – hier vornehmlich Aspekte der Navigation – und die inneren Bilder der entsprechenden Räume als zwei Seiten einer Medaille, bei der er letztere als „the darker side of the coin, but also the richer one“ erachtet. Er charakterisiert diese environmental images als „organized structures of recognition and relationship“ und verweist hier auf zahlreiche Möglichkeiten ihrer indirekten Erschließung, etwa die „analysis of newspapers, journals and guidebooks or […] local literature [, … works of a]rtists and writers, […] the history of political conflicts over environments or […] the trend of economic values“ – also auf sämtlich Quellen, die er in The Image of the City noch nicht genutzt hatte. Für wichtiger hielt er nach wie vor jedoch den „direct dialogue with people“ inklusive der Aufforderung, Karten und Skizzen zu zeichnen, die dann quantitativ, qualitativ oder grafisch ausgewertet werden können. Er benennt zahlreiche, zum Teil sehr ambitionierte „ways of asking people to externalize their mental conception of the environment“, u.a. Fotoerkennungstests, Interviews vor Ort und aus der Bewegung des Fußgängers beziehungsweise Autofahrers heraus, die gleichzeitig aufgezeichnet werden und bei denen man Facetten räumlichen Verhaltens – etwa Zögern an Entscheidungspunkten – mit den verbalen Aussagen vergleichen kann. Ferner empfiehlt er die Einbeziehung von Zeitungskampagnen und Fernsehsendungen zum Abrufen von Karten und das Training von Kartierungstechniken.497 Diese Erörterungen im Anhang von Managing the Sense of a Region gehen jedoch nicht im Detail auf Lynchs eigene Arbeiten ein und sind offenbar weniger als wissenschaftlich-diskurstheoretischer Beitrag, sondern eher als Empfehlungen für Planer und Politiker gedacht. In seiner letzten großen, drei Jahre vor seinem Tod erschienenen Publikation A Theory of Good City Form entwickelt Lynch „a limited set of performance dimensions for the spatial form of cities“; genauer gesagt: 124

Er definiert die folgenden fünf Dimensionen: vitality, sense, fit, access und control. Unter der zweiten Dimension – sense – versteht er „the degree to which the settlement can be clearly perceived and mentally differentiated and structured in time and space by its residents and the degree to which that mental structure connects with their values and concepts – the match between environment, our sensory and mental capabilities, and our cultural constructs. “498 Wie Lynch an anderer Stelle hierzu vertiefend ausführt, sah er im sense of a settlement auch eine wesentliche Grundbedingung für die Generierung adäquater mentaler Repräsentationen: „By the sense of a settlement, I mean the clarity with which it can be perceived and identified, and the ease with which its elements can be linked with other events and places in a coherent mental representation of time and space and that representation can be connected with nonspatial concepts and values. This is the join between the form of the environment and the human processes of perception and cognition. Too often ill-defined and so passed over with a few pious regrets, this quality lies at the root of personal feelings about cities. It cannot be analyzed except as an interaction between person and place. Perception is a creative act, not a passive reception. Sense depends on spatial form and quality, but also on the culture, temperament, status, experience, and current purpose of the observer.“499

Zum einen variierte dabei – so Lynch – der sense of a particular place von Individuum zu Individuum, zum anderen existierten aber dennoch „some significant and fundamental constancies in the experience of the same place by different people“ – Gemeinsamkeiten, die Lynch sowohl auf biophysikalische als auch auf soziokulturelle Faktoren zurückführte.500 Wenngleich Lynch immer schon auf die Wechselwirkung zwischen wahrnehmendem Subjekt und wahrgenommenen Objekten rekurrierte,501 kam es nun bei diesem sense-Konzept – das als Weiterentwicklung des in The Image of the City eingeführten Neologismus imageability zu lesen ist – zu einer deutlichen Gewichtsverlagerung von der objekthaften physischen Umgebung hin zum damit beziehungsweise darin (inter-)agierenden Subjekt. Denn während es sich bei den Begriffen legibility, clarity und imageability, wie Lynch sie in The Image of the City gebraucht, um Charakteristika baulicher Strukturen und/oder topografischer Gegebenheiten handelt, so wird mit der Einführung des sense-Konzepts die Klarheit einer räumlichen Situation als eine wahrgenommene Qualität und identifizierte Entität dem Rezipienten zugeschrieben.502 125

In dieses sense-Konzept integrierte Lynch aber auch noch einmal wesentliche Bestandteile des früheren environmental image: Die Komponenten identity und structure flossen hier mit ein, während die schon immer – sowohl von Lynch als auch von seinen Kritikern – als problematisch erachtete Kategorie meaning mit dem bereits oben zitieren Verweis auf die Schwierigkeiten der Semiotik durch die drei Begrifflichkeiten congruence, transparency und legibility ersetzt wurde. Von den ursprünglich fünf a priori gesetzten Elemente paths, edges, nodes, landmarks und districts werden neben zahlreichen weiteren „clues to establish structure […] landmarks, path or edge continuities“ aufgenommen.503 Als bemerkenswertes Detail fällt weiterhin auf, daß Lynch in diesem Kontext – wie bereits in Managing the Sense of a Region – zu illustrativen Zwecken auch Datenmaterial mit individuellen Verzerrungen präsentiert, das er noch in The Image of the City sorgsam herausgefiltert hatte.504 Er scheint aber nach wie vor überzeugt gewesen zu sein vom Wert der composite maps.505 Innerhalb von A Theory of Good City Form jedoch nehmen derartige Erörterungen nur einen vergleichsweise geringen Raum ein. Insgesamt kann die Erörterung der Fortentwicklung der environmentalimage-Konzeption Lynchs im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn an dieser Stelle nicht erschöpfend behandelt werden. Dazu müßten zahlreiche weitere Studien und Statements im theoretischen wie planungspraktischen Kontext – bei denen zum Teil Autorschaft und Einfluß Lynchs nicht vollständig zu klären sind, weil sie etwa von lokalen Behörden in Auftrag gegeben wurden und nur bei den entsprechenden Städten einzusehen sind – sowie umfassendes Datenmaterial506 gesichtet und inklusive der jeweiligen Entstehungsbedingungen diskutiert werden. Sinnvoller ist es hingegen, an dieser Stelle auf externe Nachfolgestudien einzugehen, um den weiteren Einfluß von Lynchs Konzept des environmental image zu beleuchten. Externe Nachfolgestudien mit Bezug zu The Image of the City Wie schon erwähnt, begannen bereits unmittelbar nach Veröffentlichung von The Image of the City Forscher in verschiedenen Ländern mit dem Design ambitionierter Studien, die das Ziel hatten, Lynchs Methode zu überprüfen, anzuwenden und zu präzisieren. Schon an diesen Studien zeigt sich ein maßgebliches Interesse der Sozial- und Kulturwissenschaf126

ten an der Thematik. Exemplarisch soll im folgenden kurz auf wenige ausgewählte Beispiele aus den Folgejahren eingegangen werden. Schon 1962 präsentierte der niederländische Soziologe Derk de Jonge eine Untersuchung der TU Delft, die sich der Analyse der images zentraler Gebiete von Amsterdam, Rotterdam, Den Haag, Utrecht, Leyden und Delft sowie der Wohnumgebungen verschiedener südholländischer Städte widmet. Inspiriert u.a. durch die bereits an anderer Stelle erwähnte Rezension von David A. Crane507, der hier u.a. die kleinen und vergleichsweise homogenen Samples bei Lynch kritisiert hatte, untersuchte de Jonge mit etwas größeren Fallzahlen508, einem vereinfachten Fragebogen und einer stärkeren Differenzierung zwischen Planungsprofessionellen und Laien die Generalisierbarkeit von Lynchs Methode, indem er ihre Übertragbarkeit in einen anderen Kontext testete. Dabei kam er zu folgendem Ergebnis: „On the whole, Lynch' s conclusions about image formation and image structure are further confirmed by this material; and it has been shown how these principles work in a number of different urban areas. The fact that research in Holland has led to much the same conclusions as those of Lynch' s is in itself an indication that his findings are not limited to the comparatively small sample he used.“509

Darüber hinaus sieht de Jonge noch zwei weitere Belege für die von Lynch in The Image of the City formulierten Schlußfolgerungen. Dies sind für ihn zum einen orientation maps und zum anderen die „,laws` of Gestalt Psychology“.510 Im Prinzip deuten aber beide Quellen in Richtung Gestalttheorie, denn bezüglich der orientation maps verweist de Jonge auf den U-Bahn-Plan von London, den sowohl Lynch erwähnt als auch schon 1954 Rudolf Arnheim, der ihn sogar reproduzierte.511 Über die schematischen Vereinfachungen dieses Plans, die er in ähnlicher Form auch bei den Skizzen seiner Interviewpartner feststellte, kommt de Jonge unter Verweis auf David Katz direkt zu den Gestaltgesetzen von Nähe, Ähnlichkeit, der Geschlossen Form etc.512 Aus entsprechenden Vereinfachungen in den sketch maps schließt er „that people' s perceptions the main pattern of urban space tend to follow the same ,laws` Gestalt psychologists have found in their laboratory experiments.“513 Eine explizite Abgrenzung von Lynch nimmt de Jonge in Bezug auf die grafische Darstellung der Ergebnisse vor. Er kritisiert hier, daß Lynch nicht die Originalskizzen seiner Interviewpartner zeigt, sondern die Information in seine base maps überträgt, so daß „subjective and objective data were mixed on every map.“514 De Jonge trennt dies dagegen deutlich und 127

Abb. 91 Luftbild des Stadtzentrums von Amsterdam und zwei typische sketch maps der Interviewpartner von de Jonge

stellt entweder eine maßstabsgerechte Karte oder ein Luftbild typischen sketch maps gegenüber. Im Vergleich der untersuchten Städte kommt de Jonge zudem nicht nur zu der bereits durch Lynch erhärteten These eines Zusammenhangs zwischen Prägnanz der gebauten Form beziehungsweise des Stadtgrundrisses und der Klarheit des images,515 sondern auch zwischen der Qualität der sketch maps und der Fähigkeit sich im Stadtgefüge zu orientieren.516 Eine leichte Akzentverschiebung ist dagegen in der Studie feststellbar, die John Gulick, Anthropologe der University of North Carolina at Chapel Hill, auf der Basis einer im Frühjahr 1962 durchgeführten Befragung von 35 Studierenden in Tripoli, Libanon, im darauffolgenden Jahr wie de Jonge im Journal of the American Institute of Planners präsentierte. Auch Gulick ist von Lynchs Arbeit inspiriert, macht aber deutlich, daß er dessen Methodensetting nicht ohne Distanz gegenübergetreten war. So hätten sich einige seiner ursprünglichen Vorbehalte gegenüber Lynchs Annahmen und dessen Methode zwar nicht in kritischen Diskussionen ausräumen lassen, doch Gulick betont, daß Lynchs Arbeit dadurch keineswegs diskreditiert sei. Vielmehr sei der Gegenstand zu komplex, um alle in diesem Kontext relevanten Problemstellungen mit relativ einfachen Methoden bearbeiten zu können.517 Gulick beschränkte sich deshalb bei seinen Interviewpartnern auf zwei Fragen aus Lynchs Leitfaden, und zwar erstens auf die Bitte um Anfertigung einer Kartenskizze von Tripoli und zweitens um eine Auflistung der distictive elements.518 Er differenzierte hierbei sein Sample nach Geschlecht und Religionszugehörigkeit519 und zog – wie Lynch für die amerikanischen Städte – aufgrund der grob abgestuften Häufigkeit der grafischen wie der verbalen Erwähnung dieser Elemente Schlüsse auf die „imageability of Tripoli“. Er verzichtet in seinem Beitrag auf generalisie128

Abb. 92 Karte von Tripoli (Libanon) und zwei sketch maps der Interviewpartner von Gulick

rende Aussagen hinsichtlich eines public image,520 diskutiert die Rolle von paths, landmarks, districts und nodes und verweist auf Differenzen zwischen Planungsexperten und Laien sowie – damit verbunden – auf das Problem unterschiedlich elaborierter Zeichenfertigkeiten.521 Er zeigt zwei typische sketch maps der Interviewpartner522 und geht u.a. auf kulturell bedingte Darstellungskonventionen ein,523 vor allem aber auch auf Unterschiede im Erscheinungsbild europäischer und arabischer Städte, die auf differierende soziokulturelle Praktiken zurückzuführen sind.524 In diesem Kontext thematisiert Gulick häufig gezeichnete und erwähnte Stadtviertel, die jedoch kaum Lynchsche Elemente und ebenso wenig visuelle Prägnanz aufweisen, sondern aufgrund ihrer Konzentration sozialer Aktivitäten ein hohes Maß an imageability aufweisen.525 Gulick kommt folglich zu dem Schluß, „that the urban image is a product both of visual clues and socio-cultural associations“526 – „that urban imageability is a product of the perception of visual form and of the conception of social significance.“527 Er erweitert Lynchs imageability-Begriff in Form der Hypothese, „that imageabilty is determined by the beholder' s perception of the visible form of an ,object` combined with his consciousness of some social or behavioral significance, which he associates with it“ – eine Formulierung, die wiederum auf die ursprünglich auch von Lynch intendierte Integration der drei Komponenten structure, identity und meaning verweist.528 Trotz seiner eingangs erfolgten Betonung, er sehe Lynchs Arbeit nicht durch festgestellte methodische Unzulänglichkeiten geschmälert, formuliert Gulick schließlich einen der häufigsten Kritikpunkte an Lynch: nämlich, daß er sich auf die visuelle Dimension beschränkt habe. Gulicks um Konstruktivität bemühte Variation dieser Kritik liest sich wie folgt: 129

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„That planners and architects tend to stress visual forms in their own work is as it should be. But when they seek, as Lynch does, to understand the visual experience of laymen, they must give due weight to other than visual phenomena. Lack of clarity in this matter is, I believe, the source of some of the criticism, which has been leveled at Lynch' s book, The Image of the City. For example, Lynch' s concepts of path, edge, district, landmark, and node are indeed, as Crane says, to a considerable degree redundant. One reason for this is that Lynch treats them as purely visual concepts, whereas in fact some of their defining criteria are social and behavioral. It should not be too difficult to modify and amed these concepts and make them more operational.“529

Daß diese Kritik, Lynch habe „purely visual concepts“ entwickelt, etwas zu relativieren ist, wurde bereits an anderer Stelle breit diskutiert530 und muß deshalb hier nicht noch einmal wiederholt werden. Neben zahlreichen anderen, in verschiedene Ländern durchgeführten Studien stellte in Deutschland der junge Thomas Sieverts 1966 eine Untersuchung vor, die 1964/1965 im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der TU Berlin zur Erforschung „subjektive[r] Vorstellungsbilder von der Stadt“ durchgeführt wurde. Auf der Basis von Lynchs Fragenkatalog wurden etwa fünfzig Studierende interviewt, darüber hinaus aber auch mehr als 200 Schülerinnen und Schüler. Sieverts und seine studentischen Mitarbeiter differenzierten die Interviewpartner deutlich nach Altersgruppen und Geschlecht, weshalb die Ergebnisse – neben einigen Auffälligkeiten infolge der Teilung der Stadt Berlin – gerade auch die Altersabhängigkeit der Vorstellungsbilder unterstreichen. Auch Sieverts hält The Image of the City für eine fruchtbare Quelle zahlreicher Anregungen, obschon sich letztere seines Erachtens „nicht unmittelbar in Planungsrezepte ummünzen“ ließen.531 Gottdiener und Lagopoulos knüpften an diesem Punkt an und versuchten, Sieverts als Lynch-Kritiker zu instrumentalisieren.532 Sie beziehen sich in ihrer Studie auf einen Beitrag in der Dokumentation einer ebenfalls 1966 veranstalteten Studienwoche der Universität Amsterdam, an der Sieverts mit einer Präsentation der genannten Berliner Untersuchung teilgenommnen hatte. Zwar fordert Sieverts hier noch weitere an Lynchs Arbeiten anschließende konzeptionelle Vertiefungen ein, um dem Planer mehr Sicherheit in „judging urban design problems of large areas“ zu vermitteln, er bezeichnet jedoch Lynchs Unternehmung als „brave and imaginative attack“ und beurteilt The Image of the City als „by far the most important and stimulating contribution for the understanding of this field up till now.“533 Insofern muß die versuchte soziosemiotische Vereinnahmung 130

doch etwas befremden, um so mehr heute, da man zudem die äußerst positive Rückschau auf Lynchs Arbeit einzubeziehen hat, die Sieverts im Rahmen seiner Zwischenstadt gehalten hat.534 Zehn Jahre nach Erscheinen von The Image of the City präsentierte Florence Ladd – Sozialpsychologin der Harvard Graduate School of Education, die Lynch später zu seinen Ansätzen auch interviewen sollte – eine Untersuchung der subjektiv als neighborhoods definierten Stadtgebiete von sechzig afroamerikanischen Jugendlichen im südlichen Boston.535 Im Rahmen dieser Untersuchung, die wesentlich auf der Auswertung gezeichneter, subjektiver neighborhood maps fußt, kennzeichnet Ladd The Image of the City als seminal research, verweist aber im Rahmen der Markierung des Forschungsstandes auch auf The View from the Road, ferner auf die Arbeiten von de Jonge, Gulick, Carr und Schissler sowie von Yusri Hassan, Carl Steinitz, Terence R. Lee und Charles Tilly, auf die im vorliegenden Kontext nicht näher eingegangen werden kann.536 Während Lynch in The Image of the City die Ausgangsmaterialien seiner Interviewpartner nicht direkt offenbart, machte Ladd die individuellen Kartenskizzen der befragten Jugendlichen zum expliziten Gegenstand ihrer Arbeit, dem sie zunächst Priorität vor verbalen Aussagen einräumte; zum einen, weil sie den Informationswert der Kartenskizzen für Sozialwissenschaftler und Planer verdeutlichen wollte, zum anderen, weil sie die Auswertung der Karten als schwieriger erachtete und deshalb den Eindruck vermeiden wollte, in die Karten nur die verbal ermittelten Informationen hineinzudeuten.537 Obwohl sie in ihrer Studie andere Fragestellungen als Lynch verfolgt und somit auch eine völlig andere Methode wählt, nimmt sie in ihren Ausführungen zu landmarks und edges explizit auf dessen Ansätze Bezug. Während sie hinsichtlich ersterer lediglich selbstkritisch anmerkt, sie habe in ihrer Studie einige Elemente der Kartenskizzen nachträglich als landmarks interpretiert, ohne zu wissen, welche Rolle diese für die Urheber der Skizzen selbst spielen, betont sie, das von ihr erhobene Datenmaterial untermauere noch einmal Lynchs These, die edges seien „for many people important organizing features, particularly in the role of holding together generalized areas.“538 Zur Auswertung der Kartenskizzen wurden zunächst deskriptive Kategorien entwickelt, die dann in folgende vier Gruppierungen mündeten: (1) „Drawing is pictorial. The subject represents houses, other buildings, and elements which might be part of a street scene. […]“ 131

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(2) „Drawing is schematic. It contains lines or areas which are not clearly connected to each other. It is poorly organized. […]“ (3) „Drawing resembles a map. It seems well organized, that is, the connections between areas are clear. It could be used for orientation to the area. […].“ (4) Drawing resembles a map with other identifiable landmarks which would make the area recognizable. Connections between areas are clear. Could be used for orientation to the area. […]“539 Fünf nicht näher benannte Gutachter, die nicht an den Feldforschungen beteiligt waren, erhielten die Aufgabe, alle sechzig Kartenskizzen unter diesen vier Gruppen zu subsumieren. Stimmten vier der fünf Gutachter in ihrer Zuordnung überein, galt diese als gesetzt. Auf diese Weise konnten mit 43 Skizzen 72 Prozent der Fälle eindeutig zugeordnet werden. Ziel dieser Vorgehensweise war zum einen, verfälschende Einflüsse aufgrund der Kenntnis der betreffenden Personen und ihres spezifischen Umfelds zu eliminieren, und zum anderen die unterschiedlichen Zeichenfertigkeiten und Wissensstände bezüglich des Umgangs mit Karten zu berücksichtigen.540 Aufgrund der Verzerrungen der Lagebeziehungen in den Kartenskizzen konstatiert Ladd allerdings erhebliche Schwierigkeiten, die skizzierten Gebiete in einer maßstäblichen Karte ausfindig zu machen.541 Zudem sei bis auf wenige Ausnahmen – etwa die Zeichnungen zweier Brüder – kaum eine Vergleichbarkeit der Skizzen untereinander gegeben.542 Aufgrund des relativ geringen Verallgemeinerungsgrades hielt Ladd die Einbeziehung weitere Informationen zum persönlicher Hintergrund der Urheber der Skizzen, den Abgleich von grafisch generierten mit verbalen Informationen sowie mit Fotografien und den bei Lynch durchgeführten „field reports of trained observers“ für unabdingbar.543 Im direkten Vergleich mit The Image of the City zeigt sich, daß Lynch nicht bei den individuellen Karten verweilte, sondern mit dem methodisch angreifbaren Versuch intersubjektiver Generalisierungen eine Integrationsleistung544 unternahm – welche die Studie in verschiedensten Kontexten anschlußfähig zu machen scheint. Im Gegensatz dazu kommt Ladd – die durchaus ein kreatives Moment bei ihren Bemühungen um methodische Sauberkeit einbringt und als Psychologin zudem auch ein auf das Individuum fokussiertes Forschungsinteresse hat – nicht über eine Kommentierung der individuellen Skizzen hinaus. Mit dieser Problematik waren offenbar auch die Forschungsteams des auf Lynchs Initiative 1970 angestoßenen UNESCO-Projekts Growing 132

Abb. 93 Skizzen zweier (nicht getrennt lebender) Brüder vom elterlichen Wohnhaus, Studie Florence Ladd. (Die Abbildungen werden auch bei Downs und Stea gezeigt; vgl. Downs/ Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 105f)

Abb. 94 Growing Up in Cities – links die Kartenskizze eines Kindes aus einem polnischen Dorf und rechts jene eines Kindes aus einer Großsiedlung in Krakau

Up in Cities545 konfrontiert: Gruppen von je zwanzig Kindern in Australien, Argentinien, Polen und Mexiko wurden hier von unterschiedlichen Teams zu ihren Vorstellungen von, ihren Meinungen zu und Nutzungsmustern in ihrer alltäglichen Umwelt befragt sowie eben da in ihrem Verhalten beobachtet. Im Rahmen der Einzelgespräche wurden die Kinder – wie bereits die Interviewpartner für The Image of the City – aufgefordert, eine Karte ihrer Wohnumgebung zu zeichnen.546 Die Auswertung dieser Karten wird im Rahmen von Growing Up in Cities relativ knapp und abstrakt präsentiert. Zwar werden – im Gegensatz zu The Image of the City – individuelle Kartenskizzen gezeigt, es sind in der Regel aber nur drei bis vier pro Untersuchungsort.547 Ein direkter Ver133

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gleich durch Dritte ist damit nicht gegeben, Generalisierungen und Differenzierungen erfolgen verbal. Versuche grafischer Synthesen – etwa in Gestalt der bereits an andere Stelle diskutierten älteren Komposit-Karten Lynchs – unterbleiben hier.548 Offensichtlich wurde aber sehr wohl an derartige Schritte gedacht, wenn es heißt: „In the future the sketches should be more carefully keyed to „true“ maps of objective locations in the area. This could be accomplished by indicating the overlapping boundaries of the areas drawn, transposed to true scale on an accurate map and also by asking the investigator to name the obscure points on the drawings or to sketch the true pattern as an appended diagram […].“549

Bezeichnend ist an diesem Beispiel wiederum der freizügige Umgang mit dem Begriff mental map durch die Rezeption. Ist in der Studie selbst lediglich von gezeichneten maps sowie von deren „value as a reflection of the mental image“550 die Rede, so schreibt etwa Kay Carmichael 1979 in einer Rezension von „children being asked to draw ,mental maps` of the areas in which they lived.“551 Daran zeigt sich noch einmal das auch aus anderen Bereichen bekannte Phänomen der konzeptuellen Verkürzung mit Zunahme der Rezeptionsbreite. Abschließend sollen im Kontext der hier diskutieren, von The Image of the City beeinflußten Studien einige wenige Punkte aus Donald Apppleyards 1976 erschienener Publikation Planning a Pluralist City thematisiert werden, wenngleich sie an dieser Stelle auch nur angetippt werden können. Als empirische Basis der Publikation diente Appleyard das Guayana Project – die Planung einer 1961 neu gegründeten Industriestadt am Zusammenfluß von Orinoco und Río Caroní in Venezuela, bei der Appleyard einer der Consultants des M.I.T.-Harvard Joint Center for Urban Studies war. Die Stadt sollte von 30.000 Einwohnern, die bis dahin auf verschiedene Siedlungen verteilt in dem Gebiet lebten, auf 600.000 anwachsen.552 Appleyard charakterisiert den Planungsprozeß als „probably the first attempt to bring a multidisciplinary team of economists, social scientists, lawyers, planners, architects, engineeers and others together in the planning of a new city“,553 kommentiert aber kritisch die Parallelrealitäten der unterschiedlichen Planungsbeteiligten – hier insbesondere auch zwischen jenen, die während der Planung vor Ort lebten und jenen, die von Caracas aus operierten – sowie zwischen den Professionellen insgesamt und den Bewohnern.554 Vor diesem Hintergrund wurden drei verschiedene Studien zur Einbeziehung der Bevölkerung durchgeführt, und zwar zu ihren soziopolitischen 134

Vorstellungen, ihren Wohnbedürfnissen und ihren räumlichen Umweltwahrnehmungen. Appleyard war maßgeblich an letzterer Studie beteiligt. Er führte in diesem Rahmen Interviews mit mehr als 300 Bewohnern aus vier Stadtteilen durch, die er u.a. nach Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Aufenthaltsdauer in der Stadt und bevorzugtem Nahverkehrsmittel differenzierte und darum bat, Karten zu zeichnen, Sequenzen, Gebäude und Stadtgebiete zu beschreiben, einzelnen Orten ihre jeweilige soziale, politische, funktionale oder natürliche Signifikanz zuzuordnen, persönliche Bedürfnisse und Präferenzen zu benennen und schließlich die Ciudad Guayana mit anderen Städten zu vergleichen.555 Auch Appleyard kategorisierte die Kartenskizzen seiner Interviewpartner und differenzierte hierbei zunächst in „maps predominantly used sequential elements (roads) or spatial elements (individual buildings, landmarks, or districts)“; er gliederte dann jeden Strang noch einmal in vier Unterkategorien.556 Beim sequenziell strukturierten Typus lauten diese mit aufsteigender Komplexität: fragmented, chain, branch and loop und netted; beim räumlich strukturierten: scatterned, mosaic, link, patterned.557

Abb. 95 Diagramme der sketch-map-Kategorien von Appleyard und typische Beispiele aus den Befragungen in Guayana

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Appleyard kommt zu dem Schluß, „that the elements of urban knowledge are present in our comprehension of the city because they are either imageable, visible, used, or significant“558 und bettet Lynchs559 imageabilityAnsatz wie auch die fünf image-Elemente in den Kontext komplexerer, in ihrer Systematik weitaus elaborierterer Konzepte ein, wie u.a. aus der nachfolgend reproduzierten Tabelle hervorgeht. Das hier erfolgte telegrammhafte Anreißen ausgewählter Punkte aus Appleyards Publikationen wird dessen Arbeiten im konkreten Fall wie auch darüber hinaus nicht ansatzweise gerecht. Vielmehr wäre es angemessen, sein planungstheoretisches wie -praktisches Wirken im Rahmen einer eigenständigen Auseinandersetzung in einem der vorliegenden Arbeit vergleichbaren Umfang zu reflektieren. Es kann also an dieser Stelle lediglich ein Forschungsbedarf markiert werden, insbesondere hinsichtlich der vergleichenden Analyse der Arbeiten Lynchs und Appleyards. Nicht unterbleiben soll jedoch der Hinweis auf die Wertschätzung, die Lynch Appleyard entgegenbrachte. Nach dessen tragischem Unfalltod 1982 in Athen schrieb Lynch:

Abb. 96 Appleyards Systematik von urban components unter Einbeziehung von Lynchs image-Elementen560

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„He advanced from early interests in city images to advanced studies in Guayana and later in San Francisco, which made clear the diverse images that are held by various groups, how city form affects those images, and how that knowledge can be applied to making an environment humane. […] Donald made bridges: between urban design and social sciences, between the way people perceive and value their setting and the professional process of its design. […] He was interested in the livability of streets and neighborhoods, in the control of local traffic, in conservation, in the perception of place, in the community, in supporting the public life.”560

Daß diese Wertschätzung auf Gegenseitigkeit beruhte, wird ansatzweise aus der Einleitung und den Schlußbemerkungen der vorliegenden Arbeit ersichtlich.561 Kevin Lynch im Kontext des mental-map-Diskurses: ausgewählte Positionen

Im folgenden soll Lynchs Arbeit am Konzept des environmental image als einer Form mentaler Repräsentationen wissenschaftshistorisch kontextualisiert werden. Dazu genügt es grundsätzlich, bis in späte 19. Jahrhundert zurückzugehen, da man zwar – wie der bereits zitierte Eckart Scheerer in seinen begriffsgeschichtlichen Ausführungen zeigt – die Traditionslinien des Begriffs „mentale Repräsentation“ zumindest bis in die Scholastik rückprojizieren kann, er als solcher aber erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar sei.562 Von den früheren, vor The Image of the City erschienenen Texten zu diesem Themenkreis werden hier mit Ausnahme von Tolman nur solche berücksichtigt, die auch bei Lynch Erwähnung finden. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, verweist dieser auf eine Reihe von psychologischen Forschungen, ohne hieraus jedoch essentielle Theoriebausteine für seine Untersuchung herauslösen zu können. „Your plans […] appear to take you into areas in which psychological techniques are by no means well worked out“,563 hatte der bereits zitierte Psychologe J.C.R. Licklider Lynch 1954 attestiert. Insofern werden die wenigen Positionen, die hier im folgenden nur gestreift werden, vor allem auch veranschaulichen, daß Lynch in der Tat kaum eine Handhabe zur theoretischen Fundierung seiner Studie hatte. Bei Lynchs diesbezüglich ältester Quelle handelt es sich um einen Artikel von Alfred Binet, der von 1894 bis 1911 Leiter des psychologischen 137

Labors der Sorbonne war. Anerkannt als Begründer der IQ-Tests und der Psychometrie, umfaßte sein Forschungsfeld neben der Meßbarkeit von Intelligenz insgesamt „a broad variety of cognitive phenomena“, darunter auch – wenngleich nachrangig – Fragen visuell-räumlicher Orientierung und Navigation.564 1894 präsentiert er eine Beispielsammlung von Richtungstäuschungen bei komplexen oder auch nur lang andauernden Bewegungen zu Fuß oder mit diversen Verkehrsmitteln – meist Zugreisen –, die entweder auf introspektiv erschlossenen eigenen Erfahrungen oder entsprechenden Beschreibungen näherer Bekannter fußen. Über eine grobe Kategorisierung versuchte Binet das Phänomen ansatzweise zu erklären, wobei er bereits Begriffe wie mental images565 oder „objects represented in memory“566 verwendete. Lynch zitiert hier den Laborassistenten Binets, der schildert, daß er sich, wenn er in Paris an eine Straße oder ein Denkmal in Lyon denke, eine umgedrehte mentale Karte von Lyon vorstelle. Diese Vorstellung gehe auf die Projektion eines imaginären Vogelflugs von Paris aus zurück und sei so dominant, daß es ihm nicht gelinge, die Karte entsprechend der Mercator-Projektion mental umzudrehen. Sogar bei Zugreisen von Paris nach Lyon steige er an jenem Bahnhof aus, von dem er aufgrund dieser Vorstellung fälschlicherweise annehme, er befinde sich im Paris zugewandten Teil Lyons.567 Lynch ging es bei diesem Verweis aber weder um Begrifflichkeiten noch um die Kommentierung psychologischer Theoriefragmente, vielmehr verwendete er das Beispiel wie viele andere Quellen aus den Bereichen Anthropologie und Belletristik, um seine Zielgruppen – Planung und Politik – für Fragen der Orientierung zu sensibilisieren. Das Beispiel verweist – wie auch die anderen von Binet festgehaltenen anschaulichen observations – auf die intersubjektiven, transkulturellen und transhistorischen anthropologischen Konstanten bei Orientierung und mentaler Repräsentation räumlicher Gegebenheiten. Darüber hinaus scheint es zunächst aber ebenso deutlich zu machen, wie wenig direkt der urban designer mit diesem Wissen umgehen, wie wenig aktiv er vermeintlich auf diese Orientierungstäuschungen reagieren kann. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber anhand solcher Beispiele, welche Quellen und Informationen Lynch als Hintergrund für seine normativen Aussagen, etwa seine Empfehlung von Richtungsdifferenzierungen – des Einbaus von Asymmetrien entlang eines Weges – dienten.568 Zum Verweis auf vergleichbare Fälle zitiert Lynch auch mehrfach Pierre Jaccard, welcher 1932 u.a. von Geschäftsreisenden berichtete, die sich in fremden Städten immer an ihrer momentanen Richtung zum Bahnhof ori138

entierten, an anderer Stelle aber auch von einer beobachteten Panikattacke afrikanischer Eingeborener bei Orientierungsverlust.569 Insgesamt führt Lynch mehrere Quellen an, bei denen Reaktionen wie Angstzustände, Unruhe und Streß thematisiert werden. So wird etwa der New Yorker Kognitions- und Lernpsychologe Herman A. Witkin genannt mit seiner Schilderung der „most terrifying experience“ im Leben eines Piloten, als dieser über seinen Lagesinn nicht mehr die Position der vertikalen Achse orten konnte.570 Auch Charles Christopher Trowbridge571 wird von Lynch lediglich als weitere Quelle im Zusammenhang mit der Schilderung von Ängsten und Verunsicherungen angeführt. Der Physiker der Columbia University, dessen Forschungsinteressen von Meteoriten bis zur Mechanik des Vogelflugs reichten, hatte 1913 aufgrund einer Befragung von 27 männlichen Personen das Konzept der imaginary maps beziehungsweise imaginary orientation maps eingeführt.572 Auch bei Trowbridge bilden Orientierungsprobleme aufgrund inkorrekter Richtungsvorstellungen den Ausgangspunkt der Überlegungen. Er suchte nach einem Erklärungsmuster, warum relativ viele Menschen verwirrt sind, wenn sie – zum Beispiel aus dem Theater oder der U-Bahn kommend – unmittelbare Richtungsentscheidungen treffen sollen.573 Zunächst einmal differenziert er dabei zwischen zwei unterschiedlichen Orientierungsmodi: a) der nach vorn auf Horizontpunkte gerichteten Kompaßorientierung in unbekannten Regionen – die Trowbridge als ego-centric method charakterisiert, weil sich dabei Nord-Süd- und OstWest-Achse immer im beweglichen Subjektstandpunkt schneiden; b) der Orientierung nach rückwärts zum Ausgangspunkt einer Bewegung in vertrautem Gebiet – der domi-centric method, bei der eine Reihe von SubReferenzpunkten auf einen Hauptreferenzpunkt, meist den Geburts- oder Wohnort, hin ausgerichtet sind.574 Trowbridge ging davon aus, daß die domi-centric method die grundsätzliche Orientierungsform aller Lebewesen ohne Kompaßwissen sei, bei der durch wiederholtes räumliches Navigieren Trainingseffekte entstehen, während die Technik der Kompaßorientierung zum einen erlernt werden muß und zum anderen grundsätzlich nicht mit konkreten Orten verknüpft ist.575 Er schloß daraus, daß die fokussierten Orientierungsprobleme nur im Zusammenhang mit der ego-centric method auftreten, und erachtete eine unzulängliche frühzeitige Vermittlung der Technik der Kompaßorientierung oder spätere irreführende Eindrücke als ursachliche Faktoren. 139

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Bei seinem Ansatz setzte er implizit das Vorhandensein von kartenähnlichen mentalen Repräsentationen – von mental images – voraus. Imaginary orientation maps und mental images dürfen hier allerdings nicht als Synonyme mißverstanden werden, denn Trowbridge gebrauchte das Adjektiv „imaginary“ nicht wertneutral für „in der Vorstellung vorhanden“, sondern im Sinne von „erfunden“, „erdacht“, „falsch“. Nach seiner These verfügen nur die Menschen über imaginary maps, bei denen er auch das Problem der richtungsbezogenen Verwirrtheit feststellen konnte. Die imaginary map ist also bei Trowbridge ein theoretisches Konzept, das ihm als Erklärungsmuster für eine fehlerhafte Orientierung diente, und zwar für die Unfähigkeit, von einem beliebigen Standpunkt aus weit entfernte Orte hinreichend korrekt den Himmelsrichtungen zuzuordnen. Um diese Abweichungen zu erforschen, hatte Trowbridge die Versuchspersonen nach Orientierungsproblemen in den entsprechenden Situationen gefragt und sie zudem gebeten, vom ihrem Standpunkt aus in New York die vermuteten Richtungen zum Nordpol, nach London, San Francisco und Panama in eine runde Scheibe einzuzeichnen.576 Aus seinen Befragungen destillierte er sieben unterschiedliche Typen von Fehlerkarten heraus, von denen er vier auch grafisch veranschaulichte. Bei Typ A seien alle Richtungen um eine konstante Abweichung von den Kompaßachsen verdreht, während das Ausmaß der Abweichungen bei Typ B dagegen in Abhängigkeit von der Ortskenntnis differiere, so daß auf vertrautem Gebiet überhaupt keine imaginary map existiere. Bei Typ C liegt Norden scheinbar immer vor der Person, egal, in welche Richtung sie sich dreht, und Typ D geht davon aus, daß sich von ihm aus gesehen alle entfernten Orte entweder im westlichen oder im östlichen Halbkreis befinden.577 Trowbridge ging davon aus, daß auch durch späteres Erlernen der Kompaßtechnik die imaginary map eines Individuums bis zum Verschwinden korrigiert werden könne und unterstrich – als Quintessenz seiner Untersuchung – die Wichtigkeit einer umfassenden geografischen Ausbildung, und zwar nicht zuletzt im Hinblick auf die Notwendigkeit exakter militärischer Navigation.578 Wie die Ausführungen zeigen, ist Trowbridges Ansatz der imaginary map für Lynchs Untersuchung der environmental images kaum relevant.579 Denn während Trowbridge mentale Fernraumkonzepte in globalen Dimensionen fokussierte, bewegte Lynch sich in The Image of The City zunächst auf der lokalen, später auf der regionalen Ebene. Offenbar war Trowbridge als Physiker – sicher auch unter dem Einfluß der vier Jahre 140

Abb. 97 Vier der sieben von Trowbridge ausgemachten Typen von imaginary maps

zuvor entbrannten Kontroverse um die Entdeckung des Nordpols580 – eher an Phänomenen wie dem Erdmagnetfeld interessiert und wertete deshalb die Kompaßorientierung als zu vertiefende Zivilisationstechnik auf. Doch gerade der vertraute Bereich der alltäglichen Umgebung mit relativ nahen, untereinander in Verbindung stehenden Referenzpunkten, der bei Trowbridge in Gestalt seiner etwas marginalisierten domi-centric method nur angerissen wird, wäre für Lynch von größerem Interesse gewesen. Nahezu diametral ausgerichtet zu Trowbridges Konzept der imaginary maps ist die 1932 publizierte Untersuchung des Experimentalpsychologen Warner Brown von der University of California, Berkeley. Unter den klar definierten Laborbedingungen eines Labyrinths widmete er sich der Erforschung der Nahraumorientierung des Menschen. Er betonte dabei, nicht nur fast jedes Tier unter seinen natürlichen Bedingungen, sondern auch der Mensch in unbekannten städtischen Situationen oder Landschaften „is constantly confronted with problems of ,finding his way around` which are in all essentials like the maze problem.“581 Brown betrachtete dabei das Labyrinth in Relation zum konkreten Laborraum, in dem es sich befand, und diesen wiederum zum geografischen Außenraum. Ohne direkten Verweis auf Trowbridge stellte er fest, daß die Versuchspersonen, die das Labyrinth relativ gut beherrschten, sich in ihren Beschreibungen verstärkt auf den Startpunkt bezogen, was an Trowbridges domi-centric method erinnert. Er lieferte auch ein konkretes Beispiel für inkorrekte Zuordnungen der Himmelsrichtungen, die Trowbridge als imaginary map charakterisiert hatte, und zwar einschließlich der individuell nachvollziehbaren Erklärung für diese Konfusion.582 Aus einem weiteren Beispiel schloß er: „It is quite possible to drive about for miles in this locality remaining perfectly well oriented within the locality but with an erroneous mental set with respect to the points of the compass […].“583 141

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Sein spezielles Interesse galt jedoch nicht – wie später Lynch in The View from the Road – den Fragen von Wahrnehmung und Orientierung bei Autofahrten, sondern dem Erwerb von „tactual kinesthetic motor pattern[s]“ beziehungsweise „personal kinesthetic space patterns“584 beim Erlernen eines Ganglabyrinths. Dazu blendete er bei einem Teil der Versuchspersonen die visuelle Dimension vollständig aus, indem er sie mit verbundenen Augen auf den Weg schickte.585 Anschließend sollten diese – ebenfalls mit verbundenen Augen – den korrekten Weg durch das Labyrinth skizzieren sowie nochmals auf einer freien Fläche ablaufen. Brown stellte fest, daß beim unvollständigen Erlernen des Labyrinths keine überblicksartigen Repräsentationen erworben wurden, sondern zunächst Repräsentationen von Sequenzen, bei denen die Anzahl der Einheiten weitgehend korrekt war, nicht aber die Winkel der Abbiegungen und die Längen der einzelnen Streckenabschnitte: „[…] the subject has not learned a pattern or ,configuration` but has learned a succession of movements which he executes very imperfectly when deprived of the guiding walls of the maze.“586 Spezifische Eigenheiten der Labyrinthwände – Lynch zitiert Brown mit dem Beispiel eines rauhen Bretts587 – dienten den Versuchspersonen als haptische landmarks, aber auch lokale akustische Reize wie das Ticken eines Metronoms oder Temperaturunterschiede durch einfallendes Sonnenlicht wurden als objects im Labyrinth lokalisiert.588 Brown beobachtete emotionale Reaktionen beim Wiedererkennen dieser Objekte, die zum Teil sogar den Lernprozeß behindern könnten. Grundsätzlich war das Verorten von Objekten für ihn jedoch eine weitere Dimension des Labyrinthlernens. Er führte den bereits zitierten Begriff der locality ein, auf den Lynch nicht nur verwies, sondern den er auch in den städtischen Kontext

Abb. 98 Einer der Wege durch Browns Labyrinth (links) sowie die nachträglich schematisierten Rekonstruktionen dieses Weges, gezeichnet von zwei Versuchspersonen mit verbundenen Augen (Mitte u. rechts)

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übertrug.589 Die landmarks beziehungsweise objects bildeten bei Brown den nucleus einer locality. Das Labyrinth wiederum besteht aus mehreren localities: dem Eingang, dem Ausgang und einigen dazwischen liegenden, die – so Brown – bei erfolgreichen Lernen alle zu einer einzigen locality integriert werden können: „When the subject is able to treat the maze without error (or with only rare errors) the whole maze becomes one locality with appropriate movements.“590 Dabei suchte Brown eine Distanzierung von der Gestaltpsychologie, die deutlicher fast nicht ausfallen könnte: „The joining of localities and the development of appropriate movement patterns which ultimately become connected into a unified pattern of movement for the whole maze give a picture of learning which is as far as possible from that presented by the Gestalt school. Learning a maze consists in putting together parts which are perfected first as parts and only combined into a whole when it is possible to connect each part with the parts which precede and follow it.“591

Lynch, der möglicherweise auch durch Browns Studie dazu inspiriert wurde, in seiner Untersuchung der Perceptual Form of the City nicht ausschließlich das Visuelle zu fokussieren,592 zitierte Brown nicht nur mehrfach593, sondern verwendete den locality-Begriff zur Erklärung des Zusammenwirkens und Clustering seiner fünf Elemente. Er schreibt: „Most observers seem to group their elements into intermediate organizations, which might be called complexes. The observer senses the complex as a whole whose parts are interdependent and are relatively fixed in relation to each other. Thus Bostonians would be able to fit most of the major elements of the Back Bay, the Common, Beacon Hill, and the central shopping into a single complex. This whole area, in the terms used by Brown in his experiments referred to in Chapter 1, has become one locality. For others, the size of their locality may be much smaller: the central shopping and the near edge of the Common alone, for example.“594

Dies zeigt wiederum, daß das „sinnvolle Ganze“ bei Lynch individuell differieren kann, sich nicht ausschließlich an Formqualitäten festmacht. Wie schon an anderer Stelle angemerkt, gilt es insofern wohl, den oft zitierten Einfluß der Gestalttheorie auf Lynch vor dem Hintergrund seiner doch mehr als flüchtigen Bezugnahme auf den Experimentalpsychologen Warner Brown etwas zu relativieren. Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten die Labyrinthversuche mit Menschen thematisiert wurden, die Lynch in seine Überlegungen einbezogen hatte, liegt es nahe, in diesem Kontext auch kurz auf die Experimente zum Labyrinthlernen mit Ratten einzugehen, die der „cognitive 143

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behaviorist“595 Edward Chace Tolman 1948 zusammenfassend beschrieben hatte. Wenngleich bei Lynch jeglicher Verweis hierauf unterblieb, sprechen dafür folgende Gründe: Tolman – der gleichzeitig mit Brown als Psychologe in Berkeley tätig war596 – gilt nicht nur als derjenige Wissenschaftler, der den Terminus der kognitiven Karte eingeführt hat. Darüber hinaus stand er zum einen noch direkt mit den Begründern der Gestaltpsychologie im Kontakt597 und zum anderen wurde Lynch nachträglich seitens der Kritik in die Tradition von Tolman und Brown gestellt.598 In seinem viel zitierten Artikel „Cognitive Maps in Rats and Men“599 bespricht Tolman verschiedene Experimente, die er jedoch nur zum Teil gemeinsam mit Studenten, Mitarbeitern und Kollegen600 durchgeführt hat. Sein Forschungsinteresse galt der Untersuchung verschiedener Lernprozesse, wobei die cognitive maps nur ein Versuch unter vielen waren, diese in Abgrenzung zu anderen Theorien zu deuten. Tolman bezieht sich in seinem Text auf fünf verschiedene Typen von Experimenten,601 die hier nicht im einzelnen beschrieben werden müssen, da ihm die meisten lediglich zur Untermauerung seiner These von der Existenz kognitiver Karten dienten. Eine Ausnahme bildet das Experiment unter der Überschrift spatial orientation, das er mit seinen Mitarbeitern Benbow F. Ritchie und Donald Kalish durchgeführt hatte, weil alle anderen Versuche keinerlei Aufschluß über Struktur und Ausdehnung der postulierten cognitive maps gegeben hatten.602 Bei diesem zweistufigen Experiment mit 56 Ratten im Hochlabyrinth603 sollte die These erhärtet werden, daß Ratten nicht nur bestimmte Wegsequenzen mit linearen Abfolgen singulärer Entscheidungssituationen lernen, sondern auch eine räumliche Lagebeziehung zwischen Start- und Zielpunkt herstellen können.604 In der ersten Phase wurden die Ratten auf einen relativ einfachen Weg mit einer runden Fläche, einem kurzen Gangabschnitt und einer Zielbox mit Futter – gut 3 Meter halbrechts vom Startpunkt aus – trainiert. Alle Versuchsdurchgänge wurden bei Dunkelheit durchgeführt, nur eine seitlich angeordnete Lampe warf schwaches, gerichtetes Licht auf das Ziel.605 In mehreren Etappen erlernten die Ratten diesen Weg, dann wurde die Versuchsanordnung geändert. Der vom Tisch wegführende Gang wurde am Ende blockiert, und im Halbkreis wurden – je um 10 Grad versetzt – 18 Stege ohne Seitenwände am Tisch fixiert. Futter wurde an keinem der 18 Endpunkte ausgelegt, das Licht blieb unverändert. 36 Prozent der Ratten wählten den Steg, in dessen Richtung sich in der ersten Phase das Futter befunden hatte, 17 Prozent den um 90 Grad nach rechts führenden 144

Abb. 99 Schema der Versuchsanordnung von Tolmans zweiphasigem Experiment zur spatial orientation

Weg, alle anderen Wege wurden deutlich seltener eingeschlagen.606 Während Tolman/Ritchie/Kalish 1946 aus diesen Ergebnissen ableiteten, „that rats do learn to expect goals in specific locations“,607 folgerte Tolman daraus zwei Jahre später: „As a result of their original training, the rats had, it would seem, acquired not merely a strip-map to the effect that the original specifically trained-on path led to food but, rather, a wider comprehensive map to the effect that food was located in such and such a direction in the room.“608

