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Deutsch Pages 766 [385] Year 1992
Erster Band Sudelbücher · Fragmente · Fabeln · Verse Herausgegeben von Franz H. Mautner insel taschenbuch
insel ta chenbuch I 360 Lichtenberg Schriften Erster Band
Georg Chri toph Lichtenberg, geboren am 1.Juli 1742. in Oberramsradt bei Darn1stadt, i t am 24. Februar r799 in Göttingen ge torben. \X'as Lichtenberg..... chriften vor allen1 kennzeichnet und ie dem Leser so reizvoll macht, i-t schärfstes und dabei tief te Denken verbunden mit heiterer Ann1u1:, mit ernsthafter Ver.spiehhcit. �einen Zeicgenos cn ·war er vor aHem als au\gezcichneter Phy iker und e�pricvoller Aufsatzschreiber bekannt verwickelt in die P lemiken der Zeit. Lichtenberg Skcp·i ein Relativismus die Offenheit seines Denkens entspringen nicht. "rie es heute meist der Fall ist. nur n1cthodischcn1 Kalkül, sondern gelebter Erfahrung. Franz. H. �lautner Edition der Lichtenbergischen chriften und Briefe macht den Charakter de zugrunddiegenden • rfahrungsvorgang~ deutlich. Er gibt den Le ern die .r-.tögljchkeit, in da. be·we 0liche und überraschende Denken Lichtenberg� anhand der orgfältig kommentierten Texte selb t einzudringen. Die Aus"'•ahbus yabc, dje neben den uddbüchcm, Fragmen ten, Fabeln und \1ersen die Aut ätze und Saciri chcn chnftcn enthält, fer ner die �Ausführliche Erklärung der H ganhschen Kupfer tiche« und eine rei hc Aus,vahl von Briefen, i t mit Anmerkungen, einer Zeittafel und ei nen1 Per,onenregister au ge canec und \\ ird eingdcitet von einen1 großen E say des Herausgeber über Leben und \Vcrk von Georg Chri'toph Lich tenber(.,. 1
Georg Chri toph Lichtenberg
Georg Christoph Lichtenberg
Schriften und Briefe
Sudelbücher. Fragmente Fabeln. Verse
Herau gegeben von Franz H. Mautner Erster Band
Mit einer Einführung von Franz H. Mautner Inse] Verlag
Inhalt Einfiihrung Lichtenberg, Bildni
etne Gei ces ...
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Sudelbücher A . . . . . . . . . . . . . .
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[KA] KEQU� 'Aµa)..frt(a; B. J ocoseria
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C .... ...... .. . D .... . .. .. .. .. fR. A.] [Aus den Re15e-Anmcrkungen] . ... . .. E .... ....
P Sudelbuch .
3 4 S 6 - 97 96 95 94 93 9 2
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298
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[Von1 Krankenlager] ... K . . . . . . . . . . . . [Wahr cheinlich au K"'
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J . . . . . . .
I
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[G, H] .... Mi cellanea .
in el laschenbuch 1 \60 Er te Auflage 1992 ln el Verlag Frank urt am .Main und Leipzig c f nsel Verlag Frankfurt am lain 19 „ Alle Re hle vorb�halten Hm"e1!-e z.u d, scr Ausgabe am chluß de \'ienen Bandes Vertrieb dur 6 den uhrkamp Ta,chenbuch Verlag Um�chlag nach Entwürfen von \\7illy Fle�khau Dru k: 1 tomo Vcrlagsgcsdl chaft Baden-Baden Pnnted m Gem1an\ .,
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[ L] . . . . . . . . . . . [U ndatierbar] . . . . .
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Fragnzente Beiträge zur Ge chiehcc de :•- ;:-::- . . . . . . . . . . . . . . . I)ienbarc Betrachtungen fur junge Gelehrte in Deutschland . . . . . . . . Über Kunkcl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Christoph Seng ...... ... . .... Zun1 P,'trakletor .. . . . . . ... . .. Ver.schiedene Arten von Gemütsfarben ..
Franz H. Mautner: Lichtenberg Bildnis seines Geistes
Fabeln Drei prosai ehe J�abeln .. .... . . . . . . . . . . . - . . 64 3 \ 1erse
Verse unter die Kupfer des Gothaischen Kalenders ... 64 7 Die Reise nach Gotha . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3 \1icrzciler . ......... .. .. .... .. 65 5 1�usch-Kantatc . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . 65 6 Geburtstagslied für den Sohn Wilhelmchen . . .. ..... 65 6 [Brief in Rein1en] . ... . . . . . . . . . . . . . ()bcr die Sch\värmerei und 1'1odetorheiten unserer Ze1t .
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Anhang Zu dieser Ausgabe ..... An111erkungen . . . . . . .
Konkordanz der Aphori men- ummern
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Befragt, was vor allem Lichtenbergs Schriften kennzeichne und reizvoll mache hätte man wohl zu antworten: Schärfste und dabei tiefstes Denken, vereint mit heiterer Anmut.In diesem eben- und Miteinander kommt ihm kein deutscher Schriftsteller gleich. Und Sorge um echte Existenz paart sich in ihm mit der Verspieltheit des Kindes und der ernsthaften Gebarde des Schalks. Was waren die Gegenstände seines Denkens? Die zwei Welten, die für Lichtenberg »wirklich« waren, das Ich und das Weltgebäude, konfrontien er mit 7wei andern, die ihm nur scheinhaft sind· ihre Macht aber bezeichnet er durch die amen, die er für sie geprägt hat: die »Wörter-Welt« und »da ganze Zeitung -All«. Diese Bezeich nungen, ohne jeden ,veiteren Zusatz sind je eine Eintragung, je ein Aphorisn1u in Lichtenbergs 1 otizheften.Sein Forschungsdrang galt der \V/elt der Dinge und der ?vlen chen; sein Migtrauen der \Y/e1t der Worte - die er, als Wörter, liebte - und sein Spott der Welt der Journale - die er haßte. Das Ich und da Weltgebäude sind im Denken und Bewußtsein des 5päteren Lichtenberg nichc voneinander trennbar.Jedes der beiden bedingt und erklärt ihm das andere.Der Woner- Welt, trotz aller ihrer Scheinhaftigkeit bedürfen wir als Menschen· das Zei tung -All, 1m �reite ten Sinn, gehört verdammt - vom Geist, vom Herzen und vom moralischen Urteil. Auch war er ein Beobachter, de sen Blick das Subtilste entdeckt, in den Dingen ebensowohl wie im Seelischen, und dann wieder hinau schweift über weithin sich erstreckende Per pektiven in der Ge chichte des Weltgebäudes und des Menschenge�chlechts.
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E,nfiihrung
A[s Lichtenberg starb, zehn Monate vor dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts, 5 6 Jahre alt, da waren n1anche dieser Aspekte seine Wesens noch kaum ichtbar; andre wieder von denen man v;rußre sind heute verges eo. In1 maßgebenden biographischen Lexikon der kürzlich Verstorbenen, in Schlichtegrolls l\·ekrolog der Deutschen, "'urde er gepriesen als >,ein berühmter Lehrer auf einer berühmten Univetsirätteils physikalischen, teil vermischten InhaltsSchmier- « , » W aste- «, >>Sudel->Sublimierung>Wenn wir nur einen Augenblick einmal etwas A nderes sein könnten. Was �viirde aus unserem Verstand werden, wenn alle Gegenstände das wirklich �'aren wofür wir sie halten? Bemerken>Üb ervieren> Die Yoricks sind d1e Observato res bei der philosophischen Fakultät dieser Welt die man ebenso nötig hat a1 bei Scem�"arten, sie brauchen die großen Kunsrgriffe, allgerneine Lehr atze zu ziehen, nicht zu verstehen, nur gnau observieren rnussen sie können« ; gemeint 1st Yorick, der reflektie rende :W1enschenbeobachter aus La"rrence Sternes Roman Tristra1n Shandy ( 1 759-67) hinter welchem der Autor sich selbst verbirgt. Was würde man von einem Astronomen denken, der nichts zu berichten weiß als er habe den Mond >>sehr schön« gesehen und >>er chrecklich viele SterneErst ein Buch, wonn ich alles einschreibe, so \\·ie ich es sehe oder wie e mir meine Gedanken eingeben, alsdann kann dieses wieder in ein anderes ?etragen werden, "'O die 1VIaterien mehr abgesondert und geordnet sind, und der Leidger [ledger = HauptbuchJ könnte dann die Verbindung und die daraus fließende Erläuterung der Sache in einem ordentlichen Ausdruck enthalten. « Gewiß, diese beiden Versuche, zu erklären, v�-as ihn zum Niederschreiben der >►Aphonsmen« trieb, widerspre chen einander, aber sie chlicßen einander nicht au , solange wir un nicht pedantisch auf das »keineswegs« berufen. Der Gegensatz der beiden Behauptungen entspringt aus der einfachen Tatsache, daß Denken in knappen> scheinbar isolierten EinheitenJ also die >►apho ristische« Denkfom1, für Lichtenberg die natürlichste war, wa immer für Zwecken er sie dienen lassen "rollte Drängen doch auch jene eingewurzelten Neigungen seine Den ken Lichtenberg zum Aphoristischen: Seine Ljebe zum einzelnen Phänomen - »da Besondere statt des AlJgemeinen> Bemerkungen>manchmal(< oder >1 zu meist,< oder »eigentlich« und sind öfter in potentiellen oder hypothetischen Konjunktiven geschrieben als die selbstbewußt eindrucksvolle Balance der Maximen Larochefoucaulds es zulassen würde. (Doch wäre Lichtenberg nicht er selbst, wenn er sich nicht dagegen v.·ehrte, wahrheitsträchtigen Witz von Pedanterei erschla gen zu lassen : >>Der große Kunstgriff, kleine Abweichungen von der Wahrheit für die Wahrheit selbst zu halten, worauf die ganze Diffe rentialrechnung gebaut ist, ist auch zugleich der Grund unserer ,vit zigen Gedanken, wo oft das Ganze hinfallen wurde, wenn wir die Abweichungen in einer philosophischen Strenge nehmen �rden. «) Dem Gr prung nach gibt es 2,ve1 Grundformen echter Aphoris rnen: den Einfall und die Klärung3 . Der Einfall ist plötzliche Schau eines i nn-Ganzen oder eines ymbols, plötzliche Begabtheit einer Realität mit symbolischen Ztigen, Kristalhs1erung eines yenvorre nen Beziehungsknäuels, Aufreißen einer Aussicht auf sachlich oder gedanklich bisher nebelverhülltes Gebier. Er entstammt den Pausen der ammlung oder entspringt spontan mitten im bemühten Betrieb de Geiste jeder Bemuhung entzogen, n1anchmal geboren von einem alten W ort, da5 p1örzlich mir einem neuen Antlitz begabt i r einem ältesten. Verstandesmäßiger als der momenthafre Einfall, dec; en Geburt unbegreiflich i t, wirkt der andere Hauprrypus de Aphorismus : die » Klärung)Man mut� mtt Ideen experimen tieren« - auch im Sinne selbstkritischer Vorsicht. Valen"r s Kennzeichnung seiner eigenen isoliert aufgezeichneten Gedanken al ,,gebrechlich« liest sich immer v.rieder, als wollte er die Lichtenbergs charakterisieren. Er zählt sich unter die >>amateur de tentative . . . dan leur etat naissant ou provisoire d'incident de l'esprit . . . Je onge bien vaguement que je destine mon insrant per�u a je ne sais que11e composirion fururc de mes vues . . . pour remettre les une [de »ces petites creatures rnentales,�J au neant, et conscruire au moyen des autrc l'edifice de ce que j'ai voulu. «-t D1ese merkbare Enrste hungs"'eise so vieler otizen Lichcenbergs und ihr unverschleierter Charaktt!r des Provisorischen verleihe ihnen oft den Eindruck größerer existentieller Dignität al den geschliffenen, mehr »litera rischen« Er?,eugnissen be"rußter Aphoristiker, denen die Erfü llung traditioneJlcr formaler Ansprüche oder Konventionen der Gatrung vorsch"\'.rebt. Ein leiser Verdacht des Pseudo-Glanze haftet diesen vollkommenen Stücken manchn1al an, genau da , ,va Lichtenberg verabscheute. Dies führt uns zurück zu einigen �veiteren W esenszügen eines ?eistes, di � sich in all sein Denken hinein , erz,ve1gen. Zwei von ihnen bewirken, daß der ril der >►Bemerkungen« o oft da \Torläufige ihre Inhalts andeutet ohne daß sie experimentierend im eben be prochenen inn �rären und auch ohne daß ihre syntaktische :orn1 vor !äufi ? ,v�re: keptik und Relativi mus. Beide tragen zur 1nneren Einheit eine un y tematischen >,Gedanken ysten1s« viel _ l �H.:ht da \X'ese�tlich te bei. Die zu n1inde t grund ätz.liehe theore _ tl che Skepsis Lichtenberg„ wurzelt im ersten Gesetz seiner gei ti t gen � elt : dem autonomen Denken ein Ge etz, das ihm verbiett:t
ungeprüfte Meinungen und unbewiesene �►Erkenntnisse« anzuneh men, und schon gar Folgerungen aus solch Z"1.T eifelhaften Vorau setzungen. Hier trifft sich seine Skepsis mit semem Etho al Forscher. Auch steht Lichtenberg durch Neigung und als Profes or der hannoverschen Universitat Göttingen, die - dem Konig von England untergeordnet - von England her inspiriert ist, englisch französischem Denken und damit der bi auf Bacon zurückgehen den Feindschaft der westeuropäischen Aufklärung gegen das System bald näher als der deutschen Schulphilosophie. Die Skepsis seine Denkens und Forschens ist aber keineswegs nur philo ophischer Art. S1e 1st außerdem oft handfest begrrindet auf konkreten Mangeln wissenschaftlicher Methodik und dem Bewußtsein unzähliger unbe kannter Fehlerquellen im Studium der Natur und der Formulierung ihrer Ge etze : W ir kennen nur die Oberfläche der Erde und schließen von ihr auf das W eltgebäude .Ebenso �,ist auch das Innere der Dinge nicht fi.i r den Menschen, sondern nur d1e Oberfläche wenn man die geringe Tiefe abrechnet, in ,velcher der philosoph1che Taucher noch leben kann.W as ihr von Grund aus studieren nennt geht bloß in die Breite, das Gründlich ist nicht für den Menschen, solange er an diese 1-Iaschine angeschlossen i t die ihm nur Anstöße umm1ert so muß er bei der Fläche bleiben .W ill er weiter, so ist er noch sehr glücklich'.t wenn er das Leben verliert, er könnte uni seinen Ver�tand kommen. « W a„ für die Erkennutis der atur gilt, und für das >>Innere der Dinge�< gilt auch für die des Menschen: W ir kennen nur d1e Oberflache. �1ohl durchschaute Lichtenberg Masken und war erfolgreich 1m Deuten vieler Symptome des Inneren, wohl rühmte er �ich einmal seiner psychologischen »Belagerungskunst« vor der alle Befe tigung werke der Verstellung fallen dennoch aber war eines einer Hauptargumente im Kampf gegen Lavatcr die - gewiß polemi �eh übersteigerte - Behauptung un erer ab oluten Unwi sen hc1t über unseren ächsten, und der gelegentliche Stolz auf eine psychologischen Entdeckungen beugte sich YOr dem Geheinmi de Individuums : ) Man greife doch mehr in seinen eigenen Bu�en, und man ,vird finden, "'j� wenig sich erwas von andern behaupten
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Einführung
läßt . . . Nichts ist unergründlicher als das System von Triebfedern unsrer Handlungen. « In einer iotiz über das Standard- Lehrbuch der 1aturlehre von Erxleben schreibt er: >E, ist ein großer Fehler 1n Sachen des Erkennens nicht zweifeln zu '\'\l'ollen. Vl.1er von Gewißheit ausgeht, v.rird n1it Zweifeln endenc.. Er bearbeitete e viermal. Sein �7ort au, dem Jahre 1 793 >>Zweifle an allem� auch daß zv.rei mal zwei vier ist>Der Schriftstel ler, aus dem ich diese achrichr entlehne meint, dieser Affe sei, seiner Ahnlichkeit mit dem Menschen wegen, eine wahre Demütigung für den Stolz desselben. Das hat aber wohl alle wenig zu bedeuten, olange die Affen . . . keine Menschen in ihren atura lienkabinetten aufstellen. >Der Amerikaner, der den Columbus zuerst entdeckte, n1achte eine bose Entdeckung. Die Men eben schreiben vieJ über das W esen der Materie, ich wünschte, daß dje Materie einmal anfinge über das men5chliche Gemüt zu schreiben. E "rürde herauskornmen daß wir einander bisher gar nicht recht verstanden haben«. Relativis1nus ist nur eine der philosophischen Seh�yeisen, die, solcherart belebt von Lichtenbergs Phantasie und Beobachtungsga be ihn Men eh und Tier in humoristischem Licht sehen lassen und ihm seine Gedanken als mythologische Kreaturen verkörpern. Seine Abneigung gegen das subjektive Sysren1ati ieren der Wirklichkeit nimmt diese Forn1 an : »Die er .Nlann arbe1tete an einem System der Naturgeschichte, worin er die Tiere nach der Forn1 der Exkremente geordnet hatte. Er harte drei Klassen gemacht: die zylindri�chen, phärischen und kuchenformigen. Sibyllchens« (seine Ofens), die Erzählung vom u�euen Ho enknopf, der Flirt n1ir Chri telchen - sein Ton, das alles geht au ur prünglicher nicht weiter zu analysierender Freude am Scherz, an den Dingen, am Spiel hervor, au echter N1unterkeit. ur selten kommandiert er diese Fähigkeiten wie der Shake peare !)che arr die seinen. um Betrübnis in Fröhliche umzu chminken. Der gelegentlich gequälte W itz und Humor incl nicht echte d. h. ur prüngliche Bestandteile der Lichrenbergschen Geistesart son dern bewugt gesuchter Ersatz für n1angelnde geistige Frische und erlahmende Schöpferkraft. Zweifel und Relativismus intelJektuelL Humor tempcramenthaft, �incl die dominierenden Seh\\reisen L1 h tcnbergs · Z"1 eifel und Relativisn1us sind in seinen Schriften, vergli chen mit den Gedankenbüchern teils gen1ildert durch Rücksicht auf ein Publikum teils persönlich gefärbt und \vettgemacht durch chaulust und Liebe für da innlich Konkrete auf der einen durch Phantasie auf der anderen Seite. \,1ohl teilte Lichtenberg sein tiefer und tiefer spürendes Denken n1ic der ganzen Triebkraft eine Tat achenhungers und Forchung dranges der neuen undogmatischen Tatur- und !vlen chen . er gestattete den \7 or chriften ewtons kunde zur Verfügung . Aber und de en Schülern (,vie Maupertui und d , i\lemberr, die als Deutung nur anerkennen ,vollt?n, \\'as den Krei des Beobacht- und Be,veisbaren nicht verließ) nicht außerhalb de strengen offiziellen Betriebs der \Xlis enschaft da Sch"reifen und den Spür i nn seine Gei te°' einzuschränken. Lichtenberg ließ sich von merhodi~chen und philosophi chen Regeln nicht dümn1er n1achen als er ,var, o „ehr er iLh eine Zeitlang darum bemühte. Seine i\nalog1en gingen über da "ra ev.7ton darunter ver tanden hatte \reit hinau . Die beoba hteten >Tat achen« sind durchtränkt von Lichtenberg eher ubjektivitär · die Regeln zu durchbrechen1 lockt ihn im1ner "'ieder, und da von der Regel Ab"reichende intere sierte ihn am 1nei ten. Die Lu� L a1n Bizarren blieb in ih1n i1nmer ""ach.
