Prudentius. Contra orationem Symmachi: Eine kritische Revue 3402132958, 9783402132951

Dieses große Werk des christlichen Dichters führt mitten hinein in den Kampf der neuen Religion gegen die alte Götterwel

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Prudentius. Contra orationem Symmachi: Eine kritische Revue
 3402132958, 9783402132951

Table of contents :
Einleitung --
Prudentius, Contra orationem Symmachi. Kritische und exegetische Bemerkungen zum Ersten Buch ; Kritische und exegetische Bemerkungen zum Zweiten Buch --
Zu den Abbildungen. Frontispiz: Codex Ambrosianus D sup. 36 fol. 201v ; Tafel I und II: Jean-Léon Gérôme, Pollice verso (1872) --
Nachträge --
Skizzen des Gedankengangs.

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CHRISTIAN GNILKA

PRUDENTIUS CONTRA ORATIONEM

SYMMACHI EINE KRITISCHE REVUE

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CHRISTIAl"-1GNILKA

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Pntdentius, Contra Symmachum I

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RUDES, natürlich „roh" gleich „unzivilisiert", ,,ungebildet", nicht „wie Kinder" (Tränkle), denn Kinder mästen sich nicht mit dem Fleisch fetter Tiere beim wüsten Opferschmaus multa inter vina (452/54). In typisch prudentianischer Ausdrucksfülle tritt rudes (460) zuferos ... 1itus (457), inmanes püpuli (459). Also: ,.Unwürdig und elend ist es, in Sachen der Religion eine Auffassung zu haben, wie sie unzivilisierte Völker nach Art wilder Tiere zeigen und roh, wie sie sind, ohne Vernunft befolgen".

470-471 470

lugebaslongodamnatos carcerecentum, ut scis ipsa, patres ... eqs.

CENTUM, hier gewiß örcspßoA~xW~ i.q, multi, finitus numerus pro infinito {Serv. Aen. 2,501; 4,200; 6,43; ThLLs.v. 827,77ff.). Tränkle nimmt die Zahlenangabe seltsamenveise wörtlich: ,,100 Senatoren", in der Übersetzung und in der Fußnote 142,90.

471-473 471

aut sponsusfoedera pactae interceptagemens diroquesatelliteraptam inmersus teneb1isdura inter vincula luebat aut ... eqs. 472 rapta codd., raptam scripsi

„Ent\veder wurde ein Bräutigam, weil er sich darüber beklagte, daß die ihm versprochene Braut weggenommen und durch einen brutalen Leibwächter entführt worden war, in ein finsteres Verließ gesteckt und büßte in harten Ketten, oder , .. " usw. (Tränkle). Eine richtige Übersetzung, doch sehe ich nicht, wie sie ohne Emendation bestehen kann. RAPTAM sc. pactarn, sponsam. GEMENS i.q. quia gemuerat,vgl. H. Beikircher ThLL s. v. luo 1845,45ff. zu dieser Stelle. Gemeremit persönlichem Objekt z.B. Hor. carm. 4,12,5 Nidum ponit Ityn jlebi/iter gemens Infeli., avis ... eqs.; Ov. met. 13,483 Tequegemunt, virgo; Ps. Sen. Herc. 0. 758f. (Herc,t/es) foto iacet 1Wundogemendus;Stat. silv. 5,5,79 Nonne gemam te, carepuer? 477-480 477 plena puellarum pat,ibus e,gastula saevi principis; abducta genitor si virgine mussans tristius ingemuit, non ille inpune dolorem 480 prodidit aut confessanimis suspiria traxit 480a [ vim /ibertatisnimiam patriumque do/o,~m.]

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/ -i>iebeiden spätantiken Handschriften fallen hier aus, aber in den Codices :aes 9./10,Jahrhunderts ist der Zusatzvers stark bezeugt (dazu Prudentiana i:J .368). Das Interpolament läßt besonders deutlich das Motiv erkennen, '"Ydasdie Textenveiterung ausgelöst hat. Bei Prudentius steht CONFESSA (sc. . suspi>ia)etwa im Sinne von manifesta; vgl. Min. Fel. 17,4 quid enim polest · ase tarn apert-um,/am confessumtamque perspicuwn ... eqs.?; Arnob. nat. 5,30 'confessisma/edictionibus(s. ThLL s. v. wnjiteür 232,44ff.). Doch der Redaktor Awollte dem Partizip ein eigenes Objekt geben und scheute nicht die gröb;-Ste Wiederholung des V\Tort))estands, um dieses Ziel zu erreichen ( nimi.s ·::...nimiam, dolorem- d-0/orem).Also wieder syntaktische Interpolation. Auch p.ieseslehrreiche Zeugnis redaktioneller Arbeit am Prudentiustext wird bei Tränkle mit Stillschweigen übergangen, Thomson setzt die Zeile unter den Text. Nun müssen solche Befunde gewiß nicht in jeder Leseausgabe mitgeteilt werden. Doch ein Herausgeber, der, wie Tränkle, in echtheitskritischen Fragen wiederholt Stellung bezieht, und v;var stets in negativer,jede Spur bevroßter Textverformung leugnender VVeise,sollte den Benutzern der Ausgabe nichts vorenthalten, was der Urteilsbildung auf diesem Felde der Kritik dient. 478-479 , 478

abducta genitor si virgine mussan.s tristius ingemuit ... eqs.

l,ruSSANS: ,,ohne zu sprechen" (Tränkle). Durch Festus (Fest. p.131,9ff. Lindsay) und Servius auctus (georg. 4,188; Aen. 12,657) wird für Ennius _ außer der Bedeutung mussare i.q. munnurare auch die Bedeutung tacere bezeugt (mit Venveis auf Enn. ann. 446 Vahlen 2), die Tränkle hier annimmt; vgl. ThLL s. v. musso 1708A5ff. de notione. Aber kann, wer seufzt, ist gemeinhin ein Sprechen nicht auch murmeln oder murren? .1.Wussare mit gesenkter Stimme, öfters cum indignatione (ThLL ibid. 68ff.); vgl. z.B. Iuvenc. 3,24 Haec inter sese mu.ssanti voce volutant (es folgt die Rede nach Mc. 6,2f.). Solches Murren paßt in den Zusammenhang. Jedenfalls verliert das schöne Wort mussare,das bei Vergil georg. 4,188 das Summen der 13.ienen,viedergibt, durch das blasse Interpretament „ohne zu sprechen" alie poetische Kraft. TRISTIUS INGEMUIT: ,,traurig ächzte" (Tränkle). Nein, sondern: ,,gar zu schmerzlich aufseufzte". Komparativ und Verbum ( ingetliiscere)verlangen angemessenen Ausdruck.

481-488 481

testisch,i.sticolaeduci.sadventantis ad urbem J\tlulviusexceptuniTyberinain stagna tyrannum

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Pntdentius, Contra SymmachumI

Prudentius, Contra SymmachumI

praecipitans, quanam,victricia viderit anna maiestateregi, quod signum dextera vindex 485 praetulerit,qua/i radiarint stemmatepila: Christuspurpureumgemmanti textus in auro

signabat labarurn,clipeoruminsignia Christus scripserat,ardebats-ummlscrux addita cristis. 485

QUALI RADIARINT

STEMMATE _PILA,

,;welcher Kranz über den T;Vuifspie-

ßen erstrahlte" (Tränkle). Diese Ubersetzung ist mir unverständlich: ich verstehe nicht, wie sie zustande kommt, und ich verstehe nicht, was sie bedeutet. Den drei indirekten Fragen (482/85) antworten drei Sätze (486/ 88): Christus, d.h. das Christusmonogramm, war auf dem Labarum (1), auf dem Schilden (2) und auf den Helmen (3) zu sehen (natürlich nicht ein Bild Christi, wie das R. Grosse, Art. Labarum: RE 12,1 (1923] 240/42, hier 241,7 für möglich hielt). Denn auch CRUX (488) ist Monogramm Christi: es muß nicht einmal die crux monogrammaticagemeint sein, ·wie FJ Dölger vermutete (ders., Antike und Christentum 3, Münster 1932, 93, 261), da auch das einfache stehende oder liegende Kreuz diesem Zweck genügt (so Dölger selbst in den postum erschienenen Beiträgen zur Geschichte des Kreuzzeichens III 6 ... Das stehende Kreuz als Kürzung des Namens Christi": Jahrbuch für Antike und Christentum 3, 1960, 5/16). Das Labarum jedenfalls - das Wort wohl hier zuerst (s. ThLL s. v.) - zeigte das ChiRho. Einen guten Artikel über das Labarum schrieb Anton de Waal für das Kirchenlexikon 7,1891 2 , 1276/80; vgl. auch den Artikel „Monogramm Christi": RE für protestant. Theologie und Kirche 13 (1903 3 ) 367/72. Außer den Schilden und Helmen werden in dem dritten Fragesatz ( 485) die PILA genannt. Auch sie trugen das :Monogramm Christi. Denn die drei Fragen: QUANA.M ... MAIESTATE, QUOD SIGNUM, QUALi ... STEMMATE fragen nach derselben Sache, und z,;varso, daß v;vischen die allgemeinen rühmenden Ausdriicke: zwischen das Abstraktum MAIESTAS und das metaphorische STE;\·f.MA, ein YVortgestellt ist, das die Sache im Konkreten festlegt und die Fragen präzisiert: SIGNUM. Für die Signierung der pila mit dem Christusmonogramm ist Prudentius unser einziger Zeuge. Ehemals, zur Zeit des :Marius,waren die pi!a mit dem Namen des Feldherrn bezeichnet, dessen Trnppe sie führte (Plut. Marius 27,7; vgl. A. Schulten, Art. pilum: RE 22,2 (1950] 1333/69, hier !358,12ff.; 1369,8ff.), und in der Kaiserzeit trug der Holzschaft des pilum den Namen der Heeresabteilung, meist der Centurie (Schulten ibid.). So ist es durchaus glaubhaft, daß Konstantin die pila seiner Truppe mit dem Monogramm Christi bezeichnen ließ - ausgeführt gewiß in Metall (vgl. 485 RAD!ARINT). Für STEMMATE (485) geben Bergman, Ind. verb. s.v., Lavarenne Etude § 1323,1 und· Blaise im Lexikon s. v. übereinstimmend an 11signum" bzw.

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, iinsigne" bzw. ,,insigne, etendard". Das trifft, läßt aber die Bedeutungsentfa1tungdes VVortsSTEMMA nicht erkennen. Prudentius wechselt kunstgeim Ausdruck: :MAIESTATE, SIGNm.1, STEM1IATE, weshalb anzunehmen ist, daß er SIGNUM und STEMMA zwar als bedeutungsvenvandt, aber nicht als Synonyma ansah. Prudentius hat STEMMA achtmal. Bergman, Incl. s. v. und Lavarenne, Etude § 1323/24 geben verschiedene Bedeutundie keinen rechten Zusammenhang erkennen lassen. STEMMA heißt Prudentius nie „Kranz" im wörtlichen Sinne, und doch ist von der Bedeutung des griechischen VVorts,also stemmai.q. corona,auszugehen (für sich steht stemma in der üblichen Bedeutung „Stammbaum": apoth. 985; perlst. 10,127; doch zu perist. 10,131 s. weiter unten). Stepham,s bzw. SteJam,s ist bei Pmdentius Eigenname (perlst. 2,371; tituli 177), und gewiß deswegen hat er auf einen anderen Gebrauch des Worts - auch in den Gedichten rcepl owp6.vwv- verzichtet. 1) Das Gedicht auf die beiden Soldatenmärtyrer seiner spanischen Heimat beginnt (perlst. 1,1/3): l

Scripta sunt caeloduormn martyrum vocabula aureis quae Christus illic adnotavit litteris1 sanguinis notis eademscripta terris tradidit.