Tolman schloß aufgrund verschiedener Tierexperimente von der Entwicklung kognitiver Karten bei Ratten im Verlaufe räumlicher Lernprozesse auf entsprechende Prozesse bei Menschen und ging mit einigen, von räumlichen Bezügen abgekoppelten Thesen sogar noch weit darüber hinaus.609 Er hatte sich bereits früher mit der Frage der Vergleichbarkeit von menschlichem und tierischem Verhalten auseinandergesetzt, zum Beispiel 1932 in Purposive Behavior in Animals and Men, wo er sich u.a. auf den Gestaltpsychologen Wolfgang Köhler bezieht.610 Grundsätzlich herrschte seinerzeit aber hinsichtlich der Übertragbarkeit der Aussagen ein breiter common sense: „Tolman shared the general belief in the cross species generality of psychological laws.“611 145

Insgesamt bleibt Tolmans Konzept der cognitive map jedoch recht vage, was wiederholt zu Kritik geführt hat, etwa der, daß „the arguments initially presented by Tolman to support the existence of cognitive maps were really rather weak [;…] the term ,cognitive map` was not really defined by Tolman who only alluded to the map' s contents and properties.“612 Tolman verwendet den Terminus map denn auch lediglich in metaphorischem Sinn und geht – wie übrigens Lynch auch – zurückhaltend mit den Begriffen Repräsentation und repräsentieren um, obschon der Artikel später oft als erster Beleg für die These kartenähnlicher Repräsentationen räumlichen Wissens herangezogen wird.613 Dagegen nahm die Kartenmetapher innerhalb seines eigenen wissenschaftlichen Gesamtwerks nur relativ wenig Raum ein. Bereits ein Jahr nach seinem heute wohl bekanntesten Artikel sah Tolman das Konzept der cognitive map allenfalls als eine Möglichkeit unter vielen, den Untersuchungsgegenstand zu thematisieren,614 und etablierte im Verlaufe seiner Bemühungen um eine „cognitive theory of learning“615 eine Reihe weiterer Begrifflichkeiten. Für Tolman selbst scheinen die Überlegungen zu den cognitive maps also nicht mehr als eine Episode616 bei seiner kontinuierlichen Suche nach Erklärungen komplexer Lern- und Verhaltensmuster geblieben zu sein, während es in der Folgezeit inner- wie außerhalb der kognitiven Psychologie zu einem attraktiven und doch zugleich nicht unumstrittenen – „zwar schillernden, aber auch irreführenden Konstrukt“617 avancierte. Ebenso wenig wie Lynch rechnete wohl auch Tolman seinerzeit mit einer derart breiten Rezeption. Daß Lynch sich jedoch nicht auf Tolman bezog, liegt in der Tatsache begründet, daß ersterer – wie erwähnt – keine Grundlagenforschung zum Thema Repräsentation und Erschließung mentaler Inhalte betrieb, sondern sich mit Fragen räumlicher Navigation und Orientierung von Menschen in realen Umgebungen befaßte. Insofern bieten Tolmans narrow strip-maps und broad comprehensive maps618 keinen konzeptionell-theoretischen Mehrwert gegenüber Browns succession of movements und unified pattern of movement (locality), die das Problem des Rückschlusses vom Laborversuchstier zum Mensch aufwiegen. Im Gegensatz zu Tolman überrascht allerdings, daß Lynch das imageKonzept des britisch-amerikanischen Nationalökonomen und Mitbegründers der Allgemeinen Systemtheorie Kenneth Ewart Boulding619 nicht in seine Betrachtungen einbezog. Rückblickend schrieb Lynch hierzu: „We were not then aware of K. E. Bouldings key study The Image, which was published at the same time as our own work and became an important theoretical underpinning of it.“620 Tatsächlich hätte Lynch Boul146

dings Publikation, die 1956 zu einem Zeitpunkt erschien, als er mit seinem Team zwar schon zahlreiche empirische Erkundungen unternommen, Interviews ausgewertet und konzeptuelle Überlegungen angestellt hatte, aber immer noch gut drei Jahre vor Abschluß des Projekts The Perceptual Form of the City stand, nicht nur zur theoretischen Untermauerung seines environmental-image-Ansatzes heranziehen können; sie hätte ihm zudem auch als argumentative Stütze für seinen disziplinär spezifischen, selektiven Blick auf die städtische Alltagswelt gedient.621 Boulding macht sein eigenes „Image of the world“ einschließlich der Frage nach dessen Determinanten zum Gegenstand seiner Betrachtungen, wobei er unter image subjektives, handlungsprägendes Wissen versteht.622 Er entwirft eine komplexe, zehn Dimensionen umfassende Struktur dieses image, wobei er bezeichnenderweise mit dem spatial image beginnt.623 Folgende Dimensionen benennt Boulding im Einzelnen: (1) Das spatial image, verstanden als „picture of the individual' s location in the space around him“ – je nach Kulturkreis einschließlich des Wissens um die räumlichen Zusammenhänge von Erde und Universum. Boulding stellt dabei den Differenzierungsgrad des spatial image in einen ursächlichen Zusammenhang zu den anderen imageDimensionen. (2) Das temporal image, als ein subjektives Wissen um das eigene Eingebundensein in einen für die westliche Zivilisation charakteristischen one-dimensional time stream, der sowohl den überschaubaren Abschnitt der eigenen Biografie als auch Rückblicke auf Universalund Menschheitsgeschichte sowie vage Ausblicke in die Zukunft einschließt. (3) Das relational image, kurz beschrieben als „picture of the universe around [man] as a system of regularities“, schließt physische Relationen soziale Stellungen und Beziehungen ebenso ein wie diverse Handlungsoptionen: „if I do A then B, C, D, etc.“. Das relational image beinhaltet somit „a number of potential futures or time images“. Die Beziehungen können ebenso gut aber auch irrationaler Art sein, etwa bei Riten, die in Bezug zu Naturphänomenen stehen. (4) Das personal image – bei dem Boulding etwas unentschieden ist, ob er es als Teil des relational image fassen soll – charakterisiert er als „picture of the individual in the midst of the universe of persons, organizations around him.“ (5) Das value image fokussiert individuelle Bewertungsmaßstäbe, die dem Individuum zum einen nur bedingt bewußt sind und sich in der 147

ständigen Kommunikation von Individuum und Umwelt permanent aktualisieren, es schließt ein „value ordering system of potential acts and their consequences“ ein. (6) Das affectional beziehungsweise emotional image sieht Boulding in enger, aber ambivalenter Beziehung zum value image, welches einen größeren Einfluß auf das Verhalten habe als das affectional image. (7) „[T]he division of the image into conscious, unconsious and subconsious areas“. (8) Eine Differenzierung in „certainty or uncertainty, clearity or vagueness“. (9) „[A] dimension of reality or unreality, that is, an image of the correspondence of the image itself with some ,outside` reality.“ (10) „[A] public, private scale according to wether the image is shared by others or peculiar to the individual.“624 Innerhalb dieser Dimensionen hätte Lynch sich bewußt verorten und damit vorab dem Vorwurf begegnen können, entscheidende Dimensionen vernachlässigt zu haben. Dabei hätte er sich auf jene Dimensionen berufen können, an welchen er als city designer insbesondere interessiert ist beziehungsweise welche mit städtebaulichen Mitteln direkt beeinflußbar sind. Mit Bouldings Kategorien gesprochen, fokussiert Lynch klar das spatial image625 als ein public image, das er – wie erwähnt – direkt über „physical manipulation[s]“626 beeinflussen möchte; damit sucht er aber auch indirekt das value und das affectual image in eine positive Richtung zu lenken und darüber hinaus das certainty-uncertainty- beziehungsweise clearityvagueness-Spektrum zu ersterem Pol hin zu verschieben, indem das spatial image der ,outside` reality möglichst nahe kommen sollte.627 Allerdings thematisiert Lynch die facettenreiche, komplexe Struktur, die Boulding mit seinem image-Konzept vorschlägt und deren Präsentation inzwischen als „first and […] finest American structuralist essay“628 diskutiert wird, in The Image of the City nicht einmal ansatzweise. Statt dessen führt er Bouldings Publikation lediglich im Literaturverzeichnis auf,629 ohne näher darauf einzugehen. Offenbar hatte er also seinerzeit wohl das Erscheinen von Bouldings The Image registriert, die Auseinandersetzung damit aber erst später nachgeholt.630 Die weiteren Entwicklungen des sich in der Folgezeit nach The Image of the City mehr und mehr ausdifferenzierenden mental-map-Diskurses können im vorliegenden Kontext nicht einmal ansatzweise in groben Linien nachgezeichnet werden. Selbst bei Beschränkung auf Ansätze mit expliziter Bezugnahme auf Lynch kann hier nur exemplarisch vorgegan148

gen werden. Dabei werden nachfolgend die Ansätze von Downs und Stea am umfassendsten behandelt, und zwar nicht nur, weil sie von verschiedener Seite als wesentliche Mitbegründer des cognitive-mapping-Konzepts betrachtet werden,631 sondern auch, weil sie sich intensiv – wenngleich auch nicht unkritisch – mit Lynch auseinandersetzten und hier noch einige Ansatzpunkte zur Methodendiskussion lieferten, zugleich aber wesentlich zu dessen Kanonisierung beitrugen. Roger M. Downs, Geograf der Pennsylvania State University, und David Stea, als Psychologe seinerzeit Professor der School of Architecture and Urban Planning in Los Angeles, lieferten in den 1970er Jahren in mehrjähriger Zusammenarbeit wesentliche Impulse zum Diskurs. Für Downs und Stea sind cognitive mapping als Prozeß und cognitive maps als dessen Ergebnisse untrennbar miteinander verbunden. Während der Fokus in ihrem einleitenden Beitrag zum 1973 herausgegebenen Sammelband Image and Environment632 noch auf den Karten – der „Produkt“-Komponente – zu liegen scheint, kommt es dann in ihrer 1977 erschienenen Monografie Maps in Minds633 zu einer deutlichen Akzentverschiebung hin zu den Kartierungsprozessen. Dennoch bleiben beide Termini als Facetten eines gemeinsamen Konstrukts eng miteinander verlinkt. Cognitive maps bilden für Downs und Stea die „basis for deciding upon and implementing any strategy of spatial behavior.“ Den Begriff map verwenden sie für kognitive Repräsentationen, die ihrer Auffassung nach funktionale, nicht aber notwendigerweise auch formale Analogien zu topografischen Karten aufweisen – „a cognitive map is not necessarily a ,map` “634, sondern wird definiert als: „[…] a person' s organized representation of some part of the spatial environment. Examples include a sketch map showing the routs to your house; a list of the places downtown that you avoid because they are dangerous; a child' s painting of his house and neighborhood; the picture that comes to mind every time you try to cross town on the subway system; and the travel brochure that describes places that are worth visiting. Most importantly, a cognitive map is a cross section representing the world at one instant in time. It reflects the world as some person believes it to be; it need not to be correct. In fact distortions are highly likely. It is your understanding of the world, and it may only faintly resemble the world as reflected in cartographic maps or color photographs.“635

Deutlich wird an diesen Ausführungen, daß cognitive maps hier zum einen als individuelle Repräsentationen räumlicher Gegebenheiten mit intersubjektiven Differenzen in Exaktheit und Detaillierungsgrad sowie

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mit einem individuellen „Gebrauchswert“636 gedacht und daß zum anderen physische Karten lediglich als eine Metapher für die funktionale Komponente dieser Repräsentationen herangezogen werden. Als Extrembeispiel führen Downs und Stea sogar Sequenzen von „stimulus-response connections as a ,simple` (or ,impoverished` ) form of cognitive map“637 an. Maßgeblich für das Begriffsverständnis ist ferner das zugrunde gelegte Black-Box-Konzept, das die formal unterschiedlichen Ausprägungen der cognitive maps erst theoretisch erlaubt und mit der As-if-Annahme korrespondiert, „that a cognitive map exists if an individual behaves as if a cognitive map exists“.638 In cognitive maps werden erstens Lageinformationen (locations) repräsentiert, die sich wiederum aus Distanz- und Richtungsinformationen zusammensetzen, sowie zweitens eigenschaftsbezogene Informationen, die entweder beschreibender (descriptive/quasi-objective/denotative) oder bewertender (evaluative/connotative) Natur sind.639 1977 führen Downs und Stea in diesem Kontext die Neologismen whereness, whatness und – letzterer untergeordnet – whenness ein.640 Als Kennzeichen der cognitive maps diskutieren sie Unvollständigkeit (incompleteness), Verzerrungen (distortion), Schematisierung (schematization), Ausweitung (augmentation) sowie die gleichzeitige Überlagerung von group similarities und idiosyncratic individual differences.641 Ausweitung ist dabei als ein mentales Hinzufügen von Elementen zu verstehen, die im Realraum nicht vorhanden sind, deren Existenz aber sinnvoll erscheint.642 Schließlich treffen sie einige Aussagen darüber, wie die in cognitive maps repräsentierten Informationen akkumuliert und im zeitlichen Verlauf abgewandelt werden. Konstatiert wird hierbei zunächst die Integration aller Sinneswahrnehmungen643 in den Repräsentationen, zudem werden Informationen aus direkten Quellen – also aus dem unmittelbaren Kontakt mit dem Referenzraum – von jenen aus indirekten (vicarious) Quellen – etwa mündlichen oder schriftlichen Beschreibungen, topografischen Karten, Film oder Fotos – und inferentiellen Information unterschieden, bei denen frühere, in anderen Referenzräumen gesammelte Erfahrungswerte ungeprüft übertragen werden. Darüber hinaus werden Prozesse des additiven Wissenszuwachses wie auch der Informationsverminderung – etwa der Tilgung nicht mehr gültiger oder des Vergessens selten benötigter Informationen– thematisiert.644 Gerades diese zeitlichen Veränderungen verdeutlichen, daß cognitive maps und mapping-Prozeß im engen Zusammenhang stehen. 150

Was verstehen Downs und Stea unter cognitive mapping? Nach den vorangegangenen Ausführungen dürfte es kaum überraschen, daß ihre Definition einen „process of aquisition, amalgamation and storage“645 beschreibt – „a process composed of a series of psychological transformations by which an individual acquires, codes, stores, recalls, and decodes information about the relative locations and attributes of phenomena in his everyday spatial environment.“646 Cognitive mapping wird als Problembewältigungsmechanismus (coping)647 zum Überleben wie auch in der Alltagspraxis – als „spatial problem solving“ – verstanden.648 Dabei beschränkt sich ein räumliches Problem nicht etwa auf Fragen räumlicher Navigation, Orientierung und Wegfindung, sondern wird vielmehr als die Verknüpfung eines zu befriedigenden Bedürfnisses – dem eigentlichen Problem – mit einer räumlichen Komponente gefaßt. Downs und Stea suchen dies u.a. am Beispiel eines hungrigen Kindes zu veranschaulichen, das verschiedene Strategien entwickeln könnte, um an eine Keksdose zu gelangen.649 Ganz wesentlich für das Begriffsverständnis des mapping-Prozesses ist die Tatsache, daß dieser bei Downs und Stea nicht – wie vielleicht zu erwarten – auf das Generieren kognitiver Karten beschränkt wird, sondern, bidirektional gedacht, sowohl das Erstellen – „mapmaking or encoding“ – als auch das Lesen der Karten – „map reading or decoding“ – einschließt.650 Daran wird deutlich, daß – wie Downs und Stea mehrfach betonen – Individuen nicht passiv auf die räumliche Umgebung reagieren, sondern ihr mit einer Reihe kognitiver Aktivitäten begegnen.651 Die Engführung von map und mapping verweist also auf die Dynamik652 kognitiver Karten als ein „Produkt“ permanenter Vorläufigkeit, bei dem „Schreiben“ und „Lesen“, „Abrufen“ und „Updaten“ gleichzeitig in einer Art Gegenstromprinzip erfolgen, das Lynch – wie erwähnt – schon in The Image of the City konstatiert hatte.653 Die hieraus resultierende geringe Trennschärfe zwischen „Produkt“ und „Prozeß“ drückt sich auch im Konstrukt der Signatur aus, das Downs und Stea einführen und dabei weder eindeutig den maps noch den mappingProzessen zuordnen. Einerseits wird die Signatur als „specific set of rules for making and reading a particular representation or map“654 aufgefaßt, die die kognitive Karte mit ganz spezifischen Eigenschaften655 ausstattet – als Vergleich bemühen Downs und Stea den individuellen Malstil oder die Handschrift eines Künstlers. Andererseits charakterisieren sie die Signatur als „set of operations“ und folglich die „cognitive maps as the result 151

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of these mapping signatures“656 – das bedeutet also, daß sie die Signaturen auch synonym mit cognitive mapping gebrauchen. Downs und Stea beklagen die Uneinheitlichkeit der Begrifflichkeiten in der damaligen Forschung und verweisen auf die gleichzeitige Verwendung von mental maps, cognitive maps, images und schemata.657 Indem sie aber diese „Labels“ wiederum nicht nur auf kognitive Repräsentationen658, sondern auch auf die Signaturen beziehen, tragen sie selbst zur terminologischen Verunklarung bei: Das, was also andere Forscher uneinheitlich als mental beziehungsweise cognitive maps, images oder schemata bezeichnen, sei laut Downs und Stea als Signaturen zu begreifen. Wenngleich diese Ausführungen als kreativer und methodisch unkonventioneller Verweis auf den Schwebezustand zwischen kognitiven „Produkten“ und „Prozessen“ gewertet werden können, so ist die Wahl der Metapher Signatur dennoch etwas unglücklich, zumal sie Assoziationen zu historischen, kunstvoll gezeichneten topografischen Karten weckt und damit indirekt auch die Kartenmetapher infrage stellt. Insgesamt charakterisierten Downs und Stea ihre Arbeitsweise als eine Kombination aus Introspektion und Anekdotensammlung unter Bezugname auf einige empirische Befunde.659 Auch der Leser von Maps in Minds wird zur als unwissenschaftlich geltenden Introspektion animiert, und das Bekenntnis, zahlreiche Schlußfolgerungen seien spekulativer Natur, zeugt vom couragierten Erkunden neuen Terrains.660 Insbesondere für diese Publikation praktizierten sie ein fast schon obsessives Sammeln zahlreicher Beispiele661 verschiedener Alltagspraktiken, die sie durch überaus heterogenes Quellmaterial wie Zeitungen, Karikaturen, Werbeanzeigen, Anekdoten und umgangssprachlichen Formulierungen erschlossen. Darin manifestiert sich – zumindest in Bezug auf die Auswahl der Gegenstände – eine Nähe zu den sich seinerzeit von England in den amerikanischen Raum ausweitenden Cultural Studies. Somit läßt sich der Ansatz von Downs und Stea zumindest als ansatzweise kulturwissenschaftlich ausgerichtet verstehen. Gleichzeitig ist das grundsätzliche Bemühen um eine übergreifende Perspektive überdeutlich: Bereits durch die Entscheidung, als Geograf und Psychologe gemeinsam ein Forschungsfeld zu erschließen, praktizierten und propagierten Downs und Stea interdisziplinäres Arbeiten, womit sie damals in der U.S.-amerikanischen Forschungslandschaft jedoch keineswegs ein exotisches Randphänomen waren.662 „Psychology, geography, urban planning, physiology, and many other formal branches of knowledge are drawn upon informally“663 – so die Autoren zu ihrer Monogra152

Abb. 100 Einbeziehung von Werbestrategien in die Reflexion räumlicher Vorstellungen bei Downs und Stea (links: Yellow Pages, rechts: United Airlines)

fie Maps in Minds, was natürlich zum Teil die begrifflichen Unschärfen bedingt. Auf diesen Zusammenhang verweist aber auch schon Steas Charakterisierung dieser Publikation als „creative book“.664 Allerdings konstatieren beide auch selbstkritisch, daß es ihnen in diesem Rahmen nicht gelungen sei, die gesammelten Materialien schlüssig zu ordnen und zur Synthese zu bringen: „As you see it is impossible for us to bring order out of the chaos of evidence […] The world in the head is still terra incognita.“665 Dagegen strebt der Beitrag aus dem Jahr 1973 mit Differenzierungen unterschiedlicher Termini wie Kognition und Perzeption666 sowie die Inbezugsetzung von cognitive maps zu attitudes, predictions und preferences noch in stärkerem Maße begriffliche Klärungen an. So kennzeichnen Downs und Stea etwa unter Bezugnahme auf Leon H. Levy667 Kognition als den allgemeineren, umfassenderen Begriff, der sich auf Großräume bezieht, welche nur durch Einbeziehung von Gegenwart und Zukunft erschlossen und mental strukturiert werden können, während Perzeption den unmittelbar-gegenwärtigen Zugang zum Objekt – also einem überschaubaren Nahraum – voraussetzt.668 Zudem kennzeichnen sie hier ihren eigenen terminologischen Werdegang nicht nur von Perzeption hin zu Kognition, sondern auch von spatial beziehungsweise environmental image hin zu cognitive representation und cognitive map.669 Insgesamt bildet der Sammelband Image and Environment einen Nukleus der damaligen Debatten und Forschungen zum Thema. Vertreten ist hier eine Reihe – vorwiegend amerikanischer – Geografen und Psychologen, u.a. findet sich an prominenter Stelle auch ein Nachdruck von Edward 153

Tolmans Pioniertext aus dem Jahr 1948. Downs und Stea integrieren aber auch Lynch – dessen Ansatz sie insgesamt mehrfach kritisieren670 – und Donald Appleyard sowie den Biologen Donald R. Griffin in diese Plattform. Im einführenden Statement verweisen sie u.a. auf die übersteigerten Erwartungen, welche – im Gegensatz zu Lynch – zahlreiche Vertreter der verschiedenen Disziplinen seinerzeit an die Psychologie hatten.671 Die Kritik an Lynch bezieht sich u.a. auf dessen „freely drawn map technique“ – Downs und Stea bemängeln hieran den geringen Informationsgehalt und die mit den unterschiedlich ausgeprägten Zeichenfertigkeiten verbundenen möglichen Hemmschwellen seitens der Interviewpartner.672 Deutlich schärfer wenden sich Downs und Stea jedoch gegen Lynchs Fokus auf das Visuelle und vor allem gegen den Begriff imageability, den sie als irreführend kritisieren, und betonen, „the spatial or environmental image has remained a vague or ill-defined concept, having neither a clearly physiological nor a purely perceptual base.“673 Die bewußte Absetzbewegung von Lynch, die Downs und Stea hier vollziehen, verweist aber indirekt auf den immensen Einfluß, den Lynchs Studie seinerzeit in der Forschungslandschaft quer zu den Disziplinengrenzen ausgeübt hat.674 Trotz ihrer Distanzierung von Lynchs image-Begriff liest sich der Titel ihres Sammelbandes Image and Environment gerade so, als sei er lediglich als Variation von dessen environmental image zu verstehen. Ungeachtet ihrer kritischen Anmerkungen bezeichnen Downs und Stea Lynch als „early ,mental mapper` “. The Image of the City anerkennen sie als „pioneering book“ und sehen in Lynchs Strategie zur Schaffung einer lesbaren Umwelt einen „necessary part of the answer to the poignant request that we should humanize our environment.“675 Darüber hinaus vergleichen Downs und Stea Lynchs Ansatz mit dem mental-map-Begriff des Humangeografen Peter Gould, den sie ähnlich prominent wie Lynch behandeln.676 Dabei bezeichnen sie beide Positionen als „opposite approaches“, während insgesamt jedoch kaum eine Vergleichbarkeit beider gegeben scheint. Gould beziehungsweise Gould und White setzten sich auf stark mathematisch-technizistische Weise mit der Frage auseinander, wie individuelle räumliche Präferenzen zu kollektiven überlagert werden können und produzierten aufgrund quantitativer Erhebungen u.a. „images of residential desirability“, die sie mental maps nannten.677 Unter vorausgesetzter Ortsungebundenheit und freier Wählbarkeit des Wohnorts innerhalb eines geschlossen politischen Territoriums mußte eine Gruppe von x Personen (zum Beispiel Absolventen mehrerer Schulen) y Regionen einer Karte dieses Territoriums (zum Beispiel die Bun154

Abb. 101 mental maps bei Gould und White als Ergebnis von Lebensraumpräferenzen; links: Diagrammschema des methodischen Vorgehens; Mitte: Karte der ermittelten Präferenzen für Großbritannien; rechts: digitale 3D-Visualisierung der Karte („Höhenzüge“ entsprechen einer hohen Attraktivität der Region)

desstaaten der USA oder die britischen Grafschaften) entsprechend ihrer Wohnpräferenzen ordnen, das heißt in eine Rankingliste bringen und entsprechend ihrer Präferenzen Punkte vergeben. Anschließend wurden diese persönlichen Bewertungen entsprechend ihrer statistischen Abweichung gewichtet. „These regional scores can now be plotted cartographically to construct a mental map for the whole group.“678 Downs und Stea fokussieren in ihrem Vergleich primär die Urheberschaft der Karten: „[I]n Lynch' s work, the graphic representations were originally produced by the subjects and in Gould' s by the investigator.“ Andererseits seien sowohl Lynchs Kompositkarten als Überlagerungen von „subject produced cognitive maps“679 als auch die auf statistischer Auswertung verbaler Präferenzäußerungen basierenden Karten Goulds beide vom Forscher produziert. Nur bei einem verkürzten Verständnis von cognitive maps als grafische Outputs erkennender Individuen entstehe der Eindruck, die sketches von Lynchs Versuchspersonen „seem to be more ,cognitive-map-like` than the purely verbal ranks of Gould' s subjects.“680 Ein zumindest ebenso relevanter Unterschied zwischen beiden ergibt sich jedoch aus den räumlichen Dimensionen, in denen sie jeweils operierten, und dem persönlichen Bezug der Befragten, zu den entsprechenden Räumen. Während es Lynch um die Erforschung der Wirkung erlebter Räume mit erheblichem Nahraumanteil und deren gestalterische Beeinflussung ging, waren Gould und White an der Bewertung entfernter, zum Teil von den Versuchspersonen nie aufgesuchter Räume auf der Basis gruppenspezifisch konsensfähiger Stereotypen interessiert. Insofern sind Lynch und 155

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Gould am jeweils anderen Ende im Spektrum von Fern- und Nahraum positioniert – eine Differenzierung, die Downs und Stea zwar mit ihrer Diskussion der Begriffe Kognition und Perzeption theoretisch herausarbeiten, im Kontext dieses Vergleichs jedoch nicht thematisieren.681 Auch Gould und White konstatieren im Hinblick auf Lynch, daß „the information that goes into building a mental image of a particular area may reflect much more than just the knowledge of landmarks and routes.“682 Sie sind jedoch auf der methodischen wie der konzeptionellen Ebene nicht weniger angreifbar als Lynch und dazu in ihrem Anliegen, mit der Forschung zu mental maps einen Beitrag zur Lösung globaler Probleme wie Migrationsbewegungen und Landflucht in Entwicklungsländern beizutragen,683 mindestens so idealistisch wie letzterer. Wie am Beispiel von Downs und Stea deutlich wurde und zudem bereits an früherer Stelle angedeutet, vermehrte sich nach den zahlreichen Studien, die Lynchs Ansatz aufgriffen, anwendeten und weiterentwickelten in den Folgejahren aber auch die Kritik an seinen Thesen, Methoden und Techniken. Lynch selbst stellte sich später mehrfach der Kritik, der er und auch seine Mitarbeiter zum Beispiel in Bezug auf die angewendeten mapping-Techniken ausgesetzt waren. Im seinem bereits zitierten Vorwort zu Environmental Knowing verteidigt er 1976 die Einbeziehung grafischer Techniken und plädiert für einen Methodenpluralismus, welcher die größtmögliche Vielzahl unterschiedlicher Darstellungs- und Repräsentationstechniken integrieren sollte: „Any attempt to elicit mental images [– so Lynch –] should use every means and language it can, to check interrelated findings, and to bring out aspects which are incommunicable in one tongue or another. Our original work used an array of methods […].“ Angriffe seitens der bildkritischen Sozialwissenschaften konterte er scharf mit dem Verdacht, „that many investigators in social science reject graphic means more because of their own difficulties with graphic products, rather than of those that their interviewees.”684 Wie schon angedeutet, waren diese Kritikpunkte im eigenen Forschungsteam durchaus Gegenstand interner Diskussionen.685 Bereits vor und während des ersten Jahres der Studie hatten Lynch und Kepes Konzeptskizzen an zahlreiche Psychologen, Planer und Künstler geschickt. Es kam damals schon zu teilweise heftiger Kritik, zum Beispiel hinsichtlich der Anwendbarkeit der Ergebnisse für Designprozesse.686 Im Interview mit Florence Ladd begegnete Lynch 1976 den Reaktionen auf seine Studie noch auf eine andere Art, indem er konstatierte: „I don' t consider myself as a scientist at all […] I was not thinking of research at 156

all. I did not consider myself as a researcher at all.“ 687 Diese Aussage wirkt zunächst befremdlich, wenn man bedenkt, daß das von der Rockefeller Foundation geförderte Projekt The Perceptual Form of the City auch von Lynch selbst immer als research deklariert688 wurde und er zudem hoffte, daß seine Methoden auch die Psychologen inspirieren würden.689 Insofern kann Lynch mit dieser Aussage selbstredend keine Immunität gegenüber jeglicher Methodenkritik beanspruchen, es ist jedoch fraglich, ob dies überhaupt sein Anliegen war, oder nicht eher das selbstkritische Eingeständnis von Unzulänglichkeiten,690 das bei der Bewertung der Vorwürfe gegenüber Lynch nicht unberücksichtigt bleiben sollte. Wiederum wenige Jahre später reflektierte Lynch in „Reconsidering the Image of the City“ die vier seinerzeit formulierten Hauptkritikpunkte „– of sample size, method, design usurpation, and basic relevance –“ und ergänzte diese durch vier weitere, selbstkritisch erhobene Punkte, die sich auf die Homogenität der Samples (1), den statischen Charakter des images (2), die Vernachlässigung der Komponente Bedeutung (3) und schließlich die geringe Resonanz in Politik und Verwaltung (4) beziehen.691 Als „vielleicht radikalste Kritik[er]“ an The Image of the City werden die bereits zitierten Sozio-Semiotiker Gottdiener und Lagopoulos erachtet, die vor allem die Einbeziehung urbaner Praktiken, von Wertesystemen und Ideologien geprägte Auffassungen sowie von emotionalen Faktoren bei Lynchs Analyse vermissen. Sie setzen damit also bei Punkt (3) von Lynchs Selbstkritik an und verweisen hierzu auf Raymond Ledrut, der bemängele, „[Lynchs] approach does not differentiate enough between humans and animals caught in a maze.“692 Ledrut, der sich aus semiotischer Perspektive der „structure des significations urbaines chez ceux qui usent de la ville“693 gewidmet und hierzu auch empirische Forschungen angestellt hat, führt Lynch als anderen, nicht semiotischen – nahezu komplementären – Zugang zum Thema an. Er bezieht sich auf exakt jene Stelle in The Image of the City, an der Lynch kurz seine Konzentration auf Struktur und Identität sowie die Ausklammerung der Komponente Bedeutung erklärt. Zwar befasse sich Lynch sehr wohl mit Facetten von Bedeutungen, aber eben primär mit Signalen, Indizes und Markierungen statt mit Symbolen und Ausdrücken. Lynch sei primär an Umweltanpassungen von Individuen interessiert und nähme daher eine stark psycho-biologische Perspektive ein. Wenngleich man also „des ,unités significantes` et une lecture de l' espace“ bei Lynch ausmachen könne, schließt Ledrut doch auf ein Verständnis, nach dem „l' homme n' est pas une situation très différente de celle de l' animal.“ 694 Auch Tiere bean157

spruchten Territorien, in denen sie sich orientierten, Wohnen – „Habiter“ – gehe dagegen über rein perzeptives Verhalten hinaus, was Lynch im übrigen nie bestreitet. Ledrut aber hält Lynchs Ansatz für behavioristisch,695 wogegen natürlich methodische Elemente, wie das Zeichnenlassen von Handskizzen, die Fotoerkennungstests und die imaginary trips696 sprechen, die man doch wohl eher als kognitivistisch charakterisieren sollte.697 Trotz seiner Kritik spricht Ledrut Lynch allerdings keineswegs die Berechtigung seines Ansatzes ab; diesbezüglich schreibt er: „Ceci ne veut pas dire que l' approche de Lynch ne soit pas juste et indispensable. Elle ne peut cependant exclure d' autres approches qui s' attachent à un autre niveau de signification.“698 Insofern scheint es doch, als hätten Gottdiener und Lagopoulos ihren Verweis auf Ledrut etwas verkürzt, um ihren Vorwurf, Lynch unterscheide kaum zwischen Mensch und Versuchstier im Labyrinth, polemisch geschickt plazieren zu können. In Bezug auf Warner Brown, der – wie beschrieben – tatsächlich Versuche im Human Maze unternommen hat,699 oder Edward Chace Tolman, der 1948 in seinem viel zitieren Artikel vom „great God-given maze which is our human world“700 spricht, wäre dieser Vorwurf sicher angebracht. In Bezug auf Lynch muß dies jedoch befremden, vor allem, wenn man bedenkt, daß Lynch gerade unter Berufung auf eine ganze Reihe von psychologischen Untersuchungen wiederholt auf deren „limited laboratory conditions“701 und deren „sensuous poverty“702 verweist. Auch der Umstand, daß Lynch dabei überhaupt nicht auf Tolmans zwölf Jahre zuvor erschienene Publikation Cognitive Maps in Rats and Men703 eingeht, macht seine Distanznahme zu den abstrakten Laborversuchen seitens der psychologischen Forschung deutlich.704 Über die Gestaltpsychologie, der sowohl Kepes705 als auch Tolman706 nahestanden, wäre ein impliziter Brückenschlag zu letzterem angelegt gewesen. Daß Lynch diesen nicht vollzog und statt dessen – wie erwähnt – auf Tolmans BerkeleyKollegen Warner Brown rekurriert, erklärt sich vor allem in Lynchs Streben, sich direkt in medias res zu begeben und seine Forschungen mit dem Preis methodischer Unzulänglichkeiten direkt im Feld durchzuführen.707 Aufgrund dieser weitgehenden Distanzierung Lynchs könnten wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitungen versucht sein, die Divergenz des Forschungsfeldes zu mentalen beziehungsweise kognitiven Landkarten, insbesondere in Gestalt jener von anwendungsbezogener Seite beklagten708 inkonsistenten Begriffsbildung zwischen Psychologie und Geografie bis auf Lynch zurückzuführen. Solchen Bestrebungen wäre jedoch entgegenzuhalten, daß es ganz offensichtlich Lynchs Anliegen war, den Psycho158

logen selbst eine Brücke zu bauen.709 In der rückblickenden Beschreibung der Motivationen für seine viel beachtete Studie nennt er, wie bereits angedeutet, folgenden Punkt an erster Stelle: „An interest in the possible connection between psychology and the urban environment, at a time when most psychologists – at least, those in the field of perception – preferred controlled experiments in the laboratory to the wandering variables of the complicated, real environment. We hoped to tempt some of them out into the light of day.“710

Diese Formulierung mag vielleicht etwas pathetisch – wenn nicht arrogant – anmuten, doch dieser Eindruck relativiert sich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Experimentatoren wie Tolman und seine Mitarbeiter für ihre empirischen Befunde unzählige nächtliche Stunden in den Versuchslabors zugebracht hatten. Wie bereits erwähnt, wurden die entscheidenden Labyrinthexperimente, aufgrund derer Tolman auf das Vorhandensein von „narrow strip-maps“ und „broad comprehensive maps“ bei Ratten und darüber hinaus auch bei Menschen schloß, sämtlich bei Dunkelheit durchgeführt.711 Insofern transportiert obige Formulierung Lynchs, einige Protagonisten der kognitiven Psychologie ans Tageslicht zu locken, lediglich auf etwas provokante Weise die Forderung, sich der Komplexität der erlebbaren Umwelt zu stellen. Während in den Jahren nach The Image of the City die kognitive Psychologie und die sich etablierende Wahrnehmungsgeografie in ihrem disziplinären Rahmen oder – wie im Fall von Downs und Stea – in Kooperationen tatsächlich die intensivsten Arbeiten zur mental- beziehungsweise cognitive-map Forschung leisteten, haben sie inzwischen – nach fünfzig Jahren – die Deutungshoheit über den Diskurs weitgehend verloren. Dabei sollte man hier besser von einem heterogenen Diskursfeld mit verschiedenen, teilweise miteinander kommunizierenden, teilweise konkurrierenden, aber auch voneinander unabhängigen beziehungsweise miteinander inkompatiblen Strängen sprechen. Eine der Grenzlinien verläuft zwischen „individuelle[n] Orientierungsvorgänge[n] in einem kleinräumigen Kontext“ sowie „kollektive[n] Träger[n] und große[n], individuell nicht erfahrbare[n] Räume[n]“. Indirekt damit verbunden sind „die schematischen Gegenüberstellungen von Natur und Kultur, physischer Realität und imaginären Raumvorstellungen“,712 an deren Überwindung sich seit einigen Jahren zahlreiche Sozial- und Kulturwissenschaftler unter Berufung auf Theorien wie den relationalen Raumbegriff der Darmstädter Soziologin Martina Löw abarbeiten.713 Seither „ziehen diese Prozesse kollektiver mentaler Kartographie […] die Aufmerksamkeit verschiedener Fachrichtungen 159

auf sich. Auf diesem Forschungsfeld treffen sich Geographen, Historiker, Ethnologen, Kartographen, Soziologen und Psychologen.“714 Insgesamt herrscht aber unter den beteiligen Disziplinen, zu denen neben den genannten auch die Kognitions- und Neurowissenschaften zählen, längst keine Konsens in Grundsatzfragen: „Kontroverse Diskussionen bestehen […] darüber, wie überhaupt der Begriff der ,mentalen Karte` zu verstehen ist […] So können mentale Karten als explizite Wiedergabe der topografischen Relationen des natürlichen Raums angesehen werden. Nach dieser Ansicht werden genaue zentralnervöse Repräsentationen der Positionen und räumlichen Bezüge von Umweltmerkmalen genutzt, um räumliche Aufgaben zu lösen. Mentale Karten können aber auch als Modell der Umwelt angesehen werden, das räumliche Relationen nur unvollständig und verzerrt, meist unter egozentrischer Perspektive, enthält […]. Man kann den Begriff ,mentale Karte` aber auch als Metapher nutzen oder als hypothetisches Konstrukt ansehen. Auch wenn wir uns so verhalten, als hätten wir eine Karte im Kopf, kann das nicht als Beleg für die Existenz einer solchen angesehen werden.“715

Auch Lynch ist in diesen Debatten immer noch als Referenz anzutreffen. Beispielsweise wird konstatiert: „Er konnte plausibel machen, daß Grundelemente der physikalischen Form einer Stadt auch Bestandteil der mentalen Repräsentation sind.“716 Allerdings erscheint eine Suche nach möglichen Antizipationen späterer Entwicklungen im Feld der cognitivebeziehungsweise mental-map-Forschung durch Lynch als reichlich spekulatives Unterfangen, wenn man bedenkt, daß The Image of the City gleichzeitig als „the most widely cited prototype for cognitive mapping research“ sowie als erster Kritiker der Kartenmetapher gehandelt wird.717 War es bei Tolman seine Verweigerungshaltung, die Rolle eines wissenschaftlichen „tribal leaders“ einzunehmen, der seine Studenten stärker auf die eigenen Theorien eingeschworen hätte,718 so könnte es bei Lynch die Weigerung gegenüber der Anfrage der MIT-Press in der 1970er Jahren gewesen sein, The Image of the City komplett zu überarbeiten, die diese spätere Deutungsvielfalt überhaupt zugelassen hat. The Image of the City als urban-design-Publikation Bereits sieben Jahre vor Erscheinen von The Image of the City – zu Beginn der Strukturierung des Projekts The Visual Form of the City – formulierte Lynch seinen Anspruch, design research zu betreiben und sich intensiv mit 160

„creation and testing of forms and patterns“719 zu befassen, weshalb er sich überhaupt erst der Frage nach entsprechenden psychological satisfactions zuwandte. Sein Ziel war es, „to suggest new urban forms which might better serve the indicated satisfactions.“720 Aus diesem Grund müssen Lynchs Haltung zu Entwurfsfragen, seine Auffassung von urban beziehungsweise city design721 sowie explizite und implizite normativ-ästhetische Vorstellungen in die Beurteilung seines spezifischen Zugangs zu mentalen Inhalten in die hier stattfindenden Betrachtungen einbezogen werden; schließlich wurden die Befragungen der Stadtbewohner und Erforschungen ihrer Vorstellungsbilder ganz offensichtlich mit entwurfsorientierter Intention durchgeführt. Vorab scheint es jedoch angebracht, in diesem Kontext noch einen allgemeineren Punkt zu vertiefen: Schon mehrfach wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit die an Lynch geübte Kritik hinsichtlich der Fokussierung der visuellen Komponente in seiner Studie thematisiert. Ebenso wurde bereits auf sein tiefergehendes, über Jahre hinweg verfolgtes Anliegen eingegangen, in Analyse- und Entwurfsprozesse auch die anderen Sinneseindrücke einzubeziehen. An dieser Stelle ist es notwendig, noch einmal auf die objektiven Unterschiede hinsichtlich der Gewichtung der Sinne im Wahrnehmungs- und Entwurfsprozeß einzugehen, aufgrund derer möglicherweise auch Lynchs Ansatz in einem anderen Licht erscheint. Lynch unterlag bei seinen Arbeiten – wie grundsätzlich alle Architekten und Stadtgestalter – dem klassischen sinneshierarchischen Input-OutputDilemma des Entwerfers. Dieses Dilemma äußert sich in einer deutlichen Differenz der einzelnen Sinnesmodalitäten im Wahrnehmungs- und Entwurfsprozeß, und zwar hinsichtlich Ausmaß und Reihenfolge, in dem beziehungsweise nach der diese jeweils beteiligt sind beziehungsweise einbezogen werden. Da diese Diskrepanz im Maßstab des urban design noch gravierender ist als im architektonischen Entwurf, wird im folgenden stärker auf letzteren rekurriert, als dies angesichts von Lynchs Auseinandersetzungen mit Fragen des large scale design vielleicht zunächst erforderlich scheint.722 Für Wahrnehmungsprozesse im allgemeinen – und somit für die Wahrnehmung räumlicher Geometrien im besonderen – kann ein zwar historisch und gerade auch in jüngster Zeit immer wieder hinterfragtes, aber bereits von Aristoteles723 konstatiertes und zum Teil auch empirisch belegbares „Primat des Sehens“ als gültig angenommen werden.724 Begründbar ist dieses Primat im wesentlichen durch drei seitens der Psychologie eingebrachte Argumente: Erstens wird hierfür die im Verhältnis zu anderen 161

Sinnen größere visuell verarbeitbare Informationsmenge angeführt. Dieses Argument – so der Bochumer Umwelt- und Kognitionspsychologe Rainer Guski – sei aber aufgrund versuchstechnischer Probleme hinsichtlich einer adäquaten, vergleichbaren Darbietung visueller und akustischer Reize „empirisch nicht prüfbar – was [laut Guski] seine Richtigkeit jedoch nicht auschließ[e].“725 Zweitens wird konstatiert, daß bei widersprüchlichen Informationen aufgrund nicht integrierbarer unterschiedlicher Sinneseindrücke das visuelle Wahrnehmungsteilsystem, das gemeinhin als das leistungsfähigste gilt726, über andere – etwa das auditive oder das taktile – dominiert.727 Vor allem aber scheint das „Argument der größeren Objekthaftigkeit und Räumlichkeit der visuellen Wahrnehmung“ gegenüber den anderen Sinnen im vorliegenden Kontext relevant. Guski verweist diesbezüglich auf den österreichischen Musikwissenschaftler und Ethnologen Erich Moritz von Hornbostel, der u.a. auch der Gestaltpsychologie728 zugeordnet wird und 1938 erstmals formuliert, daß „[n]o sound is ever so much an object as is a fixed, visible thing“, was zwar keine flüchtigen visuellen Eindrücke ausschließe, aber verdeutliche, daß der auditive Wahrnehmungsalltag „nur ,flüchtige` Ereignisse“ enthalte.729 Guski verweist ergänzend auf „[…] die unmittelbare Räumlichkeit der visuell wahrgenommenen Welt, die weder im auditiven noch im haptischen oder olfaktorischen Bereich so deutlich ist. Fraglos kann man auch auditiv und haptisch räumlich wahrnehmen, jedoch wird die überwältigende Räumlichkeit, die sichere Einordnung von ,vorn, hinten, links, rechts, oben und unten` , die in der visuellen Information enthalten ist, durch andere Wahrnehmungssysteme nie erreicht. Dies ergibt sich erstens aus der größeren Reaktionsgeschwindigkeit, mit der Menschen Objekte im Raum visuell lokalisieren können, zweitens aus der enormen Sicherheit, mit der das geschieht: die Sicherheit und die Geschwindigkeit der auditiven Lokalisation ist deutlich geringer.“730

