Sämtliche Werke: Band 5 Prosa-Schriften II [Reprint 2017 ed.]
 9783110853391, 9783110124552

Table of contents :
Politische Schriften
Historische Schriften
Trostschriften
Reden
Philosophische und religiöse Fragmente
Familiäres
Kritischer Apparat
Nachtrag Bd. 4 (Prosa-Schriften I)
Nachwort der Herausgeber
Inhalt des fünften Bandes

Citation preview

C Z E P K O , SÄMTLICHE W E R K E V

w DE

G

AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. J A H R H U N D E R T S

herausgegeben von Hans-Gert Roloff

D A N I E L CZEPKO SÄMTLICHE WERKE

WALTER DE G R U Y T E R • B E R L I N • N E W YORK 1992

DANIEL CZEPKO SÄMTLICHE W E R K E unter Mitarbeit von ULRICH SEELBACH

herausgegeben von

H A N S - G E R T ROLOFF und

M A R I A N SZYROCKI

FÜNFTER BAND P R O S A - S C H R I F T E N II

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W YORK 1992

Die Deutsche Bibliothek —

CIP-Einheitsaufnahme

Czepko, Daniel: Sämtliche Werke / Daniel Czepko. Unter Mitarb. von Ulrich Seelbach hrsg. von Hans-Gert Roloff u. Marian Szyrocki. — Berlin ; New York : de Gruyter. ISBN 3-11-004068-9 NE: Roloff, Hans-Gert [Hrsg.]; Czepko, Daniel: [ S a m m l u n g ] Bd. 5. Prosa-Schriften. - 2. - 1992 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis X V I I I . J a h r h u n derts ; 141) ISBN 3-11-012455-6 NE: G T

© Copyright 1991 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, M i k r o v e r f i l m u n g e n und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon G m b H , Berlin 30 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Einfältiger Bericht, weichermaßen die Stadt Schweidnitz Ao. 1642 an den Feind kommen

EINFÄLTIGER A B E R DOCH GRÜNDLICHER STADT SCHWEIDNITZ

AO.

B E R I C H T , WELCHERMABEN DIE 1642

D. 3 . J U N Y OHNE EINIGE

N O T H AUS V E R W A H R L O S U N G DERER SICH DARINNEN BEFINDLICHEN COMMENDANTEN AN DEN F E I N D KOMMEN. ETC. A U T . D A N I E L A CZEPCO ET R E I G E R S F E L D

1. Hat Bori eine geraume Zeit alhier in der Garnison gelegen, viel tausend Thaler c o R R A D i R e t , die Zeit mit Spatzieren, Reiten, fahren Papagoyen spielen und andern Wollüsten zugebracht, aber um die Posten, wie es beschaffen, sich unbekümmert gelaßen, und keinen Groschen, dieselben, wie Sie etwan Mangelhaft zu verbeßern, aufgewendet. 2. Weil man zeitlich gnug Nachricht erlanget, samt des Feindes Marsch von Glogau auf Wohlau und alhero gehen würde, er seinen Obrist-LiEUTENANT Schinowskyn mit zweyen starcken COMPAGNIEN um die C O N T R I BUTION einzufordern im Wolauischen gehabt, welcher unverhindert alhero gefordert worden auch kommen können, so sich aber zu Wintzig um 100. rthlr. willen so lange aufgehalten, biß er dieselben erhoben, und ihn nachmals der Feind ertappet, gefangen, das Volck theils niedergemachet, theils gefangen und zerstreuet: Da, wann er treuer Warnung gefolget, sich mit den armen Leuten in etwas PATiENTiRet, den Eid, zum Regiment geschworen, beßer, als den Eigennutz beobachtet, er in das Unglücke nicht geronnen, und Ihro Kayß. Maytt. umb viel 1000 Thlr so liederlich gebracht, alhier aber viel Nutzen schaffen können. Von diesem Plunder werden der Rath von Wintzig, wie auch die daselbsten