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Intellektuelle und emotionale Subjektivität des Urteils - das, was Jean Paul Lichtenbergs >>Imperativ des Ich« nannte - mischen sich in seine sachlich gemeinten Beobachtungen, verstärkt durch seine ursprüngliche Sinnenfreude. S1e kommt am lebhaftesten, ja mit reißend in den Reisebriefen heraus ist aber auch sichtbar in den wenigen Erzeugnissen reiner Phantasie wie der Beschreibung des Balletts in "Ezn neuer Damenanzug,< oder dem gespensti schen Alltagstreiben i m » Traum« vom Blocksberg. Lichtenbergs Freude an der Erscheinung ist ebenso groß wie die am Denken und am seelenkundigen Enthüllen. Sie hat ihr W iderspiel in der an Chri tian Morgenstern erinnernden sinnlichen Form, in der bei ihm Begriffe, Gefühle und Gedanken er�cheinen, wie die Eigen an der verschiedenen W ochentage oder die Gemütsstimmungen im »Frag,nent von Farben« oder die Zahlen in der »Rede der Ziffer 8«. Immer gegenwärtige Erotik fügt sich in seine Sinnes freude ein. Diese paart sich mit seinem kindhaften Spieltrieb, und die Wachheit für das Erotische mit der Kunst der sprachlich-analogj schen Anspielung: Er macht e1nen Vorschlag, >>Kanunfeuer zu färben,sehen> The 1hole man n1ust n1ove together)Alles ist sich gleich, ein · eder Teil repräsentiert das G,1nze)GeträumtenPer pektive« , in der aturwi�senchaft im Verlangen nach immer größeren und stärkeren Instrumen ten; denn \va der typische Gelehrte nicht sieht, de.., en Exi tenz leugne er. (Der Gedanke vlar gewiß nicht neu, aber nien1and hat ihn o radikal zum Prinzip erhoben wie Lichtenberg und die Ge chich tc der \'X1 i sen chaften hat ihm recht gegeben). � .. icht da ein heißt
Einfiihrung
bei den aturforschern ,venigstens bei einer gewi en Klas„ e, o vie] al nicht en1pfunden werdenDer gemeine 1en chensinn i t« [und hier schleicht ich in de en \'erteidigung, durch ein »n1eincr Meinung nachdaß man ihn wohl al einen Anfang·punkt gebrauchen kann . . .., So läßt Lichtenberg auch den >> Wahrheit'► Nutzen> Tatüdiche Trieb, Verhältnisse aufzusuchen, die es ur prüngliche Identität, sondern als eine der Erkenntnis un ur h � � Ur achen nennt, und sich um eine Menge von Dingen zu bekün1- dringliche Reziprozität, eine mehr dynamische als quant1tat1ve mern1 die e auf der GotteS'\\'elt nicht anzugehen „cheinendas Ursachen Grundlegend in der Reflexion und dem Unterricht des späteren Tier«, >eine Ba tardbrut vom Affen und einem höheren \\lesenverschieden von unsexrra nos« ( = »im \Vert«. (Dieselbe Vernunft hat Lichtenberg be,,,ogen, seinen Ver Raume verschieden von uns«) aus dem Denken zu verbannen : gleich n1it den1 Hund und dem Knochen als Vlahr, aber �etwa� »Etwas außer sich empfinden ist ein W iderspruch . . . wir sagen, es unedel Stimmen,ersumu liert« wirkende Pathos und weit ausschwingende Rhetorik. Ironie liegt ihm viel näher und ist überall zu finden : hart-treffend im S:il Swifts in den Sauren, leicht, gesellschaftlich witzig, selbst anmung fast übera11 in seinen Schriften als weltmännischer Ausd ruck geistiger Ober1egcnheit, psychologischer Sehweise oder früh erwor-
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bener .Alters'\\reisheit, Wielandlsch, nur ein wenig mehr bedacht auf Wirkung da und dort. Dieser Eindruck aber ist gemildert - �nd Lichtenberg bringt sich dadurch den1 Leser näher - durch eine graziöse Selbstironie, gerichtet gegen allerhand Schwächen des 1v1enschengeschlecht > derer er ich be\\�ußt \\'ar, und be�onder gegen . ein Absch\\·eifen von1 Gegenstand. Weder dieses Absch,veifen noch eine �ich durch Ironie entla �cenden Bemerkungen darüber jnd immer be'\\rußt gepflegte Kunsr forn1 ,vie bei Laurence Sterne oder Jean Paul. As oziative· Denken ist die Denkform Lichtenbergs und er kann sich ihrer nicht erwehren auch nicht, VlO er es will. Wir verdanken ihr, verbündet mit seinem Humor, den reizvollen Plauderten vieler seiner Aufsätze und der Hogarth-Erklärungen. Assoziation verknüpft ihm alles mit allen1 und machte auch eine \Torle ungen o anregend : In unge druckten Paralegomena für sein Phy ikkolleg kommt Lichtenberg von der Frage der Gültigkeit marhernarisch-phy ikalischer Ge etze auf die Ent ·tehung der Welt zu sprechen, und von ihr auf da Wesen mathematischer Au sagen und der Sprache: »Man kann auch agen 2 mal 2 ist 5 , aussprechen sollte man sagen, aber �rie kann [man] e denken . [Die Leibniz ehe Idee der characteri tica universalis tauche nun v..r ieder auf :] Ich habe daher .chon oft ge'\\rü n. cht daß es eine Sprache geben möchte worin man eine Fal"chheiL gar nicht sagen könnte, oder ,vo ,venigstens jeder Schnitzer gegen die \X' ahrheic auch e111 grammatikalischer "'äre. « Und er fährt fort : »Allein freilich ,väre da traurig für viele A embleen und Gesellschaften und fü r unsere unzähligen Versicherungen und Kon1pli1nenre. Ich glaube, da \VO jetzt oft am mei� ten geplaudert wird möchte e ehr tille v..Terden, oder von grammacikali chen Schnitzern ",.irnmeln . < Im Alter furclnsa1n ge,vorden, trich er die e Bemerkung ,,,ieder aus. Kürze aber, ein ofc verkündete Stilideal, i t die rasion d'etre und die Tugend seiner Aphori ·n1en. eine Ungeduld n1it Ped� nrerie, Freude an der Au dru k kraft der Sprache, das \Vunschbild de" \X;eltn1ann und etntach ein nicht "r ejter zu analy ierende ä rhetiches Ideal 'tehen hinter den1 konzi·en Satz. Trotz jener F�i higkeir zur �reir au holenden und hoch aufgebauten Periode ,vi rksan1
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gebrauche in e1n1gen von moralischer Indignarion inspirierten Polemiken, liegt Lichtenberg stärkste Kraft in der eleganten kurzen Formulierung und schwerelosen Präzision, wo es sich um Logj sches, und im originellen Bild, vlo es sich um Kon1plexes oder Inruitives handelt. Der Gabe, Assoziation und Konzision im anspielungsreichen Wort oder Bild zu vereinigen, manchn1al noch gestützt durch die Beziehung der Wörter zueinander und ihre rhyrhnusch gestalthafte, pointierte Anordnung im Satz, verdanken seine gedanklichen und humoristischen Kunstgebilde ihren Glanz, ihren Witz und ihre Ausdruckskraft. Die wirkungsvolle Metapher, auch V."O ie nicht heuristisches 11ittel ist, und der orginelle, aber nicht mühsame Vergleich, unverkennbare Merkmale Lichcenberg�cher Prosa, sind Ausdrucks formen seines sinnlichen Denkens, konkreter Phantasie und sprach licher Gescalcungsfreude. Diese teile sich dem Leser mit, als Heiterkeit, und macht das Abstrakteste oder geistig Gestalthafte, aber noch Unartikulierte muhelos anschaulich, mit dem Gehaben völliger Spontaneität. Etwa in den Satzen von den We en, die zur Musik des Weltgebäudes tanzen oder den folgenden : >> • • . viele Menschen, die nur die Formen der Philosophie haben, gleichen einem Gebäude n1it gemalten Fenstern; n1an glaubt Wun der was sie für Licht hätten, sie sind aber dessen ungeachtet sehr dunkel; oder gegen ein Fenster das ein bißchen Licht ins Haus bringt, �ind allemal zehn gemalte., Er verschluckte viel Weisheit, es �var aber, als wenn ihm alles in die unrechte Kehle gekomn1en sei. Eine Art von Gang� als v.renn er in seinen Kopf kric�hen t: "ro 11 te. « » Er be,vegte sich so langsan1 al ivi e ein tun denzeiger unter einem Haufen von Sekun denze igern. < > Er hatte ein p:1ar Auge n au denen man selbst wenn sie till
Einfiihrung
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standen, seinen Geist und W itz so erkennen konnte, wie bei einem stillstehenden Windhunde die Fertigkeit im Laufen. « I n Lichrenbergs satirischen Schriften wird solche Beschreibung zur Karikatur - bei der Bewunderung Klopstockscher Oden und Lavaterscher W eishenen gehen den » Kandidaten>erste«, das Bild vom Steigen des Mutwillens in Proportion zum Fallen des W eins, der psycho logisch analytische »Sieg über eine onne« - und der Beobachter als Teil des Bildes machen es über den Inhalt hinaus reizvoll (mensch lich und ästhetisch) und durch und durch lebendig: Es spiegelt d1e immer bewegliche geistige Vielfalt seines Malers. - Aber was bedeutet das für den Ruf eines Schriftstellers in der W eltLterarur ? La Bruyere führt uns durch eine Galerie von Bildern, beim Kardinal sind sie in großen geschichtlichen Zusammenhang eingeordnet und sie sind zahlreich. Bei Lichtenberg sind es Zufallsfunde, oft nur wie Skizzen wirkend, verstreut in Briefen, Konzepten, Gedankenbu chern.
Auch sonst ist ihn1 außerhalb der Briefe nur Weniges zur äußeren Vollendung gediehen, zum geplanten, runden Werk : die Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, die kleinen Aufsatze und Erzäh lungen im Taschenkalender, einige wenige polemische Artikel und Satiren. Die Hogarth-Kommentare �raren eine genau umschriebene Auf gabe, die ihm bestim1nte Gegenstände zur Verfügung stellte, an denen ich sein Wissen und didaktischer Eifer betätigen, sein W itz und ein Einfallsreichtum entzünden konnten, die Abschluß zu
g Eu,ji1 brung Einfiihn, n
bestin1n1ten Zeitpunkten verlangte und dem WiUensschwachen durch den Anreiz hoher Entlohnung leichrer 1nachte. Ebenso zv.rang ihn da regelmäßige Er.., cheinen des Ta chenkalen der jahraus. j ahrein. die ernsthaften und hun1oristisc. hen Aufsätze und Plaudereien und essayistischen Feuilleton� zu beenden literarische Gattungen die seiner Natur ohnehin lagen und nicht zu viel Selbstdisziplin erforderten, unter ihnen sein Glaubensbekennt nis Amintors A1orgenandacht, entstan und hätte bei seiner astronomischen Ansicht des Wclttrei bens und bei seiner witzigen überfülle vielleicht etwas Höheres der Welt zeigen konnen als zwei Flügel im A thcr, welche sich zwar bewegen, aber n1it zusan1 mengeklebten Schwungfedem. >als ernsten moralischen Unwillen« dem H u mor und dem » Komischen)mit dem Kleinen des Unverstandes sein poetisches Spiel [treibt] und . . . heiter und frei« macht. Für Jean Paul vernichtet »Humor . . . nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee. « Wohl hat Lichtenberg in seiner Polemik - die nicht in1mer von Satire zu trennen ist - Einzelne zu vernichten gesucht und sich dazu auch des Witzes und der Anstiftung 7um Gelächter bedient, und so, als witziger Verspotter de Ein7elnen - der leichtfertigen Phys1ognomen, der Hainbündler, Zimme1manns, Vossens - haben ihn und seine Zeit und die spätere Literatu rgeschichte gesehen; aber fast in1mer war ihm in diesen Schriften das Einzelne zugleich ein Endliches im Kontrast mir der Idee und dadurch Anlaß zu ernsten, moralischem Unwilten, zu echter Satire im Sinne Jean Pauls . Denn ihm selbst war sein Kampf gegen die )>Zeitungsschreiber« und »Rezensenten,falschen Gelehrten« und >>Cliquen« ein Kampf für das Echte, Natürliche, für uche nach Wahrheit, Gesamtmen chcntum und Berufsethos gegen das was ihm als das n1oralisch und geistig Substanzlose, als ethische und geistige Tragheit oder prinzipienlose Betrieb amke1t, Affekta tion und Selbstbespiegelung erschjen, als Verrat an der Idee de Gelehrten, des Dichters, des Menschen. Kurz, sein Kampf ging gegen den •> LiteratenJou rnalismus « als eine poten-
Eu1fiihrung Einführung
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und Lebensidealen zu nahe, um nicht in1 Nationalismus Klopstocks und der Hainbundler die Gefahr eines Ausscheidens Deutschlands aus dem europäischen Kulturkreis 7u sehen (trotz Herder und Goethe), er hatte zu lange die demokratische Luft Englands geatmet, zu lange in einem Land gelebt, in dem es zum guten Ton gehört, sozialen Rang und \X'issen im Umgang mit andern eher zu verbergen als zu betonen, einem Land, dessen Bewohner über die Ozeane hinwegblickten, um nicht unter dem provinziellen Charakter und Kautn noch erkannt - oder bloß kaum erwähnt? - ist die Rolle der dem o betont hierarchie- und >>bildungs \verde der Retter deines nens kein Ende über all sein richtiges »Raten« über so viele oft erst in Vaterlands, du kann t' , so habe ich gepfiffen oder an den Fenster- unserem Jahrhundert entdeckte oder verstandene Vorgänge in der scheiben get1 ommelt. > Phocorin « ist » Lichtenberg>nur ein »\"\.'enn ·�vir uns alle zu Chinesern abgeschliffen haben, wenn unsere Aphoristiker\< ist - sein Name wird in den deutschen Geschichten Moneten [Minuten?] ich . . . zu einer einzige n politi chen Uhr der Philosophie außer i n F. A. Langes Ge chichte des Materialismus zu�an1n1entun, v.1enn uns die Polizeibedienren ins Hau►Täu chungen« tiell alles umfassende Geistes- und Gesell chaft form: ,>Da ganze Zeitungs-Allvollkommen ,vahr gesp roch en>de Aphori mus der ent�nz [als] Formen der Ewig ken«, de sch\"\rerelosen agen" de Tief ten, des »in Ketten Tan zens � traf auf das von I ichtenberg venvirklichre rilideal : e,n Maximu r:1 an _Ged, chtem in einen1 1inin1um an \Vorren auszu agen _ oder zu 1mpliz1eren. � lein :ilter Heiliger \var Lichtenberg für l\1örike seit einer tudentenzeit1 3 au einen1 Blickpunkt, der dem ietz ehe beinah entgegenge-- etzt V.'ar. >,Am ganzen Leibeer A pekre des Philosophischen neben der philosophi�chen Sicht der Psycho logie· die n1inu1„iöse Beobachtung des Gefuhlten oder HaJbbewuß cen und die Fähigkeit es prachlich zu gestalten; die Beschreibung des Denkprozesses al ein Fühlen, ja die Aufhebung der Grenzen Z\Vischen den1 Fühlen und Denken, zwi chen dem Wahrgenornme nen und den1 lch, der Ersatz. de Entweder-Oder durch das owohl-al -t\uch, die coin identia oppo irorum vor Gott; da 1v1igtrauen gegen das - n-1 ei terh�ft gehandhabte - W ort als explizites A1inel der Erkenntni und der Sc:lb tausspra, h , slin Er atz durch 1
Einfiihrung
die Analogie und die Metapher; das - trotz der zusammenhängen den Schreibweise Musils - aphoristische Denken in jedem Sinn. Was aber erklärt, über das Wohlgefallen oder selbst die Bewun derung aller dieser Autoren hinaus, die der Person geltende schwär merische Verehrung eines Grillparzer oder Mörike? (Grillparzer zog sich von seinem Abgott Laurence Sterne zurück, bloß weil Lichtenberg dessen Charakter mißbilligte, Mörike verwahrte eine Handschrift Lichtenberg im Schreibtisch i um sie »zu Zeiten wie ein stärkendes Amulett>der edle Lichtenberg« ? Und was besagt das typische warme Lächeln, hervorgerufen bei so vielen seiner Leser durch die bloße E rwähnung seines Namens? Auch diese charakteristische Wirkung seiner Schriften muß, als Tezl ihrer Eigenart, in deren Beschreibung einen Platz finden. Es ist wohl die ungewöhnlich genaue Gleichsetzung der Gedankenbücher mit ihrem als liebenswert empfundenen Autor, was diesem schein bar unter- oder überliterarischen Verhältnis zv.rischen ihm als Person und dem Leser zugrundeliegt. Und es ist als Anteilnahme an der dauernden reflektierenden Selbst-Darstellung des Verfassers als Privatperson, auch wo sie nicht beabsichtigt ist - und oft genug ist sie ,s -, an Brucbstiicken der )>Geschichte meines Geistes sowohl als elenden Kö rpers>Lichtenberg« . Vielleicht bezeichnet diese Diskrepanz an1 besten Lichtenbergs We en und seine Größe.
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l. Berlin, The Age of Enlightenment. The r 8th Century Philosophers ( 19 5 6), S. 277 • .1 Albert Schneider hat i n seinen beiden Lichtenberg-Büchern wohl als erster auf diese Verwandtschaft bingewie en. J Die U nterscheidung, Terminologie und folgende Eronerung smd abgekurzt unserer tud1e »Der Aphorismus ah literari�che Gattung« entnommen. (In; Zs f A�chetik und alJgem. Kunstwissenschaft. XXVl I : 1 93 3, S. 1 32- r75 .) 4 Vorwon zu Analecta in Tel quel. 5 Vgl. Die Lichtenberg gewidmeten Seiten 2 1 0 f j n : A. Schöne, Zum Gebrauch des Konjunktiv bei Roben Musil. Euphorion LV: 1961. 6 So schrieb J. B. Hermann an Jean Paul: »(Er) kommt alle Augenblicke mit seinem Warme- und Feuer- und Lichtstoff angestiegen, und wenn ihm bei semen Erklarungen erwas fehlt, so muß ihm dieser Scherwenzel zur Zuflucht d1enen«. (Brief vom 10. März 1789, in: J ß Hermann, Briefe an Albrecht Otto und Jean Paul. Hg. von Kurt Schreinere. Tanu 1933. (Acta et comentauones Umvers1tat1s Tartuensis (Dorpatens1s), Reihe B)). Lichtenberg selb t bezeichnete als physikalischen )>Schwerwenzel« den Äther, »ein Himge!)ptnst , aber benötigt in der We1lentheorie des Lichis. 7 Vorschule der Ästhettk, I. Abt., VIL Progr., § 32 8 16., Vill. Progr., § 36: die beiden nächsten Stellen ib., §§ 19 und 32. 9 Unser Sperrdruck. r o I. Berlin, a.a.O. (Anm. 1 ) 1 1 Zu seiner \Virkung durch chopenhauer auf Nietzsche und Hofmannschal vgl. Requadt, i. Auflage, S. 1 8 f. und D. Vjschr. f. Litw1ss. u. Geistesgesch. XXIX ( r9 5 5), S. 2 5 8 H. r 2 Vgl. A. Vet1esen, »Soren Kierkegaard og Georg Christoph Lichtenberg«, Edda xxxry (1934), s. 234 H. 1 3 Vgl. die Briefe vom 6. 9. 1 8 5 5 , Ende August 1 863, 27. 1 2. 1 870 i n Seebaß' Ausgaben Unveröffentlichte Briefe A-1örikes und Jan. r 8 30 in Eduard ,11örikes Briefe ( 1 939). 1 4 Zu Lichteobergs Bedeutung fur Grillparz.er vgl die (unvollstandigen) Stellennach weise 1m Personenverzeichnis zu Grillpar2crs Tagebud1ern in der A . auerschen Gesamc-Ausgabe der SradL Wien. 1 5 Sprüche und W1dcrspruche, S r93 der Ausgabe 1 924 ( 1 . Ausg.: 1 909) - Die Aufnahme eLnes langen Artikels uber L1chLenberg (von L. Ullmann) in Kraus• Zenschrift Die Fackel ( r. 3 1 9/J20, Marz 1 9 1 1 , S. 47- 5 5 ) war eine der selti:nen Abweichungen von seinem Prinzip. nur kleine Beitrage anderer, päter gar keine 1
aufzunehmen.
·1 6 Die zweite Formel zit. nach Schöne, . 109. Vgl. G. Baumann, » Roben l\.1 usil .. , Germ -Rom. Monatsschräfc, . F. X ( 1 960), S . .po-442. Diese Analy�e der • crukcun; des l\1usdschen Gei tes liest ich weithLn, als galct: sie Lichtenberg; 1e v.e1st auch in einigem auf ihn hin.