Trotz dieses Ungleichgewichts der Sinne zugunsten der visuellen Dimension, die auch mit eine leichteren Meßbarkeit visueller Reize und somit einer praktikableren Erforschbarkeit einhergeht, lehnt Guski eine Diskussion um die „Wichtigkeit“ einzelner Sinne als unangemessen ab.731 Zwar mag der Sehsinn mehr sein als nur ein Primus inter Pares, doch wird auch er seinerseits durch andere Sinneseindrücke gelenkt und beeinflußt. Somit ist es erst das Zusammenspiel von Augen, Ohren, Nase sowie von Gleichgewichts-, Temperatur-, Druck- Geschmacks- und anderen Sinnen – die komplexe „Koalition zwischen den Wahrnehmungsteilsystemen“732 –, die 162

zwar kein „vollständiges und realitätsgetreues Bild der Welt und unserer Position in ihr“, aber immerhin eine alltagspraktisch hinreichend adäquate dichte an sinnvoll verknüpften Informationen liefert.733 Dagegen kommt im architektonischen und städtebaulichen Entwurfsprozeß eine solche „Koalition“ nur schwerlich zustande. Im Gegensatz zum intermodalen Wahrnehmen734 beziehungsweise zur Intersensory Perception735 kann in der Regel keine Rede von „intermodalem Entwerfen“ oder „intersensory design“736 sein. Hier ist nicht mehr lediglich eine Dominanz, sondern vielmehr eine außerordentlich starke Priorisierung der visuellen Dimension auszumachen, die aus ihrer weitgehenden Separierung von allen anderen Sinnen resultiert. Denn abgesehen von der soeben besprochenen und im Detail sicher diskutierbaren Hierarchisierung der Sinnesmodalitäten wird die alltagspraktisch nahezu vollständige Gleichzeitigkeit737, mit der im Wahrnehmungsprozeß alle Sinne angesprochen werden, beim Entwurf aufgegeben. Ganz unabhängig davon, welcher Entwurfswerkzeuge sich der Architekt oder urban designer bedient – ob er eine schnelle Skizze zeichnet, einen exakten Plan anfertigt, physische Modelle baut oder seine Geometrien virtuell am Computer erstehen läßt –, in der Regel wird er mit der Arbeit an visuellen Merkmalen beginnen, welche aufgrund disziplinärer wie gesellschaftlicher Konventionen auch am detailliertesten ausformuliert werden. Andere Sinne werden – auch in Abhängigkeit von Umfang und Dimensionen der Planungsaufgabe zum Teil nachgeordnet oder aber überhaupt nicht behandelt. Aufgrund seiner limitierten Arbeitstechniken und Ausdrucksmöglichkeiten einerseits sowie seines begrenzten Einflusses auf gesellschaftliche Prozesse andererseits kann der Entwerfer zu weiten Teilen nur die visuelle Komponente räumlicher Geometrien entwickeln, überprüfen und letztlich zeitlich wie räumlich punktuell fixieren. Zwar transportieren auch Zeichnungen, Skizzen und Modelle ebenso akustische, haptische und olfaktorische Informationen, doch korrespondieren diese zumeist überhaupt nicht mit jenen Eigenschaften, die dann in der durch die Umsetzung des Projekts neu geschaffenen realräumlichen Situation anzutreffen sind. Im Einzelfall können sie vielleicht als abstrakter symbolischer Bezeichner dienen, in der Regel sind diese Eigenschaften nicht intentionaler Natur. Probleme wie Raumakustik, Temperatureigenschaften, Gerüche etc. muß der Entwerfer zunächst weitgehend durch Erfahrungswissen738 abschätzen, es bleibt hierbei allerdings ein Anteil an Kontingenz erhalten. In Fällen, bei denen letztere aus repräsentativen, technischen, anderen funk163

tionalen Gründen oder baurechtlicher Restriktionen minimiert werden soll – etwa bei der Akustik eines Konzertsaales –, erhalten Antizipationen der entsprechenden Eigenschaften in weitaus stärkerem Maße vorläufigen Charakter und verfestigen sich erst sukzessive durch die intensivere Einbindung von Fachplanern in Gestalt mehrerer Konsultationsschleifen. Insbesondere aber die olfaktorischen Wirkungen eines Gebäudes sind oft von so vielen Entscheidungen abhängig, die erst im oder sogar nach dem Realisierungsprozeß gefällt werden – sei es die Ausstattung durch die Wahl der Möbel, die Behandlung von Wänden und Fußboden, die Verwendung von Farben und Klebstoffen –, daß die Einflußmöglichkeiten des Entwerfers hier deutlich eingeschränkt sind. Hinzu kommt die gesellschaftliche Konvention, die sich in den Erwartungen der Bauherren und Nutzer widerspiegelt, daß der Architekt für die Determinierung der Formen, Proportionen, Farben, Materialien und Lichtsituation zuständig ist. Es wird erwartet, daß der Entwerfer hier zufriedenstellende Lösungen anbietet. Daß zum Beispiel mit der Materialwahl zugleich Weichenstellungen hinsichtlich Akustik, Temperaturverhalten, haptischer und olfaktorischer Eigenschaften erfolgen, ist weitgehend weniger im allgemeinen Bewußtsein verankert739, was sicher im Zusammenhang mit der oben diskutieren allgemeinen Dominanz des Visuellen steht. Zwar kann wohl mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen beziehungsweise darf erwartet werden, daß ein Architekt wie beispielsweise der Pritzker-Preisträger Peter Zumthor, dessen Ansatz als multi-sensual740 gilt, den Beton oder den Naturstein, den er für ein zu erstellendes Gebäude vorsieht, bereits beim Zeichnen der Entwurfsskizzen oder beim Modellbau „mental anfühlen“741 kann, oder daß Daniel Libeskind den Hall, den das Zuschlagen der Stahltür im Holocaust-Turm des Jüdischen Museums Berlin verursacht, bereits „mental hören“742 konnte, bevor überhaupt der erste Spatenstich für den Bau erfolgt war. Doch ist die Schwierigkeit, haptischer, akustischer oder olfaktorischer Antizipationen nicht primär auf eine mangelnde Sensibilität der Architekten zurückzuführen. Die Problematik liegt vielmehr in der eingeschränkten intersubjektiven Vermittelbarkeit derartiger haptischer oder akustischer Vorstellungen, weshalb sich der Architekt zum Zweck der Kommunikation selbiger der verbalen Beschreibung oder der visuellen Darstellung bedienen muß. Sofern vergleichbare Referenzobjekte existieren, hat er zudem die Möglichkeit, seine Vorstellungen durch Teilhabe an der Raumerfahrung direkt vor Ort zu transportieren. Diese erfordert allerdings eine „leibliche Anwesenheit“743 in diesem Referenzraum. Ist ein solcher nicht vorhan164

den beziehungsweise nicht ohne vertretbaren Aufwand erreichbar, können schließlich auch Materialproben sowie Fotos oder Videoaufnahmen von Referenzsituationen zumindest ansatzweise einen Eindruck von den Entwurfsintentionen vermitteln. Es bleibt dabei aber immer eine doppelte Unsicherheit bestehen: erstens hinsichtlich der Umsetzbarkeit und zweitens hinsichtlich der klaren Vermittelbarkeit dieser Entwurfsintentionen. Wechselt man die Perspektive vom Objekt zum städtebaulichen Maßstab, so scheint sich diese Unsicherheit – oder besser Unbestimmtheit – hinsichtlich der Kommunikation und Umsetzung nicht visueller Gestaltungsabsichten geradezu zu potenzieren. Geräusche und Gerüche sind nicht nur dynamisch-flüchtig, sondern resultieren aus einer Vielzahl wechselnder Aneignungs- und Nutzungsmustern, als deren „Beiprodukte“ sie zu weitgehend kontingenten – zwar zum Teil beeinflußbaren, kaum aber „programmierbaren“ – Konglomeraten verschmelzen. Die kinästhetisch-vestibulären und sensomotorischen Komponenten leiblicher Raumerfahrungen, die mit der Festlegung der Geometrien – also von Distanzen, Richtungen, Bewegungslinien und Grenzen744 – im städtebaulichen Entwurf ihre materiellen Rahmenbedingungen erfahren, können nicht vorab überprüft werden. Dies gilt allerdings nicht nur für den städtebaulichen Entwurf sondern auch für den architektonischen, und zwar schlichtweg deshalb, weil in beiden Fällen nicht 1:1, sondern in verkleinertem Maßstab gearbeitet wird.745 Insofern kann weder ein Abschreiten noch eine andere Form der Überwindung von Distanzen erlebbar antizipiert werden, um Energie, Zeitaufwand, topografische Widerstände und dergleichen zu ermessen. Doch selbst das Ausmaß der Beeinflußbarkeit zahlreicher visueller Charakteristika sinkt deutlich aufgrund der Komplexität städtebaulicher Situationen und der Größe des Maßstabs. So nimmt mit wachsendem Maßstab auch die zeitliche, aber ebenso die personelle Entkopplung der Geometriedetermination von allen weiteren ab. Beispielsweise werden bei zahlreichen städtebaulichen Planungen Entscheidungen über Materialien und Farben an die nachgeordneten Einzelgebäudeentwürfe delegiert. Je größer der Maßstab, um so höher die Dominanz des Geometrisch-Visuellen – was allerdings wiederum nicht nur für Entwurfs-, sondern auch für Wahrnehmungsprozesse gelten dürfte, da die anderen Dimensionen mit wachsendem Maßstab immer weniger lokalisierbar, das heißt immer weniger aus dem Konglomerat herausfilterbar und auf Einzelursachen zurückführbar sind. Somit werden sie auch gestalterisch immer weniger handhabbar.746 165

Das beschriebene sinneshierarchische Input-Output-Dilemma des Entwerfers ist also das Resultat eines sowohl aus technisch als auch aus soziokulturell bestimmten Gründen resultierenden Mangels, im Entwurfsprozeß alle Sinnesmodalitäten wahrnehmungsadäquat berücksichtigen zu können. Insofern sollten die vorangegangenen Ausführungen dazu dienen, eine plausible Erklärung für Lynchs Fokussierung des Visuellen zu liefern, und können damit vielleicht auch einen Beitrag zur teilweisen Neubewertung der in dieser Hinsicht doch recht pauschal geübten Kritik an Lynch leisten.747 Die objektiv kaum hintergehbare Präferierung des Visuellen in architektonischen wie städtebaulichen Entwurfsprozessen verweist erstens darauf, wie stark entwurfsorientiert748 Lynchs Ansatz ist und zweitens – vor dieser Folie betrachtet – wie konsistent sein Vorgehen dabei erscheint. Insofern ist auch der Vorschlag von Kirsten Wagner, den Titel The Image of the City durch „Die visuelle Ordnung der Stadt“749 zu ersetzen, nicht zwingend als Kritik zu lesen, sondern kann ebenso gut als Hinweis auf die entwurfsbezogene Ausrichtung der Arbeit verstanden werden, die auch die – hier noch näher zu besprechende – nachträgliche Umdeutung des image und seiner fünf Elementen als Entwurfsheuristiken einschließt. Dennoch greift dieser Vorschlag aufgrund des bereits mehrfach thematisierten Anspruchs von Lynch, alle Sinneseindrücke in die Betrachtungen von Stadt einzubeziehen, etwas zu kurz. Das Dilemma zwischen übergreifendem Anspruch und limitierter Einlösbarkeit – zwischen intendierter multisensueller Perspektive und operationalisierbarer visueller Dimension als grundlegendes Problem der Disziplin – wird damit weitgehend zugunsten des als vorläufig zu erachtenden und auch für Lynch nur teilweise befriedigenden Resultats ausgeblendet. Nach diesen Erörterungen genereller disziplinärer Bedingtheiten werden sich die folgenden Abschnitte nun etwas konkreter den Entwurfsintentionen und Strategien zuwenden, die Lynch in The Image of the City formuliert. „Für Lynch ist [– wie der ungarisch-schweizerische Architekturtheoretiker Ákos Moravánszky anmerkt –] das Ziel die geordnete Stadt, die – vergleichbar mit dem Ideal des ,sinnvollen Ortes` von Norberg-Schulz – eine klare Orientierung durch eindeutige Grenzen (wo das Stadtgewebe endet oder bricht), durch Knotenpunkte, Denkmäler und Bezirke ermöglicht. Dieser well-formed place bedeutet ein positives Verhältnis zwischen kognitiver Struktur des Bewohners und der ,bewohnten` Umgebung, was da Erkennen, die Erinnerung, die Navigation in der Stadt ermöglicht.“750

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Die hier zitierten Ausführungen Moravánszkys verweisen über ihre Kernaussage hinaus nicht nur auf die Nähe Lynchs zu Phänomenologien wie jener des norwegischen Architekturhistorikers Christian NorbergSchulz751, sie implizieren ferner eine Distanznahme Lynchs zu den Paradigmen der architektonischen und städtebaulichen Moderne. Damit wird die Frage aufgeworfen, ob nicht bereits The Image of the City als antizipatorisches Element einer sich in den 1960er Jahren zu formieren beginnenden, „breit angelegten Gegenreaktion zu Kultur der Moderne“752 aufgefaßt werden kann. Diese artikulierte sich in den Folgejahrzehnten nicht nur im „Verlegenheitsbegriff“ der Postmoderne,753 sondern darüber hinaus auch in einer grundlegenden theoretischen wie praktischen Rückbesinnung auf den historischen Bestand.754 Bevor jedoch der Frage nach Lynchs Bezug zum modernekritischen Diskurs nachgegangen werden kann, müssen tatsächlich erst einmal die in The Image of the City zum Tragen kommenden Auffassungen vom städtebaulichen Entwerfen einschließlich ihrer methodischen Implikationen skizziert werden. Für Lynch lassen sich die von Moravánszky angesprochenen well-formed places durch die Herausarbeitung von zehn Merkmalen konturieren, die er als „general physical characteristics“755 bezeichnet und bei denen es sich mit Ausnahme des letzten um formal-strukturelle Eigenschaften von Einzelelementen im urbanen Gewebe und deren Beziehungen zueinander handelt. Lynch benennt in The Image of the City folgende Merkmale, denen er wiederum illustrative Piktogramme zur Seite stellt: „1. Singularity or figure-background clarity: sharpness of boundary (as an abrupt cessation of city development); closure (as an enclosed square); contrast of surface, form, intensity, complexity, size, use, spatial location (as a single tower, a rich decoration, a glaring sign). […] 2. Form Simplicity: clarity and simplicity of visible form in the geometrical sense, limitation of parts (as the clarity of a grid system, a rectangle, a dome). […] 3. Continuity: continuance of edge or surface (as in a street channel, skyline or setback); nearness of parts (as a cluster of buildings); repetition of rhythmic interval (as a street-corner pattern); similarity, analogy or harmony of surface, form, or use […].

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Abb. 102

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4. Dominance: dominance of one part over others by means of size, intensity, or interest resulting in the reading of the whole as a principle feature with an associated cluster […]. 5. Clarity of joint: high visibility of joints and seams (as at a major intersection, or on a sea-front); clear relation and interconnection (as of a building to its site, or of a subway station to the street above). […] 6. Directional Differentiation: asymmetries, gradients, and radial references which differentiate one end from another (as on a path going uphill, away from the sea and toward the center), or one side from another (as with buildings fronting a park), or one compass direction from another […]. 7. Visual Scope: qualities which increase the range and penetration of vision, either actually or symbolically. These include transparencies (as with glass or buildings on stilts); overlaps […]; vistas and panoramas which increase the depth of vision […]; articulating elements […] which visually explain a space; concavity […] which exposes farther objects to view; clues which speak of an element otherwise invisible […] 8. Motion Awareness: the qualities which make sensible to the observer, through both the visual and the kinesthetic senses, his own actual and potential motion. Such are the devices which improve the clarity of slopes, curves, and interpenetrations; give the experience of motion parallax and perspective; maintain the consistency of direction or direction change; or make visible the distance interval. […] 9. Time Series: series which are sensed over time, including both simple item-by-item linkages, where one element is simply knitted to the two elements before and behind it […]; and also series which are truly structured in time and thus melodic in nature […] 10. Names and meanings: non-physical characteristics which may enhance the imageability of an element. Names, for example, are important in crystallizing identity. […] Meanings and associations […] strongly

reinforce such suggestions toward identity or structure as may be latent in the physical form itself.“756

An diesen zehn gestalterischen Ansatzpunkten wird deutlich, wie Lynch auf der konzeptuellen Ebene die Perspektive des Planers beziehungsweise Designers mit jener des Rezipienten engführte und wie er die Dimensionen Wahrnehmung, Vorstellung und entwurfliche Strukturierung miteinander verband.757 Lynch ging aber über die Formulierung normativer Gestaltvorstellungen hinaus und entwickelte auch einen Ansatz, wie die mentale Komponente – die Reaktion der jeweils Ortsansässigen auf beziehungsweise ihre Auseinandersetzung758 mit ihrer physischen Umgebung – in den Entwurfsprozeß integriert werden könnte. Dabei sollen die Erschließung mentaler bildhafter Vorstellungen und ihre Operationalisierung für die Bearbeitung städtebaulicher Aufgabenstellungen vor allem der Stärkung bestehender Strukturen dienen. Lynchs Hauptziel bestand in einem „sensitive reshaping of an already existing environment: discovering and preserving its strong images, solving its perceptual difficulties, and, above all, drawing out the structure and identity latent in the confusion.“759 Zwar thematisiert er in The Image of the City auch suburbane Stadterweiterungen als Aufgabe, die „the creation of a new image“760 einschließe, doch skizziert er anschließend einen mehrstufigen Planungs- und Entwurfsprozeß, der ganz wesentlich auf die Einbeziehung der kollektiven Vorstellungen bereits vorhandener Strukturen setzt. In Anlehnung an seine exemplarisch in Boston, Jersey City und Los Angeles praktizierte Vorgehensweise schlägt Lynch im Einzelnen folgende Schritte vor: (1) Ortsbegehungen und -befahrungen bei Tag und Nacht durch zwei bis drei trained observers, dokumentiert in einer field analysis map und einem Kurzbericht; (2) mass interview mit repräsentativem Sample und verkürztem Fragebogen (inkl. Kartenskizze und Liste der distinctive elements); (3) Abgleich von (1) und (2) zur ersten Analyse hinsichtlich der prägnanten und problematischen Zonen; (4) Einzelinterviews mit kleinem Sample zu critical problems inkl. gemeinsamer Ortsbegehungen und Passantenbefragungen; (5) umfassende Analyse von identity und structure unter Einbeziehung unterschiedlicher Lichtsituationen, Distanzen, Aktivitäten und Bewegungsformen; (6) auf Basis der Analyse Entwurf eines visual plan mit den fünf Elementen, ihren Beziehungen und ihrer Wahrnehmung aus der Bewegung.761 169

Lynch äußert sich realistisch hinsichtlich des beschränkten Einflußbereichs eines solchen Instruments und betont: „Substantial physical change may not be justified on this aesthetic score alone, except at strategic points. But the visual plan could influence the form of physical changes which occur for other reasons.“762 Dennoch sind – wie Lynch rückblickend konstatieren mußte – seine Vorschläge in der Praxis kaum implementiert worden. Sein Ziel, Planung und Politik für die Einbeziehung der Bewohner vor Ort zu sensibilisieren und Feldforschungen zu mentalen Raumvorstellungen als Planungs- und Kommunikationswerkzeug zu nutzen, erachtete Lynch als weitgehend verfehlt: „[…] to pay attention to what it was like to live in a city. How that would come into policy was completely bypassed.“763 Im wesentlichen hielt Lynch zwei Gründe für das Scheitern seines Anliegens verantwortlich. Zum einen seien Planer und Architekten nicht bereit gewesen, sich auf die Bewohnerbefragungen einzulassen: „[…] designers who were trained especially in architecture began to talk about landmarks and nodes and all of those fancy words: What they were really doing was still trying to design the City like a great building only they had new vocabulary to attach to parts […].“764 „It seemed to many planners that here was a new technique – complete with the magical classifications of node, landmark, district, edge, and path – that allowed a designer to predict the public image of any existing city or new proposal. For a time, plans were fashionably decked out with nodes and all the rest. There was no attempt to reach out to actual inhabitants, because that effort would waste time and might be upsetting […] Instead of opening a Channel by which Citizens might influence design, the new words became another means of distancing them from it.“765

Zum anderen hebt Lynch dabei auf die in der Politik verbreitete Trennung zwischen „so called hard data which are typically quantitative and have to do with economics“ und einer anderen Kategorie von Fragestellungen geringen Stellenwerts ab, „which is classified as having to do with aesthetics. Soft things and nice things, ,It would be nice to think about it if we had time but we don' t so` … it is a terrible way of compartmentalizing information.“766 Darüber hinaus müssen aber auch einige Mehrdeutigkeiten und methodische Inkonsistenzen in Lynchs Studie als ursächlich für diese Entwicklung – diese Reaktionen auf seine Studie – betrachtet werden. Lynch konstatiert hierzu lediglich, die Beschreibungen seiner fünf image-Elemente seien „dangerous, precisely because they were useful“767 und bedauert 170

nachträglich, den Planern und Architekten eine unmittelbare Anwendung von „Designregeln“ so leicht gemacht zu haben, weil er in The Image of the City zu wenig klar heraus gestellt habe, wie wichtig ihm die empirische Komponente war.768 Um Lynchs Vorwurf an die Architekten-Urbanisten und deren hier beklagte Praxis – Lynch spricht an einer Stelle gar von Mißbrauch769 – gegeneinander abwägen zu können, muß man zum einen nochmals Lynchs Vorschläge für die Planung wie auch sein eigenes Vorgehen im Rahmen seiner Studie berücksichtigen; zum anderen muß man aber vor diesem Hintergrund auch die beiden Fragen beantworten, wie stark und in welcher Form erstens die Bewohner bei Lynch tatsächlich eingebunden werden und zweitens, worin demgegenüber dann etwaige Probleme und Defizite von Entwurfsverfahren bestehen, die ohne derartige Interviews operieren. Ein Problem liegt zunächst einmal in der Art und Weise der Ansprache seiner Zielgruppe(n) begründet sowie – damit verbunden – in der nur zum Teil reflexartigen, darüber hinaus aber auch disziplinär begründeten Rezeption seines Konzepts der legibility von Strukturen und Zusammenhängen im städtischen Maßstab. Lynch ging es also ursprünglich darum, von den Bewohnern ein Feedback einzuholen, inwiefern bestehende Strukturen lesbar, klar vorstell- und rekapitulierbar sind. Planer und urban designer sollten so Aufschluß darüber bekommen, wo sich die „blinden Flecken“ auf den mentalen Karten der Bewohner befinden, um schließlich mit Mitteln des large scale designs genau an diesen Stellen aktiv zu werden. Dabei dürften sich viele Architekten und Planer – Lynch und sein Team eingeschlossen770 – bereits qua professionem und durchaus zu Recht als die versierteren „legibility experts“ erachten, für die der Mehrwert des Einholens von Laienurteilen in diesen Fragen nicht zwingend ersichtlich ist.771 Mit legibility und imageability adressiert Lynch zudem lediglich die Kompetenzen der Experten aus den Designdisziplinen, nicht jene der Politiker. Der Designer muß also nicht nur versuchen, den Politiker von dem aus seiner Sicht erforderlichen planerisch-gestalterischen Handlungsbedarf zu überzeugen (und zwar grundsätzlich unabhängig davon, auf welche Weise er diesen ermittelt hat), sondern vorab auch vom Mehraufwand für die von Lynch vorgeschlagenen mehrstufigen Befragungen inkl. Masseninterview, Einzelgespräch und Ortsbegehungen. Dazu sollte der Designer zwingend selbst vom Wert der Erhebungen in einer konkreten Planungssituation überzeugt sein. 171

Lynch hätte hier sicher einen weitaus leichteren Stand gehabt, wenn er entsprechend der drei ortsspezifischen Gebietsanalysen in Kapitel II zumindest auch ein spezifisches Entwurfsexempel – zum Beispiel für den Fall Boston – in Kapitel IV von The Image of the City integriert hätte. Ein Kontrastvergleich mit einem herkömmlichen Gegenentwurf zum selben Gebiet, aber ohne Einbeziehung der Bewohner hätte sich zudem angeboten, um sowohl Planer/Designer als auch Politiker für sein Verfahren zu gewinnen. Werden aber dem urban designer, der in der Regel nicht selbst über das Budget eines Planungsprojekts zu befinden hat, keine Mittel für die von Lynch angedachten empirischen Erhebungen eingeräumt, ist er zwangsläufig auf das eigene Erfahrungswissen zurückgeworfen. Auch Lynchs methodische Verschmelzung von zwei unterschiedlichen Perspektiven772 – jener der ortsansässigen Interviewpartner und jener des Forschungsteams als trained observers –, die sich mit unterschiedlichen Gewichtungen durch weite Teile der Publikation durchzieht,773 kommt erschwerend hinzu, wenn es gilt, den Wert der empirischen Erhebungen für den urban designer zu ermessen. Schließlich wird oft nicht deutlich, wo die empirisch erhobenen Materialien als primäre Erkenntnisquelle fungieren und wo sie lediglich die Reflexionen und Konzepte Lynchs illustrieren. Auf der Analyseebene wird die ortsbezogene Fragestellung, „wie legible“ sich das jeweilige image der ausgewählten Stadtgebiete von Bosten, New Jersey und Los Angeles gestaltet, mit den allgemeineren Grundproblematiken überlagert, woran sich die legibility beziehungsweise imageability räumlicher Settings generell festmachen läßt und wie ein operationalisierter Zugriff auf mentale Inhalte von Ortsansässigen erfolgen kann. Diese Verschleifung wird auch in Kapitel IV im Rahmen der Entwurfsheuristiken spürbar. Etwas unerwartet nimmt man zunächst zur Kenntnis, daß letztere nicht aus den Felduntersuchungen abgeleitet sind – was methodologisch jedoch durchaus vertretbar ist; denn zu Beginn des Kapitel wirft Lynch zwar die Frage auf: „What hints can we draw from the preceding material as to the characteristics such elements might have in a truly imageable environment?“774; bei der weiteren Lektüre wird aber bald deutlich, daß die normativ-ästhetischen Konzepte und konkreten Empfehlungen,775 die er hier zusammenstellt, dem allgemeinen Repertoire des professionellen Gestalters entspringen und sich durchaus auch ohne Erforschung der environmental images postulieren lassen.776 Dennoch scheinen hier unvermittelt immer wieder Rückbezüge zum Empirieteil auf, zum Beispiel Lynchs Anmerkung zur Dominanz des Visuellen 172

über kinästhetische Reize. Auch die Gewichtung der paths im Verhältnis zu den anderen vier Elementen, die bereits am Umfang seiner diesbezüglichen Ausführungen deutlich wird,777 steht im Zusammenhang mit den empirischen Untersuchungen. Problematischer ist aber die Tatsache, daß im Rahmen der Analyse empirisches Material mit dem eigenen Erfahrungswissen des Forschungsteams als urban designers verschnitten wird. Lynch nahm – u.a. mit seinen unterschiedlichen Komposit-Darstellungen – intersubjektive Kongruenzen zwischen den bildhaften mentalen Vorstellungen der einzelnen Befragten an, die er jedoch nicht belegen beziehungsweise im Detail erforschen konnte. Obwohl Lynch – wie an anderer Stelle ausgeführt778 – eine grafische Überlagerung der Karten der Interviewpartner und jener der trained observers vermied, verglich er doch immer wieder beide Perspektiven. Diese Vorgehensweise könnte – im naheliegenden Schluß auf intersubjektive Kongruenzen zwischen Interviewpartnern und Forscherteam im besonderen sowie zwischen Bewohnern und urban designers im allgemeinen – etwa im Sinne phänomenologischer Lebens- beziehungsweise Alltagsweltkonzepte779 – designer dazu animiert haben, von den eigenen auf mögliche Vorstellungen der Bewohner zu schließen. David Crane verweist – wie erwähnt – in seiner Rezension darauf, daß zahlreiche, scheinbar auf die Feldforschungen zurückgehende Bestandteile der Arbeit bereits vorab von Lynch beziehungsweise im engen Kreis des Teams fixiert wurden.780 Wie bereits an anderer Stelle breit diskutiert, bestand deshalb durchaus Klärungsbedarf, ob es sich bei den fünf image-Elementen um empirisch überprüfte hypothetische Kategorien handelt – was letztlich bejaht werden konnte. Im Entwurfskapitel formuliert Lynch dann: „The five elements – path, edge district, node, and landmark – must be considered simply as convenient empirical categories, within and around which it has been possible to group a mass of information. To the extend, that they are useful, they will act as building blocks for the designer.“781

Diese Aussage ist eine offene Einladung, nicht nur die in Kapitel IV präsentierten handlungsorientierten Gestaltkonzepte, sondern auch die in Kapitel III weitaus umfangreicher dargestellten fünf Elemente als Bestandteil der Lynchschen Entwurfsheuristiken zu verstehen und ebenso in diesem Sinne zu benutzen; insofern kann eine solche Praxis an dieser Stelle nicht mehr ohne Weiteres als unzulässig freie Auslegung seitens der Architekten und urban designer zurückgewiesen werden. Die oben angesprochenen Inkonsistenzen in Lynchs Studie dürften damit hinreichend thematisiert worden sein, die Beantwortung der beiden auf173

geworfenen Fragen nach der Einbindung der Bewohner sowie nach den Konsequenzen im Fall eines Verzichts auf den von Lynch vorgesehenen Empirieteil in urban-design-Prozessen steht dagegen noch aus. Dazu gilt zunächst einmal festzuhalten, daß es sich hierbei – im Vergleich zu den heute etablierten Beteiligungsprozessen – um eine sehr indirekte Form der Einbeziehung handelt. Die Interviewpartner werden nicht zur Artikulation von Problemen, Planungsdefiziten usw. aufgefordert. Sie sollen vielmehr Auskunft geben über ihre mentalen bildhaften Vorstellungen von ihrer Alltagsumgebung, nicht über Probleme wie Störungen und Belästigungen, etwa durch unerwünschte Funktionen, Lärm- und Schadstoffemissionen, den Zustand von und den Zugang zu öffentlichen Räumen, die Sicherheit im Quartier etc. Möglicherweise werden sie sogar im Unklaren darüber gelassen, daß unter Umständen planerische Veränderungen des Gebietes anstehen.782 Lynchs Prozeßkonzeption zufolge hätten die Befragten also zunächst einmal kaum Möglichkeiten der direkten Einflußnahme auf die Planungen gehabt. Nach der Analysephase hätte sich das Planerteam zurückgezogen und – zum Teil aufgrund der Interviewmaterialien, zum Teil aufgrund des selbst vor Ort gewonnenen Eindrucks – einen Lösungsvorschlag in Gestalt des visual plan erarbeitet.783 Deutlich wird hieran aber auch, daß Lynch offenbar weniger die heute etablierten Formen partizipativer Planung784 vorschwebten, als vielmehr die Etablierung eines partizipativen Designverfahrens – er selbst sprach später auch von collective design.785 Bezeichnenderweise werden gemäß dieser Vorgehensweise die Bewohner jedoch gerade aus der Designphase ausgeschlossen.786 Die mehrstufigen Interviews dienen dem Planer primär der Beantwortung der Frage nach dem „Wo?“, nicht nach dem „Was?“ und „Wie?“. Die empirische Analyse kann – nach dem von Lynch angelegten Prozeßdesign – lediglich Aufschluß über die Orte mit städtebaulichem Handlungsbedarf sowie dessen Ausmaß liefern. Auf dieser Basis Antworten zu entwickeln, wie – entsprechend der in Kapitel IV angeführten allgemeinen gestalterischen Konzepte und Strategien – dann wiederum spezifische Lösungsansätze in den konkreten Situationen auszuformulieren sind, das ist dagegen ausschließliche Aufgabe der „legibility experts“. Sind diese nicht bereit, eine empirische Phase in das Projekt zu integrieren, oder sind sie gezwungen, auf eine solche zu verzichten, steht ihnen immer noch das gesamte gestalterische Vokabular, das Wissen der Referenzfälle und die von Lynch unternommenen Verallgemeinerungen zur Verfügung; ihnen bleibt zudem die Möglichkeit, immer174

hin die Perspektive eines trained observers mit den Kategorien von Lynch einzunehmen. Da dann jedoch die Möglichkeit eines Abgleichs mit den Ortskundigen fehlt, besteht das Risiko, daß er mit seinem Entwurf beziehungsweise visual plan nicht exakt an den aus der Bewohnerperspektive relevantesten Punkten ansetzt. Weil der Planer auch im Idealfall – also bei erfolgter Befragung – seine eigenen Beobachtungen und Wertungen wesentlich in seine Entscheidungen einbeziehen wird, besteht zumindest Grund zu der Annahme, daß sich die beiden Lösungsvorschläge vielleicht nur graduell voneinander unterscheiden. Damit ist auch die zweite Frage beantwortet: Der Einfluß der Bewohner ist aufgrund der geschilderten Umstände relativ beschränkt, weshalb sich auch die „Ausfalldefizite“ in Grenzen halten dürften. Nach dieser Erörterung der methodischen Implikationen kann nun endlich die mit der oben zitierten Passage von Ákos Moravánszky aufgeworfenen Frage nach Lynchs Haltung zur architektonischen und städtebaulichen Moderne und dem sich ihr gegenüber etablierenden kritischen Diskurs behandelt werden. Oft wird Lynch in einem Atemzug mit den ausgewiesenen Kritikern modernistischer Planung genannt,787 ohne daß dieser Punkt jedoch weiter vertieft wird. Im Gegensatz etwa zu zeitgleichen sozial- und planungspolitisch angelegten offenen Attacken wie jener von Jane Jacobs788 oder späteren Distanzierungen gegenüber der modernen Stadt wie sie bei Norberg-Schulz789 beziehungsweise postmodernen Argumentationen wie sie etwa bei Colin Rowe und Fred Koetter790 zum Ausdruck kommen, ist Lynchs Streben nach einem sinnvollen Weiterbauen und Konturieren des Bestehenden jedoch eher als Moment impliziter Kritik an den Reißbrettvisionen der Moderne und ihrer rigiden Umsetzung in der Praxis zu interpretieren.791 In vielen Fällen ist Lynch sehr wohl Akteur, der – wie beim bereits skizzierten Downtown Waterfront – Faneuil Hall Renewal Plan für Boston792 – in der Funktion als Cosultant durch konstruktive Vorschläge Planungsalternativen zum business as usual793 zu etablieren und, wenn möglich, umzusetzen sucht. Im Gegensatz zu Jane Jacobs ist Lynch jedoch kein activist und agiert folglich weit weniger provokant, wenn nicht bisweilen apolitisch.794 Ebensowenig finden sich bei Lynch grundsätzliche ideologische Vorbehalte gegenüber modernen Vorstellungen. Rowe und Koetter, deren gut 15795 Jahre nach The Image of the City entstandene Collage City ebenso als eine „Suche nach der lesbaren Stadt“796 angesehen wird, sind beispielsweise davon überzeugt, daß Wahrnehmung, das Erkennen von Elementen, 175

nur im räumlich gefaßten Raum der traditionellen Stadt sinnvoll erfolgen kann. Nicht ohne Polemik argumentieren auch sie mit der FigurGrund-Thematik797, lehnen räumliche Offenheit und Großmaßstäblichkeit ab und resümieren: „Certainly, in considering the modern city from the point of view of perceptual performance, by Gestalt criteria it can only be condemned.“798 Lynch nahm dagegen zwar sehr wohl auch die Problematik des „faceless sprawl at the periphery“799 zur Kenntnis, bewertete aber die sich seinerzeit entwickelnden Megastrukturen nicht grundsätzlich als Negativum. Vielmehr konstatiert er hier wertneutral, daß „[t]he metropolitan region is now the functional unit of our environment, and it is desirable that this functional unit should be identified and structured by its inhabitants.“800 Lynch ist davon überzeugt – und dies scheint eine wesentliche Triebkraft seines Schaffens zu sein –, „that such a new large scale organization might be possible.“801 Eine weitere, hier zu erwähnende Facette von Lynchs impliziter Modernekritik betrifft jedoch nicht den großen städtebaulichen Maßstab. Sie tritt – weitaus deutlicher als in The Image of the City – bereits 1953 in den Notes on City Satisfactions zutage, in denen Lynch detailliert verschiedene „psychological and sensual effects of the physical form of the city“802 aufschlüsselt. Als zweiten von acht Punkten nennt er hier Warmth and Attachment als eine gefühlte, projizierte Antwort der physischen Umgebung auf Bedürfnisse wie Schutz und Vertrautheit, die u.a. auch ein freudiges Interesse am architektonischen Detail einschließt.803 Steht in diesem Kontext allein schon der Begriff der „Wärme“ in deutlicher Distanz zu den Paradigmen der Moderne, so konterkariert der explizite Verweis auf Detailreichtum804 indirekt die gemäß dem Miesschen Diktum „Less is more“805 programmatische Unterkomplexität moderner Architekturformensprache auf der Detailebene. Generell ist jedoch festzuhalten, daß in seinem Ansatz, „pleasure“ und „sensual delight“806 als grundlegende individuelle Bedürfnisse des Stadtbenutzers zu propagieren, zwar ein modernekritisches Element innewohnt, das sich gegen die vordergründige Rationalität des ästhetisierten Funktionalismus wendet – gegen die viel zitierte „Entzauberung der Welt“807. Zugleich teilte Lynch aber auch die moderne Begeisterung für das Automobil und die Wahrnehmung aus der Bewegung heraus, verstand roadwatching als delight und hielt das Auto zudem für eine adäquate Möglichkeit, die als unmenschlich empfundene Maßstabsdifferenz zwischen Individuum und Stadtregion zu kompensieren.808 176

Die zuletzt diskutierte Facette impliziter Modernekritik bei Lynchs bezieht sich also primär auf die Mikroebene des Quartiers, im großen Maßstab geht er dagegen von der Gestalt-, und damit von der Kontrollierbarkeit ausgedehnter Metropolitanräume aus. Wie schon an anderer Stelle angesprochen, drückt sich dies nicht nur in seinem grundsätzlichen Anspruch aus, durch gezielte Eingriffe an Einzelpunkten Gesamtstrukturen zu schärfen und ablesbar zu machen, sondern auch in der offenen Einstellung gegenüber der Entwicklung von Metropolitanregionen und den damit verbundenen (Sub-)Urbanisierungsprozessen. Im gemeinsam mit Lloyd Rodwin verfaßten Vorwort zu The Future Metropolis antizipieren die Verfasser die heutigen global zu beobachtenden Zivilisationsstrukturen, sie schreiben 1960: „It appears that […] metropolitan complexes will become the dominant environment […]. The metropolitan regions may be very large, even grouped in chains several hundred miles long; but they will be more or less continuously urbanized, however low their suburban densities may be. […] We suggest […] that, in significant areas of the world and within a period as short as fifty years the majority of the world' s population will be accommodated in vast metropolitan complexes […]. If the metropolis is inevitable, we might also speculate on the form it should take and the facilities it should have, if this new way of living is to bet he best man has yet enjoyed.“809

Lynch propagiert also ein selbstverständliches Agieren in ausgedehnten, effizient funktionierenden Metropolitanräumen, wobei die angestrebte strukturelle Ordnung im Großen Komplexität im Kleinen nicht ausschließt und selbst dem Pittoresken810 gegenüber tolerant zu sein scheint. Er vermeidet hier gängige Ideologisierungen und bezieht – je nach Kontext – sowohl das verspielte viktorianische Detail811 als auch das aufgeständerte Gebäude als einer der Inkunabeln der Moderne in seine Überlegungen ein.812 An dieser differenzierten Haltung wird auch noch einmal deutlich, daß sich Lynchs Ansatz – wie schon Kirsten Wagner konstatiert – „gleichzeitig von den urbanen Reformbewegungen wie der City BeautifulBewegung und dem funktionalen Städtebau der Moderne mit seiner willkürlichen Aufteilung der Stadt in die Bereiche Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Freizeit unterscheidet.“813 Gut 15 Jahre nach The Image of The City formulierte Lynch im Rahmen eines Lexikoneintrags über urban design einen Abschnitt zum Thema „Modern Practice: Failures of Urban Design“ und konstatierte hier die Schwierigkeit, im Gegensatz zu unzähligen Einzelobjekten „cases of fine complete environments especially in the modern world“814 auszuma177

chen. Die bis dato allgemein konstatierte „Krise der Architektur und des Städtebaus“815 interpretiert er hier als „crisis of environmental quality“, die er – wie bereits 1952 Bernhard Hoesli – als Ausdruck einer gesellschaftlichen Krise verstand.816 Lynch geht in diesem Kontext auf die unterschiedlichen emotionalen Bewertungen von „[d]istinguished historical unplanned areas“ und neu realisierten Projekten ein, die er u.a. damit erklärt, „that a fine landscape will only develop in time, as historical meaning accumulates and form and culture come to a close rubbed fit.“ Hieraus schlußfolgert er, daß „the best that can be done is to conserve the past, while producing technically working settings today in the hope that they will acquire character for later generations.“817 Nur auf den ersten Blick scheint Lynch damit noch einmal die Krise des Städtebaus – das heißt dessen weitgehende Handlungsunfähigkeit – einzugestehen. Tatsächlich beweist er damit eine Sensibilität für die langzeitlichen Veränderungen räumlicher Settings, die der Planer entgegen dem modernen Paradigma totaler Kontrolle durch partielle Rücknahme seiner selbst zulassen muß. Das Historische soll also nicht – wie in der architektonischen Postmoderne – durch Rückgriffe auf frühere Stilepochen mitentworfen werden, sondern kann sich nur über langfristige Zeiträume etablieren. Lynch delegiert damit einen wesentlichen Anteil städtebaulichen Handlungsbedarfs und diesbezüglicher Handlungsoptionen an spätere Generationen, was im Umkehrschluß auch seine bereits in The Image of the City zum Tragen kommende Hinwendung zum historischen Bestand als notwendige Arbeit am Erbe früherer Generationen plausibilisiert. Trotz dieser Absage an die Tabula-rasa-Logik der Moderne scheint jedoch der Versuch The Image of the City daraufhin als „postmodern avant la lettre“ charakterisieren zu wollen, nicht allein aufgrund der oben skizzierten Haltung Lynchs zu den metropolitanen Großräumen unangemessen. Denn selbst an das von der philosophischen Postmoderne konstatierte „Ende der Meta-Erzählungen“818 und das damit einhergehende Plädoyer für Pluralität und Differenz819 – das Bekenntnis zu „Vielfalt, Komplexität und Veränderlichkeit moderner Lebensweisen“820 – lassen sich zumindest die theoretischen Annahmen in The Image of the City nicht so recht anschließen. Wenngleich mit dem pragmatischen Ziel planerischer Operationalisierung, so geht Lynch hier doch – wie bereits beschrieben – von der Existenz eines „general image“ beziehungsweise eines „true public image“ jeder Stadt aus, das er mittels Überlagerung individueller Vorstellungen zu synthetisieren sucht.821 178

Unabhängig davon ist Lynchs Fokus auf die bestehenden Strukturen aber auch als ein ursächlicher Faktor für die Aktualität von The Image of the City zu sehen. Wenngleich sich also das von Lynch vorgeschlagene Verfahren insgesamt als vergleichsweise aufwendig darstellt, so erscheint doch diese Haltung bereits seinerzeit – als sich die radikalen städtebaulichen Ideen und Tabula-rasa-Programme mit ihrem Paradigma der „clean sites and total control“822 zunehmend als Sackgasse erwiesen hatten – im Grundsatz als überaus angemessen.823 Heute, 50 Jahre nach Erscheinen der viel beachteten Publikation, hat „das Umnutzen, Umbauen, Ergänzen und Reparieren von Vorhandenem“824 an Bedeutung gewonnen und im Zuge der Nachhaltigkeits- und der Klimadebatte noch eine ganz andere Dimension erhalten. Schon gegen Ende der 1990er Jahre, als die Diskussion um die „Schrumpfenden Städte“ erst schrittweise ins Bewußtsein von Politik und Öffentlichkeit zu rücken begann, betont Sieverts, daß in Europa die wesentlichen Planungsaufgaben der Zukunft nicht mehr in Neubau und Stadterweiterung zu sehen sind. Er hebt die Brauchbarkeit von Lynchs konzeptionellem Ansatz für die Gestaltung der „Zwischenstadt“ hervor. Sieverts konstatiert 1997: „Kevin Lynchs […] Suche nach der Lesbarkeit der Stadtregion, ihrer Gestaltbarkeit und der aktiven Beeinflussung von Wachstum und Wandel bietet immer noch die fruchtbarsten Ansätze für eine neue Form der Planung, die der ,ausgewachsenen` Peripherie unserer Ballungsräume gerecht werden kann.“825

In seiner im selben Jahr erschienenen Publikation Zwischenstadt unterstreicht er noch einmal diese Position, indem er Lynchs Gesamtwerk – neben den Studien von Frank Lloyd Wright, Christopher Tunnard/Boris Puskarev, Christopher Alexander, Robert Venturi/Denise Scott Brown/ Steven Izenour und Colin Rowe/Fred Koetter – nicht nur zu den für die Arbeit an der Stadtlandschaft relevanten städtebautheoretischen Klassikern zählt, sondern mehrfach betont, daß Lynch aus seiner Sicht für die Gestaltung der Zwischenstadt „der immer noch bedeutendste Theoretiker“826 sei. Somit erfährt die Rezeption von The Image of the City hier in einem zeitlich und räumlich völlig anderen Kontext eine erneute Belebung. Die hohe Anschlußfähigkeit und Aktualität von The Image of the City liegt nach Einschätzung von Sieverts darin begründet, daß Lynch seine „Gedanken und praktische[n] Entwurfsvorschläge für eine offene Stadtform auf der Maßstabsebene der gesamten Stadtlandschaft, […] vergleichsweise abstrakt und damit für den Entwerfer in weiten Grenzen frei interpretierbar darstellt.“827 Dieses hohe Maß an Abstraktheit und Flexibilität gründet sich bei Lynch auf dessen These, „[that t]he form must be 179

somewhat noncommittal, plastic to the purposes and perceptions of its citizens.“828 Hieran wird auch noch einmal deutlich, daß zwar eine Einbeziehung der environmental images der Bewohner in urban-design-Prozesse sinnvoll ist, die Entwicklung formaler Regeln aber auch ein Mindestmaß an Distanz hierzu erfordert. Insofern erfolgt auch bei Lynch zunächst einmal eine durchaus plausible Differenzierung in empirische Analyse (Kapitel III) und entwurfsheuristische Handlungsstrategien (Kapitel IV) – wenngleich es hier zu den bereits erörterten Verschleifungen zwischen empirischen Erhebungen und tendenziell intuitivem, disziplinärem Erfahrungswissen kommt. Das disziplinär-wirkungsgeschichtliche Phänomen, daß die fünf in Kapitel III herausgearbeiteten image-Elemente daraufhin später von zahlreichen Architekten und urban designern wie die Entwurfsheuristiken des vierten Kapitels von The Image of the City behandelt wurden – oder anders formuliert: daß Lynchs Entwurfsheuristiken von den praktizierenden Planern nachträglich um die fünf image-Elemente erweitert wurden –, ist, wie schon erörtert, bereits in der Publikation selbst angelegt. Zwar hatte Lynch auf dem Höhepunkt der Kritik an seinem Ansatz diese Form der verkürzten Aneignung durch die Architektur- und Städtebaudisziplin recht scharf zurückgewiesen, doch es scheint, als ob gerade dieser Zuschnitt – die Kanonisierung der fünf Elemente als nicht intendierte Entwurfsheuristiken – The Image of the City entscheidend zur anhaltenden Rezeption und fortwährenden Aktualisierungen verholfen haben. Daneben gilt selbstredend Lynchs erstmalige umfangreiche Thematisierung des Mentalen im Planungskontext – die Formulierung „der einfachen, aber vorher noch nicht gestellten Frage nach dem ,Innenbild` , das Bewohner von ihrer Stadt haben“829 – als historische Innovation innerhalb der Planungsdisziplinen. In dieser Hinsicht kann The Image of the City – und hier neben den empirischen und entwurfsheuristischen Teilen auch auf sehr direkte Weise die im Anhang A zusammengetragenen Orientierungsphänomene – noch heute in Ausbildung und Praxis die Rolle eines sensibility primer830 für die Bedeutung der mentalen Dimension jeglicher räumlicher Gestaltung beanspruchen.