Die Strophe wird aufgenommen

durch den folgenden Vers (ibid: 4):

Poll.ethoc Jelixper orbemterra Hibera stemmate. Die Namen der :Märtyrer,von Christus im Himmel in Goldschrift verzeichnet, zugleich (eädem) in blutigen Buchstaben der Erde übergeben (dazu ZPE 165, 2008, 65f.): sie bilden das stemma, und höc stemmatehat das iberische Land Macht und Ansehen auf der ganzen Welt. Wollte man stemma durch ein lateinisches VVortwiedergeben, käme metaphorisches corona in Frage (oft bei Prudentius) oder dec1,s,auch dies eines seiner Lieblingswörter in den Kranzgedichten: für das Martyrium (6,11; 13,73), für den Märtyrer selbst (3,7; 13,2), seine Gebeine (4,29; vgl. auch dec1,smortis 6,114; 12,13). Schön Eagan:

,,Happy Spain this noble gar land wears for all the world to see". 2) Sehr deutlich ist dieser Sinn in einer Strophe des Gedichts aufRomanus, perist. 10,906/10 (dem Märtyrer wurde die Zunge herausgeschnitten): 906

Inmotus et patente 1ictu constitit, dum sanguis extra dejluit scaturriens, peifusa pulcher menta russo stem,mate

Jert et cruentipectorisspectatdecus 910 Jruitu.rqueet ostro vestis ut iam regiae.

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Prudentius, Contra SymmachumI

Prudentius, ContraSymmachwnI

Der Satz cruenti ... decus (909) variiert den voraufgehenden; cruenti pectoris decus nimmt perfusa menta russo stemmate auf. Also russwn stemma, ein blut~ roter Siegeskranz: vgl. cath. 9,87 Lympha nempe dat lavacrum, twn corona e., sanguine est. 3) Auch in dem Vers cath. 7,81 ist diese Bedeutung anzusetzen: Referre p,isci stemma nunc ieiunii Libet (zur Textgestalt s. Prudentiana I 107. 656f.). Bergman, Incl. verb. s. v. stemma schwankt zwischen zwei Erklärungen: ,,= corona, laus , . , vel fortasse de serie, ordine heroum ieiunantium'\ Nur die erste Bedeutung ist richtig, die auch Lavarenne, Etude § 1323,3 für diesen Vers annimmt (,,gloire, noblesse' Denn stemma pn"sci(!) ieiunii kann nicht auf eine Reihe oder Abfolge alttestamentlicher Vorbilder des Fastens gehen, da ibid. 86/175 nur die Buße der Ninevitae nach Ion. 3 geschildert ,vird und der Dichter danach sofort mit den VVorten:Sed cur vestustaegentis exemplum loquor ... ? (176) zum Fastenjesu in der Wüste (Mt. 4,1/11) überleitet - zu dieser gelegentlich mißverstandenen Überleitung s. Streifzüge 410f. Das Fasten Ninives ist ein Beispiel, ein Wluster (exemplwn) und ein Ehrenkranz, ein Ruhmesblatt (stemma), weil die Buße dort so weit ging, daß sie für die Stadt die Verzeihung Gottes und die Abwendung des Strafgerichts envirkte. Hier, wie so oft, kommt die Poesie der Poesie am nächsten (The Hymns of Prudentius, translated by R. Martin Pope and R.F. Davis, London 1905):

Man muß sehen, daß die Analogie zwischen den zwölf Steinen und den völf Aposteln nicht nur in der Zahl besteht, sondern auch in dem Gesche" von dem das Buchjosue berichtet, und daß sich aus der Deutung dieGeschehens für die Apostel eine hohe Würde ergibt, die es rechtfertigt, die zwölf Steine im Bett des Jordan ihre stemmata i.q. decora,ornamenta ; h,eißen. Die Steine deuten auf die Apostel als Fundamente (vgl. 179 Junda;vii ... petras, nach Eph. 2,20 und Mt. 16,18), die der wahre Jesus (Josue) .seiner Kirche gab: duodecim lapides, qui de Iordanis illic (i.e. ad castra Galgat /ae) translati alveo duodecim apostol,c··•.··.•,,•," struppigemHaar herausbewegte,starrend vor Schmutz infolge da Kerkerhaft gar noch in furchtbaren Fesseln ... " usw. (Tränkle) . .,Struppig" ist das .;;.c:s.;•n.,r das nicht gepflegt und gekämmt wurde (crinis hirtus, hirsutus, hispiCONCRETUS CRINIS ist das Haa1~ das sich nicht durchkämµien läßt, es sich (infolge des Schmutzes und der Feuchtigkeit des Kerkers) zu Masse verfestigt hat, das „verkrustete" Haar oder „verfilzte" (Fels), coNCRETUS CRINIS wie sanguis concretus,das geronnene Blut; flumen ;:i;om~et1,,m, der zugefrorene Fluß; nix concreta,der vereiste Schnee; vom ver,vaChsenen, verkrusteten Haar auch Cels. 7,6 concreticonfertiquepili; Cypr. _·Gall.num. 80 concretam... gerat ... barbam. Die Anschauung, die Pruden'f tius hat, kommt gut heraus bei Ps. Quint. decl. 5,9 (p. 93,lüff. Hakanson) {triget squalidi capitis concreta canities ... et per obstantimn crini-um inlu'i:viem tenuis arentium iactus oculorum.Ein ähnliches Bild bot das blutverk1u\\Stete Haar Hektors, als sein Leichnam um die :Mauern Trojas geschleift ··.::·yrurde:Verg. Aen. 2,277ff. Squalentem,barbam et concretos sanguine crif·.nes Vulnera illa gerens, quae circumplurima muros Accepitpatrios; vgl. Ov. met. ·.14,201 humano wncretam sanguine barbam;Val. Fl. 3,286 wncretos pingui ... •sanguine crines.Claud. Don. Aen, 6,735 p. 603,20f. erklärt, etwas schulmeiSterlich: Concret·wndicitur quod ex minutis multis in unam redditur massam. •Das Erscheinungsbild der aus der Kerkerhaft Befreiten ist bezeichnend für den Zustand in den Gefängnissen. Dieselbe Sache in anderem Ausdruck: 'perlst. ll,53f. Carcareoc,inita situ stare agmina contra lusserat (sc. quaesi. tor). Das lange Haar, sonst Attribut der Schönheit (Verg. Aen. 9,638 crinitus Apollo), ist hier Folge der Verwahrlosung (carcareo... situ, Ablativ der -äußeren Erscheinungsform ,vie z.B. Cic. Pis. 92 vesteservili navem conscendit; -HS 115f.).

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Prudentius, Contra Symmachuml

ist ebensowenig !vletonymie (,,Kerkerhaft" Tränkle) wie CONDer Ausdruck: CATENIS SQUALENS CARCEREIS wird ergänzt durch den

CATENIS PEDE.

folgenden (nicht variiert): NEXUS CONPEDE VASTA wie das der üblichen Verbindung beider Arten der Fesselung entspricht, vgl. Ov. epist. 19(20),85 neque compedibusnec m.ecompescecatenis; l\.Ic. 5,4 Vulg. quoniam saepe compedibus et catenis vinctus, dirupisset catenas et compedescommin-uisset;Lc. 8,29 Vulg, vinciebaturcatenis et compedibusc-ustoditus;PJin. nat. 7,104 in catenis aut compedibus custoditus;Plin. epist. 7,27,5 (idolon) cruribus cornpedes,manibus catena.s gerebat quatiebatque; Flor. epit. 3,19,8 reliquias latronum compedibus,catenis, crucibusquepunivit; Sol. 1,105 (l"H.Sergius) cum .. , nullo momentosine compedibusfuerit et catenis;Hier. vita Hilar. 10,2 (p. 92 Bastiaensen) non catena.s, non conpedes, non claustra ostiorum; Iust. 11,15,1 (Darius) aureis compedibus

catenisque... vincitur. Weiteres im ThLL s. v. compes2059,31 ff. CATENIS liegt also auf derselben Sinnebene wie CONPEDE, und AUT hat nicht steigernde Funktion (,,odergar noch",Tränkle), ist vielmehr schwachtonig, kaum von et

zu unterscheiden, vgl. HS 500. Die Junktur CATENIS SQUALENS ist allerdings kühn. Sie setzt kaum bei dem VVortsinn squaleo i.q. sordeoan, sondern bei der Bedeutung, die Gellius 2,6,24 wiedergibt: quicquid igilur -nimis inculcatwn obsitumque aliqua re erat, ut incuteretvisentibusfade nova horrorem,id squaleredicebatur.Die Senatoren kamen aus dem Kerker hervor „von Ketten starrend" - ein Bild wie Arnm. 14,5,9 (Paulus Catena) multos coopertos paene catenis adduxit in squalorem deiectosatque maestitiam; vgl. auch Flor. epit. 3,1,17 opertum catenis

Iugwtham in tiiumpho populus Romanus a.spexit. CONPEDE VASTA. Die Fußfessel mag "furchtbaru sein (Tränkle), aber gemeint ist hier, daß sie „ungeheuer groß" war, ,.ungeheuer schwer"; vgl.

Verg. georg. 4,422 vasti ... obicesaxi; Aen. 5,447 pondere va.sto;8,250 va.stis ... molaribus;Prud. perist. 7,29f. vasta ... Sa.,i pondera. Ähnliche Attribute der compe.s:luv. 11,80 Squalidus in magna fa.stidit conpede fossor (sc. holuscu/a); Prud. ham. 848 ferrea conpes; ham. 443f. In laqueum iam colla dedit (der arnbitiosus), iam conpede dura Nectitur et pedibus servilia vincula limat. Die zuletzt angeführte Stelle zeigt auch, daß es kein Widerspruch ist, wenn es heißt, daß der Senat in schweren Fußfesseln aus dem Kerker 11hervor-

kam" (PROCESSIT); denn Sklaven mußten sogar arbeiten compediti (Nachweise bei Blümner, Ptivataltertümer 549f.). Also: ,,Der erlauchte Senatorenstand selbst erinnert sich daran, der damals mit verkrustetem Haar hervorkam, in Ketten starrend oder mit schwerer Fußfessel gebunden".

