Psychologisches Wörterbuch [9., vollstandig neubearb. Aufl] 3456803206, 9783456803203

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Psychologisches Wörterbuch [9., vollstandig neubearb. Aufl]
 3456803206, 9783456803203

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Dorsch: Psychologisches Wörterbuch /9. Auflage

Friedrich Dorsch

Psychologisches Wörterbuch Herausgegeben in Verbindung mit C. Becker-Carus / R. Bergius / J. Graichen H. Häcker / G. Kaminski / G. Mikula / E. Mittenecker E. Mühle/E. Roth und weiteren Sachbearbeitern

Anhang: Tests und Testautoren/Bibliographie

9. vollständig neubearbeitete Auflage

Verlag Hans Huber, Bern Stuttgart Wien

*löwö“

ISBN 3-456-80320-6

© 1976 by Verlag Hans Huber, Bern Filmsalz, Druck, Einband: Stämpfli + Cie AG, Bern

Vorwort des Herausgebers Das Psychologische Wörterbuch, das ich 1935 - nach dem Ableben seines Begründers Fritz Gie s e - zur weiteren Bearbeitung und Herausgabe übernahm, lege ich hiermit in der neunten Auflage vor. Von Auflage zu Auflage konnte das Buch erweitert und verbessert werden. Und doch bin ich erst mit dieser Auflage dem lang erstrebten Ziele nahe gekommen, das Wörterbuch nicht nur als »Nachschlagebuch« zu entwickeln, sondern es zugleich als ein Mittel zu eingehenderer Information auszubauen. Selbstverständlich hat ein Wörterbuch an erster Stelle zur raschen Orientierung über Begriffe zu dienen. Fachbezeichnungen, die man sich bei der beruflichen Arbeit oder im Alltag deutlicher machen möchte - Wörter und Begriffe können ja wie Steine auf dem Wege liegen - sind zutreffend zu definieren. Aber sucht man in einem Wörterbuch nicht auch weitergehende Klärung? Insbesondere bei den vielen, heute oft in weiten Kreisen diskutierten, aktuellen Problemen der Psychologie?

Ich bin allen Kollegen, die meine Zielsetzung für die neunte Auflage verstanden haben und sich zur Mitwirkung beim Ausbau bereit fanden, zu großem Dank verpflichtet. Sei es, daß sie für einzelne Gebiete der Psychologie Hauptstichwörter (als Einführung, Überblick und Rahmen) verfaßten und in Verbindung damit die erforderlichen Nebenstichwörter ergänzten, sei es, daß sie nur einzelne größere Informationsstichwörter beisteuerten. Insbesondere haben dadurch die Themen Allgemeine Psychologie, Denken, Lernen, Motivation, Sozialpsychologie (Prof. R. Be r g iu s , Tübingen) erhöhte Beachtung gefunden, wie ebenso die Persönlichkeitspsychologie (Prof. E. Ro t h , Salzburg), die Physiologische Psychologie (Prof. C. Be c k e r -Ca r u s , Tübingen), die Pädagogische Psychologie (Prof. E. Mü h l e , Osnabrück), die Psychologische Diagnostik (Privatdozent Dr. H. Hä c k e r , Tübingen). Dazu muß hervorgehoben werden, daß wohl erstmals in einem deutschsprachigen Wörterbuch mittleren Umfanges die Psychologie der Sprache, Psycholinguistik und Sprachstörungen zu breiter Beachtung gekommen sind (Prof. G. Ka m in s k i und Dipl.-Psych. J.Gr a ic h e n , beide Tübingen). Schließlich wurde auch die Mathematische Psychologie und Statistik, für die in den drei letzten Auflagen Prof. W. Wit t e in einem Anhang zum Wörterbuch eingetreten ist, in Stichwörtern neu bearbeitet (Prof. E. Mit t e n e c k e r und Prof. G.Mik u l a , beide Graz). Die redaktionelle und organisatorische Arbeit für die Neuauflage war oft sehr schwierig. Die Mitwirkung eines Kollegen für die gesamte Dauer der vielschichtigen Aufgabe ließ sich leider nicht verwirklichen. An den Abschlußarbeiten beteiligte sich - dank der Vermittlung von Herrn Prof. R. Be r g iu s - Dipl.-Psych. H. Rie s , Tübingen, dem ich für den intensiven, kenntnisreichen und geschickten Beistand sehr dankbar bin. Beim Verlag Hans Huber gebührt mein Dank Herrn Verlagsdirektor Dr. W. Jä g e r für die positive Zuwendung zu diesem Wörterbuch und dessen Förderung als Publikation, Herrn W. Ma u r e r für die umsichtige Teilnahme an der Gestaltung und Drucklegung des Werks und Herrn R.Moos für die Zusammenstellung und Überprüfung des bibliographischen Anhanges. Frau M. Sc h w a r z und Frl. I.Se y b o l d t verdienen noch für die Hilfe bei den Schreib- und Korrekturarbeiten Erwähnung. An Änderungen seit der vorangegangenen Auflage sind zu nennen: Der Verlag Meiner hat das Verlagsrecht abgegeben; Prof. Dr. W.Tr a x e l beendete seine Beteiligung am Wörterbuch; eine spanische Ausgabe des Wörterbuchs erschien bei Editorial Herder in Barcelona. Tübingen, Mai 1976

F.D.

V

Hinweise zum Gebrauch des Wörterbuches Bei vielen Begriffen der Psychologie, vor allem solchen aus dem englischen Sprachraum, besteht keine feste Regelung der Groß- und Kleinschreibung. Der Herausgeber wählte für die fremdsprachlichen Ausdrücke überwiegend die Kleinschreibung mit Kursivschrift. Ausnahmen sind dieTestbezeichnungen und deren Abkürzungen. Die Hinweiszeichen (t ) und © verweisen auf Autoren des Testanhanges bzw. der Bibliographie. Der Herausgeber dankt fiir viele Anregungen, die ihm zu den früheren Auflagen zugingen. Er bittet auch die Benützer der neunten Auflage (gleich welcher fachlichen Kompetenz), ihm Kritik und Verbessernngsvorschläge zukoinmen zu lassen.

Bei dem nachstehenden Mitarbeiterverzeichnis sind den Namen Kennzeichen vorangestellt. Diese dienen dazu, bei den Stichwörtern den Verfasser in Kurzform auszuweisen. Stichwörter ohne Kennzeichen entstammen der Redaktionsarbeit oder früheren Auflagen.

Mitarbeiter AS A-T A-R

Dr. Klaus An t o n s , Stuttgart Dr. Elisabeth Ar d e l t , Salzburg Dr. Karoline Ar t n e r , Salzburg

B-C B-E B-H

Prof. Dr. Chr. Be c k e r -Ca r u s , Tübingen, Physiologische Psychologie Dr. Friedrich Be e s e , Stuttgart Prof. Dr. Hellmuth Be n e s c h , Mainz

B-S

Prof. Dr. Rudolf Be r g iu s , Tübingen / Allg. Psychologie - Denken - Lernen - Motivation Sozialpsychologie Dipl.-Psych. Werner Bo h l e b e r , Tübingen

B-R Br-R B-0 DAP D-E E-T ES E-P ES E-L F-T

Fe-R F-R Ga-R G-Z G-R GS

VI

Prof. Dr. Helmut Br e u n in g e r , Tübingen Prof. Dr. Willi Bu t o l l o . München Dipl.-Ps. Reinhard De r o w , Nürnberg Dipl.-Biol. Petra Dr ü g e , Landau Dr. Hans-Henning Ec k a r d t , Nürnberg Karin El ia s , Stuttgart Prof. Dr. Joh. En g e l k a m p . Saarbrücken Dr. Michael Er m a n n . Stuttgart Prof. Dr. Suitbert Er t e l . Göttingen Dr. Hans G. Fe in d t , Düsseldorf Dr. Eva Fe u c h t e r , Wiesbaden Prof. Dr. Hardi Fis c h e r , Zürich Dr. Hartmut Ga b l e r , Tübingen Dr. Helmut Ga c h o w e t z , Salzburg Dr. Wilhelm Gl a s e r , Tübingen Dipl.-Psych. Joh. Gr a ic h e n . Tübingen Sprachstörungen

G-M Hä-R H-K

He-R H-H Hu-R J-N J-E K-I

Dr. Hannelore Gr im m , Heidelberg Dr. Hartmut Hä c k e r , Tübingen 1 Psychologische Diagnostik Dr. Leo He is s -Kr a c h e n f e l s , Stuttgart Dr. Hansjörg He r b e r , Salzburg Dipl.-Psych. Reinhold Ho r v a t h , Mainz Dr. Oswald Hu b e r , Salzburg Dr. Walter Ja c o b s e n , Hamburg Prof. Dr. Wilhelm Ja n k e , Düsseldorf

K-T K-L L-P L-R

Prof. Dr. Gerhard Ka m in s k i ,Tübingen/Sprachpsychologie - Psycholinguistik M.A. Bernhard Ke t t e m a n n , Konstanz Prof. Dr. Richard Kie n z l e , Eßlingen Prof. Dr. Dieter v. Kl e b e l s b e r g , Innsbruck Dr. Wolfgang Kl im e s c h , Salzburg Dipl.-Psych. Max J.Ko b b e r t , Regensburg Dr. Ludwig R. Kr y s l , Ermatingen Prof. Dr. Reinhard Le m pp , Tübingen Dipl.-Psych. Stephan P. Le r m e r , Stuttgart

L-G L-T Ma-R

Dr. Maria Lim b o u r g , Tübingen Prof. Dr. Gudula Lis t , Bonn Dr. Martha Ma y r h u b e r , Salzburg

Mi-A M-R Mi-E Mii-E

Prof. Dr. Gerhard Mik u l a , Graz/Mathematische Psychologie Prof. Dr. Erich Mit t e n e c k e r , Graz/Mathematische Psychologie - Statistik Dr. Wilhelm Mit z e , Bonn, Dortmund Prof. Dr. Günther Mü h l e , Osnabrück /Pädagogische Psychologie Dr. Klaus Mu t s c h l e r , Osnabrück Prof. Dr. Andreas Pl o e g e r , Aachen Dipl.-Psych. Mechthild Po u pl ie r , Stuttgart

K-N K-E K-G K-H

Mu-R Pl-R P-R

P-S R-R Ri-R R-S R-H S-R S-L S-G Sch-L Sclt-S Sch-R Ste-R Str-R T-R ll'-R IP-N

IV-E Z-R Z-N

Dipl.-Biol. Volker Pr e u s s , Landau Dr. Hans Re in e c k e r , Salzburg Dr. Manfred Ric h t e r , Stuttgart Dipl.-Psych. Horst Rie s , Tübingen Prof. Dr. Erwin Ro t h , Salzburg/ Persönlichkeitspsychologie Dr. Joachim Sa u e r , Salzburg Prof. D. Dr. Peter Sc h e n d l , Salzburg Pfarrer Dr. Dr. Werner Sc h il l in g , Hof Franz E. Sc h l o s s , Nürnberg Dr. Helmut Sc h m a l f u s s , Tübingen Dr. Gerhard Sc h u s s e r , Osnabrück Dr. Konrad St e in in g e r , Hamburg Dr. Hans-Joachim St r ü b e r , Münster Prof. Dr. Peter Te ig e l e r , Berlin Dr. Heinz Wim m e r , Salzburg Dr. Richard Win k e l m a n n , Hannover Prof. Dr. Wilhelm Wit t e , Regensburg Dr. Adolf Zim m e r , Regensburg Dipl.-Psych. Hans Eberhard Za h n , Berlin

VII

Abkürzungen

AA Abk., abgk. ags. ahd. ak. amerik. anat. Bed. Begr. Beob. bes. best. Bew., bew. Bez., bez. Darb., darb. Def. dt., dtsch. ebd. Empf. engl. Erseh. Exp. exp. ff. frz. Gef. Ges. Ggs., ggs. gr. Hrsg. hrsg. IA i.e.S. ind. Inh. IQ it. i.ü.S. i.w. S. Jhd. lat., lt. Lbj. M math. med. Meth. meth. min. mot. Obj., obj.

VII1

ä (ae), ö (oe), ü (ue), äu (aeu) sind wie a, o, u, au eingeordnet. Bei Eigennamen sind jedoch nur ä, ö, ü wie a, o, u eingereiht - und ae, oe, ue wie es die Buchstabenfolge verlangt.

Anwendungsalter bei Tests Abkürzung, abgekürzt angelsächsisch althochdeutsch akustisch amerikanisch anatomisch Bedeutung Begriff Beobachter, Beobachtung besonders, besondere bestimmte Bewußtsein, bewußt Bezeichnung, bezeichnet Darbietung, darbieten Definition deutsch ebenda, ebendort Empfindung englisch Erscheinung Experiment experimentell folgend(e) französisch Gefühl Gesetz Gegensatz, gegensätzlich griechisch Herausgeber herausgegeben Intelligenzalter im engeren Sinne indisch, sanskrit Inhalt Intelligenzquotient italienisch im übertragenen Sinne im weiteren Sinne Jahrhundert lateinisch Lebensjahr Mittelwert mathematisch medizinisch Methode methodisch Minute motorisch Objekt, objektiv

opt. org. östr. Päd., päd. Pb. Pbn philos. phys. physiol. Prinz. Prüf. Ps., ps.

Psa., psa.

RNS russ. Schol. sch wz. see, s span. stat. Stw. Subj., subj. svw. syn. theor. tschech. u.a.O. UE Unters. UProf. u.U. v.a. Verf. Verh. Vers. VI VNS Vorr. Vorst. Vp, Vpn VS

Wahrn. Wb. Z. zit. ZNS z.T. ZUS.

zw.

optisch organisch österreichisch Pädagogik, pädagogisch Proband, Probanden philosophisch physikalisch physiologisch Prinzip Prüfung Psychologie, psychologisch, psychisch Psychoanalyse, psychoanalytisch Ribonucleinsäure russisch Scholastik(er) schweizerisch Sekunde spanisch statistisch Stichwort Subjekt, subjektiv soviel wie synonym theoretisch tschechisch und anderen Ortes Unterschiedsempfindlichkeit Untersuchung Universitätsprofessor unter Umständen vor allem Verfahren Verhalten Versuch Versuchsleiter vegetatives Nervensystem Vorrichtung Vorstellung Versuchsperson(nen) versus Wahrnehmung Wörterbuch Zeitschrift zitiert Zentral nervensystem zum Teil zusammen zwischen

AAM

Abfuhr

A AAM, angeborener auslösender Mechanis-

mus/Auslösemechanismus A.A.S., allg. Adaptationssyndrom (s.d.) Abartigkeit, Abartung, die Abweichung von der durchschnittlichen Art bzw. von der /'Norm (insbes. beim Verhalten), wobei die A. spezifisch ist und nicht ins Krankhafte übergreift Abasie, Astasie, [gr. basis Gang, stasis Stehen], Unfähigkeit zu gehen oder zu stehen (zumeist kombiniert). Die Begr. werden vorwiegend bei Unfähigkeit als Folge ps. Konfliktsituationen (Neurose, Hysterie) gebraucht. /Dysbasie Abbau /Gerontologie Abbau-Quotient, nach We c h s l e r ein Maß für den Abfall bzw. den Verlust der intellektuellen Fähigkeiten, welcher durch die Zunahme des Lebensalters bedingt ist. /IntelligenzAbbau. © We c h s l e r 1964 Hä-R Abbildung, der Begr. A. ist eine Verallgemeinerung des Begr. /Funktion. A. einer Menge X auf (in) eine Menge Y heißt ein Gesetz, welches jedem x c X genau ein y e Y zuordnet (€ = ist Teil von). Die Menge X heißt auch Definitions- oder Argumentbereich der A., die Menge Y heißt auch Wertbereich. Von einer A. der Menge X aufdie Menge Y spricht man, wenn bei der Zuordnung alle Elemente von Y verwendet werden. Anderenfalls spricht man von einer A. in Y (bzw. von einer A. auf eine Teilmenge von Y). Eine A. ist beispielsweise die Zuordnung jedes Menschen zu seiner Mutter. Hier ist die Menge der Menschen der Argumentsbereich, die Menge aller Mütter der Wertbereich der A. Jedem Element des Argumentbereichs wird genau ein Element des Wertbereichs zugeordnet. Manche Autoren verstehen unter A. auch allgemeiner beliebige Relationen zwischen zwei Mengen. abdominal [lat. abdomen, Bauch], im oder am Unterleib gelegen abdominaler Typus /Sprechtypus Abdrängung /Verdrängung Abduktion [lat. abducere wegführen], Wegführen von der Medianebene, z. B. Heben des Armes nach außen, Abspreizen eines Fingers. Ggs. /Adduktion Aberglaube, der Glaube an Übernatürliches, das den wisscnschaftl. Erkenntnissen oder

den religiösen Anschauungen nicht entspricht. Der Begr. wurde erst im 15. Jhd. eingeführt. Der A. äußert sich in geistigen Einstellungen und Handlungen, meist verbunden mit der Vorst., damit ein Unheil abwehren oder das Heil herbeiholen zu können. Wurzeln des A. sind Reste von Vorstellungen vergangener Kulturstufen und Religionen (Heidentum), aber auch eine im Menschen evtl, angelegte Bereitschaft. /Glauben, /mythologische Theorien, /Magie, /Mantik, /Spuk. © Bä c h t o l d -St ä u b l i 1927^41, Sc h m id t 1958 2 abergläubisches Verhalten, superstitious behavior, nach Sk in n e r (1961) ein Verhalten, das nach einem /Verstärkungsplan mit festen Intervallen gehäuft auftritt, weil es zufällig vor einer Verstärkung eingetreten ist, und das relativ lange ohne weitere Verstärkungen beibehalten wird. Es ist also ein /OperantVerhalten im Sinne des Operant-Konditionierens. Der Ausdruck soll u. a. exzessiven Widerstand gegen das Auslöschen beschreiben. Kritiker (Fr a n k e l 1971) haben darauf hingewiesen, daß der Ausdruck im Bezugssystem des deskriptiven Behaviorismus inkonsequent ist, weil in ihm keine andere Kriterien für Verstärkerwirkungen gelten als das Häufigerwerden von Verhaltenseinheiten. Man könne also nicht entscheiden, ob ein Verhalten instrumentell oder abergläubisch sei. B-S Aberration [lat.], Abirren, Abweichung. • Chromatische A., farbige Abweichung, Unschärfen und farbige Ränder bei Abbildungen. Sie entstehen dadurch, daß Strahlen verschiedener Wellenlänge beim Durchtritt durch die Sammel- oder Zerstreuungslinse verschieden stark gebrochen werden. • Sphärische A., Unschärfedes Bildes, die dadurch entsteht, daß Strahlen, die den Rand gekrümmter Linsen (oder Spiegel) treffen, sich anders vereinigen als die in der Mitte auftreffenden Strahlen. Abfuhr, nach den von Fr e u d entwickelten physikalisch-ökonomischen Modellvorstellungen des ps. Geschehens ist die A. (der Affekte) die notwendige Entladung von Energie, die dem ps. Apparat durch äußere oder innere Reize zugeführt worden ist. Die Spannung wird dadurch verringert und das ps. Gleichgewicht hergestellt. Dabei helfen

Abhängigkeit

/Konstanzprinzip, /Trägheitsprinzip und ’Lustprinzip, das ökonomische Funktionieren zu regeln. Störungen in der A. können zu 'Aktualneurosen und zu /Libidostauungen führen. Abhängigkeit, (allg.) Bez. für das unausweichliche Angewiesensein eines Individuums, einer Sache, eines Zustandes auf andere Individuen usw. Prototyp: die A. des Kleinkindes. • (spez.) unter A. zwischen zwei und mehr Ereignissen oder Merkmalen (Variablen) versteht man das Bestehen eines Zusammenhangs zwischen dem Eintreffen oder Auftreten dieser Ereignisse oder Merkmale. Es werden zwei Arten von A. unterschieden: 1. funktionale A.: Bei nur zwei Variablen ist eine von ihnen sog. »unabhängige Variable«. Jedem ihrer Werte entspricht ein und nur ein Wert der anderen, sog. »abhängigen Variablen«. Statt einer einzigen unabhängigen Variablen kann es auch mehrere geben: xb x2... xn. Zu einem bestimmten Wertekomplex x, = a, x2 = b ... xn = n gehört genau eine abhängige Variable. Istz. B. y = 2x + 3 und x = 2, so kann y nur den Wert 7 annehmen. Die funktionale A. ist die vollkommenste Art von A. - 2. korrelative A.: Hier kann die Variable y für ein bestimmtes x verschiedene Werte annehmen, die aber eine bestimmte, durch x bedingte Verteilung haben. In der Ps. haben wir es meist mit dieser zweiten Art von A. zu tun. Die Beantwortung der Frage nach dem Bestehen einer A. und ihrem Grad ist eine Aufgabe der Statistik, zu deren Lösung eine große Zahl von Methoden geschaffen wurden. /Korrelation Abhängigkeit, soziale, wird durch ein Verhalten gekennzeichnet, das geeignet ist, bei anderen Personen erhöhte Aufmerksamkeit und Hilfeleistung zu veranlassen. Der Prozess der 'Sozialisierung soll s. A. des Säuglings und Kleinkinds in altersangemessener Weise fortschreitend abbauen und zu ihrem Gegenteil, der sozialen Selbständigkeit oder Unabhängigkeit, entwickeln. Bezugspersonen, Modellverhalten, Nachahmung und Erziehungsverhalten sind bei der Entwicklung der s. A. beteiligt. Sie wird von Se a r s als sekundärer (erworbener) Antrieb bezeichnet und ist eines der am meisten behandelten Themen der Sozialisierungsforsehung. Bevorzugt sind die Frage der Sehichtenspezifität der s. A. (Br o n i e n u r e n n e r ), die Beziehung zu Geschleehtsrollen (Ka g a n u . Mo s s 1962) und die Bedeutung der Selbständigkeitserziehung

Ablation

für die Genese der /Leistungsmotivation (He c k h a u s e n 1972 971-980). 'Konformität, /Suggestion, vgl. Bis c h o f 1975 B-S Abhärtung, Begr. zur Kennzeichnung der Bemühungen, durch Steigerung der Anpassungsfähigkeit an bestimmte Anforderungen nicht bloß die körperliche und seeliseh-geistige Leistung zu verbessern, sondern auch die Gesundheit als Ganzes zu erhalten oder wiederherzustellen Abhebung, methodischer Kernbegriff W. St e r n s . Alle Erlebnisse haben danach die Tendenz zur Abhebung von der -'Ganzheit und der /Einbettung in die jeweilige Ganzheit, deren Anteiligkeit dem Erleben seinen spezifischen Charakter verleihe. In diesem Sinne sind u. a. die /Gestalten »die am meisten abgehobenen Phänomene der Wahrnehmung«. © W. St e r n (1935) Abhimäna [Päli], Wahn des Ichbewusstseins. Es gibt für den Buddhisten kein leh oder Mein im Sinne von Persönlichkeit S-G ability [engl.], syn. 'Eignung, 'Fähigkeit, 'Talent, 'Begabung im Sinne aller empirisch unterscheidbaren Begabungen, wie die sprachliche, mathematische, motorische. Der Begriff a. hat in verschiedenen Sprachen verseh., wenn auch ähnliche Bedeutungen. Das französische »aptitude« entspricht ihm semantisch am ehesten. Das englische »aptitude« wird als anlagemäßige Begabung verstanden. Oberbegr. zu a. und aptitude ist capacity im Sinne der einem Menschen von Natur aus eigenen »Ausstattung«. 'Fähigkeit. 'Fertigkeit, 'Begabung. Ma-R ability-test, engl. Bez. für Begabungstests, die sowohl zur Prüfung der Allgemeinbegabung = general ability (z. B. Test zum Faktor g nach Spe a r m a n ) als auch zur Feststellung der Ausprägung von Sonderbegabungen = special abilities dienen. Abklingen, (allg.) das allmähliche Aufhören eines seelischen Vorgangs. • Naehdauern einer Sinnesempf. nach Aufhören des Reizes. Abklingen, farbiges, die nach Reizung durch weißes Lieht im 'Nachbild (bes. bei Dunkelbeobaehtung) in bestimmter Folge und Anordnung auftretenden bunten Farben. © Be r r y Str-R Ablation, (allg.) Abtragen, Wegsehaffen. • (med.) Die operative Entfernung eines Organs oder Körperteils (Amputation), ebenso die krankhaft ablaufende A. der Netzhaut (Netzhautablösung). • In derPs. und Psa. die

Ablationsexperimente

Auflösung seelischer Bindungen, /’Ablösung. Ablationsexperimente, ablation experiments /’Exstirpations-Experimente Ablationshypnose, die auch als Ablösungshypnose bezeichnete, unabhängig vom Psychotherapeuten erfolgende Hypnotisierung über Schallplatte, Tonband oder Bildschirm. Eine umstrittene Methode im Hinblick auf /autohypnotische Zustände, die mitspielen können. Ablegeprobe (t ) Co u v e , Kl e mm Ablehnung, soziale, Zurückweisung (rejection). Ggs. von Akzeptierung, acceptance, Annahme. In der Persönlichkeitsforschung wird A. durch wichtige Bezugspersonen als /Prädiktor für spätere Unangepaßtheit angesehen. Insbesondere Ro g e r s hat die Bedeutung des unbedingten Akzeptierens für die Persönlichkeitsentwicklung betont (vgl. auch Er ik s o n ). A. ist selten total, sie äußert sich in häufiger Kritik, feindlichen Akten oder im Ignorieren. A. wird soziometrisch durch einen besonderen A.-Index oder durch einen kombinierten Wahl-A.-Index(PROCTOR u. Lo o m is 1971, zit. bei Lin d z e y u . By r n e 1968 465) gemessen. • Bei der Einstellungsmessung nach Th u r s t o n e und in manchen Persönlichkeitsinventaren führen A. von Aussagen (»stimmt nicht«) und ihre Akzeptierung (»stimmt«) zur Messung von Einstellungen und Persönlichkeitsdimensionen. Abgelehnte Aussagen können dem Einstellungsobjekt gegenüber »günstig« oder »ungünstig« sein; das Einstellungsobjekt wird abgelehnt, wenn ungünstige Aussagen akzeptiert werden. Der Ablehnungsbereich innerhalb der Reihe der Aussagen spielt in der /’Assimilations-Kontrast-Theorie für die Aussagenbeurteilung eine wichtige Rolle (Ho v l a n d u . Sh e r if 1952). • Vermehrte A. von Überzeugungssystemen (belief systems) (z. B. von Nichtmitgliedern einer Gruppe durch ein Gruppenmitglied) kennzeichnet nach Ro k e a c h (1960 80) das geschlossene Meinungssystem (closed mind) ; er nennt opinionated rejection die gleichzeitige Ablehnung von Personen, mit deren Überzeugungen man nicht übereinstimmt. Akzeptierung ist das Kennzeichnen des offenen Systems von Meinungen (open mind, open mindedness). B-S Ablenkbarkeit, Ablenkung, Ablenkungsversuch /'Störungsmethode Ablösung, svw. Auflösung einer seelischen Bindung, d. h. einer seelischen Abhängig-

Abruf

keitsbeziehung zwischen zwei Menschen (z. B. des Jugendlichen von den Eltern). • In der Psa. die Auflösung der seelischen Bindung des /Analysanden an den Analytiker (scherzhaft die »Abnabelung« des Analysanden). abnorm, von der Regel (Norm) abweichend, unter oder über dem Durchschnittsbereich befindlich. • im Sprachgebrauch der Ps. meist in der Bedeutung von »krankhaft«. Syn. /anomal abnorme Persönlichkeit, grundsätzlich jede vom Durchschnitt abweichende Persönlichkeit. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen der a. P., »die nur eine vom Durchschnitt abweichende Veranlagung, eine extreme Variation menschlicher Art« darstellt und der »eigentlich kranken Persönlichkeit« wird üblicherweise (so nach K. Ja s pe r s ) darin gesehen, dass letztere »infolge eines hinzukommenden Prozesses entstanden« anzusehen ist. In neueren Untersuchungen wird diese - statistisch, sozial oder ethisch definierte - /Norm, die zumeist auf eine bestimmte Kultur bezogen ist und die in den Begr. »abnorm« häufig eingehende Bewertung stärker problematisiert. • Unter a. P. lassen sich folgende psychopathologische Phänomene subsumieren: Psychose, Neurosen und psychosomatische Erkrankungen, Charakterstörungen und geistige Defekte, bei denen fast stets eine Wechselwirkung zw. Anlage und Umwelt feststellbar ist. A-T Abreaktion, abreagieren, (allg.) die Entladung von aufgestauten (auch unbewußten) Affekten, i. Ggs. zu deren allmählichem Abklingen mit bewußter Verarbeitung. • (psa.) Als therapeut. Maßnahme wurde der Begr. »abreagieren« von Br e u e r u . Fr e u d um 1890 eingeführt. A. ist hierbei Teil der ’kathartischen Methode. Der Patient wird durch die Erinnerung an das traumatische Ereignis und die damit eingeleitete ps. Verarbeitung vom Affekt befreit. Die Psa. entwickelte weitere Wege des Abreagierens, wie die Begr. ’’Übertragung, /Durcharbeiten und ’’Agieren belegen. Abruf [engl. retrieval], in der Gedächtnisforschung angenommener Vorgang, durch den gespeicherte Informationen wieder in den Verarbeitungsprozeß gerufen werden (nach der Spurentheorie werden die Gedächtnisspuren wiedör aktiviert). Selbstproduzierte Abrufsignale sind z. B. Suchmodelle, die beim Suchen nach »vergessenen« Namen zu-

3

absence

erst einfallen (Wit t e 1960); spezifisch signalisierter Abruf (cued retrieval) und unspezifisch signalisierter Abruf (non-cued retrieval) werden unterschieden, je nach Art der von außen gebotenen Abrufreize oder Hilfen (promptings). © J. Ju n g 1967 B-S absence [frz.J, Abwesenheit. Kurzzeitiger Bewußtseinsausfall bei /Epilepsie, /petit mal oder auch zerebralen Krampflciden. © Bl e u l e r absolutes Gehör /Gehör, absolutes Absolutschwelle /Reizschwelle Abstammungslehre, Deszendenztheorie, eine Hypothese, die die einzige plausible Erklärung für die Ähnlichkeit der Organismen untereinander liefert. Zum erstenmal konsequent durchdacht und formuliert von Ch. Da r w in (1859). Die Theorie besagt, daß die heutige Artenfülle im Laufe der Erdgeschichte durch sukzessive Artaufspaltungen aus wenigen oder einer einzigen Organismen-Art entstanden ist. Unter Evolution versteht man den Ablauf dieses Geschehens. Die Evolution arbeitet mit den drei fundamentalen Mechanismen Mutation, Selektion und Artaufspaltung. Eine Mutation ist eine ungerichtete Änderung des Erbgutes (eine Veränderung der Basensequenz in der DNS, /Genetik). Der Streit darüber, ob es »Mikro«- und »Makro«mutationen gibt, ist unwissenschaftlich, da cs kein stichhaltiges Argument für die letzteren gibt und da zur Erklärung der gesamten Stammesgeschichte das Auftreten von »Mikro«mutationen genügt. Der Begr. Selektion (Auslese der für eine jeweilige ökologische Situation Geeignetsten) besagt nicht, daß der Geeignete den Ungeeigneten umbringt oder ihn seiner Lebensgrundlage beraubt (wie dies oft - unreflektiert - in bezug auf menschliche Gesellschaften ausgelegt wurde), sondern lediglich, daß der Geeignetere mit dem gleichen Gesamtenergicaufwand mehr zur Fortpflanzung kommende Nachkommen hervorbringt. Zur Artaufspaltung siehe Art und Artbildung. Neben bzw. vor der DARWiNschcn Abstammungslehre ga b es die Theorie des La m a r c k ismus, die ebenfalls eine Evolution annahm, jedoch mit Hilfe einer Weitervererbung von Eigenschaften, die während des lndividuallcbens erworben werden, sowie die CuviERschc Katastrophcntheoric, die eine periodische Vernichtung aller Lebewesen und eine anschließende Neuschöpfung postulierte. Beide

4

abstraktes und konkretes Verhalten

Theorien heute widerlegt. Aus heutiger biologischer Sicht finden sich nur dafür Belege, daß die Evolution »zufällig« verläuft. Sc/i-S absteigendes Verfahren 'Grenzverfahren Abstinenz, Enthaltsamkeit. Sprachgebräuch lich bei der Enthaltung von Rausch- und Suchtmitteln, sexueller Betätigung u. a. /A.erseheinungen. Abstinenzerscheinungen, syn. Entziehungserscheinungen, ein Sammelbegr. für die körperlichen und ps. Veränderungen beim Entzug von Sucht- und Rausehmitteln i. w. S. schwere vegetative Gleichgewichtsstörungen und Kreislaufstörungen bis zum »Entzugskollaps« mit Erbrechen, Unruhe und Verstimmungen oder Aggressivität bis zu Halluzinationen oder deliranten Erregungszuständen treten auf (die sog. Abstinenzdelirien und Abstinenzsyndrome). • Der Begr. A. wird auch fürdie Folgen von Enthaltsamkeit (ohne Entziehung) gebraucht. Abstinenzsyndrom, (= Entzugssyndrom), ein bei fehlender Zufuhr einer über längere Zeit verwendeten, körperliche und oder ps. Abhängigkeit hervorrufenden psychotropen Substanz (Alkohol, Psychopharmaka, Morphin etc.) auftretendes Syndrom mit Schlaflosigkeit, psychomotorischer Unruhe, psychovegetativcr Erregung, depressiven Zuständen. Kann in einem Entzugdelir enden. Als Therapie wird heute überwiegend Distraneurin verwendet. - Die scharfe Unterscheidung zwischen körperlicher und ps. Abhängigkeit ist heute fraglich geworden. ® So l m s 1960 AS abstraktes Denken © Go l d s t e in , Zil ia n abstraktes und konkretes Verhalten, Unterscheidung wurde von Go l d s t e in und Ge l b anläßlich der Untersuchung hirnpathologischer Fälle eingeführt und auf das Verhalten von Gesunden, Kindern ausgedehnt. Konkret verhält sich z. B. ein Mensch, der bei der Darbietung einer einfachen geometrischen Figur in dieser unmittelbar einen konkreten Gegenstand sicht. Bei der Figur Rechteck würde die Reaktion etwa »Spiegel« sein. Dagegen löst sich das abstrakte Verhalten vom konkreten Gegenstand in einer bestimmten Situation und faßt ihn als Repräsentanten eines Allgemeineren, seiner Gattung oder Kategorie, auf. Der Gesunde ist in der Lage, je naeh Anforderung von beiden Verhaltensweisen Gebrauch zu machen, während Kranke, Kinder und Primitive weitgehend auf die

Abstraktion

konkrete beschränkt sind. © Go l d s t e in Sc h e e r e r (1941) Abstraktion [lat. abstrahere abziehen], der gedankliche Prozeß, der Teilinhalte vom Ganzen des Bew.inhaltes ablöst, heraushebt oder zurückdrängt, das sog. abstrakte Denken. • Herausheben = positive, Zurückdrängen = negative A. Das positiv Abstrahierte kann bloß isoliert worden sein = isolierende A., wobei nur der Vorgang des Isolierens beachtet wird. Wird jedoch das Ergebnis beachtet, zudem das Allgemeine und Gemeinsame angestrebt, so ist dies die generalisierende A. Zielt die A. auf ideale Modelle, spricht man von idealisierender A. Jede A. ist gegensätzlich zu konkretem Denken und Verhalten (vgl. voranstehendes Stichwort). Die A.leistung ist abhängig vom Willen bzw. von der Aufmerksamkeit. • In der Entwicklungsps. versteht man unter A. den Prozeß, durch den das Kleinkind von seinen ursprünglichen, triebnahen, vorbegrifflichen Ganzheiten abläßt und zu Allgemeinbegriffen gelangt. • Mit der Bezeichnung »gegenständliche A.« (We r n e r ) soll dem Vorgang Rechnung getragen werden, daß bei der Diffusität von kindlichem und primitivem Wahrnehmen und Denken eine einzelne Eigenschaft der Anschauungsdinge so sehr in den Vordergrund treten kann, daß das Ganze davon bestimmt wird, ohne daß diese Eigenschaft sich ablöst. © Kü l pe , We r n e r Abstraktion des Gleichen und Ungleichen © Gr ü n b a u m Abstumpfung, das Absinken der (insbesondere emotionalen) Reaktion. Ursachen sind: Gewöhnung, Anpassung, Erschöpfung, psychische Übersättigung, alters- oder schicksalsbedingte seelische Veränderungen. Abulie [gr. bule Wille], Willenlosigkeit, krankhafte Unfähigkeit, Entschlüsse zu fassen (bei Melancholie, manchen Neurosen, Hypochondrie, nach Enzephalitis u. a.). Abusus [lat.], Mißbrauch, besonders von Genuß-, Arznei-, Betäubungsmitteln. Vgl.Sucht Abwehr, eine der ursprünglichsten Triebkräfte in der Auseinandersetzung mit der Umwelt - hier der Bedrohung. Ob als Ausweichen (zFluchtbewegung, Verstecken, zTotstellreflex) oder aktiv als Angriff bzw. Kampf, stets liegen dem komplizierte Verhaltens- u. Erregungsmuster (patterns) zugrunde und steuern den spezifischen Ablauf. /Furcht und /Angst integrieren mehr oder minder die A. Beim Menschen treten vielerlei erworbene

Abwicklungsmethode

Reaktionen hinzu (auch angenommene Praktiken, z. B. magische) bzw. eigenartige »Mechanismen«. Abwehrbewegung, meist reflektorische Bewegung zum Schutz des eigenen Körpers Abwehrmechanismen des Ich, ein von S. Fr e u d 1894 zuerst nur mit der Bez. »Abwehr« eingeführter Begr. für das Sich-Sträuben gegen peinliche oder unerträgliche Triebregungen, Affekte und Vorstellungen, der im weiteren von Fr e u d ausgeweitet wurde zu einer allgemeinen Bezeichnung für alle beschränkt-bewußten Techniken, »deren sich das Ich in seinen eventuellen, zur Neurose führenden Konflikten bedient«. Die wichtigsten sind: Verdrängung - Regression - Konversion - Reaktion - Projektion - Introjektion - Kompensation - Autoaggression Sublimation - Rationalisation - Substitution - Isolation - Skotomisation. Für die Gesamtheit dieser »Techniken« prägte Anna Fr e u d 1936 den Begr. Abwehrmechanismen. Das Gelingen der Abwehr ist nach der Fr e u d schen Theorie an bestimmte Voraussetzungen geknüpft: funktionstüchtige A. müssen vorhanden sein, sie müssen rechtzeitig ins Spiel kommen, lange genug wirksam sein u. a. Auch gilt, daß dem einzelnen Individuum nicht alle A. gleichermaßen zur Verfügung stehen, sondern jeweils nur eine für das Individuum kennzeichnende Anzahl. © A. Fr e u d 1936 Abwehrpsychoneurosen (identisch mit Psychoneurosen), Bez. von Fr e u d für diejenige Gruppe von Neurosen, deren Symptome Ausdruck eines chronischen Triebkonfliktes sind. In der Pathogenese spielt meist eine schon in der frühen Kindheit einsetzende Abwehr verbotener, verdrängter Triebregungen die entscheidende Rolle. Je nach den Schicksalen, welche die Triebe in der Verdrängung erleiden, entstehen die verschiedenen neurotischen Syndrome (die hysterischen, phobischen, anankastischen Syndrome und die Charakterneurosen). Den A. stellte Fr e u d die zAktualneurosen gegenüber. Abwehrstoffe, vom Organismus gebildete Stoffe (meistens Proteinkörper), die in der Lage sind, Fremdstoffe (Gifte, Krankheitserreger) unschädlich zu machen. /Antigen-Antikörper-Reaktion P-S Abweichung, mittlere und durchschnittliche /Streuungsmaß Abweichungs-IQ-Skala ’'Normenskalen Abwicklungsmethode© Po ppe l r e u t e r , Ru pp 5

Abzeichnen-Test Abzeichnen-Test © Bu s e m a n n , Zie h e n acceleration ^Akzeleration Acedia [gr. ursprüngliche Bedeutung: jede Art von Sorglosigkeit], im mittelalterlichen Mönchtum ein Begr. für Unlust, Unrast, Erschlaffung der Seele und Entkräftung des Geistes. Die A. bringe Widerwille gegen die Meditation und Vernachlässigung der Askese. • Der Begr. kommt bei der Analyse unsererZeit wieder auf (He id e g g e r u. a.): Unrast, Unlust, satte Trägheit, Verzweiflung, selbstquälerische Verdrossenheit. Acetylcholin, Abk. ACH, Vagusstoff, das Neuro- bzw. Gewebshormon mit Wirksamkeit als Träger-(Transmitter-)Substanz im

System des Parasympathikus, teilweise auch des Sympathikus und im ZNS. Das A. erregt und ist beteiligt als Auslöser bei Nervenimpulsen. Antagonist: Atropin. ACH, Abk. für zAcetylcholin. achievement [engl.] zLeistung achievement-test, engl. Bez. für Leistungstest, Schulleistungstests (denen ein Training vorausgeht) Achloropsie [gr. Mords grün, öpsis Sehen], Grünblindheit, zFarbenblindheit Achromasie [gr. chronta Farbe] zFarbenblindheit achromatisch, farblos, frei von Farbenfehlem, farbenecht. Bei Linsen (Achromaten) ohne bzw. annähernd ohne zAberration. Achromatopsie zFarbenblindheit AcH-WiGOTSKY-Methode, syn. Wig o t s k y Test, Bez. für den von Ac h eingeführten und von Wig o t s k y modifizierten Versuch zur Begriffsbildung. Stereometrische Körper (verschieden nach Gestalt, Farbe, Gewicht usw.) werden mit sinnlosen Silben belegt (z. B. GAZUN, CEV) und damit wird im weiteren erreicht, daß diese Bezeichnungen »Sinn« bekommen (z. B. GAZUN = großer, schwerer Körper). "Begriff, zPsycholinguistik, ’SAPIR-WHORF-Hypothese. © Ac h 1921, Wig o t s k y 1962, Pa u l i -Ar n o l d 1972 Acoasma /fAkusma acquiescence, Akquieszenz, in der Testps. die Rcaktionstendenz des spontanen, unreflektierten Zustimmens bei Testfragen, Aufgaben ctc. Stört und verfälscht das Ergebnis./response set Acro 'Akra u. ff. ACTH, Abk. für das adrenocorticotrope Hormon (Corticotropin, Corticotrophin) des Hypophysenvorderlappcns, das die Neben-

6

Adaptation (Adaption)

nierenrindenfunktion mit Sekretion der Corticoide stimuliert. zHormone acting out, ein in der Psa. verwendeter, nicht eindeutiger Ausdruck. Nach La pl a n c h e (1972 34) dient er »zur Bezeichnung von Handlungen meist impulsiven Charakters, die im Vergleich mit dem gewöhnlichen Motivationssystem des Subjekts einen Bruch darstellen, im Laufe seiner Handlungen relativ isolierbar sind und oft eine auto- oder heteroaggressive Form annehmen«. Dasa. o. wird als Hervortreten von Verdrängtem gewertet. zkathartische Methode, zPsychodrama action research, Aktionsforschung, nach Le w in (1946, 1948) die systematische (mit Standardmethoden der Sozialps. angesetzte) Erfolgskontrolle bei Maßnahmen, die von sozialen Agenten (Erziehungsinstitutionen, Leitung industrieller Firmen, Strafvollzugbehörden etc.) zur Verhaltens- oder Einstellungsänderung vorgenommen werden. Als Forschung der Angew. Sozialps. soll a. r. Lernprozesse bei den sozialen Agenten ermöglichen, weil die Erfolge ihres Handelns mit Normen verglichen werden. Als Methode der Grundlagenforschung hat a. r. nur begrenzten Wert, weil meistens die unabhängigen Variablen (Maßnahmen der sozialen Agenten) unüberschaubar komplex sind und Kontrollgruppen oft fehlen. Neuerdings vorkommende Verfälschung der Methode: der engagierte Sozialwissenschaftler verfolgt selbst beide Ziele, sowohl eine (propagandistisch intendierte) Verhaltensänderung als auch die Kontrolle. B-S activities index ® St e r n Acyanop(s)ie [gr. kyanos blaue Farbe], Blaublindheit, zFarbenblindheit Adaptation (Adaption) [lat. adaptäre anpassen], i. w. S. Anpassung von zAufmerksamkeit, und selbst von Denken, Fühlen und Wollen an einen Inhalt, ferner eines Sinnesorgans an einen einwirkenden Reiz. Das Auge paßt sich z. B. durch zAkkommodation an die Entfernung, durch zKonvergenz an den beobachteten Punkt, durch lrisabblendung an die zlntensität des Reizes, durch Netzhautadaptation an Licht und Farben an. • Le. S. bezeichnet A. dies letztere. Sie ist vor allem hinsichtlich der Lichtstärke von Bedeutung (Hell- und Dunkcl-A). Der Vorgang benötigt eine gewisse Zeit. Bekannteste Anzeichen der A. sind das »Geblendetsein« (positive Blendung) und das Nichtsehenkönnen (negative

Adaptation, chromatische

Blendung); ferner die Veränderung der Erregbarkeit des Auges, insbesondere im Dunklen, höhere Empfindlichkeit für farblose Reize, Änderung der Farbenempfindlichkeit. Hierhin gehört das zPuRKiNJEsche Phänomen. • Der Vorgang der A. beruht darauf, daß die Erregung von Sinneszellen einen gegenläufigen Stoffwechselprozeß auslöst, dem durch Einstellung eines Fließgleichgewichts begegnet wird. Z. B.: Lichtreiz - Zerfall von zRhodopsin - Resynthese bei den Rezeptoren der Retina. Erregungssprünge (z. B. Blendung) bedingen eine gewisse Dauer des Prozesses. Es werden zur Erklärung statt photochemischer auch elektrophysiologische Prozesse herangezogen, © Ha m b u r g e r , Sc h o ber

Adaptation, chromatische, die beim längeren Fixieren einer bestimmten Farbe oder Wechsel der vorherrschenden Beleuchtungsfarbe eintretenden Helligkeits-, Sättigungs- und

Farbtonänderungen in ähnlicher Weise wie beimzBEZOLD-ABNEYschen Phänomen (V. I. Fe d e r o w a , 1941). Diese sich auch auf die Farbe eines nachfolgend betrachteten Feldes auswirkende Anpassung an eine bestimmte Farbe wird auch als Umstimmung (E. He r in g ) des Auges bezeichnet, die He l m h o l t z (1911) als Ermüdung der Netzhautelemente (farbige Ermüdung) deutete. Die zu einer Farbwandlung (color conversion) führende Umstimmung ist im Zusammenhang mitdem Farbenkontrast für die Farbkonstanz von Bedeutung(H. He l s o n , 1938). Für die Adaptions- und Umstimmungsvorgänge werden neuerdings (R.M.Bo y t o n , 1964) statt photochem. elektrophysiologische Prozesse an den Synapsen verantwortlich gemacht (H.Te r s t ie g e , 1967).zFarbensehen Str-R adaptation-level (AL) zAnpassungsniveau Adaptation, lokale (v. Kr ie s ), im Ggs. zur Totaladaptation die Umstimmung auf einer umschriebenen Netzhautstelle Adaptation, negative, Bez. von Sm it h und Gu t h r ie für die Erscheinung, daß die Wiederholung eines Reizes zur Senkung des Schwellenwertes führt, der Reiz nach mehreren Wiederholungen also kleiner gewählt werden kann und trotzdem noch die gleiche Empfindungsstärke hervorruft. Im Ggs. zu den gewöhnlich mit Adaptation bezeichneten Phänomenen, bei denen wiederholte Reizung zum Ausbleiben der Empf. führen u. den Schwellenwert heraufsetzen. © Gu t h r ie Adaptationsniveau zAnpassungsniveau

ADH Adaptationssyndrom, die von Se l y e in enger Verknüpfung mit der Bedeutung des zStreß aufgewiesene biologische Umstimmung des Organismus. Das A. (abgekürzt: AAS =

Allg. A.syndrom) wird durch Faktoren ausgelöst, die Streß verursachen und Abwehrerscheinungen hervorrufen. Ablauf in drei Stufen: Alarmreaktion mit Initialschock-Phase der Resistenz - Phase der Erschöpfung, die Adaptationsreaktion bricht zusammen. © Se l y e Adaption zAdaptation Adaptionsbrett © Se g u in adäquat [lat. adaequare gleichmachen], entsprechend, angemessen. • Adäquate Reize sind die dem Bau der Sinnesorgane angemessenen Reize, i. ü. S. auch die einer seelischen Struktur entsprechenden Reize. Ggs. inadäquate Reize. Syn.: homologe, spezifische Reize. Vgl. spezifische Sinnesenergien. Addiermethode, das fortlaufende Rechnen (Zusammenzählen) in der von Kr a e pe l in eingeführten Methode zur Feststellung (Erforschung) von Übung, Ermüdung, Störung u. a. Pa u l i hat diese Methode zu einem »Charaktertest« weiterentwickelt. © Kr a e pe l in , Pa u l i . ADDISON-Krankheit, auf Unterfunktion der Nebennierenrinde beruhende, auch als Bronzekrankheit bezeichnete Erkrankung, mit vermehrter Hautpigmentierung, Hypotonie, nervöser Reizbarkeit, Stoffwechsel- und Verdauungsstörungen, ps. Adynamie, schweren Störungen im Elektrolythaushalt sowie starker Ermüdbarkeit und Trägheit des Denkens. Vgl. Hormone. Additionssatz, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines beliebigen Ereignisses a; aus einer Menge einander wechselseitig ausschließender Ereignisse a1;. ,.,an ist gleich der Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Ereignisse. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der 1, bzw. 2, bzw. 3 bei einem Würfel: */ 6 + ‘/6 + */ 6 = 'A. additive Größe, ein durch Summierung der Teilwerte gewonnenes Ganzes. Die Auffassung des Psychischen als einer a. G. steht im Ggs. zur Auffassung als einem nichtadditiven Ganzen in der Gestaltpsychologie. Adduktion [lat. addücere heranführen], Heranführen nach der Mittellinie des Körpers. Ggs. zAbduction Adenohypophyse, drüsiger Teil der zHypophyse. zDrüsen, zHormone ADH, antidiuretisches Hormon 7

Adiadochokinese Adiadochokinese [gr. diddochos Nachfolger, kinesis Bewegung], Unfähigkeit zu schnell aufeinander folgenden Gegen- (antagonisti-

schen) Bewegungen. Z. B. schnelles Beugen und Strecken der Finger. Ursache: Kleinhirnaffektion. Adiaphora, das Nichtunterschiedene, Gleichgültige im ethischen Sinne ADIE-Syndrom, ein mit Störungen der Pupillenreaktionen und Hypo- bzw. Areflexie der Beine verbundenes Syndrom. Auch We il l REYS-ADiE-Syndrom oder pupillotonische Pseudotabes genannt. Ätiologisch wird eine vegetative Störung des Reflexverhaltens auf heredo-degenerativer Grundlage oder eine Läsion im Hypothalamus angenommen. Vgl. Tabes. Adiktion [engl.], zwanghaftes Streben nach etwas. Extreme Abhängigkeit von Drogen (Alkohol, Haschisch etc.),Tabak und anderen Personen (bis zum Grenzfall Hörigkeit).R-S adjustment [engl. Anpassung] /Anpassung Adoleszenz [lat. adolescere heranwachsen], das Jünglings- bzw. Jungfrauenalter nach eingetretener Geschlechtsreife, aber noch nicht abgeklungener ps. /Pubertät. Periode der Nachpubertät mit zunehmender Persönlichkeitsfestigung.© Ch. Bü h l e r , Hu r l o c k , Spr a n g e r , Wa t t e n b e r g Adrenalin, syn. Suprarenin, das Hormon des Nebennierenmarks. Es wirkt erregend auf das sympathische Nervensystem, verengt die Gefäße und steigert Herzaktivität. Blutdruck, Stoffwechsel u.a. Da A. im Gesamt auch den psychischen »Status« ändert, wird es als psychogenes Hormon bezeichnet. Gegenspieler Noradrenalin, ’Hormone Adrenergika, Bez. für Stoffe, die im VNS sowie ZNS 'adrenergisch wirken adrenergisch, in der Wirkung dem ’Adrenalin, Noradrenalin nahekommend. Beispiel: Die adrenergische Funktion von Fasern des "'Sympathikus (Adrenalin, Noradrenalin als Mittler, ’Transmittersubstanz). 'cholinergisch, 'Ergotropie adrenocorticotropes Hormon ’ACTH adulthood [engl. Erwachsenenalter], das Stadium in der Individualentwicklung eines Organismus, in dem dieser zur Fortpflanzung befähigt ist Sch-S Adnltomorphisinus, syn. Enelicomorphismus, die Erklärung (Interpretation) des kindlichen Verhaltens in Analogie zum Verhalten des Erwachsenen. 'Anthropomorphismus

Affekt

Adversionsreflex, Zuwendungsreflex Adynamie [gr. dynamis Kraft], Kraftlosigkeit bei Alter, Krankheit usw. Vgl. Asthenie Affekt [lat. affectus »Stimmung«, krankhafter Gemütszustand, Leidenschaft, Begierde]: Der Begriff wird sehr unterschiedlich definiert. Meist versteht man darunter ein intensives, relativ kurzdauerndes /Gefühl. In der weitesten Bedeutung wird jede emotionale Regung als affektiver Prozeß bezeichnet. Die äußeren Begleiterscheinungen bestehen oft in starken Ausdrucksbewegungen. A. sind mit

Organempfmdungen verknüpft. Man definiert deshalb den A. auch als periphernervöse Bewegung bei zentralnervöser Erregung. Die Theorien von La n g e und Ja m e s sehen in diesen Ausdruckssymptomen das Wesen der A. Le r s c h sieht in den A. Erregungsformen des Lebensgefühls, die in umgekehrtem Verhältnis zur Festigkeit des noetisch-willensmäßigen Oberbaus der Persönlichkeit stehen (vgl. Charakteraufbau). Zugleich ruht in den A. meist instinktiv Zielstrebigkeit. Beispiele: Jubel, Zorn, Wut, Haß, Ekstase, Hoffnung. Sorge, Schreck, Begeisterung. Freude. Leid. Angst, Ärger, Scham, Kummer. Trauer. Eine dynamische Theorie des A., besonders exemplifiziert am Ärger, liefern Le w in und De m b o .. Danach beruht der A. auf einem Konflikt zwischen Feldkräften ( ’Feldtheorie) in einer Situation, die ein Aus-demFelde-gehen unmöglich macht. Der Übergang vom Normalzustand bis zum A.ausbruch geht kontinuierlich mit dem Ansteigen der Spannung, die sich auf Grund von ’Barrieren nicht ausgleichen kann, vor sich. Die /Wandfestigkeit der ’gespannten Systeme des Ichs hält dem wachsenden Druck nicht mehr stand, so daß sich die Spannungsenergie weitgehend über alle Bereiche des Ichs ausbreiten kann. Ebenso verwischen sich die Grenzen zwischen dem Ich und dem übrigen Feld. Ergebnis ist das Abfallen der Differenziertheit bis auf einen minimalen Grenzwert. Dieser Zustand entspricht dem primitiven Charakter und der Unbeherrschtheit von Affekthandlungen. - Dauernde Neigungen zu A.ausbrüchen nähern sich den Leidenschaften, die von den A. dann zu unterscheiden sind, wenn die dauernde Richtung eines intensiven Begehrens auf einen Gegenstand Merkmal ist. Leidenschaft gehört zum »Wollen« mit Gefühlen von großer Motivationskraft als Grundlage. • Unters, zur psychophysischen Festlegung des Ursprunges

Affektabstumpfung

von A. wurden zahlreich unternommen. Einspritzungen von Adrenalin (Ma r a n o n , Ca n t r il u. Hu n t ) führen zwar zu allen körperlichen Begleiterscheinungen von A., aber in den meisten Fällen nicht zu eigentlichen A. Dasselbe gilt von elektrischen Reizungen des 'Hypothalamus (Ma s s e r m a n u . a.). Man kann also weder die Wirkung des Adrenalins noch die Tätigkeit des Hypothalamus als den eigentlichen Ursprung von A. ansehen. Vgl. nachstehende Stichwörter sowie Ambivalenz, Katathymie. © An s c h ü t z , Bl e u l e r , Bo l l n o w , De m b o , El s e n h a n s , Ew e r t , Hu n t , M. Ke il h a c k e r , Le r s c h , Le w in , Ma s s e r m a n , Me il i -Ro h r a c h e r , Wu n d t Affektabstumpfung /Affektstörungen Affektausbruch, das mehr oder minder explosionsartige Anspringen des Affektes Affektausdruck, die bei den Affekten als Begleiterscheinungen auftretenden Ausdrucksphänomene der Mimik, Gestik, Motorik, von vegetativen Reaktionen u. a. Z. B. das Ballen der Faust im Zorn, Schreien, Weinen, die Gänsehaut bei Angst (nach Da r w in Rest des ursprünglichen, zweckvollen Sträubens der Haare, um den Gegner abzuschrecken). Affektausdrucksbewegungen, die mit den Affekten einhergehenden, insbesondere reflektorischen, unwillkürlichen Bewegungen. /Affektausdruck Affektaustausch, die besondere Wechselbeziehung in den Affekten (Gefühlen) von Person zu Person, Gruppe zu Gruppe usw. Affektbetonung, das »Ausstrahlen« von Affekten auf Empfindungen und Vorstellungen. Diese erhalten damit auch Farbe, Richtung, Hemmung oder Kraft, Positives oder Negatives. 'Affekt, 'Motivation Affektbetrag, von Fr e u d benützte Bez., um das zu kennzeichnen, was an den Affekten »... alle Eigenschaften einer Quantität hat wenngleich wir kein Mittel besitzen, dieselbe zu messen - etwas, das der Vergrösserung, Verminderung, der Verschiebung und der Abfuhr fähig ist ... etwa wie eine elektrische Ladung...« (La pl a n c h e 1972) Affektdämmerzustand, die bei tiefgreifender affektiver Erregung (etwa ausgelöst durch bedrohliche Erlebnisse) erfolgende Aufhebung der Besinnung und Einengung des Bew. Affektdelikt, die im Affekt begangene strafbare Handlung Affektdisposition 'Affektivität Affektdissoziation ’'Affektstörungen

Affektivität

Affektentzugssyndrom /Depression, anaklitische Affektepilepsie, diejenige Ausprägung der /Epilepsie. bei der Anfälle nach heftigen

emotionalen Erregungen im Vordergrund stehen Affektfixierung, Bez. für das Verharren eines /Affektes bzw. dessen Auswirkungen. Z. B. kann ein infantiler Erlebnisinhalt als Affekt fixiert bleiben. Affektgewinnung, nach Kr e t s c h m e r der insbes. bei Hysterikern zu beobachtende Vorgang, aus jederart Erregung einen affektiven Gewinn zu ziehen Affekthandlung, die unkontrollierte, nur vom Affekt gesteuerte Handlung, z. B. Kurzschlusshandlung als Entladung einer /Affektstauung, Das ’'Affektdelikt ist zumeist extreme A. affektiert, geziert, gekünstelt, unecht, übersteigert Affektillusion, die i. Ggs. zur /Halluzination (Pseudohalluzination) stehende »Trugwahrnehmung« (illusionäre Verkennung), die verursacht ist durch Affekte (Affektspannung). Die Wahrnehmung und deren korrekte Verarbeitung wird affektiv überlagert. 'Illusion Affektinhalt /Affekt Affektinkontinenz /Affektstörungen Affektinversion /Affekt Affektion [lat. affectio Einwirkung], Zustandsänderung durch äußere Einwirkung, psychische Erregung durch äußere Reize (Sinnesaffektion, Gemütsaffektion), auch svw. Krankheitsbefall. • Zuneigung, Gewogenheit. Affektirridation /Affektstörungen affektiv, affekthaft, im Wortgebrauch teils svw. »gefühlsbetont«. Teils svw. »affektbedingt« (durch Affekt verursacht). ^Affekt, 'affektiert affektive Ambivalenz /Ambivalenz affektive Nivellierung 'Affektstörungen affektive Psychose, Affektpsychose ältere Bez. für 'manisch-depressives Irresein affektive Reaktionsbereitschaft 'Affektstörungen affektive Verblödung, Bez. von Kl e is t für die ''Hebephrenie, 'psychomotorische Verblödung affektive Verödung /Affektstörungen Affektivität, von Bl e u l e r eingeführte Bez. für die Gesamtheit des emotionalen Geschehens, des Gefühls-, Gemütslebens; i. e. S. die Gefühlsansprechbarkeit eines Menschen 9

Affektivität

/Emotionalität. • Je nach Ausprägung der A. (Affektdisposition) können unterschiedliche Affekttypen (/Typologie) abgegrenzt werden. Affektivität (testdiagnostisch) /Neurotizismus Affektivlogik, syn. Affektologik, die durch starke Affekte bewirkte Störung des logischen Denkens. / 'Autismus Affektkrampf, die mit krampfartigen Erscheinungen verbundene Übersteigerung von affektiven 'Ausdrucksbewegungen (Hysterie?). • Die respiratorische Verkrampfung des Kleinkindes, wobei sich das Schreien in Atemnot (-Stillstand) und Bewusstlosigkeit steigert. Affektkrise, nach Tr a m e r u . a. der in der kindlichen Entwicklung (Trotzphase) und in der Pubertät auftretende Widerstreit zwischen dem ichbezogenen, affektiv gesteuerten Denken (Handeln) und der zugleich erstrebten sozialen Anpassung und Angleichung.© Tr a u e r 1964 Affektlabilität /Affektstörungen Affektlahmheit 'Affektstörungen Affektleere /Emotionsstupor Affektmattigkeit /Affektstörungen Affektmensch /’Typologie (Affekttypus) Affektologik /Affektivlogik Affektothymie, Grundwesenszug (A +) der 15 Persönlichkeitsdimensionen (© Ca t t e l l , 16 PF). Er charakterisiert ein nach außen gerichtetes, warmherziges, teilnehmendes Verhalten. Der Gegenpol (A ) wird als Sizothymic bezeichnet und ist gekennzeichnet durch kühles zurückhaltendes Verhalten. Ca t t e l l verläßt absichtlich die gängige Bez. 'Schizothymie der klinisch orientierten Persönlichkeitsforscher, um zu demonstrieren, daß es sich dabei um einen Persönlichkeitszug der »normalen Person« handelt.® Ca i t e l l et al. 1970 Hä-R affektprimitiv 'Typologie (Affekttypus) Affektprojektion, die Verlegung der emotionalen Anmutung in Lebewesen, Dinge und Vorgänge der Außenwelt, wodurch diese so erlebt werden, als ob sic selbst Träger emotionaler Äußerungen wären. A. findet sich besonders bei Primitiven und Kindern. Sie wird als Ursprung des 'Tabu und des ’Animismus betrachtet. 'auch: Projektion Affektpsychosen, Psychosen mit abnormer Gemüts- und Affektlage als vorwiegendem Krankheitsbild, auch Bez. für manisch-dcr pressives Irresein.© Bl e u l e r , Ho u 10

Affenfurche

Affektpumpen, unechtes Aufblähen eines Af-

fektes, Sichhineinsteigern. Hysteriker neigen zum A. Affektsperre / Affektstörungen Affektstauung 'Affektstörungen Affektsteifigkeit /Affektstörungen Affektstörungen, Sammelbegr. für die von der Norm abweichenden Veränderungen in der Ansprechbarkeit und Äusserung der Affekte, vor allem deren Steigerung und Herabsetzung, sowie deren »Auseinanderfallen «, sei es innerhalb des Affektablaufes oder zwischen den Affekten, Vorstellungen und Denkinhalten. A. sind nach Bl e u l e r Störungen der affektiven Synthonie, d. h. der Übereinstimmung und des Ausgewogenseins der Affekte. Es gehören hierzu die mit vielfältiger Abwandlung der Bez. vorkommenden Zustände wie: Affektabstumpfung als geringe Erregbarkeit der Affekte und der Gefühlsansprechbarkeit (affektive Nivellierung, AfTektlahmheit, Affektmattigkeit, Affektverflachung, Affektverödung). Weiter zugehörig zu den als Erscheinung sehr verschiedenartigen A. sind die Affektlabilität als überaus leicht auslösbarer Wechsel in der Gefühlsgrundstimmung (z. B. unvermittelter Übergang vom Weinen zum Lachen, wie bei der sog. Affektinkontinenz). Dann die Affektinversion als der Umschlag des Affektes in eine Gegenrichtung, die Affektirridation als Ausdehnung eines Affektes auf primär Unbeteiligtes, der inadäquate Affekt, der Affektsturm als übermäßig starke affektive Reaktionsbereitschaft. Zudem sind zugehörig: die Affektsperre (Bez. von Bl e u l e r für die besondere Art von Gefühlsarmut, Starrheit und Gefühlsdistanzierung bei Schizophrenen. Nach der Psa. eine neurotische Hemmung der emotionalen Ansprechbarkeit, wobei lust- wie unlustvolle Gefühle nicht in einer ihrem Anlaß angemessenen Stärke erlebt, sondern aus einem unbewußten Selbstsehutzbedürfnis unterdrückt werden), die Affektsteifigkeit (charakterologisches Merkmal für den schizoiden Aristokratentyp nach Kr e t s c h m e r ), affektive Verödung, Äffektstauung, Affekt Verdrängung. Affekt verhaltung. Affektstupor 'Emotionsstupor Affektsturm 'Affektstörungen Affekttypus ’Affektivität, 'Typologie Affektverdrängung 'Affektstörungen Affektverflachung 'Affektstörungen Affekberhaltung 'Affektstörungen Affektverödnng 'Affektstörungen Affektverschiebung (Fr e u d ) 'Verschiebung Affenfnrche,syn. Vierfingerfurche, die bei Affen und als Abart auch beim Menschen (z. B.

afferente Nerven

^Mongolismus) vorkommende Querfurche der Innenhand afferente Nerven zReafferenz Afferenz zEfferenz Afferenzsynthese, Begr. von P. K. An o c h in . Die physiologische wie psychologische Reaktion zu einem bestimmten Zeitpunkt hängt von allen Reizen ab, die in einem bestimmten Zeitraum vorher in das Nervensystem gelangt sind. Die A. bringt alle diese Reize in Beziehung zueinander und zur Erfahrung des Individuums. Unter den Reizen werden Anlasserund Situationsreize unterschieden. Die ersteren bestimmen die Reaktion, die ausgeführt werden soll, die anderen bestimmen die situationsspezifische Modifikation der Reaktion. Affiliation, affiliation, Gesellung, Assoziation mit einer oder mehreren anderen Personen ohne ausdrückliche Bezugnahme zu welchem Zweck (Zusammenarbeit, Zusammensein, Liebe, geschlechtliche Befriedigung). Neben einem interindividuell variierend starken A.bedürfnis (Mc Cl e l l a n d : need affiliation) werden verschiedene Bedingungen für dessen intraindividuelle Variation angenommen: Schwankungen des Selbstwertgefühls (seif esteem), Angst, Unsicherheit über emotionale Reaktionen oder über Meinungen. Weitere Bedingungen sind Kontakte mit anderen Personen, die-als Funktion von Eigenschaften der beteiligten Personen und von Interaktion zwischen ihnen - »Sympathie« oder Attraktion erzeugen (Ho m a n s , Sc h a c h t e r ). .^Bedürfnis. (L) Be r k o w it z B-S Affinität, affin [lat. affinis benachbart, verwandt, zueinander passend] Verwandtschaft. Vorwiegend in der Chemie gebräuchlicher Begriff, der in die Ps. (etwa für die Art, wie bestimmte Gefühle andere Gefühle auslösen, wie bestimmte Reize nur bestimmte Personen anziehen, wie sozialps. Bindungenu. Gefühle entstehen u. a. m.) Eingang gefunden hat. • Bei LERSCHBez. für den »Integrationszusammenhang der abhebbaren Einzelzüge des Charakters«. So sind z. B. Strebertum und Hartherzigkeit im Hinblick auf ihr Vorkommen in einem Charakter »affin«. Vgl. diffug. He l l pa c h bezeichnet mit A. das Hingezogensein zu Menschen gleichen oder anderen Geschlechts auf Grund ihrer ganzen leib-seelischen Erscheinung (holotrop) oder eines einzelnen Merkmales (monotrop), z. B. Farbe, Körpergeruch, Sitte, Konvention. Die auf die gleichen Momente zurückzuführende Ablehnung bezeichnet man mit Diffugität.

Aggression

affizieren [lat. afficere mit etwas ausstatten], erregen, eine /Affektion verursachen, beein-

flussen AFS (Angstfragebogen für Schüler) ® Wie c zer k o w sk i

Agamie [gr. gamos Ehe], Fortpflanzung ohne Befruchtung (Parthenogenese = Jungfernzeugung). • regellose Geschlechtsbeziehung

bei Naturvölkern. Vgl. Gynaekokratie, Promiskuität. Agape /Eros AGCT © US-Army Ageusie, Aufhebung des Geschmacksvermögens. Agglutination [lat. agglutinare von glitten Leim] (W. v. Hu m b o l d t ), Anleimung. Sprachps. Bez. für Aneinanderreihen von Wörtern zu einem neuen Gesamtbegr., etwa wie in Eisen-Bahn, Tauf-Stein, als Wortagglutination Symptom bei bestimmten Psychosen. Unsinnige Wortverdichtungen aus zwei oder mehreren nicht-zusammengehörigen Begr. z. B. Äquinoctialhimmelskönigskind. • Zusammenballung von Bakterien und roten Blutkörperchen bei Zuführung bestimmter Serumarten. Aggravation, aggravieren [lat. gravis schwer], absichtliche Übertreibung oder Verstärkung, besonders bei bestehenden Krankheitssymptomen. Während man von ^Simulation eher bei der Vortäuschung von Symptomen im verbalen Bereich spricht, liegt A. dann vor, wenn sich die Täuschung im Verhaltensund Ausdrucksbereich bemerkbar macht. Aggregat, Anhäufung von Teilen ohne innere Beziehung im Ggs.zum Organismus. Soziales A. ist die Ansammlung von Menschen, die keine differenzierte Gruppengliederung zeigt (Aufläufe, Zusammenrottungen, Theaterpublikum usw.). Gerade durch ihre Ungegliedertheit bieten solche A. die wesentliche Bedingung für die affektive Übersteigerung, wie sie in der Massenps. beachtet wird. Aggression [lat. aggredi angreifen], viele verschiedene Verhaltensweisen die mit der Absicht ausgeführt werden, ein Individuum direkt oder indirekt zu schädigen (Me r z 1963). Es gibt andere Definitionen, die wie diese nicht allgemein anerkannt sind. Die A. tritt oft als Reaktion auf eine wirklich oder auch nur scheinbar drohende Minderung der eigenen Macht in Erscheinung. Sie richtet sich primär gegen andere Personen und Gegenstände, kann sich aber nach Ansicht mancher A.forscher auch sekundär gegen die eigene

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Aggression (biol.)

Person zurückwenden, wenn sie durch äußere Widerstände gehemmt bzw. auf Grund der Forderung der Gesellschaft und zum Zwecke der sozialen Anpassung verdrängt wird (Selbsthaß, Selbstschädigung, Selbstmord, Masochismus). Die A. kann von den primitivsten Reaktionen (beißen, schlagen, treten usw.) bis zu den sublimsten Reaktionen (entwerten, herabsetzen usw.) in Erscheinung treten. Der Anteil und die Bedeutung der A. im Verhalten des Menschen wurde von der Psychoanalyse betont. Im Zusammenhang mit den sexuellen Beziehungen kann A. als Lust an der Grausamkeit und als Lust an der Zufügung von Schmerz auftreten (Sadismus). Be r k o w it z empfiehlt zwischen impulsiver (spontaner) A., die als konditionierte Response von Schlüsselreizen ausgelöst wird, und instrumenteller A., die anderen Zielen dient (Machtgewinn, Besitz, Verteidigung des Territoriums, der Jungen usw.), zu unterscheiden. Über den Ursprung der A. stehen sieh drei Auffassungen gegenüber: (1) die Trieb- oder Instinkttheorie im engeren Sinne der Psychoanalyse oder Ethologie (Fr e u d , Lo r e n z ); (2) die Frustrations-Aggressions-Hypothese (Do l l a r d u. Mil l e r ); (3) die Aggressions-Theorie des sozialen Lernens (Ba n d u r a u . Wa l t e r s ). Die psa. Annahme, daß die vielen verschiedenen Verhaltensweisen, die als A. oder Ableitungen der A. definiert werden, aus einer gemeinsamen »primären« Energiequelle gespeist werden, die sieh (periodisch?) anstaut und die entladen werden muß (A.trieb. Todestrieb), unterscheidet sieh nicht grundsätzlich von der Instinkttheorie der Ethologen. Die Frustrations-A.theorie ist diesen Annahmen insofern verwandt, als nach ihr die Nichtbefriedigung eines Triebes A. zur Folge hat. Eine Annäherung zwischen (2) und (3) vollzieht Be r k o w it z , der die Möglichkeit der angeborenen »Passung« zwischen Sehlüsselreizen und impulsiven A.akten einräumt. Er modifiziert dieFrustrations-A.hypothese aber wesentlich und betont, daß die meisten A. gelernt (konditioniert) werden.

Um 1950 begann vornehmlich die experimentelle A.forsehung, welche u. a. mit bestimmten Anordnungen ( 'Reaktionssimulator, Buss-Apparat) A. zu messen versuchen. Die Masse der empirischen Forschung belegt die Annahme, daß A., d. h. aggressives Verhalten, wie anderes auch im Beobachtungs- und Verstärkungs-Lernen erworben wird, ohne gänzlich auszusehließen. daß es angeborene Verbindungen zwischen aversi12

Agieren

ven Reizen und bestimmten Verhaltensmustern geben könnte. Für das Problem der Verminderung der A.tendenzen sind die Forschungen zur ^Katharsis durch »Entladen« der angeblich aufgestauten Energie in entsprechenden Akten oder durch bloßes Zusehauen bei A. entscheidend. Nach experimentellen Untersuchungen (u. a. von Ho k a n s o n et al. 1968, St o n e u. Ho k a n s o n 1969) kann die Minderung der oft mit A. verbundenen Wut (oder des Ärgers) auch durch freundliches oder selbstbestrafendes Verhalten erfolgen, wenn diese Akte zur Reduzierung der aversiven Reize führt. A. dagegen erzeugt eher neue A. statt einer kathartisehen Befriedigung (Be r k o w it z ). © Ba n d u r a 1973, Be r k o w it z 1969, Me r z 1965, Se l g 1971, Sc h m id t -Mu m m e n d e y u. Sc h m id t 1971, We r b ik 1974 Aggression (biol.), Angriffs-, Droh- bzw. 'Kampfverhalten mit dem Ziel der Dominanz gegenüber einem Gegner der gleichen oder einer anderen Art. 'Territorialverhalten P-S Aggression-Frustration-Hypothese, die von Do l l a r d u. a. (1939) aufgestellte Hypothese besagt, daß unter bestimmten Umständen ’’Frustrationen aggressives Verhalten zur Folge haben. Die Stärke der Aggression ist dabei umgekehrt proportional der Stärke der Frustration. Aggressionsmaschine 'Reaktionssimulator Aggressions-Test ® Ro s e n z w e ig , Se l g Aggressionstrieb, der als Ursache der Aggression angenommene Antrieb. Nach Fr e u d handelt es sieh hierbei um eine im Biologischen wurzelnde einheitliche Triebquelle, den Todestrieb. Ad l e r dagegen sieht die einheitliche Antriebsquelle der Aggression im Willen zur Macht. Andere Autoren, z. B. Ku n z und Ho r n e y , bestreiten eine einheitliche Antriebsquelle und sind der Auffassung, daß aus mehreren Elementartrieben ein Antriebsganzes entsteht, und zwar jeweils als Reaktion auf die spezifische äußere Hemmung und Bedrohung. 'Aggression Aggressivität, Bez. für die habituell gewordene aggressive Haltung. Agieren [lat. ägere handeln], Handeln, insbes. ausdrucksvolles Handeln. • In der Psa. besagt A. das Wiederholen einer früheren Verhaltensweise an Stelle des Erinnerns. Besondere Bedeutung gewinnt das A. in der Psychotherapeut. Behandlung, da der Patient hier seine verdrängten Verhaltensweisen gegen-

Agilität

über dem Analytiker u. U. bis zum Eintritt der Wiedererinnerung agiert. Agilität [lat. agilis beweglich], Beweglichkeit, Flinkheit, Rührigkeit Agitation [zu lat. agitare antreiben, aufregen], Handeln bes. als Aufreizen. • (med.) Unruhe, Erregung, erregte Bewegung, wie z. B. bei paralysis agitans (Schüttellähmung) oder agitierte Depression (hochgradige motorische Unruhe mit klagend-anklagender Verstimmung). • Agitiert-sein svw. in Erregung sein mit best. Zeichen innerer und äusserlicher Unruhe. agitiert /Agitation Aglossie, angeborenes Fehlen der Zunge; behindert die Artikulation, führt aber nicht zu Stummheit. /Stammeln, /Dysglossie G-N Agnosie [gr. gnosis Erkennung], syn. agnostische Störung, die Unfähigkeit, trotz erhaltener Funktionstüchtigkeit der Sinnesorgane, Wahrnehmbares zu erkennen und einzuordnen. A. ist Folge einer Himschädigung, /Assoziationsfelder. Sonderformen sind: akustische A., syn. auditorische Amnesie, Aphasia auditoria, Aphasia acustica, Seelentaubheit; literale A.. Wortblindheit, gedruckte oder geschriebene Buchstaben werden nicht erkannt; optische A., syn. visuelle Amnesie, Seelenblindheit. Asymbolie (Fehlen des Verstehens von Symbolen und konventionellen Zeichen); pragmatische A., fehlendes Wiedererkennen; räumliche A., Entfernungen oder Strecken können nicht erfasst werden; taktile A., Tastblindheit, Tastlähmung, Stereoagnosie, Seelenanästhesie, Gegenstände können durch Betasten nicht erkannt werden. Agnosie, akustische, zentrale Hörstörung, bei der gehörte Sprachlaute (Lautagnosie), Geräusche wie Schlüsselklappern, Geldzählen etc. oder Tierlaute nicht unterschieden werden können. Gestört ist ferner das /Richtungshören und das Hören von Entfernungen sowie das Erkennen von Melodien und Rhythmen (zAmusie); ferner findet sich häufig eine auditive /Unaufmerksamkeit. DieA. verursacht bei Erwachsenen /Aphasie, bei Kindern, besonders wenn angeboren oder früh erworben, schwere Verzögerungen der Sprachentwicklung (s. d.) mit /Dysphasien (/Hörstummheit). G-N Agnostizismus, Lehre, nach der das Wesen der Welt unergründlich ist. Vgl. Pragmatis-

mus Agonie [zu gr. agonia Kampf, Angst], Todesqual, Seelenqual Agonist-Antagonist [gr. agonistes Wettkämp-

Agrypnie

fer], die paarweise entgegengesetzt wirkenden Muskeln. • I. w. S. allg. Bezeichnung für »Wirker« und »Gegenwirker«, z. B. bei Drogen, Nerven (Sympathikus - Parasympathikus). agonistisches Verhalten, Sammelbez. für (offensives wie defensives) kämpferisches Verhalten, insbes. bei sozialen Auseinandersetzungen Agoraphobie [gr. agora Markt, phobos Furcht], Platzfurcht. Angst beim Überschreiten von Straßen, Plätzen u. a., verbunden mit Schwindelgefühl. Vgl. Phobie Agrammatismus, das völlige Fehlen syntaktisch-grammatikalischer (/Syntax, /Grammatik) Strukturen in sprachlichen Äußerungen; entweder ihr noch fehlender Aufbau kurzdauernd in der normalen kindlichen Sprachentwicklung (physiologischer A.), anhaltender bei verzögerter Sprachentwicklung ( *S., verzögerte, /Hörstummheit) oder Oligophrenie - oder aber der Verlust grammatikalischer Strukturen durch Hirnverletzungen und -erkrankungen (/Aphasie), auch bei Psychosen (/Dysphrasie). In ungenauer Weise wurde die Bez. A. in der älteren neurologischen und phoniatrischen Literatur (wie viele andere der mit einem Alpha privativum gebildeten Begr., z. B. Aphasie - Dysphasie) auch auf sprachliche Äußerungen mit nur fehlerhafter oder unvollständiger syntaktischgrammatikalischer Struktur (zDysgrammatismus) ausgedehnt. Als A. können in strenger Unterscheidung nur manche zholophrastischen Äußerungen, nicht einmal in einem Wort gegebene Befehle, oder psychotische Dysphrasien und Wortsalat (z. B. »Elefant vergrün lamperstift«) angesehen werden. Selbst zEcholalien sind zwar immer aus ihrer semantischen und pragmatischen Zeichenverankerung gelöst, weisen aber doch gelegentlich noch syntaktische Oberflächenstrukturen auf. G-N Agraphie, syn. Akatagraphie, Unfähigkeit, die zum Schreiben erforderlichen Bewegungsvorstellungen zu bilden, bei voller Bewegungsfähigkeit der Hände und normaler Intelligenz. /Aphasie. Sonderformen der A. sind: literale A„ voller Verlust des Schreibens oder Schreiben entstellter Buchstaben; verbale A., dasselbe gegenüber Worten; motorische A., Betonung des motorischen Verlustes. Agrypnie [gr. agrypnia], Schlaflosigkeit

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Aha-Erlebnis

Aha-Erlebnis (K. Bü h l e r ), ein eigenartiges, im Denkverlauf auftretendes lustbetontes Erlebnis, das sich bei plötzlicher Einsicht in einen zuerst undurchsichtigen Zusammen-

hang einstellt. Ahnenerbe ’'Rückschlagsgesetz Ahnenkult /'Manismus Ähnlichkeit, Ähnliehkeitsgesetz, eine eigentümlich ausgezeichnete Beziehung zwischen zwei oder mehreren Objekten (Sachen, Personen, Eigenschaften). Ä. kann von vollständiger Gleichartigkeit ausgehend alle Abstufungen durchlaufen bis zu entferntester Ä. So besitzen zwei eben noch unterscheidbare Nuancen des Farbtons gelb einen Höchstwert an Ä., der (bezogen auf den /'Farbkreis) nach beiden Seiten hin stetig abnimmt bis zu dem Grenzwert an den beiden Polen rot und grün. Ebenso kann z. B. zwischen einem Gemälde, einem Musikstück und einem Vers spontan A. erlebt werden. - Da unter wechselnden Bedingungen offenbar zwischen nahezu beliebigen Dingen Ä. auftreten kann, ist dies nicht mit den Dingen selbst innewohnenden Eigenschaften begründbar, wie etwa durch '»identische Elemente« (Ma c h u . a.) oder gleiche Strukturen. Dagegen spricht auch, daß Ä. auftreten kann bei strukturlosen Komplexqualitäten (Kr u e g e r ). Te r n u s (1926) konnte experimentell Bedingungen erzeugen, unter denen sich »phänomenale Identität« gegen »objektive Identität« durchsetzt, und konnte zeigen, daß die »homologe Funktion«zweier Momente in verschiedenen Situationen den Identitätseindruck hervorruft. ^Identität. • Das Ähnlichkeitsgesetz ( 'Assoziatiqnsgesetze, 'Gestaltgesetze) besagt, daß Ä. nicht nur phänomenal in Erscheinung tritt, sondern auch funktional wirksam wird. Zwischen ähnlichen Elementen treten Kräfte auf, die einzelnes zu höheren Einheiten zusammenschließen (Assoziationen, Gestalten, Systeme). Das Ä.gesctz gilt für alle Bereiche der Ps.: Wahrnehmung (untereinander ähnliche Elemente sondern sich aus und schließen sich zu einer Gestalt zusammen); Gedächtnis ( 'Spurcnfeld organisiert sich nach Ä.. aktueller Wahrnehmungsprozeß und Spur ebenso); Sozialps. (Gruppenbildung nach Ä. hinsichtlich Bildungsstand, Einkommen, Alter usw.); Typologie (Charakterstrukturen schließen sich nach Ä. zusammen zu einem Typus). In neuerer Zeit versucht man von dem subjektiven Ä.erlebnis zu einer

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AIDA-Modell

meßbaren und 'behavioral bzw. 'operational bestimmbaren Relation zu gelangen. So läßt sich Ä. z. B. ausdrücken durch das Maß, in dem eine bestimmte Reiz-Reaktionsverbindung (habit) erhalten bleibt trotz Variation der Reizsituationen (/'Generalisation, /'äquivalente Reize), wobei alle die als ähnlich (äquivalent) bezeichnet werden, die die ursprüngliche Reaktion noch hervorrufen können. Die /Reaktionszeit ist dabei dem Abfall des Ä.grades proportional und kann somit als Maß des letzteren angesehen werden (Sc h l o s b e r g u. So l o m o n 1943). Auch kann das Ausmaß, in dem durch das Erlernen einer Tätigkeit/Mitübung (transfer) anderer Tätigkeiten erfolgt, als Ausdruck des Ä.grades zwischen diesen angesehen werden. Die Ä. von Begriffen bzw. ihren Bedeutungen läßt sich mittels einer von Os g o o d (1952) entwickelten Methode messen, indem man ihre 'Polaritäts-Profile herstellt und die Distanz zwischen diesen ermittelt. Ferner bedient man sich der Korrelationsrcchnung, umÄ. festzustellen. Interpersonelle Ä.korrelationen in bezug auf bestimmte Merkmalsgruppenkönnen zu empirischen Typenlehren fuhren (Ho f s t ä t t e r ). Die für die Psychotherapie z. B. wichtige Frage nach Ä. von Wunsch und Selbstbild kann mit Hilfe der 'Q-Sortierung (Ro g e r s u . St e ph e n s o n ) durchgeführt werden, indem man die Korrelation zwischen den unter beiden Gesichtspunkten erhaltenen Sortierungen errechnet. © Ho f s t ä t t e r , Ko f f k a , Kr u e g e r . Wo o d w o r t h -Sc h l o s b e r g Slr-R Ähnliehkeitshemmung RANSCHBURGsches Phänomen, 'Gedächtnishemmung Ahnung, das unbestimmte, mehr oder minder unbewußte Innewerden eines noch nicht klar erkannten Sachverhalts oder eines zukünftigen Ereignisses. »Überall geht ein frühes Ahnen dem späteren Wissen voraus« (A. v. Hu m b o l d t ). AI (Adjustment Inventory) © Be l l Aiehmophobie [gr. aichnie Lanzenspitze], Angst, mit spitzen oder scharfen Instrumenten (Gegenständen) sich oder andere verletzen bzw. töten zu können. Vgl. Phobie AIDA-Modell, in den USA entwickeltes Stufenmodell der Werbewirkung, bei dem zwischen attention (Aufmerksamkeit), interest (Interesse), r/e.vü< (Kaufverlangen) * und action (Kaufdurchführung) unterschieden wird. Diese und ähnliche Modellvorstellungen dienender Abschätzung der Werbewirkung. B-H

Aidoiomanie Aidoiomanie [gr. aido'ion Scham], krankhaft

gesteigerter Geschlechtstrieb Air Crew Classification Battery © US Air Force AIT © Me il i Akalkulie, Störung oder Verlust der bereits erworbenen Rechenfahigkeit; z.B. nach Hirnverletzungen ©Aphasie). Als sehr hoch integriertes, funktionelles System (An o c h in 1967) kann das Lösen mathem. Aufgaben durch verschiedene Teilleistungsschwächen des ZNS gestört werden (Lu r ia 1970); dementsprechend vielgestaltige Charakteristik der Störung u. syndromatische Überschneidungen mit 'Sprachstörungen, körperlichen ( 'GERSTMANN-Syndrom) und räumlichen Orientierungsschwierigkeiten, mit /Apraxien oder Planzerfall im Handeln, Rechenschwächen in der kindl. Entwicklung (/Dyskalkulie). G-N Akatagraphie [gr. kat'a hinterher, herab], seltene Bez. für /Agraphie Akatamathesie [gr. katamanthcmo erlerne], seltene Bez. für /Aphasie, sensorische ■Akataphasie [gr. kataphemi bejahen, bestimmen], Bez. für sprachliche Entgleisungen (ähnlich /Agrammatismus) infolge Hirnschädigung oder Schizophrenie. Beim Sprechen werden für fehlende zutreffende Ausdrücke bloß ähnlich klingende Wendungen oder ganz abwegige Äußerungen gebraucht. Akathisie [gr. kdthisis Sitzen], Sitzangst bzw. die hierdurch hervorgerufene Unfähigkeit, längere Zeit zu sitzen Akinesie [gr. kinesis Bewegung], Akinese, Bewegungsarmut, Unbeweglichkeit. Ggs. /Hyperkinese. Vgl. PARKiNSONsche Erkrankung Akklimatisation, Anpassung von Lebewesen an veränderte klimatische Einflüsse. I. w. S. Anpassung an neue Umwelteinflüsse (vgl. Akkomodation. Konformität)./ Domestikation.© Hu n t in g t o n , Mis s e n a r d , Ru d d e r , Sa y e r s , Se y b o l d Akkommodation [lat. accomniodäre anpassen], Anpassung. I. e. S. die Anpassung des Auges an die auf der Netzhaut abzubildenden Gegenstände. Sie wird erreicht durch Veränderung der Brechkraft der Linse (zuerst beschrieben von Th . Yo u n g 1793). Bei Entfernung unter 10 bis 15 cm ist meist keine A. mehr vorhanden = Nahepunkt; ebenso bei Entfernungen, die etwa 10 m überschreiten = Fernpunkt.

Akrodystonie Akkommodation, kognitive, von Pia g e t aus der Biologie übernommener Ausdruck für die Veränderung von sensumotorischen und

kognitiven Schemata durch äußere Inhalte. Das Saugschema akkommodiert sich z. B. an verschieden geformte Nippel oder an einen Finger. Im Unterschied dazu wird in der /Assimilation nach Pia g e t der vom Organismus erfaßte Inhalt an vorhandene Schemata angeglichen. • Rie d e l (1967) meint mit informationeller A. die Angleichung der subjektiven Erwartungswahrscheinlichkeit von Ereignissen an die tatsächliche Auftretenswahrscheinlichkeit. /Information B-S Akkommodationsbreite, die im Laufe des Lebens meist abnehmende Akkommodationsfähigkeit der Augen (/Akkommodation); z. B. im Alter von 10 J. 15 Dioptrien, von 60 J. 2 D. Akkord [aus lat. ad zu, cor Herz entstand mlat. accordium u. frz. accord], Übereinkunft, Übereinstimmung, Vertrag. • (musikps.) Mehrklang von drei u. mehr Einzeltönen, wobei vollkommene u. unvollkommene Konsonanzen und Dissonanzen entstehen, je nach Tonverschmelzung. • (arb. ps.) Eine Lohngestaltung, bei der für die Leistung eine durch /Zeitstudie ermittelte Arbeitszeit (pro Stück, Arbeitsgang u. a.) zugrunde liegt. Akkulturation (H. S. Su l l iv a n ), das Hineinwachsen indie kulturelle Gemeinschaft. • A. ist auch Bezeichnung für die Anpassung an ein fremdes Milieu (z. B. beim Wechsel in ein anderes Land, in eine andere soziale Klasse u. dgl.). Vgl. Assimilation, /Enkulturation Akoasma zAkusma akoluthe Phase, die Spanne, bei der eine Erregung (z. B. Trieb) noch nicht abgeklungen ist und die neue Erregung noch gehemmt wird Akoluthie [gr.], das notwendige Abfolgen, Aufeinanderfolgen (z. B. Ursache u. Wirkung) Akra, Akren [gr. akros, spitz, hoch], die »gipfelnden« Körperteile wie Nase, Kinn, HändeFinger, Füße-Zehen usw. Akranie [gr. a-kranios ohne Schädel] /Anenzephalie Akrenzephalon [gr. enkephahn Hirn], Endhirn, /Telenzephalon, 'Gehirn Akroanästhesie, Störungen der /Sensibilität in den Akren Akrodynie [gr. odyne Schmerz], Schmerzen in den Enden der Körperglieder Akrodystonie [gr. tbnos Spannung], Störungen im Spannungszusammenspicl (Tonus-

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Akromegalie

gleichgewicht) in den Enden der Körperglieder Akromegalie [gr. megas groß], als Spitzenwachstum bezeichnete, nach Beendigung des allgemeinen Wachstums eintretende Verlängerung und Verdickung »gipfelnder« Teile (Nase, Kinn, Hände-Finger, Füße-Zehen usw.). Ursache ist Überproduktion an Wachstumshormonen des Hypophysenvorderlappens. Vgl. Hormone Akroneurosen, funktionelle Störungen der Gefäße (Angioneurosen) bzw. der Sensibilität an den Enden der Gliedmaßen. Vgl. Parästhesie Akroparästhesie [gr. para neben, aisthesis Wahrnehmung], Sensibilitätsstörungen im Bereich der Hände und Füße. Vgl. Parästhesie Akrophobie, die der Agoraphobie verwandte Furcht beim Besteigen von Höhen und Türmen. Vgl. Phobie Akt, ein einzelner, einziger, d. h. zeitlich begrenzter und qualitativ bestimmter Teilvorgang im Strom des Erlebens. Wahrnehmungs-, Vorstellungs-, Erinnerungs-, Gefühls-, Willens- oder Denkakt. Fraglich ist die jeweilige Abgrenzung eines Aktes, er muß jedenfalls eine relative Geschlossenheit und Abtrennbarkeit besitzen. Der A. ist nur im Bew’vollzug (Aktbewußtheit) faßbar und wirklich und hat stets intentionalen Gegenstandsbezug. Si’RANGER sieht im geistigen A. »die aus verschiedenen seelischen Funktionen strukturell zusammengewobene Tätigkeit des Ich, wodurch es eine geistige Leistung von überindividuellem Sinn hervorbringt«. Ein philos. zentraler Begriff ist A. bei Hu s s e r l und Sc h e l e r . Bei den Psychologen hat er grundlegende Bedeutung in der Gegenüberstellung von A. und Inhalt (vgl. A.psych.). Br e n t a n o , Me in o n g , Hö f l e r , St u m pf sind hierzu besonders zu nennen. © Br e n t a n o , Hö f l e r , Hu s s e r l , Me in o n g , Spr a n g e r , St u m pf Aktionsakzeptor, in der russischen Verhaltensforschung gebräuchlicher Begriff. Als A. wird jener Mechanismus bezeichnet, mit dessen Hilfe ein Mensch, ein Tier oderein künstliches System auf Grund eines inneren Modells der Außenwelt die Reaktion der Außenwelt auf sein Verhalten antizipieren. Aktionsgefühl 'Tätigkeitsgefühl Aktionskatalog, Bez. für die zur Durchführung \on Verhaltensanalysen erforderliche Verhaltens-Bestandsaufnahme. 'Ethogram m 16

Aktivation, Aktivierung

Aktionspotential, Membranpotentiale der Nervenzelle bei überschwelliger Reizung, die eine vollständige Ausbildung der elektrochemischen Gesamtreaktion der Zelle mit Initialsegment, Overshoot, und Nachpotential auslöst, bis das Ruhepotential wieder erreicht wird. Während der Dauer des Aktionspotentials ist die Zelle absolut refraktär, d. h. unfähig auf eine zweite Reizung zu reagieren, kurz

danach relativ refraktär. 'Nerv. © Mö r ik e 19737 B-S Aktionsprüfer /Sinnesfunktionen Aktionsquotient, Begr. von A. Bu s e m a n n für das Verhältnis von den aktionalen zu den qualitativen Aussagen im sprachlichen Ausdruck. Erstere sind alle Worte, die eine Tätigkeit ausdrücken, bei letzterem überwiegen die Eigenschaften. Bei den Jugendlichen können alterstypische Phasen und individualtypische Einstellungen (mehr emotionell-subjektiv gegenüber intellektuell-objektiv) beobachtet werden. © Bu s e m a n n aktionsspezifische Energie, in der Instinktlehre (der ’Ethologen) angenommene Triebkräfte für die verschiedenen Instinkthandlungsketten, die in Handlungspausen angestaut wird und spezifisch in der zugehörigen Instinkthandlung entladen wird. (Gegenvorstellung: allgemeines Antriebsreservoir.) @ P. Le y h a u s e n 1965 B-S aktionsspezifisches Potential (ASP), ein Begr., der dem der aktionsspezifischen Energie entspricht und ebenso bei bestimmten Voraussetzungen den Energie-Aufstau zur Auslösung von Handlungen als erforderlich annimmt. Aktionsstadium 'Apperzeptionsstadien Aktionsstrom, bioelektrischer Strom, der im tätigen Muskel, Nerven, Herzen entsteht. Ps. von bes. Interesse die Aktionsströme der Hirnrinde (Alpha- und Beta-Wellen von H. Be r g e r ). 'Elektrophysiologie Aktionszeit, Bez. von Zie h e n für 'Reaktionszeit Aktivation, Aktivierung, der Begr. wird nicht einheitlich verwendet. Inder Physiologie und physiologischen Ps. dient er zur Beschreibung von bestimmten Energieumsetzungsprozessen des Organismus. In der Motivationsforschung bedeutet A. insbesondere bei Wo o d w o r t h und Sc h l o s b e r g die ln-Bercitschaft-Sctzung des gesamten Organismus zum Handeln. Neuestens wird sie im allgemeinen als psychophysiologische Dimension verstanden, s. nächstes Stichwort.

Aktivation (2) Aktivation (2), Aktivierung [nach engl. activation = arousal], Erregung von neuralen und psychischen Prozessen durch innere und äußere Reize, die Aktionen vorausgeht und begleitet und durch folgende Beobachtungen gemessen wird: (1) Steigerung der Frequenz und Abnahme der Amplitude von EEG-Rhythmen (De-

synchonisierung); (2) Erregungssyndrom des autonomen Systems mit Erhöhung der Herz- und Atemfrequenz, Pupillenerweiterung und elektr. Hautwiderstandsänderung etc.; (3) mit dem Stabilimeter gemessene Verhaltensaktivierung; (4) psychische (affektive) Erregung von der allgemeinen Aufmerksamkeit mit Orientierungsfunktion bis zu allen Erscheinungsweisen der Angst oder der Wut. Nach älterer Auffassung sollte die (Gefühls-)A. von der Intensität der Reize abhängen (Wu n d t Kurve; Do l l a r d u . Mil l e r ). Richtiger ist es, verschiedene Reizmerkmale, insbesondere auch Beziehungen von Reizen untereinander und zu dem Empfänger, für ihr sog. A.potential verantwortlich zu machen, wie Komplexität, Neuheit, Abweichung von der Erwartung und den so oder anders erzeugten Konflikten (Be r l y n e ). In der Persönlichkeitsps. und Psychopathologie werden Unterschiede der A. zum Konstrukt A.niveau (Fis k e u . Ma d d i ). Ey s e n c k vertritt die Auffassung, daß Extravertierte höhere A.potentiale der Reize benötigen als Introvertierte, weil bei ersteren die Hemmung größer ist als bei letzteren. Mechanismen der A. sind Funktionen des Retikulärsystems des Hirnstamms (Ar a s ) und des Thalamus (Mo r u z z i u . Ma g o u n , Du f f y , He b b ). Für A steht im engl. auch »energy mobilisation». Das Konstrukt der A. ersetzt in neuerer Zeit Konstrukte wie Trieb, Spannung, Emotion, Libido u. ä. und bietet ihnen gegenüber den Vorteil, daß es, da operational definiert, experimentell besser untersucht werden kann. Von Kl in g u . Rig g s (1971 831 ff) wird diskutiert, ob A. nicht den Konstrukt des allgemeinen Antriebs (D) in Hu l l s Verhaltenstheorie ersetzen könnte, wenn zusätzlich angenommen wird, daß der Organismus nicht A.reduktion, sondern ein gewohnheitsmäßiges A.niveau sucht. © Du f f y 1962, Mo r u z z i u. Ma g o u n 1949, He b b 1949, He c k h a u s e n 1966, Sc h ö n pf l u g 1969 B-S

aktive Therapie, von Sim o n in die Anstaltstherapie eingeführte Bez. für die Erzeugung einer Heilatmosphäre, die verhindert, daß der Kranke durch den Anstaltsaufenthalt kränker wird als es seiner Grundkrankheit ent-

spricht. Dazugehören "Arbeitstherapie, 'Gruppentherapie, Lockerung von Zwang

aktualisieren

und Sicherungsmaßnahmen bis zur Aufhebung geschlossener Abteilungen. /'Hospitalismus Aktivhypnose, gestufte (Kr e t s c h m e r ) /'Hypnoseübung, fraktionierte Aktivierung, assoziative /'priming Aktivierung, Gesetz der funktionalen, nach Ro h r a c h e r besagt dieses Gesetz, daß Wahrnehmung, Gedächtnis und Denken nur in Funktion treten, wenn sie von äußeren Reizen oder von Trieben, Interessen, Gefühlen oder Willenserlebnissen aktiviert werden. © Sc h ö n pf l u g Aktivitätsgefiihl, Bez. für ein mit jeder Tätigkeitsentfaltung einhergehendes Gefühlserleben. Aktpsychologie, allgemein jede Deutung des Seelischen als nur der »inneren Wahrnehmung« zu gängig und als verlaufend in Akten, d. h. in funktionsabhängigen, zeitlich begrenzten und qualitativ bestimmten Teilvorgängen. Insbesondere Bez. für eine von F. Br e n t a n o ausgehende und von dessen Schüler C. St u m pf vertretene ps. Richtung. Die Annahmen der A. sind gegensätzlich zu denen des ’Empirismus und des /Sensualismus. Die /Intentionalität wird als Wesen der ps. Phänomene angesehen. Vgl. Akt Aktualangst (Fr e u d ), erlebnis- oder triebbedingter und momentan auftretender Angstanfall (Zustand von Angst). zAktualneurose Aktualgenese, auf Sa n d e r zurück gehender Begr. der /Gestaltpsychologie für das Entstehen einer Gestaltwahrnehmung aus komplexhaft-ganzheitlichen Vorgestalten. Allgemeiner auch der Prozeß vom ersten, diffusen Eindruck bis zum vollausgegliederten Erlebnis. Die aus pathologischen Gründen unvollständig bleibende A. bei Himgeschädigten beachteten Ge l b und Go l d s t e in . Zur besonderen Bedeutung der A. bei der Besinnung hat Wit t e eingehende Untersuchungen durchgeführt. © Bericht zum Internat. Psycholog. Kongress, Bonn 1960, Sa n d e r , Wit t e aktualgenetische Methode, die stufenweise Darbietung von Figuren im Sinne der -’Aktualgenese. Es wird festgestellt, wann der Proband die Figur, die ihm zuerst in diffusen »Vorgestalten« und von Stufe zu Stufe deutlicher geboten wird, erkennt. aktualisieren, Gegenwärtigmachen von Erinnerungen, seelischen Inhalten, auch von Bereitschaften emotionaler oder affektiver Natur.© Du n c k e r , Se l z , We r t h e im e r

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AL

Aktualität der Gefühle Aktualität der Gefühle (KÜLPE). Bez. für die kennzeichnende Eigenart der Gefühle, daß sie nieht dureh Erinnerung reproduziert werden können, ohne selbst wieder anzuklingen und aktuell zu werden. Vgl. Gefühl. © Kü l pe Aktualitätstheorie, in der Philosophie die Lehre von der Veränderlichkeit, vom Werdenseharakter des Seins. In der Ps. die Auffassung, daß die Wirklichkeit der Seele in der

seelischen Aktivität, dem seelisehen Geschehen liegt. Die Seele existiert nicht unabhängig von den seelischen Vorgängen. Ggs. ist die Substantialitätstheorie. Der 'Voluntarismus von Wu n d t ist z. B. aktualistiseh.© Wu n d t Aktualneurosen, Bez. von Fr e u d für diejenige Gruppe von Neurosen, deren Symptome Ausdruek einer aktuellen Affekterregung sind. Die Geneseder Symptome besteht also in einer unmittelbaren Auswirkung des aktuellen auslösenden Affektreizes in Form affektiver, vegetativer und motoriseher Störungen (Schreckneurose. Angstneurose, Neurasthenie). Der Ursprung der A. ist nieht in den infantilen Konflikten zu suehen, vielmehr in der Gegenwart. Die A. wurden von Fr e u d den Abwehrpsyehoneurosen bzw. Psychoneurosen gegenübergestellt. aktuelles Ich, psa. Bez. für das zwischen Trieb-Ieh und Über-Ich der Außenwelt gegenüberstehende Ieh Aktverbindung, im Ggs. zur assoziativen (mechanischen) die sinnvolle Verbindung von Erlebnis- und Bew.akten. Akumeter [gr. akiiein hören] (Po l l it z e r ), ein Gerät zur Bestimmung der Hörsehärfe. Ein kleiner Hammer sehlägt aus gleichbleibender Höhe auf eine Unterlage. Die Hörsehärfe wird dureh die Entfernung bestimmt, aus der der Hammer noeh gehört wird. Vgl. Audiometer, Sonometer Akupunktur, Heilmethode, mit der die chinesische Medizin seit etwa 4000 Jahren arbeitet. Nadeln werden in die Haut gestoehen, um dort vorhandene »Kraftzentren« zu beleben, zu beruhigen oder zu neutralisieren. S-G Akusma [gr. acousma das Gehörte], Bez. der ps. Phonetik für die Vorstellung (sinnl. Erfassung) des gehörten Lautes. • Aueh Hörhalluzination. Akusmatagnosie, Unfähigkeit, Klänge zu erkennen, infolge Hirnsehädigung bei erhaltener Funktionstüehtigkeit des Hörapparates Akustik, Lehre vom Schall mit den Teilbereichen physikalische Sehallquellen und -dimensionen (physikalische A.), Sehallerzeu18

gung und -aufnahme dureh den Organismus (physiol. A.), ps. Schallbewertung und -Verarbeitung (Psychoakustik, Ton- oder Gehörps.). Physikalische Dimensionen der auf das Ohr ein-

wirkenden bedeutungshaltigcn Schallereignisse ( 'Signale) und der akustischen Störungen ( 'Lärm, 'Rauschen) sind insbesondere die Intensität (Maßeinheit: Phon) und die Frequenz (Maßeinheit: Hertz). Ihnen entsprechen komplexe physiol. Erregungsmuster, die in Wechselwirkung mit anderen Funktionen (Gedächtnis, Antrieb usw.) der auditiven Wahrnehmung stehen. Psychol, und physiol, bedingte situations- und individuumspezifische Unterschiede in der gehörseitigen Aufnahmcleistung werden durch akust. Verf. ( 'Audiometrie) erfaßt. Weil Schall der physikalische Träger lautsprachlicher Information ist. enthält das Bedingungsgefüge von 'Sprachproduktion und 'Sprachrezeption wesentliche akust. Komponenten (z. B. 'Formanten). ® St e v e n s 1938 Z-N Akustiker, akustischer Typ 'Typologie (Vor-

stellungstypen) Akustomotoriker 'Typologie (Vorstellungs-

typen) Akzeleration [lat.], Beschleunigung. In der Neurologie der beschleunigende Einfluß bestimmter Nerven, z. B. der des Nervus aeeelerans auf die Herzfunktion. • Entwicklungs-

beschleunigung. das frühere Eintreten der körperlichen (aueh der sexuellen) Reifung im Vergleich zu früheren Generationen oder bei Großstadtkindern im Vergleich zu Landkindern oder aueh bei einzelnen Individuen im Vergleich zur Norm. Das Phänomen wird auf veränderte Umwelteinflüsse (Ernährung, Sport, sog. Freiluftkultur, Reizüberflutung, u. ä.) zurüekgeführt. In einzelnen Fällen kommt es zu abnormen Frühleistungen auf geistigem Gebiet (»Wunderkinder«), Ggs. 'Retardation Akzeleration, intraverbale, die in einer Zunahme der Silbenzahl pro Zeiteinheit meßbare Beschleunigung des 'Sprechtempos innerhalb längerer Wörter. Auffälligstes Symptom beim 'Poltern ( 'Tachylalie). Hingegen bleibt bei der 'Taehyphemie i. S. Su m a n s (1969) das Sprechtempo gleichmäßig. G-X Akzentuierung, Überbetonung, Hervorhebung eines Gedankens, einer Saehe. • (linguistisch) 'Prosodie. Akzeptierung, Annahme 'Ablehnung, soziale AL. HyperkinesenSinngehalt< ist alles zu verstehen, was dem Bereich des Ästhetischen zugehört. Mit >Zweckbestimmung< ist alles gemeint, was auf eine nützliche Verwendung hinzielt.« • Neuerdings werden die Begr. Ergotherapie und Werktherapie benützt, wohl auch um dem Wandel in der Einschätzung von Arbeit und Beschäftigung zu begegnen. • Die Methoden der A. und B. sind vielfältig und anpassungsfähig. Dennoch bestehen Grenzen. Die Therapiearbeit dürfe kein beschäftigter Müßiggang sein, sie müsse ernst sein und sich an der oberen Grenze der Leistungsfähigkeit des Patienten orientieren. (Sim o n 1927,1929), andererseits ist jeder Leistungsdruck zu vermeiden. Bei der Therapiebeschäftigung sind durch die Einbeziehung des Ästhetischen und Schöpferischen andere Grenzen gezogen.© Ja n z 1974, Je n t s c h u r a 1974, Sim o n 1927 Arbeitstypen, eine Unterscheidung von Personen nach den Hauptmerkmalen ihrer Arbeitsleistung, z. B. nach der Art der Tätigkeit, die sie bevorzugen bzw. für die sie am besten geeignet sind oder nach der Art des Verlaufs ihrer Arbeitsleistung (z. B. der unterschiedlichen Lage der Höchstleistung, Anstieg und Abfall im Arbeitsverlauf). Arbeitsunfall 'Unfall Arbeitsversuch, das versuchsweise Hinführen eines Körperbeschädigten (nach Abheilung) an eine Arbeit, um den Umfang der verbliebenen Leistungsfähigkeit zu ermitteln. • Experiment zur Erforschung der Arbeit und ihrer ps. Faktoren. Solche Versuche können als /Ärbeitsstudie mit dem Ziel der Verbesserung von Arbeitsvorgängen und -Situationen aufgebaut, oder auch als 'Arbeitskurve ausgewertet werden. Arbeitswerte 'Arbeitsbewertung

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Arbeitswissensehaft Arbeitswissensehaft, die Gesamtheit aller Wissenschaftsgebiete, die die Arbeit betref-

fen; umfaßt Psychologie, Physiologie, Technologie der Arbeit, ferner die Arbeitsmedizin und die Kulturlehre (Recht, Wirtsehaftslehre, Philosophie) der Arbeit Arbeitszeit, Verteilung (Einteilung) der Arbeit. Von besonderem Interesse ist die Auswirkung von Ermüdung und Erholung auf die A. Da beide nicht geradlinig, sondern progressiv verlaufen (je länger eine Tätigkeit ohne Unterbrechung anhält um so steiler wächst die Ermüdung - die Erholung sinkt nach größter Anfangsauswirkung raseh ab) steht die vermehrte Kurzpausc statt weniger Langpausen im Vordergrund heutiger A-Einteilung. 'Arbcitspcriodc. © Le h m a n n , Sc h m id t k e are de cercle [frz. Kreisbogen], Bez. von Ch a r c o t für eine als hysterische Reaktion ausgelöste Körperstellung (Brüekenstellung mit Stützen auf Hinterkopf, Schultern u. Füße) archaisch [gr. arche Anfang], altertümlich, ursprünglich, auch infantil, im Sinne der ps. Vorstellungen und Denkweisen des vorgeschichtlichen und antiken Menschen früher Kulturen, aber auch heutiger Menschen in Clan, Sippe oder Stamm von (primitiven) Naturvölkern. Der Ausdruck enthält kein Werturteil, sondern weist nur daraufhin, daß sieh die betr. Vorst, bereits in frühen Stadien, bes. aueh in alten Mythen ( 'Mythus), findet. Ju n g spricht von »archaischen Bildern« und 'Archetypen. ’Unbewußtes S-G archaisches Denken, urtümliches Denken, z. B. Glaube an Dämonen, Geister, Vorzeichen usw. Auch in den Wahnideen Geisteskranker sind archaische Denkinhalte erkennbar. Vgl. Atavismus. Totemismus, Archetypen, © St o r c h Archetyp, Urbild, urtümliches Bild. • Von der Struktur der 'Analyt. Ps. her sind die A. die »Dominanten des Kollektiven Unbewußten« (Ju n g 1916) oder des Objektiv-Psychischen. Der A. ist ein a priori vorhandener unansehaulicher typischer Anordner formaler Natur, der inhaltlich von den archetypischen Bildern einer bestimmten Kultur und des Einzelmensehen angefüllt wird. Die A, sind zu vergleichen dem Aehsensystem eines Kristalls, welches die Kristallbildung in der Mutterlauge präformiert, ohne selber stoffliche Existenz zu besitzen. Das Archetypische wird aus dem Effekt erkannt. Das Kristallgit-

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Arrangement

ter bestimmt, welche Kristalle möglich sind, die Umwelt entscheidet, welche dieser Möglichkeiten verwirklicht werden. A.bilder enthalten zugleich Bild und Emotion. Das kollektive Unbewußte enthält die Gesamtheit aller A. als Niederschlag allgemeinmenschlicher Erfahrungen, Die Formen der a. Vorstellungen (nieht ihr Inhalt) sind vererbbar und den bei Tieren angeborenen Schemata (K. Lo r e n z ) wie Nestbau. Bienentanz, Werbung vergleichbar. • A, können spontan und während eines psychotherapeutischen Prozesses auftreten. Sie haben heilende Wirkung, weil sic infolge ihrer Gegensatzstruktur die Einseitigkeit der bewußten Einstellung ergänzen können,© Ja c o b i 1957, Ju n g 1954, 1967, Lo r e n z 1943, Po r t m a n n 1950 P-R Architekturpsychologic 'ökologische Ps. Areflexie, Reflexlosigkeit. Bez. für das Fehlen der normalen Reflexe ARGYLL-ROBERTSONsehes Phänomen, die von A.-R. 1869 beschriebene reflektori-

sche Pupillenstarre, besonders bei 'progressiver Paralyse und 'Tabes dorsalis. Im Ggs. zur absoluten Pupillenstarre (bei lucseerebri) ist die Konvergenzreaktion ( 'Konvergenz) vorhanden. Vgl, ADIE-Syndrom Aristotelischer Versuch, eine angeblich von Ar is t o t e l e s stammende Beobachtung. Kreuzt man über einer kleinen Kugel Mittclund Zeigefinger der Hand so, daß die sonst abgekehrten Fingerseiten sieh gegenüberstehen, so hat man die Ernpf, zwei Kugeln in normaler Fingcrstellung zu berühren. arithmetisches Mittel Mittelwert Arithmomanie [gr. arithmbs Zahl], zwanghaftes Zählen 'Zwang Arkadenschrift 'Graphologie arm-chair-psyehology [engl. Lehnstuhl-Psyehologic], abschätzige Bez. von E. W. Sc r ip t u r e für die ps. Richtungen, die keine empirischen oder experimentellen Ergebnisse zur Grundlage haben. Army-Alpha-Test © Ye r k e s Army-Beta-Test ® Ye r k e s Army General Classification Test ® US Army arousal [Wachheit, Erregung], allg. Zustand diffuser kortikaler Anregung, der auf sensorische Stimulation folgt. 'Aufmerksamkeit, 'Orientierungsreaktion R-S Arrangement [frz. Anordnung, Vergleich], in der 'lndividualpsyehologie Ad l e r s die unbewußt tätigen, sinnhaften. aber künstlichen seelischen Sicherungen. Eine »Technik« der

ARS

Konfliktumgehung u. ein /’'Abwehrmechanismus des Ich.© Ad l e r ARS, arousal reaction system, 'formatio reticularis Art (Spezies), in der biologischen Systematik definiert man heute eine A. als eine Gruppe von Populationen, zwischen denen ein Austausch von Erbanlagen (Genfluß) durch Verpaarung stattfindet oder zumindest theoretisch möglich ist. Sog. Isolationsmechanismen (z. B. Verschiedenheit der Auslöser zum Paarungsverhalten) verhindern eine Verpaarung mit Individuen anderer Arten. Dadurch ist die A. (als nach außen abgeschirmte genetische Einheit) die einzige objektiv in der Natur vorhandene systematische Kategorie (i. Ggs. zu Gattung, Ordnung, Klasse etc.). © Ma y r , He n n ig Sch-S Artbildung, fundamentaler Evolutionsprozeß, mit dessen Hilfe es zur heutigen Artenvielfalt gekommen ist. Der Begr. ist an sich irreführend, da es keine Neubildung von 'Arten gibt, sondern immer nur eine Aufspaltung schon vorhandener Arten durch sog. Isolationsfaktoren (z. B. geographische Isolation) in 2 oder mehr »neue« Arten. ’'Abstammungslehre. © Ma y r , He n n ig Sch-S Artefakt [lat.], Kunstprodukt. Von Menschenhand hergestellt im Unterschied zum Naturgebilde. • Bei z^Ausdruckssymptomen solche Erscheinungen, die nicht die zu erfassenden Verhaltensmerkmale wiedergeben, sondern durch Nebeneinflüsse oder (apparative) Störungen entstanden sind. Arterhaltungstrieb, ungenauer Sammelbegriff, mit dem sämtliche arterhaltenden Verhaltensweisen (es handelt sich dabei immer um Appetenzhandlungen) zusammengefaßt werden können. Sch-S Arteriosklerose [gr. artereia von aer Luft und tereo bewahre auf- man nahm früheran, daß die Gefäße lufthaltig seien -, sklerbs hart, spröde], Entartungs-(Alterungs-)Vorgänge in den Schlagaderwandungen, die zu Verhärtungen führen (daher die volkstümliche Bez. Artcrien»verkalkung«), mit Störungen des Kreislaufs, Blutdrucks, des Herzens, psychischen Veränderungen (arteriosklerotische 'Demenz) u. a. m. Artikulation, Tätigkeit der Sprcchorganc zum Zweck der Stimm- und Lautbildung. /Phonation, "Sprachproduktion L-T Artikulem, kleinste theoretische Einheit der 'Artikulation von Sprachlauten. /Laut L-T

Aspekt

Artseele, im Ggs. zur Individualseele eine spekulativ angenommene, die Individuen einer Art umfassende, überindividuelle Seele, mit der die Einzelwesen als Ausprägungen

einer Idee erklärt werden sollen. Artung, das die Art, aber auch das Individuum Kennzeichnende. • Bei L. Kl a g e s ein für die Persönlichkeit bezeichnendes Merkmalsgefüge in den Richtungseigenschaften. Vgl. Charakteraufbau Ascendance-Submission-Skala © Al l po r t Aseität, die in sich ruhende, vollkommene Unabhängigkeit Gottes. Sc h o pe n h a u e r sprach von der A. des Willens und E. v. Ha r t m a n n von der des Unbewußten. Asemie [gr. sema Zeichen], Unvermögen, Zeichen zu bilden oder sich durch solche mit der Umwelt zu verständigen, vgl. Aphasie Asexualität, »Ungeschlechtlichkeit«, Zustand unterhalb der Schwelle normaler sexueller Erregbarkeit, Fehlen der .'Libido, auch Fehler (z. B. Rudimentärsein) der Geschlechtsorgane. Askese, Aszese, »Übung«, freiwilliger Verzicht auf sinnlichen Genuß aller Art, enthaltsame Lebensweise, Willensübung in der Beherrschung der Leidenschaften und Triebe; meist aus weltanschaulichen Gründen. »Unterdrückung aller endothymen Erlebnisse« (Le r s c h ). Asomnie [lat. sbmnus Schlaf], Schlaflosigkeit ASO-Skore, assumed similarity of opposites, 'LPC-Skore Asozialität, die Unfähigkeit einzelner Menschen und bestimmter Gruppen, sich in die gegebene Gesellschaftsordnung bzw. in einzelne Teilbereiche sozialen Lebens einzufügen. Die Ursachen sind teils in angeborenen, teils in umweltbedingten ps. Schädigungen (meist in der Jugend) zu sehen. Im einzelnen kommen z. B. in Betracht: Intelligenzdefekte, Psychopathien, erworbene emotionale Fehlhaltungen, vereinzelt auch endokrine Störungen sowie Persönlichkeitsveränderungen nach Gehirnverletzungen. Vgl. Verwahrlosung. © Aic h h o r n , El l io t , Gö b b e l s , v. He n t ig , Kr a n z , Zu l l ig e r Aspekt, Anblick, Sichtweise, Gesichtspunkt, i. w. S. Ausschnitt oder Teilansicht eines Ganzen. Komplexen. • In der Ps. unterschied K. Bü h l e r drei Aspekte der Forschung: Erlebnis-, Verhaltens- und Leistungsaspekt. Dem entsprechen die Methoden der Selbstbeobachtung, Fremdbeobachtung und Leistungsuntersuchung. • Von E. 47

Aspiration

Ro t h a c k e r wurde der A. in seiner kulturund geschichtsphilosophischen Bedeutung hcrausgestellt. A. ist die mit einem bestimmten Lebens- oder Kulturstil zusammenhängende Art des Gewahrens und Begreifens (»subjektiver A.«) bzw. des Weltbildes und der Weltauslegung (»objektiver A.«).(l ) K. Bü h l e r , Ro t h a c k e r Aspiration [engl.] 'Anspruehsniveau (level of aspiration ) Aspontaneität, Mangel an 'Spontaneität, fehlende Unmittelbarkeit bei der Handlungsauslösung Assimilation [lat. similis ähnlieh], in allg. Bedeutung Angleichung, »Verähnlichung«, aueh Verschmelzung. • Als biologischer Begr. der Vorgang der Aufnahme von Stoffen bei Pflanzen und Tieren und deren ehern. Umsetzung in körpereigene Bestandteile. Ggs. ’'Dissimilation. • Sinnesps. ist A. im besonderen die Verschmelzung früher wahrgenommener Elemente mit einem neu Dazutretenden. Es scheiden sieh dabei induzierte und induzierende Teile, je nachdem der betr. Bestandteil beeinflußt wird oder selbst beeinflußt. Vgl. aueh Kontrast, geometriseh-opt. Täuschungen. • Naeh der Farbentheorie von He r in g werden die drei Sehsubstanzen fortwährend ab- und aufgebaut. Dem Aufbauvorgang, der Assimilation, entspricht jeweils die Empf. des Schwarz, Grün oder Blau je nach betroffener Sehsubstanz. • Im ethnologiseh-völkerps.-soziologischen Sinne: der Prozeß des mehr oder minder zwangsläufigen Angeglichenwerdens von Menschen, die für dauernd oder lange Zeit inmitten einer andersartigen Bevölkerung leben, in Gehaben, Sprache und Wesensart an deren Seins- und Kulturform. Gleichzeitig vollzieht sieh der umgekehrte Prozeß, nämlich die Abstreifung der angestammten Lebens- und Wesensart (»Dissimilation«), Stall A. verwendet man öfter aueh Begr. wie Adaptation, Amalgamation oder kennzeichnet sie naeh ihrem Ergebnis als Amerikanisierung, Eindeutschung, Russifizierung usw. • In der Lehre von C. G. Ju n g sind A. und Dissimilation Grundvorgängc in der Seele. • In der genetisehen Kognitionsps. von Pia g e t ist A. zusammen mit 'Akkomodation ein Teilprozeß bei der Interaktion zwischen Organismus und Inhalten der Umwelt. Dureh die A. soll die empirische Tatsache erklärt werden, daß der Organismus die aus der Umwelt aufgenommenen Stoffe seinen Strukturen anpaßt. Analog dem Vor-

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Assoziation

gang des Stoffwechsels werden auch die intellektuellen (kognitiven) Austauschprozesse aufgefaßt: Der Organismus verhält sieh beim Erwerb von Erfahrungen nicht passiv, sondern verändert die Inhalte der Umwelt, indem er ihnen seine ihm eigentümliche Struktur aufprägt. »Die gedankliche A. besteht aus der Einverleibung der Objekte in die Schemata des Verhaltens, Schemata, welche nichts anderes sind, als Gerippe von Handlungen, die der Mensch in der Wirklichkeit aktiv wiederholen kann« (Pia g e t 1948). Red. B-S Assimilation-Kontrast-Theorie, von Sh e r ie u . Ho v l a n d (1961) (Yale-Gruppe) auf den Prozeß der Attitüden-Änderung angewendele Erklärung, derzufolge Informationen im Bereich der Annahmetoleranz des Empfängers zur Stützung der eigenen Meinung in Richtung auf diese verzerrt werden, dagegen außerhalb dieses Bereichs (und in einer Indifferenzzone) liegende Information als zu unterschiedlich angesehen wird, so daß die eigene Meinung noch weiter in entgegengesetzter Richtung verschoben werden kann (»Bumerang-Effekt«), B-S Assoziate, alle Inhalte, die dureh 'Assoziation miteinander verknüpft sind Assoziation [nculat. Vergesellschaftung, .1. Lo c k e ], eine Verknüpfung seelischer Inhalte, die sieh darin zeigt, daß das Auftreten des einen das Bewußtwerden des anderen (mit ihm assoziierten) naeh sieh zieht oder wenigstens begünstigt. Ursprünglich und i. e. S. bezieht sieh der Begriff A. aufdie Verbindung von Vorstellungen (»Ideenassoziation«), cs können sieh aber aueh andere seelische Vorgänge bzw. Inhalte miteinander verbinden, z. B. Vorstellungen mit Gefühlen. Die 'bedingte Reaktion kann als A. zwischen seelischen und körperlichen Vorgängen aufgefaßl werden. Die A. ist Grundlage jeder Gedächtnisleistung, die Vorbedingung der Reproduktion von früher Erlebtem. Für die Entstehung von A. stellte schon Ar is t o t e l e s vier Gesetze auf ( 'Assoziationsgesetze). Eb b in g h a u s untersuchte als erster die Gesetzmäßigkeiten der Bildung von A. im Experiment (»Über das Gedächtnis«, 1885). Red. • Theoretisch wurde der Begr. der A. auch zur Definition der sog. assoziativen Bedeutung (associative meaning, 'Begriff) herangezogen. Ähnlieh wurde das A.konzcpt (associative concept) zur Beschreibung von 'Wortfeldern als assoziativen Strukturen

Assoziation, freie

(associative structures) zwischen mehreren Wörtern herangezogen (De e s e 1962). A.strukturen finden ihren Ausdruck u. a. im sog. ^clustering. Beides rückt die A. in größte Nähe zum 'Denken. Die intersubjektive Übereinstimmung von A.Verläufen wird als 'Kommunalität bezeichnet. Die Erforschung sprachlicher A. erfuhr einen wichtigen Impuls, als die miteinander assoziierten Begr., entsprechend neueren Theorien der Wortbedeutung, als durch elementare Bedeutungselemente zusammengesetzt konzipiert wurden. Jetzt wurde es möglich, assoziative Zusammenhänge aus den Merkmalsstrukturen der beteiligten Begr. vorherzusagen, z. B. bilden solche Wörter wechselseitige Assoziate, die viele semantische Merkmale ( 'Semantik) miteinander teilen (Cl a r k 1970). Dabei kann die A. "paradigmatisch sein, sofern die Assoziate sich in einem Kontext ersetzen können, oder "syntagmatisch, sofern die Assoziate selbst einen wechselseitigen Kontext bilden ( "Selektionsrestriktion). Uber das Merkmalskonzept wird auch jener Vorgang präziser gefaßt, der als "priming bzw. assoziative Aktivierung bezeichnet wird. Die Beziehung zwischen A. und Bedeutung wird auch über den Begr. der Bedeutungshaltigkeit ( "meaningsfulness) zum Ausdruck gebracht. Das Provozieren von A. wird auch als Verfahren in der 'Sprachdiagnostik eingesetzt. Einen ausführlichen Überblick über die Rolle der Assoziation beim Sprachverhalten gibt Hö r m a n n (1967). E-P Assoziation, freie, die von keiner bewußten Absicht gelenkten Gedankengänge. • Die unmittelbare Äußerung der unwillkürlich einfallenden Gedanken ist Grundlage der psychoanalytischen Behandlung im Sinne Fr e u d s . In diesen f. A. kommen die verdrängten und darum unbewußten Regungen in mehr oder weniger entstellter Form zum Vorschein. Die f. A. stellen darum den unmittelbarsten Zugangsweg zum Unbewußten

dar. Assoziationen, gerichtete, nach Ju n g die von einer gegebenen Traumsituation ausgehenden und hierauf bezüglichen, unwillkürlichen Gedankeneinfälle. Assoziationsbahnen, die verbindenden Fasern von Gehirn und Rückenmark Assoziationsexperimente 'Assoziationsversuche Assoziationsfelder [lat. Verbindung, Vergesellschaftung], Areale der Hirnrinde, denen nicht, wie den primären Projektionszentren, motorische und sensorische Funktionen direkt zugeordnet werden konnten ( 'Lokalisation) und von denen man ursprünglich an-

Assoziationsgesetze

nahm, dass hier neue »Assoziationen«, d. h. Lernvorgänge, stattfänden. Erst beim Menschen haben die A. ihre ausserordentlich starke Entwicklung erfahren. Man unterscheidet drei Hauptassoziationsareale: (1) frontales (vor dem motorischen Cortex), (2) temporales (zwischen dem oberen Gyms temporalis und dem limbischen Cortex) und (3) parietooccipitales (zwischen dem so matästhetischen und dem visuellen Cortex). Diese A. beeinflussen, die Willkürmotorik. Sie sind Teile eines komplexeren Assoziationssystems, in das auch andere Gehirnteile, z. B. das 'limbische System, einbezogen sind. Die A. beider Seiten des Cortex sind miteinander mit motorischen und sensorischen Feldern, mit entsprechenden Arealen auf der gegenüberliegenden Seite und mit tieferen Teilen des Gehirns verbunden. Bei Ausfall eines A. im frühen Kindesalter kann seine Funktion im Laufe der Zeit von anderen Gehirnstrukturen weitgehend übernommen werden. Beim Erwachsenen besteht nur bei systematischer Übung und nur teilweise Kompensierbarkeit (= Plastizität der Assoziationsgebiete). Vgl. Agnosie, Aphasie, Gehirn, Abb. 3.(T) Sc h n e i d e r 1974, Mö r ik e 1974« B-C Assoziationsflüssigkeit, associational fluency. Faktoren des "divergenten Denkens. Mit Hilfe von Assoziationsversuchen kann dieser Faktor gemessen werden: auf ein vorgegebenes Reizwort sollen möglichst viele Synonyme genannt werden, ^konvergentes Denken. (l ) Gu il f o r d 1956 Hä-R Assoziationsformen, man unterscheidet 1. Wortassoziatiou: Verbindung durch Wortklang; 2. homosensorielle A.: A. aus gleichem Sinnesgebiet; 3. partialisierende A.\ zum Ganzen wird ein (begrifflicher) Teil gefügt; 4. heterosensorielle A.: aus fremdem Sinnesgebiet erfolgt eine A.; 5. totalisiereude A.: zu einem Teil wird ein übergeordneter Begriff gefügt; 6. äußerliche Berührungs-A.; 7. Bezielumgs-A. - Diese Formen lassen sich exp. nachweisen, indem die Vp ein Reizwort (durch Zuruf oder opt. Darb.) erhält und unmittelbar angeben muß, was ihr dabei in den Sinn kommt. Läßt man zwangsläufig die Vp in einer dieser Arten assoziieren, so nehmen die A.Zeiten an Länge von 1-7 zu. Assoziationsgesetze, seit Ar is t o t e l e s bekannte »gesetzmäßige« Zusammenhänge zum Vorst.ablauf. Man unterscheidet nach Ähnlichkeit (ähnliche Gedächtnisinhalte werden verknüpft), nach Kontrast (Verknüp49

Assoziationspsychologie

fling kontrastierender Elemente), nach räumlicher Beziehung und nach zeitlicher Beziehung; daraus erklärte man vor allem die Erscheinung des Gedächtnisses. Man bestimmte als das A.gesetz die Regel, daß die Gesamtheit der gleichzeitig sich abspielenden ps. Vorgänge ein Ganzes bilden, das einen zusammenhängenden Komplex von Dispositionen (Spuren) hinterläßt. Wird ein Teil dieses (auch psychischen) Komplexes wiedererregt, so besteht die Tendenz, daß aueh alle übrigen damit verbunden gewesenen wieder anspreehen. Of f n e r verwies auf die Beobachtung, daß es auch mittelbare (überspringende) Assoziationen gebe, daß diese sich auch unterhalb des Bcw. verstärken und bilden können, so wie es eine Doppelseitigkeit der Assoziationsbahnen gebe. Wichtig ist die neuere Erkenntnis, daß eine singulare und eine kollektive Auffassung möglich ist. Erstere reproduziert die Elemente (hintereinander) als Glieder, letztere fügt die Teile stets zu Ganzheiten zusammen und bindet derartige Komplexe durch Stellungsassoziationen. Assoziationspsychologie, die von den Philosophen Ho b b e s , Hu m e und den beiden Mil l begründete, im Anfang des 19. Jhd. besonders durch J. F. He r b a r i geförderte und schließlich noch in der 2. Hälfte des 19. Jhd. führende ps. Richtung. Die 'Assoziationsgesetze sind Erklärungsprinzip für den gesamten Aufbau des Seelenlebens. Durch das damit einhergehendc Suchen nach unabhängigen, elementaren Bcw.inhaltcn ist die A. weitgehend Elementenps. oder atomistische Ps. Auch dem ’Sensualismus steht sie nahe. Assoziationsquotient, Kennwert für den Grad des Zusammenhanges von Altcrnativmcrkmalen. A. hat zu Ehren des Mathematikers Qu e t e l e t das Symbol Q erhalten. Assoziationstäuschung, in der Sinnesps. sind Erscheinungen wichtig, bei denen durch Assoziation Kontrast, Angleichung usw. gegebener räumlicher Gebilde erzielt werden können. Assoziationsversuche, zu wissenschaftlichen oder diagnostischen Zwecken geeignete experimentelle Verfahren. Ga l t o n . Wu n d t , Kr a e pe l in , We r t h e im e r , Ju n g u . a. haben damit experimentiert. Der Vp wird eine Reihe von Reizwörtern dargebolen, auf jedes soll sofort mit dem Wort geantwortet werden, das als erstes dazu cinfälll. Für die Auswertung dieser Assoziationsrcaklioncn wird ihr Inhalt sowie die Reaktionszeit (Assoziationszcit)