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Schlußbemerkungen

„If a theory or an empirical line of research has been seen as valuable by both those within and outside the field in which the individual worked, it seems that the scholar was addressing something of importance. By this standard of measurement, the work of Kevin Lynch certainly ranks high“,831 schreibt 1985 die Psychologin Mary Gauvain im Rahmen einer Kevin Lynch gewidmeten Sondernummer der Zeitschrift Children' s Environments Quarterly. Thomas Sieverts konstatiert – wie erwähnt – nochmals zwölf Jahre später, The Image of the City habe weit über seinen zeitgeistbedingten Entstehungskontext hinaus gewirkt.832 Die Ausführungen der hier vorliegenden Arbeit sollen den Leser in die Lage versetzen, diese beiden Aussagen mit konkreten Inhalten zu füllen und dürften zumindest in einigen Punkten aufgezeigt haben, worin Lynchs Beiträge innerhalb und außerhalb des disziplinären Feldes des urban design bestanden und bestehen. Die aus der Distanz von fünfzig Jahren gestellte Ausgangsfrage nach der transhistorischen und transkulturellen Relevanz von Lynchs Ansatz, wird immer wieder neu aufgeworfen, solange The Image of The City hinreichend breit rezipiert wird, um in weiteren Neuauflagen zu erscheinen – und damit noch immer ein fachliches Interesse zu belegen, das über jenes des Planungs- und Wissenschaftshistorikers hinausgeht. Die Antwort auf diese Frage kann aber nicht zuletzt deshalb ebenso wenig eine letztgültige sein wie sie grundsätzlich nicht eindeutig und global verbindlich ausfallen kann. So problematisiert etwa Charles Landry mit Bezug auf Lewis Mumford, Kevin Lynch und Jane Jacobs den Legitimationsbereich von „urban design or ,urban vitality ,truths` that hold true throughout time and space“,833 und macht dabei noch einmal deutlich, was man intuitiv vielleicht bereits für einen Gemeinplatz hält: Eine solche Antwort wird je nach soziokulturellem Kontext differieren und nur gruppenspezifisch begrenzte Gültigkeit beanspruchen können. Geht man zudem auch bei Fachtexten von einem aktiven Rezipienten aus, wie ihn die literaturwissenschaftliche Leerstellentheorie834 für die Belletristik herausgearbeitet hat, so kommt man zum Schluß, daß sie – quer zu diesen Gruppen – auch individuell unterschiedlich ausfallen kann.835 181

Diese Anmerkungen sollen noch einmal verdeutlichen, daß die vorliegende Arbeit nicht als „Quintessenz“ von The Image of the City zu erachten ist. Dementsprechend sind diese abschließenden Bemerkungen auch nicht im Sinne eines Fazits verfaßt. Vielmehr handelt es sich um einige unsystematisch angefügte Restergänzungen, die – wie die Arbeit insgesamt – die wirkungsgeschichtliche Debatte um Lynch und sein bekanntestes Werk zu beleben suchen, zugleich aber ihrer prominenten Stellung wegen vom Anschein des Apodiktischen freizuhalten sind.836 An erster Stelle soll nun noch einmal ein wenig Zeit auf jene Kategorie verwendet werden, deren häufige Marginalisierung in Planungskontexten Lynch nicht ohne Unterton als „[s]oft things and nice things [–] nice to think about it if we had time but we don' t so“837 kennzeichnete: die Kategorie des Ästhetischen. Wengleich sich Lynch dagegen verwehrte, das Visuelle auf das Ästhetische zu reduzieren, warf er mit The Image of the City und zahlreichen weiteren Werken die Frage nach der Angemessenheit ästhetischer Entscheidungen – nach dem Stellenwert der Ästhetik in der Gesellschaft – auf. Indirekt verwies er damit auf die genuine Aufgabe von Architektur und Stadtgestaltung, als zentrale Agenten der Baukultur diese Aushandlungsprozesse in den sich wandelnden soziokulturellen Bedingtheiten immer wieder neu einzufordern und zu betreiben. Bereits vor der Publikation von The Image of the City wurde die Arbeit von Lynch und Kepes am Projekt The Perceptual Form of the City als „attempt to analyze systematically the nature and kinds of aesthetic effects that our cities have“ verstanden – ja, sogar als seinerzeit „most intensive work in this direction“.838 Und noch Anfang der 1980er Jahre war es Lynchs „[f]ascination with the aesthetics of the city landscape“, die er rückblickend selbst als eine von vier Hauptmotivationen für die Forschungen zu The Image of the City benannte.839 Zugleich war es aber auch sein Anliegen, über Fragen reiner Ästhetik hinauszugehen. Wie schon angedeutet, bedauerte er nachträglich einmal sogar, dieses Thema zum Ausgangspunkt von The Image of the City gemacht zu haben, weil zahlreiche Architekten seine Studie zur Legitimierung ihrer Entwurfsentscheidungen mißbraucht hätten.840 Dabei wird Ästhetik hier nicht aufgrund von abstrakten Kriterien zur autonomen Entität erhoben, sondern vielmehr in den Dienst des Menschen gestellt: Ziel ist es neben emotional-sinnlichen Bereicherungen auch die alltagspraktischen Routinen des Leben erleichtern. Man könnte also von Lynchs Fokus auf die „Nützlichkeit des Formalen“ beziehungsweise von einer „Ästhetik der Nützlichkeit“ sprechen. Wie auch Baner182

jee und Southworth betonen, war Lynch von der Überzeugung geleitet, „that ,esthetics` must be related to how people actually use and perceive their environment and should not imposed upon from the outside.“841 The Image of the City läßt sich somit als Plädoyer für eine Ästhetik der Eingebundenheit versehen, die ganz wesentlich von den lokalen Bedürfnissen mitbestimmt werden soll. Vor diesem Hintergrund wird auch die theoretische wie empirische Annäherung an die Problematik räumlicher Wahrnehmung – die Erkundung des Mentalen – dem humanistischen Anliegen untergeordnet und operationalisiert. Lynchs methodologisch angreifbare Vereinfachungen und normative Setzungen sind insofern nicht nur Ausdruck eines Forschungspragmatismus, den Kepes möglicherweise nicht geteilt hat, sondern letztlich auch forschungsethisch legitimiert. Für die tiefergehenden Fragestellungen, die Lynch bewegten, ist es unerheblich, wie „exakt“ beziehungsweise wie detailliert beispielsweise eine individuelle Kartenskizze von Boston ist, und ob seine Rückschlüsse von individuellen auf kollektive Vorstellung einer strengen methodologischen Prüfung standhalten. Lynchs Ansatz ist der respektable Versuch, die oft als beliebig, luxuriösromantisch oder naiv-ästhetisch842 stigmatisierten Bestrebungen seitens des urban design an objektive Kriterien rückzubinden. Zwar ist die These, daß die gute Vorstellbarkeit gebauter Räume eine spezifische Qualität darstelle, trotz Lynchs Untersuchung und der zahlreichen Nachfolgestudien nach wie vor ein normatives, unbewiesenes Postulat. Andererseits scheint dessen Falsifizierung ebenso wenig möglich, weshalb es im Popperschen Sinne durchaus (vorläufige) theoretische Gültigkeit beanspruchen und im planerisch-praktischen Kontext seine heuristische Brauchbarkeit erweisen kann. Die Relektüre von The Image of the City kann zudem einen Beitrag dazu leisten, daß urban design – statt grundsätzlich infrage gestellt oder etwa als postmodern843 stigmatisiert zu werden – als selbstverständliches Teilgebiet der Stadtplanung verstanden wird.844 Mit The Image of the City hat Lynch vor fünfzig Jahren Grundaufgaben der Stadtgestaltung definiert und zudem versucht, diese ansatzweise zu bewältigen. Diese bestehen in der Entwicklung und Kommunikation von Regeln für die „Hardware“ der Städte. Auch wenn diese Regeln heute oft nicht mehr sein können als Absichtserklärungen, gilt es diese zu visualisieren, zu vermitteln und der öffentlichen Verhandlung auszusetzen. Während Lynch hinsichtlich der Kommunikation – der Sensibilisierung von Politik – nach eigenem Dafürhalten zum Teil gescheitert ist, war 183

sein Ansatz, unter Preisgabe des Top-down-Paradigmas Regeln zu finden, überaus innovativ. Ein hohes Maß an Wertschätzung gegenüber Lynch kommt in den folgenden Zeilen zum Ausdruck, mit denen Donald Appleyard 1978 – vier Jahre vor seinem eigenen und sechs Jahre vor Lynchs Tod – eine Hommage auf Lynch beschloß. Diese Passage ist nicht zuletzt deshalb auch ans Ende der vorliegenden Arbeit gestellt, weil sie mit einer Einladung zur (Re)Lektüre von Lynchs Werk schließt, die damit zugleich eine Aufforderung zum Handeln – zum Gestalten – verbindet: „What makes [Lynch' s] contribution unique? A mixture of qualities. First, he is able to comprehend and articulate new, complex and often foreign concepts with shining clarity and remarkable power. He brings a depth and breadth of culture to his writing that is beyond that of most professionals. He is in the tradition of Lewis Mumford, and yet he brings cultural implications more specifically to bear on professional issues. His writing is a model of clarity, succinctness, and readability, imbued with a rich and poetic vision. But perhaps the most unique quality of these works is that each book and each page exhibit an active and live imagination. He is able and willing to suggest possibilities towards an ideal world. He is not afraid to dream. He listens, he analyses, but that is simply a starting point, not an end. In a world where Utopias are being supplanted by doomsdays, where it is safer to be analytical or talk of constraints or indulge in fantasy, Lynch connects reality with the ideal. He keeps alive the flagging tradition of Utopian planning. Although he has made some attempts to picture his ideal city in ,The Possible City` and ,Grounds for Utopia,` his idealism is more evident and successful in the way he treats each problem – as an opportunity. He always points towards a more humane environment where citizens are freer to be creative and control their destinies, whose diversity and richness allow for pluralist values. As its image becomes more coherent, it emerges as an enchanted world, without cynicism, anger, or small-mindedness. It is, of course, a reflection of Lynch' s own character, a man whose humanity, kindness, modesty and generosity are known to those who meet him. But do not be beguiled. Beneath the surface, there is an iron will, moral strength and critical intellect that in an era of professional turmoil has consistently produced works that are courageous, authoritative, and superbly organised. Read, appreciate and create!“845

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Zitierweise

Die Arbeit folgt der deutschen Zitierweise mit Fußnoten. Abweichend wird Kevin Lynchs Publikation The Image of the City (Cambridge, MA/ London 1960) als Hauptuntersuchungsgegenstand durchgängig zitiert als: LIC (für Lynch, The Image of the City), direkt gefolgt von der Seitenzahl. Somit wird beispielsweise die Quelle für das Zitat „There seems to be a public image of any given city […]“, mit dem auf Seite 46 das Kapitel III von The Image of the City eingeleitet wird, durch die Angabe: „LIC 46“ benannt. Sämtliche Abbildungen – Skizzen, Pläne, Fotografien et cetera – werden im Sinne von Paragraph 51 Nr. 1 UrhG als Großzitate behandelt und somit ungekürzt und unverändert als jeweils ganzes Werk übernommen, um jeweils entsprechende textliche Ausführungen zu erläutern.

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Anmerkungen

1 Vgl. Eco, Umberto (1977): Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften (11. Aufl.), Heidelberg 2005, S. 228 2 Vgl. hierzu u.a. Lynch, Kevin: Das Bild der Stadt (1965), Braunschweig/Wiesbaden (in dieser Arbeit zitiert im Nachdr. d. 2. Aufl.) 1998; L' image de la cité, Paris 1969; L' immagine della città, Venezia 1964; La imagen de la ciudad, Barcelona 1998; A Imagem da Cidade, São Paulo 1988; ケヴィン リンチ [jap.: Kevin Lynch] 都市のイメ ージ [The Image of the City] (2007), Линч, Кевин: Образ города, Москва 1982, sowie Obraz města, Praha 2004 3 So erfolgten beispielsweise für die deutsche Ausgabe von 1965 u.a. in folgenden Jahren Nachdrucke beziehungsweise Neuauflagen: 1968, 1975, 1989, 1993, 1996, 1998, 2001, 2004, 2007 (vgl.: http://www.birkhauser-architecture.com/; http://www.zvab.com; http://www.buchhandel.de; http://books.google.de/ Zugriff alle: 22.01.2010; Angaben ohne Anspruch auf Vollständigkeit) 4 Vgl. hierzu stellvertretend Appleyard, Donald: „The Major Published Works of Kevin Lynch: An Appraisal“, in: The Town Planning Review, 49 (4), Oktober 1978, S. 551– 557, hier: S. 551f 5 Ebd. 6 Vgl. hierzu: Lyotard, Jean-François: La Condition Postmoderne: Rapport sur le Savoir, Paris 1979, sowie Feyerabend, Paul: Wider den Methodenzwang, Frankfurt/Main 1976 7 Vgl. hierzu Anmerkung 722 auf S. 240 der vorliegenden Arbeit. 8 Vgl. Lynch, Kevin: The Image of the City, Cambridge, MA 1960 9 Vgl. alle Angaben zur Lynchs Laufbahn: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: „Kevin Lynch: His Life and Work“, in: Dies. (Hrsg.): City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 1–29, hier: S. 9ff 10 „To Kevin Lynch“ (Editorial), in: Children' s Environments Quarterly, 2 (3), 1985, S. 2–3, hier: S. 3 11 Alle bisherigen sowie alle folgenden Angaben zur Lynchs Werdegang: vgl. Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 9ff, sowie ergänzend: To Kevin Lynch, a.a.O. 12 In The Image of the City selbst nimmt Lynch jedoch – im Gegensatz zu späteren Publikationen – nicht explizit Bezug auf Mumford. Dieser zählte zwar neben Rudolph Arnheim, Jerome S. Bruner, Roberto Burle-Marx, John Cage, Herbert Gans, Louis Kahn, I.M. Pei, Eero Saarinen, Jose Luis Sert u.a. zu den gut fünfzig Experten aus Wissenschaft, Kunst, Architektur und Planung, denen 1954 eine Projektskizze des geplanten Vorhabens mit der Bitte um kritische Kommentierung zugesandt wurde, allerdings finden sich unter den archivarisch aufbereiteten Materialien des MIT keine Hinwese darauf, ob – und, wenn ja, wie – Mumford darauf reagiert hat (vgl. Lynch, Kevin (1954): „The Perceptual Form of the City. People Contacted“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Com-

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ments on Orig. Proposal and General Framework, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35692 (Zugriff: 22.09.2009). Wie Anmerkung 11 Southworth hatte 1970, Banerjee 1971 bei Lynch promoviert; vgl. MIT School of Architecture + Planning Department of Urban Studies and Planning: PhD 50 DUSP. 50 Years of Doctoral Education. 1958–2008, Cambridge, MA, S. 4f; URL: http://web.mit.edu/ dusp/dusp_extension_unsec/news/PhD_50th_Brochure.pdf (Zugriff: 05.01.2010). Vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 25 Vgl. LIC v Vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 21 Vgl. hierzu http://www.carrlynchsandell.com/ (Zugriff: 11.11.2009) Zitat aus der persönlichen E-Mail-Korrespondenz zwischen Stephen Carr und Jörg Seifert im Herbst 2009 Vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 663 Die Angaben stammen von einer durch Stephen Carr zur Verfügung gestellten Projektliste von 1977, dem Gründungsjahr von Carr Lynch Associates. Dies trifft zum Beispiel auf die bereits erwähnte Studie The Visual Environment of Los Angeles zu (vgl. hierzu Anmerkung 195 auf S. 200 der vorliegenden Arbeit). Ein Beispiel hierfür wäre die in Boston unter der Leitung von Stephen Carr durchgeführte Studie City Signs and Lights (vgl. hierzu: Carr, Stephen et al. (Hrsg.) (1971): City Signs and Lights. A Policy Study, Cambridge, MA 1973). Vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 663–763 Vgl. etwa ebd., S. 669ff Sicher wäre es sehr reizvoll gewesen, im vorliegenden Kontext die Pläne für das Government Center Boston und den Downtown Waterfront – Faneuil Hall Renewal Plan zu diskutieren, die bis 1962 von Lynch und John R. Myer mit ausgearbeitet wurden, zumal sich hier auch Querbezüge zu den Analysen von The Image of the City herstellen lassen. Beispielsweise wurde der Scollay Square, der in der Studie als point of confusion ausgewiesen wurde, aufgrund der Planungen mit einer weiten Kurve „bereinigt“ (vgl. LIC 24 u. 173ff; s.a. Abb. 13, S. 60 der vorliegenden Arbeit). Insgesamt gelten die Pläne als vorbildlich, u.a. weil gleichzeitig Neuplanungen und Erhalt historischer Substanz erfolgten (vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 665ff). Dennoch gilt das oben Gesagte: Für eine stichhaltige Beurteilung müßte nicht nur Lynchs Verhältnis zu Bürgermeister John Collins, Development Administrator Edward J. Logue und I.M. Pei – der den entsprechenden Masterplan erarbeitet hatte – beleuchtet werden, sondern darüber hinaus auch der Einfluß von Martin Gropius, José Lluís Sert, Le Corbusier, Alvar Aalto sowie Eero Saarinen und nicht zuletzt jener von Jane Jacobs auf die Entwicklung von Boston (vgl. hierzu auch Shand-Tucci, Douglass: Built in Boston. City & Suburb, 1800–1950, Boston 1978, S. 271ff) All diese Bezüge untereinander und im Verhältnis zu Lynch aufgrund eines breiten Quellenstudiums herauszuarbeiten, wäre Gegenstand einer eigenständigen Arbeit. Deshalb wurde hier von oberflächlichen Betrachtungen mit fraglichem Erkenntnisgewinn und zudem ohne die unerläßliche Ortskenntnis Abstand genommen. Vgl. LIC 2 Lynch schreibt grundsätzlich zur Schwierigkeit aller Forscher, auf mentale Inhalte zu schließen: „What is in the mind is an elusive thing. […] each method may elicit only a piece of the internal picture, and that may be distorted as well as partial[…]. Of course

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it may only be the tip of the iceberg, whose base is hidden far below, but the tip is the tip of a real iceberg, nonetheless.” Lynch, Kevin: „Reconsidering The Image of the City (1985)“, in: Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 247–256, hier: S. 249. Vgl. LIC 8 Vgl. ebd. 11 u. 117. Unter Einbeziehung „visueller Pläne“ plädiert Lynch hier u.a. dafür, Führungen, Ausstellungen und Kurse zu organisieren, um die Bewohner für visuelle Qualitäten zu sensibilisieren und ihre images zu schärfen. Vgl. ebd. 1. An anderer Stelle konstatiert er, „that the art of urban design must […] be essentially different from all the other arts“ (ebd. 118), spricht von der Gestaltung melodischer Raumsequenzen (vgl. ebd. 99, 107 u. 114) und noch 1984 bezeichnete er Stadtgestaltung als immature arts (vgl. Lynch, Kevin (1984): „The Immature Arts of City Design“, in: Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 498–510). … der besonders deutlich auch in der späteren Studie The View from the Road zum Ausdruck kommt (vgl. hierzu: Appleyard, Donald/Lynch, Kevin/Myer, John R.: The View from the Road, Cambridge, MA 1964) LIC 118 (Hervorhebung: J.S.) Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 259 Alle Angaben vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247 Vgl. ebd., hier: S. 251 u. S. 255 LIC 5f Vgl. zu letzterem Aspekt auch ebd. 140 Lynch schreibt wörtlich über The Image of the City: „This book will consider the visual image of the American city by studying the mental image of that city which is held by its citizens“ (vgl. ebd. 2). Daß es sich bei der „hypothesis of the imageability“ um Lynchs Hauptthese handelt, wird auch noch einmal in den Ausführungen zum methodischen Vorgehen ab S. 24 der vorliegenden Arbeit deutlich (vgl. hierzu auch LIC 140ff). Ebd. 2f Ebd. 9. Zu Beginn der Forschungen hatte Lynch statt von legibility noch von der „,readability` of the cityscape“ gesprochen (vgl. Lynch, Kevin (1955): „Progress Report and Plan for Future Studies – June 1955“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Statements (1 of 2), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 22; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35707 (Zugriff: 22.09.2009). Da legibility und readability weitgehend als Synonyme gelten, liefert dieser Wechsel der Begrifflichkeiten keinen Hinweis auf etwaige konzeptuelle Neujustierungen. Darüber hinaus soll auch an dieser Stelle die vielleicht naheliegende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Auffassungen von „Stadt als Text“ nicht vertieft werden. Statt dessen sei auf die Ausführungen zu semiotischen Deutungen von Lynchs image ab S. 40 der vorliegenden Arbeit verwiesen sowie ferner stellvertretend auf folgende Aufsatzsammlung zum Thema, u.a mit Beiträgen von Roland Barthes und Siegfried J. Schmidt: Carlini, Alesandro/Schneider, Bernhard (Hrsg.): Die Stadt als Text, Tübingen 1976. LIC 7 Beide ebd. 46 (Absatztrennung: J.S.) Vgl. ebd. 154 Ebd. 47f Vgl. ebd. 154

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48 Vgl. hierzu die historical note in der Archivkollektion der MIT Library, ferner Lynchs dort digital vorliegenden Projekt-Abschlußbericht sowie den Annual Report 1954 der Rockefeller Foundation. Aus Letzterem geht hervor (S. 300f), daß das Projekt ursprünglich bis 1957 auf drei Jahre angelegt war und für diesen Zeitraum mit 85.000 US-Dollar gefördert wurde. Während Lynch im Schlußbericht eine zweijährige Laufzeitverlängerung (ohne zusätzliche Fördermittel und offenbar ohne Kepes; vgl. hierzu Anmerkung 312 auf S. 210 der vorliegenden Arbeit benennt und alle Archivmaterialien für den Zeitraum 1954–59 katalogisiert sind, wird in der historical note als Gesamtlaufzeit 1954–60 angegeben. The Image of the City wird hier als Projektpublikation genannt, Lynch selbst deutet im Buch dieses Forschungsvorhaben allerdings nur kurz im Vorwort an; vgl. hierzu LIC v/vi.; Schlußbericht: Ders. (1959): „Summary of Accomplishments: Research Project on the Perceptual Form of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Statements (2 of 2), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35642; historical note: http://libraries.mit.edu/archives/research/collections/collections-mc/mc208. html#ref8; Rockefeller Foundation Annual Report, 1954: http://www.rockfound.org/ library/annual_reports/1950-1959/1954.pdf (Zugriff alle: 19.09.2009). 49 Vgl. hierzu auch die Ausführungen auf S. 40 u. 94 der vorliegenden Arbeit. 50 Eine eindeutige Zuordnung der Methodenbeschreibungen zu einem Kapitel ist allerdings nicht möglich, da – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität – in mehr oder weniger allen Kapiteln auf empirische Materialien zurückgegriffen wird. Entsprechendes gilt für Anhang C, der zwei Beispiele vertiefter Ortsanalysen in Boston liefert und tendenziell eher Kapitel II zuzuordnen ist. 51 Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, daß eine offensichtliche Diskrepanz besteht zwischen der von Lynch angelegten, weitgehend konsekutiven Struktur der Publikation und dem starken Fokus der Rezeption auf das image mit seinen fünf Elementen in Kapitel III. Vielfach wurde die Publikation sowohl von architektonisch-planerischer Seite als auch von den übrigen Disziplinen auf dieses Thema reduziert. 52 Vgl. LIC 119f 53 Insofern ließe sich hier aufgrund der Breite und Diversität der Quellen – mit aller Vorsicht – vielleicht von der ansatzweisen Antizipation eines im weitesten Sinne diskursanalytischen Vorgehens sprechen. 54 Hier sind es Marcel Proust, Mark Twain, Edward Morgan Forster, C. S. Lewis und Vasco Pratolini, auf die Lynch rekurriert (vgl. LIC 182–186). 55 Vgl. Ladd, Florence C.: „An Interview with Kevin Lynch“, in: Children' s Environments Quarterly, 2 (3), 1985, S. 4–6, hier: S. 4 u. S. 6. Auf Lynchs Vorbehalte gegenüber psychologischen Forschungen wird noch an späterer Stelle eingegangen (vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 158 der vorliegenden Arbeit). 56 Vgl. LIC 14. Damit verband Lynch auch die Hoffnung, lediglich als Nebenprodukt einige brauchbare Methoden zur Geländeerkundung und Interviewführung zu finden. 57 Vgl. ebd. 159. An anderer Stelle sah Lynch in den allgemeinen Vorbehalten gegenüber qualitativen Ansätzen, die eben keine „hard data“ lieferten, auch eine Grund dafür, warum sein methodischer Ansatz der Bewohnerbefragungen relativ wenig Anklang in Planung und Politik fand (s. Anmerkung 55). 58 Nach der Häufigkeit der Nennung bestimmter Elemente im Stadtbild differenziert Lynch anhand unterschiedlicher Strichstärken (path, edge), unterschiedlich dichter

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Schraffuren (path, edge, node, district) und variierter Symbole (landmark) vier Kategorien: 12–12%; 25–50%; 50–75% (vgl. ebd. 145). Vgl. Lynch, Kevin (1976): Managing the Sense of a Region (Paperback-Ausgabe), Cambridge, MA 1980, S. 111 (s. ferner auch die Ausführungen zur Thematik im Kontext von Lynchs eigenem Werk in diesem Kapitel). Er verweist aber selbstkritisch auf die eigene methodische Unerfahrenheit (vgl. u.a. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247). Zudem wurden Ansätze wie die Grounded Theory, bei denen den Daten im Feld Priorität eingeräumt wird und die inzwischen den theoretischen Hintergrund einer in der qualitativen Sozialforschung gängigen entdekkenden Forschungslogik bilden, erst nach Lynchs Studie entwickelt (vgl. zu den Grundlagen qualitativer Sozialforschung u.a. Flick, Uwe/von Kardorff, Ernst/Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, Reinbek bei Hamburg 2000, sowie zur Grounded Theory: Glaser, Barney G./Strauss, Anselm L.: The Discovery of Grounded Theory: Strategies for Qualitative Research, Chicago 1967. In diesem Punkt, der Überprüfung von Hypothesen mit kleinen Samples, dürfte eine Methodenkritik an Lynchs Vorgehensweise ihre Berechtigung haben. Dagegen sind weder die Verwendung kleiner Samples an sich noch der Wechsel zwischen entdeckenden und überprüfenden Forschungsphasen zu beanstanden. Vgl. Lynch, Environmental Perception, a.a.O., hier: S. 239 Für ein solches Vorhaben wäre zunächst einmal ein ausgiebiges Studium der Originalmanuskripte vor Ort erforderlich, da nur ein relativ kleiner Teil bisher digitalisiert, ein anderer Teil der Materialien dagegen noch nicht einmal archivarisch aufbereitet ist. Zudem wäre wohl für ein solches Unterfangen die Konsultation der noch lebenden ehemaligen Mitarbeiter Lynchs unumgänglich. Da es sich bei der vorliegenden Arbeit jedoch nicht um eine explizit wissenschaftstheoretisch-methodologische Untersuchung handelt, wurde auf den Versuch einer detaillierten Rekonstruktion des schrittweisen methodischen Vorgehens verzichtet. Vgl. hierzu den Exkurs ab S. 77 der vorliegenden Arbeit Der Umstand, daß es sich dabei quasi um drei Küstenstädte handelt, war also offenbar kein Auswahlkriterium, sondern ist vielmehr Zufall. Alle Angaben vgl. LIC 14ff Nicht zuletzt aufgrund der Nähe des MIT wurde Boston in der Folgezeit offenbar zu einem der meist untersuchten Stadtgebiete der USA. So wiesen u.a. Downs und Stea, die später selbst auch kognitive Karten von Boston diskutierten, auf diesen Umstand hin: Bis 1973 habe mehr als die Hälfte der Ausgaben der Zeitschrift Environment and Behavior Forschungspublikationen zu Boston enthalten (vgl. Downs, Roger M./Stea, David: Maps in Minds. Reflections on Cognitive Mapping, New York et al. 1977, S. 156ff) Im übrigen hat sich auch Jane Jacobs in ihrer bekannten Streitschrift sehr ausgiebig mit Boston befaßt – die Verweise ziehen sich nahezu durch das ganze Buch (vgl. Jacobs, Jane (1961): The Death and Life of Great American Cities, New York [Vintage Books Edition] 1992). Vgl. LIC 43ff Vgl. alle bisherigen und weiteren Angaben ebd. 14ff sowie 140ff Diese seinerzeit noch selten praktizierte Befragungstechnik hatte offenbar auch in Lynchs Forschungsteam für Diskussionen gesorgt. In einer Handnotiz aus dem Jahr 1957 setzt sich Lynchs Mitarbeiter Bernard J. Frieden mit verschiedenen Methodenfragen auseinander und wiegt dabei Für und Wider des offenen Interviews ab. Diese

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Gesprächsform vermittle zwar „the best understanding of how subjects perceive and organize the urban environment“, sie sei „suitable for ,fishing` for ideas“, aber sehr zeitaufwendig, die Ergebnisse seien zum Teil schwer interpretier- und vergleichbar und deshalb nur vorläufigen Charakters; vgl. Frieden, Bernard J.: „Notes on Methodology“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (1 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: dome.mit.edu/ handle/1721.3/35664 (Zugriff: 23.09.2009). 71 In der im MIT-Archiv digital vorliegenden Freihandvorlage zur Karte, die die intersubjektiven Gemeinsamkeiten der Interviewskizzen dokumentiert, finden sich auch dementsprechende Eintragungen mit speziellen Symbolen, die darüber Auskunft geben, ob die jeweiligen Elemente tendenziell eher zu Anfang oder gegen Ende der Zeichenverlaufs eingetragen wurden beziehungsweise ob sich diesbezüglich keine verallgemeinernde Aussage treffen ließ. In The Image of the City tauchen diese Angaben jedoch nicht mehr auf, die Karte wäre sonst tatsächlich inhaltsüberfrachtet gewesen – ein Punkt, den Downs und Stea später ohnehin schon an Lynchs Karten kritisierten; vgl. Abb. 8 auf S. 59 der vorliegenden Arbeit sowie zur Kritik: Downs, Roger M./Stea, David: „Cognitive Maps and Spatial Behavior: Process and Products“, in: Dies. (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 8–26; hier: S. 12. 72 Diese wurden in Lynchs Publikation nicht präsentiert, das MIT-Archiv hat aber u.a. 14 Skizzen in seinem digitalisierten Bestand, die mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht vom Forschungsteam, sondern von Interviewpartnern stammen; vgl. http://dome.mit. edu/handle/1721.3/36542 (Zugriff: 20.09.2009). 73 Vgl. LIC 15 u. 141f sowie Crane, David (1955): „Imaginary Walks & Rides – Central Boston“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Field Analysis Whole City, Cambridge, MA, 1954–1959, URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35654 (Zugriff: 22.09.2009) 74 LIC 154 75 Vgl. zum Beispiel Lynch, Kevin: „Foreword“, in: Moore, Gary T./Golledge, Reginald G.: Environmental Knowing. Theories, Research, and Methods, Stroudsburg, PA 1976, S. v–xvi, hier: S. vi, sowie Ders., Reconsidering, a.a.O., hier: S. 249ff 76 Vgl. Lynch, Das Bild, a.a.O., S. 5 77 Vgl. Sieverts, Thomas: „Wiedergelesen. Kevin Lynch und Christopher Alexander. Das Aufbrechen und Wiedererfinden der Konvention – auf der Spur des Geheimnisses lebendiger Räume und Städte“, in: DISP, 129 – 2/1997, S. 52–59, hier: S. 52 78 Vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 255 79 Ebd. hier: S. 253 80 Kazig, Rainer/Wiegandt, Claus C.: „From Outer Space: Architekturtheorie außerhalb der Disziplin. Zur Stellung von Architektur im geographischen Denken und Forschen“, in: wolkenkuckucksheim, 1/2006 unter: http://www.tu-cottbus.de/theo/Wolke/deu/ Themen/051/Wiegandt/wiegandt.htm (Zugriff: 19.08.2008). 81 Vgl. Fröhlich, Hellmut: Das neue Bild der Stadt. Filmische Stadtbilder und alltägliche Raumvorstellungen im Dialog, Stuttgart 2007, S. 18 82 Vgl. zum Beispiel Bausch, Karl-Heinz: „Das Herstellen lokaler Identität in der Kommunikation am Beispiel eines Stadtteils in einer Großstadt“, in: Werlen, Iwar (Hrsg.): Verbale Kommunikation in der Stadt, Tübingen 1995, S. 39–65, hier: S. 45, oder auch im Rahmen des Forschungsthemas „Räume des Wissens“ des Historisch-Kulturwissen-

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schaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Mainz-Trier: http://www.hkfz.uni-trier.de/ index.php?site_id=116&id=45 (Zugriff: 18.08.2008). Vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 253 Schmitt, Jürgen et al: Einfamilienhaus oder City? Wohnorientierungen im Vergleich, Wiesbaden 2006, S. 7 Vgl. zum Beispiel Schlögel, Karl: Im Raume lesen wir die Zeit, Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München/Wien 2003, S. 271, sowie Rambow, Riklef: ExpertenLaien-Kommunikation in der Architektur, Münster 2000, S. 40f Ethington, Philip J./Schwartz, Vanessa R.: „Introduction: An Atlas of the Urban Icons Project“, in: Urban History, 33 (1), 2006, S. 5–19, hier: S. 7 Vgl. LIC 157 So heißt es zum Beispiel bei Fran Tonkiss: „Urban planners would later borrow from psychology the term ,cognitive mapping` to describe how people make their peculiar ways around the city (Lynch 1960), but Benjamin has the rudiments of the theory already.“ (Vgl. Tonkiss, Fran: Space, the City and Social Theory, Cambridge 2005, S. 120). M. Christine Boyer schreibt: „Kevin Lynch uses the term ,cognitive map` in The Image of the City to explore how mental images not only affect a spectator' s sense of identity, well-being, and belonging to a particular city but also make the city memorable or imageable.“ (Vgl. Boyer, M. Christine: „Twice-Told Stories: The Double Erasure of Times Square“, in: Borden, Iain/Kerr, Joe/Rendell, Jane/Pivaro Alicia (Hrsg.), The Unknown City. Contesting Architecture and Social Space, Cambridge, MA/London 2001, S. 31–53, hier: S. 41 [Unterstreichung: J.S.]). Vgl. zu allen LIC, insbes. Kap. I und V sowie die Anhänge Vgl. ebd. 88 Vgl. ebd. 117 In der Untersuchung der Beziehungen dieser letzteren beiden Bildtypen sah Lynch 1960 weiteren Forschungsbedarf (vgl. ebd. 157). Wagner, Kirsten: „Die visuelle Ordnung der Stadt. Das Bild der Stadt bei Kevin Lynch“, in: Historisches Forum, 8/2006, S. 101–121, hier: S. 105 Vgl. ebd. Vgl. LIC 163 Vgl. ebd. 87. Thomas Barkowsky diskutiert diese rubber sheet maps als eigenständige begriffliche Weiterentwicklung von cognitive maps – ja mehr noch versteht er Lynchs Randbemerkung als erste Kritik an der Kartenmetapher überhaupt (vgl. Barkowsky, Thomas: Mental Representation and Processing of Geographic Knowledge, Berlin/Heidelberg 2002, S. 22ff, S. 46 u. S. 63.) Vgl. LIC 96 1958 erschien posthum das unfertige Manuskript: von Neumann, John: The Computer and the Brain, New Haven 1958. Der Mathematiker von Neumann war u.a. an der Entwicklung eines Versuchsrechners beteiligt, mit dem vereinfacht Gehirnvorgänge simuliert werden sollten. Ebenfalls 1958 verwendete der britische Psychologe Donald Broadbent die „computer metaphor for the mind […] with a strong analogy drawn between the attentional limits of people and limits of central processing units in many computers.“ (Driver, Jon: „A Selective Review of Selective Attention Research from the Past Century“, in: British Journal of Psychology, 92, 2001, S. 53–78, hier: S. 54f. Vgl. hierzu auch Broadbent, Donald E.: Perception and communication, London 1958). Und

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schließlich verwendeten im selben Jahr auch Allen Newell, J. Clifford Shaw und Herbert A. Simon die Metapher des Computerprogramms zur Beschreibung menschlicher Problemlösungsstrategien (vgl. hierzu: Newell, Allen/Shaw, J. Clifford/Simon, Herbert A.: „Elements of a Theory of Human Problem Solving“, in: The Psychological Review, 65 (3), 1958, S. 151–166). 99 Vgl. LIC 9. Lynch führte den Begriff imageability bereits 1958 auf dem Jahrestreffen der American Society of Planning Officials (ASPO) ein, als seine Studie weitgehend abgeschlossen war (vgl. hierzu Daly Bednarek, Janet R.: The Changing Image of the City. Planning for Downtown Omaha, 1945–1973, Lincoln, NE 1992, S. 21). 100 Vgl. LIC 8 101 Vgl. Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O, hier: S. 101f, S. 106 u. S. 112 102 Vgl. LIC 8 sowie Ders., Das Bild, a.a.O., S. 19 103 Vgl. LIC 8f 104 Alle Angaben und Zitate vgl. ebd. 105 Der Kulturgeograph Hellmut Fröhlich spricht in seiner Kritik an Lynch von einer „,Kapitulation` vor der Image-Komponente der individuellen wie kollektiven Bedeutungszuschreibungen“; vgl. Fröhlich, Das neue Bild, a.a.O., S. 35. 106 Diskutieren könnte man an dieser Stelle aber auch allgemein, inwiefern es sich planerisch rechtfertigen läßt, landmarks zu plazieren, die nur für eine Minderheit der Stadtbenutzer Bedeutung besitzen. Visuelle Ordnung stadträumlicher Ensembles und Bedeutung der Einzelelemente fallen jedoch nicht erst seit den Fragmentierungen der postmodernen Gesellschaft auseinander. Nicht nur das anonyme Büro- oder Wohnhochhaus, sondern auch der Kirchturm hat inzwischen für zahlreiche Stadtbenutzer zumindest keinen praktischen Sinn mehr – außer freilich dem der Orientierbarkeit, den aber ebenso gut ein Industrieschornstein, ein Sendemast oder eine Windkraftanlage übernehmen kann. 107 Basten, Ludger: Postmoderner Urbanismus. Gestaltung in der städtischen Peripherie, Münster et al. 2005, S. 61 108 Vgl. hierzu auch die Anmerkungen auf S. 159 der vorliegenden Publikation. 109 Die Tatsache, daß hier komplementäre Forschungsinteressen vorliegen, impliziert durchaus keine grundsätzliche Unverträglichkeit der jeweils zugrunde gelegten Konzeptuierungen. 110 Zumindest genauso berechtigt dürfte doch eine Kritik an denjenigen Disziplinen sein, die sich qua definitionem mit sozialen und kulturellen Gegebenheiten zu befassen haben. Lynch dagegen bemühte sich als Architekt und Stadtgestalter – also als ein „Raumexperte“ – ohnehin schon um neue Sichtweisen und praktizierte damit die Überschreitung der eigenen Disziplinengrenzen. Insofern muß die Kritik Wagners zugleich als Kritik an den Sozial- und als Selbstkritik an den Kulturwissenschaften gelesen werden. 111 Dabei sind zwar Planer und Architekten als Akteure gefragt, ebenso aber auch Politiker, Psychologen, Pädagogen sowie sämtliche individuelle wie kollektive Interessenvertreter, die als Nutzer räumlicher Strukturen berechtigte, wenngleich divergierende Ansprüche an Letztere stellen. 112 Alle Zitate: Eisinger, Angelus: Die Stadt der Architekten. Anatomie einer Selbstdemontage, Basel/Boston/Berlin 2005, S. 15f 113 Ebd., S. 15 114 Man könnte in metaphorischem Sinne hinsichtlich dieses Worst-case-Szenarios auch von der Vermeidung sogenannter double binds sprechen, würde dieser im Rahmen der Schizophrenieforschung etablierte kommunikationstheoretische Begriff nicht unweigerlich

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von einem Opfer-Täter-Verhältnis ausgehen, das für eine Auslotung der Beziehungen zwischen Architektur und Planung auf der einen und den Kultur- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite jedoch unangebracht scheint (vgl. zum Begriff des double bind: Bateson, Gregory/Jackson, Don D./Haley, Jay/Weakland, John: „Toward a Theory of Schizophrenia“, in: Behavioral Science, 1/4, Oktober 1956, S. 251–264). 115 Dieser Vorwurf macht sich – zu Recht – nicht selten an der Figur Le Corbusiers fest. Auch Eisinger – der es durchaus versteht, die Rollen von Kritiker und Verteidiger zu wechseln – übt, ausgehend von dessen ideologischen Statements der 1920er Jahre, Grundsatzkritik an der Disziplin des Städtebaus. Zwar konstatiert er zu Recht, daß „[z]eichnerische Kodierungen gesellschaftlicher Konstellationen […] immer vage“ sind, doch charakterisiert er Le Corbusiers „Anspruch auf Gesellschaft […], der auf keinerlei vertiefter Beschäftigung mit ihren Funktionsweisen gründet“, als „für die Disziplin Städtebau durchaus zu verallgemeinernde Unterlassung“. Angesichts der Tatsache, daß es sich bei Le Corbusier in jeder Hinsicht um ein Extrembeispiel handelt (Details können und müssen hier nicht vertieft werden), ist diese – sicher auch als provokativer Stachel zu verstehende – Verallgemeinerung doch etwas zu relativieren (Zitate: vgl. Eisinger, Stadt der Architekten, a.a.O., S. 22). 116 Eine solche Planungskritik wäre natürlich mit dem Nachteil behaftet, daß sie – im Vergleich zur Architekturkritik – weitaus weniger feuilletontauglich ist und mit weniger assoziationsreichen Bildern auskommen muß. Zumindest im deutschsprachigen Raum ließe sich damit aber an die laufende Debatte um Baukultur anschließen. 117 Vgl. Hanyu, Kazunori: „Visual Properties and Affective Appraisals in Residential Areas After Dark“, in: Journal of Environmental Psychology, 17, 1997, S. 301–315, hier: S. 302 118 Vgl. hierzu die Fragen 3.b) und 7.c) des Interviewleitfadens (LIC 141f). 119 Vgl. ebd. 58, 37, 42 u. 49 120 Vgl. Moravánszky, Ákos (Hrsg.): Architekturtheorie im 20. Jahrhundert. Eine kritische Anthologie, Wien/New York 2003, S. 519 121 Lynch schreibt hierzu: „The analysis tended to focus purely on visual elements, and very much, at that time, on way-finding and orientation.“ (Vgl. Lynch, Kevin: „Environmental Perception: Research and Public Policy“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 239–246, hier: S. 240). Hierzu ist jedoch anzumerken, daß es eben gerade – und nahezu ausschließlich – die visuellen Aspekte sind, die in den originären Einflußbereich von Planern und Architekten fallen. Zwar erfolgte seit den 1960er Jahren eine Erforschung der Soundscapes von Städten, doch wird Soundscape Design als Ansatz der akustischen Ökologie trotz einer zu beobachtenden kulturtheoretischen Konjunktur des Auditiven von Architekten und Planern vergleichsweise wenig beachtet. Entwürfe wie etwa MVRDVs Noise Scapes sind exotische Ausnahmen geblieben, der Entwurf von Smell Scapes ist Künstlern, Therapeuten oder bestenfalls Landschaftsarchitekten vorbehalten und Versuche – wie bei Morton Heiligs Sensorama-Experimenten –, andere Sinne einzubeziehen, konnten sich selbst in der Unterhaltungsbranche nicht durchsetzen. Natürlich können zum Beispiel Lärmpegel gemessen und entsprechende Schallschutzmaßnahmen festgelegt werden. Dennoch bleiben gerade im städtebaulichen Maßstab alle nicht visuellen Aspekte in weitaus stärkerem Maße kontingente Faktoren als dies ohnehin die visuellen vielfach sind (vgl. zur Soundscape-Forschung: Schafer, R. Murray: „Soundscape – Design für Ästhetik und Umwelt“, in: Bernius, Volker et al. (Hrsg.): Der

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Aufstand des Ohrs – die neue Lust am Hören. Reader Neues Funkkolleg, Göttingen 2006, S. 141–152; zu den Noise Scapes MVRDV: FARMAX. Excursions on Density, Rotterdam 1998, sowie zum Sensorama: Bormann, Sven: Virtuelle Realität. Genese und Evaluation, Bonn 1994, S. 18. Einige Beispiele akustischer Stadtanalysen nennt auch Gernot Böhme in seinem Buch Architektur und Atmosphäre, München 2006, S. 136. 122 Vgl. Eisinger, Stadt der Architekten, a.a.O., S. 121 123 Ebd. (vgl. hierzu auch LIC 3, 25 u. 96) 124 … wenngleich er diese Komponenten – ebenso wenig wie die emotionalen Aspekte – in seine Karten zu übersetzen vermag (vgl. hierzu auch die selbstreflexiven Anmerkungen an folgender Stelle: Lynch, Environmental Perception, a.a.O., hier: S. 239f. In späteren Arbeiten versuchte Lynch, die nicht visuellen Komponenten in seinen Begriff „Sense“ zu integrieren (vgl. Ders., Managing the Sense, a.a.O., 8ff, und Ders.: A Theory of Good City Form, Cambridge, MA 1981, S. 131ff). 125 Vgl. LIC 46. Und Jahrzehnte später schreibt Lynch, der Versuch, die Komponente Bedeutung beiseite zu schieben „did not succeed, of course. Meaning always crept in, in every sketch and comment“ (Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 252). 126 Vgl. LIC 50f 127 Vgl. ebd. 52f. In diesem Kontext empfiehlt sich übrigens auch die Lektüre des Kapitels „What' s in a Name“ in Bernard Rudofskys Streets for People. Mit Witz geht hier der österreichisch-amerikanische Architekt und Kulturtheoretiker wenige Jahre nach The Image of the City auf die kulturell bedingten Unterschiede bei der Namensgebung für europäische und amerikanische Straßen ein (vgl. Rudofsky, Bernard: Streets for People. A Primer for Americans, New York 1969, S. 153ff). 128 Vgl. LIC 101 129 LIC 81 130 Deshalb schreibt Lynch auch im Manuskript einer Vorversion noch abweichend: „This study, therefore, will wherever possible concentrate on the two components of identity and structure, to the exclusion of meaning“; [Unterstreichungen im Original; Kursivsetzung J.S.] (Lynch, Kevin: „The Image of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Statements (2 of 2), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 13ff; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35651 (Zugriff: 22.09.2009), S. 3). 131 Vgl. hierzu Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 7f 132 Vgl. Lynch, Kevin/Licklider, J. C. R. (1955): „Licklider Correspondence“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Comments on Orig. Proposal and General Framework, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 3; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35615 (Zugriff: 22.09.2009) 133 Ebd., S. 3 134 Vgl. LIC 3 wie auch die Ausführungen auf S. 94 der vorliegenden Arbeit. 135 In A Theory of a Good City Form sind dies congruence, transparency und legibility; vgl. hierzu auch die Ausführungen ab S. 124 einschließlich Anmerkung 503 der vorliegenden Arbeit. 136 Vgl. Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 141 137 Ipsen, Detlef: Ort und Landschaft, Wiesbaden 2006, S. 41 138 Vgl. Sieverts, Wiedergelesen, a.a.O., hier: S. 56 139 Vgl. hierzu: Bense, Max: Semiotik. Allgemeine Theorie der Zeichen, Baden-Baden 1967 140 Vgl. Morris, Charles W.: Foundations of the theory of signs, Chicago 1938, S. 6f

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141 Demnach entsprechen sich Syntaktik und Mittelbezug (Zeichen–Zeichen), Semantik und Objektbezug (Zeichen–Objekt beziehungsweise Zeichen–Bedeutung) sowie Pragmatik und Interpretantenbezug (Zeichen–Interpret). Im Gegensatz zu Bense, der „interpreter“ mit „Verwender“ wiedergibt und daraufhin die pragmatische Dimension dem Interpretantenbezug zuordnet, differenziert Morris zwischen „interpreter“ und „interpretant“. Letzeren Begriff könnte man verkürzt mit Interpretenverhalten umschreiben (vgl. Bense, Semiotik, a.a.O., S. 9ff, sowie Morris, Foundations, a.a.O., S. 3ff). 142 Diese Setzung beinhaltet freilich ein erhebliches spekulatives Moment: Da Lynch weder eine eigene Zeichentheorie entwickelte noch sich explizit auf Zeichentheoretiker berief, könnten nur auf interpretativem Wege Annäherungen an seinen impliziten Zeichenbegriff erfolgen. 143 Dafür spricht, daß auch bei Peirce die Kategorien nicht so streng getrennt sind wie bei Morris. Als Zeichen gilt hier breiter gefaßt alles, was auf etwas anderes verweist. Interpretanten sind beispielsweise weiterentwickelte mentale Zeichen, die durch andere (externe) Zeichen generiert werden (vgl. Peirce, Charles S.: Collected Papers of Charles Sanders Peirce, Volume 2 (hrsg. v. Charles Hartshorne u. Paul Weiß), Cambridge, Mass. 1932, Paragraph 228). 144 Vgl. Schäfers, Bernhard: Architektursoziologie: Grundlagen – Epochen – Themen (2. Aufl.), Wiesbaden 2006, S. 49f 145 Barthes, Roland: „Semiology and the Urban“, in: Leach, Neil (Hrsg.): Rethinking Architecture: A Reader in Cultural Theory, London/New York 1997, S. 166–172, hier: S. 167 146 Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 141. An anderer Stelle setzt er einige Hoffnungen in die environmental semiotics, endet aber auch hier eher resignierend mit der Bemerkung: „If only it were not so difficult!“ (vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 252f). 147 Diese gut dreißig Jahre nach Lynchs Arbeit vorgenommene Differenzierung würde freilich die Verwendung des Begriffs mental picture ausschließen. (Zitat: Mitchell, William J.T.: What Do Pictures Want? The Lives and Loves of Images, Chicago 2005, S. 85; vgl. hierzu ferner: Ders.: Iconology. Image, Text, Ideology, Chicago/London 1986.). 148 Lynch hielt diese Verwendungsweise der Begrifflichkeiten offenbar über Jahre bei (vgl. hierzu die Verwendung von mental image und mental picture in Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247ff). 149 Vgl. hierzu zum Beispiel LIC 46 150 Vgl. ebd. 4 151 Vgl. ebd. 7 152 Vgl. ebd. 7f 153 Tatsächlich beschränkte er sich bei der Auswahl der Probanden für seine Untersuchungen in Boston, Jersey City und Los Angeles auf höhere Einkommensschichten, dies aber offensichtlich aus pragmatischen Gründen. Eine exakte Differenzierung nach den genannten Kriterien fand aufgrund der geringen Samples nicht statt (vgl. ebd. 7, 15 u. 154). 154 Vgl. zur Sozio-Semiotik: Ohno, Christine: Die semiotische Theorie der Pariser Schule, Bd. I: Ihre Grundlegung und ihre Entfaltungsmöglichkeiten, Würzburg 2003, S. 268, sowie zur Psychotherapie: Petzold, Hilarion G./Schigl, Brigitte/Fischer, Martin/Höfner, Claudia: Supervision auf dem Prüfstand. Wirksamkeit, Forschung, Anwendungsfelder, Innovation, Opladen 2003, S. 26 155 Vgl. LIC 4

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Vgl. ebd. 7 Vgl. ebd. 46 Vgl. ebd. 140 Vgl. ebd. 144 In der deutschen Übersetzung wird dieser Kompositcharakter mit der Formulierung „vielschichtiges Vorstellungsbild“ leider nicht hinreichend deutlich (vgl. ebd. 153 sowie Ders., Das Bild, a.a.O., S. 175). 161 Vgl. u.a. Gottdiener, Mark/Lagopoulos, Alexandros Ph., „Introduction“, in: Dies. (Hrsg.): The City and the Sign. An Introduction into Urban Semiotics, New York 1986, S. 1–22, hier: S. 7 162 Dagegen setzten sich Downs und Stea, die gut zwanzig Jahre später ausdrücklich den subjektiven Charakter der cognitive maps betonten, u.a. auch mit räumlichen Stereotypen auseinander und griffen dabei auf eine Reihe solcher Quellen wie Zeitungsberichte, Stadtmarketingaktionen oder humoristische Karten zurück (vgl. hierzu Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., insbes. Kap.1 u. 3). Lynch selbst nannte später beide Möglichkeiten – „either to represent a general public image or to show the comparative image of some group“ – relativ neutral nebeneinander (vgl. Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 111.) 163 Vgl. LIC 154. Diese Formulierung, insbesondere „the absence of the real thing“, verweist im übrigen auch nochmals auf die bereits erwähnten „kollektiv-mentalen Repräsentationen“. 164 Vgl. ebd. 152 165 Ebd. 154 (Hervorhebung: J.S.) 166 Vgl. ebd. 167 Wenn sich aber die Sphäre des „collective imaginary“ tatsächlich aus einem „shared set of representations, meanings and values“ zusammensetzt, was spricht dann dagegen, zunächst an den „intra-subjective judgements“ anzusetzen, um herauszufinden, welche Ansichten, Werte und Repräsentationen von wem geteilt werden. Natürlich sollten sie anhand von Kollektiväußerungen wie Manifesten, Parteiprogrammen, Vereinssatzungen etc. gespiegelt werden; aber sind die Abfragen und Erhebungen auf der individuellen Ebene nicht unerläßlich, um überhaupt erst Übereinstimmungen (beziehungsweise auch Unterschiede) zwischen den Mitgliedern einer Gruppe feststellen zu können? Auch bei Karl Schlögels kulturwissenschaftlichem Konzept der mental maps führt der Weg über die „Atomisierung“ der Welt bis herunter auf die individuelle Ebene (Zitate: vgl. Gottdiener/Lagopoulos, Introduction, a.a.O., hier: S. 7 u. S. 9, ferner Mascio, Lella: „Virtual Communities and the Socio-semiotic Approach“, in: Trans, Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr. 15, Juni 2004 unter: http://www.inst.at/trans/15Nr/01_2/ mascio15.htm (Zugriff: 03.05.2009), sowie Schlögel, Im Raume, a.a.O., S. 244). 168 LIC 157 169 Vgl. ebd. 154 170 Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 47 der vorliegenden Arbeit einschließlich Anmerkung 179 171 LIC 143. 172 Diese Lesart würde auch die Reihenfolge der verschiedenen Arbeitsschritte unterstreichen, die im Projektvorschlag vom 4. Dezember 1953 beschrieben wird. Hier soll zunächst in einem Schritt a) die formale Analyse eines Untersuchungsgebietes durch trained observers stattfinden, um dann in einem Schritt b) die Reaktionen der Bewohner