Prndentius, ContraSymmachmnI

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496-498 .,''.496 ergocave, egregiwncaput orbis, inania post haec

' prodigia essedeossolito tibifingere cultu · atque expertaDei virtutem sperum veri! 496 post haec D V PE MO S U (ES Q), posthac C N (T G) 497 esse deosV N E M O S U (T S Q), et essedeo.sC, et larva.sP, D in ras. m2 (E sie), solito CD PE (E), soli, V, soli N, stolido OS U, Min ras. (S), (olidoT Q) Tatsache, daß keine der beiden großen Prudentiusausgaben, weder die noch die Cunninghams, eine Recensio vorgelegt hat, die eine und praktikable Darbietung des handschtiftlichen Befunds e'rroöglichte, hat Tränkle veranlaßt, gar keine Handschrift zu nennen, sonhandschriftliche Divergenzen, soweit sie Berücksichtigung finden, durch die Angabe: ,,pars cod. - pars. cod. 11 zu vermerken. Damit hat e_rjedoch die Skepsis zu weit getrieben, bisweilen auch ~Iißverständnis-

sen Vorschub geleistet (s. oben S. 61). Auch hier informiert uns Tränkzu Vers 497, daß eine pars codicum ESSE DEOS habe (was er in den rext nimmt), eine pars codicum stattdessen ET LARVAS;eine pars codiF&cum STOLIDO(bei Tränkle im Text), eine pars codicum SOLITo,,eine pars _tOdicumouoo. So werden die Unterschiede in der Bezeugung eingeeb·--:· :riet Noch bedenklicher stimmt es, daß Tränkle in Vers 496 mit Heinsius, {::Arevalo, Obbarius, Thomson, Cunningham die Variante POSTHACin den i Text setzt, ohne daß die - unbedingt richtige - Lesung POST HAEC auch · nur envähnt würde. Maxentius erlaubte sich gegenüber Frauen und Töchtern der Senatoren die schlimmsten Übergriffe; wer klagte und murrte, ,vurde ins Gefängnis geworfen (467 /80). Constantin besiegte im Zeichen Christi den Tyrannen (481/88), und der senatorum clarissimusordokam aus .· dem Kerker hervor mit ·wüstem Haai~ noch in Ketten und Fesseln, warf sich _vordem ruhmreichen Feldzeichen weinend dem Sieger zu Füßen und ver\ ehrte den Namen Christi, der auf den Waffen der rächenden Streitmacht ·· erstrahlte (489/95). Daran schließt sich die Mahnung: e,go cave ... eqs. (e,gobeim Imperativ, wenn der Befehl aus dem Voraufgehenden gefolgert wird: KS 2, l 43f., vgl. psych. 758 ergocavete,vi>i). Roma solle sich hüten, post haec, ,,danach", unach diesen Erfahrungen", eingedenk dieser Vorgänge, den Götzendienst weiter zu üben; sie hat die Kraft des wahren Gottes »erprobt" und „erfahren" (experta), so daß eine Fortsetzung des Götterkults post haec, ,,nach alledem" doppelt schuldhaft, ja unverzeihlich wäre. Post haec hat also argumentativen Sinn, während posthac „künftig" blasses Füllsel ist. Merkwürdig, daß Tränkle posthac schreibt, aber post haec übersetzt: ,.nach diesenEreignissen"(posthac nur [Prud.] cath. 12,208, beim echten Dichter gar nicht, s. Streifzüge 452). Beispiele für post haec,post hoc etc,

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,,in sententiis deliberativis fere i.q. his rebus, quae (antea) memoratae sunt, consideratis, perpensis sim." bei v. Kamptz im ThLL s. v. post 175,61 ff., darunter diese: ~fanil. 2,105 Quis dubitet post haec hominem coniungerecaelo?; Stat. silv. 5, praef. post hoc ingratus sum, si lacrimas tuas transeo;ibid. 3,5,42f. post ista pro-pinquum1Vunciter optandosque sinus comesire moraris?;Iuv. 2,62 De nobis post haec tristis senlentia ferturl Sen. dial. 12,19,6 post hoc nemo miretur quod per sedecimannos ... numquam in publico con.spectaest (sc. soror Helviae matris). In Gedanke und Ausdruck venvandt ist unserer Stelle die Versreihe Prud. psych. 356ff. Sobrietas entrüstet sich, daß die Tugenden, von Luxuria betört, parfümierten Kopfputz tragen wollen 360

post insc,ipta oleoJrontis signacula, per quae ung;uentmnregaledatum est et chn:Smaperenne,

daß sie ein seidenes Schleppgewand um ihre entkräfteten Glieder möchten ,vallen lassen 364 365

Prudentius, ContraSymmachumI

Prudenlius, Co-ntraSymmachumI

post inmortalem tunicam, quam pollice docto lexuit alma Fides, dans inpenetrabile tegmen pectoribus lotis, dederat quibus ipsa renasci.

Diese schönen Belege für solches post cum substantivo vermißt man im Thesaurus ibid. 175,81 ff. Lehrreich aber wegen der Abfolge der. Präposition mit dem Neutrum des Pronomens und mit dem Substantiv ist die dort genannte Stelle Quint. decl. 250,9 quanta diffidentia in te causae est, qui post ista trepidas, et in nobis quanta fiducia, qui post hanc Jelicitatem ( infelicitalem ed. Leid.), post hanc Jortunam confidimus dignos nos apud iudicesfuturos qui vindicemur? Damit ist auch schon zur Genüge ausgedrückt, daß nur souTo , , . CULTU (Dresse!, Bergman, Lavarenne, Guillen, Garuti) die richtige Lesart ist, nicht STOLIDO cuL TU (Tränkle mit Heinsius, Arevalo, Thomson und A. Hudson-Williams: Classical Review 17, 1967,29) oder gar OLIDO .•. CULTU (Cunningham, verteidigt in seinen Notes (66], befolgt von Rivero Garcfa in der Übersetzung), entstanden durch Haplographie nach deos. Denn Roma soll sich ändern, soll sich bekehren, soll aus der Erfahrung (EXPERIMENTO) lernen, das heißt: soll nicht in den alten Gewohnheiten verharren. Es geht hier gegen die consuetudo, cruv~0E.tmedellae contulit extincto iusta inter vincla Cethego, quantum praecipuus nostro sub temporeprinceps prospexit tdbuitque boni ... eqs.

Das tertium comparationis dieses doppelten Vergleichs ist in1 VVortvariiert: minus UTILIS - nec tantum MEDELLAE quantum BONI. Das ausdrucksvollste VVort ist MEDELLA. Theodosius wurde ja gleich im Prooem des Gedichts als der tüchtige Wundarzt vorgestellt, der die eitrige Wunde nicht schwären ließ (14/18), sondern im Gegensatz zur medicina tyrannorum (22) dafür Sorge trug, daß die Seelen von Pest und Gift gereinigt würden (19/21). Es

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t{das der Zusammenhang, wie er etwa im Titel der 'EAA:r1v~xWv 8epo:1twX1l1tc,;Ad 2) Auch dem flüchtigsten Übersetzer wird man nicht ohne weiteres ~Utrauen wollen, daß er APTARE mit „suchen" wiedergibt. Ich erkläre mir daher das Zustandekommen dieser Übersetzung bei Tränkle folgender-maßen: alte Herausgeber wie VVeitz,Chamillard u.a. führen die Variante ,- ÖPTAS statt APTAS im Text (in den modernen Ausgaben erscheint sie nach ioressel, der sie noch im Apparat mitteilt, nicht mehr). Die Namen die:ser Herausgeber kommen bei Tränkle nicht vor, aber er kennt Heinsius. Bei Heinsius steht v.var APTAS im Text, doch führt er OPTAS im Lemma der Nota p. 125 zu Vers 31. Auch Arevalo (PL 60,181 C) diskutiert OPTAS/ APTAS. Ich vermute daher, daß Tränkle, angeregt durch 1-Ieinsius und A~evalo, das bequemere OPTAS übersetzte (,,waium suchst du für dich", wie Chamillard, der OPTASdruckt und übersetzt: .,quid ... petis"), später aber vergaß, seinen Text der Übersetzung konform zu machen und somit dem Leser seiner Ausgabe ein Rätsel hinterließ, das er nicht lösen kann. Aber APTASist ohne Zweifel das echte Wort. APTAREsm1 (alicui) aliquid bedeu-tet, einen Gegenstand sich selbst oder irgendeinem anderen anpassen, ~legen, umlegen, anziehen, so daß es zu einer Berührung des Körpers mit diesem Gegenstand kommt. In Vergils Nyktomachie fordert Coroebus zu der bekannten Kriegslist auf: 1Hutemus clipeos Danawnque insignia nobis ,Aptemus (Aen. 2,389f.), die er gleich in die Tat umsetzt: wmantemAndrogei.galeam clipeique insigne decorum Jnduitur latedque Argivom accommodat

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Prndentius, Contra Symmachum II

Prudentim, Contra Symmachum II

ensem (ibid. 391/93). Vgl. Sen. benef. 3,25,l (servus) cum anulos eins (s dmnini) sibi aptasset ac vestem induisset . , . eqs.; Ov. ars 2,65 Dum (sc_-Daedalus),_aptatopus puero;Mart. 12,94,4 Aptasti longwn tu quoquesynna übt (metaphonce); Hist. Aug. AVId. Cass. 7,4 eum qui sibi aptaveratomamenta regia,statim praefectumpraeto1iifecit. So auch vincula col/oaptare,digitissmarag. dos aptare,rosamcnmbus aptare (vgl. Ov. met. 10,381; Sen. Phaedr. 319; Mart. 9,93,5; ThLL s. v. apto 323,83ff.), und so auch an unserer Stelle: QUID APTAs TIBIMET INRITA SOLACIA = -etcrm 1tept3) Die Konjektur ET statt des anstößigen s(c geht auf Aldus ~Ianutius iurück (auf die Aldina des Prudentius von 1501), der zwar im Text die :,____ sung sie inania rerum führt, aber die Konjektur unter den „Emendata ·th:Prudentium" mitteilt, die dem Text vorausgeschickt werden. Verteidigt 'rd sie von Arevalo: PL 60,183 C/D zu Vers 45. In den Prudentiana II ·_Q9sChrieb ich dazu: ,.Die irrationale Länge itir vor der Caesur entspricht ester Tradition (Norden 450ff.: Müller, De re metrica 2 408f.), konnte her leicht die eingängige Anapher von sie provozieren, ebenso wie etwa en. 6,254 die Längung super in allen alten Handschriften durch Interolation (superque) beseitigt ist (Norden 203f.)", Hinzuzufügen ist Aen, ,668 iactetür (iacteturqueMR, Servius), s. Norden l.c. Auch manet bei Horaz 1,13,6 ist viel schwächer bezeugt als das interpolierte manent (vgl. entley ad loc.). Tränkle (66) wendet ein, es handele sich „bei der Bre.'. ·in arsi in den Hexameterdichtungen des Prudentius um eine relativ ängige Erscheinung". Der Einwand beruht auf falscher Voraussetzung; enn interpolatorische Arbeit folgt keiner Regel, sie erstreckt sich nicht 'leichmäßig auf ein größeres Werk. Daß hier eingegriffen wurde, in anderen Fällen nicht, hat gar nichts zu sagen (s. Prudentiana I 174f. 516). Im -brigen fehlt es durchaus nicht etwa an Belegen für solche µuc,ypo:q,~ in ~er Prudentiusüberlieferung. Arevalo lehrt sogar (l.c.): ,,Saepe accidit j.itin Prudentio veram lectionem corruperint inepti correctores, qui sylla"pambrevem ratione caesurae ab eo frequenter produci ignorabant". Lei. er gewährt uns der Editor keinen Einblick in sein Nfaterial. Ich notierte ir: ham. 708 Hac pietate vagüs et tanto munere abzmdans ( vigens statt vagus

arm.