4

Daniel

C^epko

30

Herum Wohnende von Adel seltsame Nachricht geben können. H. F. v. M. Hätte er Bori seine zwey C O M P A G N I E N aus Liegnitz alhero fordern können, weilen deroselben Stadt ohne diß starcker Einsatz zukommen, wie Land kundig. Weilen auch aus dem Gebürge und umliegenden Städtlein Volck herein bracht werden können, sintemalen es an Proviant, M U N I T I O N und andern Nothwendigkeiten kein Mangel, ist der Saumsal an denen, die es anstellen sollen. Weilen Bori auch die Gelder ohne einigen Abgang auf alle Hohe und niedere OFFiciERer durch die E X E C U TiONsMittel gefordert, auch erhoben, warumb er keinen Constabel bestellet, ohne welche doch einigen O r t h zu D E F E N D i R e n ohnmöglich, sondern nothwendig seyn müßen; Es hätte auch derselben von Glatz oder Breßlau gar wol alhero gefordert werden mögen, wo nicht das Geld im Beutel zu lieb gewesen. Sehr verdächtig. Warum Bori die besten Stück Geschütze auf dem Platze oder Straßen stehen laßen, und dieselben nicht auf die Posten geschaffet, zumal es der Stadt Fähndrich SoLLiciTiRet, und ihme nur eines auf seine Posten zu geben gebeten, welche doch bey einem Belagerten Orte das beste thun müßen. N O N C A R E T M A G N A SUSPICIONE. Warum man ohne einigen Wiederstand und Lösung einiges Stückes, Duppelhackens oder M O U S Q U E T T E N den Feind die gantze Nacht so hart an die Stadt arbeiten, APPROCHiERen und B A T T E R I E N aufwerffen laßen, welches gar leichte hätte iMPEDiRet werden können, wenn man nicht Feuer zu geben verboten. N E Q U E H O C

35

8. Warum man das meiste und beste Volck auf die Burg, da keine Feindes Gefahr gewesen, geschaffet, welcher Ort mit denen vom Adel so hierinnen zum Ueberfluß können besetzt, und das andre Volck an die gefährlichen

3.

5 4.

10 5.

15

6. 20

25

7.

CARET

SUSPICIONE.

Bericht

... Stadt

Schweidnitz

5

Orte geführet und gebraucht worden. Quis EST IN C A U S A , QUOD NON F A C T U M ? 9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

Warum man nicht die geschoßne P R E S S A , SO von gar keiner IMPORTANZ, bald wieder zu bauen { J ) laßen, da es doch an der MATERien, Werckmeistern und andern Nothwendigkeiten nicht ermangelt? schmeckt starck nach Verdacht. Warum hat man nicht die große Schweidnitzische Büchßen gebrauchet, damit man dem Feinde großen Abbruch, weilen er so nahe an der Stadt gewesen thun, und auch einen mercklichen Schröcken einjagen können. Warum COMMENDANT nichts, so lange er hier gelegen, von Hand und Wurf-Granaten, Sturm- und andern FeuerWerck machen laßen, und dasselbige gebraucht, dem Feinde damit zu schaden? Warum Bori wieder alle Kriegs-Rechts, Brauch und Manier keinem, ja auch seines eigenen G E N E R A L L E N Hertzog Franz Albrechts Trompeter und Drommelschläger hören oder einigen Brief annehmen, noch auch denen Gefangenen, so herein gebracht worden, die NiederLage des Hertzogen, Gefängnüß des General Obristen Warlowsky, und andere umständlichen berichtet nicht einigen Glauben zustellen wollen? Dieses CAUs i E R e t viel seltsame Gedanken. Warum Bori, weilen er sich nicht beßer wehren wollen, nicht bey Zeiten A C C O R D i R e t , dadurch er Ihro Kayß. Maytt. das Volck hätte erhalten und der Stadt groß Unglück verhütten können. Warum die von Adel, derer eine starcke Anzahl alhier im Landhauße gewesen, als Vasallen des Rom. Kayßers nicht auf einen Post geordert worden, weilen doch ein jeder mit seinem Gewehr gefaßt gewesen? Warum man die Bauern, deren sehr viel im Land-Hauße gewesen, auch sonsten hin und wieder gestecket, nicht auf die doch wol andere Leute vorhanden gewesen, den man die Bürgerschafft vertrauen können. Zum Trost hat in der Nacht zwey TodtenGräber auf