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dieses Gebietes auf die vermuteten Qualitäten zu ermitteln; vgl. Lynch, Kevin (1953): „Research Proposal“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Early Steps, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 2f; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35625 (Zugriff: 22.09.2009). 173 Lynch, Environmental Perception, a.a.O., hier: S. 240 174 Lynch ist an dieser Art der Rezeption nicht unschuldig; vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 170 sowie auf S. 173 der vorliegenden Arbeit. 175 Zu den Signets s. Abb. 1; vgl. ferner: LIC 47f, 52–59 u. 62 (paths), 62/66 (edges), 70/72 (districts) sowie 79/86 (landmarks) 176 Vgl. ebd. 154 177So existieren im MIT-Archiv u.a. zahlreiche Kartenskizzen und Notizen von Crane und in der Danksagung im Vorwort von The Image of the City nennt Lynch Crane an erster Stelle; vgl. http://dome.mit.edu/handle/1721.3/33655/search?query=Crane&rpp=10&sort_by= 0&order=DESC&submit=Los (Zugriff: 24.09.2009); sowie LIC v. 178 Vgl. Negri, Gloria: „David A. Crane: Architect Helped Reshape Boston Districts“, in: The Boston Globe, Ausg. v. 8. Juni 2005; URL: http://www.boston.com/news/globe/ obituaries/articles/2005/06/08/david_a_crane_architect_helped_reshape_boston_ districts/?page=1 (Zugriff: 24.09.2009) 179 Crane, David A.: „The Image of the City, by Kevin Lynch“ [Review], in: Journal of the American Planning Association, 27/2, 1961, S. 152–155, hier: S. 154 180 Vgl. Lynch, Kevin: „Notes on City Satisfactions“ (1953), in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 135–153, hier: S. 135ff 181 Vgl. ebd., hier: S. 144ff 182 Vgl. Lynch, Kevin/Kepes, Gyorgy (1954): „Urban Form Notes“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Notes, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35685 (Zugriff: 22.09.2009) 183 Vgl. Lynch/Kepes, A Framework, a.a.O., S. 1 184 Vgl. alle Zitate und Angaben ebd. 185 Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 16 186 Ebd., S. 17 187 Vgl. Lynch, Kevin (1955): „Early Sample Tests“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35681 (Zugriff: 22.09.2009). Interessant an dieser Strukturierung ist u.a., daß hier mit den Use areas noch immer Nutzungsaspekte und mit den Slopes weitaus direkter topografische Elemente berücksichtigt wurden, während Letztere in der Endfassung sich lediglich in Gestalt von „great hills“, subsumiert unter die landmarks, wiederfinden; vgl. hierzu LIC 48. [Formaler Hinweis anstelle eines „sic!“ in der Quellenangabe: Das MIT-Archiv verwendet im Zusammenhang mit der Katalogisierung von Lynchs Materialien tatsächlich die unkorrekte Schreibweise „imagability“, anstatt – Lynch folgend – imageability; vgl. hierzu u.a. ebd. 9. Dabei belegt ein hier lagerndes und auch digitalisiertes Manuskript zweifelsfrei, daß es sich bei der Schreibweise imageability nicht etwa um eine nachträgliche Verlagsentscheidung handelt: vgl. Lynch, Kevin: „The Public Image of Boston“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (1 of 3), a.a.O., S. 1ff; URL: http://dome. mit.edu/handle/1721.3/35623 (Zugriff: 22.09.2009)]

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188 Als points charakterisierte Lynch eine Reihe von Referenzpunkten – von begrenzten Räumen über Einzelgebäude bis hin zu kleinteiligen Elementen wie Schildern und Straßenmöbeln. Im Kontext der linearen Elemente diskutierte er u.a. relationale Positionsangaben, Richtungen und Netzwerke, bestehend aus mehreren Linien. Bei den Formen unterschied er zwischen spatial und solid forms, wobei Erstere als gefaßte Räume zu verstehen sind, bei denen man die Form aus dem Inneren heraus erleben kann, Letztere dagegen nur von außen erlebbare Volumina (zum Beispiel topografische Elemente). Mit levels meint Lynch hier nicht etwa Maßstabsebenen sondern ganz buchstäblich wahrnehmbare Höhenunterschiede, die dann ja später ganz aus seinen Karten verschwanden; vgl. zu allen Angaben: Lynch, Kevin: „An Attempt to Set Out a General Statement of Visibility in Large Urban Areas“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 3ff; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35701 (Zugriff: 22.09.2009). 189 Ebd., S. 1 190 Vgl. Lynch, Kevin: „A Model of a City in Terms of Orientation“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35635 (Zugriff: 22.09.2009). Es ist allerdings nicht rekonstruierbar, in welcher Reihenfolge die beiden letztgenannten Dokumente entstanden. 191 Vgl. LIC 142 192 Vgl. Lynch, Kevin et al.: „Paths, Regions, Spaces, Themes, and Landmarks“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/35698 (Zugriff: 22.09.2009). Daß die Auswertung im Team erfolgte, zeigt sich an den Unterschieden in den handschriftlichen Notizen, die auf mindestens drei verschiedene Verfasser verweisen. 193 Vgl. Lynch, The Image, MIT Archives, a.a.O., S. 13ff 194 Vgl. Lynch, Kevin: „An Analysis of the Visual Form of Brookline, Massachusetts (1965)“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 287–315, hier: S. 292 195 Vgl. hierzu Orleans, Peter: „Differential Cognition of Urban Residents: Effects of Social Scale on Mapping“, in: Downs, Roger M./Stea, David (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 115–130, hier: S. 118ff, ferner Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 150ff sowie Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 275ff 196 Vgl. hierzu nochmals LIC 143 197 Der Vergleich der Karten (2)–(4) macht ferner deutlich, daß die trained observers weniger paths als die Interviewpartner verzeichnet haben (s. Abb. 6–Abb. 8), dagegen sind in der Karte der trained observers mit Abstand die meisten beziehungsweise ausgedehntesten districts verzeichnet. Letztere erachtete Lynch auch als die komplexeste Elementkategorie, die alle anderen Elemente in sich beinhaltet (vgl. LIC 84). Lynch führt diesbezüglich in The Image of the City an zwei Stellen aus: „For most people interviewed, paths were the predominant city elements“ sowie „Districts[:] Most people structure their city to some extent in this way, with individual differences as to whether paths or districts are the dominant elements.“ (Vgl. LIC 49 u. 47). 198 Vgl. zum Komposit-Begriff Anmerkung 244 auf Seite 204 der vorliegenden Arbeit

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199 Der bereits erwähnte Umstand, daß Lynch in seiner Analyse zu Brookline ganz auf die Darstellung von edges verzichtete, mag diese These unterstützen; vgl. Lynch, Kevin (1959): „Check on Drawn Maps and General Conclusions“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35636 (Zugriff: 22.09.2009). 200 Vgl. u. Zitat: Lynch/Licklider, Correspondence, a.a.O., S. 4f (Unterstreichungen im Original) 201 Auch in Lynchs Forschungsteam wurde diese Thematik virulent, wie aus einem Memo von William Alonso hervorgeht. Vermutlich handelt es sich bei Alonso, dem Lynch im Vorwort von The Image of the City als einem seiner research associates dankt (vgl. LIC v–vi), um den später für sein Bodenrentenmodell bekannt gewordenen HarvardStadtökonomen. In seinem Memo an Lynch merkte er 1956 an, daß die letztlich normative Ausrichtung der Studie einem humanistischen Ansatz geschuldet sei und teilweise mit den Kriterien strenger Wissenschaftlichkeit im Konflikt stehe (vgl. Alonso, William (1956): „Letter to Kevin Lynch from William Alonso“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 3; URLs: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35667, sowie Ders. (1956): „Report on the Orientation Study of The Perceptual Form of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/35622 (Zugriff beide: 22.09.2009). Übrigens spricht Alonso nicht – wie Lynch – von image, sondern durchgängig von schema (zum Beispiel private schema, public schema etc.) – ein Konzept, das bis auf Kant zurückgeht und in der Psychologie wesentlich von Terence R. Lee mitgeprägt wurde (vgl. Lee, Terence: „Schema Theory and the Role of Socio-Spatial Schemata in Environmental Psychology“, in: Bonnes, Mirilia/Ders./Marino, Bonaiuto (Hrsg.): Psychological Theories for Environmental Issues, Aldershot, Hants/Burlington, VT 2003, S. 27–61; vgl. zur Person Alonsos: http://www.news.harvard.edu/gazette/1999/02.18/alonso.html (Zugriff: 22.09.2009). 202 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 26f. Leider finden sich unter den achivarisch aufbereiteten MIT-Materialien keine Dokumente dieser Feedbacks. 203 Lynch/Licklider, Correspondence, a.a.O., S. 6 204 Übertragen würde dies also bedeuten, daß Lynch es nicht als sinnvoll erachtete, zunächst die These aufzustellen „Alle Städte sind gut lesbar“, um sie dann gemäß Popper (der bekanntlich zur Veranschaulichung nicht schwarze Katzen, sondern weiße Schwäne bemühte) durch Verweis auf eine „weiße Katze“ (beziehungsweise einen schwarzen Schwan) zu falsifizieren. Vielmehr setzt er die Lesbarkeit als benutzerfreunliche Eigenschaft voraus, und fragt danach, wie man Städte lesbarer gestalten kann (vgl. Popper, Karl (1934): Logik der Forschung (11. Aufl.), Tübingen 1984, S. 3ff). 205 … und – wie schon angedeutet – auch in pädagogischer Hinsicht (vgl. hierzu S. 30 der vorliegenden Arbeit). 206 Vgl. LIC 88. Bezeichnenderweise wird Lynchs singulär verwendeter Begriff mental map in der deutschen Übersetzung durch den Terminus geistiges Bild wiedergegeben (vgl. Ders., Das Bild, a.a.O., S. 109). 207 Vgl. ebd., S. 157 208 Es bleibt dabei allerdings völlig offen, ob Lynch davon ausging, daß dieses Bild als Gesamtheit repräsentiert wird – Johannes Engelkamp, Kognitionspsychologe der Uni-

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versität des Saarlandes, brachte zum Beispiel dreißig Jahre nach Lynchs Untersuchung einen bestimmten Typus kognitiver Landkarten mit dem Konzept der Bildmarke in Verbindung (vgl. Engelkamp, Johannes: Das menschliche Gedächtnis, Das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen, Göttingen 1990, S. 225). Lynch war jedoch – wie erwähnt – nicht dezidiert an derartigen Fragestellungen interessiert. Vgl. LIC 154 Vgl. Luhmann, Niklas: „Das Medium der Kunst“, in: Delfin VII. Eine deutsche Zeitschrift für Konstruktion, Analyse und Kritik, 1986, S. 6–15; auch in: Ders.: Aufsätze und Reden, Stuttgart 2001, S. 198–217 LIC 125f. Dabei führte Lynch den Begriff des way-finding offenbar ebenso wie imageability in den Diskurs ein (vgl. hierzu auch Arthur, Paul/Passini, Romedi: Wayfinding. People, Signs, and Architecture, Toronto/London 1992, S. v). … ein Umstand, der sich freilich aus dem disziplinären Hintergrund Lynchs und – damit verbunden – den Arbeitstechniken und Dispositiven des Architekten und Planers heraus erklären läßt. Für die weniger intensiv bearbeiteten Fälle Jersey City und Los Angeles werden jeweils lediglich die überlagerten verbalen Beschreibungen (3), die Komposite der Skizzen (4), die distinctive elements (5) und die Perpektive der trained observers (2) präsentiert (vgl. LIC 148f u. 150f). Vgl. ebd. 18 Vgl. ebd. 19 u. 147, sowie Lynchs farbige Freihandvorlage im MIT-Archiv unter: http:// dome.mit.edu/handle/1721.3/36507 (Zugriff: 19.09.2009) Vgl. (3) u. (4) LIC 146, sowie die beiden Freihandvorlagen, basierend auf 19 Interviews beziehungsweise 32 Skizzen von Bewohnern unter: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/36506 sowie auch http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36504 (Zugriff: 19.09.2009); vgl. zum Begriff „Komposit“ auch die Ausführungen auf S. 65 einschließlich Anmerkung 244 der vorliegenden Arbeit Vgl. LIC 147 sowie Interviewfrage 4 (S. 141) und die Freihandvorlage mit den absoluten Häufigkeiten der Nennung in der Legende unter: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/36525 (Zugriff: 19.09.2009). Die Karte basiert wie bei (3), der Karte der verbalen Beschreibungen, auf 19 Interviews. Vgl. LIC 21 (Karte) sowie zu Lynchs Anmerkung ebd. 19. Es fällt allerdings auf, daß in dieser Darstellung auf sämtliche landmarks verzichtet wurde (die durch eine einfache Überlagerung nicht komplett hätten getilgt werden dürfen). Insofern handelt es sich möglicherweise auch um eine weniger systematische Extrapolation der Karten (2) bis (5). Ähnliche Fragen wirft eine Karte auf, die in The View from the Road unter dem Titel „Exitsing Image of Bosten“ publiziert wurde. Mit Verweis auf die Interviews wurden hier in einen größeren Kartenausschnitt primär landmarks, nodes und edges eingezeichnet, es läßt sich aber mit keiner der hier diskutieren Karten eine exakte Übereinstimmung ausmachen, zumal hier noch Elemente außerhalb des ursprünglichen Untersuchungsgebiets sowie ferner bebaute und unbebaute Flächen und schließlich zentrale Bereiche gekennzeichnet sind (vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 40f; s.a. Abb. 87 auf S. 114 der vorliegenden Arbeit). Etwas verwirrend ist hier, daß die fünf Orte, an denen die Passanten befragt wurden, mit Sternen sowie die sechs fiktiven Ziele, zu denen sie Wegbeschreibungen vornehmen sollten, mit Punkten verzeichnet sind, was jedoch nicht aus einer Legende, sondern nur

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aus dem Text hervorgeht; vgl. LIC 153 (Karte) u. 142f/148 (Text) sowie die Freihandvorlage unter: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36530 (Zugriff: 19.09.2009) Vgl. LIC 69; Freihandvorlage: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36514 (Zugriff: 19.09.2009) Lynch nennt als solche: „cofusions, floating points, weak boundaries, isolations, breaks in continuity, ambiguities, branchings, lacks of charakter or differenciation.“ Eine derartige Skizze könnte gemäß Lynch auch als Ausgangspunkt für entwurflich-planerische Interventionen dienen; vgl. LIC 24f; Freihandvorlage: https://dome.mit.edu/ handle/1721.3/36515 (Zugriff: 19.09.2009). Vgl. LIC 27 u. 149 (Jersey City) sowie 33 u. 151 (Los Angeles) Vgl. zu den genannten Bostoner Karten: ebd. 19 u. 147 sowie Abb. 6 (2), ebd. 69/Abb. 12 (8), ebd. 21/Abb. 10 (6) u. ebd. 24/Abb. 13 (9) Vgl. alle Zitate Fröhlich, Das neue Bild, a.a.O, S. 28ff, sowie zur Karte LIC 21 Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 12. Vgl. hierzu auch die Ausführungen zu Downs und Stea ab S. 149 der vorliegenden Arbeit, insbes. ab S. 154 Lynch schreibt diesbezüglich: „The image itself was not a precise, miniaturized model of reality, reduced in scale and consistently abstracted. As a purposive simplification, it was made by reducing, eliminating, or even adding elements to reality, by fusion and distortion, by relating and structuring the parts. It was sufficient, perhaps better, for its purpose if rearranged, distorted, ,illogical` “ (LIC 87; Hervorhebung: J.S.). Um zu dieser Aussage zu gelangen, ist es selbstredend nicht ausreichend, aktuelle Karten – etwa Google Maps – zu Rate zu ziehen. Diese zeigen zwar deutliche Abweichungen zu Lynchs outline map, aber daran läßt sich natürlich nicht nachvollziehen, was sich seit Lynchs Untersuchung im Straßenverlauf geändert hat. Dazu sollte man freilich Karten aus den 1950er Jahren mit Lynchs outline map vergleichen. Zielführend ist hierbei aber bereits Lynchs Detailplan vom Beacon Hill, anhand dessen hinreichend deutlich wird, daß die Straßenverläufe im der outline map leicht vereinfacht dargestellt sind (vgl. ebd. 161). Zudem wird auch die Fraglichkeit der Objektivität von Luftbildern und Karten kurz thematisiert (vgl. ebd. 143). Bereits aufgrund der Kürze der Zeit von drei bis vier Tagen (vgl. ebd.), die sie sich aus forschungspragmatischen Gründen lediglich im Feld bewegen können, müssen ihnen Einsichten und Bewertungen entgehen, die sich dem Ortskundigen eben auch erst nach längeren oder sich permanent wiederholenden Aufenthalten im Gebiet einstellen (… wenngleich zumindest in Bezug auf Boston auch von einem Mindestmaß an Ortskenntnis im Forscherteam auszugehen ist). ... ganz abgesehen davon, daß das, was für einen Benutzer ein Weg ist, zugleich für einen anderen eine Grenze darstellen kann – beziehungsweise ist es möglich, daß derselbe Benutzer, je nach Bewegungsform und -mittel, dasselbe Element heute als Weg gebraucht und morgen als unüberwindliche Grenze empfindet. Auf diese Dynamik und Mehrdeutigkeit von Elementen verweist Lynch aber auch selbst (vgl. ebd. 83ff). Im Vergleich der abgedruckten Karten mit den handgezeichneten Vorabversionen läßt sich die vielleicht nicht immer glückliche Entwicklung der Symbolik teilweise nachvollziehen. Während zum Beispiel die nodes in der Endfassung eben als lediglich unterschiedlich schraffierte Kreise dargestellt werden, sind sie in den Handskizzen noch amöbenförmig gezeichnet. Damit kommt zum einen die diesem Element zuge-

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schriebene Ausstrahlung auf die Umgebung besser zum Ausdruck und zum anderen zeigt sich daran, daß diese Elemente nicht punktförmig sind, sondern eine bestimmte Ausrichtung und Ausdehnung haben. Vgl. ebd. 145ff sowie http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/36504, http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36506, http://dome.mit. edu/handle/1721.3/36507 und http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36525 (Zugriff alle: 19.09.2009) 232 Hier wären Darstellungstechniken angebrachter gewesen, die die offensichtliche Unbestimmtheit von Anfang und Ende eines linearen Elements in individuellen wie kollektiven Vorstellungen zumindest symbolisch zum Ausdruck gebracht hätten. 233 Dieses Problem dürfte sich ja potenzieren, wenn es um die Überlagerung mehrerer grafischer Interpretationen voneinander abweichender verbaler Beschreibungen geht. 234 Anders formuliert erfolgen beim Schritt der Übertragung mündlicher Aufzeichnungen beziehungsweise bei der Übersetzung individueller Skizzen in Karten mit fixierter Symbolik die eigentlichen normativen Setzungen. 235 Somit kommt in den Karten vielleicht doch implizit ein stärkeres Bedürfnis nach Quantifizierung zum Ausdruck, als es Methode und Samples hergeben. 236 Vgl. Downs/Stea, Image and Environment, a.a.O., S. 12 237 Als solche ließen sich die individuellen Skizzen der Interviewpartner charakterisieren, auf deren Publikation Lynch eben verzichtet; vgl. hierzu folgendes Dokument im MITArchiv, URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36542 (Zugriff: 19.09.2009) sowie zum Begriff „Re-Repräsentation“ Schumann-Hengsteler, Ruth: Die Entwicklung des visuell-räumlichen Gedächtnisses, Göttingen 1995, S. 130. 238 Dabei würde es sich um nicht weiter überraschende Trainingseffekte im Lesen der nach eigens entworfener Symbolik erstellten Karten handeln. 239 Diese Differenzierung nimmt der bereits zitierte Philosoph Ralph Schumacher im Rahmen seiner Theoriediskussion mentaler Repräsentationen vor (vgl. Schumacher, Ralph: „Philosophische Theorien mentaler Repräsentation“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 45, 1997, S. 785–815, hier: S. 791). 240 Vgl. LIC 145 241 Dies könnte durch kontinuierliches, gezieltes Fragen von Entfernungen und Richtungen erfolgen, was aber in dieser Form durch Lynch und sein Team offenbar nicht praktiziert wurde und sich zudem auch als wenig praktikabel im erzählgenerierenden Interview erweisen dürfte. 242 Vgl. hierzu Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 6 243 Lynch verwies später in diesem Kontext darauf, daß ebenso erhebliche individuelle Unterschiede in den verbalen Ausdrucksmöglichkeiten bestehen und daß der von Interviewpartner zu Interviewpartner differierenden Fähigkeit, sich sprachlich adäquat zu artikulieren, oft viel zu wenig Beachtung geschenkt wird (vgl. Lynch, Foreword, a.a.O.; zit.n. Nachdruck in Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 233–238, hier: S. 234). 244 Dies geht zum Beispiel aus folgenden Dokumenten hervor: Lynch, Check on Drawn Maps, a.a.O., sowie Ders. (1959): „14 Maps“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/ 1721.3/36542 (Zugriff: 22.09.2009). Lynch spricht sowohl von „composite of sketch maps“ als auch von „composite of verbal interviews“ (vgl. LIC 144). Im Hinblick auf die Skizzen mag der Begriff „composite“ vielleicht nicht ideal geeignet sein, weil er eine deutlichere grafische Überlagerung sug-

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geriert. Angesichts des methodischen Vorgehens wäre Komposit hier jedoch bestenfalls im mathematischen Sinn als kleinster gemeinsamer Nenner zu verstehen. Darüber, daß Lynch die individuellen Verzerrungen von Richtungen und Distanzen nicht in seine Karten einbezog, kann kein Zweifel bestehen. Zwar weichen die von Lynch präsentierten Karten in Distanzen (hier insbesondere im Backbaybereich) und Richtungen leicht voneinander ab, wenn man dagegen jedoch die extremen Abweichungen der originalen Handskizzen der Interviewpartner in Betracht zieht (vgl. Abb. 16 – Abb. 29 ab S. 71), wird deutlich, daß es sich dabei nur um Zeichen- und Reproduktionsungenauigkeiten handeln kann; denn zum einen ist zu bedenken, daß es sich um Darstellungen handelt, die auf der Basis von auf Transparent gezeichneten Freihandskizzen beruhen (vgl. hierzu Abb. 6–Abb. 13, ab S. 58, jeweils rechts), bei denen das Transparent sich leicht dehnen oder verrutschen kann; zum anderen stimmt im Abdruck der Maßstab nicht bei allen Karten exakt überein (vgl. u.a. LIC 146f). So wäre zum Beispiel auch durch angemessene Formen der Befragung zu klären, inwieweit Vereinfachungen, Verzerrungern und Schematisierungen nicht nur auf mangelnde Erfahrungen im Umgang mit grafischen Darstellungen, sondern auch auf bewußte, zweckrationale Entscheidungen der Interviewpartner (und damit Bewertungen der stadträumlichen Kulisse) zurückzuführen sind. Lynch war aber letztlich nur an den formalen Eigenschaften der Elemente und ihrer strukturellen Anordnung interessiert – also an der Prägnanz als Grund für die Erinnerung an bestimmte Elemente. Er verweist in The Image of the City sehr wohl auf andere Gründe, wie persönliche Beziehungen zu einem bestimmten Element, die kulturelle Bedeutung, Verknüpfung mit wichtigen historischen Ereignissen etc. (vgl. hierzu auch die Ausführungen auf S. 39 der vorliegenden Arbeit einschließlich Anmerkung 128). Vgl. zu den Quellenangaben Anmerkung 216 auf S. 202 der vorliegenden Arbeit Vgl. LIC 144 Zu vermuten ist, daß bei diesen Samplegrößen die Zahl der übereinstimmend genannten Elemente bei 32 Interviewpartnern niedriger ausfallen dürfte als bei 19. Als „repräsentativ“ können allerdings wohl beide Fallzahlen nicht gelten. Ebd. Vgl. Lynch, Kevin: „Map Distortion With and Without Kernel Expansion“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle /1721.3/35676 (Zugriff: 22.09.2009). Lynch differenziert in diesem Kontext ferner zwischen connected und fragmented maps, wobei er feststellt, daß die regelmäßig verformten Darstellungen tendenziell weniger Details aber mehr Verbindungen zwischen den Einzelelementen aufweisen. Zwar ist allen zwanzig Diagrammen Lynchs jeweils ein Name zugeordnet, dagegen fehlen bei den 14(!) archivierten Skizzen jegliche Hinweise auf deren Urheber (s. Abb. 16–Abb. 29 u. Abb. 30). Ohnehin wird wohl auch das Zustandekommen der differierenden Fallzahlen zu den bleibenden Rätseln zu zählen sein. Werden nämlich in The Image of the City 16 Personen genannt, mit denen intensiver gearbeitet wurde, liegen nur 14 Skizzen digital vor, obwohl Lynch in Karte (4) 32 Skizzen berücksichtigt hat. Demgegenüber werden die Verzerrungen von zwanzig Skizzen analysiert und 19 Interviews für Karte (3) zu Rate gezogen (vgl. LIC 142; Lynch, 14 Maps, a.a.O.; Ders., Map Distortion, a.a.O. Vgl. hierzu auch Anmerkung 201 auf S. 201 der vorliegenden Arbeit

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254 Vgl. Alonso, Report, a.a.O, S. 16ff 255 Selbst Alonso räumte bereits 1956 ein, daß man wahrscheinlich nicht ohne das Medium Computer auskomme, vgl. ebd., S. 16. 256 Dieses Beispiel – wie auch dasjenige der in Anmerkung 258 angesprochenen Manimals – dient lediglich der knappen Skizzierung der Möglichkeiten und Grenzen digitaler Bildverarbeitung. Eine inhaltliche Bewertung der zitierten Beispiele wird damit nicht vorgenommen. 257 Vgl. http://www.beautycheck.de/cmsms/index.php/morphen-der-gesichter (Zugriff: 20.10.2009) 258 Es ist zum Beispiel durchaus möglich, weitaus größere Differenzen als die Nuancen zwischen zwei menschlichen Gesichtern gleichen Geschlechts und etwa gleichen Alters miteinander zu morphen. Denkbar wäre zum Beispiel die Überlagerung eines Menschengesicht mit einem Tierkopf, da auch hier hinreichend viele Referenzpunkte (Augen, Nasenspitze etc.) gegeben sind. Als im Architekturkontext prominent gewordenes, in diesem Kontext aber irreführendes Beispiel sei an dieser Stelle auf die sogenannten Manimals des chinesisch-amerikanischen Künstlers Daniel Lee verwiesen. Lee hatte u.a. 1993 eine Serie von zwölf fotorealistischen Porträts geschaffen, bei denen er die Physiognomie der fotografierten Personen dem chinesischen Tierkreiszeichen ihres Geburtsjahres angenähert hatte. Das niederländische Architekturbüro UNStudio hatte das Manimal vom Jahr des Büffels als Metapher für ihr durch digitale Technologien inspiriertes Arbeits- und Entwurfsprinzip der Hybridization – der Verschmelzung eigentlich unzusammengehöriger Elemente – benutzt und als Titelbild ihrer Monografie MOVE verwendet. Die Architekten hatten verbreitet, das Bild sei „a computergenerated image of the hybridization of a lion, a snake and a human“, und damit suggeriert, es sei das Ergebnis eines Morphingprozesses. Dagegen erklärte Lee, er habe nicht die Fotos von Mensch und Tier überlagert, sondern vielmehr die menschlichen Porträts intuitiv in Photoshop so verzerrt, daß erkennbare Ähnlichkeiten mit dem betreffenden Tierzeichen erzielt wurden (vgl. Abb. 33 sowie zu UNStudio: van Berkel, Ben/Bos, Caroline: MOVE, Amsterdam 1999, und Dies.: „Hybridization“; URL: http://www. unstudio.com/uploads/fckconnector/6fd1215b-4d3b-49c9-93fc-36c9cbeb0e10; zu Lee: http://www.daniellee.com/Manimal.htm u. http://www.daniellee.com/interview.htm (Zugriff alle: 28.11.2009). 259 … insbesondere bei Einbeziehung der Skizze von Interviewpartner 2, vgl. Abb. 17 260 Vgl. LIC 87 sowie Anmerkung 96 auf S. 193 der vorliegenden Arbeit. 261 Lynch ließ die Reihenfolge, in der die Skizzen entstanden, von seinem Team mittels eigens entworfener Symbole erfassen (vgl. Abb. 8 rechts sowie die Ausführungen auf S. 29 der vorliegenden Arbeit einschließlich Anmerkung 71). 262 Zitat u. vgl. LIC 86f 263 Vgl. ebd. Appleyard verallgemeinert dagegen später – wie es scheint etwas verkürzt –, die Einwohner von Boston strukturierten tendenziell ihre Vorstellungsbilder nach separaten districts; die von Los Angeles nach dem Straßenraster und jene von Jersey City nach den Hauptstraßen und dem Blick auf Manhattan (vgl. Appleyard, Donald: „Styles and Methods of Structuring a City“, in: Environment and Behavior, 2/1970, S. 100–117, hier: S. 100). 264 Vgl. ebd. 88f 265 Vgl. Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: u.a. S. 205 sowie die Ausführungen ab S. 143 der vorliegenden Arbeit

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266 Vgl. Downs/ Stea, Maps in Minds, a.a.O., hier: S. 214ff. Dabei dürfte Mr. Stock bei Lynch unter Kategorie d) fallen, während Mrs. Stock, deren Leben sich um das neue Haus herum organisiert, Kategorie b) zuzurechnen wäre. 267 Wenngleich Downs und Stea in ihre Publikation den wissenschaftlichen Duktus bewußt vermeiden, suchen sie doch all diese Themen anzusprechen. 268 Wechsler, Judith: „Gyorgy Kepes“ in: Hayden Gallery et al. (Hrsg.): Gyorgy Kepes: The MIT Years, 1945–1977. Paintings, Photographic Work, Environmental Pieces, Projects at the Center for Advanced Visual Studies, Cambridge, MA/London 1978, S. 7–19, hier: S. 8. Vgl. zu allen weiteren biografischen Angaben ebd. sowie: Finch, Elizabeth: „Center for Advanced Visual Studies. A brief history“, MIT, o.J.; URL: http://cavs.mit. edu/MEDIA/CenterHistory.pdf; ferner auch die Ausführungen zu Lutz Dammbecks Recherchen im Rahmen seines Dokumentarfilms Das Netz unter http://www.t-h-e-ne-t.com/html/_film/them/_them_mit.htm (Zugriff beide: 04.09.2009) 269 Der fünfminütige Film ist u.a. zu sehen unter http://www.sfmoma.org/multimedia/ videos/1 (Zugriff: 18.03.2010). 270 Vgl. hierzu Kepes, Gyorgy (Hrsg.): Education of Vision, London 1965; Ders. (Hrsg.): The Nature and Art of Motion, London 1965; Ders. (Hrsg.): Structure in Art and in Science, London 1965; Ders. (Hrsg.): The Man-Made Object, London 1966; Ders. (Hrsg.): Sign, Image and Symbol, London 1966, sowie Ders. (Hrsg.): Module, Proportion, Symmetry, Rhythm, London 1966 271 Vgl. „Gyorgy Kepes, founder of CAVS, dies at 95“, in: MIT news, January 16, 2002; URL: http://web.mit.edu/newsoffice/2002/kepes.html (Zugriff: 20.10.2009) 272 Vgl. LIC 1f, 117 u. 118 273 Deutlich wird dies u.a. auch am Boston Harbor Project als erstem Projekt des C.A.V.S.; vgl. hierzu auch Collins Goodyear, Anne: „Gyorgy Kepes, Billy Klüver, and American Art of the 1960s: Defining Attitudes Toward Science and Technology“, in: Science in Context, 17/2004, S. 611–635. 274 Vgl. Kepes, Gyorgy: Language of Vision, Chicago 1944, u.a. S. 6, 17, 46 275 Ebd., S. 14f 276 Zu den Unterschieden zwischen Kepes und Lynch dürfte wahrscheinlich ihr jeweiliges Verhältnis zum Naturbegriff zählen. Während Kepes wiederholt auf die Beziehung Mensch – Natur zu sprechen kommt, und auch die vom Menschen gestaltete Umwelt als „true nature“ begreift – „a higher nature, whose forms are impregnated with human understanding“ –, spricht Lynch in der Regel von environment, nur selten von nature. In seinen „Notes on City Satisfactions“, benennt er zwar zum Beispiel Wasser, Vegetation, Erde und Felsen als „natural“ elements, setzt dabei aber „natural“ in Anführungszeichen und verzichtet zudem bewußt auf weitere Vertiefungen zum Thema „natural“ vs. „artificial“; vgl. Kepes, Gyorgy: „The Creative Discipline of Our Visual Environment“, in: College Art Journal, 7/1 1947, S. 17–23, hier: S. 18, sowie Lynch, Notes, a.a.O. 277 Dafür gehen ihm offenbar die beiden Gegenstände doch zu weit auseinander (vgl. LIC 91). 278 Vgl. ebd. 184. The New Landscape war der Titel einer Ausstellung, die Kepes bereits 1951 am MIT organisiert hatte. Hier wurden Bilder aus Kunst, Architektur und Stadtentwicklung technisch-medialen Visualisierungen naturwissenschaftlicher Phänomene gegenübergestellt. Das Buch The New Landscape in Art and Science stellt eine Erweiterung der Ausstellung um zahlreiche Essays – u.a. von Sigfried Giedion, Walter Gropius, Fernand Léger – dar. Es erschien 1956, die Manuskripte hätten aber – wie Kepes erklärt

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– bereits 1952 fertiggestellt vorgelegen (vgl. Kepes, Gyorgy: The New Landscape in Art and Science, Chicago 1956, S. 9, sowie Wechsler, Gyorgy Kepes, a.a.O., hier: S. 12f). 279 Ebenso überrascht es, daß Lynch in den Autorenangaben zum kurz nach The Image of the City erschienenen Sammelband The Future Metropolis als „codirector of a five-year Rockefeller research project on the perceptual form of the city“ genannt wird, während Kepes, der hier auch mit einem Beitrag vertreten ist, an dieser Stelle auf jeglichen Hinweis auf das Projekt verzichtet hat (vgl. Rodwin, Lloyd (Hrsg.): The Future Metropolis, New York 1960/61, S. 252). 280 LIC vi. Dagegen findet sich 1962 im Vorwort zu Site Planning folgende Anmerkung: „Gyorgy Kepes and his ideas are present as always“ (Lynch, Kevin: Site Planning, Cambridge, MA 1962, S. v) und 1984 heißt es zudem im Vorwort der gemeinsam mit Gary Hack veröffentlichten dritten Auflage: „[…] the ideas of Gyorgy Kepes have been fundamental“ (Lynch, Kevin/Hack, Gary: Site Planning (3. Aufl.), Cambridge, MA 1984, S. vi). 281 Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 4 282 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 26 283 Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247 284 Vgl. Kepes, New Landscape, a.a.O., S. 16 285 Der Amerikaner Lynch begab sich also in den ursprünglichen Kulturkreis von Kepes und praktizierte dort ausgiebig, was der Europäer Kepes zur selben Zeit im amerikanischen Exil niederschrieb – wenngleich hier signifikante Unterschiede hinsichtlich des erlebten Gegenstandes bestehen: Kepes richtete mit Sonne, Mond, Blumen und Bäumen sein Augenmerk auf die Natur, während sich Lynch primär der gebauten Umwelt aussetzte. 286 Ebd., S. 18 287 Ebd., S. 19. Diese Haltung bildet auch die Grundlage für den von Kepes angestrebten Konnex zwischen Wissenschaft, Technik und Kunst. 288 Vgl. ebd., S. 18f 289 Vgl. alle ebd., S. 29ff 290 Vgl. Navarro Baldeweg, Juan: „Hommage an Gyorgy Kepes“, in: lighting fields, 4, o.J. [Firmenzeitschrift des italienischen Lampenherstellers Artemide], S. 12–19, hier: S. 15; URL: http://www.static.artemide.net/downloads/lightning%20fields_lightscape.pdf (Zugriff: 04.10.2009) 291 Vgl. http://www.judithwechsler.com/cv (Zugriff: 10.10.2009) 292 Vgl. Wechsler, Gyorgy Kepes, a.a.O., hier: S. 13f 293 Vgl. hierzu Anmerkung 12 auf S. 187 der vorliegenden Arbeit 294 Vgl. hierzu etwa Arnheim, Rudolf: Lebenslauf. Geschrieben 1981; URL: http://www. soziales.fh-dortmund.de/diederichs/arnforum/arnheiml.htm (Zugriff: 09.12.2009) 295 Vgl. Lynch, Progress Report a.a.O., S. 26. Dokumentiert ist dieses Gespräch oder ein anderes Feedback von Arnheim jedoch offenbar nicht. Zumindest finden sich unter den aufbereiteten Dokumenten des MIT-Archivs nur kurze Transkriptfragmente der im Herbst 1954 geführten Diskussionen mit John Cage, James T. Farrell und Andreas Feiniger, die jedoch weitgehend von Gyorgy Kepes geleitet wurden. Lediglich an einer Stelle widerspricht Lynch Feiniger, der sich – wie Farrell auch – für die Sensibilisierung und Bildung der Öffentlichkeit ausspricht, dabei aber funktionalistisch argumentiert und ästhetische Fragen als sekundär erachtet. Lynch entgegnet darauf: „Aesthetics has been an important motive in accompanying major planning schemes. I agree with you

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that directly functional aspects of the city must be solved, but we do disagree on whether there are values in the city beyond this or whether beauty rises automatically from functional fulfillment.“ (Kepes, Gyorgy (1954): „Urban Form Seminar“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Notes, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 5; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35673 (Zugriff: 22.09.2009) Vgl. hierzu: Appleyard, Donald: „Motion, Sequence and the City“, in: Kepes, Gyorgy (Hrsg.): The Nature and Art of Motion, New York 1965, S. 177–192, hier: Fußnote 3 Das Thema „Lynch, Arnheim und die Gestaltpsychologie“ wäre sicher ein interessanter Gegenstand einer eigenen Untersuchung, zumal auch der Cottbuser Architekturtheoretiker Eduard Führ betont, daß Lynch „die gestaltpsychologischen Ansätze direkt in die Architektur umgesetzt und daraus eine städtebauliche Entwurfstheorie entwikkelt“ habe, wobei Führ in diesem Kontext explizit auf Arnheim verweist. Es müßte dann aber auch eingehend untersucht werden, warum Lynch sich nicht auf Arnheim und die Gestaltpsychologen, sondern auf die „transactional psychologists“ bezog (vgl. Führ, Eduard Heinrich: „Die Kunst des Konjunktivs. Plädoyer für eine selbstbewußte Theorie der Architektur“, in: Architektur denken. 40 Jahre kritische Architekturtheorie – 40 Jahre Igma. Wolkenkuckucksheim, 2/2009; URL: http://www.tu-cottbus.de/ theoriederarchitektur/Wolke/wolke_neu/inhalt/de/heft/ausgaben/208/Fuehr/fuehr. php (Zugriff: 10.12.2009), sowie die Ausführungen auf S. 106f der vorliegenden Arbeit einschließlich Anmerkung 408. Arnheim, Rudolf: The Dynamics of Architectural Form, Berkeley/Los Angeles 1977, S. 114ff. Bezeichnend ist an diesem Zitat u.a., daß Arnheim 1977 mit „urban environment“ zuerst die süddeutsche Kleinstadt Nördlingen assoziiert, die auch heute noch als paradigmatisches Beispiel der konzentrischen mittelalterlichen Stadt gilt. Vermutlich wählte Arnheim dieses Beispiel, weil sich daran gut der Zusammenhang zwischen Textur und Struktur, zwischen filmähnlichen Wahrnehmungssequenzen und überblicksartigen mental maps verdeutlichen läßt. Vgl. LIC 102. Vgl. Arnheim, The Dynamics, a.a.O., S. 117f. Arnheim geht an dieser Stelle noch auf Jean Piaget ein, der sich aus entwicklungspsychologischer Perspektive mit diesen Fragen auseinandergesetzt hatte. … so zum Beispiel im Kontext seiner Erörterungen zum Verhältnis von Zwei- und Dreidimensionalität oder zur Repräsentation von Raumsequenzen aufgrund motorischer Erfahrungen (vgl. ebd., S. 57ff sowie 151ff). So finden sich Punkte, die handschriftlich mit einem Kreuz oder Minuszeichen versehen sind, sowie auch Zuweisungen von Initialen, die meisten davon lauten entweder „G.K.“ oder „K.L.“ Als weitere Initialen erscheinen „M.R.“ und „A.L.“, womit Malcolm Rivkin und Alvin Lukashok gemeint sein könnten, mit denen Lynch während der Projektlaufzeit je einen separaten Artikel veröffentlichte (vgl. Lynch, Kevin/ Kepes Gyorgy (1954): „A Framework for the Form of City Study and some Topics of Study“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Early Steps, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 3ff; URL: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/35628; Zugriff: 22.09.2009). Vgl. alle ebd Vgl. alle Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 4f

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305 Dabei fällt auf, daß die Skizzierung dieses Teilprojekts deutlich kürzer ausfällt als die gemeinsam geplante small-area study und Lynchs Studie zur Orientierung; vgl. ebd., zum Titel des Teilprojekts von Kepes S. 20. 306 Vgl. Kepes, Gyorgy (1955): „Letter to Kevin Lynch from Gyorgy Kepes“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, General Statements (2 of 2), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/35702 (Zugriff: 22.09.2009) 307 Dagegen wurde auf Hinwirken von Kepes offenbar eine geplante Teilstudie zu den natural elements verworfen, deren Einbeziehung Lynch in seinen „Notes on City Satisfactions“ angeregt hatte. Im Brief wiederholt Kepes dazu offenbar schon früher geäußerte Bedenken, „that this study was running parellel [sic!], but not converging with our major task“ (ebd., S. 2f). 308 Diese Konzentration auf ursprünglich zwei Gebiete geht auch aus folgender Skizze aus dem Jahr 1953 hervor: Lynch, Research Proposal, a.a.O., S. 2. 309 Vgl. Kepes, Letter, a.a.O, S. 2f 310 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 11 311 Vgl. hierzu: Lynch, Kevin/Rivkin, Malcolm: „A Walk Around the Block“ (1959), in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 185–204. Rivkin erlangte 1956 am MIT einen Master und 1964 einen PhD in City Planning; vgl. hierzu das Alumni-Portal des MIT-Department of Urban Studies and Planning; URL: http://dusp.mit.edu/p. lasso?t=7:6:0&detail=135 (Zugriff: 11.11.2009), sowie ferner zur Vita von Malcolm D. Rivkin: National Research Council (U.S.): A Review of the Florida Keys Carrying Capacity Study, Washington, DC 2002, S. 59 312 Es ist natürlich gut möglich, daß sich in den noch nicht digitalisierten Materialien des MIT-Archivs derartige Hinweise finden lassen. Nach einer Aussage von Donald Appleyard kann jedoch zumindest als relativ sicher gelten, daß die bereits erwähnte Laufzeitverlängerung bis 1959/60 ohne Kepes erfolgte: Appleyard schreibt: „I remember a disappointed and somewhat angry audience at one of the first Harvard Urban Design Conferences hearing from Kepes that there was still nothing to report. Three years later, in 1960, after all the research assistants had left, Lynch, writing alone, came out with The Image of the City“; Appleyard, Major Published, a.a.O, hier: S. 551 (s. zur Laufzeitverlängerung des ursprünglich bis 1957 angelegten Projekts Anmerkung 48 auf S. 190). 313 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 4 u. S. 6, sowie Kepes, New Landscape, a.a.O., S. 20. 314 Vgl. Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 4. 315 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 29. 316 Dazu zählte u.a. die ebenfalls getestete und anschließend verworfene Anregung, Negativmodelle der Freiräume der zu untersuchenden Gebiete zu erstellen. Im Zwischenbericht wird jedoch ohne detaillierte Begründung die Arbeit mit „solid model[s] of what is in reality the empty spaces between structures“ als „failure in communicating the spatial sensation in the area“ herausgestellt; vgl. ebd., S. 28, sowie zum Memo: Kepes, Gyorgy: „Morphological Aspect of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Small Area Study, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35686 (Zugriff: 19.09.2009).