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Pntdentius, Contra Symmaclmm ll

Prndentius, ContraSymmachumII

M U, S p.c.); Sy. 1 praef. 55 Subter conprimerec/ausa si/entia (subter quo premeret D 0, Sa. r.); Sy. 2,109 lvfuneris auctoremI ipso de munerependas (auctores v.l., s. unten S.189 zu Vers 109-111); Sy. 2,335f. Quamquam si tantüs amor est et cura vetusti 1Woris (quamquam si tantum studium est PE, C p.c.). Eini• ges mehr in den Prudentiana I 253f. mit Anm. 90. Besonders erinnert sei an den Fall apoth. 137 Subtrahite,friget succensi suipuris ardor (A), subtrahite accensifrigescit sulpwis ardor (B, Bergman liest falsch subtrahit), Subtrahite,,,; friget succensi sulpuris ardor (CDESU), wo sogar die Längung der Endsilbe vor Jrzur Umarbeitung herausforderte und diese durch B, wie in unserem Fall, bereits für die Spätantike bezeugt wird. Daß der Textbearbeiter, der sich an der Länge itir störte, durch sein sfc ernstlich gegen die Prosodie verstieß, gehört zu den Inkonsequenzen interpolatorischer Arbeit, die sich oftmals nicht auflösen lassen, 46 ACER APELLES: ,,l'ardentApelle" (Lavarenne), ,,bald Apelles" (Thomson), ,,el fuerte Apeles" (Guillen), ,,il grande Apelle" (Garuti), ,,el bravo Apeles" (Rivero Garcfa), ,,sharp-minded Apelles" (Brown), ,,der scharfsichtige Apelles" (Tränkle). Die deutsche Übersetzung ist die schlechteste, denn 1) ACER heißt niemals „scharfsichtig im physischen Sinne. Tränkle gelangt zu solcher Bedeutung nur auf dem VVegeeiner Ergänzung: ,.acer sc. visu" (168,140). Damit wird ein erklärerisches Element eingeführt, das im Text nicht erscheint. VYervon einem vir acer hört oder liest, mag sich einen vir ferox, vehemens, fartis, sagax, ingeniosus etc. vorstellen, aber niemals kann er darauf kommen, daß dieser .Mann besonders scharfe Augen hat, d. h. besonders gut sieht. ACER ist ein Attribut der Augen, des Gesichtssinnes, nicht eines :Menschen, der durch oculi acres, acies ac,is, visus acet; intuitus acer (Prud. ham. 90lf.) ausgezeichnet ist, vgl. ThLL s. v. acer 359,50ff. 2) ,,Scharfsichtig" betont eine Fähigkeit, die zu Wesen und Leistung der Malerei, wie Pn1dentius sie sieht, nicht in Beziehung, ja sogar in gewissem Gegensatz steht. Denn nach Prudentius liegt die Leistung des Apelles (der :Malerei) gerade darin, daß er et\vas erfindet, was nicht existiert, etwas erschafft, wofür es kein Vorbild gibt, also eben nicht „scharfäugig" kopiert, d.h. ein Vorbild in Kunst oder Natur getreu nachahmt. IMITATA (sc. PIC· TURA) in Vers 42 darf so nicht mißdeutet werden. Es gab ja keine Bilder, allenfalls eine Religion ohne Bilder, und diesem bildlosen Kult schenkte die Malerei Gestalten, die diesem bislang bildlosen Kult entsprachen, ihn gestalthaft wiedergeben sollten. Von den anderen Übersetzungen sind die einen zu allgemein: ,,il grande Apelle", ,,el bravo Apeles", die anderen zu speziell: ,,l'ardent Apelle ,,el fuerte Apeles", ,,sharp-minded Apelles". Am besten trifft vielleicht „bald Apelles" (Thomson). Gemeint ist die Eigenschaft dessen, der die Kühnheit besaß, die Götterbilder zu erfinden, und die darstellerische Kraft, sie durch seine Kunst zur Anschauung zu bringen. '\Yas Horaz als :Merkmal echter

poesie erkennt: acer spiritus ac vis (serm. 1,4,46), ist etwa das, was Prudentius dem Maler zuerkennt, der im Bündnis mit Dichtung und Religion die I{uitbilder schuf. Und ungefähr stimmt dazu ja das Urteil, das Quintilian j~st. 12,10,6 über Apelles angibt: ingenio et gratia, quam in se maxtme iactat '(vgl. LEPIDA •.• PICTURA in unserem Text: Vers 41), Apel/es est praestantissi,nus.Also acer i.q. ingeniosus,,,geistvoll", wie auch Chamillard paraphrasiert: 'ai11g,,musiJ>Apelles": cOGNATUMQUE VOLUNT: der kühne Ausdruck ist gegenüber der Variantfassung COGNATUMQUE i\fALUM (Cunningham, Garuti, Guillen) verteiin den Prudentiana II 269. Brown III stimmt zu - mit einem Seufzer: ,,I agree but it is really very difficult to know which reading is the best here"..MALUM ist typischer simplifikatorischer Ersatz, der aus dem substantivierten cOGNATUM ein Adjektiv macht. Tränkle 66f. votiert ebenfalls für

1

',

1 ',

-48 IDOLA, herausgehoben durch das Enjambement und die starke Interpunktion nach dem ersten Daktylus (in Buch II noch weitere Fälle: 21.753; drei Fälle auch in Buch I: 143. 237. 478; Norden 388f. zählt sieben in den 900 Versen des sechsten Buchs).

57-60 desine, si pudor est, gentilis ineptia, tandem res incorporeas simulatis fingere memb1is,

[ desine terga lwminis plumis obducere:frustra --· 60 fertur avis mutier magnusque eademdea vultur.]

Begründet ist die Athetese in den Prndentiana I 281/90; II 289/91; 300 mit Anm. 112; 303. Abgesehen von der Verschrobenheit des Satzes: FRUSTRA FERTUR ... eqs. muß man schon eine sehr geringe Nieinung von der künstlerischen Natur unseres Dichters haben, will man ihm zutrauen, er habe die reizende Gestalt des Mädchens, die er uns eben noch sehen ließ (36/38), plötzlich als „großen Geier" vorgestellt und statt der ausgebreiteten Schwingen, pinnae, der pue//a pinnigera (vgl. 28. 33) einen mit Federn, PLUSIIS, überzogenen Vogelkörper erdacht, habe solche Verkehrtheit und Geschmacklosigkeit auch noch dem kaiserlichen Brüderpaar in den Mund gelegt. Niotiviert ist das Interpolament wohl durch mißverstandenes MONSTRIS in Vers 40 (= uUngeheuer" statt, wie hier richtig, ,,Phantasiegebilde", vgl. Sy. 2,857), das in der Darstellung der Victoria vermißt wurde. Verteidigt wird das Zeilenpaar, das einst Bentley zu einer krausen Notiz veranlaßte, neuerdings von Th. Kuhn, Unveröffentlichte Bentley-Marginalien zu Prudentius: Wiener Studien 127 (2014) 199/216, hier 208f. Kuhn leugnet zwar nicht die Ungereimtheit des Texts, setzt sie aber alle dem Dichter äufs Konto, indem er „syntaktisches Durcheinander" als Stütze der Aussage

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Prudentius, Contra Symmachum II

Prudentius, Contra Symmachum II

bewertet (209), ,,Amphibolie" als 0,gestalterische Absicht" für möglich hält (209,47) und mit „dichterischer Ubertreibung oder Ungenauigkeit" rechnet (ibid.). Nach solcher Methode läßt sich freilich alles rechtfertigen,ja damit ist nicht nur der Echtheitskritik, sondern der Philologie überhaupt ein Ende bereitet. Zu Kuhn s. auch unten S. 510. 62-66

suspende exuvias armis et sanguine captas, congerecaesorumvichfr diademata regum, frange repulsorumfoeda omamenta deorum, 65 tune tibi non terris tantum victmia partal sed super astra etiam media servabitur aede. 62

65 f. ,,Dann wird dir inmitten der Halle die Einnerung nicht nur an die irdischen Siege, sondem auch a,! einen über den Sternen erhalten bleiben" (Tränkle). Hier mutet uns der Ubersetzer einen gedanklichen Rösselsprung zu, der durch die beigefügte Erläuterung (67) nicht leichter wird. Die erfüllte Forderung: FRANGE .•• eqs. (64), also das Zerbrechen der Victoria im Senatshaus, soll ein Sieg sein, der SUPER ASTRA gewonnen wird (PARTA auch zu SUPER ASTRA = non in terris tanlum victon·a parta, sed super astra etiam parta), und dieser SUPER ASTRA erfochtene Sieg werde durch die Erinnerung im Senatshaus bewahrt werden. Doch von Erinnerung" ist hier nicht die Rede. Damit wird ein Stützbegriff eingeführt (SERVABITUR sc. memoriii),der im Text nicht erscheint. Und wie soll sich ein solches Erinnern venvirklichen? Sollen sich die Senatoren fortan bei ihren Sitzungen des Götzenbildes, das sie vernichteten, erinnern? Haben sie nichts Besseres zu tun? Und ist die Aussicht auf solche Erinnerung ein taugliches Motiv, das die heidnischen Senatoren veranlassen kann, das Götterbild zu zertrümmern? Auch ist die Vernichtung der Götterbilder nicht ein Sieg, der SUPER ASTRA errungen wird, wo es weder Götterbilder noch Götzendienst gibt, sondern ein Sieg, der SUPER ASTRA, im Himmel und in der Ewigkeit, bewahrt und aufgehoben wird (SERVABITUR), natürlich als verdienstliche Tat, die ewigen Lohn erhoffen läßt, nicht als subjektives Gefühl wohliger „Erinnerung", Zu solchem SERVARE vgl. Sy. 2,166f. ego contm Speroquod extra aciem longum servatu-r in aevum; psych. 302 Se-rvatur quia certa mihi domus omnipotentis; 2 Tim. 1,12 non confundar, scio enim cui credidi et certus sum quia potens est depositum meum servare in illum diem; 1 Petr. 1,4 (Christus regeneravit nos) in hereditatem incorruptibilem et incontaminatam et inmarcescibi/e,n conservatam (v.l. servatam) in caelisvobis, qui ... eqs.; lud. 13 quibus procella ten.ebrarum in aetemum servata est (v.1. tempus tenebrarum in aetenwm servatum esl). Die Testimonien aus den Vätern, die dem Vetus Latina-Text dieser drei Stellen beigeschrieben sind (VL 25,1 ed, Frede, p. 68lf.; VL 26,1 ed. 11

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fije]e, p. 73f.; ibid. p. 425), zeigen die Festigkeit dieses servare (servmi) in ·o~tUnd Gedanke. MEDIA •.. AEDE: das ist gewiß die Curie, wie Tränk"·:betont, aber nicht das Haus auf dem Forum, sondern die curia aeterna /Jwma caelestis(vgl. perist. 2,555. 559). Mit diesem Ausdruck greift der ~-htCrabsichtsvoll einen Gedanken seiner Gegner auf, denen die Curie ':templumund aedessacra der Victoria galt (vgl. Claud. Stil. 3,204; VI cons. ·7-symmachus bei_Prudentius Sy. 2,13f. und oben S. 166f. zu den Versen Eine gute Ubersetzung der Verse 65/66 bei Garnti: ,,Allora per ,:}~Oll s.oltanto per le terre la vittoria sarä. stata ottenuta, ma anche al di degli astri sarä. conservata nel mezzo del tempio celeste". Die dunkle ~rsion bei Fels hingegen läßt den Einfluß Tränkles merken: uDann ,vird i.r nicht nur der Sieg auf Erden errungen, inmitten dieses Hauses erhalten, , 'r{dern auch der in den Sternen".

2;16).

qik

67-909 ier beginnt der große Mittelteil des Gedichts, der gegen die spekulatider Relatio gerichtet ist (67-909). Er wird umrahmt von CnStücken, die die konkreten Anliegen des Gegners abweisen: die VViei!i:aufstellung der Victoria (5-66) und die Unterstützung des Vestakults "fo-1113). Die Disposition zeigt, worin der Dichter die schwere und blei;pc;1·eGefahr der Relatio erkannte. Er läßt den Gegner zunächst seine hf:"oreffie in einem ResumC zusammenfassen (67-90), begegnet ihnen aru1durch eine Darstellung des christlichen Gottesbegriffs (91-263) und i_irimtsich, nachdem er solche positive Grundlage geschaffen, die einzelArgumente des Opponenten vor (270-909).