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Ästhesie

verwendet. Die Methode dient in der Allgemeinen Ps. z. B. zur Untersuchung der Assoziationsgesetze und verschiedener Gesetzmäßigkeiten des Denkens, in der Psychotherapie zur Aufdeckung verdrängter Komplexe; in der Forensischen Ps. wird sic in manchen Ländern zur Tatbcstandsdiagnostik verwendet, indem einem Verdächtigen bestimmte Reizworte, die mit der Tat in Zusammenhang stehen, genannt und seine Reaktionen hierauf beobachtet werden. Reizwortlisten © Ju n g , © Ke n t -Ro s a n o f f , © Zie h e n assoziative Aktivierung 'priming assoziative Hemmung, generative Hemmung, Bildungshemmung; die Erschwerung der Stiftung einer Assoziation zwischen zwei Inhalten, wenn einer von ihnen schon mit einem dritten Inhalt assoziiert ist. Auf der a. H. beruht z. B. die Tatsache, daß eine bestimmte Tätigkeit schwerer richtig zu erlernen ist. wenn sic vorher auf falsche Weise zu lernen versucht wurde. Die a. H. steht in Zusammenhang mit der reproduktiven ’Hemmung, assoziatives Äquivalent, diejenige Assoziationsstärkc, die einer Willensanspannung von gleicher Größe entspricht (Ac h ). Es läßt sich etwa fcststellen, daß der Grad einer Willensanspannung meßbar wird im Vergleich zur Stärke der Assoziation zwischen Silben, wenn man diese so ausfiihrcn läßt, daß die erforderliche Assoziation einer gewohnten Assoziation zuwiderläuft. Die sog. »determinierende Tendenz« wird künstlich unterdrückt. Beispiel: Silbenreihen werden bis zur völlig gewohnheitsmäßigen Verbindung der Einzelteile gelernt. Alsdann muß Vp beim Nennen eines der Rcizglicdcr die gewohnte Assoziation unterdrücken und eine anders geforderte bringen. Die Aciischc Auffassung hat sich angesichts der Untersuchungen von Le w in (1917 22) nicht halten lassen.© Ac h , Le w in Assoziativität, Eigenschaft bestimmter Operationen mit Zahlen. Mengen oder logischen Ausdrücken. Assoziativ ist beispielsweise die Addition. Es gilt a + (b + c) (a f b) + c. Astasie 'Abasie Astereognosie 'Tastlähmung, Slercognosie Asthenie, Schwäche. Ggs. Sthenic. Astheniker, asthenischer Typus 'Tj pologie Asthenopie, Schschwächc. beruhend auf rascher Ermüdbarkeit der Augen beim Nahesehen. Ästhesie 'Psychästhcsic

Ästhesiodermie Ästhesiodermie [gr. aisthesis Empf., derma

Haut], nervöse Hauterkrankung

Ästhesiometer [gr. »Empfindungsmesser«], Gerät mit zwei verschieblichen Spitzen zur

Bestimmung der 'Raumschwelle, in Form eines Tasterzirkels oder einer Schublehre. Vgl. Thermästhesiometer. © Pa u l i -Ar n o l d Ästhesioneurosen, funktionelle Störungen im Gebiet des sensiblen Nervensystems Ästhetik, Lehre vom Schönen. Als Wissenschaft (auch in Verbindung mit der Ps.) das Bemühen, die allgemeinen und individuellen Ursachen des Gefallens bzw. Mißfallens zu klären. Fe c h n e r und Lipps gelten als Begründer der ps. A. Vgl. Kunstpsychologie. Ästhetik, experimentelle, empirische Erforschung der Wohlgefälligkeit von Gegenständen, Raumverhältnissen, von Figuren, Farbenzusammenstellungen, Teilungsgesetzen, baulichen Raumgrößen u. a. (Fe c h n e r ). Verf.: Befragung, Wahlmeth., paarweise Vergleichung, Ausdrucksmeth.. dazu zergliedernde Selbstbeobachtung der Vp. © Lipps , Wo o d w o r t h ästhetischer Typus (Spr a n g e r ) 'Typologie Ästhetisches Urteil © Gr a v e s , © Me ie r Astigmatismus [gr. stigma Punkt]: Sehfehler, der die Verzerrung gesehener Obj. hervorruft. Die dem Auge zugehenden Strahlen vereinigen sich infolge abnormer Krümmung der Hornhaut (seltener der Linse) nicht wieder auf einem Punkt der Netzhaut. Gewisser Ausgleich wird durch entsprechend geschliffene (zylindrische) Brillengläser erzielt. Astigmometer, syn. Ophthalmometer (He l m h o l t z ), Vorrichtung zum Feststellen des Astigmatismus d. h. zur Bestimmung der Krümmungsradien am Auge in verseh. Ebenen. Astralleib [lat. ästriim Gestirn], Bez. für den (von 'Medien angeblich wahrnehmbaren) nebelähnlichen Körper, der die Grundlage des sog. 'Doppelichs darstellen soll. Für die Existenz des A. trat Pa r a c e l s u s ein, der ihn als unsichtbar, unangreifbar und als Spender der seelischen Kraft bezeichnete. Vgl. Aura Astraphobie [gr. astrape Blitz], krankhafte Furcht vor Gewittern Astrologie [gr. »Sternlchre«], Sterndeutekunst. Lehre von der angeblichen Abhängigkeit des Schicksals des einzelnen Menschen (auch ganzer Völker und Staaten) von der Stellung und dem Lauf der Gestirne. Grundlage der Deutung ist das Horoskop, das nach der Konstellation der Sterne (z. B. in der

Ataxie

Geburtsstunde eines Menschen) gebildet wird. Aus ihm werden auf Grund traditionell angenommener Regeln oder gefühlsmäßig gebildeter Analogien Aussagen über die Zukunft eines Menschen wie auch über seinen Charakter gemacht. astropsychische Erscheinungen, die (fraglichen) Einflüsse der Gestirne auf das Seelenleben. So soll z. B. der Mond einen Einfluß auf die Menstruation und die ^Libido sowie auf 'Noctambulie und Epilepsie ausüben. Vgl. Geopsychologie ASW, außersinnliche Wahrnehmung (s. d.) Asymbolie, Sonderform der zAgnosie Asyllabie, Sonderform der zAphasie, ^Agraphie (keine Silbenbildung) Asymmetrie, (stat.) im Zusammenhang mit Verteilungen Bez. für die 'Schiefe einer Verteilung. Das Gegenteil von Symmetrie. Asynchronie [gr.], Fehlen oder Störung eines zeitlichen Zusammenhangs (z. B. zwischen körperlicher und geistiger Entwicklung) ataktisch [gr. täxis Ordnung, tassein ordnen], ungeordnet, 'Ataxie Ataraktika [gr. ataraktos nicht verwirrt, ruhig], beruhigende, Angst- und Erregungszustände beseitigende, ps. und muskuläre Spannungszustände behebende Pharmaka. ^Psychopharmaka Ataraxie [gr. alaraxia Unerschütterlichkeit], die von Epik u r , De m o k r it u . a. gepriesene Seelenruhe und Leidenschaftslosigkeit als Lebensideal Atavismus [lat. alaviis Ahne], Wiedervorkommen von Eigenschaften (Anlagen), i. ü. S. auch Anschauungen und Vorstellungen vergangener Geschlechter. Entwicklungsrückschlag. • Als atavistische Regression (Fr e u d , Ju n g ) wird die eigenartige Erscheinungaufgefaßt, daß im 'Traume, bei 'Neurosen, bei Geisteskrankheiten Vorst, auftauchen, die völkerps. erfahrungsgemäß zu den 'Mythen, Sagen primitiver Menschen gehören. Angebliches Neuerscheinen ehemaliger Gedächtnisspuren. Vgl. Unbewußtes, Archetypen Ataxiameter, Apparat, der alle unwillkürlichen Bewegungen einer Person, die bemüht ist, bewegungslos zu stehen, registriert Ataxie [gr. ataxia Unordnung, Verwirrung], Störung des geordneten Ablaufs bei Muskelbewegungen bzw. deren Koordination und ohne Lähmung der Muskeln. Meist führt das Mißverhältnis zwischen Kraftaufwand und Erfolg zum Verfehlen des Bewegungsziclcs 51

Ateleiosis

(unsichere, schleudernde, schwankende etc. Bewegungen). Sonderformen sind (nach Verursachung): cerebellare A. mit Schädigungen im Kleinhirn (Atrophie, Tumor u. a.): cerebrale A. mit Schädigungen im Stirn und Schläfenhirn, dem Thalamus und der Vierhügelregion; spinale A., Schäden in den Leitungsbahnen und Nervensträngen des Rückenmarks; erbliche A., syn. Heredoataxie; teleangiectatische A„ angeborenes, fortschreitendes Leiden bei Kleinhirnatrophie; literale A. mit Schädigung des Sprech Vorganges (Silbenstolpern); intrapsychische A. (E. St r a n s k y ) mit Störungen der Koordination ps. Funktionen, z. B. im Denken, der Affektivität u. ä.(Diskordanz). Ateleiosis [gr. teleiosis Vollendung] (Gu il f o r d ), entwicklungsmäßiges Zurückbleiben auf infantiler Stufe, evtl, mit gleichzeitig altersgemäßer Reifung derGeschlechtsorgane. A-Test, ein exaktes interferenzstatistisches Kurzverfahren zur Signifikanzprüfung von Mittelwertsunterschieden im Falle zweier abhängiger Stichproben Atman, das Selbst, der Kern des Menschen (im altindischen Denken), identisch mit der innersten Kraft der Welt, dem Brahman S-G Atmung ’Ausdrucksmethode Athetose [gr. ätlietos ohne feste Stellung], Athetosis, Syndrom bei verseh. Erkrankungen des cxtrapyramidalcn Systems. Es um-

faßt unaufhörliche, ungewollte, langsame, verzerrte Bewegungen der Gliedmaßenenden, auch verkrampfte Haltungsstörungen. Die Intelligenz bleibt unbeteiligt. Vgl. Lit t LEsche Krankheit, Ataxie, Dysarthrie Athletiker, athletischer Typus Typologie Athymie [gr. athymia], Schwermut. Mutlose Lebensstimmung, bei der vor allem Antriebe und Strebungen stark vermindert sind. Ätiologie [gr. ait'ia Ursache], Lehre von den Krankheitsursachen atomistische Psychologie 'Psychologie (Richtungen) Atonie, atonisch [gr. tbnos Spannung], Spannungs- bzw. Tonusmangel mit entsprechender Schlaffheit bei Muskeln und Organen. I. w. S. auch Bez. für die schlaffe Gcsamthaltung eines Menschen. Atrophie, atroph [gr. treplio ernähren], Schrumpfung, Schwund, bei Geweben und Organen Atropin, Alkaloid der Tollkirsche (atropa belladonna). das auf den Parasympathikus

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Attribuierung

hemmend wirkt. Krampflösendes Mittel. ^'Psychopharmaka Attenuationskorrektur 'Minderungskorrek tur attitude [engl. Einstellung, Haltung], erworbene, zugleich relativ überdauernde und komplexe Disposition zu spezifischem SichVerhalten. Es gibt zu A. keinen vollständig äquivalenten deutschen Begriff. A. bezeichnet abweichend von Einstellung (engl. = mental sei) eine dauernde, in den tieferen Schichten der Person verwurzelte, emotional gestimmte Verfassung, die die Beziehung zu bestimmten Gegenständen entscheidend beeinflußt. Gefühlsbetonte Überzeugungen, Vorurteile und Meinungen sind der Ausdruck solcherart beeinflußter Beziehungen. Vgl. Einstellung.© Al l po r t , Be r g iu s Attitude Inventory (scale) 'Einstellungs-Tests Attraktivität [engl. attraction], funktionales Interaktionsmcrkmal von Tätigkeiten, Objekten, Personen oder Gruppen, das diesen zugeschrieben wird, wenn bei anderen Personen eine Tendenz zur Aufnahme der entsprechenden Tätigkeit, zur Annäherung oder zum Umgang mit ihnen beobachtet wird. Syn. 'Aufforderungscharakter. 'Valenz (Le w in ). In der Soz. Ps. wird A. der Gruppe für ihre Mitglieder (manchmal) mit Gruppenzusammenhalt gleichgcsetzt (Fe g e r 1972 1604). ~ B-S Attraktivität, Gewinn- und Verlust-Effekte, von Ar o n s o n u . Lin d n e r (1965) wird nachgewiesen, daß erschlossene Hochschätzung eines anderen (O) nach erschlossener Kälte des anderen (Gewinn) die Attraktivität dieses anderen für einen Partner (P) mehr erhöht als gleichbleibende Freundlichkeit oder als Freundlichkeit mit nachfolgender Unfreundlichkeit (Verlust). Die letztere Vcrhaltcnsabfolge bei O ist außerdem in negativer Richtung wirkungsvollerals glcichblcib. Unfreundlichkeit von O. Vgl. Cl o r e et al. 1975. B-S Attrappe, Nachbildung eines Reizmusters. 'AAM. Im Attrappenversuch wird dieses Muster schrittweise aufgelöst, um die einzelnen Faktoren eines Vcrhaltensmusters zu analysieren. Beim Rotkehlchen z. B. genügt ein rotes Fedcrbüschel, um 'Territorialverhalten auszulösen, das sonst nur gegenüber dem männlichen Rivalen geäußert wird. P-S Attribuierung [engl. attribution Zuschreibung], Attribution, der meist unbewußte Prozeß, durch den Wirkungen von 'proximalen Reizen unmittelbar crlcbnismäßig den 'di-

Atypic

stalcn Reizen zugeschricbcn werden (z, B, Farbe: dem Objekt selbst und den umgebenden Lichtverhältnissen). Im Anschluß an Du n c k e r dehnt He id e r den Gedanken auf die ursächliche Zuschreibung für Wohltat und Schaden, Erfolg und Mißerfolg, Wünsche und Gefühle aus. Ursachen werden also dem subjektiven oder objektiven Pol zugeschrieben, ein Mißerfolg hat äußere Gründe (Aufgabe, Pech) oder innere (Fähigkeit, Anstrengung). 'Lcistungsmotivation, ’Macht. (T) He id e r , Jo n e s et al., He c k h a u s e n B-S Atypie, Abweichung von einem Typus, Regelwidrigkeit AUBERT-FöRSTERseher Satz, bei gleichem Gesichtswinkel werden nahe befindliche (kleinere) opt. Zeichen auf größerem Nctzhautteil (Gesichtsfeld) und damit besser erkannt als fernliegcnde größere. AUBERTschcs Phänomen, fixiert man im dunklen Zimmer eine leuchtende senkrechte Linie, so scheint sie sich bei seitlicher Kopfneigung nach der Gegenseite zu biegen. Audimutitas ’Hörstummheit Audiogramm [zu lat. audire hören, .. .gramm], syn. Hörschwcllcnkurve, das in Form eines Diagramms gewonnene Ergebnis einer Untersuchung (Messung) des Gehörs Audiologie, Wissenschaft, die sich mit dem Hörvorgang befaßt. 'Audiometrie Br-R Audiometer, Hörsehwcllcnmcßgcrät, elektroakustischcs Gerät zur Hörlcistungsbestimmung, wie ’Akunietcr und 'Sonometer. 'Audiometrie Audiometrie [lat. Gehörmessung], Messung der Hörschwelle für einzelne Töne, früher mit Stimmgabeln, jetzt mit Audiometern (Frequcnzgencratorcn). Differenzierung zwischen Mittclohr- und Innenohrschwerhörigkeit erfolgt dureh Anbieten der einzelnen Töne über Gchörgang und Trommelfell einerseits und über Schädelknochen andererseits. Überschwellige A. dient zur Differenzierung der verschiedenen Formen der Innenohrschwerhörigkeit. Sprach-A. mit Wort- und Zahlengruppen auf Tonband oder Schallplatte erlaubt einen Vergleich mit statistischen Normwerten. • Kinder-A. (Pädaudiometric): Besondere Verfahren, die zur Bestimmung des Gehörs bei Kindern im Vorschulalter dienen. Beobachtung der Kinder bei Anbictcn von Tönen und Geräuschen (Spicl-A.). Beobachtung akustisch ausgelöstcr Reflexe wie MORO-Rcflcx, Ariculopapcpralcr Reflex, Pupillcnreaktion u. a. Ob-

Auffassuugstypen

jektive Hörmessung vorwiegend im Kindesalter durch Rcflex-(Impcdanz-)Audiomctrie (Registrierung des Stapediusreflexcs), EEGAudiometrie (syn. E. R. A. Computer-A.) und Cochlcographie (Messung der Erregung an Gehirn oder Schnecke, Auswertung mit Computer). • l o m b a r d -Versuch : Lauterwerden der Stimme bei Vertäubung des Gehörs. LEE-Effekt: Störung des Sprachablaufes bei Anbieten der eigenen Sprache mit Verzögerung. WEBERschcr Versuch : Lateralisation des Klangs der auf der Scheitelmitte aufgesetzten Stimmgabel. Br-R audiovisuelle Lehr- und Lernmittel, zu Unterrichtszwcckcn geschaffene oder eingesetzte technische Medien mit auditiver, visueller oder audio-visueller Kommunikationsmög lichkeit. I. c. S. werden darunter Informationsträgerin Verbindung mit Informationen (software) verstanden, also bespielte Filme, Tonbänder ete.; i. w. S. fallen darunter auch die zum Abspielen notwendigen Geräte (hardware) wie Film- und Dia-Projektoren, Tonbandgeräte. Mu-R audition colorcc [frz.] 'Farbenhören auditiver Typus 'Typologie auditive Wahrnehmung 'Wahrnehmung auditorisch, das Gehör betreffend Auffassung, bewußtes Aufnehmen und Eingliedern von Wahrnehmungs- und Vorstellungsmatcrial in das Gesamt der vorhandenen analogen Erfahrungsinhaltc. Vgl. Apperzeption. Mit A. wird aber auch der Akt momentaner Aufnahme bezeichnet, der Auffassungsakt. Zu unterscheiden sind ganzheitliche und analytische A. Erleichtert wird die A. dureh eine vorhandene Prägnanz des Aufzunchmcnden, • In der Unterrichtslehrc heißt A. die erste Stufe der Aneignung eines Sachverhalts. • Entwicklungsps. ist die um das 8. Lebensjahr erfolgende Ausweitung zugunsten des analytischen Auffassens wichtig. • Der Begr. A. ist auch für Meinung, Einstellung oder Anschauung gebräuchlich. Auffassungsstufen ’Apperzeptionsstadien Auffassungs-Test © Wa r t e g g -Ve t t e r Auffassuiigsumfang, Aufmerksamkeitsumfang, die Zahl der Reize bzw. einzelner Objekte, die bei konzentrierter Beachtung gleichzeitig aufgefaßt, d. h. deutlich wahrgenommen werden können. Vgl. Bewußtseinsenge.@ Pa l i .i -Ar n o i D Auffassuugstypen 'Typologie 53

Auffassungs- und Kombinations-Test Auffassungs- und Kombinations-Test © Ar nol d

Aufforderungscharakter, Valenz, ein durch Le w in eingeführter Begriff. Gegenstände, ethische Werte usw. »fordern dazu auf«, etwas zu tun. zu unterlassen usw. Zudem ist der Begr. A. korrelativ zu dem Begr. '»gespanntes System«. Einem A. zusammen mit einem gespannten System entspricht eine gerichtete Kraft. Vgl. Topologische und Vek-

tor-Psychologie. • In anderer Bedeutung hat St e r n den Begr. A. verwandt (’'Materialcharakter). • Einen Aufforderungsgradienten mitsozialps. Bedeutung (durch Einbeziehung der räumlichen, zeitlichen oder semantischen Distanz) hat Spie g e l (1961) beschrieben. Aufgabe, Aufgegebensein. Die Aufforderung oder Verpflichtung zur Lösung einer Fragestellung, zur Ausführung einer Leistung, z. B. bei Tests. • Bei Experimenten zur Denkps. mit der Meth. der 'Fraktionierung stellte Wa t t (1904) fest, daß der einleitenden Periode (Auffassung der A.) entscheidende Bedeutung zukommt. Die A. errichtet in der Vp eine 'Einstellung, welche den Ablauf des unanschaulich verlaufenden Denkprozesses ( 'Würzburger Schule) wesentlich bestimmt. A. wurde zu einem wesentlichen Begriff der Denkps. und findet sich in der fremdsprachigen Literatur meist unübersetzt.® Wa t t Aufgabenanalyse 'Item analyse Aufgabenbewußtsein, nach Befunden der exp. Denkforschung ein das Bemühen um die Lösung eines Problems begleitendes charakteristisches Erleben, das nicht auf Vorstellungen zurüekführbar sein soll Aufgabentyp, Modus der Aufgabenformulicrung. welcher die Beantwortung einer Testaufgabe bestimmt. Unter gebundener Aufgabenbeantwortung versteht man alle Antwortmodalitäten, bei denen auf eine Testfrage bereits vorformuliertc Antworten vorlicgcn. Beim 'Richtig-Falsch-Antworttyp hat die Vp zwischen zwei Alternativen auszuwählen. Beim 'Mehrfach-Wahl-Aufgabentyp (multiple choice) sind mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Bei 'Leistungstests werden häufig Zuordnungsaufgaben formuliert. Bei der freien Aufgabenbeantwortung wählt der Pb seine Form (z. B. verbal oder zeichnerisch) der Lösung. Hä-R Aufgabenverständnis, das Verständnis für gestellte Aufgaben. Es wird bei Jugendlichen zur Beurteilung der Schulreife mithcrangezogen. 54

Aufmerksamkeit

aufgeschobene Reaktion, syn. aufgeschobene Handlung, 'delayed reaction Aufhellung, strukturelle, nach Le r s c h die

Grundaufgabc jeder empirischen Charakterbestimmung. Ihr Weg ist die Ermittlung des strukturellen Zusammenhangs, der Wertigkeit und Stellung der aufgefundenen Eigenschaften im ganzen des Charakters. Ihr Ziel ist die strukturelle Reduktion, die Zurückführungaufein letztes »organisierendes Prinzip. das alle seelischen Züge eines Menschen bestimmt«. 'Primeigenschaften, 'Radikale. (l ) Le r s c h Aufklärung, sexuelle 'Sexualpädagogik Aufmerksamkeit, die auf die Beachtung eines Objekts (Vorgang, Gegenstand, Idee usw.) gerichtete Bewußtscinshaltung, durch die das Beobachtungsobjekt apperzipiert wird. Dabei tritt auf der Objektseitc ein Hcrausheben bestimmter Teilinhalte (Jo d l ), auf der Subjcktscite ein erhöhter, konzentrierter Einsatz

des »Aufnahme- und Verarbeitungsapparates« ein. Oft ist A. mit 'Apperzeption gleichgesetzt worden (Wu n d t ). He r b a r t definierte A. als Fähigkeit zum Vorstcllungszuwachs; Fr ie s als innere Wahrnehmung; Rib o t als Fixierung auf Teilinhalte bei gleichzeitiger Hemmung anderer Bewußtheiten; St u m pe als Lust am Bemerken des Folgenden; Eb b in g h a u s als lebhaftes Hervortreten und Wirksamwerden einzelner seelischer Gebilde auf Kosten anderer; St e r n als unmittelbare Vorbedingung (Energickonzcntration) zum Zustandekommen einer personalen Leistung. Ro iir a c h e r versteht unter A. den gradweise verschiedenen »bewußten Einsatz der seelisch-geistigen Funktionen« und »das Erleben ihres Funktionierens«. A. wird geleugnet von den Gestaltpsyehologen oder umgewertet in die »Figur-Grund-Differenzierung des Bew.« (Eh r e n s t e in ). Kö h l e r benutzte A. aber wieder zur Erklärung von Strukturierungsphänomenen. Heute sieht man die A. vorwiegend im Rahmen neuerer Konzepte wie 'Aktivierung, 'Vigilanz und 'Motivation. Der Unterschied zwischen Untersuchungen der A. und Vigilanzuntersuchungen besteht darin, daß A. als selegiercndes Bemerken dauernd vorhandener Stimuli operational definiert wird, während Vigilanz (rel. seltene) Reaktionen auf zeitlich und räumlich meist unregelmäßig auftretende Stimuli fordert. Als meßbare Dimensionen der A. sind der Umfang der A., A.schuan-

Aufmerksamkeit, distributive

kungen, Spaltbarkeit und Umstellbarkeit der A. benutzt worden. Der A.umfang wird auch A.spanne genannt und durch die Anzahl bemerkter und reproduzierter Elemente aus einer Stichprobe kurzfristig dargebotener Einheiten (Figuren, Buchstaben, Wörter etc.) gemessen; deshalb wird er auch oft vom Umfang des unmittelbaren Behaltens ( ’Gedächtnis) nicht unterschieden (Hie d e n -So m m e r 1972). In der sog. Bewußtseinspsychologie wird schließlich unwillkürliche und willkürliche A. unterschieden, was bedeutet, daß a) physikalische Stimuluseigenschaften (und ihre Bedeutung im Lebensraum) und b) aktuelle Wahmehmungseinstellungen und Vornahmen die Selektion von Information bedingen können. • Erklärende A.theorien sind(l) physiologische, z. B. die Annahme G. E. Mü l l e r s eines »attentionellen Prozesses«, der eine Steigerung der Reizbarkeit von Gehimteilen einschließt oder die Annahme von Bahnungsprozessen im ZNS (Dü r r und Eb b in g h a u s ). Die Alarmfunktion des retikulären Systems ( 'RAS) ist ein ähnliches Erklärungsprinzip wie das von G. E. Mü l l e r . In diese Gruppe gehört auch die Lehre vom Orientierungsreflex (Pa w l o w , Orientierungsreaktion); (2) psychophysiologische Theorien, z.B von He n n in g s oder von Ro h r a c h e r , bei denen die Sensibilisierung oder funktionale Leistungssteigerung auch durch motivationale Faktoren (Wille, Interesse) betont wird und (3) psychologische A.theorien in der älteren sog. Bewußtseinspsychologie. Neuerdings werden die A.theorien durch informationstheoretisch-kybernetische Modelle ersetzt, die man formal-neutrale Theorien nennen könnte, wie z. B. das Filtermodell von Br o a d b e n t (1958) mit Einbeziehung informationstheorctischer Vorstellungen wie Kanalkapazität, in- und output. Eine Variante liefert A. Tr e is m a n , die in Ergänzung zu Br o a d b e n t s Theorie die Filterwirkung durch unterschiedliche Schwellen der Ansprechbarkeit von »Dictionary Units« in einem Muster-Erkennungssystem, also mit Rückgriff auf die Sensibilisierungsannahme, zu erklären versucht (siehe dazu Mo r a y 1969, Sw e t s u. Kr is t o f f e r s o n 1970). Aufmerksamkeit, distributive svw. verteilte Aufmerksamkeit Aufmerksamkeitsreflex (Pil t z ), der Vorgang, daß Konzentration, wie auch die Vorstellung von Licht, Dunkelheit oder Schmerz eine Pu-

Aufmunterung

pillenverengung bzw. -erweiterung hervorrufen. Vgl. HAAB-Reflex Aufmerksamkeitsschwankungen, bei anhaltender Konzentration, z. B. auf ein Geräusch, treten Veränderungen (Schwankungen) auf. Die ersten exp. Untersuchungen über A. führte Ur b a n t s c h it s c h 1875 in Wien durch. Die A. erfolgten in seinen Versuchen mit tickenden Uhren im Durchschnitt im Rhythmus von 5 bis 8 see. Nachfolgende Versuche haben die A. bei Tätigkeiten mit ihren Leistungsschwankungen ermittelt. Dabei hat sich gezeigt, daß die Dauer der A. stark variiert. - Zur Erklärung der A. wurde zumeist (so von Eb b in g h a u s ) die Ermüdungstheorie herangezogen. Ro h r a c h e r hat den »Regenerationszyklus« durch die Ableitung von Gehirnströmen näher untersucht und die Theorie der Alpha-Wellen (H. Be r g e r 'Elektrodiagnostik) aufgenommen. Aufmerksamkeitsstörung, halbseitige ’'Thalamus Aufmerksamkeitstheorien ’'Aufmerksamkeit Aufmerksamkeitstypen, man kann trennen nach den Typen fixierender Aufmerksamkeit, die sich auf einen relativ engen Bereich von Erlebnisinhalten konzentrieren und diesen längere Zeit im Bew. festhalten, und Typen fluktuierender Aufmerksamkeit, die in raschem Wechsel der Beachtung ein größeres Feld überblicken (Kr o h , Pf ä h l e r ). Neuere Deutungen typischer Enge - bzw. Weite der A. sind aus exp. Untersuchungen der Wahrnehmungsabwehr abgeleitete kognitive Stile, und zwar die Dimension Vermeider-Sensibilisierer. 'Typologie, © By r n e 1964, He r r m a n n 1969 Aufmerksamkeitsnmfang, die Zahl der Elemente, die in einem Momentwahrgenommen oder beachtet werden. Der Umfang des unmittelbaren Behaltens ist vom A. nur schwer zu trennen. © Hie d e n -So m m e r . Aufmerksamkeitswandenmg, die Zeit, die die Aufmerksamkeit benötigt, um bei gleichzeitiger Beanspruchung durch mehrere Aufgaben von der einen auf die andere sich umzustellen Aufmunterung, svw. Anregung oder Ermunterung zu frischerem, gesteigertem Tun durch Worte, Gebärden und Handlungen. A. ist mehr ein äußerliches Verfahren, das Augenblickswirkung anstrebt. • Im Ggs. hierzu das aus der Individuals. (Ad l e r ) stammende Verfahren der Ermutigung. Diese greift wesentlichere, existentielle Seiten der Person

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Augenbewegung

Aufrechtsehen

an. Sie will innere Ausrichtung, Stabilisierung und Festigung der Lebenshaltung. Aufrechtsehen, Bez. für das Phänomen, trotz der Drehung des Netzhautbildes im Auge um 180 Grad eine der Realität angepasste Raumwahrnehmung vollziehen zu können. zStörungsexperimente Aufsatzanalyse, Auswertung von Aufsätzen hinsiehtlieh ihres Gehaltes an personal wichtigen Fakten, die der Persönlichkeitsdiagnose dienen. Die Ergiebigkeit wird durch zweekvolle Themenwahl zu erhöhen gesueht. Formen des Prüfungsaufsatzes sind z. B.: der Begriffsaufsatz, der freie Aufsatz, der Problemaufsatz. der Bild- und Filmaufsatz, die Stellungnahme u. a. m. Bu s e m a n n begründete die ’Stilanalyse. Die A. beaehtet neben der äußeren Form die spraehliehe und inhaltliche Seite und das Verhältnis beider, die Themenwahl. die logische Geschlossenheit und Bestimmtheit der Aussage, die Variation dureh emotionale Faktoren. © Bu s e m a n n , Ke il -

auf die Stäbchen und Zapfen. Eintrittstelle des Sehnerven ist der sog. blinde Fleek ( = MARiOTTEseher Fleek). Gegenüber dem Pupillenloeh der gelbe Fleek (= macula lutea), dessen kleine Vertiefung, die Fovea centralis, die Stelle des deutlichsten Sehens darstellt. Beim Fixieren wird das Auge so eingestellt, daß das Licht dureh die Pupillenmitte auf die Fovea eentralis fällt. Das beidäugige Sehen wird wesentlich gestützt dadurch, daß die Reizung der Netzhautpunkte des einen Auges zugleich »korrespondierende« (identische) Netzhautpunkte des anderen Auges in Aktion setzt. Dadurch wirkt der »blinde Fleek« sieh im Sehen nicht aus, da es für ihn korrespondierende und sehfähige Punkte auf der anderen Netzhaut gibt. Stäbchen und Zapfen unterscheiden sich nach Form und Verbindung der Zellen mit den Nervenästen des Sehnerven und dienen wohl zur Helligkeits- bzw. Farbenwahrn. ( 'Farbentheorie). Vgl. Sehbahn, Sinne.© Gr a n it , Re in , Sc h o -

h a c ker

ber

Aufsatzkritik-Test © St e r n aufsteigendes Verfahren ’Grenzverfahren Auftragskasten 'Problemkasten Auftragsorganisation © Gie s e Auftrags-Test, Auftragserledigung © Bin e t Aufzählversueh, das Aufzählenlassen z. B. von Werkzeugen, Berufen, wichtigen Leistungen aus Kultur und Teehnik usw. Der

Augenachsen, drei als durch den Drehpunkt des Auges gehend gedaehte, aufeinander senkreeht stehende Aehsen. I. Sagittate (Seh-) Achse. Sie verläuft von der Mitte der fovea

Versueh gestattet die Beurteilung des Bildungsstandes, der Interessen, des Lebenskreises, der personalen Bedeutsamkeitsstufung von Umweltgegebenheiten u. a. m. Auge, Sinnesorgan zur Lieht- (Farben-), Raum- und Bewegungswahrn. »Photorezeptor« im physiolog. Sinn. Das Sinnesepithel ist die netzartige Sehnervenausbreitung der Retina (= Netzhaut ursprünglich ein Hirnwandteil). die aus zehn Schichten besteht. Die innere bildet das eigentliche Sehnervenende; die der Chorioidea (= Aderhaut) zunäehstliegendc besteht aus den nebeneinander gelagerten »Zapfen« und »Stäbehen«, den eigentlichen lichtempfindlichen Elementen. Vgl. Sehpurpur. Die Lichtstrahlen treten ins Auge durch das Sehloch der Iris, die Pupille, die sieh selbsttätig naeh Liehtstärke erweitert oder verengt. Der Raum zwischen Hornhaut, lrisvorderfläche und Linse ist die vordere Augenkammer, der zwischen Linse, Irishinterfläehe und Linscnhalteband die hintere Augenkammer. Durch die Linse ( 'Akkommodation) u. den Glaskörper trifft der Strahl

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centralis dureh den Drehpunkt. 2. Transversale, horizontale Aehsc (Queraehsc); sie steht senkreeht zur Sehachse, verbindet die Drehpunkte beider Augäpfel (Grundlinie der Blickebene). 3. Vertikale (Höhen-)Aehse; sie steht im Drehpunkt des Auges senkreeht auf den beiden anderen Achsen. Augenbewegung, die Änderungen der Augenlage beim Sehen und im 'Sehlaf ( 'Traum). Erkannt wurde, wie »ruhelos« das Auge ist. So treten beim Betrachten eines Bildes 3 bis 5 Bliekweehsel pro Sekunde ein, was naeh Abzug der »Sprungbewegung« der Augen, der Nervenleitung etc. auf eine »zentrale Verarbeitungszeit« des einzelnen Augenblicks von 0,1 Sek. schließen läßt. Beim Sehlagen ist vor allem der eindeutige Zusammenhang von Traum und A. zu beaehten. • Messung der A. (Bliekregistricrung) ist möglieh dureh: (a) Filmen eines oder beider Augen mit geeigneter Position der aufnehmenden Kamera, (b) Aufnahme der Bewegung eines Lichtstrahles, der auf das Auge projiziert und dort reflektiert wird, (c) Registrierung der die Augenmuskeln steuernden elektrischen Impulse. Die Registrierung der A. erweist sich als vorteilhaft zur Klärung vieler angewandt-ps. Fragen, z. B. für die Verdeutlichung des Seh-

Augenbewegung, Gesetz der

verhaltens beim Steuern (Auto), für die optimale Anordnung von Registrier-Instrumenten, für werbepsychologische Entscheidungen (Blickverlauf bei Packungen, Anzeigen) u. a. m. Augenbewegung, Gesetz der ^LiSTiNGSches Gesetz Augen(bewegungs)kamera "Augenbewegung Augengrau, in vollkommener Dunkelheit scheint sich in einiger Entfernung vor den Augen eine neblige, trübgraue Schicht von etwa 30-50 cm Tiefe auszudehnen. Meist von konkaver bis trichterförmiger Form.© Lin s c h o t e n (1956) Augenkammer, camera oculi /'Auge Augenmaß, die Schätzung von Größen auf Grund des sinnlichen Eindrucks. Diese erfolgt vergleichend (am genauesten bei gleicher Entfernung der zu schätzenden Objekte, Strecken usw. vom Auge) oder über bestimmte, erworbene Bezugsgrößen. /Bezugssystem Augenschein-Validität /face validity Augenspiegel, Hohlspiegel mit einem Loch in der Mitte, der von einer seitlichen Lichtquelle Licht in das zu untersuchende Auge wirft. Durch das Loch kann man den Augenhinter grund sehen. Der A. wurde von He l m h o l t z 1851 eingeführt. Aura [lat.-gr. aura Hauch, Schimmer], verschiedenartige Vorzeichen epileptischer Anfälle. Zumeist abnorme Wahrnehmungen (Mißempfindungen, aber auch Glücksgefüh le, Verkennungen, Verwirrungen, vegetative Sensationen u. ä.) von kurzer Dauer. • Die von Medien angeblich beobachtbaren Ausstrahlungen des menschlichen Körpers, die ihrer Farbe und Erscheinungsform nach mit dem seelischen Zustand des Trägers Zusammenhängen sollen. aus-dem-Felde-gehen, ein von K. Le w in in seiner ^Feldtheorie geprägter Begr. für das Ausweichen aus Konfliktsituationen, Zuständen der Reizsättigung, der Monotonie u. ä. auriculo-palpebraler Reflex 'Audiometrie Ausdruck, die Gesamtheit derjenigen körperlichen (bzw. gegenständlichen) Erscheinungen, aus denen seelische (auf Grund eines Zusammenhangs) erkennbar (deutbar) sind. Ausdruckserscheinungen sind Äußerungen für Seelisches. Während im 19. Jhd. ein vorwiegend naturwissenschaftlich orientierter A.begriff verwendet wurde (Be l l , Du c h e n n e , Pid e r it , Da r w in ), versteht man A. heute sowohl als Bewegungsausdruck wie als statisch-morphologisches Phänomen (Kr e t s c h -

Ausdrucksbewegungen

, Sh e l d o n ). Zu unterscheiden sind folgende Arten: 1. Unmittelbarer A., der an eine Person gebundene, an ihr beobachtete A. Er ist sowohl a) als Geschehen gegeben (aktueller A., z. B. Mienenspiel. Gebärden, Körperbewegungen, Sprache) wie auch b) als Zustand (habitueller A., z. B. A.gehalt der Gesichtszüge, der Körpergestalt, der Handform). 2. Objektivierter, übertragener, d. h. von der Person losgelöster A., der also von seinem Träger unabhängig geworden ist. Hierzu gehören z. B. der A.gehalt der Handschrift und aller objektiven Gestaltungen (Zeichnungen, Kunstwerke. Musik u. a. m.). Vgl. nichtverbale Kommunikation und folgende Stichwörter. © K. Bü h l e r . Kl a g e s , Kir c h h o f f , Le r s c h K-E Ausdrucksbeobachtung ^Beobachtung Ausdrucksbewegungen, die im Ggs. zum Morphologischen, zum Gestaltbild des Körpers stehenden Bewegungsformen als Begleiterscheinungen psychischen Geschehens. Le r s c h trennt nach Ausdrucksbewegungen und Ausdrucksvorgängen. Erstere sind zentralnervös bedingt, mit Innervation der quergestreiften Muskulatur. Letztere sind vegetativ gesteuerte Ausdruckserscheinungen von Gefühls- und Trieberlebnissen. Sie sind A. im eigentlichen Sinne. - Beim Kinde erste Anzeichen seelischen Lebens überhaupt: Lächeln, Abwehrbewegungen, Schreiweinen, Mundspitzen. AlsA. stehen beim Erwachsenen Gebärde, /Mimik, /Gestik, /Gang, /'Sprache, Handschrift an erster Stelle. Es lassen sich unterscheiden: impulsive Bewegungen, ’'Reflex- oder automatische Bewegungen, /'Mitbewegungen, reine A., 'Instinkthandlungen, /Trieb- und Willkürbewegungen und -handlungen. Man erklärt sie theoretisch: 1. (Spe n c e r ) rein körperlich (physiologisch) a) im Gesetz »der wachsenden Ausbreitung und Entladung bei zunehmender Erregung«; b) durch Annahme, daß bei diffusen Entladungen kleine Muskeln leichter beweglicher Organe schneller ergriffen werden als solche schwerer beweglicher; 2. (Da r w in ) durch den Grundsatz der »zweckmäßigen Assoziation von Gewohnheiten«, die von früheren Generationen ererbt worden sein soll. 3. (Wu n d t ) aus dem Allgemeingrundsatz, daß mit jeder Veränderung seelischer Zustände als körperliches Gegenstück auch A. verbunden sind; 4. Ausdrucksprinzip nach Kl a g e s : »Jede ausdrückende Körperbewegung verwirklicht das Antriebserlebnis me r

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Ausdrucksbewegung

des in ihr ausgedrückten Gefühls«.© Bu y t e n d ij k , Kl a g e s , Ro h r a c h e r Ausdrueksbewegung (Tierverhalten), oft aus anderen Verhaltensweisen entstandenes Bewegungsmuster, das der innerartlichen oder zwischenartlichen 'Kommunikation dient. Hunde z. B. äußern ihre Zuneigung bei der Begrüßung d. Belecken und Beknabbern. P-S Ausdrueksdeutung, das Ausdrucksverstehen beruht auf einer ursprünglich vorhandenen Fähigkeit, auf dein Vorgang der Reifung und auf dem Ineinander von Lernen und Reifung. Ausdrucksdeutung ist demgegenüber das methodische Vorgehen zur Erkennung der Beziehungen zwischen Erscheinungsbild des Ausdrucks und bestimmten ps. Merkmalen mit dem Ziel der Charaktererfassung einer Person. Nach Le r s c h vollzieht sich das Verfahren der Deutung (Ausdrucksdiagnostik) in 5 Stufen: Eindrucksklärung, physiologisch-anatomische Reduktion, ps. aktuelle Deutung, charakterologisch dispositionelle Deutung, Abstecken des charakterologischen Umfeldes. Vgl. Eindruckswert (Findewert). K-E Ausdrueksdiagnostik /'Ausdrucksdeutung, 'Ausdruckstheorien Ausdrueksfähigkeit, die Vollkommenheit und Leichtigkeit des Ausdrucks, die von Begabung, Erfahrung und Übung abhängig ist. • Das Ausmaß, in dem sich bei einem Menschen emotionale Erlebnisse als Ausdruckserscheinungen (insbesondere als mimische, *Mimik) zeigen; auch seine Fähigkeit, den Ausdruck solcher Erlebnisse willentlich darzustellcn. K-E Ausdrucksfelder, dic»Felder«, aufdenen sich Seelisches auszudrücken vermag, wie: 1. die Gestalt im ganzen und ihre Teilrcgioncn (Kopf, Gesicht, Rumpf, Extremitäten); 2. Haltung und Bewegungsweisen der Gesamtgestalt (Konstitution, Pantomimik) und der verseh. Regionen (Gesten, Gebärden, Mimik); 3. Stimme und Sprechweise; 4. außer diesen, im Medium Körper erscheinenden Ausdrucksweisen noch »Abdrucks-Phänomene« wie Schrift, Zeichnung, Werkgestaltung. Zu unterscheiden sind: AusdrucksFeld, Ausdrucks-Erscheinung, AusdrucksSubjekt und Ausdrucks-Medium. K-E Ausdrueksflüssigkeit, expressional fluency, Faktor des ’divergenten Denkens. Er stellt die Fähigkeit dar, Sachverhalte in verseh, sprachliche Formulierungen zu bringen, 'konverg. Denken.© Gu il io r d 1956 llä-R

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Ausdnicksmethode

Ausdrueksformen, Bez. für die Arten des Aus-

drucks. Je nach enger oder weiter Koppelung zwischen körperlicher Erscheinungsform u. seelischem Erlebnis werden Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Rudimentärformen unterschieden.© St r e h l e Ausdrucksforschung, experimentelle, die e. A. sichert durch Zuordnen (z. B. der Handschrift zur Sprechweise einer Person) die Eindeutigkeit des Eindrucks und prüft seinen Findewert durch Zuordnen des Personencharakters (z. B. zur Sprechweise. ’'Sprachtypen) (Ar n h e im ). Eine wesentliche Rolle spielt der Abstand des zuzuordnenden Materials voneinander (schwerer oder leichter verwechselbar, was durch einen Distanzkoeffizienten ausgeglichen wird). Br u n s w ik hat durch planmäßige Variation von Einzelzügen bei in Strichen schematisierten Gesichtern, die hinsichtlich Intelligenz, Schönheit, Willensstärke, Alter, Stimmung u. a. m. zu ordnen sind, wesentliche physiognomische Kriterien gefunden (z. B. ein intelligentes Gesicht sieht auch willensstark aus usw. 'Eindruckscharakter). Wo l f f unterschied dominierende und untergeordnete Ausdruckszüge durch die Vertauschung von Photographieteilen bei eineiigen Zwillingen (Untergesicht - Obergesicht, linke und rechte Gesichtshälfte) oder durch teilweises Abdecken. Situative Ausdrucksmcrkmalc (z. B. der Lüge) werden im qualitativen Experiment durch Hcrbciführcn einer kontrollierten Situation untersucht, wobei typische Veränderungen (z. B. Steilerwerden der Schrift usw.) zu verzeichnen sind. © Ar n h e im , Br u n s w ik -Re it e r , Wo l f f Ausdruekshand 'Arbeitshand, 'Hand Ausdruekskunde 'Ausdruckspsychologie Ausdrueksmedium, Bez. für das, wo (worin) sich der Ausdruck manifestiert. 'Ausdrucksfelder Ausdrucksmethode, alle Verfahren zur Erforschung psychischer Vorgänge, besonders der Gefühle, auf mittelbarem Wege durch Feststellung charakteristischer körperlicher Begleiterscheinungen. Als solche kommen mimische und pantomimische sowie sonstige unwillkürliche Bewegungen in Betracht. Zu den letzteren gehören z. B. die Puls- und Atemerscheinungen und die psychogalvanischc Reaktion. Aus den aufgczeichnctcn Ausdruckscrschcinungcn wird auf die psychischen Prozesse geschlossen. Verwendet werden z. B. folgende Meßinstrumente: der 'Pneumograph für die Atmung, der 'Plc-

Ausdrucksprinzip

thysmograph für das Blutvolumen, der zSphygmograph für den Puls, Galvanometer, Kathodenstrahloszillograph für Aktionsströme und das psychogalvanische Phänomen, die zSchriftwaage für den Schreibdruck. I. w. S. gehören zu den A. auch die Funktionsprüfungen des vegetativen Nervensystems. Der Ausdrucksmethode steht gegenüber die zEindrucksmethode. © Me il i Ro h r a c h e r Ausdrucksprinzip, Ausdrucksgesetz, Grundgesetz des (Bewegungs-)Ausdrucks, Bez. von L. Kl a g e s (1936, 19507) zu den von ihm aufgestellten Thesen. Z. B. »Der Ausdruck ist ein Gleichnis der Handlung«, »Jedeausdrükkende Körperbewegung verwirklicht das Antriebserlebnis des in ihr ausgedrückten Gefühls«. Ausdruckspsychologie, Ausdruckskunde, die Lehre vom zAusdruck in seiner Erscheinung und psychologischen Bedeutung. Sie steht in engem Zusammenhang mit der psychologischen Diagnostik und der Persönlichkeitskunde und umfaßt die folgenden Ausdrucksgebiete: Mimik (die Bewegungsabläufe im Gesicht), Gestik (die Ausdrucksbewegungen der Hände), Pantomimik, Motorik (die Bewegungen des übrigen Körpers, z. B. der Gang), Physiognomik (die nur über längere Zeit veränderlichen Ausdrucksmerkmale, d. s. Gesichtszüge, Eigenart der Körperhaltung), Phonognomik (der Ausdrucksgehalt von Stimme und Sprechweise), Handschrift ( •Graphologie). /Mimik, zPhysiognomik Ausdruckssprache, die Verwertung des Ausdrucks zur Verständigung (Gebärdensprache). Ausdruckssubjekt, Bez. für den Träger des Ausdrucks. zAusdrucksfelder Ausdruckssymptome, körperliche Begleiterscheinungen affektiver Prozesse, z. B. Veränderung der Pulsfrequenz und Pulshöhe, des Armvolumens, der Atmungsfrequenz und -tiefe, des Blutdrucks, des elektrischen Hautwiderstandes u. a. Während eine Zuordnung von A.en zu einzelnen Gcfühlsqualitäten (Lust, Unlust) nicht mit Sicherheit möglich ist, kann aus bestimmten A.en, vor allem aus der Hautwiderstandsänderung, wenigstens auf das Vorhandensein affektiver Veränderungen und auch auf ihre Stärke geschlossen werden. © Wo o d w o r t h -Sc h l o s b e r g , Tr a x e l . Me il i -Ro h r a c h e r Ausdruckstheoricn, Theorien über das Entstehen und Verstehen der Ausdruckserschei-

Ausfallserscheinungen

nungen. 1. Zum Entstehen: Da r w in s phylogenetische Theorie führt die »assoziierten Gewohnheiten«, die »konservierten habits« und direkte Wirkungen des Nervensystems (z. B. sei das Muskelzittern durch Kraftüberschuß im Energieeinsatz erklärbar) zur Begründung heran. Wu n d t s psychophysisches Prinzip sieht den Grund der Ausdruckserscheinungen darin, daß »mit jeder Veränderung psychischer Zustände Veränderungen physischer Korrelatvorgänge verbunden sind«. 2. Zum Verstehen: a) Die Analogieschlußtheorie meint, daß der beobachtete Ausdruck beim anderen nur in Analogie zum eigenen Erleben verstanden werden kann, b) Die Assoziationstheorie behauptet die feste Assoziation zwischen Ausdruck und Vorstellung, c) Die Rudimententheorie nimmt rudimentäre Mitbewegungen als Grundlage des Ausdrucksverstehens an ©CARPENTER-Effekt). d) Die Einfühlungstheorie besagt, daß die Wahrnehmung fremden Ausdrucks das Nach- und Miterleben auslöse (Lipps ), e) Die Evidenztheorie verneint, daß der Ausdruck mittelbar zum Verstehen fremden Seelenlebens beitrage - sondern unmittelbar werde im Ausdruck dessen Bedeutungsgehalt miterfaßt, f) Nachahmungs- und Lerntheorie, g) Personzentrierte, organisationstheoretische Betrachtung (Kr u e g e r , Le w in , Bü h l e r , Ka f k a , Kir c h h o f f ): Ausdrucksbewegungen sind nach ihrem Ausmaß, ihrer Gerichtetheit und nach ihrer Positionalität zu beachten und zu deuten. Nach Kir c h h o f f ist »Positionalität« das spezifische »Wie«, das »besondere ln-Position-Sein des Menschen zu sich selbst und seiner Welt« (Ho l z k a m p ). Hinsichtlich der Positionalität ist also die jeweilige Funktion und Wertigkeit des Ausdrucks zu beachten (expressiv, kommunikativ, reaktiv). K-E Ausdrucksverstehen ^Ausdruckstheorien Ausdrucksvorgänge, nach Le r s c h die vom vegetativen Nervensystem gesteuerten, normalerweise nicht dem Willen unterworfenen Ausdruckserscheinungen. Vgl. Ausdrucksbewegungen Ausfallserscheinungen, Bez. für die Aufhebung oder Abschwächung der normalen physiologischen oder ps. Abläufe als Zeichen krankhafter Störungen (Hirnschädigung. Schäden im Nervensystem, der innersekretorischen Drüsen u. a.). Markante A. 'Aphasie, ’Agnosie, ’Amnesie 59

Ausfragemethode

Ausfragemethode, von Kü l pe eingeführtes Verfahren zur exp. Untersuchung der Denk-

und Willensvorgänge. Der Vp werden Aufgaben gestellt, meistens als Fragen, gleichzeitig wird sie zur Selbstbeobachtung der dabei eintretenden Erlebnisse angehalten und später darüber befragt. Ausgang 'output Ausgangslage, in der ^Pharmakopsyehologie Bez. für den ps. Zustand der Vp vor einer Präparatverabreiehung. /Psychopharmaka Ausgangswertgesetz, aueh Wil d e r s A. genannt, AWG, in der 'psychophysiologischen Forschung gefundene Abhängigkeit des Ausgangswertes der Veränderung autonomer Variablen untersonst gleichen Anderungsbedingungen von den Basiswerten des Organismus (Wil d e r 1931). (p Fa h r e n b e r g 1967 77 ff (vgl. Ho r d , Jo h n s o n , Lu b in 1964) B-S Ausgeprägtheit von Oberfläehenfarben (Ka t z ), eine Eigenschaft der Oberfläehenfarben, die von der Farbqualitätunabhängig ist. Eine weniger stark beleuchtete weiße Fläehe seheint z. B. den gleichen Weißlichkeitseharakter zu besitzen wie eine stärker beleuchtete, das Weiß erscheint nur weniger »ausgeprägt«. Ausgliederungsannahme (Me t z g e r ) 'Zusammensetzungsannahme Auslese, svw. Auswählen naeh besten Qualitäten. In der angew. Ps. z. B. der Vorgang, daß aus einer Gruppe von Probanden, die gegenseitig in Konkurrenzstehen, nur die für einen bestimmten Beruf oder einen bestimmten Betrieb Bestgeeigneten herausgelesen werden. Unterschieden wird naeh Bestauslese. Breitenauslese, Quotenauslese und Sehleehtestauslese, je naeh dem Ziel, dem die A. dienen soll. Ausleseverhältnis, engl. selection ratio, das Verhältnis der Anzahl der für einen Arbeitsplatz auszulesenden bzw. anzustellenden Bewerber zu der Anzahl der Bewerber für diesen Arbeitsplatz. In Prozentwerten ausgedrüekt ist das A. der Prozentsatz der ausgelesenen Bewerber. Von der Höhe des A. hängt es ab, wie effektiv die Anwendung eines Tests für die Auslese ist. Ist der Prozentwert hoeh, so kann aueh ein sehr valider Test den Ausleseprozeß kaum verbessern, während bei einem niedrigen A. ein Test mit mittlerer Validität eine Steigerung der Vorhersagevalidität erreichen kann. Diesen Zuwachs an Validität nennt man 'ink remen teile Validität. 'Ta y l o r -Ru s s e l i .-Tafeln Hä-R

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Auslösemechanismus auslöschende Hemmung 'Hemmung Auslöschung [engl. extinction], der bedingte Reiz verliert die Fähigkeit, die 'bedingte Re-

aktion auszulösen, wenn naeh bestimmten Intervallen keine neue 'Verstärkung geboten wird. Der Widerstand gegen die A. wird meist dureh die Anzahl der unverstärkten Versuche bis zur A. gemessen und als ein Maß für das Lernen verwendet. Sk in n e r beschreibt unterschiedliche Wirkungen verschiedener 'Verstärkerpläne auf den Widerstand gegen die A. (früher; Reflex-Reserve). Werhaltenstherapie. 'bedingter Reflex. • Die A. wird von Pa w l o w und Hu l l mit innerer bzw. reaktiver Hemmung, Zerfall wegen Niehtverstärkung und von Gu t h r ie mit dem Ersatz der einen Response dureh eine andere inkompatible, d. h. dureh assoziative Hemmung, erklärt. • Besonders großen Widerstand gegen die A. haben La w r e n c e und Fe s t in g e r mit der Theorie der 'kognitiven Dissonanz zu erklären versucht. B-S Auslösemechanismus, bez. die Fähigkeit von Lebewesen, selektiv auf bestimmte Außenreize (Sehlüsselreize w'ie Farben, Körperformen, Bewegungsweise) sinnvoll zu antworten, und zwar mit nur einer festgelegten Reaktion. Angeborener Auslösemechanismus (AAM), früher angeborenes auslösendes Schema, von K. Lo r e n z ( 'Verhaltensforschung) eingeführter Begriff, bezeichnet den (zunächst nicht weiter spezifizierten) physiologischen Mechanismus, der angeborenermaßen bei einer spezifischen Reizsituation selektiv eine normalerweise adäquate Verhaltensweise (Erbkoordination) auslöst. So wird z. B. durch den Anblick des Sperrens der Jungvögel und zum Teil ihres charakteristischen Rachenmusters bei dem Elternvogel in dieser Zeit die Verhaltensweise des Fütterns ausgelöst. Der AAM wird als ein auf die Auslösung einer jeweils bestimmten Verhaltensreaktion hin ausgelegter Reizfilterungsprozeß verstanden, der in unterschiedlich vielen Schritten auf verschiedenen Stufen zwischen der Reizaufnahme und dem Anstoß der Verhaltensreaktion erfolgen kann. Angeborene Verhaltensweisen können auch schon bei niederen Tieren durch Erfahrung, Gewöhnung oder Lernen überlagert werden: EAAM (durch Erfahrung abgeänderter AAM). Kommt es zur Entwicklung von Auslösemechanismen durch Lernprozesse, wie sie speziell in der frühen menschlichen Sozialisationsphase stattfinden, spricht man von erworbenen Auslösemechanismen (Fi AM). Mit Hilfe von Attrappenversuchen läßt sich experimentell feststellen, ob eine Verhaltensweise angeboren oder erworben ist. So löst

Auslöser z. B. eine sich bewegende Kugel bei erfahrungsfrei aufgezogenen Jungfischen von Tilapia nilotica 'Kontaktverhalten aus. Eine klare Zuordnung ist aber beim Menschen aus methodischen Gründen (Aufwachsen unter Erfahrungsentzug) schwer zu treffen. Auslösende Reize sind zu unterscheiden von der Menge der überhaupt wahrgenommenen Reize, von denen nur relativ wenige entweder angeborener-oder erlerntermaßen Reaktionen auslösen. Ein und dasselbe Sinnesorgan kann dabei im Dienste ganz verschiedener ^Funktionskreise stehen, für die es oft unterschiedliche Diskriminationsleistungen («Erkennen») eines Schlüsselreizes vollbringt. Als Auslöser werden in diesem Zusammenhang ganz allgemein Reize oder Reizkombinationen bezeichnet, die eine bestimmte Verhaltensweise in Gangsetzen. Als Auslöser werden nach Lo r e n z und Eib l -Eib e l s f e l d speziell die eigens als Reizsender differenzierten Strukturen und Verhaltensweisen (= Ausdrucksbewegungen) der eigenen oder auch anderen Arten bezeichnet. Sie können sich aus mehreren (zumindest allen notwendigen) Schlüsselreizen zusammensetzen. 'Schlüsselreiz, Signalreiz, heißen nach Tin b e r g e n (1951) die mittels Attrappenexperimenten erfaßbaren handlungsauslösenden Einzelelemente (= wirksame Reize) einer handlungsauslösenden Gesamt-Reizsituation, wobei die Summation der Wirksamkeit der Einzelelemente noch zur Diskussion steht ( "ReizsummenRegel). So sperren nach Tin b e r g e n 10 Tage alte Drosselnestlinge nur dann die Schnäbel, wenn der mit Futter herankommende Altvogel ihnen ein Objekt entgegenhält, das sich bewegt, größer als 3 mm ist und oberhalb der Ebene erscheint, in der die Augen der Jungtiere liegen. Zeigt man die bestwirksame Attrappe unterhalb der Augenhöhe, so blicken die Jungen danach, sperren aber nicht.© Be c k e r -Ca r u s 1976. Lo r e n z 1963 6511. Pl o o g 1964 291 443, ScHLEio r 1961, Tin b e r g e n 1956 B-C Auslöser, endogenes oder exogenes Reizmu-

ster, das bestimmte Verhaltensweisen auslösenkann. /Schlüsselreiz, 'Auslösemechanismus P-S Ausreißerwert, Bez. für einen Meßwert, der im Rahmen der Verteilung anderer Meßwerte, denen er hinzugehört, eine Extremposition cinnimmt Mi-A Aussagekategorien ^Apperzeptionsstadicn Aussage, svw. Wiedergabe eines beobachteten Tatbestands. Dabei von Interesse: die Fehlangaben (Erinnerungstäuschungen), die Einflüsse der persönlichen Beziehungen zum Tatbestand, die Zeitdauer zwischen Beobachtung und Aussage u.a.m. Mit 'Aussageps. bezeichnet man ein besond. Teilgebiet der 'Forensischen Ps.© Ar n t z e n

Auswertung

Aussagenlogik, elementarster Teil der formalen Logik. Die Sätze der A. werden durch Verknüpfung von Aussagen durch logische

Junktoren wie »und«, »oder«, »wenn ... dann«, »nicht« gebildet. Sätze der Aussagenlogik sind wahr oder falsch. Die Wahrheit oder Falschheit von Sätzen der A. ergibt sich aus der Wahrheit oder Falschheit der Aussagen, aus denen sie zusammengesetzt sind, und der Art ihrer Verknüpfung durch Junktoren. Sind z. B. die Aussagen A und B wahr, so auch die zusammengesetzte Aussage »A und B«. Dagegen ist dann die zusammengesetzte Aussage »wenn A, dann nicht B« falsch. © Hil b e r t -Ac k e r m a n n 19594, Fr e u d e n t h a l Aussagepsychologie, ein von W. St e r n , A. Bin e t u . a. um 1903 begründetes Teilgebiet der Ps.. dessen Bedeutung vor allem die 'Forensische Ps. erkannt hat. Aufgabe der A. ist die ps. Analyse der Aussagen und zugleich die Beurteilung der Aussagenden, dazu besonders die Feststellung des Wahrheitswertes (in Relation zur Wahrhaftigkeit des Aussagenden) bei Zeugenaussagen. Als Methoden werden Tests, Apparate ( 'Lügendetektor), Exploration und Verhaltensbeobachtung angewendet. • Die Zeugenaussage von Kindern und Jugendlichen, die vorwiegend bei Sexualdeliktprozessen eine entscheidende Rolle spielen kann, ist in bezug auf ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit seit je umstritten. Doch zeigt man sich gegenwärtig aufgeschlossener gegenüber kindlich-jugendlichen Aussagen, was wohl auf der heute wesentlich verfeinerten ps. Erfassungsmöglichkeit des Aussagenden und auf dem zeitbedingten größeren Allgemeinwissen (gerade auch bei Jugendlichen) über kriminelle Vorgänge beruht.© He l l w ig 1951. Mü l l e r -Lu c k m a n n 1958, Un d e u t s c h 1967, St e r n 1903 Ausschleifungstheorie ’'Bahnung Ausschneideprobe 'Sinnesfunktionen Außenseele, die in ein Tier verlegte Lebenskraft eines Menschen, so daß dieser Mensch seine Kraft verliert und stirbt, sobald das Tier getötet wird. ^Totemismus S-G äußere Hemmung 'Hemmung außersinnliche Wahrnehmung, Bez. für Telepathie, Hellsehen, Telästhesie u. ä. »mentale Phänomene« (Dr ie s c h ). Neue Untersuchungen auf statistischer Grundlage hat der Amerikaner Rh in e cingeführt (extrasensory perception). 'Parapsychologic Auswertung, die Verarbeitung von Rohdaten mit Hilfe statistischer Methoden. Die Daten61

Antia

crhebung kann über sehr unterschiedliche Techniken erfolgen (z. B. Interview, Beobachtung, Befragung). Experimente und Tests stellen eine besondere, standardisierte Technik der Datengewinnung für die empirische Ps. dar. Einerseits erfolgt die Anwendung von stat. Methoden mit dem Ziel, die Rohwerte durch stat. 'Parameter zusammenfassend zu beschreiben (z. B. Mittelwert und Streuung), andererseits ermöglichen die stat. Methoden eine Aussage über die Generalisierbarkeit der bei der Datenerhebung gewonnenen Resultate ( "Deskriptionsstatistik, ’'Inferenzstatistik, "Signifikanztest). Die Veranschaulichung und die Übersicht über die verseh. Auswertungsschritte kann in Form von graphischen Darstellungen bzw. Tab. erfolgen ("Häufigkeitsverteilung, 'Tcslprofil). Hä-R Antia, Grundwesenszug (M+) der 15 Persönlichkeitsdimensionen (© Ca t t e l l , 16 PF). Er kennzeichnet eine allgemeine /autistische Neigung, eine Unbekümmertheit den praktischen Dingen gegenüber und ein 'introvertiertes. phantasievolles Innenleben. Der Gegenpol (M—) wird als Praxernia bezeichnet. Dieser kennzeichnet praktisches, gewissenhaftes Verhalten. © Ca t t e l l et al. 1970 Hä-R Autismus [gr. autos selbst], syn. autistisches, dereistisches Denken. Im allg. Sprachgebrauch »in Gedanken und Tagträumen versponnen sein«. • E. Bl e u l e r hat den Begr. in die Psychiatrie cingeführt für das besonders bei der Schizophrenie auftretende phantastische, traumhafte, affektiv-impulsive, undisziplinierte, auch unlogische Denken bei vorwiegend in sich gekehrtem, umwcltabgewandten Verhalten. • Zur Kennzeichnung eines affektiven Wunschdenkens hat Bl e u l e r später (1917 in einer beachteten Streitschrift zu psychiatr. Fragen) den Begr. auf nicht-psychotische Verhaltensweisen ausgeweitet. • Ungefähr gleichzeitig, aber unabhängig, haben L. Ka n n e r (1943) und As pe r g e r (1944) eine charakteristische angeborene Entwicklungsstörung des Kindesalters beschrieben: den frühkindlichen A. Diese Kinder zeigen abnormale Teilnahmslosigkeit, Abwehr von körperlichem Kontakt, große Ängstlichkeit in fremder Umgebung, lernen (in 50% der Fälle) niemals sprechen und fallen (sofern sic Kontakt annehmen) in ihrer Geschicklichkeit und in Eigenheiten der Intelligenz auf. Häufig zeigen sie, sobald die Sprachentwicklung cinsctzt, Echolalie, Aus-

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autochthone Dynamik

bleiben von »Ich«- und »Ja«-Formcn. • Weitergehend und vielfach unzulässig spricht man heute vom autistischen Kind, sofern nur einige Verhaltensstörungen in der bez. Richtung vorliegen. • Aufsehen erregte der verhaltenstherapeut. Ansatz von Lo v a a s (1968) - in der BRD von Fl o r in u . Tu n n e r (1972). ® Dü h r s s e n autistische Sprache tritt vorwiegend bei 'Schizophrenie auf und zeigt die folgenden Charakteristika: primär auf den Sprecher selbst bezogen, fungiert nicht als interindividuell verbindliches Kommunikationsmittel; die Name-Begriff-Objekt-Bczichung ist gelockert; bizarr-verschrobene Sprachspiele treten auf (Ka in z 1943). ^Sprachstörungen, 'Autismus, 'Echolalie. ® Go l d f a r b 1970 G-M Autobiographie, Darstellung des eigenen Lebenslaufes und damit Hinwendung der 'Biographie und der 'biographischen Methode auf die eigene Person. Die A. verlangt eine Selbstanalyse, bei der die typischen Persönlichkeitsmerkmale von dessen Träger richtig erkannt werden müssen. Aus dieser Frage erwachsen denn auch die unterschiedlichen Bewertungen der A. für die ps. Diagnostik und die Therapie. Während H. A. Mu r r a y (1963 2) sic an die Spitzcaller Untersuchungsmethoden stellt, meint dagegen G. W. Al l po r t : »Biographien, bes. Autobiographien, sind oft nichts anderes als ein charakterologischer Palimpsest. Das Bild, das die Wünsche des Bearbeiters befriedigt, ist nicht das wahre Bild.« ’Lcbenslaufpsychologic. In der Geschichte der Ps. bedeuten A. als sog. »Bekenntnisse« bedeutsame Entwicklungsstufen. So die Bekenntnisse des Aurelius Au g u s 11NUS mit einem Scclcnverständnis, das weitgehend das Mittelalter bestimmt hat. Auch die bekenntnisartigen Lcbenslaufschilderungen, wie sie La v a t e r (1771), Ro u s s e a u (1767ff.), Mo r it z (1785 1799) u. a. geboten haben, sind für die Gesell, der Ps. wichtig. FürCh. Bü h l e r (1923 1933) war eine Sammlung von Tagebüchern wertvolle Grundlage bei ihrer Arbeit zur Ps. der Jugendlichen und zum menschlichen Lebenslauf. autochthone Dynamik, die »sclbst-entstandenen« Organisationstendenzen, die nach gestaltps. Auffassung quasi automatisch infolge von Beziehungsmcrkmalcn der aufgefaßten Inhalte beim Denken und Lernen wirksam sind. Beispiele sind die Tendenz zur Schließung von Lücken oder die Erinnerung an

autochthone Handlungen

Problemlösungshilfen oder sonstige Gedächtnisinhalte infolge geeigneter Abrufsignale. Die a. D. hält Denk-, Lern- und Reproduktionsprozesse von »innen« aus dem Material heraus in Gang und wird deshalb auch als intrinsische ’'Motivation bezeichnet. Im Ggs. dazu bedeutet allochthone Dynamik die Gesamtheit der »fremd-entstandenen« Energiemobilisierungen, z. B. durch Zeitdruck, Angst vor Strafe oder Anreiz durch Belohnung oder sonstige irrelevante, nicht zur Aufgabe gehörende Reize, auch extrinsische Motivation genannt. © Gu t j a h r 1959, Be r g iu s 1964 208 ff. und 1971 139 f„ Hu n t 1965 B-S autochthone Handlungen, Handlungen mit Eigenmotivation autochthone Ideen, syn. Zwangsideen, Bez. für Gedanken, die als »von außen eingegeben« erlebt werden. Gesteigert bei Neurosen und Psychosen, wobei die a. I. ohne allen Zusammenhang mit dem weiteren Denkverlauf sich geltend machen. Autoerotismus, die beim Kinde oder bei auf Kindstufe narzißtisch fixierten Erwachsenen vorliegende Tendenz, Lust am eigenen Körper, also ohne Partnerbezug, zu gewännen. Begr. stammt von Ha v e l o c k -El l is und wurde von Fr e u d (/'Narzißmus) übernommen. autogenes Training (J. H. Sc h u l t z ), syn. konzentrative Selbstentspannung. Eine Methode der Entspannung auf autosuggestivem Wege. Durch genau abgestufte Konzentrationsübungen kommt man zu einer immer größeren Beherrschung auch der »automatisch« ablaufenden Körperfunktionen, zu gesteigerter Leistung sowie zu einer Stufe der Versenkung, in der eine wirksame psychotherapeutische Selbstbeeinflussung durch »formelhafte Vorsatzbildung» möglich ist. Das a. T. ist verwandt mit der Hypnose sowie mit den Übungen der Yogi zur religiösen Versenkung.© Sc h u l t z 1970^ Autographismus "'Dermographismus Autohypnose [zu gr. hypnos Schlaf], Bez. für Selbstvcrsenkung in einen hypnotischen Zustand, der rein autosuggestiv, aber auch (unterstützend) durch optische, akustische oder sensible Reize erreicht werden kann. Ggs. Heterohypnose, ^autogenes Training. ”Yoga-Lehrc. 'Meditation Autokinese, autokinetisches Phänomen, betrachtet man im dunklen Raum einen in Ruhe befindlichen Lichtpunkt, so scheint

Automat

sich dieser nach kurzer Zeit zu bewegen (sog. Punktschwanken). Die schon von W. B. Ca r pe n t e r beschriebene Erscheinung ist auch der Suggestion zugänglich und wurde in neuerer Zeit dazu herangezogen, die Beeinflussung des Urteils, die /Suggestibilität des einzelnen Beobachters durch die Urteile einer Gruppe zu untersuchen (M. SHERiFu.a.). Autokorrelation, Bez. für den inneren Zusammenhang einer (z. B. zeitlich geordneten) Reihe von Meßwerten. Konkrete Verfahren zur Bestimmung eines A.koeffizienten bestehen in der Berechnung der 'Korrelationen der Meßwertreihe A, B, C, D, E, ... mit der um eine Position verschobenen Reihe B. C, D, E, F,... (so daß die Maßzahlpaare A B. B, C, C/D usw. in die Korrelationsrechnung eingehen) bzw. mit der um 2, 3 oder mehr Positionen verschobenen Reihen C. D. E, F, G,..., D. E, F, G, H,... usw’. •A.funktion ist die Abhängigkeit des Maßes der A. von der Größe der Verschiebung. M-R Automat, schon bei Ar is t o t e l e s vorkommender Ausdruck für »sich selbst bewegende« und meist Staunen erregende, vom Menschen geschaffene Gegenstände (Wasserspender mit Münzeinwurf oder mechanisches Spielzeug). Heute Bezeichnung für ein meist komplexes elektronisch und/oder mechanisch realisiertes System, das auf bestimmte Eingaben (Knopfdruck, Ziffern, Zeichen, /Programm) mit der Ausführung mechanischer Vollzüge oder der Ausgabe von Zeichen reagiert. Zwischen Eingabe und Ausgabe liegt eine innere Verarbeitung der Eingangssignale, die weitere Informationsbeschaffung über die physikalische oder semantische Außenwelt enthalten kann. Die mathematische Aufomatentheorie abstrahiert von mechanischen oder elektronischen Realisierungen und liefert eine allgemeine formale Beschreibung der Interaktion des abstrakten A. mit seiner Umwelt. Dabei wird von den Mengen der Eingabesignale, der Ausgabesignale und der Zustände des A. ausgegangen. Die Elemente dieser Mengen werden durch Funktionen aufeinander abgebildct. Beim deterministischen A. werden eindeutige (nicht notwendig ein-eindeutige) Abbildungen zugrunde gelegt, beim stochastischen A.sind einzelne Zuordnungenzufallsgesteuert mehrdeutig. (Beispiele: Warenautomat, Spielautomat.) Die physikalischen Eigenschaften der Teile, aus denen das Modell eines abstrakten A. gebaut wird, dienen der

63

Automatic

Realisierung der abstrakten Funktionen. Sind die Mengen der Eingangssignale, Ausgangssignale und Zustände endlich, spricht man vom finiten A. Die Leistungen eines deterministischen, finiten A. nennt man TuRiNG-berechenbar(nach dem engl. Mathematiker A.M.Tu r in g ). Lernende A. können in Abhängigkeit von der Außenwelt ihre inneren Funktionen ändern. Prozesse, die dem klassischen und dem operanten Konditionieren entsprechen, können in elektromechanischen Sehaltungen ablaufen. Auch Computerprogramme können so aufgebaut werden, daß sie zunächst nur die Regeln etwa des Schachspiels enthalten, dann aber auf Grund von »Erfahrungen« im Spiel gegen menschliche Partner erfolgreiche Züge speichern und häufiger abrufen. Automaten zur Simulation des operanten Konditionierens benötigen einen Zufallsgenerator zur Auswahl möglicher Ausgänge und eine Bewertungsschaltung. die die Antwort der Außenwelt auf die gewählten Ausgänge im Sinne eines Zieles positiv oder negativ gewichtet. Mit der 'Speicherung dieser Gewichtungen baut der A. ein internes Modell der Außenwelt auf. © St e in b u c h 1961 G-R Automatic [gr. automatos aus eigenem Antrieb, selbsttätig], das vom Willen bzw. der Bew.kontrolle unabhängig (oder sehr beschränkt abhängig) Ablaufende. automatisches Schreiben 'Automatismen Automatisierung, die dureh Wiederholung bzw. 'Übung erreichte und oft auch beabsichtigte 'Automatic körperlicher wie seelischer Abläufe. Viele Handlungen und Abläufe werden so zu 'Automatismen. 'Kybernetik Automatismen, willensunabhängige Handlungen. Allgemein (Fl o u r n o y ) solche, die einen bestimmten sinnvollen Zweck verfolgen. ohne daß ihr Träger diesen bei ihrem Eintreten erkannte. Den A. stehen die '»bedingten Reflexe« nahe. • Beim automatischen Sehreiben in der Hypnose handelt es sich um die Beantwortung von Fragen durch die Vp. ohne daß diese darauf achtet, sogar eine gänzlich andere Tätigkeit ausübt. • In der Psyehiatrie sind A. (E. Bl e u l e r ) die vom Willen und Bew. krankhaft abgeschirmten und aueh mehr oder minder unmotivierten, fremdartigen, spontanen Handlungen, 'endogener Automatismus. • In der 'Parapsychologie bezeichnet man als A. die unbewußten Bewegungen, die über Vorgänge wie Pen64

Autoritarismus

deln. Tisehrücken u. a. registriert und gedeutet werden. Automatismen, hypobulische, Bez. von E. Kr e t s c h m e r für die »unterhalb des Willens« ablaufenden Ausdrucksbewegungen wie Sichschütteln, Aufschreien. Schreckhaltung Automatograph, Vorr. zum Aufzeichnen unwillkürlicher Bewegungen. Automorphismus, die (einseitig-subjektive) Beurteilung des Verhaltens Anderer nach eigenem Maßstab Autonomasie, Sonderform der 'Aphasie autonomes Nervensystem 'Nervensystem Autophonomanie [gr. phonos Mord], seltene Bez. für Selbstmordtrieb Autoplastie, autoplastisch [gr. plassein bilden, formen], Selbstformung • Bez. von Fr e u d für diejenige Realitätsverarbeitung, bei der die reale äußere Umwelt abgewiesen bzw. zu einer inneren Ersatzwelt umgearbeitet wird. A. ist nur sich selbst verhaftet sein. Ggs. 'Alloplastie, alloplastisch. © La pl a n c h e . • autoplastisches Krankheitsbild, das »Eigenbild« des Patienten über sein Kranksein bzw. die psychogene Überformung einer Krankheit durch den Patienten. Autopsyche 'Allopsyche Autopsychose, die von C. We r n ic k e eingeführte, heute nieht mehr gebräuchliche, Bez. für Psyehosen mit Verlust der Orientierung und Verfälschung der Vorstellung über das eigene Ich. autoritäre Atmosphäre, Deskription eines Gruppen-Führungsstils, in dem dirigierende Anordnungen (häufige Befehle) die Tätigkeiten unterbrechen, sowie persönliches Lob und Tadeln, insbesondere in Form unkonstruktiver Kritik, vorherrschen. © Le w in . Lippit u. Wh it e 1939 B-S autoritäre Persönlichkeit 'Autoritarismus Autorität, Bez. für eine Beziehung zwischen Personen, in der eine (oder mehrere) Personen) durch Befehle, Vorschläge od. Wünsche wiederholt einen Einfluß in der von ihr (ihnen) gewünschten Richtung ausübt (ausüben). • A. bezeichnet auch die Person, die A. hat, d. h. die Macht besitzt zum Beeinflussen durch (a) Kompetenz, (b) überkommenes Ansehen, (c) Machtmittel (Möglichkeit zur Verhängung von Sanktionen). Die Quellen (a) und (b), (c) bezeichnen manchmal »innere« bzw. »äußere« A. 'Macht B-S Autoritarismus, (allg.) Bez. für die betont autoritäre Einstellung, (spez.) Bez. für das von Ad o r n o et al. über Interviews und projektive

Autostereotyp

Verfahren ermittelte und mit der F-(Faschismus-)Skala definierte Einstellungssyndrom des Antisemitismus, Ethnozentrismus, Faschismus und politischen Konservativismus. Versuche, ein Syndrom A. in Form von konstanten Korrelationen und Konstanz von Persönlichkeitseigenschaften wie Konformität, Abhängigkeit von der Autorität, überdurchschnittliche Kontrolle der Gefühle und Impulse, Rigidität des Denkens und Ethnozentrismus zu finden, haben zu widersprüch lichen Ergebnissen geführt. © Ad o r n o et al. 1950, Ch r is t ie u . Ja h o d a 1954 B-S Autostereotyp 'Stereotyp Autosuggestion [lat. suggerere eingeben], Selbsteinredung. Eine Beeinflussung des Urteils und der Vorstellungen, die vom Individuum selbst bewußt oder unbewußt hervorgerufen wird. A. wird auch zur psychotherapeutischen Behandlung angewendet. 'Suggestion, 'Coueismus, '’'autogenes Training Autotelie, Heterotelie, zwei Bez. von W. St e r n (gebildet entsprechend Autonomie, Heteronomie) zur Kennzeichnung der Ausrichtung der Person auf »Selbstzwecke« (telos), Selbstentfaltung, oder auf » Fremdzwekke« (übergeordnete, von außen kommende reale oder ideale Aufgaben) autotelisch [gr. telos, Ziel], das a. Verhalten ist sich selbst Zweck, a. ist ein Merkmal des Verhaltens, das auf Wo o d w o r t h s (1918) Verhaltensprimat zurückführt; es bedeutet, daß mit der a. Aktivität kein sekundärer Zweck erreicht wird, sondern allein der Ablauf dieser Aktivität selbst das Ziel ist. In Persönlichkeitstheorien der Selbstverwirklichung ist a. Verhalten von den auf das Selbst gerichteten Strebungen bestimmt, es dient der Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und Selbstentwicklung und ist trotzdem der Sozialisierung nützlich (funktionelle 'Autonomie und ’'Proprium nach Al l po r t ). © Mo o r e u . An d e r s o n 1960 B-S Autotomie [gr. tbmos Schnitt], bei Menschen und Tieren durch Geisteskrankheit, Lebensgefahr, evtl, auch durch Angst veranlaßte Selbstverstümmelung Aux, Auxiliarkomplex 'Lexikon AV, abhängige Variable Aversionstherapie, Anwendung aversiver Reize mit dem Ziel, unerwünschte Verhaltensweisen auszumerzen oder abzuschwächen. Aversive Reize finden in der Wcrhaltenstherapie sowohl im Rahmen klassischer als auch im Rahmen operanter Konditionierung Ver-

Axiom, Axiomatik

wendung. In der aversiven Konditionierung nach dem klassischen Modell (aversive Gegenkonditionierung) sind die aversiven Reize stimuluskontingent; ein bestimmter Reiz (z. B. Zigarette) soll durch die zeitliche Koppelung mit einem unangenehmen Reiz (z. B. elektrischer Schlag) selbst negativ affektbesetzt werden. Die beiden am häufigsten gebrauchten aversiven Reize sind übelkeitserregende Drogen und elektrische Schocks. Eine neuere Entwicklung der klassischen aversiven Konditionierung stellt die »symbolische aversive Konditionierung« dar: unerwünscht attraktive Reize werden nicht mit direkten externen aversiven Reizen, sondern mit unlustvollen Vorstellungen gekoppelt. Anwendungsbereiche: Alkoholiker- und Rauchertherapie, Modifikation sexueller Störungen. • In der aversiven Konditionierung nach dem operanten Modell ( 'operante Konditionierungstherapien) sind die aversiven Ereignisse reaktionskontingent; sie sollen als Konsequenzen einer bestimmten Verhaltensweise eben diese Verhaltensweise eliminieren. Anwendungsbereiche : Enuresis-Behandlung, Modifikation von selbstzerstörerischen Verhaltensweisen. © Br u s h L-G aversiver Reiz, widriges Ereignis, das gemieden wird und eine Vermeidungsreaktion auslöst. • Negativer Verstärker, dessen Aufhören ein verstärkendes Ereignis für die Reaktion ist, die das Entkommen (oder Meiden) ermöglicht hat. B-S

avoidance-avoidance-conflict 'Annäherungs-

konflikt AWG

'Ausgangswertgesetz von Wil d e r

(1931) Axiom, Axiomatik [gr. a.xioma Wertschätzung, als wahr angenommener Grundsatz], Lehre von den Sätzen, die weder auf einen anderen zurückgeführt noch bewiesen werden können, aber auch keines Beweises bedürfen, da sie in sich selbst einsichtig (evident) sind. • In der mathemat. Logik entfallt die Evidenz, und es genügt eine Reihe von

Sätzen, die voneinander unabhängig sowie aus dem System nicht ableitbar sind. Gefordert wird der Beweis, daß im System kein Widerspruch auftreten kann. • In der 'geisteswissenschaftlichen Ps. die Lehre von der objektiven Ordnung der Werte, die als ideelle Ordnung objektiv-geistiger Gebilde der Kultur zeitlose, richtungweisende Gesetze für den subjektiven Geist sind, der die 65

Bandbreite

axiomatisch

Fähigkeit hat, sie zu erleben (Spr a n g e r , 1950«, Oe l r ic h , 1950). axiomatisch, ohne Beweis vorausgesetzt, weil keines Beweises bedürftig axiomatische Methode, die Ordnung der Begriffe und Aussagen einer Wissenschaft derart, daß bestimmte Aussagen - die /Axiome - an den Anfang gestellt werden und die

übrigen Aussagen dureh rein logische Ableitung gewonnen werden können. Axon [gr.], der der nervlichen Erregungsleitung dienende, meist lange (I mund darüber) Aehsenzylinderfortsatz der Nervenzelle ( = Neurit). ’Neuron. 'Dendrit Azyano(ble)psie, Blaublindheit ’Farbenblindheit

B Erkennungszeichen für eine Schädigung der Pyramidenbahn. Naeh festem Bestreichen der Fußsohle (bes. des Randes) kommt eszur Beugung der Großzehe nach oben. Beim Kleinkind bis 2. Lebensjahr noch normal. Syn. Fußsohlen reflex, Großzehenreflex. Backfisch, -alter, eine heute zurüeklretende Bez. für das halbwüchsige Mädchen (vermutlich der junge, nur zum Backen geeignete Fisch). 'Teenager Bahnung, (allg.), dureh Wiederholung bzw. Einübung werden die dem Mensehen (aueh dem Tier) zukommenden Eindrücke zunehmend beherrscht, gleichsam vertrauter. • (neurophysiolog.) Im Zentralnervensystem erfahren die Erregungsabläufe durch weitere, zusätzliche Erregung eine »Förderung«, es erfolgt sozusagen ein »Einsehleifen« von Spuren in Gehirn und Nervenbahnen. Der Vorg. ist bedeutsam beim 'Lernen, 'bedingten Reflex und der 'Summation der Reize. • Bei Fr e u d ist B. der zentrale Begr. bei der Beschreibung des Neuronenapparales. Im Übergang von einem Neuron zum anderen besteht ein bestimmter Widerstand, der dureh B. verminderbar ist. Fr e u d vertrat zudem die Auffassung, daß bei jeder nervösen Erregung der gebahnte Weg vor dem ungebahnten bevorzugt werde. Bahnungstheoric 'Aufmerksamkeitstheorien BAßiNSKi-Reflex,

Balance-Theorien, Gleichgewichtstheorien, betonen, daß wir ausgeglichene, konsistente Meinungen und Systeme bevorzugen. Explizite B.-T. (sonst wäre z. B. aueh Fr e u d z u

nennen) gehen auf den phänomenologisehgestaltps. Ansatz, von He id e r (1946. 1958) zurück. Seine B.-T. ist aber von der Atlributions-Theorie ( 'phänomenale Kausalität) zu unterscheiden I 66

Er betrachtet die sozialen Beziehungen in der Diade (mit Beurteilungsgegenstand: p (wahrnehmende und erkennende Person = ich), o (the other) und x (ein Gegenstand in der sozialen Umwelt von p). Gleichgewicht herrscht immer dann, wenn das algebraische Produkt der gegenseitigen Urteile ( + Mögen. Einheit: Abneigung, Trennung), bzw. deren Vorzeichen, positiv ist (z. B. + + + oder +----- ). Erweiterungen dieses Ansatzes: Ab e l s o n und Ro s e n b e r g (1958), Ne w c o m b (1959. 1968), Os g o o d u . Ta n n e n b a u m (1955). Im Hinblick auf die Vermeidung von Ungleichgewichtszuständen ergibt sich - ebenso wie in Le w in s Einfluß auf He id e r und Fe s t in g e r eine Verbindung zur Theorie der 'kognitiven Dissonanz und dem 'Reaktanz-Prinzip. Ir l e (1975) betont dagegen die »fundamentalen Differenzen«. R-S Balbuties [lat. balbutire] 'Stottern BALLARD-WiLLiAMS-Phänomen 'Reminis-

zenz-Effekt Ball-im-Feld-Test © Te r m a n Ballismus [gr. ballein werfen, schleudern], syn. ballistisches Syndrom, plötzliche, unwillkürliche, heftige 'Hyperkinese und Sehleuderbewegungen der Arme oder Beine, beruht auf Erkrankung des extrapyramidalen Systems Balzverhalten, (biol.) Bestandteil des 'Fortpflanzungsverhallens: dureh Werbezeremonien wird die Aggression der Gesehleehlspartner herabgesetzt und die Paarungsbereilsehafl erhöht. P-S Bandbreite, Maß für das Verhältnis von Informationsmenge und -güte je Zeiteinheit. Es können übereinen Kanal entweder sehr viele »Nachrichten« nur ungenau oder aber wenige, diese sehr genau übertragen werden. Cr o n b a c h u . Gl e s e r (1957) haben den aus der Informationstheorie übernommenen Begr. und den komplementären Begr. der

Bandzauber

Wiedergabegenauigkeit (/fidelity) auf die psychodiagnostische Datensammlung angewendet. Bei der Auswahl der Verfahren für eine diagnostische Datensammlung hat sich der Untersucher für ein angemessenes Verhältnis zwischen B. und Genauigkeit zu entscheiden. Sollen z. B. für die Berufsberatung in einer zur Verfügung stehenden Zeit die berufsbezogenen, allgemeinen Leistungen getestet werden, so kann entweder eine Leistung mit mehreren Tests sehr genau, oder mehrere Leistungen (sprachliche, rechnerische) mit nur je einem Test ungenau erfaßt werden. Die ^psychometrischen Testverfahren sind in der Regel auf große Genauigkeit hin konzipiert, während die ^projektiven Verfahren eher eine große Bandbreite besitzen. © Cr o n b a c h u . Gl e s e r 1957 Hä-R Bandzauber, Vorst., daß durch ein Band, eine Schnur, etwas geheimnisvoll gesichert und verzaubert sei. Beispiel: Lendenschnur der Naturvölker. Der Eheringwechsel geht auf ähnliche Anschauungen zurück. Barbiturate, Barbitursäurederivate, als Narkotika wirksame psyehotrope Substanzen. "Psychopharmaka Barriere, Begr. von K. Le w in für die Grenze zweier Regionen (ztopologische und VektorPsychologie), sofern diese dynamische Bedeutung hat (den Übergang unmöglich macht oder Widerstand leistet). Ps. Gegebenheiten des Individuums, wie soziale Schranken oder Tabus, können B. bilden. Ein unüberbrückbarer Fluß als quasi-physikalisches Faktum kann ebenso eine B. sein, wie das Fehlen math. Kenntnis zur Lösung einer Aufgabe als quasi-begriffl. Faktum. ^Lebensraum BARTLETT-Tcst, ein statistisches Verfahren zur gleichzeitigen Prüfung der Homogenität der Varianzen von zwei oder mehreren unabhängigen Stichproben Mi-A barykinetisclier Typus [zu gr. barys schwer] "Typologie Basalganglien "Gehirn Basalhirn "Gehirn BASEDOW-Krankhcit, die auf Überfunktion der Schilddrüse beruhende Krankheit mit Augenvortreibung (Exophthalmus), Kropf (Struma) und Herzjagen (Taehykardie), der sog. Merseburger Trias. Die ps. Begleitsymptome sind: gespannte Erregtheit, Angstzustände, zunehmende Nervosität, verminderte Leistungsfähigkeit. Krankheitsauslöser können u. a. auch ps. Belastungen sein (Schreckbzw. Schock-BASEDOW).

BAYES-Theorem

basedowoid, unvollständige Ausprägung der BASEDOW-Krankheit. • (ps.) auch svw. 'B-

Typus. BASEDOw-Psychose, die zur Geisteskrankheit gesteigerten ps. Begleiterscheinungen der Ba -

SEDOW-Erkrankung mit Verwirrtheitszuständen und Delirien basilaris, svw. zur Basis gehörig Basophobie [gr. basis Gang], Gehfurcht aus organisch bedingter Unsicherheit oder auch durch Zwangsvorstellungen. Vgl. Phobie Bastard [lat. bästum der Packsattel als Ort der Zeugung des Unehelichen], Nachkommen zweier rasseverschiedener Eltern Bastard, (biolog.) in der "Genetik bezeichnet der Begriff Bastard oder Hybrid ein Individuum, das ein oder mehrere unterschiedliche "allele Gene hat. Vgl. Homozygotie und Heterozygotie. P-S Bastel-Test © Gie s e , Ha n s e l m a n n Bathophobie [gr. bäthos Tiefe, Höhe], Angst vor Schwindelgef. gegenüber Höhen und Tiefen Bathyästhesie [gr. bathys tief, aisthesis Empfindung], Tiefenempfindlichkeit. Sensibilität der in der Tiefe (unter der Haut) liegenden Muskeln, Gelenke, Organe usw. Battarismus [gr. battarizein stammeln], Stottern durch überstürzte, polternde Sprache Baumdiagramm [gr. diagramina Umriß, geometrische Figur], Baumgraph, Strukturbaum, in der 'Grammatik Mittel zur graphischen Darstellung der zhierarchischen Struktur von 'Sätzen. Häufig verwendet in der 'Phrasenstruktur-Grammatik sowie der "generativen Transformations-Grammatik, aber auch in der Dependenz-Grammatik ( Walcnz).Beispiel(naehderPhrasenstr.-G.):

Der

ehrgeizige

Piiot

durchstieß

die

Schallmauer.

T-R

Baum-Test © Ko c h Bauprobe © Kl e m m BAYES-Theorem, auch BAYES-Gcsetz, Ba y e s Formel genannt, wurde von dem englischen Geistlichen Th. Ba y e s aufgestellt und 1763, 2 Jahre nach seinem Tode, veröffentlicht.

Das Theorem gestattet die Berechnung einer A-posteriori-Wahrscheinlichkeit p(B/A) das ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Ereignisses B unter der Bedingung, dass A bereits eingetreten ist auf Grund von gegebenen a-priori-Wahrseheinlichkeiten. Wenn B! ,B.>... Bn n einander aus-

67

Bedeutung

Bazillophobie

schließende Ereignisse sind, wobei p(Bj) + p(B2) + ... p(Bn) = 1, ist die bedingte Wahrscheinlichkeit p(Bj/A) für jedes der Ereignisse Bj, bei bereits eingetretenem A, gegeben durch p(B A) ____________________ p(B,) p(A/B,)_________________ p(B,) p(A B]) + p(B2) p(A B2) + ... + p(Bn) p( A B„)

Die induktive 'Statistik macht neuerdings zunehmenden Gebrauch vom B. als Basis für die Revision von Wahrscheinlichkeiten auf Grund von Beobaehtungsdaten u. damit für die Optimierung von Entscheidungen. M-R Bazillophobie [lat. baciUum Stäbehen, gr. phöbos Furcht], krankhafte Furcht vor Bazillen. Vgl. Phobie BDR, Bauehdeckenreflex Beaehtungswahn, krankhafte Vorstellung, als Person besonders beachtet zu werden. Verwandt 'Beziehungswahn Beanspruchung, (allg.-ps.) dureh exogen oder endogen einwirkende Kräfte belastet werden. • Nach Ba r t e n w e r f e r (1961,63) ein »biologischer Vorgang der allmählichen Schwächung der psychophysischen Struktur des Individuums infolge anhaltender psychischer Aktivität. Die Schwächung pflegt sieh in der Verschlechterung bestimmter Leistungen auszudrücken oder in der Vergrößerung der nötigen psychischen Anstrengung je Leistungseinheit. Außerdem pflegen bestimmte physiologische Reaktionen verändert zu sein, und es kommt in der Regel zu bestimmten Erlebnissen (z. B. Müdigkeitsempfindungen)«. Beeherkeim Gastrula BECKING-Kurve 'Taktieren, 'Liehtspurverfahren Bedeutung, dasjenige, was ein Wort, Begr., Zeichen usw. zum Ausdruck bringt für den Sachverhalt, auf den das Wort usw. hinweist. Vorwiegend dureh Vorstellungen gegeben. • B. ist der willkürliche (konventionsgebundene) Zusammenhang zwischen einem Zeichen (Begriff. Namen) und dem Gegenstand selbst. In diesem Sinne sind B. und Bezeichnung äquivalent. • »Bedeutung an sieh« ist das So-Sein eines Dinges unter Absehung vom subjektiven Akt des B.erfassens (Hu s s e r l ). • B. ist eine biologische Qualität im Mcrkwelt- Wirkweltzusammcnhang eines Lebewesens (v. Ue x k ü l l ). • B. kann ein Ding unabhängig von seiner Eigenheit dureh

68

seine Stellung in einem bestimmten Funktions-, Zweck- oder Wirkungszusammenhang bekommen. Man spricht dann aueh von dem »Sinn« eines Dinges. Red. • B. ist der Zentralbegr. des semiotischen Teilbereichs ^Semantik ( "Semiotik). Wortb. ist der Schlüsselbegr. der linguistischen Semantik. Sie wird im sog. Lexikon ( 'Wörterbuch) abgehandelt. Der Satzb. wird erst seit ca. 10 Jahren Beachtung geschenkt (Ka t z u . Fo d o r 1963). Bei dem Versuch, B. zu analysieren, haben Linguisten und andere Forscher sieh stets mit den Beziehungen zwischen Sprache, Denken und Umwelt zu befassen, wie sie z. B. in dem semiotischen Dreieck von Od g e n u . Ric h a r d s (1923) dargestellt werden. Es basiert auf dem Zeiehenkonzept der Semantik ( 'Zeichen). Bezeichnetes Begriff

Zeichenfonn Bezeichnendes

/ __

__

__

__

N. — N

Objekt Sachverhalt

Die gestrichelte Linie deutet an. daß die Zeichenfonn als solche keine direkte Beziehung zum Objekt oder Lmweltsachverhalt hat. sondern nur über das Bezeichnete bzw. den Begriff.

So ist z. B. die Buehstabenfolge «Baum» die Zeiehenform, d. Begriff Ba um das Bezeichnete und ein bestimmter Baum der Umweltsaehverhalt. Mit B. wird teils die Beziehung aller drei Konzepte, teils der Begr. bezeichnet. Der Begr. ist das. was die Zeiehenform bedeutet. Das Bezeichnete läßt sich als Bündel semantischer Merkmale (B.elemente) konzipieren. Begriffe in diesem Sinne sind intensional, d. h. es werden Merkmale benannt, die den Begr. konstituieren. Extension bezieht sich dagegen auf den Umfang der dureh den Begr. erfaßten Objekte oder Sachverhalte. Dem Bezeichneten wird dann arbiträr ein Lautzeiehen, das Bezeichnende, zugeordnet, das jedoch, nachdem cs einmal zugeordnet ist. die Wahrnehmung der Welt beeinflussen kann. B.ähnliehkeit oder 'Synonymie bezieht sieh danach auf das Bezeichnete oder den Begr. Die 'A n t o n y m i e erscheint dann als ein Sonderfall der Synonymie. 'Homonymie bezieht sieh dagegen auf die Zuordnung von Bezeichnendem und Bezeichnetem. Diese Zuordnung ist oft nicht eindeutig. 'Symbol wird das Bezeichnende kraft seiner Beziehung zu Gegenständen und Sachverhalten, d.h. durch Umweltreferenzüberden Begr. Mitassoziativer B. bezeichnet man die mit einem Wort

Bedeutungserlebnis

assoziierten Begriffe (/Assoziation). mit meaningfulness (B.haltigkeit) die Anzahl der mit einem Wort assoziierten Begriffe. Das B.konzept, wie es bisher dargestellt wurde, ist von rein behavioristiseh orientierten Forschern indendreißiger Jahren scharfangegriffen worden. Für sie versehloß sieh alles Nichtbeobaehtbare dem wissenschaftlichen Zugriff. So definierte Bl o o m h e l d (1933) die B. eines Zeichens als die Situation, in der der Spreeher es äußert, und als die Reaktion, die es beim Hörer auslöst. Neben der bisher behandelten /denotativen (kognitiven oder konzeptuellen) B. existieren weitere B.begr. Die "konnotative B. betrifft die Beziehung zwischen Zeiehen und Zeiehenbenutzer und gehört somit zur /'Pragmatik. © Br e k l e 1972, Hö r m a n n 1967 E-P Bedeutungserlebnis, ein eigenartiges Erlebnis von unansehauliehen Beziehungsrichtungen, entsprechend den Zusammenhängen der bedeutungsmäßigen Gehalte. Bedeutungshaltigkeit, nach R. Be r g iu s (1964) die »mit dem Begriff mitgegebenen Beziehungen zu anderen Gegebenheiten derselben oder anderer Klassen«. • rtneaningfulness Bedeutungsumwertung, -Verlust, das Zerfallen der gewohnten Bindung von Bedeutung und Gedaehtem bzw. Wahrgenommenem. Auffällig ist dieser Vorgang bei Psyehosen als Unheimliehwerden der Bedeutungen (Bedeutungswahn). bedingte Hemmung /Hemmung bedingter Reflex, bedingte Reaktion, conditioned reflex, conditioned reaetion, Konditionierung, wurde erstmals beschrieben von den russischen Physiologen Pa w l o w und Be c h t e r e w . Letzterer fand, daß Hunde ihr Bein »automatisch« auf ein Summerzeiehen hin anhoben, naehdem dies vorher häufig zusammen mit einem dem Bein zugefügten elektrischen Sehoek vorgekommen war. Die Erseheinung wurde »Assoziativer Motorreflex« genannt. Sie stellte die Grundlage dar für sein System der /'Objektiven Psychologie. Pa w l o w fand bei seinen Forschungen über die Arbeitsweise der Verdauungsdrüsen, daß seine Versuchstiere nieht erst beim Anblick oder Duft des Futters Speiehel sezemierten, sondern manchmal sehon auf Reize hin, die mit dem Futter selbst niehts zu tun hatten, aber vorher häufig mit dem Futter zusammen aufgetreten waren. Diese von ihm zunächst »psychische Sekretion« genannte Erscheinung bezeichnete er später als b. R. Wa t s o n führte

bedingter Reflex, bedingte Reaktion

den Begriff in Amerika ein und maehte ihn zu einem der Grundbegriffe des "Behaviorismus. Die Herstellung eines b. R. wird von vielen als Prototyp des Lernens angesehen. -Grundlegendes Merkmal des b. R. ist, daß ein angeborener, d. i. unbedingter Reflex (Reflexe der Nahrungsaufnahme, Pupillenreflex usw.) mit einem beliebigen anderen Ereignis in der Weise verknüpft wird, daß dieses entweder den ursprünglichen Reflex selbst oder einen damit eng verbundenen Vorgang auslöst. Bedingungen seines Zustandekommens sind vor allem zeitliches Zusammentreffen beider Ereignisse und Wiederholung. Im klassischen Fall des PAWLOWsehen Experimentes wird z. B. ein Klingelzeichen jedesmal unmittelbar vor Verabreichung des Futters geboten. Das Versuchstier sezerniert zunächst nur beim Anbliek oder Gerueh des Futters Speiehel (unb. R.). Naeh mehreren Wiederholungen setzt die Speichelabsonderung bereits beim Ertönen der Klingel ein (b. R.). Der Klingelton ist damit zum bedingten Reiz geworden, im Gegensatz zum Gerueh oder Anbliek des Futters, welehes den unbedingten Reiz darstellt. Es gelten für den b. R. die bereits von Pa w l o w formulierten Gesetze der Wiederverstärkung (engl. reinforcement)vmd Auslösehung(engl. extinction). Ersteres besagt, daß jedes Vorkommen eines unb. R. in zeitlichem Zusammentreffen mit einem b. R. diesen verstärkt. Naeh dem Gesetz der Auslösehung wird der b. R. gesehwäeht oder inaktiviert, wenn keine Wiederverstärkung durch den unb. R. erfolgt. Das Versuchstier würde also nieht mehr auf das Klingelzeichen hin Speiehel sezernieren, wenn dieses häufig genug ohne Verabreichung des Futters geblieben ist. - Ein anderer Typus von Experimenten zur Herstellung eines b. R. sind solehe, bei denen das Versuchstier lernt, bestimmte Handlungen auszuführen, um zu seinem Futter zu kommen (Sk in NERscher Kasten) oder einen sehädliehen Reiz zu vermeiden. Man spricht von instrumentalem Konditionieren (engl. instrumental conditioning, Hil g a r d und Ma r q u is ), weil das Tier gewisse zweekgeriehtete Bewegungen ausführen muß. Die SKiNNERsche Versuehsanordnung heißt operantes Konditionieren (engl. operant conditioning). Experimente, in denen ein schädlicher Reiz vermieden werden muß, wie z. B. ein elektrischer Sehoek, heißen Vermeidungskonditionieren (engl. avoiding conditioning). Diesen Versu69

bedingter Reflex, bedingte Reaktion

chen ist gemein, daß das Tier nach Versuch und Irrtum {/trial and error) lernt, wobei die richtigen Bewegungen das Erscheinen des unbedingten Reizes zur Folge haben (z. B. Herausfallen des Futters bei Druck auf einen Hebel im SKiNNERschen Kasten), also verstärkt werden, während die übrigen nicht von einem solchen gefolgt werden und somit eine Schwächung erfahren. Solche Vorgänge entsprechen dem vorher schon von Th o r n d ik e formulierten Lerngesetz {law of effect = Gesetz der Wirkung). Da sie aber auch alle für den b. R. einschlägigen Erscheinungen aufweisen, können sie als solche interpretiert werden. - Je nachdem, ob von dem klassischen PAWLOWschen oder dem Wirkungsgesetz ausgegangen wird, haben sich verschiedene Theorien über das Lernen durch b. R. ausgebildet. Geht man von ersterem aus. steht die zeitliche Kontingenz im Vordergrund (Kontingenztheorien). Der konsequenteste Vertreter dieser Art ist Gu t h r ie . Hu l l ging vorwiegend von dem Lernen auf Grund des Effektes aus. Als wirksames Agens (unb. R.) der Wiederverstärkung postulierte er triebreduzierende Wirkungen. - Mehrere Erklärungen sind für die Auslöschung des b. R. beim Ausbleiben des unb. R. gegeben worden. Pa w l o w nahm einen hemmenden Vorgang im Nervensubstrat an, der bei Erscheinen des bedingten Reizes einsetzt, aber durch den folgenden unbed. Reiz aufgehoben wird. Tritt letzterer nicht ein, so führt die Hemmung (interne Inhibition) zum Abbau des b. R. Gu t h r ie erklärt die Auslöschung durch Umlernen, indem jetzt die neue Abfolge: bedingter Reiz — Ausbleiben des unbed. Reflexes gelernt wird. Unter gewissen Umständen kann der Prozeß der Auslöschung aufgehalten werden. So zeigt sich nach Unterbrechung der zur Extinction führenden Versuchsreihe bei Wiederaufnahme nach gewisser Zeit eine spontane Wiederherstellung des b. R. Außerdem kann der die Auslöschung bewirkende Prozeß der Inhibition selbst gehemmt werden (Disinhibition), wenn das Versuchstier durch einen äußeren Reiz abgclenkt wird. Der u. U. bereits nahezu verschwundene b. R. erfährt dadurch ein deutliches Wiederaufleben. Sonderfälle des Konditionierens ergeben sich durch Veränderung der zeitlichen Abfolge von bedingtem Reiz zu unbedingtem. Läßt man das Klingelzeichen erheblich vor dem unbedingten Reiz einsetzen und läßt es sich bis zu diesem hin 70

bedingter Reflex, bedingte Reaktion

erstrecken, spricht man von verzögertem Konditionieren (delayed conditioning), gibt man es vorher und läßt dann eine Pause eintreten, von Spurkonditionieren (engl. traceconditioning). Entstehung eines b. R. dort, wo der bedingte Reiz nach dem unbedingten Reflex dargeboten wurde, konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Die beschriebene Versuchsanordnung heißt rückwirkendes Konditionieren (engl. backward conditioning). Die optimalen Verhältnisse der zeitlichen Abfolge liegen vor. wenn der bedingte Reiz dem unbedingten unmittelbar vorausgeht. - Über die physiologischen Grundlagen des b. R. ist wenig bekannt. Versuche am decerebrierten Tier ergaben widersprechende Ergebnisse darüber, ob es rein spinale b. R. gäbe. Der normale morphologische Ort der Nervenprozesse für die b. R. ist die Großhirnrinde. Jedoch ergaben Versuche mit herabgesetzter Erregbarkeit der Rindensubstanz durch Curareinjektion, daß die Herstellung von b. R. wahrscheinlich auch im subkortikalen Bereich möglich ist. Ein unter Curare konditionierter Reflex funktioniert nur unter denselben physiologischen Bedingungen, d. h. er läßt sich am curarefreien Tier nicht hervorrufen. Seitens der ’Kybernetik wurden Modelle entwickelt, die gewisse Hypothesen über die Vorgänge im Nervensystem während des Bedingens zulassen (Wie n e r 1952). Auch ist cs möglich, an elektronischen Apparaten Vorgänge hervorzurufen, die viele wesentliche Merkmale mit dem b. R. gemeinsam haben. - Hu m ph r e y (1956) setzte die Vorgänge bei der Entstehung des b. R. in Beziehung zu denen, die der We r t h e im e r schen ’Scheinbewegung zugrunde liegen. Er geht davon aus, daß den beiden in erheblicher zeitlicher Nähe dargebotenen Reizen (bedingter und unbedingter Reiz) zwei neurale Impulsstrukturen entsprechen, die in ähnlicher Weise einen ganzheitlichen Prozeß bilden, wie man cs sich bei den nervösen Vorgängen im Falle der Scheinbewegung vorzustellen hat. Die dabei entstehende Gesamtstruktur ist etwas Neues und entspricht weder genau den Vorgängen im Gefolge des isolierten ersten noch denen des isolierten zweiten Reizes. Dies ist mit den Tatsachen durchaus vereinbar, da selbst ein optimaler b. R. eine bedingte Reaktion hervorruft, die sich qualitativ und quantitativ von der auf den unbedingten unterscheidet (Hil g a r d und Ma r q u is , 1940). Str-R

Bedingung(en)

Bedingung(en) [lat. conditio], dasjenige, von dem etwas anderes (das Bedingte) in seinem Dasein oder seiner Geltung abhängig ist. Die logische B. wird als »Grund«, das logisch Bedingte als »Folge« bezeichnet; die reale B. ist die »Ursache«, das real Bedingte die »Wirkung«. Meistens ist ein Bedingtes nicht von

einer, sondern von mehreren B.en abhängig, die in ihrer Gesamtheit die »vollständige« oder »hinreichende« B. bilden, jede einzelne von ihnen ist eine Teil- oder Partialbedingung. Nur mit der vollständigen B. ist auch das Bedingte gegeben. Die »notwendige« B. (conditio sine qua non) ist Voraussetzung für das Bedingte, ohne die dieses nicht sein kann, durch sie allein ist aber das Bedingte noch nicht gegeben. Die wissenschaftliche Untersuchung eines Abhängigkeitsverhältnisses (eines logischen oder eines kausalen Zusammenhangs) ist mit der Aufdeckung der notwendigen und der hinreichenden B. abgeschlossen. Auch in der Ps. spielt die B. eine bedeutsame Rolle bei jeder Beobachtung, Beschreibung, Analyse und Gesetzesfindung. Mindestens eine B. muß bei reduktiv erklärenden Aussagen für ein Phänomen angegeben werden - Ko f f k a spricht von Außenb., wenn vom Zustand der Sinnesfläche bei Reizeinwirkungen, und von Innenb., wenn von der Struktur des nervösen Systems (anatomisch und physiologisch) selbst die Rede ist. (L) Bo c h e n s k i , Ko f f k a Bedürfnis [engl. need], der Zustand eines Mangels, des Fehlens von etwas, dessen Behebung verlangt wird. B. ist der Ausdruck dessen. was ein Lebewesen zu seiner Erhaltung und Entfaltung notwendig braucht. Ps.ist B. das mit dem Erlebnis eines Mangels und mit dem Streben nach der Beseitigung dieses Mangels (der Befriedigung) verbundene Gefühl. Je nach Einteilungsgesichtspunkten hat man unterschieden: primäre (physiologische) und sekundäre (gelernte, erworbene) B., Trieb- (vitale) B. und geistige (intellektuelle) B.. bzw. primitive und kulturelle, oder natürliche und künstliche oder, nach verschiedenen Lebensgebieten klassifiziert, z. B. soziale, künstlerische, religiöse usw. B. Die Abgrenzung von B., 'Trieb und 'Motiv ist unscharf. Von Kollcktivbedürfnissen spricht man, wenn die B. von Gruppen oder •Kollektiven ausgehen (z. B. das B. nach Sicherheit, nach Stabilität). Pathologische B. sind z. B. die Süchte, manche Zwangshandlungen. • Le w in ordnet jedem B.zustand ein

Befehlsautomatie

/gespanntes System im Ich zusammen mit einem ’'Aufforderungscharakter in der Umwelt zu. Beiden Momenten entspricht eine ps. Kraft. Le w in unterscheidet weiterhin zwischen »objektiven B.« (Hunger, Durst usw.) und Quasibedürfnissen, die Vornahmen (z. B. bei Gelegenheit einen Brief einzustecken) und abgeleiteten Motiven entsprechen. • In C. L. Hu l l s (1952) System ist ein B.zustand (needstate) die Bedingung für den Antrieb (condition of drive - CD) eine Input-Variable insofern, als Hunger (B.) z. B. als Zeitdauer des Nahrungsentzuges gemessen wird. Alle momentan vorhandenen spezifischen B.zustände kombiniert führen zu dem Konstrukt der verallgemeinerten Antriebsstärke (D). Vgl. auch Spe n c e (1956, 19644,192 ff.), /Homöostase. • Im Ggs. zu Hu l l benutzt Mu r r a y den Begr. Bedürfnis (need) syn. mit Antrieb (drive) und gibt eine lange Liste von B. statt Antrieben oder Motiven. Daraus entnehmen Mc Cl e l l a n d , At k in s o n und Mitarbeiter hauptsächlich die Bezeichnungen Leistungsmotiv (need-achievement), Gesellungsmotiv (need-affiliation) und fügen das Machtmotiv (need-power) hinzu. ■'Motivation, /need Red.IB-S Bedürfnisabweichung, Prinzip der geringsten (St e r n ), bei Unterbindung der Befriedigung

eines Bedürfnisses sucht die ihm innewohnende »Kraft« (Triebdynamik) nach einer von der Ausgangsform möglichst wenig abweichenden Befriedigungsweise, (l ) St e r n (1935) Bedürfnisbefriedigung, Handlung zur Lösung einer durch ein 'Bedürfnis hervorgerufenen Spannung bzw. der Zustand der bewirkten Spannungslösung Beeinflussung, Beeinflußbarkeit, persuasion, Überredung, Überzeugung bzw. Überredbar-(Überzeugbar-)Sein. Die Veränderung von Einstellungen, Meinungen, Verhaltensweisen usw. mit Hilfe von sog. »besseren« Argumenten. • B. bedeutet auch "Suggestion, Suggestibilität als das vorwiegend passive Hinnchmcn von Einstellungsänderungen etc. gegenüber dem mehr aktiven Überzeugen oder Sich-Überzeugcn-Lassen. Befehlsautomatie, das bei Geisteskranken

und in der Hypnose auftretende, dabei automatenhaft wirkende Folgeleisten auf Befehle oder auch bloße Anregungen. Keine Gcgentendenz, die im mitmenschlichcn Kontakt normalerweise mitschwingt, tritt hervor. 71

Befehlsreihe

Übergänge zur 'Echolalic und zur 'Echopraxie können eintreten. Befehlsreihe © Rie f f e r t Befindlichkeit (He id e g g e r ), als »fundamentales Existential« das grundlegende Sichbefinden des Menschen (vor aller ps. Differenzierung in Stimmungen und Gefühle). Das Geworfensein in und Angewiesensein auf diese Welt. Die Angst ist z. B. eine solche Grundbefindlichkeit. Befragung ’’Datenerhebung Befriedigung 'Bedürfnis Befruchtung, Verschmelzung einer männlichen mit einer weibl. Geschlechtszelle. Das Verschmelzungsprodukt (Zygote) entwickelt sich zu einem neuen Individuum. Sch-S Begabtenauslese, ein Begr. der Angew. Ps.. der besonders aufkam mit der Anwendung von Testuntersuchungen zur Erkennung begabter Jugendlicher und zur Klärung des schulischen Aufstieges. Historisch erwähnenswert sind die erste von Mo e d e u . Pio r k o w s k i durchgeführte B. an 13jährigen Volksschülern (einschl. Errichtung einer Begabtenschule) 1917 in Berlin und von W. St e r n u . R. Pe t e r an 10jährigen Volksschülern 1918 in Hamburg. Begabtenförderung, Sammelbcgr. für alle Planungen und Maßnahmen zur Förderung begabter Menschen (nicht nur der Jugendlichen), mit dem idealen Ziele, jedem zu einer seiner Begabung entsprechenden Entfaltung im Berufsleben (in der 'Gesellschaft) zu verhelfen. Heute eine wichtige Aufgabe jeder Kultur- bzw. Bildungspolitik. Begabungsauslese, Chancengleichheit beim Zugang zu den Bildungseinrichtungen und beim Aufstieg, entsprechende Anpassung der verseh. Ausbildungswege sind nur einige der wichtigsten Mittel zur B. Begabtenförderung, Begabungsförderung, meinen sowohl Breiten förderung (zur Herstellung der 'Chancengleichheit) als auch Eliteförderung. Die Breitenförderung sollte bereits in der Familien- und 'Vorschulerziehung als den pädagogisch fruchtbaren Phasen beginnen und sich in der Schule als Individual- und Gruppenförderung ( 'Differenzierung) fortsetzen (z. B. in Förderklassen. Förderkursen). Die Förderung überdurchschnittlich begabter Menschen (Eliteförde-

rung) ist im deutschen Bildungssystem nicht explizit vorgesehen, wohl aber in Frankreich, den UdSSR und den USA. Mii-E

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Begabung, Begabungsforschung

Begabung, Begabungsforschung, das Wort Be-

gabung (B.) wird im alltäglichen Sprachgebrauch für angeborene Befähigung oder Veranlagung verwendet und dient vorwiegend zur Erklärung überdurchschnittlicher Leistungen bzw. Leistungsunterschieden im Wissenschaftlichen, Praktisch-Technischen und Künstlerischen sowie bei deren Vorformen im schulischen Bereich (in einer nicht weiter rückführbaren bedingungsmäßigen Letztheit). Dieser naiven Auffassung entspricht eine jahrhundertelang das Denken der Philosophen, Pädagogen und Psychologen beherrschende Überzeugung, daß eine größere oder geringere Anzahl von selbständigen und voneinander unabhängigen Grundkräften oder »Vermögen« die Ausprägung der Leistung und des Verhaltens in Richtung und Ausmaß bestimme ( 'Seelenvermögen), deren Klassifikation und Zahl zunehmend Gegenstand spekulativer Willkür wurde. Eine ähnliche Fehlentwicklung wurde in der B.forschung durch die seit Ende des 19. Jahrhunderts konkurrierend einsetzende und bald dominierende Erforschung der 'Intelligenz verhindert, die die Ansätze der B.forschung aufnahm, wenn auch nicht vollständig absorbierte. Phä nomenologiseh-desk riptiv scheint um so mehr eine Unterscheidung von B. und Intelligenz geboten, ebenso wie sozialps. und gesellschaftspolitisch die Bestimmung ihres gemeinsamen Nenners. Bereits W. St e r n (1916) hob Intelligenz als »geistige Allgemeinbegabung« (= »Fähigkeit, auf den verschiedensten Gebieten neuartigen Anforderungen denkend gerecht zu werden«) von '»Talent« als einer auf ein umsehreibbares Gebiet beschränkten »Spezialbegabung« ab, eine bereiehsmäßige Umgrenzung, die sieh vielerorts, besonders bei O. Kr o h (1939) und A. We l l e k (1966), wiederfindet. Zielorientierte Unterscheidungen betonen die (stabilisierende) Anpassungsfunktion der Intelligenzleistung gegenüber der (Veränderungen bewirkenden) Gestaltungsfunktion der B.leistung im Sinne produktiver und kreativer Tätigkeit (Mü h l e 1974), womit der Terminus Allgemeinbegabung nieht nur entbehrlich, sondern als irreführende Zuordnung erscheint. H. Ro t h (1967) unterscheidet zwischen einer relativ konstant bleibenden (Test-)Intelligenz (»Anfangsleistung« bei neuartigen Aufgaben und Situationen) und einer davon unterschiedenen, in Richtung auf eine »Endleistung« sich ausbauenden B. als Lern- und Leistungsfähigkeit auf einem bestimmten Kulturgcbiet. Strukturierende Rückwirkungen formen in der Ausprägung spezifischer Antriebe, Interessen und Motive die Leistungsstufen, diedureh die Bereitschaft, zuvor erlernte Instrumente und Wege des Problemlö-

Begabtenauslese-Test sens adäquat und generalisiert einzusetzen, gekennzeichnet sind.