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317 Dieses Verfahren könnte man als frühe Antizipation des heutigen Google Street View deuten; vgl. hierzu: http://maps.google.com/intl/de/help/maps/streetview/ (Zugriff: 10.10.2009). 318 Vgl. hierzu die Anmerkungen in der Online Collection der MIT Libraries; URL: http:// libraries.mit.edu/digital/lynch/index.html (Zugriff: 19.09.2009) 319 Insofern bleibt – ganz unabhängig von der zeitlichen Dimension – das image, das der Leser, der Boston nicht kennt, aufgrund von Lynchs Publikation generieren kann, doch recht abstrakt, was – gemeinsam mit den bereits angesprochen signethaften Grafiken – möglicherweise sogar der Übertragbarkeit der hier angestellten formalästhetischen Überlegungen in andere Kontexte zuträglich war. Dennoch wäre es zum Beispiel – schon aus Gründen einer besseren Nachvollziehbarkeit – wünschenswert gewesen, die Fotos, welche den Interviewpartnern im Rahmen der Fotoerkennungstests vorgelegt wurden, im Anhang von The Image of the City abzudrucken; vgl. zu den Bildern Bichajians in The Image of the City auch den Bildnachweis: LIC 194. 320 Vgl. Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., hier: S. 202f 321 Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 27 322 Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 5 323 An anderer Stelle im Zwischenbericht heißt es hierzu: „A series of photographs has been made of the neighborhood of Copley Square, showing all the approaches into the square at intervals of fifty feet. This is being supplemented with coverage of the facades, details, pavements, activities, and view in various directions. These photographs document the visual aspect of the area in great detail, as well as showing very clearly how the city shapes change and flow one into another as they are seen in sequence.“ Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 9 u. S. 28. 324 Vgl. Kepes, Letter, a.a.O., S. 3 325 Dies läßt vermuten, daß die Verwaltung der Finanzen des gemeinsamen Projekts Lynch oblag, der offenbar keinen zweiten Fotografen eingestellte – zumindest finden sich im digitalisierten Teil des MIT-Archivs nur Fotos von Bichajian; vgl. http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/33656 (Zugriff: 19.09.2009). 326 Douglas Harper verweist zum Beispiel auf die aus Europa stammende Tradition fotodokumentarischer Arbeiten, die sich um die Wende zum 20. Jahrhundert auch in den USA etabliert hatte, von der Soziologie jedoch – inkl. der Chicago School – weitgehend ignoriert wurde. Auch in Ethnologie und Anthropologie – deren Arbeiten Lynch ja als inspirierend empfand – bildeten diese Ansätze zum Zeitpunkt von The Perceptual Form of the City noch die Ausnahme. Harper benennt hier Gregory Batesons und Margaret Meads Arbeit Balinese Character als „monument to photograph analysis“, bei dem die Kamera räumliche Verhältnisse effektiver festhalte als verbale Beschreibungen, was aber kaum Nachahmer fand; vgl. Harper, Douglas: „Visual Sociology: Expanding Sociological Vision“, in: Blank, Grant/McCartney, James L./Brent, Edward (Hrsg.): New Technology in Sociology. Practical Applications in Research and Work, New Brunswick, NJ 1989, S. 81–97, hier: S. 85, sowie Bateson, Gregory/Mead, Margaret: Balinese Character. A Photographic Analysis, New York 1942. 327 Vgl. Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., S. 202f sowie die entsprechende Fotovorlagen: KL_000382 (Arlington Street: Vereinfachungen in der Fassade, Werbetafel „Neals“ vs. Metroschild „MTA“); KL_000455 bis KL_000460 (Boylston Street: Re-Positionierung der Straßenuhr, Weglassen von Laternen und Menschen, Abstraktion Fassaden) und

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KL_000569 (Newbury Street: Weglassen der Straßenlaterne, Ergänzung Gebäudekante li. oben); URL Fotos: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/33656 (Zugriff: 14.10.2009). 328 Vgl. u.a. die Anmerkung zu den Vorteilen der Skizzen gegenüber den Fotos: Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 42 329 Auf die breite Diskussion zum dokumentarisch-objektiven Charakter der Fotografie kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden (vgl. hierzu stellvertretend: Barthes, Roland: La Chambre claire. Note sur la photographie, Paris 1980, sowie Belting, Hans: „Die Transparenz des Mediums. Das photographische Bild, in: Ders.: Bild-Anthropologie, München 2001, S. 213–239). Diese Problematik war aber auch immer wieder Thema bei der Entwicklung von bildorientierten qualitativen Forschungsmethoden (vgl. hierzu: Harper, Douglas: „Fotografien als sozialwissenschaftliche Daten“, in: Flick, Uwe/von Kardorff, Ernst/Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, Reinbek bei Hamburg 2000, S. 402–416). 330 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 12f 331 Vgl. Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 5. Dagegen wurde bereits in der nächsten Forschungsarbeit mit dem Medium Film gearbeitet (vgl. Appleyard/Lynch/ Myer, The View, a.a.O., S. 27ff). 332 Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 28. 333 Vgl. oben zitierte Passage eingangs dieses Kapitels (Quelle: Anmerkung 275 auf S. 207). 334 Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 13 335 Vgl. ebd., S. 16 u. 20 336 Vgl. hierzu die Skizzierung der Entwicklung dieser Elemente ab S. 46 der vorliegenden Arbeit. 337 … wenngleich Kepes selbst später das Problem der Orientierung im Zusammenhang mit rhythmisch wiederkehrenden Elementen im Stadtgefüge thematisierte (vgl. Kepes, Gyorgy: „Notes on Expression and Communication in the Cityscape“, in: Rodwin, Lloyd (Hrsg.): The Future Metropolis, New York 1960/61, S. 190–212, hier: S. 211. 338 Im terminologischen Dreieck von Orientierung, Kommunikation und Bedeutung plädierte Kepes für eine klare Trennung zwischen „information gained from forms, patterns, not intended as a message, and information gained from messages consciously aimed at being information“ – so, wie man zwischen den expressiven Merkmalen einer Hand und dem bewußten Ausdruck einer Geste unterscheide (vgl. Kepes, Letter, a.a.O., S. 3f). Lynch ging dagegen im Zwischenbericht – und auch später in The Image of the City – weniger von den Bedeutungen aus, die den Elementen einer Stadt bewußt eingeschrieben sind und die Kepes mit der Hand-Metapher in ihrer zeitlichen Dynamik zu fassen sucht. Lynch sah vielmehr den Benutzer, der sich selbst zur Stadt positioniert und den Strukturen seine Bedeutungen zuweist, welche sich seines Erachtens dem planerischen Zugriff weitgehend entzieht (vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O, S. 14 u. S. 18, sowie LIC 8f, 125f). 339 Vgl. zum Begriff imageability die Ausführungen ab S. 23 der vorliegenden Arbeit. 340 Wie stark er letztlich den Projektzwischenbericht aufgrund von Kepes' Brief hin überarbeitete, ist nur schwer nachzuvollziehen, weil sich Letzterer ganz offensichtlich auf eine nicht erhaltene Vorversion bezog. Deutlich wird dies an punktuellen, im Bericht ausgeführten Änderungsvorschlägen; vgl. Kepes, Letter, a.a.O, S. 1, und Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 35 (zum Beispiel Wiener Prater statt Tiergarten Berlin, Begriff contemplation).

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341 Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 7 342 Beide ebd., S. 7f 343 In Gyorgy Kepes: The MIT Years wird folgende Quelle genannt: Kepes, Gyorgy: „Meaning of Architecture as Visual Form“, in: Spectrum, 5, Nr. 11, 1955, [o.S.] (vgl. Hayden Gallery et al. (Hrsg.): Gyorgy Kepes: The MIT Years, 1945–1977. Paintings, Photographic Work, Environmental Pieces, Projects at the Center for Advanced Visual Studies, Cambridge, MA/London 1978, S. 93). Der Text war aber auch nach gezielten Nachfragen am MIT/C.A.V.S. sowie im weiteren Umfeld leider nicht auffindbar. 344 Vgl. Kepes, Notes, a.a.O (Erstverweis: s. Anmerkung 337 auf S. 212). Der Sammelband selbst ist mit eine Copyrightvermerk von 1960 versehen, verweist aber auf die Ausgabe Winter 1961 von Daedalus. Journal of the American Academy of Arts and Sciences, deren Gasteditoren Rodwin und Lynch waren. Der Artikel von Kepes wurde auch nochmals (unter Weglassen der Zwischenüberschriften) abgedruckt in: Arts & Architecture, August 1961, S. 16, 17, 28 (Teil 1), sowie September 1961, S. 14ff (Teil 2). 345 Auch die von ihm im Rahmen des Forschungsprojekts untersuchten Orte in Boston werden im Essay nicht thematisiert, Boston selbst findet nur einmal kurz im Zusammenhang mit der Feststellung Erwähnung, daß das John Hancock Building einen zu großen Maßstabssprung zu seiner Umgebung darstellt (vgl. ebd., hier: S. 200). 346 In diesem Punkt wird Kepes auch seiner Rolle als Vermittler zwischen Technik und Kunst, Rationalität und Kreativität durchaus gerecht. Dagegen wirken seine kritischen Notizen zum fahrenden und stehenden Automobil – Kepes beklagt die aggressive Dynamik und stört sich am „clash of colors“, Chromglanz und den chaotischen Geometrien der Autos – vor diesem Hintergrund doch, zumindest aus heutiger Sicht, reichlich konservativ (vgl. ebd., hier: S. 203ff). 347 Vgl. ebd., S. 190ff 348 Vgl. u. Zitat: Ebd., S. 195f 349 Ebd., hier: S. 191 350 Ebd., hier: S. 193 351 Ebd., hier: S. 194 352 Ebd., hier: S. 212f 353 Vgl. Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O., hier: S. 113f 354 Allerdings finden sich auch Indizien dafür, daß dies – wie Wagner ebenfalls anmerkt – später weniger deutlich ausgeprägt gewesen sei. So wurden beispielsweise in der zweiten Auflage von Site Planning die ursprünglichen Kapitel 5, „Visual Form“, und 6, „Light, Noise and Air“, zu „Sensual Form“ (jetzt Kap. 9) zusammengefaßt (vgl. Lynch, Site Planning, a.a.O., S. 55ff u. 88.ff, sowie Ders., Site Planning. Second Edition, Cambridge, MA/London 1971, S. 189ff). 355 Vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 99 356 Es sei an dieser Stelle noch einmal auf die bereits angesprochenen begrenzten Mittel verwiesen: Das Projekt war ursprünglich auf eine Laufzeit von drei Jahren terminiert und erhielt hierfür 85000 US-Dollar von der Rockefeller Foundation (vgl. hierzu nochmals Rockefeller Foundation Annual Report, 1954, a.a.O., S. 265). 357 In diesem Kontext sei nochmals angemerkt, daß die Wertschätzung der visuellen Erscheinung physischer Gegebenheiten zumindest bei Architekten als disziplinäre Grundkonstante betrachtet werden kann. Das Außergewöhnliche – das innovative Moment – bei Lynch, der bekanntlich, zumindest in Teilen, eine recht elitäre Architek-

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tenausbildung erfahren hatte, bestand in seinem Anliegen, über rein visuelle Kompositionen hinauszugehen. Vgl. Lynch, Notes, a.a.O., hier: S. 135 Vgl. ebd., hier: S. 144ff aufgeführt unter signs of life als einem Unterpunkt von warmth and attachment; vgl. ebd., hier: S. 142 unter dem Punkt stimulus and relaxation, der – soziokulturell perspektiviert – das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit, gemeinschaftlichen Aktivitäten und individueller Freiheit thematisieren soll; vgl. ebd. alle verhandelt unter den Punkten sensual delight (Lynchs Kommentar hierzu: „All the satisfactions of order, variety, rhythm, contrast, relation: thru all the senses.“), interest und movement; vgl. ebd., S. 144ff Beide: Lynch, Kevin (1951): „A study on the Visual Form of Cities“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Early Steps, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 1; URL: dome.mit.edu/handle/1721.3/35648 (Zugriff: 22.09.2009) Der Fokus von Kepes auf die visuelle Dimension kulminiert sehr deutlich in folgender Formulierung: „There is much evidence that vision is itself a mode of thinking.“ Kepes, New Landscape, a.a.O., S. 17. Wechsler, Gyorgy Kepes, a.a.O., hier: S. 12 Ebd. In The New Landscape in Art and Science nennt Kepes übrigens eine Reihe von Autoren und Werken, die ihn selbst maßgeblich beeinflußt haben, darunter, D' Arcy Thompson, László Moholy-Nagy, Le Corbusier, James J. Gibson und Ernst Cassirer. Im Gegensatz zu Language of Vision (vgl. Anmerkung 274 auf S. 207) nennt er die Gestaltpsychologen hier nicht mehr (vgl. Kepes, The New Landscape, a.a.O., S. 11). Vgl. Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O., hier: S. 114 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 2 Vgl. hierzu LIC 78f, 105 Lipps wurde zwar in München Lehrstuhlnachfolger von Carl Stumpf, dessen Schüler Köhler, Koffka und Wertheimer waren; er distanzierte sich aber von zentralen Begriffen der Gestalttheorie, versuchte in München eine eigene Lipps-Schule zu begründen und wurde seinerseits wiederum von Köhler und Koffka attackiert; vgl. LIC 10; Stern, Paul: „On the Problem of Artistic Form“, in: Logos, V, 1914–15, S. 165–172; ferner zu Lipps und Stern: Smid, Reinhold N.: „Ähnlichkeit als Thema der Münchener LippsSchule“, in: Zeitschrift für philosophische Forschung, 37/4, 1983, S. 606–616 (hier insbes. S. 606 u. 610f), sowie Pratt, Carroll C.: „Wolfgang Köhler, 1887-1967 – Einführung“, in: Köhler, Wolfgang: Die Aufgabe der Gestaltpsychologie, Berlin/New York, 1971, S. 3–21, hier: S. 18, und zu Stumpf: Ash, Mitchell G.: Gestalt Psychology in German Culture, 1890–1967. Holism and the Quest for Objectivity, Cambridge, MA 1998, S. 28ff u. 113ff. Vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 141 der vorliegenden Arbeit Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 112f der vorliegenden Arbeit Vgl. Beinart, Julian (1956): „The Morphological Study of the City. An Analysis of the Perceptual Devices“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Small Area Study, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: dome. mit.edu/handle/1721.3/35633 (Zugriff: 22.09.2009)

375 Vgl. hierzu u.a. Neumeyer, Fritz: „Im Zauberland der Peripherie: Das Verschwinden der Stadt in der Landschaft“, in: Westfälischer Kunstverein Münster (Hrsg.): Die verstädterte Landschaft. Ein Symposium, München 1995, S. 31–43 376 Wertheimer, Max: „Über Gestalttheorie“, Vortrag vor der KANT-Gesellschaft, Berlin, am 17. Dezember 1924, abgedruckt in Philosophische Zeitschrift für Forschung und Aussprache, 1/1925, S. 39–60; URL: http://www.gestalttheory.net/gta/Dokumente/gestalttheorie.html (Zugriff: 17.10.2009) 377 Vgl. Lynch/Kepes, A Framework, a.a.O., S. 3 378 Vgl. Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 7 379 LIC 8 380 Wenn Lynch schreibt (vgl. ebd. 12): „[…] we must learn to see the hidden forms in the vast sprawl of our cities“, dann geht er eben nicht von der Form- und Gestaltlosigkeit dieser Strukturen aus, sondern davon, daß die Rezipienten lernen müssen, sich in diesem (seinerzeit) neuen Raumtypus zurechtzufinden. Gezielte designerische Interventionen können nach seinem Dafürhalten diese Adaptionsprozesse unterstützen, aber indem sich Lynch diesem Problem zuwendet, vollzieht er gerade nicht – wie Wagner unterstellt – einen nostalgisch-romantischen Rückzug in die vergangenen Welten der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städte. In diesem Kontext ist auch die (vielleicht zum Teil zweck-)optimistische Einstellung gegenüber metropolitanen Strukturen zu sehen, die aus dem gemeinsamen Vorwort von Kevin Lynch und Lloyd Rodwin zum kurz nach The Image of The City erschienenen Sammelband The Future Metropolis spricht. Hier – wie u.a. auch in The View from the Road – wird von der grundsätzlichen Gestaltbarkeit dieser Strukturen ausgegangen, was sich an anderer Stelle in der Hoffnung auf „policies that could humanize the real metropolis“ ausdrückt. Vgl. Lynch, Kevin/Rodwin, Lloyd: „A World of Cities“, in: Rodwin, Lloyd (Hrsg.): The Future Metropolis, New York 1960/61, S. 9–16, sowie zu letzterem Zitat: Lynch, Kevin: „The City as Environment (1965)“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 87–95, hier: S. 87. 381 Vgl. hierzu die Ausführungen zur Vielschichtigkeit von Lynchs Bildbegriff ab S. 33 der vorliegenden Arbeit. 382 Vgl. Lynch, Kevin: What Time is this Place?, Cambridge, Mass./London 1972, S. 241 383 Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 131. 384 Zum einen existiert gegenwärtig kein einheitlicher Repräsentationsbegriff (vgl. hierzu stellvertretend: Jamme, Christoph/Sandkühler, Hans Jörg: „Repräsentation, Krise der Repräsentation, Paradigmenwechsel. Skizze eines interdisziplinären Forschungsprogramms“, in: Freudenberger, Silja/Sandkühler, Hans Jörg (Hrsg.): Repräsentation, Krise der Repräsentation, Paradigmenwechsel. Ein Forschungsprogramm in Philosophie und Wissenschaften, Frankfurt/Main et al. 2003, S. 15–45); zum anderen herrscht auch Uneinigkeit, wie weit sich die Wurzeln philosophischer Repräsentationstheorien zurückverfolgen lassen. So macht der auf Kognitionswissenschaft, Entwicklungspsychologie sowie Erkenntnis- und Wahrnehmungstheorie spezialisierte Philosoph Ralph Schumacher eine lange bis auf Aristoteles zurückreichende Tradition der „Bilder im Geiste“ aus. Der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger begreift die Schatten in Platons Höhlengleichnis als „phenomenal mental models“, und nach Auffassung von Gilles Deleuze hat Platon mit seinem Konzept der Ähnlichkeit die Philosophie auf die „domain of representation“ gegründet, während deren Weiterentwicklung das Projekt

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von Aristoteles gewesen sei (vgl. Schumacher, Philosophische Theorien a.a.O., hier: S. 789; Metzinger, Thomas: Being No One, The Self-Model Theory of Subjectivity, Cambridge, Mass. et al. 2003, S. 548, sowie Deleuze, Gilles/Krauss, Rosalind: „Plato and the Simulacrum“, in: October, Vol. 27 (Winter 1983), S. 45–56, hier: S. 50). Demgegenüber weist Eckart Scheerer, der sich als Psychologe Grundlagenproblemen einer interdisziplinären Kognitionsforschung zugewandt hat, in seiner Begriffsgeschichte zur mentalen Repräsentation darauf hin, daß raepresentare in der Philosophie der Antike noch nicht als philosophischer Fachausdruck gebraucht wurde. Auch die allgemeine Differenzierung in mentale und extramentale Repräsentationen – etwa zwischen kognitiven und physischen Karten – sei laut Scheerer erst später erfolgt: „Während der ,Ort` auch der kognitiven Repräsentation anfangs extramental war […], wird sie im Laufe des Mittelalters ,mentalisiert` , der Ort der Repräsentation ist jetzt der Intellekt“ (vgl. u. Zitat: Scheerer, Eckart: „Mentale Repräsentation: Umriß einer Begriffsgeschichte“, in: Sandkühler, Hans Jörg: Repräsentation und Modell. Formen der Welterkenntnis, Bremen 1993, S. 9–38, hier: S. 11 u. S. 17). 385 Die zahlreichen unterschiedlichen Perspektivierungen im Verlauf der Geschichte der Debatte lassen sich an Dichotomien wie Realismus – Nominalismus, Realismus – Idealismus, Realismus – Skeptizismus, Realismus – Konstruktivismus oder Realismus – Relativismus festmachen. Während noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts der Idealismus das gängige Gegenkonzept zum Realismus bildete, stellt der 1978 von Michael Dummett geprägte mehrdeutige Begriff des Antirealismus einen allgemeinen Oberbegriff aller realismuskritischen Positionen dar und verweist gleichzeitig auf den aktuellen Stand der Diskussion. Wenngleich Antirepräsentationalisten wie Richard Rorty nicht nur den Begriff der Repräsentation, sondern auch die gesamte Realismus-AntirealismusDebatte als „pseudo-problems“ ablehnen und grundsätzlich in Abrede stellen, „that the notion of ,representation` […] has any useful role in philosophy“, so handelt es sich hierbei doch um ein philosophisches Grundproblem, das sowohl jegliche Auseinandersetzung mit Repräsentations- als auch mit Raumfragen tangiert (vgl. hierzu Dummett, Michael: Truth and other Enigmas, London 1978; Zitat: Rorty, Richard: Objectivity, Relativism, and Truth, Philosophical Papers, Vol. I, New York 1991, S. 2f). 386 Ebd., S. 9 387 … wobei freilich nach Lynchs Auffassung durch physical manipulations Einfluß auf diesen Erkenntnisprozeß genommen werden kann und soll (vgl. Anmerkung 29 u. 102 auf S. 189 u. 194 der vorliegenden Arbeit. 388 Willaschek, Marcus: Der mentale Zugang zur Welt, Realismus, Skeptizismus und Intentionalität, Frankfurt/Main 2003, S. 1f. Diese erkenntnistheoretische Position stellt selbstredend auch in ihrer alltagsrelevanten Verkürzung nicht in Abrede, daß die genannten physischen Objekte nicht etwa durch menschliches Handeln und diesem Akt vorgängiges Denken beeinflußt (erstellt, gepflegt, zerstört) werden können. Andernfalls müßten sich alle Vertreter der planenden und raumgestaltenden Disziplinen zum Konstruktivismus genötigt sehen. Statt dessen sei an dieser Stelle die (unbewiesene) These gewagt, daß Architekten tendenziell eher zu realistischen Positionen neigen – im Gegensatz etwa zu den Protagonisten kulturwissenschaftlicher mental maps mit starker „Betonung der weltbildenden Aktivität von Subjekten“ (vgl. Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 19). 389 Beide Zitate: Kutschera, Franz von: „Der erkenntnistheoretische Realismus“, in: Sandkühler, Hans-Jörg (Hrsg.): Wirklichkeit und Wissen. Realismus, Antirealismus und

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Wirklichkeits-Konzeptionen in Philosophie und Wissenschaften, Frankfurt/Main 1992, S. 27–40, hier: S. 28 390 Vgl. Freudenberger, Silja: „Repräsentation: Ein Ausweg aus der Krise“ in: Dies./Sandkühler, Hans Jörg (Hrsg.): Repräsentation, Krise der Repräsentation, Paradigmenwechsel. Ein Forschungsprogramm in Philosophie und Wissenschaften, Frankfurt/Main et al. 2003, S. 71–100, hier: S. 96 391 Vgl. Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 15f 392 Vgl. Sandkühler, Hans Jörg: „Pluralismus, Wissenskulturen, Transkulturalität und Recht“, in: Mokrosch, Reinhold/Franke, Elk (Hrsg.): Wertethik und Werterziehung. Festschrift für Arnim Regenbogen, Göttingen 2004, S. 115–140 (zit. n. www.unescophil.uni-bremen.de/texte/Regenbogen-FS-2002.pdf, hier: S. 8 (Zugriff: 29.07.2008)) 393 Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 16 394 Freudenberger, Repräsentation: Ein Ausweg, a.a.O, hier: S. 72 395 Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 16 396 Freudenberger, Repräsentation: Ein Ausweg, a.a.O, hier: S. 71 397 Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 21 398 Freudenberger, Repräsentation: Ein Ausweg, a.a.O, hier: S. 75 399 Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 131 400 Vgl. LIC 6, 11, 118 u. 131. Auch in späterem Kontext wiederholt Lynch nochmals: „[…] perception is a two way process“ (vgl. Lynch, Kevin: „A Process of Community Visual Survey“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 263–286, hier: S. 279). 401 Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 123f der vorliegenden Arbeit 402 Vgl. Ledrut, Raymond: Les images de la ville, Paris 1973, S. 27 403 Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei auch um die Handschrift Lynchs (vgl. zu den diesbezüglichen Implikationen auch Anmerkung 720 auf S. 240 der vorliegenden Arbeit). 404 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 18 405 Vgl. ebd., S. 2 406 Vgl. ebd., S. 13 407 Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 251 408 Vgl. ebd., hier: S. 247. Ohne an dieser Stelle weitere Namen und Quellen zu nennen, dürfte dieser Verweis u.a. auf Franklin P. Kilpatrick abzielen, den Lynch in The Image of the City zitiert (vgl. hierzu LIC 11). 409 Interessant ist allerdings im Kontext derzeitiger Aktualisierungen des vielgestaltigen mental-map-Diskursfeldes die Beobachtung, daß gerade in den „(Neuro-)Kognitionswissenschaften“ eine Konjunktur „[o]ntologisch und epistemologisch hartrealistische[r] Auffassungen von Repräsentation“ zu verzeichnen sei, bei der sich „der Begriff der Repräsentation gegenüber dem ansonsten weitgehenden Paradigmenwechsel als resistent“ erweise (vgl. Freudenberger/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., Vorbemerkung, S. 9–11, hier: S. 9, u. Jamme/Sandkühler, Repräsentation, Krise, a.a.O., hier: S. 18). 410 Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O, hier: S. 103 411 Unter den digitalisierten Archivmaterialien des MIT finden sich allerdings sehr wohl Ansätze für mögliche Vertiefungen der Forschung, zum Beispiel Einbeziehung von verschiedenen räumlich geschulten Personengruppen, wie Verkehrspolizisten, Feuerwehrmännern und Taxi-Dispatchern, oder Fotoanalysen von unterschiedlichen Städten

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mit visuell klar ausgeprägter Struktur. Vermutlich handelt es sich bei den Ausführungen aber um Fragmente einer Projektskizze für eine Verlängerung der Forschungen nach Abschluß einer ersten Phase bis 1955; vgl. Lynch, Kevin: „Proposal for a Major Project on the Means of Orientation of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Project – Other Lines, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35636 (Zugriff: 22.09.2009). … wenngleich diese Studien jedoch in unterschiedlichen Kontexten erfolgten, so etwa in Brookline bei Boston (MA) sowie in anderen US-amerikanischen Städten, aber zum Beispiel auch in Venezuela (vgl. hierzu Kapitel II, „Experiencing Cities“, u. III, „Analysis of Visual Form“, in: Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 99ff u. 259ff, sowie ferner Appendix 1 in Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 81ff). Vgl. hierzu „The Travel Journals“ (1952–53), in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 103–134 … und zeigt gleichzeitig, welch starken Einfluß die Reisen durch die italienischen Städte hierauf hatten (vgl. Lynch, Notes, a.a.O.). Vgl. Lukashok, Alvin K./Lynch, Kevin: „Some Childhood Memories of the City (1956)“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 154–173 (Erstveröffentlichung in: Journal of the American Institute of Planners, 22 (3), Sommer 1956, S. 142–152) Vgl. ebd., hier: S. 154 Vgl. ebd., hier: S. 173 Vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 120 der vorliegenden Arbeit Vgl. hierzu Lynch, Kevin (Hrsg.), Growing Up in Cities, Cambridge, MA/London 1977, sowie Anmerkung 545 auf S. 227 der vorliegenden Arbeit Vgl. LIC 158. Unter den Archivunterlagen des MIT findet sich ferner die zweiseitige Transkription eines aufgezeichneten Gesprächs zwischen Kevin Lynch und seinem Sohn während eines gemeinsamen Spaziergangs im Bostoner Back-Bay-Gebiet, auf das Lynch aber sonst keinen Bezug nimmt (vgl. hierzu Lynch, Kevin: „Interview with K Lynch (the younger)“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Interviews: Boylston, Newbury (1 of 2), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36420 (Zugriff: 22.09.2009). In Lynchs Schlußbericht zu The Perceptual Form of the City von 1959 kommt zum Ausdruck, daß bis zu diesem Zeitpunkt bereits grundsätzliche Vorbereitungen zur Erforschung der Highwaysequenzen erfolgt waren. Im Vorwort von The View from the Road wird ferner auf die Förderung durch die Rockefeller Foundation verwiesen (ohne jedoch The Perceptual Form of the City zu benennen beziehungsweise Gyorgy Kepes zu erwähnen); vgl. Lynch, Summary of Accomplishments, a.a.O., S. 4 u. S. 8, sowie vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 2. So werden die Ergebnisse der für The Image of the City im Zentrum von Boston durchgeführten Interviews im Rahmen der Diskussion der Entwurfsmethoden für die Highways benannt und in die bereits an anderer Stelle thematisierte größere Karte integriert (vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 40f). Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 24 Vgl. ebd., S. 27 Vgl. beide ebd., S. 3. u. S. 63

426 Appleyard/Lynch/Myer versuchen hier auf abstrakter Ebene verbal und grafisch eine sequential grammar zu etablieren, die deutliche Assoziationen zu Blenden (zum Beispiel dissolve, fade out/fade in) und Schnittmustern (harter Schnitt, Zwischenschnitt oder cross cutting) aufweist (vgl. ebd., S. 18). Im Gegensatz zum Film besteht aber die Highwayfahrt aus einer einzigen kontinuierlichen Sequenz, entsprechend einer Plansequenz im Film. Während Filmproduzenten – insbesondere die nach HollywoodKonventionen arbeitenden – die Illusion von Kontinuität durch möglichst unmerkliche, weiche Schnitte und Blenden erzeugen, könnte man bei Appleyard/Lynch/Myer von simulierten Schnitten und Blenden in einer Plansequenz sprechen. Ob die Autoren dabei von Rudolf Arnheim beeinflußt waren, der sich bereits gut dreißig Jahre zuvor ausgiebig mit Prinzipien der Montage befaßt und während des Projekts The Perceptual Form of the City von Kepes und Lynch konsultiert worden war, kann in diesem Rahmen nicht geklärt werden (vgl. zu den filmtheoretischen Begriffen: Beller, Hans: „Aspekte der Filmmontage. Eine Art Einführung“, in: Ders. (Hrsg.): Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, München 1993, S. 9–32, insbes. S. 23ff, 27ff u. 29ff; zu Arnheims Ausführungen zur Montage: Arnheim, Rudolf (1932): Film als Kunst, Frankfurt/Main 2002, S. 100ff). 427 Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 11 428 Vgl. ebd., S. 2 429 Asendorf, Christoph: „Verkehrsfluß und Gesellschaftsform. Reichsautobahn und Highway im Konzeptvergleich“, in: Köth, Anke/Minta, Anna/Schwarting, Andreas (Hrsg.): Building America. Die Erschaffung einer neuen Welt, Dresden 2005, S. 271–284, hier: S. 280. Lynch deutete diese Spezifik u.a. mit der eher rhetorisch gemeinten Frage an: „Is urban design un-American?“ (Lynch, Immature Arts, a.a.O., S. 499). 430 Vgl. LIC 144 431 So findet sich beispielsweise unter den Archivmaterialien des MIT eine memory map, welche Lynchs Mitarbeiter Richard Dober 1959 nach einer Fahrradtour in Boston angefertigt hatte, vgl. Dober, Richard (1959): „Memory Map after Bike Tour Through South End, North Port of Back Bay, Beacon Hill, West End: ,7` first week July“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 6, Field Analysis Whole City, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/ handle/1721.3/36533 (Zugriff: 20.09.2009). 432 Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 27 433 Die Fahrt wurde von zwei Mitgliedern des Teams mehrfach wiederholt, die beiden Forscher wechselten sich dabei als Fahrer und aufmerksamer Beobachter auf dem Rücksitz ab. Letzterer zeichnete dabei jeweils die spontanen Äußerungen seiner Eindrücke auf Tonband auf (vgl. ebd.). 434 Für diesen etwa 6 ¾ Meilen langen Abschnitt des Expressways wurden bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 50 km/h (32 mph) 12 ½ Minuten benötigt. Die Versuchspersonen sollten dabei drei Skizzen pro Minute anfertigen (vgl. ebd., S. 27ff). 435 Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 63 436 Vgl. u.a. Lynch, Reconsidering, a.a.O 437 Vgl. hierzu Vgl. McLuhan, Marshall: Understanding Media. The Extensions of Man, New York 1964, sowie Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 13 438 Auch Alison Smithson thematisiert diese Bedingungen in ihrer 1983 erschienen Sammlung von Tagebuchnotizen, sie schreibt: „,Sealed in a glass box on wheels` , we […] do not sense the air outside, smell something only after it has passed through the ventila-

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tion system, we read the weather through the glass of the windscreen or the side windows, feel the sun through this glass, are wonderfully protected from the most violent of storms in the wildest of landscapes” (vgl. Smithson, Alison (1983): AS in DS. An Eye on the Road, Nachdruck, Baden (CH) 2001, S. 17). Vgl. ebd., S. 8 u. S. 13 Ebd., S. 13 Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O. S. 24 Alle Angaben vgl. ebd., S. 17 Vgl. alle ebd.; zu den Filmen und Skizzen vor Ort S. 27; zu Fotos zum Beispiel S. 14f, 20f u. 32f Vgl. ebd. zum Beispiel S. 14f, 22ff u. 30f Hier ist sicherlich der Kritikpunkt der Überkomplexität angebracht. Auch die Autoren räumen ein, man müsse sich erst eingehend damit befassen, bevor man mit der Symbolik vertraut sei und schlagen zu Entwurfszwecken Vereinfachungen beziehungsweise Beschränkungen auf Einzelaspekte vor (vgl. ebd., S. 21 u. 25). Die Diagramme, die jeweils von unten nach oben zu lesen sind, folgen einer regelmäßig gestrichelten vertikalen Linie, die den Zeittakt symbolisiert. Entlang dieser Linie werden nun die unterschiedlichen Symbole abgetragen. Die Höhe der Geschwindigkeit ist zum Beispiel an der Dichte horizontaler Linien ablesbar, Steigungen und Gefälle werden anhand eines sich verbreiternden oder verjüngenden Bandes visualisiert. Seitliche Begrenzungen (zum Beispiel Lärmschutzwände) werden durch dicke schwarze Balken links und rechts des Bandes, am Betrachter scheinbar vorbeiziehende Elemente durch kleine Pfeile dargestellt (vgl. ebd., S. 21ff). Vgl. zu den Verweisen auf Noten und Ballett: ebd., S. 21 u. S. 23. Hinsichtlich der Symbolik verweisen die Autoren auf mehrere Publikationen Thiels, u.a.: Thiel, Philip: „A Sequence-Experience Notation: For Architectural and Urban Spaces“, in: The Town Planning Review, 32/1, April 1961, S. 33–52. In einer einleitenden Notiz (hier: S. 32) erwähnt Thiel sowohl, daß er seit 1951 mit dem Thema befaßt ist, als auch die Zusammenarbeit mit Kepes und Lynch. Unter den MIT-Archivmaterialien zu The Perceptual Form of the City befindet sich ein diesbezügliches Manuskript von Thiel aus dem Jahr 1956 (vgl. hierzu Thiel, Philip (1956): „Notes on a Method of Recording and Analyzing Sequences of Urban Space and Color“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Small Area Study, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954– 1959; URL: dome.mit.edu/handle/1721.3/35627 (Zugriff: 22.09.2009). Thiel verwendete übrigens wiederum in seinem 1961 erschienen Artikel auch diese fünf Elemente in einer vergleichbaren Symbolik (vgl. Thiel, A Sequence-Experience, a.a.O., hier: S. 46). So erfolgen entweder Ausdifferenzierungen der fünf Elemente in zum Teil funktionale Unterkategorien, Ergänzungen um Aspekte wie bebaute und unbebaute Flächen, points of decision, areas of confusion und revolution of field beziehungsweise image blackout und confinement; vgl. ebd., S. 38, S. 41 u. S. 53. Vgl. u.a. LIC 91ff, sowie Lynch/Rivkin, A Walk, a.a.O., hier: S. 202f Dazu die Autoren: „Diagrammatic sketches were often found to be more useful than photographs of skylines, since the camera reduces distant objects out of all proportion to their apparent visual dimensions.“ (Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 42). Vgl. ebd., S. 40

453 Vgl. hierzu Engelkamp, menschliche Gedächtnis, a.a.O., S. 224ff sowie SchumannHengsteler, Entwicklung, a.a.O., S. 130ff 454 Vgl. ebd., S. 24 455 Gemeinsam mit dem Wissensmanagement-Forscher Marvin L. Manheim ermittelte Alexander 26 unterschiedliche Einflußfaktoren auf die Streckenführung, etwa Kosten für Erdarbeiten, Verkehrssicherheit, landschaftliche Attraktivität, Lärmbelastung, Luftverschmutzung, bestehende und geplante Transportwege etc. Für jeden dieser Faktoren bildete er die jeweiligen Implikationen abgestuft in unterschiedlichen Schattierungen in separaten Karten räumlich ab. Aus der Überlagerung dieser Karten – den Schnittmengen der Positiv-Bereiche – erhielt er somit wesentliche Anhaltspunkte zur Optimierung der Trassenführung. Dieser Ansatz wirkt zunächst komplexer als der von Lynch und seinem Team, da er nicht nur nach den ästhetischen Erlebnisqualitäten fragt. Man könnte beide Methoden aber auch als zueinander komplementär verstehen, da es bei Alexander/Manheim um Neuplanung, bei Appleyard/Lynch/Myer zunächst um eine Defizitanalyse bestehender Highways geht. Weiterentwickelt als Entwurfswerkzeug hätte man letzteren Ansatz sicher als einen der Einflußfaktoren in die Arbeit von Alexander integrieren können (vgl. Alexander, Christopher/Mannheim, Marvin L.: The Use of Diagrams in Highway Route Location, Research Report R 62–3, Civil Engineering Systems Laboratory, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, MA 1962). 456 Die Autoren erklären, daß die hier präsentierten Ergebnisse auf eine Reihe von Forschungen zurückgehen, zu wesentlichen Teilen aber auf das am MIT angesiedelte General Motors Highway Transportation Project; vgl. Carr, Stephen/Schissler, Dale: „The City as a Trip. Perceptual Selection and Memory in the View from the Road“, in: Environment and Behavior, 1, Juni 1969, S. 7–35. 457 Ebd., hier: S. 9 458 Sie stellen lediglich abschließend fest, daß „an image of the experience is formed and reconstructed to be used in communication“ (vgl. ebd., hier: S. 33). 459 Vgl. ebd., hier: S. 9f sowie S. 16ff 460 Zur Karte vgl. ebd., hier: S. 23; Zitat: S. 33 461 Ebd., hier: S. 31f 462 Ebd., hier: S. 33 463 Vgl. ebd., hier: S. 32 464 Ebd. 465 Sie schreiben: „It is fashionable in city planning circles these days to deny or downgrade the importance of physical planning and the physical environment. Much of this is a justified reaction on the part of people initially trained in the social sciences against the simple-minded environmental determinism which has been so characteristic of planning and design theory in the past“; ebd., hier: S. 32. 466 Die nachdrückliche Betonung, daß es sich dabei um die „Déesse“ als das französische Kultfahrzeug schlechthin handelt, ist neben dem vielleicht nicht zu vernachlässigenden Aspekt der Selbstinszenierung dem Umstand geschuldet, daß Citroën Netherlands B.V. die Publikation in ihrer auffallend aufwendigen Aufmachung – das Buch ist in der Umrißform der DS gestanzt – finanziert hat. Zwar wird die Wahrnehmung der Umwelt aus dem bewegten Automobil durchaus auch von Dimensionen, Technik und Komfort des jeweiligen Fahrzeugs beeinflußt – auch Appleyard, Lynch und Myer machen in einer Randnotiz auf diesen Zusammenhang aufmerksam (vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 111f der vorliegenden Arbeit) –, doch wird dieser Aspekt in AS in DS etwas über-

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strapaziert. So tritt hier die auf das Kultobjekt gelenkte Aufmerksamkeit in eine intendierte Konkurrenz zu Fragen der Wahrnehmung als eigentlichem Gegenstand, etwa durch Entwurfszeichnungen von DS-Prototypen, Citroën-Firmeninformationen oder wenn der niederländische Architekt Otto Das im Vorwort schreibt: „At the time that the book was written (1972) [the Citroën DS] was the only car that was comfortable enough to enable people to write, make sketches, and take photographs while driving.“ Lynch und sein Team hatten immerhin bereits zehn Jahre zuvor den Gegenbeweis erbracht. Dennoch beschreibt Alison Smithson eindrücklich, wie ihre Kinder bisweilen während der Fahrt im Fußraumbereich des Rücksitzes zeichneten, oder weist darauf hin, daß Art und Weise zwischenmenschlichen Erlebens in einer DS und in einem VW Käfer sich deutlich voneinander abheben (vgl. zu den Angaben Smithson, AS in DS, a.a.O., S. 12f, 15ff, 166 u. 170, Zitat Otto Das: S. 5). Vgl. ebd., S. 15, sowie die entsprechende Formulierung bei Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 3 Vgl. Giedion, Sigfried (1941): Space, Time and Architecture. The Growth of a New Tradition (14. Nachdr. d. 5. Aufl.), Cambridge, MA/London 2002, S. 825 Vgl. Marinetti, Filippo Tommaso: „Le Futurisme“, in: Le Figaro, Paris, Samstag, 20. Februar 1909, [Titelseite, Spalte 1–3, Manifest: Spalte 2–3] (deutsche Fassung u.a. in Baumgarth, Christa: Geschichte des Futurismus, Reinbek b. Hamburg 1966, S. 26f) Gleichzeitig scheint aber die amerikanische Tradition der Automobilnutzung eine ganz eigene zu sein. Mit Verweis auf Pierre Lavedan und Baedekers Reiseführer von 1909 – aus demselben Jahr also, in dem Marinetti der Geschwindigkeit huldigt – macht Bernard Rudofsky auf die amerikanische Gepflogenheit, mit dem Auto zu promenieren, aufmerksam. Der Baedeker empfiehlt hierfür sogar ausdrücklich die Nachmittagsstunden von vier bis sieben (vgl. Rudofsky, Streets, a.a.O., S. 112). Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 110f der vorliegenden Arbeit Vgl. Smithson, AS in DS, a.a.O., S. 16 Vgl. ebd., S. 53 u. 59 Vgl. ebd., S. 1 u. S. 11ff, Peter Smithson spricht in diesem Kontext u.a. von einem „visitors' sense of connection between the form and the use of the city“ (S. 12), was diffus an Lynchs Ausführungen in The Image of the City erinnert. Vgl. zu allen Angaben ebd., S. 17, 51, 55, 103 Arnheims Wahrnehmungstheorie kann an dieser Stelle nicht vertieft werden, vgl. zu Arnheim und Lynch die Ausführungen ab S. 82 der vorliegenden Arbeit. Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 20 und S. 106 der vorliegenden Arbeit 1982 unternahmen Cortázar und Dunlop als Projekt eine Reise von Paris nach Marseille, während der sie auf jedem Rastplatz anhielten und auf jedem zweiten übernachteten, was mehr als einen Monat dauerte (vgl. Dunlop, Carol/Cortázar, Julio: Los autonautas de la cosmopista, o, Un viaje atemporal Paris–Marsella, Buenos Aires 1983). Indem Lüdicke und Lechner tausend mit Reisezielen bedruckte Liegestühle auf einer Restfläche des Autobahnkreuzes Kaiserberg aufstellten und so zum imaginären Perspektivwechsel von der Fahrersicht auf die Autobahn hin einluden, thematisierten sie die permanenten Verweise der nicht zum Aufenthalt bestimmten Transiträume auf andere Orte; vgl.: http://www.duisburger-akzente.de/archiv_2008/de/download/ paradoxien/pressemitteilung_preistraeger_erw.pdf sowie: http://www.raumzeug.de/ altes_aktuell.html (Zugriff: 01.11.2009).

479 Dabei handelt es sich um ein direkt an der italienischen A4 (Mailand–Venedig) bei Bergamo gelegenes Technologiezentrum des Bremsenherstellers Brembo. Der „Kilometro Rosso“ selbst ist bei diesem Projekt eine – durchaus im Sinne von Appleyard/Lynch/ Myer – aus der Autofahrerperspektive inszenierte Lärmschutzwand. Vgl.: http://www. brembo.com/ENG/AboutBrembo/CompanyOverview/KilometroRosso/ sowie: http:// www.kilometrorosso.com/introduzione_eng.php (Zugriff: 01.11.2009) 480 Vgl. hierzu stellvertretend: Kraft, Sabine/Kuhnert, Nikolaus/Uhlig, Günther (Hrsg.): Den Tiger reiten. Projekte und Konzepte zur Automobilität, Arch+ 147, August 1999 481 Lohnend wäre in diesem Kontext sicher auch die Einbeziehung von Learning from Las Vegas von Venturi/Scott Brown/Izenour, die auch kurz auf The View from the Road verweisen (vgl. Venturi, Robert/Scott Brown, Denise/Izenour, Steven: Learning from Las Vegas, Cambridge, MA 1972, S. 9). 482 Vgl. hierzu: Koch, Michael/Sander, Henrik: „Where the heck is urbanity?“, in: Henckel, Dietrich/Pahl-Weber, Elke/Herkommer, Benjamin (Hrsg.): Time. Space. Places, Frankfurt/Main 2006, S. 145–159 483 Vgl. Lynch, What Time, a.a.O., S. 241 484 Ebd., S. 241 485 Vgl. zu Lynchs Nachweisen an anderer Stelle Anmerkung 412 auf S. 218 der vorliegenden Arbeit 486 Alle Angaben: vgl. Lynch, What Time, a.a.O., S. 241f 487 Knapp werden diese Gedanken bereits in The Image of the City geäußert (vgl. LIC 86). Lynch betont hier noch einmal ausdrücklich, daß natürlich alle räumlichen Settings permanenten Veränderungen unterworfen sind, egal, ob sie als statisch oder dynamisch empfunden werden. 488 Unter primären Elementen versteht Rossi „städtebauliche Phänomene von hervorragender Bedeutung, die konstituierende Bestandteile einer Stadt darstellen und permanent an deren Entwicklung teilnehmen.“ Rossi erläutert dies u.a. anhand der Baudenkmäler, natürliche Gegebenheiten können dagegen nur unterstützend wirken (vgl. Rossi, Aldo (1966): Die Architektur der Stadt. Skizze zu einer grundlegenden Theorie des Urbanen, Düsseldorf 1973, S. 49; zu den primären Elementen: S. 72ff). Insgesamt lassen sich neben expliziten Verweisen und Zitaten noch weitere implizit angelegte Bezüge von Rossi zu Lynch herstellen, die hier jedoch nur angedeutet werden können: So verstand Letzterer beispielsweise die Stadt „als ein großes Gebilde von räumlicher Gestalt“, das „in seine Einzelelementen am sicherten zu erfassen ist“ und betont, daß „zusammen mit den sozialen […] die räumlichen Faktoren eine determinierenden Einfluß auf die Bewohner“ ausüben, oder erklärt, daß er sich in seiner „Theorie […] stärker der Struktur der Phänomene zuwendet als ihrer Funktion“ (vgl. ebd, S. 49, sowie zu den direkten Verweisen auf Lynch u.a. S. 55ff u. S. 90). 489 Vgl. zu den Angaben ebd., S. 123, S. 110, S. 54 u. S. 167 490 Direkt anschlußfähig an Lynchs Ausführungen sind zum Beispiel Schlögels Kapitel zum Flaneur und zum „Pflaster des Trottoirs“ (vgl. Schlögel, Im Raume, a.a.O., S. 260ff u. S. 277ff). 491 Vgl. hierzu nochmals LIC 86 sowie das Zitat auf S. 39 der vorliegenden Arbeit (Anmerkung 128). 492 Vgl. Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 21ff 493 Vgl. ebd., S. 28

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494 Lynch verweist darauf, daß auf der höheren Maßstabsebene einer Region Einzelelemente weniger klar ablesbar sind (vgl. ebd., S. 27). Downs und Stea stellten später ganz ähnliche Überlegungen an, die sich in ihren object-attribute-Relationen manifestieren: Was als Objekte auszumachen ist und was als deren Eigenschaften, ist demnach eine Frage des Betrachtungsmaßstabs. Bestimmte Eigenschaften eines Objekts lassen sich auf einer anderen Ebene selbst als Objekte begreifen und umgekehrt. Diese Differenzierung dürfte sich eher in Bezug zu Luhmanns Medium-Form-Unterscheidung bringen lassen als Lynch vage Verwendungsweise von image und picture (vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 16ff; ferner Luhmann, Das Medium, a.a.O., sowie die Ausführungen auf S. 41f u. S. 56 der vorliegenden Arbeit). 495 Vgl. Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 25 496 Vgl. ebd., S. 28ff. Das liegt aber nicht ausschließlich in den Denktraditionen der Planungsprofessionen begründet, sondern auch in den faktischen Limitierungen ihres potentiellen Einflußbereichs. Vgl. hierzu auch die selbstkritischen Anmerkungen zu methodischen Defiziten diverser eigener Studien in ebd., S. 174ff 497 Alle Angaben vgl. ebd., S. 111ff 498 Vgl. Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 117f 499 Ebd., S. 131 500 Vgl. ebd. 501 Vgl. hierzu auch die Ausführungen zum Thema Repräsentation, insbesondere ab S. 105 der vorliegenden Arbeit. 502 Im Ansatz läßt sich allerdings der sense-Begriff bei Lynch relativ weit zurückverfolgen, möglicherweise geht er dabei auch zum Teil auf Impulse von Gyorgy Kepes zurück. So findet sich zum Beispiel im Progress Report für The Perceptual Form of the City vom Juni 1955 – hier in der Beschreibung eines ursprünglich von Kepes zu bearbeitenden Projektteils – im Zusammenhang der Erörterung eines coding der gebauten Umgebung als Aufladung mit individueller Bedeutung folgende Passage: „[…] the emotional significance of our cityscapes, the sense of connection with human activity and feeling, will be greatly increased thereby“ [d.h.: by coding, etwa durch Unterstreichen bestimmter funktionaler Zusammenhänge mittels Texturen, farblicher oder formaler Keys; Hervorhebung: J.S.]. 503 Vgl. Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 131ff 504 In A Theory of Good City Form handelt es sich zum Beispiel um eine verzerrte Handskizze einer Bewohnerin der etwa 150 Kilometer südlich von Boston gelegenen Atlantikinsel Martha' s Vineyard, auf der Lynch eine Studie durchgeführt hatte und selbst auch ein Sommerhaus besaß. In Managing the Sense of a Region findet sich zum Beispiel die Zeichnung eines Kindes aus einem polnischen Dorf von der Umgebung des elterlichen Wohnhauses. Diese Zeichnung stammt allerdings aus dem polnischen Teil der ein Jahr später unter Herausgeberschaft von Lynch publizierten UNESCO-Studie Growing Up in Cities, wo sie dann selbst wiederum nicht auftaucht. Die Zeichnung erinnert in ihrem Duktus stark an das Titelbild von The Image of the City, welches dort jedoch nicht in die Erörterungen eingebunden ist (vgl. Lynch, Good City Form, a.a.O., S. 136, Ders., Managing the Sense, a.a.O., S. 26 (Quellenangabe S. 213); Lynch, Growing Up, a.a.O., sowie zur Studie auf Martha' s Vineyard: Ders., „Development and Landscape: Martha' s Vineyard“ (1973), in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 316–337, S. 316ff.