Sudelbücher
Der große Kunstgriff kle1ne Abweichungen von der Wahrheic für die Wahrheit selb t zu halten, worauf die ganze DifferentiaJ Rechnung gebaut ist, 1st auch zugleich der Grund unsrer w1t1igen Gedank�n, wo oft das Ganze hinfallen würde, wenn wir die Abweichungen in einer philosophischen Strenge nehmen wür den. [A ,] Un1 eine allgemeine Charakteristik zustande zu bringen müssen wir erst von der Ordnung in der Sprache abstrahieren, die Ordnung ist eine gewisse Musik, die wir festgesetzt, und die in wenigen FälJen (/ B. fcmme sage, agc: femmc) einen sonderbaren Nutzen hat. Eine solche prache die den Begriffen folgt mussen wir erst haben, oder wenigstens für be ondere Fälle suchen, wenn wir in der Charakte ri tik fortkommen wollen. Weil aber unsere wichtigsten Entschlüs se, wenn wir sie ohne Worte denken, oft nur Punkte sind, so wird eine solche Sprache ebenso schwer sein zu entwerfen, als die andere, die daraus gefolgert werden oll. {A 3}
Die Gesichter der Nlenschen ind oft bis zum Ekelhaften häßlich. Warum dieses? Yermudich konncc die nötige Verschiedenheit der Gemüt -Arten nicht erhalten ,vcrden ohne eine solche Einrichtung; man kann clie es ais eine Seelen-Charakteri rik ansehen, weJche zu lesen vlir uns vielleicht mehr befleißigen sollten. Un1 einigen Grund in dieser schweren und weidäufigen Wissenschaft zu legen müßte man bei verschie lnt:□ ationen, die größten Jv1änner, die Gefäng ni se und die Tollhäu er durchsehen, denn die e Fächer sind o zu reden die 3 Hauptfarben durch deren Mischung gemeiniglich die übrigen entstehen. [A 4}
Sudelbiicher
Wenn man wie die Metaphysiker oft verfahren, glaubt man verstehe et"ras, das man nicht verstcht, so kann n1an die es nennen cif]i"rn1ative . nesnre. [A 5 ]
Pythagoras konnte einer einzigen Erfindung halber hundert Och en opfern,. Kepler würde bei seinen vielen Entdeckungen zufneden gev.resen ·ein, '\"\1 enn er 2 gehabe hätte. [A 6]
Es i t schwer anzugeben, vlie wir zu den Begriffen gekomn1en sind die ,vir jetzo besitzen, nien1and„ oder sehr �renige \Verden angeben können, wenn sie den Herrn von Leibniz zum erstenn1al haben nennen hören: weit chwerer aber wird e noch sein, anzugeben, wenn wir zum erstenrnal zu den1 Begriff gekommen, daß alle Menschen sterben n-1Ü-isen, wir erlangen ihn nicht so bald, als man '\\'ohl glauben sollte. So schvter ist es den Ur prung der D1nge anzugeben, wenn �v-ir hierin [etwas] in Dingen außer uns zustande bringen "r ollen? [A 9} Die Erfindung der ,vichtigsten �lahrheiten hänge von einer feinen Ab traktion ab, und unser gemeine Leben ist eine be tandige Bestrebung uns zu der elben unfähig zu machen, alle Fertigkeiten, Ange\\10hnheiten Routine, bei einem mehr, al bei den, andern, und die Beschäftigung der Philosophen ist es, diese kleinen blinden rertigkeiren, die wir durch Beobachtungen on 1\.1ndheir an uns erworben haben, \vieder zu verlernen. Ein Philo oph ollre also {A 11J billig als ein Kind schon besonders erzogen "'erden. Die ße1nühung ein allgemeine„ Principium in manchen Wissen schaften zu finden ist vielleicht öfters ebenso fruchtlos, als die "Bernühung derjenigen sein ,vürde, die in der Mineralogie ein er te Allgem �ines finden wollten durcb de en Zusammen eczung alle _ M1neral1en entstanden seien. Die Natur schafft keine genera und _peci� st� schafft individua und unsere Kur7sirhtigkeit muß ich Ahnhchkenen aus.suchen u1n viele auf ein Nlal behalten zu können. Die e Begriffe ,vcrden imnler unrichtiger je gröHer die Geschlechter [A 17J ind die wit uns 1nachen.
A. / 1765-1770]
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In Werken des Geschmacks ist es sehr schwer weiter zu kon1men, "renn man chon einjgermaßen weit ist, weil leicht hierin ein ge"\\-1sser Grad von Vollkommenheit unser Vergnügen werden kann, so daß wir nur diesen Grad zurn Endzweck unserer Bemühungen setzen weil dieser unsern ganzen Geschmack ausfülJt, in andern Stücken, die nicht bloß auf das Vergnügen ankonunen, verhält es sich ganz anders, daher haben wir in den letzteren den Alten es weit zuvorgetan, in den ersten aber sind w1r noch tief unter ihnen, ohnerachtet Vtrir sogar Muster von ihnen vor uns haben. Dieses kommt daher, das Gefühl des neueren Künstlers ist nicht scharf genug, es geht nur bis auf die körperliche Schönheiten seines Musters, und mcht auf die moralischen wenn ich so reden darf. Man kann das Gesicht eines redlichen Menschen sehen, man kann es aber auch gewissern1agen fuhlen, das letztere ist das erstere verbunden mit einer Rucksicht auf das moralische Gute, womit wir in ihm oft dje Mienen begleitet sehen. Was ich hier sagen will wird wohl jeder verstehen für den ich eigentlich chreibe. Solange der Künstler nur bloß nach den Augen zeichnet, w1rd er nie einen Laokoon herausbringen, der et\vas mehr a1s Zeichnung hat, der mit Gefühl verfertigt 1st. Dieses Gefühl ist den1 Kunstler unumgänglich nötig, aber wo oll er es lernen und wie? Unsre Ästhetiken sind bei v.1eicem noch nicht praktisch genug. [.L4 18}
Die großten Dinge in der Weh werden durch andere ?uwege gebracht die 1\'ir nicht achten, k]eine Ursachen, die wir übersehen, und die ich endlich häufen. [A 19]
Rousseau nennt mit Recht den Akzent die Seele der Rede (Emile p. 96 T. l.) und Leut � ,verden von uns oft für dumm ange5ehn und wenn wir e untc.r uchen, c;o ist ee bei den Schriften wegfällt, so muß der Leser auf den Akzent geführt \Verden, dadurch daß man deutlicher durch die Wendung anzeigt, wo der Ton hingehört, und die es 1 t es, was die Rede im gcrneinen Leben vom Brief unterscheidet und \Va auch eine bloß gedruckte Rede von deqenigen unter cheiden sollte, die n1an \virklich hält. [A 2 1}
Der Einfluß des tils auf unsere Gesinnungen und Gedanken, von dern ich an einem andern Ort geredet habe, zeigt sich sogar bei dem sonst genauen Linnaeus, er sagt die Steine wachsen, di� Pflanzen wachsen und leben, die Tiere wachsen leben und empfinden, das erste ist falsch, denn der Wachstum der Steine hat keine Ahnlichkeit 1nit den1 • Wachstun, der Tiere und Pflanzen. Vermutlich hat ihn das Ste1gen dessen Aufklärung außerst schwer i�t, oder werugstens scheint, weil eben der Widerspruch, den ,vir zwischen dem klar ausgedruckten Satz. und unserm undeutli chen Gefühl bemerken, uns glauben macht wir haben den rechten noch nicht gefunden. Im August I 7 69 und in den folgenden �1onaten habe ich mehr an den Selbstmord gedacht al jemals vorher, und allezeit habe 1ch bei mir befunden, daß ein 1v1ensch bei dem der Trieb zur Selbst-Erhaltung so geschwacht worden ist, daß er so leicht über,vältigt ,verden kann, sich ohne Schuld ermorden könne. Ist ein Fehler begangen worden, so liegt er viel weiter zurück. Bei mir ist eine vielleicht zu lebhafte Vorstellung des Todes, seines Anfang und wie leicht er an sich ist schuld daß ich vom Selbstmord o denke. Alle die mich nur au etwas großeren Ge ell chaften und nicht au!> einen1 Umgang L.U L:\veit kennen werden ich Vt'undern daß ich !>O et,vas sagen kann. Allein Herr Ljungberg weiß es , daß e eine von meinen Liebling -Vorstellungen 1 t mir den Tod zu gedenken und daß mich dieser Gedanke zu�'eilen o einnehmen kann, daß ich mehr zu fühlen als zu denken cheine und halbe runden mir wie 11inucen vonibergehn. Es 1 s t dieses keine dick blürige elbst-Kreuzigung, welcher ich wider meinen \Villen nach hinge sondern eint geistige \Vollust für mich, die ich "'ider n1ei nen \Villen parsam genieße, weil ich zuvleilen fürchte, Jene melan choli ehe nachteulenmäßige Betrachtungsliebe 1nöchte daraus enttehen . [A 1 1 7]
ichr d a ein heißt bei den aturforschern, wenigstens bei einer gewis en Kla se o viel als nicht empfunden werden. [A 1 1 8}
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un, ... e rc n. mufs bei Ge h "·p . en die da Kun i„ ni ht nderb re Ein.:- �hränkun n leiden. :ich u , hr � le F""lle "'hi ken. � \" n oft eine . n ie andern 2un1 Teil ufh:> en n1u . ann , n einer , ernünfcigen Glei "hgük ... .i ... kei- ...e... n a Zukünfci�e ,, enio un r Lhieden .:ein. 4 11
[i ei1�e1n r taunend n \ er nügen fin e i h in d Herrn La,· ter� J\u,..-i ht n in die E,vigkeic T. I. p. 1 .! .. -eq .. d er ,�or en1 '"" hl ähnli he En1p1indun „en rnit n1ir hat. i �h habe j h ·el n ... , rh r eh „ ie,e� Bu h er �hi n � ho.a H r n Ljungberg die Er tfnun „ g-et an. j al i „h no h au "' hulen "'"ar habe i h 1neinen1 Freun Herrn E ,vein h n t\\ a da,·on ;e 1;c dber nie "ehör . aL r der Herr Ljungber"., jen1 l: er"Ta.: ahnliche, en1pfun en. n1 ine Betra htun en in die_en1 Zu rand ...,.ehen gemeinigli h au den Tod o er ·e eele überhaupt. und da· ,va En1ofin 'un... i:c. un � endi...en i b in piner Be"7llnden1n der Einri'"hrun....... de- J\ en:- hen, alle i t n1ehr Gefühl 1 Rede ·ion und unbe:chr ibli-h� [ 1 ... ..
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D r B uer. "-el -her �laubt der �1on -ei ni ht räßer .l in Pflu ....Ra ,. denkt nie 1als daran daf in ein r En ernungYon eini�en i\1eilen ein anze Kir he nur v."ie ein " eißer Fie k u_ iebi un 1 a„ der J\ ond hin ....e�en in1n1e r ...lei h ro -heinr " a be .11n1 t bi ih1n i e \ erb1n un Yon Ideen, die er inz In all bat : Er Yerbin e in -einen1 __,en1einen Leben au h "-i rkl i b Ideen ,-r:iell i h: dur h -ün li here ..... Bande aL die..,e. Die e Betra hrun '"' -ollre den Philo- phen u mer � : �n1 n1 hen. 1 r vi l1 i h: noch irnm r der B u r in _e", en \ erbi 1un�en i t .. \'\ ir ienken rrüh '"'enuq ber ,vir ";-_en ni ht d � " ir den ·en o " eni -.. �} ,vir "\\7:i .: en daß "·ir W'ach, n r \� rdauen viele "1 n - ben un er den Gen1einen erfahren e· ni maJ . ..i e � aue Berra hrun er äu .eren Din°e führ lei b- au den becra h n n Punkt un._ elb t . z.urü - un umgekehrt "- r i h �elb einm er t recht ... "·ahr � ird ger· lei h aut di Berra hrun� ,er D1n_e um ihn. ei u n1erk n1 „ en p 1nde ni h un1 on t. me e und, rolei h i t d ...anze Ge e 2 er Philo ophie. _ 1_ 1
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Den 2 5 . Februarii 1770. Was ist es, das macht, daß v.,ir uns zuweilen eines gehein1en Kummer tandhafc entschlagen können, da die Vorstellung, daß vlir unrer dem Schutz einer hochstgürigen Vorsicht rehen die großce Wirkung auf uns hat, und dennoch oft in der nachsten halben Stunde diesem nämlichen Kummer beinah unterliegen. Mit mir ist e wenigstens so, ohne daß ich sagen könnte, daß ich bei der .2''n Vor tellung meinen Kummer von einer neuen Seite betrachte, andere Relationen ein ehe, nichts weniger. Fände dieses statt, so -�vürde ich diese Ann1erkung nicht einmal niedergeschrieben haben. Ich glaube vielmehr, daß die moralische Empfindlichkeit in1 1v1enchen zu unrerschiedenen Zeiten verschieden ist, des Morgens starker als des Abends. [A 123} Es donnert heult, brüllt, zischt, pfeift, braust, saust, sumn1et, brummet, rumpelt, quäkt, ächzt, singt, rappelt, prasselt, knalle, ras elc, kni tert, klappert, knurret, poltert, winselt, wimmert, rauscht, murmelt, kracht, gluckset, röcheln, klingelt, bliiset, schnarcht, klatscht, lispeln, keuchen , es kocht, \chrcien weinen, schluchzen, krächzen stottern, laJlen, guren, hauchen, klirren, blöken wiehern, chnarren, scharren, sprudeln. Diese \X1örter und noch andere, �reiche Töne ausdrücken, sind nicht bloße Zeichen, sondern eine Art von Bilderschrift fur das Ohr. [A 125}
Das Zurücktreten von Personen die heftig mit andern zanken kann zuweilen einen Grund in einer Furcht Yor der eigenen Unenchalr san1keit an1e1gen. So rricr Apollo beim Homer zurück nachdem er den Diomed der ihn bekämpfen wollte an seinen unenneßlichen Ab ·rand von Göttern und an seinen Raupenstand erinnert hat. l liad. Book V. v. 5 39 Pope ' s Übersetzung o spokc rhe God who dans cele tial fires, He dreads his fury and some step rerieres.
{A 126}
Menschliche Philosophie überhaupt i t die Philosophie eine einzel nen gewissen Menschen durch die Philo ophie der andern selbst der
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Sudelbiicher
arren korrigiert und dieses nach den Regeln einer Yernünftigen Schätzung der Grade der \Vahrscheinlichkcit. Sätze worüber aHe Menschen übereinkommen sind wahr, sind s_ie nicht ,vahr, so haben "'tr gar keine Wahrheit. Andere Sätze für wahr zu halten zwingt un.. oft die Versicherung olcher Menschen, die in der Sache \1iel gelten� und jeder Mensch würde das glauben, der sich in eben den Umst�nden befände, sobald dieses nicht ist, so 1st eine besondere Philosophie und nicht eine die in dem Rat der Menschen ausgemacht ist, Aberglaube elbst ist Lokal-Philosophie, er gibt seine Stimme [A 1 2 7) auch. Weiser werden heißt immer mehr und mehr die Fehler kennen lernen, denen dieses Instrument, womit wir empfinden und urteilen unterworfen sein kann. Vorsichtigkeit im Urteilen ist Vt7as heutzu tage allen und jeden zu empfehlen ist. Gewönnen wir alle r o Jahre nur eine un treitige Wahrheit von jedem philo ophischen chrift steller, so ware unsere Ernte immer reich genug. {A 1 2 8}
Es gibt Menschen, die ogar in ihren Worten und Ausdrücken etwas Eigenes haben ( die meisten haben wenigstens et\\,as, das ihnen eigner ist) da doch Redensarten durch eine lange Mode so und njcht anders sind solche 1v1enschen s1nd allzei t einer Aufmerk a1nkeit \.vürdig es gehört viel Selbstgefühl und Unabhängigkeit der eele [dazu] bi inan so \veit komn1t. Mancher fühlt neu und sein Ausdruck womit der dieses Gefühl andern deutlich machen \\ ill i t [A 129] alt. 1
Den Männern in der Welt haben wir o viel eltsame Erfindungen in der Dichtkun· t zu danken, die alle ihren Grund in dern Erzeugung trieb haben, alle die Ideale von Mädchen und derglei hen. Es ist schade daß die feurigen Mädchen nicht von den schönen Jünglingen chre;ben dürfen \\1 ie ie "'ohl könnten ,venn e erlaubt "'äre. o ist die männliche Schönheit noch nicht von denjenigen Händen gezeichnet die �ie allein recht mit Feuer zeichnen könnten. Es i t \\'ahr chcinlich, daß da Geistige, \\·a ein Paar bezauberte Augen in
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einem Körper erblicken der sie bezaubert hat, ganz von einer andern Art sich den Mädchen in männlichen Korpern zeigt, als es [A 130} sich dem Jüngling in weiblichen Körpern entdeckt. Es ist zum Erstaunen, wie wenig dasJ enige oft, was wir für nützlich halten, und was auch Jeichr zu tun wäre, doch von uns getan wird. Die Begierde, geschwind viel wis en zu wollen, hindert oft die gnauen Untersuchungen, allein es 1st selbst dem Menschen, der die es weiß, sehr schwer etwas gnau zu prüfen, da er doch weiß, er kommt auch nicht zu einem Endzwecke viel zu lernen, wenn er [A 13 1] nicht prüft.
B.jocoseria. {1768-1771)
B. J oco eria. r r . J unii 1 7 6 [ 1 76u- 1 77 r ]
\\?enn er einen \7er.:rand gebrauchen „ollre. o ,var es ihn1 l �· enn j en1and, der be tändig „ eine rechte Hand 0cbrauLht hat� et\\r,::i- n1it der linken tun ~oll. [B 1} Er
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Ritterbücher zeio-en un die \\1eh na-h einen1 °anz f 1-- hen Ideal . in einer Art von Kavalier-Per pekcive, aus einen1 u�en punkt \\ro ,vir nie hinkon1n1en. [B i Die
Herr lagi-rer \X'ilcke -hreibt ni hr anz �Lhlc ht. d11e ht � hreiben heißt eigendi h 'O chreiben. da{, �ich da� \\7erk de Kün der.. \\regen einer Holpri keit ,veder v r,\·ärt- in die n1en - h li he Natur vlill einp, .. en la en und rü k,värc„ au h ni ht n1ehr an den nlens hlichen Kün der an hEeßt und ...o Z."-ri chen beiden darinne ch,vebc zu �chle hc un1 für n1en� hli h, zu ver-tiindlich um für Libermen hli h und zu deut�'"'h un1 für da \X erk ir� endeinc Orang-Utan geh,tlten zu ,verden. {B 1 1]
1icb dfinkt irnmer die anz. ., "hlechten hri reller lhe man imn1er in den oelehrten Zeitungen un�eahndet la sen, di elehnen Zeitung hreiber verfallen in den Fehler :ler Indianer die den Oran0°-Utan für ihres iei hen� t: nd �eine n türlj he rumn1h ir ür einen Eioen inn halten� ·on ,, eh.hem ie ihn durch häufi e Prü l , er0eblich abzubrin°en su hen. {B 12]
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E gibt eine ge�vi.. .. e Art YOn Büchern, und wir haben in Deut eh land e1ne große Menge die nicht vom Lesen abschrecken, nicht plötzlich e1nschläfem, oder rnurnsch machen, aber in Zeit von einer Stunde den Geist in eine gewisse 1vlattigkeit versetzen, die zu allen Zeiten einige Ähnljchkeit mir derjenigen hat, d1e man einige Stunden vor einem Ge\v1tter verspurt. Legt man da Buch weg, o fühlt man sich zu nichts aufgelegt, fängt man an zu schreiben" o chreibr man ebenso elbst gute Schriften scheinen diese laue Geschmacklosigke1t anzunehmen, wenn n1an sie zu lesen anfängt. Ich weiß aus eigener Erfahrung i daß gegen diesen traurigen Zustand nichts geschwinder hilft als eine Tasse Kaffee mir einer Pfeife \Tarinas. [B 15}
Beobachtungen zur Erlauterung der Geschichte des Geists diese J ahrhundert . Die Geschichte eine Jahrhunderts i„ t aus den Ge�chichten der einzelnen Jahre zusan1n1engesetzt. Den Geist eines Jahrhundens zu ich in mir fühlte, man wird leicht erachten können wie .jemand au„ ehen muf\, der die e fühlt. Ich fand die Sprache in unserer Familie et\\ as z.u plan, ich vermißte hier und da die Beiwörter und fühlte mich o voll \Venn ich ,velche fand, zumal die ich elbst gema ht hatte pp. [B 128]
Die sch"�cr te Akzi--e in Deuts bland liegt noch immer auf der Satire. \1on einer frein1ürigen _.rinnerung von 3 Bogen im l\1anu kript muß der \lerfa ser in kühleren Augenblicken allen1al gc,viß abrechnen 3 proccnt für d.ie . . . . . liehe Lande -Regierung, 1venig-
Sudelbiicher
sten 5 für den Herrn von . . . . . ,veil er alle gilt 1 0 procent für das Kon i to1iu1n oder Bann trahl-Steuer (Gelder), dann noch Gonner Abgaben in den Balleien zusammen 8 procent. Am Ende behält der Verfasser nichts al ein Caput n1ortuum von einer moralischen Abhandlung, das kein 1en eh mehr auf "ich deuten kann der über 200 Taler Besoldung hat, und da die andern drunter nicht mehr ]e en. . {B I32}
Den jetzigen 1'.1 enschen kann n1an sich al au z"reen zu ammenge �etzt vor teilen, dem natürlichen Menschen und dein künsclichen, \\�ovon der eine nach den ewigen Gesetzen der acur und der andere nach den veränderlichen de Costume ich ändert ::•. Bei der Schil derung de }t'len. chen muß man haupt ächlich darauf sehen den einen von dem andern zu unter�cheiden. Zu1n narürlichen Charakter rechne ich die Haupt rriche de Charakter der Konturen bedächt lich, "ch,vennütig, still, lustig, Geck, Bernerker, \'vahrheiten selb--t erfunden anderer ihre Eigenmacht Yerfließen gen1acht in das eigene Y"ten1 von Gesinnungen, der künst1jche 11en eh alle bloß Ange klebte� Gelernte, c ei ein Komplin1ent oder eine große philo�o phische \Xfahrheit, alles Erzwungene Eau de Lavende und rote Ab ätze u. s.,v. [B 13 4) man kann i½n zerf:-dlen.