Die Frage nach den Bedingungen der B.entwicklung hat über die simplen Gegenpositionen der Anlage:Umwelt-Kontroverse zu differenzierteren, wenn auch noch immer vorläufigen Antworten geführt. Im deutschen Bereich herrschte zunächst die nati vis tische Auffassung vor, B. sei eine »anlagemäßig vorgegebene Leistungsdisposition« (Sc h e n k -Da n z in g e r 1959). Der Dispositionsbegriff bot sich vor allem deshalb an, weil er hinsichtlich der Reifikationsproblematik mehrdeutig ist (vgl. We l l e k 1953, Gr a u m a n n 1960). Die entgegengesetzte empiristische Einstellung, etwa in Form des 'Behaviorismus, kennt nicht nur in den orthodoxen, sondern auch in den differenzierteren Theorieprägungen nur erlernte, mehr oder weniger überdauernde Reaktionsbereit schaften, 'Gewohnheiten oder ’'Habits (vgl. Be r g iu s 1960), interpretiert mithin individuelle wie gruppenspezifische Unterschiede der Leistung als durch verschiedenartige Lernvorgänge und -Bedingungen bewirkt. Die Rezeption und Verarbeitung der behavioristisch-lerntheoretischen Ansätze durch H. Ro t h , der B. als auf bestimmte Kulturbereiche gerichtete menschliche "Lernfähigkeit definiert, erscheint durch einen der behavioristischen Position eher entgegengesetzten anthropologischen Standpunkt modifiziert: ersieht den Kern der menschlichen (unendlichen) Lernfähigkeit in der »Übertragungsfahigkeit von Einsichten« und der Fähigkeit zur »aktiven Gestaltung« der Umwelt und des Lebens und nicht nur der Anpassungsfähigkeit. Kulturspezifischc Bedingungen für B. findet O. Kr o h (1939) im Isolierungsgrad von Leistungsgebieten und dem Grad der Aussonderung zugehöriger B.: funktions- wie gebietsmäßig deutlicher isolierte und isolierbare B. (z. B. mathematische, musikalische, weniger schon dichterische, bildkünstlerische, technisch-konstruktive B.) stehen komplexeren B.formen und Leistungsbereichen (z. B. naturwissenschaftliche B.) und solchen mit ausgesprochenem Gefügecharakter (z. B. philologisch-historische, philosophische B.) gegenüber, wobei der Grad der Abgehobenheit, mit der die einzelnen B. aus der menschlichen Persönlichkeit hervortreten, sich in der Schärfe der Abgrenzung der Kulturgcbicte gegenüber anderen spiegeln soll. Soziale Bedingungen der B.entwick-

Begabungsreserve

lung sind in Strukturen, Sozialisationsformen, Wertorientierungen und "Erziehungsstilen verschiedenartiger Gesellschaften, aber auch von Sozialschichten, Klassen- und Rassengruppen gegeben. Sie werden in ihrem Anregungs- und Steuerungswert für die B.entwicklung unterschiedlich eingeschätzt (Sk o w r o n e k 1973). Die von A. R. Je n s e n (1969) anhand der Kritik an den Ergebnissen der amerikanischen kompensatorischen Erziehung ( "Vorschulerziehung, "HeadstartProjekt) ausgelöste Kontroverse mit ihren ins Persönliche und Politische reichenden Konsequenzen kennzeichnet die verdeckte Unversöhnlichkeit der Nativisten und »Environmentalisten«. Daß es »empirisch unentscheidbar« sei, ob den nativistischen oder den empiristischen Theorien der größere wissenschaftliche Wert zukomme, betont K. Ho l z k a m p (1974). Im gleichen Sinne problematisch bleibt aber auch die marxistische These, daß man »Begabungen als das Resultat der Rückwirkung gegenständlicher gesellschaftlicher Tätigkeit des Menschen auf seine Persönlichkeitsformung verstehen« müsse und somit in der »bürgerlichen Begabungs-Ideologie« Ursache und Wirkung vertauscht würden. wenn die Lage der ausgebeuteten Klassen mit ihrem Mangel an Fähigkeiten begründet werde, der wiederum auf die Behinderung der B.entwicklung durch die herrschenden Klassen zurückzuführen sei (Ru b in s t e in 1970, Ho l z k a m p 1974). Mii-E Begabtenauslese-Test © Bo b e r t a g -Hy l l a , Ho r n , Kr e t s c h m e r -Hö h n , Ku n z e , Lie n e r t , Mo e d e -Pio r k o w s k i -Wo l f f , Pe t e r St e r n , Sc h u l t z e -He c h t -Sic k e r t Begabungseigenschaften, vorwiegend werden darunter alle Eigenschaften verstanden, die die Leistung (auf den verschiedensten Gebieten) ermöglichen bzw. steigern und nicht Charaktereigenschaften i. e. S. sind. Die Ermittlung der B. bildet die Grundlage der Begabtenförderung und -auslese, ebenso ist sie wesentlicher Bestand der Eignungsuntersuchung bzw. der "Berufsberatung. Begabungsreserve (Bildungsreservc), Anzahl der Individuen, die vor allem aus Gründen sozialer, ökonomischer und schichtspezifischer Hemmnisse nicht in weiterführende Schulen gelangen, obwohl sie begabungsmäßig die Voraussetzungen für solche Schulsysteme mitbringen. Die Zahlenangaben der darauf bezogenen Untersuchungen schwanken beträchtlich, weil sie von den angesetzten

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Begabungs-Test-System (BTS)

Kriterien und der Art der Erhebungstechniken abhängen und ein allgemeinverbindlicher Maßstab für Grenzziehungen zwischen Schuleignungsstufen und Bildungsstufen fehlt. Mii-E Begabungs-Test-System (BTS) © Ho r n Begierde, der mit der Vorstellung eines Ziels verbundene Antrieb. Ein durch einen Mangel bedingtes Unlustgefühl (z. B. Hunger) wird zur Begierde, wenn die Vorstellung des Zustandes oder Gegenstandes hinzukommt, der diesen Mangel beseitigen kann, also zur Befriedigung führt.© Le r s c h Begreifen [vom Greifen der Hand hergeleitet], etwas geistig nach Grund, Zweck, Zusammenhangdurchdringen und in seinem Wesen erfassen. Begriffen ist das, was in einen inneren. gesetzlichen Zusammenhang gebracht und damit der Erkenntnis eingeordnet worden ist. Begriff, eine durch das 'Denken gewonnene, umgrenzte Allgemeinvorstellung, in der eine Summe von Einzelvorstellungen zusammengefaßt ist. Nach Ka n t entspringt der (empirische) B. »aus den Sinnen durch Vergleichung der Gegenstände der Erfahrung und erhält durch den Verstand bloß die Form der Allgemeinheit«. Der reine B. hingegen sei Produkt des Verstandes. »Vorstellung einer Vorstellung« nennt Sc h o pe n h a u e r den B. Sig w a r t definiert ihn als »eine Vorstellung, die die Forderung durchgängiger Konstanz, vollkommener Bestimmtheit, allgemeiner Übereinstimmung und unzweideutiger sprachlicher Bezeichnung erfüllt«, und Wu n d t sieht darin die durch »aktive Apperzeption vollzogene Verschmelzung« von Vorstellungen. Insoweit sind die B. zugleich Denkwerkzeuge und »Kunstgriffe des Denkens« (Va iiiin g e r ), ganz im Gegensatz etwa zu He g e l s Auffassung, daß der B. geradezu das objektive Wesen des Dinges selbst ist. Am B. sind zu unterscheiden: Inhalt (das mit dem B. und durch ihn gemeinte, auch Bedeutung genannt), Gegenstand (das Objekt, auf das der B. zielt), U m fa n g (alles was unter den B. Rillt). Mit steigendem Umfang wird der Inhalt kleiner. Red. Das Verhältnis zwischen Wort (Bezeichnung) und B. ist sowohl ein logisches wie ein ps. Problem. Wörter, die Eigennamen sind, haben (nach Fr e g i ) die Bedeutung, die dem durch sie vertretenen Gegenstand gleicht. Ein Wort, das kein Eigenname oder dessen Stellvertreter ist (Prädikat), wird einem Gegenstand zu- oder abgesproehen und

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Begriffsarten

seine Bedeutung ist ein B. Regeln bestimmen, wie Prädikate gebraucht werden, d. h. was B. sind. (Ka .m l a h u . Lo r e n z e n 1967) Auch in der Ps. ist B. als »Zusammenfassung von Objekten oder Ereignissen zu Klassen auf Grund von Merkmalen« (Kl ix 1971) definiert worden und diese Klassenbegriffe sind überwiegend Gegenstand der B.forschung geblieben. Ka n t s Unterscheidung von empirischen und reinen B. führt in der Ps. gelegentlich zu den mißverständlichen Bezeichnungen »konkrete« und »abstrakte« B. Es werden also nicht nur Objekte und Ereignisse nach Merkmalen zusammengefaßt sondern auch ohne Bezug auf bestimmte Objekte B. von einzelnen oder mehreren Merkmalen gebildet (Dauer, Folge. Röte, Süße etc.). Die Kategorien »Raum«. »Zeit«, »Konstanz«, »Erhaltung« und ähnliche »abstrakte« B.. sind in der genetischen ^Epistemologie Pia g e t s besonders berücksichtigt worden. Der möglichen Abweichung der begrifflichen Ordnungsstrukturen im Individuum von logischen B. und Kategorien wird in der moder-

nen Ps. dadurch Rechnung getragen, daß für B. auch andere Bezeichnungen gebräuchlich sind: Schema, Konzept, Kognition, Konstrukt und gelegentlich auch Idee (idea). B. ist demnach eine kognitive Einheit, die nicht direkt durch die sinnliche Wahrnehmung gegeben ist. sondern Verarbeitung von Informationen voraussetzt. Das Denken in B. und damit die Begriffsbildung, wie das Erleben des begr. Denkens ist »inhaltsärmer«, »unanschaulicher«, »prägnanter«, »in die Struktur tiefer eindringend« als das Wahrnehmen und Vorstellen, zugleich ist es aber einfacher als ’Urteil und ■’Schluß (in streng logischem Gebrauch). © Ba r t l e t t 1952, Bo c h e n s k i 1956, Ka m in s k i 1964, Ka .m l a h u . Lo r e n z e n 1967, Kl ix 1971. B-S Begriffliche Reihenbildung © St e r n Begriff, natürlicher, im Unterschied zum Klassenbegr. der Logik mit bestimmten Merkmalen repräsentiert der n. B. eine anschaulich gegliederte Erlcbniswelt. Die Anschauung bildet »kategoriale Gcformtheiten« (Me t z g e r ). Beim n. B. können Merkmale ausfallen bzw. besser oder schlechter realisiert sein. Er ist abhängig von 'Prägnanzstufen. Sein Aufbau bringt ihn dem 'Typus nahe. Beim Primitiven kann dem. B. besondere Formen annehmen, was logische Schlüsse erlaubt, die beim Kulturmenschen unmöglich sind ( 'prälogisches Denken). © Me t z g e r Begriffsarten, nach Ca r n a p gibt es drei Arten: klassifikatorische Begr. (dienen zur Ein-

Begriffsbestimmung

teilung von Objekten in zwei oder mehrere Klassen), komparative Begr. (dienen zur Charakterisierung einer Relation zwischen zwei Objekten, z. B. »härter«, »größer«u. ä.) und als präziseste die quantitativen oder metrischen Begr. (mit welchen die Eigenschaften von Objekten oder Beziehungen zwischen Objekten mit Hilfe von Zahlenwerten charakterisiert werden). Begriffsbestimmung /Definition Begriffsbildung, in der exp. Psychologie werden als Begriffsbildungsexperimente solche bezeichnet, in welchen von der Vp gefordert wird, die Zuordnung einer bestimmten Menge von Reizen zu einer Reaktion (z. B. einer sprachlichen Benennung) zu erlernen. Begriffsbildung besteht in solchen Experimenten also im Erlernen einer Zuordnungsregel, nach der multidimensionale Reize einem bestimmten »Namen« zugeordnet sind. /'Denken. Vgl. Suchmethode. © Ac h , Br u n e r , Hu l l , Hu n t , Ka m in s k i (1964) Begriffsentwicklung, neben der älteren /Abstraktionstheorie von Ha n s e n ist durch die Gestaltps. eine neue Theorie der B. aufgestellt worden. Die natürlichen Begriffe entstehen hiernach über die Bildung von /Prägnanzstufen einer in der Entwicklung sich gliedernden Welt. Bei der geringen Differenzierung der Erlebniswelt zeigen die Begriffe zunächst große Weite und erfahren erst mit der Vermehrung der Prägnanzstufen Einengung, Verschiebung und in Ausnahmefällen Erweiterung.© Me t z g e r Begriffserkennung, indirektes Verf. zur Analyse der Strategien der Begriffsbildung (Br u n e r et. al.) Begriffszentren, Orte der Hirnrinde, in denen Erinnerungsbilder von Gegenständen lokalisiert sein sollen. Vgl. Gehirn Behalten, Speicherung von Gedächtnisinhalten. Neben Einprägen und Reproduzieren wichtige Phase der Gedächtnisleistung. Man unterscheidet zwischen kurz- und langfristigem B., letzteres ist /Gedächtnis i. e. S. Behaltenskurve /Vergessen Behandlung, seelische 'Psychotherapie, 'Psychagogik behavioral [engl.], verhaltensbestimmt, zum Verhalten zugehörig sein. • b. kennzeichnet z. B. Vorgänge, Methoden, Phänomene als psycholog. (i. Ggs. zu physiolog. oder erlcbnisbestimmt). Behaviorismus, die verbreiteste und einflußreichste Schule der amerikanischen Ps. Sie

Behaviorismus

wurde 1913 durch Wa t s o n begründet. Dieser entwarf in seinem Artikel »Psychology as the Behaviorist views it« (1913) ein Programm, nach dem die Ps. sich auf das objektiv beobachtbare und meßbare Verhalten beschränken sollte unter vollständigem Verzicht auf die Beschreibung von Bewußtseinsinhalten. Ebenso sollten ps. Theorien nur Begriffe enthalten, die sich auf Objektives im physikalischen Sinn beziehen und Inhalte vermeiden, die nur durch Introspektion (Denken, Fühlen, Wahrnehmen) gegeben sind. Der frühe B. lehnte sich stark an die russische Reflexologie an (Be c h t e r e w , Pa w l o w ) und übernahm von dort als einen ihrer wichtigsten Begriffe den /’bedingten Reflex. Als unmittelbare Vorgänger des B. können der amerikanische Funktionalismus und die experimentelle Tierps. angesehen werden (Ye r k e s , Mo r g a n , Th o r n d ik e ). Dem empiristischen Charakter des B. entspricht die zentrale Stellung des Lernens dort. Das Verhalten wird als durch Erfahrung entstanden, d. i. gelernt angesehen. Die wichtigste Methode des B. ist das Tierexperiment. An diesem werden die grundlegenden Gesetze des Verhaltens dargestellt, die dann auch für den Menschen gelten sollen. Die bekanntesten Vertreter der Schule sind: Gu t h r ie , Ho l t ,Hu l l , Hu n t e r , La s h l e y , Sk in n e r , To l m a n , Wa t s o n , We is s . Die einzelnen Forscher unterscheiden sich in der Art und Weise ihrer Theorienbildung wesentlich voneinander. Allen gemeinsam ist der ausschließliche Ansatz bei physikalisch beobachtbaren Dingen, d. h. Reizen und Reaktionen. Daher wird der B. auch als Reiz-Reaktions-Ps. (stimulus-response) bezeichnet. Was nach dem Auftreten des Reizes und vor der Reaktion im Organismus geschieht, ist nicht direkt beobachtbar und Gegenstand der Theorie. Ist diese physiologisch und erklärt sie alle Vorgänge durch Reflexe bzw. durch Assoziationen von Reflexen (^bedingter Reflex), so spricht man von einer molekularen Theorie (/molar, molekular). Solche Theorien sind z. B. die von Gu t h r ie , Wa t s o n u. a. Die Unmöglichkeit extrem mechanistischer Erklärungen konnte La s h l e y (1929) zeigen, indem er durch Zerstörung eines Teiles der Hirnsubstanz die physiologische Grundlage der angenommenen Reflexbahnen beseitigte, und es sich erwies, daß die Versuchstiere vorher gelernte Reaktionen trotzdem ausführten. Diese Ergebnisse legten Erklärungen durch Fcldwirkungcn ( ’Feld)

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behavior ratings, Verhaltungsbeurteilungen

nahe, wie sie bereits von der Gestalttheorie entwickelt worden waren. - To l m a n verzichtete vollständig auf physiologische Erklärungen. Ergeht von der beobachtbaren Tatsache aus, daß Verhalten zweckgeriehtet ist (purposive behavior) und daher auch nicht durch ein einfaches Reflexsehema erklärbar. Als erklärende Begriffe fuhrt er »dazwischentretende Variable« (intervening variables) ein. Diese beziehen sich nur scheinbar auf Gegenstände des subjektiven Erlebens wie Zielerwartung, Vorstellung u. a. Der behaviorale Ansatz bleibt aber auch bei To l m a n bestehen, da diese Begriffe keine Unterstellungen direkten Erlebens (Bewußtseinsinhalte) bedeuten, sondern Konstrukta, die sämtlich operational definiert sind (^operationale Definition). To l m a n bezeichnet seinen B. als molar, da er nicht von den kleinsten möglichen Verhaltenscinheiten ausgeht (Reflexen), sondern von ganzheitlichen und psychologisch sinnvollen Aspekten. Dies äußert sieh in der Annahme, daß auf einen Reiz hin nieht bloß eine bestimmte Bewegung gelernt wird. Die Reize sollen statt dessen als Zeichen mit einer bestimmten Bedeutung vom Tier erfaßt werden. Hier machen sich Einflüsse der "Gestaltpsychologie geltend, und der B. von To l m a n wird entsprechend auch als ZeichenGestalt-Theorie bezeichnet. - Ein anderes großes System ist der B. von Hu l l . Es zeichnet sich durch seine Form der Darstellung aus, welche durch die MathematikoDeduktive Methode gegeben ist. Dies bedeutet, daß alle zur Erklärung notwendigen Annahmen in Form von Postulatcn (Axiomen) niedergelegt werden, aus denen sieh Konsequenzen (Theoreme) deduzieren lassen. Letztere müssen empirisch verifizierbar sein. Widersprechen die empirischen Feststellungen den Postulatcn, müssen letztere so lange geändert werden, bis das System widerspruchslos ist. Hü l l strebt durch diese Methode ein geschlossenes und lückenloses System der einfachen Verhaltensweisen an (rote learning). Ein weiteres wesentliches Merkmal ist die quantitative Fassung aller Variablen. Dadurch ist jeder Vorgang in Form von kovariierenden Funktionen ausdrüekbar. Die meisten von Hu l l s Postulatcn lassen sich als dazwischentretende Variable im Sinne von To l m a n bezeichnen. Ebenso bezeichnet er seinen B. als molar, wenn er auch einen molekularen B., in dem jeder Vorgang bis indie kleinsten Verhaltcnsscgmente

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behavior setting

hinein darstellbar ist, als fernes Ziel ansieht. Als eine besonders extreme Form des B. wird der deskriptive B. (descriptive behaviorism) von Sk in n e r angesehen. Hier wird auf jede Form von erklärenden Begriffen vom Status der dazwischentretenden Variablen, gleich ob es sich um physiologische oder psychologische (mentalistic) Konstrukta handelt, verzichtet. Sk in n e r geht gewissermaßen vom »leeren Organismus« aus. Er beschränkt sich auf die Feststellung von Korrelationen zwischen Reizgrößen und Verhaltensdaten. Dies entspricht der Auffassung von Kausalität bei Hu m e . Gesetze sind demgemäß Verallgemeinerungen von funktionalen Abhängigkeiten. In einer späteren Arbeit (1953) legt Sk in n e r seine Ansichten als allgemeine Regeln für ps. Theorienbildung vor. Danach soll ein Vorgang nur mit Begriffen aus derselben Domäne, in der er beobachtbar ist, erklärt werden. Für den B. würde auf Grund seines physikalistisehen Ansatzes eine Theorie in rein physikalistisehen Begriffen unter Ausschluß von neurologischen und psychologischen Entitäten gefordert sein. - Eine wesentliche Entwicklung nahm der B. durch das Eindringen der operationalen Logik. Während Wa t s o n den Reflex einführte als etwas physikalisch genauso Wirkliches wie Reiz und Reaktion, war der Reflex für spätere Behavioristenein Konstruktum bzw. eine dazwischentretende Variable, die nur durch operationale Definition gegeben ist. Letztere ermöglicht aufobjektive Weise solche Begriffe wieder einzuführen, die der frühe B. als subjektiv verbannt hatte. Der so erweiterte B. wird häufig als Neo-B. bezeichnet. Einflüsse der Gestaltpsyehologie äußern sich bei La s h l e y durch die Übernahme feldtheoretischer Begriffe in physiologische Zusammenhänge und bei To l m a n in der Einführung des Gestaltbegriffes in die Lerntheoric. © Bo r in g , Fl u g e l . Hil g a r d , Hu l l , La s h l e y , To l m a n , Wa t s o n Str-R behavior ratings, Verhaltungsbeurteilungen, die quantifizierten Angaben (z. B. Häufigkeiten) im System der CAiTELLschcn Datengewinnung für das Verhalten, welches Pbn in natürlichen Lebenssituationen zeigen. 'LDaten. © Ca it e i .i 1973 llii-R behavior setting, von Ba r k e r u . Wr ig h t eingeführter Begr. für einen klar abgegrenzten Raum oder Ort innerhalb einer Gesellschaft, der zu dem Zweck eingerichtet worden ist oder die Eigenschaft erhalten hat, ganz bc-

Beidhändigkeit

stimmte, nur dort passende Verhaltensmuster zu zeigen: Kirchenräume für kultische Handlungen, Andacht und Meditation, Parlamentsgebäude für die verschiedenen Abläufe der Arbeit der Volksvertretung etc. Vgl. Lin d z e y et Ar o n s o n 1968 I Beidhändigkeit, manuelle Geschicklichkeit mit der rechten wie der linken Hand. /’Hand beiläufiges Lernen, syn. inzidentelles L. /Lernen Bekanntheitsqualität (Hö f f d in g ), das beim Wiedererkennen vormals wahrgenommener Inhalte hinzutretende qualitative Besondere, gegenüber solchen Inhalten, die völlig neuartig und fremd ins Bewußtsein gelangen. Der Begr. der »Ähnlichkeit« eines Inhaltes X mit einem zeitlich vorangehenden Y beruht auf dieser vermutlich hinzukommenden Qualität. Bekanntheitstäuschung 'Dejä-vu-Erlebnis Bekräftigung /Verstärkung Bekräftigungsschema "Verstärkungsplan Belastung /Beanspruchung, Streß Belastung, erbliche, Anlage zu Nerven- und Geisteskrankheiten, besonders psychopathischer Art, aus der Abstammung.® Ba u r Belastungstypus "Typologie Belegleser, Gerät zur Eingabe von Daten bzw. Zeichen in die Rechenanlage ohne den Umweg über einen Datenträger wie z. B. Lochkarte oder Lochstreifen. Es gibt B., welche Hell-Dunkel-Unterschiede zwischen Papier und Schriftzeichen erkennen. "Markierungsleser Hä-R Belladonna-Alkaloide, psychotrope Substanzen der Nachtschattengewächse (wie Tollkirsche, Stechapfel) mit starker /anticholinergischer und in hohen Dosen 'psychosomimetischer Wirkung. Bekannte Vertreter: 'Atropin u. Scopolamin. "Psychopharmaka Bellevue, Bellevue-Hospital in New York. © We c h s l e r BELL-MAGENDlEsches Gesetz, 1811 stellte B. den Satz auf, daß die vorderen Wurzeln der Rükkenmarksnerven motorische, die hinteren sensible Fasern enthalten. 1822 beschrieb der frz. Physiologe M. die beiden Wurzelarten eingehend. BELLsches Phänomen, die bei Fazialislähmung hervortretende Erseh., daß beim Versuch, die durch die Lähmung offene Lidspalte zu schließen, der Augenbulbus sich nach oben dreht. Belohnung, allgemein Wertung, Anerkennung, Vergeltung. • Le w in hat die ps. Situa-

Beobachtung

tion bei /Lohn und Strafe einer dynamischtopologischen Interpretation unterzogen. • In Lernexperimenten ist B. /"Verstärkung oder Bekräftigung oder der Anreiz, der ein Versuchstier oder ein Kind motivieren soll, eine bestimmte Aufgabe auszuführen. Beim klassischen Konditionieren nennt man den unbedingten Reiz B. [engl. reward], Von Bestrafung [engl. punishment] spricht man dann, wenn es sich um einen aversiven oder »strafenden« Reiz handelt wie z. B. ein elektrischer Schlag (unbedingter Reiz), der eine unbedingte Reaktion wie z. B. »Pfote heben« beim Versuchstier auslöst. Entscheidender Sinn des Begr. B. ist das Moment der ursprünglichen Motivation. Ist die Assoziation zwischen bedingtem Reiz und Reaktion einmal hergestellt, so entsteht durch die Wiedereinführung von B. eine Wiederverstärkung [engl. reinforcement] der bedingten Reaktion, deren Ausbleiben über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu ihrer Auslöschung [engl. extinction] führt. Vgl. bedingter Reflex Bemerken, jenes seelische Vernehmen und Innewerden, das Le r s c h , Ro t h a c k e r u . a. als einen Angelpunkt des Erlebens bezeichnen. B. ist »die Antwort, die die in jedem Trieb und jeder Strebung mitschwingende, natürlich vorsprachliche, unformulierte und meist auch vorbewußte Frage in der Welt findet« (Le r s c h ). Das Suchen und Fragen als Drang und das B. als Innewerden bedeuten ein zweipoliges Grundschema, innerhalb dessen sich seelisches Leben vollzieht. Benennungsmethode "Pr e y e r Benommenheit. Zustand der Bewußtseinsminderung, der aber noch nicht Bewußtseinstrübung ist. Die Bewußtseinsinhalte sind dunkel, die Bewußtseinstätigkeit ist verlangsamt. Daneben besteht eine allgemeine Apathie und Aspontaneität. Beobachtung, Bez. für zielgerichtete und methodisch kontrollierte Wahrnehmung von Objekten, Ereignissen und Prozessen. B. ist die grundlegende Methode der Datengewinnung in den Erfahrungswissenschaften (z. B. Ablesen von Messgeräten). Beim B.prozeß sind mehrere Aspekte zu unterscheiden: (1) der Beobachter, (2) das Objekt, (3) die Umstände, (4) die Mittel (Sinnesorgane, Hilfsmittel, Hilfstätigkeiten), (5) das theoretische Wissen, mit denen die Aspekte (1) (4) aufeinander bezogen werden. Zu dieser allgemeinen Art der B. kommen in der Ps. noch die Vcrhaltcnsb. (Fremdb.) und die 'Selbstb. (Er-

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Beobachtungsbogen

lebnisb., Introspektion). Verhaltens ist auf das Verhalten von menschlichen oder tierischen Individuen oder Gruppen von Individuen gerichtet. Die Systematik der Verhaltensb. wird nach mehreren Gesichtspunkten vorgenommen: (1) systematische (wissenschaftliche) B. - unsystematische (naive, unwissenschaftliche) B.; (2) natürliche B. künstliche B. (diese Unterscheidung bezieht sich auf den Grad der Kontrolle, die der Beobachter über die Variablen der Situation hat. So kann das Experiment als künstliche B. aufgefasst werden, bei der der Experimentator mindestens eine Bedingung variiert); (3) direkte B. - indirekte B. (indirekte B. bezieht sich nicht direkt auf das Verhalten, sondern auf dessen Spuren und Auswirkungen, z. B. Dokumentenanalyse); (4) vermittelte B. - unvermittelte B. (bei der vermittelten B. wird dem Beobachter ein technisches Aufnahmegerät vorgeschaltet, z. B. Filmkamera, Tonbandgerät. Neben dem Vorteil der beliebigen Wiederholbarkeit besteht häufig die Möglichkeit, das Material mit Hilfe technischer Hilfsmittel weiter aufzubereiten, z. B. Frequenzfilter. Zeitlupe, -raffer. Nachteile ergeben sich aus den durch die technischen Geräte bedingten Einschränkungen); (5) teilnehmende B. - nicht teilnehmende B. (bei der teilnehmenden B. ist der Beobachter Mitglied der beobachteten Gruppe. Teilnehmende B. wird weiter untergliedert in aktive und passive); (6) wissentliche (offene) B. - unwissentliche (verdeckte) B. (diese Unterscheidung bezieht sich darauf, ob das beobachtete Individuum weiß, daß es beobachtet wird, oder nicht. Bei der wissentlichen B. muß man zumindest in den Anfangsphasen mit Vcrhaltensänderungen rechnen, bei der unwissentlichen B. treten ethische Probleme auf). • Damit das, was beobachtet wird, zu einem kommunizierbaren Wissenschaft!. Datum wird, muß ihm eine sprachliche Formulierung zugeordnet werden. B. des Verhaltens und Beschreibung des Beobachteten sind nicht unabhängig voneinander, einerseits hängt die verwendete Sprache von vorangegangenen B. ab, andererseits werden auch B. anhand von vorgegebenen B.katcgorien vorgenommen. Eine Verhaltcnsb., die nicht der Voruntersuchung dient, verlangt Festsetzung dessen, was beobachtet werden soll (Objekt, Ereignis ctc.). des Ortes und des Zeitraumes, der B.frequenz (Zeitstichprobe, fraktionierte B., limesampling). der angewendeten B.tcchnik. der

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Beratung, Beratungspsychologie

B.kategorien und der Technik der Aufzeichnung. Dabei ist die Leistungsfähigkeit der Beobachter zu berücksichtigen, (l ) At t e s l a n d e r , Bu n g e , Gr a u m a n n . Ha s e m a n n . Kö n ig , Ph il l ips , Pin t h e r Hu -R Beobachtungsbogen, in der Ps. deshalb von Bedeutung, da ohne »katalogisierte Zielfragen«, die repräsentativ sind für die Individualität, Gruppe, Masse usw. (Charakter, Struktur, Verhaltensweisen, Wahrnehmung usw.), Einsichten schwer zu gewinnen sind. Die Brauchbarkeit des B. hängt ganz von der Auswahl der Fragen (ihrer Formulierung usw.) ab. Störend macht sich besonders der /Hof-Effekt bemerkbar. Beobachtungs-Fehler, Fehler, die bei der 'Beobachtung auf Grund der Leistungsgrenzen des Beobachters vorkommen ( 'persönliche Gleichung, 'Aufmerksamkeitsschwankun gen, 'Ermüdung). Wie aber die Beurteilung kaum von der Beobachtung zu trennen ist, werden meist auch die Bcurteilungsfehler zu den Beobachtungsfehlern gerechnet. Wichtige Beurteilungsfehler sind: (1) Halo-Effekt ( 'Hof-Effekt): (2) Zentrale Tendenz: Tendenz des Beurteilers, extreme Skalenwerte zu vermeiden: (3) zu frühe Interpretation und Wertung. Die Häufigkeit von Fehlern kann durch Beobachterschulung und Verwendung von technischen Hilfsmitteln wie z. B. Filmkamera vermindert werden. Hu-R Beobachtungs-Lernen 'Lernen Beobaehtungstypus 'Typologie Beratung, Beratungspsyehologie (B. Bps.), formal ein psychologisch beschreibbarer Problemlösungsprozeß, vom Inhalt her jedoch multidisziplinär zu verstehen (Rechtsfragen; Erziehungsproblcmatik; Berufsanforderungen und -inhalte; Arbeitsmarktgegebenheiten; pädagogische Fragen: ps. Merkmale der ratsuchenden Person). Nach Auffassung der Bps. handelt es sich dabei um einen methodisch gestalteten Kommunikations- und Interaktionsvorgang zwischen einem Ratsuchenden (Rs.) und einem Berater (Br.), der ausgelöst wird durch das Bedürfnis des Rs., sich bei einem von ihm nicht selbst lösbaren Problem von einer Eichkundigen und für diese Tätigkeit ausgebildeten Person i. S. der »Hilfe zur Selbsthilfe« unterstützen zu lassen. Die im jeweiligen B.Zusammenhang angestrebten Ziele sind teilweise globaler Art (z. B. »optimale Entfaltung der Persönlichkeit«, »Steigerung der persönlichen Zufriedenheit«, »Selbstakzeptierung« etc.) und in der

Beratung, Beratungspsychologie

Einzelb. mit ihrer je verschiedenen Problematik häufig mitimpliziert (Problemlösung in einem eng umgrenzten Bereich kann sich i. S. eines »Schneeballeffektes« auch auf andere Bereiche auswirken; Ka n f e r 1969). Die spezifischen Zielsetzungen der B. ergeben sich aus dem jeweils vorliegenden bzw. gesprächsweise zu erschließenden Problemzusammenhang, den Möglichkeiten des Br. bzw. der beratenden Institution, den zur Verfügung stehenden Methoden sowie der B.fähigkeit des Rs. und den (sozialen, wirtschaftlichen, in der Persönlichkeit des Rs. und seiner näheren sozialen Umwelt selbst liegenden) Chancen zu ihrer Realisierung. Beispiele solcher Zielsetzungen: Einstellungs- und Verhaltensänderung; Lösung emotionaler Konflikte; eine bestimmte Entscheidung treffen können; mit der Umwelt besser zurecht kommen wollen etc. Die B.ziele sind also nicht allein aus den beim einzelnen vorfindbaren Problemen ableitbar (»individualistische Ausrichtung der B.« Sc h r a .m l 1969), sie sind auch an den Bedürfnissen, Wertungen und faktischen Gegebenheiten der Gesellschaft ausgerichtet (so kann beispielsweise die Berufsb. nicht ohne Beachtung späterer Beschäftigungsmöglichkeiten erfolgen). Aus der Sicht der B.praxis wird das anzustrebende Ziel häufig in aufeinanderbezogene Teilziele zergliedert werden müssen, soll die Gesamtb. überhaupt zu einem befriedigenden Abschluß kommen (z. B. bei der Berufsb.: konfliktfördernde Meinungskonstellation zwischen Eltern und Jugendlichen mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen bewußt machen und die Bearbeitung dieser Problematik fördern; anschließend Entwicklung einer B.strategie mit ihren verschiedenen Teilzielen). Das wiederum impliziert die Frage nach der Indikation der anzuwendenden Methoden und nach den diesbezüglichen Grundeinstellungen und persönlichen Affinitäten des Br. Die Grenze zwischen B. und Behandlung ist zwar fließend (im Einzelfall kann ein gutgeführtes B.gespräch therapeutische Wirkung haben!), doch ist zumindest dort eine klare Trennung gezogen, wo B. und Therapie institutionalisiert sind. Sriiii Ri (1965) will, in Abhebung zur Therapie, B. auf aktuelle und mit geringem Zeitaufwand erreichbare Probleme eingrenzen. Die mit der B. anzustrebenden Ziele sind auf die Förderung der persönlichen Entwicklung und auf das

Beratung, Beratungspsychologie Rollenverhalten gerichtet. Ein weiteres Abgrenzungskriterium besteht darin, daß die rs. Personen zum Großteil ps. nicht gestört sind. Die Kommunikation mit dem Rs. beinhaltet meist kognitive Aspekte (Einsicht in Problemzusammenhänge) und der zu behandelnde Sachverhalt ist relativ eindeutig umschrieben (es sollte jedoch nicht übersehen werden, daß in der B.praxis emotionale Probleme die Behandlung der Sachfragen erschweren und der Br. persönlich wie fachlich in der Lage sein muß, auch hierzu auf den Rs. eingehen zu können). Hr u s c h k a (1971) hebt heraus, daß häufig nicht Informationsmangel das eigentliche Problem bei der B. ist, sondern der »ganze Mensch in seiner Verhaltensumwelt« gesehen. Damit ist auch diejenige Personengruppe einzubeziehen, bei der die B.fähigkeit (d. h. eigenverantwortliches und selbständiges Mitarbeiten-Können) durch therapieähnliche Aktivitäten des Br. erst hergestellt werden muß. Ernstere Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sind jedoch prinzipiell nur therapeutisch zu behandeln; hier endet die Kompetenz des Br. bzw. des nur beratend tätigen Psychologen. Professionelle B. ist ohne wissenschaftliche Grundlagen und ohne ständig von der Forschung zu verbessernde Methoden nicht mehr denkbar. Der einzelne Br. braucht neben vielseitigen ps. Kenntnissen fachspezifisches Wissen aus den Bereichen Volkswirtschaftslehre, Soziologie, Jurisprudenz, Verwaltungslehre, Medizin, Sozialpsychiatrie, Berufskunde u. a. auf den Gegenstand der B. bezogene Fachkenntnissc. Be r d ie (1972) bemängelt dabei, daß es keine einheitliche B.theorie gibt und sich der einzelne Br. auf ein Konglomerat verschiedenster Theorien und Techniken stützen muß. So führt etwa Ar b u c k l e (1967) sieben verschiedene B.theorien an (klientenzentrierte B., existentielle B., Verhaltensb. etc.), und Cr it e s (1974) unterscheidet allein auf dem Gebiet der Berufswegplanung zwischen 5 verschiedenen Theorien (»Trait and Factor«, »Behavioral«, »Developmental« etc,; Sh e r t z e r u. St o n e 1968). Die Bundesanstalt für Arbeit hat in Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim ein Curriculum für die Ausbildung von Berufs- und Arbeitsberatern entwickelt, in dem neben der Vermittlung von notwendigen theoretischen Grundlagen vor allem die praxisbezogene Anwendung des Wissens sowie verhaltensorientierte Veranstaltungen (gruppendynamisches Training, Kommunikationstraining, MicroCounscling und Micro-Teaching, Training in Gesprächsführung) berücksichtigt sind. Dies stellt einen neuartigen Versuch dar, Theorie und Praxis enger miteinander zu verbinden und dabei praxisnahe Ausbildungsformen zu erproben.

B. vollzieht sich im Medium des Gesprächs. Nach heutigen Erkenntnissen läßt sich das Sozialverhalten zweier Gesprächs-

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Beruf

Berliner Begabtenauslese 1917

partner nach den beiden Verhaltensdimensionen Lenkung, Zuwendung (Min s e l 1974) charakterisieren. Zusammen mit dem Rs. wird der Br. je nach den entweder bereits feststehenden oder erst herauszuarbeitenden Zielen sein Gesprächsverhalten steuern müssen. d.h. jedoch, daß er in jedem Fall »klientenzentriert« aus der Sicht des Rs., aber nicht während des gesamten B.prozesses kontinuierlich ein Höchstmaß entweder an Nondirektivität oder ausschließlich an Lenkung realisieren kann. Das häufig durch eine B. zu lösende Sachproblem kann nicht ohne Zuhilfenahme einzubringender Informationen (über die Berufswclt, über eigene Verhaltens- und Leistungsmöglichkeiten u. a.) und nicht ohne methodisch geleitete Denk- und Entscheidungsprozesse auf Seiten des Rs. einer Lösung zugeführt werden. So beschreibt Su pe r (1967) den Verlauf einer Berufsb. als einen phasenförmig verlaufenden Prozeß, bei dem abwechselnd direktive und nondirektive Methoden zur Anwendung kommen (Ho p po c k 1967). Für die Klärung des B.anlasses, des Selbstbildes, für die Verarbeitung von Informationen (Tests und sonstige Daten, die zur Lösung des Problems mit beitragen können) und die Reflektion von persönlichen Problemen des Rs. werden meist nichtdirektive Methoden für günstiger gehalten. Sh o s t r o .m u. Br a mm e r (Du h m 1965) bezeichnen diesen Mittelweg als »Selbstdirektive Beratung« (»self-acIjiistive-Tcchnik«). Du h m weist noch besonders darauf hin. daß der Rs. dabei in die Beurteilung der Informationen (z. B. aus einer ps. Untersuchung) cinbczogen und dadurch stärker für die Mitarbeit aktiviert wird. In Anlehnung an Ka m in s k i (1970) und Sc h u l t e (1973) könnte man den B.vorgang als kybernetischen Prozeß einer Zielapproximation beschreiben, der im allg. folgende und in der Einzelb. sich ggf. wiederholende Abschnitte enthält: (1) Problemdefinition anhand der vom Rs. gewonnenen Informationen; (2) Bildung von Hypothesen zur Problemlösung; Planung des beraterischen Vorgehens unter Festlegung vorläufiger Zielsetzungen; (3) Gezielte Datenerhebung zu einer ersten Überprüfung der Annahmen (Tcstpsychol. Untersuchung. Exploration, Vcrhaltensbeobachtung. Vcrhaltensanalyse, Befragung signifikanter anderer Personen...): (4) Gemeinsames Durcharbeiten der Ergebnisse aus (3) im Hinblick auf( 1) und (2): Sich-

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tung von Alternativen und Bestimmung des weiteren Vorgehens; (5) Überprüfung der Alternativen bzw. der bisher erarbeiteten Vorstellungen an der Realität (Rs. wird veranlaßt, bestimmte Aufgaben durchzuführen) und gesprächsweise Erörterung von Konsequenzen aus den Handlungsalternativen; Herausarbeiten von Kriterien für eine Entscheidung; ggf. Festlegung von Verhaltensmöglichkeiten für relevante Situationen außerhalb der B.; (6) Entscheidung für ein bestimmtes Vorgehen; (7) Realisierung(-shilfe: (8) Feedback, etc. B. gibt es in unserer modernen Gesellschaft für beinahe jede schwierige Lebenssituation und für jedes Problem: Familien- und Eheb.. Erziehungsb.. schulpsychologische B.. Bildungsb., Telefonseelsorge. Arbeits- und Berufsb., medizinische, ökotropholog., landwirtschaftl. B. u. a. (Gil m o r e 1973) D-1L Berliner Begabtenauslese 1917 (J) Mo e d e PlORKOWSKI-WoLFF

Berliner Schule, Bez. für die von K. Ko f f k a , W. Kö h l e r , K. Le w in , M. We r t h e im e r u . a. begründete bzw. vertretene gestaltps. Rich-

tung ( ''Gestaltpsychologie). Berliner Schultest (J) INGENKAMP BERNOULLl-Verteilung, auch »Binomialverteilung«. ist die (diskrete) theoretische Verteilung der Wahrscheinlichkeiten pk für die Häufigkeit des Auftretens einer Klasse einer Alternativvariablen in einer Stichprobe von n voneinander unabhängigen Wiederholungen der Beobachtung der Alternativvariablen. Sie ist gegeben durch P(k) = @P?-qe- = |J^P..‘-qA‘

Mittelwert der Verteilung ist p = pe (pe = theoretisch bekannte oder »erwartete« Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der einen der beiden Klassen bei einer Beobachtung der Alternativvariablen), die Varianz beträgt er- = pe-qe (wobei qP = 1 — pP). Beispiel; Die Wahrscheinlichkeit für k =2 Kopfwürfc bei n = 6 Würfen einer Münze (oder einmaligem Werfen von 6 Münzen gleichzeitig) beträgt (da pe = 0.5): p(2) = 6! /1YV1V 15 2! 6! \ 2/ \2/ = 64 = °'234' Bei £roßem 11 nähert sich die diskrete B. der kontinuierlichen "Normalverteilung. M-I< Bcro-Tcst (?) Be h n -Es c iie n b u r g Beruf, eine durch die Tradition geprägte, mehr oder weniger von der Gesellschaft lega-

Berufsarbeit

lisierte und organisierte Kollektiv-Dauerform der menschlichen Arbeit, durch die gegen Entlohnung bestimmte Bedürfnisse befriedigt werden. Bü l o w (1955) unterscheidet: 1. B. im Sinne göttlicher Berufung; 2. B. als sozialethischer Begr. der mittelalterlichhierarchischen Sozialordnung; 3. als protestantisch-calvinistischer Begr. des erwachenden religiösen und wirtschaftlichen Individualismus; 4. als verabsolutierte B.pflicht (Ka n t ); 5. als liberalistischer-individualistischer Begr. in Nachwirkung der franz. Revolution; 6. als sozialer oder sozialistischer Begr. der Gegenwart. - B. ist nicht Arbeit schlechthin - doch sind die bei der Arbeit wichtigen Antriebsmomente hier ebenfalls wirksam. 'Arbeit. zArbeitspsychologie. © Bo l t e , Dir k s , Du n k m a n n , Ja id e , Mo s e r , Roos, Sc h a r m a n n Berufsarbeit ’'Arbeit Berufsberatung ’'Beratung Berufsbild, Darstellung aller wichtigen Merkmale eines bestimmten Berufs sowie aller ihn betreffenden wissenswerten Tatsachen, wie Eignungsanforderungen, Ausbildungsgang, Aufstiegsmöglichkeiten, Lage am Arbeitsmarkt, rechtliche Stellung, Geschichte u. a. m. Berufseignung, Bez. dafür, ob und in welchem Umfang die bei einem Individuum gegebenen Voraussetzungen dem Anforderungskomplex eines Berufes entsprechen. »Grad der Wahrscheinlichkeit, mit dem ein Individuum auf Grund der bei ihm gegebenen Voraussetzungen (Eignungsdisposition) bestimmte Berufsanforderungen bewältigen wird«. © Jä g e r 1970 Berufseignungsprüfung 'Eignungspsychologie Berufseignungs-Tests, Tests, welche die Berufseignung eines Pb feststellen. Nach Me r z (1965) spricht man bei der Anwendung von B. von Konkurrenzauslese, wenn man für einen bestimmten Beruf die am besten geeigneten Bewerber aussucht, von Eignungsdiagnose, wenn man für einen bestimmten Pb den geeignetsten Beruf oder die Tätigkeit finden will. Nach einer Schätzung von Jä g e r (1966) werden in der BRD jährlich einige hunderttausend solcher Eignungsurteile gefallt. Hä-R berufsethische Verpflichtungen des Psychologen 'Testgütekriterien, zTestkuratorium Berufsforschung, psychologische 'Bcrufspsychologie

Berufspsychologie Berufsinteressen-Test © Ba u m g a r t e n , Be -

Ku d e r , St r o n g , Tr a m e r Berufskunde, das Wissen um die Gesamtheit der beruflichen Ausübungsformen und Möglichkeiten. Als theoretische B. umfaßt sie Berufsbegriffe und objektive Tatbestände, wie Aufgabe, Tätigkeit, Arbeitsplatz, Ausbildung, Fortbildung, Aussicht, Herkunft, subjektive Tatbestände, wie Eignung und Neigung (psychologisch), Mobilität und Akkomodation (soziologisch), Belastbarkeit und Anforderungen an die Sinnesorgane (medizinisch). Auch die Ordnung der Berufe (Hochschulberufe, Fachhochschulberufe, Verwaltungsberufe, Fachschulberufe, Ausbildungsberufe, Anlernberufe und sonstige) ist Thema der B. Die angewandte B. sucht alle berufskundlichen Erkenntnisse aufzubereiten für informatorische oder beraterische Zwekke, z. B. Arbeitsberatung, Berufsberatung, Berufsorientierung, Berufswahlvorbereitung. /Beratung, Beratungsps. Sch-L Berufskundlicher-Bücher-Auswahl-Test © Ba u m g a r t e n Berufsorientierung, ein noch nicht eindeutig definierter Begr., der als Vermittlung bzw. Aneignung eines Überblicks über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten verstanden werden kann. In dieser allg. Bedeutung deckt sich B. in etwa mit der Berufsaufklärung. Im Hinblick auf den Prozeß der Ausbildungsund Berufswahl Jugendlicher spricht man von Berufswahlvorbereitung. Alle diese Begr. werden in den rechtlichen und didaktischen Grundlagen von Schule und Berufsberatung mit unterschiedlicher Nuancierung verwendet. B. als Teillernbereich der »Hinführung zur Wirtschafts- und Arbeitswelt« ist Aufgabe der Schule, als didaktische Umsetzung des gesetzlichen Auftrages zur Berufsaufklärung Aufgabe der von der »Bundesanstalt für Arbeit« getragenen Berufsberatung. Über die Zusammenarbeit dieser Institutionen im Bereich der B. gibt es verbindliche Rechtsgrundlagen (z. B. Arbeitsförderungsgesetz der BRD). Die Berufsberatung führt zur Erfüllung ihrer Aufgabe Gruppenbesprechungen, Vortragsveranstaltungcn und berufsorientierende Ausstellungen durch oder bietet berufsorienticrcnde Schriften, Filme und DiaSerien sowie Lernprogramme an. In Großstädten werden für diesen Zweck Berufsinformationszentren eingerichtet. Sch-L Berufspsychologie, der Teil der Angewandten Ps. bzw. Arbcits-, Betriebs-, lndustrieps., der m e l m a n s , Ir l e ,

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Berufsverband Deutseher Psychologen

sieh - neben der technischen, reehtliehen, wirtschaftlichen usw. Beaehtungder Berufe sowohl mit ps. Berufskunde wie mit allen ps. Voraussetzungen für die Aufnahme und die Ausübung beruflicher Tätigkeiten befaßt. B. ist wichtig für die /»Berufsberatung (Berufswahl, Eignung, Rehabilitation, Auslese, Anlernung, Training u. ä.). ’»Beratung, ’»Berufswahl Berufsverband Deutscher Psychologen /»Psychologe Berufswahl, eine zentrale Frage der Berufsps. Hierzu wurden unterschiedliche theor. Konzepte entwickelt, die sieh im historischen Werdegang zunehmend differenzierten. Dureh rasehe gesellsehaftl. Veränderung, die immer neue Berufe hervorbraehte, wurden wirtschaftliche, soziale und psyehodynamisehe Verflechtungen deutlicher, so daß es heute absurd erscheint. B. als eine einmalige Entscheidung vor Eintritt in das Berufsleben zu betrachten. Determinanten der B. können grob in anlagebedingte, umweltbedingte oder systemabhängige Faktoren zusammengefaßt werden. Sie finden Ausdruek in stark differierenden Theorien: (1) Zufallstheorie. Zufall als Hauptfaktor bei der B. Dies würde bedeuten, daß Berufsentwieklungen ohne Planung rein zufällig abliefen. Su pe r (1957) schließt bei ausreichendem Wissen den Zufall aus. (2) Theorie der Charakterzüge und Arbeitsfaktoren. Fähigkeiten, Interessen und Einstellungen des Individuums finden naeh dieser Theorie in Arbeitsplatzanforderungen ihre Entsprechung. Diese Theorie geht auf Pa r s o n s (1900) zurüek und entspricht weithin der berufsps. Vorgehensweise der deutschen Arbeitsämter ( 'Beratung). (3) Typentheorie. Ho l l a n d (1966) entwickelte 6 abgrenzbare Berufsumgebungs- und Persönlichkeitstypen. Seine Hypothese lautet, daß Personen sieh für den Beruf entscheiden, der ihrem persönlichen Typ entspricht. Intelligenz und Selbsteinschätzung bestimmen lediglich die Wahl des Niveaus innerhalb der Bereiche realistischer, intellektueller, sozialer, konventioneller, unternehmender und künstlerischer Tätigkeiten. (4) Entwicklungstheorie. B. ist nieht eine einzige Entscheidung, sie hängt von zeitlich ablaufenden Entwicklungsprozessen ab. Wichtige Entseheidungsperioden sind naeh Su pe r (1957) Waehstum (unter 14), Entdeckung (15-24). Etablierung (25 44), Erhaltung (45 64) und Abbau (naeh

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beschreibende Psv ehologie

65). Die erfolgreiche Bewältigung der Phasen bestimmt den weiteren Verlauf. (5) Psyehoanaly tisehe Theorie. Unbewußte Wünsehe und Impulse werden dureh den Beruf sublimiert. Die B. entspricht daher diesen verdrängten Regungen. Chirurg oder Fleiseher sind Beispiele für die erfolgreiche Sublimierung sadistischer Impulse ( ’Tropismus). (6) Bedürfnistheorie. Diese Theorie postuliert, daß der Beruf Wünsehe und Bedürfnisse des Individuums befriedigt. Man bezieht sieh hierbei auf die Bedürfnishierarehie Ma s l o w s , wobei B. jedoeh mehr vom Niveau der Bedürfnisse abhängig sei als von der Art des Bedürfnisses, da die meisten Menschen ähnliche Bedürfnisse besitzen. (7) Entseheidungstheorie. Diese Theorie geht davon aus, daß dureh Informationsselektion sieh allmählich die Berufsentseheidung konstituiert. In dem Maße, wie die Wahl des Berufes eingeengt wird, steigt ihre Sicherheit (Ro t h 1966). (8) Interdisziplinäre Theorie. Mehrere Faktoren beeinflussen die B. Während der Entwicklung können biol.. ps.. wirtschaftliche und soziologische Faktoren dominant sein (Su pe r 1957). Dieser interdisziplinäre Ansatz ist wegen seiner Variablenvielfalt schwierig zu erforschen, für eine allgemeine Theorie der Berufe und der B. dürfte er jedoeh bei zusätzlicher Berücksichtigung ökolog. Faktoren am geeignetsten sein. (T) Cr it e s 1969, Gin z b e r g 1951 H-H Berührungsassoziation 'Assoziationsgesetz Berührungsempfindung 'Tastempfindung Beschäftigungsdelir, Bewegungsunruhe und meist stummes Herumwirtsehaften in alltäglicher Umgebung und bei gewohnter Tätigkeit unter Verkennung der Situation ( 'Desorientiertheit, 'Halluzination) bei 'Delirium tremens Beschäftigungstherapie 'Arbeitstherapie Beschneidung 'Sexualität beschreibende Psychologie, die sieh vorwiegend der Besehreibung als Forschungsmeth. bedienende Ps. Sie kann sich auf Einzelerscheinungen (= individuelle Deskription) oder auf das Allgemeine riehten (= generelle Deskription). Auf den Unterschied der beschreibenden und zergliedernden Ps. wies zuerst Dil t h e y hin. Für die B. Ps. der Gegenwart wurde die 'Phänomenologie fruchtbar dureh die phänomenologische Deskription von Hu s s e r l und seiner Schule, insbesondere von He id e g g e r und Sc h e u e r .

Beschreibung

Beschreibung, Deskription, Aufzählung der Eigenschaften (Prädikate beliebiger Ordnung) von Objekten, Ereignissen oder Prozessen. B. gründet sich auf /Beobachtung und ist zu unterscheiden von der /Erklärung. Im Zusammenhang mit der Verhaltensbeobachtung ist die bewährteste Methode der B. die anhand von Beobachtungs-(Verhaltens-)Kategorien. Hier werden die zu beob-

achtenden Verhaltensweisen in disjunkte und erschöpfende Klassen (Kategorien) eingeteilt und sprachliche Formulierungen zugeordnet. Je nachdem, ob es sich um differenzierte und detaillierte Kategoriensysteme oder eher grobe handelt, spricht man von größerer oder geringerer Strukturierung. Brauchbare Beobachtungskategorien sind derart, daß (geschulte) Beobachter gleiche Verhaltensweisen in gleiche Kategorien einordnen (Beurteilerrcliabilität), und daß keine Interpretationen vorgenommen oder durch die Wahl der sprachlichen Formulierungen provoziert werden. Die Entwicklung eines derartigen Kategoriensystems erfordert vorangehende Beobachtungen und kann sehr aufwendig sein. • Bei der Verwendung von Beobachtungsbögen gibt es zwei Haupttechniken: (1) Einträgen von Häufigkeiten in eine Liste von Beobachtungskategorien und (2) Beantworten gezielter Fragen nach bestimmten Verhaltensweisen. Der Nachteil der Verwendung von Beobachtungsbögen besteht darin, daß der zeitliche Verlauf nur schwierig detailliert registriert werden kann. Dies gelingt bequem mit Geräten analog den ’'Polygraphen, bei denen jedem Kanal eine Beobachtungskategorie zugeordnet ist. Wird die Aufzeichnung auf Magnetband vorgenommen, kann das Protokoll mit dem Computer ausgewertet werden. © At t e s l a n d e r , Gr a u m a n n , Ha s e m a n n , Hin d e , Ph il l ips , Pin t h e r Hu -R Beschreibungsmethode 'Gedächtnismethoden Beschulungsquotient, Quotient gebildet aus Prozentanteil am Schultyp Prozentanteil an derGcsamtpopulation Ein Quotient von 1,0 bedeutet: proportionale Verhältnisse zwischen Bcvölkerungs- und Schulanteil; ein Quotient über 1,0: Überrepräsenticrung der entsprechenden Sozialgruppe; ein Quotient unter 1,0; Unterrepräsentierung der Sozialgruppe oder -schicht (z. B. in den weiterführenden Bildungseinrichtungen). 'Begabtenförderung Mil-E

Bestätigungsfähigkeit

Beschwichtigungsgebärde, die im Ggs. zum /Imponiergehaben stehende ritualisierte Ausdrucksbewegung bei wehrhaften Tieren (z. B. Federn, Haare dicht anlegen; Schnabel, Zähne abwenden). B. ist noch keine /De-

mutsgebärde, die die völlige Unterwerfung anzeigt. Beseelung /Animismus Besessenheit, das vermeintliche Ergriffensein eines Menschen von einem Dämon, einem bösen Geist. Für Besessene hielt man früher vor allem die Kranken, die an Epilepsie und schweren hysterischen Anfällen leiden. © Oe s t e r r e ic h , Rin g g e r Besinnen, Sichbesinnen, die mit einer Zielvorstellung verbundene Konzentration auf einen nicht im Bewußtsein befindlichen Gedächtnisinhalt, mit dem Zweck, ihn zu reproduzieren. Das B. auf Eigennamen ist eingehender untersucht worden (Gie s s l e r , We n z l ). Dabei wurde erkannt, daß »Stütznamen« die Vorstufen zur Wortfindung sind und Rhythmus, Komplexqualität der Klangphysiognomie sowie Wortanfang in Zusammenhang mit dem gesuchten Wort stehen. Nachprüfungen (Wit t e ) ergaben eine statistisch signifikante Übereinstimmung zwischen Stützwort und gesuchtem Wort bei den Vokalen, Anfangsbuchstaben und der Anzahl der richtig getroffenen Buchstaben. © Gie s s l e r , We n z l , Wit t e Besinnlichkeit, die Haltung des in ruhiger Beschaulichkeit Nachdenkenden als /Habitus verstanden Besonnenheit, Zustand mit geordneter und zielgerichteter Bewußtseinstätigkeit und durchschnittlicher Klarheit und Deutlichkeit der Bewußtseinsinhalte, bei Abwesenheit intensiverer Affekte. Der Zustand der Besonnenheit ist also durch eine ausgeglichene Geluhlslage und durch überlegte, d. h. in ihren Folgen bedachte Handlungen gekennzeichnet. • Bei den Griechen war die Besonnenheit in der Form der Sophrosyne (Platon) eine Kardinaltugend (Lebensführung im Sinne der Mäßigung). Besorgungs-Test ® Gie s e Bestätigungsfähigkeit, von Ca r n a p eingeführter Begriff der Wissenschaftstheorie. Ein Satz heißt bestätigungsfähig, wenn er auf Beobachtungssätze zurückgeführt werden kann. (Ein Beobachtungssatz ist ein solcher, in dem einem Objekt eine unter bestimmten Bedingungen beobachtbare Eigenschaft zugeschrieben wird.) Ein Satz kann auf Beob83

Bestialisnius

achtungssätze zurückgeführt werden, wenn er mit logischen Schlußverfahren oder induktiv aus Beobachtungssätzen gewonnen werden kann.® St e g m ü l l e r , dort weitere Bestialismus, rohes, viehisches Betragen, auch geschlechtlicher Umgang von Menschen mit Tieren Bestimmtheitsmaß, statistische ’'Maßzahl, welche die Präzision der Abhängigkeit zweier oder mehrerer Meßreihen voneinander angibt. Das B. entspricht dem Quadrat des 'Korrelationskoeffizienten. Bestimmungsgleichung, syn. Spezifikationsgleichung, Gleichung, die darstellt, in welcher Weise Variablen funktional miteinander in Beziehung stehen. In der zFaktorenanalyse zeigt die B. an, in welcher Weise Faktoren ein Merkmal bestimmen. In der faktorenanalytischen Persönlichkeitsforschung gibt die B. an. in welcher Weise ein Verhalten oder eine Reaktion funktional mit Wesenszügen in Beziehung steht. Ca t t e l l vor allem hat solche B. aufgestellt. In allgemeiner Form lautet die Formel: x = aj • f] 4- a2 • f? + ... + arl • fn Für ein spezielles Verhalten kann sie.so dargestellt werden: R = - 0.1A + 0.6B - 0.4C + 0.8T Die Formel zeigt, daß das fakiorenanalytisehe Modell mathematisch sehr einfache Beziehungen gewählt hat. Additivität und Linearität sind dabei Postulate und nicht etwa Resultate der empirischen Forschung. Die faktorenanalytisehen Forscher sind jedoch der Ansieht, daß man zunächst dieses einfache Modell benutzen kann, um Verhallen beschreiben und erklären zu können. Ca t TEI.l hat versucht, der Komplexität des Verhaltens dadurch gerecht zu werden, daß er in die B. verschiedene Gruppen von Beschreibungsdimensionen einführt: Rj — Sja * A + sit • T + sle ’ B + Sjm * M + sir • R + S]S • S In dieser Formel bedeuten: A Beschreibungsdimensionen für Fähigkeiten. T — Persönliehkeiisfaktoren, E - Motivdimensionen, die physiologisch determiniert sind, M = Motivdimensionen i. S. von Einstellungen, R - Merkmale des Rollenverhaltens, S — Zustandsdimensionen, welche innerhalb der Zeit sich verändern. Hä-R Bestrafung, ein unangenehmes Ereignis (aversiver Reiz), das (der) auf eine Handlung (Response) folgt und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Handlung in ähnlichen Situationen hcrabsetzen soll. Im Gegensatz zu der Auffassung, daß die B. die Auftretenswahrscheinlichkeit unmittelbar (direkt) ab-

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Betriebspsj ehologie

schwächt. wird meist eine indirekte Wirkung angenommen: Reaktionen auf die B. sind mit der bestraften Handlung unvereinbar (inkompatibel), wodurch eine assoziative Hemmung erzeugt und damit die Auftretenswahrscheinlichkeit der bestraften Handlung verringert wird. Bei stärkeren B.en sind oft die durch sie ausgelösten (und länger andauernden) affektiven Erregungen störende Nebenwirkungen für benachbarte Lernprozesse, die von der spezifischen B. nicht betroffen werden sollten. Der Lernerfolg kann dadurch herabgesetzt werden, 'aversiver Reiz. 'Belohnung, 'bedingter Reflex, 'Effekt-Gesetz. © Bl ö s c h l 1969 B-S BET, body-ego-technique, Körper-lch-Technik Beta-Bewegung 'Scheinbewegung Beta-Fehler 'Fehler zweiter Art Beta-Koeffizient, syn. Beta-Gewicht, Standard-Partial-Regressionskoeffizicnt. Als B.-K. werden jene standardisierten Koeffizienten bezeichnet, die als optimale Gewichtungsfaktoren der einzelnen Variablen in die multiple 'Regressionsgleichung eingehen. Mi-A Beta-Test © Ye r k e s Beta-Wellen "Elektrophysiologie Betragenseigenschaften, von Kl a g e s eingeführter Begr., der die die »Außenseite« des Charakters betreffenden Eigenschaften zusammenfaßt. Zugehörig ist alles, was mit dem Betragen und Benehmen zusammenhängt. Auch Haltungseigenschaften genannt. ® Kl a g e s Betriebspsychologie, das Teilgebiet der ■'Arbeitspsychologie bzw. der "angewandten Psychologie, das die ps. Zusammenhänge im Betriebsleben erhebt, analysiert und zu verbessern sucht. Als Betrieb steht hierbei der Produktionsbetrieb im Vordergrund, wenn auch andere Betriebe, wie z. B. der Handelsbetrieb, oder der Verkehrsbetrieb, zugehörig sind. Doch ist dort der Mensch vorrangiges Objekt der 'Wirtschaftspsychologie und ’Verkehrspsychologie. Zu den Aufgaben der B. gehören neben den subjektsps. Fragen der Auslese, Beratung, Betreuung. Konfliktbereinigung. Einflußnahme auf das sog. Betriebsklima, auch vielerlei objektsps. Probleme, die vom Arbeitsplatz zum Lärm, von der Maschine zur Pause usw. reichen, und insbesondere auch auf sozialps. Zusammenhänge der Belegschaft, der Arbeitsgruppe u. a. sich ausdehnen. Die von Ma y o in den 30er Jahren

Bettnässen

durchgeführte /'Hawthorne-Untersuchung gab der B. auch heute noch nachwirkenden Auftrieb.© Ma y e r . He r w ig Bettnässen /Enuresis Beurteilungsskala 'Schätzskala Bewährungshilfe, eine aus der neuzeitlichen Strafrechtspflege hervorgegangene pädagogisch-psychologische Betätigung für die Wiedereingliederung entlassener Gefangener in die Gesellschaft. Die B. dient der Resozialisierung.© Mid d e n d o r f Bewährungskontrolle, syn. Erfolgskontrolle, die Überprüfung der Gültigkeit ps. Diagnosen (besonders bei Eigungsuntersuchungen) sowie die Kontrolle des späteren Berufserfolgs der Ausgelesenen durch repräsentative, systematische und methodisch einwandfreie Erhebungen. Entsprechend dem mehrstufigen Prozeß der /Auslese hat die B. nicht nur die Überprüfung der prognostischen Walidität der verwendeten Verfahren zum Ziel, sondern soll auch die Ausleseanforderungen, die Entscheidungsverfahren und die definierten Eignungsgrade kontrollieren. Eine Hauptschwierigkeit der Durchführung von B. liegt in der Gewinnung und Festlegung der Kriterien für die Berufsbewährung, denn,da diese nicht als vollgültig betrachtet werden können, sind auch die gewonnenen Validitätskoeffizienten nicht nur auf mangelnde Gültigkeit der Tests zurückzuführen. Häufig verwendete Kriterien zur Berufsbewährung sind Maßstäbe, welche von der Institution, in welcher der Pb beschäftigt ist, festgelegt sind (sog. objektive Kriterien wie z. B. Dauer der Betriebszugehörigkeit).® Jä g e r 1970 Hä-R Beweggrund /Motiv Bewegungen, paradoxe /paradoxe Bewegungen Bewegungsausdruck /Ausdruck Bewegungsbild /Graphologie Bewegungsempfindungen, diejenigen Empfindungen, die das Erleben von Bewegungen des eigenen Körpers oder am eigenen Körper vermitteln. B. in den Gliedmaßen entstehen durch Reizung von Nervenendigungen in den Gelenkflächen. Das Labyrinth des Ohres vermittelt die Wahrnehmung von Lageänderungen des Kopfes. Bewegungen auf der Körperobcrflächc werden durch den Tastsinn wahrgenommen. Vgl. Bewegungsschen Bewegungsempfindungen, induzierte /ßewegungstäuschungen Bewegungsentwurf (Sc h il d e r ), virtuelle Vorwegnahme von Willkürbewcgungcn (speziell

Bewegungsstudie

solcher mit Leistungscharakter), wobei aber von ihnen kein detailliertes Bewußtsein vorhanden ist. Dieser B. ist unausgegliedert und ist eine komplexe Vorstellung der Stimmigkeit der Bewegung. Physiologisch betrachtet, wird die Bewegung in der vorderen Zentralwindung »entworfen« und gelangt von dort über die entsprechenden Bahnen in den Muskeln zur Ausführung. Bewegungsformel (Lie pm a n n ), die Gesamtheit der kaum bewußten Bewegungsaufeinanderfolgen, die zur Ausführung einer Handlung notwendig sind. Bewegungslineal ® Br u n n e r Bewegungsnachbild, entsprechend den /Nachbildern bei längerer Einwirkung eines unbewegten optischen Reizes löst auch der bewegte, dabei gleichförmige Reiz Nachbilder aus. Meist sind diese »negativ« zur Bewegungsrichtung des Reizes. Gut verdeutlicht wird der Vorgang durch die ExNERsche Spirale, eine rotierende, in breitem, schwarzem Strich ausgezeichnete Spirale auf weißem Grund, die je nach Drehung zusammen- oder auseinanderzulaufen scheint und bei Stillstand (nach Rotation) als Nachbild den Gegenlauf erkennen läßt. Diese Spirale (früher Archimedische Spirale genannt) wurde von S. Ex n e r und Pl a t e a u mit Verbesserungen durch Eh r e n s t e in in die Forschung eingeführt. Sie wird auch als Test zur Feststellung der persönlichkeitsorientierten Wahrnehmung verwendet. Bewegungssehen, die visuelle Wahrnehmung von Bewegung entsteht dadurch, daß die vom bewegten Gegenstand ausgehenden Strahlen nacheinander benachbarte Stellen der Netzhaut treffen. Umgekehrt wird aber in der Regel keine Bewegung wahrgenommen, wenn sich der Wahrnehmende bzw. das Auge selbst bewegt und die Umwelt in Ruhe ist, obwohl dann ebenfalls Reize über die Netzhaut wandern. Vgl. Bewegungstäuschungen. © Ro h r a c h e r Bewegungsstereotypie, starres Haften an bestimmten Bewegungen (z. B. »Knöpfe drehen«), Bei Psychosen das ständige Wiederholen sinnloser Bewegungen. ./Automatismus, Tic Bewegungsstudie, die von J. Ma r e y eingeführte Untersuchung der Form und Geschwindigkeit von Arm-, Bein- und sonstigen Körperbewegungen durch photographische Reihenaufnahmen. Die Bewegungen werden heute teils kinematographisch-unter Zuhilfe85

Bewegungssturm

nähme von Zeitmessern ('Gil b r e t h -Uhren) - aufgenommen oder photographisch auf ihre Zweckmäßigkeit dadurch geprüft, daß man am bewegten Körperteil kleine Glühlampen anbringt (/Lichtspurverfahren). Sie zeichnen dann eine entsprechende Helligkeitslinie, aus deren Verlauf man Art, Zweckmäßigkeit, individuelle Unterschiede usw. ersieht. Wichtig zur Erforschung der zPsychomotorik und für die /Arbeitsstudie. © Ka m in s k y

Bewegungssturm, plötzliches Auftreten wilder, sinn- und planloser Bewegungen infolge eines starken Affekts bei Panik, im hysterischen Anfall und in der Ekstase Bewegungstäuschungen, beim Bewegungssehen gibt es zahlreiche Täuschungsphänomene, z, B. werden zwei Punkte, die in bestimmtem Abstand rasch abwechselnd dargeboten werden, als ein einziger, hin- und herspringender Punkt wahrgenommen (zScheinbewegung). In der sog. Hexenschaukel (Attrappe eines Zimmers, die sich dreht, während der Beobachter darin still sitzt) entsteht der Eindruck der Bewegung des eigenen Körpers, meist mit Schwindelgc fühl. »Als »induziert« wird die Täuschung bezeichnet, wenn z. B. der Mond hinter rasch ziehenden Wolken sich bewegt und diese stillzustehen scheinen. • Täuschung liegt auch vor, wenn z. B. ein Druckreiz, der sich gleichmäßig schnell über die Hautoberfläche bewegt, an Stellen mit reicher Nervenversorgung schneller zu wandern scheint als an anderen Stellen, ’auch Bewegungsnachbild Bewertungsanalyse 'Inhaltsanalyse Bewußtheit, »unanschauliches Gegebensein eines Wissens« (Ac h 1910 I 204, 244), wie z. B. die Vornahme, keinen Fehler zu machen und damit die Antizipation eines Zieles, das nur als ein Wissen im Sinne einer unanschaulichen Beurteilung ohne konkrete Ziclvorstcllung gegeben ist. Ac h (1905) weist die (später auch häufig vorkommende) Verwechslung der B. mit der 'Bewußtseinslage (Ma r b e ) zurück. Die englische Übersetzung ist meist »awareness« (Hu m ph r e y 1951). B-S Bewußtlosigkeit, der Zustand, in dem das Bewußtsein aufgehoben ist (oft nur mehr oder weniger starke Bewußtseinseinschränkung) und geordnetes Denken sowie willentliches Handeln nicht mehr möglich sind. Tiefste B. wird als Koma, B. mittleren Grades als Sopor, leichte Einschränkung des Bewußtseins als Somnolenz bezeichnet. B. kann hervorge-

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Bewußtsein

rufen werden durch eine große Anzahl von Giften, die teilweise als Narkotika Verwendung finden (Alkohol, Opium, Chloroform, Äther u. a.); auch viele Krankheitszustände (hohes Fieber, Epilepsie, Gehirnerschütterung) können mit B. einhergehen. Bewußtsein, in der Ps. die eigenartige Weise, in der Erlebnisse gegeben sind, das Haben von Erlebnissen, von seelischen Prozessen, die unmittelbar vom Subjekt erfahren werden, also von Wahrnehmungen, Erinnerungen, intellektuellen Vorgängen, Gefühlen, Strebungen, Willensprozessen u. dgl. Nach Le ib n iz ist das B. der Gesamtinhalt unserer Ich-Erfahrung, nach He r b a r t die Summe aller wirklichen oder gleichzeitig gegenwärtigen Vorstellungen. Die Bedeutung des Begriffs B. und die theoretisch bestimmten Anschauungen hierüber sind in der Ps. nicht einheitlich. Ein Teil der Autoren betrachtet alle Erlebnisse als bewußt, andere nur solche, auf die die Aufmerksamkeit gerichtet ist, die also »klar bewußt« sind. Man unterscheidet demgemäß auch verschiedene Klarheitsgrade des B.s. Ein weiterer grundsätzlicher Unterschied ist der, ob man der Ansicht ist, daß das Psychische nur das Bewußte ist und es daher kein unbewußtes Psychisches gibt (sog. Bewußtseinsps. besonders des 19. Jhd.) oder die Existenz unbewußter seelischer Prozesse anerkennt bzw. sogar (wie die ’Tiefenps.) als den wichtigsten Forschungsgegenstand der Ps. betrachtet. - Im einzelnen hat man unterschieden: a) Ichbewußtsein: Das Wissen des Ich um sich selbst als das Subjekt des Erlebens, b) Gegenstandsbewußtsein: Das Wissen des Ich um das Objekt des Erlebens. c) Selbstbewußtsein: Das Wissen des Bewußtseins um sich selbst. Man unterscheidet am Bewußtsein die Bewußtscinstätigkeit (die Hinwendung des Subjekts zum Objekt) und den Bewußtseinsinhalt (das Objekt). Je naeh Stärke und Geschwindigkeit der Bewußtscinstätigkeit und je nach Klarheit und Deutlichkeit der Bewußtseinsinhalte unterscheidet man verschiedene Bcwußtscinszustände. Hierbei läßt sich eine Skala aufstellen vom Zustand der völligen Bewußtlosigkeit (Tiefschlaf, Ohnmacht, Koma) über eine Reihe von Zuständen der Bewußtseinstrübung (Benommenheit. Verwirrtheit, Dämmerzustand usw.) bis zum Zustand höchster Bewußtscinsklarheit. Im Ggs. zur Bewußtlosigkeit bei Ohnmacht und Koma ist der Schlafende stets aufwcck-

Bewußtsein, alternierendes

bar. Innerhalb eines gegebenen Bewußtseinszustandes unterscheidet man das Zentrum oder den Blickpunkt des Bewußtseins und das von diesem sich in Richtung der Peripherie des Bewußtseins erstreckende sphärische Blickfeld des Bewußtseins. Vom Zentrum zur Peripherie des Bewußtseins nimmt die Helligkeit und Klarheit des Bewußtseins immer mehrab. Jenach der Anzahl der Bewußtseinsinhalte, die gleichzeitig ins Bewußtsein treten können, gibt es verschiedene Grade des Bewußtseinsumfanges (Enge bzw. Weite des B.). • In der Erkenntnistheorie ist »Bewußtsein überhaupt« (Ka n t ) das erkenntnistheoretisehe Subjekt, das als Gegenglied zu jedem gewußten oder denkbaren Inhalt anzusehen ist, dasjenige, was erfährt und denkt. Dieses B. wird frei von irgendwelchen empirischen Eigenschaften gedacht, also unpersönlich, unzeitlieh, unabhängig vom Körperlichen usw., von ihm kann nur ausgesagt werden, daß es erkennt. • In allgemeiner und populärer Bedeutung ist B. svw. das Wissen, die Überzeugung von etwas, z. B. Bewußtsein, jemandem Unrecht getan zu haben. © Gr a u m a n n 1966, 1974Bewußtsein, alternierendes, syn. alternierende Persönlichkeit, doppeltes Bewußtsein, Doppel-Ieh; die Verdoppelung des Persönliehkeitsbewußtseins, zeitlich nacheinander und mit erheblichen Abweichungen in den wechselnden Persönliehkeitsstrukturen, jedoeh mit mehr oder weniger erhaltenem Gefühl für die Identität mit dem eigenen Ich. Dämmerzustände verseh. Art (vorab Hysterie und schizophrene Zustände) sind wohl Auslöser dieser Erscheinungen, die bei ihrer relativen Seltenheit und den einhergehenden Amnesien für das jeweils »andere« Ich auch schwer zu fassen bzw. in ihrer ps. Bedeutung festzulcgen sind. Bewußtseinsenge, die Tatsache, daß der Umfang dessen, was gleichzeitig bewußt erfaßt werden kann, begrenzt ist. Bei Versuchen mit dem 'Tachistoskop zeigte sich, daß nieht mehr als 4 bis 6 einfache optische Wahrnehmungsinhalte zugleich aufgefaßt werden. Vgl. Moment. Bewußtseinslage, (allg.) die im Anschluß an Wortvorstellungen gegebene Repräsentation des ganzen Bedeutungsumfanges des Wortes; ebenso Bedeutungen ohne Worte. »Sie werden vielleicht erst gesucht, aber schon ehe sie sieh einstellen, weiß man was man sagen will« (Me s s e r 1906 180). • Der Ausdruck ist naeh

BEZOLD-AßNEYsches Phänomen

den Befunden von Ma y e r u . Ro t h (1901) sowie von Ma r b e (1901) für unansehauliehe Denkinhalte geschaffen worden, um der Beobachtung Rechnung zu tragen, daß bei Denkexperimenten bisweilen die aus der Introspektion stammenden Berichte zu dürftig sind, daß man annehmen müsse, die Unansehaulichkeit der Denkinhalte bedinge eine besondere »Lage«. Der Begriff wird von Tit c h e n e r (1909) mit »conscious attitude« übersetzt, erscheint im Engl. aber aueh unübersetzt. Nähere Analysen der zunächst für nicht weiter analysierbar gehaltenen Bewußtseinstatsachen, die im Anschluß an Reizwörter auftreten, ergeben z. B. aueh das Bewußtsein von »etwas Großem« oder»etwas Kleinem«, das Wissen über das Fortsehreiten der Zeit, über ein Mißlungensein oder das Erlebnis des Sinnvollen, Passenden, Zweifelns, des Nicht-Wissens, des Unbehagens etc. Die Verwechslung mit der /’Bewußtheit weist Ac h zurück. B-S Bewußtseinsschwelle, die Grenze, von der ab ein unbewußter Prozeß zu einem bewußten wird Bewußtseinsstörung, ein Sammelbegriff Störung in der Klarheit des Bew. i. S. der Einschränkung. Von den oberflächlichen Graden der Benommenheit, der mangelnden Wachheit und ungenügenden Orientierung bis zur Bewußtlosigkeit. • Störung durch Verschiebungen in den Bewußtseinsinhalten (Wahn, Zwangsvorstellungen, Halluzinationen). Vgl. Bewußtsein Bewußtseinsstrom (Ja m e s ), Erscheinung des ununterbrochenen Durchzugs von Bewußtseinsinhalten im Erleben. Hierbei gewinnt man u. a. den Eindruck eines willensunabhängigen, fast passiven Geschehens. Bewußtseinsumfang, die Menge dessen, was zugleich in das Bew. treten kann. -’Bewußtseinsenge Beziehungsassoziation TAssoziationsgesetz Beziehungswahn, Wahn, bei welchem die in der Umwelt wahrgenommenen Vorgänge (Gebärden, Äußerungen usw. anderer Menschen) als in offensichtlicher Beziehung zur eigenen Person erlebt werden. Kr e t s c h m e r bezeichnet mit sensitivem B. eine krankhafte Steigerung des sensitiven Rcaktionstypus, die bis zur ’Paranoia auslaufen kann. © Kr e t s c h m e r BEZOLD-ABNEYsches Phänomen ’Be z o l d BRÜCKE-Phänomen

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BEZOLD-BRÜCKE-Phänonien

BEZOLD-BRÜCKE-Phänomen, die von A. v,

Be z o l d (1873), E. Br ü c k e (1878) und W. Ab n e y (1913) beschriebene Abhängigkeit der im 'Spektrum sichtbaren Farben von der "Helligkeit (Leuchtdichte) bei Helladaptation und fovealem Sehen. Bei Abnahme der Helligkeit (nach L. T. Tr o l a n d , 1930, unter 10 mL) breiten sich die Rot-, Grün- und Violettgebiete des Spektrums über die benachbarten aus, z. B. wird das Gelb teils rötlich, teils grünlich. Umgekehrt werden bei Vergrößerung der Leuchtdichte und gleichzeitiger Abnahme der Sättigung die rötlichen und grünlichen Farbtöne zunehmend gelb, während die blaugrünen und violetten zunehmend blau werden (Be z o l d -ABNEYsches Phänomen). - Bei vier Farben (Blau von 474 nm. Grün von 506 nm, Gelb von 571 nm und einem im Spektrum nicht vertretenen Rot) bleibt nach D. M. Pu r d y (1931) die Farbtonverschiebung aus (invariante Farbtöne). Die Farbtonverschiebung ist ferner von den geometrischen Abmessungen des Sehfeldes abhängig, wobei eine Abnahme des Sehfelddurchmcssers den gleichen Effekt bewirkt wie ein Anwachsen der Helligkeit (G. v a n d e r Wil d t , 1968). 'Farbensehen, "Adaptation, chromatische, 'PuRKiNJEsches Phänomen. (l ) Pu r d y , Wil d t and Bo u m a n Str-R Bezugsgruppe, diejenige 'Gruppe, die ein Individuum zur 'Identifikation und zum »Wir« wählt. In der Regel verfügt der Einzelne über mehrere solcher B., die in ihren Eigenschaften meist mehr konstruiert als realisiert bestehen. Bezugssystem, ein nicht nur in der Mathematik (Koordinatensystem) und Physik (cm-gsec-Systcm), sondern seit Ko f f k a s »framework» (1935) auch in der Psychologie üblich gewordener Begr. Me t z g e r faßte 1940 das Problem als das des Ortes und des Maßes. Schon We r t h e im e r hatte 1912. ohne bereits von B. zu sprechen, diese Idee angesprochen mit der Bemerkung, daß genaue Lokalisation auf dem »Zueinander von Mehrerem« oder auf »Verhältnissen in ausgedehnten Bereichen« beruhe. Dieser Sachverhalt bleibt aber meistens »unscheinbar«. In diesem Hauptfall sprach Bis c h o f 1966 von »funktionalem Bezugssystem«. Hiervon unterschied er als »evidentes Bezugssystem« den Fall, wo »Eigenschaften oder Zustände anschaulicher Objekte als wesenhaft >abhängig vonverankert anbezogen auf< oder >oricnticrt an< anderen phänomenalen Gegebenheiten erlebt

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Bild

werden«. - Me t z g e r gab 1940 eine systematische Übersicht über Klassen solcher B.: »Von der Lage und der Stellung zu einem wirklich vorhandenen seelischen Bezugssystem sind bestimmt und haben außerdem keinen Sinn: (1) Alle sogenannten absoluten < Eigenschaften: klein (winzig), groß (riesig); nahe, fern, oben, unten; früh, spät; schnell, langsam; laut, leise; fleißig, faul; klug, dumm; usw. Wenn ein Ding >größerals< ein anderes und doch >klein< erscheint, so bezieht sich die zweite Angabe auf die Stellung in dem augenblicklich wirksamen Bezugssystem. (2) Bestimmte, ebenfalls absolut erscheinende Zustände: aufrechtstehend, liegend, schräg; ruhend, bewegt; beständig, veränderlich usw. (3) Bestimmte Teilfunktionen : Basis, Sockel, Fuß, Gipfel, Flanke usw.; Grundton, Leitton, Auftakt, Synkope usw.« Me t z g e r berichtete besonders eingehend von B. der räumlichen und zeitlichen Orientierung. Seitdem sind die in seiner oben genannten Dreiteilung sogen, absoluten Eigenschaften empirisch eingehender studiert worden, so von He l s o n , Sa r r is u . Wit t e . © Bis c h o f 1974, He l s o n 1964, Me t z g e r 19542, Sa r r is 1971, Wit t e 1955, 1960, 1971 W-E B = f (P, E), Formel nach Le w in für: Verhalten (B = behavior) ist die Funktion der Person (P) und der Umwelt (E = environment). Syn.: V = f(P, U) BHKT (t ) Bü h l e r -He t z e r BHR, Bauchhautreflex bias [engl.], ein bei unzureichender Versuchsplanung möglicher systematischer Verzerrungseffekt, Die durch ein b. entstandene systematische Varianz läßt sich nicht von der evtl, durch experimentelle Bedingungen entstandenen Varianz trennen. Dadurch können tatsächlich vorhandene Wirkungen der durch das Experiment eingeführten Einflüsse verschleiert oder nicht vorhandene vorgetäuscht werden. • In der math. Statistik wird der Begr. dann gebraucht, wenn bei der Schätzung von 'Parametern aus Statistiken systematisch Über- oder Unterschätzungen vorkommen. Bibliomanie, krankhafte Bücherliebhaberei, die des Buches wegen selbst zu Verbrechen führen kann. Bild, als »Abbild« die anschauliche, adäquate Wiedergabe eines Gegenstandes oder Sachverhaltes. Bei Kl a g e s die schauend erfaßbaren, wirkenden Bedcutungseinheitcn der Dinge, die in unmittelbarem Kontakt (»lc-

Bildabsurditäten

bensmagnetischem Zusammenhang«) mit der Seele stehen. Zug der Bilder! Auf ihm beruhen die Triebe. Des weiteren sind die emotional betonten Phantasie- und Traumbilder oft symptomatisch für den inneren Zustand eines Individuums. Vgl. Anima. Animus, Archetypen. Image, Imago. © El s e n h a n s , Kl a g e s , Me t z g e r Bildabsurditäten ® Bin e t , Ro s s o l im o Bildbetrachtung, Bildbeschreibung ® Bin e t , St e r n Bilderkennungs-Test ® Br e n g e l m a n n Bilderkombinationen ® Fr a n k e n , St e r n Bilderordnen ® Kr a m e r , Me il i , We c h s l e r Bilderreihenmethode, Bilderserienverfahren ® De c r o l y , He il b r o n n e r , Me il i , St e r n Bildgeschichtenmethode, Thematische Apperzeptionsverfahren, in derps. Diagnostik diejenigen Verf., die Persönlichkeitsmerkmale aus Geschichten zu erschließen suchen, zu denen der Pb Bilder als Anreiz vorgelegt bekommt: z. B. der heute weitverbreitete Thematic-Apperception-Test (TAT) von Mo r g a n u . ® Mu r r a y (1935). Den Erfolg dieses Verf. sichert nach Mu r r a y die menschl. Tendenz, bei der Interpretation einer mehrdeutigen sozialen Situation die eigene Person nachzuzeichnen. Das Erwecken von »Phantasien« durch Bilder reicht weit zurück: Ga l t o n , 1880. Bin e t , 1905, Br it t a in , 1907, Lib b y , 1908, Cl a r k , 1926. Namhafte ähnliche und parallele Verf. zum TAT sind: Four Picture Test ® v a n Le n n e p ; Blacky Pictures Test ® Bl u m ; Picture Arrangement Test ® To m k in s ; Children’s Apperceptions Test ® Be l l a k ; Picture Story Test ® Sy m o n d s ; Michigan Picture Test ® An d r e w ; Vocational Apperception Test ® Am m o n s . Die B. als Beschreibung zu einem Bild (oder nach Auswahl aus vorgelegten Bildern) ist auch oft angewandt worden. Die deutsche Wehrmachtps. der dreißiger Jahre ließ Bilder vom Pb vor einer Pbn-Gruppe beschreiben. Auf der Grenze zwischen B. und verbaler Ergänzungsmethode steht ® Ro s e n z w e ig . Vgl. Erzählmethode. Weiteres ® Bin e t , Br e n g e l m a n n , De c r o l y , Fr a n k e n , Me u m a n n , Ro s s o l im o , St e r n . © Ko r n a d t Bildlückenergänzen® Bin e t , Fr a n k e n , He a l y , Me il i , We c h s l e r Bildpostkarten-Test ’Bildwahlverfahren Bildmethode 'Assoziation Bildsamkeit, durch J. F. He r b a r t (1835) in die Pädagogik eingeführter Grundbegriff,

Bildungsdichte

Korrelat zum pädagogischen Begriff der Erziehungsbedürftigkeit des Menschen. Bedeutet nicht nur ’Plastizität im Sinne von Anpassungsfähigkeit und Entwicklung von 'Dispositionen (z. B. "’Begabungen), sondern individuell abgestufte Veränderbarkeit von Verhaltensweisen. 'Einstellungen und Werthaltungen durch in der Regel planmäßige, an bestimmten /’Erziehungszielen orientierte Beeinflussungen ( ^Erziehung). B. ist allgemein mitbestimmt durch das jeweilige gesellschaftliche Verständnis von /Bildung und die daraus abgeleiteten Forderungen, aber auch speziell durch die unterschiedlichen begünstigenden oder behindernden Lebenssituationen und sozialen Konstellationen. Mit-E Bildung, pädagogisch besteht über den Grundbegriff B. kein Konsens. Die klassische Humanitätsidee des deutschen Idealismus und Neuhumanismus meint Ausgestaltung und Vervollkommnung des »höheren Selbst« der Menschlichkeit. In der Gegenwart unterscheidet man materiale, formale, kategoriale und dialogische Bildungstheorien. Materiale B. erschließt objektive Kulturinhalte, die als an sich wertvoll angesehen werden. Formale B. verwendet Inhalte, um der allseitigen Ausbildung der Funktionen des Menschen willen (funktionale B.) und als Material zum Erlernen von Methoden (methodische B.). Die vermittelnde und diesen Gegensatz überwindende Theorie der kategorialen B. geht vom Wechselbezug von Gegenstands- und Selbsterkenntnis bzw. -bemeisterung aus, die Theorie der dialogischen B. vomSich-Auslegen derB. in Sachlichkeit und Menschlichkeit. • Psychologisch meint B. das Verfügen über Verhaltensweisen und Einstellungen, die Leistungen hervorzubringen sowie Veränderungen herbeizuführen vermögen. Kriterium der B. in diesem Sinne ist »richtiges«, d. h. in sich widerspruchsfreies und der Wirklichkeit adäquates kognitives Verhalten (Ae b l i 1969). ’’Intelligenz Mii-E Bildungschancen, die Relation zwischen individuellen Fähigkeiten, soziokulturellem Milieu und Bildungsmöglichkeit bzw. erreichbarem Ausbildungsniveau. ’’Begabungsreserve, ^Bildungsdichtc, 'Beschulungsquotient Bildungsdichte, Meßgröße der Bildungsstatistik, durch die Bildungsangebot und 'Bildungschancen bestimmter Bevölkerungsgruppen in Beziehung gesetzt werden (wie z.

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Bildungsfähigkeit

B. generell der Fünfzehn- bis Neunzehnjährigen in allgemein-oder berufsbildenden Vollzeitschulen, oder speziell der Arbeiterkinder, Landbevölkerung, Mädehcn, konfessionellen Gruppen in weiterführenden Schulen). 'Besehulungsquotient Mii-E Bildungsfähigkeit,sonderpädagogische Kategorie. in der Regel naeh Graden oder Stufen unterteilt, die durch 1Q-Bereiche definiert sind. Diese Bereiche decken sich bei verschiedenen Einteilungsversuchen nicht völlig. Man unterscheidet Lernbehinderte (Hilfsschulbedürftige, IQ über 60) von geistig Behinderten (praktisch Bildbaren, IQ unter 60), diese wiederum von Schwerstbehinderten (Pflegebedürftigen). Der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation (1968) unterscheidet in Anlehnung an die Amer. Assoc, on Mental Deficiency fünf Grade der Minderbegabung von leicht bis schwer: borderline (70-85), mild (56 69), moderate (40-55), severe (25- 39) und profound (25 und darunter). Überschneidungen finden sich besonders im Grenzbereich zum Normalen. Z. B. bei W. St e r n : 50-70 imbezill, 71 80 debil, 81 -85 fraglich debil; bei We c h s l e r : unter 70 schwachsinnig, zwischen 70 und 80 Grenzfälle des Schwachsinns, 80 90 schwache Intelligenz. © We g e n e r 1969 505-549 " Mii-E Bildungsforschung, moderner interdisziplinärer Forschungszweig, der als Gegenstand das gesamte Bildungswesen im Elementarbcreich (Kindergarten, Vorschule), im Primär- und Sekundarschulbereich, im tertiären (Fachhochschule, Universität) und quartären Bereich (Erwachsenenbildung verschiedener Trägergruppen und Institutionen) als Grundlage für Bildungsplanung und Bildungspolitik erforscht. Sie führt qualitative und quantitative Analysen der für den strukturellen, inhaltlichen, personellen und sachlichen Ausbau wichtigen Faktoren durch, die ihrerseits sachliche, fachliche, psychologische und soziale Bedingungen darstellen, durch die der Bildungsprozeß beeinflußt wird. Mii-E Bildungsplan, Bez. für den 1970 vom Deutsehen Bildungsrat auf Empfehlungseiner Bildungskommission herausgegebenen Strukturplan für das Bildungswesen. © Bildungsplan Bildungsökonomie, Teildisziplin der ’Bildungsforschung. Untersucht (I) die Wirtschaftlichkeit der Ausgaben fürdas Bildungswesen unter betriebswirtschaftlichen Ge-

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Bilingualismus

sichtspunkten, um eine optimale Verwendung der Finanzmittel sicherzustellen (laufende Personal- und Sachkosten, einmalige Investitionskosten unter Berücksichtigung internationaler Vergleichswerte); (2) die Rentabilität dieser Ausgaben unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten: Faktoren von Kapital und Arbeit, ergänzt durch den Residualfaktor »Humankapital«, womit der Stand der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung und die Höhe des allgemeinen Niveaus an formaler ’Bildung der Gesamtbevölkerung gemeint ist, darunter (3) die Rentabilität der Bildungsausgaben für das Individuum: Einkommensverluste infolge langer Ausbildung und Aufwand des Einzelnen für anspruchsvolle Bildung (sog. Opportunitätskosten), die in Beziehung zum Lebenszeiteinkommen gesetzt werden. Die Bildungsökonomicsieht Bildungais Ertragsfaktor von individueller und gesamtwirtschaftlicher Bedeutung an. Mii-E Bildungsreserve 'Begabungsreserve Bildvergleich, ästhetischer © Bin ih Bildverständnismethode, das Beschreibcnlassen eines Bildes ist ein altes Prüfmittel bei Kindern. Me u m a n n (s. d.) entwickelte dies dadurch zu einem Test, daß er Bilder mit steigenden Anforderungen an das kindliche Verständnis benutzte. Das Testverfahren wird auch als Entstehungsmethode bezeichnet. Bildvvahlverfahren, in der ps. Diagnostik das Auswählenlassen von Bildern, wobei die Auswahl Persönlichkeitsvariable aufzeigen soll. Dafür wird z. B. dem Pb eine Anzahl Bildpostkarten vorgelegt mit dem Auftrag, eine oder mehrere auszu wählen und den Bildinhalt mündlich oder schriftlich zu beschreiben. Der physiognomische Test von © Th o m a e und (© Sz.ONDl stellen ein solches B. dar. Bilingualismus, bilingualism, Zweisprachigkeit. Zwei Formen des B. lassen sich nach Er v in et Os g o o d (1954) unterscheiden: der koordinierte (combined) und der zusammengesetzte (compound). Beim zusammengesetzten System wird die Zweitsprache der Muttersprache zeitlich nachgeordnci gelernt, so daß die sprachlichen Zeichen der Zielsprache den ’Bedeutungen der F-.rstsprachc ankonditioniert werden ( 'bedingte Reaktion). Das koordinierte System resultiert dagegen aus der gleichzeitigen 'Sprachcrlcrnung von zwei Sprachen. so daß hier die Sprach/eichcn mit jeweils eigenen Bedeutungen 'assoziiert sind. Voraussetzung für das koordinierte System ist. daß die

bimodal Kinder in einer sog. «eine Person - eine Sprache« häuslichen Umgebung aufwachsen. Nach neueren Befunden sollen solcherart echt bilinguale Kinder früher als monolingualc fähig sein, die willkürliche Natur der Wort-Objekt-Rclation zu erkennen sowie eine Trennung von Wortlaut und Wortbedeutung vorzunchmcn. Diese Ergebnisse sind von großer pädagogischer Relevanz und haben sich auf die Didaktik des Fremdsprachenunterrichts in Vorschulen und Schulen ausgewirkt. G-M bimodal, zweigipflig (bei einer Häufigkeits-

verteilung) binär [lat. hinije zwei], zweiwertig, zweiteilig. • Eine Variable ist b., wenn sie nur zwei, gewöhnlich durch 0 und 1 symbolisierte Werte annehmen kann. Solche Variablen sind bcispiclsweisedieder ''Aussagenlogik. Binäre Systeme sind Systeme, deren sämtliche Glieder b. Elemente sind, auch solche, deren Eingangs- und Ausgangsvariablen b. sind. Digitale Rechenautomaten sind meistens b. Systeme. 'Dualsystem. • Binäre Stammesgliederung ist der Vorgang der zweiteiligen Stammesspaltung im Zeitalter des 'Totemismus. Binär-Code Code binary digit 'bit binaural, beidohrig. Ggs. monaural, einohrig Bindungsformen (Handschrift) 'Graphologie Binctarium ® Bin e t -Sim o n Binnenkontrast Kontrast binokular, beidäugig. Ggs. monokular, einäugig. ’Raumwahrnehmung Binomial-Vcrteilung, Binomische Verteilung ’BERNOULLi-Vcrteilung

Bioanalysc, nach Fr e u d die Anwendung psa.

Verfahren und Theorien auf biophysische bzw. physiologische Vorgänge. Biodynamisnius [engl. biodynamics], (allg.) die in allem Lebendigen enthaltene Entfaltungskraft. • eine von dem amerikanischen Psychiater J. H. Ma s s e r m a n (1946) entwickelte Theorie, die die Grundbegr. der behavioristischen sowie der psychoanalytischen Schule und der Psychobiologie von Me y e r z u einem einheitlichen System von Grundsätzen zusammenzufassen sucht. Bio-Feedback, eine Rückmeldung der Aktivität physiologischer Vorgänge wie z. B. Hirnströme. Herzfrequenz ctc. in Form von Signalen optischer, akustischer oder anderer Art mit dem Ziel, die eigene bewußte Steuerung scheinbar autonomer körperlicher und seelischer Vorgänge zu ermöglichen. Anwendung vor allem in der ’'Verhaltenstherapie.

Biologie

'psychophysiologische Methodik. © Bir b a u m e r , Le g e w ie L-R biogenetisches Grundgesetz, von E. Ha e c k e l formulierte Regel, nach der in der Ontogenese (Individualentwicklung) oft ein Teil der Phylogenese (Stammesgcschiehte) rekapituliert wird (z. B. werden beim Menschen embryonal Kiemenspaltcn angelegt), 'psychogenetisches Grundgesetz Sch-S Biographie, Lebensbeschreibung. In umfassenderem Sinne als die 'Psychographie eine Darstellung des Lebensablaufs und der Lebenslcistung. Vgl. Autobiographie, Lebenslauf biographische Methode, die allgemeine Methode, den Lcbensablauf und seine erlebnismäßige Spiegelung zu erlassen und für die psychologische Diagnostik und Therapie zu verwerten ( 'Autobiographie, Testanhang). • Der hauptsächlich von der Tiefenpsychologie beschrittene Weg zur psychologischen Erfassung eines Menschen, im Ggs. zur beobachtenden und zur experimentellen Methode. Die b. M. zielt auf das Historisch-Einmalige, im Ggs. zur experimentellen Methode, welche die Erkenntnis des Gesetzmäßig-Allgemeinen anstrebt.© G. W. Al l po r t , Fr e u d , SCHOTTLAENDER, THOMAE

biographisch-literarische Methode (Me u Ma n n ), Verfahren, auf Grund von Lebensge-

schichten, Familienforschung, Vererbungslehre u. a. die Psychographien bedeutender Persönlichkeiten zu erstellen Biokliinatik, Bioklimatologie, die Wissenschaft, die sich mit den Wirkungen des Klimas und des Wetters auf die Organismen befaßt (beim Menschen bcs. als Wetterfühligkeit bekannt). Sehr viele mit Wetter, Klima, Landschaft. Luftdruck, vielleicht auch Strahlungs- und magnetischen Vorgängen verbundene Veränderungen (sehr bekannt die Föhneinbrüche) beeinflussen über das vegetative Nervensystem den Menschen auch ps. nachhaltig. In ps. Sicht verdienen zwei Ansätze zur Klärung dieser Zusammenhänge Beachtung: He l l pa c h s 'Gcopsychologic und der von dem Mediziner M. Cu r r y unternommene Versuch, eine eigene Klima-Typologie zu entwickeln.© Cu r r y , He l l pa c h Biologie, die Lehre von der belebten Natur mit ihrer klassischen Einteilung in die Pflanzcnlchre (Botanik) und Ticrlchrc (Zoologie). Während die B. in ihrer Vergangenheit das systematische Ordnen der Formenmannigfaltigkeit im Vordergrund sah. befaßt sic sich

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Biologismus

seit Beginn des 20. Jhds. vorwiegend mit der Aufklärung funktioneller und entwieklungsgesehiehtlieher Zusammenhänge. Dabei werden chemische, mathematische, physikalische und spezifisch biologische Methoden angewandt. Naeh dem Schwerpunkt der Betraehtensweise läßt sieh die B. in die folgenden wichtigsten Teilgebiete einteilen: Anatomie der Pflanzen bzw. der Tiere, biologische Kybernetik (Regel- und Steuertechniken bei Pflanze und Tier), 'Ethologie (vergleichende Verhaltenslehre), 'Genetik (Vererbungslehre), Humanbiologie (B. des Menschen), Mikrobiologie (Lehre von den Einzellern, Pilzen, Bakterien und Viren), Molekularbiologie (Lehre von biologischen Vorgängen auf molekularer Stufe), Ökologie (Lehre vom Zusammenwirken von Organismus und Umwelt), Physiologie der Pflanzen und Tiere (weiter zu unterteilen in die Funktionszusammenhänge von ’Stoffwechsel, Entwicklung, Bewegung, Sinne), Systematik der Pflanzen und Tiere, Zytologie (Lehre von der ^Zelle). Ein Hauptaspekt nahezu jeder biologischen Betrachtungsweise ist das Klären stammesgeschiehtlieher Zusammenhänge, d. h. der Versuch. die Entwicklung der heute lebenden Organismen aus den ersten biologischen Strukturen abzuleiten. 'Evolution. P-S Biologismus, Erklärung alles Seins, auch des psychischen, vom biologischen Standpunkt aus. Im Extrem ist B. eine einseitige Überbetonung des biologischen Prinzips.® Be r t a LANFFY

Biom, (biol.) eine Lebensgemeinschaft verschiedener Organismen, die ein ’Biotop bewohnt P-S Biomasse, die Gesamtmasse einer ’Popula-

P-S Biometrie, Anwendung der math.-stat. Methoden in den biologischen und ihnen verwandten Wissenschaften. F. Ga l t o n und K. Pe a r s o n , aber aueh der belgische Astronom L. A. J. Qu e t e l e t , der erstmals eine Sozialstatistik in Angriff nahm, sowie G. Me n d e l undG. Th . Fe c h n e r gelten als Begründer. Biomorphose (Bü r g e r ), ein für den gesamten Wandel des Organismus (Gestalt wie Funktionen) ausgegebencr Begr., der besonders auch in die Geriatrie und Gerontologie Eingang fand Bionik [gr., Kurzw. aus Biologie u. Technik], beachtet vergleichend die biol. mit den teehn. Funktionsweisen (und umgekehrt), sucht die Prinzipien beider wechselseitig zu nutzen tion

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biozentrisch bionom, bionome Ordnung (Ro t h s c h u h ), die

lebensgesetzliche Ordnung. Bez. für die allen Lebenserseheinungen innewohnende biologisch-gesetzmäßige Ausrichtung (neben der physikalischen bzw. psychologischen). Biopsychismus, die Erklärung aller Lebenserseheinungen als biopsychiseh, d. h.: kein Leben ist ohne zugeordneten ps. Prozeß. Biorhythmus, Lebensrhythmus (i. w. S. aueh Perioden, Phasen, Zyklen), gesetzmäßig wiederkehrende physiologische Abläufe bei Pflanze und Tier, die endogen (»innere Uhr«) oder exogen ausgelöst werden können; der Mensch besitzt in seinen Aktivitäts- und Ruhephasen einen inneren Rhythmus, der nur geringfügig von der normalen, astronomischen 24-Stunden-Periodik abweieht (As c h o f f 1962) P-S biotische Beobachtung, in der Ps. diejenige Beobachtung, die so lebensbezogen abläuft, daß der Beobachter sieh seiner Sondersituation nieht bewußt wird. ‘Feldstudie, ’Beobachtung biotisches Experiment, naeh Go t t s c h a l d t (1942) dasjenige Experiment, das bestmöglich auf ein lebensbezügliehes Versuchsgesehehen ausgeriehtet ist. • B. Spie g e l (1965) stellte dem b. E. das quasibiotisehe Experiment an die Seite, bei dem die Vp zwar weiß, daß es sich um ein Experiment handelt, aber nieht erkennen kann, wann und wo das Entscheidende im Versuchsgesehehen abläuft. ’Wirkliehkeitsexperiment Biotonus, der ursprünglich von M. Ve r w o r n für die dem physiologischen Status entsprechende Lebensenergie eingeführte Begr. wurde von G. Ew a l d auf die temperamentabhängige Spannungslage neu ausgeriehtet und damit eine eigene 'Temperamentenlehre geschaffen: straffer - durchschnittlicher schlaffer B. Temperament ist Funktion der Anlage, also erbbedingter B.(l ) Ew a l d Biotop, Lebensraum. Im exakten ökologischen Schrifttum (insbesondere im englischen Sprachgebiet) bezeichnet der Begriff B. nur die abiotisehen (unbelebten) Faktoren eines Lebensraumes. 'Ökologie Sch-S Biotypus (Jo h a n n s e n ), »reiner Typus«. Elementarrasse. »reine Erblinie«, Erbstamm, die letzte systematische Unterteilung der Art, kleinste in ihren Erbanlagen völlig einheitlich gedachte Gruppe von Lebewesen. • Svw. Konstitutionstypus. Vgl. Biotonus biozentrisch, von Kl a g e s eingeführter Begriff, der dem Begriff des Logozentrisehen

Biozönose

Blinddiagnose

entgegengesetzt, vom Seelischen ausgeht und im Gegensatz zu einem rationalen Denken mehr symbolisch und verstehend ist. Biozönose, Begr. der Ökologie, unter dem sämtliche belebten Faktoren eines bestimmten Lebensraumes zusammengefaßt werden. 'Ökologie Sch-S bipolar, zweipolig, i.ü.S. gegensätzlich Bipolarität von Eigenscnatten, die Annahme, daß Persönlichkeitseigenschaften in Gegensätzen auftreten. Z. B. die Dimension Extraversion, Introversion. /Persönlichkeitsfaktor, zrsemantisches Differential R-S biseriale Korrelation zZweizeilen-Korrelation Bisexualität, Doppelgeschlechtigkeit. • (physiol.) Das Vorhandensein von Geschlechtsorganen bzw. Geschlechtsmerkmalen beider Geschlechter bei einem Individuum. Zwittertum(/’Hermaphroditismus), bei höheren Tieren und beim Menschen Mißbildung. • (ps.) Auf beide Geschlechter gerichteter Sexualtrieb. B-I-T © Ir l e bit, Abkürzung für binary digit. Maß für die /'Entropie eines Ereignisses oder eines Ereignisfeldes in der "Informationstheorie. Die Entropie H einer Menge einander ausschließender Ereignisse a! . .. an beträgt n

H = - £ p(a.) 10g2 p(a.) bit. f-i

Bei Gleichwahrscheinlichkeit vereinfacht sich dieser Ausdruck. H beträgt dann log2 n bit. Die Entropie H (aj eines Ereignisses ai beträgt log2 p (as) bit. Die Entropie eines Ereignisfeldes in bit kann interpretiert werden als die minimale durchschnittliche Anzahl binärer Fragen, die notwendig sind, um zu erraten. welches Ereignis stattgefunden hat, oder als minimale Anzahl von Binärziffern (binary digits), die man braucht, um die Ereignisse zu codieren (■'Code). Bivalenz, Doppelwertigkeit. Z. B. ist ein Test bivalent, wenn er in 2 Richtungen reizwirkend ist. 'Ambivalenz bivariat, zwei Variablen enthaltend, in zwei Dimensionen variierend. Der Terminus wird gebraucht, wenn eine Verteilung von einem Paar von Variablen X] und x2 vorliegt und beide Variate in Beziehung gesetzt werden sollen. • Die b. Binomial-Vcrteilung ist eine Ausweitung der Binomial-Vertcilung ( ’Be r n o u l l i -Verteilung). 'multivariat BKT © Tr a u e r

Blacky-Pictures-Test © Bl u m Bläschenkeim "Blastula Blastula, bei vielen vielzelligen Tieren entsteht aus der befruchteten Eizelle durch Zellteilung eine einschichtige Hohlkugel, die als

B. bezeichnet wird. "Keimesentwicklung, /'Morula Sch-S Bleche ordnen © Lipm a n n -St o l z e n b e r g BLED © Br u n e t Blendung, Störung der Sehleistung dadurch, daß die Anpassungs-( "Adaptations-)Möglichkeiten des Gesichtssinnes überfordert werden. B.Ursachen sind z. B.: zu hohe Leuchtdichten - abrupte Änderung des Leuchtdichteniveaus - zu große Kontraste. Ausgang können hierbei sein (u. a.): die Lichtquelle, Reflexionen, Streumedien wie Nebel, Rauch, Schneefall. - Man unterscheidet zw. physiologischer und psycholog. B. (erstere mit objektiver, letztere mit subjektiver Einschränkung der Sehleistung bzw. Sehbefindlichkeit). Oft wirken aber beide zusammen, wie z. B. die B. des Autofahrers bei tiefstehender Sonne und feuchter (reflektierender) Strasse belegt. © Sc h o b e r 1964 BLEULERsches Psychosyndrom 'Psychosyndrom, organisches Blickebene, jede durch die /’Blicklinien beider Augen gelegte Ebene. Die Grundlinie dieser Blickebene ist die Verbindungslinie der beiden Drehpunkte, die transversale Augenachse. Blickeinstellung, beim Neugeborenen entwikkelt sich die B. in vier Abschnitten bis zur bewußten Fixation, a) planloses Umherschauen ; b) anstarren heller Flächen (2. bis 5. Woche); c) reflektorische Blickeinstellung; d) willkürliche Blickeinstellung und Suchen eines Objekts. Blickfeld, Gesamtraum, den das bewegte Auge bei unbewegtem Kopfe fixieren kann. Blickpunkt ist der auf der Blicklinie liegende Mittelpunkt des fixierten Objekts. Blicklinie ist die Verbindung zwischen Fixationspunkt und Drehpunkt des Auges. Blickfeld daher auch Gesamtheit aller derjenigen Punkte, die im allgemeinen das Sehfeld des ruhenden und bewegten Auges ausmachen. B. spielt i. ü. S. eine Rolle bei der Aufmerksamkeit, ebenso der ’’Apperzeption und "Perzeption. Blinddiagnose, eine Diagnose ohne Kenntnis der Fragestellung und der untersuchten (bzw. getesteten) Person, wobei nur auf das Testprotokoll (oder bei graphologischen B. auf

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Blindenpsychologie

die Schrift ohne Kenntnis des Schreibers), zurückgegriffen wird. B. weisen sehr große Mängel auf und sollten von einem verantwortungsbewußten Diagnostiker nicht gestellt werden. Auch für die Bewährungsuntersuchungen von Testverfahren sind B. nicht zu empfehlen. Hä-R Blindenpsyehologie, Teilbereich der Angew. Psychologie, der sich mit den erlebens- und verhaltensmäßigen Auswirkungen des Blindseins und dem hochgradig Sehbehinderten befaßt. Die B. hilft einerseits, die individuelle Lage des Blinden und dabei besonders auch die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu diagnostizieren (Intelligenz, sensorische, motorische, persönlichkcitsspezifischc Begabung), andererseits sucht sie dem Blinden bei der »Verarbeitung« seiner 'Mindersinnigkeit zu helfen. - Weiterhin bemüht sich die B., die generellen Abweichungen im ps. Funktionsgefüge des Blinden gegenüber dem normalen Organismus zu erforschen, etwa die räumliche Orientierung, die besondere Leistung des Tastens und Hörens oder die spezifische Beeinträchtigung der Sprachentwicklung bei Blind-Geborenen (z. B. Verspätung in der Ausbildung der sensumotorischen Schemata) oder den Verlust des Erlebens jeder Art visuell-künstlerischer Impression. • Auf den Ergebnissen der Forschung baut die Blindenpädagogik ihre pädagogischen und didaktischen Maßnahmen auf, mit dem Ziel, durch besondere Bildungsarbeit (wozu heute weitgehend technische Hilfsmittel gehören wie Lesegeräte, Lichtprothesen, elektronische Blindenführgeräte) den Blinden an die Welt der Sehenden anzupassen. blinder Fleck 'Ma r io rTEscher Fleck Blindverfahren, Blinddiagnose Diagnose Blindversueh, Versuch, der vorgenommen wird, um die äußeren Bedingungen des Versuchs zu kontrollieren oder um die Vp an die Versuchssituation anzupassen. • Eine in Arzneimittclversuchcn verwendete Bez. für den Umstand, daß die Vp über die Art der verabreichten Pharmaka nichts weiß. Wenn weder die Vp noch der VI bei einem solchen Versuch wissen, welches Pharmakon verabreicht wird, so bezeichnet man das Verfahren als Doppclblindversuch. Damit sollen mögliche Suggestionseinflüssc ausgeschlossen werden. 'Leerpräparat Block, Blockierung, Bez. für Sperre, 'Hemmung, Unterbrechung. B.dauer meist 0,5-10 s. • Psychologie : (a) MentalerB.: schein-

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Bogengänge

bar unmotivierte (unbewußte) Unterbrechung einer Gedankenkette bzw. einer S-RFolge. (b) Erinnerungs-B.: momentane Nicht-Verfügbarkeit erlernter Inhalte, (c) Affekt-B.: psychopathologische Emotionshemmung. (dagegen:) (d) emotionaler B.: kurzzeitige Leistungshemmung (bzw. Hemmung d. Wahrnehmens, Denkens) durch emotionale Erregung. • Physiologie: Unterbrechung einer normalen Reizleitung (z. B. Synapsenb., Herzb.) • Statistik: Stichprobe homogener Einheiten; durch 'Diskriminanzanalyse wird der Intrablockeffekt (Variation innerhalb der B.) vom Interblockeffekt (Variation zwischen d. B.) getrennt. T) Bä v m l e r 1967 L-R Bloek-Counting Test (t ) Kr a m e r , Ye r k e s Bloek-Design Test © Ko h s , We c h s l e r Bloekdiagramm 'Kybernetik, /Regelkreis Blödsinn, höherer Grad von Geistesschwäche als Schwachsinn ( 'Dementia) Blutdruck ’Ausdrucksmethode. 'Ausdruckssymptome BLUMENFELD-Allee, BLUMENFELDsche Distanzallee. Bez. für den von W. Bl u m e n f e l d (1913) im Anschluß an Beobachtungen von F. Hil l e b r a n d entwickelten sog. Alleenversuch : Sollen von einer Vp im verdunkelten Raum zwei Reihen von Lämpchen so angeordnet werden, daß sie geradlinig und parallel erscheinen, so ist das Ergebnis anders, als wenn paarweise einander entsprechende Lämpchen jeweils auf gleichen anschaulichen Abstand geordnet werden sollen. Das Phänomen hat eine eingehende Erörterung über die Raumwahrnehmung (nichteuklidische Struktur des visuellen Raumes?) ausgelöst. © Bis c h o f . Dr ö s l e r body-sway-test, objektiver Test zur Messung von Persönlichkeitseigenschaften. Den Vpn wird in der Grundstellung suggeriert, ihr Körper bewege sich nach vorne. Ey s e n c k hat diesen Test häufig verwendet. Hohe Suggestibilität korreliert mit ’Neurotizismus. Hä-R BoGARDVS-Skala, eine von E. S. Bo g a r d l s entwickelte Meßmethode zur Bestimmung d. sozialen 'Distanz. Diese wird auf7 Umgangsdimensionen bezogen und reicht von »würde ich heiraten« bis »würde ich nicht in meinem Lande wohnen lassen«. © Bo g a r d l s Bogengänge, drei im Ohre liegende c-förmig gebogene Knochenröhrchen. Sie enthalten eine Flüssigkeit, die auf Gefäße der Bogengangenden je nach der Bewegungsart drückt und eine Empf. für die körperliche Lage,

BÖHNY-Test

Stellung, Drehung (Orientierung) vermittelt. Hierauf beruht wohl auch der ^Drehschwindel. Taubstumme, deren B. oft zerstört sind, werden durch Drehung nicht schwindlig. Reizung der B. löst Taumel- und Drehbewegungen aus. BÖHNY-Test, kein Test i. e. S. Aufzählung von Berufen mit der Frage, ob sie zusagen oder nicht und warum. In der Berufsberatung (bes. der Schweiz) wird dies als Unterlage zum Beratungsgespräch verwendet. © Bö h n y BoNHOEFFERSches Psychosyndrom /Psychosyndrom borderline [engl.], am Rande, an der Grenze stehend, z. B. zwischen normal und defekt, b.case = Grenz-(Rand-)Fall, z. B. Randpsychose. BPI © Be r n r e u t e r BPT © Bl u m Brachycephalus [gr. brachys kurz, kephale Kopf]’. Kurzkopf. Ggs. Langkopf = Dolichocephalus. Mesocephalus = Mittelkopf. Vgl. cephal Bradyarthrie [gr. bradys langsam, arthron Gelenk], abnorm verlangsamte Artikulationsbewegungen, die zu verlangsamtem /’Sprechtempo (/Bradylalie) führen G-N Bradykardie [gr. kardia Herz], langsame Herztätigkeit Bradykinesie, syn. Hypokinese, motorische Antriebsstörung, verlangsamte Bewegung Bradylalie, abnorm verlangsamtes /Sprechtempo; ebenso wie das Gegenteil (/Propulsion, /Tachylalie, /intraverbale Akzeleration) ein häufiges Symptom von /dysarthrischen /Sprachstörungen G-N Bradyphrasie, verlangsamtes Sprechen als Folge zentraler Störungen Bradyphrenie, syn. Bradypsychie, Hypophrenie. ausgeprägte Verlangsamung aller ps. Abläufe, dieüberwiegendod.nurzusätzlichdurch hirnorgan. Störungen ausgelöst sein kann. Bradyteleokinese, Symptom bei Kleinhirnerkrankungen, wobei beabsichtigte und in der Ausführung begonnene Bewegungen vorzeitig abbrechen BRAiDismus, Bez. für die 1841 von "Br a id bekanntgegebene Beobachtung, daß das längere Anstarren von glänzenden Flächen bzw. Gegenständen schlafartige Zustände hervorzubringen vermag. Br a id wurde mit der weiteren Erforschung und der therapeutischen Anwendung dieses Zustandes (^Faszinationsmethode) zu einem der Entdecker des 'Hypnotismus.

BROWNianismus

BRAILLE-Schrift, nach ihrem Erfinder benannte Punktschrift für Blinde. Für jeden Buchstaben wird eine Anordnung von einem bis zu fünf Punkten gewählt, die erhaben auf

die Papieroberfläche gepreßt sind und vom Blinden abgetastet werden. brainstorming [von am. fam. brainstorm Geistesblitz, glänzende, verrückte Idee], auf A. F. Os b o r n s Vorschlag zurückgehende, die kreativen Einfalle begünstigende Diskussionstechnik, bei der die Gruppe versucht, für ein spezifisches Problem Lösungen dadurch zu finden, daß zunächst alle spontanen Einfälle (im Zustand intellektueller Hochstimmung erzeugte Ideen gleich welcher Qualität) gesammelt und erst später gesichtet und kritisch beurteilt werden. ’’Kreativität. © Os b o r n 19572) Mii-e • Zur Kritik: Ta y t o r et al. (1958) belegen exp., daß in der Einzelsituation mehr alternative und qualitativ bessere Lösungen von nominalen Gruppen zu viert als von realen Vierergruppen erzeugt werden (zit. nach Vr o o m 1969 232). © Du n n e t t e 1963, La m m u . Tr o m m s d o r f 1973 B-S branching [engl. Verzweigen], die Konstruktion (Technik) von Lehrprogrammen, bei der das Hauptprogramm mit Unterprogrammen (Schleifen, zusätzlichen Lernwegen) versehen wird. BRAVAlS-PEARSONscher Korrelationskoeffizient /PEARSONscher Korrelationskoeffizient Breitband /Bandbreite Bremsfahrtprobe © He r w ig BRENTANOsche Täuschung, bei der Gegenüberstellung von zwei gleich grossen Kreisen erscheint der eine Kreis dann größer, wenn er von einem größeren, konzentrischen Kreis umschlossen wird, /geometrisch-optische Täuschung BRETONsches Gesetz, eine Formel, die als Substitut für das WEBERsche Gesetz vorgeschlagen wurde und besagt, daß eine parabolische Beziehung zwischen Reiz und ebenmerklichem Unterschied besteht. Briefumschlag-Schneiden © Po ppe l r e u t e r Brillen-Versuche 'Störungsexperimente BROCASche Windung, die 1861 von B. entdeckte Stelle der dritten linken Stirnwindung (an der sog. Sylvischen Furche) des Großhirns, die Sitz des motorischen Sprachzentrums ist. "Aphasie Bronzekrankheit ’'ADDisONschc Krankheit Br o y y Manismus, die im 18. J hd. lebhaft diskutierte Anschauung (von J. Br o w n 1780 be-

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Brücke, Pons

CAT

gründet), nach der sieh die lebenden Organismen von den leblosen Stoffen nur dureh die »Reizbarkeit« unterscheiden, also alles Leben auf Reiz und Reizbeantwortung beruht. Das Gleichgewicht bewirke Gesundheit. Verminderung der Reize Asthenie, Vermehrung, 'Sthcnie. Brücke, Pons, Teil des Hirnstamms zwischen verlängertem Mark und Gehirnsehenkeln (Vierhügel ’'Gehirn). Brunst, Bez. für den Rhythmus (Schwankungen) bzw. die Kulmination in der sexuellen Aktivität. Bei fast allen höheren Tieren vorhanden, fehlt sie beim Menschen und Menschenaffen oder ist hier nur über den Monatszyklus im Ansatz zu erkennen. Brutpflegeverhalten, (biol.) Verhaltensweisen adulter Tiere gegenüber ihrer Nachkommenschaft. Das B. kann bereits kurze Zeit nach Geburt der Jungtiere enden oder noch anhalten, wenn diese schon selbständig sind. P-S BSET ® Ba a r BSR, Bizeps-Sehnenreflex B-TAT © Ba c h r a c h B-T-S (t ) Ho r n B-Typ, nach W. Ja e n s c h eine (im Grenzfall in der Basedow-Erkrankung konkretisierte) konstitutionelle Spielform, die durch lebhaf-

tes Mienenspiel, glänzenden Blick und bestimmte eidetisehe Verhaltensweisen auffällt. Innere Sekretion soll mitwirken. Vgl. T-Typ, Eidetik. © W. Ja e n s c h Büeherkatalog-Test © Tr a .m e r -b a u m g a r t e n Buchstaben zu Worten kombinieren © Te r m a n , Wh ippl e Bulbus, bulbär [lat. Zwiebel, Anschwellung], bidbus spinalis = medulla oblongata = verlängertes Mark, bzw. damit in Beziehung stehend ( zGehirn). • bulbus oculi = Augapfel. Bulbärsprache, die gestörte, schlecht artikulierte Sprache (wie mit einem Kloß im Munde) bei Erkrankungen von "Brücke und ^medulla oblongata. Bulimie [gr. bits Ochse, limbs Hunger], krankhafter Heißhunger Bumerang-Effekt, Auswirkung einer zur Meinungs-, Einstellungs- oder Verhaltensänderung gegebenen Nachricht in einer der Absicht des Senders entgegengesetzten Richtung. Der B. tritt naeh Sh e r if u . Ho v l a n d (1961) ein, wenn die Nachricht in des Adressaten »latitude of rejection« fällt. 'Einstellungsänderung, 'Assimilation-KontrastTheorie. © Gr a u m a n n 1972 1162 B-S Bündel "Chunk bystander-behavior 'Altruismus

California Test (verschiedene) © Ba y l e y ,

gungen zum Mitvollzug der Bewegungen treibt, 'Ideo-Realgesetz ease-history 'ease-study-method ease-study "Fallstudie case-study-method [engl. Fallstudienmeth.], in Amerika entwickelte Mcth. zur Feststellung und Ordnung aller erfaßbaren Lebensdaten, Umweltverhältnisse und deren Einflüsse auf den Entwieklungsvorgang eines Individuums. Die Bez. ease-study meint mehr die Technik der Erhebung die Bez. casehistory die zusammengefaßte Beschreibung. ® G. W. Al l po r t ease-work, amerikanischer Ausdruck für die fürsorgerisehe Betreuungsarbeit am einzelnen Fall. © H. Kr a u s CAT, Computer Assisted Testing, die in Analogie zu CAI (Computer Assisted Instruction) benutzte Abkürzung für die Verwendung von elektronischen Rechenanlagen für die Testdiagnostik. Dabei kann der Computer für die

Go u g h , Tie g s Cannabis [cannabis indica], Hanf, Maulbeergewäehs, aus dem Haschisch (Indien) und Marihuana (Südamerika) zubereitet wird. "Pharmakopsyehologie, 'Psychopharmaka Cannabismus [gr. kännabis Hanf), Sucht, "Haschisch zu genießen, auch Cannabinomanie genannt CANNON-Syndrom, eine Notfallsfunktion. Plötzliche starke körperliche oder ps. Belastung führt zur reflektorischen AdrenalinAusschüttung mit Blutdruck- und -zuekeranstieg. Damit ist 'Sympathikotonie verbunden. ® Ca n n o n , 1928 capacity [engl.] "ability Carcinophobie [gr. karkinos Krebs], Angst, krebskrank zu werden Cardiazolschock 'Schocktherapie Ca r pe n IER-Effekt, der Vorgang, daß das Wahrnehmen (aueh Vorstellcn) von Bewe96

CAT

Testdurchführung (Schreibmaschine - Konsole) wie für die Berechnung der Testwerte und die Testinterpretationen verwendet werden. Für die Persönlichkeitsfragebogen und die Leistungstests ist das CAT schon weit entwickelt. Beim MMPI werden z. B. die individuellen Testprofile von Pbn automatisch mit gespeicherten Profilen verglichen. Im Computer ist die Interpretation der Testprofile gespeichertund wird als Befund abgerufen. 'Computerdiagnostik. ©Bü r l i 1973 Hä-R CAT © Be l l a k C-A-T, College Ability Tests caudal [lat. cauda Schwanz], schwanzwärts, dem Hinterende zu gerichtet. Ggs. ’cephal CAVD-Test © Th o r n d ik e CCC, engl. consonant trigram, in Lernversuchen verwendete Folge von 3 Konsonanten CE, constant error, konstanter (systematischer) 'Fehler ceiling-Effekt, tritt auf, wenn die Schwierigkeit eines Tests so gering ist, daß auch Individuen mit einer nicht extremen Ausprägung des im Test gemessenen Merkmals den maximalen Testwert erzielen. Daraus resultiert, daß zwischen diesen Individuen und solchen mit einer extremeren Merkmalsausprägung auf Grund dieses Tests nicht differenziert werden kann. Mi-A Centil 'Zentil centrifugate Nerven [lat. ft/gere fliehen] 'afferente Nerven centripetale Nerven [lat. petere hinstreben] 'afferente Nerven Centroid-Methode, von L. L. Th ü RSTONE (1935) eingeführte relativ einfache Rechenmethode zur Extraktion eines »Faktors«, dessen Ladungssumme maximal ist ( ’Faktorenanalysc). Die C. wird sukzessiv auf die Korrelationsmatrix und die jeweiligen Restkorrelationsmatrizcn angewendet, wobei die Variablen so definiert (umgepolt, »reflektiert«) werden müssen, daß vor jeder Extraktion eines Faktors möglichst viele positive Korrelationen in der Matrix entstehen. M-R cephal [gr. kephale Kopf], das Kopfende betreffend. Als Nachwort »Kopf«, z. B. Brachycephalus = Breitkopf, Dolichocephalus = Langkopf, Mesoccphalus = Mittelkopf. In gleicher Wortbildung zahlreiche Unterarten wie Klino- (Sattel-), Lepto- (Schmal-), Oxy- (Spitz-), Pachy- (Dick-). Plagio(Schicf-), Platy- (Flach-), Spheno- (Keil-), Trochocephalus (Rundkopf). Ggs. 'caudal Cephalisation 'Enzephalisation

Charakter

CER, conditioned emotional response, z. B. konditionierte Furcht, gemessen an Reaktionen des autonomen Nervensystems, z. B.

Herzschlagfrequenz Cerebellum [lat.], Kleinhirn. Der hintere, untere, weniger umfangreiche Teil des Gesamthirns ; Sitz der Erhaltung des Gleichgewichts, des Muskeltonus u. der richtigen Zuordnung gleichzeitiger Bewegungen. cerebral, zum Gehirn gehörig, das Großhirn betreffend cerebraler Typus (Sig a u d ), Gehirntyp, Körperbautyp, der durch das Vorherrschen der Hirnfunktion gekennzeichnet ist. zTypologie u. Tafel zu Körperbautypen. © Sig a u d Cerebration 'Enzephalisation cerebrospinalesNervensystem 'Nervensystem Cerebrum [lat.], Gehirn Großhirn. Ist Zentralorgan sämtlicher Sinneswahrn., des Denkens und aller höheren Bew.inhalte. Vgl. Gehirn CFF, critical frequency offusion, /’Flimmerverschmelzungsfrequenz CFT 3 (Culture Fair Test) © Ca t t e l l et al. Chaeromanie [gr. chairo sich freuen], krankhafte Heiterkeit Cha-Do, der »Teeweg«, eine ps. Methode des Zen-Buddhismus in der Zubereitung und dem Genuss des Tees. Gehört zu jenen japanischen Traditionen, die vom Praktischen her zur Findung des innersten Selbst führen wollen. S-G Chakra, [ind. Kreis, Rad, auch Lotusblume], Zentren übersinnlicher Wahrnehmung und Lebensenergien nach Vorstellungen des Hinduismus. Die Hauptchakras liegen im Körper des Menschen entlang dem Rückenmark. Sie können im Wege des zYoga geweckt werden und werden in Beziehung zu best. Gottheiten vorgestellt. S-G Chancengleichheit, bildungs- und sozialpolitisches Postulat: jeder solle unabhängig von seiner sozialen Herkunft und wirtschaftlichen Lage eine seinen Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erhalten bzw. die Möglichkeit dazu garantiert bekommen. /’Bildungschancen Mii-E Charakter [gr. charässein ritzen, prägen], ursprünglich svw. eingeprägtes Zeichen, dann Kennzeichen, Merkmal, an dem etwas erkanntwird. • In der Ps. vor allem im deutschsprachigen Raum das Gesamtgefüge der die individuelle Besonderheit eines Menschen kennzeichnenden 'Eigenschaften; die Wissenschaft davon, die zCharakterologie, ging in der zPersönlichkeitspsychologie auf. •

97

Charakteraufbau nach Kl a g e s

.£ ’uEb

0) unterzogen werden (/Skala). Da in der Ps. explizite Meßmodelle in vielen Fällen (z. B. Intelligenzmessung) nicht existieren, wird eine vorläufige Rechtfertigung für die Verwendung eines bestimmten numerischen Systems gesucht: (a) in der hohen empirischen Validität (z. B. optimale Vorhersage intellektueller Leistungen), (b) in der differentialps. Beschreibung (z. B. Prozentrang), die jeden Meßwert zur Verteilung der Meßwerte in einer Population in Beziehung setzt, (c) in der angenommenen Fähigkeit der Vpn, numerische Werte in sinnvoller Weise zur Kennzeichnung bestimmter objektiver Beziehungen zu verwenden (z. B. Verhältnisherstellungs- u. a. Methoden »direkter« /Skalierung). In anderen Wissenschaften ist die Entwicklung von Meßmodellen wegen der Möglichkeit der Operation der realen Verkettung (z. B. Zusammenlegen von zwei oder mehr Gewichten auf einer Seite einer Waage; Aneinanderreihen von Wegstrecken) meist unproblematisch, die resultierenden Maßsysteme sind Intervall- oder Verhältnisskalen. In der Ps. wurden erst in neuerer Zeit fundamentale Meßmodelle entwickelt, die unter bestimmten Voraussetzungen die Herstellung von Intervallskalen ermöglichen, ohne daß die Fähigkeit der Vp zu einer sehr differenzierten direkten Skalierung ungeprüft hingenommen wird. So geht die Meßtheorie von Pf a n z a g l (1959) von der Gleichteilungsoperation aus, die (z. B. nach Experimenten von Wit t e ) für viele Daten dem Bisymmetrieaxiom gehorcht. Danach muß der subjektive Gleichteilungspunkt G zwischen den Gleichteilungspunkten G (a, b) und G (c, d) identisch dem Gleichteilungspunkt zwischen den Gleichteilungspunkten G (a, c) und G (b, d) sein: G [G (a, b), G (c, d)] = G [G (a, c), G (b, d)] G(c,d)

G(a,b)

.------ 1------ .------ >-------H------ 1------ •-------1------ • a

b

G(a,c)

G(b,d)

c

d

369

Metabolismus

Weiters wurden Meßmodelle entwickelt, welche, von Ordinaldaten ausgehend, Intervallskalen abzuleiten gestatten, aber zum Unterschied von den älteren »indirekten« Skalierungsmethoden empirisch prüfbare Voraussetzungen enthalten, z. B. das von der Auswertung verschiedener Wirkungskombinationen mehrerer unabhängiger Variablen auf eine abhängige Variable ausgehende Modell des »additive conjoint measurement« (Lu c e u . Tu k e y 1964). © Co o m b s . Lu c e , Six t l M-R Metabolismus [gr.], Veränderung, allg. das beim Stoffwechsel (mit seinen dauernden Veränderungen) Entstandene, der Stoffwechsel selbst. Anabolismus ist Bez. für die Aufbauprozesse und Katabolismus für die Abbauprozesse des Stoffwechsels. Metabolit, Produkt, das während des 'Stoffwechsels auftritt Metagenese 'Generationswechsel Metagnom, in der Paraps, eingeführte Bez. für denjenigen Menschen, der als Mittler bei okkulten Phänomenen unerläßlich ist. Die Bez. wurde von Dr ie s c h als Ersatz für das Wort »Medium« empfohlen. Metakommunikation, eine 'Kommunikation, in der ein Kommunikationsverhältnis als solches zum Gegenstand eines Informationsaustausches gemacht wird ( ’'nichtverbale Kommunikation, /'Metasprache) K-I Metameren [gr. meros Teil], die entwicklungsgeschichtlich nacheinander entstandenen Körperabschnitte. Reste sind z. B. die »metameren« /Innervationen der Haut von bestimmten Rückenmarksegmenten. Metamorphopsie [gr. metamorphbo umgestalten], Verzerrtsehen von Gegenständen durch Lageveränderung der Netzhaut Metamorphose [gr.], Umgestaltung, Verwandlung. • (ps.) strukturelle Veränderung. • (biol.) Vorgänge, bei denen ein Individuum einem grundlegenden Gestaltwandel unterworfen wird (z. B. Verwandlung einer Puppe zu einem Schmetterling) Sch-S Metanerg, Begr. aus der Persönlichkeitstheorie von R. B. Ca t t e l l . Bezeichnung für eine erworbene psychische »Wurzeleigenschaft« (source-trail). Die M. umfassen die sogenannten »abgeleiteten Antriebe« wie Gesinnungen, Interessen und Einstellungen (vgl. Erg, Propensity). Metanoia [gr. Sinnesänderung, Reue], bei 'Initiationen das Abscheiden des alten und »Geborenwerden« eines neuen Menschen Metaphysik, zuerst Titel derjenigen Schrift des Ar is t o t e l e s , die hinter den die Physik

370

Methode

betreffenden Schriften zu stehen kam. Da sie die Ansichten des Ar is t o t e l e s überdie »letzten Gründe« enthält, ist M. zum Inbegriff der Lehre vom Übersinnlichen, von dem über die Erfahrung Hinausgehenden geworden, metaphysisch, überempirisch, transzendent, transphysisch Metapsychik, Metapsychologie, analog zur Bez. Metaphysik gebildeter Begriff. Umfaßt das das Normalpsychische überschreitende Geschehen, somit das Transzendent-Psychische, bzw. das Gebiet der 'Paraps. • Bei Fr e u d zielt der Begr. auf eine ontologische Analyse, d. h. aufdie Erfassung des Seins, des Wesens und letzten Grundes der empirisch beobachtbaren Erscheinungen (z. B. Kennzeichnung des Es als des Wesensgrundes aller triebhaften und auf Lustgewinn gerichteten Erscheinungen im Denken, Fühlen und Handeln). Metasprache, ^Sprache. Verständigungssystem, mit dem über Sprache(n) gesprochen wird. Kann man mit einer »Objektsprache« beispielsweise über Objekte des alltäglichen Lebens sprechen, so werden in der M. Anteile einer Objektsprache zum Gegenstand der 'Kommunikation, (t) Sc h n e l l e 1973 K-I Metatropismus, Umkehrung des dem eigenen Geschlecht entsprechenden Geschlechtsempfindens in das des anderen Geschlechts, so daß es beim Mann weiblich und bei der Frau männlich wird. Der Begr. stammt von Magnus Hir s c h f e l d . Mctcmpsychosc [gr. metempsychosis], Umscelung, d. i. Versetzung der Seele aus einem Leib in den anderen, Seelenwanderung. Die Vorstellung des Überwechselns der Einzelseele beim Tod des Körpers in einen neuen Körper (auch etwa in Tierkörper oder gar Pflanzen). Metencephalon 'Gehirn Mcteoropsychologic, Bez. für die Zusammenhänge (Abhängigkeit) ps. Vorgänge mit dem Wetter (den wetterbestimmenden Faktoren) Methode [gr. melhodos das Nachgehen], ein planmäßiges Verfahren einer Wissenschaft, mit dem Erkenntnisse gewonnen werden sollen (allgemeiner auch die Weise, in der bestimmte Ziele erreicht werden können). Die allgemeinen logischen Methoden wie 'Induktion und 'Deduktion sind allen Wissenschaften gemeinsam, die besonderen empirischen Methoden werden durch die Eigenart des Gegenstandes bestimmt. Die empirischen Grundmethoden der Psychologie sind Erleb-

Methode der kleinsten Quadrate

nis-(Selbst-)Beobachtung und Ausdrucks(Fremd-)Beobachtung. Von diesen sind weitere Methoden abgeleitet. Eine besondere Ausgestaltung ist die experimentelle Beobachtung (/Experiment) oder z. B. die systematische Befragung (/Exploration). Beide können sowohl an die Selbst- wie an die Fremdbeobachtung anknüpfen. Zur weiteren Verarbeitung der aus der Beobachtung gewonnenen Ergebnisse dienen die Methoden der Statistik. Neben den allgemeinen Erklärungsweisen für beobachtete Zusammenhänge besitzt die Psychologie noch die Methode des ’Verstehens. - Die Geschichte der neueren Psychologie ist durch umfangreiche Erörterungen methodischer Probleme gekennzeichnet. In letzter Zeit wird aber, besonders auf Grund der wechselseitigen Ergänzung von Experiment und Statistik, eine Konsolidierung der psychologischen Methodik erkennbar. Vgl. Beobachtung © Br u n s w ik , Ed w a r d , Fr a is s e , Pa u l i -Ar n o l d ,W. St e r n Methode der kleinsten Quadrate, eine Methode der Kurvenanpassung, bei der die Parameter der Kurve so bestimmt werden, daß die Summe der quadrierten Abweichungen der beobachteten Werte von den korrespondierenden Punkten der Kurve ein Minimum wird. Die M. d. k. Qu. wird zur optimalen Anpassung theoretischer an empirische Verteilungen verwendet. Mi-A methode des fables © Düss methode des histoires ä completer © THOMAS Methodenfaktor, in der faktorenanalytischen Forschung derjenige /Faktor, der sich durch die spezielle Methode der 'Datenerhebung ergibt, wenn zur Messung identischer Verhaltensbereiche verschiedene Erhebungstechniken eingesetzt werden. Beim Vergleich von Selbstbeurteilungen mit Hilfe von ^Fragebogen und Vcrhaltensbeurteilungen durch ’Ratingverfahren lassen sich solche, nur auf die Methode zurückführbaren Faktoren nachweisen. Bei M. kann es sich um reine Artefakte, aber auch um spezifische Unterschiede handeln. Hä-R metrische Grundformen ’Rhythmus, Hebung, Takt metrische Stufenleiter für Bewegungsfähigkeit © OSERETZKY, SLOAN

metrische Tests ’entfaltende Tests Metromanie [gr. meter Mutter] ’Nympho-

manie

metromorph, Begr. aus der Konstitutionstypologie von Co n r a d . ’Typologie

Migräne Metron /Informationstheorie Metronom, ein durch Federantrieb schwin-

gendes, aufrecht stehendes Pendel, dessen Ausschläge durch ein verschiebbares Gewicht verändert werden können. Es wurde 1816 von dem Wiener Mechaniker J. N. Mä l z e l und zugleich wohl von dem Mechanikus Hin k e l in Amsterdam für das Bestimmen des musikalischen Zeitmaßes erfunden. /Taktieren Mettä [Päli, Sanscrit: Maitri], Liebe, im Sinne des Mitleids mit den leidenden Wesen. Einer der Verweilungszustände in der buddh. Versenkung. S-G M-F-Index, Abk. aus Maskulinität-Femininität. In der Ps. die Skala zur Messung der relativen Häufungen männlicher bzw. weibli-

cher Persönlichkeitsmerkmale. M. I. Abk. für »master-index«. Bei der Testauswertung der /objektiven Tests von Ca t t e l l können die Testantworten bzw. die Testleistungen mit verschiedenen Testwerten versehen werden. So kann z. B. beim objektiven Test T 1 ein M. I. für die Schreibgeschwindigkeit beim Vorwärtsschreiben berechnet werden. Ein weiterer M. I. wird dadurch bestimmt, daß ein Quotient aus der Leistung beim Rückwärtsschreiben und der Leistung beim Vorwärtsschreiben gebildet wird. Hä-R Michigan Picture Test © Wa l t o n microteaching, Verfahren zum Training des

Lehr- und i. w. S. Lehrerverhaltens durch experimentierende Rückkoppelung mit Hilfe von Video-Aufnahmen, die Analyse und Überprüfung, Korrektur und Präzisierung des Lehrverhaltens im Hinblick auf einzelne Lehrfertigkeiten durch einen Supervisor oder in Eigenkontrolle ermöglichen Mil-E Miene ’Mimik Migräne [frz.], Hemikranie, anfallsweise auftretender einseitiger heftiger Kopfschmerz mit starker Empfindlichkeit der Sinnesorgane oder anderen Wahrnehmungsstörungen. Die Ursachen sind ’Innervationsstörungen durch erhöhte oder verminderte Erregbarkeit des Nervus sympathicus (sympathikotonische bzw. angiospasmischc und sympathikoparalytische Migräne) oder intrakranielle Gefäßkrämpfe. Zusammen mit dem Kopfschmerz können auch Schwindel, Magenkrämpfe, Erbrechen eintreten (hemikranisches Äquivalent).