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505 Vgl. ebd. 506 Exemplarisch sei an dieser Stelle auf die „speaking landscapes“ verwiesen, eine Art Textkarten, die das Ergebnis von Gesprächen mit Einwohnern von Washington über das Downtown-Geschäftsviertel sind (vgl. Lynch, Managing the Sense, a.a.O., S. 114 u. 158f). Für eine umfassendere Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Lynch wäre natürlich auch eine akribische Sichtung des MIT-Archivs vor Ort erforderlich (vgl. hierzu das Online-Verzeichnis unter: http://libraries.mit.edu/archives/research/collections/collections-mc/mc208.html#ref2 (Zugriff: 18.05.2009)). Banerjee und Southworth verweisen ferner darauf, daß einige Materialien nicht öffentlich zugänglich sind (vgl. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 1. u. S. 8.). 507 Wie Anmerkung 179 auf S. 199 der vorliegenden Arbeit 508 Insgesamt befragte de Jonge 120 Personen, also gut doppelt so viele wie Lynch; vgl. de Jonge, Derk: „Images of Urban Areas: Their Structure and Psychological Foundations“, in: Journal of the American Institute of Planners, 28, 1962, S. 266–276, hier: S. 267. 509 Vgl. ebd., hier: S. 275 (Hervorhebung im Original) 510 Vgl. ebd., hier: S. 275f 511 Wohlgemerkt war es wiederum nicht Lynch, sondern de Jonge, der die Bezüge zu Arnheim und der Gestaltpsychologie explizit machte; vgl. zum Subway-Plan LIC 158 sowie Arnheim, Rudolf (1954): Art and Visual Perception. A Psychology of the Creative Eye [50th anniversary printing], London 2004, S. 159f. 512 Vgl. hierzu Katz, David: Gestaltpsychologie, Basel 1944, S. 30ff (de Jonge verweist auf die englische Ausgabe von 1951) 513 de Jonge, Images, a.a.O., hier: S. 276 514 Vgl. ebd., hier: S. 267 515 Vgl. ebd., hier: S. 272 u. S. 274f 516 Vgl. ebd., hier: S. 267 517 Vgl. Gulick, John: „Images of an Arab City“, in: Journal of the American Institute of Planners, 29, 1963, S. 179–198, hier: S. 180 518 … wobei Gulick die Frage nach den distinctive elements dahingehend ergänzt, daß er nach Elementen fragt, auf die Interviewpartner Ortsfremde hinweisen würden; vgl. ebd, hier: S. 180 u. S. 189f. 519 Er differenziert in Moslems und Christen. Vgl. ebd., hier: S. 187 520 Vgl. ebd., hier: S. 190 u. S. 192 521 Vgl. ebd., hier: S. 192 522 … und thematisiert in diesem Kontext – im Gegensatz zu de Jonge – nicht Lynchs Praxis, Elemente aus diesen Karten in eigene zu übertragen. In einem anderen Kontext räumt er in diesem Artikel ein, daß er als Anthropologe zwar versiert im Kartenlesen, nicht aber im Erstellen selbiger sei (vgl. ebd., hier: S. 192). 523 Beispielsweise positionierten acht der 35 Interviewpartner Süden am rechten statt am unteren Bildrand, Gulick vermutet hier einen Zusammenhang mit traditionellen arabischen Assoziationen zwischen Süd und rechts (vgl. ebd., hier: S. 193). 524 So thematisiert Gulick u.a. daß die arabischen Städte aufgrund der stärkeren Introvertiertheit des Alltagslebens und des geringeren Bezugs zum Außenraum weniger Landmarken aufweisen (vgl. ebd., hier: S. 195). 525 Vgl. ebd. 526 Vgl. ebd., hier: S. 179 527 Vgl. ebd., hier: S. 197

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Vgl. hierzu nochmals LIC 8f Gulick, Images, a.a.O., hier: S. 197 Vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 38 der vorliegenden Arbeit Vgl. Sieverts, Thomas: „Stadt-Vorstellungen“, in: Stadtbauwelt, 9/1966, S. 701–713. Man könnte zu dieser Feststellung von Sieverts ergänzen, daß Lynchs Ansatz gerade deshalb nicht an Aktualität eingebüßt hat, weil eine direkte Übertragbarkeit mentaler Inhalte in Planungsregeln grundsätzlich immer schwierig sein wird; nichtsdestotrotz aber haben – damit korrespondierend – Orientierbarkeit und Erlebnisqualität als Anspruch und Ziel von Stadtgestaltung überzeitliche Gültigkeit, auch wenn Kritiker wie John S. Pipkin die auf „boundary marking, legible routing [und] ,land marking` “ reduzierten Resultate solcher Ansätze als zwar ehrenwert, aber im amerikanischen Kontext wenig brauchbar kennzeichnen (vgl. Pipkin, John S.: „Structuralism and the Uses of Cognitive Images in Urban Planning“, in: Ders./La Gory, Mark E./Judith R.: Remaking the City. Social Science Perspectives on Urban Design, Albany, NY 1983, S. 51–76, hier: S. 53). 532 Vgl. Gottdiener/Lagopoulos, Introduction, a.a.O., hier: S. 7 533 Vgl. Sieverts, Thomas: „Perceptual Images of the City of Berlin“, in: University of Amsterdam, Sociographical Department (Hrsg.): Urban Core and Inner City. Proceedings of the International Study Week Amsterdam, 11–17 September, 1966, Leiden 1967, S. 282–285, hier: S. 282 534 Vgl. zu Gottdiener/Lagopoulos Anmerkung 161, zu Sieverts' Resümee S. 178ff der vorliegenden Arbeit 535 Die Untersuchung fand im Rahmen des vom U.S. Office of Education finanzierten Forschungsprojekts „Pathways to Identity“ statt; vgl. Ladd, Florence C.: „Black Youths View Their Environment: Neighborhood Maps“, in: Environment and Behavior, 2/1970, S. 74–99, hier: S. 74. 536 Vgl. hierzu: Hassan, Yusri: The Movement System as an Organizer of Visual Form [unveröffentlichte Ph.D.-Dissertation, MIT], Cambridge, MA 1965; Steinitz, Carl: „Meaning and the Congruence of Urban Form and Activity“, in: Journal of the American Institute of Planners, 34, Juli 1968, S. 233–248; Lee, Terence R.: „Psychology and Living Space“, in: Transactions of the Bartlett Society, 2, 1963/1964, S. 9–36 sowie: Tilly, Charles: „Anthropology on the Town“, in: Habitat, 10, 1967, S. 20–25 537 Vgl. Ladd, Black Youths, a.a.O., hier: S. 75 538 Vgl. ebd., hier : S. 88f sowie LIC 47 539 Alle Ladd, Black Youths, a.a.O., hier: S. 79f 540 Vgl. ebd., hier: S. 83 541 Vgl. ebd., hier: S. 84 542 Vgl. ebd., hier: S. 99f 543 Vgl. ebd., hier: S. 94ff (Verweis auf Lynch: S. 96) 544 Die mit dieser Integrationsleistung verbundene Problematik einer Einigung auf eine gemeinsame Symbolik wird bei der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kartenskizzen evident, die Lynchs Mitarbeiter im Verlaufe des Forschungsvorhabens angefertigt haben, denn auch die trained observers bringen ihre jeweils ganz subjektive „Signatur“ in den Prozeß ein (vgl. hierzu die Skizzen von Richard Dober mit denen von David A. Crane, zum Beispiel: Dober, Memory Map after Bike Tour, a.a.O., und Crane, David A. (1955): „Map Made in 20 Minutes“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Field Analysis Whole City, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge,

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MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36560 (Zugriff: 22.09.2009) sowie zum Signaturbegriff Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 66). Vgl. hierzu http://www.unesco.org/most/guic/guichistframes.htm (Zugriff: 09.10.2009). Wie aus der Website hervorgeht, wurden in den 1990er Jahren weitere Untersuchungen mit stärker partizipatorischem Ansatz durchgeführt; vgl. hierzu: Chawla, Louise: Growing up in an Urbanising World, Paris/London 2002. Vgl. Lynch, Growing Up, a.a.O, S. 28–47 Vgl. ebd. Im Zusammenhang mit diesen Karten erfolgt ein kurzer Verweis auf Florence Ladd, von der Lynch sechs Jahre nach deren Publikation interviewt wurde (vgl. ebd., S. 66). Ein Grund dafür dürfte auch darin bestehen, daß diese Studie – im Gegensatz zu The Image of the City – nicht entwurfsorientiert ausgerichtet ist. In einer separaten Betrachtung der lateinamerikanischen Fälle betonen Banerjee und Lynch zwar: „Observation and research should indeed be a regular part of the design process“; es handelt sich bei der Studie aber eben ausschließlich um Beobachtung und Forschung (vgl. Lynch, Kevin/Banerjee, Tridib: „On People and Places: A Comparative Study of the Spatial Environment of Adolescence“, in: The Town Planning Review, 48/2, April 1977, S. 105–115, hier: S. 113). Lynch, Growing Up, a.a.O., S. 73 Vgl. ebd, S. 72f; Anweisungen zum Kartenzeichnen im Interviewleitfaden: S. 99f Carmichael, Kay: „Book Review: Growing Up in Cities edited by Kevin Lynch. London: The MIT Press and UNESCO. 1977. pp. 177. £8.75 The Child in the City by Colin Ward. London: The Architectural Press Ltd. 1978. pp. 221. £5.95 Parents and Children in the Inner City by Harriett Wilson and G. W. Herbert. London: Routledge & Kegan Paul Ltd. 1978. pp. 248. £5.90 P/B“, in: Urban Studies, 16/1, February 1979, S. 121–122, hier: S. 121 Vgl. Appleyard, Donald: Planning a Pluralist City. Conflicting Realities in Ciudad Guayana, Cambridge, MA/London 1976, S. viii u. S. 9f Ebd., S. 17 Vgl. ebd., S. 10ff u. 18ff Vgl. ebd., S. 14, sowie Appleyard, Styles and Methods a.a.O., hier: S. 101. (Appleyard hatte verschiedene Auszüge aus der Studie bereits vorab veröffentlicht.) Vgl. ebd., hier: S. 103ff, sowie Ders., Planning, a.a.O., S. 156ff Vgl. ebd. (beide Quellen, wobei Appleyard die Diagramme einmal als Reprint von Lloyd Rodwin ausweist und sich das andere Mal bei den Planungsteams der Corproración Venezolana de Guayana für die Aufbereitung der Grafiken bedankt (vgl. Ders., Styles, a.a.O., hier: S. 104, sowie Ders., Planning, a.a.O., S. viii). Vgl. ebd., S. 238 Lynch selbst kommentierte sowohl eine Vorabversion von Appleyards Publikation als auch – auf Einladung – die Planungen vor Ort. Lynch, der nur eineinhalb Tage vor Ort sein und zudem drei Tage mit den verantwortlichen Designern diskutieren konnte, kritisierte zu wenig Kommunikation zwischen Designern, Ausführenden und Bewohnern, was zum Teil auf die räumliche Trennung Guayana – Caracas zurückzuführen ist. Er mahnte aber auch mehr dynamische, auf Langfristigkeit angelegte Entwürfe – „long run designs“ – an (vgl. Appleyard, Planning, a.a.O., S. ix; Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 463, sowie Lynch, Kevin (1964): „Some Nodes on the Design of Ciudad Gua-

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yana“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 634–640). 560 Lynch, Kevin: „Identity, Power, and Place. A Review of Donald Appleyard' s unfinished Manuscript“, in: Places, A Quaterly Journal of Environmental Design, 1(1), 1983, S. 3–6, hier: S. 3 561 Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 11 sowie auf S. 183f der vorliegenden Arbeit 562 Vgl. Scheerer, Mentale Repräsentation, a.a.O, hier: S. 9 563 Lynch/Licklider, Correspondence, a.a.O., S. 1 564 Vgl. hierzu: Wolf, Theta H.: Alfred Binet, Chicago 1973, sowie: Siegler, Robert S.: „The Other Alfred Binet“, in: Developmental Psychology, 28/2, März 1992, S. 179–190. Eine umfangreiche Liste der Publikationen Binets findet sich unter: http://www.univnancy2.fr/poincare/perso/andrieu/corpus.html (Zugriff: 12.05.2005) 565 Binet, Alfred: „Reverse Illusions of Orientation“, in: Psychological Review, 1/4, 1894, S. 337–350, hier: S. 338 566 Vgl. ebd., S. 342 567 Der Zitierte wörtlich: „[…] I myself being in Paris, I picture to myself a map of Lyons turned around. A certain side of Lyons is nearest to Paris, that by which I enter Lyons in going as the crow flies from Paris to Lyons.“ (Vgl. ebd., S. 342f; Zitat: S. 342; Erwähnung bei Lynch: LIC 125.) 568 Vgl. zur Richtungsdifferenzierung ebd. 106 (Punkt 6) 569 Vgl. LIC 125 u. 129 sowie: Jaccard, Pierre: Le sens de la direction et l'or ientation lointaine chez l'homme , Paris 1932 570 Vgl. LIC 125 sowie Witkin, Herman A.: „Orientation in Space“, in: Research Reviews, US Office of Naval Research, Dezember 1949, S. 1–7. Im Kontext dieser gebündelten Hinweise auf Ängste und Verunsicherungen – die übrigens, auch wenn Lynch darauf nicht einging, ebenfalls Gegenstand sämtlicher observations bei Binet sind – ist sicher auch der normative Charakter der Lynchschen Entwurfsregeln zu sehen; vgl. Binet, Reverse Illusions, a.a.O., sowie Anmerkung 569. 571 Anmerkung zum Namen und zur Zitierweise von Trowbridge: Nachdem Science in dem später relativ breit zitierten Artikel den Autor nur mit C.C. Trowbridge angegeben hat, findet sich kaum eine Quelle, die den vollen Namen nennt (eine der wenigen Ausnahmen bilden Gould/White, vgl. Gould, Peter/White, Rodney (1974): Mental Maps [2. Aufl.], Boston, MA 1986, S. 12). Erst der Nachruf in der New York Times 1918 läßt einige Schlüsse auf die Person des ominösen C.C. Trowbridge zu. Hier erweist sich die Praxis der abgekürzten naturwissenschaftlichen Zitierweise als tendenzielle Mißachtung der Person des Wissenschaftlers, die wohl weniger im Zusammenhang mit Barthes' Rede vom Tod des Autors steht als vielmehr auf ein in diesem Punkt überzogenes Streben nach Rationalisierung und Vereinfachung in naturwissenschaftlicher Tradition zurückzuführen ist (vgl. „Prof. Trowbridge, Physicist, Dead“, in: The New York Times, 3. Juni 1918, S. 11; URL: http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?_r=1&res =9400EEDA163EE433A25750C0A9609C946996D6CF (Zugriff: 04.01.2010), sowie Barthes, Roland: „La mort de l' auteur“, in: Ders: Oeuvres complètes, II, 1966–1973, Paris 1995, S. 491–495). 572 Vgl. Trowbridge, C.C.: „On Fundamental Methods of Orientation and ,Imaginary Maps` “, in: Science, 990, 19. Dezember 1913, S. 888–897, hier: S. 890ff (zur Anzahl der Befragten vgl. S. 895) 573 Vgl. ebd., hier: S. 891

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574 Vgl. ebd., hier: S. 888ff 575 Nach Trowbridge ist die domi-centric method sowohl für Tiere, Kinder und „a large proportion of mankind living in an uncivilized state“ charakteristisch, aber auch für zivilisationsgeprägte Menschen in ihrem vertrauten Umkreis. Der Hauptreferenzpunkt kann sich dabei im Verlauf eines Lebens ändern, etwa bei Wohnungs- beziehungsweise Revierwechsel. Bei Indianern und Inuit sei eine Mischform aus beiden Methoden anzutreffen (vgl. ebd.). 576 Vgl. ebd., hier: S. 894f 577 Vgl. ebd., hier: S. 891ff 578 Gould und White kommentierten diesen Punkt sechzig Jahre später wie folgt: „Surely it would seem more constructive to use our knowledge of mental maps to reduce the need and the desire to go to war in the first place?“, Gould/White, Mental Maps, a.a.O., S. 149. 579 Möglicherweise haben Trowbridges bildhafte Veranschaulichungen der beiden Orientierungsmodi über die Vorstellung, durch Gummibänder mit den Referenzpunkten verbunden zu sein, Lynch bei der Formulierung seiner rubber-sheet-Metapher inspiriert (s. Anmerkung 96, S. 193), doch selbst diese Vermutung scheint etwas konstruiert. Trowbridge schreibt: „In the ego-centric method, it is as if the man were attached to the four cardinal points of the compass by elastic threads of indefinite lengths […] In the case of insects, birds, mammals, etc., which orient themselves domi-centrically, it is as if the living creature were attached to its home by one very strong elastic thread of definite length“ (Trowbridge, On Fundamental, a.a.O., hier: S. 890). 580 1909 hatten sowohl Frederick Albert Cook als auch Robert Edwin Peary reklamiert, den Nordpol entdeckt zu haben, was Karl Kraus im selben Jahr wie folgt kommentierte: „Man brauchte einen Nordpolentdecker, und er war da. […] Erst wenn ihrer zwei sind, wird die Dummheit mißtrauisch. […] Ob sich da einer zu Unrecht einer Gunst rühmte, die der andere genoß, ob Herr Cook den Sieg davontrug, den Herr Peary errungen hatte, – der gute Ruf des Nordpols war dahin. […] Die Wissenschaft wird einen letzten Versuch machen und ihre Schiedsrichter entsenden. Sie werden hoffentlich feststellen, daß es einen Nordpol wirklich gibt, weil sie ihn vom Hörensagen kennen, und er wird froh sein, wenn er mit heiler Haut aus dieser Affäre herauskommt, dieser selbstzufriedene Punkt, ,von dem aus überall Süden ist` und überall Gemeinheit, ein freudloser Fleck, seitdem er mit menschlichen Dingen in Berührung kam.“ (Vgl. Kraus, Karl (1909): „Die Entdeckung des Nordpols“, in: Ders.: Ausgewählte Werke, Band 1 (hrsg. von Dietrich Simon), München 1971, S. 259–268, hier: S. 261ff). 581 Vgl. Brown, Warner „Spatial Integrations in a Human Maze“, in: University of California Publications in Psychology, V/5, 1932, S. 123–134, hier: S. 129 582 Dabei handelte es sich um einen Wissenschaftler, der schon seit Jahren in jenem Laborraum arbeitete, in dem das Labyrinth aufgebaut war. Dieser konnte sich beim Durchlaufen des Labyrinths u.a. an den Fensterpartien oberhalb der Labyrinthwände orientieren. Er sprach von vermeintlich nach Westen weisenden Fenstern an der Raumschmalseite und einem angeblich dahinter befindlichen Gebäude, das er aber aufgrund des Labyrinths nicht sehen konnte. Die Fenster wiesen jedoch nach Norden, während sich das Gebäude im Westen befand. Kurioserweise war das Haus mit dem Laborraum vor Jahren versetzt und dabei um 90 Grad gedreht worden. Die jetzigen Nordfenster waren ursprünglich die Westfenster, von denen aus jedoch das jetzt im Westen befindliche

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Gebäude nie zu sehen war. Brown macht diese Beispiel relativ prominent und ergänzt gar eine Skizze (vgl. ebd., hier: S. 132). Ebd., hier: S. 133 Vgl. Brown, Spatial Integrations, a.a.O., hier: S. 124f Lynch hatte sich von dieser begrenzten Forscherperspektive distanziert, die seinerzeit in der Psychologie üblich war und die – begleitet von heftigen Pressereaktionen – Anfang des 20. Jahrhunderts von Vertretern des Behaviorismus wie John Broadus Watson zur Untermauerung funktionalistischer Theorien exzessiv betrieben wurde: „After first determining the performance in the maze by rats with full sensory capacity, Watson selectively eliminated sensory channels and examined the effect on maze performance. Among the surgical operations used by Watson were the removal of the eyes, destruction of the tympanic membrane, removal of the olfactory bulbs, cutting of the vibrissae, and anesthetization of the soles of the rats' feet.“ (Dewsbury, Donald A.: „Early Interactions Between Animal Psychologists and Animal Activists and the Founding of the APA Committee on Precautions in Animal Experimentation“, in: American Psychologist, 45/3, März 1990, S. 315–327, hier: S. 320.) Brown, Spatial Integrations, a.a.O., hier: S. 124 Vgl. LIC 125 Ohne die genauen Hintergründe und Motivationen zu benennen, beschreibt Brown, daß einige Versuchspersonen an einem bestimmten Punkt Elektroschocks erhielten, diese lokalisierten sie ebenfalls und versuchten, über die Stelle zu springen, weil sie eine Auslösung durch Bodenberührung vermuteten. Offenbar war die Arbeit mit Elektroschocks seinerzeit in Berkeley üblich. So verweist zum Beispiel auch Tolman auf den Empirieteil der Ph.D.-Thesis von Bradford B. Hudson, der Elektroschocks bei Ratten eingesetzt hatte. Bei den Versuchsreihen ohne Augenbinden verorteten die Versuchspersonen selbstredend auch die visuell wahrgenommene Objekte wie Deckenbeleuchtung oder Türrahmen, Oberlichter der Fenster etc. (vgl. Brown, Spatial Integrations, a.a.O., hier: S. 124 u. S. 126, sowie Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 200f). Vgl. LIC 11 u. 85 Brown, Spatial Integrations, a.a.O., hier: S. 128 Brown verwehrte sich also gegen die von der Gestalttheorie postulierte Tendenz zur sinnvoll erlebten Ganzheit und wies zudem auch Köhlers insight-Konzept zurück, das dieser wenige Jahre zuvor im Zusammenhang mit dem Lernverhalten von Schimpansen verwendet hatte (vgl. zum Beispiel Köhler, Wolfgang: The Mentality of Apes, New York 1925, S. 268ff). Tolman und sein Mitarbeiter Charles H. Honzik hatten dieses Konzept 1930 auf eigene Labyrinthversuche mit Ratten übertragen, was bereits zu kritischen Kommentaren seitens der Experimentalpsychologie geführt hatte (vgl. hierzu Tolman, Edward C./Honzik, Charles H. „,Insight` in rats“, in University of California Publications in Psychology, 4, 1930, S. 215–232, sowie zum Beispiel die kurze Rezension von Carl J. Warden von der Columbia University (o.T.) in: The American Journal of Psychology, 44 (4), 1932, S. 849). Zu den Gründen, warum The Image of the City dann letztlich doch stärker visuell ausgerichtet wurde vgl. u.a. die Ausführungen zu den Sinneshierarchien ab S. 161 der vorliegenden Arbeit. Vgl. LIC 11, 85, 125, 131 LIC 85

595 Vgl. Benjamin, Ludy T.: A Brief History in Modern Psychology, Malden, Mass. et al. 2007, S. 201. Tolman selbst verstand sich als „Purposive Behaviorist“. Obwohl er kognitivistische Konzepte entwickelte, welche als „a real bombshell in the behaviorist world“ in die Geschichte der Psychologie eingingen, „blieb Tolman Behaviorist, weil er zentrale methodologische Positionen des Behaviorismus beibehielt.“ Dennoch ist das Experiment „sein Instrument, um zu zeigen, daß radikal behavioristische Ansätze, die Verhalten als konditionierte Bewegungsabläufe konzeptionieren, keine adäquate Erklärung menschlichen oder tierischen Verhaltens liefern können.“ (Zu den Zitaten vgl. Tolman, Purposive Behavior in Animals and Men, New York (2. Aufl.) 1967, S. 12.) 596 Tolman und Brown haben offenbar auch gemeinsam Forschungsarbeiten betreut. Mehrfach bedanken sich jüngere Kollegen bei beiden gleichzeitig für Unterstützung und Kritik (vgl. zum Beispiel Valentine, Ruth: „The Effects of Punishment for Errors on the Maze Learning of Rats“, in: Journal of Comparative Psychology, 10(1), Februar 1930, S. 35–53, hier: S. 35, sowie Geier, Frederic M.: „The Measurement of Tension in the Rat. A Contribution to Method“, in: Journal of Comparative Psychology, Vol 34(1), August 1942, S. 43–49; hier: S. 43). 597 Vgl. hierzu Murray, David J.: Gestalt Psychology and the Cognitive Revolution, New York 1995, S. 19f u. S. 173 598 So u.a. bei Ledrut, Les images, a.a.O. 599 Tolman, Edward C.: „Cognitive Maps in Rats and Men“, in: The Psychological Review, 55(4), 1948, S. 189–208 600 Dabei räumt Tolman offen den geringen Eigenanteil an den Experimenten ein, die meist von „graduate students (or underpayed research assistants)“ durchgeführt wurden, zum Beispiel schreibt er: „Honzik and myself repeated the experiments (or rather he did and I got some of the credit)“ (ebd., hier: S. 189; vgl. auch S. 195 u. S. 203). 601 Die Themen sind: „(1) ,latent learning,` (2) ,vicarious trial and error` or ,VTE,` (3) ,searching for the stimulus,` (4) ,hypotheses` and (5) ,spatial orientation` “ (ebd., hier: S. 193). 602 Vgl. ebd., hier: S. 202 603 Im Gegensatz zu den Ganglabyrinthen, wie sie zum Beispiel Clark Hull, aber auch Tolmans Schüler in früheren Experimenten verwendet hatten, wurde jetzt „durch die Möglichkeit einer ,Übersicht` […] ein kognitives Moment nahegelegt“ (vgl. Galliker, Mark/Klein Margot/Rykart Sibylle: Meilensteine der Psychologie. Die Geschichte der Psychologie nach Personen, Werk und Wirkung, Stuttgart 2007, S. 412ff). 604 Anlaß dazu gaben Beobachtungen anderer Forscher, daß Ratten in Experimenten Abkürzungen nutzten und hierzu auch Labyrinthwände überwanden (vgl. Tolman, Edward C./Ritchie, Benbow F./Kalish, Donald: „Studies in Spatial Learning. I. Orientation and the Short Cut“, in: Journal of Experimental Psychology, 36(1) 1946, S. 13–24, hier: S. 20). 605 Die Verfasser versuchten vorab der Kritik zu begegnen, die Ratten seien lediglich in Richtung des Lichts gelaufen. Sie betonten, das Licht diene den Ratten nur dazu, ihre aktuelle Position in Relation zu anderen Orten zu setzen, und verwiesen u.a. auf unterschiedliche Lichteinfallswinkel in beiden Versuchsphasen. Dennoch ist das räumliche Zusammenfallen von Zielpunkt und Lichtquelle ein konzeptioneller Schwachpunkt des Experiments. Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Experiment nicht in einem neutralen Raum, zum Beispiel mit diffusem Oberlicht, durchgeführt wurde (vgl. Tolman/ Ritchie/Kalish, Studies I, a.a.O., hier: S. 16 sowie S. 20f).

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606 Daß die linken sechs Stege kürzer als die übrigen sind, wird mit der Enge des Laborraums begründet. Längeren Stegen stand schlichtweg eine Wand im Weg; vgl. zur Versuchsbeschreibung ebd., hier: S. 16ff. 607 Vgl. ebd., hier: S. 24 608 Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 204. Tolman zieht noch ein weiteres Experiment heran, das Ritchie im Rahmen seiner PhD. Thesis durchgeführt hatte und das laut Tolman noch einmal die Existenz ausgedehnter Karten unterstreichen soll. Die Beschreibung ist allerdings recht knapp, die Darstellung der Versuchsanordnung schematisch und unvollständig (Nummerierung der Pfade fehlt; vgl. ebd., hier: S. 204ff). 609 Vgl. u.a. Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 208 610 Vgl. Tolman, Edward C.: „Part III. Rats, Cats, Apes and Men“, in: Ders. (1932): Purposive Behavior in Animals and Men, New York (2. Aufl.) 1967, S. 182ff 611 Gleitman, Henry: „Edward Chace Tolman: A Life of Scientific and Social Purpose“, in: Kimble, Gregory A./Wertheimer, Michael/White, Charlotte l. (Hrsg.): Portraits of Pioneers in Psychology, Washington, D.C. et al. 1991, S. 227–241, hier: S. 238 612 Thinus-Blanc, Catherine: Animal Spatial Cognition: Behavioural and Brain Approach, Singapore/New Jersey/London/Hong Kong 1996, S. 3 und S. 10 613 Lediglich ein einziges Mal spricht Tolman in diesem Text davon, daß in den von ihm postulierten maps ein Teil der Umgebung repräsentiert ist (vgl. Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 193. Das Nomen Repräsentation vermeidet er dagegen gänzlich, und zwar auch in zahlreichen anderen Publikationen. 614 Vgl. Tolman, Edward C.: „There is More than One Kind of Learning“, in: The Psychological Review, 56(3), 1949, S. 189–208, hier: S. 150 615 Vgl. Gleitman, Edward Chace Tolman, a.a.O., hier: S. 230 616 Dafür spricht auch, daß Ritchie in einer biografischen Denkschrift für Tolman, die zu weiten Teilen aus einer kommentierten Autobiografie besteht, die cognitive maps – außer der Auflistung des Artikels von 1948 in der Bibliografie – überhaupt nicht erwähnt (vgl. books.nap.edu/html/biomems/etolman.pdf (Zugriff: 06.08.2008)). 617 Vgl. May, Mark: Mentale Modelle von Städten. Wissenspsychologische Untersuchungen am Beispiel der Stadt Münster, Münster/New York 1992, S. 10 618 Vgl. u.a. Tolman, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 205 619 Vgl. hierzu Ramage, Magnus/Shipp, Karen: „Kenneth Boulding“, in: Dies.: Systems Thinkers, Dordrecht/Heidelberg/London/New York 2009, S. 67–75, hier: S. 69ff 620 Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 248 621 Auch Downs und Stea, die Bouldings Arbeit offenbar als so bedeutend erachteten, daß sie ihm das Vorwort für ihren 1973 erschienen Sammelband überließen, verglichen Lynchs und Bouldings image-Konzepte und charakterisierten dabei Letzteres als das detailliertere (vgl. Downs, Roger M./Stea, David: „Cognitive Representations: Introduction“, in: Dies. (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 79–86, hier: S. 81, sowie Boulding, Kenneth E.: „Foreword“, in: Downs, Roger M./Stea, David (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. vii–xi. 622 Vgl. Boulding, Kenneth E. (1956): The Image: Knowledge in Life and Society [Paperback-Aufl.], Ann Arbor, MI 1961, S. 3ff 623 Diesen Umstand hätte Lynch ebenso strategisch-argumentativ nutzen können wie des weiteren auch jenen, daß Bouldings und Lynchs Begriffe des public image kompatibel zueinander erscheinen und zudem auch auf die Problematik nicht visueller Inputs ver-

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weisen. Boulding schreibt: „[A] ,public image,` that is, an image the essential characteristics of which are shared by the individuals participating in the group […] Indeed, every public image begins in the mind of some single individual and only becomes public as it is transmitted and shared. […]We are still […] unable to record touch, taste, or smell. We have no direct means of transcribing sensations, emotions, or feelings except through the crowded channels of symbolic representation“ (ebd., S. 64f). 624 Vgl. alle ebd., S. 3ff u. S. 47ff 625 … während er sich dem temporal image erst später in What Time is This Place zuwandte. 626 Vgl. LIC 8 627 Während also Bouldings image-Dimensionen (1) und (10) bei Lynch auf seinen disziplinären Fokus und einen seiner Imperative verweisen, werden anhand der Dimensionen (5), (6), (8) und (9) seine normativen Setzungen transparent. 628 Vgl. Solo, Robert A.: „Kenneth Ewart Boulding: 1910–1993. An Appreciation“, in: Journal of Economic Issues, XXVllI (4), Dezember 1994, S. 1187–1200, hier: S. 1192. Wie Solo betont, hatte Bouldings Arbeit jedoch „no visible impact on economics, possibly because Boulding offered his vision as a suggestion and a scaffolding upon which others might build“ (ebd.). 629 Vgl. LIC 182 630 Zum Zeitpunkt als Lynch Bouldings The Image als nachträgliche theoretische Untermauerung kennzeichnete, hatte sich Boulding noch eingehender mit internal maps befaßt. 1980 schrieb er: […] conscious images […] are mappings, of ourselves and the world or even the universe around us. There is clearly at least a partial one-to-one relationship between some structures inside the head and structures outside it, though the physiological basis for these mappings remains a deep mystery. These mappings include not only maps in the simple sense that I have a map in my mind of my house, of the town where I live, even of the whole earth and to some extent of the universe; they also involve images of relationships, causalities, regularities in the patterns of space-time, and valuations, which include not only preference orderings but orderings of preference orderings. […] There has clearly been selective advantage in mutations which have improved the ability of organisms to have more and more accurate internal maps of their external environments. Consciousness, however, is a step beyond this. […] It is being aware both of the interior maps and of the external environment, it is being aware of the identity – the ,I` – that is aware.“ (Boulding, Kenneth E.: „The Human Mind as a Set of Epistemological Fields“, in: Bulletin of the American Academy of Arts and Sciences, 33 (8), Mai 1980, S. 14–30, hier: S. 16f) 631 Sie selbst betonen in ihrer Auseinandersetzung mit Lynch, daß nicht Boston (beziehungsweise das MIT in Cambridge, MA) als „birthplace of cognitive mapping“ gelten kann, sondern vielleicht das englische Cambridge, was sie an der 1954 verfaßten, zwar breit zitierten, aber im Rahmen der vorliegenden Arbeit leider nicht greifbaren, unveröffentlichten Dissertation des englischen Psychologen Terence R. Lee festmachen. ScienceDirect führt zum Beispiel 433 Quellen an, die diese Dissertation zitieren; vgl: Lee, Terence R.: A Study of Urban Neighbourhood, Unpublished Ph.D. Dissertation, University of Cambridge 1954, sowie http://www.sciencedirect.com/ science?_ob=ArticleListURL&_method=list&_ArticleListID=1180948098&view=c& _acct=C000061615&_version=1&_urlVersion=0&_userid=3864836&md5=ac85583157 95bad79e122e035110f71c (Zugriff: 12.09.2009).

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632 Downs/Stea, Cognitive Maps a.a.O. 633 Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O. 634 Vgl. und Zitate: Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 10f. An anderer Stelle werden „cognitive maps in the head“ als „a person' s organized [internal] representation[s] of a part of the spatial environment“ charakterisiert (vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 61f). Schließlich werden cognitive maps synonym zu representational outputs verwendet (vgl. ebd., S. 236). 635 Ebd., S. 6. 636 Vgl. hierzu ebd., S. 101. Damit eng im Zusammenhang steht die Intentionalität der cognitve-mapping-Prozesse (vgl. ebd., S. 68f, sowie Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 21f. An dieser Stelle erfolgt ein expliziter Bezug auf den Gestaltpsychologen Kurt Koffka). Downs und Stea setzten sich aber auch mit der Frage intersubjektiver Übereinstimmungen auseinander, die sie zu großen Teilen ethnozentristischen Stereotypen über Großräume zuschrieben, und stellten die These auf, daß die individuellen Unterschiede kognitiver Karten mit der Größe des Referenzraums abnehmen (vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 102ff). 637 Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 10 638 Vgl. zum Black-Box-Konzept: Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 11, und zur Asif-Annahme: ebd., S. 10 639 Vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 16ff 640 Vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 41ff. Vgl. hierzu auch die Ausführungen Lynchs zum Thema Orientation in seinen Notes on City Satisfactions von 1953, die dem Begriff der whereness bereits recht nahe kommen: Lynch, Notes, a.a.O., hier: S. 135ff 641 Vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 18ff 642 Verwiesen wird hier auf eine Studie von Donald Appleyard, bei der eine Versuchperson eine nicht existente Eisenbahnlinie in eine Kartenskizze eingezeichnet hatte (vgl. ebd., hier: S. 21, sowie: Appleyard, Styles and Methods, a.a.O.). 643 Downs und Stea setzen sich mit der Dominanz visueller Reize auseinander und postulieren an anderer Stelle neben dem „mind' s eye“ auch „a mind' s ear, a mind' s nose …“ (vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 85). 644 Alle Angaben vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 22ff 645 Vgl. ebd., hier: S. 10 646 Ebd., hier: S. 9 647 Vgl. ebd., hier: S. 10. 648 Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 58ff 649 Vgl. ebd. 650 Vgl. ebd., S. 63 651 Vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 18, sowie Dies., Maps in Minds, a.a.O., S. 73. Hier sprechen Downs und Stea von einem „information feedback process“, der „learning by doing“ erfordert, und schließen dabei motorische Aktivitäten mit ein. 652 … und damit die Prozesshaftigkeit. 653 Vgl. LIC 6, 11, 118, 131 654 Vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 66 655 In diesem Sinne – als Eigenschaften der cognitive maps – verwenden Downs und Stea die Signatur auch in der weiteren Diskussion, etwa in ihrer Kritik an Lynchs Entscheidung, Kartenskizzen von seinen Interviewpartnern zu verlangen (vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 12).

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656 Vgl. beide ebd., hier: S. 11. u. S. 13 657 Vgl. ebd., hier: S. 12 658 An anderer Stelle im selben Sammelband beklagen sie ebenfalls die terminologische Divergenz. Sie beziehen hier cognitive map, mental map, spatial image und environmental image auf cognitive representation als allgemeinen Terminus, ohne dabei jedoch die von ihnen eingeführte Signatur zu positionieren. 659 Vgl. ebd., hier: S. 25, sowie Dies., Maps in Minds, a.a.O., S. 68. Meist handelt es sich um empirische Arbeiten anderer Forscher, gemeinsam mit James M. Blaut hat sich David Stea aber zum Beispiel auch der Erforschung räumlichen Lernens bei Kindern gewidmet und die Entwicklung ihrer zeichnerischen Fähigkeiten sowie den Wert von Spielzeug zur Modellierung der räumlichen Umgebung einbezogen (vgl. ebd., S. 190ff, sowie: Blaut, James M./Stea, David: „Studies of Geographic Learning“, in: Annals of the Association of American Geographers, 61/1971, S. 387–393) 660 Vgl. beide Aussagen: Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 29 661 Die Aneinanderreihung der breit ausgewählten Beispiele soll die Bedeutung und Komplexität kognitiven Kartierens trotz permanenter alltäglicher Gegenwärtigkeit untermauern, sie führt aber oft – begleitet von einigen Redundanzen – nicht über ein Konstatieren dieser Wichtigkeit hinaus. Mitunter scheinen die Beispiele aber geradezu die Trivialität zu fokussieren, wenn etwa das Finden eines Lichtschalters als räumliches Problem geschildert wird (vgl. ebd., S. 71). Obwohl dies für ein bestimmtes Individuum durchaus ein reales Problem sein mag, so ist es wohl eher das Verhältnis von Anekdoten und Fallbeispielen einerseits und dem daraus resultierenden Erkenntnisgewinn andererseits, das zuweilen etwas kontraproduktiv wirkt. 662 In seiner Einführung zur deutschen Ausgabe von Maps in Minds verweist der Herausgeber Robert Geipel – selbst Geograph – 1982 darauf, daß in den USA Kooperationen zwischen Geographie und Psychologie „fast die Regel geworden“ seien (vgl. Geipel, Robert: „Einführung des Herausgebers“, in: Downs, Roger M./Stea, David: Kognitive Karten: Die Welt in unseren Köpfen, New York 1982, S. 7–14). 663 Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 29. Ein ähnliches – wenngleich auch weitaus weniger extensiv betriebenes – Vorgehen läßt sich bereits bei Lynchs The Image of the City im Anhang A ausmachen. Lynch verweist sogar teilweise auf die selben Referenzbeispiele, so etwa auf die auf dem mikronesischen Puluwat-Atoll ausgeprägten, von Generation zu Generation weitergegebenen Fähigkeiten und Kenntnisse zur Bootsnavigation (vgl. LIC 124, 134, sowie Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 146ff). 664 … als Abgrenzung zu den wissenschaftlichen Publikationen vgl.: http://geoweb.evans. txstate.edu/directory/faculty/stea/steacv.pdf (Zugriff: 04.07.2009). 665 Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 138f 666 Eine breitere begriffsgeschichtliche Diskussion dieser Termini ist leider im vorliegenden Kontext nicht möglich, da sie schlichtweg den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Denn schließlich müßten neben räumlicher Perzeption und Kognition bei einer solchen Differenzierung u.a. folgende Termini aufeinander bezogen beziehungsweise voneinander abgegrenzt und zudem einzeln wie in den jeweiligen Relationen zueinander in ihrer Historizität sowie hinsichtlich disziplinärer Zugriffe betrachtet werden: Raumerleben, Raumwahrnehmung, Orientierung, Raumnavigation, räumliches Lernen, Vorstellung, Repräsentation, Erinnerung sowie Raumaneignung, Raumpolitik und -praktiken. Differenziert werden müßte hier u.a. hinsichtlich zeitlicher Bezogenheiten, dem Verhältnis zum Referenzraum, Komplexität, Bewußtseinsabhängigkeit und Intentionalität, indi-

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vidueller Differenzen und kollektiver Konstanzen etc. – ein Programm also, das eher zur Strukturierung eines Sonderforschungsbereichs geeignet scheint, anstatt am Rande eines Dissertationsvorhabens abgehandelt zu werden. 667 Vgl. hierzu Levy, Leon H.: Conceptions of Personality. Theories and Research, New York 1970 668 Vgl. Downs/Stea, Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 14 669 Demnach hatten Downs und Stea zunächst die Terminologie von Boulding und Lynch übernommen (vgl. Downs/Stea, Cognitive Representations: Introduction, a.a.O., hier: S. 79. 670 Vgl. hierzu u.a. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 222; ferner Dies., Cognitive Maps, a.a.O., hier: S. 12; Dies., Cognitive Representations: Introduction, a.a.O 671 Die Psychologie sollte „the answer“ liefern, gleichzeitig beziehen sich zahlreiche Autoren des Sammelbandes auf unterschiedliche Teilgebiete der Psychologie. Die Erwartungen seitens der anderen Disziplinen deutet auch Robert Geipel in der Einleitung zur deutschen Ausgabe von Maps in Minds an (vgl. Downs, Roger M./Stea, David: „Theory: Introduction“, in: Dies. (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 1–7, hier: S. 1, sowie Geipel, Einführung, a.a.O., hier: S. 10). 672 Vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 222 673 Vgl. Downs/Stea, Cognitive Representations: Introduction, a.a.O., hier: S. 80f 674 Bei aller Kritik kommt Lynch auch im Sammelband von Downs und Stea eine herausgehobene Stellung zu. Wiederholt wird er in den Kapiteleinführungen als Kontrastfolie und Scheidemarke zur Kategorisierung verschiedener Beiträge im Sammelband herangezogen (vgl. hierzu: Downs/Stea, Cognitive Representations: Introduction, a.a.O., sowie Dies.: „Spatial Preference. Introduction“, in: Dies. (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 179–181). 675 Beide vgl. Downs/Stea, Maps in Minds, a.a.O., S. 27 676 In ihrem Sammelband gewichten sie Goulds Ansatz, indem sie ihm zwei Beiträge einräumen und dabei einem der beiden – einem Vortrag aus dem Jahr 1965 – ein ganzes Kapitel widmen, was sie wie folgt begründen: „[…] Gould' s ,On Mental Maps` has generated as much thought, research, and controversy than any other paper in modern geography […] and is a classic in its own right“ (vgl. Downs/Stea, Spatial Preference. Introduction, a.a.O., hier: S. 179, sowie Gould, Peter: „On Mental Maps“, in: Downs, Roger M./ Stea, David (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 8–26, und schließlich Ders.: „The Black Boxes of Jönköping. Spatial Information and Preference“, in: Downs, Roger M./Stea, David (Hrsg.): Image and Environment: Cognitive Mapping and Spatial Behavior, Chicago 1973, S. 235–245). 677 Vgl. Gould/White, Mental Maps, a.a.O., S. 135 678 Vgl. ebd., S. 157ff (Zitat: S. 164; Hervorhebung: J.S.) 679 Downs und Stea implizieren mit dieser Formulierung, daß es sich bei den Skizzen der Versuchspersonen um cognitive maps handle. 680 vgl. Downs/Stea, Spatial Preference. Introduction, a.a.O., hier: S. 180 681 … ebenso wenig wie die Frage, inwiefern bei den von Goulds Karten erfaßten, ausgedehnten Territorien in zum Teil kontinentalen Dimensionen überhaupt noch von environment gesprochen werden kann (vgl. zu Kognition und Perzeption die Ausführungen auf S. 153 der vorliegenden Arbeit).

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682 Gould/White, Mental Maps, a.a.O, S. 12. Im Zusammenhang mit Lynch verweisen Gould und White u.a. auf den britischen Landschaftsplaner Brian Goodey, der 1971 „Lynchs concern for the information people have about the city of Boston […] into practical planning terms in Birmingham“ übertrug. Über einen Aufruf in der Birmingham Post erhielt er mehrere hundert Skizzen vom Stadtzentrum, auf deren Basis „the planners were able to build up a weighted mental image that seemed to emphasize a marked preference for things at a human scale“ (vgl. ebd., S. 12). Lynch, der die geringe Resonanz auf seine Arbeit seitens der kommunalpolitischen Praxis bedauert hatte, hielt Goodeys Arbeit für eine der interessantesten praktischen Anwendungen (vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5). 683 Vgl. hierzu ebd., S. 135. 684 Vgl. Lynch, Kevin: „Foreword to Environmental Knowing (1976)“, in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael (Hrsg.): City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 233–328, hier: S. 234f 685 So merkte in der bereits oben zitierten Handnotiz von 1957 Lynchs Mitarbeiter Bernard J. Frieden kritisch an: „We lacked precise techniques for testing ideas. We lacked also a sufficient sample in numbers and personal characteristics. Perhaps the major defect of this study is the failure to obtain a better cross-section of city residents for our subjects. Our conclusions rest on doubtful ground – or have only limited applicability – if they depend solely upon evidence from a small group of well-educated people“; vgl. Frieden, Notes on Methodology, a.a.O. 686 Vgl. Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 27 687 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 4f 688 Im Vorwort von The Image of The City charkterisiert er seine Mitarbeiter als „research associates“ (vgl. LIC v) und in den Autorenangaben zu The Future Metropolis ist von einem „five-year Rockefeller research project“ die Rede (vgl. Rodwin, The Future Metropolis, a.a.O., S. 252). 689 Vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247, sowie die folgenden Abschnitte der vorliegenden Publikation. 690 Dafür würde sprechen, daß Lynch auf Ladds Frage, ob er nicht mit dem Abstand von fünfzehn bis zwanzig Jahren an eine großzügige Überarbeitung von The Image of the City gedacht habe, entgegnet, dies sei ihm zwar seitens der MIT Press angetragen worden, doch –[s]cared to open up that box“ – habe er davon Abstand genommen (vgl. Ladd, an Interview, hier: S. 5). 691 Vgl. alle Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 248ff 692 Vgl. Gottdiener/Lagopoulos, Introduction, a.a.O., S. 7, sowie ferner: Ledrut, Les images, a.a.O 693 Ebd., S. 17 694 Vgl. alle Angaben ebd., S. 25ff, Zitat: S. 27 695 Vgl. ebd. 696 Vgl. zu Lynchs Methoden nochmals LIC 140ff 697 Im Widerspruch dazu steht auch die Einschätzung der beiden Architekturtheoretiker Alexander Tzonis und Liane Lefaivre, welche die amerikanischen Urbanisten der 1960er Jahre in eine behavioristischen und einen normativen Strang differenzierten und Lynch dabei als Paradebeispiel für Letzteren herausstellten (vgl. Tzonis, Alexander/Lefaivre, Liane: „U.S.A. 1960: Die Erfindung der New Urban Landscape“, in: Arch+ 112: Die Gestaltung der Landschaft, Juni 1992, S. 72–78, hier: S. 73ff).

