Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs: Alte Haustierrassen: Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, Hunde, Geflügel, Fische, Bienen. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf 9783205790860, 9783205784807

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Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs: Alte Haustierrassen: Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, Hunde, Geflügel, Fische, Bienen. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf
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Grüne Reihe des Lebensministeriums

Herausgegeben vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien Band 14/4

ARCHE Austria Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen

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Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs Alte Haustierrassen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, Hunde, Geflügel, Fische, Bienen Redaktion: Günter Jaritz, Christine Klenovec, Florian Schipflinger

Fachbeiträge von Fritz Dietrich Altmann, Dietmar Stutzer unter Mitarbeit von: Alexandra Auer, Sven Budik, Hermann Erler, Franz Filzer, Franz Fischerleitner, Josef Fleischhacker, Johann Gruber, Martin Haller, Otto Hausegger, Lukas Heilingsetzer, Manfred Hießl, Irene Hochrathner, Ruth Horejs, Wilhelm und Gertraud Jasbinschek, Hans Kjäer, Vinzenz Krobath, Werner Lanner, Josef Lassacher, Karl Mair, Christian Manz, Andreas Maurhart, Rudolf Moosbeckhofer, Christian Moser, Peter Pensold, Werner Petschenig, Peter Raffetseder, Karl Schardax, Martin Schletterer, Margit Schweinzger, Barbara Soritz, Dominik Spitzbart, Markus Stadelmann, Kuno Staudacher, Thomas Strubreiter, Johann Wallner, Ruth Maria Wallner, Christoph Wiesner, Marcus Wiesner, Elisabeth Wimmer, Günther Zeisler

Böhl au Verl ag Wien . Köln . Weimar

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Gesamtredaktion: Dr. Ruth M. Wallner Gedruckt mit der Unterstützung durch das

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http  ://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78480-7 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.

© 2010 by Böhlau Verlag Ges. m. b. H. & Co. KG, Wien · Köln · Weimar http://www.boehlau.at http://www.boehlau.de Umschlagabbildung: Österr.-Ungarischer Weißer Esel, F. D. Altmann Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Druck: Generaldruckerei Szeged, Ungarn

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Inhalt

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen · Dietmar Stutzer . . . . . . . . .

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3. Rote Liste der alten Haustierrassen Österreichs – Einstufung . . . . . .



Begriff Nutztierrasse .. . . . . . . . . . Rassendefinition .. . . . . . . . . . . . Definition österreichische Rasse . . . . . Definition der Gefährdung . . . . . . . Bedeutung gefährdeter Nutztierrassen .. Bedeutung der ÖPUL-Förderung . . . .



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Definition der Gefährdungskategorien .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikatoren zur Einschätzung der Gefährdung jeder Rasse .. . . . . . . . . . Anlegen von Skalen der Gefährdungsindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . Gefährdungsindikatoren im Detail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator A – Bestandssituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator B – Bestandsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator C – Arealentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator D – potenzielle Haltungsgebiete .. . . . . . . . . . . . . . . . Indikator E – Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete . . . . . . . Indikator F – Produktionsumwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator G – Import . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikator H – weitere Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestimmung des Gefährdungsgrades mit dichotomem Einstufungsschlüssel .. Schutzprioritäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verantwortlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handlungsbedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4. Rote Liste der alten Haustierrassen Österreichs . . . . . . . . . . . . . .

Schweine . . . . Rinder .. . . . . Schafe . . . . . . Ziegen .. . . . . Pferde und Esel . Hunde .. . . . . Geflügel . . . . . Fische . . . . . .

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Bienen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Farbtafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung

Bereits Leopold Adametz, der von 1898 bis 1932 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien lehrte und forschte, war einer der Ersten im Bereich der Wissenschaft, der den Wert „primitiver Landrassen“ erkannte. Trotz Adametz’ Wissen um die Bedeutung von Landrassen sind viele von ihnen heute bereits ausgestorben oder in ihrem Fortbestand stark gefährdet. Bekannt ist die Rote Liste aus dem Bereich der Wildpflanzen und Wildtiere. Auch im landwirtschaftlichen Umfeld kommt und kam es bereits zu erheblicher Einengung der genetischen Vielfalt. Wer kennt sie noch, das Mangaliza-Schwein, das Alpine Steinschaf oder die Pustertaler Sprinzen? Um auf die Situation des Verlustes auch landwirtschaftlicher Nutztiere hinzuweisen, wurde das Projekt Rote Liste der Haustiere Österreichs vom Lebensministerium gemeinsam mit der ARCHE Austria – Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen ins Leben gerufen. Diese Rote Liste zeigt die heutige Situation der verschiedenen landwirtschaftlichen Rassen anschaulich auf. Bereits seit Tausenden von Jahren werden Haustiere aus verschiedenen Gründen aus Wildtieren gezüchtet. Die unterschiedlichen Nutztierrassen wurden gezielt, aber auch zufällig in verschiedenen Gebieten der Erde und somit auch in verschiedenen Klimazonen, Höhenstufen und Biotopen domestiziert. Verschiedene Gegenden bedeuten verschiedene Voraussetzungen für Tier und Mensch, die wiederum bestimmte Anpassungen erfordern. Österreich zum Beispiel hat einen großen Anteil an sub- und hochalpinen Zonen. Diese Gebiete werden schon seit jeher durch Alpung genutzt. Damit die Halter von Tieren dabei möglichst geringe Verluste zu beklagen haben, benötigen sie Tiere, die mit dieser Umwelt – steile Hänge, enge Pfade, Geröll, Schnee, Eis, UV-Einstrahlung – bestmöglich zurechtkommen. So entwickelten sich über Jahrhunderte an diese Bedingungen speziell angepasste Tiere. Es entstanden Weidetiere, die etwa besonders harte Klauen bekamen, um unbeschadet über Geröll gehen zu können, oder solche, wie das Kärntner Brillenschaf, die durch dunkle Färbung um die Augen das UV-Licht besser vertragen konnten. Aber nicht nur in den österreichischen Alpen entstanden solche speziellen Anpassungen. Auch in den tiefer gelegenen Gebieten Österreichs mussten die Tiere lernen, mit besonderen Umweltbedingungen fertig zu werden. So weisen all die alten Nutztierrassen, die eben schon seit jeher in bestimmten Regionen gezüchtet wurden und sich ideal an die jeweiligen Voraussetzungen anpassen konnten, Krankheitsresistenz, Leichtfüttrigkeit, Genügsamkeit und eine ideale Klimaverträglichkeit auf. Die „Modernisierung“ der Landwirtschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts hatte zur Folge, dass viele alte, autochthone Rassen nicht mehr weitergezüchtet wurden, da „leistungsfähigere“ Tiere benötigt wurden, um billig und viel produzieren zu können, so wie es der Markt verlangte.

Einleitung

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Begriff Nutztierrasse

Als Nutztiere bezeichnet man Tiere, die der Mensch in seine Obhut nahm und isoliert von wild lebenden Artgenossen hielt. Mutationen und eine gezielte Auswahl bestimmter Individuen zur Zucht führten dazu, dass sich Nutztiere von ihrer frei lebenden Stammform in körperlichen und physiologischen Merkmalen sowie Leistungsmerkmalen und Verhalten unterscheiden. Nach SAMBRAUS (1999) ist der Begriff „Nutztier“ gleichbedeutend mit „domestiziertes Tier“. Allerdings gibt es auch Nutztiere, die nicht domestiziert sind, sondern individuell zum Nutzen des Menschen gezähmt werden, wie etwa der indische Elefant (Elefas maximus) für Arbeitsleistungen oder unter den Vögeln verschiedene Baumentenarten der Gattung Dendrocygna in Mittelamerika zum Warnen vor Eindringlingen (REED 1977) oder Kormorane (Phalacrocorax carbo) als Helfer beim Fischfang im Osten Asiens (ZEUNER 1963). HERRE & RÖHRS (1990) schlagen daher folgende Definition für den Begriff des Haustiers vor: „Haustiere sind Teile von Wildtierarten, bei denen unter den veränderten Umweltbedingungen eines Hausstandes im Laufe von Generationen ein unerwarteter Reichtum an erblich gesteuerten Entwicklungsmöglichkeiten zur Entfaltung kommt, den Menschen in Bahnen lenken, die ihnen zunehmend vielseitigen Nutzen bringen oder besondere Freude bereiten.“ (S.16 ff.)

In diesem Band werden solche Nutztierarten behandelt, auf welche die genannte Haustier-Definition zutrifft und für die Österreich züchterische Bedeutung erlangt hatte.

Rassendefinition

Das Wort stammt aus dem Arabischen, wo „ras“ so viel wie Gebirgszug oder Geschlecht bedeutet. Die Bezeichnung „Gebirgszug“ gibt bereits einen interessanten Hinweis darauf, dass bei der Entstehung von Rassen die geografische Isolierung oft eine große Rolle gespielt hat. Das arabische Wort wurde später in die französische und deutsche Sprache übernommen. Ende des 18. Jahrhunderts verstand man unter einer „Race“ Tiere einer Gegend von annähernd gleichem Aussehen. Ähnliche Definitionen findet man auch in modernen Tierzuchtlehrbüchern. Eine relativ umfassende Rassendefinition ist folgende: Eine Rasse ist eine Gruppe von Nutztieren, die einander aufgrund ihrer gemeinsamen Zuchtgeschichte und ihres Aussehens, aber auch wegen bestimmter physiologischer (= den Stoffwechsel betreffende) und ethologischer (= das Verhalten betreffende) Merkmale sowie der Leistungen weitgehend gleichen (SAMBRAUS 1999). Obwohl es sich hierbei um eine allgemein gehaltene Formulierung handelt, muss angemerkt werden, dass sie für einzelne Merkmale nur bedingt zutrifft. Einige Wissenschafter meinen sogar, das Wort Rasse sei sinn- und bedeutungslos und werde teilweise als Synonym für Subspezies (= Unterart) oder für polymorphe genetische Formen innerhalb von Populationen verwendet. Die fehlende, biologische Ab-

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grenzung von Rassen und die daraus resultierenden vagen Definitionen führen häufig zu Diskussionen, ob eine bestimmte Tiergruppe als Varietät innerhalb einer Rasse oder als eigenständige Rasse anzusehen ist. Bekannterweise können Rassen nicht wirklich wissenschaftlich definiert werden. Darum akzeptierte die FAO früher die Definition „a breed is a breed, if enough people say it is“. Unter dem Druck diverser Genetiker wurde diese simple und gesellschaftlich verständliche Definition aufgegeben. Jetzt schwingt das Pendel zurück: In der renommierten Zeitschrift „GlobalDiv“ setzt sich 2008 im Editorial ein geachteter Genetiker für die Rückkehr zur alten Formel ein: “Eine Rasse ist eine Rasse, wenn dies genügend Leute bezeugen“.