;n Gedanken

e~

67-74 67

talia p,incipibus dicta interfantibus ille prosequitur magnisque tubam concentibus injlat, allegat morem veterem, nil dulcius esse

70

adfinnat solitispopulosquehominesqueteneri legesua: sicut variae nascentibus, inquit, contingunl pueris animae, sie urhibus adferl hora diesque suus, cum primum moenia surgunt, aut fatum aut genium, cuius modemmine regnent.

74 moderamine codd., fort. moderamina .h hoffe, es kommt bald jemand, der erklärt, wie es die schicksalhafte ~stimmung der Städte - aller Städte, der Städte schlechthin - sein nn, unter der Leitung ihres Genius „zu hen-schen". Vorsorglich stelle h jedoch fest, daß ich mich nicht mit der Sinngebung abfinden würde,

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Prudentius, ContraSymmachumII

die Tränkles Übersetzung suggeriert: ,,(ein Genius) der die Regelungen bestimmt, die sie treffen". Das ist zu wenig für die Bedeutung von regnare und zu wenig für die Aufgabe des genius urbis. Denn regnare ist mehr als „Regelungen treffen", und der Genius waltet über das gesamte Geschick einer Stadt. Er ist nach Auffassung des Dichters gleichbedeutend mit dem fatum. Prudentius interpretiert damit den Ausdruck fatales genii, den Sym. machus wählte (rel. 3,8): suus enim,cuique mos,suus cuique n·tus est. varios c-ustodesurbibuscultus mens divina distribuit. ut animae nascentibus, ita populis fatales genii dividuntur.

Daraus folgt auch, daß die genii verschiedene sind und desgleichen die Schicksale der Städte verschiedene. Prudentius hat die Anschauung des Gegners später noch einmal wiedergegeben (Sy. 2,370/74): 370

sed sol/ersoratoraitfataliter urbem sortitam, quonam genio propriwn exigat aevum. c-unctisnam populis seu moenibus inditw; inquit, aut fatwn aut genius nostrarum moreanimarum, quae sub disparili subeunt nova corporasorte.

Gerade auf die Verschiedenheit der Genien bzw. der Schicksale kommt es in dieser Argumentation an, vgl. varios cztstod.e.s... cultus (Symm. l.c.), variae ... animae (Prud. 7lf.), sub disparili ... sorte (Prud. 374). Auch Kyrills Auseinandersetzung mit den entsprechenden Reflexione~ Julians zeigt, daß die Existenz der 1tOAWÜXot ocdµovE,,der e0v6:pxm8e0l xal ocdµove, gerade aus der Verschiedenheit der Völker nach Sitte und Gesetz abgeleitet wurde, vgl. Cyrill. Alex. c. Iul. IV: PC 76, 720B/724G. Da aber nicht alle Völker oder Städte gleichermaßen und auf Dauer zur Herrschaft bestimmt sind, ja für Symmachus wie für Prudentius eigentlich nur eine Stadt Herrscherin ist, nämlich Roma, ist es schwer einzusehen, wie es die generelle Funktion eines genius urbis sein soll, die Herrschaft seiner Stadt zu lenken. VVäredas seine Aufgabe, müßte die Aeneis neu geschrieben werden, da doch das fatwn bei Vergil für Troia eine ganz andere Verfügung bereit hielt als die Regulierung seiner Herrschaft: Thymoetes gab als erster den verhängnisvollen Rat, das hölzerne Pferd in die Stadt zu schaffen sive dolo seu iam Troiae sie fata ferebant (Aen. 2,34). Wenn in einem Context ·wie hier bei P1udentius VVörterwie regere,regnum, regnarefallen, würde man den Begriff der Herrschaft am liebsten mit dem fatwn verbinden, nicht mit der Größe, die durch das fatum bestimmt und festgelegt wird. So heißt esja Vers 70f.: populosquehominesqueteneri Lege sua, und diese /e."·:'/;:_:::;_-;:_-ARCANUM RERU:M, ,,le mystere des choses", und so im Englischen und J-:i(?i1l?:§piuiischen, nur im deutschen Prudentius Tränkles liest man: ,.d~s geh~~m"iSVölleGeschehen'\ VVelches „Geschehen"? ARCANU:M rerwn wtrd varuert ti-~ch VERIQUE LATEBRAS, und das eine ist ebenso wenig ein „Geschehen"

e'das andere. Prudentius gibt den Gedanken der Vorlage wieder (Symm. [:3,8): nam cum ratio omnis in opertosit, unde rectiusquam de memoria atque 'ffii'mt>ntis rerum seczmdarum cognitio venit numinum? VVie immer wir ratio 'tfäf'Setzen- ,.explication rationelle" sagt Lavarenne - eines ist ratio sicher i"Cht:'.,ein Geschehen".

".Uber das Binneninterpolament 77"·/78 1"· s. Prudentiana I 659f., wo iich auf den in kritischer und exegetischer Hinsicht ähnlichen Fall der e(äe psych. 726/30 (behandelt ibid. 132/37) hingewiesen ist. Lucarini 88 ·himmt Anstoß an der Wortfügung 76f. SECUNDI. . . BONI {,,non "endo secundide! v. 76") und schlägt vor secutistatt secundi.Aber diejunk',ist gesichert durch psych. 726f.:

.:;729, conpositis igiturrerum morumquesecundis .,, in commune bonis ... eqs. ''e'elnander entsprechenden

Wörter stehen an gleiche1; betonter Stelle

-Vers:am Versende und vor der Semiquinaria. Treffende Bemerkungen

SECUNous macht Henry 1,433/36 aus Anlaß der Junktur curru secundo erg.Aen. 1,156): ,,Servius correctly renders it [secundus] ... by obsequens ,"going readily along with you in the direction you wish ... " etc. (ibid. 34). BONI (BONis) wird also durch SECUNDI(sECUNDis) in bestimmter - eise qualifiziert. Von einem Pleonasmus (so Prudentiana l.c.) würde ich '·i,zt nicht mehr sprechen.

Prudentius, Contra Symmachmn II

184

80-84 80

enumerat longi,vim temporis,excitat ipsam crinibus albenternniveis etfronte vietam, ore reposcentemquerulos-uanumina Romam: liberasum, liceatpropriomihi vivere more; ecquiserit, qui mille meosreprehenderitannos?

80 ENUMERAT LONGI VIM TEi\( PORIS, ,,il enumere la puissance d 'un long passe" (Lavarenne); "egli enumera Ja potenza di lungo tempo" (Garuti).Ja, die Wortverbindung v1s TEMPORIS, für sich betrachtet, läßt an die "Macht" der Zeitdenken, vgl. Cic. dom. 80 quae (sc. iura) nec vis tempomm necpotentia magistratuum . . . labejactarepossit. Aber Objekt zu ENUMERAT kann nur ein Quantum sein, das man „ausrechnen", ,.berechnen", 11aufzählen" kann. Die deutschen Übersetzer dehnen darum die Bedeutung des Verbums ENUMF.RARE, um es dem Objekt VI.M anzupassen: ,.Er macht die Bedeutung der langen Zeit geltend" (Tränkle); "langer Zeitspanne Einfluß führt er an" (Fels). Ahnlich Thomson: ,,He recites the force it gains through a long period of time"; Rivero Garcfa: ,.Expone la fuerza del largo tiempo transcurrido". Der Fehler liegt überall in der zu engen Auffassung des Objekts (vrs = i\-Iacht, Bedeutung), VIS nähert sich hier quantitativem Sinn. Er ist schon für die klassische Prosa gut bezeugt: Caes. Gall. 6,36,3 magna praeterea multitudo calonum, magna vis iumentorum . , . sequitur; civ. 2,26,2 eodem tempore vis magna pulveris cemebatur; 2,37,5 salis copia, c-uius magna vis iam ex pro~ ximis erat salinis eo congesta; 3,5,1 frumenti vim maximam ... comparaverat; Cic. rep. 6, 14 equidem vim lac1imarum, profudi; har. resp. 22 vis enim innu• merabilis ... servorum ... inrupit.; fam. 7,18,3 Ulubris honoris mei causa vim maximam ranunculorum se commosse constabat; vgl. schon Lucil. 769 f. Marx pisciwn JWagnamatque altilium vim interfecisti.Diese Bedeutung bei Pruden• , tius auch perist. l 4,102f. Argenti et auri vim rabida siti Cunctis petitam per varium nefas, wo allein Thomson das Richtige hat C,the masses of silvexand gold"), das durch die Parallele bei Cicero Manil. 22 gesichtert wird: sie 1HithridatesJugiens maximam vim auri atque argenti pulcherrimarumque/ rerum . . . omnium reliquit. Sie dürfte außerdem mit den alten Erklärern-; (Chamillard, Cellarius, Arevalo, Dresse!) für cath. ll,33f. anzunehmeq sein: 1Vamcaecavis mortalium Veneransinanes nenias, trotz des scharfsinnigen Einwands bei Henry 2,638 (,,not ... the blind multitude of men, but the blind .. instinct of men, man guided by his blind instinct"); vgl. Tert. apol. 37,6 über die :Menge der Christen: tanta vis hominum. Also: ENUMERAT LONGI VIM 1 TEMPORIS, ,.er rechnet aus (berechnet, zählt) die Masse der langen Zeit '.,,'--'. v1s LONGI TEMPORIS steht ausdn1cksvoll statt longinquitas temporum (Ci~,-\ div. 1,2. 12), diutumitas tempmis (Cic. fin. 2,87; nat. 2,5). Eine besonder~ Kühnheit liegt hier vielleicht darin, das VIS in solcher Bedeutung nicht;

Prndentius, Contra Symmachum II

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-~)sOI1St, mit Concreta bzw. Animantia verbunden wird ( vis iumentorum, : --eri,s salis, Jrumenti, lacrimarum, servorum, ranunc-ulorum, piscium, argenti, °j,m~rta/imn, hominum). Doch vgl. Tert. apol. 17,3 (Dewn) vis magnitudi,' ·fiotmn hominibus obicit et ignotum (vValtzing erklärt: ,,vi.s ma.gnitudinis = J;··;,a magnitudo, l'immensite de sa grandeur, sa grandeur infinie"). An "singularischen Form des Objekts ist kein Anstoß zu nehmen. Hat ENU·:,.RE ein Objekt im Singular bei sich, so ist das enhveder ein Wort für 1/Mehrzahl oder Verschiedenheit (Cic. off. 2,15 quid enumerem artium 1ift1~dinem ... ?; Tert. adv. Marc. 5,20,1 praedicationis enumerat varietatem) 11 "er tin Wort, das solchen Begriff einschließt; vgl. Nep. Att. 18,3 ut ... t'~i~fil Ja·miliani a sthpe in hanc aetatem ordine en-umeraverit: im Begriff iffamilia sind ihre einzelnen Angehörigen mitgedacht, die der Reihe ~eh (ordine) aufgezählt werden; Claud. Don. Aen. 7,45 p. 12,32ff. Ver'/iilSenim cum Latini originem totam enumerare coepissel, novissimwn fecit «·ii,ascendi posteris originem dedit (i. e. Saturn,um): im Begriff origo sind die "'inzelnen Glieder des Stammbaums (Saturnus, Picus, Faunus und ~Iarcia, tinus) enthalten, daher miginem enumerare; paneg. 2(12) ,40,2 cui (sc. Forhiie) si vocem demus et iudicem, nonne prolixe suam enu-merabit operam et, ut .r/utibus tuis multa concedat, sibi aliqua vindicabit?: im Begriff opera (Sing.) ''d die verschiedenen Hilfeleistungen der Fortuna aufgehoben .(vgl. sibi ·qua vindicabit), deren Mehrzahl die Wahl des Verbums ( enumerare r;peki)·-erklärt. Und so auch hier: ENUMERAT LONGI VI.M TEMPORJS, weil im ,. riff dei VIS LONGI TEMPORIS i.q. longinquitas, diuturnitas temporis die !zahl der Jahre mitgedacht wird, die berechnet, vorgerechnet, ausge)lllet werden können: jene „tausend Jahre'\ auf die sich Roma selbst )1.lft:84 ECQUIS ERIT, QUI MILLE ;\-lEQS REPREHENDERIT Ai"\fNOS? Goldrich'i·hier Chamillard in seiner Paraphrase: ENUi\IERAT LONGI vIM TEMPO:'i;,deinde affert seriem multorum anno rum", Auch Guillen scheint das chtige irgendwie gefühlt zu haben: ,,enumera -una porci6n largui.sima del mpo". 87-90 sed qui sit qualisque deus, diversa sec-uti quaerimus atque viis lange distantibus unum imus ad occultum: suus est mos cuique genti, per quod iter properans eat ad /am grande projundum.