Bei dem Frauenzi1nn1er fällt der itz de Point d'honneur, mit den1 „ch\verpunkt zu an11nen� bei den lann personen liegt er et,va höher in der Bru t um das Z\\1erchfel1 herun1. Daher bei Ian peronen die ela tische Fülle in jener Gegend bei Unterneh1nung prächtiger Taten und eben daher das schlappe Leere da. elb t bei der Unternehn1ung kleiner. [B 135} 1ein \7 etter�=- � der überhaupt zu ,veit purigte� Zeug führte um damit in die chlupftvinkel de n1en!>chlichen Herzen� hineinzutreiben blieb � hon an den ganz großen Offnungen halten. eint: id a rectri · und die ich g�nz in den litrelpunkt eine inneren y ten1s gezooen hatte und . i h „elten bloß ehen ließ, "rar ein Be1niihen ein�m
B .]ocoseria. [1768-1771}
1lS
ge·w·i cn Nlann zu gefallen und eine1n einzigen .Nfädchen und da "rar alle . , irklich simpel in1 höchsten Grad. [B 13 6)
*
de sen Philosophie viel zu weLrc Spur hatte.
Alle ,vird un chön "·a einige Relationen auf innliche Liebe hat� in den runden da der rien Lhe Affekt selb t schläft und un. ere übrigen innliLhcn \\7l'.rkzcuge einer eele gegenüber cchc:n die voll von dem Gedanken eines vergangenen Vergnügens und eines künftigen nach BeLeben 1'rirklichen 1st. \'\lir sehen alsdann vieles �ras �vir nicht "rürden gesehen haben. Wir haben die an11en Knaben nicht mehr lieb wie die Griechen, ��enn un ere neuere Zeiten ein chöne Stück in der Bildhauerkunst liefern, o muß e „ ein Mädchen ein. Der chi-isrliche Kün der findet die chönheit nicht, und \\1 enn er ic fände und anbrächte. o erkennt sie der An chauer "'ieder nicht. /B 137) den 2. rc,: Iai 1 769.
Ich gehe zuweilen in Tagen nicht aus dem Hau e und lebe ehr vergnügt, ein eben o langer Haus-Rest auf Befehl \vürde nuch 1n eine 1..rankheit �rerfen. \\.fo Fre1he1t zu denken i t, da be�vegt man t(h n11t einer Lei(htigkeit in e1nen1 Zirkel wo Gedankcn-Z"rang 1 r, da kon1n1en auch die erlaubten n1jt einer --cheuen n11ene hervor. [B i3 9}
Er ,vußte wenigsten� 1 0 ooo �-Örter im Deur�chen und konnte sie alle insofern es anging deklinieren und konjugieren aber \Venigten� 8000 davon hatten sich in seinen, Gehirn o von den eigentlichen Begriffen die ie bezeichnen ollten, ,veggeschoben daß sie öfter auf ganz andere zu liegen kan1en oder daf1 �•e d eh über die Hälfre drüber oder drunter '\\1eg laoen, dah r ka1nen die onderbaren \1or tellungen von den \\7issen� chafcen, "'"ovon er loch täglich die Bücher unter Händen hatte. 1anche \\7örter '\\raren bei ihm YOn einen1 abscheuli --hen Umfang daß sie nicht allein zv.1ei dr i Ge chle hter sondern jede Gattuno und j de Individuum bc an der bezeichneten, o ,verden �1ir eine besondere Bedeutung von den1 Won belle� lertre bei ihn1 finden. Da Wort Beruf drü kte bei
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S,"delbiicber
ihn1 die Begriffe Hang eigung und Leidenschaft aus. Kurz in einem Kopf, ,vo die Wörter nicht recht liegen, da ist eine ganz andere Denkungs-Art, ein andere� Jus naturae, andere Beiles lettres, die ganze Haushaltung muß ich ändern, man "r ird Fremdling in einem eigenen Vaterland und in der \v'elt. AL o "\\rollte ich allen jungen Leuten raten, alle neue Wörter fein zu ordnen und so ·�vie die Mineralien in ihre Klassen zu bringen, damit n1an sie finden kann, "renn man darnach fragt oder sie selbst gebrauchen will. Dieses heißt Wörter-Okonomie, und ist dem Verstand ebenso einträglich, als die Geld-Okonomie dem Beurel. [B 142}
Die Gruppierung der Qualitäten und der Taten, guter so"\\rohl als bö er, unter einander ist eine der sch"\\1ersten Künste, und welche viele große Leute norn1endig verstehen mußten, um bei der Kach welt nicht allen Kredit zu Yerlieren. Eine hervorstechende Tugend und ein hervor'techendes Laster zusan1men nimmt sich in eini ger Entfernung o zicn1lich aus. Schleichende, 1nodesre Laster n1il hervorspringenden Tugenden verträgt da i\uge noch näher, hingegen , tille I'ugenden n1it ehr chreienden La �rcrn geben einen hä11lichen Anblick. Dieses \\'ar der Fall von un ·cm1 K. [B 1 47/
Es ist nicht zu leugnen daß das, ,vas man Beharren nennt manchen Taten das An ehen von \Xlürde und Größe geben kann. so wie Srillschweigen in Gesellschaft einem dummen Haupt \Yleishe1t und scheinbaren Verstand. Fortgefahren, das ist es eigentlich was 11äuler stopft und Kredit machen kann, man kann e o weit bringen daß man demjenigen, der den Tadel "\viederholt, zur Antwort gibt : das haben u1ir längst gewußt. Auf diese Art haben sich ge�risse Dinge von dem Joch der Satire völlig frei gemacht. Es ist in ich betrachter lächerlich von Anfang in einer Compagnie vom Wetter zu sprechen aber es ist einfältig ich in Schriften heutzutage darüber aufzuhalten die bekannte Präposition von wenn ie so viel als rand und Verdienst bedeuten soll "rird in einem an sich lächerlichen Ver tand genommen, eine Präpo ition an ich kann dem po"tpo ito dem ie
B. Jocoseria. [ 1768-1771}
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präponiert wird, kein Verdienst gewähren, o er\vas fällt in die Augen, Sie müs en es selbst sehen Herr B aron Gottfried \'Xlilhelm von Leibniz hat die Infiniresiinal Rechnung erfunden oder Herr von Leibniz hat die Infinitesimal pp sagt nicht um ein Haar mehr als Leibniz hat die Inf1nicesimal-Rechnung erfunden : au��enommen daß man "ich beim ersteren nicht enthalten kann zu glauben sein Hofmeister habe ihm geholfen. Aber heutzutage läßt n1an es hingehen, da man sieht daß viele Leute von \1erdiensc sich hinter diese Präposition stellen, und das bloße Auslassen dieser Präposnion auch kein Verdienst ge"'\\'ähren kann. [B 149)
Ich tveiß nicht woher e!> kommt, aber da \'{T ort jonisch drückt bei mir sehr viel mehr aus al im Lexikon steht. [B 1 5 0}
Mein Leben har nie höher gestanden als im August 1 76 5 und im Februar 1 766> einen Sommer und einen Winter genug für mich, ich werde die e Zeit allzeit für den Mittel-Punkt der \7er0nügungen meines Leben an�ehen. [B 1 5 2j
Der herrschende Charakter in ·einen1 Gesicht war : lieber gebrochen als gebogen die es zeigte "ich auf mancherlei Art� die breite tirn� �r eicher man ohne ie zu berühren die Härte an ah et,va überhän gende Augenbraunen welche die zärteren Ausdrücke in jener Gegend nicht durchlieHen und überhaupt alle kleinen Vcränderun gen verdeckten. Dadurch erhielt da Ge icht ein Beständiges, da� die \T eränderungen der übrigen Teile allzeit beherrschte. Die \\Vinkel am 1unde waren etwas stark heruntergebogen, das Kinn gespalten durch einen Ein chnitt der eine Fonseczung von dem über der Nase zu ein 5chien. eine Frisur (denn auch d:e�e gehört mit zu den Gesicht zügen) in der \\1oche er chien allzeit 1n einer be�vundern \Vürdigen Harmonie mit d�m Ge��cht „elb t, o daß man h:·itre glauben ... ollen. daß sich die Haare nach den Begierden ri hteren. bald drückte eine runde Glätte die Ruhe in seiner eele au dann
udelbiicher
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"'ieder die traubigte \lerwirrung der eiten-Haare das Fluctuans sub pectore das Pyramidenfön11ige n1ir der Ba i unten und anft vorhängende den unbiegsamen Ent chluß, und endlich da Pyrami denförnuge mit der Basi oben äußerste \7er;;virrung und nahen heftigen Ausbruch, kurz ich habe alles an ihm von „elb "t werden ge..,ehen ,voraus et,va philosophische Perückenmacher ich leicht Crepe, vergette, aile de pigeon, und a la ro e hätten idealisieren [B 1 53) können. Trinken, wenn es nicht vor dem fünfunddreißigsten Jahre geschieht ist nicht o ehr zu tadeln als sich \Tiele ,·on meinen Le ern vorsteHen �verden. Diese, i t ohngefähr die Zeit da der , len 'Ch au� den Irrgängen eine„ Lebens heraus auf die Ebene trirr in "'elcher er �eine künftige Bahn von nun an offen vor ich hinlaufen siehe. Es ist betrübt \\renn er alsdann er t sieht dag e, die rechte nicht i t eine , ndre zu suchen "'enn er nicht sehr �ur zu Fuß i t ist gen1einiglich zu pät. lsr die e Enrdeckuno mit einer Unruhe verknüph, o hat n1an durch die Erfahrung befunden daß der \Y/ein zu"1eilcn \X under tur fünf bis „echs Glä er oder bis an die Spes dive des Horaz getrunke11 gibt nun dein 1v1en chen die Lage die er verfehlt hat, da Ge innungen- Syste1n findet alles Äußere mit seincrn angenehm ten tande hannonisch .. ,vo Prospekte verbaut ind da reißt die eele ein, und überall chafft ie sich die . chönsten Per pekrive.. \'On den1 rein ten rosenfarbenen Ljcht erhellt oder dem erquickendsten Grün da nur ein Auge zur cärkung und eine Seele zur angenehn1sten Füllun verlangen kann. [B 15 4]
inen einzigen Abend in einer Laube im Genug seiner eigenen En1pfindung, "r ie e \Xlieland nennt, zuzubringen, \\rar für ihn da Beste und Höchste darnach schätzte er die Größe und da Glück der 1cnschen dan1it ,vog er Taten auf �V0\ 0n da Gerücht durch [B 1 5 5 } Jahrtau ende durchhallt. 7
Er hatte eben län° t den stil1en \Tor atz bei ich gefaßt enva zu tun da� ent\ eder i n die gelehrte oder in die poliri ehe Zeitung kommen n1iißte. [B 1 5 6)
B.Joco:,eria. [1768-1771 J
Er und sein Bedienter waren so einig, einer dependierte „o vom andern daß man sie ein 4füßigtes Tier nennen konnte. Der verheiratete 4füßigte Mensch. [B 1 60]
Lexidion für junge Studenten, in welchen1 der Gebrauch einiger Wörter gnauer bestimmt, und verschiedene ldeen i n ein helleres Licht gesetzt ,verden, könnte den Titel zu einem nicht unbrauch baren Buchelchen abgeben, worin man gnauer bestimmen könnte� ,vas Auf,värterin , Krone, Hefte Kolleg Landesvater, Baron Hof n1eiscer, Profe�sor, Traireur, Wein, Duell, Tumult pp eigentlich agen v.,olltc. Es werden in1 künftigen e1n1ge olche Erklarungen in diesem Buch folgen. Aufwärterin. Ist i n Göttingen von einem weit großern Umfang als in andern kleinen Städten von Deutschland. Ehe wir die Universi taten bezogen hatten wir auch Aufwärterinnen, wir ,varen aber jünger und unter den Augen der Eltern, wenn wir von Universitäten abgehen, so sind "\\rir viel älter und heiraten oder �rollen heiraten ; al o bleibt noch ein Mittelzustand : aus den Augen der Eltern, nicht zu jung und nicht zu alt, mehr Geld als gewöhnlich und eine Freiheir die sehr hoch steigen kann ehe sie unter die Justiz gerät, diese Begriffe bestimmen den von einer Aufwarterin. Di�ses ist eine junge Kreatur oft in den engen Tälern des Harzes oder des Solling erzogen, unschuldig, ohne die geringste Idee von Srein)chnalle oder Federhut. Ein Taler die größte Summe, die sie je gesehen oder gedacht haben. Borrenhut und vornehmer Herr 1st bei ihnen einerlei, und die Bitten eine solchen Hutes sind ihnen Befehle. So kommen ie nach Göttingen. Auf jeder Straße begegnet ihnen ein Prinz. ein König, ein Engel, Glanz von dem sie nur chwache Begriffe noch von1 Zuckerbaun1 her, oder aus Träumen vom Sitz der Seeligen ·tiber den \Y/olkcn hatten, bützt ihnen entgegen, h inter ihnen und vor ihnen. Kommen sie i n d1esen1 Zustande nicht in die Hände der au gelernten litschwest{.rn. die s1 in ein lang ameres und einträg lichere Verderben fuhren so v:1rd oft chon i n der ersten �loche ihre Ruhe und Ehre ein Spiel dieser Sylphiden. Es kann nicht geleugnet ,verden, daß einige unter ihnen das Zeichen der Günsr1
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linge Cyrheren auf der Srirn und den Hüften tragen, die mit einer tiHen Be cheidenhcit fliehend gleichsam unsere Schulmora[ mit eine1n Blick schn1elzen machen, Herz, Geld Fleiß und Kredit mit ich fortnehmen und uns dafür am Ende allein mit einer nagenden Reue und einem O mihi praeteriros pp stehen lassen. Die�e dienen mit Behutsamkeit und Redlichkeit genutzt, teilen der Dichter zu erklär.en, die der Gymnasiast übersetzt aber nicht empfindet die da gepuderte l\1ädchen un nicht auf chließet. die zu anifiziell liebt, zu svscen1atisch blickt und lächelt und mit vor ätzlicher Nachlä iakeit . rühren will. Vielleicht hast du Student, der du dieses lie esc, ehmal� eine solche Auf"rärterin gekannt, gut. wenn d1eses isc, so gehe in das Konzert da v:ir t du die andern Mädchen sehen von denen ich rede. Hi.ice dich für jenen von die en ha t du nichts zu befürchten, ich nehme an daß du kein Stutzer [bist] quilibet prae~umirur bonus. Für Formen nur zum Spiel erschaffen Des jungen Stutzers und der Affen, Liebe Königin 1 arur Schütze deinen Liebling nur. Heiter ungez\\rungne 11ienen, \X7ie von Lorchen und Justinen� Augen die sieb gei tvoll drehen Bald zu prechen bald zu eben. Die: die sich n1ethodisch fächele S y temati"eh blickt und tichelt, Die e Königin 1 atur [B 166} Freie meinen1 chneider nur. Du.eil. \\1 enig ,vahre Herzhaftigkeit 1nü einem un�ridersrehJichen \7or atz verbunden et\vas zu tun da leicht ist und doch jenen Jvlangel zu er etzen cheint falsche Begriffe von Ehre und erdien t Leicht inn mit einem Mangel an soliden Kenntni en verbunden, da ist e ohngefahr ,va der tudenr be itzt der ich gerne eh lägt. Ein Göttingisches Duell erfordert die nämliche Herzhaftiokeic die n1an nötig har eine bovll of punch au zutrinken. 5 0 haben ihren Tod chon in der letztern gefunden und nur ein einziger in dem er teren.
B. Jocoseria. /1768-177 1/
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Kein Wunder also ""enn so viele dieses lvlittel ergreifen eine vem1einthch verlorne Ehre wieder herzustellen. Ein Versuch die grönland1 chen satinschen Duelle cinzufuhren welche Cranz in seiner Geschichte von Grönland T. I. p. 23 r erwahnt könnte ein gutes Mittel sein, seme Ehre nicht zu bald für verloren zu halten. [B 169}
Er mußte etwa zu spielen haben, hätte ich ihn keine Vögel halten l� cn, o hätte er Maitressen gehalten. [B 170] Stutzer . Ein Wort von sehr schwimmender Bedeutung. fr. petitmait
re, engl. fop coxomb, buck sagt zuv.-eilen auch so viel als Cicisbeo. Zuweilen sitzt das übel bloß im Körper, zeigt 5ich durch eine allzu sorgfaltige Frisur\ Gang und in aller Anordnung der äußeren Te1le, mit einer kostbaren negligence der geistigen. Andere sind es bloß 1n der eele, denn auch die Seele vertragt k1einme1sterische Verzierun gen hat ihre parfums, ihre Ko·tbarlichkeiten . Also der Stutzer zerfällt von selbst in den gemeinen und körperlichen, und den ebenso pos ierlichen geisdichen. Den einen nach dem Leibe heiße ich tutzer %aT' e�ox11v den andern nach dem Gei t den Gecken der Stutzer. Ihr Ursprung in der menschlichen Natur ist sehr früh und hat �vie viele Torheiten den Grund in der Liebe und haupcsächl1ch in dem Verlangen allen Mädchen zu gefallen, welches durch eine Annäherung der männlichen atur 7U der weiblichen, und also in einer ge�rissen Hermaphroditerei in der Seele seine Befnedigung uchc. \VJenn die e Annäherung so ehr als möglich sinnlich gemacht �vird so entsteht der Stutzer es mag nun dieses in einem zu orgfältigen Be chmieren mit Kuhmist oder mit Schminke in einer allzu gefli sentlichen Anordnung in der Weste von Seehundsfeilen oder von Brokat, in der Uniform oder dem Chorrock bestehen. Die Seele, die allzeit ein unglaubliches \7 ergnügen in der Betrachtung ihrer \elb t findet, genießt hier "'eil sie ganz auf der Oberfläche er�vach. en ist in der Anschauung ihrer selbst vor einem SpiegeJ, diejenige glückhche tellung die oft ein verfeinerter ch'\\1änner, bei einer glücklichen Liebe und der Gegenwart des aniten Bacchus, in
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Sudelbi'iche1·
einer Sommernacht minen unter den Zaubereien der wollüstigen Musik nicht erreichen kann. [B 175} Er "tund dama1s im 5 4 cen Jahr. ,vo Vernunft und Leidenschaft auch bei Dichtern anfangen über die Friedens-Artikel zu konferieren und den Frieden elbst nicht lange hernach gewöhnlich zustande brin [B 179} gen. .