Definition österreichische Rasse „Voraussetzung für die Eintragung in die Rassenliste […] ist, dass es sich um eine bodenständige österreichische Rasse handelt bzw. dass ein Bezug zum heutigen Staatsgebiet hergestellt werden kann und noch reinrassige oder weitgehend reinrassige Tiere vorhanden sind. Je nach Rasse und Gefährdungsgrad […] wird ein vertretbarer Fremdanteil toleriert.“

Nachdem die Entstehung der Rassen vornehmlich in die Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie gefallen ist, wurden speziell auch Pferde- und Schweinerassen in die Rassenliste aufgenommen, deren Ursprungsgebiet heute nicht mehr auf österreichischem Staatsgebiet liegt, sondern nur mehr historischen Bezug zu diesem hat.

Definition der Gefährdung

Eine Rasse gilt landläufig dann als gefährdet, d.h. in ihrem Fortbestand bedroht, wenn die Zahl ihrer Individuen unter eine bestimmte Mindestzahl sinkt. Über den hier anzusetzenden Grenzwert der aktuell gezählten Populationsgröße zur Angabe des Gefährdungsstatus gehen die Meinungen auseinander, zumal diese allein keinesfalls immer ausreichend ist, um die wahre Gefährdungssituation der Rasse abzubilden. Die EU verwendet folgende Grenzwerte für die Anerkennung als seltene Nutztierrasse (in Herdebüchern eingetragene Tiere): Pferde 5 000 Rinder 7 500 Schafe 10 000 Ziegen 10 000 Schweine 15 000 Bereits im 19. Jahrhundert kam es bei vielen Rassen zu einem Rückgang ihrer Bestände, Einleitung

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da nicht alle die damals einsetzende Entwicklung auf größere Produktmengen mitmachten. Häufig trifft dies auf sogenannte Landrassen zu, bei denen andere, weniger bis gar nicht quantifizierbare Leistungen, wie Widerstandsfähigkeit und Angepasstheit, im Vordergrund standen. Aus diesem Grund sind viele der heute gefährdeten Rassen Landrassen, welche Adametz als „in bestimmten Gegenden alteinheimische und daher wohl angepasste Nutztierrassen, die noch keine züchterische Höhe erreicht haben“ definiert. Heute spricht man im Zusammenhang mit solchen gefährdeten Rassen von genetischen Ressourcen im Hinblick auf die genetische Vielfalt. Adametz streicht bereits 1926 die Bedeutung solcher Rassen als genetische „Reserven“ hervor. Das Aussterben von ganzen Rassen kann die genetische Vielfalt innerhalb einer Spezies empfindlich verringern. Trotz dieses Wissens sind von den etwa 4 500 Nutztierrassen aus ca. 40 verschieden domestizierten Spezies rund 30 % in ihrem Fortbestand bedroht. Auch in Österreich ist ein Rückgang der Rassenvielfalt zu verzeichnen.

Bedeutung gefährdeter Nutztierrassen

Im Folgenden sollen einige wenige Stationen zeigen, dass die Bedeutung gefährdeter Nutztierrassen in den letzten Jahrzehnten sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene erkannt wurde und intensive Bemühungen um den Erhalt von tiergenetischen Ressourcen eingesetzt haben: Ein Vorreiter in dieser Hinsicht war sicher Adametz, der, wie bereits erwähnt, schon um 1920 die Bedeutung primitiver Landrassen als möglicherweise wertvolle genetische Reserve erkannte. Die ersten erkennbaren Impulse zur Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen kommen in den 1950er-Jahren ebenfalls aus dem Bereich der Wissenschaft. Während die Notwendigkeit, gefährdete Rassen zu bewahren, nichts Neues ist und seit rund 50 Jahren auch auf der internationalen Tagesordnung steht, war die Umsetzung dieses Bewusstseins in Taten ein langsamer Prozess. Eine herausragende Rolle dabei spielte die zweite Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro im Jahr 1992. Lange vor dieser Konferenz wurde 1973 in Großbritannien der Rare Breed Survival Trust gegründet. Die europäische Vereinigung für Tierproduktion (EVT) setzt sich bereits 1969 mit dem Thema „Notwendigkeit und Methoden der Generhaltung in der Tierzucht“ auseinander. In den 1970er-Jahren schlagen Tierzuchtwissenschafter eine Definition über den Gefährdungsstatus von Rassen sowie Kriterien für die Erhaltung gefährdeter Rassen vor. Des Weiteren wird von der EVT eine eigene Arbeitsgruppe für tiergenetische Ressourcen sowie eine Datenbank eingerichtet. In den 1980er-Jahren entsteht eine Reihe von zum Teil privaten Organisationen, die gefährdete Nutztierrassen auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. So werden zum Beispiel in Deutschland die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) und in Österreich der Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen (VEGH – heute ARCHE Austria) und die Österreichische Nationalvereinigung für Genreserven (ÖNGENE) gegründet. In den 1990er-Jahren kommen mit den EU-Verordnungen 2078/92 und 1467/94

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wichtige Impulse für die Erhaltung tiergenetischer Ressourcen auch vonseiten der Europäischen Union.

Bedeutung der ÖPUL-Förderung

Mit der Fördermaßnahme „Seltene Nutztierrassen“ des Programms Ländliche Entwicklung 07-13 (ÖPUL 2007) leistet Österreich einen substanziellen Beitrag zur Stabilisierung und Entwicklung der Bestände der 31 anerkannten seltenen Nutztierrassen Österreichs. Die Förderung im Rahmen des ÖPUL 2007 für gefährdete und hochgefährdete Rassen bietet dabei einen gewissen Ausgleich für die zusätzlichen Aufwendungen, die durch die Generhaltungszucht von den engagierten Züchtern zu erbringen sind. Die Förderung der seltenen Nutztierrassen in den beiden Förderperioden der Österreichischen Agrarumweltprogramme (2001–2006 und 2007–2013) war eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, dass im Zeitraum 2001 bis 2008 kritische Bestände seltener Nutztierrassen stabilisiert und vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt werden konnten. Die Fördermaßnahme „Seltene Nutztierrassen“ trug auch wesentlich zur Akzeptanz der Generhaltungsprogramme bei und motivierte zahlreiche Neueinsteiger für die Rassewahl zugunsten seltener Nutztiere. Der Einstiegsstopp im Rahmen des ÖPUL 2007 ab dem Jahr 2009 steht im Widerspruch zu den bisherigen Bemühungen und stellt den Einsatz der bis dato im Rahmen der Agrarumweltprogramme (ÖPUL 2000 und 2007) gewährten Mittel in Frage. Vor allem die hochgefährdeten Rassen mit kritischen Bestandesgrößen sind durch den Wegfall der Förderung und dem damit verbundenen verringerten Anreiz für Neueinsteiger akut im Bestand bedroht. Insbesondere bei hochgefährdeten Rassen (Bestandesgrößen teilweise unter 100 Herdebuchtiere!) ist eine mengenmäßige Steigerung der Population unabdingbar. Erst wenn genügend Tiere für eine Selektion vorhanden sind, kann eine qualitative Verbesserung der Rasse vorangetrieben werden. Weiters können Vermarktungsinitiativen zur wirtschaftlichen Absicherung einer Rasse erst ab einer gewissen Bestandesgröße greifen. Je nach dem Gefährdungsgrad wird im Agrarumweltprogramm (ÖPUL 2007) zwischen „hochgefährdeter“ und „gefährdeter“ Rasse unterschieden. Bei hochgefährdeten Rassen müssen das Anpaarungsprogramm zur Minimierung der Inzucht exakt eingehalten und die Abstammung (Elterntiere) genau dokumentiert werden. Kritisch anzumerken ist, dass die Einstufung der Rassen in die Förderkategorien „gefährdet“ bzw. „hochgefährdet“ nicht einheitlich nach fachlichen Gesichtspunkten erfolgte. Vor allem die Bereitschaft der Züchter für eine Teilnahme einer Rasse am Generhaltungsprogramm war wesentliches Entscheidungskriterium für die Einstufung in eine der beiden Gefährdungs- bzw. Förderkategorien. Im Agrarumweltprogramm sind überhaupt nur 31 der über 40 seltenen Nutztierrassen Österreichs erfasst. Sämtliche autochthonen Geflügelrassen, die Dunkle Biene, der Österreichische Pinscher, der Österreichisch-Ungarische Weiße Esel, das ÖsterreichischEinleitung

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Ungarische Steppenrind sowie der Westungarische Wasserbüffel werden durch kein Förderprogramm der öffentlichen Hand gezielt unterstützt. Darüber hinaus spiegeln die Bestandeszahlen der im Agrarumweltprogramm geförderten seltenen Nutztierrassen, wie oben beschrieben, keineswegs die tatsächlichen Bestandessituationen wieder. All jene, in ihrer Zahl zum Teil nicht unerheblichen Züchter bestimmter Tierrassen, die selbst am Förderprogramm nicht mitmachen, an der Generhaltungszucht aber dennoch konsequent teilnehmen, sind darin nicht erfasst. Mit der Roten Liste gefährdeter Haustierrassen nach jener objektivierbaren Einstufungsmethode, die sich bereits bei vielen Wildtiergruppen bewährt hat (s. Kap. 3 und 4 sowie die Bände 14/1 bis 14/4 der Grünen Reihe des Lebensministeriums), soll nun die heutige Situation aller österreichischen Haustierrassen dargelegt werden. Damit bietet diese Einstufung eine Grundlage, in künftigen Förderprogrammen gezielt und differenzierter auch auf das Umfeld bedrohter Haustierrassen einzugehen. Der derzeitige Vergleich zwischen den aktuellen ÖPUL-Einstufungsebenen und den Einstufungskategorien in diesen Roten Listen stellt sich wie folgt dar. Tabelle 1.1: Gegenüberstellung Rote-Liste-Einstufungskategorien versus ÖPUL

Rote-Liste-Kategorien RE = In Österreich ausgestorben oder verschollen (Regionally Extinct) CR = Vom Aussterben bedroht (Critically Endangered) EN = Stark gefährdet (Endangered) VU = Gefährdet (Vulnerable) NT = Gefährdung droht (Near Threatened) LC = Nicht gefährdet (Least Concern) DD = Datenlage ungenügend (Data Deficient) NE = Nicht eingestuft (Not Evaluated)

ÖPUL – hochgefährdet gefährdet nicht angeführt

Leider entfallen jeweils zwei Kategorien dieses Einstufungsschlüssels auf eine im ÖPUL. Das heißt, das ÖPUL in seiner jetzigen Form bildet die differenzierte Gefährdungsrealität der Rassen nicht adäquat ab.