371

Migration Migration, [lat. migrare wandern], Wanderung von einzelnen Individuen oder kleinen Gruppen zwischen Populationen D-E Migrationstheorie, eine Annahme aus der ^Abstammungslehre, derzufolge neue Arten dadurch entstanden sind, daß Lebewesen in

Gebiete mit anderen Lebensbedingungen auswanderten und dort nur die Anpassungsfähigsten überlebten Mikrobar ^Lautstärke Mikrometer z'Sinnesfunktionen Mikrophonie, verringerte Stimmstärke beim Sprechen mit Hypotonie der Phonationsmuskeln bei extrapyramidalen Erkrankungen. Häufig in Verbindung mit einer verkürzten Phonationsdauer, dem Erlöschen des Phonationsantriebs (Se e ma n 1969) und abnehmender Lautstärke ©Stimmstörungen). G-N Mikropsie[gr. mikrosklein], verkleinertsehen von Gegenständen (Netzhautfehler usw.) mikropsyehiseh (A. Bu s e m a n n ), der Kleinstbereich des Erlebens, »der Bereich der ps. Wirklichkeit, die ein momentaner Blick trifft oder treffen möchte« Mikrovibration, von H. Ro h r a c h e r (1960) erstmals näher untersuchte mikroskopisch kleine Schwingungen, die an allen Stellen des menschlichen Körpers feststellbar sind und deren Frequenz zwischen 7 und 11 Hz liegt. Ursprung sind Muskelkontraktionen, die ständig alternierend stattfinden (»Muskeltonus«). Die Größe der M. steigt bei Erwartungsspannung und Angst an, bei willentlicher Entspannung nimmt sie ab. Unterschiedliches Verhalten der M. bei Warm- und Kaltblütern läßt einen Zusammenhang mit der Regelung der Körpertemperatur vermuten. Mikrowahrnehmungen, Bez. für feinste Empfindungsuntersehiede. We r n e r hat beobachtet, daß schon */io Tonintervalle deutlich unterschieden und zu Tonharmonien zusammengesehlossen werden können. Kl e m m fand, daß bei taktilen Reizen (an symmetrischen Stellen der Zeigefinger z. B.) Zeitunterschiede von Bruchteilen einer tausendstel Sekunde eindeutig zugeordnet werden. Mikrozephalie 'Nanozephalie Milde-Effekt, ein bei der Beurteilung von Pbn mittels einer 'Sehätzskala auftretender Beurteilungsfehler, der dadurch zu erklären ist. daß der Beurteiler negative Eigenschaften des Beurteilten verharmlost und in seinem Sehätzurteil nieht zum Ausdruck kommen

372

Mindersinnigkeit

läßt. Vielmehr wird der Skalenbereich der positiven Eigenschaften stark bevorzugt. Milieu, die frz. Bez. für Mitte, Medium, Mittel. die von H. Ta in e zum Begr. für die dem Individuum gegenüberstehende Natur, Kultur und sozialgesellsehaftliehe Umgebung (die »Umwelt«) des Menschen ausgeweitet worden ist. Seither versteht man unter M. die Summe der äußeren Einflüsse, die auf ein Lebewesen (allg.: Ding, Objekt) einwirken. Milieutheorie, die Anschauung, daß das 'Milieu und nicht das Ererbte für die seelische Entwicklung auf allen Gebieten (Intelligenz, Charakter) allein oder vorwiegend bestimmend sei. Die Milieutheorie besitzt Vorläufer in der griechischen Philosophie (Hippo k r a t e s , Pl a t o n , Ar is t o t e l e s ). In neuer Zeit wurde sie besonders von A. Ad l e r (Individualpsyehologie) ausgebildet und vertreten. Vgl. Umwelt Miliose /’'Meliose Militärpsychologie 'Wehrpsyehologie Mill-Hill-Wortsehatztest, der von © Ra v e n stammende Wortsehatztest ist benannt nach dem »Mill-Hill-Hospital« (London), das im 2. Weltkrieg als Abteilung des 'MaudsleyKrankenhauses nervenkranke Soldaten betreute Mimetika, Psyehomimetika 'Psychopharmaka mimetisch [gr. mimeomai ahme nach], bewegend, erregend, nachahmend, z. B. Gebärde Mimik [gr. miinos Schauspieler], Mienenspiel. die Ausdrucksbewegungen der Gesichtzüge, die auf aktuelles, seelisches Geschehen (Gefühle. Stimmungen, Willensregungen), besonders im sozialen Kontakt, hindeuten und meist unwillkürlich ablaufen. Aus der Mimik wird aueh versucht, auf relativ konstant bleibende charakterliche Dispositionen zu schließen. 'Ausdrueksps.. Physiognomik © Da r w in , Pid e r it , La n g e . Le r s c h . St r e h l e Mimikry, [engl.] dureh Nachahmung von Körper- u. o. Verhaltensmerkmalen (über 'Selektion entstanden) werden bestimmte Verhaltensweisen anderer Tiere zum eigenen Vorteil genutzt; z. B. imitieren einige Fliegenarten das schwarzgelbe Körpermuster der Wespen, die von vielen Vögeln gemieden werden ES mimischer Test © Kw in t Mindersinnigkeit, das dauernde und unwiederbringliche Fehlen (aueh hochgradige Schwäche) auf einem oder mehreren Sinnes-

Minderungskorrektur

Mißmut (Verdrossenheit)

gebieten (Blindheit, Taubheit, Taub-Stummheit u. a.), meist verbunden mit Kompensationsausgleich und Umstrukturierung der verbliebenen Sinnesleistungen Minderungskorrektur, correction for attenuation, ein von Spe a r m a n vorgeschlagenes Verfahren zur Schätzung der wahren Korrelation zwischen zwei Variablen bzw. zwischen einem Test und einem Kriterium. Mit Hilfe der M. wird die zu Lasten der mangelnden ^Reliabilität des Kriteriums gehende Minderung der Korrelation zwischen Test und Kriterium nach folgender Formel korrigiert: korrigiertes rtc =

rcc

(Wobei rcc den Reliabilitätskoeffizienten des Kriteriums darstellt.) Eine doppelte M. wird dann vorgenommen, wenn auch noch die Unreliabilität des Tests einbezogen werden würde. Eine M. ist z. B. dann angezeigt, wenn das Kriterium mittels subjektiver Schätzurteile gewonnen wird, d. h. immer dann, wenn angenommen werden kann, daß das Kriterium unreliabel ist. Hä-R minderwertige Funktion, nach C. G. Ju n g diejenige der vier zHaupt-Funktionen (Denken, Fühlen, Empfinden, Intuieren), welche nicht entwickelt wurde und darum minderwertig geblieben ist. Es handelt sich dabei immer um die der am stärksten entwickelten Funktionen polar entgegenstehende Funktion (z. B. bleibt bei einer Dominanz des Denkens das Fühlen insuffizient). Minderwertigkeitsgefühl, Erlebnis tiefgehender seelischer oder auch körperlicher Unzulänglichkeit. Das M. hat große Bedeutung bei der Entstehung seelischer Leiden (Neurosen). Vor allem haben die Lehren Ad l e r s hierauf aufmerksam gemacht. Je nach Veranlagung können sowohl endogene (z. B. Organminderwertigkeiten) wie auch exogene Faktoren (z. B. zu harte oder zu weiche Erziehung, Unfälle) zu M.komplexen führen. © Ad l e r , Br a c h f e l d Miniatursituationen, bei den ^objektiven Tests solche Testanordnungen, bei denen ähnliches Verhalten wie in der natürlichen Lebenssituation gefordert wird (Handlungstest) Hä-R Minimaländerungen, Methode der, alte Bez. für das 'Grenzverfahren Minimum audibile, Hörbarkeitsschwelle, das hörbare Minimum, Bez. für den die Reizschwelle gerade überschreitenden Reiz

minimum separabile, Trennschärfe des Sehens, Punktsehschärfe, Maß für Visus minimum visibile, Sichtbarkeitsschwelle, das sehbare Minimum Minnesota Clerical Test © An d r e w Minnesota Raumvorstellung © Tr a b u e Minnesota-Test © Ha t h a w a y -Mc Kin l e y Minorität, Teilsystem einer sozialen zGruppe. Die M. (soziale Minderheit) ist gekennzeichnet durch die Ablehnung durch die umfassende Gruppe (Majorität). Das Streben nach Prestige in der Gesamtgruppe führt bei Mitgliedern der M. häufig zu verstärkter Ag-

gression gegen die eigene Untergruppe, minor tranquilizer ^Psychopharmaka Miosis, Zustand der verengerten Pupille. Vgl. HoRNERscher Symptomenkomplex Mirth Response Test © Re d l ic h Misandrie [gr. miseo hassen, aner Mann], krankhafter Männerhaß Misanthropie, (krankhafte) Menschenscheu, Menschenhaß Mischgefühl, Verschmelzung verschiedener Gefühle zu einem neuen. So ist Wehmut in der Erinnerung Freude und im Hinblick auf das Vorübersein Schmerz. Weitere Beispiele: Entrüstung, Zweifel, auch Gefühle wie sie beim Komischen, Erhabenen, Tragischen auftreten, sind meist M. Misogamie [gr. gämos Hochzeit], krankhafte Eheabneigung Misogynie [gr. gyne Weib], krankhafter Frauenhaß Misopädie [gr. pais Kind], krankhafte Abneigung gegen Kinder Misperception-Test, von R. B. Ca t t e l l für die projektiven Techniken verwendeter Begr. Die Abweichung von der Norm-Wahrnehmung (= misperception) ist das durchgängige Kennzeichen. Mißerfolg, Nicht-Erreichen eines selbstgesetzten Zieles ©Anspruchsniveau, Ho ppe 1931). Eine Bestimmung des M. durch äußere Kriterien, also ohne Berücksichtigung des Anspruchniveaus, ist seit den Arbeiten des LEWiNer Kreises ein Kunstfehler, der allerdings nicht selten vorkommt. Die Nichtlösung einer als zu schwer beurteilten Aufgabe ist im ps. Sinn kein M. B-S Mißerfolgsmotivation Z Leistungsmotivation Mißmut (Verdrossenheit), nach Le r s c h (©) eine der Lebensgrundstimmungen neben Heiterkeit, Lustigkeit und Traurigkeit. Kennzeichnend ist wie bei der Traurigkeit eine innere Leere und Wertverarmung, doch 373

Mnemonik, Mnemotechnik

Mitbewegung

im Unterschied zum Traurigen zeigt der Mißmutige Gereiztheit und gewisse Feindseligkeit gegen die Mitwelt. Er ärgert sieh und ist nieht wie der Traurige lediglich betrübt. Zum M. gehört Ressentiment und radikale Humorlosigkeit. Mitbewegung, unwillkürliche, oder als Begleiterscheinungen bei willkürlichen Bewegungen mitauftretende Bewegungen Mitbewußtes, von Ro h r a c h e r eingeführter Terminus: »Mitbewußtes ist alles, was man weiß, ohne daß man daran denkt, daß man es weiß«. Z. B. kennt man seine eigenen Personalien, seine Umgebung und viele weitere jederzeit verfügbare Wissensbestände: »wenn man sie braueht, sind sie da, ohne daß man sieh an sie erinnern muß«. Mitempfindung, Empfindungen, die als Begleiterscheinungen außerhalb des reizgetroffenen Gebietes auftreten. Vgl. Chromatismcn, Phonismen, Photismen, Synästhesien Mitfühlen, Mitgefühl, Erlebnis der inneren Ergriffenheit von fremdseelischen Vorgängen. Naeh Le r s c h gehört das Mitfühlen zu den Gefühlsregungen des Füreinanderseins. Als Freude = Mitfreude, als Leid - Mitleid. Mitose, Kern- und Zellteilung, bei der aus einer /diploiden Zelle zwei identische, diploide Toehterzellen entstehen D-E Mittelhirn, Mesencephalon, /'Gehirn Mittelsenkrechttäuschung 'geometrisch-optische Täuschung Mittelwert, ein statistischer Kennwert der zentralen Tendenz einer Verteilung. Die bekanntesten M. sind das /arithmetische Mittel, der 'Median oder 'Zentralwert, der 'Modus, das '’harmonische Mittel und das 'geometrische Mittel. Die Wahl des zur Charakterisierung einer Verteilung geeignetsten M. hängt von der Art der untersuchten Variablen u. von der Verteilungsform ab. Mi-A mittlere quadratische Abweichung 'Standardabweiehung, 'Streuungsmaß mittlerer Fehler 'Fehler mittleres Quadrat, Durchschnittswert der quadrat. Maßzahlen einer Verteilung mittleres Quartil 'Quartile mittlere Variation, ein ungebräuchlicher statistischer Kennwert für die Dispersion oder Streuung von Verteilungen. Sie ist der Durchschnittswert der absoluten Abweichungen der Maßzahlen von ihrem Mittelwert. N

374

if

Mitübung, Eb e r t und Me u m a n n (1905) stell-

ten bei Lemexperimenten fest, daß sieh Übung im Erlernen von sinnlosen Silben günstig auf das Erlernen anderen Materials auswirkt, und nannten diese Erseheinung M. G. E. Mü l l e r , Th o r n d ik e u . a. interpretierten dies im Sinne eines Vorhandenseins von /identischen Elementen. M. kann angesehen werden als ein Spezialfall des allgemeineren Phänomens der Übertragung (/Transfer). Vgl. Entwieklungskorrelationen Mitwelt, während /Umwelt umfassender ist als /Milieu, ist Mitwelt der weiteste Umkreis, der wesentlich nur im Zeitlichen seine Bestimmung hat. Für den in Europa Lebenden ist der Busehneger keine Umwelt - aber Mitwelt. Mixovariation [gr. mixis geschlechtliche Vereinigung], Neukombination in der Vererbung. 'Variation MKG, Abk. f. Magnetokardiogramm MLS, Motorisehe Leistungsserie® Sc h o ppe MMPI ® Ha t h a w a y MMQ ® Ey s e n c k Mneme [gr.], naeh R. Se m o n (1904) das Gedächtnis allgemein, als Funktion der »organischen Materie«, die Gesamtheit aller fortdauernden, dureh bestimmte Reize verursachten Änderungen, ohne Rücksieht darauf, ob Bewußtsein damit verbunden ist oder nicht. Die Sinneseindrücke usw. sollen in der Nervensubstanz dauernde Veränderungen, Spuren, sog. /Engramme hervorrufen. Auf den Engrammen beruhen die Erseheinungen der Vererbung, des Gedächtnisses, der Assoziationsvorgänge u. a. m. Sobald der betreffende Substanzabsehnitt von Erregungen getroffen wird, werden nach Se m o n gleiehe organische usw. Vorgänge, die den ursprünglichen entsprechen, ausgelöst = ekphoriert. He r in g hatte sehon früher diese »Speieherung« von Eindrücken als allgemeine organische Fähigkeit angesehen. C. G. Ca r u s hat von » Leibesgedächtnis« und vom »epimetheischen Prinzip der Vitalseele« gesprochen. Mnemismus, die Anschauung, daß die Mneme den in der Welt ursprünglich nur physikalisch-chemischen Abläufen erst »Zweckmäßigkeit« gebe und damit Leben ermögliche, hat E. Bl e u l e r (1925) besonders herausgestellt. Die erste (niederste) Einheit hierbei ist das 'Psychoid. Mnemonik, Mnemotechnik, Gedächtniskunst. Steigerung der Gedäehtnisleistungen dureh Hilfsvorstellungen ( 'Assoziationen)

mnestische Störungen

nach Schema, durch systematisierte Übung, Wiederholung usw. Wissenschaftlich-psychologisch bearbeitet wurde die M. durch Me u m a n n . Vgl. Gedächtnis mnestische Störungen, Gedächtnisstörungen modal ’Modalität Modalität [lat. modus Art, Weise], im weitesten Sinne die Art und Weise, wie etwas existiert, geschieht oder gedacht wird. Modalitäten des Urteils sind (nach Ka n t ) : Möglichkeit (problematisches Urteil), Wirklichkeit (assertorisches Urteil) und Notwendigkeit (apodiktisches Urteil). • Sinnesmodalitäten (He l m h o l t z ) sind die Arten der Wahrnehmung (Sehen, Hören, Tasten, Riechen usw.). Modal bez. hier den jedem sensorischen Bereich eigenen spezifischen Charakter. • Die von Mic h o t t e eingeführte Bez. »amodal« belegt das Fehlen der spezifischen Qualitäten. Modalpersönlichkeit, der in einer Kultur oder einer bestimmten Gesellschaft am häufigsten vorkommende Persönlichkeitstypus bzw. Persönlichkeitsmerkmale (’'Modus). Es wurde versucht, über die M. ein Konzept der Grundpersönlichkeit zu gewinnen. Die Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten ergeben sich aus dem Umstand, daß die Individuen unter ähnlichen oder vergleichbaren sozialkulturellen Verhältnissen leben; die Umweltverhältnisse (culturepattem) bewirken demnach Häufigkeit oder Regelmäßigkeit ihres Auftretens. Der Begr. M. wurde von Lin t o n (1936) eingeführt. Ma-R Modalwert ’Modus Modell, ein Begr.. der im wissenschaftlichen Sprachgebrauch eine ganze Reihe recht unterschiedlicher Bedeutungen besitzt. • Die gebräuchlichste ist »analoger Realitätsausschnitt«. So wird das Wort auch in der Umgangssprache verwendet. Man spricht von Schiffsm., Flugzeugm. usw. Mit der gleichen Bedeutung findet man es in der Wissenschaft. Das Verhalten von Wasserwellen stellt ein M. für das Verhalten von Luftschwingungen dar. Das Verhalten von Wasser in Röhrensystemen ist ein M. für das Verhalten von elektrischen Schaltkreisen. • In der /Kybernetik versucht man diesen M.begriff zu präzisieren. Man unterscheidet dort Verhaltens- und Strukturm. Ein ’System A ist ein Vcrhaltensm. eines Systems B, wenn A bei gleichen Reizen die gleichen Reaktionen zeigt wie B. Strukturm. sind Systeme, die ihren »Prototypen« nicht nur hinsichtlich des Verhaltens.

Modulator

sondern auch hinsichtlich des inneren Gefüges gleichen. Strukturm. sind den modellierten Realitätsausschnitten isomorph oder homomorph (/Isomorphie, zHomomorphie). • In derps. und den Sozialwissenschaften hat es sich eingebürgert, Theorien, die in einer exakten Sprache formuliert sind, M. zu nennen. So spricht man von mathematischen Lernm. statt von mathematischen Lerntheorien. Der Grund für diesen Gebrauch des Wortes M. scheint das Bestreben zu sein, Theorien, die in einer exakten Sprache formuliert sind, gegen die sonst in der Ps. und den Sozialwissenschaften häufigen umgangssprachlich formulierten Theorien abzuheben. Oft jedoch findet man das Wort M. auch ohne jeden erkennbaren Unterschied wiedas Wort Theorie verwendet. • M. ist auch noch Vorbild, Person, deren Verhalten nachgeahmt wird. Nach Auffassung der Theorie des sozialen /Lernens ist für diesen Vorgang der /Nachahmung oder des Beobachtungslernens das. Konstrukt der Identifizierung mit dem M. überflüssig. M.Wirkungen sind: Vermittlung einer Response, Hemmung oder Enthemmung vorhandener Responses, Auslösung vorhandener Responses (Ba n d u r a & Wa l t e r s ). © Br a it h w a it e , Kl ir -Va l a c h Modellpsychose, syn. experimentelle Psychose, eine Psychose, die durch Einnahme eines /Halluzinogens hervorgerufen wird. Die Symptomatik zeigt Analogien zurechten (endogenen) Psychose, und die Probleme der Psychose können leichter als bei echter Psychose studiert werden. Moderatorvariable, eine /Variable, welche einen Einfluß auf die Höhe der Beziehung zwischen zwei oder mehreren anderen Variablen ausübt. Handelt es sich bei M. um einen Test, so spricht man von Moderatortest. Berücksichtigt man die M. in ihrer Funktion für die Validität eines Tests, so kann man sie auch als eine Variable bezeichnen, welche Stichproben in Untergruppen trennt. Alter, Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale sind z. B. M.© Sa u n d e r s 1956 Hä-R Modifikation [lat. modificare umformen], Abänderung, Einschränkung. • (allg.) die Abänderung, die das »Sosein«, jedoch nicht sein »Wesen« betrifft. Vgl. Dauermodifikation. • (biol.) eine nicht erblich bedingte Variante innerhalb einer Organismusart. Sch-S Modulator, hypothetisches visuelles Rezeptorsystem. In der Retina werden M. z. B. für Farbtöne und Helligkeiten angenommen. 375

Modus

Über wieviele verschiedene M. die Retina verfügt, ist unbestimnjt. Modus, [lat. Art und Weise], syn. Modalwert, Dichtemittel. Ein statistischer Kennwert der zentralen Tendenz. Der M. ist jener Wert einer Häufigkeitsverteilung, der die größte Frequenz aufweist, der Fußpunkt der Ordinate des »Gipfels« einer Verteilung. Die Bestimmung des M. ist nur bei großen Stichproben und eingipfeligen Verteilungen sinnvoll. Der M. findet als Kennwert der zentralen Tendenz der Verteilung diskontinuierlicher Variablen Verwendung. Mi-A Modus ponens ’'Abtrennungsregel Mogigraphie [gr. /nögzsmit Mühe] /Schreibkrampf Mogilalie, die Form des /Stammelns, bei der ein /Phonem in der Artikulation ausgelassen wird, z. B. »affee« für »Kaffee«. zParalalie molar behavior, molecular behavior, eine Übertragung der chemischen Begriffe Mol und Molekül auf zwei Aspekte des Verhaltens. Molar bezieht sich auf übergeordnete Verhaltenseinheiten, wie z. B. das »Laufen eines Tieres zum Futter«, während molekular die Betrachtung kleinster Verhaltenseinheiten, wie einzelne Reaktionselementc, Muskelkontraktionen u. dgl. bezeichnet. Die Unterscheidung stammt von C. L. To l m a n (1932). Mit dem Begr. molar belegt dieser seinen von der Gestaltps. beeinflußten ganzheitlichen Ansatz, der das Verhalten von Mensch und Tier stets als auf ein Ziel ausgerichtet ansieht. Molltonleiter ”Tonleiter Moment, kleinste, noch wahrnehmbare Zeiteinheit (subjektives Zeitquant): im Mittel ca. */i6 see. • Die Bez. »psychisches M.« (eingeführt 1864 von K. E. v. Ba e r ) geht von der Annahme aus, daß die gesamte menschl. Information in Einheiten von ca. 1 16 see. aufgenommen wird. 'Bewußtseinsenge. • (math.) Bez. für die Abweichung des Meßwertes vom Bezugswert. Da die Abweichungen potenziert werden können, spricht man vom ersten, zweiten bis n-ten Moment. Momentanlaute 'Lautlehre Monade [gr. monäs Einheit], Ausdruck der Einheit, so bei Py t h a g o r a s für die Zahl, bei Pl a t o für die Ideen, bei Lo t z e für die »unräumlichen Atome«, bei Go e t h e für Entelcchie. Eine eigentliche M.lehre (Monadologie) schuf Le ib n iz : Dem Sein nach unzerstörbare, unausgedchnte, immaterielle, punktuelle Kraftzentren seelischer Art (aber auch »ein376

Monochromatische Lichter

fache Substanzen«, »wahre Atome«). Keine M. gleicht der anderen. Jede »spiegelt« das Universum in besonderer Weise. So bieten manche M. nur »verworrenes, schlafartiges Momentanbewußtsein« andere eigentliches Bewußtsein mit Apperzeption usw. Gott ist »Monade der Monaden«. Die M. können nicht direkt aufeinanderwirken, doch stehen sie in »prästabilierter Harmonie«. (Gott hat ihr gesetzmäßiges Neben- und Ineinander im voraus geordnet.) © Ho f f m e is t e r monaural [lat. aüris Ohr], einohrig Mondsucht /Somnambulismus Monem ^Morphem Mongolismus, syn. Mongoloidismus, mongoloide Idiotie. Von Langdon Do w n 1866 so bezeichnete Krankheit (daher auch Morbus Langdon Do w n ). Idiotie verbunden mit mongoloidem Habitus, insbesondere Mongolenschädel (schmale, runde Kopfform, plattes Gesicht, seitwärts höher stehende schlitzförmige Augen, deren innerer Winkel durch sichelförmige Falte - Mongolenfalte, Epikanthus - überdeckt ist). Überdies liegt meist eine Fehlentwicklung bei vielen Organen vor. Der M. beruht darauf, daß das /Chromosom 21 dreifach vorhanden ist (klassische Trisomie) oder ein Chromosom 21 an eines der übrigen Autosomen angeheftet ist (Translokations-Mongolismus). Die normale menschl. Chromosomenzahl von 46 ist also auf47 erhöht oder auf45 erniedrigt. Der M. tritt gelegentlich familär auf. Häufig bei Kindern älterer Mütter. Man rechnet mit einem Fall von M. auf 500 bis 700 Kinder. Die Lebensdauer ist niedrig (90% sterben bis zum 25. Lebensjahr). Andere Chromosomenaberrationen 'KLINEFELTER-Syndrom, /TuRNER-Synd rom Monismus [gr. monos eines], Annahme einer Einheit, eines einzigen Prinzips als der Grundlage alles Seins. In ps. Hinsicht ist die Lehre, daß Körper und Geist, Leib und Seele eine Einheit darstellen, monistisch. Nach der qualitativen Charakterisierung dieser Einheit ergibt sich materialistischer, spiritualistischer, idealistischer und identitätsphilosophischer M. Ggs. Dualismus. monochromatisch, einfarbig, Strahlung aus einem engen Wcllenlängcnbcreich (ungenau: einer Wellenlänge). Monochromat: Der total Farbenblinde. Monochromasie: Totale Farbenblindheit. monochromatische Lichter 'Spektrum

Monochromatopsie Monochromatopsie, Fehlsichtigkeit, bei der keine Farben, nur Helligkeitsunterschiede wahrgenommen werden Monodynamie, Monodynamik, eintönige Akzentuierung der Sprechweise (/»Prosodie) infolge von Hörbehinderungen, Gehörlosigkeit oder bei extrapyramidalen /»Dysarthrien. Dort häufig in Verbindung mit dem Abnehmen der Lautstärke während des Sprechens

(/»Mikrophonie). G-N Monogamie [gr.], Einehe /»Ehe Monoideismus [gr.] /Polyideismus monokular [lat.], einäugig; auch: mit dem einen Auge Monomanie [gr.] /Manie Monophasie [gr.]. Sprachstörung, bei der nur ein einzelner Bestandteil (Silbe, Wort) hervorgebracht wird Monophobie [gr.], Angst beim Alleinsein, /Phobie Monophthalmie [gr. ophthalmds Auge], auch Zyklopie = Einäugigkeit monosymptomatisch [gr.], nur durch ein Kennzeichen hervortretend. Vgl. Symptom monotisch [gr. us, otos Ohr] »»monaural Monotonie, Eintönigkeit, Gleichförmigkeit. • Ein durch eine länger dauernde gleichförmige »reizarme« Tätigkeit, die einen mittleren Grad geistiger Anspannung erfordert (z. B. Autofahren bei Nacht), hervorgerufener Zustand der Schläfrigkeit, geistiger Stumpfheit, mit Herabsetzung der Leistungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit und physiologischen Symptomen (zunehmende Vaguswirkung), der an diese Tätigkeit gebunden ist und mit ihrer Beendigung sofort aufhört. Schon die erste größere Untersuchung zur einförmigen Industriearbeit (S. Wy a t t , 1924) ließ erkennen, daß M. die Leistung meist stärkerdrücktals /»Ermüdung. Die Anfälligkeit für Monotonie ist interindividuell verschieden. Menschen mit geringer geistiger Begabung unterliegen weniger leicht der Monotonie. Die Frage der Monotonieanfälligkeit hat besonders in der Eignungsuntersuchung für bestimmte Berufe eine Bedeutung. /Vigilanz. © Ba r t e n w e r f e r . • Eintönige Sprechmelodie ( »Intonation, /»Prosodie) infolge von »Hörbehinderungen, »Gehörlosigkeit oder bei extrapyramidalen /»Dysarthrien. Monotonieprüfer © Gie s e Monotonometer (Gie s e ), Apparat zur Untersuchung von ermüdend wirkender, eintönigglcichmäßigcr, mechanischer Arbeit. Bei-

Mo r g a n s Kanon

spiel: Stahlkugeln laufen schiefe Ebene herab, sind beidhändig abzufangen und in Trichter zu werfen. Von dort werden stets erneut Kugeln wieder zurückbefördert, so daß eine Folge gleicher Arbeit verlangt wird. Apparat zählt die richtig abgefangenen Kugeln und die Versager der Vp. monotrop »»Affinität Montageprobe © Mo e d e , Po ppe l r e u t e r , Sc h u l z MONTESSORi-Pädagogik, ein nach der ital. Ärztin M. (1870-1952) benanntes Erziehungsprinzip (vor allem in der Vorschule) moral insanity [engl.]. die von dem engl. Psychiater J. C. Pr ic h a r d (1786-1848) 1835 beschriebene »krankhafte Veränderung der Gefühle, Empfindungen und der seelischen Aktivität«. Bei intakter Intelligenz sind die sozialen Bindungen gestört. Die ältere deutsche Psychiatrie hat den Begr. gleichbedeutend mit »moralischem Defekt« verwendet. Heute ist er nur noch wenig gebräuchlich. Vgl. Psychopathie. © Pr ic h a r d moralische Therapie (Ba r u k ), Psychotherapie, deren Schwerpunkt die Stärkung der moralischen Haltung des Patienten ist Moralitätsprinzip, Bez. Fr e u d s für das Grundprinzip von Handlungen, die unter dem Motiv der Moral und der sittlichen Gesetzesnormen (Gebote und Verbote) erfolgen. Das M. entspricht dabei dem Sittengesetz Ka n t s . - Unter den Funktionssystemen der Persönlichkeit (Über-lch, Ich, Es) arbeitet das /Über-lch nach dem M. Das Überlch ist das System derintrojizierten Gesetzesnonnen, welches deren unbedingte Erfüllung vom Ich fordert und eine möglichst weitgehende Annäherung des Ich an das Ich-Ideal zu erreichen sucht. Im Ggs. zum Über-lch arbeitet das Ich nach dem 'Realitäts-Prinzip und das Es nach dem /»Lustprinzip. Moral-Test (moralisch-ethische Gesinnungsprüfung) © Ba r u k , Ba u m g a r t e n , Fe r n a l d , Ja c k s o n , Ja c o b s o h n , Mo e r s , Ro t h , Sc h a e f er

Morbidität, Morbilität [lat. morbus Krank-

heit], Krankheitsstand, Erkrankungsziffer. Verhältnis der Zahl der Kranken zur Zahl der Gesunden Morbotropismus (Sz o n d i ), Krankheitswendung. »Tropismus Mo r g a n s Kanon, ein von Conwy Lloyd Mo r g a n (1852-1936) herausgestellter Grundsatz, einen Verhaltensakt nicht unter Rückgriff auf eine höhere ps. Funktion zu 377

Mo r

g a n , T. H.

formulieren, wenn dies mit Hilfe einer niedrigen möglieh ist. z Oc c a m s razor, zParsemonie Mo r g a n , Thomas Hunt, amerik. Zoologe, entdeckte die gesehleehtsgebundene zVererbung und den zFaktorenaustauseh. Moria [gr. Torheit], Witzelsucht, heitere Geschwätzigkeit moribund [lat.], im Sterben (dem Tode nahe) sein. Morphem, Morphemik Gegenstand der Morphemik ist die Zusammensetzung spraehlieher Ausdrüeke aus kleinsten Zeiehen, den Morphemen, lm Unterschied zu den kleinsten Lauteinheiten, den zPhonemen bzw. zGraphemen, werden M. als kleinste Bedeutung tragende Einheiten definiert (zSemantik). Dabei werden M. mit referentieller und M. mit konnexieller oder funktionaler Bedeutung unterschieden. Die ersten bezeichnet man aueh als lexikalische M.. die zweiten als grammatische M. Etwas ungenau spricht man auch von ^Inhaltsund zFunktionswörtern (zWort): Wörter setzen sich aus M. zusammen und bestehen nur im Grenzfall aus einem einzigen M. Zum anderen sind Funktionswörter nur ein Teil der konnexiellen oder grammatischen M., nämlich solche, die frei vorkommen können wie Konjunktionen oder Präpositionen. Neben der Terminologie des amerikanischen Strukturalismus gibt es noch eine andere, die von Ma r t in e t (1963) eingeführt wurde und sich vor allem in Europa verbreitet hat. Ma r t in e t nennt die kleinsten sprachlichen Zeichen Moneme. Moneme mit konnexieller Funktion nennt er M.e, Moneme mit referentieller Funktion nennt er Lexeme. Während das M. eine Einheit des Sprachsystems ist, bezeichnet man seine phonologische Repräsentation in einer konkreten Äußerung als Morph, analog zu der Unterscheidung zwischen ^Phonem und 'Phon. Ein Morphem, das phonematisch unterschiedlich realisiert werden kann, bildet Milomorphe. © Ka l l m e y e r et al. 1974 E-P Morphin, ^Morphium (nach dem griech. Gott Morpheus), Hauptalkaloid des Opiums mit einschläfernder und schmerzstillender Wirkung. Vgl. nächstes Stiehwort Morphinismus, ehronisehe Morphiumvergiftung bei länger dauernder Morphinzuführung. Der menschliche Organismus wird süchtig mit dem Zwang zur Steigerung der Einzelgaben. Sehließlieh geistigkörperlieher Verfall.

378

Motiv

Morphogenese, Form-, Gestalt-, Körperformwerdung. • morphogenetische Untersuchungen versuchen Ursachen und Bedingungen (letztlich bioehemiseher und physikalischer Art) des Entstehens einer bestimmten Körperform zu erklären. Sch-S Morphologie, Lehre von der Form (Körperform). Der Begr. wurde von Go e t h e einge-

führt. • Die vergleichende Morphologie erklärt die Ähnlichkeit homologer Strukturen dureh die Abstammung von einem gemeinsamen Vorfahr und versucht mit Hilfe der abgestuften Ähnlichkeit der Organismen deren hierarehiseh gestaffelten Verwandtschaftsgrad zu ermitteln. • Die Fu n k t i o n s morphologie bemüht sieh um eine Ermittlung der jeweiligen Funktion einer bestimmten Struktur. Sch-S Mortalität, Sterblichkeit. Verhältnis der Zahl der Todesfälle zur Zahl der Gesamtbevölkerung Morula, Maulbeerkeim, Stadium in der zKeimesentwicklung nach der ersten Zellteilung der Zygote, von maulbeerähnlichem Aussehen Sch-S Mosaikauffassung, Annahme, daß das Seelische sich additiv, zusammengesetzt (wie Steinehen bei den Mosaiken) - im Nebeneinander der Einzelheiten - erklären und erforschen lasse. Ggs. Gestaltpsyehologie, Ganzheit, Struktur. Mosaikbewegung [zu fr. mosaique buntes Allerlei] Bez. für die bei Menseh und Tier neben 'Übersprunghandlung und ^Ersatzhandlung mögliche weitere Form von Reaktionshandlungen. Es werden zugleich mehrere Bewegungen (etwa der Abwehr, des Angriffs, der Drohung ete.) intendiert, die aber alle unvollendet bleiben. ©Tin b e r g e n 1969 Mosaikspiel © Ko h s Mosaik-Test © Lo w e n f e l d , We c h s l e r Mossosehe Waage, Vorrichtung zur Prüfung der Blutverschiebung. Die Vp liegt auf einem Brett, das um eine waagerechte Queraehse drehbar ist. Bei geistiger Arbeit, Außenreizen usw. erfolgt eine Blutversehiebung im Körper und entsprechende Gleiehgewichtsänderung. Motilität [lat. movere bewegen], Beweglichkeit, Bewegungsvermögen Motiv, Beweggrund für ein Verhalten, unterschieden von seinem konkreten Ziel (Pf ä n d e r 1930), also der richtunggebende, leitende antreibende seelisehe Hinter- und Bestimmungsgrund des Handelns (Triebfeder des

Motiv

Wollens). Nach den stärkeren M. richtet sich meist das Geschehen - die schwächeren werden abgedrängt. Einer Handlung geht selten ein einzelnes M., meist ein M.bündel voraus, das Wahlmöglichkeiten vorstellen hilft und mögliche Folgen erwägt usw. Dem M. kommt somit auch ein spezialisierendes Moment zu, das affektiv, emotional oder intellektuell unterbaut ist. Stark motivbildend sind Gewöhnungen, fixierte Einstellungen, Werthaltungen. • Mc Do u g a l l (1937) bezeichnet das M. als »Tendenz, die nur auf dem Niveau selbstbewußter reflektierter Handlung wirksam wird. Wir sprechen nicht von den Motiven eines Tieres, weil nämlich kein Tier einer solchen Tätigkeit fähig erscheint. Auch beim Menschen ist die klare Antizipation des Ziels und der erforderlichen Mittel keineswegs die Regel. Nicht selten erscheint auch uns das Ziel nur sehr unbestimmt, und oft sind wir uns über die Schritte, die dahin führen, noch weniger klar als über das Ziel selbst.« Nach Mc Cl e l l a n d (1965), der den neueren Gebrauch des Konstrukts M. nachhaltig beeinflußt hat, ist M. die Erwartung einer Änderung des affektiven Zustands, die an ein Merkmal des gegenwärtigen Stimulus-Gesamts assoziativ geknüpft ist. Das Verhältnis von M. und /’Wille ist insofern kennzeichnend für die phänomenologische Ps., als teilweise das M. zugunsten des Antriebs, des Dranges usw. vernachlässigt (Pf ä n d e r 1930), teils umgekehrt verfahren wird. Letzteres z. B. bei Al l po r t , Kr u e g e r , We l l e k . Bei Al l po r t (1949) bildet die M.forschung das zentrale Anliegen jeder »dynamischen Ps.«. He l l pa c h (1951) hat eingehend die Bedeutung der M.konstanz beschrieben (im Zusammenhang mit dem Charakter ist die Verfestigung der M. nötig. Konstanz der M. = Gesinnung) ebenso wie den M.Schwund, M.wandel, M.Stiftung und M.Verkleidung (insbesondere in der sozialen Interaktion). Ähnlich der Erlebnisermüdung nimmt die Stärke der M. mit der Zeit ab, doch wird diesem Prozeß durch stets neu einsetzende M.Stiftung begegnet. /’Motivation Motivation, Motivationsforschung, Annahmen über aktivierende und richtunggebende Vorgänge, die für die Auswahl und Stärke der Aktualisierung von Verhaltenstendenzen bestimmend sind. Die intervenierenden Motivationsvariablen sollen erklären, warum ein Mensch (oder Tier) sich unter bestimmten Umständen gerade so und mit dieser Intensi-

Motivation, Motivationsforschung

tät (Durchsetzung und Beharrlichkeit) verhält. M.variablen sind neben den Umständen (Stimulus-Bedingungen) die wichtigsten Verhaltensdeterminanten. Zielobjekte und die entspr. Ziel Vorstellungen sind in der AnreizM.theorie (incentive motivation th.) die entscheidenden M.variablen (Anreize). Die geschichtlichen Wurzeln für die Auffassung der M. als I Gesamtheit der Motive oder II angeborene Antriebe oder III meßbares generalisiertes Aktivierungsniveau und Anreize (incentives) sind repräsentiert durch Le ib n iz bzw. Lo c k e ; der Organismus ist entweder mit zielgerichteter Aktivität ausgestattet, oder die Reaktionen des Organismus gehorchen mechanischen Gesetzen der Ursache und Wirkung, wobei zu den Ursachen des Verhaltens neben der Tendenz zum inneren Gleichgewicht (Beseitigung von Störreizen, Homöostase) der in der Erfahrung erworbene Hinweis-Modus (cue) der Reize (Stimuli) gehört. Nach anfänglicher Vernachlässigung in der Psychophysik und Assoziationsps. wurde die M. in der dynamischen Ps., bes. durch den Einfluß von Da r w in (Instinkte) und Fr e u d (Trieb, Libido, Es-Kräfte, meist unbewußt), zum zentralen Thema; vorher korrigierte Wu n d t die assoziationsps. Auffassung durch den Voluntarismus, d. h. den Hinweis auf die vom Wollen beherrschten apperzeptiven Akte (/Apperzeption). In der /Würzburger Schule wurde M. in Form der /determinierenden Tendenz, der in Wahlreaktionsexperimenten analysierten Willenshandlungen (Ac h ), der »Aufgabe« (Wa t t ) und der Einstellung (Kü l pe , Bü h l e r ) behandelt. K. Le w in kritisierte daran das vermeintliche Festhalten an assoziationsps. Grundannahmen (Zusammenhang zwischen Reiz und Reaktion auch in der determinierenden Tendenz im Sinne einer mechanischen Bindung) und betonte die im Verhalten wirksamen Kräfte und die unter Spannung stehenden /Systeme. Der M.begriff im Sinne von angeborenen Trieben (II) wurde von Fr e u d (um 1900), von Mc Do u g a l l (1908, 1937) und auch in der Instinktlehre der Tierpsychologen benutzt, die allerdings mit dem psychohydraulichen Energiemodell den Pauschalbegriff durch differenziertere Vorstellungen ersetzten. Die mechanistische Erklärung des Ursprungs der Energie und der Gerichtetheit des Verhaltens setzte in der modernen Wissenschaft bei J. Lo e b ein, der in den /Tropismen die Grundlage auch der komplexeren zielgerichteten Verhaltensweisen sah, sowie bei den Reflexologen Be c h t e r e w , Pa w l o w und dem Behavioristen Wa t s o n , für die M. zunächst als überflüssiger Begriff galt. In der phänomenalen Beschreibung motivierender Erlebnisse unterschied Le r s c h 3 Aspekte der

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Motivation, Motivationsforsehung Strebungen: (1) Unbefriedigtsein mit dem gegenwärtigen Zustand (Bedürfnis, Mangel), (2) Antizipation (Fragen-Suchen), (3) Vorstellung des Ziels, das einen Wert verkörpert. Wert, Normen und Attitüden sind in der Sozialpsyehologie viel gebrauchte M.begriffe.

Die verschiedenen ps. Schulen haben unterschiedliche M.begriffe hinterlassen. So wird M. auch heute noch aufgefaßt als: I Gesamtheit der Motive, die der Verwirklichung von Lebens-, Bedeutungs- und Sinnwerten dienen und damit die Thematik des individuellen Lebens enthalten (humanistische M.theorien), II bestimmte aktionsspezifische Energien (oder Erregungszentren), die zum angeborenen Verhaltensprogramm der Organismen gehören (ethologische Triebtheorien), III automatisch eingeleitete Aktivierungsprozesse, die außer von den Umweltreizen (Stimuli) von Deprivation und inneren (organischen) Zuständen (Bedürfnissen, needs, Störung der Homöostase) abhängig sind (exakte naturalistische M.theorien), IV kognitive Repräsentation von Zielzuständen, die erwünscht sind, weil ähnliche Zustände als angenehm erlebt wurden, ausgelöst durch Situationen (cues) und gefolgt von dem Erleben einer Diskrepanz zwischen Ist- und Sollzustand (kognitivistische und kybernetische M.theorien), V Vermittlung von Gründen für ein bestimmtes Verhalten, also z. B. die Tätigkeit eines Lehrers, durch die ein Schüler im Sinne von (I) aktiviert werden soll (Pädagogische Ps.). Thematisch sind zu unterscheiden: (a) polythematische (z. T. hierarchisch aufgebautc Antriebe, Triebe, Bedürfnisse, Strebungen, die nicht weiter zurückgeführt werden können, in verschiedener Zahl), (b) monothematische (aufeinen einzigen Grundantrieb, z. B. das Streben nach Lust, Macht oder Sexus werden alle Motive zurückgeführt) oder (c) athematische M.lehren. In letzteren werden individuell differente DaseinsThematiken und Daseins-Techniken (Th o m a e ) angenommen, die dem Gesetz der 'funktionellen Autonomie (Al l po r t ) unterworfen sind. Die anthropolo380

Motivation, Motivationsforschung

gische Besinnung, die zu dieser Einteilung der M.lehren geführt hat (Le r s c h ). begann mit den phänomenologischen Analysen der M. durch Pf ä n d e r (um 1900). Hier gilt auch die begriffliche Unterscheidung von Zwecken und konkreten Zielen gegenüber den 'Motiven. Einer der ältesten monothematisehen Ansätze ist der ^Hedonismus (Ar is t ipp , Epik u r ), die Lehre, daß alles (aueh das soziale) Verhalten auf möglichst großen Lustgewinn (bei Vermeidung von Unlust) ziele. Da der Hedonismus de- Gegenwart (Tr o l a n d ) offenbar nieht haltbar ist (»um Nettogewinn zu maximieren, müssen wir oft etwas tun. was wir nieht gern tun und anderes lassen, was wir gern täten«, Sk in n e r 1969 39), wird im allgemeinen nur der Hedonismus der Vergangenheit und der Zukunft vertreten. Th o r n d ik e s * Effektgesetz ist Ausdruck des Hedonismus der Vergangenheit (man tut, was früher Lust brachte) und die Incentive-(Anreiz-)M.lehren können als Hedonismus der Zukunft bezeichnet werden. Im Behaviorismus wurde jedoch jede Form des ps. Hedonismus als Erklärungsprinzip unbrauchbar. An seine Stelle traten die Überlebensmodelle, insbesondere die Annahme, daß Wiederherstellung des physiologischen Gleichgewichts( 'Homöostase) dasÜbcrlcbcn sichert. Die Verminderung der aus der Gleichgewichtsstörung resultierenden Spannung (Antriebsreduktion) soll die Wahrscheinlichkeit des Auftretens unmittelbar vorausgegangener Verhaltensweisen verstärken (reinforcement). Die Erklärung der gesamten M. dureh Rückgriff auf diese Defizit-Motivation (Antriebe vom MangelTyp) maeht die gleichen Schwierigkeiten wie der ursprüngliche Hedonismus. Im Neobehaviorismus (Hu l l . Spe n c e . Br o w n u . a.) werden folgende Kriterien für M.variablen angegeben; (a) aktivierende Bedingungen, wie z. B. Nahrungsentzug: durch den daraus entstehenden physiologischen Zustand werden Reaktionstendenzen unterschiedlicher Art je nach angeborener oder in der Lerngeschiehte entstandener habit-Hierarehie mit Energie versorgt; (b) a versive (widrige) Ereignisse: Aufhören der Bedingung (oder Verminderung ihrer Intensität) w irkt als Verstärkung. Beginn als Bestrafung (z. B. elektrischer Schock): (c) attraktive Ereignisse: Beginn der Bedingung wirkt als Verstärkung, Aufhören (oder Verminderung) wirkt als Bestrafung; (d) die Erwartung solcher Ereignisse (erschlossen aus der Tatsache, daß gegenwärtige Bedingungen die obigen Eigenschaften nieht haben können). Ein altes, nie befriedigend gelöstes Problem war die Unterscheidung der angeborenen, primären

Motivation, Motivationsforschung Antriebe (oder Motive) von den erworbenen, sekundären Antrieben (oder Motiven). Trieb, Instinkt oder angeborene Tendenz (Mc Do u g a l l ) wurden den kulturell bedingten, in der Sozialisierung erworbenen Strebungen und Gesinnungen (Mc Do u g a l l : sentiments, Attitüden) gegenübergestellt. Mc Cl e l l a n d argumentierte dagegen, daß alle Motive, auch z. B. der Hunger, erlernt werden müßten, d. h. daß Assoziationen zwischen Situationen und (erwünschten) Affektveränderungen nur in der Erfahrung entstünden. Die psychoanalytische Auffassung über die 'Transformation der angeborenen Triebkraft (Libido) in den populär gewordenen nach Körperöffnungen genannten Entwicklungsphasen bot eine andere Lösung des Problems der Interaktion von erblichen und Milieufaktoren an, die i. w. klinisch erfahren, aber aus prinzipiellen Gründen nicht exakt empirisch belegt werden konnte. Aus existenzialistischen Ansätzen folgen die verseh. Selbstaktualisierungs- und Vervollkommnungslehren der M. (Al l po r t , Ro g e r s , Ma s l o w ). Ma s l o w (1955) meint, daß neben der DefizitMotivation (nach dem Homöostaseprinzip) eine von ihr unabhängige Wachstums-Motivation angenommen werden müsse: Schöpferische Aktivität, Gestaltungs- und Erkenntnisstreben, Selbstaktualisierung, die allerdings auf Befriedigung der Defizit-M. angewiesen sind. Die oben genannten beiden extremen Annahmen über die Art der Energie für das Verhalten aktionsspezifische Triebe (Instinkte) gegen allgemeinen, unspezifischen Antrieb aus verschiedenen Quellen mit erfahrungsabhängiger Steuerung durch latente Verhaltenstendenzen - wurde durch die Entdeckungen der verschiedenen Aktivierungszentren von einer vermittelnden Anschauung abgelöst. Einige Himstamm- und Zwischenhirnsysteme haben spezifisch aktivierende, andere nur ganz allgemein aktivierende Funktion (He s s ). Das Problem des Zusammenhangs zwischen physiologischen Aktivierungssyndromen und offenem Verhalten entstand durch die Beobachtung, daß es Erregung (arousal) ohne Verhalten gibt und daß spezifische Erregungszustände zu verschiedenartigem Verhalten führen. Diesen Tatsachen wurden die Anreiz-M.theorien gerecht: Verhalten hängt außer von der Erregung und den Situationshinweisen entscheidend von der Erwartung bestimmter Erfolge (Belohnungen, Verstärkungen) des Verhaltens in antizipierten Situationen ab (Ro t t e r ). Entsprechende moderne Forschungsansätze der kognitivistischen M.theoretiker trugen auch zur Erklärung der Entwicklung der Motive bei (vgl. He c k h a u s e n 1963, We in e r 1972). Ka g a n (1972) sah das Zusammenspiel der verschiedenen Quellen für relativ spezifische und für unspezifische Energie mit den richtunggebenden Faktoren besonders differenziert. Er führte die Entwicklung der Motive (Leistung, Gesellung,

Motivation, Motivationsforschung Macht, Abhängigkeit, Pflege, Unterwerfung) zurück auf das primäre Motiv, die Unsicherheit und Ungewißheit abzuwehren und auf den Wunsch, die auf die Unsicherheit folgende affektive Beunruhigung zu vermindern. Ob die affektive Beunruhigung auftritt, hängt davon ab, ob die Quelle der Unsicherheit assimiliert werden kann; damit ist ein Zugang zur entwicklungsps. Behandlung der Motiventstehung gegeben: Die Fähigkeit zur Bewältigung von Unsicherheit wächst nicht nur mit der Erfahrung, sondern auch mit der Entwicklung kognitiver Strukturen (i. S. von Pia g e t ), d. h. mit dem Gebrauch von komplizierteren Denkoperationen und mit der Erweiterung der Zeitperspektive. Die sensorischen Motive, d. h. das Angenehmsein bestimmter Reizmuster (Geschmäcke, Aufhören von Schmerz, genitale Reize etc.), wurden somit zu einer primären M.klasse unter anderen, ebenso wie der Arger, der Verdruß oder die Wut, die das primäre Motiv der Feindlichkeit ausmachen könnten, und das (primäre) Motiv der Vervollkommnung oder auch nur der Effektanz(Wh it e ).

In der gegenwärtigen M.forschung werden die M.begriffe I bis IV z. T. unkritisch verwendet, was die Situation recht unübersichtlich macht. Der »humanistische« M.begriff (I) wird als Orientierungshilfe in den exakt naturalistischen Forschungen verwendet, indem einzelne M.arten (Leistung, Aggression, Altruismus, Neugier, Gesellung, Angst) als Sammelnamen für komplexe Prozesse übernommen und experimentell analysiert werden. Da die homöostatischen Modelle der M., die ein Überleben des Hedonismus in kybernetischer Umformung ermöglichen, viele Fragen nach spezifisch menschlichen Aktivitäten unbeantwortet lassen, wird in der kognitivistischen M.theorie auf die Aktivierung durch dieinformationswerte der Stimuli hingewiesen und auf das optimale Aktivierungsniveau. Welche Reizmuster aktivieren, untersuchte Be r l y n e : Komplexität, Neuheit oder, nach Auffassung anderer Autoren im Anschluß an He b b , ErwartungsEreignis-Diskrepanz. Die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Antrieben wird relativiert durch die Annahme, daß für die Entstehung aller Motive eine relevante Erfahrung notwendig sei, weil man lerne, in bestimmten Situationen Änderungen der Affekte zu erwarten (Mc Cl e l l a n d , De m b e r 1965). Durch neurophysiologische Forschungen (Ol d s u . a.) hat die VerstärkerTheorie der M. eine Stütze gefunden. Ein weiterer Schwerpunkt der M.forschung ist die neurophysiologische Analyse der Antrie381

motivationale Wahrnehmung

be vom Hunger-Typ. Auch die ethologische Forschung ist durch die Auflösung des globalen Instinktbegrifts in einzelne physiologische Prozesse gekennzeichnet (Tin b e r g e n , Le y h a u s e n ). Schließlich gibt es im kognitivistischen Ansatz die Auffassung, daß der M.begriff (insbesondere Begriffe wie »Antrieb« und »Trieb«) durch neutrale Modelle. wie die zukünftige Zeitperspektive (z. B. Hoffnung auf Erfolg, Furcht vor Mißerfolg), Antizipation, persönliche Konstrukte etc. zu ersetzen wären (He c k h a u s e n , Ke l l y ). - Von Th o m a e (1968) wird ähnlich wie von Al l po r t und anderen phänomenologisch orientierten Persönlichkeitsforschern in einer »athematischen« M.lehre diegroße Flexibilität der Handlungsantriebe des Menschen in Abhängigkeit von verschiedenen »Klassen des Person-Umwelt-Bezuges« postuliert. Eine Anzahl von (a) Daseinsthematiken und (b) Daseinstechniken ersetzt Begriffe wie »Triebe« und »Strebungen«. Die Varianten der regulativen Thematik sorgen für den Ausgleich von Störungen (Homöostase); zukünftig erwarteten Störungen wird durch antizipatorische Regulationen begegnet; weitere Thematiken sind die Daseinssteigerung, soziale Integration, soziale Abhebung, die kreative und die normative Thematik (vgl. Le r s c h ). Hier wird der Zeitbezug als Spannung von der Ausgangsqualität A (z. B. »reizarm«) zur Zielqualität B (Heterostase) statt der Kräfte des Energiestrombildcs zur Darstellung der M. benutzt (vgl. Be r g iu s 1957 225 231). Der Erreichung der Zielzustände dienen verschiedene »Daseinstechniken«: Die leistungsbezogcnc, anpassende, defensive, evasive und aggressive Technik. Sic sind also keine M.variablen, sondern instrumentelle Mechanismen. - An die M.forschung schließen die Konflikt-, Entscheidungs- und Handlungsforschungen an.© Co e e r u. Appl e y 1964, Gr a u m a n n 1969, Ma d s e n 1961, 1972, Th o m a e 1965, Nebraska Symposium on Motivation. Lin c o l n 1952 ff., We in e r 1972. B-S motivationale Wahrnehmung, die Wahrnehmung wird durch das Motivationsgefüge beeinflußt ( 'soziale Wahrnehmung) Motorik 'Psychomotorik motorische Aphasie 'Aphasie motorische Bahnen 'Leitungsbahnen motorische Einstellung (G. E. Mü l l e r und Sc h u m a n n ), eine auf eine bestimmte körperliche Tätigkeit gerichtete Einstellung, die eine

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MSAD

entsprechende Muskelinnervation bedingt. Sie zeigt sich z. B., wenn man mit der rechten Hand ein Gewicht von 700 g und mit der linken eines von 2500 g hebt und dies mehrmals wiederholt. Hebt man dann auch mit der linken Hand ein Gewicht von 700 g, so erscheint dieses wesentlich leichter als das mit der rechten Hand gehobene 700-g-Gewicht'. Es hat sich eine Einstellung auf das erwartete Gewicht gebildet, die zu einem stärkeren Bewegungsimpuls geführt hat. motorische Funktionen 'Sinnesfunktionen motorische Leistungsserie ® Sc h o ppe motorischer Typ (Motoriker), Typus, der überwiegend mit Bewegungsvorstcllungen arbeitet. 'Vorstellungstypen. Akustomotoriker : Typus, bei dem neben motorischen auch akustische Vorstellungsbilder stark vertreten sind. ''Typologie motorisches Alter 'Alter motorisches Sprachzentrum 'BROCASche Windung motorische Tests, Tests, welche Schnelligkeit, Koordination, Sicherheit und andere Merkmale von Bewegungsabläufen messen. ® He u y e r -Ba il l e , Os e r e t z k y , Sc h o ppe motorische Wurzeln 'Rückenmark motor theory, Klasse von Theorien, in denen »motorische Prozesse« zur Erklärung anderer, speziell kognitiver Prozesse herangezogen werden. Die gelegentlich anzutreffendc Übersetzung »motorische Theorie...« ist sprachlich und begrifflich unbefriedigend. In der älteren 'behavioristischen Auffassungen nahestehenden m. t. des 'Denkens wird angenommen, daß Denkaktivität letztlich auf Muskelaktivität, insbesondere auf rudimentäre Aktivierung von Sprechorganen, zurückgeführt werden kann( 'Sprache, innere; Vin a c k e 1974, Mc Gu ig a n 1966). Die m. t. der Sprachwahmchmung ( 'Sprachrezeption, 'Sprachtheoric) nimmt an, daß sprechmotorischc Prozesse an der Wahrnehmung speziell gesprochener Sprache wesentlich beteiligt sind (Hö r m a n n 1967). K-l mouchcs volantes [frz.], »fliegende Mücken«. Sinnestäuschung, bei der stäbchenförmige Flecken das Gesichtsfeld durcheilen. Durch Glaskörpcrtrübung hervorgerufene entoptische Erscheinung. MP1 ® Ey s e n c k MPT® An d r e w MSAD ® Mc Cl e e r y

M-TAT

Musik-Begabungstest

M-TAT © Mu r r a y MT-Test © Pr a k M-T-V-T ® Lie n e r t MS, multiple Sklerose (s. a.) MSR, motivationsspezifische Reaktion M-T-A-S (Mathematiktest für Abiturienten

und Studienanfänger) © Lie n e r t et al. Mu, das Nichts oder das Nein. Die Beseitigung aller Vorstellungen und Begr. schafft den Zustand der Leere, der die Voraussetzung der ’Erleuchtung in der /’Zen-Lehre ist. S-G MU, mental unit (Intelligenzmessung). MüLLER-LYERsche Täuschung (1889), die Strecke a mit nach außen gerichteten Winkelansätzen erscheint länger als die mit nach innen gerichteten Haken b. Von zwei übereinander gezeichneten Trapezen erscheint bei gleicher Größe das untere kleiner, monokular fixiert räumlich näher. Ähnliche Täuschung bei Kreisabschnitten. /geometrisch optische Täuschung

x-o

multidimensionale Wechselwirkung, neuere

Bez. für ’'Feld Multilingualismus zBilingualismus, ’'Spracherlernen multiple choice /Wahlantworten, /Mehrfachwahl-Au fgabe multiple Korrelation, eine parametrische statistische Methode zur Bestimmung der Korrelation einer (Kriteriums-)Variablen mit einer (optimalen) Kombination zweier oder mehrerer anderer Variablen. Die Höhe der m. K. hängt von der Höhe der Interkorrelationen der anderen Variablen und von der Höhe der Korrelationen dieser Variablen mit der Kriteriumsvariablen ab. Die Berechnung erfolgt (für 3 Variable) nach R

1-23



/r - 4- r 2 — 2 r

/

/

12 ~‘13

r

r

x'‘12‘13 23

1-r 2 23

A

Ml-A

multiple Persönlichkeit, das angebliche Vorhandensein verschiedener Systeme des Erlebens und Verhaltens in einer Person. Hiermit ist die Erscheinung des /Doppelbewußtseins

zu erklären versucht worden. © Pr in c e multiple Regression /Regression

multiple Sklerose, Erkrankung von Rücken-

mark und Gehirn. Auftreten sklerotischer Herde (Verhärtungen) im Zentralnervensystem, die zu einem Schwund der Nervenfasern mit den entsprechenden Ausfallserscheinungen führen, wie Sprach-, Bewegungs-, Sensibilitäts- u. a. Störungen. Ursache noch unbekannt, meist langsam ansteigender Verlauf mit Remissionen. Multiplikationssatz, die Wahrscheinlichkeit P für das gemeinsame Auftreten von n Ereignissen ab ..., an, die sich nicht wechselseitig ausschließen, ist gleich p(a,) p(a2/a,) p(a3/a„ a2)... p(anaj,..., anl). Bei statistischer Unabhängigkeit der Ereignisse gilt: P = p(a1)p(a2) ...p(an). Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß bei einer Münze und einem Würfel, die gleichzeitig geworfen werden, die Ereignisse 6 und Wappen auftreten, ’///7/a kleine Faser], die Fasern der Nerven. Man teilt ein nach Achsenfibrillen, nackten Achsenzylindern, marklosen N., markhaltigen N. ©Nerv). Nervenkerne, Gruppen von Nervenzellen in Gehirn und verlängertem Mark, Ursprungsstätte der Gehimnerven Nervenkrankheiten, organische Erkrankungen des Nervensystems neben den ’'Neurosen und 'Psychosen. Z. B. Apoplexie, Chorea, degenerative Nerven- und Muskelerkrankungen, Encephalitis, Meningitis, Multiple Sklerose, Neuritis und Polyneuritis, Parkinson. Nervenleitung 'Leitungsbahnen Nervenschock, volkstümliche Bez. für eine erhebliche Störung des ps. Gesamtzustandes durch ein emotional stark belastendes Erlebnis. "Neurosen, traumatische Nervensystem, die Gesamtheit der Zellen, die zur Entstehung und Weiterleitung von Erregungen spezialisiert sind. Zum NS gehören nicht nur die Neuronen (d. h. die aus Nervenzelle und Neurit gebildeten genetischen, morphologischen und funktionellen Einheiten des NS), sondern auch die Sinneszellen (z. B. Stäbchen und Zapfen der Retina, Hörzellen usw.). Die Möglichkeiten zur Gliederung des NS sind vielfältig je nach Ansatz und Ziel. So unterscheidet man topographisch zwischen zentralem und peripherem NS (ersteres = Gehirn u. Rückenmark = ZNS; letzteres = Nerven-Ganglicn, Sinneszellen). Anatomisch sind jedoch beide zugeordnet dem zerebrospinalen NS, dem das sympathische, vegetative, autonome NS gegcnüberstcht (vgl. nachstehendes Schema). Funktional ist das zerebrospinale NS zuständig für das willkürliche Handeln und die Beziehungen zwischen Organismus und Umwelt - das sympathische, vegetative NS dagegen reguliert die Organfunktionen, die dem Willen weitge-

Nervenwurzel

Neurasthenie

) * Nervensystem

zerebrospinales NS I

zentrales NS (Gehirn, Rückenmark)

sympathisches NS (vegetatives, autonomes N S)

peripheres NS i

Rückenmarksnerven (Nn. spinales) *) Anatomische Gliederung nach

Sympathikus

Parasympathikus

Himnerven (Nn. cerebrales)

Vo s s -He r r l in g e r

hend entzogen sind (daher die alte Bez. autonomes System). Es besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus (wichtigster Nerv der n. vagus). Der Sympathikus beschleunigt den Herzschlag, verengt die Blutgefäße, hemmt die Darmtätigkeit, schafft die Voraussetzungen für (sofortige) gesteigerte Leistung. Der Parasympathikus wirkt antagonistisch: hemmt den Herzschlag, erweitert die Gefäße und regt den Darm an (zErgotropie). Der sog. Grenzstrang ist eine Ansammlung von Nervenknoten; er liegt bei der Wirbelsäule und ist Teil des sympathischen NS. Vgl. Gehirn, Rückenmark Nervenwurzel /'Rückenmark Nervenzelle /Neuron Nervenzentren, bestimmte Gebiete in Gehirn und Rückenmark, von denen die einzelnen Nervenfunktionen gesteuert werden, und bei deren Ausfall diebetreffenden Leistungen gestört und unterbunden werden. Es gibt motorische Zentren, von denen Bewegungen ausgehen, und sensorische, die für das Zustandekommen der Wahrnehmungen wesentlich sind. zGehirn Nervosität, an der Grenze des Krankhaften stehende Erregbarkeit des psychischen und psychomotorischen Systems. Eine volkstümliche Sammelbezeichnung. nervus acusticus [lat.] zn. statoacusticus nervus opticus [lat.] Sehnerv /Auge nervus statoacusticus [lat.], der Nerv, der als 8. Gehirnnerv die beiden Nerven des Gleichgewichtsorgans (n. vestibularis) und des Gehörorgans (n. cochlearis) vereinigt. Trennung wieder nach dem Eintritt in die /medulla oblongata. 'Ohr

Nestaura [lat. aura Lufthauch], der der Art und Gemeinschaft eigene Geruch, an dem sich die Tiere zu erkennen scheinen. Dazu Familien- und Eigengeruch des Tieres. Netzhaut /Auge Netzhautbild, die von dem gesehenen Gegenstand durch die lichtbrechenden Medien des Auges auf die Netzhaut entworfene Reizanordnung, die in ihrer Form der des Gegen-

standes entspricht Netzhauthorizont, der durch die Netzhaut gelegt gedachte, horizontal gelagerte Meridian (Kreislinie). Vgl. LiSTiNGsches Gesetz, Primärstellung Netzhautzonen, man unterscheidet drei konzentrische Zonen: die äußerste Zone, die nur helligkeits- und nicht farbenempfindlich ist, die mittlere, die helligkeits- und gelb-blauempfindlich ist, und die innere, zentrale Zone, in der alle Qualitäten von Lichtempfindungen wahrgenommen werden Neugier [engl. curiosity], die aus dem Neugierverhalten (Orientierungsverhalten) abgeleitete Tendenz, subjektiv Neues zu erleben, zu untersuchen, zu erkunden (Be r l y n e , 1960). /Aktivierung Neuralgie [gr. algos Schmerz], ohne feststellbare anatomische Veränderung auftretender Schmerz (anfallsweise) in der Bahn eines sensiblen oder gemischten Nerven. Zahlreiche weitere Bezeichnungen, z. B.: N. ischiadica, N. nocturna, Trigeminusneuralgie. Neurasthenie [gr.], »Nervenschwäche«, nervöse Reizbarkeit. Geringe seelische Belastungsfähigkeit, leichte Erschöpfbarkeit. Der Begriff wurde 1879 von dem amerikanischen Arzt G. M. Be a r d eingeführt. Vgl. Neurose

393

Neurilemm

Neurilemm [gr. lemma das Abgesehälte], die

sogenannte SCHWANNsehe Nervenseheide (/Nerv) Neurismus, eine physiologische Theorie, die das Nervensystem zum entscheidenden Träger aller Lebensvorgänge macht. Die Theorie hat Ansehauungen von Pa w l o w und dessen Sehule weiterentwickelt und wird von sowjetischen Physiologen besonders gepflegt. Vgl. Bedingter Reflex, Objektive Psychologie Neurit, der der nervliehen Erregungsleitung dienende, meist lange (1 m und mehr) Aehsenzylinderfortsatz der Nervenzelle ( = Axon). /Neuron /Dendrit Neuritis, Mononeuritis (i. Ggs. zu /Polyneuritis). Nervenentzündung. Degenerative Nervenerkrankung. Kennzeichnende lokale Sensibilitätsstörungen und motorische Störungen im versorgten Muskelbcreich. Übergang von N. zu /Neuralgie oft fließend. Neurodermatose, nervöse Hauterkrankung /Nerv Neuroglia [gr. glia Leim], naeh R. Vir c h o w die ektodermalen, bindegewebsartigen Zellen zwischen den Neuronen des /ZNS. Früher als Stützzellen aufgefaßt. Das Glianetz vermittelt den interplasmatisehen Stofftransport. Neurogramm, Ausdruck von M. Pr in c e (1905) für den im Nervensystem überdauernden Eindruck, den jedes Erleben hinterlassen muß, um wieder erinnert werden zu können (/Spur) Neurolepsie, die Minderung (Blockierung) der ps. Spannung bei der /Hypnose, ebenso die Spannungsdämpfung als Medikamentenfolge (Neuroleptika), die in der Regel von affektiver Entspannung bis zum Pa r k in s o n Syndrom (bei Überdosis) reieht Neuroleptika, Drogen mit besonderer, die vitale Situation erleichternder Angst, Erregung und Aggression dämpfender Wirkung bei Psyehosen und ps. Störungen psyehotiseher Art. 'Psychopharmaka Neurologie, med. Disziplin, Lehre von den Nerven (Struktur und Funktion) sowie den Nervenkrankheiten Neurom, Nervcngcsehwulst, aus Fasern, Ganglienzellen Neuron [gr.], die aus einer Nervenzelle und ihren Fortsätzen bestehende leitungsmäßige Einheit des Nervensystems, syn. mit Nervenzelle. Ganglienzelle. Aufbau der Nervenzelle 'Nerv. Das Axon (Neurit), das der effektorisehen Weiterleitung dient, endet in einer Zahl

394

Neurose

von Knöpfen, Axon-Telodendrcn [gr. Endbäumehen], den synaptisehen Endknöpfen ( /Synapse). - Auf Grund der Konfiguration der Fortsätze werden unterschieden uni-, pseudouni-, bi- und multipolare Neurone. "Gehirn. © R. F. Sc h m id t Neuropathie, ein vieldeutiger Begr., mit N. bezeichnet die Psyehiatrie »die angeborene Bereitschaft zu körperlichen Funktionsstörungen (Fehlsteuerungen), insbesondere im Bereieh des vegetativen Nervensystems« (Kl o o s ). Damit ist N. weitgehend syn. mit konstitutioneller Nervosität, Nervensehwäehe und vegetativer Labilität. Neuropathen sind vegetativ Stigmatisierte. N. kann ein selbständiges Krankheitsbild abgeben, aber aueh Zusatzsymptomatik bei Psychopathie oder Neuroseformen darstellen. Als Symptome werden genannt: vasomotorische Übererregbarkeit, Störungen der Drüseninnervation, funktionelle Magen-, Darm-, Blasen-, Genital-, Schlafstörungen, Hypersensibilität, Reflexstörungen. neuropathisch, für Nervenkrankheiten erblich belastet. Der Begr. bezeichnet mehr das Dispositionelle als das Aktuelle eines Nervenleidens. Vgl. psyehopathiseh Neuropathologie, Lehre von den krankhaften psyehiseh-neurotisehen Erscheinungen (Nervenkrankheiten einsehließlieh Neurosen). Vgl. Psyehopathologie Neurophysiologie, das Teilgebiet der /Physiologie, das sieh im besonderen mit den Funktionen des Nervensystems und seinen ehern, bzw. elektrischen Grundlagen befaßt Neuroplegika, syn. Neuroleptika, 'Psychopharmaka Neuro-Psychopharmakologie, Lehrgebiet, das sich in engem Kontakt zur /Psychopharmakologie und 'Pharmakopsyehologie mit den besonderen neurophysiologisehen (neuroehemisehen) und damit auch neuropsyehologisehen Zusammenhängen von Organismus und Pharmaka, bes. den 'Psychopharmaka, aber aueh den körpereigenenStoffen, wieden Hormonen, befaßt. Die Bez. N. wird aueh syn. mit Psychopharmakologie gebraucht. Neurose, der Begriff stammt von dem schottischen Arzt W. Cu l l e n (1776). Er verstand darunter eine Nervenkrankheit ohne anatomiseh-pathologisehen Befund. Diese negative (ausschließende) Definition kennzeichnet aueh heute noch ihre Abgrenzung: N. ist ein Sammelbegriffgeblieben. Der Um-

Neurosesekretion

fang der damit gesammelten ps. Störungen wird wesentlich von der theoretischen Position der Autoren bestimmt. Aus psa. Sicht ist N. ein unbewußter Widerstand und die neurotischen Symptome lediglich Äußerungen psychodynamischer Konflikte. Dagegen werden von verhaltenstherapeutisch orientierten Autoren die neurotischen Konflikte selbst in den Vordergrund gestellt und als gelernte Fehlsteuerungen interpretiert. Gemeinsam gilt ihnen N. als ein Nichtbewältigen fundamentaler Lebensaufgaben. Eine grundlegende Theorie derN. stammt von Fr e u d . Naeh ihm ist die N. das Resultat einer unvollständigen Verdrängung von Impulsen aus dem Es dureh das Ich. Der verdrängte Impuls droht trotz der Verdrängung in das Bewußtsein und das Verhalten durchzubrechen. Zur erneuten Abwehr dieses Impulses wird das neurotische Symptom entwickelt, das einerseits eine Ersatzbefriedigung dieses Impulses, andererseits aber einen Versuch seiner endgültigen Beseitigung darstellt. Fr e u d unterschied nach dem Kriterium der Dauer und Stärke des auslösenden Konfliktes sowie nach der Art seiner Verarbeitung: Die Aktualneurosen mit primär vegetativen Symptomen auf Grund starker, aber unspezifischer Affektwirkungen auf das veg. System im Zusammenhang eines aktuellen Konfliktes. Hierzu zählen: (1) die Schreckneurosen, (2) die Angstneurosen, (3) die neurasthenischen Syndrome. Die Psychoneurosen (auch Abwehrpsychoneurosen) mit psychischen und somatischen Symptomen als Folge der unvollständigen Verdrängung von inkompatiblen Triebimpulsen auf dem Hintergrund eines chronischen Triebkonfliktes. Hierzu zählen: (1) die hysterischen Syndrome (einschließlich Organncurosen), (2) die phobischen Syndrome, (3) die anankastischen Syndrome, (4) die Charakterneurosen. Die traumatischen Neurosen mit denselben Symptomen wie die Aktual-N. und die Psycho-N., aber mit einer spezifischen Genese (Auslösung durch Unfall) und mit einer spezifischen Motivation (Sicherungstendenz). Man unterscheidet: (l)die primären Unfallneurosen und(2) die sekundären Renten-, Versicherungs- und Rechts-Neurosen (oder auch Zweckneurosen). J. H. Sc h u l t z versteht unter N. eine »im Unbewußten lagernde, seelisch begründete Fehlhaltung des gesamten Organismus, die entsprechend der Verknüpfung des nervös-seelischen Faktors mit allen Lebensfunktionen sich nun auf sämtlichen Lebensgebieten äußern kann«. Naeh dem Kriterium der Tiefe der Verwurzelung des Konfliktes in der Persönlichkeit unterscheidet er: (1) exogene Fremdneurosen (von außen bedingt), (2) psychogene Randneurosen (durch somatops. Konflikte verursacht), (3) Sehichtneurosen (durch innere seelische Konflikte entstanden), (4)

Neurotizismus Kernneurosen (im Charakter und seinen autopsychischen Konflikten wurzelnd). Für Sc h u l t z -He n c k e entsteht die N. durch Traumen (Mikro-Traumen), die das Antriebsleben hemmen und übersteuern, gelegentlich auch untersteuern, d. h. zu hemmungslosen Triebdurehbrüchen führen. Nach Ju n g ist N. eine Selbstentzweiung und gleichzeitig ein Signal für die Wiedervereinigung von Bewußtsein und Unbewußtem. Ad l e r stellt die N. als ein Arrangement dar, das auf einer Überkompensation beruht. Für Ja s pe r s ist die N. gekennzeichnet durch ein individuelles Scheitern in Grenzsituationen. Bei Ge h l e n erscheint die N. als unfreiwillige Askese oder Lebensabsperrung. Fr a n k l sieht in der N. eine Weise geistiger Entscheidung. Für Bin s w a n g e r handelt es sich bei der N. um einen existentiellen Konflikt zwischen Ich und Welt, wobei zu letzterem auch der eigene Leib und die Innenwelt gerechnet werden. Für Sc h o t t l a e n DER ist die N. eine symptomatische Wiederholung anstelle der Verwirklichung eigener Möglichkeiten oder der Realität der Welt. Pa w l o w bezeichnet die N. als Störung des cerebralen Gleichgewichts. Nach Wo l pe ist N. ein gelerntes emotionales habit. Bei Ey s e n c k wird die N. als gelernte Fehlanpassung dargestellt. Nach dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO der Vereinten Nationen herausgegebenen Katalog der International Classification of Diseases (ICD, Sektion V) werden im Rahmen des Oberbegriffs /'psychische Störung die folgenden neurotischen Zustände zusammengefaßt: Angstneurosen und andere durch Angst bestimmte neurotische Störungen, Hysterie mit Konversionsneurose

und dissoziativer Reaktion, phobische Zustände, zwangsneurotische Störung, neurotische Depression, Neurasthenie, Depersonalisation, Hypochondrie, ferner andere und unspezifische Zustände (u. a. Beschäftigungsneurose). © Bin s w a n g e r , Br u n , Fr e u d , Ho f f , Ja s pe r s , Po n g r a t z , Sc h o t t l a e n d e r , Sc h r a m l u . Ba u m a n n , Sc h u l t z , Sc h u l t z He n c k e , Ta r j a n B-H Neurosekretion, Ausscheidung von Sekreten (d. h. Hormonen) durch Nervenzellen, Ganglienzellen. /'Hormone neurotisch, zur Neurose gehörig, an Neurose leidend Neurotizismus, syn. Emotionalität bzw. emotionale Labilität-Stabilität, eine in der empirischen Persönlichkeitsforschung gut gesicherte und testdiagnostisch mit verschiedenen Erhebungstechniken meßbare Persönlichkeitseigenschaft. N. hängt mit Intensität und Kontrolle emotionaler Reaktionen und Abläufe zusammen. 395

Neurotizismus-Faktor Während bei Ca t t e l l dieser Faktor auf der Basis von Fragebogen als Sekundärfaktor mit »Angst vs. emotionale Anpassung« bezeichnet wird, wird bei Ey s e n c k N. als Faktor auf dem Typenniveau mit Hilfe von Fragebogenitems gemessen. Ca t t e l l s Dimension der »Angst vs. emotionale Anpassung« enthält auf dem Fragebogenniveau 5 Dimensionen, nämlich Ichstärke, Mißtrauen, Furchtsamkeit, Spannung und Selbstkontrolle. Ca t t e l l hat den Faktor N. in objektiven Tests als Angstfaktor bezeichnet. © Pa w l ik 1968 Hä-R Neurotizismus-Faktor ’'Faktorenanalyse Neurotransmitter ^Transmitter neurotrop, Neurotropie, auf die Nerven wir-

kend (z. B. Pharmaka) Neutralisation, ein /Abwehrmeehanismus des Ich für die Sozialisierung der allen Äußerungen der /'Aggressivität zugrunde liegenden Energie und ihre sekundäre Fusionierung mit der sexuellen Energie (/Libido). Der Begr. meint bezüglich der aggressiven Energie dasselbe, was der Begr. der /Sublimierung bei der sexuellen Energie besagt. Neu-(Neo-)Vitalismus ^Vitalismus Nexus [lat.], Verknüpfung, Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Kausalnexus) nieht-direktive Psychotherapie [engl. non-directive therapy], ein von C. R. Ro g e r s u. a. entwickeltes Verfahren zur Behandlung seelischer Fehlanpassungen bei Erwachsenen und Kindern. Dabei stellt der Therapeut in seiner Haltung gegenüber dem Patienten die Atmosphäre dar, in der dieser seine Probleme selbst lösen kann. Der Therapeut stellt keine Fragen und gibt keine Ratschläge, sondern läßt dem Patienten volle Freiheit, worüber er sieh aussprechen möchte, und reflektiert die Gefühle des Patienten. Im Verlauf der Therapie findet gleichsam ein Umlcrnen früher erworbener falscher Einstellungen statt. Auf der Grundlage dieses Verfahrens entwickelte V. M. Ax l in e eine Spielthcrapie für Kinder, die aueh in Gruppen durehgeführt wird. Von Ro g e r s wurde auch der Begr. elient-centered-therapy Für das geschilderte Verf. verwendet. Vgl. Paradoxe Intention. © Ro g e r s , Ax l in e , R. u . A. Ta u s c h nichtparametrische Tests (Verfahren), syn. parameterfreie, verteilungsfreie Methoden. Als n. p. V. werden statistische Schlußverfahrcn (vorallem Signifikanztests) bezeichnet, deren Anwendung nieht das Vorlicgen von Intervall- oder Verhältnisskalcn-Datcn voraussetzt. Sie sind jedoch auch auf Daten dieser höheren Skalennivcaus anwendbar. Da sic unabhängig vom Verteilungstyp der Daten 396

nichtverbale Kommunikation

angewendet werden können, werden sie auch als »verteilungsfreie« Verfahren bez. Mi-A niehtreaktive Meßverfahren, von We b b (1966) als unobtrusive measures oder nonreactive research bezeichnete sozialwisscnsehaftl. Meßund Untersuchungsverfahren, die nicht durch den Untersucher, die Untersuchungs situation oder den Untersuchten verfälscht werden können. We b b und Mitarbeiter stellen diese Meßverfahren in Gegensatz zu den häufig benutzten Methoden der Interviews und der Fragebogen, sie schlagen mehrere Verfahrensgruppen vor: Unter physischen Spuren verstehen sie solche, welche durch vergangenes Verhalten hervorgerufen wurden. Eine weitere Gruppe sind die mehr oder weniger amtlich registrierten oder archivarisch zusammengefaßten Berichte über objektive Lebensdaten. Die dritte Gruppe enthält Berichte ohne besondere Systematik der Erstellung. Als weitere Gruppe nennen die Autoren die einfache Beobachtung. Unter geplanter Beobachtung wird jene verstanden, bei welcher das natürliche Verhalten durch die Beobachtung nicht gestört wird. Sie wird meist durch technische Hilfsmittel unterstützt. 'Beobachtung, 'L-Daten Hä-R nichtverbale Kommunikation, menschliche ’'Kommunikation ist ein vielschichtiges Geschehen. Neben der Sprache gibt es eine Fülle anderen kommunikativen Verhaltens. Es wird unter dem Begr. der n. K. zusammengefaßt; (»nichtverbales Verhalten« wird oft syn. mit »n. K.« gebraucht, ebenso die Begr. »Interaktion« und »Kommunikation« mit der Annahme, daß alles Verhalten in interpersonalen Situationen Mitteilungscharakter hat). Nichtverbale kommunikative Elemente sozialer Interaktionen sind: (a) Körperkontakt, (b) Körperbewegungen und Körperhaltung (eingeschlossen 'Gesten, Gesichtsausdruck, 'Mimik und Blickverhaltcn; 'Kincsik), (c) äußere Erscheinung (Kleidung usw.), (d) nichtverbale Aspekte des Sprechens (Tonfall, Zögern, Lachen usw.; 'Paralinguistik), (c) räumliche Faktoren (Distanz, Sitzposition, Umgebung usw.; 'Proxemik). Grundsituation der Erforschung n. K. ist die »face-zo-/«a>«-Interaktion. Kommunikation wird danach als ein Vorgang aufgefaßt, an dem der ganze Körper der K.partner beteiligt ist. Es ergeben sich dadurch Berührungspunkte zur 'Ethologie und zur 'Kulturanthropologie. Auch werden damit viele Phänomene, welche die 'Ausdruckspsychologie untersucht hat, wieder in ihren kommunikativen Kontext gestellt. Um erfolgreich kommunizieren zu können, müssen Interaktionspartner enorme Mengen von Information

Nivellierungsgesetz

nicht-verbale (non verbal) Tests

verarbeiten. Um dem gerecht zu werden, wird in der Forschung versucht, das einfache nachrichtentechnische Modell der Kommunikation durch ein Multikanalmodell zu ersetzen, wobei so viele Kommunikationskanäle angenommen werden, wie der Mensch Sinnesmodalitäten hat (wichtig vor allem visueller, auditiver und taktiler Kanal). Es lassen sich 4 verschiedene Funktionen nichtverbalen kommunikativen Verhaltens unterscheiden: (a) Funktion für die ^Sprachproduktion (nichtverbales Verhalten, das eng mit dem Sprechen verbunden ist, es z. B. rhythmisch begleitet, illustriert oder ersetzt), (b) regulatorische Funktion für den Ablauf der Interaktion (z. B. beim Wechsel der Sprecher-Hörer-Rolle), (c) interpersonale Funktion zur Bestimmung der Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern (z. B. Grad der Intimität), (d) expressive Funktion zum Ausdruck von Affekten und Persönlichkeitseigenschaften. Auf einer spezifischen Auffassung des Verhältnisses von Sprache und n. K. basiert das Konzept der Metakommunikation

(Wa t z l a w ic k ). Darunter wird K. über K. verstanden. In ihr geht es um die Bestimmung der Regeln, die einer K. zugrunde liegen. Jede K. ist immer zugleich Metakommunikation, insofern der »Beziehungsaspekt« der K. festlegt, wie der Sender die als Inhalt übermittelte Information verstanden haben will und wie er dadurch die Beziehung zwischen Sender und Empfänger definiert. Die Information über die Beziehung ist zumeist »analog codiert« ( 'Codierung) und wird vor allem über den visuellen und den taktilen Kanal und durch die paralinguistischen Phänomene im auditiven Kanal übermittelt. Der Inhalt dagegen ist »digital codiert« und wird vor allem durch die Sprache übermittelt. © Ar g y l e 1972, Du n c a n 1969, Gr a u m a n n 1972, Me h r a b ia n 1972, Sc h e r e r 1970, Wa t z l a w ic k 1969 B-R nicht-verbale (non verbal) Tests ’'sprachfreie Tests nihil est in intellectu quod non prius fuerit in sensu, nichts ist im Verstände, was nicht vorher in den Sinnen war. Der von Jo h n Lo c k e formulierte Grundsatz des 'Sensualismus. Le ib n iz ergänzte: nisi intellectus ipse (ausgenommen der Verstand selbst). Nihilismus, absolute Verneinung als Stand-

punkt oder Weltanschauung. Der theoretische N. ist die Verneinung der Möglichkeit, die Wahrheit und die letzten Dinge zu erkennen. Praktisch ist der N. eine Lebenshaltung, die alle Wertmaßstäbe zu weitgehend relativiert und den Negativismus und Skeptizismus übersteigert. © Ho f f m e is t e r

Nirwana [Sanskrit], Auslöschen, Erlöschen,

die im Buddhismus erstrebte Loslösung der Seele vom Lebenstrieb und der Materie und die dadurch erreichte selige Ruhe, Freiheit von Sünde, Leid und Leidenschaften, ein Zustand, der durch Meditation schon zu Lebzeiten erreicht werden kann. Nach dem Tode tritt dann völliges Erlöschen (Parinirwana) und damit auch die Befreiung von der Wiedergeburt ein. Nirwana-Phantasie, Bez. von Fr e u d für einen typischen Tagtraum mit vollkommener Wunsch- und Affektlosigkeit sowie allumfassender Ruhe Nischentheorie, innerhalb der /Feldtheorie gebrauchter theoret. Ansatz, um denjenigen Teil des Feldes zu charakterisieren, der die flachsten Konkurrenzgradienten aufweist. Für sozial- bzw. machtstrategische Maßnahmen leistet die N. Hilfestellung zur Abschätzungd. Erfolgschancen.© Spie g e l 1961 B-H Nit /lichttechnische Maße Niveau [frz.], engl. level Zustand, Stufe, Höhe. Im wertenden Sinne: Rang. • In der Ps. heute oft gebrauchter Ausdruck, z. B. Begabungsniveau, Entwicklungsniveau, Anpassungsniveau, Anspruchsniveau. P. Ja n e t benützte den Begr. »niveau mental« für ps. Spannung. Kl a g e s hat in der Graphologie den Begr. N. eingeführt zur Bez. der Gesamthaltung einer Schrift, wie sie in Ebenmaß, Rhythmus, Verteilung u. a. ihren Ausdruck findet (/Formniveau). Niveau, psychophysisches, von Kö h l e r (1920) eingeführte Bez. für denjenigen Abschnitt im Wahrnehmungsvorgang, wo der Gegenstand (das physikalische Objekt) zum eigentlichen Anschauungsding wird. Dieser psychophysische, bewußtseinsfähige Vorgang erfolgt als Beispiel beim Sehen im Endabschnitt des Seh Vorgangs (Lichtstrahlen - Auge - Sehnerv usw.) in der Sehrinde (area striata). © Kö h l er

Niveau-Test ’'power-Test Nivellierung, Einebnung. In der Ps. der Vor-

gang, daß (z. B. in der Wahrnehmung) das wenig Beachtete jeweils weiter absinkt und verflacht. Auch der Vorgang der Bedeutungsabwertung. lm Ggs. dazu die /Akzentuierung, Pointierung (Überspitzung) des als wesentlich Angesehenen. /Denkstil Nivcllicrungsgesetz, in der gemeinschaftlichen Arbeit (gemeinsam nach Art und Situation) macht sich in drei Richtungen eine gegenseitige Beeinflussung als Nivellierung gel397

Nockenaufgabe

tend: Absinken der Höchstleistungen, Anstieg der niederen Leistungen und leichte Hebung des Leistungsdurchschnitts. Mo e d e hat den Vorgang experimentell naehgewiesen. Sozialps. ist er von He l l pa c h aufgegriffen worden. Vgl. Primitivierungsgesetz Nockenaufgabe ® He r m a n n , Mo e d e Noctambulie [lat. nox Naeht, ambulare umhergehen], Schlafwandeln, Nachtwandeln. /'Somnambulismus Noea [gr. noetna Denkgegenstand], Gedanke, Gedaehtes, der Sinn und Gehalt eines Bewußtseinsinhaltes, nieht als psyehisehe Realität, sondern als ideales Sein angenommen Noese [gr. ntis von nbos Verstand], die im Ablauf der ps. Entwicklung kennzeichnende Phase der vorherrschenden Verstandesentfaltung im Ggs. zur Phase der Phantasieentfaltung, der bildhaften Vorstellung bzw. der Gemütsentfaltung (Eidese und Thymose naeh He l l pa c h ). • Das »Warum-Frage-Alter« etwa zwischen 4. und 10. Lebensjahr. Vgl. Altersperioden und Entwicklungsstufen. © He l l pa c h Noetik, Denklehre, Erkenntnislehre noetisch, zum Denken gehörig noetische Schicht, noetiseher Oberbau, von Le r s c h eingeführte Bez. für seine Ansehauung, daß die individuellen Denkleistungen eine eigene »Sehieht« neben dem willentlichen Oberbau beim »Aufbau des Charakters« bilden. In der späteren Fassung seiner Lehre (»Aufbau der Person«) werden die Denkleistungen als »noetiseher Habitus« in den personellen Oberbau einbezogen. Vgl. Tabelle Charakteraufbau noise /’'Lärm Noktambulismus 'Somnambulismus Nominal-Phrase 'Phrasen-Struktur-Grammatik Nominalskala, Klassifikationsgrundlagequalitativer Daten. Die einzige Bedingung, die eine N. erfüllen muß, ist, daß Ereignis und Klasse einander eindeutig zugeordnet werden können. Zwischen den Klassen einer N. besteht qualitative Verschiedenheit, innerhalb der Klassen Gleichheit aller Fälle. Andere Be-

ziehungen (z. B. Größenrelationen) bestehen zwischen den Klassen einer N. nieht. Die Reihenfolged. KlasseneinerN. ist bedeutungslos u. entspricht äußeren Konventionen. Beispiele : Gesehlecht: männl, -weibl.: Familienstand: ledig - verheiratet verwitwet. Mi-A Nomologie, Bez. für den Teilbereich einer Einzelwissensehaft, der sich mit der Aufstel398

normalisieren

lung allgemeiner Regeln und Gesetze (sog. nomologischer Hypothesen) befaßt, die für die Phänomene bestehen, mit denen sieh diese Einzelwissenschaft beschäftigt. Die Aufstellung nomologischer Hypothesen ist zentrale Aufgabe einer jeden Erfahrungswissensehaft. nomothetisch, Gesetze aufstellend. Nach Win d e l b a n d ist n. die Naturwissenschaft im Ggs. zur idiographischen (nur einmalige Tatsachen beschreibenden) Geschichtswissenschaft, Ereigniswissensehaft. nonverbal communication * niehtverbale Kommunikation noogene Neurose, in Fällen, wo letztlich ein geistiges Problem, ein sittlicher Konflikt oder eine existentielle Krise der Neurose ätiologisch zugrunde liegt, spricht Fr a n k l von einem. N. Vgl. Pseudoneurosen Noopsyehe (St r a n s k i ), »Geistseele«, die geistige, intellektuelle Sehieht oder Seite des Seelenlebens, im Unterschied zurThymopsyehe Noradrenalin 'Transmittersubstanz Norm [lat. norma Winkelmaß], Regel, die Geltung beansprucht, Wertmaßstab, Vorschrift. Man unterscheidet logisehe, ethische oder ästhetische Normen, daher heißen Logik. Ethik und Ästhetik aueh die normativen Disziplinen der Philosophie. • Regel, im Sinne von Durchschnitt, das Übliche, Gewöhnliche, Häufigste. • In der Sozialps. sind N. als Verhaltensnormen svw. Verhaltenserwartungen unter bestimmten ökologischen und situativen Bedingungen (in behavior settings). • Nach Pa r s o n s (1964, 163) sind N. »Regeln für bestimmte Kategorien von Einheiten in einem Wertsystem gültig für bestimmte Situationen«. © U. Br a n d t & Kö h l e r (1972, S.1714) Normalbeobachter, Bez. für den Beobachter (als abstraktes Subjekt),der dem Mittelwert vieler Messungen an realen Einzelbeobaehtern unter normierten Bedingungen entspricht normalisieren, in der Statistik die Transformation niehtnormaler Verteilungen in eine Normalverteilung. Dabei wird folgendermaßen vorgegangen: Zuerst wird eine Fläehentransformation durehgcführt, d. h. es werden die Prozentränge der einzelnen Maßzahlklassen bestimmt. Diesen werden anschließend die entsprechenden z-Werte der Standardnormalverteilung zugeordnet. Die z-Werte können noeh linear weitertransformiert werden. Mi-A

Normalreiz

Norm(en), soziale

Normalreiz ^Konstanzverfahren Normalverteilung, syn. Gauß-Verteilung, Glockenkurve. Eine eingipfelige, symmetrische Verteilung, die sich asymptotisch der

Abszisse nähert und deren mathematische Gleichung N 2 y = f(x) = —^=e 2\ a J CT I Z7I

lautet. Eine N. entsteht, wenn die ein Merkmal verursachenden Faktoren zahlreich, voneinander unabhängig und in ihrem Zusammenwirken additiv sind. Als Standardnormalverteilung wird eine nach // = 0 und er = 1 transformierte N. bezeichnet. Mi-A normativer Geist ^objektiver Geist normative Strebungen (Le r s c h ) /'transitive Strebungen Normen, psychologische, durch systematische Untersuchung an einer größeren Zahl von Personen festgestellte Durchschnittswerte und Streuungswerte für bestimmte Leistungen u. a. (z. B. Intelligenzleistungen), die als Beurteilungsgrundlage für die einzelne Person, eine Personengruppe u. a. dienen. Vgl. Eichung Normenskalen, bei der ps. Diagnose, die in der Regel mit mehreren Tests vorgenommen wird, genügen die Normen der einzelnen Tests nicht. Sie müssen miteinander vergleichbar sein. Hierzu dienen die N. Die vier gebräuchlichen Typen sind (nach Mic h e l , 1964): 1. Die Percentile (Prozentrangnormen), die gewonnen werden »durch fortlaufende Summation der durch die Rohwerte repräsentierten Flächenstücke (der jeweiligen Häufigkeitsverteilung), wobei die Teilflächen jeweils in Prozenten der Gesamtfläche ausgedrückt werden«. 2. Die Standardnormen, die begrenzter einsatzfähig sind, da sie auf den Mittelwert einer Normal Verteilung bezogen werden. Bekannte Standardnormen sind: z-Skala, Z-Skala, Abweichungs-IQSkala, T-Skala, Wertpunktskala (We c h s l e r ), C-Skala, Stanine-Skala. Die beiden letztgenannten sind Grobskalen. Feinskalen sind Z-Skala (Mittelwert 0, dadurch positive und negative Werte) sowie T-Skala (Mittelwert 5, dadurch nur positive Werte). 3. Die wenig gebräuchlichen StandardnormenÄquivalente für anomale Verteilungen. 4. Die recht problematischen Äquivalentnormen (Äquivalent des Lebensalters, in dem durchschnittlich das betr. Niveau erreicht wird). Vgl. Standardwert, Testauswertung. 'Normskalcn.® Me il i , Mic h e l

Normskalen, standardisierte Testskalen zur

ökonomischen Vergleichbarkeit von Testwerten. Im Prinzip ist es möglich, auf Grund einer Verteilung von Testwerten Normen, d. h. Vergleichsmaßstäbe in Form von Rohwertverteilungen zu erstellen. Die Vergleichbarkeit von solchen Normen zwischen verschiedenen Tests legt es jedoch nahe, N. zu entwickeln. Diese lassen sich nach verschiedenen Aspekten einteilen. Von Mehrfachnormen spricht man, wenn Normen für die gesamte Eichstichprobe und für einzelne Gruppen dieser vorliegen. Einfachnormen sind solche, welche nur über die gesamte Eichstichprobe gewonnen wurden. Von Variabilitätsnormen spricht man, wenn sich diese auf die Streuung der Eichstichprobeoder einer Untergruppe der Eichstichprobe beziehen. Äquivalentnormen liegen vor, wenn sich eine individuelle Leistung auf den Mittelwert einer Gruppe bezieht. Weiter unterscheiden sich noch die Normen darin, ob eine lineare Transformation oder eine Flächentransformation stattfindet. Für die N. werden mehrere Skalen vorgeschlagen. Erfüllt die Rohwertverteilung die Forderung nach Normalverteilung nicht, so läßt sich eine Prozentrangtransformation durchführen; die dadurch gewonnene N. ist dann der /Prozentrang. Durch eine einfache Transformation kann die Prozentrangskala in eine T-Skala umgewandelt werden. Der Mittelwert der T-Skala ist 50, die Standardabweichung 10. Die T-Skala kann in eine S/amwe-Skala zurückgeführt werden. Sie wird durch die gleicheTransformation gewonnen und weist die Zahlenwerte 1 bis 9 auf. Liegen normalverteilte Rohwerte vor, so lassen sich einige lineare Transformationen durchführen. Sie gehen von der -^-Transformation aus. Bei der zSkala liegt ein Mittelwert von 100 und eine Streuung von 10 vor. Beim Intelligenzquotienten handelt es sich um eine N. mit Mittelwert 100 und Streuung 15. Eine selten benutzte N. ist die Wertpunkt-Skala, welche z. B. beim Ha w ie benutzt wird. Sie hat einen Mittelwert von 10 und eine Streuung von 3. © Lie n e r t 1969 Hä-R Norm(en), soziale, in Gruppen anerkannte

Handlungs- und Werte-Standards in Form von meist ungeschriebenen Vorschriften. Die Einhaltung der s. N. wird mit positiven Sanktionen belohnt, ihre Übertretung mit negativen bestraft. S. N. sind im Gegensatz zur absoluten Norm (Sittlichkeit) nur in bestimmten Gesellschaften geltende und tatsächlich befolgte Verhaltensregeln. Es besteht ein enger Zusammenhang mit dem Begriff ^behavior setting, insofern als bestimmte ökologische Gegebenheiten je bestimmte s. N. bevorzugt fordern. Eine spezielle Form der s. N. sind -’'Rollen. Daraus ist ersichtlich, daß sie wesentlich für Vcrhaltenserwartun399

Normung

gen sind und zum Gefühl der Sicherheit, Orientiertheit und folglich Angstfreiheit der Mitglieder in ihrer Gruppe beitragen. B-S Normung /Normen, 'Eichung, /Normenskalen, /Normskalen Normvalenz 'Kolorimetrie Nosographie [gr. nosos Krankheit], Krankheitsbesehreibung, aueh Systematik der Krankheiten Nosologie, Lehre von den einzelnen Krankheitseinheiten und Krankheitsbildern. Naeh Kr a e pe l in ist es eine med. Aufgabe, natürliche Krankheitseinheiten (gleiche Ursache, gleicher Verlauf, gleicher Hirnbefund) aufzuspüren. Nach Ja s pe r s »wird aber nur die Idee einer Krankheitseinheit gewonnen«. Nosomanie, Krankheitswahn Nosophilie, Krankheitsbereitschaft, Krankheitsneigung; auch Bestreben, krank zu sein Nosophobie, die Furcht, krank zu sein Nostalgie, ein unserer Gegenwart vertraut gewordener Begr. zur Kennzeichnung des Heimwehs, der Sehnsucht nach besseren, »heileren« Zuständen. Der Begr. ist alt und wandelte in seiner Bedeutung. Erstmals bildete ihn aus nostos (Rückkehr ins Vaterland) und aus algos (Sehmerz, Betrübnis) der humanistische Basler Arzt Joh. Ho f e r 1688 in seiner »Dissertatio medica de Nostalgia oder Heimweh«. Er besprach darin die »Krankheit«, die er an Schweizer Söldnern fern der Heimat und an Studenten beobachtete und die nur mit der Rückkehr in die altgewohnte Umgebung zu heilen war. Als »Sehnsucht naeh den einfachen und unverdorbenen Sitten der ländlichen Welt« (Ha u s e r 1973) kommt der Begr. dann im 18. Jhd. auf bei Ro u s s e a u u . a., bis er schliesslich in unserer Zeit - naehdem es lange still um ihn war - als »unbestimmtes Sehnen aus einer unbewältigten Gegenwart« schon zum Modewort geworden ist. © Ha u s e r 1973 Notenblindheit /Amusie Notfallsfunktion, emergency function, Bez. nach Ca n n o n (1928) für eine vom sympathisch-adrenalen System gesteuerte psychophysische Aktivitätssteigerung. "Ca n n o n Syndrom • Vgl. Totstellreflcx Notrufe, (biol.), angeborene oder erlernte Lautäußerungen, die Artgenossen oder Artfremde vor einem Frcßfcind warnen. Vgl. Schreckstoffe P-S Notwendigkeit, psychologische, die Bestimmung des Handelns oder Verhaltens aus all-

400

Nullpunkt

gemeingültig-gesetzmäßigen oder individuell gelagerter ps. /Motivation. Noumenon [gr. noeo denken, erkennen], das Nur-Gedachte. Begr. ohne Gegenstand im Sinne der bloßen Idee, der kein Gegenstand entspricht. Ggs. Phänomenon. N. spielt im Neuplatonismus, dann besonders bei Ka n t s Vernunftkritik eine Rolle. Nous [gr. nus von nöos Verstand], Geist, Intellekt, die denkende Seele, die der Menseh vor den Tieren voraus hat (Ar is t o t e l e s , Pl a t o ) Noxe [lat. noxa Schaden], krankheitserregende Schädigung Nozirezeptor 'Schmerzpunkte Nozizeptivreflex, reflexhafte Abwehr von Hautschädigungen durch schnelles Ausweichen oder Zurückziehen, noch bevor die schmerzhafte Empfindung auftritt; entspricht dem Schutz-, Abwehr- und Fluchtverhaltenb.Menschu.Ticr. "NozirezeptorMa-R NP (Nominal-Phrase) "Phrasen-StrukturGrammatik N-TAT © Br ig g s Nucleotid /Nucleinsäuren Nucleus [lat.], Kern, Zellkern bzw. Kerne im Zentralnervensystem ('Gehirn) Nukleinsäuren, von F. Mie s c h e r (1871) entdeckte Riesenmoleküle, die die genetische Information enthalten. Die beiden N. "Desoxyribonueleinsäurc (DNS) und 'Ribonucleinsäure (RNS) sind lange Ketten aus mehreren hunderttausend Nucleotiden (Moleküle aus Phosphorsäure, Zucker und einer heterozyklischen Base). Die N. enthalten die Basen: Adenin, Thymin (DNS) bzw. Uracil (RNS), Guanin und Cytosin. Jeweils drei aufeinanderfolgende Nucleotide bilden ein Triplett und stellen die kleinste genetisehe Informationseinheit dar. D-E Nullhypothcsc, Abk.: Ho, statistische Hypothese, in der angenommen wird, daß sich aus Stiehproben gewonnene Statistiken voneinander oder vom entsprechenden Parameter der Population nicht oder nurzufällig unterscheiden. Wird die N. auf Grund eines statistischen Tests zurüekgewiesen, muß die Alternativhypothese (Hj) angenommen werden. Wird die N. verworfen, obwohl sie tatsächlich richtig ist, so spricht man von einem Fehler erster Art (Typus 1, ot-Fchler). Wird die N. beibchalten, obwohl sic falsch ist, dann spricht man von einem Fehler zweiter Art (Typus 11, //-Fehler). Mi-A Nullpunkt, physiologisch der Temperaturgrad, bei dem in einem Körperbczirk weder

Nullversuch

Oberflächenwesenszug

warm noch kalt empfunden wird (also nicht der physikalische Nullpunkt). • Ps. der Zustand der Inaktivität, der Reizlosigkeit u. a. m. • In der Gestaltps. (Struktur der Bezugssysteme) ist N. derjenige Bezugspunkt, von dem aus ein Mehr oder Weniger, ein Stärker oder Schwächer einer Eigenschaft bestimmbar wird, wobei noch hervorgehoben werden kann, daß der N. zwei sich ergänzende Kennzeichen hat: das Anschauliche (N. als das im Seelischen, was sich von selbst versteht) und das Funktionale (N. als das, was besonders fein differenziert ist, bzw. kleinste Unterschiedsschwellen besitzt). Nullversuch, ein Verfahren zur Überprüfung der Einstellung der Vp beim ps. Experiment. In eine Reihe ähnlicher Versuche wird ein Versuch eingeschaltet, bei dem der Vp die Lösung der Aufgabe unmöglich ist. numerisch, nach DIN 44300 »sich auf einen Zeichenvorrat beziehend, der aus Ziffern und Sonderzeichen zur Darstellung von Zahlen besteht« numinos [lat. »innen einer Gottheit Wink, Wille], göttlich, heilig in seiner geheimnisvollen Mächtigkeit. © Ot t o

nutritive Energie [lat. nutrio säugen, ernähren], Bez. von C. G. Ju n g für die den nutritiven Funktionen (d. h. mit der Nahrungsaufnahme speziell der oralen Phase verbundenen Funktionen wie Saugen, Lutschen) zugrunde liegende und auf Lustgewinn gerichtete ps.

Energie nutritive Phase, Bez. von Ju n g für die Morale Phase. Bei der Bez. dieser Phase geht Ju n g von den dominanten Funktionen, Fr e u d von der erogenen Zone aus. Nützlichkeit als /Gütekriterium des Tests

verlangt dieN., daß mit ihm nicht unwesentliche oder durch andere Tests ebenso gut bzw. besser meßbare Merkm. festgestellt werden. Nyktalopie [gr. nyx Nacht], Nachtsichtigkeit bzw. Tagesblindheit (weil nur bei Nacht sehend). Ggs. Hemeralopie Nymphomanie [gr. nymphe Braut], auch Hysteromanie, Andromanie, Mannstollheit. /’'Sexualität Nystagmus [gr. nystagmös das Nicken der Augen], unwillkürliches ruckartiges Zittern des Augapfels (senkrecht, waagerecht oder drehend) schon in der Ruhestellung des Auges, verstärkt bei Bewegung.

o O (auch o), viel verwendete Abk. für other, der Andere, die andere Person, mit der /P

interagiert O, Organismusvariable OATB (Objective Analytic Test Battery) © Ca t t e l l Oberbewußtsein, das »helle« Bewußtsein im Ggs. zum Unterbewußtsein. Die definitorischen Abgrenzungen »Ober-«, »Unter-«, »Un-«Bewußtes (zumal gegenüber letzterem) sind nicht eindeutig. Oberflächenfarbe 'Erscheinungsweisen der Farben Oberflächenstruktur, surface structure, nennt Ch o m s k y (1965) die grammatische ’'Struktur. die den 'Sätzen einer /'Sprache von der 'Phrasenstruktur-Grammatik mit Hilfe der 'IC-Analyse zugeschrieben wird. Sic beschreibt im Gegensatz zur ’’Tiefenstruktur der ’generativen Transformations-Gram matik nur die äußere, konkrete, »physikalische« Erscheinungsform der Sätze und kann

dadurch Ähnlichkeiten, Unterschiede und Ambiguitäten in der /Bedeutung der Sätze oft nicht angemessen widerspiegeln. Beispiel: Der Satz »Ein Betrug des Piloten ist ausgeschlossen» erhält nach der PhrasenstrukturGrammatik für beide Möglichkeiten der inhaltlichen Interpretation (Aktiv oder Passiv) das gleiche ’'Baumdiagramm. Zur Ausweitung des Begriffs: /Denken, /Grammatik. T-R Oberflächenwesenszug [engl. surface trait], der in der faktorenanalytischen Persönlichkeitsforschung als ein /Syndrom zusammenfassbare Wesenszug. Ein O. liegt dann vor, wenn zu dessen Zustandekommen mehrere Faktoren beteiligt sind. Die Dimension ’Neurotizismus kann als ein solcher O. verstanden werden, weil er durch verschiedene Verhaltenselemente wie z. B. Ängstlichkeit, emotionale Labilität u. a. bestimmt ist. ’faktorenanalytische Persönlichkeitstheorien, /Grundwesenszug.® Hu n d l e b y 1972 Hä-R 401

Obertöne

Obertöne, mit dem Grundton mitklingende Töne, die sieh zum Grundton, dessen Sehwingungszahl 1 sei, wie 2:3:4:5 usw. verhalten. Objektbeschreibungs-Tests, Bez. für Verfahren, der Vp beliebige Gegenstände vorzulegen und sie zur Beschreibung aufzufordern. Aus der Art der Beschreibung werden die bevorzugten Beobachtungsrichtungen und der Vorstellungstypus erschlossen. Objektbesetzung, nach Fr e u d die Besetzung von Objekten (Personen und Dingen) mit zLibido, im Ggs. zur libidinösen Besetzung des eigenen Körpers und seiner erogenen Zonen (Autoerotismus) oder des eigenen Ich (/’Narzißmus). Erst in der Adoleszenz (späte genitale Phase) kann sich die O. zu einer narzißmusfreien Objekt-Liebe (der reifsten und höchsten Form der O., wobei die Menschen und die Welt in selbstloser, ambivalenzfreier Form geliebt werden) entwickeln. Vgl. Objektion. zObjektwahl Objekterkennungs-Test (t ) Br e n g e l m a n n Objektion, Verlegung seelischer Tatbestände (z. B. Sympathie) auf den Gegenstand, auf Vorstellungsinhalte oder andere Sachverhalte. Es gibt eine sensorielle, emotionale und voluntiale O. Stets trägt sie finalen Charakter, unterstützt mithin die Erfüllung. Ac h sicht die Ursache zur O. im Entlastungstrieb, d. h. im ps. Vorgang, »die Ichseite des Bewußtseins zu entlasten, sie infolgedessen freizumachen für andersartige Aufgaben«. Die Typen verhalten sich dabei verschieden. So hemmt z. B. die größere Perseverationstendenz des Schizothymcn den Entlastungstrieb. Objektionsfähigkeit wird von Ac h auch definiert als die Eigenschaft, eine Umgestaltung von Erlebnissen, z. B. eine Verschiebung der Objektionsgcfühle von der Qualität des Angenehmen in die des Unangenehmen zu vollziehen. Objektionsaufgabe (t ) His c h e Objektivation, Vcrgegcnständlichung. Man objektiviert eine Vorstellung, wenn man ihr zur äußeren Gestaltung verhilft. Objektive Psychologie, Sammelbegr. für alle ps. Richtungen, die ihre Kenntnisse auf objektiv feststellbare Erscheinungen gründen unter Verzicht auf alle Bewußtscinsdatcn. Solche Bestrebungen beginnen programmatisch formuliert etwa um die Jahrhundertwende. Als »Objektivisten« bezeichnet man z. B. von Ue x k ü l l , Be e r , Be t h e . Erstgenannter begründete die Umweltlehrc, derzu402

objektiver Test

folge das Tier in seiner Eigenwelt zu betrachten sei, d. h. objektivund ohneanthropomorphistische Begriffe. Etwas später entwickelt Lo e b in Berlin seine Lehre von den 'Tropismen. Etwa zu derselben Zeit tritt in Amerika die Tierps. mit der Forderung auf, streng objektiv zu sein (Mo r g a n , Ye r k e s und Th o r n d ik e ). Wa t s o n (1913) verkündet in polemischer Form eine Ps. ohne Bewußtsein, die sich ausschließlich auf das Verhalten gründen soll (^Behaviorismus). Die von ihm begründete Lehre ist in abgewandelter Form bis heute in Amerika führend. In Rußland fordert Pa w l o w , der Begründer der Lehre von dem /’bedingten Reflex, auch bei der Betrachtung der höchsten Funktionen des Nervensystems aufps. Begriffe zu verzichten. Etwas später begründet Be c h t e r e w ebenfalls in Rußland seine ^Reflexologie, die er ausdrücklich o. Ps. benennt 'Neurismus. ® Be c h t e r e w , Bo r in g , Fl ü g e l , Pa w l o w , Ro b a c k , Ue x k ü l l , Wa t s o n objektiver Geist, nach He g e l der Geist in Gesellschaft, Staat, Sittlichkeit, Moral, Recht, während in Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Religion der absolute Geist vorliegt. Dil t h e y versteht unter o. G. die Gesamtheit der geistigen Äußerungen und Niederschläge alles kulturellen Lebens. Auch die Annahme Spr a n g e r s ist hier zugehörig, daß ein Geistiges überpersönlich bestehe und in der Kultur ebenso wie in der Natur sich gcstaltlieh verwirkliche und allem Sein entsprechend sinnvolle Ziele gebe - auch dem Psychischen. • Von solchem o. G., der mit dem HEGELsehen Begr. nicht mehr allzuviel gemeinsam hat, ist zu unterscheiden der »objektivierte Geist«, d. h. der gleichsam in das Objekt, in Objektives, Materielles fixierte Geist, wie er sich in Werken der Kunst, in Werkzeugen usw. darbictct. Auch ist zu unterscheiden der »normative Geist«, der sich von dem geschichtlich bedingten o. G. dadurch abhebt, daß er »die objektiven Werte begründet und daß er mit seinen idealen Forderungen (Normen), in denen das Seinsollcndc zum Ausdruck kommt, tief in unsere Lcbensu'irklichkeit hincinrcicht und auf diese eine richtungweisende Funktion ausübt«. Vgl. geisteswissenschaftliche Ps.© N. Ha r i MANN, Oe LRICH, Sl’RANGER objektiver Test, objektiver Persönlichkeitstest. nach Ca t t e l l (1958) bzw. Sc h e ie r (1958) ein Test, der so konzipiert ist, daß Tcstvorlage und Antwortgcstaltung keine

objektiver Test

Verfälschung durch den Probanden zulassen. Es wird das unmittelbare Verhalten in einer standardisierten Situation erfaßt, wobei, im Gegensatz zu den Fragebogenverfahren, der Proband sich in der Regel nicht selbst beurteilen muß. Wie Sc h m id t (1975) erwähnt, haben diese Meßverfahren keine mit der Meßintention übereinstimmende Augenscheinvalidität (/face-validity), müssen aber wie die übrigen Tests die üblichen zTestgütekriterien aufweisen. Da die /Objektivität innerhalb der klassischen "Testtheorie ein Tcstgütekritcrium darstellt, ist die Bezeichnung »o. T.« von Ca t t e l l nicht sehr gut gewählt worden und führt häufig zu Mißverständnissen. Innerhalb der CATTELLschen Terminologie taucht diese Überschneidung nicht auf, da Ca t t e l l für die Auswerteobjektivität den Begriff conspective benutzt. Diese terminologischen Überschneidungen haben manche Autoren veranlaßt, o. T. anders zu benennen. So spricht z. B. Cr o n b a c h (1970) von Leistungstests zur Persönlichkeitsmessung (performance tests ofpersonality). Wie Fa h r e n b e r g (19713) darstellt, hat die Persönlichkeitsforschung auf der Basis der objektiven Testmessung bereits mit Kr a e pe l in begonnen. In standardisierter Form wurden o. T. in den Untersuchungen von Ha r t s h o r n e , Ma y und Ma l l e r (1929) zur situationsbedingten Ausprägung von »Charaktereigenschaften« (wie z. B. Ehrlichkeit, Ausdauer usw.) angewendet. Im deutschen Sprachraum hat die exp. Typenforschung, vor allem Kr e t s c h m e r und Ja e n s c h , o .T. in größerem Umfange für diagnostische Zwecke eingesetzt. Psychomotorisches Tempo, Hautwiderstand, Schreibdruckregistrierung, motorische Leistungsprüfungen, Wahrnehmungsexperimente wie insbesondere das problematische Phänomen der 'Eidctik und andere Versuchsanordnungen wurden dabei verwendet. Da diese Verfahren mit dem sehr eingeschränkten Ziel innerhalb der Typenforschung angewandt und Testgütekriterien zur Beurteilung ihrer Testgütequalitäten kaum erhoben wurden, hat die objektive Testentwicklung innerhalb der Typenforschung wenig zur weiteren Verbreitung dieser Tests beitragen können. Anregung für die Verwendung von exp. Versuchsanordnungen kamen auch aus der Allgemeinen Psychologie. Wahrnehmungsversuche (Akkommodation, Adaptation, figurale Nacheffekte, Figurerkennen u. a.), Lernexperimente (Konditionicrungsversuche u. a.) sowie psychomotorische Tests (tapping, dotting, aiming) wurden zur Messung intcrindividucller Unterschiede herangezogen.

Mit dem Ziel der Erstellung einer umfassenden Persönlichkeitstheorie unter Einbezie-

objektiver Test

hung der gesamten zPersönlichkeitssphäre hat Ca t t e l l diese Ansätze aufgegriffen, erweitert und mit Zmultivariaten statistischen Methoden, hauptsächlich der zFaktorenanalyse, verbunden (zFaktorentheorien der Persönlichkeit). Ca t t e l l und Mitarbeiter haben viele hundert solcher Tests konstruiert, von denen 412 zu häufigerer Anwendung gekommen sind. Die faktorenanalytische Auswertung dieser zT.daten führte bei Ca t t e l l z u 21 zU. I.-Faktoren, welche in unterschiedlichen Untersuchungen identifiziert werden konnten. In der zHSOA-Batterie (® Sc h u e r g e r -Ca t t e l l ) sind 10 solcher U.l.-Faktoren und die dazu gehörenden o. T. zu einer Testbatterie zusammengefaßt, lm deutschen Sprachraum existiert die 'objektive Testbatterie, welche in einer Vorform 50 objektive Tests beinhaltet. Für die Angstmessung hat Ca t t e l l ebenfalls eine objektive Testbatterie vorgelegt (© Ca t t e l l ). Die damit gemessene Angst entspricht derjenigen, die im klinischen Bereich diagnostiziert wird. Für den Bereich der Messung von Motivdimensionen hat Ca t t e l l einen Motivationstest für Erwachsene (© Ca t t e l l , motivation-analysis-test) und den school-motivation-analysis-test für Kinder entwickelt.

Bei den Meßoperationen, welche Ey s e n c k seiner Persönlichkeitstheorie zugrunde legt, haben die o. T. eine wichtige Bedeutung. Allerdings hat Ey s e n c k nicht versucht, standardisierte Testbatterien zu entwickeln, sondern hauptsächlich sprachfreie Handlungstests als Laboratoriumsexperiment eingeführt. Die Experimente werden vorwiegend im Bereich des Lernens, der Wahrnehmung und der Psychomotorik durchgeführt. Als Meßvariablen der Wahrnehmung hat Ey s e n c k z. B. die Dunkeladaptation gewählt. Bei den Lern- bzw. Konditionierungsversuchen wird sowohl verbales Material gelernt, als auch z. B. Lidschlagreflex registriert. Als psychomotorischer Test ist bei Ey s e n c k besonders der zpursuit-rotor für Versuchszwecke eingesetzt worden. Außerhalb faktorenanalytischer Persönlichkeitstheorien wurden o. T. für differentielle Zwecke ebenfalls als Wahrnchmungsexperimente, psychomotorische Versuche und Lernexperimente konzipiert. Mit Versuchsanordnungen für den ."figuralen Nacheffekt und dem ''autokinetischen Phänomen wurde an frühere Arbeiten gestaltps. oder sozialps. Fragestellungen angeknüpft. Eine besondere Bedeutung für die persönlichkeitsps. Konstrukte haben die Untersuchungen zum kognitiven Stil bekommen. Da die psychophysiol. Tcstverf. die Kriterien eines o. T. nur teilweise erfüllen, wurden physiologische Da-

403

objektive Testbatterie

ten in größerem Umfang mit Persönlichkeitsvariablen in Beziehung gesetzt. Als solche kommen im Prinzip eine große Anzahl in Frage. Bisher in größerem Umfang zur Anwendung gekommen sind Tpsychogalvanische Reaktion (PGR), Messung von Muskelaktionspotentialen, Tonusschwankungen, Tonusmessungen der Skelettmuskulatur, Blutdruckmessungen. Parameter der Atmung. Bei der vegetativ-endokrinen Diagnostik wurden vorallem Blutwerte, Urinwerte, Speichelsekretion. Schweißsekretion, Magensäuresekretion untersucht (Fa h r e n b e r g 1971 -'). Die psychophysiol. Testverf. beinhalten heute noch eine Reihe von Problemen, weshalb man noch keine abschließende Beurteilung über ihre diagnostische Brauchbarkeit abgeben kann. Insgesamt muß zum Stand und zur Weiterentwicklung der o. T.diagnostik vermerkt werden, daß wegen der heute noch sehr geringen Verbreitung dieser Methoden die bisher vorliegenden Daten noch nicht für eine abschließende Bewertung der Brauchbarkeit der o. T. für die Persönlichkeitsforschung und -diagnostik interpretiert werden können. Hä-R objektive Testbatterie © Sc h m id t et al. objektive Testmethode ’PersönlichkeitsTests objektivierter Geist 'objektiver Geist Objektivismus, die philosophisch-erkenntnistheoretische Richtung (im Ggs. zum Subjektivismus), die dem Erkennen die Erfaßbarkcit objektiver Ideen und realer Gegenstände zubilligt. Objektivität, im allg. Sprachgebrauch und im Ggs. zur Subjektivität Bez. für »Sachlichkeit« bzw. »Orientierung an der Sache oder am Objekt«. Man bezeichnet einen Sachverhalt, der über die sinnliche Wahrnehmung abgesichert ist, als objektiv. • Innerhalb des psychophysischen Urteils ( 'Psychophysik) wird O. als Grad der Übereinstimmung bezeichnet, der bei verschiedenen Beobachtern bei der Beurteilung eines Stimulus besteht (Gu il f o r d 1954). • Mit der O. als einem Kriterium jeder wissenschaftlichen Untersuchungsmethode und den daraus stammenden Ergebnissen wird nicht nur die intersubjektivc Übereinstimmung, sondern generell die intersubjektive Überprüfbarkeit verstanden. Tr a x e l (1968) definiert O. als den angebbaren »Übereinstimmungsgrad der Urteile über das Objekt« und ersetzt den Begriff der O. durch den der Konkordanz, welcher dann

404

Objektstufe-Subjektstufe

den Vorteil aufweist, daß er ein numerisches Äquivalent hat, nämlich den 'Konkordanzkoeffizienten, der die gradmäßige Ausprägung der Objektivität bzw. Konkordanz anzuzeigen in der Lage ist. «O. als Testgütekriterium wird in der angloamerikanischen Testliteratur nicht einheitlich gebraucht. So hat z. B. Ca t t e l l diejenigen Tests, welche im Gegensatz zu Fragebogen vom Pb von der Meßintension her nicht durchschaubar sind, als /'objektiveTest bezeichnet. Andere Autoren fordern von dem Testgütekriterium, daß die Testvorlage für jeden Pbn die gleiche Stimulusqualitäthat. Lie n e r t (1969) hat für den deutschsprachigen Raum dieO. als Testgütekriterium folgendermaßen definiert: »Unter Objektivität eines Tests verstehen wir den Grad, in dem die Ergebnisse eines Tests unabhängig vom Untersucher sind.« Damit ist ebenfalls die »interpersonelle Übereinstimmung« gemeint. Die Unabhängigkeit vom Untersucher spiegelt sich dann in 3 Aspekten, nämlich in der Objektivität der Durchführung, Auswertung und Interpretation. Die für den gesamten Test geforderte O. bezieht sich ebenfalls auf die einzelnen Aufgaben (items), aus denen sich ein Test zusammensetzt. Hä-R Objektlibido 'Objektbcsetzung Objektpsychologie, die auf die Objcktgcstaltung bezogene Ps. 'Objektspsychotechnik Objekt-Relationen-Test © Zil ia n Objektspsychotechnik, eine Bez. von Gie s e (1925), der er folgende Abgrenzung gab: »Handelt es sich um die praktische Anpassung der Umwelt an die Eigenart des menschlichen Seelenlebens, soll das Ding, die Sache angeglichen sein dem Benutzer seiner geistigen Struktur, dann nennen wir die Gegenstandszone >ObjektspsychotechnikSubjcktspsychotcchnik< vor uns.« Syn. mit dem Begr. O. ist neuerdings der Begr. Anthropotechnik cingeführt worden. Vgl. Ingenieurpsychologie Objcktstufe-Subjektstiife, für zwei verschiedene Richtungen in der Traumdeutung von C. G. Ju n g gewählte Bez. Erstere betrifft die Beziehung zwischen Träumen und realer Umwelt, letztere die zwischen Träumer und seiner Innenwelt.