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698 Vgl. alle Angaben Ledrut, Les images, a.a.O., S. 27f, Zitat: S. 28. An anderen Stellen zeigt sich noch stärker die durchaus konstruktive Auseinandersetzung Ledruts mit Lynch. So verweist Ledrut auf den von Lynch konstatierten Zusammenhang zwischen imageability und den räumlichen Strukturen, die die physischen Elemente der Stadt bilden. Er diskutiert in diesem Kontext Studien, bei denen die Befragten angaben, sie fänden sich auch ohne Orientierungspunkte gut zurecht. Doch diese Menschen, die sehr gut mit ihrer Umwelt vertraut seien, würden die entsprechenden Orientierungspunkte unbewußt wahrnehmen. Sie hätten – so Ledrut – ein „schème inconscient d' organisation de l' espace“ entwickelt – „une appréhension profonde et directe de l' unité spatiale urbaine“ in direkter Korrespondenz mit ihrer Ortskenntnis. Ledrut verweist hier wiederum auf Lynch, der ebenfalls die Zusammenhänge zwischen Vertrautheit mit der Umgebung und Orientierungsform diskutiert (vgl. ebd., S. 73ff, sowie u.a. LIC 10, 105). 699 Vgl. Brown, Warner: „Spatial Integrations in a Human Maze“, in: University of California Publications in Psychology, 5 (5), 1932, S. 123–134 700 Mit weltethischem Impetus schließt Tolmans Laborbericht mit der Frage, was man „in the name of Heaven and Psychology“ gegen Haß, Diskriminierung und Gewalt unternehmen könne. In diesem Kontext wird die Welt zum „God-given maze“, die „broad cognitive maps“ zum Synonym für Vernunft schlechthin, die „narrow strip maps“ für jegliche Form von Engstirnigkeit. Man muß allerdings wohl diese Abschnitte – drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges verfaßt – im zeitbezogenen Kontext lesen. Die Zuspitzung des Ost-West-Konflikts mit der Berlin-Blockade, der sich ausweitende Palästinakrieg oder auch die Ermordung Gandhis mögen den pazifistisch geprägten Tolman zu seinem Appell an die Vernunft veranlaßt haben, hatte er doch schon 1942 versucht, psychologische Systematisierungen mit global-ethischen Vorstellungen zu verbinden (vgl. Tolman, Cognitive Maps a.a.O., hier: S. 208, sowie Ders.: Drives Toward War, New York et al. 1942). 701 Vgl. LIC 3. Lynch benennt an dieser Stelle Untersuchungen von Andreas (beziehungsweise András) Angyal (1930), Alfred Binet (1894), Warner Brown (1932), Édouard Claparède (1943), Pierre Jaccard (1932), T.A. Ryan u. M.S. Ryan (1940), Carl Ivan Sandström (1951), Charles C. Trowbridge (1913) und Herman A. Witkin (1949), führt aber weitere insgesamt ca. zwanzig psychologische Publikationen im Literaturverzeichnis (ab LIC 182) an. Auf die Publikationen von Angyal, Claparède, Ryan/Ryan und Sandström wird im Text nicht weiter Bezug genommen, andere wurden im vorliegenden Kotext zum Teil bereits besprochen. 702 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5 703 Erstzitat, s. Anmerkung 600 (S. 231) 704 Im Zwischenbericht des Forschungsprojekts vom Juni 1955 liest sich diese Distanzierung wie folgt: Die seinerzeit vorliegenden psychologischen Studien „[…] concentrate on the nature of the human process rather than on the significant characteristics of the physical world to which response is being made.“ Lynch, Progress Report, a.a.O., S. 16. 705 Vgl. zu Kepes die Ausführungen auf S. 78f der vorliegenden Arbeit inkl. Anmerkung 274 706 Vgl. hierzu Anmerkung 598, S. 231 der vorliegenden Arbeit 707 Diese Praxisorientierung Lynchs mag zum Teil auch auf den impliziten Einfluß John Deweys zurückgehen. Lynch verweist später kurz auf Letzteren, ohne weitere Details auszuführen. Indirekt kam er bereits durch seinen Schulbesuch auf der Francis W. Par-

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ker School in Chicago mit dessen Gedankengut in Berührung, da der Gründer dieser Schule ein Anhänger Deweys war; vgl. hierzu. Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 10f, ferner: To Kevin Lynch, a.a.O., hier: S. 3; zu Lynchs Verweis auf Dewey: Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247, sowie zu Dewey selbst: Suhr, Martin: John Dewey zur Einführung, Hamburg 2005. In diesem Kontext ist jedoch noch ein weiterer Aspekt zu berücksichtigen: Lynch erwähnt 1954 in einem Brief an J.C.R. Licklider, daß die Rockefeller Foundation, die das Projekt The Perceptual Form of the City finanziert hatte, ironischerweise einer breiteren Einbeziehung psychologischer Untersuchungen kritisch gegenüberstand. Dies könnte ein weiterer Grund dafür sein, daß sowohl die gestalt- als auch die kognitionspsychologischen Aspekte in The Image of the City so wenig explizit gemacht beziehungsweise vertieft wurden (vgl. Lynch/Licklider, Correspondence, a.a.O., S. 3). 708 Vgl. Schneider, Jochen: Konstruktive Exploration räumlicher Daten (Dissertation), URL: http://isgwww.cs.uni-magdeburg.de/~josch/Diss/Kurzfassung.html (Zugriff: 25.05.2004) 709 An anderer Stelle fordert er die Psychologen explizit zum Brückenschlag mit der Soziologie auf, um so nicht nur individuelle sondern auch die kollektiven Vorstellungen kleiner Gruppen, d.h. größer als Haushalte aber kleiner als neighborhoods, in den Blick zu nehmen, vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 6. 710 Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247 711 Vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 144 der vorliegenden Arbeit 712 Vgl. alle Conrad, Christoph: „Vorbemerkung“, in: Ders. (Hrsg.): Mental Maps, Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, 28 (3), JuliSeptember 2002, S. 339–342, hier: S. 340 713 Vgl. hierzu u.a. Damir-Geilsdorf, Sabine/Hendrich, Béatrice: „Orientierungsleistungen räumlicher Strukturen und Erinnerung. Heuristische Potentiale einer Verknüpfung der Konzepte Raum, mental maps und Erinnerung“, in: Dies./Hartmann, Angelika (Hrsg.): Mental Maps – Raum– Erinnerung. Kulturwissenschaftliche Zugänge zum Verhältnis von Raum und Erinnerung, Münster 2005, S. 25–48, hier: S. 27. Der Löwsche Raumbegriff soll an dieser Stelle jedoch nicht explizit zum Gegenstand gemacht werden. Im vorliegenden Kontext liefert er lediglich das Stichwort für folgende Anmerkung: Thomas Sieverts hat im Hinblick auf Kevin Lynchs Einbeziehung von wahrnehmungstheoretischen Fragestellungen in die Gestaltungsplanung die überaus fruchtbare Metapher einer Verbindung von „Hard-“ und „Software“ eingeführt, die sich nicht nur auf die wechselseitige Bedingtheit der physischen und soziokulturellen Komponenten anthropogener Räume beziehen läßt, sondern ebenso gut auch auf das dialektische – im best case als dialogisch begriffene – Verhältnis von Architektur und urban design einerseits sowie den Kultur- und Sozialwissenschaften andererseits. Dagegen bergen raumtheoretische Ansätze wie jener von Löw, der sich dezidiert gegen eine „Trennung in einen sozialen und einen materiellen Raum“ wendet, mit der Metapher von „Hard“- und „Software“ möglicherweise auch die Basis dafür, den Dialog der Disziplinen auszuhebeln. Produktiver für den interdisziplinären Austausch scheint demgegenüber ein Theorieverständnis vom Zuschnitt Pierre Bourdieus, der zwischen physischem Raum, sozialem Raum sowie angeeignetem physischen beziehungsweise reifiziertem sozialen Raum differenziert. Während hier jeder Disziplin ihre Domäne belassen wird, scheinen Löws Verwischungen doch letztlich auf die Definitionshoheit der Sozialwissenschaften in der Raumdebatte abzuzielen (vgl. Sieverts, Thomas (1997): Zwischenstadt. Zwischen

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Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land (1. Nachdr. d. 3. Aufl.), Basel/Boston/ Berlin 2001, S. 114f; Löw, Martina: Raumsoziologie, Frankfurt/Main 2001, S. 15, sowie Bourdieu, Pierre: „Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum“, in: Wentz, Martin (Hrsg.): Stadt-Räume, Frankfurt/Main/New York 1991, S. 25–34). Vgl. Schenk, Frithjof Benjamin: „Die Konstruktion von geographischen Räumen in Europa seit der Aufklärung“, in: Conrad, Christoph (Hrsg.): Mental Maps, Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, 28 (3), Juli-September 2002, S. 493–514, hier: S. 495 Schweizer, Karin: Strömt die Welt in unseren Köpfen? Kontiguität und Abruf in mentalen Karten, Wiesbaden 2004, S. 108 Ebd., S. 110 Vgl. Anmerkung 96 auf S. 193 der vorliegenden Arbeit Vgl. hierzu Gleitman, Edward Chace Tolman, a.a.O., hier: S. 232ff. Gleitman bezeichnet Tolman als „the most unrigid psychological thinker I have ever met“ (ebd., S. 237, Hervorhebung im Original). Vgl. Lynch, Kevin (1953): „Possible Research in City Form“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Early Steps, Cambridge, MA, 1954–1959, S. 2; URL: http://dome.mit. edu/handle/1721.3/35626 (Zugriff: 22.09.2009. Die handschriftlichen Anmerkungen stammen – wie auch die Datierung – jedoch offenbar weder von Lynch noch von Kepes. Daraus können jedoch keine Schlußfolgerungen bezüglich externer Einflüsse auf die Konzeption gezogen werden, da diese Anmerkungen zwar sowohl von einem maßgeblich am Projekt Beteiligten stammen, aber ebenso einer Sekretärin oder einem Assistenten diktiert worden sein können.) Vgl. Lynch, Research Proposal, a.a.O., S. 2 Während Lynch in The Image of the City noch fast ausschließlich von urban design spricht, city design dagegen als zukünftig zu konturierendes Feld lediglich andeutet (vgl. LIC v, 1, 3, 14, 105, 116, 118, 120, 140), präferiert er später den Begriff city design, u.a. um die Differenz zur Architektur und gleichzeitige größere Nähe zur Landschaftsarchitektur deutlich zu machen (vgl. Lynch, Immature Arts, a.a.O., hier: S. 499f). Er versucht zwar ebenso, diesen Terminus in abgesicherteren Kontexten wie der Encyclopædia Britannica zu etablieren (vgl. Lynch, Kevin (1974): „Urban Design“, [in: Encyclopædia Britannica; Nachdruck] in: Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 511–534, hier: S. 520); doch Auch Banerjee/Southworth betonen in diesem Kontext, daß sich der Begriff city design gegenüber dem urban design nicht durchsetzen konnte, weshalb Letzterer im Rahmen der vorliegenden Arbeit auch durchgängig, allenfalls im Wechsel mit der deutschen Entsprechung „Stadtgestaltung“ verwendet wird (vgl. Banerjee, Tridib/Southworth, Michael: „Kevin Lynch: His Life and Work“, in: Dies. (Hrsg.): City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 1–29, hier: S. 7). Insofern darf das gewählte Vorgehen keinesfalls als Plädoyer mißverstanden werden, urban design als extrapolierte Architektur, als „making a big object“ zu verstehen – eine Haltung zahlreicher Architekten, gegen die sich Lynch vehement verwehrt hat (vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 4f). Vielmehr wurde der „Umweg“ über die Architektur gewählt, weil sich die Problematik der unterschiedlich starken Eingebundenheit der Sinne in Wahrnehmungs- und Entwurfsprozesse damit klarer veranschaulichen läßt.

723 Vgl. Aristoteles, De anima II 7, sowie zur historischen Entwicklung der Konzeptionierungen der Sinneshierarchien: Jütte, Robert: Geschichte der Sinne. Von der Antike bis zum Cyberspace, München 2000, insbes. S. 72 ff 724 Vgl. Guski, Rainer: Wahrnehmung. Eine Einführung in die Psychologie der menschlichen Informationsaufnahme, Stuttgart/Berlin/Köln 1989, S. 166ff 725 Ebd., S. 167 726 Vgl. ebd., S. 163 727 Vgl. ebd., S. 162 u. S. 168. In diesem Kontext verweist Guski u.a. auf psychologische Literatur, in der als Beweis der Dominanz des visuellen über das taktile System ein 1933 publiziertes Experiment von James J. Gibson angeführt wird. Gibson hatte mit einer prismatischen Brille gearbeitet, bei der gerade Linien als gekrümmt erscheinen. Berührt man diese Linien, so entsteht dabei der Eindruck, als könne man die nicht vorhandenen Krümmungen auch fühlen. Gibson beobachtete aber auch einen Adaptionsprozeß, aufgrund dessen sich die scheinbare Krümmung allmählich verringerte (vgl. hierzu Gibson, James J.: „Adaptation, After-Effect and Contrast in the Perception of Curved Lines“, in: Journal of Experimental Psychology, VI/1, Februar 1933, S. 1–31). Für eine kritische Diskussion dieses Beispiels bietet der vorliegende Kontext leider keinen Raum. 728 Vgl. hierzu auch Klotz, Sebastian (Hrsg.): –Vom tönenden Wirbel menschlichen Tuns.– Erich M. von Hornbostel als Gestaltpsychologe, Archivar und Musikwissenschaftler. Studien und Dokumente, Berlin 1998 729 Zitat: Hornbostel, Erich M.: „The Unity of the Senses“, in: Ellis, Willis D.: A Source Book of Gestalt Psychology, New York 1938, S. 210–216, hier: S. 215; vgl. auch Guski, Wahrnehmung, a.a.O., S. 168 730 Ebd., S. 168f 731 Vgl. ebd., S. 169f 732 Vgl. ebd., S. 171 733 Vgl. ebd., S. 169f 734 Vgl. hierzu stellvertretend: Guski, Rainer: Wahrnehmen – ein Lehrbuch, Stuttgart 1996 [überarbeitete Onlineversion], Kap. 8; URL: http://eco.psy.ruhr-uni-bochum.de/ download/Guski-Lehrbuch/Kap_8.html (Zugriff: 05.11.2009) 735 Vgl. hierzu: Lewkowicz, David J./Lickliter, Robert (Hrsg.): The Development of Intersensory Perception. Comparative Perspectives, Hillsdale, N.J. et al. 1994 736 Vereinzelt gibt es durchaus Bestrebungen, derartige Ansätze in Forschung und Lehre zu etablieren. Beispielsweise wurde an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle im Rahmen eines Modellversuchs „Multisensuelles Design“ ins Curriculum integriert, indem „Grundlagen, Wirkungen, Methoden und Instrumente des akustischen und olfaktorischen Designs erschlossen“ wurden. Dabei werden zwar u.a. auch Raumqualitäten in den Blick genommen, es handelt sich hier aber nicht um Studienangebote für künftige Architekten und Planer, sondern um eine Vertiefung des Studiengangs Industriedesign; vgl.: http://www.burg-halle.de/msens/default.html (Zugriff: 05.11.2009). 737 Differenzen aufgrund unterschiedlicher Ausbreitungsgeschwindigkeiten können in diesem Kontext als unerheblich vernachlässigt werden. 738 Auf die Tradition dieser essentiellen Dimension entwerferischen Arbeitens verweisen auch Durth, Werner/Sigel, Paul: Baukultur. Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Berlin 2009, S. 10.

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739 Oft werden diese Zusammenhänge erst bei dementsprechenden Mängeln oder Störungen offenkundig. 740 Vgl. Borch, Christian: „Organizational Atmospheres: Foam, Affect and Architecture“, in: Organization. The Critical Journal of Organization, Theory and Society, first published on September 2, 2009, S. 13; URL: org.sagepub.com/cgi/rapidpdf/1350508409337168v1. pdf (Zugriff: 05.11.2009) 741 Damit wird also die These vertreten, daß ein guter Entwurfsarchitekt, der sich auf sinnliche Aspekte konzentriert, eine sehr konkrete haptische (oder akustische beziehungsweise auch olfaktorische) Vorstellung vom zu entwerfenden Raum hat. 742 … wenngleich nicht davon auszugehen ist, daß Libeskind dieses Geräusch psychoakustisch „designt“ hat. Dagegen dürfte der israelische Künstler Menashe Kadishman, der im sogenannten Memory Void des Jüdischen Museums die Installation Shalechet – Gefallenes Laub realisiert hat, die akustische Wirkung beim Betreten der 10.000 am Boden liegenden runden Eisenplatten mit eingeschnittenen Gesichtern weitaus präziser vorherbestimmt und vorab getestet haben; vgl. Dorner, Elke (1999): Daniel Libeskind. Jüdisches Museum Berlin (3. Aufl.), Berlin 2006, sowie http://www.jmberlin.de/main/ DE/01-Ausstellungen/04-installationen.php (Zugriff: 05.11.2009). Auf die Thematik der Erforschung akustischer Vorstellungen kann im vorliegenden Kontext nicht eingegangen werden. Stellvertretend sei jedoch auf folgende Publikation verwiesen: Spitzer, Manfred: Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk, Stuttgart 2002 (hier insbes. das Kapitel: „Raum für Töne“, S. 169ff). 743 Vgl. zum Thema Architektur und leibliche Anwesenheit im Raum auch Böhme, Architektur und Atmosphäre, a.a.O., S. 114ff. Auch Böhme wiederholt übrigens den oft gelesenen Vorwurf, bei Autoren wie Camillo Sitte, Gordon Cullen und vor allem bei Lynch finde eine „Verengung der Untersuchungsperspektive auf das Visuelle oder gar das Geometrische“ statt (vgl. ebd., S. 129) 744 … was neben den tatsächlich geplanten und baulich realisierten paths auch das Zulassen und Ausschließen potentieller Bewegungslinien einschließt. 745 Heute lassen sich diese Probleme mithilfe von Virtual-Reality-Umgebungen wie den computer aided virtual environments (CAVEs), mit denen sich „begehbare“, maßstabslose virtuelle Räume generieren lassen, teilweise kompensieren. Andere Bereiche, zum Beispiel Medizin und Freizeit, sind hier aber offenbar den Designdisziplinen voraus: So können etwa Interfaces für die Minimal-invasive-Chirurgie inzwischen nicht nur visuelle, sondern auch haptische Reize an die Hand des Chirurgen übermitteln, und bei den von Nintendo entwickelten Wii Games werden motorische Bewegungen der Spieler mit visuell-räumlichen Informationen und raumakustischen Simulationen rückgekoppelt. Ohne das Thema weiter zu vertiefen, sei an dieser Stelle auf folgende Quellen verwiesen: Sherman, William R./Craig, Alan B.: Understanding Virtual Reality. Interface, Application, and Design, San Francisco, CA 2003; Cruz-Neira, Carolina et al.: „The CAVE. Audio Visual Experience Automatic Virtual Environment“, in: Communications of the ACM, 35/6, Juni 1992, S. 64–72, sowie: „Wii Sports. Breaking the Fourth Wall“, in: Borries, Friedrich von/Walz, Steffen P./Böttger, Matthias (Hrsg.): Space Time Play. Computer Games, Architecture and Urbanism: The Next Level, Basel/Boston/ Berlin 2007, S. 24f. 746 Daß das Ausmaß der Dominanz des Visuellen zudem abhängig ist von Fortbewegungsart und Geschwindigkeit, wird u.a. in The View from the Road oder auch in Alison

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Smithsons AS in DS deutlich (vgl. die Ausführungen ab S. 111 der vorliegenden Arbeit) und braucht an dieser Stelle nicht weiter expliziert zu werden. Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, daß sich der bereits zitierte J.C.R. Licklider, der in Psychoakustik promoviert und im Psychoakustischen Labor der Harvard University gearbeitet hatte, zwar kritisch in Bezug auf die image-Komponente Bedeutung und die normativen Komponenten der Studie äußerte, offenbar aber keine Probleme mit der sinneshierarchischen Ausrichtung Letzterer hatte; vgl. hierzu nochmals Lynch/ Licklider, Correspondence, a.a.O., sowie zur Person Lickliders: http://www.ibiblio. org/pioneers/licklider.html (Zugriff: 22.09.2009). Gerade diese Ausrichtung bildete wohl eine wesentliche Grundvoraussetzung für die hohe Attraktivität sowie die damit verbundene breite und weitgehend freie Rezeption von The Image of the City seitens der internationalen Architektenszene über Jahrzehnte hinweg. Vgl. Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O. Moravánszky, Architekturtheorie, a.a.O., S. 489 In seiner 1979 erschienenen „Architekturphänomenologie“ setzt sich Norberg Schulz u.a. mit Fragen von Orientierung, der Struktur des Raumes sowie seines Charakters (im Sinne von Identität) auseinander, wobei er sich auch auf Lynch bezieht und in diesem Kontext betont, „daß eine moderne Umwelt dem Menschen die Orientierung schwermacht“ (vgl. Norberg-Schulz, Christian (1979): Genius loci: Landschaft/Lebensraum/ Baukunst, Stuttgart 1982, S. 12, 19f u. 191). Da Norberg-Schulz' Phänomenologie sich aber wesentlich auf Martin Heidegger beruft, müßte eine Suche nach Kongruenzen zwischen Lynchs imageability und dem Genius loci von Norberg-Schulz auch Heideggers Existenzphilosophie einbeziehen, was den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde. Ebenso wenig können an dieser Stelle mögliche Bezüge zwischen Lynch und den Phänomenologien Merleau-Pontys, Bachelards oder Bollnows erörtert werden (vgl. hierzu Merleau-Ponty, Maurice: Phénoménologie de la perception, Paris 1945; Bachelard, Gaston: La poétique de l–espace, Paris 1957, sowie Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum, Stuttgart 1963). Vgl. Perotti, Eliana: „Die Stadt der Postmoderne. Einführung“, in: Lampugnani, Vittorio Magnago/Frey, Katia/Dies. (Hrsg.): Anthologie zum Städtebau. Band III. Vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur zeitgenössischen Stadt, Berlin 2005, S. 339–341, hier: S. 339 Vgl. ebd. sowie zum Begriff der architektonischen Postmoderne Jencks, Charles: „The Rise of Post-Modern Architecture“, in: Architectural Association Quarterly, 7(4), Oktober–Dezember 1975, S. 3–14, sowie Ders.: The Language of Post-Modern Architecture, New York 1977 In theoretischer Hinsicht maßgeblich war hierbei u.a. Aldo Rossis Archittetura della città (vgl. Rossi, Die Architektur der Stadt, a.a.O.). Die praktische Hinwendung zum Historischen manifestierte sich u.a. in der Etablierung des Denkmalschutzes – und zwar sowohl in Europa als auch in den USA, wo wiederum Boston als „most historic City in Amerika“ eine Vorreiterrolle zukam. Douglass Shand-Tucci betont u.a. die Rolle von Jane Jacobs in „the historic preservation movement – which was to be the most powerful influence on American architecture of any force since the advent of the Modern Movement itself.“ (Vgl. Shand-Tucci, Built in Boston, a.a.O., S. xiv u. S. 289). Exemplarisch für Europa sei mit der Losung „,Rettet den Stuck` genügt nicht – ,Rettet die Stadt!` “ auf den Wandel im Umgang mit der (West-)Berliner Gründerzeitsubstanz

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während der 1950er bis 1980er Jahre verwiesen (vgl. „Städtebau: SOS für SO 36“ in: DER SPIEGEL, 13, 21.03.1977, S. 216–223, hier: S. 218). Vgl. LIC 105 Ebd. 105ff Anhand der textlichen Ausführungen wird dies weitaus deutlicher als an den illustrativen Piktogrammen, die in ihrer Prägnanz zwar die Verbalaussagen unterstreichen und Vorstellungen von bestehenden oder antizipierenden räumlichen Settings befördern, aber doch – sofern sie nicht symbolisch abstrakt bleiben – tendenziell die planerischklassische Überblicksperspektive einnehmen. … im Sinne des von Lynch mehrfach konstatierten „two-way process between observer and observed“ (vgl. Anmerkung 119). LIC 115 Vgl. ebd. Für eine kompakte Beschreibung des Prozesses inkl. visuellem Plan vgl. LIC 115f, für eine detailliertere (ohne visual plan) ebd. 155f. Einen solchen visuellen Plan könnte man wohl am ehesten mit einem „funktionsneutralen Masterplan“ oder einer Art unbeziehungsweise auf strategische Punkte beschränkt verbindlichen „Gestaltungssatzung“ vergleichen, wenngleich möglicherweise sogar die Unterschiede zu Letzterer überwiegen. Während allen dreien die Absicht einer Fixierung visueller Eigenschaften der gebauten Umwelt gemeinsam ist, sollen jedoch die Festlegungen des visual plan nicht aufgrund der konsensfähigen Bestandteile individueller ästhetischer Vorstellungen gewählter kommunalpolitischer Gremien beschlossen, sondern von urban-designProfessionellen erarbeitet werden. Vermutlich ist Lynchs Plan auch für ausgedehntere Gebiete vorgesehen und dementsprechend abstrakter gedacht. Da selbst Lynch offenbar nie einen solchen visual plan vollständig ausgearbeitet hat, läßt sich hierüber nur spekulieren; vgl. zu den Gestaltungssatzungen in Deutschland: Streich, Bernd: Stadtplanung in der Wissensgesellschaft. Ein Handbuch, Wiesbaden 2005, S. 346ff. LIC 116 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 4 Ebd. Lynch, Reconsidering, a.a.O, hier: S. 251 Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5 Vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O, hier: S. 251 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5. Vgl. ebd., hier: S. 6. Fälle, bei denen man tatsächlich von Mißbrauch sprechen könnte, finden sich tendenziell in Argumentationsmustern jüngeren Datums im Zuge der sogenannten „Bilderpolitik der Städte“. Hier wird mitunter eine „Bildqualität im Sinne von Kevin Lynch“ adressiert, indem der Bergriff der landmarks relativ isoliert zur Rechtfertigung von unmaßstäblichen, sozial unverträglichen oder aus anderen Gründen kontrovers diskutierten Einzelobjekten herangezogen wird (vgl. hierzu beispielsweise Weiss, Klaus-Dieter: Bothe Richter Teherani, Basel/Boston/Berlin 2005, S. 69, 96 u. 104, sowie allgemein zum Phänomen der Bilderpolitik: Hubeli, Ernst/Herczog, Andreas: Entscheiden über städtebauliche und architektonische Gestalt. Architektur im Spannungsfeld von Bilderpolitik, Rechtsstreit und Autonomie, Zürich 1995). Deutlich wird dies unter anderem am vergleichenden Charakter der Analyse von Bewohnervorstellungen und denen der trained observers so wie der Gewichtung der Karten (vgl. hierzu auch die Ausführungen auf S. 161 der vorliegenden Arbeit).

771 … Lynch ist hier selbstredend ausgeschlossen. Doch steht zu vermuten, daß zahlreiche legibility experts es gemäß ihres Selbstverständnisses als menschlichen Akt empfinden, ihr Erfahrungswissen auf dem Gebiet der räumlichen Organisation – vielleicht auch gegen vermeintlich oder tatsächlich überforderte Laien – in Umsetzungsprozesse einzubringen. Vgl. zur professionell bedingten Perspektivendiskrepanz zwischen Architekten und Nicht-Architekten auch: Rambow, Experten-Laien-Kommunikation, a.a.O. 772 Lynch spricht von „two principal methods“, vgl. LIC 140 773 Vgl. hierzu auch die Ausführungen ab S. 24 der vorliegenden Arbeit 774 LIC 95f 775 … so etwa zur Hierarchisierung von Straßen, Richtungsführung von Kreuzungen, Gliederung von Sequenzen, Umgang mit Farben etc. (vgl. ebd. 95ff). 776 … was den Gehalt der Aussagen jedoch keineswegs diskreditiert. 777 Lynch verweist mehrfach darauf, daß die meisten der Interviewpartner ihr image nach dem Wegesystem mental strukturieren (vgl. u.a. LIC 47). Dementsprechend diskutiert er in Kapitel III – dem „empirischen Kapitel“ – die paths im doppelten Umfang im Vergleich zu den anderen vier Elemente und befaßt sich daraufhin – im Sinne eines klaren images – über vier Seiten mit dem städtebaulichen Möglichkeiten bezüglich „Designing the Paths“, während die edges, nodes, landmarks und districts unter der Überschrift „Design of Other Elements“ gemeinsam auf insgesamt sechs Seiten abgehandelt werden (vgl. ebd. 95ff u. 99ff). 778 Vgl. hierzu die Ausführungen zu Lynchs Karten ab S. 57 der vorliegenden Arbeit 779 Vgl. hierzu stellvertretend: Schütz, Alfred: Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie, Wien 1932 780 Vgl. hierzu die Ausführungen auf S. 47 der vorliegenden Arbeit 781 LIC 109 782 Dieser Gedanke ist zwar spekulativer Natur, aber dennoch nicht abwegig. So könnte sich nach Auswertung der Befragungen durchaus herausstellen, daß in einem bestimmten Teilgebiet – verglichen mit anderen – der Handlungsbedarf so gering ist, daß man hier gänzlich auf Maßnahmen verzichtet und die Ressourcen anderweitig bündelt. Für solche Fälle müßte zum Beispiel vorab geklärt werden, ob es sinnvoll ist, bei den Bewohnern unnötig Erwartungen zu wecken. Zudem könnte ein solches Vorgehen auch verhindern, daß Diskussionen zu schnell emotional geführt, Fronten gebildet und in den Interviews gängige Stereotype reflexartig wiederholt werden. 783 Diesen Plan hätte man anschließend natürlich im Rahmen von Beteiligungsprozessen zur Diskussion stellen können. Insofern hätte das Verfahren (von dem Lynch dann in The Image of the City nur einen Ausschnitt fokussiert hätte) den Vorteil, daß hier zu einem relativ frühen Zeitpunkt Aspekte der Bewohnerperspektive in den Prozeß einfließen. Von Nachteil wäre dagegen unter Umständen die Operationalisierung, Interpretation und Filterung des Materials durch den Planer, aufgrund derer die Bewohner später möglicherweise ihren „Eigenanteil“ an der Frühphase nicht mehr als solchen erkennen könnten. 784 … wenngleich Lynch und Florence Ladd in dem bereits zitierten Interview diskutieren, daß – falls Politik und Planung die eigentlichen Intentionen von The Image of the City erkannt hätten – die Studie „really might have been a forerunner of participatory planning“ (vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5). Auf die tatsächliche Entwicklung der partizipativen Planungsverfahren muß jedoch im vorliegenden Kontext nicht detailliert eingegangen werden; vgl. hierzu stellvertretend: Bischoff, Ariane/Selle, Klaus/Sinning,

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Heidi: Informieren, Beteiligen, Kooperieren: Kommunikation in Planungsprozessen. Eine Übersicht zu Formen, Verfahren und Methoden, Dortmund 2005. Vgl. Lynch, Immature Arts, a.a.O., S. 499 … was an dieser Stelle nicht als wertende Aussage zu verstehen ist. Vgl. zum Beispiel Schlögel, Im Raume, a.a.O., S. 271 sowie Rambow, Experten-LaienKommunikation a.a.O., S. 40f In The Death and Life of Great American Cities – das übrigens ebenso wie die Kepes/ Lynch-Studie The Perceptual Form of the City von der Rockefeller Foundation ermöglicht wurde – wendet sich Jane Jacobs mit ihrer „attack […] on the principles and aims that have shaped modern orthodox city planning and rebuilding“ gegen Großmaßstäblichkeit und Monotonie, fordert statt dessen funktionale Vielfalt und die Wahrung des menschlichen Maßstabs in den Dimensionen der neighborhoods ein und manifestiert sich oft in pointiert-schlagwortartig formulierten Beobachtungen, wie jener, Le Corbusiers Vision der „skyscrapers in the park“ sei in der Realität zu „skyscrapers in parking lots“ degeneriert (vgl. Jacobs, Death and Life, a.a.O., S. 3 u. 343, sowie zum Hinweis auf die Rockefeller Foundation: Laurence, Peter L.: „Jane Jacobs Before Death and Life“, in: Journal of the Society of Architectural Historians (JSAH), 66/1, März 2007, S. 5–14, hier: S. 12.). Norberg-Schulz schreibt zum Beispiel, im Städtebau wandle sich das Miessche „weniger ist mehr“ in sterile Monotonie (vgl. Norberg-Schulz, Genius loci, a.a.O., S. 195). Neben den bereits an anderer Stelle benannten Schriften von Jencks und Venturi zählt Collage City von Rowe und Koetter zu den Basistexten der städtebaulichen Postmoderne; vgl. hierzu Anmerkung 796 der vorliegenden Arbeit. Vgl. Anmerkung 823 (S. 248) der vorliegenden Arbeit Vgl. hierzu Anmerkung 26 (S. 188) der vorliegenden Arbeit … der sich seinerzeit oft in reflexartigen Top-down-Prozeduren vollzog. Jane Jacobs beschreibt anekdotisch am Beispiel des Bostoner North End, wie Stadtteile unabhängig von ihren tatsächlichen aktuellen Dynamiken zum Slum deklariert werden, um sie – ungeachtet vom lokalen Engagement der Bewohner – großflächig zu überplanen (vgl. Jacobs, Death and Life, a.a.O., S. 8ff). Zwar schreiben Anastasia Loukaitou-Sideris und Tridib Banerjee, die „modernist designers were recoiling from th[e] attack of social critics that Kevin Lynch published in his seminal work The Image of the City“. Seine Arbeit habe zu einem „major shift in the design attitude“ und insbesondere unter New Yorks Bürgermeister John Lindsey zu „major design innovations“ geführt. Lynch kommentierte jedoch beispielsweise die Veränderungen des Bunker Hill in Los Angeles weitgehend wertneutral. LoukaitouSideris und Banerjee verweisen u.a. auch auf dieses Beispiel als eines der „downtown urban renewal projects on […] established neighborhoods [, bei denen i]n the name of removing physical blight, older urban districts were leveled without any concern for the social life and the sense of locality“ (vgl. Loukaitou-Sideris, Anastasia/Banerjee, Tridib: Urban Design Downtown: Poetics and Politics of Form, Berkeley/Los Angeles/ London 1998, S. 67ff). Lynch schreibt dagegen allgemein über die Stadt: „Los Angeles illustrated the practical and emotional strains induced as the image is confronted with constant physical changes“ (LIC 86), sowie ferner über den Bunker Hill: „Bunker Hill in Los Angeles is an interesting example of a district of fairly strong character and historical association, sharp topographical feature lying even closer to the city' s heart than does Beacon Hill. Yet the city flows around this element, buries its topographic

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edges in office buildings, breaks off its path connections, and effectively causes it to fade or even disappear from the city image. Here is a striking opportunity for change in the urban landscape“ (ebd. 71.). Lynch benennt somit zwar einen aus strukturellformalästhetischen Gründen hergeleiteten Handlungsbedarf, läßt aber die Frage der Verantwortlichkeiten hier bewußt offen. Collage City wurde 1978 als Buch veröffentlicht, zum Teil aber schon 1973 verfaßt (vgl. Hoesli, Bernhard: „Kommentar zur deutschen Ausgabe“, in: Rowe, Colin/Koetter, Fred: Collage city, ‹dt.›, Basel 1984, S. 267–274, hier: S. 267). Vgl. Moravánszky, Architekturtheorie, a.a.O., S. 388 … ohne jedoch hier den Bezug zu Lynch herzustellen, auf den sie überhaupt nur kurz mit der verhalten kritischen Anmerkung eingehen, Lynch habe mit seinen „allegedly scientific notational systems“ der Townscape-Idee einen rationalen Anstrich verliehen (vgl. Rowe, Colin/Koetter, Fred: Collage City, Cambridge, MA/London 1978, S. 36). Alle Angaben ebd., S. 64f; Zitat: S. 64 Vgl. LIC 94 Ebd., S. 112 … was jedoch keineswegs im Widerspruch steht zu seiner späteren Äußerung: „Cities cannot be designed as comprehensive wholes in all their aspects.“ Bereits in The Image of the City betont er, daß große Gebiete nicht überall mit gleicher Intensität behandelt, Klarheit und Bildhaftigkeit nicht überall gleich stark herausgearbeitet werden können und plädiert für dominant figures an strategischen Punkten und more extensive backgrounds. Lynch verwendet also die Figur-Grund-Thematik im Sinne einer Handlungsempfehlung zur räumlichen Differenzierung im Außmaß gestalterischer Intentionalität (vgl. ebd., S. 94 u. 112, sowie Lynch, Immature Arts, a.a.O., S. 499). Vgl. Lynch, Notes, a.a.O., hier: S. 135 Vgl. ebd., hier: S. 138ff Lynch hierzu wörtlich: „There is a warmth in intricacy of detail, if well set off so as to focus attention, and if within easy visual reach. It is enjoyable and interesting to look at detail, to see fantasy forms in complicated shapes and to read double meanings. There may be unconscious analogies to the complexity of life, and in itself complicated detail reflects human care (door, Ca' d' Oro; Victorian gingerbread; Neapolitan stairs)“ (ebd., S. 139). … das Hanno-Walter Kruft als „Ausdruck eines ästhetisierten Funktionalismus“ charakterisiert und von Robert Venturi 1966 durch „less is a bore“ paraphrasiert wurde; vgl. Kruft, Hanno-Walter (1985): Geschichte der Architekturtheorie. Von der Antike bis zur Gegenwart (4. Aufl.), München 1995, S. 512, sowie: Venturi, Robert: Complexity and Contradiction in Architecture, New York 1966, S. 23ff. Vgl. zum Beispiel Lynch, Notes, a.a.O., hier: S. 135 Vgl. Weber, Max: „Wissenschaft als Beruf. 1919“, in: Ders. (1922): Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, (4. Aufl.), Tübingen 1973, S. 582–613, hier: S. 594 u. 612. Vgl. Appleyard/Lynch/Myer, The View, a.a.O., S. 13, sowie die Ausführungen auf S. 112 der vorliegenden Arbeit Lynch/Rodwin, World of Cities, a.a.O., hier: S. 9f … im Gegensatz übrigens auch zu Venturi (vgl. hierzu nochmals Venturi, Complexity, a.a.O.) S. Anmerkung 805

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812 Vgl. hierzu Lynchs Anmerkungen unter dem bereits zitierten Stichwort visual skope und das entsprechende Piktogramm in LIC 106 sowie Abb. 102 auf S. 168 der vorliegenden Arbeit 813 Wagner, Visuelle Ordnung, a.a.O., hier: S. 104. Wie Anastasia Loukaitou-Sideris und Tridib Banerjee am Beispiel der Implementierung von Daniel Burnhams Plan für das central business district in Cleveland von 1903 verdeutlichen, waren sich die City-Beautiful-Bewegung und die funktionalistisch operierenden „redevelopment czars – Edward Logue in Boston, Justin Herman in San Francisco and Robert Moses in New York“ in ihrem Umgang mit den sozial Unterprivilegierten vor Ort mitunter sehr ähnlich (vgl. Loukaitou-Sideris/Banerjee, Urban Design Downtown, a.a.O., S. 22 u. S. 44). 814 Lynch, Urban Design, a.a.O., hier: S. 511 815 Vgl. Frey, Katia: „Der anthropologische Blick auf die Stadt. Einführung“, in: Lampugnani, Vittorio Magnago/Dies./Perotti, Eliana (Hrsg.): Anthologie zum Städtebau. Band III. Vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur zeitgenössischen Stadt, Berlin 2005, S. 479–480, hier: S. 479 816 Vgl. Lynch, Urban Design, a.a.O., hier: S. 512, ferner Hoesli, Bernhard: „Zusammenfassung und Diskussion der Kritik an der Großstadt“, und Ders.: „Zur Bedeutung großstädtischer Konzentration“, beide in: Vogler, Paul/Kühn, Erich (Hrsg.): Medizin und Städtebau. Ein Handbuch für gesundheitlichen Städtebau, München/Berlin/Wien 1957, S. 511–518/519–521, sowie Eisinger, Stadt der Architekten, a.a.O., S. 99 817 Vgl. alle Lynch, Urban Design, a.a.O., hier: S. 511f 818 Vgl. hierzu: Lyotard, Jean-François: La Condition Postmoderne: Rapport sur le Savoir, Paris 1979, sowie Renner, Rolf Günter: Die Postmoderne Konstellation. Theorie, Text und Kunst im Ausgang der Moderne, Freiburg i.Br. 1988, S. 207 819 Vgl. Welsch, Wolfgang: „Einleitung“, in: Ders. (Hrsg.): Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion, Weinheim 1988, S. 1–45, hier: S. 20 820 Vgl. Habermas, Jürgen: „Moderne und postmoderne Architektur“, in: Welsch, Wolfgang (Hrsg.): Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion, Weinheim 1988, S. 110–120, hier: S. 116 821 Vgl. LIC 46, 144 u. 153f sowie ferner die Ausführungen ab S. 56 der vorliegenden Arbeit 822 Vgl. Lynch, Immature Arts, a.a.O., hier: S. 500. Im Fall von Boston ist wohl der großflächige Abriß des West End zum Ende der 1950er Jahre eines der typischsten Beispiele für diese Haltung, die sich aber auch in der rücksichtslosen Planung der Central Artery widerspiegelt (vgl. Shand-Tucci, Built in Boston, a.a.O., S. 271). 823 … wenngleich eine solche Praxis später – wie John S. Pipkin anmerkt – von zum Teil ideologisch argumentierenden Kritikern wie u.a. Manuel Castells mit seinem neomarxistischen Soziologieverständnis als systemkonformes „problem solving“ attackiert wird, das sich möglichen Veränderungen verweigert (vgl. Pipkin, Structuralism a.a.O., hier: S. 53). 824 Vgl. Sieverts, Wiedergelesen, a.a.O., S. 58f 825 Ebd., S. 58 826 … dem er folglich bei der Besprechung seiner Klassiker auch den meisten Platz einräumt; vgl. Sieverts, Zwischenstadt, a.a.O., S. 112ff; Zitat: S. 114. 827 Sieverts, Wiedergelesen, a.a.O., S. 56 828 LIC 91 829 Sieverts, Zwischenstadt, a.a.O., S. 114, sowie Ders., Wiedergelesen, a.a.O., S. 56

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830 Diese griffige Formel wurde Peter Smithson entlehnt, der sie in etwas verändertem Kontext verwendete (vgl. hierzu Anmerkung 473 auf S. 222 der vorliegenden Arbeit). 831 Gauvain, Mary: „A Legacy of Ideas“, in: Children' s Environments Quarterly, 2/3, 1985, S. 4 832 Vgl. Anmerkung 77 auf S. 192 der vorliegenden Arbeit 833 Vgl. Landry, Charles (2000): The Creative City: A Toolkit for Urban Innovators, (2. Aufl.) London 2008, S. 203f 834 Vgl. hierzu Iser, Wolfgang: Der Akt des Lesens. Theorie ästhetischer Wirkung, München 1976; ferner Ders.: Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa, Konstanz 1970, sowie Jauß, Hans Robert: Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft, Konstanz 1967 835 Dabei ist es wohl genau diese Dialektik – daß zum einen die Frage nach der transkulturellen und transhistorischen Relevanz überhaupt aufkommt und sie zum anderen aber immer wieder neu zu beantworten ist –, die die Rezeption eines seminal works ausmacht und – solange erstere Bedingung erfüllt ist – die Diskussion darüber in Gang hält (vgl. zum Ausweis von The Image of the City als seminal work auch nochmals den Verweis auf Donald Appleyard in der Vorbemerkung dieser Arbeit (S. 11f). 836 Zudem wird damit die mögliche Erwartungshaltung unterminiert, mit der Lektüre von Einleitung und Schluß die wesentlichen Punkte der Arbeit im Kompaktformat dargereicht zu bekommen. 837 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5 838 Vgl. Jones, Barclay: „Prolegomena to a Study of the Aesthetic Effect of Cities“, in: The Journal of Aesthetics and Art Criticism, 18(4), Juni 1960, S. 419–429, hier: S. 421 839 Vgl. Lynch, Reconsidering, a.a.O., hier: S. 247 840 Vgl. Ladd, An Interview, a.a.O., hier: S. 5f. Zur Einordnung dieser Aussagen gilt es jedoch auch zu bedenken, daß dieses Interview zu einem Zeitpunkt geführt wurde, als sich die Kritik an The Image of the City häufte. 841 Banerjee/Southworth, City Sense, a.a.O., S. 100 842 Vgl. hierzu zum Beispiel Rode, Philipp, „City Design – A New Planning Paradigm?“, LSE, Urban Age Discussion Paper, 2006, S. 8; URL: http://www.urban-age.net/0_ downloads/archive/Philipp_Rode-City_Design_A_New_Planning_Paradigm-DiscussionPaper.pdf (Zugriff: 17.12.2009) 843 Koray Velibeyoglu versteht urban design etwa als „by-product of postmodernism“; vgl. Velibeyoglu, Koray (1999): „Urban Design in the Postmodern Context“, URL: http:// www.angelfire.com/ar/corei/ud.html (Zugriff: 12.12.2009) 844 Beispiele hierfür wären die Kategorisierung unterschiedlicher Teilgebiete und Aufgaben der Stadtplanung, wie jene von Bernd Streich, bei der urban design als städtebauliche Gestaltungsplanung verankert ist, oder auch Dieter Fricks Charakterisierung des Städtebaus als baulich-räumliche Organisation (vgl. Streich, Stadtplanung, a.a.O., S. 289ff sowie Frick, Dieter: Theorie des Städtebaus. Zur baulich-räumlichen Organisation von Stadt, (2. Aufl.), Tübingen 2008, S. 15ff u. 19ff). Verteidigungen der Disziplin gegen Tendenzen „to deny or downgrade the importance of physical planning and the physical environment“, zu denen sich Stephen Carr und Dale Schissler 1969 genötigt sahen, scheinen sich damit zu erübrigen (vgl. Carr/Schissler, The City, a.a.O., hier: S. 32). 845 Appleyard, Major Published, a.a.O, hier: S. 556f

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Bildnachweise

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linke Seite: LIC 24; rechte Seite: Lynch, Kevin (1959): „ Some Major Problems, Boston“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 6, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36515 (Zugriff: 22.09.2009) LIC 86f LIC 88f Lynch, Kevin (1959): „14 Maps“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/36542 (Zugriff: 22.09.2009) Lynch, Kevin: „Map distortion with and without kernel expansion“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 2, Boston Image (2 of 3), MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959; URL: http://dome.mit.edu/handle/1721.3/35676 (Zugriff: 22.09.2009) Alonso, William (1956): „Report on the Orientation Study of The Perceptual Form of the City“, in: Kevin Lynch Papers, MC 208, Box 1, Imagability – General, MIT Institute Archives and Special Collections, Cambridge, MA, 1954–1959 , S. 17 (links) u. S. 18 (rechts); URL: http:// dome.mit.edu/handle/1721.3/35622 (Zugriff: 22.09.2009) Braun, Christoph/Gründl, Martin/Marberger Claus/Scherber, Christoph: „Beautycheck. Ursachen und Folgen von Attraktivität“; URL: http://www.beautycheck.de/cmsms/index.php/morphen-dergesichter (Zugriff: 20.10.2009) Lee, Daniel, „Manimals“, 1993; URL: http://www.daniellee.com/DigitArt. htm (Zugriff: 20.10.2009) sowie (2.v.l.): van Berkel, Ben/Bos Caroline: MOVE, Amsterdam 1999, Titelbild The Kepes/Lynch Collection, Rotch Visual Collections, Massachusetts Institute of Technology; Fotos: Nishan Bichajian Lynch, Kevin/Rivkin, Malcolm: „A Walk Around the Block“ (1959), in: Banerjee, Tridib/Southworth Michael (Hg.): City Sense and City Design. Writings and Projects of Kevin Lynch, Cambridge, MA 1990, S. 185–204, hier: S. 202f linke Seite: LIC 102; Mitte: Arnheim, Rudolf: The Dynamics of Architectural Form, Berkeley/Los Angeles 1977, S. 118; rechte Seite: Appleyard, Donald/Lynch, Kevin/Myer, John R.: The View from the Road, Cambridge, MA 1964, S. 11 Appleyard, Donald/Lynch, Kevin/Myer, John R.: The View from the Road, Cambridge, MA 1964, S. 41

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Ulrich Conrads (Hg.), Programme und Manifeste zur Architektur des 20. Jahrhunderts Le Corbusier, 1922 – Ausblick auf eine Architektur Le Corbusier, 1929 – Feststellungen Kevin Lynch, Das Bild der Stadt Robert Venturi, Komplexität und Widerspruch in der Architektur Robert Venturi / Denise Scott Brown / Steven Izenour, Lernen von Las Vegas Thilo Hilpert (Hg.), Le Corbusiers „Charta von Athen“. Texte und Dokumente. Kritische Neuausgabe Christian Kühn, Das Schöne, das Wahre und das Richtige. Adolf Loos und das Haus Müller in Prag Thomas Sieverts, Zwischenstadt – zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land André Corboz, Die Kunst, Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Ulrich Conrads (Hg.), Die Städte himmeloffen. Reden und Reflexionen über den Wiederaufbau des Untergegangenen und die Rückkehr des Neuen Bauens (1948 / 49) Werner Sewing, Bildregie. Architektur zwischen Retrodesign und Eventkultur Elisabeth Blum, Schöne neue Stadt. Wie der Sicherheitswahn die urbane Welt diszipliniert Hermann Sturm, Alltag & Kult. Gottfried Semper, Richard Wagner, Friedrich Theodor Vischer, Gottfried Keller Elisabeth Blum / Peter Neitzke (Hg.), FavelaMetropolis. Berichte und Projekte aus Rio de Janeiro und São Paulo Angelus Eisinger, Die Stadt der Architekten Karin Wilhelm / Detlef Jessen-Klingenberg (Hg.), Formationen der Stadt. Camillo Sitte weitergelesen Michael Müller / Franz Dröge, Die ausgestellte Stadt Loïc Wacquant, Das Janusgesicht des Ghettos und andere Essays Florian Rötzer, Vom Wildwerden der Städte Ulrich Conrads, Zeit des Labyrinths Friedrich Naumann, Ausstellungsbriefe Berlin, Paris, Dresden, Düsseldorf 1896 –1906. Anhang: Theodor Heuss − Was ist Qualität? (1951) Undine Giseke / Erika Spiegel (Hg.), Stadtlichtungen. Irritationen, Perspektiven, Strategien Erol Yildiz / Birgit Mattausch (Hg.), Urban Recycling. Migration als Großstadt-Ressource Günther Fischer, Vitruv NEU oder Was ist Architektur? Dieter Hassenpflug, Der urbane Code Chinas Elisabeth Blum / Peter Neitzke (Hg.), Dubai. Stadt aus dem Nichts Michael Wilkens, Architektur als Komposition. Zehn Lektionen zum Entwerfen Gerhard Matzig, Vorsicht, Baustelle! Adrian von Buttlar et al., Denkmalpflege statt Attrappenkult André Bideau, Architektur und symbolisches Kapital Jörg Seifert, Stadtbild, Wahrnehmung, Design