9[:suus

EST MOS CUIQUE

GENT! PER QUOD ITER PROPERANS

EAT AD TAM

,Jedes Volk hat seine eigene Art, einem so tiefen 1Hyste·_um zuzus!J'eben" (Tränkle), Das VVortITER sollte in der Übersetzung nicht ntergehen, denn damit klingt der Satz an, der die Relatio des Symmachus rühmt gemacht hat bis auf den heutigen Tag: uno itinere non polest per-

_RANDEPROFUNDUM,

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Prudentius, Contra Symmachwn II

veniri ad tam grandesecretwn(Symm. rel. 3,10); vgl. Prudentiana II 474/52] · ,,Die vielen Wege und der Eine. Zur Bedeutung einer Bildrede aus de · Geisteskampf der Spätantike". In den anderen Übersetzungen kommt überall zur Geltung, z.B. bei Lavarenne: ,,chaque nation a sa coutume , son R chemin sur lequel elle se häte vers un si grandiose mystere"; GuillCn: 11cada pueblo tiene su tradici6n, y, andandopor esecamino,llega a su altfsimo fin"· Brown: ,,each race has its own custom through which, making its way i~ comes to this great mystery". '

nt

Prudentius, Cantra Symmachum II 187 5t1 -~Auch hier heißen die FORES nicht PRIMAE, weil es außer der Haustür noch andere Ttiren im Inneren des Hauses gibt, sondern weil Fides auf der Chwelle steht und die Tür "ganz vorne" bewacht, dort, wo man zuerst auf {u1fft, noch bevor man einen Fuß über die Schwelle gesetzt hat.

94-98 94 95

his tam magnificistantaquefluentibus arte respondetvel solaFidesdoctissimaprimum panderevestibulumveraead penetraliasectae.

92 RESPONDET: Tränkle entscheidet sich mit den älteren Herausgebern (Heinsius, Arevalo, Dresse!, Obbarius) und mit Guillen, aber gegen alle anderen neueren Herausgeber seit Bergman für die Lesart RESPONDET (statt RESPONDIT); vgl. Tränkle 68 zu dieser Stelle. Das Präsens ist hier unbedingt das Richtige (~gl. 104 provocat,107 promittit, 120 conicit,121 non dubitat, 123 iubet - mit Ubergang in die direkte Rede der Fides 123ff.). RESPONDIT dürfte Nebenform oder orthographische Variante der Handschriften sein, vgl. Georges, Lexikon der lateinischen VVortformen s. v. respondeo;Neue/Wagener, Formenlehre 3 3,272 (respondis,Praes.) und 4,31]

s. v. respondeo. 92f. PRIMUM PANDERE VESTIBULUM, ,.ouvrir la premißre porte" (Lavarenne). Nein. Vgl. Verg. Aen. 1,541 primaque vetant consistereterra; Ov. fast. 2,595 Vos illi in prima fugienti obsistiteripa und dazu Henry 1,743: „Prima terra, the part of the land nearest you as you approach the land from the water" (,,the edge of the land, the shore"); ,,prima ripa, the part of the bank nearest you as you approach the water from the land" (,,the edge or brink of the river bank"). Und so auch hier PRIMUM ... VESTIBULUM: der Teil der Vorhalle, der demjenigen zunächst liegt, der das Haus von außen her betreten will. Das Vestibulum kann sehr geräumig sein, vgl. Suet. Vesp. 25 mediaparte vestibuliPalatini domus und Blümne1; Privataltertümer 13f.; Norden 212f. zu Aen. 6,273 Vestibulumante ipswn primisque in Jaucibus Drei.Es geht dem Dichter darum, den Glauben als allererste, entscheidende Bedinl)ung eines christlichen Lebens in möglichst scharfem Bilde zu erfassen. Ahnlich perist. I0,35lf. vom Seelentempel: 351

illic sacerdosstat sacrato in limine

Joresque primas vi,go custoditFides ... eqs.

qui vel principio caruit velfine carebit, quique chao anterior fuit mundumque cremit, coniectare animo contendimus, exigua est vis humani ingenii tantoque angusta labori.

91-93 91

nam cum divinis agi,mus de rebus et illmn,

ANIMO, ,,mit unserem Geist zu erahnen" {Tränkle). Nein, ahnen, Ahnung ist Sache des Gefühls, des Instinkts, der Intui'>tlon. Hier aber ist von LABOR die Rede (98), von intellektueller Anstren~;-iung (97 CONTENDIMUS). coNIECTARE bezeichnet eine Form der Geistesar·beit; denn die coniectura ist ganz entschieden eine Sache der Vernunft, vgl. ·:\}i~··denHexameterdichtungen des Pn1dentius ziemlich häujigu. Die Begrün- · t,iJ,ungbedarf einer Korrektur. Interpunktion im fünften Fuß, also nach dem :fünften Trochäus, hat Prudentius in den 1.751 (oder 1.749?) echten Hexa'\üetern der beiden Bücher gegen Symmachus 22mal (1,49. 75. 76. 351. 'as8. 526. 569; 2,61. 131. 195. 201. 201. 368. 396. 492. 583. 752. 785. 788. 834. B71. 1120). Das ist „ziemlich häufig" im Vergleich zu Vergil. (insgeIamt 24 Fälle) und sogar zu Lucrez (insgesamt 42), vgl. Norden 389f. Mit ~er.Interpunktion nach dem fünften Daktylus ist Prudentius noch großzügiger umgegangen; ich zähle 34 Fälle (1,30. 272. 316. 499. 512. 573. 604. (ll!; 2,57. [59]. 71. [77]. 114. 120. 123. 129. 132. 184. 237. 343. 369. 372. ,93. 401. 472. 490. 746. 756. 760. 816. 837. 1035. 1097. 1116), Vergil hat '29,Lucrez 26. Die Einschnitte sind aber nicht gleich stark: stärkere Interunktion nach dem fünften Trochäus wie hier in Vers 2,195 z.B. auch 1,75. 88. 569; 2,201, durch Synaloephe geschwächte 1,351. 2,368. Interpunk,; on „im sechsten Fuß", also vor schließendem Monosyllabon, wird man agegen überhaupt nicht veranschlagen dürfen, da in den vier Fällen 1,31 ortunatasatis, si; 2,307 destitit et, quae; 2,486 fatalia vel, si; 2,1015 viventibus cum der Interpunktionseinschnitt wegen der Enklise kaum gefühlt wird. Tränkles Entscheidung für Vers 195 ist richtig: Interpunktion im fünften fuß.Aufgestellt wird ein allgemeiner Satz: NON DESUNT EXEMPLA MEAE VIR1'uT1s,,,es fehlt nicht an Beweisen, Nfustern meiner :Macht". Vorausgesetzt , ist, daß es viele oder jedenfalls mehrere Beweise dieser Macht gibt, Abge' torbenes wiederherzustellen. Aus der Mehrzahl solcher EXEMPLA ( einige !Javon bei Tert. apol. 48,8 und besonders resurr. 12) wird mit Emphase /eines herausgehoben: IN IPSIS SEMINIBUS NATURA DOCET, ,,schon an den ,/>amen zeigt die Natur ... " usw. (Tränkle). Das Beispiel ist freilich nicht 'willkürlich gewählt, zugrunde liegen die Herrenworte loh. 12,24 und die 'Apostelworte 1 Cor. 15,36 sowie gewiß auch die entsprechenden Gedan-

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Prudentius, Contra Symmachwn II

Prudentius, Contra Symmachum II

ken Tertullians; dazu Prudentiana II 94/102. Wieder muß man es bed ern, daß Tränkle nicht wenigstens die Bibelstellen aus Lavarennes Apa~: rat der Fantes aufgenommen hat. Der Benutzer seiner deutschen Übert tzung muß die Bude-Ausgabe daneben legen, um solche unverzichtbar: Informationen zu erhalten. In einer Zeit wie der unseren, da das Christen~ turn immer weiter dem allgemeinen Bewußtsein entschwindet, der Jugend zumal, auch der studentischen, das Neue Testament fremd geworden ist sind solche Hilfen in einer doppelsprachigen Leseausgabe besonders sinn~ voll,ja geradezu unerläßlich. 199 f. ET MORE SEPULCRI OBRUTA, SC. semina, DE TUMULTS REDIV[VO GER1HNE SURGUNT, ntmd nachdem sie wie im Grab von Erde bedeckt waren bringen sie neu belebt über dem Hügel Triebe hervor" (Tränkle). DE Tmru'. us, ,,über dem Hügel", nein, sondern „aus den Gräbern", und SURGUNT ,,erheben sie sich", muß bleiben. TUMULUS ist VVechselwort für sEPuLcRu~/ Zu SURGUNT vgl. etwa Verg. georg. 2,14 pars autem (sc. arborum) posito surg_unt de sem~ne.Aber hier steht s_uRGUNT mit Bezug auf die Auferstehung, die resurrectzomortuorum - s. gleich unten Vers 207f. (homo) inani Surgtit -ut ex cinere -, so daß jedes "\iVortdem analogischen Sinn des natürlichen Vorgangs dient. Hier zeigt sich, wie geeignet die Dichtersprache ist, die Natursymbolik in '\iVortezu fassen. Sie braucht den analogischen Sinn nicht immer zu erklären, braucht auch nicht unbedingt vollständige Verglei• ehe anzustellen, sondern kann Symbol und Sinn, Bedeutungsträger und Bedeutung in einem VVort zusammenfallen lassen, weil :Metaphern der Dichtung besonders gemäß sind; vgl. Prudentiana II 91/141: ,,Die Natursymbolik in den Tagesliedern des Prudentius", hier bes. 136/38. Leider zeigt der Satz auch, wie sich Unklarheiten Tränkles bei Fels auswirken: ,,Nach Art des Grabes au/gehäufelt(!) gehen sie (die Samen) auf mit erneuertem Sprößling". 201-203 201 numquid nossepotes vel coniectare,quis istud

tam sollersapifexstnwt aut quae vis agat intus? nil vos, o miseri,physicorwn dogmatafallant! „Es genügt, daß die Idee einer negativen Antwort in seinem ( d. h. des Fragenden) Gedanken irgend,v:ie gegenwärtig ist", um NUM bzw. NUMQUID zu setzen (HS 463). Dieser Fall ist hier gegeben. Denn selbstverständlich kann die Antwort auf die Frage Gottes nur ein Ja sein: wäre der Mensch nicht fähig zu ,vissen oder zu folgern, wer das VViederaufleben des in der Erde begrabenen Samens bewirkt, wäre das NATURA DOCET (196) umsonst gesprochen. Aber in der Frage schwingt die Sorge mit, die Fähigkeit: oder Bereitschaft zu solcher Erkenntnis könnte durch einen Vorbe-