Objektwahl Objektwahl, die dritte Stufe in der Gefühls-

entwicklung des Kindes, gegen Ende des 1. Jahres, in der das Kind »eine gefühlsbetonte Objektwahl« trifft (Fr e u d ), d. h. seine Gefühle solchen Menschen zuwendet, die ihm wegen ihrer Fürsorge usw. angenehm sind, und sie von unangenehmen, Furcht oder Unlust erregenden Menschen abwendet. In dieser Phase beginnt es auch, sich selbst als Ursache von Erfolg und Mißerfolg zu empfinden. Oblimax-Methoden, Oblimin-Methoden, Bez. für schiefwinklige Rotationsmethoden ( 'Rotation) der Faktorenmatrix. /'Faktorenanalyse Obsession [lat. obsidere etwas belagern, besetzen], Zwang, Zwangsgedanke und -handlung Obsession, Obsessionsneurose, svw. Zwangsvorstellung, Zwangsneurose obstruction box /Hinderniskasten Oc c a m ’s razor, (Rasiermesser) ein allgemeines Gesetz des wissenschaftlichen Denkens, das besagt, man solle »Einheiten« (Erklärungsprinzipien) nicht ohne Notwendigkeit vermehren. Es entspricht dem Sparsamkeitsoder Ökonomie-Prinzip. /Mo r g a n s Kanon, /Parsemonie occipital, zum occiput, Hinterkopf gehörig Occipitallappen, Hinterhauptlappen im Großhirn. "Gehirn Od, angeblich von Menschen ausstrahlende Kraft, für die bestimmte Personen besonders empfindlich sein sollen Ödipuskomplex, Elektrakomplex, die Sage von Öd ipu s und El e k t r a wurde von der Psa. aufgenommen zur Kennzeichnung bestimmter frühkindlicher Beziehungen zu den Eltern. Diese Bez., die sich während der frühen "genitalen Phase entwickeln, bestehen bei beiden Geschlechtern in einer Liebe zum gegengeschlechtlichen Elternteil. Es kommt zu dieser Situation dadurch, daß die /Libido auf die genitale Zone verlagert wird. Der gleichgeschlechtliche Elternteil wird zum Konkurrenten und mit Abneigung und Eifersucht belegt. Aus den Versagungen in der Beziehung zum geliebten Elternteil, auch aus der Angst vor Strafe (beim Sohn Angst vor der "Kastration) ist das Kind zur "Verdrängung seiner Regungen gezwungen. Dabei benützt es den Mechanismus der /Identifikation mit den Eltern, d. h. es introjiziert die Wertungen (Gebote und Verbote) und Erwartungen der Eltern und formiert dadurch zugleich sein "Über-Ich. Nach vollzogener

Ohr

Verdrängung ist die Ödipus- bzw. ElektraSituation überwunden, es beginnt die "Latenzperiode. In neuerer Zeit betrachtet die Psa. den Ö. auch unter sozial-ps. Aspekten: Infolge der Konkurrenz mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil tritt das Kind zu diesem Zeitpunkt aus der bisherigen dyadischen (= 2-Personen-Beziehung) in die 3-PersonenBeziehung über und wird damit erstmalig in seinem Leben integrierter Bestandteil einer Gruppe, nämlich der Primärgruppe Familie. © Br u n 1942, Er ik s o n 1957, Fr e u d 1910, La pl a n c h e 1972 B-E OEMG, Okulo-Elektromyographie Ogive [frz. Spitzbogen], syn. Summenkurve, Summenfrequenzpolygon. Graphische Darstellung einer kumulierten Häufigkeitsverteilung. Mi-A Ohr, Sinnesorgan sowohl zur Schallwahrneh mung wie zur Gleichgewichtsorientierung. Unter den Sinnesorganen ist diese Vereinigung zweier verschiedener Organe einmalig. Phonorezeptor. Zu unterscheiden sind drei Abschnitte: Das äußere Ohr mit Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang. Wird durch das Trommelfell abgegrenzt vom Mittelohr. Zu diesem gehören die Paukenhöhle mit den Gehörknöchelchen, Otolithen (Hammer, Amboß, Steigbügel), ovalem und rundem Fenster, die Warzenzellen und die Verbindung der Paukenhöhle mit dem Rachen als Ohrtrompete (EusTACHische Röhre). Das innere Ohr besteht aus dem knöchernen Labyrinth mit Vorhof, Schnecke und Bogengängen und dem häutigen Labyrinth mit den beiden Vorhofsäckchen (Sacculus und Utriculus), den häutigen Bogengängen und dem Schneckenkanal. Das äußere Ohr und das Mittelohr dienen der Schalleitung. Das Mittelohr dient außerdem der Regulation (Dämpfung usw.). Die Schnecke wird in ihrem ganzen spiraligen Gang von der /Basilarmembran durchzogen, deren 15000— 24000 Elemente enthaltende Faseranordnung (CoRTisches Organ) das nervöse Endorgan des Ohres darstellt, von dem aus die Erregungen durch den Hörnerv (Nervus cochlearis) und vereinigt mit dem Nerven des Gleichgewichtsorgans (N. vestibularis) im Nervus statoacusticus (8. Gehirnnerv) zum Gehirn geleitet werden. Sacculus, Utriculus und Bogengänge (zusammengefaßt als Vestibularapparat) dienen über den zum Gehirn leitenden Nervus vestibularis der Erhaltung des Gleichgewichts, der Kopf-Körper-Hal405

oikotrop

tung und der Augenstellung (Raumsinn). Vgl. Bogengänge, Hören oikotrop [gr.], autonom • oikotropes Nervensystem syn. für autonomes NS Okkasionalismus [lat. occasio Gelegenheit], Leugnung jedes Abhängigkeitsverhältnisses von Körper und Seele. Wenn trotzdem körperlichen Vorgängen geistige und seelische Vorgänge entsprechen und umgekehrt, so ist das Wille Gottes. Für ihn ist die »Gelegenheit« zu solcher Wirksamkeit gegeben. Daher Gelegenheitsursachen (causae oeeasionales), da es Wirkursachen (causae efficientes) nicht gibt. Hauptvertreter Ge u l in c x (1625-1669). Okkultismus [lat. occultiis verborgen], Geheimlehre, die Lehre von den verborgenen, übernatürlichen, übersinnlichen, rätselhaften Dingen. Zum Okkultismus rechnet vor allem der /Spiritismus. ferner /Telepathie, /Telekinese. Die wissenschaftliche Klärung der sog. okkulten Phänomene ist Aufgabe der /Parapsychologie. Ökologie [gr. oikos Haus, Heimat], Lehre von den gesamten Umweltbeziehungen (/Umwelt) der Organismen. Ha e c k e l , der den Begr. 1869 einführte, verstand darunter auch »die Lehre von der Ökonomie der tierischen Organismen«. • Die Synökologie untersucht die Beziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, dureh die in einem bestimmten /Ökosystem die einzelnen Organismenarten miteinander verknüpft sind. • Die Autökologie analysiert die Faktoren der belebten (/Biozönose) und unbelebten Umwelt (/Biotop), von denen eine best. Organismenart abhängig ist (Nahrung, Feinde. Parasiten, Konkurrenten, Symbionten, Temperatur, Feuchtigkeit, Bodcnbcsehaffenhcit). Sch-S Ökologische Psychologie, auch ps. Ökologie, Ökopsychologic, eine noch junge Teildisziplin, die sich unter allg. ps., sozialps.. aueh unter praktischen Aspekten mit den Beziehungen des Menschen zu seiner engeren und weiteren räumlichen, materiellen und sozialen Umwelt befaßt. Teilweise wird es für angemessener gehalten, von einer »ökologischen Perspektive« (o. ä.) in der Ps. zu sprechen, statt von einer Ö. P. In der angloamerikanischen Ps. ist die Bezeichnung »ecological psychology« mit speziellen Positionen verknüpft (Ba r k e r 1968). Als weiterer Begriff wird dort daher »environmental psychology« verwandt (Pr o s h a n s k y u . a. 1970, It t e l s o n u. a. 1974; 'Umwcltpsychol.). Wesentliche Anregungen zur Entwicklung einer Ö. P. gab

406

oligo ...

die Feldtheorie Le w in s (1963). In jüngerer Zeit waren es eher praktisch-ps. Fragestellungen vornehmlich im Bereich der Architekturps. (So m m e r 1969), die zur Belebung des Interesses an einer Ö. P. führten. Charakteristisch für Perspektiven und Arbeitsweisen der Ö. P. ist, daß der Mensch in seinen Beziehungen zu molaren Umweltbedingungen in natürlicher Lebenswelt gesehen wird (»naturalistic approach«, Wil l e m s u. Ra u s h 1969). Das führt einerseits zur Betonung interdisziplinärer Zusammenarbeit mit anderen »Umweltwissenschaften«. andererseits innerps. zu einerkritischen Einstellung gegenüber exp. Laborforschung, in der Umwelt im Extremfall auf wenige kontrollierte Stimuli eingeengt wird. Ö. P. ist jedoch noch weit davon entfernt, die mit diesen Perspektiven verbundenen theoretischen Aufgaben und methodischen Probleme gelöst zu haben. © Ka m in s k i u.a. 1975, Cr a ik 1973 K-I Ökonomie, Testgütekriterium, welches fordert, daß ein Test in Durchführung, Auswertung und genereller Handhabung wenig Aufwand bereitet. Zunehmend wird das Kriterium der Ö. auch in der Weise gefordert, daß der Test Informationen liefern sollte, welche auf anderem Wege nicht schneller und weniger aufwendig erhalten werden können. /Testgütekriterien Hä-R ökonomischer Typus (Spr a n g e r ) ’Typologie ökonomisches Prinzip, von Al e x a n d e r (1951) formuliertes Prinzip: Alle niehtsexuelle ps. Energie folgt dem Trägheits- oder Energieprinzip. Im Ggs. hierzu folgt die sexuelle Energie dem Überschußprinzip. Ökosystem, das Bezichungsgcflecht biotischer und abiotiseher Faktoren eines räumlich begrenzten, nach außen hin mehr oder weniger abgeschlossenen Gebietes Sch-S OKPM, Os e r e t z k y Kollektive Prüfung der Motorik © Os e r e t z k y Okzipitallappen 'Occipitallappcn olfaction coloree [frz.], Farbenempfindung bei Gcruehscindrücken ( 'Synästhesie) Olfaktie [lat. olfacere riechen], Riecheinheit der Geruchseindrücke (Zw a a r d e m a k e r ) Olfaktometer, Vorrichtung zur Untersuchung des Geruchssinnes, die es gestattet, der Nase Riechstoff in abstufbaren Mengen zuzuführen oligo... [gr. aus oligos wenig], in Zusammensetzungen »gering, arm an«

oligophrene Details oligophrene Details, von Ro r s c h a c h für bes. Detailantworten (D) seines Tests gegebene

Bez. (Do) Oligophrenie, nach Kr a e pe l in Sammelbegr. für Schwachsinn (angeboren oder früh erworben) jeder Herkunft. ^Idiotie, /Imbezillität, /Debilität, /Amentia Oligozönose /Zönose Onanie (nach On a n , Genesis 38.9). geschlechtliche Selbstbefriedigung. Unrichtige Bez. insoweit, als nach dem biblischen Bericht die »Schuld« O.s wohl im Coitus interruptus bestand. Syn. Masturbation. Oneirodynia [gr. bneiros Traum, odyne Schmerz, Unruhe], Traumzustand, passiv als Alpdrücken, aktiv als Schlafwandeln oneiroid, traumartig Oneirologie, Traumlehre, Traumdeutungslehre Oniomanie [gr. oneomaiich kaufe], Kaufsucht On-Off-Antworten /Rezeptive Felder Onomanie[gr. oinos Wein], Säuferwahn Onomatolalie [gr. bnoma Name], Zwang, Worte ständig zu wiederholen. Sind diese unsittlich, schmutzig = Koprolalie. Onomatomanie, mit starken Angstgefühlen verbundenes zwangsmäßiges Suchen nach vergessenen Namen, Worten, Bezeichnungen; auch Namendeuterei. onomatopoetisch [gr. poiein machen], laut-, klangmalend onomatopoetische Theorie, die Annahme über die Entstehung der menschlichen Sprache, nach der die primitiven Menschen durch Nachbildung von Lauten aus der Natur allmählich eine kommunikative Sprache entwickelt haben. Onomatopoie /Psychophonetik, /Lautmalerei Ontogenese (Ha e c k e l ), die Individualentwicklung von der Zygote bis zum Tod des Individuums. /Phylogenese Sch-S Ontologie [gr. on Wesen, das Sein], Seinswissenschaft, seit Ch. Wo l f f Bez. für die Metaphysik des Seins als Grundwissenschaft aller Metaphysik, bei Ka n t als Transzendentalphilosophie erweitert, bei He g e l die Lehre von den abstrakten Bestimmungen des Wesens. In der Gegenwart durch Seinsphilosophie und Existenzphilosophie wieder in den Vordergrund getreten. Onychophagie [gr. bnyx Nagel, phagein essen], Trieb, Fingernägel zu kauen

Operation Oogenese, die zytologischen Vorgänge in den Geschlechtsorganen, die zur Ausbildung von Eizellen führen Sch-S operante Konditionierungstherapien, verhal-

tenstherapeutische Ansätze, die aus der lerntheoretischen Schule von B. F. Sk in n e r hervorgegangen sind. Nach Sk in n e r (1953) werden die meisten Lernprozesse durch die Konsequenzen von Handlungen gesteuert (Lernen am Erfolg oder Mißerfolg): Die Verstärkung einer Reaktion führt zu einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, daß die Reaktion erneut auftritt. Man kann verschiedene operante Techniken unterscheiden: (a) Belohnungstherapien (Techniken der positiven Verstärkung): In der Belohnungstherapie werden positive Verstärkungen (Zuwendung, Süßigkeiten, Spielmaterial, beliebte Aktivitäten, Privilegien usw.) kontingent, d. h. in systematischen Bezug auf die erwünschten Verhaltensweisen eingesetzt. Anwendungsbereiche: Aufbau von Sprachverhalten, Sozialkontakt, Aufmerksamkeit, Selbständigkeit, Arbeits- und Studienverhalten. (b) Belohnungsentzug: Diese Technik kann (1) die übliche Form der Extinktion annehmen, in dem der Lustgewinn, den eine bestimmte unerwünschte Verhaltensweise dem Pb bisher eingebracht hat, ausbleibt. (2) Neben diesen Extinktionsverfahren werden in den letzten Jahren immer häufiger sog. »time-out« (TO)-Verfahren verwendet. Bei diesen TO-Behandlungsplänen wird das Auftreten einer unerwünschten Reaktion mit der Beendigung eines für den Pb positiv affektbesetzten Zustandes gekoppelt, wobei entweder der Pb selbst aus einer potentiell verstärkenden Umwelt entfernt wird oder aber verstärkende Reize aus der Situation herausgenommen werden. Anwendungsbereiche: Modifikation von aggressivem Verhalten, Wut- und Trotzanfällen, bizarrer Sprache, (c) Operante aversive Konditionierung (aversive Kontrolle): Diese Technik verwendet reaktionskontingente aversive Reize bei der Modifikation unerwünschter Verhaltensweisen. Sie sollen als Konsequenzen einer bestimmten Handlung eben diese Handlung eliminieren oder unterdrücken (Vermeidungslernen). Anwendungsbereich: Modifikation von selbstzerstörerischem Verhalten. © Bl ö s c h l , Sk in n e r L-G operantes Konditionieren, nach Sk in n e r Bez. für solche Konditionierungsexp., bei denen ein Versuchstier lernen muß, bestimmte Handlungen auszuführen. Vgl. bedingter Reflex Operation [lat.], Wirken, Betätigung, Arbeitsvorgang. • In der Ps. vor allem ein Handeln, mit dem ein Ziel erreicht werden soll. • In der Mathematik die Durchführung einer bestimmten Vorschrift. Wird auch verwendet für /Abbildungen mit zwei oder mehr Argu-

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operationale Definition (Methode)

menten. Beispiele für binäre O. sind die vier Grundoperationen der Addition, Multiplikation, Subtraktion und Division, dureh die jeweils einem Zahlenpaar eine Zahl zugeordnet wird. operationale Definition (Methode), Bez. für Definitionen, die die »Herstellung«, das »Herkommen« der Bedingungen für das in Frage stehende Phänomen einsehließen. Z. B. ist naeh o. D. der Hunger nieht Zustand an sieh, sondern Zustand naeh einer bestimmten Zeit (festgelegt in Stunden) des Nahrungsentzuges. zOperationalismus operationale Methode, die Methode, bestimmte, schwer zugängliche oder auf andere Art nicht eindeutig feststellbare Sachverhalte dadureh zu fixieren, daß man auf die Verfahren zu ihrer Herstellung und Messung zurüekgreift. • In der Ps. wird die o. M. besonders hinsichtlich aller sog. »innerpsyehisehen« Inhalte zwecks Loslösung von unkontrollierbaren und subjektiven Momenten angewandt. Die ps. Richtung, die sieh o. Verfahren bedient, wird /Operationismus genannt. Vgl. Definition Operationalismus, Operationismus, eine in der neueren amerikanischen Ps. aufgetretene Richtung, die weder an eine einzelne Sehule gebunden noch selbst als solche zu bezeichnen ist. O. geht aus von der Methode der operationalen Definition. Diese wurde 1927 dureh den amerikanischen Physiker P. W. Br id g m a n entwickelt angesiehts der neuen Lage, in der die Physik nach Ein s t e in s Relativitätstheorie geraten war. Br id g m a n s Vorschlag bestand darin, den Sinn bestimmter Begriffe oder die Identität der ihnen zugrunde liegenden Sachverhalte durch Rückgriff auf die Operationen, die der Messung oder Feststellung derselben dienen, festzulegen. So ist der Begr. der Länge, bezogen z. B. auf einen Tisch, eindeutig festgelegt dureh die hierzu nötigen Meßoperationen. Ist »Länge« aber die Entfernung zwischen zwei Sternen, dann bekommt der Begr. eine andere Bedeutung, weil andere Meßoperationen notwendig sind (z. B. optisehc und mathematische). Diese Methode wurde von den amerik. Psychologen aufgegriffen. Besonders klärend scheint sich der O. auf die direkte Erforschung (Selbstbeobachtung) von Bewußtseinsdaten ausgewirkt zu haben, deren Zulässigkeit vielfach leidenschaftlich abgestritten worden war ( 'Behaviorismus, 'objektive Ps.). Hier war ein Ausweg dadurch gegeben, 408

Ophthalmometer

daß man an Stelle des unmittelbar gegebenen (privaten) Erlebnisses einer Vp auf die kontrollierbaren Operationen zurückgriff, die zu einer beständigen Beziehung zwischen Reizsituation und einer bestimmten »unterscheidenden Reaktion« (discriminatory reaction) führten (z. B. St e v e n s , 1935). Auf ähnliche Weise wurden z. B. der ^bedingte Reflex und der Begr. der »dazwischentretenden Variablen« (intervening variables, To l m a n ) operational definiert (Sk in n e r ). Die beschriebenen Verfahren waren nieht immer neu, aber dureh den O. erhielten sie eine gewisse erkenntnistheoretisehe Rechtfertigung. Besonders versprach man sich vom O. eine Sicherung gegen »unklare, doppeldeutige und widersprüchliche« Vorstellungen, oder man sehrieb einer operationistiseh vorgehenden Ps. zu, Wissenschaft der Wissenschaften sein zu können. @ Bo r in g , 1945; Br id g m a n , 1927; Is r a e l , 1944 Str-R operations research, Verfahren zur Unterstützung unternehmerischer Entscheidungen, um deren Konsequenzen vorauszuberechnen, systematisch zu überprüfen und damit ihr Risiko zu verringern. Verwendet werden statistische Verfahren zur Erforschung komplexer Beziehungen verseh. Bereiche untereinander, wobei systematische Zusammenstellungen aller Einflüsse, ihre Abschätzung und der Aufbau eines Modells, das der Durchrechnung dient, herangezogen werden. B-H Operator, in der Mathematik wird O. meist verwendet als Bez. für eine Rechcnvorsehrift, durch die die Elemente einer bestimmten Menge A eindeutig den Elementen einer Menge B (die mit A identisch sein kann) zugeordnet werden. Die Zuordnung selbst heißt 'Abbildung, 'Funktion oder 'Operation. Die Rechenvorschriften für die vier arithmetischen Grundoperationen der Addition, Multiplikation, Subtraktion und Division bilden z. B. den zweidimensionalen Raum R2 der reellen Zahlen in den eindimensionalen Raum R1 der reellen Zahlen ab, d. h. sie ordnen jedem Paar (x, y) von reellen Zahlen eine reelle Zahl z zu. Operotropismus (Sz o n d i ) 'Tropismus Ophthalmologie [gr. ophthalmös Auge], Augenheilkunde Ophthalmometer (He l m h o l t z ), Vorrichtung, um den Krümmungshalbmesser der Hornhaut, zumal bei Astigmatismus, zu bestimmen

Opium

Opium [gr. opion Mohn], aus der Mohnpflan-

ze gewonnenes Alkaloid mit berauschender Wirkung. Vgl. Morphin, Pharmakopsychologie OPPELsche Täuschung, eine nicht unterteilte Strecke wird beim Vergleich mit einer gleichlangen unterteilten Strecke für kürzer gehalten. /geometrisch-optische Täuschung optische Lückenkombination © Fr a n k e n , Gie s e optischer Typus /Typologie (Vorstellungstypen) optischer Kardinalpunkt /Knotenpunkt optische Täuschung ^geometrisch-optische Täuschungen Optometer, Sehweitemesser OR, orientation response (Pa w l o w Orientierungsreflex) Orakel [lat. oraculuin]. Spruch, (a) einer Gottheit, die ihren Willen kundtut, das Schicksal enthüllt oder Entscheidungen trifft - entweder durch Vermittlung von Priestern oder durch Losorakel bzw. zOrdal; (b) einer charismatischen Persönlichkeit (Seher), die sich eines Instrumentariums bedient (Hölzer, Würfel, Eingeweideschau, Vogelflug, Gestirne). Bekannteste (altgr.) O.Stätte: ApollonHeiligtum in Delphi. S-G oral [lat. os Mund], den Mund betreffend orale Phase, nach Fr e u d die (erste) Phase der seelischen Entwicklung, die von der Geburt bis etwa zum Ende des ersten Lebensjahres dauert. Sie steht unter der Dominanz des Mundes als erogener Zone und ist gekennzeichnet durch den Lustgewinn aus dieser Zone (Saugen. Lutschen, Beißen). Man unterscheidet frühe und späte Phase. Vgl. Anale Phase. oraler Charakter, von Ab r a h a m (1921) beschriebene Charaktertypen, die durch die Verarbeitung ihrer oralen Bedürfnisse geprägt sind. Als »Saug-Oraler« optimistisch, abhängig (Muttersöhnchen), egozentrisch, licbcbcdürftig; als »Beiß-Oraler« aggressiv, oral-genitaler Kontakt /Sexualität Oralraum, erste Zone des räumlichen Bewußtseins beim Kinde, bezogen auf Tast- und Bewegungsempfindungen im Munde. Auch Urraum genannt. Vgl. Greifraum Orbita, orbital [lat. orbita Wagcn-Gcleise, Kreis], Augenhöhle, die Augenregion betreffend

oreli tisch Ordal, Gottesurteil. Rechtsmittel des Hel-

denzeitalters, ähnlich dem Schwur. Ursprünglich Zweikampf, mit der Vorstellung, daß der Träger der gerechten Sache Sieger werde. Später Zauberprobe, um unmittelbares Gottesurteil zu ermitteln, z. B. Gehen über glühende Kohlen. /Gottesgericht Ordinalskala, eine O. oder Rangordnung stellt die einfachste Form einer Metrik dar. Sie ermöglicht Aussagen über die Größenrelationen von Beobachtungseinheiten im Sinne von »größer - kleiner«, nicht jedoch über die Größenunterschiede zwischen den verschiedenen Elementen. Ein Beispiel für eine O. stellt die Schulnotenskala dar. Mi-A Ordinalvariable, eine O. ist eine auf einer Ordinalskala klassifizierte, quantitative Variable Mi-A Ordnen von Gegenständen ® Go l d s t e in , Tr is t -Ha r g r e a v e s Ordnen von Gewichten ® Bin e t Ordnen von Verbrechen und Vergehen

'Ja c o b s o n Ordnung /Klassifikation Ordnungsgrad, aus der Informationstheorie stammendes diskretes Maß für die serielle Strukturiertheit von /Zeichen-Abfolgen. In der /Sprachstatistik kommt z. B. einer Abfolge von Buchstaben der O. »k« zu, wenn sich in ihr die Auftretenshäufigkeiten aller aus k aufeinanderfolgenden Buchstaben gebildeten Serien so verteilen wie in einem für die Gebrauchssprache repräsentativen Text. Eine solche Abfolge heißt dann auch /Approximation k-ter Ordnung. Der O. steht mit der /Redundanz in engem Zus.hang. Z-N Ordnungs-Test ® Bin e t , Gie s e , Le ipz ig e r Le h r e r v e r e in , St e r n orektisch, die willens- und gefühlsmäßigen Aspekte der Erfahrung: Impuls, Haltung, Wunsch, Emotion. Le w is (1970) stellt der /kognitiven Entw. im Säuglings- und Kleinkindalter die o. als einer Mischung affektiver und antriebshafter Vorgänge gegenüber. Aus diesen o. Anfängen erwächst dann die ^Sprachentwicklung: Die ersten Sprachlaute sind noch ganz emotional und erhalten erst innerhalb der Gesamtsituation Mitteilungswert. Zur /’Abstraktion von /Begriffen wird das Kind durch die Ähnlichkeit emotionaler und triebhafter Erfahrungen in verschiedenen Situationen zusammen mit der Erfahrung geführt, daß es in allen diesen Situationen dasselbe kennzeichnende Wort gebraucht. Die sich entwickelnde Sprache stellt ihrerseits wieder einen fundamentalen Faktor für die kognitive und o. Entwicklung dar.

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Organ Entsprechend geht naeh Le w is sprachliche Retardierung (.’'Sprachentwicklung, verzögerte) mit o. Unreife einher. G-M Organ, (biol.), aus Zellen bzw. Zellverbänden (Geweben) aufgebauter Körperteil mit spezi-

fischer Funktion (vegetatives O., animales O.). Bilden mehrere O. eine Funktionseinheit, so spricht man von einem »Apparat«, z. "B. Verdauungs-, Bewegungsapparat. Eine Anzahl im Körper verstreuter O. mit gemeinschaftlicher Leistung heißt O.system. P-S Organempfindungen, auch als Vitalempfindungen bezeichnet. Die von der inneren Organtätigkeit (Magen, Herz, Darm) ausgelösten Empfindungen. Sie beziehen sich also nicht auf die Außenwelt, sondern auf den eigenen Körper (Hunger, Durst, Ekel, Übelkeit, Harndrang, Hustenreiz u. a. m.). Gelegentlich rechnet man auch kinästhetische und Gelenkempfindungen dazu. Vgl. Gemeingefühl Organisation(l),die im Organismus wirksame wechselseitige und arbeitsteilige Verbindung der Einzelteile zu einem Ganzen bzw. der Einzelindividuen zu einer Ganzheit. Hieraus i. ü. S. die entsprechende, insbesondere sinnvolle, ordnende Verteilung und Regelung von Personen und Sachen im menschlichen Zusammenleben. -Von O. i. e. S. spricht man im Sinne der spontanen O. freier Kräfte, die von starren Zwangsbedingungen im Organismus (isolierte Reizleitung) relativ unabhängig ist. Einer solchen ist in den Feldtheorien aller Art Rechnung getragen. In Anlehnung an die Physik wird vorausgesetzt, daß freie Kräfte von sich aus (spontan) Ordnung und Strukturen erzeugen können ( 'Feld). Allgemein handelt es sich um physikalisch-chemische Kräfte im zentralen Nervensystem (Hu m ph r e y , Ko f f k a , Kö h l e r , La s h l e y , We r t h e im e r und Wh e e l e r ). Ist O. mit Bewußtseinsvorgängen koordiniert, d. h. wird sie gleichzeitig erlebt, spricht man von manifester O.. andernfalls von stiller O. (silent organization Kö h l e r ). Ersteres geschieht stets im Bereich des Wahrnehmens und beim Denken dort, wo es mit Einsicht verbunden ist. Um stille O. handelt es sich z. B. bei der Koordination von Muskelbcwcgungcn oder im Bereich des Gedächtnisses ( 'Spurenfcld). Ein ausgezeichneter Fall von manifester O. ist solche durch Ähnlichkeit. 'Denken, (l ) Ko f f k a . Kö h l e r . We r t h e im e r Organisation (2), Sammclbcgr. unterschiedlichster sozialer Einheiten, welche Ausgangs410

O rganisa tionspsychologie

punkt für betriebswirtschaftliche, soziologische und ps. Analysen sein können. Je naeh Fragestellung erfahrt O. als Forschung wie als Lehre ihre besondere Perspektivität (vgl. Organisation I). Übergreifendes Merkmal ist in den meisten Ansätzen der Ziel- oder Zweekbegriff; Funktion und Struktur der O. werden von vorgegebenen Zweek-/Mittelsehemata abgeleitet. E. H. Sc h e in (1965, 1969) definiert O. als »die rationale Koordination der Aktivitäten einer Anzahl von Menschen, um einige gemeinsame, explizit definierte Ziele und Zwecke zu erreichen, und ’ zwar durch Arbeits- und Funktionsteilung und eine Hierarchie der Autorität und Verantwortung«. Ps.theorien zur O. und methodisch kontrollierte Vorgehensweisen wurden im Rahmen der 'Organisationspsyehologie entwiekelt. H-H Organisation ® Ab e l s , Gie s e . Sc h u l z Organisationslaboratorium, Organisationsform gruppendynamischer Veranstaltungen mit dem vorwiegenden Ziel, das Entstehen von Vergesellschaftung mit ihren Formen der Organisation, Institutionalisierung, Umgang mit Macht und Abhängigkeit zu lernen A-S

Organisationspsychologie, relativ junges Teilgebiet der Ps., das sich Anfang der fünfziger Jahre aus der traditionellen Industrie- und Betriebsps. hcrauslöste. Das Verhalten des

Individuums in einer Organisation wird als Resultante zahlreicher Einwirkungen des ökologisch-ps. Bedingungsgefüges verstanden. Die Funktionsweise der Organisation läßt sich als die Wechselwirkung zwischen Technologien (Produktionsanlagen und Programme zur Nutzung der Maschinen, Problcmlösungstechniken. Arbeitsorganisation), Strukturen (Kommunikationskanäle, zeitliche Abfolge der Arbeiten, Autoritätssysteme) und Personen (Kenntnisse, Einstellungen, Verhaltensstile) begreifen. Forschungsvorhaben der O. sind einerseits hinsichtlich ihrer Durchführung stark von der Bereitschaft gesellschaftlicher Institutionen und Organisationen abhängig und werden andererseits durch methodologische Hindernisse eingeschränkt. Organisationstypologien und -klassifikationen sind in der Literatur in großer Zahl vorhanden; experimentelle Untersuchungen weisen jedoch wegen der variablen Vielfalt einen geringen Forsehungsstand auf. Hauptaufgabenbereiche der O. sind: (1) Die Veränderung und ihre Steuerung in Organisationen. (2) die Schaffung neuer Ideen und Produkte, (3) die Ausbildung eines effektßeren Managements. (4) das Zusammenführen der Ziele der Organisation und ihrer Mitglieder. (1) Ba s s u . De e p 1972, Mo r in 1974, Sc h e in 1970 //-//

organisch organisch, ein Organ betreffend. • Eine natürliche Ganzheit und Einheit bildend. • Auf einer natürlich gewachsenen (entwickelten) Einheit beruhend. organische Krankheiten, die durch anato-

misch nachweisbare Gewebsveränderungen bedingten Krankheiten. Die Bez. organisch ist wenig eindeutig, besser die Bez. /läsionelle Krankheiten im Ggs. zu den /funktionellen Störungen. organische Psychose, Bez. für die /organisch begründete oder begründbare Psychose organischer Symptomkomplex /Psychosyndrom, organisches organische Weltanschauung, die Anschauung, die überall im Weltganzen die Gesetze der organischen Natur wirksam sieht organisierte Stichproben werden so erstellt, daß sie hinsichtlich mehrerer Merkmale eine gewünschte Zusammensetzung aufweisen. Innerhalb der einzelnen Merkmalsgruppen werden die Elemente der Stichprobe nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Die o. St. unterscheidet sich in ihrer Herstellung von der /Zufallsstichprobe. Mi-A organismisch, im Unterschied zu /organisch das dem Organismus Gleichende, nicht das ihn Bildende bzw. ihm Zugehörende organismische Auffassung, Richtung der Biologie, die (anders als die mechanistische wie die vitalistische Auffassung) die ganzheitliche Ordnung der Lebensprozesse »dynamisch aus dem Wechselspiel der im System selbst enthaltenen Kräfte« erklärt. Die Wirklichkeit ist »ein Stufenbau, eine hierarchische Ordnung von übereinandergeschachtelten Systembildungen«. ® Be r t a l a n f f y Organismus, Lebewesen, leibseelisches Ganzes, lebendiges System mit wechselseitiger Verbundenheit (Aufeinanderbezogensein) aller Teile. • Im übertragenen Sinne Bezeichnung für organisierte Systeme: z. B. ein Volk, eine Sprache, ein Betrieb als O. Organminderwertigkeit, die durch konstitutionelle Unterentwicklung bedingte Minderwertigkeit eines Organs. O. ist Grundbegr. und Ausgang der Individualpsychologie von A. Ad l e r . Vgl. Minderwertigkeitsgefühl. © Br a c h f e l d Organneurose, die an ein Organ gebundene Neurose im Ggs. zur Psychoneurose. Vgl. Neurose Organpsychose, von Me n g eingeführter Begriff, der das Übergreifen einer psychotischen

Orientierungsreaktion

Ich-Störung auf bestimmte Organe bezeichnet Orgasmus [gr. orgao schwellen], Höhepunkt der Wollust. /Sexualität Orgiasmus [gr. orgiasmds Bacchusfeier], Verzückungsrausch, z. B. in der Ekstase Orgie [gr. orgia heiliges Opfer, geheime religiöse Gebräuche], ursprünglich Geheimdienst zur Verehrung einer Gottheit, dann auf kultische Handlungen der Geschlechterliebe übergreifend, ist O. heute Bez. für sexuelle u. a. »Ausschweifung« Orientierung, Orientierungssinn [lat. ortens aufgehende Sonne], Fähigkeit, sich örtlich, zeitlich und über die sonstigen realen Gegebenheiten »im klaren« sein zu können. O. ist auch als psychiatrisch-verhaltensps. Kategorie von Bedeutung, was im Ggs. des Desorientiertseins (Verwirrtseins) deutlich wird. Zudem ist O. das praktische Sichzurechtfinden im Raum oder in Gegenden. Im Tierleben (Brieftauben, Bienen) fallt besonders der Umfang des O. auf. Vgl. Fernsinn. © Fr is c h , Pe t e r s , Ro h r a c h e r Orientierungsreaktion, das komplexe Reaktionsmuster, das ein Organismus auf neue, unerwartete Umweltreize zeigt, und das einen Zustand gesteigerter Aufmerksamkeit beinhaltet, was Pa w l o w (1926) als »Orientierungs-Reflex« (die »was-ist-los«-Reaktion) bezeichnete. Die O. stellt nach So k o l o v (1963) einen integrierten Teil des komplexeren exploratorischen Verhaltens dar. Die wichtigsten Komponenten dieses vielfach (So k o l o v ) auch als Einheit angesehenen funktionalen Systems sind: (1) Erhöhte Sensibilität, Absinken der Wahrnehmungsschwellen für auditive und visuelle Reize, Pupillenerweiterung, Erhöhung der Fähigkeit zwischen einander ähnlichen Reizen zu diskriminieren (Erhöhung der Verschmelzungsfrequenz in den sensorischen Systemen). (2) Allgemeine Veränderungender Muskulatur. Momentan ablaufende Handlungen werden eingestellt, Steigerung des Muskeltonus und Erhöhung der elektrischen Aktivität der Muskeln. (3) Spezifische Veränderungen der Skelettmuskulatur. Je nach Organisationsstufe treten Muskeln in Tätigkeit, die die Sinnesorgane auf die Reizquelleausrichten. (4) Veränderungenderelektrischen Hirnaktivität. EEG-Muster zeigen erhöhte Erregung, wobei schnelle Wellen mit niedriger Amplitude dominieren. Neben dieser diffusen »arousal«- Reaktionzeigen sich auffallende Sekundärantworten (»evozierte Potentiale«) in verschiedenen Gehirnabschnitten. (5) Viscerale Veränderungen. Konstriktion der peripheren Blutgefässe und Dilatation der Blutgefässe im Kopf und Ge-

411

Originalität hirn. Veränderung des Hautwiderstands (PGR), Vertiefung und Verlangsamung der Atmung und gewöhnlich Herabsetzung der Herzfrequenz. Der 0. kommt danach eine zweifache Bedeutung zu: Die Sensibilität auf Informationsinput wird erhöht, und der Körper gleichzeitig auf eine Notfall-Situation vorbereitet. Bedingungen, die eine O. hervorrufen sind: (a) Neue oder komplexe Reize (»Überraschung«), (b) Sich widersprechende Reize (z. B. Reize, die sich widersprechende motorische Reaktionen erfordern), (c) Signifikante (Signal-)Reize, die eine besondere Bedeutung für den Organismus haben (z. B. eigener Name), lösen im Gegensatzzu dem vorgenannten auch nach mehrfacher Wiederholung eine solche Reaktion aus. Bei den meisten Reizen gewöhnt sich (habituiert) der Organismus sowohl physiologisch als auch ps. anden Reiz(10bis 30 Wiederholungen) und reagiert nicht mehr auf ihn. Eine geringe Veränderung des Reizes (z. B. Veränderung der Tonhöhe) ruft die O. sofort wieder in unverminderter Stärke hervor. - Zur Interpretation hat So k o l o v (1960) ein Modell vorgeschlagen, nach welchem im Gehirn ein neuronales Muster des Stimulus aufgebaut wird (»innere Spur«). Die Stärke der beobachtbaren Reaktion auf »Neuheit« (= Nichtübereinstimmung mit der Spur) stellt danach eine Funktion des Unterschiedes zwischen dem Erregungsmuster des Synapsensystems und der Reizgestalt des angew. Teststimulus dar. Im Fall von »Neuheit« wird die formatio reticularis aktiviert, bei »Bekanntheit« hemmt der hypocampus die formatio reticularis und reduziert weiteren sensorischen Input. /Adaptation, 'Aufmerksamkeit, 'Habituation. ® Be r l y n e 1961, Ru c h u . Zl mb a r d o 1974 B-C Originalität, Selbständigkeit, Ursprünglich keit, sehöpferisehe Fähigkeit. Gehört zum Charakterbestand und bestimmt in seinem Mehr oder Weniger entscheidend die

mensehliehe Talent- und Genieentwicklung. »Die echte Originalität bestätigt sieh darin, daß es nur eines Anstoßes bedarf, um sie aufzuregen, worauf sie dann ganz eigen und unabhängig den Weg des Wahren, Tüchtigen und Haltbaren zu verfolgen weiß« (Go e t h e ). • O. ist bei Gu il f o r d ein Faktor des divergenten Denkens. 'Kreativität ORT © Ph il ipps o n Orthogenese [gr. orthos riehtig, recht], die geordnete (nieht zufällige) Entwicklung. Aueh das Beharren in der eingesehlagenen Entwicklung. • Als orthogenetisehes Gesetz bezciehnete Heinz We r n e r (18901964) die den Entwicklungsprozessen eigenen Vorgänge der Differenzierung und hierarchischen Integration. orthogone Lokalisationstendenz [gr. gonia Winkel], das Bestreben, Gesiehtseindrüeke, 412

Österreichische Schule, Grazer Schule

senkreeht zur Blicklinie räumlieh festzulegen (Ja e n s c h ). Daher die orthoskopisehen Gestalten (Bü h l e r ) = Überwiegen von entsprechenden Bildvorstellungen (z. B. bei Kinderzeiehnungen). Orthopädagogik, syn. für ’'Heilpädagogik orthoskopisches Zeichnen, in Kinderzeiehnungen das Vorherrschen bestimmter Grundformen und Ansichten, die für den dargestellten Gegenstand charakteristisch oder in der dargestellten Form einfacher zu zeichnen sind. Dadurch kann es zur Mißachtung von Proportionen, Perspektive, Stellung usw. kommen. Ortssinn 'Orientierungssinn. OSERETZKY-Test © SLOAN

OSMB © Os e r e t z k y Osmologie, Osphresiologie [gr. osme Gerueh],

Lehre vom Geruchssinn Ösophagusstimme /'Stimmstörung Österreichische Sehule, Grazer Sehule, Bez. für die von Br e n t a n o ausgehende psyehol. Richtung. Zu ihr gehören Autoren wie Be -

Eh r e n f e l s . Ma c h . a. Die Sehule datiert seit der Gründung des ersten österreiehisehen Laboratoriums (1894) in Graz durch Me i n o n g . - Die gesamte Ö. Seh. zeichnete sieh dureh einen gewissen Antagonismus gegen den Elementarismus von Wu n d t aus. In diesem Sinne hebt Br e n t a n o die eigene Spontaneität des Seelischen gegenüber bloß passiver Abbildung der Reizsituation hervor. Nach ihm besteht das Eigentümliche des Seelischen in spontanen Akten. Ma c h s sensualistischer Positivismus läßt ihn von der unmittelbar gegebenen Erfahrung ausgehen, welche ihn zur Anerkennung ps. Gebilde (wie umfassendere Raum- und Zeitformen) gelangen läßt. Dieser Ansatz wurde von v. Eh r e n f e l s in seiner Lehre von den Gestaltqualitäten wesentlich sehärfer formuliert. Eine solehe Gestaltqualität ist z. B. eine Melodie. Sie entsteht nieht aus einer bloßen Kombination einzelner Töne, sondern ist etwas neu Hinzutretendes, zu dem die Elemente (Töne) lediglich die Grundlage abgeben. Naeh ihm können Gestaltqualitäten ihrerseits wiederum als Elemente angesehen werden, als Fundamente für eine Gestaltquahtät höherer Ordnung. Der V. EHRENFELSsehe Gedanke wurde von Me in o n g weitergeführt und fand in einer neuen Terminologie Ausdniek. Die einzelnen Elemente einer Gestaltwahrnehmung nannte er »fundierende Inhalte« und die Gestalten n u s s i , Co r n e l iu s , v . Me in o n g , Wit a s e k u .

Östrogene

Paarvergleich, paarweiser Vergleich

»fundierte Inhalte«. Diese Formulierung ist auch unter dem Namen »Produktionstheorie« bekanntgeworden und macht den hauptsächlichen Inhalt der Gr. Sch. aus. Bedeutende Vertreter dieser Schule sind neben Me i n o n g selbst seine Schüler Wit a s e k und Be Nussi.-Die Formulierung v. Eh r e n f e l s ’ und der Grazer Schule unterscheiden sich von der zGestaltpsychologie wesentlich dadurch, daß erstere ein Erhaltenbleiben der Elemente als solche postulieren, zu denen die Gestaltwahrnehmung unabhängig hinzutritt, und letztere den Standpunkt vertritt, daß die Elemente völlig in der Gestalt aufgehen. Ma c h ist nicht in strengem Sinne zur Ö. Sch. zu zählen. Jedoch hat er, von einem konsequenten Atomismus der Empfindungen ausgehend (in seinem Buch »Analyse der Empfindungen«), das Problem aufgeworfen, ob es übergeordnete ps. Erscheinungen gebe. Sein sensualistischer Positivismus führt ihn zur Anerkennung ps. Gebilde wie umfassendere Raum-und Zeitformen. Str-R Östrogene, weibl. Keimdrüsenhormone zHormone Oestrus [gr. oistros Bremse, Stich, Stachel, Leidenschaft], Brunst. Die vom Follikelhormon (Oestron) ausgehende Sexualperiodik. Eine Form der anomalen Steigerung ist die Oestromanie = Nymphomanie. OSTWALD-Farbsystem zFarbsysteme, anschauliche Oszillation, oszillatorisch [lat.], Schwankung, wechselndes Hin- und Her»pendeln«. • (ps.) Bez. für best. Schwankungsart; bei Hu l l Wechsel des zReaktionspotentials (s Or ).

Oszillograph, »Schwingungsschreiber«. Instrument zur Messung von rasch verlaufen-

den Änderungen, elektr. Wellen bzw. Potentiale O-Technik, bei der O-T. der zFaktorenanalyse werden verschiedene Variablen bei einer Stichprobe von Vpn gemessen. Die Situationen werden über die Variablen korreliert. Mit der O-T. werden Situationsfaktoren ermittelt. zP-Technik, zKovariationsschema Otolith zOhr Ouroboros zUroboros output, Informationsausgang, Begr. der /’Informationstheorie, das Signal, das abgegeben wird. • (allg.) die Energie, die ein zSystem abgibt. • (psychol.) die Reaktion, die auf einen Reiz auftritt. Ovarium [lat.], Eierstock zHormon, zKeimdrüsen overachievement/underarchievement, bezogen auf das individuelle Intelligenzniveau, ein »Schulleistungsüberschuß« bzw. »Schulleistungsdefizit« (We in e r t ), d. h. bessere oder schlechtere Schulleistung, als vom Intelligenzniveau her erwartet werden könnte ( = erwartungswidrige Schulleistung). Für diese Diskrepanz werden vorwiegend nicht-intellektuelle Faktoren (zMotivation u. a.) verantwortlich gemacht. zLeistungsmotivation. © Th o r n d ik e 1963, Wa h l 1973 Mü-E overlearning zÜberlernen overt response zResponse Ovulation, auch Eisprung, Follikelsprung. Ausstößen des reifen Eies aus dem Gr a a f schen Follikel des Eierstockes. zKeimdrüsen, zMenstruation D-E

P P, Symbol für die Person, auf die eine Aussage bezogen ist ( 'O). PA, paarweises Assoziieren (auch PAL, pai-

red associate /earning) Paarbildung (biol.), Zusammenschluß von Geschlechtspartnern, die P. kann schon während der Juvenilphase beginnen und bis an das Lebensende anhalten, ist aber in anderen Fällen nur auf den Zeitraum des xFortpflan-

zungsverhaltens beschränkt. P-S Paarvergleich, paarweiser Vergleich, ein für

verschiedenartige psychologische Fragestellungen verwendbares Verfahren. Es besteht darin, daß der Vp jeweils zwei Eindrücke (z. B. zwei Farben) dargeboten werden, wobei jeder Eindruck im Vergleich zum anderen beurteilt werden soll (z. B. auf seine Wohlgefälligkeit). Die Reihe der Vergleichspaarc wird so zusammengestcllt, daß alle möglichen Eindruckskombinationen einmal vorhanden sind. Abgesehen von dem Vergleich kann auch jede Kombination als solche beurteilt werden (z. B. ob Farben zusammenpassen 413

Pachymeninx

oder nicht). DerP. ist eine häufig angewendete Methode der 'Skalierung. Pachymeninx [gr.], harte (dicke) Hirnhaut, 'Gehirn Packkiste ® Gie s e Pädagogik, im herkömmlichen Sprachgebrauch die auf erzieherisches Handeln bezogene systematisierte Erkenntnis wie auch, besonders in dem abgeleiteten Adjektiv pädagogisch. dieses Handeln und Beeinflussen selber. Entsprechend umfaßt die Bezeichnung Pädagoge den Erziehungstheoretiker (Erziehungswissenschafter) wie den Erziehungspraktiker (Lehrer, Heimerzieher, Sozialpädagoge, Heilpädagoge, aber auch nicht hauptberuflich Erziehende). Dieser Unklarheit versucht man durch Abgrenzung der wissenschaftlichen Disziplin, die allgemeingültige deskritive Sätze formuliert, als 'Erziehungswissenschaft von der auf präskriptiven Sätzen aufbauenden Erziehungslehre zu begegnen (Lo c h n e r ). In der Erläuterung der stufenweisen Theoretisierung des pädagogischen Denkens ist man bestrebt, den unfruchtbaren Gegensatz von Theorie und Praxis zu überwinden, so z. B. Kl a f k i durch die Staffelung vom (1) situationsgebundenen überdas (2) methodisch-ordnende pädagogische Denken zur (3) 'Didaktik als Erziehungs-und Bildungslehre und (4) philosophischen und metatheoretischen pädagogischen Fragen, oder Bo k e l m a n n von der (1) Beschreibung der Erziehungswirklichkeit über die (2) pädagogische Theoriebildung i. e. S. zur (3) metathcoretischen Reflexionscbene. Mit einem der Wissenschaftslehre der Analytischen Philosophie verpflichteten Vorschlag stellt Br e z in k a strengere methodologische Anforderungen an die Pädagogik und scheidet sorgfältig Erziehungswissenschaft i. w. S. (als Realwissenschaft von der Erziehung, darin enthalten Theoretische Erziehungswissenschaft als Erziehungswissenschaft i. e. S. und Historiographie der Erziehung) von Philosophie der Erziehung einerseits und Praktischer Pädagogik andrerseits als der am erzieherischen Handeln orientierten normativen Theorie der Erziehung. 'Erziehungswissenschaft 'Erziehung, (l ) Bo k e l m a n n 1970, Br e z in k a 1972, Kl a f k i 1964, Lo c h n e r Mii-E Pädagogik, experimentelle (Me u m a n n ). Zweig der Erziehungswissenschaft, der auf Grund experimenteller und statistischer Forschung Erkenntnisse für die praktische Erziehung zu gewinnen sucht 414

Pädagogische Psychologie Pädagogische Psychologie (PädP), Kennzeichnung einer pädagogische und psychologische Problemkreise verknüpfenden Forschungsrichtung. Sie wird vielfach als Teilgebiet der /Angewandten Ps. angesehen, ist jedoch mit der Schwierigkeit belastet, sich nicht in bloßer Anwendung allgemeinps. Prinzipien und Ergebnisse zu erschöpfen, sondern in Fragestellung und Methode prinzipielle Eigenständigkeit zu beanspruchen und zu erfordern. Sachlich notwendige Überschneidungen u. a. mit 'Entwicklungsps., 'Lernps., 'Sozialps. erschweren die definitorische Abgrenzung, begriffliche Sonderprägungen wie 'Erziehungsps., Ps. des Leh-

rens (Instruktionsps.), Unterrichtsps. ( 'Unterrichtsforschung), pädagogische Tatsachenforschung oder empirische Pädagogik verhindern einen allgemeinen Konsens über Aspekte und Richtungen der PädP. Ps. Themen wurden von Pädagogen immer schon bei der Darstellung ihrer Erziehungslehren abgehandelt (z. B. Entwicklungsstufen, Auffassungsweisen, Lernvorgänge). Schon vor der Prägung des Begriffs »Pädagogische Psychologie« um 1900 eröffnet J. F. He r b a r t der pädagogisch-ps. Forschung durch die Unterscheidung von praktisch-philosophischer (ethischer) Zicllehre und ps. Weglehre (1835) den Arbeitsbereich der Anwendung allgemeinps. Erkenntnisse auf Erziehung und Unterricht. Weiter zurück liegen Anregungen, wie sie Co m e n iu s . Ro u s s e a u , Pe s t a l o z z i gegeben haben. Die Übertragung experimentalps. Methoden auf pädagogische Forschungsgebiete und der Versuch der Begründung einer »experimentellen Pädagogik« durch den aus Wu n d t s Institut hervorgegangenen E. Me u m a n n (1905) spielt für die Konstituierung der PädP eine bedeutsame Rolle, jedoch erst A. Fis c h e r (1917) erkennt der PädP in der wissenschaftlichen Erforschung der ps. Seite der Erziehung eine eigene Zielsetzung zu. Der Streit um Standort, Gegenstand und Methode der PädP führt zur Annäherungempirisch orientierter Pädagogen als Vertretern der (von Me u m a n n angeregten) Pädagogischen Tatsachenforschung (P. Pe t e r s e n . F. Win n e f e l d ) und pädagogischer Psychologen (O. Kr o h ). die vorwiegend den entwicklungsps. Aspekt betonen. Versuche anderer Art. so von dem der Angewandten Ps. ebenso wie reformpädagogischen Richtungen vertrauten Aspekt der Arbeit Ansatzpunkte zur Ausgestaltung einer PädP zu gewinnen (O. Kl e m m ), fanden wenig Resonanz. Die Verengung der Fragestellung auf einenerbcharakterologisehen Determinismus(G. Pi Aiii e r ) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Rezeption der amerikanischen Lernpsychologie und ihrer pädagogischen Implikationen aufgehoben (H. Ro t h ).

pädagogischer Test

Die Entwicklung der PädP außerhalb des deutschsprachigen Raumes wird durch die vorherrschenden ps. Richtungen und die dominanten Forschungsschwerpunkte bestimmt, so vor allem: Leistungsmessung und lern- und sozialps. Aufarbeitung in den USA. dazu diffcrcntialps. Untersuchungen in England und den skandinavischen Ländern, pädagogische Tatsachenforschung und Schülps, in Frankreich, Belgien und der französischen Schweiz, Erziehungsphänomenologie und klinische Methoden in den Niederlanden (Th o m a e , We in e r i ). Die Nachkriegsentwicklung der PädP ist durch die Ausbildung eines weiteren Schwerpunkts der Unterrichtsforschung, des ’Programmierten Unterrichts und der Einbeziehung der Kybernetik (H. Fr a n k , F. v . Cu b e ) gekennzeichnet. Für die vielfältigen Aspekte und Bestrebungen der PädP bieten globale Definitionen geringere Information als die Umschreibung der Aufgaben und Forschungsschwerpunkte. De r b o l a v sieht bei den drei Aufgabenbereichen der PädP - diagnostisch, heilpädagogisch und methodisch - die Kontrollfunktion diagnostisch vor allem in der Feststellung der normgerechten oder abweichenden Entwicklung und der Aufdeckung von Störungsquellcn, ferner - heilpädagogisch - neben der Beseitigung von Störungen in der Ausarbeitung und dem Einsatz von Lernhilfen und Maßnahmen zur Leistungsförderung, schließlich praktisch-methodisch - in der Erprobung und Effizienzkontrollc von Methoden im Blick auf ''Erziehungsnormen und /Erziehungsziele, die nicht von der PädP gesetzt, wohl aber kritisch beurteilt werden. Noch stärker betont He it g e r die Funktion der Realitätskontrolle des pädagogischen Handelns und der Zielkonzeptionen sowie der Ideologiekritik. Neben den bestehenden Forschungsschwerpunkten (s. o.), von denen der des menschlichen Lernens das größte Gewicht hat (We in e r t ), treten neuerdings stärker hervor Fragen der Interaktion von Lehrer und Schüler (Ta u s c h u. a.), Eltern und Kind und damit verbunden des ’Erziehungsstils (He r r m a n n ; S i a r e / He r r m a n n ), des Unterrichtsstils und - in Ansätzen -der Lchrthcorie (Ga g e ) und Lehrstrategien, dazu der -’Taxonomie der Erziehungsziele (Bl o o m ). Eine große Bedeutung gewinnt die pädagogisches. Beglcitforschung im Bereich der ■Curriculumforschung und bei Innovationen im institutionellen Sektor (Vorschule, Gesamtschule). Entscheidend für den Fortschritt der PädP wird sein, daß ihr Verhältnis zur ps. Grundlagenforschung überprüft wird. Die (umstrittene) Anwendbarkeit allgemeinps. Gesetze und Prinzipien (z. B. der Lernps.) auf den Bereich der Erziehung ist nieht allein dureh einengende Extrapolation pädagogischer Probleme von der »Grundwissenschaft« (basicscience) her zu verbessern, sondern dureh Forschung

Palingenese

auf dem angewandten Niveau selbst (Feldforsehung), d. h. auf der Ebene der Komplexität und Spezifizierung, die das Problem in der Erziehungspraxis besitzt, wodurch Fragen der Relevanz und Extrapolation gegenstandslos werden (Au s u b e l ). Mii-E pädagogischer Test, svw. /Schul-Test Pädaudiologie /Audiometrie Päderastie [gr. pais Kind, Knabe, ernstes Liebhaber], Knabenliebe. /Sexualität Pädiatrie [gr. ialreia das Heilen], Kinderheilkunde Pädologie, Paidologie, Bez. für Kinderkunde als ps., biol., soziol. ete. Gesamtlehre Pädophilie, pädophilia erotica, normale bzw. krankhafte Liebe zu Kindern. /Sexualität Paideuma (Fr o b e n iu s ), Kulturseele als seelenhaftes Wesen der Kultur Paläeneephalon [gr. palaios alt, urzeitlich, primitiv, enkephalos Gehirn], Urhirn, Althirn, Stammhirn, die entwieklungsgeseh. älteren Teile des Gehirns paläoatavistische Qualitäten, Ausdruck von Ha l l (1904) für bestimmte primitive Verhaltensweisen in der Kindheit und im Jugendalter, die nach seiner Theorie als Wiederholungen von Phasen der Stammesgesehiehte in der Entwicklung des einzelnen Mensehen angesehen werden können. Diese Theorie entspricht etwa dem biogenetischen Grundgesetz von Ha e c k e l .© Ha l l Paläopsyehe, Altseele. Die an das Althirn gebundene Psyche. /Tiefenperson Paläopsyehologie, Erforschung primitiver Züge des Seelenlebens, die sieh aus früheren Stufen der Mensehheitsentwicklung erhalten haben. Ju n g gebrauchte den Begr. für das Studium der primären Urbilder aus den tiefsten Schichten der Seele ( ’Archetypen). Palatolalie, Palatophonie, Stimmklang und Artikulation bei Spaltträgern. ’Gaumenspalte, 'Näseln Palilalie, das stereotype, mitunter vielmalige Wiederholen meist der ersten Silben oder Wörter in Spontansprache oder beim Antworten, nieht beim Singen oder Schreiben. Z.B. bei extrapyramidalen Erkrankungen ( ’Dysarthrie), ’Stottern; aber nieht zu verwechseln mit den psychotischen 'Verbigerationen. G-N Palingenese, die Wiederholung der Vorfahren-Entwicklung in der Embryonalentwieklung des Individuums (Ha e c k e l ). 'Biogenetisches Grundgesetz 415

Palinmnese Palinmnese [gr. ninesis Erinnerung], Wiedereinfallen von dem Gedächtnis Entschwunde-

nem

Pallium /Gehirn Palmograph [lat. palma Hand], Apparat zur Feststellung der Ermüdungswirkung bei Handbewegungen Panalgie, Schmerzen im ganzen Körper Panel-Technik, von La z a r s f e l d entwickeltes Verfahren zur Einstellungsmessung und ^Meinungsforschung. Die Befragung wird an der gleichen Stichprobe, dem »panel«, mehrmals durchgeführt und gestattet eine Verlaufsanalyse von Meinungen und Einstel-

lungen. Panentheismus, während der Pantheismus lehrt, daß Gott und Welt ineinander aufgehen und der Theismus die Lehre darstellt, daß Gott von der Welt verschieden über dieser waltet, vertritt der P. die Anschauung, daß Gott Urgrund alles Seins ist und auch in allem Sein wirkt, zugleich aber auch über

alles Sein hinausragt. Panik [Bez. nach dem Hirtengott Pan], plötzliches heftiges Erschrecken und »Kopflos«Werden, bei Einzelnen wie Gruppen oder Massen. Insbesondere der Angstzustand von Menschenmassen mit chaotischen Fluchtreaktionen. Kennzeichnend für die P. ist die Art der Ausbreitung: sie steckt an, vgl. Ca r PENTER-Effekt, Ideo-Realgesetz. Auch Tiere zeigen der P. vergleichbares Verhalten. Pankreas [gr. pan alles, kreas Fleisch], Bauchspeicheldrüse. Als exkretorische Drüse gibt sie verdauungsfördernde Fermente in den Zwölffingerdarm — als endokrine Drüse (/LANGERHANSsche Inseln) ist sie der Bildungsort des /'Insulins. ’'Hormone Panlogismus, Allvernunftlehre. Der Logos ist das absolut Wirkliche, und die Welt ist Verwirklichung der Vernunft. Panphobie, Pantophobie [gr.], allgemeine Furchtstimmung, Furcht vor allen Dingen und Vorgängen Panpsychismus, Allbeseelung der Dinge in der Natur. Vorstellung, daß auch im Nichtlebenden seelische Vorgänge vorkommen. Pansexualismus, Erklärung der 'Sexualität (der scx. Motivation) zum Auslöser in allem humanen Geschehen. Eine der Psa. (zuweilen übersteigert) zugeordnete These. P. bedeutet auch svw. übersteigerte Beachtung der Sexualität. Pantheismus, ähnlich dem Panentheismus die Allgottlehre, die Gott und Natur gleichsctzt. 416

paradoxe Intention

Go e t h e s »Gott-Natur« und Spin o z a s »Deus sive natura« sind Beispiele des P. Der Begr. ist sehr vieldeutig. Pantomimik [gr. niimeisthai nachahmen], die dynamischen Ausdrucksgehalte (-merkmale) des ganzen Körpers, nicht bloß des Gesichts, zAusdruckspsychologie, 'Physiognomik PANUMsches Phänomen, nach dem dänischen Physiologen P. L. Pa n u m benannte Täuschung des Tiefensehens. Bietet man dem einen Auge zwei senkrechte Linien, dem anderen eine senkrechte Linie dar und läßt mit Hilfe des ^Stereoskops diese mit einer der beiden anderen zur Deckung bringen, so wird immer die innere, d. h. der Medianebene des Gesichtsfeldes näher liegende Linie weiter vorne gesehen. © Wil d e Panvitalismus, die Lehre von der Belebtheit alles Seienden Papier-Bleistift-Test paper-pencil test, nicht sehr gebräuchliche und wenig informative Bez. für Tests, bei denen die Aufgaben auf Papier vorgegeben werden und die Bearbeitung mit Bleistift erfolgt. Intelligenz-, Leistungstests, Persönlichkeitsfragebogen können also P. B. T. sein, aber auch objektive Tests (z. B. ein Labyrinthtest) sind nach diesem Prinzip konstruiert. Hä-R Papillarlinien [lat. papilla Wärzchen, Brustwarze], die an der Hand- und Fußfläche, besonders aber an den Finger- und Zehenbeeren auffallenden Relieflinien. Die P. (schon in der Keimschicht angelegt) lassen bestimmte Muster erkennen, die für das Individuum ein einzigartiges und kennzeichnendes Merkmal sind (’"Daktyloskopie). Man hat die P. zum Vaterschaftsnachweis (zur Ergänzung anderer Proben, wie Blutgruppe. Ohrform, Nasenform usw.) herangezogen. Parabulie [gr. bule Wille], krankhafte Willensrichtung paradigmatische Assoziation 'Assoziation paradoxe Intention, Bez. von V. E. Fr a n k l ( "Existcnzanalyse, Logothcrapie) für seine psychothcrap. Technik zur Überwindung von Angst- und Zwangszuständen dadurch, daß der Patient sich gerade das vorstcllt und wünscht, was er befürchtet. So zitterte (ein Beispiel von Fr a n k l ) eine Studentin in der Prüfung nicht mehr, nachdem sie sich vorgenommen hatte, fest zu zittern. Eine Ironisierung ist damit verbunden. »Nichts läßt den Patienten und sich selbst so sehr distanzieren wieder Humor.«© Fr a n k l

paradoxe Kälte

paradoxe Kälte /Kälteempfindung, /Temperaturpunkte

paradoxia sexualis, geschlechtliche Erregung außerhalb der physiologischen Zeit, also bei Greisen oder auch im Kindesalter Paragnosie, Bez. für außersinnliche Wahrnehmung Paragraphic [gr.], eine /Agraphie, bei der Worte und Buchstaben beim Schreiben ver-

wechselt werden Parakinese [gr. kinesis Bewegung], verkehrte, unregelmäßige Bewegungen (/Koordination) Parakusis [gr. parakiiein falsch hören], Falschwahrnehmung akustischer Eindrücke. Ohrenklingen. Wahrnehmung tiefer Töne als hoch, starker als schwach usw. Paralalie die Form des Stammelns, bei der ein /Phonem in der Artikulation durch einen anderen Laut ersetzt wird, z. B. »Taffee« für »Kaffee«. /Mogilalie Paralexie [gr. legein lesen], Wortverwechslung beim Lesen. /Alexie, /Aphasie Paralgesie, Störung, auch Abnormität bei der Schmerzempfindung. Schmerzhafte Reize werden u. a. als angenehm, Schmerzen ohne jeden beobachtbaren Anlaß als heftig empfunden. /Parästhesie Paralinguistik, paralanguage, als Begr. eingeführt von Tr a g e r (1958). P. befaßt sich mit der Analyse von vokalen Phänomenen, die die Sprache begleiten, jedoch keine Funktion im phonologisch-linguistischen Kode haben (/Phonologie). Dazu gehören: Stimmqualitäten (Stimmlage, Lautstärke, Rhythmus, Tempo u. a.; /Intonation, /Prosodie, ^Stimmanalyse); Vokalisationen wie Lachen, Schreien, Stöhnen, Gähnen, »äh«, »hm«u. a.; Pausen (/Sprechpausen); Vertauschungen von /Phonemen, Silben oder Worten, Kontaminationen, /Stottern u. a. Inder Literatur ist das Gebiet der P. nicht einheitlich umgrenzt, z. T. werden noch Dialekt, Akzent und temporale Phänomene wie Sprechhäufigkeit und Dauer von Äußerungen dazugezählt (-'Sprachstatistik). Großes Interesse fanden in der Forschung die Unterbrechungen des Redeflusses, vor allem Pausen, wenig dagegen die Stimmqualitäten. Meist wurde der Zusammenhang der paralinguistischen Phänomene mit affektiven Zuständen (Angst u. a.) des Sprechers untersucht (-“Ausdruck), noch kaum dagegen ihre kommunikative Funktion ( ’nichtverbale Kommunikation). ® Tr a g e r 1958, Ma h l u . Sc h u l z e 1964 B-R

Parallelismus, psychophysischer Paralipophobie [gr. paraleipo unbeachtet las-

sen] (Zie h e n ), Zwangsvorstellung bei Neurasthenikern, durch das Unterlassen von Handlungen (sogar belangloser und sinnloser) dritte Personen in Gefahr zu bringen Parallaxe [gr. parallaxis Veränderung, Unterschied], die scheinbare relative Verschiebung zweier vom Beobachter ungleich weit entfernter Objekte, die eintritt, wenn diese von verschiedenen Standpunkten aus gesehen werden. Diese Winkelverschiebung, die z. B. bei Bewegungen des Kopfes merklich wird, ermöglicht eine Entfemungswahmehmung auch bei einäugigem Sehen. Als binokulare Parallaxe wird die durch den Augenabstand bedingte Parallaxe bezeichnet. Parallelgruppen /Parallelstichproben Parallelisieren, matched sampling, als P. bezeichnet man das »Herstellen« zweier oder mehrerer Stichproben (Parallel-Stichproben), die so zusammengestellt sind, daß die Angehörigen der Stichproben einander hinsichtlich des Ausprägungsgrades eines Kontrollmerkmales paarweise (bzw. in Tripeln etc.) zugeordnet werden können. Durch das P. werden zufällige Unterschiede im Kontrollmerkmal zwischen den Stichproben weitgehend ausgeschaltet, der Stichprobenfehler wird verringert, wodurch größere Präzision der Ergebnisse erzielt wird. Mi-A Parallelismus, psychophysischer, Anschauung über das Verhältnis von Seele und Körper, nach der seelische und körperliche Vorgänge selbständig, parallel (und ohne gegenseitiges Kausalverhältnis) nebeneinander hergehen. Folgerichtig bedingt derp. P. den Dualismus. Hauptmerkmal ist die Ablehnung der Wechselwirkung zwischen Seele und Körper. Sonderformen: der materialistische p. P., der allein der physischen Seite Kausalität zuerkennt und die ps. Vorgänge nur als begleitende Schatten (Schattentheorie) mitlaufen läßt, sowie der spiritualistische p. P., der nur der ps. Seite Kausalität zuspricht. Le ib n iz sah den übereinstimmenden Ablauf körperlicher und seelischer Phänomene als Ergebnis einer »prästabilierten Harmonie«. In der Psychologie ist derp. P. verschiedentlich beachtet und zur Erklärung herangezogen worden (so z. B. von W. Wu n d t , J. Pia g e t ). Heute tritt er hervor als Betrachtung der psychophysischen Beziehungen zwischen drei Ebenen: der physiologischen Ebene, der Vcrhaltcnscbcnc und der Ebene des Erlebens (m. d. Vorwurf des Rcduktionismus)j©BECKER-CARUS, Bir b a u me r 417

Parallelismus-Axiome

Parallelismus-Axiome, G. E. Mü l l e r stellte

P.-A. folgender Art auf: (1) Jeder Empfindung liegt ein materieller Vorgang zugrunde. Sie ist somit ein psychophysischer Prozeß. An diesen ist der Bewußtseinszustand geknüpft. (2) Der Gleichheit, Ähnlichkeit und Verschiedenheit der Empfindungen entspricht die Gleichheit, Ähnlichkeit und Verschiedenheit der psychophysischen Prozesse und umgekehrt. (3) Besitzen Änderungen des Empfindungsverlaufs gleiche Richtung, so gilt dies auch für die Änderungen des psychophysischen Prozesses. • Auf der Annahme, daß geistigen stets körperliche Vorgänge entsprechen, beruht z. B. die Ausdrucks- und Eindruckstheorie. Parallelogrammtäuschung ^SANDERscheTäuschung Parallelstichproben, matched samples, sind Stichproben, die hinsichtlich eines Kontrollmerkmals so organisiert sind, daß die Merkmalsträger der verschiedenen Stichproben einander paarweise zugeordnet werden können und die »Partner« innerhalb der Paare das Kontrollmerkmal in annähernd gleichem Ausmaß besitzen (/Parallelisieren). Mi-A Paralleltests, Tests, die in mehreren äquivalenten (gleichwertigen) Formen vorliegen. Solche Tests bringen Vorteile für die praktische Testdurchführung, für die Verwendung bei systematischer Bedingungsvariation im Experiment und zur Ermittlung der 'RetestReliabi litä t. Für die Äquivalenz von verschiedenen Testformen sind verschiedene Kriterien aufgestellt worden. Als solche gelten: Äquivalenz der Mittelwerte, Varianzen, Häufigkeitsverteilungen, der Reliabilität und der Validität. Soll ein Test als P. gelten, so müssen diese Kriterien erfüllt sein. Hä-R Paralogie, Vorbeireden, Danebenreden, Gebrauch falscher Bezeichnungen beim Benennen von Gegenständen und bei Antworten auf Fragen, meist psychogene Erscheinung (Pseudodemenz), häufig auch bei Simulanten Paralyse [gr. paralysis Auflösung, Lähmung], vollständige Bewegungslähmung durch Ausfallen der Innervation. Progressive Paralyse (Dementia paralytica, »Gehirnerweichung«): Eine Späterscheinung der Syphilis mit fortschreitendem seelischem und körperlichem Verfall bis zur vollkommenen Verblödung. Paralysis agitans 'PARKiNSONschc Erkrankung Parameter, (math.) veränderliche oder konstante Hilfsgrößc. Eine Konstante, die Teil 418

Paranoia

einer allg. Funktion ist, unter verseh. Bedingungen aber unterschiedliche Werte annehmen kann. • in der Statistik wird die Bez. P. vor allem für Mittelwerte, Streuungsmaße und für die Momente als Kennwerte der Grundgesamtheit gebraucht. So läßt sich z. B. die Normalverteilung durch die P.: p = 0 und a = 1 vollständig beschreiben. Schätzungen der P. der Grundgesamtheit können aus Stichproben gewonnen werden. Dabei richtet sich die Genauigkeit der P.-Schätzung nach der Repräsentativität der Stichprobe für die Grundgesamtheit und nach der Stichprobengröße. parameterfreie Verfahren 'nichtparametrisehe Tests parametrische Tests sind statistische Prüfverfahren für Stichproben von Intervall- oder Verhältnisvariablen, die bestimmte Verteilungscharakteristika der Daten voraussetzen. Sie unterscheiden sieh diesbezüglich von den nichtparametrischen Verfahren (für /Rangoder "Nominaldaten) und besitzen, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, größere Effizienz als diese. Mi-A Paramimie, Mißverhältnis zwischen Ausdruck und Stimmungs-Gefühls-Lage Paramnesie, Erinnerungsfälsehung. Unfähigkeit (krankhafte, psychotische), sich auch nur ausreichend korrekt zu erinnern. Paranoia, Form der 'Psychose, die dureh das Auftreten eines 'Wahnes bei intaktbleibender Persönlichkeit gekennzeichnet ist. Das Auftreten wird auf einen »paranoischen Grundmechanismus« (Ja s pe r s ) zurückgeführt, der in seinem Kern in einer 'Projektion von Triebimpulsen mit gleichzeitiger 'Substitution des Triebobjektes besteht (Fr e u d ). Je nach der Persönlichkeitsstruktur des Paranoikers, vor allem der Stärke seines Ich, ist die Entwicklung der P. mehr durch eine 'sensitive, oder mehr durch eine 'expansive Dynamik gekennzeichnet. In jedem Falle entspricht der Wahninhalt dem wunden Punkt, d. h. dem am unvollständigsten verdrängten Tricbimpuls der prämorbiden Persönlichkeit. Nach der Art des projizierten Tricbimpulses lassen sieh drei typische Arten von Wahnideen unterscheiden: (1) Verfolgungswahn; (2) Eifersuchtswahn; (3) Querulantenwahn. - Nach der Art der Reaktion des Ich auf die projizierten Triebimpulse lassen sich zwei einander polar entgegengesetzte Reaktionsformen unterscheiden: (1) Sthenisch: Haß und Angriff, Extremfall Mord; (2) As-

paranoide Schizophrenie

thenisch:AngstundFlucht, Extremfall Selbstmord.© Bl e u l e r , Ho f f paranoide Schizophrenie, Form der z’Schizophrenie, die durch den paranoiden Symptomkomplex gebildet wird und folgende Symptome zeigt:(l)Wahnideen (Beachtungs-.Beziehungs-, Verfolgungs-, Beeinträchtigungs-, Größenwahn, Besessenheitswahn u.a.). (2) Sinnestäuschungen (Halluzinationen), vor allem akustischer (Stimmenhören), aber auch optischer und physikalischer (körperliche Beeinflussungserlebnisse) Art. Diese Kernsymptome verbinden sich vielfach mit unspezifischen Randsymptomen. (3) Abnorme Empfindungen, vorallem neuartige Körperempfindungen. (4) Abnorme Gefühle, etwa in Form gesteigerter Angst- und Unlustgefühle, oder in Form ganz neuartiger Gefühlserlebnisse. - Die in Schüben verlaufende und oft langdauernde Remissionen zeigende p. Sch. führt zu abnormen Persönlichkeitsveränderungen (Sonderlinge). paranormal /’Parapsychologie Parapathie [gr.] (St e c k e l ), s v w . »Nebenkrankheit«, d. h. am eigentlichen Leiden vorbeigehende Krankheit. Kaum noch gebräuchliche Bez. für die Neurose. Paraphasie, fehlerhafte Selektion von Wortgestalten; gelegentlich im alltäglichen SichVersprechen ( 'Versprechen); als Zeichen von Sprachstörungen gehäuft bei '’Aphasien und "Dysphasien. Grobe Unterscheidung in literale P. (z. B. Placht statt Pracht) und verbale P. (z. B. Jäger statt Fischer) nach der ungenügenden Beachtung der 'phonemischen bzw. der ''semantischen ^DistinktivMerkmale von Wörtern. Wesentlich feinere Differenzierungen (bei den phonemischen P. z. B. zu geringe auditive Kontrolle der klanglichen vs. zu geringe kinaesthetische Kontrolle der artikulemisch-motorischen Merkmale (Lu r ia 1970, 1973); bei den semantischen P. z. B. zu geringe Beachtung der denotativen vs. der konnotativen und situativen Varianten der 'Bedeutung) sind notwendig. P., die hinsichtlich der funktionalen Relationen im Rahmen einer Satzsemantik (En g e l k a m p 1973, 1974) auftreten, schlagen eine Brücke zu den Fehlern der 'Kombination ( 'Dysgrammatismus). G-N Paraphonie [gr. phone Stimme], Wechsel der Stimmlage, »Überschnappen« der Stimme, besonders häufig in der Pubertät (paraphonia

Parapsychologie

puberuni), auch im Zustand starker Erregung Paraphrenie, Form der /’Schizophrenie, die wie die /’paranoide Schizophrenie durch den paranoiden Symptomkomplex gebildet wird und also hauptsächlich durch Auftreten von 1. Wahnideen und 2. Sinnestäuschun gen gekennzeichnet ist. Im Unterschied zur /’paranoiden Schizophrenie ist aber die P. an 3. spezifische Persönlichkeiten (introvertiert, sensibel, sensitiv) in 4. spezifischem Lebensalter (zweiteLebenshälfte) in 5. spezifischen Situationen (Versagungs- oder Belastungssituation) gebunden, sowie durch einen 6. spezifischen Verlauf (bei zunächst noch intakter Persönlichkeit kommt es allmählich zum Persönlichkeitszerfall) mit einem 7. spezifischen Endstadium (Autismus) charakterisiert. © Bl e u l e r Paraphysik, Bez. für das für die materiellen (nicht-mentalen) paranormalen Vorgänge zuständige Teilgebiet der /Parapsychologie Parapraxie [gr.], Vorbeihandeln. Bez. für /’Fehlhandlungen leichterer Art in der Motorik (z. B. Vergreifen, Versprechen) Parapsychologie \psychical research, metapsychique\, der Teil der Ps., der sich mit Gebieten beschäftigt, die mehr oder minder paranormal sind und z. T. auch als okkult bezeichnet werden müssen. Soweit kein Betrug vorliegt (die Persönlichkeitsstruktur der paraps. sich »Betätigenden« - gleich ob Forscher oder Medium - ist wohl ausschlaggebend!), fehlt die ausreichende, zumindest die nach heutigem naturwissenschaftlichem Weltbild einsichtige Erklärung. Dr ie s c h unterscheidet 1. physische Paraphanomene (Materialisation, Telekinese, Spuk, Apport, Levitation, Raps, Klopftöne u. ä.); 2. mentale Paraphänomene (Telepathie, Hellsehen, Clairvoyance, Gedankenlesen, Gedankenübertragung, Wahrtraum, Psi-Funktion). • Die P. hat eine weitreichende Geschichte, in die viel Wunderglaube und Charlatanerie verwoben sind. Ein erster Schritt zur modernen P. war die Gründung der Society for Psychical Research (London. 1882) mit dem Ziel, paraps. Erscheinungen »wissenschaftlich«, und das bedeutet hier vor allem nüchtern-prüfcnd, anzugehen. Die neue Institution hat einige Erkenntnisse vermittelt, doch Klärung (bes. zum Programmthema »Seele«) konnte sie nicht bringen. Mit neuen (hohen) Erwartungen wurden dann die Forschungen des paraps. Laboratoriums an der Duke-Univcrsi-

419

PARKINSON-Syndrom, Parkinsonismus

Parasitismus

tät unter der Leitung von J. B. Rh in e (ab 1927) begleitet. Erstmals wurde ein exaktexp. Vorgehen geübt: die bekannten Versuche zur außersinnlichen Wahrnehmung (ASW) mit den ASW-Karten. Doch es befriedigen diese Exp. nur bedingt. Auch neue Annahmen wie das /Psi-Missing geben zwar zu Überlegungen Anlaß, doch »die weitreichenden Hoffnungen, die zu Beginn der neuen Ära gehegt wurden, haben sich nicht erfüllt« (Be l o f f , 1971). • Vgl. die Stw. zu den aufgeführten Bezeichnungen. © Be n d e r , 1966, 1971; Dr ie s c h , 1952; Rh in e , 1934, 1962, 1940 Parasitismus, (biol.), Zusammenleben zweier oder mehrerer Organismen zum Schaden des einen und Nutzen des anderen P-S Parassoziation, Fehl-Assoziation, wobei der Reiz inadäquate Reaktionen auslöst Parästhesie [gr. aisthesis Wahrnehmung, Empfindung], Sensibilitätsstörungen, insbesondere auch Mißempfindungen wie Kribbeln, Ziehen, Geschmackstäuschungen, Taubsein usw., verursacht durch Degeneration von Nervenzellen (-bahnen) oder auf /glandulärer Basis oder infolge Durchblutungsstörungen u. a. m. /Paralgesie Parasympathikus, parasympathisches System, Untergruppe des autonomen (vegetativen)

Nervensystems. In funktioneller Hinsicht antagonistisch wirkend zum Sympathikus. Vgl. Nervensystem. Hauptvertreter ist der Nervus vagus. Parataxie, von Su l l iv a n geprägter Begriff zur Bezeichnung der Verzerrung zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Verzerrung wird durch die /Projektion subjektiver (falscher) Vorstellungen und Erwartungen auf den Partner ausgelöst. © Su l l iv a n , To m a n Parathymie [gr.], Gefühlsstörung, bes. als Gefühlsumkehrung. Auf Trauer wird z. B. mit Lachen, auf Zorn mit Freude reagiert. Parathyreoidea, Nebenschilddrüse, syn. Epithelkörperchen (/Hormone) Pareidolie [gr. eidolon Schatten], svw. 'Illusion. I. e. S. Wahrnehmungen von Gestalten, wie siez. B. aus Klecksbildern herausgelesen werden können. Vgl. Aktualgcncsc, Ro r SCHACH-Test Parekphorie, Fehl-Erinnerung 'Ekphorie Parentalgeneration [lat. parentes Eltern],

'Generation Parergasie [gr. ergasia Tätigkeit], Fehllenkung von Impulsen, z. B. Augenschließen 420

statt Mundöffnen nach entsprechender Aufforderung bei Psychosen Parerosie, Parhedonie [gr. eros Liebe, hedone Lust] /paradoxia sexualis Parese [gr.], Erschlaffung, Schwäche, unvollkommene Lähmung. /Lähmung

parietal [lat. paries Wand], nach der Körperwand hin liegend, zum Scheitelbein (osparietale) gehörig Parietallappen, Scheitellappen des /Gehirns Pariser-Schule, Bez. für die Hypnosefor schung gegen Ende des 19. Jhds. unter Ch a r -

. /Salpetriere, /Nancyer-Schule, /Hypnose PARKINSON-Gesetz, Bez. für die von C. N. Pa r k in s o n vorgelegte arbeitsps. und betriebssoziologische Analyse im Bereich der Verwaltung mit fast satirischen Erkenntnissen. Z. B. die Beamten und Angestellten verschaffen sich gegenseitig Arbeit (das Alibi ihrer Unabkömmlichkeit). © Pa r k in s o n , 19702 Parkinsonismus (psycholinguistisch) 'Dysarthrie PARKlNSONsche Erkrankung (paralysis agitans-Syndrom, erbliche Schüttellähmung), die von dem Londoner Chirurgen und Paläontologen James P. 1817 beschriebene Krankheit infolge erblicher, vorzeitiger Altcrsinvolution des extrapyramidalen Systems mit hypokinetisch-hypertonischen Störungen der Bewegungsabläufe. Rigor, /Akinese, Maskengesicht, Salbengesicht, Beugehaltung des Rumpfes und der Glieder, kleinschrittiger, schlürfender Gang, monotone Sprache und Tremor der Hände (»Pillendrehen«) und des Kopfes. Gelegentlich tritt Speichelfluß auf. Reaktive depressive Verstimmung bei meist erhaltenen Intelligenzfunktionen. Dominant vererbte Anlage, Erkrankungsalter 40. bis 60. Lebensjahr. - Davon abzugrenzen ist die erworbene Schüttellähmung. Sie tritt auf als arteriosklerotische Muskelstarre (O. Fö r s t e r , 1909) oder nach 'Enzephalitis (Le ic h t e n s t e r n , 1890), nach Infekten und Vergiftungen, nach Strangulationshypoxämie oder bei 'amaurotischer Idiotie. 'HuNTiNGTONsches Syndrom, 'Ch a r c o t cot

Syndrom

PARKINSON-Syndrom, PARKiNSOXismus,

diese Bez. berücksichtigt nicht die Krankheitsursache; hierfür und für die Symptome 'PARKlNSONsche Erkrankung

Parorexie

Parorexie [gr. örexis Verlangen, Appetit],

krankhaftes Verlangen nach ungewöhnlichen Speisen Parosmie [gr. osme Geruch], Geruchstäuschung, auch Geruchshalluzination Parosphresie [gr. bsphresis Geruchssinn], Geruchstäuschung Paroxysmus [gr. paroxynein verschärfen, anregen], Anfall, Höhepunkt von Krankheitserscheinungen Parsemonie, Gesetz der, principle ofparsimony, der allg. Grundsatz, daß in der Wissenschaft beim Auftreten von zwei Hypothesen stets die einfachere vorzuziehen ist. z Oc c a ms razor, z Mo r g a n s Kanon pars pro toto [lat. Teil für das Ganze], gültig für zGanze, in denen die Teile ähnliche Gewichtigkeit haben wie das Ganze Parthenogenese [gr. parthenos Jungfrau], Jungfernzeugung, die Ausbildung von entwicklungsfähigen Eiern ohne Befruchtung durch eine männliche Keimzelle. Beim Menschen bisher kein sicherer Fall nachweisbar; unbefruchtete Hühnereier dagegen konnten durch Bestrahlungen zur normalen Entwicklung gebracht werden. Sch-S Partialgefiihl, jene Einzelbestandteile von Gefühlen, die in einem gegebenen Augenblick im Ich vorhanden sind, sich aber, nach dem Prinzip der »Einheit der Gemütslage«, zum Totalgefühl zusammenschließen. Beispiel für letzteres: Gemeingefühl. Partialobjekt, Bez. für den von den Partialtrieben erstrebten Objekttypus mit realem oder phantasiertem Liebesobjektbezug (z. B. zur Brust, zum Penis u. a.). Der P. träger kann (gleichsam zusätzlich) auch in seiner Ganzheit Liebesobjekt sein. partial reinforcement, in Lernexperimenten spricht man von p. r., wenn die Erfolgsrückmeldung nur teilweise erfolgt. Vpn oder Versuchstiere werden nicht jedesmal nach richtiger Ausführung der zu erlernenden Handlung belohnt, sondern nur in einigen Fällen. Es zeigt sich, daß die Lemgcschwindigkeit durch p. r. nicht wesentlich verlangsamt wird. Jedoch sind Verhaltensweisen, die unter p. r. gelernt werden, vergessensresistenter als Verhaltensweisen, die jedesmal belohnt werden. Partialtöne, die einen Ton zusammensetzenden, die Klangfarbe bedingenden Tciltöne Partialtrieb, von Fr e u d geprägter Begr. für die einzelnen, in den verschiedenen Entwicklungsphasen nacheinander in Erscheinung tretenden Triebe: orale, anale, genitale Ten-

PASAR

denzen : sowie die Tendenzen zum Beschauen (Voyeurismus) und Betasten, zum Sich-Zeigen (Exhibitionismus), zum Sadismus und Masochismus. Diese einzelnen P. treten am Ende der frühen genitalen Phase unter den Primat der genitalen Zone und die Dominanz der genitalen Motive. Ihre Befriedigung erfolgt danach normalerweise nur noch im Rahmen der Befriedigung der genitalen Bedürfnisse, und zwar in Form von deren Präliminarien. Die /'Perversion ist gekennzeichnet durch eine Entmischung dieser P. und durch die ausschließliche und zwangshafte Befriedigung eines isolierten P. zPartialobjekt partielle Korrelation, parametrisches Verfahren zur Bestimmung der Korrelation zwischen zwei Variablen unter Ausschaltung des Einflusses anderer Variablen auf die beobachtete Korrelation. Soll der Einfluß einer Variablen (3) auf die Korrelation zwischen den Variablen (1) und (2) ausgeschaltet werden, wird die p. K. nach folgender Formel bestimmt: r

_

ri2~ri3' r23

Mi-A partielle Verstärkung, intermittierende Verstärkung zVerstärkungsplan Partil, Oberbegr. für alle Punkte, welche eine Verteilung von Rängen in bestimmte Anteile zerlegen, wie Median, Quartile, Perzentile, Dezile. Vgl. Perzentil, Zentil Partizipation, Teilnahme. Anteilnahme. Le v y -Br u h l prägte diesen Terminus zur Kennzeichnung des beim Kind und beim Primitiven möglichen Sichidentifiziercns mit einem Objekt. - participation mystique: die verschiedenen Dinge haben in geheimnisvoller Weise aneinander Anteil, was durch in ihnen wirksame mystische Kräfte bewirkt wird. © Le v y -Br u h l Partnerschafts-Test ® Ha n s e l m a n n , He n I (1 — r132) (1 — r232)

n in g

Parusie [gr.], Gegenwart der Ideen in ihren

Erscheinungen (Pl a t o ) PASAR, Abk. für Psychological Abstracts Search and Retrieval. Diese neue maschinelle, über eine elektronische Datenverarbeitungsanlage ablaufende Literatursuchc wurde von der 'APA auf der Basis der in den 'Psychological Abstracts enthaltenen Zusammenfassungen der wissenschaftlichen Arbeiten entwickelt. Die Suchanfrage wird in /Deskriptoren übersetzt, welche über ein 421

Passalong-Test

Programm die im Magnetbandspeicher eingegebenen Informationen und die dazu gehörenden Dokumente abrufen. Der Erfolg (recall) einer solehen Reeherehe wird bei PASAR in Form eines Textausdruekes zur Verfügung gestellt. Hä-R Passalong-Test © Al e x a n d e r Passivismus, Verzieht auf Aktivität (Quietismus). Sexualps. ist P. ein wenig gebräuchliches Syn. für Masoehismus. Pastoralpsyehologie, Bez. für die in der Seelsorge (wie auch für diese) eingesetzten ps. Methoden und grundsätzlichen Annahmen pastös [lat. pasta Teig], aufgesehwemmt, gedunsen. Der Begr. ist besonders für das lymphatische Konstitutionsbild gebräuchlich. Pastosität, Merkmal in der "’Graphologie PAT © To m k in s pat [engl.], in ps. Sieht eine Bez. für den nur relativ gesicherten stabilisierten Zustand Patellarreflex [lat. patella Platte, Knieseheibe] "Kniesehnenreflex path [engl.], Pfad, Leitung in einem Nervengefleeht. • Weg in einem Labyrinth. • Bei Le w in jeder Weg, über den zLokomotion erfolgt. pathiseh, Bez. von Kl a g e s für leidendes, passives Verhalten, Sichhingeben pathisehes Erleben 'Erleben patho-gen, -genese, -genie, krankheitserregend, Entstehung und Entwicklung einer Krankheit pathognom, pathognomiseh, pathognomonisch, pathognostiseh, auf das Ausdrueksgesehehen oder die Ausdruekskunde bezüglich, Ausdrucks... • Für eine Krankheit kennzeichnend. Pathognomik (La v a t e r ), die Lehre von der Erkennung des aktuellen seelisehen Zustandes aus den Gesiehts- und Körperbewegungen. Vgl. Ausdruekskunde, Physiognomik. • In der Medizin die Lehre von den Kennzeichen der Krankheiten. Pathographie, die der Biographie entsprechende Schilderung der Entwicklung und Leistung eines Mcnsehen mit Besehreibung der Krankheit(cn) bzw. der krankhaften Einflüsse Pathologie, die Lehre von den Krankheiten, ihren Ursachen (Aetiologie), ihrer Entwicklung und ihrem Wesen (Pathogenese), ihren Erscheinungsformen (Symptomatologie und Nosologie) und den dureh sie bewirkten Veränderungen in Organen und Geweben (Pathol. Anatomie)

422

PEARSONseher Korrelationskoeffizient pathologisch, krankheitskundlieh ( 'Pathologie). • krankhaft. • philosophisch (bei Ka n t ): triebhaft, nicht selbsttätig, passiv. Pathophobie [gr.], Fureht vor Leiden, vor

Krankheiten Pathopsyehologie, die Wissenschaft von den krankhaften Erseheinungen des Seelenlebens und ihren Ursachen. Vgl. Psyehopathologie. • Die Lehre von den dureh Krankheiten

bedingten seelischen Veränderungen, »Psychologie der Krankheit«. Pathosophie, Bez. von V. v. We iz s ä c k e r (1956) für das »Wissen vom Leiden«. 'Anthropologie Patriarehat 'Mutterrecht Pattern [engl.], Muster, Modell, Anordnung. • Verhaltensmuster, rituelles, kulturelles Muster. • Ein Muster, das zu kopieren oder naehzumaehen ist. Z. B. bei Testuntersuchungen. • Bez. für Modelle (wie Denk-Modell, soziales Modell), die Wirklings- und Reaktionsweisen zusammenfassen und dadurch anschaulich machen. • Aus der angelsächsischen Ps. haben die Begr. excitatory pattem, sensory pattem zur Bezeichnung bestimmter Erregungs- bzw. Empfindungskonstellatio nen Eingang in die deutsche Ps. gefunden. • Bei Gu il f o r d steht der Begr. P. für Struktur, Schema, gegliedertes Ganzes. pattem-pereeption-test ® Pe n r o s e Paukenhöhle 'Ohr pavor nocturnus [lat. Naehtangst], das Aufsehreeken und Schreien aus dem Schlaf, vor allem bei Kindern. Oft Anzeiehen seeliseher Störungen. PAWLOWseher Hund, der nach dem russischen Physiologen Ivan Petrowitseh P. (1849-1936) benannte Versueh: Hund mit einer Fistel in der Wange, dureh die der Speichel abfließen kann. Diese Versuchsanordnung erlaubt es. die Veränderungen der Speichelabsonderung quantitativ festzustellen. Der Versuch war von großer Bedeutung im Zusammenhang mit Pa w l o w s Forschungen über den "bedingten Reflex. Pb, Proband. Plural: Pbn. PC, personal constant (lntelligenzmcssung) PD, prisoner dilemma game (s. d.) Pe a b o d y , amerik. Erzieherpersönliehkeit, die den Namen (als Begr.) für einige Kindertests abgegeben hat. © Dü n n R-S Peabody Pieture Vocabulary Test ® Dü n n PEARSONseher Korrelationskoeffizient, Koeffizient der 'Produktmoment-Korrclation

Pedanterie

Pedanterie, charakterolog. Begr. für die übersteigerte Ordnungstendenz. Der Pedant erlebt sie positiv im Ggs. zur Umgebung. Fr e u d sieht sie im Zusammenhang mit dem

Analeharakter © Sa c h e r l Pedemaskop [gr. pedema Sprung], Bez. für eine /stroboskopische Vorrichtung PEG, Pneumeneephalogramm PEN (Psyehotizismus, Extraversion, Neurotizismus) © Ey s e n c k Pendeln /ambivalentes Verhalten Pendel versuch, das als »okkulte Methode« altbenützte Pendeln (siderisehes Pendel) bekam in der Ps. Bedeutung als teehn. Verf. zur motorischen Demonstration des Phänomens der Ideoplasie, wobei unbemerkte Bewegungen als Begleiterscheinung von Vorstellungen nachgewiesen werden. Nach J. H. Sc h u l t z stammt der Versuch von Ga l t o n (nicht von dem Marquis d e Ch e v r e u il , wie Ba u d o u in behauptet). © Sc h u l t z Penisneid, nach Fr e u d ein Erlebnis bei Mädchen (ab der frühen genitalen Phase), die sich durch das Fehlen des männlichen Gliedes gestraft und benachteiligt fühlen. Für Fr e u d bzw. die Psa. ist der P. ein grundlegendes Element der weiblichen Sexualität. Er mündet entweder in den »Wunsch nach einem Penis in sich selbst (hauptsächlich in Form des Kinderwunsches)« oder den »Wunsch nach dem Genuß des Penis, beim Koitus« (La pl a n c h e , 1972). perception ’'Perzeption, /Wahrnehmung Perceptron * Perzeptor Percipient, der »Empfänger« bei paraps. Versuchen (Hellsehen) Perfektionismus [lat.], die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen als Ziel alles sittlichen Wollens. In diesem Sinn sind Le ib n iz , Ka n t u . a. Perfektionisten, performance [engl. Handlung, Ausführung, Vollziehung], Tun, Leistung i. w. S., vorwiegend der Prozeß des Leistens. • In der Testpsychologie der Terminus, der den Ggs. zu den Verbal-Tests betont und daher diejenigen Tests umfaßt, bei denen vorwiegend motorisch zu erledigende, gegenständliche Aufgaben vorliegen. P.tests sind /Handlungstests, performance scale ® Ar t h u r , He a l y -Fe r NALD. Pi TNER-Pa TERSON Performanz, nach Ch o m s k y (1965) der aktuelle Gebrauch der Sprache (/'Sprachproduktion, /Spraehrezeption) in konkreten Situationen. Nur im Falle eines idealen Sprechers/ Hörers (/native speaker) ergäbe sieh eine

peripher

direkte Widerspiegelung der sprachlichen /Kompetenz. Die zahlreichen »Fehler« in der Performanz (falsche Ansätze, Abweichungen von Regeln usw.) werden auf soziokulturelle, sozial- und individualpsychologische sowie nicht zuletzt situative Störfaktoren zurückgeführt. Andererseits kann faktisch nur aus einer Betrachtung der P. die Kompetenz erschlossen werden. Die P. zum Gegenstand der /Psycholinguistik zu erklären, wäre eine fragwürdige Unterordnung der psycholinguistischen Forschung unter die theoretische Konzeption einer Gegenüberstellung von Kompetenz und P. im Sinne Ch o m s k y s . /Grammatik T-R Perimeter, Gerät zur Messung des Gesichtsfeldes und seiner Grenzen sowie zur Untersuchung des indirekten Sehens. Der Proband soll mit einem Auge einen in Augenhöhe geradeaus vor ihm liegenden Punkt fixieren. Auf einer halbkreisförmigen Schiene, die zur Erfassung des ganzen Gesichtsfeldes um den Fixationspunkt schwenkbar ist, wird eine weiße oder farbige Marke so lange von der Seite her dem Fixationspunkt genähert, bis sie in das Gesichtsfeld eintritt. Periode [gr. periodos], Umlauf, Kreislauf. • Eine in regelmäßigen Zeitabständen eintretende Wiederkehr bestimmter Erscheinungen. • Zeitabschnitt, Zeitraum. Periodik, Periodizität, das Auftreten einer Erscheinung in /Perioden. Man unterscheidet vor allem Tagesperiodik (Wachen und Schlafen, tägliche Leistungsschwankungen, Temperatur-, Blutdruck-, Blutzuckerschwankungen u. a.) und Monatsperiodik (Menstruation und damit verbundene seelische Veränderungen). In größeren Perioden treten z. B. das manischdepressive Irresein und die Quartalstrunksucht auf. periodisches Irresein, die in Zwischenräumen verlaufende Wiederholung von Manie und Melancholie. /Manisch-depressives Irresein periodische Trunksucht ’'Dipsomanie periodische Verstärkung /Verstärkungsschema peripher [gr. peripheres sich herumdrehend], vom Mittelpunkt entfernt (d. h. auf dem sich herumdrehenden Umfang) sein. Außenbefindlich, am Rande. Ggs. zu zentral. • p. Nerven, p. Nervensystem bezeichnet das, was außerhalb von Gehirn und Rückenmark, als dem Zentralnervensystem, liegt. • p. Reiz ist Bez. für einen Liehtreiz, der auf Randzonen der Netzhaut abgebildet wird.

423

Peristase

Peristase [gr. peristasis], Umwelt, Milieu, alle nicht vom /Gen ausgehenden Einflüsse. • peristatisch svw. umweltbedingt Perlenversueh, der Versuch wurde zuerst von Kr a e pe l in für die Prüfung der motorischen Leistungen (bei Kindern) eingeführt. Vgl. Sinnesfunktionen Permutation, Ausdruck aus der Kombinatorik. P. bezeichnet die Anzahl der möglichen Anordnungen von n Elementen in einer Reihenfolge. (Z. B. abc, acb, bac. bca, cba) Die Anzahl der möglichen P. von n verschiedenen Elementen ist n! (Fakultät). Pn = n! = I - 2-3-...-n. • Bei exp.-ps. Untersuchungen werden häufig P. einzelner Bedingungen vorgenommen, z. B. bei der Abfolge von Reizen, um mögliche störende Einflüsse auszuschalten. Vgl. Kombination Mi-A perniziös [lat.], verderblich, gefährlich Persekution, Persekutionsdelirium [lat. perseciitio Verfolgung], /Verfolgungswahn, Pa-

ranoia, Wahn Perseveranz, (engl. perseverance) im Deutschen kaum gebrauchter Begr. für »Ausdauer«, »Beharrlichkeit«, nicht deutlich von Persistenz unterschieden. Früher im Sinne von /»Perseveration« gebraucht, jetzt davon klar abgegrenzt, da letztere ein unwillkürliches Beharren bedeutet, P. dagegen willentliche Kontrolle der /Aufmerksamkeit impliziert (Ma l l e r 1944). M-R Perseveration, Perseverationstendenz. Der Begr. wurde erstmals vom Psychiater Ne is s e r (F. So e l d e r 1895) als allg. Terminus für die verseh, patholog. Formen des »Festhaftens an früheren Funktionen«, vor allem für überlanges Andauern und für häufige Wiederkehr eines (sensorischen, mot. oder sprachl.) Vorganges, eingefühl t. H. Zie h e n (1898) wie G. E. Mü l l e r und A. Pil z e c k e r (1900) führten die ersten exp. Unters, zur P. (als »assoziationsloscr Reproduktion«) an Kindern undnormalen Erwachsenen durch (vgl. ^Gedächtnis). - Gr o s s (1901) machte den ersten Versuch einer theoretischen Begründung der P. als »cerebraler Sekundärfunktion«, nämlich einer interindividuell verseh, starken, unbewußten Nacherregung von Gehirnzellen, die für die assoziative Erlcbnisverarbeitung von Bedeutung sei. In Holland wurden von Wie r s m a (1906) und von He y m a n s und Br u g m a n s (1913) Verf. zur Bestimmung individueller Unterschiede in der »sensorischen« Sekundärfunktion (wie z. B. Flimmerver424

Person

schmelzungsfrequenz) und zur »motorischen« P.tendenz (Schreiben von Buchstaben in abwechselnder Folge) ausgearbeitet, die in ihren Modifikationen noch gegenwärtig verwendet werden. Auch in der dt. Typologie (O. Kü l pe , E. Kr e t s c h m e r , G. Pf ä h l e r ) und in der britischen Intelligenz- und Persönlichkeitsforschung (Spe a r m a n 1927) wurden Unterschiede in der P.tendenz (bzw. der »general mental inertia«) als wichtiger Persönlichkeitsfaktor angesehen. In späteren Unters, der Zusammenhänge zwischen verseh. P. maßen (Ey s e n c k 1947, Ca t t e l l u . Tin e r 1949 u. a.) wurde kein allg. P.faktor aufgefunden, sondern eine Mehrzahl von Faktoren, von denen der wichtigste häufig mit ’»Rigidität« identifiziert wird. - Experimentalps. Unters, zur P. in der ’Sprache (Mit t e n e c k e r 1953) und zur informationstheoretischen Auswertung von p.haltigen Reaktionsfolgcn (Mit t e n e c k e r 1960) werden neuerdings lerntheoretisch interpretiert (Disäquilibrium der Intensitäten von Reaktionstendenzen). - Im klinisch-ps. Bereich wird die Bedeutung der P.’bei Hirnverletzungen (Br e id t 1969) und bei Epileptikern (Re m s c h m id t 1968) empirisch und theoretisch untersucht. M-R Person [etymolog. aus lat. persona, etrusk. phersiina Maske, genauer das Phersunhafte, d. h. das den Erdgott (phersu) kennzeichnende, wozu vor allem die Maske gehört; die Ableitung aus personare durchtönen ist wohl falsch]. Der Personbegriff ist über die Jahrhunderte recht wechselnd verwendet worden. In neuerer Zeit versteht man unter P. meist nicht den Menschen als Angehörigen seiner Art schlechthin, sondern in seiner spezifischen Eigenart, als den Träger eines in sich einheitlichen bewußten ’Ich bzw. ’Selbst. * Zum Historischen ist anzumerken, dass P. im alten Rom den freien Rechtsbürger auszeichnete (so bei Cic e r o , bei dem P. auch die Rolle bedeutet, die das Individuum spielt, sowie der Träger indiv. Eigenschaften ist). Das Mittelalter verwandelte den Begr.: personae sind Gott Vater - Gott Sohn - Heiliger Geist und (weitergehend) der getaufte Christ ist persona als Bürger im Reiche Gottes. Die deutsche Mystik entwickelte zu »persona« und »personalis« den Begr. »personalitas« als Persönlichkeit (der Christ ist persönlich weil Christus in ihm wohnt). Person und Persönlichkeit sind hier die unsterbliche Seite des Menschen. Über den deutschen Idealismus und die Klassik (Ka n t , Go e t h e u . a.) hat sich

Persona

dann der heutige Wortgebrauch eingestellt: Wertschätzung des Einmaligen im Individuum schlechthin. © Ko c h Persona, bei Ju n g die dem »Selbst« und der Individualität gegenüberstehende »Maske« (der Kollektivpsyche zugehörig). Die Möglichkeit der normalen Persönlichkeitsdissoziation liegt damit zwischen individuell und kollektiv. Wäre der Mensch nur individuell, so hätte er »nur einen und denselben Charakter bei aller Verschiedenheit der Einstellung«. So aber kann er eine Maske vornehmen (eine Rolle spielen), »von der er weiß, daß sie einerseits seinen Absichten, andererseits den Ansprüchen und Meinungen seiner Umgebung entspricht«. Wer sich mit solcher Maske identifiziert, ist »persönlich« im Ggs. zu »individuell«. Ju n g bezeichnet auch die äußere Einstellung, den äußeren Charakter als Persona, die innere Einstellung als Anima, als Seele. Personalauslese, die Auswahl von Menschen für Berufe, Stellen oder Tätigkeiten auf Grund der Eignung, die sie dafür besitzen, und unter Berücksichtigung der speziellen Bedingungen des jeweiligen Auslesefalls. /Berufseignung, /Diagnose. © Jä g e r 19702 Personalbogen / Beobachtungsbogen Personal Data Sheet © Wo o d w o r t h , Wo o d w o r t h -Ma t h e w s Personalismus, Bez. für die besonders von W. St e r n entwickelte und vertretene Richtung, die vom Menschen als Person ausgeht und das Verhältnis von Person und Sache in den Mittelpunkt stellt. • Die theologische Lehre (Sc h l e ie r m a c h e r ), wonach Gott ein persönliches Wesen ist. • Die philosoph. Auffassung (Le ib n iz ), daß die Welt aus personenhaften Wesen besteht. • Die ethische Überzeugung, daß Persönlichkeitswerte die Grundlage aller anderen Werte sind, und deshalb die Vervollkommung der Persönlichkeit höchstes sittliches Ziel ist (Ka n t , Fic h t e ). Personality Inventory © Be r n r e u t e r , Gu il f o r d -Ma r t in personeller Oberbau (Le r s c h ), der das denkende Erfassen (= noetiseher Oberbau) und die Willensvorgänge umfassende »Ichkem«. Der p. O. steht der tieferen Schicht des endothymen Grundes gegenüber. "Charakteraufbau, /Schichtthcorie Personenkult, fast kultische Verehrung von bestimmten, den Durchschnitt überragenden Personen, insbesondere auch von Volks-, Staats- oder Parteiführern sowie Stars, wobei

Persönlichkeitsfaktor

eine solche Person (bzw. deren Ideologie oder auch Leistung und beides in Verbindung mit irrationalen Elementen) zu einer Art ErsatzReligion, der aber das echte zNuminosum fehlt, wird. Vgl. Identifikation Personenwahrnehmung /soziale Wahrnehmung Personen-Zeichnen © Ma c h o v e r Personifikation, Vermenschlichung, die Auffassung oder Darstellung abstrakter Begriffe oder lebloser Dinge als Personen mit bestimmten Eigenschaften (Weisheit, die einzelnen Naturgewalten u. dgl.). persönliche Bewertung zLeistungsbewertung persönliche Gleichung /Gleichung, persönliche persönlicher Raum /Raum persönliches Tempo /Psychomotorik persönliches Unbewußtes, bei Ju n g das dem Bewußtsein nicht Aktuelle, aber Zuführbare, wie alles Vergessene und Verdrängte. /Individua tionsprozeß Persönlichkeit /Person, /Persönlichkeitspsychologie Persönlichkeitsabbau, die als Nachwirkung schwerer Erkrankungen oder im höheren Alter in Erscheinung tretenden Persönlichkeitsveränderungen (senile Degeneration). /Dementia Persönlichkeitsfaktor, personality trait, Strait, in der empirischen Persönlichkeitsforschung verwendeter Begr. für analytische Einheiten der Persönlichkeit, die durch die Methode der /Faktorenanalyse(FA) gewonnen werden (/Faktorentheorien der Persönlichkeit). Durch diese Methode bedingt und grundlegend für diesen Forschungszweig ist die Auffassung der Persönlichkeit als ein durch n-Persönlichkeitsdimensionen definierter Faktorraum (Gu il f o r d ). P. werden daher auch gleichgesetzt mit Wesenszügen oder /Eigenschaften. Vom wissenschaftstheoretischen Standpunkt sind P. /Konstrukte. Ihrer Gewinnung nach sind sie Ordnungsbegriffe oder Beschreibungsdimensionen der Persönlichkeit. Sie werden aber auch vor allem von Ca t t e l l kausal (Persönlichkeitsfaktoren als Quellen der Variation) interpretiert. In diesem Sinne ist auch die von ihm stammende Bezeichnung »source trait« zu verstehen: sie sind als faktorielle Beschreibungsdimensionen die dem Verhalten zugrunde liegenden Bedingungen. Dagegen sind »surface traits« (Oberflächcnmerkmalc) 425

Persönlichkeitsfaktor

»nur« clusters von Variablen, aus denen sich im Falle einer Durchführung einer Faktorenanalyse mehr als ein Faktor ergeben würde. Sie sind daher keine einheitlichen Beschreibungsdimensionen. Die wichtigsten formalen Einteilungsgesichtspunkte für faktorielle Beschreibungsdimensionen, nach denen P. beurteilt werden, sind die folgenden (vgl. He r r m a n n 19722): (1) Generalität und Spezifität (nach der Anzahl von Personen, die einen bestimmten Faktor aufweisen). (2) Enge (derbetreffende Faktorweist nur eine hohe zLadung auf) und Weite (mehrere hohe Ladungen). (3) Abhängigkeit (bei schiefwinkeliger "Rotation - hier kann eine weitere FA durchgeführt werden, wobei die Interkorrelationsmatrix aus den [korr.] Faktoren erster Ordnung [= Primärfaktoren] besteht; die extrahierten Faktoren zweiter Ordnung liegen daher auf einem wesentlich höheren Abstraktionsniveau) und Unabhängigkeit (bei rechtwinkeliger Rotation). (4) Unipolarität (z. B. Ey s e n c k s Neurotizismusdimension) und Bipolarität (z. B. Ey s e n c k s Extra-Intro Versionsdimension). (5) Arten der Interkorrelationsmatrix. Bei der R-Tcchnik werden Variable interkorreliert und faktoranalysiert, das Ergebnis sind Eigenschaftsfaktoren (traits); bei der BTechnik werden Variable interkorreliert und faktoranalysiert, die zu verschiedenen Zeitpunkten abgenommen wurden, das Resultat sind Zustandsfaktoren (state factors), d. h. Faktoren der Kovariation über die Zeit; bei der Q-Technik werden Personen interkorreliert und faktoranalysiert, das Ergebnis sind Typenfaktoren, die Personengruppen gleicher Testfaktorstruktur definieren. Eine ebenfalls sehr wichtige Bedeutung für die Beurteilung von P. kommt der Art der Ausgangsdaten zu. Man unterscheidet: LDaten aus Fremdbeurteilungen (= VB Daten-Verhaltens bcurteilungen), Q - Daten, Selbstbeurteilung (Fragebögen), und T-Daten, objektive Tests. Durch den jeweiligen Beobachtungsmodus bedingt, werden verschiedene Bereiche der Persönlichkeit erfaßt. Es ist darauf zu achten, daß die resultierenden P. nicht direkt vergleichbar sind. P. aus T-Daten z. B. liegen schon auf einem höheren Abstraktionsniveau und sind in etwa Faktoren zweiter Ordnung aus Q-Daten vergleichbar. Die Mehrzahl der Untersuchungen beruhen aber auf Q-Daten, die mit Hilfe der RTechnik analysiert werden. © Pa w l ik 1968, 197P. Üb e r l a 1968 K.H

426

Persönlichkeitsfragebogen

Persönlichkeitsfragebogen, besonders konstruierter Fragebogen zur Erfassung der Ausprägung von Persönlichkeitseigenschaften. Die Elemente des Fragebogens werden als Testaufgabe oder Item bezeichnet. Mit diesen Items oder Feststellungen werden keine Tatsachen befragt, sondern der Pb soll eine Art Selbstbeurteilung vornehmen, welche dann

Auskünfte über sein eigenes Verhalten, seine Gefühle, seine Gepflogenheiten usw. gibt. Im Gegensatz zu den Befragungsbogen sind die Fragen bzw. die Antworten auf die Fragen validiert, d. h. die Antworten stehen in einem geprüften Zusammenhang zu einer ps. bedeutsamen Aussage. Ein erster P. dieser Art wurde zur Messung der 'Perseverationstendenz entwickelt. In größerem Umfange wurden P. zur groben Auslese für psychiatrisch auffällige Pbn eingesetzt. Bei der Entwicklung von mehrdimensionalen P. wurde versucht, mehr oder weniger eindimensionale Skalen zu einer gesamten Testbatterie zusammenzufassen, um eine möglichst umfassende Persönlichkeitsdiagnose durchführen zu können. Ein solcher mehrdimensionaler Test ist z. B. das © BERNREUTER-/’er5oria//7r-/nve»/orj', welches 4 Dimensionen (neurotische Tendenz. Selbständigkeit Abhängigkeit, Introversion-Extraversion, und Dominanz-Unterordnung) enthält. Zur Diagnose psychischer Störungen wurden P. so entwickelt, daß die einzelnen Items an klinischen Gruppen im Gegensatz zu Normalen validiert wurden. Auf diese Weise ist z. B. das MMP1 (Minnesota Mtiltiphasic Personality Inventory) entstanden. Obwohl dieser Test im klinischen Bereich konzipiert wurde und die Items auch auf entsprechende klinische Symptome hinweisen, wird der Test in großem Umfang für normale Pbn verwendet. Als die Methode der Faktorenanalyse zur Bestimmung der Dimcnsionalität eines Variablcnbereichs von der Intelligenzmessung und -forschungaufdie Persönlichkeitsanalyse übertragen wurde, begann eine sehr umfangreiche Entwicklung von P. Zunächst wurde mehr Wert darauf gelegt, die Grunddimensionen der Persönlichkeit mittels verschiedener Untersuchungstechniken zu analysieren. Erst auf Grund der so gewonnenen Dimensionen wurden dann die dafür notwendigen P. entwickelt. Als Hauptvertreter dieser faktorenanalytiseh konzipierten P.geltenCATTi l l , Ey s e n c k und Gu il f o r d ( 'Faktorentheorien der Persönlichkeit). Diese faktorenanalytiseh gewonnenen P. sind viel stärker an einer Persönlichkeitstheorie orientiert. Diese Theorieorientierung hat sich z. T. als Vorteil, z. T. jedoch auch als Nachteil erwiesen. Während man P., welche ohne theoretische Orientierung konzipiert und einer empirischen Validierung unterzogen wurden, als empirische Skalen bezeichnet, kann man die mit persön-

Persönlichkeitsfragebogen lichkeitstheoretischen Vorstellungen verbundenen P. als rationale Skalen bezeichnen. Gegen die P. wurde von verschiedener Seite Kritik vorgebracht. So wurde z. B. eingewandt, daß die P. ein hohes Maß an Einschätzung der eigenen Person und ps. Kenntnisse voraussetzen würden. Da jedoch die Validierung der Fragebogenitems nicht auf Grund des Inhalts, sondern nach der Reaktion der Vp erfolgt, stellt die Fähigkeit zur Selbstbeurteilung kein Problem dar. Die Fragebogenkonstrukteure haben selbst nachweisen können, daß die P. häufig für Verfälschungsabsichten des Pb nicht stabil sind. Das Ausmaß der Verfälschung ist jedoch abhängig vom Testdurchführungsanlaß. Eine globale Einschätzung der Validität der gesamten P. ist schwer vorzunehmen, da es sehr viele und mit unterschiedlichen Testgütekriterien versehene P. gibt. Außerdem läßt sich die Frage der Validität so global nicht beantworten, da es sehr viele Situationen gibt, in denen P. durchgeführt werden. So haben sich z. B. die P. bei diagnostischen Fragestellungen im Bereich der /’Klinischen Psychologie relativ gut bewährt, wogegen sie für die Voraussage des Schul- bzw. Berufserfolges kaum einen Beitrag leisten können. Verschiedene empirisch ermittelte Schwächen von P. wie z. B. niedrige Validitätskoeffizienten, mangelnde Korrelation zwischen konstruktgleichen Meßverfahren, die Problematik der Konstanz von Persönlichkeitsdimensionen usw. haben in letzter Zeit verstärkte Kritik gegenüber den P. aufkommen lassen. Sie ist insofern berechtigt, als man für diagnostische Zwecke zu hohe Erwartungen an die Testgütekriterien von P. stellte. Geht man jedoch davon aus, daß man mit den P. einen nur umgrenzten Persönlichkeitsbereich erfassen kann, daß aber auch die P. Instrumente der empirischen Persönlichkeitsforschung sind, so stellen sie eine wertvolle Informationsquelle innerhalb der Persönlichkeitsdiagnostik und der Persön-

lichkeitsforschung dar. © An a s t a s i 1968, Br ic k e n k a m p 1975, Ed w a r d s 1970, Mit t e n e c k e r 1964 Hä-R Persönlichkeitspsychologie (Pps.) wird sowohl als Teil der Allgemeinen Ps. als auch gleichberechtigt neben ihr, der Entwicklungsps. ,derSozialps. u. ä. alseineder theoretischen Grunddisziplinen der Ps. im umfassenden Sinne verstanden. Während häufig als das Ziel der Allg. Ps.dieErstellungallgemeiner Gesetzmäßigkeiten (z.B. über Wahrnehmungsleistungen, Gedächtnisfunktionenoder Lernverläufe) dargestellt wird, in welche die immer beobachtbaren individuellen Abweichungen höchstens als Fehlerstreuungcn eingehen, fragt die Pps. gerade nach den Bedingungen für die individuellen Besonderheiten.

Persönlichkeitspsychologie Historisch ist die Pps. aus der Differentiellen Ps. (W. St e r n 19213) und - überwiegend im mitteleuropäischen Raum - aus der Charakterologie hervorgegangen. Über eine Definition des Gegenstandes der Pps., der Persönlichkeit (P.), ist beim derzeitigen Stand der Forschung keine Einigkeit zu erzielen. Der im Begr. P. intendierte Sachverhalt variiert historisch und auch gegenwärtig von Autor zu Autor stark. P. ist nach Le r s c h (19628) »die Grundform menschlichen Seins«, nach We l l e k (1966 3) ein »ganzheitliches seelisches Sein in seiner jeweiligen Einmaligkeit«, nach Th o .m a e (1968) der »individuelle Aspekt des Menschen«. G. H. Al l po r t zählte schon 1937 fünfzig Bedeutungskomponenten auf, die seither noch vermehrt wurden. Auch die etymologische Ableitung ist nicht eindeutig klar (/'Person, Ko c h 1960). He r r m a n n (1972 2) faßt P. als theoretisches bzw. hypothetisches Konstrukt auf und inhaltlich als »ein bei jedem Menschen eigenartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat«. Noch allgemeiner, unter Einschluß sowohl von Entwicklungsaspekten als auch von Umweltbezügen und unter Ausschluß eines vorA

B

C • • • M

N • • • • X

Y

Z

Grundschema der Methoden in der differentiellen Psychologie (nach St e r n 19213 17) Dabei bedeuten: (1) ein horizontaler Schnitt: Ein Merkmal (m) wird über viele Individuen untersucht: »Variation«; (2) ein vertikaler Schnitt: Ein Individuum (M) wird über viele Merkmale (a-z) untersucht: »Persönlichkeitsbesehreibung«; (3) mehrere horizontale Schnitte: Mehrere Merkmale werden über viele Individuen hinsichtlich ihres Zusammenhanges untersucht (Korrelation; Voraussetzung für Faktorenanalyse): (4) mehrerevertikaleSehnitte: Mehrere Individuen werden hinsichtlich mehrerer Merkmale miteinander verglichen; von St e r n »Komparation« genannt, heute in Typologien bzw. der Q-Teehnik der Faktorenanalyse weilergeführt.

427

Persönlichkeitspsychologie gegebenen Menschenbildes und/oder in der P.Forschung anzuwendenden Methoden, läßt sich P. auffassen als der Inbegriff der Bedingungen individuellen Verhaltens. Dies legt aber die Annahme nahe, daß P. nicht als Begr., sondern erst in einer entfalteten Theorie adäquat faßbar wird. Methoden : Traditionell werden - zumeist parallel mit der Unterscheidung zwischen philosophisch orientierten (Re v e r s 1960) und empirisch akzentuierten (He r r m a n n ) Auffassungen der P. »qualitative« (Wesensschau, Deutung, Hermeneutik) von »quantitativen« Methoden (Beobachtung, Messen und Tests, Experiment, Modellbildung und Simulation) unterschieden. Mit der Tendenz, weg sowohl von reiner Spekulation als

Persönlichkeitspsychologie

auch von »blinder« Empirie, hinzu einerwissenschaftstheoretisch grundgelegten Bedingungsanalyse individuellen Verhaltens verliert diese Unterscheidung zunehmend an Bedeutung. Die methodischen Möglichkeiten der gegenwärtig überwiegenden P.forschung lassen sich am besten ander vorstehenden und der folgenden Abbildung verdeutlichen. Ziel jeder P.theorie ist es. ihren Gegenstand nicht nur adäquat zu beschreiben, sondern auch zu erklären, d. h. auf seine Bedin-

gungszusammenhänge zurückzuführen. Entsprechend soll eine P.theorie jegliches individuelle Erleben und Verhalten als ihren Spe-

Schema der empirischen Persönlichkeitsforschung (nach He r r m a n n 19722, S. 75) Das Schema zeigt die Art der Verknüpfung der Empirie nut der Theorie: Ausgangspunkt ist die Messung son 1 ndividuen. die entweder hinsichtlich der Erstellung explikativer oder deskriptiver Konstrukte vorgenom inen wird Die Entscheidung aber, welche Art der genannten Konstrukte herangezogen w ird, ist abhängig von einer bestimmten Theorie Das globale Ziel der empirischen P.forschung ist die Entwicklung von Systemen deskriptiver Konstrukte ( P.beschreibung), sowie die Entwicklung von Systemen explikativer Konstrukte ( - P.erklärung).

428

Persönlichkeitssphäre

Persönlichkeitstheorien, philosophisch orientierte

zialfall umfassen und - mit Kenntnis der jeweils wirkenden Bedingungen - vorhersagbar machen. Dieses Ziel wird auf sehr verschiedenen Wegen angestrebt: Wie für die Psychologie insgesamt, lassen sich auch für die Pps. »nomothetische« Ansätze (allgemeine Gesetze aufstellende »erklärende Psychol.«) von »ideographischen« (einmalige Abläufe beschreibende, von Sinnbezügen ausgehende »verstehende Psychol.«) unterscheiden. Beispiele für nomothetische Ansätze sind die Faktorentheorien der P. (Ca t t e l l , Ey s e n c k , Gu il f o r d ), für ideographische die geisteswissenschaftlichen Typologien (Spr a n g e r , Al l po r t u . Lin d s e y ). Die Schärfe der Auseinandersetzung zwischen beiden Positionen hat mit der Erkenntnis, daß »Verstehen« individuellen Handelns am besten durch Aufdeckung seiner Bedingungszusammenhänge, die nicht nur kausaler Art zu sein brauchen, möglich wird, zu tun. - Gegenwärtig läßt sich die Vielfalt der P.theorien unterscheiden anhand der zu ihrer Erstellung angewandten Methoden (z. B. philosophische, psychoanalytische, faktorenanalytische), der in ihr als analytischer Einheit vorherrschenden Konstrukte (z. B. Eigenschaften, Faktoren, Einstellungen, Selbst), sowie der dominierenden Aspekte der Persönlichkeitsbetrachtung. Dabei lassen sich strukturale, dynamische, feld- und systemtheoretische unterscheiden : Struktur bezieht sich auf den Aufbau der P. aus den sie konstituierenden Merkmalen. Dynamik der P. bezieht sich auf ihr Werden, zumeist aufgrund der das Verhalten antreibenden Kräfte. Feld- und systemtheoretische Ansätze versuchen beides zu vereinigen und beziehen Interaktionen zwischen Individuum und Umwelt ein. Die Gesichtspunkte überlappen sich oft oder werden in verschiedener Weise miteinanderkombiniert. Eine übergreifende, allgem. anerkannte Theorie der Pps. steht noch aus. Die Pps. ist direkt oder vermittelt und/oder zusammen mit anderen ps. Teildisziplinen (z. B. der ■'Diagnostik) grundlegend für breit gestreute Anwendungsbereiche: Begutachtung für die verschiedensten Zwecke, /Beratung (z. B. für Berufswahl, Erziehung, Ehe), Betreuung und Therapie. Sog. implizierte Persönlichkeitstheorien sind eine bedeutsame Fehlerquelle in der P.beurteilung, im Regelfall um so mehr, je weniger man sich ihrer bewußt ist. Weiteres s. bei den Stw. Person, Persönlichkeitsfaktor, Faktorenthcoricn der Persönlichkeit, eigenschaftszentrierte Persönlichkeitstheorien, philosophisch orientierte Pcrsönlichkcitsthcorien, rollcnthcoretischc Persönlichkeitsauffassungen, Selbsttheorien der Persönlichkeit, tiefenps. Persönlichkcitsmodclle, Pcrsönlichkcitstypcn und Typologie. R-H

Persönlichkeitssphäre, Begr. aus der Persönlichkeitstheorie von Ca t t e l l . Mit P. ist die Gesamtheit des menschlichen Verhaltens und speziell die Gesamtheit aller Handlungen während eines Tagesablaufes gemeint. Die P. wird mit den verseh. Methoden der zL-, zQ-

und zT-Datenerhebungsmethoden zu erfassen versucht. Hä-R Persönlichkeitstheorien, philosophisch orientierte, Bez. für Theorien, denen - sosehr sich die Konzepte im einzelnen voneinander un-

terscheiden - zwei Merkmale gemeinsam sind: (1) Sie gehen vom Postulat der »Person« bzw. der »Persönlichkeit« (letztere wird dabei oft verstanden als die im individuellen Lebenslauf entwickelte, die »gewordene« Person) als etwas Substantiellem, seinsmäßig Vorgegebenem aus, im Gegensatz zur empirischen Persönlichkeitsforschung, in der ontologische Voraussetzungen bewußt ausgeklammert bleiben. (2) Sie sind eher deskriptiv, phänomenologisch orientiert und weniger auf das Erklären von Verhalten ausgerichtet. Grundlegend für diese Forschungsrichtung waren u. a. die Konzepte von Kl a g e s , Sc h e l e r , St e r n und Kr u e g e r : L. Kl a g e s ist charakterisiert durch seine metaphysische Theorie vom Geist als Widersacher der Seele, wobei die Persönlichkeit gleichsam Schauplatz des Widerstreits zwischen personaler Individualität (Seele) und antipersonalem, die Einmaligkeit zerstörendem Geist ist. Bei M. Sc h e l e r ist die Personalität ebenfalls durch den Gegensatz von Leben (»Drang«) und Geistigkeit bestimmt, wobei aber der Geist nicht wie bei Kl a g e s Zerstörer des personalen Lebens, sondern selbst das personale Prinzip des Menschen ist. - W. St e r n glaubte das Substrat des Psychischen in der »psycho-physisch neutralen« Person gefunden zu haben, die er als »individuelle, eigenartige Ganzheit, welche zielstrebig wirkt, selbstbezogen und weltoffen ist, lebt und erlebt«, bestimmt. Nach F. Kr u e g e r s genetischer Ganzheitslehre ist das Substrat aller ps. Phänomene die personale Struktur, d. i. das substantiell Seiende, das mit sich selbst identisch bleibt im Wandel der Entwicklung eines Menschen. - Weiterentwickelt wurde dieser Zweig der Persönlichkeitsps. dann insbesondere von Le r s c h , Ve t t e r , We l l e k , Re v e r s u . a.: Ph. Le r s c h zieht in sein Konzept des Aufbaus der Person fast alle Bereiche der Ps. und anthropologische Sichtweisen mit ein, wenn er sagt, die Ps. der Person »charakterisiert den Menschen als Sonderwesen im Ganzen der Welt und umgreift zugleich die aktuellen seelischen Vollzüge und Inhalte, die seelische Entwicklung und die individuellen Ausprägungsformen«. - Nach A. Ve t t e r ist die Person lebens- und geistesbestimmt, das 429

Persönlichkeitstypen Ewige im Menschen, seine Mitte und als solche ontologischer Grund der Persönlichkeit, die das Insgesamt des seelisch-geistigen Gefüges darstellt. - A. We l l e k bezeichnet seine Charakterologie als »induktive Ontologie«, geht es ihm doch in seiner Polaritätstheorie des Charakters um die systematische Erfassung des Strukturkerns der Persönlichkeit, nämlich des Charakters als »Seinsgrund aller individuellen Akte« und somit um die Erfassung der in der persönlichen Struktur (sensu Kr u e g e r ) fundierten Disposition. - W. J. Re v e r s schließlich bestimmt die Person als »menschliches Einzelwesen, als Einheit von Geistseele und Leib in seiner unmittelbaren Einmaligkeit, das in sich selbst und über sich selbst verfügt« und »insoferne sie in einem konkret historischen Lebenslauf Wirklichkeit wurde«, bezeichnet er sie als Persönlichkeit. Philosophisch orientierte Theorien der Persönlichkeit wurden hauptsächlich in Europa, insbesondere im deutschsprachigen Raum konzipiert. Von den amerikanischen Beiträgen zur Persönlichkeitsforschung ist am ehesten G. W. Al l po r t s Persönlichkeitskonzept zur Anthropologie und Philosophie hin geöffnet. Al l po r t war es vor allem auch, durch den der Persönlichkeitsbegriff in der amerikanischen Ps. Eingang fand. Al l po r t definiert Persönlichkeit als »die dynamische Organisation derjenigen Systeme im Individuum, die sein charakteristisches Verhalten und Denken determinieren«, wobei das '»Selbst« das wichtigste System der Persönlichkeit ist. Eine teilweise Weiterentwicklung der philosophisch orientierten Theorien der Persönlichkeit kann in der in letzter Zeit in den USA auflebenden sog. "humanisticpsychology gesehen werden (neben Al l po r t wären hier A. Ma s l o w , Ch. Bü h l e r , C. Ro g e r s u . a. zu nennen). He-R

Persönlichkeitstypen, Bez. für diejenigen typischen bzw. als typisch beschriebenen u. charakterisierten Erscheinungsformen der Per-

sönlichkeit, die es gestatten, die in fließenden Übergängen vorhandenen Persönlichkeitsvariationen zu klassifizieren, d. h. zu gliedern und Einteilungen vorzunehmen. 'Persönliehkeitspsychologic, 'Typologie personnel management 'human engineering Personsehicht 'Sehiehtthcorie Personwahrnehmung, Personenwahrnehmung 'interpersonale Wahrnehmung Perspektive [lat. perspicere deutlich sehen], eine Gesetzmäßigkeit der räumlichen Wahrnehmung. Gegenstände im Raum erscheinen mit zunehmender Entfernung vom Standpunkt des Betrachters (Augenpunkt) verkürzt (verkleinerter Gesichtswinkel), parallele Geraden scheinen in der Ferne zusammenzutreffen (z. B. Eisenbahnschienen). Infolge 430

Persuasion, Persuasionstherapie

der 'Größenkonstanz wird allerdings die tatsächliche Verkürzung eines Objekts (Verkleinerung des Netzhautbildes) meist nicht in ihrem vollen Ausmaß wahrgenommen. »Luftperspektive« heißt die Verhüllung weit entfernter Objekte (namentlich im Freien) durch Unreinheiten der Luft. Sie trägt zur räumlichen Auffassung ebenso bei wie die teilweise Verdeckung von Gegenständen im Raum durch davor befindliche andere und die Verteilung von Licht und Schatten im Raum. - Als »binokulare P.« wird gelegentlich die ’Querdisparation bezeichnet. Vgl. räumliches Sehen

Perspektiventäuschung, eine infolge perspektivisch gezeichneter Umgebung auftretende

Täuschung über das Größenverhältnis abgebildeter Gegenstände. 'Abb. perspektivisches Sehen 'räumliches Sehen Persuabilität, die Beeinflußbarkeit, Überred-

barkeit des Individuums. 'Persuasion Persuasion, Persuasionstherapie [lat. persuasio Überredung], (allg.) die seelische Beeinflussung durch Überredung, besonders die therapeutische Behandlung durch Zureden, Belehren, Überreden, vorwiegend mit rationalen Mitteln (Einsicht in die ursächlichen Zusammenhänge des Leidens). • Die von P. C. Du b o is entwickelte und von diesem auch als »sokratiseher Dialog« und »rationelle Psychotherapie« bezeichnete Methode, beim Kranken Verständnis für seine situationsund personbedingten Schwierigkeiten zu wecken. • Der P. stehen die Methoden der 'Logotherapic und der 'Psychagogik nahe.

Perturbation Perturbation, aus dem Engl. übernommene informationstheoretische Bez. für Störungen; analog /’Lärm Perversion [lat. perversus verkehrt], (allg.) krankhafte, dem Natürlichen entgegengesetzte Abweichungen vor allem des Gefühls-

lebens. • Sexuelle P. ^Sexualität Perzentil, wird eine Reihe von Werten (z. B. die Punktwerte von Pbn in einem Test) in eine Rangordnung gebracht, so lassen sich auf der Skala, der diese Werte zugeordnet sind, einzelne Punkte errechnen, unterhalb deren jeweils ein bestimmter Prozentanteil der Gesamthäufigkeit liegt. Diese Punkte heißen »Perzentile« und werden mit den Indexzahlen 1 bis 99 versehen: Pj , P2, ... P99. Dem Median, unterhalb dessen 50% der Fälle liegen. entspricht P50, dem unteren Quartil (unter dem sich 25% der Gesamthäufigkeit befinden) der Perzentilpunkt P25 und dem oberen Quartil (darunter 75% der Fälle) der Punkt P75. Die 99 P.punkte teilen die Gesamthäufigkeit in 100 Abschnitte, deren jeder einen gleichgroßen Anteil (nämlich 1% der Gesamthäufigkeit) enthält. Diese Intervalle heißen zZentile. Als Dezile werden die 9 Punkte bezeichnet, welche die Verteilung in 10 gleiche Häufigkeitsanteile (nämlich je 10%) enthaltende Intervalle (Dezilränge) zerlegen, also die Perzentile P10, P20 , ... P90. Im üblichen Sprachgebrauch wird sehr häufig nicht zwischen Perzentilen und Zentilen unterschieden. Vgl. Partil, Zentil Perzeption [lat. perceptio Begreifen], das Bemerken, die Auffassung, das Wahrnehmen; auch das Eintreten einer Vorstellung ins Bewußtsein. Von der P. hat besonders Wu n d t die 'Apperzeption unterschieden. perzeptionelle Reaktions-Disposition [perceptual response disposition] (Po s t m a n ), Bez. für alle Faktoren, welche bei der subjektiven Formung des Wahrnehmungsaktes eine Rolle spielen Perzeptionsumfang, Bewußtseinsumfang Perzeptor, Perceptron, kybernetisches System der Informationsverarbeitung, das »als technisches Modell organischer Nervensysteme angesehen werden kann und der Imitation von Teilprozessen der menschlichen Erkenntnis dient« (Kl a u s 1969). Im wesentlichen ein System von Rezeptoren, das aus eingehenden Signalen diejenigen Signalkombinationen aussondert, die gesuchte 1 nformation enthalten (Beispiel: 'Lernmatrix). An-

Phänogenese

wendungen: /'Computerdiagnostik, /'Automat. R-S perzipieren, wahrnehmen, erfassen petit mal [frz. kleines Übel], Bez. für den sog. kleinen epileptischen Anfall mit kurzzeitigen Bewußtseinsstörungen. I. w. S. ist die petitmal-Epilepsie eine vielgestaltige Gruppe cerebraler Anfälle. /'Epilepsie. Vgl. Absence Petrefakt, Versteinerung. In der Ps. ist der Ausdruck aufgegriffen worden, um den in der Wahrnehmung, Anschauung, beim Denkprozeß usw. zu beobachtenden Vorgang der Erstarrung bzw. das Vorhandensein erstarrter Wesenszüge zu belegen (Petrifizierung). PFAHLERsche Typen /'Typologie PF-Test © Ro s e n z w e ig 16 PF © Ca t t e l l Pflanzenpsychologie, Seelenkunde, die sich mit Vorgängen bei den Pflanzen befaßt, die solchen ps. Art vergleichbar sind. Wesentliche Unterlagen finden sich in den Reizerscheinungen, den Regulationen und Regenerationen der Pflanzen. Man hat auch Ermüdungserscheinungen, Parallelen zum Fe c h NERschen Gesetz bei bestimmten chemischen Reizen, Tropismen u. a. in diesem Sinn herangezogen. Pförtner [gate-keeper] /'Kanal-Modell PGR, psychogalvanische Reaktion (s. d.) Phagophobie [gr. phagein essen], Furcht vor dem Herunterschlucken phallische Phase, nach Auffassung der Psa. der Zeitabschnitt in der Entwicklung der Sexualität des Kindes, der sich an die 'anale Phase anschließt, und in dem der Geschlechtsteil die wichtigste Quelle sexuellen Lustgewinns darstellt. An die phallische schließt sich (nach der Latenzperiode) in der Pubertät die 'genitale Phase als endgültiges Stadium an. Phallus [gr. phallos], männliches Sexualglied. Besonders das Glied als Symbol der Zeugungskraft. Phalluskult, Verehrung des Gliedes als Zeichen der Fruchtbarkeit, Sitz der Körperseele und Sinnbild der Schöpferkraft. Bei den Griechen standen Priapus und die Satyren dem Phalluskult nahe. Phänogenese, Merkmalsentwicklung, der entwicklungsgeschichtliche Ablauf der Wirkungen und Wechselwirkungen vom Ei bis zum Erscheinungsbild des fertigen Organismus. • K. Go t t s c h a l d t hat für diese Zu431

Phänomen

sammenhänge den Begr. Phänogenetik und Phänogenetik der Person verwendet. Phänomen, alles, was sich dem Wahrnehmenden, Fühlenden oder Denkenden unmittelbar gibt, sofern er sich seinem schlichten Erleben überläßt. Ein Gegenstand, eine Stimmung, ein Einfall sowie die gesamte erlebte Welt sind in diesem SinneP. • Die Phänomenologie bzw. die phänomenologische Methode in der Ps. macht das P. mit aller methodischen Strenge zu ihrem ausschließlichen Ausgangspunkt. Sie unterscheidet sich hiermit prinzipiell von anderen Ansätzen, die bei nicht phänomenal gegebenen Eigenschaften und Tatbeständen ansetzen, wie dies etwa der Fall ist bei Aussagen über Funktionen des Nervensystems, elektromagnetische Wellen usw. - Erkenntnistheoretisch schließt die Phänomenologie in der Ps. keine Lehrinhalte ein, wie z. B. die Wesensschau der Philosophie Hu s s e r l s . Es wird für das praktische und wissenschaftliche Vorgehen ein Begr. von Wirklichkeit zugrunde gelegt, der allen Differenzierungen der erlebten Welt gerecht wird und von dort ausgehend die ganze Fülle methodisch möglicher Ansätze erlaubt. - Historisch kann man den Beginn der phänomenologischen Methode in Go e t h e s Farbenlehre ansetzen und die frühe Sinnesphysiologie, wie sie z. B. von Joh. Mü l l e r , Pu r k in j e und He r in g vertreten wurde, hinzunehmen. Ein folgenreicher Schritt war die Beschreibung von Gestaltqualitäten durch v. Eh r e n f e l s (1890). Viel trug um die Jahrhundertwende die Phänomenologie von Hu s s e r l zum methodologischen Bewußtsein dieser Forschungsrichtung bei. Einen Höhepunkt hat dann die Phänomenologie in der Gestaltps. der Berliner Schule d. h. in der von dieser Schule entwickelten z'Gestalttheorie erreicht. In die amerik. Ps. hat Mc Le o d die Phänomenologie eingeführt. © Bo r in g , Dr ü e , Hu s s e r l Sir-R phänomenales Feld, bez. in terminologisch loser Verwendung des Feldbegriffes den Bereich des gleichzeitig Wahrgenommenen bzw. des gleichzeitig Erlebten (gegliedert in phänomenales Ich und phänomenales Umfeld). • Zutreffender wird der Begr. ph. F. dann gebraucht, wenn jede Wahrnehmung als dynamischer Prozeß angesehen werden soll (’'Feld). In diesem Sinne wird z. B. mit der 'Prägnanztendenz die Unausgewogenheit eines optisch wahrgenommenen Gebil432

Phantasmie

des in einem Zustand der Spannung und mit einer Tendenz zur Ausgewogenheit hin erlebt. Phäno-Motive (W. St e r n ), da der Begr. Motiv nicht so eng gefaßt werden kann, daß er nur die im Bew. zutage tretenden Vorwegnahmen des Willenzieles umfaßt, müssen nach St e r n -»hinter diesen bewußten Anreizen des Wollens andere, halb bewußte oder unbewußte liegen, die, aus größeren Tiefen stammend, die eigentlichen Energien enthalten, aus denen die Willenstat gespeist wird«. St e r n benennt diese als »erscheinende« Motive: Phäno-Motive; als »erzeugende« Motive: Geno-Motive. Phänotypus (Jo h a n n s e n ), äusseres Erscheinungsbild, die Summe der ausgebildeten Merkmale eines Organismus. Aus dem gleichen 'Genotyp können durch verschiedene Umwelteinflüsse verschiedene Phänotypen hervorgehen. Sch-S Phantasie [gr.], svw. Vorstellungskraft, ebenso die Vorstellungen, die als neu in unser Bew. treten und sich mit den vorhandenen Bew.inhalten verbinden. Entscheidend ist das Neuartige und Nicht-erlebt-Haben der P.kombination. Sie enthalten meist weder Erinnerung noch Wiedererkennen, wenn sie auch die Neuorganisation von Erfahrenem sein können. Die P. kann absichtslos schweifen (passiv) oder planvoll (aktiv), mehr reproduzierend oder rein kombinatorisch geartet sein. Sie kann im 'Traum, mit 'Drogen erzeugt, bei sensorischer 'Deprivation, im ’'Aberglauben und vor allem bei Psychosen überhandnehmen und die Persönlichkeit zerstören, aber ebenso (wie Jean Pa u l meint) »das Absolute und das Unendliche der Vernunft näherführen und anschaulicher vor die sterblichen Menschen« stellen. • Fr e u d ordnete die P. den Primärprozessen ( ’Primärvorgang) zu. Bl e u l e r führte für P. die Bez. 'Autismus ein. In gewissem Umfang ist die P. durchschaubar, so bes. bei künstlerisch schaffenden Menschen, in Sclbstzcugnissen. im Ausdeuten sinnloser Figuren (z. B. © Ro r s c h a c h ) auch mehrdeutiger Darstellungen (z. B. TAT) oder auch der Analyse von Träumen. Phantasieprüfung © Bin e t , Fis c h e r »Phantasie«-Tests 'Projektive Tests Phantasma [gr.], Trugbild, Sinnestäuschung, Phantasiegebilde Phantasmie(Zie h e n ), syn. mit 'Pscudohalluzination

Phantastika

Phantastika, syn. Halluzinogene, /Psycho-

pharmaka Phantomglied, Amputationstäuschung. Ein amputiertes Glied wird als noch vorhanden erlebt. Zur Erklärung dieser Eigenart nimmt man eine fortbestehende Wirksamkeit des /Körperschemas (He a d , Sc h il d e r ) an. Pharmakologie, Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Erforschung der Wirkungen von Pharmaka auf den menschlichen und tierischen Organismus befasst. Für die Ps. besonders bedeutsam sind die Untergebiete /Pharmakopsychologie und /Psychopharmakologie. Pharmakopsychiatrie, Teilgebiet der /Psychiatrie, das sich mit der Wirkung von Pharmaka, vor allem der /Psychopharmaka, auf das geistes- und gemütskranke Erleben und Verhalten befaßt. Auch die durch Pharmakamißbrauch entstehenden Dauerschäden (Persönlichkeitsveränderungen) werden erforscht. /Pharmakopsychologie,/Pharmakopsychopathologie Pharmakopsychologie, dasjenige Gebiet, das sich mit den ps. und mit diesen korrespondierenden physiol. Wirkungen von in den Organismus eingebrachten chemischen Substanzen auf gesunde Menschen und Tiere befaßt. P. zeigt fließende Übergänge zu verschiedenen medizinischen Disziplinen, insbesondere Psychiatrie und Pharmakologie. Von verschiedenen Autoren wird sie als Bereich der Psychopharmakologie angesehen, jenem Teilgebiet der Pharmakologie, das sich mit ps. wirksamen Stoffen, den psychotropen Substanzen, beschäftigt. Als ps. Disziplin ist P. sowohl ein Teilgebiet der angewandten als auch der physiolog. Psychologie: als Teilgebiet der angewandten Psychologie hat sie praktische Aufgaben insbesondere in der Arbeitsps. und Verkehrsps. (Beurteilung der Beeinträchtigung der Leistungsbereitschaft und Fahrtüchtigkeit durch Alkohol, Rauschdrogen und Arzneimittel, insbesondere Schlafmittel und Tranquilizer) und in Psychiatrie bzw. klinischer Ps. (Pharmakotherapiekontrollen, Prognose therapeutischer Effizienz von Psychopharmaka und Erstellung von Verhaltenswirkungsprofilen); als Teilgebiet der physiologischen Psychologie betreibt P. Grundlagenforschung mit der Zielsetzung, durch pharmakologisch induzierte Verhaltensänderungen Aufschlüsse über die Integration von physiol, und ps. Vorgängen zu gewinnen. Die Verabreichung von chemischen Substanzen ergänzt dabei andere Techniken zur Anregung und Hemmung des zentralen und vege-

Pharmakotherapie tativen Nervensystems (z. B. elektrische und thermische Reizung, Läsionen). Ihr Vorteil ist die Möglichkeit, relativ schnell reversible Verhaltensänderungen zu erzielen. Die wesentlichste Bedeutung von pharmakops. Untersuchungen liegt in der gezielten Manipulation körpereigener Substanzen durch Psychopharmaka und der Beobachtung entsprechender Verhaltensänderungen. Wichtige Erkenntnisse wurden in den letzten Jahren u. a. über die Beziehung zwischen Stimmungslage, Hunger und Durst und biogenen Aminen (insbes. den sog. Katecholaminen), Gedächtnis und Ribonukleinsäure gewonnen. Ein Großteil der pharmakops. Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen biochemischen Systemen und Verhalten bezieht sich jedoch nur auf Tiere, weil nur bei diesen aus ethischen Gründen exakte Kontrollen möglich sind. P. ist als Wissenschaft etwa 100 Jahre alt. Als ihr Begründer gilt der Psychiater E. Kr a e PEL1N, der gegen Ende des 19. Jhds. zahlreiche Untersuchungen zur Wirkung von Coffein, Alkohol, Schmerzmitteln und Schlafmitteln auf seriale Rechenleistungen, Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsleistungen durchführte. Weitere Untersuchungen wurden vor allem mit »Rauschmitteln«, besonders Meskalin (Be h r in g e r ), durchgeführt. Die neuere P. beschäftigt sich überwiegend mit Tranquilizern, Neuroleptika und Antidepressiva, seit Anfang der fünfziger Jahre entwickelte Substanzen, die sich spezifisch bei der Therapie von Neurosen (Tranquilizer), Schizophrenien (Neuroleptika) und Depressionen (Antidepressiva) einsetzen lassen. Dementsprechend zeigt die gegenwärtige P. eine enge Beziehung zur psychiatrischen Pharmakotherapie. Besondere Bedeutung für die Pharmakotherapie besitzen pharmakops. Befunde zur Frage interindividueller Reaktionsunterschiede auf Psychopharmaka als Ausdruck von Persönlichkeitsmerkmalen, sowie zur Abhängigkeit der Wirkung von Psychopharmaka von der Untersuchungssituation (z. B. Stress). ^Pharmakologie, ‘’Pharmakopsychiatrie, zPharmakopsychopathologie, ^Pharmakotherapie, ^Psychopharmaka, ^Psychopharmakologie. © Cl a r id g e 1970, Cl a r k u. del Gu id ic e 1970, Dit t r ic h 1974, Ey s e n c k 1963, Ja n k e 1964. Ja n k e u. De b u s 1975, Ztschr.: Psychopharmacologia. Bln.: Springer, ab 1960 J-E

Pharniakopsychopathologie, Teilgebiet der Psychiatrie, das (wie die /Pharmakopsychia trie) die durch Pharmaka ausgelösten abnormen bzw. krankhaften psychischen Zustände

erforscht. Pharmakotherapie, diejenige psychiatrische Therapie, die psychische Erkrankungen (endogene Psychosen, aber auch Neurosen) mit /Psychopharmaka zu beeinflussen sucht. DieP. ist seit 1952 neben der zSchock-

433

Phase

therapie und der älteren "Psychotherapie das jüngste Bemühen um die therapeutische Beeinflussung der Psychosen. Phase [gr.], vorübergehender Zustand. Abschnitt einer Bewegung, einer seelischen Entwicklung, eine bestimmte Entwicklungsstufe. In der Kinder- und Jugendlichenphase, aber auch für den gesamten menschlichen Lebensablauf und die Menschheitsentwicklung wurde eine Reihe ps. wichtiger Phasentheorien (so von Ch . Bü h l e r , Kr o h , Sc h m e in g , Ze l l e r ) aufgestellt. Ja s pe r s definiert für die Psychopathologie P. als »endogene oder auf gelegentliche Veranlassung inadäquater Art auftretende Veränderungen des seelischen Lebens, die von Wochen bis zu Monaten, bis zu Jahren dauern, die dann aber wieder verschwinden, so daß der frühere Zustand wieder hergestellt wird. Anfälle sind solche Phasen von sehr kurzer Dauer«. Vgl. Altersperioden, Prozeß, Schub, Entwicklung, Anfall Phase-Periode. Phasenfolge, Theorie der, nach der von D. O. He r b aufgestellten Theorie sollen die physiologischen Korrelate des Erlebens wie auch des Verhaltens in der Weise funktionieren, daß Gruppen von Nervenzellen in aufeinanderfolgenden Phasen erregt werden Pheromone, chemische Stoffe im Dienste der innerartlichen ’Kommunikation. Das Weibchen des Seidenspinners bildet in besonderen ’Drüsen einen Sexuallockstoff, auf den das Männchen reagiert. Den Exaltoliden (moschusähnlichen Substanzen) wird eine entsprechende geschlechtsspezifische Wirkung beim Menschen zugeschrieben. P-S Phi-Funktion von Gamma, die Beziehung zwischen Reizgrößen und der Wahrscheinlichkeit der Abgabe von Urteilen (wie größer, schwerer u. ä.) im Versuch unter Verwendung des ’Konstanzverfahrens läßt sich nach der sog. Phi-gamma-Hypothese durch die 'Ogive (Integral der Normalverteilung) beschreiben, die in diesem Zusammenhang nach einer heute wenig verwendeten Nomenklatur auch als Phi-Funktion von Gamma bezeichnet wird. Üblicher ist hier die Verwendung des Begr. ’psychometrische Funktion. Phi-Koeffizient, Korrelationskoeffizient der 'Punkt-Vierfelder-Korrelation Philosophie [gr. Wcisheitsliebe], in dervorsokratischen Schule aufgekommener Ausdruck für die zu allen Zeiten und in allen Kulturen und in vielfältigen Formen hervorgetretenen Bemühungen zur »Erkenntnis des Seienden 434

Phobie

oder des Ewigen und Unvergänglichen« (Pl a t o ). Herkömmliche Disziplinen der P. sind Logik und Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik. So wie viele Wissenschaften hat sich auch die Psychologie aus der Philosophie entwickelt. philosophische Anthropologie ’Philosophische Psychologie philosophische Psychologie, die Ps. als Teil der Philosophie (Ar is t o t e l e s hat erstmals diePs. als selbständiges Thema aufgeführt) und zugleich die nach philosophischen Methoden bearbeitete Ps. Im Vordergrund stehen die Grundfragen des Wesens der Seele und des leib-seelischen Zusammenhangs, Deutungen der Willensfreiheit, des Erlebens, Denkens, Fühlens und Wollens. 1. w. S. bedeutet ph. Ps. auch die als philosophische Anthropologie bezeichnete Lehre und Wissenschaft. Speziell wird die verstehende, geisteswissenschaftli che Ps. (Dil t h e y , Spr a n g e r ) hier einbezogen.© W. St e g m ü l l e r Phi-Phänomen, von Max We r t h e im e r eingeführte Bez. für den der Wahrnehmung der Bewegung und der 'Scheinbewegung zugrunde liegenden Vorgang Phlegmatiker, phlegmatisch 'Temperament Phobie [gr. phobos Furcht], extreme Furcht, die zwanghaft auftretende neurotische Symptombildung, bei der die Angst (ohne wirkliche Gefahr) vor bestimmten Objekten oder Situationen Leitsymptom ist und das Verhalten einengt. Bei der P. kann ursächlich oder zusätzlich die Fixierung an echte Angsterlebnisse mitwirken (wie z. B. bei der Herzangst), es können auch kindliche Ängste eingehen (Angst vor Mäusen, Spinnen, dunkle Räume). • Nach psa. Auffassung ist diese Objekt- oder Situationsangst ursprünglich Angst vor einer inneren Triebgefahr (Triebangst) bzw. Angst vor dem Triebdurchbruch und der Triebbefriedigung an einem bestimmten Objekt. Die P. entstehe durch Verschiebung vom ursprünglichen Triebobjekt auf ein Ersatzobjekt oder eine Ersatzsituation. • Da lerntheoretisch gesehen jederart Objekte und Situationen mit Angst belegt werden können, sind zahllose P. beobachtbar. Sie haben die verschiedensten Bez. gefunden, wie nachstehende Auswahl zeigt: Agora-Phobie (Platzfurcht). Akaro- (Insekten). z\ero(schlechte Luft oder Fliegen). Akro-(Höhenangst). Algo-, Aichmo- (spitze Gegenstände). Anthropo-. Api(Bienen), Astheno-, AstraAuto- (sor sich selbst). Baso-, Batho-, Bazillo-, Bronto- (Gewitter). Cancero-, Carno-. Chromato-. Claustro-, Dermato-. Dino-. Dora-. I is-

Phobophobie otro- (Spiegel), Ereutho- (Erythro-), Ergasio--(Aktivität), Funktionsphobien (allg.), Gephyro- (Brücke), Gymno-, Gynäko-, Herz-, Hydro-, Kairo- (Situationsangst), Kankro-, Kerauno- (Blitz). Klitro-, Lalo- (Sprechen: Stottern). Myso-, Nauto-, Nekro-, Noso-, Ochlo(Menschenmassen), Odyno-, Onomaio-, Osmo-, Paralipo- (Angst, durch Unterlassung eine Fahrlässigkeit zu begehen). Patho-, Phago-, Pharmako-, Phobo-, Phono-, Photo-, Phthiseo-, Poly-, Psycho-, Pyro-, Sit(i)o- (Nahrungsaufnahme), Skop(t)o- (Betrachtetwerden, Blamage), Skoto-, Thalasso- (Meer, Schiffahrt), Topo-, Toxi (-ko)-, Trauma-, Xeno-.