Beriebt

.,. Stadt

Schweidnitz

7

die Posten geschickt, welche die Bürger weggeprügelt, und auf der Wahlstatt zu bleiben sich RESOLViRet. 2 . Als der SENATUS gesehen, daß es mit dem IGNATIO nichts gewesen, warum Sie nicht selber Hand angeleget, gestalt ietziger CONSUL es billig hätte thun sollen, weilen er zuvor ein Soldat gewesen seyn sol, wie er sich berühmet: aber da hat er kein Wort verlohren, wie dem Feinde Abbruch zu thun, weniger einige Hand oder Fuß gereget, sondern auf dem RathHauße in der alten Rath-Stuben unbeweglich geseßen, und sich um den Krieg unbekümmert gelaßen. 3 . Der damals regierende Bürgermeister N A S O hat gleichfalls in der alten Rath-Stuben geseßen, die Noth Gott, und den Kummer, wie gemeine Stadt zu DEFENDiRen, einer gutten Flasche Ungarischen Wein geklaget, so er Tag und Nacht neben sich stehen gehabt, wie er dann, weilen andre Leute mehr des Trostes benöthiget, gar ein Fäßlein hinauf mit solcher MUNITION gefüllet, bringen laßen, damit er ja seinem Amte ein Genügen thäte; maßen er auch zu nichts andern Q U A L i F i c i R e t gewesen. 4. Herr Fiebing, welcher bey PANQUETEN zum öfftern, wann er voll gewesen, samt er hätte ein OBRISTER werden können, sich verlauten laßen, hat bey dieser Belage^ (i)rung keine PROBAM thun wollen. Denn ob er zwar bisweilen einmal (doch im Mantel) auf die Posten gegangen, hat er doch weder MOUSQUETE noch Degen zu brauchen, weniger einige Anstellung zur GegenWehr zu machen begehret, und wann er nur die müßigen wol MUNDiRten Leute, derer eine starke Anzahl gewesen, von dem RathHauße auf die Posten getrieben, und die COURAGE sehen laßen, deren er sich gegen den KretschmerMeistern, wann Sie ihn nicht alle vier Wochen gebrauet, und den armen in Grund verderbten Bürgern ihren Bißen Brod aus dem Munde reißen laßen wollen, gebraucht, in welchem Werck er

Daniel

C^epko

sich einem wütenden Hunde oder brüllenden Löwen gleichförmiger, als einen natürl. Menschen erweiset, wäre es noch etwas gewesen, oder hätte seinen AmtsEifer, wie Holtz zu Verbauung der geschoßenen P R E S S A , herzugeschaffet, würde sehen laßen, wie er auf dem Rath-Hauße gegen der Cantzlerin ihrer Magd und andere P R A C T i O R e t , daß Sie ezliche gutte Büchßen und HaußWehren aus der alten Rath-Stuben tragen und auf den Söller und andre heimliche Orte verstecken müßen, da diese Worte gebraucht worden; Sie solten nach einander fortgehen, und solche Röhre, der zihmlich viel waren, bestens verstecken, dann wann jemand von dem Feinde hinauf kommen solte, möchten Sie in die Gedancken gerathen, als wann wir Uns ihnen wehren wollen. N.B. Das ist gutt Kayßerisch, S C I L I C E T . Die Zeit der Belagerung von dem gantzen SENATU kein Wort, wie die Stadt durch Ritterliche Hand Ihro Kayß. Maytt. zum besten erhalten werden möchte, gehöret worden; aber wie A C C O R D i R e t werden möchte, mehr als zu viel. Als die Post aufs Rath-Hauß kommen, samt der C O M M E N D A N T über die Mauern gestiegen, und es also wol um die Stadt würde geschehen seyn, hat ein ehrlicher Mann den Rath gebeten (weilen das Land schon auf allen Fall darauf gedacht) Sie wolten ein paar Personen ihres Mittels DEPUTiRen, welche bey dem G E N E R A L um Verschonung der armen Stadt mit plündern, rauben, und andern iNSOLENTien anhalten möchten: Da hat sich ein solcher Hader unter ihnen erhoben, und Niemand der Katzen die Schellen anhengen oder was der armen Stadt zum besten gereichen möchte, befördern, sondern alle den Kopf aus der Schlinge ziehen wollen, gestalt auch nichts erfolget; Und so viel biß zum Uebergang.

Bericht ... Stadt Schweidnitz

9

Alß der Feind in die Stadt kommen, 1. Hätte dem SENATU pflichthalber gebühret, sich zu dem GENERAL verfügen, denselben alles Fleißes zu bitten, die arme z u v o r v o n ihnen selbst verderbte und in Bettel-Stand gesetzte Stadt nicht mit zu großer Einquartierung zu belegen, RANZION zu erlaßen, nachzusetzen, oder zum wenigsten, was an Vieh, Pferden und andern Sachen den Leuten geraubet und abgenommen worden, DEFALCiRen zu laßen, ingleichen wie die GARNISON zu verpflegen um ORDRE anzuhalten, wie zu Leipzig, Glogau und andern Orten geschehen. Welches alles Sie aber in Wind geschlagen, und RRESPONDiRet, mit welchen doch kein Lutherischer in der gantzen Stadt gern umgegangen.

Wie gutt Catholisch Sie gewesen, können 1. Herr PRAECEPTOR, wie auch der Pater im MarienKloster befraget werden, da denn das FACIT leicht heraus kommen wird, daß wo die