Jupiter (Museum Forentinum Tom. 1 . Tab. LVI I n° 2) hat selbst noch als Ochs das majestätische Hau gesicht. [B 182}
Das einzige was er Nlännliches an sich hatte konnte er des Wohlstandes wegen nicht sehen lassen. Mi si nihil aliud virile, sexu esset. Petroniu . [B 184}
Dem \X1eisen ist nichts groß und nicht klein zumal zu der Zeit wenn er phi]osophiert ,vo ich aHemal voraussetze, daß es ihn weder hungert noch durstet noch daß er seine Dose verges en hat, v..renn er schnupft. Alsdann könnte er glaube jch Abhandlungen über chlüse1löcher sehr iben, die so wichcig klängen, als ein Jus naturae und eben so lehrreich wären. In den kJeinen alltäglichen Pfenrugs Bcgebenhei cn teckt das n1oralische Universale ebensogut als in den großen wie die �tenigen Adepten v.rohl �rissen. In einem Regentrop fen steckt so viel Gutes und Kün tliches, daß man ihn auf einer Apotheke unter einen1 halben Gulden nicht lassen könnte. \Y/er Kunkeln gesehen hat mußte allemal glauben daß es ihrer eine unendliche Menge gäbe, er war ein solcher Regentropfen, aber das vehiculum von einem ganzen andern Stoff zu Betrachtungen, a1 � gewöhnlich bei Leuten von einem Stande können angebracht v.rerdcn. Weil ,veder ich noch der Verleger uns so viel herauszubringen getrauten al die Kosten für ein Porträt würden betragen haben o habe in aJlen meinen Büchern worinnen gezeichnete Ge 1chter ind nachgeblättert, und endlich gefunden, daß in den Doppeimayri schen Himmels-Karten diejenige Kassiopeia die auf der 27. Karte
B.Jocosena. [1768-1771}
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teht und au \7er ehen de„ Kün der„ ein männliche� Profil erhalten hat, die meiste Ähnlichkeit nur dem ver torbenen Kunkel hat. Ich zeige die es auch vornehnilich de"'"r egen an� damit "r enn ein anderer \Terleger enva den1 n1einigen einen Streich spielen �vollre„ er durch einen mir dieser Kass1opeia gezierten „achdruck am leichte ten eine Ab icht erreichen könnte. [B 1 90] Der Fehler der neueren chrift teller so�vohi als Künstler be�r�ht im übertreiben ein �uc etngerichttte" Gefühl findet in einer 1aß1gkeir ,. die nichr nach Geiz sch 1neckt nur '\\1ahre \ ergnügen sobald man es au die en Grenzen fuhrt, o Jägt ich immer fragen, "'arun1 gehen ,vir ni ht �veicer herau . E gibt eine Art des Obertnebenen in ,velcher al' e, re ht i t. und de wegen ist e für alle eichte Köpfe o gemächlich. Unter allen Kupfer eichen die un die tirolischen Bettel-Leute au„ Aug burg zutragen. sind die Z'\'\1erg-Figuren die ,vohlfeilsten und das, \\·1e rruch dünkt, von Rechts ,vegen. Eine Art des übertriebenen, wo eine geheime Absiehe sich immer gleich bleibt, i t eben o·ch\\rer zu erreichen. al die edle Einfalt, und gefällt auch eben o ehr, o i t Hudibras ge chrjeben, ir. einen \1ersen herr ehr ein übertriebene da , ich eben gle1ch bleibt und erhält. E 0ibt Leute, die glauben ein feiner Ge chmack dürfe kein ,..ergnügen an dergleichen Versen finden, und haben daher vielleicht oft nicht ue agt daß sie ihnen gefallen haben. Allein hier "-'iderspricht die rfahrung, Leute von \\r ahren1 großen Ge chmack und djc ich ni bt bloß nach holden Liedchen gebildet haben (denn solche eelen .sind für alle da� · en gc ch"ne, da ich nicht n1ehr durch holde Djminuti chen au drucken läßt, verloren und kommen überhaupt ni ht in Becra htung) haben allzeit den Hudibras mit \'ergnügen gelc en und in einer pro"'ai chen Erklärung den Butler nichr n1ehr [B 192} . ehen können. Er trug die Livree de Hun0�r'"' und de Elendes.
{B i94J
Er be�aß viel Philo ophie oder omn1on ense, der o au sah.
[B 201]
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Sudelbiiche,·
Er hatte ich auf alle ge chickr v.1as er antworten könnte wenn der König mit ihm sprechen würde, sogar v.1enn er fragen ,vürde wie hoch ihn diese N1an chetten kämen allein der König fragte, was spricht man denn von n1ir in D . . . ? Rien, 11onsieur annvortete er. [B 2 02]
B. }ocoscria. / 1768-1771]
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nicht in die Rede fallen) sagte ich ihm : Ihre Magnifizienz, die Engländer verstehen unser Latein nicht. Er schien nicht sehr alteriert. [B 2 1 0]
Seinen kleinen Sro k brauchte er allerlei zu messen, körperliche sowohl als moralische Dinge, denn er sagte oft: ich bekümn1ere mich nicht so viel darum, und zei gte mit dem agel seines Daumen an -Rede eines Selbstmörders kurz vor der Tat a1,1fgesetzt. [B 2 1 1j Freunde ! Ich stehe jetzo vor der Decke im Begriff ie aufzuziehen, dem Stock wie viel er sich darum bekummerte. um zu sehen ob es hinter derselben ruhiger ein v.·ird al hier. E ist dieses keine Anv.randlung einer tollen \7erzweiflung, ich kenne die Ihr Unterrock war rot und blau sehr breit gestreift und sah aus als Kette meiner Tage aus den v.1enigen Gliedern die ich gelebt habe zu wenn er aus einem Theater-Vorhang gemacht wäre. Ich hätte für den [B 2 12 ] �,ohl. Ich bin n1üde weiter zu gehen, hier �,iJI ich ganz ersterben ersten Platz viel gegeben, aber es wurde nicht gespielt. oder doch v.renigscen über Nacht bleiben. Hier nimm meinen Stoff \Vieder, Natur, knete ihn in dte Nlasse der �7esen "'vieder ein mache Weil er seinem Vater nun einmal bei der Zeugung mißlungen '\\'ar, so einen Busch, eine Wolke, alle v.ras du willst aus mir auch einen getraute sich kein Kupferstecher nachher noch einmal sein Heil mit [B 2 13] Nlenschen. aber mich nicht mehr. Dank sei e der Philosophie daß ihm in Kupfer zu versuchen. rnich jerzo keine fromme Possen in dem Zug meiner Gedanken stören. Genug ich denke, ich fürchte nichts gut. also weg mit den1 Die n1ci ten Hofn1e1ster applizieren nur Palliativ-Kuren gegen die \Torhang ! - [8 205} Laster ihrer jungen Herrn, ihr Geld oder sie selb t gar e1nzu chlie ßen, \\ a i t die es ander ? Principiis obsta, die e versteht der me15te \Y/ enn ich einen Augenblick einmal denke aber es könnte dir in Teil nicht. [B 2 15} Zukunft �c 1aden o zu handeln; Possen, fällt mir meine Empfindung in.. \XI Ort� und ich bin ge\\1Öhnlich schon überfühn ehe ie völlig Taten, die zum Schaden der Täter, allein zu1n Vorteil anderer eben ausgeredet hat. [B 2 06] de wegen gereichten, hat n1an weil sie ihrer Natur nach keine bare Bezahlung zuließen mit Lob zu bezahlen gesucht, und Ehrenge E war eine Übereilung, ich tat e n1it der nämlichen \"(,7ärme ohne dächtni se ind Wechsel, die man auf die 1 achwelt stellen n1uß, weil ,velche mein Leben ,veit �veniger ,vert sein v;rürde als e„ jerzo ist. ie oft die lebende \X'elt n1it Prote t vlürde zuruckgehen lassen. und ich legte mich endlich unter bitteren Vor"rürfen d1e ich n1i r [B 2 1 6} n1achte zu Bette meiner Empfindung nach u n1 einen ziemli chen [B 208} Ihr Kinn fühlte sich o sanft an daß auch die feinste Seite in Auss hlag n1orali chen Gev.richts leichter. Baskervilles Milton!:- nur bloßer Pappdeckel dagegen \var. [B 2 1 8] Den 10. Augu t 1 769. Als ich den ir Franci Clerkt zu dem Herrn eine der be ten gedruckten Bücher die man hat, und die e� 1uf da· einste Profe or Före cb führte der dan1al Prorektor war o hielt die er Papier. n1it vieler Air und rherori eher Gnauiokeit eine lano-e o o lateinische Rede an ihn� und al er völlig au geredet hatte (denn ich v;rollre ihm :i;,
1,delbiid1er
Leute v.Terden oft Gelehrte so wie manche Soldaten ,verden bloß weil s;e zu keinem andern Stand taugen, ihre rechte Hand muß ihnen Brot schaffen, sie legen sich, kann man sagen, wie die Bären im \\?inter hjn und augen aus der Tatze. [B 2 1 9} Beleidigungen des Verstandes und Witzes.
[B 222J
\Vitz und Laune mü sen. \vie alle korrosive Sachen n1it orgfah gebraucht werden. [B 228}
Jedermann kennt da Vergnügen und die angenehme S1cherheit mit welcher man in neuen Strümpfen ausgeht, wenn die vorhergehenden schon öfters geflickt worden. und dennoch zu�veilen die Aufmerk san1keit der Leute durch ein Loch auf ich gezogen haben. [B 229] Das Trinken hat w·ie die Malerei einen mechani chen und dichte rischen Teil so wie auch die Liebe. Dieses gehört mit zur Pinik. [B 232} 'WIer ist da?
rur ich. 0 das j �t überflüssig genug.
[B 23 6]
enn un ein Engel einmal aus einer Philosophie erzählte ich glaube e müßten "fohl manche Sätze o klingen al "'ie 2 mal 2 i t r 3. \\f
Er konnte nicht begreifen warum zuweilen un,vider tehliche ei gungen in ihm ent tunden "'OZU ihm doch alle Befriedigung abgeschnitten \Yar. Er richtete diese Z "'eifel oft als eine Preisfrage an den Hinm1el und eine befriedigende BeanCTvortung ver ,prach er n1it einer völligen \7erleugnung einer elb t und einer gela enen U nter,verfung z.u er,vidern. [B 23 9) Und n1it dem \X1 ein. der nun nicht mehr in den Bouteillen �ondern [ B 2 4 1j im Kopf �rar oingen ie auf die Scraße.
ß. jocoseria. [1768-1771/
Wenn ich einen Grot�en der ein Böse'\\�icht i t in Gedanken gehn sehe, so denke ich immer, nun i t er sein eigener Henker vielleicht und vollzieht eine Strafe an sich selbst, \\'elches Jener nicht tun darf und kann. [B 242} Das älteste Sprich'\'\'Ort
i Symposion Socrat1s beim Xenophon, Wehvood's Translation of the Banquet of Xenophon Glasgow r 7 50 p. r 69. seq q .). [B 257}
Es ware nicht gut, wenn die Selbstmarder oft mit der eigentlichen Sprache ihre Gründe erzählen könnten so aber reduziert sie sich jeder Hörer auf eine eigene Sprache und entkräftet sie nicht sowohl dadurch, als macht ganz andere Dinge daraus. Einen Menschen recht zu verstehen müßte man zuweilen der nämliche 1 lensch sein, den man verstehen will. Wer versteht, was Gedanken-System ist, wird mir Beifall geben. Ofters allein zu sein, und uber sich selbst zu denken und seine \X'elr aus ich zu machen kann uns großes Vergnügen ge\\'ahren, aber wir arbeiten auf diese Art unverrnerkt an einer Philosophie, nach welcher der Selbstmord billig und erlaube 1st, es ist daher gut, sich durch ein Madchen oder einen Freund �,_1eder an die Weh anzuhaken" um nicht ganz abzufallen. [B 258] 1
Heute habe ich im de la Ca11Je etwas über die Theorie der Kometen nachgelesen; als ich rruch etwas ermüdet fand tützte ich rruch auf meinen Tisch, ,veil dieses die Lage ist in welcher ich gemeiniglich an mich selbst denke, o nahmen meine Gedanken jetzo diesen Zug �vieder. In den Gedanken gibt es gewisse Pa sac-Winde, die zu gewi sen Zeiten beständig wehen, und man mag steuern und lavieren wie man will, o v.1erden sie immer dahin getrieben. Bei olchen November-Tagen wie die jetzigen streichen alle meine Gedanken zv.r ischen Melancholie und Selbst-Verkleinerung hin wenn übrigens kein besonderer Strom mich seitwärts treibt, und ich v.rürde oft mich nicht mehr zu finden wis en, 't\1enn nicht die beiden Kompa se, Freund. chaft und Wein mich lenkten und mir 1v1ut gäben against a sea of troubles zu kämpfen. Mein Ver tand folgte heute den Gedanken des großen e"r ton durch das Weltgebäude nach nicht ohne den Kitzel eines ge",j sen tolzes, also bin ich doch auch von dem nämlichen Stoff wie jener große 1ann, v.1e1l mir eine Gedanken nicht unbegreiflich ind, und n1ein Gehirn-Fibern hat die
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Sudelbiicher
jenen Gedanken korrespondieren und "ra Gott durch die en 1ann der Nach"relt zurufen ließ "'ird von mir gehört, da es über die Ohren von i1i1Jionen unvernommen hinschliipft. An die en1 Ende folge ich der ehrwürdigen Philosophie, während al am andern Ende z"'O Aufwärterinnen (die Stella mirabilis und der Planet) eben diesen \!erstand, der sich �o über die Erde zu schv.1ingen glaubt in einen1 \Vinkel nicht: einmal für v?ichtig genug halten, allen ihren �'irz gegen ihn zu gebrauchen, sondern, ohne ihn erst unter den tocutn d�s elben zu bringen schon mit einem gen1einen Licht sch1nelzen. D1e Einbildung krah, mir \Velcher ich der subtil ten Wendung einer \v'iclandi chen Beschreibung folge mir elb t meine eigene \X1 elt schaffe durch die ich, v.1ie ein Zauberer \Vandele, und die Körner eines kleinen Leiche inn in ganze Gefilde gei riger Luft aufblühen sehe die--e Einbildungskraft wird oft von einer fein gebogenen rase von einem aufgestreiften gesunden Arn1 1n ihrem chnellscen S h"rung o heftig angezogen, daß von der vorigen Be"regung nicht ein flüchtiges Zittern übrig bleibt. So hänge ich in der Welt: z,vischen Philosophie und Auf,värterinnen-Lift, z",.i chen den geistig ten Au sichten und den innlichsten En1pfindungen in der Mine, taumelnd au jenen in diese bi ich nach einen1 kurzen Kampf zur Ruhe meint s beider eitigen Ich dereinst völlig gereilc hier faule und dort in reines Leben aufdunsten w1·erde. \X1ir beide, Ich und mein Körper ind noch nie "O ehr z,vei 0e,ve en al jetzo, zuweilen erkennen ,vir einander nicht einmaL dann laufen �vir o wider einander daß wir beide nicht "'i stn wo ,vir 1nd. [B 2 5 9] Bei un rem frühzeicigen und oft gar zu häufigen Le en, \vodurch �vir so viele 1v1aterialien erhalten ohne ie zu verbauen, wodurch unser Gedächtnis ge'1.1Öhnt ,vird die Haushaltung für Empfindung und Ge chn1ack zu führen da bedarf e oft einer riefen Philo ophie unserm Gefühl den ersten tand der Un chuld "''iederz.ugeben, Sich aus den1 Schutt fremder Dinge herauszufinden selbst anfangen zu ühlen und selbst zu prechen und ich möchte fa t agen auch einmal selb t zu e.·istieren. [B 2 6o]
B. jocoseria. [ 1768-177 1}
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Wie hat e Ihnen in dieser Gesellschaft gefallen ? Ant�rort Sehr ,vohl, beinah so sehr als auf meiner Karruner. [B 2 62] Ich weiß nicbt, der Mensch hatte wirklich die Miene, die man ein In-sich-Kehren der Augen des Geistes nennen könnte, und allezeit ein Zeichen des Genies ist. [B 2 63}
Die Yorick ind die Observatores bei der Philo ophischen Fakultät die er \Veit die man ebenso nötig hat als bei Sternwarten, sie brauchen die großen Kunstgriffe allgemeine Lehrsatze zu ziehen nicht zu verstehen, nur gnau observieren müssen sie konnen. Was �rürde man von einem Observatoren sagen, der ein solches Diar1um drucken ließ, den zwölften habe ich den Mond gesehen den 1 3 darauf die unne sehr schön die 1 acht darauf konnte man erschrecklich viel Sterne sehen pp oder der die Phases einer Sonnen-Finsternis nach Vaterunsers-Längen be timmre. Aber unse re meisten Schriftstel1er sind v.reirer nichts als solche moralische Obsenratoren, die einem Kenner ebenso abscheulich zu lesen sind als einem gründlichen Astronornen solche sein müßten. [B 2 64} u11
Derjenige tand in der Welr der seine Seele nicht so für nichts und wieder nichts haben will, sondern der sie so anhält daß sie ihm etwas eintragen soll, ich n1eine der Stand der Gelehrten, sollte bedenk�n wie viel auf ihm liegt; daß :o des menschlichen Geschlechts sich dahin mit ihm verglichen haben mjt Händen und Füßen ihm zu dienen. v.1enn er seinerseits ihm v.1ieder [1nit] dem Kopf dienen \vollte den sie, neun Zehenteile, unmöglich so anstrengen könnten. Es findet sich also Z'"'-'·i schen diesen beiden Ständen eine Verhältnis '\\ ie zwischen Kopf und Leib. [B 2 65} 1
1ichr jedem ist e gegeben so zu schreiben, wie e dem Menschen in abstracro zu allen Zeiten und in allen \Y/elt-Altern gefallen muß. I n einer Verfas ung der V/eh wie die jetzige i t , gehört viel Kraft dazu nur immer im We entliehen zu \vachsen ehr viel Balla t, um nicht "venn alles ehwankt auch mit zu schwanken. Auf die e Art natürlich
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B. Jocoserza. [1768-1771}
zu „ hreiben erforder- un treici di n ei te Kun-:. je-zo --a \\;r n1ei ren kün lieh � en hen _in · l\ ir mu -: n. -o z _ re en. a tu · eren. � enn wir Ko_ rum de nanirli hen 1en hen er nat1i rli h -chreib n " ollen. Pbilo ophi , Beoba hrun ... einer _e und z,, ar !'-,n uere . -a _rl hr e Herzen und 'er eel ü erbau --. allein. und in allen ihren \ er 1n n en. die e m..1 de-· em_c tu ieren der für alle Zeiten hreiben \\'111. Die-e_ i - er =e -e · ·o i h e"� die 1en_ hen ei 11al "�ed b _e_ne Punkt. w .. . e �e- hehe au1.h "'·enn - " olle, i__ in ol h r Ge \.hn er h.l --hr herr hend ..,o · t d r , en 'e 1en� hli en _ 1athema i.k,·er. ·n i _en z.u re n� ein G · e hoher brin en. \\7er nu r li h J hr _ I _,e. o n r · r in \\�o he„ or nr 11 \\e.1 · 1 nur ne h ell r l , i be_u hen. _ ibt :i h .. \\�e.nn er �r in _ ',;.;
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Sudelbiicher
B.]ocoseria.. /1 768-1 771/