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2. Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen Von Dietmar Stutzer Es war dem Menschen immer wichtig, seine Nutztiere abzubilden; die Überlieferungen der Höhlenmalereien sind zuverlässige Darstellungen besonders des Hausrindes, das seine Konturen durch Jahrtausende nicht wesentlich verändert hat. Die frühesten Felsritzungen und Höhlenmalereien der Jäger- und Sammlervölker der Altsteinzeit zeigen Wildtiere zahlreicher Arten, darunter auch die Stammformen von Rind und Pferd 35 000 bis 10 000 v. Chr., in naturalistischen Darstellungen (FLUCHER 1977). Etwa zur Zeit des ersten Anbaus von wilden Getreidearten kam es auch zur ersten Gewinnung von Haustieren, der Domestikation. Beide Entwicklungen haben zum Bau fester Wohnstätten und Ställe und damit zur Sesshaftigkeit geführt – eine Lebensform, die der Mensch erlernt und immer wieder eingeübt hat, was daher ein Ergebnis seiner Evolution, nicht aber der Grundanlagen der „Art Mensch“ ist (ZEUNER 1969; BOESSNECK 1956–1958). Das Rind besitzt die Fähigkeit zur Umwandlung von sonst unverwertbaren Erzeugnissen von Grünland und Acker, wie Gras, Klee, Heu, Stroh und Spreu, Rüben und Rübenblättern. Die Domestizierung des Rindes ist deshalb eine der Grundlagen der menschlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsbildung in den Gebirgslandschaften Europas, aber auch die Grundlage von Besiedlung und Kulturentwicklung durch nachhaltige landwirtschaftliche Boden- und Vegetationsnutzung. Für die kleinen Wiederkäuer wie Schafe und Ziegen gilt das Gleiche (STUTZER 2007). Die Haustierforschung beschreibt den Ur, Bos primigenius, der noch um 1620 in Europa gejagt wurde, als die alleinige Stammform der Vielzahl von Unterarten, Rassen und Schlägen des Rindes (DEGERBOL 1961; FLUCHER 1986). Dabei ist eine große Variabilität innerhalb der Art auch beim Wildrind, dem Ur, in einer sehr verschiedenen Formen- und Größenentwicklung nachgewiesen (ADAMETZ 1926). Der Ur hat über seiner ebenmäßig ausgebildeten Stirnfläche ein mächtiges Gehörn getragen, zu seiner Verteidigung – das sich bei seinen domestizierten Nachkommen auf die heutige Form zurückgebildet hat. Bei der großen Unterart des Ur, den „brachyceren Kurzhornrindern“, deren domestizierte Form in den Alpen durch die große Gruppe des graubraunen Gebirgsviehs vertreten ist, findet sich eine kräftige Aufwölbung des Stirnknochens, die sie von den Langhornrindern vor allem der Hügelzonen und Ebenen Europas bis zum Ural unterscheidet (FLUCHER 1986). Die Haustierforschung der Schweiz bezeichnet diesen Rindertyp als „Pfahlbaurind“, weil entsprechende Funde vor allem bei den Pfahlbausiedlungen an den Alpen- und Voralpenseen erfolgten (DUERST 1942). Die Rinderrassen von den französischen Seealpen bis in die Ostalpen und die Karpaten gehören überwiegend zu dieser Gruppe. Dabei hat dieses Bos brachyceros europaeus neben den „primigenen Langhornrindern“ gelebt, zu denen die Pinzgauer Rinder gehören (HOFMANN 1928). Das kleinere Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen

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Brachyceros- oder Kurzhornrind hat sich etwa im vierten bis dritten Jahrtausend v. Chr. in Kleinasien entwickelt und ist mit dort ausgewanderten Völkern nach Europa gelangt. Überall dort, wo die historische Forschung in den Alpentälern von eingewanderten Illyrern berichtet, etwa in Tirol, ist auch heute noch dieses brachycere Kurzhornrind in jedem Schlag des „graubraunen Gebirgsviehs“ zu erkennen. Dazu gehören die Regionalrassen, wie das Graubündner und Tiroler Braunvieh, die Montafoner, das Oberinntaler Grauvieh oder die Allgäuer, die sämtlich seither mit bemerkenswert langer und ungebrochener Beständigkeit nachweisbar sind. Die Gruppe der primigenen Rinder hat in Westeuropa bodenständige Rinderschläge gebildet, die lebhaft an die farbigen Vorbilder auf den Höhlenbildern, also an den Ur, erinnern. Frankreich, England und Spanien kennen mehrere langhörnige Rinderrassen, die in der Züchtungsgeschichte alle auf das Volk der Gallier oder Kelten zurückgeführt werden (FLUCHER 1986). In die östlichen Alpenländer sind die Kelten mit ihrem roten Rind im 5. Jh. v. Chr. vorgedrungen und dabei über das Zillertal und die Kitzbühler Alpen an den Oberlauf der Salzach und Saalach gelangt. Damit erschienen größere Langhornrinder, die das Rassenbild bis heute bestimmen. Die Vorfahren des Pinzgauer Rindes sind somit schon um etwa 500 v. Chr. mit dem Zuzug keltischer Siedler in das heutige Verbreitungsgebiet gelangt und können heute nach zweieinhalbtausend Jahren als bodenständig gelten (HOFMANN 1926; FRAAS 1853). Etwa um 530 bildete sich in dem von den römischen Legionen verlassenen Gebiet zwischen Lech und Inn der neue Volksstamm der Bayern. Ihre Entstehung wird auf Splittergruppen germanischer Stämme, vielfach vermengt mit den verbliebenen Romanen, zurückgeführt, aber auf der Grundlage der hier schon seit 1000 Jahren wohnhaften keltischen Vindeliker. Mit diesen alteingesessenen keltischen Vindelikern ist ihr rotbrauner Viehbestand im Lande verblieben. Dies gilt auch für die Landschaften östlich des Inns, das Salzburger Voralpengebiet, das Inn- und Traunviertel und bis zur Enns. Daraus lässt sich ableiten, dass die Basis der rotbraunen und rotweißen Rinderrassen im heutigen Österreich, im benachbarten Bayern ebenso, das rotbraune Keltenvieh war. Die Blond- und Gelbviehschläge, besonders die Mürztaler und nach ihnen die Murbodner, gehen auf die gelbgrauen Rinder slawisch-illyrischer Einwanderer zurück. Wie weit nach Nordwesten die slawische Zuwanderung ausgegriffen hat, zeigt die Ansiedlung einer kleineren Slawengruppe von etwa 50 Mitgliedern durch das Stift Kremsmünster mit ihren einfarbig hellgrauen bis gelblichen Rindern. Sie wurden auch von den bayerischen Ansiedlern übernommen und weitergezüchtet (KLOIBER 1952). Auch die Vorfahren unserer Haustiere hatten eine an ihre Umgebung angepasste Schutzfärbung. Auf den naturgetreuen Felsmalereien aus der Jungsteinzeit sind zahlreiche Rinder in kräftig rotbraunen bis schwarzgrauen Farbtönen dargestellt. Diese Farbtöne haben durch die spätere Domestikation an Intensität oft noch gewonnen und sind in Kulturfarben übergegangen, weil das nach Zonen verschieden gefärbte einzelne Wildhaar, das an der Wurzel und Spitze meist heller war, diese Mischfarbigkeit verloren hat. In der Lebensgemeinschaft mit dem Menschen hatte die natürliche Schutzfärbung der Tiere ihre Aufgabe verloren (ADAMETZ 1926).

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Dietmar Stutzer

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Bei dieser evolutionsbiologisch bestimmten Umfärbung der Tiere treten oft sehr dunkle bis völlig schwarze Farbtöne – der Melanismus – auf. Die schwarze Unterart der sonst rotbraunen Pinzgauer Rinder, ebenso alle Schwärzlinge oder Rappen, auch bei anderen Haustierarten, sind Beispiele dafür. Dieser Farbstoffverdichtung steht ein allmählicher Verlust, ein Verblassen des Farbpigments, der Flavismus, gegenüber, der in seiner extremsten Erscheinung bis zum völligen Farbgenverlust, dem Albinismus, auftritt. Die Murbodner in der Steiermark, das Kärntner Blondvieh und die Waldviertler in Nieder- und Oberösterreich, die züchterisch in die zahlreichen Gelbviehschläge in Deutschland, aber auch auf dem Balkan und in den einstigen Ostgebieten der Monarchie eingewirkt haben und alle auf das frühere gelbgraufalbe Slawenvieh zurückgehen, zeigen diese flavistische Aufhellung ihrer Haarfarbe. Viel stärker tritt sie auch bei den Simmentalern älterer Zuchtrichtung auf, bei denen die blass pigmentierten Körperpartien von den völlig weißen kaum mehr zu unterscheiden sind (FLUCHER 1986). Eine dritte große Gruppe bilden die gescheckten Haustierarten. Sie zeigen unterschiedlich große, weiße Flecken bis Platten. Sie sind nach ihrer Entstehung als beginnender Albinismus anzusehen und treten bei den ursprünglich einfarbigen Arten an den vom Körpermittelpunkt entferntesten Stellen zuerst auf. Besonders häufig beginnt dieser Albinismus am Kopf durch vereinzelte weiße Stirnhaare, die in den Folgegenerationen zu einem „Stern“ oder „Blüml“, dann zur Blässe und zum weißen Kopf werden können. Zugleich beginnen sie an den Beinen mit weißen Fesseln und farblosen Klauen oder Hufen und in der weiteren Erbfolge zu weißen Schienbeinen und weißem Bauch. Die „Pinzgauer Zeichnung“ ist so entstanden. Die größte Beständigkeit hat die Haarfärbung an den beiden Flanken, doch auch da teilt sie sich oft durch zwei weiße Gürtel, die sich sowohl vom Widerrist als auch vom Kreuzbein abwärts mit dem weißen Bauch verbinden. Dieser Vorgang hat sich sowohl beim Fleckvieh wie beim Niederungsrind gezeigt und hält an (FLUCHER 1986). Letztlich gehen alle heute in Mitteleuropa gehaltenen Rinderrassen auf keltische und illyrische Rinder zurück, die am häufigsten einfarbig oder fast einfarbig rot oder gelb, seltener grau oder gescheckt waren (KALTENEGGER 1879–1897). Die unmittelbaren Nachfahren der keltischen und illyrischen Rinder sind fast alle in ihrem Weiterbestand bedroht. Dabei fällt auf, dass dies am meisten für die gelbfarbigen Rassen und Schläge gilt, während sich einfarbig rote Rinderassen in Flandern, Schleswig, Dänemark und Schweden besser behaupten konnten (AMSCHLER und PITTIONI 1949; REINDEL 1949; GSTIRNER 1926). Durch die vom Frühmittelalter bis ins 15. Jahrhundert allein praktizierte Form der Siedlungs- und Höfebeschreibung, die Urbare, von denen die meisten über den Besitz der Landesherren und der Klöster überliefert sind, ist die Ausstattung der Bauernanwesen bekannt. Wenn ein Hof vergeben wurde, erhielt der Hintersasse Pflug, Eggen und einen Wagen mit vier Spannochsen. Daraus lässt sich schließen, dass auf einem mittelalterlichen Bauernhof vier Zugochsen den Kern der Tierhaltung ausgemacht haben (DOLLINGER 1949; DEUTSCH 1982; STUTZER 2007). Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen

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Im 12. und vor allem im 13. Jahrhundert kam es in Bayern, Tirol und im übrigen Ostalpenraum zur Herausbildung neuer Hofformen mit spezialisierter Weidewirtschaft und Rinderhaltung, den Schwaighöfen. Sie waren auf die Butter- und Käseproduktion ausgerichtet. In den Grundherrschaftsurbaren der oberbayerischen Prälatenklöster, die allesamt Besitzungen in Tirol hatten, finden sich viele Zinsregister mit den Angaben über die Zahl der Käselaibe, die abzuliefern waren, von den meisten Schwaigen 300 Stück Käse pro Jahr. Dazu waren Viehbestände von 12 bis 14 Kühen nötig. Man kann daraus schließen, dass diese Schwaighöfe Rinderbestände von etwa 22 Tieren hielten. Noch bis um 1960 waren die Tierbestände pro Hof in den Gebirgslandschaften kaum größer. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts finden sich eigene Bezeichnungen, ein Anzeichen für eine neue Wirtschaftsorganisation: Vaccariae, casealia, curtes stabulares oder Stadelhöfe. Am gebräuchlichsten ist die Bezeichnung „swaiga“, eine latinisierte Form des keltischen Wortes Schwaige, die andere Bezeichnungen nahezu vollständig verdrängt. Swaiga beschrieb ursprünglich eine bestimmte Wirtschaftseinheit von unterschiedlicher Flächengröße, aber mit einheitlichem Viehbestand. Neben Käse hatte die swaiga Vieh an den Grundherrn zu liefern, in der Regel alle drei oder sechs Jahre ein Stück. Die Ausdehnung der Weidewirtschaft im 12. und 13. Jahrhundert führte überall, vor allem aber in den Alpen, zu einer starken Zunahme der Schwaighöfe. Das wird besonders deutlich in den Urbaren der Herzöge von Bayern aus den Jahren 1228 und 1280. In einem einzigen Tal Tirols, dem Leukental, besaß der Herzog 45 „swaigae“. Die Weidehöfe hatten sich in den Talsohlen und an den Hängen der Haupttäler ausgedehnt, aber auch in den Hochtälern. Ihre Grenze lag in Tirol bei 1200 Metern, bei 1000 bis 1100 Metern in den Salzburger Alpen. Dies war gleichzeitig die Obergrenze der Besiedlung. Das Ergebnis war eine erhebliche Ausdehnung der Landnutzungsflächen und die Einbeziehung neuer Räume in die Dauerbesiedlung. Die rasche Zunahme der Weidehöfe lässt sich mit einer Zunahme des Käseverbrauchs, am meisten aber mit dem starken Bevölkerungswachstum in den Gebirgsgegenden erklären. Die Besiedelung ist dichter gewesen als heute, am dichtesten vermutlich um 1250. Im Alpenraum gab es neben den Höfen mit Rindviehhaltung auch zahlreiche bäuerliche Dauersiedlungen, die hauptsächlich Schafe hielten. Die Abgaben an die Grundherrschaft umfassten dann Schlachtschafe, Lämmer, Wolle oder Tuch. Die Schafe lieferten neben Milch und Käse vor allem Wolle. Ihre Futtergrundlage fanden sie auf jenen Flächen, die für Großtiere kaum noch geeignet waren. In seiner sehr faktenreichen Monografie „Zur Geschichte der Salzburger Haustiere“ (1986) schreibt Hans Flucher: „Einzig und allein über die Haustiere des frühen Mittelalters und ihre Unterarten schweigen alle geschichtlichen Angaben beharrlich, weshalb auch der Linzer Forscher Ämilian Klofiber über die ungefähre Zeit von 500 bis 1700 mit Recht ‚von einer großen Lücke‘ spricht, ‚die weder durch die bei Ausgrabungen gefundenen Skelette noch durch schriftliche Angaben sich ausfüllen lässt‘“. Auch der Grazer Historiker Adolf Gstirner, der aus dem gleichen Grund schon ab etwa 1920 versucht hat, aus bäuerlichen Hinterlassenschaftsakten, in denen zumeist die Rinder nach ihren Farben verzeichnet sind, auf die vorhandenen Rassen zu schließen, hat damit nur

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die Ergebnisse von Ferdinand Kaltenegger in dessen sechsbändigem Werk zu bestätigen vermocht. „Daher wurde von mir zur Ermittlung des Aussehens der damaligen Rinder und Pferde ein anderer Weg versucht. Wo immer ich mich in meinem recht bewegten Berufsund Wanderleben aufgehalten habe, war mein besonderes Augenmerk all den kleinen und großen farbigen Bildern und Darstellungen von früheren Haustieren gewidmet. In Kirchen und Kreuzgängen waren es vor allem die Fresken, in Museen alte Ölgemälde, Skulpturen und Stiche, die vereinzelt auch Haustiere zeigten. Vor allem durften bei Bildern der Heiligen Familie Esel und Ochs niemals fehlen, und letzterer zeigte, mit kaum einer Ausnahme, stets die Fellfarbe der Rinder der betreffenden Gegend. Das war auch bei alten Krippen und besonders bei vielen Votivtafeln der Fall, die nach Klaus Beit ab dem 16. Jahrhundert in unseren Wallfahrtskirchen und Patrozinien der Viehheiligen von frommen Pilgern gestiftet worden waren. So konnte ich schon zu einer Zeit, da der kulturelle Aussagewert gerade der Votivtafeln kaum noch erkannt war und diese noch ungefährdet vor Dieben an frommer Stätte hingen, sie auch für meine besonderen Zwecke genau erforschen …“ H. Flucher hat damit – offenbar als einer der Ersten – einen Ansatz zur Aufklärung der tierzuchtgeschichtlichen Frage nach dem tatsächlichen Aussehen der Haustiere, bevorzugt der Pferde und Rinder, gewählt, der am besten geeignet ist, Antworten zu liefern, aber nach ihm nicht mehr verfolgt und vor allem nicht erweitert wurde (FLUCHER 1986; MESNIL 1857). Dabei ist aber die europäische Kunstüberlieferung gerade für die Haustiergeschichte eine einzigartige Quelle. In der sakralen Kunst des hohen Mittelalters sind zahlreiche Tierdarstellungen anzutreffen, sowohl in der Malerei wie in der Plastik. Bevorzugt werden die tierischen Begleiter der Heilsgeschichte, also Ochs, Esel und Lamm. Ihre Rolle ist die der Statisten und des Inventars der in sehr festen Formen wiedergegebenen Heilsgeschichte. Als Individuen werden sie nicht gesehen. Vor allem durch die Werke des Oberbayern Max Wagenbauer (HÖCHSTETTER 2000), des Niederösterreichers Friedrich Gauermann (FEUCHTMÜLLER 1962–1985) und des um zwei Generationen jüngeren Württembergers Heinrich Zügel (DIEM 1975) kann nachvollzogen werden, wie die Rinderrassen der Alpenlandschaften zwischen 1800–1860 ausgesehen haben, welche Lebendgewichte sie gehabt haben, wie langlebig sie gewesen sind und wie viel Milch die Kühe gegeben haben können. Dies zum Beispiel lässt sich aus dem Gewicht der Kälber zurückrechnen, das durch die Stimmigkeit der von Gauermann gemalten Proportionen der Tierkörper recht genau erschlossen werden kann: Es waren hochgestellte knochige Tiere, oft mit Senkrücken, betonten Hüftknochen, breit gewölbtem Rumpf und entsprechendem Pansen, festem Beinwerk und hoher Marschtüchtigkeit und Lebendgewichten, die auf 350–600 kg zu schätzen sind. Allen Tieren ist ihre Lebhaftigkeit und die Sicherheit anzusehen, mit der sie sich auch in schwierigster Umwelt bewegen konnten. Die Kunst hat die aus heutiger Sicht einzigartig bunte Vielfalt der Tierrassen und ihrer örtlichen Ausprägungen in der alpenländischen Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts festgehalten, die sich von der des 18. Jahrhunderts noch nicht wesentlich unterschieden Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen

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hat. Auf den Bildern ist zu sehen, dass es die bis heute dekorativste Rinderrasse Österreichs, die Pinzgauer, in rot-weißer, schwarz-weißer und braun-weißer Färbung gegeben hat (GIERTH 1892), dass die – auch bis heute – anmutigste Rinderrasse Österreichs, das Oberinntaler Grauvieh damals in ganz Niederösterreich verbreitet war, in vielfältigsten Variationen von Farbe und Gesamtaussehen. Ebenso findet sich auf zahlreichen Gemälden in niederösterreichischen, nordbayerischen oder böhmischen Landschaften die älteste Rinderrasse Europas, das schwarz-rote oder einfarbig rote Keltenrind (FRAAS 1853). Von dieser Rasse, die noch heute von Flandern bis zum Ural anzutreffen ist und von der es Regionalrassen der slawischen Kulturräume in großer Zahl gibt, kennt die Kunstgeschichte Gemälde polnischer wie englischer Maler, deren Darstellungen mit denen von Gauermann Ähnlichkeiten haben. Durch die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Darstellungen von Friedrich Gauermann geben seine Bilder dem Tierzüchter und Genetiker Auskunft darüber, wie eine fast ausgestorbene Rinderrasse des alpinen Österreich einmal ausgesehen hat, die Bergschecken, von denen das Programm zum Schutz bedrohter Haustierrassen Österreichs noch einige Vertreter erhält. Das Gleiche gilt für die schwarzen Tuxer und Zillertaler Rinder, ebenso für die Pustertaler Sprinzen, die noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Voralpenlandschaften verbreitet waren. Ein zuwenig beachtetes Bild des Oberbayern Max Wagenbauer von 1818 zeigt vor der Alpenkulisse eine Gruppe von gelben Rindern mit dunklem Flotzmaul, die zu der Rasse des später als „Mürztaler“ beschriebenen Gelbviehs aus der Steiermark gehört haben müssen und direkt auf die Murbodner hinweisen. Die Aussagen der Kunst bestätigen umfassend die Feststellung von Kaltenegger, „dass es bis in die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts nirgends in den Alpen und Mitteleuro­pa eine Racezucht als wirtschaftlichen Selbstzweck gegeben hat. […] Demnach wurde auch auf eine Zucht nach bestimmten Rassekennzeichen absolut keine Bedeutung gelegt“ (KALTENERGGER 1879– 1897). Für die gedruckte Literatur treffen die Aussagen von H. Flucher, dass zum Aussehen der Haustiere „die Quellen für mehr als ein Jahrtausend schweigen“ weitgehend zu (FLUCHER 1986). Anders ist es bei der geschriebenen Literatur, wie sie vor allem in den Klöstern entstanden ist. In den Akten der Klöster sind Viehregister, die vielfach die Tiere nach ihrer Farbe beschreiben, meist aus Visitationen oder beim Abtwechsel, erhalten geblieben. Auch sie sagen aus, dass rote, schwarz-gelbe und grau-gelbe Höhenrinder und vor allem rot-weiße Schläge gehalten wurden, die Vorläuferrassen der Pinzgauer und der rot-weißen Schecken der Alpenlandwirtschaft waren. Die großen Bestände an Klosterliteralien aus der Säkularisation von 1803 und den josephinischen Aufhebungen von 1782 in den bayerischen und österreichischen Archiven sowie die Überlieferungen der bestehenden Stifte in Österreich bieten hier reiche Forschungsmöglichkeiten. Die Pferderasse Österreichs schlechthin, die Noriker, geht wie alle heutigen Pferderassen auf die alleinige Stammform Equus caballus przewalski zurück. Von der Frühgeschichtsforschung wird es auch als „Eiszeitpferd“ bezeichnet, dessen Geschichte sich durch etwa 10 000 Jahre zurückverfolgen lässt und das vom Atlantik bis nach Sibirien verbreitet war. Zentrum der Zucht und Ausbreitung war stets das heutige Bundesland

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Salzburg mit Ausläufern in der Steiermark und Kärnten sowie im benachbarten Bayern (SUCHANKA 1900). Dort findet sich die amtliche Bezeichnung „Süddeutsches Kaltblut“. Im Sprachgebrauch hat sich der Rassenname „Noriker“ aber auch in Bayern erhalten. Das gesamte Zuchtgebiet bildet heute das einzige geschlossene Zuchtgebiet für Kaltblutpferde im deutschen Sprachraum. Im übrigen Europa finden sich Erhaltungszuchten für Kaltblutpferde nur noch in den belgischen Ardennen und in Nordfrankreich für das schwere Ardennerpferd sowie in polnischen Staatsgestüten. Auch die Schweizer Armee erhält einige kleine Bestände. Österreich hat noch sieben Ziegenrassen, Deutschland fünf und die Schweiz sieben, deren Erhaltung allerdings mit gezielten Maßnahmen gesichert werden muss. Die historische Grundform ist die Gämsfarbige Gebirgsziege mit mehreren Unterformen, von denen die Pinzgauer Ziege durch ihre braune bis rote Färbung den in Europa am meisten verbreiteten Ziegenrassen am ähnlichsten ist. Sie wie die übrigen alpinen Ziegenrassen – zoologisch: Capra prisca –, sind Nachkommen der asiatischen Bezoarziege, zoologisch Capra hircus aegagrus (SAFFERT 1985; FLUCHER 1986). Sie sind vermutlich auf dem gleichen Wege wie die Wildformen von Roggen und Weizen aus Asien nach Europa und dort vor allem in seine Alpenlandschaften gelangt. Die Domestikation der Ziegen in Kleinasien kann 7 000 bis 8 000 Jahre zurückliegen. Als Haustiere können sie von einwandernden Völkern, zusammen mit dem Kurzhornrind, nach Europa gebracht worden sein. Die Domestikation der kleinen Wiederkäuer ist vermutlich etwa 3 000 Jahre älter als die des Rindes und wird für die Zeit um 8 000 v. Chr. angenommen, liegt somit etwa 10 000 Jahre zurück. Während für die Wiederkäuer der kleinasiatische, für Schafe auch der südosteuropäische Herkunftsraum als gesichert gilt, wird für das Schwein sowohl eine spätere Domestikationszeit von etwa 8 000 v. Chr. als auch ein fernöstlicher Herkunftsraum für möglich gehalten. Auch eine Parallel- oder Nachdomestikation von Wildschweinarten in Südosteuropa, das damals vor allem von Eichenwäldern bedeckt war, ist möglich. Auffallend ist, dass zwischen der Domestizierung der Gans vor 4 500 Jahren in Ägypten, der des Huhnes vor 3 500 Jahren in Vorderasien und derjenigen der Stockente vor 3 000 Jahren in Europa, Asien und Nordamerika (damals für Europa noch nicht bekannt) tausend und mehr Jahre liegen. Die Pute mit der Stammheimat Nordamerika wurde erst vor etwa 500 Jahren domestiziert und zeigt noch heute Verhaltensweisen einer Wildvogelart. Das Haushuhn der nahen Vergangenheit und der Gegenwart ist eine Zuchtform des Bankivahuhns, eines Wildhuhns aus Südostasien, und gehört zoologisch zur Familie der Fasanenvögel. Mit dem Jagdfasan teilen viele Rassen das vielfarbige und dekorative Gefieder. Eine geradezu junge Haustierart ist das Kaninchen, das vor 1 500 Jahren und damit in historischer Zeit nach schriftlicher Überlieferung in Frankreich domestiziert wurde. Mit der Domestizierung ist eine Vielzahl typischer Merkmals- und Verhaltensänderungen verbunden, die besonders bei der Färbung hervortreten. Die dunklen und unauffälligen Fellfarben mit Tarnfunktion haben sich mit der Domestikation immer mehr verändert und in Farbreichtum vor allem der Wiederkäuer verwandelt, der vor Einsetzen der systematischen Tierzucht noch sehr viel größer war als in der Gegenwart. Hauptzeugnis dafür ist die Kunst. Tierzuchtgeschichtliche Betrachtungen

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Bei den meisten Tierarten ist mit der Domestikation eine Abnahme der Gehirnmasse um 20–30 % eingetreten, verbunden mit einer Verstärkung der für den Menschen nützlichen Eigenschaften, wie der Milchleistung bei Rind und Ziege oder der Vermehrung und Verfeinerung der Wollproduktion beim Schaf – Wildschafe tragen, ebenso wie manche urtümliche Hausschafrassen, keine Wolle, sondern Haar. In ihren Merkmalen und Verhalten haben sich Schaf und Ziege im Hausstand ansonsten wenig verändert. Bei einigen Ziegenrassen ist eine rotbraune Färbung erhalten geblieben, die ähnlich auch die Rinderrassen hatten. Das Schwein hat dagegen seine ursprüngliche Schutzbehaarung ebenso verloren wie das Legehuhn seine Flugfähigkeit. Noch im frühen Mittelalter waren Haushühner ähnlich flugfähig wie es Hausenten noch in der Gegenwart sind. Ebenso haben sich die Ausprägungen einiger Verhaltensweisen geändert, etwa durch eine reduzierte Aggressivität und ein abgeschwächtes Flucht- und Verteidigungsverhalten. Eine Domestikationsfolge ist auch die gesteigerte Fortpflanzungsrate, die besonders beim Schwein hervortritt. Dieser Wandel des generativen Verhaltens reicht teilweise bis zur vollständigen Aufgabe der saisongebundenen Fortpflanzung. Das Brutpflegeverhalten hat sich bei allen Tierarten abgeschwächt. Während sich die Körpergewichte bei Schafen und Ziegen nur wenig verändert haben (ADAMETZ 1915; FLUCHER 1927), sind sie bei Rindern und Pferden teilweise bis zur Verdoppelung erhöht, ebenso beim Fleisch- und Legegeflügel, während sie beim Schwein gegenüber der Wildform drastisch abgenommen haben. Bei gefährdeten Rassen steht heute die Erhaltung der genetischen Variabilität im Vordergrund, eine Zuchtauswahl auf Leistung tritt zurück, ohne aber die charakteristischen Rassemerkmale aufzugeben. Die übermäßige Formen-, Farben- und Typzucht, wie nach der „Entdeckung der Rassen“ im 19. Jahrhundert, wird heute nicht mehr betrieben. Alle Zuchttiere und Bestände gefährdeter Nutztierrassen werden in elektronischen Herdebüchern dokumentiert. Dafür muss jedes Tier einzeln gekennzeichnet werden. Um öffentliche Förderungen lukrieren zu können, müssen sich die Züchter hochgefährdeter Rassen nach den Anpaarungsempfehlungen auf der Basis genetisch möglichst unverwandter Tiere (Heterozygotieprogramm) richten, die von der jeweils verantwortlichen Zuchtorganisation erstellt werden. Ziel ist es, den Inzuchtgrad in der Zuchtpopulation möglichst gering zu halten. Zu diesem Zweck kommt auch kontrollierter Samen aus Tiefgefrier­ depots zum Einsatz. Die Konservierung von Samen und Embryonen in der österreichischen Genbank für Nutztiere trägt dazu bei, den gegenwärtigen Stand der genetischen Vielfalt zu erhalten, aber der Versuch, nur auf diesem biotechnischen Wege eine Rasse zu erhalten, ist nicht sinnvoll, weil dann eine Weiterentwicklung der Rasse nicht mehr möglich ist. Biotechnische Maßnahmen dieser Art stellen deshalb eine Ergänzung der Programme zu Generhaltung dar. Die Erhaltung einer gefährdeten Rasse soll in bäuerlicher Zucht bleiben, weil nur so neben den Tieren auch das Erfahrungswissen der Züchter erhalten wird. Die Haltung in Zoologischen Gärten und Tierparks verbessert die Öffentlichkeitsarbeit, hat aber für die tatsächliche Generhaltung nur geringe Bedeutung. In Österreich wurde teilweise das von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover ent­ wickelte OPTIMATE-Programm zur Anpaarungsplanung verwendet. Von allen Zuchttie­­