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iiltgeschwächt oder gestört werden. Und welche Ursache diese Sorge hat, 'rd gleich aus der nachgeschobenen Mahnung (203) deutlich: es ist die ·aturerklärung der physici, die den Analogieschluß, den die Natur nahedurchkreuzt (vielleicht die materialistische Physik Lukrezens, so Lava~nne165,1; anders Brown 146f.). Noch an einer weiteren Stelle leitet NUM ~-direkte Frage ein, die eine bejahende Antwort voraussetzt. Diesmal ist ~i~ anderes Gefühlsmoment, das den Einsatz des NUM erklärt. Der Diat)~ I,aurentius verspricht dem Stadtpräfekten, die Kirchenschätze auszu'äridigen, und führt ihm als Schatz die Kranken und Gebrechlichen vor perist. 2,181/88):

"gt,

Fragorrogantum tollitur, praefectushomscit stupens, converstlSin Laurentiwn oculisqueturbatis minax. Contra ille: quid frendens, ait, minitaris aut quid displicet? num sordida haec aut vilia, num dispuenda existimas? Üie bejahende Antwort auf die beiden mit NUM eingeleiteten Fragen (187. /:'f88) wird widenvillig envartet - ,.with indignation", ,v:ie das die Frage des Hercules Stat. Theb. 8,503 f. spüren läßt: nwn regialuno Hoc molita ne[as? ;ygl.D.R. Shackleton Bailey, NID.i in direct questions: a rule restated: The Classical Quarterly 47 (N.S. 3), 1953, 120/25, hier 124. Shackleton Bailey hat seine Untersuchung nicht bis auf die Kirchenschriftsteller fortgeführt. u Tertullian s. G. Thörnell, Studia Tertullianea II, Uppsala 1920, 4lf.: . -hie illic nwn (numquid) sent:entiam modestius proferentis est, utsensu hClinat ad nonne". Die Kategorie des 11modestius proferre" lautet allerdings summarisch und müßte durch Interpretation der Belege differenziert werlten. Das Verhältnis von NUM und NUMQUID ist übrigens bei Prudentius llusgeglichen (15 : 15), obwohl letzteres im späteren Latein auf dem Vorfuarsch begriffen ist (HS 463. 542f.). 207-208

idque ipsum quandoque homini Jacturus, inani s-wgat ut ex cinerestructuraquepristina constet. EX CINERE, weil die Asche ganz ohne eigene Kraft ist, ohne alles Leben, ohne jede Wirkung, weil die Asche nichts ist als Asche, die Auferstehung daher allein Gottes Werk; vgl. Verg. Aen. 1,464 animwn pictura pascitinani, ,,tl1e picture devoid oflife and feeling" (Henry 3,175). Im Wort INANIS liegt der Unterschied zwischen dem Analogon der Natur und der

,'INANI ••.

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Prudentius, ContraSymmachmnII

Prudenti1ts,ContraSymmachumII

höheren Realität, auf die es weist. Auch das Wiederaufleben der Samen ist Gottes Werk, und daher kann Gott sagen, er leiste dasselbe (207 m IPSUM) für den Menschen wie für den Samen. Aber im Falle der Samen bedient sich Gott der Natur als wirkender Kraft: die Samen erheben sich redivivo gem1ine (200), die Auferstehung des Menschen ist unmittelbare und'einmalige Tat des Schöpfers. UT ... STRUCTURA ... PRISTINA CONSTET, ,,(so daß er) seinefrühereStatur annimmt" (Tränkle). ,,Statur" bleibt weit hinter dem zurück, was STRuc~ TURA bei Prudentius bedeutet. ,,Statur" geht nur auf die äußere Erschei~ nung (,,Vom Vater hab' ich die Statur ... "), STRUERE ist ein Wort für die Erschaffung des Menschen. Der Wortgebrauch geht auf Tertullian zurück vgl. Tert. apol. 18,2 (Deus unicus) qui universa condiderit, qui hominem de hum; struxerit; res. 5,7f. homo, ut dominus eorum (i.e. universorum), in hoc ab ipso Deo exstructus est, ut dominus esse possit, d-umjit aDomino. (8) hominem autem mementocarnemproprie dici ... eqs. VViegerade diese Äußerung zeigt, meint STRUERE (und EX-, CON-, INSTRUERE) bei Tertullian stets die Bildung des menschlichen Leibes, nicht die der Seele. Deutlich ist diese Unterscheidung auch res. 9,1 igitur ut retexam, quam (sc. operam) Deus manihus suis ad imaginem Dei stru:dt, quam de suo adjlatu ad similitudinem suae vivacitatis animavit ... haecine non resurget totiens Dei (v.l. Dei res)? Ebenso adv. :Marc.2,4,4 bonitas finxit hominem de limo in tantam s-ubstantiam carnis, e.-.:una materia tot qualitatibus e.Htructam, bonitas inflavit in animam ... eqs. Vgl. ferner res. 6,2; 32,6 (instructus, sc. homo, v.I. structus); 35,3 ego corpus humanwn non aliud intellegam quam omnem istam struem carnis; adv.. Marc. 5,5,9 si nec natus ex virgine Christus nec carne constructus ... eqs.; anim, 23,1;

37,1 (s. auch Braun 387). Prudentius weitet diesen Wortgebrauch behutsam aus. In der Mehrzahl der Fälle geht das Verbum, wie bei Tertullian, auf die Bildung des Leibes: apoth. 115f. (Pater) verbo praestrinxit viscera purae Virginis et verbo struxit pue,ilia membra; ham. 845f. Ac primwn Jaci/i referuntur (sc. spiritus pwi) ad astra volatu, Undefluens anima structum vegetaverat Adam (mit deutlicher Scheidung von Leib und Seele!); ham. 940/ 42 cum c01poris lmius Liquerit (sc. anima mea) hospitium nervis, cute, sanguine 1 felle1 Ossibus exstructum ... eqs. Der Leib ist daher ein "gebautes Ebenbild" Gottes: ham. 190f. viderat (sc. diabolus) argillam simulacrum et structile jlatu Concaluisse Dei (zu strnctilis s. Leumann, Adjektiva auf -lis 64; es gehört zu den Adjektiva, die aus dem Bauhandwerk kommen, wie sectilis, "geschnitten",jissilis, ,,gespalten", dolatilis, ,.behauen"; bei Pn1dentius auch psych. 834 nullum i/lic structi/e saxum - denn das Vestibül des Seelentempels besteht aus einem einzigen Edelstein; die beiden Piudentiusstellen nicht bei Leumann l.c.). Aber einmal ist die Seele ein „Konstrukt' Gottes (apotl1. 867 /69): 1

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( resjlabilis) oris et esse Jerturopus, tenuis perquod constructa refulsit forma animae atque rudi Jactam se munere sensit.

iiVers 869 s. auch oben S. 207 (forma animae i.q. natura). Und an einer "heren Stelle desselben Gedichts (apoth. 776f.) geht STRUERE auf die rschaffung von Leib und Seele. Die Rede ist von der Menschwerdung rs Schöpfers des Menschen: '\, 776 ipse ge,it, quod struxit opus, necferre pudescit Jactor, quod peperit: corpus loquor atque animae vim.

'b;..Komma

in Vers 776 hat nur Thomson an der richtigen Stelle (nach tpus, nicht nach struxit!). Der Satz: nec ... peperit variiert den ersten Satz: }pse . .. opus, bringt aber keine neue Definition der Menschheit Christi, 'weshalb die Erklärung: corpus loquor atque animae vim den Gedanken beiecx,,/cler quod-Sätze erläutert. Gemeint istjeweils die Erschaffung des ganzen ;JrcMenschen, strnxit geht wie peperit auf die Bildung von Leib und Seele. Und lo.ist auch STRUCTURA an unserer Stelle (Sy. 2,208) zu verstehen. Wichtig lstja dem Dichter die Feststellung, daß bei der Auferstehung der ganze }Jensch wiederhergestellt wird und Leib und Seele gleichermaßen dem Gericht Gottes verfallen (184 non occidet/194). Für diese Tatsache bildet 't1asAufleben des begrabenen Samens ein Exempel (195/206), was in den folgenden Versen (207/11) nochmals festgehalten wird. STRUCTURA PRIS· ½1NA ist daher „das Bauwerk, wie es einst bestand" und nach der AuferT's'tehung„fortbesteht" für immer (uT ... CONSTET): das Bauwerk aus Leib ~nd Seele. Eine Beschränkung des Wortsinnes auf das Gebäude des Leibes wäre hier der ganzen Aussageabsicht des Autors zuwider. Übrigens wird auf :,;~as_ Ergebnis: UT ... STRUCTURA ... PRISTINA CONSTET schon bei der Dar}itellung des Samenbildes sehr fein Rücksicht genommen: 201 f. quis istud '[a'I' sol/ers opijex struat ... eqs.? G. Lieberg, Der Begriff structura in der ,lateinischen Literatur: Hermes 84 (1956) 455/77 streift auf den letzten \'S,eit~nauch die Kirchenväter, bringt aber aus Prudentius nur den Vers Sy. :..-~C250, wo STRUCTURA in durchaus konventionellem Sinne vom aufgehen~en Mauerwerk des Seelentempels gesagt ist (ähnlich psych. 864). Wenn ällch Prudentius, wie bemerkt, den tertullianischen VVortgebrauch struere -,{_eX,Struere, constrnere) i.q. Jacere, creare ausgedehnt und in solcher Bedeutung hRUCTURA i.q. Jactura (= creatura: Prud. apoth. 304. 792. 856. 857. 870. ~71) eingeführt hat, so gibt es doch bei Tertullian einen Passus, in dem sich der erweiterte Sprachgebrauch des Dichters anzukünden scheint. Tertullian deutet die Vorschriften über die Reinigung eines von Aussatz befalle..nen Hauses (Lev. 14,36/42) auf den Menschen: wenn sich nach Reinigung '•.des Hauses der Aussatz an den VVänden abermals zeigt, muß das Gebäude .abgerissen werden {Tert. pud. 20,llf.):

r

214

(sacerdos)iussit deponi materiaset lapideset omnem structuram eius et abici in locum immundum: hie erit homo, caro atque anima, qui post baptisma et introitum sacerdotumrejonnatus denuo res-umitscabm et maculas carnis et abicitur extra civitatem in l.ocwnimmundum, deditus scilicetsatanae in carnis interiturn(1 Cor. 5,5). Im Bilde des Hauses steht also STRUCTURA auch bei Tertullian für den gan'. zen ~Ienschen, für Leib und Seele. Andere Prudentiusübersetzer sind der Prägung PRISTINA STRUCTURA näher geblieben als Tränkle mit seiner „Statur": ,,his former frame" (Thomson), ula meme structure que jadis" (Lavarenne) usw., unsäglich blaß jedoch Fels: ,,alte Beschaffenheit".Den Zusam. menhang mit dem Verbum STRUERE, den STRUCTURA fühlen läßt, und damit den Zusammenhang mit dem Begriff der Schöpfung können Wörter wie „structure", l)struttura", ,,estructura" in den modernen Sprachen frei. lieh nicht vermitteln. Und so läßt mich dieses Wort wieder einmal Dankbarkeit empfinden dafür, daß ich Prudentius nicht übersetzen muß, und Sympathie für Lessing, als er schrieb (Briefe aus dem zweiten Theile der Schriften [1753], Brief 10: Bd. N, S. 33 der von mir benutzten Ausgabe, Leipzig: Göschen 1854): .,Eher getraue ich mir eine zweite Aeneis zu machen, als seine [Vergils] Georgica gut übersetzen , .. Ich getraue mir das erste nicht, sondern ich vergleiche nur Unmöglichkeiten mit Unmöglichkeiten".