biIJjg oder nicht, Erbsünde oder Adel der Seele, genug wir lesen Ohne meine innere Überzeugung würde all e Ehre, Glück und lieber wo �vir glauben unsere Stimme sei \venigstens nötig dazu um Beifall der Welt mich rucht vergnügt n1achen können, und "Tenn ich da„ draus zu n1achen wofür es der Verfasser ausgibt, sollte es auch meiner Über7cugung nach e!> bin, o kann das Urteil einer ganzen weiter nichts sein als ein : Wenn Sie so glauben, so mag es denn sein. Welt m1ch nicht in diesem Genuß stören. Es i t einer mit on den Seine Zweifel zu sagen i t einem freigebornen Menschen erlaubt er Gala-Gedanken mittelmäßiger Schriftsteller geworden, den Bettler darf mit se1nen Meinungen handeln. Wenn er seinen Handel vor den1 Körug glück.lieh zu preisen. Es ärgert mich nur, daß ihn so versteht, so muß er wissen was concrebande im Lande ist, nur biete viele Leute sagen, deren Eigentum er nicht ist, er ist aber wirklich er sie solchen Leuten an, die sie brauchen können, zwinge sie gegrundet, 1ch glaube, daß es im Krankenbette oft be ser 7ugeht als niemanden auf, weder wie Mandrin mit der Pistole noch auch, wie am er ten Platz der königlichen Tafel. Ich habe wen1gstens in einer manche Juden, durch Komplimente oder Tausch gegen abgetragene kleinen Kammer al Kranker im Beete zuweilen Augenblicke gehabt„ Stücke. Offen und frei getragen, wer Augen har zu sehen der sieht, die ich den glücklichsten meines übrigen Lebens ohne Scheu gleich und wer Ohren hat zu hören der häret. Es ist heutzutage Mode secze; traurige auch, das versteht sich, aber auch ebenso traurige bei [B 2 81] geworden das Bücher-Schreiben als den Endzweck des Studierens vollkon1mener Gesundheit außer dem Bette. anzusehen, daher studieren so viele, um zu schreiben, anstatt daß sie Als die Polizei-Jäger in Gottingen tudieren sollten, um zu wzssen. Was man nur ankauft um e bei der einige Studenten auf die Kopfe schlugen. ersten Gelegenheit v,rieder anzubringen vermi cht ich nie reche mH Dem Bur chen, wenn er lärmt Kopf oder Füß' entzwei un � und war nie recht unser. Der Gedanke und der Ausdruck selbst Zu schlagen, isr dem Schnurm in Jena einerlei : sich anderer Gedanken recht eigen [zuJ machen 1st schon sehr alt. Doch hier lehrt Polize1 ihn Füße nicht zu kränken Man spricht in gemeinen Stadtschulen von in succum et auguinem Man nährt sich sicherer 1nit Gehen als mit Denken. [B 2 84] konvertieren, aber man gibt. ich wette, diese Redensart oft aus ohne sie zu kenn _n, man würde ._onst nicht so oft Satze dazu vorschlagen aus denen sich die gesundeste Seele so wenig einen n1oralischen Die theologische Fakultät hat sich öffentlich für eine Schrift des Herrn ,., enior Goeze erklärt. 11an muß aber ja nicht glauben, daß das Chylus bereiten kann, als un er 11lagen einen aus Feuersteinen. [B 279] Göttingische Publikum durch die theologi ehe Fakultat pricht, o wie allenfalls die Universität durch den Professor Eloquenriae. Diese lvian lese nicht viel und nur das Beste langsam, und befrage sich alle Fakultät be teht aus drei bis vier ganz guten ehrlichen Männern die Schritte, \varun1 glaube ich die e ? Folgt es aus meinem ubngen niemanden beleidigen e müßte denn durch den onsense sein, den Gedanken-System, oder ist es nur aus Tragheit zur Unter uchung sie zu,veiJen hier oder da agen. Man zieht den Hut für 1hneo ab aber durch Vorurteil, fides 1mplic1ta und dergleichen daran angeplackt nien1and \l emünftige hat ich je einfallen lassen sie in Sachen de5 v.'orden, hat ich einmal ein olcher Klumpe angehängt und man Ge chmack als Richter zu erkennen. 1v1ir sind sie in vielen Stücken, fängt an darauf zu bauen, so reißt öfter alles ab und dann wird eine njcht in allen wie der Pastor Adams im Fielding. Ohnt.: Gemein1Vlenge guter Sachen zuweilen unbrauchbar und die Mühe ist chaft mjr der Welt wollen sie die Welt richten. die ie nur aus doppelt sie an das eigentliche ystem schicklich so anzusetzen daß Büchern und mei ten nur au Büchern ihrer Brüder kennen, ie ie anschlagen. [B 2 80} lc en auch andere aber mir dem Vorsatz ie zu widerlegen Sie könnten ·o lange als sie wollten D1 :>ertationen über den heiligen
udelbiicher
Gei-r schreiben die auch der ehrlichste Christ nicht braucht und dafür bes ere Sachen lie t wodurch Gott mehr gedient "�ird allein v. cnn sie ihre Ehre behalten \vollen, so sollten sie nicht über Sachen des Genie„ urteilen, die auf ihren Spruch nicht v.rarten, die nie unter einer theologi chen Fakultät ge tanden haben sollten, und die der ewige und gütige Feind aller Barbarei nie �..rieder darunter kommen lassen Vlird. Aber eine gründliche Widerlegung, so ruft der Theologe gewöhnlich. Aber sind denn gründ)jche Widerlegungen nur allein Widerlegungen? Diese Appellation kann man oft der notleidenden \Xlahrheit nicht versagen, wenn sie vor dem Tribunal des \X'irze · verloren hat, aber man hat wie mich dünkt recht dem Eigendünkel dem geistlichen Desponsmus diese zvleite I nstanz nicht zu erlauben. In [einer] Streitigkeit VlO die Empfindung !>ich hinter \1emunft schlüsse steckt und im Hinterhalt fichr, da bleibt dem Stolz immer noch Raum sich in einer Art von Selbsruberzeugung sicher zu glauben. Daß sich Leute nicht '\vollen überzeugen lassen ist nicht allemal ein Zeichen ilirer guten Sache, es beweist nur daß der \Y/eg dazu von Jugend auf sehr eng ist gehalten worden und welcher Philosoph v.rird sich die V/.1elr so V.'enig zunutze machen daß er um einen Menschen zu widerlegen, d1e zu�ve1len sehr ekelhafte Anato mie seine leinungen- und Gedanken-Systen1s studiert, und kennt er diese Geduld genug bec;itzt 1hm die Arzenei beizubringen. Unter allen guten jungen Schrittstellern ( denn die chlechten tun es nicht, in allen Fakultäten) studieren keine die Verhalrnis ihrer gegen die \X1elc ,veniger, als die Theologen. ie envarten, vielleicht mit Recht, einen ..,churz von ihrer Materie, und die es St:tz.t die meisten schon in den Be itz einer Sache, die der Philosoph� der Dichter, der Redner der Arzt erst elbst erfechten muß. Wenn mir einer ( eine Prose sei noch so festlich) die Vorzüge des Fnedens vor dem Krieg beweist o sage ich ohne Gefahr: Hätte der 1arre nicht etwas Besseres schreiben können ? un aber etze man ich 5agte die e bei einer Abhandlung de Trinitate, anstatt mir ,vieder o kalt zu ntworten wie ich gefragt habe \vürde n1an einen Bann gegen mich au �'\\rirken, [meine] Be o]dung einziehen und [mich] den Atheist xa1· f;ox11v im Städtchen heigen. Wa!:! ist bei olchen n, ränden zu 1
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tun? ichts als man frage bei einer Abhandlung de Trinitate nicht, hätte der 1 arre nicht etwas Besseres schreiben konnen? Wie viele Mühe ko tet e un andere Schriftsteller nicht mir fußfälligen \Torreden [ und] alleruntertärugst vorbeugenden Noten nur so viel auszurichten als der Theologe schon fur sich ausgemacht findet, ich meine das Vorrecht rucht mit der Geisel in der Hand beurteilt zu �erden. [ . . .] [B 2 85) Sie ging mit Schrinen, wovon Jeder die Absicht zu haben chien zu besiegen, und doch v,rer konnte einen zwingen hinzusehen, � renn man nicht wollte man konnte es der kleinen Hexe unmöglich verbieten. [B 2 86} Er verstund alle die Ausdrücke der Deklination und Inklination des Hutes. [B 2 89} Ich habe eine Menge kleiner Gedanken und Entwü rfe zusammen ge chrieben, sie erwanen aber nicht owohl noch die letzte Hand, als vielmehr noch einige Sonnenblicke, die i e zum Aufgehen brin gen. [B 290) In allen Wi�senschaften gibt es durchgängig brauchbare und recht roulierende Wahrheiten, die die Presse noch nicht gesehen haben. [B 2 9 1} Die Theologi ehe Fakultät ist ein \X·esen, das unstreitig so gut eine 1vleinung agen darf, als eine Deutsche Gesellschaft oder eine Gilde oder eine Sekte. Es ist meine A1einung so: ent chu]digt 1mme� seinen Mann in einer Republik "rie die gelehrte, denn was kann einem Philo ophen ärgerlich bei der ache sein, die Meinung eines Dinge zu lesen das feinungen haben darf und kann? Es muß ihm sogar angen hm ein olang er noch einige Funken von eugierde hat, die von Rechr wegen ein Philo oph "'ie vesrali ehe Feuer hüten oll, daß �ie nicht ausgehen. Ob es bei mir philosophi ·ehe eugierde
Sudelbiicher
oder kleinstädri ehe Ich-weiß-nicht-�'as ist, allein ich möchte wohl ein Bedenken der Schneider-Gilde über den letzten Kometen oder über 1 ewtons allgemeine Sch�.rere, oder auch über Le sing" Sarah lesen, und ich verspreche hiermit öffentlich derjenigen Gilde die mir hierin dienen will einen Louisd'or in allem Ernst. Die Abhandlun darf nur leserlich geschrieben an n1einen \7erleger po cfrei einge 'Chickt v.'erden. Also ist es gewig höchst unbillig einer Theologichen Fakultät die doch gewiß mehr ist als eine Schneider-Gilde "'ehren zu wollen ich über etwa zu erklären. Die e \Väre lächerlicher Despotismus. Sie wollen damit gar nicht agen, daß dieses ein vernünftige Bedenken wäre, ie agen diese auf dem Titel 1nit keinem \Y/ort, und in der Schrift se1b t �'ird man nicht da n-1 inde te finden können ,voraus sich diese nur einigermaBen chließen ließe. Sondern sie sagen nur ganz grade einer Hochw,ür digen Fakultät Beurteilung pp. Tein ich n1 uß die es öffentlich a gen, ,veiJ ie e� ge"'iß nie e]b t von ich agen 1vürden da{ die Theologische Fakultät zu Göttingen o viel Einfalt de Herzen� ,') "'enig Verfo)c,ung gei t be itze, daß ich ein olche„ i\ufdringen ihrer Meinungen oder ein Behaupten, al sollten ihre Meinungen die lv1einungen der Christenheit ein gar nichr von ihnen gedenken läßt, und sollte J hier und da es manchem so scheinen. o glaube er auf n1ein Wort daH e nicht o gemeint i t . Wenn n1an n1it so ehrli'-hen euren zu tun hat, o n1uß man den 1antel der Liebe olano-e b noch ein Zipfel ungebraucht liegt, in1mer über die Blößen ziehen 1ie hier und da durchschimmern sollten, und ollten �ie ihn selb,t \vieder ver hieben, Jieber gar ni ht hinsehen. \\1 er nicht in Göttin t:n studiert hat n1uß freilich hier und da bei Durchle ung die„tr ~ch1·i r auf onderbare Gedanken kon1n1en, "'eil n1an t1uben könnt . die theologis'-=he F. kulrät wäre dazu ermannt ,vorden die ��1mn1e der ganzen U niver ität in dieser „1aterie i.iber i h zu nchn1en aber die e "-'ar gar die 1einung nicht, ondcrn e i c ,virkli h �1 a� "'ie auf den1 Titel sagen e i t bloß die Beurteilunb der Theol i chen Fakultät und die Leute die da Gegenceil b haupten und „aoen e tecken n1ehrere dahinter ind enc,veder fal h beri ht t er Betrüger. Denn ich habt e au �it.:herer Hand daf' die Philo�l phi1
B. Joro�en . [1
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� he Faku1t·· nj hr d n g ri1 � -� 1 nc il d n hab , un l d� � I ut0 , die al- die , en1ün ri ...� r n un 1 hri cli h_ n .iuf r „1�i�en ni, r 'ic:it bekannt ,in . un l die n1an k in r Il\\"'..hrh it l ,., hul ii� n k. nn, öffendich e gt h .1 1"-,. a „ i Tbt 1 �i„L-ht Fakultät �anz .1llein. und on "t • 1 Vt rnün ri ..., r ßLnn in � r ....�ln n ,..Ll r �c 11 L1ran h ·i n . \7l n den , n fern „akult ··t n i--r s j� bnthin j ic: n11:in niglic.h b�k.1nnt dar �ic "] ·h un 1'_ "Ol 0)\.E Il \Vt'Jl\� b kün11n rn. Ul .. ·h niernab Z i L ?u ...�eh,:i r �1uf bell „ lertrt s , .1r ni ht lt g n . 1u hal en d r no h hab n. nd au � rd n1 � l •. . : U t z.u iib rl � n 0 ,vie e nlt. bli(h t:in konnte l ti I.1 ...u1 11· de.r t\ t 11 1der � c-�t 1.l1un� ier Kranken ich s \Yt it in ·hen d .., e ·Ju11a�k~ .,inzula..., n. . .. 1. 11 hön n \'\ i„ nh uptsä\..hli h J\kttn, "'ie 01 n " hl " s �haften ent� t? 't:n�tl'htn al · " i \'\ · :l �r l„ in,t rnis un l d icht . E- i t als , "'l. ni ht hr nrühn�. j ·b ...� ,,· i . :i 1t r„ t un hri Ji h zu sa0 n die 1''hcol gi� ht F. kulciir h�1b d �. t„ B urtc:ilung ni hc „1llt in �c l hri ben. sc 1l.'.h �l t l l' \ rltu1ndtr nn " t 1 ,vi en, d.1{ . \Vtlln iie ·rht ll , "' h F.tkulr. t \"\ llr lin "I, , he.n Frder cri h c.:inc "iinde ,vidcr d n h i1i:-,cn \ t>rfahrtn 111. eh n k·1nntc. Sit ,, ill t:' .ü tr · )rjt:tz ni"'ht tun. , eil die ~ 6 n.lnntcn \ rnünft.l r denkc:n n1 .. �t n ihr „ h� i nn� '.\_ "..1lc zu re ht :\ enn ic .1 Jl1 u ,tr n�t z.uf h r n und [ i h] ihr r riih lhne 1 t bedienen an · ht . ihr r 7 \'0 v\.h\Vt i rn. di :ilt rc.:: 111 . jt .. . h. ,tiU, und alle� v �rkiindi LC t. hnt Z,v ,u1� den \ t r t , 1hi l'- n �ie b � .1 � i kur jiingc.:re tinnehr:n end. 1. n '.\rh.1 t . ,,l c:r d n1H 1. h , rrr un i " enn n1„ n ie bc i,.un1nc:n . h. c.. , L ubr n1. n Fr und� Liebe zu ehcn. [B _ •} �s
\V , l'tJl
• , .z \ 1 1 bönt l el · in r J\ nd:h. h i t r u nd l h > 11 das habe ein Geist getan? Ehe ich mich auf die Beanrwortun° die er Frage einla e, will ich er t folgende Betrach-
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tu ng en anstellen. Wenn n1an sich mit Untersuchung der - atur bes häftigt, so stößt n1an überall auf \lorfälle, die man nicht erklären kann, dieses ist den größten Männern begegnet. Ja die ben1ein�ten Vorfälle v.1 i�sen \Vir uns nicht zu erklären. Warun1 ein Ball der in die Höhe ge\vorfen wird '1.1 tcder nach der Erde fällt und nicht in d-as Unendlich(:'. hinaus fliegt, i t den größten Menschen so unerklarlich g e·we, en als den1 Knaben, der ihn \Virft . Wären wir nicht gev.rohnt solche Erscheinungen alle Tage zu sehen so würden wir ge�·iß glauben ein Gei t aportierte den Bille in1 mer wieder. So ist die \X'irkung unsrer Seele uf den Körper so unerklärlich, daß eine
berühmte plulosophische Sekte den erhabensten Gei t, Gott selb t in das p1eJ gezogen und ihm die Veränderungen in unserm Korper un111inelbar zuge chrieben hat. So i t un� die Kraft, die die Korper zu�an1n1cnhält vol1ig unbewußt� zu ammengeleimt oder gehakt konn�n ie nicht sein, denn v.; a lein1t den Leim zusamn1en. oder durch ,va für Häckchen sind die Teile der Haken zusammencrehakt ? I o h i ·h ,v ill nicht YOn --olchen Kräften reden, ,andern nur fragen \Ver h�n die gröf,cen Mu cheln auf die pitze der Alpen getragen? \"V ic können F uerkugeln davon eine auf 1000 Fuße im Durchmes er harre in eine solche Höhe hinauf \VO n1an glauben oHre daß die Luft ke1ne Dünsie mehr tragen könnte? \\7a i t da„ Tordli ht die n1ag netiscl e ivlaterie? (Abergt1ubi ehe Zeitalter ,vürden "i -h leicht geholfen haben. Ein Genius oder ein Gespenst hätte das Liebt verrichtet. Abc::r ,veil die e ehrlichen Leute denn o ge ch\vind im h..laren incl �o ollen sie un. nur auf eine ejnz1ge Frage ant\\TOrten \va" 1·t denn ein Gespenst?) \'i'ie kann n1an, frage 1ch nun , n1�innern denen n1an gerne erlaubt die e \,'irkungen, die doch gleichwohl noch nicht erklärt „ ind niLht hir \'f irkungen von Gei�ten1 zu halten. zun1uten ein Rumpeln in einer K�1mn1er. w · ·o\·on i ·h n1chr 0lei h die Ur.. (he einsehe, für \'\l 1 · kun en dec·elben anzu�eben? 1an muß ihnen jene: ni ht erlauben, oder dieses zubeben. Jene� Re�bt \\'erden "it „ ich aber o0le.i h ni hc nLhn1t:1 IJs en. \\lirkungen \YOYOn in Jahrhund rt die [Jr a'-he ni ·nr e1n-eh n k nnte. hac da 1 4u na hher ein�t=hen l rnen. Ehn1�b ,varf ein Ge:penst . Jupiter. i Donner. keil te und p lrert über den \,1olken ,vi r ,, i�sen nun. daf die_ Jbe
C. Stadae. [1772-1773}
Kraft ist die in einem Stückchen geriebenen Bernstein Staub anzieht. Aber ist es nicht schandlich daß Vernunft bei dem Aberglauben um Beifall betteln gehn solJ ? Es ist eine Schande daß Menschen etwa5, wovon sie .nicht gleich den Grund angeben können durch den unerlaubtesten Machtspruch fur Wirkungen der Gespenster ausgeben. Was ist denn endlich ein Gespenst? Der Aberglaube antwortet : ein Geschöpf das um Mitternacht herumkriecht die Menschen zu erschrecken ; und die Vernunft : Ein Ding das mir r oomal unbegreiflicher ist, als alles unerklärte Rumpeln und Poltern der ganzen Welt. Wir horen wohl tausendmal etwas poltern, wovon wir die Ursache gleich angeben können, oder doch an einer geringen angewendeten Muhe wurden angeben können, wiederum würde es Falle geben wo es uns sehr schwer werden könnte und zuletzt Fälle V{O wir es gar nicht erklären könnten, so wie unsere Vorfahren den Donner nicht erklären konnten. Nicht rechtferngt uns, wenn wir etwas durch Gespenster erklären wollen, denn wie die daher kommen 1st weit unbegreiflicher als das unerklarliche Poltern Wären wir �o icher von dem Dasein der Gespen ter überzeugt, al wjr überzeugt sind daß es Beutelschneider gibt, o könnten wir von einem unerklarlichen Poltern allenfalls rmt eben der Sicherheit auf ein Gespenst schließen, als wir jetzo schließen, daß un� ein Beutelschneider die Uhr gestohlen habe, sobald wi r die Möglichkeit nicht einsehen �ie wir sie verloren haben konnen. Allein wo ist denn der Beweis, daß es Gespenster gibt? Fast alle Männer, deren Werk es ist sich mit Erforschung natürlicher Dinge ab?ugeben, leugnen sie oder haben die triftigsten Gründe die angeblichen Beweise nicht für gültig zu erkennen. Es kann einer ein großer Staatsmann, Soldat und Gottesgelehrter ein, allein die Eigen chafr sich mit Mut den1 Vorurteil und dern Aberglauben in physischen Dingen entgegenzustellen kann ihnen fehlen. Hier kann nur der urteilen, der die Geschichte der men5chlichen Irrtün1cr studiert hat, der \"\'eiß wie der Men eh ohne Vorsatz zuweilen ich und andere betrügt, der �,eiß, w1e oft der \Y/ei e te bei Erklärung der Er cheinungen in der atur d1e Hand auf den Mund legen muß. \Y/a
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ich bisher gesagt habe ist aber gemeiniglich nicht nötig, sich bei den gewohnlichen Gespenster-Historien damit zu beruhigen. Man spure nur dem Poltern nach, allein frei, durch nichts, hauptsächlich nicht durch das Ansehen der Personen geschreckt, ich bin über zeugt, es la sen sich allemal 1 000 gegen eins setzen, daß man die Ursache finden werde. WeMn man einmal so weit in der Untersuchung gekommen ist, daß man das Poltern nicht andersv.roher erklären kann, als daß es entweder mutwillige Leute oder Geister run mus en, so glaube n1an nur sicher, es sind n1utwillige Leute. Die Frage ist in meinen Augen nicht schwerer zu beantworten als diese : Ich habe meine Uhr sicherlich nicht verloren, also hat sie entweder ein Geist weggeholet oder sie ist nur gestohlen, welches von beiden ist das Wahrschein lichste? Ja es war aber in der Stunde niemand um mich als mein Bruder gut, o hat sie mein Bruder gestohlen. Hier muß ich gestehen, daß es zuweilen sehr schwer werden kann, diese Leute auszufinden, ja daß es in den meisten Fällen dem armen devendenten Philosophen nicht zu raten wäre sich mit Ausfindung derselben abzugeben. Ich würde, wenn ich die Vollmacht bekäme eine solche Sache zu untersuchen, nachdem alle gewöhnlichen Prüfungen fehlgeschlagen wären, eine Regel befolgen, die allerdings seltsam klingt > die mich aber gewiß auf die Ursache leiten würde: je hetliger und unschuldiger die Miene, desto großer der Schelm. Der den1 am meisten an der Entdeckung des B etrugs gelegen zu sein scheint ist der Betrüger. �rer nach allen fehlgeschlagenen vernünf tigen Bemühungen hinter die Sache zu kommen nach den eben er,vähntcn Grundsatzen verfährt, ,vird gewiß seinen Endz"'eck erreichen. [C 176} Die Astronomie i t vielleicht diejenige \X issenschaft, ,vorin da ,venigste durch Zufall entdeckt '\\'Orden i t, ,vo der menschliche Verstand in seiner ganzen Große erscheint, und VlO der len eh am besten kennen lernen kann wie klein er 1st. Vaezup1he. [C 1 1] r
Dit klein�ten Unteroffizier sind die stolzesten.