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ren einer hochgefährdeten Rasse werden alle bekannten Abstammungen sowie weitere zucht­relevante Informationen (Alter, Exterieur, Fremdgenanteile, Züchter und Halter) er­ fasst. Das Programm OPTIMATE ermöglicht es, Paarungssysteme einzusetzen, die beson­ ders in kleinen Populationen negative Einflussfaktoren auf die genetische Vielfalt regulieren und gleichzeitig die Zuchtstrategien kontrollieren und ihre Wirksamkeit überprüfen lassen. Mit Populationsplanungsprogrammen können Kennzahlen wie der lnzuchtkoeffizient mit der Aussage, wie stark ein Tier von Inzucht bestimmt ist, dessen Steigerung pro Generation und die effektive Populationsgröße, eine Maßzahl für den tatsächlichen Einsatz der Elterntiere in der Zucht, die Auskunft über den Verlust von Genvarianten geben, berechnet werden. Meistens kommt es in kleinen Populationen zu einer dramatischen Abnahme der effektiv eingesetzten Vatertiere, während die Anzahl der Muttertiere noch ausreichend ist. Darüber hinaus sind diese Vatertiere häufig miteinander verwandt, sodass mit einer weiteren Zunahme der Inzuchtrate zu rechnen ist (FISCHERLEITNER und KINBERGER 2005). Populationsplanungsprogramme eignen sich daher neben der Erstellung von Anpaarungsplänen zur maximalen Vermeidung von Inzucht auch zur genetischen Beobachtung der gesamten Population. Sie dienen der Kontrolle, ob bei vorausgegangenen Generationen jene empfohlenen Selektions- und Anpaarungsstrategien tatsächlich durchgeführt worden sind, die den Anstieg der Inzucht möglichst gering halten und damit dem Ziel, die genetische Vielfalt zu bewahren, möglichst nahe kommen. Die Natur-Wissenschaften (im Wortsinne) sind mit Ausnahme von Astronomie und Mathematik bis an die Schwelle der Gegenwart empirische, auf Erfahrungswissen aufgebaute Wissenschaften. Die Nutzung der Naturressourcen einschließlich der Tiere beruhte auf Beobachtung und Erfahrung langer Generationenfolgen, deren Weitergabe die Generationen auch verbunden hat. Von Erfahrungswissen war auch das gesamte land- und hauswirtschaftliche Handeln bestimmt, mit aus heutiger Sicht erstaunlich effektiven Ergebnissen. Die Aufklärung und die ihr folgenden experimentellen Naturwissenschaften haben die Nutzung der Naturkräfte durch wiederholbares Experiment, Analytik und später durch Digitalisierung in Datensystemen zur exakten Wissenschaft mit berechenbaren Ergebnissen gemacht. Dies gilt auch und gerade für die Tierzucht als Teil der Genetik. Ihre große kulturelle Dimension aber wurde lange vorher von der Kunst erfasst, in Bilder gebracht und damit überliefert. Die großen Entdeckungen zum Leben der Haustiere im Universum der Kunst stehen jedoch erst noch bevor.

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3. Rote Liste der alten Haustierrassen Österreichs – Einstufung Nach ZULKA (2000) überarbeitet von ARCHE Austria Erstmals wird der von Zulka et al. (2000) entwickelte und an etlichen frei lebenden Vertebraten- und Evertebratenarten (s. Bände 14/1 bis 14/4 der Grünen Reihe des Lebensministeriums) erprobte, dichotome Einstufungsschlüssel hier auf Haustierrassen angewandt. Dies ist deshalb möglich, weil jede seltene Haustierrasse ebenfalls ganz spezifischen Risikofaktoren ausgesetzt ist, die auf Bestandsgröße und -entwicklung wie auch auf deren Habitatverfügbarkeit und Entwicklung der Habitatsituation Einfluss nehmen. Dass der Mensch Haustiere in direkterer Weise bestimmt als Wildtiere, bedeutet keinen grundsätzlichen Unterschied; Populationsgröße, Angepasstheit an die Umwelt (Produktionsziel) bzw. artgemäße Habitate, genetische Isolation oder Verdrängung bspw. können analoge Auswirkungen auf Überleben und Verbreitung von alten Haustierrassen haben. Alle potenziellen Einflüsse auf den Bestand einer Rasse können mit den Begriffsbestimmungen der einzelnen Gefährdungsindikatoren erfasst werden (s.u.): So wird etwa die „Habitatverfügbarkeit“ bei Haustieren zu „potenziellen Haltungsgebieten“, die „direkte anthropogene Beeinflussung“ zur „Produktionsumwelt“; analog zur aktiven „Einwan­ derung“ von Wildtierpopulationen kann hier der „Import“ von Zuchttieren eine entscheidende Rolle spielen. Unter den „weiteren Risikofaktoren“ des Indikators H wurden alle jene für die Haustiere bestandsfeindlichen Faktoren aufgelistet, die nicht schon von einem früheren Indikator erfasst worden waren. Ergebnis sind also Rote Listen von Haustierrassen, deren Kategorien nicht nur die Namen der international definierten Gefährdungsklassen tragen, sondern auch inhaltlich mit denen wild lebender Arten vergleichbar sind.

Definition der Gefährdungskategorien RE = In Österreich ausgestorben oder verschollen (Regionally Extinct): Rassen, die

in Österreich verschwunden sind. Ihre Populationen sind nachweisbar ausgestorben, ausgerottet oder verschollen (d.h. es besteht der begründete Verdacht, dass ihre Populationen erloschen sind). CR = Vom Aussterben bedroht (Critically Endangered): Es ist mit zumindest 50%iger

Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Rasse in den nächsten 10 Jahren (oder 3 Fortpflanzungsgenerationen) ausstirbt (je nachdem, was länger ist). EN = Stark gefährdet (Endangered): Es ist mit zumindest 20%iger Wahrscheinlichkeit

anzunehmen, dass die Rasse in den nächsten 20 Jahren (oder 5 Generationen) ausstirbt (je nachdem, was länger ist). Rote Liste der gefährdeten Haustierrassen Österreichs – Einstufung

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VU = Gefährdet (Vulnerable): Es ist mit zumindest 10%iger Wahrscheinlichkeit anzu-

nehmen, dass die Rasse in den nächsten 100 Jahren ausstirbt.

NT = Gefährdung droht (Near Threatened): Weniger als 10  % Aussterbenswahr-

scheinlichkeit in den nächsten 100 Jahren, aber negative Bestandsentwicklung oder hohe Aussterbensgefahr in Teilen des Gebietes. LC = Nicht gefährdet (Least Concern): Weniger als 10 % Aussterbenswahrscheinlich-

keit in den nächsten 100 Jahren, weitere Attribute wie unter NT treffen nicht zu.

DD = Datenlage ungenügend (Data Deficient): Die vorliegenden Daten lassen keine

Einstufung in die einzelnen Kategorien zu.

NE = Nicht eingestuft (Not Evaluated): Die Rasse wurde nicht eingestuft.

Indikatoren zur Einschätzung der Gefährdung jeder Rasse  A = Bestandssituation (Zahlen aus den Herdebüchern, privaten Dokumenten u. dgl.)  B = Bestandsentwicklung (zum Beispiel Verhältnis der in der jüngeren Vergangenheit

nachgewiesenen Bestandszahlen zu früher vorliegenden Bestandszahlen)

 C = Arealentwicklung  D = potenzielle Haltungsgebiete (= „Habitatverfügbarkeit“; Ausmaß an geeigneten Le-

bensräumen; z.B. als Fläche)

 E = Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete (= „Entwicklung der Habitatsitua-

tion“; Trends der limitierenden Faktoren für die jeweilige Rasse)  F = Produktionsumwelt (= direkte anthropogene Beeinflussung)  G = Import (= Einwanderung)  H = weitere Risikofaktoren

Anlegen von Skalen der Gefährdungsindikatoren

1. Die Rassen jeder Art werden aufgelistet. 2. Den Rassen jeder Art werden in Bezug auf jeden Indikator auf einer 10-teiligen Skala (bzw. 20-teiligen bei Minusbereich – s. u.) Ränge zugewiesen (siehe Abbildung 3.1), d.h., sie werden hinsichtlich des jeweiligen Indikators in eine Reihenfolge gebracht. Damit ist eine Rangskala entstanden. In vielen Fällen wird die verfügbare Information mit dieser Rangskala ausgeschöpft sein; dann muss angegeben werden, dass die jeweilige Skala des Gefährdungsindikators nur Rangstufen ausweist und dass das Intervall von 8 bis 9 nicht den gleichen Abstand wie 3 bis 4 bedeuten muss. 3. Wenn sich die Rangskala (bspw. der Rinderrassen innerhalb der Art Rind) auf eine

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10-teilige Intervallskala linear abbilden lässt, kann die gewonnene Abfolge der Rassen direkt zur Eichung verwendet werden; zum Beispiel markiert die Rasse mit dem stärksten Bestandszuwachs den Wert 10, diejenige mit dem stärksten Rückgang den Wert –10, der Rest der Rassen wird auf die restlichen Rangstufen gleichmäßig aufgeteilt. In manchen Fällen wird aus der Rangskala näherungsweise eine Intervallskala ableitbar sein. 4. In vielen Fällen wird die tatsächliche Verteilung der Werte allerdings linksoder rechtsschief sein. Bei gewissen Arten können viele Rassen geringe Be­standszahlen und einige wenige hohe Bestandszahlen haben. In einem solchen Fall müsste die Rangskala entsprechend korrigiert werden, wofür zu­sätzliche Information erforderlich ist.

Abbildung 3.1: Schema der Vorgangsweise für die Ein-

stufung in Gefährdungskategorien (ZULKA et al. 2000)

Gefährdungsindikatoren im Detail

Indikator A – Bestandssituation Die grundsätzliche Bedeutung des Bestands als Indikator der Gefährdungssituation ist offenkundig: Je größer die Populationen einer Rasse noch sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass genetische Verarmung eintritt oder zufällige Einzelereignisse die Rasse zum Aussterben bringen. Bei Rassen mit geringen Bestandszahlen werden sich daher unvorhergesehene äußere Einflüsse (Nutzungsänderungen, Krankheitsepidemien) viel gefährlicher auswirken als bei Rassen mit weit verstreutem Vorkommen. Besonders kritisch ist die Situation für Rassen mit kleinen Populationen und lokal begrenztem Vorkommen. Als Mindestzeit, ab der eine Rasse bei vergeblicher Nachsuche als verschollen gilt, wird eine Zeit von 50 Jahren empfohlen. Je nach verfügbarem Datenmaterial oder Tierart kann diese Mindestzeit variieren. Im Einleitungskapitel für die jeweilige Tierart sind die Art der Eichung der Einstufungsskala und die Rahmenbedingungen angegeben.

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Tabelle 3.1: Skalierungsbeispiele für den Indikator A – „Bestandssituation“

Einheit

Beispiel: Populationsgröße

Beispiel: Anzahl Betriebe

Beispiel: Orte, Gemeinden etc.