209-211 209 210

quae mihi pro meritisvel per tonnenta rependat crimina vel summae virtutis in arcecoruscet non peritura dehinc, quacumque in sorte manebit.

211 NON PERITURA DEHINC, ,,ohne einen v.veiten Tod" (Tränkle). Der Übersetzer gebraucht hier einen Ausdruck, der durch die Hl. Schrift für die Christenheit aller Zeiten - und so auch für Prudentius - in solcher VVeisefestgelegt ist, daß seine Anwendung in diesem Context die Aussage aufhebt, die der Autor macht. Denn die ewige Verdammnis, der „v.veite Tod" (Apc. 2,11; 20,6; 20,14; 21,8), bleibtja dem Schuldigen gerade nicht erspart, vielmehr ,vird die STRUCTIJRA, das Bauwerk aus Leib und Seele, das der i\ifensch zeit seines irdischen Lebens war und nach der Auferstehung sein wird, ,,fürderhin nicht mehr vergehen" (NON PERITURA DEHINC) - sei es in ewiger Qual, sei es in der ewigen Seligkeit. Der Ausdruck „zweiter Tod" bei Prudentius cath. 6,89/92:

89 90

Prudentius, Contra Symmachum II

Prudenti1LS,Contra Symmachum II

Quaesitoril/esolus animaeque cmporisque

215

ensisquebis timendus -.prima ac secunda morsest. Strophe gibt eine Erklärung des „zweischneidigen Schwerts" nach Apc.

216-219 nec bona praesentisvitae nwnerosa g;ubemant numina; non alius segeteset spiceafarra subpeditat d.eus,ast alius dat musta racemis purpureumquegravifundit de palmite sucum. 218 ast alius NM OS U, V a.c. (T S Q), aut alius CD PE (Tc E) Bergman, Guillen, Lavarenne (Charlet 2002 2 ), Garuti; AST ALIUS 'Ihomson, Cunningham, Tränkle, begründet von Klingner 49f. (685):,, ,Es ·gibt nicht einen Getreidegott und davon verschieden einen VVeingott' will PllJdentius sagen. Wegen des Sprachgebrauchs kann man c. Symm. 2,775 ;;J"gleichen: hinc alios, ast inde alios ... ". Der Sprachgeb~~uch, au~. den _Kliµgner verweist, besteht nicht nur in der Abfolge der z11J.ertenVVorter, ~'6ndern auch darin, daß an beiden Stellen mit ALIUS .•• AST AL~US bv.v. älios ·ast . . . alios kein Gegensatz eingeführt, sondern einer bestimmten Größe eine weitere Größe gleicher Ordnung gegenübergestellt wird, die ;dversative Bedeutung der Partikel AST also geschwächt ist (vgl. HS 489 zu dt;ThLL s. v. at 1004, 26ff.; Hand, Tursellinus l,42lf. zu at, ast = öl): Sy. 2,773ff. über Symmachus: ',.UT ALIUS

persistittamen adfinnans iter esseviandi multifidwn variwnque, deus cum quaeritur unus. ·,...; 775 hinc alios, ast inde alios properareseorsum quemqueper anfractusproprios... eqs. A~ch hier betont AST die bloße Verschiedenheit der Wege, die von den 'v~~chiedenen i\,fenschen eingeschlagen werden, um zu demselben Ziel zu .gelangen. Ebenso verhält es sich an unserer Stelle. Ceres und Bacchus si11:d ::verschiedene Gottheiten, stehen aber nicht in Gegensatz zueinander; sie 'bieten nur Beispiele dafür, daß man im Heidentum die göttliche Macht an ·verschiedene Gottheiten verteilt. Anders ist das Verhältnis an einer dritten ,Stelle: ham. praef. 5ff. über Cain und Abel (Gen. 4,1/8): 5

hie terru/entis,il/e vivisfungitur; cmtante voto discrepantesinmolant, Jetum bid.entisalter, ast alter scrobis.

216

Die Gaben der beiden Brüder: Lamm und Feldfrucht, bilden starke Gegen. sätze; das lebendige, Gott wohlgefällige Opfer steht gegen die tote Gab die Gott mißfällt (vgl. ibid. 27/31 und dazu Prudentiana I 29f. 295/302), AST hat hier die volle adversative Kraft. Desgleichen etwa bei Valerius Flac: cus in der Schilderung der beiden Pforten zur Unterwelt (Val. Fl. 1,832/ 35): hie geminae aeternum portae, quarmn altera dura semperlegepatens populos regesque1Iatorischer Arbeit entsprungen · teile. ,

sein, ebenso

AUT

statt

AST

an unserer

244-255

'f~Ve~e sind besprochen

'i;imm in Alt-St. Peter":

in dem Aufsatz: ,,Prudentius und das ApsisepiZPE 183 (2012) 75/86. Einzelheiten zu den Zeilen

45/53 dort 84/86. 244-248

quare age, mortalis, soli mihi construetemplum · mequeunum venerareDeu111. caementaremitto et quae saxa Paros secat et quae Punica rupis, quae viridis Lacedemonhabet maculosaqueSynna. · nativum nenw scopuli milli dedicetostrwn, ... eqs.

!:i_45 ~~EMENTA

REMITTO,

,,das Herbeischaffen von Hausteinen erlasse ich

'· i~"·(Tränkle). Die gespreizte Übersetzung verdunkelt die Sache. Gemeint

ist·der Verzicht auf das opus caementicium,das Gußmauenverk, dessen Verschalung mit Ziegelstein die Marmorinkrustation trug (von der im 'Folgen~ep die Rede ist); dazu der eben genannte Aufsatz ZPE 183, 84. ::;i·i.".246 ET QUAE PUNICA RUPIS. Lavarenne 168,1 versteht PUNICA gleich P-wiicea,,,rouge", ein Fehler, der bei Brown 155 nachwirkt (,,it simply means /1ere a red marble or porphyry"). Gemeint ist natürlich das marmor Nwni·4icum(giallo antico). Zu den hier genannten Marmorsortens. ·wieder ZPE J83, 84f. mit der dort zitierten Literatur. 249-253

templwn mentis amo, non marm01is;aurea in illo fundamenta manent fidei, structura nivali consurgitpietate nitens, tegit ardua culmen iustitia, interius spargit sola picta mbenti Jim• pudicitiae pudor almus et atria servat. 253 pudicitiae CD PE MO S U (TE S), pudicitia V N (Q)

'Tränkle bemerkt zu dieser Ver'Sreihe (183,158): ,,Genannt werden die glei. chen Tugenden ,vie auf der Apsisinschrift in Alt-St. Peter in Rom (ICUR i4094,lf. [6 Silvagni]), hier aber als Eigenschaften des Tempels des Gei::·__ stes". Das ist eine Angabe, die neugierig macht, ohne die Neugierde zu ·· befriedigen: Handelt es sich um eine zufällige Kongruenz oder um einen /absichtsvollen Bezug? Und in diesem Fall: wer ist der Gebende, wer der

Nehmende? Will Prudentius an die Inschrift ednnern oder hat sich der Epigrammatiker von dem illustren Dichter anregen lassen? Die Sache hat natürlich Bedeutung für die Datiemng der (nicht erhaltenen) Inschrift und damit für die Baugeschichte der Basilika. Sie ist ausführlich behandelt in dem envähnten Aufsatz der ZPE 183, 75/86. Der Bezug ist ein absichtsvoller, und zwar geht Prudentius voran, wie der Bücheler-Schüler Carolus Caesar, Observationes ad aetatem titulorum Latinorum Christianorum definiendam spectantes, Diss. Bonn 1896, 37 richtig sah. Die Einwände gegen die Priorität des Prudentius, die P. Liverani, Prudenzio e l'epigramma di S. Pietro - Nuove osservazioni: ZPE 191 (2014) 93/98 vorbringt, haben mich nicht überzeugt; sie gründen vor allem in einer Interpretation des Epigramms, die ich für falsch halte. Die Apsisinschrift ist durch den Klassiker der altchristlichen Literatur inspiriert und dürfte der Renovation der Basilika unter Leo 1. angehören. 253 CITIA,

FLORE PUDICITIAE:

schreibt also:

Tränkle bevorzugt mitArevalo die Variante

FLORE PUDICITIA,

219

Prudentius,ContraSymmachum II

Prudentius, Contra SymmachumII

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t nicht recht, hier nicht und auch nicht unten Vers 1091, wo die Junkur_PUDORAu,rus wiederkehrt. ALMUSist an beiden Stellen gleich aufzu• en: ,,segensreich", ,,segensspendend", 11segensbringend" (so Tränkle an er zweiten Stelle). ALMUSsteht bei Prudentius immer in Zusammenhang

it dem Göttlichen, insofern das Göttliche heilbringend ist. Er vergibt das rädikat an die christlichen Tugenden: almaFides (psych. 365), Pax ... alma psych. 63lf.), pudor almu.s (l.c.); an das Fasten: a/1110... sub ieiunio (cath. ', ,209); an Gott selbst: Pater alme (ham. 650), nwninis almum Lumen (apoth. 72f.); an die Engelchöre: almis coetibus (perist. 5,287); an das chdstliche otteshaus: atria ... alma (pe1ist. 3,192); an den Fuß der hl. Agnes: Nil non ipudicum es/, quod pia visereDignaris almo vel pede tangere (perist. 14,132f.) fAVIT staH/ormavit (wie Sy. 1,55; 2,1018; apoth. 304. 689: die Stellen _bei_Bergman 1m Index s. v. informare) ein Beispiel. Umer den re-Compos1ta 1st zu nennen ,,promittm, ~ promittere (cath. 1,46), recmere = canere (Sy. 1,63), resolvere = solvere (perist. 6,57), renarrare = narmre (perist. 10,612) - diese Beispiele wieder bei Bergman im Index, doch ist das keine vollständige Liste. Für RECALESCERE/RECALERE gibt es _ außer dieser Stelle - jeweils zwei Belege für Erhalt und Verlust der semantischen Kraft des Compositums: cath. I0,93ff. sie corpora mortificata Redeunt ·melioribus annis, 1Vecpost obitu:m recalescens Compago Jatiscere novit; psych. 58f. Tene, o ve:,,:atn'xhomin~un,_potuisse resumptis Viribus extincti capitis re• calescere jlatu ... eqs. Hier 1st das Moment des „Wieder" deutlich fühlbar, verschwunden ist es in den folgenden Fällen: perlst. 3,144f. Membraque picta cruore novo Fante cutem recale-nte lavant (recalente i.q. calente); perlst. ll,143f. Si quis et in sudibus recalenti aspergine sanguis Inside/ ... eqs. (auch hier recalenti = calenti). Die VVorte265 RESTITUENnus ERAT MIHlMET dürfen nicht so verstanden werden, als sei das Erlösungswerk eine reine &noxe