C 5tadae. [1772-r 773}
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Ich habe sehr oft schon darüber nachgedacht, worin ich eigentlich das große Genie von dem gemeinen Haufen unterscheidet. Hier sind einige Bemerkungen, die ich gemacht habe. Der ge'\\'Ohnliche Kopf ist immer der herr chenden 1vie1nung und der herrschenden Mode konform er hält den Zustand in dem ich alles jetzt befindet für den einzig moglichen und verhält sich leidend bei allem. I hm fällt nicht ein, daß alles von der Form der Möbeln bis zur feinsten Hypothese hinauf in dem großen Rat der Menschen beschlossen werde, dessen Mitglied er isc. Er trägt dunne Sohlen an seinen Schuhen, wenn ihm gleich die pitzen Steine die Füße w1.1nd drücken, er läßt die chuh-Schnallen sich durch die Mode bis an dte Zehen rücken wenn 1hm gleich der Schuh öfters stecken bleibt. Er denkt nicht daran daß die Form des Schuhs so gut von ihm abhängt:, als von dem arren der sie auf elendem Pilaster zuerst dünne trug. Dem großen Genie fällt überall ein : könnte auch dieses nicht falsch sein ? Er gibt seine Stimme nie ohne Überlegung. Ich habe einen Mann von großen Talenten gekannt, dessen ganzes Meinungen-System, so wie sein 1obeln-Vorrat, ich durch eine besondere Ordnung und Brauch barkeit unterschied, er nahm nichts in sein Haus auf wovon er nicht den utzen deutlich ah, etwas anzuschaffen„ bloß weil e andere Leute hatten, war ihm unmöglich. Er dachte, o hat man ohne mich be chlossen, daß e ein oll > v,elleicht hätte man ander be ehlo Wenn man nun einmal 1n der �7elt anfan°en \\roll e da bloß ·öcige daß es in der Welt pp. [C 333} z� :un: so müßten _ illionen Hunvers rerben. [C 3 68}
Die _1enscben 1�önnen n:ch· agen, v.rie ich eine Sache zu0etra en, sondern nur v\'le ie meinen daß sie ich zuc-ecra en hä\.te. [C 3 73}
D. / 1773-1775]
Livius wußte schon nicbt einmal mehr mit Gewißheit zu sagen ob die Horatier oder die Curiatier die Rbmer waren. [D 8) In den Worten Vox populi vox Dei steckt mehr Weisheit, als man heutzutage in vier Worte zu stecken pflegt. [D ro] Gegen das Kompendienschreiben, und dieses so lacherlich gemacht als möglich. [D r 1] Warum gefällt eigentlich Witz so sehr?
[D 1 2}
Die Kunst seinen Entschlüssen Krah zu geben, allen Lieblingslei denschaften entgegen etwas Nützliches zu unternehmen, abzuhan deln oder d )ch Erfahrungen dazu zu san1n1eln. [D 1J} Es ist nicht Laster-Haß, sondern Halseisen-Furcht. oder so Wer kann in jedem Fall Tugend von Halseisen-Furcht unterscheiden? II./l.1.
[D
14}
Unsere Gesinnungen sind so unterschieden als unsere Gesichter denn wer will uns be\\1'eisen, daß unsere inneren Werkzeuge L.umal des Gehirns nicht merklich unterschieden sind? Wie mannigfaltig incl die Vorfälle des Lebens aus denen hernach Gesinnungen und Meinungen ,verden. Sie sind desv.'egen immer men chlich. Die meisten Menschen nehmen die 1v1einungen an, so wie sie \on andern gemacht worden sind. Der Deutsche gehe hierin unbegreiflich weit. In England hat beinah jedermann seine eigne N1einung. Ich sage
damit nicht, daß jeder eine verschiedene habe. Diese gibt der Urteilskraft em leichteres Spiel, gelernte Meinungen hingegen schranken sie ein. In dem neuen Land könnte man d1e Masken der Kinder in kupferne Formen zwingen. Wir sollten uns bemtihen facta kennen zu lernen und keine Meinungen, hingegen diesen factis eine telle in unserm Meinungen-System anweisen. Man räsonniere nur einmal selbst uber die gemeinsten Dinge, hüte sich aber Ja etwas hineinzubringen, was die Meinung eines andern war, wenigsten5 muß sie nicht qua talis hinein, wenn sie nicht die unsrige ist. Es 1st unglaublich was sich die Men chen Dinge einander nachbeten konnen. Der größte Mann, der alles auf seiner eignen Waage wiegt wa er ausgibt, glaubt sich einmal einen Augenblick allzu sicher und legt et,vas hin, das er nicht gewogen hat. Wo ich nicht sehr irre, so liege hierin eigentlich der Unter cbied des großen und de5 schlechten Schriftstellers, daß jener mit eignen geübten Kräften aus factis rasonn1ert, und dieser die verstümmelten Meinungen anderer mit nicht genug am geübten verbindet. Ein schlechter Schriftsteller ist von dem guten nicht dem Grade nach unterschieden, daher gibt es große schlechte chriftstcller. Daß die Geschichte eine Lehrme1 te rin de Lebens sei i t ein Satz der gewiß von vielen ununtersucht nachgebetet wird. Man unter uche einmal, wo die Men chen, die sich durch ihren Verc;tand gehoben haben, ihren Verstand herhaben. Sie holen ihn in den Affairen e1bst, da wo die Begebenheiten sind und nicht da wo ie erzählt ,verden. Man kann sehr viel gelesen haben und wenig Verstand zeigen. Die Geschichte sollte die Begebenheiten so erzählen, aber welcher Gesch1chtschreiber kann die e tun? Sie belohnt vielmehr die großen Taten, sie kann anflamn1en. Wenn sie agt, der Held be1 ]\..1 inden 1 c ein großer Mann, so ')chalh e„ durch Jahrrau5ende durch, ohne s1e '"�tirden jene den Klang seine Ruhmes o ,venig hören, als sie den Donner , einer Batterien gehört haben. Ein gen1einer Mann kann aber nach der Art über einen Gegenstand schreiben nach welcher ein großer Mann daru ber schreibe ob ie gleich nicht dasselbe schreiben. [D 19)
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Sudelbiicher
Kann sich der Mensch elbst .Aktivität geben? Die Bezwingung der Leidenschaften. Hauptsächlich wie der Wollust Widerstand zu tun ist. Man muß im Kleinen anfangen, sich Kleinigkeiten oft nicht erlauben aus Furcht man möchte weiter gehen. Das Aufschieben v.richtiger Geschäfte ist eine der gefährlichsten Krankheiten der Seele. Große Männer sollten ihren Beifall öffentlich nicht bloß dem Helden geben, nicht bloß dem Manne der von einer Vorstellung besoffen eine Ode stammelt, sondern auch dem gerechten und strengen Richter, den1 gelehrten und gewissenhaften Advokaten dem sinnreichen und emsigen Hand"'erker. Furchtet nicht daß eure Geschichtbücher mit Namen überschwemmt werden "'rürden. Sie incl so selten und seltner als die Helden, je geringer der Lohn ist den sie aus den Händen de Ruhm erwanen. Ich weiß nicht ob der Gcschicht:>chreiber de letzten Kriegs den General Auditeur Griese bach nennen "'ird, v.· enn es ein Livius ist, so vergißt er ihn nicht. Ein Mann der seinem König so getreu wie einem Gott war, der wenn er die Gerechtigkeit und das Gesetz für sich hatte n1chcs scheute was onst Menschen zu fürchren pflegen, durch nichts bestechlich was die Welt geben kann, kurz der l\lann dessen Tugend Ferdinand bewundert und bei de sen Tod Zimmermann sagte: Der 1'-1ann der von der Bahn der Tugend nien1al wich, Der an Gerechtigkeit den Höllenrichtern glich, Den Fürstengunst vergebens \\ranken machte, Der als ein Gott bei jeder Handlung dachte� Der stirbt! Ach nur zu früh für Vaterland und Freund' Zu früh der Un chuld, die an einer U me �veint. Beruhigt ,vürde jene sich noch fassen, l\.onnt er den Frevlern nur die Schrecken hinterla en, Durch die von einer bösen Tat Sein bloßer Name oft sie abgehalten hat. W/er außer sie "'ird seinem Angedenken icht jedesmal die ,värmste Träne schenken?
D. [1113 -1 775}
Die Namen solcher Männer müs en nicht etwa unter dem Titel Leben gewi senhafter Richter und Advokaten der Nachwelt zuge stellt werden wollen, die sie gewiß unter dieser Adresse nicht erhält. Man muß die en Personen nicht einen Leichenste1n auf einem Stadtkirchhof errichten, sondern man muß ie unter die Konige [D 2 0} begraben. �'enn die Geschichte recht nützlich sein sollte, so müßten große Männer ihr eignes Leben recht unparteiisch beschreiben, dazu gehört freilich viel Entschließung. Lief doch Bolingbroke am hellen Tage nackend durch den mit Menschen angefüllten Park in London. 1an vtürde 1n einzelnen Fällen weiser werden und im Ganzen von seiner Hochachtung gegen das menschliche Geschlecht nichts verlieren, wie viel angebetete Bösewichter aber auch �·1eder unter den öffentlich verworfenen Rechtschaffene entdecken. Oft würde Müßiggang z.u Kaltblüugkeit, Freundschaft zu Interesse, Wohltä tigkeit zu Leichtsinn, Gütigkeit und Gesetzmäßigkeit zu weichli cher Freiheit und Strafenfurcht werden, hingegen auch wiederum Scet.fsinnigkeir zu Standhaftigkeit, Eigensinn zu Treue Geiz zu Vorsichtigkeit Strenge zu Gerechtigkeit. Was würden sich da die Menschen ihrer Meinungen schämen. So etwas sollte man immer furchten, v.'enn man von Menschen urteilt. 1an bleibe ja bei den Taten stehen und betrachte sie be1 kaltem Blut, eher zum Besten als zum übelsten geneigt, da noch kein Mensch erwiesen hat daß die [D 22J Menschen eher schlimm als gut eien. Ich habe jemanden gekannt, der sich die Tage der Woche unter besondem Figuren dachte worunter er .sogar einmal den Mittwo chen auf den Tisch zeichnete. [D 24} Er hat den Galgen nichr auf dem Buckel, aber in den Augen.
[D 27}
Schwachheiten chaden un nicht mehr sobald wir sie kennen. [D 2 9]
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Sudelbiicher
In einer jeden Sache gibt e v.ri.eder vielerlei zu unterscheiden und zu merken, begnügte sich ein feurige aber flüchtiges Genie mir der Kennrni dieser mannigfahigen Teile, so "rürde er darin mehr leisten, als der langsarne Denker, weil er n1ehr W1tz hat. Hätte man Kästner angehalten von 1 74 5 an sich allein mit der 1\1ondstheorie zu beschäftigen, er v.rürde mehr geleistet haben als alles \\'aS man bisher darin 'geleistet hat. Wollte sich der langsan1e Denker mn vielerlei abgeben, so würde er \\reit weniger leisten, als der flüchtige Kopf. [D 38} Ich sehe gar nicht ab, warum v.'ir uns einer so gewissenhaften Gnauigkeit in unsern Werken befleißigen und uns so sehr um das J.4ehr oder Weniger in den�elben bekümn1ern. Jeder der es un nachtut vlird immer um + x oder - x von dem eigentlichen Punkr abweichen. Zum Endz'\\1 eck wird es in1mer gleichviel sein ob sich der Zirkel quadrieren läßt oder nicht, \Vas sch�vätzcn � ir also? Etwa daß un � die Engel nicht auslachen? [D 40}
D. [1 773-r775}
\X1enn ich dieses Buch nicht geschrieben härte, so würde heute über 1 000 Jahre abends zwischen 6 und 7 z. E. in mancher Stadt in Deutschland von ganzen andern Dingen gesprochen worden sein, al wirklich gesprochen werden v.1 ird. Hatte ich zu Wardöhus einen Kirschkern in die See geworfen o hatte der Tropfen Seewa·ser den lvlyn Heer am Kap von der ase wischt nicht gnau an dem Ort gesessen. [D 5 4} Eine Uhr, die ihrem Besit?er immer un1 Viertel zuruft Du . . . um halb Du bist - - um 3/4 Du bist ein . . . und wenn es voll schlägt : Du bist ein J.tfensch. [D 5 8} Eine Fledermaus könnte als eine nach Ovids Art verwandelte Maus angesehen werden, die, von einer unzüchtigen Maus verfolgt, die Götter um Flügel b1tteti die ihr auch ge�t ährt werden. [D 64} Ein Gesetz-Buch für mich selbst in allen Solemnitäten.
[D 65}
}vfanches an unserem Körper ,vürde un nicht so sauisch und Auf der Schule hane er schon die üble Gewohnheit an sich den unzuch t ig vorkommen �venn uns nicht der Adel im Kopf stec.kte. Porträten der Gelehrten Bärte zu machen, und nun machte er [D 66} [D 44 } recensionc famosas. (empfohlen)
Man 1st nur gar zu sehr geneigt zu glauben, \\'enn man etwas Talent Das ist wahr, meine Schuh kann ich mir nicht selbst machen, aber ihr be itzt arbeiten müßte einem leicht "'erden. Greife dich immer an Herren, meine Philosophie laß ich mir nicht zuschreiben. Meine .N1ensch, wenn du etwas Große5 tun will t. [D 46} Schuh will ich mir allen!alls selbst machen lassen, das kann ich selbst nicht. [D 67] Allzeit: \\'lie kann dieses besser ge,ntlcbt werden? [D 5 2} \Y/enn er eine Rezen ion verfertigt, habe ich m1 r sagen lassen, soll er [D 74} Lehre 1nich �vie ich n1einc:n heilsan1en Ent chlü sen Kraft gebe lehre allemaJ die hefngsten Erektionen haben. mich n1it Ernst wollen �va -- ich will, lehre Standhaftigkeit "-renn die Insel Zezu. türme de Schick al oder ein autgescreifter "'eiger .,..\ rm meinen Bau von J Jahren beben ma hen. lehre mich dem Nlen chen in da Die Insel ist deswegen so lange unbeschrieben geblieben weil wegen Herz zu reden, ohne daß mein Au..,druck in dem brechenden 1ittel der närri chen Sitten der Einwohner die Verleger überall auf die "eine Ge�innungen-Sy·ten1s eine andere Richtung nimmt, und Gedanken gerieten es se1 eine Saure auf die Länder worin sie lebten. dann gib n1ir noch Horazen„ Geist, und dein Ruhm oll durch Daß e Teile des L�ibes gibt von denen man nicht gerne schreibt, laß [D 53} J ahrtau ende durch schallen.
Sudelbücher
D. [ r773-1775}
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ich gelcen. Wer hätte aber glauben können, daß e solche Länder der N1ensch das v.,as denkt und nicht das ",.as sagt. Zwo Personen, die gäbe? [D 77} ich einander komplimentieren, würden einander an den Köpfen kriegen, wenn sie wußten was 5ie voneinander denken. [D 88] Die Komödie bessert nicht unmittelbar, \ ielleicht auch die Satire nicht, ich meine man legt die Laster nicht ab, die sie lächerlich macht. Ein 1 fensch wählet sich ein Thema beleuchtet es mit seinen1 Aber das konnen sie tun, sie vcrgroßern unsern Gesichtskreis, Lichtchen so gut er's hat und schreibt alsdann i n einem gewissen vermehren die Anzahl der festen Punkte aus denen wir u n s in allen erträglichen Modestil seine Alltags-Bemerkungen was jeder Sekun Vorfällen des Lebens geschwinder orientieren können. [D 80) daner auch sehen aber nicht so festlich hatte sagen können. Für diese Art zu schreiben, welches die Lieblingsart der mittelmaßigen und Auch ich bin erwacht Freund, und zu dem Grad der philosophi untermittelmäßigen Köpfe ist, wovon es in allen Ländern wimmelt, schen Besonnenheit gekommen, wo Liebe zur Wahrheit die einzige in welchen die Afagazzn-Satiren gemeiniglich geschrieben sind, habe Führerin ist, wo ich allem was ich für Irrtun1 halte mit dem n1i r ich kein besseres Wort al Kandidaten-Prose finden können. Er verliehenen Licht entgegengehe> ohne grade laut 7U agen, das halte führt höchstens da� au , was die Vernünftigen schon bei dem bloßen ich für Irrtum und noch weniger, das ist Irrtum. [D 83] \Y/ ort gedacht haben. [D 89} 1
Zu der Zezuanischen Geschichte. Satiren sind im ganzen Lande erlaubt, und unter der letzten Regierung hat man ie noch bekräftigt, und ist ein sehr gnädig abgefaßte Plakat: de wegen ergangen welches in die Zezuanischen Intelligenzblätter eingerückt worden. (Das lvlanifest "elbsr) Die Satire darf „ich aber au drückJich auf niemanden er trecken wer nach dem großen Deichbruch, so nennen sie die Sündflut, gelebt hat, und nimn1t das Manifest nol:h 6 oder 7 Männer die vor dem Deichbruch gelebt haben aus, auf die sich die Satire auch nicht er trecken darf. Wer dagegen handelt, der soll den dritten Grad der Kritik au5halten, ,velcher darin bestehe daß einem an einem Ort den n1an selbst �vählen darf ein ves1catoriun1 von der Groise eines zinnernen Tellers aufgelegt und he1 nach die rohe Stelle [D 85} mit Pfeffer und Salz gerieben ��ird.
Ien would be ange1s, angels wouJd be Gods. 11an hält immer da� ftir verdienstlicher was einem sauer wird, dieses fließt aus einer Verachtung seines gegenwärtigen Zustandes, daher kommen die vielen tümper, der Schnallengießer will die Meereslange erfinden. Tue das was dir leicht wird, wovon du gern immer sprächest, v..· ozu du gern jedermann brächtest wenn du könntest, wovon du dir deine eignen Vorstellungen machst, die andern Leuten zuweilen nicht 1n den Kopf wollen und die sie fremd und seltsam finden. Weiter muß man gehen, allerdings, allein es muß ich gleichsam von selbst geben, man muß glauben immer das elbe zu tun und zur Venvunderung anderer Leute sehr viel mehr tun. Es ist ein Unglück �,.enn ein Iv1ann von Fälugkenen durch Empfehlungen von Männern, deren Begriffe von ihm etwas zu groß sind� in ein Amt kommt„ wo man etwa Außerordentliches von ihn1 erwartet, da er noch nicht leisten kann . Das Erheben in den Bürgerstand. E ist immer besser, daß das Amt geringer isc als die Fähigkeiten. Wer oft da selbe tut, kommt darin weiter, aber nicht der der sich 7 Eine \ ergleichun � zwischen dem ,va man denkt und dem was man vornimmt Dinge zu tun die von seinen gegen'\\'ärtigen Ver11chtun sagr anzustellen. 11an kann es sagen ohne de ,vegcn den taupbec;en gen ver chieden sind. Diese könnte mit der Einleitung gesagt zu fürchten, daß die Hälfte der Eintvohner den taupbe en bekom werden, daß man aus Erfahrungen reden mtisse, wenn man lehren men würden \\1enn ie öffentlich agtcn was sie denken. und doch ist v.r olle„ sein eignes Leben auf diese Art be chreiben fruchtet mehr für
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Sudelbücher
andere, als hundert Kaiserhistorien. - Wenn man sagt: man müsse Geschichtbücher lesen um die Menschen kennen zu lernen, so muß man nicht glauben man verstehe jene feinen, ins Verschlagene fallenden Künste darunter, die lernt man wohl allein in der [D 9oj Gesellschaft, und gewiß sicherer und schneller .