?

nicht bekannt

nicht bekannt

nicht bekannt

nicht bekannt

0

kein Vorkommen

kein Vorkommen

kein Vorkommen

kein Vorkommen

bis 20 Individuen

bis 3 Betriebe

bis 3 Orte

bis 50 Individuen

bis 10 Betriebe

bis 10 Orte

bis 100 Individuen

bis 15 Betriebe

bis 15 Orte

bis 250 Individuen

bis 30 Betriebe

bis 30 Orte

bis 500 Individuen

bis 50 Betriebe

bis 50 Orte

bis 600 Individuen

bis 60 Betriebe

bis 70 Orte

bis 750 Individuen

bis 75 Betriebe

bis 90 Orte

bis 900 Individuen

bis 90 Betriebe

bis 100 Orte

bis 1000 Individuen

bis 100 Betriebe

bis 150 Orte

über 2000 Individuen

über 100 Betriebe

über 150 Orte

1 2

sehr selten

3 4

selten

5 6 7

häufig

8 9

sehr häufig

10

(ZULKA et al. 2000; verändert)

Indikator B – Bestandsentwicklung Dieser Indikator wird als zentral für die Einstufung des Gefährdungsrisikos dann angesehen (vgl. SCHNITTLER und LUDWIG 1996; IUCN 1994), wenn eine gewisse Datenqualität über einen längeren Zeitraum (in etwa 20 Jahre) besteht. Das Erfassungsverfahren muss in der Lage sein, kurzfristige Schwankungen von langfristigen Trends zu unterscheiden. Besondere Bedeutung bekommt die Auswertung von Trenddaten dann, wenn eine plausible oder überprüfbare Hypothese für die Gründe des Rückgangs vorliegt, denn dann können verlässliche Aussterbensprognosen abgeleitet werden. Die dekadische Skala sollte sich als praktisch erweisen, da Prozentzahlen direkt abgebildet werden können. Die Wahl des Vergleichszeitraumes ist den Bearbeitern überlassen. Es sollte womöglich ein günstiges Stichjahr gewählt werden (z.B. 1970), wenn dieses Stichjahr bei der jeweiligen Haustierart nach der Datenlage aussagekräftig erscheint.

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Tabelle 3.2: Skalierungsbeispiele für den Indikator B – „Bestandsentwicklung“

Einheit ? –10

Verbale Umschreibung

Rasse

sehr stark abnehmend

–9

bis –100 % des Bestands bis –90 % des Bestands

–8 –7

Skalierung

nicht bekannt

bis –80 % des Bestands stark abnehmend

bis –70 % des Bestands

–6

bis –60 % des Bestands

–5

bis –50 % des Bestands

–4 –3

bis –40 % des Bestands abnehmend

bis –30 % des Bestands

–2

bis –20 % des Bestands

–1 0

bis –10 % des Bestands gleichbleibend

Gleichbleibend

1

bis +10 % des Bestands

2 3

bis +20 % des Bestands zunehmend

bis +30 % des Bestands

4

bis +40 % des Bestands

5

bis +50 % des Bestands

6 7

bis +60 % des Bestands stark zunehmend

bis +70 % des Bestands

8

bis +80 % des Bestands

9 10

bis +90 % des Bestands sehr stark zunehmend

bis +100 % des Bestands in den letzten 20 Jahren

(ZULKA et al. 2000; verändert)

Wie alle Skalierungen ist der gewählte Vergleichszeitraum im Vorwort zur bearbeiteten Haustierart anzugeben und bei Abweichungen vom Standard zu begründen. Indikator C – Arealentwicklung Bestandsentwicklungen können gleichmäßig das ganze Verbreitungsgebiet einer Rasse innerhalb Österreichs betreffen. Sie können aber auch mit Veränderungen des Areals einhergehen. Wenn beispielsweise eine ursprünglich über das ganze Bundesgebiet vorkommende Rasse heute nur mehr in einem Bundesland vorkommt, so ist dies gravierender einzuschätzen als die gleichmäßige Ausdünnung der Bestände im gesamten Gebiet, da im ersteren Fall mit großer Wahrscheinlichkeit lokal adaptierte Genotypen verloren gehen. Die Arealentwicklung geht in die Bewertung ein, wird aber in der Gefährdungseinstufung nicht stark gewichtet. Dennoch sollte sie detailliert ausgewiesen werden, da sie Rote Liste der gefährdeten Haustierrassen Österreichs – Einstufung

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ein gutes Bild über die Situation einer Rasse im Bundesgebiet vermittelt. Größere Differenzen des Bestandstrends zwischen Regionen sollten sich in dieser Zahl widerspiegeln (z.B. Rasse ist im Flachland ausgestorben, in den Gebirgen noch präsent, also Arealkontraktion). Umgekehrt geht aus einem hohen positiven Wert dieser Zahl (Arealexpansion) unter Umständen hervor, dass die entsprechende Rasse verlorenes Terrain wieder zurückgewinnen konnte. Die Details für diese Interpretation können im Anmerkungsfeld ausgewiesen werden. Es sollte bei guter Dokumentationslage auch vermerkt werden, welche Regionen aufgegeben wurden bzw. welche Gebiete von der Arealexpansion betroffen waren. Skalierung

Analog zu Indikator B. Der Vergleichszeitraum sollte übereinstimmen. Indikator D – potenzielle Haltungsgebiete Mit potenziellen Haltungsgebieten (= „Habitatverfügbarkeit“; Ausmaß an geeigneten Lebensräumen; z. B. spezifische, geeignete Kulturlandschaft) ist derjenige Anteil an Kulturlandschaftsfläche gemeint, welcher der jeweiligen Rasse im Bundesgebiet als Lebensraum dienen könnte, unabhängig davon, ob die Flächen und Betriebe tatsächlich von ihr besiedelt sind. Für Rassen mit hohen Haltungs- bzw. Habitatansprüchen (freilandökologische Bedingungen und/oder besondere Haltungsanforderungen) ist der Anteil der Fläche, auf der sie zusagende Lebensbedingungen vorfinden, vermutlich eher gering, die Verfügbarkeit an geeignetem Lebensraum ist daher begrenzt. Skalierung

Ein begrenztes Ausmaß an potenziellen Haltungsgebieten und somit eine niedrige Einstufung auf der Gefährdungsindikator-Skala sollten Rassen erhalten, deren Lebensraum­ ansprüche  komplex sind, d.h. aus vielen Einzelanforderungen bestehen, die alle zur gleichen Zeit erfüllt sein müssen,  nur zu gewissen Zeiten erfüllt sind, zum Beispiel in der Stallhaltung,  nur durch bestimmte Managementmaßnahmen erfüllt sind,  stabile Verhältnisse inkludieren,  extreme Faktorenkombinationen erfordern.

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Tabelle 3.3: Skalierungsbeispiele für den Indikator D – „potenzielle Haltungsgebiete“

Einheit 10

Verbale Umschreibung

Beispiele

sehr viele

9 8

viele

7 6

mäßig viele

5 4 3

wenige

2 1

sehr wenige

0

Lebensraum fehlt

(ZULKA et al. 2000; verändert)

Indikator E – Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete (= „Entwicklung der Habitatsituation“) Da Haustiere ohne den Menschen nicht in ihrem Zuchtstatus erhalten bleiben, sind Informationen über die Entwicklung der Umwelt- bzw. Wirtschaftsbedingungen potenzieller Halter unbedingt erforderlich, um die verlässlichsten Prognosen über den Fortbestand der Rassen zuzulassen. Skalierung

Die Situation der Haltungsgebiete kann analog zur Bestandsentwicklung skaliert werden. „–10“ entspräche zum Beispiel der vollständigen Abnahme von potenziellen Haltungsgebieten, „+10“ dem 100%igen Ausbau geeigneter Haltungsgebiete im Vergleichszeitraum.

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Tabelle 3.4: Skalierungsbeispiel für den Indikator E – „Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete“

Einheit ?

Verbale Umschreibung

Beispiele

unbekannt

–10

extrem negativ

–9 –8 –7

stark negativ

–6 –5 –4 –3

negativ

–2 –1 0

gleichbleibend

1 2 3

positiv

4 5 6 7

stark positiv

8 9 10

extrem positiv

(ZULKA et al. 2000; verändert)

Indikator F – Produktionsumwelt (= direkte anthropogene Beeinflussung) Unter Produktionsumwelt oder direkter anthropogener Beeinflussung sollen alle Maßnahmen verstanden werden, die nicht über die Veränderung des Lebensraumes auf die Rasse wirken. Als negative Beeinflussung können beispielsweise Nutzungskonflikte mit der Jagd oder mit der Forstwirtschaft, aber auch Störungen gelten, also menschliches „Verhalten“, das keine nachhaltige Veränderung der Lebensraumsituation zur Folge hat, sondern direkt auf die Tiere einwirkt. Im positiven Bereich können absichtliche oder zufällige Förderungsmaßnahmen unter diesen Indikator fallen. Eine positive menschliche Beeinflussung wäre beispielsweise die Förderung im Rahmen des ÖPUL 2007 – Maßnahme „Seltene Nutztierrassen“. Ein wesentlicher Unterschied zum Indikator E – „Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete“ besteht darin, dass negative anthropogene Einflüsse u.U. relativ rasch und einfach, etwa durch Verbotstafeln oder gesetzliche Bestimmungen, aufgehoben werden

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können, während Änderungen der potenziellen Haltungsgebiete meist langfristig wirken und spezielle Schutzstrategien erfordern. Skalierung

Für die Skalierung ist die (potenzielle) Auswirkung der menschlichen Einflüsse analog zum Indikator B – „Bestandsentwicklung“ näherungsweise zu quantifizieren. Tabelle 3.5: Skalierungsbeispiel für den Indikator F – „Produktionsumwelt“ (= „direkte anthropogene Beeinflussung“)

Einheit ? –10

Verbale Umschreibung

Beispiele

unbekannt extrem negativ

–9 –8 –7 –6

stark negativ

–5 –4 –3

negativ

–2 –1 0

gleichbleibend

1 2 3

positiv

4 5 6

stark positiv

7 8 9 10

extrem positiv

Indikator G – Import (= „Einwanderung“) Die Wahl des Bezugsraums ist von großer Bedeutung für die Aussage der Roten Liste. Gerade bei kleinen Ländern wie Österreich ist ein Import „ausgestorbener“ Rassen nicht auszuschließen, insbesondere wenn es in Österreich nur mehr geringe Restbestände gibt. Import – im Sinne eines Neuaufbaus eventuell erloschener Populationen oder als Blutauffrischung bestehender wird hier als Hilfskriterium eingeführt. Rote Liste der gefährdeten Haustierrassen Österreichs – Einstufung

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Tabelle 3.6: Einheiten des Indikators G – „Import“

Einheit

Definition

Einstufung

0

Ein Import nach Österreich besteht derzeit nicht.

1

Es findet ein regelmäßiger Import/Blutauffrischung statt; eine Abnahme dessen ist nicht zu erwarten.