Phobophobie, Angst vor Angstzuständen Phon [gr. phonein einen Laut hervorbringen], Maß für die subjektive Lautstärke von Tönen und Geräuschen; bei der Frequenz 1000 Hz sind dB- und Phon-Skala identisch. • P. als Sprachlaut /Laut, /Phonetik Br-R Phonation, Schallproduktion. Voraussetzung der /Artikulation von stimmhaften Sprachlauten ( 'Laut) L-T Phonem, Bez. der Linguistik für die kleinste lautliche Einheit. /Monem. • Gehörstäuschung, Gehörshalluzination bei Geisteskranken. • Die Unterscheidung zwischen Ph. und /Laut beruht auf der Erkenntnis, daß phonetisch verschiedene Laute innerhalb eines bestimmten Toleranzbereiches dieselbe semantische Funktion (/Allophon, /Semantik) haben. Ph. ist der Überbegr. für eine Menge solcher Laute: z. B. in Wald und Wild sind die beiden /l/ phonetisch verschieden (/Phonetik). Von ihrer Funktion im Sprachsystem her gesehen, sind sie jedoch identisch. Der semantische Unterschied zwischen Wald und Wild wird durch die Vokale /a/ und /i/

signalisiert, nicht durch das /l/. Das Ph. wird in die /distinktiven Merkmale weiter zerlegt. Suprasegmentale Ph. sind mehrere Ph. begleitende Elemente: Akzent, Ton, Rhythmus, Intonation ( 'Prosodie). © Jo n e s 1950 K-N phonemic clause, eine durch Intonationskontur ( 'Intonation) und Grenzsignal vom /Kontext segmentierbare Phonemkette, z. B.: he did go to school, didn't he? (Emphase did durch Grenzsignal und Frage didu ’t he durch Intonationskontur und Grenzsignal aus dem Sprechkontinuum herauszutrennen. /Phonologie, /Phonem). Der Begriff ist innerhalb der /Prosodie noch nicht allgemein akzeptiert. Ähnlich definiert werden: phonemic phrase (Ha l l 1964), wobei hier jedoch noch innerhalb der Phonemkette eine besonders stark betonte Silbe vorhanden sein muß: pause group (Pik e 1967): eine durch eine Intonationskontur abgegrenzte Phonemkette; phonological phrase (CHOMSKY/

Phonetik

Ha l l e 1968): sich über ganze Sätze hinspannende Intonationsstrukturen. K-N Phonemik, Phonematik und Phonologie werden in der Linguistik inhaltsgleich gebraucht. /Phonologie. Phonetik, die Wissenschaft von der Analyse, Beschreibung etc. der Sprachsignale, die ihre Produktion (artikulatorische Ph.; /Sprachproduktion), Transmission (akustische Ph.) und Perzeption (auditive Ph.; /Sprachrezeption) erklärt. Die artikulatorische Ph. untersucht Phänomene der Initiierung (Luftstrom), /Phonation (Glottisvibration) und der /Artikulation (Mund-Rachen-NasenRaum) der Sprachlaute (/Sprachentwicklung) in einem Apparat, der nur sekundär der Sprachproduktion dient. Der Luftstrom passiert die Stimmbänder (Glottis) entweder, ohne von ihnen in Schwingungen versetzt zu sein (stimmlose /Laute), oder der quasiperiodische Glottisverschluß bringt die Luftsäule zum Schwingen (stimmhafte Laute). Der Artikulationsraum besteht aus drei miteinander verbundenen (pharyngal, oral, nasal) Resonanzräumen, deren Größe von der Artikulationsstellung abhängt. Diese wird beeinflußt von Artikulationsart und -ort (Pik e 1943). Die artikulatorischen Veränderungen können in der akustischen Ph. als Änderung der Frequenzzusammensetzungen und Energiekonzentrationen im Spektrum erkannt werden. Bei der akustischen Analyse ist die Untersuchung der Formantenstruktur (Lage der Intensitätsmaxima) bei Vokalen am aufschlußreichsten. Auch bei verschiedenen Grundfrequenzen (Mann - Frau - Kind) bleibt die Relation der Formanten zueinander gleich, was das Verständnis durch den Hörer ermöglicht (Sonagraph, speech synthesizer etc. sind Geräte der akustischen Ph.; Lin d n e r 1969). lm ps. Sinne experimentell arbeitet die auditive Ph. (Psychoakustik, 'Psychophenetik). Sie untersucht die Sprachrezeption. Die neurophysiol. Vorgänge bei der Impulsumsetzung sind noch weitgehend unbekannt. /Lallen-Lallperiode wird das Vorsprachstadium im kindlichen Spracherwerbsprozeß genannt. In dieser Zeit ist das Kind in der Lage, alle möglichen Laute zu produzieren. Diese Fähigkeit verliert es zusehends, sobald den Lauten phonematischer Wert beigemessen wird. Ph. und ’Phonologie lassen sich in ihrem Objektbercich nicht immer eindeutig abgrenzen. Die stimmlosen Explosiva heißen auch Tenues, die stimmhaften Mediae. Nach der Stärke ihrer Expiration und Dauer unterscheidet man Fortes (t, 0 und Lenes (d, w). Die Nasale, Vibranten und Laterale werden zusammengefaßt in Liquidae, im Gegensatz zu den Mutac (k, g, ch). Die dentalen und palatoalveolaren Frikative heißen auch Sibi-

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Phonismen lanten. Aspirierte Verschlußlaute werden nach der Explosion behaucht (ph, kh). K-N Phonismen, Gehörsempfindungen die durch

keinen akustischen Reiz zustande kommen Phonognomik,syn. Phonognomonik, Bez. für den Teilbereich der /Ausdruckspsychologie, der sieh mit den lauthaften Äußerungen (insbesondere der Sprache) als Ausdruckserscheinungbefaßt. © Ru d e r t , 1965 Phonologie,auch Phonematik, Phonemik. Sie untersucht die Funktion, Struktur, Distribution, Typologie usw. der /Phoneme im Sprachsystem. In der taxonomischen und strukturellen Ph. wird der Phonembestand einer Sprache aus Minimalwortpaaren erschlossen: z. B. dt./k, p, 1/aus dem Kontrast »Franz steht auf der Kiste, Franz steht auf der Piste, Franz steht auf der Liste« usw. (Tr u b e t z k o y 1939). In der distributionellen Ph. werden die Phoneme auf Grund ihrer Distribution und Funktion im Wort durch Segmentation und Kommutation (Austauschbarkeit) und ^Kombination der Äußerungsteile entdeckt (Ha r r is 1951). In der generativen Ph. wird das Phonem durch

bestimmte Kombinationen von distinktiven Merkmalen ('distinctive features) definiert und bei der Regelschreibung durch diese ersetzt. Die phonologische Ebene wird nicht mehr als autonom angesehen; die Ph. wird in die .'Grammatik integriert mit der Aufgabe, die phonetische Repräsentation aus der morphonologischen 'Oberflächenstruktur abzuleiten. Nach dem Feststellen des Phoneminventars einer Sprache werden Teilmengen mit besonderen Beziehungen oder Abhängigkeitsverhältnissen herausgearbeitet, die Phonemkorrelationen. Die generative Ph. stellt das Phoneminventar einer Sprache mittels einer Matrix distinktiver Merkmale auf (Ch o m s k y Ha l l e 1968). F u n d i e r u n g s g e s e t z e (laws ofirre versib le solidarity) besagen, daß ein sekundärer Laut ohne den entsprechenden primären Laut nicht in das Sprachsystem aufgenommen werden kann und beim Abbau des Sprachvermögens zuerst der sekundäre und dann der primäre Laut verloren geht; z. B. setzt der Erwerb der velaren Konsonanten beim Erstsprachenerwerb (k, g) den zuvor erfolgten Erwerb der labialen oder dentalen (p, t) voraus, k bedarf der Fundierung durch p. t . Die Fundierung ist nicht umkehrbar (Ja k o b s o n ). Opposit ion heißt die Beziehung zwischen zwei Phonemen (z. B. dt. i und a stehen in Opposition zueinander in den Worten bist und Bast). Neutralisation wird das Aufheben einer Opposition zwischen zwei Phonemen genannt z. B. in dt. Rad und Rat wird am Wortende die Opposition d, t aufgehoben und nur t realisiert (Ho c k e t t 1955, Pik e 1947). K-N

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Photometrie Phonomanie [gr. phonos Mord], Mordsucht Phonometer, Apparat zur Bestimmung der Hörschärfe bzw. Hörschwelle Phononeurose /Stimmstörung Phonophobie, Furcht vor dem Sprechen, bei

Stotterern Phonoponose ^Stimmstörung Phonopsie /Photismen Phonorezeptor, »Schallempfanger«,

d. h.

Reizempfänger für Schallwellen. /Ohr Phoronomie [gr. phorä schnelle Bewegung, n'omos Gesetz], Wissenschaft des Arbeitsaufwandes bei körperlicher Bewegung. Der Aufwand wird erschlossen aus der Bestimmung der Bahnen, die die Körperschwerpunkte bei der Bewegung beschreiben. /Reihenphotographie, Lichtspurverfahren Phosphen(e) [gr.], Lichterscheinungen (Blitze, Funken) ohne normal-visuelle Reizung, vgl. Photismen Photismen [gr. phos Licht], mitauftretende Lichterscheinungen, z. B. bei Schreck. Diese Erscheinungen werden auch Synopsien genannt. Lichterscheinungen bei akustischen Eindrücken heißen Phonopsien, Tonerscheinungen bei optischen Reizen Phonismen. Die Photismen sind von den ’Synästhesien zu unterscheiden. photochemische Erregung ’Farbentheorie photochromatisches Intervall, auch achromatisches Intervall (v. He l m h o l t z ) genannt. Alle farbigen Lichter erscheinen bei sehr geringer Helligkeit farblos. Der Helligkeitsbereich zwischen der absoluten Empfindungsschwelle für Lichtreize bis zur »Farbschwelle« heißt achromatisches oderphotochromatisches Intervall. Seine Erklärung findet diese Erscheinung im Zusammenhang mit der ’Duplizitätstheorie, indem bei sehr geringen Lichtstärken nur die Stäbchen gereizt werden, deren Leistung das farblose »Dämmerungssehen« hervorbringt. Photometer, Vorrichtung zur Licht(stärke)messung oder zum Vergleich der Lichtstärken verschiedener Lichtquellen Photometrie, die vorwiegend im Dienste der Lichttechnik stehenden Maßsysteme und Meßtechniken, die cs möglich machen, die physikalischen Strahlungsmaße so abzuändern, daß sic einen menschlichen Bedürfnissen angepaßten Sinn von »Licht« und »Helligkeit« definieren. - Die Grundidee der P. geht von der Tatsache aus, daß Licht entweder monochromatisch ( 'Spektrum) ist oder sich in monochromatische Bestandteile zcrlc-

Photon

gen läßt. Da sich Strahlungen verschiedener Wellenlängen ihrer Leistung (Watt) nach additiv verhalten, liegt die Annahme nahe, daß dies auch dann gilt, wenn die Strahlungen einzeln gemäß der Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges bewertet sind. Die international normierte /’spektrale Hellempfindlichkeitskurve (V ) transformiert somit das gesamte System der physikalischen Größen in photometrische. Es gibt dann für jede aus beliebigen Strahlungen verschiedener Wellenlängen zusammengesetzte Größe immer eine zugehörige photom. Größe. Str-R Photon svw. Troland, 'lichttechn. Maße Photophobie, Lichtscheu Photopigmente ’Farbensehen photopisches Sehen, das auf Erregung der Zapfen beruhende Tagessehen. Im Unterschied zum ph. S. wird das durch Reizung der Stäbchen verursachte Dämmerungssehen als skotopisches Sehen bezeichnet. Vgl. Auge Photopsien, subjektive Lichteindrücke, z. B. Funkensehen Photorezeptor, Lichtempfänger /Auge. 'Sinne Phototaxis, durch Licht ausgelöste /Taxis Phrasenstruktur-Grammatik,phrase structure grammar, Konstituentenstruktur-Grammatik, IC-Grammatik, die auf der /IC-Analyse basierende Auffassung des klassischen amerikanischen (»taxonomischen«) Strukturalismus BLOOMFiELDscher Prägung (1933) von der syntaktischen (/Syntax) ’Struktur der /Sätze. Sie beschreibt primär ein Korpus vorhandener (realisierter) Sätze, kann aber auch als /generative Grammatik zur Erzeugung von Sätzen verwendet werden. Dazu müssen ihre SatzzerlegungsRegeln nur als Satzerzeugungs-Rcgcln (Ersetzungsregeln. rewriting rules) interpretiert werden. Allerdings erzeugt sie in höherem Ausmaß als die 'generative Transformations-Grammatik nicht nur nicht alle in einer Sprache möglichen Sätze, sondern auch viele in der Sprache nicht mögliche Sätze. Die Verwendung des syntaktischen Strukturmodells der P. zur Bildung von Theorien der Sprachbenutzung (Yn g v e 1960, Jo h n s o n 1965) erscheint überholt. © Te ig e l e r 1972 T-R Phrenitis [gr.], von Hippo k r a t e s cingeführte, heute veraltete Bez. für Entzündung des Gehirns oder symptomatische Psychose Phrenohypnotismus [gr. phren Zwerchfell als Sitz der Seele, Verstand] (Br a id ), hypnoseartige Erscheinungen, die durch Reizung einzelner Schädelabschnitte cintretcn sollen

physikalisches Weltbild

Phrenologie (Ga l l ), die Lehre, aus der Schädelform den Charakter bzw. die Begabung des Menschen erweisen zu können. Auch gelegentlich Kraniologie bzw. Kranioskopie (Schädelschau) genannt. Die Bez. P. stammt von Spu r z h e l m . Ausgang ist die /Lokalisationstheorie, nach der bestimmte ps. Funktionen zu bestimmten Gehirnzentren sich zuordnen lassen. Fr a n z J. Ga l l stellte zahlreiche seelische »Vermögen« auf, z. B. Scharfsinn, Mut, Witz, Wortgedächtnis u. a. Jedes dieser Vermögen hat seinen Sitz an einer bestimmten Stelle im Gehirn. Diese Stelle soll zudem noch von außen erkennbar sein. Doch selbst bei Gültigkeit dieser Annahme (die heute für bestimmte Zentren - wenn auch nicht von außen erkenntlich - gesichert, für zahlreiche seelische Funktionen aber beim gegenwärtigen Stand des Wissens offen bleiben muß), wäre die Ph. noch nicht gerechtfertigt. Denn die Ausbildung der Gehirnzentren bedingt nicht die gleichzeitige äußere, sichtbare Ausformung. So wurden denn auch die Annahmen Ga l l s und seines Schülers G. Spu r z h e l m , die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts großes Aufsehen erregt hatten, sämtlich als falsch erwiesen, besonders seit Fl o u r e n s die Lokalisationsforschung auf wissenschaftliche Grundlagen stellte und später (1870) Fr it s c h und HrrziGdie elektrische Reizung der Großhirnrinde einführten. Phthisis [gr. von phthino schwinden], Tuberkulose phthisischer Habitus, schmalbrüstiger, zarter Körperbau mit schlaffer Muskulatur, fleckiger Rötung der Wangen usw. phyletisch, phylogenetisch, /Phylogenese Phyloanalyse, Behandlungsmethode von Verhaltensstörungen, die nach Ba r o w (1927, common analysis) beim Individuum wie in der Gesellschaft auf einer Verminderung des Spannungsgleichgewichts internaler und externaler Beziehungen basiert. Die P. beruht auf der Hypothese, daß solche Störungen Ausdruck der Diskrepanz zwischen dem Individuum und den herrschenden Prinzipien der Gattung sind. L-R Phylogenese, Phylogenie [gr. phyle Stamm], Stammesgcschichte /Abstammungslehre phylogenetisches Prinzip /biogenetisches Grundgesetz physikalisches Weltbild (Pl a n c k ), die auf physikalischen Erkenntnissen beruhenden Einsichten in den Aufbau der Welt und die daraus folgenden theoretischen Überlegungen

437

physikalische Welt

über die letzten Zusammenhänge. Die Mechanik der Quanten und Wellen bestimmt das gegenwärtige ph. W. physikalische Welt, der Begr. wird in der Ps. zumeist gebraucht, um den Ggs. zur Erlebniswelt eines Subjektes auszudrücken. Beide Welten deeken sich niemals. Die ph. W. enthält keine Qualitäten wie Licht, Farben usw., sondern streng genommen nur Meßergebnisse, die durch bestimmte Meßoperationen definiert sind ( ’Operationismus). Diese erhalten einen gewissen Sinn, indem ihnen anschauliche Modelle wie Wellen. Atommodelle usw. zugeordnet werden. Nach modernen Ansichten muß selbst hierauf verzichtet werden zugunsten einer unanschauliehen und rein mathematischen Formulierung, die allein in der Lage ist, die physikalisch beobachteten Tatsachen zu einem sinnvollen und geschlossenen System zusammenzufügen. • Historisch gesehen, erstrebte eine Beziehung zwischen ph. W. und Erlebniswelt sehon die von Fe c h n e r begründete 'Psychophysik, indem sie untersuchte, wie Erlebnisdaten (Empfindungen) und physikalische Daten (Reize) funktional voneinander abhängen. Physikalismus, kritische Bez. für eine zu weitgehende Gleichsetzung von Erlebniswelt und '’physikal. Welt. • Bez. für die Thesen R. Ca r n a ps (neupositivistischer »Wiener Kreis«) zur Einbeziehung jeder Wissenschaft in die physikal. Wissenschafts»sprache«. physiogen [gr.], aus den physischen, körperlichen (nicht den seelischen) Vorgängen entstanden. Ggs. psychogen. Physiognomie [gr.], i. e. S. das Gesicht. I. w. S. das »seelische« Antlitz, das als Ausdruek mehr ist als die gegebene Form und einen Zugang zu den Wesenszügen gestattet. Physiognomik [gr.]. wörtl. Naturerkenntnis, die Lehre von der Signatur der Dinge und damit das Erschließen innerer Zusammenhänge (z. B. Wesensart) aus äußeren Erscheinungen (z. B. Form, Gestalt). • In der Ps. ist P. die Lehre von den statischen Ausdrucksgehalten des Gesiehts und i. w. S. des gesamten Leibes gegenüber den dynamischen (= Pantomimik). P. ist ein Teilgebiet der » S Q. g Vi 77 a .E a ö c 5

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Psychologie

Richtungen der Psychologie (Übersicht als Versuch zur Orientierung)

Richtung

Autoren, die sie einführten

F. Br e n t a n o C. St u m pf Analytische Ps. viele Begründer (spez.) C. G. Ju n g Apperzeptionspsychologie W. Wu n d t Assoziationspsychologie Ho b b e s , Hu m e u . a. J. F. He r b a r t Atomistische Ps. W. Wu n d t u . a. Aktpsychologie

Aussagepsychologie Behaviorismus Beschreibende Ps. Bewußtseinspsychologie Deskriptive Ps. Dynamische Ps.

Elementenps.

Empirische Ps.

Existentialistische Ps.

W. St e r n A. Bin e t J. B. Wa t s o n W. Dil t h e y

verseh.

W. Wu n d t G. E. Mü l l e r G. Th . Fe c h n e r H. He l m h o l t z W. Wu n d t G. E. Mü l l e r

Wesentliche Kennzeichen

zStw. zStw. zStw. zStw.

Die ps. Vorgänge werden in »Elemente« aufgeteilt und losgelöst vom Zusammenhang erforscht; a. Ps. steht im Ggs. zu zGanzheit, Gestalt, Struktur. Der frühe Behaviorismus und die Assoziationsps. sind Mitbegründer. zStw. zStw. zStw. ^Bewußtsein zStw. Bez. für verseh, ps. Richtungen, die in der besonderen Betonung des Prozeßcharakters des Psychischen als Ausfluß von »Kräften« sich nahestehen. Die Zuwendung zur zTriebdynamik, den /'Antrieben und ^Motivationen ist dabei ebenso kennzeichnend für jede dyn. Ps. wie die Betonung des Lebenslaufs. Dabei bezeichnet Dynamik sowohl den Wechsel wie die Veränderung an sich, wie die Kräfte, die diese verursachen. Zur dyn. Ps. gehören geschichtlich schon Ansätze, wie sie bei He r d e r und Nie t z s c h e , ebenso bei Dil t h e y und Fr e u d u . a. festzustellen sind. - Seither haben die dyn. Ps. u. a. gefördert: Mc Do u g a l l (hormische Ps.), Le w in (Feld), He is s (Charakter), Th o m a e , Al l po r t (Persönlichkeit). Auch die Motivationsps. von Wo o d w o r t h wird als d. Ps. bezeichnet. zStw.

Gestützt durch das methodische Prinzip des Empirismus, die Verifizierbarkeit durch Erfahrung (Beobachtung, Experiment, Messung, Umfrage, statistische Erhebung) sicherzustellen, sind vor allem experimentelle Ps., zBehaviorismus, zOperationismus, zReflexologie, Zobjektive Ps. zugehörig verseh. Philosoph. Richtung mit der Auffassung, daß die (spez.) L. Bin s w a n g e r Gehalte der Erfahrung, die introspektiv erfaßbar sind, eigentlicher Gegenstand der Ps. seien. Enge Beziehung zum Strukturalismus (^Struktur). 467

Psychologie, Richtungen

Richtung

Autoren, die sie einführten

Wesentliche Kennzeichen

Existentielle Ps.

verseh.

Philosoph. Richtung der Existenzbeachtung, verbunden mit Selbstreflexion und phänomenologischem Vorgehen als Methode (Existenzanalyse, Daseinsanalyse u. a.)

Funktionalismus

J. De w e y J. R. An g e l l

Ganzheitsps.

F. Kr u e g e r F. Sa n d e r u . a. W. Dil t h e y E.Spr a n g e r Chr. Frh. v. Eh r e n f e l s M. We r t h e im e r W. Kö h l e r K. Ko f f k a

Die Hauptrichtung der amerik. Ps. neben dem Strukturalismus zu Anfang des 20. Jhds. Weitere Vertreter H. Ca r r , E. E. Th o r n d ik e . ^Stw.

Geisteswissenschafti. Ps. Gestaltps.

Historische Ps.

J. H.

Hormische Ps.

W. Mc Do u g a l l u. a.

humanistic psychology

A. Ma s l o w

Individuals. lnhaltsps.

A. Ad l e r

lntegrationspsychologic Introspektive Ps.

E. R. Ja e n s c h

Kognitive Ps.

J. Br u n e r

468

v a n d en

Be r g

z'Stw. zStw.

Die Ps. sei nur aus ihrer Geschichte erkennbar, da der Mensch sich im Laufe der Zeit wandle (vor allem in den höheren geistigen Prozessen). Verwandte Richtung: epochal-ps. Forschung (MUc h o w , Th o m a e u . a.). Im Ggs. zur einseitigen Wahrnehmungs- und Denkps. befaßt sich die h. Ps. mit den Motivationen und insbesondere den dynamischen Aspekten des Verhaltens, den fundamentalen Bedürfnissen und der organismischen Zielstrebigkeit. Dieh. Ps. wird auch als teleologische Ps. bezeichnet. Vgl. dynamische Ps. Als »3. Kraft« (Ma s l o w ) neben der (in USA) dominierenden 'Psychoanalyse und dem 'Behaviorismus bemüht sich die h. ps., der gesunden und schöpferischen Persönlichkeit gerecht zu werden. Ziele sind »Selbstverwirklichung« »Selbstaktualisierung«, »Selbsterfüllung«. Die Vertretung des humanistisch-ps. Anliegens in der 'Psychotherapie von C. R. Ro g e r s hat zur Verbreitung wesentlich beigetragen. Nach Ch. Bü h l e r (1971) wird heute als die wichtigste Aufgabe der h. ps. angesehen: »Der Theorie eine wissenschaftl. zuverlässige Basis zu geben und die bisher unzureichend entwickelte Methode der Erfassung der Person als Ganzes gültig zu definieren.« 'Stw. Die Inhalte und Gehalte des ps. Erlebens im Ggs. zu den ^Funktionen werden stärker beachtet. So können die verseh. Ps. mit ganzheitlicher, geisteswissenschaftlicher, tiefenps. und auch Charakterkundlicher Ausrichtung als 1. bezeichnet werden. 'Stw. Die in unmittelbarer »Selbstgegebcnheit« vorgefundenen Phänomene werden vordergründig beachtet. Die Phänomenologie steht der i. Ps. nahe, ebenso die exp. Selbstbeobachtung. Teilgebiet und theoret. Richtung mit Betonung der zentralen Bedeutung der 'Kognition

Psychologie, Richtungen

Richtung

Autoren, die sie einführten

Wesentliche Kennzeichen

Kritische Ps.

K. Ho l z k a m p

Leistungsps. Naturwissenschafti. Ps.

K. Bü h l e r

Neopositivismus

M. Sc h l ic k 0. Ne u r a t h

Objektive Ps.

J. B. Wa t s o n I. P. Pa w l o w

In Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung (FU Berlin) entwickelt, steht diese k. Ps. auf dem Boden des historischen Materialismus und versucht, Ps.forschung unter dem Gesichtspunkt der Verwertung für die Masse der Bevölkerung zu betreiben. K. Ps. stellt sich in Ggs. zur sog. bürgerlichen Ps. zWerkps. Das seelische Geschehen wird als Lebens-, d. h. Naturgeschehen aufgefaßt und vorwiegend empirisch mit exakten, systematisch entwickelten Methoden untersucht. Kennzeichnend ist die umfangreiche Verwendung von /'Experiment und Statistik. Nur Aussagen, die unter streng exp. Bedingungen verifizierbar (oder falsifizierbar) sind, werden als wissenschaftliche anerkannt. Der N. unterdrückt jederart Mentalismus (nicht als Handlung beobachtbar!), er steht dem /'Operationalismus nahe. zStw.

Objektivierende Ps. Operationalismus Operationismus Organismische Ps.

Physiologische Ps.

u.

J. Mü l l e r W. Wu n d t R. B. Ca t t e l l

/'subjektivierende Ps. syn. Operationismus, zStw. ^Stw. Ps. Theorien, die die Bedeutung des Organischen, des Organismus und seiner anpassenden Funktionen an die Umwelt betonen. Übergänge zur Ganzheits- und Gestaltps. Die Ps., die den Zusammenhang zwischen seelischem und körperlichem Geschehen in Anlehnung an die Physiologie zu klären sucht. Im besonderen auch die Ps., die den Vorgängen des Nervensystems (des Gehirns) und der Sinnesorgane nachgeht. Die Psychophysiologie befaßt sich auch mit allg. psychosomatischen Problemen (Dependenzanalysen zwischen ps. und physiologischen Variablen). Das Bemühen, ps. Erkenntnisse nur aus der Erlebnisbeobachtung abzuleiten.

W. Wu n d t E. B. Tit c h e n e r

zStw. Gegenposition zu allen objektivierenden Annahmen und Theorien. Geistig-seelische (Bewußtseins-)Prozesse seien nur aus sich erklärbar. Die s. Richtungen stehen dem Mentalismus (mentalism) nahe. Ps. Richtung, die von Wu n d t herkommend und mit Tit c h e n e r als Initiator in den USA (bis zum Aufkommen des Behaviorismus) neben und gegenüber dem Funktionalismus bestand. Die Analyse der Struktur mentaler Prozesse wurde gegenüber dem Funktionalismus betont. Der Verstand als Summe von Grundelementen des Bew.: Empfindungen, Vorstellungen und Gefühle. ’Hormische Ps.

P. W. Br id g m a n

A. Ge l b K. Go l d s t e in J. Ka n t o r

Reflexionsps.

Reflexologie Subjektivierende Ps.

Strukturalismus

Teleologische Ps.

a.

469

Psychologie, Richtungen

Psychologie

Richtung

Autoren, die sie einführten

Wesentliche Kennzeichen

Topologische Ps. Vektorps. Vergleichende Ps.

K. Le w in K. Le w in

Verhaltensps.

K. Bü h l e r

/Topologische und Vektorps. /Topologische und Vektorps. Komparative Ps., deren Aufgabe es ist, die Ergebnisse einzelner Gebiete, insbesondere der Entwicklungs- und Kinderps., der Ps. der Primitiven und der Tierps., wie auch der Geisteskranken, im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten zu untersuchen und hieraus Einsichten zu gewinnen Die auf das Verhalten reduzierte Ps., auch Bez. für den /Behaviorismus. Neuerdings greift die V. weiter aus und versteht sich als Teil der Sozialps., sowie als Wissenschaft der kulturspezifischen Verhaltensweisen /Stw. /Stw. /Analytische Ps.

Verstehende Ps. Werkps. Zergliedernde Ps.

III. Philosophische Psychologie Sie behandelt als Teilgebiet der Philosophie die letzten Fragen nach dem Wesen des Seelischen. Hierzu gehören auch die Probleme der Unsterblichkeit der Seele, der Willensfreiheit und des Leib-SeeleZusammenhanges. - Soweit die nicht(bzw. vor-)empirisehen Bemühungen zugehören, ist die Bez. spekulative Psychologie zuständig. -Vgl. die beigefügten Übersichten (»Grundlagen der Psychologie, Lehr-, Forschungs- und Anwendungsgebiete« sowie »Richtungen der Psychologie«), die als Orientierung überdie Verzweigung der Ps. dienlich sein können. Anmerkungen zur Geschichte

Zahlreiche ps. Ansätze finden sieh bei den griechischen Philosophen im Zusammenhang mit der Behandlung des Wesens und des Verhältnisses von Geist und Materie (Th a l e s von Milet, He r a k l it , An a x im e n e s , An a x i m a n d e r , Em pe d o k l e s , An a x a g o r a s , De m o k r it , Epik u r u. a.). Pl a t o n und Ar is t o t e l e s bildeten die Lehre von den verschiedenen Seelenteilen aus und begründeten damit eine Art Schiehtentheorie. Ar is t o t e l e s behandelte als erster die Psychologie in systematischer Weise, wobei er neben spekulativen Betrachtungen auch empirische Tatsachen verwertete (Assoziationsgesetze). - Das Mittelalter befaßte sich im wesentlichen mit der Ausdeutung und Weiterführung der aristotelischen

470

Psychologie in Verbindung mit der christlichen Lehre (Au g u s t in u s , Th o m a s v o n Aq u i n o u. a.).- Dem Wort (Bezeichnung) Psychologie wurde erst im 16. Jhd. der Weg gebahnt. Philipp Me l a n c h t h o n (1497-1560) benützte in seinen Vorlesungen als erster Ps. dafür, daß die »Seele« ein der wisscnsehaftl. Behandlung würdiger Gegenstand sei. Rudolf Go c l e n iu s (1547-1628) hat erstmals das Wort Ps. als Buchtitel verwendet (Psychologia, 1590), und Otto Ca s m a n n (1562-1607) veröffentlichte eine »Psychologia anthropologica« (1594). Auf die Psychologie der Neuzeit hatte De s c a r t e s ’ Unterscheidung von res cogitans und res extensa entscheidenden Einfluß (zuvor war die Trennung naeh leiblichen Vorgängen und Bewußtseinsprozessen nieht üblich). Le ib n iz führte den Begriff der Apperzeption ein und beachtete aueh die unbewußten Vorgänge (petites perceptions). Chr. Wo l f f schied programmatisch eine psyehologia-rationalis von einer psychologia empirica. Auf J. N. Te t e n s geht die üblich gewordene Aufteilung der Ps. nach Denken (Vorstellen), Fühlen und Wollen zurück. Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung wurde die Assoziationspsyehologie der englischen Empiristen Lo c k e , Hu m e und später ihrer Nachfolger J. Mil l , J. St . Mil l und Ba in . Das 19. Jhd. führte zur modernen Psychologie in mehreren Richtungen: Die zeitgenössische Philosophie hatte die theoretischen Grundlagen gelegt, die Physiologie (besonders Nerven- und Sinnesphysiologie) gab das

Psychologie der Aussage

methodische Beispiel, sogar aus der Astronomie kamen Anregungen (persönliche Gleichung) fiir die empirische Erforschung des seelischen Geschehens. He r b a r t forderte, Psychologie als Erfahrungswissenschaft und mit Hilfe der Mathematik zu betreiben. Dr o b is c h setzte sich für eine empirische Ps. nach naturwissenschaftlicher Methode ein. Die Psychologie suchte neuen und festeren Stand als »Wissenschaft ohne Seele« (La n g e ). Fe c h n e r nahm die entscheidende Verknüpfung von Experiment und Mathematik vor. Er leitete aus dem WEBERschen Gesetz sein psychophysisches Grundgesetz ab (Fe c h n e r sches Gesetz) und schuf damit als erstes Teilgebiet der experimentellen Psychologie die Psychophysik. Die psychologische Forschung schritt nun rasch voran, zunächst besonders auf dem Gebiet der Wahrnehmungslehre. Fe c h n e r begründete 1876 die Experimentelle Ästhetik. Wu n d t richtete 1879 in Leipzig das erste psychologische Laboratorium ein und bildete die Psychologie allmählich zu einer systematischen Wissenschaft aus. Es folgten rasch - besonders durch Schüler von Wu n d t - weitere Institute: 1881 Göttingen (G. E. Mü l l e r ), 1883 Baltimore, John-Hopkins-Univ. (G. St. Ha l l ), 1889 Paris, Sorbonne (H. Be a u n is u . A. Bin e t ), 1886 Kasan (W. M. Be c h t e r e w ). Eb b in g h a u s untersuchte 1885 das Gedächtnis experimentell. Die Zeit um die Jahrhundertwende brachte weitere Bereicherungen. Zu erwähnen sind: Die experimentelle Untersuchung des Denkens und Wollens durch die Würzburger Schule, die Entdeckung der bedingten Reaktion durch Pa w l o w , die ersten vergleichenden »Messungen« der Intelligenz von Bin e t und Sim o n , die Begründung der Faktorenanalyse durch Spe a r m a n . Das Interesse an der individuellen Besonderheit machte sich stärker geltend (St e r n , Differentielle Psychologie). Fast gleichzeitig kamen die ersten praktischen Anwendungen der Psychologie in Pädagogik, Rechtswesen, Wirtschaft und Arbeitslehre. Es entstanden die Anfänge der Pharmakopsychologie. Außerhalb der akademischen Psychologie begründete Fr e u d die Psychoanalyse. Als eine Gegenströmung zur experimentellen (naturwissenschaftlichen) Psychologie entstand die geisteswissenschaftliche Psychologie (Dil t h e y , Spr a n g e r ). Das 20. Jahrhundert brachte alsbald den Beginn der Gestaltpsychologie (We r t h e im e r , Kö h l e r , Ko f f k a ), sowie die Begrün-

Psychologie des Alterns

dung des Behaviorismus (Wa t s o n ), weiter die Anfänge einer empirischen Sozialpsychologie (Mo e d e ). In den zwanziger/dreißiger Jahren wurden die ersten der heute gebräuchlichen Persönlichkeitstests ausgebildet (Ro r s c h a c h , Mu r r a y ). Auch die wichtigsten Typologien entstanden in dieser Zeit (Kr e t s c h m e r , Ja e n s c h , Ju n g , Pf ä h l e r ). Intensität und Umfang derps. Arbeit haben seither auf allen Gebieten der Forschung und Praxis sehr erheblich zugenommen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist die führende Stellung von der deutschen auf die amerikanische Psychologie übergegangen. Das katastrophale Ende des Zweiten Weltkrieges erzwang 1945 im geteilten Deutschland einen schwierigen Weg des Wiederaufbaues der Forschung und Lehre. Dabei leistete das Ausland - besonders auch amerik. Wissenschafter und Praktiker - wertvolle Hilfe. Für die Lehrstühle fanden sich anfangs nur schrittweise geeignete Persönlichkeiten, die keine oder nur geringe nationalsozialistische Kontakte hatten (was von den Besatzungsmächten mit einem Lehrverbot belegt wurde). Ab 1950-1955 gewann dann endlich in der BRD die Psychologie ihre (heute international) bedeutende Stellung. Die weitere Entwicklung bis zur Gegenwart läßt in der deutschen Ps. gewisse Vorzugsgebiete und (international) neue Interessenfelder erkennen, wie therapeut. Verfahren in der klinischen Ps., Psycholinguistik, ökologische Ps., psycho-physiologische Methodik. © An s c h ü t z , Bo r in g , Dil t h e y , Do r s c h , El s e n h a n s , Fl ü g e l , He h l m a n n , Lin d w o r s k y , Me il i -Ro h r a c h e r , Me t z g e r , Mu r ph y , Po n g r a t z , Ro b a c k , Sc h il l e r , We r t h e im e r Psychologie der Aussage /Forensische Psychologie, /Wahrheit Psychologie des Alterns, die i. Ggs. zum syn. gebrauchten Begr. Gerontologie bzw. Gero(nto)-Psychologie angepaßtere Bez., da das Altwerden nicht auf die »Geronten« beschränkt ist. Das Altern beginnt - so eine Definition -, wenn im Lebensablauf der Höchststand der ps.-physischen Leistungsfähigkeit überschritten wird und die regressiven Veränderungen vorherrschen. Nach Bü r g e r (I9604) bedeutet das Altern die negative »Veränderung der lebenden Substanz als Funktion der Zeit«. Doch dieser »Altersabbau«, der exakt genommen schon mit der Geburt beginnt, verläuft individuell sehr unterschiedlich. Erst recht birgt der damit ein-

471

psychologisch

hergehende ps. Prozeß seine Problematik, da hier nur noch als Leitlinie das pauschale Defizit-Modell (d. h. die linear verlaufende Abnahme von Qualität und Quantität der Leistung und Produktivität) gelten kann. Es gibt viele geistige Hochleistungen in hohem und höchstem Alter. Gesichert erscheint, daß jedes Altern mit der Verlangsamung aller vom ZNS gesteuerten Verhaltensreaktionen einhergeht. Die Annahme eines allg. Faktors »Verhaltensverlangsamung« hat deshalb einige Bedeutung. Sie wurde aueh dureh weitere Annahmen zu stützen gesucht; so erklärt die »neuralrioise«-Hypothese die Verlangsamung damit, daß die ungerichtete neurale Aktivität im Alter gesteigert ist (neurales '»Rausehen«) und die absoluten Sehwellen, weniger die Untersehiedssehwellen, gestört sind (Bir r e n 1972). Nach der »excitability «-Hypothese soll die unterschwellige Erregung der Neuronen, das altersbedingte Nachlassen des retikulären Aktivierungssystems mit verlängerten Synapsenzeiten, die Verhaltensverlangsamung auslösen (Bir r e n a. a. O.). Doch die Ps. d. A. wird heute mehr als bisher aueh aus sozialps. Überlegungen zu deuten gesucht. Der alternde Mensch - so wird gesagt - altert vor allem aueh dureh seine sich wandelnde und zunehmend schlechter werdende sozialps. Position. Eine Austauschtheorie (Ho m a n s 1968, Bl a u 19672) besagt hierzu, daß der »soziale Austausch« (der »do ut r/es«-Mcehanismus), der auf den meisten Altersstufen zum Vorteil der Partner funktioniert, dem alten Menschen gegenüber versagt. Ma r t in (1971) hebt hierzu als Beispiel hervor, wie gegenwärtig nur allzuoft vor dem Ableben des alten Mensehen der Austausch ehemals empfangenen Nutzens so weit abgeschlossen ist, daß der »Kosten-Nutzen-Vergleieh bei den letzten Erkrankungen nicht mehr die Belastung der häuslichen Pflege rechtfertigt, sondern zur Überweisung ins Krankenhaus führt« (zit. naeh Sc h n e id e r 1974.183). - Die Disengagementtheorie (Cu m m in g u. He n r y 1961) betont ähnlich die im Alter abnehmende Rollenaktivität. »Wenn der Alternsprozeß abgeschlossen ist, hat das Gleichgewicht, das im mittleren Erwachsenenalter zwischen dem Individuum und seiner Gesellschaft bestand, einem neuen Gleichgewicht Raum gegeben, das durch eine größere Distanz und durch einen veränderten Typus der Beziehungen gekennzeichnet ist« (a. a. O. 14). Die Minoritäts- und die Sozialisationstheorie beachten weitere Ausschnitte im Alternsverlauf. Die erstere mit der Betonung, daß die Alten eine Minderheit darstellen mit der generell allen Minderheiten zukommenden Negativität im sozialen Gefüge und die Sozialisationsthcse (wie bei der Mmoritätenthesc mehrere Autoren: L. Sc h n e i d e r 1974) hebt hervor, daß die Verhaltenssteucrung über das gesamte Leben immer neu gelernt

472

psychologische Diagnostik werden muß, dieses »Lernen« aber mit zunehmendem Alter versagt. Teils weil »der Alte« versagt, teils weil die Gesellschaft die notwendige Hilfsstellung verweigert. Die Ps. d. A. ist nieht bloß ein »akademisches« Forsehungsproblem. Heute muß diese Ps. sogar wichtige praktische Aufgaben lösen helfen, sowohl im Interesse des einzelnen alten Menschen, der zumeist immer noch in aussichtsloser Abwehr gegen sein individuelles Alterssehieksal angeht, wie nicht minder im Interesse der Gesellschaft, die dadurch, daß die Alten zu einem Massenproblem geworden sind, gleichfalls vor einer nur schwer lösbaren Situation steht.© Le h r 1972, Re im a n n u. Re im a n n 1974, H.-D. Sc h n e id e r 1974 psychologisch, auf die Psychologie bezüglich, zur Psychologie gehörig. Vgl. psychisch psychologische Diagnostik, die in Abgrenzung

zu anderen diagnostischen Verfahren (z. B. medizinische Diagnostik) gewählte Bez. für alle Methoden und deren Anwendung, welche zur Messung bzw. Beschreibung interund intraindividuellcr ps. Unterschiede verwendet werden. Während vereinzelte unsystematische, aber aueh systematische Versuche zur Diagnose und Prognose von Verhaltensweisen bis in die frühe chinesische und urchristliehe Kulturepoche zurüekreiehen, isteincwissensehaftl.ps. D.in der westlichen Welt erst zu dem Zeitpunkt zu verzeichnen, als neben der am klassischen Experiment orientierten exp. Ps. die Fragestellung nach persönliehkeitsbedingten, zwischen Individuen variierenden Reaktionsweisen erkannt, als Fragestellung formuliert und systematisch untersucht wurde. Als Begründer dieser different. Betrachtung ist F. Ga l t o n zu nennen, der den Anstoß für ps. d. Methoden gegeben hat. Für den Bereich der temperamentsbezogenen Eigenschaften wurden entsprechende Initiativen zur Entwicklung objektiver Meß- bzw. Beschreibungsverfahren dureh pragmatische Fragestellungen der Systematisierung u. Ökonomisierung von psychiatrischen Klassifikationen angeregt. Obwohl die Forsehungsbemühungen seit einem halben Jhd. auf diesen Gebieten intensiv vorangesehritten sind, ist zum heutigen Zeitpunkt in keiner Weise weder im Bereich der Grundlagenforschung, noch in der Anwendung ein Forsehungsstand erreicht, welcher als befriedigend bezeichnet werden kann. Während über längereZeitdieexp. unddiedifierent. Ps. in keinem aufeinander bezogenen Verhältnis standen, wird erst heute die Beziehung von ps. D. und allg. (exp.) Ps. wieder gefordert. Diese Verbindung liegt nahe, da die formale oder logisehe Struktur des Experiments und des Tests gleich oder ähnlich ist. Nur die Ziele der beiden Verfahren sind unterschiedlich. Während das 'Experiment über eine Anzahl von Pbn zu allg. Gesetzmäßigkeiten kommen will, soll ein Testwert bei einer Vp die

Psychologismus Ausprägung einer Dimension oder Funktion innerhalb eines definierten Kontinuums angeben. Genau wie im Experiment ein Verhalten über eine Aufgabe provoziert wird, zielt der Test auf eine Verhaltensstichprobe ab. Von dieser Verhaltensstichprobe soll auf ein zu diagnostizierendes bzw. prognostizierendes Verhalten geschlossen werden. Dieser Schluß vom Index zum Indizierten kann nicht beliebig gezogen werden. Die empirische Sicherung der Beziehung von Testverhalten und Realverhalten wird über verschiedene Stationen der Ermittlung der /’Testgütekriterien vorgenommen. Weist ein solches diagnost. Verf. die Kriterien der Standardisierbarkeit und Kontrollierbarkeit auf, so spricht man von einem Test. Eine in diesem Gesamtrahmen zu sehende Forschungssystematik ist die der Einteilung und Abgrenzung von Variablen oder Variabienbereichen. Daraus resultiert die mögliche Einteilung der psychodiagnostischen Tests nach den Variablen der /'Intelligenz, der ’’Persönlichkeit, der /Motive und ”Einstellungen. Während der Sektor der intellektuellen und allgemeinen Leistungen sowohl durch theoretisch gut fundierte als auch von der Praxis her als relevant geforderte Verfahren mit Tests gut repräsentiert ist, haben die auf die Persönlichkeitseigenschaften übertragenen Methoden zu einem wesentlich weniger befriedigenden Stand geführt. Entsprechend der im grundlagenwissenschaftlichen Bereich noch nicht weit fortgeschrittenen Motivations- bzw. Interessenanalyse sind auf diesem Gebiet nur wenige, wissenschaftl. fundierte Verfahren zu verzeichnen. Der Sachverhalt, daß psychodiagnostisch relevantes Verhalten sich in sehr verschiedenen Situationen beobachten, provozieren, aus werten undanwenden läßt, und daß es sehr viele Vorstellungen und Definitionen von Persönlichkeit gibt, hat gleichfalls zur heutigen Situation beigetragen. Auch der Umstand, daß sich sehr viele Verfahren in der Standardisierung nicht bewährt oder grundsätzlich für diese nicht geeignet haben, reduziert die Vielfalt an möglichen Informationsquellen. Auf diese Weise haben sich in der Anwendung die ''Persönlichkeitsfragebogen, die /’objektiven Tests und die 'projektiven Verfahren mit unterschiedlicher Bewährung durchgesetzt. Wenn auch die Funktion der ps. D. vorrangig als diejenige der optimalen Hilfe für die Entscheidungsfindung betrachtet werden kann, so sollte nicht unberücksichtigt bleiben, daß zwischen ps. D. und empirischer Persönlichkeitsforschung ein Interdependenzverhältnis besteht. Die Persönlichkeitsforschung erarbeitet den Rahmen, in dem sich die ps. D. beschreibend, messend, klassifizierend, prognostizierend bewegt. Auf der anderen Seite sind die Verfahren derps. D. Meßverfahren und Hilfsmittel für die empirische Persönlichkeitsforschung. Die ps. D. muß bezüglich der von ihrzu diagnostizierenden Einheiten und der damit in Zusammenhang stehenden Meßtechniken gewisse Grundan-

Psychom

nahmen machen. Die klassische Diagnostik geht im ersten Punkt von relativ konstanten Eigenschaften und Dimensionen aus und hat für die Meßstrategien hauptsächlich die /’Testtheorie zugrunde gelegt. So haben Mißbrauch der Testverfahren, inadäquate Anwendung, die mangelnde Bereitschaft, überalterte Verfahren aufzugeben und neue, adäquate Konzeptionen zu realisieren, das Unbehagen in der ps. D. über die Grenzen der wissenschaftl. Kontrolle und Anwendung zu den von der ps. D. betroffenen Pbn und der breiten Öffentlichkeit getragen. In dem Maße jedoch, in dem auf der Grundlage von bewährten Verfahren neuere Konzeptionen mit einbezogen werden, wird sich die

Qualität von wissenschaftl. fundierten und bewährten Verfahren gegenüber unqualifizierten Techniken als Vorteil herausstellen. Verbesserungen bisheriger Methoden und die Verwirklichung neuer Ansätze kennzeichnen heute bereits die ps. D. So‘ wird z. B. zur Erhöhung der Ökonomie von diagnostischen Maßnahmen und zur Stärkung der Effektivität auf die Computerhilfe zurückgegriffen (/Computerdiagnostik). Im Bereich der Meßverfahren kommt den /objektiven Tests (speziell psychophysiol. Meßverfahren) mehr Bedeutung zu. Auch die für klinische und therapeutische Zwecke notwendige Diagnostik des Einzelfalls, z. B. speziell für therapeutische Kontrollen, wird von der ps. D. in neuerer Zeit stärker aufgegriffen. © An a STa s i 1968, Ar n o l d 1972, Cr o n b a c h 1970, Ha r t m a n n 1970, Me il i 19655 Hä-R Psychologismus, die Überbewertung des Psychologischen. • Im Begr. P. steckt auch die Frage, ob die Psychologie eine Wissenschaft der Erkenntnis der Gesetzmäßigkeiten und der Normen oder der einseitigen, zergliedernden Beachtung von Fakten sei. Mit der Bez. P. wird dann letzteres kritisiert. Psycholyse, psycholyt. Therapie, die von R. A. Sa n d is o n u . a. in den USA eingeführten Verfahren der Ergänzung der psa. Behandlung durch Anwendung von /Halluzinogenen (LSD, Meskalin) Psycholytika /Psychopharmaka Psychom, Bez. für das psychische Geschehen (so bei Ha e c k e l und Fo r e l ). He l l pa c h hat den Begr. auch für die seelische Verfassung im Zusammenhang mit dem körperlichen (auch krankhaften) Geschehen (unter Berufung auf Ha e c k e l s /Genom) eingeführt. Der Begriff umfaßt damit Anteile der Gesamtpsy473

Psychometrie

ehe bzw. die seelischen Miterseheinungen physiseher Prozesse: z. B. Ermüdungs-, Hunger-, Fieberpsychom, P. der Tuberkulose, der Grippe. Das Wort ist nieht im sonst medizinisch üblichen Sinne gebildet.© He l l pa c h Psychometrie, ursprünglich die Untersuchung der zeitlichen Verhältnisse in den seelischen Vorgängen, heute die Messung ps. Erscheinungen ganz allgemein, aueh das Forschungsgebiet, das sich mit der Messung des Ps. beschäftigt. Die P. hat sich aus der * Psychophysik entwickelt, ihr Gegenstand ist jedoeh weit umfangreicher. Ihre Aufgaben bestehen in der Untersuchung der funktionalen Beziehungen zwischen ps. oder zwischen ps. und nichtps. Variablen und damit in Zusammenhang in der Herstellung ps. Skalen (/'Skala, Skalierung). Es handelt sich dabei (a) um Beziehungen zwischen Reizen und den dadurch hervorgerufenen Erlebnissen. (Dies ist der Problemkreis der Psychophysik im herkömmlichen Sinn.) Der Ausdruck »Reiz« ist dabei weit gefaßt, es können damit alle Gegebenheiten außerhalb des Organismus gemeint sein. Weitere Forschungsbereiehe bilden (b) die Beziehungen zwischen körperlichen (physiologischen) Vorgängen und ihren ps. Korrelaten (z. B. zwischen einer körperlichen und einer emotionalen Veränderung) und (c) die funktionalen Beziehungen der ps. Variablen untereinander, z. B. zwischen der Verlaufszeit eines seelischen Vorgangs und dem Grad der Motivation. Die unter (b) und (c) genannten Problemkreise sind bis jetzt weit weniger erforscht worden, als der unter (a) angeführte, doch bildet die psychometrische Forschung einen Schwerpunkt der ps. Forschung überhaupt. Sie besitzt auch wachsende praktische Bedeutung. Die psychometrischen Methoden sind die hauptsächlich in der Psyehophysik und experimentellen Ästhetik entwickelten Verfahren und deren Weiterbildungen. 'auch: Paarvergleich, Rangordnung, Sehätzverfahren, Skalierung, Wahlmethode. © Gu il e o r d , To r g e r s o n , THURSTONE, WOODWORTH-SCIILOSBERG. • In

der Parapsychologie ist P. (engl. token object reading) diejenige außersinnliche Wahrnehmung, die über (durch) ein Objekt möglieh sein soll. psychometrische Funktion (Ur b a n ), Bez. für ermittelte Abhängigkeiten, dargestellt in einer S-fÖrmigen, der "Ogiveähnlichen Kurve Psychomimetika, Substanzen, dureh die psychoseähnliehe Symptome, sog. experimentel-

474

psyehomotorische Faktoren

le Psychosen (»Modellpsychosen«) erzeugt werden. Beispiele: Meskalin. Lysergsäurediäthylamid). 'Psychopharmaka Psychomotilität 'Psyehomotorik Psychomotorik, jede Bewegung aller Organismen wäre ungeregelt und unzweckmäßig,

wenn sie ohne Ordnung und Organisation erfolgte. Dabei ist diese Organisierung mehrstufig. Es gibt Bewegungen, bei denen ein gewisser Automatismus, einige Spontaneität und Koordination zu beobachten ist. Solehe Bewegungen faßt man mit dem Begr. Motilität zusammen (z. B. Motilität der Magenund Darmwände, reflektorische Motilität). In der Motorik werden demgegenüber sehon Brücken zum Psychischen gesehlagen. Sie ist willkürlich und zeigt bestimmte ps. durchwirkte Verlaufsformen (z. B. 'Gang, "Mimik). Der Begr. Psychomotorik akzentuiert darüber hinaus weitgehend den ps. Anteil bei der Motorik. Hier sind Ausdrucksbewegungen und die Leistungsbewegungen zugehörig. - Die Erforschung aller Motorik geschieht durch Verhaltens- und Erlebnisbeobachtung einschließlich der Beachtung der anatomischen und physiologischen Vorgänge. Weitgehend werden 'Bewegungsstudien zugezogen. Alle Motorik ist abhängig vom Typus, der Konstitution, dem Gesehlecht usw. Daher auch die Möglichkeit, von einem individuellen ps. Tempo zu spreehen (persönliches Tempo). Im Vordergrund des Interesses stehen bei der Leistungsmotorik Fragen der Koordination (z. B. Beidhandkoordination), der Übung (wann, wie und in welchem Maß wird eine zweckmäßige Bewegung erreicht), des Transfers (wenn eine Bewegung beherrscht wird, beherrscht man dann auch andere), der Arbeitsökonomie (z. B. Arbeit an Kurbeln). In der Ausdrucksmotorik werden dann noch die mimischen und pantomimischen Bewegungen als Zugang zur Individualität und damit zur Persönlichkeit benutzt. Weiteres s. nächstes Stichwort. © Bu y t e n d ij k , Fo n t e s . Fr is c h e is e n , Ka m in s k y , Kl e m m psychomotorische Faktoren, um sowohl die Anzahl der gegeneinander abgrenzbaren Dimensionen zu erheben, als auch Tests zur Vorhersage des psychomotorischen Leistungsverhaltens bei Eignungsuntersuchungen verwenden zu können, wurde mit der Methode der 'Faktorenanalyse versucht, sämtliche Leistungen, bei welchen motori-

Psychoneurosen

psychomotorische Verblödung

sehe Prozesse eine Rolle spielen, auf die hinter ihnen stehenden hypothetischen Konstrukte zurückzuführen. Je nach einbezogenen psychomot. Variablen und Testverfahren wurde eine unterschiedliche Anzahl von Faktoren ermittelt. Gu il f o r d (1964) gibt in einer Matrix für die psychomot. Faktoren einen Überblick über bisher bekannte Dimensionen. Der Stärkefaktor resultiert aus Leistungsproben der verschiedenen Körperteile. Motorische Leistungsproben, bei denen der Kräfteeinsatz maßgeblich ist, um die Bewegung in Gang zu bringen, lassen sich unter den Faktor Beschleunigung oder Antrieb zusammenfassen. Die Schnelligkeit, mit der eine Bewegung dann weiter durchgeführt wird, bildet bezüglich der verschiedenen Gliedmaßen ebenfalls einen Faktor, den der Geschwindigkeit. Der Faktor des statischen Gleichgewichts resultiert aus Aufgaben des Balancierens. Werden bei etwas schwierigeren Bewegungsaufgaben Genauigkeitsleistungen verlangt, so lassen sich diese ebenfalls wieder faktoriell zusammenfassen (dynamischer Genauigkeitsfaktor). Je nachdem, welche Körperteile für die Koordination von Bewegungen benötigt werden, lassen sich H a n d g e Schicklichkeitsfaktoren oder Fingerfertigkeitsfaktoren ermitteln. Die für sportliche Tätigkeiten notwendige allgemeine Beweglichkeit läßt sich auch faktorenanalytisch unter Heranziehung solcher »Flexibilitätsübungen« als Gelenkigkeitsfaktor nachweisen (/Tab.) Pa w l ik (1968) hat die verschiedenen psychomotorischen Faktoren nach dem Grad ihrer Bestätigung zusammengestellt. Mit apparativen Tests (z.

B. /pursuit-rotor) konnte der Faktor der psychomotorischen Koordination gesichert werden. Der Faktor der Zielbewegungskoordination (aiming) wird gefunden, wenn mit Papier- und Bleistifttests Aufgaben wie dotting durchgeführt werden. Werden bei der Bewegungsausführung Handgelenk und Armgelenk mitbenutzt, so läßt sich der Faktor tapping ermitteln. Werden Arm-Hand-Bewegungen auf ihre feinmotorische Sicherheit hin beansprucht, so läßt sich aus diesen Aufgaben der Faktorder Bewegungsruhe (steadiness) ableiten. Als speziellere Faktoren der Psychomotorik ist der Faktor der Händigkeit, das allgemeine motorische Tempo und die Artikulationsgeschwindigkeit aufzuführen. Unter diesen Faktoren könnten auch noch diejenigen, .welche sich mit der Schreibmotorik in Beziehung bringen lassen, hinzugerechnet werden. © Fl e is h m a n 1954 Hä-R psychomotorische Verblödung, Bez. von

Kl e is t für die /Katatonie. Vgl. affektive Verblödung Psycho(neuro)endokrinologie, eine neuere Forschungsrichtung, die mit allen Problemen der endokrinen Verhaltenssteuerung (insbesondere bei psychopathologischen Störungen) befaßt ist. /Hormone. © M. Bl e u l e r Psychoneurosen, nach Fr e u d diejenige Gruppe der /Neurosen, deren ps. oder somatische Symptome Ausdruck einer unvollständigen Triebverdrängung auf dem Hintergrund eines chronischen, meist schon in die frühe

Kindheit zurückreichenden Triebkonflikts Art der Fähigkeit

Betroffene Körperteile

Stärke

molar

allg. Körperstärke

Rumpf

Rumpfstärke

Glieder

Gliederstärke

Hände

Finger

Stoßvermögen

Schnelligkeit

Genauigkeit statische

stat. Gleichgewicht

allg. Reaktionszeit

dynam.

dynam. Gleichgewicht

Koordination

Gelenkigkeit

molare Körperkoordination

Rumpfgelenkigkeit

Gliederpropagation

Armgeschwindigkeit

Klopfen

Handgeschwindigkeit

Fingergeschwindigkeit

Armsicherheit

Beingelenkigkeit

sicheres Armzielen

sicheres Handzielen

Handgeschick

Fingergeschick

Matrix für die psychomotorischen Faktoren (nach Gu il f o r d 1964)

475

psychonom

darstellen. Je nach der Triebabwehr und dem Triebschicksal entwickeln sich die einzelnen Formen der P. (1) hysterische Syndrome (einschließlich der zOrganneurosen); (2) die phobischen Syndrome (/Phobie); (3) die anankastischen Syndrome (zZwang); (4) die Charaktemeurosen. Die P. werden von Fr e u d den vegetativen oder zAktualneurosen gegenübergestellt. psychonom, dem Bereich des Psychischen zugehörig. seelischer Gesetzmäßigkeit unterstehend. • Bez. für alles, was nur im Zusammenhang mit seelischen Erscheinungen nachweisbar ist. Ggs.: apsychonom. psychoorganisches Syndrom, von Eugen Bl e u l e r (1857-1939) eingeführte Bez. für ps. Veränderungen, die gekennzeichnet sind durch Störungen des Gedächtnisses (Merkfähigkeit), der Affektivität, Auffassung, Urteilsbildung und Orientierung. Als Ursache werden »diffuse« Himschädigungen bei Arteriosklerose, seniler Demenz, Hirngefaßerkrankungen, Infektionen, Intoxikationen u. a. angenommen. Synonyme (bzw. syn. gebraucht) sind: z^KoRSAKOw-Syndrom. org. Himleistungsschwächc, org.-zerebrales Defektsyndrom. amnestisches Psychosyndrom u. a. Psychopath, wörtl. der »seelisch Leidende«, d. h. der in besonderer Weise von der Norm ps. Verhaltens Abweichende. Nach K. Sc h n e id e r (1950 9) »Persönlichkeiten, die an ihrer Abnormität leiden oder unter deren Abnormität die Gesellschaft leidet«. Nach E. Ka h n (1931) sind P. »Persönlichkeiten, die aus einer Unausgeglichenheit in der Struktur ihrer Persönlichkeit Schwierigkeiten haben, sich der Gemeinschaft einzufügen, und infolgedessen versagen und dadurch leiden, aber auch die Gemeinschaft bzw. die Interessen der Gemeinschaft stören können«. In neuster Zeit wird zunehmend der Begr. P. durch den der /»abnormen Persönlichkeit« ersetzt. • Man hat-je nach betroffenen Funktionen und mehr oder weniger heraustretenden Eigenarten - unterschiedliche Formen von P. abgegrenzt, teils unsystematisch, teils in Anlehnung an vorhandene ^Typologien. So spricht man von: anankastischen, asthenischen, autistischen, depressiven, dysphorischen, dysthymen, emotiven, epileptoiden, erregbaren, euphorischen, explosiblen, fanatischen, gcltungssüchtigcn, gemütlosen, haltlosen, heboiden, heiteren, hyperthymen, hypochondrischen, hypomelancholischen, hy-

476

Psychopathologie

pothymen, idiopathischen, kriminellen, paranoiden, phlegmatischen, poikilothymen, querulatorischen, schizoiden, stimmungslabilen, triebanomalen, willenlosen, zyklothymen P. /Psychopathie Psychopathia sexualis (Kr a f f t -Eb in g ), alte Bez. für die krankhaften Abweichungen des Geschlechtstriebes Psychopathie, wörtlich die »Krankheit« des ^Psychopathen. 1888 wurde erstmals durch den Psychiater J.L.A.Ko c h © die Formgruppe »psychopathische Minderwertigkeit« abgegrenzt. Die P. bezieht sich vor allem auf eine abnorme (negative) charakterliche Abweichung (Affektivität, Willensbildung). Die Schwierigkeit der Abgrenzung der P. gegenüber Formen der Psychose und Neurose hat dazu geführt, daß der P.begriff heute vielfach gemieden wird. Auch die Frage, was bei der P. als Anlage mitgegeben und was als im Leben erworben anzusehen ist, bleibt offen. Bisweilen wird gefordert, den P.begriff auf solche Abnorme zu beschränken, die zur Führung eines selbständigen und sozialen Lebens unfähig sind. © Ba s h , Bl e u l e r , Br u n , Ho f f , Ja s pe r s , K. Sc h n e id e r 1950 9 Psychopathologie, die Wissenschaft von den krankhaften Veränderungen des Seelenlebens (besonders von den Psychosen und Psychopathien). Sie bildet die wissenschaftliche Grundlage der Psychiatrie. - Der Entwicklung nach geht die P. entsprechend der Bedeutung ihres Themas weit zurück. Man kann Th o m a s iu s v o n Aq u in mit seinem Kommentar zum ersten ps. Lehrbuch »de anima« von Ar is t o t e l e s an die Spitze stellen, da dieser dort - allerdings von einem philosophischen Standpunkt ausgehend - auch ps. Störungen beschrieben hat. Neuzeitlichen Auftrieb bekam die P. jedoch erst im 19. Jhd. mit dem gleichzeitigen Wachsen der Psychiatrie und Neurologie und insbesondere durch die Erkenntnisse um die Hypnose und Suggestion, sowie um die Hysterie. Namen wie Be r n h e im , Lie b a u l t , Ja n e t , Ch a r c o t , Ri b o t belegen dies, wozu fiir das 20. Jhd. die Anregungen kommen, die von S. Fr e u d und seinen Nachfolgern ausgehen. Nicht minder hat die Psychiatrie und ihre Wandlung auf die Entfaltung der P. gewirkt. Die »Schilderer« (wie Gr ie s in g e r , Kr a e pe l in und viele andere), ebenso die gegensätzlichen »Analytiker« (We r n ic k e u . a.) sind hierbei die Anreger bis K. Ja s pe r s dann die P. »zum Rang einer methodisch gegliederten Wissenschaft« er-

Psychopharmaka

Psychopharmaka

hob - wie Ko l l e sagt. © Ba s h , Bl e u l e r , Br u n , Gr u h l e , Ho f f , Ja s pe r s , Ko l l e , Kr e t s c h m e r , Le ib b r a n d , Wy r s c h Psychopharmaka, Substanzen (Wirkstoffe, /Drogen), die am ZNS (z. T. über das VNS) ansetzen und das Erleben wie das Verhalten (überwiegend reversibel) verändern. Zu den P. gehören viele Stoffe (neben den beruhigendenanregendenunderregenden Arzneimitteln auch Genussmittel wie Kaffe, Tee und Alkohol). Vielfach läßt man heute nur noch die modernen, seit 1952 chemisch neu entwickelten und zu weltweiter Verbreitung gekommenen Stimulantien, Tranquillantien, Neuroleptika

und Psychotomimetika (Halluzinogene) als P. gelten.-Die Vielzahlunddie Wirkungsvielfalt hat es mit sich gebracht, daß die P. mit sehr verschiedenen Bez. belegt sind und auch nur unbefriedigend systematisch geordnet bzw. klassifiziert werden können. Faktoren wie die Dosierung,dieSituation,indersichder Patient oder Benützer befindet, aktuelle und habituellePersönlichkeitsmerkmalevariieren zudem die Substanzwirkung oft entscheidend. Dies hat auch zu unterschiedlichen Einteilungen der P. für den Bedarf einzelner Fachgebiete (Pharmakologie, Psychiatrie, Psychologie) geführt. /Tabelle

Bezeichnungen für Gruppen von psychotropen Substanzen und deren Wirkungsweise

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Analeptika Analgetika Antidepressiva Anxiolytika Ataraktika Eidetika Energetika Exci tantia Halluzinogene Hypnotika major tranquilizer minor tranquilizer Narkotika Neuroleptika

anregend aktivierend belebend z. B.Nrn. 1,3,7,8,18, 20,26,29, 31,33,41

15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

Neuroplegika Phantastika psychodelics Psychoanaleptika Psychodysleptika Psychoenergizer Psycholeptika Psycholytika Psychoplegika Psychosedativa Psychosomimetika Psychostimulantien Psychotogene Psychotomimetika beruhigend dämpfend entspannend z. B. Nrn. 2,4,5,10,12, 13, 14, 15, 18,31,32,36,37,38

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41

Psychotonika Psychotoxika Relaxantien Sedativa Stimulantien Thymoanaleptika Thymoleptika Thymoplegika Tranquilizer Tranquillantien truth drug Wahrheitsdroge Weckamine abnorme Zustände erzeugend z. B. Nm. 6,7,9, 16,17.19 25,30

Analeptika: anregende bis erregende Substanzen; Analgetika: Mittel zur Schmerzminderung bzw. -ausschaltung; Antidepressiva : Mittel zur Stimmungsaufhellung, Dämpfung der Unruhe und Agitiertheit bei Depressiven; Ataraktika : Beruhigungsmittel; Anxiolytika : von Angst befreiende Wirkstoffe; Eideti ka : bilderspendende Wirkstoffe; Energetika: syn. mit Psychotonika; Exci tantia : Atmung, Herzu. Kreislauf anregende Mittel; Halluzinogene: Halluzinationen erzeugende Stoffe; Hypnotika : Schlafmittel ;maj or tranquilizer :syn.mit Psycholytika; minor tranquilizer: syn. mit Tranquillantien; Narkotika : Narkoseeinleiter; Neuroleptika: vegetativ ausgleichendc, psychisch dämpfende, aber ohne Bew.beeinträchtigung wirksame Mittel; Neuroplegika: syn. mit Neuroleptika; Phantastika : syn. mit Halluzinogene; psychodelics: syn. mit Psycholytica; Psychoanaleptika: Substanzen mit vorwiegend anregender Wirkung (dazugehörig: Stimulantien, z.T. Antidepressiva); Psychodysleptika : syn. mit Psycholytika; Psychoenergizer : syn. mit Antidepressiva und Psychotonika; Psycholeptika : Substanzen mit vorwiegend dämpfender Wirkung (dazugehörig: Neuroleptika, Tranquilizer, Hypnotika, Narkotika); Psycholytika: syn. (mehr/minder) mit Eidetika, Depcrsonalisantien, Phantastika u.a. Gruppenbcz. für Substanzen, die einen von der personeigenen Norm abweichenden Zustand hervorrufen; Psychosomimetika : Auslöser psychoseähnlicher Zustände; Psychot onika : Stoffe mit anregender Wirkung, syn. mit Psychostimulantien; Psychotoxika : syn. Halluzinogene, Psychosomimetika; Relaxantien : Mittel mit entspannender, ausgleichender Wirkung. 477

Psychopharmakologie

Psychopharmakologie, Teilgebiet der ^Phar-

makologie, das sieh mit der Erforschung physiologischer, biochemischer und ps. Wirkungen von chemischen Stoffen befaßt, insbesondere den psychotropen Substanzen. ’Pharmakopsyehologie, /Psychopharmaka J-E Psychophonetik, neuere und randunseharfe Bez. für ein uneinheitliches Forschungsgebiet mit heterogenen ps. Fragestellungen, die mit der 'Phonetik des lautspraehlichen Verhal-

tens ( ’Sprechen) zu tun haben (formal analoge Bildungen: Psyehosemantik, Psyehosyntaktik). Im Rahmen einer P. kann man Probleme behandeln, die Zusammenhängen (1) mit der Psychomotorik der /Artikulation; (2) mit psychisch oder zentralnervös bedingten Störungen der Artikulation (/Sprechstörungen); (3) mit der phonetischen Seite der Sprachwahrnehmung (/Sprachrezeption), insbesondere (4) mit der perzeptiven Verarbeitung phonetischer Reizmuster im internalisierten System der einzelspraehlichen ’’Phoneme (Lautklassen) und ihren /distinktiven Merkmalen (Ja k o b s o n u. Ha l l e 1956); (5) mit der Silbengliederung ( 'Silbe) des phonetischen Reizflusses; (6) mit diachronischen (sprachgeschichtlichen) Phänomenen wie Lautverschiebungen unter ps. Aspekt; (7) mit dem Zusammenhang zwischen der Lautgestalt eines Wortes und der zugeordneten Bedeutung ( 'Lautsymbolik, ’Lautgebärde, 'Lautmalerei); (8) mit intraindividuellcn Varianzen der ’Phonation (Realisierung des phonetisch Standardisierten) bei verschiedenen Motivations- und Affektlagen; (9) mit interindividucllen Varianzen der Phonation, insbesondere habituellem Sprechausdruck ( 'Sprachdiagnostik), der mit generellen Merkmalen der individuellen Persönlichkeit Zusammenhängen kann (/Ausdruckspsychologie). E-L

Psychophysik, Lehre von der Beziehung zwischen Seele und Körper, insbesondere die Wissenschaft von den Beziehungen zwischen physischen Reizen und den ihnen entsprechenden Erlebnissen. Das Interesse der P.

richtete sich im Laufe ihrer historischen Entwicklung auf verschiedene Teilprobleme: Das älteste Problem der P. ist die Bestimmung von 'Reizschwellenund 'Untcrschiedsschwellen für die verschiedenen Sinnesempfindungen. E. H. We b e r (1834) entdeckte bei Untersuchungen über den Tastsinn die nach ihm benannte Regelhaftigkeit ( 'WEBERsehes Gesetz), daß die relative Intensitätsunterschiedsschwelle (zumindest in mittleren Rcizbcrcichen) eine Konstante darstcllt. G. Th. Fi c e in e r und G. E. Mü l l e r entw ickelten die wichtigsten Methoden zur Bestimmung von Reizund Unterschiedsschwellen ( 'Grenz-, 'Konstanz- und 'Herstellungsverfahren).

478

Psychophysiologie

G. Th. Fe c h n e r (1850), der als Begründer der wissenschaftlichen P. gilt, leitete aus dem We b e r schen Gesetz unter Hinzufügung der Annahme, daß eben merkliche Unterschiede über die ganze Skala der Reizgrößen hinweg subjektiv gleich groß seien, das nach ihm benannte 'FECiiNERsehe Gesetz E = k log R + c ab, wonach die Empfindungen E in arithmetischer Reihe wachsen, wenn die Reize R in geometrischer Reihe zunehmen. Pl a t e a u (1872) und Me r k e l (1888) gingen nicht, wie Fe c h n e r , von Schwellenbestimmungen und Zusatzannahmen überdie Größe eben merklicher Empfindungsunterschiede aus, um die Empfindungsgrößen zu skalieren (indirekte Skalierungsmethoden), sondern benützten Verfahren, welche eine direkte Beurteilung der Größenbeziehungen von Empfindungen durch die Vp erforderten, heute als »direkte Skalierungsmethoden« bezeichnet ( ’Skalierung). So entwickelte der Erstgenannte die »Methode der mittleren Abstufung«, welche die Herstellung eines Reizes verlangt, der empfindungsmäßig in der Mitte zwischen zwei vorgegebenen Reizen liegt. Letzterer wandte bereits die sogenannte »Verhältnisherstellungsmethode« an, indem er Reizstärken subjektiv verdoppeln ließ. Die Beziehung der solcherart gewonnenen subjektiven Skalenwerte 0 zu den Reizwerten

n. Diese Art der Korrelationsteehnik, die sieh in statistischer Hinsieht in keiner Weise von der übliehen RTeehnik unterscheidet, geht auf St e ph e n s o n zuriiek. Mi-A Q-Sortierung, etwa 100 Karten, von denen jede mit einer Feststellung (z. B. »ieh fühle mich oft erniedrigt«, »ich habe Zweifel an meiner Fähigkeit«) bedruekt sind, werden von der Vp nach dem Grade des ZutrefTens auf sie selbst oder einen anderen Mensehen bzw. einem Wunsehbilde ihrer selbst in eine Anzahl von Gruppen sortiert. Mehrere Sortierungen lassen sieh miteinander korrelieren. Vergleicht man die Sortierungen zweier Mensehen, so kann der KorrelationskoefTizient der beiden Sortierungen als ein MaßderÄhnliehkeit dieser Mensehen angesehen werden. Eine faktorenanalytisehe Behandlung der Korrelation der Sortierungen einer größeren

Q-Technik

Anzahl von Menschen kann somit theoretisch als Ausgangspunkt einer empirischen Typologie gewertet werden (Typenanalyse). • Eine wesentliche Bedeutung hat die Q-S. fur die Feststellung der Ähnlichkeit zwischen Wunschbild und Selbstbild. Hier handelt es sich um eine Korrelation von zwei Sortierungen derselben Vp unter verschiedenen Gesichtspunkten. Die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der Wunschbildsortierung und Selbstbildsortierung hat sich empirisch als ein wichtiger Hinweis für innere Unausgeglichenheit erwiesen. Die Verschiebung einer solchen Korrelation bei therapeut. Behandlung läßt sich durch wiederholte Sortierungen gut verfolgen und erlaubt Einblick in den Erfolg der Behandlung. • Die Q-S. wurde von Ro g e r s und St e ph e n s o n entwickelt. Der Buchstabe Q. bezeichnet den Ansatzpunkt der Methode im Sinne der Q-Technik der /Faktorenanalyse. ® Ho f s t ä t t e r , St e ph e n s o n

Q-Technik, syn. Q-Analyse, eine /Faktorenanalyse, die von Q-Korrelationen ausgeht. Da bei der Q-T. Personen faktorisiert werden, können die extrahierten Faktoren als Typen interpretiert werden. Die Faktorenmatrix einer Q-T. enthält die Faktorenladungen der einzelnen Personen in den Typenfaktoren. Zwischen R- und Q-Technik besteht insofern Reziprozität, als die Faktormatrix der R-Technik gleich der Faktorenwertmatrix der Q-Technik ist, und umgekehrt. zKo-

variationsschema, /'R-Technik

Mi-A Quadrat, griechisch-lateinisches, als Ausweitung des lateinischen Quadrats können mit dem g.-l. Q. vier Variationsquellen untersucht werden. Das Prinzip dieses varianzanalytischen Versuchsplanes ist dasselbe wie das des lateinischen Quadrats. Wie dort können auch hier nur die Haupteffekte (Zeilen, Spalten, lateinische und griechische Buchstaben) statistisch überprüft werden, nicht aber /Wechselwirkungen zwischen den untersuchten Variablen. Vgl. Quadrat, lateinisches Quadrat, lateinisches, varianzanalytischer Versuchsplan, in dem drei Variationsquellen (verteilt auf Zeilen, Spalten und Buchstaben) realisiert werden können. Dabei steht in jeder Zeile die Kombination von drei Versuchsbedingungen. Da jede mögliche Dreierkombination von Variationsmöglichkeiten nur ein einziges Mal vorkommt, ist das 1. Q. sehr ökonomisch im Vergleich mit dem entsprechenden dreifaktoriellen Versuchsplan. Für

Qualität

die Anordnung der Versuchsbedingungen (jede Stufe des 3. Faktors darf nur einmal in jeder Zeile und Spalte vorkommen) gibt es immer verschiedene Möglichkeiten, die mit der Größe des Planes stark zunehmen. Mit dem 1. Q. können nur Haupteffekte, aber keine /Wechselwirkungen untersucht werden. Quadrate-Test © He c t o r quadratische Abweichung, syn. Abweichungsquadrat, die quadrierte Abweichung einer Maßzahl vom Mittelwert der Verteilung. Die q. A. findet bei der Berechnung verschiedener statistischer Kenngrößen Anwendung. Mi-A quadratischer Trend /Trend Quadratsumme ist die Summe der quadrierten Abweichungen der Maßzahlen von ihrem Mittelwert. Ex2 = E(X- Mx)2 = ZX2-(-^I

Sie bildet den Zähler in der Formel zur Berechnung der Varianz. Werden aus einer Population mehrere Stichproben entnommen, läßt sich die Q. aller Maßzahlen aus allen Stichproben (»Quadratsumme Total«), d. h. die Summe der quadrierten Abweichungen der Maßzahlen vom gemeinsamen Mittelwert, in verschiedene additive Komponenten zerlegen: (1) die »Q. innerhalb«, die mittlere Q. aus den einzelnen Stichproben, (2) die »Q. zwischen«, die Summe der Abweichungsquadrate der Stichprobenmittelwerte vom gemeinsamen Mittelwert (Mm ). Über beide Q. läßt sich die Populationsvarianz genauer abschätzen als auf Grund einer einzelnen Stichprobenvarianz, da sie auf einer größeren Anzahl von Freiheitsgraden beruhen. Die Tatsache, daß in die »Q. zwischen« auch etwaige Unterschiede zwischen den Stichproben eingehen, wird in der Varianzanalyse, beim Vergleich mehrerer Stichproben hinsichtlich der zentralen Tendenz, nutzbar gemacht, und die Schätzung der Populationsvarianz auf Grund der »Q. zwischen« mit der auf Grund der »Q. innerhalb« (der Fehlervarianz) verglichen. /'Varianzanalyse Mi-A Quadrattäuschung, bei zwei gleich großen Quadraten, von denen das eine auf der Spitze

Qualifikation /Leistungsbewertung Qualität, Eigenschaft, Beschaffenheit, Eigenart, das nicht meßbare »Wie« und »Was« der Dingei. Ggs. zur /Quantität; auch svw. Gü-

487

Querdisparation

qualitative Merkmale

te. • In der Ps. wird unter Q. die Eigenart eines Erlebnisinhaltes als nicht weiter zu definierende Tatsache verstanden, z. B. bestimmte Farbe, bestimmter Ton, bestimmtes Gefühl. Innerhalb der Qualitäten der Empfindungen unterscheidet man die /Modalitäten, /’auch: Intensität. • Bei Fr e u d sind das Bewußte, das Vorbewußte und das Unbewußte ps. Qualitäten. qualitative Merkmale, q. M. können ausschließlich in inhaltlich verschiedene Klassen einer Nominalskala gegliedert werden, zwischen denen keine zahlenmäßigen Relationen bestehen. Naeh Anzahl der möglichen Klassen wird zwischen Alternativmerkmalen (z. B. Gesehleeht)u.mehrklassigenq. M.(z. B. Familienstand) unterschieden. Q. M. sind diskrete (diskontinuierliche) Variablen. /Skala Mi-A Qualitätsstadium /Apperzeptionsstadium Quantenmechanik, Mechanik der Atomelektronen. -’'Theorien, physikalische Quantentheorie /Theorien, physikalische Qualifikation, die Rückführung von Qualitativem auf Quantitatives, z. B. die Rückführung der Farbqualitäten auf die ihnen entsprechenden Sehwingungszahlen. • In der naturwissenschaftlichen Forschung ist Q. ein unbedingt notwendiges Verfahren, da durch sie eine exakte Bestimmung der Erscheinungen ermöglicht wird und sie vergleichbar und überschaubar und in ihren Wirkungen und Abhängigkeiten erkennbar werden. Im übrigen ist die Q. häufig eine Voraussetzung der Theorienbildung. In der Ps. ist die Q. mit einer gewissen Vorsicht anzuwenden. Vor allem ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß die ps. Vorgänge nicht selbst, sondern nur ihre Äußerungen exakt erfaßt werden können. Quantifizierung, die Zuordnung von Zahlen zu Merkmalen. Handelt es sieh dabei um qualitative Merkmale, kann eine Q. nur dureh Zählung, d. h. Feststellen von Klassenhäufigkeiten erfolgen. Bei quantitativen Merkmalen ist Q. gleichbedeutend mit Messung. Mi-A Quantität, Menge, Anzahl, allg. meßbar i. Ggs. zur ^Qualität. • In der Ps. ist Q. insbesondere die Grundlage aller quantitativen Methoden. quantitative Merkmale, variieren in ihrem Ausprägungsgrad und sind daher (grundsätzlich) einer Messung zugänglich. Es wird angenommen, daß q. M. kontinuierlich sind, dies avch dann, wenn die angewendeten Meßmethoden nur diskontinuierliche Werte ermög-

488

lichen (z. B. Gedächtnis: Anzahl der gemerkten Elemente). Je naeh Art der möglichen Quantifizierung wird zwischen Ordinal-, Intervall- und Verhältnisvariablen unterschieden. Mi-A Quartalstrunksucht, /Dipsomanie Quartile, jene drei Werte einer Häufigkeitsverteilung, die diese in vier gleich große Bereiche teilen. Bis zum l.Q. einer Verteilung liegen daher 25% aller Fälle, bis zum 2., dem Median, 50% und bis zum 3.Q. 75%. Das 1. und 3. Q. werden aueh als unteres und oberes Q. bezeichnet. Q. werden zur Bestimmung von Dispersionsmaßen für Ordinalvariablen (mittleres Quartil) und zur Bestimmung der Schiefe und des Exzesses einer Verteilung verwendet. Mi-A Quartimax-Mcthode, analytische Methode der Rotation einer Faktorenmatrix zur /Einfaehstruktur. Die Varianzen der Faktorenladungen pro Variable werden maximalisiert. "Faktorenanalyse M-R Quasibedürfnis, eine von Le w in (1926) eingeführte Bez. für Bedürfnisse, die neben den »echten« nur im Ansatz (aber nicht bedeutungslos) vorliegen. • Nach Ze ig a r n ik Nacheffekte unerledigter Handlungen. Quellenvenvertungs-Test ® Gie s e Querdisparation, Bez. für die Verschiebung der Netzhautbilder in horizontaler Richtung, b

c - fixiertes Stäbchen b entferntes Stäbchen, b'b - zugehörige Doppelbilder entspr. Netzhautpunktc a nahes Stäbchen a'a - zugehörige Doppelbilder entspr. Netzhautpunkte

Querfunktion

die beim Fixieren infolge der Konvergenz der Augen eintritt. Alle in größerer Entfernung vor und hinter dem /Horopter liegenden Punkte werden doppelt abgebildet, nur die Horopterpunkte fallen auf identische oder korrespondierende Netzhautstellen und ergeben daher nur ein Bild. Die Doppelbilder werden gewöhnlich nicht bemerkt, da die Aufmerksamkeit nicht auf sie gerichtet ist. Fixiert man aber im Versuch bei zwei in einigem Abstand und hintereinander vor die Augen gehaltenen Bleistiften den näheren, so erscheint der fernere doppelt, wird der fernere fixiert, so erzeugt der nähere ein Doppelbild. Die Q. dient ebenso wie die in den weiteren räumlichen Dimensionen wirksamen Längsdisparation und Höhendisparation der /Tiefenwahmehmung. Querfunktion zSchcinbewcgungen Querschnittsuntersuchung (-modell), diagnostische Untersuchung zur Ermittlung bestimmter Fakten in den verseh. Abhängigkeiten. Z. B. Ermittlung der Leistungsfähigkeit in der Abhängigkeit vom Alters- bzw. Entwicklungsfortschritt. Um generelle Aussagen machen zu können (und damit ein Querschnittsmodell zu bieten), müssen Personengruppen herangezogen werden, die für die in Frage stehenden Fakten repräsentativ sind. Vgl. Längsschnittuntersuchung Querulant [lat. queri klagen, sich beschweren], ein Mensch, der sich leicht ins Unrecht gesetzt fühlt und dann starrsinnig auf seinem vermeintlichen oder tatsächlichen Recht besteht, wobei sein Verhalten in keinem vernunftgemäßen Verhältnis zur Situation steht. Querulantenwahn, das auf einem /Wähn beruhende Querulieren

R, Symbol für response, Reaktion R, Reiz (namentlich in der Psychophysik) r, Korrelationskoeffizient (s. d.) Radikal [lat. radix Wurzel], zur Wurzel gehörig, von Grund aus. Als Verhaltensbezeichnung svw. übergründlich, im Sprachge-

brauch auch svw. extrem. • Struktur-psychologisch hat das R. die Bedeutung von letztlich bestimmenden Grundwerten des Charakteraufbaus. Weitgehend deckt sich solcherart

Ra g o n i -SCINAs Kontrastversuch

Questionnaire, Fragebogen. Ein aus dem Französischen in die angelsächsische Ps. übergegangener und von dort in den dtsch. Sprachgebrauch gekommener Begr. für ein Inventar von Fragen. Meist dient er zur Ermittlung von Meinungen, Einstellungen u. ä. Quietiv, svw. Beruhigungsmittel

Quinkunx [lat. quincunx - von quinque = 5 und iincia = d. h. 5/I2 - in schrägen

Reihen gesetzt] (Ga l t o n ), Trichterapparat mit keilförmig angeordneten Stiften. Werden Schrotkugeln eingeschüttet, so ordnen sich diese beim Vorbeilaufen an den Stiften nach der sog. 'GAUSSschcn Fehlerkurve auf und verteilen sich nach der in der Statistik benutzten Wahrscheinlichkeitsberechnung. Apparat dient zur Darstellung der Verteilungstheorie. Quote [lat.], rechnungsmäßiger Anteil. Zugleich hat die Q. (z. B. als Stichprobenquote) in der Zusammensetzung, den Merkmalen usw. dem Ganzen zu entsprechen. /Stichprobe, /Quoten-System Quoten-System, in der /Meinungsforschung gebräuchliches Prinzip der Stichprobenauswahl. Nach bevölkerungsstatistischen Unterlagen erfolgt zunächst eine anteilmäßige Aufschlüsselung der Population (im allgemeinen nach den Kriterien Wohnort, Alter, Beruf, Geschlecht). Jeder Interviewer erhält eine Quotenanweisung, in der die Zusammensetzung der von ihm zu befragenden Stichprobe angegeben ist. Der Interviewer wählt dabei die ensprechenden Personen selbständig aus. Quotient [lat.], Ergebnis einer Division. Vgl. Intelligenzquotient, Entwicklungsquotient

das R. mit der /Primeigenschaft z. B. bei Le r s c h , der allerdings dafür das R. auf das »erbbiologische Primat« beschränkt und es für die erbbiologische Charakterkunde für zuständig erklärt, © Le r s c h Ra g o n i -s c in a s Kontrastversuch, zwischen zwei weißen Flächen, die senkrecht zueinander stehen, ist eine farbige Glasplatte so angebracht, daß sie zu jeder Fläche im Winkel von 45 steht. Ein auf der einen Fläche befindli489

Randkontrast

ches Quadrat erscheint durch das Glas betrachtet in dessen Komplementärfarbe, dagegen ein von der anderen Fläche im Glas gespiegeltes schwarzes Quadrat in der Farbe des Glases. Randkontrast, 'Kontrast Randneurose, Bez. von J. H. Sc h u l t z für eine seelische Fehlhaltung (Neurose), die beim Patienten gleichsam »außen an der Persönlichkeit« liegt bzw. von da aus erwachsen ist. Beispielsweise falsche Schlafgewohnheiten, die zur Schlaflosigkeit und darüber zu einer Neurose führen. Die R. kann als physiogen bezeichnet werden. Vgl. Neurose Randomisierung ^Zufallsauswahl randomizer 'Zufallszahlengenerator Randpersönlichkeit [marginal wan],von Pa r k geprägter und von St o n e q u is t näher ausgeführter Begriff aus der Gruppenpsychologie. Die soziale Stellung der R. ist gekennzeichnet durch die gleichzeitige Zugehörigkeit zu zwei Gruppen mit starker gegenseitiger sozialer Distanz. Hierzu kommt, daß beide Gruppen einen /Heterostereotyp gegenüber der R. entwickeln. Diese soziale Einstellung äußert sich meist in Unsicherheit oder stereotypisierendem Denken der R. Randpsychosen /'Entlastungsdepression range [engl.] 'Streubreite Rangier-Test ® Gie s e , Sa n d e r s , Tr a mm Rangkorrelationen, Bez. für alle jene Korrelationsverfahren. die auf Rangdaten aufbauen. R. wurden u. a. von Spe a r m a n ( 'Spe a r m a n scher Korrelationskoeffizient) und Ke n d a l l ( 'Ke n d a l l s t , Ke n d a l l s W) entwikkelt. Mi-A Rangordnung, die Anordnung einer Anzahl von Individuen bzw. Daten (Schätz- oder Meßwerten) nach einer Reihenfolge, z. B. die Ordnung einer Gruppe von Schülern nach der Güte ihrer Leistungen in einem Unterrichtsfach. wobei jeder einen Rangplatz erhält. Die Rangordnung wird immer hergestellt, wenn das betreffende Merkmal nicht gemessen, sondern nur im Sinne des Mehr oder Weniger beurteilt werden kann. Aus besonderen Gründen werden auch Maßzahlen in Rangplätze umgewandelt; hierbei entsteht indessen ein Informationsverlust, da die Rangplätze die ungleichen Abstände zwischen den Daten nicht wiedergeben. Rangordnungen sind der Ausgang der Rangkorrclation. sie werden auch gebildet, um den Median und die Quartile zu bestimmen. 490

Rapport

Rangordnung, soziale, (1) durch Binnengliederung der 'Gruppen entstehende hierarchische Ordnung der Positionen, denen (dadurch) ein Ort entlang eines 'Status-Konti-

nuums zukommt. (2) Soziometrische Rangordnung, definiert durch die Häufigkeiten der Bevorzugungen und Ablehnungen der einzelnen Gruppenmitglieder (Hö h n u . Se i d e l 1969 385). (3) Die Stellung in der Geschwisterreihe kann als s. R. dargestellt werden (Ad l e r ). (4) Prestige und Machtzuschreibung oder -Verteilung an Stände, Schichtungen oder Klassen in einer Kultur (davon abgeleitet: sozioökonomischer Status, SES). Ein Beispiel für (1), s. R. als Produkt des Gruppenbildungsprozesses. ist die Hackordnung auf dem Hühnerhof (Sc h j e l d e r u p -Eb b e ). Die Schlußfolgerungen aus ähnlichen Beobachtungen bei Primaten sind wahrscheinlich voreilig, wie Gina B. Ko l a t o durch die Sammlung widersprechender Befunde belegt. Danach habe die R. bei Primaten keine entsprechende soziale Funktion. Beim Menschen kann der Status (wie die Position) verliehen oder erworben sein (Lin t o n ). Eine Person kann mehrere verschieden hohe Status haben, je nach dem sozialen System, das man in Betracht zieht, die s. R. nach dem beruflichen, dem auf Freizeit-Hobby-bezogenen, dem ökonomischen oder dem bildungsmäßigen Rangordnungssystem. Die Begriffe der s. R. unter (1), (4) und evtl. (2) bestimmen jenen von Kl u t ii (1957 44) gemeinten Status des Menschen, der »das tragende Element seines Daseins, seines Selbstvertrauens und seiner Sicherheit ist«. Hoher Status ist meist mit Toleranz gegenüber Normabweichungen verbunden (ideosyitcrasy credit. Ho l l a n d e r 1958). Eine Person mit hohem Status wird (a) bewundert, (b) mit Ehrerbietung behandelt, (c) nachgcahmt, (d) als anregend und (e) als Mittelpunkt der Anziehung erlebt. (Be n o it -Sm o l l y a n , nach Ha r t l e y u . Ha r t l e y 1955 383). Für die s. R. als sozioökonomische Statusverteilung werden verschiedene amerikanische Meßmethoden von Mo o r e (1969 311 ff.) revidiert, der feststellt, daß wegen der Möglichkeit mehreren Gruppen anzugehören dieses Maß häufig kein Vcrhaltensprediktor sei; Standes-(Klasscn-)Zugehörigkeit ist also eine nur wenig analysierte soziologische, keine ps. Bedingung für das Verhalten. Streben nach Status und Statusverlust sind dagegen wichtige ps. Aspekte (Ha r t l e y u. Ha r t i e y 1955. 395 ff.). 'Prestige, 'soziale Rolle. ©Mo o r e 1969 B-S RANSCHBURGsches Phänomen, syn. Ähnlich-

keitshemmung. xGcdächtnishemmungcn RANVlERsche Einschnürung 'Nerv Rapport [frz. Beziehung], die in der Hypnose zwischen Vp und VI bestehende besondere

Raptus

Art von innerer Abhängigkeit und Bereitschaft zur Befehlsausführung. • Allg. ist R. die »auf Befehl« erfolgte Berichterstattung. Raptus [lat. rapere fortreißen], Bez. (besonders in der Psychiatrie) für eine abrupt einsetzende, anfallsartig auftretende, heftige, aggressive Handlung RAS * ARAS Rasse, (biol.) Unterart, Subspezies, gut von anderen R.n unterscheidbare Gruppe von Populationen, die jedoch mit anderen solchen Gruppen bastardisiert und fließende Übergänge bildet, also nicht genetisch isoliert ist. 'Art Sch-S Rasseneinteilung, in Europa unterteilt man in: westische (mediterrane), nordische, ostische, alpine R. und Untertypen wie fälische, ostbaltische, dinarische R. Zudem sind Urrassen, Grundrassen und Mischrassen unterschieden worden. - Die mongolische Rasse umfaßt neben den Mongolen, Chinesen, Koreanern, Japanern, Malaien die Indianer, Turktataren, Eskimos und ural-altaische Völker. - Für die Einteilung spielen vor allem körperliche Merkmale wie Größe, Kopfform, Augenfarbe, Haarfarbe u. a. m. eine Rolle. © Eic k s t e d t , Sa l l e r Rassenpsychologie, mit der körperlichen Differenzierung der Hominidenrassen gehen ps. Differenzierungen einher, die jedoch sehr schwer eindeutig zu fassen sind, da in alle sog. Rassenmerkmale die allgemeinen Variationen der Konstitution, Struktur, des Charakters, der äußeren Einflüsse i. w. S. hineinragen. Solche Problematik zeigt die von Cl a u s s gegebene ps. Zuordnung: Nordische Rasse = Leistungsmensch, fälische = Verharrungsmensch, westische = Darbietungsmensch (will anderen gefallen), orientalische = Offenbarungsmensch (bezieht alles auf Gott), vorderasiatische = Erlösungsmensch (zwiespältig, hoher Idealist oder radikaler Materialist), ostische (alpine) = Enthebungsmensch. «Rassenseelische» Schematisierungen und voreilige Vereinfachungen haben - besonders bei gleichzeitigem politischem Mißbrauch - größten Schaden gestiftet. © Cl a u s s , Eic k s t e d t , Kl in e b e r g , W.Pe t e r s Rateversuch 'SliANNONSchcr Rateversuch rating [engl.] 'Schätzung rating-scale 'Schätzskala Rationale Psychotherapie, auch rationalemotive-therapy (RT), eine von A. El l is in den fünfziger Jahren entwickelte Methode

Raum

der Psychotherapie. Die Annahmen der RT "besagen, daß neurotisches Verhalten durch irrationale Weltanschauungen und Denkweisen bedingt sind sowie, daß Emotionen und Gefühle das Verhalten steuern. Mit Hilfe logischer Einsicht und rationaler Überzeugungskraft soll der Neurotiker zur eigenen Individualität finden, die geprägt ist durch Realitätsbezogenheit in der Erfahrungssuche, in der Kreativität, im Dialog mit seinen Mitmenschen etc. L-R Rationalisierung, Rationalisation: Alle praktischen, besonders technisch-wirtschaftlichen Bemühungen um die bestmögliche Leistungshebung, Ertragssteigerung, Arbeitsverbesserung (Betriebsrationalisierung), Standardisierung, Automatisierung u. a. m. • Tiefenps. bedeutet R. das verstandesmäßige Rechtfertigen eines Verhaltens. Innere Ausrede! Das Ich ersetzt aus dem Es stammende, wahre, aber nicht eingestandene Motive (vom ÜberIch verboten) durch unwahre, aber eingestandene Motive (vom Über-Ich nicht verboten).

der erkenntnistheoretische Standpunkt, daß die Erkenntnis im wesentlichen auf der Vernunft, nicht auf der Erfahrung beruht. Gegensatz: Empirismus, Sensualismus. ^Sprachtheorie • Die Geisteshaltung, in der die Vernunft bestimmend ist, oder wenigstens vorherrscht. Ggs.: Irrationalismus. Rationalismus,

Raum, das Wesen des Raumes wurde ver-

schieden zu deuten versucht. Für die idealistische Philosophie ist der Raum eine subjektive Anschauungsform, die die Erfahrung der Außenwelt ermöglicht und daher nicht wegdenkbar ist, für die realistische Philosophie ist der Raum eine objektive Erscheinungsform der Wirklichkeit. • In der Mathematik wird der in der Erfahrung gegebene dreidimensionale Raum mit der für ihn geltenden euklidischen Geometrie als ein Sonderfall angesehen, neben dem auch Räume mit mehr oder weniger als drei Dimensionen und entsprechenden Geometrien rechnerisch behandelbar, wenn auch nicht vorstellbar sind. • In der Physik ist der Raum das Ordnungssystem der Körper und Strahlen und das Bezugssystem der Maßangaben. • Gegenstand der Psychologie ist das Erleben des Raumes, lm Vordergrund stehen die Raumwahrnehmung ( 'räumliches Sehen) und die Entwicklung des Raumerlcbcns (Mundraum, Greifraum beim Kleinkind), sowie die Orientierung im 491

Raumsymbolik

Raumaufteilungsbrett

Raum, krankhafte Veränderungen des Raumerlebens u. a. m. Raumaufteilungsbrett ® Sc h u l z Raumbild-Test © Ye r k e s Raumfehler (Fe c h n e r ), ein konstanter Fehler, der beim Verfahren des ’'Paarvergleichs u. verwandter Methoden auftreten kann. Wenn jeweils zwei Reize an verseh. Stellen dargeboten werden (z. B. rechts u. links, oben u. unten), so kann die Stellung das Urteil beeinflussen. Der Fehler ist zu vermeiden, indem dafür gesorgt wird, daß jeder Reiz gleich häufig an jeder Stelle erscheint. Vgl. Zeitfehler Raumkanal ’’Kanal Raumkombination, räumliche Vorstellung © Am t h a u e r , Fr ie d r ic h , Lie n e r t , Me il i , Ry ba k ow

räumliches Sehen, die visuelle Wahrnehmung der Sehdinge im 3-dimensionalen Raum hat recht unterschiedliche Theorien hervorgebracht, auch wenn man die Frage darauf beschränkt, wie die Transformation 2-dimen-

sionaler Netzhautabbildungen in 3-dimensionales Sehen zu denken ist. Die 3-Dimensionalität des Raumes an sich bleibt dabei eine hinzunchmendc Tatsache. Für das bin okulare Tiefensehen nimmt man heute an, daß die infolge von 'Querdisparation nicht an Netzhautdcckstellen lokalisierten Abbildungen von Objekten der Außenwelt sich nach Weiterleitung in das Hirnfeld dort analog der ursprünglichen räumlichen Verhältnisse 3-dimensional anordnen. Anders ist es bei monokularer Ticfenwahrnehmung sowie in den Fällen, wo die Reizgrundlagen 2-dimensional (Zeichnungen, Photographien usw.) sind. Das hier zuständige Erklärungsprinzip ist das Gesetz der guten Gestalt ( 'Gestaltgesctzc). Hiernach erhalten die infolge der perspektivischen Verzerrung entstandenen »schlechten« Gestalten der Netzhautabbildungen im Hirnfcld eine Tendenzzur Entzerrung (unter Zuhilfenahme der dritten Dimension). Diese Entzerrung spielt auch beim binokularen Sehen dann eine Rolle, wenn bei größerer Entfernung und relativer Kleinheit der Objekte die oben geschilderten funktionalen Folgen der Qucrdisparation unterschwellig bleiben. Es tragen aber wohl noch weitere Faktoren zum Erlebnis der Raumtiefe, zur Ticfcnlokalisation und zum Entfernungsschätzen bei. So vor allem das Prinzip der 'Wirkungsgabelung. Bedeutsam ist auch die ’Luftperspektive und die Bewe492

gung der Sehdinge. Dagegen dürften im Ggs. zu früheren Annahmen Empfindungen aus anderen Sinnesgebieten und Erfahrungen nur eine Nebenbedeutung haben. Altere Theorien versuchten mit der Assimilation im Sinne des Hinzuassoziierens von Tiefenwerten (Wu n d t , He r in g ) u . a. m. das räumliche Sehen zu erklären.© Kö h l e r , Le w in , Lin s c h o t e n , Me t z g e r räumliches Vorstellen, (ps.-diagnost.) eine zwar deskriptiv gut abgrenzbare, aber wenig einheitliche Fähigkeit, bei deren Erfassung auch prakt. Intelligenz, Handgeschick, techn. Verständnis u. a. hineinspielcn. Die Fähigkeit ist für viele Berufsarbeiten als wichtig erkannt. Die Tests reichen vom ’'Formenbrett, der von Bin e t eingeführten 'Decoupage bis zum ’’Würfeltest, den /’Blocktests, der ’'Bauprobe und den ’'Formlegetests (Puzzlemethode, Ry b a k o w ) in Papier u. a. Ebenso zahlreich sind die Beurteilungsverf. (z. B. beim Würfel: gedankliches Aufteilen des Würfels, Abwickeln, Zusammensetzen, Ergänzen, Ergänzen nach Kippen u. a. m.). Auch zwischen Raumvorstellungs- und Raumorientierungsverfahren muß unterschieden werden. © Ab e l s o n , Bin e t , Bl u MENFELD,

FRIEDRICH,

GlESE,

GRÜNBAUM,

Kl e m m , Kn o x , Lie n e r t . Me il i , Me l l e n b r u c h , O'Co n n o r , Pin t n e r -Pa t e r s o n . Po p pe l r e u t e r . Ru pp , Ru t h e . Ry b a k o w , Se g u in . Sc h u l z , St e r n . Tr a b u e , Ye r k e s . Vgl. Sinnesfunktionen Raumphantasie, die räumliche Ausdeutung von Zeichnungen und Darstellungen durch die Phantasie, ebenso die auch nicht von Konkretem ausgehende, auf das Räumliche bezogene Vorstellung Raumschwelle, in der Tastwahrnehmung die kleinste Entfernung zweier Punkte, die auf der Haut noch eben als getrennt wahrgenommen werden. Die R. ist sehr verschieden und beträgt z. B. auf der Zungenspitze 1 mm, auf dem Rücken 60 mm. • Beim Sehen ist die R. die Größe des Gesichtswinkels, bei dem vom einzelnen Auge zwei Punkte noch eben getrennt wahrgenommen werden (Auflösungsvermögen). Raumsinn ’Räumliches Sehen Raumsymbolik, Begr. für das Beachten und Deuten des Merkmals »räumliche Anordnung«. In der 'Graphologie wird die R. besonders hervorgehoben. Auch bei der tiefenps. Traumdeutung wird auf die R. Wert gelegt (z. B. unten:oben = unbewußt :be-

Raumtäuschung

wußt). Auch die Umwelt-, Architektur- und ökologische Ps. beschäftigt sich neuerdings mit dem Raumverhalten und Raumerlebnis (zProxemik, /setting). Raumtäuschung, Irrtümer im Einschätzen von Winkeln, Flächen, Strecken, Körpergrößen. Vgl. geometrisch-optische Täuschung Raumwahrnehmung "Räumliches Sehen Rausch, Zustand gesteigerter und überschießender Stimmungen und Gefühle, der sowohl durch Rauschmittel (z. B. Alkohol) als auch durch erregende, meist begeisternde Erlebnisse hervorgerufen wird. • Der pathologische R. ist ein vor allem durch Alkohol und '’Rauschmittel hervorgerufener Dämmerzustand mit Verkennung der Umgebung und mit Sinnestäuschungen. Rauschen, noise, ursprünglich in der zAkustik als Sonderfall eines "Geräusches Bez. für ein irrelevantes oder störendes Schallereignis, dessen Verlauf im Gegensatz z. B. zu /Lärm (engl. ebenfalls noise) hinsichtlich Frequenz und Intensität relativ kontinuierlich ist. R. gilt als wesentlicher Störfaktor bei der Nachrichtenübertragung, besonders bei der '’Sprachrezeption, weil es die zMaskierung des Signals bewirkt. Für systematische Laboruntersuchungen verwendet man ein aus allen hörbaren Frequenzen gleichverteilt zusammengesetztes R., das »Breitbandrauschen« oder - in Analogie zum Ergebnis der Mischung aller Spektralfarben - »weißes« R. genannt wird. Für R., in dem nicht alle Frequenzen gleichmäßig enthalten sind oder das nur aus einzelnen Frequenzbändern besteht, findet man gelegentlichnochdie Bezeichnung»rosa«R. Eine erweiterte Bedeutung erhielt R. durch die Informationstheorie: Hier ist R. die allgemeine, nicht auf die auditive Sinnesmodalität beschränkte Störgröße, deren Ausprägung relativ zum Signal ein Maß für die Beeinträchtigung der Übertragungsqualität liefert. So weist z. B. ein verwaschenes. von einem entfernten Sender stammendes Fernsehbild einen hohen Anteil von »visuellem« R. auf. Z-N Rauschgifte, -mittel, diejenigen zDrogen unterschiedlicher Provenienz und Zusammen-

setzung, die durch Einnehmen, Rauchen, Schnupfen, Schlucken oder Spritzen das ZNS lähmen, beruhigen, erregen, beleben bzw. die Wahrnehmung verändern, aber auch die wiederholte Anwendung und damit Suchtgefahren stimulieren. Die R. sind seit alters soziokulturelle (kultische) Fakten. Besonders bekannt und gebräuchlich: Alkohol, Kaffee, Tabak, Opium, Morphin, Heroin, Kokain,

Reakt

LSD, Meskalin, Haschisch. zPharmakopsychologie Rautenhim zGehim reaction formation [engl.] zReaktionsbildung reading (-readiness, -aptitude) Test, Lesetest zSchulleistungs-Tests Reafferenz (E. v. Ho l s t ), Prinzip, das die Wiederherstellung der normalen Haltung und Stellung nach passiver Veränderung als auch die willkürliche Einnahme von Sollstellungen anhand einer dynamischen Gleichgewichtstheorie verständlich macht. Je extremer die einzunehmende Haltung von der normalen abweicht, um so mehr Energie muß aufgewandt werden, damit ein gleiches Maß an Veränderung erreicht wird, z. B. wenn bereits 10° Abweichungvon der Normal-Horizontalen bei Fischen vorliegen, muß für weitere 10° Abweichung ein höherer Betrag an Energie eingesetzt werden als für die ersten 10°. Es entfällt die in der Reflexlehre nötige Zusatzannahme, daß bei Willkürhaltungen eine Hemmung der Reflexe erfolgt, und es wird im Gegensatz zu dieser Lehre der Nachweis erbracht, daß die Bewegungen (zMotorik) abhängig sind von der Impulshäufung. Werden die Statolithenapparate passiv durch Schräglage in ungleiche Erregung versetzt, erfolgt ein Ausgleich im Sinne der Balance. Bei Willkürbewegung wird eine zentralnervöse Ungleichheit niederer motorischer Zentren erzeugt, die den Körper aus der Normallage in die gewünschte Position bringt, unter der Erhöhung der Spannung im nun wieder gleichgewichtigen System. Während der Bewegungsausführung setzt ein afferenter Rückstrom ein. Dieser Rückstrom (negativ) deckt eine angenommene Effektorkopie (positiv) im Zentralnervensystem ab. Es erfolgen so lange Korrekturen, bis beide deckungsgleich sind, und damit die Normal- oder Sollhaltung stabilisiert ist. Dies ist ähnlich wie bei einem «feed back system», "Kybernetik. Z. B. ist bei gelähmten Augenmuskeln und intendierter Augenbewegung die Effektorkopie durch keinen afferenten Rückstrom gelöscht, da keine Realbewegung folgt. Obwohl keine Retinalverschiebung vorliegt, »springt« das Wahrnehmungsfeld. Gewöhnlich wird die Retinalverschiebung bei Realbewegung durch die Reafferenz gelöscht, und es erfolgt keine Bewegung des Anschauungsraumes. © Ho l s t Reakt, eine von He l l pa c h eingeführte Bez. für »die einen Akt beantwortende Handlung 493

Reaktionsversuch

Reaktanz

des Mitgeschöpfs, auf welches jener gerichtet war«. Dabei werden folgende R. (aus der an sich unübersehbar großen Zahl) herausgestellt : Spiegelreakte (z. B. der Gegengruß auf einen dargebotenen Gruß), Folgereakte (z. B. Ausführung einer Anordnung), Fluchtreakte (z. B. man geht einem Bekannten, den man von weitem sieht, aus dem Weg), Greifreakte (z. B. Zupacken auf eine Handlung eines Dritten), Schleierreakte (Überlagerung eines näherliegenden Reaktes, z. B. überlautes Reden, wenn man sich fürchtet).© He l l pa c h Reaktanz, (allg.) Blindwiderstand bei Wechselstrom. • Als ps. R. gilt die aus der Elektronik von Br e h m (1966) übernommene Bez. mit der die Verweigerung von erbetener Hilfeleistung erklärt werden soll. Gemeint ist der Widerstand einer Person gegen den von einer anderen Person ausgeübten Druck in Richtung auf eine Beschränkung der Wahl zwischen Handlungsalternativen, ein Druck, der besonders stark erlebt werden kann, falls sich die eine Person der anderen verpflichtet fühlt (commitment).© Be r k o w it z 1973 B-S Reaktion, Gegenwirkung, Rückwirkung. Antwortendes Verhalten auf Reize bzw. Reizsituationen in Form von Bewegungen (z. B. Reflexen), komplizierten Handlungen, oder emotionalen Äußerungen u. a. Reaktionsbildung, (allgemeinps.) das Zustandekommen einer Reaktion, • (psa.)ein ’Abwehrmechanismus des Ieh bzw. die Entwicklung einer dem ursprünglichen, aus dem Es stammenden Triebimpuls entgegengesetzten Verhaltensweise. So wird z. B. ein ursprünglicher starker Haß gegen eine Person durch eine überzärtlichc Liebe ersetzt, oder eine ursprüngliche Schmutzlust durch eine übertriebene Reinlichkeit. Diese R. ist die Folge stren ger Verböte des Über-lch gegen über diesen ursprünglichen Es-Impulsen. Die normale Abwehr durch das Ich mit der ’Verdrängung reicht im Hinblick auf die Über-lchStrenge nicht aus und muß zur Vermeidung einer Bestrafung durch das Übcr-Ich durch eine Mobilisierung des gegenteiligen Impulses verstärkt werden. Alle R. sind durch eine der Realität nieht entsprechende Intensität ihres Motivs gekennzeichnet. Reaktionseinstellung -"response set Reaktions-Generalisation 'Generalisation Reaktionsmethodc ’Reaktionsversuch Reaktionsnorm, die (vorwiegend) ererbte Art und Weise, wie ein Organismus auf Reize seiner Umwelt antwortet

494

Reaktionspotential [engl. reaction potential.

auch exitatorypotential, s Er ], in dem theoretischen System von C. L. Hu l l Bez. für die hypothetisch angenommene Stärke einer Tendenz, in bestimmter Weise zu reagieren. Gedacht als Produkt aus Antrieb, Habitstärke und Stimulusdynamik unter Abzug der reaktiven und konditionierten Hemmung. ® Hu l l 1952 B-S Reaktionsprüfgeräte © Mie r k e , Kl e b e l s ber g

Reaktionspsychose, von Bl e u l e r (1930) gebrauchter Begr. fürsehwere seelisehe Störun-

gen, die durch Umwelteinflüsse wie Gefangenschaft oder große Enttäuschungen zustandegekommen sind Reaktionssimulator, Bez. für Geräte, die mit einem »Sehockgenerator« (Schockerzeuger) die Fehler, die die Vp im Versuch macht, mit elektrischen Stromstössen (z. B. über Fingerelektroden) »bestraft«. A. H. Buss (1961) hat solche Apparate zur Aggressionsmessung konstruiert. Die Strom-Stärke gilt als Maß für die Aggression. • Mil g r a m (1963) entwickelte gleichartige Geräte zur Untersuchung des gehorsamen Verhaltens. • Zur Unfällerauslese sind Apparate, die bei Fehlverhalten einen elektr. »Schlag« versetzen, schon von den Psychotechnikern der 20er Jahre entwickelt worden. So konstruierte Gie s e (1928) unter der Bez. 'Rotator (Unfällerrotator) ein Gerät, bei dem Kontakte unter einem rotierenden und mit Induktionsstrom geladenen Flügelpaar zu bedienen waren. Reaktionssummation 'Summation Reaktionstypen 'Typologie Reaktionsversuch, in der experimentellen Ps. jeder Versuch, mit dem Art und Verlauf von (meist einfachen) willentlichen Reaktionen erforscht wird. Der R. besteht im Prinzip darin, daß die Vp möglichst rasch auf einen gegebenen Reiz (z. B. Lichtreiz) durch ein vereinbartes Zeichen (z. B. Druck auf eine Taste) antwortet. Die zwischen dem Eintritt des Reizes und dem der Reaktion liegende Zeit wird gemessen. Man unterscheidet besonders zwei Arten der Reaktion: die muskuläre und die sensorielle. Bei der ersten ist die Konzentration der Vp ganz auf die Bewegung gerichtet, mit der sic auf einen Reiz, sobald sic ihn bemerkt, zu reagieren hat. Bei der zweiten Form ist die Konzentration dem Reiz zugewendet, dies ist dann der Fall, wenn erst reagiert werden soll, sobald der Reiz klar aufgefaßt ist, z. B. als rotes Licht erkannt

Reaktionszeit

worden ist (daher auch Erkennungsreaktion). Eine weitere Form von Reaktionen sind solche mit mehrfacher Zuordnung (Wahlreaktionen). Hierbei muß auf verschiedene Reize verschieden reagiert werden (z. B. auf ein rotes Licht eine Taste mit der linken, auf ein blaues Licht mit der rechten Hand gedrückt werden). Als Unterscheidungsreaktionen werden solche bezeichnet, die nur unter bestimmten Voraussetzungen zu erfolgen haben (die Aufgabe besteht z. B. darin, nur auf grünes und rotes Licht, nicht auf andersfarbige Lichter zu reagieren). Weiter gibt es komplexe Reaktionsformen wie Kettenreaktionen (Gie s e ), die aus einer bestimmten Bewegungsfolge bestehen, und Serienhandlungen (Gie s e ), eine geschlossene Folge miteinander verbundener Reaktionen. Reaktionszeit, die Zeitspanne zwischen dem Einsetzen des Reizes (z. B. optisches, akustisches Signal) und der (instruierten) Reaktion (z. B. Strom schalten, bremsen). Sie beträgt z. B. bei einfachen, muskulären Reaktionen 0,1 bis 0,2 see, bei komplizierteren Reaktionen ist sie wesentlich länger. Sie variiert inter- und intraindividuell sehr stark (z. B. Hand:Fuß; Ohr oder Auge:Hand; linke:rechte Hand), ebenso ist sie abhängig vom »Zustand« der reagierenden Person (Aufmerksamkeit, Erwartung u. a. m.). • Die Dauer einer Reaktion, z. B. der /psychogalvanischen Reaktion. Reaktion unter Zeitzwang ® Po ppe l r e u t e r reaktiv [neulat.J, »rückwirkend«, Bez. für ein Geschehen, das die Folgeerscheinungen eines anderen darstellt, in der Ps. für ein Verhalten, das unmittelbar auf Umweltreize hin eintritt. Ggs.: aktiv, spontan. reaktive Anspannungssteigerung (Dü k e r ) ’’Leistungssteigerung, reaktive reaktive Hemmung, die Annahme von Hu l l (1952), daß analog der Refraktärphase bei der Erregung von Nervenzellen nach jeder Reaktion ein mit der Zeit schwächer werdender Widerstand gegen das sofortige Wiederauftreten der gleichen Reaktion entsteht. Die r. H. wird auch als negativer Antrieb (Antrieb, nichts zu tun) klassifiziert. /Reaktionspotential, /Konditionierte Hemmung, ^Hemmung B-S Realangst, bei Fr e u d Bez. für die Angst vor einer äußeren Gefahr, äußeren Gegebenheiten, die für das Subjekt eine reale Bedrohung darstellen. Die R. steht i. Ggs. zurTriebangst, sie bezeichnet nicht die Angst selbst, sondern

Rechenschwäche

das, was diese erzeugt. Zur R. kann und muß erzogen werden, da Kinder zuerst keine R. kennen. Realdefinition /Definition Realisieren /Aktualisieren Realisierung, Verwirklichung, Wirklichwerden. • I. e. S. die von Kü l pe begründete Wissenschaftsmethode der Setzung (Anerkennung) bzw. Bestimmung von Realem als Wirklichem mit Betonung der Wahrnehmung als der Erfahrungsgrundlage und des Denkens als dem Vermittler der Strukturen und der Gesetzlichkeiten des Wahrgenommenen. Eine eigene Form der Denkpsychologie wurde mit dieser Methode verbunden. (/Würzburger Schule) Realismus, realistisch, Realität, die philosophische Richtung, die den sog. Wirklichkeitsstandpunkt zum Leitprinzip hat und damit eine außerhalb des Bewußtseins liegende Wirklichkeit behauptet. Vom naiven R. bis zum kritischen R. bestehen zahlreiche Übergänge in der Annahme der Bedeutung des real Wahrgenommenen. • I. w. S. ist Realität auch die erlebte Welt, das unmittelbar Anzutreffende gegenüber dem Vergegenwärtigten. Realitätsleugnung, nach der /Psa. ein /Abwehrmechanismus des /Ich gegenüber der Realität, bei welchem eine Negation relevanter Fakten stattfmdet. Das Ich nimmt bei der R. bestimmte bedeutsame Tatbestände oder Vorgänge einfach nicht wahr, z. B. eine Frau ignoriert den Betrug, den ihr Mann an ihr begeht, vollständig. Die R. unterscheidet sich trotz gewisser Ähnlichkeiten eindeutig von der /Projektion und der Isolation. Realitätsprinzip, nach Fr e u d das Prinzip, welches die nur an dem Triebreiz orientierten und auf unmittelbare Triebbefriedigung gerichteten Impulse aus dem •’'Es nach ethischen und sozialen Forderungen abwandelt. So wird das Individuum davor bewahrt, in Verfolgung der nach dem ’’Lustprinzip ausgerichteten Triebwünsche in bedrohliche Konflikte mit der Realität zu kommen. Das /Ich und das /Über-Ich werden vom R. regiert. © Fr e u d Recency-Effekt ^Primat-Rezenz-Effekt Rechenautomat, ein nach einem Programm selbsttätiger, alphanumerische Daten verarbeitender Automat. Im Gegensatz zu ’'Analogrechnern sind die Daten zahlenmäßig verschlüsselt. ’Hybridrechner Rechenschwäche /Dyskalkulie 495

Reehen-Tests, Dauer-Reehenversueh Reehen-Tests, Dauer-Reehenversueh © Dü k e r , Kr a e pe l in , Pa u l i Rechnen, ein in der experimentellen Ps. häufig verwendetes Verfahren teils bei der Intelligenzuntersuchung, teils zur Ermittlung von

Ermüdung, Konzentration, Aufmerksamkeitsverteilung u. a. m. ( 'Addiermethode) Rechnen in fremden Systemen © Vo ig t Rechtschreibe-Tests /Schulleistungs-Tests Rechtsformsymbolik, eine völkerps. Bez. für die ursprünglich als magisch-zauberhaft empfundenen Sinnbilder beim Abschluß von Rechtsverhältnissen, z. B. Kreuzschlagen, Schwur, Tracht des Richters, Marksteine, Masken. © He l l pa c h Rechtshändigkeit /Hand Rechtsläufigkeit, Merkmal in der 'Graphologie Reehtspsyehologie, Teil der Ps., der sich mit den seelischen Grundlagen und den vielfältigen Bedingungen der Rechtsauffassung und Rechtshandhabung befaßt. Im besonderen ist die R. der Untersuchung der Fragen gewidmet, die mit Strafe, Willensfreiheit beim Begehen der Straftaten und Strafdurchführung im Zusammenhang stehen. Redekur [engl. talking cure] (J. Br e u e r ), die psychoanalytische Behandlungsmethode des Aussprechenlassens in der Entspannung bzw. im Dämmerzustand. © Br e u e r , Hu n t Reduktion [lat.], Zurückführung. 1. Die Rückführung von Erscheinungen auf ihre Ursachen, komplexer Zusammenhänge auf einfachere Bedingungen. 2. Verminderung, Verringerung. 3. In der Biologie: die Rückbildung von Organen. Reduktion, Induktion, Deduktion, Methoden der Erkenntnisgewinnung, die gemäß logischen Gesetzen aufgestellt sind. Reduktion ist die Zurückführung einer Einzelerkenntnis auf das grundlegende Prinzip. Die Induktion ist der logische Schluß vom Besonderen auf das Allgemeine und die Deduktion vom Allgemeinen auf das Besondere. Es gibt eine regressive bzw. progressive Reduktion bzw. Induktion, je nachdem, ob von Voraussetzungen (Prämissen, Bedingungen) auf den Nachsatz (Folgerung, Bedingtes) geschlossen wird oder umgekehrt. Logisch ist die Reduktion weitgehend ungeklärt (Bo c h e n s k i , 1956). Diese Methoden wissenschaftlichen Vorgehens wurden in der experimentellen Denkps. (We r t h e im e r , 1920, 1957) einer strengen Prüfung unterzogen und als statisches Denken, d. h. als Grenzfall des dynami-

496

Reduktionssprache

schen Denkens, betrachtet. Die Logik verlangt Stringenz, d. h. zwingende Beweiskraft der Aussage gemäß ihren Setzungen. Es kann dabei aber zusammenkommen, was seiner Struktur und damit den Abhängigkeitsverhältnissen nach nicht zusammengehört (Ganzes : Teil). Die Logik betrachtet die Glieder im Geschehen als eine Undsumme, läuft aber Gefahr, bei der Anwendung auf den konkreten Fall die entscheidenden und damit erhellenden Zugehörigkeitsverhältnisse für die einsichtige (und nicht bloß blinde) Lösung zu übersehen. • Weiter gefaßt verwendet die Phänomenologie (Hu s s e r l ) den Begr. Reduktion. Zu unterscheiden sind die phänomenologische (transzendentale) Reduktion, die mit den spezifischen Inhalten der Hu s s e r l schen Lehre verknüpft ist und die eidetische Reduktion, die drei Aspekte besitzt: Ausschaltung von allem Subjektiven, Ausschaltung von allem Theoretischen wie Hypothese, Beweisführung und erworbenes Wissen, Ausschaltung von aller Tradition. Am Gegenstand selbst wird weiter von seiner Existenz und dem Unwesentlichen an ihm abgesehen, damit seine »Washeit« hervortritt. Die erstgenannte Reduktion soll auf das reine und transzendentale Bewußtsein zurückführen, die letztgenannte R. führt zu Eidos und Wesen. Reduktionismus, damit werden in der Ps. häufig solche Theorien bezeichnet, die sich in ihren Grundannahmen hinsichtlich des TeilGanz-Verhältnisses und anderem weitgehend an der älteren Physik (klassische Mechanik) orientieren. So ist die isolierte Betrachtung von einzelnen Elementen, ohne ihre Verflochtenheit in einem Ganzen, in Rechnung zu ziehen, oder die Beachtung der Ganzheiten als einfache (summenhafte) Zusammensetzung konstanter Einzelteile (Atome, Elemente) Reduktionismus. Ebenso liegt R. vor. sobald Prinzipien, die auf einer niedrigeren Betrachtungsebene gelten, wie einfache Lerngesetze (im Tierversuch gewonnen) ohne weitere Vorbehalte auf eine höhere Ebene und auf menschliches Lernen übertragen werden. Der * Psychologimus ist eine Form des R. © Sl o a n e Reduktionslage, Beobachtungsdaten können je nach Ausdehnung ihrer Verteilung verseh. Klassen zugeordnet werden. Die Zusammenfassung zu Klassen nennt man R. Reduktionsspraehe, aus einer Kultursprache durch Vereinfachung (Reduktion) entstande-

Reduktionsteilung

ne Neusprache (mit Anpassung etwa auch an eine Eingeborenensprache der Farbigen). Z. B. Afrikaans, das aus Holländisch im Verkehr mit den südafrikanischen Eingeborenen entstanden ist. Verzicht auf Deklination, Personalendungen beim Verbum, Geschlechtsunterschied. Weiteres Beispiel: Pidgin-Englisch (im Verkehr zwischen Weißen und Gelben). Die R. zeigen Parallelen zur Kindersprache, aber auch zur pathologischen Sprachreduktion bei Schizophrenen. Reduktionsteilung, (biol.), erste Reifeteilung der /Meiose. bei der das väterliche vom mütterlichen Chromosom der Chromosomenpaare getrennt wird. Die Aufteilung der väterlichen und mütterlichen Chromosomen auf die beiden Tochterzellen erfolgt zufallsbedingt. Vgl. Äquationsteilung D-E Redundanz [lat. Überfluß], Weitschweifigkeit, Überladung einer Aussage mit überflüssigen Elementen. • Ein informationstheoretischer Begr. für nicht ausgenützte Information bzw. Abweichung von dem maximal möglichen Informationsbetrag. R. ist im einfachsten Fall ein Maß für den Grad der Abweichung einer gegebenen Verteilung von Wahrscheinlichkeiten von einer Gleichverteilung. R. wird in der Ps. häufig als Maß für Struktur, Ordnung, Abweichung von einem völlig ungeordneten Zustand verwendet. /Informationstheorie M-R Die R. einer Nachricht macht zwar einen erhöhten Übertragungsaufwand erforderlich, doch bietet sie auch einen gewissen Schutz vor Übermittlungsstörungen, da die Regelhaftigkeit der Zeichenfolge Schlüsse auf das Fehlen oder auf die Fehlerhaftigkeit von Zeichen zuläßt (Kontextredundanz). Jede sprachliche Mitteilung ist schon deshalb redundant, weil die einem begrenzten Repertoire entnommenen Sprachzeichen (Buchstaben, Silben, Wörter etc.) unterschiedlich häufig auftreten und weil sie gemäß orthographischen und syntaktischen Regeln zueinander in seriellen Wahrscheinlichkeitsrelationen stehen ( 'Sprachstatistik, /Grammatik). Z-N reduzierte Farben /Farbe (Erscheinungswei-

sen)

REES-EYSENCK-Index, ein aus den Körpermaßen Körperhöhe und Brustbreite zusammengesetzter Index zur Bestimmung der Zugehörigkeit zu einem Körperbautypus, der sich nach der Formel

Körperhöhe • 100 Brustbreite • 6 berechnet. Vgl. STRÖ.MGREN-Index

Reflex REFA, Abk. für »Reichsausschuß für Arbeitszeitermittlung« (ab 1936 umbenannt in »Reichsausschuß für Arbeitsstudien«), 1924 wurde dieser Ausschuß von Industriellen und Ingenieuren gegründet mit dem Ziel, die /Zeitstudie zur /Arbeitsstudie auszubauen und darüber hinaus den industriellen Arbeitsprozeß in der Vielfalt der Beziehungen zwischen Mensch und Arbeit zu beachten und zu untersuchen (Rationalisierung, Arbeitsschulung usw.). reference-group, Bezugsgruppe /Gruppe Reflektoplastik, Anaglyphenbilder, ineinander gezeichnete stereoskopische Bilder, von denen das eine in blauer oder grüner, das andere in roter Farbe gehalten ist. Durch eine Brille mit einem roten und einem blauen (grünen) Glas werden die Bilder betrachtet, wobei das gleichfarbige Bild ausgelöscht wird und ein räumlicher Eindruck entsteht. /Stereoskop Reflex [lat.-frz. Widerschein, Widerhall], (allg.) das Zurückwerfen z. B. von Licht, Schall usw. (Reflexion), •(physiol.) Eine auf einen bestimmten Reiz hin bei Mensch und Tier automatisch und unwillkürlich ablaufende Reaktion. Die vom Sinnesorgan (z. B. beim Kniesehnenreflex im Muskel bei erzwungener Dehnung) ausgehende nervöse Erregung wird im Sinnesnerv zum Rückenmark, verlängerten Mark oder Hirnstamm geleitet. Hier kommt es zur Umschaltung über eine /Synapse (= monosynaptisch beim Eigen-R.) oder über mehrere Synapsen (polysynaptischer R.,Fremd-R.) auf efferente Bewegungs- oder Drüsennerven, die die Reaktion im Erfolgsorgan auslösen (/Kniesehnenreflex). Nach ihrer Entstehung unterscheiden sich von diesem natürlichen R. die /bedingten Reflexe. Bei einfachen R. wird nur ein Muskel bzw. Muskelgruppe aktiviert (Lidschluß-, Kniesehnen-R.). Als kompliziertere R. gelten z. B. Flucht-, Abwehr-, Schutz-, Begattungs-R.; als unbedingt lebenswichtig, die von der Schleimhaut des Mundes, des Rachens und der Luftröhre gesteuerten Saug-, Schluck- und Husten-R. ( ^Reflexbogcn). • Die erste klare Unterscheidung von Willkür- und Reflexhandlung vollzog Ma r s h a l l Ha l l , während der Begr. bereitsein Jhd. früher von AsTRUCcingcführt wurde. Ga l e n beschrieb schon den Pupillarreflex. In der /Reflexologie erfuhr der Begr. eine Ausweitung zur Gesamterklärung aller seelischen Vorgänge. B-C

497

Reflexbewegung Reflexbewegung, die ungewollte Bewegung auf Grund eines auslösenden Reizes, z. B. Lidschließen bei grellem Licht Reflexbogen, das Schema der anatomischen Grundlage des /Reflexes. Die vom Rezeptor

(z. B. Sinnesorgan) bei Reizung ausgehende Erregung wird durch einen /afferenten, zentripetalen, sensiblen Nerven mit bestimmten Zentren im /ZNS verbunden. Dort erfolgt Umschaltung auf den /efferenten, zentrifugalen Nerv, der die Erregung zu dem ausführenden, Erfolgs-Organ, dem Effektor (z. B. Muskel) führt. /Abb. B-C Reflexhemmung, die willentliche Unterdrükkung des Ablaufs einer Reflexbewegung (z. B. des Hustens), auch die (nicht willkürliche) Abschwächung der Reflexe durch Einflüsse aus dem Großhirn oder durch andere gleichzeitig ausgelöste Reflexbewegungen Reflexion, neben der physikalischen Wortbedeutung für das Zurückwerfen von Wellenbewegungen bezeichnet R. vor allem das »SichZurückwenden« des Denkens und des Bewußtseins auf sich selbst. Allgemein hat R. die Tendenz des besseren Sich-Innewerdens; sofern es auf das Denken bezogen wird, besteht die Definition von Ar is t o t e l e s z u Recht, nach der R. das Wissen vom Wissen erstrebe. Reflexionspsychologie ’Psychologie (Richtungen) Reflexivität, Tendenz zum überlegten, besonnenen Handeln im Ggs. zur Impulsivität. ’'Denkstil Reflexologie, im Sinne Be c h t e r e w s der Versuch, möglichst alle seelischen Inhalte aus physiologischen Reflexvorgängen zu erkennen bzw. abzuleiten (/bedingter Reflex) Reflexzentren ^Rückenmark refraktäre Phase [lat. refrhtgere zerbrechen, hemmen], der auf die Kontraktion folgende Zeitabschnitt, in dem der Muskel unerregbar

498

Regelkreis

ist. Unterschieden werden die absolute refraktäre Phase, in der völlige Unerregbarkeit besteht, und die relative, in der starke Reize eine Erregung auslösen. Refraktärzeit, sexuelle ^Sexualität Refraktion, Brechung. Der Begr. wird vor allem auf das Lichtbrechungsvermögen des Auges und dessen Anomalien ( 'Auge) bezogen. refraktive Methoden ^Persönlichkeitstests Regel, wird in der Ps. als erlernbares, Verhalten steuerndes Prinzip verstanden. Insbesondere von der /Linguistik aus ( ^Grammatik) nahm der Begr. über die. ^Psycholinguistik Einfluß auf die Ps. Er sollte das für dispositionelle Organisation im Bereich der /Sprache fragwürdig gewordene Prinzip der assoziativen Verknüpfung ersetzen und neue Formen der 'Hierarchisierung kognitiver Organisation modellieren helfen (He r r m a n n 1972 67 ff, Os g o o d 1963). K-I Regelkreis, bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts galt das Schema von Ursache und Wirkung als einziges methodisches Prinzip, das eine theoretische Welterkenntnis in Gesetzesaussagen erlauben sollte. Erkenntnisse der Biologie zur Frage der Homöostase und der Ultrastabilität, wie es Organismen gelingt, physikalisch labile (Körpergleichgewicht) oder Störungen unterliegende indifferente (Körpertemperatur) Systeme zu stabilisieren, führten zur Annahme eines Denkmodells, in dem, kausal formuliert, eine Wirkung auf ihre eigene Ursache als Ursache zurückgeführt, rückgekoppelt wird. In der Technik entstand das gleiche Problem bei der Verlagerung der Kontrolle physikalischer Zustände oder Prozesse in Maschinen. Älteste Beispiele sind der Fliehkraftregler der Dampfmaschinen im 18. Jahrhundert und der Thermostat. Von einem R. kann überall

Regelkreis

da gesprochen werden, wo an einem Geschehen folgende Aspekte unterscheidbar sind: (1) Regelgröße, eine Variable, deren Ausprägung so auf sie konstituierende Gegebenheiten zurückwirkt, daß die Einhaltung eines (nicht notwendigerweise zeitlich konstanten) Sollwertes auch beim Vorliegen von Störungen (Störgröße) in bestimmten Genauigkeitsgrenzen und mit beschreibbaren zeitlichen Übergangsfunktionen möglich ist. (2) Regelstrecke, ein System, das in Abhängigkeit von einer oder mehreren Eingangsvariablen (input) die Regelgröße als Ausgangsvariable (output) erzeugt. (3) Sollwert-Istwert-Vergleicher, ein System, das als Eingangsvariablen, gegebenenfalls über Meßfühler, Sollwert und Regelgröße zugeführt erhält und als Ausgang eine Information über die Sollwert-Istwert-Abweichung, in einfachen technischen Fällen deren arithmetische Differenz, liefert. (4) Regler, ein System, das die Ausgangsinformation des Vergleichers in ein Signal umwandelt, das, der Regelstrecke zugeführt, dort die Ausprägung der Regelgröße steuert. Von Regel kreis spricht man, da der geschlos-

sene Informationsfluß Regelgröße - Vergleicher - Regler - Regelstrecke - Regelgröße topologisch Kreisstruktur hat.