D. [1773-1775]
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Eine \,�orrede könnte Fliegenwedel betitelt werden und eine Dedi kacion Klingelbeutel. [D ro3)
Die Zeitungsschreiber haben sich ein hölzernes Kapellchen erbaut, das sie auch den Tempel des Ruhms nennen, worin sie den ganzen Tag Port räte anschlagen und abnehmen und ein Gehämmer machen, [D 106} Das was man tun muß, um wie Shakespeare schreiben zu lernen, daß man sein eignes Wort rucht hört . [D 9 IJ liegt viel weiter ab als die Lesung desselben. Wenn du in einer gewissen Art von Schriften groß werden willst, so Ich muß ihn irgendwo einmal ans Kümmel-Eckchen gestoßen lese mehr, als die Schriften dieser Art. Wenn du auch schon nicht {D 92J deine Aste über ein großes Stuck Feld ausbreiten wilJst) so ist es haben. deiner Fruchtbarkeit immer zuträglich deine Wurzeln weit ausge Der Gedanke hat in dem Ausdruck noch zu viel Spielraum, ich habe breitet zu haben. Ein bloßer Leser des Wieland wird nie ein Wieland 1mt den1 Stockknopf hingewiesen, wo ich mit der adelspit: ze hätte werden. Ich glaube Wieland nähme es wohl selbst über sich fur die [D 94J Wahrheit dieses Satzes Burge zu werden. hinweisen sollen. [D 108} Wie und unter welcher Gestalt zeiget sich diese Eigenschaft bei Armer Teufel, wo du jetzt bist, da bin ich längst gewesen. [D 109] [D 95J andern ähnlichen und verwandten Dingen? \Y/ enn sich die Menschen wollen zu Stäben gebrauchen lassen, so Aktiv- und Passiv-Visiten. kann jeder Regi terschreiber eine Republik abstecken. Das ist keine Frage. Aber wann werden die Zeiten kommen, da ein Genie oder Ein Konig läßt befehlen, daß man bei Lebensstrafe einen Stein für eine Versammlung von Genies das Maximum des Guten, bei so viel einen Demant halten so]l. [D 97.J in ungleicher Verhältnis wachsenden und abnehmenden Beiträgen zu den1se1ben, berechnen wird, ohne sich der Amputation hier oder Er hielt sich ein Zettelchen, auf welches er gewöhnlich schr.ieb was e1 dort zu bedienen? Liegt so envas innerbaJb der Kräfte der Nfcnsch für eine besondere ihm von Gott erwiesene Gnade ansahe, und w� heir? Gott kann und weiß es. Wirke diesec; seine Offenbarung, ,vie es sich gar nicht anders erklären ließ. Bei seinen1 inbrunstigsten Gebe1 denn beinah außer allem Zweife] 1st, so werdet mit jedem Morgen sagte er zuweilen, o lieber Gott etwas aufs Zettelchen. Solcht be sere Christen ihr Bruder. [D 1 10] Ausdrücke, Ausbrüche der empfindlichsten Seelen, incl gleich arr . Venrauens-Geheimnisse zwischen Gott und der Seele. [D 99J i\1an könnte die Zeichen ! ? , . : zu einer olchen Anzahl vermehren als die Apotheker-Zeichen. [D 1 12] lmnier eine Spanne weiter. Gut, noch besser. eu, noch neuer Inzmer etwas dazu? ? [D roo-' In Zezu oder "On rwo gibt es eine Arr Puppen, die von ihren Vorfahren verfertigt worden incl, wogegen Vaucanson Ente und Flötenspieler bloße Nürnberger \Y.fare ist. Die Kunst elb t sie zu
Sudelhiiche,
verfertigen ver tehen die Einwohner nicht rnehr se1tdem sie sich sehr stark bemühen historisch gnau z.u "'is en "'as die Alten gev.rußc haben, ohne sich um die Erwerbung eben des Geistes der Alten sonderlich zu bekümmern. Ich habe 1 e öfter5 auf der Straße gehn ehen und allemal ehe ich es noch wußte, und noch oft nachher fur "rahre Menschen gehalten. Die Verehrung gegen die e Puppen geht so weit daß 1nan einigen sogar Ehren-Titel gegben hat. Eine davon die sehr leserlich schreiben konnte; es lebe der Für t, hatte den Titel eines gehei1nen Kabinetts-Sekretärs bekommen. Bei Leichenbe gängnis en, Nachr"rächrer. Eine andere die ein Hygrometer, Baro rneter und Thermometer, und eine kleine Elektnsier-Maschine beständig leierte hatte den Titel Professor Phy ices und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. [D 1 14j ,1an darf nur bedenken oder wenn die es zu v:enlaufig ein sollre, nur al schon von andern bedacht annehmen, daß pp [D 1 1 5J Er kann ehe man ein Vaterunser betet r o Umstände aufzählen se1nt: Gedanken kon1n1en ihn1 als "renn s1 e ihm der Kobold brächte. [D r r8j
D. [1 113 -1775}
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hinstellen könnre. Daher haben wir in Deutschland kaum n gute Schnftsreller da ge"\viß der "Tation das Feld der Kritik be1 Ehre und Brot baut. [D 122]
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So närrisch als es dem Krebse vorkommen muß wenn er den len chen vorwarts gehen sieht. [D 123} Die Einwohner von Otaheice e sen jeder allein, und können nicht begreifen wie es möglich sei in Gesellschaft zu essen zumal mit den \V/eibern. Banks wunderte sich und fragte warum sie allein aßen„ sie agten ie taten es weil es recht wäre, warum es aber recht wäre, \VOllten und konnten sie nicht sagen. [D 1 2 8} Eben die e Einwohner schwunmen in den stärk ten Brandungen, sie wissen unten durch zu rauchen und kommen hinten wieder henror ehe die \Velle sie an da Ufer 't\rerfen kann. Der beste europäische Schwimmer würde hier un, ermeidlich verloren sein, sagt Banks. Wie v:eit e Übung bei dem f en chen nicht bringen kann. Banks nennt es upernatural. Der Mensch 1st mir Fahigkeiten begabt die [D 129) si h nur bei zufälltgen Gelegenheiten äußern.
Laß dich n"chr anstecken, gib keines andern Meinung. ehe du sie dir Alles bi� auf das Äufserste hinaus zu verfolgen, so daß nicht die anpassend gefunden. für deine aus; meine lieber elbst. [D 1 1 9j genngste dunkle Idee zurückbleibt, nut Versuchen die Mängel daran zu entdecken, 51e zu verbe ern oder uberhaupt zu dieser Absicht :tv1 an kann icher bei Yer
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tigkl:'. it der � mpfindunn. in ,vel hen1 der Frank ur� r �ez.en en� 1er der Pri 1naner .1 ller 1 en hakespeari he Jn�i irau ' 11 zu ,vntrrn glaubt, da R.,n1 s hen VLJ n Libanon� e\, igcr Z clt:r die d nncrnclcn Tritte dts \'(Türg-Enocl und d n Klan der Po�aune des letzten T.l�e� hört. E ist ni br . Fünf gegen i �1 . de �· 11.u1n . der e.., oe� hric.-:ben hac i�t tin Tr pf der n1 hr he1n n ,v1ll al'"' :>r 1,t, und h,velt hin al, hätte d.nnit ,�t ,eine annc ' et: lt fi.ir den Ruhn1 d�r si d,1 Licht nie gc h n der den "'atz d s \X1iderspruLh, ·1ic.-: J l) f2 V gt>(1..1(ht. P.1rakletor oder ß ,vei�. diH n1(1n zu�lei h ein hrlicher l\1ann sein k „ nne.
ri�inalkopf und cin [D - 2 ?j '"'
an hr Leur, " i �t:11 alle :s ,vie 111an in R:it:e] "�er , de'Sen Auflö-.cun inan geie�en h, t oder einen1 ge a rt ,vorden ist, un1 ia� i„t die hlechttStc Art , on \\7i� en.s-haft. die der 1 ten·eh 'i1.:h an1 �veni,b't�ren nverben ollte: er olhe ,, ieln1ehr d.1r�1uf bed.i�ht „ in �ich di ·jcnigrn Kenntni��e zu er\\ erben, die ihn in den tand tt ,en viele. �e1bsc in1 Fall der ot zu entdecken "'a.: andere lesen oder hören mü en un, es zu �vi en. Viele in1pli i • ALo md ,v1r hie:r "'ieder au. einem hon einn1al gehabten Gedanken. [D -_.. J 1
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1 1.ichc i„t n1ir är erlicher al \\1enn [ein] jun er zudringlicher unüberleo-ter h"1ät2er '\"\'ie Lavater dem die ganze \Velt of en 0 teht. in der Ab icht den Hin1n1el zu \1erdienen �i --h über �t ndcl�ohn'"' Ruhe her"'irft. 1an mu1 Leute oi ht be ern �vollen, die 1 a hdenken dahin � gebra(:ht haben. daß ic Yertdi li h durch eignes u -incl �-vis en :va die \\7elt i t und z,ve :kmäf ig tun und leiden. Der \\Feit n1it den Händen und dem Kopf so dienen �vie 1endeL \ L hn. i t be�-er al, Folianten roll hv.räm1erei. b trahien von den1 Chri-cen und dem Juden andern bloß den en� heo betra�hret i� r e noch eine große Frage "'eiche- be er VtTäre� ob Lavacer 1endel ohn oder 1endel �ahn La, ater �vürde. I b n1eine ,velcner v n den Fällen °erei hte der \X'elc an1 mei ten zun1 \ rteil. Z\\Teen LaY�1 t r, der Z""een 1endel ohn, der einen Lavater und einen 1en el -
1) /1773 1775/
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ohn zu haben -:. A s einen biet er ur den BannstrahJ fu0e ich nochmals z.u, daß 1c n1c meine ob es bes er 1st entweder 7.ween J dei , oder zv,een Cbnsun oder einen Juden 1nd ejnen Christc"" / haben en "" t 1hr Lavarer e1nen 1ann, der ein empfindsames Herz ba , unablas 1 be chaf i� seinern ächsten ohne enschenscheu, aur gerne laut nd rr it e vas Zudring]ich .ei zu dienen, Ylende]s sohnen hinge en e1nen venra9Jichen, menschenfreundljchen Mann, d ·r ica z. einem Dien zudrin(";, aber 1rnmer dient, nicht allein m em op , ondern a eh m1 den Handen, so bin ich unschlussig :1ie 1.ch entScheiden 011, ich ]ese es noch einma1 durch, und endlich der Garung 1e en s ·mme 1ch f r zv,een Lava�e--, aber auch nicht für mehr in De cn an . enne ich Lavater einen junoen ann, der in allen S „c en so hande] � ne f!u herzige Leute, wenn sie einen Hieb aben, der gern ( res t t, aber doc-- noch lieber in schv,e· 7„eriscnem _.,,._ .. eh d.a ber seine eiqne Prose 11uten hört, der mjt dankverdie enscher Z dring · c Kelt noch an Wer en scnni zeln vli11, welche on aer T end, e men.,.chlicl: en, sage ich� schon so zu reden die etzte Poh r en1pfancen haben } d:2 es illionen Klotze gibt, an die e 1c machen .onnte; der en ann bc strn -v1JII, der schon z.v,ec rr aß1P z tJn nd 'l.U leiden �uß e ehe der Schv,atzer geboren iard, der ihn answß , d2 1s die EntScheidung le1cb = Ein endels so n i mc-br 1en als h nde Lavater. Hierbei merke man wobJ die z. 10 S�1 e nrer denen sich Lavater ze1gt. E1nir:e Leute, die nicb on Scha rni1ti ·keit au t:ch c a:t e- e1 ondern aus e1ner a ]es gle eh r Got e 70rt ha] en was ·tn Predi" er schreib , sehen 1 n an2 n er de„ ers en Gestal . ndere ganz unter der letzten und 1cb rann nie e � en, da.ß ich nte den letztern gev,e en bin, ich bin a r a o n m ne e zuruc 'ge ommen und so mochte es ��ob) a Jes zusammen e- ommen1 ·elcbes ich freilicn schon origes J ahr ·uen des � Jlmächti en sein e onnen, bei dem a e Bewenden hzben: _ so11 Ein endelssohn und Ein Lavater sein.
[D 53 5]
rcb die Ge alt des achdenkens so v,eni una In em m?....n deren Gen e es hera bnn t, so scheint es der Himmel habe sich d e oße ._rfi n n nmittelbar vorbehalten. [D 53 6]
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udelbiicher
D. [,773-1775}
Bücher �, erden au Büchern ge chr.ieben unsere Dichter werden mei renreil Dichter durch Dichter lesen. Gelehrte sollten sich mehr darauf legen En1pfindungen und Beobachtungen zu Buch zu bringen. [D 537]
nach einem halbjährigen Unterricht jeden Gassenjungen tüchtig machen, und sollte der Versuch nicht gelingen, o uche man die Schuld nicht im 1'1ange] an Kenntnissen sondern in der Ungeschick lichkeit, diesen Mangel mit dem gehörigen Gesicht zu verbergen.
tolz rnit hoher Brust und halb umgedrehten, Haupt schritte sie daher,• ,vie die Eitelkeit wenn sie sieht ob ihr die Schleppe [D 541} nachkommt.
B. Aber Remus ist doch gewiß ein ehrlicher Niann. A. Das glaube ich, der hat on t weiter nicht zu tun. [D 570]
P. m. pflegte öfters zu sagen ich bin gev.,if zu einer großen chandtat aufgespart, ,veiJ ich so viel Kränkungen überwinden muß, daß ich beinah gegen alle gleichgültig geworden bin wenn das Leben nicht einen geringen Unterschied n1achte, o ,väre e mir einerlei zu Tyburn oder Sc. James erhöht zu ,verden. [D 5 54}
Wenn n1an et�ras ernstlich fürchtet o bringen die entferntesten Dinge uns den Gegenstand in den Sinn. Für einen der am Hofe lebr kann die gering te Bewegung im Gesicht nicht des Prinzen selbst, ondern ogar einer Diener einen glauben machen man ei in Ungnade gefallen. Doch machen die Charaktere hierin einen großen Unter chied, und wer eine Zeichnung machen " und den Kenner a nstinkt, 1st n1 ir lag da� n1 aje tätische Gebäude vom vollen Monde_erleuch�et, e�die wahre Wurze witziger Schriften wo es eine güldne Regel bleibt, war Abend vor O tern, (der Tod de Mittler -). Hier zu d1eserrdaß man alles sozusagen sucht, als wüßte man hundertmal mehr, Fenster stieg Karl herau- um die vergängüche Krone mit de toder d a s Wegwerfen gewisser Sätze mit einem Anstand als hätte inan unvergänglichen zu vertauschen. Gott v.ras ist v.reltliche Größe. Iclsolcher 100 noch 1m Vorrat . J a kein Buch geschrieben, wo eine Seite habe �unmehr, glaube ich, genug gesagt um künftig diese Gedankerhinreichr, und kein Ka pitel, wo ein Wort eben die Dienste tut. Darin [RA 1.hat K.lopstock mit seiner Republik gesündigt. Der Gedanke war gut weiter ausführen zu können. für ein Stück i n einem Zusch auer, aber ein Buch konnte er nicht süß Die Gesichter der gemeinen Leute auf einer Straße anzusehen ismachen. [RA 8] jederzeit eines n1einer großten Vergnügen gewesen. Keine Zauber· [R A 2Man wundert ich oft, wie ein Mann wie Mahommed seine Leute so laterne komn1t die em Schauspiel bei. ha be hintergehen und mit seinen Fähigkeiten) sie mögen nun klein Die Freiheit der Engländer unterscheidet ich von der unsrigen i rroder groß gewesen sein, allemal ein Aufsehen in der Welt gemacht H a nnoverischen [dadurch] daß sie don durch Gesetze gesichert [ist hat, das gar keine Verhältnis zu ihnen hane. Man wundert sich und und hier von der Gutherzigkeit des Königs abhängt. ie kann aJs'sieht es alle Tage wiewohl in einem geringeren Grad vor sich. Es gibt nicht ander untergraben werden als durch Bestechun g der Mitglie•1 n der Geleh rten-Republik Manner, d i e ohne das geringste wahre der des P arlaments welches jetzt der Fa U zu sein scheint der KrieN erdienst ein sehr großes Aufsehen machen, wenige untersuchen gegen die Kolonien lvird gegen dte Stimme de \7olkes geführt. Wi «ihren \Xlert und die> di e ihn kennen, v..-ürde man für Lästerer halten, gut �vän: e� wenn man die Stimmen a nstatt sie zu zählen v.~ ägerwenn sie ihre !vleinung öffentlich sagten. Die Ursache 1st, der könnte. [RA 4eigendiche große Mann h at Eigenschaften die nur der große Mann zu schätzen weiß der andere welche die der Menge gefallen, die Die 1\1axin1e des Rochefoucauld : Dans l'adver ite de nos me1lleur hernach die Vernünft igen überstimmt. [RA 10] amis nous t rouvon toujours quelque chose, qu1 ne nou deplait pa klinbrt alle�dino-s sonder�ar �ver aber die � ahrhei t de � elben 1eugneEs gibt kein icheres Kriterion von einem großen Schriftsteller, al ver teht 1e entweder nicht oder kenn t s i ch selbs t ni cht. {RA 5wenn ich au seinen Anmerkungen en passant Bücher machen lassen. Tacjtus und Sterne sind jeder in sei ner Art lvluster hiervon. x's Hauptfehler ist, da-ß er gegen alle Leute mißtrauisch ist [RA 12J ausgenomn1en gegen einige Anbringc r. Er i t ganz ein politi ehe \Y/e en un� in� eigne Gesinnungen i �ht oder hört �1an nie. ��t�' Am 4 u„ Julii erwachte ich (in Wrest) allein nicht zur vollkomn1enen er ge agt ich vnJl den Lord 11 . . . nicht ._ehen, nicht al KoruK larheit aus einem Traum von meiner Mutter. Jvlir träumte sie wäre andern als Men eh, ,vei] er meine Iuttcr beleidigt hat, o härte e oei mir in dem Garten von Wrest und hätte 1n ir ver prochen mit mir ihm nie1na �1d \1erdacht, ja inan ,vü de e n1it Beifall auf en n1me t iber den Kanal in der fliegenden Brücke zu fahren. Sie trug mir aber ? � :haben. · r 1st ganz Ver tellung. y 1st ganz d as Gegenteil, eine dev orher et�vas zu tun auf, diese verwickeJre niich in Sch,v ierigkeiten besten Seelen die je au� den Händen de A.llmächtigen gekomn1e'u nd ich ah rnein e Mutter nicht \\, ieder, hier endigt sich der Traun1. incl. [RA l
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Sudelbi'icher
[R. A .j Reise-A nmerkungen
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Du leb�'t nic ht mehr, sagt e ic h in dem leichten Schlummer zu mir i c hts ist meh r zu wünschen als daß Deutschland gute Geschicht se lb r und über di c h 1 t das: Tu n L: ßt u n s den Le i b begr aben s chreibe r h abe n m oge. S i e alle in können mac he n daß s ich die ges un�en wo rden und in dem Augenbl ick fing i� h in de r Melo�i e Au slän de r m eh r um uns bekümmern. Es müssen abe r ja keine _ _ (abe r alle in Gedanken) eine St rophe allein �us einem andern_ L�ed Begeben he1ts -Be ric htige r sein o der s i e n1ü ssen uns die Mühe ,n d em (Wo bist du den n o Bräutigam? aus de m L1�d: Du un be greif_hc h We rk nicht sehen lassen. Sie miJSS en Selbstverleugnung ge ug _ ? höchstes Gut pp) an zu singen \velche e1ne u nbe"'chre1bhche besitzen, das Resultat von einer n1onatlangen Untersuchung 1n einer Wirkun g auf mic h hatte n1elancholi sch , llein auf ei ne Art, die ich Zei le hin zu we rfen , so d aß e s vielle i cht un te r Tausen de n kaum Einer [RA 1 5) für so sehr kostbar hält, allei n gefu nden wird es gewiß; wenn jetzt dem lebh afteste n Vergnügen vo rzie he. nicht, vi ell eich t doch n ach t a usen d Jah re n. E s muß übera ll kurze Ich glaube es ist keine \"(fissen schaft, worin ein lv1 an n mi { me h r Rücksich t auf Gesc hich te de Menschen, Gei st der Ge se tze genomAllg emeinheit von Unterhaltung n1ehr nütze n und si ch tnehr selb5 t men we rd en, nicht prah lh aft, u nd aus eben dem Grun d e nicht einma l zeige n kann als die Geschichte. Frei lich n1uß die ses manc hem in einer Mod ewendun g u nd noch viel w eni ger in einer P oin te, die seltsam vo rkomn1en> �,eil dieses '"'on fa t ganz eine Bedeutung im ru nde F o rm ist cLe die a m wahrscheinlichsten ganz auf die Nachwelt Deu tschen verloren hat. Die Deut chen hab en so viel mir bekannt kommt, wenn die Materie sons t gut ist, 1ch wollte dah er fast a nraten i t , bis jetzt noch keinen Ge ch ichrschrei ber ge hab_t. Sie we rd� n au �h wenigsten in den Bet rachtun gen von seiten der Kürze zu fehlen , vielleich t noch nicht o bald einen bekommen . Sie haben rucbt die �venn die Kachwelt wei er wird, so bringt s ie, wie St erne sagt, mehr Gel ege nheit alle Seelenkräfte o a uszubilden a l Mä nner die i n als die Hälfte des Buch s ohnehin mit. Sie k ann vermutlich geschwin großen u nd reiche n St ädten leben �,o Prac ht un d Üppigkeit auf da s der lesen. Allei n ich wünschte zu wissen, inwiefern der Deutsche höchste gestiegen ist . Sie bearbeiten meis tens nur eine Geistes-Kraft, jetzt hie rzu fähi g is t. lch sage m ein e Nl ei nu ng mit einiger Fu rcht. und da Phle 1a de Grüblers ist selten bei ihne n mit dem Witz u n d Der eigent lic he Pro fc�so r oder St ubens itzer so llte ich vie lm e hr der Philosophie verbunden, die nötig i t, die Sachen zusam_me n _zu sagen, i st der Mann , der unte r allen am w enigsten fah ig ist ein großer . bri ngen , u 1d dan n stark un d ?1}t zu sagen . Ferner findet sich eine Geschichtsschreiber zu w e rden. Er kan n dem andern vorarbeiten, er ge"·isse Toryi ehe Gefälli gkeit gegen