Indikator H – weitere Risikofaktoren Hier werden alle nicht bereits in den vorangegangenen Einstufungshilfen beinhalteten Risikofaktoren angeführt. Der Einstufungsschlüssel fragt nach deren Vorhandensein oder Fehlen. Tabelle 3.7: Skalierung für den Indikator H – „weitere Risikofaktoren“

Einheit

Bedeutung

0

Keine Risikofaktoren

1–10

Anzahl der bekannten Risikofaktoren

Die einzelnen spezifischen Risikofaktoren werden in den Anmerkungen zur bewerteten Art erläutert. Infrage kommen bei den Haustierrassen generell die unter Tabelle 3.8 angeführten, weshalb diese Liste nicht bei jeder Rasseneinstufung wiederholt wird. Tabelle 3.8: Beispiele für weitere Risikofaktoren bei Haustieren

Einheit

Bedeutung

A

Konkurrenz/Verdrängung durch modernere, leistungsstärkere Rassen

B

Tierseuchen, Parasiten

C

Ein Teil der Vorkommen in Österreich ist wesentlich stärker gefährdet, wodurch eine starke Arealeinengung bevorsteht; keine vertretende Organisation/Verein und wenig Kontakt zwischen den Züchtern

D

Genetische Isolation und Inzuchtdepression

E

Verdrängung heimischen Genmaterials durch Importe derselben Rasse aus dem Ausland

F

Verlust von Lebensraum: Nur dann unter „Risikofaktoren“ bewerten, wenn NICHT schon unter „potenzielle Haltungsgebiete“ beurteilt.

G

Genetische Verarmung (wenn konkret bekannt)

H

Änderung des Zuchtzieles gegenüber dem alten Rassetypus

I

Effektive Populationsgröße sehr klein

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Bestimmung des Gefährdungsgrades mit dichotomem Einstufungsschlüssel

Folgender Schlüssel stellt das Bindeglied zwischen Gefährdungsindikatoren und der Einstufung auf der Roten Liste her. Der dichotome Einstufungsschlüssel kann auch für unsere gefährdeten Haustierrassen verwendet werden; bei den Gefährdungsindikatoren müssen aber anstelle D = Habitatverfügbarkeit „potenzielle Haltungsgebiete“, anstelle E = Entwicklung der Habitatsituation „Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete“, anstelle F = direkte anthropogene Beeinflussung „Produktionsumwelt“ und anstelle G = Einwanderung „Import“ verwendet werden: 1

Einstufung primär über Bestandssituation und Bestandstrends. Informationen zur

jetzigen und früheren Bestandssituation und zur Bestandsentwicklung sind in guter Qualität vorhanden, sodass eine Einstufung primär über diese Daten verlässlich erscheint.

2

1* Einstufung über potenzielle Haltungsgebiete und deren Entwicklungstrends.

Informationen zum Ausmaß der verfügbaren Haltungsgebiete und zu deren Entwicklung sind in guter Qualität verfügbar. Die Daten dieses Typs sind für die Beurteilung der Gefährdungssituation aussagekräftiger als die verfügbaren Bestandsdaten, sodass eine Einstufung primär über diese Daten aussichtsreich erscheint. 15 1** Weder Daten zur Bestandssituation und zu Bestandstrends noch Informationen über die

potenziellen Haltungsgebiete, deren Verfügbarkeit und Entwicklungstrends sind für die Rasse in entsprechender Qualität zugänglich.

DD

Kommentar zu dieser Alternative: Die Einstufung über die Bestandsindikatoren setzt voraus, dass ein guter Überblick über die tatsächlich vorhandenen Bestände möglich ist. Ferner ist erforderlich, dass Informationen über Bestandstrends vorliegen, die möglichst abgesichert werden konnten. Die Daten zur Situation der Haltungsgebiete kommen in diesem Falle dennoch ins Spiel. Sind demgegenüber die Bestandsdaten lückenhaft oder die Trenddaten nicht verfügbar, so gelingt die Einstufung über diese Parameter nicht. Dann wird über die Haltungsgebiet-Indikatoren kategorisiert. Adjustierungen sind aber auch dann möglich. Welcher Weg im Schlüssel gewählt wird, sollte nicht nur von der Datenlage abhängig gemacht werden, sondern auch von biologischen Überlegungen: Für Haustierrassen steht und fällt ihre Existenz mit der Verfügbarkeit von Haltungsgebieten, ihre Beziehung zu bestimmten Umweltfaktoren ist eindeutig. Fehlen Informationen zu beiden Gefährdungsindikatoren, so ist eine Einstufung nicht aussichtsreich. In diesem Falle sollte das Datendefizit DD ausgewiesen werden.

2

Kein aktueller Bestand (Gefährdungsindikator A = 0)

3

2* Aktueller Bestand vorhanden (Gefährdungsindikator A = 1 bis 10) 3

Die bisherigen Haltungsgebiete der Rasse sind so stark verändert, dass mit einem Wiederfund nicht mehr zu rechnen ist.

4 RE (ausgestorben)

3* Die Rasse wurde seit mindestens 50 Jahren nicht nachgewiesen

und

a) ist trotz Kenntnis der Region auch bei wiederholter Suche nicht auffindbar

RE (verschollen)



b) es existieren noch potenzielle Haltungsgebiete

RE (verschollen)

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4

Extrem geringer Bestand (Gefährdungsindikator A = 1)

4* Gefährdungsindikator A > 1

5 6

5

Bestandsentwicklung:



a) Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis = CR – Nachjustierung

26

b) gleichbleibend bis zunehmend (Gefährdungsindikator B = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = EN – Nachjustierung

26

c) stark bis sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator B = +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis = VU – Nachjustierung

26

6

Sehr geringer Bestand (Gefährdungsindikator A = 2)

6* Gefährdungsindikator A > 2

7 8

7

Bestandsentwicklung:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = CR – Nachjustierung

26

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator B = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = EN – Nachjustierung

26

d) gleichbleibend (Gefährdungsindikator B = –1 bis +1): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

26

e) zunehmend (Gefährdungsindikator B = +2 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

26

f ) stark bis sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator B = +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis = NT – Nachjustierung

26

8

Geringer Bestand (Gefährdungsindikator A = 3)

8* Gefährdungsindikator A über 3

9 10

9

Bestandsentwicklung:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis = CR – Nachjustierung

26

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = EN – Nachjustierung

26

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator B = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

26

d) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator B = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = NT – Nachjustierung

26

e) sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis  = LC – Nachjustierung

26



10 Rasse mäßig selten (Gefährdungsindikator A 4 oder 5)

11

10* Gefährdungsindikator A über 5

12

11 Bestandsentwicklung:

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a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis = EN – Nachjustierung

26

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

26

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator B = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

26

d) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator B = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = LC – Nachjustierung

26



e) stark zunehmend (Gefährdungsindikator B = +8 bis +10):

LC

12

Rasse mäßig häufig/häufig (Gefährdungsindikator A = 6 bis 8)

13

12*

Gefährdungsindikator A über 8

14

13

Bestandsentwicklung:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

26

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

26

c) schwacher Rückgang, gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungs­indikator B =  –4 bis +3): vorläufiges Zwischenergebnis = LC – Nachjustierung

26



d) starke Zunahme (Gefährdungs­indikator B = +4 bis +10):

LC

14

Bestandsentwicklung:



a) starker Rückgang (Gefährdungsindikator B = –10 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

26

b) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator B = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = LC – Nachjustierung

26

c) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator B = –1 bis +10)

LC







Einstufung über Gefährdungsindikatoren, potenzielle Haltungsgebiete und deren Entwicklung 15

keine Haltungsgebiete (mehr) verfügbar

15*

Extrem geringe Verfügbarkeit von Haltungsgebieten (Gefährdungsindikator D = 1)

15** Gefährdungsindikator D > 1

3 16 17

16

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete:



a) Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = CR – Nachjustierung

28

b) gleichbleibend bis zunehmend (Gefährdungsindikator E = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = EN – Nachjustierung

28

c) stark bis sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator E = +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis = VU – Nachjustierung

28

Sehr geringe Verfügbarkeit von potenziellen Haltungsgebieten (Gefährdungsindikator D = 2)

18

17

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17*

Gefährdungsindikator D > 2

18

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = CR – Nachjustierung

28

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator E = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis = EN – Nachjustierung

28

d) gleichbleibend (Gefährdungsindikator E = –1 bis +1): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

28

e) zunehmend (Gefährdungsindikator E = +2 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

28

f ) stark bis sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator E = +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis = NT – Nachjustierung

28

19

Geringe Verfügbarkeit von potenziellen Haltungsgebieten (Gefährdungsindikator D = 3)

20

19*

Gefährdungsindikator D über 3

21

20

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis = CR – Nachjustierung

28

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = EN – Nachjustierung

28

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator E = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

28

d) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator E = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = NT – Nachjustierung

28

e) sehr stark zunehmend (Gefährdungsindikator +8 bis +10): vorläufiges Zwischenergebnis  = LC – Nachjustierung

28

21

potenzielle Haltungsgebiete der Rasse mäßig selten (Gefährdungsindikator D 4 oder 5)

22

21*

Gefährdungsindikator D über 5

23

22

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete:



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis  = EN – Nachjustierung

28

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

28

c) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator E = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

28

d) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator E = –1 bis +7): vorläufiges Zwischenergebnis = LC – Nachjustierung

28



e) stark zunehmend (Gefährdungsindikator E = +8 bis +10)

LC

23

Verfügbarkeit der potenziellen Haltungsgebiete für die Rasse mäßig groß/groß (Gefährdungsindikator D = 6 bis 8)

24







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23*

Gefährdungsindikator D über 8

24

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete



a) sehr starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –8): vorläufiges Zwischenergebnis  = VU – Nachjustierung

28

b) starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –7 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

28

c) schwacher Rückgang, gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator E = –4 bis +3): vorläufiges Zwischenergebnis = LC – Nachjustierung

28



d) starke Zunahme (Gefährdungsindikator E = +4 bis +10)

LC

25

Entwicklung der potenziellen Haltungsgebiete



a) starker Rückgang (Gefährdungsindikator E = –10 bis –5): vorläufiges Zwischenergebnis  = NT – Nachjustierung

28

b) schwacher Rückgang (Gefährdungsindikator E = –4 bis –2): vorläufiges Zwischenergebnis  = LC – Nachjustierung

28

c) gleichbleibend oder zunehmend (Gefährdungsindikator E = –1 bis +10)

LC





25

Nachjustierung 26 26*

Verfügbarkeit der potenziellen Haltungsgebiete für die Rasse gering (Gefährdungsindikator D