Diese Kreisstruktur wird als Rückkoppelung, engl. feedback, bezeichnet. DerTerminus Regelung ist für diese Kreisstrukturen Vorbehalten, während die Beeinflussung von Systemen ohne Rückkoppelung als Steuerung bezeichnet wird. Die mathematische Beschreibung des Zeitverhaltens von Regelkreisen führt in vielen einfachen Fällen auf Differentialgleichungen zweiten Grades, meist jedoch auf kompliziertere und nur näherungsweise auswertbare Terme. Ein wichtiges Klassifikationsschema unterscheidet zwischen Proportional-(P-), lntcgral-(I-) und Differcntial(D-)Regelung. Kombinationen dieser Eigenschaften lassen sich durch Buchstabenkombinationen ausdrücken (z. B. PID-Regelung). Eine P-

Regelung Regelung liefert bei Sollwertabweichung der Regelgröße eine Rückstelltendenz als Funktion der Sollwertabweichung. Bei der I-Regelung ist die Rückstellgeschwindigkeit eine Funktion der Sollwertabweichung, der Rückstellprozess integriert also die Sollwertabweichung über die Zeit, und bei der D-Regelung ist die Rückstelltendenz eine Funktion des Differentialquotienten der Sollwertabweichung nach der Zeit. Im allgemeinen spricht man von R. nur bei negativer Rückkoppelung, bei einer Polung also, bei der eine Sollwertabweichung eine Gegensteuerung der Regelstrecke auslöst. Positive Rückkoppelung führt hingegen im Falle von Sollwertabweichungen zu einer Tendenz zur Vergrößerung dieser Abweichung, ein für ps. Prozesse, z. B. circulus vitiosus, brauchbares Modell. Auch bei negativer Rückkoppelung kann die Wiederherstellung des Sollwertes nach einer Störung unmöglich sein: wenn der Verstärkungsfaktor des Regelkreises bezogen auf die übrigen Kenngrößen (z. B. Zeitkonstanten) zu groß ist, wird der R. instabil und beginnt zu schwingen. Die Binnenstruktur der Elemente des R. kann wiederum einen R. darstellen, die Regelgröße eines R. kann den Sollwert eines

anderen R. bilden. Bei komplexem Zusammenwirken mehrerer R. spricht man von vermaschten R. In der Auge-Hand-Koordination ist z. B. die Positionierung der Hand Regelgröße im R. Auge-Hand, Sollwert im R. Muskelfaser-ZNS. Strukturen, die auf das Modell R. abgebildet werden können, sind in der Ps. häufig. Das Modell ist jedoch nur da fruchtbar anzuwenden, wo die Variablen und Prozesse, die den Elementen des Modells zugeordnet werden, hinreichend identifizierbar und metrisierbarsind. Solange diese Präzisierungen nicht vorliegen bleibt das Sprechen vom Regelkreis metaphorisch und analogisierend. © St e in b u c h 1961 G-R Regelung, für die Erzielung eines konstanten Zustands in einem bestimmten System kom-

men allgemein folgende zwei Möglichkeiten in Betracht: 1. Die Einstellung der Zustandsgröße durch eine übergeordnete Befehlsstelle. Man spricht hier von Steuerung. 2. Die Zustandsgröße wird dadurch konstant gehalten, daß sie fortwährend überwacht und beim Auftreten von Abweichungen korrigiert wird. In diesem Fall spricht man von R. Hierzu bedarf es einer beobachtenden Instanz, des »Fühlers«, der die konstant zu haltende »Regelgröße« kontrolliert. Weicht deren »Istwert« von dem »Sollwert« ab, so gibt der Fühler eine Meldung an ein Zentrum, von dem aus über einen Stellmechanis499

Regenbogenhaut

mus (ggf. mit der Energie eines »Verstärkers«) die Einstellung auf den Sollwert erfolgt. Der Bereich, in dem eine solche R. geschehen kann, heißt »Regelstrecke«. Derartige Regelvorrichtungen sind in der Technik gebräuchlich, z. B. zur Konstanthaltung der Temperatur (Thermostat). Nach Analogie des »Regelkreises« lassen sich zahlreiche physiologischen Funktionen, z. B. die R. des Blutdrucks, der Herzleistung, der Atmung, der Körpertemperatur, des Blutzukkerspiegels und viele andere mehr erklären, wobei bestimmte neurologische Strukturen als die Glieder dieser biologischen Regelkreise anzunehmen sind. Die Betrachtung des Lebensgeschehens unter dem Gesichtspunkt der R. erlaubt die Erklärung auch solcher komplexen Zusammenhänge, auf die sich eine Reflexlehre nicht anwenden läßt. Für die Ps. ist bedeutsam, daß sich diese Betrachtungsweise auch auf seelische Vorgänge ausdehnen läßt, indem bestimmte Beziehungen, z. B. zwischen Wahrnehmungen und Verhalten im Sinn einer R. gedeutet werden können. - Für das Zentralnervensystem entwickelten C. und H. Se l b a c h (1957) besondere Vorstellungen eines Regelkreisprinzips. Danach werden alle Funktionen des adrenergisch-ergotropen und des cholinergisch-trophotropen Systems auf ein Optimum reguliert. Überforderung in der einen oder anderen Richtung .führt zu Homöostaseverlust, erhöhter Spannung und Labilität. Regenbogenhaut, Iris /'Auge Regeneration, Wiederherstellung eines früheren Zustandes. Im besonderen die Wiedererzeugung bzw. Ergänzung verlorengegangener Zellen und (bei niederen Organismen) ganzer Organe. regio olfactoria ^Geruch Registrier-Test © Sc h u l z Regression [lat.], das Zurückschreiten, Zurückgreifen sowohl im Sinne der Rückbildung als Atrophie, Degeneration, Dissimilation als auch des Zurückgreifens auf frühere

Entwicklungsstadicn. Vgl. Atavismus. • Psa. ist R. ein /'Abwchrmechanismus des Ich. Das Zurückfallen von einer genetisch späteren auf eine genetisch frühere Entwicklungsstufe, als Folge einer schweren 'Frustration. Bei der R. verlagert sich die 'Libido auf frühere erogene Zonen und werden frühere Objekte erneut mit Libido besetzt. Den Anlaß zur R. bilden endgültige schwere Versagungen von Licbeswünschen. • Statistisch bezeichnet R.

500

Regressionsrechnung, Regressionsanalyse

die Tatsache, daß geschätzte bzw. vorhergesagte Standardwerte einer abhängigen Variablen näher dem Stichprobenmittelwert liegen als die der unabhängigen Variablen. • Von F. Ga l t o n wurde der Begr. R. eingeführt für »Rückschlag« (wie z. B. in dem Vorgang, daß großgewachsene Väter i. allg. großgewachsene Söhne haben, dies aber nicht immer besteht. Regression, atavistische /Atavismus Regressionsgerade, Regressionslinie /Regressionsrechnung Regressionsgleichung, die mathematische Gleichung der Regressionslinie. Sie ermöglicht die Vorhersage beliebiger Werte einer (abhängigen) Variablen auf Grund der Kenntnis der entsprechenden Werte der anderen (unabhängigen) Variablen. Im Falle einfacher linearer Regression lautet sie Y' = a + bX = MY + rXY^(X-Mx),

wobei t x y die Korrelation der beiden Variablen, Mx undsx Mittelwert und Standardabweichung der unabhängigen Variablen und My und sy die entsprechenden Statistiken der abhängigen (vorherzusagenden) Variablen bezeichnen. Mi-A Regressionskoeffizient, als R. bezeichnet man die beiden Koeffizienten a und b der Regressionslinie, häufig ist aber auch nur b damit gemeint. Im Falle linearer Regression bezeichnet a den Abstand des Schnittpunktes der Regressionsgeraden mit der Ordinate vom Koordinationsursprung, bdie Steigung der Regressionsgeraden. Ihre Bestimmungsgleichung lautet im Falle einfacher, linearer Regression:

avx = MY-MxbYX;byx = rvx Mi-A Regressionslinie, die durch die 'Regressionsgleichung gegebene Linie im Koordinatennetz, welche die Beziehungen zwischen zwei Meßreihen veranschaulicht. Regressionsrechnung, Regressionsanalyse, ein rechnerisches Vorgehen zur Findung einer

Funktionsgleichung, welche die funktionale (statistische) Abhängigkeit einer Variablen Y von einer Variablen X ausdrückt. Im allg. wird die (abhängige) Variable Y als eine lineare Funktion der (unabhängigen) Variablen X aufgefaßt. Die aus einer R. resultierende sog. R.-gleichung ist dann die Gleichung

regressiv der R.-geraden in einem Koordinatensystem mit den Achsen X und Y. Mit Hilfe der R.glcichung läßt sich z. B. auf Grund eines bekannten Wertes einer Vp in der ps. Variablen X der zu erwartende Wert der gleichen Vp in der Variablen Y angeben. Unter dem R.koctTizicntcn versteht man die Steigung der R.geraden. Er gibt mithin die Erwartung dafür an, um das Wicvicllächc eines Anstieges in der Variablen X die Variable Y je nach dem Vorzeichen des R.kocITizicntcn wachsen oder fallen wird. Oft besteht zwischen ps. Variablen ein Zusammenhang, der nichtlinear ist. In solchen Fällen kann aber manchmal eine lineare R.glcichung als hinreichend gute Annäherung an die wirkliche Funktion angesehen werden. Mit größerer Abweichung der wirklichen Funktion von der Linearität wird die Berechnung einer linearen R.glcichung sinnlos, und cs müssen komplizierter aufgebaute R.gleichungen (z. B. Polynome höherer Ordnung) gefunden werden.

regressiv, rückschreitend im Ggs. zu progressiv

Regulation, Regulationsfunktion im wesentlichen aus der Tradition der sowjetischen Ps. erwachsene Begr., die an spezifische theoretische und methodische Voraussetzungen gebunden sind und in der Ps. »westlicher« Tradition (bisher?) kaum verwendet werden. Mit R. sind Vorgänge gemeint, die den geplanten Ablauf und Abschluß von (insbesondere zielgerichteter) Tätigkeit ( "Handlung) gewährleisten. Besondere Beachtung fand seit Wy g o t s k is Beobachtungen und Interpretationen von ’egozentrischer Sprache die R.funktion der inneren und äußeren ’Sprechtätigkeit ( ’Sprache, innere), die »Funktionen der Planung und der Lenkung« von Handlungen übernimmt (1964 39). Tätigkeit kann jedoch auch durch begleitendes Sprechen beeinträchtigt werden (IJa c k i 'R 1973 181 ff., 373 ff.). 11entc beziehen diese Begriffe auch kybernetisch-regelungsthcoretische Konzeptionen von Ablanfskontrolle ein ( ’Toni-Modell). In erweitertem Sinn wird der Begr. R.fiinktion auf die koordinierende Funktion von Sprache in Gruppenarbeitspro/csscn angewandt. Vgl. Regelung, Ilomöoslase K-l

Rehabilitation, Wiedereingliederung. Maßnahmen zur Wiederherstellung allg. und spez. Fähigkeiten und Fertigkeiten, die vor einem Unfall, einer Krankheit bzw. einer ps.sozialen Störung vorhanden waren.

Reifung Die Bemühungen der R. (wie auch der ’Sozialpsychiatrie) gehen dahin, nicht mehr nur eine relative Optimierung der Funktionstüchtigkeit anzuzieien, sondern die Gcsamtpcrsönlichkcit in ihrem sozioökonomischen Bezieht!ngsgefüge zu erkennen, und hierauf folgend eine, an den speziellen Gegebenheiten orientierte, umfassende Förderung der sozio-psycho-bioiogischen Umstände cinzulcitcn. U. a. um den in der konventionellen Psychiatrie häufig beobachteten »DreliTür-Effckt« zu vermeiden, wird die R. schrittweise durchgeführt mit dem Einsatz auch präventiv wirksamer Maßnahmen wie z. B. Tages- bzw. Nachtkliniken, Selbsthilfe-Gruppen, PatientcnClubsctc. L-R

rehearsal [engl. Wiederholung, Probe (Musik)], bei Lcrncxpcriincntcn das innere Hcrsagen des Lcrnmatcrials in Intervallen zwischen der Darbietung und der Prüfung, mit oder ohne Selbstinstruktion B-S Ri'.lD-Bewegungstänscliung, Bez. für die von R. L. Riiio angegebene, der optischen Vcrtikalcn-I lorizontalcn-Täuschung entsprechende Bewegungstäuschung. © Wid e , 1966 Reife, im Unterschied zum ’.lugcndaltcr (der Zeit der Reifung) das mittlere Lebensalter. Es ist beim Menschen dadurch ausgezeichnet, daß die Suche nach den allgemeinen Lebensidealen und Zielen abgeschlossen ist und das Individuum sich auf die Erfüllung seiner Aufgaben bzw. die Bewältigung der Lebensanforderungen konzentriert. Die Reife bringt notwendigerweise eine Einschränkung der Möglichkeit weiterer Entwicklung mit sich, insofern z. B. die bestimmenden Interessen und Einstellungen ausgebildet und wichtige Entscheidungen (Berufswahl u. dgl.) vollzogen sind. Reifeweilie ’Initien, Initiation Reifezeit ’Pubertät Rei'fikation [lat.], Verdinglichung. 'Hypostase Reifung, die Ausfaltung von keimhaft angelegten Verhaltens- und Erlcbnisweiscn; stellt einen Teil des Entwicklungsvorganges dar. R. ist Voraussetzung für die im Laufe der 'Entwicklung zu beobachtenden Veränderungen in Leistung und Verhalten. Dazu gehört die körperliche Entwicklung im Sinne von Wachstum; für die seelische Entwicklung ist die R. des Muskel- und Nervensystems von Bedeutung sowie die altcrsabhängigc Veränderung im Zusammenspiel der ’endokrinen Drüsen. Erstere sind für die ’Funktionsrcifung wichtig, die Veränderungen im endokri501

Reizhöhe

Reifung, körperliche

nen System haben Einfluß auf die triebhafte und ’'affektive Verhaltenskomponente. • Die für die Entwicklung entscheidenden R.prozesse liegen vorwiegend in der frühen Kindheit. R. sehafft zu jeweils bestimmten Zeitpunkten optimale Lernbedingungen für bestimmte Angebote der Umwelt. © Oe r t e r 19721’, Sc h e n k -Da n z in g e r 1971 Ma-R Reifung, körperliche, Bez. für diejenige Veränderung der Form der Lebewesen, die spontan und aus inneren Gründen erfolgt. • Beim Reifungsablauf des Kindes (/’Altersperioden, /Entwieklungsalter) ist der damit einhergehende Gestaltwandel zu beaehten. Der erste ist der Übergang von der fülligen Kleinkindform zur sehlanken Sehulkindform um das 6. Jahr. Beim zweiten Wandel entfalten sich mit dem Eintritt in die Gesehlechtsreifung die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Dieser Gestaltwandel schließt mit der Maturität und relativer Harmonie der Körperformen ab. © Ze l l e r Reifungsteilung /Meiose Reihenbildung (Reihung) © St e r n Reihenphotographie, Verfahren zur Sichtbarmachung von Bewegungen dureh Aneinanderreihen und aueh Übereinanderkopieren von zahlreichen Einzelaufnahmen. R. ist ebenso das Verfahren der 'Liehtspuraufnahme, wenn dureh Unterbrechung der Liehtspur einzelne Bewegungspunkte unterseheidbar festgehalten werden. In der Untersuchung der Psychomotorik und vor allem in der Arbeitsps. wird die R. zur Ermittlung der optimalen Bewegung für bestimmte Arbeitsverläufe umfangreich verwendet. Die Einführung der R. ist wohl E. J. Ma r e y (1830 1904) zu danken. Reihung 'Vielschichtigkeit Reime finden © Bin e t reinforcement 'Verstärkung, 'bedingter Reflex, 'Bahnung reinforcement, partial 'partial reinforcement Reinigungsriten, der besonders bei primitiven Völkern verbreitete Braueh, sieh dureh einen Gegenzauber von unheilvollen Einflüssen zu befreien (zu reinigen). Vor allem dem 'Tabu gegenüber sind R. bei primitiven Völkern weit verbreitet. Reinkarnation [lat. reincariiare wieder einkörpern], Wiedergeburt, Wiederverkörperung einer Seele. Die mit der Vorstellung der Seelenwanderung einhergehende Annahme der Wiederholung des Individuallebens in neuer Diesseitsverkörperung.

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Reinliehkeitserziehung (-gewöhnung) 'Enure-

sis Reiz, Stimulus, in der Psychologie die äußere

oder innere Bedingung, die über 'Rezeptoren (Sinnesorgane) auf einen Organismus einwirken kann. Die Reaktionsfähigkeit des Organismus heißt Reizbarkeit (Irritabilität, Erregbarkeit) und ist allgemeines Kennzeichen des Lebendigen. Jeder Reiz braucht eine bestimmte Stärke, um eben noch bemerkt zu werden (Reizschwelle), genauer: der Reiz muß sowohl zwischen den Reizintensitätsschwellen als auch innerhalb der Reizqualitätsschwellen liegen (/Psychophysik). Beim Überschreiten einer bestimmten Intensität bewirken alle Reize eine Sehmerzempfindung (Mitreizung der Schmerzrezeptoren). - Reiz Verarbeitung heißt der Gesamtvorgang von der Aktivierung des Rezeptors bis zur Auslösung der Empfindung oder Reaktion. Die Empfindlichkeit eines Sinnesorgans für Reize ist nieht konstant, sondern in gewissen Grenzen von dessen jeweiligem Zustand ( 'Adaptation, 'Habituation) sowie von Einstellungen des Individuums (Konzentration, 'Aufmerksamkeit. 'Aktivation. 'Adaptationsniveau) abhängig. Reizgeneralisation bezeichnet den Umstand, wenn eine 'bedingte Reaktion nicht mehr nur auf eine eng umschriebene Reizgröße erfolgt, sondern auch von anderen ähnlichen Reizen ausgelöst werden kann, 'bedingter Reflex B-C

reizbare Schwache, von G. M. Be a r d (1879)

beschriebene Zustandsbilder und Symptome der 'Neurasthenie Reizdiskrimination, das Erkennen von Unterschieden zwischen Reizen bzw. das unterschiedliche Reagieren auf verseh. Reize Reizeinstellung, im 'Reaktionsversueh die auf das Erscheinen des Reizes gerichtete sensorielle Einstellung im Unterschied zur motorisehen oder muskulären Einstellung Reizfehler 'Reizirrtum Reizgeneralisation Generalisation Reizhaar, Haar-Ästhesiometer, ein an einem Griff befestigtes Haar, mit dem man punktweise feinsten Druek auf die Hautoberfläche zur Ermittlung der Druckpunkte ausüben kann Reizhandlungen, alle aus Reizen folgenden, d. h. reaktive Handlungen Reizhöhe, die höchste Intensität eines Reizes, die noch eine Empfindung auslöst, auch als obere Reizschwelle bezeichnet. Reize, die diese Grenze übersteigen, lösen keine adäquaten Empfindungen, sondern nur noeh Sehmerz aus.

Reizirrtum Reizirrtum [engl. stimulus error] (Tit c h e n e r ), eine Fehlerquelle der ps. Untersuchung, die in dem Vorurteil gegeben ist, daß eine Empfindung den äußeren Reizen entsprechen müsse, z. B. die Annahme, daß man das

tiefste Schwarz in einem lichtlosen Raum wahrnehmen würde, während man hier tatsächlich das sog. subjektive Augengrau sieht. Das tiefste Schwarz wird dagegen nur als Kontrasterscheinung wahrgenommen, z. B. als schwarzer Fleck auf einem weißen Papier, eine Tatsache, die sich aus den physikalischen Reizbedingungen also nicht ableiten läßt. Reiz-Reaktions-Generalisation /Generalisation Reiz-Reaktions-Psychologie /Behaviorismus Reizschwelle, die untere Grenze, von der ab ein Sinnesorgan Reize empfindet. Darunter findet keine Wahrnehmung statt. Die R. kennzeichnet die Minimaiempfindung. Die Reizempfindlichkeit ist proportional dem umgekehrten Wert der Reizschwelle. Vgl. Unterschiedsschwelle Reizspur [engl. stimulus trace], von C. L. Hu l l gebrauchte hypothetische Bez. für die allmählich abklingende Nachwirkung eines Reizes im Organismus. Vgl. Engramm, Spurenfeld Reizsuche (Br u n ), das aus der triebhaften Unruhe (im Zusammenhang mit Trieben wie Nahrungssuche, Sexualtrieb, sozialen Trieben, Aggression, Flucht) hervorgehende Suchen der »Reizkomplexe, an oder mit denen der Trieb sich befriedigen könnte«. Dabei unterscheidet Br u n primäre und sekundäre Reize, je nachdem ob das Triebobjekt zum erstenmal gesucht oder wieder gesucht wird. Die Objektrepräsentanzen sind nach Br u n im ersten Fall Imagines (Fr e u d ), im zweiten Fall Schemata (v. Ue x k ü l l ). ® Br u n Reizsummation, wenn ein einzelner Reiz nicht ausreicht, eine Empfindung oder einen Reflex auszulösen, so kann wiederholte Reizung oder Einwirkung über einen gewissen Zeitraum hinweg im Sinne von Reizsummation den betreffenden Vorgang schließlich in Gang bringen (z. B. Niesreflex). Übertragend spricht man z. B. in der Reklameps. von R. dort, wo man sich durch fortgesetztes Darbieten eines bestimmten Begriffs oder Zeichens eine Wirkung verspricht. Reizsummenregel, nach A. Se it z in der Verhaltensforschung Bez. für die Tatsache, daß ’Schlüsselreize, die eine Instinkthandlung auslösen, additiv Zusammenwirken. Für das

Rekursivität

Eintreten der Reaktion ist es wesentlich, wieviel an Reizwerten im ganzen vorhanden ist, unabhängig davon, wie stark oder schwach ein einzelner Schlüsselreiz ist. Daher kann ein schwacher oder sogar fehlender Schlüsselreiz in der gesamten Reizkombination durch einen anderen, besonders starken, kompensiert werden. Man nimmt an, daß sich die von den Reizen ausgehenden Erregungen im Nervensystem (/auslösender Mechanismus) rein quantitativ summieren und die Instinkthandlung auslösen. © Tin b e r g e n Reizüberflutung, Bez. für den durch Menge, Umfang und Verschiedenartigkeit der auf den Menschen einwirkenden Reize gegebenen Zustand, der durch die Möglichkeit selektiver Wahrnehmung kompensiert wird. • Vgl. auch Überflutungstherapie Reizumfang, das Gebiet zwischen Reizschwelle und Reizhöhe, in dem der Reizänderung eine Empfindungsänderung parallel geht Reiz, unterschwelliger /Reizschwelle Reizvariable, die kontinuierlich oder in Stufen veränderliche Quantität oder Qualität eines Reizes bzw. eines definierten Merkmals einer Reizsituation. Auch als S-Variable (nach lat. stimulus Reiz) bezeichnet. Vgl. Reiz Reizwort, der Vp akustisch oder optisch dargebotenes Wort, auf das sie eine Reaktion geben soll, die wiederum in einem Wort (Reaktionswort) oder in einer bestimmten Handlung, oder in einer Ausdruckserscheinung (z. B. psychogalvanische Reaktion) bestehen kann Reizwortliste Erzählmethode, /Tatbestandsdiagnostik Reklame, Reklamepsychologie /Werbepsychologie Rekonstruktionsmethode (Me u m a n n , Fe r n a l d ), ein experimentelles Verfahren für Gedächtnisuntersuchungen. Gelernte Eindrükke werden der Vp zur Reproduktion in einer gegenüber den früheren Darbietungen veränderten Reihenfolge zur Verfügung gestellt. Die Aufgabe der Vp besteht in der Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung. Rekursivität [lat. recurrere zurücklaufen], bezeichnet die Möglichkeit, bestimmte sprachliche Elemente im /Satz bzw. Satzgefüge ständig (bis ins Unendliche) zu wiederholen. Beispiel: »Ein kleiner, dicker, alter, freundlicher ... Mann« oder »Der Mann, der den Täter, der den Pfahl...« (/•’embedding). Eine ’Grammatik, die die Erzeugung von Sätzen

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Relation

beschreiben will (/generative Grammatik), wird diesen Aspekt der /»Kreativität« von ^Sprache, d. h. der Möglichkeit zur Bildung unendlich vieler verschiedener Sätze, durch Einführung rekursiver (Ersetzungs-)Regeln berücksichtigen müssen, die das gleiche Symbol auf beiden Seiten des Ersetzungs-Symbols enthalten (A—AB). Die praktische Anwendung rekursiver Regeln ist begrenzt. T-R Relation, das sachliche oder bedeutungshafte Voneinanderabhängen, Aufeinanderange wiesensein, Aufeinanderwirken. Relationsstadium /Apperzeptionsstadium Relationstheorie, die gegen die Annahmen der /Gestaltps. gerichtete Auffassung, daß die Gestalt durch die zwischen ihren Teilen bestehenden Beziehungen, oder durch die zwischen den Elementen der die Gestalt fundierenden Reize bestehenden Beziehungen, erfaßt werde. Gestalt ist hiernach identisch mit der Erfassung von Relationen. relative Häufigkeiten, die auf den Gesamtstichprobenumfang bezogenen Klassenfrequenzen einer ”Häufigkeitsverteilung. Zur graphischen Darstellung von r. H. werden meist Säulen- oder Sektordarstellungen verwendet. Mi-A relative Unterschiedssehwelle /Unterschiedsschwelle Relativismus, von dem Sophisten Go r g ia s erstmals geäußerte Anschauung, daß alle Erkenntnis bedingt ist durch den Standpunkt des Erkennenden, seiner Abhängigkeit von Erfahrungen, Umwelt usw. Relativität (linguistisch) /SAPIR-WHORF-Hypothese Relativitätsprinzip, kulturelle Relativität. Bez. dafür, daß das menschl. Verhalten relativ ist zu den gegebenen Bedingungen der menschl. Gesellschaft. Relativitätssatz, Bezeichnung für die bei zahlreichen ps. Erscheinungen aufgewiesenc Tatsache, daß sich eine subjektive Größe mit einer objektiven Variablen, von der sie abhängt, derart ändert, daß sic anfangs schneller, später immer langsamer einem Grenzwert sich nähert (im Sinn der logarithmischen Kurve). Beispiele hierfür sind: Der Zusammenhang von Reiz und Empfindung ( ’'Fe c h NERSches Gesetz), das Anwachsen der Gedächtnisleistung mit der Anzahl der Darbietungen (Gedächtniskurve), die Zunahme des Sprachschatzes mit dem Alter u. a. m. © Pa u l i -Ar n o l d Relativitätstheorie 'Theorien, physikalische 504

Reliabilität

Relaxantien Bez. für entspannende Drogen,

’'Psychopharmaka Relaxation [lat. relaxare lockern, öffnen, erweitern], Entspannung, Lockerung, Erschlaffung (z. B.: R. des Muskeltonus) Relaxationstherapie, Bez. für diejenigen psychosomatischen Verfahren wie /autogenes Training, /Yoga, auch medikamentöse Behandlung, die mit Entspannung und Ruhigstellung eine therapeutische Hilfe geben. • Neuerdings gestatten sog. Biofeedback-Geräte die Eigenkontrolle von Muskelspannung (EMG), Hautwiderstand (PGR) u. a., *psychophysiol. Methodik. Reliabilität, Zuverlässigkeit, das Gütekriterium einer Meßmethode und speziell eines standardisierten Tests, welches die Meßgenauigkeit angibt. Die R. gibt also an, wie genau ein Test das mißt, was er messen soll, ohne daß dabei die 'Validität berücksichtigt wird. Allgemein geht das Konzept der R. davon aus, daß die Messung eines Merkmals mit Meßfehlern behaftet ist. In der klassischen Testtheorie gilt, daß sich die Testrohwerte aus einem wahren Varianzanteil und aus einem Fehlervarianz-Antcil zusammensetzen: Sj = S^ + s|Als Zuverlässigkeitskoeffizient wird das Verhältnis der wahren Varianz zur gesamten Varianz definiert:

Je nachdem, welche Methoden zur Reliabilitätsbestimmung angewandt werden, kann man verschiedene Aspekte der R. unterscheiden. (1) Rctcst-R. (stability). Da in diese Methode Erinnerungseinflüssc sehr stark eingehen, kann sie. um Schein-R. zu vermeiden, nur bei Tests angewendet werden, welche diesem Einfluß nicht unterliegen. Wird die Testwiederholung nach einem längeren Zcitintcrvall durchgeführt, so geht in die Wiederholung auch noch die Merkmalskonstanz bzw. -Variabilität mit ein. Speed-Tests und Fragebogen eignen sich für diese Art der R.messung. (2) Parallcltest-Mcthode (engl. equivalence). Liegen zwei äquivalente Testformen vor ( 'Paralleltest), so kann die R. mit dieser Methode bestimmt werden. Sie gilt als die beste Schätzung der R.. jedoch kann sic nur selten durchgeführt werden, da gute Parallclformcn nicht in größerer Zahl vorlicgen und sich nicht für alle Tcstdesigns eignen. (3) T cst halbier ungsmethode oder innere Konsistenz. Sic kann dann durchgeführt werden, wenn eine Testwiederholung ausgeschlossen ist

Religion und keine Paralleltests vorliegen. Wird der Test an einer Stichprobe durchgeführt, dann in zwei äquivalente Hälften aufgeteilt und die R. des gesamten Tests geschätzt, so spricht man von /split/la/f-Methode. Die /’Konsistenzanalyse betrachtet jede Testaufgabe als »halbierten« Test. Die Konsistenz des Verfahrens wird mittels einer Formel unter Einbeziehung des Trennschärfekoeffizienten und des Schwierigkeitsindexes berechnet. Die Berechnung der inneren Konsistenz nach der Halbierungstechnik und der Konsistenzanalyse setzt einen homogenen Niveautest voraus. Die statistischen Kennwerte für die verschiedenen R.aspekte sind folgende: Aus der Testwiederholung resultiert ein Korrelationskoeffizient. Ein solcher liegt ebenfalls vor, wenn die split-halfMethode und die Paralleltest-Methode angewandt wird. Aus der Konsistenzanalyse resultiert der Konsistenzkoeffizient.

Die Höhe des R.koeffizienten ist als statistisches Maß in Form des Korrelationskoeffizienten von verschiedenen Bedingungen abhängig, die zur falschen Einschätzung der R. führen können. Die unterschiedliche Streuung bei den Testrohwerten ist z. B. eine solche Bedingung. Wird der Reliabilitätskoeffizient an einer Stichprobe gewonnen, bei welcher die Streuung der Testwerte reduziert ist, so wird der R.koeffizient mit dieser Messung unterschätzt.© St a n l e y 1971 Hä-R Religion [lat. von religare oder relegere], »Bindung« im Sinne von Glaubensgebundenheit, die sich im Erlebnis des Heiligen entzündet (/Religionspsychologie) und alsbald verantwortliches Handeln in /Kultus

und * Ethik hervorruft. R. lebt primär in urtümlich gewachsenen (geschichtlichen) Formen, die strukturtypisch und bezüglich ihrer Lebensmitte erhebliche Unterschiede aufweisen. Strukturtypisch ist zwischen Primitiv-(Natur-)R., Volks-R. und Welt-(Universal-)R. zu unterscheiden. Überall steht Gottesverehrung (/Gebet, /Kult) im Mittelpunkt, sei es innerhalb von Polytheismus (Glaube an mehrere Götter) oder Monotheismus (Eingottglaube), sowie die Überwindung menschlicher Unheilssituation und Gewinnung von (verschiedenartig vorgestellten, auch weltlichem) »Heil«. Dabei sind alle Formen der primitiven Naturreligion von ’'Magie, /Animismus, /Mythologie und anderen Erscheinungen der allgemeinen Völkerps. überlagert. Im Strukturtypus der antiken Volks-R. ist diese Überlagerung meist zugunsten eines ausgeprägten Götterkults durchbrochen. Dieser wird zum Nutzen und Heil eines 'numinos /^apperzipierten Kollektivs (Stammes- bzw. Volksgemeinschaft, identisch mit der Kultgemeinschaft!) geübt. (Opferkult, numi-

Religionspsychologie

noser Sippenfriede, sakrales Königtum, heiliges Recht etc.). Im Typus der Welt- oder UniversalR. steht dagegen die Erlangung des »Heils« für den einzelnen im Vordergrund, der, seines persönlichen Ich bewußter geworden, d. h. aus der umgreifenden Kollektivbindung gelöst, sich personhaft in einer Unheilssituation vorfindet, die er individuell mit Hilfe eines Heilsmittlers (/Prophet, Meister), der die Wege weist, überwindet (Islam, Buddhismus). Das Christentum erhebt der Glaubensanspruch auf qualitative Andersartigkeit gegenüber den R.en, indem es zufolge spezieller Offenbarung Gottes durch Jesus Christus seine Wahrheit über alle sonstige Religionsgeschichte hinausgehoben ansieht. © He il e r , Me n scHiNG, Al t h a u s , Tr il l h a a s , Ma n n S-G Religionspsychologie, Teilgebiet der Psychologie, Religionswissenschaft und Theologie. Sie erforscht historisch, systematisch und praktisch die ps. Strukturen des religiösen Bew., also Glaubensweisen und Religionsin-

halte (Gottesvorst., Weltverständnis, Heilsbegriffe, Kult, Mythologie, Eschatologie etc.), wobei die Methoden genetischer, exp., religionskritischer, phänomenologisch-verstehender, pastoraltheologischer und anderer Art sind. Als wissenschaftliche Disziplin gerät die R. immer an die Sinnfrage und den Wahrheitsanspruch der /Religionen, kann aber selbst Antworten darauf nicht geben, soweit sie als empirische Wissenschaft wertungsfrei bleiben und ihren Standort neben der Religion nehmen will. Es gibt aber auch eine R., die aus Religion innerhalb der Religion erwächst und sich daher vor Wertungen nicht scheut. Erst beide Meth. zusammen ergeben den vollen Wissenschaftscharakter der R., weil nur so der notwendige Ganzheitsaspekt gewonnen wird. Für die sich positivistischbehavioristisch verstehende R. wird die Religion leicht zum kritisierten Gegenstand, weniger zum Gesprächspartner. Aber das empirische Denken greift zu kurz, weil es über kein Kriterium verfügt, um die nur von innen her festzustellenden Konstanten und Variationsmöglichkeiten zu beurteilen. Um zu erkennen, welche Tiefenschichten das religiöse Bew. umgreift, genügt es nicht, deskriptiv, statistisch, exp. oder kausalistisch vorzugehen. Hierzu ist weite und tief eindringende Schau gefordert, um systematisch den Sinngehalt, das religiöse Leben der glaubenden Personen zu verstehen. Gleichwohl kann die behavioristische Methode sich damit behaupten, daß alle R. auch ein empirisches Fundament als gegebenen Grundlagenent505

Religionspsychologie

wurf statistischer und exp. Arbeit aufweisen muß. Dazu kommt jene unentscheidbare Grundsatzfrage, die allg. die Ps. durchzieht, ob die /»Seele« als geistig zu verstehende Ordnung oder letzten Endes als Naturprodukt zu betrachten sei, bzw. inwieweit als ein Gefüge aus Anteilen beider. Daraus ergibt sich, daß keine einheitliche R. existiert. Dazu kommt die Verschiedenartigkeit der Standorte der Forscher auf Grund innerer Vorentscheidungen bezüglich der Frage, was überhaupt »Religion« sei, wo und wie sie sich manifestiert, welche Bedeutung ihr zukomme. Unkontrollierbare innere Positionen wirken in die Arbeit der R. hinein. Atheistisch orientierte, der Religion gegenüber negativ eingestellte R. wird nicht nur methodisch anders arbeiten, sondern auch zu verseh. Ergebnissen gegenüber jener R. kommen, die in aktueller Begegnung mit dem Glaubensanspruch eine positive Stellung zur Religion gewinnt. Diese wird darauf verweisen können, daß alle ps. Lehren gezwungen sind, das ps. Geschehenals Ergebnis des Wirkens antagonistischer Kräfte aufzufassen und daß selbst die /naturwissenschaftliche Ps. nicht ohne Annahme eines die Psyche formenden Agens auskommt und (trotz oft großer Vorsicht der Redeweise) dieses als geistiges, auf den Stoff des Leibes wirkendes, Prinzip erkennt. Systematisch-empirische Methoden entwickelten (um 1900) die Amerikaner St a r b u c k und Ja m e s . In Deutschland begründete (etwa 1910) Kü l pe die »Würzburger Schule«, die das religiöse Leben exp. erforschen wollte. Vertieft wurde dieses Verf. (seit 1920) durch Gir g e n s o h n und Gr u e h n . Als fruchtbar erwiesen sich (ab 1930) die von Hu s s e r l angeregte Methode des »hermeneutischen Zirkels« (Dil t h e y , Spr a n g e r , Wo b b e r m in ), besonders aber die des »Verstehens« (R. Ot t o , Wa c h , Va n d e r Le e u w , He il e r ). In jüngster Zeit begann die (seit etwa 1940) aufgekommenc Existenzphilosophie und die philosoph. Bedeutung der lchDu-Beziehung (Bu b e r ) Einfluß auf die R. zu nehmen. Vielbeachtete Randerscheinungen waren Wu n d t s /'völkerps. Religionsthcorie, Fr e u d s panscxuellcr Deutungsversuch und Ju n g s Theorie von den ^Archetypen. Durch Entdeckung des der echten Religion zugrunde liegenden »Urerlcbnisscs« des »Heiligen« als Kategorie »sui generis« in der modernen vergleichenden Religionswissenschaft des »Verstehens« (R. Ot t o , Wa c h , Me n s c h in g ) wurde das entscheidende religiöse Erleben als »Mysterium tremeiulum et fascinans« ( 'heilig, -'numinos) erkannt und damit die Arbeit der R. erheblich gefördert. »Verstehen« heißt hier : rcligionsgcschichtliche Fakten in das eigene 506

Religionspsychologie Leben »einschalten«, durch Vorstellung, Gefühl und Begriff zu Bew. zu bringen, um dadurch das eigentlich »Gemeinte« zu erfassen. Zugleich wurde das Wesen des Glaubens als »existentielles Betroffensein« von etwas, was den Menschen »unbedingt angeht« erhellt (Til l ic h , Bu l t m a n n , Tr il l h a a s , U. Ma n n u . a.). Damit wurde die Religion selbst ps. als unableitbares Urdatum erkannt, das unerklärbar mit den Menschen gesetzt ist. Damit begann die R.jene unangreifbare Wesensseite zu berücksichtigen, deren Erforschung, obwohl unmessbar, ebenso wissenschaftliche Dignität besitzt wie die behavioristisch erforschbare: Das leidenschaftliche Wesen des Menschen, das kämpft, liebt, haßt, bewundert, naives Staunen oder numinose Ehrfurcht kennt, Fähigkeit zum Dialog, zur Hoffnung und zum Transzendieren (Ja s pe r s ) erweist. Gegenwarts-A ufgaben und ZukunftsAspekte. Die oben dargelegten Grundsatzfragen tauchen hier neu auf. Bei positivistisch eingestellten Forschern wird es zur Auflösung der R. in blosse, übersteigerte Religionskritik kommen, die als Ziel die Emanzipation des einzelnen und der Gesellschaft anstrebt, spezifisch theologische Kategorien wie Schöpfung, Erlösung. Sünde, Gnade, Gesetz und Evangelium als »Dogmatismus« abwertet, aber negative Aspekte der Religionsgeschichte wie Hexenwahn, Kreuzzüge, Intoleranz etc. ps. behandelt. Dabei droht ihr die Gefahr, religiöse Entartungserscheinungen wie heilige Prostitution, Zwangsbekehrungen und pathologische Erscheinungen in den Vordergrund zu rükken, auch die R. zum Deuteprinzip für die in anderen Disziplinen stehengebliebenen Aporien und Rätsel zu machen. Jene andere Art von R. aber, die innerhalb des religiösen Denkens erwächst, wird einwenden, mit alledem werde das Eigentümliche der Religion nicht erfaßt, man leiste nur Scheinerfüllung für konjunkturbedingte Interessenposition, ziehe sich dabei ein wissenschaftlich großartiges, aber täuschendes Kleid an. Denn cs sei wissenschaftlich erforderlich, den unverfügbar hintergründigen Bereich der Lebensphänomene im Blick zu haben. Die dem Menschen innewohnende arteigene Kategorie des Religiösen sei ein Wesenselement des Seins, das wohl verkannt und unterdrückt werden kann, aber immer wieder durchbricht. Diese R. erkennt, daß bei Unterdrückung des Religiösen das menschliche Begehren nach ganzheitlicher Wcltbczichung in utopische Ideologien hineinführt, die sich zwar als Ergebnis einer progressiven Wissenschaft ausgeben, aber am Ende bei der Ersatzreligion ( ’Personenkult) landen, so daß die angestrebte Befreiung von der Religion im Sinne der besseren »Menschwerdung« sich als Illusion erweist. Die von innen her denkende R. will keinesfalls in das Schlepptau bestimmten Glaubens genommen sein, aber ihren wissenschaftlichen Sinn und die Ernsthaftigkeit ihrer Methode darin bewähren, daß sie das rcli-

Religionssoziologie

giöse Empfinden überall, wo es lebt, in seinen Verästelungen (Heiligenkult, Askese, Opferwesen, Ahnenverehrung, religiöse Kunst, heilige Menschen, Worte, Tiere, Gegenstände etc.) bis in die Wurzeln hinein zu erkennen sucht. Sie wird dabei (gegenüber theologischen Glaubensaspekten der urtümlich gewachsenen Religionen) in der Zucht ihrer wissenschaftlichen Methode, um ihre eigenen Grenzen wissend, den Glauben als menschliches Wagnis und Geschenk respektieren. In diesem Sinne wird es heute wie in Zukunft die Würde der R. sein, jene Grenzsituation zu erkennen und nachzuempfinden, in der der Mensch auf Grund seines Menschseins ständig den Absprung zur Transzendenz wagen und seine Hand nach der Wahrheit ausstrekken will. Die R. kennt keinen eigenen Katechismus, aber auf Grund ihres beständigen Mitdenkens und -fragens innerhalb der letzten Antriebe der Religionen kennt sie das Wesen der Menschen als einen Entwurf, der ständig unterwegs und im Grunde heimatlos ist, immer nach einem Etwas strebend, das nicht von der Welt ist. Auf Grund dieser fundamentalen Vernähme, die sie aus dem Wahrheitsringen der Religionen heraushört, vermag sie sogar besser die Richtung zur Fundierung des Daseins zu leisten als eine »säkularisierte« Theologie. Dabei hat sie kein politisches Mandat, es sei denn als Förderung einer Kooperation im Dienste von Friedensarbeit. Auch ist es nicht ihre Aufgabe. von sich aus Konfessionsgrenzen oder Identitätskrisen von Kirchen zu überwinden. Auch hier wird sie in Selbstbescheidung ihre Grenzen kennen. Dies gilt auch für alle Versuche der /Tiefenpsychologie, /Sozialpsychologie und /Gruppendynamik. Zu konkreten Aufgaben ist sie heute und in Zukunft z. B. gerufen gegenüber dem Phänomen der Neureligionen (Japan, Afrika), deren Entstehung und Intentionen ps. nicht erhellt sind, aber auch in bezug auf die Erscheinung der »nachchristlichen Religiosität« (Vermischung von Hinduismus, Buddhismus, Islam und Christentum). Gegenüber den (von der

Theologie ausgegangenen!) Theorien vom »Ende der Religion« und der »Entsakralisierung« hätte sie die verzerrte Optik und Kurzschlüssigkeit dieser Denkweisen aufzudekken. Mit alledem leistet sie ihren spezifischen Beitrag zum besseren Verständnis des Menschen im Gesamtsystem der Wissenschaften. © He l l pa c h , Ja s pe r s , Ju n g , Kü n k e l , U. Ma n n , R. Ot t o , Th u n , Tr il l h a a s , Ve r g ü t e , WOBBERMIN S-G

Reminiszenz

Religionssoziologie, ein von Max We b e r begründeter Forschungszweig, dessen Hauptgegenstand die Wechselbeziehung zwischen der Eigenart und Gestaltung der Religion einerseits und den Erscheinungen des Gemeinschaftslebens andererseits bildet. Die Untersuchung erfolgt unter den Gesichtspunkten und mit den Methoden der Soziologie, zugleich aber auch unter denen der vergleichenden Religionswissenschaft, weil das Verhältnis von Religion und profaner Gemeinschaft (Volk, Staat, Gesellschaftsordnung) auf der einen Seite, das Wesen religiö-

ser Gemeinschafts- und Organisationsformen (Gemeinde, Kirche, Sekte) auf der anderen, mitsamt den Verfallserscheinungen religiöser Gemeinschaften und Beziehungen der Religionsgemeinschaften zueinander, zu behandeln sind. © Wa c h , Me n s c h in g Religionswissenschaft des Verstehens, die im Anschluß an Dil t h e y und Hu s s e r l besonders von v a n d e r Le e u w , Wa c h und He il e r begründeten sorgsamen Studien des Einmaligen der religiösen Phänomene, vor allem auch in ps. Hinsicht. Daher fliessende Grenzen zur /Religionsps. Ihr »Verstehen« will die lebendige Intention in den objektiven und statischen Formen vergleichend erfassen, die historischen Fakten in das eigene Lebenweinschalten«, um das von ihnen »Gemeinte« durch Vermittlung des Begr. zu Gefühl und Bewußtsein zu bringen. © Wa c h , v a n d e r Le e u w , He il e r , Ma n n S-G religiöser Typus (Spr a n g e r ) /'Typologie REM [rolling eye movements] /Schlaf REMD © Re y Reminiszenz [lat.], Erinnerung, Wiedererinnern. • Bez. für den Lemanstieg (bei einer teilweise erlernten Aufgabe), der auf eine eingeschobene Ruhepause zurückzuführen ist. Die R. istu. a. abhängig von der Pausenlänge, vom Lernniveau vor der Pause und von dem Grad der Massierung der Übung vor der Pause. Die R. wird auch als Spezialfall der altbekannten Erfahrung bezeichnet, daß bei verteilter Übung mit Pausenfolgen bessere Leistungen erzielt werden als bei massierter Übung. R. kann damit auch als die Wirkung einer einzigen Pause gesehen werden. Das BALLARD-WiLLiAMS-Phänomen (beschrieben von Ba l l a r d 1913 und von Wil l ia m s bestätigt 1926), wobei Gelerntes nach längerem zeitlichen Abstand seit der Einübung besser reproduziert werden kann als nach Abschluß des Lernens, wird gelegentlich auch als R. bezeichnet,

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Remission verdient dies nach Ho v l a n d aber nicht, weil innerhalb des Abstandes vom Gelernten Gelegenheit zum Nachlernen sich bietet. Das Wa r d -Ho v LAND-Phänomen mit Leistungsanstieg nach einem Intervall von 2 bis 10 Minuten wird als echter Reminiszenzeffekt bewertet. Für die Erklärung der R. wird angenommen, daß die Phänomene 'Ermüdung und /Perseveration eine Rolle spielen. (Die Pause bedeutet eine Erholung gegenüber der Ermü-

dung und die Perseveration die Fortführung des Lernprozesses.) Zur Deutung der R. kommen auch die von Hu l l eingeführten Hemmungskonstrukte hinzu: 'reaktive Hemmung und /konditionierte Hemmung. Ey s e n c k (1965) sucht mit einer Dreifaktorentheorie die R. zu begründen. B-S Remission [lat. remitiere zurücksenden], das vorübergehende Nachlassen, vor allem bei Krankheitssymptomen. Man spricht auch von R.phasen, z. B. bei Schizophrenie Rentenneurose /’Neurose Replikation, replication, (allg.) Wiederholung. • (ps.) Unterteilung bei Experimenten in Abschnitte, von denen jeder alle wesentlichen Parameter enthält (die sog. replica), um die exp. Bedingungen von anderen, evtl, cinflußnehmenden Bedingungen zu unterscheiden. /Paralleltest Repräsentant, Repräsentation, der Vertreter oder auch der Darsteller für eine bestimmte Idee, Vorstellung oder Sache. Die R. ist in der Ps. ein vielfach angewandter Hilfsbegriff zur Verdeutlichung des Vorstellungsaktes (Vorstellung als Repräsentation). Repräsentation, unter ps.-theorctischen Voraussetzungen verwendete Sammelbez. für alle Arten von Abbildungen, die in höheren tierischen Organismen und beim Menschen verwirklicht werden. Repräsentiert, in einem anderen Medium abgebildct sein, können sowohl externe Objekte und Vorgänge als auch - beim Menschen - erlcbnishafte Gegebenheiten (^symbolic processes, 'Vermittlungstheorie). R. kann in unterschiedlichem Grade zeitlich überdauernd verwirklicht werden: perzeptiv-momentan: vorstellungsartig überdauernd ( 'Vorstellung, ^imagery)', zum 'Handeln und zum 'Problemlosen ( ’Denken) wird ein Feld (Va n d e Ge e r 1957). ein Operatives Abbild-System (OAS; Ha c k e r 1973) aufgebaut und präsent gehalten, was durch eine Art Arbeitsgedächtnis ermöglicht zu werden scheint ( 'Dö r n e r 1974); überdauernde R. stehen als Wissen, speziell als 'Zeichen und Zcichcnsystcme ( 'Symbol) zu aktueller Verwen-

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Reproduktion, spontane dung zur Verfügung. Die Möglichkeiten und Formen der R. machen auch in der Ontogenese eine Entwicklung durch ( ’Symbolfunktion, ’ikonische R., 'Sprachentwicklung), wobei höher entwickelte oft summarisch als kognitive R. bezeichnet werden. ® Ka m in s k i 1964 K-I Repräsentationsschluß, Rückschluß, der Schluß von einem Teil aufs Ganze. Vgl. Inklusionsschluß und Transponierungsschluß repräsentativ, als r. werden Stichproben bezeichnet, die in ihrer Zusammensetzung der Population entsprechen, der sie entnommen wurden. Zur Herstellung r. Stichproben können Zufallsverfahren oder gesteuerte Verfahren verwendet werden. Auf Grund von Stichprobenergebnissen lassen sich nur dann

Schlüsse auf die Population ziehen, wenn die Stichproben, aus denen sie gewonnen sind, für die Population r. sind. Mi-A Repräsentativbefragung 'Meinungsforschung Repräsentativgruppenmethode, statistische Methode zur Validitätsbestimmung eines Tests, bei der die Validierungsstichprobe mit der später zu testenden Pbn-Gruppe in den wesentlichen Merkmalen identisch ist. '’Extremgruppenmethode Repression [engl.], Bez. für 'Verdrängung (gelegentlich auch für Motivzurückdrängung) Reproduktion, Bez. für das Wiederhervorbringen vonfrühcrangeeigneten Bewußtseinsinhalten Reproduktionsmethoden 'Gedächtnismethoden Reproduktion, spontane, Versuche von Kö h l e r und v. Re s t o r f f (1933, 1937) ergaben, daß die Erinnerung an ein früher Dagewesenes erfolgen kann, ohne daß eine spezifische Einstellung darauf nötig ist. Als Erklärung dient die optische Paarbildung, die je nach Aufbau des Zwischenfeldes und den mit dem Paar mehr oder weniger ähnlichen Gebilden, sich stärker oder schwächer vom Zwischenfeld abhebt. Bei spontaner Reproduktion ist das Paar im zeitlichen Verlauf gesehen (d. h. rezentes und Spuren-Teilglied, als Duo). Ein augenblicklich gesehenes Ding tritt durch Ähnlichkeit mit dem früheren zusammen, wodurch es dynamisch aufgeladen und reproduziert wird. Ist das rezente Ding, Geschehen usw. Unterganzes oder echter Teil eines Ganzen, so wird das größere Gesamtganze reproduziert. Entscheidende Bedingung für die sp. R. ist die Ähnlichkeit (Hö f e d in g , 1887) des

reproduktives Denken

rezenten Ganzen oder Teilganzen. Bei einem unechten Teil, einem Stück, erfolgt keine Reproduktion. Die Paarbildung ist Zusammenschluß von vergangenem Geschehen auf psychophysischer Basis. Die Leichtigkeit bzw. Schwierigkeit der R. hängt entscheidend von den Zwischenfeldbedingungen ab. Ist die Spur im Spurenfeld von anderen gut abgehoben (bestehen also keine undurchsichtigen und unklaren Übergangsverhältnisse in den Ähnlichkeitsbeziehungen sowohl in dem Spurenfeld wie in dem rezenten Feld), so tritt sp. R. eher ein als im umgekehrten Fall. Le w in forderte für die sp. R. die Annahme der dynamischen Gerichtetheit, d. h. die Einstellung als reproduktiv-auslösendes Moment, damit der Prozeß aktualisiert werden kann. Neuere Untersuchungen (R. Fu c h s , 1954) ergaben, daß in den von Kö h l e r angeführten Experimenten Einstellungen im Sinne Le w in s wirksam sind. Die Möglichkeit sp. R. wird damit nicht verworfen. Die Wirkung von Zwischenfeldbedingungen wurde mit Hilfe von Tönen, jeweils als Paar im Zeitkontinuum (bei Variation des Abstands der Teilglieder und Ausfüllung des Abstands durch verschiedene Töne), erneut geprüft und bestätigt. Vgl. Lernen, Hemmung, Besinnen. reproduktives Denken, der Strom der Erinnerungen, • Problemlosen mit Hilfe der Wissensaktualisierung im Sinne von Se l z (1913, 1923). Reservate, psychische (Ro h r a c h e r ), Bez. für diejenigen Persönlichkeitsbezirke beim Schizoiden und Schizophrenen, in denen »sich das Gefühlsleben nicht nur ungestört entwikkelt« hat, sondern »meist sogar besonders gepflegt und vor allen schädigenden Einflüssen sorgsam behütet wurde«. Jedes »Berühren« dieser R. stößt meist auf heftige Reaktion. Residuum [lat. Rest, Rückstand], Gedächtnisspur, /Engramm, Spurenfeld. • faktorenanalyt. Begr. Resignation, Entsagung, Sichfügen in das Unabwendbare. Kennzeichnend ist stets ein Verzicht. Resonanz [lat.]. Mittönen eines Körpers beim Ertönen seines Eigentons und ebenso allgemein das Mitschwingen eines Körpers. In der Ps. bezeichnet man mit R. das Mitansprechen von Gefühlen bzw. den Widerhall, den Gefühle oder Gedanken in einem anderen Menschen finden.

Response Resonanzmethode, intuitives, auf Einfühlung beruhendes Ausdrucksverstehen. Nach

St e r n alle Verfahren, die strukturelle Anlagen Verstorbener, etwa geschichtlich bedeutender Menschen, nachträglich auf Grund der hinterlassenen Werke (Dichtungen, Zeichnungen) zu ermitteln suchen. Wesentliches Hilfsmittel ist die Einfühlung und die damit verbundene motorische Einstellung beim Reproduzieren von Werken des Verstorbenen (Singen eines Liedes, Lesen eines Gedichtes, Abzeichnen einer Zeichnung usw.). Vgl. Sprachtypen, Ausdruckstheorien Resonanztheorie (He l m h o l t z ), die Annahme, daß beim Hören die Fasern der Basilarmembran im Ohr wie Resonatoren auf die Töne antworten und auf eine Wellenbewegung ansprechen, sobald diese gleiche Eigen-

schwingungsperiode besitzen wie sie. Differenztöne erklärt He l m h o l t z aus Bewegungen des Trommelfells und der Gehörknöchelchen. Vgl. Schallbildertheorie Resonator, kugelförmiger oder zylindrischer hohler Metallkörper mit zwei Öffnungen, von denen die eine an die Schallquelle, die andere an das Ohr gehalten wird. R. dienen zur Analyse von Tönen, Tonverbindungen und Geräuschen. Durch ihren Rauminhalt sind sie auf einen bestimmten Ton abgestimmt, den sie verstärken. Respiration, Atmung der Lebewesen mit Hilfe von Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxydabgabe. Die Atmungstätigkeit gehört zu den unwillkürlichen physiol. Reaktionsmustern, die artspezifisch, den Lebensgewohnheiten der Gattung entsprechend, ausgerichtet und mit spezifischen Anpassungsmöglichkeiten an die jeweiligen Zustände des Organismus ausgestattet sind. Beider Sprechtätigkeit des Menschen (/Sprachproduktion) z. B. verändert sich der Atmungsrhythmus infolge eines veränderten Verhältnisses von Ein- u. Ausatmung. © Le n n e b e r g 1967L-T Response [engl. Antwort, Erwiderung, Reaktion], grundsätzlich eine zeitlich begrenzte, dabei oft auch relativ komplizierte Verhaltenseinheit innerhalb dessen, »was der Organismus auf einen Stimulus hin tut« (Be r g iu s ). - conditioned response ^bedingter Reflex, delayed response: eine längere Zeit nach dem Verschwinden des auslösenden Reizes auftretende Reaktion, overt response, die im Verhalten (z. B. als Aussage) unmittelbar hervortretende R.; ’’covert response, die von einem 509

response-set, Antworttendenz

Beobachter nieht unmittelbar festzustcllende R. Vgl. Reaktion response-set, Antworttendenz, wird die Antwort eines Pbn auf die Testaufgabe eher durch die Form der Testaufgabe hervorgerufen, ist diese Antworttendenz konsistent und verfälscht sie das Testergebnis, so spricht man nach Cr o n b a c h (1946) von r. s. Es ließen sich eine Reihe von solchen Antworttendenzen nachweisen. Tendiert die Vp eher dazu, eine Ja-Antwort zu bevorzugen, so spricht man von /Ja-Sage-Tendenzen, Zustimmungstendenzen oder acquiescence. Läßt die Testantwort eine unentschiedene Antwort zu, so konnte man feststellen, daß bestimmte Vpn diese Antwortkategorie bevorzugen. Auch die Wahl extremer Antwortkategorien ist als eine solche Antworttendenz entdeckt worden. Ein sehr systematisch untersuchter r. s. ist dies o z i a 1 e E r w ü n s c h t h e i t. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß der Pb die seiner Meinung nach sozial erwünschte Antwort gibt. Geht das verfälschende Verhalten des Pbn über die Beantwortung von Testitems hinaus, so spricht man genereller von 'Simulation bzw. /Dissimulation. Da die r. s. die Meßintention der Tests maßgeblich beeinflussen, die Fehlervarianz also erhöhen, ist man bemüht, über die Konstruktion von Testverfahren solche r. s. auszuschalten oder durch entsprechende Korrekturmaßnahmen nach der Testdurchführung zu korrigieren. So enthalten z. B. die Persönlichkeitsfragebogen MMP1 (© Ha t h a w a y , Mc Kin l e y ) oder der 16PF (Ca t t e l l u . Eb e r ) sog. Korrekturskalen bzw. motivation distorsion scales, welche eine solche Korrektur zulassen. Auf Grund dieser Verfälschungsmöglichkeiten hat Ca t t e l l für die Messung von Persönlichkeits- bzw. Motivdimensionen 'objektive Tests entwickelt. © 1950 Hä-R Ressentiment [frz.], eigentlich das Wiedererleben eines Gefühls, insbesondere schmerzli-

ches Nachgefühl. Heimlicher, stiller Groll, oft unbewußt gehegtes Gefühl des ohnmächtigen Neides oder Hasses, das sich in entwertender Kritik und Herabsetzung des Gehaßten und Beneideten geltend macht. Vor allem Nie t z s c h e hat den Begriff populär werden lassen Restitution, Wiederherstellung z. B. Abheilung intellektueller Schäden bei Hirnverletzten, Psychosen usw. Als Verfahren zur R. früherer Funktionsleistungen sind besondere Restitutions-Übungen entwickelt worden. Vgl. Rehabilitation. Re s t o r f i -Effekt, Bez. für die von v. Re s t o r f f aufgestclltc These, daß in einen Lernstoff eingefügte, andersartige Elemente besser gelernt werden als der Lernstoff selbst. Vgl. retroaklive Hemmung

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retikuläres Sjstem

Restriktion [lat. restringere zurückbinden], Einschränkung, z. B. eines Urteils. • In der Ps. bisweilen Bez. für Abwendung, Flucht vor der Umwelt wie vor der Innwclt (gegensätzlich zu Aggression). Restvarianz, als R. wird jener Teil der Gesamtvarianz von Daten bezeichnet, der nicht auf systematische, experimentelle Variation zurückzuführen ist. Die R. stellt bei der Berechnung der /Varianzanalyse die Prüfgröße dar, mit der die »Varianz zwischen« vergli-

chen wird, wenn keine direkte Schätzung der Fehlervarianz (»Varianz innerhalb«) möglich ist. Mi-A Resultante, die Vektorsumme gerichteter physikalischer Größen. • In allg. Bedeutung: die sich aus dem Zusammenwirken mehrerer Bedingungen ergebende Folgeerscheinung, z. B. der sich aus mehreren ps. Vorgängen ergebende neue Zusammenhang (Wu n d t s Prinzip der schöpferischen Resultanten). Retardation, Retardierung, Zurückhaltung, Verlangsamung. • In der Ps. Bez. für Entwicklungsverzögerung (z. B. Spätentwickler mit Verlangsamung der Intelligenzentfaltung gegenüber Altersgenossen). • (biol.) Das Zurückbleiben in stammesgeschichtlicher, auch individualgenetischer Hinsicht (z. B. beim Vergleich von Mensch und Tier die lange Kleinkindphase). • Rctardationstheorie, syn. Fetalisationstheoric, die von dem niederländ. Anatomen L. Bo l k u . a. vertretene Annahme, daß beim Menschen die körperl. Reifung zugunsten der Hirnentwicklung verzögert abläuft. Vgl. Akzeleration Retention [lat.], Zurückhaltung. Nach Kr e t s c h m e r Bc z . für die Verhaltung von nicht verarbeiteten Erlebnissen. • Nach Sc h u l t z -He n c k e Bez. für die durch mangelnde Äußcrungs- und Hingabefähigkeit gekennzeichnete Pcrsönlichkcitsvariablc. retentive Hemmung, nach Sc h u l t z -He n c k e wie die 'kaptative Hemmung eine Hemmung des Besitzstrebens. Der Begriff »retentiv« beinhaltet das gleiche wie der Begriff »anal« bei Fr e u d , ist jedoch unabhängig von der FREUDschen Theorie zu verstehen. Die r. H. äußert sich in einer Einschränkung der Strebungen des Behalten-Wollcns. Retest-Methode, zur Bestimmung der Zuverlässigkeit eines Tests wird er nach einem bestimmten Zeitraum wiederholt und die Korrelation mit den Ergebnissen der ersten Untersuchung ermittelt. 'Zuverlässigkeit retikuläres System 'Formatio reticularis

Retina

Retina [lat. rete Netz], die Netzhaut, /Auge retrieval [engl.] "Abruf retroaktive (rückwirkende), proaktive (vorwirkende) Hemmung [lat. retro rückwärts], wird eine Serie sinnloser Silben gelernt und an-

schließend eine zweite Serie irgendwelchen Materials, so kann die zweite Serie auf die Erinnerung der vorher gelernten einen ungünstigen Einfluß ausüben (r. H.). Entsprechend kann untersucht werden, ob vorher gelerntes Material auf die Wiedererinnerung des später Gelernten ungünstig wirkt (p. H.). Das Phänomen der r. H. wurde zuerst von G. E. Mü l l e r und A. Pil z e c k e r (1900) untersucht und als Folge der Stärke der Prozesse im Gedächtnis interpretiert. Eine andere Deutung der r. H. lieferte v. Re s t o r f f (1933), wonach diese durch Bereichsbildung im "Spurcnfcld zustandekommt. Solche Bereiche organisieren sich nach /Ähnlichkeit der Spuren. Enthalten zwei gelernte Serien viele ähnliche Elemente, schließen sich die Spuren solcher ähnlicher Elemente aus beiden Serien zusammen, wodurch die Erinnerungshemmung verursacht werden soll. • Das Phänomen der r. H. und p. H. kann auch im Sinne eines negativen Übertragungseffektes (z'transfer) angesehen werden. retroaktive Suggestion, Suggestion, die veranlaßt, Erinnerungsbilder und frühere Bewußtseinsinhalte zu aktivieren retrograd [lat. gradi schreiten, gehen], rückläufig, zurückgehend. Ggs. /anterograd retrograde Amnesie, zurückgreifender Erinnerungsausfall, nach Unfällen auftretender, immer weiter in die Vergangenheit fortschreitender Erinnerungsverlust, der sich wieder (in umgekehrter Folge) beheben kann. Auch ein Erinnerungsausfall, der sich auf eine Zeit erstreckt. in der Auffassung und Merkfähigkeit noch normal waren und der sich nicht weiter ausbreitet. Vgl. anterograd, Amnesie Reue, das quälende Gefühl, falsch bzw. gegen sein Gewissen gehandelt zu haben, verbunden mit aufrichtigem Bedauern und der Tendenz zur Wiedergutmachung Reversion [lat. revertere zurückkehren, umkehren], Umschlag, bezogen auf R.Figuren, die bei Betrachtung »bedeutungsgemäß« umschlagen. Beispiele: zNECKERscher Würfel, ScHRÖDERsche Treppe, Pokalprofil-Muster, WuNDTscher Serviettenring. Auch Vexierbzw. Kippfiguren genannt. Die R. spielt in der Ps. beim ’'Figur-Grundproblem und damit auch in der 'Gestaltpsychologic eine be-

rezeptive Felder

sondere Rolle. Vgl. geometrisch-optische Täuschung. /ScHAFER-MuRPHY-Effekt • Psa. ist R. (nicht syn. mit ’'»Verkehrung ins Gegenteil«) ein zAbwehrmechanismus des Ich. Die Rückwendung eines aus dem Es stammenden und ursprünglich gegen ein äußeres Objekt gerichteten Triebimpulses gegen die eigene Person. Die R. ist die Folge eines den Triebimpuls betreffenden Verbotes des Über-Ichs und hat als Ziel die Selbstbestrafung des Ichs. Dabei kann die R. auch als Abwehr des Triebimpulses mittels /Verschiebung, d. h. durch /Substitution des äußeren Objektes durch das Ich interpretiert werden. Die R. des Sexualtriebs ist gleichbedeutend mit dem sekundären "Narzißmus, während die R. des Aggressionstriebes zum /Masochismus führt. Revierverhalten zTerritorialverhalten Revisions-Test ® Gie s e , Ma r s c h n e r , St e n d er

reward [engl.] "Belohnung Rezeption, Aufnahme, Empfangen, Übernahme, im engeren Sinn svw. Reizaufnahme,

Wahrnehmung Rezeptionsspiele "Spiele rezeptiv, aufnehmend, aufnahmefähig rezeptive Felder, sich zumeist ringförmig umschließende Felder auf der /Retina, die dadurch charakterisiert sind, daß ihre /Rezeptoren (dies können mehrere hundert sein, bei einer Ausdehnung von nur wenigen Millimetern) über Zwischenneurone alle mit einem

ganz bestimmten zugehörigen nachgeschalteten "Neuron funktional verbunden sind (r. F. eines Neurons). Im erweiterten Sinn wird der Ausdruck r. F. auch für den Gesamtkomplex der hierfür charakteristischen neuronalen Verschaltung dieses Feldes gebraucht. Bei Belichtung unterscheiden sich Zentralfeld und Umfeld in ihrer Wirkung auf das zugehörige Neuron. Dieses kann bei Belichtung des Zentralfeldes mit gesteigerter Impulsrate reagieren (ou-Antwort) und bei Belichtung des Randfeldes keine Impulse mehr liefern (on-Zentrum-Feld bzw. on-Zentrum-Neuron), oder umgekehrt. d. h. das Neuron reagiert mit einer Hemmung der Belichtung des Zentralfeldes und mit einer Erregung bei Belichtung des Umfeldes (offAntwort, o/jf-Zentrum-Neuron). Die nach dem Prinzip der /lateralen Inhibition verschalteten Felder führen in ihrer Wirkung z. B. zu einer Hervorhebung der Kontrastwirkung! "Kontrast) von Grenzen zwischen dunklen und hellen Feldern, oder bei nachgeschalteten Neuronen z. B. des visuellen Cortex zur Erkennung räumlich aus-

511

Rezeptivität

gerichteter linearer Muster (Mustererkennung). © Hu b e l 1962, 1971 B-C Rezeptivität, Aufnahmefähigkeit im Ggs. zur

Produktivität Rezeptor [lat. recz/jcrezurücknehmen.bekommen], Empfänger, Empfangsorgan, vielfach gleichbedeutend mit Sinnesorgan; während z»Sinne«auch als Aufnahmeorgane entsprechend den subjektiv erlebbaren Sinnesqualitäten verstanden wurden, bezeichnet Rezeptor in der zSinnesphysiologie reizaufnehmende und verarbeitende (kodierende) Strukturen, deren Aktivität nicht unbedingt perzeptive Erlebnisse hervorruft wie z. B. die verschiedenen Chemorezeptoren im Hypothalamus oder Pressorezeptoren zur Steuerung des Blutdruckes. R. sind demnach durch ihre biologisch kybernetische Funktion als Informationswandler gekennzeichnet. Die einzelne R.zelle, auf ein enges Reizspektrum spezialisiert, erzeugt bei Reizung ein elektrisches »Generatorpotential« (= Rezeptorpotential), das mit ansteigender Reizung zunimmt und beim Überschreiten einer jeweils bestimmten Depolarisationsgrenze (beim auf Druck reagierenden Pacinischen Körperchen 10 mV) wird im fortleitenden sensiblen Nerven ein Aktionspotential erzeugt bzw. bei stetiger Reizung repetetive Aktionspotentiale. Bei konstanter Dauerreizung kommt es zur Abnahme der Aktionspotential-Frequenz ( 'Adaptation). - Bei unterschiedlicher Einteilung werden unterschieden: Telezeptoren (für entfernte Vorgänge), Exterozeptoren (für unmittelbare äußere Umgebung), Interozeptoren (für inneres Milieu), Viszerozeptoren (spezieller für den inneren Organbereich), Propriozeptoren (für jeweilige Körperlage im Raum, Muskel-und Sehnenspannungen), Chemorezeptoren (für Änderungen des chemischen Milieus), Nocizeptoren (Schmerzrezeptoren). Osmozeptoren (osmotischer Druck in Körperflüssigkeiten). © Ga n o n g 1974, He n s e l 1966, Ke id e l 1971 B-C Rezessivität, rezessiv [lat. recedere zurücktreten], zurückschlagend, gedeckt, überdeckt. R. nennt die Vererbungslehre eine Eigen-

schaft, die wohl erbgutmäßig noch vorhanden ist, aber nicht beim individuellen Träger in Erscheinung tritt. Nur bei der Vereinigung von zwei gleichen r. Anlagen gelangt diese zur Auswirkung oder dann, wenn die r. Anlage im männlichen 'Geschlechtschromosom liegt und (deswegen) keinen dominierenden Partner hat. Rezipienten-Variablen, die in der exp. Forschung zum 'Altruismus am Empfänger (einer Hilfe oder Wohltat) isolierten Variablen. Z. B. Attraktivität, Unselbständigkeit. 512

RiBOTsches Gesetz

»Wir«- bzw. »Außen«-Gruppen-Zugehörigkeit, Einheiten der sozialen Reziprozität, tatsächliche oder attribuierte Macht u. ä. B-S reziprok [lat. reciprocare hin und her bewegen, auf gleicher Bahn zurückbringen], wechselseitig sich bedingend reziproke Hemmung 'Hemmung reziproke Innervation, nach Sh e r r in g t o n (1906) die Entspannung eines Muskels, die gleichzeitig mit der Kontraktion seines Antagonisten vor sich geht rG — SG’ Symbol für die antizipierte Ziel-Teilresponse mit ihrer sensorischen Komponente, die nach Hu l l komplizierte Ketten von zweckvollen Handlungen erklären soll B-S Reinhauser Gruppentest © Sc h r e ib e r Rhathymia[gr. Leichtsinn, Sorglosigkeit], Bez. füreine GuiLFORDsche Persönlichkeitsdimension, die hoch mit der EYSENCKschen Dimension Extraversion korreliert. © Gu il f o r d Rheobase [gr. rheos, Gewässer, Strom], dasjenige elektrische Potential, welches gerade noch eine Reaktion an Nerven oder Muskeln hervorruft. Rh. ist gleichbedeutend mit galvanischer Reizschwelle. Vgl. Chronaxie Rheotaxis, (biol.) freie Ortsbewegung, die durch einen Wachstumsreiz ausgelöst wird. Fische z. B. bewegen sich stets gegen den Wasserstrom. P-S Rheotropismus, (biol.) Wachstumsbewegung, die durch einen Strömungsreiz ausgelöst wird. .'Taxis, 'Tropismus P-S Rhesasthenie 'Stimmstörung Rhinencephalon [auch -enzephalon, -enkephalon], Riechhirn. Phylogenetisch der älteste Teil (Allocortex) des Endhims (Telencephalon). /'Gehirn Rhinophonie, Rhinolalie 'Näseln Rhodopsin 'Farbensehen Rhombencephalon [auch -enzephalon, -enkephalon], Rautenhirn 'Gehirn Rhotazismus, fehlende oder gestörte 'Artikulation der r-Laute ('Stammeln). • Pararhotazismus ist deren Ersatz durch andere 'Phoneme, z. B. durch »1«. 'Paralalie RI, retroactive inhibition, 'Hemmung Ribonucleinsäure (RNS), Riesenmolekül in lebenden Zellen, das die in der 'Desoxyribonucleinsäure gespeicherte Information zur Verwirklichung bringt D-E RiBOTsches Gesetz, von Th. Rib o t aufgestellte Regel über den Abbau des Gedächtnisses bei Hirnschädigung und im Alter. In umgekehrter Reihenfolge wie beim Aufbau werden zuerst die jüngsten Erinnerungen, die Affek-

Richtschlagprüfer

te, das Komplexe und das Ungewohnte, zuletzt dagegen die ältesten Erinnerungen, die eingewurzelten Gewohnheiten, das Einfache und das Gewohnte gelöscht. Richtschlagprüfer zSinnesfunktionen Richtungsdisposition, da in jeder 'Disposition Potenz und Tendenz zugleich enthalten seien, unterschied St e r n (1935) die Richtungsdisposition von der Rüstungsdisposition. So ist die Intelligenz Rüstungsdisposition, da es auf die instrumentale Bedeutung ankommt. Interessen sind dagegen Richtungsdispositionen entsprechend dem Tendieren auf ein bestimmtes Ziel. Die sog. »praktische Intelligenz« ist gleichfalls Richtungsdisposition. Richtungshören, das Bestimmen der Richtung, aus der akustische Wahrnehmungen kommen (räumliches Hören). Es beruht vor allem auf der Wahrnehmung der geringen Zeitdifferenzen (mindestens 0,00003 see) im Zutritt der Schallwellen zu den beiden Ohren. Zwei den beiden Ohren vorgehaltene Taschenuhren machen dies deutlich. Sie erzeugen im Verschmelzen und Auseinanderfallen des Tickens den Eindruck der Richtungsänderung. Richtungshören, gestörtes, Gestörte SchallLokalisation, die Unfähigkeit, bei binauralem Hören den Standort einer Schallquelle herauszufinden, ist wesentlicher Bestandteil einer zentralen Hörstörung, /akustische Agnosie. © Ar n o l d 1970 G-N Richtungslinien, Richtungsstrahlen, soviel wie die ’Visierlinien. Vgl. Auge Richtungsvorstellung, eine Vorstellung von etwas Gesuchtem, die dieses nur undeutlich, andeutungsweise oder abstrakt enthält, z. B. die undeutliche Ausgangsvorstellung beim Vorgang des Sichbesinnens auf einen Namen Riechen 'Geruch Riechzellen /Geruch Riegel-Exzenter-Brett Ja c o b s e n Rigidität [lat. rigidtts starr], Starrheit, Unbeweglichkeit, mangelnde Elastizität vor allem ps. Funktionen. Der Begr. belegt (besonders gegenüber der ähnlichen /Pcrseveration) das »Nicht-loskommen-Können« von Denk- und Handlungsweisen und Einstellungen. Auch ist R. nicht bloß eine, die Person bestimmende, allg. Eigenart, sondern tritt ebenso in Teil-Bezügen hervor - z. B. als motorische, affektive, kognitive R. - Physiologisch ist R. Bez. für den gespannten Muskelzustand, für die Starrheit der Musku-

Risikoschub-Effekt

latur (’’Rigor). Eindeutige Beispiele in der Hypnose oder bei Schädigung von Nervenbahnen. Rigidität, habituelle, nach Ca t t e l l die Unfähigkeit, Verhaltensweisen, die von der Person einmal angenommen und gebahnt sind, umzustruktuieren (disposition rigidity). Zu unterscheiden von der aus einer Trägheit der ps. Prozesse resultierenden Unfähigkeit der raschen Umstellung. Fa h r e n b e r g Rigor, erhöhte Ruhespannung der Muskulatur. Die Muskulatur setzt passiven Bewegungen einen zähen Widerstand entgegen. Dieser Widerstand ist gleichmäßig, vermindert sich jedoch im Schlaf und schwindet in der Narkose. Wenn /Tremor besteht, wird die Rigidität der Muskulatur ruckweise geändert, was sich bei der Prüfung der passiven Beweglichkeitals Zahnradphänomen auswirkt. Rigorismus [lat. rigor Unbiegsamkeit], die starre, strenge, unnachgiebige Vertretung eines Standpunkts, z. B. ethischer R. bei Ka n t Rindenbezirk /Gehirn Rindenblindheit ’Agnosie, /Sehbahn RiNGER-Paste, Paste zum Bestreichen von Elektroden, um störende Polarisationseffek te bei physiologischen Messungen zu vermeiden. Eine Mischung aus Glyzerin, weißem Lehm und RiNGERscher Lösung (einer physiologischen Kochsalzlösung). Ringsektorentäuschung, geometr.-opt. Täuschung. Gleich große Ausschnitte einer Ringfigur erscheinen nebeneinandergelegt verseh, groß. RiNNE-Versuch, zum Nachweis der intakten oder gestörten Schalleitung, bzw. zwischen Mittel- und Innenohrschwerhörigkeit, wird eine angeschlagene Stimmgabel dem Kopf aufgesetzt und sobald sie dort nicht mehr hörbar ist, vor das Ohr gehalten. Wird sie dort erneut gehört, so ist die Schalleitung intakt, andernfalls gestört. Risiko, eine Situation (bzw. nur das besondere Kennzeichen einer Situation), die durch mangelhafte Voraussehbarkeit des Kommenden bestimmt ist und zudem den Situationspartner bedroht. R. fordert auch stärker als /Ungewißheit, daß eine Entscheidung getroffen wird. Risikoschub-Effekt, risky shift-effect, individuelle risikohafte Entscheidungen werden in und nach der Interaktion in der Gruppe verändert - meist in Richtung auf größere Risikobereitschaft oder Risikofreudigkeit. Die Abhängigkeit des R. von dem Status des

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Risikoverhalten

Gruppenmitgliedes hat u. a. Gisela Tr o m m s d o r f f (1971) wahrscheinlich gemacht (vgl. auch La m m 1969, 1970). © Ko g a n u . Wa l l a c h 1967 B-S Risikoverhalten (Rv.) bezeichnet Verhalten in Risikosituationen (Rs.) und bedeutet somit nicht riskantes Verhalten. Rs. können dadurch gekennzeichnet werden, daß (a) in einer bestimmten Ausgangstage verschiedene Handlungsalternativen mit entsprechenden Handlungszielen gewählt werden können und daß (b) das Nichterreichen des gewählten Handlungsziels zu einem Zustand führt, der subjektiv unerwünschter ist als die Ausgangslage. Risiko bedeutet dabei den wahrscheinlichen Anteil subjektiv negativ gewichteter Handlungsausgänge (bezogen auf die Ausgangslage) an allen möglichen Handlungsausgängen. Rv. als besonderer Fall von Entscheidungsverhalten in Ungewißheitssituationen wurde zunächst überwiegend von Ökonomen und Mathematikern im Rahmen der Entscheidungs- und Spieltheorie untersucht. Dabei ging es vor allem um die »optimale« Entscheidung, die nach dem Grundsatz des maximalen Nutzens ermittelt werden sollte (Be r n o u l l i 1738). Mit fortschreitender Entwicklung dieser Forschungsrichtung fanden subjektive Momente der Entscheidungskriterien zunehmende Beachtung, so etwa im Modell der maximalen subjektiven Nutzenerwartung (SEU = subjectively expected utility, Sa v a g e 1954), bei dem nicht mehr eine überindividuelle, »objektive« Ereigniswahrscheinlichkeit im Vordergrund steht. Entscheidungs- und spieltheoretische Analysen des Rv. erscheinen unter ps. Gesichtspunkt nicht genügend repräsentativ für ein Verhalten in Rs., da sie sich meist auf Situationen beschränken, in denen dem Entscheidenden die Ereigniswahrscheinlichkeiten bekannt sind (z. B. Glücksspiele und Wetten). Demgegenüber zeichnen sich folgende Schwerpunkte in der Entwicklung der ps. Erforschung des Rv. ab: (1) Untersuchungen des Rv. in Situationen mit Verlustmöglichkcitcn, deren Wahrscheinlichkeiten dem Entscheidenden nicht oder nur teilweise bekannt sind und bei denen die Handlungsausgängc sowohl von außerindividuellen Verhaltensbedingungen als auch vom individuellen Verhalten abhängen. (2) Bevorzugte Verwendung stochastischer Entscheidungsmodcllc, bei denen Sachverhalte wie Inkonsistenz (unterschiedliche Entscheidungen bei gleichem Entscheidenden, gleichen Handlungsalternativen und gleichen

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Ritual, Ritualisierung

Entscheidungsbedingungen) und 1 ntransitivität der Altcrnativenbevorzugung (A wird B. B wird C, C wird A vorgezogen) mehr berücksichtigt werden als in deterministischen Entscheidungsmodellen, wo die Alternativenwahl durch den größten subjektiv erwarteten Nutzen bestimmt wird. (3) Stärkere Einbeziehung feldtheoretischer Interpretationsmöglichkeiten, aus denen sich (im Gegensatz zum SEU-Modell) eine Wechselbeziehung zwischen subjektivem Nutzen und subjektiver Wahrscheinlichkeit ergibt (Le w in u . a. 1944, Ir w in 1953, v a n d e r Me e r 1963). - (4) Bevorzugung deskriptiver Zielsetzungen (Beschreibung des Verhaltens in Rs.) gegenüber normativen Zielsetzungen (wie soll sich das Individuum in Rs. entscheiden?) und damit Betonung persönlichkeits- bzw. differentiell-ps. (Ko g a n u . Wa l l a c h 1964) und sozialps. Gesichtspunkte (z. B. das exp. und theoretisch noch umstrittene riskr-Viz/r-Phänomen. wonach Individuen in der Gruppe zu riskanteren Entscheidungen neigen sollen als allein; Ko g a n u . Wa l l a c h 1967). (5) Untersuchung der Beziehungen zwischen Rv.und Leistungsmotivation (insbesonders Anspruchsniveau), wobei von Wechselwirkungen zwischen Erfolgs- und Mißcrfolgsmotivation. subjektiver Erfolgswahrscheinlichkeit und Aufgabenanreiz (At k in s o n 1957, vgl. Sc h n e id e r 1973) ausgegangen wird. - (6) Betonung des zeitlichen Verlaufs des Rv. als Konfliktverhalten bei gegensätzlichen Leistungs- und Sicherheitstendenzen, die bis zum Entscheidungszeitpunkt beide maximiert und erst dann gewählt werden (Kl e b e l s b e r g 1969) und oder als informationsverarbeitendes Verhalten in Form sequentiellen Vergleichens von vier Risikodimensionen (Gewinn- und Verlustwahrscheinlichkeit. Gewinn- und Verlusthöhe; Pa y n e 1973).

Zugrunde gelegte Risikobegriffe, gewählte Rs. und Untersuchungsmethoden sind möglicherweise Ursachen für die sehr unterschiedlichen Ergebnisse in der bisherigen ps. Forschung und für das Fehlen einer einheitlichen Theorie des Rv. Die vorläufigen Ergebnisse weisen auf eine überwiegend situative und weniger individuelle Bedingtheit unterschiedlichen Rv. hin. K-G risky shift 'Risikoverhaltcn risky shift-effect 'Risikoschub-Effekt risus sardonieus [lat. risus das Lachen, gr. sardemios höhnisch, hämisch, von sairo mit auscinandergczogencn Lippen grinsen], krampfhaftes Zusammcnzichen der Lachmuskeln. Ritual, Ritualisierung [lat. ritus Sitte, Brauch], allg. feierlicher Brauch mit rclig. oder gesellschaftl. Bedeutung, z. B. Initiationsriten bei Naturvölkern. • Jedes stereotype Verhalten, das nicht situationsangepaßt zu sein braucht und weitgehend sinnentleert sein

Ritualisierung

rollentheoretische Persönlichkeitsauffassungen

kann, aber eine Funktion zu erfüllen scheint, z. B. ritualisiertes Handeln bei Gefahr, bei Entspannung, bei Danksagung. • Erstarrte Verhaltensabfolgen, deren Einhaltung verpflichtend ist, z. B. das Abendlied bei Kleinkindern; zwanghaftes Verhalten bei Neurosen, z. B. Waschzwang. R-S Ritualisierung, (biol.) Formalisierung von Instinkthandlungen, Veränderung eines Verhaltensmusters zum /Signal. Im /'Kommentkampf z. B. werden agonistische Verhaltensweisen, die den Gegner beschädigen oder töten können, zu reinen Drohgebärden ritualisiert. P-S RNS, Ribonukleinsäure (s. d.) Robinson-Alter ^Entwicklungsphasen Robustheit von Prüfverfahren, das Ausmaß, in dem statistische Prüfverfahren anfällig gegen eine Verletzung ihrer Voraussetzungen sind. Sie bezeichnet also den Grad, in dem die zu ziehenden Wahrscheinlichkeitsschlüsse durch Nichterfüllen der Voraussetzungen verfälscht werden. Z. B. ist die /'Varianzanalyse ziemlich robust gegen Abweichungen von der Normalverteilung, etwas weniger gegen solche der Varianzhomogenität. Mi-A ROC, receiver operating characteristic zSignal-Entdeckungstheorie Rohwert [engl. raw score], Bez. für die Anzahl der Punkte oder der gelösten Einzelaufgaben, mit der die Leistung einer Vp bei einem bestimmten Test festgestellt worden ist. Dieser Wert ist insofern »roh« bzw. ungenügend, als er keinen Ausdruck der Leistung im Vergleich zu einem allgemeinen Maßstab darstellt und auch nicht erlaubt, Leistungen bei verschiedenen Tests zu vergleichen. Die R. müssen deswegen meist in /Standardwerte transformiert werden. Rolle (1), vom Begr. der dramat. R. des altgriechischen Schauspiels als ein durch Thema und Inhalt vorgeschriebenes Verhalten eines Akteurs abgeleitet, bedeutet R. in der /Sozialps. die Summe der von einem Individuum erwarteten Verhaltensweisen, auf die das Verhalten anderer Gruppenmitglieder abgestimmt ist. Eine R. ist zwar von ihren möglichen Trägern abhebbar, sobald diese aber eine R. übernehmen, werden sie von Erwartungen hinsichtlich ihrer eigenen R., der Partnerrolle (den Partnerrollen) und der Art des Zusammenspiels zwischen den beiden (mehreren) R. geleitet (Ho f s t ä t t e r 1966). Der Begr. R. gewann um so mehr an Bedeutung, je mehr der Mensch als Person in

Zusammenhang mit anderen in der Gruppe betrachtet wurde. Die R. erscheint dann als ein geordnetes Modell von Verhaltensweisen, relativ zu einer gewissen /Position des Individuums in einem interaktiven Gefüge; als ein Satz von Erwartungen (Rollenerwartungen) bezüglich des Inhabers der Position. zRollentheoret. Persönlichkeitsauffassungen, vgl. Rangordnung, soziale Ma-R Rolle(2), der Mensch kann nicht vollständig^ seine R. eingehen. Er ist mehr, als er in seiner R. darstellt. Es kann auch zu einem Rollenspielen kommen, das am Wesentlichen des Rollenträgers vorbeigeht, ähnlich dem R.spiel des Schauspielers. Die Gruppenzugehörigkeit des Menschen erzeugt eine stete R.differenzierung und läßt ebenso R.konflikte entstehen. Das Kind (gelegentlich auch der Erwachsene) vermag eine R. in der Sonderform des Fiktionsspiels und Illusionsspiels zu übernehmen. Der R.begriff hat in der Pädagogik und der päd. Ps. Bedeutung (St r u n z ). Auch in der Diagnostik und Psychotherapie wird das R.spielen zum Erkennen und Ausleben von Konflikten verwendet (''Psychodrama). rollende Straße, Bez. für Prüfstände zur Verkehrseignung, wobei auf einem über Rollen laufenden Band durch Bedienung eines Steuerrades einer aufgezeichneten Linie (Spur) zu folgen ist. Zugleich ist auf weitere Reize zu reagieren. Das erste Modell konstruierte H. Ru pp unter der Bez. Lenkprobe. Rollendisposition, nach Kr e c h et al. (1972 106 f.) eine primäre interpersonale (soziale) Verhaltenseigenschaft, wie z. B. Forschheit, Couragiertheit (Gegenpol: soziale Schüchternheit) ; Überlegenheit, Dominanz (Gegenpol : Unterwürfigkeit); Neigung zum Ergreifen sozialer Initiative (sozial passiv); Selbständigkeit, Unabhängigkeit (Unselbständigkeit) u. a. B-S Rollenspiele /Spiele, /Psychodrama, /Rolle rollentheoretische Persönlichkeitsauffassungen—ausderTatsache, daß ein Individuum im Verlaufe des Sozialisationsprozesses in verschiedene /Positionen und /Rollen hineinwächst, die seine Eigenart kennzeichnen, ergibt sich die Möglichkeit, Persönlichkeit als »Schnittpunkt» aller Positionen, die sie in einem sozialen Gefüge innehat, bzw. als System von internalisierten Rollen zu beschreiben. Ausgangspunkt der Definition von Persönlichkeit in diesem Sinne ist somit nicht das

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Rollentheorie

Individuum, sondern die Kultur, die Gesellschaft bzw. die Interaktion ihrer Mitglieder. Rolle als Einheit der Kultur ist dann die strukturierte Abfolge gelernter Handlungen, ausgeführt von einer Person in einer Interaktion (Sa r b in ). Ca t t e l l spricht im Rahmen seines Persönlichkeitssystems u. a. von »roletraits« als einer Klasse dynamischer Merkmale des Menschen. Er versteht darunter Merkmale, die mit der Rolle einhergehen, die Menschen in der Gesellschaft bzw. in ihrer sozialen Gruppe übernehmen. Der Mensch hat bereits (als Vater, Lehrer, Taubenzüchter ...), insofern er diese Rolle einnimmt, spezifische Merkmale, die sein Verhalten »determinieren«. Dem Einwand, daß die Fassung von Persönlichkeit soziale Determinanten überbetone, damit mögliche interindividuelle Differenzen vernachlässige, begegnen Vertreter der R.theoriemit der Annahme einer individuell verschiedenen »Rollenselbstdeutung« oder mit der Definition von Persönlichkeit als »Handlungssystem«, das aus der Interaktion von 'Selbst und Rolle entsteht (Sa r b in ). R-H Rollentheorie, seit Sa r b in s (1954) Handbuchartikel übliche Bez. für relativ heterogene Hypothesen über Inhalt und Funktion uneinheitlicher Rollenkonzepte. Bid d l e u . Th o m a s (1966) weisen daher den Anspruch einer umfassenden Theorie zurück. Ha b e r m a s (1968) und Ha u g (1974) kritisieren die der R. immanenten Anpassungsvorgänge des Individuums an anscheinend invariant und übermächtig vorgegebene gesellschaftliche Verhältnisse, sowie die schichtenspezifischen Verlaufsformen der 'Sozialisation. Untersuchungen zur mehrfachen Gruppenzugehörigkeit und den damit verknüpften Konflikten sollten zu einer Eingrenzung der Aussagen, einer zunehmenden Vereinheitlichung der Begriffbestimmung von /Rolle und evtl, zu mehreren R. mittlerer Reichweite führen. © Sa r b in u . Al l e n 1969, Se c o r d u . Ba c k m a n 19742 R.s Rolle, semantische, der Begr. s. R. definiert die /'semantische Relation zwischen einem Verbum und einer nominalen Ergänzung dieses Verbums. Diese Art Relation wird im Gegensatz zur 'syntaktischen Relation (z. B. Subjekt-von) semantisch definiert (z. B. Agent-Aktion, Patient-Aktion usw.). So bezeichnet in dem Satz »Das Holz trocknet« »Holz« die syntaktische Relation Subjekt und die s. R. Patient, weil »Holz« hier von dem Vorgang

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Rot-Griin- Blindheit des »Trocknens« betroffen wird, weil es diesen Vorgang erleidet. Die s. R. werden auch Argumente genannt. Eine Zusammenstellung von s. R. haben Fil l m o r e (1968) und Ch a f e (1970) versucht. Überden Einfluß dieses Konzeptes auf die Satzverarb. informiert En g e l k a m p (1974) E-P romantischer Charakter 'dionysischer Typ,

/Typologie ROMBERG-Symptom, das von Moritz Heinrich Ro m b e r g (1795-1873) beschriebene Symptom: Schwanken bei geschlossenen Augen und dicht nebeneinandergesetzten Füßen. Anzeichen krankhafter Erscheinungen (Nervenstörungen, Tabes u. a. auch bei Neurotikern) Ro r s c h a c h © Ro r s c h a c h ROSENTHAL-Effekt, auch Pygmalion-Effekt, eine 1968 von R. Ro s e n t h a l aufgestellte Theorie, wonach Erwartungen einer Person gegenüber tendenziell entsprechende Realisierungen bedingen; das heißt z. B. ein vom Lehrer für intelligent befundener Schüler wird gute Leistungen bringen, ein für unintelligent befundener schlechte. Vgl. self-fulfilling-prophecy (selbsterfüllende Prophezeiung) L-R RosENZWEiG-P-F-Study ® Ro s e n z w e ig RossoLiMO-Profil 'Profildarstellung Rotation, die analytische oder graphische Transformation einer Faktormatrix zum Zweck einer inhaltlichen Interpretation der extrahierten Faktoren. Ein häufig verwendetes Rotationskriterium ist das der faktoriellen Einfachstruktur von L. L. Th u r s t o n e . Es fordert, daß die Faktoren derart rotiert werden, daß auf (oder nahe) ihnen möglichst viele Endpunkte der Merkmalsvcktoren liegen. Bei graphischer (visueller) R. geschieht dies durch subjektive Beurteilung der Faktorenstruktur. bei analytischer R. durch die mathematische Definition von Maximumoder Minimum-Optimalwerten. R.mcthoden lassen sich nach dem Winkel, den die Faktoren miteinander cinschließen, in orthogonale und schiefwinkclige R. unterteilen. 'Faktorenanalysc Mi-A Rotationstachistoskop 'Tachistoskop Rotator, Umlaufgerät (Gie s e ) zur Feststellung der »Unfällcr«, die bei Handhabungen am Apparat in die umlaufenden Teile geraten und, als Schreckreiz, dabei einen elektrischen Schlag erhalten Ro-Test © Ro r s c h a c h Rot-Grün-Blindheit 'Farbenblindheit

R-p-Diagramm R-p-Diagramm

Rückkoppelung

(Reiz-Prozent-Diagramm)

/'S-p-Diagramm RPR, Abk. für Radiusperiostreflex R-S-Intervall, Response-Schock-Intervall RSS (Reinforcement Survey Schedule) © Ca u t e l a et al. RT, reaction time, /'Reaktionszeit R-T (Rechtschreibungstests) © Jä g e r R-Technik, in der R-T. der /’Faktorenanalyse wird eine Interkorrelationsmatrix faktorisiert, deren Koeffizienten durch Korrelation von m Merkmalen über n Individuen berechnet wurden, wobei n > m. Sie stellt die allgemeinste Art der Korrelations- bzw. Faktorenanalysetechnik dar und ist zur /Q-Technik insofern reziprok, als ihre Faktormatrix der Faktorenwertmatrix der Q-Technik entspricht. Die auf Grund einer R-T. extrahierten Faktoren werden als Merkmalsfaktoren interpretiert. zKovariationsschema Mi-A RüBlNscher Becher, die auf Edgar Ru b in (1886-1951) - der sich als einer der ersten der wichtigen Figur-Grund-Differenzierung zuwandte - zurückgehende bekannte Umspringfigur (1921). Die Grenze zwischen dem schwarzen und dem weißen Teil (innen) zeigt einen Becher oder Pokal bzw. zwei einander zugewandte Profile. /Reversion Rückenmark [lat. medulla spinalis}, der innerhalb des R.kanals der Wirbelsäule liegende, das verlängerte Mark fortsetzende Teil des ZNS. Das R. stellt einen walzenförmigen Strang aus grauer Substanz (innen) und einer diese mantelartig umhüllenden weißen Substanz dar, von dem die Spinalnerven ausge-

Neuralrohr später von Knochen, den Wirbeln der Wirbelsäule umgeben. Die Säule der grauen Substanz, die hauptsächlich aus Nervenzellen besteht, während die weiße Substanz vor allem die markhaltigen Fasern (Leitungsbahnen) enthält, erscheint auf dem Querschnitt schmetterlingsförmig. Sie gliedert sich jederseits in zwei durchlaufende Vorsprünge: Vorder- und Hinterhorn (bzw. Vorder- und Hintersäule). Durch sie wird die weiße Substanz in jeder Hälfte des Querschnitts in drei Stränge gegliedert: Hinterstrang (dorsal), Seitenstrang (zwischen Hinter- und Vorderhorn) und Vorderstrang (siehe Abb.). Jede durch eine hintere Wurzel (sensibler Neurit des Spinalnervs) eintretende Erregung kann auf gleicher Ebene auf die Vorderwurzel übertragen werden, von wo sie durch die afferenten Fasern auf die Muskeln wirkt (/Reflexbogen). Jedem Wirbel entspricht je ein Wurzelpaar, nämlich 8 Halswurzeln, 12 Brustund 5 Kreuzbeinwurzeln. - Demgegenüber verlaufen in der weißen Substanz die Nervenbahnen, die die Steuerimpulse vom Gehirn efferent auf die motorischen Nerven übertragen, das sind die im Vorder- und Seitenstrang gelegenen Pyramidenbahnen. Die in den Hintersträngen aufsteigendenafferenten Bahnen leiten die von den Empfindungsnerven aufgenommenen Eindrücke an Groß- und Kleinhirn. Ferner senden die peripheren Nerven an ihrem Beginn Verbindungsäste (ramicommunicantes) zum sympathischen (vegetativen) Nervensystem. Dadurch können Erregungen aus inneren Organen (z. B. den Eingeweiden) das Rückenmark und über die Vorderseitenstrangbahnen das Zwischenhirn erreichen. - Wie das Gehirn ist auch das Rückenmark vondrei Hüllen umgeben: weiche Rückenmarkhaut, Spinnwebenhaut (zwischen ihnen die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) und harte Rückenmarkhaut, die an den Wirbeln anliegt. © M. Sc h n e id e r B-C Rückenmarkseele (Pf l ü g e r ), Annahme be-

sonderer Seelenfunktion für die zweckmäßig erscheinenden Rückenmarkreflexe Rückfallkriminalität /Kriminalität

4 Spinalganglion 5 Vorderwurzel 6 Vorderstrang

im Seitenhorn sensible Zellgruppen (Kerne) im Hinterhorn

Das R. entsteht aus einer Einsenkung des Ektoderms, aus der auf der ganzen Rückenseite des Embryos das Neuralrohr wird. Bis auf die Gehirnbläschen am vorderen Abschnitt wird das

Rückkoppelung, ein System wird als rückgekoppelt bezeichnet, wenn die Auswirkungen seiner Reaktion auf seine »Außenwelt« wiederum dem Eingang des Systems zufließen. R. ermöglicht die Kontrolle der Reaktionswirkung auf die Außenwelt. Sie ist eine notwendige Voraussetzung für einen Regelkreis (/Regelung) und kommt in vielfältigen Formen in biologischen und technischen Systemen vor. So wird beispielsweise die Spannung der Skelettmuskulatur durch ein rückgekop-

peltes System konstant gehalten. Die Veränderung der Muskclspannung durch die Effektoren des Steuersystems wird auf dem Wege über die Rezeptoren der Muskelspindcln an 517

Salpetriere

Rückkreuzung

rückwirkende Hemmung ‘Hemmung

das Steuersystem zurückgemeldet. Vgl. Feedback Rückkreuzung, Kreuzung eines Bastards der ersten Generation mit einem Eltemteil Rückmeldung zFeedbaek, zRückkoppclung Rüekmutation, durch R. wird das mutierte Merkmal wieder zum ursprünglichen Merkmal Rüeksehlagsgesetz (Ga l t o n ), Regressionsgesetz. Besagt, daß die Nachkommenschaft im Mittel dem Durchschnitt der Bevölkerung näher steht als die (etwa hochbegabten) Eltern. Ergänzung dazu ist das Gesetz vom Ahnenerbe: die Eigenschaften von Nachkommen stammen zu */ 2 von den Eltern, */ 4 von Großeltern, l/s von Urgroßeltern usw. RüekVerlegungshypothese, exzentrische Projektion, Ausgangspunkt für die Sinneswahrnehmung sind die Reize, die durch Rezeptoren über das ZNS in Sinneseindrüeke verwandelt werden und eigentlich dort ihren Sitz haben. Sie werden über die Nervenbahnen an die Peripherie zurüektransportiert und darüber hinaus bis zum reizaussendenden Gegenstand projiziert. »Wir sehen die Sterne an den Himmel« (He l m h o l t z ). Diese Aussage ist nieht stichhaltig, da in ein System rein physikalischer Abhängigkeiten eine phänomenologische Kategorie eingeführt wird.

Rudiment, rudimentär, rudimentäre Bewegungen, etwas nicht voll Ausgebildetes, z. B. ein auf früher Stufe der Stammesentwicklung stehengebliebenes Organ. Nur andeutungs-

weise vorhanden. Bei Bewegung, Mimik und Gebaren (d. h. in der zAusdruckskunde) spricht man von Rudimentärformen, wenn eine Bewegung, die vormals voll ausgeprägt war, auf Andeutungen zurüekgegangen oder auch über das Ansatzweise nieht hinausgekommen ist (z. B. Mundwinkel senken für Bitterkeit, Ablehnung). RUFFlNlsche Kolben, Wärmerezeptoren der Haut. ’Hautsinne RULEG [aus engl. ride (Regel) und example (Beispiel) = Regel-Beispiel-Methode (Technik)], Bez. für ein Verfahren beim ’Programmierten Unterricht. Vgl. EGRUL. © Ev a n s et al. 1962 Ru l o n ’Konsistenzkoeffizient Rundfunk ’Massenmedien Rüstungsdisposition 'Richtungsdisposition RUTZ-Typen 'Typologie (Haltungstypen) RYBAKOFF-Figuren © Me il i R-z-Diagramm (Reiz-z-Wert-Diagramm) zS-z-Diagramm

s S, Symbol für Stimulus, Reiz, Situation S, Empfindungsstärke [lat. smn«] s, Symbol für Spannung (Le w in ) Sachdenkprobe © Ar n o l d , Go l d s t e in , Ka s a n in , Zil ia n (m. Erkl. d. Begr.) Saehvorstellung ’Wortvorstellung Saehvorstellungstypen (Me u m a n n ) ’Typologie saeeadiert, sakkadisch [frz. saccade], ruckweise; nicht flüssiger Bewegungsablauf Saeeulus "Ohr Sadismus ’Sexualität Sadomasochismus 'Sexualität sado-masochistic attitude ’Ja c k s o n SAE (Standard Average European), von Wh o r f (1963 78) eingeführte Bez. für eine Gruppe vorwiegend europäischer Sprachen, die hinsichtlich ihrer ’grammatischen Grundstrukturen relativ ähnlich sind. Das »Standard Durehsehnitts-Europäisch« stellt

518

er wesentlich anders strukturierten Indianersprachen gegenüber ('SAPiR-WnoRF-Hypothese). K-I Sage 'Mythus sagittal [lat. sagitta Pfeil], parallel zur Pfeilnaht des Schädels verlaufend, also von der Stirn zum Hinterhaupt, vom Baueh zum Rücken. Sagittalebene: Jede parallel zur 'Medianebene durch den Körper gelegte Ebene. Salpetriere, berühmtes Hospital in Paris. Ch a r c o t entwickelte dort seine Theorien über Hysterie. Auch Fr e u d ließ sich 1886 als Assistenzarzt an der S. von Ch a r c o t einführen. In Verbindung mit diesen Theorien, spricht man von der Salpetriere-Sehule (Pariser Schule). • Die S. war zuerst Allgemeinkrankenhaus. Epileptiker und Hysteriker w aren stark vertreten. Später (unter Ph. Pin t l ) wurde sie psychiatrische Klinik.

Salzburger Treffen

Salzburger Treffen, der erste Kongreß (1908), auf dem Fr e u d einem wissenschaftlichen Publikum seine Theorien vortrug und auch den

ersten Kontakt mit Bl e u l e r und Ju n g aufnahm. Zwei Jahre später wurde die »Internationale Psychoanalytische Gesellschaft« gegründet (1910). sample [engl.] "Stichprobe Sampling-Theorie der Intelligenz, von Th o m s o n und Th o r n d ik e entwickeltes Intelligenzmodell. Demnach liegt jeder Intelligenzleistung eine ganz bestimmte Stichprobe aus der Grundgesamtheit nicht näher identifizierter Elementarfaktoren der Intelligenz zugrunde. "Intelligenzfaktoren Sandbaukasten, Kasten mit etwa 1 qm Fläche, darin Sand, Schaufel und verschiedene Modelle an Häuschen, Bäumen, Tieren, Fahrzeugen usw. Man veranlaßt die Vp zum freiproduktiven Schaffen auf eine angepaßte Instruktion (z. B.: Gestalte eine Landschaft). Sanddünen-Verteilung, die von Al l po r t benutzten Daten zur Aufstellung der J-KurvenHypothese werden von Mc Da v id und Ha r a r i (1968) mit Hilfe einer sog. S. neu interpretiert (zit. nach Br a n d t u. Kö h l e r 1972) B-S SANDERsche Täuschung, Parallelogrammtäuschung. Die Diagonale (vgl. Abb.) links erscheint merklich größer als die rechts, ist aber ebenso groß. Vgl. geometrisch-optische Täuschung

Sandpapierprobe "Sinnesfunktionen sanguinischer Typus "Typologie (Tempera-

mente) SAPIR-WHORF-Hypothcse, ein Komplex von Behauptungen, die sich auf das Verhältnis von "Sprache und "Denken beziehen. Der Sprachforscher Wh o r f (1956) behauptete, ähnlich wie sein Lehrer Sa pir , auf Grund des Vergleichs von Indianersprachen mit "SAESprachen, daß angesichts der nachweisbaren erheblichen Verschiedenheiten dieser Sprachen in ihren "semantischen und "syntaktischen Charakteristika das Weltbild, damit das Denken der jeweiligen Sprachgemeinschaften unterschiedlich sein müßten. In Verallgemeinerung wird daraus das »linguistische Rclativitätsprinzip«, dem implizit die Annahme eines linguistischen "Determinismus zugrunde liegt, wonach - wie schon weit früher W. v. Hu m b o l d t vermutet hatte

Sättigung, semantische

strukturelle Merkmale einer Sprache die Welt-Sicht und das Denken ihrer Benutzer bestimmen bzw. wesentlich mitbestimmen sollen. Eine die empirische Prüfung ermöglichende Präzisierung dieses Hypothesenkomplexes erwies sich als nur sehr eingeschränkt realisierbar ("codability), so daß diese Behauptungen trotz einiger für sie günstiger Untersuchungsergebnisse umstritten bleiben (Le n n e b e r g 1967, dt. 1972 401 ff.). © Gippe r 1972 K-I Sapphismus (nach der gr. Dichterin Sa pph o ) -"Sexualität sardonisches Lachen "risus sardonicus SASKA (Synonym-Autonym-SelektionsKlassifikations-Analogietest) © Rie g e l Sättigung -"Farbe Sättigung, psychische, ein Erlebnis, das auftreten kann bei fortwährender Ausführung einer bestimmten Handlung, beim Anhören z. B. von Musik über einen längeren Zeitraum u. a. m. Es tritt fast bei allen Tätigkeiten auf, gleich ob ausführend oder aufnehmend. Das Phänomen wurde von K. Le w in und A. Ka r s t e n (1927) untersucht. Vpn mußten z. B. auf einem Blatt Papier monoton kleine Striche zeichnen. Dabei zeigte sich nach einer bestimmten Zeit Gestaltzerfall und spontane Variation, bis die Versuchspersonen schließlich sich für unfähig erklärten, die Tätigkeit weiter auszuführen. Dieser Endzustand wird als ps. S. bezeichnet. Keine Ermüdung im physiologischen Sinn, denn die Vpn waren in der Lage, unmittelbar ihre Aufgabe fortzuführen, wenn man der Tätigkeit durch eine veränderte Instruktion einen anderen Sinn gab. Ferner zeigte sich, daß S. bei größerer Ichnähe der Aufgabe eher eintrat als bei relativer lchferne. Auch in Tierversuchen läßt sich zeigen, daß bei S. infolge genügender Nahrungsaufnahme nichts mehr von demselben Futter angenommen wird, das Tier jedoch spontan wieder zu fressen beginnt, sowie anderes Futter gereicht wird bzw. nach Veränderung der gesamten Freßsituation . (wobei L = Leuchtdichte einer bestimmten Spektralfarbe und Lw derjenigen für Standardweiß entspricht) den Begriff der »kolorimetrischen Reinheit« (colorimetric purity) und schreibt die für jede Wellenlänge festgestellten Werte als Ordinate über dem Spektrum als Abszisse an. Dieses Verf, ein Äquivalent zur Sättigung zu definieren, findet man hauptsächlich bei den angelsächsischen Autoren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, für jede Spektralfarbe die Anzahl der Unterschiedsschwellen zu einem Standardweiß auszuzählen und wiederum als Funktion über dem Spektrum darzustellen. Beide Verf. stimmen in bezug auf das Minimum der Sättigung bei ca. 570 nm überein. Str-R © Gr a h a m spektrale Unterschiedsempfindlichkeit, Ermittelt man im psychophysischen Experiment, wie groß an jeder Stelle des Spektrums der ebenmerkliche Farbtonunterschied ( 'Unterschiedsschwcllc) ist, und schreibt diese Werte, in Wellenlängen ausgedrückt, auf der Ordinate über dem Spektrum als Abszisse an, so ergibt sich eine nichtmonotone wellenförmige Funktion. Man erkennt relative Minima im Violett und Blaugrün. Gelb und Rot (etwa 430,490, 570, 620 nm). Entsprechende relative Maxima liegen bei 460. 530. 600 nm. Die Werte variieren erheblich nach den verschiedenen Autoren. Es ist bemerkenswert, daß die s. U. sich zur physikalischen Variablen nicht im Sinne irgendeines psychophysischen Gesetzes ( 'FiiCHNERsehes Gesetz oder Exponentialgesctz) verhält.© Gr a h a m Str-R Spektralfarbcn 'Spektrum Spektrum, schickt man einen Strahl weißen Lichtes durch ein Prisma auf eine neutral gefärbte Fläche, so erscheint ein farbiges Band mit immer gleicher Reihenfolge der Farben von Rot über Orange. Gelb, Grün. Blau bis Violett. Dieses farbige Band heißt S. [lat. Gespenst], Die physikalischen Zusammenhänge wurden von Isaac Ne w t o n zuerst beschrieben (1704): das weiße Licht wird an den Oberflächen des Prismas in Komponcn-

spekulative Psychologie

ten zerlegt (Dispersion des Lichts), die farbig aussehen. Daraus folgt, daß weiß aussehendes Licht, physikalisch gesehen, eine Zusammensetzung von vielen Lichtern ist. Weiter hat Ne w t o n gezeigt, daß die durch Dispersion entstehenden einzelnen Lichter sich nicht weiter zerlegen lassen, sondern homogen sind. Diese farbig aussehenden homogenen Lichter kennzeichnete Ne w t o n physikalisch durch ihre unterschiedliche Brechbarkeit. Erst nach Anwendung der Ondulartheorie auf diese Erscheinung konnte man die einzelnen Lichterauch nach ihren Wellenlängen unterscheiden und das Ausmaß der Brechbarkeit durch ihre unterschiedliche Fortpflanzungsgeschwindigkeit in dichten Medien erklären. - Aus der modernen Betrachtungsweise des Lichts als elektromagnetische Schwingung folgt die Unterscheidung von »sichtbarem Spektrum« und dem gesamten Bereich der übrigen elektromagnetischen Strahlungen. Letztere werden in ihrer Gesamtheit als elektromagnetisches Spektrum bezeichnet. Ersteres stellt nur den kleinen Ausschnitt der Strahlungen von etwa 400 nm (violett) bis 700 nm (rot) dar. Es gibt keinen physikalischen Grund, diese Strahlungen vor anderen auszuzeichnen, da es sich lediglich um eine Eigenschaft des menschlichen Auges handelt, für bestimmte Strahlungen empfindlich zu sein (/Hellempfindlichkeit). - Als Spektralfarben bezeichnet man die im Sinne von Ne w t o n homogenen Lichter oder gleichbedeutend damit solche, die nur einem sehr kleinen Ausschnitt des sichtbaren S. entsprechen (häufig »Lichter einer Wellenlänge« oder monochromatische Lichter genannt). Anschaulich sind diese dadurch ausgezeichnet, daß sie den maximalen Sättigungsgrad ihres jeweiligen Farbtones (^Farbe) darstellen. Spricht man z. B. von »spektralem Blau«, so bedeutet dies: 1. Licht eines einzigen und sehr kleinen Bereichs des S., 2. Blau von höchster Sättigung. Dagegen können Lichter aus einem größeren Bereich des S. oder aus einem Gemisch mehrerer Spektralfarben zwar dem Farbton nach einer Spektralfarbe gleich sein, niemals aber den gleichen Sättigungsgrad haben wie diese ( 'Farbenmischung). Die Spektralfarben stellen aber nicht nur eine Auswahl in bezug auf Sättigung dar, es fehlen auch die Farbtöne des Purpurbereichs, die sich nur als Gemisch der Endfarben des S. (blau und rot) herstellen lassen. Für die Psychophysik der Farben

Spiegel-Lese-Schreib-Test

haben die Spektralfarben große Bedeutung, weil nur sie durch Wellenlängen physikalisch eindeutig zu kennzeichnen sind. Schwellenwertuntersuchungen ('spektrale Unterschiedsempfindlichkeit) u. ä. beziehen sich stets auf das nach Wellenlängen gestufte S. als physikalische Variable. - Von S.eichung spricht man in der /’Kolorimetrie, wenn die Spektralfarben geometrisch in einem normierten Gemischsystem dargestellt werden. Die physikalische Wellenlängenskala erleidet dabei Verzerrungen und verliert ihre metrischen Eigenschaften. Der Begr. der Eichung bezieht sich hier nur auf die Ausgangsfarben des Gemischsystems. Slr-R spekulative Psychologie, besondere Bez. für die vorempirische Psychologie. ^Psychologie Sperrung, Unterbrechung der ps. Resonanz und Reaktion (etwa für einige Sekunden bis Minuten), vor allem bei Schizophrenen. Der Kranke antwortet plötzlich nicht mehr, starrt vor sich hin und scheint nichts mehr zu verstehen. Die S. ist vor allem auf affektbetonte Komplexe zurückzuführen, die während des Gesprächs berührt wurden. • Unterbrechung von angefangenen Bewegungen auf Grund eines inneren Gegenantriebs (/Negativismus) Spezies, (in d. Ps. d. Mittelalters) Bild, Abbild, z. B. die in den Sinnesorganen erzeugten Bilder, species sensibiles, (biolog.) /"Art spezifische Sinnesenergien, Joh. Mü l l e r hat erstmals die Erscheinungen durchforscht, daß die Sinne auf Reizung nur spezifisch reagieren können. Auf Druck, Stoß, Strom u. a. reagiert z. B. das Auge nur mit Lichtempfindungen. Sphäre [gr.], Kugel, Himmelskugel, Lebenskreis. • Beim Denken bezeichnet S. das Mitschwingende und Mitanklingende, das wie ein »Hof« sich um die Denkabläufe legt und diese beeinflußt. • Beim Bew. die Bez. für das im »Randbewußtsein« Liegende, in der »Peripherie des Bcwußtseinsfeldes«, dabei aber zugleich mögliche Quelle für produktive Leistungen »die am besten im sphärischen Halbdunkel gedeihen« (Kr e t s c h m e r , 197515). Sphygmograph [gr. sphygmös Zuckung, Puls], Pulsschreiber (Aufzeichnung der arteriellen Pulskurve) Sphygmomanometer, Blutdruckmesser (Aufzeichnung der Blutdruckwerte) Spiegel-Lese-Schreib-Test (Mo n r o e ) 'Schullcistungs-Tcsts 567

Spiegel-Test, Spiegelzeichengerät Spiegel-Test, Spiegelzeichengerät © Me u m a n n -Gie s e

Spiel, nach Gr o o s (©) die Betätigung von Tier und Mensch, die der Übung, Erholung,

Abreaktion usw. dient, stets mit Lustempfindungen verbunden ist und um ihrer selbst willen ausgeübt wird. Der Bedeutung des S. für die Entwicklung des Kindes in der Kultur, Religion, Therapie, sowie den Spielarten u. a. m. sind vor allem Bu y t e n d u k und Hu iz in g a nachgegangen. Als einzelne Arten des Spiels hat man u. a. unterschieden: 1. Übungsspiel (Motiv ist der Betätigungsdrang), 2. Symbolspiel (darstellendes Spiel, auch Rollen- oder Illusionsspiel, es werden phantasievolle Bedeutungen geschaffen, z. B. vom Kind ein Stück Holz als Puppe verwendet), 3. Regelspiel (vor allem die sog. Gesellschaftsspiele), 4. Konstruktionsspiele (Bauen, Zeichnen). Spielmethode, spielerische Gestaltungsverfahren, in der ps. Diagnostik diejenigen Tests und Verf., die zum spielerischen Gestalten veranlassen und in solchem Tun Persönlichkeitsvariablen offenlegen. Im Vordergrund steht die S. als Mittel der Entwicklungsdiagnose. Doch hat sich die S. bei der Erfassung der Strukturen (auch der Begabungen und

Interessen) aller Lebensstufen sowie bei der Erhellung der Vielfalt an persönlicher Problematik (sogar bei tiefgreifenden ps. Störungen) ein beachtliches Anwendungsfeld erobert. Alle Spielverf. haben zum Vorteil wie Nachteil die enge Beziehung zu den projektiven Verfahren - in einiger Hinsicht auch zur /'Bildgeschichtenmethode. Einer Standardisierung sind sie wenig zugängig.© Hö h n Spiel-Tests, Tests, die um 1930 meist aus psychoanalytischen Überlegungen entstanden sind und bei denen mit Material »spielerisch« umgegangen werden kann, im Unterschied z. B. zu den reinen Handlungstests. Hauptvertreter: Sandbaukasten, Dorftest (© Ar t h u s ), Sceno-Test (© St a a b s ), Welt(spiel)test. Letzterer ist zuerst von M. LoWENFELD als »Weltspiel« eingeführt und von Ch. Bü h l e r als »Wehtest« ausgebaut worden. Spieltheorie "Theorie der Spiele Spieltherapic, Methode der ’Psychotherapie, die versucht, auf dem Weg überdas Spiel und die damit verbundene Verbalisation der konfliktgcladenen Verhaltensweisen neurotische Fehlhaltungen, Verhaltensstörungen und manifeste Neurosen kathartisch zu beseitigen. Durch die S. können Kindcrund teilweise auch Jugendliche in der Einzel- und Grup568

Sportpsychologie

pensituation therapeutisch behandelt werden, entweder auf direktive Weise (die jeweiligen Konflikte werden von dem Therapeuten gezielt gesteuert) oder auf die von Ax l in e in Amerika hervorgehobene nicht-direktive Weise (der Therapeut greift nicht in das Spielgeschehen ein, er reflektiert nur die jeweils gezeigten Verhaltensweisen).© Ax l in e , Gi n o t t , Ta u s c h Spina, spinal, [lat.]: Rückgrat, zum Rückenmark gehörig. Spinalganglien = die Nervenzellen der hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven. Spiritismus, Geisterglaube, Kontakt mit Verstorbenen, Materialisationen, Tischrücken usw.® Be n d e r , Dr ie s c h Spiritualismus "Idealismus Spirometer [lat. spirare blasen], Apparat zur Messung der Atmungsluft (Atemvolumen, Vitalkapazität der Lungen) Spitzenpotential, ein im Laufe des Erregungsverlaufes in einem Neuron auftretender negativer Ausschlag im Aktionspotential, der als Reaktion eines erregten Neurons zu deuten ist. Während das S. anhält, ist das entsprechende Neuron nicht weiter erregbar, auch kurze Zeit danach nicht in der sog. absoluten refraktären Phase. Der gesamte Erregungsvorgang eines Neurons dauert bis zu etwa 100 Millisekunden. Vgl. Nerv split-half-Methode, Methode zur Bestimmung der ’Reliabilität eines Tests. Mit ihr wird der Aspekt der inneren Konsistenz eines Tests bestimmt. Der Test wird dabei nur einmal gegeben. Die Aufgaben werden dann in zwei gleichwertige Hälften aufgeteilt, die beiden Testhälften werden interkorreliert und mittels einer Schätzung für den gesamten Test bestimmt. Diese Halbicrungsmethode hat zur Voraussetzung, daß der Test aus homogenen Niveauaufgaben besteht. Hä-R Spontaneität, Unmittelbarkeit in der Handlungsauslösung, ’ handeln aus »Antrieb in sich«. Bez. wie Spontanreaktion, Spontanentscheidung belegen den reaktiven Charakter der Handlung ctc., wie das Fehlen von Denk- und Kontrollprozessen. Vgl. Kurzschlusshandlung Spontanerholung, Erscheinung, daß ein bereits im Erlöschen begriffener bedingter Reflex nach einer längeren Ruhepause spontan erneut auftritt Spontanraum © Gie s e Sportpsychologic, Teilgebiet der Ps., das sich mit den Voraussetzungen, Vcrlaufsformen

Sportpsychologie

und Veränderungen des Verhaltens und Erlebens im Sport beschäftigt. Die ps. Aspekte sind nur insofern von spezifischer Bedeutung, als der Sport in besonderem Maße gekennzeichnet ist durch Phänomene wie Bewegung, körperliche Anstrengung, Wetteifer und Auseinandersetzung mit speziellen Objekten (z. B. Sportgeräten) und Medien (z. B. Wasser, Schnee) in der Einzel- und Gruppensituation. Differenziert man den Sport selbst, so kann man unterscheiden zwischen Schulsport, Breitensport, Berufssport u. a. Die Sportarten sind im Hinblick auf ihre ps. Anforderungen durch unterschiedliche Merkmale charakterisiert, je nachdem ob es sich z. B. um Individual- oder Mannschaftssportarten handelt und wie sehr sie Ausdauer. Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit oder etwa Trainingsintensität zur Ausübung erfordern. Die Sportps. ist eine vergleichsweise junge Disziplin. In Deutschland erfuhr sie zwischen 1920 und 1940 wesentliche Entwicklungsanstöße durch die Einrichtung von sportps. Laboratorien an der Hochschule für Leibesübungen in Berlin-Spandau (R. W. Sc h u l t e ) und in Berlin-Grunewald (H. Sippe l ). In Anlehnung an die damals verbreitete Psychotechnik stellte Sc h u l t e Verfahren und Geräte zur Untersuchung von Reaktionsschnelligkeit u. a. zusammen, um auf der Grundlage der Analyse sportlicher Leistungen Eignungsdiagnose zum Sport betreiben zu können. Das Ziel der Untersuchungen Sippe l s lag vor allem darin, den Zusammenhang zwischen Leibesübungen und geistigen Leistungen im Rahmen des Schulunterrichts zu klären. In Leipzig konnte O. Kl e m m einen weiteren Fortschritt in der Sportps. erzielen. Ausgehend von den Ansätzen und Erkenntnissen der Ganzheits- und Gestaltps.. überwand er durch Einführung des Begriffes Bewegungsgestalt und der damit verbundenen Analyse vor allem der Speerwurf-, Kugelstoß- und Diskuswurfbewegungen die zuvor übliche Gliederung der Bewegungen in Teile und fand bedeutsame Zusammenhänge von Erlebnisqualitäten und motorischem Verhalten. In denJahren von etwa 1950bis 1965 läßtsich ein weiterer Entwicklungsabschnitt markieren. Er ist gekennzeichnet durch einzelne Arbeiten von Sportwissenschaftlcrn, die die ps. Theorien namhafter Wissenschaftler auf Phänomene des Sports übertrugen. So führte z. B. K. Ko h l den Ansatz von Kl e m m im Rahmen der Sensomotorik weiter; H. Ve it zeigte in Anlehnung an die Kr e t s c h m e r schc Konstitutionstypologie Zusammenhänge zwischen Körperbau, Charakter und motorischem Verhalten auf. und 0. Ne u ma n n befaßte sich auf der Grundlage der Persönlichkeitstheorie von Ph. Le r s c h mit der Persönlichkeitsstruktur von Sportlern im Vergleich zu Nichtsportlcrn so-

Sprachbarriere wie mit der leib-seelischen Entwicklung im Jugendalter unter der besonderen Fragestellung des Einflusses von Leibesübungen im Sport. Die Entwicklung der Sportps. der letzten Jähre läßt erkennen, daß die zuvor an einzelne

Personen gebundene Orientierung zugunsten einer Orientierung am traditionellen System der Ps. aufgegeben wurde. So liegen die Schwerpunkte der derzeitigen sportps. Forschung und Literatur auf dem Gebiet der Lern- und Entwicklungsps., der Motivationsund Persönlichkeitsps. sowie der Sozialps. Zentrale Themen sind: mentales Training; sensumotorisches Lernen; motorische Entwicklungstests; psychomotorische Diagnostik verhaltensgestörter Kinder; Beanspruchung und Ermüdung; Sport und ps. Stress; Motivation zur Leistung im Sport; sportspezifische Aspekte der Aggression; Sport und Persönlichkeit; Gruppenstrukturen von Mannschaften im Bereich des Fußballs, des Ruderns, des Basketballs und des Handballs. Neben der Lehre und Forschung stellen sich der Sportps. in zunehmendem Maße Aufgaben der Betreuung und Beratung vor allem im Hochleistungssport. Einzelne Athleten und Mannschaften werden in Zusammenarbeit mit ihren Betreuern auf wichtige Wettkämpfe vorbereitet, wobei Desensibilisierungsmethoden und gruppentherapeutische Maßnahmen im Vordergrund stehen. Die derzeitige Situation der Sportps. ist zum einen gekennzeichnet durch eine zunehmende Einengung der Fragestellungen unter Herausarbeitung sportspezifischer, eigenständiger Methoden und Ansätze und zum andern durch den integrativen Versuch, das Verhalten im Sport z. B. mit Hilfe handlungstheoretischer Ansätze umfassender zu analysieren. Dieser Versuch wirft die noch ungeklärte Frage auf, inwieweit die Sportps. nicht nur als Teilgebiet der Ps., sondern auch als Teilgebiet der Sportwissenschaft aufzufassen ist. © Bä u m l e r 1972, Ga b l e r 1972, Ka m in s k i 1973, Un g e r e r 19732,Vo l k a .m e r 1972 Ga-R Sprachbarriere, die wesentlichste der sog. Bildungsbarrieren. Die S. bewirkt Minderung der sozialen Aufstiegschancen in Schule und Beruf durch Einschränkung der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit bes. der Unterschichtkinder. Nach soziolinguistischer Theorie der soziokulturellen Determiniertheit verfügen verschiedene gesellschaftliche Gruppen (vor allem Sozialschichten) über unterschiedliche Möglichkeiten in Sprachfä-

569

Sprache

Sprachcode, Sprachkode

higkeit (/Kompetenz) und Sprachverwendung (/Performanz), wodurch Rollenverhalten und kognitiver Stil des Individuums geprägt werden. Der Sprachgebrauch ist durch den /Code umschrieben (nach B. Be r n s t e in : Unterschicht: Mittelschicht = restringierter: elaborierter Code). /Soziolinguistik. © Be r n s t e in 1972, Bü h l e r 1972, Oe v e r m a n n 1974 9 La w t o n 1970 Mü-E Sprachcode, Sprachkode

/Soziolinguistik,

/Code Sprache ist Gegenstand mehrerer Wissen-

schaften: Sprachwissenschaft (/Linguistik), Philosophie (/Sprachphilosophie), Psychologie (/Psycholinguistik), Soziologie (/’Soziolinguistik), Biologie, speziell Anthropologie, Mathematik, Logik, Computerwiss. (/Programmiersprache) u. a. m. (Ba r t s c h u . Ve n n e m a n n 1973). Da der Phänomenbereich in ihnen jeweils unter spezifisch anderen Voraussetzungen angegangen wird, bezeichnet S., genau besehen, keinen identischen Gegenstand, Abgesehen davon wird die Bez, S, auch schon innerhalb mancher dieser Wissenschaften als mehrdeutig empfunden. Der Linguist de Sa u s s u r e (1916) unterschied langue (S. als System, als spezifische Einzel-S. wie Deutsch, Englisch), parole (S. als aktueller Vorgang, der sich im Rahmen der Vorgaben einer langue bewegt), langage (S. als allg. S.vermögen, als Inbegriff der Möglichkeiten, langue und parole hervorzubringen bzw, zu verwenden). Sofern die Ps. primär an Vorgängen und deren Vorbedingungen und Effekten beim Individuum interessiert ist, stehen ihr die letzten beiden Begriffsvarianten von S. näher, während die erste eher den Voraussetzungen der Soziologie, allenfalls der Sozialps. entspricht. Sozialps. befaßt sich mit S. i. allg. im Rahmendes /Kommunikationsmodells, unter Berücksichtigung der theoretischen Implikationen allg. ps, fundierter S.Psychologie. Grob wird dabei zwischen verbaler und 'nichtverbaler Kommunikation unterschieden. Eine scharfe Abgrenzung zu Fragestellungen der ’Soziolinguistik ist kaum möglich. Die im Rahmen allg. ps. Voraussetzungen arbeitende S.psyehologie setzt primär bei der Sprachverwendung des Individuums an ( 'Performanz) und interpretiert sie in allen ihren Varianten als Verhalten. Die dadurch mitgesetzten theoretischen Implikationen zeichnen bereits die wesentlichsten s.-ps. Fragestellungen vor wie auch ihre Verbindungen zu den traditionellen Forschungsgebieten der Allg. Psychologie: Sprachliche Äußerungen ( 'Sprachproduktion) verwirklichen sich als Kombinationen erlernter (bzw, durch

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Lernen überformter) Verhaltenseinheiten. Also muß es eine aktualisierbare dispositionelle Grundlage für (aktuelles) S.verhalten, organisiertes gespeichertes »S.wissen«, geben, das in Lern- bzw, Entwicklungsprozessen gemäß Lern- bzw. Entwicklungsgesetzen aufgebaut wird zS. erlernen, 'S.entwicklung, (ZS. erwerb, 'Kompetenz). Die Aktualisierung sprachlichen Verhaltens setzt geeigneteallg. motivationale Vorbedingungen voraus, ferner speziellere Zielsetzungs-, Planungs- und Entscheidungsprozesse. Plangerechte Realisierung sprachlichen Verhaltens erfordert begleitende perzeptive Eigenkontrolle. Rezeptives S.verhalten ( 'S.rezeption) wird außerdem bei der S.Verwendung im Sozialkontakt, insbesondere beim S.erlernen nötig. Alle genannten Teilprozesse und ihre Bedingungsgrundlagen sind Gegenstand spezifischer s.ps. Fragestellungen und Theorien, Darüber hinaus kann nach den Beziehungen zwischen Sprachverhalten und anderen Arten äußeren Verhaltens (instrumentellen, problemlösenden, affektiven Verhaltens) gefragt werden, aber auch nach den Beziehungen zwischen den s.spezifischen, S.verhalten fundierenden, kognitiven 'Repräsentationen, anderen Repräsentationsformen (Anschauung, "'imagery) und repräsentationellen Prozessen ('Denken, 'Vorstellen, 'Sprache, innere, /symbolische Prozesse). Bei allen Teilprozessen sprachlichen Verhaltens und bei ihren Bedingungsgrundlagen sind intraund/oder interindividuelle Variationen zu beobachten, für die sich die differentielle Sprachps. interessiert ('S.diagnostik). Insbesondere pathologische Varianten ( 'Sprachstörungen) und phylogenetischer Vergleich ('Tiersprache) lenken das Augenmerk auf biologische Grundlagen der S. (Le n n e b e r g 1967). Diezentrale Besonderheit von S.verhalten ist, daß es mit überindividuell geltenden, zu S. organisierten /Zeichen operiert ( ’Semiotik). Als Zeichenform werden in menschlicher Kommunikation hauptsächlich lautliche und graphische Figurationen, ferner Gebärden ( 'Gcbärden-S.) verwendet, Bü h l e r (1934) unterschied 3 Modi der Verwendung von Zeichen: Ausdruck. Appell, Darstellung ( 'S.theorie). Kann S.verhalten als partielle Aktualisierung von S.Systemen aufgefaßt werden, dann muß seine erfahrungswissenschaftliche Analyse auf die Struktur dieser S.Systeme Rücksicht nehmen. Linguistische Analyse natürlicher S. führte zur Identifizierung verschiedener Ebenen inS.Systemen, die primär durch die Größenordnung und die Qualität ihrer Einheiten unterschieden werden und denen außerdem jeweils unterschiedliche Regelhaftigkeitcn und Funktionen zukommen ('Grammatik. 'Hierarchie). Solche Einheiten sind z. B.: 'distinktives Merkmal. 'Phonem. 'Artikulem, 'Graphem, 'Morphem, 'Wort. 'Phrase, 'Satz, Satzgefüge, Argumentationsfi-

Sprache, innere

gur usw. Teildisziplinen innerhalb und außerhalb der Linguistik spezialisieren sich jeweils auf einzelne dieser Ebenen: /Phonetik, /Phonologie, ’Psychophonetik, /Morphemik, /Semantik, /Syntax, Rhetorik, Stilistik. Insbesondere lautsprachliche Performanz wird zudem mitgestaltet und überformt durch verschiedene, ebenfalls hierarchisch organisierte /paralinguistische Prozesse: /Sprechpausen, Akzentuierung, /Intonation u. a. m. (/'Prosodie, ‘phonemic clause, /Ausdruck). S.ps. hat somit theoretisch und empirisch zu analysieren, in welcher Weise der S.verwender in rezeptivem und produktivem S.verhal-

ten diese vielschichtige hierarchische Organisation des Sprachsystems und ihm entstammende sprachliche Äußerungen verarbeitet und handhabt (/Psycholinguistik). In keinem anderen Verhaltensbereich ist die Ps. bisher genötigt worden, Verhalten in derartigem Differenziertheitsgrad zu analysieren wie im Bereich der S. durch die Vorarbeit der Linguistik. Sie für die Analyse /nichtverbaler Kommunikation nutzbar zu machen, wurde bereits versucht (/Kinesik). Die Tendenz, S.verhalten mehr und mehr unter Berücksichtigung pragmatischer Gesichtspunkte und situationeller Umstände als Handeln im sozialen Kontext zu betrachten, hat eine weitere Komplizierung der theoretischen und empirischen Analyse zur Folge (/Handlung, /Pragmatik, /Sprechhandlung, /Sprechakttheorie). © Hö r m a n n 1967, Ol d f ie l d u . Ma r s h a l l 1968, He r r io t 1970, Le o n t ’e v 1971, He r r m a n n 1972, Lis t 1974 K-I Sprache, innere, wird in der sowjetischen Ps. primär als lautloses Für-sich-Sprechen verstanden, das mindestens ausschnittweise erlebnishaft gegeben ist und in Vorbereitung und Begleitung verschiedenster Tätigkeiten auftreten kann. Wy g o t s k i (1964) hielt i. S. für interiorisierte, in der /Sprachentwicklung mehr und mehr /semantisch und /syntaktisch modifizierte, verdichtete /egozentrische Sprache, dieu. a. der /Regulation von Tätigkeiten dient. Damit wurden auch die traditionsreichen Fragen nach der Natur des ’Denkens und nach den Beziehungen zwischen ’Sprache (bzw. Sprechen) und Denken berührt (/Würzburger Schule. /SAPiR-WHORF-Hypothese). In der Frage nach den psychophysiologischen Grundlagen von i. S. berührt sich die sowjetische Forschung (So k o l o v 1972) teilweise mit der ^motor theory des Denkens (M c Gu ig a n 1966), die auf der Basis ’behavioristischer Grundanschauungen Denken auf subvokalc Sprechaktivität zurückzuführen tendierte und für die i. S. von vorn-

Sprachentwicklung

herein mehr den Charakter einer hypothetischen Konstruktion hatte (/Vermittlungstheorie). In der sowjetischen Ps. wird i. S. theoretisch mit dem PAWLOWschen Konzept des /Zweiten Signalsystems in Verbindung gebracht. Die methodischen Schwierigkeiten der Erfassung von i. S. versucht man durch komplementäre Anwendung heterogener Methoden (introspektive, experimentellbedingungsanalytische, psychophysiologische) zu überwinden. © Mc Gu ig a n u . Sc h o o n o v e r 1973 K-I Sprachentwicklung, (I) Biologische Grundlagen. Erwerb und Entwicklung von /Sprache sind u.a. an die Entwicklung des ZNS gebunden. Dabei gibt es eine kritische

Periode. Der Beginn des Sprechens beim Kinde setzt eine gewisse neurophysiol. Reife der Gehirnmasse voraus, die sich in der entsprechenden Frequenzerhöhung des dominanten /EEG-Rhythmus anzeigt. Auch das Ende des /Spracherwerbs ist durch das zerebrale Wachstum festgelegt, nach Le n n e b e r g (1967) bei Erreichung von 100% der Reifungswerte. Dann ist die funktionelle Lateralisation der Sprache auf die linke Hemisphäre erfolgt und eine physiol. Reorganisation nicht mehr möglich. D. h. daß im Alter von etwa 15 Jahren sprachfreie Teile des Gehirns keine Sprachfunktionen mehr übernehmen können. Diese Reifungstheorie belegt Le n n e b e r g durch Beispiele von /Sprachstörungen verschiedenster Genese: Symptome erworbener /Aphasie werden innerhalb weniger Monate nach ihrem Beginn irreversibel, wenn sie nach der zerebralen Lateralisation aufgetreten sind; bei geistig Behinderten verfestigt sich ebenfalls zu diesem Zeitpunkt der erreichte Stand der S. (II)Aspekte. (1) Phonologische Entwicklung: Ontogenetisch ist das Schreien die Urform der menschlichen Vokalisation (/Phonation); es ist prävokalisch und weist noch keinerlei kontrollierte /Artikulation auf. In der 6.-8. Lebenswoche treten dann Gurrlaute auf, die vom /Lallen abgelöst werden, wenn die dafür erforderlichen körperlichen Grundlagen (gesteuerte Atmung, Zahnbildung) geschaffen sind. Diese Reihenfolge ist genetisch festgelegt und bildet die Basis für die spätere auditiv-symbolische Entwicklung. Das Lallstadium kann als Übergang gelten, da hier schon auditive Kontrolle der Laute erfolgt, denen allerdings zu diesem Zeitpunkt noch kein symbolischer Gehalt zukommt (/Symbol). Die wesentlichsten Merkmale der phonologischen Entwicklung sind (u. a. Ir w in , 1941): (A) in den ersten 30 Monaten werden mehr Vokale als Konsonanten gebildet; (B) bis zum 2. Lebensjahr wächst die Vokal-Frequenz ständig und steigt danach noch steiler an; (C) erst mit 2 %

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Sprachentwicklung

Jahren sind Konsonanten ebenso häufig wie Vokale. Bei den Konsonanten geht die Entwicklung von der hinteren Mundhöhle zur vorderen, umgekehrt werden Frontal-Vokale vor Hinler-Vokalen gelernt. Erst wenn die Unterscheidung in Vokal und Konsonant vorhanden ist, kann das Kind zPhonem-Kontrastierungen lernen. Dabei können nach Ja k o b s o n (1942) 5 aufeinanderfolgende Stufen unterschieden werden, deren entwicklungspsychologische Relevanz sich aus der Tatsache ableiten läßt, daß die Abfolge der nach 'Aphasien wiedergewonnenenOppositionen derjenigen beim ersten Erlernen der Phoneme entspricht.

(2) Semantische und syntaktische Entwicklung: Laute erhalten erst im Verlauf der weiteren Entwicklung 'Bedeutung. Erste einzelne bedeutungshaltige Wörter beginnt das Kind etwa mit 18 Monaten zu sprechen. Sie können viele verschiedene Bedeutungen haben (Ein-Wort-Satz; St e r n 1907). Diese Äußerungen sind in hohem Maße auf die Stützung durch die Gesamt-Situation angewiesen; als frühe ’Prädikationen sagen sie etwas über ein anwesendes Objekt aus, wobei die affektive und strebungshafte Komponente vorrangig ist ( ’orektisch). Größere Präzision und abnehmende Situationsbedingtheit des Ausdrucks wird dann erreicht, wenn eine Information mit zwei oder mehr Wörtern ausgedrückt werden kann. Diese werden nicht einfach ancinandergcreihl, sondern ihre Kombinationen weisen nach Meinung verschiedener Forscher erste grammatische Regelmäßigkeiten ( 'Grammatik) auf: Nach Br o w n und Fr a s e r (1963) produzieren Kinder nicht 32 = 9 verschiedene 2-Wort- bzw. 31 = 27 verschiedene 3-WortÄußerungen, was bei rein zufälligem Kombinieren von Wörtern zu erwarten wäre. Sondern sic bilden nur 4 verschiedene 2-Worl- und 8 verschiedene 3-Wort-Äußerungen, die alle als direkte Manifestationen grundlegender grammatischer Relationen aufgefaßt werden können. Auf einer solchen ersten Grammatik bauen sich nach Mc Ne il l (1966) weitere Subgrammatiken auf, indem sieh zunächst Artikel und DemonstrativPronomen, dann Adjektive und Possessiva als eigene Wortklassen aus der zunächst ungeschiedenen Klasse X herausglicdern. Erste Verknüpfungen erfolgen ohne 'Funktionswörtcr und ohne morphologische Endungen, weshalb sie von Br o w n auch als telegraphische Äußerungen ( 'Telegrammstil) bezeichnet wurden. Anders als in einem echten Telegramm, in dem untergeordnete Satzteile wcggelasscn werden, treten dabei auch prädikationsfreie Äußerungen auf, die nur durch den 'Kontext zu vereindcutigcn sind. Beim Übergang zu einer reiferen Grammatik sind drei die Kreativität und Produktivität der S. demonstrierende Charakteristika bemerkenswert (Gr im m 1973): (A) Übcrgcncralisicrung ( 'Generalisierung) morphologischer Strukturrcgcln ( 'Morphem) (Bsp.: »Vätcrs«, »gegeht«); (B) Bil-

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Sprachentwicklung

dung von Imperativ-, Interrogativ- und 'Negationsformen mittels einer einfachen Addilionsrcgel ohne Beachtung der Wortstellung (Bsp.: »Nicht kaputt machen.« »Das nicht ein Bibi?«): (C) vielseitige Verwendbarkeit einzelner Wörter (Bsp.: »Wo gehst du?« »Das ist ein Kochherd, iro man kochen sagt«). Die 'syntaktische Entwicklung gilt mit etwa 5 Jahren im wesentlichen als abgeschlossen. Die 'semantische Entwicklung verläuft sehr viel langsamer. Zwar wird bis dahin schon ein recht großer 'Wortschatz erworben, doch weist das häufige Auftreten von 'syntagmatischen und asemantischcn 'Assoziationen sowie von ungrammatischen Satzbildungcn ( 'Grammatikalität) auf die Unvollständigkcit kindlicher Wortbedeutungen hin. Auf der Grundlage der semantischen Mcrkmalslhcoric vermutet Mc Ne ii .i . (1970) zwei sich nicht ausschlicßcndc Weiterentwicklungen des 'Lexikons: (a) eine horizontale : Hebendem Erwerb neuer Wörter verändert sich die Bedeutung schon erworbener; (b) eine vertikale: die Über-und Unlcrordnungsrclationcn der erworbenen Wörter verändern sieh.

(3) Kommunikative Entwicklung: Das Kind erwirbt die Sprache in der Interaktion mit anderen. Seine frühen Äußerungen haben egozentrischen Charakter, was sich besonders in der refcrenzloscn Verwendung von Personalpronomen, Demonstrativpronomen und Advcrbialausdrückcn des Orts und der Zeit zeigt. Die kommunikative Entwicklung ( 'Kommuni-

kation) vom Egozentrismus hin zur 'sozialisierten Sprache wird von Fl a v it i . (1968) auf die Ausbildung der Fähigkeit zurückgcführl, einen Sachverhalt unter Berücksichtigung der Rollcnaltribulc des Kommunikationspartners innerhalb der gegebenen Situation zu kodieren ( 'Rolle), lm Detail ist darüber noch wenig bekannt. Dabei wäre zu beschreiben und zu erklären, wie das Kind Verwendungsweisen von Sätzen lernt: wann, wo und wie cs sprechen oder schweigen soll.

(4) Theorien. Ihre Aufgabe ist cs, die beschriebenen Phasen aufeinander zu beziehen und zu erklären, welche Mechanismen und Prozesse für die Sprachcrlcrnung verantwortlich sind. Dafür gibt cs verschiedene Ansätze: (A) Spracherlernen wird behavioristisch gefaßt ( 'Behaviorismus): die 'Bedeutungeines Wortes ist die konditionierte Response ( 'bedingte Reaktion. 'Vcrbalkondilionicrung) auf dieses Wort. Sätze stellen 'Assoziationen von Wörtern, d. h. Serien von Responses dar (Wa is o n 1930, Sk in n e r 1957). (B) lm ncobchaviorislischcn Ansatz wird die Bedeutung als vermittelnde Response ( Vcr-

Sprachentwicklung, verzögerte

mittlungstheorie) aufgefaßt, diejedoch wiederum Teil einer beobachtbaren Responseeinheit ist. Die Konstruktion von Sätzen wird ebenfalls mittels Assoziationen erklärt (Os g o o d 1959). (C) Der rationalistische Ansatz hält Spracherwerb nur auf der Grundlage angeborener Dispositionen (/'LAD) für möglich; die Erfahrung dient lediglich ihrer Aktivierung. Zwar ist diese Annahme in der 'Psycholinguistik umstritten, jedoch wird kaum mehr bezweifelt, daß Spracherlernung Regelerlernung ist, wobei diesen .'Regeln ein abstrakter Charakter zugesprochen wird (Ch o m s k y 1965). Die wichtigsten Unterschiedlichkeiten dieser Auffassungen lassen sich wie folgt umreißen:

(a) Neobehavioristen leiten »Ideen« unter Benutzung von Assoziationsprinzipien aus dem beobachtbaren Verhalten ab. Rationalisten berufen sich auf abstrakte und angeborene Ideen, (b) Da für Behavioristen Ideen letztlich aus Verhaltenselementen bestehen, können sie auch nicht abstrakt sein. Aus diesem Grund müssen sie auch die Auffassung von der Sprache als einer beschränkten Anzahl von Regeln ablehnen und demgegenüber sprachliche Sequenzen im Sinne von 'Ma r KOFF-Ketten verstehen. G-M Sprachentwicklung, verzögerte, bezeichnet nur verspätetes Einsetzen der ^Sprachentwicklung (erst im dritten Lebensjahr oder noch später, 'Hörstummheit), ein bereits für den Laien faßbares Störungszeichen, keinesfalls ein spezifisches Krankheitsbild. Ebenso wie beim 'Stammeln müssen auch bei der v. S. das Verzögerung bedingende, funktionale Störungsbild (z. B. z'Hörbehinderungen, akust. 'Agnosien, auditive /'Unaufmerksamkeit, Anomalien im Bau der Sprechwerkzeuge, 'Dysglossien, 'Dysarthrien, 'Dysphasien, Mängel in den Antriebsfunktionen, 'Autismus oder 'Oligophrenie) und dessen Ätiologie (z. B. erbliche Faktoren wie beim 'Sprachschwächetyp, frühkindliche Hirnschädigung, Stoffwechselstörung, Erkrankung, mangelhafte sprachliche Vorbilder in der Umgebung etc.) in einer multidisziplinären Sprachdiagnostik berücksichtigt werden. Vor der Annahme einer breiten Streuung im genetisch bedingten Zeitplan der Entwicklung (Le n n e b e r g 1972) mit anschließend normalem Verlauf ist zu warnen; hochleistungsfähige »Spätentwickler« sind Raritäten. G-N Spracherlernen, die Frage danach, wie sich die Fähigkeit zur spontanen -'Sprachproduktion und zum Wahrnehmen, Entschlüsseln

Spracherwerb

und Interpretieren von Sprachsymbolen ('Sprachrezeption, zSymbol) entwickelt, wurde und wird verschieden beantwortet. Im hauptsächlichen können drei verschiedene theoretische Ansätze unterschieden werden ; (1) /’Behaviorismus: Wa t s o n 1924, Sk in n e r 1957, (2) Neobehaviorismus: Os g o o d 1959, St a a t s 1968, (3) Rationalismus: Ch o m s k y 1965, Mc Ne il l 1966, 1970. Wird im ersten ein Einstufenmodell der 'verbalen Konditionierung vertreten, so werden im zweiten 'intervenierende Variablen oder 'hypothetische Konstrukte als nichtbeobachtbare Zwischenglieder in das 'S-R-Modell eingeführt ( 'Vermittlungstheorie). Die Erklärungsadäquatheit beider Systeme wird wiederum von den Vertretern des Rationalismus in Zweifel gezogen, nach denen Sätze durch Anwendung von Regeln konstruiert werden. Setzt sich heute gegenüber dem assoziationistischen Ansatz immer mehr ein kognitionsps. durch, so wird doch nach wie vor für die Beschreibung des 'Bilingualismus und Multilingualismus auf die Mediationstheorie Os g o o d s (1959) zurückgegriffen. Daß unter S. primär das .'Lernen der sprachlichen Fähigkeit gefaßt wird, d. h., daß darunter Fragen zum 'Spracherwerb und zur 'Sprachentwicklung fallen, geht auf den in den fünfziger Jahren beginnenden Einfluß der Linguistik und der Anthropologie auf die Ps. zurück. Zwar hatte man seit Eb b in g h a u s (1885) mit sog. sinnlosen Silben operiert und Anfang der dreissiger Jahre auch Interesse an Wortbedeutungen als unabhängigen Variablen gezeigt; alle diese Bestrebungen wie auch die Wortassoziationsexperimente waren jedoch primär daraufhin angelegt, bestimmte Aspekte des Lernprozesses zu untersuchen, und nicht daraufhin, die Entwicklung des ganzen sprachlichen Systems zu verfolgen. G-M Spracherwerb, language acquisition, S. und

'Sprachentwicklung werden häufig syn. gebraucht; sowohl unter dem einen als auch unter dem anderen Begr. werden Fragen des 'Spracherlernens abgehandelt. Soll ein Unterschied getroffen werden, so hat sich eine Theorie des S. wesentlich auch mit den biologischen und neurophysiol. sowie ps. und sozialps. Voraussetzungen für die Erlernung einer Sprache zu beschäftigen. Dabei muß sie sich auch damit befassen, warum trotz aller Anstrengungen der Forscher Primaten Sprache nur in sehr eingeschränktem Sinne erwerben können ( 'Tiersprache). Die Frage, wie ein Kind überhaupt dazu kommt, Sprache zu erwerben, wurde seit Jahrhunderten immer wieder Anlaß, um nachdem Ursprung der 'Sprache zu fragen. Die am häufigsten auftau-

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spraehfreie Tests ehenden Theorien dazu hat Th o r n d ik e (1943) unter die drei folgenden zusammengefaßt: (1) Ding-Dong-Theorien; die Gegenstände veranlassen die Menschen zu Lauten. Wie dies aber vor sich gehen soll, bleibt im Dunkeln. (2) Wau-WauTheorien: die Menschen ahmen bei Tieren, Gegenständen usw. gehörte Laute nach. (3) PuhPuh-Theorien: Sprachlautc entwickeln sich aus instinktiven Lautäußerungen wie dem Stöhnen. Eine einleuchtendere Auffassung vertritt La n g e r (1942), wenn sie die Entstehung der Sprache auf die gefühlshafte Tendenz zurückführt, die Realität symbolisch zu sehen (’'Symbolfunktion). Damit gerät sie in scharfen Gegensatz zu Vertretern des Konzepts der ’Verbalkonditionierung. die verbales ''Lernen auf der Basis externer Faktoren der momentanen Situation und der Geschichte des ^reinforcement erklären wollen. G-M

spraehfreie (= stumme, nicht-verbale, non verbal) Tests, die Testgruppe zur IntelligenzDiagnose, die keine oder möglichst geringe Anforderungen an das Verständnis eines

Wort-Materials bzw, an den sprachlichen Ausdruck stellt (z. B. bei ausländischen Schülern, Probanden mit Leseschwierigkeiten, geistig Behinderten). • Zumeist werden Tests verwandt in der Art des Würfel-Tests von ® Ko h s , des Labyrinth-Tests (® Po r t e u s ), des Bildlückentests von ® He a l y , oder es sind Zahlenreihen zu ergänzen und Zeichnungen mit dem größten Unterschied hcrauszusuchen, einfache Figuren aus dem »Gedächtnis« zu zeichnen (® Be n t o n ), u . a, m. Auch Testserien sind zusammcngestcllt (® Ar t h u r ) und Gruppentests aufgebaut worden. ® Go o d e n o u g h , Sn ij d e r s , Te r .m a n spraehliehe Lückenkombination ® Eb b in g h a u s , Min k u s Spraehphilosophie, sehr heterogene theoretische Überlegungen, denen gemeinsam ist, daß sic sich unter dem Anspruch philosophischer Grundsätzlichkeit mit 'Sprache befassen. Es können dabei drei Hauptaspekte unterschieden werden (Fa h r e n b a c h 1970 285 ff.): (1) Frage nach dem Wesen von Sprache, die ähnlich auch von der allg. Sprachwissenschaft ( 'Linguistik) gestellt wird; (2) kritische wissenschaftstheoretisch-methodologische Reflexion sprachwissenschaftlicher Ansätze; (3) Untersuchung der fundamentalen Bedeutung von Sprache für die Philosophie selbst, insgesamt und in ihren verschiedensten Teilgebieten und Problemstellungen. Im letztgenannten Sinne hat die Sprachthematik in der Philosophie dieses Jahrhunderts eine eminente Bedeutung gewonnen, was zu tiefgreifenden Auswirkungen auch auf viele Formal- und Realwisscnsehaften führt. Bei-

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Spraehproduktion

spiele für Problemstellungen der S. wären: Funktion der Sprache im Erkenntnisprozeß, logische Analyse natürlicher Sprachen, Möglichkeiten des Aufbaus von Kunstsprachen, Analyse von ’’Grammatik- und 'Bedeutungstheorien. Analyse ethischer Aussagen, Zusammenhang zwischen Sprache und Weltanschauung ( 'Sa pir -Wh o r f Hypothese), Analyse sprachlichen Handelns ( 'Sprechhandlung, "Sprechakttheorie). © v. Ku t s c h e r a 1971, Sc h n e l l e 1973 K-l Spraehproduktion bezeichnet sowohl den Vorgang wie das Ergebnis verbaler Äußerung

in menschlicher 'Kommunikation. Medium der S. ist das Zeichensystem der 'Sprache in seiner lautlichen und graphischen, evtl, gestischen ( 'Zeichensprache, 'Gehörlosensprache) Repräsentation. Die Ausbildung zur Fähigkeit der lautlichen S, vollzieht sich (anders als das Schreibenlernen, das Gegenstand systematischer Vermittlung ist) in der primären Sozialisation im allgemeinen ungesteuert; sie ist jedoch angewiesen auf die Möglichkeit der '’Sprachrezeption: in einer Umgebung ohne Sprache ( ’KASPAR-HAUSER-Phänomen) oder bei organisch bedingtem Unvermögen, Sprache zu vernehmen (Taubheit, 'Gehörlosigkeit) kann die Fähigkeit, selbst Sprache zu produzieren, nicht, oder allenfalls durch sonderpädagogische Maßnahmen ( 'Sprachtherapie), nachgeholt und ausgebildet werden. Dies verweist auf die sowohl sozialen wie konstitutionellen Voraussetzungen der S.: Zu den konstitutionellen Voraussetzungen gehören (neben der erwähnten Notwendigkeit, Sprachäußerungen der Umwelt auditiv wahrnehmen zu können, intakte motorische Fähigkeiten, die zentral gesteuert sind, und zwar sowohl die Funktionstüchtigkeit von primären motorischen Hirnleistungen (Vollzug der 'Artikulationsbewegungcn der Spreehorgane; Schreibbewegungen) wie auch sekundäre motorische Sprachleistungcn des Gehirns (Sprachplanung und 'Enkodierung in motorische Innervationsmuster). Beide Leistungen können infolge organischer Erkrankung beeinträchtigt sein oder ausfallen. Folgen von Beeinträchtigungen primärer Hirnleistungen bei der S. können vielfältige Artikulationsstörungen sein, Folgen von Dysfunktionen sekundärer Hirnleistungen (Läsionen der für die motorischen Sprachfunktionen verantwortlichen vorderen Hirnbcrcichc der dominanten Hemisphäre) sind die Erscheinungsformen der »motorischen« 'Aphasie ( 'Sprachstörungen; Ll r ia 1973). Die soziale Voraussetzung derS. ist global gesprochen die Teilhabe an den Konventionen einer Sprachgemeinschaft. Sic impliziert das Einvernehmen darüber, (1) welche Lautdiffercnzierungen aus der Fülle der 'Laute, die von mcnsch-

Sprachproduktion liehen Artikulationsorganen hervorgebracht werden können, in einer Sprache die Funktion besitzen, Bedeutungsunterscheidungen anzuzeigen ( 'Phonologie. /»Bedeutung); (2) welche Wörter, die mit Hilfe dieser lautdifferenzierenden Konventionen artikuliert werden, welche Sachverhalte bezeichnen (/’Semantik); (3) welche Regeln der Verknüpfung von sprachlichen Elementen (^Syntax) beachtet werden müssen, damit akzeptable Äußerungen zustande kommen; schließlich (4) welches konventionalisierte System zur graphischen (oder gestischen) Darstellung von Sprachäußerungen benutzt wird. Auf Grund solcher Kenntnisse über das Instrument der Sprache, im Lauf der individuellen /Sprachentwicklung und je nach den Bedingungen und Umständen der Sozialisation (/Soziolinguistik) allmählich erworben, bildet sich die Befähigung zum differenzierten Einsatz der S. in der sozialen Kommunikation ( 'Pragmatik) heraus. Als wesentliches Merkmal dieser Befähigung gilt - bei aller konkreten Unterschiedlichkeit in Sprachbeherrschung und Sprachgewohnheiten - ihr prinzipiell »kreativer« Charakter (Hu m b o l d t 18271829, Pa u l 1880, Ch o m s k y 1969): Zum einen ist hiermit auf den Tatbestand abgezielt, daß jeder Sprecher in der Lage ist, für seine S. von endlich vielen Sprachmitteln unbegrenzten Gebrauch zu machen, d. h. beliebig viele neue Sätze zu bilden, die er vorher nie gehört zu haben braucht; zum andern auf die Geschichtlichkeit und Wandelbarkeit der Sprache selbst und damit auf die Möglichkeit, daß Impulse aktuellen Sprachgebrauchs sich durchsetzen und neue kollektive Äußerungsmöglichkeiten fördern können. Ein weiteres wesentliches Merkmal der S. ist ihre charakteristische Mehrdeutigkeit und Angewiesenheit^ auf situative Konkretisierung: Sprachliche Äußerungen gewinnen weithin ihre umschreibbare Bedeutung erst (werden erst eindeutig) im Zusammenhang mit den konkreten Bedingungen des Anlasses, zu dem sie gesprochen werden (Wit t g e n s t e in 1953). Zu den Kennzeichen der jeweils konkreten Situation müssen neben den beteiligten Kommunikationspartnern, ihrem Erfahrungshintergrund, und neben den äußeren Umständen der Sprechsituation auch die paralinguistischen (/Paralinguistik) und außersprachlichen begleitenden Handlungen beim Sprechen (/Intonation, /Mimik, ’Gestik, 'nichtverbale Kommunikation) zählen. Für die funktionelle Analyse der S. lassen sich mit Bü h l e r (1965) drei Gesichtspunkte hervorheben: der des 'Ausdrucks, den ein Sprecheroder Schreiber in der S. seinen Einstellungen, Überzeugungen, Wünschen gibt, der des Appells, der mit einer Äußerung an die Adresse des Hörers oder Lesers gerichtet ist, und der der Darstellung von Sach verhalten; denn S. bezieht sich in der Regel auf bestimmte Inhalte, die zwischen Sprecher und Hörer übermittelt werden. Diese letzte, die Darstellungsfunktion, ist es.

Sprachrezeption

die S. gegenüber der Verständigung unter Tieren qualitativ hervorhebt (/Tiersprache): Über Möglichkeiten des Ausdrucks und Appells verfügen auch Tiere, hingegen nur in eingeschränktem Sinne über die Fähigkeit, sich über Sachverhalte zu verständigen, die sich zur Kommunikationssituation in räumlicher und zeitlicher Entfernung befinden. Für die Interpretation des funktionellen Wirkungszusammenhangs von S. sind zwei Arten zu unterscheiden, in denen S. handlungssteuernde Konsequenzen hervorbringt: Einmal ist sie im sozialen Feld das Hauptinstrument der Beeinflussung, Überredung und Überzeugung, d. h. von unmittelbarer Wirkung auf Einstellungen und Handlungen der angesprochenen Kommunikationspartner. Zum andern kann man der S. (im Zusammenhang der Interaktion von Sprache und ’Denken) als sog. »innerer« Sprache die Funktion einer Art »Handlungsanweisung an den Sprecher selbst« zuerkennen (/Sprache, innere). Diese Funktion und ihre Wirkungsweisen im Verlauf der Sprachentwicklung hat besonders Wy g o t s k i (1964) hervorgehoben, vgl. Pia g e t 1968 ( ’Egozentrismus). Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Erforschung der /Begriffsbildung und insgesamt im Bereich der kognitiven Psychologie. © Br o w n 1970, He r r io t 1970, Hö r m a n n 1970, Lis t 1972, Mil l e r ; Ga l a n t e r ; Pr ib r a m 1960, Ro m m e t v e it 1968 L-T

Sprachrezeption ist eine Teilfunktion des

menschlichen /Kommunikationsvorgangs, Teil also des Funktionskreises, der gebildet wird von: Äußerungsintention, Realisierung von Äußerungen, Sprachwahrnehmung, /Verstehen des Gemeinten, Entwurf und Vollzug der Antwort etc. Medium dieses Kommunikationsprozesses ist das Symbolsystem der Sprache in seiner lautlichen, graphischen, evtl, auch gestischen (/Zeichensprache) Repräsentation. Der rezeptive Anteil läßt sich vom Gesamtgeschehen der Kommunikation schwerlich trennen, denn S. realisiert sich nur in der sozialen Interaktion mit wechselnden Rollen des Sprechens und Hörens (und - bei Aufhebung der Notwendigkeit von räumlich-zeitlichem Zusammentreffen - des Schreibens und Lesens). Ebensowenig sollte S. einfach als der passive Anteil im Gegensatz zum aktiven Teil der Mitteilung aufgefaßt werden, denn S. involviert nicht nur aktive intellektuelle Tätigkeit, es sind auch die Verflechtungen von rezeptiven und produktiven Leistungen ähnlich vielfältig wie die von ’Denken und Sprechen ( ’Sprachproduktion). Am deutlichsten tragen diesem Tatbestand Theorien wie die des »motorischen Verstehens« (Bl o n s k i 1935, Lie b e r m a n u . a. 1963: /motor theory) Rechnung, die annehmen, daß der Hörer latent für sich die Sprachprodnktion des Kommunikationspartners verbalisie575

Sprachrezeption

reu muß, um über propriozeptive Rückmeldungen der eigenen Artikulationsorgane das Verstehen vollziehen zu können. Hiermit korrespondiert die Problematik, bei organisch bedingten 'Sprachstörungen »reine« Rezeptionsstörungen und »reine« Produktionsstörungen zu diagnostizieren. Ähnlich schwierig ist die Differenzierung der Rezeptionsleistung selbst in ihre Teilfunktionen: hier werden gewöhnlich die reinen Wahrnehmungsvorgänge von der eigentlichen Leistung des inhaltlichen Verstehens unterschieden; jedoch hat bereits die Wahrnehmungsleistung keineswegs ausschließlich bedeutungsindifferenten Werkzeugcharakter: sprachliche Wahrnehmung ist, wie andere auch, selektive ( 'Selektion) und soziale Wahrnehmung ( 'W„ soziale). Man kann sich dennoch die Schwerpunkthaften Anteile der sensorischen Sprachwahrnehmung und des Verstehens veranschaulichen, indem man sie mit den aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten einer Übersetzungstätigkeit vergleicht: Nachrichten werden mit Hilfe der sensorischen Kanäle entschlüsselt (decodiert) und anschließend in einen internen eigenen 'Code übertragen: Verstehen ist somit seinerseits, wie Sprachproduktion auch, eine Form der 'Encodierung und bedeutet: Sinneinheiten und Sinnzusammenhänge in den 'Kontext der eigenen Erfahrung (bildlich: in die Speicher des 'Gedächtnisses) einzufügen. Beide 'I cilfunktionen der S. bedürfen sowohl organischer wie auch durch soziales ’Lernen erworbener Voraussetzungen. Tiören und 'Lesen verlangen zunächst die organische Funktionstüchtigkeit des Rezeptionsapparats. Störungen dieser sog. »primären« sensorischen Funktionen (eingeschränkte Hör- und Sehfähigkeit. 'Taubheit, Blindheit) können den Prozeß der S. erschweren oder unterbinden. Im Fortgang des Sprachverstehensprozesses sind es die sog. »sekundären«, zentralen Hirnfunktionen, die die Integration des auditiv oder visuell Wahrgenommenen zu Inhalten besorgen, die für das Individuum bedeutungsvoll sind. Diese Funktionen sind lateralisiert, nämlich in der dominanten Hemisphäre des Gehirns lokalisiert, wobei die hintere Hirnhälfte für die Verarbeitung der sensorischen Sprachreize, die vordere für die motorischen Vorgänge beim Sprechen verantwortlich ist. Läsionen in den hinteren Bereichen der dominanten Hemisphäre können zu sensorischer 'Aphasie führen (Lu r ia 1973). Die durch soziales Lernen erworbenen Voraussetzungen derS. betreffen die Teilhabe am kollektiven Zeichensystem der 'Sprache einer Sprachgemeinschaft: denn begreiflicherweise kann Verstehen nur dann stattfinden, wenn Sprecher und Hörer über dieselben Relationen zwischen Lautbildern und den bezeichneten Sachverhalten verfügen und wenn für Sprecher und Hörer dieselben Regeln der Verknüpfung von Sprachzeichen ( 'Syntax) Gültigkeit haben. Dennoch kann man

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Sprachspiel

durchaus nicht eine völlige Übereinstimmung in der Verfügung über die Sprache bei allen Sprechern und Hörern einer Sprachgemeinschaft annehmen. Sprache ist insofern schließlich »lebendiges« Traditionsgut, als sie zwar einerseits die kollektive Lerngeschichte der Sprachgemeinschaft repräsentiert, jedoch im Zuge der Sozialisation jedes einzelnen Sprachteilnehmers neu, unter jeweils unterschiedlichen sozialen Bedingungen und im Kontext jeweils persönlicher Erfahrung angeeignet werden muß. Dies bedingt sowohl naheliegende Übereinstimmungen in den Sprachgewohnheiten bei Gruppen der Bevölkerung, die unter vergleichbaren Bedingungen leben ( 'Soziolinguistik). wie auch die große Vielfalt von Bedeutungsnuancen, die jedes einzelne Sprachzeiehen und einzelne Äußerungen in Abhängigkeit von Redesituationen und beteiligten Gesprächspartnern besitzen können. Um dieses Problem der Bedcutungsvariation bemüht sich vor allem die ps. Bedeutungsforschung; in der Regel wird dabei eine Unterscheidung getroffen zwischen »denotativen« ’Bedeutungen (die für alle Kontexte und Situationen als gleich festgelegt sind und den Untersuchungsgegenstand der traditionellen sprachwissenschaftlichen 'Semantik ausmachen) und den »konnotativen« Bedeutungen (die von situativen Bedingungen und emotionalen Gestimmtheiten und Einstellungen beeinflußt sind: Os g o o d u.a. 1957). Aus den Problemen, die die Bedeutungsvariabilität und die Situationsabhängigkeit der Sprache für die S. verursachen können, folgt, daß zum Sprachverstehen gewissermaßen auch das Schließen aus paralinguistischen ( 'Paralinguistik) und außersprachlichen Hinweisen der Redesituation gehört: aus 'Intonation. 'Sprechtempo, 'Pausen, begleitender 'Mimik und 'Gestik. Das wichtigste Instrument, das bei Unsicherheiten und Unstimmigkeiten in der sprachlichen Kommunikation eingesetzt werden kann (und das zugleich ein Charakteristikum ist, das allein für menschliche Sprache gilt), ist die Möglichkeit, 'Metasprache, d. h. Sprache über Sprache, zu benutzen, beispielsweise um zurückzufragen, wie ein Sprecher eine Mitteilung gemeint habe, und um zu diskutieren, welche unterschiedlichen Bedeutungen eine Mitteilung haben könne. ® Mil l e r 1951, Hö r m a n n 1970, He r r m a n n 1972, Ro m .m i .t v l i r 1968. L-T Sprachspiel, ein von Wit t g e n s t e in (1958) in die 'Sprachphilosophie eingefiihrter Begr. zur Kennzeichnung des Wesens von 'Spra-

che. Wit t g e n s t e in warf älteren, Wort- und Satz- 'Bedeutung in den Mittelpunkt stellenden Auffassungen vor, sie würden dem differenzierten und komplizierten alltäglichen Gebrauch der Sprache nicht gerecht und träfen bestenfalls auf wenige spezielle Sprachverwendungsarten zu. Gebrauch der Sprache

Sprachschwäche

sei vielfältig mit Tätigkeiten verwoben und basiere auf vorgängiger Kenntnis und mannigfachem unausgesprochenem Einvernehmen, vergleichbar mit an Regeln orientierten Gemeinsehaftsspielen. So bezeichnet er sowohl spezielle Sprachverwendungsarten, als aueh das Gesamt von Sprache und Spraehverwendung als S. (/Spreehhandlung). K-I Sprachschwäche, familiärer Sprachschwächetyp. Verschiedene "'Sprachstörungen des Kindesalters wie verzögerte Spraehentwieklung, anhaltendes /Stammeln, kaum zu überwindender "Dysgrammatismus, oft in Verbindung mit Unmusikalität und Linksoder Beidhändigkeit sind häufig beim gleichen Individuum zu beobachten und bleiben in ihren Endformen wie /Poltern, evtl, aueh "Stottern und "LRS bis ins Erwaehsenenalter nachweisbar; sie wurden zum Syndrom der S. zusammengefaßt (Lu c h s in g e r 1941, 1959, Ar n o l d 1970). Gleichzeitig wird mit der Bez. familiärer S. eine erbliehe, konstitutionelle Grundlage als Ätiologie für dieses Syndrom verantwortlich gemacht. Die Möglichkeit einer solehen Ätiologie ist nieht umstritten; daneben muß aber aueh eine frühkindliehe Hirnsehädigung in Betraeht gezogen werden. (Bö h m e 1966, 1969). Eine einseitige Vorentscheidung dieser Frage nach der Ätiologie vermeidet die Bez. »language disorders« (Wo o d 1959). G-N Sprach-(Sprech-)Typen, Bez. für die typologische Gliederung naeh Körperhaltung und Stimmlage beim Spreehen. Jeder Typus ist einem Temperament zugeordnet. Zuerst von dem Juristen Ottmar Ru t z beschrieben und von dem Germanisten E. Sie v e r s (1912) ausgebaut, wurde erst gegliedert naeh sphärisehen, parabolischen und pyramidalen Typen und dann naeh: (1) Abdominaltypus = vorgeschobener Unterkörper, weichfühlendes Temperament; (2) Thorakaltypus = hervortretende Brust, kühles Temperament;^) Deszendenztyp = Rumpfmuskelanspannung, energiseh-kaltes Temperament; (4) Aszendenztyp = aufsteigend-angespannte Muskulatur, energiseh-heißes Temperament. Sie v e r s bezeichnete die Ermittlung der Typen als Sehallanalyse. © He in it z 1949, Ips e n 1928 Sprachstatistik, Gesamtheit der Methoden zur quantitativen Analyse von gesprochenen und geschriebenen Texten mit dem Ziel, allgemeine Gesetzmäßigkeiten sowie sprach-, text- und individuumspezifisehe Unterschie-

Sprachstörungen

de aufzuzeigen und sie (im Bereich der /Psycholinguistik) der ps. Interpretation zugänglich zu maehen. Grundlage der Analyse sind Auszählungen und Sehätzungen der Häufigkeiten von Spraehelementen und Elementenkombinationen. Als Elemente gelten - je nach Ziel und Komplexität der Analyse Buchstaben, /Morpheme, "Phoneme, Silben, Wörter, Satzteile und Sätze. Aus den Häufigkeitsverteilungen und aus den daraus nach Methoden der /Informationstheorie gewonnenen Maßen lassen sieh generelle und spezifische Aussagen über die Struktur von Sprachen, spraehliehen Mitteilungen und Spraehverhalten herleiten ( "ZlPFsehes Gesetz, 'Codabilität, "Inhaltsanalyse, "Diversifikationsquotient). Die eine sprachliche Mitteilung bildende Abfolge von Sprachelementen kann als "Ma r k o f f -Pt o zeß derart analysiert werden, daß sich eine teilweise Entsprechung zwischen der statistisch-informationstheoretischen Struktur des Textes und den dem Sprachgebrauch unterliegenden Regeln (Wortgeläufigkeit, Grammatik, Syntax etc.) zeigt. Durch systematische Variation von sprachstatistischen Kennwerten ("Approximation, "Ordnungsgrad) gelangt man zu allgemein- und differentiell-ps. Aussagen über Lese- und Sprechverhalten. Die vorgefundene text- und autorenspezifische (in der Zeit häufig konsistente) Ausprägung solcher Kennwerte gestattet Rückschlüsse auf die Urheberschaft von Texten (Authentizitätsanalyse). Sprachstatistische Aussagen sind wegen der Vielfalt der möglichen Elementenkombinationen in der Regel nur dann zuverlässig, wenn sie auf Auszählungen sehr großer Textstichproben basieren. Deshalb ist meist der Einsatz elektronischer Datenverarbeitung unerläßlich. © Fl ic k s 1955, G.A. Mil l e r , Sc h n e l l e 1968 Z-N Sprachstörungen, umfassender Begr. für alle Formen abnormen menschlichen Sprachverhaltens. In ihrer Vielfältigkeit spiegeln die S. das Wesen der mensehliehen Spraehe selbst und erhellen auf ihre Weise die Prozesse der Spraehbenutzung und der sprachlichen Kommunikation sowie deren innerorganismische Voraussetzungen und situative Bedingungen. Der Überblick wird erschwert, indem sich zahlreiche Einzelbez. nieht in die zur Klassifikation notwendigen Dimensionen einpassen lassen. Theoretisch wie aueh für die Fragen naeh Art und Prognose einer Behandlung zu unterscheiden sind (1) Erscheinungsbild, (2) funktionale Charakteristika, (3) Art der Verursachung (Ätiologie) und gegebenenfalls der Prolongation, (4) Zeitpunkt der Verursachung und des Erscheinungsbildes.

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Sprachstörungen (1) Mit der Bez. eines Erscheinungsbildes (z. B. 'verzögerte Sprachentwicklung, auditive ^Unaufmerksamkeit, 'Stammeln, 'Sigmatismus, ^Echolalie) ist noch nichts über dessen funktionale Eigenart ausgesagt. (2) Die vielfältigen funktionalen Charakteristika dcrS. sind weiterhin zu unterteilen: (2.1) sprachliche Fehlleistungen wie Verhören, Verlesen, Versprechen, Verschreiben; bei vereinzeltem, isoliertem Auftreten u. leichter Korrigierbarkeit nicht pathologisch; funktionale Verwandtschaft zu Arbeits- u. Vcrkehrsunfallen; zu ihrer Analyse neben tiefenps. heute zunehmend sprachstatistisehe (Hö h m a n n 1967) u. kybernetische Aspekte (Ha c k e r 1973). (2.2) S. mit dem Charaktervon Teilleistungssehwäehen, neben denen andere Teilfunktionen oder funktionelle Systeme innerhalb des ZNS intakt sind. (2.2.1) Im Bereich der ’Spraehrezeption Störungen der Aufnahme, Transformation und Speicherung von Information (Lu r ia 1973) in aufsteigender Hierarchie (auch in Anlehnung an Os g o o d 1963) wie -’’Gehörlosigkeit oder 'Sehalleitungs-, ’Schallempfindungsschwerhörigkeit; Verkennung der musischen Spraehfaktoren ( 'Prosodie) sowie des stimml. u. spraehl. Ausdrucks (Tr o j a n 1975); gestörte 'Sehallokalisation u. verringertes Auflösungsvermögen für schnelle seriale Reizfolgen bei auditiver 'Agnosie; mangelhafte Transformation der auditiven und in Mitartikulation parallel laufend - der kinästhetisehen Reizmuster in konstantisierte, sequentielle, phonematisehe Klanggestalten bei rezeptiver ’Dysphasie, sensorischer 'Aphasie und manchen 'LRS; gestörte Zuordnung dieser Klanggestalten zu 'semantischen Begriffsgestalten, Entfremdung des Wortsinns und verminderte Erfassung von semantischen 'Tiefenstrukturen, logischen und mathematischen Relationen oder des Sinngehalts von Gedichten bei semantischer Aphasie. Dyskalkulie; endlich Schwächen in der Erfassung ethischer und ästhetischer Spraehaspekte (Ka in z 1970). (2.2.2) lm Bereich der 'Sprachproduktion entsprechende Störungen der Programmierung, 'Regulation und Ausführung in absteigender Hierarchie: intentionale Störungen bei dynamischer Aphasie (Lu r ia 1970); Verflachung der ethischen und ästhetischen Sprachaspekte bei Degenerationsprozessen; Störungen des spraehl. u. stimml. Ausdrucks (Tr o j a n 1975) sowie der Prosodie ( 'Monodynamik, 'Monotonie, 'Propulsion, 'Taehyphemie, 'Bradylalie, 'Skandieren u. a.); gestörte Transformation von logischen, mathematischen oder semantischen Tiefenstrukturen in syntaktisch u. semantisch korrekte Sätze mit fehlerhafter Kombination (Dysgrammatismus) vs. Selektion (verbale Paraphasie); gestörte Transformation von Wortgcstaltcn in phonematisehc, artikulomotorische u. graphomotorische Einheiten bei afferenter motorischer Aphasie, manchen LRS; Störungen der kinästhetisch-motorischcn Regulation mit 'Dysarthrie, 'Dysglos578

Sprachstörungen sie, 'Dysphonie; ungenügende sequentielle u. rhythmische Codierung der Morpheme u. Wörter im Satz wie aueh der Phoneme im Wort mit Unsicherheit im Abruf der Reihenfolge der Elemente, mangelhafter Antizipation. Automatisierung u. entsprechender Häufung von Unterbrechungen des Spreehflusses, Kontaminationen von spraehl. Elementen und Umeodicren von Sätzen bei 'Poltern. 'Stottern u. manchen LRS. Perzeptive und expressiv-motorische sowie periphere u. zentrale Funktionen sind in Regelkreisen miteinander verflochten; dementsprechend überschneiden sieh die funktionalen Störungscharakteristika im konkreten Einzelfall. (2.3) Untaugliche Strategien zur Überwindung von Schwierigkeiten aus (2.1) und (2.2) und Motivationsstörungen wie momentane Erhöhung des Aktivierungsniveaus. Spreehangst. sek. Faktoren beim Stottern, Mutismus usw. (2.4) Psychotische S. ( 'Dysphrasie. 'Kataphasie, z. B. 'Echolalie, 'Aphrasie), eingebettet in das insgesamt gestörte Verhaltensbild bei zentraler Dysregulation von Tonus, Wachheit u. Aktivierung sowie im Zerfall der ausgewogenen u. hierarchischen Organisation von Input- u. Output-Prozessen in der gesamten Wahrnehmung u. im Handeln sowie in Ausdrueksphänomenen (Spo e r r i 1964). (2.5) Oligophrene S. (Dyslogie); die verstümmelte u. fehlerhafte Sprachbenutzung neben ebenso gravierenden Leistungsminderungen aller höheren ps. Funktionen; z, B. bei DowN-Syndrom (Lf .NNEBERG 1964), bei schwer retardierten (Win g 1975), dementen oder defekten Zustandsbildern. - Gegenüber der Vielfalt von möglichen Störungsbildern imponiert die Seltenheit des endgültigen Stummbleibens (Le n n e b e r g 1972) selbst bei Schwachsinn (mitiiias oligophrenica) oder bei frühkindl. "Autismus(BARiAKu. Ru t t e r 1975). (3) Verursachung u. Prolongation; genetisch ( 'Sprachschwächc); frühkindl. Hirnschädigung; Stoffwcchselstörung; Degenerations- o. Abbauprozeß; Erkrankung o. Verletzung des ZNS; Mißbildung, Erkrankung o. Verletzung der Hör-, Stimm- u. Spreehorgane; mangelhafte Vorbilder in der spraehl. Umgebung; fehlerhafte Verarbeitung eigener S. und frustrierender Umweltreaktionen hierauf; die noch immer umstrittenen ätiologischen Faktoren der psychotischen Zustände ete. (4) Verschiedene Zeitpunkte, an denen S. verursacht werden, bedingen unterschiedliche Folgen für die mensehliehe Entwicklung u. weitere Lebensbewältigung; z. B. ist bei angeborener Gehörlosigkeit die Behinderung im Aufbau nieht nur aller sprachlichen, sondern auch kognitiver Fähigkeiten und einer reifen Persönlichkeitsstruktur (Na m in ’ 1959) wesentlich stärker als die ps. Einengung bei Spätertaubung: hingegen bei Aphasien im Kindcsaltcr günstigere Rchabilitationsvcrläufc als bei Erwachsenen (Lin n ib ir g 1972); hierzu das Konzept einer dynamischen Lokalisation (1 u r ia 1973). Zu unterscheiden

Sprachtheorie sind: (4.1) Zeitpunkt des Auftretens von verursachenden (schädigenden) Ereignissen; z. B. prä-, peri- oder postnatal, während der Sprachentwicklung, im Erwachsenenalter, im Greisenalter. (4.2) Zeitpunkt beim Auftreten des Erscheinungsbildes; mitunter wesentlich später als dessen Verursachung (z. B. bei Poltern, Stottern, LRS) und wird dann gelegentlich mit zeitlich koinzidierenden, aber neutralen Umweltereignissen in einen vermeintlich causalen Zusammenhang gebracht. Entsprechend der Komplexität der Pathologie menschlichen Sprachverhaltens begegnen sich hier Forschung u. Interessen von Audiologie, Phoniatrie, Neurologie, Psychiatrie, Pädiatrie, Sprachheilpädagogik, Logopädie, Ethologie und in zunehmendem Maße von Linguistik, Neurops. u. Sprachps.© Se e m a n 1969, Lü c h s in g e r /Ar n o l d 1970, Mo r l e y 1972, Bie s a l s k i 1973 G-N

Sprachtheorie, der Terminus S. ist kaum weniger vieldeutig als das Wort /Sprache selbst. Seine Verwendung scheint nur dort angebracht, wo Sprache in irgendeinem Kontext als ein Gesamt in den Blick genommen und erklärungsbedürftig gefunden werden kann

(es sei denn, daß bereits ein System deskriptiv-klassifikatorischer Überlegungen, in dem z. B. fundamentale Funktionen der Sprache wie Ausdruck, Appell, Darstellung unterschieden werden, als Theorie bezeichnet würde; Bü h l e r 1934). Solche Perspektive erscheint in der Philosophie, der Biologie, der Soziologie, vielleicht auch noch der Sprachwissenschaft ( ’Linguistik) eher möglich und sinnvoll als in der Ps., die sich von vornherein mehr mit Einzelaspekten sprachlicher Vorgänge und ihrer Bedingungsgrundlagen befasst (/Psycholinguistik). Wo im Blick auf /Sprachentwicklung mit Begr. wie 'Empirismus, "Nativismus, ’'Rationalismus operiert wird, werden Grundvoraussetzungen erfahrungswissenschaftlich-ps. Theoriebildung teilweise verlassen. In sog. empiristischen Theorien wird angenommen. daß sprachliches Verhalten und seine spezifischen dispositionellen Grundlagen im wesentlichen durch Lernen erworben werden. Eine unter biologischen Aspekten formierte theoret. Gegenposition wird als "Nativismus bezeichnet; sie hält Wesentliches an sprachlicher ’Kompetenz für angeboren (He b b u . a. 1975). In philosoph. Perspektive (/Sprachphilosophie) erscheint die Gegenposition eher als eine rationalistische, sofern sie apriorische Komponenten der Erfahrung favorisiert. Den beiden letztgenannten Positionen liegt die Suche nach sprachlichen "Universalien besonders nahe. Ps. Theorien beziehen sich auf spezielle Teilprozesse sprachlicher Aktivität ( ’Sprachproduktion, "Sprachrczeption, * motor theory), auf ihre Bcdingungsgrundlagen und Störun-

Sprechakttheorie

gen (^Sprachstörungen). Abgesehen davon wird die Interpretation sprachlicher Prozesse auch durch allgemeine ps.-verhaltenstheoretische Konzeptionen mitbestimmt. Hier stehen sich im wesentlichen /behavioristische bzw. neobehavioristische (/Verbalverhalten, "Vermittlungstheorie, ^symbolic processes) u. kognitivistische("TOTE-Modell, "Regel; Mil l e r u . Mc Ne il l 1969) gegenüber. K-I Sprachtherapie, Therapie von /Sprachstörungen. Sie baut auf den sprachl. Entwicklungsdaten, der med. und ps. Anamnese, sowie der med. und neurops. Diagnose auf (progressive Hypothesenbildung). Die S. benützt optische und akustische Geräte (z. B. Tafeln,Tonband, Metronom, Verstärker, verzögerte Sprachrückkopplung, optische Darstellung akustischer Signale, Vorgabe von Wörtern pro Minute) und sprachheilpädago gische, logopädische sowie tiefenps. Methoden neben Verfahren der /Verhaltensthe-

rapie. So nutzte Lo v a a s (1967) das Modellernen in Verbindung mit primärer Verstärkung bei autistischen Kindern zunächst im Aufbau der Imitation motorischer Verhaltensweisen, dann mit Artikulations- und Sprachtraining. Fl o r in (1974 470) weist aber darauf hin, daß, sobald der soziale Aspekt des Sprechens dominiert, kontingente Verstärkung zu unsinnigen Wiederholungen bzw. Schweigen führen kann. "Autismus, «"Stottern, "Stammeln, "Sprechtempo,/LEE-Effekt R-S Sprachwahrnehmung /Sprachrezeption Sprachzentrum, die Teile des /Gehirns, die der Sprache dienen; 1. motorisches S. = BROCAsches S.; 2. sensorisches S. = We r -

NiCKEzentrum; 3. optisches S. oder Lesezentrum. Alle in der linken Großhirnhälfte. Sprechakttheorie, geht davon aus, daß die sprachliche "Kommunikation sich in Form von regelgesteuerten Sprechakten vollzieht.

Sprechakte sind komplexe Akte, in denen verschiedene Aktsorten unterschieden werden können: (a) Äußerungsakte, d. h. der Sprecher äußert bestimmte Wörter einer Sprache; (b) propositionale Akte, d. h. der Sprecher verwendet die Äußerung mit einer bestimmten "Bedeutung (Referenz und Prädikation); (c) illokutionäre (bzw. illokutivc) Akte, d. h. der Sprecher vollzieht in und mit dem propositionalcn Akt eine bestimmte Sprcchhandlung (wie Befehlen oder Behaupten); (d) pcrlokutive Akte, d. h. aus der Sprechhandlung ergeben sich Konsequenzen für den weiteren Kommunikations-und Handlungsprozcßdcr Kommunika-

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Sprechanalyse tionspartner. © Se a r l e 1971, Ma a s u . Wu n d e r l ic h 1972 E-P Sprechanalyse, besondere Bedeutung hat die individuelle Sprechweise bei der ps. Diagnostik. Die hier angewandte Analyse des Spre-

chens sucht Rückschlüsse auf die Person zu gewinnen aus der Einsicht, daß das Sprechen (vergleichbar dem Schreiben) vom Seelischen unmittelbar beeinflußt ist und dementsprechend Sprechtypen sowie kennzeichnende Merkmale für die charakterliche Struktur im individuellen Sprechen vorliegen. Auch zwischen Konstitution und Sprechen sind Bindungen erkannt worden (.’Sprachtypen). Schließlich hat man die psychopathologische Bedeutung des Sprechens und die Sprechschulung als Therapie (Stimmbildung) eingehend behandelt. © Lu c h s in g e r Sprechangst, Logophobie, die Angst vor dem Aussprechen bestimmter, häufig mißlingender Phonemfolgen, schließlich vor dem Sprechen überhaupt ist sekundäres Störungssymptom beim Stottern. S. kann aber auch als »inneres Stottern« für sich allein vorkommen oder als Restsymptom nach überwundenem Stottern oder anderen Sprachstörungen. Dann funktionale Ähnlichkeit mit der dynamischen 'Aphasie (Lu r ia 1970). © Ar n o l d 1970 G-N Sprechen ’Sprachproduktion Sprechhandlung, (1) Sprechen selbst ( ’Sprachproduktion, ’Sprechtätigkeit), als ’Handlung, als auf ein bestimmtes Ziel (z. B. subjektiv befriedigendes Zum-AusdruckBringen eines bestimmten gedanklichen Inhalts) gerichtete Aktivität interpretiert ( ’TOTE-Modell). (2) Mit sprachlichen Mitteln beabsichtigte Folgen (speziell bei 'Kommunikationspartnern) herbeiführen. Hier wird die sprachliche Äußerung in ihrer Wirksamkeit in einem weiteren Kontext gesehen, was unter jeweils verschiedenen Voraussetzungen in der ■’Linguistik, speziell der Pragmalinguistik ( 'Tcxtthcoric), • der 'Sprachphilosophie ( ’Sprcchaktthcoric, 'Pragmatik), der Psychologie ( 'Psycholinguistik), der Soziologie ( 'Soziolinguistik) geschieht. © S. J. Sc h m id t 1974, Wu n d e r l ic h 1972 K-l Sprechpaiisen, die Länge der Pausen innerhalb gesprochener Äußerungen bestimmt in hohem Maße die Variabilität des 'Sprechtempos. S. werden in Zusammenhang gebracht mit den Entscheidungsvorgängen bei der sprachlichen ’En- u. 'Decodierung 580

Sprechtempo

(Hö r m a n n 1967) von Mitteilungen. Sie sind aber auch wichtige Träger der ’nonverbalen Kommunikation und somit Gegenstand von 'Psycholinguistik und ’Paralinguistik. Im Fehlen von S. (gestörte ’Prosodie), aber auch in der gehäuften Überbrückung von S. durch sinnlose artikulatorische Aktivitäten ( ’Embolophrasie) zeigen sich 'Sprachstörungen; ebenso in den deutlich von den S. zu unterscheidenden (stotternden) Unterbrechungen des Sprechflusses mitten in 'Morphemen. G-N Sprechstörungen ’'Sprachstörungen Sprechtätigkeit, Sprachtätigkeit, in spezifischer Bedeutung treten diese Begr. in (übersetzter) sowjetischer Fachliteratur bzw. bei ihr nahestehenden deutschen Autoren auf (z. B. Ha c k e r 1973). Sie werden von verwandten Begr. aus »westlicher« sprachwissenschaftlicher Tradition wie Sprechen, ’Sprechhandlung, parole ( ’Sprache) teilweise kritisch abgehoben (Le o n t ’e v 1971). Sie sollen die Implikationen marxistischer Sprachauffassung, d. h. sowohl materialistische (morphologisch-physiologische und phylogenetische) als auch historisch-gesellschaftstheoretisehe (sozialkommunikative) Aspekte zur Geltung bringen, wobei im wesentlichen auf die Vorarbeit Wy g o t s k is (1964, Orig. 1934) verwiesen wird. K-I Sprechtempo, die Ablaufgeschwindigkcit der 'Sprachproduktion setzt sich zusammen aus der Anzahl artikulierter ’Silben oder 'Phoneme und aus der Anzahl und Dauer der ’Sprechpausen pro Zeitabschnitt. Die 'Artikulation erreicht beim Erwachsenen mit nur geringen intcrindividucllcn Abweichungen (Le n n e b e r g 1972) die hohe Geschwindigkeit von 5 bis 6 Silben bzw. etwa 14 Phonemen pro Sekunde, auch bei langfristiger Ausführung. Kinder erreichen ein langsameres S. Die individuelle Höchstfrequenz bei der scrialcn Erzeugung sinnloser Silben wie ta-ta-ta (artikulatorische Diadochokincsc) gleicht der maximalen Geschwindigkeit beim 'tapping. Stärkere Variierung des S. durch die unterschiedliche Dauer der Sprechpausen (Go l d m a n Eis l e r 1964): z. B. innerhalb von Teilphrasen kürzer als zwischen Teilphrasen, oder bei der Beschreibung der Bedeutung eines Erlebnisses doppelt so lang wie bei der Schilderung des Ereignisses selbst und Abnahme der Pauscnlänge bei Wiederholung der Darstellung. Vom S. hängen auch die ineinander verzahnten Vorgänge der 'Sprachrczcplion(OsGSumme< von >Teilen< oder >Stükken & C/ uu Q * cZ Ul Ö ui

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Typologie

hindert werden muß.)iilialtlich definiert wird »'Typus« im allg. entweder als »eine durch einen bestimmten Merkin.-ilskomplex charakterisierte Gruppe« von Individuen oder | als »ein Mensch, der alle Merkmale .seiner ■ Gruppe in besonders ausgeprägter Weise bc• sil/l«, sog. »reine« 'Typen (Ro iir a ('iii :r 1965 ll). Diese Merkmale können z. B. konstilulions- (der »lange Dünne«), limklionsI (der »Versonnene«), philosophisch-weltanschaulich- (der » Religiöse«) oder soziokulturell- (der »l-'ranzosc«) bezogen sein. Von einer T. spricht man. wenn bestimmte Typenkategorien systematisch auf bestimmte Verhaltensmuslcr bezogen werden mit dem Ziel, auf Grund beobachtbarer Kategorien nicht beobachtbare Verhallcnsdelcrniinanten zu erschließen bzw. das Verhalten Vorhersagen zu können (vgl. I’crsönlichkeilsdiagnoslik). Die wichtigsten Ansätze innerhalb der l’s. sind: der konslitutionspsychologische von Kk l is c iim i r bzw. Sm.i d u n , der Tunk t ionslypologischc von Ju n g , I’i a iii .i i< und Ja i .n s c ii und der philosophisch-weltanschaulich orientierte von Spr a n g i k . Wisscnschaflshislorisch lassen sich die Bestrebungen nach Irslelliing einer T. zurück verfolgen bis aufdie 'I cinperainenlen- bzw. Körpcrbaulehre von IIiit o k r a iis , von denen sich die neueren Ansätze trotz mancher Gemeinsamkeiten durch den Versuch unterscheiden, die aufgestclltcn Vermutungen über die Zusammenhänge zwischen I ypus und Vci hallcnsmusler empirisch zu untermauern ( 'Köipci bantypen u. zugehörige I abcllc). Km is< iimi in , dessen Ausgangspunkt nicht im pathologischen, sondern im normalen Bereich liegt, formulierte ebenso eine Konstitutionstypologie, deren ('n imdvai ianlen der endomorph-viscerotonc, der mesomorphsomatotonc und der ectomoi pli-ccrebrolone Typus sind. Der KonstitutionsbcgrilT sowohl bei Kk i is c iim ir als auch hei SininoN ist die Gesamtheit aller genetischen Grundlagen des Individuums. Dies bildet einender wichtigsten Ansatzpunkte zur Kritik: für tJmwcltcinlliissc und Veränderungen der Konslitiilionsdctenninanten etwa durch 'Lernen ist kein Raum gegeben. Ging Kk iis c iim i .k von beobachtbaren Kriterien (Körperbau und K rank hei t sbild) zur l;orninlieriing seinerT. aus, so versuchten die Vertreterder lünktionsoiientici ten I. spezifische lirlcbnisweisen (Ju n g , R01 25) erfolgt die Signifikanzprüfung über die Normalverteilung. Mi-A Wilden-Test © Se g u in Wille, die Fähigkeit, sich zur Ausführung einer Handlung zu entscheiden, wozu - im Unterschied zum Trieb - die Stellungnahme des Subjekts zu den Motiven gehört. Da der Begriff eine Auflassung im Sinne der Vermögenspsychologie (aus der er auch herrührt) nahelegt (Wille als ein besonderes »Seelenvermögen«), zieht man es in der modernen Psychologie vor, von /Wollen zu sprechen. Der Unterschied liegt darin, daß hiermit auf die empirisch erfaßbaren Erscheinungen zurückgegriffen wird, d. h. das Willenserlebnis in den Blickpunkt rückt. - Zur Erklärung des W. sind Theorien aufgestellt worden, die teils physiologisch, teils ps. dem an sich wohl unableitbaren, letztlich gegebenen Urphänomen des Willens eine Deutung zu geben suchen. Die physiologische Erklärung nimmt vorwiegend Organempfindungen und Spannungen zum Ausgang von Willensvorgängcn, während die ps. Theorien entweder intellektualistisch auf Vorgänge des Vorstellens oder emotional auf Gefühlsfaktoren hinleiten. Die experimentelle Klärung der Willcnsvorgänge ist oft aufgegriffen worden. Stark beachtet wurden die AcHschen Experimente. © Ac h , Mc Do u g a l l , He is s , Le r s c h , Le w in , Lin d w o r s k y , Me u m a n n , Mie r k e , Ro h r a c h e r , Th o m a e

willkürlich Willensfreiheit, die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, d. h. zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten zu wählen. Die Frage nach der Willensfreiheit ist eines der wichtigsten Probleme der Philosophie und von besonderer Bedeutung für die Ethik und Rechtsphilosophie. Die entgegengesetzten Standpunkte sind: der Indeterminismus, der die Freiheit des Willens bejaht, und der Determinismus,

nach dem das Handeln lückenlos (durch physische und psychische Ursachen, Motive) kausal bestimmt, der Wille somit unfrei ist. Dazwischen gibt es vermittelnde Standpunkte, die eine teilweise Freiheit des Willens annehmen. Zu den Vertretern des Indeterminismus rechnet z. B. Ka n t , während Sc h o pe n h a u e r einen Determinismus vertrat. Neuere Autoren (Pl a n c k ) betrachteten die Willensfreiheit als ein Scheinproblem. Ps. ist das Freiheitsbewußtsein von Interesse, d. h. die Tatsache, daß die Erlebnisbeobachtung den Eindruck vermittelt, daß man auch anders hätte handeln können als man gehandelt hat; doch ist dies kein entscheidendes Argument. Es wurde auch versucht, die Frage mit experimentell-ps. Mitteln zu lösen, besonders von Ac h und Lin d w o r s k y . © Ac h , Ch r is t ia n s e n , He is e n b e r g , Ho c h e , Ho f f m e is t e r , Jo e l , Lin d w o r s k y , Me s s e r , Pl a n c k Willenshandlungen /Wollen Willenskraft, die Intensität des /Wollens, die Fähigkeit, »die verfügbaren Energien in Richtung auf ein Ziel zu organisieren« (Le r s c h ) Willensstil, die Art und Weise, wie der Wille zur Auswirkung gelangt. Nach Le r s c h ist kennzeichnend für den W., ob mehr die momentane intensive Stoßkraft oder das spannkräftige Ausharren und Durchhalten bei Willenshandlungen überwiegen. Willfährigkeit, in der englischen Literatur compliance oder yielding bezeichnet das relativ konfliktlose Sich-Fügen gegenüber Anordnungen und Verhaltensvorschriften, die zwar der eigenen Tendenz widersprechen, jedoch auf keinen nennenswerten Widerstand stoßen. Vgl. dagegen Konformismus, /Konformität B-S Willkürhandlung, Willenshandlung, d. h. absichtliche gewollte Handlung. • In der Umgangssprache: launenhafte, ungerechtfertigte Handlung. willkürlich, absichtlich gewollt, dem Willen gehorchend, vom Willen abhängig (z. B. Muskeln), /launenhaft, ungerecht 667

Winkelbindung (Handsehrift)

Winkelbindung (Handsehrift) 'Graphologie Winkelsehätzer "Sinnesfunktionen Winkeltäusehung /Geometriseh-optisehe Täuschungen WIP (Reduzierter We c h s l e r Intelligenztest)

(T) Da h l Wir-Bild, Wir-Brueh /Charakterkunde Wirklichkeit, das uns Selbstverständliche »pflegt aueh das Rätselvolle zu sein: so die Zeit, das Ieh, so aueh die Wirklichkeit« (Ja s pe r s ). W. wird als das An-sieh-Seiende definiert, das Objektive, das eigentliche Sein, das in Raum und Zeit Seiende u. a. m. Man sprieht vom W’erleben als einem nieht weiter ableitbaren Phänomen, wobei wirklich ist, was wir leibhaftig wahrnehmen, was uns Widerstand leistet und »im Seinsbewußtsein als solehem« ist (Ja s pe r s ). Den Begr. sinnvoll zu gebrauchen, sieht Me t z g e r fünf Möglichkeiten. 1. W. ist der Bereieh physikalischer, im weiteren Sinne transphänomenaler Realität. 2. W. ist die Realität der erlebten Welt. 3. W. ist das ansehaulieh Vorgefundene im Unterschied zum nur Vergegenwärtigten. 4. W. bietet den Unterschied von »Etwas« und »Niehts« bzw. von »voll« und »leer«. 5. W. hebt das ansehaulieh Wirkliche vom anschaulichen Seheinab. © Ja s pe r s , Me t z g e r , Kö h l e r Wirkliehkeitsversueh, eine Art des ps. Experiments, bei der die mögliche Fehlerquelle des Einflusses der Versuehssituation ausgeschlossen ist. Um die Lebenseehtheit des Geschehens zu gewährleisten, wird den Vpen nieht nur keine Aufklärung über den Zweek des Versuehs gegeben, sondern sie erfahren zunächst aueh nieht, daß sie überhaupt an einem Experiment teilnehmen. Das Wirkliehkeitsexperiment wird angewendet, wenn das Wissen der Vp um den experimentellen Charakter des Geschehens die zu untersuchenden Erlebnisse oder Verhaltensweisen beeinträchtigen oder unterdrücken würde, z. B. bei der Untersuchung der Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen. Hierzu kann den Vpen eine vorbereitete, durchaus eeht wirkende Szene (z. B. ein Streit) vorgespielt werden, anschließend werden sie naeh ihren Beobachtungen gefragt. 'Arbeitsprobe Wirkungsgabelung, Prinzip der gegabelten Wirkung, die innerhalb der Wahrnehmung erfolgte Zerlegung einer Reizgrundlage in zwei ansehauliehe Komponenten so, daß Summe oder Produkt beider Komponenten der Reizgrundlage entsprechen. Beispiele: 668

Wirtsehaftspsyehologie

Größe bzw. Form des Netzhautbildes sind gegabelt in ansehauliehe Größe und anschauliche Entfernung des Wahrnehmungsgegenstandes; ebenso objektive Sehallstärke in Lautheit und wahrgenommene Entfernung der Schallquelle u. a. © Du n c k e r , Me t z g e r Wirkungsgefiige, Funktionssehaltbild für das Zusammenwirken von (z. B.) dureh Reizung an verschiedenen Gehirnorten aktivierbaren Teilakten (zumeist angeborener Verhaltensweisen). Der Begr. geht auf E. v. Ho l s t zurüek und wird in der 'Verhaltensphysiologie und kybernetischen Biologie zur Darstellung von Verhaltensgesetzmäßigkeiten verwendet. /Kybernetik, 'System, soziales.® Ha s s e n s t e in 1973, v. Ho l s t u . v . Sa in t Pa u l 1960 B-C Wirkwelt ’Merkwelt Wirre Gedanken ® Le ipz ig e r Le h r e r v e r e in Wirtsehaftspsyehologie, Teilgebiet der angevy. Ps. Trotz scheinbarer Eindeutigkeit des Begr. hat sieh die Zuständigkeit der W. im Zusammenhang der angew. Ps. mehrfach gewandelt. Mü n s t e r b e r g , der sie begründete, teilte ihr (1910) aueh Gebiete zu, die heute zur lndustrieps. gerechnet werden: Arbeits- und Unfallps. (Ps. des arbeitenden Mensehen, der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsverlaufs); Betriebsps. (Ps. des am Arbeitsplatz gruppenabhängigen Mensehen, Mensehenund Betriebsführung); Auslese, Anlernung und Ausbildung. Gie s e hat später (1927) für die W. die Definition gegeben: »Anwendung der Seelenkunde auf alle Lebensgebiete, deren Endziel ökonomischen Werten zugewendet ist«. Als Business Psychology wird die W. im englischen Spraehraum enger auf die folgenden Sachgebiete bezogen: Business Administration, Marketing, Advertising, Distribution, Consumer Researeh, Be n e s c h (1962) definiert die W. dureh die Sachgebiete: Ps. der Ware, des Kaufs, des Käufers, des Verkäufers, des Verkaufs, des Marktes und der Werbung. Die Ps. der Ware beschäftigt sieh mit der Analyse der ps. Eigenschaften von Waren aus der Sieht des Konsumenten: Merkmale der Warenbesehaffenheit, außergegenständliehe Bezugsmerkmale der Waren, Merkmale der Warendienliehkeit und Darstcllungsfunktionen von Waren. In der Ps. des Kaufs wird der Kaufablauf vom Kaufvorhaben über die Kaufmotivation, den Kaufentwurf, die Kaufabwieklung. die Kaufentseheidung bis zu den Kauffolgen handlungspsychologiseh erörtert. Die Ps. der Käu-

Wissensaktualisierung

fer und Verkäufer behandelt die persönlichkeits- und sozialps. Probleme der W. Die Verkaufsps. umfaßt als Hauptgebiete.' Verkaufssituation, Verkaufsgespräch, Verkaufsplanung, Verkaufsargumentation, Verkaufsschulung. Zur Marktps. gehören die Untersuchung der Marktstruktur, der Absatzorganisation, des Marktstandorts, der Marktvoraussetzungen, der Marktmerkmale und der Marktentwieklung Die Aufgabe der AVerbepsychologie ist es, die ps. Grundlagen der Werbung zu analysieren und die Wirkungsweise von Werbungen zu prüfen. Die zahlreichen in der W. gebräuchlichen Methoden (Interview-Techniken, projektive und experimentelle Verfahren) werden unter statistischer Sicherung vorwiegend für massenps. Untersuchungen eingesetzt. © Be n e s c h , Be r g l e r , Do r s c h , Er d e l y i , Mo e d e , Mü n STERBERG, SMITH, SPIEGEL B-H Wissensaktualisierung, das Zugänglichmachen von gespeicherten Wissensbeständen beim reproduktiven Denken; es wird von Se l z (1913, 1923) analysiert. Die Voraussetzung für die W. wird auch Disponibilität (Du n c k e r ), Verfügbarkeit (availahilitiv, Ko f f k a ) genannt, wozu u. a. Sa u g s t a d (1955) Versuche vorlegte. WISC ® We c h s l e r WiTTE-KöNiG-Effekt ’Lückenphänomen Wollen, das Erlebnis des Gerichtetseins auf ein Ziel, das Bestreben, eine bestimmte Handlung auszuführen, der seelische Vorgang, der auf die Verwirklichung eines vorgestellten Erfolgs gerichtet ist. Dabei wird das Ich als Ursache dieses Verhaltens erlebt. »Ursache des Wollens ist das Ich« (Ac h ). Kennzeichnend für das Wollen ist der Entschluß, d. h. die Bildung einer Vornahme, einer Absicht. Der Entschluß beruht auf anderen psychischen Vorgängen, den Motiven, die von emotionaler Natur sind. Auf den Entschluß folgt die ihm entsprechende Willenshandlung, d. h. seine Ausführung. Man unterscheidet bei den Willenshandlungen Triebhandlungen, die unmittelbar aus nur einem Motiv folgen, und Wahlhandlungen, die auf mehreren Motiven beruhen, von denen einem auf Grund von Überlegung der Vorzug gegeben wird. Der seelische Vollzug des Wollens wird innere Willenshandlung genannt, das sieh in körperlichen Bewegungen ausdrükkendc willensgcsteuertc Verhalten heißt äußere Willenshandking. Neuerdings wird betont, daß das Wollen je nach seiner Intensität

Wörterbuch, Wörterbucheinheiten

im Bewußtseinsgrad variiert, ja daß auch ein unbewußtes Wollen anzunehmen ist, worauf Versuche von Dü k e r hinweisen. © Ac h , Dü k e r , Lin d w o r s k y , Ro h r a c h e r Wollprobc, ein Verfahren zur Prüfung der Farbentüehtigkeit. zSinnesfunktionen word fluency AVortflüssigkeit World Health Organization (WHO), Weltgesundheitsorganisation der UNO für übernationale Gesundheitsfürsorge Wort, neben dem "Satz grundlegender Begr. der traditionellen /"Grammatik sowie hauptsächlicher Untersuchungsgegenstand der älteren "Psycholinguistik bis etwa 1957; dennoch fehlt bis heute eine allgemein anerkannte Definition. Die Segmentierung (Zerlegung) der Wörter im amerikanischen Strukturalismus (Bl o o m f ie l d 1933) führte zum präziser abgrenzbaren Begriff des ’’Morphems (Monems) als der kleinsten noch bedeutungtragenden ( ’Bedeutung) sprachlichen Einheit (neben dem 'Phonem als der kleinsten, nieht mehr bedeutungtragenden, aber bedeutungunterseheidenden sprachlichen (Sehall-)Einheit). Silben sind demgegenüber nur kleinste (Spreeh-)Einheiten auf der Ebene der Verwendung von Sprache. Beispiel: das Wort »tragen« läßt sieh zerlegen in die Morpheme »trag« und »en«, die Phoneme t, r, a, g, e, n sowie die Silben »tra« und »gen«. Aus einem (endlichen) Grundbestand von etwa 40 Phonemen setzt sieh im Deutschen die (im Prinzip unendliche) Reihe der faktisch etwa 5000-10000 Morpheme zusammen. Aus diesen lassen sich unendlich viele deutsche Wörter und Sätze bilden ( "generative Grammatik). Häufig unterscheidet man zwischen ’Inhaltswörtern und 'Funktionswörtern. - 'Begriff. © Bü n t in g 1971, T-R Ly o n s 1968 Wortangst, der Zustand ängstlicher Hilflosigkeit bei Sprachhemmungen (Stotterern) Wortassoziation, Bez. für den allg. Vorgang, daß zu Wörtern (Reizwörtern) jeweils Reaktionswörter einfallcn können. In der Psychodiagnostik wird hiervon Gebrauch gemacht. ’Assoziationsversuch, "Erzählmethode, /'Tatbestandsdiagnostik Wortbildungs-Test (t ) Wh ippl e Wortblindheit © Al e x ie Wörterbuch, Wörterbucheinheiten, eine 'Sprache enthält eine große Zahl lexikaler Einheiten ( "Wörter, ’Morpheme), und es ist die Funktion eines W,, sie zu listen und alle Informationen (phonologisehe, syntaktische, semantische usw.) darüber, wie sie in das betreffende Sprachsystem passen, bereitzu-

669

Worte zu einem Satz ordnen

stellen (/Phonologie, /Syntax, -'Semantik). Es wird zwischen praktischen W. (wie sie in Bibliotheken stehen) und theoretischen W., die Bestandteil linguistischer Theorien sind und das Wissen des Sprachbenutzers über die lexikalen Einheiten der Sprache abbilden, unterschieden. Zur Unterscheidung von praktischen W. (engl. dictionaries') wird das theoretische W. auch Lexikon (engl. lexicon) genannt. Das Lexikon ist als ungeordnete Liste Iexikaler Eintragungen zu denken. Eine lexikale Eintragung enthält die eine einzelne lexikale Einheit konstituierenden Informationen. Diese Informationen sind dreifacher Art: morphologisch als Information über die Wortform (Stamm, Affixe), syntaktisch in Form der syntaktischen Merkmale der Einheit und semantisch als Information über die semantischen Merkmale, d. h. über den ^Begriff. Dabei werden jene semantischen Merkmale, die die Bedeutung der betreffenden Einheit konstituieren. von jenen getrennt aufgeführt, die besagen, mit welchem Kontext die betreffende Einheit verträglich ist (/Selektion). Das Lexikon ist Teil der Semantik. Eine ps. Theorie darüber, wie das Lexikon arbeitet, gibt Br o a d b e n t (1964). E-P Worte zu einem Satz ordnen © Bin e t

Wortfeld, nennt man allg. eine Menge von /Wörtern, die im Laufe der Zeit aus einer

etymologischen Wurzel hervorgegangen sind oder die noch heute von einem Lexem (lexikalisches /Morphem) hergeleitet werden können. Die Konzeption des W. (Sinnbezirk) im Sinne einer strukturalistischen Betrachtungsweise hat als erster Tr ie r (1931) vertreten. Im Sinne einer strukturellen /Semantik bilden solche Wörter ein W., die zentrale Bedeutungskomponenten ( /Bedeutung) gemeinsam haben. Beim Aufstellen konkreter W. und beim Bestimmen der Inhalte seiner Elemente stellen sich jedoch erhebliche theoretische und methodische Schwierigkeiten. Die erfolgversprechendste Methode zur Abgrenzung von W. dürfte im Augenblick im Rekurs auf die Intuition der Sprachbenutzer bestehen, deren subjektive Urteile mittels statistischer Verfahren wie der multidimensionalen 'Skalierungin einem gewissen Umfang objektiviert werden können. So gewonnene Felder können jedoch nur das Material für eingehende linguistische Analysen bilden ( "cluster, "meaningfulness). © Ge c k e l e r E-P

Wortflüssigkeit, word ßuency, Faktor des 'divergenten Denkens (Th u r s t o n e 1938). Für die testmäßige Erfassung der W. werden Aufgaben verwendet, bei denen Wörter ergänzt oder Silben fortgeführt werden, ^konvergentes Denken Hä-R 670

Wortschatztest

Worthäufigkeit, die /Wahrscheinlichkeit des Auftretens sprachlicher Einheiten z. B. von

Wörtern in einer bestimmten Sprache resultiert u. a. aus der Häufigkeit, mit der diese Einheiten - für sich allein genommen - in dieser Sprache vorkommen. Durchschnitts werte ihres Auftretens und damit die W., gewonnen durch Auszählen in Reden, Zeitungen, Büchern etc. (Me ie r 1964), bestimmen das Wahrscheinlichkeitsprofil, aber noch nicht die sequentiellen o. Übergangswahrscheinlichkeiten einer Sprache. Die W. steht in Zusammenhang mit Sicherheit u. Geschwindigkeit von Wahrnehmungs- u. Produktionsprozessen. G-N Wortpaarmethode © Ra n s c h b u r g , Rie s

Wortsalat, nach Fo r e l ein psychopathologisches Symptom, wobei Wortreihen, denen

der logisch-begriffliche Zusammenhang fehlt, gebildet werden (bei Schizophrenie) Wortschatz, das gesamte einem Menschen

zur rezeptiven und produktiven Sprachbenutzung verfügbare Repertoire an Wörtern; ist weder als endliche noch als situationsunabhängige Größe anzusehen, denn sinnvolle Wortneuschöpfungen und -neukombinationen werden spontan verstanden (Le n n e b e r g 1972), und die Weite der tatsächlich verwendeten Wortspektren (Me ie r 1964) wechselt mit der Höhe des Aktivierungsniveaus in bestimmten Situationen. Passiver u. aktiver Wortschatz decken sich mindestens während der /Sprachentwicklung in ihrem Umfang nicht. Auch aus sprachstatistischen Erwägungen (Ho w e s 1964) können absolute Grenzen des W. mit keiner Messung erreicht werden; schon gar nicht mit so begrenzten Stichproben, die zudem bei künstlich isolierter Wortvorgabe nur auf eine Wortsemantik (En g e l k a m p 1973) abheben, wie sie in W.tests verwendet werden. Selbst bei 'Dysphasien und /Aphasien können nämlich Entfremdung des Wortsinns u. Wortfindungsstörungen mitunter durch die Zugabe eines der semantischen Struktur entsprechenden Kontextes 'deblockiert werden. G-N

Wortschatztest, Test zur Messung einer Komponente der verbalen 'Intelligenz (meist zusammen mit anderen Untertests). So besitzt z. B. der H AW1E einen W„ der aus 40

Wörtern besteht, deren Bedeutung erklärt und definiert werden soll. Der W. liefert ein Maß für die sprachlichen Kenntnisse den allgemeinen Vorstcllungsumfang und die

Wortstammeln

Lernfähigkeit des Pb. Die Testwerte des W. korrelieren sehr hoch mit dem Gesamtergebnis und sind gegenüber Altersabbau wenig anfällig. Hä-R Wortstammeln ^Stammeln Worttaubheit ’'Seelentaubheit Wort-Test, Wortschatz-Test © Te r m a n , We c h s l e r Wortvorstellung, Bez. für einen Vorstellungsinhalt, der allein durch die wörtliche Bez. gegeben ist. Ggs. Sachvorstellung, die bestimmte Sachen, Dinge beinhaltet. Wortvorstellungstypen, Typen, ähnlich den zVorstellungstypen. Me u m a n n trennt: a) Reine Wortvorstellungstypen. Darunter 1. Visuelle T. (denken entweder in Bildern von geschriebenen und gedruckten Worten oder vollführen innerlich gesehene Schreibbewegungen). 2. Akustische T. (denken in Sprechbewegungen). 3. Taktil-motorische T. (denken in kinästhetischen Schreibbewegungsvorstellungen, mit oder ohne Innervation der Bewegungen); b) Gemischte Typen (aus a 1 bis 3); c) Ausfallstypen; d) Kombinationstypen. Ggs. die Sachvorstellungstypen: a) Reine S. Hierunter 1. visuelle; 2. akustische; 3. taktilmotorische; 4. gustative; 5. olfaktorische ; 6. emotionelle S., alle unterschieden je nach dem Vorstellen von Bewegungen oder Formen, verbunden mit Innervationen beim Sachvorstellen; b) Gemischte S. (aus a 1 bis 6); c) Ausfallstypen; d) Kombinationstypen. Aus Wort- und Sachvorstellungstypen ergeben sich endlich Kombinationen, so a) Visuelle Sach-, verbunden mit akusto-motorischen Wortvorstellungstypen; b) Visuelle Sach- und Wortvorstellungstypen; c) Visuelle Sach-, motorische Wortvorstellungstypen; d) Seltene Verbindungen sonstiger Art. Wortzauber, Vorstellung, daß von bestimmten Worten oder Sprüchen geheime Zauberkräfte ausgehen können: Beschwörungsformeln Wt'NDTSche Serviettenringfigur, Beispiel für umkehrbare perspektivische Täuschungen.

WZT

Je nach Fixation stellt sich der »Ring« anders dar. Zgeometrisch-optische Täuschung, ^Reversion, zFigur-Grundproblem Wunsch, das Habenwollen als Sehnsucht, das Herbeisehnen eines best. Erlebenszustandes. • »Einer der Pole des Abwehrkonflikts der FREUDschen dynamischen Konzeption« (La pl a n c h e 1972 634). /’Motivation Wunschdenken, illusionäres, magisches, autistisches Denken, vorherrschend, erlebnisbestimmend und normal im Kindesalter wie auf den Ausgangsstufen der Kulturen, mehr/ minder abwegig bei infantilen Erwachsenen, seelischen Störungen und Psychosen. Wunscherfiillung, bei Fr e u d »das Geheimnis des Traumes« - am 24. Juli 1895 habe er dies entdeckt (La pl a n c h e 1972 638). »Die Produktionen des Unbewußten (Traum, Symptom und besonders Phantasie) sind Wunscherfüllungen, in denen der Wunsch mehr oder weniger verhüllt ausgedrückt wird.« Fr e u d trennte später die Träume der Wunscherfüllung von den Angstträumen. Wunsch-Test, Wunschprobe © Wil d e Würfeltäuschung zNECKERscher Würfel Würfeltests, verschiedenartige Tests, bei denen manuelle oder auch gedankliche Operationen mit Würfeln verlangt werden. © Bl u m e n f e l d , Kl e m m , Kn o x , Ko h s , Me il i , Ru pp , Ru t h e , Ye r k e s Würzburger Schule, die von Kü l pe ausgehende, Sensualismus und Assoziationsps. bekämpfende Richtung, deren exp. Untersuchungen besonders den Denkvorgängen, Urteilsformen, Zielvorstellungen usw. galten, und nachwies, daß die seelischen Abläufe (»Ich-Akte«) von sinnvollem, zielrichtungsbestimmtem Einfluß (determinierender Tendenz) sind. Hauptvertreter Ac h , Bü h l e r , Lin d w o r s k y , Ma r b e , Me s s e r , Se l z Wurzelformen des Charakters (Kr e t s c h m e r ) Orundcharakter Wurzelsprachen, die ps. wichtigen einsilbigen Wortsprachen, deren Einzelwörter ohne Bindung, Abwandlung usw. aneinandergereiht und je nach Zusammenhang als Handlung, Gegenstand oder Eigenschaft aufgefaßt werden Wut ’Lebensgefühl wu - wei [chinesisch], »Nichtstun«, nach nichts streben, aber nicht im Sinne eines Träg- oder Passivseins, sondern als Verlangen, die unwirklichen Dinge zu lassen, um die Buddha-Naturzu erlangen S-G WZT © Wa r t e g g 671

YOUNG-HOUSEHOLDER-Theoreme

Xanthocyanopsie

X Xanthocyanopsie [gr. xanth'os gelb], Gelbblausichtigkeit. Identisch mit Rotgrünblindheit bzw. -schwäche. 'Farbenblindheit

Xanthopsie 'Chromopsie X-Chromosom 'Geschlechtschromosom Xenoglossie ^Glossolalie Xenoloquie [gr. xenos fremd], Abweichungen der musischen Faktoren (^Prosodie) in der /’Sprachproduktion, die den Eindruck einer fremdsprachigen /'Akzentuierung und /'Satzmelodic erwecken. X. tritt gelegentlich auf bei extrapyramidalen Erkrankungen

Yang und Yin [chines.], polare Grundkräfte, die nach altchincsischer Vorstellung im Einklang mit dem "Tao als lichtes und dunkles Prinzip die Welt (als deren Ordner) durchwalten S-G

Y-Chromosom 'Geschlechtschromosom YERKES-DODSON-Gesetz, eine postulierte

Beziehung zwischen optimaler Stärke der Motivation und Schwierigkeit der Diskriminierung-Lernaufgabe; durch Generalisierung aus Versuchen mit Ratten gewonnen, die schwierige Diskriminierung bei schwacher Motivierung rascher lernten als bei starker, während leichtere Aufgaben auch bei starker Motivierung gleich gut gelernt wurden (Br o a d h u r s t 1959). B-S Yoga [Sanskrit und Päli], Joch, geistige und körperliche Anspannung. Ein aus den 'Upanishaden erwachsenes (nicht nur hinduistisches, sondern auch buddhistisches) ps. System, das durch »Scclcntechniken« und körperliche Praktiken zu höchster Weisheit führen will, wobei Unterdrückung der Funktionen des Bewußtseins und asketische Übungen leitend sind. Hauptlchrbuch; Die YogaSutras des Pa n t a n j a l i (150 v. dir.). Der Yoga dringt heute (losgelöst von seinem urtümlichen religiösen Boden) in Form von (säkularisierten) mcd. Entspannungs-Techniken auch in Europa ein. Der »Yogi« ist ein 672

(^Dysarthrie) oder bei psychogenen ’Sprachstörungen.® Se e ma n 1969 G-N Xenophilie [zu gr. xenos fremd], Vorliebe (gesteigerte, auch krankhafte) für das Fremde, Fremdartige. Ggs. ist Xenophobie als Bez. für Furcht vor dem Fremden oder auch Hass gegenüber dem Fremden • Bezogen auf die Sprache sind die Begr. Xenoglossophilie und Xenoglossophobie gebildet worden, um die Vorliebe bzw. Abneigung gegen fremde Sprachen, fremdartige Wörter, Laute etc. zu kennzeichnen. /^Xenoloquie X-OTest ® Pr e s s e y

Mensch, Bekenner des Yoga. © He l l pa c h , El ia d e , Ha u e r S-G

Yoga-Lehre [sanskr. Joch], ein philosophisches System des Hinduismus mit besonderen asketischen »Seelcntechniken« verbunden mit bestimmten körperlichen Übungen

YoUNG-HELMHOLTZsche Dreikomponententheorie (Th. Yo u n g 1801, H. v. He l m h o l t z 1852), ausgehend von den Gesetzen der Farbenmischung, wonach die drei Farben Rot, Grün, Blau ausreichen, um alle anderen Farben durch Mischung herzustellen, werden drei Netzhautmechanismen (Komponenten, Absorptionspigmentc, Zapfensehstoffc) angenommen, die durch beliebige Strahlcnartcn in jeweils verseh. Verhältnis erregt werden (Trichromatisches System). Aus der gleichzeitigen Erregung der drei Rezeptorarten resultiert die Empfindung Unbunt. Erregung des Rot- und Grünmechanismus führt zur Empfindung Gelb. - Gegen diese Theorie macht He r in g (1887) geltend, daß aus den Daten der Farbenmischung keine Theorie des Farbcnschcns hcrgelcitet werden könne, und daß eine Gclbcmpfindung nicht als Mischfarbe zu erklären sei. ’Farbenschcn. 'Farbenmischung, Gesetze der Str-R

Yoi NG-BoLSEHOLDER-Theorenie,

Anforderungen, die an Distanzen, die durch eine ps. 'Skalierung gewonnen wurden, gestellt

Zahlenfeld, Zahlentafel

Zeichenmethode

werden müssen, um sie im euklidischen Raum abbilden zu können. Die Y.-H.-Th. lauten: 1. Die aus den Distanzen zu bildende Matrix der Skalarprodukte muß positiv semi-

definit sein (alle Eigenwerte sind positiv oder Null). 2. Die Dimensionalität der Punktekonfiguration entspricht dem Rang r der Matrix der Skalarprodukte. © To r g e r s o n , Six t l

z Zahlenfeld, Zahlentafel ’'Suchfeld Zahlenkarten-Ordnen © Kö h l e r Zahlenquadrat-Test © Ab e l s Zahlenreihen © Lipm a n n , Ru t h e Zahlensortier-Test © Ab e l s Zahlenvergleich © Po ppe l r e u t e r Zahlenzwang, Zählzwang, auch Arithmoma-

nie. /Zwang Zahnradaufgabe © He r m a n n Zahnraderklärung © Mo e d e Zahnschlüssel (Me u m a n n ), Metallbügel, der bei Reaktionsversuchen zwischen die Zähne genommen wird und durch Sprechen Öffnen des Stromes bewirkt, wodurch ein Chronoskop bedient wird ZAJAC-Effekt /'Lückenphänomen Zapfen ’Auge, /Duplizitätstheorie Zauber, Zauberglaube, Glaube an geheimnisvolle, durch besondere Mittel (Zaubersprüche, symbolische Handlungen u. a. m.) zu erreichende Macht über Götter, Dinge, Mitmenschen. /Magie Zaunphänomen (Ro g e t ), stroboskopische Täuschung, die darin besteht, daß bei einem hinter einem Zaun durch die Zaunspalten gesehenen, in Bewegung befindlichen Wagenrad die Speichen in eigenartiger Weise nach oben bzw. unten gekrümmt erscheinen. Die Richtung der Krümmung ändert sich nach der Drehrichtung des Rades (Lin k e ). Das Rad selbst scheint in Ruhe zu sein. Zeichen, nach DIN 44300 »Ein Element aus einer zur Darstellung vereinbarten endlichen Menge von verschiedenen Elementen. Die Menge wird Zeichenvorrat (character set) genannt. Bsp. für Zeichen sind die abstrakten Inhalte von Buchstaben des gewöhnlichen Alphabets, Ziffern, Interpunktionszeichen, Steuerzeichen und andere Ideogramme. Zeichen werden üblicherweise durch Schrift (Schriftzeichen) wiedergegeben oder technisch verwirklicht durch Lochkombinationen, Impulsfolgen u. dgl.«

Zeichen, der zentrale Begr. der /Semiotik, nach de Sa u s s u r e (1916) die Verbindung einer Bedeutung mit einer Z.form. lm Z. sind Z.form (signifiant, Bezeichnendes) und /Bedeutung (signifie, Bezeichnetes) einander zugeordnet; ein Z. entsteht erst durch die Verbindung einer Z.form mit einem Bezeichneten (semantische Beziehung, ^Semantik). Man unterscheidet /ikonische, /Index- und /Symbol-Z.; sprachliche Z. sind meist Sym-

bolzeichen. Die Zuordnung von Z.form und Bezeichnetem ist in natürlichen Sprachen weitgehend beliebig, bis auf jene Fälle, die als ^Lautmalerei (/Onomatopöie) bezeichnet werden können. Da Z. in der Regel nur in Z.Systemen vorkommen, interessiert, wie die Z. eines bestimmten Systems mit anderen Z. desselben Systems in Beziehung treten (syntaktische Beziehung, ’’Syntax). Zwei grundsätzliche Beziehungsarten werden unterschieden: die /syntagmatische und die /paradigmatische. Eine syntagmatische Beziehung besteht zwischen den Z. einer Z.folge. Eine Z.folge wird Syntagma genannt. In paradigmatischer Beziehung stehen Z., die einander innerhalb einer bestimmten Umgebung, d. h. an bestimmten Stellen einer gegebenen Z.folge, ersetzen können. E-P

Zeichenalter /Alter, /Zeichenmethode Zeichen-Gestalt-Theorie /Behaviorismus Zeichenmethode, zeichnerische Gestaltungsund Ergänzungsverfahren, da das Zeichnen enge Beziehungen zur Person haben kann, überrascht nicht die Häufigkeit, mit der es als Test Verwendung findet. So interessieren-je nach dem Ziel derps. Diagnostik - das zeich-

nerische Können oder die einzelnen graphischen Merkmale oder der Inhalt der Darstellung als Symbol, Thema usw. oder die motorische Funktion und der Zeichenvorgang oder das. was in die Zeichnung einfließt (als Projektion). Die Vielzahl der Zeichentests läßt sich wie folgt ordnen: 1. Abzeichnen, Nachzeichnen, Weiterzeichnen von Vorlagen, z. B. geometr. Figuren (© Be n d e r , Be n t o n , Bin e t . Bu -

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Zeitfehler

Zeichensprache s e m a n n , Ru pp ), Be n e s c h ).

Bildnisphotographie (®

II. Thematisches Zeichnen ohne Vorlage, z. B. Mann, Person, Mensch (® Cl o s t e r m a n n , Go o d e n o u g h , Ma c h o v e r , Se h r in g e r ), Familie (© Min k o w s k a ), Frau geht spazieren (® Fa y ), Familie in Tieren ((© Gr ä s e r ), Tiere, Blumen, Pflanzen, Baum (© Ko c h ), Haus, Baum und Person (® Bu c k ). Weitere Themen sind z. B.: Zeichne dich selbst, dein Körperinneres, zwei Männer u. eine Frau bzw. zwei Frauen u. einen Mann. III. Fortführung vorgegebener Zeichen (mit bestimmtem Aufforderungscharakter) © Ho r n -He l l e r s b e r g , Kin g e t , Wa r t e g g , Wa r t e g g -Bie d m a , Wa r t e g g -Sa c h e r IV. Freies Zeichnen ©Sa l f ie l d V. Zeichnen in Partnerschaft ® Ha n s e l m a n n , We id e m a n n VI. Kritzeln ® Me u r is s e Historisch hat sich das Interesse zuerst der Kinderzeichnung und der Bildnerei der Geisteskranken (Pr in z h o r n , 1921) zugewandt. Später kam die Beachtung individueller Merkmalsausprägungen hinzu. Die Zeichnung wurde »Ausdruck der Person« in der ps. Diagnostik aller Altersstufen. Auch die psychoanalytische Symbolinterpretation trat zunehmend hervor. Zeichensprache, Sammelbez. für Verständigungssysteme (/Sprache), bei denen andere als die in natürlichen Sprachen üblichen lautlichen und graphischen ’Symbole für die Bedcutungsübermittlung in der 'Kommunikation verwendet werden. Eine besondere Form der Z. sind die von 'Gehörlosen verwendeten ’Gebärdensprachen. Genau genommen ist jede Sprache eine Z., sofern sie Zeichencharakter hat bzw. /Zeichen enthält ( 'Semiotik). K-I Zeichentest ’Vorzeichentest Zeichnungen-Fortsetzen © Ru pp Zeichnungsstadien (Me u m a n n -Ke r s c h e n s t e in e r ), die beim Kinde zu beobachtenden Entwicklungsstufen der zeichnerischen Fähigkeit. 1. Das Stadium des Kritzelns. 2. Vom 4. Jahr an das Schema: grobes Umrißzeichnen der Dinge als sinnbildliche Darstellung des Gesehenen. 3. Beginnendes Linien- und Formgefühl (Zusammenhänge und Einzelheiten langsam erfassend. Etwa 7. Jahr). 4. Erscheinungsgemäße Darstellung. Völkerps. unterscheidet Wu n d t : 1. ideographische Stufe — Darstellungen der Vorstellungen. 2..

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physiographische Stufe = Wiedergabe der Natur. ZEIGARNIK-Effekt, genannt nach einer Arbeit aus der LEWiN-Schule über das Erinnern von unterbrochenen und nicht-unterbrochenen Handlungen. Es hatte sich ergeben, daß erstere besser behalten wurden als letztere. Das Verhältnis des Erinnerns von erledigten zu unerledigten Handlungen wird auch Ze i GARNiK-Quotient genannt. Le w in nahm als Ursache für den erinnerungsfördernden Effekt einer unerledigten Handlung das Zurückbleiben eines dieser entsprechenden /gespannten Systems an. In neuerer Zeit konnten verseh. Autoren nachweisen, daß der Effekt situationsabhängig ist. In besonderen Situationen kann er ganz verschwinden oder sich ins Gegenteil kehren.© Gr e e n , Ze ig a r n ik , 1927 Zeigelust, Zeigetrieb ’Partialtriebe, frühkindliche Zeit, ein mit vielfältiger Problematik beladener Begriff (ähnlich dem Begr. Raum). Neben seiner Bedeutung in der Physik ( ’Theorien, physikal.), in der Philosophie, für die Kausaltheorien u. a. m., liegt auf ps. Gebiet die Vorzugsbedeutung in dem Phänomen des Z.erlebens als eines besonderen Innewerdens der Z. (Vergangenheit = Erinnerungen, Gegenwart = momentane Gedanken u. Handlung, Zukunft = Erwartungen). 'Zeit, psychische, ’Zeitperspektive. Eine unerfüllte, leere Z. ist unvorstellbar. I. w. S. ist Z. immer Zeiterleben oder gelebte Zeit. Das Zeitbewußtsein ist aber weitgehend von der individuellen Eigenart des Menschen abhängig. Dazu kommen Fragen der Entwicklung des Zeiterlebens (wann tritt beim Kind Z.bewußtsein auf?), die Wahrnehmungsprobleme um das Phänomen Z., Fragen der Zeittäuschung, das Zeiterlebcn in ps. und psychopathologischen Grenz- und Sonderzuständen u. a. m. Zeit-Bewegungs-Studien 'Zeitstudien Zeitfehler, ein schon aus der klassischen Psychophysik stammender Begr. Es handelt sich um einen Effekt aus der Gruppe der sog. konstanten Fehler und bezieht sich auf die Reihenfolge, in der zwei Reize der Vp zum Vergleich vorgelegt werden. Von negativen Z. spricht man, wenn der zweite der beiden sukzessiv zu beurteilenden Reize überschätzt wird. Dies führt zu einer Veränderung der Unterschicdsschwelle in Abhängigkeit von der Reihenfolge. Positiver Z., d. h. Übcr-

Zeitgedächtnis

Schätzung des zuerst dargebotenen Elementes tritt häufig auf, wenn die zwischen der Reizabfolge liegende Zeit sehr kurz ist. Ob p. Z. oder n. Z. auftritt, hängt noch von weiteren Variablen wie Figur-Grund-Relationen und Modalität (z. B. optisch oder akustisch) ab. - Die bekannteste Theorie dieser Erscheinungen stammt von Kö h l e r und La u e n s t e in , die bestimmte physiologische Prozesse im Spurenfeld zur Erklärung heranziehen. Auch die Theorie des Adaptationsniveaus von He l s o n (/adaptation level) stellt den Z. in Rechnung. - Es gibt bisher keine einzelne Theorie, die allen Erscheinungsweisen des Z. gerecht würde. © Ko f f k a , La u e n s t e in , WOODWORTH-SCHLOSBERG

Zeitgedächtnis, Erinnerungsfähigkeit für zeit-

liche Beziehungen Zeitkanal /Kanal Zeitlage, bei ps. Versuchen gelegentlich Bez. für die Abfolge der verschiedenen Reize (vorangehender, nachfolgender Reiz; Hauptund Vergleichsreiz) zeitliche Hemmung /Hemmung Zeitperspektive, der Begr. umfaßt das aktuelle Bezogensein auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er geht auf K. L. Fr a n k zurück, der unter time perspective die Spannweite des zeitlichen Erlebens versteht. Amerikanische Forscher wie R. J. Be r n d t , L. M. El l is , K. L. Fr a n k , D. M. Jo h n s o n , L. Le s h a n , M. Wa l l a c e untersuchen time perspective in der zeitlichen Ausdehnung und dem Umfang der Zeitspanne, in der Erinnerungen, Ziele, Erwartungen des Menschen liegen. Ähnlich definiert D. C. Mc Cl e l a n d Z. als Spannweite des vergangenheits- und zukunftsbezogenen Erlebens. K. Le w in hat Z. als bewußtes Bezogensein auf einen mehr oder weniger langen Zeitraum des Vergangenen und Zukünftigen interpretiert. Untersuchungen zur Z. fanden unterschiedliche Zeitbezugssysteme bei Kindern und Jugendlichen verschiedener Altersstufen, bei Menschen verschiedener sozialer Herkunft, bei Normalen und Psychotikern und bei Delinquenten und Nichtstraffälligen. P. Fr a is s e spricht von dem horizon temporel, wenn der Mensch gelernt hat, durch Erfahrungen in der Vergangenheit sein Verhalten in der Gegenwart nach der Antizipation von Zukünftigem auszurichten. © Fr a is s e , Le w in , Wa l l a c h -Ko gan Fe-R Zeitprobentechnik der Beobachtung, ist es nicht möglich, einen Vorgang während seiner

Zeit, psychische

gesamten Dauer zu beobachten, so teilt man die Gesamtzeit in gleiche Zeitintervalle ein < und entnimmt daraus eine Zufallsstichprobe von Beobachtungszeiträumen, in denen die /Beobachtung systematisch betrieben wird. Zeit, psychische, erlebte Dauer,Gleichzeitigkeit und zeitliche Folge (Sukzession) von Ereignissen als Funktion der Erlebnismenge (Veränderungen) pro objektive Zeiteinheit (Zeitwahrnehmung - bis etwa eine Sekunde) oder als Gedächtnisfunktion der gesamten Erlebnismenge (Zeitschätzung längerer vergangener zeitlicher Erstreckungen). Die Untersuchung der mit der ps. Z. zusammenhängenden Probleme ist durch die Tatsache erschwert, daß keine physikalischen Objekte die direkten Reize für psychische Reaktionen sind, sondern die Anhaltspunkte für die ps. Z. sehr verschiedene sensorische und emotionale Ereignisse, von denen die ps. Z. »abgehoben« wird. Man kann feststellen, daß Zeitwahrnehmung und Zeitschätzung relativ stark von der gemessenen Uhrzeit abweicht, oder man kann darauf hinweisen, daß die Leistungen der »inneren Uhr« gelegentlich erstaunlich gut sind. »Die zeitlichen Eigenschaften der Welt werden als Realitäten angesehen... aber sie sind Abstraktionen von Wahrnehmungen, die durch menschliche Eigenschaften den Reizen verliehen werden« (Go l d s t o n e u . Go l d f a r b 1966 446). Die ps. Zeitmessung ist aber nicht die Leistung einer inneren Uhr im Sinne eines Zeitsinns, sondern ein Teilergebnis der Verarbeitung des sensorischen Inputs durch den Organismus, indem bestimmte Eigenschaften des Input als Zeit definiert werden. Über die entsprechende Abhängigkeit der ps. Z. von einer Reihe der bisher untersuchten unabhängigen Variablen unterrichten Fr a is s e 19672, Wa l l a c e u . Ra b in 1960, Do o b 1971. Die Länge der metrischen Intervalle, die wahrgenommen oder geschätzt werden, die Art der Begrenzung, der Ausfüllung, aber auch die Meßmethode (verbale Kundgabe mit konventionellen Zeitbegriffen oder Reproduktion) und vieles andere haben Einfluß auf die Genauigkeit der Übereinstimmung zwischen metrischer und ps. Zeit. Dazu kommen noch die im physiologischen Zustand der Person des Probanden gegebenen Faktoren wie Körpertemperatur, Drogenwirkung, vorherige Tätigkeit und - mit unklaren Ergebnissen auch Persönlichkeitsvariablen im engeren Sinne. Die Genauigkeit des subjektiven Zeitmessens ist eine theoretisch weniger wichtige Frage als die nach der Art des zugrunde liegenden Prozesses. Eine Lokalisation wird erwogen, aber meist abgelehnt. »Änderun-

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Zeitschätzung

gen im externen oder internen Milieu (besonders periodische), die für den Organismus Bedeutung haben, bringen interne Prozesse in Gang, die mehr oder weniger in Phase mit jenen Änderungen ablaufen, die nieht vollständig unabhängig von ihnen sind, die andauern können oder wenigstens nieht unmittelbar ausgelöseht werden, wenn die externen Bedingungen geändert werden und sie nieht-verbalisierte Merkmale (cues) vermitteln für die Entstehung des zeitlichen Motivs« (Do o b 1971 72). Als Maßeinheiten für die ps. Z. sind die 'Zeitschwelle (eben wahrnehmbare Dauer). dieZeit Unterschiedschwelle, die ^Präsenz-Zeit (St e r n , 2-12 s) oder aueh die Indifferenzzone angesehen worden. Letztere ist der Bereich, in dem die Übersehätzung kurzer metrischer Zeiten in die Unterschätzung längerer metrischer Zeiten übergeht; sie liegt naeh verschiedenen Angaben bei 0,6-0,8 s. - Der Moment (von Ba e r ) als mensehliehe Zeiteinheit, die für die temporale Auflösung visueller Reize entscheidend ist (etwa 1 i8 s), ist tatsächlich viel variabler, als in solchen Aussagen angenommen wird, 'Flimmer-Versehmelzungsfrequenz. Die Zeitsehätzung wird im Laufe der Entwicklung des Zeitbegriffs und des Gebrauchs verbaler Zeichen für ihn verändert. Zwischen Pia g e t und Fr a is s e gibt es eine Kontroverse über die Frage, ob die Zeit eine direkte Funktion der wahrgenommenen Geschwindigkeiten ist oder ob Dauern intuitiv erfaßt werden können (Zeitbegriff). (Bo v e t et al. 1967) Über weitere Untersuchungen zur Wahrnehmung der Zeit dureh Kinder berichten Go l d s t o n e u. Go l d f a r b 1966. Zeiteharakteristika aller ps. Prozesse: Die funktionale Grundlage der ps. Z. hat eine angemessene Wirkung auf das Verhalten durch die Determination der im Verhalten verwirklichten zeitlichen Verhältnisse. Bewegungs- und Gcsehwindigkeitswahrnchmung, die als Gesehehenswahrnehmung zusammengefaßt werden können (Jo h a n s s o n 1950, 1966), Entstehen von figuralen Wahrnehmungen in der 'Aktualgenese, zeitliche Codierung von Gedäehtnisinhalten (Stellung in der Reihe) (vgl. Tu l v in g u . Ma d ig a n 1970 463), Informationsvcrarbeitungs- und Entseheidungszeiten sind die wichtigsten Beispiele dafür. Die Wechselwirkung zwischen der Beeinflussung der ps. Z. dureh die Erlebnismenge und der Veränderung der genannten Prozesse dureh die Größe der endogenen zeitlichen Einheiten erschwert die in den Anfängen steekende Forschung erheblich. Das gilt im geringeren Maße für die Rückführung der sog. Triebe und Strebungen auf zeitliche Verhältnisse im kognitivistisehen Motivationsbegriff. Person-Umwelt-Bezüge werden als Spannungen zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Zuständen angesehen. »Je stärker der im Vordergrund stehende Antrieb vor der Erreichung oder Nicht-Erreichung des relevanten Ziels ... ist, um so größer ist die Beschleunigung des zeitlichen Verhaltens (timing).« Db (1971

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Zeit, soziale 131) unterscheidet damit nicht deutlich genug zwischen dem »Ausgangszustand« und »Trieb«. Die Leistung des automatischen Erwachens ist ein Spezialfall der Zeiteharakteristika von Prozessen (»Kopfuhr«, Cl a u s e r 1954). Zeitorientierung (-'Zeitperspektive, Zukunftserleben): Die Ansieht, die eine Person von ihrer Vergangenheit und Zukunft hat. Naeh Le w in (1963 96) »... umfaßt (die Zeitperspektive) die ps. Vergangenheit und die ps. Zukunft auf der Realitätsebene sowie den verschiedenen Irrealitätsebenen«. Sie sei wiehtig für das Anspruchsniveau, die Stimmung, Konstruktivität und Initiative des Individuums. Für das Wohlbefinden des Mensehen ist sein Ausbliek in die Zukunft offenbar (mindestens sehr häufig) wesentlicher als die gegenwärtigen Umstände. Die Zeitperspektive ist also als gegenwärtig wirksam anzunehmen und soll nach Be r g iu s (1957) nieht nur als konzeptualisierter und symbolisierter funktionaler Aspekt des Verhaltens konstruiert werden. Es werden Erstreckung, Strukturierung, Dichte und Geriehtetheit der zukünftigen Zeitperspektive unterschieden (Ka s t e n b a u m 1965). Die Messungen der verschiedenen Dimensionen der Zeitperspektive sind methodenabhängig, was vermuten läßt, daß eher spezifische als generalisierte Zeit Perspektiven praktische Konstrukte sind (Mö n k s 1967, Be r g iu s 1969, Ka s a k o s 1971). Über den Entwieklungsaspekt der Zeitperspektive beriehten Wa l l a c e u. Ra b in (1960). B-S

Zeitschätzung 'Zeit, psychische

Zeitschwelle, (1) absolute Zeitschwelle, der zeitliche Abstand von zwei Reizen, die gerade noch als aufeinanderfolgend wahrgenommen

werden und nieht zu einem einzigen Eindruck verschmelzen. Die a. Z. ist für die einzelnen Sinnesgcbiete verschieden groß und beträgt für das Hören unter günstigsten Bedingungen etwa 0,002 see, für das Sehen und den Tastsinn wesentlich mehr (0,01 bis 0,04 see). (2) relative Zeitsehwclle, Untersehiedssehwclle; derjenige Unterschied zwischen zwei Zeitstrecken, der die eine als cbenmerklich länger oder kürzer als die andere erscheinen läßt. Sie beträgt bei kleinen Zeitstrecken ca. 1 20. © Pa u l i -Ar n o l d Zeitschwellenapparat, Vorr., wie 'Zeitsinnapparat, zur Untersuchung der 'Zeitsehwclle Zeitsinnapparat, Hilfsmittel zur Darbietung von akustischen oder optischen Reizen in

wählbaren zeitlichen Abständen oder von Reizen ganz bestimmter Dauer. Q Pa u l i Ar n o l d Zeit, soziale, die Modalform der 'ps. Zeit in

Kulturen, Schichten oder anderen sozialen Gebilden (Gu r v it c h 1964) B-S

Zeitstudie

Zeitstudie, arbeitsps. Untersuchung des Zeitbedarfs bei Arbeitsvorgängen durch Gliederung des Gesamtvorganges in kleinere Einheiten von Bewegungen. Gemessen wird mit Stoppuhr oder Arbeitsschauuhr. Die Z. bildet die Grundlage für Arbeitsanweisungen, Betriebsvorschriften und Lohnberechnungen. Wird die Z. auf bestimmte Bewegungen bezogen, so spricht man auch von »Handzeit«, »Griffzeit« usw.; wird sie auf einen maschinellen Arbeitsgang bezogen, so be-

steht der Begriff »Maschinenzeit«. Die Z. geht auf Ta y l o r und Gil b r e t h zurück. Vgl. Arbeitsstudie, Bewegungsstudie, Lichtspurverfahren, Reihenphotographie Zeittäuschung, jede Über- oder Unterschätzung von Zeitstrecken. Man findet 1. zeitliche Größentäuschung. Bei Rhythmisierung (also Intensitätsänderung) wirken Betonungen von Einheiten verlängernd oder verkürzend auf die scheinbare Größe benachbarter Zeitstrecken ein. Bei ungleich langen Zeitstrecken werden erfüllte Strecken überschätzt (vgl. geometrisch-optische Täuschungen). 2. Zeitverschiebung: Die bei gleichzeitiger Darbietung zweier verschiedener Reize zutage tretende Bevorzugung des Reizes, der gegenüber dem anderen als »früher« bezeichnet wird (vgl. persönliche Gleichung, Komplikationsversuch). Positiv nennt man die Zeitverschiebung, wenn der akustische später als der optische Eindruck angesetzt wird; negativ im umgekehrten Falle. Zeitunterschiedsschwelle /’'Zeitschwelle Zeitvorstellung, »Vorstellung« einer Zeitstrecke, z. B. von der Dauer eines Reizes bzw. eines Erlebnisses, oder von der Zeit, die seit einem Erlebnis vergangen ist Zeitwahrnehmung 'Zeit, psychische Zelle, (biol.), kleinste Einheit des lebenden Organismus, die noch alle Erscheinungen des Lebens (’'Stoffwechsel. Beantworten von 'Reizen usw.) zeigt. Die Z. besteht aus dem Kern (/'Chromosomen) und dem Zelleib mit verschiedenen Organellen (»Organe« der Zelle). P-S Zell(kem)teilung 'Mitose. /'Meiose Zen-Lehre 'Entspannung Zensor, ein von Fr e u d aufgenommener Begr. Beim Gegenspiel von unlustvoller Realität und Triebhaftigkeit wird an der Grenze zwischen Ich und Unbewußtem ein Regulator (Zensor) angenommen, der automatisch und unbewußt funktioniert- so unbewußt wie die Reaktionsbewegungen z. B. beim Schreiben

Zentral wert

oder Autofahren - und nur soviel ins Bewußtsein zuläßt, als dem Ich zuträglich ist. Dieser Regulator, den man auch als »Reizschutzapparat« (Reizschutz gegenüber den gefährlichen Regungen des Es) bezeichnet hat, wirkt wie eine Art Zensur. © Br u n , Fr e u d Zentil, liegt eine Häufigkeitsverteilung (z. B. von Testpunkten) über einer Skala vor, so können auf dieser Skala Abschnitte bestimmt werden, in deren jedem 1% der Fälle liegt. Diese 100 Abschnitte heißen Z. (abgekürzt C). Durch Hinzufügen eines Indexes wird kenntlich gemacht, um welches Z. es sich handelt (Ch C2 usw. bis C100). Zu beachten ist, daß die Z. Intervalle bedeuten, während die zPerzentile die Punktwerte angeben, welche den jeweiligen oberen Intervallgrenzen entsprechen. Somit gibt es 100 Z., aber nur 99 Perzentile, da die obere Grenze des letzten Intervalls unbekannt bleibt. In ihrer Rangfolge konstituieren die Z. eine Prozentrangskala. Während die Häufigkeit in jedem Z. gleich groß ist, sind die Intervallbreiten der Z. verschieden groß; insbesondere entsprechen in einer Normalverteilung den untersten und den obersten Z. sehr viel größere Intervallbreiten (z. B. einer Skala von Testpunkten) als den Z. im mittleren Bereich der Verteilung. Der Begr. Z. wird sehr oft gleichbedeutend mit Perzentil gebraucht. Vgl. Partil Zentraleigenschaft zKardinaleigenschaft zentral erregte Empfindungen, nach Eb b in g h a u s die im Ggs. zu den peripheren Empfindungen unbestimmteren, farblosen, reproduzierten Inhalte. Gleichzusetzen mit Vorstellung. Zentralgrube /'Auge Zentralnervensystem, der Teil des Nervenganzen, mit dem die peripheren Nerven funktionell Zusammenhängen und von dem sie ausgehen: Gehirn und Rückenmark (abgekürzte Bez. ZNS). 'Nervensystem Zentraltest-Methode © Ro e m e r Zentralwert (St e r n ), der Festigkeitsgrad, mit dem (von einer Anzahl unter sich hochkorrelierter Eigenschaften) die einzelnen Merkmale am Gesamtzusammenhang beteiligt sind. Das »global result« ist der Rohwert aus vielen gemessenen Eigenschaften, das individuelle Durchschnittsleistungsmittel. Mit ihm, als Ausdruck der Leistungsfähigkeit der Person schlechthin, werden die Einzelwertc nochmals korreliert. Hierin liegt ein Weg, experimentell zum Nachweis eines 'Zentral677

Zentren

faktors zu gelangen. Vgl. Korrelation, Faktorenanalyse. • /’Mittelwert Zentren, Nervenzentren, Felder des ZNS. »Nervöse Apparaturen«